EB 9414 – Lachenmann, Trio fluido

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Helmut Lachenmann

Trio fluido

für Klarinette in B, Viola und Schlagzeug for Clarinet in Bj, Viola and Percussion

Spielpartitur | Performance Score

Edition Breitkopf 9414

Helmut Lachenmann

Trio fluido

für Klarinette in B, Viola und Schlagzeug for Clarinet in Bj, Viola and Percussion

Spielpartitur | Performance Score

Edition Breitkopf 9414

Printed in Germany

1. Dyngylday

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Leseprobe Sample page

1. Dyngylday

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unter www.breitkopf.com entgegen.

Helmut Lachenmann

Trio fluido (1966)

Aufführungsdauer | Performing Time etwa 16 Minuten | approx. 16 minutes

Uraufführung | World Premiere

Eduard Brunner (clar) | Franz Scheßl (va) | Michael W. Ranta (perc) München | 05/03/1968

Trio fluido, noch vor dem Schlagzeugsolostück Intérieur I, meinem „Opus 1“, entstanden, gehört einer Schaffensphase an, die noch streng strukturalistisch geprägt war, in der also ausschließlich am akustischen Material orientierte Beziehungen und Entwicklungen kompositorisch gesteuert wurden. Was immer in diesem Stück an Spielerischem einerseits, an Verfremdung und Klangzersetzung andererseits zu finden ist, „ergab“ sich aus der Anwendung von solchen immanent orientierten Gesetzmäßigkeiten, war also nirgends Gegenstand von expressiver Spekulation.

Formal hat man es mit einer vielfach gebrochenen, aber insgesamt zugleich steigenden und fallenden Kurve zu tun: Auf dem Hintergrund scheinbar lose aufgereihter Abschnitte kehren sich mehr und mehr extreme Materialeigenschaften hervor, schließen sich zusammen, bewirken insgesamt eine Zuspitzung, die umschlägt in den Kontrast eines statischen, durch innere Fluktuationen belebten Feldes. Dieses zerfasert sich seinerseits bis zum Schluß, wobei hinter den Tonfiguren die Geräuschkomponenten, hinter diesen die Erfahrung von der körperlichen Beschaffenheit des klingenden Stoffes und dahinter die auf solche Weise entleerte Zeit freigelegt, bewußtgemacht und in den musikalischen Zusammenhang eingegliedert wird. „Strukturelles Musizieren“: Das ist eine paradoxe Vorstellung. In Trio fluido entdeckt und nutzt die Musik selbst diesen Widerspruch. Mit der zunehmenden Auflösung (und zugleich der instrumentaltechnischen Ausuferung im Schlagzeug) schälen sich jene andere Materialwahrnehmung und daran gebundene Expressivität heraus, die in meinen späteren Werken, zuerst in temA, Air und Klangschatten Ausgangshaltung bedeuteten, um die Reflexion der Bedingungen des Hörens und Musizierens ins Hören selbst mit einzubeziehen.

(Helmut Lachenmann, 1993)

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