2014-10; Austria, BusinessMONAT

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Foto: Oliver Wolf • P.b.b., 8010 Graz VZ, 10Z038473 M, Erscheinungsort Graz, Jg. VI, Nr. 8, 15. Oktober 2014, Preis: 2,50 Euro

Das Magazin für Wirtschaft, Nachhaltigkeit & Genuss

Oktober 2014

Neues Denken

Wk-Vertreter und Speaker Andreas Herz Über „Resilienz“ als Treibstoff des Erfolgs

Mit Laib & Seele

Luxus de luxe

Best Invest

Wie Martin Auer mit einem coolen Shop-Konzept zum Trendsetter der Bäcker wurde

Mit exklusiven Uhrenbewegern avancierten zwei Steirer zu Big-Playern der Luxusindustrie

Steirische Finanz-Experten über die besten Anlagestrategien in Zeiten von Mickrig-Zinsen


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Christian Zörweg (l.) und Harald Buben von „Buben & Zörweg“ am Firmensitz in Gröbming. Hier befinden sich die Verwaltungseinheiten des Unternehmens, produziert wird in der Manufaktur in der Nähe von Stuttgart.


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Luxus in Bewegung Sie kreieren luxuriöse Uhrenbeweger, hochkarätige Uhren und Highend-Safes und machten Gröbming zu einem internationalen Hotspot der Luxus-Industrie: Harald Buben und Christian Zörweg von „Buben & Zörweg“ über erfüllte Kindheitsträume, prominente Kunden und das weltweite Luxus-Business. Text: wolfgang schober, Fotos: oliver wolf, beigestellt

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ür die Schlusspointe sorgen die beiden selbst. „Wissen Sie“, gestehen Harald Buben und Christian Zörweg am Ende des Gesprächs im weitläufigen Entree des Buben&ZörwegFirmengebäudes in Göbming, „eigentlich machen wir uns privat gar nicht viel aus Armbanduhren“. Ein Outing nicht frei von Ironie: Schließlich kreiste das Gespräch soeben wie der Zeiger einer Uhr eine Stunde lang um Uhrensammlungen, luxuriöse Zeitmesser sowie deren noch luxuriösere Verwahrung in exklusiven Uhrenbewegern. Uhrenbeweger? Mechanische Gerätschaften, die Automatikuhren sanft um die Rotorachse drehen und sie durch diese Bewegung aufziehen und betriebsbereit halten. Das Überraschende: Die weltweit edelsten Stücke stammen aus dem Haus von Buben&Zörweg, ebenso wie hochwertige mechanische Uhren und luxuriöse Hochsicherheits-Safes – alles für die anspruchsvollsten Luxuskunden der Welt. Das steirische Unternehmen beliefert Kö-

nigshäuser, Staatsoberhäupter, Spitzensportler und Hollywoodstars, kennt die Villen, Paläste und Yachten der Reichen und Schönen und unterhält Shops an den exklusivsten Plätzen der Welt. Wie – fragen wir erstaunt – wird eine 2.800 Einwohner zählende Marktgemeinde im Bezirk Liezen zum Sitz einer internationalen Highend-Luxusmarke? „Wir sind deshalb in Gröbming, weil wir selbst Gröbminger sind“, erklärt uns Christian Zörweg mit entwaffnender Logik. Am Beginn des Erfolgswegs, erzählt er weiter, standen eine Freundschaft und ein Traum. Denn bereits im Alter von zehn Jahren träumten die Freunde Harald Buben und Christian Zörweg auf dem täglichen Schulweg am Fuße des Stoderzinkens davon, dereinst die Welt zu bereisen und sie mit eigenen Produkten zu beglücken. Einen ersten Schritt setzten sie während ihres Studiums, als die beiden – inspiriert von einem jugendlichen Australien-Trip – begannen, australische Opale an

heimische Juweliere zu verkaufen. Bald folgte der Handel mit Schmuck-Etuis sowie Verpackungen für Uhren und Schmuck. „Auf einer Messe in der Hofburg in Wien hat uns schließlich ein Nachtwächter und privater Uhrensammler auf die Idee gebracht, es doch mit Uhrenbewegern zu versuchen“, erinnert sich Harald Buben. „Der Markt stand erst am Beginn. Italienische Designer setzten auf Leder, wir beschlossen, den Fokus auf edle Hölzer zu legen.“ Der Boom von Luxusuhren war ebenso hilfreich wie das steigende Bewusstsein, Uhrenbeweger für die sinnvolle Verwahrung seiner Chronometer einzusetzen. Bereits das erste Produkt wurde zu einem Erfolg. „Obwohl uns unser Technik-Lieferant im Stich ließ und wir unsere erste Serie ohne Technologie präsentieren mussten“, verrät Christian Zörweg lachend. „Aber das edle Design der Kassette überzeugte auch so.“ Mit einem verlässlichen Technik-Partner an Bord – heute liefert der deutsche Premium-Anbieter Elma

buben & zörweg Luxus-Marke der Gründer Harald Buben und Christian Zörweg aus Gröbming. Miteigentümer ist auch Daniel Zörweg. Produkte: Uhrenbeweger („Time Mover“), Zeitobjekte („Objects of Time“), Luxus-Uhren („Fine Timepieces“), LuxusSafes sowie „Wine&Cigars“Meisterstücke. Produziert wird in der eigenen B&Z Manufaktur in Deutschland. Der Vertrieb erfolgt über Juweliere sowie eigene Boutiquen und In-Shop-Boutiquen an Hotspots in 100 Ländern der Welt (Singapur, Peking, Astana, Moskau, Zürich etc.) Eine Kooperation besteht auch mit Aston Martin. Knapp 15 Millionen Euro Umsatz, 45 Mitarbeiter. www.buben-zorweg.com

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1. Der X-007, der einzige Safe der Welt, dessen Interieur sich auf Knopfdruck hebt. 2. Time Mover – Uhrenbeweger. 3. Der „Solitär“, das exklusivste Meisterstück des Hauses. 4. Höchste Qualität bis ins kleinste Detail.

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„Die wichtigste Frage für uns: Wie schaffen wir es, eine Luxusmarke zu entwickeln, die auch noch in 100 Jahren Bestand hat?“ Christian Zörweg Buben&Zörweg

– startete die Internationalisierung und damit die globale Vertriebsstrategie. „Ich flog mit unseren Produkten nach Dubai und klapperte die wichtigsten Juweliere der Stadt ab. Tatsächlich erhielt ich – knapp vor dem Rückflug – einen Anruf eines Top-Juweliers, der eine größere Anzahl Uhrenbeweger orderte.“ Internationaler Spirit, Draufgängertum und Mut zum Risiko als erste wichtige Erfolgsfaktoren. Der große weltweite Durchbruch sollte aber erst gelingen, als noch ein anderer zentraler Faktor zur Geschäftsphilosophie hinzukam: das Denken in Netzwerken. „Wir haben irgendwann eingesehen, was unsere Stärken sind und welche Kompetenzen uns fehlen. Wir hatten Ideen, Enthusiasmus und Unternehmertum, aber wir waren weder Schreiner noch Designer – Know-how, das wir uns in Form von Kooperationen und Netzwerken sukzessive zunutze machten.“ So wurde im

Jahr 2003 ein renommierter deutscher Designer ins Boot geholt sowie auch eine hochspezialisierte Manufaktur in Ölbronn-Dürrn nahe Stuttgart aufgezogen. Ein wesentlicher Meilenstein des Unternehmens auf dem Weg zur nachhaltigen Markenentwicklung. Die Produktpalette wird seither kontinuierlich erweitert. Neben stets ausgefeilteren Uhrenbewegern bietet das Unternehmen längst auch eigene formschöne LuxusUhren, sogenannte Tourbillon-Uhren, an. Auch exklusive Hochsicherheits-Safes, die sowohl ästhetisch als auch technisch alle Stückerln spielen, finden sich im Portfolio. Dazu kommt mit Buben&Zörwegs Zeitobjekten („Objects of Time“) eine neue innovative Produktgattung, für die die deutsche Sprache noch gar keinen feststehenden Begriff kennt. Zeitobjekte wie der „Solitaire“ aus dem Hause Buben&Zörweg sind exklusive Kunst- und Meisterwerke,

die eine gelungene Synthese aller Finessen des Unternehmens darstellen: Das Objekt enthält 46 Uhrenbeweger, eine Tourbillon-Uhr sowie ein integriertes Hi-Fi-System, ein Bar-Modul, einen Humidor und einen Hochsicherheitssafe. Luxus de luxe gewissermaßen. 170.000 Euro sollte der passionierte Käufer dafür schon übrig haben. Einfache Time-Mover-Modelle sind ab rund 4.000 Euro erhältlich. „Unsere Kunden sind keine gewöhnlichen Luxus-Kunden“, betonen Christian Zörweg und Harald Buben. „Es sind Menschen, die bereits alle anderen Luxus-Güter besitzen: Penthäuser, Sportwagen, Uhren etc. Und wenn sie alles haben, suchen sie das Außergewöhnliche und werden bei uns fündig. So gesehen, bieten wir eine Alternative zum Massen-Luxus und stehen an der Spitze der Luxuspyramide.“ Wohlhabende mit einem Nettovermögen von zehn Mio. Euro aufwärts zählt


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1. Harald Buben und Christian Zörweg im Besprechungsraum ihrer Firma. 2. Das unauffällige Headquarter des Unternehmens mitten in Gröbming.

„Der weltweite Luxusmarkt ist gerade im Umbruch. Wir sind bislang zum Glück aber nicht davon betroffen.“ Harald Buben Buben&Zörweg

Buben&Zörweg zu seinem Kernklientel. Logisch, dass sich darunter auch prominente Namen befinden. Von Kunden wie Angelina Jolie und Jennifer Lopez, David und Victoria Beck­ham sowie dem russischen Staatspräsidenten wird im Umfeld des steirischen Unternehmens gemunkelt, kommentieren wollen die Eigentümer diese Namen aber nicht. „Gewiss sind auch klingende Namen darunter, aber wir wollen uns mit diesen nicht schmücken.“ Diskretion als wichtige Geschäftsgrundlage. „Außerdem können Sie davon ausgehen, dass ein Großteil der wirklich vermögenden Menschen auf der Erde gänzlich unbekannt ist“, erklärt Buben und bringt das Beispiel eines betuchten Kuwaitis, der für seine 1.000 Uhren umfassende Sammlung soeben adäquates Interieur aus dem Hause Buben&Zörweg orderte – ein Großauftrag in Sonderanfertigung.

Oder das Beispiel jenes Internet-Unternehmers aus China, der eines der exklusivsten Modelle – das Zeitobjekt One 77 in Kooperation mit Aston Martin – jüngst online bestellte und dabei gleich anfragte, wohin er die Anzahlung überweisen könne. Insgesamt, erklären die beiden, sei der Luxusmarkt derzeit aber im Umbruch. „In Märkten wie Russland, Usbekistan oder Kasachstan waren die Wohlhabenden immer stolz darauf zu zeigen, was sie haben. Hier findet gerade ein Umdenken statt, es regiert eine neue Zurückhaltung“, so Buben. Und auch China, lange Zeit Hoffnungsanker der Luxus-Industrie mit Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent, sei nach dem Machtwechsel 2012 schwer getroffen. „Der neue Staatschef forciert die Korruptionsbekämpfung, was der lange Zeit gelebten Praxis, Luxusprodukte zu verschenken, naturgemäß schadet.“ Entwicklungen, die allerdings für Buben&Zörweg

kaum Auswirkungen hätten. „Was wir aber spüren, ist eine generell verschlechterte Stimmungslage, worunter auch die Kauflaune leidet.“ In Zahlen: Buben&Zörweg, stets zweistellige Wachstumsraten gewohnt, muss sich heuer mit „nur“ vier Prozent Wachstum bescheiden. Aber kurzfristig angelegt ist die Strategie des Luxus-Players ohnehin nicht „Die wichtigste Frage, die uns bewegt, ist: Wie schaffen wir es, eine Luxusmarke aufzubauen, die auch noch in 100 Jahren bestand hat?“, betont Zörweg. Ein Weg dazu: Anders als Luxusuhrenhersteller, die zumeist nur ein Produkt – Uhren – vertreiben, positioniert sich Buben&Zörweg als diversifizierter Luxusanbieter mit breitem Sortiment. „Wir überlegen uns ständig neue Produkte, wir sind förmlich getrieben von einer Innovationsbegierde. Etwas Neues zu schaffen und damit etwas zu bewegen, sorgt für wahre Glücksgefühle.“


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