PB 4618 Breitkopf & Härtel Partitur-Bibliothek
Bach – „O JESU CHRIST, MEINS LEBENS LICHT“ Motette für Chor und Instrumente Motet for Choir and Instruments BWV 118 (1. und 2. Fassung | 1st and 2nd Version)
Partitur Score
Johann Sebastian Bach
1685–1750
„O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ Motette für Chor und Instrumente Motet for Choir and Instruments BWV 118 (1. und 2. Fassung | 1st and 2nd Version)
herausgegeben von | edited by
Wolfram Enßlin
Partitur-Bibliothek 4618 Printed in Germany
Vorwort „O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ BWV 118 nimmt im Œuvre Johann Sebastian Bachs in mehrfacher Hinsicht eine singuläre Stellung ein. Dies betrifft zum einen die ungewöhnliche Instrumentation mit zwei Litui, die Bach in keinem anderen überlieferten Werk verwendet hat, zum anderen die Schwierigkeit, diese Chorkomposition gattungsmäßig einzuordnen. Die alte BachAusgabe (Johann Sebastian Bach’s Werke, hrsg. von der Bach-Gesellschaft zu Leipzig) nahm sie unter die Kantaten auf (Band XXIV, Leipzig 1876), weshalb sie dann auch später im Bach-Werke-Verzeichnis mit der Nummer 118 in der Rubrik der Kantaten erschien. Ausschlaggebend für die Zuordnung zu den geistlichen Kantaten war die Tatsache, dass es sich hier um eine orchesterbegleitete Vokalkomposition mit einem deutschen geistlichen Text handelt. Die NBA hingegen wies sie den Motetten zu (Johann Sebastian Bach – Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Band III/1, Kassel [u. a.] 1965). Verantwortlich hierfür war Bachs originale Bezeichnung „Motetto“ in den Kopftiteln beider überlieferter Partituren. Das Bach-Compendium (hrsg. von Hans-Joachim Schulze und Christoph Wolff, Leipzig 1985ff.) wiederum fand mit der Aufnahme in die Rubrik „Kirchenstücke für besondere Anlässe“ einen dritten Lösungsweg (BC B 23 a/b). Hans-Joachim Schulze argumentierte, dass die kompositorische Disposition von „O Jesu Christ“ es verbiete, Bachs Bezeichnung „Motetto“ als Rechtfertigung zu nehmen, dieses Werk der Gattung der Motetten zuzuordnen. Er wies darauf hin, dass Bach auch andere, der Gattung der Motette fernstehende Kompositionen wie die Mühlhäuser Ratswahlkantate BWV 71 sowie seine Bearbeitung von Pergolesis Stabat mater „Tilge Höchster, meine Sünden“ als „Motetto“ bezeichnete. Für Schulze gehört dieser Chorsatz zu den im Bachschen Œuvre zahlreich vorhandenen vokal-instrumental konzipierten Choralvertonungen im Stile von „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ aus der Matthäus-Passion.1 Bis heute ist in der Forschung die Frage umstritten, welche Instrumente mit der Bezeichnung „Litui“ gemeint sind. Am weitesten verbreitet ist die These, fußend auf einem Artikel von Curt Sachs aus dem Jahre 1919,2 dass es sich hier um hohe Hörner in B handele. Thomas G. MacCracken widerspricht dieser These und hält Trompeten für wahrscheinlicher.3 Laut Ulrich Prinz kann „bis zum Auftauchen neuer Quellen keine abschließende Entscheidung getroffen werden, welches Blechblasinstrument sich wirklich hinter dem Terminus ‚due Litui‘ in Bachs Trauermusik BWV 118 verbirgt.“4 2009 nun wurde an der Schola Cantorum Basiliensis eine neue Besetzungsvariante vorgestellt, zwei vom Instrumentenbauer Matthias Wetter (Ossingen) angefertigte, 256 cm lange Hörner. Obgleich es sich um experimentell entworfene Instrumente handelt, deren Verwendung durch Bach in keiner Weise belegbar ist, so beweisen diese beiden Instrumente „vor allem ihre Mischfähigkeit mit den übrigen Blasinstrumenten der ersten Fassung Bachs. Gleichzeitig wurde deutlich, dass sie über ein ganz eigenes Timbre verfügen, das sie klanglich unverwechselbar macht.“5 BWV 118 ist in zwei Fassungen überliefert, zum einen mit der Instrumentalbesetzung zwei Litui, Cornetto (Zink) und drei Posaunen (frühere Fassung), zum anderen mit zwei Litui, zwei Violinen, Viola, drei Oboen, Fagott und Continuo (spätere Fassung).
Von jeder Fassung existiert eine autographe Partitur. Originale Stimmensätze fehlen hingegen. Beide Partituren befanden sich bis 1953 im Verlagsarchiv von Breitkopf & Härtel.6 Die Partitur der früheren Fassung, von William Scheide erworben, liegt heute in der Scheide Library in Princeton (USA), während die spätere Fassung in den Besitz von Arthur Wilhelm und dessen Erben (Basel, Schweiz) überging. Quelle A (frühere Fassung): Kopftitel: J[esu]. J[uva]. Motetto a 4 Voci. due Litui. 1 Cornet. 3 Trombone. Sie stellt die erste, flüchtige Niederschrift dar und weist zahlreiche Korrekturen auf, wodurch die Entzifferung sehr erschwert ist. Hinzu kommt, dass an manchen Stellen das Papier durch Tintenfraß durchlöchert ist. Zudem sind die Blätter teilweise eingerissen. Bach versah die Quelle nur sehr sparsam mit Artikulationsangaben (Legatobögen). Quelle B (spätere Fassung): Kopftitel: Motetto. à 4 Voci. 2 Litui. 2 Violini, Viola, 3 Oboe e Baßono se piace | e Continuo – B[ach]. Bei Quelle B handelt es sich um eine Reinschrift, deutlich besser lesbar als Quelle A. Sie enthält viel weniger Korrekturen und ist nur an wenigen Stellen schwer zu entziffern (etwa Streicher in T. 65). Diese Fassung versah Bach fast durchgängig mit Artikulationsangaben (Legatobögen). Der Komposition liegt das Lied „O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ zugrunde, das erstmals 1608 anonym als Sterbelied gedruckt und nachfolgend zumeist Martin Behm zugeschrieben wurde.7 Bach entnahm das Lied wohl der Ausgabe des von Carl Gottlob Hofmann 1734 herausgegebenen Leipziger Gesangbuchs, wo es 15 Strophen enthielt. Weder Quelle A noch B lässt sich genau datieren. Während für die frühere Fassung aufgrund des Quellen- und Schriftbefundes die Jahre 1736/37 als Entstehungszeitraum angenommen werden,8 wird die spätere Fassung entweder in die erste Hälfte der 1740er Jahre9 oder in die Jahre 1746/4710 eingeordnet. Auch über Anlass und Aufführungsort gibt es keine gesicherten Kenntnisse. Aufgrund der Verwendung eines Sterbeliedes ist von einer Aufführung im Rahmen einer Trauerfeier auszugehen. Da die frühere Fassung nur Blechbläser und somit keine „stationären“ Instrumente vorsieht, könnte diese Fassung bei einer Trauerprozession oder am Grab musiziert worden sein.11 Jegliche Versuche, sie einer bestimmten Trauerfeier zuzuordnen, schlugen bislang fehl. Auch der Anlass für die Wiederaufführung mit veränderter Instrumentation ist bislang unbekannt. In der vorliegenden Ausgabe werden beide Fassungen hintereinander abgedruckt. Grundlage der Fassungen ist die jeweilige autographe Partitur (Quellen A und B).12 Die sparsam vorhandenen Artikulationsangaben in Quelle A wurden nur geringfügig ergänzt, was durch Strichelung oder eckige Klammer gekennzeichnet ist. Quelle B wurde für die erste Fassung nur dann als Vergleichsquelle herangezogen, wenn Stellen in Quelle A sehr schwer oder gar nicht lesbar waren (z. B. T. 52, 57, 77, 79).
Die drei Oboen und das Fagott werden in Quelle B nur in der Überschrift angeführt und keinem System zugewiesen. Somit ist offen, ob sie mit den Singstimmen oder den Streichern inklusive Continuo colla parte verlaufen. Aus Ambitusgründen und aufgrund der Tatsache, dass die Bläser bei der Verstärkung der Streicher fast durchgängig zu spielen hätten, was bei einer mehrfachen Wiederholung des Choralsatzes nahezu unmöglich wäre, liegt eine Verstärkung der Singstimmen näher. Dabei wäre bei der Oboe 3 etwa an eine Oboe da caccia zu denken. Obgleich Quelle A nur Blasinstrumente vorsieht, finden sich an einigen wenigen Stellen über der Trombone 3 Bezifferungen über dem System, weshalb vermutet wird, dass Bach im Hinblick auf spätere Aufführungen ein Tasteninstrument als Continuo im Blick gehabt hat. In der Spätfassung mit vorgesehenem Continuo fehlen dann jedoch die Bezifferungen. Wenngleich nur die erste Choralstrophe von Bach als Text unterlegt wurde, so zeigt gerade Quelle B mit dem Wiederholungszeichen und dem ausnotierten Schluss, dass Bach offenbar an das Singen von mehreren Choralstrophen dachte. Aus diesem Grund wird im Folgenden der vollständige Choraltext mit seinen 15 Strophen nach dem Leipziger Gesangbuch von C. G. Hofmann abgedruckt. Leipzig, Frühjahr 2014
Wolfram Enßlin
1 Hans-Joachim Schulze, “O Jesu Christ, meins Lebens Licht”: On the Transmission of a Bach Source and the Riddle of its Origin, in: A Bach Tribute. Essays in Honor of William H. Scheide, hrsg. v. Paul Brainard u. Ray Robinson, Kassel [u. a.] 1993, S. 214.
2 Curt Sachs, Die Litui in Bachs Motette „O Jesu Christ“, in: Bach-Jahrbuch 18 (1921), S. 96f. 3 Thomas G. MacCracken, Die Verwendung der Blechblasinstrumente bei J. S. Bach unter besonderer Berücksichtigung der Tromba da tirarsi, in: BachJahrbuch 70 (1984), S. 78. 4 Ulrich Prinz, Johann Sebastian Bachs Instrumentarium. Originalquellen, Besetzung, Verwendung (= Schriftenreihe der Internationalen Bachakademie Stuttgart 10), Kassel [u. a.] 2005, S. 154 (Anmerkungen zum Lituus mit zahlreichen weiteren Belegen dieser Instrumentenbezeichnung S. 151–155). 5 Anselm Hartinger u. Kathrin Menzel, Der barocke ‚Lituus‘ und seine Verwendung in Johann Sebastian Bachs Motette „O Jesu Christ, mein’s Lebens Licht“ (BWV 118). Quellenkundliche und instrumententechnische Bemerkungen zu einem Forschungsprojekt der Schola Cantorum Basiliensis, in: Glareana. Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente 58. Jg. (2009), Heft 1/2, S. 33–44, hier S. 40. Dieser Artikel enthält auch Abbildungen und weitere technische Daten zu diesem neu entwickelten Instrument, das auch in gewundener Form, dem traditionellen „Büchl“ des Alpenraums ähnelnd, denkbar wäre. 6 Siehe Wilhelm Hitzig, Katalog des Archivs von Breitkopf & Härtel Leipzig, Bd. 1: Musik-Autographe, Leipzig 1925, S. 2. 7 Siehe NBA III/1, Kritischer Bericht, S. 192. 8 Ebda., S. 195. 9 Ebda., S. 196. 10 Bach-Compendium Teil III, S. 902. 11 Ebda. 12 Zu den Unterschieden der beiden Fassungen siehe T. 10 (Tromb I/Vl II), 18 (Tromb II/Va), 21/22 (Tenor), 24 (Tromb I/Vl II), 56 (Bass), 77 (Bass), 83 (Bass), 89/90 (Tr II/Va).
Preface “O Jesu Christ, meins Lebens Licht” BWV 118 occupies a singular position in the œuvre of Johann Sebastian Bach from several points of view. For one, there is the unusual medium of performance calling for two “litui,” an instrument that Bach used nowhere else in any other transmitted work; and, for another, it is difficult to assign this choral work to a specific genre. The “alte Bach-Ausgabe” (Johann Sebastian Bach’s Werke, ed. by the BachGesellschaft in Leipzig) listed it among the cantatas (Volume XXIV, Leipzig, 1876), which is why it later appeared in the BachWerke-Verzeichnis under the number 118 in the cantata section. Decisive for its attribution to the sacred cantatas was the fact that it is an orchestrally accompanied vocal work with a German sacred text. The NBA, in its turn, assigned it to the motets (Johann Sebastian Bach – Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Vol. III/1, Kassel [etc.], 1965) on account of Bach’s original designation “Motetto” in the title heading of both transmitted scores. The Bach-Compendium (ed. by Hans-Joachim Schulze and Christoph Wolff, Leipzig, 1985ff.) proposed a third solution (BC B 23 a/b) by placing it in the category of “Sacred Works for Special Occasions.” Hans-Joachim Schulze argued that the compositional disposition of “O Jesu Christ” precludes the use of Bach’s designation “Motetto” to justify the attribution of this work to the motet genre. He pointed out that Bach also used the term “Motetto” for other pieces that had practically nothing to do with the motet genre
such as the Mühlhäuser Ratswahlkantate (cantata for the inauguration of the town councilors of Mühlhausen) BWV 71 as well as the arrangement of Pergolesi’s Stabat mater “Tilge Höchster, meine Sünden.” For Schulze, this choral piece belongs to the chorale settings for voices and instruments in the style of “O Mensch, bewein dein Sünde gross” from the Saint Matthew Passion1, of which there are many examples in the Bachian œuvre. To this day, scholars are still discussing which instruments were intended by the term “litui.” The most widespread hypothesis is the one based on an article by Curt Sachs from the year 1919,2 in which he claimed that they were high horns in B flat. Thomas G. MacCracken disagreed and suggested that trumpets were likelier.3 According to Ulrich Prinz, “no conclusive decision can be made as to what brass instrument is truly hiding behind the term ‘due litui’ in Bach’s Funeral Music BWV 118 until new sources appear.”4 In 2009 a new instrumental variant was presented at the Schola Cantorum Basiliensis, two 256-cm long horns made by the instrument builder Matthias Wetter (Ossingen). Although these are experimentally designed instruments whose use by Bach cannot be confirmed in the slightest, the two inistruments proved “above all their ability to blend with the other wind instruments of Bach’s first version. At the same time, it emerged that they had a very special timbre which endows them with an unmistakable sound.”5
BWV 118 has been transmitted in two versions, one for the ensemble specification of two litui, cornetto (zink) and three trombones (early version), and another for two litui, two violins, viola, three oboes, bassoon and continuo (later version). There exists an autograph score of each version. Original sets of parts, however, are missing. Both scores were housed in the archives of the publisher Breitkopf & Härtel until 1953.6 The score of the earlier version, which was acquired by William Scheide, is located today in the Scheide Library in Princeton (USA); that of the later version was passed on to the private collection of Arthur Wilhelm and his successors (Basel, Switzerland). Source A (early version): Title heading: J[esu]. J[uva]. Motetto a 4 Voci. due Litui. 1 Cornet. 3 Trombone. This first, hastily written draft visibly contains many emendations, which makes it difficult to decipher. In addition, ink corrosion has riddled the paper with holes at several places, and the leaves are partially torn. Bach supplied articulation instructions (legato slurs) only very sparingly in the source. Source B (later version): Title heading: Motetto. à 4 Voci. 2 Litui. 2 Violini, Viola, 3 Oboe e Baßono se piace | e Continuo – B[ach]. Source B is a fair copy, considerably more legible than Source A. It contains far fewer emendations and is only difficult to decipher at a few spots (for example in the strings at m. 65). Bach provided articulation markings (legato slurs) almost consistently throughout the work. The work is based on the hymn “O Jesu Christ, meins Lebens Licht,” which was first printed anonymously as a funeral hymn in 1608 and most frequently attributed thereafter to Martin Behm.7 Bach most likely drew the hymn from the edition of the Leipziger Gesangbuch edited by Carl Gottlob Hofmann in 1734, where it has 15 stanzas. Neither Source A nor B can be dated with any precision. Whereas the years 1736/37 can be justifiably seen as the time of origin8 of the earlier version on the basis of the source and manuscript findings, the later version must have been made either in the first half of the 1740s9 or in the years 1746/47 10. There are also no ascertainable findings concerning where and for what occasion the work was performed. Since a funeral hymn is used as the text, it was most likely performed in the context of a funeral ceremony. The fact that the earlier version calls solely for brass instruments – thus without any “stationary” instruments – might mean that the work was played during a funeral procession or at the graveside.11 Every attempt to assign the piece to a specific funeral ceremony has failed. The purpose of the repeated performance with altered instrumentation is also still unknown today. In the present edition, we have printed both versions one after the other. The source of each version is the respective autograph score (Sources A and B).12 The sparingly found articulation markings in Source A were only slightly expanded; these additions are indicated by dashed lines or brackets. Source B was consulted for purposes of comparison for the first version only when passages in
Source A were very difficult to read or not even legible at all (e. g. mm. 52, 57, 77, 79). The three oboes and bassoon are listed in Source B only in the title and not assigned to any particular staff. It thus remains unclear whether they accompany colla parte the vocal parts or the string parts, including the continuo. In order to reinforce the strings and continuo, the winds would have had to play practically from beginning to end, which would be nearly impossible to accomplish with multiple repeats of the chorale; this, along with reasons of ambitus, make a reinforcement of the vocal parts seem more plausible. In this event, one could imagine an oboe da caccia for Oboe 3, for example. Even though Source A demands only wind instruments, there are figures above the staff of Trombone 3 at a very few passages. This is why one might presume that Bach had envisaged a keyboard instrument for the continuo in view of later performances. However, in the later version with the planned continuo, the figures are missing. Although Bach underlaid only the text of the first chorale stanza, Source B – with its repeat sign and the fully notated close – shows that Bach was apparently thinking of having several chorale stanzas sung. For this reason, the complete chorale text (15 stanzas) has been printed on the following page after C. G. Hofmann’s Leipziger Gesangbuch. Leipzig, spring 2014
Wolfram Enßlin
1 Hans-Joachim Schulze, “O Jesu Christ, meins Lebens Licht”: On the Transmission of a Bach Source and the Riddle of its Origin, in: A Bach Tribute. Essays in Honor of William H. Scheide, ed. by Paul Brainard and Ray Robinson, Kassel [a. o.], 1993, p. 214. 2 Curt Sachs, Die Litui in Bachs Motette „O Jesu Christ“, in: Bach-Jahrbuch 18 (1921), pp. 96f. 3 Thomas G. MacCracken, Die Verwendung der Blechblasinstrumente bei J. S. Bach unter besonderer Berücksichtigung der Tromba da tirarsi, in: BachJahrbuch 70 (1984), p. 78. 4 Ulrich Prinz, Johann Sebastian Bachs Instrumentarium. Originalquellen, Besetzung, Verwendung (= Schriftenreihe der Internationalen Bachakademie Stuttgart 10), Kassel [a. o.], 2005, p. 154 (comments on the lituus with many more authenticated uses of this instrumental designation on pp. 151–155). 5 Anselm Hartinger and Kathrin Menzel, Der barocke ‚Lituus‘ und seine Verwendung in Johann Sebastian Bachs Motette „O Jesu Christ, mein’s Lebens Licht“ (BWV 118). Quellenkundliche und instrumententechnische Bemerkungen zu einem Forschungsprojekt der Schola Cantorum Basiliensis, in: Glareana. Nachrichten der Gesellschaft der Freunde alter Musikinstrumente 58. Jg. (2009), vol. 1/2, pp. 33–44, here p. 40. This article contains illustrations and further technical data on this newly developed instrument which would also be conceivable in a coiled form similar to the traditional Alpine “Büchl.” 6 See Wilhelm Hitzig, Katalog des Archivs von Breitkopf & Härtel Leipzig, vol. 1: Musik-Autographe, Leipzig, 1925, p. 2. 7 See NBA III/1, Kritischer Bericht, p. 192. 8 Ibid., p. 195. 9 Ibid., p. 196. 10 Bach-Compendium Part III, p. 902. 11 Ibid. 12 On the differences between the versions see m. 10 (Tromb I/Vl II), 18 (Tromb II/Va), 21/22 (Tenor), 24 (Tromb I/Vl II), 56 (Bass), 77 (Bass), 83 (Bass), 89/90 (Tr II/Va).
O Jesu Christ, meins Lebens Licht 1. O Jesu Christ, meins Lebens Licht, mein Hort, mein Trost, mein Zuversicht, auf Erden bin ich nur ein Gast und drückt mich sehr der Sünden Last.
9. Dein letztes Wort lass sein mein Licht, wenn mir der Tod das Herz zerbricht! Behüte mich für Ungebärd, wenn ich mein Haupt nun neigen werd.
2. Ich hab für [vor] mir ein schwere Reis zu dir ins himmlisch Paradeis, da ist mein rechtes Vaterland, daran du dein Blut hast gewandt.
10. Dein Kreuz lass sein mein Wanderstab, mein Ruh und Rast dein heilges Grab, die reinen Grabetücher dein lass meine Sterbekleider sein.
3. Zur Reis ist mir mein Herz sehr matt, der Leib gar wenig Kräfte hat. Allein mein Seele schreit in mir, Herr, hol mich heim, nimm mich zu dir.
11. Lass mich durch deine Nägelmahl erblicken die Genadenwahl, durch deine aufgespaltne Seit mein arme Seele heimgeleit.
4. Drum stärk mich durch das Leiden dein in meiner letzten Todespein, dein Blutschweiß mich tröst und erquick, mach mich frei durch dein Band und Strick.
12. Auf deinen Abschied, Herr, ich trau, darauf mein letzte Heimfahrt bau, tu mir die Himmelstür weit auf, wenn ich beschließ mein Lebens Lauf.
5. Dein Backenstreich und Ruten frisch die Sündenstriemen mir abwisch, dein Hohn und Spott, dein Dornenkron lass sein mein Ehre, Freud und Wonn.
13. Am jüngsten Tag erweck mein’n Leib, hilf, dass ich dir zur Rechten bleib, dass mich nicht treffe dein Gericht, welchs das erschrecklich Urteil spricht.
6. Dein Durst und Gallentrank mich lass, wenn ich sonst keine Stärkung hab, dein Angstgeschrei komm mir zu gut, bewahr mich für [vor] der Höllenglut.
14. Alsdenn mein’n Leib verneure ganz; dass er leucht wie der Sonnen Glanz, und ähnlich sei dein’m klaren Leib, auch gleich den lieben Engeln bleib.
7. Die heiligen fünf Wunden dein lass mir rechte Felslöcher sein, darein ich flieh als eine Taub, dass mich der höllsche Weih nicht raub.
15. Wie werd ich denn so fröhlich sein, werd singen mit den Engelein und mit der Auserwählten Schar ewig schauen dein Antlitz klar.
8. Wenn mein Mund nicht kann reden frei, dein Geist in meinem Herzen schrei: Hilf, dass mein Seel den Himmel find, wenn meine Augen werden blind.
Nach: Das privilegirte Vollständige und vermehrte Leipziger Gesang-Buch [...] Vormals von Vopelio, jetzo aber aufs neue verbessert und durchgehends geändert herausgegeben von M. Carl Gottlob Hofmann [...] Leipzig, zu finden bei Sebastian Heinrich Barnbeck am Thomaskirchhofe 1739 Nr. 211 Mart. Böhme.Mel. Ach Gott, wie manches ec., S. 118f.
„O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ 1. Fassung Johann Sebastian Bach BWV 118 herausgegeben von Wolfram Enßlin
Motetto Lituus I Lituus II
Cornetto Trombone I Trombone II Trombone III *
Soprano Alto Tenore 8
Basso
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* Zur Mitwirkung eines Tasteninstruments siehe Vorwort. / See Preface concerning the participation of a keyboard instrument.
Partitur-Bibliothek 4618
© 2014 by Breitkopf & Härtel, Wiesbaden
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* Zu einer möglichen Wiederholung siehe Vorwort. / See Preface for a possible repeat. Breitkopf PB 4618
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„O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ Motetto
2. Fassung
Lituus I Lituus II
Violino I Violino II Viola
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Oboe I ad lib. *
Alto
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Tenore
Oboe da caccia ad lib. *
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Basso
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* Die im Kopftitel des Partiturautographs genannten „3 Oboe e Bassono“ sind keinem System zugeordnet; vgl. Vorwort. The “3 Oboe e Bassono” mentioned in the title-heading of the autograph score are not assigned to any staff; see Preface. Breitkopf PB 4618
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* Im Partiturautograph: In the autograph score:
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1. Note unterschreitet Ambitus einer Violine. 1st note goes below the range of a violin.
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* Im Partiturautograph die ersten beiden Achtel f 2 - e 2, vgl. aber 1. Fassung. / First two eighth notes in autograph score f 2 - e 2, but compare 1st version. Breitkopf PB 4618
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mich sehr
und drückt mich
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Leseprobe 8
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Sample page
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* Siehe T. 18. / See m. 18. Breitkopf PB 4618
Notensatz: ARION, Baden-Baden Druck: PIROL-Notendruckerei, Minden
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9 790004 214794
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9 790004 214794 B 19
PB 4618
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