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Politik & Gesellschaft

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GELUNGENES EXPERIMENT: Beim „Brixner“Leserdialog unterhielt sich Landeshauptmann Arno Kompatscher mit unseren Lesern

DER „BRIXNER“-LESERDIALOG MIT LH ARNO KOMPATSCHER

„Miteinander reden“

Etwa 90 Minuten lang diskutierten am 31. März zahlreiche Leserinnen und Leser mit Landeshauptmann Arno Kompatscher. Die Fragen und Antworten des „Brixner“-Leserdialogs finden Sie hier zum Nachlesen.

Fotos: Oskar Zingerle

LH ARNO KOMPATSCHER: Danke für die Einladung und für die Organisation dieses interessanten Versuchs. Gerade in dieser Zeit der Pandemie hat sich klar herausgestellt, wie wichtig es ist oder wäre, dass man einander versteht. Das setzt voraus, dass wir miteinander reden, einander zuhören. Dieser Leserdialog soll hoffentlich dazu dienen, dass Ihre Leserschaft Informationen aus erster Hand aufnehmen kann und dass auch ich Einiges mitnehmen kann – das ist mein egoistischer Ansatz bei diesem Dialog, denn auch kritische oder unerwartete Fragen stellen für mich einen Gewinn dar, weil sie ein Indiz dafür sind, dass es zu den entsprechenden Themen möglicherweise Nachdenk- oder Änderungsbedarf, zumindest aber Erklärungsbedarf gibt. Wir befinden uns seit einem Jahr in einer Ausnahmesituation. Im Moment erscheint die Lage in Südtirol etwas entspannter; die Anzahl der Corona-Patienten in den Intensivstationen sinkt langsam, dasselbe gilt für die normalen Krankenstationen. Die SiebenTage-Inzidenz ist, das wissen wir alle, eine relative Zahl, weil sie von der Testhäufigkeit abhängt, und Südtirol testet sehr viel. Die Öffnungsschritte der vergangenen Wochen brachten natürlich mehr Bewegung im Land, was automatisch dazu führt, dass das Sinken der positiven Fälle etwas abgebremst wurde. Wir sind uns dessen bewusst, dass jede Öffnung unweigerlich zur Folge hat, dass die Zahlen wieder ansteigen. Das ist leider so: Mehr Bewegung sorgt für mehr soziale Kontakte, was wiederum bedeutet, dass die Zahlen ansteigen – es sei denn, man unternimmt etwas. Unsere Strategie war immer, sehr viel zu testen, so schnell wie möglich die Bevölkerung zu impfen und, wenn notwendig, durch Verordnungen die sozialen Kontakte einzuschränken.

Beim Impfen sind wir gut aufgestellt: Jenen Impfstoff, den wir erhalten, können wir sehr zeitnah auch verimpfen. Sollten zusätzliche Lieferungen an Impfstoff eintreffen, werden wir ebenfalls in der Lage sein, diese in sehr kurzen Zeiträumen zu nutzen. Es gibt aber einen Wettlauf gegen die Virusmutanten. Diesen Wettlauf müssen wir durch Herdenimmunität gewinnen. Bis es soweit ist, müssen wir die Testungen intensivieren: zweimal wöchentlich in den Schulen, zweimal wöchentlich im Berufsleben. Damit wollen wir zwei Mal wöchentlich 200.000 Menschen testen – das ist europaweit ein rekordverdächtiges Projekt, das auch von der italienischen Regierung aufmerksam verfolgt, unterstützt und begleitet wird. Das ist kein Allheilmittel, aber es wird uns dabei helfen, dass wir nicht wieder schnell steigende Zahlen registrieren müssen. Wenn es uns dann noch gelingt, die restliche Bevölkerung zu überzeugen, sich freiwillig mit zur Verfügung gestellten Tests oder über die Teststationen regelmäßig testen zu lassen, dann können wir gemeinsam mit der Impfstrategie einen weiteren Lockdown vermeiden.

Was die Hilfestellungen angeht, hängen diese direkt mit dem Landeshaushalt zusammen, und da bin ich ständig in Verhandlung mit dem Finanzministerium in Rom, den Beitrag Südtirols für die Sanierung des italienischen Staates für drei Jahre aufschieben zu können. Das würde uns neben dem Recovery Fund großen Spielraum geben. Stichwort Recovery Fund: Da geht es ja um nachhaltige Projekte, und ich finde es sehr schade, dass man ausgerechnet Speicherbecken herauszieht, die genau 0,3 Prozent der Summe ausmachen, und gleichzeitig wichtige Umweltprojekte im Rahmen von mehreren hundert Millionen Euro verschweigt. Das größte Projekt dieser Legislaturperiode ist aber der Nachhaltigkeitspakt Südtirol. Wir haben festgestellt, dass es auch in Südtirol Handlungsbedarf gibt, weshalb wir mit dem Entwurf zum Nachhaltigkeitspakt in einen Dialog mit der Bevölkerung gehen wollen, aus dem gemeinsame Ziele erarbeitet werden – und zwar nicht für 2050, sondern für 2023, 2025, 2028 und 2030. Damit übernehmen wir auch die Verantwortung, denn es ist sehr billig, was Regierungen derzeit weltweit machen: Ziele für 2050 wird keiner der heutigen Politiker verantworten müssen. Wir aber setzen uns kurzfristige und auch langfristige Ziele. Das ist für mich das große Zukunftsprojekt für die Zeit nach dieser Pandemie.

THOMAS KOFLER: Ich habe keine Frage, möchte aber ein Statement abgeben: Verantwortungsträger haben es in dieser Pandemie wirklich nicht leicht, und ich finde es schade, dass meist nur über das Negative gesprochen wird, das Positive hingegen wird unter den Tisch gekehrt. Wir müssen verstehen, dass wir in dieser Pandemie zusammenhalten müssen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass bald genügend Impfstoff zur Verfügung stehen wird; dementsprechend können wir positiv in die Zukunft blicken. Ich möchte in diesem Sinne dem Landeshauptmann und der Landesregierung ein großes Lob aussprechen.

Arno Kompatscher: Vielen Dank, Herr Kofler!

IRENE DEJACO: Wir alle müssen uns bei Ihnen bedanken, Herr Kompatscher. Was Sie in dieser Zeit leisten, ist großartig. Niemand von uns möchte in Ihrer Haut stecken! Meine Frage: Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass man nicht in ein Auto steigen und irgendwo in der Natur wandern darf, denn die Natur ist für mich ein Ort, bei dem ich mich am sichersten vor Ansteckung fühle. Arno Kompatscher: Diese Feststellung haben viele Südtiroler an uns geäußert, und auch die Argumentation war immer dieselbe: Ich würde ja nur allein ins Auto steigen und irgendwo allein wandern gehen – wo gibt es hier ein epidemiologisches Problem? Die Erfahrung, die wir machen mussten, war aber leider eine andere: Der Mensch ist größtenteils ein Herdentier, und er sucht andere Menschen. Trotz geschlossener Gastronomie mussten wir feststellen, dass es in den touristischen Hotspots Volksfestcharakter gegeben hat, meist schon auf dem Parkplatz. Am Parkplatz hat man sich vom Kofferraum gegenseitig die Getränke gereicht – es war gesellschaftlich wunderschön, aber epidemiologisch eine Katastrophe. Die Bewegungsfreiheit ist jetzt wieder gegeben – immer in der Hoffnung, dass die Menschen verstehen, dass sie bitte Abstand halten und die Maske tragen sollen – ganz unter dem Motto: Wir zeigen, dass wir uns nahe sind, indem wir auf Distanz bleiben.

HANNAH MAHLKNECHT: Ich bin eine Oberschülerin und respektiere die Entscheidungen der Politiker; auch ich möchte derzeit nicht in Ihrer Haut stecken. Allerdings fühlen wir Jugendliche uns von der Politik alleingelassen. Bei jedem Lockdown werden die Schulen geschlossen, wofür wir grundsätzlich Verständnis haben. Was ich nicht verstehe, ist, warum wir Oberschüler immer die ersten sind, die daheimbleiben müssen, und die letzten, die wieder Präsenzunterricht haben können.

Arno Kompatscher: Es stimmt, in der Vergangenheit gab es manchmal Inkongruenzen – zum Beispiel, dass die Oberschulen geschlossen blieben, während man wieder zwischen den Gemeinden unterwegs sein durfte. Zuletzt war es nicht mehr so: Auch der Verkehr zwischen den Gemeinden blieb untersagt. Die Oberschulen sind aber in der Tat, und das ist wissenschaftlich festgestellt worden, epidemiologisch etwas problematisch: Die Oberschüler kommen aus allen Landesteilen, wobei schon der Transfer im öffentlichen Personennahverkehr problematisch sein kann. Auch das Verhalten von Oberschülern unterscheidet sich von jenem der Grundschüler. Das Problem besteht weniger in den Schulklassen, sondern vor und nach dem Unterricht: Transfer, Pausen. Das Infektionsgeschehen in den

Oberschulen ist etwa dreimal so hoch wie in den Grundschulen. Dass die Oberschulen also leider anders behandelt werden, hat einen wissenschaftlichen Hintergrund. Die Jugend wurde im Zuge dieser Pandemie besonders hart getroffen, denn: Diese Pandemie hat uns allen ein Jahr „gestohlen“, aber als 50-Jähriger empfinde ich das weniger schlimm als ein 16-Jähriger. Als Jugendlicher ein Jahr zu verlieren wiegt besonders schwer, weil er gerade zu genießen begonnen hatte, sein Leben autonomer zu gestalten. Das ist nachvollziehbar, und diese Empfindung muss auch jedem Politiker bewusst sein. Es ist also alles richtig, was Sie sagen, nur eine Aussage muss ich berichtigen: Die Politik hat die Jugendlichen nicht vergessen! Uns war die Problematik die ganze Zeit bewusst – und trotzdem konnten wir leider nicht anders entscheiden. Das ist das Traurige daran.

CHRISTA ÜBERBACHER: Ich pendle jeden Tag zwischen Brixen und Innsbruck. Der tägliche Weg zur Arbeit ist für uns Grenzpendler sehr schwierig geworden, und ich habe das Gefühl, dass es im

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© JenkoAtaman – stock.adobe.com LH Arno Kompatscher: „Die Probleme der Jugend in dieser Pandemie waren uns immer bewusst“

Frühjahr 2020 mehr Verständnis für die Grenzpendler gab als 2021. Heuer vermisse ich praxisnahe Lösungen für Pendler. Sind hier Verbesserungen in Sicht?

Arno Kompatscher: Tirol hat im letzten Pandemiejahr ein Wechselbad der Gefühle erlebt: Zuerst war das Thema Ischgl in aller Munde, später dann die südafrikanische Mutation. Deshalb ist Tirol innerhalb Österreichs in einer besonderen Situation: Wien hat entschieden, Tirol zu isolieren. Gleichzeitig hat Bayern dieselbe Maßnahme getroffen, weshalb auch am Brenner kontrolliert werden musste. Italien musste also mit einer Regelung nachziehen. Ich bin in ständigem WhatsAppKontakt mit Gesundheitsminister Roberto Speranza; auf meinen Wunsch hin hat er die Ausnahmen eingeführt, dass Grenzpendler und Studenten nicht bei jedem Grenzüberschritt für 15 Tage in Quarantäne gehen müssen. Das hat man im letzten Moment abgeändert; ich habe ihm an einem Sonntag Nachmittag telefonisch den entsprechenden Text vorgeschlagen; kurze Zeit später war der Text im Amtsblatt. Mit Tirols Landeshauptmann Günther Platter bin ich ebenfalls ständig im Austausch. Seit Anfang April gibt es eine Verordnung der italienischen Regierung, die besagt, dass jemand, der vom Ausland kommt, fünf Tage Pflichtquarantäne und Testungen auf sich nehmen muss. Das ist eine Folge der Kritik an der Regierung Draghi, dass einerseits innerhalb der Regionen kein Verkehr möglich ist und die Gastronomie geschlossen bleibt, andererseits Auslandsreisen aber uneingeschränkt möglich waren. Auch in diesem Fall habe ich Speranza um eine Ausnahmeregelung für Pendler gebeten, worauf er erklärt hat, dass diese Regelung eh nur bis zum 7. April gilt. Für danach soll es wieder eine vernünftige Regelung geben mit Ausnahmen für die Südtiroler Pendler und Studenten (Anm. d. Red.: Stand dieser Aussage: 31. März). Was Österreich macht, weiß ich heute noch nicht; da kann ich nur immer wieder beim Kollegen Platter intervenieren.

Ich hoffe, ich habe verständlich erklärt, wie komplex die Situation leider ist. Ich habe sowohl bei Roberto Speranza, bei Günther Platter und auch bei Sebastian Kurz immer wieder versucht, für die Südtiroler zumindest kleine Erleichterungen zu erreichen – im Bewusstsein, dass die komplexe Lage nie Rahmenbedingungen schaffen kann, die für alle Betroffenen praktisch sind. Das Grundproblem ist aber immer wieder die Einstufung von Tirol als Risikofaktor; das macht es dann schwierig, Ausnahmeregelungen für Südtirol zu bekommen.

Christa Überbacher: Ich habe viel Verständnis für die Komplexität der Situation; trotzdem möchte ich auf den Weg geben, dass wir Grenzpendler lediglich zur Arbeit fahren müssen.

Arno Kompatscher: Darf ich nachhaken? Ich habe mehrmals einen Pendlerausweis vorgeschlagen, der an der Windschutzscheibe gut sichtbar angebracht werden könnte, damit die Grenzpendler klar identifizierbar werden und um diese Identifikation auch den Behörden zu erleichtern. Bis jetzt bin ich nicht durchgedrungen, aber ich hoffe, dass mit dem europäischen Impfpass für Geimpfte, Getestete und Genesene Grenzkontrollen überflüssig würden – das ist das nächste Ziel.

KARIM DHOUIBI: Mir liegt das Thema Jugend sehr am Herzen. Kürzlich besuchte ich eine Messe, und die Kirche war voller Leute, die meisten Besucher hatten bereits ein bestimmtes Alter erreicht. Gleichzeitig müssen Jugendliche mit der Polizei Katz und Maus spielen, damit sie im Freien skaten dürfen. Wie passt das zusammen?

Arno Kompatscher: Ich muss zugeben, Sie haben sehr gute Argumente. Es ist für mich schwierig zu verteidigen, dass die Kirchen gewisse Sonderregeln haben, die andere Veranstaltungen nicht haben. Aus einer laizistischen Sicht ist dieser Unterschied nicht nachvollziehbar. Dass es für Kirchen eine Sonderregelung gibt, liegt auch an der Geschichte Italiens und an den Lateranverträgen: Kirchen gelten als extraterritoriale Orte, in denen das Kirchenrecht gilt. Die Regierung hat mit der italienischen Bischofskonferenz eine Vereinbarung erzielt, die definiert, zu welchen Regeln eine Messe stattfinden kann. Diese Regeln sind ziemlich streng. Und trotzdem muss ich Ihnen Recht geben: Ich war kürzlich selbst bei einer Messe, bei der ich das ungute Gefühl hatte, dass zu viele Leute in einer Altersgruppe, die als Risikogruppe gilt, anwesend waren. Und auf der anderen Seite stellt man Jugendlichen, die im Freien skaten, Strafen aus. Stimmt, das passt nicht zusammen, ertappt! Es gibt Widersprüche im Regelwerk.

Etwa 70 Leserinnen und Leser nahmen über Videokonferenz am „Brixner“-Leserdialog teil

Die Problematik liegt darin, dass wir das menschliche Leben der gesamten Bevölkerung mit ein paar Seiten Verordnung regeln müssen. Die täglichen Abläufe der Menschen sind aber extrem vielfältig, und so ist es unmöglich, für alles vernünftige Regeln zu erstellen, und das hat dann zur Folge, dass Ordnungskräfte hin und wieder überfordert sind. Manchmal verliert man dann auch das Augenmaß. Wir haben mehrmals nachgebessert, was der Politik dann als „Hin und Her“ vorgeworfen wird. Andererseits mussten wir aber auch immer wieder feststellen, dass es auch die Schlauen gibt, die in jeder Verordnung die Lücke suchen. Unser Appell an die Leute, vernünftig mit dieser Pandemie umzugehen und nicht jede Lücke auszunutzen, fällt leider nicht immer auf fruchtbaren Boden.

Karim Dhouibi: Das sind aber meist nicht Jugendliche ...

Arno Kompatscher: Na ja, es gibt auch Jugendliche, die im Keller oder in der Garage Partys feiern, wofür ich ja grundsätzlich Verständnis habe, weil ich die Bedürfnisse der Jugendlichen natürlich verstehe. Epidemiologisch ist es aber eben nicht vernünftig. Skaten ist hingegen ein Individualsport im Freien und wäre eigentlich im Sinne der Verordnung erlaubt. Wenn man dann aber ohne Maske beim Skatepark zusammensitzt und a Ratscherle macht, dann ist dies eine Menschenansammlung, die weder vernünftig noch erlaubt ist. Eine detaillierte Erklärung zum Skaten gibt es in der Verordnung aber nicht, weil wir sonst für jede Sportart eine entsprechende Verordnung definieren müssten. Im von Ihnen geschilderten Fall müsste man genau nachschauen, wie die Situation sich dargestellt hat: Vielleicht gab es von den Ordnungskräften eine falsche Interpretation der Verordnung, vielleicht gab es aber auch Menschenansammlungen, und die Strafe war demzufolge richtig. Grundsätzlich ist es aber leider so: Diese Verordnungen sind unzulänglich, aus den genannten Gründen. Das Wichtigste, was wir bräuchten, ist Eigenverantwortung, und da sind die Jungen sicher nicht schlechter als die Älteren! Mit mehr Eigenverantwortung bräuchten wir weniger FAQs, Zusatzverordnungen, Ergänzungsnoten, Erklärungen, Strafen. Die Leute sollten einfache Regeln immer im Kopf haben: Abstand, Maske, Hygiene der Hände, keine Menschenansammlungen.

Karim Dhouibi: Außerdem frage ich mich, warum man nicht auch die Jugendlichen jetzt schon impfen kann – einfach auch als Zeichen an die Jugend, dass auch für sie eine Befreiung aus dieser Pandemie in Sicht ist.

Arno Kompatscher: Auf die Impfreihenfolge haben wir als Landesregierung keinen Einfluss – das legt der Staat fest. Die Debatte aber gibt es – in Italien und auch in anderen Ländern. Diese Diskussion ist noch nicht ausgestanden, wobei sich alle europäischen Länder geeinigt haben, bei den Älteren zu beginnen. Dahinter steckt die Überlegung, dass es zunächst darum gehen muss, jene zu schützen, die durch eine Infektion am ehesten ihr Leben riskieren würden. Epidemiologen haben aber auch argumentiert, dass wir das Infektionsgeschehen schneller in den Griff bekommen, wenn wir die „Mobilen“ zuerst impfen. Das sind die zwei Argumentationslinien, und für beide gibt es gute Argumente. Ich wiederhole aber: Diese Entscheidung liegt beim Staat.

MIRIAM KIRCHLER: Ich besuche die Maturaklasse am Realgymnasium in Brixen. Wir verzichten derzeit wirklich auf sehr viel: Es gab keinen Maturaball, keine Maturareise, bei uns in der Schule gibt es normalerweise immer eine tolle Faschingsfeier, die von den Studenten organisiert wird. Ich habe Verständnis dafür, dass dies alles nicht stattfinden kann, aber wir würden viel dafür geben, um wieder in Präsenzunterricht zu kommen. Wir würden uns auch jeden Tag testen lassen – Hauptsache, wir dürfen wieder in die Schule. Was uns Jugendlichen außerdem fehlt, sind Freizeitaktivitäten: Erwachsene haben viel mehr Freiheiten, sie dürfen auch zur Arbeit gehen. Wir Jugendliche fühlen uns ziemlich alleingelassen.

Arno Kompatscher: Klare Botschaft. Um nicht zu wiederholen, dass ich natürlich volles Verständnis habe für Ihre Situation, wollen wir nach vorne blicken, und das machen wir am besten gemeinsam. Am 7. April tritt die neue Verordnung in Kraft, die den Präsenzunterricht in den Oberschulen wieder vorsieht – zwar nur bis zu 75 Prozent, aber immerhin. Natürlich müssen wir das begleiten mit dem Testen – das ist das „Opfer“, das wir abverlangen, und ich sehe, dass dies von den Studenten nicht als Opfer

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gesehen wird. Zu den Freizeitaktivitäten: Die Tests in den Schulen sind auch für die Vereinstätigkeit, also auch für die Sportvereine gültig – das ist der Benefit, den die Studenten aus den schulischen Nasentests mitnehmen. Bei den Kontakt- und Mannschaftssportarten braucht es aber trotzdem noch einige Einschränkungen: Beim Fußballtraining muss man sich inzwischen beschränken auf individuelle Übungen mit dem Ball, Stretching, Konditionstraining. Wir wollen aber bald den „Green Pass“ einführen: Wer geimpft, getestet oder genesen ist und Antikörper nachweist, kann schrittweise immer mehr Dinge tun. Diese Perspektive gibt es.

Miriam Kirchler: Ein zweites Thema, das für uns Jugendliche immer wieder schwierig ist: Ich bin 19 und habe einen Freund. Darf ich mich mit ihm treffen, ihn in seiner Wohnung besuchen?

Arno Kompatscher: Wir haben die Regelung des Besuchs des Lebenspartners oder der Partnerin immer wieder eingeführt, und leider hat es eine Zeitlang von gewissen Ordnungskräften eine willkürliche Qualifizierung gegeben: Wer ein gewisses Alter nicht erreicht hat, kann auch nicht ein „Lebenspartner“ sein. Entschuldigung, aber was soll das? Wer erlaubt sich zu sagen, dass ich mit 16 nicht der Lebenspartner von jemandem sein kann? Die Stabilität einer Partnerschaft von 16-Jährigen kann viel stabiler und langlebiger sein als eine von 30-Jährigen – ich selbst habe ja meine Kindergartenfreundin geheiratet. Wir haben das inzwischen mit den Ordnungskräften geklärt. Aber wir wissen natürlich, wo der Haken an dieser Verordnung liegt: Jeder könnte eine Partnerin „erfinden“, um die Regel zu umgehen. Wenn man das private Leben der Bevölkerung regeln muss, braucht man immer auch die Ehrlichkeit der Leute. Die meisten sind auch sehr ehrlich, aber eben nicht alle. Und das ist dann schade für alle.

MARLENE KRANEBITTER: Ich leite eine Schule und bin wirklich froh um diesen Nasenflügeltest und dass damit 75 Prozent des Präsenzunterrichts wieder gewährleistet werden kann. Wir haben heute in der Schule über den Protestspaziergang in Bruneck

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Arno Kompatscher: Die Antwort ist eigentlich bereits in der Frage enthalten. Wir setzen in solchen Fällen schon auf Kontrollen und Strafen. Es gab von meiner Seite viele Sitzungen mit Ordnungskräften, auch mit den Bürgermeistern. Ich bin fuchsteufelswild über die Geschichte, die in Bruneck passiert ist, denn das ist das falsche Signal. Das Eine ist gesellschaftlicher Dialog, Debatte, Meinungsfreiheit – ein von der Verfassung zu Recht in westlichen Demokratien garantiertes und geschütztes Recht. Das ist auch der Grund, warum es zwar Versammlungsverbot gibt, Versammlungen mit politischen Meinungsäußerungen aber von diesem Verbot ausgenommen sind. Das Recht der politischen Meinungsäußerung ist eine Errungenschaft aus dem letzten Jahrhundert mit zwei Diktaturen, Faschismus und Nationalsozialismus.

Das entbindet uns alle aber nicht, dass man sich bei der freien Meinungsäußerung an die sonstigen Regeln halten muss. Ich darf also dieses Recht ausüben, aber nicht, wenn ich damit andere Regeln verletze – zum Beispiel die derzeit gültige Maskenpflicht. Regeln gelten also auch für Menschen, die anderer Meinung sind. Solange wir in einem demokratischen Land leben und die Regeln von demokratisch durch Mehrheiten legitimierten Personen erstellt werden, gelten sie für alle – das ist das Wesen der Demokratie. Wenn ich anderer Meinung bin, kann ich diese äußern und kann versuchen, die Mehrheit davon zu überzeugen, die Regeln zu ändern – so funktioniert Demokratie. Das müssen wir klarstellen, und ich bin furchtbar erzürnt darüber gewesen, dass dies in Bruneck nicht stattgefunden hat, denn die schweigende Mehrheit der Menschen hält sich an die Regeln und trägt diese Regeln mit – das belegen alle Umfragen. Trotz der Tatsache, dass jeder von uns mit Recht einige Details

von Verordnungen kritisch sieht, ist die Mehrheit der Südtiroler Bevölkerung grundsätzlich mit den Schutzregeln einverstanden und damit der Meinung, dass es natürlich vernünftig ist, was die Landesregierung von ihnen verlangt. Und dann gibt es eine Gruppe, die sich aus dieser Solidarität herausnimmt und die damit die Gesundheit aller gefährdet. Dass wir darauf nicht reagieren, ist inakzeptabel. Ich gebe Ihnen also hundertprozentig recht: Das darf nicht mehr passieren! Ich wiederhole: Damit wird nicht die Meinungsfreiheit unterbunden, sondern lediglich verlangt, dass die Regeln zu respektieren sind.

Morgen 1. April soll es in Brixen eine ähnliche Veranstaltung geben ...

Arno Kompatscher: Ja, ich weiß. Ich habe mit Bürgermeister Peter Brunner bereits darüber gesprochen; er ist derselben Auffassung wie ich. Die Sicherheitskräfte haben die Aufgabe, darauf zu achten, dass die Regeln eingehalten werden, zu kontrollieren und gegebenenfalls auch Strafen auszustellen. Es geht dabei nicht darum, ein Exempel zu statuieren, sondern die Durchsetzung von Recht und Ordnung, wie sie für alle gilt. Sonst kapituliert der Rechtsstaat. Ich darf noch hinzufügen: Wir erleben immer öfter, dass alles als Meinungsfreiheit deklariert wird, was mit Meinungsfreiheit nichts zu tun hat. Mit Verlaub: In einer Demokratie ist es natürlich auch erlaubt, Blödsinn zu sagen. Was ich aber nicht toleriere, ist, wenn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Leute ihren Blödsinn verbreiten dürfen. Wenn Leute, die im Prinzip so tun, als wäre die Erde eine Scheibe, im Rundfunk auf dieselbe Ebene gestellt werden wie anerkannte Wissenschaftler und Virologen, dann verwirrt das die Menschen. Jeder hat das Recht auf seine Meinung, aber nicht jede Meinung ist gleich fundiert. Was ich sage, klingt vielleicht politisch unkorrekt, aber wir müssen das durchsetzen. Wenn wir heute eine Lebenserwartung von über 80 Jahren haben, dann ist das in erster Linie auf das Impfen und auf die Antibiotika zurückzuführen. Und dann gibt es Leute, die dies in Frage stellen – da sind wir dort, wo wir vor 100 Jahren waren, als die Menschen mit 35 gestorben sind. Als Zivilgesellschaft und als schweigende Mehrheit müssen wir aufzeigen, was Sache ist.

WILHELM ZELGER: Herzlichen Dank, dass man die Meinung in einer solchen Runde äußern kann. Mir geht es um die Gastronomie und um das Handwerk: Ab nächster Woche soll mittags die Verköstigung von Arbeitern mit Werksvertrag wieder möglich sein, aber ein Werksvertrag gilt nur für Unternehmen, die mit dem jeweiligen Restaurant einen solchen Vertrag abschließen. Arbeitnehmer mit Essensgutscheinen sind aber ausgeschlossen. Gibt es hierzu keine Möglichkeiten? (Anm. d. Red.: Stand 31. März)

Arno Kompatscher: In aller Kürze: Bei den Essensgutscheinen haben wir das Problem, dass es sehr viele sind, weshalb wir es heute noch bevorzugen, dass sie sich das Essen abholen und im eigenen Büro die Mittagspause machen. Ich werde mich darüber noch einmal mit den Kollegen des Gesundheitsbetriebes auseinandersetzen, ob wir noch einen Zwischenschritt einfügen, bevor die Restaurants untertags und zumindest im Außenbereich grundsätzlich wieder öffnen können. Eigentlich ist es das Ziel, diese Situation relativ rasch wieder zu erreichen. Mit heutigem Stand gelten laut italienischer Regierung bis Ende April die Regeln der orangen Zonen, aber für jene Regionen und Provinzen, die bereits Zahlen der gelben Zone aufweisen, sind Ausnahmen möglich. Man hat also dieses Fenster geschaffen, und Südtirol möchte dieses Fenster nutzen. Dafür müssen wir eine gute Teststrategie organisieren. Dann können wir endlich die Gastronomie wieder ermöglichen. Wir müssen aber diese Schritte mit den Verantwortlichen des Gesundheitsbetriebs absprechen, weil die natürlich ständig mit der Angst leben, dass Erleichterungen zu mehr Patienten führen können. Es ist also ein täglicher Kampf im Diskutieren und Abwägen von Argumenten.

Wilhelm Zelger: Um zum Handwerk noch eine Stellungnahme abzugeben: Wer heute auf einer Baustelle arbeitet, muss von Zuhause ein Brot mitnehmen – das ist dann sein Mittagessen. Ich finde das nicht richtig.

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Arno Kompatscher: Ja, das ist in der Tat ein Problem. Das Ziel ist, die Restauration insgesamt wieder öffnen zu können, dann haben wir dieses Problem gelöst. Die Problematik ist mir bekannt – auch, weil ich ja aus einer Handwerkerfamilie komme, und Sie können mir glauben, dass meine Brüder, die auch seit Wochen auf den Baustellen essen, mir ganz schön die Leviten gelesen haben.

FRANZ JÖCHLER: Bravo für diese Veranstaltung, herzlichen Gruß an den Landeshauptmann. Ich hätte eine Frage und eine Bitte: Diese Pandemie hat zu einer Zweiteilung der Unternehmen geführt: Die einen haben von der Krise nichts oder fast nichts gespürt, andere hingegen sind vom Lockdown stark betroffen. Herr Landeshauptmann, ich bitte Sie, dass die Beihilfen an die richtigen Betriebe ausbezahlt werden. Breite Teile der Bevölkerung haben überhaupt keine Ahnung, in welcher dramatischen Lage sich heute viele kleine Betriebe aus der Gastronomie und aus dem Handel befinden: Da werden Existenzen zerstört, viele haben sich verschuldet und wissen nicht, wie es weitergehen soll. Zudem muss man betonen: Die Beihilfen bleiben ja nicht beim Unternehmen, sondern werden dazu verwendet, Lieferanten oder Mitarbeiterlöhne zu bezahlen.

Arno Kompatscher: Schauen Sie, wir haben 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, aber das ist immer noch wenig. Südtirol hat normalerweise eine Wirtschaftsleistung von 26 Milliarden Euro, und wir gehen davon aus, dass es einen Einbruch von mindestens zehn Prozent gegeben hat – das sind 2,6 Milliarden. Natürlich gab und gibt es auch Staatshilfen, aber auch das ist zu wenig. Italien hat pro Einwohner 1.900 Euro an Hilfsleistungen ausgegeben; jene europäischen Staaten, die am meisten ausgeben, liegen bei etwa 3.400 Euro – also ziemlich genau doppelt so viel wie Italien. Mit „unseren“ 500 Millionen geben wir im Prinzip durchschnittlich pro Einwohner zu den 1.900 Euro noch einmal 1.000 Euro dazu. Damit nähern wir uns den Besten in Europa und sind nicht mehr weit von Österreich und Deutschland entfernt. Oft werden auch Äpfel mit Birnen verglichen: Als Unternehmen in Österreich bekomme ich zwar wesentlich mehr, aber die Lohnausgleichszahlungen müssen meist zum Teil von den Unternehmen selbst finanziert werden. Wir werden uns bemühen, die Beihilfen vor allem jenen Kategorien zukommen zu lassen, die am stärksten betroffen sind. Die Industrie hat weitgehend gearbeitet, Exporte haben gut funktioniert, die Landwirtschaft hat ebenfalls keine großen Probleme. Alles, was mit Tourismus zusammenhängt und auch beim Einzelhändler sehen wir die größten Probleme. Ziel ist es, dass Banken Liquiditätsengpässe überbrücken und Kredite stunden und wir in der Zwischenzeit definieren, wer wieviel bekommen soll. Wir wissen natürlich genau, dass mit unseren Beihilfen Rechnungen bezahlt werden – es ist nicht so, dass jemand mit diesen Geldern in Urlaub fahren wird.

Wir müssen verhindern, dass die Menschen ihre Bücher zum Landesgericht bringen müssen. Es geht also um Existenzsicherung. Das wird nicht ausnahmslos gelingen, aber es ist das Ziel, Konkurse zu verhindern. Menschen haben ihr Leben investiert mit viel Herzblut einen eigenen Betrieb geführt und stehen jetzt vor dem Aus. Es gibt Menschen, die darüber verzweifeln, und es gibt viele, die darüber bereits verzweifelt sind. Das ist die tragische Seite dieser Pandemie und scheint in der Statistik, die wir jeden Tag in der Zeitung lesen, nicht auf. Gerade deshalb ist es nicht akzeptabel, dass es Leute gibt, die die Infektion wieder nach oben treiben, weil sie sich einen Dreck um die Regeln scheren. Es ist jenen gegenüber ein Hohn, die gerade hoffen, dass die Zahlen bald wieder passen, damit sie endlich wieder arbeiten können. Die wichtigste Hilfe für alle Unternehmen ist es, sie arbeiten zu lassen; die Unterstützungen sind am zweitwichtigsten. Eine halbe Milliarde! – eine Wirtschaftshilfe in diesem Ausmaß hat es in der Geschichte Südtirols noch nie gegeben. Und trotzdem ist uns bewusst, dass es zu wenig ist. Ich darf noch ergänzen, dass es nicht leicht war, diese halbe Milliarde bereitzustellen. Viele haben gezweifelt, dass das überhaupt möglich sein wird. Ich habe dafür die Unterschrift hingesetzt und gesagt, dass wir das tun müssen. Am Ende haben wir diesen Beschluss gefasst, und jetzt müssen wir schauen, dass dieses Geld auch an den richtigen Stellen ankommt. Ich hoffe, dass wir das relativ schnell hinbekommen. Wir suchen eine gerechte Lösung, aber Gerechtigkeit schafft immer auch

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Bürokratie. Die Erfassung der richtigen Betriebe braucht etwas Zeit; ich bitte dafür um Verständnis. Wenn wir genug Geld hätten, könnten wir allen etwas geben; weil wir aber zu wenig haben, müssen wir genau analysieren, wer das Geld am dringendsten braucht. Und dazu brauchen wir eben etwas Zeit.

Thomas Kofler: Ich habe das Gefühl, dass heute die Politik keine langfristigen Planungen vornimmt. Herr Landeshauptmann, gibt es für Südtirol eine langfristige Strategie?

Arno Kompatscher: Es hat nicht nur die langfristige Perspektive gefehlt, sondern auch die mittelfristige. Wenn eine Verordnung sich alle zwei Wochen ändert oder manchmal sogar nach wenigen Tagen wieder korrigiert wird, dann ist es kein Wunder, wenn sich viele nicht mehr auskennen. Das Problem war dieses Virus, das sich an keinen Plan gehalten hat und es uns extrem schwer macht. Auch die Erkenntnisse waren nicht immer so, dass die entsprechenden Verordnungen dann immer funktioniert haben – also musste man wieder korri-

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Foto: Ivo Corra ders zu berichten hätten. Das steht mir nämlich richtigerweise nicht zu. Meinen Unmut äußern darf ich aber.

LH Arno Kompatscher: „Nach der Pandemie können wir nicht einfach versuchen, das Hamsterrad noch schneller drehen zu lassen“

gieren. Und trotzdem gibt es aber eine langfristige Perspektive, und ich bedanke mich bei Ihnen, dass ich sie in diesem Rahmen in aller Kürze erwähnen kann: Mit einer klaren Teststrategie wollen wir so schnell wie möglich schrittweise öffnen. Und wir wollen so viel Impfstoff wie möglich bekommen und die Menschen überzeugen, sich impfen zu lassen – auch jene, die heute noch nicht davon überzeugt sind. Dadurch erreichen wir einen Herdenschutz.

Und danach nutzen wir die Standortvorteile von Südtirol: Ich bin mit jenen Wirtschaftsexperten in Kontakt, die die italienische und die deutsche Regierung beraten – einer davon ist übrigens ein Südtiroler, den ich regelmäßig höre –, und alle sagen sie, dass die Trends nach dieser Pandemie ganz klar für Südtirol sprechen. Fernreisen werden für eine gewisse Zeit für viele Leute nicht mehr so attraktiv sein wie vor Corona. Die Tatsache, mit dem eigenen Auto jederzeit wieder nach Hause zu kommen, wird ein wichtiger Entscheidungsfaktor werden, und für Südtirol ist das ein enormer Vorteil. Die Gäste, die uns in den letzten Jahren verlorengegangen sind, gewinnen wir dadurch wieder zurück. Auch durch die Themen Regionalität und Sicherheit haben wir die Voraussetzungen, sehr schnell wieder als Volkswirtschaft erfolgreich zu sein und gleichzeitig die Wende zur Nachhaltigkeit zu schaffen, weil Corona den vernünftigen Teil unserer Gesellschaft hoffentlich zum Nachdenken gebracht hat: Nach der Pandemie können wir nicht einfach versuchen, das Hamsterrad noch schneller drehen zu lassen. Wir müssen zu neuen Ufern aufbrechen. Ich habe den Nachhaltigkeitspakt schon erwähnt: Das ist für mich wirklich DAS Projekt dieser Regierung, mein persönliches politisches Vermächtnis, das ich diesem Land hinterlassen möchte. Dieses Vermächtnis besteht nicht aus Zement, sondern aus Ideen.

DANIEL PROFANTER: Ich bin seit Jahren im privaten Hörfunk tätig. Sie haben vorhin gesagt, dass der öffentliche Rundfunk manchmal falsche Informationen bringt. Da stellt sich für mich die Frage, warum die RAI jedes Jahr 60 Millionen Euro bekommt, teilweise von der Landesregierung.

Arno Kompatscher: Die RAI bekommt von Südtirol 20 Millionen Euro – und das auch nur theoretisch, denn in Wirklichkeit sind es 15 bis 16 Millionen pro Jahr, die über das Mailänder Abkommen finanziert werden. Das heißt, dass das Land jenes Geld, das bisher vom Staat an die RAI geflossen ist, bezahlen muss, aber dafür muss Südtirol entsprechend weniger an den Staat bezahlen. Für uns ist es deshalb ein Nullsummenspiel. Und ... ja, ich bin manchmal nicht glücklich, in welcher Form im öffentlich-rechtlichen Rundfunk berichtet wird, aber es kann nicht sein, dass die Landesregierung sich in die Redaktion einmischt, nur weil das Land diese Gelder überweist. Ich erlaube mir deshalb, meinen Unmut auszudrücken, vermeide aber gleichzeitig explizit, Redakteure anzurufen und ihnen zu sagen, dass sie anDaniel Profanter: Vor einigen Jahren habe ich mit einem Kollegen ein Internetradio geführt, aber eine Konkurrenz zu den derzeitigen Sendern aufzubauen wird durch entsprechende Rahmenbedingungen extrem erschwert.

Arno Kompatscher: Nun, durch die Medienförderung müssen wir versuchen, auch junge und neue Medien zu ermöglichen – die Medienförderung zielt im Prinzip darauf ab, dass neuer Wettbewerb entsteht. Wir haben sie jetzt noch einmal überarbeitet und festgelegt, dass der Sockelbeitrag nur einmal gegeben werden kann, damit zusammengehörende Unternehmen nicht doppelt und dreifach profitieren. Medienkonglomerate, die eine marktdominierende Stellung haben könnten, wollen wir nicht noch einmal extra fördern.

EVELYN STEINER: Vielen Dank für diesen Leserdialog, der uns ermöglicht, mit dem Landeshauptmann vis-à-vis zu sprechen. Ich möchte zunächst ein Riesenkompliment aussprechen an Sie persönlich und an alle Entscheidungsträger – auch ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken. Richard David Precht hat kürzlich gesagt, dass die heutige Gesellschaft den Staat als Selbstbedienungsladen ansehen. Durch die Pandemie wird diese Denkweise noch verstärkt. Wie sehen Sie das?

Arno Kompatscher: Ich stelle das auch fest. Aber schauen Sie, die Politik ist an dieser Denkweise der Gesellschaft nicht ganz unschuldig. Wir sind alle schuld daran, denn wir haben immer wieder dieses Heilsversprechen abgegeben. Ich selbst neige manchmal dazu, so zu tun, als ob Politik alle Probleme der Bevölkerung lösen könne. Politik kann längst nicht alle Probleme der Menschen lösen, aber wir haben ihnen das lange vorgegaukelt. Das führt dann dazu, dass Leute, denen es aus irgendeinem Grund schlecht geht, auf die Sch...-Landesregierung schimpfen. Jetzt ist dieser Kompatscher seit sieben Jahren Landeshauptmann, und mein Nachbar ist immer noch unsympathisch, weshalb ich schlecht schlafe. Dieses Problem, das natürlich stellvertretend beispielhaft genannt wird, kann die Politik aber nicht lösen. Gerade in einer freien Gesellschaft

gibt es eine Eigenverantwortung. Wir Politiker müssen es schaffen, das Kombinat zwischen Freiheit und Verantwortung wieder in das Bewusstsein unserer Gesellschaft hineinzubringen. Die Freiheit jedes Einzelnen geht so weit, bis es die Freiheit eines anderen trifft. Auch die Kraft des Prinzips der Solidarität müssen wir wieder vermitteln. Es gibt Menschen, die bei einer Infektion ihr Leben riskieren, also ist es eben nicht in Ordnung, wenn jemand behauptet, er sei ein freier Mensch und tue, was er will.

Evelyn Steiner: Lieber Landeshauptmann, bitte vergessen Sie nicht die Fitnessstudios: Ich bin beeinträchtigt und brauche unbedingt die Fitnessstudios.

Arno Kompatscher: Wir haben vorgestern einen eigenen Beschluss zur Unterstützung der Fitnessstudios gemacht, weil sie zu den stärksten betroffenen Kategorien zählen. Diese Beihilfen helfen Ihnen als Kundin jetzt nicht, aber die Öffnung der Fitnessstudios hängt mit unserer Teststrategie zusammen: Wenn alle, die sporteln, kurz vor ihrem Besuch des Studios getestet werden, kann die Tätigkeit der Fitnessstudios auch wieder aufgenommen werden.

GÜNTHER PEER: Meine Frage unterscheidet sich von den bisherigen: Herr Landeshauptmann, warum lassen Sie es zu, dass Ihre Landsleute geimpft werden, wenngleich es ja noch keine Gewissheit über die Zusammensetzung und die Nebenwirkungen der Impfstoffe gibt? Würden Sie zudem einen europäischen Impfpass begrüßen, der stark diskriminierende Auswirkungen hätte und uns wieder in Zeiten zurückführen würde, die wir eigentlich nicht mehr erleben wollen? Eine Impfpflicht wäre zudem verfassungswidrig.

Arno Kompatscher: Zunächst zum Impfpass: Ein Impfpass wäre in der Tat diskriminierend, solange nicht alle die Möglichkeit zur Impfung haben. Das Projekt geht aber in eine andere Richtung: Wer geimpft, getestet oder mit Antikörper genesen ist, bekommt einen Nachweis, dass er andere nicht infizieren kann. Ich bin kein Befürworter einer generellen Impfpflicht, aber eine Impfpflicht wäre nicht verfassungswidrig – da muss ich Ihnen also widersprechen. Und trotzdem gibt es sogar bei Corona keine Impfpflicht, aber es muss schon legitim sein, dass man jene durch besondere Freiheiten honoriert, die sich impfen lassen (Anm. d. Redaktion: Stand 31. März). An dieser Stelle darf ich aber an die Diskussionen bei der Einführung des Sicherheitsgurtes erinnern: Damals hat es von vielen Leuten geheißen, dass der Sicherheitsgurt ein viel höheres Risiko darstellt, weil ich bei einem Sturz in den Eisack den Gurt nicht schnell genug öffnen kann und wahrscheinlich ertrinke. Damals haben die Wissenschaftler erklärt, dass der Gurt mindestens 50 Mal mehr Leute retten als gefährden wird. Inzwischen wissen wir, dass es sogar 500 Mal mehr Leute sind, die durch den Gurt gerettet werden, als jene, die durch den Gurt einen Nachteil erfahren. Beim Impfen ist es dasselbe, und ein Blick in die Vergangenheit reicht, um Ihre Theorie zu berichtigen: Die Pockenimpfung hat die Lebenserwartung der Menschen sprunghaft ansteigen lassen. Ich kann Ihnen auch ein weiteres Beispiel nennen: Als die Kinderlähmung noch ein großes Problem war, hat man aus politischen Gründen in Deutschland einen russischen Impfstoff nicht zugelassen, weil man den Russen im Kalten Krieg nicht vertraut hatte. Das ist der Grund, warum Sie heute noch in Deutschland viele Menschen mit Beeinträchtigung antreffen: Deutschland hat die Impfung zur Kinderlähmung mit zehn Jahren Verspätung eingeführt. Das ist Medizingeschichte. Und ... schauen Sie, die Impfstoffe gegen das Coronavirus haben in seltenen Fällen Nebenwirkungen, ja, wie eben jedes Medikament. Die Impfbehörden beobachten sehr genau diese Nebenwirkungen und heben manchmal auch die Nutzung des Impfstoffs aus. Das ist ein sehr ehrlicher und transparenter Umgang – genau das verlangt man ja. Ich darf aber betonen: Inzwischen sind zig Millionen Menschen geimpft worden. Die Zwischenfälle, die es gegeben hat, liegen in jenem Bereich, der aus medizinischer Sicht akzeptiert wird. Wenn ich aber diese eine Person von zehn Millionen bin, die tatsächlich das Pech einer fatalen Nebenwirkung erleidet, hilft mir dieses Argument nichts. Das ist aber dasselbe wie das vorher genannte Beispiel des Sicherheitsgurtes, der jedes Jahr zehntausende Menschen rettet.

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Politik & Gesellschaft „Wir werden gebraucht“

Es begann mit einem Südtiroler Fertighaus, das auf zwei Sattelschlepper gepackt und in Rumänien wieder aufgebaut wurde. Seitdem ist viel passiert, für Bedürftige in Südtirol und weit darüber hinaus – dem Brixner Verein „Helfende Hände“ sei Dank.

Georg Schondorf und Hubert Messner sind zu Recht zufrieden, als sie in Gedanken zurückblicken und von den Anfängen ihres Vereins „Helfende Hände“ aus Brixen berichten. Der Verein unterstützt Menschen in Not einfach und unbürokratisch mit Sachspenden – vor allem mit funktionstüchtigen Möbeln und Küchengeräten. Ein harter Kern von Helfenden sammelt Möbel in ganz Südtirol ein und gibt sie an Bedürftige innerhalb des Landes weiter.

In Südtirol unterwegs. Eng zusammen stehen Schränke, Kücheneinrichtungen, Tische und Stühle im Lager von Brixen. Aber nur für kurze Zeit, denn: Die

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Biogas Wipptal GmbH Eisackstr. 21 – 39049 Pfitsch Tel. 0472 765 389 Nachfrage ist gestiegen. „In den letzten zwei Jahren“, so erzählt Georg Schondorf, „kamen immer wieder Anfragen von Sozialämtern oder von Frauenhäusern, die auf der Suche nach Mobiliar waren. Viele Möbel bringen wir zu Menschen, die in Sozialwohnungen leben; daneben richtet sich unser Angebot auch an Menschen mit Migrationshintergrund.“

Inzwischen sind die Helfer in ganz Südtirol unterwegs – um gespendete Möbel und noch funktionierende Elektrogeräte wie Herde, Kühlschränke oder Waschdernder Aspekt der Vereinsarbeit. „Nächste Woche“, erzählt Hubert Messner, „bauen wir sieben Küchen ein. Zwei kommen ins Passeiertal, eine nach Brixen, zwei sind für Wohnungen in Milland bestimmt, eine kommt nach Gossensaß und eine nach Bozen.“

„Wir werden gebraucht.“ Was im Jahr 2017 als kleiner Verein angefangen hat, hat sich inzwischen zu einem ehrenamtlichen Vollzeitjob für die Helfer entwickelt. Georg Schondorf und Hubert Messner sind momentan nie ans Aufhören gedacht. „Wir erleben tagtäglich, dass wir gebraucht werden. Unsere Tätigkeit ist für viele Menschen eine große Hilfe. Daraus schöpfen wir Kraft, und es ist uns Motivation genug zum Weitermachen“, meint Georg Schondorf. Man hört deutlich heraus: Möbel, Einrichtungsgegenstände und funktionierende Elektrogeräte sind für manche eben keine Selbstverständlichkeit, sondern schlicht Notwendigkeit für ein geordnetes Leben.

Da wird Georg Schondorf nachdenklich und erzählt von

„Wir erleben tagtäglich, dass wir gebraucht werden; unsere Tätigkeit ist für viele Menschen

eine große Hilfe“_Georg Schondorf vom Verein „Helfende Hände“

maschinen abzuholen, aber auch, um sie in einem zweiten Schritt zu bedürftigen Menschen zu bringen. Oft stammen Möbel aus privaten Wohnungsauflösungen, oft nehmen Menschen bei einem Umzug nicht alles mit. Doch auch Unternehmen spenden ihr Mobiliar an die tatkräftigen Helfenden: Küchen aus Ferienwohnungen, Stühle und Tische aus einer Mensa oder auch Möbel und Geschirr aus der Gastronomie befinden sich im Inventar des Vereins.

Viel Organisationsarbeit hängt am Verein, zugleich ist es eine fordernde Tätigkeit für die Helfer – körperlich wie psychisch. Schließlich werden die Möbel vor Ort von Hand zerlegt, verladen und ins Lager nach Brixen gebracht. Dort wird alles fachgerecht verpackt und beschriftet, denn die Helfenden müssen sich im vollen Lager zurechtfinden und bei Bedarf sofort wissen, wo sich welches Stück befindet und welche Möbelstücke für wen in Frage kommen. Werden sie gebraucht, folgt erneut der Transport und der Aufbau.

Empfänger der Sachspenden sind Menschen in existentiellen Nöten – auch das ein herausforständig unterwegs. „Nach langen Arbeitstagen spüren wir die körperliche Belastung“, gibt Messner unumwunden zu, „dann freue ich mich abends auf ein entspannendes Bad.“ Zumal ihre frühere berufliche Tätigkeit mit sozialer oder handwerklicher Arbeit nichts zu tun hatte: Georg Schondorf führte einen Weinhandel, Hubert

Fotos: Oskar Zingerle einer Familie mit einer Tochter im Teenageralter. Die Eltern sind arbeitslos, verbraucht und gezeichnet vom Alkoholkonsum. „Solche Bilder prägen sich ein und lassen einen nicht so schnell wieder los.“ Armut in Südtirol hat viele Facetten. „Oft ist sie nach außen nicht so stark sichtbar“, weiß Schondorf, „denn viele Menschen haben beispielsweise noch ihr Auto, ihr Tablet oder ihr Handy. Wir sehen jedoch immer wieder, wie fragil das Leben ist. Auch hier in Südtirol kann man sehr schnell in die Armut abrutschen, gerade jetzt.“

Georg Schondorf

Messner war Modevertreter. Einige Helferinnen und Helfer sind ebenso Quereinsteiger, andere wiederum bringen als pensionierte Elektriker, Tischler und Installateure ihr Fachwissen mit ein. Obwohl sie derzeit „am Anschlag“ arbeiten, haben sie noch Ein Haus zieht um. Auslöser für seine Tätigkeit war für Schondorf schon vor vielen Jahren ein ganz praktischer: Sein Elternhaus in Brixen sollte verkauft werden, aber die Käufer waren nicht am Haus, sondern vielmehr am Grundstück interessiert. „Für mich war dieses Haus mit so vielen schönen Erinnerungen verbunden, dass ich seine Zerstörung verhindern wollte. Dabei fiel mir ein Satz meiner Mutter ein: Unser Haus kann man abbauen und überall in der Welt wieder aufbauen. Und das habe ich in die Tat

Die Vereinstätigen holen die Möbel ab, verladen sie und bringen sie in ihr Lager nach Brixen

umgesetzt“, schmunzelt er. Sein Elternhaus – ein Fertighaus aus den Sechzigerjahren – wurde im Rahmen eines Schülerprojektes der Berufsschule Bruneck abgebaut, auf zwei Sattelschlepper verladen und in einem armen Dorf in Nordostrumänien als Sozialhaus wieder aufgebaut. „Die Armut in Rumänien“, wissen beide zu berichten, „hat mit unserer Armut hier nichts zu tun. Das ist noch einmal ein Unterschied wie Tag und Nacht. Gerade in den Dörfern im Nordosten von Rumänien müssen Menschen mit nichts auskommen – zumindest aus unserer westlichen Sicht. Sie bauen einfachste Häuser aus Lehm, ohne Bad und ohne fließendes Wasser. Auf engstem Raum leben Großfamilien miteinander. Es gibt sehr viel häusliche Gewalt.“

Von einem Einsatz in Rumänien komme man jedes Mal sehr geerdet wieder zurück, erzählt Georg Schondorf nachdenklich. Der Verein „Helfende Hände“, den er zusammen mit Hubert Messner und anderen 2017 gegründet hat, hilft nach wie vor auch in Rumänien. Im Lager in Brixen stapeln sich Kartone voller Kleiderspenden. „Für den Transport auf dem Sattelschlepper packen wir alles in Bananenkisten um“, erklärt Messner. „Vieles, was wir hier in Südtirol wegwerfen, ist in Rumänien ein wertvolles Gut und wird dort dankend angenommen.“

Auch deswegen denkt der Verein nach wie vor an die Ärmsten in einem Land, das seit 2007 Teil der EU ist und doch so weit entfernt von unserem Lebensstandard. Kleidung und Geschirr, Möbel und Matratzen, Bauholz und Duschkabinen – viele Güter sind in Begleitung der Helfer in ihr Bestimmungsland gebracht worden. Hilfe zur Selbsthilfe steht dabei auch in Rumänien im Vordergrund. „Es klingt in unseren Ohren merkwürdig, doch wir haben den Menschen schon in Kursen gezeigt, wie sie Marmelade oder Holundersaft machen können. Wenn alles klappt, können wir bald in Zusammenarbeit mit einem großzügigen Spender eine Bepflanzung mit Apfelbäumen realisieren und den Menschen zeigen, wie sie die Bäume schneiden und pflegen, damit sie mit einer guten Ernte rechnen können.“

Man sieht Hubert Messner an, dass er dieses Land mit seinen Naturschönheiten und den freundlichen und dankbaren Menschen ins Herz geschlossen hat. Helfende Hände gesucht. Das Hauptaugenmerk des Vereins liegt jedoch in Südtirol. Rund 150 Mitglieder unterstützen den Verein mit einem jährlichen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro. Trotz der beeindruckenden Entwicklung stehen die Initiatoren vor erheblichen Herausforderungen: Es gibt viel zu tun, ihre Arbeit zieht immer größere Kreise, und so verbinden sie dies auch mit einem dringenden Appell: „Es werden weiterhin Unterstützer gesucht, die uns finanziell unter die Arme greifen, aber auch Handwerker, die gerne anpacken und beim Ab- und Aufbau der Möbel und Elektrogeräte helfen.“ Aktiv sind momentan nämlich „keine zehn Leute“ dabei – diese aber dafür mit viel Engagement und Herzblut, schnell und unbürokratisch, überall dort, wo „helfende Hände“ gebraucht werden.

johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

info

„Helfende Hände“

Der Verein ist eine ehrenamtlich tätige Organisation mit Sitz in Brixen. Der Vorstand freut sich über Geld- und Sachspenden. Menschen, die aktiv mithelfen wollen, sind ebenfalls herzlich willkommen. Auskünfte geben Georg Schondorf (Tel. 349 4905474) und Hubert Messner (Tel. 348 9938007); E-Mail: helfende.haende@rolmail.net.

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Politik & Gesellschaft Der polarisierende „Dableiber“

In Brixen erinnert eine Gedenktafel an ihn, er ist im Brixner Friedhof beigesetzt, und am 20. April findet eine Gedenkfeier zu seinen Ehren statt. Die Rede ist von Hans Egarter, der 17 Jahre seines Lebens in Brixen verbrachte. Aber: Wer war dieser Mann? Der „Brixner“ liefert Einblicke in das bewegte Leben des Widerstandkämpfers.

„Die einen sehen in ihm einen Helden des Widerstandes, die anderen – und das war und ist die Mehrheit – einen Nestbeschmutzer und Vaterlandsverräter“, weiß Hubert Mock, Stadtarchivar in Brixen, „er dürfte ein ziemlich schwieriger Charakter gewesen sein.“ Geboren wurde Hans Egarter am 20. April 1909 als Bauernsohn in Niederdorf. Nach der Grundschule kam er ans Vinzentinum nach Brixen, wo es ihm jedoch nicht gelang, an seine guten schulischen Leistungen anzuknüpfen. 1923 musste er das Gymnasium ohne Abschluss verlassen und seinen Berufswunsch Priester aufgeben.

Ein Gegner des italienischen Faschismus. Zugleich setzte in diesem Jahr die strikte Politik Benito Mussolinis ein, die in Südtirol unter anderem den deutschsprachigen Schulunterricht und die Verwendung der deutschen Ortsnamen verbot, die Gemeinden ihrer Autonomie beraubte sowie Vereine und Parteien (außer der faschistischen) auflöste.

In diesen Jahren ist Egarters Leben nur schlecht dokumentiert. Er arbeitete zunächst auf dem elterlichen Bauernhof mit, leistete 1929 in Rom Militärdienst, war als Mesner im Kapuzinerkloster Schlanders, als Verkäufer, Vertreter und Angestellter tätig und wechselte häufig seinen Wohnsitz zwischen Schlanders und Niederdorf.

Schon früh dürfte er mit der katholischen Jugendbewegung in Kontakt gekommen sein, die sich sowohl im deutschsprachigen Teil der Diözese Trient als auch in der Diözese Brixen von Faschismus und Nationalsozialismus distanzierte, und er fand hier, wie Hubert Mock es formuliert, „ein Stück weit Heimat. Egarter war ein überaus frommer, nahezu bigotter Mensch, fest verankert im katholischen Glauben, der ihm als wichtigste geistige LebensgrundDie Überzeugung, Täter der NS-Zeit zu bestrafen, manövrierte Hans Egarter schrittweise ins politische Abseits

lage galt.“ In seiner Funktion als Diözesansekretär der katholischen Jungmänner in Brixen lernte er wichtige Persönlichkeiten kennen, zum Beispiel Josef Mayr-Nusser oder Josef Ferrari.

Neben diesem antifaschistischen Widerstand entstanden in Südtirol jedoch auch nationalvölkische Jugendgruppen, die sich 1933 zum illegalen Völkischen Kampfring Südtirols (VKS) zusammenschlossen und zunehmend am „Dritten Reich“ orientierten. Sie sollten später den Kern der Südtiroler NS-Bewegung bilden.

1939: Die „Option“ und der Andreas-Hofer-Bund. Ende Juni 1939 beschlossen Vertreter des „Dritten Reichs“ und des faschistischen Italiens die Umsiedlung deutschsprachiger Südtiroler ins „Reich“: Bis zum Jahresende sollten sich die Südtiroler für den Verbleib in ihrer Heimat oder für das Auswandern entscheiden. Während der Völkische Kampfring Südtirols die Menschen dazu aufforderte, „geschlossen hinaus“ zu gehen, trat Hans Egarter ganz bestimmt fürs „Dableiben“ ein. Zusammen mit Friedl Volgger und anderen „Dableibern“ gründete er am 20. November 1939 in Bozen den Andreas-Hofer-Bund, der vor der Auswanderung ins Deutsche Reich warnte. Bei den Menschen verbreitete sich Unsicherheit; ganze Familien spaltete die Frage: Dableiben oder Auswandern? Nur 15 Prozent der Südtiroler sprachen sich anfangs fürs „Dableiben“ aus. Doch mit der Zeit schwand der Glaube an den Sieg Deutschlands, und der Unmut über die Einberufungen zur Wehrmacht wuchs. Die „Dableiber-Treffen“, die der Andreas-Hofer-Bund im ganzen Land organisierte, wurden nun auch von Optanten besucht. Allerdings beobachtete die Arbeitsgemeinschaft der Optanten (AdO), die legale Nachfolgeorganisation des Völkischen Kampfrings, den Obmann Friedl Volgger und die Mitglieder des Bundes ganz genau. Dass dabei die zentrale Rolle von Hans Egarter nicht richtig erkannt wurde, sollte ihn später vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bewahren.

Egarter und der Nationalsozialismus in Südtirol. Als am 8. September 1943 die Wehrmacht in Italien einmarschierte, sahen viele darin die Befreiung vom italienischen Faschismus. Südtirol war wieder „deutsch“, doch die einheimischen Nationalsozialisten übernahmen die Macht im Land und verfolgten jede Opposition. Friedl Volgger wurde ins KZ Dachau gebracht. Andere Mitglieder des Andreas-Hofer-Bundes, wie Kanonikus Michael Gamper, flohen und tauchten unter. So übernahm im Herbst 1943 Egarter die Leitung des Bundes. Seine Aufgabe sah er im Widerstand gegenüber Faschismus und Nationalsozialismus. Damit stellte er sich klar gegen viele seiner Landsleute. „Der Bund wandelte sich nun“, wie Hubert Mock betont, „zu einer Widerstandsorganisation militärischen Charakters gegen den Nationalsozialismus.“ Egarter koordinierte den Widerstand: Polizeiregimenter wurden unterwandert, Deserteure wurden unterstützt, Kontakte zu alliierten Geheimdiensten in der Schweiz wurden aufgebaut. Dass es in Südtirol nicht nur Nazis gab, das wollte Egarter den Alliierten zeigen. Sein Ziel war die Rückkehr Südtirols zu einem selbstständigen Österreich.

Am Zenit seiner politischen Karriere. Als unmittelbar nach Kriegsende am 8. Mai die Südtiroler Volkspartei gegründet wurde, zählte Hans Egarter zu den Gründungsmitgliedern. Vier Tage später genehmigte die alliierte Militärregierung die neue Partei. „Wie rasch die SVP ohne Egarter die Anerkennung durch die Amerikaner bekommen hätte, weiß niemand, aber es hätte mit Sicherheit länger gedauert“, unterstreicht Hubert Mock die Bedeutung, die Egarters antinazistischer Haltung in diesem Zusammenhang zukommen muss. Bis zur Auflösung des Andreas-Hofer-Bundes im Herbst 1945 spürten Egarter und andere Mitglieder ausländische und einheimische NS-Täter auf und übergaben sie der Besatzungsmacht. Egarter war der Überzeugung, dass ein dauerhafter Frieden nur durch Gerechtigkeit, eine Bestrafung der Täter und eine Entnazifizierung zu erreichen sei. Mit dieser Überzeugung manövrierte er sich jedoch schrittweise ins Abseits. In Südtirol sollte es nunmehr nicht Opfer oder Täter, sondern eine geschlossene Reihe deutschsprachiger und ladinischer Südtiroler geben. Widerstandskämpfer und Deserteure wurden als „Drückeberger“ beschimpft. „Der Logik des ethnischen Schulterschlusses unter Einschluss der NS-Belasteten, wie sie von der Volkspartei von Beginn an praktiziert wurde, hat sich Egarter konsequent verweigert“, erklärt Hubert Mock, „er hat es wohl nicht verstanden, dass sein Ruf ‚Gerechtigkeit und Gericht‘ inkompatibel war mit einer Rolle innerhalb der Partei.“ Als das Gruber-Degasperi-Abkommen vom September 1946 den Verbleib Südtirols bei Italien festschrieb, stand Egarter mit seiner politischen Position – einer Rückkehr Südtirols zu Österreich – gänzlich im Abseits.

Die letzten Jahre in Brixen. Anfang 1949 zog Egarter von Meran nach Brixen, wo er ein Zimmer in der Trattengasse bewohnte. Er arbeitete als Journalist für die Lokalredaktion der „Dolomiten“ und verfasste heimatkundliche Texte. Hans Egarter zog sich schließlich ganz zurück, verfiel dem Alkohol und erkrankte schwer. Angefeindet und vereinsamt verstarb er am

Foto: Oskar Zingerle

Die Gedenktafel im Brixner Friedhof

20. Juni 1966 an Herzversagen und wurde auf dem städtischen Friedhof beigesetzt. Dort erinnert seit 2009 eine vom Verein „heimat Brixen“ und der Gemeinde Brixen angebrachte Gedenktafel an diese polarisierende Persönlichkeit. Dessen Mitglieder erinnern an Hans Egarter in diesem Jahr gemeinsam mit ANPI (Associazione Nazionale Partigiani Italiani) im Rahmen einer Gedenkfeier am 20. April um 17 Uhr an seinem Grab auf dem Friedhof Brixen. „Heimatsuche war das beherrschende Lebensthema für Hans Egarter“, resümiert Hubert Mock. Und weiter: „Interessant an Egarter sind nicht nur seine Person und seine Geschichte, sondern genauso die Reaktionen auf ihn und der gesellschaftliche Umgang mit ‚Abweichlern‘, also mit Leuten, die eine andere Position vertraten.“ Egarter steht für jene Südtiroler, die sich weder von Faschismus noch Nationalsozialismus vereinnahmen ließen. Dass er für seine Überzeugungen einstand, ist heute unbestritten. Damit zeigte er den Alliierten, dass nicht alle Südtiroler Nazis waren. Er führte jedoch auch den Südtirolern vor Augen, dass nicht alle von ihnen Opfer, sondern einige – aus welchen Gründen auch immer – ebenso Täter waren – eine Tatsache, die jahrzehntelang nicht gerne gesehen wurde.

johanna.bampi@brixner.info Leserbriefe an: echo@brixner.info

BRIXEN Zwei Möglichkeiten für die GIS

z Die Einzahlungsfristen der Gemeindeimmobiliensteuer (GIS) wurden in Brixen auch in diesem Jahr von Juni auf 16. Dezember verschoben. Anders als im Vorjahr verschickt die Stadtverwaltung jedoch die Zahlungsformulare, wie sonst üblich, bereits Ende Mai. „Im Vorjahr hatten sich einige Bürger über die Einzelrate im Dezember beschwert, weil sie es vorgezogen hätten, die Zahlung je nach ihren finanziellen Möglichkeiten in zwei Raten zu begleichen“, sagt Siro Dalla Ricca vom Brixner Steueramt. Wer die Zahlung in zwei Raten zahlen möchte, soll bis zum 16. Juni oder spätestens bis September die erste Zahlung tätigen. Im November erfolgt dann das zweite Zahlungsformular mit der Rate vom Dezember. Wer hingegen eine einzige Rate im Dezember bevorzugt, soll das Formular mit der Einzelrate im Dezember abwarten. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass kontrolliert werden solle, ob die Berechnung korrekt ist – für einige Objekte seien die Mietverträge oder die Ersatzerklärungen nicht geliefert worden. In diesen Fällen sei noch bis zum 30. Juni Zeit, die Unterlagen abzugeben, ohne das Recht auf Ermäßigungen zu verlieren. av

P&G Politik & Gesellschaft

BRIXEN Palmbesen to go

z Immer beliebter wurde in den letzten Jahren das Palmbesenbinden im Pfarrheim Brixen. 2020 musste der katholische Familienverband (kfs) Brixen/Milland diese Initiative kurzfristig absagen, doch für 2021 fanden findige Köpfe einen Corona-tauglichen Ausweg: „Palmbesen to go“ – dies ist wohl eine treffende Bezeichnung für die heurige Aktion, bei der 200 Taschen mit allen notwendigen Utensilien – vom Krepppapier bis hin zu Ölzweigen und einer Anleitung zum Binden von Palmbesen – verteilt wurden. Das Angebot fand trotz Anmeldungspflicht großen Anklang, und es hätten wohl noch weitere 100 Säckchen begeisterte Abnehmer gefunden. Doch nicht nur Palmbesen brachten am Palmsonntag Leben und Farbe auf den Domplatz; für das Osterfest lud der kfs Groß und Klein ein, ab Gründonnerstag selbstbemalte Eier mitzubringen und sie mitten in der Stadt auf die dafür von der Gemeinde aufgestellten Korkenzieherweiden zu hängen. Bürgermeister Peter Brunner und die Stadträtin für Soziales, Bettina Kerer, freuten sich über diese schlichte Initiative, die mit Kreativität, Gemeinschaftssinn und Farbe vielen Bürgern und Spaziergängern Freude bereitet hat. Für die Zukunft wird man den Ostereier-Lieferanten jedoch größere Bäume liefern oder die Korkenzieherweiden fleißig gießen und düngen müssen, denn der Fleiß der Brixner ist überraschend groß. sd

kurz

notiert

Zwei öffentliche Toiletten sind im Stadtzentrum derzeit geöffnet: eine nahe der Tourismus-Genossenschaft und eine weitere in der Bäckergasse. Sobald coronabedingte Lockerungen möglich sind, werden laut Stadträtin Bettina Kerer auch weitere Toiletten geöffnet. Der Antrag der Grünen Bürgerliste, dass in den kommenden fünf Jahren alle neuen Straßen und Plätze ausschließlich nach Frauen benannt werden soll, wurde im Brixner Gemeinderat abgelehnt. Trotzdem soll in Zukunft eine lokal verankerte weibliche Persönlichkeit den Vorzug erhalten. Das Land Südtirol beteiligt sich mit fast drei Millionen Euro am Betrieb der öffentlichen Kindergärten. Brixen kann mit 135.000 Euro rechnen. Bei der Aufteilung der Mittel wird je zur Hälfte der Anzahl der betreuten Kinder sowie der bestehenden Kindergartensektionen Rechnung getragen.

NACHGEFRAGT „Fest nein, Lotterie ja“

BENJAMIN PROFANTER, Präsident des Trägervereins des Millander Dorffestes, über die frühzeitige Absage der heurigen Ausgabe - und wie man die Vereine trotzdem unterstützen kann.

Herr Profanter, nach der Absage des Brixner Altstadtfestes folgt nun auch die Absage des Millander Dorffestes. Wird es nachgeholt?

Nein, die Ausgabe von 2021 wurde ersatzlos gestrichen. Die derzeitigen Auflagen lassen ein Fest in dieser Größenordnung einfach nicht zu. Abzuwarten und kurzfristig zu entscheiden war keine Option, da die Vereine eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten benötigen, um das Fest auf die Beine zu stellen. Es war jetzt notwendig, rechtzeitig diese Entscheidung zu treffen, da die Vereine Gewissheit über die Austragung benötigen.

Ein Fest im kleinen Rahmen war keine Option?

Nein. Wir wollen ein Millander Dorffest feiern, wie wir es gewohnt sind, wie es sich die Gäste und Besucher vorstellen – und das ist heuer mit Sicherheit nicht möglich. Zudem ist es eine fast unmögliche Herausforderung, um nicht zu sagen ein Absurdum, ein Fest unter strikten Sicherheitsvorkehrungen und mit Social-Distancing zu organisieren. Das ist nicht der Sinn des Festes. Dann freuen wir uns doch lieber auf 2023.

Die traditionelle Dorffest-Lotterie findet aber trotzdem statt?

Ja, zur Unterstützung der Vereine. So haben sie eine interessante Finanzierungsmöglichkeit auch ohne Dorffest. Die Lotterie wurde aufgewertet, um den Verkauf in dieser Krisenzeit zu erleichtern. Den Vereinen wird der komplette Reinerlös des Losverkaufs abzüglich Druckkosten und Kosten für Preise ausbezahlt. Verkauft wird über die Vereinsmitglieder von 13 Millander Vereinen bis zum ersten Augustwochenende. Die Verlosung findet am 8. August statt und wird in einem Live-Video auf Facebook übertragen.

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MÜHLBACH Gefahrenzonenplan genehmigt

z Der Gemeinderat von Mühlbach hat in seiner März-Sitzung den definitiven Gefahrenzonenplan genehmigt, der somit in Kraft ist. Marco Molon, unter dessen Koordination der Plan von drei Fachplanern ausgearbeitet worden war, stellte die wichtigsten Erkenntnisse den Gemeinderäten vor. Die gute Nachricht vorweg ist, dass es in der Gemeinde nur sehr wenige Bereiche gibt, in denen sich Gefahrenzonen mit Siedlungsgebieten überschneiden. Am relevantesten sind die Gefahren durch Wasser, Massenbewegungen und Lawinen im hinteren Valler Tal im Bereich der Talstation und dem Fußballplatz. Die Gemeinde hat ihrerseits für diese Zone bereits die Ausarbeitung von Schutzmaßnahmen in Auftrag gegeben. Die potenziell gefährdeten Straßen nach Meransen und Vals sind durch Verbauungen bereits entsprechend geschützt. Hinsichtlich Massenbewegungen gibt es Gefahrenzonen am Valler Weg in Mühlbach sowie im Bereich der Kurzkofelhütte in Vals, während die Fraktionen Meransen und Spinges praktisch frei von Gefahrenpotenzial aus Massenbewegungen sind. Auch Wasser- und Lawinengefahren sind für das Siedlungsgebiet der beiden Orte praktisch nicht oder nur in geringem Maß vorhanden. Mühlbach gehört zu den rund 50 Prozent jener Südtiroler Gemeinden mit genehmigtem Gefahrenzonenplan. Untersucht wurden Gefahren mit einer statistischen Wiederkehrzeit von 300 Jahren.

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BRIXEN 10.000 Stunden geleistete Arbeit

z Das Hochwasser Ende August und die enormen Schneemengen im Dezember machten das Jahr 2020 zu einem besonders arbeitsintensiven Jahr für die Freiwillige Feuerwehr Brixen: Insgesamt 472 Mal musste sie im Vorjahr ausrücken. Während der Lockdowns kam es zwar zu auffällig wenigen Einsätzen; durch die Desinfektionsmaßnahmen, dem Verteilen von Schutzmasken und der Aktion „Südtirol testet“ kamen allerdings einige Stunden hinzu. Insgesamt wurden von den freiwilligen Mitgliedern zwischen Einsätzen, Weiterbildung, zu Brandschutz-, Ordnungs- und Bereitschaftsdiensten im vergangenen Jahr rund 10.000 Stunden geleistet. Dies erklärte die Freiwillige Feuerwehr im Rahmen ihrer Jahreshauptversammlung, die coronabedingt online stattfinden musste. Im vergangenen Jahr wurden fünf neue Mitglieder in die Jugendgruppe und vier in die aktive Mannschaft der freiwilligen Feuerwehr aufgenommen: Nikolaj Bielov, Simone Costanzo, Martin Eisenstecken und Jonas Huber. Zugskommandant Josef Kerer sowie Bezirksfeuerwehrarzt Walther Dietl haben die Altersgrenze als aktive Wehrmänner erreicht; sie werden aber weiterhin als unterstützende Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr Brixen tätig sein. av

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BRIXEN Kletter-Elefant 2.0

Foto: Oskar Zingerle

z Er ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein beliebtes Kraxelgerät: der riesige Holzelefant auf dem Rosslauf-Spielplatz. Vor 20 Jahren wurde der Elefant von Schülern der Mittelschule Wolkenstein gemeinsam mit ihrem damaligen Techniklehrer Wolfang Meraner erbaut. Nun hätte er weichen müssen: „Das Holz war morsch, eine Reparatur hätte sich nicht gelohnt. Die Gefahr, dass sich Kinder daran verletzen, war zu groß“, sagt Tobias Prosch von der Gemeinde Brixen. Wolfgang Meraner wollte das Ableben „seines“ Elefanten aber nicht hinnehmen und ergriff die Initiative. Er koordinierte kurzerhand den Neubau des beliebten Dickhäuters und suchte sich Partner, die diesen gemeinsam mit ihm und der Gemeinde Brixen realisieren wollen. „Wir haben das Holz dank Holz Pichler günstig eingekauft, die Firma Barth hat es gratis zugeschnitten, und die Kletterhalle ‚Vertikale‘ hat uns ausgemusterte Griffe zur Verfügung gestellt“, so Meraner. Um das tierische Klettergerüst besser vor Wind und Wetter zu schützen, wurde bei der Edition 2.0 zusätzlich ein Dach montiert. Nun steht er in neuem Glanz auf dem beliebten Spielplatz im Rosslauf – wie gewohnt mit Fallschutz und buntem Kletter-Fell. Die Kinder der anliegenden Wohnzone, aber auch jene, die dort Kindergarten und Grundschule besuchen, erfreuen sich am neuen Klettergerüst, das nach wie vor großen Anklang findet. Die Eltern dieser Kinder möchten sich bei der Gemeinde, dem Koordinator Wolfgang Meraner und den mitwirkenden Partnerunternehmen herzlich für das neu erbaute Spielgerät bedanken. eh

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BRIXEN Neue Vertreter für Menschen mit Behinderung

Foto: Oskar Zingerle

z Der Brixner Stadtrat hat die Arbeitsgruppe für Menschen mit Behinderung neu ernannt. Ihr gehören die folgenden 20 Mitglieder an: Cristiana Cattoi Colombi, Maurizio Dallepiatte, Christof Dander, Elmar Dejaco, Hansjörg Ellemund, Renate Heissl Daporta, Michaela Kofler Pichler, Irmela Kostner, Carmen Messner, Maria Theresia Noflatscher, Jutta Obertegger, Andreas Passler, Gina Petruzzo, Monika Plattner, Ida Psaier Rabensteiner, Angelika Stampfl, Gabriel Tancredi, Joachim Tauscher und Kassian Thöny. Vorsitzende ist weiterhin Stadträtin Monika Leitner. Die Arbeitsgruppe verfolgt das Ziel, durch die Zusammenarbeit zwischen Gemeindeverwaltung und Menschen mit besonderen Bedürfnissen das Bewusstsein für deren Belange zu fördern und die möglichst frühzeitige Einbeziehung ihrer Interessen in relevante Entscheidungen sicherzustellen. So wurde sie in Vergangenheit regelmäßig zu Lokalaugenscheinen und zu Beratungsgesprächen geladen; zum Beispiel beim Auswählen der geeigneten Pflasterung für die Altstadt. Vorschläge für die Verbesserung des Dienstleistungsangebotes in der Stadt kamen von der Arbeitsgruppe – etwa, was die Ausstattung und das Leitsystem der neuen Stadtbibliothek betrifft, ebenso wie Stellungnahmen zu öffentlichen Bauprojekten. Aber auch Sensibilisierungsprojekte, wie ein Film über die Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung, stammt aus der Initiative der Arbeitsgruppe, sowie der erste Inklusive Spielplatz, der in Brixen errichtet wurde (im Bild). av

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z Am 19. April ist die landesweite Aktion „Wir testen“ angelaufen. Sie ergänzt die weiterhin geltenden Anti-Corona-Regeln „Maske, Abstand und Hygiene“ und soll mehr Öffnungen im Land zulassen. Brixen stellt für die Aktion zwei Teststationen zur Verfügung: Im Foyer der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität in der Regensburger Allee sowie in der Landesberufsschule „Christian Josef Tschuggmall“ am Fischzuchtweg werden kostenlos Nasenflügeltests angeboten. Am Universitätssitz kann man sich von Montag bis Samstag zwischen 7:30 Uhr und 17:30 Uhr testen lassen, an der Landesberufsschule jeden Tag zwischen 06:30 Uhr und 18:45 Uhr. Wer sich testen lassen will, muss sich im Vorfeld online anmelden und die Gesundheitskarte und den Personalausweis mitbringen; ähnlich wie bei den Antigen- und PCR-Tests wird die Handynummer und die E-Mail-Adresse gebraucht, an die das Tester-

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gebnis geschickt wird. Außerdem steht ein Ablese-Datenblatt auf der Website der Gemeinde Brixen zum Download zur Verfügung, das im Vorfeld ausgedruckt und ausgefüllt werden soll – diese Formulare liegen jedoch auch an den Teststationen auf. Die verwendeten Tests haben eine Sensibilitäts- und Spezifitätseigenschaft von mehr als 90 bzw. 97 Prozent und gelten als prädiagnostisch. Laut Gemeindeverwaltung werden positive Ergebnisse immer anhand eines PCR-Tests verifiziert; das enge Umfeld einer positiv getesteten Person wird erst dann unter vorbeugende Quarantäne gestellt, wenn das positive PCR-Testergebnis vorliegt. Weitere Informationen sowie die Links zur Anmeldung befinden sich auf der Website der Gemeinde: www. brixen.it. av

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