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Belästigung vermeiden

EINE GUTE NACHBARSCHAFT DURCH SMARTES DESIGN

AUF GUTE NACHBARSCHAFT!

Eine gute Nachbarschaft ist wichtig. Es ist schön, wenn junge Leute ihren eigenen Platz haben, mit einem eigenen “Wohnzimmer’’. Am liebsten ohne Eltern, aber auch mit Rücksicht auf die Nachbarn und Anwohner.

Ein Platz für junge Leute, ein “OUR PLACE” mit dem dazugehörigen Wohnzimmer, wird von der Nachbarschaft mit Argwohn betrachtet. Vielleicht, weil wir selbst jung waren und wissen, wie junge Menschen sein können. Jugendliche werden einfach mit Belästigung, Lärm, Müll und dergleichen in Verbindung gebracht. Ein lebendiger Treffpunkt für Jugendliche ist eine Verletzung der Privatsphäre und der Ruhe in der Nachbarschaft. Aus diesem Grund lautet die Standardantwort auf Pläne für einen Platz für Jugendliche “Nicht in meinem Garten!” (NIMBY auf Englisch). Eine logische Reaktion. Jugendliche sind auf Eltern und Autorität angewiesen. Sie haben ihre eigene Art, Dinge zu tun, ihre eigene Sprache und Manieren. Ältere Menschen verstehen Jugendliche oft nicht und deshalb gilt jeder, der älter als der Jugendliche ist, als alt und langweilig. Ein sogenannter “Youth Meeting Place” (YMP) am Rande des Wohngebietes scheint eine Lösung für NIMBY zu bieten und beugt Belästigungen vor. Solch ein StandardYMP wird von der Jugend nicht wie “OUR PLACE” angenommen. Ein solcher Ort bietet keine (soziale) Sicherheit. Es gibt oft nichts zu sehen und weil man nicht gesehen wird, gibt es keine soziale Kontrolle. Und wer möchte schon in die”Außenbezirke” verbannt werden, während er oder sie wirklich ernst genommen werden möchte? Und wer möchte schon gerne mit teuren Turnschuhen und Designer-Klamotten nicht wahrgenommen werden?

Der beste Weg ist die Einbeziehung der Jugendlichen bei der Planung und Gestaltung ihres eigenen Platzes. lndem wir auch die Nachbarschaft beteiligen, schaffen wir die Basis für generationsübergreifendes Verständnis und Gemeinsamkeit. lndem wir die Jugendlichen einbeziehen, schätzen wir ihre eigene Perspektive und ihre Meinung und schaffen einen Ort, an dem sie sein wollen und sich willkommen und wohl fühlen. Sie kümmern sich um ihr eigenes “Wohnzimmer”. Dieses Wohnzimmer kann somit zum sozialen Zusammenhalt auch in der Nachbarschaft beitragen. Diese bekannte Methode, die Einbeziehung von Menschen in die Gestaltung ihres Lebensumfelds wird als “Placemaking”

bezeichnet.

Egal wie gut der Prozess des Placemaking läuft, ein erfolgreicher OUR PLACE ist ein Ort, den junge Menschen weiterhin als positiv erleben. Also werden sie den Ort auf eine positive Art nutzen. OUR PLACE ist wertvoll für die Nachbarschaft. Die

jungen Leute sind dort sichtbar. Sie gehören zur Nachbarschaft und fühlen sich auch als Teil der Nachbarschaft. Bei der Gestaltung von OUR PLACE berücksichtigen wir sowohl das gewünschte als auch das unerwünschte Verhalten. Wir verwenden die Designrichtlinien des international anerkannten CPTEDAnsatzes.

CPTED

CPTED steht für “Crime Prevention Through Environmental Design”. Mit klaren Richtlinien, wie das Design einer geschaffenen Umgebung gestaltet werden muss, um sowohl die objektive als auch die subjektive Sicherheit zu erhöhen. Dies beinhaltet im Prinzip keine schweren Sicherheitsmaßnahmen. Es geht um natürliche Eigenschaften der gebauten Umwelt, die zur Verhütung von Kriminalität verwendet werden. Zugänglichkeit und Attraktivität.

Sichtweite

Bei Sichtbarkeit geht es darum, zu sehen und gesehen zu werden. Gute Sicht trägt zur sozialen Sicherheit bei, einer natürlichen Überwachung. Ein Gefühl, das der Jugendliche genauso wichtig findet wie die Nachbarschaft. Gute Sichtbarkeit bedeutet aus unserer Sicht auch Erkennbarkeit. Wer sind die jungen Leute? Kenne ich sie als Anwohner bereits? Wenn

sie regelmäßig dort sitzen, entsteht Anerkennung und es wird einfacher, mit ihnen zu sprechen und sie anzusprechen, wenn sie ein Ärgernis verursachen.

Klarheit

Der Ort muss als Ort für Jugendliche erkennbar sein. Ein guter Treffpunkt ist kein Chaos, sondern hat eine klare Markierung und Grenzen, die wiederum dem Prinzip der Sichtbarkeit entsprechen müssen. Der Kontext bestimmt teilweise die Art des Ortes.

Ein Sportplatz mit einem OUR PLACE-Wohnzimmer hat eine andere Anordnung als ein Ort als Teil eines Stadtplatzes oder eines Skateparks oder Schulhofs einer weiterführenden Schule.

Freier Zugang

des Ortes. Der Bewegungsradius der Jugendlichen ist groß. Treffpunkte sind häufig zentrale Orte in der Nachbarschaft, z. B. ein Skatepark oder ein Sportkäfig. Die Erreichbarkeit mit einem Fahrrad oder Roller

ist unerlässlich. Vorzugsweise aus verschiedenen Richtungen (Fluchtwege). Fahrräder und Motorroller müssen direkt vor Ort geparkt werden. Das Parken ist ein wesentlicher Bestandteil des OUR PLACE Konzepts.

OUR PLACE muss auch leicht zugänglich sein, genau wie ein Wohnzimmer. Definierte Pfade etc. machen

Spaß, aber so genannte ”Elefantenpfade” zeigen, wie der Ort wirklich genutzt wird. Das logische Nachdenken über die tatsächliche Nutzung zahlt sich immer aus.

Attraktivität

Der Erfolg eines dedizierten Raums hängt von der Attraktivität des Raums selbst ab. Der Kontext

dieses Raums ist ebenso wichtig wie der Ort. Ein Ort muss komfortabel sein, mit hochwertigen und robusten Materialien. Ein Ort, der das Verhalten junger Menschen anspricht. Es ist allgemein bekannt, dass sich junge Menschen gerne in Gruppen zusammenschließen. Wie in allen Gruppen gibt es innerhalb einer Gruppe von Jugendlichen eine Hierarchie, wie deutlich zu erkennen ist, wenn Jugendliche zusammen auf einer Treppe sitzen. Wenn wir einen eigenen Ort entwerfen, integrieren wir diese Art von Prinzipien.

Jugendliche sind nicht alle gleich. Ein Ort muss daher für verschiedene Arten von Menschen attraktiv

sein, da jeder von ihnen den öffentlichen Raum auf seine eigene Weise aufgrund seiner eigenen Bedürfnisse und Vorlieben nutzt. Wir identifizieren 4

Arten von Menschen: Streber, Entdecker, Genießer und Ruhesuchende. In jeder Gruppe sind diese unterschiedlichen Arten von Jugendlichen anwesend. Ein Ort, der jeden Personentyp anspricht, ist daher automatisch ein Ort, der die gesamte Gruppe anspricht. Die Gruppe stärkt und korrigiert sich gegenseitig. Jugendliche bilden sich gegenseitig aus. Sie lernen und akzeptieren einander. Die folgenden Punkte unterstreichen die Vision des “Placemaking”

1. Die Endnutzer sind die Experten für ihren Raum. Beziehen Sie sie frühzeitig und dauerhaft in das Projekt ein. Das steigert die Verantwortung für das Gemeinschaftseigentum. 2. Sie entwerfen nicht nur, Sie schaffen gemeinsam einen Ort. Sorgen Sie dafür, dass sich die Menschen willkommen und wohl fühlen! Wo fühlen Sie sich zu Hause? 3. Planen Sie nicht eigenständig. Suchen Sie die Kooperation mit allen Beteiligten. Projektpartner sind entscheidend für den zukünftigen Erfolg und das Image eines Projektes für den öffentlichen Raum. 4. Beobachten Sie! Dadurch erkennen Sie, wie der Raum wirklich genutzt wird. 5. Entwickeln Sie ldeen, wie der Raum kurzfristig und langfristig genutzt werden kann. 6. Auch mit einfachen und günstigen Veränderungen können bereits Erfolge erzielt werden. 7. Die Form unterstützt die Verwendung, nicht umgekehrt. Produkte an sich sind nur Produkte, aber in einer bestimmten Zusammensetzung sind sie mehr als die Summe ihrer Teile. 8. Die Leute sagen immer, dass Dinge unmöglich sind, aber lassen Sie sich davon nicht aufhalten. Beginnen Sie mit kleinen Verbesserungen in gemeinsam genutzten Umgebungen. Dies kann die Bedeutung von “Orten” demonstrieren und zur Überwindung von Hindernissen beitragen. 9. Machen Sie sich Gedanken, wie ein Ort multifunktional genutzt werden kann. 10. Finanzen sind kein entscheidender Faktor, Finanzen folgen Visionen. 11. Sie sind nie fertig. Die Umwelt und die Benutzer sind immer im Wandel. Ein gutes Management und eine aktive Verwaltung bilden zusammen den Schlüssel zu einem attraktiven öffentlichen Raum, der den Anforderungen der Umwelt entspricht.

Herumhängende Jugendliche stören in Wohngebieten. Was es kompliziert macht, ist, dass das Verhalten, das Anwohner oder Besucher als störend empfinden, nicht unbedingt Verhalten ist, das die Gruppe selbst als solches erlebt oder beabsichtigt. In den vier größten Städten der Niederlande leiden 12% stark unter jungen Herumlungernden. In ländlichen Gebieten sind dies 3%. Die Ermittler Beke, Van Wijk und Ferwerda (2006) unterscheiden drei Typen innerhalb der Gruppe der jungen Bummler: diejenigen, die nerven, diejenigen, die Ärger verursachen, und diejenigen, die geradezu kriminell sind.

Lieblingslocations sind Orte, an denen man sehen und gesehen werden kann. Sicherheit und Geselligkeit sind am wichtigsten. Ein Ort, an dem Treffen, Wettbewerb, Entdecken und Faulenzen auf gute und ansprechende Weise erleichtert werden. Ein Wohnzimmer, in dem es keine Eltern gibt.

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