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Neu interpretiert

Im südöstlichen Nordpfälzer Bergland zeigen Gräf Architekten, wie ein Einfamilienhaus buchstäblich aus seiner üblichen Bauaufgabe herauswächst. Auf diese Weise sind Räume entstanden, die unterschiedliche kulturelle Gestaltungsansätze verknüpfen und zugleich mit der hiesigen Umgebung und Natur so fein verwoben sind, dass sie ein sehr besonderes Gefühl von Verbundenheit und Verwurzelung generieren.

Ursprünglich als flach gedeckter Bau vonseiten der Bauherrschaft gedacht, ist es gerade der fließende Übergang des Satteldachs in die restliche Kubatur, der diesem Haus eine bemerkenswerte Anmutung verleiht. Die Intention der Architekten war es, einen scheunenähnlichen Charakter zu erzeugen, den es adäquat herunterzubrechen galt. „Eigentlich waren wir auf der Suche nach dem dreidimensionalen ‚Haus vom Nikolaus‘“, so Architekt Frederik Helms von Gräf Architekten.

Weniger ist mehr

Mit einem Spiel für Kinder hat das überzeugende Endergebnis außer der stringenten Linienführung jedoch wenig gemein. Vielmehr verdeutlicht dieses Bauprojekt, dass es sehr viel schwerer und komplexer sein kann, mit einem dezenten und reduzierten Erscheinungsbild einen überzeugenden Ausdruck zu generieren, als vielleicht mit prachtvollen Schmuckelementen. Frederik Helms ist der Ansicht, dass eine solche Umsetzung nur möglich ist, wenn das gesamte Team bereit ist, auch unkonventionelle Lösungen zu denken. „Vom vertrauensvollen Dialog mit dem Bauherrn bis zur Umsetzung mit den Fachplanern und Firmen bedarf es Freude und Ehrgeiz, sich einer solchen Aufgabe zu stellen“, so der verantwortliche Architekt.

Die dezent gehaltene Fassade ist dabei ein erstes Anzeichen für die Ausgestaltung des Inneren auf Basis des für Japan bezeichnenden Minimalismus, wenngleich sich dies von außen nicht unmittelbar vermuten lässt. „Im Außenbereich war unser Ziel, durch den leicht erdigen Ton das Gebäude am Ort zu verwurzeln und in die Natur einzubetten“, führt Holger Gräf vonseiten des Architekturbüros konkreter aus. „Wie die Landschaft wechselt so auch das Haus selbst mit den Wetterbedingungen stetig das Erscheinungsbild.“

Raum für Entfaltung

Im Inneren zeigt sich dann sehr deutlich die fernöstliche Begeisterung der Bauherrschaft für die aus dem Zen-Buddhismus stammende Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche. Hier dominieren Weißtöne, natürliche Materialien und eine sehr schlichte und sparsam eingesetzte Möblierung. Das schenkt den einzelnen Gegenständen und Kunstwerken genügend Raum, um ihre unterschiedlichen, ganz eigenen Charaktere zu entfalten. „So trägt das Leitbild der Reduktion auch der Idee Rechenschaft, den ‚gestalterischen Fußabdruck‘ im ruralen Umfeld möglichst klein zu halten und die eigene Präsenz auf das Wesentliche zu bescheiden“, erläutert Holger Gräf.

Natürlich faszinierend

Darüber hinaus sollte auch die Natur einen Weg ins Innere finden und hier wirken können – eine weitere Anlehnung an den japanischen Minimalismus: den Blick in sich hinein und gleichzeitig nach außen zu lenken. Im Untergeschoss geschieht dies über einen nicht einsehbaren Innenhof, der den angrenzenden Räumen ein Maximum an natürlicher Belichtung schenkt. Im Obergeschoss ist es der bis unter den First offen gestaltete Wohnraum, der durch seine Weitläufigkeit und seine großflächige Fensterfront mit einem inszenierten Landschaftsblick zum prägenden Gestaltungselement wird. In erneuter Anlehnung an die japanische Kunst –in diesem Fall an ‚Urushi‘, einen natürlichen Lack und zugleich eine traditionelle japanische Lackkunst – sollten dabei die einzelnen Oberflächen möglichst changieren. So wurde die Küchenzeile lackiert und die innere Deckenfläche des Satteldaches leicht reflektierend gestaltet. Das Resultat ist schlussendlich genauso faszinierend wie einfach. „Doch gerade eine solche Werkplanung abseits von Standarddetails bedarf auch der intensiven Abstimmung aller Beteiligten, einer Vielzahl an Versuchen, Mustern und zahlreicher Baustellentermine“, zeigt Frederik Helms auf. Ein Einsatz, der sich schlicht und einfach sehen lassen kann.

OBJEKT | STANDORT

Haus L, Alsenbrück-Langmeil

BAUHERR | NUTZER

Jürgen Lichter, Alsenbrück-Langmeil

ARCHITEKT

Gräf Architekten, Kaiserslautern

TECHNISCHER BERATER

Thomas Schack, Brillux Kaiserslautern

VERKAUFSBERATER

Kai Laub, Brillux Kaiserslautern

AUSFÜHRENDER MALERBETRIEB

Thomas GmbH, Landau

BRILLUX PRODUKTE

WDV-System EPS Prime

Mineral-Leichtputz G 3679

Silikat-Streichfüller ELF 3639

Extrasil 1911

BRILLUX SCALA-FARBTON

15.03.15

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