Bibel für heute - Leseprobe zur Jubiläumsedition

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BRUNNEN DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT

Jahre


Leseprobe aus: Bibel für heute 2021 400 Seiten ist erschienen unter der ISBN Buch 978-3-7655-0641-3 ISBN Ebook 978-3-7655-7576-1 © 2021 Brunnen Verlag GmbH, Gießen www.brunnen-verlag.de


Vorwort Liebe Leserinnen und Leser von Bibel für heute, wenn man die Botschaft der Bibel in einem Satz zusammenfassen wollte, wie wäre es mit „Die große Geschichte des barmherzigen Gottes mit einer unbarmherzigen Menschheit“? Schon in den ersten Zeilen der Bibel kümmert sich Gott um Adam, Eva, Kain und Abel, nachdem diese ersten Menschen ihm das Vertrauen gekündigt hatten. Und er kümmert sich sogar noch um die Menschen im himmlischen Jerusalem, indem er einen Baum des Lebens wachsen lässt, der den Völkern Heilung bringt (Offb 22,2). „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36), so die diesjährige Jahreslosung. Barmherzigkeit – das ist Markenkern des christlichen Glaubens. Diakonie, soziales Engagement – schon im Mittelalter galt es, die sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit zu tun: Hungrige speisen, Fremde beherbergen, Kranke pflegen usw. Aber Jesus meint noch etwas viel Radikaleres. Unmittelbar vor diesem Satz steht der Abschnitt zur Feindesliebe: „… Wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Das tun die Sünder auch“ (Lk 6,33). Es geht Jesus um die liebevolle Fürsorge für die, die uns ablehnen, bekämpfen und übel mitspielen. Vorbild: kein geringerer als Gott der Vater selbst. Wenn Sie dieses Jahr „Bibel für heute“ lesen, wird es um diesen Gott gehen, der in 2Kön mit unglaublicher Geduld um das Herz des Volkes Israel und um dessen Könige wirbt. Der sich in Esra/ Neh um die aus Babel Heimgekehrten kümmert und ihnen zu einem geistlichen Neuanfang verhilft. Und Lukas, der Arzt, wird in seinem Evangelium und der Apostelgeschichte besonders hervorheben, dass Gott ein Gott der Armen und Kranken ist. Wir laden Sie herzlich ein, mit „Bibel für heute 2021“ in diesem Jahr dem barmherzigen Gott auf die Spur zu kommen. Klaus Jürgen Diehl (Redaktion der Auslegungen des NT) Uwe Bertelmann (Redaktion der Auslegungen des AT) 51


Sonntag, 14. November

Psalm 6

Psalm 6 war in der alten Kirche der erste von sechs Bußpsalmen, in denen die Not der Sünde im Vordergrund steht. In diesem Psalm kommt das nur in V 2 zum Ausdruck. Es ist gut vorstellbar, dass der Psalm in einer konkreten Krankheit entstanden ist. ● Das Singen ist nicht nur auf Loblieder beschränkt, auch der Klagegesang hat seinen Platz, auch der Klagegesang muss kein unbegleitetes melodisches Weinen sein, er kann von wohlklingenden Instrumenten begleitet werden – wie in diesem Fall von einem achtsaitigen Instrument (vgl. Ps 12,1 und 1Chr 15,21).

✎ Was bedeutet diese Erkenntnis für unseren Gemeindegesang? Neue Lieder entstehen zurzeit fast ausschließlich im Bereich „Lobpreis“ – das Kirchenjahr kann eine Chance sein, auch andere Aspekte des Singens in den Blick zu nehmen. ● In V 6 möchte der Psalmbeter Gott bei seiner Ehre packen: Gott liebt es, wenn Menschen an ihn denken und im Bewusstsein seiner Gegenwart leben. Das Totenreich ist aber ein Ort, an dem Gott nicht gelobt wird, ja an dem man nicht einmal an Gott denkt. Deshalb muss es doch in Gottes Interesse sein, wenn der Psalmbeter aus der Todesgefahr errettet wird. ● Dass ein Unglück selten allein kommt, erfährt auch der Beter: Zu körperlichen (und wohl auch psychischen) Beschwerden kommt hinzu, dass er von Menschen umgeben ist, die ihm nicht wohlgesonnen sind (V 8). ● Manchmal muss man die Unerlöstheit dieser Welt in allen Dimensionen erleiden, um dann jedoch Gottes umfassende Rettung umso mehr erfahren zu dürfen und schätzen zu lernen: ➜ Gott sieht die Tränen (V 9b). ➜ Gott hört die flehentliche Bitte um Hilfe (V 10a). ➜ Gott nimmt sich des Gebets an und erhört es (V 10b). ➜ Gott ergreift gegenüber den Feinden Partei für den Beter (V 9 und 11).

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Montag, 15. November

1. Thess. 1,1-10

Paulus eröffnet den Brief an die Thessalonicher mit auffallender Wertschätzung für den ausstrahlungsstarken Glauben der Gemeinde. Dabei lässt er erkennen, welche Überlegungen ihn bei seinen Missionsreisen leiten, anders gesagt, welche Strategie er hat. Folgende Punkte sind für ihn wichtig: ➜ Paulus handelt nicht als Einzelkämpfer. Er reist und wirkt mit anderen zusammen. Hier ist ein Team unterwegs. Über alles wird geredet, und bei allen weiteren Schritten suchen Paulus, Silvanus und Timotheus im Gebet die Weisung ihres Herrn. ➜ Vor allem Weiteren danken sie Gott für alles, was er bereits durch sie in der Gemeinde getan hat. ➜ Paulus war für seine beiden Mitarbeiter Vorbild. Bei ihrem ersten Besuch in Thessalonich haben sie es erlebt, wie dort Menschen das Evangelium von Jesus Christus annahmen und zu Nachfolgern des Apostels und seiner Mitarbeiter wurden. ➜ Zu ihrer aller Erstaunen wurden diese ersten Christen ihrerseits zu Vorbildern vieler in Mazedonien und Griechenland. Wie ein Lauffeuer breitete sich die Botschaft von Jesus und seiner Auswirkung auf das Leben der Thessalonicher aus.

✎ Hier ist es Zeit, innezuhalten und zu fragen: Wer war für mich ein Vorbild im Glauben? Wer hat mich in seinen Glauben hineingenommen? Wer hat mir einen kräftigen Anstoß gegeben, sodass ich meinen Weg fand? Und umgekehrt: Wo habe ich anderen Menschen ein hilfreicher Wegweiser zum Glauben sein können? Wo hat Jesus mir ganz persönlich eine Aufgabe anvertraut? ● Für Paulus, seine Mitarbeiter und seine Gemeinden ist klar: Jesus Christus, der ihnen den Zugang zu Gott eröffnet hat, ist der grundlegende Zeuge. Er begleitet sie in allem. Was sie auch immer planen und tun, sie haben seine Wiederkunft in Herrlichkeit vor Augen. Wir dürfen und sollen ihnen darin nacheifern.

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Dienstag, 16. November

1. Thess. 2,1-12

Noch sind die Striemen, die die Stockschläge in Philippi hinterlassen haben (Apg 16,22f), nicht verheilt, da wenden sich Paulus und seine Mitarbeiter den Menschen in der nächsten Stadt zu, den Einwohnern Thessalonichs. ● Sie handeln als Pioniermissionare, predigen also dort das Evangelium von Jesus Christus, wo noch nie jemand davon gehört hat. Wichtig ist: Sie verstehen sich als Menschen, die Gott ausdrücklich für diese Aufgabe berufen hat. Sie haben die Grenzen zu anderen Ländern überschritten. Sie sind nicht nur überall in die jüdischen Gemeinden gegangen; nein, sie sind auch auf die Heiden zugegangen und haben ihnen das Evangelium gepredigt.

✎ Wenn Sie dem Wirken Gottes in Ihrem Leben auf die Spur kommen möchten, dann sollten Sie sich fragen: Wo hat Gott mich persönlich für einen Dienst in der Gemeinde oder in meiner Stadt vorbereitet und berufen? ● In immer neuen Wendungen beteuert Paulus, dass sein Reden und Handeln wie das von Silvanus und Timotheus ehrlich gemeint und von lauteren Motiven geleitet ist. „Es kommt nicht darauf an, dass du etwas Großes wirst, aber es kommt alles darauf an, dass du in deinem Leben und Handeln echt und aufrichtig bist“, hat jemand gesagt. Hier im 1Thess schauen Paulus und seine Mitarbeiter zurück auf die Anfänge dieser Gemeinde. Was sie dort haben erleben dürfen, ist nicht umsonst gewesen; es ist eine lebendige Gemeinde entstanden; bis jetzt sind sie mit den Christen dort in herzlicher Liebe verbunden. Paulus kann einerseits ihr seelsorgerliches Wirken unter den Thessalonichern beschreiben „wie eine Amme bzw. Mutter ihre Kinder pflegt“ (V 7); andererseits haben sie die Thessalonicher „wie ein Vater seine Kinder ermahnt, getröstet und beschworen“ (V 11f). Worin unterscheidet sich die mütterliche von der väterlichen Rolle?

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Buß- u. Bettag, 17. Nov.

1. Thess. 2,13-20

Zu V 14-16: Was Paulus hier über die Juden schreibt, ist von seinen Erfahrungen mit ihnen gedeckt. Wir sollten aber zugleich auf das achten, was er später im Römerbrief schreibt, wo er frühere Aussagen über seine jüdischen Blutsverwandten revidiert. ● Wohin Paulus auch kommt, immer wieder geht er zunächst in die jüdischen Synagogen und predigt dort das Evangelium. ● Aber er stößt auf Ablehnung und erregt Aufruhr. Man lese in Apg 17,5ff nach, was Paulus und seine Mitarbeiter in Thessalonich zu erleiden hatten. ● Wie in Antiochia (Apg 13,13-51) wendet sich Paulus nun den Heiden in der Stadt zu. Bei ihnen findet er Gehör und kann eine Gemeinde gründen. Was er Bitteres mit den Juden erlebt hat, hält er in seinem Brief fest.

✎ Allerdings haben Aussagen wie V 15 in der späteren Kirchengeschichte fatale Folgen gehabt. Warum? ● Später denkt Paulus neu über sein Verhältnis zu den Juden nach. In Röm 9–11 kommt er ausführlich darauf zu sprechen. Die Juden sind und bleiben seine Blutsverwandten. Auch sie sind Kinder Gottes. Mit ihnen hat Gott einen ewigen Bund geschlossen. Die Verheißungen gelten ihnen weiter (Röm 9,1-5). ● Paulus hofft, dass Israel eines Tages die Augen für das Wirken Gottes unter den Völkern geöffnet werden. Die lebendigen Gemeinden, die überall im Namen Jesu entstehen, werden die Juden neugierig und eifersüchtig machen (Röm 11,14). ● Dann lüftet er ein großes Geheimnis: „So wird ganz Israel gerettet werden“ (Röm 11,26). Die ersten Christen in der Urgemeinde waren Juden. Heute gibt es eine wachsende Schar „messianischer Juden“. Sie glauben, dass Jesus der den Juden verheißene Messias ist. Zur Vollendung des Gottesvolkes (s. V 19) gehört es, dass mitten in der Schar der Vollendeten das jüdische Volk wiederhergestellt wird. Was für eine großartige Perspektive!

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Donnerstag, 18. November

1. Thess. 3,1-13

Zwischen Paulus, seinen Mitarbeitern und den Gemeindegliedern in Thessalonich ist es zu einem freundschaftlichen Miteinander und lebendigen Austausch gekommen. ● Sie mögen einander, ja es existiert unter ihnen eine lebendige Sehnsucht zueinander. Sie möchten voneinander wissen, wie es ihnen geht, auch wenn sie weit entfernt leben. ● Sie können nicht mal eben telefonieren und miteinander sprechen. Das Einzige, was damals möglich war, sind gegenseitige Besuche oder durch Boten überbrachte Briefe. Zwei Briefe hat Paulus an die Gemeinde in Thessalonich, dem heutigen Saloniki, geschrieben. In ihnen teilt er seine tiefsten Gedanken mit, und sie sind bestimmt von dem, was er an Liebe und Wertschätzung für diese Gemeinde empfindet. ● Weil Paulus selber keine Möglichkeit zum erneuten Besuch der Gemeinde sieht („der Satan hat uns gehindert“; 2,18), schickt er seinen Mitarbeiter Timotheus zu ihnen. Er soll die Thessalonicher in ihrem Glauben „stärken und ermahnen“. Seine Sorge, dass die Thessalonicher aufgrund von Anfeindung und Druck ihren Glauben aufgeben könnten, hat sich glücklicherweise als gegenstandslos erwiesen. So haben die Nachrichten, die Timotheus nach seiner Rückkehr mitbringt, bei Paulus Freude ausgelöst, was ihn zu noch intensiverer Fürbitte für die Gemeinde veranlasst. Zugleich bleibt die Sehnsucht nach einem baldigen Wiedersehen lebendig. ● Es verbindet sie, dass sie darauf hoffen: Jesus ist als der Lebendige unter ihnen. Durch ihn haben sie die Liebe Gottes erfahren; gemeinsam leben sie auf die Wiederkunft Jesu zu; und er wird eines Tages vor aller Welt erscheinen.

✎ Die herzliche Beziehung zwischen Paulus und den Thessalonichern regt dazu an, sich selber einmal zu fragen, ob bzw. mit welchen Christen Sie selbst eine ähnlich herzliche Beziehung pflegen. 6344


Freitag, 19. November

1. Thess. 4,1-12

Unter den jetzt von Paulus formulierten Mahnungen zur persönlichen Heiligung seien beispielhaft die Verse 4 und 5 herausgehoben. ● Eines der schönsten Zeichen der Verbundenheit ist der Ring. In der Trauzeremonie stecken Bräutigam und Braut sich die von ihnen selbst ausgesuchten Eheringe an. Bis der Tod sie scheidet, sind sie nun miteinander verbunden. ● Natürlich darf ein junger Mensch die Kraft seiner Sexualität entdecken; dabei soll er lernen, mit Respekt (Paulus schreibt von „Heiligkeit und Ehre“) auf einen Menschen des anderen Geschlechts zuzugehen und ihn zu gewinnen suchen (und nicht: ihn besitzen oder beherrschen wollen). Meine eigene Seele zeigt mir, ob aus einem zögerlichen oder stürmischen Verliebtsein eine tragfähige Liebesbeziehung entsteht. Es ist auch heute ein guter Rat, wenn Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ schreibt. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet!“ ● Wo zwei Liebende dann aber vor Gott und den Menschen zueinander ein ganzes „Ja“ gesagt haben, da gilt es, treu zu sein. Der Ring besteht aus einer endlosen Linie. ● In der „Neuen Genfer Übersetzung“ lautet Vers 4: „Jeder von euch muss lernen, Herr über seine Triebe zu sein.“ Anders als damals in der Antike und anders als heute in der Moderne sollen Ehepartner ihre Beziehung nicht von „gieriger Lust“ bestimmen lassen. Meine Ehepartnerin und ich gehören zusammen, ebenso die andere und ihr Partner. ● Gott, der die Ehe gestiftet hat, hat uns in die Nachfolge Jesu gestellt. Gott will, dass wir als die für ihn Ausgesonderten leben, als die Geheiligten, als diejenigen, die von ihm her und auf ihn hin leben und wachsen. Dies ist ein lebenslanger Prozess, bei dem wir nie auslernen, sondern „noch vollkommener“ werden sollen und mit unserm Leben keinen Anstoß oder Ärgernis geben, sondern „ehrbar vor denen wandeln, die draußen sind“ (V 12).

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Samstag, 20. November

1. Thess. 4,13-18

Gewissheit angesichts des Sterbens ● „Wir wollen euch aber, Brüder und Schwestern, nicht im Ungewissen lassen“ … (V 13). Das ist das Ziel von Paulus: Die neu gewonnenen Jesusnachfolger in der nordgriechischen Stadt sollen Klarheit bekommen über die Zukunft, die sie als Glaubende erwartet. Und diese Gewissheit soll sie trösten und in aller Trauer mit Freude erfüllen, sodass sie auch einander trösten können. Gleich zweimal betont Paulus das (V 13.18). Es haben offenbar einige Todesfälle in der Gemeinde Fragen ausgelöst: Was kommt nach dem Tod? Wann kommt Jesus wieder? Haben die, die dann noch leben, einen Vorteil gegenüber den schon Verstorbenen? Paulus beruft sich in seiner Antwort auf ein „Wort des Herrn“, also auf eine verbindliche Jesusüberlieferung. Das ist bedeutsam, da Jesu Tod und Auferstehung erst ca. 20 Jahre zurückliegen. Zwar finden wir in den Evangelien dieses Herrenwort nicht. Doch findet sich in den Paulusbriefen noch einmal eine ähnliche Aussage, ebenfalls im Zusammenhang mit der Auferstehungshoffnung (1Kor 15, 52). ● Offenbar gehörte es zur Grundunterweisung neu gewonnener Christen, Jesusworte auswendig zu lernen und zu verstehen, was sie für Glaube und Leben bedeuten. Diese geistliche Grundausstattung verband sie mit den Frauen und Männern, die Jesus selbst noch gesehen und gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Diese Augenzeugen des Lebens Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung (Apg 1,3.21-23) waren zugleich geachtete Überlieferer seiner Worte (Lk 1,1-4). So finden sich auch außerhalb der Evangelien direkte Rückbezüge auf Worte und Taten von Jesus (z. B. „Geben ist seliger als nehmen“: Apg 20,35). So ist es auch hier. Die Aussagen von Jesus selbst machen uns angesichts des Todes Mut, dass wir „allezeit beim Herrn“ sein werden (V 17). Das ist der Kern christlicher Hoffnung und Gewissheit.

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Ewigkeitssonntag, 21. Nov.

Psalm 4

In alttestamentlicher Zeit konnten schwierige Angelegenheiten den Priestern im Heiligtum zur Entscheidung vorgelegt werden (5Mose 17,8-13). Vielleicht war das in diesem Psalm der Fall: Der Gläubige steht auf und weist die Klage seiner Gegner zurück. Gleichzeitig bekennt er sich dazu, dass Gott ihm Frieden schenkt. ● Die Bitte an Gott (V 2): Der Psalmbeter bezeichnet Gott als „Gott meiner Gerechtigkeit“. Er beruft sich auf Gottes Bund, in dem er den Gläubigen gerecht spricht und ihm seine Hilfe zusagt. Gleichzeitig weiß er, dass er keinen Anspruch auf Gottes Hilfe hat, deshalb bittet er, dass Gott gnädig ist.

✎ Gott erweist seine Gnade in ganz verschiedenen schwierigen Lebenssituationen. Schlagen Sie dazu Psalm 51,3; 6,3 und 57,2 auf. Fallen Ihnen weitere Situationen ein? ● Die Anrede an die Feinde (V 3-6): Die Gegner sind „Herren“, also in einer einflussreichen Position. Weil Gott die Menschen zur Umkehr bewegen will, wünscht sich auch der Beter, dass sie zu Gott umkehren. Sie sollen erkennen, dass Gott auf der Seite der Glaubenden ist. Das soll dazu führen, dass sie in sich gehen, ihre Sünde bekennen, ein Opfer darbringen und in ihrem Leben eine neue Richtung einschlagen, indem sie künftig ihre Hoffnung auf Gott setzen. ● Das Erleben von Freude und Frieden (V 7-9): Beten verändert wirklich etwas in uns. Wer seine Aufmerksamkeit auf Gott richtet, erfährt bei ihm Geborgenheit. Die Wirksamkeit des Aaronitischen Segens (4Mose 6,22f) erlebt der Beter nun ganz konkret. Gott schenkt eine innere Freude, die alle Freude über materielle Güter (hier konkret eine reiche Ernte) bei Weitem übersteigt. Gott beschenkt mit einer großen Geborgenheit, die sich bis hinein in den Schlaf auswirkt, ein sehr sensibler, störungsanfälliger Bereich bei vielen Menschen.

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Montag, 22. November

1. Thess. 5,1-11

Leben als Kinder des Tages ● Paulus zeigt den jungen Christen mit den Bildern von Nacht und Tag einen deutlichen Gegensatz auf. Drastisch sind seine Aussagen: In der Nacht ist man desorientiert, was die Zeit betrifft (V 4), man schläft oder ist gar betrunken (V 7). Anders am Tag: Da sind die Menschen wach, aufmerksam, nüchtern, umsichtig (V 5.8). Weiter: Am Tag sollen und können wir einsatzbereit sein wie ein Soldat, gewappnet mit Panzer und Helm (V 8). Der Dreiklang von Glaube, Liebe und Hoffnung, den Paulus hier nennt, erscheint immer wieder in seinen Briefen als Grundausstattung der Jesusnachfolger (z. B. 1Kor 13,13).

✎ Frage: Was prägt Ihren Alltag, Ihr Denken, Fühlen und Handeln? Sind es diese drei grundlegenden geistlichen Tugenden? ● Im Ganzen führt Paulus hier seine Argumentation des vorherigen Kapitels fort. Wir erinnern uns: Die heutigen Kapiteleinteilungen wurden erst im Mittelalter in den Bibeltext eingeführt. Die Frage ist nach wie vor, mit welcher Hoffnung wir als Christen einander trösten können (V 11). Dabei macht Paulus zweierlei deutlich: ➜ Zum einen sagt er in Übereinstimmung mit den Aussagen von Jesus selbst, dass der „Tag des Herrn“ wie ein „Dieb in der Nacht“ kommen wird (Mt 24,43f; Lk 12,39f). Auch hier wird deutlich, wie eng Paulus in seiner Lehre an der Botschaft des historischen Jesus anknüpft. Also: Den genauen Zeitpunkt im Blick auf die Wiederkunft Jesu können wir nicht wissen. Aber eins wissen wir: Gott selbst hat die Zukunft in der Hand. ➜ Zweitens stärkt Paulus die Gewissheit, dass Gott gute Gedanken und Pläne für seine Leute hat: Sie sind zur Seligkeit bestimmt (V 9) und leben mit Christus, egal, ob sie wachen oder schlafen. So sind Leben oder Sterben nicht mehr das für Christen letztlich Bestimmende, sondern die Verbundenheit mit Jesus.

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Dienstag, 23. November

1. Thess. 5,12-28

Eine urchristliche Gemeindeordnung ● Was in der Kürze und Knappheit für unsere Ohren wie gut gemeinte Ratschläge oder Empfehlungen wirken könnte, sind in Wirklichkeit verbindliche Anweisungen des Apostels und Gemeindegründers Paulus. Von ihm haben die Christen in Thessalonich gelernt. Er hat ihnen Jesus Christus verkündigt und sie durch Glaube und Taufe hineingeführt in die Wirklichkeit des Heiligen Geistes. Sie haben die Kraft und Bewahrung Gottes erlebt inmitten von Verfolgung (Apg 17,1-10). Die Gemeinde ist eine der ersten auf dem europäischen Festland und soll zu einem missionarischen Zentrum für ganz Nordgriechenland werden. Deshalb unterstreicht Paulus hier deutlich, wie ein von Jesus und seinem Willen geprägtes geistliches Miteinander aussehen soll.

✎ Frage: Welche Regeln würden Sie in eine kurze Gemeindeordnung aufnehmen? Nach welchen Grundsätzen ist Ihre Ortsgemeinde organisiert? ● Hier sind die wichtigsten Regeln des Apostels: ➜ Respekt vor denen, die sich in der Gemeinde einsetzen und sie leiten (V 12f) – hier ist offenbar ein Team gemeint. ➜ Frieden untereinander (V 13). ➜ Seelsorgerlicher Umgang mit unterschiedlichsten Situationen (V 14). ➜ Vergebung und Versöhnung (V 15). ➜ Leben in Freude, im Gebet und Dankbarkeit (V 16-18). ➜ Offenheit für das Wirken des Geistes (V 19-21). ➜ Moralische Lauterkeit (V 22). ● Paulus fasst diese Regeln in einem Gebet für die Gemeinde zusammen: (V 23). Am Ende bleibt noch der Blick auf die Treue (V 24) und Gnade (V 28) Gottes sowie die Bitte um Gebet und die Ermutigung, stark verbunden und einander zugewandt zu leben, vor Ort und im Miteinander mit anderen Gemeinden.

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Mittwoch, 24. November

2. Thess. 1,1-12

Der 2Thess wiederholt viele Aussagen des ersten Briefes an die von Paulus gegründete Gemeinde (siehe Apg 17), weist aber auch unterschiedliche theologische Akzente auf. Es ist umstritten, ob es sich dabei um unterschiedliche Akzentsetzungen des Paulus oder um einen anderen Autor handelt. ● Nach dem üblichen Eingangsgruß verbindet Paulus seine einführenden Dankesworte gegenüber Gott mit Aussagen über die Beständigkeit der Gemeinde und Gottes Gerechtigkeit im Gericht. Der Absatz ist theologisch äußerst inhaltsreich. Im griechischen Urtext bilden die V 3-10 einen einzigen Satz.

✎ Der Dank gegenüber Gott MUSS sein (V 3), so sagt es Paulus. Wie wichtig ist es, wenn wir auch in aktuellen Schwierigkeiten das im Herz und Blick behalten: „unser Herr bewahrt die Seinen.“ Welchen Stellenwert hat der Dank bei Ihnen und was ändert sich, wenn das Danken am Anfang steht? ● Das Gerichtshandeln Gottes ereignet sich nicht erst in der Zukunft. Es läutert und reinigt schon jetzt (vgl. Joh 15,2) durch die Herausforderungen und auch religiösen Verfolgungen, die Menschen in der Nachfolge erleben (V 5). ● Die folgenden Verse (V 8f) beschreiben das Gerichtshandeln Gottes, an den Heiden („die Gott nicht kennen“) und den Juden („die nicht gehorsam sind dem Evangelium“). Wichtig ist: Es ist das Gericht Gottes, nicht unseres, und es ist eng mit Jesu Wiederkunft verbunden und wird inhaltlich beschrieben „als vom Angesicht des Herrn her“ (V 9). ● Die letzten Verse unseres Abschnittes weisen auf die Verherrlichung hin, die Jesus Christus bei seiner Wiederkunft erfahren wird und die ihm schon jetzt durch die Berufung und Vollendung der Gemeinde zuteilwerden soll. Dafür betet Paulus, denn es geht in der Gemeinde nicht „um uns“, sondern darum, dass Jesus Christus erkannt, gelobt und ihm dankbar gefolgt wird.

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Donnerstag, 25. November

2. Thess. 2,1-12

● Thematisch geht es mit der Wiederkunft Jesu weiter, allerdings unter Aufklärung einer konkreten Verwirrung in Thessalonich: In der Gemeinde gab es die Anschauung, „der Tag des Herrn“ sei schon da und nicht mehr in der Zukunft zu erwarten. Das löste Verwirrung aus und dem widerspricht Paulus deutlich.

✎ Immer wieder gibt es in Gemeinden Aufregung und Verwirrung durch Sonderlehren. Paulus macht deutlich, wie wichtig es ist, standhaft zu bleiben (V 2) und die Lehre genau zu prüfen. Welche Erfahrungen machen Sie mit diesem Phänomen in Ihrer Gemeinde und wie gehen Sie als Gemeinschaft damit um? ● Paulus verweist darauf (V 3-5), dass vor der Wiederkunft Jesu ein großer Abfall, wohl in Verbindung mit einer menschlichen Verführer-Gestalt, voller gesetzloser Hybris, erfolgt. In den Versen 4 und 8-10 wird diese Gestalt beschrieben. Sie erreicht ihre hohe Zustimmung auch durch übernatürliche Taten (V 9) und erinnert an die Schilderung des Antichristen aus Offb 13. Dahinter steht die nicht zu leugnende Macht Satans und dennoch gelingt die Verführung nur bei denen, die die „Liebe zur Wahrheit“ (V 10) nicht annehmen. Hier ist, wie so oft in der biblischen Offenbarung, von einer eigenen Verantwortung der Verführten und von einer Verführung durch Gott selbst die Rede (V 11f). Beides vermischt sich auf eine für uns nicht zu durchschauende Weise, entlastet den Einzelnen aber eben nicht davon, sich selbst gegen die Verführung zu wappnen und für den Weg der Liebe und Wahrheit zu entscheiden. ● Vorübergehend wird die umfassende Entfaltung dieses Abfalls zum Bösen hin, der dennoch schon am Wirken ist (V 7), noch aufgehalten. Es gibt unterschiedlichste Vermutungen der Ausleger, was damit gemeint sein könnte. Am wahrscheinlichsten ist die Deutung auf das Römische Reich oder die Verkündigung des Evangeliums (vgl. Mk 13,10).

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Freitag, 26. November

2. Thess. 2,13–3,5

● Die Schilderung der Not führt Paulus in den Dank: Dank für das erwählende Handeln Gottes „von Anfang an“. Gott erwählt, Gott heiligt durch den Geist und weckt den Glauben an die Person gewordene Wahrheit in Jesus Christus. Der Erwählung folgt die konkrete Berufung (V 14) durch die Verkündigung des Paulus. Das Ziel ist dabei die noch ausstehende Verherrlichung.

✎ Erwählung, Berufung und Verherrlichung sind Grunddaten neutestamentlicher Heilslehre. Sie widersprechen einer allzu einfachen Bekehrungslogik, weil alles menschliche Tun sich letztlich dem Handeln Gottes verdankt. Diese Zusammenhänge zu sehen, hilft und festigt auch in Glaubenskrisen, wo der „eigene Glaube“ eben nicht mehr trägt. Tragen Sie dazu bei, dass diese tiefe Lehre des Evangeliums in Ihrem eigenen Leben und in Ihrer Gemeinde Beachtung findet. ● Diese tiefe Verwurzelung des Glaubens verhilft zum „Feststehen“. Dazu ermahnt Paulus ebenso wie zum Festhalten der Überlieferung des Evangeliums. Paulus ermahnt die Gemeinde nicht, ohne sie fürbittend dem Wirken Gottes anzubefehlen, der Wort und Werk stärken soll. ● Aus dem Gebet für die Gemeinde wächst der Wunsch nach ihrer Fürbitte: für die Ausbreitung des Evangeliums und für Schutz der vor dem Evangelium ablehnend und feindlich gesonnenen Menschen. Lapidar hält Paulus dabei eine tiefe Erkenntnis fest: „Denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding“ (V 2b). ● Und wieder fällt der Blick auf Jesus Christus – alles, was erlebt, erlitten wird, braucht diese Perspektive, denn Christus ist treu und stärkt und bewahrt. Gehorsam und Treue erwartet Paulus deshalb auch von der Gemeinde, die sich dabei ausrichten soll auf die Liebe Gottes und die Geduld Christi. Wahrscheinlich ist die Liebe Gottes zu uns und die Geduld Christi mit uns gemeint – darin liegt bleibender Herzenstrost.

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Samstag, 27. November

2. Thess. 3,6-18

● Zum Schluss beschäftigt Paulus noch einmal ein konkretes Problem: Falscher Glaube macht faul. Anscheinend gab es Gemeindeglieder, welche die bald erwartete Wiederkunft Christi zum Anlass nahmen, nicht mehr zu arbeiten oder die Armenspeisung für sich selbst auszunutzen. Hier widerspricht Paulus energisch – auch in direkter Anrede (V 12). Und bringt es zugespitzt auf den Punkt: Wer nicht arbeitet (obwohl er es könnte), soll auch nicht essen. Glaube ist kein Vorwand für Faulheit. ● Dabei kann er auch hier unverblümt von seinem eigenen Vorbild sprechen: Obwohl er als Apostel die Macht dazu gehabt hätte (V 9), arbeitete er neben der Verkündigung für seinen Lebensunterhalt (V 7f).

✎ Nichts schadet dem christlichen Zeugnis mehr, als wenn aus vermeintlichen Glaubensgründen grundlegende Lebensvollzüge aus den Angeln gehoben werden. Glaube kann auch missbraucht werden und wahrlich nicht alles, was fromm klingt, ist wirklich von Christi Geist erfüllt. Darauf hinzuweisen, kann unangenehm sein, wie auch der Hinweis auf den Vorbildcharakter jedes Christenmenschen. Ja, wir alle sind Menschen voller Fehler und doch sind wir heute oft die einzige „Bibel“, welche die Menschen noch lesen. Einladende Alltagspraxis – das können wir von Paulus lernen. Etwas von Christi Geist und Wirken kann durch Gottes Hilfe wirklich an uns und durch uns erkennbar werden. ● Paulus hat auch keine Hemmungen vor Gemeindezucht. Wer auf dem Holzweg ist, soll das zu spüren bekommen – durch Distanzierung (V 6.14) und Zu-Recht-Weisung. Aber ganz wesentlich ist, dass dies im geschwisterlichen Rahmen geschieht – ein Schaf, das sich verlaufen hat, bleibt ein Schaf der Herde und wird nicht zum Feind. Das Ziel ist Einsicht und Umkehr bei den Betroffenen und göttlichen Frieden für alle.

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Die Impulse und Andachten stammen von folgenden Autoren: 14.11.21 15. bis 19.11.21 20.11. 21.11. 22.11. 23.11. 24. bis 27.11. 28.11.

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