N.T. W RIGHT MIT DALE & SANDY LARSEN
MATTHÄUS FÜR HEUTE STUDIENFÜHRER
Kostenlose Leseprobe S. 1-6, 17-29 und 88-90 aus: Matthäus für heute: Studienführer, © 2013 Brunnen Verlag Titel der englischen Originalausgabe Matthew 25 studies for individuals or groups © 2009 Nicholas Thomas Wright Society for Promoting Christian Knowledge 36 Causton Street London SW1P 4ST www.spckpublishing.co.uk Großbritannien Alle Rechte vorbehalten.
Aus dem Englischen von Dr. Rainer Behrens
© 2017 Brunnen Verlag www.brunnen-verlag.de
INHALT
Das Matthäusevangelium mit Gewinn lesen ....................................................................................... 5 Matthäus 5,1-48
Worte von einem Berg ........................................................................................ 8
Matthäus 6,1-34
Frömmigkeit und Gebet .................................................................................... 12
Matthäus 7,1-29
Warnschilder .................................................................................................... 15
Matthäus 8,1-9,8
Vollmächtige Rede............................................................................................ 18
Leitlinien für Gruppenleiter............................................................................................................... 21 Lass dir an meiner Gnade genügen. (2. Korinther 12,9) ................................................................... 21
4
© Brunnen Verlag 2017
DAS MATTHÄUSEVANGELIUM MIT GEWINN LESEN Das Matthäusevangelium zeichnet ein reiches, vielseitiges Bild von Jesus. Er erscheint als Messias Israels, als König, der die Welt regieren und retten wird. Er wird uns als Lehrer vor Augen gestellt, der sogar größer als Mose ist. Und natürlich wird er als Menschensohn präsentiert, der sein Leben für uns alle dahingibt. Matthäus legt das alles Schritt für Schritt dar und lädt uns ein, die Weisheit der Evangeliumsbotschaft zu lernen – und die neue Lebensweise, die daraus folgt. Matthäus betont in seinem Werk durchgängig, dass wir in Jesus die Erfüllung der Schrift finden, selbst dann, wenn es scheinbar völlig dunkel wird. Das ist der Weg, auf dem der Erlöser Israels auftreten musste; das ist der Weg, auf dem Gott sein Volk befreien und der Welt Gerechtigkeit widerfahren lassen wollte. Es bringt nichts, in Behaglichkeit anzukommen, wenn die Welt im Elend liegt; es bringt nichts, ein leichtes Leben zu haben, wenn die Welt unter Gewalt und Ungerechtigkeit leidet! Wenn er der Immanuel sein soll, Gott mit uns, dann muss er dort bei uns sein, wo der Schmerz ist. Gott hat in den Schriften seines Volkes Verheißungen gegeben, Verheißungen der Rettung aus ihrer von vielen Seiten bedrängten Lage. Die Römer hatten ihr Heimatland rund sechzig Jahre vor Jesu Geburt erobert. Sie waren die aktuellste von mehreren heidnischen Nationen, die dasselbe getan hatten. Israel wollte Freiheit und zählte auf Gott, dass er alles ins Lot bringen würde. Und diese Verheißungen fokussierten sich besonders auf eine einzige Sache: Gott würde König werden. Nicht nur König Israels, sondern König der ganzen Welt. Ein König, der endlich Gerechtigkeit und Frieden bringen würde, der die Welt wieder vom Kopf auf die Füße stellen würde. Die Revolutionäre glaubten, dass es keinen König außer Gott geben sollte. Sie sehnten sich nach Gottes Reich, dem Himmelreich – dafür beteten und arbeiteten sie, und dafür waren sie bereit zu sterben. Jesu Zeitgenossen mussten allerdings viele Missverständnisse überwinden, wenn es um die Frage ging, wie ihnen zufolge die Schrift erfüllt werden würde. Gott würde all dies und mehr tun – doch nicht auf die Weise, die sie sich vorgestellt hatten. Das ist die Story,1 die Matthäus uns zu erzählen hat. (Mehr zu diesem faszinierenden Evangelium findet sich in den beiden Bänden Matthäus für heute, auf denen dieser Studienführer basiert und die im Brunnen-Verlag erschienen sind.) Während wir in diesem Studienführer durch die Kapitel des Matthäusevangeliums gehen, werden wir eine Story voller Gefahr und Hoffnung, Gerechtigkeit und Frieden entdecken. Es handelt sich um eine Story, die es wert ist, studiert zu werden.
1
5
Zum Begriff „Story“: Dieser Begriff ist ein Schlüsselbegriff in Wrights Ansatz. Siehe dazu sein Grundlagenwerk Das Neue Testament und das Volk Gottes, Teil II (Marburg: Francke, 2011). Der Begriff wird in der deutschen Übersetzung beibehalten, um ihn von history (Geschichte) und narrative (Erzählung) zu unterscheiden. Eine Story ist hier eine Metaerzählung, die erklärt, warum die Dinge sind, wie sie sind. Jeder Mensch hat seine eigene „Story“, seine Erklärung dieser Welt – und ebenso haben natürlich auch Völker oder Religionen ihre eigene „Story“.
© Brunnen Verlag 2017
Das Matthäusevangelium mit Gewinn lesen
ANREGUNGEN FÜR DAS PERSÖNLICHE STUDIUM 1. Beginnen Sie jede Studieneinheit mit dem Gebet, dass Gott durch sein Wort zu Ihnen sprechen möge. 2. Lesen Sie die Einleitung zur Studieneinheit und reagieren Sie auf die „offene“ Frage im Anschluss an die Einleitung. Diese Frage ist als Hilfe für Sie gedacht, in das Thema hineinzufinden. 3. Lesen Sie mehrere Male den betreffenden Abschnitt in der Bibel. Jede Studieneinheit ist als Hilfe für Sie konzipiert, die Bedeutung des Abschnittes in seinem Kontext zu bedenken. Der Kommentar und die Fragen in diesem Studienführer basieren auf meiner eigenen Übersetzung, die sich im entsprechenden Band zu diesem Studienführer in der Reihe „Für heute“ zum Neuen Testament findet (erschienen im Brunnen Verlag). 4. Schreiben Sie Ihre Antworten auf die Fragen in ein persönliches Notizbuch. Wenn Sie Ihre Reaktionen aufschreiben, werden Sie viele Dinge klarer sehen – nicht nur im Wort Gottes, sondern auch bei sich selbst. Jede Studieneinheit enthält drei Arten von Fragen: •
Beobachtungsfragen, die nach den grundlegenden Fakten des Bibeltextes fragen,
•
Interpretationsfragen, die in die Bedeutung der Passage eintauchen,
•
und Anwendungsfragen, die Ihnen helfen, die Implikationen des Textes für das Wachstum in Christus zu entdecken.
5. Jede Studieneinheit beinhaltet ausgewählte Kommentare aus der Reihe „Für heute“. Diese Anmerkungen liefern weitere biblische und kulturelle Hintergrundinformationen und erhellen den Kontext zusätzlich. Sie sind nicht dazu gedacht, die Fragen für Sie zu beantworten, sondern Ihnen dabei zu helfen, die Bibel selbst zu studieren. Für darüber hinausgehende Überlegungen zu jedem Abschnitt könnte es gut sein, ein Exemplar des entsprechenden Bandes aus der Reihe „Für heute“ zur Hand zu haben, während Sie diesen Studienführer durcharbeiten. 6. Verwenden Sie die Anweisungen im Gebetsteil, um sich auf Gott zu konzentrieren. Danken Sie ihm für das, was Sie gelernt haben und beten Sie für die Anwendungen, die Ihnen in den Sinn gekommen sind.
6
© Brunnen Verlag 2017
Das Matthäusevangelium mit Gewinn lesen
ANREGUNGEN FÜR GRUPPENMITGLIEDER 1. Kommen Sie vorbereitet zum Gruppengespräch. Folgen Sie den gerade erwähnten Anregungen für das persönliche Studium. Sie werden erleben, dass sorgfältige Vorbereitung die Zeit in der Gruppendiskussion sehr bereichern wird. 2. Seien Sie bereit, an der Diskussion teilzunehmen. Der Gruppenleiter wird nicht dozieren. Er oder sie wird stattdessen die Fragen stellen, die sich in diesem Studienführer finden, und wird die Gruppenmitglieder ermutigen, das zu diskutieren, was sie gelernt haben. 3. Halten Sie sich an das Thema, das diskutiert wird. Die Studieneinheiten konzentrieren sich auf eine bestimmte Passage aus der Bibel. Sie sollten nur selten auf andere Teile der Bibel oder auf andere Quellen hinweisen. Dadurch wird allen Gruppenmitgliedern ermöglicht, auf derselben Basis an der vertieften Diskussion der betreffenden Passage teilzunehmen. 4. Achten Sie auf die anderen Gruppenmitglieder. Hören Sie aufmerksam zu, wenn andere beschreiben, was sie gelernt haben. Sie könnten von den Einsichten der anderen überrascht werden! Jede Frage geht davon aus, dass eine Vielzahl von Antworten möglich ist. Auf viele Fragen gibt es nicht die eine „richtige“ Antwort, insbesondere nicht auf die Fragen, die auf die Bedeutung oder Anwendung abzielen. Die Fragen fordern uns stattdessen heraus, den Text gründlicher zu untersuchen. Wenn es möglich ist, sollten Sie das, was Sie sagen, mit den Kommentaren der anderen verbinden. Wenn möglich sollten Sie auch positive Rückmeldungen geben. Das wird einige der eher zurückhaltenden Gruppenmitglieder ermutigen, aktiver teilzunehmen. 5. Achten Sie darauf, dass Sie die Diskussion nicht dominieren. Wir sind manchmal derart erpicht darauf, unsere Gedanken weiterzugeben, dass wir anderen zu wenig Gelegenheit geben, zu reagieren. Natürlich sollten Sie aktiv teilnehmen! Ermöglichen Sie jedoch dasselbe auch den anderen. 6. Erwarten Sie, etwas von Gott zu lernen – durch den Bibeltext, der diskutiert wird, und durch die anderen Gruppenmitglieder. Beten Sie, dass sie gemeinsam eine gute und fruchtbare Zeit miteinander haben werden. Beten Sie aber auch dafür, dass ein Ergebnis des Studiums darin besteht, dass Sie Wege finden, einzeln oder als Gruppe praktisch in Aktion zu treten. 7. Es wird für eine Gruppe hilfreich sein, ein paar grundlegende Richtlinien zu befolgen. Diese können an Ihre konkrete Situation angepasst und sollten zu Beginn des ersten Treffens laut vorgelesen werden: • Alles, was in der Gruppe gesagt wird, ist vertraulich und wird nicht außerhalb der Gruppe diskutiert – es sei denn, es wird in einem konkreten Fall ausdrücklich die Erlaubnis dazu erteilt. • Wir werden jeder anwesenden Person Zeit zum Reden einräumen, wenn er oder sie reden möchte. • Wir werden über uns selbst und unsere Lage reden und es vermeiden, über andere zu reden. • Wir werden den anderen aufmerksam zuhören. • Wir werden mit Ratschlägen äußerst zurückhaltend sein. Zusätzliche Anregungen für Gruppenleiter finden sich am Ende des Studienführers.
7
© Brunnen Verlag 2017
WORTE VON EINEM BERG Matthäus 5,1-48
Diese Passage ist der Beginn der Bergpredigt (Matthäus 5-7), in der die Hauptthemen der Verkündigung Jesu dargelegt werden. Man sagt oft, was für eine großartige Lehre die Bergpredigt enthält, und dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn sich die Menschen nur an sie halten würden. Aber wenn wir uns vorstellen, Jesus hätte einfach dort gesessen und den Menschen erzählt, wie man sich angemessen verhält, verpassen wir, was wirklich ablief. Diese „Seligpreisungen“, diese „wunderbaren Nachrichten“, die er verkündete, sagen nicht: „Streng dich an, so zu leben.“ Sie sagen, dass Menschen, die bereits so sind, wie es die Seligpreisungen ausdrücken, in guter Verfassung sind. Sie sollten sich glücklich schätzen und feiern.
EINSTIEG Welche Feinde kennen Sie, Einzelpersonen oder Gruppen, die sich versöhnt haben? Wenn Ihnen nichts einfällt: Warum ist Versöhnung Ihrer Meinung nach so selten?
STUDIENIMPULSE 1. Lesen Sie Matthäus 5,1-12. Das erste Wort in jedem Vers von Vers 3 bis 11 wird traditionell mit „selig“ oder „glücklich“ übersetzt. Diese Liste wird manchmal die „Seligpreisungen“ genannt, auf Englisch beatitudes, was auf das lateinische Wort beatus, „gesegnet“, zurückgeht. Jesus sagt nicht, dass es sich hier um zeitlose Wahrheiten darüber handelt, wie die Welt beschaffen ist und wie Menschen sich verhalten. Hätte er das sagen wollen, dann hätte er falsch gelegen. Trauernde bleiben oft ungetröstet; die Sanftmütigen erben nicht die Erde; Menschen, die sich nach Gerechtigkeit sehnen, nehmen diese Sehnsucht oft mit ins Grab. Jesus sagt, dass es mit seinem Wirken beginnt, dass diese Dinge in der Welt wahr werden. Es handelt sich hier um eine Ankündigung, nicht um eine philosophische Analyse der Welt. Es geht um etwas, das sich zu ereignen beginnt, nicht um eine allgemeine Lebenswahrheit. Es handelt sich um Evangelium: um die frohe Botschaft, nicht um einen guten Rat. Was würde für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft eine „gute Nachricht“ sein?
8
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 5,1-48
Worte von einem Berg
2. Was wären für Sie „gute Nachrichten“?
Folgt mir, sagte Jesus zu den ersten Jüngern, denn Gott begann in ihm auf neue Art zu wirken, und diese Liste von „wundervollen Nachrichten“ ist Teil seiner Einladung, Teil seiner Aufforderung, Teil seiner Art zu sagen, dass Gott auf eine neue Weise wirkt, die so aussieht, wie er es hier beschreibt. 3. Lesen Sie Matthäus 5,13-20. Inwiefern hilft Jesaja 42,6-7, um zu verstehen, worauf Jesus in 5,14-15 hinaus will?
4. Auf welche praktische Weise dienen Christen in der Welt als „Salz“ und „Licht“?
5. Auf welche Weise ist Jesus selbst eine Erfüllung von 5,13-20?
Israel ist nicht berufen worden, um Gottes erwähltes Volk zu sein, während der Rest der Welt in der Dunkelheit außen vor blieb. Jerusalem, die Stadt auf dem Berge, sollte ein Leuchtfeuer der Hoffnung für die Welt sein. Israel war berufen worden, das Salz der Erde zu sein, damit Gott durch Israel alle Völker segnen konnte. Nun rief Jesus Israel, endlich das Licht er Welt zu sein. Jesus hatte nicht die Absicht, das Gesetz und die Propheten aufzugeben. Israels ganze Story, die Gebote und Verheißungen etc., würden in ihm wahr werden. Aber nun, da er angekommen war, eröffnete sich ein Weg für Israel – und dadurch für die ganze Welt –, Gottes Bund in der eigenen Existenz Wirklichkeit werden zu lassen, indem ihr Verhalten nicht nur durch die Lehre, sondern durch eine Umwandlung des Herzens und des Denkens verändert wurde. 6. Im nächsten Abschnitt der Bergpredigt nimmt Jesus die Gebote des Gesetzes und zeigt, wie sie eine Blaupause dafür sind, was es heißt, ganz und gar und im vollen Sinne Mensch zu sein. Dieser neue Weg, den Jesus als Erster gegangen ist und den er dadurch ermöglicht hat, reicht tief in die Wurzeln der Persönlichkeit hinab und erzeugt ein grundsätzlich anderes Verhaltensmuster. Lesen Sie Matthäus 5,2126. Jesu Worten zufolge kommt Versöhnung noch vor der Gottesverehrung. Als seine Alternative zu Zorn und Gewalt bietet Jesus zwei erstaunlich konkrete und praktische Gebote an. Seid versöhnt; macht euch Freunde. Wie einfach das klingt – und doch ist es so schwer und hat seinen Preis! Was steht möglicherweise auf dem Spiel, wenn man sich mit einem Feind versöhnt und sich mit ihm anfreundet?
7. Was hat Ihnen geholfen, sich mit anderen zu versöhnen und anzufreunden?
9
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 5,1-48
Worte von einem Berg
8. Lesen Sie Matthäus 5,27-37. Dieser Abschnitt erwähnt Scheidung, umrahmt von zwei anderen Themen. In welcher Beziehung stehen diese Themen zu Scheidung?
Jesus sagt klar: Geh gnadenlos gegen die ersten Anzeichen der Begierde vor. Das Ausreißen des Auges und das Abhacken der Hand sind bewusste Übertreibungen, aber sie machen die Sache wirklich deutlich. Man sollte nicht annehmen, Jesus meinte, man dürfe niemals den Impuls der Lust verspüren, wenn man jemanden sieht, der oder die attraktiv ist. Das wäre unmöglich, und darum geht es bei diesen Worten überhaupt nicht. Was zu vermeiden ist, sagt Jesus, sind der Blick und die lustvolle Fantasie, die auf den anfänglichen Impuls folgen. Die Entscheidung, sich nicht von unangemessener sexueller Leidenschaft mitreißen zu lassen, mag sich manchmal anfühlen, als solle man sich eine Hand abhacken oder ein Auge ausreißen, und unsere Welt hat uns oft weismachen wollen, dass uns das nicht gut tut. Aber dies ist nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass wir uns entscheiden müssen, nicht der Welt, sondern unserem Herrn zu gehorchen. 9. Was Jesus zum Reden und zum Schwören sagt, scheint eine Vertiefung des zweiten Gebots zu sein, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen. Die meisten Dinge, auf die man zu Jesu Zeiten in gedankenloser Redeweise schwor, hatten etwas mit Gott zu tun. Was wird alles angerichtet, wenn Menschen nicht die Wahrheit sagen oder übertriebene Versprechen geben?
10. Lesen Sie Matthäus 5,38-48. Wenn wir Jesu Geboten folgen – auf welche Weise werden wir dann unsere Feinde überraschen?
11. Jesus rief Israel, diese Verse im damaligen Kontext zu erfüllen. Wie erfüllte Jesus sie selbst?
12. Die Beispiele, die Jesus anführt, sind nur kleine Skizzen, Bilder, die eine grobe Vorstellung vermitteln wollen. In welcher Situation auch immer Sie sich befinden, Sie müssen sie selbst durchdenken. Was würde es jetzt heißen, Gottes großzügige Liebe zu spiegeln – trotz des Drucks und der Provokation, trotz Ihres eigenen Zornes und Ihrer Frustration? Denken Sie über konkrete Menschen und Situationen nach.
10
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 5,1-48
Worte von einem Berg
GEBET Matthäus 5, der erste Teil der Bergpredigt, behandelt viele tief gehende Fragen. Welche der Aussagen Jesu ist Ihnen am unbehaglichsten? Danken Sie Gott, dass er Ihr Gewissen anspricht. Beten Sie, dass Sie in dem betreffenden Bereich die verwandelnde Kraft Christi erleben werden.
ANMERKUNG ZU MATTHÄUS 5,31-32 Dieser Abschnitt ist natürlich nicht die einzige Stelle zum Thema im Neuen Testament. Es ist wichtig, neben diesem Text auch Markus 10,2-12; Lukas 16,18 und 1. Korinther 7,10-16 zu beachten, sowie Matthäus 19,3-9. Zusammen zeigen sie sowohl, dass sich Jesus deutlich gegen Scheidung aussprach (im Einklang mit dem Alten Testament, z. B. Maleachi 2,14-16), als auch, dass die frühe Kirche damit rang, wie diese Haltung in der Praxis anzuwenden sei. Für Matthäus reicht hier und in Kapitel 19 die sexuelle Unmoral eines Partners – also vermutlich, wenn ein Partner durch irgendeine weitere Beziehung die Ehe brach – als Grund für eine Scheidung aus. Für Paulus besteht ein ausreichender Grund, wenn ein Christ mit einem Nichtchristen verheiratet ist und der Nichtchrist sich trennen möchte; aber er besteht darauf, dass der Christ die Trennung nicht initiieren soll, obwohl das wohl nicht dem entsprach, was einige in seinen Gemeinden wollten. Und es scheint mir klar zu sein (wenn auch nicht alle, die sich zu diesem Thema äußern, dieser Meinung sind), dass in diesen beiden Fällen eine Scheidung nur eine Scheidung ist, wenn sie eine Wiederheirat erlaubt. Anders herum gesagt: Wenn jemandem nicht erlaubt wird, wiederzuheiraten, dann hat eine Scheidung nicht wirklich stattgefunden. Wenn also in diesen beiden Fällen Scheidung erlaubt ist, dann müssen wir annehmen, dass Wiederheirat zumindest potenziell mit im Blick ist
11
© Brunnen Verlag 2017
FRÖMMIGKEIT UND GEBET Matthäus 6,1-34
Der Student sah im Gespräch mit seinem Tutor geknickt aus und hatte wohl allen Grund dazu. Wochenlang hatte er gedacht, er sei auf dem Laufenden. Er hatte nicht so hart gearbeitet, wie er es hätte tun können; aber er gehörte zur Fußballmannschaft der Uni, er spielte in einer Rockband, und er las einige aufregende Romane … und irgendwie hatte er nicht ganz so viel Zeit in der Bibliothek verbracht wie die meisten anderen. Nun stellte der Tutor ihm ein paar unbequeme Fragen: Wo liegen eigentlich deine Prioritäten? Willst du ein Studium absolvieren und gut abschließen, oder willst du einfach in einem famosen Ferienlager sein?
EINSTIEG Was motiviert Sie oder gibt Ihnen Energie für bestimmte Aktivitäten oder Ziele?
STUDIENIMPULSE 1. Lesen Sie Matthäus 6,1-18. Jesus sagt nicht, dass diese äußerlichen Dinge unerheblich sind. Denen Geld zu spenden, die es brauchen; jeden Tag zu Gott zu beten und zu fasten, wenn es angemessen ist – er geht davon aus, dass Menschen weiterhin alle diese Dinge tun werden. Es geht ihm um die Frage, wie man diese Dinge tut. Was sagt er über all diese Dinge im Blick auf die Motive?
2. Jesus sagt nicht, wir sollten kein Interesse an Belohnung haben. Tatsächlich sagt er dreimal (Verse 4, 6 und 18), dass Gott belohnen wird. Woran denkt er Ihrer Meinung nach dabei?
3. Jesus sagt: Wenn man Geld spendet, versucht man am besten, es einfach wieder zu vergessen. Manchmal werden Spenden bewusst eingesetzt, um sich etwas zu erkaufen oder um damit etwas zu erreichen, was man für das Beste für eine Kirche oder gemeinnützige Organisation hält. Was bedeutet 6,1-4 für so eine Situation?
4. In 6,5-8 beschreibt Jesus, auf welche Weise Menschen das Gebet zur Show verkommen lassen. Wie kann so etwas heute aussehen?
12
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 6,1-34
Frömmigkeit und Gebet
5. Jesus kontrastiert die Art von Gebet, um die es ihm geht, mit der Art, die in einem Großteil der damaligen nicht-jüdischen Welt praktiziert wurde. Wir wissen aus vielen Schriften und Inschriften, dass damals viele Gebetsformeln mit langen, komplizierten magischen Wörtern benutzt wurden, die man immer wieder wiederholte. Man wollte damit irgendeine Gottheit oder Göttin überzeugen, doch ihr Wohlwollen zu zeigen. Stattdessen stellt Jesus einen Rahmen für unsere Gebete zur Verfügung. Welches sind die Schlüsselelemente in der Struktur, die er anbietet?
6. Worauf konzentriert sich die erste Hälfte des Gebets (Verse 9-10), worauf die zweite (Verse 11-13)?
7. Was sagt uns das im Hinblick auf die Frage, wie wir beten sollen?
8. Im Anschluss an das Gebet kommentiert Jesus: Das Herz, das sich nicht öffnet, um anderen zu vergeben, wird verschlossen bleiben, wenn Gottes eigene Vergebung angeboten wird. (In Kapitel 18 wird er mehr darüber sagen.) Was löst dies in Ihnen aus?
9. Lesen Sie Matthäus 6,19-34. Auf welche unterschiedlichen Weisen betont dieser Abschnitt Prioritäten?
10. Auf welche Weisen sind die Diskussionen zum Thema Geld und Sorgen verbunden?
11. Wenn Jesus uns sagt, wir sollen uns nicht darum sorgen, was wir essen, trinken oder anziehen, dann meint er nicht, dass diese Dinge völlig egal sind. Er meint nicht, dass wir es vorziehen sollen, so wenig wie möglich zu essen und zu trinken. Es ging um Prioritäten. Jesus meint natürlich auch nicht, dass wir nicht mehr säen und ernten oder keine Kleidung mehr produzieren sollen. Vielmehr geht es darum, das Sorgen sein zu lassen und Gottes Prioritäten ins Visier zu nehmen. Essen, Trinken und Kleidung erledigen sich dann von selbst. Warum ist es so schwierig, Sorgen zugunsten von Gottes Prioritäten hintenanzustellen?
12. Wenn Jesus seine Nachfolger anwies, sich keine Sorgen über den morgigen Tag zu machen, dann müssen wir davon ausgehen, dass er mit gutem Beispiel voranging. Er scheint die Fähigkeit gehabt zu haben, völlig in der Gegenwart zu leben, der gegenwärtigen Aufgabe volle Aufmerksamkeit zu widmen, das Gutsein Gottes hier und jetzt zu feiern. Wenn das kein Rezept zum Glücklichsein ist, was dann?
13
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 6,1-34
Frömmigkeit und Gebet
Wie reagieren Sie auf die Vorstellung, dass Jesus grundsätzlich ein glücklicher Mensch war?
13. Was können Sie diese Woche tun, um Jesu Fähigkeit zu lernen, in der Gegenwart zu leben? Entscheiden Sie sich für eine einzige Sache.
GEBET Beten Sie das Gebet aus 6,9-13, indem Sie jedes Element erweitern und auffüllen.
14
© Brunnen Verlag 2017
WARNSCHILDER Matthäus 7,1-29
Autofahren wird immer komplizierter. Es gibt immer mehr Warnschilder: „Straße gesperrt.“ - „Verschmutzte Fahrbahn.“ - „Landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge.“ Ganz zu schweigen von Schildern, die Ihnen sagen, wie schnell Sie fahren dürfen, die Sie vor Radarfallen warnen, die nur darauf warten, Sie zu erwischen, wenn Sie zu schnell fahren. Andere laden ein, eine kleine Kaffeepause zu machen, bevor Sie einschlafen, wieder andere sagen Ihnen, wie weit es noch bis zu Ihrem Ziel ist. Jesus beschließt die Bergpredigt mit einer Reihe von Warnschildern.
EINSTIEG Welche Warnungen oder Warnschilder sind Ihnen begegnet, die Sie im Rückblick besser beachtet hätten?
STUDIENIMPULSE 1. Lesen Sie Matthäus 7,1-6. Jesus sagt nicht, dass es so etwas wie öffentliche Moral gar nicht gibt. Er verweist nicht auf offizielle Gerichte. Gott will, dass es in seiner Welt geordnet zugeht und dass Ungerechtigkeit eingedämmt wird. Jesus verweist vielmehr auf Verurteilungen und Verdammungen, die im normalen Leben vorkommen. Er warnt davor, dass gerade die Menschen, die am meisten darauf erpicht zu sein scheinen, anderen zu sagen, was sie tun und lassen sollen, die Menschen sind, die ausgiebig in den Spiegel schauen sollten, bevor sie beginnen. Wie würde es sich auf Sie und Ihre christliche Gemeinde auswirken, wenn Menschen weniger versuchen würden, „Splitter“ im Auge des anderen zu finden und sich stärker ihrer eigenen „Balken“ bewusst wären?
2. Gott ist wie ein Künstler, der mit schwierigem Material arbeitet. Gebet ist der Weg, auf dem ein Teil jenes Materials mit dem Künstler kooperiert, anstatt ihm zu widerstehen. Lesen Sie Matthäus 7,7-12. Was lernen wir hier über Gottes Charakter?
3. Wie wirkt sich das auf Ihre Haltung gegenüber 7,7-8 aus?
4. Jesus schlägt nicht vor, dass wir um die falschen Dinge bitten sollen. Das Problem besteht vielleicht darin, dass wir nicht wirklich darauf aus sind, um die richtigen Dinge zu bitten.
15
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 7,1-29
Warnschilder
Fragen Sie sich, ob Sie es leicht oder schwer finden, Ihre Bitten um alles Mögliche vor Gott zu bringen. Welche Erfahrungen haben Ihre Haltung gegenüber dem Gebet geprägt?
5. Von Erzbischof William Temple stammt der berühmte Satz: „Wenn ich bete, ereignet sich zufällig etwas; wenn ich aufhöre zu beten, ereignet sich zufällig nichts mehr.“ Entspricht das Ihrer Erfahrung, oder nicht? Erklären Sie Ihre Erfahrungen.
6. Jesus ist weder der erste noch der letzte große Morallehrer, der die so genannte goldene Regel von Vers 12 lehrt. Auf welche Weise ist der Inhalt von Vers 12 mit den ihm vorausgehenden Versen 9-11 verbunden?
7. Lesen Sie Matthäus 7,13-23. Dieser Abschnitt enthält drei Warnungen – vor engen Pforten, falschen Propheten und einem Tag des Gerichts. Alle drei beschreiben zwei Wege, denen man folgen kann. Inwiefern enthält jede Warnung eine Hilfe, damit wir dem richtigen Weg folgen?
8. Wie können wir in unserem Umfeld gute Früchte und gute Bäume einerseits sowie schlechte Früchte und schlechte Bäume andererseits erkennen, ohne uns der Verurteilung schuldig zu machen, vor der Jesus in den Versen 1-6 warnt?
9. Lesen Sie Matthäus 7,24-29. Am Ende dieser Passage rundet Matthäus die lange Bergpredigt in 7,28 mit dem Kommentar ab: „Als Jesus also diese Worte beendet hatte …“. Wenn wir die kommenden Kapitel aufmerksam lesen, werden wir in Matthäus 11,1; 13,53; 19,1 und 26,1 ähnliche Aussagen finden, die bestimmte lehrhafte Passagen abschließen. Auf diese Weise hat Matthäus die fünf großen lehrhaften Blöcke seines Evangeliums abgegrenzt. Damit lässt er ein Echo aus dem Alten Testament anklingen. Jeder Jude wusste, dass die fünf ersten Bücher der Bibel als „die fünf Bücher Mose“ bekannt waren. Zu den Hauptsachen, die Matthäus uns sagen möchte, gehört, dass Jesus wie Mose ist – und noch mehr. Wenn Sie Matthäus 5-7 betrachten: Inwiefern möchte Matthäus, dass seine Leser verstehen, dass Jesus ähnlich ist wie Mose, aber auch größer?
16
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 7,1-29
Warnschilder
10. Wenn Jesus daher in 7,24-27 daher darauf besteht, dass seine Leser danach gerichtet werden, ob sie seine Worte hören und tun, dann ist das wie beim Unterschied zwischen einem Haus, das einem Sturm standhält, und einem Haus, das laut krachend zusammenbricht. Wie kann unsere Kirche oder christliche Gemeinschaft ein „Haus“ bauen, das standhält?
11. Nicht weit entfernt in Jerusalem arbeiteten die Leute von Herodes nach wie vor am Wiederaufbau des Tempels. Sie sprachen von ihm als Haus Gottes und erklärten, dass er auf Felsen gebaut worden war. In der letzten der fünf Predigten im Matthäusevangelium (23-25) warnt Jesus davor, dass der Tempel selber krachend einstürzen wird, weil Israel insgesamt darin versagt hatte, auf Jesu Botschaft zu reagieren. Weil sie versagt hatten, ein Licht auf dem Berg zu sein, weil sie also offene Gewalt und Rebellion nicht abgelehnt hatten, weil sie mit ihren Feinden keinen Frieden gemacht hatten, würde sie eine nationale Katastrophe treffen, was tatsächlich im Jahre 70 n. Chr. geschah, als der Tempel von den Römern zerstört wurde. Jesus richtete zu seinen eigenen Lebzeiten eine ganz spezifische Verheißung und Warnung an sein eigenes Volk. Doch diese Botschaft gilt auch uns, sie ermutigt uns, unser Leben auf Jesu Worte zu gründen und damit Teil eines Hauses zu sein, dass ewig Bestand hat. Welche Lehre aus Matthäus 5-7 ist Ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?
12. Man könnte als Titel für die gesamte Bergpredigt vorschlagen: „Was es heißt, Gott ‚Vater‘ zu nennen.“ Welche neuen Einsichten über Ihre Beziehung zum Vater haben Sie durch das Studium der Bergpredigt erhalten?
GEBET Danken Sie Gott, dass er der liebende Vater ist, der in 7,9-10 beschrieben wird. Bitten Sie Gott um die Dinge, von denen Sie denken, dass sie ein liebender Vater seinen Kindern gerne geben würde.
17
© Brunnen Verlag 2017
VOLLMÄCHTIGE REDE Matthäus 8,1-9,8
Nirgends im Neuen Testament wird gesagt, dass Glaube ein allgemeines Bewusstsein von einer übernatürlichen Dimension sei, oder ein allgemeines Vertrauen in die Güte irgendeiner fernen Gottheit; ein Vertrauen, zu dem vielleicht manche durch Jesus gelangen, und andere auf ganz anderen Wegen. Glaube bedeutet aus christlicher Sicht sehr präzise: zu vertrauen, dass der lebendige Gott Jesus seine Vollmacht verliehen hat und dass dieser sie nun ausübt zur Rettung der Welt.
EINSTIEG Was sagen Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis – Freunde, Nachbarn, Familienmitglieder, Kollegen – über Vollmacht? Wie reagieren sie (und Sie) darauf?
STUDIENIMPULSE 1. Lesen Sie Matthäus 8,1-13. Lepra (das Wort bezeichnet verschiedene Arten von akuten Hautkrankheiten) bedeutete nicht nur Krankheit und Entstellung, sondern auch soziale Ausgrenzung. Wie stellt Jesus den Leprakranken wieder als vollgültiges Mitglied des Gottesvolks her?
2. Der Glaube des Hauptmanns erstaunt Jesus. Wie unterscheidet sich dieser Glaube von dem, was Jesus bisher bei anderen gesehen hat?
3. Was heißt es heute, die Vollmacht Jesu anzuerkennen und sich ihr unterzuordnen? Was heißt es, ihn den Herrn zu nennen und danach zu leben?
4. Lesen Sie Matthäus 8,14-22. Wie verbindet Matthäus die Heilung, die Jesus während seines Lebens anbot, mit der Heilung, die er durch sein eigenes Leiden und durch seinen Tod anbot?
18
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 8,1-9,8
Vollmächtige Rede
5. Jesus scheint einen vermeintlichen Nachfolger zu entmutigen und dann einen anderen zur Nachfolge anzustoßen. Was haben beide gemein?
„Der Menschensohn“ (8,20) ist eine geheimnisvolle Wendung, die sich auch in Daniel 7,13-14 findet. Sie konnte einfach „ich“ oder „jemand wie ich“ bedeuten. Doch für Matthäus, der an mehreren anderen Stellen diese seltsame Wendung gebraucht, vermittelt sie fraglos den Aspekt der Vollmacht (siehe z. B. Matthäus 9,6 und 26,64). Doch sie spricht auch vom Leiden (Matthäus 20,28). Wenn der Vater stirbt, hat der Sohn nach der rabbinischen Lehre die unbedingte Verpflichtung, ihm ein angemessenes Begräbnis zukommen zu lassen. Wir wissen natürlich nicht, ob der Vater des Mannes tatsächlich bereits gestorben war. Es kann sein, dass er nur älter geworden war, vielleicht auch krank. Der Mann könnte seine zukünftige Verpflichtung angeführt, um es aufzuschieben, Jesus zu folgen. Die Reaktion Jesu bedeutet: Was er, Jesus, tat, war so wichtig, so dringend, so unmittelbar, dass es das Einzige war, was zählte. Was immer du dir sonst vorgenommen hast – Jesu Programm kommt zuerst. 6. Lesen Sie Matthäus 8,23-27. Die Juden waren im Großen und Ganzen keine Seefahrernation. Ihre nördlichen und südlichen Nachbarn, Phönizien und Ägypten, waren maritime Nationen, die im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus Handel betrieben. Aber Israel konzentrierte sich auf das Land, das schließlich ihr verheißenes Erbe war. Das Meer blieb in jüdischen Schriften ein Ort und eine Macht der Dunkelheit, des Bösen, bedrohlich und wild. Inwiefern hilft diese Hintergrundinformation, das Erschrecken der Jünger und ihr Erstaunen im Hinblick auf Jesus zu erklären?
7. Es ist schön und gut, in der Kirche oder im persönlichen Gebet zu sagen, Jesus sei der Sohn Gottes, der Herr, der Messias oder was auch immer. Matthäus möchte, dass wir uns fragen: Behandeln wir ihn tatsächlich als den, der Vollmacht über jeden Aspekt unseres Lebens und unserer Welt hat? Auf welche Weisen zeigt sich, dass unser Alltag aufgrund von Jesus anders verläuft als bei anderen Menschen?
8. Lesen Sie Matthäus 8,28-34. Die Dämonen schreien verschiedene Dinge. Was finden Sie davon am bemerkenswertesten, und warum?
9. Nachdem Jesus den Sturm gestillt hat, fragen sich die Jünger, was für ein Mensch er ist. Nun bekommen wir eine Antwort. Die Wendung „Sohn Gottes“ wird auch später im Matthäusevangelium noch verwendet und verweist höchst wahrscheinlich auf Jesus als Messias – als denjenigen, der die Welt richten und alles Unrecht richtigstellen würde. Warum flehen die Leute Ihrer Ansicht nach Jesus an, sie zu verlassen?
10. Lesen Sie Matthäus 9,1-8. Inwiefern geht die Vollmacht, die Jesus in dieser Passage beansprucht, über alles hinaus, was er bisher demonstriert hat?
19
© Brunnen Verlag 2017
Matthäus 8,1-9,8
Vollmächtige Rede
11. Was haben die verschiedenen Episoden in Matthäus 8,1-9,8 gemein? Inwiefern weisen sie Kontraste auf?
12. Inwiefern steht Jesu Vollmacht in 8,1-9,8 im Kontrast dazu, wie unserer Erfahrung nach Macht und Autorität meistens ausgeübt werden?
13. Da Matthäus seine Leser (inklusive uns) auffordert, Jesus nachzufolgen, müssen wir wissen, dass Jesus nicht bloß jemand ist, der gute Ideen hat. Er ist nicht nur jemand, der uns sagen wird, wie wir eine bessere Beziehung zu Gott aufbauen. Er ist jemand mit Vollmacht über alles, was die physische und die nicht-physische Welt uns zwischen die Beine werfen kann. Dies ist ein Jesus, dem wir jeden Aspekt unseres Lebens anvertrauen können. In welchen Lebensbereichen müssen Sie Ihr Vertrauen auf die Vollmacht Christi setzen?
GEBET Danken Sie Gott für alle Dinge, in denen er sich als vertrauenswürdig erwiesen hat. Bitten Sie um den Mut, alle Lebensbereiche seiner Vollmacht auszuliefern.
ANMERKUNG ZU MATTHÄUS 8,28-34 In der heutigen westlichen Welt fällt es uns schwer zu erklären, was im Inneren solcher Menschen vor sich geht. In der Welt Jesu, und in vielen Teilen der heutigen Welt, besteht die natürlichste Erklärung darin, dass irgendeine böse Macht oder irgendwelche bösen Mächte von diesem Menschen Besitz ergriffen haben. „Dämonen“ und Besessenheit von solchen Wesen war die übliche Weise, diesen Zustand zu beschreiben. Die moderne westliche Medizin hat alternative Diagnosen für viele Menschen in diesem turbulenten Zustand gefunden; aber es verbleiben einige Zustände, für die die alte Erklärung immer noch die Beste zu sein scheint. Überall sonst, wo Jesus hinkam, baten ihn die Menschen, bei ihnen zu bleiben, und sie brachten weitere Kranke zu ihm, damit er sie heilte. Merkwürdigerweise betrachteten die Leute von Gadara Jesus mit Angst und flehten ihn an, ihr Gebiet zu verlassen. Bestand der Grund darin, dass sie Heiden waren und sich fürchteten, weil der jüdische Messias zu ihnen gekommen war? Oder hatten sie Angst, er würde nach diesem Auftakt, bei der er Schweine in den See schickte, noch mehr Vieh und Eigentum zerstören? Wir wissen es nicht. Doch wir wissen: Er war eine Macht, mit der man rechnen musste.
20
© Brunnen Verlag 2017
LEITLINIEN FÜR GRUPPENLEITER Lass dir an meiner Gnade genügen. (2. Korinther 12,9)
Wenn Sie das erste Mal eine Kleingruppe leiten: nur keine Angst! Diese Einheiten sind so aufgebaut, dass sie ganz von selbst laufen und zu leiten sind. Dieser Studienführer ist flexibel. Sie können ihn mit verschiedenen Gruppen benutzen – mit Studenten, Berufstätigen, Mitarbeitern, Freunden, Nachbarn oder kirchlichen Gruppen. Jede Einheit braucht etwa 45 bis 60 Minuten bei einem Gruppentreffen. Um eine Kleingruppe zu leiten, müssen Sie kein Experte für die Bibel sein, kein ausgebildeter Lehrer. Diese Leitlinien sind dazu gedacht, eine Gruppendiskussion zu fördern, es geht nicht um einen Vortrag des Leiters. Wenn Sie den Gruppenmitgliedern helfen, zusammen zu entdecken, was die Bibel zu sagen hat, und wenn sie dann gemeinsam auf Gottes Stimme hören, dann helfen Sie ihnen, viel mehr zu behalten, als es bei einem Monolog der Fall ist. Es gibt einige wichtige Dinge, die man wissen sollte über die Dynamik einer Gruppe und darüber, wie man eine Diskussion stimulieren kann. Die folgenden Anregungen sollten Sie befähigen, Ihre Rolle als Gruppenleiter effektiv und mit Freude auszufüllen.
VORBEREITUNG AUF EINE EINHEIT 1. Bitten Sie Gott um Hilfe, dass Sie den betreffenden Abschnitt verstehen und in Ihrem eigenen Leben anwenden. Bevor dies nicht geschieht, werden Sie nicht vorbereitet sein, andere anzuleiten. Beten Sie auch für die verschiedenen Gruppenmitglieder. Bitten Sie Gott, dass er ihre Herzen der Botschaft seines Wortes öffnet und sie zur Tat motiviert. 2. Lesen Sie die Einführung zum gesamten Studienführer, um einen Überblick über die Themen zu bekommen, die behandelt werden. 3. Zu Beginn jeder Einheit lesen Sie den betreffenden Bibeltext mehrmals, um mit ihm vertraut zu werden. Dieser Studienführer basiert auf der Kommentarreihe „Für heute“ zum Neuen Testament (veröffentlicht im Brunnen Verlag). Es wird Ihnen und der Gruppe helfen, wenn Sie ein Exemplar der betreffenden Bände aus der Reihe zur Hand haben, sowohl im Hinblick auf die Übersetzung des Bibeltextes als auch im Hinblick auf weitere Einsichten zum Bibeltext und seinem Hintergrund. 4. Arbeiten Sie sich sorgfältig durch jede Frage der Einheit. Verbringen Sie Zeit in der Meditation und Reflexion, und überlegen Sie, wie Sie auf den Text reagieren. 5. Schreiben Sie sich Ihre Gedanken und Reaktionen auf. Das wird Ihnen helfen, Ihr Verständnis des behandelten Textes auszudrücken. 6. Es könnte hilfreich sein, ein Bibellexikon zur Hand zu haben. Benutzen Sie es, um alle unbekannten Begriffe, Namen oder Orte nachzuschlagen. Das Glossar am Ende jedes Bandes der „Für heute“ Kommentare könnte ebenfalls hilfreich sein, um die Diskussion weiterzubringen. 7. Überlegen Sie sich ernsthaft, wie Sie den Bibeltext in Ihrem eigenen Leben anwenden sollten. Bedenken Sie: Die Gruppenmitglieder werden beim Reagieren auf die Einheiten Ihrer Führung folgen. Sie werden nicht tiefer gehen als Sie selbst.
21
© Brunnen Verlag 2017
Leitlinien für Gruppenleiter
DIE EINHEIT IN DER GRUPPE LEITEN 1. Erklären Sie zu Beginn des ersten Treffens, dass diese Einheiten zur Diskussion gedacht sind, dass es also keine Vorträge geben wird. Ermutigen Sie die Gruppenmitglieder, sich zu beteiligen. Erzeugen Sie jedoch keinen Druck auf die, die zurückhaltend sind – insbesondere während der ersten Treffen. 2. Stellen Sie sicher, dass jeder Teilnehmer einen Studienführer hat. Ermutigen Sie die Gruppe, dass sich jeder vorher auf die Diskussion vorbereitet, indem er oder sie die Einleitung des Studienführers liest und die Fragen jeder Einheit durcharbeitet. 3. Beginnen Sie jedes Treffen pünktlich. Starten Sie mit Gebet und bitten Sie Gott, der Gruppe zu helfen, die Passage zu verstehen und anzuwenden. 4. Lassen Sie ein Gruppenmitglied die Einführung zu Beginn der Diskussion laut vorlesen. 5. Diskutieren sie die Frage unter „Einstieg“, bevor der Bibeltext gelesen wird. Diese Frage führt zum Thema der Einheit hin und hilft den Gruppenmitgliedern, sich am Anfang zu öffnen. Außerdem kann sie offenbaren, an welchen Punkten unsere Gedanken und Gefühle von der Bibel verwandelt werden müssen. Würde man den Bibeltext zuerst lesen, würde das wahrscheinlich die ehrlichen Reaktionen der Leute färben, die sie ohne den Text geben würden – weil sie natürlich annehmen, dass man von ihnen erwartet, dass sie so denken wie die Bibel. Ermutigen Sie so viele Mitglieder wie möglich, auf die Einstiegsfrage zu reagieren. Seien Sie bereit, die Diskussion mit Ihrer eigenen Reaktion anzustoßen. 6. Lassen Sie ein Gruppenmitglied den Bibeltext laut lesen, der im Studienführer angegeben ist. 7. Die Fragen jeder Einheit sind dazu gedacht, laut vorgelesen zu werden, wie sie formuliert sind. Es kann aber natürlich sein, dass Sie es vorziehen, sie in Ihren eigenen Worten wiederzugeben. Es kann Situationen geben, in denen es angebracht ist, vom Studienführer abzuweichen. Beispielsweise, wenn eine Frage bereits beantwortet wurde. Wenn dem so ist, gehen Sie einfach zur nächsten Frage. Vielleicht wirft aber auch jemand eine Frage auf, die im Studienführer gar nicht vorkommt. Nehmen Sie sich die Zeit, die Frage zu diskutieren, aber versuchen Sie zu verhindern, dass die Gruppe das Ziel völlig aus den Augen verliert. 8. Vermeiden Sie es, Ihre eigenen Fragen zu beantworten. Eine bereitwillige Gruppe wird schnell passiv und still, wenn die Gruppenmitglieder denken, dass der Leiter selbst am meisten redet. Wenn nötig, wiederholen Sie die Frage oder formulieren Sie sie um, bis sie klar verstanden ist. Verweisen Sie auf die Kommentare, die in den Studienführer eingeflochten sind, um den Kontext oder die Bedeutung zu erhellen. 9. Haben Sie keine Angst vor einer Stille nach einer Diskussionsfrage. Die Leute brauchen vielleicht Zeit, um über die Frage nachzudenken, bevor sie ihre Antworten formulieren. 10. Geben Sie sich nicht mit einer einzigen Antwort zufrieden. Fragen Sie: „Was denkt der Rest der Gruppe?“, oder „Gibt es irgendetwas hinzuzufügen?“, bis mehrere Leute geantwortet haben. 11. Geben Sie positive Bestätigung, wenn immer das möglich ist. Bekräftigen Sie die Beteiligung. Weisen Sie niemals eine Antwort ab; wenn eine Antwort klar falsch liegt, fragen Sie: „Welcher Vers brachte sie auf diese Schlussfolgerung?“, oder wieder: „Was denkt der Rest der Gruppe?“ 12. Erwarten Sie nicht, dass jede Antwort an Sie selbst gerichtet ist, auch wenn das zunächst wahrscheinlich so sein wird. Wenn die Gruppenmitglieder entspannter werden, werden sie auch beginnen, wirklich miteinander zu interagieren. Das ist ein Zeichen für eine gesunde Diskussion.
22
© Brunnen Verlag 2017
Leitlinien für Gruppenleiter
13. Haben Sie keine Angst vor kontroversen Diskussionen. Das kann sehr stimulierend sein. Wenn Sie eine Sache nicht zufriedenstellend lösen, seien Sie nicht frustriert. Erklären Sie, dass die Gruppe fortfährt und Gott ihnen allen später während des Treffens noch erhellende Einsichten schenken möge. 14. Fassen Sie ab und an zusammen, was die Gruppe zu dem Bibeltext gesagt hat. Das hilft, die verschiedenen geäußerten Vorstellungen zusammenzuführen und gibt dem gemeinsamen Studium Kontinuität. Aber predigen Sie nicht. 15. Schließen sie ihre gemeinsame Zeit mit der Anregung zum Gebet am Ende der Einheit. Passen Sie diese Anregung den spezifischen Bedürfnissen Ihrer Gruppe an. Bitten Sie Gott um Hilfe beim Ausleben der Anwendungen, die die Gruppe für sich erkannt hat. 16. Schließen Sie pünktlich.
23
© Brunnen Verlag 2017