Brav_a #3

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Mann

Frau

Fuck You


Liebe Leser_innen, willkommen zur dritten Ausgabe. Wir sind immer noch da! Lange hat's gedauert; es war anstregend, mühsam und seelenzerfressend :) Das 'Wir' hat sich inzwischen zuerst um eins verkleinert, da Maja ihr feministisches Unwesen jetzt in Schottland treibt, und dann wieder auf zwei vergrößert: Daniel ist jetzt neu dabei und hat mit Müh und Not 32 Punkte beim „Szenetod“­Psychotest (auf S.24) erhalten. Auch Isabelle ist nur eine 'Mitmacherin' mit schlappen 23 Punkten (Daniel: „War eng bei dir, höhö!“). Dieses Mal haben wir mehr Artikel geschickt bekommen und viel weniger selbst geschrieben, wir finden eigentlich alle richtig super (Isabelle:“'supi' schreibe ich nicht aus Prinzip!“)! Vor allem freuen wir uns daüber, dass dabei Themen zur Sprache kommen, die leider selten in queer­feministischen Kontexten diskutiert werden, wie zum Beispiel Alkoholzwang beim geselligen Zusammensein, hormonelle Verhütung und Peinlichkeiten. Wir haben erstmals auch einen kleinen eigenen Themenschwerpunkt eingebaut, und zwar mit zwei Artikeln zum Thema Intersexualität. Um uns der Jugend von heute anzunähern, haben wir auch einen Artikel im Chat­Format über Online­Dating abgedruckt. Aber damit es nicht zu un­ intellektuell zugeht, gibt es auch eine vierseitige Abhandlung über die feministische Szene in Russland, die wir euch wirklich sehr ans Herz legen. Also nicht nur die Bilder angucken!! Die Klassiker, die "Mein erstes Mal"­Geschichte und die gute alte Foto­Love­Story werden nie langweilig, also sind sie wieder vertreten. Viel Spaß beim Lesen!!!!11!! Vielen Dank an alle, die uns Beiträge geschickt, uns kritisiert oder gelobt haben und vor allem an A. für die PC­polizeiliche Unterstützung!

Falls ihr kritische oder auch nette Kom­ mentare habt, sind diese wie immer willkommen (brav_a@gmx.de)! Schickt uns auch eigene Artikel, damit wir nicht immer unsere sozialen Netzwerke terrorisieren müssen ;) Liebe Grüße, Isabelle und Daniel

Dear readers, Welcome to the 3rd issue. We're still here! It took long, it was an exhausting, tedious and soul­eating process :) the „we“ first got reduced by one, because Maja is now doing her feminist mischief in Scotland, and was then again enhanced to two: Daniel is new in our team and only barely scored 32 points in

the „scene death“ psycho­test (p. 24). Isabelle also is only a „Mitmacherin“ (follower) with whimpish 23 points (Daniel: „That was a close one, no? Höhö!“). This time more people sent us articles and we had to write fewer ourselves. We find all of them super (Isabelle: „I'm not writing 'supi' on principle!“). We're especially happy that they address topics, which are rarely discussed in queer­feminist contexts, such as the pressure to consume alcohol in social situations, hormonal birth control and embarrassing experiences. For the first time


we also have a little thematic focus, with two articles on intersexuality. To integrate with the youth of today, we also have an article in chat format about online dating. But to make it not too unintellectual we also have a four pages long essay on the feminist

movement is Russia, which we really recommend you to read. So don't only pay attention to the pictures!! The classics like the „my first time“ story and and the good old photo­love­story are of course also featured again as well. Have fun reading!!!!11!! Thanks so much to everyone who contributed, everyone who criticized and especially to A. who supported us PC­police­ wise! If you have critical or nice comments, you're always welcome to let us know (brav_a@gmx.de)! Also send us your own articles, so we don't always have to terrorize our social networks ;) Lots of love, Isabelle and Daniel



Leser_innen­Brief zum Mooncup­Artikel aus der letzten Ausgabe (Brav_a#2)

ich finde euer Magazin und das Anliegen dahinter voll gut. Zu einem Artikel aus der letzten Ausgabe wollte ich noch ein zwei Sachen sagen, weil ich ihn gut fand aber an einigen Stellen eben auch ganz andere Eindrücke zum Thema hatte. Es geht um den Mooncup­Artikel. Ich fand zunächst schon mal voll cool, dass dem Thema überhaupt mal Raum gegeben wurde und ich fand auch das Aufarbeiten von Pro und Contras sinnvoll. Nur hatte ich an einigen Stellen eben das Gefühl, dass ich Sachen eher "pro" fand, die in dem Artikel bei "contra" standen. Aber vielleicht von vorn: am Anfang dachte ich mir nämlich zunächst überrascht, huch, Mooncup! Und ich war überrascht weil es ja eben einen bestimmten Hersteller herausgreift und den Namen als eine Art General­ bezeichnung verwendet. das ist auch okay, vielleicht gibt es ja auch unterschiede oder so, nur dann hätte ich schon noch gern gewusst: wo kann ich den kaufen, wie teuer ist das und so. und bei der preis frage hätt ich gern noch gewusst wie lange so ein Cup den eigentlich hält. Jedenfalls, woram ich mich am meisten gestoßen habe war, dass der Cup so negativ dargestellt wurde vor allem wegen dem in Berührungkommens mit dem Menstruationsblut. Ich glaube das fand ich doof, weil es ja in gewisser weise so gesellschaftlich präsente Vorwürfe und Bilder von der ‚ekligen‘ Menstruation reproduziert, obwohl, wie ich finde eine Stärke des Mooncups ist, dass sichtbar gemacht wird, dass da Blut fließt und auch wieviel Blut fließt. Das ist vielleicht aber auch zurückzuführen auf die 2 unterschiedlichen Wahrnehmungen von mir und

der Autorin. Vielleicht geht aber auch alles auf diese Salat­Schüssel­ Sache zurück, wobei eben, dass ja doof von der Mitbewohnerin und nicht vom Mooncup war. Abschließend möchte ich noch einen Vorteil ergänzen zum Thema Hygiene: Der Mooncup ist nämlich eigentlich im Vergleich zu Binden und Tampons viel hygienischer. Ich will hier keine Romane schreiben, aber ich sag nur Baumwolle + Wärme + Keime und Bakterien… Das medizinische Silikon bietet dagegen so gut wie keine Grundlage dafür, dass sich Bakterien und Keime verbreiten. Das wiederum führt auch dazu, dass der Mooncup geruchs­hemmend ist. Denn Blut an sich riecht ja nicht (also vielleicht so ein bisschen nach Eisen so wie Kleingeld, wegen dem Eisengehalt, aber das ist ja nicht negativ). Erst die Baumwolle und die sich darin verbreitenden Bakterien lassen einen Tampon z.B. riechen (außerdem geruchsbildend wirken die Chemikalien (or whatever in binden drin ist) die das Blut "fest" werden lassen). Und der Mooncup trocknet die Schleimhäute nicht aus, im ggs. zu Tampons. (was z.B. oft zu Beginn oder gegen Ende der Periode passiert, was wiederum zur Minderung von Reizungen und Infektionen führt). So ich hoffe das ist als Reaktion okay, es gingen mir eben noch einige Sachen dazu durch den Kopf und ich wollte die loswerden! Macht weiter wie bisher! Mit feministischen Grüßen Xx


von Rasa, zuerst publiziert auf dem Blog zwischi.blogspot.de So ganz eigentlich, so theoretisch, will ich ja nicht über irgendwelche medizinischen Diagnosen sprechen, sondern in Ideen von Polarität und Einheit schwelgen. Aber praktisch macht es schon echt Sinn. Und ich bin auch immer totaal neugierig, wenn ich Zwitter/Intersexuelle/Menschenvariant en kennen lerne, was genau mit denen los ist, wie das aussieht/ausgesehen hat, was für biologische/genetische Hinter­gründe ihre Existenz hat und so. Eine genaue Diagnose von "fach­ männischer" Seite fehlt mir zwar, da ich mich in den letzten Jahren zwar schon dafür interessiert habe, aber noch keine Lust/nicht genügend Motivation hatte, mich durchchecken zu lassen. Die Diagnosen „Pseudohermaphroditismus“ bzw. „testikuläre Feminisierung“, die auf meinen Krankenblättern zu finden sind, sind ja eher veraltete und nicht unbedingt exakte Begriffe. Aufgrund meiner körperlichen Ent­ wicklung – die ich im Folgenden gerne mit meinen eigenen Worten, so wie ich sie verstehe, wiedergeben möchte – ­ gehe ich aber davon aus, dass ich PAIS habe, also „Partielles Androgen Insuffizienz Syndrom“. Ich bin genetisch „männlich“, habe also XY Chromosomen. Die sorgten dafür, dass sich während meiner embryonalen Entwicklung Hoden bildeten, die wiederum androgene (männliche Sexualhormone, v.a. Testosteron) produzierten und somit die Grundlage für eine Entwicklung des anfangs ja uneindeutigen und eher „weiblich“ ausgeformten Embryos in Richtung

„Mann“ lieferten. Allerdings reagiert mein Körper nur teilweise auf die Androgene und somit wanderten die Hoden nicht, wie bei den meisten Menschen mit XY Chromosomen in einen sich anlegenden Hodensack, sondern verblieben im Bauchraum und die „Scham­ lippen“ wuchsen eben nicht zusammen, sondern blieben geöffnet. Außerdem verblieb die Harnröhre unterhalb der „Klitoris“, die aufgrund der ja nicht vollständigen Andro­ genresistenz allerdings doch über „Normgröße“ wuchs. So kam ich dann also zur Welt, die Geburt ging auch sehr schnell, ich freute mich wohl schon aufs Leben. Ich wurde herzlich empfangen und vom Kinderarzt als gesundes Mädchen klas­ sifiziert, obwohl sowohl die Hebamme als auch meine Mutter leicht irritiert waren über den Anblick meines Geschlechts. es wurde aber nicht darüber gesprochen und so wischte meine mutter die Bedenken beiseite und freute sich über die eindeutige, klare Ansage des Arztes (heute frage ich mich, ob diese klare Ansage vielleicht eine sehr weise und fortschrittliche Entscheidung des Arztes war, oder ob der einfach nicht genau

"Meine Eltern machten dabei einige ungute Erfahrungen mit der medizinischen Exami­ nationspraxis und dem Umgang mit mir als kleine Sensation und Schauobjekt." hingeschaut hat und ansonsten auch medizinische Schritte in die Wege geleitet hätte). Somit hatte ich bis auf die 3 leisen Irritationen einen "normalen"


Start hinein in eine junge, liebende Familie. Natürlich inklusive zugewiesenem sozialen Ge­schlecht.

„Baby­/Kummerspeck“ vorhanden, also man konnte sich lange einbilden, da finge etwas an zu wachsen.

Etwa ein Jahr später musste ich wegen eines Leistenbruchs ins Krankenhaus. Diesmal wurde mein Anderssein ganz klar entdeckt und auch thematisiert. Meine Eltern machten dabei einige ungute Erfahrungen mit der medizinischen Examinationspraxis und dem Umgang mit mir als kleine Sensation und Schauobjekt (an die ich aufgrund meines jungen Alters keine – ­ oder zumindest keine bewusste – Erinnerung habe). Daraufhin entschlossen sie sich, den Ratschlägen eines Arztes zu folgen, der meinte, es gäbe überhaupt kein Problem, sie sollten mich ein­fach „(als) ganz normal(es Mäd­ chen)“ aufwach­sen lassen.

Meine Stimme wurde tiefer, ich erinnere mich noch an einen „Witz“ (haha) seitens meines Großvaters, ob ich denn im Stimmbruch sei. Ich bemühte mich ansonsten recht gut, die Tiefe meiner Stimme nicht voll auszunutzen, sondern, im Gegenteil, immer recht hoch zu sprechen. Zu singen hörte ich auf, nachdem die Musiklehrerin auf der Mädchenschule, die ich besuchte, sehr barsch in die Klasse gefragt hatte, wer denn hier so brumme. Von da an wurde ich Meister im „Lippenbewe gen“ (stumm wie ein Fisch).

Da meine weitere Entwicklung bis zum 15. Lebensjahr also ohne irgendwelche medizinischen Eingriffe vor sich ging, durfte ich auch den Beginn meiner Pubertät erleben:

Und ich hätte mich und meine äußeren Geschlechtsorgane, meine tiefe Stimme, die Tatsache der nicht vorhandenen Regel­blutung,... wohl noch lange versteckt, hätte mein Meine Klitoris(/mein Mikropenis/der Körper dann nicht auch noch sensible Schwellkörper im Genital­bereich) angefangen, behaarter zu werden. war schon sehr groß. Genau kann ich es nicht Das Versteckspiel wurde so immer mehr sagen, aber ich denke, in erigiertem anstrengender. Jetzt musste ich nicht zustand – ­ der sich deutlich vom mehr nur in etwaigen unerigierten unterschied – maß sie wohl so Umkleidesituationen (im Sport­ 4­5 cm. [edit: Hab' grad zum ersten Mal den /Schwimmunterricht) Kranken­hausbefund gelesen, da steht was aufpassen/mich ängstigen, sondern von 'ner Klitorisgröße von 7x1,5cm ­ erigiert musste auch noch Enthaarungscreme oder unerigiert, schwer zu sagen.] kaufen. Im Ober­lippenbereich war es Meine Libido war ebenfalls sehr stark, wobei noch recht überschaubar, aber dann ich neben der rein sinnlich/ mechanisch erblickte ich auch hier und dort motivierten Selbstbefrie­digung auch stark dunkle, lange Haare auf meinen von Ansichten/ Vorstellungen „weiblicher“ Wangen. Es wurde also höchste Körper angezogen/motiviert wurde und Eisenbahn für mich, etwas zu tun. mich eher in der „aktiven/männlichen“ Rolle verortete. Selbstmordpläne wälzte ich da schon Brüste hatte ich eigentlich keine, allerdings recht lange. Wie lange genau, ist waren so etwas wie Brustansätze von schwer abzu­schätzen, aber ich denke 4 meinem sich bis zum ca. zehnten, mal, mindestens zwei, drei Jahre. Ich elften Lebensjahr verstärkenden war immer unschlüssig, wie ich es


genau machen sollte, habe mir alle möglichen Todesarten ausgemalt, im Kopf durchgespielt. Irgendwann hab ich es dann halt einfach mal mit Pulsadern­aufschneiden versucht. Dazu muss mensch aber ganz schön entschlossen sein. Das war ich wohl nicht genug. Nachdem ich dann alles an halbwegs gefährlich wirkenden Medikamenten in mich reingestopft hatte, was im Arzneimittelschrank

"Ich lernte also die medizinischen / chi­ rurgischen Optionen kennen. und es war für mich wirklich so­ was wie ein Wunder, dass ich die Chance kriege auf eine "nor­ male" Existenz." meiner Eltern zu finden war, hoffte ich auf ein baldiges Ende. Aber irgendwas in mir war da wohl dagegen und so verbrachte ich eine gefühlte Ewigkeit mit Bauch­krämpfen und Kotzen und Pendeln zwischen Bett und Toilette. Naja. Letzten Endes hat das dazu geführt, dass mich meine Eltern fanden, und ich es zum ersten mal in meinem Leben schaffte, mein Leiden zu kommunizieren (per Brief – darüber zu sprechen erschien mir noch utopisch/unmöglich). Nachdem sie mir versprechen mussten, niemandem davon zu erzählen, be­ nachrichtigten sie unseren Hausarzt. Kurz darauf saß ich in seiner Ordination und hörte zum ersten Mal in meinem Leben jemanden über mein Thema sprechen: „Aaaach, es gibt allein in unserem Ort noch 3 andere Fälle von Intersexualität – das ist ein Problem, mit dem man umgehen kann! Die moderne Operationstechnik... ... ...“ Ich war in einem wahren Strudel aus Gefühlen – Erleichterung, Möglich­

keiten, mich verstanden fühlen, alles neu, alles anders. Unbeschreiblich. Überwältigend. Ich lernte also die medizinischen / chirurgischen Optionen kennen. Und es war für mich wirklich sowas wie ein Wunder, dass ich die Chance einer „normalen“ Existenz kriege. Also ich verspürte wirklich eine ziemliche Freude. Trotzdem war mir sehr unwohl, sehr mulmig, als ich mich dann im Gespräch mit dem Chirurgen plötzlich (es fühlte sich sehr plötzlich an!) entscheiden sollte, was ich denn jetzt gerne sein wolle – Mädchen oder Junge, Mann oder Frau – bitte wählen Sie Ihr Geschlecht – bitte wählen – bitte wählen – bitte wählen ­... Eine dritte Option wurde mir nicht angeboten. Aber ich schluckte meinen Kloß hinunter und sagte mit so entschlossener Stimme wie möglich, ich wolle ein Mädchen sein, ein ganz normales Mädchen (Das hatte ich mir doch die ganze Zeit gewünscht, oder? Wollte ich nicht die ganze Zeit so sein wie meine Mitschülerinnen? Wollte ich? Oder wollte ich vielleicht nur angenommen werden?) Der Mediziner freute sich, meinte noch mit einem kumpelhaften Grinsen, es sei ja „...leichter, ein Loch zu graben als einen Mast aufzustellen ;­)...“ – ein gefühlter Stich in meinen Bauch, aber wahrscheinlich hab' ich trotzdem auch ein Lächeln aufgesetzt über den Witz. Dann ging alles sehr schnell. Ich hatte eine erste Untersuchung inkl. Gewebsentnahme unter Vollnarkose – um mir das Erlebnis zu ersparen, von so vielen Menschen begutachtet zu werden. Einen Monat später wurde meine Klitoris verkleinert, zwei Monate später wurden meine Hoden entfernt. Medizinisch war ich sehr gut versorgt und auch das Krankenhauspersonal war größtenteils sehr einfühlsam. Komplikationslose Operationen, "in gutem Allgemeinzustand entlassen". Einen weiteren Monat später begann meine Östrogentherapie und man stellte mir eine psychologische Betreuung („zur Festigung der weibl. Identität“, wie 5 es im Befund heißt). Die nahm ich


ungefähr zwei oder drei Mal in Anspruch, bevor ich sie für unfähig befand und beschloss, dass ich mir nur selbst helfen könnte. Wie sollte mich auch sonst jemand verstehen? Außerdem war ich es ja gewohnt, Dinge mit mir selbst auszumachen. Das Versteckspiel in einer neuen Runde und in neuer Qualität: Ich hatte jetzt offiziell eine „beidseitige Sehnen­scheidenentzündung vom Gitarre­spielen“ sowie zufälligerweise mal eben schnell die „Eierstöcke entfernt“ bekommen, aufgrund dubioser, eventuell bösartiger Verwachsungen. Das alles war während des ersten halben Jahres auf meiner neuen Schule, mit 15 Jahren. Ich wohnte in einem Vierbettzimmer mit gleichaltrigen Mädchen in einem Internat. Ich hätte eigentlich nicht damit gerechnet, diese Schule noch zu erleben, aber da war ich nun. Versorgte schön heimlich meine Wunden und Narben. Ich freute mich, dass ich von da an wenigstens nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen musste – da hatte ich das Verständnis von meinem Arzt. Etwa ein Jahr später konnte ich in eine WG mit Mitschülern ziehen, was ganz gut war, denn die Scheidendehnung heimlich durchzuziehen wäre dann doch etwas anstrengend gewesen im Vierbettzimmer. Das erste Gespräch mit dem Doktor, der mich daraufvorbereiten sollte, war ... frustrierend. Er zeigte mir gläserne Dildos in verschiedenen Größen, eine art Gleitcreme und eine schöne Umschnallvorrichtung und erklärte mir, dass ich ab jetzt jede Nacht mit einem dieser Kollegen verbringen solle, so lange, bis ich regelmäßigen Geschlechtsverkehr mit einem Partner hätte – allerdings nicht ohne hinzu­zufügen, dass es ja doch eher unwahrscheinlich sei, dass ich je gut „normalen“ Sex haben könnte. Diese Aussage plus die für mich absurd riesig erscheinende Größe schon des kleinsten der Dildos ließen mich einmal mehr in eine tiefe Verzweiflung versinken. Meiner Mutter, die bei dem Gespräch dabei war, ging es 6 ähnlich, was sie den Arzt dann auch noch spüren ließ.

Letztendlich landete ich dann bei einer Frauenärztin, die um einiges einfühlsamer mit mir vorging, und so begann ich dann nicht mit einem der Dildos, sondern mit einem Tampon – was für mich auch schon Wahnsinn war. Ich war dann aber recht diszipliniert und erzielte so mit der Zeit immer „größere“ Erfolge – ich war auf dem besten Weg zur Inhaberin einer heterosexuell

"Jetzt würde ich also ohne weitere Entwick­ lungen glücklich und zufrieden bis an mein Lebensende die schöne frisch gewonnene Frau­ enrolle spielen können." funktionsfähigen und mit Klitoris innerhalb der Normgröße ausgestatteten Scheide. Ich ließ mir dann auch nicht allzu viel Zeit, dieses neue Körperteil dem Praxistest zu unterziehen, und wirklich: Ich funktionierte! Jetzt würde ich also ohne weitere Entwicklungen glücklich und zufrieden bis an mein Lebensende die schöne frisch gewonnene Frauenrolle spielen können. ...Fortsetzung folgt... Haben die anderen nichts gemerkt? Eine Freundin bemerkte ein langes Haar auf meiner Wange. Ein Junge bemerkte beim „Doktorspielen“ meine vergrößerte Klitoris, war verwirrt und diagnostizierte mir fachmännisch eine „verlängerte Harnröhre“ – von sowas habe er schon mal gehört. Über die Rolle meiner Eltern zu schreiben, fällt mir gerade schwer. Vielleicht muss ich an dieser Stelle doch mal 'ne Familie­naufstellung


von Gabriele Rothuber

! Trigger Warnung: Im Text sind operative Eingriffe im Genitalbereich beschrieben! Jeder Mensch wird mit einem individuellen Geschlecht, seinem eigenen, geboren. Die meisten Menschen werden als eindeutig männlich oder weiblich eingeordnet. 1­ 2 von 1000 Neugeborenen werden mit einem eindeutig intersexuellen Geschlecht geboren: Das heißt, sie haben (sichtbare, hormonelle, und/oder chromosomale) Merkmale beider Geschlechter. Die überwiegende Mehrheit der Intersexuellen entwickelt sich aber erst in der Pubertät. Wieder andere werden „zufällig“ diagnostiziert (etwa bei unerfülltem Kinderwunsch). Sie sind keine Gruppe von Kranken! Die Wissenschaft kennt heute rund 4000 (!) geschlechtliche Differenzierungen. Die Welt ist bunt! Jede_r kann davon ausgehen, einen intersexuellen Menschen zu kennen, ohne es zu wissen, da hierüber nicht gesprochen wird. Wer zu den 90 % der Intersexuellen gehört, die nicht mit eindeutig intersexuellen Genitalien geboren werden, hat ­ hoffentlich ­ das große Glück, selber (mit)entscheiden zu dürfen, ob er_sie etwas an dieser Tatsache verändern möchte oder nicht. Intersex­Neugeborene haben diese Entscheidungsfreiheit nicht. Sie haben mit der Diagnose Intersex vollkommen

überforderte und kaum aufgeklärte Eltern; haben medizinisches Personal, das sie als medizinischen Notfall behandelt, sie als Kuriosität Student_innen vorführt und den Eltern meist rät, das Geschlecht operativ und/oder hormonell einer Norm anzupassen. In den allermeisten Fällen (Ausnahmen sind etwa Harnröhrenverengungen) sind operative Eingriffe nicht notwendig, sondern rein kosmetische Anpassungen! Interes­ sensverbände nehmen an, dass auch heute noch über 90 % der Intersex­Neugeborenen diesen Zwangsoperationen unterzogen werden. Und: 85 % der operierten Intersex­ Neugeborenen werden zum Mädchen „gemacht“: ganz nach dem Motto „It’s easier to dig a hole than to build a pole.“ („Es ist leichter, ein Loch zu graben, als einen Mast aufzustellen.“). Hier handelt es sich um eine willkürliche Festlegung, orientiert an der medizinisch­technischen Machbarkeit. Die Medizin versucht hier, „Natürlichkeit“ künstlich herzustellen. Die allermeisten dieser Eingriffe haben schwerwiegende physische und psychische Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen: viele Folgeoperationen sind notwendig, oft bis ins Erwachsenenalter; oft werden funktions­ tüchtige Keimdrüsen entfernt (Hoden und/oder Eierstöcke – im Volksmund „Kastration“). Das hat die lebenslange Einnahme künstlicher Hormone sowie den Verlust der Gebär­ und Zeugungsfähigkeit zur Folge; die Entfernung von Gewebe (etwa bei Klitorisamputation) kann nicht rückgängig gemacht werden und birgt die Gefahr der Einschränkung sexuellen Lustempfindens. Intersex­Interessensverbände treten deshalb in erster Linie für ein Verbot der Genitalverstümmelung und volles 7 Recht auf körperliche Unver­


sehrtheit an Kindern ein. Aufgrund der Untersuchung von Keimdrüsen, Chromo­ somen und Hormonen ist es möglich, das Kind einem Geschlecht zuzuordnen – das ist wichtig, um einen Eintrag ins Personen­ standsregister vornehmen zu können. (In einigen Ländern ist mittlerweile ein dritter Eintrag „others“ möglich, so etwa in Nepal oder Australien. Kritisiert wird hier aber der Charakter des „Zwangsoutings“. Allerdings trägt die Möglichkeit eines Eintrages zur Enttabuisierung bei – „so etwas gibt es.“ Eine befriedigendere Option wäre wohl, den Geschlechtseintrag offenlassen zu können.) Kinder sollten so aufwachsen dürfen, wie sie sind – mit ihrem eigenen, individuellen Geschlecht. Sie haben das Recht auf Selbstbestimmung und Würde!

„Liebe macht Anders“ von Karen­Susan Fessel ist ein Jugendthriller um das Thema Intersex. Geschrieben im Verhör­ und Interviewstil wird man damit konfrontiert, dass Anders von einer Brücke stürzt. Warum? Wer ist schuld? Nach und nach erfährt man dann von Anders’ Leben, bevor er auf die neue Schule kam. Seinen Klassenkameraden stinkt’s, dass er so super tanzen kann und sich dann auch noch was mit Sanne entwickelt. Ihr Exfreund will das nicht auf sich sitzen lassen und kramt in Anders’ Vergangenheit. Und dabei stellt sich raus, dass Anders nicht immer ein Junge war..... Anders ist einfach anders.

www.intersexuelle­menschen.net www.intersexualite.de www.die­katze­ist­kein­vogel.de www.xy­frauen.de www.zwischengeschlecht.org

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· Tintenfischalarm (Alex Jürgen) · XXY – Die Natur macht uns zu Mann oder Frau.. oder beidem zugleich · Die Katze wäre eher ein Vogel (Melanie Jilg) · Hermes & Aphrodite (Gregor Zootzky)

· Lang, Claudia: Intersexualität · Voß, Heinz­Jürgen: Intersexualität – Intersex · Fröhling, Ulla: Leben zwischen den Geschlechtern · Klöppel, Ulrike: XX0XY Ungelöst · Gruber, Andrea: Körperpolitik in Österreich: Zum Umgang mit Intersexualität · Groneberg, Michael: „Intersex“ ­Geschlechtsanpassung zum Wohl des Kindes? · Mac Gowan, Julia: Beratung und Intersexualität

· Eugenides, Jeffrey: Middlesex · Berg, Sibylle: Danke für das Leben · Völling, Christiane: Ich war Mann und Frau · Colapinto, John: Der Junge, der als Mädchen aufwuchs · Fessel, Karen­Susan: Liebe macht Anders · Sexualpädagogik: · Verein Selbstlaut: Achtung Ampel, Ganz schön intim! · Tuider, Elisabeth u.a.: Sexualpädagogik der Vielfalt

· Intersexuelle Menschen e.V.: Lila. Oder was ist Intersexualität? · Axter, Lilly : Das machen? · Ratgeber für Hebammen: Intersexuelle Menschen e.V.: Was ist es denn?


„Wasser machet stumm“! ­ das stellte schon Lessing fest und fügte auch gleich den Hinweis auf das geeignete Gegenmittel gegen die Stummheit an: „Was für Redner sind wir nicht,/wenn der Rheinwein aus uns spricht/Wir ermahnen, streiten, lehren,/keiner will den andern hören.“ So weit so lustig – außer natürlich, man selbst ist die einzige Person am Tisch, die keinen Alkohol, sondern eben Wasser (Cola, Saft...) trinkt, eben: die Stumme. Damit zu einem Problem, das sich als roter Faden durch mein soziales Leben zieht: der Alkohol. Nicht etwa die Sucht nach Alkohol, eigentlich gar kein Problem mit Alkohol sondern eins ohne: ich trinke keinen. Natürlich setzt mich niemand vor die Tür, weil ich zu nüchtern bin, ich kann alle Partys besuchen, die mir nur einfallen, auf dem Land kann man auf diese Weise sogar schnell zum Liebling der Clique aufsteigen, denn irgend­ wer muss ja das Auto auf der Rückfahrt lenken. Dennoch, als ich bei der Erstlektüre der Siegessäule und in Gesprächen mit Freunden feststellte, dass „die“ Szene zu gefühlten zwei Dritteln aus Partyveran­ staltungen, Kneipenstamm­ tischen etc. besteht, bekam ich es mit der Angst zu tun. In dieser Welt bin und bleibe ich eine Außenseiterin. Mir sind angetrunkene Men­ schen unangenehm. Und zwar egal, wie sie sich verhalten. Nicht nur Aggressivität und Zudringlichkeit schrecken mich ab. Auch wenn die Menschen besonders fröhlich, besonders

tapsig, ja sogar besonders liebevoll werden, fühle ich mich von diesem Verhalten bedrängt. Wenn, wie in meinem Fall, Alkoholmissbrauch die Familie geprägt hat, verliert die lustige Seite von Alkoholisierung allen Witz. Alkohol verschiebt Grenzen, wer trinkt, verabschiedet sich ein kleines oder größeres Stück weit von seinem oder ihrem Alltags­Ich, kommt dem Gegenüber einen Schritt näher, traut sich ein Stück weiter als im nüchternen Zustand. Meine Grenzen aber bleiben intakt und der Instinkt dafür wird bei meinem Gegenüber für mein Empfinden mit jedem Glas schwächer. Ich spreche dabei nicht von schwerem Trinken oder Saufgelagen, sondern von einem schleichenden Prozess, der beim ersten Bier beginnt. Geselligkeit und Entspannung scheinen in unserer Gesellschaft nahezu automatisch mit Alkoholkonsum verknüpft zu sein. Man trifft sich „auf ein Bier“. Angestoßen wird natürlich mit Sekt. Wer nicht mitzieht, gerät unter Recht­ fertigungsdruck. Ich zumindest empfinde die fragenden Gesichter („...also wirklich gar keinen Alkohol?!?!“) als un­ angenehm und die typischen Situationen, in denen das Thema zur Sprache kommt (nämlich logischerweise gerade Situationen, in denen Alkohol konsumiert wird) sind meistens eher ungeeignet, um zu einem Gespräch über meine Familien­ geschichte anzusetzen. Ich träume davon, dass 9 Spaß, Gemeinschaft


und Ausgelassenheit nicht mit Alkohol verknüpft wären. Dann müsste ich bei einer Einladung zu einer Geburtstagsparty nicht überlegen, ob ich es mir zutraue, hinzugehen und vor allem, rechtzeitig wieder wegzugehen, bevor es für mich unangenehm wird. Ich würde mir wünschen, nicht unter Erklärungszwang zu geraten, wenn ich den ungefragt eingeschenkten Sekt zum Anstoßen ablehne. Partys ohne Alkohol! Wasser! Beschwipst sein verboten! Benehmt euch! Das alles klingt irgendwie verdächtig nach der ungeliebten Rolle der Spielverderberin. Vielleicht ist gerade das auch mein Dilemma, dass, wenn ich jemanden bitte, in meiner Gegenwart auf Alkoholkonsum zu verzichten, der Spießerverdacht ganz eindeutig bei mir liegt.

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Das macht es schwer, eine selbstbewusste Position zu diesem Thema zu entwickeln und aus der Defensive herauszukommen. Ich habe leider kein Patentrezept zur Hand, wie man mit mir oder anderen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer keinen Alkohol konsumieren, umgehen soll. Ich möchte aber darauf aufmerksam machen, dass hinter diesem Thema eine große Verletzlichkeit stehen kann. Ein Raum, in dem alle Alkohol konsumieren können oder eben auch nicht, ist, anders als es auf den ersten Blick scheinen mag, kein für alle gleichermaßen offen stehender Raum. Denn wer im Zweifel die Flucht ergreift, sich anpasst und verstummt, ist diejenige, die nicht trinkt.

von dö mehr zum Thema: kanak­attak.de/ka/down/pdf/ka_heirat_brosch.pdf http://schutzehe.com/

von Joanna


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zusammengestellt von Isabelle (brav_a@gmx.de) Dieser Artikel soll die Pille nicht verteufeln oder irgendwen dazu bringen, sofort damit aufzuhören. Aber ich finde es ist notwenig, sich damit zu beschäftigen, was man tagtäglich seinem Körper zuführt, um eine bewusste Entscheidung dafür oder dagegen treffen zu können. Bei mir hat es viel zu lange (10+ Jahre) gedauert, bis ich tatsächlich mal mit anderen Menschen über meine Erfahrungen mit der Pille geredet habe. Artikel über die Vor­ und Nachteile hormoneller Verhütung hatte ich schon gelesen, aber es ist doch was anderes, mit Leuten persönlich zu reden und mit der neutral formulierten Nebenwirkungsliste persönliche Geschichten zu verbinden.

lieber Mädchen schnell die Pille zu verschreiben, weil es einfacher ist, als sich für eine Erziehung aller jungen Menschen zu verantwortungvollem Umgang mit Sex einzusetzten. Und warum ist es für viele Männer* so selbstverständlich, dass die Frau* sich die Pille verschreiben lässt, um kondomfrei Sex haben zu können? Warum wusste kein Mann, mit dem ich geredet habe, über die Nebenwirkungen der Pille Bescheid, es sei denn die eigene Freundin war direkt davon betroffen? Und warum muss ich im Internet surfen und meine Frauenärztin direkt fragen, um überhaupt irgendwas über andere Verhütungsmethoden als die Pille oder Kondome zu erfahren?

Ich finde es schlimm, wie oft sich in Unterhaltungen die Geschichte wiederholt hat, dass ein Medikament, das so stark in Körper und Psyche eingreift, fast ohne jegliche Aufklärung über mögliche Gefahren und Nebeneffekte verschrieben wurde.

Hier also eine Sammlung von Statements zur Pille, die ich erhalten habe, nachdem wir im Internet dazu aufgerufen hatten. Es gab so viel Resonanz, dass es mich nochmal darin bestätigt hat, wie wichtig es ist, dass wir mehr miteinander reden und Erfahrungen austauschen...

Klar die Pille schützt relativ sicher vor Schwangerschaften, aber ich finde es falsch,

Meine Tage seltener zu bekommen hatte für die Ärztin einen so hohen Krankheitswert, dass sie mir die Pille verschrieb. 12 statt 6 mal im Jahr meine Tage, dafür mögliche Nebenwirkungen: Migräne, Depressionen, Pilzbefall, Übelkeit, Schmerzen in den Brüsten, Thrombose, Lungenembolie, Gelbsucht, hoher Blutdruck, Hirnschlag, Herzinfarkt, Brust und Gebärmutterhalskrebs... Kein guter Deal?! Da meine Freundin mich nicht schwängern kann, eine rein medizinische Indikation. Als ich gecheckt habe, dass es nur um die Normierung meines Körpers geht, hab ich sie abgesetzt und meine Tage erst mal für11 ein ganzes Jahr nicht bekommen ­ als Nebenwirkung.


Ich nehme seit mehreren Jahren die Pille im Langzyklus, also ohne regelmäßig nach drei Wochen eine Woche Pause zu machen und bin dankbar, damit ziemlich sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft geschützt zu sein und selbst die Kontrolle zu haben. Am wichtigsten sind mir bei der Verhütung Sicherheit und dass ich meine Tage nicht haben muss, wenn ich nicht will. Als bisexuelle Frau nehme ich die Pille deshalb auch dann, wenn ich gerade nicht in erster Linie eine Schwangerschaft verhindern muss. Allerdings frage ich mich auch oft, ob die Langzeit­Nebenwirkungen der Hormone nicht vielleicht doch schlimmer sind, als sie dargestellt werden. Am meisten stört mich an der Pille, dass man sie vergessen kann. Was ich noch viel lieber hätte, ist also ein Implantat, zum Beispiel ein flexibles Hormon­Implatat für die Gebärmutter (ähnlich wie Gynefix*), das mit niedrigeren Dosen und ohne Einnahme­Pannen auskommt. Das gibt es leider noch nicht auf dem Markt und von der 'normalen' Hormonspirale wird Frauen, die noch nicht schwanger waren, ja leider abgeraten, weil anscheinend die Unverträglichkeit sehr hoch ist. Den Wirkstoff des Implantat­Stäbchens (Implanon) habe ich leider nicht vertragen. Da würde ich mir wünschen, dass mehr an Alternativen zur Pille geforscht wird. Kondome/Barrieren benutzte ich übrigens trotz Pille weiterhin. Play safe, people!

"Ich machte mir Ich war 16 als ich anfing die Pille zu nehmen. auch ehrlich gesagt Zum einen hatte ich wie so viele Teenager_innen Probleme mit Pubertätsakne, zum anderen stand keine Gedanken, als ich mit 21 aufhörte mein erstes, für mich viel versprechendes Date bevor. mich für Sex zu Die Frauenärztin hatte kein Problem damit, mir die interessieren [...] Also Pille zu verschreiben. Sie meinte noch, dass jenes dachte ich, ich sei Präparat welches ich bekam, meine Haut eventuell erst halt asexuell. " einmal „aufblühen“ lassn werde. Eine nette Umschreibung für einen extremen Ausbruch von Akne. So war es dann auch. Ich hatte 3 Monate lang eine starke Akne, bis ich mir eine andere Pille verschreiben ließ. Zudem Zeitpunkt war schon klar, dass es mit dem Date nichts werden würde. Aber warum sollte ich jetzt wieder aufhören die Pille zu nehmen? Mit dem zweiten Präparat wurde meine Haut merklich besser. Ich gehörte auch glücklicherweise nicht zu den Frauen, die mit starken Stimmungsschwankungen oder Ahnlichem auf die Hormone reagierten. Ich machte mir auch ehrlich gesagt keine Gedanken, als ich mit 21 aufhörte mich für Sex zu interessieren, da ich vorher eh noch nicht aktiv war. Also dachte ich, ich sei halt asexuell. Erst als meine Schwester mir erzählte, dass sie keine Lust mehr gehabt hatte, mit ihrem Freund zu schlafen, bis zu dem Moment in dem sie die Pille absetzte, machte ich mir meine Gedanken. Damals war ich 24. Ich hörte auf die Pille zu nehmen, ohne vorher mit meiner Frauenärztin darüber zu sprechen. Es dauerte noch etwa ein Jahr, bis sich mein Hormonhaushalt wieder im Normalzustand befand. Zumindest dauerte es ein Jahr, bis ich wieder Lust auf Sex bekam. Meine Haut verschlechterte sich zwar wieder ein wenig, aber damit kann ich leben, ohne 12 Sex, zumindest ab und zu, eher nicht.


Es stört mich sehr, wie abhängig ich bin von Pille &Co. – das Schicksal eines gebärfähigen Menschen, der die Möglichkeit des Schwangerwerdens kontrollieren möchte. Bei mir hat sich erfahrungsgemäß die Pille (in Kombi mit Kondom) als das beste Verhütungsmittel herausgestellt. Mich stört, wie sehr die Pille in meine Körperchemie eingreift – und ich halte es für ungemein wichtig, weiter zu forschen, um die Pille immer verträglicher zu machen! Denn die Pille ist für Frauen wie mich wichtig – sie gibt mir eine gewisse Autonomie. Klar ­ Verhütung muss auch Angelegenheit der Männer sein! Aber ich will mich nicht auf die Männer ich habe die pille eine weile verlassen müssen. So unperfekt die Pille genommen als ich mitte 20 war. das auch sein mag – sie gibt mir die problem war nur, dass ich zu der zeit so Freiheit, über meine viel gesoffen hab, dass ich oft mehrmals Reproduktionsfreiheit zu bestimmen, die woche kotzen musste. das passte also mir ganz alleine. nicht so gut zusammen. Und das ist für mich so wertvoll, dass ich die negativen "sie Auswirkungen der Pille gibt mir die auf mich nehme – das ist es mir wert. Ich nehme die Pille seit Freiheit, über Aber ich erwarte nunmehr 8 Jahren, eine meiner meine auch, dass da weiter Meinung nach viel zu lange Reproduktions­ geforscht wird! Dass Zeit. Aber das Absetzen kostet freiheit zu man sich diese mich gerade viel Überwindung. Autonomie in Bezug bestimmen, mir Ein halbjähriger Versuch vor ein auf den eigenen Körper ganz alleine." paar Jahren resultierte in fieser in Zukunft nicht mit Akne – im Gesicht, auf der Brust unangenehmen und auf dem Rücken. Die verhütende Nebenwirkungen bezahlt Wirkung war eher ein praktischer Nebeneffekt für mich. Dank feministischem Empowerment und dem Hinterfragen von normierten Schönheitsidealen bin ich mittlerweile so weit, nicht mehr dem ‚Komplett­Rasur­ Zwang’ zu unterliegen, aber mit dem Gedanken an die wahrscheinlich bevorstehende Akne habe ich noch 13 zu kämpfen.


Als sich der erste Sex anbahnte, ging ich das erste Mal zur Frauenärztin und frage nach der Pille. Mir wurde ein Präparat verschrieben, das gegen Hautunreinheiten helfen sollte, obwohl ich kaum Pickel hatte. Mir wurde nichts über Nebenwirkungen oder über alternative Verhütungsmethoden gesagt. Mir war eh alles recht, Hauptsache nicht schwanger werden.. Als ich die Pille dann nach drei Jahren absetzte, bekam ich furchtbare Pickel und erstmal meine Tage für mehrere Monate nicht. Ich ging wieder zur Frauenärztin, deren einziger Kommentar war, mir wieder die Pille verschreiben zu wollen. Ich nahm das Angebot an, warum nicht, ich hatte mich schon so an die allabendliche Einnahme gewöhnt. In der Zwischenzeit war ich nach einer längeren Beziehung wieder Single und blieb es mehrere Jahre. Inzwischen glaube ich, hier auch einen Zusammenhang zu sehen, denn mein größtes „Problem“ war, dass ich zwar Lust auf Rumknutschen und eine Beziehung hatte, aber niemanden, wirklich niemanden attraktiv fand.. Durch einen Auslands­ aufenthalt setzte ich die Pille wieder ab und lernte ein paar Monate später jemanden kennen. Weil er nicht gut auf Kondome klar kam, ließ ich mir die Pille wieder verschreiben. Ich las einige Artikel aus feministischer Perspektive, in denen die Pille kritisiert wurde, aber dachte nur: „Mir schreibt niemand vor, wie ich verhüte!“ und „Ich merke keinen Unterschied!“. Aber wie hätte ich ihn auch merken sollen – bevor ich meine normale, ungedopte Sexualität entwicklen konnte, hatte ich ja schon angefangen mir die Pille einzuschmeißen und sie jahrelang fast durchgängig genommen! Ich wusste nicht ob meine Libido nun niedriger oder höher, ob meine allgemeine Stimmung anders war.. Ich kannte mich als junge Erwachsene nur auf Hormonen. Ich hatte noch nie mit jemandem aus meinem Freundeskreis über die Pille geredet. Alle heterosexuell aktiven Freundinnen nahmen sie, niemand redete darüber. Schließlich hatte ich keine Lust mehr, aber eher, weil ich es ablehnte, immer die Verantwortliche für den „nicht schwanger“­Zustand in der Beziehung zu sein. In meiner nächsten beziehungsfreien Phase merkte ich dann jedoch einen krassen "Ich Unterschied! Es mag auch mit dem Alter zu tun haben, aber auf kannte mich einmal fand ich jede Menge Menschen attraktiv, hatte Lust auf One Night Stands, darauf Erfahrungen zu sammeln.. wie eine zweite als junge Pubertät (bzw. erste, denn damals war ich „brav“ ;) ) Ich habe Erwachsene beschlossen nie nie nie wieder Hormone zu nehmen, erst recht, nachdem ich jetzt viel mit Leuten darüber gedet habe, und mir nur auf immer wieder ähnliche oder noch krassere Geschichten erzählt 14 Homonen" wurden.


Ich steh nicht so auf die Angst, schwanger zu werden. Die hat mir bis jetzt kein Verhütungsmittel nehmen können. Am besten hilft mir eine feste Beziehung, in der ich mir vorstellen kann, mehr oder minder geplant ein Kind zu haben. Und die Male, wo ich definitiv NICHT von dem Menschen, mit dem ich missglückten Verkehr hatte, ein Kind haben wollte, habe ich auch zur Hormon­Bombe gegriffen. Die Pille danach. Eine Keule. Mir gefällt es nicht, wie groß der Eingriff von Hormonen in den natürlichen Ablauf im Körper ist. Ich möchte auch nicht einfach irgendwas in mich reinschütten oder einführen, damit ich dann gedankenlos rumvögeln kann. Hormonelle Verhütungsmittel nehmen mir zu viel ab, machen es zu einfach. Ich brauche mich mit so vielem nicht auseinanderzusetzen, muss weniger denken. Das finde ich schade. Es ist so normal, insbesondere bei jungen Frauen, sich einfach das Rezept für irgendein Präparat verschreiben zu lassen. Warum? Weil es die Norm ist? Weil es am einfachsten ist? Mann und Frau brauchen sich um nur wenig zu kümmern, "Ich will was Schwangerschaftsverhütung angeht. Weil es am nicht genormt sichersten ist, abgesehen von sexueller Abstinenz? Ich will nicht genormt sein, ich bin besonders, will sein, ich bin etwas haben, was mir gefällt, womit ich mich besonders, will wohlfühle, was zu mir passt. etwas haben, was Dafür bin ich gewillt, mich mit Körper, Geist und Seele mir gefällt, wo ich auseinanderzusetzen. Ebenso mit meinen Beziehungs­ und Sexualpartnern. mich wohlfühle,

was zu mir

Ich hab' je zwei Monate hormonell verhütet, Pille und passt." Ring, und beide Male war es nicht so toll. Klar, dass, rational gesehen, verständlich ist, wie gering der Pearl­Index ist. Aber ICH FÜHLTE MICH NICHT WOHL DAMIT! Und ich möchte mich wohl fühlen. Ich weiß inzwischen über mich, wie sehr ich mich in meinem Zyklus verändere und möchte das nicht durch hormonelle Gleichschaltung verhindern. Im Zyklus steckt viel Potenzial! Viel gute Energie, die es zu nutzen, nicht zu unterdrücken gilt! Deswegen stelle ich mich gegen hormonelle Verhütungsmittel. Ich habe zwar immer noch nicht das Passende für mich gefunden, aber ich weiß, was ich NICHT nehmen werde. Und: Falls ihr auch nicht so glücklich seid, hadert nicht mit euch. Habt die Kraft und sucht euch was Passendes. Es muss und kann bestimmt auch ohne künstliche Hormone gehen!

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"Skandalö s finde ich, [...]

Jahrelang habe ich die tägliche Pillen­ dass kaum eine von Einnahme bzw. später den monatlichen Nuvaring­Wechsel nicht hinterfragt. Es schien ihrer Gynäkolog_in mir eine einfache, sichere Verhütungsmethode über die häufig ohne größere Nebenwirkungen zu sein. Alle auftretenden meine Freundinnen verhüteten hormonell oder mit Kondom, und auch wenn ich es nicht toll Nebenwirkungen der fand, meinen natürlichen Hormonstatus aus Pille (allen voran: Verhütungsgründen zu verändern, war es doch die Libidoverlust) Methode, die mir am vertrautesten war. Dann informiert erfuhr ich von der Gynefix*: Eine Freundin erzählte mir begeistert von diesem Kupferfaden, der in die wird. Gebärmutter implantiert wird und genauso wirkt wie die Kupfer­ spirale. Wäre meine Freundin nicht gewesen – ich würde wohl heute noch hormonell verhüten. Und so erlebte ich erst als knapp 30­jährige und erstmals ohne hormonelle Eingriffe in meinen Körper, was dieser eigentlich alles kann: Schmerzen haben kann er z.B. rund um den Eisprung, er kann Brüste vor der Menstruation enorm anschwellen lassen, und er kann Lust auf Sex empfinden. Einfach so, ganz ohne in einer sexuellen Situation zu sein – und interessanterweise tatsächlich oft rund um den Eisprung. Das alles war mir vollkommen neu, und ich finde es nach wie vor interessant, diese körperlichen Veränderungen während des Zyklus spüren zu können. Die unzähligen Pickel, die ich seither mit mir herumtrage, nehme ich dafür gerne in Kauf. Skandalös finde ich, wie viele Frauen ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und dass kaum eine von ihren Gynäkolog_innen über die häufig auftretenden Nebenwirkungen der Pille (allen voran: Libidoverlust) informiert wird. Und auch, wenn für einige Frauen die Pille positive Auswirkungen hat (z.B. als Schmerz­unterdrückendes Mittel bei Endometriose): Ärzt_innen haben die Pflicht, umfassend über Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären. Sonst ist es mit der Selbstbestimmung nicht weit her.

Sie macht sich auf zwei Arten bemerkbar ­ wenn eine sie nicht dabei hat, und halbjährlich im Geldbeutel. Wann gibt es endlich kostenlose Verhütung für alle? Selbst ohne prekäre finanzielle Situation und mit partnerschaftlich geteilten Kosten ist das immer wieder ärgerlich, als sei Familienplanung ein Privileg für diejenigen, die es sich leisten können..

When I was 22, I finally started having sex. It was awesome, and I knew I wanted to stay with the guy for a while. Our first couple of sexually active months together, we got by with condoms. But I was only 22, at the end of my Bachelor, and I knew I did not want a kid, so I wanted the safety belt and the air bag, if you will. When I got back to the US from my whirlwind adventure romance in Germany, I headed straight for the free women's clinic in my university town because I suddenly found myself without health 16 insurance, and this was the only way for me to get a check­up and a prescription for birth control pills. They had one sort of pill that they prescribed to their patients, and it was a


three­phase pill, meaning the hormones were dosed lightly in the first week, and increased in each of the two following weeks, then, of course, nothing in the fourth week so you can have your period. I didn't know much about birth control, just that what my mom took looked about the same as what they handed me, and it was the right price: free. So I took them for five months. In those five months a lot happened. I finished my bachelor's degree, was visited by the love of my life in my homeland, and I fervently sought out a way to get back to Germany to be more near him and figure out my next step. The opportunity I jumped at was being an au pair in Munich...an 8 hour drive from where he currently was in Hamburg. But I wanted to be an independent woman, so I thought the 8 hours would be space enough for me to figure myself out without having to get on a transatlantic flight to see him. I moved down to Munich and immediately felt dissatisfied. I missed him terribly and realized the decision to be so far away was absolutely ridiculous, especially in a town where I knew no one, and this particular town is not known for being open to outsiders. I was also in charge of taking care of three kids, ages 11, 13, and 15, ages where they could have cared less if I was there. I was the ambassador of their parents, and therefore totally and completely uncool and not to be listened to or paid attention to. I felt like the house porter; the person they came home and checked in with before they headed off to their next thing. It was a bad situation. So I chalked up my unstable moods, my sobbing fits, my feelings of loneliness and the dark cloud over my head to my wacky decision to move to Munich. But then I got a month off in August, and I spent it with my boyfriend in Hamburg. Here I was near the person I had been so lonely for, in a beautiful, much more open city, with friends and fun things to do and no teenagers to feel scorn from. And I was still desperately sad. And I'm normally a sunny person! I had this picture in my head of the person I knew myself to be, and I couldn't find her anywhere. I hated the company of the person I had become – lonely even when she was with people she loved, either completely insatiable in bed or hating the act of sex at all, and making a daily practice of looking into the dark abyss. It was like I couldn't even get out of it. And one day while I was in Hamburg, it dawned on me! My best friend from home had also had the wrong hormone dosage when she first started birth control, and it made her completely unstable. I remembered her telling me all about it during one of our many girl­ talk sessions. She would cry for no reason, she was angry at her boyfriend when he hadn't done anything, and her libido was unpredictable. I called the closest Frauenarzt right away. I told her my problems, and she immediately verified that the birth control could be it. She switched me to NuvaRing, which is a very low, constant dose that you don't have to remember to take at a certain time because you just carry the ring around in your cervix. I started on that, and within a couple of days I started to come back myself. My moods started to even out, my libido was back, and I started to understand myself again. Things didn't get better in Munich, and I had a while where I was still unsure if the uncontrollable crying fits would come back, as if the cloud wasn't over my head anymore, but it was hanging out where I could still see it. It's a scary thing to realize that your brain, the thing you trust in to make decisions, is vulnerable. *ohne Werbung machen zu wollen: Gynefix (oder die Kupferkette) ist hormonfrei und wirkt durch Kupfer, im Gegensatz zur Kupferspirale auch bei jüngeren Frauen meistens geeignet und ist auch bei immer mehr Frauenärzt_innen erhältlich. (Isabelle)

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vom Brav_a Allstars Team

Bist du voll „in“ oder läufst du in Gefahr „out“ zu sein?!! Mach unseren Test um zu checken wie nah du dem plötzlichen Szenetod bist..

e. a) Klar, ich habe einen totalen Crush auf Shan . b) Ich lese lieber eme von Lesben der gehobenen c) Ich interessiere mich nicht für die Luxusprobl Mttelklasse.

a) Ich werde rot, wenn ich das Wort „Sex“ auch nur lese. b) Solange ich auch unsicher sein und manche Sachen nicht wollen darf, auf jeden Fall. c) Gibt es Menschen, die sich da anders verorten?

a) Ja alle Lehrer_innen fanden mich super. das repressive Schulsystem b) Nein selbstverständlich habe ich schon seit frühester Jugend kritisiert und war Außenseiter*in. erinnern weil ich so viel gekifft c) Ich kann mich an meine Schulzeit nicht mehr so richtig habe.

T* a ) L GB Q T B G b) L T QA B G L c) S T QA I P B d) L G K D I TQ e ) L G B T I Q Q 2 SA T B G L f) ro e g ) he t

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a) Knutschen! b) Ich möchte meine BFF nicht verletzen und lasse des! c) I don't do drama. Komplizierte Szenetechtelmechtel lehne ich ab. d) Ich thematisiere mit ihr zunächst ausführlich die Komplexität der Situation, unsere jeweiligen Bezieh­ ungsmodelle und Bindungsängste. Dann lade ich sie in mein Bett ein.

a) Geil! b) Ich tanze dazu ironisch und erinnere mich an meine früh­ lesbische Jugend c) Furchtbar!


a) ...stellst die Gastgeber_innen erstaunt zur Rede b) ...isst stattdessen die Quiche mit Speck. c) ...verlässt die Party sofort!

nicht wehgetan". a) Du haust ihn um, den Scheiß "Hat fast gar männliches Dominanzgehabe und und Play c) Du hältst einen Vortrag über Fair­ Gruppe problematisierst die Aktion mit der ganzen Zweikampf und haust ihn dann um den neuen einem zu bis ten Minu d) Du wartest zehn Scheiß­ Macker!

a) Du versuchst, sie davon abzubringen. b) Du sagst „Auf Wiedersehen“, berufst das queere Tribunal und leitest den sofortigen Szeneaus­ schluss ein. c) Du gehst mit. d) Ist das die Band aus Russland, von der immer alle reden?

a) ...erzählst es weiter. Das Private ist politisch. b) ...gehst mit ihr nochmal zentrale Forderungen an Kristina Schröder durch. c) ...lässt dich vorstellen. d) ...beendest die Freundschaft.

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a) Du schreibst darüber, denn du bist Teil eines szeneintern rezipierten Mediums und willst einen Raum für solche Auseinander­ setzung bieten. b) Du bist verunsichert und vertagst die Frage auf das nächste Plenum. c) Du hältst dich da schön raus.

a) Natürlic h nur Seco nd Hand u genäht. nd selbst­ b) Fairtrad e und leider etwas teure Baumwoll­B Organic­ io­Boxersh orts. c) Wenn nie mand kuck t, schleiche H&M in der ich mich bei Karl­Marx d) Kaufen?! ­Straße rein ?!?!?!?!?! K . leidung bez grundsätzli iehe ich ch nur und in Maßen a Freebox! us der e) Kaufen?! 25 ?!?!?!?!?! K lauen!!!


a) ...rufst sofort die Awareness-G ruppe und lässt die Person rau sschmeißen. b) Wenn sie_er heiß ist... ist doc h auch nur ein Job. c) Du fängst eine 2­stündige Disk ussion mit der Person an und regs t sie freundlich dazu an, zu kündigen..

Um dein Ergebnis zu erfahren, gehe auf Seite 42 zur Auflösung und zähle die Punkte zusammen!

die queer­ in ist! Nämlich du! Du organisierst Du weißt, was gerade in der Szene en werden miss gesch sorgst dafür, dass Macker raus feministischen Partys, auf die alle gehen, ng zur indu Verb die dir dass l Band! Pass nur auf, und spielst in einer queeren Riot Grrr zu eng mal doch se e­Bla Szen die dir nnt, falls langweiligen Normalowelt nicht ganz entri wird...

Du magst queer­feministisch e Partys und hast mal mit dem Gender Studies­Studiu geliebäugelt.. Du schwebst nich m t in akuter Szenetod­Gefahr, aber pass lieber auf, dass dein veganen Freund_innen dich e nicht sehen, wenn du in den Burger­Laden um die Ecke gehst.. Mach weiter so, aber essen geh doch auch mal auf eine Demo, die nicht nur ein mee greet bei Sonnenschein ist.. t-and-

zu benutzen hast chreiben lassen, welche Wörter du Du willst dir von niemandem vors veganen Kuchen ehen Vers aus du n du erfährst, dass und machst würg­Geräusche, wen fragen, warum du er Szenetod­Gefahr und solltest dich gegessen hast. Du schwebst in akut du doch mal t en Kontexten bewegst. Vielleich liest dich überhaupt in queer­feministisch n du weiß wen , und en Prax mal die Antisexistischen was anderes als die taz und besuchst chleppen mits in hner ewo Mitb e dein , zu dem dich bist, das Critical Whiteness Seminar will?!

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Fühlst du dich falsch verstanden? Schreib uns: brav_a@gmx.de

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ich mag dich echt ganz schön gern. Du schaffst Räume für kritische Auseinandersetzungen, Räume, die sich sicherer anfühlen und auch ein gewisses Gefühl von Community. Ich finde es toll, dass es zum Beispiel ganz viel Platz für Queer­/Feminismus, die Dekonstruktion von Geschlechtern und Partys gibt. Dafür bin ich dankbar und das sind auch Gründe, warum du mir wichtig bist. Was mich aber traurig macht, ist, dass es keinen Raum für Fehler gibt. Wenn eine_r etwas falsch macht, wird die Kritik an der Handlung sofort personalisiert. Menschen und ihre Handlungen werden gleichgesetzt. D.h. wenn jemensch eine rassistische oder transphobe Aussage von sich gibt, dann ist diese Person ein_e Rassist_in oder transphob. Dementsprechend zielt die Kritik oft weniger auf eine Handlung als direkt auf eine Person. Strukturelle Phänomene wie Rassismus oder Transphobie (nur als Beispiele) werden als Fehler einzelner Personen behandelt. Häufig werden diese dann mit Ausschluss bestraft. Dadurch findet nicht wirklich eine Auseinandersetzung mit dem Problem statt, sondern es wird einfach verdrängt bis es an anderer Stelle wieder auftaucht. Das macht mich traurig, denn dadurch kommen wir alle nicht weiter und einzelne Menschen werden für Fehler oft hart bestraft. Außerdem reproduzieren wir damit Gesellschafts­ strukturen, die wir eigentlich loswerden wollen. Ich wünsche mir, dass wir neue Wege suchen, um mit Konflikten besser umzugehen. Viele Konflikte sind nicht nur persönlich und privat, sondern Folgen unserer repressiven und normativen Gesellschaft. Sicher haben wir vieles davon verinnerlicht, aber gemeinsam ist es einfacher, solche Strukturen aufzubrechen. Miteinander solidarisch sein heißt für mich auch, miteinander zu teilen, Wissen, Fähigkeiten, und eben auch gemeinsam aus Fehlern zu lernen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir weniger Angst vor Konflikten haben müssen, weil wir diese als Lernprozess nutzen können. Vielleicht müssen wir dazu über unseren Tellerrand hinaus schauen und uns woanders Werkzeuge borgen. Vielleicht helfen uns dafür am Anfang Konzepte wie Gewaltfreie Kommunikation, Forumtheater oder Restorative Circles. Vielleicht brauchen wir auch andere Wege. Ich habe da Lust drauf, weil ich mir offene, unterstützende Communitys wünsche. Und du so?

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by Gwendolyn I should introduce myself. I love to bake. I embroider, and I would love to make my very own clothes one day. I enjoy finding new uses for baking soda. As a kid, I played with Barbies religiously. I'm married, and my husband is the technician and carpenter in the house. The industry I'm in is skewed towards men making a fair amount more than their female counterparts, while we females must remain under a certain weight and age while establishing our careers – and the hotter or more elegant we look in our interview, the better our chances. Mean­ while, my husband's income stream is looking to be a bit more reliable, meaning that, if a move is required for his job, we'll probably do it, and if we end up having kids, it may very well be me who stays home with the urchins for a while. I'm not part of the 'Feminist Scene', and the way I understand things, a very surface observation of my life would not be favorably viewed were I to start moving in these circles. But I still consider myself a feminist. I didn't think I could possibly be a feminist until just last year. Sure, I found all the advances that earlier feminists had made to be wonderful ­ from the suffragettes, through the working women taking over maintenance of the U.S. economy during World War II, the hippie girls burning their bras, and women like my mom in the '80s breaking ground in the American South by finishing their education and starting their careers before 'finally' having their babies in their early 30's. They were all great developments, and I respect and honor the strength of the women who brought them about, but what did I have to My feelings toward 28 contribute? men have little in common with

Dieser Text wurde von einer Leserin als cis­sexistisch und trans*feindlich gelesen, da das zitierte Buch von Caitlin Moran sich ausschließlich auf cis­Frauen bezieht. Mehr dazu und unsere Antwort darauf hier: http://brava.blogsport.de/2013/10/1 9/brav_a­3­2/#comments those of a fish towards a bicycle, and somehow I'm supposed to get behind a movement that only reached me in the form of wrath directed towards a male establishment by women presenting themselves in a way that made them look pretty masculine. But now I'm awakened. I realize that all these things are a matter of taste, and the real questions, the real debate, needs the input and thought of every female, and, yes, every male willing to see things from our side, in our society. What woke me up was reading Caitlin Moran's book, How To Be a


Woman, at the same time as news from my home country, the US, was full of a lawmaker's woeful misunderstanding of rape and the female body's reaction to it, as well as a veritable attack on the main provider of female health services in the US, Planned Parenthood, because it educates women about the option of abortion. Moran says in her book,

“So here is a quick way of working out if you're a feminist. Put your hand in your pants. a) Do you have a vagina? And b) Do you want to be in charge of it? If you said 'yes' to both, then congra­ tulations! You're a feminist.” I read that, and, sarcastic as it may seem, it's true. It's the most basic benchmark – should we be free to decide what we do with ourselves? And I would extend an invitation to men, as well – do you want women to be in charge of what they do with themselves? Are you willing to open your eyes and see where we're being limited or limiting

ourselves to be a part of modern society? Welcome on board! And once you realize this, your eyes open. It is shameful that a Texas state congress­ woman should have to stand on the floor of the state Senate in a filibuster lasting 13 hours to keep a motion from passing that would close half of the Planned Parenthood branches in the state, putting many women out of access for any sort of feminine care, and that the big take­away in the American media was the color of the tennis shoes she wore with her skirt­suite. Pink. It's unbelievable that an elected congressman could be so confused as to the way the feminine reproductive system works as to think that it has a special defense system against fertilization during rape. It doesn't, and how on Earth can such an idiot be making laws in my country? We're in 2013, and we're still fighting our way into the upper levels of leadership in corporations, universities, and politics. And yet the modern woman now not only has the traditional pressure to hold together a happy family with 2.5 well­fed kids and a sexually­ satisfied husband; in order to be truly modern and feminist, she must also be in the career of her choice and be successful at it. Suddenly, thanks to a perverted idea of modern feminism, we have to do it all and do it well, and somehow the husband is the one who gets the medal for staying at home or carrying at least an equal load at home. I'm not saying this is a bad thing that they get some credit. My father was the stay­at­ home dad, while my mother brought home the bacon as a corporate sales woman. He was the one male at the PTA (parent­teacher­ association) meetings, and the person who usually signed whatever form from school that had to be signed, always handed to me by a teacher who told me, 'get your mom to sign this.' Meanwhile, we drove my mom to the airport every second week to see her off for her week­long sales 29 trips, always in her three­piece


pants suite, the spitting image of Angela Merkel today. I'm just saying that it's time to rework expectations and make all women a part of the dialogue on feminism because the problems are more engrained. It's in our cultural expectations, it's in the role we saw our parents and grandparents adopt combined with the expressed mission of the women of our generation. We want to be all we can be, and we feel judged by our fellow mothers for not being at every one of our child's events while we feel judged by our fellow career women for hanging back in any way professionally because something has to give. We're just people, and we need balance, just like anyone. So I guess it's time to explain a bit of the surface explanation of my life. I'm an artist. An opera singer, to be exact. Most of my work – learning music, rehearsing music – takes place at home, meaning work for me wouldn't have to stop completely with kids. Getting a job is a trying process for a young mezzo soprano, so the idea that we would follow work for my husband is not outlandish, considering he will soon have a PhD in Physics, a field with a much more likely economic return, but it does not rule out the possibility that we would follow the work for me, in a field where I can be ecstatic to have a job, even in the Middle of Nowhere Staatstheater, Germany. The popular expectation of women to be thin and young and beautiful has seeped over onto the operatic stage, once a refuge for those who just cared about the sound and the acting has also succumbed to the visual expectations of Hollywood in order to attract a wider

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audience in these trying economic times. There are more female singers looking for work than there are male singers, so any Bass­Baritone can demand more than any woman, and any Tenor can demand more than any other singer out of pure economics. There are many Tenor roles and too few tenors. We all have our reasons for why we live the way we do, and life is hard enough without the judgment and expectation from other women about how we should be leading our lives. I'd love to see a world where feminism is the norm. Where we've dropped our fringe scene and our angry stereotype, although there's plenty to be angry about!, and we've embraced an acceptance for each other. One in which we give each other the space to be who we are and do what we want to do, and the fight begins when what we want to do is made more difficult or impossible by not having a penis. Or when our reproductive rights are discussed only by the men who are also the only ones with the right to make the laws about them. Or when there are still countries in the world where rape is accepted practice and wife­beating is not even reported. We have plenty of things worth fighting for, ladies – and gentlemen! ­ and it's time we all enlist and fight together.


„ Mein peinlichstes Erlebnis (an das ich mich erinnern kann), ist vor ein paar Jahren passiert. Ich schrieb der Freundin X. eine SMS: „Wenn du mal ein langweiliges heteronormatives Pärchen sehen willst, kommt doch später auch zu Y.“ Als ich später bei Y. war, stellte sich heraus, dass ich die SMS aus Versehen an Y. (die Teil der erwähnten Beziehung war) geschickt hatte... Ich wäre am liebsten im Boden versunken... Ich redete mich raus mit „Das war nur ein Witz, weil X. immer alle Hetero­Beziehungen disst“. Ein Freund sagte mir später, dass die Ausrede überzeugend klang, aber OMG, das war peinlich! Seitdem gucke ich immer 5x, an wen ich eine SMS oder E­Mail schicke, in der es um andere geht, und so richtige Lästereien verschicke ich gar nicht mehr per Handy."

„ Ich hatte mir ein Onlinedating­Profil gemacht. Ich fand eine Person, die ich interessant fand. Irgendwo auf dem Profil stand: ‚Schreib mir doch, wenn du Lust hast auf...‘, und dann eine Reihe von Sachen: ‚...Schwimmen, Cocktailstrinken, Burgeressen‘ und und und. Und da stand auch noch ’wenn du spielen willst‘. ‚Gut‘, dachte ich mir und schlug ein paar Spiele vor. In ihrer Antwort stand: ‚Ich mag Gameboys und so, aber ich dachte mehr an so Spieleparties... du weißt schon... das ist so wie eine Sexparty, halt nur eben für BDSM, ‚spielen‘ ist der Term, den du benutzt, um BDSM­Szenen zu beschreiben.‘ Voll peinlich!“

Fällt dir auch eine peinliche Geschichte ein, die du mit anderen Brav_a­Leserinnen teilen willst? Schreib sie uns an brav_a@gmx.de! Natürlich 100% anonym! ;)

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„ Mei n Freund Daniel ruft mich an und versucht, mir eine „Voll peinlich!“­Story für die Brav_a aufzuschwatzen. „Bei peinlichen Geschichten“, sagt er, „habe ich gleich an dich gedacht. Ich dachte mir, wenn irgendeiner dazu etwas einfällt, dann dir!“. Natürlich haucht mir meine innere Protesthaltung zunächst die Behauptung ein, ich hätte da überhaupt nichts zu erzählen. Nur zehn Sekunden später fällt mir ein Vorfall ein, gepaart mit dem Impuls, mir für das Absenden des Beitrags eine weitere Fake­Emailadresse einzurichten. Also los. Sagen wir mal, mein Name wäre Klara. Die Geschichte hat sich zugetragen, als ich gerade recht frisch in, sagen wir mal, Lara verliebt war. Was wir hatten, nannten wir erst mal Romanze, denn es schon Beziehung zu nennen, wäre uns zu schnell vorgekommen. Lara und ich hatten schon zu diesem Zeitpunkt eine Kommunikation, die häufig der Devise "Keine Pointe darf ausgelassen werden – bietet sich dir die Gelegenheit für einen guten Spruch, nutze sie!" folgte. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund beinhaltete dies auch, öhm, öh... sexuell aufgeladene Witzchen. Was Sex betrifft, bin ich eher von der soften und vor allem von der prüden Sorte. (Ich versuche oft, Prüderie als etwas, das seine Daseinsberechtigung besitzt, zu propagieren. Gleichzeitig möchte ich aber doch einen Prozess durchlaufen, in dem ich meine Scham loswerde, und lernen, über Sex zu reden und so... Vielleicht stecke ich sogar schon in einem solchen Prozess? Keine Ahnung.) Darüber hinaus haben Lara und ich einen gewissen Hang zum „süßen Hutschiputschi“, Spitznamen und so, und ich muss gestehen, mir gefällt das. Selbstverständlich sind wir dabei sehr kreativ und gehen weit über „Schatzihasi“ und „Mausebärchen“ hinaus. Aber rein hypothetisch wäre es möglich gewesen, dass die Email, die Kurt Krönmer einmal von einer gewissen „Schnüki“ erhielt, in der selbige sich über sein diskriminierendes sog. Unterhaltungsprogramm beschwerte, im BCC an Lara ging, kurz nachdem sie und ich zusammen ferngesehen hatten. Von meiner üblichen Mailadresse aus schickte ich Lara einmal eine WG­Anzeige weiter, die ich witzig fand. Speziell für Lara bettete ich die Anzeige noch in ein bisschen Blablub ein. Es kam, wie's kommen musste: Lara präsentierte die Anzeige einer Freundin, die auch ich schon ein Weilchen kenne, nennen wir sie Karla. Eigentlich sollte Karla damit ja nur kurz zum Lachen gebracht werden, doch – ich unterstelle: gedankenlos – scrollten die beiden weiter nach unten bis zu meiner Abschiedsfloskel. Ungünstigerweise hatte ich die Mail nicht mit „Schnüki“, was ja schon grenzwertig genug gewesen wäre, sondern, an einen blöden Witz anknüpfend, mit „die grobe Fick­Klara“ unterschrieben. So etwas mache ich sonst nicht! Dem Bericht zufolge versuchte Lara die Situation ins Humorige zu ziehen, doch Karla unterband dies sofort mit den Worten: „Ich will's gar nicht wissen!“. Wäre ich dabei gewesen, hätte ich vermutlich behauptet, ich müsse dringend aufs Klo, um dann im Bad in Ruhe rot zu werden. So tat ich einfach besonders cool, als ich Karla das nächste Mal traf, das langjährige Training in der queeren Szene war mir dabei eine große Hilfe (oder ist es mir etwa nicht gelungen, liebe Karla?). Meinen Freund_innen habe ich diese Geschichte bislang noch nicht erzählt, obwohl ich sonst Peinlichkeiten gerne breit trete, um ihnen dadurch ihre Peinlichkeit zu nehmen. Aber nun werde ich auch diese Story in die Welt hinausposaunen. Ich schicke sie der geliebten und gestrengen Brav_a­Redaktion von der Mailadresse mit meinem echten Namen. Das Konzept „Peinlichkeit“ ist schließlich gesellschaftliche Normen verfestigender 32 Bullshit, blablub, und viiiel wichtiger: Rauskriegen, dass die Geschichte von


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Vera Akulova, member of the Moscow Feminist Group, Ph.D. student at the Institute of Sociology of the Russian Academy of Sciences. This text is based on the talk I gave at the Humboldt University in July. I am a feminist activist and have recently started working at my Ph.D. thesis on the transformation of the women’s movement in Russia in the 1990s — 2010s. My aim here is to share some basic information on the women’s movement in Russia (rather from an activist’s perspective than from an academic one), since it is not widely known neither in Russia nor elsewhere. The thing that seems most striking to me when I think about the women’s movement in Russia is the lack of communication between different generations of activists, although it seems that this tendency is not specific neither for Russia nor for women’s movements. Still, it is always strange to find out that people who you would think are supposed to know everything about one another and work shoulder to shoulder in fact do not. At each stage of the Russian women’s movement, its members, with very few exceptions, seem unaware of the existence and work of their predecessors. Before the revolution of 1917, the Russian women’s movement was huge, comprising several dozens organizations with tens of thousands of members. On the 19th of March 1917, for instance, 40 thousand women marched to the Parliament demanding universal suffrage. Suffragists and radical leftist feminists put aside their ideological differences and united to make that demonstration happen, bringing women of all social classes into the streets. But nobody remembers that. It is common belief that the Bolsheviks granted women political rights, whereas in fact all they did was sign the law drafts that had been prepared by Russian feminists several years before that. The

history of the women’s movement in the Russian Empire is a forgotten one. And obviously, when the 2nd wave of feminism started in the West, people in the USSR were told that feminism was something foreign and definitely bourgeois. At that moment, nobody remembered that in fact, feminism had strong traditions in Russia. So if you’re interested in the history of feminism in Russia and you start looking for information (and it’s not very easy), there is this first revelation: there was a feminist movement in the pre­revolutionary Russia. And moreover, it was one of the biggest and most successful social movements of the time. Then the second revelation is that there was even a feminist movement in USSR. Obviously, no grass­roots social activity was allowed under the Soviet regime. The Soviet­ time feminist movement emerged in the 1970s as part of the dissident movement in Leningrad. The Leningrad writer Natalia Malakhovskaya and philosopher Tatyana Goricheva initiated samizdat publications: first the Woman and Russia almanac, then the Maria magazine. Both focused on the issues of the double workday and absence of men in the family life, domestic violence, medical violence in maternity clinics and abortion clinics. The solutions the authors suggested were rooted in an essentialist feminism linked to Orthodox christianity. Banned from the official Soviet world, religion was an important reference point for the dissident movement in general, and Leningrad feminists saw Orthodox philosophy, and notably the figure of Virgin Mary, as a source of empowerment, advocating for a rediscovery of a feminist essence suppressed by the Soviet 35 socialization which they considered 35 gender neutral. The Leningrad


feminist movement did not survive for long: by 1980, both issues were confiscated by the KGB and their editors, Malakhovskaya, Goricheva, Yulia Voznesenskaya and Tatyana Mamonova were forced to leave the USSR. The Woman and Russia almanac has since been translated and published in Germany and France, and the Leningrad feminists have continued their work in emigration. Some of them now occasionally visit Saint­Petersburg and give lectures on their work and research, engaging in dialogue with younger generations of feminists and gender researchers. However, women who became active in the movement in the ‛90s stated that they had neither information about nor connections with the dissident feminists. They started from scratch. In her book Organizing Women in Contemporary Russia (2004), Valerie Sperling states that by 1994, around 300 women’s groups were officially registered by Russia’s Ministry of Justice, and many more existed unofficially. Not all of them were centered on a feminist agenda, although all of them sought to provide some kind of support for women. Those groups included job­training programs (handicrafts, accounting, governess training, business skills), mutual support groups for mothers (single mothers, mothers of many children), professional women’s organizations, lesbian support organizations, women’s crisis services (hotlines and couseling for rape and domestic violence survivors), women’s groups associated with political parties and organizations of specialists on women’s issues: research, lobbying and advocacy. Sperling indicates several of paradoxes within the Russian women’s movement in the ‛90s. For instance, though extremely resource­poor, many groups did not engage in member outreach or domestic fundraising; few were attempting to attract new members to their organizations. Moreover, the movement appeared to be a non­mobilizational one, holding few 36 rallies and focusing entirely on nondisruptive means of creating

change. In fact, however, those are logical consequences of the movement’s political and economic context. The reason why the organizations did not seek additional material resources was that post­soviet Russia lacked a tradition of donation to and membership in nongovernmental organizations (NGOs). There were no particular resouces to mobilize in order to develop and expand the movement. Because Russia lacked infrastructure for the support of NGOs, Russian women’s organizations’ had very limited options to conduct member outreach, which implied a far greater commitment on the part of members than in many other countries: if you wanted to be involved in the movement, you could not just donate money, you had to participate directly, becoming an activist, to bring in your time, energy and competences). As to the non­confrontational nature of the movement, it arose at the end of a cycle of political protest in Russia, which tends in general to reduce mobilization potential. And indeed, the movement emerged into a period of violent political conflicts in Russia. These included Yeltsin's shelling of parliament in October 1993, growing numbers of industrial strikes, and the outbreak of several nearby wars in the territory of the former Soviet Union. Protest came to be associated with revolution and revolt, and by in the mid­ 1990s, the desire for stability far outweighed the potential benefits envisioned by women's movement activists entertaining the idea of mass protest. Given those circumstances, the main methods of the women’s movement in the ‛90s have been: lobbying, conferences, roundtables, seminars, publications, charity events, self­help groups, consultation services, crisis centers and hotlines, research on women. The highly unfavorable socio­ political context also resulted in no considerable or sustainable political achievements, and very little media coverage. That is probably one of the reasons why my generation grew up knowing nothing of the feminist movement and of the feminist


agenda. So when the new ‛wave’ of feminism started in the mid ‛00s, it started yet again from scratch. And we still have virtually no contact with the previous generation. Our goals and perspectives seem to be different from theirs: because the protest cycle is at its growing stage, because the idea of protest is being destigmatized once again, the newer generation of feminists is deeply concerned with mobilization and spreading our ideas, and sees no big risk in openly calling ourselves dissidents and stating that our views are in direct clash with the state policy. To my knowledge, the first milestone in the history of our generation of feminist activists is 2005, when the Feministki community was founded on Livejournal.com. Since then it has been the central online communication space for Russian­speaking feminists, comprising now several thousands of members from all over Russia, post­Soviet countries and abroad. It is the main space for publishing and discussing translated and original theoretical texts and articles, debating on news, personal experience and activist strategies, and also finding support in situations ranging from job discrimination and unfair distribution of work in the household to domestic violence and rape. Over the years, several more online groups and websites emerged, some of which detached themselves from Feministki for political reasons or because they focused on narrower topics (such as feminist analysis of movies or fiction). Online activism still constitutes, probably, the most important part of feminist activism in the Russian­ speaking world, since it offers the best opportunities to get together and get involved for women separated geographically, overburdened by the two shifts at the workplace and household, and often living in places where the local authorities are much more hostile towards offline public activism, than in Moscow or Saint­Petersburg, for instance. Those are the two cities where most public activity traditionally understood under the

term ‛activism’ still takes place. Several NGOs are advocating for a liberal feminist agenda, using the same methods that were popular in the ‛90s, but also sometimes mobilizing a wider public to join them for campaigns such as Young Mothers For A Fair Law (to reform the system of maternity payments) or other maternity and job related gender issues. Several protests are also being organized by new grass­roots groups, primarily around the issue of gender­based violence. The recent years have offered examples of collaboration between the two generations of activists, such as the abortion rights campaign in 2011: when new regulations restricting access to abortion were being discussed in the Parliament, grass­roots activists joined forces with two NGOs (one in Moscow and one in Saint­ Petersburg) to collect signatures under a petition, approach parliament members and organize street protests. The campaign was partially successful in that most regulations (and the most drastic ones) were not passed, but probably more importantly even, it succeeded in uniting different parts of the movement and mobilizing many women who were not active in the movement before. Another step in that direction was the organization of feminist blocks on the big anti­election fraud and anti­Putin demonstrations in 2011–2012. Although the feminist banners linking gender inequality and oppression and the general lack of democracy under Putin did not attract media attention, they did attract women many of whom were coming to a street protest for the first time. Another popular form of public feminist activism are self­organized educational projects. One example was the School of Feminism (2011), a collective non­ hierarchical project where women interested in feminism prepared reports on the history of feminism and feminist theory to overcome the general lack of open information on those topics in the Russian­ speaking world. Another example is a 37 series of public lectures (2012–) 37 organized by the Moscow Feminist


Group, which started by inviting gender researchers and feminist activists from other contexts (from Saint­Petersburg and Kiev to Iceland) to speak about their work, share and compare experience. There is also a less popular but important form of non­public activism, namely consciousness­raising groups. Adopting this practice from the USA radical feminism from the ‛70s, radical feminists in Moscow and other cities have set up several groups to meet regularly and discuss the impact of patriarchy and other hierarchies on our own lives. Although often regarded as a ‛waste of time’ compared to traditional forms of public activism and devalued like many other forms of emotional work, consciousness­raising groups are not only a great tool to promote women’s empowerment, but also what seems to be a highly efficient way to build a sustainable activists’ network that then can function as a platform for many new projects. If we consider political tendencies within today’s Russian women’s movement, it seems to be much more politically diverse than it used to be in the ‛90s. First, there are liberal feminists who advocate for equality between men and women, addressing such issues as the glass ceiling, women’s under­representation in the political and business establishment, but also gender­based violence, larger issues of labor discrimination, reproductive rights and so on. In this section, there are still people from the ‛90s (many of whom still do not call themselves feminists, even though promoting a clearly feminist agenda) or those who use the same methods. Second, there are feminists in leftist groups (socialist and anarchist). They address gender as well as class, race and species inequality. Some of them promote a Marxist feminism subordinating gender to class. Many try to raise consciousness of gender issues among their fellow activists, which in some cases leads them to leave their leftist groups and become feminist separatists. The recent growth of 38 the feminist (and LGBT) movement

in general and in the leftist scene in particular has led to several conflicts in the scene, resulting in several groups of male activists also leaving their organizations. Then there are radical feminists (leftist feminists do not always call themselves radical), but the term in itself is rather misleading, because there are at least two distinct movements behind it. On one hand, there are radical feminists who see gender oppression as the primary social hierarchy which all others are subordinated to. They therefore concentrate on analyzing male dominance and gender violence, centering their theorizing on the idea that men are the enemy. Some of them are essentialists. What is also characteristic for this group is intolerance to other minorities (migrants, Muslims, transgender people, sometimes also LGB). On the other hand, there are intersectional feminists who also call themselves radical while insisting that all hierarchies are equally important and try to look at their intersections and also at how different hierarchies work within the feminist scene. One could see this as an unfortunate atomization, and indeed there are voices within the movement criticizing the clashes over theory and strategy. In my opinion, however, diversity is a positive sign indicating the movement’s growth, and strategical debates constitute an essential part of this growth. During the ‛90s, it was not common to ask questions about whether feminism should be liberal or radical: as I mentioned above, not all the movement’s members then dared to openly call themselves feminists, and if they did, what most of them meant was liberal feminists. More opportunities for different forms of activism today inevitably raise questions about the principles of choosing from them. And most probably, the movement’s growth will continue during the next years, and even the repressive state policy might not stop that process: by increasing repression, the state only offers the movement a clearer understanding of who its adversary is.


von Karli Ich war 15 Jahre alt. Es war in der letzten Reihe in der Mathematikstunde. Ich saß dort, weil ich bei der Festlegung der Sitzordnung zu spät gewesen war. Jennifer saß da, weil sie vorne die Lehrerin zu sehr genervt hatte. Sie fragt: „Na, haste dich schon mal rumgebissen?“. Ich schaue angestrengt nach vorn. So ganz verstanden habe ich nicht, was sie eigentlich wissen will. Dann lacht sie und sagt: „Bestimmt nicht“ und sie hat Recht. Als ich 18 war, fragte mich der gute Lukas „Und, wen findest du denn gut?“ und heute weiß ich, sein „Gibt doch wen!“, „Muss doch wen geben!“, „Erzähl es mir“, „Wir sind doch Freunde“ und all der Quark waren wohl klassisches Dominanzverhalten. Und dass er nur Frauen im Kopf hatte, war auch so ‚hm‘. Ich antwortete unter dem Druck damals: „Hier, die gute Susi Sabotnik, kennste ja. Die find ich schon super.“ Und wahrscheinlich sagte ich auch wirklich „super“.

Anna aber das passt hier nicht rein. Denn diese Geschichte geht es ja um Leonie. Um Leonie und mich, und die Vorrede ist ein bisschen nötig, denn ein einfaches „Ich war 21 und sie auch und wir trafen uns und dann und dann und dann passierte das und das“, das ist zu wenig, oder? Weil, 21 klingt so spät... Ist es aber nicht! „Früher is besser...“, so’n Quatsch. Und überhaupt diese Überbetonung des ‚ersten Males‘, wo es doch davon so viele gibt. Eigentlich finde ich die wenig hilfreich. Und, ehrlich gesagt, dieses

Andere Adjektive zur Beschreibung der Attraktivität von wem sagen für meinen Geschmack zu viel und damit zu wenig. Wie dem auch sei. Die gute Susi. Die fand ich gut. Aber, ach, gut lief es nicht. Die gute Susi, mit hochgestelltem Haar, andauernd rauchend und so schön frech. Die Susi mochte mich nicht und ich mochte sie zu sehr. Als der gute Lukas zwei Jahre später wieder fragte, hab' ich dann nicht mehr „Susi“ gesagt, weil mir schon klar war, dass des mit der Susi eine Nicht­Option war. Aber wen anders? Die waren alle weitaus weniger Susi als Susi.

erste „ERSTE MAL“, es war ziemlich unbefriedigend. Aber zunächst vielleicht zwei Worte zu Leonie. Die schöne Leonie. Wir haben uns kennen gelernt über die Freundschaft zu Lukas – unsere Beziehung hatte eben auch ihre guten Seiten – auf einer Partyyh. Und ich fand sie ziemlich gleich ziemlich cool. Gesten, Sätze und Tanzschritte hat sie gebracht, die meine Erwartungen an das Verhalten anderer Menschen nachhaltig irritiert haben. Und das mochte ich. Als wir tanzten, berührten sich unsere Gesichter und für mich bedeutet das Berühren von Gesichtern schon gleich einiges und obwohl ich geneigt war, das so zu lesen, war es ganz offensichtlich nicht so gemeint. Und 39 das habe ich nicht verstanden! Und 39 so ging es weiter.

Nach dem Schulabschluss war ich für ein Jahr weg und was außerhalb Berlins passiert bleibt außerhalb Berlins. Aber ein erstes Mal gab es auch da nicht. Nur eine Susi namens

"Und überhaupt diese Überbetonung des ‚er­ sten Males‘, wo es doch davon so viele gibt. Eigentlich finde ich die wenig hilfreich."


Wir waren noch öfter in verschiedensten Konstellationen tanzen, trinken, Verbrechen begehen, und es gab so einige Situationen, in denenwir tanzend, liegend, rennend Berührungen geteilt haben. Und ganz offensichtlich haben wir es immer verschieden gedeutet. Und das war eigentlich nie ein Problem. Nur einmal, als die Abschiedsumarmung zwei U­Bahnen vorbei­ fahren ließ, muss auch der guten Leonie klar geworden sein, dass wir vielleicht unterschiedliche Bedürfnisse haben. Und sie spricht es an (per SMS übrigens). Und ich denke mir, ‚Yeah, let’s talk!‘, weil ich schon den Punkt erreicht hatte, anzunehmen, dass Kommunikation immer hilft. Und nach einigem vollkommen wirren SMS­Hin­ und Her treffen wir uns auch! Und wir reden. Ich rede und erzähle und überlege und erzähle und versuche ihre Position zu verstehen und sie nickt und fragt und ergänzt und rekapituliert. Meine häufigste Konstruktion war „Ich glaube, dass ich...“ und ihre „Wie meinst du das?“ bzw. „Warum?“, ganz genau kann ich das nicht mehr trennen. Und so verbringen wir zwei Stunden, dann verpassen wir wieder zwei Bahnen und endlich sind wir getrennt. Und ich weiß wirklich nicht, wie und wieso es dann Monate später zum Sex kam. Aber es kam dazu, an einem dieser Abende, die wir zu zweit verbringen, an denen wir beide

"...weil nichts zu proble­ matisieren ist, fahren wir irgendwie zusammen nach Hause und irgend­ wie gibt es da nur ein Bett und irgendwie müs­ sen wir beide irgendwo schlafen..." ähnlich viel reden, weil nichts zu problematisieren ist, fahren wir irgendwie zusammen nach Hause und irgendwie gibt es da nur ein Bett 40 und irgendwie müssen wir beide

irgendwo schlafen und irgendwie ist das Bett nicht groß und irgendwie berühren wir uns und irgendwie umarmen wir uns und irgendwie machen wir das immer weiter und irgendwie küssen wir uns dann auch. Und da geht es schon los mit den Problemen. Ich finde, Küssen kitzelt. Das ist keine besonders problematische Position im sonstigen Alltag, wenn ich aber beim Küssen zu kichern anfange, dann ist das schon schwierig. Aber irgendwie kriegen wir das unter Kontrolle. Die Küsse dauern länger, die Hände kommen mehr herum und irgendwie ist irgendwann auch plötzlich der Rest an Bekleidung weg. Und dann stellt sich an einem bestimmten Punkt auch die Frage (nach einer neuerlichen Kicher­Unterbrechung, diesmal durch Leonie, die bestimmte Körperregionen sehr

"Ich hatte keine Ahnung, was und wie gerade zu tun ist, und gleichzeitig konnte ich ihr Sprechen nicht einfordern." witzig findet) nach der Penetration. Irgendwie haben wir auch das klären können. Und ich verwende gerade so inflationär häufig das Wort „irgendwie“, weil wir, wie schon bei der Kommunikation davor, ein bisschen Schwierigkeiten hatten mit der Kommunikation. Dass ich gerne alles, so gut ich es in dieser Fallensprache Muttersprache vermag, zu verbalisieren versuche und sie alles bis ins letzte Detail nachfragt, änderte nichts an der Grundproblematik, dass sie ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht kommunizieren wollte. Und während ich ihr also so viel Orientierung, wie ich nur konnte, gab, hatte ich nur das Nonverbale. Und das war schwierig. Ich hatte keine Ahnung, was und wie gerade zu tun ist, und gleichzeitig konnte ich ihr Sprechen nicht einfordern. Die Gedankenbrücke: „Alle kommunizieren alles an Bedürfnissen und dann wird's gut“ hat eben nicht einfach funktionieren wollen. Wir haben ein bisschen rumprobiert, ein bisschen Pause gemacht, etwas geredet (also vor


allem ich) und dann noch ein bisschen weiter probiert. Und dann habe ich noch gefragt: „Hast du eigentlich mal Foucault gelesen?“, weil ich dachte, dass, was zwischen uns passiert, irgendwas mit Foucault zu tun haben könnte. Punkt. Punkt. Punkt. Stimmungskiller. Hier endet die Geschichte des ersten Males. Unbefriedigend. Und dann gleich am

wir beide eh selbst nicht so gut, also schauen wir mal. Penetration ist überbewertet. „Penetration“, „ficken“, „Foucault“ und „Vulva“ sind so Gesellschaftsworte, die werden draußen benutzt, um zu kucken und zu kontrollieren, was wir hier machen. Weniger solcher Worte machen es uns leichter, wenigstens ein bisschen zu machen, was wir gerade wollen. Kommunikation ist kein Patentrezept. Und nicht kommunizieren wollen ist nicht gleichzusetzen mit Unsicherheit oder Misstrauen. Und trotzdem kann das komisch sein, wenn ich das Gefühl bekomme, mehr preiszugeben als die andere Person. Bei Leonie hat mir dann geholfen, mich daran zu erinnern, dass und warum ich sie voll gern hatte und manchmal hat sie mich auch in den Arm genommen und laut und vernehmlich nonverbal gesagt „Ich mag dich!“.

"Und dann habe ich noch gefragt: 'Hast du eigent­ lich mal Foucault gele­ sen?' [...] Stimmungs­ killer."

Lösungen Psychotest

nächsten Tag beginnen die Reflexionen. War okay, was und wie das passiert ist? Ist zwischen uns alles okay? Puh... das dauerte eine Weile, das war schwierig­schwierig, aber richtig. Und natürlich, irgendwie gab es später noch mal ein erstes Mal, diesmal mit Plan: Reden­Erzwingen ist keine Lösung. Was passiert, entscheiden wir jedes Mal aufs Neue. Was ich will und was du willst, wissen

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unterstützt die Betroffenen von Übergriffen, Diskriminierung und Gewalt, z.B. auf Partys oder Festivals. Best Friend Forever von „Coming out of the closet“ englisch für sich öffentlich zum schwul/lesbisch/bi/.. sein bekennen. (.. sich nicht weiter im Schrank verstecken...) Die "Critical Whiteness Studies" entstanden Mitte der 80er Jahre in den USA und beziehen sich auf antirassistische und Postkoloniale Theorietraditionen. Im Kern stellen sie die Reflexion weißer Privilegien dar und fordern dazu auf, den Blick nicht nur auf die De­Privilegierung von Menschen mit Rassismuserfahrungen zu richten, sondern die unsichtbare Konstruktion weißer Identität und weiße Privilegien zu analysieren. Einfacher formuliert: Bei diesem antirassistischen Denk­ ansatz geht es darum, dass weiße Menschen über ihre Vor­ rechte und Privilegien nachdenken, statt die Last der Problematisierung von Rassismus den davon betroffenen Personen zu überlassen. Lesetipp dazu: „Deutschland Schwarz Weiß“ von Noah Sow. Eine Box die Dinge, z.B. Kleidung oder Bücher, enthält, die umsonst mitgenommen oder getauscht werden können, z.B. in Hausfluren oder in Infoläden zu finden, du kannst auch selber eine aufstellen.

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„Leser_in / Leser*in“­ Der Unterstrich bzw. das Sternchen soll über das strikte Zwei­Geschlechter­System hinaus­ weisen und auch Menschen Raum geben, die sich nicht (ausschließlich) dem „männlichen“ oder „weiblichen“ Geschlecht zuordnen wollen oder können. 90er Jahre Begriff für Privatparties, wird in der Regel nur von Menschen über 30 verwendet.. Lesbian, Gay, Bisexual und Trans (das Sternchen steht für Menschen die sich in denvorher gennanten Begriffen nicht wiederfinden) Lesbian, Gay, Bisexual, Trans und Queer Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer/Questioning und Asexual/Allies (=Unterstützer_innen, Verbündete) Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer/Questioning, Asexual/Allies, Intersexual, Pansexual (=potentiell jegliches Geschlecht begehrend, ohne Vorauswahl irgendwelcher bevorzugten Geschlechtsidentitäten), Straight (=hetero)


Lesbian, Gay, Bisexual, Trans, Queer/Questioning, I Don't Know Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual, Transgender, Intersex, Queer, Questioning, 2­Spirited und Allies Stellt ein Beispiel für die Aneignung und Neubesetzung eines ursprünglich negativ besetzten Begriffes dar: “queer”, wörtlich “schräg” oder “seltsam”, wird im Englischen häufig als Schimpfwort für “Homosexuelle” verwendet. Das Wort ist aber nicht nur als Kurzform für “schwul/lesbisch” zu verstehen (auch wenn es u.U. so verwendet wird), sondern wendet sich gegen klar voneinander abgrenzbare Kategorien von Geschlecht und Sexualität. Weit gefasst können mit „queer“ auch alle möglichen Abweichungen von der Norm bezeichnet werden – wichtig ist (für uns) dabei jedoch immer die positive Bewertung und die Praxis der Selbst­, statt Fremdbezeichnung. Bringt die direkt Beteiligten eines Konflikts (Geschädigte, Beschuldigte) und manchmal auch die Gemeinschaft zu einer Suche nach Lösungen zusammen. Dabei wird auf Wiedergutmachung materieller und immaterieller Schäden und die Wiederherstellung von positiven sozialen Beziehungen abgezielt. Bezeichnet eine Anfang der 1990er Jahre in der US­ amerikanischen Hardcore­Punk­Szene, ursprünglich vor allem in Olympia (Washington), entstandene feministische, subkulturelle Bewegung. Die Riot Grrrls reagierten sowohl auf die starke Überzahl männlicher Musiker und deren Dominanz in der Musikszene als auch auf als typisch männlich empfundene Bestandteile von Bühnenshows. Eine positive Einstellung zu(r eigenen) Sexualität haben; entwickelte sich als Gegenantwort auf die „porNO“­ Bewegung in den 70er Jahren, die eine Sexualisierung von Frauen immer als Unterdrückung definierte. Sexpositvity dagegen fordert, dass "frau* sich aktiv mit der eigenen Sexualitär auseinandersetzt. Offene Begriffe für Menschen, die nicht (oder nicht ausschließlich) in dem Geschlecht leben wollen oder können, dem sie bei ihrer Geburt zugeordnet wurden. Dazu können z.B. Transsexuelle, Drags, Transsidenten oder Cross­ Dresser und viele mehr zählen. Angst vor/Hass auf/Ablehnung von Personen, die sich als trans* identifizieren. Äußert sich in physischer Gewalt oder Unsichbarmachung oder Aberkennung von Rechten von Transmenschen. Kurz gesagt: scheiße! Selbstveröffentlichtes, unkommerzielles Heftchen, das in der Regel von einer Person oder einer kleinen 43 Gruppe von Leuten gemacht wird.


Impressum Brav_a Zine Kontakt: brav_a@gmx.de // Internet: brava.blogsport.de Redakteur_innen : Isabelle & Daniel Druck: Pegasus Druck und Verlag // pegasusdruck.de Please ask for permission of the authors before copying/distributing their texts/artwork outside of this zine. If you want to participate on the next issue of Brav_a, write to us! If you want to distribute Brav_a in your infoshop / book store / etc. we would also be happy about an e­mail! Bitte frag die Autor_innen/Künster_innen um Erlaubnis, bevor du ihre Texte/Kunstwerke etc. außerhalb dieses Zines kopierst/weiter verbreitest. Wenn du zu der nächsten Brav_a beitragen möchtest, schreib uns! Wenn du die Brav_a in deinem Infoladen / Buchladen / etc. anbieten möchtest, würden wir uns auch über eine E­Mail freuen! Cover: Kakaokatze von Geffen3 Fotografin: Katja Kipping für Prager Frühling ­ Magazin für Freiheit und Sozialismus Lolcats: icanhaz.cheezburger.com

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Erklärbär* Definition: siehe auch männliches Rede­ verhalten, engl. "mansplaining" Ein Erklärbär hält sein Gegenüber von vornherein für uninformierter oder für allgemein weniger intelligent / ungebildeter als sich, und ist daher bemüht ungefragt sehr langsam und ausführlich monologartig die jeweiligen Thematiken und Begrifflichkeiten zu erklären. Beliebte Themen sind Technik, Sportarten oder alle anderen gesellschaftlich männlich konnotierten Thematiken, in linken Kreisen jedoch auch gerne feministische Inhalte. Sollte die_der Gesprächspartner_in einen Versuch unternehmen, zu vermitteln, dass sie_er auch Wissen zum jeweiligen Thema besitzt, wird dies vom Erklärbären ignoriert, belächelt oder angezweifelt. Besonders provoziert, wird das beschriebene Verhalten von der Wahrnehmug des Gegenübers als weiblich, es gibt jedoch auch viele Exemplare, die sich das Erklär­ bärentum zum life style gemacht haben, und in jeder Lebenssituation gerne ihr vermeintlich omnipotentes Wissen zur Schau stellen.

* selbstverständlich können auch als Frauen sozialisierte Menschen erklärbärisches Verhalten an den Tag legen, jedoch ist die Sozialisation zum alleswissenden Erklärbären besonders Teil der Ausbildung zum funktionierenden männlichen Gesellschaftsmitglied und wird durch den Anspruch gefördert, "echte Männer" müssten zu bestimmten Themen (Technik etc.) spezielles Wissen besitzen. Aber es gibt Hoffnung! Erklärbärisches Verhalten kann durch intensive Selbstreflektion und jahrelanges Training überwunden werden! :)


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