Keller, Timothy: Bedingungslos geliebt

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Timothy Keller Bedingungslos geliebt

al sel ateri a n B tes M e n n tz Bru schß – tis ht-ge n o ig F pyr o C

www.fontis-verlag.com


Edmund S. Clowney und meinen anderen Mentoren in Dankbarkeit zugeeignet

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Timothy Keller

Bedingungslos geliebt al sel ateri a n B tes MSçhnen e Von zwei verlorenen n n tz Bru schü – e und neinem Vater tis ht-gliebenden o g i F pyr Co


Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Die Bibeltexte sind, soweit nicht anders angegeben, der revidierten «Hoffnung für alle» entnommen. Titel der amerikanischen Originalausgabe: «The Prodigal God» von Timothy Keller, herausgegeben von Dutton, a member of Penguin Group (USA), Inc. 375 Hudson Street, New York, New York 10014, U.S.A. Copyright 2008 by Timothy Keller All rights reserved

al Übersetzung aus dem Amerikanischen: sel ateri a B Christian Rendel,nWitzenhausen M

s nne ützte u r schAusgabe 2010 – Bdeutschen der e s g i t ht Titel «Der verschwenderische Gott») (damals noch Fonunter rigdem y p Co by Fontis – Brunnen Basel

1. Auflage unter neuem Titel (und damit 4. Aufl. insgesamt) 2015 Umschlag: Spoon Design, Olaf Johannson, Langgçns Foto Umschlag: Erik Wollo/Shutterstock.com Weitere Fotos Umschlag (U4 und Klappen): TDway, Kenggo, Cameron Watson/Shutterstock.com Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm Printed in Germany ISBN 978-3-03848-029-7


Inhalt Vorwort von Hanspeter Wolfsberger ...............................

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Einführung..................................................................

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Das Gleichnis ..............................................................

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1. Die Menschen um Jesus «Viele … kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hçren.» .. Zwei Arten von Leuten ................................................. Warum Leute Jesus mçgen, aber nicht die Kirche ..............

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2. Die beiden verlorenen Sçhne al sel ateri «Ein Mann hatte zwei Sçhne.» ....................................... a n B tes M Der verlorene jüngere Bruder n ......................................... e z n Der Plan des jüngeren Bruders hüt Bru s....................................... c – e Der verlorene ältere tis Bruder t-g............................................

Fon yrigh op Eine neueCDefinition der Sünde

26 26 29 34

3. «All diese Jahre habe ich mich für dich geschunden.» ....... Zwei Wege zum Glück .................................................. Zwei verlorene Sçhne ................................................... Ein tieferes Verständnis der Sünde.................................. Beide auf dem falschen Weg, aber beide geliebt.................

38 38 42 46 52

4. Eine neue Definition der Verlorenheit «Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen.».......................................................... Zorn und Überlegenheit ................................................ Schinderei und Leere....................................................

56 56 65

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Wer muss das erfahren?.................................................

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5. Der wahre ältere Bruder «Was ich habe, gehçrt auch dir.» .................................... Was wir brauchen......................................................... Wen wir brauchen ........................................................

80 80 86

6. Eine neue Definition der Hoffnung «Er reiste weg in ein fernes Land.» .................................. 97 Unsere Sehnsucht nach dem Zuhause ............................. 97 Die Schwierigkeit der Rückkehr ..................................... 105 Das Festmahl am Ende der Geschichte............................. 108 7. Das Festmahl des Vaters «Er hçrte schon von weitem die Tanzmusik.» ................... a) Heil ist eine Erfahrung............................................... al b) Heil ist materiell....................................................... sel ateri a c) Heil ist individuell.................................................... n B tes M e n d) Heil ist gemeinschaftlich ütz run........................................... Babettes Fest ............................................................... – B esch

tis ht-g n o ig F Danksagungen ............................................................. pyr o C

111 112 116 119 129 132 139

Anmerkungen ............................................................. 141 Über den Autor............................................................ 144

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Vorwort

Es gibt Geschichten, die greifen erst, wenn man sie wirklich braucht und wenn eine Art Antenne dafür gewachsen ist. Und wenn sie dann noch jemand so zu erzählen vermag, dass aus ihren Worten eine Muttersprache hçrbar wird, wenn sie tçnt wie ein leises Raunen von «daheim», von «das ist für mich», dann kann solch eine Geschichte ankommen und Wurzeln schlagen. Ich erinnere mich, dass ich schon in jungen l Jahren

ria el M enichzweiß tes auch noch, wie n nen gesprochen habe. n Aber t ru chü – Bwachem ein alter Mannismit ges Geist nach einem Gottest t n h o sagte: ig «Danke, Herr Pastor, aber auch Sie dienst zuFmir pyr o C Geschichte nicht ausleuchten kçnnen.» haben diese

te zwei Sçhgerne über das Gleichnis vomBVater as mitaden

Dabei hatte ich gemeint, ich hätte schon alles über sie gelesen und wäre über einen oberflächlichen Ersteindruck längst hinausgekommen. Aber das Aroma dieser Geschichte, ihr Bouquet, kannte ich noch nicht. Ich musste ihr erst noch entgegen wachsen und bedürftig genug nach ihr werden. Und ich brauchte einen Erzähler, der nicht nur die Geschichte kennt, sondern die Familie dahinter. Weil er selber Angehçriger ist und ihren Dialekt kann.

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Timothy Keller muss so einer sein. Seine Sprache, seine innerfamiliären Bezüge aus dem Hause dieses liebenden Vaters verraten ihn. Sein Buch hat eine hohe Deutungskraft. Man sollte es griffbereit halten, es wird mehr als ein Mal gebraucht im Leben. Hanspeter Wolfsberger

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Einführung

Dieses Buch soll die wesentlichen Inhalte der christlichen Botschaft, des Evangeliums, darlegen. Es kann daher als Einführung in den christlichen Glauben für diejenigen dienen, die mit dessen Lehren noch nicht vertraut sind oder sich seit einiger Zeit nicht mehr damit beschäftigt haben. Diese Publikation ist jedoch nicht nur für Suchende bestimmt. Viele Christen, die schon ihr Leben al lang i l r e e s gläubig sind, meinen, die Grundlagen des at christlichen Ba

n sM ru chü Bzu s – Leitfaden darüber Allerdings besteht s gebrauchen. i t t n h o igdafür, dass man das einzigartige, raeines derFZeichen pyr o C des Evangeliums mçglicherweise doch dikale Wesen Glaubens sehr gut verstanden nne tzzute haben und keinen

noch nicht ganz erfasst hat, gerade darin, dass man ganz sicher ist, es begriffen zu haben. Manchmal geht auch langjährigen Gemeindegliedern die christliche Botschaft ganz neu auf, und es trifft sie mit solcher Wucht und verändert sie so sehr, dass sie selbst das Gefühl haben, sich im Grunde «neu bekehrt» zu haben. Dieses Buch ist also sowohl für wissbegierige Außenstehende als auch für gestandene Gläubige geschrieben, sowohl für diejenigen, die Jesus in dem berühmten

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Gleichnis vom verlorenen Sohn «jüngere Brüder», als auch für die, die er «ältere Brüder» nennt. Ich greife zu dieser bekannten Geschichte, die im fünfzehnten Kapitel des Lukas-Evangeliums zu finden ist, um zum Herzen des christlichen Glaubens zu kommen. Handlung und Dramatis personae des Gleichnisses sind sehr einfach: Ein Vater hatte zwei Sçhne. Der jüngere forderte seinen Anteil am Erbe ein, bekam ihn auch und machte sich sogleich in ein fernes Land auf, wo er alles mit sinnlichen und frivolen Vergnügungen verprasste. Dann kehrte er reumütig nach Hause zurück und wurde zu seiner eigenen Überraschung lvon seia sel ateri Dieser nem Vater mit offenen Armen aaufgenommen. B M en zBruder tes sehr vor den n Empfang stieß seinen älteren n t u

hü Br t ght damit, dass der Vater an seinen Die Geschichte Fon yriendet p Co Sohn appelliert, seinen jüngeren Bruder erstgeborenen c Kopf und machte ges is –ihn wütend.

ebenfalls willkommen zu heißen und ihm zu vergeben. Auf den ersten Blick ist das gar nicht so eine packende Erzählung. Ich glaube jedoch, wenn man die Lehre Jesu mit einem See vergliche, wäre dieses berühmte Gleichnis vom verlorenen Sohn eine der klarsten Stellen darin, wo wir bis hinunter auf den Grund sehen kçnnten. In den letzten Jahren sind etliche hervorragende Untersuchungen zu diesem Bibeltext geschrieben worden,

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doch die Grundlage für mein Verständnis des Abschnitts war eine Predigt, die ich erstmals vor über dreißig Jahren von Dr. Edmund P. Clowney hçrte. Als ich diese Predigt hçrte, veränderte sich mein Verständnis des Christentums.1 Es kam mir beinahe so vor, als hätte ich das geheime Herz des christlichen Glaubens entdeckt. Im Lauf der Jahre habe ich in Lehre und Seelsorge immer wieder auf dieses Gleichnis zurückgegriffen. Häufiger als bei irgendeinem anderen Text habe ich erlebt, wie Menschen durch diesen Abschnitt ermutigt wurden und Klarheit und Hilfe empfingen, wenn ich seine wahre Bedeutung erklärte.2 Im Ausland hielt ich einmal diese Predigt vor al einer i l r e e s Zuhçrerschaft mithilfe eines Dolmetschers. Ba s Mat Einige Zeit n e später schrieb mir deruÜbersetzer, nn ütztewährend er die Prer ch klar geworden, dass diesihm –B g digt vorgetragen habe, sei e s i t ht auf sein Herz gezielter Pfeil sei. ses Gleichnis Fon wie rigein y p o Nachdem C er noch einige Zeit gerungen und darüber nachgedacht hatte, hatte es ihn zum Glauben an Christus geführt. Viele andere haben mir gesagt, dass diese Geschichte von Jesus, nachdem sie sie erst einmal verstanden hatten, ihren Glauben, ihre Ehe, ja manchmal buchstäblich ihr Leben gerettet habe. In den ersten fünf Kapiteln werde ich die Grundbedeutung des Gleichnisses herausarbeiten. Im sechsten Kapitel werde ich zeigen, wie die Geschichte uns dabei hilft, die Bibel als Ganzes zu verstehen, und im

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siebten Kapitel, wie ihre Lehre sich auf die Art und Weise auswirkt, wie wir in der Welt leben. Dabei werde ich nicht die Überschrift verwenden, die für das Gleichnis am häufigsten verwendet wird: Das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Es ist nämlich nicht richtig, nur einen der Sçhne als Dreh- und Angelpunkt der Geschichte aufzufassen. Auch Jesus selbst spricht ja nicht vom Gleichnis von dem verlorenen Sohn, sondern er beginnt die Geschichte mit den Worten: «Ein Mann hatte zwei Sçhne.» Die Erzählung handelt ebenso sehr von dem älteren Bruder wie von dem jüngeren, und ebenso sehr von dem Vater wie von den Sçhnen. Und das, was Jesus l über

el

ria

s wichtigsten den älteren Bruder sagt, ist eine Botate Ba der M n s e e schaften, die uns in der werden. Das zt unnBibel tmitgeteilt Br

sc beiden verlorenen Sçh–besserge«Die Gleichnis sollte s i t t ne» heißen. Fon yrigh op

C ist das Gleichnis unter dem Titel «The Auf Englisch Prodigal Son» bekannt. «Prodigal» bedeutet nicht «verloren» oder «ungeraten», sondern laut Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary «rückhaltlos verschwenderisch». Es bedeutet, dass man so lange ausgibt, bis man nichts mehr übrig hat. Insofern passt dieser Ausdruck ebenso auf den Vater in der Geschichte wie auf den jüngeren Sohn. Die Art und Weise, wie der Vater seinen bußfertigen Sohn bei der Rückkehr willkommen hieß, war buchstäblich rückhaltlos, denn er hielt nichts zu-

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rück und forderte auch nichts von seinem Sohn für dessen Sünde zurück. Diese Reaktion war dem älteren Sohn und hçchstwahrscheinlich auch den Nachbarn in der Umgebung ein Dorn im Auge. In dieser Geschichte steht der Vater für den himmlischen Vater, den Jesus so gut kannte. Der Apostel Paulus schreibt: «Denn Gott ist durch Christus selbst in diese Welt gekommen und hat Frieden mit ihr geschlossen, indem er den Menschen ihre Sünden nicht länger anrechnet» (2. Korinther 5,19). Jesus zeigt uns einen Gott voller Freigiebigkeit, der sich uns, seinen Kindern, gegenüber wahrhaft verschwenderisch al veri l r e e s t hält. Gottes rückhaltlose Gnade Baist sunsere Ma grçßte Hoffn e e t unser Leben vern nung. Sie ist eine Erfahrung, die run chütz B – das gThema ändert. Und sie es dieses Buches. isist

t tFon yrigh p Co

prod-i-gal / prOdigal – Adjektiv (englisch) 1. rückhaltlos verschwenderisch 2. alles ausgegeben habend

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Das Gleichnis

Lukas 15,1–3.11–32 (Nach der Übersetzung «Hoffnung für alle») 1

Viele Zolleinnehmer und andere verrufene Leute ka-

men immer wieder zu Jesus, um ihn zu hçren. 2 Die Pharisäer und Schriftgelehrten ärgerten sich und schimpften: «Mit welchem Gesindel gibt derl sich da

ria el en ztes M n erzählte Jesus ihnen einnGleichnis: hüt Bru zwei c 11 «Ein Mann –hatte s Sçhne», erzählte Jesus. is ht-ge t n 12 «Eines Tages ig der jüngere zu ihm: ‹Vater, ich Fo ysagte p r o C meinen Anteil am Erbe ausbezahlt hawill jetzt schon

s ab! Er setzt sich sogar mit ihnen ateTisch!» 3 Da Ba an einen

ben.› Da teilte der Vater sein Vermçgen unter ihnen auf. 13

Nur wenige Tage später packte der jüngere Sohn alles zusammen, verließ seinen Vater und reiste ins Ausland. Dort leistete er sich, was immer er wollte. Er verschleuderte sein Geld,

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bis er schließlich nichts

mehr besaß. In dieser Zeit brach eine große Hungersnot aus. Es ging ihm sehr schlecht.

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In seiner Verzweif-

lung bettelte er so lange bei einem Bauern, bis der ihn zum Schweinehüten auf die Felder schickte.

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Oft


quälte ihn der Hunger so, dass er sogar über das Schweinefutter froh gewesen wäre. Aber nicht einmal davon erhielt er etwas. 17

Da kam er zur Besinnung: ‹Bei meinem Vater hat jeder Arbeiter mehr als genug zu essen, und ich sterbe hier vor Hunger. 18 Ich will zu meinem Vater gehen und ihm sagen: Vater, ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. 19 Sieh mich nicht länger als deinen Sohn an, ich bin es nicht mehr wert. Aber kann ich nicht als Arbeiter bei dir bleiben?› 20

Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu

seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den al Hals i l r e e 21 s t und küsste ihn. Doch der Sohn Ba sagte: Ma‹Vater, ich bin

n

s

schuldig geworden anuGott zantedir. Sieh mich nicht nneund t ü r h B länger als deinen escich bin es nicht mehr wert.› is –Sohngan,

nt

t-

o aber SeinFVater righbefahl den Knechten: ‹Beeilt euch! y p Co Holt das schçnste Gewand im Haus, und gebt es meinem Sohn. Bringt auch einen Ring und Sandalen für ihn! 23 Schlachtet das Mastkalb! Wir wollen essen und 22

feiern! 24 Mein Sohn war tot, jetzt lebt er wieder. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden.› Und sie begannen ein frçhliches Fest. 25

Inzwischen kam der ältere Sohn nach Hause. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hçrte schon von weitem die Tanzmusik. 26 Erstaunt fragte er einen Knecht: ‹Was wird denn hier gefeiert?›

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‹Dein Bruder ist wie-


der da›, antwortete er ihm. ‹Dein Vater hat sich darüber so gefreut, dass er das Mastkalb schlachten ließ. Jetzt feiern sie ein großes Fest.› 28

Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus und bat: ‹Komm und freu dich mit uns!› 29 Doch er entgegnete ihm bitter: ‹All diese Jahre habe ich mich für dich geschunden. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern kçnnen. 30 Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Geld mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb schlachten!› l

el

ria

s te du bist Sein Vater redete ihm zu: aSohn, Ba ‹Mein M n s immer bei mir gewesen. zte habe, gehçrt auch nneWasütich u r B sch allen Grund zu feiern. dir. 32 Darum komm, gehaben is – wir 31

nt

t-

h tot, jetzt hat er ein neues Leben Denn dein FoBruder rigwar y p o begonnen.CEr war verloren, jetzt ist er wiedergefunden!›»

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Die Menschen um Jesus

«Viele … kamen immer wieder zu Jesus, um ihn zu hçren.» Zwei Arten von Leuten Die meisten Auslegungen dieses Gleichnisses haben sich auf die Flucht und die Rückkehr des jüngeren l Bru-

l ria M enBotschaft tes der Geschichte n jedoch an der eigentlichen z n t u Brja chüBrüder, von denen jeder s vorbei, denn ess – gibt zwei e ti ht-gEntfremdung von Gott und eine g eine andere der i FonForm r py andere ArtCo und Weise darstellt, nach Aufnahme im se ate Dies geht ders konzentriert – des «verlorenen Ba Sohnes».

Himmelreich zu streben. Es ist entscheidend, das historische Umfeld zu beachten, in das der Autor diese Predigt Jesu stellt. In den ersten beiden Versen des Kapitels nennt Lukas zwei Gruppen von Leuten, die gekommen waren, um Jesus zuzuhçren. Zunächst waren da die «Zolleinnehmer und andere verrufene Leute». Diese Männer und Frauen entsprechen dem jüngeren Bruder. Sie beachteten weder die Moralgesetze der Bibel noch die Vor-

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schriften für die kultische Reinheit, an die religiçse Juden sich hielten. Sie «leisteten sich, was immer sie wollten». Wie der jüngere Bruder verließen sie ihre Heimat, indem sie die moralischen Traditionen ihrer Familien und der angesehenen Gesellschaft hinter sich ließen. Die zweite Zuhçrergruppe waren die «Pharisäer und Schriftgelehrten», die durch den älteren Bruder repräsentiert wurden. Sie hielten an der traditionellen Moral fest, in der sie erzogen worden waren. Sie studierten die Heilige Schrift und gehorchten ihr. Sie besuchten treu die Gottesdienste und beteten ohne Unterlass. Mit sparsamsten Mitteln zeigt Lukas, wiel unter-

el

ria

s Jesus schiedlich diese beiden Gruppen ate reagierten. Ba auf M n e ztes Die progressive Zeitform Verbs, das t unn des griechischen Br

sc übersetzt wird, macht – wieder» mit «kamen immer e s g i t ht on dierigAnziehungskraft deutlich,Fdass Jesu auf die «jüngey p o C ren Brüder» ein beständiges Merkmal seines çffentlichen Wirkens war. Sie scharten sich permanent um ihn. Dieses Phänomen war den rechtschaffenen und religiçsen Leuten ein Rätsel und ein Dorn im Auge. Deren Empçrung darüber fasst Lukas so zusammen: «Mit welchem Gesindel gibt der sich da ab! Er setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!» Sich mit jemandem an einen Tisch zu setzen und mit ihm zu essen, war im antiken Orient ein Zeichen, dass man ihn akzeptierte. «Wie

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kann Jesus es wagen, sich mit solchen Sündern abzugeben?», fragten sie. «Diese Leute kommen nie in unsere Gottesdienste! Wieso kommen sie dann in Scharen gelaufen, wenn Jesus predigt? Was der ihnen verkündigt, kann ja wohl nicht die Wahrheit sein, so wie wir es tun. Er sagt ihnen bestimmt nur das, was sie gerne hçren wollen!» An wen richtet sich also Jesu Lehre in erster Linie in diesem Gleichnis? Sie richtet sich an die zweite Gruppe, an die Schriftgelehrten und Pharisäer. Als Antwort auf ihre Herzens-Einstellung beginnt Jesus mit der Erzählung des Gleichnisses. Das Gleichnis von den zwei Sçhnen wirft einen gründlichen Blick in die Seele des l

el

ria

s te älteren Bruders und gipfelt in aeindringlichen Baeinem M n e tes Appell an ihn, seine Haltung unn zutzändern. Br

sc im Lauf der Jahrhunderte – gText Wann immer dieser e s i t t n im in Kirchen Fooder righReligionsunterricht behandelt wury p o de, lag dasCAugenmerk fast ausschließlich darauf, wie großzügig der Vater seinen bußfertigen jüngeren Sohn wieder bei sich aufnimmt. Als ich das Gleichnis zum ersten Mal hçrte, stellte ich mir vor, wie Jesu ursprünglichen Zuhçrern die Tränen kamen, als sie hçrten, dass Gott sie immer lieben und willkommen heißen wird, was auch immer sie getan haben. Aber wenn wir das tun, ziehen wir das Gleichnis ins Sentimentale.

Die Zielgruppe dieser Geschichte sind nicht die «verrufenen Leute», sondern die Frommen, die alles

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tun, was die Bibel fordert. Jesus appelliert nicht so sehr an die unmoralischen Außenstehenden, sondern vielmehr an die rechtschaffenen Säulen der Gesellschaft. Ihnen will er ihre Blindheit, Engstirnigkeit und Selbstgerechtigkeit vor Augen führen und zeigen, wie diese Dinge sowohl ihre eigenen Seelen als auch das Leben der Menschen um sie her kaputtmachen. Es ist also ein Fehler, zu glauben, Jesus erzähle diese Geschichte vor allem, um die jüngeren Brüder seiner bedingungslosen Liebe zu versichern. Nein, die ursprünglichen Zuhçrer zerschmolzen nicht in Tränen, als sie diese Geschichte hçrten, sondern im Gegenteil, sie waren davon wie voml Donner

el

ria

gerührt, beleidigt und empçrt.B Das asZielMJesu ate ist es nicht, n s unsere Denke sondern unsere Herzen zu erwärmen, tzte unn

Br

– gesc Durch dieses Gleichnis schubladen zuiszertrümmern. t n infrage, ht- was fast jeder bisher über Gott, g i stellt Jesus Fodas r opy die Sünde C und das Heil dachte. Seine Geschichte offenbart die zerstçrerische Selbstsucht des jüngeren Bruders, aber sie lässt auch kein gutes Haar an dem moralistischen Leben des älteren Bruders. Jesus bringt zum Ausdruck, dass sowohl die Gottlosen als auch die Frommen geistlich verirrt sind, dass beide mit ihrem Leben in einer Sackgasse stecken und dass jede Vorstellung, die die Menschheit sich bisher davon gemacht hat, wie man Verbindung zu Gott bekommt, falsch war.

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Warum Leute Jesus mçgen, aber nicht die Kirche Sowohl die älteren als auch die jüngeren Brüder sind auch heute noch unter uns, in ein und derselben Gesellschaft und oft sogar in ein und derselben Familie. Häufig ist das älteste Kind in einer Familie das Musterkind, das verantwortungsbewusst ist und den Vorgaben der Eltern gehorcht. Das jüngere Geschwister ist oft der Rebell, ein Freigeist, dem die Gesellschaft und die Anerkennung von Gleichaltrigen lieber ist. Das erste Kind wächst heran, nimmt eine konventionelle Arbeit an und lässt sich in der Nähe von Mama und Papa nieder, während sich das jüngere Geschwister

al

l ri aus dem Staub macht und in die aseangesagt-verruchten ate

B M n t BruTemperaments-Unterschiede chü Solche natürlichen has – e s g i t t ben sichFin on letzter righZeit noch verstärkt. Anfang des y p neunzehnten Co Jahrhunderts entstand durch die Induss en und Wohngegenden von NewnYork zteLos Angeles zieht.

trialisierung eine neue Mittelklasse – das Bürgertum –, die ihre Legitimation aus einer Ethik harter Arbeit und moralischer Rechtschaffenheit schçpfte. Als Gegenreaktion auf das, was als bourgeoise Heuchelei und Unbeweglichkeit wahrgenommen wurde, entstanden Gemeinschaften von Bohemiens, von Henri Murgers Paris der 1840er-Jahre über die BloomsburyGruppe in London und die Beat-Poeten von Greenwich Village bis zu den Indie-Rockszenen der heutigen Zeit.

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