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Auftakt «Eine Ode an das Turnfest»
from Turnfreund 4/2022
by BTV Basel
Auftakt
Eine Ode an das Turnfest
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Nach zwei Jahren Zwangspause fanden landauf, landab endlich wieder Turnfeste statt. Eine kleine Ode an eine fast zweihundertjährige Tradition. Dominique Zingg
Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden Turnfeste ausgetragen. Insbesondere im deutschen Sprachraum frönte man früh dem Turnsport in regelmässigen, grossen Zusammenkünften der Turnerschar. Und so ist es bis heute. Alle sechs Jahre findet das Eidgenössische Turnfest turnusgemäss in einer anderen Region der Schweiz statt. Das nächste Mal, 2025, in Lausanne. Aber es geht hier nicht darum, in der Vergangenheit zu schwelgen oder zu erläutern, dass sogar der BTV Basel einmal Turnfestsieger an einem ETF geworden ist (1880 in Lausanne). Es geht hier vielmehr darum, die Symbolik und die Bedeutung von Turnfesten hervorzuheben. Den eines stellen wir immer wieder mit viel Freude fest: Ein Turnfest schweisst zusammen.
Jährlich findet eine Vielzahl von grösseren und kleineren, professionellen und handgestrickten Turnfesten in der ganzen Schweiz statt. Dafür wird in unzähligen Vereinen das ganze Frühjahr über trainiert. Man fährt gemeinsam ins Trainingsweekend, schleift an Details und übt die Bewegungsabläufe 100-mal bis zur Perfektion. Ein gutes Drittel eines gesamten Turnerjahres investieren die Vereine in Training und Vorbereitung für den grossen Tag. Und genau dies ist das Reizvolle, was ein Turnfest ausmacht. Es ist im Einzelnen betrachtet nicht unbedingt der Wettkampf an sich (welcher meist nach wenigen Minuten wieder vorbei ist) oder das anschliessende Fest (wobei es hier einige legendäre Geschichten zu erzählen gäbe). Sondern es ist das Gesamtpaket. Das Gruppenerlebnis von den ersten Trainings in der Halle, wenn es draussen noch dunkel, kalt und nass ist. Über all die Montagabende auf der Schützenmatte, bei denen jeder regelmässig von Mücken (oder was auch immer für Viechern) beinahe gefressen wird. Über ein Trainingsweekend im Oberbaselbiet (bei denen irgendjemand regelmässig auf die glorreiche Idee kommt, am Sonntagmorgen um halb acht eine Runde joggen zu gehen). Bis hin zum Fest, bei dem schlussendlich viel zu wenig Schlaf auf harten Hallenböden, in Zivilschutzanlagen oder stickigen Zelten gefunden werden muss.
Aber aus all diesen Zutaten ist ein Turnfest gestrickt. Da wird jede noch so gut vorbereitete Turnerin ein bisschen nervös vor dem Startpfiff. Und da steigen spätestens am späten Abend im stickigen Festzelt die Emotionen, wenn die ganze Hütte auf den Festbänken steht und „W-Nuss vo Bümpliz“ mit der Partyband mitgrölt. Und das ist dann der Moment, in dem man zurückblickt und zugeben muss, dass sich der ganze Aufwand über die letzten Monate auch gelohnt hat. Punktzahl und Rang spielen in diesem Moment keine grosse Rolle (mehr). Wichtig ist einzig, dass alle dort auf dem Tisch stehen, ein glückliches Grinsen auf dem Gesicht haben und die Texte von Patent Ochsner und Gölä auswendig können. Dominique Zingg