Leseprobe | Ernst Haeckel

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KUNST FORMEN DER NATUR ERNST HAECKEL KUNST FORMEN AUS DEM MEER


Ernst Haeckel mit seinem Assistenten Nikolaus Miclucho-Maclay auf Lanzarote (1866)


KUNST FORMEN DER NATUR ERNST HAECKEL KUNST FORMEN AUS DEM MEER 135 Farbtafeln Mit einem Vorwort von Olaf Breidbach sowie Beiträgen von Olaf Breidbach und Irenäus Eibl¯Eibesfeldt

PRESTEL München ∙ London ∙ New York



Inhalt

Olaf Breidbach

7

Vorwort

12

KUNSTFORMEN AUS DEM MEER

Olaf Breidbach

15

Die allerreizendsten Tierchen

Ernst Haeckel

30

Bildtafeln: Kunstformen aus dem Meer

100

KUNSTFORMEN DER NATUR

Olaf Breidbach

103

Kurze Anleitung zum Bildgebrauch

Irenäus Eibl-Eibesfeldt

117

Ernst Haeckel – Der Künstler im Wissenschaftler

Ernst Haeckel

132

Bildtafeln: Kunstformen der Natur

Olaf Breidbach

333

Ernst Haeckel – Lebensstationen

336

Impressum


Ernst Haeckel (1867)


Vorwort O L A F B R E I D B A C H , 2 011

konturierte.4 Die Resonanz auf diese Werke war außerordent-

HAECKELS ANSCHAUUNGSWELTEN

lich: Auf dem ersten internationalen Freidenkerkongress in Ernst Haeckel war einer der bedeutenden Zoologen und Evo-

Rom wurde Haeckel 1904 öffentlich zum Gegenpapst ausge-

lutionsbiologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, prägte

rufen. Haeckel war damit als Kultfigur der scientistischen Wis-

zugleich aber über seine weltanschaulich ausgreifende Inter-

senschaftskultur des endenden 19. Jahrhunderts etabliert. Er

pretation des Darwinismus das Bild der Naturwissenschaften

schuf sich so ein Rezeptionsfeld, das ihn auch sehr rasch in der

des 20. und 21. Jahrhunderts ebenso nachhaltig, wie er auf die

seinerzeitigen Kulturszene etablierte. In diese wirkte er dann

Wahrnehmungsmuster und die Bildkultur seiner Zeit wirkte.

noch einmal mit seinen von 1899 bis 1904 in einer Folge von

Schon in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk, seiner

Einzelheften publizierten Kunstformen der Natur. Haeckels

1866 erschienenen Generellen Morphologie der Organismen,1

Illustrationen offerieren auf höchstem drucktechnischen Ni-

offerierte Haeckel nicht einfach eine biologische Abhandlung

veau die exotischen Tierwelten der Meere, des Mikrokosmos

zu dem Problem einer phylogenetischen Systematik. Er be-

und der Tropen einen wissenschaftlich strukturierten Erfah-

schrieb seine Biologie als Teil einer umfassenden Theorie, in

rungshorizont nach den Bildmustern des Jugendstils.

der die Wissenschaft die Argumente für eine neue, an ihren

Was ist das für eine Natur, die sich in seinen Werken ab-

Befunden orientierte Weltanschauung bot. Diese Weltan-

bildet, und was meint für ihn dann Naturanschauung? Für den

schauung, Haeckels Monismus, bestimmte er als die eigentli-

Biologen Ernst Haeckel war die Antwort hierauf einfach, in der

che Konsequenz seines evolutionsbiologischen Ansatzes. Er

Tat war Naturerkenntnis Naturanschauung, Erfahrungswissen

formulierte so eine gegen die traditionellen Ordnungsstruktu-

war Anschauungswissen. Dabei musste diese Naturanschau-

ren des außerwissenschaftlichen Raumes gerichtete weltan-

ung für einen Naturforscher von wissenschaftlichen Prinzi-

schauliche Position. Noch einmal explizit wurde er später in

pien geleitet sein. Betrachtung, Darstellung und Begriff von

einer kleinen Schrift zum Monismus, in der er eine dezidiert

dem, was Natur ist, greifen für Haeckel nahtlos ineinander. In

anti-klerikale Position einnahm und diese mit Verweis auf

der Situation um 1900, in der eine Naturästhetik zum Maßstab

seine an der Evolutionsbiologie angelehnte Weltanschauung

der neuen Anschauungen auch von Kunst und Kultur geron-

2

nen war, in der ein so renommierter Kunsthistoriker wie Alois

begründete.

Dabei verzahnte sich bei Haeckel die Vorstellung, eine

Riegl mehr oder minder vorsichtig bei seinem Kollegen in der

auch in der innerwissenschaftlichen Diskussion tragfähige

Physiologie nachfragte, was das nun sein könne, das Schöne,

Synthese bisher erarbeiteter zoologischer Vorstellungsmuster

musste eine solche Auffassung weite Resonanz finden. Natur-

zu unterbreiten, mit dem Versuch, die Ergebnisse seiner Wis-

wissenschaft war hier mehr als bloße Analysis. Auch die wis-

senschaften auch über das engere Fachgebiet hinaus zu popu-

senschaftliche Natur bekam in Haeckels Illustrationen Farbe.

larisieren. Diese Versuche kulminierten schließlich 1899 in der

Dabei waren in diesen Bildern Momente einer Ästhetik zu ent-

3

von seinem Verleger angeregten Publikation der Welträthsel ,

decken, die auch aus den Kulturformen der Zeit heraus spra-

die allein im deutschen Sprachraum über 450.000fach ver-

chen. Schließlich nahm Haeckel seine Natur in den Formen

kauft wurde. Die Schrift wurde fast unmittelbar in 27 Sprachen

wahr, die ihm aus seiner Zeit heraus geläufig waren. Seine

übersetzt, nicht nur in die gängigen Wissenschaftssprachen,

Wahrnehmungsmuster waren die seiner Zeit.

sondern etwa auch ins Esperanto, Hebräische, Japanische und

Für uns sind diese Anschauungsformen Vergangenheit

Finnische. Haeckel setzte 1904 mit einer zweiten Schrift, Die

und so sehen wir heute in Haeckels Naturbildern die Formen

Lebenswunder, nach, die seine Weltanschauung abschließend

der Natur als Elemente einer Dekoration gezeichnet. Solche

7


Naturbilder waren dabei Kulturbilder – aber nicht nur im einfachen Sinne einer Wahrnehmungs- und Abbildungskultur, die natürlich auch in den Wissenschaften immer nur so zu sehen vermag, wie es ihr die Brillen und Perspektiv-Vorgaben ihrer Kultur erlauben. Kulturbilder waren diese Naturbilder auch, da sie nun ihrerseits einen kulturellen Maßstab gaben. Schließlich bestimmten die symmetrischen Muster, die in der Natur zu finden waren, wie man nun auch in der Kultur die Bildmuster dieser Natur zu bestellen hatte. Hier wirkte Haeckels Abbildungspraxis zurück. Etwa wenn in den Ornamenten der Dekorateure Einzeller wiederzufinden waren, wenn Krebse und Langusten auf dem Silber- und Zinngeschirr der Zeit erschienen und sich die Buchrücken mit Medusenreigen umspannen ließen, so war damit nicht nur die Natur ästhetisiert, zugleich war auch die Ästhetik dieser Kultur naturalisiert. Sie war dies aber in einer sehr kultivierten Weise, da diese Naturformen ihrerseits immer schon als Dekorationen vor das Auge des Betrachters traten. Es war nicht die Qualle, die auf dem Buchrücken prangte, sondern die zarte, transparente Form eines Wasserwesens, das eher wie hingehaucht, ästhetisch und eben alles andere als bloß gelatinös erschien. Und wenn nun ein renommierter Zoologe diesen Wahrnehmungsstil aufnahm, dann signalisierte er, dass so die Natur auch in den wissenschaftlich darzustellenden Details den Darstellungsmustern der Zeit um 1900 entsprach. In den Arbeiten des Biologen Ernst Haeckel fanden sich um 1900 die alten Formen einer beschreibenden Naturgeschichte wieder, wie sie noch um 1800 an den Adelshöfen

1 Ernst Haeckel mit einem Riesengorilla im Phyletischen Museum

‚modern‘ war. Nicht nur, dass sich damit einzelne dieser aus dem 18. Jahrhundert stammenden anschaulichen Naturbilder tradiert fanden. Um 1900 gewinnt diese Art der Naturbe-

duzieren, in denen sich die Macht eines Denkens zeigte, das so

schreibung und damit eine bestimmte Form der mittlerweile

auch im Schrecklichen anschaulich wurde. Natur zeigte sich

als Naturwissenschaft gelehrten Naturforschung ein wirklich

beherrscht und so in der Gewalt der Technik bezwungen.

breites, d. h. aus den verschiedenen sozialen Schichten re-

Die gewonnene Welt des Wissens war eine Welt der Spe-

krutiertes Publikum. So wird diese sich anschaulich gebende

zialisten, die in den Formeln der Mathematik für den Nicht-

Natur der Wissenschaften in ganz neuer Weise populär.

spezialisten nur mehr Hieroglyphen formulierte, die dann

Es schien, als könnte eine Kultur, die ihren Fortschritt

auch – wie die berühmte Einstein‘sche Formel – als bloße

bisher eher in den nach neuen Formeln produzierten Kanonen

Chiffre in den Kulturbestand unseres Denkens Eingang fan-

fand, hier ihre Natur und in dieser auch eine neue Naturwis-

den. Dies demonstrierte 1900 die Pariser Weltausstellung.

senschaft entdecken. Nur wenige Jahrzehnte vorab, kurz nach

Hier zeigten sich die Monumente der mathematisch techni-

der Mitte des 19. Jahrhunderts, zeigte Jules Verne in seinen

schen Naturwissenschaften. Nur wenn er in diese Moderne

Romanen, welches die Größen waren, in denen vor 1900 die

eintreten wollte, musste der Besucher eine Haeckel‘sche Ra-

Öffentlichkeit die modernen Naturwissenschaften registrierte.

diolarie passieren. Das Eingangstor der Weltausstellung, das

Es waren die Leistungen des exakt vermessenden Ingenieurs,

der Architekt Binet geschaffen hatte – das wissen wir aus der

die größte Kanone, das schnellste Kriegschiff und die beste

Korrespondenz dieses Künstlers mit jenem Biologen – war in

chemische Fabrik (zur Produktion von Schießpulver) zu pro-

der Tat nichts anderes als eine ins Gigantische aufgeblasene

8

Olaf Breidbach


Radiolarie, ein von dem Biologen Haeckel beschriebener Ein-

Der Autor, der für diese Form der Naturbildwelten um

zeller. Der Fortschritt auch der technischen Moderne beugte

1900 stand, war Ernst Haeckel. Naturillustrationen waren bei ihm

sich den Werken der technisch bemeisterten Natur.

nicht einfach nur ein Beiwerk seiner analytischen Naturbetrach-

Schließlich gewann in den Arbeiten des sich so anschau-

tung – für ihn war die Naturanschauung selbst die höchste Form

lich präsentierenden Biologen Ernst Haeckel um 1900 eine

der Naturerkenntnis: Die Illustration bildet das Wissen nicht ein-

Naturanschauung Konturen, die ganz anders geartet war als

fach nur ab, in ihr findet sich das Wissen der Wissenschaft.

jenes Bild einer bloß bemessenen Natur. In seinen Darstellungen fanden sich die alten Formen der Naturgeschichte wieder, die nach den opulenten Werken von Buffon und zu-

DIE KUNSTFORMEN AUS DEM MEER UND

letzt Cuvier in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts

DIE KUNSTFORMEN DER NATUR

wissenschaftlich ein nur dürftig bekleidetes Antlitz gefunden hatten. Es waren die Kurven und Skizzen, die Formeln und

Diese Zuordnung von Wissen und Illustration wird in der

Tabellen, in denen sich eine Kosmologie, wie sie Humboldt

Gegenüberstellung der beiden hier in ihrem Tafelwerk re-

darstellte, zur Physiologie fand, wie sie etwa der Franzose

produzierten Monographien Haeckels deutlich. Da ist zum

Magendie vertrat. Haeckel schlägt in seinen Arbeiten den

einen die Darstellung der von ihm systematisch bearbeiteten

Bogen zurück zum illustren Anfang des 19. Jahrhunderts. Er

Einzeller, der Radiolarien, deren Darstellung ihm die renom-

steht in der Tradition der Naturdarstellung der großen Fran-

mierte Cothenius-Medaille der Deutschen Akademie der Na-

zosen, der opulenten Werke von Humboldt und des Versuchs

turforscher Leopoldina einbrachte.5 Hier wird die Illustrati-

des seinerzeit bekannten Lorenz Oken, eine Naturgeschichte

on zum Motor des wissenschaftlichen Fortschrittes. Haeckel

für alle Stände über die beigefügten Illustrationen wirklich

bringt die neu entdeckten Formen ins Bild, macht sie so dem

populär zu machen.

wissenschaftlichen Publikum verfügbar und formuliert zugleich in der im wissenschaftlichen Exkurs dargestellten Systematik den Ansatz zu einer evolutionsbiologischen Interpretation der Verwandtschaftsbeziehungen der von ihm dargestellten Lebensformen. Forschen heißt hier entdecken. Dabei erlauben es die Instrumentarien von Lupe und Mikroskop auch kleinere und kleinste Dimensionen augenfällig zu machen und so neue Bereiche der Natur zu erschließen. Die Wissenschaft offeriert die Techniken und Instrumentarien, mit der die Natur in ganz neuer Weise abgebildet werden konnte. Sie archiviert auch das Wissen über schon Bekanntes, so dass nur in Bezug auf sie das Neue als solches erkannt und auf Altes bezogen werden kann. Die Wissenschaft erlaubt so eine Systematisierung des Sehens, erarbeitet Kriterien, anhand derer die Erscheinungen zu katalogisieren und aufeinander zu beziehen sind. So wird der Wissenschafter zum Systematiker. Nach Haeckel erschloss sich aus dieser Systematik aber nicht einfach eine uns vorgegebene Ordnung, sondern der Prozess, in dem die Natur sich selbst zur Entfaltung gebracht hat: die Evolution.6 Diese war ihm aber ansichtig. Die Formreihen, in denen er die Vielfalt seiner Radiolarien einband, erschien ihm so in der Idee einer Evolution als Reihe überhaupt erst einsichtig. Die Formreihe als »Genea-Logik«7 zu interpretieren erlaubte es ihm, die Vielfalt als Einheit anschaulich zu

2 Ernst Haeckel in Rapallo (1904)

VORWORT

haben, ohne dazu doch ein äußeres Prinzip bemühen zu müs-

9


sen. Es ist die Natur selbst, die sich so in ihrer Vielfalt zur An-

So kann er dann auch, ohne sich etwas zu vergeben, seine

schauung bringt. Insoweit sind die Formreihen die Schätze, in

Naturformen zur Dekoration des eigenen Wohnzimmers nut-

denen sie sich in dem ihr eigenen Reichtum offenbart. Genea-

zen. Darin zeichnet sich die Ambivalenz seiner Naturdarstel-

logisch verstanden war die Reihe Resultat des Prozesses der

lung, die da, wo sie Wissenschaft ist, immer auch Kunst ist,

Natur und nicht Konstrukt der Naturgeschichtler. Derart war

und die in ihrer Kunst, der ihr innewohnenden Ästhetik, nur

für Haeckel in der Reihung die Einheit des Naturalen ansichtig.

die Gesetzmäßigkeiten des Naturalen ausdrücken möchte. Die

Ästhetisch, im Sinne einer in sich bestimmten Anschaulich-

Kunstformen der Natur sind – das wird noch eingehender zu

keit, wurde für Haeckel diese Formreihe demnach erst unter

beschreiben sein – auch deren eigentliche Natur.

der Idee der Evolution, die sich so in der Anschauung auch

Der vorliegende Band zeichnet diese beiden Seiten der

selbst zur Anschauung brachte. Natursicht ist somit für ihn

Haeckel‘schen Naturdarstellung nach. Er weist auf, wie in der

eine ins Tiefste führende Einsicht. In der – wissenschaftlich

Illustration des Naturalen um 1862 eine Natursymmetrie an-

geleiteten – Anschauung wird kenntlich, was die Natur im

schaulich wird, die Haeckels Denken bis an sein Lebensende

Eigentlichen ist: Prozess einer ungerichteten Entfaltung, Er-

bestimmen wird. Die Kunstformen der Natur setzen diese

zählung des der Natur Möglichen. Den Begriffen, Sätzen und

Symmetrie nur mehr in graphisch ausgearbeiteter Form um.

Sentenzen dieser Erzählung entsprechen die einzelnen For-

Nicht nur die einzelne Naturform, sondern auch deren An-

men, die Gattungen und Familien der Organismen und die in

ordnung auf den Tafeln drückt die der Natur grundlegende

ihnen offenkundigen Gestaltungszusammenhänge.

Symmetrie aus. Es ist keine bloße Vielfalt, es ist eine in jeder

Die Dokumentation dieser Geschichte der Natur ist Wis-

Gruppe zu zeichnende Ordnung, in der sich Haeckel zufolge

senschaft. Und so formiert Haeckel dann zwischen 1899 und

zeigt, dass die Vielfalt der Natur als Resultat einer Evolution zu

1904 seine Kunstformen der Natur, in denen in einer Folge

denken ist. Dabei sind die Kunstformen der Natur für Haeckel

von Einzelblättern diese Naturvielfalt in ihrer ihr eigenen

keineswegs einfach eine populärwissenschaftliche Darstellung

Ordnung kenntlich wird. Damit interessieren ihn die Natur-

seiner Naturlehre. Schließlich finden sich in den dargestellten

formen in ihren strukturellen Variationen. Sie sind dabei –

Formen auch Neubeschreibungen von Arten. Haeckel formu-

wie benannt – als Momente eines Prozesses begriffen, der

liert in diesen »Kunstformen« vielmehr eine Summe seiner

über die Evolutionslehre beschrieben werden kann. Demnach

Naturforschung. Er weist zugleich auch auf, wie er Naturfor-

sind die Ausprägungen des Einzelnen nur das Dekorum einer

schung begreift. Ihm zufolge ist der Naturforscher derjenige,

Naturentfaltung, die im Ganzen ihre Form, im Einzelnen aber

der aufzeigt, wie die Natur ist. Das geschieht für ihn als Biolo-

nur Variationen dieser Formierung erkennen lässt. Die Vielfalt

gen schlicht dadurch, dass er diese Natur in ihrer Formvielfalt

des Naturalen gerinnt so für Haeckel zu einem Ornament. Im

darstellt und dann diese Vielfalt derart ordnet, dass in ihr die

Einzelnen findet sich ganz im Sinne der Zeit das Dekorum, in

Prinzipien der Naturorganisation augenfällig werden. Insoweit

dem der Prozess der Evolution selbst zu entdecken ist. Haeckel

markieren die Arbeit von 1862 und die Darstellung um 1900

sieht die Naturformen demnach auch als Ornamente. Seine

die zwei wesentlichen Schritte auf einem Weg, die zeigen, wie

Naturbilder entsprechen nicht nur in ihrer Ausschmückung,

Haeckel seine Idee einer Naturdarstellung über 40 Jahre hin

sondern in ihrem tiefsten Gehalt der ornamental geleiteten

entwickelt hat.

Ansicht des Dekors seiner Zeitgenossen. Haeckels Bildwelten der Natur passen damit eben nicht nur in ihren Einzelheiten, sondern auch in ihrer Komposition in die Anschauungsmuster seiner Zeit.8 Haeckels Kunstformen der Natur passen nicht einfach nur zufällig zum Naturdekor seiner Zeit. Haeckel fasst die Natur als Dekor.

1 2 3 4 5 6

10

Ernst Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen. 2 Bde. Berlin 1866. Ernst Haeckel, Der Monismus als Band zwischen Religion und Wissenschaft. Bonn 1892. Ernst Haeckel, Die Welträthsel. Bonn 1899. Ernst Haeckel, Die Lebenswunder. Stuttgart 1904. Ernst Haeckel, Die Radiolarien. 2 Bde. Berlin 1862. Die moderne Evolutionslehre wurde von Charles Darwin mit seiner 1859 erschienenen Monographie zum Ursprung der Arten begründet.

7

8

Der Begriff wird hier verwendet nach dem gleichlautenden Band von Sigrid Weigel, GeneaLogik Generation, Tradition und Evolution zwischen Kultur- und Naturwissenschaften. Paderborn 2006. Olaf Breidbach, Ernst Haeckel. Bildwelten der Natur. München 2006.

Olaf Breidbach


3 RenÊ Binet, Porte Monumentale, Paris 1900, auf der Vorderseite einer Sonderausgabe der Zeitung L’Illustration vom 14. April 1900

VORWORT

11



KUNSTFORMEN AUS DEM MEER



Der Atlas von 35 Tafeln ist das Schönste, was in artistischer Beziehung von naturforscherlichen Werken über niedere Thiere je geleistet worden ist, und ich weiß nicht, was ich mehr an demselben bewundern soll, die Natur, welche eine solche Mannigfaltigkeit und Schönheit an Formen schuf, oder die Hand des Zeichners, welche diese Pracht auf das Papier zu bringen wusste und bei der enormen Schwierigkeit der Arbeit nicht erlahmte. Brief von Max Schultze an Ernst Haeckel, 21. 10. 1862

Die allerreizendsten Tierchen Haeckels Radiolarien-Atlas von 1862

O L A F B R E I D B A C H , 2 005

I. RADIOLARIEN

II. FRÜHE RADIOLARIENFORSCHER

Radiolarien sind Einzeller. Diese Tiergruppe ist sehr alt, sie

Zuerst beschrieben wurden diese Lebensformen durch den

kommt seit dem Präkambrium vor, das vor ca. 545 Millionen

Berliner Naturforscher Christan Gottfried Ehrenberg (1795 –

Jahren endete. Die Radiolarien – auch Strahlentierchen ge-

1876), der nach 1820 seine systematische Analyse mikro-

nannt – leben frei schwebend in allen Weltmeeren. Sie sind

skopisch zu analysierender tierischer und pflanzlicher Klein-

mikroskopisch klein, nur wenige Formen erreichen Größen

lebewesen begann. Ab den 1850er Jahren beschäftigte sich der

bis zu mehreren Zentimetern. Verwandt sind sie mit den

Berliner Physiologe Johannes Müller (1801 – 1858) ausführlich

Amöben. Im Unterschied zu diesen einfachen Einzellern

mit dieser Tiergruppe.

besitzen die meist kugeligen Radiolarien aber häufig ein

Ernst Haeckel (1834 – 1919) studierte zu dieser Zeit

kugel- oder helmförmiges Gehäuse, dessen Formvielfalt Ernst

noch in Würzburg, er hörte bei Rudolf Albert von Kölliker

Haeckel faszinierte. Der Zellkörper ist für einen Einzeller

(1817 – 1905), Franz von Leydig (1821 – 1908) und Rudolf

vergleichsweise komplex gebaut. Wir wissen heute, dass ei-

Ludwig Karl Virchow (1821 – 1902). 1854 immatrikulierte sich

nige Formen symbiotische Algen besitzen, von denen sie

Haeckel dann erneut in Berlin und besuchte dort unter an-

sich ernähren, wohingegen andere Arten Kleinstorganismen

derem die Vorlesungen von Johannes Müller über verglei-

einfangen, die sich an ihren durch die Gehäuseöffnungen aus-

chende Anatomie und Physiologie. »Hier«, so schreibt er 1855

gestreckten, strahlförmig organisierten Scheinfüßchen ver-

in sein Tagebuch, »lernte ich zum ersten Mal eine Autorität

fangen. Heute kennen wir mehr als 5 000 Arten. Zu Haeckels

kennen, die von allen anerkannt wurde, und die ich mir als ein

Zeit waren immerhin schon mehrere Hundert verschiedener

wissenschaftliches Ideal hinstellte, wie dann auch sein nähe-

Arten beschrieben. Unklar waren aber der Bau und die Le-

rer Umgang (auf dem Museum etc.) mich für ewig der ver-

bensweise dieser Organismen. Ernst Haeckel selbst hielt zu-

gleichenden Anatomie als Lieblingswissenschaft zuführte.«1

mindest einzelne der Formen für fusionierte Vielzeller und

Johannes Peter Müller, seit 1833 auf dem Lehrstuhl für

ordnete sie folglich auf Grund ihrer beweglichen Lebensweise

Anatomie und Physiologie der Berliner Universität, war einer

den Tieren zu.

der bedeutendsten deutschen Naturforscher der ersten Hälfte

15


des 19. Jahrhunderts. Sein Handbuch der Physiologie des Men-

Müller lehrte Haeckel auch die neuen, von ihm ent-

schen wurde richtungweisend für die Entwicklung der moder-

wickelten Fangtechniken, so etwa die Verwendung der sehr

nen physiologischen Denk- und Arbeitsweise, doch arbeitete

feinen Müller-Gaze, die es erlaubte, frei schwebende Plankton-

er eben auch vergleichend morphologisch und hatte ein be-

organismen zu keschern. Haeckel war begeistert von dieser Art

sonderes Interesse an den frei schwimmenden mikroskopi-

Tiefseefischerei, die ihm schon in Helgoland fortwährend

schen Lebensformen des Meeres. Auf seine Reisen, die ihn

neues Material vor Augen geführt hatte, und die er sich nun

meist an die französische oder italienische Mittelmeerküste

selbst zu Eigen machte. Johannes Müller allerdings erlitt in

führten, nahm er in einer Zeit, in der es noch keine Meeres-

seiner Begeisterung für die Meeresbiologie nur ein Jahr spä-

forschungsstationen gab, begabte Schüler mit, die er dort in

ter einen schweren Rückschlag : Seine Reise an die norwegi-

die Methoden des Studiums der niederen und auch der mikro-

sche Küste, auf die er seine Schüler W. Schmidt und A. Schnei-

skopisch zu erfassenden Meerestiere einwies.

der mitgenommen hatte, endete tragisch. Das Schiff, auf dem

Die Semesterferien im Sommer 1854 verbrachte Ernst

Müller die Rückreise von Christiansand antrat, erlitt Schiff-

Haeckel mit Johannes Müller, dessen Sohn und einem Studi-

bruch. Müller und Schneider konnten sich schwimmend ret-

enfreund auf Helgoland. In diesen wenigen Wochen gelang es

ten, während Schmidt ertrank. Wie Haeckel schreibt, machte

Müller, Haeckel für das Studium der Meeresorganismen zu

»der furchtbare, lang andauernde Kampf mit den Wellen in

begeistern : Schon nach drei Wochen schrieb Haeckel an seine

der finstern Nacht … auf Müller einen unauslöschlichen Ein-

Eltern, »daß mein Entschluß, künftig als Naturforscher, na-

druck und an die Stelle seiner besonderen Vorliebe für das

mentlich Zoolog, tropische Seeküsten zu untersuchen, jetzt

Meer trat seit jener Zeit ein tiefes, unüberwindliches Grauen.

feststeht.«2

Nie konnte er sich seitdem wieder entschließen weder in der leichten Barke, noch auf dem sichern Dampfschiff, sich dem trügerischen Elemente anzuvertrauen.«3 Seine weiteren Arbeiten zu den Radiolarien waren denn auch sehr eingegrenzt. Von Müller stammt der Begriff »Radiolarien«, und er war auch derjenige Naturforscher, der »die wahre Natur der Radiolarien als Rhizopoden«, d. h. als Verwandte der Amöben, erkannte. Nach Müller waren die Radiolarien Rhizopoden ohne eine kontraktile Blase. Sie sind zum Teil ohne, meist aber mit einem Skelettgehäuse ausgestattet, das oft in kugeliger Form vorliegt. Eine Klassifikation der Radiolarien konnte dann nach der Baucharakteristik des Skelettes und den Baustoffen dieses Skelettes erfolgen.

III. ERNST HAECKELS RADIOLARIENMONOGRAPHIE Haeckel, der seine Radiolarienmonographie dem Andenken von Johannes Müller widmete, schloss sich der Auffassung Müllers an. Mit dessen Fangmethode erzielte er in den Gewässern von Messina eine große Ausbeute an neuen Formen, die er dann in Berlin systematisch auswertete. Daneben standen Lebendbeobachtungen an frisch gefangenem Material, die ihm Auskunft über die Baueigentümlichkeiten der lebenden Organismen und über deren Reaktionsweisen gaben. 1 Johannes Müller (1801 – 1858), Professor für Anatomie und Physiologie an der Berliner Universität, von Haeckel als idealer Lehrer verehrt

16

Entsprechend schreibt er in seiner Radiolarienmonographie nicht nur über die im Wesentlichen anhand der Ge-

Olaf Breidbach


häusestrukturen erarbeitete Systematik dieser Organismengruppe, sondern auch über deren Bewegung, Fortpflanzung, Wachstum und Verbreitung. In diesem Bereich muss er aber noch Kenntnislücken eingestehen. Dabei zeigt sich ihm allerdings, dass eine »Empfindung oder eine mit Bewusstsein verbundene Reaktion gegen äußere Reize« bisher bei keinem Radiolar wahrgenommen wurde.4 Seine Aussagen zum inneren Bau der Radiolarien sind eher spärlich. Haeckel selbst erklärt dies mit den Problemen der Lebendbeobachtung sowie den Problemen mit einer adäquaten Fixation des Weichkörpers, wodurch eine eingehende Untersuchung des Baus des Zellkörpers erschwert wurde. Haeckel beschrieb dann zwar den Zellkern mit seinen Besonderheiten, erkannte ihn aber nicht als solchen. Somit bestand auch keine Klarheit über die Einzelligkeit der Radiolarien. Erst 1879 konnte der Haeckel-Schüler Richard Hertwig (1850 – 1937) deren Zugehörigkeit zu den Einzellern, den Protisten, endgültig klären. Darüber hinaus beschrieb Haeckel Einschlüsse im äußeren Zellplasmabereich, die wir heute als symbiontische Algen erkennen, was Haeckel selbst aber noch unbekannt war. Klar beschreiben konnte er aber das reich gestaltete Gehäuse der Radiolarien, das wie eine Art von Innenskelett das komplex verästelte Zellmaterial in seiner Form hält. Dieses Skelett war nach Ablösung des Zellmaterials oder auch in Ablagerungen toter Tiere der mikroskopischen Beobachtung gut zugänglich. Und dieses Gehäuse war auch vergleichsweise einfach zu konservieren und so für Nachuntersuchungen aufzubewahren, während eine zufrieden stellende Fixierung des lebenden Zell-

2 Sechs Handzeichnungen von Haeckel zur Monographie der Radiolarien. Von links oben nach rechts unten : Arachnodictyon horridum, Haeckeliana porcellana, Arachnocorys circumtexta, Euchitonia Gegenbauri, Dictyopodium scaphopodium, Heliosphaera actinota

körpers nicht erreicht werden konnte. Haeckel bezieht sich folglich in seiner Systematisierung der Radiolarienarten – schon aus den benannten arbeitstechnischen Gründen – im

Radiolarien noch 1973 neben Haeckels Monographie der Ra-

Wesentlichen auf die Analyse der Gehäusestruktur, auf deren

diolarien und seiner Arbeit zu den Radiolarien der H.M.S.

Grundlage er die Verwandtschaftsbeziehungen der Radiola-

Challenger Expedition nur vier weitere Originalpublikationen

rien darzustellen suchte.

zu dieser Tiergruppe an. Haeckels Radiolarienmonographie

Haeckels so gefundene Gliederungsmuster sind bis heute grundlegend für die Radiolarien-Forschung. Seine Illustra-

setzte also Maßstäbe. Sie ist bis heute grundlegend für eine Analyse dieser Tiergruppe.

tionen bilden immer noch eine der zentralen Referenzen für

Doch wagte sich Haeckel in dieser in der Zeit sehr positiv

populäre und fachliche Darstellungen dieser Tiergruppe.

rezipierten Arbeit über das engere Areal einer Darstellung der

Meyers Enzyklopädisches Lexikon von 1978 benennt als wei-

Systematik einer ausgewählten Organismengruppe hinaus. In

terführende Literatur zum Stichwort Radiolarien neben den

seinen – zum Teil einschränkenden – Formulierungen be-

Darstellungen der Tiefsee-Radiolarien, die V. Haecker als

kennt er sich in einer Anmerkung in dieser Schrift zwar noch

Ergebnisband der Valdivia-Expedition vorlegte, nur Haeckels

vorsichtig, aber dennoch rückhaltlos zu Darwin.

Radiolarienmonographie von 1862. Und selbst das für Syste-

Darwins epochale Schrift über die Entstehung der Arten

matiker noch immer maßgebliche Grellsche Lehrbuch zur

war erst Ende 1859 erschienen. Haeckel selbst war im Sommer

Protozoologie gibt als Ergänzungsliteratur zum Studium der

1860 auf diese Arbeit aufmerksam geworden, die er in der so-

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

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3 Verwandtschaftstabelle der Familien, Subfamilien und Gattungen der Radiolarien. In : Ernst Haeckel, »Die Radiolarien (Rhizopoda radiaria). Eine Monographie«, Berlin, 1862

eben erschienenen, von Bronn besorgten Ausgabe las.5 Darwin

bestände einer Art in der Generationsfolge erhielten, unklar

zufolge war die Vielfalt der Arten Resultat eines realen histo-

war. Die Darwinsche Evolutionsbiologie kannte noch keine

rischen Prozesses und nicht eines Schöpfungsaktes. Die ver-

Genetik, sie war zunächst eine rein beschreibende Theorie.

schiedenen Formen standen also in einem genealogischen Be-

Haeckel nahm nun den Ansatz Darwins auf, die Form-

zug. Die Systematik der Formen war demnach Ausdruck eines

vielfalt in einer Realgenese entstanden zu denken. Damit be-

realen Abstammungsverhältnisses. Dabei entstand die Form-

kommt für ihn die klassische Systematik einen neuen Sinn,

vielfalt in einem Prozessgefüge aus Variationen, die in der

ohne dass er nunmehr neue Methoden einer vergleichenden

Produktion neuer Nachkommen zu beobachten sind, und ei-

Anatomie entwickeln muss, die es ihm erlauben würden, die

ner natürlichen Zuchtwahl, in der die jeweils besseren Formen

Vielfalt der Formen als evolutiv entstanden zu denken. In-

sich gegenüber anderen durchzusetzen vermochten und so

soweit zeigt er sich in seiner praktischen Arbeit als Naturfor-

zur Fortpflanzung kamen. Darwin illustriert diese Idee in sei-

scher in der Tradition der Methoden und der Fragestellungen

ner Schrift am Beispiel der Neubildung von Haustierrassen.

des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Haeckel modernisiert die-

Auch hier werden durch den Züchter zufällig entstandene

se überkommene Naturgeschichte allein durch die Adaptation

Merkmalskombinationen selektiert, wodurch neue Formspiele

des Darwinschen Programms. Darin bekommen die mit vor-

stabilisiert werden, so dass neue Rassen entstehen können.

maligen Methoden rekonstruierten Ordnungen der Lebens-

Analog dachte sich Darwin den Formbildungsprozess in der

formen eine neue, für Haeckel wegweisende Bedeutung. Die

Natur, wobei er allerdings noch das Problem hatte, dass ihm

Strukturähnlichkeiten einzelner Formgruppen sind nicht mehr

der Mechanismus der Vererbung, über den sich Merkmals-

akzidentell, sie verweisen auf eine den verschiedenen Formen

18

Olaf Breidbach


gemeinsame Geschichte. Die Idee eines natürlichen Systems

men hatte, fühlte sich Haeckel auf Grund seines unüberwind-

der Radiolarien hat in diesem Blickwinkel eine eigene, über

lichen Abscheus gegen das Krankhafte wenig angezogen. »Ich

die Intention der Botaniker in der Nachfolge des Botanikers

betrachte so die Anatomie rein vom naturhistorischen (nicht

Carl Linné (1707 – 1778), der erstmals solch ein natürliches

medizinischen !) Standpunkt, als Naturgeschichte des Men-

System proklamierte, weit hinausgehende Bedeutung :

schen, und als solche kann sie mir, wenn ich später Mathema-

»Ich kann nicht umhin«, schreibt Haeckel, »bei dieser

tik und Naturwissenschaften studiere, vielleicht noch einmal

Gelegenheit der hohen Bewunderung Ausdruck zu geben, mit

zustatten kommen.«7 Neben einer Einführung in die Entwick-

der mich Darwins geistvolle Theorie von der Entstehung der

lungsgeschichte des Menschen bei Franz von Leydig – damals

Arten erfüllt hat […] Darwin selbst wünscht, dass seine Theorie

noch Privatdozent an der Würzburger Universität – war für

möglichst vielseitig geprüft werde und blickt namentlich mit

Haeckel das Kolleg über »Vergleichende Anatomie«, das er

Vertrauen auf junge und strebende Naturforscher, welche bei-

neben der Physiologie des Menschen bei Kölliker hörte, be-

de Seiten der Frage mit Unparteilichkeit zu beurtheilen fähig

sonders wichtig. Wobei ihn insbesondere die Darstellungen

sein werden. Wer immer sich zur Ansicht neigt, dass Arten

der marinen Einzeller, der Infusionstierchen, nachhaltig be-

veränderlich sind, wird durch gewissenhaftes Geständnis sei-

eindruckten. Weiter vertiefte er diese histologisch anatomi-

ner Ueberzeugung der Wissenschaft einen guten Dienst leis-

schen Studien dann in einem mikroskopischen Kursus in der

ten ; denn nur so kann dieser Berg von Vorurtheilen, unter

Gewebelehre bei Kölliker und durch ein Kolleg über patho-

welchen dieser Gegenstand vergraben ist, allmählich beseitigt

logische Anatomie bei Virchow, der in eben diesen Jahren sei-

werden. Ich theile diese Ansicht vollkommen und glaube aus

ne Zellularpathologie entwickelte. Nach Lehre der Zellular-

diesem Grunde meine Ueberzeugung von der Veränderlich-

pathologie war die Zelle als die organische Funktionseinheit

keit der Arten und von der wirklichen genealogischen Ver-

aufzufassen, und entsprechend war die Entstehung der Krank-

wandtschaft sämmtlicher Organismen hier aussprechen zu

heiten auf Störungen von Zellprozessen zurückzuführen, die

müssen. Obgleich ich Bedenken trage, Darwins Anschauun-

der histologisch arbeitende Pathologie sichtbar zu machen

gen und Hypothesen nach allen Richtungen hin zu theilen

vermochte.

und die ganze von ihm versuchte Beweisführung für richtig

Haeckel war von dieser Zellanatomie fasziniert. Dennoch

zu halten, muss ich doch in seiner Arbeit den ersten, ernst-

entschloss er sich – auf Anraten von Freunden – im Sommer-

lichen, wissenschaftlichen Versuch bewundern, alle Erschei-

semester 1854 zurück nach Berlin zu wechseln. Hier hörte er

nungen der organischen Natur aus einem grossartigen, ein-

unter anderem Mineralogie bei Christian Samuel Weiss

heitlichen Gesichtspunkte zu erklären und an die Stelle des

(1780 – 1856), der ein eigenes, auf Symmetriebeziehungen

unbegreiflichen Wunders das begreifliche Naturgesetz zu

basierendes Kristallsystem entworfen hatte. Nachhaltigen Ein-

bringen.«

6

fluss auf Haeckel gewannen dann aber – wie schon benannt – die Lehrveranstaltungen von Johannes Müller. Als Resultat der mit Müller gemeinsam unternommenen Exkursion nach

IV. BIOGRAPHISCHE BEMERKUNGEN ZU ERNST HAECKEL

Helgoland entstand Haeckels erste Publikation.8 Nachdem er Ende 1854 das »Tentamen philosphicum« absolviert hatte, das ab 1863 durch das »Examen physicum«

Der am 16. Februar 1834 in Potsdam geborene und in Merse-

ersetzt wurde, wechselte Haeckel für drei Semester zurück

burg aufgewachsene Ernst Heinrich Philipp August Haeckel

nach Würzburg, um dort am Julius-Spital seine Ausbildung

studierte ab 1852 Medizin und Naturwissenschaften. Sein Stu-

in den klinischen Fächern fortzusetzen. Dabei besuchte er

dium begann er in Berlin, wohin die Eltern nach der Pensio-

insbesondere die Kollegien von Virchow, der sein Talent bald

nierung des Vaters gezogen waren. Im Herbst 1852 wech-

erkannte und ihn motivierte, einige seltene Fälle seines De-

selte Haeckel an die Universität Würzburg, deren medizinische

monstrationskurses auszuarbeiten und in der Wiener Medi-

Fakultät insbesondere durch das Wirken des »Würzburger

zinischen Wochenzeitschrift zu veröffentlichen. Am 23. April

Kleeblattes«, des Chemikers Johann Joseph von Scherer, des

1856 wurde Haeckel dann als Assistent bei Virchow angestellt,

Histologen Albert von Koelliker und des Pathologen Rudolf

erarbeitete aber seine Dissertation zu einem von Kölliker ge-

Virchow, attraktiv war. Von den eigentlichen Kernfächern des

stellten Thema : über die Histologie des Flusskrebses, die er

Medizinstudiums, das er auf Wunsch des Vaters aufgenom-

1857 in Berlin abschloss. Darauf wechselte Haeckel nach Wien,

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

19


wo er insbesondere die Veranstaltungen der Physiologen Ernst von Brücke (1819 – 1892) und Carl Ludwig (1816 – 1895) besuchte. Im August 1858 kehrte er nach Berlin zurück, um sein Staatsexamen abzulegen. Am 17. 3. 1858 wurde Haeckel dort zum praktischen Arzt approbiert, eröffnete seine Praxis aber nur pro forma und wollte unter der Anleitung von Johannes Müller seine vergleichend anatomisch-mikroskopischen Studien weiter betreiben. Der plötzliche Tod Müllers am 28. 4. 1858 vereitelte diese Pläne. Aus der Würzburger Zeit kannte Haeckel den damaligen Privatdozenten Carl Gegenbaur (1826 – 1903), der 1855 als außerordentlicher Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie nach Jena berufen worden war, und der 1858 auch

4 Mikroskop Ernst Haeckels

das Ordinariat für Anatomie übernahm. Schon im März 1858 hatte Gegenbaur Haeckel nach Jena eingeladen und für eine gemeinsame meereszoologische Exkursion nach Messina interessiert. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 300-jährigen

Allmers (1821 – 1902). »Durch ihn wurde mein eigener Zei-

Bestehen der Universität reiste Haeckel erneut nach Jena. Es

cheneifer erst wieder recht ins Leben gerufen und ihm ver-

kam zu einer vertraulichen Unterredung mit Carl Gegenbaur

danke ich es hauptsächlich […], dass ich alles doppelt frisch

und dem Kurator der Universität, Karl Julius Moritz Seebeck

und richtig erfasste und keine Ruhe hatte, bis nicht alle mir

(1805 – 1884). In dieser wurden Haeckel sichere Aussichten

lieb gewordenen Landschaften im Skizzenbuch fixiert waren.

auf eine spätere akademische Lehrtätigkeit in Jena eröffnet.

Ja zuletzt hatte er es soweit gebracht, dass ich am Schluß un-

Die Forschungsreise nach Messina musste Haeckel, da Ge-

serer gemeinsamen Wanderzeit, in Messina, nahe daran war

genbaur verhindert war, allerdings allein antreten. Finanziert

umzusatteln, die Naturforscherei ganz als Hauptstudium auf-

wurde sie durch seinen Vater.

zugeben und Landschaftsmaler zu werden.«9 Als Haeckel dann auch noch den Monat August botanisierend und zeichnend auf der Insel Capri verbrachte, wies ihn sein Vater ener-

V. HAECKELS ITALIENREISE

gisch in die Schranken. Am 17. 10. 1859 trennten sich die Wege von Haeckel und

Nach intensiver Vorbereitung reiste Haeckel am 28. Januar

Allmers, und für Haeckel begann ein neuer, für seine wissen-

1859 über Halle und Würzburg zunächst nach Genua, Florenz

schaftliche Arbeit entscheidender Abschnitt seiner Reise. Über

und Rom. In Florenz erstand er in der Werkstatt des bekann-

sechs Monate widmete er sich der Erforschung des Meeres-

ten Physikers und Mikroskopbauers Giovanni Battista Amici

planktons im Golf von Messina, der wegen seines Reichtums

ein leistungsfähiges Mikroskop, das mit einem Wasserimmer-

an niederen Tieren bekannt war. Hier untersuchte er systema-

sionsobjektiv eine Vergrößerung bis zu 1 : 1000 ermöglichte.

tisch die vorkommenden Tiere. Als er dann auf eine Reihe

Haeckel verbrachte darauf fast fünf Wochen in der Kunststadt

bisher unbekannter Radiolarienarten stieß, wählte er diese

Rom und reiste erst Ende März nach Neapel, um mit seinen

Tiergruppe zur speziellen Bearbeitung aus. Damit war für ihn

wissenschaftlichen Arbeiten zu beginnen. Allerdings war die

nun ein fruchtbares Themenfeld gefunden. Es gelang ihm bis

Jahreszeit wenig günstig für sein Vorhaben. Sein ursprüngli-

zu seiner Abreise aus Messina 120 neue Radiolarienarten zu

ches Thema, in dem er eine von Johannes Müller angeregte

identifizieren. Mit zwölf Kisten Sammlungsmaterial verließ er

Fragestellung weiterverfolgen wollte, die Anatomie der Echi-

am 1. April Messina. Seine Rückreise führte ihn über Marseille

nodermen (wie Seestern und Seeigel), erwies sich nicht als

und Paris nach Berlin. Dort begann er mit der Auswertung

praktikabel ; es war ihm nicht möglich, geeignetes Tiermate-

seiner Ergebnisse und der Bearbeitung des mitgebrachten

rial zu erhalten. Verzweifelt flüchtete Haeckel in die reizvolle

Sammlungsmaterials. Zugleich nahm er wieder Verbindung

Landschaft Italiens. Zufällig traf er vor der Abfahrt zu einer

mit Gegenbaur auf, der Haeckel erneut für Jena zu gewinnen

8-tägigen Exkursion nach Ischia den Kunstmaler Hermann

suchte. Gegenbaur drängte Haeckel, sich schon im Winter-

20

Olaf Breidbach


5 Aquarelle von Ernst Haeckel : Messina. Hafen und Aspromonte von der Villa Guelfonia aus gesehen, 1897

Neapel. Blick aus dem Observatorium am Vesuv, 1859

semester 1860 / 61 zu habilitieren und sofort mit den Vor-

Nach seiner am 5. März gehaltenen Probevorlesung Über das

lesungen zu beginnen, um anderen Bewerbern auf eine mög-

Gefäßsystem der Wirbellosen war sein Habilitationsverfahren

liche Zoologie-Stelle in Jena zuvorzukommen. Haeckel sah

abgeschlossen.

sich aber außer Stande in einem so kurzen Zeitraum die ge-

So begann Haeckel am 24. April vor neun eingeschrie-

plante große Monographie über die Radiolarien zu verfassen.

benen Hörern seine zoologische Lehrtätigkeit. Auch im fol-

Erste Ergebnisse präsentierte er aber schon am 17. 9. 1860 auf

genden Wintersemester hielt Haeckel ein Zoologie-Kolleg.

der 35. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in

Seine übrige Arbeitskraft widmete er der Fertigstellung seiner

Königsberg.

Radiolarienmonographie, schließlich hing von deren Erscheinen die erhoffte Beförderung zum außerordentlichen Professor ab. Da sich die Drucklegung bei Georg Reimer in Berlin

VI. ÜBER DIE RADIOLARIEN ZUR

verzögerte, ließ Haeckel zunächst vier Exemplare des ersten

PROFESSUR IN JENA

allgemeinen Teils der Radiolarienmonographie gesondert binden und sandte diese an einflussreiche Persönlichkeiten. Diese

Nur wenig später zeichneten sich für Haeckel zwei weitere

Strategie hatte Erfolg. Am 3. Juni 1862 wurde Haeckel – er war

Karrieremöglichkeiten ab. Aussichten bestanden für ihn am

jetzt 28 Jahre alt – zum außerordentlichen Professor für Zoo-

akademischen Gymnasium in Hamburg und – als Professor

logie ernannt. Er konnte nun den Ordinarius Gegenbaur in die-

für Anatomie – an der Berliner Akademie der Künste ; die hier-

sem Tätigkeitsfeld entlasten. Zwei Tage später wurde Haeckel

zu formulierte Bewerbung nahm Haeckel allerdings, nachdem

dann zusätzlich in das Amt des Direktors des Großherzogli-

er erkannte, dass er dort in ein Intrigenspiel hineingezogen

chen Zoologischen Museums eingeführt.

werden sollte, schon nach drei Wochen zurück. Nachdem dann

Noch im gleichen Jahr erschien die Radiolarienmono-

die Medizinische Fakultät der Universität Jena – unter dem

graphie zusammen mit einem Atlas von 35 Kupfertafeln, die

Dekanat von Matthias Jacob Schleiden (1804 – 1881), einem

der Berliner Kupferstecher Wagenschieber ausgeführt hatte.

der Begründer der biologischen Zelltheorie – und die Erhal-

Diese Arbeit fand sehr rasch weite Beachtung. Führende

terstaaten der Universität Haeckels Antrag auf Zulassung zur

Naturforscher wie Rudolf Leuckart (1822 – 1898), Franz von

Habilitation als Privatdozent für vergleichende Anatomie zu-

Leydig oder der englische Darwinist Thomas Henry Huxley

gestimmt hatten, übersiedelte Haeckel am 24. Februar 1861

(1825 – 1895) sprachen öffentlich ihre Bewunderung und An-

nach Jena und habilitierte dort schon am 4. März mit einer

erkennung aus. Auf Grund dieser Leistung wurde Haeckel

16 Seiten umfassenden Arbeit über die Grenzen und Ordnun-

dann schon am 20. Dezember 1863 in die Kaiserlich Leo-

gen der Rhizopoden, die im wesentlichen dem Abschnitt IV

poldino-Carolinische Deutsche Akademie der Naturforscher

seiner 1862 erschienenen Radiolarienmonographie entsprach.

aufgenommen und nur zwei Monate später wurde ihm auf

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

21


Anregung des seinerzeitigen Präsidenten Carl Gustav Carus

füge zu realisieren war. Folglich verfasste er populäre Schrif-

(1789 – 1869) die höchste von dieser Akademie zu verleihende

ten. Unabhängig und parallel zu diesen eigenen Popularisie-

Auszeichnung, die große goldene Cothenius Medaille, verlie-

rungsversuchen schuf er sich nach 1880 einen ganzen Kranz

hen. Haeckel, der nachmalige Vorkämpfer des Darwinismus,

von Popularisatoren, die bedeutendsten waren Wilhelm Böl-

hatte damit als Zoologe reüssiert.

sche (1861 – 1939), Carus Sterne (1839 – 1903) und Wilhelm Breitenbach (1856 – 1937), die jeweils unterschiedliche Segmente der damaligen Gesellschaft, die an biologischen Fragen

VII. ZUM WIRKEN HAECKELS NACH 1862

interessiert waren, bedienten. Haeckel gewann damit um 1900 nahezu ein Monopol für die populäre Darstellung des Darwi-

Die weitere Lebensgeschichte Haeckels sei hier nur angedeutet.

nismus im Deutschen Sprachraum. Da die Preußische Regie-

Nach dem sehr frühen Tod Annas, seiner ersten Frau, stürzte

rung verboten hatte, im Schulunterricht an Gymnasien die

sich Haeckel 1864 in die Arbeit. In nur zwei Jahren entstand sei-

Darwinsche Lehre zu behandeln, kam ein an diesen Dingen

ne zweibändige Generelle Morphologie der Organismen. Diese

Interessierter kaum an den von Haeckel und seinem Umfeld

1866 erschienene Arbeit enthielt detaillierte Stammbäume der

publizierten Schriften vorbei, wollte er sich über die Aussagen

Organismen, mit Einschluss des Menschen. Haeckel entwi-

und Konsequenzen der Darwinschen Lehre orientieren.

ckelte hier ausgehend von seinen Radiolarienarbeiten die Vorstellung, dass die Entwicklung der Baupläne der verschiedenen Tierarten als eine sukzessive Entfaltung sich immer komplexer gestaltender Symmetriebeziehungen zu verstehen sei. Er entwarf so eine Art von organischer Kristallographie. Die sukzessive Differenzierung der Symmetriebeziehungen gäbe so das Muster, nach dem die Evolution der Formtypen des Organischen sich vollzogen haben könnte. Haeckel nahm damit offensiv für eine neue, auf der Grundlage des Darwinismus zu schreibende Biologie Stellung. Ein Jahr später heiratete er Agnes Huschke. 1868 erschien dann seine populäre Natürliche Schöpfungsgeschichte, die bis 1920 allein in der deutschen Ausgabe zwölf Auflagen erlebte. Sie versammelt »gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Entwicklungslehre im Allgemeinen und diejenigen von Darwin, Goethe und Lamarck im Besonderen, über die Anwendung derselben auf den Ursprung des Menschen und andere damit zusammenhängende Grundfragen der Naturwissenschaft«. Das Werk hat entscheidend zur Popularisierung des Darwinismus beigetragen. 1874 erschien dann seine Monographie der Kalkschwämme, die seine Vorstellung des »Biogenetischen Grundgesetzes« darzulegen suchte. Nach diesem war die Entwicklungsgeschichte des einzelnen Organismus, seine Ontogenese, eine Rekapitulation von dessen Stammesgeschichte. Auf Grundlage dieses Postulates suchte Haeckel nun, im Vergleich der Ontogenesen, die Phylogenese – oder Stammesgeschichte – darzulegen. Zwei Jahre später publizierte er seine populäre Anthropogenie oder Entwickelungsgeschichte des Menschen. Haeckel hatte sehr früh erkannt, dass seine Forderung einer umfassenden Biologisierung des neuen, nachdarwinschen Denkens nicht in einem innerakademischen Diskussionsge-

22

6 Polyaxonie und homopole Grundformen. In : Ernst Haeckel, »Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der Organischen Formen-Wissenschaft-, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformierte Descendenz-Theorie«. Erster Band : Allgemeine Anatomie der Organismen, Berlin, 1866

Olaf Breidbach


Nach Haeckels Auffassung war daher die Biologie keine

setzten diese von Haeckel für die Natur aufgewiesenen Formen

gewöhnliche Fachdisziplin. Haeckel entwarf, ausgehend von

dann auch direkt in Kunstformen um. Das Eingangstor der Pa-

seinen Ansichten einer umfassenden Reorientierung des Den-

riser Weltausstellung von 1900 entsprach ganz der Form einer

kens im Darwinistischen Sinn, eine auf biologischer Grund-

ins Gigantische gesteigerten Haeckel,schen Radiolarie. Entspre-

lage aufgebaute Wissenschaftsreligion. Dieser Gedanke wird

chend breit war die Wirkung dieses visuellen Programms, wel-

von Haeckel in seinen 1899 erschienenen Welträthseln aus-

ches sehr deutlich vor Augen führte, dass die Anschauung der

gearbeitet. Diese Schrift machte ihn um die Jahrhundertwende

Natur letztlich der Formkultur der Zeit entsprach.

zu einem der bekanntesten deutschen Naturforscher. Er pre-

Eine derart passende Naturanschauung konnte breit re-

digte dort einen Biologismus, den er einerseits als philosophi-

zipiert werden. Zusammen mit den Vorstellungen einer all-

sche Theorie, andererseits aber auch als Ästhetik zu formu-

mählichen Entfaltung der Formen auch des Geistigen in der

lieren suchte. Seine zwischen 1899 und 1904 publizierten

Evolution entwickelte sich hieraus auch der Ansatz einer Evo-

Kunstformen der Natur offerierten hierzu in brillant gestal-

lutionstheorie der Kunst, in der Haeckel erneut einen zentra-

teten Tafeln ein auf biologischer Grundlage erarbeitetes An-

len Stellenwert einnahm. Die Anschaulichkeit des in solchen

10

Mit den darin publizierten Formtafeln

Vorstellungsmustern dargestellten Naturalen und dessen in-

wirkte Haeckel massiv auf die Kultur seiner Zeit. Er beschrieb

soweit im Bildmuster erarbeitete Kultivierung wirkten noch

eine Natur, die sich in ihren Formen als Ornamentik eines uni-

über Haeckels Tod (1919) fort. Die Idee, in der Anschauung die

versellen Designgefüges präsentierte.

Natur erfassen zu können, war für eine Biologie, die vor einer

schauungsmaterial.

immensen, kaum strukturierbar erscheinenden Formvielfalt stand, verfänglich. VIII. HAECKELS NATUR-ANSICHTEN

Dies hatte für die Darstellungspraxis der Naturgeschichte insgesamt Konsequenzen. Der Haeckel,schen Auffassung nach

Haeckel sah diese Natur mit den Augen seiner Zeit. Seine »ob-

genügte es nun, diese Natur in das rechte Bild zu setzen. Sie

jektiven« Darstellungen waren in die Wahrnehmungsmuster

war, wurde sie im Sinne eines evolutionsbiologisch gesichert

dieser Zeit eingepasst. Seine schon durch die Brille des Jugend-

erscheinenden Ordnungsdenkens ästhetisiert, als Natur be-

stils vorstrukturierten Anschauungsmuster waren denn auch

griffen. Die Natur zeigte sich in ihren Formen, und sie offen-

unschwer in dieses neue Formdesign umzusetzen. Auch die Or-

barte sich in ihrer Natürlichkeit in der Ordnung ihrer Formen.

ganismen der Tiefsee waren so geartet, dass sie in die ornamenta-

Diese Ordnung war die des historischen Prozesses. Entspre-

len Figuren eines Art Déco einzupassen waren. Künstler wie der

chend waren für Haeckel alle Symmetrien, alle Systematiken

Architekt der Pariser Weltausstellung, René Binet (1806 – 1911),

und alle Klassifikationen eben dann, wenn sie sich in der Natur abbilden ließen, Ausweis von deren Evolution. In den Ordnungen der Natur war für ihn die Evolution und damit das Werden der Natur und in diesem die Natur selbst abgebildet. Erkennen ist demnach für Haeckel nicht Begreifen, sondern Sehen. Das, was die Natur ist, ist an ihr anschaulich. Das Bild, das diese Anschaulichkeit der Natur einfängt, ist damit mehr als die Illustration eines Textes. Es trägt selbst in sich die Erkenntnis, die der Text dann nur noch erläutert. Die Naturfilme, die noch nach 1960 die deutsche Fernsehkultur bestimmten, sind aus genau dieser Anschauung erwachsen. Das Bild der Natur ist – deren Auffassung zufolge – ihre Wahrheit. Nicht der abstrakte Mechanismus, sondern das, was dieser inszeniert, ist die Natur, die auch dann, wenn in dieser Inszenierung Ordnung gefunden wird, erklärt erscheint. Das schöne Bild, durchaus auch in dem einfachen Sinne einer

7 Blumentopfständer im Haeckel-Haus Jena mit Radiolarienmotiven nach Zeichnungen E. Haeckels

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

symmetrische Muster reproduzierenden Darstellung, transportiert denn auch das Wahre dieser Natur.

23


8 Das Monumentaltor zur Pariser Weltausstellung 1900 von René Binet. Als Vorbild diente eine von Haeckels Radiolarienzeichnungen

Dazu passt das Bild seiner Arbeit, das der junge Haeckel

erfassen, erst dann kann er es reproduzieren. Wenn er dies tut

seiner geliebten Verlobten vermittelte. Aus seinen Arbeits-

und das Reguläre in dem, was ihm anschaulich ist, erkennt,

wochen in Messina schrieb ihr Haeckel am 16. 2. 1860 : »Der

kann er begreifen, was ihm die Natur an Erfahrungen offeriert.

glücklichste Tag – wahrscheinlich in wissenschaftlicher Be-

Haeckel war ein Naturforscher, der zugleich auch in

ziehung [seine Braut wird aufgeatmet haben] der glücklichste

diesem innersten, tieferen Sinne Künstler blieb. Es gilt nicht

meines ganzen Lebens – war der 10. Februar, wo ich, als ich früh

einfach das Gesetz zu erfassen, das es abzuleiten erlaubt, wie

wie gewöhnlich mit dem feinen Netz auf den Fang ausfuhr,

etwas, das ich erfahre, sich verändern kann. Vielmehr ist das

nicht weniger als 12 (zwölf ! !) neue Arten [Radiolarien] erbeu-

individuelle Erfahrungsbild eines Naturganzen festzuhalten,

tete und darunter die allerreizendsten Tierchen ! Ein Glücks-

das allerdings in singulären Einheiten abzubilden ist. Hier

fang, der mich halb unsinnig vor Freude machte ; ich fiel vor

findet sich in der Tat die von Haeckel selbst immer wieder

meinem Mikroskop auf die Knie und jubelte dem blauen Meere

beschworene Verwandtschaft zu Goethe, der ebenfalls die

und den gütigen Meeresgöttern, den zarten Nereiden, die mir

Gestalt der Natur und nicht die Abstraktion des Gesetzes als

immer so herrliche Geschenke schicken, innigsten Dank zu,

die adäquate, wahre Größe des Naturalen verstand.

versprach auch, recht gut und brav zu sein und, dieses Glückes würdig, all mein Leben dem Dienst der herrlichen Natur, der Wahrheit und Freiheit zu widmen.«11

IX. NATURGESTALTEN

Dieses Bild kennzeichnet auch Haeckels späteres Umgehen mit der Natur. Diese ist für ihn Referenz, Maßstab, und so

Der nachmalig so prominente Vorkämpfer des Darwinismus

an sich, in dem was an ihr anschaulich ist, das Wahre. Dies ist

Ernst Haeckel startete seine Karriere als vergleichend arbei-

keineswegs eine spätere Idealisierung des Populisten Haeckel.

tender Morphologe ; er suchte, beschrieb und zeichnete Tier-

Dies ist seine innere Überzeugung, aus der heraus er Natur er-

formen. Er schöpfte aus dem Reichtum des Meeres, illustrierte

fasst. Natur ist ihm das, was er erfahren kann, was an ihr an-

und dokumentierte das, was da war, und pries das, was Gott

schaulich ist. Dieses Anschauliche kann der Wissenschaftler

geschaffen hatte. Nur wandelte sich dieser Gott für den Natur-

24

Olaf Breidbach


9 Urkunde zum 70. Geburtstag von Ernst Haeckel. Beschriftung: »Alle Lebewesen der Natur fühlen sich veranlaßt Herrn Professor Dr. Ernst Haeckel in Jena, welcher mit unermüdlichem Eifer für die Verbreitung der Gesetze ihrer Entwickelung und Formenschönheit in hervorragender Weise wirkte, zur siebzigsten Geburtstagsfeier ihre wahrhafte Verehrung durch dieses Gedenkblatt zum Ausdruck zu bringen. Jena 16. Februar 1904. Der beauftragte Stiftführer Adolf Giltsch.«

10 Tafel 31: Cyrtoidea. Flaschenstrahlinge. In : Ernst Haeckel, »Kunstformen der Natur«, Leipzig 1899 – 1904

begeisterten, der in einer strenggläubigen, aber liberalen,

liener Antonio Vallisneri (1661 – 1730). Allein, die von Haeckel

vom Schleiermacherschen Denken geprägten Familie auf-

gezeichneten Formen sind kleiner, er arbeitet mit dem Mikro-

gewachsen war. Er fällt – so schrieb er seiner geliebten Cou-

skop, entdeckt eine Formvielfalt des Kleinen und Kleinsten

sine und späteren Frau – auf die Knie vor einer Gott-Natur,

und erfährt so im Detail eine neue Welt, deren Entdeckung

die sich ihm gerade in seiner Naturforschung offenbarte. So

ihn aber, unabhängig von ihrer äußeren Größe, andächtig

steht dieser nachmalig so revolutionär erscheinende Geist

werden lässt.

anfangs in einer durchaus religiös geprägten Tradition. Er-

So erklärt sich auch das Preziöse seiner Darstellungen.

zogen durch die führenden Morphologen seiner Zeit, die

Es sind genau die Formen illustriert, vor denen er 1860 auf die

Würzburger Kölliker und Virchow, zu dem er allerdings trotz

Knie fiel. Es sind dies nicht einfach Formen, die er neu ent-

seiner hohen inhaltlichen Bewunderung nie ein persönliches

deckt und so in die Reihe des ihm Bekannten einfügen kann ;

Verhältnis gewann, und geprägt vor allem durch den großen

er erfährt in diesen Formen Zusammenhänge, sie stehen ihm

Physiologen Johannes Müller, wirkt Haeckel in seinen Briefen

für Ordnungen und für einen Naturprozess, den sie markieren

und auch in seiner Arbeit wie ein ins 18. Jahrhundert zurück-

und der so an ihnen ablesbar wird. Er zeichnet kleine Natur-

gewandter Naturforscher : Er zeichnet die Formvielfalt seiner

werke, in denen er die Natur re-inszeniert. Es ist sein eigener,

Organismen auf, er beschreibt Skelette, Formvariationen,

neu entdeckter Kosmos, den er vor Augen führt und den er in

Weichteile, Lebensweise und Lebensorte seiner Organismen.

diesen Abbildungen darzustellen sucht.

Er systematisiert und ordnet. Er verfährt ganz so wie der große

Seinen Eltern schickt er zum Dank für all ihre Unterstüt-

Moosforscher Johannes Hedwig (1730 – 1799) schon vor 1800

zung nicht den Text seiner Abhandlung, und damit die wis-

und agiert so wie der Anfang des 18. Jahrhunderts aktive Ita-

senschaftlich-literarische Essenz seiner Studien, sondern die

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

25


11 Radiolarien : Spumellaria und Nassellaria. Tafel 95 der Challenger-Radiolarien

26

Olaf Breidbach


eigentliche Nachricht dieses Bandes, seine Tafeln. In diesen ist

suchen. Ist doch – wie schon beschrieben – allein das Skelett

für ihn die Natur eingefangen. Seinen Eltern übersendet er

dieser Organismen eingehender und gut zu untersuchen.

den ganzen von ihm geschaffenen Bildkosmos, zusammenge-

Haeckel hielt diese Formen durchaus noch für Tiere, deren

setzt aus Andrucken, Vordrucken und Originalzeichnungen.

Körper aus Gewebeverschmelzungen entstanden waren. So

Es sind nicht einfach Formreihen dargestellt. Die einzel-

erwähnt er zwar das Kriterium, das Kölliker zur Identifikation

nen Tafeln bilden Tableaus, in denen Haeckel die Variationen

von Einzellern ausgewiesen hatte, das Vorhandensein eben nur

einzelner Formgebilde auffächert. In den einzelnen Fächern

eines Zellkerns, beschreibt aber keineswegs klar den inneren

sind die verschiedenen Formspiele der Natur so dargestellt,

Bau dieser in der mikroskopischen Beobachtung so hochfragi-

dass sie in einer Sequenz von Formähnlichkeiten kondensiert

len Formen.

erscheinen. In diesen Formabstufungen bildet sich eine Sys-

1870 erschien ein von G. Fritsch und O. Müller edierter

tematik ab, und so gewinnt Haeckel das natürliche System sei-

Band über »die Sculptur und die feineren Strukturverhält-

ner Radiolarien. Sichtbar ist in diesen Tafeln, was, wo und wie

nisse der Diatomaceen«.12 Dieser Band publizierte – im Groß-

variiert wird. So ist ein Formkanon entschlüsselt, der in das

format – eine Serie von Mikrophotographien von Kieselalgen-

Ungefügte der durch ein Planktonnetz zusammengebrachten

schalen. Vorgelegt wurden darin Photographien von einem

Formen Ordnung bringt. Diese Ordnung ist die Ordnung von

Kieselalgenpräparat. Die erste Abbildung zeigt in einer kleine-

kristallähnlichen Gebilden.

ren Vergrößerung die Anordnung der Kieselalgenschalen auf

Der unter anderem auch von dem Mineralogen Christian

dem Testpräparat. Darauf folgen großformatige Einzelabbil-

Samuel Weiss ausgebildete Haeckel – die Prüfung bei Weiss

dungen der auf diesem Objektträger nebeneinander gelegten

war allerdings die einzige, die er versiebte – stellt hier ein Ge-

Schalen. Diese fein skulpturierten Schalen dienten u. a. auch

füge von Formvariationen organischer Kristalle dar. Er ist sich

zur Darstellung der Abbildungsqualität der mikroskopischen

dessen auch bewusst, weiß er doch, dass sich seine Systema-

Optik. Nur wirklich gute Mikroskope waren in der Lage, die

tik im Wesentlichen auf die Skelettarchitekturen der von ihm

Feingliederungen der Schalenoberfläche abzubilden. Die Ab-

untersuchten Formen gründet, was zunächst praktische Grün-

bildungen dieses Bandes zeigen dann aber nur Naturorna-

de hat, aber dennoch das Vorgehen Haeckels wesentlich er-

mente. Sie stehen in der Tradition der Naturwahrnehmungen

leichtert, nach Symmetrien in den verschiedenen Formen zu

des 18. Jahrhunderts, nutzen hierfür aber die neue Technik

12 Gustav Fritsch und Otto Müller, »Die Sculptur und die feineren Structurverhältnisse der Diatomaceen mit vorzugsweiser Berücksichtigung der als Probeobjecte benutzten Species«. Abtheilung I. Zwölf Tafeln mikro-photographischer Abbildungen. Berlin, 1870. Tafel I : Diatomaleen-Typen-Platte II. von J. D. Möller in Wedel. Tafel II : Arachnodiscus ornatus. Ehrbg.

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

27


14 Speisenfolge beim Festessen zur 60. Geburtstagsfeier von Ernst Haeckel, 16. Februar 1894

13 Die Natur offeriert ihre Schätze – Plakette. Inschrift : » DER NATURWISSENSCHAFTL VEREIN STUDIERENDER JENA SEINEM EHRENMITGLIEDE ERNST HAECKEL ZUM 70 GEBURTSTAGE 16 FEBRUAR 1904 «

der Mikrophotographie. Publiziert wurde hier ein Photoband,

ren aber im Gefüge der Wissenschaften die Bildmuster der

der nichts anderes als den Aufbau eines Demonstrationsprä-

Naturgeschichte für alle Stände zugänglich. Die neue, den

parates dokumentierte. Gezeigt wird ein geordnetes Neben-

Bildungsadel vermittelnde Wissenschaft präsentiert sich nun

einander von Formen, die in Ähnlichkeitsreihen angeordnet

aber weiterhin in den Dekors höfischer Naturdarstellungen.

und zueinander in symmetrischen Ordnungsgefügen grup-

Von daher ist es konsequent, wenn diese Naturformen dann

piert sind. Diese Abbildungen illustrieren keine Systematik,

direkt wieder im Design, im Dekor der Architekturen und im

sie illustrieren ein Naturdekor. Die Ästhetik dieser Abbildun-

Ornament der Gebrauchsgegenstände wiederkehren.

gen entspricht dennoch den Bildmustern Haeckels. Umge-

So fanden sich gerade auch die von Haeckel dargestellten

kehrt stehen so auch Haeckels Bildtafeln in der sich in jenen

Formen der Natur schon bald als Kunstformen wieder. Und

Fotobildtafeln fassenden Darstellungstradition, die auf die

Haeckel hat dies bewusst gefördert, wie etwa das Dekor der

Wahrnehmungs- und Demonstrationskultur des 18. Jahrhun-

Speisekarte zu seinem 60sten Geburtstag zeigt. Wenn, wie es

derts zurückverweist. Dort waren entsprechende Bildmuster

eine zeitgleiche Hymnenurkunde ausweist, alle Geschöpfe

nur für den Hof und wohlhabende Bürger verfügbar, die sich

der Natur ihrem Naturforscher Haeckel zum gleichen Ereignis

entsprechende Mikroskope leisten konnten, mittlerweile wa-

gratulieren, durften darin dann auch die Radiolarien nicht

28

Olaf Breidbach


fehlen. Zu Haeckels 70sten Geburtstag wird er mit einer

Tiefseeexpedition der H.M.S. Challenger die Gruppen der

Bronzetafel geehrt, die darstellt, wie die Natur dem Gelehrten

Staatsquallen, der Tiefseemedusen und – natürlich auch – der

ihre Schätze darbietet. In die Form der Nereide ist so die Na-

Radiolarien. Die Vielfalt der Formen, die er so zusammen-

turgottheit gegossen, die Haeckel in diesen Schätzen findet.

stellte, systematisierte, beschrieb und identifizierte, geht ins

Haeckels Radiolarienmonographie blieb nicht die einzi-

Unermessliche ; seine Systematik war richtungweisend. Sie ist

ge systematische Studie in seiner Forschergeschichte. Haeckel

bis heute nicht nur in seinen exquisiten Illustrationen prä-

war nicht nur der streitbare Darwinist und Biophilosoph. Als

sent, auch die von ihm so dargestellten Ordnungsmuster blie-

Wissenschaftler war er vor allem Taxonom und Systemati-

ben bis heute relevant.

ker. Er beschrieb in einer umfassenden Analyse eine Fülle

Haeckels Radiolarienmonographie von 1862 eröffnete

verschiedener Meerestiergruppen. 1872 erschien die schon er-

eine fortdauernde Serie von Publikationen, in denen ein For-

wähnte Monographie der Kalkschwämme, 1879 und 1880 ver-

scher die Natur anschaulich zu machen suchte, um in den

öffentlichte er sein System der Medusen. 1887 publizierte er den

gewonnenen Anschauungen diese Natur dann auch zu er-

zweiten Teil seiner Radiolarienmonographie, in dem er einen

fassen. Dem Schwur, den Haeckel 1860 am Golf von Messina

Grundriss der allgemeinen Naturgeschichte dieser Tiergruppe

den Nereiden leistete, ist Haeckel Zeit seines Lebens treu

vorlegte. Und schließlich bearbeitete Ernst Haeckel für die

geblieben.

1 2 3 4 5

Zitiert nach Erika Krauße, Ernst Haeckel. Leipzig 1984, S. 25. Ernst Haeckel an seine Eltern, 30. 8. 1854, Ernst Haeckel Archiv, Jena. Ernst Haeckel, Die Radiolarien. Berlin 1862, S. 17. Ernst Haeckel, Die Radiolarien. Berlin 1862, S. 128. Charles Darwin, Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung oder die Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe um’s Daseyn. Nach der 2. engl. Ausg. übers. und mit Anm. versehen von H. G. Bronn. Stuttgart 1860. 6 Ernst Haeckel, Die Radiolarien. Berlin 1862, S. 232f. (Anm.). 7 Brief Ernst Haeckels an seine Eltern vom 1. 11. 1852, Ernst Haeckel Archiv, Jena. 8 Ernst Haeckel, Über die Eier der Scomberesoces. J. Müllers Archiv f. Anatomie und Physiologie 1855, S. 23 – 32.

DIE ALLERREIZENDSTEN TIERCHEN

9 Ernst Haeckel, Briefe an die Braut 1859 / 60. Eingeleitet von H. Schmidt. Leipzig 1921, S. 69. 10 Ernst Haeckel, Kunstformen der Natur. Leipzig 1899 – 1904, Reprint : München, New York 1998. 11 Ernst Haeckel an Anna Sethe, 16. 2. 1860, zitiert nach : Georg Uschmann, Ernst Haeckel. Biographie in Briefen, mit Erläuterungen. Gütersloh 1984, S. 62 f. 12 G. Fritsch, O. Müller, Die Sculptur und die feineren Structurverhältnisse der Diatomaceen mit vorzugsweiser Berücksichtigung der als Probeobjecte benutzten Species. Abt. I. Berlin, London 1870.

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TAFEL I

Abb. 1 – 5

30

Thalassicolla pelagica

KUNSTFORMEN AUS DEM MEER



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