Jeschke, Tanja: Das Geheimnis des weißen Perserkätzchens

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Tanja Jeschke Das Geheimnis des weißen Perserkätzchens

l rial e e s t Ba s Ma n e nn ützte u r – B gesch s i t tFon yrigh p Co

www.fontis-verlag.com


Die Autorin Die deutsche Schriftstellerin, Essayistin und Literaturkritikerin Tanja Jeschke ist 1964 in Pretoria (Südafrika) geboren und hat schon viele Kinderbücher geschrieben, die zum Teil Auszeichnungen und Top-Beurteilungen erhielten (etwa «Die besten 7 Bücher für junge Leser 2013», Deutschlandfunk). Sie lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Stuttgart.

Die Illustratorin

l Miriam Elze arbeitete als Verlagsbuchhändlerin dtv in l riabeim e e s t a a München, bevor sie zum Studium M Illustration nach n B tesder e n z ndie Glasgow t Hamburg und später an School of Art ging. Bru schü – Ein wichtiges Studienobjekt tis ht-ge war damals übrigens die Katze onWG igwohnte! Seit 2002 arbeitet Miriam Elze Sian, die inFder pyr o C Illustratorin im Atelier Amaldi. Ihr besonals freiberufliche deres Interesse gilt der Buchillustration, für Kinder und Erwachsene. Außerdem ist sie Eventzeichnerin; sie zeichnet Schnellportraits der Gäste und begleitet Hochzeiten mit dem Zeichenstift. Daneben unterrichtet sie Studenten im Fach Illustration. Seit 2008 ist sie Jurymitglied des Nominating Body des schwedischen Staatspreises ALMA. Mehr Bilder von ihr auf www.miriamelze.de und auf ihrem Blog http://miriamelze.blogspot.de/.


Tanja Jeschke

Das Geheimnis des weißen Perserkätzchens Illustriert l rial e e von Miriam Elze s t Ba Ma

nen tztes n u Br schü – tis t-ge Fon yrigh p Co


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische al Daten sind im Internet über www.dnb.de sel abrufbar. teri

Ba s Ma n e nn ützte u r – B gesch s i t tFon yrigh p (Dieses Co Buch erschien bereits früher unter dem Titel:

«Carolin und die Sache mit den geklauten Klunkern», Thienemann: Stuttgart 2006. Dies hier ist eine ergänzte, erweiterte und neubearbeitete Ausgabe.)

2015 by Fontis – Brunnen Basel Umschlag: Miriam Elze & David Grau, Fontis-Verlag Illustrationen: Miriam Elze Satz: InnoSet AG, Justin Messmer, Basel Druck: Finidr Gedruckt in Tschechien ISBN 978-3-03848-046-4


Inhalt 1. Meine große Schwester Carolin.................................

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2. Tarzan und Jane im Kletterbaum ...............................

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3. Mit riesigen Ohrringen im Badezimmer ...................

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4. Nudelauflauf mit Ketchup und Schokoriegel ............

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5. Herr Apfelkopf und die Gummibärchen...................

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6. Das fürstliche Picknick am Waldsee ..........................

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7. Die Pieps-Schranke findet nichts zum Piepsen.........

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8. Vielleicht sogar mal ein Auto? ...................................

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9. Sommerferien – und Katzenpläne! ............................ l rial

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ase Mate B 10. Mit Sonnenbrille und Jeanshut in der Tierhandlung nen tztes n u ü r 11. Mulmige Gefühle schbegeisterte Mutti......... – Bundgeeine s i tnt findet 12. Vati tanzt igh den richtigen Namen............. Found r y p Co Sand fürs Katzenklo.......................... 13. Wir brauchen

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14. Mutti stellt ein paar schwierige Fragen....................

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15. Ein unvergessliches Telefonat wegen der Impfung ...

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16. Schuscha lernt unglaublich schnell ..........................

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17. Eine Begegnung um vier Uhr morgens ................... 102 18. Die Schlinge zieht sich fester zu .............................. 108 19. Etwas in mir spricht plçtzlich «Klartext» ................ 115 20. Scharf gepfiffene Sätze, die stimmen!...................... 120 Von derselben Autorin weiterhin erhältlich................... 128 5


l rial e e s t Ba s Ma n e nn ützte u r – B gesch s i t tFon yrigh p Co


1. Meine große Schwester Carolin Früher habe ich am allerliebsten mit Carolin gespielt. Carolin ist meine große Schwester; sie ist schon zwçlf Jahre alt, ich bin neun und heiße Felix. Mit Carolin hat es immer riesigen Spaß gemacht. Alles, meine ich. Wenn ich mit ihr zusammen war, dann war das so wie Ferien ohne Ende oder wie hitzefrei oder die Schule ist abgebrannt oder Vati hat den Jackpot geknackt und wir fliegen alle nach Australien und ich krieg da ein echtes Känguru, das ich mir zähmen kann. Ich bin der Kleine, Carolin ist die Große von uns beiden, l früher na klar, daran ist nichts zu ändern undedaran war l riaauch e s t a ausgemacht. Ba s Mnichts nichts zu machen, aber es hat n überhaupt e e t n noch Ich meine: Es war so egal ütz was, dass ich nun mal run wie h B c s – die gWelt drei Jahre spätertisauf - e gekommen bin und nicht so t n h o ig F Carolin. viel weiß wie pyr o C es jedenfalls total egal. Carolin war Im Gegensatz zu Vati und Mutti. Die haben immer gesagt: «Carolin, du bist schließlich die Große, du musst das doch wissen», oder «Felix, du bist noch zu klein, du kannst das noch nicht». Das sagen sie jetzt immer noch, ich meine, jetzt, nachdem das alles passiert ist. Das mit Schuscha und all dem, was davor war und drum herum. Aber davon will ich erst nachher reden. Was ich sagen wollte: Carolin war es egal. Und deswegen auch mir. Das war alles, was zählte. Carolin hat mich behandelt wie ganz normal, wie ihren Bruder eben, mit dem man was anfangen kann, weil er doch 7


schon längst groß genug ist. Sie hat mir dieselben Sachen zugetraut wie sich, zum Beispiel auf den Kletterbaum im Park klettern und auf dem dicken Querast ziemlich weit oben sitzen, ohne sich festzuhalten. Vati und Mutti dagegen, oh nein! Die haben mir im letzten Sommer noch nicht mal erlaubt, auf die winzig kleine Birke zu klettern. Die steht da bei den Mülltonnen in dem stinkigen Vorgarten, der zu unserem Mietshaus gehçrt. Er ist so stinkig, weil dort alle Katzen in der Gegend aufs Klo gehen, ausgerechnet bei uns, ich weiß auch nicht warum. Vati und Mutti haben deswegen immer gesagt: «Eine Katze kommt uns nicht ins Haus, die stinkt!» Bis sie dann Schuscha – aber davon rede ich, wie gesagt, nachher. Also, Carolin, meine Schwester. Ich l fandteesriasol spannend e s a sie immer so Ba s Mweil mit ihr wie in einem James-Bond-Film, n e e t ausgedacht, auf die n Sachen tolle Ideen hatte. Sie hat ütz run sich h B c – ges Die Sache mit den kalten Nuwäre sonst keiner tisgekommen. tn o igh F deln zum Beispiel. r y p Co Mittagessen Nudeln gab, dann hat Carolin Wenn es zum danach eine Plastikdose aus der Küche geholt und die übrigen Nudeln reingetan. Und diese Dose haben wir dann mitgenommen in den Stadtpark. Dort steht unser Baum, unser Kletterbaum. Die ¾ste sind extra so gewachsen, dass man locker wie ein Leopard hinaufkommt, einfach von Ast zu Ast, wie denn sonst und was soll daran so schwierig sein. Und was soll daran so gefährlich sein, es ist vçlliger Quatsch, das zu verbieten! Aber Mutti und Vati denken immer, sie müssen noch auf mich aufpassen. Dabei kçnnen sie das gar nicht, weil sie so viel weg sind und arbeiten, und deswegen verbieten sie mir 8


vorsichtshalber dies und das und Pipapo und meinen, dann würde weniger passieren. Es passiert aber genauso viel, sogar noch mehr, tja. Carolin und ich sitzen also da mit unserer Nudeldose, gucken durch die Blätter nach unten in den Park. Überall gibt es was zu sehen. Eine Frau kommt den Weg entlang und wirft ihre Zigarette weg. «Achtung, ducken!», schreit Carolin. «Gleich geht die Bombe hoch!» Oder ein Mann kommt, einer in einem Anzug. «Das ist Obama», flüstert Carolin, «psst, wir sind Spione!» Ja, und die Nudeldose, was ist mit der? Ganz einfach: Irgendwann hatten wir ja Hunger, Carolin und ich, nach all den Bomben und dem Spionieren und Beobachten von ial Aber wir Obama und so. Klar hatten wir Hunger, l und rwie. e e s t BaUnds die MaNudeln, das wawaren ja in einer Sondersituation. n e e t n ren dann keine normalen ützkalt und klebrig in einer runNudeln, h B c – ges dass das jetzt Larven waren. Plastikdose. Carolin tis bestimmte, tn o igh Ja, Larven F von Riesenspinnen. Von giftigen Riesenspinnen! r y p Co hatten das Gift natürlich schon in sich. Und die Larven Trotzdem waren sie sehr lecker und voll von Power-Eisen und so, und wir Spione hatten auch nichts anderes da, also war Larvenfressen angesagt. Das Gefährliche an der Sache war, dass man dran sterben konnte. Man musste jede Larve, also jede Nudel, in fünf Sekunden kauen, schlucken und die Spucke sammeln und ausspucken – fünf Sekunden, auf keinen Fall mehr, sonst würde die Zunge schwarz anschwellen und man starb, aus und vorbei. So hat es Carolin beschlossen. Und wir haben die Nudeln dann gekaut und geschluckt wie vom Henker gejagt. Wir saßen in unserem Kletterbaum 9


und kauten und schluckten und spuckten wie die Wilden, Nudel für Nudel, das war wahnsinnig aufregend und das schçnste Spiel der Welt. Ich war ziemlich gut darin, ich habe es immer geschafft, meistens hatte ich meine Giftlarven sogar in vier Sekunden geschluckt, ohne zu krepieren! Carolin aber ist einmal wie echt tot vom Baum gefallen. Sie hat eine Nudel gekaut, ich habe die Zeit gestoppt mit dem Sekundenzeiger von meiner Armbanduhr, die fünf Sekunden waren vorbei, da hatte sie ihre giftige Nudelspucke immer noch im Mund. Und dann hat sie ihre Augen verdreht und wurde schlapp wie eine Kasperlepuppe ohne Hand und schlotterte und rutschte so am Stamm unseres Kletterbaums runter. Sie hat sich dann kurz vorm Aufknallen auf den Rasen mit ial einer Super-Genickrolle abgefangen,ewie aus l ein rVerfolger e s t a damit a sie sich nicht B M dem Film hat sie sich abrollen lassen, s telag nenDann z n t den Hals brach oder sonst was. sie da wie echt tot, u ü Br sch – e ganz still und mit geschlossenem Mund und Augen ohne irntis ight-g o F gendein Zucken. Da pyr hab ich ein bisschen Angst gekriegt, ob Co wirklich Giftlarven waren … die Nudeln etwa Ich bin zu ihr runtergeklettert und hab ihr die Nase zugehalten, und sie hat angefangen zu lachen und sich auf dem Gras rumzukugeln. Und ich auch. Ich war ein bisschen wütend auf sie, aber nur ein bisschen, richtig bçse konnte ich auf Carolin nie werden, jedenfalls früher nicht, bevor das mit Schuscha und so passiert ist. Ich hab ja immer gedacht: Was Carolin tut und sagt und will, das will ich auch, denn das ist toll! Ich hab sie bewundert für ihre Verfolger-Genick-Rolle und für dieses Vom-Baum-Runterrutschen-wie-tot. Das sah so echt aus! Und ich hab es gemocht, dass sie mir nie 10


das Gefühl gegeben hat, dass ich der Kleine bin und dies und das und Pipapo noch nicht kann. Und dass sie einfach die kalten Nudeln mit in den Park genommen hat, damit wir was zu essen hatten, und nicht irgendwas, sondern Larven, giftige. Und um Carolin auch wirklich niemals zu verlieren, hab ich mir dann ein Gegengift ausgedacht, das man schluckt, falls man doch mal die fünf Sekunden nicht einhalten kann. Das Gegengift waren Erdnüsse, und zwar nicht die gesalzenen, sondern die ungeknackten in der Schale. Das waren die Kapseln, die Gegengift-Kapseln, die man schnell aufbrechen musste, um die Nüsse dann fast ungekaut runterzuwürgen. Wenn man das geschafft hatte in vier Sekunden, dann war man gerettet. Ich dachte, es ist vielleicht gut, so ein Gegengift zu haben. Denn ich wollte Carolin nicht l rial verlieren, e e s t Ba s Ma nie und nimmer. n e zte nn dieütanderen So eine Schwester hatten nicht. Nicht die u r h B c s – e denen spielte ich auch ab und Jungs aus meiner Klasse. Mit ntis ight-g o F zu. Carolin hatteyja p r nicht immer Zeit für mich. Sie hatte Co mit denen sie Barbie-Puppen an- und auch Freundinnen, wieder auszog. Aber das war für mich nicht die richtige Carolin. Die richtige Carolin, meine Carolin, das war die Carolin mit den Larven und Obama und die mit mir zusammen spielte wie sonst keiner. Das war die, die auch war wie ein großer Bruder. Denn Fußball spielte sie auch mit mir, und manchmal holte sie abends, wenn Vati und Mutti ausgingen, eine James-Bond-DVD aus dem Schrank, und wir guckten die gemeinsam an, heimlich. Da war Carolin meine große Schwester und mein großer Bruder, beides gleichzeitig. Und ich, ich war genauso groß wie sie und er, ich war Felix und fühlte mich sehr wohl. 11


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Von derselben Autorin weiterhin erhältlich Tanja Jeschke Paulina aus der Kürbisstraße Zwçlf Geschichten zu den Jahreszeiten und Kirchenfesten 128 Seiten, s/w illustriert Hardcover, 13,5 21 cm Bestell-Nr. 204016 ISBN 978-3-03848-016-7 Paulina ist acht Jahre alt und wohnt in der Kürbisstraße. Aus ihrem Leben werden 12 Geschichten erzählt, die sich wie bunte Girlanden an die Kirchenfeste im Jahreskreis hängen. am 6. ial l So rkommen e e s t a und a Januar die Heiligen Drei Kçnige zu B Besuch essen in ihrer KüM n s e e che Spaghetti. Und in der Passionszeit verzichtet Paulina auf ihr nn ützt u r h Fahrrad, während ihre große Schwester «Verzichten» mit Abma–B esc mehr essen will. s g i t gern verwechselt und kein Abendbrot t h on

ig F pyr o Was hat es aufCsich mit den Gebräuchen und Festen rund ums Kirchenjahr? Was bedeutet der Karfreitag, wenn Tante Usch stirbt, die zu Silvester immer ihren Tütenwitz erzählt hat? Und was heißt Ostern, wenn ausgerechnet an diesem Tag die Sache mit der Vergebung gar nicht so recht gelingen will? Paulina hält die Ohren gespitzt und die Augen offen. In Stein gemeißelte Konventionen gibt es für sie nicht. Sie piekst christlichen Lebens- und Glaubensformen neugierig in die Seite, um zu sehen, ob sie echt sind. Und kann dabei immer wieder feststellen, dass der Glaube an Gott mit ihrem Kinderalltag eine ganze Menge zu tun hat!


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