TREND WIRTSCHAFT
MASSGESCHNEIDERT. Für eine der angesehendsten Uhren-Boutiquen in Zürich hat Buben & Zörweg diese Spezialanfertigung gemacht.
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er Reiseplan von Christian Zörweg für seine Asien-Tour ist eng getaktet. Gerade hält er sich in Singapur auf, von dort geht es weiter nach Seoul, und einige Tage später steht Peking auf dem Programm. Dort wird er sich mit dem Importeur der Marken Rolls-Royce, Lamborghini und Bentley treffen, in dessen Showroom Zörweg auch einige Exponate seines Hauses ausstellt. „Viele sehr reiche Leute sind Sammler, sie begeistern sich für teure Autos, aber genauso für andere schöne Dinge wie Uhren“, so der Unternehmer. Und genau an diese reiche Klientel richtet sich das von ihm und Harald Buben gegründete Unternehmen Buben & Zörweg. Die im steirischen Gröbming beheimatete Luxusfirma ist in einem Bereich tätig, den es so bis vor einigen Jahren noch nicht gab: Sie fertigt Hightech-Möbel für Uhren-Sammler. „Unser Alleinstellungs-
VON VA NE S SA VO S S
merkmal sind unsere ,Objects of Time‘, multifunktionale Möbel, die die Möglichkeit der fachgerechten Aufbewahrung von Uhren mit weiteren Funktionen wie einem Safe, einem Humidor oder einer HiFi-Anlage verbinden“, so der Unternehmer. Darüber hinaus werden Luxus-Safes angeboten, die aussehen wie Designmöbel, und neuerdings auch Hochsicherheitsvitrinen für Kunstobjekte. Ein sehr spezielles Angebot also, mit
dem Buben & Zörweg zuletzt mit 50 Mitarbeitern rund 15 Millionen Euro umsetzte. Damit ist die Manufaktur ein sehr kleiner Player am Luxusmarkt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Marke jetzt den Sprung in das Ranking der 25 wichtigsten deutschen Luxus unternehmen geschafft hat. Eine Liste, in der das Who’s who der Branche vertreten ist. Die ersten Plätze werden seit Jahren erfolgreich von den deutschen Traditionsmarken Montblanc (Schreibgeräte, Uhren), Leica (Kameras) und A. Lange &
Im Ranking der wichtigsten deutschen Luxusunternehmen ist das Who’s who der Branche vertreten. Um so überraschender ist der Neuzugang BUBEN & ZÖRWEG, eine kleine, höchst erfolgreiche Spezialmanufaktur aus der Steiermark.
Die Wächter der Zeit
Söhne (Uhren) verteidigt. Und auch sonst finden sich dort mit Glashütte (Uhren), Bulthaup (Küchen), Walter Knoll (Möbel) oder Rimowa (Koffer) ausschließlich Vorzeigeunternehmen, die ihren Ursprung und ihren Hauptsitz in Deutschland haben. Dass Buben & Zörweg jetzt als einziges nichtdeutsches Unternehmen in das angesehene Ranking aufgenommen wurde, ist einer ungewöhnlichen Konstellation zu verdanken. „Wir haben uns 2010 entschiedenen, unsere Manufaktur in Süddeutschland aufzubauen, weil es dort ein sehr hohes technisches und handwerkliches Know-how in den für uns relevanten Bereichen gibt“, sagt Zörweg, „obwohl wir also ein österreichisches Unternehmen sind, sind unsere Meisterstücke ‚Made in Germany‘.“ VON OPALEN ZU UHREN. Die Jury ist der
Argumentation gefolgt und hat Buben & Zörweg als einen von nur zwei Neuzugängen – der andere ist die Küchenfirma SieMatic – gleich auf den 18. Platz gereiht. Ausdrücklich gelobt werden neben einem organischen Wachstum von acht Prozent pro Jahr der „hohe Qualitätsanspruch“, der „Ideenreichtum“ und die „konsequente Pionierarbeit“ der beiden steirischen Gründer Buben und Zörweg – zwei Freunde, die einander seit Kindheitstagen kennen, aber erst auf der Universität beruflich zueinander gefunden haben. Damals hatte Zörweg von einer Australienreise einige Opale mitgebracht, die er österreichischen Juwelieren zum Kauf anbot. Parallel dazu begann er, zusammen mit seinem Studienkollegen Buben hochwertige Schmuckschatullen zu entwerfen und diese gemeinsam mit den Opalen anzubieten. „Ein Kunde brachte uns dann auf die Idee, unsere Fertigkeiten auf den Uhrenbereich zu übertragen“, erzählt Zörweg. Und so spezialisierten sich die beiden auf den Bereich der Uhrenbeweger. Mit der Zeit entwarfen sie immer luxuriöse Varianten, um wertvolle Automatikuhren ZU R P ER S O N
Christian Zörweg, 48, hat zusammen mit Harald Buben, 47, die Luxuxs-Manufaktur Buben & Zörweg mit Sitz im steirischen Gröbming aufgebaut. Zuletzt setzte das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern rund 15 Millionen Euro um. Ihre sehr wohlhabende Klientel erreichen die beiden Gründer über 20 Boutiquen oder Shop-in-Shop-Lösungen weltweit. 30
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UHRENBEWEGER. Ob kleine oder große Sammlungen: Für jeden Uhren-Liebhaber gibt es die passenden Aufbewahrungsmöglichkeiten.
Lasergitter über den unbefugten Zugriff. „Mit den Hochsicherheitsvitrinen haben wir einen Nerv getroffen. Sie werden sehr gut nachgefragt“, sagt Zörweg. Acht Objekte wurden bereits ausgeliefert, für insgesamt 20 liegen Bestellungen vor. Und dies bei Preisen von rund 150.000 Euro. US-EXPANSION. „Viele unserer Kunden
MULTIFUNKTION. Die beliebten Zeitobjekte kombinieren vielfältige Funktionen wie Safe, HiFi-Anlage, Humidor und Uhrenbeweger.
betriebsbereit zu halten, auch wenn sie nicht getragen werden. Die kleinsten Kästchen, die sie heute im Angebot haben, bieten Platz für eine Handvoll Prunkstücke. Wirklich leidenschaftliche Sammler lassen sich auch mal ein ganzes Uhren-Zimmer von Buben & Zörweg entwerfen und einrichten. „Wir sind gerade dabei, uns breiter aufzustellen. Wir wollen nicht mehr nur die Uhrensammler ansprechen, sondern Sammler allgemein“, sagt der Unternehmer. Der erste Schritt in diese Richtung ist die neue Produktlinie „Privat-Museum“. Dabei handelt es sich um Hochsicherheitsvitrinen für Kunstexponate. Wie bei anderen Buben-&-Zörweg-Objekten auch besitzt diese Linie zahlreiche technische Finessen. Ausgestattet mit einem hydraulischen System, taucht die Panzerglasscheibe nahezu schwerelos ab und gibt den Blick auf die Kostbarkeiten frei. Und auch dann wacht noch ein unsichtbares
sind mehrfache Millionäre, denen die Ausgaben für unsere Produkte nicht wehtun“, sagt Zörweg. Aber in der richtigen Stimmung müssen sie schon sein, um zuzugreifen. Und da ist die aktuelle wirtschaftliche Situation in wichtigen Absatzmärkten wie China, Russland oder der Ukraine eher hinderlich. „Unser Umsatz stagniert derzeit“, so der Unternehmer, „aber teilweise wollen wir das durch stärkeres Engagement in den USA und in Südamerika wettmachen.“ Gerade in neuen Märkten ist eine lokale Präsenz wichtig, weiß Zörweg aus Erfahrung. Aktuell betreibt das Unternehmen 20 Boutiquen oder Shop-in-ShopLösungen weltweit. In den USA soll nun ein weiterer Standort entstehen, voraussichtlich in Miami, wo viele reiche Amerikaner leben. Zur steigenden Bekanntheit der Marke sollen darüber hinaus Auftritte auf wichtigen Leitmessen beitragen, etwa auf der Maison & Objet in Paris Anfang September. Und auch an weiteren Innovationen wird kräftig gearbeitet. Die nächste plant Zörweg im Bereich der Tischobjekte. Hier schwebt ihm ein „Blickfang im Raum in Kombination mit innovativen Sicherheitsfunktionen“ vor. Mehr will er noch nicht verraten, aber womöglich schafft es Zörweg hier erneut, Pionierarbeit zu leisten – und die Jury auch im nächsten Jahr zu überzeugen. 25/201 6 | TR E N D
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FOTOS: BUBEN & ZOERWEG
ÖSTERREICH