Seehaber: Eva Bildt. Helmut Gollwitzers Verlobte

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Wolfgang Seehaber Eva Bildt – Helmut Gollwitzers Verlobte

L SE rial A B te AG s M a L R VE hützte N NE -gesc N t U BR yrigh p Co

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F端r die Menschen, die mein Leben ganz besonders zu einem Geschenk machen: f端r meine Frau Hannelore und unsere beiden T巽chter Ruth und Judith.

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Wolfgang Seehaber

Eva Bildt Helmut Gollwitzers VerlobteSEL

l BA ateria G A RL ztes M E t V EN esch端 N t-g UN BR yrigh p Co

Ein Lebensbild

Verlag Basel . Giessen


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

L SE rial A Die Bibelzitate wurden folgender Bibelübersetzung G B Mateentnommen: ABibelgesellschaft, L Lutherbibel 1984, 1999 Deutsche Stuttgart ER ütztes V EN esch N UN ht-g BR yrigfür Die Abdruckgenehmigung die Zitate aus dem Buch «Ich will Dir schnell p sagen, dass ich lebe, CoLiebster. Helmut Gollwitzer – Eva Bildt. Briefe aus dem Krieg 1940–1945», herausgegeben vom Verlag C.H. Beck oHG, wurde beim Deutschen Theatermuseum in München eingeholt. Die ursprünglichen Briefe werden vom Evangelischen Zentralarchiv in Berlin verwaltet.

2014 by Brunnen Verlag Basel Umschlag: spoon design, Olaf Johannson, Langgçns Großes Foto Umschlag: Everett Collection, Shutterstock.com (Fotomontage mit Gesicht von Eva Bildt) Kleine Fotos Umschlag: Evangelisches Zentralarchiv, Berlin Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: Finidr Gedruckt in Tschechien ISBN 978-3-7655-1814-0


Inhalt

1. «Mischling ersten Grades» – gedemütigt und ausgegrenzt.................................................................

7

2. Paul Bildt, «der Schauspieler schlechthin» ...................

54

L ri ate

E al 3. Zerbrochene Freiheit, zerstçrte Träume AS......................

77

B AG s M L 4. Eva Bildts geistliche Heimat ........................................ R VE hützte N sc 5. «Mein’s Gottes Gab» NE ................................................... e N g RU right 6. Sterben B von eigener py Hand ........................................... Co

161

7. Eine Liebe im Krieg .....................................................

254

8. Evas Tod .....................................................................

307

9. Über den Krieg hinaus.................................................

321

10. Ein zerbrechliches, starkes Stück Leben ......................

362

Literaturverzeichnis ....................................................

381

Anmerkungen .............................................................

387

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103

209


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1. «Mischling ersten Grades» – gedemütigt und ausgegrenzt

Zwçlf Jahre ihres Lebens, das ohnehin nicht sehr lang sein durfte, musste sie sich mit ¾ngsten auseinandersetzen, Demütigungen erfahren, Verzicht üben, wenn es um das Grundlegende in einem L leinem MenSE zu a A i r Dasein geht, nämlich um die Liebesbeziehung G B Mate und hatte es AWunschberufes, schen und um die Ausübung des L R ztes t menschenverachtenden VE hüvon zu ertragen, dass ihre NExistenz E esc N Machthabern grausam -g Schwebe gehalten wurde. UN ginhtder R i B alsy«Halbjüdin» Sie hatte sich mit Vorläufigkeiten abzufinden. p r Co Staatsbürgerin des nationalsozialistischen ReiSie war vorläufig ches. Vorläufig durfte sie da und dort als Rezitatorin arbeiten. Vorläufig ließ man sie und ihre Eltern in Ruhe und nahm ihnen nicht die Wohnung, das Auskommen, die Reputation und auch nicht das Leben – noch nicht. Nie konnte sie sich von 1933–1945 in Sicherheit wiegen, nie sich ausruhen, müde von einem zukunftsverheißenden Tagewerk, und gelassen auf das Morgen warten. Denn das Morgen war von Drohungen zerfetzt, von massiven Drohungen, von glaubhaften Drohungen, ausgespien von Menschen, die infam, perfide, gewissenlos und von blindem Hass beseelt – und damit entseelt – entschlossen der Vernichtung entgegenarbeiteten. An diesem Vernichtungswillen ließen sie vom ersten Tag an 7


keinen Zweifel. Von ihm ließen sie bis ganz kurz vor dem letzten Tag ihrer Macht nicht ab. Die endgültige Vernichtung der Juden, Mord durch Erschießung und dann durch Vergasung, darauf waren sie unbedingt versessen, davon waren sie besessen. Deutschland sollte endlich «judenfrei» werden. Eva Bildt war die Tochter einer Jüdin. Ihr Vater war «deutschblütig», wie es in der damaligen rassebiologischen Terminologie hieß. Niemand konnte beweisen, dass es diese Rassen gab, nämlich die Juden und die «Arier», obwohl in Instituten eifrig geforscht wurde, man allerlei Vermessungen vornahm und Blutuntersuchungen tätigte. Da ließ sich nichts wissenschaftlich belegen. Die «jüdische Rasse» konnte nach den Regeln der Biologie nicht festgeschrieben werden. Und so musste man dann doch auf die Religion zurückgreifen, was man wegen der rassistischen Fixierung gerne L vermieden hätl SEum rzu A te. Und zwar auf die Religion der Vorfahren, B ate ia bestimmen, G A M Das «Blutschutzwer Jude, «Halbjude» oder «Vierteljude» RL zteswar. E t V gesetz» von Nürnberg aus dem Jahr 1935 bestimmte: Jude war, EN eschü N wer drei oder vier Großeltern UN ght-g hatte, die zur jüdischen ReligionsR i gemeinschaftBgehçrten. pyr Als «Mischling ersten Grades» zählte, o C Großeltern besaß. Damit war Eva Bildt abgewer zwei solcher stempelt und gerade eben noch als tragbar befunden worden, jedenfalls vorläufig. Dieses «Blutschutzgesetz» sollte nur auf «Volljuden» Anwendung finden. So schrieben es jedenfalls Beamte des Innenministeriums an das Ende dieses hastig zusammengekritzelten Nürnberger Paragraphenwerks. Hitler strich diesen Satz eigenhändig. Er hasste jeden Kompromiss in der «Rassenfrage». Allerdings verfügte er, dass bei der Verçffentlichung des Gesetzes dieser Satz wieder eingefügt wurde. «Eine besonders schwierige rassenpolitische Aufgabe», heißt es in einem der Kommentare zu den Nürnberger Gesetzen, «bildet das Problem der deutsch-jüdischen Mischlinge. Diese besit8


zen nicht nur jüdisches Blut, sondern auch deutsches Blut. Sie kçnnen deshalb weder die Rechtsstellung von Juden noch die von Deutschen erhalten. Entsprechend ihrer Blutzusammensetzung und je nach den Belangen der deutschen Volksgemeinschaft müssen sie vielmehr auf verschiedenen Gebieten wie Juden, auf anderen Gebieten wie Deutsche behandelt werden.»1 So in etwa sah die Unschlüssigkeit Hitlers hinsichtlich der rund 64.000 «Mischlinge ersten Grades» aus. Er blieb lange Zeit unentschieden, was Eva Bildt und die anderen zunächst davor bewahrte, zum Freiwild der Fanatiker zu werden. Die Mehrheit der «Halbjuden» war getauft, zu neunzig Prozent protestantisch. Und diese «Mischlinge» hatten ja eben «arische» Verwandte. Darauf gedachte Hitler erst einmal Rücksicht zu nehmen, der jener Legende vom Dolchstoß durch ein demoralisiertes, entmutigtes Volk in den Rücken des kämpfenden Heeres Ende des EL aam AS intejener ri l Zeit, als er Ersten Weltkrieges anhing – besondersBdann G Ma selbst den nächsten Weltkrieg angezettelt LA es hatte. R t E nie Doch die Nazi-Führung ützeinen Zweifel daran, dass N Vließ h c E auch diese «Mischlinge» NN dereinst ges aus dem Deutschen Reich vert U h ig BR yNur schwinden sollten. p r eben noch nicht gleich. Erst einmal wao C dran. Die meisten der «Halbjuden» überlebten ren die «Volljuden» das Dritte Reich. Ehe es an ihre Deportation und Ermordung ging, brach die Nazi-Diktatur zusammen. Eva Bildt überlebte nicht. Warum dem so war, darüber wird am Ende dieses Buches ausführlich zu berichten sein. Eine Bestimmung des Nürnberger Gesetzes sollte Eva Bildt sechs Jahre später ganz besonders betreffen, nämlich die, dass die Eheschließung eines «Mischlings ersten Grades» mit einem «Deutschblütigen» der Ausnahmegenehmigung des Reichsinnenministers und des Stellvertreters des Führers bedurfte, die so gut wie nie erteilt wurde. Doch wer wusste das schon. Eva jedenfalls sollte später mehr als ein Jahr lang darauf hoffen, 9


dass eine Verheiratung mit Helmut Gollwitzer erlaubt würde, bis auch in ihrem Fall die Absage einging. Diese «Ausnahmebestimmung hatte lediglich die Funktion», mutmaßte die Historikerin Ursula Büttner, «die Öffentlichkeit und wahrscheinlich insbesondere das Ausland über die Tragweite der Eheverbote zu täuschen.»2 Und weiter schrieb sie: «Die Gesuche der ‹Halbjuden› um ausnahmsweise Heiratserlaubnis hatte nur das eine Ergebnis, dass sie den Behçrden und Parteidienststellen bekannt wurden und sich der Aufmerksamkeit der Polizei künftig sicher sein konnten.»3 Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD, wies seine Polizeileitstellen am 6. Januar 1937 darauf hin, dass die abschlägigen Bescheide von den Betroffenen durchweg nicht verstanden, sondern als Härte empfunden würden. Darum geL l SEablehnenden a A i r langten sie «zwangsläufig zu einer gewissen HalB ate G 4 A tung gegenüber dem nationalsozialistischen RL ztes M Staat». Er befahl, E t V die Antragsteller vorsichtig und unauffällig, aber eingehend zu EN eschü N überwachen. N ht-gdie Gangart härter. Am 19. Juli 1939 RU wurde g i Zwei JahreBspäter r py Co Weisung an die Gestapo, nämlich die, den erfolgte eine weitere Verkehr der «jüdischen Mischlinge» mit «Deutschblütigen» zu verhindern. Und weitere drei Jahre später, am 9. April 1942, geriet es noch um einiges rabiater. Es wurde befohlen, die betroffenen «Mischlinge» zur «Lçsung ihres Verhältnisses» aufzufordern. Geschähe die Trennung nicht, sollten sie in ein Konzentrationslager eingewiesen werden. Dagegen gab es keine Rechtsmittel, weil es sich um eine polizeiliche «Schutzhaft» handelte.5 Zu dieser Zeit nährten Eva Bildt und Helmut Gollwitzer immer noch ihre Hoffnung, dereinst den Bund der Ehe eingehen zu kçnnen. Ob die «Halbjüdin» Eva sich darüber klar war, dass ihr Liebesbündnis von Anfang an unter einem Unstern stand, der von den Nazis als Judenstern gemalt wurde, ist nicht ganz sicher 10


zu eruieren. Sollte es ihr deutlich gewesen sein, hat sie das bestimmt in ihrem Heiratswunsch nicht beeinflusst. Da war sie von einer erstaunlichen Zuversicht und einem großen Wagemut. Sie liebte halt unermesslich. Und sie besaß ein nahezu maßloses Vertrauen, was ihren Gott anging. Auf der unergründlichen Morastlandschaft einer Diktatur, die auch und vor allem die Angst als furchtbares Herrschaftsmittel benutzt, wuchert beinahe zwangsläufig üppig das Denunziantentum, zumal wenn die Opfer so deutlich markiert sind. Da will man sich bei den Mächtigen anbiedern und deutlich signalisieren, dass man auf keinen Fall zu denen gehçrt, die den Thron der Usurpatoren beflecken. Und wenn man einen von der Macht schwach Gemachten verrät, fühlt man sich ja stark und auf der sicheren Seite. Die Herren lächeln einen an,Eklopfen lobend auf L l S hinterhältige a A i r die Schultern und zahlen manchmal für das AnB ate G A M die Gnade derer schwärzen ein erkleckliches Sümmchen. RL ztes Doch E t V von oben währt zumeist lange. Da hält man dann halt N nicht chü s NE -Ausschau. e nach dem nächstenNOpfer Es gibt ja genug. U ght g R i Auch Eva B Bildt wurde pyr das Opfer einer Anzeige bei der Polizei. Co Es betraf ihre Verbindung als «Mischling» zu einem «Deutschblütigen». Am 13. Februar 1941 schrieb sie darüber an ihren Verlobten Helmut Gollwitzer: «Soeben komme ich von meinem ‹Besuch›, wo es sich um eine ganz süße Denunziation handelte (natürlich uns betreffend) und ich sicher annehme, dass nach Klarstellung der wahren Tatsachen alles in Ordnung ist. Die Beamten waren sehr freundlich und selbst nicht erbaut davon, dass ein Mädchen es für nçtig gehalten hatte, auf Dinge hinzuweisen, von denen sie vçllig ununterrichtet war. So, jetzt atme ich tief aus – und alles ist vorbei.»6 Es war also diesmal gutgegangen. Und das war keinesfalls selbstverständlich. Wir haben bereits gesehen, ein jeder, der nach den perfiden Maßgaben der Nazis zum Judentum gezählt 11


wurde, mit wie viel Prozent auch immer, befand sich im Visier der NSDAP und der Gestapo. Es muss noch einmal deutlich gesagt werden, auch die «Mischlinge ersten Grades» konnten sich niemals sicher wähnen. Die Bestrebungen der Partei, der Rassenfanatiker wie Heydrich oder Himmler etwa, gingen deutlich dahin, die «Halbjuden» schließlich den «Volljuden» zuzurechnen, sie aus Deutschland zu entfernen und sie letztendlich der Ermordung zuzuführen. Das begann bereits bei der Abfassung der Nürnberger Gesetze. Und das zeichnete sich schrecklich deutlich während der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 ab, als die endgültige Vernichtung der Juden geplant wurde. Ob sich Eva Bildt dieser Gefahr bewusst war, wissen wir nicht genau. Aber zumindest besaß sie kundige Informationsquellen. Sie arbeitete damals als Schreibkraft beim Generalsekretär des Lutherischen Weltkonvents Hanns Lilje. Ihr Vater L stand auf der l SEder rIntendanz A Bühne des Preußischen Staatstheaters unter von B ate ia G A M Gçring besaß und Gustaf Gründgens, der einen guten zu RL Draht tes E z t V sehr hellhçrig hinsichtlichNder Judenverfolgung war. Es mag sein, chü NE -gesund dass sie von ihrem N Arbeitgeber ihrem Vater im Ungewissen U ght BR umyrisie gelassen wurde, nicht zu beunruhigen. Es mag aber p Co sie hier so leichthändig und verniedlichend ebenso sein, dass über die Denunziation und den Besuch bei der Polizei berichtete, um ihren Verlobten nicht in Sorgen um sie zu verstricken. Jedenfalls, sie kam noch einmal davon. Das war vermutlich zweierlei Umständen geschuldet: Ihr Verlobter diente als Soldat. Und der Vater Paul Bildt gehçrte damals zu den renommiertesten Schauspielern im Dritten Reich. Da ließ man auch bei der Gestapo schon einmal Vorsicht walten, jetzt noch, vorläufig. Doch Eva Bildt wird sich gedemütigt und beschmutzt gefühlt haben. Und sie wird sich bewusst geworden sein, wenn auch zunächst noch vage, dass der Morast der Nazi-Diktatur jederzeit jemanden einsinken oder sogar versinken lassen konnte, der als hçchst unerwünschter Irrgänger auf diesen – nach eigener Auf12


fassung – prachtvollen und für alle Zeit betonierten Alleen des Dritten Reiches in eine glorreiche Zukunft ausgemacht worden war. Eva Bildt war siebzehn Jahre alt, das nationalsozialistische Regime kaum zwei Monate, als die erste çffentliche, gut organisierte und sorgfältig kontrollierte Maßnahme dieses Regimes anrollte, ein Boykott der jüdischen Geschäfte, Arzt- und Rechtsanwaltspraxen am 1. April 1933. Es sollte vor aller Welt ein deutliches Signal gesetzt werden, wie ernst es den Nazis damit war, den Kernpunkt ihres Parteiprogramms, nämlich die radikale Bekämpfung des Judentums, in die Tat umzusetzen. Der Aufruf zu dieser antisemitischen Aktion erschien Tage vorher in den Tageszeitungen. Der mit einer Jüdin verheiratete Dichter Jochen Klepper, später mit der Familie Bildt befreundet, schrieb am 27. März 1933 in sein Tagebuch:E«Das L stille Pogrom l S… einen A hat heut in der Legalisierung des Boykotts B ateria Hçhepunkt G M gesät wird, muss erreicht. Was damit in jungen R Juden Hass LA an tes E z t V furchtbar werden. Anbruch einer neuen Zeit?»7 Und zwei Tage EN eschü N später notierte er: N t-gganzen jüdischen BoykottangelegenU «Zugder h R i heit habe ichBnur eins pyr zu sagen: Ich traure um die evangelische Co uns seine Ferne deutlich.»8 Und am 30. März Kirche. Gott macht 1933 trug er ein: «Ich bin kein Antisemit, weil kein Gläubiger es sein kann. Ich bin kein Philosemit, weil kein Gläubiger es sein kann. – Aber ich glaube an das Geheimnis Gottes, das er im Judentum beschlossen hat; und deshalb kann ich nur darunter leiden, dass die Kirche die gegenwärtigen Vorgänge duldet. Ich ahne, was es heißt ‹Knecht Gottes› zu sein.»9 In der Tat gab es von der protestantischen Kirche keinen offiziellen Protest. Auch die deutsche Bevçlkerung lehnte sich in ihrer großen Mehrheit nicht auf und mied zumeist die von Juden betriebenen Geschäfte. Lediglich Einzelpersonen widersetzten sich, wie etwa die hochbetagte Großmutter des Theologen Dietrich Bonhoeffer, die beherzt und unbeirrt am Boykotttag die SA13


Postenkette vor dem Berliner Kaufhaus des Westens durchschritt, das jüdische Eigentümer hatte. Eines war dem Nazi-Regime mit dieser Maßnahme ganz gewiss gelungen. Sie versetzte die Juden, die «Mischlinge», die mit Juden Verheirateten in Angst und Schrecken, auch die Bildts. Sie waren ja eigentlich gar nicht gemeint. Sie waren weder Ladeninhaber, noch Anwälte oder ¾rzte, sondern Schauspieler, Hausfrau und Schauspiellehrerin, eine Heranwachsende, die gerade eben erst nach Lebensorientierung suchte. Doch sie nahmen teil, waren Zeugen und Betroffene. In ihrem Tempelhofer Mehrfamilienhaus, Berliner Straße 37 (heute Tempelhofer Damm), wohnten die jüdischen Kaufleute Karl Eppenstein und Curt Rector, wenige Häuser weiter die jüdischen Kaufmänner Kurt Besser, Willy Grünberg, Friedrich Jacoby, Alfred Katz, Herrmann Preses, Viktor Sand und L Kurt Bieber, geSE rial genüber Julius Gelbstein, ebenfalls JudeBA und Ladeninhaber. Sie te G a A M sie spürten, dass hçrten und sahen viel. Sie fürchteten Und RL zsich. tes E t V dieser Boykott ebenfalls gegen sie gerichtet war. Auch sie sollten EN eschü N ausgeschlossen, gemieden, in UN ght-g ihrem Werden und Wandel beR i B Sie yverstanden grenzt werden. die Drohungen deutlich. Noch p r o C das Leben, doch um Sicherheit, das Ansehen, ging es nicht um den Beruf und das wirtschaftliche Auskommen. Erst rund einen Monat zuvor, am 27. Februar, hatte Paul Bildt am Staatstheater vom strammen Nationalsozialisten und neuen Intendanten Franz Ulbrich ein Kündigungsschreiben erhalten, weil er mit einer Jüdin verheiratet war und eine «halbjüdische» Tochter hatte. Sein Kollege Hans Otto, Mitglied der KPD und Obmann des Lokalverbandes der Staatstheater, berief eine Gewerkschaftsversammlung ein und konnte erreichen, dass Bildt wieder eingestellt wurde. Noch saßen die Nazis nicht ganz fest im Sattel. Der Schauspieler Hans Otto ging in den Untergrund und führte fortan von dort aus seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus. Im November 14


1933 wurde er verhaftet und während seiner Verhçre schwersten Folterungen ausgesetzt. Da er dennoch keine Informationen preisgab, warfen ihn seine Peiniger, wütend über sein Schweigen, kurzerhand aus dem Fenster auf die Straße, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Paul Bildt hatte den Freund zuvor vergeblich beschworen, zu emigrieren und sein Leben zu retten. Es gab Angebote aus Wien, aus Prag, aus Zürich. Doch Otto antwortete: «Gefährdet sind wir alle. Gerade jetzt ist jeder einzelne wichtig, unersetzlich.»10 Propagandaminister Goebbels streute das Suizidgerücht und untersagte allen «Kulturschaffenden» die Teilnahme an Ottos Bestattung. Die Schauspieler hielten sich an dieses Verbot. Gustaf Gründgens zahlte die Kosten der Beerdigung. Hans Otto wurde nur 33 Jahre alt. Nach seiner Beinah-Kündigung, nach der L Ermordung des l SE rTheatern A Schauspielerfreundes – und keiner in den Berliner zweiB ate ia G A M worden war –, felte daran, dass der Kollege absichtlich RL ztesgetçtet E t V nach den Boykottmaßnahmen vom N hü 1. April fühlten Paul Bildt NE -gesc wie zerbrechlich ihre Existenz und seine Familie Nschmerzlich, U ght i BR nun war. Und es war pyr nur der Anklang einer noch viel schlimmeo C des Terrors. Das ahnten sie. Denn Paul Bildt, ren Symphonie Charlotte Bildt, Eva Bildt besaßen feine Antennen für das drohende Wehen in der hassgesättigten Luft des «Tausendjährigen Reiches», der «jüdisch Versippte», die Jüdin und der «Mischling». Rund eine Woche später wurden die Bildts erneut von Furcht gebeutelt, obwohl sie wiederum zunächst nicht direkt betroffen waren. Am 7. April 1933 erließ der Nazi-Staat das «Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums», kurz auch «Arierparagraph» genannt. «In Wahrheit brachte es nicht die Wiederherstellung, sondern das Ende des politisch unabhängigen qualifizierten Beamtentums. Die Verçffentlichung im Reichsgesetzblatt verdeckte, dass mit diesem ersten judenfeindlichen Maßnahmegesetz nicht Recht geschützt, sondern 15


die brutale Entrechtung einer ganzen Bevçlkerungsgruppe dem Schein nach legitimiert werden sollte.»11 Auch die «Mischlinge» waren mit diesem Gesetz gemeint. Unmissverständlich signalisierten die Nazis am Anfang ihres Regimes, dass Juden mit der Zeit aus allen Lebensbereichen verschwinden sollten. Innerhalb von wenigen Tagen hatten sie verdeutlicht, dass ein «Nichtarier» hinter einem Ladentisch unerwünscht sei und künftig nicht mehr ärztlich behandeln und rechtlich beraten sollte. Noch war das nur eine Warnung. Sieben Tage später wurde verfügt, dass er diesem Staat auf keine Weise mehr dienen durfte. Der Einfluss der Juden sollte mit der Zeit auf Null zurückgeschraubt werden, erst einmal. Bis zur Schaffung eines «judenfreien Deutschlands» sollte es noch einige Jahre dauern. Doch die Betroffenen verstanden und hielten ängstlich den an. EL Atem l der jüdiS37 a A i r Im Haus der Bildts in der Berliner Straße wohnte B ate AG ers hat sche Landgerichtsrat Alfred Berg. Auch L R zte M vermutlich seinen E t V Stuhl räumen müssen. N Die Schauspielerfamilie wird es mitE eschü N bekommen und mitgelitten haben. Und ein halbes Jahr später UN ght-g R i waren dann B sie gemeint. Der Staat erließ am 22. September pyr Co 1933 das Reichskulturkammergesetz und verbot Juden, auch den «Mischlingen», einen Beruf etwa im Theater, im çffentlichen Musikleben und im Bereich der Bildenden Kunst. Eva Bildt wollte gerne Sängerin werden und musste leidvoll begreifen, dass dieser Berufsweg für sie verschlossen war. Und selbst in Laienchçren konnte sie nicht mitsingen. Denn der Deutsche Sängerbund hatte schon am 16. August in vorauseilendem Gehorsam von sich aus Juden aus ihren Reihen vertrieben, um dem «revolutionären Geist» der Zeit zu dienen. Doch die junge Frau fand dann später doch eine Singgemeinschaft von ganz besonderer Art, in der sie ihre Stimme frei und unbeschwert erklingen lassen konnte. Davon wird noch zu erzählen sein. 16


Die junge Eva Bildt, die gerade in das Leben starten wollte, wurde jäh ausgebremst und in ihre Schranken verwiesen, von denen sie zuvor noch nie etwas geahnt hatte. Das muss sie unsicher gemacht und verletzt haben. Sie begann zu spüren, dass ihre Existenz keineswegs mehr fraglos war. Und die Antworten klangen nach Drohungen. Ihre Zukunft blickte sie an, als sollte die sehr verhältnismäßig, vage und manchmal klammheimlich sein. Sie ahnte, dass sie vielleicht würde in Verstecke flüchten müssen. Wir werden sehen, dass das alles zutraf. Wir werden aber auch sehen, dass sich Eva Bildt von jeder Anklage fernhielt. Nein, sie protestierte nicht, lehnte sich niemals tätig auf, aber sie fügte sich auch nicht so unbedingt in die menschenverachtenden Gesetzmäßigkeiten ihrer Zeit ein. Sie suchte, sie fragte, fand sich manchmal nicht zurecht und hçrte dann undEL wann Ablehnung. S rial Dann reagierte sie sehr empfindlich. BA te

G a LA es M R E tztçffentlichen Rechtes hatte Für die Kirchen als Kçrperschaften N V schüdes E N -geim Berufsbeamtengesetz keine Andie Reichsregierung Nbewusst U ht sie jetzt noch Konflikte vermeiden BR yrigweil ordnungen getroffen, p Co1933 enthielt ein zweites Gesetz lediglich die wollte. Ende Juli

Ermächtigung, die Bestimmungen auch auf kirchliche Amtsträger anzuwenden. Nichts war hier zwingend. Die katholische Kirche vermied es dann auch, den «Arierparagraphen» bei ihren Amtsträgern anzuwenden, weil nach ihrer Auffassung damit das Sakrament der Taufe verletzt würde. Diese Bedenken hatte in der evangelischen Kirche kaum jemand. Wichtige Landeskirchen übernahmen das Beamtengesetz für ihren Bereich, darunter am 5. September als grçßte die Altpreußische Union. Ein nachhaltiger Protest gegen die Ausschließung von «nichtarischen» Mitarbeitern blieb weitgehend aus. Nur einige wenige meldeten Widerspruch dagegen an, dass jüdische Pastoren einfach ins Abseits geschoben werden sollten, weil 17


dem Staat hier ein Eingriff in das geistliche Leben der Kirche gestattet wurde, der ihm nicht zustand. Einer von denen, die widersprachen, war der 27-jährige Privatdozent Dietrich Bonhoeffer. Bereits am 15. April schloss er einen Aufsatz mit dem Titel «Die Kirche vor der Judenfrage» ab und trug ihn wenig später einer Pfarrkonferenz in den Gemeinderäumen der Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche vor. Er fand kaum Zustimmung. Einer seiner geistlichen Mitbrüder verließ sogar protestierend den Raum. Das schmerzte ihn sehr, wie ihm überhaupt das Unverständnis seiner geistlichen Mitbrüder wehtat. Er forderte ein dreifaches Verhalten der Kirche. Zum Ersten solle sie den Staat nach der Rechtmäßigkeit seines Handelns befragen; zum Zweiten sich um die Opfer des staatlichen Handelns tätig kümmern, und zwar um alle Opfer, nicht nur um die getauften Juden, sondern um jeden Juden ohne Ausnahme. drittens, EL aUnd l der jüdiAS Schaden i r wenn der Staat seine Macht weiterhinBzum G dieMKirche ate «dem Rad in A schen Mitmenschen missbrauche, solle L R ztes t VE hunmittelbar die Speichen fallen», dasNheißt, politisch handeln. E esc ü N Das letzte Tun solleNallerdings von der Entscheidung eines evanU ght-g R i B abhängen. gelischen Konzils pyr Da wollte C dieo Geistlichkeit in ihrer Mehrheit nicht mitmachen. Man gedachte nicht, dem noch jungen Staat seine Loyalität zu entziehen. Ungehorsam gegen die Obrigkeit, die ja von Gott eingesetzt war, wie man dem 1. Vers des 13. Rçmerbriefkapitels entnahm, war noch niemals eine Sache des Protestantentums gewesen, lebte es sich doch unter der Gnade der Mächtigen bequem und ungestçrt. Und man hatte doch schließlich die Bibel und Luther auf seiner Seite, auch wenn andere sagten, man hätte beide gründlich missverstanden. Die Bildts hatten vermutlich von den Querelen in der evangelischen Kirche nichts mitbekommen. Noch hatten sie sich ihr nicht angenähert. Das sollte erst wenig später geschehen. Sie waren nach dem Einbruch des Nationalsozialismus auch in ihr Leben 18


gerade auf der Suche nach einem neuen Fundament, auf dem sie ihre Existenz künftig aufzubauen vermochten. Es würde der christliche Glaube und die Bekennende Kirche sein. Bonhoeffer setzte dann in seinem Protest gegen den Ausschluss der jüdischen Amtsträger aus der Kirche noch einen drauf, als er im September 1933 «Thesen» zum «Arierparagraphen» verfasste. In ihnen hieß es dann radikal: «Die Forderung der D.C. (Deutschen Christen) zerstçrt das Wesen des Pfarramts, indem sie Glieder der Gemeinde zu Brüdern minderen Rechts, Christen zweiter Klasse macht. Die anderen, die von dieser Forderung unbetroffen, also privilegiert bleiben, werden sich selbst lieber den Brüdern minderen Rechts zur Seite stellen wollen als in der Kirche von Privilegien Gebrauch machen. Sie werden daher ihren einzigen Dienst, den sie der Kirche in Wahrheit noch tun kçnnen, darin sehen müssen, dass sie das LPfarramt, das zu SE rial 12 A einem Privileg geworden ist, niederlegen.» B ate AGresignierte Seine Worte verhallten erneut. Er L R ztes M schließlich, was E t und wechselte bis 1935 V seine evangelischen Amtsbrüder anging, EN eschü N als Pfarrer nach England. t-g von dort mischte er sich weiter in UN ghDoch R i B den Kirchenkampf r So groß war seine Resignation nun doch yein. opchristliche nicht. Er liebteCdie Kirche leidenschaftlich. Und die Judenfrage blieb bestimmend in seinem Leben und führte ihn dann letztendlich in den politischen Widerstand. Die Bildts haben diesen wahrhaften Protestanten nie persçnlich kennen gelernt. Doch mittelbar hatten sie durch andere Menschen, durch Freunde später in Dahlem, Anteil an seinen Gedanken und an seiner tätigen Solidarität. Im September 1933 gründete sich in Dahlem, das ab 1940 die geistliche Heimat von Eva Bildt werden sollte, der Pfarrernotbund, dem schließlich bis zu 7000 Geistliche in ganz Deutschland angehçrten und aus dem die Bekennende Kirche herauswuchs. Federführend bei dieser Gründung war Pastor Martin Niemçller. Auch Bonhoeffer war daran maßgeblich beteiligt. 19


Diese Vereinigung von Pfarrern wollte sich gegen die Eingriffe des Staates in die Theologie und die Struktur der Kirche wehren. Der Bund bezog aber auch Stellung gegen den «Arierparagraphen». Der letzte Satz der Notbundverpflichtung, die alle Beitrittswilligen zu unterschreiben hatten, lautete: «In solcher Verpflichtung bezeuge ich, dass eine Verletzung des Bekenntnisstandes mit der Anwendung des Arierparagraphen im Raum der Kirche Christi geschaffen ist.»13 Doch auch diese Pastorenvereinigung vermochte es letztlich nicht, ihre jüdischen Amtsbrüder zu schützen, wie es auch später der Bekennenden Kirche nicht gelang, sich letztgültig und wirksam für die verfolgten Juden überhaupt zu engagieren. Das taten nur einige wenige ihrer Mitglieder. Darin lag ihre große Schuld. Dietrich Bonhoeffer hat sie 1940, zu einer Zeit, als sich Hitler auf dem Hçhepunkt seiner Macht befand, E unmissverständlich L l S Das A und stellvertretend in seiner Ethik bekannt. B ateria Stuttgarter G A s dem M Zusammenbruch Schuldbekenntnis von 1945, abgelegt RL znach te E t V des Dritten Reiches, gingNauf diese Schuld überhaupt nicht ein E eschü N und hinterließ zudem den peinlichen Eindruck eines kläglichen UN ght-g R i Versuchs der B Reinwaschung, als hätte die Kirche sich in den unpyr Cozuvor mutig in den Kampf für die Entrechteten, heilvollen Jahren Getretenen und erbarmungslos Verfolgten geworfen. Zumeist war das Gegenteil der Fall gewesen. 1933 wurde Eva Bildt als «Halbjüdin» ohne Wenn und Aber den Juden zugerechnet und damit den gleichen Gefährdungen, Entrechtungen und Demütigungen ausgesetzt. Das Nürnberger «Blutschutzgesetz» zwei Jahre später klassifizierte sie dann als «Mischling ersten Grades» und nahm sie damit zunächst einmal aus der Schusslinie der nationalsozialistischen Rassenfanatiker. Doch schon zu dieser Zeit waren Eiferer heftig darum bemüht, das zu verhindern. Diese hasserfüllten und verblendeten Bestrebungen sollten sich über die gesamte Zeit des Dritten Reiches er20


strecken. Allein sein Zusammenbruch verhinderte es, dass letztlich auch diese «Mischlinge» den Juden zugeschlagen wurden und der Deportation samt der Ermordung anheimfielen. Besonders Hitler und sein Propagandaminister, obwohl fanatische Antisemiten, verhinderten die Gleichstellung von Juden und «Mischlingen ersten Grades», weil sie die Reaktionen von deren «arischen» Angehçrigen fürchteten. Hitler war es dann auch, der im Dezember 1938 die Kategorie der «privilegierten Mischehe» schuf, unter die alle Lebensgemeinschaften einer jüdischen Frau mit einem «deutschblütigen» Ehemann fielen. Der Dichter Jochen Klepper führte eine solche Ehe, wie auch der damals populäre Schauspieler Joachim Gottschalk und eben Paul Bildt. Als den Juden im September 1941 befohlen wurde, einen gelben Stern zu tragen, mussten das Hanni Klepper, EL al Meta GottAS tesie ri die radikalen schalk und Lotte Bildt nicht tun. AuchBhatten G a A M Entbehrungen der Juden in späteren was die NahRL zKriegszeiten, tes E t V rungsmittel, die Kleidung und andere Gebrauchsutensilien des EN eschü N Alltags anging, nicht mitzuerleiden. Ihre Wohnungen wurden UN ght-g R i B und nicht angetastet pyr ihnen wurden etwa auch die Radiogeräte Co bis ans Ende des Krieges blieben sie von gelassen. Nahezu Zwangsarbeit, Deportationen und Ermordung verschont. Doch den Zwangsnamen «Sara» mussten auch diese Frauen ab dem 1. September 1939 führen, wie die Männer den Namen «Israel». Man kann sich vorstellen, wie demütigend das für Lotte Bildt und alle anderen gewesen sein musste, wenn sie irgendwo eine Unterschrift zu leisten hatten. Sie waren gebrandmarkt, wie es später viel schlimmer die «Sternträger» waren. Aber diese Weisung hinsichtlich der «privilegierten Mischehe» wurde nicht rechtlich festgeschrieben. Es gab sie nie als Gesetz. Es blieben der Schwebezustand, die Drohung, dass jederzeit alles geändert werden kçnnte, und damit die Angst. Die rassistischen Nazis hantierten, was das Schicksal der Menschen anging, die ir21


gendwie mit dem Judentum verbunden waren, nur zu gerne mit den Damoklesschwertern. Das furchteinflçßende Wort «vorläufig», das im Dritten Reich die Sicherheit so brüchig aussehen ließ, stand wieder einmal im Lebensraum Eva Bildts, die sich um ihre Mutter jahrelang furchtbar sorgen und um ihr Wohlergehen, ja, um ihr Leben bangen musste. Überall im Dritten Reich hingen seit 1935 an Geschäften und Gaststätten die Schilder mit der Aufschrift «Juden unerwünscht». Und in Schaukästen sah man die brutal antisemitischen, aufpeitschenden und obszçnen Ausgaben des «Stürmers», in denen ihr hemmungslos die Juden hassender Herausgeber, der fränkische Gauleiter Julius Streicher, diese Juden mit riesigen Hakennasen, stechenden, verschlagenen Augen, gierigen Klauenhänden und so verkommen wie mçglich darstellen ließ und ihre Grausamkeit anprangerte. L SE rialTexte hämDiese Schilder, diese Bilder, die dazuBA passenden atean, hetzten auf. AG klagten M merten auf die Deutschen ein, warnten, L R ztes VE Das blieb nicht ohne Folgen für h diet Sichtweise der Deutschen. N E esc ü N Aus Dahlem wird erzählt, -g das jüngste der Kinder Adolf FreuUN ghtdass R i denbergs, derBebenfalls pyr in einer «privilegierten Mischehe» lebte, Co verstçrt nach Hause gekommen sei, nachdem eines Tages vçllig es die schrecklichen Bilder im «Stürmer» gesehen hatte, und voller Entsetzen die Mutter gefragt habe: «Sag mir doch, was Juden sind. Sind das Menschen? Die sind ja furchtbar.» Darauf habe Frau Freudenberg ihren Sohn fest bei den Schultern genommen und zu ihm gesagt: «Sieh mich an. Ich bin eine Jüdin.» Damit wusste der kleine Junge Bescheid und war gegen die Hasspropaganda des «Stürmer» fortan immun.14 Auch Eva Bildt wird es nicht vermocht haben, sich auf die hetzerischen, verächtlichen Bilder des «Stürmers» einen Reim zu machen, wenn sie in das schçne, beinahe madonnenhafte Gesicht ihrer Mutter schaute, die schmale gerade Nase erblickte und die sanften, dunklen Augen, in denen so viel Güte lag. Dann 22


wird ihr die entsetzliche, verzerrende Verlogenheit der rassischen Ideologie des Nationalsozialismus deutlich geworden sein. Aber sie wird auch begriffen haben, dass so viel ständig neu aufgestauter Hass letztendlich grauenhafte Ausbrüche zeitigen musste, die dann auch gegen die Mutter gerichtet sein würden. Und die Angst wird wieder hellwach gewesen sein, eine Angst, die bei dieser jungen Frau zumeist eine um andere gewesen ist. Um sich selbst hat sie nur selten gefürchtet. Das mag in ihrem fundamentalen Glauben begründet gewesen sein. Und ab dem Winter 1940 liebte sie einen Mann. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 tobte ein von Goebbels angezettelter Terror gegen die Juden durch Deutschlands Straßen. Ein entfesselter Mob zertrümmerte jüEL ablindwütig l zündete Szusammen, A i r disches Eigentum, schlug Juden jeden Alters B ate AG vierhundert Synagogen an und ermordete nahezu jüdische MitL R ztes M E t V menschen. 30.000 von ihnen wurden in die KZs deportiert. In EN eschü N Berlin wurden neun der zwçlf UN ght-g verbliebenen Synagogen niederR i gebrannt undBjederyjüdische Laden zerstçrt. Der Propagandamip r o nister hatte dieCTçtung des Legationsrates Ernst von Rath durch den Juden Herschel Grynspan in Paris als willkommenen Anlass gesehen, die zerstçrende und mordende Bande von der Leine zu lassen, um den Juden wiederum zu zeigen, was sie in Deutschland erwartete.15 Eine Mitarbeiterin des Burckhardthauses in Dahlem, in dem Eva Bildt einmal für kurze Zeit arbeiten sollte, erzählte voller Entsetzen und Scham, dass sie morgens ein junges Mädchen auf dem Kurfüstendamm gesehen habe, das barfuss, im Nachthemd und blutüberstrçmt über den Bürgersteig gelaufen sei. Ein Auto mit dem Kennzeichen der Franzçsischen Botschaft habe angehalten und das weinende Mädchen mitgenommen. Alle deutschen Autos seien an ihm vorbeigefahren.16 23


Diejenigen, die frontal gegen diese Untaten der Nazis an den Juden standen, trçsteten sich damit, dass doch die Bevçlkerung in ihrer Mehrheit diese mçrderische Hetze ablehnte. Die Journalistin Ruth Andreas-Friedrich schrieb am 10. November 1938 in ihr Tagebuch: «Um halb zehn fahre ich in die Redaktion. Der Omnibusschaffner sieht mich an, als wolle er mir etwas Wichtiges mitteilen. Aber dann schüttelt er nur den Kopf und schaut schuldbewusst zur Seite. Die Mitfahrenden blicken überhaupt nicht auf. Jeder macht ein Gesicht, als bäte er irgendwie um Verzeihung. Der Kurfürstendamm ist ein einziges Scherbenmeer. An der Ecke Fasanenstraße stauen sich die Menschen. Eine stumme Masse, die betreten in Richtung der Synagoge schaut, deren Kuppel von Rauchwolken verhüllt ist. ‹Verfluchte Schande!›, flüstert neben mir ein Mann. Ich sehe ihn liebevoll an. Jetzt wäre es eigentlich Zeit, zu seinem Nächsten ‹Bruder› zu sagen, fällt mir ein.»17 EL S den al Jochen Klepper notierte am gleichen Tag: BA «Aus teri verschiedeG a A swir, M wie ablehnend die nen ‹jüdischen› Gegenden der Stadt RL hçren te E z t V Bevçlkerung solchen organisierten Aktionen gegenübersteht. Es EN eschü N ist, als wäre der 1933 noch reichlich vorhandene Antisemitismus UN ght-g R i B seit der Übersteigerung pyr 18der Gesetze in Nürnberg 1935 weit-, Co Doch wenig später klagte er: «Wie weithin geschwunden.» man im Schlafe aufschrickt – als würden Hanni, Brigitte, Renerle [sc. die Stieftochter Kleppers] abgeholt –, das sagt genug.»19 Einen Tag darauf schrieb er seufzend: «Kein schwerer Gedanke, kein banges Gefühl, durch die man in diesen Tagen nicht hindurchmuss.»20 Ebenfalls am 11. November berichtete Ruth Andreas-Friedrich von etwas Licht in dieser furchtbaren dunklen Zeit, von Mut und tätiger Solidarität mit den Gefährdeten: «Gottlob, es sind viele gewarnt worden! Hunderte konnten bei Freunden untertauchen. Hunderte haben bei Fremden Schutz gesucht – und Schutz gefunden. Eine kleine Näherin hat zwei jüdische Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Sie wusste nicht einmal, woher sie kamen und 24


wie sie hießen. In der Frankfurter Allee haben Arbeiter den jüdischen Geschäftsinhabern die über die Straße verstreuten Waren zurückgebracht. Sie sprachen kein Wort, sie rückten nur verlegen an ihren Mützen. Im Hinterzimmer eines Krankenhauses verbirgt der Chefarzt einen verwundeten Rabbiner vor den Spürnasen der Gestapo.»21 Wir kçnnen davon ausgehen, dass dieses neue furchtbare Signal von allen, die betroffen waren, verstanden wurde. Die Bildts werden sich in ihrer Tempelhofer Wohnung wieder einmal geduckt und furchtsam nach draußen gelauscht haben. Mittlerweile hatten sie sich fest mit der Bekennenden Kirche verbunden. Doch auf ein einheitliches Protestwort von ihr gegen diese grauenhafte Verletzung der Kernbotschaft des Evangeliums, die Gnade, Barmherzigkeit, Liebe und die unbedingte Solidarität mit den Schwachen verlangt und verheißt, wartetenEsie L vergeblich. Nur l etwa der AS teriawie einzelne Pastoren erhoben mutig ihre BStimmen, G a A sM 41-jährige Gemeindepfarrer von Julius von Jan RLOberlenningen te E z t V und der 30-jährige Geistliche Helmut Gollwitzer in Dahlem. EN eschü N Julius von Jan wurde wegen UN ght-g seiner tapferen Predigt am Bußtag, R i B dem 16. November pyr1938, in der er die Missachtung von Recht o C und die Verletzung der Zehn Gebote anpranund Gerechtigkeit gerte, von SA-Leuten zusammengeschlagen, ins Gefängnis geworfen, ausgewiesen und schließlich dorthin an die russische Front geschickt, wo es am gefährlichsten war. Er überlebte das alles und konnte nach dem Krieg in seine alte Gemeinde zurückkehren. Die Bekennende Kirche hatte ihn in ihre Fürbittenliste aufgenommen. Landesbischof Wurm protestierte in einem Schreiben vom 6. Dezember bei Justizminister Gürtner gegen die Behandlung von Julius von Jan und sprach offen aus, dass beim Pogrom vom 9./10. November Brandstiftungen und Misshandlungen von dazu befohlenen Mitgliedern politischer Organisationen unter den Augen der Behçrden geschehen seien. 25


Im selben Brief offenbarte der Bischof seine eigene Haltung zum Judentum, die erschrecken lässt: «Ich bestreite mit keinem Wort dem Staat das Recht, das Judentum als ein gefährliches Element zu bekämpfen. Ich habe von Jugend auf das Urteil von Männern wie Heinrich von Treitschke und Adolf Stoecker über die zersetzende Wirkung des Judentums auf religiçsem, sittlichem, literarischem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet für zutreffend gehalten und vor dreißig Jahren als Leiter der Stadtmission in Stuttgart gegen das Eindringen des Judentums in die Wohlfahrtspflege einen çffentlichen und nicht erfolglosen Kampf geführt.»22 Wurm schloss seinen Brief mit dem Hinweis darauf, dass seine Pfarrer angewiesen seien, sich in dieser aufgeregten Zeit zurückzuhalten und kein den Staat aufreizendes Wort zu sagen. Wer dem nicht nachkomme, müsse eben die Folgen Ltragen. l SE predigte A Ebenfalls am Bußtag nach der Pogromnacht B ateria GollwitG A zer im überfüllten Dahlemer Gemeindehaus. RL ztes M Die Menschen saE t V Fensterbänken. ßen auf dem Fußboden, N den Die Fenster waren E eschü N geçffnet worden, damit die, die keinen Platz mehr gefunden hatUN ght-g R i ten, dennochBden Gottesdienst mitfeiern konnten. Leni Immer pyr CoErinnerungen: «Nach dem Lied ‹Aus tiefer Not schrieb in ihren schrei ich zu dir› kam P. Lic. Gollwitzer nach vorne. Er war ohne Talar, nur im schwarzen Anzug. Sein Gesicht war bleich, fast maskenhaft. Er las die Zehn Gebote vor. Nach kurzer Liturgie und dem Bußgebet begann die Predigt …»23 In ihr kam an keiner Stelle das Wort «Jude» vor. Doch jeder wusste genau, was gemeint war. Die Betroffenheit war in jeder Minute spürbar. Nach dem Gottesdienst gingen alle schweigend nach draußen. Die Stille wirkte, als schrie sie die ganze Not der Zeit heraus. Leni Immer erinnerte sich weiter: «Gollwitzer sah aus wie einer, der mit dem Schlimmsten rechnete. Ausweisung aus der Gemeinde, Einweisung ins Gefängnis, das alles war bedacht.»24 Der getaufte Jude und wegen seiner «nichtarischen» Herkunft 26


als Journalist entlassene Harry Richard Loewenberg schrieb gut ein Jahr später für die Tochter Barbara seine Erinnerung an diesen Gottesdienst nieder: «An jenem Bußtagsmorgen ging ich nach dem Frühstück nach Dahlem. In dem überfüllten Gemeindesaal hielt Pastor Gollwitzer Gottesdienst. Ich fand keinen Sitzplatz mehr u.[nd] musste in der Vorhalle stehen. Eine schwere, gedrückte Stimmung lastete auf der Gemeinde. Diese Tage ausbrechender Bestialität hatten – für viele wohl zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit – das wahre Gesicht des Nazitums enthüllt. Pastor Gollwitzer gab den Gedanken, die mich an diesem dunklen Bußtag bewegten, in meisterhafter Weise Ausdruck. Ich habe später diese Predigt, die zu den besten gehçrt, die ich je vernommen habe, oftmals gelesen, und ich empfand es als ein großes Erlebnis, dass dieser Mann die Worte sprach, die der Gemeinde an diesem Tag gesagt werden mussten – oftmalsE mit L allzu deutlicher SAberriaesl tat mir unA Bezugnahme auf die Judenverfolgungen … B ate AG Menschen endlich wohl, zu wissen, dass es noch gab, denen ich L R ztes M E t V mich zugehçrig rechnenNdurfte, hselbst in dieser Zeit, da ich zu c ü s NEallen e denen gehçrte, dieNmit Mitteln grausamster Brutalität aus U ght-g 25 R i B dem Volk ausgespieen pyr wurden.» Cohielten sich zunächst zurück. Der Fall des DahDie Behçrden lemer Pastors Martin Niemçller, dessen Verhaftung und schließlich seine Einweisung in ein KZ als «persçnlicher Gefangener des Führers» ein Jahr zuvor, hatten viel Staub aufgewirbelt und zu regelmäßigen abendlichen Fürbittengottesdiensten Anlass gegeben. Die Gestapo wollte zu dieser Zeit auf keinen Fall einen neuen Märtyrer schaffen. Erst zwei Jahre später wurde Gollwitzer von Sanktionen betroffen. Am 3. September 1940 wies man ihn aus Berlin aus und verhängte über ihn ein Redeverbot. Da hatte er bereits Eva Bildt kennen gelernt, und die Liebe begann, sich Bahn zu brechen. Die Predigt fand eine große Resonanz. Gollwitzer empfing viele anerkennende Briefe. Darunter war auch einer der Studien27


rätin Elisabeth Schmitz, die schon Jahre zuvor eine profunde und engagierte Denkschrift zur Lage der Juden verfasst hatte, mit der sich die Bekennende Kirche allerdings niemals ernsthaft auseinandergesetzt hatte. Elisabeth Schmitz hielt sich zur Dahlemer Gemeinde, arbeitete dort in Kreisen mit und machte damals das Leiden der jüdischen Mitmenschen zu ihrem Lebensthema. In ihrem Brief äußerte sie sich sehr lobend über Gollwitzers Predigt: «Es lässt sich wohl nicht mehr sagen als dies: dass man erfüllt war von dem Gefühl: So, und nur so kann und darf nach dem, was geschehen ist, eine christliche Gemeinde in Deutschland zusammen sein. Meiner Freundin, die vor der – im Augenblick unmçglich gemachten – Auswanderung steht, haben Ihre Worte herausgeholfen aus tiefer Bitterkeit und Verzweiflung über die Haltung der Kirche.»26 Gegen Ende dieses Schreibens stehen dieEbemerkenswerten L S rkommen al Sätze: «Ich bin überzeugt, dass – sollte B esAdahin – mit te i G a A M Deutschland verdem letzten Juden auch das Christentum RL ztes aus E t V schwindet. Das kann ich N nicht beweisen, aber ich glaube es.»27 hü

NE -gesc N t RU potenzierte Der Oktober B 1941 die Bedrohung und die Angst der righ y p o Bildts und allerCanderen, die mit dem Judentum irgendwie ver-

bunden waren, erneut und ganz erheblich. Der Leiter des Rassepolitischen Amtes der NSDAP, Walter Groß, hatte in einer Rede, die verçffentlicht wurde, wiederum, wie schon 1935, gefordert, die «Mischlinge ersten Grades» den Juden gleichzusetzen und sie wie diese aus Europa auszutreiben. Eva Bildt musste sich betroffen und in hohem Maße beunruhigt gefühlt haben. Hitler lehnte dieses Verlangen auch diesmal ab, vermutlich, weil er immer noch fürchtete, der «arische» Anhang der Betroffenen kçnnte zu tätiger Opposition gegen den Staat aufgestachelt werden. Im Oktober einigten sich daraufhin der Chef der Staatskanzlei, Hans Heinrich Lammers, und Groß auf die Zwangssterilisation aller «Mischlinge ersten Grades», 28


«um die Gruppe innerhalb der nächsten Jahrzehnte zum Aussterben zu bringen».28 Und ebenfalls in diesem Oktober begannen die Massendeportationen der Juden in Richtung Osten. Niemand kannte genau das Ziel. Keiner wusste bestimmt, welches Schicksal auf die Deportierten wartete. Doch alle bisherigen Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen Regime erzählten den Bedrohten, dass ihr künftiges Geschick dort in der Ferne furchtbar sein würde, gewiss noch schlimmer als das, was sie bereits jetzt erlitten. Darum entzogen sich viele der Gefährdeten dem Abtransport durch Selbstmord. Allein in Berlin starben an einem Tag im Oktober 280 Menschen. Dietrich Bonhoeffer und sein Freund Friedrich Justus Perels, Justiziar der Bekennenden Kirche in der Altpreußischen Union, beobachteten die ersten Deportationen undEverfassten genaue L l und der SWiderstand a A i r Berichte darüber, die sie dem militärischen G B Mate Unterfangen. Ökumene zukommen ließen, R kein LAungefährliches tes E nach znationalsozialistischer t Vder Eva Bildt sollte später Perels, Rasü N E esch N senklassifikation ein «Mischling zweiten Grades» war – er besaß UN ght-g i BR yrGroßvater nur einen jüdischen –, um rechtliche Beratung hinp o sichtlich ihresCAntrags auf die Bewilligung der Eheschließung mit Gollwitzer bitten. Als viele Deutsche auf den Beginn der Deportationen bestürzt wirkten und sich gar zu kleinen Freundlichkeiten gegenüber den zur Abschiebung Zusammengetriebenen hinreißen ließen, verfasste Goebbels einen wilden Hetzartikel im «Reich», um den Hass der Deutschen gegen die Juden wieder hochzupeitschen. Und das Reichssicherheitshauptamt ordnete sofort an, «Deutschblütige», die çffentlich ihre «freundschaftlichen Beziehungen» zu Juden zeigten, «aus erzieherischen Gründen vorübergehend in Schutzhaft zu nehmen».29 Denn die Bevçlkerung in der Reichshauptstadt nahm durchaus wahr, was mit ihren jüdischen Mitbürgern geschah. Der jüngere 29


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