Planquadrat 1/14

Page 1

1 / 1 4 | A r c hitek tur

Verkaufswelten Architektur f端r Marken


Fotos: Peter Straub, Salzburg


Boutique Elisabetta Franchi, Wien

Han de l im Wa n del Shopping wird zum Entertainment In nur wenigen Jahrzehnten hat sich der Einzelhandel völlig verändert. Noch Anfang der 1990er-Jahre waren 80 % aller Einzelhandelsläden inhabergeführt. Heute wird das gesamte Lebensmittelgeschäft von wenigen Handelskonzernen dominiert. Im Modemarkt verändert die Vertikalisierung mit herstellergeführten Modehäusern und Brandstores zunehmend Kauflandschaft und Käuferverhalten. In den Fußgängerzonen und Einkaufszentren unserer Städte überschreitet der Filialisierungsgrad der Shops schon die 80 %-Marke. Gleichzeitig ist der OnlineHandel mit ca. 16 % des Umsatzes der größte Konkurrent aller stationären Ladengeschäfte – Tendenz steigend. Im Ringen um die Aufmerksamkeit der Kundschaft gewinnen szenografische Handelskonzepte die Oberhand, die auf hohe Erlebnisqualität setzen und sich als Alternative zum Online-Shopping positionieren. Gleichzeitig zwingt der Wettbewerb untereinander in immer kürzeren Intervallen zur Modernisierung der Ladengeschäfte und zur Entwicklung neuer Gestaltungstrends. Über architektonisch-atmosphärische Updates werden die Waren emotional neu aufgewertet und der Kunde in eine künstliche Shopping-Welt eingeladen, die ihm je nach Markenwelt Lifestyle, Abenteuer, Spaßkultur oder Authentizität verspricht. Der Laden wird zur Bühne, auf der dem Kunden eine Projektionsfläche für sein Bedürfnis nach Identifikation und Zugehörigkeit geboten wird. Die Verwirklichung solch moderner Retail-Designs verlangt die intensive Zusammenarbeit von Architekten und Innenarchitekten mit Lichtdesignern, Farbgestaltern und Dekorateuren. Zunehmend kommen auch neue Berufsgruppen dazu wie Shop-Dramaturgen, Sound-Designer oder Visual-Merchandise-Gestalter, die mit ihrem Know-how aus Theater, Film und Psychologie einen optischen Sog gestalten helfen, dem sich der Kunde nicht entziehen kann.


Mark e n i n S z e n e s et zen Store-Konzepte für ein sinnliches Einkaufserlebnis Für die Revitalisierung unserer Innenstädte sind interessante Shopkonzepte ebenso wichtig wie eine attraktive Architektur der Ladenlokale. In einer Zeit, in der die Kunden ihren Alltagsbedarf im Supermarkt decken, müssen die innerstädtischen Einkaufsstraßen architektonisch und qualitativ aufgewertet werden, um die Stadtzentren lebendig zu erhalten. Die Unterschiedlichkeit der Bauaufgaben im Retailbereich ist groß: von der kleinen Luxusboutique über den Brandstore mit Erlebniswert bis zum großen Einkaufszentrum mit Aufenthaltsqualität und Unterhaltungsangebot – je individueller das Sortiment, desto kreativer das Interieur und desto sinnlicher das Einkaufserlebnis. Dabei soll die Fassade eine Sogwirkung entfalten und die Menschen anlocken. Manchmal sind es Showeffekte wie bei dem Einkaufszentrum MyZeil von Fuksas Architekten in Frankfurt am Main oder die virtuellen Lichteffekte auf der Glasfront der Zeilgalerie von 3deluxe, ebenfalls im Herzen Frankfurts. Portalhafte Eingangssituationen oder bühnenartig inszenierte Schaufenster laden ein in eine sinnliche Warenwelt, oft durchgestylt wie ein Designhotel, im Minimallook oder im ressourcenbewussten Lifestyle-Ambiente. Im Innenraum leiten Materialkontraste an Boden und Decke den Kundenstrom, spannende Raumsequenzen dienen zur Entschleunigung, starke Farben schaffen Atmosphäre. Die Materialwahl der Einrichtung bestimmt die Identität des Point of Sale und orientiert sich an der Zielgruppe und den aktuellen Trends. Ob Rough Luxe oder Green Design – mit welchen (innen-)architektonischen Mitteln das Einkaufen zum Erlebnis inszeniert wird, welche Store-Konzepte inspirierend wirken und wie die Waren ins rechte Licht gesetzt werden, hängt maßgeblich von der Marke und den anvisierten Kunden ab.

Bild links und Mitte: Marc O‘Polo Flagshipstore in Berlin (Konzept und Umsetzung: dan pearlman)


Fotos: dan pearlman

Bild oben und unten rechts: Marc O‘Polo Flagshipstore in München (Konzept und Umsetzung: dan pearlman)

Die vier Regeln für erfolgreiche Shopkonzepte: LANDMARK – Signalwirkung, den Kunden anziehen, Fassaden müssen Blicke fangen, Ein- und Ausblicke, Showeffekte auf der Fassade MALLING – den Kunden zum lustvollen Flanieren inspirieren, gute Übersicht beim Eintritt, klare Wegführung, Blickbeziehungen schaffen CONCEPT LINE – eine emotionale Klammer für die Ladenidentität entwickeln, Shop als Bühne für Produkt- und Unternehmensgeschichten CORE ATTRACTION – Magnetwirkung, neugierig machen, dem Point of Sale eine Sensation geben, spielerische Interaktion, der Wow-Effekt


„Wir leben in einer durchdesignten Welt. Eine überzeugende Markeninszenierung ist deshalb für die Juwelierkette genauso wichtig wie für den Weinladen nebenan. Für den Verkaufserfolg ist entscheidend, dass man beim Konsumenten nicht nur visuell wahrgenommen, sondern auch richtig dechiffriert wird.“

Fotos: Ippolito Fleitz Group GmbH

Peter Ippolito, Ippolito Fleitz Group GmbH


Peter Ippolito

Wein & Wahrheit, Weinkellerei Höchst

Juwelier-Shop im Glockenturm Taschkent

Du r c h d i e D e c k e Ippolito Fleitz – wir sind identity architects Konsumenten sind heute nicht nur verwöhnt, sondern auch bestens informiert, vernetzt und visuell übersättigt. Um am Point of Sale erfolgreich zu sein, bedarf es deshalb einer durchgängigen Inszenierung der Markenwelt. Markenaussage, visuelle Kommunikation, Produktwelt, Store – sie alle müssen die gleiche Sprache sprechen, um den Kunden zu überzeugen. In unserer Arbeit geht es darum, eine tragfähige, relevante Idee zu finden, die den Point of Sale zu einem unverwechselbaren, wiedererzählbaren Ort macht. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein markantes Keyvisual, das auch nach außen visuelle Akzente setzen kann. Über die klassischen Anforderungen der Storegestaltung hinaus, die neben einem intensiven Marken- und Einkaufserlebnis eine optimale Warenpräsentation, Besucherführung und operative Abläufe abbilden muss, ist die immer sichtbare Decke eine oft unterschätzte Gestaltungsebene des Storytelling. In vielen unserer Retailprojekte spielt sie daher eine identitätsstiftende Rolle: Im Storekonzept des russischen Haushaltsgeräteherstellers BORK definiert ein großer Leuchtkubus an der Decke mit intensiver Farbigkeit das emotionale Zentrum des Raumes und verweist gleichzeitig auf Markenwerte wie Präzision und Dauerhaftigkeit. Im Verkaufsraum der Weinhandlung Höchst referenzieren 150 mundgeblasene Glaselemente in Materialität und Farbgebung auf die Welt des Weins, schaffen ein sinnliches Ambiente und sprechen Genussmenschen direkt an. Und im Glockenturm von Taschkent lässt eine elegante wie spielerische Lichtlinie in Verbindung mit der perforierten Wand- und Deckenbekleidung aus spiegelpoliertem Edelstahl den gesamten Raum wie eine Schmuckschatulle erstrahlen. BORK Flagship Store Moskau


Mark e ns tr a t e g i e n Corporate Identity und Corporate Architecture Im Konkurrenzkampf um den Kunden ist dessen emotionale Bindung an die Marken, die er kauft, und die Läden, in denen er kauft, von großer Bedeutung. Deshalb geben die Shopkonzepte Hinweise zu Lebenshaltung, Werten und Emotionen, die hinter einer Marke stehen. Auch die Corporate Identity (CI) beschreibt die unverwechselbare Philosophie und Persönlichkeit eines Unternehmens, benennt die Punkte, in denen eine Marke sich auszeichnet und von der Konkurrenz unterscheidet. In einer CI-geprägten Leitgestaltung synchronisieren sich Corporate Architecture und Corporate Design zu einer nach außen sichtbaren, das Erscheinungsbild bestimmenden Signalwirkung. Klassische Retailer wie Boutiquen und Shops setzen dabei auf Raumdesign und Produktinszenierung. Material, Licht und Farbe schaffen hier einzigartige Themenwelten, die speziell auf das Markenangebot fokussiert sind. Kaufhäuser und Einkaufscenter offerieren dagegen einen breit gefächerten, atmosphärischen Mix aus thematisch gegliederten Verkaufsräumen, Gastro-Points und immer häufiger auch Freizeitangeboten. Ihre künstlichen Einkaufsstraßen bieten viel Aufenthaltsraum als integralen Bestandteil der Architektur, Fokuspoints als Highlights und öffentliche Flächen mit eigenen Farbstimmungen. Neben der Gestaltung der räumlichen Atmosphäre gehört auch die Farbgestaltung zum Corporate Design, vor allem bei Handelsketten, Franchise-Shops und Filialniederlassungen. Für die Identifikation des Kunden mit dem Ladenlokal ist hier insbesondere der Wiedererkennungswert wichtig, der unabhängig von Lage und Standort identische Botschaften vermitteln soll. Dazu gehört u. a. ein einheitliches Farbkonzept, das sorgfältig auf die CI-Strategie des Unternehmens und der Marke abgestimmt ist.


Fotos: Guido Erbring, Köln

Shopping als Allround-Event: Im Einkaufszentrum Limburger Platz in Essen findet der Kunde auf 70.000 m² und 4 Verkaufsebenen 200 Fachgeschäfte mit 3 km Schaufensterfront, Schlemmerzonen vom Snack bis zur Spitzengastronomie sowie Konzerte, Fashion-Shows und Sportevents.


Unternehmen tätigen hohe Investitionen, um sich im Markt durch ein attraktives Erscheinungsbild abzuheben. Dieses sollte nach Möglichkeit einem zeitgemäßen Farbkonzept unterliegen und unabhängig von Standort und zeitlichen Aspekten sein. Für die Entwicklung der Farbkonzepte betreiben Designer und Planer mit Musterflächen und Materialcollagen einen hohen Aufwand. Oftmals tritt die Ernüchterung bei der Umsetzung ein, wenn die Farbtonvorgaben abweichen und das Ergebnis nicht den ursprünglich definierten Qualitätsanspruch erfüllt. Brillux bietet Markenunternehmen ein umfassendes Leistungspaket rund um die Entwicklung und Umsetzung anspruchsvoller Hausfarbtonkonzepte. Damit ist gewährleistet, dass das Objekt farbtongenau, hochwertig und dauerhaft umgesetzt wird. Eine kompetente Beratung vor Ort, modernste Farbmischtechnologie und ein leistungsstarkes Logistiksystem sind wesentliche Bestandteile dieser Leistungen. Für eine erfolgreiche Umsetzung des Corporate Designs sind farbtongenaue Just-in-time-Lieferungen in den definierten Produktqualitäten maßgebend.

Quelle: EDEKA Zentrale AG & Co. KG

Farbmustercollage für Handelsunternehmen mit ihren Märkten


84.09.27

87.09.21

93.03.24

06.09.15

Wandfarbe (Grundfarbe)

69.06.21

66.06.15

12.03.12

12.06.15

Textfarbe (gemalte Buchstaben)

15.15.18

09.06.15

09.07.09

09.07.09

Textfarbe (gefräste Buchstaben)

Wandfarben (Farbtonabweichungen sind drucktechnisch bedingt)

F arb e n f ü r d a s C I Das Hausfarbtonkonzept von Brillux Angesichts der immer kürzeren Halbwertzeit der Retailinszenierung, die eine ständige Anpassung an neue Trends und Kundenwünsche verlangt, müssen sich auch die Farbkonzepte von Handelsunternehmen für ihre Märkte immer häufiger einer Neubewertung unterziehen. Mit dem Brillux CI-Konzept wird Farbe zum Garanten für Wiedererkennung. Das Erscheinungsbild von Fassaden, Fachabteilungen und Schaufenstern wird exakt nach den Vorgaben des Markenunternehmens im Gestaltungsprozess berücksichtigt. Dabei werden selbst Anschlussmaterialien wie Folien, Regale, Stoffe etc. eingebunden. Nach der Auswahl des gewünschten Farbspektrums werden die exakten Farbtöne aus dem Brillux Farbplanungssystem Scala ermittelt, bemustert und die optimale Beschichtungsqualität herausgefiltert. Die entsprechenden Farbcodierungen werden dann in die Brillux Rezeptdatenbank eingespeichert. Von hier aus sind sie abrufbar und können in allen über 160 Brillux Niederlassungen ausgelesen werden, was eine farbtongenaue und reproduzierbare Umsetzung durch den Malerbetrieb garantiert. Das CI-Hausfarbtonkonzept hält außerdem für jede Problemsituation das geeignete Produkt und die richtige Verarbeitungsempfehlung bereit: Das gilt für unterschiedliche Lichtverhältnisse und Glanzgrade wie für Oberflächenstrukturen und Untergründe. Wo besonders strapazierfähige Lacke oder ein Zweikomponenten-Finish zum Einsatz kommen sollen, ist ebenso hinterlegt wie das richtige Beschichtungsprodukt. Um die Farbauswahl für die einzelnen Läden und die Materialbestellung der ausführenden Betriebe vor Ort zu erleichtern, können Musterordner erstellt werden. Darin findet der Bauleiter eine Übersicht des Farbkonzepts, Farbmuster sowie Bestellformulare mit den freigegebenen Produktqualitäten und sogar Verbrauchsmengen sowie Gebindegrößen.


Vorschau 2/14 LB-Manager für Architekten und Planer

2250/022/23,5/0214 8826.9651.1001

Foto Titelseite: ECE, Rheingalerie Ludwigshafen Foto Rückseite: Loran Nicolas – istockphoto.com

Der Brillux LB-Manager ist eine leicht zu bedienende PC-Oberfläche und ermöglicht den raschen Zugriff auf alle Leistungsbeschreibungen von Brillux. Diese sind VOB-gerecht abgefasst und umfassen das gesamte Spektrum des Maler- und Lackiererhandwerks: von allgemeinen Arbeiten im Außen- und Innenbereich über Creativ- und Bodenbeschichtungen bis hin zu Wärmedamm-Verbundsystemen und Betonschutzarbeiten. Zusätzlich stellt der LB-Manager sämtliche technische Informationen wie Praxismerkblätter, Prüfnachweise und Erläuterungen von Fachbegriffen zur Verfügung. Mit dem Brillux LB-Manager können Leistungsbeschreibungen individuell und objektbezogen zusammengestellt und zur Weiterbearbeitung in den üblichen Dateiformaten an andere EDV-Programme übergeben werden. In der neuen Version „Xpro“ ist das Programm noch komfortabler und leichter zu bedienen.

Brillux | Weseler Straße 401 | 48163 Münster Tel. +49 (0)251 7188-8799 | Fax +49 (0)251 7188-54064 kontakt@brillux.de | www.brillux.de


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.