1 / 1 6 | F a r b g es ta ltung
Farbe f체r Bildung Lernr채ume mit Farbe gestalten
Foto: Ingeborg F. Lehmann, St. M채rgen
Baue n f ü r d i e B i l d ung Lernräume der Zukunft
Fotos rechts: Für die Grundschulen in Udestadt (links, Bauplanungsbüro Pfistner, Erfurt) und Berlin (rechts, ZOOM Architekten, Berlin) wählten die Architekten eine Fassadengestaltung mit hohem Wiedererkennungswert.
Foto: Stefan Meyer, Berlin
Foto links: Der markante Kopfbau des MontessoriSchulhauses in Freiburg ist ein weithin sichtbarer Orientierungspunkt. (Spiecker Sautter Lauer Architekten, Freiburg)
Foto: Axel Stephan, Frankfurt a. M.
„Der Raum ist der dritte Pädagoge.“ Dieser Satz wird dem Erziehungswissenschaftler Loris Malaguzzi zugeschrieben, der für die italienische Stadt Reggio Emilia ein pädagogisches Konzept für die kommunalen Kinderbetreuungseinrichtungen entwickelte. In seiner Reggio-Pädagogik sieht er die Mitschüler an erster Stelle, danach folgt der pädagogische Lehrkörper, dann der Raum. Malaguzzi verweist damit auf die besondere Bedeutung, die das Klassenzimmer und die Lernumgebung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben. Neue Bildungskonzepte sorgen heute dafür, dass sich die klassische Raumaufteilung der Schullandschaft im Umbruch befindet. Die moderne Lernkultur fordert clusterartige Lernlandschaften und offene Lernbereiche mit verschiedenen Lernfeldern für unterschiedliches Arbeiten und individuelle Lernrhythmen. Gewünscht sind anpassungsfähige Raumkonzepte und funktionale Vielseitigkeit sowie differenzierte Begegnungsflächen für die Kommunikation. Schon bei der Gestaltung der Außenansicht wird Wert darauf gelegt, dass die Schüler sich mit „ihrem“ Schulgebäude identifizieren können. Das pädagogische Potenzial, das in der Gestaltung von Bildungsräumen schlummert, wird durch das Zusammenspiel von Architektur, Funktion und Farbkonzept umgesetzt. So entstehen dann Lernorte, in denen sich Schüler und Lehrer wohlfühlen, in denen sie gerne lernen und arbeiten.
Die Fassadenfarben der Junior Uni in Wuppertal leiten sich aus dem offiziellen Universitätslogo ab und sollen Lust auf Forschung wecken. (GNA Architekten GbR Goedeking Niedworok Schacht, Wuppertal)
Das z w e i te Z u h a u se Lebensraum Schule
Fotos: Werner Huthmacher, Berlin
Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland 2014 rund 44.000 Schulgebäude für Allgemein- und Berufsbildende Schulen. Sie werden in der Schulzeit täglich von 11 Mio. SchülerInnen und 1,4 Mio. Auszubildenden besucht. Rund 781.000 Personen arbeiten als Lehrer oder in der Verwaltung der Schulen. Auf die 427 Universitäten in den deutschen Bundesländern verteilen sich 2,7 Mio. Studierende. Mehr als 675.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind hier haupt- oder nebenberuflich beschäftigt. Somit verbringen ca. 16,5 Mio. Menschen einen Großteil des Tages in Schulen oder berufs- und weiterbildenden Einrichtungen. Daher sollte der Lebensraum Schule nicht nur ein sicherer Ort sein (die Anforderungen dafür regeln die Schulbaurichtlinien der Länder), sondern eine reichhaltige Umgebung bieten, die den Lernenden die Entfaltung ihrer Fähigkeiten auf vielfältige Weise ermöglicht. Dazu gehören Räume, die Geborgenheit und Rückzug anbieten, wie auch Räume für Kreativität und Kommunikation. Eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung eines lebendigen und anregenden Lernumfelds spielt dabei die Farbgestaltung, denn sie kann die Motivation und das Lern verhalten von Schülern besonders positiv beeinflussen. Auch die Leistungsfähigkeit und das Konzentrationsvermögen von Studierenden und Lehrpersonal können durch die farbige Gestaltung von Böden und Wänden sowie der Möblierung verbessert werden.
Eine Schulstraße mit vielen Farbakzenten verbindet in der Kronthal-Schule viele Funktionsbereiche. (Dörr Ludolf Wimmer Architekten, Berlin)
Foto: Guido Erbring, Kรถln
Foto: Brigida Gonzales, Stuttgart
F arb e f ü r F r e u de a m L ernen Lernräume mit Farbe gestalten
Foto links: Die Lamellenfassade der Grundschule in Karlsruhe bietet Schutz vor ungewünschten Einblicken und wechselt ihre Farbwirkung im Vorbeigehen von Grün auf Rot. (wulf architekten GmbH, Stuttgart) Fotos rechts: Im Farbkonzept des Gymnasiums Ergolding hat jedes Stockwerk eine eigene Farbe. (ARGE Behnisch Architekten, Stuttgart / München / Boston, und Architekturbüro Leinhäupl + Neuber, Landshut)
Fotos: David Matthiessen, Stuttgart
Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass die Schulleistungen von Kindern und Jugendlichen erheblich verbessert werden können, wenn ihnen das architektonische Umfeld sympathisch ist. Ein ausbalancierter Farbentwurf und eine altersgerechte Farbwahl sind dafür wichtige Leitkriterien. Denn jüngere Menschen reagieren noch viel stärker auf Raumstimmungen als Erwachsene. Universelle Konzepte für die Farbgestaltung von Schulen gibt es zwar nicht, aber monochrom gestaltete Lernräume sind hier genauso wenig zielführend wie ein Zuviel an Buntheit. Der Fassade kommt wie der Gestaltung der Eingangshalle die Rolle zu, einladend zu wirken und ein freundliches Willkommen zu vermitteln. Offenheit gelingt durch eine helle Farbgebung, farbliche Akzente unterstreichen architektonische Details, warme Farben wirken freundlich und heiter. Im Gebäude dient die Farbwahl der Orientierung und Differenzierung von Raumerlebnissen. Auf den Fluren oder in der Schulmensa sind daher kräftige Farbakzente in starker Sättigung erwünscht. Sie bilden einen ausgleichenden Gegenpart zu den ruhiger gestal teten Unterrichtsräumen. In den Klassenzimmern fördern fein aufeinander abgestimmte Kontraste die Konzentration von Schülern und Lehrern. Farben im Spektrum von einem heiteren Gelb bis zu einem anregenden Rotton gestalten hier das „Zuhause“ der Schülergruppe. In den Fachkabinetten dagegen kann die Lernatmosphäre auch fachgerecht gestaltet werden. Kühle Technik wird durch warme Farben ausgeglichen, farbige Akzente unterstützen die Kreativität.
„Schon in der Entwurfsphase haben wir uns intensiv mit der Farbgebung beschäftigt. Wir sind überzeugt davon, dass Farbgebung und Haptik auf das Verhalten der Schüler einen großen Einfluss haben und sogar Aggressionen verringern können. Deshalb halten wir gerade in Bildungseinrichtungen ein gutes Farbkonzept und die Beschaffenheit der Oberflächen für besonders wichtig.“ Joachim Gutthann, Gutthann Architekten & Ingenieure GmbH, Donaustauf
Gym na s i u m L a p p ers d o rf Farbkonzept in warmen Tönen Bei dem klar strukturierten Neubau des Gymnasiums in Lappersdorf erheben sich zwei weiße Geschosse über einem anthrazitfarbenen Sockelgeschoss. Die Fensterbänder und die beiden Innenhöfe werden durch Farbakzente in einem kräftigen Rot aufgelockert. Bei der Gestaltung der Innenräume entschieden sich Architekten und Bauherren für warme Farben in erdigen Tönen, die gut mit dem Aus baumaterial Holz harmonieren. Das Farbleitsystem sieht ein warmes Gelb im Erdgeschoss, ein Orangerot im ersten und ein Orange im zweiten Obergeschoss vor. Entsprechend farbig sind die Türeinfassungen und Sitzbänke in den Fluren gestrichen. Die Möblierung in den Klassenräumen setzt frische Farbakzente in Kontrasttönen. Die Eingangshalle wurde mit einer Kassettendecke aus Brettschichtbindern überdacht. Die quadratischen Kassettenfelder sind mit farbigen Paneelen ausgefacht. Hier wurde die Farbpalette um die Farben Grün, Blau, Violett und Ocker erweitert. In die Decke eingestreute Oberlichter versorgen die Halle mit Tageslicht. Bei Dunkelheit leuchten Beleuchtungsbänder an den Wandungen der Farbfelder. So entstand zusammen mit den Holzwänden aus Furnierschichtplatten eine unaufdringlich bunte Farbgebung und Belichtung, die der Halle eine einzigartige Atmosphäre verleiht. Die Tatsache, dass auch nach mehreren Jahren Schulbetrieb noch keine Beschädigungen an den Wänden sichtbar sind, belegt, dass eine gute Gestaltung Vandalismus vorbeugen kann.
Bei der Farbgestaltung des Gymnasiums Lappersdorf hat der Künstler Manfred Mayerle mitgewirkt. (ARGE Gutthann Architekten und Ingenieure GmbH, Donaustauf, und HIW Hornberger, Illner, Weny Gesellschaft von Architekten mbH, Straubing)
alle Fotos: Martin Duckek, Ulm
Foto: Guido Erbring, Kรถln
L er nw e l t e n op t i mieren Sanierung von Bildungsbauten
Bei der Sanierung wurden die Fassaden des Rotteck-Gymnasiums in Freiburg (links: Böwer Eith Murken Architekten, Freiburg) und der Riethschule in Erfurt (rechts: Architekturbüro Erfurt, Erfurt) überarbeitet und neu gestaltet.
Foto: Axel Stephan, Frankfurt a. M.
Drei Viertel aller Schulgebäude sind vor 1979 und damit vor der 1. Wärmeschutzverordnung errichtet worden, ein Viertel sogar vor 1945. Ein Gutachten der KfW-Bankengruppe bezifferte 2011 den Sanierungsbedarf auf 2.590 Schulgebäude im Jahr. Damit ist dieser mehr als 5-mal so hoch wie der Neubaubedarf, der vom Bremer Energie Institut mit jährlich 450 Schulen angegeben wird. Bei der Sanierung müssen die Schulen den heutigen energetischen und sicherheitsrechtlichen Anforderungen angepasst werden. Ein wirkungsvolles Zeichen für den Imagewandel von dem alten Zweckgebäude in eine sympathische Lernlandschaft ist die farbliche Gestaltung von der Fassade bis zu den Klassenräumen und Lehrerzimmern. Für eine neue Farbgestaltung im Sanierungsfall sprechen viele Argumente. Eine sorgfältig und farbig gestaltete Umgebung motiviert und beugt Vandalismus vor. Denn nachweislich ist eine schöne und gepflegte Schule das beste Mittel gegen Zerstörungswut. Das wirkt sich positiv auf die Instandhaltungskosten aus. Ein mangelhaftes ergonomisches Raumklima hat eine negative Wirkung auf das Lernverhalten der Schüler. Farbig wohlgestaltete Räume dagegen unterstützen die Lernbereitschaft und die Leistungsfähigkeit der Schüler, wenn die Farbkompositionen auf die Raumfunktion und das Alter der Nutzer abgestimmt sind. Farbige Leitsysteme geben Orientierung und ein n eues Profil. Das „Wir-Gefühl“ von Schülern und Lehrern wird bekräftigt und die Zukunftsfähigkeit der Bildungseinrichtung gestärkt.
Ganz t a ge s s c h u l e Teg ernheim Beispielhaft saniert Ein tristes Ensemble aus Sichtbeton und dunklem Klinker mit viel zu hohen Heizkosten: das war die Grundschule Tegernheim vor der Sanierung. Zu der neuen Ausstrahlung der Schule gehört die modernisierte Fassade und ein durchgängiges Farbkonzept, das vom Brillux Farbstudio München erstellt wurde. Aus dem eintönigen Backsteingebäude wurde durch die Fassadensanierung eine helle, farbige und kindgerechte Bildungsstätte, die Regel- und Ganztagesschule unter einem Dach beherbergt. Heute erstrahlt die Putzfassade in einem warmen, gebrochenen Weiß und wird akzentuiert von zwei freundlichen Ziegelfarbtönen. Der Wechsel von der hellen Farbe an den großen Baukörpern und den dunkleren Farbtönen an Zwischenbauten, Eingängen und Fensterpfeilern strukturiert das Ensemble und ist das neue Erkennungsmerkmal der Schule. Bei der Innenraumgestaltung standen die optische Verschönerung und die Verbesserung der Lernbedingungen genauso im Fokus wie der Brandschutz. Die größte Herausforderung bestand darin, die tristen und dunklen Klinker- und Sichtbetonwände neu zu interpretieren. Warmtönige Akzentfarben bringen heute Leben in die vormals monotone Umgebung. Die Böden bekamen neue Linoleumbeläge, die Flure in einem hellen Grau und die Klassen- und Aufenthaltsräume in einem hellen Sandton. Die Wände wurden in warmen Farbtönen von Gelb bis Orange gestrichen. Je nach Raumfunktion wurden unterschiedliche Farbintensitäten gewählt. Säulen, Tafelwände, Türblätter und Einbauteile sind durch kräftige Akzentfarben hervorgehoben.
Der Umbau der Ganztagesschule Tegernheim wurde von dem Brillux Farbstudio München und dem Brillux Objektservice begleitet. (Gutthann Architekten & Ingenieure GmbH, Donaustauf)
Fotos: Martin Duckek, Ulm
Fotos: Markus Nilling, Dortmund 3D-Visualisierung: Brillux Farbstudio Ruhrgebiet
3D-Visualisierungen: Brillux Farbstudio Münster
3D-Visualisierungen ermöglichen neue Präsentationsformen, mit denen die Farbkonzepte bereits in der Planungsphase anschaulich vorgestellt werden können.
Wände
Stütze
Stütze
Stütze
Streifen
Gu t b e r a te n Die Brillux Farbstudios Bei jeder Farbgestaltung gilt: Erst das Zusammenspiel von Nutzung und Anspruch, architektonischer Form, Licht, Material und Farbe ergibt das optimale Gesamtbild. Bei der Gestaltung von Schulen und anderen Bildungsbauten sind Planer und Handwerker genauso gefordert wie bei der Zusammenarbeit mit dem Schulträger sowie dem Kollegium und der Schülermitverwaltung. Die Mitarbeit der späteren Nutzer bei der Gestaltung ist unter dem Stichwort „Partizipative Planung“ heute ein wichtiges Kriterium für die spätere Akzeptanz und Annahme der Bildungseinrichtung durch Schüler und Lehrer. In den neun Brillux Farbstudios entwickeln kompetente Farbgestalter Farbkonzepte und Farbleitpläne für Objekte jeder Größenordnung – für Neubauten und Sanierungen, für Fassaden- und Innenraumgestaltungen. Die Farbkonzepte werden mit modernster CAD-Software und Präsentationswerkzeugen erstellt und erleichtern die professionelle Darstellung der Entwürfe im Gespräch mit Nutzern und Bauherren. Besonders die 3D-Darstellungen helfen mit realistischen Raumwirkungen, den Farbentwurf auch für Laien besser zu verdeutlichen. Die Planungs- und Bauprozesse sind ein komplexes Thema. Hier erfahren Planer und Ausführende Unterstützung durch die Farbdesigner der Brillux Farbstudios und die Technischen Berater vom Brillux Objektservice, die in allen Belangen von der Farbauswahl und -zuordnung bis zur technischen Hilfestellung bei der Auswahl der richtigen Beschichtungsmaterialien beratend zur Seite stehen.
Weitere Informationen zu unserem Objekt service und zur Beratung in unseren Farbstudios sowie Referenzbeispiele zum Thema Bildungseinrichtungen finden Sie unter: www.brillux.de/3d-visualisierung
Vorschau 2/16
Foto Titel: Oliver Kern, Freiburg
Foto Rückseite: privat, Farbfächer „Farben der Sennestadt“
Die Sennestadt wurde in den 1950er-Jahren als Planstadt nach dem Entwurf des Stadtplaners Hans Bernhard Reichow auf der grünen Wiese gebaut. Die später als Bielefelder Stadtteil eingemeindete Großsiedlung ist unter Architekten und Stadtplanern heute noch als städtebauliche Besonderheit berühmt. Unter dem Stichwort „Organische Stadtbaukunst“ hatte Reichow die Idee der Gartenstadt zu einer autofreundlichen Stadt der Zukunft weiter entwickelt und einen Mix aus Mehrfamilien-, Reihen- und Hochhäusern harmonisch in die Landschaft eingefügt. Nach 60 Jahren und vielen Umbauten und Erweiterungen wurde ein Pilotprojekt angestoßen, um den Stadtteil architektonisch aufzuwerten und ihm auch farblich wieder ein erkennbares Gesicht zu geben. Für ein optisch geschlossenes Stadtbild sorgt eine maßgeschneiderte Kollektion von Fassadenfarbtönen, die vom Brillux Farbstudio u. a. in Zusammenarbeit mit Peter Holst, damals Architekt bei Reichow, entwickelt wurde. Das „Farbkonzept Sennestadt“ ist eine zeitgemäße Interpretation der historischen Farbtöne und gibt Wohnungseigentümern und Wohnbaugesellschaften Leitideen für die Gestaltung einzelner Gebäude und die Farbverteilung im Wohngebiet an die Hand.
Brillux | Weseler Straße 401 | 48163 Münster Tel. +49 (0)251 7188-8799 | Fax +49 (0)251 7188-54905 kontakt@brillux.de | www.brillux.de
5269/028/30/0216 8826.9651.1001
Farbkollektion mit Geschichte