Special | Religion Inhalt SCM: Warum der Verlag tausende Bücher verschenkt, um mehr zu verkaufen | 84 Eteos: Wie kleine Bücher große Freude bereiten | 86 Gipfelgebete: Wie Vertriebsleiterin Heide Warkentin zur Herausgeberin wurde | 86 Don Bosco: Erfolg mit Karten zur Biografiearbeit | 87 Gotteslob: Lässt sich das Weihnachtsgeschäft noch retten? | 88
Editorial
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er neue Papst hat eine Art Obama-Wirkung bei den Gläubigen ausgelöst. Viele Hoffnungen auf Öffnung und neue Impulse sind mit Franziskus I. verbunden – je nach eigenem Wunsch. Die spannende Frage ist, hat das Auswirkungen auf den Buchmarkt? Oder sind die Fragen nach Kirche noch relevant bei den jungen Zielgruppen? Menschen haben Fragen, auf die sie losgelöst von einer religiösen Überzeugung und von einem Weltbild plausible Antworten suchen. Deswegen beginnen immer mehr Buchhandlungen, die Abteilungen Religion und Lebenshilfe zusammenzulegen. Nur wenn die Kirchen die Menschen erreichen, wird sie attraktiv. Und der Buchhandel wird Umsatz machen. Wir hoffen, Ihnen auf den folgenden Seiten einige Anregungen geben zu können.
Neuer Papst: Viele neue Titel, doch zu welchen Hoffnungen berechtigen sie? | 95 Einsteiger: Wie kann ein niedrigschwelliges Angebot für das religiöse Buchregal aussehen? | 98 Buchhandlung Johannisstift: Wie sich eine christliche Buchhandlung abseits der Laufwege hält | 104 All Age: Christliche Bücher für Jugendliche eignen sich auch für das ErwachsenenRegal | 108 Gemeinde Praxistest: Welche Vorbereitungskurse zur Konfirmation haben sich in der Gemeindearbeit bewährt? | 110 Leidenswege: Bewegende Biografien finden mehr Leser als besserwisserische Ratgeber | 114
Matthias Koeffler
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Edition Ruprecht
Schokolade zum Eucharistiegebet Marketing. „Das Eucharistiegebet in Theologie und Liturgie der lutherischen Kirchen seit der Reformation. Die Deutung des Herrenmahles zwischen Promissio und Eucharistie“ ist nicht gerade der Titel zum Lesen beim Kaffeetrinken. Deshalb hat sich Dr. Reinhilde Ruprecht, Verlegerin der Edition Ruprecht, etwas Besonderes einfallen lassen, als sie am 19. Juni zur Präsentation des Buches von Roland Ziegler einlud: Zum Buch gab es eine Tafel edler Schokolade, noch einmal extra mit einer Banderole. Auf ihr findet sich das Cover, bibliografische Angaben sowie zweisprachig die Aufforderung zum Genuss: „Enjoy! Auch das neue Buch.“ Dass sowohl die Schokolade als auch das neue Buch gut gelungen sind, davon hat sie sich vorher „natürlich überzeugt“, so die bekennende Schokoladenliebhaberin.
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Aufbruch mit dem neuen Papst?
Kirchenbasis als Vorbild Zukunft. Der neue Papst Fanziskus hat
Hoffnungen für mehr Ökumene geweckt. Insbesondere sein bescheidenes Auftreten und sein Engagement für die Armen findet Sympathien. Der Bischof der evangelischlutherischen Kirche in Bayern, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, hat mit seinem Buch „Position beziehen“ klare Aussagen für eine Kirche mit sozialethischer Verantwortung gemacht. Wir fragten, welche ökumenischen Impulse Bedford-Strohm erwartet. Papst Franziskus hat mit seinem Lebenswandel Position bezogen, wo die Kirche stehen soll, nämlich bei den Armen. Wasser auf Ihre Mühlen?
Heinrich Bedford-Strohm: Kirche für die Armen ist ein urbiblisches Thema. Deshalb ist es eine Konsequenz, dass die Kirche für die Armen da ist. Es kann aber nicht immer so sein, dass Kirche eine Kirche der Armen ist. Das wäre nicht ein wirklich ehrlicher Ausdruck der Realität, aber Kirche an der Seite der Armen müssen wir sein. Als Kir-
chen sollten wir allen Menschen nahe sein, genau hinhören und unseren Mitmenschen dienen. Was erwarten Sie vom Papst im Hinblick auf Ökumene in seiner Amtszeit?
Man darf Ökumene nicht an einer Person festmachen. Wenn ich Gemeinden besuche, stoße ich bereits auf ein ausgeprägtes ökumenisches Gemeinschaftsleben. Die Menschen fragen am Ende nicht nach einem katholischen oder evangelischen Christus, sondern empfinden sich als Gemeinschaft um Christus herum. Diese gelebte Ökumene vor Ort wird in der Öffentlichkeit viel zu wenig gesehen. Ich habe die Hoffnung, dass ein Papst, der Menschennähe gezeigt hat, auch die gelebte Ökumene wahrnimmt. Ich hoffe, dass es gelingt, dass Menschen zumindest in konfessionsverschiedenen Ehen ihren Glauben leben und gemeinsam an der Feier des Abendmahls teilnehmen können. Man ist unten also schon weiter als oben?
Ja, das denke ich. Wir in der Kirchenleitung sollten gemeinsam aufnehmen, was die Menschen an der Basis bewegt, wie man auf der Glaubensebene gelingende Beziehungen leben kann. Man kann nicht das dogmatische Glaubenssystem vom gelebten Leben abschotten. Könnte sich also etwas bewegen?
Reinhilde Ruprecht: Wissenschaftliche Kost schmackhaft machen Das verführerische Marketing geht weiter: Auch im August beim internationalen Kongress der Societas Liturgica in Würzburg, zum Thema „Liturgiereformen in den Kirchen“ kommt die Schokolade zum Einsatz, um auf das thematisch passende Buch hinzuweisen. Selbstverständlich hat Ruprecht darauf geachtet, dass die Kakaobohnen aus lutherischem Missionsgebiet stammen.
Ich denke, dass die gelebte Gemeinschaft auf Augenhöhe zwischen den Konfessionen schon mal eine nicht zu unterschätzende Grundlage ist. Deswegen sind ökumenische Gottesdienste so wichtig. Sie nähren den Wunsch, die Gemeinschaft auch am Tisch des Herrn zu leben. Das ist eine wichtige Grundlage für die Überwindung der Hindernisse, die es jetzt im Hinblick auf das gemeinsame Abendmahl noch gibt. Könnten Sie sich also vorstellen, dass konfessionsverbindende Ehepaare als Vorreiter einen Sonderstatus bekommen?
Für konfessionsverbindende Ehepaare sind die Hürden für das gemeinsame Abendmahl jedenfalls besonders schmerzhaft. Deswegen wäre es besonders wichtig, für sie schnell eine Regelung zu schaffen.
Heinrich Bedford-Strohm: Schnelle Regelung beim Abendmahl für konfessionsverschiedene Ehepaare schaffen
Bieten die Kirchen in Sachen Ökumene also neues Potenzial für weitere Debattenbücher?
Beim Glauben geht es um Fragen, die die Tiefen der Existenz berühren. Darüber wird auch in der Zukunft leidenschaftlich diskutiert werden. Auch in Büchern. In Ihrem Buch „Position beziehen“ setzen Sie einen Orientierungsrahmen für Politik, aber nennen keine konkreten Beispiele, inwiefern dagegen verstoßen wurde und wie Politik anders funktionieren müsste. Warum?
Was das persönliche Verhalten einzelner Politiker betrifft, da steht es mir als Bischof nicht zu, Ratschläge zu geben. Bei den politischen Themen muss man sich als Kirche genau überlegen, an welchen Stellen man konkret wird. Man kann politischen Programmen keinen Heiligenschein verpassen. Es ist der beste Weg, die Grundorientierungen klar zu formulieren, sie auch in den öffentlichen Diskurs einzubringen und im Dialog nach konkreten Wegen zu suchen. Ich kann auch Beispiele für konkrete Vorstöße aus den Reihen der Kirchen nennen. Wir haben die Kampagne für die Einführung der Finanztransaktionssteuer unterstützt und dafür in den Kirchen Unterschriften gesammelt. Das kann man nicht zu oft machen, sonst nutzt sich das ab. Aber als Ergebnis einer langen Diskussion war es angemessen, diesen Impuls zu geben. Oder: Zusammen mit der Landessynode haben wir uns gegen die Kürzung der Arbeitsförderung, die zur Schließung von Jugendwerkstätten führt, gewendet. Denn die Diakonie ist mit den Jugendlichen konfrontiert, die davon betroffen sind und denen die Förderung ihrer Fähigkeiten fehlen wird. Die Fragen stellte Matthias Koeffler
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Heide Warkentin als Herausgeberin
Heide Warkentin: In den Bergen fühlt sich die Schöpfung grandios an
Gipfelgebete Claudius. Schon seit ihrer Kindheit wan-
dere sie, sagt Heide Warkentin, eigentlich zuständig für den Vertrieb beim Claudius Verlag. Und noch ganz begeistert erzählt sie, wie sie am Wochenende vor dem Gespräch in den Dolomiten unterwegs war. „In den Bergen kann man Natur und Gott nahe sein, da fühlt sich die Schöpfung so grandios an, wie kaum auf der Welt“, sagt sie. Immer wieder habe sie erlebt, dass das vielen Menschen so gehe. Doch das sei nicht der primäre Grund gewesen, warum sie nun das kleine Buch „Gipfelgebete“ im Verlag des Evangelischen Presseverband Bayerns herausgibt. Die Anregung zum Buch sei gar nicht von ihr gekommen. „Die Idee ist schon vor längerer Zeit im Verlag entstanden, und als es nun um die Frage der Herausgeberschaft
ging, habe ich mich angeboten“, erzählt sie. Warkentin ist „schon lange“ auch ehrenamtlich in der Kirche aktiv, kennt aus diesem Zusammenhang viele Menschen, die ähnlich wie sie Gottesnähe besonders auf einer Bergwanderung spüren. Deshalb kommen hauptsächlich Christen aus Gemeinden zu Wort. Viele von ihnen haben sich schon länger mit der Formulierung von Gebeten auseinandergesetzt. Es sind ein-
fache Gebete von einfachen Menschen. Nur wenige Promis sind vertreten wie zum Beispiel der Priester Roland Breitenbach oder der Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher. Warkentin ist sich sicher, dass das Buch jeden anspricht, der die eigenen Erlebnisse in den Formulierungen der anderen wiederfindet. Aber auch für Berg-Gottesdienste kann das Büchlein eine Fundgrube sein. MK
Rob Mitchell begeisterte tausende Jugendliche
Täglich über 100 Bestellungen SCM. In der Stimme von Jutta Knabe klingt
noch alle Begeisterung nach. Vier Tage lang ist die Marketingleiterin mit Autor Rob Mitchell durch Deutschland gereist. Der amerikanische Multimillionär hat ein <bewegendes Buch über seine Kindheit geschrieben, das SCM Hänssler jetzt mit einem frechen neuen Cover auf den Markt gebracht hat. „Dafür lohnt es sich, diesen Job zu haben“, sagt Knabe. Mitchell wurde von seiner drogenabhängigen Mutter mit sieben Jahren in ein Waisenheim abgegeben, sein Vater beging Selbstmord. Er erzählt, wie er sich aus dem Kreislauf von Leid und Armut befreit und als Erwachsener zum mehrfachen Millionär wurde. Aber nicht um den platten amerikanischen Traum geht es. Es ist eine Mutmachgeschichte, einer psychischen und physischen Befreiung zu einem selbstbestimmten Leben. Und klar: mit Hilfe des Glaubens. Mitchell hat eine Botschaft, und die will er unter die Leute bringen. Dazu hat SCM
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Rob Mitchell (m.) bei Willow Creek Kongress: Das Buch ist für Menschen geschrieben, die normalerweise nicht in eine Buchhandlung gehen.
eine aufwändige Marketing-Kampagne organisiert. So kam Mitchell im Mai zum Willow Creek Kongress nach Deutschland. 8.500 Bücher wurden gedruckt. Davon wurden 2.900 auf dem Kongress der Gruppenleiter verteilt und 3.585 an Multiplikatoren, das heißt an Verantwortungs-
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träger aus christlichen Jugendverbänden oder Jugendkirchen verschickt. Sinn der Verteilaktion: „Das Buch ist nicht leicht zu vermarkten“, so Knabe denn: „Es ist eigentlich für junge Menschen geschrieben, die normalerweise nicht in eine Buchhandlung gehen würden,
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um sich ein Buch zu kaufen. Die Bücher sind an Multiplikatoren und nicht an Endkunden verteilt worden.“ Damit solle die Mund-zu-Mund-Propaganda angekurbelt werden. Auf dem Cover wird ein Junge mit Kapuzenpulli scherenschnittartig im Profil auf neongelben Grund gezeigt. Die grellen Farben sollen die junge Leserschaft ansprechen. Dazu gibt es Plakate, Aufsteller und zahlreiche Werbemittel beim Verlag. Mitchell selbst hat Mittel für das Marketing dazu gegeben und einen Teil des Drucks finanziert. „Er geht davon aus, dass das Geld langfristig wieder reinkommt“, berichtet die Marketing-Frau. Besondere Freude herrscht bei SCM, dass der Verlag
den Autor für Deutschland zuerst entdeckt hat. Obwohl die Willow Creek Bewegung aus Amerika kommt, ist Mitchell dort in der Szene noch weitgehend unbekannt. Es ist wohl auch der durchaus kritische Umgang des autobiografischen Berichterstatters mit seinem Schicksal, der viele bei seinem Auftritt auf dem Kongress berührte. „Warum sollte ich mich bei Gott dafür entschuldigen, dass ich 14 Jahre lang in einem Waisenhaus zugebracht habe, er sollte sich bei mir entschuldigen“, sagte er unter anderem. Und macht deutlich, dass es nicht mit billigen Weisheiten getan ist: „Vergebung ist ein Prozess“, ruft er den Zuhörern zu. Mitchell will bei einem
helfen: „Die Menschen suchen nach Heilung“, sagt er mit ehrlicher Überzeugung, der sich im beruflichen Leben als christlich motivierter Makler für Geldgeschäfte sieht. „Die Jugendlichen lagen sich in den Armen, viele hatten das Gefühl, da versteht mich einer“, berichtet Knabe von der Lesereise. Sie hofft, dass das Buch nun ebenso bei den Menschen ankommt. Die Signale sind da. „Täglich gehen über 100 Bestellungen bei uns ein, wir hoffen, dass das Mehrfache im Buchhandel passiert“, sagt die Marketing-Frau. Der Auftrag für die nächste Auflage ist erteilt. Matthias Koeffler
Eteos profiliert sich mit Programm in der Nische
Kleine Bücher, große Renner Medienverband. Dr. Lars Tutt weiß die Er-
folgsfaktoren für sein kleines Buchprogramm, das seit 2010 unter dem Label Eteos läuft, in einem Satz mediengerecht auszudrücken: „Die kleinen Bücher sind der große Renner“, sagt der Geschäftsführer des Medienverbandes, der zur Rheinischen Landeskirche gehört. Besondere Freude macht ihm die kleine Edition Notfallseelsorge, die er im Frühjahr aus der Taufe gehoben hat. „Hannah und der Unfall“, heißt das quadratische, geheftete Bändchen, das gerade einmal 11x11 Zentimeter groß ist. Die Geschichte erzählt von Hannah, die erlebt, wie ein kleines Mädchen von einem Auto angefahren wird. Was dann in traumatischen Situationen mit Hannah passiert, können Eltern mit ihren Kindern Geschichten lesend verarbeiten. Autor Harald Karutz ist Psychologe und habe darin den neuesten Stand der Wissenschaft in eine Beispielgeschichte umgesetzt, berichtet Tutt. „Wir wollten Eltern etwas an die Hand geben, um mit Kindern belastende Situationen zu verarbeiten.“ 1,20 Euro kostet das kleine Büchlein. Auf dem letzten Bundeskongress Notfallseelsorge im Mai in Hamburg hat Tutt auf einem Schlag 2.000 Stück verkaufen können. Nun will er eine kleine Reihe daraus machen, fünf weitere Büchlein sind in Planung. „Ein gutes Angebot, das Buchhändler an Seelsorger und Pfarreien machen können“, so Tutt. Sicher: Große Gewinne lassen sich nicht damit einfahren. Das neueste Produkt ist 86
Dr. Lars Tutt: Praktisch ausgerichtet und handhabbar
eines von einem professionell zusammengestellten Verlagsprogramm im Medienverband, mit dem Tutt Nischen besetzt und seinen Verkündigungsauftrag wahrnimmt. Ansonsten setzt Tutt auf Humor und Regionales mit Augenzwinkern. Zwei Bücher über die Zehn Gebote verkaufen sich herBuchMarkt Juli 2013
vorragend: „Wächwieser – De 10 Gebodde op Kölsch“ oder „Wo‘s lang geht – Die 10 Geboode uff Saarlännisch“, letzteres allein über 7.500 Mal seit Erscheinen. Ein direkter Angriff auf die Lachmuskeln ist das Buch „Hier stehe ich, ich kann auch anders“ des Sohnes einer Buchhändlerin, des Theologen und Kabarettisten Okko Herlyn, das Eteos zusammen mit dem Mercator Verlag herausgebracht hat. Daneben hat er noch die Praxisreihe „Zukunftswissen“ für die Gemeindearbeit etabliert. Jüngster Titel (seit Mai auf dem Markt): „Social Media für die Gemeinde“. „Er ist praktisch ausgerichtet und handhabbar. Nach dem Motto: So kann ich es machen“, erläutert der Verleger. „Gemeinde aktiv im Stadtteil“ und „Gemeinde erfolgreich leiten“ lauteten frühere Titel, die in Gemeinden noch immer gut gefragt sind. Letzterer verkaufte sich über 2.800 Mal. Gleichzeitig will Eteos auch eine Plattform für aktuelle Themen bieten. „Debatte“ heißt eine Themenheft-Reihe, die an ZEIT Wissen oder an Spiegel History erinnert. Das neueste Heft beschäftigt sich mit dem Thema „Inklusion“ nach dem Motto „Anders-Sein ist normal“, das letzte war mit „Islam“ überschrieben und bot Beiträge zum christlich-islamischen Dialog. Man könnte den Satz „Die kleinen Bücher sind der große Renner“ auch anders formulieren: Ein kleines Programm mit großen Qualitäten. MK
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BuchMarkt
Fotokarten zur Erinnerungsarbeit Echter Verlag, Würzburg Auftraggeber
und mein Trauer Mein WegTodist Weg Motiv
Format/Farbe
210 × 152 mm
BuchMarkt Don Bosco. Wer in der Gemeindearbeit mit
Zeitschrift/Ausgabe
Senioren gearbeitet hat, kennt das. Nach einigen Runden sind die Lieblingsthemen alle ausgetauscht, alles scheint gesagt. Dabei gibt es vieles in der Geschichte eines Menschen, das immer noch bewegt und das gerne gesagt werden möchte. Für diese Arbeit hat sich der Don Bosco Verlag mit einem ungewöhnlichem Produkt Aufmerksamkeit verschafft: dem Fotokarten-Set „Mein Weg ist mein Weg“ zur Biografiearbeit. Die Sets enthalten Karten mit Bildern, die an Gegenstände und Situationen aus dem Leben erinnern, Fotos mit symbolischer Bedeutung, zum Beispiel ein Buch, das für Bücher steht, die das Leben begleitet haben, Schuhe, wie man sie früher in der Feldarbeit getragen hat, Fußballe, Bäume, Blumen und ähnliches. „Der große Erfolg unserer Biografiekarten von Hubert Klingenberger hat
uns ermutigt“, sagt Pressefrau Gabriele Mitrowic-v. Wangenheim. Deshalb habe man bei Don Bosco nun mit zwei weiteren Zusammenstellungen von Bildkarten im Herbst nachgelegt: „Die 30er Jahre“ und „Die 40er Jahre“. Im kommenden Frühjahr soll die Reihe mit den 50er und 60er Jahren fortgesetzt werden. „Unter dem Sammelbegriff ‚Biografiearbeit‘ wird heute eine Vielzahl von Formen der Erinnerungsarbeit angeboten: in der therapeutischen Arbeit, in Erzählcafés und Erzählwerkstätten, in Schreibgruppen, in der Seniorenbildung, in der Altenpflege, in der Arbeit mit demenziell Erkrankten und vielen weiteren Bereichen verstanden“, so Mitrowic-v. Wangenheim. Vor allem für die Biografiearbeit mit älteren Menschen seien die Bild-Karten sehr gut geeignet. Die Fotos wecken Erinnerungen,
Bildkarten-Set: Anregungen zum strukturierten Gespräch über die eigene Biografie
die dann im Fall von Demenzkranken aufgefrischt oder im Fall von Traumatisierten verarbeitet werden können. Sie lassen sich nicht nur an Gemeinden mit intensiver Seniorenarbeit verkaufen. In Senioren-Einrichtungen können sie auch einen ganz praktischen Nutzen haben. Mit ihnen kann man auf Gewohnheiten oder Vorlieben stoßen, auf die in der Betreuung Rücksicht genommen werden kann. MK
TOD und TRAUER Zu Sonderkonditionen: Diese Titel und weitere Bücher zum Thema TOD UND TRAUER im Paket über Ihren Vertreter.
Arnold Illhardt Sterbewache Am Totenbett meines Vaters ca. 100 Seiten 12 × 20 cm · gebunden ISBN 978-3-429-03629-4 ca. € 12,90 (D) CHF 18.50 € 13,30 (A) September 2013
Berit Holzner Lebe, wenn du kannst. Wenn du nicht kannst, lasse ich dich ziehen Das Sterben meiner Mutter ca. 80 Seiten 12 × 20 cm · gebunden ISBN 978-3-429-03628-7 ca. € 12,90 (D) CHF 18.50 € 13,30 (A)
Ingrid Schreiner An der Schwelle zur Ewigkeit Spuren des Lebens in Zeiten der Trauer ca. 112 Seiten mit Farbfotos 12 × 19 cm · gebunden ISBN 978-3-429-03635-5 ca. € 12,90 (D) CHF 18.50 € 13,30 (A)
September 2013
September 2013
BuchMarkt Juli 2013
Ingrid Schreiner Ohne dich Ein stiller Begleiter durch Zeiten der Trauer Tischkalender mit 12 farbigen Monatsblättern und einem Deckblatt · 14,8 × 21 cm · Spiralbindung ca. € 9,90 (D) / CHF 14.40 / € 10,00 (A) ISBN 978-3-429-03642-3 September 2013
Echter Verlag GmbH Dominikanerplatz 8 D–97070 Würzburg www.echter-verlag.de
Umbreit (Deutschland) Mohr Morawa (Österreich) Herder (Schweiz)
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Katholisches Bibelwerk. „Die Stimmung ist
Gotteslob
gut. Nachdem jetzt wohl feststeht, dass das Gotteslob pünktlich im Oktober erscheinen wird, freuen wir uns auf das Weihnachtsgeschäft.“ Buchhändlerin Hellena AstarasHein, die bei Carolus in Frankfurt für das Gotteslob-Geschäft zuständig ist, ist nicht die einzige, der ein Stein vom Herzen gefallen ist, nachdem das Katholische Bibelwerk (KBW) ab 24. Mai die Händlerinformation verschickt hat. Ähnlich klingt es aus der Dombuchhandlung in München und aus der Klosterbuchhandlung in Münsterschwarzach. Zwölf Jahre hat sich das KBW auf die Neuerscheinung des Gotteslobs vorbereitet. 37 Diözesen in Deutschland, Österreich und Norditalien (Tirol) mussten koordiniert werden. Denn fast jede hat ihre eigene Ausgabe. Im Zentrum steht ein Stammteil und dann bestimmt jedes Bistum noch einmal eigene Lieder, die vor Ort Eingang in das Repertoire der Gemeinden gefunden haben. Ein Kraftakt an Koordination, gewiss. Für zahlreiche Diözesen haben die vor Ort ansässigen Verlage die lokalen Ausgaben übernommen (wie zum Beispiel Herder für Freiburg/Limburg, St. Benno für die südlichen Diözesen der fünf neuen Länder). Für die Nord-Bistümer wurde sogar extra ein neuer Verlag gegründet, der Metropolie Verlag, der aus den Gesellschaftern Bernward Verlag (Hildesheim), St. Ansgar Verlag (Hamburg) und Dom Buchhandlung Verlag (Osnabrück) besteht. Das KBW selbst betreut ebenfalls vier Bistümer (Passau, Essen, Fulda, Köln) und ist bei weiteren drei direkt an der Herausgeberschaft der Lokalausgaben beteiligt. Zum 1. Advent soll nun das neue Gotteslob erstmals eingesetzt werden. Ab Oktober kann der Verkauf beginnen. Doch: Wird daraus ein Weihnachtsgeschäft? Auch wenn jetzt der Erscheinungstermin gesichert ist, bleiben viele Fragen offen. Unklar war lange auch, wie die 3,6 Mio. Exemplare der Kirchenausgaben vertrieben werden soll. Einige erfuhren aus den Publikumsmedien, wie zum Beispiel Anfang Januar der FAZ, mehr über den Stand der Dinge. Die Nachfrage im Kommuniongeschäft sank. Bei einigen fiel das in Bezug auf das Gesangbuch aus. Nur wer sich proaktiv kümmerte, wusste mehr. Die Zahl der bestellten Kirchenausgaben zeigt bereits, dass das Geschäft für das religiöse Sortiment wichtig werden könnte. „Die Abteilung Theologie kennt bei uns
Gradmesser für das religiöse Buch
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Plakat: Der Direktverkauf über die Bistümer stieß nicht auf die Freude der Buchhändler
nur eine Richtung, nämlich abwärts. Vor allem die klassischen Bereiche Fachbuch, Bibel und Gemeinde stehen enorm unter Druck“, sagt Matthias Wilken, Geschäftsführer der Buchhandlung ars liturgica in Maria Laach. Ein Umstand, der im Kundenzentrum des KBW offenbar nicht immer verstanden worden ist, wie zu hören ist. Auch für das KBW gilt es nun 12 Jahre Arbeit an Investitionen wieder einzuspielen. Doch das geht nur in Zusammenarbeit mit dem Sortiment. Der Verkauf der Diözesan-Ausgaben wird nun direkt zwischen Verlagen und Bistümern abgewickelt, eine Lösung, die überhaupt nicht die Freude des Sortiments gefunden hat. Inzwischen haben sich die meisten allerdings damit abgefunden. Die Kirchenausgaben werden als erstes produziert. Danach kommen die Buchhandelsausgaben auf den Markt, diese kann der Handel den Kunden anbieten, die gern ein eigenes Gotteslob zu Hause haben wollen. Schließlich folgen die Großdruckausgaben, die erst 2014, am Schluss des Produktionsprozesses entstehen – nach dem Weihnachtsgeschäft. Zum Stammteil soll es ein eigenes Klavierbuch geben.
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Immerhin: Das Gotteslob wurde als Lebensbegleiter konzipiert, so dass es auch den Menschen im Alltag ansprechen soll. Ein Konzept, das man vom Evangelischen Gesangbuch her kennt. Das lässt hoffen. Dennoch bleiben weitere Unsicherheiten, die schnellstens geklärt werden müssen. • Konkrete Erscheinungstermine einzelner Ausgaben stehen bis heute nicht fest. • Ungeklärt ist, ob es einen Erstauslieferungszeitraum für alle Bistumsausgaben bundesweit geben wird. • Unklar ist auch, ob die Orgelbücher rechtzeitig fertig werden, so dass die Organisten ausreichend Zeit haben, sich vorzubereiten. • In einigen Bistümern können die Kirchenausgaben ebenfalls von den Buchhandlungen verkauft werden, in anderen übernimmt das Ordinariat ausschließlich selbst den Verkauf. • Viele wissen nicht, wann sie mit konkreten Marketing-Maßnahmen beginnen können. Und welche Unterstützung es dazu gibt. Um das Geschäft zu retten, hat sich der Handel einiges einfallen lassen: Die meisten konzipierten eigene Gutscheine zu den jeweiligen Ausgaben. In der Köselschen in Köln legte man eine schöne Erstkommunionkarte dazu. Die Kölner verschickten einen Newsletter, um schon mal Vormerker einzusammeln (war die erfolgreichste Maßnahme). Außerdem wurden Flyer als Rechnungsbeilage gedruckt. Carolus hat auf der Website eine Gotteslob-Infobox eingerichtet, über die sich Kunden informieren können. Außerdem boten die Frankfurter einen UmtauschService an, auch wenn das KBW nur neue Ausgaben zurücknimmt. In Münsterschwarzach wird aus der Rücknahme eine Altpapier-Aktion zu Gunsten eines Missionsprojektes. Trotzdem hat sich noch nicht bei allen ein blühender Vorverkauf eingestellt. „Einen deutlichen Anstieg der Nachfrage erwarte ich nach den Sommerferien“, so Hellena Astaras-Hein. Immerhin: Über 100 Vormerker hat die Dombuchhandlung in München eingesammelt. Bei anderen blieb die Zahl unter den Erwartungen. Matthias Wilken beobachtet das Verhalten der Kunden sehr aufmerksam: „Das wird so ein bisschen ein Gradmesser für die Bindung der Leute an Kirche und auch ans religiöse Buch.“ Matthias Koeffler