Eine Vision wird Wirklichkeit

Page 1



Eine Vision wird Wirklichkeit

Die Erfolgsgeschichte der Annemarie Lindner


5

Vorwort

9

Eine Vision wird Wirklichkeit

11

»Ich wurde sehr streng erzogen« Werte fürs Leben

19

»Kosmetikerin, das will ich werden« Eine Frau entdeckt ihre Berufung

31

»Es war sehr schwer« Flucht und Neuanfang im Westen

37

»Made in the Black Forest« Neue Heimat im Schwarzwald

45

»Wissenschaftlicher Pioniergeist« Auf Erfolgskurs mit neuen Produkten


53

»Man muss seine Wurzeln kennen« Die zweite Generation gestaltet mit

61

»Hautpflege ist Vertrauenssache« Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

77

»Ein verlässlicher Partner sein« Gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt

85

»Bewährtes bewahren und Neues wagen« Weichenstellungen für die Zukunft

93

»Am Mute hängt der Erfolg« Die Börlind Awards 1987–2017

100

Impressum



Vorwort

Dieses Buch ist dem Leben und Werk meiner Mutter, Annemarie ­Lindner, gewidmet, die am 18. Februar 2016, hochbetagt im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Sie, eine der Protagonistinnen der Naturkosmetik, hat mit ihren Ideen, Vorstellungen und Ihrer Arbeit nicht nur unser Unternehmen, sondern die gesamte Naturkosmetikbranche wesentlich geprägt, sodass diese heute eine gewichtige Rolle im Kosmetikmarkt spielt. Als Annemarie Lindner zusammen mit meinem Vater, Walter Lindner, 1954 in Eilenburg bei Leipzig die ›Kräuterkosmetik Annemarie Lindner – im Zeichen des Lindenblatts‹ ins Leben gerufen hat, konnte niemand ahnen, welchen Siegeszug diese Art der Pflege in Deutschland, Europa und heute auf der ganzen Welt antreten würde. Nach nur vier Jahren wurde das florierende Unternehmen meiner Eltern enteignet, was beide veranlasste, zusammen mit meiner Großmutter mütterlicherseits und mir nach Westdeutschland in den Schwarzwald zu flüchten. Dort gründeten sie im Jahre 1959 zusammen mit Hermann F. Börner in Calw-Altburg das Naturkosmetikunternehmen ›ANNEMARIE BÖRLIND‹. Damit begann eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Hermann F. Börner hatte durch sein Unternehmen, in dem pflanzliche Heil­m ittel hergestellt wurden, beste Beziehungen in die deutsche Reformhausbranche. Ein Geschäftstyp, in dem natürliche, vollwertige Lebensmittel, Naturarzneimittel und Naturkosmetik erfolgreich angeboten wurden und werden. Bemerkenswert, dass diese Geschäftsidee, die aus der Lebensreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand, damals, als die Natur im Bewusstsein der Menschen noch nicht so im

5


Vordergrund stand, erfolgreich über Jahrzehnte durch die Reformhäuser umgesetzt wurde. Meine Mutter entwickelte die Kräuterkosmetik weiter und schuf ein ganz spezielles, natürliches Hautpflegesystem, basierend auf Reinigung, Befeuchtung der Haut, Pflege für die Nacht und Schutz für den Tag – und dies für alle Hauttypen, wie empfindliche, unreine, regenerationsbedürftige und trockene Haut. Zusammen mit ihren Schulungsdamen und den Kundenfachberaterinnen wurden diese Produkte und das System erfolgreich in den Reformhäusern angeboten und vertrieben. Seminare in unserem Schulungszentrum in Bad Teinach und in der Reformhaus Fachakademie trugen dazu bei, dass ANNE­M ARIE BÖRLIND bald zu einer der führenden und heute ›die‹ führende Naturkosmetik im Reformhaus wurde. Seit 2006 wird die Marke auch erfolgreich in Parfümerien, ausgewählten Drogeriemärkten und Kaufhäusern angeboten. Annemarie Lindner entwickelte zusammen mit den Verantwortlichen in unserer Forschungs- und Entwicklungsabteilung immer wieder neue Produkte, für die tatsächlich neue Wirkstoffe aus der Natur im wahrsten Sinne des Wortes ›entdeckt‹ wurden. Ziel meiner Mutter war es, stets an der Spitze der Innovation zu sein und neue Erkenntnisse zur Kreation einer besonderen und guten Hautpflege zu nutzen. Bedingt durch ihre Reisetätigkeit war meine Mutter häufig nicht zu Hause. Dies war ihr nur möglich, weil meine Großmutter meinen Vater und mich sehr liebevoll und herzlich umhegte und versorgte. Mein Vater war das Rückgrat in der Produktion und in der Verwaltung. Während der von Herrn Börner geleitete Außendienst nach und nach alle 2.500 Reformhäuser in Deutschland erfolgreich betreute. Die Familie, damals bestehend aus Oma, Mutter, Vater und Sohn, bildete die gesicherte Basis für die geschäftlichen Aktivitäten. Die Familie ist es auch noch heute. Nach dem Tod meines Vaters 1978 trat ich in das Unternehmen ein und konnte es zusammen mit meiner Mutter und dem damaligen zweiten Geschäftsführer, Herrn Dr. Rothböck, deutschland- und auch weltweit gut weiter entwickeln.

6


Noch zu Lebzeiten überschrieb mir meine Mutter einiger ihrer Geschäftsanteile und nach dem Tod von Herrn Börner konnte ich seine Anteile von seinen drei Kindern übernehmen, sodass sich Börlind seither zu 100% im Familienbesitz befindet. Meiner Mutter war es ein Anliegen, dass auch die vier Kinder, die ich mit meiner Frau habe, d.h. die dritte Generation, ins Unternehmen eingebunden werden und so übertrug sie auch ihren Enkeln bereits zu Lebzeiten Geschäftsanteile. Das Leben und Wirken meiner Mutter ist meiner Ehefrau, mir und auch unseren Kindern Vorbild und Ansporn, das Unternehmen Börlind mit den Tochterunternehmen DADO-cosmed und KHV er­ folgreich zu führen. Das Lebenswerk meiner Mutter ist uns allen eine Verpflichtung. Getreu dem Grundsatz »Was ich nicht essen kann, gebe ich auch nicht auf meine Haut!« entwickeln wir weiterhin natürliche Produkte für eine gute Hautpflege.

Michael Lindner

7



Eine Vision wird Wirklichkeit

»Jeder Mensch hat eine Berufung in sich. Wir müssen sie spüren und ihr folgen«, war eine Devise von Annemarie Lindner. Sie selbst hat dies ihr Leben lang mit großer Leidenschaft getan. Dabei blies der Pionierin der Naturkosmetik der Gegenwind mehr als einmal kräftig ins Gesicht: Enteignung in der DDR, Flucht in den Westen und Neuanfang als Niemand im Schwarzwald. Doch die von vielen als ›Kräuter­ tante‹ belächelte Visionärin wich nicht von ihrem Kurs ab. Ebenso konsequent wie kompromisslos verfolgte sie ihre Idee einer systematischen Schönheitspflege mit den Schätzen der Natur. Und ihre Zeit kam. Phänomene wie das Waldsterben, das Ozonloch oder die globale Erwärmung führten zu einem Umdenken hinsichtlich des Verhältnisses von Mensch und Natur. Immer mehr Menschen begriffen, dass wir mit der rücksichtslosen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der Erde letztlich unseren eigenen Untergang besiegeln. Eine Zukunftsperspektive haben wir nur, wenn wir im Einklang mit der Natur leben, ihre Gaben bewusst und nachhaltig nutzen. Genau dies hatte Annemarie Lindner mit ihrer Naturkosmetik im Bereich der Gesichts- und Körperpflege schon immer getan. So ver­t rauten im Laufe der Zeit mehr und mehr Kundinnen und Kunden ihrer Philosophie. Heute kaufen Menschen in über 30 Ländern der Welt ihre Produkte und schreiben mit an der eindrucksvollen Erfolgsstory einer charismatischen Unternehmerin. Doch in der Geschichte von ANNEMARIE BÖRLIND steckt mehr: Sie ist auch die Chronik eines geschlossen und gestaltungsfreudig agierenden Familienunternehmens, das es innerhalb von zwei Generationen aus bescheidensten Anfängen bis an die Spitze geschafft hat.

9



»Ich wurde sehr streng erzogen«

Werte fürs Leben

Berlin-Charlottenburg 1920 Wie die meisten Menschen ist auch Annemarie Lindner ein Kind ihrer Zeit. Als sie am 22. September 1920 in Berlin-Charlottenburg als Annemarie Schmidt zur Welt kam, herrschten in Deutschland unruhige Zeiten: Aufstände, Putschversuche und eine galoppierende Inflation stellten die junge Demokratie der Weimarer Republik vor eine Zer­ reißprobe. Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit stürzten viele Familien in Not und Verzweiflung. 1932 gab es in Deutschland über 5,6 Millionen Arbeitslose. Auch Familie Schmidt lebte in sehr bescheidenen Verhältnissen. Annemarie Lindner erinnert sich: »Wir waren arme Leute. Unter der Woche gab es bei uns kein Fleisch. Im Winter war mein Vater arbeitslos. Als er wieder Arbeit hatte, brachte er uns einmal Apfelsinen mit. Apfelsinen! Das war etwas ganz Besonderes. Wie haben wir uns darüber gefreut!« Ein sicherer Arbeitsplatz war in jenen Jahren nicht mit Gold aufzuwiegen. Auch Annemarie Lindners Vater, Kurt Schmidt, ein ehemaliger Berufssoldat, musste wiederholt seinen Arbeitsplatz wechseln.

11


Seite 10: Annemarie Lindner bei der Einschulung in die Grundschule (1927 ) Seite 12: Annemarie Lindner ( 2. v. r.) mit ihrer Familie (1933 )

12


Werte fürs Leben

Nach mehreren Umzügen fand sich die Familie schließlich in Leipzig wieder, wo Kurt Schmidt eine Anstellung in einer Zuckerfabrik gefunden hatte. Dort mieteten die Schmidts ein Firmenhäuschen des Fabrikbesitzers, richteten sich ein und kamen für eine Weile zur Ruhe. In seiner Familie war Kurt Schmidt die unangefochtene Autorität. Während seine Frau Anna ihre beiden Kinder – 1926 war Annemaries jüngere Schwester Ruth geboren worden – liebevoll behandelte, erzog er sie mit harter Hand. Trotz seiner Strenge war er seine Tochter Annemarie ein Vorbild, zu dem sie anerkennend aufblickte: »Während meiner ganzen Schulzeit stand mir mein Vater immer zur Seite und ich bewunderte ihn für das, was er wusste und konnte. Besonderen Wert legte er auf absolute Pünktlichkeit, auf Ordnung in allen Dingen und auf Ehrlichkeit. Vielleicht hat die zwölfjährige Soldatenzeit meinen Vater diese Disziplin gelehrt, die er dann an uns Töchter weitergab. Ich bin so erzogen worden und möchte gar nicht anders sein«, stellte Annemarie Lindner rückblickend fest. Der bewunderte Vater prägte seine Tochter zutiefst. Die von ihm vermittelten Werte Disziplin, Ordnung und Ehrlichkeit verinnerlichte Annemarie Lindner derart, dass sie später zu den Säulen ihrer Karriere wurden. Obwohl Annemarie Lindner eine sehr gute Schülerin war, besuchte sie nur die Volksschule, weil ihre Eltern das Schulgeld für den Besuch eines Gymnasiums nicht aufbringen konnten. Nach der Schule wollte die 14-Jährige gern Verkäuferin werden. Durch ihre Berufstätigkeit erhoffte sie sich vor allem finanzielle Selbständigkeit: »Ich wollte unbedingt Geld verdienen. Das war sehr wichtig für mich, weil ich nicht von meinen Eltern abhängig sein wollte«, erinnert sie sich. Angesichts der weiterhin angespannten Wirtschaftslage – 1935 gab es in Deutschland noch immer gut zwei Millionen Arbeitslose – machte sich Annemarie Lindner bereits vier Monate vor ihrer Schulentlassung auf die Suche nach einer Lehrstelle. Sie ging von Geschäft zu Geschäft, wurde aber überall abgewiesen. In Krisenzeiten waren Lehrstellen schon immer rar gesät. Doch so schnell gab sie sich nicht geschlagen: »Eines Tages stand ich vor einer Fabrik und sagte dem Pförtner: ›Ich möchte gern den Personalchef sprechen.‹ ›In welcher Angelegenheit?‹, fragte er. ›Das muss ich ihm persönlich sagen‹, antwortete ich.

13


Tatsächlich wurde ich vorgelassen und dies sogar zum Direktor. Noch heute sehe ich den Herrn Direktor in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch sitzen. ›Ja, was hast du mir denn zu sagen?‹, fragte er. ›Ich komme Ostern aus der Schule, suche Arbeit und möchte Sie fragen, ob Sie mich einstellen können‹, sagte ich. Lächelnd erwiderte er: ›Und da kommst du heute schon! Mädchen, das kann ich dir heute noch nicht sagen. Aber du gefällst mir. Wenn wir jemanden einstellen, dann bist du es! Komm Ende Januar wieder.‹« Zu einer Zeit, als zwischen Kindern und Erwachsenen noch ein viel größeres Autoritätsgefälle bestand als heute, trat ein 14-jähriges Schulmädchen ungebeten vor einen Fabrikdirektor, um ihn nach einer Lehrstelle zu fragen. Ein außergewöhnliches Verhalten, in dem bereits die spätere Unternehmerin durchscheint, die ihr einmal gestecktes Ziel entschlossen und mutig verfolgt. Ihre Courage wurde belohnt: Am 1. April 1935 begann Anne­marie Lindner in der ›Otto Wiegandschen Buchdruckerei‹ eine Ausbildung zur Buchbinderin. Nach der dreijährigen Lehre wurde die fleißige und zuverlässige junge Frau übernommen. Im Januar 1939 wechselte sie dann auf Empfehlung des Direktors zur ›Gebrüder Brehmer Spezial­ fabrik für Falz und Heftmaschinen‹, wo sie künftig potentiellen Kunden im Ausstellungsraum die Maschinen des Unternehmens vorführte. »Dort hatte ich sogar ein eigenes kleines Büro«, erinnerte Annemarie Lindner sich stolz an diesen ersten Karriereschritt. Zudem hatte man ihr gleich bei der Einstellung gesagt, dass die Stelle langfristig besetzt werden sollte. Ein Glückstreffer. Die Arbeit machte Annemarie Lindner Spaß, denn der Umgang mit Menschen lag ihr. Ohne Scheu führte die 18-Jährige nicht nur die Maschinen im Ausstellungsraum gekonnt vor, sie testete auch neue Modelle und unterbreitete den damit befassten Ingenieuren Verbesserungsvorschläge. Sogar bei einem firmen­eigenen Werbefilm durfte sie mitwirken und genoss den Applaus bei der Uraufführung. Annemarie Lindner war mit ihrem Leben zufrieden. So hätte es ihretwegen weitergehen können, aber das Schicksal wollte es anders. Der Sturm, welcher sich seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten über Europa zusammengebraut hatte, brach los: Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite

14


Werte fürs Leben

Weltkrieg. Von nun an prägten Lebensmittelmarken und Verdunkelungsgebot den Alltag. Schon bald versetzten Alarmsirenen und nächtliche Bombenangriffe die Menschen in Angst und Schrecken. Anne­ marie Lindner wurde nach Kriegsbeginn ins Lohnbüro versetzt, wo sie mit dem Rechenschieber umzugehen lernte. Kriegsjahre 1939 traf die Familie auch ein schwerer persönlicher Schicksalsschlag: Annemarie Lindners Vater erkrankte an Parkinson. Als die Krankheit sich verschlimmerte, war er gezwungen, seine Arbeit aufzugeben. Von nun an sorgte Annemaries Mutter für den Unterhalt der Familie, konnte jedoch die Doppelbelastung von Berufstätigkeit und Pflege schon bald nicht mehr bewältigen. Daraufhin kündigte Annemarie Lindner ihren Arbeitsplatz und suchte sich eine Halbtagsstelle in der Nähe der elterlichen Wohnung. »So konnte ich vor Arbeitsbeginn meinem Vater bei der Morgentoilette und beim Ankleiden behilflich sein und war auch nach Arbeitsschluss rasch wieder bei ihm. Wenn nachts Bombenalarm war, trug meine Mutter Vater auf dem Rücken in den Luftschutzkeller, weil er durch seine linksseitige Schüttellähmung nicht mehr allein gehen konnte«, erinnerte sie sich. 1944 erlag Kurt Schmidt mit nur 56 Jahren seiner schweren Krankheit. Im selben Jahr wurde das Häuschen der Familie bei einem Bombenangriff zerstört. Annemarie Lindner, ihre Mutter und ihre Schwester hatten jedoch noch Glück im Unglück: Als sie bestürzt vor den Trümmern ihres Hauses standen, fuhr gerade ein Unternehmer namens Walter Lindner mit seinem Lieferwagen vorbei. Er kaufte regelmäßig in der Zuckerfabrik ein, in welcher Kurt Schmidt gearbeitet hatte. Da er den Schmidts bei dieser Gelegenheit in den kargen Kriegsjahren auch hin und wieder Lebensmittel mitgebracht hatte, kannte er die Familie. Als Walter Lindner nun die drei Frauen bemerkte, hielt er an und bot ihnen kurzentschlossen seine Hilfe an. Er besorgte ihnen ein Zimmer in Eilenburg, einer nahegelegenen Kleinstadt, wo er selbst mit seiner Familie wohnte und einen Großhandel und zwei Lebensmittel­ geschäfte betrieb. Nun hatten die drei Frauen zumindest wieder ein Dach über dem Kopf. Doch kurz vor Kriegsende spitzte sich die Lage in

15


Eilenburg dramatisch zu: »Die Amerikaner warfen Phosphorbomben. Während sie von Westen vorrückten, kamen die Russen von Osten immer näher. Bei Kriegsende war die Stadt stark zerstört. Aber wir lebten!«, schilderte Annemarie Lindner jene angstvollen Wochen. Die Kriegsjahre hatten der jungen Frau einiges abverlangt. Neben der Sorge um Leib und Leben, dem Verlust des eigenen Heimes und dem Tod des bewunderten Vaters, den sie monatelang fürsorglich gepflegt hatte, traf Annemarie Lindner noch ein weiterer Schicksalsschlag mitten ins Herz: das Scheitern ihrer jungen Ehe. Mit nur­ 20 Jahren hatte sie 1941 einen gutaussehenden Luftwaffensanitäter geheiratet. Im letzten Kriegsjahr erfuhr sie, dass ihr in Paris stationierter Mann ein Verhältnis mit einer Französin hatte. »Für mich brach eine Welt zusammen«, erinnerte sie sich. Nach der Rückkehr ihres Mannes aus der Kriegsgefangenschaft ließ sie sich im November 1945 von ihm scheiden. Doch verzagt die Flügel hängen zu lassen, war nicht Annemarie Lindners Sache. Mit der ihr anerzogenen Selbstdisziplin nahm sie sich zusammen, ließ das Vergangene hinter sich und richtete ihren Blick nach vorn. Stand sie mit 25 Jahren nicht noch am Anfang? Aber wie sollte ihr weiterer Lebensweg aus­sehen? 1946 fand Annemarie Lindner die Antwort. Es sollte beruflich wie auch privat ein entscheidendes Jahr für sie werden.

16


Werte fürs Leben

Seite 17: Annemarie Lindner ( * 22. September 1920; † 18. Februar 2016 )

17



»Kosmetikerin, das will ich werden«

Eine Frau entdeckt ihre Berufung

Hochzeit 1946 Es gibt kein Übel, aus dem nicht auch Gutes erwächst, sagt ein Sprichwort. Dies hat auch Annemarie Lindner erfahren. Hätte sie nicht seit ihrer Pubertät unter unreiner Haut gelitten, gäbe es das Unternehmen Börlind heute vielleicht gar nicht. Jahrelang hatte sie teilweise sehr schmerzhafte Behandlungen beim Hautarzt über sich ergehen lassen und sämtliche in der Apotheke erhältlichen konventionellen Mittel ausprobiert, als sie endlich die wohltuende Wirkung der Naturkosmetik entdeckte. Von unschätzbarem Wert für ihre Karriere war aber auch die Unterstützung ihres zweiten Mannes, Walter Lindner, der ihr in schwierigen Zeiten immer wieder Mut machte und mit unternehmerischem Elan den Aufbau der Firma vorantrieb. Unmittelbar nachdem Walter Lindner Anna Schmidt und ihren Töchtern 1944 ein Zimmer in Eilenburg besorgt hatte, hatte auch ihn ein schwerer Schicksalsschlag getroffen: Seine erste Frau war unerwartet bei einer Operation gestorben. Hilfesuchend hatte er sich daraufhin an Anna Schmidt gewandt, die sich fortan um seinen elfjährigen

19


Seite 18: Annemarie Lindner bei einer Hautpflegeberatung an der Ostsee (1956 ) Seite 20: Hochzeit von Annemarie und Walter Lindner (15.06.1946 )

20


Eine Frau entdeckt ihre Berufung

Sohn und den Haushalt kümmerte, während ihre Tochter Annemarie die Büroarbeit übernahm. Die junge Frau fühlte sich zu dem dynamischen Mann hingezogen. Daran änderte auch der beträchtliche Alters­ unterschied von gut 22 Jahren nichts: Walter Lindner war am 22. März 1898 in Leipzig zur Welt gekommen. Als sie sich am 15. Juni 1946 das Ja-Wort gaben, war Annemarie Lindner 25 und Walter Lindner 48 Jahre alt. Es sollte eine lange und glückliche Ehe werden, in der beide Partner sich auf kongeniale Weise ergänzten. Da Walter Lindner die Wehrmacht beliefert hatte, wurde er nach Kriegsende von den sowjetischen Besatzungsbehörden enteignet. Nach einem Jahr bekam er sein Geschäft zurück und musste künftig das sowjetische Militär mit Lebensmitteln versorgen. »Uns ging es nicht schlecht, wir hatten alles, um zu leben. Wir bekamen über die Russen sogar vieles, was andere nicht hatten«, erzählte Annemarie Lindner. »Ich erinnere mich, wie Walter jede Woche mit Butter und Käse in der Aktentasche nach Leipzig fuhr, um Freunden etwas zu bringen.« Im Herbst 1946 fuhr das Paar zu einer Moorkur nach Bad Elster. Noch immer litt Annemarie Lindner unter Pickeln, wegen derer sie im Laufe der Jahre schon so manche Pein auf sich genommen hatte. »Ein Hautarzt behandelte mich mit Resorcin. Die Flüssigkeit brannte fürchterlich. Nach drei Tagen zog er die schwarz gewordene Haut mit der Pinzette ab. Die neue Haut sah zwar gut und rosig aus, aber leider hielt das nicht lang. Bald kamen die Pickel wieder«, erzählte sie rückblickend. Ein Masseur gab ihr dann den Tipp, doch einmal die Kosmeti­ kerin im dortigen Kurhaus zu besuchen. Annemarie Lindner befolgte seinen Rat und bekam die erste naturkosmetische Behandlung ihres Lebens. Sie bestand aus einem Kräuterdampfbad und einer Heiler­dePackung. Zu Hause setzte sie die Behandlung mit den empfohlenen Präparaten fort und stellte hocherfreut fest, dass die Pickel weniger wurden. Per Post bestellte sie Nachschub und schickte der Inhaberin der Dresdener Kosmetikfirma, von der sie die Kräuterprodukte bezog, aus Dankbarkeit ein Lebensmittelpaket. Zwischen den beiden Frauen entwickelte sich ein Briefwechsel. Eines Tages schrieb ihr die Unternehmerin, dass sie wieder eine Kosmetikschule eröffnen wolle. Als Annemarie Lindner diese Zeilen las, durchfuhr es sie wie ein Blitz. Mit einem

21


Mal wusste sie: »Kosmetikerin, das will ich werden!« Sie hatte ihre Berufung entdeckt. Anfangs war Walter Lindner von dem Vorhaben seiner Frau gar nicht begeistert, weil er ihre Arbeitskraft in der Firma brauchte. Die Lindners beschäftigten inzwischen 13 Angestellte. Da Walter Lindner viel unterwegs war, leitete seine Frau in seiner Abwesenheit den Betrieb. Doch Annemarie Lindner ließ sich nicht von ihrem einmal gefassten Entschluss abbringen und begann im Sommer 1947 in Dresden eine sechsmonatige Ausbildung zur Kosmetikerin. Jeden Montag bestieg sie frühmorgens um fünf Uhr den Zug nach Dresden, dessen im Krieg zerstörte Scheiben noch immer mit Brettern vernagelt waren. Wenn sie am späten Samstagabend wieder nach Eilenburg zurückkam, erledigte sie noch die angefallenen Büroarbeiten der vergangenen Woche, bevor sie schließlich todmüde ins Bett fiel. Da es im Nachkriegsdeutschland an Heizmaterial mangelte, saß Annemarie Lindner im Winter in ihrem Dresdner Zimmer im Mantel vor der Schreibmaschine und tippte ihre Prüfungsarbeit. Es waren anstrengende Monate, aber sie hielt mit eisernem Willen durch. »Ich wollte es unbedingt schaffen, habe Tag und Nacht gelernt und konnte in der mündlichen Prüfung sämtliche Fragen beantworten«, erinnerte sie sich. Doch Annemarie Lindner bestand nicht nur, sie schloss ihr Diplom sogar als Klassenbeste mit Auszeichnung ab. Der erste Kosmetiksalon Auf den ersten Schritt folgte sogleich der zweite: Annemarie Lin­dner eröffnete in ihrem Haus in Eilenburg einen Kosmetiksalon. Doch wie sollte sie ihren Salon betreiben und gleichzeitig im Geschäft ihres Mannes mitarbeiten? Die findige Jungunternehmerin fand auch auf diese Frage eine Antwort: »Der Mittwoch wurde mein Tag. Wenn jemand anrief und beispielsweise am Montag einen Termin wollte, erwiderte ich: Tut mir leid, am Montag ist schon alles ausgebucht, aber am Mittwoch hätte ich noch etwas frei«, erzählt sie schmunzelnd und fährt fort: »Gern nahm ich mich junger Menschen an, die wie ich unter Pickeln und Mitessern zu leiden hatten. Ihnen konnte ich meine eigenen Erfahrungen weitergeben.« Mithilfe eines Kräuterbuches, das ihr

22


Eine Frau entdeckt ihre Berufung

Mann ihr geschenkt hatte, erweiterte sie ihr Wissen und behandelte ihre Kunden erfolgreich mit Kräuterauszügen. Annemarie Lindner kam zu der damaligen Zeit zu der bemerkenswerten Erkenntnis, dass Kräuterwirkstoffe aus der Natur bestens geeignet sind, um Hautprobleme erfolgreich beheben zu können – und das, in der richtigen Dosierung, auch noch sehr gut verträglich. Dass sie von vielen als ›Kräutertante‹ belächelt wurde, störte Annemarie Lindner nicht. Sie hatte ihre Berufung gefunden und war zutiefst von der Wirkung ihrer Naturkosmetik überzeugt. Ihre Kunden, welche den Erfolg ihrer Präparate ja im wahrsten Sinne des Wortes hautnah miterlebten, empfahlen sie weiter. So war ihr Kosmetiksalon auf dem besten Weg, sich einen Namen zu machen, als das Schicksal ihr erneut Steine in den Weg legte. Da in der sozialistischen Planwirtschaft der DDR privates Unternehmertum nicht erwünscht war, wurden die Geschäftsräume der Firma Lindner –  und damit auch Annemarie Lindners Kosmetiksalon – 1951 zum zweiten Mal enteignet. Was nun? Für ihre ehemaligen Geschäfts- und Lagerräume bekamen die Lindners zwar Miete, doch diese war viel zu gering, um davon eine Familie ernähren zu können. Und die war am 23. Mai 1949 mit der Geburt von Sohn Michael noch um eine Person gewachsen. »Obwohl mein Mann zwei Söhne aus erster Ehe hatte, wünschte ich mir doch ein leibliches Kind. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als ich überraschend schwanger wurde«, erinnert sich Annemarie Lindner an die freudige Nachricht. Um ihre Familie versorgen zu können, machten sie und ihr Mann sich auf die Suche nach einem Arbeitsplatz. Annemarie Lindner fand eine Stelle als Tabak- und Spirituosenvertreterin bei der Deutschen Handelszentrale ( DHZ ). Ihr Zuständigkeitsbereich umfasste die Hälfte des nordsächsischen Landkreises Delitzsch, in welchem sie die Produkte an Gaststätten und Kioske verkaufte. Morgen für Morgen lud sie die Ware ins Auto und fuhr los. Wenn sie abends zurückkehrte, musste sie mit einer Kerze in der Hand – nahezu jeden Abend herrschte Stromsperre – noch die tägliche Verkaufsliste erstellen und den aktuellen Bestand bestimmen, bevor ihr langer Arbeitstag endlich vorüber war. Für ihren kleinen Sohn blieb kaum Zeit. Glücklicherweise wusste sie ihn bei ihrer Mutter in liebevollen Händen.

23


Doch schon bald fühlte Annemarie Lindner sich von Tag zu Tag schlechter. Zum Teil lag dies sicherlich an der anstrengenden Arbeit und dem dauernden Druck durch das zu erzielende Verkaufssoll. Doch war das alles? Warum zeigte sie in jener Situation nicht ihren festen Willen und ihre hohe Selbstdisziplin bei der Verfolgung eines Zieles? Wohl, weil dies eben nicht ihr Ziel war. Sollte sie nun, wo sie ihre Berufung für die Naturkosmetik entdeckt hatte, tatsächlich als Vertreterin für Alkohol und Zigaretten arbeiten? Nein. Tief im Inneren war Annemarie Lindner dazu nicht bereit. Und so waren ihre körperlichen Beschwerden sicherlich auch eine Reaktion ihres seelischen Widerstands. Als Annemarie Lindner schließlich einen Arzt aufsuchte, diagnostizierte dieser Vegetative Dystonie, eine Störung des vegetativen Nervensystems, und schrieb sie arbeitsunfähig. Kurz darauf besuchte Annemarie Lindner mit ihrem Mann die Leipziger Frühjahrsmesse. Dort traf sie die Inhaberin der Dresdener Kosmetikfirma wieder. Als diese ihr eine Stelle als Vertreterin in ihrem Unternehmen anbot, sagte Annemarie Lindner erfreut zu. Zwar handelte es sich erneut um eine Vertretertätigkeit, aber immerhin arbeitete sie nun wieder in der Kosmetikbranche. Wenige Wochen später bat ihre Chefin sie überraschend, für eine erkrankte Kosmetikerin einzuspringen und in einem Geschäft in Halle Beratungstage durchzuführen. »Ich fuhr nur ungern dorthin, denn ich traute mir einfach noch nicht zu, in einem Laden zu beraten und Präparate zu verkaufen«, erinnert sich Annemarie Lindner. Doch sie machte ihre Sache gut. Ihre kompetente und redegewandte Art kam bei den Kundinnen derart gut an, dass ihre Chefin sie fortan als Kosmetikberaterin einsetzte. Da die Firma jedoch nicht mehr an ihren Vorkriegserfolg anknüpfen konnte, verlor sie ihre Stelle nach vier Jahren. Mit 35 Jahren stand Annemarie Lindner also wieder vor der Frage, wie es weitergehen sollte. Doch ihr Ehemann, durch und durch ein dynamischer Unternehmer, hatte bereits eine Idee: »Wir suchen uns eine Laborantin, stellen selbst kosmetische Präparate her und verkaufen sie«, schlug er seiner Frau vor. Denn in der DDR waren Privatbetriebe zwar unerwünscht, ganz ohne sie kam der Staat aber nicht aus. Die Volkseigenen Betriebe ( VEB ) allein waren – trotz gezielter

24


Eine Frau entdeckt ihre Berufung

ÂťWas ich nicht essen kann, gebe ich nicht auf meine Haut.ÂŤ

Annemarie Lindner

25


staatlicher Bevorzugung – nicht in der Lage, die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Insbesondere im Einzelhandel und im Handwerk durften daher Privatbetriebe existieren, die überwiegend auf persönlicher Arbeit beruhten und nicht mehr als zehn Angestellte beschäftigten. Sie waren allerdings der Willkür des sozialistischen Staates ausgesetzt, der letztlich eine vollkommene Verstaatlichung sämtlicher Wirtschaftsbereiche anstrebte, und somit jederzeit von der Zwangsenteignung bedroht. Annemarie Lindner gefiel die Idee ihres Mannes, konnte sie auf diese Weise doch nicht nur in der Kosmetikbranche bleiben, sondern sogar ihre eigenen Kreationen entwickeln. So gründete das Ehepaar am 1. März 1955 das Unternehmen ›Annemarie Lindner – KräuterPräparate‹. Als Logo wählten sie ein rosa Lindenblatt. Rasch hatten die Lindners ein kleines Labor eingerichtet und eine geeignete Laborantin gefunden. Erneut vertiefte Annemarie Lindner sich in ihr altes Kräuterbuch, in dem sie viele Anregungen fand. Noch im selben Jahr brachte sie unter dem Slogan »Jung bleiben, dem Alter vorbeugen« ihre ersten eigenen Kräuter-Cremes, -Masken und -Gesichtswasser auf den Markt. Auch an diese Aufgabe ging sie mit der ihr eigenen Ordnung und Systematik heran. Sie entwickelte auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmte Pflegeserien, aus denen später das Börlind-Gesichtspflegehaus hervorgehen sollte, auf welchem die Naturkosmetik des Unternehmens bis heute fußt. Auch die von ihr geprägten fünf Schritte der Gesichtspflege – Reinigung, Stärkung und Befeuchtung, Schutz für den Tag, Pflege für die Nacht und Spezialpflege – bilden bis heute die gedankliche Grundlage der Börlind-Produktphilosophie. Doch mit der Entwicklung von Präparaten allein war es noch nicht getan. Den bundesdeutschen DIN-Normen vergleichbar, gab es in der DDR sogenannte Mindestgütevorschriften, die alle Erzeugnisse erfüllen mussten. Die unterste Kategorie symbolisierte ein leeres Dreieck, dann folgte ein Dreieck mit der Ziffer zwei für genügende Qualität, danach eines mit der Ziffer eins für gute Qualität und schließlich gab es noch das S ( Sonderklasse) für Spitzenqualität. Bevor ein Produkt auf den Markt gebracht werden durfte, musste eine namenlose Probe zur Qualitätsprüfung an das ›Amt für Standardisierung‹

26


Eine Frau entdeckt ihre Berufung

nach Berlin-Köpenick geschickt werden. Gespannt wartete das Ehepaar Lindner auf die Beurteilung der von ihnen eingesandten Proben ihrer Naturkosmetik. Als sie schließlich den amtlichen Bescheid in Händen hielten, trauten sie ihren Augen kaum: Sämtliche Präparate waren mit einem S ausgezeichnet worden. »Wir waren überglücklich«, erinnerte sich Annemarie Lindner. »Meine hohen Qualitätsansprüche gemäß dem Motto ›Was ich nicht essen kann, gebe ich nicht auf meine Haut‹ wurden honoriert.« Auch Staatsbetriebe forderten Annemarie Lindner an, damit sie für die Arbeiterinnen Vorträge über Hautpflege hielt. Dies geschah größtenteils sonntags in der werkseigenen Kantine. Die improvisierte Bühne bestand meist aus ein paar zusammengeschobenen Tischen mit einem Stuhl darauf. Mit ihrer ehrlichen Art kam Annemarie Lindner auch bei diesen Zuhörerinnen gut an. »Ich habe mir nie schriftliche Notizen gemacht, sondern einfach von meinen Anwendungserfolgen und von der Wirkung der Kräuter erzählt. Schließlich hatte ich mich ja selbst viele Jahre lang mit meiner unreinen Haut herumgeplagt und wusste nur zu gut, was zu tun war.« Bald war Annemarie Lindner in der DDR so bekannt, dass sogar Presse und Radio an ihre Tür klopften. So schrieb sie nicht nur Artikel für die sonntägliche Beilage der ›Leipziger Volkszeitung‹, sondern sprach auch jeden Mittwoch im Leipziger Rundfunk eine Viertel­stunde über Kosmetik. »Ich war gefragt und unsere Produkte verkauften sich sehr gut«, sagte sie rückblickend. Doch lange konnten sie und ihr Mann den Erfolg ihrer Arbeit nicht genießen, denn als Unternehmer waren sie zur falschen Zeit am falschen Ort.

27


»Wie ich einen Kassenschlager kreierte«

»Nun besaßen meine Präparate zwar das staatliche Gütesiegel ›Spitzenqualität‹ und wurden in den HO-Geschäften angeboten«, erinnerte sich Annemarie Lindner. »So weit, so gut. Doch jetzt kam es darauf an, die Frauen auch mit meiner Naturkosmetik bekannt zu machen. Wie jede Unternehmerin wollte ich schließlich verkaufen. Leider konnten mein Mann und ich in der DDR weder über den Vertrieb noch über die Bewerbung unserer Produkte frei entscheiden, sondern mussten den staatlichen Vorgaben folgen. So wurde ich in den Sommermonaten verpflichtet, für die Urlauberinnen auf Rügen und Usedom Vorträge über Hautpflege zu halten. Dabei konnte ich auch meine Produkte präsentieren – was mir natürlich besonders am Herzen lag. Für meine Vorträge durfte ich abends die Muschel im Kurpark nutzen. Stets waren die Stuhlreihen davor dicht besetzt. Da alles per Lautsprecher übertragen wurde, saßen die Leute sogar am Strand entlang, um mir zuzuhören. Nach meinem Vortrag bat ich jedes Mal eine Zuhörerin als Model für eine Kurzbehandlung mit einer Kräutermaske zu mir auf die Bühne. Eines Abends hatte ich in Bansin ein unvergessliches Erlebnis. Kaum hatte ich meinen Vortrag beendet, als plötzlich wie aus dem Nichts eine Dame vor mir stand. ›Ich bin jetzt seit drei Wochen hier, heute Nacht holt mein Mann mich ab. Da möchte ich natürlich schön aussehen‹, erklärte sie mir. Ich bat sie, auf der Bühne Platz zu nehmen. Dann ging ich zum Mikrophon und weihte das Publikum augenzwinkernd in ihren Wunsch ein. Ein Schmunzeln ging durch die Reihen. Nachdem ich die Gesichts­haut der Urlauberin gereinigt hatte, trug ich meine Kräutermaske auf. Die Einwirkungszeit nutzte ich für ein paar Tipps zur Gesichtsmassage.

28


Eine Frau entdeckt ihre Berufung

Als ich die hautglättende Maske nach einigen Minuten wieder abnahm, traute ich meinen Augen kaum: Die Haut der Frau sah aus wie die eines Zebras! Auf der Stirn, um die Augen- und die Mundpartie herum befanden sich weiße Striche. ›Was ist denn da passiert?‹, dachte ich erschrocken. In Windeseile stellte ich mich so, dass niemand mehr das von Lampen beleuchtete Gesicht der Frau sehen konnte. Was sollte ich bloß tun? Nach einer Schrecksekunde fiel zum Glück der Groschen und ich begriff, was geschehen war: Während des Urlaubs war die Haut der Frau braun geworden, während ihre Mimikfalten hell geblieben waren. Erleichtert atmete ich auf, wandte mich an die Zuschauerinnen und erklärte: ›Ich wusste ja, dass meine Kräutermaske eine gute Wirkung hat. Aber dass sie so gut glättet, habe ich selbst erst heute Abend erfahren!‹ Als die Frau kurz darauf von der Bühne ging, standen sämtliche Sommerfrischlerinnen wie bei einem Star Spalier. Alle wollten die umwerfende Wirkung meiner Kräutermaske aus nächster Nähe sehen. Neben meinen abendlichen Vorträgen arbeitete ich tagsüber als kosmetische Beraterin in HO-Geschäften. Sorg fältig schaute ich mir stets zunächst mit der Lupe die Gesichtshaut an, stellte dann eine Hautdiagnose, schrieb ein Pflegerezept und erklärte der Kundin die richtige Anwendung der empfohlenen Produkte. Doch am Tag nach meinem Vortrag in Bansin gab es nur ein Thema: meine Kräutermaske. Was für ein Andrang! Die Kundinnen rissen mir das Produkt geradezu aus den Händen. Meine Kräutermaske wurde ein richtiger Kassenschlager! Im Nu hatte ich den im Regal platzierten Vorrat verkauft. Was nun? Schon saß mein Mann im Auto und steuerte sämtliche umliegenden HO-Geschäfte an, um mir die dort vorrätigen Kräutermasken zu bringen. Walter und ich waren wirklich ein tolles Team!«

29



»Es war sehr schwer«

Flucht und Neuanfang im Westen

Usedom 1958 Im Sommer 1958 war Annemarie Lindner gerade wieder zur dreimonatigen ›Saisonarbeit‹ auf Usedom eingetroffen, als es nachts plötzlich an ihr Hotelzimmerfenster klopfte. Erschrocken fragte sie: »Wer ist da?« »Ich bin es. Mach auf!«, hörte sie die Stimme ihres Mannes. »Was macht Walter denn mitten in der Nacht hier? Das kann nichts Gutes bedeuten«, schoss es ihr durch den Kopf, während sie ihn hereinließ. »Der Grauhaarige war bei uns im Büro, als ich dich hierher gebracht habe«, sagte ihr Mann leise. Annemarie Lindner lief ein Schauer den Rücken herunter. ›Der Grauhaarige‹ war allgemein als Mitarbeiter der Staatssicherheit bekannt, der stets auftauchte, wenn ein Unternehmen zwangsenteignet werden sollte. Doch dieses Mal war Walter Lindner nicht bereit, sich der staatlichen Willkür zu beugen. Eine dritte Zwangsenteignung wollte er nicht hinnehmen, und so hatte er beschlossen, mit seiner Familie zu seinem ältesten Sohn Manfred zu flüchten, der inzwischen in Braunschweig lebte. Ein gewagter Schritt, denn immerhin wurde ›Republikflucht‹

31


seinerzeit in der DDR mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Dennoch wählte Walter Lindner – wie rund 2,7 Millionen Ostdeutsche bis zum Mauerbau 1961 – den Weg in den Westen. Da der Mitarbeiter der Staatssicherheit zweifellos bald zurückkehren würde, durfte er keine Zeit verlieren. So hatte er seine Schwiegermutter gebeten, rasch die wichtigsten Dinge einzupacken, und war mit ihr und Sohn Michael im Taxi nach Ostberlin gefahren. Dort waren die drei in die S-Bahn nach Westberlin gestiegen. Nachdem Walter Lindner seine Schwieger­mutter und seinen Sohn in ein Hotel gebracht hatte, war er erneut in ein Taxi gestiegen und schließlich mitten in der Nacht bei seiner Frau auf Usedom eingetroffen. Um weniger aufzufallen, beschlossen die Eheleute am nächsten Morgen, getrennt nach Westberlin zu reisen. Während Walter Lindner wieder ein Taxi nahm, fuhr seine Frau mit der Bahn. Mit ihrem Gepäck, das ja für drei Monate hatte reichen sollen, zog Annemarie Lindner die Blicke auf sich. Um bei einer Kontrolle kein Misstrauen zu erregen, löste sie daher vorsichtshalber anstelle einer Fahrkarte nach Berlin ein Ticket bis nach Eilenburg. Während der Fahrt tauchte plötzlich ein Polizist mit dem Schaffner im Abteil auf. »Wo wollen Sie denn mit den ganzen Koffern hin?«, fragte er Annemarie Lindner. Obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug, erwiderte sie scheinbar gelassen: »Ich hatte vor, drei Monate an der Ostsee zu arbeiten. Nun muss ich überraschend nach Hause zurück, weil meine Mutter sich einer schweren Unterleibsoperation unterziehen muss.« Um ihre Worte zu untermauern, zeigte sie den Männern noch ein behördliches Schreiben, welches sie stets bei sich trug. Es lautete: »Für werktätige Frauen unterwegs. Es wird gebeten, Frau Lindner in allen Dingen behilflich zu sein.« Ihr Auftritt hatte die beiden überzeugt. Sie wünschten Anne­marie Lindner alles Gute und setzten ihren Kontrollgang fort. In Ostberlin erwartete Walter Lindner seine Frau am Bahnsteig. Sie deponierten den Großteil des Gepäcks in einem Schließfach und stiegen in die S-Bahn nach Westberlin. »Ich fuhr dann noch mehrmals in den Osten und holte – immer mit einer Portion Angst – unser weniges Hab und Gut«, erinnert sich Annemarie Lindner an jene bewegten Tage.

32


Flucht und Neuanfang im Westen

Für den übernächsten Tag buchte Walter Lindner für die Familie einen Flug nach Hannover, wo sein Sohn Manfred sie abholen sollte. Zuvor wollte Annemarie Lindner noch einmal nach Ostberlin, um dort bei einem Großhändler, der ihre Produkte verkaufte, ausstehende Gelder abzuholen. Ihr Mann war von diesem Vorhaben gar nicht angetan. »Bisher ist alles gut gegangen, gehe jetzt kein Risiko ein!«, warnte er seine Frau. Doch Annemarie Lindner ließ sich nicht beirren. Sie wusste nur zu gut, dass sie für den Neuanfang im Westen jeden Pfennig brauchen konnten. Verwundert, dass er ihr über 3.600 Ostmark bar auszahlen sollte, fragte der Großhändler: »Wollen Sie abhauen?« Erneut bewies Annemarie Lindner Nervenstärke und flunkerte: »Nein. Wir können Westreifen für unser Auto bekommen, und der Verkäufer will Bargeld.« Sie versteckte das Geld in ihren Kleidern und fuhr zurück nach Westberlin, wo sie 600 DM dafür bekam. Das durchschnit­t liche Monatsgehalt betrug 1960 in der BRD rund 500 DM. Obwohl Walter Lindner bei der Flucht in die Bundesrepublik bereits 60 Jahre alt war, schien er mit der Ungewissheit der Situation und dem abermaligen Neuanfang besser zurechtzukommen als seine 37-jährige Frau. Vielleicht hatten zwei überstandene Weltkriege sowie zwei überwundene Zwangsenteignungen ihn gelehrt, dass es im Leben immer weitergeht und dass auf Regen auch wieder Sonnenschein folgt. Unterstützt wurde diese Einstellung gewiss durch seinen positiven Charakter, der ihn stets nach vorne blicken und nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten ließ. So war er es, der seiner Frau in den Braunschweiger Anfangsmonaten immer wieder Mut machte, wenn sie wegen Geldsorgen oder Desinteresse an ihrer Naturkosmetik niedergeschlagen war. »Es war sehr schwer. Im Westen kannte mich ja niemand«, erinnerte sich Annemarie Lindner. »Doch mein Mann hat immer an unseren Erfolg geglaubt. Wie oft sagte er zu mir: ›Kleine, das schaffen wir!‹« Neuanfang in Westdeutschland Nachdem die Lindners in Braunschweig zunächst in zwei ausgebauten Dachkammern gewohnt hatten, fanden sie kurz darauf ein kleines Haus mit einem dazugehörigen Labor. Sogleich begann Annemarie

33


Lindner mit der Arbeit. Mit einem gebraucht gekauften Rührwerk fertigte sie ihre ersten Crememuster, experimentierte mit neuen Rezepten und kreierte die Kräuter-Vitamin-Creme nach Braunschweiger Rezept. Da sie keinen Vertreter hatten, fuhr Walter Lindner selbst mit der Ware im Kofferraum von Geschäft zu Geschäft. Doch der Verkauf wollte einfach nicht anlaufen. Dies lag nicht nur daran, dass Annemarie Lindners Naturkosmetik in der BRD noch vollkommen unbekannt war. Generell fristete natürliche Körperpflege damals in Deutschland noch ein Nischendasein. Es war die Zeit des ›Wirtschaftswunders‹, in der es nach den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren endlich wieder bergauf ging. 1955 wuchs die deutsche Wirtschaft um 10,5 Prozent. Ende der 1950er Jahre herrschte Vollbeschäftigung. Nun wollten die Menschen vor allem eins: das Leben genießen. Viele wurden geradezu von einem Konsumrausch ergriffen. Gern durfte es von allem ›auch etwas mehr sein‹. Gute Butter, Sahnetorten und Suppe mit Fettaugen wurden aufgetischt. Müsli war ein Fremdwort. Bei der Kleidung waren Glanz und Glamour angesagt. Als chic galt, was aus den USA kam. Und das war oft bunt und künstlich: Frauen schlüpften in Kunstseidenkleider mit Nylon-Petticoats und Männer trugen bügelfreie Perlonhemden. Viele Kosmetikprodukte enthielten Silikon, Paraffin und synthetische Duftstoffe. Die Vorstellung von einer nachhaltigen Lebensführung im Einklang mit den Ressourcen der Natur galt bestenfalls als weltfremde Träumerei. Es waren vor allem die Reformhäuser, welche sich mit ihren natürlichen, umweltschonend verarbeiteten Nahrungsmitteln und Kosmetika schon damals für diesen Weg entschieden hatten. Entsprechend hätten sich Annemarie Lindners Präparate ausgezeichnet in das Reformhaus-Sortiment eingefügt. Doch die allermeisten Geschäftsinhaber arbeiteten ausschließlich mit Herstellern zusammen, die als Vertragspartner das neuform-Logo der ›Vereinigung deutscher Reformhäuser‹ besaßen. So blieb den Lind­ners diese Tür zum Erfolg zunächst verschlossen. Wenn Walter Lindner abends nach Hause kam, erwartete seine Frau ihn schon ungeduldig. Auf ihre Frage, ob er etwas verkauft habe, konnte er jedoch nur bedauernd den Kopf schütteln. Eines Tages war es dann endlich soweit. »Ich habe ein Zwölftel Dutzend Kräutermasken

34


Flucht und Neuanfang im Westen

verkauft!«, verkündete Walter Lindner vergnügt bei seiner Rückkehr. Dass er es auf diese Weise formulierte, zeigt den fürsorglichen Ehemann ebenso wie den unbeugsamen Optimisten. Und er sollte Recht behalten! Bald ging es für Annemarie Lindners Naturkosmetik auch in der Bundesrepublik gleich im doppelten Sinn bergauf.

Seite 30: Der erste Kosmetiksalon Seite 35: Walter Lindner ( * 22. März 1898; † 29. März 1978 )

35



»Made in the Black Forest«

Neue Heimat im Schwarzwald

Calw 1958 Noch waren Annemarie und Walter Lindner nicht am Ziel ihrer Reise angelangt. Auf den Rat eines Bekannten hin fuhren sie im November 1958 in den Schwarzwald, um sich dort mit Hermann Börner, einem Hersteller freiverkäuflicher Arzneipräparate zu treffen, der gerade auf der Suche nach einem Kosmetikproduzenten war. Neben seinem Hauptbetrieb in Berlin besaß Börner noch einen Zweigbetrieb in der auf rund 600 Metern Höhe über dem Nagoldtal gelegenen Gemeinde Altburg, heute ein Ortsteil der Stadt Calw. Von der Aussicht, den Schwarzwald wiederzusehen, welchen er vor langer Zeit einmal bereist hatte, war Walter Lindner begeistert. Von dem Anlass der Reise dagegen nicht. Er hielt nichts von einer möglichen Partnerschaft. Seine Devise lautete: »Kompanie ist Lumpanie.« Dennoch verlief das Treffen äußerst produktiv, da beide Seiten rasch die Vorteile einer Zusammenarbeit erfassten: Während Hermann Börner den bundesdeutschen Markt kannte, als Vertragshersteller seine Produkte bereits in Reformhäusern verkaufte und fünf Außen-

37


dienstmitarbeiter hatte, verfügten die Lindners nicht nur über das Wissen zur Herstellung hochwertiger Naturkosmetik und langjährige Erfahrung in der Kundenberatung, sie füllten mit ihrer Systempflege auch eine Marktlücke im Reformhausangebot. So einigte man sich zu später Stunde darauf, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen. Gleich am nächsten Morgen eröffnete Walter Lindner seiner Frau: »Ich habe auch schon einen Namen für die Firma. Aus den Anfangssilben von Börner und Lindner wird Börlind.« Hermann Börner gefiel der Vorschlag ebenfalls, und so gründeten er und Walter Lindner am 1. Januar 1959 die ›Börlind-Gesellschaft mbH für kosmetische Erzeugnisse‹. Beide Seiten hatten jeweils 50 Prozent der Anteile. Für Annemarie und Walter Lindner bedeutete die Zusammenarbeit mit Hermann Börner einen großen Schritt nach vorn. Schließlich wollten er und seine Frau ihre Naturkosmetik nur zu gern deutschlandweit in Reformhäusern verkaufen. Als Vertragshersteller der neuform konnte Hermann Börner ihnen die Tür zu diesem wichtigen Kundenkreis öffnen. In seinem Betriebsgebäude richteten sie ein Büro, einen Herstellungs- sowie einen Lager- und Versandraum für die neugegründete Firma ein. Auch für ihre Familie fanden die Lindners sogleich eine Unterkunft: Da der amtierende Bürgermeister in seinem eigenen Haus wohnte, konnten sie die für ihn vorgesehene Wohnung im Altburger Rathaus beziehen. Somit standen alle Signale auf Grün für einen erfolgreichen Start im Schwarzwald. Und dieses Mal sollten Annemarie und Walter Lindner tatsächlich zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Die Produktion lief rasch an, und Annemarie Lindner schulte die Vertreter. Allerdings erwies sich der Zugang zu den Reformhäusern schwieriger als erwartet. Die Außendienstmitarbeiter brauchten all ihre Überzeugungskraft, um die Reformhausinhaber dazu zu bewegen, Artikel ohne das neuform-Logo in ihren Geschäften anzubieten. Und selbst wenn sie einwilligten, nahmen sie die Ware nur in Kommission. Wäre es Annemarie Lindner bei ihren anschließenden Beratungstagen vor Ort nicht gelungen, ihre Kosmetika zu verkaufen, hätten die Reformhausinhaber die Ware zurückgeben können. Doch dazu kam es nicht. Denn nun schlug wieder die Stunde der begnadeten Rednerin,

38


Neue Heimat im Schwarzwald

Seite 36: Annemarie Lindner bei der Entwicklung ihrer Naturkosmetik Seite 39: Pressekonferenz in Ă–sterreich (1972)

39


für die damit Jahrzehnte einer intensiven Reisetätigkeit zunächst in ganz Deutschland und bald auch im Ausland begannen. Mit ihrer ehrlichen Art, ihrer sorgfältigen Beratung und ihrer hauttypgerechten Systempflege gewann sie auch die skeptischste Kundin. Durch ein Werbe­ plakat, Einladungskarten für die Kundinnen sowie die Bitte an den Reformhausinhaber, ihr Kommen durch eine Anzeige in der Tageszeitung anzukündigen, bereitete sie ihre Beratungstage vor. Doch es galt nicht nur, kritische Kundinnen zu überzeugen, auch mancher Reformhausinhaber bereitete ihr einen eher frostigen Empfang. Annemarie Lindner erinnert sich: »Einmal kam ich an und fragte: ›Wo steht meine Ware?‹ ›Auf der Kellertreppe. Sie können sie hochholen und auspacken‹, lautete die Antwort. An der Kasse lag noch ein Großteil meiner Einladungskarten, die nicht an die Kundinnen verteilt worden waren. Als ich den Inhaber fragte, ob er eine Anzeige für meine Beratungstage geschaltet habe, blaffte er mich an: ›Wo denken Sie hin! Ich plane meine Zeitungswerbung ein Jahr im Voraus.‹ Keine Frau wollte sich von mir beraten lassen. Ich war so traurig, dass mir die Tränen kamen. Doch am Nachmittag hatte ich plötzlich Zuspruch. Teilweise standen die Kundinnen vor meinem Tisch Schlange. Der Reformhausinhaber nahm mich einen Moment zur Seite, drückte mir Zettel und Stift in die Hand und sagte: ›Gleich kommt ein Journalist. Schreiben Sie doch auf, wie morgen die Anzeige lauten soll.‹ Hocherfreut schrieb ich: ›Die aus Rundfunk und Presse bekannte Diplom-Kosmetikerin …‹ Das stimmte zwar nicht ganz, denn in Süddeutschland hörte keiner den Leipziger Sender oder las die Leipziger Volkszeitung, aber schließlich wollte ich ja auf mich aufmerksam machen. Nach drei Tagen sagte der Inhaber zu mir: ›So einen Andrang habe ich noch nicht erlebt! Wenn Sie mir versprechen, dass Sie zweimal im Jahr zur Werbung kommen, nehme ich keine Beraterin von der Konkurrenz mehr.‹ Ich versprach es ihm, und er wurde ein langjähriger und guter Kunde unserer Firma.« Im Vordergrund steht die Beratung Egal, wie groß der Andrang auch war, Annemarie Lindner hielt unbeirrbar wie ein Uhrwerk an ihren Arbeitsschritten fest: Zunächst untersuchte sie die Gesichtshaut stets mit einer Lupe, dann schrieb sie ein

40


Neue Heimat im Schwarzwald

Rezept, las es der Kundin vor und erklärte ihr die genaue Anwendung der empfohlenen Präparate. Dem Reformhausinhaber reichte sie eine Kopie des Rezeptes, damit dieser der Kundin bei weiteren Einkäufen auch die richtigen Produkte gab. Oft schulte sie am Ende ihrer Beratungstage Eigentümer wie Personal noch im Umgang mit ihren Produkten. Da sie als erste Kosmetikherstellerin eine Systempflege im Reformhaus anbot, war dies für die Mitarbeiter Neuland. Nach dem Geheimnis ihres außergewöhnlichen Erfolgs gefragt, erklärte Annemarie Lindner: »Ich habe nie jemandem etwas aufgeschwätzt. Bei mir stand immer die Beratung im Vordergrund.« Was heute in jedem Handbuch zum Direktmarketing steht, hatte die Pionierin der Naturkosmetik schon vor über 50 Jahren erkannt: Wer einem Kunden ein Produkt aufdrängt, weckt Skepsis und Abwehr. Wer hingegen glaubwürdig berät, weckt Vertrauen und Interesse – die wichtigsten Voraussetzungen für eine Kaufentscheidung. Und Annemarie Lindner verkaufte ihre Präparate. Der Umsatz entwickelte sich so gut, dass Börlind neue Mitarbeiter für die Fabrikation einstellen musste. Um die stetig steigende Zahl an Beratungstagen durchführen zu können, wurden weitere Kundenberaterinnen beschäftigt. Meist war Annemarie Lindner abwechselnd drei Wochen im Außendienst und eine Woche im Unternehmen tätig. Es kam allerdings auch immer wieder vor, dass sie deutlich länger von zu Hause fort war. So musste sie auf manche Stunde mit ihrer Familie verzichten. Zwar reiste sie mit der ihr eigenen Selbstdisziplin unermüdlich durchs Land und war ihren Kundinnen gegenüber stets freundlich, aber in ihrem Inneren sah es manchmal ganz anders aus. Auch wenn Annemarie Lindner wie viele Menschen ihrer Generation ihre Gefühle nicht zeigte, litt sie doch sehr unter den langen Trennungen von ihrer Familie: »Einmal saß ich am ersten Advent in Norddeutschland in einem Café. Plötzlich wurden Kerzen angezündet und Weihnachtsmusik erklang. Da kullerten mir die Tränen über die Wangen und ich rief traurig zu Hause an. ›Walter, ich bin so einsam‹, sagte ich zu meinem Mann. ›Ich auch‹, erwiderte er. ›Du hast doch die Mutter und Michael, aber ich bin hier mutterseelenallein‹, wandte ich ein, und er tröstete mich. Die Firma stand eben immer im Vordergrund.«

41


Angesichts des wachsenden Verkaufserfolgs in den Reformhäusern versuchte Börlind wiederholt, von der neuform-Genossenschaft als Vertragswarenhersteller aufgenommen zu werden. Doch die Blockade anderer kosmetischer Vertragswarenhersteller verhinderte dies. Nach sechs Jahren war es dann endlich so weit: Am 5. Oktober 1965 wurde Börlind in die neuform-Genossenschaft aufgenommen. Als Mitglied war die Kosmetikfirma nun sogar verpflichtet, ihre Produkte ausschließlich an Reformhäuser zu liefern. Dank der Aufnahme gelang es dem Unternehmen in den folgenden Jahren auch noch, diejenigen Reformhäuser als Kunden zu gewinnen, die bisher den Verkauf seiner Produkte abgelehnt hatten, weil diese kein neuform-Logo trugen. Die Mitgliedschaft in der neuform-Genossenschaft war für Börlind ein wichtiger Schritt, um über langfristige, stabile Kundenbeziehungen zu den Reformhäusern seinen Umsatz weiter ausbauen zu können. Anfang der 1970er Jahre wurden die in dem Betriebsgebäude von Hermann Börner angemieteten Produktions- und Lagerräume allmählich zu klein. Für Walter Lindner war damit der Zeitpunkt gekommen, einen schon länger gehegten Plan in die Tat umzusetzen: den Bau eines eigenen Unternehmensgebäudes für Börlind.

42


Neue Heimat im Schwarzwald

ÂťAlles, was die Haut braucht, gibt es in der Natur. Es wartet nur darauf, von uns entdeckt zu werden.ÂŤ

Annemarie Lindner

43



»Wissenschaftlicher Pioniergeist«

Auf Erfolgskurs mit neuen Produkten

Lindenstraße 1972 Dass Börlind sich vergrößern musste, um die wachsende Nachfrage nach seinen Produkten befriedigen zu können, stand außer Frage. Aber wie sollte dies geschehen? Während Walter Lindner den Bau eines eigenen Firmengebäudes für das Unternehmen anstrebte, wollte Hermann Börner die Kapazitätsprobleme durch die Anmietung weiterer Räume lösen. Während die Frage noch im Raum stand, schuf Walter Lindner im Stillen bereits Tatsachen. Er erwarb Bauland von der Gemeinde Altburg. Im Juli 1972 bot der Verband der Reformwarenhersteller ( VRH ) seinen Mitgliedern eine zweiwöchige Informationsreise durch die USA an, zu der sich auch Hermann Börner und das Ehepaar Lindner angemeldet hatten. Unter einem Vorwand sagte Walter Lindner seine Teilnahme kurzfristig ab. Bei ihrer Rückkehr staunten seine Frau und sein Geschäftspartner nicht schlecht: Walter Lindner hatte in der Zwischenzeit mit den Bauarbeiten für ein neues Firmengebäude begonnen. Mit 74 Jahren – einem Alter, in dem die meisten Menschen ihren Ruhestand genießen – war Walter Lindner noch immer voller Elan.

45


Was motivierte ihn? Zum einen war Walter Lindner zweifellos ein Vollblutunternehmer, der gern das Ruder in der Hand hielt, stets vorwärts strebte und sein Ziel mit Ausdauer und Optimismus verfolgte. Hatte er es erreicht, hielt er wie ein Bergsteiger schon nach dem nächsten, höheren Gipfel Ausschau. Zum anderen dürfte bei Walter Lindners Wunsch nach einem eigenen Firmengebäude auch die latente Rivalität zwischen ihm und Hermann Börner eine Rolle gespielt haben. Beide Männer waren gestandene Unternehmer, die derselben Generation angehörten und als Führungspersönlichkeiten gern Entscheidungen trafen. Zwar hatte Walter Lindner wegen der aussichtsreichen Zukunftsperspektiven seinerzeit einer Partnerschaft zugestimmt, doch war dies keine Liebesheirat, sondern ein Zweckbündnis gewesen, von dem beide Seiten zu profitieren hofften. Ebenso verhielt es sich mit der Anmietung von Räumen in Hermann Börners Betrieb: Auch diese war anfangs für die junge Kosmetikfirma angesichts fehlender Mittel die beste Lösung gewesen. Doch inzwischen florierte das Unternehmen und so konnte Walter Lindner nach den unsicheren Zeiten in der DDR und den schwierigen Anfangsjahren in der BRD endlich seinen Traum realisieren, als Unternehmer morgens sein eigenes Firmengebäude zu betreten. Nach anfänglicher Verstimmung über den Alleingang seines Geschäftspartners sah auch Hermann Börner ein, dass die neue, größere Produktionsstätte den Anforderungen des expandierenden Unternehmens am besten gerecht wurde. 1973 erfolgte der Umzug in das Gebäude in der Lindenstraße 15. Da Börlind seinen Wachstumskurs beständig fortsetzte, musste bereits drei Jahre später eine neue, größere Lagerhalle gebaut werden. Kaum war der Grundstein für den Neubau gelegt, beschäftigte Walter Lindner bereits eine weitere Idee: Wäre es nicht stimmig, wenn Börlind seine Naturkosmetik künftig mit natürlichem Quellwasser herstellen könnte? Da sich in der Umgebung bekannte Thermalbäder wie Bad Teinach und Bad Liebenzell befanden, hoffte er, auf dem Firmengelände ebenfalls eine Quelle zu finden, und beauftragte einen Wünschelrutengänger mit der Suche. Als die Rute ausschlug, ließ Walter Lindner an der betreffenden Stelle bohren. Tatsächlich stieß der Bohrer in 80 Metern Tiefe auf reines, weiches Quellwasser. Später wurde

46


Auf Erfolgskurs mit neuen Produkten

in 166 Metern Tiefe noch eine zweite Quelle entdeckt. Seitdem werden mit Ausnahme einiger weniger Präparate sämtliche Börlind-­Produkte mit diesem hauseigenen Tiefenquellwasser hergestellt, wodurch das Unternehmen sein Profil als konsequent natürliche Rohstoffe nutzender Kosmetikhersteller noch weiter schärfen könnte. Auch Annemarie Lindner gab sich nicht mit dem erreichten Erfolg zufrieden und verfolgte voller Schaffensfreude die Kreation innovativer Produkte. In dem Laboratorium des neuen Firmengebäudes stand ihr dafür das modernste technische Know-how zur Verfügung. »Ich hatte erkannt, dass die Haut ab 30 anspruchsvoller wird. Daher wollte ich eine hochwertige Pflegeserie für die Frau ab 30 entwickeln, welche Fältchen mindert und die Spannkraft der Haut verbessert«, erinnerte sie sich. Gemeinsam mit der damaligen Produktionsleiterin, Ursula Heinze, begab sich Annemarie Lindner auf die Suche nach geeigneten Wirkstoffen. Wie bei all ihren Kosmetika war sie auch dieses Mal selbst die erste Testperson. Nach vierjähriger Entwicklungsarbeit mit vielfältigen Tests und wissenschaftlich bestätigtem Wirkungsnachweis war es schließlich soweit: 1974 brachte Börlind die Systempflegeserie LL REGENER ATION auf den Markt. Zunächst bestand die Serie aus einer Reinigungsmilch, einem Blütentau-Gel sowie einer Tages- und Nachtcreme. Später wurde sie noch um eine Augenfältchen-, Halsund Dekolleté-Creme sowie Masken und Ampullen erweitert. Die Besonderheit der Produkte lag in dem sogenannten LL-Biokomplex, einer Wirkstoffkombination aus einem Bouquet reiner Pflanzenstoffe. Die Entdeckung dieser Verbindung hochwirksamer Inhaltsstoffe war damals revolutionär, wurde damit doch ein Anti-Aging-Produkt entwickelt, bevor dieser Begriff es in den gängigen Sprachgebrauch geschafft hatte. Die genaue Zusammensetzung dieses LL-Bio­komplexes gehört bis heute zu den am besten gehüteten Geheimnissen im Hause Börlind. Apropos Geheimnis: Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Kürzel LL? Dieses Geheimnis darf gelüftet werden. Denn nicht nur die Inhaltsstoffe, sondern auch die luftige und geschmeidige Konsistenz der Creme waren damals völlig neu. Mit einem Lächeln um die Lippen verriet Annemarie Lindner: »Als wir über einen Namen nachdachten, sagte unsere Produktionsleiterin Frau Heinze: ›Die Creme

47


1974

1980

1999

2014

2016

Seite 48: Die Systempflegeserie LL REGENERATION im Laufe der Jahrzehnte

48


Auf Erfolgskurs mit neuen Produkten

ist so weich, so lind.‹ Während sie noch über eine passende Bezeichnung nachdachte, erwiderte ich spontan: ›Vielleicht Lady lind?‹ Doch am nächsten Tag gefiel mir der Name nicht mehr. Plötzlich hatte ich eine Eingebung: ›LL‹. Als wir die Serie dann unseren Vertretern vorstellten, sagte einer: ›LL ist bestimmt die Abkürzung für Luxus Linie.‹ Ein anderer meinte: ›Ich denke, es sind die Anfangsbuchstaben von Lady Lindner.‹ So stellte sich jeder etwas anderes vor.« Vielleicht regt das rätselhafte Kürzel ja bis heute die Phantasie der Kundinnen an. Die Wirkung der fortlaufend mit neuesten Erkenntnissen verbesserten Rezeptur von LL REGENER ATION überzeugt jedenfalls derart nachhaltig, dass die Pflegeserie auch heute – nach 40 Jahren – noch zu den meistverkauften Produkten des Unternehmens zählt. Im Hause Börlind steht LL REGENER ATION für den Durchbruch. Mit dieser Serie schaffte es das Unternehmen nicht nur, sich in Deutschland als Hersteller ebenso hochwirksamer wie gut verträglicher Naturkosmetik fest zu etablieren, sie war auch Türöffner für den internationalen Markt. Abschied nehmen Freud und Leid liegen manchmal nah beieinander. Dies musste auch die Familie Lindner 1978 erfahren. Während die Verkaufszahlen weiter stiegen und auch im Ausland die erste Million Umsatz erzielt wurde, traf die Familie ein schwerer Schlag: Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag erlag Walter Lindner am 29. März 1978 einem Krebsleiden. Mit ihm verlor das Familienunternehmen eine seiner Säulen. Auch wenn es Annemarie Lindner war, die als charismatische Pionierin der Naturkosmetik stets im Licht der Öffentlichkeit stand, war Walter Lindner doch viel mehr als nur ›der Mann an ihrer Seite‹. Mit sicherem kaufmännischem Gespür hatte er sich jahrzehntelang unermüdlich für den Aufbau des Unternehmens engagiert – auch dann noch, als er das Rentenalter schon weit überschritten hatte. »Bei Walter zählten die Jahre nicht. Er war einfach jünger«, beschrieb Annemarie Lindner die dynamische Ausstrahlung ihres Mannes. Beide hatten trotz ihres beachtlichen Altersunterschiedes über 30 Jahre lang ein ideales Team gebildet, dessen Talente sich ausge-

49


zeichnet ergänzten. Während Walter Lindner den betriebswirtschaftlichen Bereich immer fest im Blick gehabt hatte, hatte Annemarie Lindner sich auf die Kreation neuer Präparate und deren Bewerbung konzentrieren können. Dabei blies der Visionärin der Gegenwind manchmal heftig ins Gesicht, bevor ihre Naturkosmetik unaufhaltsam auf Erfolgskurs ging. Doch war sie auf diesem Weg niemals allein. Walter Lindner glaubte uneingeschränkt an den Traum seiner Frau von einer Kosmetik mit den Kräften der Natur und machte ihr in schwierigen Momenten mit seinem unbeugsamen Optimismus wieder Mut. Die starke Bindung der beiden konnte auch der Tod nicht trennen. Wenn man Annemarie Lindner später von ihrem Mann erzählen hörte, schien es fast so, als könnte er im nächsten Moment zur Tür hereinkommen. Bereits vor dem herannahenden Tod ihres Mannes hatte Annemarie Lindner ihren Sohn Michael gebeten, in die Firma einzutreten. Dieser war dem Wunsch seiner Mutter gefolgt und hatte am 1. Februar 1978 seine Tätigkeit als leitender Mitarbeiter aufgenommen. Bald stand ein neues Jahrzehnt vor der Tür. Es sollte dem Familienunternehmen nicht nur wichtige interne Veränderungen bringen, sondern mit der Wiedervereinigung Deutschlands, einer zunehmenden Globalisierung sowie einem wachsenden Umweltbewusstsein auch neue Möglichkeiten und Herausforderungen.

50


Auf Erfolgskurs mit neuen Produkten

»Jeder Mensch hat eine Berufung in sich. Wir müssen sie spüren und ihr folgen.«

Annemarie Lindner

51



»Man muss seine Wurzeln kennen«

Die zweite Generation gestaltet mit

Nach 1978 »Ich bin damals sehr gern in die Firma eingetreten«, sagt Michael Lindner rückblickend. Für ihn war dies kein Schritt ins Unbekannte. Schon als Schüler hatte er in den Ferien im elterlichen Unternehmen gejobbt und später als Student erste Erfahrungen im Außendienst gesammelt. »Dabei habe ich auch einiges von Hermann Börner gelernt, der selbst keinen Sohn, sondern drei Töchter hatte. Wir beide kamen gut miteinander aus. Er förderte mich und führte mich ins Geschäft ein«, erzählt Michael Lindner. Um auf eigenen Füßen zu stehen, trat er nach Abschluss seiner kaufmännischen Lehre und seines Betriebswirtschaftsstudiums dennoch nicht gleich in das Familienunternehmen ein, sondern arbeitete zunächst einige Jahre in der Pharmaindustrie. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Annemarie Lindner 1978 die Geschäftsführung. Kurz vor Michael Lindner hatte auch Dr. Helmut Rothböck, der Schwiegersohn Hermann Börners, auf Wunsch seines Schwiegervaters als leitender Mitarbeiter in der Firma angefangen. Damit gestalteten nun zwei Generationen gemeinsam die Geschicke

53


»Nur wer die Haut versteht, kann ihre Bedürfnisse optimal erfüllen. Dazu ist ein fundiertes Wissen notwendig, wie unser Unternehmen es im Verlauf von nunmehr 60 Jahren aufgebaut hat.«

Michael Lindner

54


Die zweite Generation gestaltet mit

des Unternehmens. Dass diese nicht immer konfliktfreie Konstellation bei Börlind ausgesprochen gut funktionierte, dürfte vor allem zwei Gründe gehabt haben: Zum einen ließen Anne­marie Lindner wie auch Hermann Börner den beiden ›Jungen‹ von Anfang an genügend Entscheidungsspielraum, um sich einbringen und eigene Ideen verwirklichen zu können. »Meine Mutter hat mir nie gegängelt, sondern mich machen lassen. Sie war mir gegenüber wirklich sehr souverän«, stellt Michael Lindner anerkennend fest. Zum anderen konnte die Gründergeneration sich ganz und gar darauf verlassen, dass ihre zwei Nachfolger das Familienunternehmen in ihrem Sinne weiterführen würden. Ruft man sich in Erinnerung, wie viel Arbeit, Ausdauer und Engagement Annemarie Lindner in die Verwirklichung ihrer Vision einer natürlichen Schönheitspflege investiert hatte, muss sie zutiefst zufrieden darüber gewesen sein, dass ihr einziger Sohn ihren Weg nun fortsetzte. Michael Lindner hatte nicht nur die analytische Art seiner Mutter und die optimistische Grundhaltung seines Vaters geerbt. Mit ihm trat auch ein Mann mit einer Passion für Geschichte und Philosophie ins Unternehmen ein. »Ursprünglich wollte ich Archäologe werden. Wie Heinrich Schliemann Troja entdeckt hatte, fand ich einfach faszinierend«, erzählt er. Auch wenn er dann doch in die Wirtschaft ging, zeichnet ihn bis heute ein lebendiges Bewusstsein für die Bedeutung der Vergangenheit und ein Interesse an grundlegenden Fragestellungen des Lebens aus. »Man muss seine Wurzeln kennen – als Mensch wie auch als Unternehmer. Nur wenn ich mir bewusst bin, welche Werte, Überzeugungen und Ziele meine Arbeit leiten, kann ich mein Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen. Geschichte ist die Basis für Innovation«, betont Michael Lindner. Gerade in Zeiten immer schnelleren Wandels scheint eine solche Kombination aus Geschichtsbewusstsein und Innovationsgeist eine glückliche Fügung, ermöglicht sie es einem Unternehmer doch, seine Entscheidungen in einen größeren Kontext zu stellen und sie auf ihre langfristigen Auswirkungen hin zu überprüfen. Nur auf diese Weise kann es einem Unternehmen gelingen, über rasch wechselnde Modetrends hinweg seine unverwechselbare Identität und damit letztlich auch die Identifikation seiner

55


Kunden und Geschäftspartner mit seinen Produkten zu bewahren. Dass Börlind großen Wert auf diese unverwechselbare Identität legt, stellte das Unternehmen 1983 auch in architektonischer Hinsicht unter Beweis. »Ich denke von innen nach außen«, erklärt Michael Lindner. »Also muss zunächst einmal der Kern, die Firma, stimmig sein, bevor ich mit unseren Produkten in die Öffentlichkeit gehe.« So entstand unter Federführung der zweiten Generation auf dem Firmengelände ein innovativer, nach ökologischen Überlegungen gestalteter Neubau, dessen Bauweise die Wurzeln und Werte des Unternehmens sichtbar macht. Die runde Fassade des Verwaltungsgebäudes schmiegt sich nicht nur harmonisch in die sie umgebende Natur, sondern nimmt diese durch ein Wasserbecken und Pflanzen im Innenbereich auch in sich auf. Gleichzeitig wirkt das Haus durch viele Glasflächen offen und einladend. Unmittelbar hinter dem Gebäude befinden sich der hauseigene Kräutergarten und die Tiefenquelle des Unternehmens. An diesem Ort entsteht die Kosmetik der Firma Börlind – und zwar von A bis Z. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung ist hier ebenso angesiedelt wie Produktion, Lager und Versand. »Mir ist es wichtig, dass wir – im Unterschied zu anderen Kosmetikmarken – hier im Schwarzwald inmitten der Natur produzieren und nicht in irgendeinem Land, wo es billiger ist. Aus der ganzen Welt kommen Händler zu uns und sind von unserem ganzheitlichen Konzept beeindruckt,« sagt Michael Lindner. Das neue baubiologisch gestaltete Unternehmensgebäude war für Annemarie Lindner zweifellos ein Meilenstein ihres Lebenswerks, stellte es doch nicht nur ein sichtbares Symbol ihres Erfolgs dar. Es war auch eine in Stein gefasste Bestätigung ihres langen Atems und ihres unverbrüchlichen Glaubens an die Wirksamkeit ihrer Produkte. Aus der einst von vielen belächelten ›Kräutertante‹ war die bewunderte Pionierin der Naturkosmetik geworden. Mit unermüdlichem Engagement hatte Annemarie Lindner einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass natürliche Schönheitspflege auf dem Kosmetikmarkt zu einer festen Größe geworden war, die sich von Jahr zu Jahr wachsender Beliebtheit erfreute. Knapp 25 Jahre nach seiner Gründung beschäftigte das Familienunternehmen 90 Mitarbeiter, verkaufte seine Produkte weltweit in 26 Ländern und erzielte einen Umsatz von rund

56


Die zweite Generation gestaltet mit

14 Millionen DM. So klang aus Annemarie Lindners Worten anlässlich der Grundsteinlegung im Herbst 1983 auch der Stolz einer gestandenen Unternehmerin, die sich durchgesetzt hatte: »Wir sind voller Selbstbewusstsein, weil unsere Idee, Nutzen aus althergebrachten natürlichen Dingen zu ziehen, eine breite Bevölkerungsschicht erreicht hat. Unser Grundsatz, Produkte zu produzieren, die so natürlich wie möglich sind, hat sich als richtig erwiesen, denn immer mehr Menschen fragen nach solchen Erzeugnissen.« Gleichzeitig war bereits auch ein Hauch von Abschied zu spüren, als sie fortfuhr: »Es ist für Herrn Börner und für mich eine Befriedigung und eine Beruhigung zu wissen, dass nach uns eine zweite Generation bereitsteht, unser begonnenes Werk fortzusetzen.« In der Tat war nun der Zeitpunkt für den Generationenwechsel gekommen. Ende 1983 ging Hermann Börner in den Ruhestand und setzte seinen Schwiegersohn als Geschäftsführer ein. Nachdem Annemarie Lindner ihren Sohn bereits 1984 zum Mitgesellschafter gemacht hatte, zog auch sie sich am 31. Dezember 1985 mit 65 Jahren aus dem Unternehmen zurück und übergab Michael Lindner die Geschäftsführung. »Mein Sohn war zunächst gar nicht begeistert«, erinnerte sie sich. »Er hätte mich gern noch eine Weile in der Firma behalten. Doch ich blieb bei meiner Entscheidung. Ich wollte ihm Platz machen. Die Zeiten ändern sich. Und so machen die jungen Leute zwar manches anders als die alten, aber deshalb nicht schlechter.« Doch eine leidenschaftliche Botschafterin natürlicher Schönheitspflege wie Annemarie Lindner kann nicht von heute auf morgen den Hebel umlegen und ihrem Lebenswerk einfach den Rücken zukehren. So blieb sie bis zuletzt auf vielfältige Weise mit dem Unternehmen verbunden, war immer auf dem neuesten Stand, gab ihr Wissen bei Schulungen weiter oder begleitete ihren Sohn bei Kundenbesuchen im In- und Ausland. Für ihre Verdienste um die Naturkosmetik hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten. 1987 verlieh ihr die Vereinigung deutscher Reformhäuser die goldene Verdienstnadel für ihre Arbeit in der Branche. 2003 kürte sie die Frauenzeitschrift ›Für Sie‹ zu den ›100 beeindruckendsten Frauen des Jahres‹. 2005 erhielt sie zwei Tage vor ihrem 85. Geburtstag in New York den renommierten ›Natural

57


Legacy Award‹, den ›Oscar‹ der amerikanischen Naturwarenbranche, für ihr Lebenswerk. Und kurz vor ihrem 90. Geburtstag folgte mit dem Verdienstorden die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg. Ein Lebenswerk Nicht nur Politik und Wirtschaft honorieren Annemarie Lindners außergewöhnliche Lebensleistung. Als selbstbewusste Frau, die es mit Disziplin und Beharrlichkeit zu großem Erfolg brachte und dabei soziale wie ökologische Verantwortung übernahm, ist sie auch für junge Menschen ein Vorbild. So entschied sich 2010 das Berufsschulzentrum mit Gymnasialzweig in Nagold, Annemarie Lindner zu seiner Namenspatronin zu machen und sich fortan ›Annemarie-Lindner-Schule‹ ( ALS ) zu nennen. Bis zu ihrem Tode im Jahr 2016 hatte die 95-Jährige nichts von ihrer Ausstrahlungskraft und Redegewandtheit verloren. Wo sie erschien, war sie im Handumdrehen Mittelpunkt des Geschehens. Auf den ersten Blick beeindruckte ihr blendendes Aussehen – der beste Beweis für die Wirksamkeit ihrer Naturkosmetik. Doch dann war es vor allem ihre angenehm unprätentiöse, konzentrierte, aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfende Art des Erzählens, die begeisterte. Sie strahlte Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit aus, traditionelle Werte, die heute, in einer von überzogenen Werbeversprechen gekennzeichneten Konsumwelt, bei immer mehr Menschen wieder hoch im Kurs stehen. Und wie sah Annemarie Lindner sich selbst? »Ich bin ein Glückskind«, sagte sie mit einem zufriedenen Lächeln. Schließlich habe ich alles erreicht, was ich wollte, auch wenn ich mir den Erfolg hart erarbeiten musste. Wäre ich noch einmal jung, würde ich alles wieder genauso machen.«

58


Die zweite Generation gestaltet mit

Seite 52: Michael Lindner ( 2016 ) Seite 54: Familie Lindner (2016 ) Seite 59: Annemarie Lindner im Firmengebäude in Calw-Altburg

59



»Hautpflege ist Vertrauenssache«

Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden Markenerweiterung 1987 Phänomene wie das Waldsterben, das Ozonloch sowie insbesondere die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl bewirkten in den 1980er Jahren ein stark steigendes Umweltbewusstsein. Immer mehr Menschen wollten wissen, woraus, wo und unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel, ihre Kleidung oder auch ihre Kosmetik hergestellt wurden. 1985 kam mit der Zeitschrift ›Öko-Test‹ ein neues Verbrauchermagazin auf den Markt, welches Produkte erstmals nach ökologischen Kriterien bewertete. Und ein Jahr später reagierte die deutsche Politik angesichts der Atomkatastrophe von Tschernobyl auf die gewachsene Bedeutung ökologischer Themen mit der Einrichtung eines Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Auch Börlind handelte umgehend: Dem Vertrauen seiner Kundinnen und Kunden wie auch den eigenen Ansprüchen an seine Produkte verpflichtet, kaufte das Unternehmen ein kostspieliges Messgerät, um sämtliche eingehenden Rohstoffe auf eine eventuelle Verstrahlung hin zu überprüfen.

61


Parallel zur zunehmenden Beschäftigung mit ökologischen Themen begannen mehr und mehr Menschen die Folgen schädlicher Umwelteinflüsse oder Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln am eigenen Leib zu spüren: Allergien, Neurodermitis und andere Hauterkrankungen stiegen nicht nur generell an, sie traten auch immer öfter schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Durch seine Tätigkeit in der Pharmaindustrie für das Thema sensibilisiert, erkannte Michael Lindner das Bedürfnis nach neuartigen, dermatologisch pflegenden Produkten auf Naturbasis und gründete am 1. Januar 1987 das Tochterunternehmen DADO-cosmed GmbH. Nach dem Grundsatz »Pflegt medizinisch, wirkt natürlich« entwickelte die DADO-cosmed GmbH fortan in intensiver Zusammenarbeit mit Dermatologen Pflegeserien, die der Haut helfen ihr natürliches Gleichgewicht wiederzufinden. »Nur wer die Haut versteht, kann ihre Bedürfnisse optimal erfüllen. Dazu ist ein fundiertes Wissen notwendig, wie unser Unternehmen es im Verlauf von nunmehr 60 Jahren aufgebaut hat«, erklärt Michael Lindner. Ob zur Basispflege oder therapiebegleitend – auf Grundlage der Natur hat DADO SENS Dermacosmetics in den letzten drei Jahrzehnten dermakosmetische Lösungen für alle sensiblen Hautzustände geschaffen. Inzwischen umfasst das Sortiment ein breit gefächertes Angebot für Menschen jeden Alters mit sehr trockener, reizempfindlicher Haut ebenso wie für Allergiker und Personen mit Akne, Diabetes, Neurodermitis, Schuppenflechte oder Rosazea, einer akneähnlichen entzündlichen Hauterkrankung des Gesichts. Im Laufe der Zeit zeichnete das Magazin ›Öko-Test‹ zahlreiche Produkte der Marke DADO SENS Dermacosmetics aus – manche sogar gleich mehrmals. So erhielt beispielsweise der ExtroDerm Hautbalsam zwischen 2004 und 2012 dreimal ein ›sehr gut‹ als Basispflege für Neurodermitiker. Doch nicht nur Verbrauchermagazine oder dermatologische Institute bestätigten die ausgezeichnete Wirkung und Verträglichkeit der Pflegeprodukte, höchstes Lob kam auch von den Kundinnen und Kunden selbst: So gewann etwa die PurDerm WaschCreme 2008 den renommierten französischen Konsumentenpreis ›Les Victoires de la Beauté‹. Diese Auszeichnung besitzt auch deshalb einen besonderen Stellenwert, weil die eingereichten Produkte in Form von

62


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

Blindtests, also ohne Kenntnis der Marke des Herstellers oder des Herkunftslandes, getestet werden. So entscheidet allein die Qualität. Bereits 1996 hatte Michael Lindner die alleinige Geschäftsführung des Unternehmens übernommen. Unter seiner Leitung und schon durch seinen vorherigen Einfluss als Geschäftsführer wurde die hauseigene Forschungs- und Entwicklungsarbeit in den neunziger Jahren konsequent weiter ausgebaut. Infolgedessen gelang es mit SYSTEM ABSOLUTE (1991), MISCHHAUT (1997) sowie NATUROYALE BIOLIFTING (2001) innerhalb eines Jahrzehnts gleich drei innovative Pflegeserien für unterschiedliche Altersgruppen und Hautbedürfnisse zu kreieren, die sich sehr erfolgreich auf dem Markt positionieren konnten und zahlreiche Auszeichnungen erhielten. So bewertete das Verbrauchermagazin ›Öko-Test‹ Produkte dieser Pflegeserien mehrfach mit dem Testurteil ›sehr gut‹. Die SYSTEM ABSOLUTE Tagescreme erhielt beispielsweise 2007 und 2009 gleich zwei Mal hintereinander dieses Prädikat, 2008 wurde das Augenkonturen-Fluid der Serie mit ›sehr gut‹ prämiert. Das NATUROYALE BIOLIFTING Reinigungsmousse und die NATUROYALE BIOLIFTING Nachtcreme wurden wiederum 2007 und 2008 mit dem bereits erwähnten Konsumentenpreis ›Les Victoires de la Beauté‹ ausgezeichnet. »Diese Auszeichnungen waren und sind eine Honorierung unserer jahrzehntelangen Forschungsarbeit, über die wir uns natürlich sehr freuen«, sagt Michael Lindner. »Für uns ist Hautpflege eine Sache des Vertrauens. Uns ist es wichtig, dass unsere Kundinnen und Kunden die genauen Inhaltsstoffe und Wirkungen unserer Präparate kennen. Deshalb werden diese bei all unseren Produkten exakt benannt.« Und dies nicht erst seit gestern: Als die ›Verordnung über kosmetische Mittel‹ 1997 die deutsche Kosmetikindustrie verpflichtete, alle Inhaltsstoffe auf der Verpackung anzugeben, war dies bei Börlind bereits seit sieben Jahren gängige Praxis. Für seine Verdienste erhielt Michael Lindner 1998 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg. Auch wenn er die Natur stets als Vorbild und Inspirationsquelle empfand, war für Michael Lindner die Arbeit mit dem Aufspüren neuer Wirkstoffe bei Weitem nicht abgeschlossen: »Grundlegende Forschungsund Entwicklungsarbeit bedeutet für uns zwar im wahrsten Sinne des

63


»Für mich ist es jedes Mal das schönste Gefühl, wenn ein neues Produkt im Regal steht und von den Kundinnen gut angenommen wird. Erst dann bin ich mit meiner Arbeit zufrieden.«

Guylaine Le Loarer

64


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

Wortes Entdecken neuer, natürlicher Wirkstoffe. Doch damit geben wir uns nicht zufrieden. Vielmehr werden die entdeckten Inhaltsstoffe mittels neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse von unserem Team weiterentwickelt, um schließlich eine perfekte Wirkung aus Natur und Wissenschaft zu erzielen. So können wir unseren Kundinnen und Kunden die für ihre Haut besten, verträglichsten und wirkungsvollsten Produkte anbieten. Auf den Punkt gebracht: Wissenschaft entdeckt das verborgene Potential der Natur.« Für nachhaltige Schönheit setzte Börlind also stets auf das Beste aus Natur und Wissenschaft. Denn erst durch die Einbeziehung aktuellster wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und die Nutzung modernster technischer Methoden können die neu entdeckten Schätze der Natur ihre optimale Wirkung entfalten. Dabei fußte die Naturkosmetik von ANNEMARIE BÖRLIND seit jeher auf einem Bouquet natürlicher Inhaltsstoffe, weil nur mehrere Wirkstoffe gemeinsam die gewünschte additive Wirkung der Produkte erzielen können. Innovative Forschung Wer auf diesem hohen Niveau Naturkosmetik kreieren will, braucht neben umfangreichem Fachwissen auch eine gehörige Portion Kreati­ vität. Über beides verfügt Guylaine Le Loarer. Die Biochemikerin aus der Bretagne kam 1996 zu Börlind. In ihrer 20-jährigen Tätigkeit entwickelte die heutige Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung rund 100 Rezepturen. »Eine neue Creme benötigt mindestens neun Monate Entwicklungszeit. Bei einer kompletten Pflegeserie können es auch gut und gern drei Jahre werden«, erklärt Guylaine Le Loarer. Zwar bilden das hauseigene Tiefenquellwasser sowie Kräuterauszüge und Pflanzenöle die Basis jeder hochwertigen Börlind-Creme, doch muss deren spezielle Kombination jedes Mal je nach Alter und Hauttyp sowie Verwendung als Augen-, Tages- oder Nachtcreme neu kreiert werden. Doch damit nicht genug: »Naturkosmetik ist schon allein deshalb eine Herausforderung, weil wir nur etwa zehn Prozent der Rohstoffe verwenden können, welche die konventionelle Kosmetik benutzt«, erläutert Guylaine Le Loarer. Biologisch schwer abbaubare oder bedenkliche Inhaltsstoffe wie etwa Polyethylenglykole ( PEGs )

65


und polyzyklische Moschus­verbindungen oder Erdölderivate wie Paraffine und Silikone waren für die Arbeit der kreativen Köpfe im Hause Börlind schon immer ebenso tabu wie von toten Tieren gewonnene Kollagen-, Elastin- oder Plazenta-Extrakte. Karmin, das aus Läuseblut gewonnen wird und als roter Farbstoff Verwendung in Lippenstiften findet, lehnt Börlind entschieden ab. Auch Tierversuche sowie gentechnisch veränderte Grundstoffe wurden stets konsequent abgelehnt. Stattdessen setzte das Schwarzwälder Familienunternehmen für seine innovativen Rezepturen auf Substanzen aus nachwachsenden Rohstoffen. Dabei richtete die Chef­ entwicklerin ihren Blick immer wieder gern auf die Schätze des Meeres, sind Algen doch ein Spezialgebiet der am Atlantik aufgewachsenen Französin. »Diese seit Urzeiten existierenden Pflanzen sind nicht nur ungemein wichtig für unser Ökosystem, weil sie durch Photosynthese einen Großteil des Sauerstoffs der Erde produzieren. Sie sind auch wahre Überlebenskünstler, ungemein vielseitig und reich an Wirkstoffen«, erzählt Guylaine Le Loarer begeistert. »Rot- und Braunalgen sind zum Beispiel reich an Mineralstoffen, Fettsäuren und Mehrfach­ zuckern wie Polysacchariden, welche die Fähigkeit haben, Wasser zu binden. Bestimmte Moleküle sind hautglättend, andere wiederum entzündungshemmend, feuchtigkeitsspendend oder schützend.« Angesichts derart vielfältiger Fähigkeiten verwundert es nicht, dass im Laufe der Jahre für nahezu 100 Börlind-Produkte Rot- und Braunalgen­ extrakte verwendet wurden. Doch gemäß seiner Produktphilosophie, das Beste aus Natur und Wissenschaft miteinander zu verbinden, ging Börlind immer noch einen Schritt weiter: Zur Beantwortung der zentralen Frage, wie die Stoffe ihre optimale Wirkung für die Haut erzielen könnten, bezog das Entwicklerteam stets auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit ein. Bei der Anti-Aging-Pflegeserie SYSTEM ABSOLUTE geschah dies beispielsweise durch die Nutzung der dritten Dimension. Enzyme oder auch Mehrfachzucker besitzen eine dreidimensionale Struktur, durch die sie ihre Aufgaben effektiver ausführen können. Bei der innovativen Rezeptur von SYSTEM ABSOLUTE nutzte Börlind die 3D-Struktur des Mehrfachzuckers Galactomannan aus

66


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

Braunalge

Papyrus

Acai-Beere

Rotalge

Flieder

Öl des Pistazienbaumes

Bio-Koffein

Hamamelis Hydrolat

Szechuanpfeffer

Johanniskraut

Chinesischer Zitterpilz

Stammzellen der Schwarzwaldrose

Seite 64: Guylaine Le Loarer, Leiterin Forschung & Entwicklung ( 2016 ) Seite 67: Eine Auswahl der Inhaltsstoffe, die für die Produkte von ANNEMARIE BÖRLIND verwendet werden

67


dem Samen des peruanischen Tarabaums, um darin ein hochkonzentriertes Algen­extrakt einzubetten. »Durch die 3D-Matrix gelangen die Algenmo­leküle nach und nach in die Haut, welche angeregt wird, sich den Anti-Aging-Extrakt aus dem Galactomannan herauszuziehen. Dieser aktiviert die Produktion von Kollagen und Elastin, wodurch wiederum Fältchen gemildert und die Elastizität der Haut erhöht werden«, erklärt Guylaine Le Loarer. Außer Algen trug im Hause Börlind noch eine weitere geschichts­ trächtige Pflanze zu einer naturkosmetischen Innovation bei: Papyrus, der kostbare Beschreibstoff der antiken Welt. Bis heute ist Börlind das einzige Naturkosmetikunternehmen, welches Papyruszellen zur Stärkung der Schutzbarriere der Haut verwendet. Auch bei der Nutzung natürlicher Ceramide, die ebenfalls die hauteigene Barrierefunktion stärken, oder botanischer Hyaluronsäure aus dem chinesischen Zitter­ pilz war das Schwarzwälder Familienunternehmen Vorreiter. Für die Verwendung einer Mikro-Emulsion in der MISCHHAUT-Pflegeserie erhielt Börlind 1999 mit dem Dr.-Rudolf-Eberle-Preis den Innovations­ preis des Landes Baden-Württemberg. 2014 folgte sogar ein Innovationspreis auf europäischer Ebene: Als ›Innovativstes Naturprodukt‹ wurden die AQUANATURE Augenpads mit dem BSB Innovationspreis ausgezeichnet, welcher die weltweite Vermittlung von neuestem Wissen unterstützt und herausragende Leistungen prämiert. Jahr für Jahr entlockte Börlind der Natur neue Schätze für seine Produkte. Wer beispielsweise dachte, weißer Trüffel aus dem Piemont ( Tartufo Bianco d’Alba ) – der teuerste Speisepilz der Welt – wäre nur ein köstlicher Gaumenschmaus, wurde bei Börlind eines Besseren belehrt. Als Michael Lindner im Piemont ein Trüffelgericht genoss, kam ihm plötzlich die Idee, den edlen Speisepilz doch einmal auf mögliche kosmetische Wirkstoffe hin untersuchen zu lassen. Gesagt, getan. Tatsächlich entdeckte das hauseigene Forscherteam, dass weißer Trüffel reich an Mineralien und Spurenelementen ist sowie die Elastinproduktion der Haut steigert. Daraufhin entwickelte das Unternehmen für die Anti-Aging-Pflegeserie NATUROYALE BIOLIFTING einen Wirkstoffkomplex aus weißem Trüffelextrakt, natürlicher Zitterpilz-­ Hyaluronsäure und Vitaminen, welcher die hauteigene Regeneration

68


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

aktiviert und die Zellerneuerung anregt. Natürliches Lifting mit der Kraft des weißen Trüffels – eine echte Innovation! Doch wie bei jedem Produkt, war auch bei NATUROYALE BIOLIFTING die Arbeit mit der Entwicklung des neuen Wirkstoffkomplexes noch lange nicht abgeschlossen. Es folgten monatelange Stabilitätstests bei hohen und niedrigen Temperaturen, denn schließlich sollte das Präparat ja überall auf der Welt unverändert stabil und wirksam bleiben. Zuletzt wurde ›Börlinds goldene Serie‹ noch von einem unabhängigen dermatologischen Institut hinsichtlich seiner Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft, bevor sie schließlich mit verbesserter Rezeptur auf den Markt kam. »Für mich ist es jedes Mal das schönste Gefühl, wenn ein neues Produkt im Regal steht und von den Kundinnen gut angenommen wird. Erst dann bin ich mit meiner Arbeit zufrieden«, sagt Guylaine Le Loarer. Dazu hat die passionierte Kreateurin auch allen Grund, schafften es die Produkte aus dem Hause Börlind doch schon mehrmals sogar in Frankreich – dem Mutterland der Schönheitspflege – bei der Verleihung der ›Les Victoires de la Beauté‹ die französische Konkurrrenz hinter sich zu lassen. Corporate Social Responsibility Wer in Führung bleiben will, darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Diese Überzeugung galt schon immer im Hause Börlind. So hält nicht nur die Chefentwicklerin auf Rohstoffmessen, Fachkongressen oder in Forschungseinrichtungen fortwährend Ausschau nach neuen Wirkstoffen. Zusätzlich spüren erfahrene Scouts und Ethno-Botaniker weltweit neue Pflanzen und Rohstoffe für das Unternehmen auf. Und noch jemand besitzt in dem Schwarzwälder Familienunternehmen ein ausgezeichnetes Gespür für die Schätze der Natur: Daniela Lindner, die Ehefrau von Michael Lindner, nimmt immer wieder selbst an teilweise abenteuerlichen Entdeckungsreisen in die entlegensten Winkel der Welt teil. »Da ich aus einer Reformhaus-Familie stamme, sind mir die Themen natürliche Ernährung und Naturkosmetik seit meiner Jugend vertraut«, erzählt Daniela Lindner. »Ursprünglich wollte ich einmal Pilotin werden, reisen und ferne Länder kennenlernen.

69


Seite 70: Imagefilm ANNEMARIE BÖRLIND – Natural Beauty

70


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

Dann entschied ich mich aber doch, unser Reformhaus in der dritten Generation weiterzuführen, eine abwechslungsreiche Tätigkeit, die mir viel Freude bereitet hat.« Nach ihrer Heirat wendete Daniela Lindner sich dann dem Unternehmen zu, in dem sie seit 2002 aktiv mitarbeitet. Ihre Lust am Reisen und Entdecken neuer Kulturen ist bis heute ungebrochen. So machte sich die Unternehmerin zum Beispiel 2012 zusammen mit einer Ethno-Botanikerin, die für die Landfrauenförderprojekte des VEBW e.V. tätig ist, auf den Weg nach Nepal. »Unser Ziel war ein abgelegenes Gebiet an der Grenze zu Indien. Dorthin verirren sich so gut wie nie Fremde. Es gab kaum Straßen, so dass wir uns oft einen Weg mitten durch den Dschungel bahnen mussten«, erzählt Daniela Lindner. Doch ihre Mühen wurden belohnt: Bei den einheimischen Bauern entdeckten sie ein hautglättendes Öl, das aus den gepressten Samen der nepalesischen Rosenkirsche ( Prinsepia Utilis ) gewonnen wird. »Es war faszinierend, dort an dem schon jahrhunder­tealten Wissen über diese Pflanze teilhaben zu dürfen, die wir hier in Europa nicht einmal kennen«, sagt Daniela Lindner begeistert. Zu Hause in Calw bestätigten dann wissenschaftliche Tests des hauseigenen Forscherteams die hautglättende Wirkung des Rosenkirschöls. 2013 wurde der Wirkstoff in die Rezeptur der SYSTEM ABSOLUTE Augenpflege aufgenommen. Damit war Börlind das erste Unternehmen in Europa, welches nepalesisches Rosenkirschöl verwendete. »Wir werden den Wirkstoff wegen seiner guten Hauteigenschaften sicher noch für weitere Produkte nutzen«, ist Daniela Lindner überzeugt. In der Zwischenzeit entwickelte sich aus dem Kontakt zu den nepalesischen Bauern eine Zusammenarbeit. »Dabei legen wir nicht nur größten Wert auf Qualität, sondern auch auf faire Preise und feste Lieferverträge«, betont Daniela Lindner, die in der Geschäftsleitung auch für Corporate Social Responsibility ( Unternehmensver­ antwortung ) zuständig ist. »Denn hinter jedem Rohstoff steht die Geschichte der Menschen, die von seiner Förderung sich und ihre Familien ernähren.«

71


ÂťEs ist unser besonderer Anspruch, Naturkosmetik mit ausgewiesener Wirkleistung herzustellen, die auf modernster Forschung und Entwicklung beruht.ÂŤ

Michael Lindner


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

Schutz aus den Schätzen des Meeres Im Sommer 2014 bewies Börlind mit seinen BEAUTY PEARLS Anti-Pollution einmal mehr wissenschaftlichen Pioniergeist und Weltoffenheit zugleich. Dieses Mal hatte das hauseigene Forscherteam seinen Blick nach Vietnam gerichtet, um mit botanischem Kaviar ( Makroalge ) eine naturkosmetische Weltneuheit zu entwickeln. In der asiatischen Küche ist der botanische Kaviar wegen seiner vielfältigen positiven Eigenschaften, etwa zur Stärkung der Abwehrkräfte und als Mineralstofflieferant, schon seit Generationen fest verwurzelt. Besonders beliebt ist er bei den Bewohnern der japanischen Insel Okinawa – auch bekannt als ›Insel der Hundertjährigen‹. In der Kosmetik wiederum bewirkt der botanische Kaviar einen besseren Zusammenhalt zwischen der Epidermis und der Dermis und sorgt so für eine verbesserte und gestraffte Hautstruktur. Auf dieser Basis entwickelte Börlind seine neue Produktlinie, die jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse perfekt mit den hohen Anforderungen der Naturkosmetik verbindet. Denn die wertvollen Inhaltsstoffe von BEAUTY PEARLS Anti-Pollution wirken gegen negative Umwelteinflüsse und freie Radikale. Die Haut wird fühlbar glatter und samtweich. Wie stets bei Börlind werden auch die Seren von BEAUTY PEARLS Anti-Pollution hauttypgerecht für empfindliche, feuchtigkeitsarme sowie regenerationsbedürftige Haut angeboten. »Mit dieser Innovation unterstreichen wir erneut unseren besonderen Anspruch, Naturkosmetik mit ausgewiesener Wirkleistung herzustellen, die auf modernster Forschung und Entwicklung beruht«, stellt Michael Lindner fest.

73


Schönheitsgeheimnis der Fackellilie gelüftet Auch in Europa hält die Natur noch manchen Schatz für die Kosmetik bereit. Im sonnigen Süden Frankreichs wächst die faszinierende feuerrote Fackellilie – ein wahrer Blickfang. Doch die Pflanzenschönheit hat noch viel mehr zu bieten: Ihr süßer Blütennektar, der nur wenige Wochen im Sommer früh morgens von Hand gewonnen wird, weckte das Interesse von Chefentwicklerin Guylaine Le Loarer. Die anschließende wissenschaftliche Analyse bestätigte ihr Gespür, enthält der kostbare Fackelliliennektar doch äußerst wertvolle Inhaltsstoffe für die Hautpflege. »Besonders interessant ist seine spezielle Wirkungsweise gegen freie Radikale. Außerdem besitzt er eine antiseptische und entzündungshemmende Wirkung«, erklärt die Biochemikerin. Grund genug für Börlind, diesen außergewöhnlichen natürlichen Rohstoff für die Kreation eines hochwirksamen neuen Pflegeprodukts zu verwenden. Und wieder einmal bestätigte das Schwarzwälder Unternehmen die Innovationskraft seiner Forschung und brachte im September 2014 mit NATUPERFECT Anti-Pigment & Brightening Fluid ein neuartiges Serum auf den Markt, welches durch einen speziellen Wirkstoffkomplex aus Fackellilienextrakt, Ceramiden, Astaxanthin aus der Mikroalge sowie Detoxophane aus der Gartenkresse das Feuchthaltevermögen der Haut erhöht, die Hautbarriere stärkt sowie Alters- und Pigmentflecken reduziert und der Entstehung neuer Überpigmentierungen vorbeugt. »Die regelmäßige Anwendung von NATUPERFECT Anti-Pigment & Brightening Fluid sorgt für einen sichtbar ebenmäßigeren und strahlenderen Teint«, sagt Guylaine Le Lorarer zufrieden und fügt hinzu: »Natürlich ist diese Wirkung wie bei uns im Hause üblich von unabhängigen Testinstituten wissenschaftlich bestätigt.«

74


Das Beste aus Natur und Wissenschaft verbinden

»Naturkosmetik ist schon allein deshalb eine Herausforderung, weil wir nur etwa zehn Prozent der Rohstoffe verwenden können, welche die konventionelle Kosmetik benutzt.«

Guylaine Le Loarer

75



»Ein verlässlicher Partner sein«

Gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt Engagement 1998 »Natürlichkeit und Nachhaltigkeit gibt es bei uns nur im Doppelpack. Unsere Pflegeprodukte bestehen nicht nur aus hochwertigen Naturstoffen, wir legen auch größten Wert auf Fairen Handel und engagieren uns weltweit in sozio-ökologischen Projekten. Denn wir möchten, dass unsere Erde heute schon ein bisschen gerechter wird, und dass kommende Generationen auch morgen eine lebenswerte Zukunft haben«, erklärt Michael Lindner. Der Nachdruck, mit dem er dies sagt, lässt keinen Zweifel daran, dass ihm das Thema Nachhaltigkeit ein persönliches Herzensanliegen ist. Gleichzeitig lässt er sich als Unternehmer mit diesem Bekenntnis in die Pflicht nehmen. Denn wer seine Position so klar benennt, muss seinen Worten auch Taten folgen lassen, wenn er gegenüber Kunden und Öffentlichkeit glaubwürdig bleiben will. »Aus diesem Grund pflegen wir eine offene Kommunikation. Wir geben gern Auskunft über unsere Aktivitäten und freuen uns über Anregungen. Unsere Kundinnen und Kunden sollen uns kennen. Wir wollen ihnen ein beständiger und verlässlicher Partner sein,

77


Seite 76: Leela aus dem Iran ( 2013 ) Seite 78 oben: RosenblĂźtenverarbeitung im Iran ( 2009 ) Seite 78 unten: Malierinnen zu Besuch in Calw ( 2013 )

78


Gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt

für den natürliche Schönheitspflege untrennbar mit Verantwortung gegenüber Mensch und Natur verbunden ist«, sagt Michael Lindner. Wenn Daniela und Michael Lindner sich für ein Projekt engagieren, betrachten sie dies als eine Partnerschaft auf Augenhöhe, bei der beide Seiten voneinander lernen können. Dabei setzt sich das Ehepaar, das drei Töchter und einen Sohn hat, gern für Frauenprojekte in Entwicklungsländern ein. »Afrika wird von Frauen getragen«, sagt Michael Lindner. »Meist sind sie es, die für die Ernährung der Familie und die Zukunft der Kinder sorgen.« So verhielt es sich auch in Siokoro, einem Dorf in Mali. Dort stellten die Frauen auf traditionelle Weise in mühevoller Handarbeit Karitébutter – auch Sheabutter genannt – her, ein in Afrika seit Langem bekanntes Hautpflegeprodukt, das wegen seiner glättenden Wirkung inzwischen auch in Europa und Amerika hoch geschätzt wird. Eigentlich eine gute Einkommensquelle für das mitten im Busch gelegene Dorf. Doch die von Hand hergestellte Menge war meist zu gering und zudem von unzureichender Qualität. Daher initiierten Daniela und Michael Lindner zusammen mit dem gemeinnützigen Verein ›Häuser der Hoffnung – Schulbildung für die Dritte Welt‹ dort ein Bio- und Fair-Trade-Projekt, um den Frauen von Siokoro durch den Bau einer Produktionsanlage und eines Schulungszentrums die Herstellung hochwertiger Karitébutter in marktfähigen Mengen zu ermöglichen. Auch ein Qualitätslabor wurde gebaut, damit die Produktqualität fortwährend überprüft werden konnte. Börlind übernahm auch die Vermittlung der für die Laborarbeiten erforderlichen Fachkenntnisse und schulte einige Malierinnen am Firmensitz in Calw. Feste Lieferverträge und faire Preise garantieren der Frauenkooperative von Siokoro – und damit rund 50 kinderreichen Familien – eine ebenso stabile wie zukunftsträchtige Einkommensquelle. Darüber hinaus bietet das Schulungszentrum den Frauen auch Alphabetisierungsprogramme sowie Kurse zur Gesundheitsvorsorge und Aids-Prävention an. Das Karitébutter-Projekt wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet. So erhielt Börlind für sein gesellschaftliches Engagement 2011 den ›Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in BadenWürttemberg‹. Im folgenden Jahr verlieh das Bundesministerium für

79


wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung dem Unternehmen für dieses vorbildliche Projekt den ›Innovationspreis für Vorhaben der beruflichen Bildung in Entwicklungsländern‹. »Soziale Verantwortung kennt keine Grenzen«, sagt Michael Lindner mit Blick auf ein weiteres, im Iran befindliches Kooperationsprojekt seines Unternehmens. Unter dem Motto »Rosen statt Opium« unterstützt Börlind dort seit vielen Jahren eine Initiative, die den Bauern der Bergregion von Lalehzar in der Provinz Kerman ein besseres, selbstbestimmteres Leben ermöglicht. Aus Mangel an alternativen Einkommensquellen bauten die Menschen dort früher illegal Mohn an, den sie an Opiumhändler verkauften. Auf Anregung der ›Zahra Rosewater Company‹ entschlossen die Bauern sich, den Anbau dieses todbringenden Stoffes aufzugeben und künftig Damaszenerrosen in Bioqualität anzupflanzen. Denn die auf 2.500 Metern Höhe in reinster Bergluft befindlichen Anbauflächen bieten der roséfarbenen Rose mit dem betörenden Duft ideale Wachstumsbedingungen. Unmittelbar nach der Ernte werden die frischen Blüten gemäß einer jahrhundertealten orientalischen Rezeptur zu Rosenöl und Rosenwasser verarbeitet. »Die Qualität des kostbaren Rosenöls aus Lalehzar ist einzigartig«, sagt Daniela Lindner. »Wegen seiner glättenden und regenerierenden Wirkung ist es ein ausgezeichneter Wirkstoff.« Durch feste Lieferverträge und einen Kaufpreis am oberen Ende der marktüblichen Spanne garantiert das Kosmetikunternehmen rund 1.500 Menschen ein gesichertes Einkommen. »Außerdem werden aus den Gewinnen drei Waisenhäuser und ein Frauenhaus finanziert«, erklärt sie. So essentiell natürliche Rohstoffe für Börlinds Kosmetikprodukte auch sind, das Schwarzwälder Familienunternehmen zieht dort die Grenze, wo Natürlichkeit im Widerspruch zu Nachhaltigkeit steht. »Ein schonender Umgang mit den Ressourcen der Natur ist unser oberstes Gebot«, sagt Michael Lindner und fährt fort: »Es ist mit unseren Werten vollkommen unvereinbar, dass etwa für die Anlage von Ölbaumplantagen zur Gewinnung von Palmkernöl in großem Umfang tropischer Regenwald, die ›grüne Lunge der Erde‹, abgeholzt wird. Ebenso verwenden wir kein Rosenholzöl, das aus den als gefährdet eingestuften Palisanderbäumen des Amazonas gewonnen wird.« Vielmehr

80


Gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt

hat Börlind sich im Falle selten in der Natur vorkommender Rohstoffe bewusst für die Verwendung naturidentischer, also der Natur nachempfundener, mittels biotechnologischer Verfahren im Labor gewonnener Stoffe entschieden, welche die gleiche Wirkung wie ihre natürlichen Vorbilder erzielen. Über Bio- und Fair-Trade-Projekte hinaus engagieren Daniela und Michael Lindner sich auch persönlich: So unterstützte das Ehepaar zum Beispiel in Jhaljhalia, einem Ort im Norden von Bangladesch, den Bau eines Wohnheimes, welches auch Kindern aus entlegenen Dörfern den Besuch der dortigen Schule ermöglicht. Damit ist der Einsatz von Börlind in Jhaljhalia jedoch noch nicht beendet. Bei ihrem sozialen Engagement blicken die Lindners keineswegs nur in die Ferne. Auch in Deutschland unterstützen sie Einrichtungen, die Menschen in akuten Notsituationen auffangen oder in schwierigen Lebensphasen begleiten. So setzt sich Börlind etwa für das Berliner Elisabethstift ein, ein evangelisches Kinderheim mit angeschlossener Kita und Schule sowie einem breit gefächerten Angebot an pädagogischen Fördermaßnahmen. Des Weiteren engagiert sich das Unternehmerpaar für die katholische Luise-von-Marillac-Rehaklinik in Bad Überkingen, der bundesweit ersten Fachklinik, die sich auf die Rehabilitation jüngerer Brustkrebspatientinnen spezialisiert hat und dabei einem ganzheitlichen Ansatz für Körper, Seele und Geist folgt. »Körperpflege ist ja bekanntlich auch für die Seele wohltuend. Daher möchten wir durch spezielle Börlind-Beauty-Behandlungen die Patientinnen unterstützen, ihre innere Balance wiederzufinden«, sagt Daniela Lindner. Ein Unternehmen, das sich weltweit für Mensch, Natur und Umwelt stark macht, darf dabei natürlich das eigene Haus nicht aus den Augen verlieren. Was Börlind bereits 1983 mit der Grundsteinlegung seines baubiologischen Firmenneubaus begonnen hatte, wuchs im Laufe der Jahre zu einem ambitionierten nachhaltigen Gesamtkonzept heran, welches heute sämtliche Unternehmensbereiche erfasst. Da Börlind sich nicht mit der branchenüblichen Zertifizierung seiner Produkte begnügen, sondern alle Firmenaktivitäten einer fortlaufenden Kontrolle unterwerfen wollte, erstellte das Unternehmen 2008

81


eigene Richtlinien. Diese gehen nicht nur deutlich über die Kriterien existierender Naturkosmetik-Siegel hinaus, sie wurden auch von EcoControl, einer weltweit tätigen Zertifizierungsstelle für ökologische Produkte und Qualitätssicherungssysteme, bestätigt. Seit 2012 wird Börlind jährlich mit dem CSE ( Certified Sustainable Economics )Nachhaltigkeitssiegel für eine ökologische, sozial integrierte und qualitätsorientierte Unternehmensführung ausgezeichnet. »Über dieses Lob freuen wir uns natürlich. Gleichzeitig spornt es uns an, unsere hauseigenen Standards noch weiter zu optimieren. Bereits heute erreichen wir durch Ökostrom aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik jedes Jahr eine beachtliche CO2-Einsparung«, sagt Michael Lindner. Auch durch den Versand seiner Postsendungen mit einem klimaneutralen Paket- und Postversand leistet Börlind einen Beitrag zur Einhaltung der Vorgaben des Kyoto-Protokolls beim Ausgleich transportbedingter CO2-Emissionen. Ebenso ist die hauseigene Fahrzeugflotte mit neuesten Technologien zur Verbrauchs- und Emissionsreduzierung ausgestattet, was dem Unternehmen beim ›Volkswagen‹Umwelt-Award ›Die grüne Flotte‹ in der Kategorie ›höchste prozentuale Kraftstoffersparnis‹ jährlich einen Spitzenplatz beschert. Zukunftsweisende Maßstäbe kann nur ein Unternehmen setzen, das über ein hochmotiviertes Team von Mitarbeitern verfügt. Daher ist ein von Respekt und Wertschätzung geprägtes Betriebsklima ein zentraler Bestandteil des ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzepts im Hause Börlind. »80 Prozent unseres Teams – auch im Außendienst – sind Frauen«, sagt Michael Lindner. »Wir haben mit unseren meist langjährigen Mitarbeiterinnen ausgezeichnete Erfahrungen gemacht. Frauen sind belastbarer. Sie managen Familie und Beruf gleichzeitig, was oft einer Herkulesaufgabe gleichkommt.« Daher setzen der Unternehmer und seine Frau sich auch dafür ein, dass die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere künftig leichter wird. »Kinder sind ein Geschenk und bereichern unser Leben. Für mich ist meine Familie das Zentrum meines Lebens. Und natürlich prägen unsere familiären Werte wiederum unsere Firma. Sie geben unserem Familienunternehmen ein unverwechselbares Profil. Denn Produkte kann man kopieren, aber eine Unternehmenskultur nicht«, sagt Michael Lindner.

82


Gelebte Verantwortung für Mensch und Umwelt

Seite 83 oben: Frauen bei der Kariténusslese in Mali ( 2011 ) Seite 83 unten: Rosenkirschkerne für das Dhatelo-Öl aus Nepal ( 2016 )

83



»Bewährtes bewahren und Neues wagen«

Weichenstellungen für die Zukunft

Fusion 2002 In den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach Bioprodukten endgültig zu einem Megatrend entwickelt. Nicht nur in Deutschland, in ganz Europa und auch in Nordamerika nimmt die Zahl der Menschen, die sich für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil im Einklang mit der Natur entscheiden, stetig zu. Als Reaktion auf diesen Bio-Boom bringen nun auch Hersteller konventioneller Kosmetik verstärkt naturkosmetische Produkte auf den Markt. »Wir müssen uns kein grünes Mäntelchen umhängen. Börlind lebt Naturkosmetik nun schon seit 60 Jahren!«, sagt Michael Lindner und blickt trotz steigender Konkurrenz voller Optimismus in die Zukunft. Dazu hat der erfolgreiche Unternehmer auch allen Grund: Nachdem es ihm 2002 gelang, die Anteile der Familie Hermann Börners an der Börlind GmbH zu kaufen, ging die Firma am 1. Januar 2003 in den ausschließlichen Besitz der Familie Lindner über. Doch damit nicht genug. Vier Jahre später traf Michael Lindner mit unternehmerischer Weitsicht eine Entscheidung, die dafür gesorgt hat, dass Börlind für die Zukunft ausge-

85


zeichnet aufgestellt ist: Um der wachsenden Nachfrage nach Naturkosmetik nachzukommen, entschloss er sich, seine Produkte in Deutschland nicht mehr exklusiv über Reformhäuser zu verkaufen, sondern auch in Parfümerien, Apotheken, Bioläden, ausgewählten Kaufhäusern und gehobenen Drogeriemärkten. »Das war keine leichte Entscheidung«, gibt Michael Lindner unumwunden zu. »Schließlich sind wir mit den Reformhäusern groß geworden. Und sie werden auch weiterhin ein wichtiges Standbein für uns sein. Dennoch war die Zeit gekommen, sich auch für andere Vertriebswege zu öffnen.« Seine Entschlossenheit, Neues zu wagen, wurde belohnt. Inzwischen ist ANNEMARIE BÖRLIND auch in den Parfümerien die Nummer eins unter den Naturkosmetikmarken. »Durch unser erweitertes Vertriebskonzept findet auch unsere dekorative Kosmetik noch mehr Beachtung«, stellt Daniela Lindner erfreut fest. Seiner Unternehmensphilosophie entsprechend setzte Börlind von Anfang an auch in diesem Bereich konsequent auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Als ausgebildete Kosmetikerin weiß Daniela Lindner, worauf es bei gutem Make-up, Mascara oder Lippenstift ankommt: »Hochwertige Ingredienzien, pflegende Wirkstoffe und natürlich eine gute Verträglichkeit sind unverzichtbar. Schließlich schminken viele Frauen sich Tag für Tag und wollen dies auch mit gutem Gewissen ihrer Haut gegenüber tun.« Dass die dekorative Naturkosmetik von ANNEMARIE BÖRLIND sich dabei in keiner Weise hinter konventionellen Produkten verstecken muss, stellte das Unternehmen immer wieder überzeugend unter Beweis. Unter dem Motto »Green Glamour im Zeichen des Lindenblatts« nahm Börlind als Make-up-Partner an vielen hochkarätigen Veranstaltungen wie der Bambi-Verleihung, dem Finale von Miss Germany oder den Internationalen Filmfestspielen von Cannes teil. 2013 präsentierte das Schwarzwälder Familienunternehmen seine Produkte sogar im Rahmen der Oscar-Verleihung in Hollywood. »Mit unserer dekorativen Kosmetik an einem solch wichtigen Medienereignis mitwirken zu können, ist für uns eine Bestätigung unseres Weges. Auch in Hollywood werden die Themen Natürlichkeit und Nachhaltigkeit immer wichtiger«, sagt Daniela Lindner.

86


Weichenstellungen für die Zukunft

Wie wohltuend die Kräfte der Natur auf Körper und Geist wirken, können die Gäste der Börlind-Schönheits-Oase im heimischen Schwarzwald bereits seit über 20 Jahren hautnah erfahren. Im idyllischen Kurort Bad Teinach bietet Börlind in seinem ANNEMARIE BÖRLIND NATUR AL BEAUTY SPA ein spezielles SPA-Konzept mit Gesichts- und Körperbehandlungen an, die systematisch auf den jeweiligen Hauttyp und das Alter abgestimmt werden. Darüber hinaus machen es die Börlind-City-SPAs in Stuttgart, Erlangen und Saarlouis seit einigen Jahren auch möglich, mitten in der Stadt in die Welt der Naturkosmetik von ANNEMARIE BÖRLIND einzutauchen. Um seinen erfolgreichen Kurs auch in Zukunft mit voller Kraft fortsetzen zu können, legt Börlind großen Wert auf ein innovatives Vertriebskonzept. »Als mittelständisches Familienunternehmen können wir viel schneller agieren als ein großer Konzern. Das ist ein enormer Vorteil bei der Umsetzung zukunftsorientierter Maßnahmen und Strategien«, erklärt Bevollmächtigter der Geschäftsleitung, Gunter Thoß. »Nehmen wir zum Beispiel die Neuen Medien: Unser Vertriebsteam war das erste, welches seine Produktpräsentationen mithilfe eines iPads durchführte. Unsere Kundenberaterinnen greifen inzwischen ebenfalls darauf zurück, weil sie so die Wirkung unserer Produkte auf äußerst anschauliche Weise mit Fotos und Grafiken demonstrieren können.« Um den Bedürfnissen seiner Kundinnen optimal zu entsprechen, stellte Börlind auch 2013 und 2015 beim Relaunch seiner Website die Benutzerfreundlichkeit an oberste Stelle. Außerdem bietet das Familienunternehmen seitdem – dem vielfachen Wunsch seiner Kundinnen folgend – seine Produkte ebenfalls über einen eigenen Online-Shop an. Darüber hinaus informiert der Naturkosmetikhersteller die Öffentlichkeit seit 2008 mit dem hauseigenen Magazin ›natürlich frau‹ über innovative Entwicklungen, Events sowie sein sozio-ökologisches Engagement. »Eine serviceorientierte Nähe zu den Menschen, wie Unternehmensgründerin Annemarie Lindner sie über Jahrzehnte hinweg geprägt hat, ist und bleibt eines unserer Markenzeichen«, resümiert Gunter Thoß.

87


Internationaler Erfolg Ob in Mailand, in New York oder in Tokio – Börlind ist in den Metropolen dieser Welt präsent. Dabei gehören Asien und Nordamerika zu den wichtigsten Märkten in Übersee. »Gerade in den USA haben wir nicht nur seit Jahrzehnten treue Kundinnen, unsere konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Produktphilosophie hat den gesamten amerikanischen Naturkosmetikmarkt positiv beeinflusst. Deshalb ehrte die US-Naturwarenbranche meine Mutter auch 2005 mit dem ›Natural Legacy Award‹ für ihr Lebenswerk«, erzählt Michael Lindner. Auch in Japan, einem Land, dessen Kultur die Schönheit der Natur auf vielfältige Weise verehrt, erfreuen sich die Produkte aus dem Hause Börlind schon seit drei Jahrzehnten großer Beliebtheit. Mit Mut, Entschlossenheit und großer Gestaltungsfreude schaffte das Familienunternehmen aus dem Schwarzwald innerhalb von zwei Generationen den Sprung an die Spitze. So wurde aus der Vision einer jungen Naturkosmetikerin eine globale Marke, die heute in über 30 Ländern verkauft wird und zu den weltweit führenden Naturkosmetikherstellern zählt. Und welches Ziel verfolgt ein derart erfolgreiches Unternehmen für die Zukunft? Ohne Zögern antwortet Michael Lindner: »Wir wollen das größte und bekannteste Naturkosmetikunternehmen der Welt werden. Und dabei weiterhin ein familiengeführtes Unternehmen bleiben. Denn ich betrachte unsere Firma als Lehen, das ich von meinen Eltern bekommen habe, um es noch erfolgreicher zu machen und an meine Kinder weiterzugeben.« Damit dieser gerade in Familienunternehmen nicht selten schwierige Generationenwechsel gelingt, entschieden Michael und Daniela Lindner sich schon früh, ihre Kinder langsam an die Firma heranzuführen. Ihr Konzept ging auf: Während Alicia und Vanessa Lindner erst vor Kurzem ins Unternehmen eingetreten sind, hat ihr älterer Bruder Nicolas diesen Schritt bereits im April 2013 getan. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann erwarb Nicolas Lindner zunächst an der Munich Business School den Bachelor in Internationaler Betriebswirtschaftslehre und danach an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen den Master of Family Entrepreneurship. »Da ich das Unternehmen durch Ferienjobs in Produktion und Verwaltung sowie die Teilnahme an Veranstaltungen nach und

88


Weichenstellungen für die Zukunft

»Ich agiere ausgesprochen gern im Team und betrachte ein von gegenseitiger Wertschätzung getragenes Arbeitsklima als eine der großen Stärken eines Familienunternehmens.«

Nicolas Lindner

Seite 89 links: Alicia Lindner ( 2016 ) Seite 89 rechts: Nicolas Lindner ( 2016 )

89


Seite 90: Empfang und Kosmetikkabinen im ANNEMARIE BÖRLIND NATURAL BEAUTY SPA im Hotel Therme in Bad Teinach

90


Weichenstellungen für die Zukunft

nach kennenlernen konnte, stand für mich seit dem Abitur fest, dass ich einmal zu Börlind gehen würde«, erinnert sich der heute 32-Jährige. Dennoch entschloss er sich, nach dem Studium zunächst eine Zeit lang für eine Private-Equity-Firma in München zu arbeiten. »Mir war es wichtig, erst einmal externe Erfahrungen zu sammeln«, begründet er seine Entscheidung. Nach verschiedenen Positionen im Unternehmen gestaltet Nicolas Lindner inzwischen als geschäftsführender Gesellschafter gemeinsam mit seinem Vater die Geschicke des Familienunternehmens. Beide eint neben strategischem Geschick und unternehmerischem Gestaltungswillen auch die Verbundenheit mit den Wurzeln der Firma. »Ich finde es beeindruckend, wie meine Großmutter aus dem Nichts mit harter Arbeit, Disziplin und festem Glauben an ihre Vision ein international erfolgreiches Unternehmen aufgebaut hat. Die Klarheit und Systematik ihres Börlind-Pflegehauses ist bis heute unsere Richtschnur«, sagt Nicolas Lindner anerkennend. Auch die Tradition der gelebten sozialen Verantwortung will der junge Unternehmer fortsetzen, der in der täglichen Arbeit flache Hierarchien und einen kooperativen Führungsstil schätzt. »Ich agiere ausgesprochen gern im Team und betrachte ein von gegenseitiger Wertschätzung getragenes Arbeitsklima als eine der großen Stärken eines Familienunternehmens.« Mit seinen rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Börlind heute zu den größten Arbeitgebern der Stadt Calw. Was den Erfolg betrifft, kann sich das Schwarzwälder Familienunternehmen inzwischen durchaus mit den großen Konzernen messen. »Nun kommt es darauf an, uns für die nächsten zehn bis 15 Jahre auch strategisch entsprechend aufzustellen«, erklärt Nicolas Lindner entschlossen. Wer ihm zuhört, hat keinerlei Zweifel, dass er die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens mit dem gleichen Elan wie seine Großeltern und seine Eltern auch in der dritten Generation fortschreiben wird. Und so wird Börlind seine faszinierende Suche nach den Schätzen der Natur fortsetzen, getreu dem Motto von Annemarie Lindner: »Alles, was die Haut braucht, gibt es in der Natur. Es wartet nur darauf, von uns entdeckt zu werden.«

91



»Am Mute hängt der Erfolg«

Theodor Fontane

Die Börlind Awards 1987–2017 1987

2003

Die Vereinigung deutscher Reformhäuser verleiht Annemarie Lindner die goldene Verdienstnadel für ihre Arbeit in der Branche

Die Frauenzeitschrift ›Für Sie‹ kürt Annemarie Lindner zu den ›100 beeindruckendsten Frauen des Jahres‹

1996 Ökotest ›sehr gut‹ DADO SENS ExtroDerm Hautbalsam

1999 Dr. Rudolf-Eberle-Preis Entwicklung einer Mikro-Emulsion für ANNEMARIE BÖRLIND MISCHHAUT

2001 Ökotest ›sehr gut‹ DADO SENS ExtroDerm Intensiv-Creme

2004 Ökotest ›sehr gut‹ DADO SENS ExtroDerm Hautbalsam

2005 Natural Legacy Award (USA) Annemarie Lindner Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND PURA SOFT Q10 Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND ROSMARIN-KRÄUTER-SHAMPOO Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND EFFEKT PEELING

93


2006 Prix santé magazine (Frankreich) ANNEMARIE BÖRLIND NATUROYALE BIOLIFTING Serum Les Victoires de la Beauté (Frankreich) ANNEMARIE BÖRLIND NATURESÔME Nature Effect Fluide Ökotest ›sehr gut‹ anne lind Duschgel lemon grass

2007

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND CERAMIDE REPAIR SHAMPOO Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND CREME PASTELL Apricot Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND TEENCARE Reinigungsgel

2008 Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

ANNEMARIE BÖRLIND NATUROYALE BIOLIFTING Night Repair

ANNEMARIE BÖRLIND NATUROYALE BIOLIFTING Reinigungsmousse

Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

DADO SENS PurDerm Wasch-Creme

ANNEMARIE BÖRLIND NATURESÔME Nature Effect Fluide

Prix santé magazine (Frankreich)

Prix santé magazine (Frankreich)

ANNEMARIE BÖRLIND NATUROYALE BIOLIFTING Night Repair

ANNEMARIE BÖRLIND NATUROYALE BIOLIFTING Serum Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND ­ LL REGENERATION Reinigungsmilch Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND FOR LIPS Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Tagescreme

94

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND ANTI STRESS MASKE Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUNLESS BRONZE Selbstbräuner Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Augenkonturen-Fluid


Die Börlind Awards 1987–2017

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND LIP GLOSS Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN After Sun Gel Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND MAKE-UP

2010 SPA Diamond ›Beauty Naturkosmetik Damen‹ ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Kurz vor ihrem 90. Geburtstag erhält Annemarie Lindner den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg. Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND MEERESALGEN SHAMPOO

ANNEMARIE BÖRLIND NATUREPAIR Skin Renewal Fluid

Ökotest ›sehr gut‹ anne lind Duschgel lemon grass

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN After Sun Gel

2009

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN SONNENFLUID LSF 20

Beautyworld Cup Annemarie Lindner Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND LL REGENERATION Nachtcreme Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Tag Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND LL REGENERATION Tagescreme Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND MASCARA

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND ROSENTAU Tag Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND CREME PASTELL Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND LIPPENSTIFT Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND MASCARA Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND MAKE-UP flüssig

95


2011 neuform LebensWerk Annemarie Lindner

Annabelle Prix de Beauté (Schweiz)

Maurice Lacroix Award für das Lebenswerk Annemarie Lindners

Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitsserum

Mittelstandspreis für soziale Verantwortung für Baden-Württemberg

2013

Les Victoires de la Beauté (Frankreich)

Reformprodukt des Jahres ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Feuchtigkeitscreme

ANNEMARIE BÖRLIND Bustcontour Reformprodukt des Jahres ANNEMARIE BÖRLIND NATUREPAIR Skin Renewal Fluid Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SEIDE NATURAL HAIR CARE Volumen Shampoo Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN CARE Lip Stick LSF 20 Glanzlicht der Wirtschaft BÖRLIND GmbH

2012 BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Innovationspreis Projekt ›Karitébutter aus Mali‹ Reformprodukt des Jahres ANNEMARIE BÖRLIND LL REGENERATION Ökotest ›sehr gut‹ DADO SENS ExtroDerm Hautbalsam

96

Annabelle Prix de Beauté (Schweiz) Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitscreme Annabelle Prix de Beauté (Schweiz) Nominierung DADO SENS ProBalance Sanftes Augenfluid SPA Diamond ›Beauty Naturkosmetik Damen‹ ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitscreme BIO RUS (Russland) ANNEMARIE BÖRLIND BODY lind Körpercreme, AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitscreme, NATUROYALE BIOLIFTING Serum und Augen- und Lippenkontur Natural Products Scandinavia (Schweden) ANNEMARIE BÖRLIND ROSENBLÜTEN-VITALPFLEGE


Die Börlind Awards 1987–2017

Blue Planet Medal (Slowakei) ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitscreme MEINS Anti-Aging Beauty Award Top 3 ANNEMARIE BÖRLIND ROSENBLÜTEN-VITALPFLEGE

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Gütesiegel ­› Innovativ durch Forschung‹ BÖRLIND GmbH MEINS Anti-Aging Beauty Award ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Augencreme Prix Santé (Frankreich)

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND BB CREAM

ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS ­A nti-Pollution & Moisture Serum

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND BODY lind Bodylotion

Anne & Stiili Magazin (Estland)

2014

›Best Beauty Innovation Price‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution

Prix H. Pierantoni de l'innovation (Frankreich)

Tara Magazine Beauty Award (Schweden)

ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Tagescreme light und NATUROYALE BIOLIFTING Enzym-­P eeling

ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution

BSB Innovationspreis (Europa) ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE ­Revitalisierende Augenpads Ökotest ›sehr gut‹ anne lind Body Lotion orange ginger Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND AQUANATURE Hyaluron Feuchtigkeitscreme

97

›Gold Medal‹ for the best innovative skin product (Tschechien) ANNEMARIE BÖRLIND SYSTEM ABSOLUTE Tagescreme light ›Blue Planet‹ for the best bio, eko skin products (Tschechien) DADO SENS Cosmopolitan Beauty Award /  Eco cosmetics (Lettland) ANNEMARIE BÖRLIND ANTI AGING MAKE-UP


Reformprodukt des Jahres ›Sonderpreis der Jury‹ ANNEMARIE BÖRLIND BODY lind Deo Roll-on

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SEIDE NATURAL HAIR CARE Mildes Shampoo

2015

Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN LIP STICK LSF 20

BSB Innovationspreis (Europa) ›Natural Products / ­Finished Products‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-­P ollution & Moisture Serum GALA Spa Award Nominierung ›Green Innovation Concepts‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution & Regeneration Serum

Beauty Alliance ›Excellent Partner Award‹ ANNEMARIE BÖRLIND LEA Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in BadenWürttemberg Nominierung BÖRLIND GmbH

The Beauty Shortlists (England) (3. Platz / Finalists)

tina Anti-Aging Beauty Award (3. Platz) ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution & Regeneration Serum

›Anti Aging Serum‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution & Regeneration Serum

Stiftung Warentest ›gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SUN Kühlendes Sonnen-Spray LSF 30

SPA Diamond Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution & Regeneration Serum SPA Diamond Annemarie Lindner für ihr Lebenswerk Swedish Beauty & Cosmetics Award (Schweden) ›Serum of the year‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY PEARLS Anti-Pollution & Moisture Serum

98

GREEN BRANDS 2015 / 2016 ANNEMARIE BÖRLIND LEA Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in BadenWürttemberg – Urkunde für verantwortungsvolles Unternehmen BÖRLIND GmbH Annabelle Prix de Beauté (Schweiz) Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND NATUPERFECT


Die Börlind Awards 1987–2017

Anne & Stiili Magazin (Estland) ›Best Beauty Favorite‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOT Hydro Booster Pure Beauty Award (England)

German Brand Award Winner ANNEMARIE BÖRLIND Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Gütesiegel ›Innovativ durch Forschung‹ BÖRLIND GmbH

Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOT Hydro Booster

Econ Award Nominierung ›natürlich frau‹ BÖRLIND GmbH

2016

LEA Mittelstandspreis für soziale Verantwortung in BadenWürttemberg – Urkunde für ›sozial engagiert‹ BÖRLIND GmbH

Daisy Beauty Award (Schweden) ›best new eco-cosmetic product‹ ANNEMARIE BÖRLIND ZZ SENSITIVE Reinigungsemulsion Annabelle Prix de Beauté (Schweiz) Nominierung ANNEMARIE BÖRLIND ZZ SENSITIVE Regenerierende Tagescreme Gala Spa Award ›Organic Concepts‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOTS Intensivkonzentrate SPA Diamond ›Green Innovation‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOT Hydro Booster BSB Innovationspreis (Europa) ›Naturprodukte /Innovativstes Endprodukt‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOT Hydro Booster

99

Responsible Care-Wettbewerb ›Sonderpreis für Produktverantwortung in der Lieferkette‹ Projekt ›Karitébutter aus Mali‹ tina Anti-Aging Beauty ›Naturkosmetik‹ ANNEMARIE BÖRLIND BEAUTY SHOT Anti-Aging Revitalizer European Business Award (Europa) ›National Champion Germany‹ ANNEMARIE BÖRLIND Ökotest ›sehr gut‹ ANNEMARIE BÖRLIND SEIDE NATURAL HAIR CARE Feuchtigkeits-Shampoo

2017 German Design Award ›Special Mention‹ ANNEMARIE BÖRLIND Qualitätssiegel


Impressum Herausgeber

BÖRLIND – Gesellschaft für kosmetische Erzeugnisse mbH Lindenstraße 15 75365 Calw / Deustchland Schwarzwald www.boerlind.com

Konzept, Text und Redaktion

Dr. Elke Jahnke Stuttgart

Gestaltung und Satz

hauser lacour kommunikationsgestaltung gmbh Frankfurt am Main Druck

Druckerei Imbescheidt GmbH Frankfurt am Main Papier

Umschlag: Peyer Peydur – FSC ®-zertifiziert Banderole und Innenteil: Papyrus MultiDesign® Original natural – FSC-Mix ® Bei der Produktion von FSC ® -Produkten wurden sowohl Materialien aus FSC-zertifizierten Wäldern und Material aus kontrollierten Quellen verwendet. Erste Edition, Dezember 2016  Gedruckt und produziert in Deutschland Alle Rechte vorbehalten © BÖRLIND

Fotos: BÖRLIND GmbH (10, 12, 17, 18, 20, 30, 35, 36, 39, 48, 76, 78 oben, 83, 90) | Getty (8) | iStock (25, 43, 44, 67, 72, 75 ) beckerlacour.com ( 52, 64, 89 ) | Medienfabrik ( 59, 78 ) | Tim Thiel Photographer (84 ) | Anqer Filmproduktion ( 70)

100




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.