Siemon-Netto: Duc, der Deutsche

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Uwe Siemon-Netto Duc, der Deutsche

L SE rial A G B Mate A L ER 端tztes V EN esch N t-g UN BR yrigh p Co

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Über

den

Autor

Seit 57 Jahren ist Dr. Uwe Siemon-Netto Journalist. Von 1965 bis 1969 berichtete er für den Axel-Springer-Verlag aus Vietnam. Später studierte der gebürtige Leipziger in den USA lutherische Theologie und betreute als Seelsorger Vietnam-Veteranen. Er wurde 1992 an der Boston University zum Doktor der Theologie undLReligionssozioloE mit l seiner Frau gie promoviert. Uwe Siemon-Netto ist seit 51 Jahren AS riaEhepaar B e t Gillian, einer gebürtigen Engländerin, G verheiratet. Das lebt a A M L in Kalifornien und Südwestfrankreich. R es

VE hützt N E eunter sc anderem für: Associated Press, N Uwe Siemon-Netto arbeitete N g t Springer, Stern, RUHamburger igh Morgenpost, GEO (D und F), Merian, B r y Weltwoche, Quick, p Bunte, NZZ, Travel and Leisure, Yale Literary Co Magazine, Civilization Magazine, Tagesspiegel, Rheinischer Merkur, UPI.


Uwe Siemon-Netto

Duc, der Deutsche L Mein Vietnam. SE rial A G B Msiegten ate Warum die Falschen A L s R VE h端tzte N NE -gesc N t U BR yrigh p Co

Verlag Basel . Giessen


L SE rial A G B Mate A L ER ütztes V Bibliografische Information der Nationalbibliothek chDeutschen EN verzeichnet s N e Die Deutsche Nationalbibliothek diese Publikation der Deutschen -gbibliografische Daten sind iminInternet t UNdetaillierte h Nationalbibliografie; über R B rig www.dnb.de abrufbar. y p Co

2014 by Brunnen Verlag Basel Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgçns Umschlagfoto (Uwe Siemon-Netto in einer Gefechtspause 1968 in HuØ): Hilmar Pabel Umschlagfoto U4: danhvc/Shutterstock.de Foto hintere Klappe: Kevin Renes/Shutterstock.de Fotos im Innenteil (wo nicht anders vermerkt): Uwe Siemon-Netto Satz: Innoset AG, Justin Messmer, Basel Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany ISBN 978-3-7655-2024-2


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Endorsements «Vietnam» … für meine Generation war dies der Inbegriff aller Grausamkeiten, die wir uns nach dem Zweiten Weltkrieg, den ich nur als Kind erlebte, eigentlich nicht mehr vorstellen wollten. Das bereits durch einen Nach-Kolonialkrieg mit Frankreich geschundene Land wurde in den Sechzigerjahren zum Symbol neuer Unmenschlichkeit: Napalm, Folterungen und sinnloses Tçten und Sterben prägten weltweit die Proteste der Jugend nach einer friedvollen Welt. Aber die eigentlichen Ursachen dieses Konflikts zwischen dem legitimen Wunsch nach Freiheit und einer neuen Form des Kolonialismus, zwischen aufkommendem Nationalismus und neuem Imperialismus waren für den Außenstehenden nicht immer klar erkennbar. L Er war daUwe Siemon-Netto erlebte das Drama aus ersterEHand. S al mit dem A riund bei, mittendrin! Fünf Jahre lang! Was er erlebte, erlitt B e t G Ma dieses Buch. Auge des Kriegsberichterstatters beobachtete, LA es schildert R Und jeder, der es gelesen hat, wird tzt anders sehen. VE «Vietnam» ü N h Siemon-Netto beschçnigt scHautnah, weil miterlebt, schildert NE nichts. e N g er die Grausamkeiten. U Aber htdurch viele Anekdoten und Schilderungen igbegegnete, BR r von Menschen, denenyer gibt er dem grausamen Antlitz diep Co ser Jahre ein menschliches Gesicht. Dennoch: Das Trauma dieses Krieges wird man beim Lesen nicht los. Aber man versteht vieles besser und sieht vieles klarer. Für alle, die sich für jene Zeit interessieren, ist dieses Buch ein Muss! Axel Ganz, Journalist und langjähriges Mitglied des Vorstandes von Gruner + Jahr, wo er heute im Aufsichtsrat des Verlags sitzt

Diese Memoiren des bedeutenden deutschen Journalisten Uwe Siemon-Netto über seine langen Jahre in Vietnam sind ein Meisterwerk. Er schildert wie nur wenige andere das Pathos und die Absurditäten, den Kampf, die Grausamkeiten und den hohen Preis an Menschenleben eines Konfliktes, in dem – wie er unbeirrt und ganz zu Recht betont – die falsche Seite siegte. Mit einem brillanten Reportertalent und


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Uwe Siemon-Netto · Duc, der Deutsche

Feingefühl führt er seine Leser von StraßencafØs in Saigon zu Außenposten der Green Berets im Zentralen Hochland, von Dçrfern, die nachts vom Terror heimgesucht werden, zu den Schauplätzen von Blutbad und Kriegsverbrechen in HuØ. Vor allem aber schreibt Uwe über das vietnamesische Volk: Straßenjungen und kindliche Büffelhirten, tapfere Soldaten und unglückselige Kriegsopfer, kurz: über die ganze Palette einer Gesellschaft im Krieg. Als ein Deutscher hatte er, wie Uwe schreibt, «keinen Hund in diesem Kampf». Das ist ein amerikanisches Sprichwort und will heißen: Dies war kein deutscher Krieg. Aber er verstand die Kontraste zwischen Gut und Bçse in diesem Krieg besser als die meisten anderen und beweist vom Anfang bis zum Ende dieses bewegenden und kraftvollen Memoirenbandes, dass sein Herz immer leidenschaftlich für das vietnamesische Volk schlägt. Peter R. Kann, L SE des ehemaliger Vietnam-Korrespondent, dann Verleger A rial«Wall Street B e t Journal» G a

A RL ztes M E N V schüt E N sich-fünfzig Uwe Siemon-NettoN ließ e Jahre Zeit, bevor er die Summe des g t U Vietnam-Krieges selten geübt, in Form einer gh iHistoriker-Tugend, BR zog. rWas y brillanten Reportage. für eine Kombination. p o EhrlichkeitC in der Schilderung des Krieges, eines der grausamsten, die es gab. Andere fallen vom Glauben ab. Der Reporter besitzt ein tapferes Herz und ein scharfes Auge. Er schildert Schlachtfelder und wilde Etappen. Und er sieht, wie Gott aus dem Grauen hervortritt. Aus dem Erlebnis folgt die Konsequenz. Uwe Siemon-Netto wandte sich der Theologie zu. Der Praxis wegen. Noch heute bietet er den Opfern des Vietnam-Krieges in den USA, den an Leib und Seele Geschädigten, seine Hilfe an. Herbert Kremp, Chefredakteur von «Die Welt» a.D.

Ich war ein sogenannter Achtundsechziger, gehçrte also zur rebellischen Jugendbewegung der Sechzigerjahre. Zu jener Zeit bezog ich mein Wissen hauptsächlich aus den damaligen Medien. Nachdem


Endorsements

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ich jetzt die amerikanische Ausgabe von «Duc» gelesen habe, ist mir klar, dass dies unzureichend war, um mir ein wirkliches Bild von diesem Konflikt zu machen. Was sich nicht geändert hat, ja, was durch Uwe Siemon-Nettos Buch sogar noch bestärkt wurde, sind meine Gefühle über die Grausamkeiten und Absurditäten des Krieges überhaupt. Wolfgang Drautz, ehemaliger deutscher Generalkonsul in Los Angeles

Während ich dies schreibe, ist es ziemlich genau vierzig Jahre her, dass der damalige Außenminister der USA, Henry Kissinger, mit seinem nordvietnamesischen Gegenüber in Paris ein Friedensabkommen unterzeichnete. Dieses sollte ein Ende des bitteren Krieges und damit den lang ersehnten Frieden in Indochina garantieELSüdvietnamesen l S ren. Im Vorfeld des Abkommens hatten die USA die A teria Bsie zu beruhigen versucht und ihnen versichert, würden augenblickG a A M L sdie Kommunisten sich lich und gnadenlos zurückschlagen, ER üsollten zte t V nicht daran halten. ch EN offensichtlich s N Dieses Versprechen wurde nicht eingehalten. Zwei e N g t U h auch schon im April 1972 mit massivem Jahre später griff wie BR Hanoi yrig südvietnamesischen Soldaten schlugen Aufgebot an. Dieop wackeren C den kommunistischen Angriff zunächst zurück, im April 1975 fiel der Süden jedoch an den Norden. Hunderttausende sogenannte «Boatpeople» versuchten, in Kähnen und Kuttern das Land über den offenen Ozean zu verlassen. Viele von ihnen fanden Zuflucht in den USA, etliche ertranken jedoch. Den ganzen Vietnamkrieg hindurch vertraute der deutsche AxelSpringer-Verlag in Berlin (Deutschlands grçßte Verlagsgruppe mit zahlreichen Zeitschriften und Zeitungen) auf die hervorragende Berichterstattung Uwe Siemon-Nettos zu politischen und kriegsrelevanten Ereignissen. Die Vietnamesen nannten ihn Duc, «den Deutschen». Er hat diesen Namen nun als Titel seiner Erinnerungen gewählt, die von einer herausstechenden Karriere in den Schützengräben unserer Tage zeugt. H. Joachim Maître, ehemaliger Chefredakteur von «Die Welt» bzw. «Welt am Sonntag»


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Inhalt Über den Autor ..................................................... Endorsements .......................................................

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In Memoriam ........................................................

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Geleitwort von Peter Scholl-Latour ......................................... Vorwort von Michael Rutz................................................... Prolog Duc oder der Triumph des Absurden .....................

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Betrachtung eins: Als Krieger weinten ................................................

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Kapitel 1 Kapitel 2

Kapitel 3 Kapitel 4 Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7 Kapitel 8

EL

Wie das Meer, wie der Himmel............................... AS terial B a Der Gillian-Faktor................................................. AG

RL ztes M E Betrachtung zwei: N V schüt E Der Fluch NNder Ungeduld -ge ........................................ t U h R ig B Hommage pyr an Hauptmann Ngu............................. o C Tod in der Stadt .....................................................

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Tod im Dorf ...........................................................

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Betrachtung drei: Journalismus, eine gçttliche Berufung ...................

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Medientheater des Absurden..................................

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Betrachtung vier: Die Maskerade des Bçsen.......................................

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Der Büffel-Duc ...................................................... Boys gegen Boys .....................................................

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Betrachtung fünf: Von den Vietnamesen isoliert.................................

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10 Kapitel 9 Kapitel 10

Kapitel 11 Kapitel 12 Kapitel 13 Kapitel 14 Kapitel 15 Kapitel 16 Epilog Backstage

Uwe Siemon-Netto · Duc, der Deutsche

«Qui est Ky?», reimte de Gaulle .............................. Taxigirls und weiße Kopfhaut................................

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Betrachtung sechs: Mutwillig unterlegen .............................................

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Fronturlaub so – und so ........................................ Dong Duc gegen Tay Duc – oder: Ostdeutsche vs. Westdeutsche ................................ Präludium zu Tet .................................................. Tet-Offensive 1968: Saigon..................................... Tet 1968: Inferno in HuØ ........................................ Langer Abschied von Absurdistan.......................... Frucht des Terrors und die Tugend der Hoffnung... Das Interview mit Uwe Siemon-Netto L E...................

AS terial B Weitere Endorsements .......................................... G a LA es M R VE hützt N NE -gesc N t U BR yrigh p Co

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In Memoriam Dieses Buch wurde zum Andenken an die zahllosen Opfer der kommunistischen Eroberung Südvietnams geschrieben, namentlich: &

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Hunderttausende von Männern, Frauen und Kindern, die in Dçrfern und Städten massakriert wurden, vor allem in HuØ; Hunderttausende von südvietnamesischen Soldaten und Beamten, die nach Kriegsende hingerichtet, gefoltert oder eingekerkert wurden; die Millionen, die aus ihrer Heimat gejagt wurden, insbesondere die 200.000 bis 400.000 unter ihnen, die auf der Flucht ertranken; die vietnamesischen Soldaten, die tapfer weiterkämpften, als alles schon verloren war, und ihre Generäle, die sich am L Ende den FreiE S tod gaben; A terial B G Wehrpflichtigen, die jungen süd- und nordvietnamesischen die in Ma LA fielen, s R diesem sogenannten Befreiungskrieg der letztlich keine E ützte V Freiheit brachte; ch EN e4407 s N die 58.272 amerikanischen, südkoreanischen, 487 australiN g RU right-und 37 neuseeländischen Soldaten, die schen, 35 B thailändischen py opferten; in Vietnam ihroLeben C meine deutschen Landsleute, die von den vietnamesischen Kommunisten ermordet oder in den Tod getrieben wurden: Dr. HorstGünther und Elisabeth Krainick, Dr. Alois Altekçster, Dr. Raimund Discher, Hasso Rüdt von Collenberg, Czeslaw Dixa, Georg Bartsch, Marie-Louise Kerber und Hindrika Kortmann.


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Geleitwort

von Peter Scholl-Latour Die Augenzeugen, die den amerikanischen Vietnamkrieg an Ort und Stelle beobachten und bewerten konnten, sind selten geworden. Umso verdienstvoller ist es, dass Uwe Siemon-Netto, der die Tragçdie aus der Nähe erlebte, nunmehr seine persçnlichen Eindrücke ins Gedächtnis ruft und die verschiedenen Facetten dieses Konflikts in seinem Buch beleuchtet. Rückblickend erscheint Vietnam ja als ein historischer Wendepunkt, wo die unbesiegbar gewähnte Supermacht USA ihren ersten schmerzlichen Rückschlag erlitt. Ob heute von Irak, Afghanistan oder Syrien die Rede ist, immer wieder taucht der Bezug zu dem verlustreichen Engagement Washingtons in Südostasien auf. Dem Leser wird auch das Grauen vermittelt, das die moderne Kriegsführung EL wiealman dieser S belastet. Und trotzdem besteht Hoffnung für Vietnam, A ri Lektüre entnehmen kann. G B ate

A RL ztes M E Peter Scholl-Latour, N V schüt E Journalist und Publizist, e Chefkorrespondent des ZDF NN früherer g t U BR yrigh p Co


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Vor wort

von Michael Rutz Nicht erst seit 1989 wissen wir, dass geschichtliche Verwerfungen aus Siegern Besiegte und aus Besiegten Sieger machen kçnnen. Das erlebt auch, wer heute durch Südostasien reist. Wo einst – wie in Vietnam oder Kambodscha – Kommunisten den Gedanken der Freiheit mit methodischen Morden an Millionen attackieren konnten, haben sich heute Demokratien ihren Weg gebahnt, wird Freiheit zum Menschenrecht, haben sich geschlossene Gesellschaften zu offenen Nationen gewandelt. Dies gilt noch nicht für Vietnam selbst, wo nach wie vor ein totalitäres Einparteienregime herrscht, das die politische Freiheit und die Glaubensfreiheit unterdrückt, wo aber die Marktwirtschaft zunehELablçst. l S mend die rigide Planwirtschaft sowjetischen Musters Es A teria gilt jeB doch für viele seiner Nachbarländer. G Ma LA unbezweifelbaren Freiheit zum Menschenrecht war (neben geostraR es E die USA ztund t V tegischen Interessen) das Ziel, das ihre Verbündeten verü h c ENgegen s N folgten, als sie Südvietnam die kommunistische Aggression der e N g t U «Nationalen Front Südvietnams» verteidigen wollten. gh BR zur riBefreiung y Es war, zuerst von nordvietnamesischer und dann auch von amep Coein grausamer Krieg, in dem zwischen zwei und rikanischer Seite, vier Millionen Zivilisten, 1,3 Millionen vietnamesischer Soldaten und 60.000 Soldaten der westlichen Verbündeten starben. Millionen Menschen wurden verletzt oder fürs Leben entstellt. Der Vietnamkrieg wurde zum Symbol der Auseinandersetzung zwischen Freiheit und Kommunismus, zwischen individueller Menschenwürde und kollektivem Zwang, zwischen persçnlichem Eigentum und Staatskapitalismus. Die Studentenrevolte im Westen der auf 1968 folgenden Jahre war ohne den Vietnamkrieg undenkbar, er war ihr Gründungsmythos. An jeder deutschen Universität konnte die kommunistische Eroberungswut in Vietnam damals straflos idealisiert und in puren Antiamerikanismus umgemünzt werden. Uwe Siemon-Netto hat den Vietnamkrieg nicht in warmen Hçrsälen debattiert. Er war fast fünf Jahre, von 1965 bis 1969, mittenmang als Reporter dabei, hat die Kriegsschauplätze Vietnams nicht gemieden, hat alle Gefahren eines Kriegsreporter-Daseins erlebt, vor denen


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Uwe Siemon-Netto · Duc, der Deutsche

auch die sorgsamsten Militärbegleiter nicht schützen kçnnen. Er hat die strategischen Vorträge der Kriegsplaner gehçrt und die Grausamkeiten des Schlachtfeldes gesehen. Er hat erlebt, was war, und das beinahe täglich für die Springer-Presse in bewegenden Reportagen geschildert. Und er hat verfolgt, wie in mancher westlichen Medienberichterstattung Wirklichkeit und Ideologie zu einer verfälschenden Melange zusammengerührt wurden. Das alles notiert Siemon-Netto in diesem Buch. Entstanden ist ein Stück weltgeschichtlicher Beschreibung von einem, der selbst dabei war. Entstanden ist ein Buch, das die Absurditäten von Krieg und Kriegsmaschinerie anschaulich macht. Entstanden ist auch ein Dokument journalistischer Lebenswirklichkeit an einem Ort, wo die erlebten Grausamkeiten und Härten nach verzweifelter, ausgreifender Kompensation durch Vergnügungen gierten – pralle Wirklichkeit eines Vietnams, in dem jeder nur zu überleben versuchte.

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E l über guDies ist aber auch ein Buch persçnlichen Bekenntnisses. AS teriaWer B te, treue Partnerschaft trotz eines eskapadenreichen Lebens etwas lerG Ma A L s nen will, der findet Stoff dafür hier Laudationes Siemon-Nettos ERinüden zte t für seine Frau Gillian. N V ch Krieg der Grausamkeiten mit E ein esolcher s N Wer wissen will, was t-g UN einem gewissensgeplagten BR yrigh Menschen macht, für den beschreibt Siemon-Netto seinen oppersçnlichen Weg zu Gott, der immer «hinten im WartezimmerCmeiner Biografie» gewartet habe, bis ihn das Erleben des Vietnamkrieges hervortreten ließ, «langsam, fast homçopathisch hatte Vietnam mich verändert». Den «hedonistischen Glaubensurlaub» brach Siemon-Netto ab und studierte evangelisch-lutherische Theologie, promovierte in Religionssoziologie, arbeitete als Seelsorger unter Vietnam-Veteranen, später wieder als Journalist und Dozent. Diese persçnlichen Bekenntnisse machen das Buch so besonders und heben es weit über jede andere Kriegsschilderung hinaus. Und es lehrt Grundzüge menschlichen Denkens, das sich – in Nationen geformt – zu immer neuen historischen Konstellationen zusammenfügt und zeigt, dass Geschichte sich eben doch wiederholen kann. Michael Rutz lebt als Publizist in Hamburg. Er war zuletzt Chefredakteur des «Rheinischen Merkur» und ist Autor zahlreicher Fernsehfilme und Bücher


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Prolog

Duc oder der Triumph des Absurden Vor vierzig Jahren triumphierte in Südvietnam ein Absurdum. Am 30. April 1975 siegten in diesem gequälten Land die Falschen. Die Kommunisten siegten nicht, weil sie dies moralisch verdient hätten. Sie bezwangen das Volk mit Terror, Folter und Massenmord – vçlkerrechtswidrigen Mitteln, die sie mit eiskaltem Kalkül strategisch einsetzten, während an den Universitäten und in den Innenstädten der USA und Westeuropas die Jugend ihnen zujubelte. Sie gewannen die Oberhand, obwohl sie militärisch längst geschlagen waren. Warum? Der nordvietnamesische Verteidigungsminister Vo Nguyen Giap hatte es prophezeit: «Der Feind [gemeint: das freiheitliche System des Westens] hat psychologisch und politisch nichtLdas Zeug, einen E abrillante ausgedehnten Krieg zu führen.» Adelbert Weinstein, MiAS tder ri l in seinem B e litärfachmann der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, fasste a AG für M LGrund s Leitartikel zum Fall von Saigon den den Sieg dieser totaR E Satzützusammen: zte V litären Macht in einem elegischen «Amerika konnte EN esch N nicht warten.» t-g «absurd» werden in diesem Buch UN ghAttribut Das Giap-Zitat i BR undyrdas immer wieder auftauchen. Sie sind der rote Faden, mit dem ich p Coden Hauptgrund erinnern mçchte, aus dem ich meine Leser an nach vier Jahrzehnten meine Memoiren aus meinen fünf VietnamJahren niederschrieb. Ich hoffe, dass dies auch dann durchschimmert, wenn ich nach Reporterart Schmonzetten, Anekdoten, erotische Episoden und Abenteuergeschichten zu einem literarischen Potpourri verarbeite, und dies wiederum, weil ich damit das andere zentrale Thema dieses Bandes untermauern will: Hier handelt es sich um meine Liebeserklärung an das verwundete und verratene vietnamesische Volk, dem in den meisten anderen Büchern über diesen Konflikt absurderweise (!) ein untergeordneter Platz zugewiesen wurde. Ich werde die zweite Auflage der amerikanischen Ausgabe meines Buches in Triumph of the Absurd umbenennen, also: Triumph des Absurden. In dieser Ausgabe tue ich das nicht, weil Duc, der Deutsche eine schçne Alliteration ist, an der ich als ehemaliger Zeilenschmied – so nennt man in Zeitungsredaktionen einen Überschriftenmacher


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– meine Freude habe. Das Wort Duc1 hat aber einen mehrfachen Bezug: Erstens bedeutet es «der Deutsche». Zweitens war es der Spitzname, den mir meine vietnamesischen Freunde gaben. Drittens hießen zwei meiner Protagonisten Duc: ein jugendlicher Büffelhirte, den wir später kennenlernen werden, und ein Saigoner Zeitungsjunge, von dem in diesem Prolog die Rede sein soll. Dieser Duc war ein «Griewatsch», wie wir Leipziger früher einen Lausejungen nannten. Er war dünn wie ein Bambusrohr, in mindestens drei Sprachen schlagfertig und augenscheinlich stets bester Laune. Sagte ich Lausejunge? Er war mehr. Duc war ein OberGriewatsch, der Häuptling einer Schar obdachloser Kinder, die tagsüber auf dem Trottoir vor meinem Hotel in Saigon zu überleben versuchten. Duc und ich wurden im Januar 1965 Freunde. Damals ließ die Tu-Do-Straße, früher Rue Catinat genannt, noch Spuren ihres früheren Charmes aus der franzçsischen Kolonialzeit erkennen. Noch EL den S spendeten buschige, hellgrüne Tamarindenbäume A terial Passanten B Schatten; bald würden diese Sauerdatteln G den aAbgasen der ZweiA M L taktmotore vieler zehntausendRMopedses zum Opfer fallen. Auch E zuüihrem zt langsamen Ableben bei. t V mein betagter Citro n 15CV trug N h NE -gesc der Traction Avant, des legenMein Auto war einNVorkriegsmodell t U dären Gangsterwagens, BR yrighden wir aus franzçsischen Kriminalfilmen kennen. Es waroeine p Tonne Eleganz auf Rädern, jedoch ungemein C Liter Benzin pro hundert Kilometer schluckte diedurstig. Dreißig ser schçne Koloss, das heißt, sofern er überhaupt Treibstoff im Tank hatte. Hin und wieder hatte er ein Leck, das mein Mechaniker binnen Sekunden notdürftig reparierte, indem er ein Stück Kaugummi aus dem Innern seiner linken Wange erntete und auf das Loch pappte. Wie wir gleich sehen werden, war meine Freundschaft mit Duc mit meinem Faible für dieses Auto verwoben, das in Wahrheit gar nicht mir gehçrte. Ich hatte es langfristig von Ariane gemietet, der Saigoner Konzessionärin eines weltweiten Leihwagenkonzerns. Ariane war eine anmutige Franzçsin, über die ich später erfuhr, dass sie zugleich mehrere westeuropäische Geheimdienste in diverser Weise bediente, darunter den BND. Ich war sehr wohl ins Grübeln

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ausgesprochen: Dück


Prolog · Duc oder der Triumph des Absurden

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gekommen, als sie verstohlen die Notizen und Manuskripte auf meinem Schreibtisch durchstçberte, wenn sie mich, wie an vielen späten Nachmittagen, zusammen mit anderen Freunden zum Dämmerschoppen in meiner Suite 214 im Hotel Continental Palace aufsuchte. Und da hatte ich mir nun eingebildet, dass sie wegen meiner damals fettfreien Figur, meines dichten blonden Haars und meines teutonischen Charmes gekommen wäre, vielleicht auch wegen meiner Martini-Cocktails aus Tanqueray-Gin und einem Tropfen trockenen Wermuts, wie ich sie in New York zu mixen gelernt hatte. Nie hatte Ariane mir gesagt, dass sie Deutsch konnte. Wieso starrte sie dann also täglich auf Texte, die ihr scheinbar unverständlich waren? Nun weiß ich’s: Meine liebreizende Ariane war ein weiblicher Schlapphut, wie mir der Resident des niederländischen Geheimdienstes anvertraute, ein Mann, der wie viele seiner Kollegen hçchstwahrscheinlich auch zu ihren Galanen zählte. Aber das war mir gleichgültig: Ich liebte ihr Auto, und sie liebteLmeine MartiniE al Cocktails, die sie mit Grazie herumreichte. Dass ArtiAS sieteinrimeinen B keln schnüffelte, stçrte mich nicht; ich hatte sie ja schließlich für die G Ma A L Öffentlichkeit geschrieben. es ER üwir ztzu t V Meine Gedanken wandern; kehren Duc zurück. Er war ein N sch NE -Schalk lustiger Bursche mitNeinem im Nacken, ganz so wie ich es in e g t U hin Leipzig aus Wanzengas, Unkraut-Ex, eiseinem Alter war, BR alsyich rigeinem nem Reichspfennig und Briefumschlag harmlose Sprengkçrp Codiese in der Bayerischen Straße auf die Gleise der per bastelte und Straßenbahnlinie 16 legte, die von Wiederitzsch zur Märchenwiese fuhr. Wenn sie detonierten, flogen die Pappscheiben aus der bombenlädierten Tram, und die Fahrgäste blickten angstvoll auf die vorbeiziehenden, immer noch qualmenden Häuserruinen: Schon wieder ein Luftangriff? Ich machte mich aus dem Staub. So garstig waren wir großstädtischen Griewatsche im Zweiten Weltkrieg; so garstig war Duc aber nicht. Nein, Duc war ein Schelm mit Verantwortungsbewusstsein. Er sorgte sich um das Wohlergehen seiner Anvertrauten, der viel jüngeren kleinen Waisenkinder, die auf den Bürgersteigen und in den Hauseingängen der Tu-Do-Straße zwischen dem Boulevard Le Loi und der Le-Thanh-Ton-Straße lebten und in den Diensten einer rundlichen Frau mittleren Alters standen, die wir Mamasan nannten. Sie residierte vor dem CafØ La Pagode, dessen Feingebäck weit über Saigon hinaus legendär war.


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Im La Pagode traf sich die schnatternde Jeunesse dorØe des vorkommunistischen Saigon und hatte beim Genuss der feinen Konfekte immer die mütterliche Mamasan im Blick. Sie war in diesem Häuserblock der südvietnamesischen Hauptstadt die Pressezarin. Mamasan hockte, umgeben von Zeitungsstapeln, auf dem Bürgersteig. Da waren drei englischsprachige Lokalblätter, zwei franzçsische, etliche chinesische und weiß der Himmel wie viele vietnamesische; die Vietnamesen sind passionierte Leser. Mamasan verteilte die Zeitungen an Duc und seine Obdachlosenschar und an ähnliche Gruppen aus anderen Straßenzügen. Duc war augenscheinlich Mamasans wichtigster Satrap. Sein Revier erstreckte sich über den renommiertesten Straßenzug Saigons, vom La Pagode bis zum Restaurant Givral, dessen chinesische Nudelsuppe und franzçsische Zwiebelsuppe Feinschmecker in ganz Südostasien priesen. Dazwischen lag die luxuriçse Einkaufspassage des Eden-Gebäudes, in dem neben der Redaktion der Associated EL hatte, S Press, für die ich früher in Deutschland gearbeitet A terial auch die B Konsularabteilung der bundesdeutschen Botschaft G Ma untergebracht A L war. R ztes E V Ich vermute, dass ich Ducs liebster N schütKunde war, weil ich jeden Tag E N News, bei ihm die SaigonN Daily edie Saigon Post, den Saigon Guardian g t U und den Journal igh Orient kaufte und mehrmals in der WoBR d’Extr me che auch zwei ovietnamesischsprachige Zeitungen. Nicht dass ich pyr C hätte lesen kçnnen; mich lockten eigentlich nur letztere mühelos die großen weißen Flecken im Textteil ihrer Seiten an, das Werk regierungsamtlicher Zensoren. Zu ermitteln, was da dem Leser vorenthalten werden sollte, war jeden Morgen ein den Verstand schärfendes Gedankenspiel. Eines späten Nachmittags nun, unmittelbar von dem Anbruch der Monsunzeit, wurden Duc und ich Geschäftspartner. Pechschwarze Wolken hingen tief im Tropenhimmel; gleich würden sie bersten und Wasserscheiben von der Schnittkraft eines Fallbeils auf unsere Kçpfe entsenden. Saigons Prachtboulevard würde sich binnen Sekunden in einen brodelnden Strom verwandeln. Eilig mançvrierte ich meinen Citro n in eine enge Parklücke direkt vor dem Givral, was eine beachtliche Muskelkraft erforderte, weil das schwere Gefährt mit seinem gusseisernen Sechs-Zylinder-Triebwerk keine Servolenkung hatte. Erschçpft schaltete ich den Motor ab und freute mich schon auf die Flasche Bi re Larue, die mich auf der über-


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dachten Terrasse des Hotels Continental Palace direkt gegenüber erwartete. Da stellte sich mir Duc in den Weg. Duc zeigte auf meine Windschutzscheibe, hinter die ich einen Schutzschein von der deutschen Botschaft geklebt hatte. Er trug die deutschen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold, den Stempel und die Unterschrift eines Konsularbeamten und wies mich als «Bµo Chí Duc» aus: als einen Vertreter der deutschen Presse. Dieses Dokument sollte mich vor Unannehmlichkeiten bewahren, wenn ich bei Wochenendausflügen nach Vu˜ng Tàu, einem Seebad, das früher unter dem Namen Cap Saint Jacques als das St. Tropez des Orients galt, in eine Vietcong-Straßensperre geriet. Und tatsächlich: Nie widerfuhr mir zu solchen Anlässen Schlimmeres, als dass mir die in schwarzen Pyjamas uniformierten Partisanen einen Wegzoll berechneten, diesen aber für meine Spesenabrechnungen gewissenhaft quittierten. «Du bist ein Duc», rief der Griewatsch in gebrochenem Franzçsisch, womit er meinte: Du bist ein Deutscher. «Ich L heiße Duc», fuhr SE rial er fort. «Du Duc, ich Duc, wir beide Duc. Wir A Brüder.» B es sich Nach ein paar Tagen fand ich heraus,Gdass atezudem um ein A M L s Wortspiel handelte: Duc ist auch vietnamesische Vokabel für ERdie zte und damit hatte ich t V «tugendsam». Wir schüttelten uns die Hände, ü h EN einscSaigon. N fortan einen jüngeren Bruder Der aber kam gleich zur N g t U Sache: BR yrigh «Okay, okay», o sagte p er hastig, «gleich setzt der Regen ein, Bruder C Duc. Regen Numbah Ten.» Im Saigoner Straßenjargon bedeutet «Numbah Ten» (Nummer zehn) das Allerschlechteste. «Okay, okay», fuhr Duc fort. «Du, Duc, du Numbah One», also mithin der Allerbeste. «Okay, okay, kçnnen wir miteinander ins Geschäft kommen?» Sogleich entwickelte er einen Plan, der uns beiden Vorteile bringen sollte: Ich würde ihm und seinen obdachlosen Anvertrauten während der Regenzeit in meinem geparkten Citro n Unterschlupf gewähren. Mein Auto würde ihr Schlafzimmer sein. Im Gegenzug würden sie es sauber halten und vor Dieben schützen. Mein Schloss funktionierte eh nicht mehr; so viel hatte Duc bereits ermittelt. «Okay, okay, Duc?», beschwor er mich ungeduldig. Ich nickte. Er pfiff, und alsbald kamen acht Straßenkinder aus verschiedenen Hauseingängen und drängelten sich in meinen Wagen. Drei kringelten sich auf meiner Rückbank zusammen, zwei davor auf den Klappsitzen, wie sie in schweren Limousinen der Vorkriegs-


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Uwe Siemon-Netto · Duc, der Deutsche

zeit üblich waren. Je ein Kind streckte sich in den Beinräumen zwischen den Vorder-, den Mittel- und den Rücksitzen aus, ein kleines Mädchen machte es sich auf dem Beifahrerplatz bequem, und Duc, der Kapitän, setzte sich hinters Steuer. «Bonne nuit, Duc!», rief er, gute Nacht! «Du Numbah One.» Damit kurbelte er sein Fenster hoch, und sogleich setzte der Monsunregen ein. Die Kinder waren im Trockenen. Ich war binnen Sekunden bis auf die Knochen durchnässt, und die Tu-Do-Straße hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt. Ich watete, so schnell ich konnte, hinüber zum Continental und bençtigte nun mehr als ein Bier. Erst musste ich mich duschen, danach brauchte ich einen Whisky. Da saß ich nun auf der Terrasse und blickte zufrieden über die Straße zu meinem Citro n, bis schlagartig die tropische Nacht anbrach. Seine Fenster waren beschlagen; der Regen prasselte auf sein Dach und machte dabei einen unbeschreiblichen Lärm. Nie in meinen fünf Vietnam-Jahren hat mir eine Szene so wohlgetan: Die KinEL al SGlücksgefühl, der schliefen im Trockenen. Mich überkam A ein ri war. wie es B e t mir selten in meinem weiteren Reporterleben vergçnnt G a

A RL ztes M E t ich vierzig Jahre nach dem V Sinn, Duc kam mir als Erster in üals N den h c E N -ges Truppen aus Südvietnam befatalen Abzug derNamerikanischen t U schloss, meine igh über meine fünf Jahre in diesem zauBR Memoiren r y berhaften und o doch p so gequälten Land zu verçffentlichen. Dieser StraßenjungeC verkçrperte viele der Qualitäten, die ich an den Viet-

namesen liebgewonnen hatte: ihren Fleiß, ihre Pfiffigkeit, ihre Spannkraft, ihre augenscheinlich überdurchschnittliche Intelligenz, ihre Leidensfähigkeit und – wenn sie mit dem nçtigen Respekt und mit Finesse behandelt wurden – ihre Loyalität. An Duc dachte ich, als ich, nunmehr mit der großen Kolonie vietnamesischer Flüchtlinge und ihrer Nachkommen in Südkalifornien eng verknüpft, melancholisch darüber reflektierte, was ihnen dadurch zugefügt wurde, dass die USA sie letztlich im Stich ließen: zwischen 200.000 und 400.000 ertranken auf der Flucht vor den kommunistischen Siegern, hunderttausende wurden hingerichtet, hunderttausende weitere in Umerziehungslagern gefoltert. In meiner Nachbarstadt Westminster begegne ich immer wieder Männern und Frauen, die nach wie vor psychisch und physisch an den Folgen dieser Martern leiden; Hanoi hatte sie schließlich ziehen lassen, aber als menschliche Wracks. Noch viel mehr ehemalige Soldaten der süd-


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vietnamesischen Streitkräfte leben mit posttraumatischen Belastungsstçrungen fürchterlichster Art. Dennoch lamentieren sie nicht. Sie haben sich zusammengerissen, sie sind zu etwas gekommen. Unter meinen Freunden sind ehemalige Obristen, die nach ihrer Flucht nach 1975 in den USA als Gelegenheitsarbeiter und Hauspersonal begonnen hatten und nun – vier Jahrzehnte später – stolz auf das sein kçnnen, was sie geleistet haben. Ihre Kinder sind heute renommierte ¾rzte, Zahnärzte, Anwälte und Richter; ihre Enkel sind so straff erzogen, dass sie mit blendenden Zensuren von den Oberschulen abgingen und nun, mit großzügigen Stipendien ausgestattet, an den feinsten Universitäten Amerikas studieren. Die Vietnamesen gehçren zu den erfolgreichsten und problemlosesten Minderheiten in den Vereinigten Staaten. Sie demonstrieren nicht, sie randalieren nicht, sie verbrennen sich nicht das Hirn mit Rauschgift, sie verbrennen keine Sternenbanner, um Lihre angelsächl SE dieriaGefängnisse sischen Nachbarn zu provozieren, sie füllenAnicht B e t oder liegen dem Steuerzahler zur Last. Nein, sie lesen und studieren, G Ma A L arbeiten gewissenhaft, treiben Handel tes erziehen ihre Kinder ER ützund V mustergültig. ch als ich mich an meine kurze EN denesKopf, N Das alles ging mir durch UN zurückerinnerte, ht-g Freundschaft mit auf den sich der Titel dieser g i BR Duc r y Memoiren symbolhaft bezieht, so wie er natürlich auch meinen eigep Coins Gedächtnis rufen soll, mit dem mich manche nen Spitznamen meiner vietnamesischen Freunde in Kalifornien heute wieder anreden. Ich hoffe, dass Ducs Leben letztlich so glücklich verlief wie das ihre, aber wissen kann ich dies nicht. Wir verloren eineinhalb Jahre nach unserem ersten Treffen den Kontakt. Was ist seither aus ihm geworden? Wurde er in die südvietnamesische Armee eingezogen? Wurde er verwundet, fiel er gar im Gefecht? Schloss er sich den Vietcong an. Starb er in ihren Diensten? Wurde er, wie zehntausende anderer Zivilisten, während der kommunistischen Tet-Offensive 1968 massakriert? Oder floh dieser umtriebige Geselle 1975 auf einem Fischerboot? Vielleicht lebt er als ein wohlhabender Geschäftsmann bei mir um die Ecke. «Vielleicht wird er die englische oder die vietnamesische Ausgabe deines Buches lesen», mutmaßten meine Freunde Quy Van Ly und seine Frau Quynh Chau, auch Jo genannt. Wir waren auf einem Kongress früherer Sanitätsoffiziere des südvietnamesischen


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Militärs, zu dem sie mich eingeladen hatten, die Festansprache zu halten. «Schreib über Duc», drängten mich Quy und Jo, die beide Zahnärzte sind. «Schreib, wie’s damals war in unserer Heimat. Tu’s für uns und für unsere Kinder, die ein großer Wissensdurst über das Land ihrer Vorfahren treibt. Als Deutscher bist du glaubwürdiger als irgendwelche amerikanischen, franzçsischen oder vietnamesischen Autoren, denn dies war ja nicht dein Krieg. Du warst doch nur ein Beobachter.» Nach meiner Festrede setzten sich andere Kongressteilnehmer an unseren Tisch: ¾rzte, Zahnärzte und Apotheker. Sie alle rieten mir das gleiche und verbreiteten hernach mein Referat über ihre Webseiten im Internet. Wie ich schon eingangs schrieb, habe ich die Eroberung Südvietnams durch die Kommunisten alles andere als begrüßt. Sie haben diesen Triumph so wenig verdient, wie die Taliban in Afghanistan ihren Triumph verdient haben werden, wenn die NATO L ihrem Land SE den Rücken kehrt. Diese düstere Aussicht A war ein weiterer Grund, rialin Vietnam B e t aus dem ich dieses Buch geschrieben habe. Ich war G a LA es M einer verwahrlosten Zeuge ruchloser Gräuel, die keinRFehlverhalten tzt vorkommt, sondern der VEjedem Soldateska waren, wie das in Krieg ü N h sc kommunistischen TerrorpoliNEausgeklügelten Vollzug einer sorgfältig e N g U ght ganz so wie die Genozide des Dritten tik, von «oben» i BR befohlen, Reichs, des Stalinismus pyr und der «großen proletarischen Kulturrevoo C lution» Mao Zedongs. Verglichen damit waren die unbestreitbaren Kriegsverbrechen schlecht geführter amerikanischer und südvietnamesischer Einheiten, die damit sowohl gegen die politischen Ziele Washingtons und Saigons als auch gegen internationales Recht verstießen, begrenzt. Sie machten aber mehr Furore, weil sie in der westlichen Presse ausführlich beschrieben und dann auch militärstrafrechtlich geahndet wurden, wie zum Beispiel das Massaker von My Lai im März 1968. Als passionierter Journalist alter Schule empfand ich es als schandbar, dass viele amerikanische Kollegen, darunter die berühmtesten, die eigene Seite systematisch schlechtredeten und den totalitären Charakter des Gegners verniedlichten oder gar verschwiegen. Ebenso verachtete ich die Arroganz und Unredlichkeit, mit der Kommentatoren und Intellektuelle von Weltrang den Charakter, die Kompetenz und den Mut der Südvietnamesen diffamierten und dies heute noch tun. Dieser Hochmut hat dazu beigetragen, dass die fal-


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sche Seite diesen Krieg gewann und hunderttausende unschuldige Menschen dadurch ihr Leben verloren. Noch eines empçrt mich noch heute: die haarsträubende, selbstgerechte Weise, mit der die nach dem platten Motto Make Love not War ausgerastete Hippiegesellschaft der Sechzigerjahre in den USA die heimkehrenden Vietnam-Krieger behandelte: Diese an Leib und Seele blutenden jungen Männer, fast alles Wehrpflichtige, wurden von einer Minderheit ihrer Landsleute, aber leider einer großen, als «Babykiller» gemieden und verhçhnt. Ebenso verwerflich ist es, dass die US-Medien das andauernde Leiden der verwundeten und gemarterten südvietnamesischen Kriegsveteranen in ihrem Land hochnäsig ignorieren, selbst dann, wenn neue wissenschaftliche Studien über deren schlimme Situation vorliegen. Dieses Buch ist eine Sammlung persçnlicher Skizzen dessen, was ich in meinen Vietnam-Jahren sah, erlebte, genoss, erlitt und beobachELEs istalein Mosaik S tete – und worüber ich lachte, trauerte und schrieb. BA ateri teils zauberteils erschreckender, teils absurder, teils glamourçser, G A sM hafter oder frivoler Erlebnisse, R dieL michemanchmal verzweifeln, E zt t manchmal hoffen ließen. N V ü ch Abschnittes meines Lebens E s N Auf den geistlichen Aspekt dieses e -g nicht näher eingehen, weil er dort UN ghtSeiten werde ich in den i BR folgenden r nicht hingehçrt. o Deswegen erwähne ich ihn hier in diesem Prolog. py C Jetzt an meinem Lebensabend weiß ich, was ich in den zurückliegenden Jahrzehnten allenfalls ahnte: Vietnam hat mich zu dem lutherisch geprägten christlichen Glauben zurückgeführt, den mir meine Großmutter Clara Netto auf ihrem Schoß im Luftschutzkeller vermittelt hatte, indem sie mich, während um uns herum Bomben detonierten, eng an sich presste und mir ins Ohr sang: «Ach, bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bçsen Feindes List», wobei sie mir klarmachte, dass mit dem «bçsen Feind» selbstverständlich nicht die Engländer gemeint waren, deren Flugzeuge uns angriffen, sondern der Teufel. Es wäre unredlich, zu behaupten, dass ich in den Sechzigerjahren ein frommer Christ gewesen wäre. Mein Lebensstil war reich an Lastern, unter denen das Kettenrauchen zu den harmloseren gehçrte, zumal Tabak in Kampfsituationen betäubend wirkt, wie alle Frontsoldaten und Kriegsberichterstatter bestätigen werden. Das Foto auf dem Buchumschlag (Klappe) zeigt mich in einer Gefechtspause


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während der Schlacht um HuØ im Februar 1968. Es verniedlicht nichts. Es ist realistisch. Darin liegt seine Aussagekraft; deswegen haben wir es ausgewählt. So sieht eben ein Mensch aus, wenn er Tag und Nacht um sich herum Menschen sterben gesehen hat. Es zeigt einen noch jungen Mann in einer unvergesslich grauenvollen Situation, die den Rest seines Lebens entscheidend bestimmen sollte. Genau dies ist meine Geschichte. Solche Erlebnisse wirken langfristig, nicht von einem Tag auf den anderen. Erst zehn Jahre nach der Tet-Offensive verzichtete ich endgültig auf den Nikotingenuss, weil die Vernunft, eine Gottesgabe, es mir gebot. Andere Schwächen hielten länger an. Ich war nie ein Atheist und auch kein Agnostiker, hatte mir aber in meiner Torheit damals einen langen hedonistischen Glaubensurlaub gegçnnt. Wohl betete ich von Zeit zu Zeit das Vaterunser und summte gelegentlich den Kollekten-Versikel aus dem 51. Psalm, der nun zum Leitspruch meiner alten Tage geworden ist: «Schaffe in mir, EL al schwerer Gott, ein reines Herz …» Und wenn ichAS Augenzeuge B aSoldaten teri die Hand Kämpfe war und vielleicht einem sterbenden G LAdas e«Kyrie s M eleison», das ich als hielt, dann sang ich in meinem R Kopf t E z Kind gelernt hatte: Herr, erbarme N V scdich. hüt E Heute bin ich dafür e dass ich mit der üppigen Liturgie der NNdankbar, g t U Evangelisch-Lutherischen BR yrigh Landeskirche Sachsens aufgewachsen war. Ihre Worteosind p seither tief in meinem Gedächtnis verankert. Csie sind, kann ein nur lascher Christ vielleicht erst Wie trostreich dann ermessen, wenn er einmal in einer lebensbedrohlichen Lage war, in der ihm notabene seine eigene Verwerflichkeit klar wurde. Ich hatte, wohl dem Beispiel des Kirchenvaters Augustinus folgend, Gott einen Platz hinten im Wartezimmer meiner Biografie zugewiesen. Zu liebreizend waren die exotischen Wesen mit langen schwarzen Haaren, diese so zerbrechlich ausschauenden und doch handfesten vietnamesischen Frauen, in deren Armen unsereins das Kriegsgeschehen einige Stunden lang vergaß; zu gut das Essen in Saigons franzçsischen Restaurants; zu lustig die Kameraderie vor allem meiner britischen Kollegen, die wie ich kräftig dem Wein zusprachen und mit Witz den Horror verdrängten, von dem wir gerade zurückgekommen waren und zu dem wir am nächsten oder übernächsten Morgen zurückkehren würden. In dem Jahr, in dem die Amerikaner Vietnam den Rücken kehrten, also 1973, hçrte ich mich zu meinem eigenen Erstaunen in einem


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gottlosen Umfeld ein Christusbekenntnis ablegen. Dies geschah unter skurrilen Umständen am Ende der Morgenkonferenz einer von mir geleiteten Zeitungsredaktion nach einem bitteren Schlagabtausch mit dem hasserfüllten Flügel meiner linksradikalen Kollegen. Wie es dazu kam, soll das Thema für einen anderen Zeitpunkt und ein anderes Buch bleiben. Hier sei nur festgehalten, dass dies ein entscheidender Wendepunkt in meinem Leben war, einer freilich, dem noch viele Versuchungen und innere Kämpfe folgen sollten, bevor ich mich dreizehn Jahre später an der lutherischen theologischen Hochschule in Chicago einschrieb. Langsam, fast homçopathisch, hatte Vietnam mich verändert, ohne dass ich mir dessen selbst immer gewärtig war. Zunächst bildete ich mir ein, zum Pfarramt berufen zu sein, bis meine kluge Frau mich davon überzeugte, dass ich mit meiner scharfzüngigen Journalistenart jede Gemeinde binnen 24 Stunden spalten würde. «Dein Platz in der Kirche ist weder am Altar noch inLder Kanzel, sonSE durinotfalls dern hinten auf einer der letzten Bänke, soAdass zum al B e t nächsten Tresen flüchten kannst, bevorG du bei einer schlechten Prea A M L s digt explodierst. Studiere Theologie, darüber zu R um teverständlich zRecht. t VEsie hatte schreiben», riet mir Gillian,Nund ü ch akademischen Weg entschied, Efür denesrein N Bevor ich mich aber t-g UN ghSommerpraktikum nahm ich nochR teil, das in den USA für i B an einem r alle angehenden o Pfarrer py Pflicht ist. Es heißt Clinical Pastoral EducaC klinische Seelsorgeausbildung. Ich absolvierte dietion, zu Deutsch: sen Kursus in St. Cloud im Bundesstaat Minnesota an einem Krankenhaus für ehemalige Kriegsteilnehmer, das eine renommierte psychiatrische Abteilung hatte. Dort bat ich meine Vorgesetzten, mich als Seelsorger für Vietnam-Veteranen abzustellen. Alsbald bekam ich es mit zerrütteten Menschen zu tun, die mir Erschütterndes über die bornierte Grausamkeit schilderten, mit der ihre eigenen Landsleute, namentlich junge Frauen, sie verstoßen hatten. Schon meine ersten Gespräche mit ihnen zeigten, dass sie fast alle davon überzeugt waren, von Gott längst zu ewigen Hçllenqualen verdammt worden zu sein. Gott, so meinten sie, sei in Vietnam desertiert. Dies war der perfekte Ansatzpunkt für meine seelsorgerliche Arbeit, zumal ich mich zuvor sehr intensiv mit der lutherischen Kreuzestheologie aus der Sicht Dietrich Bonhoeffers beschäftigt hatte. Zusammen mit dem Psychologen James Tuorila bildete ich Thera-


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piegruppen, denen jeweils bis zu dreißig frühere Soldaten angehçrten, vom einfachen Schützen bis zum Oberstleutnant. Ich gab ihnen Bonhoeffers Buch Widerstand und Ergebung zu lesen. An diesem Werk faszinierte sie vor allem die Aussage: «‹Kçnnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?›, fragt Jesus in Gethsemane. Das ist die Umkehrung von allem, was der religiçse Mensch von Gott erwartet. Der Mensch wird aufgerufen, das Leiden Gottes an der gottlosen Welt mitzuleiden.» Dies war das erste Mal, dass die ehemaligen Krieger diese christliche Kernwahrheit erfuhren: Wenn der Christ gehalten ist, mit Gott an dieser Welt zu leiden, dann doch in der Nachfolge Jesu. Das Leiden dieser Männer in Vietnam und hernach in der Heimat war das ihnen auferlegte Kreuz. Aber das heißt ja, dass Gott selbst an der Welt leidet, deren Gottlosigkeit diese Kriegsleute täglich am eigenen Leibe erfuhren. Wenn dies so ist, dann ist Gott also keineswegs ein Deserteur, wie sie geglaubt hatten, sondern im GegenteilLein mit ihnen leiE l dender Kamerad. Deshalb ist er von der Anklage AS tederriaFahnenflucht B freizusprechen. G Ma LA s über Bonhoeffer auf Ich nahm die Diskussionen der Veteranen R E ütztesie V Band auf, redigierte und kommentierte und legte sie meiner h c EN s N Hochschule in Chicago als Magisterarbeit vor. Diese kam 1990 in e N g t U hdem Titel The Acquittal of God (Freispruch New York als R B Buchymit righeute für Gott) heraus. Es ist noch in Druck und gilt in den USA als p Co für den theologischen Umgang mit ehemaligen ein Standardwerk Kriegsteilnehmern. Danach hatte ich Anlass, mich auf eine ganz andere Weise mit dem Thema Vietnam auseinanderzusetzen. Ich wechselte zur Boston University über, um mich auf meine Promotion in der Doppeldisziplin Theologie und Religionssoziologie vorzubereiten. Dabei erwachte mein Interesse am soziologischen Phänomen des stereotypen Denkens. Bei dem niederländischen Soziologen Anton Zijderveld entdeckte ich eine griffige Definition des Klischees als einer Metapher für eine Denkweise, die er so definierte: «Klischees umgehen die Reflexion und bearbeiten somit den Verstand im Unterbewusstsein, wobei sie potenzielle Relativierungen ausschließen» (Zijderveld, Anton: On ClichØs, London 1979). Klischees, sagt Zijderveld, würden von der Gesellschaft sozialisiert, und wenn dies erst einmal geschehen sei, würden sie zu «Klumpen schal gewordener Er-


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fahrungen», die «stets abrufbar im Bewusstsein der Menschen» lagerten. Zijderveld sah eine enge Wahlverwandtschaft zwischen Klischees und der Moderne. In meiner Doktorarbeit ging ich einen Schritt weiter: Klischeedenken, so behauptete ich, sei ein Zwilling des Zeitgeistes, der ebenfalls keine potenziellen Relativierungen zulasse. Der Zeitgeist wiederum hat eine Eigenschaft, die Zijderveld auch den Klischees zuschreibt: «[Sie] werden tyrannisch. Mit anderen Worten, in einer voll modernisierten Gesellschaft lassen sich Klischees nur schwer vermeiden; sie tendieren dazu, Gussformen des Bewusstseins zu werden, während ihre Funktionskraft … tief in die Strukturen des sozioçkonomischen und politischen Lebens eindringt.» Meine Dissertation hatte nichts mit Vietnam zu tun, sondern war angelegt, das weit verbreitete Klischee zu widerlegen, dass Martin Luther ein Wegbereiter Adolf Hitlers gewesen sei. Ich wies auf eine große Zahl relativierender Faktoren hin, die diese L Verleumdung ad l Buch in SEin diesem absurdum führten. Etwas ¾hnliches versucheAich riasondern B e t puncto Vietnam, freilich nicht auf wissenschaftliche, auf G Ma A L s Thema lagert – fast eine erzählerische Weise. Denn auch diesem ERderüzuKommunisten zte t V vierzig Jahre nach dem Einmarsch in Saigon – ein N sch Ekollektiven N stereotyper Klumpen im Bewusstsein der Menschen: das e N g t U absurde Klischee dass dieser mit Mitteln des Terrors und BR nämlich, righSieg y Massenmordes errungene ein Befreiungsschlag und somit eine p Co sei. In seiner, wie Zijderveld sagen würde, tyrangute Sache gewesen nischen Weise zieht dieses Klischee keine relativierenden Faktoren in Betracht. Im vorliegenden Buch versuche ich sie plastisch zu schildern, um einer infamen Geschichtslüge entgegenzutreten. Bei manchen Lesern mag bei der Lektüre von Duc der falsche Eindruck entstehen, dass dies ein Stück Belletristik wäre. Ich habe es streckenweise bewusst in diesem Genre geschrieben, um meine Leser bei der Stange zu halten. An zwei Stellen habe ich mir aus dramaturgischen Gründen die schriftstellerische Freiheit genommen, zwei oder drei Personen zu einer zu verschmelzen, und in einigen Fällen habe ich Namen geändert, einfach um Menschen oder ihre Nachfahren vor Spott oder gar Verfolgung zu bewahren. Aber alle hier erzählten Begebenheiten sind wahr und alle Persçnlichkeiten, trotz Pseudonyms, authentisch. Um mich selbst und meine Leser daran zu erinnern, dass dies ein Buch über einen tragischen Krieg ist, der 1975 mit der Niederlage der


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Opfer einer Aggression endete, sind alle paar Kapitel Betrachtungen eingefügt, die diese Tatsache unterstreichen. Gleich nach diesem Prolog beginne ich mit einer kurzen Betrachtung über den Massenmord, den die Nordvietnamesen und der Vietcong während der TetOffensive Anfang 1968 begingen. Ich schulde vielen Menschen Dank, namentlich meinen Freunden Quy und Jo, die mir stets zur Seite standen, während ich an diesem Manuskript arbeitete. Sobald ich ein Kapitel beendet hatte, übersetzte Quy es mit der Hilfe seines in den Niederlanden lebenden Freundes Nguyen Hien in ein elegantes Vietnamesisch. Außerdem entwarf er die Titelseite der amerikanischen Ausgabe. Ich bin stolz, heute Teil von Quys Familie zu sein. Ich danke dem Griewatsch Duc, auch wenn ich ihn aus den Augen verloren habe, und meinen vielen vietnamesischen, amerikanischen, franzçsischen, britischen und deutschen Freunden EL al S aus Vietnam-Zeiten. Ich danke den Vietnam-Veteranen, deren A teri B Seelsorger ich vorübergehend in St. Cloud war, und den PsychoG Ma LAmit edenen logen, Psychiatern und Geistlichen, R E ützt s ich damals fruchtbar zusammenarbeitete.N V ch Freund und Kollegen Perry E giltemeinem s N Mein besonderer Dank UN gdramatischen ht-g Kretz, der mir Bilder von unserer gemeini BR seine r y samen Vietnam-Reportage 1972 zur Verfügung stellte, und Karin p Codie das Manuskript der deutschen Ausgabe dieses Jansky-Barron, Buches mit großer Kompetenz und einem verblüffenden Tempo Korrektur las. Mit Wehmut gedenke ich meines damaligen Verlegers Axel Springer und seines Edelmuts, als ich 1966 in Saigon fast gestorben wäre. Er starb 1985, lange nachdem ich seinen Verlag verlassen hatte. Dies zu tun war eine Torheit, die ich heute noch bereue. Vor allem aber danke ich meiner Frau Gillian, die mir in unseren bislang 51 Ehejahren unerschütterlich zur Seite stand und die monatelangen Trennungen ertrug, die mein Einsatz in diesem betçrenden Land erforderte, dem nach wie vor meine Liebe gilt.


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Betrachtung

eins

Als Krieger weinten «Was das Geschlecht der Toten betrifft, so ist es eine Tatsache, dass man sich so an den Anblick gewçhnt, dass alle Toten Männer sind, dass der Anblick einer toten Frau entsetzenerregend ist.» Ernest Hemingway «Eine Naturgeschichte der Toten», in: «Der Sieger geht leer aus», Hamburg: Rowohlt

Krieger weinen nicht so schnell, schon gar nicht im Gefecht. Aber Anfang Februar 1968 sah ich viele Soldaten in Tränen. Ich hatte mich einem Bataillon des Fünften Regiments der US-Marineinfanterie angeschlossen, das langsam vom Flughafen undL LuftwaffenstützSE dieriResidenz punkt Phu Bai nach HuØ vorrückte. HuØ war A früher der al B e t Kaiser von Annam. Diese betçrende Stadt am Fluss der Wohlgerüche G Ma LA s besetzt. war seit Tagen von kommunistischen Streitkräften R E üerreichten, zte kam unser Militärt V Als wir ihre südlichen Randgebiete N sch NE -gvon konvoi ins Stocken: N Hunderte e Leichen bedeckten die Straße. Unt U ter heftigem Heckenschützenfeuer mussten die Ledernacken – wie BR yrigh die Marines genannt wurden – die Toten beiseite räumen, um eine p o CPassage Schneise für die ihrer Fahrzeuge zu schaffen. Einige waren alte Männer mit dünnen weißen Bärten, aber die meisten waren Frauen und Kinder, alle festlich gekleidet für Tet, das vietnamesische Mondneujahrsfest. Die Art ihrer Wunden und ihre Kçrperhaltung machten deutlich, dass sie nicht in ein Kreuzfeuer geraten und auch nicht durch Granatsplitter oder Bomben umgekommen waren; sie waren also keine unbeabsichtigte Folge von Artillerie- oder Luftangriffen. Nein, diese Zivilisten waren aus nächster Nähe gezielt erschossen worden, vom Vietcong massakriert wie tausende anderer Bürger, deren Kadaver später in HuØ gefunden wurden. Hemingway untertrieb, als er in seinen Reminiszenzen aus seiner Zeit als Rotkreuzhelfer im Ersten Weltkrieg schrieb, dass der Anblick einer toten Frau Entsetzen errege. Für normale Männer, insbesondere Soldaten, ist dieser Anblick unerträglich. Deshalb weinten die jungen Amerikaner, die ausgezogen waren, HuØ wieder freizukämp-


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fen; sie weinten, weil sie schlichte, anständige Männer waren, zutiefst davon überzeugt , dass Gott die Frau geschaffen hat, damit sie geliebt, nicht gemeuchelt werde. Die Szene auf der Straße nach HuØ war schauerlich und doch zugleich seltsam elegant. Selbst im Tod wirkten diese Frauen sublim. Sie hatten mit ihren zerbrechlich-schçnen Kçrpern schützend ihre Kinder drapiert. Alle trugen einen neuen Ao Dai, ihre Nationaltracht, um das neue Jahr willkommen zu heißen. Ihre Fingernägel waren frisch lackiert und ihre Antlitze sorgfältig geschminkt für das hçchste ihrer Feste. Auch fast ein halbes Jahrhundert hernach kann ich mich nicht darüber beruhigen, dass zwei weltberühmte amerikanische Apologeten des Regimes in Hanoi, der Philosoph Noam Chomsky und die Historikerin Marilyn P. Young, die Stirn hatten, das Massaker von HuØ zu verneinen. Das war so unlauter wie die Verwerflichkeit der Holocaust-Leugner und die Niedertracht westlicher Intellektueller, die in L E l S den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die Sowjetunion beA teria B suchten – just als Stalin die Kulaken zu Hunderttausenden umbrinG Ma LA jedoch s ignorierten. gen ließ –, dieses gewaltige Verbrechen R E es üspäter zte in diesem Buch wiedert V Ich stelle hier klar und werde N sch NE -eigenen holen: Ich sah mitN meinen e Augen, was die Kommunisten in g t U HuØ angerichtet ghIch stand am Rand flacher Massengräber, in BR hatten. riaugenscheinlich y denen sie ihre Opfer bei lebendigem Leibe begrap Co dieser Gräber wurden entdeckt, weil manikürte ben hatten. Einige Fingernägel aus ihrer Oberfläche ragten: Die sterbenden Frauen hatten offenbar versucht, sich freizugraben, was ihnen nicht gelang. Chomsky, Young und ihresgleichen waren nicht da, aber sie machten mit Hilfe der Lüge kometenhafte Karrieren. Mich aber wird die, wie Hemingway sagen würde, «entsetzenerregende» Erinnerung an diese schçnen, zu Tode gemarterten Frauen und Kinder bis in mein Grab verfolgen.


L SE rial A G B Mate A L ER 端tztes V EN esch N t-g UN BR yrigh p Co


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Weitere Endorsements Der Leser kann vieles gewinnen aus diesem eindringlichen Portrait der unzähligen Tragçdien, die das freiheitsliebende südvietnamesische Volk während und nach dem Vietnamkrieg erdulden musste; einem Krieg, der viele Amerikaner auch heute noch verstçrt. Etliche von ihnen wissen allerdings nicht, oder kçnnen sich nicht mehr daran erinnern, dass sie selber und ihre eigene Regierung mit dem Versprechen in diesen Krieg eingetreten waren, die Südvietnamesen vor den kommunistischen Vietcong zu schützen. Der deutsche Kriegsreporter Uwe Simon-Netto war fünf Jahre lang in Vietnam und zeigt auf, wie diejenigen Amerikaner, die zu Hause blieben, geprägt von einer ignoranten Wegwerf-Mentalität dieses Versprechen torpedierten, indem sie den eigenen Soldaten EL al in diesem S A ri langwierigen Krieg die Unterstützung entzogen. zoB Die teAmerikaner G a A gen ihre Truppen zurück und ermçglichten so den Kommunisten die M L es R t E brutale Vernichtung von Millionen im Namen der soz V von ütMenschen NBegriff, h c E genannten «Befreiung»; ein dessen Doppeldeutigkeit die neuen N -ges N Journalisten und U Sozialisten ht nie in Frage stellten.

BR yrig p Dr. Alvin J. Schmidt, Co

Theologe und emeritierter Professor für Soziologie, Illinois College

In dieser fesselnden Erinnerung seiner Zeit im Vietnam schildert Uwe Siemon-Netto, wie es in Vietnam tatsächlich gewesen ist. Als amerikanischer Diplomat zu dieser Zeit vor Ort, kann ich die Genauigkeit und Richtigkeit seiner Beobachtungen nur bestätigen. Dieses Buch ist voller erstaunlicher Zwischenfälle und Episoden: mal komisch, mal herzergreifend, mal frustrierend, mal schockierend, mal nachdenklich stimmend. Uwe ist der Gefahr nicht aus dem Weg gegangen und wurde so zum Augenzeugen einiger furchtbarer Auseinandersetzungen, insbesondere des blutigen Kampfes am Ia-Drang-Tal im Jahre 1965. Neben dem Mut, sich kçrperlich in Gefahr zu begeben, zeigte er sich couragiert in seinen Überzeugungen: Er zçgerte niemals, die Boshaf-


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tigkeit des kommunistischen Regimes offen zu verurteilen. Diese Boshaftigkeit wurde insbesondere im Massaker von HuØ deutlich, das er sehr detailliert schildert. Während der Tet-Offensive hatten kommunistische Truppen die alte Hauptstadt des Kolonialreiches HuØ eingenommen. Führende Personen der Gesellschaft wurden nach vorgefertigten Listen systematisch exekutiert. Es wird vermutet, dass bis zu 6000 Menschen in diesen Tagen ihr Leben verloren. Nach Abzug der gegnerischen Truppen wurde ein Massengrab mit 3000 Leichen gefunden. Einige dieser Menschen waren offensichtlich lebendig begraben worden. Uwe kommt das Verdienst zugute, auf diese Verbrechen hingewiesen zu haben, die von der westlichen Presse allzu oft marginalisiert worden waren. In seinen Erinnerungen spiegelt sich eine tiefe Zuneigung zu den Menschen Vietnams. Konsequenterweise beginnt er seine Ausführungen mit einer Widmung in «Erinnerung an die zahllosen Opfer der kommunistischen Eroberung Südvietnams» – und führt EL al S diese Opfer anschließend auf. BA zualesen, teri wird SchwieMeine Erfahrung: Wer anfängt, dieses Buch G A sM rigkeiten haben, es wegzulegen. RL e

VE hützt N NE -gesc Dr. William LloydN Stearman, U ght Leiter des Nationalen des Weißen Hauses, BR yriSicherheitsrates Abteilung Indochina, 1973–1976 p Co

Dieses brillante Buch erinnert mich an Theodore White’s «In Search of History». «Duc» ist eine fesselnd und elegant geschriebene Denkschrift. Aber es ist noch viel mehr als das. Uwe Siemon-Netto fordert die problematischen Facetten unserer historischen Erinnerung an Vietnam heraus. Er offenbart die falschen Werte der vietnamesischen Kommunisten, die im Namen ihres Feldzugs für ein totalitäres System unschuldige Südvietnamesen brutal niedermachten. Und er wirft ein neues Licht auf die Erfahrungen derjenigen, die solche Brutalitäten bezeugen mussten: Kriegsreporter, südvietnamesische und amerikanische Truppen – und darauf, wie diese Gruppen miteinander interagierten. US-Generalmajor Dr. H.R. McMaster, Sachbuchautor zum Thema «Vietnam»


Weitere Endorsements

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Uwe Siemon-Netto, ein junger deutscher Kriegsreporter, war nicht leichtgläubig gegenüber der kommunistischen Ideologie. Und was geschah? Er verliebte sich in das vietnamesische Volk. In Saigon fand er eine Menge Reporter vor, die es sich bequem eingerichtet hatten in ihrer einseitigen Verurteilung des Krieges. Draußen auf dem Lande sah er jedoch die Wahrheit: den Horror des nordvietnamesischen Massakers an Müttern, die friedlich im Begriff waren, das Tet-Fest zu feiern; die Aufopferung der amerikanischen und südvietnamesischen Truppen; die nahezu heroische Komçdie um zwei Weltkriegsveteranen – der eine ein deutscher, der andere ein englischer Journalist –, die im entscheidenden Moment Ordnung in die chaotischen Verteidigungslinien der Südvietnamesen brachten. Nahezu jede Buchseite birgt einen neuen exzentrischen, mutigen, charmanten, feigen oder teuflischen Charakter, auf beiden Seiten der Auseinandersetzung. «Duc» ist der wütende Bericht über den Verrat an einer ganzen Nation. Und dennoch steckt auf jeder Seite auch etwas HoffnungLfür die MenschE al heit. AS i

r G B Mate A John O’Sullivan, RL ztes E V Leitender Redakteur «Radio Liberty», 2008–2011 NFreesEurope/Radio hüt c E N Chefredakteur «UPI», 2001–2004 e -g1988–2007 t UNReview», h Redakteur «National R ig B pyr o C

Uwe Siemon-Nettos Bericht über den Vietnamkrieg bietet viele neue Details und wichtige Erkenntnisse. Es ist nicht mçglich, seinen Bericht zu lesen, ohne dabei an Graham Greene’s «The Quiet American» und Bernard B. Fall’s «Street Without Joy» zu denken. Es ist wunderbar geschrieben und birgt jede Menge fesselnder Geschichten. Colonel a.D. Duong Nguyen, Stabsarzt der Ersten Gepanzerten Division der US-Armee

Uwe Siemon-Nettos Vietnam-Memoiren haben mich seit langer Zeit mehr bewegt als viele andere Bücher, die ich gelesen habe. Sie sind aber zugleich auch ein Werk voller Komik. Dieser renommierte langjährige Kriegsreporter deutscher Zeitungen stimmte mich mit seinen Texten traurig und heiter, brachte mich zum Weinen und zum La-


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chen. Er nahm mich mit auf eine famose Reise von Saigon nach HuØ und zurück und bezauberte mich immer wieder mit seinem denkwürdigen Erzähltalent und seiner einzigartigen Gabe als Wortschmied. Ich konnte mich gar nicht sattlesen an seinen Anekdoten, zum Beispiel jener von Saigoner Straßenkindern, mit denen er sich angefreundet hatte. Sie schliefen in seinem uralten Wagen und behaupteten, ihm damit einen Gefallen zu tun, weil sie ja sein Auto auf diese Weise beschützten. In seinem anschaulichen Stil stellt er uns nicht nur eine Vielfalt von bemerkenswert kosmopolitischen Gestalten vor, sondern auch die Opfer und tapferen Überlebenden dieses Krieges, vor allem aber das schlichte Volk von Vietnam. Seine echte Sympathie für die Vietnamesen und seine Erkenntnisse über den Krieg, der sie verschlang, machen dieses Buch zu einer eindrücklichen Lektüre. Barbara Taylor Bradford, EL al Autorin von «Secrets of the Past» und «Eine Frau AS von Format» i

r G B Mate A L ER ütztes V EN esch N t-g UN BR yrigh p Co


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Weiterhin erhältlich Denise Chong «Das Mädchen hinter dem Foto» Die Geschichte der Kim Phuc Im Sommer 1972, als der Vietnamkrieg tobt, geht ein Foto um die Welt, das jeden Betrachter tief erschüttert: Ein neunjähriges südvietnamesisches Mädchen, das sich die von Napalmbomben entzündeten Kleider vom Leib gerissen hat, rennt schreiend auf die Kamera zu. Dieses Foto, das damals den Pulitzer-Preis gewann, trug wesentlich dazu bei, dass sich die amerikanische Bevçlkerung immer mehr gegen eine Beteiligung an diesem Krieg aussprach. L Doch die GeE S schichte, die hinter diesem Bild ablief, bliebAlange Jahre rialweitgehend B e t G Ma unbekannt. LA Geschichte R In Denise Chongs Buch wird diese authentisch und E ütztes V sensibel erzählt: Wie KimNPhuc aufwuchs, wie es zu dem Bombench EBehandlungen s N e abwurf kam, wie sie die ihrer schrecklichen VerbrenN t-gOperationen durchstehen RU righvon nungen mitBDutzenden konnte, wie y p ihre kçrperlichen Co und seelischen Schwierigkeiten sie beeinträchtigten, wie sie dann von der kommunistischen Regierung für Propagandazwecke missbraucht wurde, wie sie versuchte, auf Kuba in Ruhe weiterzustudieren – bis hin zu ihrer Flucht nach Kanada und ihrer Suche nach einem neuen Lebenssinn. Eine starke Botschaft von Gnade und Vergebung. Mit einem sehr persçnlichen Nachwort von Kim Phuc. «Ein bewegendes Geschichts- und Antikriegsbuch.» («Stern») Brunnen Verlag Basel Bestellnummer 111.365 ISBN 978-3-7655-1365-7


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