Leseprobe: Ganslmayer, Salzkonfekt

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Hugo Ganslmayer

SALZ konfekt Andachten für Genießer

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Bibelzitate: Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

© 2017 Brunnen Verlag Gießen Lektorat: Eva-Maria Busch Umschlagfoto: Natalie Zakharova / Shutterstock Umschlaggestaltung: Jonathan Maul Satz: DTP Brunnen Druck: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN 978-3-7655-0980-3 www.brunnen-verlag.de


Inhalt Salzkonfekt 5 Warum das Salz nicht explodiert

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Gewöhnliche Wunder

10

Der Geschmack der Sterne

14

Nichts Neues unter den Sonnen?

18

Flieg, Wilbur, flieg!

21

Vergängliche Schönheit

24

Kamele im Nadelöhr

27

Keiner sucht mich

31

Gottes Kryptonit

35

Mission Erde

39

Kein Zutritt für Befugte

42

Blumensträuße im Asphalt

45

Die Heiligung der Gelben Seiten

49

Blasphemie im Alltag

53

Ein Hut für Leonard Cohen

56

Drei Akkorde und die Wahrheit

59

Die Johannes-Diät

62

Mein Herz im Banktresor

65

Bares spricht Wahres

68 3


Adieu, alter Busen!

72

Schmerzzeremonie 76 Renn, Lahmer, renn!

80

Die Weisheit des Ignaz Semmelweis

84

Prügel für den Richter

88

Händeschütteln oder Kopfschütteln

91

Ewige Andenken

95

Die letzte Schatzkarte

99

Leider daneben

103

Steinige Freunde

107

Viereinhalb Minuten Stille

112

40 Wörter für Schnee

118

Ludmillas List

122

Urheberverwirrung 126 Das Evangelium, aus dem Kakao gezogen

130

Mit Gold geflickt

134

Faszinierend!

138

Quellen und Buchtipps

141

Außerirdischer Segen für sehr irdische Hilfe 143

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Salzkonfekt Nicht Festmahl noch Fast Food, Notrationen des Geistes, mehr salzig als süß. Fakten, Gedanken, Gewürze des Glaubens, Kalorien für die zweite Meile. Manch Wort klebt fest an der Zunge, brennt vielleicht nach wie Chili con Carne, nur länger.

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Warum das Salz nicht explodiert Natrium ist ein sehr instabiles und gefährliches Metall. Wirft man nur ein kleines Stück reines Na­ trium in gewöhnliches Wasser, ereignet sich eine Explosion, der man besser nicht zu nahe kommt. Die Gefährlichkeit von Chlor ist noch berüch­ tigter. Chlor ist ein extrem giftiges Gas. Die meis­ ten der grauenvollen Giftgase des Ersten Welt­ kriegs hatten eine Chlorbasis. Verbinden sich aber diese beiden unangenehmen Elemente, Natrium und Chlor, in einem sogenann­ ten Ionengitter, erhält man Natriumchlorid, was nichts anderes ist als … Salz. Das ganz gewöhnli­ che, aber lebensnotwendige Speisesalz. Ein erstaunliches Ergebnis. Weder vergiften wir uns, noch explodieren wir, wenn wir den Salzstreu­ er über dem Essen schwenken. Noch erstaunlicher finde ich aber eine andere Kombination. Auch die Herrlichkeit Gottes kann tödlich sein. Als einer der Gefolgsleute König Davids, Usa, der Bundeslade zu nahe kam, streckte ihn – britzel­ blitz – die Macht Gottes hinweg. Als Mose begehr­ te, Gott von Angesicht zu schauen, erklärte ihm dieser, dass es ihn das Leben kosten würde: „Mein 6


Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht“ (2. Mose 33,20). Gottes Kraft, die mit einem Urknalleffekt ein ganzes Universum erschaffen hat, ist so stark, dass die Explosion von Natrium dagegen ein Knallbon­ bon für den Kindergeburtstag ist. Auf der anderen Seite steht die sündige Natur des Menschen, der nervige, aber beständige Drang, Gutes schlecht, Schlechtes noch schlimmer zu ma­ chen. Eine Eigenschaft, die Streit, Mord und letzt­ lich Kriege hervorbringt, die die Chlorgaswaffen des 1. Weltkriegs bei Weitem in den Schatten stel­ len. Verbindet aber der Heilige Geist bei der Bekeh­ rung die Kraft und Herrlichkeit Gottes mit einer sündhaften menschlichen Seele, was kommt da­ bei heraus? Genau: das Salz der Erde. Menschen, die die Welt brauchen kann. „Ihr seid das Salz der Erde“, sagt Jesus (Matthäus 5,13). Wie wichtig Salz ist, sieht man schon daran, dass von den fünf Geschmacksrezeptoren unserer Zun­ ge einer allein auf „salzig“ programmiert ist. Salz braucht der Körper zum Speichern von Wasser in den Zellen, zum Weiterleiten von Ner­ venimpulsen, zum Transport von Nährstoffen. In der richtigen Dosis ist Salz wertvoller als Gold. Ohne Salz würde unser Körper nicht funktionie­ ren. Ohne Gold schon. 7


Sicher, man kann manches auch versalzen. Wenn der Christen höchstes Gebot das Reinheitsgebot geworden ist und sie fein-weiß aufeinanderhocken wie im Salzfass, kommt meistens nur Konservie­ rendes dabei heraus, jedoch kein Würzen der Welt. Aber ist nicht gerade das unsere Aufgabe?

Die Kirche ist nicht als Lagerhalle für die Ewigkeit gedacht, sondern als Salzstreuer.

Wir können noch so viel darüber lamentieren, wie geschmacklos manches geworden ist, wir können uns was auf unseren guten Geschmack einbilden, brauchbar werden wir nur, wenn wir das Salzfass verlassen, wenn wir uns einbringen mit unserem Christus-Geschmack in Beruf, Kultur, Erziehung, Sport, Politik, auch wenn das alles vergängliche Suppen sind. Wer, wenn nicht wir, kann dafür sor­ gen, dass man sie auch auslöffeln kann? Die Kirche ist nicht als Lagerhalle für die Ewig­ keit gedacht, sondern als Salzstreuer. Was man so lange aufhebt, bis es keiner mehr brauchen kann, wird letztlich weggeworfen. Das Problem kennen wir alle aus unseren Vorratsschränken: 8


„Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten“ (Matthäus 5,13). Schade drum! Wir sind doch nicht für die Müll­ tonne bestimmt. Ihr seid doch nicht erst morgen brauchbar, sondern hier und jetzt. Glaub mir, mein salziger Bruder, meine salzige Schwester, die du dies liest: Wenn wir uns in der richtigen Dosis ins tägliche Einerlei einbringen, können wir tatsächlich doch noch eine Explosion auslösen. Eine echte Geschmacksexplosion! Lass es uns ausprobieren!

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Gewöhnliche Wunder Wer hat Angst vorm Gotteswunder? Keiner! Kei­ ner! Wenn es aber kommt? Dann erkennen wir’s oft nicht! Das muss nicht immer nur Blindheit sein. Das kann auch an Gewöhnung liegen. Die Israeliten zogen mit Mose durch die Wüste und erlebten Wunder jeden Tag: Gottes Gegen­ wart als Feuer- und Wolkensäule, Brot vom Him­ mel, Wasser aus dem Felsen. All das fanden sie am ersten Tag ganz toll und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Als es aber am 71. Tag ihrer Reise wieder Manna gab, hatte die Begeisterung bereits merklich nachgelassen. Statt „Unser täglich Manna gib uns heute“ beteten sie: „Herr, könnten wir auch mal was anderes haben?“ Nur nicht ganz so höflich. O-Ton: „Wir denken an die Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen, und an die Kürbisse, die Melonen, den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Nun aber ist unsere Seele matt, denn unsere Augen sehen nichts als das Manna … Uns ekelt vor dieser mageren Speise“ (4. Mose 11,5-6; 21,5). Sogar Wunder können gewöhnlich werden. So sehr, dass sie uns nicht mehr freuen, geschweige denn in Staunen versetzen. Aber: Wenn man sich 10


an den Geschmack des Wunders gewöhnt hat, ist es dann kein Wunder mehr? Wenn man das Wun­ der jeden Tag vor Augen hat, ist es dann nicht mehr wunderbar? Selbst die sichtbare Gegenwart Gottes in der Feuersäule war für manche vielleicht einfach ir­ gendwann nur noch lästig: „Herr, könntest du vielleicht mal das Licht ausmachen? Da kann im Zelt doch keiner schlafen, wenn du da so rum­ leuchtest mit deiner Herrlichkeit!“ Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die zweite Brotvermehrung durch Jesus für die Jünger schon nicht mehr ganz so aufregend war wie die erste. Oder dass Judas Johannes wegscheuchte, als der erzählte, dass wieder ein Blinder sehend geworden war: „Sehr schön! Aber siehst du nicht, dass ich hier grad unseren Kassenbestand zählen muss?“ Oder dass … Aber ich merke schon, das fängt an, langweilig zu werden. So schnell gewöhnt man sich an Wunder, dass selbst ihre Aufzählung einen ermüdet. Die Alltagswunder nehmen wir erst recht nicht mehr wahr. Wir staunen vielleicht noch über ei­ nen ganz besonders schönen Sonnenuntergang. Aber dass auch der ganz normale ein Wunder ist, wer feiert das schon groß? Wer feiert täglich, dass wir auf einem ganz außergewöhnlichen Planeten leben, dessen Wasserreichtum Leben ermöglicht? 11


Dem ein Mond Ebbe und Flut beschert und eine Schrägachse Jahreszeiten? Der magnetische und atmosphärische Schutzschilde hat gegen harte Weltraumstrahlung? Das erscheint uns alles selbst­ verständlich. Es war ja schon immer für uns da. Wer feiert das Gänseblümchen auf der Wiese, das er selbst weder erdacht noch gesät hat, das er vielleicht mit dem Rasenmäher rasiert, weil es ihm nichts bedeutet, das aber nicht weniger wunderbar ist als die Zuchtpflanze aus dem Treibhaus? Und wer feiert das Wunder eines Kindes, fein gebildet im Mutterleib, staunend und lärmend in die Welt stürmend, wenn es nicht grade das eigene ist? Seien wir doch ehrlich, nicht selten geht uns das Wunder „Kind“ auf die Nerven, selbst dann, wenn es ein Wunderkind ist. Dass wir uns an Wunder gewöhnen, lässt sich wohl nicht ganz vermeiden. Aber wenn wir das Wunderbare an ihnen nicht mehr sehen, verarmt unser Leben ganz enorm.

Nur wer die Wunder ehrt, ist neuer Wunder wert.

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Was also tun? Die Psalmdichter hatten gegen diese Verarmung der Seele ein wirksames Mittel: geäußerte Dank­ barkeit! In Psalm 103 startet David einen deutlichen Ap­ pell wider die Banalisierung der Wunder in dieser Welt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Psalm 104 schließt da an und erzählt ausgiebig von den Wundern der Schöpfung, benennt dabei jene, vor denen wir im Urlaub ehrfürchtig stau­ nen: die gewaltigen Berge und weiten Meere. Doch ebenso jene, die uns vertraut sind wie Tag und Nacht. Und er macht dabei keinen Unterschied. Psalm 105 setzt dann noch eines drauf und zählt all die Wunder am Volk Gottes auf, inklusive Feu­ ersäule, Himmelsbrot und Felsenquelle. Sie sind für seinen Dichter kein Grund zum Gähnen, son­ dern zum Lob Gottes. Da können wir uns doch glatt ein Beispiel neh­ men. Nur wer die Wunder ehrt, ist neuer Wunder wert.

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