BuchMarkt Leseprobe & Verlagsanzeigen 9/2015

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Nr. 9 | September 2015 | 50. Jahrg.

Das Ideenmagazin für den Buchhandel

„Was den Österreicher vom Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache.“

Exemplare ihrer Bücher verkauft. Ihr neuester Roman hat es sofort auf die New York Times-Bestsellerliste geschafft.

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Heft 9 | 2015 ISSN 0524-8426

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Nr. 9 | September 2015 | 50. Jahrg.

Das Ideenmagazin für den Buchhandel

„Was den Österreicher vom Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache.“

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Report:

Leseland Österreich 30 Seite

Zeitgenossen: Christian Strasser und die Buchbranche 24 Seite

Buchhandel: Das liber wiederin-Konzept in Innsbruck 35 Seite

Ideen: Azubis über Kölner Buchhandlungen 42 Se ite

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sc chicht he e: Ei nh eit

Special | Junge Zielgruppe: Wir sind die Marke 62 Ja h

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Heft 9 | 2015

ISSN 0524-8426

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Redaktionsnotiz

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b ich jetzt auch noch den Nobelpreis für einen Versuch am eigenen Körper bekomme? Irgendwie jedenfalls finde ich, dass im fröhlichen Kollegengespräch und unter Alkoholeinfluss (mäßigem natürlich) die besten Ideen entstehen: Am Vorabend der Tagung der AG Publikumsverlage in München erzählte mir mein Tischnachbar Bernhard Borovansky, er sei Inhaber des Braumüller Verlags, der eine über 200 Jahre alte Tradition habe – und von dem ich noch nie gehört hatte.

LEGENDÄR! DAS BUCH ZUR BUNDESLIGAGESCHICHTE

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Fast geschafft: Unsere Praktikantin Maren Buermann und ich mit den ersten Fahnen des Österreich-Specials

as war die Initialzündung für die Idee, dieser BuchMarkt-Ausgabe einen kleinen Reiseführer durch die spannende Verlagswelt unseres Nachbarlandes beizufügen. Bei dessen Produktion hat sich unsere Praktikantin Maren Buermann wacker mit den kleinen Tücken der Buch-Herstellung geschlagen (was ihr und uns Spaß gemacht hat). Dazu ist unser „Außenreporter“ Jürgen Christen (demnächst neu von ihm Buchmarkt in sechzig Minuten im Thiele Verlag) für dieses Heft der Frage nachgegangen, warum sich österreichische Verlage manchmal mit dem deutschen Markt etwas schwer tun. Ich hoffe, wir haben es geschafft, Sie neugierig zu machen auf spannende Verlage und deren spannende Bücher. Mehr ab S. 30.

W

ährend wir an dem aktuellen Heft gearbeitet haben, erreichte uns die Liste der Nominierungen für den Deutschen Buchhandlungspreis 2015: Unseren herzlichen Glückwunsch an alle 108 nominierten Buchhandlungen, wir drücken die Daumen für den 17. September! Aber auch denjenigen, die diesmal nicht auf der Liste stehen: Dass die Jury bei über 600 Bewerbungen nur aufgrund bestimmter Kriterien auswählen konnte, bedeutet auch, dass viele Buchhändler trotz hervorragender Arbeit diesmal nicht berücksichtigt wurden. Ihnen wünschen wir mehr Glück im nächsten Jahr! Schließlich wird diese für unsere gesamte Branche so wichtige Auszeichnung voraussichtlich auch in den nächsten Jahren verliehen. Was uns bewogen hat, so lange mit der Vergabe unserer Auszeichnung Buchhandlung des Jahres zu pausieren, die wir seit zwölf Jahren vergeben. Ihr

Christian von Zittwitz

P.S.: Dieses Heft gehört natürlich ganz besonders in die Kinder- und Jugendbuchabteilung. Ich behaupte: Einen besseren Marktüberblick über das Kinder- und Jugendbuch gibt es nicht.

Sie wurden zu Helden von Millionen. Sie kickten talentiert Bälle, sie sangen sich schräg in die Herzen der Frauen oder empörten die Sportwelt mit Marotten und Protzerei. Fußballspieler waren und sind auch immer Typen, ganz besondere Menschen mit großen Gaben in einem Sport, der in Deutschland so viel bedeutet wie: Fußball ist unser Leben. 111 dieser Bundesliga-Legenden, von der Gründerzeit bis hin zu den aktuellen Weltmeistern von 2014, werden in diesem Buch in Wort und Bild liebevoll und unterhaltsam porträtiert

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Ihr Draht zu BuchMarkt: E-Mail: redaktion@buchmarkt.de / www.buchmarkt.de Tel.: 02150/9191-0 (Abo: -37) / Fax: 02150/919191

BuchMarkt September 2015

Thomas Lötz / Reinaldo Coddou H. 111 Legenden der Bundesliga € 19,90 [D] • ISBN 978-3-667-10290-4

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Inhalt | 9/2015

Der Roman einer 17-Jährigen, der Roman einer ganzen Generation

Buchhandlung liber wiederin: In Innsbruck setzt man auf Sonderbehandlung (Seite 35)

Markt & Meinung Trends, Pläne, Programme

Ü: Anja Galič Deutsche Erstausgabe 368 Seiten € 16,95 ISBN 978-3-423-76119-2 Auch als eBook

Tori hat das Gefühl, dass sie kurz davor ist, an der Gleichgültigkeit der Welt zu zerbrechen. Doch dann trifft sie auf Michael, der sie mit seiner Lebensfreude fasziniert, und auf Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die Toris Schule in Atem hält. Anders als die anderen fragt Tori sich, was wirklich hinter Solitaire steckt.

Die Dekoidee des Monats: Sprachspiele .................................... 6

Zeitgeschichte: Eine Titelauswahl zu „25 Jahre Deutsche Einheit“ ......... 40

Mammutwerk: Edition Giorgio Vasari vervollständigt ..................... 8

Interview: Ines Geipel und Joachim Walther zum Erscheinen der „Unterdrückten Literaturgeschichte in Ostdeutschland“ ............................. 40

Die Geschichte hinter dem Buch: Metrolit-Verleger Peter Graf über „Der Sonnenwächter“ ...................... 8 Büchertisch: Die Novitäten im September ..................................... 10

Azubis berichten: Ein Streifzug durch Kölner Buchhandlungen .......... 42

Rückblick: Der August auf buchmarkt.de ...................................... 12 Leute mit Ideen: Böse Reime von echten Kindern im Buchprojekt der Berliner Buchhandlung Buchlokal ...... 16 Kolumne I: Holger Ehling über Bücher bei Discountern und Co. ......... 18 Kolumne II: Mayers Almanach ........ 20

Magazin Zeitgenossen: Verleger Christian Strasser über fast 50 Jahre Buchbranche ............24 Leseland Österreich: Kreativ, kleinteilig und erfolgreich – ein Blick über den Alpenrand ............................ 30

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Buchhandel: Die Innsbrucker Buchhandlung liber wiederin legt den Fokus auf das einzelne Buch ....... 35

Praxis Monatsplanung: Fit für den Oktober ...44 Sortiment: Wie die Buchhandlung Eulenspiegel mit einem abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm Kundenkontakte aufbaut und verstärkt ..... 46 Kollegen-Tipps: In diesem Monat mit Heike Wenige aus dem Taschenbuchladen in Freiberg ..........48 Markt: Boris Langendorf über den Branchenumsatz pro Unternehmen ..... 50 Benzes Sternstunden: Dantes Göttliche Komödie ................. 54 Bestseller: Die GfK-Top 40 Hardcover Belletristik und Sachbuch .................. 55

BuchMarkt September 2015


Ein großer Familienroman voller Poesie und Geheimnisse

Verleger: Christian Strasser (o.l.) mit seinem Team (Seite 24)

Serie Mission Impossible: Wie die Buchhandlung Changing Hands mit jedem verkauften Buch soziale Projekte unterstützt............................................ 57 Charts: Die aktuellen Bestsellerlisten... 58

Whisper Deutscher Buchhandlungspreis 2015: Alle 108 Nominierungen................... 144 Leserbrief: Lucia Bornhofens Antwort auf den SZ-Artikel „Lobbyarbeit gegen die Realität“ ........................... 145

Wie Bücher wirken: Das C.H.BeckBuch ................................................. 146 Programm: Ausbau des teNeuesPublikumsverlags ............................. 147 Meinung: Atrium-Verlagsleiter Tim Jung zum BuchMarkt-Artikel „Klein ist groß!“ ............................... 148 Rekord: Stefan Gemmel liest in 83 Städten.......................................... 148 Serie: Sachlexikon des Buches ........ 151 Kooperationen: Doppelmitgliedschaften bei eBuch und Prisma sollen einfacher werden .............................................. 153

Special | Junge Zielgruppe

Seite

62

Originalausgabe 416 Seiten € 14,90 ISBN 978-3-423-26080-0 Auch als eBook

»All das Kommen und Gehen in unserer Familie begann mit einem angekündigten Tod und einem unangekündigten Sturm.« Drei Generationen in einem eingeschneiten Inselhaus – in wenigen Tagen entfaltet sich zwischen ihnen das Leben in seiner ganzen Tragik, Komik und Magie.

Rubriken Die 11-Bücher-Frage .......... 156 DVD-Tipp .............................. 58 Ideenmarkt ........................... 52 Impressum .......................... 148 Inserentenverzeichnis ........ 149 Klatsch & Tratsch .............. 150 Kopfnuss ............................. 149 Lesetipps ............................. 152 Pomis Auslese ........................ 60 Profile .................................. 154 Spot(t)light .......................... 142

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Sophie Hannah Die Monogramm-Morde – Ein neuer Fall für Hercule Poirot 344 Seiten, Taschenbuch € 9,99,- [D] / € 10,30 [A] Warengruppe 2121 ISBN 978-3-455-65064-8 erscheint auch als Hörbuch

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| ???? Pläne, Programme Markt & MeinungMagazin | Trends,

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ungenbrecher und Wortspielereien machen nicht nur Spaß, sie sind auch hervorragend dafür geeignet, Sprache und Laute bewusst zu erleben und zu lernen. Wir stellen Ihnen die schönsten und neuesten Bücher zu diesem Thema vor und liefern einen simplen, aber wirkungsvollen DekorationsVorschlag dazu.

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Die Bücher. „Der Pförtner Pfeifer Buch die Laute der deutschen Sprache bewusst erleben und genießen. Jede Gemampfte Krapfen, als Pauline Pfaff auf ihrem gepflegten Pferde durch die Pforte schichte feiert einen Laut – wie etwa stapfte. „Pfui Teufel“, schimpfte Pfei- das „Pf“ in der oben zitierten Geschichte. fer naserümpfend, als ein gepfeffertes „Mein Traum ist“, sagt Napp, „dass das Pfund Pferdeäpfel aufs Pflaster klopfte. Buch und die dazu gehörige CD Kinder Pflichtbewusst wollte sich Pfeifer das weiterbringen, die aufgrund von DialekPferd vorknöpfen, um es am empfindli- ten oder Ausländer-Deutsch meist einer chen Schopfe zu rupfen. Doch die pfiffige bestimmten sozialen Schicht zugerechPauline Pfaff dampfte pfeilschnell auf net werden.“ ihrem Pferd davon.“ Aber auch alle anderen können Spaß Daniel Napp hat ein Laut-Lesebuch an diesem besonderen Lesebuch haben. geschrieben. Es heißt Löwen mögen Weil Napp eben nicht nur skurrile Sätze, schöne Zöpfe und ist bei Carlsen er- sondern ganze, durchaus auch lange Geschienen. Der für seine urkomischen schichten mit nur einem Laut erfunden Dr. Brumm-Bücher bekannte Illustra- hat, will man sie alle lesen und hat dabei tor möchte, dass die Leser mit diesem viel zu lachen.

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Um lautmalende Wörter geht es in Edith Schreiber-Wickes Bilderbuch Es schnurrt und schnattert, surrt und flattert, erschienen bei Thienemann. Der Ablauf des Jahres ist der Autorin dabei zum Anlass geworden. An Neujahr saust pfeifend die Rakete, es knallt, kracht und knattert. Im Frühling gluckern, gurgeln, sprudeln und plätschern die Bäche und im Sommer, am Meer, rauscht, klatscht und zischt die Gischt. Auf diese Weise erschließt die Autorin auch Wortfelder. Auf jeder Seite stehen außerdem Rätselreime, bei denen die Kinder selbst ein fehlendes Wort reimen dürfen. Eine geniale Idee, spielerisch Wortarten kennenzulernen, hatte Catarina Sobral. Die portugiesische Illustratorin ist 2014 mit dem internationalen Illustratorenpreis in Bologna ausgezeichnet worden. Eines Tages entdeckt ein Forscher das alte Wort Aschimpa – so heißt auch das Buch, erschienen bei Knesebeck. Die 137 Jahre alte Frau Augusta behauptet, es sei eigentlich ein regelmäßiges Verb: „aschimpieren“. So gebrauchen die Leute es dann auch – „Mama, der Kuchen ist mir verbrannt“ – „Dann aschimpier ihn doch!“. Bis ein Sprachforscher behauptet Aschimpa sei ein Eigenname. Schließlich kommt das Wort auch als Adjektiv und Adverb in Umlauf. In Der Blaue Bär und das Wörterglitzern (mixtvision) erfindet ein blauer Bär dagegen Wörter, um seine Gefühle und Empfindungen wiederzugeben – „traumschweben“ und „meerrieseln“ zum Beispiel oder „eiszapfenglitzern“ und „tränenschwimmen“. Poesie, die zum Nachahmen anregt, mit wunderschönen Bildern von Valeria Docampo. Die frechsten (Um-)Dichtungen erscheinen diesen Herbst bei Klett Kinderbuch. Werner Holzwarth, der Erfinder vom „kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“, hat in Leise pieselt das Reh bekannte Volks- und Kinderlieder verballhornt. „Holzwarth hat beim Umdichten vor nichts Halt gemacht und wir haben ihn nicht gebremst“, betont der Verlag. Die Liedtexte, die hübsch ordentlich mit Noten gesetzt sind, gehen zum Beispiel so: „Leise pieselt das Reh ein Gedicht in

Warum ist die BananE krumm?

den Schnee“ oder „Alle meine Tantchen wollen einen Kuss, wollen einen Kuss. Klar, dass man für StarWars auch was machen muss.“ Nachfolger von Alle Kinder – ein ABC der Schadenfreude bei Klett Kinderbuch ist jetzt die englische Version All the children – the ABC of mean rhymes. Also etwa beim Buchstaben I: „All the children enjoy the boat ride. Except for Irene, whose face turns green.“ oder beim Q: „All the children put on sun cream. Except for Quinn, who burns his skin.“ Ein Schelm, wer behauptet, er habe keine Lust, da mitzudichten. Nonsens-Reime von Christian Morgenstern über Ernst Jandl bis zu Michael Ende und Arne Rautenberg hat Uwe-Michael Gutzschhahn aufgespürt und zusammengestellt. Der Spaß an dem Spiel mit Worten und Klängen in Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her. Das dicke Buch vom Nonsens-Reim (cbj) wird durch die phantasievoll-skurrilen Illustrationen von Sabine Wilharm erst richtig lebendig. Schauspielerin Anke Engelke begeistert sich für Gedichte von James Krüss, den sie schon als Kind geliebt hat: „James Krüss hat das immer gut hinbekommen, dass man sich als Kind nicht angeschleimt und als Vorleser nicht veräppelt fühlt.“ In Der gereimte Löwe (Boje) geht es um einen Löwen, der einen Reim auf sich sucht und nach langer Suche endlich eine Möwe trifft. In Wenn die Möpse Schnäpse trinken werden Sprachspielereien gefeiert. Gräfin Schönfeldt gibt bei Tulipan ein neues Wilhem-Busch-Hausbuch heraus. Ritzeratze! versammelt nicht nur Buschs schönste Bildergeschichten, sondern erklärt heutigen Lesern auch die damalige Lebenswelt. „Wilhelm Busch“, schreibt sie, „war ein Künstler, wie es nur wenige gibt. Er konnte so genau und mit leichter Hand zeichnen, als ob sein Bleistift dabei lachte. Und er konnte so mühelos dichten wie andere sprechen. Kein Strich zu viel oder zu wenig, kein Hinkevers, kein murkeliger Reim.“ Deshalb wird er auch nicht alt. Busch ist zeitlos.

BuchMarkt September 2015

Schlaue Antworten auf die beliebtesten Kinderfragen! Mit speziell erstellten realitätsnahen 3D- und Computergrafiken.

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Weshalb? Deshalb!

Das Frage-und-Antwort-Lexikon 160 Seiten, gebunden, 276 x 216 mm, durchgehend farbig illustriert Ab 6 Jahren € 16,95 (D) / € 17,50 (A) ISBN 978-3-8310-2809-2

Stephanie von Selchow

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Markt & Meinung | Trends, Pläne, Programme

Kunstgschichte

Die Geschichte hinter dem Buch

Vasari komplett

Ein Amerikaner in Deutschland

Klaus Wagenbach. Am 15. September erscheint der 45. und letzte Band der gedruckten Ausgabe der Vite von Giorgio Vasari. Damit kommt ein Projekt zum Abschluss, das vor elf Jahren seinen Anfang nahm, nachdem Prof. Alessandro Nova vom Kunsthistorischen Institut in Frankfurt auf der Suche nach einem Verlag, der ein Publikum auch außerhalb des akademischen Umfelds Mammutwerk: Jetzt erscheint der 45. und letzte Band der Edition Giorgio Vasari

finden könnte, auf Klaus Wagenbach getroffen war. „Dessen verlegerischer Traum es immer war, eine Neuausgabe der Vite zu publizieren“, wie Verlegerin Susanne Schüssler verrät. Verständlich, denn Vasaris Schilderungen und Werkbeschreibungen der mittelalterlichen Künstler Italiens haben nicht nur das Bild der italienischen Kunst geprägt, sondern auch im 16. Jahrhundert die europäische Kunstgeschichte begründet. Pressefrau Annette Wassermann schwärmt: „Ein kluger und unermüdlicher Erzähler, der viel über das Leben in der Renaissance-Zeit verrät.“ Die Edition Giorgio Vasari ist die erste Neuübersetzung ins Deutsche seit über 100 Jahren, kritisch kommentiert, in reise- und preisfreundlichem Taschenbuchformat, mit farbigen Abbildungen. Für den Reisegebrauch gibt es eine Liste der noch vorhandenen Kunstwerke mit ihren Standorten und viele andere, für den wissenschaftlichen wie privaten Gebrauch bereichernde Details. Zum Subskriptionspreis von 598 Euro ist die komplette Ausgabe zu haben. Bis Ende des Jahres. Natürlich gibt es die Titel auch einzeln.

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Metrolit-Verleger Peter Graf berichtet, wie er auf die Idee kam, Charles Haldemans Der Sonnenwächter aus dem Jahre 1963 jetzt auf Deutsch zu veröffentlichen

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ergessene Bücher wiederzuentdecken, neu zu verlegen und so wieder zugänglich zu machen, ist eine ebenso reizvolle wie beglückende Arbeit, nicht zuletzt, weil sich das eigene Wissen spielerisch mit der kindlichen Freude des Schatzsuchens verbinden lässt. Ein Glücksgefühl, das auch jeder Sammler kennt. In der analogen Zeit waren Antiquariate oder Flohmärkte solche Wunderkammern. Heute findet diese Suche vor allem auch im Internet statt, ein nicht so magischer, aber dennoch erfolgreicher Ansatz. Auf der Suche nach Charles Haldemans Roman Der Sonnenwächter habe ich mir beides zunutze gemacht, und dass mir dieses Buch in die Hände fiel, war kein Zufall, aber dennoch ein glücklicher Umstand, denn am Anfang stand nur die Vermutung, dass es ein solches Buch geben könnte. Ich wollte einen Roman finden, dessen Handlung weitestgehend im NachPeter Graf: „Ein vergessener Autor kriegsdeutschland spielte, der sprachlich der Güte Alfred Anderschs, Günüberzeugte und auch heute noch berührt. ter Eichs oder Wolfgang Koeppens Ein vergessener Autor der Güte Alfred schwebte mir vor.“ Anderschs, Günter Eichs oder Wolfgang Koeppens schwebte mir vor, aber es gab ihn nicht, jedenfalls wurde ich innerhalb wie diesem, mitunter noch ganz anders der deutschsprachigen Literatur nicht fün- belohnt. Man trifft auf Menschen, die den dig. Aber waren nicht unzählige spätere Autor kannten, erhält unverhofft Briefe, Autoren als GIs in Deutschland gewesen, die die Rezeptionsgeschichte erhellen oder während und nach dem Kriege? gänzlich Neues zutage fördern. Diese Idee verfolgte ich, und über die Mittlerweile stehe ich mit dem Bruder von unterschiedlichsten Kanäle besorgte ich mir Charles Haldeman in Kontakt, er lebt, über Romane, die damals in den USA entstanden achtzigjährig, in den USA. Bei einer Lesind. Darunter war auch The Suns Attendant, sung in Heidelberg traf ich einen in der Nähe ein Buch, das, wie ich erfuhr, bei Erschei- von Karlsruhe lebenden Cousin Haldemans, nen begeistert aufgenommen und in sieben bei dessen Familie Haldeman in den 1950er Sprachen übersetzt wurde, aber noch nie auf Jahren zeitweise wohnte, und ich begegnete Deutsch erschienen war. Das anschließende – ebenfalls in Heidelberg – dem Künstler Lektüreerlebnis war überwältigend, und Pieter Sohl, der mit Haldeman damals modeshalb ist meine Freude darüber, dass das natelang durch Griechenland reiste und den Buch so euphorisch besprochen wird und Haldeman später, 1964, mit Henry Miller, derzeit auf Platz 2 der SWR-Bestenliste Henri Ford, Alfred Perlès u.v.a. bekannt steht, besonders groß. machte. Und auch deshalb lese ich gerade Doch man wird als Verleger, bei Büchern Alfred Perlès. Aber bitte nicht weitersagen.

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Markt & Meinung | Novitäten

Frisch auf den Tisch … Coppenrath Eleni Livanios, Flora Flitzebesen – Das Geheimnis im Hexenwald

„Keiner zischt so schnell durch die Luft wie unsere neue Lieblingshexe: Flora Flitzebesen! Bei den liebevoll und reich illustrierten Geschichten von Eleni Livanios kann man sich richtig in Floras Zauberwelt hineinträumen. Perfekt zum Vorlesen oder als erster eigener Lieblingsschmöker!“ Sara Mehring, Lektorat

Hoffmann und Campe David Leavitt, Späte Einsichten

Kunstmann Antonio Ortuño, Die Verbrannten

„Unter den vielen Entdeckungen, die man in der lateinamerikanischen Literatur machen kann, sticht ‚Die Verbrannten‘ besonders heraus. Antonio Ortuño erzählt ambitioniert und schonungslos vom Schicksal zentralamerikanischer Flüchtlinge in Mexiko und von einer fast gescheiterten Gesellschaft, die die Ärmsten ausraubt, vergewaltigt und ermordet. So muss politische Literatur heute sein.“ Moritz Kirschner, Lektor

„Lissabon, 1940. Tausende von Flüchtlingen warten auf das rettende Schiff nach Amerika – zwei Paare begegnen sich in einem Café. Es ist der Anfang einer großen Liebesgeschichte, an deren Ende die Erkenntnis steht, dass wir von denen, die uns am nächsten stehen, oft am wenigsten wissen. Ein Roman, der mich von der ersten Seite an gepackt hat: Klug, bewegend, erzählerisch ambitioniert – hier ist ein Schriftsteller vom Rang eines James Salter zu entdecken.“ Cornelia Künne, Lektorin

Egmont LYX Marcus Hünnebeck, Im Auge des Mörders

„Wie muss es sich anfühlen, wenn man nur knapp ein Verbrechen überlebt? Die Verletzlichkeit, das Gefühl der Wehrlosigkeit? Und was ist, wenn der Täter wiederkommt, um sein Werk zu vollenden? Marcus Hünnebeck weiß, wie man einen grandiosen Thriller schreibt. Er spielt mit den Ängsten, reißt den Leser hinab in finstere Abgründe und schickt ihn auf eine Achterbahnfahrt voller Nervenkitzel. Das wissen auch seine zahlreichen Fans, die er bereits als Self-Publishing-Autor überzeugen konnte. Mir bleibt an dieser Stelle nur noch eines zu sagen: Im Auge des Mörders trifft eindeutig ins Schwarze!“ Ulrike Gerstner, Redaktion LYX

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BAND 3 AB JETZT ERHÄLTLICH! Markt & Meinung | Novitäten

Spiele

Die ... im September. Wir fragten Lektoren und Programmleiter nach ihren wichtigsten Novitäten des Monats. Hier eine Auswahl

..

sind eroffnet

ISBN 978-3-95649-109-2 I 9,99 € [D]

N EU

Dr. Doris Plöschberger, Lektorin

Insel einzlkind, Billy

„Mit Harold, seinem Romandebüt hat der Bestsellerautor einzlkind 2010 ‚den Sommerhit des Jahres‘ (FAZ) geschrieben. Jetzt macht er wieder Furore – mit Billy. Billy, Sohn Londoner Hippieeltern, hat sich auf Auftragsmorde spezialisiert. Er ist auf dem Weg nach Las Vegas, um mit Whip, einem Mitglied der ‚Firma‘, neue Einsätze zu besprechen. Dort wird er von seiner Vergangenheit eingeholt … Ein aberwitziges Roadmovie über einen melancholischen Gambler und Serienkiller, eine schwarze Komödie voller Humor und Musik, mit einem Sound, der noch lange nachklingt. Für mich der Hit des Jahres 2015.“

ISBN 978-3-95649-054-5 I 8,99 € [D]

lieferbar

„Wie kam ich an das Buch? Folgendes Gespräch ging dem voran: A.(Scout): ‚Dich zufriedenzustellen ist wirklich schwer‘ – P.(Lekt.): ‚Nein, gar nicht, ich ...‘ – A.: ‚… aber Du kaufst so wenig!‘ – P.: ‚Finde mir eine Autorin, die irgendwo zwischen John Williams (Stoner), Paula Fox und Yasmina Reza zu verorten ist und ich werde wahrscheinlich alles von ihr kaufen ...‘ – A.: ‚Genau das meinte ich …‘ A.’s Freund aber warf ein: ‚Das ist doch ganz einfach! Dorothy Baker.‘ Diese Geschichte über ein symbiotisches Zwillingspaar vor einer schicksalhaften Trennung ist ein Ausnahmebuch. Ein Roman wie rasender Herzschlag, und sicher das einzige Stück Weltliteratur, in dem einer einzelnen fliegenden Socke existenzielle Bedeutung zukommt. Unbedingt lesen! Zwei Schwestern von Dorothy Baker erschien erstmals 1962. Die New York Review Books Classics, der Verlag, der Stoner von John Williams zu seiner bedeutenden Wiederentdeckung verhalf, gab 2012 eine Neuausgabe heraus, die auch in Europa zu einigen Übersetzungen führte und überall ein lebhaftes Presseecho hervorrief. Der Neu-Übersetzung in Deutschland ging eine erste Ausgabe 1965 voraus.“

4. Auflage l i ef e r b a r

dtv Dorothy Baker, Zwei Schwestern

„Dieser Roman ist eine Bergwerksfahrt in die Welt des Clemens J. Setz. Es geht um einen Stalker und sein vermeintliches Opfer, um Fürsorge und Besessenheit, vor allem aber geht es um Liebe in allen erdenklichen Spielarten. In seinem Zentrum erzählt der Roman von der manipulativen Kraft der Sprache und von Rache in einer besonders subtilen Form: abgründig, aufwühlend und ungeheuer spannend.“

ISBN 978-3-95649-214-3 I 9,99 € [D]

Suhrkamp Clemens J. Setz, Die Stunde zwischen Frau und Gitarre

Susanne Gretter, Lektorin

Patricia Reimann, Programmleiterin Literatur

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MIRA TASCHENBUCH


Rückblick | Die Ereignisse der Branche im August

News

Amazon will Luftraum für Drohnen 29. Juli – Amazon will einen Teil des Luftraums nur für Lieferdrohnen. Amazon-Manager Gur Kimchi forderte gestern auf einer Konferenz der Nasa eine Aufteilung des Luftraums, um Auslieferungen von Paketen mit einer Drohne zu ermöglichen. Sein Vorschlag: Lieferdrohnen nur in einer Höhe von 200 bis 400 Fuß (61 bis 122 Metern) fliegen zu lassen – richtige Flugzeuge mit einem Sicherheitsabstand dann ab 500 Fuß.

Überflüssige Rechtschreibreform 29. Juli – Vor zehn Jahren gaben die Kultusminister uns neue Schreibregeln. Am 1. August 2005 trat auf Beschluss der Kultusministerkonferenz in zunächst 14 Bundesländern eine neue Rechtschreibung in Kraft. Nun bezeichnet der mitverantwortliche bayerische CSU-Politiker Hans Zehetmair die Reform in einem Interview mit der „Zeit“ als überflüssig. Auch sich selber bezieht er in die Kritik ein: „Ich muss mir vorwerfen, dass ich als Kultusminister nicht frühzeitig die Tragweite erkannt und die Reform in geordnete Bahnen gelenkt habe.“

Dreimal Mayersche

30. Juli – Rund zwei Jahre nach dem Abschied aus dem Bochumer Ruhr Park, der damals einer umfassenden Modernisierung und Umbauarbeiten in Deutschlands größtem Open Air Shoppingcenter geschuldet war, gibt die Mayersche Buchhandlung dort am 16. September auf 500 qm ihr Comeback. Am 26. Oktober soll in Sankt Augustin der erste Bauabschnitt des HUMA-Neubaus eröffnet werden, dem mit einer Verkaufsfläche von 60.000 m² größten Einkaufszentrum des östlichen Rhein-Sieg-Kreises. Dort wird dann die Mayersche auf einer Fläche von ebenfalls rund 500 qm eröffnen. Und in Mönchengladbach wird die Interimsfläche, die vor einigen Monaten bezogen wurde, geräumt: am 13. August wird da die Mayersche auf der Hindenburgstraße 115-119 auf 630 qm eröffnen.

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Longlist steht 19. August – Die Longlist für den Deutschen Buchpreis steht: Die Jury hat aus insgesamt 167 Romanen aus 110 Verlagen (80 aus Deutschland, 15 aus Österreich und 15 aus der Schweiz) die 20 Kandidaten für den „besten deutschsprachigen Roman des Jahres“ 2015 ermittelt.  Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe (Kiepenheuer & Witsch)

 Clemens J. Setz: Die Stunde zwischen Frau und Gitarre (Suhrkamp)

 Ralph Dutli: Die Liebenden von Mantua (Wallstein)

 Anke Stelling: Bodentiefe Fenster (Verbrecher)

 Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen (Knaus)  Valerie Fritsch: Winters Garten (Suhrkamp)

 Ilija Trojanow: Macht und Widerstand (S. Fischer)

 Heinz Helle: Eigentlich müssten wir tanzen (Suhrkamp)

 Vladimir Vertlib: Lucia Binar und die russische Seele (Zsolnay)

 Gertraud Klemm: Aberland (Droschl)

 Kai Weyand: Applaus für Bronikowski (Wallstein)

 Steffen Kopetzky: Risiko (Klett-Cotta)  Rolf Lappert: Über den Winter (Carl Hanser)  Inger-Maria Mahlke: Wie Ihr wollt (Berlin Verlag)  Ulrich Peltzer: Das bessere Leben (S. Fischer)  Peter Richter: 89/90 (Luchterhand)  Monique Schwitter: Eins im Andern (Droschl)

Ravensburger baut Aufsichtsrat um

Carel Halff

 Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 (Matthes & Seitz)  Christine Wunnicke: Der Fuchs und Dr. Shimamura (Berenberg)  Feridun Zaimoglu: Siebentürmeviertel (Kiepenheuer & Witsch)

Aldi mischt bei Stiftung Lesen mit

Dorothee Hess-Maier

30. Juli – Mit der Ravensburger Hauptversammlung am 29. Juli hat Dorothee Hess-Maier, seit 2000 Mitglied des Aufsichtsrats und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende seit 2005, ihr Mandat niedergelegt. An ihrer Stelle wurde Albert Hess (44), Rechtsanwalt und Mitglied der Gesellschafter-Familie, gewählt. Zum selben Zeitpunkt hat Carel Halff, seit 2008 Mitglied im Aufsichtsrat, sein Mandat niedergelegt. Als neues Mitglied des Aufsichtsrats wurde Dr. Thomas Vollmoeller (55), Vorstandsvorsitzender der XING AG, gewählt. Weiter im Aufsichtsrat sind Dr. Dieter Kurz (67) als Vorsitzender, Dr. Wolfgang Freudenberg (74), Claus-Dietrich Lahrs (52) und Dr. Valerie Maier (46).

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11. August – Zum 1. Juni hat die Stiftung Lesen ihren Stifterrat erweitert: Die Unternehmensgruppe Aldi Süd ist das erste Stifterratsmitglied aus dem Lebensmitteleinzelhandel, das sich für die Leseförderung engagiert. Zukünftig berät die Stiftung Lesen die Unternehmensgruppe zudem bei der Auswahl und inhaltlichen Gestaltung ihres Buchangebots. Am preisaggressiven Discounter als Partner entzündet sich Kritik, weil Aldi mit einem attraktiven Kinder- und Jugendbuchgeschäft im direkten Wettbewerb zum Buchhandel stehe. Die Stiftung: Die Zusammenarbeit soll „unter anderem“ mittels eines Kriterienkatalogs erfolgen,“anhand dessen beispielsweise die inhaltliche, gestalterische und lesedidaktische Qualität von Büchern beurteilt wird.“


buchmarkt.de | August

Zeilenwert übernimmt libreka!

zeichnet, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Zeilenwert wird die Marke Libreka inklusive der dazugehörigen Technologie sowie allen Mitarbeitern der neuen GmbH als eigenständigen Geschäftsbereich fortführen und eröffnet dafür einen neuen Standort in Frankfurt am Main.

ZS Verlag übernimmt Dr. OetkerProgramm 18. August – Ab 1. Januar 2016 wird der zur Hamburger Edel-Gruppe gehörende ZS Verlag das komplette Programm für Koch- und Backbücher des Dr. Oetker Verlags betreuen. Beide Unternehmen haben eine langfristige Lizenzvereinbarung unterzeichnet. Derzeit sind beim Dr. Oetker Verlag 14 Mitarbeiterinnen beschäftigt, die nun

entweder zu ZS wechseln oder bei Dr. Oetker eine neue Aufgabe finden sollen. Der ZS Verlag ist vor rund dreißig Jahren eben dort in Bielefeld von FriedrichKarl Sandmann gegründet worden – er war damals im Oetker-Marketing beschäftigt und als Marketingmann (auch) für den damaligen Ceres Verlag (heute: Dr. Oetker Verlag) zuständig.

31. Juli – Springer Nature und die Holtzbrinck Publishing Group haben vereinbart, dass der Stuttgarter Verlag J.B. Metzler ab sofort unter dem Dach von Springer Nature weitergeführt wird. Holtzbrinck hält 53 Prozent der Anteile von Springer Nature. Die Entscheidung zu der Akquisition erfolgte im Anschluss an die Fusion von Teilen von Macmillan Science and Education und der Verlagsgruppe Springer Science+Business Media zu der neuen Verlagsgruppe Springer Nature. Metzler war bislang ein Teil der Publikumsverlage der Holtzbrinck Publishing Group. Der Standort des Verlags bleibt in Stuttgart, ebenso bleibt die Verlagsmarke J.B. Metzler erhalten.

LesensArt Göttingen dicht 12. August – Da waren’s nur noch 51 (von ehemals 67): Die insolvente LesensArt-Gruppe schließt nun auch die Filiale in der Göttinger Fußgängerzone Groner Straße.

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3. August – Zum 1. September erwirbt die Zeilenwert GmbH aus dem thüringischen Rudolstadt die libreka! GmbH, in die zuvor jahrelang die EBook-Distribution der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH (Frankfurt) ausgegliedert wurde. Einen entsprechenden Kaufvertrag haben die beiden Partner am 31. Juli unter-

Springer Nature übernimmt J.B. Metzler

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Rückblick | Die Ereignisse der Branche im August

Personalia

„Vernichtung statt Sanierung“

Martin Wichert Martin Wichert (50) ist neuer COO / Head of Operations des Hatje Cantz Verlags. Diese neue Funktion beinhaltet auch die Leitung des Standorts in Ostfildern. (5.8.)

Markus Niesen Markus Niesen, verlegerischer Geschäftsführer von Oetinger Taschenbuch und Verlagsleiter des Imprints Ellermann, wird die Verlagsgruppe Oetinger in gegenseitigem Einvernehmen zum Ende des Jahres verlassen. (25.7.)

Michaela Offermann Michaela Offermann (46) ist seit 1. August neu in der Vertriebsabteilung des Göttinger Wallstein Verlags. (6.8.)

Claudia Güner Seit 1. Juli hat Claudia Güner (46) die Leitung des neu geschaffenen Zentralbereichs Produktmanagement bei Thieme übernommen. (30.7.)

„Kultur Spiegel“ wird „Literatur Spiegel“ 13. August – Gute Nachricht für die Verlage: „Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer will die Beilage „Kultur Spiegel“ durch ein Supplement ersetzen, in dessen Zentrum Literaturbesprechungen stehen. Der neu entwickelte „Literatur Spiegel“ wird erstmalig am 26. September und ab dann zehnmal im Jahr dem Nachrichten-Magazin beiliegen.

Neu in Berlin: Mertiny & Sohn

Matthias Bauer / Doris Beckmann Matthias Bauer wird ab 1. August Chief Corporate Development Officer von Vogel Business. Doris Beckmann, bisher Director Products & Development, tritt ab sofort in die Geschäftsleitung von ngn ein. (30.7.)

1. August – Berlin ist um eine Kiezbuchhandlung reicher: Gestern eröffnete Ron Mertiny seine Buchhandlung Mertiny & Sohn in der Rüdesheimer Straße in Berlin-Wilmersdorf. Schwerpunkt des allgemeinen Sortiments ist das Kinderbuch.

Michael Klett 39 Jahre, davon 35 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung, hat Michael Klett bei Prolit gearbeitet. Nun verabschiedeten Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und die Mitglieder der Geschäftsleitung ihn in den Ruhestand. Neben seiner Aufgabe als Geschäftsführer war er bis 2012 auch zuständig für die Leitung der 70-köpfigen Lagerabteilung. (s.S. 154) (3.8.)

Steiner übernimmt BWV 25. August – Der in Stuttgart ansässige Franz Steiner Verlag übernimmt zum 1. September den Berliner Wissenschafts-Verlag, der pro Jahr ca. 140 Neuerscheinungen sowie neun Zeitschriften publiziert.

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übernommen.

Peter Breuer-Guttmann Peter Breuer-Guttmann (35) hat am 1. August die Vertriebsleitung Österreich der Hanser Literaturverlage (Hanser, Hanser Berlin, Zsolnay/ Deuticke, Nagel & Kimche) (5.8.)

BuchMarkt September 2015

Sascha Nicoletta Simon Sascha Nicoletta Simon (46) macht seit Anfang Juli im Lektorat bei Ueberreuter Berlin externe Programmberatung. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Betreuung der Annette Betz-Reihen, der Hausbücher sowie der editionannettebetz. Simon führt als Nachfolgerin von Brigitte Ebersbach die edition ebersbach, die seither unter ebersbach&simon firmiert. (11.8.) Lea Warnke Lea Warnke vertritt Lektorin Michelle Sattinger bei Silberfisch, dem Kinder- und Jugendhörbuchlabel von Hörbuch Hamburg, in deren Elternzeit. (11.8.) Nina Grünberger Nina Grünberger ist seit Anfang August im Team des NordSüd Verlags. Sie ist ab dem 17. August für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im gesamten deutschsprachigen Raum zuständig. Grünberger folgt auf Seraina Ludwig, die die Leitung seit 2012 inne hatte. (11.8.)

© Regine Peter

Karl-Heinz Reimann Der langjährige Vertriebs-, Verkaufs- und Marketingleiter Karl-Heinz Reimann macht sich selbständig und gründet das Karl-Heinz Reimann Vertriebsbüro. (29.7.)

Martina Weihe-Reckewitz Martina Weihe-Reckewitz übernimmt zum 1. September die Programm-Geschäftsführung und stellvertretende Geschäftsführung bei Königsfurt-Urania. Sie steht in dieser neu geschaffenen Position dem Verleger und bisherigen alleinigen Geschäftsführer Johannes Fiebig zur Seite. (6.8.)

© Regine Peter

© Andrea Müller

12. August – „Nach monatelangem Ringen um einen Sanierungsplan für WELTBILD/ALSO setzt Walter Droege auf eine Vernichtungsstrategie und gefährdet damit den Fortbestand der gesamten Gruppe“, wirft der ver.di-Blog dem Düsseldorfer Investor vor. Es gehe dabei um die „vorsätzlich herbeigeführte Insolvenz der ALSO-Logistik in Augsburg“, das sei „der letzte Trumpf des Milliardärs vom Rhein. Sein Ziel: die MitarbeiterInnen der Logistik sollen ohne einen angemessenen Sozialplan billig entsorgt werden, die Betriebsratsstrukturen zerschlagen und regulär Beschäftigte im großen Stil durch LeiharbeiterInnen ersetzt werden“ – im Klartext: Um einen Personalabbau von 300 Vollzeitstellen zum 1. September. Wenn diese Forderungen nicht erfüllt werden, droht die Schließung der Logistik noch vor dem 1. Oktober.

Angelika Sagner Angelika Sagner (42) ist seit April für Herstellung und Marketing in der Hamburger Edition, dem Verlag des Hamburger Instituts für Sozialforschung, zuständig. (25.7.)

Peter Csajkas / Lena Christine Wolf Peter Csajkas (45) ist seit 1. August als Bereichsleiter Schulmedien für den Ausbau der schulrelevanten Programmteile des Reclam Verlags verantwortlich.


buchmarkt.de | August

Lena Christine Wolf (29 ) verstärkt ab 17. August als Junior-Pressereferentin die Presseabteilung unter Leitung von Claudia Feldtenzer. (11.8.) Karina Fenner Voland & Quist hat Verstärkung bekommen: Seit August unterstützt Karina Fenner den Verlag in Dresden. Vornehmlich wird sie sich um die Autorenveranstaltungen kümmern. (12.8.) Martin Söderberg Funktion der Orell Füssli-Unternehmensentwicklung wird ab 2016 neu ausgerichtet und nicht mehr in der Geschäftsleitung vertreten sein. Dr. Martin Söderberg, Leiter Unternehmensentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung, wird sich außerhalb des Unternehmens neu orientieren. (13.8.) Nick Pfefferkorn Der Leipziger Musikverleger Nick Pfefferkorn (38) tritt zum 1. September in die Geschäftsleitung des Buch- und Musikverlags Breitkopf & Härtel ein und wird in Wiesbaden als Verlagsleiter für die Bereiche Lektorat, Werbung und Herstellung verantwortlich sein. Der in Leipzig 1996 gegründete Pfefferkorn-Musikverlag wird von Pfefferkorn auch in Zukunft weitergeführt. (14.8.)

seit 1. April verstärkt Cornelia Schmidt (31 – Foto 2.v.r.) das Lektoratsteam in den Bereichen Kochen und Sport. Franziska Mayer (27 – Foto r.) wird als feste Ansprechpartnerin für mittelständische Buchhandlungen zur Verfügung stehen. (18.8.) Katja Nettesheim / Hans-Ernst Maute Prof. Dr. Katja Nettesheim und Dr. Hans-Ernst Maute sind neue Aufsichtsratsmitglieder der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Beteiligungsgesellschaft mbH (BBG). Die beiden treten die Nachfolge von Dr. Dieter Düsedau und Hubertus Brockhaus an. (18.8.) Jörg Plathner Vorstandsmitglied Jörg Plathner wird die Bastei Lübbe AG verlassen. Er hatte am 1. September 2014 als neuer Vorstand den Geschäftsbereich Digitale Medien übernommen. Unterschiedliche Ansichten im Vorstand haben zu der Trennung geführt. (19.8.)

Glaubt an die Unsterblichkeit starker Geschichten Unions-Verleger Lucien Leitess im Sonntagsgespräch am 27.7.2015

80.000 Novitäten in digitaler Vorschau Soft Point-Geschäftsführer Holm Löwe im Sonntagsgespräch am 2.8.2015

Julia Brückmann / Viktoria Belau Mit Julia Brückmann und Viktoria Belau baut GfK Entertainment sein Buch-Team weiter aus. Als Market Research Manager verstärken sie das Team um Abteilungsleiterin Rebecca Larsson, die bereits seit über zehn Jahren im Unternehmen ist. (20.8.) Eva Singer Zum 1. Oktober unterstützt Eva Singer (51) den Vertrieb von HarperCollins Germany. Bevor sie für Carlsen gearbeitet hat, war sie bei Rowohlt und Random House. (20.8.)

Danièle Böhm / Sonja Forster / Cornelia Schmidt / Franziska Mayer Danièle Böhm (32 – Foto l.) ist seit dem 1. August Lektorin bei BLV und kümmert sich um die Themen Garten, Kreativ und Natur. Sonja Forster (31 – Foto 2.v. l.) ist ab 1. September als Lektorin tätig. Bereits

Roland Tomrle Ab 1. September verantwortet Roland Tomrle Vertrieb und Marketing im Residenz Verlag. Zuletzt war er Geschäftsführer des Mono Verlags. (25.8.)

Bestsellerlisten als Trendbarometer Dr. Mathias Giloth, Geschäftsführer GfK Entertainment, und Rebecca Larsson, Abteilungsleiterin Buch bei GfK Entertainment, im Sonntagsgespräch am 9.8.2015

Verstorben † Marianne Wasserburger Die Buchhändlerin Marianne Wasserburger ist am 20. Juli nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren in Baden-Baden gestorben. Sie war Gründerin und Inhaberin von Mäx und Moritz – der Buchladen für Junge in Baden-Baden. (25.7.) † Andreas Wolfisberg Der Buchhändler Andreas Wolfisberg ist tot. Der Ladenchef und stellvertretende Geschäftsführer der Hirschmatt Buchhandlung in Luzern starb 54-jährig am 28. Juli an den Folgen eines Herzinfarkts. (28.7.)

† Carol Janeway Carol Janeway ist in New York im Alter von 71 Jahren gestorben. Sie war eine Institution im Literaturbetrieb, über Jahrzehnte war sie verantwortlich für das Lizenzgeschäft bei Knopf und später auch Doubleday. (3.8.) † Leo P. Schmitz Am 18. Juli ist Leo P.(eter) Schmitz, der langjährige Geschäftsführer der damaligen Trierer Paulinus-Buchhandlung, im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit in Trier gestorben. Er baute Paulinus in der Region zur führenden Buchhandlung aus, die dann als Akademische Buchhandlung Interbook weitergeführt wurde. (6.8.) Redaktionsschluss: 26.8.2015

BuchMarkt September 2015

Aufbau – Ein Verlag mit Geschichte Verlagsleiter Gunnar Cynybulk und Reinhard Rohn im Sonntagsgespräch am 16.8.2015

Buchhändler küren ihren Lieblingstitel Irmgard Clausen, Agentur für Lesevergnügen in Coburg, im Sonntagsgespräch am 23.8.2015

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Markt & Meinung | Leute mit Ideen

Wie in einer Berliner Buchhandlung die Idee für ein neues Kinderbuch entstand

Schadenfreude auf Englisch Zu Beginn erstmal ein Warnhinweis: All the Children aus dem Klett Kinderbuch Verlag beginnt mit den Worten „Enthält Sprüche von echten Kindern“. Gemeint sind damit die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a der Platanus-Schule in BerlinPankow, denn sie haben an dem Buch von Martin Schmitz-Kuhl mit Illustrationen von Anke Kuhl kräftig mitgereimt. Die Idee zu dem Projekt kam aus der benachbarten Buchhandlung Buchlokal. Inhaberin Friederike Zöllner und Gabriele Meyer, die Fachfrau fürs Kinderund Jugendbuch, waren so begeistert von den bösen Reimen in Alle Kinder. Ein ABC der Schadenfreude, dass sie im Gespräch mit Verlegerin Monika Osberghaus eine englische Ausgabe anregten. „Sie hat sofort Interesse signalisiert, und dann ging alles ganz schnell“, erinnert sich Friederike Zöllner. „Mit unserer Idee für das Buchprojekt sind wir auf die zweisprachige englischdeutsche Platanus-Schule zugegangen, an der auch viele Native Speaker unterrichten und unterrichtet werden. Dank unserer LeseproviantKoffer und anderer Aktionen haben wir sehr gute Kontakte zu den Schulen im Kiez.“ Die Begeisterung der beiden Buchhändlerinnen wirkte ansteckend. Simon Gaunt, aus Großbritannien stammender Lehrer der Klasse 4a, war auf Anhieb von dem Buchprojekt überzeugt und reimte im Englischunterricht mit den Kindern drauflos. „Die Schüler waren mit Feuereifer bei der Sache“, sagt Gabriele Meyer, die schon

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Alle vom Buchlokal: Friederike Zöllner (vorne), Gabriele Meyer und Thomas Gralla freuen sich auf die englischsprachige Ausgabe von „Alle Kinder“ – „All the Children“. Sie basiert auf einer Idee aus der Pankower Buchhandlung und auf der Zusammenarbeit mit einer zweisprachigen Schule aus demselben Kiez

bald mit einer Mappe voller Reime wieder beim Verlag anklopfen konnte. In der Platanus-Schule war das Projekt damit aber noch nicht beendet. Im Kunstunterricht illustrierte jedes Kind seinen gemeinen Spruch auf einem DIN-A4-Blatt. Und auch im Buchlokal werden die Schüler zu Beginn des neuen Schuljahres im Mittelpunkt stehen. Zum Erscheinen von All the Children werden ihre Sprüche und Illustrationen im Schaufenster inszeniert. Schon jetzt macht eine Ausstellung mit

BuchMarkt September 2015

Bildern und Büchern von Anke Kuhl neugierig auf ihr neues Werk, und das gesamte Buchlokal-Team – Friederike Zöllner, Gabriele Meyer und Thomas Gralla – arbeitet an den Planungen für die Buchpremiere. Klar, dass dann auch alle echten Kinder dabei sein werden. Margit Lesemann

Mehr Sprachspielbücher finden Sie auf unserem Büchertisch auf den Seiten 6/7, mehr zum Thema Kinder- und Jugendbuch in unserem Special Junge Zielgruppe ab Seite 62.



Holger Ehling kommentiert

Wer darf eigentlich Bücher verkaufen, und dürfen Bücher billig sein?

Weniger Schnappatmung

I

ch hoffe, Sie hatten einen schönen Sommer, und dass das heiße Wetter Ihnen nicht die Umsätze verhagelt hat. Wir bleiben zunächst einmal auch in heimischen Gefilden – da hat es ja erheblichen Trubel gegeben um die Zusammenarbeit der Stiftung Lesen mit dem Discounter Aldi. So, wie ich die Aufregung verstanden habe, ging es dabei um die Frage, wer hierzulande eigentlich Bücher verkaufen darf, und – hinter vorgehaltener Hand – ob Bücher denn so billig sein dürfen. Nun ist es ja keine Neuigkeit, dass Aldi und andere Discounter immer mal wieder mit Büchern aufwarten – ich habe selbst schon einige Male zugegriffen, um diverse Neffen und Nichten auszustatten. Als Verräter an der Sache des Buchhandels habe ich mich dabei nicht gefühlt, und auch die Verlage, die Sonderauflagen oder Sonderproduktionen für die Discounter hergestellt haben, fallen sicherlich nicht unter einen solchen Verdacht. Es geht mir, den Verlagen und auch der Stiftung Lesen darum, Kinder und Jugendliche überhaupt zum Lesen zu bringen. Und da ist jeder Verbündete ein guter Verbündeter.

U

nsere Branche bezieht ihr Selbstbewusstsein ja zu einem guten Teil aus dem Anspruch, mehr zu sein als Anbieter von nützlichen Waren zu günstigen Preisen. Wir, so unser Anspruch, tragen ganz wesentlich bei zum Wohl der Gesellschaft, durch Vermittlung von Bildung und Information, sei sie nun sachlich-fachlicher oder kultureller Art. Und das stimmt ja auch. Dass unser Anspruch allgemein akzeptiert wird, zeigt sich nicht zuletzt durch die Preisbindung – welche andere Form von Produktion und Handel genießt schon solch einen Schutz? Deshalb sollten wir vielleicht etwas weniger schnappatmig argumentieren, wenn „Branchenfremde“ sich für unsere gemeinsame Sache engagieren. Falls

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Holger Ehling Der Medienexperte und PR-Berater betreibt in Frankfurt die Agentur ehlingmedia

Sie mir das jetzt nicht abnehmen wollen, hören Sie vielleicht auf den Hanauer Buchhändler Dieter Dausien. Der hat nämlich zu dem Streit etwas sehr Kluges gesagt: „In der öffentlichen Diskussion müssen wir aufpassen, nicht als reflexhafte Protestierer dazustehen, die den Verlust von Umsätzen befürchten (auf die wir

»In der Diskussion müssen wir aufpassen, nicht als reflexhafte Protestierer dazustehen« übrigens kein verbrieftes Recht haben) und darüber Maßnahmen unterbinden wollen, die letztlich der Leseförderung zugute kommen. Und im Verhältnis zur Stiftung Lesen sollten wir uns nicht in das Licht stellen, dass es uns gar nicht um Leseförderung geht, sondern um eine Exklusivität als die einzigen Gatekeeper zum Buch. Die haben wir schon lange nicht mehr. Und werden sie auch nicht mit Einzäunung erreichen, sondern nur mit Leistung, Attraktivität und Offenheit.“ Bravo. Hanau liegt östlich von Frankfurt, und wenn wir schon einmal dort sind, schauen wir noch kurz beim Kollegen Mayer in Langenselbold hinein. Von dort aus ist es nur noch ein Katzensprung nach Russland, wo der große und geliebte Führer Wladimir Putin sein segensreiches Wirken auch und vor allem den Medien zugute kommen lässt. Ob Fernsehen oder Radio,

BuchMarkt September 2015

Blogs, Zeitungen oder Buchverlage: Wer sich seinen liebevollen Händen anvertraut, dem wird Gutes getan. Wer dieses Vertrauen nicht aufbringen mag, erlebt dann allerdings oft, wie sich die liebevollen Hände in stahlharte Fäuste verwandeln.

E

in Verlag, der gerne mit dem Kreml kuschelt, heißt „Algoritm“ und sitzt in Moskau. Seit einiger Zeit gibt es dort eine Buchreihe, die sich mit Leben und Werk von Wladimir Putin beschäftigt, 20 Titel sind bislang dort erschienen. Die meisten stammen aus russischen Federn, aber einige der Bücher schmücken sich auch mit dem Namen prominenter Autoren aus den USA oder Großbritannien. Henry Kissinger ist dabei, aber auch der Russland-Spezialist des britischen Guardian, Luke Harding. Ebenjener Luke Harding reagierte jetzt ziemlich überrascht, als er feststellte, dass er ein Buch bei Algoritm veröffentlich hat. Ihm war jedenfalls davon nichts bekannt, und anderen Journalistenkollegen, die ebenfalls in der Reihe vertreten sind, auch nicht. Solche Überraschungen sind für Autoren und Verlage nie besonders angenehm. Seit der Öffnung der einstmals sowjetischen Buchmärkte für ausländische Lizenzen habe ich schon so manch garstiges Lied gehört. Ich erinnere mich an diverse Verlage, die eine Lizenz für eine russische Übersetzung verkauft hatten und dann feststellten, dass der Partnerverlag locker das Zehnfache des ausgemachten Kontingents hatte produzieren lassen. Thomas Seng, jetzt bei Klett, bestand in seiner Zeit als Tessloff-Geschäftsführer darauf, dass die Übersetzungen nicht vom Partnerverlag, sondern von Tessloff selbst gedruckt wurden – reine Notwehr. In der Lizenzstatistik macht sich das bemerkbar: 2014 verkauften deutsche Verlage 342 Übersetzungslizenzen nach Russland – 2005 waren es noch mehr als 500.


Ein Philosoph. Schotte. Killer. Auf dem Weg nach Las Vegas

N

atürlich gibt es auch in Russland Urheberrechtsgesetze. Die US-Außenhandelsbehörde aber stufte Russland im April als einen der fünf schlimmsten Copyright-Verletzer in der Welt ein. Schuldbewusstsein ist auch dem Algoritm-Verleger Sergej Nikolajew fremd: Falls Harding Ansprüche habe, solle er sich melden, ließ er ausrichten. Nun ist Harding nicht irgendwer: Der Journalist arbeitete viele Jahre für den Guardian in Moskau, legte mit Der Mafiastaat (Weltkiosk) eine schonungslose Analyse der Systems Putin vor und wurde 2011 des Landes verwiesen. Auch die anderen betroffenen Autoren stehen nicht im Verdacht, übergroße Sympathien für den russischen Präsidenten zu hegen. Bezeichnenderweise wurde eben auch nicht Hardings Mafiastaat übersetzt, sondern unzusammenhängende Artikel und Interviews. Es ist anzunehmen, dass die Frechheit von Algoritm siegen wird – welches russische Gericht würde seine Stimme erheben, um das Ansehen eines Putin-Freundes zu beschädigen, was ja auch das Ansehen des geliebten Führers beschädigen würde. Wie konsequent die Zuckerbrot-undPeitsche-Politik des Kremls durchgezogen wird, erlebt der russische Buchhandel. Der ist seit Jahren in der Krise: Gab es in den 1990er Jahren noch fast 9.000 Buchhandlungen, sind es heute nur noch rund 1.500. Die Krise, die durch die Ukraine-Sanktionen verschärft wurde, trägt dazu bei: derzeit kostet ein Buch durchschnittlich 350 Rubel, das sind gut 40 Prozent eines Tagesverdiensts. Moskau mit seinen zwölf Millionen Einwohnern hat nur etwa 220 Buchhandlungen; Berlin hat 251. Auf Weisung Putins wurde ein Gesetz beschlossen, nach dem Buchhandlungen in rund 80.000 staatseigenen Immobilien zu niedrigsten Mieten unterkommen können. Voraussetzung: Wer billig mieten will, muss vom Staat „empfohlene“ Bücher führen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

BuchMarkt September 2015

einzlkind Billy. Roman. 203 Seiten. Gebunden € 18,95 (D)/€ 19,50 (A) (978-3-458-17647-3)

N SOEBE ERT IEF L E G S AU

Mit 22 Jahren tritt Billy in die Firma der Familie ein, eine Firma, die Auftragsmorde erledigt. Und für Gerechtigkeit sorgt, denn ermordet werden nur Mörder. Als Billy das erste Mal den Schalldämpfer auf seine Walther steckt, denkt er an Nietzsche, den »großen Immoralisten, den Verbrecher, den Antichrist«. Ein einziges Mal hat er aus Versehen den Falschen getötet. Das hat Konsequenzen. In Las Vegas kommt es zum Showdown.

• Ein irrwitziges Roadmovie voller Situationskomik • 100.000 verkaufte Bücher von seinem ersten Roman, »Harold« • Das Hörbuch erscheint zeitgleich bei Hörbuch Hamburg 19

• Virales Marketing: #Elwislebt

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Mayers Almanach Bestenliste im September: Zehn kleine Angehörigelein einer Minderheit Happy Birthday, Dame Agatha Christie, zum 125.! Die erfolgreichste Krimi-Autorin aller Zeiten bis jetzt! Das ist kein geringer Titel. Ebenso wie „Die Mausefalle“ oder „Tod auf dem Nil“ unsterblich geworden sind. Und natürlich „Die zehn kleinen“ ahem, räusper, „Negerlein“. Wer waren die, und wieso starben sie? Spoiler-Alarm! 10. Lebemann Anthony Marston hat zwei Kinder überfahren und kam davon. 9. Haushälterin Ethel Rogers hat ihre alte Chefin aus Erbgründen ermordet und kam davon. 8. Butler Thomas Rogers hat seiner Frau geholfen – und kam davon. 7. General MacArthur schickte seinen Widersacher in den Tod, und es war ganz legal. 6. Lady Emily Brent trieb ein Mädchen in den Selbstmord, was ja an sich kein Verbrechen ist. 5. Dr. Edward George Armstrong operierte betrunken eine Patientin zu Tode und kam davon. 4. Privatdetektiv William Henry Blore brachte einen Unschuldigen auf den elektrischen Stuhl und kam davon. 3. Captain Philip Lombard hat einen Massenmord weit, weit weg auf dem Gewissen und kam davon. 2. Sekretärin Vera Claythorne hat ein Kind ertrinken lassen, gerade eben Captain Lombard erschossen und wählt aus Verzweiflung den Freitod. 1. Richter Lawrence Wargrave hat alle übrigen auf dem Gewissen und erschießt sich abschließend und zufrieden aus genau diesem Grunde.

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Geschnitten oder am Stück: Weicher EVT bei Globus

E

in weicher Erstverkaufstag ist ein Datum, an das sich niemand halten muss. Erinnern Sie sich an die Harry PotterZeiten, als vor der Auslieferung Knebelklauselverträge unterzeichnet werden mussten, die mit grandiosen vielstelligen Geldstrafen und anderen Demütigungen drohten, falls man vor Mitternacht das Wort „Muggel“ aussprach? Das waren strenge Erstverkaufstage. Keine weichen. Weiche EVTs gibt es, wenn der Verlag vorschlägt, ein Buch aus Fairness ab einem Stichtag zu verkaufen. Bei Bestsellern ist so eine Absprache einfacher als eine Datumspunktlandung aller Buchpakete in ganz Deutschland. Und unter Buchhändlern gilt der Anstand, sich an einen solchen Termin zu halten. Wir haben ja Erfahrung auf dem Gebiet der Preisbindung, und eine gesetzliche Terminbindung wäre vergleichbar. Tatsächlich hatte der Börsenverein an einem verbindlichen Modell gearbeitet, aber das zerschellte dann an den Fachgremien. Man fand, dass es weniger Arbeit macht, sich freiwillig an solche Vorgaben zu halten, als alles zu reglementieren.

E

s gibt aber immer öfter Buchhandlungen, die die verachtenswerteste Verletzung guter buchhändlerischer Umgangsformen als fortschrittlichen Wandel zu eigenen Gunsten tarnen wollen. Meistens schauen da immer alle gleich zu Amazon. Aber

Matthias Mayer kommentiert alles Mögliche

heute meine ich die Buchhandlung Globus, die nebenher auch Supermarkthallen in deutschen Gewerbegebieten züchtet. Globus haut immer wieder palettenweise Bestseller vor dem Termin in den Verkauf. Das mag unterm Radar des hochnäsigen Buchhandels sicher noch als Dummheit durchgehen, weil es sich mit unseren Vorurteilen von Fabrikfleisch und Getränkeshops deckt. Aber wenn Globus eine ganzseitige Farbanzeige für eine Lesung mit Daniel Holbe schaltet und den Buch-

Zwilling des Monats: ein G für ein U Och guck mal, meine Umzugskisten von Gottschalk und die Firma Umbreit sind Stammkunden beim selben Logodesigner! (Das hat GU aber schöner hingekriegt.)

BuchMarkt September 2015


Trend des Monats: Herzchenbefall bei Random House

verkauf fett und widerlich anpreist mit „Bei uns 9 Tage früher erhältlich!“, dann ist das natürlich eine Ohrfeige für jede Buchhändlerin und jeden Buchhändler. Damit habe ich mehrere Probleme: Erstens kann niemand Globus daran hindern, einen weichen EVT zu unterlaufen. Vor allem nicht, wenn Verlag und Autor Komplize sind. Ein weicher EVT ist rechtlich nicht sanktionierbar. Das heißt, der Verstoß ist in diesem Falle kein juristischer, sondern nur ein moralischer. Das ist wie eine unverbindliche Preisempfehlung. Eine freiwillige Übereinkunft. Ein Serviervorschlag. So ähnlich wie Urlaubsgeld oder Frauenparkplätze. Globus könnte sich sozusagen auf einen Frauenparkplatz stellen und von dort aus Urlaubsgeld streichen und Bücher zu früh verkaufen. Weil wir dachten, in unserer Branche genügt Vertrauen. Zweitens: Verlag und Autor helfen mit? Stimmt denn das überhaupt? Bestenfalls wussten die nichts von dieser branchenzersetzenden Anzeige, und schlimmstenfalls kann sich die Justizabteilung des Börsenvereins sogar vorstellen, dass Daniel Holbe womöglich in die Marktleiterin verliebt sei. Aber einschreiten, das kann sie nicht. Nicht ohne uns. Drittens: Der EVT wurde im Fall Holbe nur um zwei Tage unterschritten, aber Globus wirbt mit neun Tagen Vorteil. Das macht das Vergehen nicht kleiner, aber die dreiste Lügenmauligkeit der Kollegen bei Globus ungleich größer. Und frecher.

Igitt, das sieht ja unheimlich aus, wenn bei Rachel Gibson die Beherzung vom Spotlack bis über den Buchblock wuchert. Kann man das behandeln?

Das wichtigste Ereignis der Buchund Medienbranche im Frühjahr.

Start frei!

S

chön sind unsere Optionen nicht. Wir können dieses Harry-PotterModell für alle Verkaufstermine einführen. Dann herrscht aber Stasi-Atmosphäre, und das wegen jedem Shadesof-Fuck und anderem Niedrigflug. Das ist es wirklich nicht wert. Wir können die Verlage bitten, ihre besonders fiesen Großkunden zu bitten, dass die ihre Filialleiter bitten, die Bücher bitte etwas später zu verkaufen, bitte. Auch wenn das bereits hier wie eine hoffnungslose Version von Stille Post klingt, die ganz leise an eine Wattewand fährt: Bitte, bitte, bitte...

CH FRÜHBU LER

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ER

Leipziger Buchmesse


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Hugendubel FFrankfurt rankfurt am Main

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„Ich bin angekommen“ Als Verleger war Christian Strasser einmal ganz oben, baut jetzt an einer Verlagsgruppe der anderen Art. Im Gespräch verrät er, was ihn bewegt und was ihn enttäuscht hat: Ein spannendes Stück Buchhandelsgeschichte

BuchMarkt: Eine Karriere wie die deine gibt es in der Buchhandelsgeschichte nach dem Krieg kein zweites Mal. Für die einen bist du darob „Abenteurer“ und „Hasardeur“, die anderen bewundern dich als „unternehmerisches Naturtalent“. Wie siehst du dich heute selbst? Christian Strasser: Als Privatverleger, der im ganz altmodischen Sinn auch Unternehmer mit vollem Risiko ist, der sich Idealen verpflichtet fühlt und gelegentlich etwas zur Romantik neigt. Du wirst in diesen Tagen 70, hast seit fast 50 Jahren die Höhen und Tiefen

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„Gustloff“ kam sie auf ein Schiff, das sie unseres Gewerbes erlebt und später nach Dänemark brachte; die Dänen wollten geprägt, denkst aber nicht daran, keine deutschen Flüchtlinge, und so landeRuhe in dein Leben einkehren zu lasten wir schließlich in einer Flüchtlingsbasen; fast jedes Jahr gründest du einen racke in Grenznähe, in Klanxbüll, am Fuß neuen Verlag, eine kleine Gruppe ist es des Hindenburgdamms, wo ich die ersten schon wieder. Da stellt sich die Frage: Lebensjahre verbracht habe. Ich erinnere Wie wird man so einer wie du? Ich bin ein Flüchtlingskind, unehelich ge- mich noch genau an die Sturmfluten, an boren, das seinen Vater nie kennengelernt die vielen Schafe, vor allem aber an die hat. Meine mütterliche Familie, ursprüng- unglaubliche Nähe, an die Wärme, die unter lich Hugenotten, war seit Generationen in den Flüchtlingen in den schäbigen BaraDanzig ansässig, meine Mutter betrieb dort cken herrschte. Viele Kinder, viele Frauen, die Weichselbuchhandlung. Als sie im fünf- die Männer kamen erst im Lauf der Zeit ten Monat mit mir schwanger war, hatte sie zurück aus der Kriegsgefangenschaft. Nur Riesenglück, noch gerade aus Danzig raus- zu mir kam kein Vater, da bekam ich das zukommen – kurz nach dem Untergang der Gefühl, mit mir stimme etwas nicht ...

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Jahre aufgewachsen, und es war wunderbar, viel Spaß, viel Nähe, harte Arbeit – als Kind merkst du ja nicht, was Armut ist.

Leider ist das Thema wieder aktuell ... Die 12 Millionen Flüchtlinge aus dem Osten wurden dann übers ganze Land verteilt, zum Teil zwangsweise einquartiert; deshalb kann ich heute etwas nachempfinden, was Flüchtlinge hier erleben. Wir jedenfalls, Großmutter, Mutter und ich, landeten in der Pfalz, als ich vier Jahre alt war. Was wir besaßen, trugen wir am Leib oder in der Hand, und die Familie, die uns aufnehmen sollte, wollte keine Flüchtlinge, hatte die Fenster verrammelt und die Tür zugenagelt. Eine Bleibe fanden wir schließlich bei einer armen Arbeiterfamilie, die uns in ihrem Rohbau zwei Zimmer unterm Dach vermietete. Mit deren sechs Jungs bin ich dann die nächsten 12, 13

Aber der Sohn der Buchhändlerin wollte kein Buchhändler werden? Meine Mutter hatte in der benachbarten Stadt wieder ihre Buchhandlung aufgemacht, aber da habe ich den ganzen Ärger erlebt, den der Beruf mit sich bringt – eine ihrer Angestellten ist mit Mutters Liebhaber und der Kasse durchgebrannt. Für mich war das ein Frauenberuf, ich wollte einen männlichen Beruf. Wie alle meine Kumpels wollte ich Maschinenbauer werden, kam dann auf die Meisterschule für Handwerker. Mit 18 bin ich nach Kanada ausgewandert, wollte frei sein, herausfinden, wer ich eigentlich bin, bekam aber dort keine Arbeitserlaubnis und kehrte nach einem guten Jahr zurück, hatte keine Vorstellung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Das Telegramm einer alten Danziger Freundin brachte dann die Wende: „Kommst du mit Christian, ihr könnt bei mir wohnen.“ Ich verstand alles nicht, und da wusste meine Mutter keinen anderen Ausweg mehr, sie erzählte mir zum ersten Mal, wer mein Vater war und dass er am Vortag gestorben sei. Für mich stand sofort fest: „Da will ich hin!“ Meine Mutter sagte nur: „Ich nicht“, setzte mich aber auf den Nachtzug nach Hamburg. Mit ihrer Freundin fuhr ich dann vom Bahnhof direkt auf den Olsdorfer Friedhof. Die Trauerfeier war für mich ein einziger Schock: Nicht nur hatte ich plötzlich einen Vater, die vielen Reden verrieten mir obendrein, wer er war: Christian Wegner, einer der Pioniere des modernen Buchverlagswesens, hieß es, der mit Albatross das Taschenbuch überhaupt erfunden und später die Fischer Bücherei mitgegründet hatte, Verleger der großen Hamburger Goethe-Ausgabe, homme de lettres und auch mehrfach verheirateter homme à femmes. Ich war völlig durcheinander, fasste aber einen Entschluss: Ich werde auch Verleger. Das war nicht rational, ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet, das war einfach eine Eingebung.

Daniel Anselme Adieu Paris Roman Aus dem Französischen von Julia Schoch 208 Seiten · Gebunden mit Schutzumschlag 18,- € [D] / 18,50 € [A] ISBN 978-3-7160-2719-6

Erscheint am 21. August 2015

»Eine beeindruckende Entdeckung, ein Roman, der derart stimmig und atmosphärisch dicht ist, dass sich der staunende Leser unversehens im Paris der fünfziger Jahre wiederfindet.« Christian Niedermeier, Thalia Palm & Enke, Erlangen

Wie hast du diesen hehren Vorsatz in die Praxis umgesetzt? Nach der Beerdigung bin ich in Hamburg herumgelaufen, stand vor der großen Fach-

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buchhandlung Boysen und Maasch. Spon- größten deutschen Buchhandlungen Kom- zu einem unschlagbaren Preis-Leistungstan fragte ich da nach dem Chef, wurde manditisten waren, eine arge Gratwande- Verhältnis, das nur durch hohe, mehrspratatsächlich zu Martin Maasch vorgelassen rung, denn die konnten sich nur selten chige Auflagen realisierbar war. Die Basis und bat ihn um eine Lehrstelle. Natürlich einigen, aber ich musste nun einmal Ein- war natürlich der riesige amerikanische fragte er mich nach meinen Beweggrün- stimmigkeit herstellen. Jedenfalls trugen Markt, aber dann haben wir weltweit exden, und ich konnte nur antworten: „Ich diese Aktivitäten dazu bei, den Buch- pandiert, die Serien wurden mit gigantiwar heute auf der Beerdigung meines Va- handel aus seinem Dornröschenschlaf zu schem Marketingaufwand in 30 Sprachen ters, der war Verleger, und meine Mutter wecken; vorher hatten die Verlage alles be- mit 25 Währungen verkauft, zu 90 Prozent war Buchhändlerin.“ Seine knappe Ant- stimmt, nun bekamen sie von ihren wich- über Direktvertrieb, das restliche Zehntel wort: „Sie sind Christian, ich weiß das. tigsten Kunden zu hören: Wir wollen das kam über den Vertrieb von Partnerverlagen Nächsten Montag können Sie anfangen.“ und das, und dafür müsst ihr bitte bezahlen. in den Buchhandel. Insgesamt war Time Gesagt, getan, in der Pfalz brach ich alle Zelte ab, mietete für 70 Mark ein Zimmer in Hamburg und begann ein neues Leben. Wenig später konnte ich auch die Familie meines Vaters kennenlernen, vor allem meinen großen Bruder Matthias Wegner. Christian Strasser Alle wussten, dass da noch ein Kind war, hatten aber keine Ahnung von den näheren Umständen; sie erzählten mir ausführlich, Und darunter hast du als Verleger heuLife mit einem Umsatz von über einer Milliarde Dollar das größte Verlagsunternehwas für ein Mensch mein Vater war, und te mitunter zu leiden ... einhellig sagten sie: Du bist genau wie der. ... gewiss, aber in meinem Doppeljob als men der Welt. Für mich bot dieser Rahmen Werbeleiter bei Hugendubel und Chef der tolle Chancen, in jungen Jahren wurde ich Matthias Wegner hat für dich immer Buchwerbung der Neun habe ich endgültig European President, dann als International verstanden, dass meine eigentliche Bega- Vice President Chef sämtlicher Filialen wieder eine wichtige Rolle gespielt ... ... vor 50 Jahren, er hatte gerade promoviert bung darin liegt, etwas aufzubauen und außerhalb der USA mit Sitz in London, und den Verlag unseres Vaters übernom- mich unternehmerisch umzutreiben. Das der Konzern ermöglichte mir Businessmen, fragte er mich, wie ich denn mein habe ich fünf Jahre lang mit heftiger Ener- Studien in Harvard und Stanford, und als weiteres Leben gestalten wolle. Als ich gie gemacht, dann wurde ich doch unruhig, ich merkte, dass ich eine Spielwiese für ihm treuherzig antwortete, ich wolle auch wollte etwas Neues schaffen, und wieder eigene verlegerische Aktivitäten brauchte, Verleger werden, griff er ins Regal und gab war mein Bruder Matthias der Steigbügel- erlaubten sie mir obendrein, den Chrismir sein persönliches Exemplar des Klassi- halter für den nächsten Schritt: Er war da- tian Verlag zu gründen. Aber das Leben kers „Der Verlags-Lehrling“ und widmete mals Juniorverleger bei Rowohlt, an dessen im Konzern hatte natürlich seinen Preis – es „... dem zukünftigen Verleger Christian, Taschenbuchverlag Time Life beteiligt war. manchmal flog ich zum Mittagessen nach Weihnachten 1965“. Allein dieser Gedan- Der amerikanische Konzern wollte damals New York, dann weiter nach Rio, für einen ke, dass einer mir das überhaupt zutraute, seine Buchaktivitäten international erwei- Tag nach Tokio, für ein kurzes Meeting hat mir soviel Kraft und Mut gegeben, dass tern, und sie fragten Matthias, ob er jeman- nach Sidney und dergleichen mehr. Da ich den Weg tatsächlich gehen konnte... den wisse, der ihnen in Deutschland ihr habe ich schon oft vergessen, wer ich eiGeschäft aufbauen könne. Er brachte uns gentlich war. Hinzu kam, mit lautem Knall, zusammen, und die nahmen mich, obwohl ... zunächst warst du aber noch Buchder große Kollaps: In den USA folgte Reamein Englisch nicht unbedingt glänzend gan auf Carter, der Dollarkurs stieg von handelslehrling ... ... klar, und da hab ich mich unheimlich war. Also brach ich erneut alle Zelte ab, zog 1,76 auf 3,60 DM, und damit halbierte sich reingehängt, das half mir, den Schock von München nach Amsterdam und wurde auch das internationale Einkommen des zu überstehen, da habe ich gemerkt, ich Gründungsgeschäftsführer von Time Life Unternehmens. Diese Einbrüche waren komme zu mir selber, ich mache endlich Deutschland. Das wurde bald der erfolg- durch nichts aufzufangen, und es passierdas, was ich wirklich machen will. Nach reichste Markt außerhalb der USA. te, was in gigantischen Medienkonzernen der Lehre war es wieder Matthias, der in oft passiert: Die kreativen Köpfe mussten Das war ein Riesending, ist heute aber mein Schicksal eingriff, er machte mich gehen, an ihre Stelle traten die Controller, mit seinem alten Freund Heiner Hugen- weitgehend vergessen. Was für Bücher die erst recht keine Lösung fanden, weil dubel bekannt, wir verstanden uns auf An- waren das? sie nur noch rechneten, statt etwas zu rishieb, und ich wurde der erste Werbeleiter Buchserien zu populären Themen, von ver- kieren. Ende der 80er Jahre wurde Time der Buchhandlung Hugendubel. Schon ein zauberten Welten über Länder der Erde Life Books eingestellt. Da war ich aber Jahr später gründeten wir zusammen das bis zu Schiffen, Krieg und Kochen, mit schon lange von Bord gegangen, denn kurz erste buchhändlerische Gemeinschaftsun- brillanten Bildern, durchgehend vierfar- vor meinem 40. Geburtstag hatte ich einen ternehmen, die Buchwerbung der Neun big, entwickelt in den Redaktionen der gewaltigen Burnout, auch wenn damals Christian Strasser KG, bei dem die neun Magazine Time und Life, und das alles keiner wusste, was das bedeutete: Wenn

„Fast alle großen internationalen Buchverlage gehören zu Konzernen, die nach der Devise agieren: Umsatz rauf, Kosten runter, Personal raus“

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ich abends in unser Haus auf dem Land bei London kam, konnte ich mit meiner Frau und den Kindern kein Wort mehr reden, ich stand nur noch neben mir, fiel in ein tiefes schwarzes Loch – und wusste: So kann und will ich nicht mehr leben. Vor 30 Jahren, am Montag nach Boris Beckers erstem Wimbledon-Sieg, habe ich bei Time Life gekündigt und bin noch in derselben Woche gegangen. Ich hatte dort 12 Jahre ohne Vertrag gearbeitet, Handschlag und Vertrauen reichten aus.

Wieder ein Neubeginn. Inzwischen hattest du wohl den Entschluss gefasst, in Zukunft nicht mehr für andere zu arbeiten. Außerdem hattest du eine Reihe spiritueller Erkenntnisse gewonnen, frei nach Rilke: Du musst dein Leben ändern. Richtig, für mich war klar geworden: Ich will nie wieder von anderen abhängig sein. Und die 80er Jahre waren auch die Zeit des ganzheitlichen, des vernetzten Denkens und Heilens, vorgezeichnet von Denkern wie Frederic Vester, der mich beeinflusst hat. Später wurde ich dann Lehrer für Yoga und Meditation, hatte ein Haus in einem buddhistischen Retreat in Asien. Mir ging es vor allem darum, mich als Mensch weiterzuentwickeln, mein Potenzial freizusetzen, und das verlieh mir neues Selbstbewusstsein und große Kraft. Was bedeutete das für deinen Beruf, für dein weiteres Wirken in unserem Gewerbe?

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Wie lange hast du gebraucht, um wieder Boden unter die Füße zu bekommen? Genau neun Monate, die hab ich auch dringend für mich gebraucht, und dann bekam ich das Angebot von Kurt Prelinger, als Juniorverleger bei Gräfe und Unzer einzusteigen, gewissermaßen als sein künftiger Nachfolger, mit der notariell beglaubigten Option, den Verlag eines Tages zu übernehmen. Das war die Tradition des Hauses, der Verlag wurde nicht verkauft und nicht vererbt, sondern an einen geeigneten Verleger weitergereicht. Damals haben wir mit einem fabelhaften Team die Grundlagen der Strategie geschaffen, die GU so erfolgreich gemacht haben: Serien, maßgeschneiderte Produktreihen, Displays. Dabei kamen mir die Erfahrungen bei Time Life natürlich zugute – das Denken in Serien, vor allem aber die Managementkategorien, denn es ging ja darum, aus einem komplett auf den Ver-

leger zugeschnittenen Haus ein modernes Unternehmen mit offener Kommunikation und effizienter Struktur zu formen. Ein derartiger Kulturwandel weckt natürlich auch Ängste bei den Beteiligten, und ein solcher Konflikt führte dann dazu, dass ich nach drei Jahren meine Anteile zurückverkaufte und ausschied. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Christian Strasser mit seiner Verlagsleiterin Dagmar Olzog: „Seit sechs Jahren mache ich die Bücher, die ich eigentlich seit langem machen wollte“

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Mir war klar, jetzt mache ich mein eigenes Ding, und während ich noch auf der Suche war, fiel die Mauer. Am Heiligabend 1989 stand ich am Brandenburger Tor und fuhr danach wochenlang durch die damals arg dunkle DDR. Alle Instinkte sagten mir: Ich bin jetzt Zeuge einer neuen Zeit, der Eiserne Vorhang wird sich nicht wieder schließen, und im Westen weiß keiner, wie es hier aussieht. Da habe ich es riskiert, mich selbständig zu machen, nahm alles Geld, das ich verdient hatte, und kaufte Bucher, den hoch angesehenen Verlag für Reisen und Fotografie mit dem fabelhaften Verlagsleiter Axel Schenck. Innerhalb der nächsten zwei Jahre machten wir 50 aufwendige Bände über die neuen Bundesländer, und die haben wir sehr gut vermarktet, das war ein durchschlagender Erfolg, denn wir waren schneller und besser als die Konkurrenz. Die Geburt des Unternehmers Christian Strasser aus den Ruinen der DDR? Wenn du so willst, jedenfalls bekam ich durch das bei Bucher angesammelte Kapital die Chance, die Buchverlage der Süddeutschen Zeitung zu kaufen: List, Südwest, Ludwig, Berg. Die waren fünfmal so groß wie Bucher, aber in desolatem Zustand. Die Ramscher hatten schon siegesgewiss die Übernahme gefeiert, als ich meine Chance erkannte und zugriff. Ohne meinen Paten Heinrich Hugendubel, der als stiller Gesellschafter dabei war, hätte ich das auch nicht geschafft. Das war der Grundstein des Verlagshauses Goethestraße? Ja, aus vier Millionen DM Umsatz bei Bucher wurden dann binnen sechs Jahren fast 100 Millionen, ein rasantes Wachstum, aber dann bat Heiner Hugendubel darum auszuscheiden, weil er sich auf seine Buchkaufhäuser konzentrieren wollte. Wieder einmal hatte ich Glück, denn Dietrich Oppenberg, der wunderbare, unbeugsame Verleger der Neuen Ruhr Zeitung, damals schon über 80, suchte einen Weg für die Zukunft seiner Buchverlage Econ und Marion von Schröder, die er von Erwin Barth von Wehrenalp erworben hatte. So fusionierten wir unsere Verlage, Econ zog nach München, und ich blieb an der neuen Econ und List Verlagsgesellschaft mit 50 Prozent beteiligt, die andere Hälfte behielt Dietrich Oppenberg, der wegen seines

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Alters allerdings eine dauerhafte Lösung anstrebte. Also haben wir beide unsere Fühler ausgestreckt, alle großen Häuser waren an der Verlagsgruppe interessiert, aber ich entschied mich für Axel Springer, weil der damalige Vorstandsvorsitzende Gus Fischer versicherte, sie wollten investieren, um die Nummer eins des Buchmarkts zu werden.

en Besitzer für „meine“ Verlage zu suchen, schließlich ging es um mein Lebenswerk. Heißt das, du hast den Verkauf der Springer-Buchverlage aktiv betrieben? Ja.

So ist es dann auch gekommen ... ... knapp zwei Jahre später war es soweit, Und ob dieses Versprechens hast du Springer hat uns an unseren schärfsten Konkurrenten verkauft, an Random House. deinen Vorsatz, nie wieder Angestellter Nach dem Einspruch des Kartellamts gegen eines Konzerns zu werden, fallen geden Deal habe ich noch versucht, mit Unterlassen? Ja, das war wohl so, aber ich war an der stützung meiner leitenden Mitarbeiter und Verlagsgruppe noch mit fünf Prozent be- Investoren die ursprüngliche Verlagsgruppe teiligt und fühlte mich als Geschäftsführer zurückzukaufen, aber durch ein doppeltes frei. Das erwies sich später als Illusion, aber Spiel der Gegenseite ist dieser Managementdamals habe ich wohl zuviel gewollt, mein Buyout gescheitert, und Ullstein, List, Econ Ehrgeiz, unbedingt die Spitzenposition zu und Claassen gingen an den schwedischen Bonnier-Konzern, Heyne blieb bei Bertelserobern, war offenbar übermächtig. Also fusionierten wir mit Ullstein und Propyläen, mann. Was ich in diesem Jahr 2003 an Inden angestammten Springer-Buchverlagen, trigen, Tricks, Lügen und Verleumdungen investierten, vor allem in verheißungsvolle erlebt habe, würde ich nur zu gern für imAutorenrechte, aber auch in gute Mitarbei- mer aus meinem Gedächtnis löschen. Ich ter. 2000 kam dann der Heyne Verlag dazu, fühlte mich quasi zwischen den Konzernen den Rolf Heyne mir persönlich anvertraut Axel Springer, Random House und Bonnier hatte, und damit lagen wir endgültig Kopf zermalmt; leider ging dabei auch so manche an Kopf mit Bertelsmann. Nur musste ich Freundschaft in die Brüche. nach Time Life ein zweites Mal erleben, dass die Dinge in Großkonzernen sich von Persönliche Schäbigkeit oder System? einem Tag auf den anderen ändern können. Beides, aber beileibe keine Ausnahme. Bei Springer übernahm Mathias Döpfner Fast alle großen internationalen Buchvervon Gus Fischer den Vorstandsvorsitz und lage gehören zu riesigen Medienkonzeretablierte bald einen neuen Vorstand, der nen, die nach der Devise agieren: Umsatz für Film, Fernsehen und Buch zuständig rauf, Kosten runter, Personal raus. Und sein sollte. Hubertus Meyer-Burkhardt war der Welt der Bücher wohnt nun einmal Filmproduzent und Talkshow-Moderator ein spezifischer Zauber inne, der sich prägewesen, mit Büchern hatte er noch nie ziser Planung weitgehend entzieht, und Berührung gehabt, die Bewegungsgesetze die Renditen sind sowieso niedriger als unseres Gewerbes waren ihm fremd. Trotz- bei Fernsehsendern oder Onlineportalen. dem wurde er mein Vorgesetzter, und ich Das frustriert die Vorstände, und entweerinnere mich genau an unsere erste Begeg- der verkaufen sie ihre Buchaktivitäten nung: Am Nachmittag des 11. September – wie Time Warner und Springer –, oder 2001 kam er in unser Münchner Verlags- sie versuchen, die Verlage nach ihren Mahaus, und ich hatte ihn gerade begrüßt, da ximen zu trimmen. Sanieren, neu aufbaustürzte unsere Pressechefin atemlos ins en und gleichzeitig Gewinne zu machen, Treppenhaus: „Herr Strasser, kommen Sie, geht eben nicht. Kluge Leute wissen das, das müssen Sie sehen!“ Im Fernsehen sa- doch damals wollte manch einer das nicht hen wir dann das Flugzeug, das sich in ei- wahrhaben, einige wollen es auch heute nen Turm des World Trade Center bohrte. noch nicht. Im übrigen resultierten die Zwei Stunden später stellte er mir im Büro hohen Verluste zu Springer-Zeiten zu die Frage: „Sehen Sie das, was wir gerade über 80 Prozent aus Wertberichtigungen erlebt haben, als ein gutes oder schlechtes auf Titel, die vor meiner Zeit erschienen Zeichen für uns beide?“ In dem Moment waren. Der Rest war Teil eines von Sprinwurde mir klar, dass das Ende absehbar war, ger gewollten und genehmigten Investiund ich begann kurz danach, einen neu- tionsbudgets.

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Nach dem Schock bist du dann zunächst für längere Zeit abgetaucht ... ... ich bin sechs Monate lang durch Neuseeland gewandert, habe zu schreiben begonnen und versucht, mehr über mich herauszufinden, über die biografisch gefärbten Kräfte, Ehrgeiz, Konkurrenzdenken, Suche nach Anerkennung und ähnliche Elemente. Aber offenbar war ich noch nicht soweit, denn nach der Rückkehr habe ich von Eichborn Pendo übernommen, einen kleinen, angesehenen Verlag, dessen geistige Themen mich auch berührten. Nur erwies sich das Konzept, klein, aber fein zu bleiben, bald als Illusion – ich lief Gefahr, im Kleinen die Verhaltensmuster der Großen zu wiederholen, und habe Pendo nach vier Jahren an Piper verkauft. Der Ausstieg aus dem System war dann aber nicht von Dauer ... Ja, seit sechs Jahren mache ich die Bücher, die ich eigentlich seit langem machen wollte, Bücher, die von einem ganzheitlichen Bewusstsein geprägt sind, Bücher, die Denken und Wirtschaften neu bestimmen wollen, die Menschen in dieser durchgedrehten Welt Sinn und Halt geben. Und in meinem Berliner Europa Verlag will ich, ganz im Sinn seines Gründers Emil Opprecht, für die humanistische, geistige, europäische Idee werben. Dabei geht es mir so gut wie nie zuvor – unter meinen zwölf engagierten, klugen Mitarbeitern herrscht eine familiäre Atmosphäre, wir machen vier Millionen Umsatz, im nächsten Jahr werden es fünf Millionen sein, und schreiben solide schwarze Zahlen. Ich bin, wie man so sagt, endlich angekommen. 

Zur Person: Die von ihm aufgebaute Verlagsgruppe Ullstein Heyne List brach 2003 auseinander. Was Christian Strasser damals erlebt hat, würde er nur zu gern aus seinem Gedächtnis löschen, wie er seinem Freund und Weggefährten Lothar Menne (Verleger des Jahres 1996) hier im Gespräch verrät. Doch das Büchermachen lässt ihn nicht los: Mit zwölf Mitarbeitern steuert der am 31. August 2015 siebzigjährige Verleger des Jahres 1997 mit seinen Verlagen Scorpio, Trinity, Leo und Europa auf fünf Millionen Umsatz zu und „schreibt schwarze Zahlen“. Das Bild auf S. 24 zeigt ihn vor einem New York-Foto in seinem neuen Münchner Büro, das er gerade bezogen hat – eine Reminiszenz an seine Zeit bei Time Life.


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Leseland Österreich Die Verlage in unserem Nachbarland haben es schwer auf dem deutschen Buchmarkt. Trotzdem ist die kleinstrukturierte Verlagsbranche der Alpenrepublik eine Erfolgsgeschichte

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reativ und kleinteilig - aber kreativ und unterm Strich stabil aufgestellt, ist die österreichische Verlagsbranche immer wieder für Überraschungen gut. So gibt es unter den alpinen Klein- und Mittelverlagen Gipfelstürmer, die mit guten Autoren und Ideen nicht nur auf dem heimischen Markt der Bücherflut aus deutschen Großund Konzernverlagen Paroli bieten. Österreich hat knapp 8,5 Millionen Einwohner; das ist etwa ein Zehntel der Bevölkerung in Deutschland. Dabei lesen die Österreicher offensichtlich genauso gern und viel wie die Deutschen: Der Gesamt-

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umsatz mit Büchern liegt in der Alpenrepublik über die Jahre hinweg stabil bei ca. 770 Mio. Euro im stationären Einzelhandel, inklusive Online sind es rund 950 Mio. Euro. Das entspricht unterm Strich und analog zur Einwohnerzahl etwa einem Zehntel des deutschen Buchmarktes. Österreich ist also wie Deutschland ein Leseland und mit knapp 400 Buchhandlungen auch in der Fläche buchhändlerisch gut aufgestellt. Die Hälfte davon sind filialisiert oder in der Marketingverbundgruppe Buch&Media organisiert. Marktführer unter den Filialisten ist auch im Alpenland Thalia mit 36 Läden, vor der

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Morawa-Leykam-Gruppe mit 18 und der Buchhandelsgruppe Frick mit 12 Filialen. Doch ganz gleich ob Kette oder inhabergeführt: In Österreich werden vornehmlich aus Deutschland importierte Bücher gekauft und gelesen, während sich die heimischen Verlage immer noch mehrheitlich damit begnügen müssen, mehr oder weniger schmale Nischen in einem ohnehin überschaubaren Umfeld zu bedienen. Denn ob groß oder klein – sie alle haben ein gemeinsames Problem: Sie sind bisher und insgesamt in der deutschsprachigen Verlags- und Buchhandelslandschaft unterrepräsentiert.


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Dominanz deutlich weniger ausgeprägt. Aber da ist die lokale Stärke in regionalen Themen mit Blick auf den deutschen Markt zugleich eine globale Schwäche.“ Zu den Ausnahmen, die an dieser Stelle die Regel bestätigen, gehört in Salzburg der erst 2013 gegründete Benevento Verlag, dem gleich mit seinem ersten veröffentli-

Lernhilfen und pädagogischen Fachbüchern auf dem österreichischen Markt bestens aufgestellt ist, will jetzt nach der Übernahme der Verlage Ueberreuter und Annette Betz von der Salzer Holding sowie des Nilpferd Verlags von Residenz den Kinder- und Jugendbuchmarkt stark ausbauen und damit in diesem Segment neue Akzente setzen: „Ich glaube, dass

© LCM Fotostudio Richard Schuster

Obwohl die österreichischen Buchhandlungen rund fünf Prozent des deutschsprachigen Buchumsatzes generieren, haben die heimischen Verlage an diesem nur einen Anteil von weit unter ein Prozent. Und der deutsche Buchmarkt ist für sie erst recht schwer zu erobern. Denn während die deutschen Verlage im österreichischen Buchhandel bestens unterwegs sind, haben die österreichischen Verlage im deutschen Buchhandel extrem hohe Hürden zu überwinden, um mit ihren Büchern in die Sortimentsregale zu gelangen. Um im deutschsprachigen Raum im Allgemeinen und auf dem deutschen Markt im Besonderen mehr Erfolg zu haben, sind Innovation und Kooperation angesagt. Daran arbeiten immer mehr österreichische Verleger und Verlegerinnen. Zum Beispiel in der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Privatverlage, in der u.a. die Verlage Braumüller, Czernin, Droschl, Haymon, Jung und Jung, Otto Müller, Picus oder Wieser organisiert sind. Sie lädt regelmäßig Buchhändler aus Deutschland und der Schweiz nach Wien ein, um ihnen die österreichische Verlagslandschaft vorzustellen. Alexander Potyka ist nicht nur Gründer und Sprecher der ARGE Privatverlage und Vorsitzender des Verlegerverbandes im Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HBV), sondern auch und vor allem Geschäftsführer des Wiener Picus-Verlags. Von seinen über 900 Titeln aus den Bereichen Kinderbuch, Belletristik und Zeitgeschichte werden 70 Prozent in Deutschland, rund 26 Prozent in Österreich und nur vier Prozent in der Schweiz vertrieben. Das zeigt, dass sich die österreichischen Verlage eigentlich für ihre Größe überdurchschnittlich gut am deutschen Markt verkaufen. Für Potyka „geht es eben nicht um österreichisch oder deutsch, sondern eher um groß oder klein: Die österreichische Verlagslandschaft ist von Klein- und Mittelverlagen geprägt, die natürlich eine weit geringere Marktmacht besitzen als die in Deutschland angesiedelten Groß- und Konzernverlage, die auch auf dem österreichischen Markt vor allem in der Belletristik dominieren, vom Taschenbuch ganz zu schweigen. Im Kinderbuch haben wir allerdings einen durchaus starken Heimmarkt, und auch im Sachbuch ist diese

Österreich auf der Buchmesse: Gegen die Konkurrenz des doch überbesetzten deutschen Marktes haben die österreichischen Verlage eigentlich kaum eine Chance. Aber die nutzen sie erfolgreich

chten Titel „Der Appell des Dalai Lama an die österreichischen Verlage nicht viel gedie Welt“ der Sprung an die Spitze auch gen die Konkurrenz aus Deutschland tun der deutschen Bestsellerlisten gelang. können, außer sich zu spezialisieren und Flügel verliehen hat dem Buch das Red Produkte anzubieten, die nicht jeder so Bull Media House, für das der vormalige einfach machen kann. Im VerdrängungsEcowin-Verleger Hannes Steiner nunmehr wettbewerb mit zu machen, ist chancenlos. die Verlagsmarke Benevento Publishing mit Kooperationen sowohl vertrieblich wie aufgestocktem Personal- und Marketing- auch werblich könnten hier allerdings Budget auf dem gesamten deutschspra- interessante Möglichkeiten bieten. Dazu chigen Markt neu positionieren will. fehlt aber seitens der Verlage noch oft die Dazu gehören neben den Labels Be- Bereitschaft. Wir arbeiten mit Ueberreunevento und Ecowin auch Pantauro und ter intensiv daran, dass wir als deutscher Servus; neu startet gerade der Literatur- Verlag – was wir ja auch tatsächlich sind verlag. Benevento Publishing-Manager – gesehen werden, speziell bei den Autoren, Robert Hadzetovic: „Unsere bisherigen da wir uns als Autorenverlag ja platzieren Erfahrungen sind auf beiden Märkten sehr wollen und müssen.“ gut und entsprechen genau unseren Erwartungen. Inhaltlich wie betriebswirtschaft- Dass die Problematik des deutsch-österlich zeigt sich, dass unsere Aktivitäten in reichischen Marktes weniger eine Frage der die langfristig angelegte Strategie bereits Ländergrenzen als eine Frage der Unterneheinzahlen.“ mensgrößen ist, betont Georg Hasibeder, Auch der Wiener G&G-Verleger Georg der Programmchef des Haymon Verlages Glöckler, der mit seinen Kinderbüchern, in Innsbruck, dessen Krimi-Programm mit

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Das liegt einerseits an der in Österreich gut ausdifferenzierten, vielschichtigen Buchhandelslandschaft, andererseits aber auch an der im Vergleich zu Deutschland wesentlich einfacheren und damit übersichtlicheren Auslieferungslogistik. So agieren die in unserem Nachbarland maßgeblichen drei Auslieferungen Mohr Morawa, Dr. Franz Hain und Medienlogistik gleichsam als Zwitter-Unternehmen zwischen Verlagsauslieferung und Barsortiment. Den Buchhandlungen garantieren sie mit der 24-Stunden-Belieferung, wie bei Barsortimenten, den elektronischen Lieferscheinen inkl. Vertreterauftrag, der Lieferbarkeitsabfrage bis hin zur regalfertigen Anlieferung mit Boxcodes alles optimal gebündelt. Und den Verlagen bieten sie mit dem Auslieferungsvertrag auf Wunsch auch gleich die Vertreterbetreuung mit an. Das Problem der Mindesteinkaufsgrößen entfällt hier ebenso wie das Dilemma vieler kleinerer Verlage, dass ihre Vertreter gar nicht erst vorgelassen werden. Kurz: Der Marktzugang ist für

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© LCM APA Katharina Roßboth © HVB_APA-Fotoservice_Ludwig Schedl

der Bestsellerautorin Tatjana Kruse oder den Schäfer-Krimis von Georg Haderer im deutschen Sortiment bestens unterwegs ist. Er hat es zudem geschafft, ein eigenes Taschenbuch-Programm in Österreich zu verankern: „Die Situation der österreichischen Verlage schätze ich ähnlich ein wie die von deutschen Verlagen in vergleichbarer Größe. Beide erreichen den großen gesamtdeutschen Markt nicht flächendeckend und mit der Durchdringung von Großverlagen. Deshalb setzen sie in ihren Programmen oft regionale Schwerpunkte, um so einen überschaubaren regionalen Markt (wie den bayerischen, den norddeutschen oder wie bei uns den österreichischen) besser bedienen zu können. So sind die Programme österreichischer Verlage – ob im Sachbuch, der Belletristik, im Kinderbuch oder in der Wissenschaft – häufig sehr stark von österreichischen Themen und AutorInnen geprägt. Und diese regionale Orientierung ist neben der Unternehmensgröße sicherlich eine zusätzliche Hürde für den gesamtdeutschen Markt. Umgekehrt kann man aber auch feststellen, dass österreichische Verlage am österreichischen Markt in Relation zur Unternehmensgröße einen weit überdurchschnittlich hohen Marktanteil besitzen, sich das Konzept regionaler Schwerpunkte also bewährt.“

© Rastegar

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Die regionale Orientierung der österreichischen Verlage ist oft eine Hürde: Georg Glöckler, Benedikt Föger, Eduard Müller, Bernhard Borovansky, Alexander Potyka, Georg Hasibeder (v.l. im Uhrzeigersinn)

kleine und/oder neue Verlage in Österreich deutlich leichter als bei uns. Und noch eine Besonderheit: Während deutsche Verlagsauslieferungen normalerweise immer die ganze Produktion eines Verlages am Lager haben, bevorraten die österreichischen Auslieferer nur die Menge, die der Markt gerade benötigt. So werden in Österreich rund 75 Prozent der lieferbaren deutschsprachigen Titel über die heimischen Auslieferungen vertrieben, rund 15 Prozent direkt und nur weniger als 10 Prozent durch die deutschen Barsortimente KNV und Libri. „Spannend wird hier sicherlich werden, was KNV nach der Inbetriebnahme von Erfurt sich alles wird einfallen lassen. Ist doch das neue Lager dort ebenfalls Verlagsauslieferung und Barsortiment in einem“, fragt sich Bernhard Borovansky vom Braumüller Verlag in Wien. 1783 gegründet und damit einer der ältesten inhabergeführten Verlage im deutschsprachigen Raum, hat sich das Unternehmen 2009 von seinem Wissenschafts- und Schulbuchprogramm verabschiedet und konzentriert sich seitdem auf ein ambitioniertes Literatur- und Sachbuchprogramm mit Texten deutschsprachiger und internationaler Autoren sowie aktuellen Themen

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aus Kultur, Gesellschaft und Genuss. Überhaupt ist die österreichische Verlagslandschaft in Aufbruchsstimmung. Im Christian Brandstätter Verlag ist nunmehr der Junior am Ruder und baut das Kochund Sachbuchprogramm weiter aus, die Styria-Verlagsgruppe fährt mit ihren diversen Labels ein zunehmend breites Programm, das neben typisch österreichischen Themen verstärkt auch auf den deutschsprachigen Markt insgesamt abzielt. Selbst kleine Literaturverlage sorgen auch außerhalb der Alpenrepublik für Aufsehen. Wie z.B. der Salzburger Independent-Verlag Jung und Jung, der bereits zweimal beim Deutschen Buchpreis erfolgreich war, oder das kleine und feine Grazer Literaturhaus Droschl, dessen Autorin Olga Martynova 2012 den Ingeborg Bachmann-Preis und 2015 den Berliner Literaturpreis erhielt. Die in Leningrad geborene Autorin lebt allerdings in Frankfurt am Main, und die Vermutung ist nicht abwegig, dass sie auf der Woge ihres Erfolgs alsbald ins Portfolio eines größeren deutschen Literaturverlags gespült wird. Denn allzu viele vor allem der erfolgreichsten österreichischen Autoren publizieren bei deutschen Verlagen: Vea Kaiser,


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Bernhard Aichner, Arno Geiger, Daniel aktuellen Entwicklung durchaus zufrieden: Glattauer, Robert Seethaler u.a.m. „Nach letzten Erhebungen kommen auf etwa Trotzdem und erst recht sind im österrei- 20 Prozent österreichischer Titel im Verhältchischen Buchhandel die heimischen Au- nis 80 Prozent aus Deutschland importierte toren überaus präsent. Stefan Mödritscher, Bücher, und das lässt ein Nebeneinander Geschäftsführer der Morawa-Leykam- von österreichischen und deutschen VerBuchhandelsgruppe: „Wir haben in allen lagsprogrammen gut zu. Im Übrigen gibt es unseren Buchhandlungen eigene Regale viele Vertriebsaktionen, die wir als Verband und Tische mit ‚AutorInnen aus Öster- durchführen und unterstützen. Etwa zum reich‘. Das bedeutet für uns als österrei- Welttag des Buches, mit Gemeinschaftschische Buchhandelsgruppe mehr als nur aktionen auf Buchmessen und – nicht zu Flagge zu zeigen. Unsere Kunden suchen vergessen – durch Buch Wien.“ Wie man mit Fachbüchern in beiden gezielt danach, und die Rückmeldungen und letztendlich die Verkäufe bestätigen Ländern erfolgreich Umsätze geneuns darin. Wir unterscheiden aber nicht, ob riert, beweist der Linde Verlag. Auf dem das Buch in einem deutschen oder öster- deutschen Markt vornehmlich und zureichischen Verlag erscheint. Österreich ist nehmend erfolgreich mit Softskills und zwar ein Verkaufsargument; Österreich al- Management-Literatur unterwegs, zählt lein ist aber zu wenig, um Erfolg zu haben.“ das Wiener Unternehmen in Österreich Schließlich sind für den österreichischen zu den führenden Fachverlagen im RWSBuchhandel viele Bücher aus deutschen Segment. Verlagen wichtige Umsatzträger, nicht zu„Natürlich gibt es auch im Wirtschaftsbeletzt mit Blick auf die englischen Überset- reich Mitbewerber aus Deutschland“, räumt zungen. „Dagegen wollen wir auch nichts Geschäftsführer Eduard Müller ein. „Aber tun“, sagt Benedikt Föger, Geschäftsführer da wir mit starken Kooperationspartnern des in Literatur und Sachbuch ambitionier- wie dem ORF gemeinsam Ratgeber speziell ten Czernin Verlags und zudem alter und für den österreichischen Markt entwickeln, (seit April 2015) neuer Präsident des Haupt- machen wir hier sehr positive Erfahrunverbandes des Österreichischen Buchhan- gen. Andererseits hat es sich für uns auch dels: „Wir wollen ja unseren stationären auf dem deutschen Markt bewährt, mit bekannten Partnern zu kooperieren, um dort Buchhandel stärken, was letztlich auch den österreichischen Verlagen hilft. Und die be- entsprechend Aufmerksamkeit zu erlangen haupten sich, mit Blick auf ihre Größe, auch – wie zum Beispiel mit Stern, Handelsblatt am deutschen Buchmarkt überdurchschnitt- oder Wirtschaftswoche.“ lich gut. Auch im Feuilleton und bei der Insgesamt geht die Fokussierung besonLiteraturkritik und vor allem, was Preise ders im Fachbuchbereich zunehmend in und Auszeichnungen betrifft. Trotzdem Richtung Content. „Daraus ergeben sich haben wir es am deutschen Markt immer dann die unterschiedlichen Produkte, die noch etwas schwerer. Und das hat natürlich speziell auf die Bedürfnisse der Kunden zuetwas mit unserer eher kleinstrukturierten geschnitten werden, sei es als Printprodukt, Verlagsszene zu tun und der damit einher- in der Online-Datenbank, als Zeitschrift gehenden Vertriebsschwäche. Und oft auch oder Veranstaltung“, betont Eduard Müller. damit, dass den österreichischen Verlagen eine Österreichlastigkeit in ihren Program- Mehrheitlich aber stehen die österreichimen unterstellt wird, die so oft gar nicht schen Verlage eher für anspruchsvolle und zutrifft, aber zu einer gewissen Zurück- spannende Literatur, ambitionierte Sachbühaltung bei den Einkäufen im deutschen chern und Bildbände zu geistes- und kulSortiment führt.“ turgeschichtlichen Themen, immer häufiger auch für aktuelle Sachbücher zu tages- und Letztendlich und entscheidend geht es gesellschaftspolitisch heiß diskutierten Fraaber nicht um österreichisch oder deutsch, gen und natürlich für genussorientierte Ratgeber sowie gute Kinder- und Jugendbücher. sondern – wie immer – um groß oder klein In all diesen Themen und Warengruppen und natürlich auch um leicht oder schwer verkäuflich. Was aber den österreichischen ist noch viel Luft nach oben drin für österBuchmarkt angeht, da ist Benedikt Föger reichische Verlage im deutschen Sortiment. als HVB-Präsident unterm Strich mit der Aber – noch einmal G&G-Verleger Georg

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DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE ZWEIER MUTIGER MENSCHEN

Als Pflegekind im Dorf der Kirschen aufgewachsen, versucht Annemie trotz mehrerer Schicksalsschläge ihre Existenz zu sichern. Als sie Jonathan, ihrem verloren geglaubten Freund, wiederbegegnet, scheint das private Glück zum Greifen nahe. Die beiden errichten ein Glashaus, um die Sehnsucht nach reifen Kirschen im März zu stillen. Für jede einzelne bietet ein Fabrikant zwei Goldmünzen. Jonathan und Annemie machen das Unmögliche möglich. Als jedoch ein großer Krieg ausbricht, scheint sich das Blatt wieder zu wenden. Eine Geschichte wie eine Metapher für den unerschütterlichen Glauben an das Gute. Hardcover mit Schutzumschlag, mit Lesebändchen 480 S. | € 23,90 | ISBN 978-3-99200-139-2 Hardcover mit Ledereinband Handsigniert, nummeriert, limitiert auf 100 Exemplare 480 S. | € ca. 149,90 | ISBN 978-3-99200-151-4


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Benevento-Manager Robert Hadzetovic:

„Unsere Erfahrungen auf beiden Märkten sind gut“ Die österreichischen Verlage haben den Anteil österreichischer Bücher am deutschsprachigen Gesamt-Buchmarkt zu es traditionell schwer, mit ihren Büerhöhen, benötigt es, wie erwähnt, Inhalchern in die Regale deutscher Buchte, die auch die Leserinnen und Leser in handlungen zu kommen. Benevento Deutschland begeistern. Publishing hat mit dem „Dalai Lama“ auf Anhieb Wie entwickelt sich die einen grenzüberschreitenBuchbranche insgesamt in den Bestseller gelandet. Österreich – auch im UnEine Frage des Marketerschied zu Deutschland? tings? Robert Hadzetovic: Das Ein Unterschied ist sicherWichtigste war, ist und wird lich, dass der österreichische immer der Inhalt sein. Ein Buchmarkt fragmentierter Buch mit einer speziell „ösist als der deutsche. Buchterreichischen“ Ausrichtung „Wir brauchen handelsketten mit sehr growird in Deutschland weniger ßen Flächen in Top-Lagen Inhalte, die auch Relevanz haben und umgemüssen sich nach der Decke Leserinnen und kehrt. Das Buch eines bestrecken und ihr Sortiment Leser in Deutschrühmten, österreichischen straffen, aber das ist ja keiland begeistern“ Ex-Politikers kann beispielsne neue Erkenntnis. Hier ist weise hierzulande ein Bestdie Entwicklung in Deutschseller werden und dabei in land und Österreich ähnlich. Deutschland kaum Beachtung finden. Abgesehen davon war das VerlagsweDasselbe kann mit einem erfolgreichen, sen in Deutschland im Verhältnis immer deutschen Titel in Österreich passieren schon stärker ausgeprägt als in Öster– die Verhältnismäßigkeit ist nur eine an- reich, was sicher auch historisch bedingt dere. Insgesamt sind unsere Erfahrungen ist: Deutschland ist nun mal das Land der auf beiden Märkten sehr gut. Dichter und Denker, und der Buchdruck wurde schließlich auch in unserem NachWas können die österreichischen Verbarland erfunden. lage tun, um den Anteil österreichischer Verlage am deutschsprachigen Zur Person: Gesamt-Buchmarkt zu erhöhen? Anfang 2015 stieß Robert Hadzetovic, vorEs gibt keinen Grund, warum ein Buch mals u.a. Thalia-Österreich-Geschäftsführer in Deutschland nur deshalb ohne Erfolg und zuletzt General-Manager für Deutschbleiben sollte, weil es von einem österland, Österreich und die Schweiz des schwedischen Larna-Konzerns, als General reichischen Verlag kommt. Wenn der InManager zum Team des Ecowin-Verlegers halt ansprechend und das Buch grafisch, Hannes Steiner, um für das Red Bull Media sprachlich oder thematisch nicht rein für House die Buchmarken Ecowin, Servus, den österreichischen Markt ausgelegt ist, Pantauro und Benevento grenzüberschreisteht einem Erfolg nichts im Wege. Um tend auf Kurs zu bringen.

Glöckner: „Ich denke, dass die deutschen Verlage genügend Literatur produzieren und anbieten. Warum soll dann ein Buchhändler in Deutschland auf österreichische Verlage bzw. Bücher zurückgreifen? Die Hürde ist dadurch für österreichische Verlage enorm, und die guten Vertriebe sind schwer zugänglich für kleine Verlage.“ Die Frage, was die Verlage tun können, um ihre Reichweite zu erhöhen, beantwortet Haymon-Programmleiter Georg Hasibeder zwar unabhängig von Landesgrenzen: „Gute und professionelle Arbeit, eine Programmgestaltung mit der richtigen Balance aus regional starken und überregional wirksamen Titeln, aktives und innovatives Marketing, gute Vertriebsstrukturen und Mut zu den dafür nötigen Investitionen.“ Andererseits sieht er aber auch und gerade in der eher kleinstrukturierten Verlagsbranche der Alpenrepublik eine Erfolgsgeschichte: „Ich denke, dass eine Verlagslandschaft, wie sie sich in Österreich entwickelt hat, eine perfekte Grundlage bietet für Verlage, die groß genug sind, um am Markt präsent zu sein, die aufgrund ihrer (beschränkten) Größe aber auch flexibler sind, enger mit ihren Autoren zusammenarbeiten und deren kreative Impulse dadurch vielleicht auch besser aufgreifen und umsetzen können.“ Mag sein, dass das der Grund ist, warum es aus Österreich für deutsche Leser so viel zu entdecken gibt. Keine Wiener Schmankerl unbedingt, die bedienen allenfalls das Klischee hierzulande. Sondern ganz große Literatur oder Genuss pur rund um Küche und Natur und zeitgemäß nachhaltig dazu. Sowie streitbare Sachbücher zu aktuellen Themen wie Immigration, Vorurteilsforschung, Eurokrise, Pflegenotstand und nicht zuletzt Lifestyle. Denn – um mit dem Wiener Urgestein Johann Nestroy zu enden: „Nein, wie wir uns in Österreich alle getäuscht haben, das ist schauderhaft!“ Jürgen Christen

Dieser „Reiseführer“ durch die spannende Verlagsszene in unserem Nachbarland Österreich liegt diesem BuchMarkt-Heft bei; eine kleine Restauflage bringen wir zur Frankfurter Buchmesse mit – für Sie kostenlos am BuchMarkt-Stand in Halle 4.1 H 37

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Die Querdenker Die Innsbrucker Buchhandlung liber wiederin setzt auf Sonderbehandlung − bei Titelauswahl und Kundenbetreuung. Und auch die Laden-Gestaltung ist nicht von der Stange

Fast ganz in weiß: Konsequentes Farbkonzept bei liber wiederin

V

or 15 Jahren sortierten und verkauften Thomas Wiederin, Sabine Oguzhan und Ekkehard Hey-Ehrl als Angestellte Bücher in einem Innsbrucker Buchhaus. Sie fingen an, von einem eigenen Laden zu träumen, ein Konzept kristallisierte sich heraus, schließlich beschlossen sie: „Wir gründen unser eigenes Geschäft.“ Im März vor drei Jahren war es dann endlich soweit: Die Buchhandlung liber wiederin feierte Eröffnung. Ein sanierter Altbau in der Erlerstrasse, als einziger Hinweis ein kleines, gelbes

Schild über der Fensterfront. Ein erster Blick durch das Schaufenster in den Verkaufsraum: Übersichtlich und hell ist es da drin, nichts zu erkennen von der Kleinteiligkeit und Überfrachtung mancher Buchhandlungen. Ruhe, Harmonie, Sachkenntnis − das sind Begriffe, die einem durch den Kopf gehen, schlendert man durch den Verkaufsraum. Kunden, die entspannt in Bücher schauen, zwei Buchhändler, die unaufdringlich präsent sind. Ein weiterer Kunde betritt den Laden, er wird bereits erwartet, eine Unterhaltung wird da aufgenommen, wo sie vor ein paar Ta-

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gen aufgehört hat. „Wir wollen Zeit haben für solche Gespräche, wir suchen regelrecht die Auseinandersetzung mit unseren Kunden“, sagt Ekkehard Hey-Ehrl. Dieses Anliegen sei ein wichtiger Bestandteil der Geschäftsphilosophie, die er mit den Stichworten „Werk- und Wertschätzung, Individualität, Entschleunigung“ umreißt. Deren Umsetzung in die Praxis gelinge gut: „Das liegt auch an der Kleinheit unseres Geschäftes“, resümiert er. Und sicher auch daran, dass immer einer der drei Teilhaber in dem 120 qm großen Laden steht. Angestellte gibt es nicht.

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Die Mannschaft: Sabine Oguzhan ist seit über 30 Jahren aktive Buchhändlerin. Ihr Schwerpunkt ist Kinder- und Jugendbuch, aber auch Belletristik, unter anderem aus Asien und Afrika. Ekkehard Hey-Ehrl: Der Historiker und Germanist veröffentlicht neben seiner Tätigkeit als Buchhändler auch selbst Arbeiten in den Bereichen Literaturwissenschaft, Philosophie und Bildtheorie. Er ist immer auf der Suche nach „vergessenen“ Autoren. Zurzeit beschäftigt er sich viel mit Literatur zum Ersten Weltkrieg. Thomas Wiederin, Literaturwissenschaftler und Germanist, mit einem Faible für Architektur. Hat im Jahr 2000 die Buchhandlung Wiederin am Innsbrucker Sparkassenplatz eröffnet, die er 2011 an den Haymon Verlag verkaufte.

Für die Geisteswissenschaften ist Ek- und ein Mini-Festival: Das „Klangspurenkehard Hey-Ehrl zuständig: „Wir kennen Café“ findet in den Sommermonaten alle uns mit Literatur zu Philosophie, Sozio- zwei Wochen dienstags statt: Da gibt es logie, Geschichte und Psychoanalyse aus.“ „ganz normale“ Lesungen, aber es führt Sabine Oguzhan ist die Herrin des bera- auch mal ein Physiker und Mathematiker tungsintensiven Kinder- und Jugendbu- seinen selbst gefertigten Synthesizer vor und ches: „Ein Drittel von allem, was ich lese, erläutert dazu noch Phänomene aus der digisind Kinder- und Jugendbücher“, stellt talen und analogen Klangwelt unserer Zeit. sie fest. Ihr persönliches Lieblings-Genre Oder eine Pianistin spielt auf dem Toypiano. ist die Lyrik: „Ich wette, ‚Sieben kecke Oder ein Kunde, wie jüngst ein befreundeter Schnirkelschnecken‘ habe ich österreich- Professor, präsentiert sein Lieblingsbuch: weit am meisten verkauft.“ Fantasy-Lite- „Naomi Klein können wir nicht einfliegen ratur führt sie so gut wie gar nicht, dafür lassen. Das wird einfach zu teuer. Aber so legt sie einen anderen Schwerpunkt auf geht’s auch“, schmunzelt Hey-Ehrl.

Das Sortiment umfasst zwischen 5.000 und 6.000 Titel. Es gibt drei Schwerpunkte: Belletristik, Kinder-und Jugendbuch und Geisteswissenschaften. Bei der Auswahl halten sich die Buchhändler konsequent an die Geschäftsidee: „Der Focus liegt auf dem einzelnen Buch.“ Auch wenn jeder der drei sein spezielles Fachgebiet hat − alle arbeiten alle Vorschauen durch, und auch auf den Vertreterbesuch Stahlregal mit Lochmuster: Dekorativer Blickfang mit praktischen Eigenschaften bereiten sich alle drei gemeinsam vor. „Das ist viel Arbeit, aber nur so kommt eine handverlesene Buchauswahl zustande.“ „besondere“ Bilderbücher: „Ich sammle Um das Publikum für das recht ambi„Sehr literarisch“ nennt Ekkehard Hey- selber seit langem.“ Und sie versucht, klei- tionierte Angebot zu erreichen, konzenEhrl das belletristische Buchangebot. ne und engagierte Verlage zu unterstützen. trierten sich die Geschäftsgründer bei der Auch Oguzhan freut sich „aufrichtig über Suche nach einer passenden RäumlichWerden österreichische Autoren oder keit auf ein Quartier, in dem es eigentlich österreichische Verlage bevorzugt? Na- Kunden, die ganz privat den Diskurs über türlich findet man Musil, Joseph Roth, Inhalte mit uns suchen.“ Da entstehen Bin- schon genug Buchhandlungen gibt: Nicht Thomas Bernhard, Doderer. Sie stehen dungen. So komme ein Kunde, der nach nur die „Großen“, Wagnersche und Tyrolia, neben Döblin, Dostojewski, Bulgakow, Wien gezogenist, einmal im Jahr mit ei- auch die Buchhandlung Haymon liegen Arno Schmidt und Goethe im Regal. „Es nem leeren Rucksack vorbei, um mit ei- nur wenige hundert Meter im Umkreis von nem gefüllten wieder zu gehen. liber wiederin. „Da wollten wir ausdrückkommt uns ausschließlich auf die Inhalte an“, betont Hey-Ehrl. „Wir wollen vor Gelegenheiten zum Austausch bieten lich hin“, versichert Sabine Oguzhan. „Wir allem einen Querschnitt an guter Litera- auch die Veranstaltungen bei liber wie- machen es wie im Bazar. Da ist auch ein tur bieten.“ Das gehe übrigens nur mit derin. Rund drei Dutzend Events pro Jahr Kupferschmied neben dem nächsten. Hier einer gepflegten Backlist, bei der auch stemmt das Team: Buchpräsentationen, in der Gegend gibt es samstags viele Kundie Ausstattung ein Rolle spiele. Lesungen, Gartenfeste, Büchertische – den, die von einem Laden zum nächsten

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wandern. Da wir kein Vollsortiment haben, Buchhandlung gestalten, sollten ein enges – ungeraden Wänden scheiterte, wurden die aber dafür in bestimmten Bereichen Titel Verhältnis zu Büchern haben“, so die ein- Regale an versteckten Stahlträgern veranführen, die man nicht überall findet, klappt hellige Meinung der Unternehmensgründer. kert. Aus demselben Material wurde auch das gut.“ Und die Buchhandlung Haymon Thomas Wiederin hatte schon einmal ein der Kassentisch gebaut. – von Größenordnung, Ausrichtung und gewagtes Ladenkonzept als Bauherr verDas in einem warmen, sattgelben auch von der Entfernung her am nächsten antwortet − die ganz in Schwarz gehaltene Ton gehaltene MDF-Regalsystem wird mit einem lochgestanzten Stahlregal – ziehe, auch in der Buchauswahl, tenden- heutige Haymon Buchhandlung. Nur ein ziell eine jüngere Zielgruppe an. Oguzhan: paar Ecken weiter wurde nun das Leitbild kombiniert. Diese Spezialanfertigung „Das hängt sicher auch mit dem jungen von liber wiederin entwickelt. Nach einem realisierte eine Schlosserei. „Für das „intensiven internen Austausch“ wurden Zie- Metallregal mussten wir viel Energie in Sortimenter-Team zusammen.“ le und Vorstellungen mit den Architekten einen Vertrauensvorschuss investieren“, diskutiert. Das Ergebnis: In den 3,70 Meter erinnert sich Ekkehard Hey-Ehrl. Als hohen Räumen mit großen Fenstern und ei- die Buchhändler das schwere Ding im nem begrünten Hinterhof, bestückt mit pu- Rohzustand sahen, waren sie dann auch ristischen Möbeln und einem durchdachten leicht schockiert. Doch nachdem die weiFarb- und Lichtkonzept, steht die Ware Buch ße Pulverbeschichtung aufgebracht war, unaufgeregt, aber eindeutig im Mittelpunkt. und die Regale im Raum standen, von Das zentrale Möbelstück ist ein riesiger, der Wand abgerückt und an der langen Raumseite in einem leichten Bogen verdurch eine schräge Beinkonstruktion und eine Glasplatte fast im Raum schwebender laufend, gab es keine Zweifel mehr: In Tisch. Eine dort frontal präsentierte Band- der Kombination wirkt alles leicht und Bühnenlicht: Versteckte LED-Leisbreite an aktuellen, belletristischen Neuer- harmonisch. ten in den Regalen sorgen für diesen scheinungen fällt den Kunden dort ins Auge. Dazu trägt auch das Farb- und LichtkonSpezialeffekt zept bei: Weiße und gelbe Regale, weißer Kautschuk-Boden („leider sehr pflegeintensiv wegen der Noppen“) und hellblaue Wände in unterschiedlichen Schattierungen. Gebogene Leisten an den Metallregalen und Vertiefungen an den Holzregalen ermöglichten das versteckte Anbringen von LED-Leisten, die für eine indirekte Beleuchtung der Regale sorgen. Eine teure Anschaffung, die für ein gutes Raumklima sorgt (wenig Wärmeabgabe) und sich durch den günstigen Stromverbrauch irgendwann rechnet. Die Regale, die an der Längsseite mit einem Abstand von etwa einem Meter von der Wand abgerückt sind, haben einen nicht zu unterschätzenden praktischen Vorteil: Dahinter verbirgt sich jede Menge Stauraum, unter anderem für die mehrere Dutzend Stühle, die für Veranstaltungen gebraucht werden. Für größere Events Überzeugungstäter: Sabine Oguzhan, Thomas Wiederin, Ekkehard Hey-Ehrl wird ein externer Raum gemietet, aber meistens wird der riesige Tisch einfach Die Ladengestaltung. Nachdem endlich Wenige Buchhandlungen, deren Regal- auf Rollen gestellt („unser Skateboard“) eine passende Immobilie gefunden war, er- system nicht bis zur Decke reicht – bei und ins Büro geschoben. Dann gibt’s im griffen die Buchhändler eine entscheidende liber wiederin ist das der Fall. Ekkehard Verkaufsraum Platz für 60 Leute. Der wird Hey-Ehrl: „Die Kunden schätzen es sehr, oft gebraucht, die Veranstaltungen sind Maßnahme: Sie beauftragten ein junges Architekten-Team, mit wenig Erfahrung dass sie an alle Bücher drankommen.“ Die, meistens gut besucht, was die Buchhändler im Ladenbau, dafür mit frischen Ideen von einem ortsansässigen Tischler ange- sehr freut: „Das ist es, was wir wollten, im Kopf und einem Bezug zum Buch im fertigten MDF-Regale gehen auch nicht einen Raum für Bücher und den Austausch alle bis zum Boden: Ursprünglich sollten darüber schaffen.“ Dieses Vorhaben ist geHerzen. „Einer der Architekten war schon zu unseren Angestelltenzeiten Stammkun- sie freihängend an der Wand befestigt wer- lungen. den. Nachdem dies an den – typisch Altbau Barbara Meixner de. Und wir fanden, Architekten, die eine

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25 Jahre „einig Vaterland“? Am 3. Oktober feiern wir jedes Jahr den Tag der deutschen Einheit. In diesem Jahr nun begehen wir zum 25. Mal diesen Nationalfeiertag. Eine Titelauswahl mit Anregungen für Schaufenster und Thementische

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Vier Jahrzehnte „Archipel der Angst“ Interview mit Ines Geipel und Joachim Walther zum Erscheinen ihrer Unterdrückten Literaturgeschichte in Ostdeutschland

Ines Geipel: Aufschluss über die Akkuratesse der Brutalität

Sie kündigen mit „Gesperrte Ablage“ im Lilienfeld Verlag eine „Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland von 1945-1989“ an. Ist denn in Ihren Standardwerken „Sicherungsbereich Literatur“ (Joachim Walther 1996) und „Zensiert, verschwiegen, vergessen“ (Ines Geipel 2009) nicht schon alles gesagt? Ines Geipel: Der Wert der aktuellen Überschau liegt darin, dass nun das gesamte Material ins Sekundäre gehoben ist und zugleich Texte, Fakten, Dokumente über vier Jahrzehnte geliefert werden. Das haben unsere bisherigen Bücher nicht vermocht. Der Band ist dazu voller neuer Fragestellungen. Da könnten sich 20 Dissertanten hinsetzen und sofort loslegen.

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© Sabine Münch

© Michael Zalewski

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in Vierteljahrhundert ist es nun her, dass mit dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 die Einheit Deutschlands besiegelt wurde: Diese vollzogene Einheit wird seither an jedem 3. Oktober als Nationalfeiertag als Tag der Deutschen Einheit begangen. Im letzten Politik- und ZeitgeschichteSpecial (BuchMarkt 11/2014) haben wir die wichtigsten Bücher zu einer „Vorstufe“ dieser Einheit vorgestellt: Da ging es um 25 Jahre Mauerfall. Hier möchten wir Sie auf eine Auswahl an Titeln aufmerksam machen, die sich dezidiert mit dem Thema Einigung befassen. Und auch wieder nicht: Der Themenkreis, der sich um dieses historische Ereignis rankt, ist nahezu unerschöpflich. Und wenn Sie ein Schaufenster oder einen Büchertisch zum Thema planen, lassen sich da auch ganz hervorragend Backlist-Titel wie z.B. Clemens Meyers großer Roman Als wir träumten oder Alexander Osangs die nachrichten (beide S. Fischer) – und, wer noch Exemplare hat, Matthias Wegehaupts großartige Die Insel (Ullstein) integrieren. Denn auch in unserer aktuellen Liste finden sich zahlreiche Romane zum Thema: Wenn es vielen auch scheinen mag, die Wiedervereinigung sei gerade gestern gewesen – sie ist doch inzwischen ein 25 Jahre zurückliegendes historisches Ereignis, das vielfach literarisch aufgearbeitet wurde und wird. Das dachte sich wohl auch der amerikanische Bestsellerautor Jonathan Franzen, der mit seinem Roman Unschuld (Rowohlt) genau dieses Thema aufgreift und sicher wieder große Resonanz bei den Lesern finden wird. 25 Jahre Wiedervereinigung sind aber auch 25 Jahre Aufarbeitung von Geschichte, und dass da noch nicht längst alle Themen abgearbeitet sind, zeigt unser Interview mit Ines Geipel und Joachim Walther … 

Joachim Walther: Nachteil, dass es personelle und inhaltliche Kontinuitäten gibt

Inwiefern wirkt das System der DDR bis heute nach? Joachim Walther: Gelungene friedliche Revolutionen sind historisch selten und deshalb besonders wertvoll, haben allerdings den Nachteil, dass es personelle und inhaltliche Kontinuitäten gibt. Also auch in der Literatur und der Literaturgeschichtsschreibung. Diese ehemals systemnahen oder kritischloyalen Akteure schreiben im Wesentlichen den alten, von oben gesetzten, offiziellen Kanon, zu dem sie gehörten oder den sie zu begründen halfen, fort. Sie wehren sich gegen Veränderungen, Erweiterungen des alten Kanons, da er ihre eigene Bedeutsamkeit schmälert, relativiert.


Magazin | Zeitgeschichte

Können Sie kurz zusammenfassen, was alles an ostdeutscher Literaturgeschichte bisher unberücksichtigt geblieben ist? Walther: Es ist vor allem die Geschichte der illoyalen und subversiven Literatur, die in der DDR geschrieben worden ist. Sie belegt eine weit größere intellektuelle und moralische Konsequenz als die bislang allein wahr genommene „kritische DDR-Literatur“, die sich zwar partiell kritisch zur doktrinären Praxis verhielt, an der systemgründenden Idee aber festhielt, mitunter bis heute. Sie haben ein „Archiv unterdrückter Literatur in der DDR“ gegründet und bei der Büchergilde Gutenberg die Reihe „Die Verschwiegene Bibliothek“ herausgegeben. Was waren da für Sie die interessantesten Entdeckungen? Geipel: Die unveröffentlichten Texte in der DDR erzählen von einer Gegenwelt an Gefühlen, Sprache, Gedanken, Werten. Es ist das, was abgetrieben, wegmoderiert wurde, was schlichtweg nicht existent sein sollte. Die Haftliteratur der frühen DDR, die Angsttexte nach dem Mauerbau, die Puppen- und Fratzentexte in den Siebzigern, die Agonietexte der Achtziger. Frappierend für uns, wie wenig es an Störung brauchte, um rigoros aussondiert zu werden. Ihr neues Buch zeigt: Die 40 Jahre DDR sind noch längst nicht aufgearbeitet. Wenn es nach Ihnen ginge: In welche Richtung müsste „ermittelt“ werden? Geipel: Das neue Buch zeigt, dass es vor allem an Forschung zur frühen DDR fehlt. In unserer öffentlichen Wahrnehmung fängt die DDR in den siebziger Jahren an, wo sie scheinliberaler und vergleichsweise bunter wurde. Der Terror davor wird ausgeblendet. Aber er würde viel erklären. Sein Archipel der Angst war die Ursache dafür, warum diese Diktatur so lange dauern konnte. Sie kommen beide aus dem Osten, beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte. Was war für Sie – nehmen wir die 25 Jahre Deutsche Einheit mal als

eine Zäsur, die zur Rückschau einlädt – die frappierendste Entdeckung? Geipel: Wie fragil gesellschaftliche Narrative sind. Die Erzählung über die DDR ist gegenwärtig am Kippen. Wir wissen als Gesellschaft plötzlich nicht mehr, was Diktatur, was Unrecht gewesen ist. Lehren aus 1989? Sind einfach so über Bord zu werfen. Insofern ist ein solcher Band über die konkrete DDR, über die Akkuratesse ihrer Brutalität, womöglich, nein hoffentlich, noch einmal aufschlussreich. Haben Sie es in den letzten 25 Jahren erlebt, dass man Ihnen bei der Aufklärungsarbeit Steine in den Weg legen wollte? Wenn ja: Wer hat es getan – und warum? Walther: O ja, es gab einige Appelle, das Forschen in den Hinterlassenschaften der DDR-Staatssicherheit sein zu lassen. Die Argumente waren so alt wie verblüffend. Da war natürlich der probate Vorwurf der Nestbeschmutzung. Verblüffend die Aufforderung nach Ende der Akteneinsicht einer Autorin wie Christa Wolf und deren zahl- und einflussreichen Anhanges mit dem Argument, dadurch würden Menschenleben zerstört, wiewohl der Chronist lediglich die zerstörten Lebensentwürfe der einst Verfolgten dokumentierte, wobei unvermeidlich auch die vormaligen Täter und Mittäter in den Blick kommen. Geipel: Steine können ja auch Ignoranz und Verweigerung heißen. Nehmen wir nur den Fall Karl Mickel. Während der Forschungen lag irgendwann auch die Stasiakte von ihm auf dem Tisch: in den sechziger Jahren seine Arbeit für die HVA, in den achtziger Jahren die Spitzelei als IM „Bert“. Ich hatte darüber bereits 2009 in dem Band „Zensiert, verschwiegen, vergessen“ geschrieben. In diesem Jahr lief nun ganz groß Mickels 80. Geburtstag. In „Sinn und Form“ ein großer Beitrag, große Veranstaltungen im Berliner Brecht-Haus, in der Sächsischen Akademie der Künste, hochstilisiert unter dem Titel „Der hochgelehrte Kauz“. Trotz unserer Hinweise aber nichts zu seiner belasteten Geschichte. Aber wo soll das hinführen?

Bücher zum Thema (Auswahl)  25 Jahre Mauerfall. Berliner Unternehmer schreiben Geschichte, Elsengold  Christiane Baumann: Manfred „Ibrahim“ Böhme. Das Prinzip Verrat, Lukas  Rolf Bauerdick: Pakete an Frau Blech, DVA  Thomas Brussig: Das gibt’s in keinem Russenfilm, S. Fischer  Markus Decker: Was ich dir immer schon mal sagen wollte, Ch. Links  Sebastian Fink u.a.: Wem gehört der Osten? Die großen Deals der deutschen Einheit, mdv  Jonathan Franzen: Unschuld, Rowohlt.  Eduard Heinrich Führ: Die Mauer. Mythen, Propaganda und Alltag in der DDR und in der Bundesrepublik, transcript  Ines Geipel, Joachim Walther: Gesperrte Ablage – Unterdrückte Literaturgeschichte in Ostdeutschland 1945-1989, Lilienfeld  MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation, C.H. Beck  Gregor Gysi, Friedrich Schorlemmer: Was bleiben wird. Ein Gespräch über Herkunft und Zukunft. Aufbau  André Herzberg: Alle Nähe fern, Ullstein  Everhard Holtmann (Hg.): Wiedervereinigung vor dem Mauerfall. Einstellungen der Bevölkerung der DDR im Spiegel geheimer westlicher Meinungsumfragen, Campus  Ingolf Kern, Stefan Locke: Geteilte Geschichte. 25 deutsch-deutsche Orte und was aus ihnen wurde, Ch. Links  Ingolf Kern, Axel Klausmeier (Hg.): Die Berliner Mauer. Ausstellungskatalog der Gedenkstätte Berliner Mauer, Ch. Links  Alexander Kobylinski: Der verratene Verräter. Wolfgang Schnur: Bürgerrechtsanwalt und Spitzenspitzel, mdv  Johannes Ludewig: Unternehmen Wiedervereinigung. Von Planern, Machern, Visionären, Osburg  Babet Mader: Väter, Open House  Horst Möller u.a.: Die Einheit: Das Auswärtige Amt, das DDR-Außenministerium und der Zweiplus-Vier-Prozess, Vandenhoeck & Ruprecht  Nicola Nürnberger: Berlin wird Festland, Open House  Nicola Nürnberger: Westschrippe, Open House  Alexander Osang: Comeback, S. Fischer  Peter Richter: 89/90, Luchterhand  Siegfried Wenzel: Was war die DDR wert?, Das Neue Berlin  Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens: Die Zeit der Gegenwart, C.H. Beck

Die Fragen stellte Ulrich Faure

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Magazin | Azubis berichten

Köln – Stadt der Bücher Ein Spaziergang durch die Buchhandlungen vom Belgischen Viertel bis zum Dom

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it über 74 Prozent landeten die Buchhandlungen bei einer kürzlich gemachten Umfrage des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zur Atmosphäre von Läden in Innenstadtlage auf Platz Eins. Das hat einen Teil unserer Azubi-Redaktion dazu angeregt, sich auf einen Spaziergang durch einige Buchhandlungen Kölns zu begeben.

Die Buchhandlung Siebter Himmel, gelegen in der Brüsselerstr. 67, einer Seitenstraße des Belgischen Viertels, ist ein Highlight in Köln. Sie bietet nicht nur Bücher, sondern auch eine große Auswahl an Designartikeln. Darunter auch Mode von Marimekko. Ebenfalls finden sich hier Plattenspieler und schöne Gemälde. Die verwinkelte Architektur des Ladens macht den Besuch zur Erlebnisreise durch verschiedene Warengruppen, Sortimente und Themen. Unterschiedliche Sitzgelegenheiten und eine „Hör-Insel“ zum Testen von Hörbüchern laden zum längeren Verweilen ein. Wer sich vor allem für Kunst interessiert, sollte die Buchhandlung Walther König in der Ehrenstraße 4 besuchen. Sie verbindet Antiquariat, modernes Antiquariat und Kunstbuchhandlung auf drei Stockwerken zu einem ausgefallenen Einkaufserlebnis. Die dunklen und vollen Bücherregale, die gerne auch mal eine ganze Wand bis zur Decke einnehmen können, stechen einem

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Von den Azubis aus der Meerfeldstraße

sofort ins Auge. Bis auf den letzten Zentimeter wird hier der vorhandene Platz ausgenutzt. Sollte man doch den Überblick verlieren, hilft das kompetente Personal gerne weiter.

Siebter Himmel: Die Sitzecke mit Kopfhörern hilft bei der Kaufentscheidung – und hält den Kunden länger im Laden

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Nur einen Katzensprung von der Buchhandlung Walther König entfernt befindet sich die Buchhandlung Klaus Bittner (Albertinusstr. 6). Diese Buchhandlung wirkt auf den ersten Blick nicht sehr groß, bietet aber, unter anderem durch intelligente Regalplatzierung, ein großes Angebot an Literatur. So verlaufen die Regale zum Beispiel über den Türen entlang. Die warme Atmosphäre, die durch dunkle und erdige Töne erzeugt wird, lädt zum Entdecken ein. Von Kinderliteratur bis zu anspruchsvollen Graphic Novels ist hier alles zu haben.

Buchhandlung Walther König: Auch Treppen eignen sich zur Präsentation von Waren


Magazin | Azubis berichten

Buchhandlung Klaus Bittner: Regale über der Tür ersetzen Schubladen oder Kisten

BUNT Modernes Antiquariat: Aufgereiht und geordnet suchen diese Bücher ein neues Zuhause

Buchhandlung C. Roemke und Cie: Der Blick vom Eingangsbereich ins untere Stockwerk, im Hintergrund sieht man die Terrasse

Die Buchhandlung C. Roemke und wird das Sortiment noch durch verschiedeCie feiert dieses Jahr bereits ihr 150-jähri- ne Genussmittel wie Wein und Marmelade. ges Jubiläum. In der Apostelnstr. 7, in der Nähe der Kirche St. Aposteln, findet man Das Moderne Antiquariat BUNT liegt auf 2½ Stockwerken eine große Auswahl auf der Breite Straße 161-167, in einem für an theologischen Büchern und allgemei- die Kölner Innenstadt typischen, schmalen, ner Literatur. Die Einrichtung besteht aus aber gemütlichen Ladengeschäft, wie sie dunklen Möbeln, original aus den 50er sich auf den Einkaufsstraßen in den verJahren, die geschickt im Laden platziert schiedensten Farben und Ausführungen wurden, wodurch alle Bereiche fließend aneinanderreihen. Das vorherrschende zu einer Einheit werden. Dies erzeugt in „geordnete Chaos“ verleiht dem Laden Zusammenarbeit mit der Galerie und den seinen eigenen Charme. Hier gibt es vor kunstvoll verzierten Buntglasfenstern eine allem eines: Bücher in Hülle und Fülle. besonders gemütliche Atmosphäre. Ergänzt Das Sortiment erstreckt sich von Bilder-

Köselsche Buchhandlung: Dunkle oder höher gelegene Ecken können durch helle Möbel und Licht aufgewertet werden

M. Lengfeld’sche Buchhandlung: Auch andere Möbel können wunderbar zur Warenpräsentation genutzt werden

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büchern über Sachbücher bis hin zum Pappbilderbuch. Ein breites Sortiment an Weltliteratur und Lyrik bietet die M. Lengfeld’sche Buchhandlung am Kolpingplatz 1. Passend inszeniert werden die Sortimente durch die zwei voneinander getrennten Geschäftsräume: So finden sich zum Beispiel Kinderbuch, Jugendbuch und Reise auf der einen Seite, während auf der anderen Seite Klassik und Lyrik geboten wird. Die Buchhandlung besticht durch ihr angenehmes Wohnzimmerflair, welches durch verschiedene Möbel und gemütliche Sitzgelegenheiten erzeugt wird. Ebenfalls erwähnenswert sind die großen und künstlerisch gestalteten Schaufenster. Im Schatten des Doms am Roncalliplatz 1 gelegen, bietet die Köselsche Buchhandlung ein großes Sortiment an theologischen und philosophischen Büchern und lässt keine Wünsche offen. Die Buchhandlung führt aber auch Unterhaltungsliteratur und allerhand regionale Artikel rund um Köln. So wird auf den drei Etagen der Buchhandlung Kösel eine Menge geboten. Die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten sind mit hellen Möbeln ausgestattet und sorgen, besonders an sonnigen Tagen, für eine warme und heitere Atmosphäre. Katrin Bach (Bahnhofsbuchhandlung Ludwig im Kölner Hbf) und Philipp Brabender (Buchhandlung Möwes)

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Praxis | Monatsplanung

Daten: Die wichtigsten Termine

Fit im Oktober

Steuertermine

s gehört mehr dazu, als lediglich Schalter zu kippen: Die kommenden „dunklen Monate“ erinnern wieder an das Pflichtenbuch des Gesamteindrucks von außen und an die Schaufenster auch von innen. „Undurchsichtige Fenster“, das ist eine doppelsinnige Bezeichnung. Es meint einerseits verschmutzte und blinde Schaufenster und Schaukastenscheiben. Das kann kein positiver Eindruck für Kunden sein, die sich über die Angebote einen ersten Eindruck verschaffen wollen. Regelmäßig sollte ein Fensterputzer auch in die Schaufenster-Ideen eingeplant sein und im Falle einer Krankheit oder sonstigen Ausfalles muss schnell für Abhilfe gesorgt werden. Weiter zielt der Begriff auf die leider oft defekten, flackernden oder ganz ausgefallenen Leuchtröhren und -spots. Durchsichtigkeit und einwandfreie Technik sind Voraussetzung für klare Fenster. Themen, Dekoration und Blickfänge sind die weitere Voraussetzung für die Durchsichtigkeit von Schaufenstern. In regelmäßigem, oft wechselndem Rhythmus (der mit dem Fensterputzer abgestimmt ist !!!) soll die Palette zwischen Themen-, Reihen-, Sonder- und Neuerscheinungsfenstern pendeln. Novitäten bedienen die Fragen nach der Aktualität; Themenfenster zeigen (auch) das Engagement des Sortiments und Verlagssonderfenster wirken oft durch Einheitlichkeit des Auftritts. Im Nebeneffekt werden sie gerne durch den Verlag unterstützt. Vergessen Sie in

Montag, 10. Oktober 2015 Fälligkeitstag für:  Umsatzsteuer  Lohnsteuer  Kirchenlohnsteuer  Solidaritätszuschläge Letzter Tag der Schonfristen für die o.g. Steuern: Donnerstag, 15. Oktober 2015 Mittwoch, 28. Oktober 2015 SV-Beiträge

Jahres-/ Gedenktage 03. Oktober – Tag der Deutschen Einheit – 25 Jahre Wiedervereintes Deutschland. 06. Oktober – 70. Geburtstag des Erscheinens der ersten Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. 09. Oktober – 75. Geburtstag des 1980 erschossenen britischen Musikers John Lennon. 17. Oktober – 100. Geburtstag des 2005 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Arthur Miller. – 85. Jahrestag der Rede „Deutsche Ansprache – Appell an die Vernunft“, die Thomas Mann in Berlin gehalten hat.

„Licht lockt Leute“

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Messen

Verkaufs- und Feiertage

Neben der Frankfurter Buchmesse (14.-18. Oktober) finden folgende für den Buchhandel interessante Messen statt: 21.-23. Oktober Medientage – Internationale Medienmesse 2015 24.-01. November Hanseboot – Internationale Bootsausstellung 2015

26 Verkaufstage Zwei Verkaufstage am Anfang des Monats und dem Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober folgen vier volle Wochen; insgesamt 26 Verkaufstage. In der Nacht vom 24. zum 25. Oktober werden die Uhren wieder auf Normalzeit umgestellt. Bitte nach einer Checkliste

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keinem Fall die oft etwas von der Buchhandlung entfernten Schaukästen. Auch Wochen zurückliegende Dekorationen machen keinen positiven Eindruck. Prüfen Sie in jedem Fall im Übergang von Sommer- zur Normalzeit und umgekehrt die Einstellung der Zeituhr(en) für die Beleuchtung nach Ladenöffnung und Ladenschluss. Sie kennen die Fußgängerfrequenz und können von daher die Zeitpunkte optimal festlegen. Hauptschwachstellen: Kontrolliert jemand aus dem Sortiment täglich zum Ladenschluss auf Vollständigkeit und Funktionalität oder gehen alle (viele) achtlos daran vorbei?

 Beleuchtung (ausgefallene , flackernde Leuchten)  Im Schaufenster fehlen Bücher, die verkauft, aber nicht ersetzt worden sind. Sie hinterlassen hässliche Leerstellen und signalisieren Desinteresse  Verstaubte Auslagen; Fliegen oder andere Insekten liegen tot herum  Verschmutzte, blinde Schaufensterscheiben  Lieblose Dekorationen; unruhige und unübersichtliche Schaufenster  Überholte, nicht mehr aktuelle Plakate Die Schaufenster und Schaukästen sind nach wie vor die wichtigste Visitenkarte des Sortiments und erster Kontakt mit interessierten Kunden.

alle Geräte kontrollieren und umstellen. Gesetzlicher Feiertag „Reformationstag“ gilt am 31. Oktober in folgenden Ländern:  Brandenburg  Mecklenburg –Vorpommern  Sachsen  Sachsen-Anhalt  Thüringen


Monatsplanung | Praxis

Deko: Der Countdown läuft!!

Kalender: Einzigartig veredelt

Wie lautet die Story („Sternenglanz“ – „Nordic-Chic“ – „Nostalgie“ …)? Womit kommuniziere ich das Thema nach außen? Was habe ich für meine Fassade, meine Eingangszone geplant? Lassen sich z.B. Fenster oberhalb des Geschäftes gestalten (eventuell mit Tannenbäumchen und Lichterketten in Blumenkästen)? Welche Requisiten/Deko-Elemente brauche ich, um das Thema umzusetzen? Werden zusätzlich zu den Büchern weitere Produkte verkauft, lässt sich ein stimmiges Gesamtbild meist schon Verlagsleiterin Ute E. Hammer und aus der Ware erzielen. Ein Tobias Kaase: Mit Kalender passender Stoff, eine rustikale „Jahreszeitenliebe“ Holztür, ein antiker Sessel als ieser Weingarten-Kalender Ergänzung – fertig ist der Aufbau. Planen Sie aber immer aus toppt (fast) jedes Original der Sicht Ihrer Kunden! an der Wand: „JahreszeitenWer seine Inszenierung beliebe“. Tobias Kaase, Leiter Herstelreits vor der Türe beginnen lässt lung und Einkauf bei KV&H: „Dieser Weihnachtsdeko: Welche Story wollen Sie erzählen? und es schafft, die Neugier des Wandkalender weist eine einzigarKunden auf „mehr“ zu wecken, tige Kombination aus Veredelungen s sind nur noch knapp 100 Tage hat die erste Hürde gemeistert. Ob kleines auf: Hochprägung, Goldprägung und und dann steht Weihnachten vor der oder großes Geschäft: der erste FaszinatiSpot-UV-Lackierung auf jedem KaTür! In Frankfurt geht am 1. Sep- onspunkt muss seinem Wort gerecht werlenderblatt!“ Geschaffen hat diese tember mit der Messe Tendence der Mes- den und faszinieren! Je nach Größe des leuchtenden Herzmotive die Künstlerin sereigen für Geschenkartikel zu Ende. Die Geschäftes müssen weitere Warenbilder Stefanie Steinmayer. Vier der Kalenderletzten Ideen für Weihnachts-Geschenkar- und Highlights dazukommen. blätter gibt es bei Heye auch als Puzzle. tikel sind fix und die Aufträge geschrieben. Zum Buß- und Bettag (dieses Jahr am Tipp für den Verkauf: Ein solch Man muss ja nicht wie die Supermärkte 18. November) sollte alles fertig sein. Ab ungewöhnlicher Kalender sollte einoder Baumärkte den Osterhasen mit dem diesem Zeitpunkt steht der Verkauf an alzeln präsentiert werden oder auch in Nikolaus vertreiben, aber man sollte doch lererster Stelle und erfordert die gesamte einem Geschenkefenster. Darüber hinrechtzeitig für die Weihnachtseinkäufe der Konzentration aller Mitarbeiter. Kurz vor aus können Sie sich überlegen, welchen Kunden gerüstet sein. dem 6. Dezember (Nikolaus) gibt es nochIhrer Kunden Sie „Jahreszeitenliebe“ Erste Voraussetzung ist natürlich, dass mal einen Zwischencheck: Ab diesem Tag als ganz besonderen persönlichen Tipp genügend und vor allem themenzugehö- dürfen z.B. keine Adventskalender mehr ans Herz legen wollen. rige Ware geordert ist, denn was nicht be- im Laden sein, sie blockieren nur andere Wir meinen: Jedes einzelne Kalenstellt ist, kann auch nicht verkauft werden! Verkaufsware! Überprüfen Sie, ob evenderblatt ist ein Schmuckstück für sich! Zweite Voraussetzung ist ein stimmiges tuell noch Nonbooks nachbestellt werden Bibliografische Daten: Weingarten Lifestyle Thema, dass sich in der Ware widerspie- müssen. Eventuell Bücher im Schaufenster Kalender „Jahreszeitenliebe“, Format 34,5 x gelt. Denn „Weihnachten“ alleine, mit Tan- austauschen (die Deko bleibt stehen). Dann 45 cm, Ladenpreis 34,00 Euro, KV&H. nenbaum, Stern, Engel und Nikolaus, ist zu geht es in den Endspurt des Weihnachts* Stefanie Steinmayer bietet ein Dekopaket an, das direkt über sie zu beziehen ist: atelier@ wenig, um den Kunden zu überraschen und geschäftes.Wenn alles gut klappt, ist Ihr stefanie-steinmayer.de; https://www.stefaniezu verzaubern. Dafür braucht es noch den Weihnachtsgeschenk ein Super-Umsatz! steinmayer.de/ ganz besonderen „Glanz“, einen passenden „Merry Christmas“ – und nicht vergesGewinnspiel: Wir verlosen 1 Kalender Slogan und eine „visuelle Überschrift“. sen: Der 100-Tage-Countdown läuft! „Jahreszeitenliebe“ und 1 Puzzle. g un los Sabine Gauditz Ver Fragen, die Sie dringend beantworten Schicken Sie einfach eine E-Mail an verlosung@buchmarkt.de! www.arte-perfectum.de müssen, bevor der Aufbau beginnt:

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Praxis | Buchhandel

Wiedererkennungswert: Gutscheine und Lesezeichen der Buchhandlung wurden von Hildegard Müller entworfen

Gemütliche Lesenacht: In Schlafanzügen und zugedeckt hören die Kinder spannenden Geschichten zu

Rezeptvorschlag zur Kundenbindung Die Hochheimer Buchhandlung Eulenspiegel liefert Vorschläge, wie man durch ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm und entsprechendes Werbematerial den Kontakt zu Kunden aufbaut und nachhaltig verstärkt

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an nehme Räumlichkeiten mit Platz für bis zu 60 Personen, füge regelmäßige und kreative Veranstaltungen hinzu, die für alle Altersklassen geeignet sind, und vermische das Ganze mit einem Leseförderprogramm, das speziell für die kleinen Leser geeignet ist. Et voilà, ist die Kundenbindung à la Eulenspiegel fertig. Oder zumindest fast. Denn laut Annemarie Schneider, Mitinhaberin der Buchhandlung, gehört noch mehr dazu. Wie z.B. das Aufbauen auf Bewährtem, gute Traditionen erhalten und immer wieder Neues finden und ausprobieren. Und natürlich die Verankerung und Vernetzung vor Ort. Projekte mit und für Kinder sind besonders wichtig. Beispielsweise wird die Buchhandlung am Welttag des Buches von allen vierten und fünften Klassen Hochheims besucht. Zusätzlich finden Vorlesungen, Lesenächte oder andere

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Veranstaltungen speziell für Kinder statt. Am aufwendigsten ist jedoch die Lesewoche „Hochheim liest“, welche alle drei Jahre Ende Mai stattfindet. Der nächste Termin ist 2017. „‚Hochheim liest‘ soll zeigen, dass Le-sen Freude macht, dass es was Schönes ist und dass Lesen vor allem auch ein gemeinschaftliches Erlebnis sein kann. Gleichzeitig stärkt die Lesewoche die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern in Sache Leseförderung. So wachsen daraus wieder Projekte und Kontakte, die den Kindern zugute kommen“, erklärt Mitinhaberin Jutta Bummel. Auch außerhalb der Eulenspiegel-Räumlichkeiten finden regelmäßig

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Veranstaltungen statt. Diese Projekte sind jedoch die einzigen, bei denen man neue Gesichter sieht. Darum wurde 2007 aus einigen Treffen mit Erziehern, Lehrern und Eltern die Idee des „Leseförderkreis Hochheim am Main“ geboren. Seine Aufgabe ist es, bei den Kindern so früh wie möglich die Lust an Büchern zu wecken und den weniger lesebegeisterten Eltern zu zeigen, wie wichtig das Vorlesen sein kann. Wichtiger Bestandteil des Veranstaltungskonzeptes sind die Einladungen zu den Ver-

Leseförderkreis: Gemeinsam die Begeisterung am Lesen wecken


Buchhandel | Praxis

Veranstaltungsidee: „Wie viel Mensch braucht ein Hund?“ – mit Meike Nowak

anstaltungen. Diese werden zweimal im Jahr verschickt und enthalten das Halbjahresprogramm der Buchhandlung. Sie zeichnen sich durch ihren eigenen Wiedererkennungswert aus, genau wie die Gutscheine und Lesezeichen, die von der Kinder- und Bilderbuch-Illustratorin Hildegard Müller entworfen worden sind. Auch die Weihnachtsbriefe, die aus mehrseitigen Flyern mit persönlichen Empfehlungen der Mitarbeiter bestehen, sind einzigartig gestaltet. Das Rezept zur Kundenbindung à la Eulenspiegel

 Originell gestaltete Gutscheine, Veranstaltungsprogramme und Weihnachtsbriefe  Regelmäßige Veranstaltungen in- und außerhalb der Buchhandlung  Projekte, die besonders für Kinder geeignet sind  ein Leseförderprogramm  ein Netz aus Kooperationspartnern So einfach wie es klingt, ist das Ganze dann aber doch nicht. Beispielsweise muss man für Vorlesungen einen geeigneten Autor finden, sich auf einen Termin einigen und noch vieles mehr: „Uns passierte es auch schon, dass wir versucht haben, jemanden für eine Kooperation mit einem

»Denn unser Veranstaltungsprogramm wird von den Kunden immer sehnsüchtig erwartet und immer mehr Veranstaltungen sind ausverkauft« Kulturkreis zu finden und dafür bei sieben verschiedenen Verlagen nach zehn Autoren gefragt haben und trotzdem nichts gepasst hat“, erzählt Annemarie Schneider. Und wenn der Termin endlich steht, fängt die Arbeit erst an. „Verträge und Texte für die Veranstaltungsflyer müssen erstellt, Zimmer gebucht, Fotos besorgt, Pressetexte verfasst und verschickt, Plakate erstellt, beschriftet oder beklebt und in der Stadt verteilt werden. Dann müssen die Veranstaltungen auf unserer Homepage und auf Facebook veröffentlicht und die Eintrittskarten ausgedruckt werden. Zum Schluss wird noch das Schaufenster dekoriert und die entsprechenden Bücher bestellt. Und wenn der Veranstaltungsort nicht in der Buchhandlung liegt, müssen wir noch den Vertrag für den Raum abschließen“, zählt Frau Schneider auf.

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Einladungen: Zweimal im Jahr bekommen Kunden das Veranstaltungsprogramm zugeschickt

„Am Tag der Veranstaltung muss dann natürlich noch alles Nötige hergerichtet werden. Selbst wenn alle mit anpacken, kann das mehrere Stunden dauern. Natürlich werden wir bei unseren Projekten auch unterstützt. Von den Verlagen bekommen wir beispielsweise oft Plakatrohlinge zur Verfügung gestellt und bei der Kooperation mit anderen Institutionen entfallen die Räumarbeiten im Geschäft. Allerdings steigen dadurch die Kosten, wenn die Räume bezahlt werden müssen.“ Weiter Kosten entstehen durch die Veranstaltungsflyer. Grafik, Druck und Versand machen ca. 1.000 – 1.200 Euro aus. Zusätzlich fallen die Autorenhonorare, inkl. Fahrtkosten und Übernachtung, an. Diese liegen zwischen 150 Euro, was eher selten der Fall ist, und ca. 1.300 Euro. Und natürlich kostet der ganze bereits erwähnte Arbeitsaufwand. „Aber der Aufwand lohnt sich“, sagt Annemarie Schneider lächelnd. „Denn unser Veranstaltungsprogramm wird von den Kunden immer sehnsüchtig erwartet und immer mehr Veranstaltungen sind ausverkauft. Viele Besucher kommen nach den Lesungen zu uns und schwärmen und empfehlen uns auch weiter, wodurch unsere Bekanntheit in der Region wächst.“ Maren Buermann

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Praxis | Verkaufstipps

Kollegentipps Diesmal von Heike Wenige vom Taschenbuchladen in Freiberg Welches Buch haben Sie mit welchem welchem Erfolg wurden Sie 1 Argument 2 Von zum „Bestseller“ gemacht? überrascht?

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Gefunden in der Luchterhand-Vorschau vom Frühjahr 2014, hatten wir mit großem Vergnügen die Leseprobe zu Saša Stanišić „Vor dem Fest“ gelesen und waren, was nicht oft passiert, gemeinsam hingerissen von der schmucklosen Sprache, die sehr gut Geschichten erzählen kann und Bilder schafft, die die Realität eines uckermärkischen Dorfes bezeugen. Unsere telefonische Kundenbetreuung konnte unserer Begeisterung damals nicht so recht folgen, aber der Schwerpunkt lag und liegt da ja anders ... Fertig gelesen in nur zwei Tagen und mutig eingekauft, brauchte das Buch erst mal

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nur die Kategorien „Heikes Lieblingsbuch“ und „Christls Lieblingsbuch“ im Regal unserer Buchhandlung, um Interesse bei unseren Kunden, vorwiegend Stammkunden, zu wecken. Den Hinweis „Lieblingsbuch“ pflegen wir seit vielen Jahren gut sichtbar in unserem Sortiment, denn immer mal wieder kam die Beschwerde: „Du warst ja nicht da, ich wusste nicht, was ich lesen soll.“ Die „Lieblingsbücher“ werden wohlwollend wahrgenommen. Umständliche Verkaufsargumente bedurfte es für diesen Titel nicht. Die Nominierung für den Leipziger Buchpreis 2014 und die zahlreichen Besprechungen in den Feuilletons taten

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war Ihre erfolgreichste Aktion 3 Was in letzter Zeit?

dann ihr Übriges. Und dass Saša Stanišić den Preis auch noch bekommen hat, bestärkte das Vertrauen unserer Kundschaft in unsere Empfehlungen.

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Wir pflegen seit 2007 eine kleine feine Veranstaltungsreihe, den „Lyriksalon“. Die Idee war, man vermutet es gleich, diesem schwierig-schönen Genre der Literatur einen öffentlichen Raum zu geben und dem geneigten Publikum professionell zu präsentieren. Eine Initiative wurde gegründet und das Mittelsächsische Theater als Partner gewonnen. Prognostiziert haben wir


Verkaufstipps | Praxis

Inhaberin Heike Wenige: Mit Kollegin Christl (l.) vor ihrem Taschenbuchladen in Freiberg (linke Seite). Die „Lieblingsbuch“Einstecker (oben) kommen ohne „umständliche Verkaufsargumente“ aus und bei den Kunden gut an. Persönliche Hinweise und gesondert platzierte Tipps sorgen im gesamten Laden an verschiedenen Stellen für Entdeckungsmomente und Überraschungen

damals, dass wir dies für nicht mehr als 10 bis 20 Zuhörer organisieren. Das war es uns wert, und mittlerweile haben wir einen um vieles größeren Interessentenkreis gewinnen können. Mehrfach wurden schon Veranstaltungen wegen der großen Nachfrage wiederholt. Die Zusammenarbeit mit den Dramaturgen des Theaters und ihren Schauspielern ermöglicht eine professionelle Durchführung. Die Themen zu den sechs Lyrikveranstaltungen im Jahr werden von uns selbst gefunden und erarbeitet. Oft in Anlehnung an Geburts- und Todestage bekannter oder weniger bekannter Lyriker und Autoren sind wir immer offen für andere Projekte oder angelehnte Themen, wie zum Beispiel Lyrik in der Rockmusik. Der März-Lyriksalon überraschte uns dann völlig: Leonard Cohen

als Lyriker und die Würdigung seines 80. Geburtstages interessierten weit über 70 Kunden. Da aber nur 70 zuhören konnten, wiederholen wir für die Weggeschickten im September, dann zum 81. Geburtstag von Cohen, diesen Lyriksalon.

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Von zweierlei lässt sich da berichten: Zum einen von unserer Wundertütenaktion im April zu Gunsten der Erdbebenopfer in Gati/Nepal. Eine Freiberger Schülerfirma engagiert sich speziell für ein kleines Bergdorf in Nepal und konnte dort schon Bemerkenswertes erreichen. Seit Jahren arbeiten wir mit dieser Schülerfirma zusammen. Der Erlös von 350 Euro durch unsere Wundertüten, die gepackt sind mit allerlei Nonbook-Resten, Karten und sinnvollem Werbematerial der

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Verlage, spendeten wir für den Wiederaufbau des Bergdorfes. Das zweite war eine Buchpremiere eines Freiberger Autors, der sich seit vielen Jahren mit Regionalgeschichte, speziell der jüdischen Geschichte und der Geschichte des Außenlagers des KZ Mauthausen in Freiberg beschäftigt. Unser Engagement für sein Buch (bisher gab es keine Aufarbeitung dieses Themas) und seine Buchpremiere brachte ca. 80 interessierte Gäste zur Veranstaltung und dem Autor überregionale Aufmerksamkeit. Den Vertrieb des Buches haben wir übernommen und freuen uns, dieses deutschlandweit noch immer verschicken zu dürfen.  Kontakt: Taschenbuchladen, Burgstraße 34, 09599 Freiberg, post@taschenbuchladen.de

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Praxis | Markt

Weniger, aber gewichtiger

1. Zuletzt pro Jahr 3,4 Prozent weniger Buchhandlungen

Für den verbreitenden Buchhandel bestätigen die amtlichen Zahlen leider den Eindruck, dass die Läden weniger werden. Zählten im Jahr 2002 noch 5.077 Unternehmen als Umsatzsteuerzahler zur Kategorie „Einzelhandel mit Büchern“ und hat sich ihre Zahl bis Mitte des Jahrzehnts sogar noch leicht erhöht, so ist die Schar der Buchhandlungen bis 2013 auf nur noch 3.896 zusammengeschmolzen. Gegenüber 2002 ist das ein Rückgang um 23,3 Prozent oder um 2,4 Prozent pro Jahr. Gegenüber dem Höhepunkt 2005, als die Statistik 5.123 Buchhandlungen auswies, beträgt der Rückgang sogar 24,0 Prozent oder jährlich 3,4 Prozent. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Am Rand schmilzt der Buchhandel ab. 2. Branchenumsatz geht deutlich langsamer zurück

Weniger Unternehmen am Markt bedeuten weniger Umsatz. Hatten im Jahr 2002

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Anstieg auch in den letzten Jahren des Betrachtungszeitraums fortsetzte, als die Großfilialisten ihre expansive Phase schon beendet hatten. 4. Im Handel mit Presse lief es anders als im Sortiment

Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Einzelhandels-Nachbarn, so fin-

Konzentration im Buchhandel

Branchenumsatz und Umsatz pro Unternehmen laut Umsatzsteuerstatistik seit 2002 4100

900

4000 3900 850

3800 3700 3600

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Umsatz gesamt Umsatz pro Unternehmen

3200 3100 3000

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

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Umsatz in 100.000 Euro

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or einem Monat hatten wir an dieser Stelle analysiert, was die Umsatzsteuerstatistik über die Entwicklung der deutschen Verlagslandschaft aussagt. Wie aber sieht es mit den Buchhandlungen aus? Die vom Statistischen Bundesamt publizierte Umsatzsteuerstatistik ist derzeit bis 2013 verfügbar und hat den Vorzug, eine Vollerhebung zu sein und nicht nur eine Stichprobe. Was der Fiskus an Umsatzsteuerzahlern erfasst, kann man getrost als komplettes Branchenabbild ansehen. In mehrjähriger Betrachtung können diese Daten also die Entwicklung aller Branchen genau beschreiben.

Umsatz in Mio. Euro

Boris Langendorf über die wirtschaftliche Entwicklung der Buchund Medienbranche

die 5.077 Buchhandlungen 3,99 Milliarden Euro auf die Waage gebracht, so ist der Branchenumsatz bis 2005 noch leicht auf 4,05 Milliarden Euro gestiegen, um bis 2013 auf 3,45 Milliarden Euro abzufallen. Wir halten fest: Der Umsatz ist gegenüber 2002 um 13,4 Prozent und gegenüber dem Hochpunkt 2005 um 14,7 Prozent zurückgegangen, also weniger als der des Buchhandlungsbestands.

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Quelle: Destatis; Diagramm Langendorf

Wegen des Neuzuschnitts einiger Branchen hat es 2009 einen kleinen statistischen Bruch gegeben, der auch in der Buchhandelsstatistik sichtbar wird. An der generellen Abwärtstendenz der Branchenzahlen ändert das aber nichts. 3. Die am Markt bleiben, werden immer größer

Sinkt der Branchenumsatz langsamer als die Zahl der daran beteiligten Unternehmen, dann muss auf die einzelne Buchhandlung mehr Umsatz entfallen. Und so ist es, sagen die amtlichen Zahlen, denn die 785.000 Euro, die das durchschnittliche Geschäft 2002 im Einzelhandel mit Büchern erlöst hatte, stiegen bis 2013 um 12,9 Prozent auf 886.000 Euro. Weniger, aber gewichtigere Marktteilnehmer. Bemerkenswert ist, dass sich dieser

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den wir nur bei PBS eine ähnliche Branchenkarriere wie im Buchhandel. Die Zahl der amtlich gemeldeten PBS-Geschäfte ist sogar um 28,4 Prozent gefallen, der Branchenumsatz aber nur um 12 Prozent auf 2,47 Milliarden Euro. Auf das einzelne Geschäft entfielen demnach mit 433.000 Euro ganze 23 Prozent mehr als 2002. Ganz anders die Zeitungs- und Zeitschriftenläden, deren Zahl seit 2002 sogar um 0,9 Prozent auf 2.498 Geschäfte stieg. Dafür ging aber der Branchenumsatz um 12 Prozent auf 833 Millionen Euro zurück. Mit der Folge, dass der einzelne Händler im Schnitt zuletzt fast 13 Prozent weniger Umsatz hatte als elf Jahre zuvor. Service: Interessierte können sich unter www.langendorfs-dienst.de für die exklusive Ideenbank und den tagesaktuellen Newsletter anmelden.


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Beck-Basistitel: Topseller für jedes Sortiment.

Referenzwerk für das Verwaltungsverfahren Absatzstärkster VwVfGKommentar Ausgezeichnetes PreisLeistungs-Verhältnis prüfungszugelassen zur 2. Juristischen Staatsprüfung* (*in BW, BY, BE, BB, HB, HH, SH, MV, NW, SL, SN, ST, TH)

Zielgruppe: Rechtsanwälte, Unternehmensjustitiare, Verbandsjuristen, Richter, Referenten in Bundes-, Landes- und Kommunalbehörden, Referendare, Studierende und Professoren.

Kopp/Ramsauer, Verwaltungsverfahrensgesetz 16. Auflage. 2015 Rund 1.900 Seiten. In Leinen ca. € 59,– ISBN 978-3-406-68042-7 (Erscheint im September 2015)

Verlag C.H.BECK · 80791 München · beck.de E-Mail: bestellung@beck.de · Fax: 089/38189-402


Praxis | Ideenmarkt

Junge Zielgruppe

Ein Raubschaf in der Buchhandlung

Vorhang auf für Rita, das Raubschaf: Gunnar Helm führt seine Bühnenfassung des Kinderbuchs auch in der Buchhandlung auf

Kinder lieben Rita, das Raubschaf, das im Tulipan Verlag erschienen ist. Wer will, kann das bekannte Kinderbuch von Martin Klein und Ute Krause jetzt als

Theaterstück in die Buchhandlung holen. Der Berliner Schauspieler Gunnar Helm hat eine Bühnenfassung der Geschichte von Rita erarbeitet, die es satt hat, mit all

den anderen Schafen auf dem Deich zu stehen und viel lieber als Raubschaf über die Weltmeere segeln will. Bereits seit mehr als einem Jahr ist Gunnar Helm damit nicht nur auf der Bühne des Berliner Theaters Zitadelle zu sehen. Er tritt mit Rita auch auf anderen Puppenbühnen, in Jugendzentren und Bibliotheken auf. Oder eben in der Buchhandlung. Autor Martin Klein bescheinigt Gunnar Helm jede Menge Lust am Erzählen und eine ordentliche Portion erfinderischen Spaß: „Ich finde, das ist tolles, wunderbar minimalistisches EinMann-Puppen-Spielzeug-ImprovisationsTheater“, sagt er. Wer seine kleinen Kunden mit einem besonderen Theaterstück verwöhnen möchte: Für seinen Auftritt benötigt Gunnar Helm eine 4 x 4 Meter große Bühne. Ideal wären außerdem ein verdunkelbarer Raum und eine Licht- und Tonanlage. Die Veranstaltung eignet sich für Kinder ab fünf Jahren (Spieldauer: 50 Minuten). Die Kosten betragen 300 Euro (plus Spesen). Margit Lesemann Kontakt: Gunnar Helm, www.theater-helm.de

Nonbooks

Lunch auf der Landkarte Schöner schmausen: Mit der PicknickDecke „Alle Welt“

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Das Landkartenbuch Alle Welt aus dem Moritz Verlag erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Der Verlag Beltz & Gelberg hat nun ein Nonbook-Produkt dazu ins Programm aufgenommen: Künftig lässt sich auf der Deutschlandkarte aus dem Buch von Aleksandra Mizielinska und Daniel Mizielinski picknicken. Zu sehen gibt es auf der Picknickdecke (120 x 175 cm, ca. 500 g schwer und aus 100 Prozent Polyester, VK 29,95 Euro) nicht nur große Städte von Hamburg bis München, Flüsse und Berge, sondern auch historische Plätze, berühmte Persönlichkeiten und typische Tiere und Pflanzen. Der VW-Käfer findet

BuchMarkt September 2015

sich darauf ebenso wie der Buchdrucker Johannes Gutenberg oder die Bremer Stadtmusikanten. Bei Butterbrot und Limonade lässt sich so schon mal das nächste Reiseziel aussuchen. Die wasser- und schmutzabweisende Unterseite der Decke sorgt dafür, dass die Leckereien bei (fast) jeder Witterung unbeschwert verspeist werden können. Schön, wenn man das Buch Alle Welt auch gleich dabei hat, um weitere Länder zu erkunden. Und dazu vielleicht noch die Bilderbuchgeschichte Picknick mit Torte von Thé Tjong-Khing? Kontakt: www.beltz.de


Ideenmarkt | Praxis HÄDECKE Spieletipp

Fränkische Frauenpower

Continuo ist zurück

Regionale Erlebnistour Sie lieben ruhige Legespiele? Wenig Spielregeln, hoher Spielspaß? Dann ist Continuo genau das Richtige für Sie. Der engagierte Verlag Carletto, der unter dem Label Game Factory in den letzten Monaten mit zahlreichen Veröffentlichungen auf dem Spielemarkt auffallen konnte, hat auch Continuo in sein Programm aufgenommen. Der Klassiker von Maureen Hiron, der lange Jahre im Angebot von Amigo Spiele vertreten gewesen ist, präsentiert sich mit seinen 42 Kärtchen farbenfroh, frisch und vor allem auch stabil. Jedes Kärtchen zeigt 16 symmetrisch angeordnete Felder. Die Kärtchen sind so anzulegen, dass sich Reihen gleicher Farbe bilden können, möglichst lang natürlich, denn jedes kleine Feld auf den benutzten Karten zählt einen Punkt. Zu Beginn der Partie werden zwei der verdeckt in einem Stapel liegenden Kärtchen gezogen und so aneinandergelegt, dass sich eine optimale Punktzahl ergeben würde. Diese beiden Startkarten zählen noch für keinen der maximal fünf Mitspieler. Wer danach am Zug ist, zieht ein Kärtchen und sucht für dieses Kärtchen nun den besten Platz – der viele Punkte auf den bereitgelegten Zettel spült! Die einzige zu beachtende Regel beim Legen ist die, dass sich keine ausgelegten Plättchen überlappen dürfen. Lücken kön-

Besondere Kochbücher bei Hädecke

Jetzt bei Carletto: Der Klassiker „Continuo“

nen aber durchaus entstehen, und so bildet sich in jeder Partie ein neues, interessantes Kartengeflecht. Continuo überzeugt auch nach vielen Jahren in jeder Partie. Es ist so erfrischend unaufgeregt, lässt sich in jeder Mitspielerkonstellation gut spielen und kann sogar als Solovariante probiert werden. In der Fülle des Angebots von Spielen, die sich oftmals vor allem mit dem Attribut „neu“ (nicht aber mit „gut“) schmücken, ist diese Wiederveröffentlichung sehr zu begrüßen. Wieder ein Spiel, dem ein herzliches „welcome back!“ zugerufen werden kann.

ab sofort lieferbar!

Rainer Scheer Kontakt: Carletto Deutschland GmbH, Dietzenbach; www.carletto.de

Papeterie

Wortspielereien

„Wahre Worte“ heißt eine bunte Postkartenserie des Stuttgarter Labels Kulturbeutel. Die Wahrheit verbirgt sich nämlich oft genug schon im Wort. Man müsse nur genau hinschauen, meint Sabine Schwarz, die sich die wahren Worte ausgedacht hat. Im Wort Terror steckt der „error“ schon drin, und wer hätte nicht gerne mehr von Amore? Die Serie umfasst bisher acht verschiedene Motive. Bestseller sind die Karten mit den Worten KauFRAUsch und StaatSexAmen. Eine Postkarte kostet 0,40 Euro plus MwSt.

Fränkische Weiberwirtschaften Refugien für Leib und Seele: 30 Wirtinnen und ihre Lieblingsrezepte Texte von Heidrun Gehrke, Fotos von Angela Francisca Endress, Konzeption: Ria Lottermoser 176 Seiten, 193 Farbfotos, Hardcover, Format 17,5 x 27 cm € [D] 19,90 / € [A] 20,50 ISBN 978-3-7750-0670-5

Margit Lesemann

Zum VerSCHICKen: Postkarte von Kulturbeutel

BuchMarkt September 2015

Kontakt: www.kulturbeutel.biz

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Hädecke Verlag GmbH & Co. KG Postfach 1203, 71256 Weil der Stadt www.haedecke-verlag.de facebook.com/haedecke.verlag mizzis-kuechenblock.de


Praxis | Verkaufshilfe: „Benzes besondere Bücher“

Dreimal höchster Lesegenuss Helmut Benze über seine Verkaufstipps des Monats

durchweg sehr angenehmer Lesbarkeit. (Ich habe mehrere Erläuterungen verglichen; so zum Beispiel die zum ersten Gesang, dem Vorspiel zur Höllenreise: Barth öffnet einem die Augen für spannende Details und für wesentliche, große Zusammenhänge.) Die Lektüre wird zum mehrfachen Genuss. Barths Erläu-

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

eine nicht geringe Zahl Ihrer Kunden liest wohl immer mal wieder in der Göttlichen Komödie. Manche besitzen sogar mehrere Ausgaben. Beste Aussichten für den Buchhandel, 750 Jahre nach Dantes Geburt (1265) aus der reichen Auswahl guter Ausgaben das jeweils beste Werk für Ihre Kunden hervorzuheben. Die Dante-Kompetenz zweier Imprints der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gewährleisten dabei verlässliche Orientierungshilfe. Lambert Schneider und Primus bieten drei Dante-Geschenke vom Feinsten:

 Die Prosaübersetzung von Walter Naumann mit einem Erläuterungsband von Ferdinand Barth.  Die Prachtausgabe der Naumann-Übersetzung mit allen Illustrationen von Gustave Doré.  Den bezaubernd schönen Bildband „Dantes Italien“ von Pitt Koch. Was spricht für diese drei Werke?

 Für mich zählt die Prosaübertragung von Walter Naumann zu den drei mit Abstand besten deutschen Ausgaben. (Die beiden anderen sind Kurt Flaschs Übertragung, S. Fischer, und die Italienisch-Deutsche Version von Hartmut Köhler, Reclam).  Die exzellenten Erläuterungen von Ferdinand Barth teilen sich mit denen von Flasch und Köhler ebenfalls einen der ersten drei Ränge!  Barths Erläuterungen bestechen durch ansprechende Ausgewogenheit zwischen enzyklopädisch ausgreifender Gründlichkeit sowie Präzision und

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Pitt Koch, Dantes Italien (Primus)

terungen locken immer wieder in den Dantetext und eröffnen mit jedem Blick neue Kostbarkeiten.  Die Prachtausgabe im Folioformat besticht durch ihre bibliophile Aufmachung und die sehr gute Reproduktion aller 136 Holzschnitte Gustave Dorés, des wohl weltweit berühmtesten DanteIllustrators.  Anja Grebe bietet eine hervorragende, kurze, gleichwohl umfassende Einführung sowohl in Leben und Werk Dantes als auch in die Dramaturgie der Illustrationen Dorés. Bereits Grebes Deutung des ersten Bildes (S. 19) lehrt beiläufig die Kunst der Bildbetrachtung und der angemessenen Würdigung der „Übersetzung“ eines dichterischen Werkes in Bilder.  Über seine Deutung der Bilder und die Beschreibung ihrer Entstehung gelingt es Grebe, immer wieder in die Dichtung hineinzuziehen. Das eröffnet genussreiches Lesen und Betrachten sowie Freude am Vergleich eigener, innerer Bilder mit den ebenso drastischrealistischen wie romantisch-verklärt wirkenden, stimmungsgewaltigen Schöpfungen Dorés.

BuchMarkt September 2015

Die große Überraschung: Ein Fotoband als Botschafter Italiens und Dantes.  Dantes Italien – Auf den Spuren der „Göttlichen Komödie“, mit diesem Werk hat Pitt Koch Italienbegeisterten sowie Dantelesern ein großartiges Geschenk bereitet. Kochs Bilder inszenieren Landschaften, Bauten und Stimmungen, Wettergewalten und anmutige Fragilität von Pflanzen in betörendem Farbrausch. Dante könnte Ähnliches auf seinen Wegen in der Verbannung gesehen haben. Diese Eindrücke haben ihn für seine Landschaftsbedichtung und für die magische Ausstrahlung der drei Jenseitsreiche inspiriert.  Überzeugend überdies die Einführung von Bettina Koch und Günther Fischer sowie Fritz Glunks brillante Beleuchtung von Dantes Hauptwerk.  Der mehrfach ausgezeichnete Fotograf und Dokumentarfilmer Koch hat sich die Motive bei Dante erlesen und in Norditalien erwandert. Das 145-Seiten-Buch fesselt mit seinen märchenhaft schönen Farbfotos, die er mit Zitaten aus der „Göttlichen“ zu einer einzigartigen, festlichen Hommage an eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur komponiert hat.  Dieses Kabinettstück meisterlicher Italien- und Danteverführung ist eines der reizvollsten Dantebücher, die mir je in die Hand gekommen sind.  Es beschenkt uns mit dem Erlebnis, Schönheit, Reichtum und Kraft der Natur betrachtend und lesend zu genießen, und uns in Dantes Denkweise hineinzuversetzen.  Wer die von Landschaft, Natur und Kultur Italiens geprägten Jenseitsvisionen Dantes verstehen und nachempfinden möchte, gewinnt mit Kochs Bildern und ihrer Verknüpfung mit Dantes Texten wunderbare Begleiter und unermüdliche Anreger.

Viel Erfolg und zufriedene Kunden wünsche ich Ihnen! Service: BuchMarkt-Leser erreichen Helmut Benze kostenfrei unter Tel.: 0621/41 49 74 oder per Mail an helmut.benze@brecht-benze.de Auf Nachfrage bietet er weitere Argumente oder Anregungen für Aktionen.


Bestseller | Praxis

Top 40 Hardcover Belletristik GfK-Bestseller Deutschland Zeitraum: KW 29/2015 - KW 32/2015 (13.07.2015 - 09.08.2015) Rang

Autor

Titel

Verlag

Preis €

ISBN

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Paula Hawkins

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich

Blanvalet

12,99

9783764505226

Jean-Luc Bannalec

Bretonischer Stolz

Kiepenheuer & Witsch

14,99

9783462048131

Lori Nelson Spielman

Nur einen Horizont entfernt

Krüger

14,99

9783810523952

Harper Lee

Gehe hin, stelle einen Wächter

DVA

19,99

9783421047199

Lori Nelson Spielman

Morgen kommt ein neuer Himmel

Krüger

14,99

9783810513304

Dörte Hansen

Altes Land

Knaus

19,99

9783813506471

Kiera Cass

Selection – Die Kronprinzessin

Sauerländer

16,99

9783737352246

Fredrik Backman

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid

Krüger

19,99

9783810504814

Harper Lee

Wer die Nachtigall stört

Rowohlt

19,95

9783498038083

C. J. Daugherty

Night School – Und Gewissheit wirst du haben

Oetinger

18,99

9783789133374

Jussi Adler-Olsen

Verheißung – Der Grenzenlose

dtv

19,90

9783423280488

Donna Leon

Tod zwischen den Zeilen

Diogenes

24,00

9783257069297

Guillaume Musso

Nacht im Central Park

Pendo

14,99

9783866123786

Rita Falk

Zwetschgendatschikomplott

dtv

14,90

9783423260442

S. J. Watson

Tu es. Tu es nicht.

Scherz

14,99

9783651000094

Jeff Kinney

Gregs Tagebuch – Böse Falle! Bd.9

Baumhaus Medien

13,99

9783833936500

Ralf Rothmann

Im Frühling sterben

Suhrkamp

19,95

9783518424759

Martin Suter

Montecristo

Diogenes

23,90

9783257069204

Paul Maar

Ein Sams zu viel

Oetinger

12,99

9783789142987

20 21 22 23 24 25

Stefan Ahnhem

Herzsammler

List

14,99

9783471351116

Erin Hunter

Warrior Cats – Der Ursprung der Clans. Der Sonnenpfad

Beltz

14,95

9783407812018

Jilliane Hoffman

Samariter

Wunderlich

19,95

9783805208949

Peter Høeg

Der Susan-Effekt

Hanser

21,90

9783446249042

Robert Seethaler

Ein ganzes Leben

Hanser Berlin

17,90

9783446246454

Nele Neuhaus

Charlottes Traumpferd, Band 4: Erste Liebe, erstes Turnier

Planet Girl

9,99

9783522504782

26 27 28

Alice Pantermüller

Mein Lotta-Leben (8). Kein Drama ohne Lama

Arena

9,99

9783401600390

Lucy Clarke

Der Sommer, in dem es zu schneien begann

Piper

14,99

9783492060127

Dagmar Hoßfeld

Conni & Co, Band 11: Conni, das Kleeblatt und die Pferde am Meer

Carlsen

11,99

9783551557117

29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

K. M. Henn; L. Schmidbauer

Ostwind 2 - Das Buch zum Film

Alias Entertainment

9,99

9783940919106

Klaus Modick

Konzert ohne Dichter

Kiepenheuer & Witsch

17,99

9783462047417

Harlan Coben

Ich vermisse dich

Page & Turner

14,99

9783442204403

Michel Houellebecq

Unterwerfung

DuMont

22,99

9783832197957

Cecilia Ahern

Das Jahr, in dem ich dich traf

Krüger

14,99

9783810501530

Sophie Bonnet

Provenzalische Geheimnisse Bd.2

Blanvalet

14,99

9783764505394

Jörg Maurer

Der Tod greift nicht daneben

Scherz

14,99

9783651022348

Mario Giordano

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen

Ehrenwirth

14,99

9783431039146

Jussi Adler-Olsen

Erwartung – Der Marco-Effekt

dtv

14,90

9783423199025

Lucinda Riley

Die sieben Schwestern Bd.1

Goldmann

19,99

9783442313945

Carola Wimmer

Ostwind Bd.1

cbj

9,99

9783570156803

Graeme Simsion

Der Rosie-Effekt

Krüger

18,99

9783810522580

© GfK Entertainment GmbH

BuchMarkt September 2015

55


Praxis | Bestseller

Top 40 Hardcover Sachbuch GfK-Bestseller Deutschland Zeitraum: KW 29/2015 - KW 32/2015 (13.07.2015 - 09.08.2015) Rang

Autor

Titel

Verlag

Preis €

ISBN

1 2

Giulia Enders

Darm mit Charme

16,99

9783550080418

Per J. Andersson

Vom Inder, der auf dem Fahrrad bis nach Schweden fuhr, um dort seine große Liebe wiederzufinden

14,99

9783462047479

3 4 5 6 7 8 9

Michael Lüders

Wer den Wind sät

14,95

9783406677496

Jürgen Todenhöfer

Inside IS – 10 Tage im ‚Islamischen Staat‘

17,99

9783570102763

Peter Wohlleben

Das geheime Leben der Bäume

19,99

9783453280670

Anja Brahm

Der Elefant, der das Glück vergaß

Ullstein Kiepenheuer & Witsch C.H. Beck C. Bertelsmann Ludwig Lotos Bibl. Institut Heyne btb

16,99

9783778782514

24,99

9783411046508

19,99

9783453200845

14,99

9783442756209

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

C.H. Beck Gräfe und Unzer Malik Aufbau dtv Piper Lotos Knaus Kopp C.H. Beck Stiftung Warentest Krüger Heyne Galiani TAZ S.Fischer Dorling Kindersley Mediakern BLV Eden Books edition a Hanser Kamphausen Kopp DVA Riva ADAC Heyne Gräfe und Unzer Rowohlt Herder

14,95

9783406675256

24,95

9783833818639

14,99

9783890294544

19,95

9783351035983

14,90

9783423260732

19,99

9783492057004

15,99

9783778781838

14,99

9783813506525

19,95

9783864452178

18,95

9783406676123

12,90

9783868513608

18,99

9783810522979

17,99

9783453200647

24,99

9783869711102

16,00

9783937683577

19,99

9783100024244

12,95

9783831027361

9,95

9783842910058

14,99

9783835413535

14,95

9783944296203

21,90

9783990011133

17,90

9783446445246

16,95

9783899018905

22,95

9783864451430

14,99

9783421046796

16,99

9783868831665

21,99

9783862071609

19,99

9783453200753

12,99

9783833840364

24,95

9783498064334

14,99

9783451350009

Duden – Die deutsche Rechtschreibung Bd.1 Thomas Gottschalk

Herbstblond

A. Berest ; C. De Maigret; A. Diwan; S. Mas

How to be Parisian wherever you are

Gabriele Krone-Schmalz

Russland verstehen

Jamie Purviance

Weber‘s Grillbibel

Stephan Orth

Couchsurfing im Iran

Victor Klemperer

Man möchte immer weinen und lachen in einem

John Strelecky

Wiedersehen im Café am Rande der Welt

Hape Kerkeling

Der Junge muss an die frische Luft

Ajahn Brahm

Die Kuh, die weinte

Randall Munroe

What if? Was wäre wenn?

Udo Ulfkotte

Mekka Deutschland

Helmut Schmidt

Was ich noch sagen wollte Das Vorsorge-Set

Maike van den Boom

Wo geht‘s denn hier zum Glück?

Ulrich Strunz

Wunder der Heilung

Bruno Preisendörfer

Als Deutschland noch nicht Deutschland war Atlas der Globalisierung

Reinhold Messner

Absturz des Himmels

Fern Green

Grüne Smoothies - Die Energiebooster

Peter Hahne

Niemals aufgeben!

Folko Kullmann

Garten-Projekte

Nina Sedano

Die Ländersammlerin

Clemens G. Arvay

Der Biophilia-Effekt

Yanis Varoufakis

Time for Change

Anne Hild

Das hCG Kochbuch

Udo Ulfkotte

Gekaufte Journalisten

Thilo Bode

Die Freihandelslüge

Joshua Clark; Mark Lauren

Fit ohne Geräte ADAC Campingführer Südeuropa 2015

Hyeonseo Lee; David John

Schwarze Magnolie

C. Guth; B. Hickisch

Grüne Smoothies

Oliver Sacks

On the Move

Papst Franziskus

Laudato si © GfK Entertainment GmbH

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BuchMarkt September 2015


Serie Mission Impossible | Praxis

Immer was los bei Changing Hands: Ob in der im Laden von Phoenix integrierten Bar oder für die jungen Kunden

Born in the USA Mit einer fast schon sozialistischen Geschäftsidee wurde vor gut 40 Jahren der Buchladen Changing Hands in Arizona gegründet

D

ie USA – Mutterland des Kapitalismus. Das Land, in dem jeder es vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen kann. Doch Tom Brodersen, Gayle Shanks und Bob Sommer hatten einen anderen Traum. Sie eröffneten 1974 den 50 qm kleinen Buchladen Changing Hands in Tempe, Arizona, und setzten den Schwerpunkt auf Bücher, die es woanders nicht in dieser Tiefe gab: Politik, Philosophie, Lyrik. Aus vielen Gesprächen und Diskussionen mit den Kunden entwickelten die Gründer eine aus amerikanischer Sicht geradezu sozialistische Geschäftsidee: Jeder Mitarbeiter erhält Anteile. Mit jedem verkauften Buch werden soziale Projekte unterstützt. Alle Entscheidungen bespricht man in der großen Runde. Changing Hands soll dem Gemeinwohl dienen. Niemand in Arizona setzte einen Cent auf das literarische Kollektiv. Die „linke“ und „revolutionäre“ Buchhandlung wurde vom Establishment misstrauisch beobachtet. Man spekulierte offen über den Zeitpunkt des Konkurses. Aber dem Publikum gefiel es, bei Changing Hands Bücher zu kaufen. Viele Bücher. Und das regelmäßig. Ganz offensichtlich schlägt ein kooperatives Herz in viel mehr Men-

soziale Projekte werden – unter dem Motto „Changing Hands gives back“ – jährlich unterstützt. Auf der Website findet man eine detaillierte Bilanz. Für die lokalen Radiostationen erstellt man eigene Sendungen. Es gibt Veranstaltungen, um Kinder und Jugendliche für das Lesen zu begeistern. Die Idee eines „sozialistischen“ Buchladens wurde im Laufe der Zeit etwas verwässert. Heute ist nur eine „coregroup“ beteiligt. Doch die Löhne, die man den Angestellten zahlt (alle werden mit Bild auf der Website vorgestellt), liegen weit über dem Durchschnitt. Möglich ist das, weil Changing Hands inzwischen über die Grenzen Arizonas bekannt ist. Bestseller-Autoren wie Suzanne Collins und bekannte Künstler wie Billy Idol geben sich bei Changing Hands in Tempe und in Phoenix (mit Bar) die Klinke in die Hand. Eine typische Veranstaltung im Juni: Der Mitgründer von Alice Cooper, Dennis Dunaway, und der Bassist von Megadeth diskutieren mit dem Publikum über Schlangen, Guillotinen und elektrische Stühle. Ein ungewöhnliches Thema? Nicht für das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Preisaktion: Zum Indie Book Day gibt es Rabatt

schen, als man sich vorstellt. „Ich weiß, ich tue etwas Gutes, wenn ich meine Bücher hier kaufe.“ „Nirgendwo ist die Beratung so gut.“ „Bei ,CH‘ ist immer etwas los ...“ Nach mehreren Umzügen hat Changing Hands heute eine Fläche von 1.500 qm. Das Sortiment besteht aus neuen und gebrauchten Büchern, dazu MerchandisingProdukten und Spielen. Mehr als 200

BuchMarkt September 2015

Georg Schumacher

Der Autor Georg Schumacher ist im Hauptberuf Unternehmensberater für kreative Prozesse. Als Bücherfreund reist er seit vielen Jahren durch Europa und Nordamerika und besucht unter anderem Buchhandlungen. In dieser Serie beschreibt er inhabergeführte Buchhandlungen, die charmant anders sind: Authentisch, querdenkerisch, erfinderisch.

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Praxis | Die Besten

Bestseller Barsortiment Belletristik

Sachbuch

Kinder- und Jugendbuch

1 Paula Hawkins, Girl on the Train, Blanvalet

1 Dalai Lama, Der Appell des Dalai Lama an die Welt, Benevento

2 Jean-Luc Bannalec, Bretonischer Stolz, Kiepenheuer & Witsch

2 Michael Lüders, Wer den Wind sät, C.H. Beck

3 Harper Lee, Gehe hin, stelle einen ..., DVA

3 Peter Wohlleben, Das geheime ..., Ludwig

4 Dörte Hansen, Altes Land, Knaus

4 Maike van den Boom, Wo geht’s denn hier zum Glück?, Krüger

5 R. Rothmann, Im Frühling ..., Suhrkamp 6 Lori Nelson Spielman, Nur einen ..., Krüger 7 Per J Andersson, Vom Inder, der auf dem …, Kiepenheuer & Witsch 8 Kiera Cass, Selection – Die Kronprinzessin, Sauerländer 9 Harper Lee, Wer die Nachtigall stört, Rowohlt 10 Fredrik Backman, Oma lässt grüßen …, Krüger Ermittelt von

Bestseller nach Umsatz Belletristik 1 Dörte Hansen, Altes Land, Knaus, Umsatz: 520,- EUR 2 Anna Todd, After forever, Heyne, Umsatz: 468,- EUR 3 Jean-Luc Bannalec, Bretonischer Stolz, Kiepenheuer & Witsch, Umsatz: 267,- EUR 4 Paula Hawkins, Girl on the Train, Blanvalet, Umsatz: 260,- EUR 5 Lori Nelson Spielman, Nur einen Horizont entfernt, Krüger, Umsatz: 218,- EUR

Umsätze anteilig errechnet und gerundet für ein Quartal in einer Buchhandlung mit 500.000 Jahresumsatz Übermittelt von

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5 Clemens G. Arvay, Der Biophilia-Effekt, edition a 6 Peter Littiger, The devil lies in the detail, Kiepenheuer & Witsch 7 Peter Hahne, Niemals aufgeben!, mediakern

1 John Green, Margos Spuren, dtv 2 C. J. Daugherty, Nightschool – Und Gewissheit wirst du haben, Oetinger 3 Sadie Chesterfield, Minions – Das Buch zum Film, SchneiderBuch 4 Alice Pantermüller, Mein LottaLeben – Kein Drama ohne Lama, Arena 5 Paul Maar, Ein Sams zu viel, Oetinger 6 Colleen Hoover, Weil wir uns lieben, dtv 7 Erin Hunter, Der Sonnenpfad, Beltz 8 K. M. Henn/L. Schmidbauer, Ostwind 2, Alias Entertainment 9 Dagmar Hoßfeld, Conni, das Kleeblatt und die Pferde am Meer, Carlsen

8 Victor Klemperer, Man möchte immer weinen ..., Aufbau 9 A. Berest/C. De Maigret u.a., How to be Parisian wherever you are, btb

10 Philip Waechter, Endlich wieder zelten!, Beltz

10 Gabriele Krone-Schmalz, Russland verstehen, C.H. Beck

Unser DVD-Tipp Ausgewählt von der BuchMarkt-Redaktion

B

rutal, aber spannend: „Der Flug der Störche“, die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von JeanChristoph Grangé, nimmt sein Publikum mit auf eine packende Reise in die Vergangenheit, die quer durch Europa bis nach Afrika führt. Der Student Jonathan Anselme wird von dem Schweizer Ornithologen Max Böhm beauftragt, den Verbleib zahlreicher Störche, die normalerweise im Frühjahr aus Afrika zurückkehren, zu klären. Als er Böhm kurz vor seiner Abreise ein letztes Mal sprechen will, findet er diesen tot in einem Storchennest.

E

in aufwühlender Psychothriller in bester skandinavischer Tradition, über die Frage, wie weit man gehen darf, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen: In „Zweite Chance“ (das Drehbuch stammt aus der Feder von Oscar-Preisträgerin Susanne Bier, die Hauptrolle spielt Nikolaj Coster-Waldau, dem Jaime Lennister aus „Game of Thrones“) findet ein Polizist während eines Routine-Einsatzes in der Wohnung eines Junkie-Paars deren völlig verwahrlostes Baby und fasst einen fatalen Entschluss.

Concorde Home Entertaunment verlost zweiProkino verlost zweimal die DVD „Zweite mal die DVD „Der Flug der Störche“. Chance“. Einfach eine E-Mail mit dem Einfach eine E-Mail mit dem Betreff Betreff „Chance“ an verlosung@buchmarkt.de schicken. Bitte Namen und „Störche“ an verlosung@buchmarkt.de schicken. Bitte Namen Buchhandlung/Verlag/Agentur etc. und Buchhandlung/Verlag/Agentur nicht vergessen. Der Einsendeschluss etc. nicht vergessen. für beide Verlosungen ist der 12.10.2015.

Verlosung

BuchMarkt September 2015


Die Besten | Praxis

Bestenlisten Hörbücher

Businessbücher

BR/Institut für Zeitgeschichte, Die Quellen sprechen, gel. v. B. Beglau und M. Brandt, Der Hörverlag

1 Axel Rachow/Johannes Sauer, Der Flipchart-Coach, managerSeminare

Camilo Sánchez, Die Witwe der Brüder van Gogh, gel. v. D. Wolters, Steinbach

2 Christoph Keese, Silicon Valley, Knaus

Virginia Bergin, Rain, gel. v. J. Preuß, Oetinger Audio

3 Thomas Piketty, Das Kapital im 21. Jahrhundert, C.H. Beck

Kirsten Boie, Ferien im Möwenweg, gel. v. J. Mierau, Jumbo Karen Joy Fowler, Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke, gel. v. B. Steffenhagen, DAV S. J. Watson, Tu es. Tu es nicht, gel. v. A. Sawatzki, Argon Tim Blotz, Sieben beste Tage, gel. v. I. Naujoks, audio media Shane Hegarty, Darkmouth, gel. v. P. Kaempfe, Oetinger Audio

uns auf der Besuchen Sie Buchmesse Frankfurter . Okt. 2015 vom 14. bis 18 n d H 2 Sta H a ll e 4 .0 Die eBuch bietet Ihnen neben zahlreichen vergünstigten Leistungen für den buchhändlerischen Alltag viele weitere Vorteile wie z.B.:

4 Jörg Preußig, Agiles Projektmanagement, Haufe 5 Gunter Dueck, Schwarmdumm, Campus Die Bestenliste basiert auf der Bewertung durch die getAbstract-Redaktion, den Download-Zahlen der Zusammenfassungen und Abverkauf bei Amazon. BuchMarkt-Leser können sich exklusiv die Zusammenfassung eines Buches herunterladen. In diesem Monat: Der Flipchart-Coach www.getabstract.com/buchmarkt

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Unser Buch-Tipp Empfohlen von der BuchMarkt-Redaktion

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er HeidelberNeben einem breiten ger AltgermaSpektrum an mittelalnist Lothar terlichen Laienliedern Voetz geht in dem enthält die umfangreiche Sammlung 137 leinengebundenen Bildband Der Codex Miniaturen von MinneManesse (Lambert sängern, darunter unter Schneider) der Handanderem Walther von schrift auf den Grund der Vogelweide und und erzählt von ihrer Der von Kürenberg. Im Laufe der Zeit wurde Entstehung und Gesie mehrfach verändert schichte sowie ihrer und ergänzt. Aufgrund Erforschung. Dazu werden einzelne Sänger Lothar Voetz, Der Codex unvollendeter Zeichbeschrieben und mit ei- Manesse. Die berühmteste nungen und fehlender nem für sie exemplari- Liederhandschrift des MittelTexte geht man davon schen Werk vorgestellt. alters, Lambert Schneider aus, dass das Werk nie Ergänzt wird der Titel vollendet wurde. Die durch zahlreiche AbBedeutung dieser Handbildungen der Miniaturen und anderer schrift für die Forschung liegt neben der Handschriften. Bandbreite der Dichtungen auch in den Der Codex Manesse gilt als bekann- zum Teil nur in dieser Schrift festgehalteste Liederhandschrift des Mittelalters. tenen Liedern.

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Praxis | Verkaufsargumente

All die schönen Bücher gesichtet von Ellen Pomikalko

Ellen Pomikalko Kritikerin

Jane Gardam, Ein untadeliger Mann, Hanser Berlin Das ist Literatur vom Feinsten. Für jeden verständlich geschrieben und trotzdem der Fantasie der Leser überlassen – ein verdichtetes Kunstwerk. Hier spiegelt sich im Schicksal eines Staatsanwalts der Niedergang des britischen Imperiums. Wundervoll, wie sie ein äußerlich „ereignisarmes“ Leben von hinten her aufrollt, die Kindheit in Malaysia und die unbarmherzige Verpflanzung nach England in dichten Szenen darstellt und an dem Persönlichen das Gesellschaftliche demonstriert. Schon die fast beiläufige Vermischung der zeitlichen Ebenen ist meisterhaft: Lauter Mosaiksteine fügen sich unangestrengt zum Bild. Und bei jedem Wiederlesen gewinnen wir neue Erkenntnisse, bemerken die Leichtigkeit der Dialoge und ihre tiefe Bedeutung. Die Nachfahren, die über den Helden reden, wissen nicht das, was wir erfahren, aber ganz unrecht haben sie auch nicht mit ihrer Einschätzung. Fazit: Jeder Mensch, so unbedeutend er scheint, kann Mittelpunkt eines Romans sein, wenn man ihn so vollendet charakterisiert. (346 S., 22,90 Euro)

Andrea De Carlo, Villa Metaphora, Diogenes Intelligent erzählt, unter der realistischen Oberfläche herrlich (nämlich ohne Bosheit) satirisch und voll spannend, ist diese Geschichte einer teuren Ferienanla-

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ge auf einer Vulkaninsel nahe Sizilien so Caravaggio nach Rom zurückkehrt, hat etwas wie die Geschichte der Menschheit er Israel gerettet. Der Thriller verbindet in nuce: Sie hat sich zu enormer Technisie- wieder viel aktuelles Weltgeschehen mit rung aufgeschwungen und ist ganz schnell Thrillerhochspannung. (398 S.,19,99 Euro) am Abgrund, wenn etwas dazwischenfunkt. Die Personen sind dem heutigen Leben entnommen, ihre Befindlichkeit ist großartig Victor Klemperer, Man dargestellt (kurzweilig und lang genug), möchte immer weinen und lachen in einem, die Sprache charakterisiert alle und alles vorzüglich (incl. Lautmalerei), ich bin des Aufbau Lobes voll und könnte das Buch gern noch mal lesen. Giulios Versuch, die traumatiDie Münchner Bevölsierten Leute mit berühmten Sentenzen kerung ist darauf nicht vorbereitet, ihr kommt abzulenken, erinnert an Boccaccio und Goethe; weitere geistige Parallelen finden die Revolution 1919 wie „eine Gaudi, ein sich, und natürlich bietet die italienische politischer Fasching“ vor. Und als die GePolitik dem italienischen Autor genügend gensätze immer stärker werden, Gewalt, Stoff für seine fundierte (immer dem Plot Willkür und Mangelwirtschaft zunehmen, immanente) Gesellschaftskritik, aber der sind sowohl die Juden wie die Preußen Abgeordnete Gomi ist auch global vorbild- schuld. Man liest sich bald ein in dieses lich (emporkömmlerisch). Die Bilder dieses „Revolutionstagebuch“, das aus KlempeRomans wird man nicht so schnell verges- rers Berichten an die „Leipziger Neuesten sen. Solche auf das Wesentliche gerichtete Nachrichten“ und seinen bisher unveröfLiteratur bewahrt Essentielles auf, für alle fentlichten Erinnerungen von 1942 besteht, Zeit. Es sei denn, die Wolke kommt über und wenn man den angefügten Kommentar uns … Trotz der Leselust graut es mich nach zu vielen Seiten gleich mitliest, rücken die dieser Lektüre, denn wer bewahrt uns vor immerhin fast 100 Jahre entfernten Erdem/den Bösen und Blöden? Ein Memento eignisse und Personen näher. Seine Einmori ersten Ranges. (1088 S., 26 Euro) schätzung: „Lächerlichkeit war eines der Hauptmerkmale, das für mich der Räterepublik anhaftete“. Einen der Anführer, Daniel Silva, Gustav Landauer, nennt er den „armen Don Das Attentat, Pendo Quijote“, der „auf der Flucht von Bauern mit Knütteln totgeschlagen“ wurde. WarDer Vatikan mit seinen um, wieso, weshalb es damals in München Kunstwerken und An- geschah, erläutert der historische Essay von tikenschätzen steht im Wolfram Wette. Das ist nun lebendigste Mittelpunkt von Gab- Geschichtslektion, vermittelt durch einen riel Allons Suche nach Augenzeugen von Rang. (263 S., 19,95 Euro) einem Mörder. Er, der gerade einen Caravaggio restauriert, kommt Mafiagrößen auf die Spur und verliert in St Moritz fast Paula McLain, sein Leben. In Berlin wird ein Drahtzieher Lady Africa, Aufbau der Hisbollah entführt, in Wien verhindert Allon mit Helfern vom „Dienst“ ein Beryl Markham überAttentat. Schon einmal hat er den Papst quert 1936 als Erste den bei einem islamistischen Angriff gerettet, Atlantik nonstop von nun soll er ihn auf seiner Reise nach JeruEngland nach New York. salem begleiten. Dort ist ein noch größeDa hat sie schon ein aufres Attentat geplant. Als Allon zu seinem regendes Leben hinter sich, hier in Ich-Form

BuchMarkt September 2015


Verkaufsargumente | Praxis

Friedrich Ani, Der namenlose Tag, Suhrkamp „Gedankenfühligkeit“ nennt der eben pensionierte Kriminalhauptkommissar Jakob Franck sein „inneres Schnuppern“, mit dem er komplizierte Fälle angeht, sie so unvoreingenommen wie möglich vor dem geistigen Auge passieren lässt, bis er die Lösung zu ahnen beginnt. Die wieder und wieder aufgeworfene Frage, warum sich vor nunmehr 20 Jahren eine siebzehnjährige Schülerin im Park erhängt hat, bringt ihre familiären und schulischen Verhältnisse ans Licht, die vor allem durch Schweigen und Lügen gekennzeichnet sind. Franck ist geduldig, fühlt mit und tut Dinge, die ein Polizist eher nicht wagt. In diesem philosophischen Krimi

wird viel geredet und ständig Filmmäßiges beschrieben à la: „Winther gab einen brummenden Laut von sich, ruckte mit der Schulter und sah wieder zur Kerze zwischen den Tannenzweigen“ oder „In seinem Blick, den er Franck zuwarf, lag Hilflosigkeit; dann faltete er wieder die Hände, atmete schwer und unterdrückte ein Husten.“ Da beim Aufdröseln des Falles fast keiner ohne Fehl ist, selbst das Opfer, erscheint einem die Menschheit außer Franck und seiner Ex ziemlich trostlos. (299 S., 19,95 Euro)

Ma Jian, Die dunkle Straße, Rowohlt Wer noch davon träumt, eine Revolution zum Sozialismus hin schaffe Gerechtigkeit und Gleichheit, kommt hier vom Glauben ab. Am Schicksal eines Bauernpaars wird realistisch vor Augen geführt, wie die rigorose Einkindpolitik auch noch nach Mao die Leute zwingt, ihre Heimat zu verlassen und als Wanderarbeiter unter unglaublichen Bedingungen ihr Leben zu fristen. Die Brutalität, mit der eine Abtreibungspolizei alle Frauen aufspürt und ihnen die Babys buchstäblich aus dem Bauch reißt, wenn sie schon ein Kind haben, ist eigentlich unvorstellbar. Aber dass sie keine dichterische Übertreibung ist, weiß ich aus anderen chinesischen Büchern. Dazu kommt, dass die Wanderarbeiter total rechtlos sind und ihre Kinder nicht zur Schule gehen dürfen. Von wegen klassenlose Gesellschaft! Der kapitalistische Aufschwung ist auf ihrem Rücken und mit gewissenloser ökologischer Verschmutzung erkauft worden. Das erleben wir hier fasziniert und fassungslos mit. Widerstand zerschellt an der Macht der herrschenden Partei, Gewalt ist ihr Mittel, das jedem Funktionär zu Gebote steht. Da die Gedanken des Konfuzius noch sehr lebendig sind, durchziehen sie den Roman ebenso wie alte Mythen und Rituale, an denen sich die Ärmsten festklammern. Ein aufklärerisches Buch, gut erzählt. (491 S., 24,95 Euro)

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240 Seiten · Klappenbroschur 16,99 € (D) · ISBN 978-3-95803-023-7

»Die Erkenntnis, dass ich einen Vater habe, der keinen Kontakt zu mir möchte, tötet mich heute nicht mehr, sitzt aber wie ein kleiner Stachel unter der Haut. Damit muss ich leben. Bis dahin war es ein langer, beschwerlicher Weg und es vergingen Jahre, bis ich in der Lage war, mich der Wahrheit zu stellen.« Jeannette Hagen

Jeannette Hagen setzt sich mit den Folgen der Vaterentbehrung für den Einzelnen und die Gesellschaft auseinander und zeigt, wie wir aus der Opferrolle herausfinden und das, was wir uns immer vom Vater gewünscht hätten, in uns finden können: ein bedingungsloses Ja zu uns selbst.

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nacherzählt. Ihr Vater besitzt eine Farm in Kenia, vor deren arbeitsintensiver Einfachheit die Mutter flieht, als Beryl vier Jahre alt ist. So wächst sie mit den einheimischen Kindern, mit Landwirtschaft und Tieren auf, wird von einem zahmen Löwen fast gefressen. Dann heiratet sie fast wider Willen und flieht in die Arbeit als Pferdetrainerin, lernt Karen Blixen und deren Liebhaber Denys kennen, den sie lebenslang liebt. Sie heiratet wieder, diesmal in die feine englische Gesellschaft, und flieht zurück nach Kenia, wo sie fliegen lernt. Die weißen Farmer werden hautnah zum Leben erweckt, die kolonisierten Kenianer kommen nur als loyale Diener vor. Da eine Frau zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Aufsehen erregt, wenn sie Schranken sprengt, wird sie zeitlebens vom Klatsch verfolgt. Sie soll ein Verhältnis mit Henry, dem Bruder des englischen Thronfolgers David, gehabt haben. In diesem Roman bestreitet sie das. Der Einblick in die kenianische Kolonialgeschichte, den uns ihre ausführliche Biografie verschafft, ist mindestens ebenso interessant wie die frühfeministische Entwicklungsgeschichte einer starken Frau. (446 S., 19,95 Euro)

WIE VATERENTBEHRUNG DAS LEBEN PRÄGT


Special | Junge Zielgruppe Inhalt Trends, Pläne, Programme Bilderbücher: Fischer Sauerländer legt Die Insel neu auf | 64 Projekte: Der Künstler Olafur Eliasson hat für die Berliner Universität die „Grundschule der Künste“ gestaltet | 64 Illustrationskunst: Aladin präsentiert Das Beste von Allem | 65 Ausblick: Kinder- und Jugendbücher, die ins Kino kommen – und umgekehrt | 68 Im Gespräch: Neue Bücher über Astrid Lindgren | 69

Editorial

V

alentin war ein Kater wie alle anderen. Aber er war ein roter Kater. Und deswegen machten sich alle über ihn lustig.“ So beginnt das Bilderbuch Der rote Kater (Moritz) von Grégoire Solotareff. Valentin wird zum Einzelgänger, bis er Schneewittchen trifft, eine weiße Katze. Die beiden werden Freunde, entkommen Wolf und Hexe, und finden schließlich einen Ort, an dem sie es sich gemütlich machen. Grégoire Solotareff hat für seine Geschichte ausdrucksvolle Illustrationen geschaffen, zuweilen zärtlich wie beim Aufscheinen Schneewittchens (s. Abb. oben), dann wieder reduziert und dramatisch wie auf der Doppelseite, die nur die bösen Augen der Hexe zeigt. Eines von vielen Highlights in diesem Bücherherbst, und ganz sicher eine Werbung fürs gedruckte Buch, nach dem Kinder gerne greifen: Laut KidsVerbraucherAnalyse 2015 lesen 78 Prozent (4,5 Mio.) der Sechs- bis 13-Jährigen mindestens einmal pro Woche ein Buch, und 73 Prozent (4,2 Mio.) greifen zu Zeitschriften. Elektronische Bücher 62

spielen mit konstanten 13 Prozent weiterhin nur eine untergeordnete Rolle. Und die Auswahl ist riesig – dieses Special Junge Zielgruppe kann wie immer nur einen kleinen Ausschnitt zeigen. Dabei gehen wir diesmal etwas mehr ins Detail und geben u.a. Einblick in die Ateliers der Künstler Ingrid Godon und Carll Cneut und haben nachgefragt bei drei herausragenden Autoren: Marjaleena Lembcke, Christian Duda und Susan Kreller. Denn die Kunst von Illustratoren und Autoren ist schließlich das Kapital der Kinder- und Jugendbuchbranche. Ohne die Vorzüge von E-Books – zum Beispiel auf langen Reisen – in Abrede zu stellen: Solange Verlage so überzeugende Printprodukte vorzuweisen haben, wie sie es auch in diesem Herbst wieder unter Beweis stellen, und solange es so viele Buchhändlerinnen und Buchhändler gibt, die sich in der Materie auskennen und Leseförderung leben: Solange werden auch nachwachsende Lesergenerationen das Vergnügen erleben und fordern, in Geschichten auf Papier einzutauchen. Am liebsten an einem gemütlichen Ort. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Susanna Wengeler BuchMarkt September 2015

Büchertisch: Mit Geschichten über Prinzen, Ritter und Königinnen kann man sich königlich unterhalten | 70 Digitale Bilderbücher: Für mixtvision steht auch bei neuen Lösungen stets die Geschichte im Vordergrund | 72 Neugründung: Der Verlag Wacker und Freunde und sein erstes Buch | 73


Junge Zielgruppe | Special

Magazin Branche: Warum das Kinder- und Jugendbuch eine starke Marke ist und ruhig noch mutiger auftreten könnte | 74 Oetinger: Entwickelt individuelle Möbellösungen für den Handel | 76 Schmitz junior/erste liga: Individualisierte Kinderbücher für alle | 76 arsEdition: Wie man sich auf das 120-jährige Jubiläum vorbereitet, und wie der Handel davon profitieren kann | 78 Egmont Schneiderbuch: Zum 50. Jubiläum von Hanni und Nanni ist die Mädchenbuchreihe modernisiert worden | 78 LG Buch: Was die Leistungsgruppe Kinderbuch in der LG Buch alles fürs Kinderbuch tut | 80 Gerstenberg: Wie man Buchhändler zu Plakat-Stars macht | 80 Buchpalast München: Wie man die Olchis richtig feiert | 82

Das Skizzeninterview: Diesmal mit Sabine Wilharm | 84

Kinderbücher in Kürze: Wenn Kinder ausbüxen | 110

Illustratoren: Über die Künstler Ingrid Godon und Carll Cneut, die Teil des Gastlandauftritts der Niederlande und Flanderns 2016 sein werden | 88

Standpunkte: Wie das Thema Familie in neuen Kinder- und Jugendbüchern verarbeitet wird | 112

Veranstaltungen: Im Rahmen der siebten Berliner Bücherinseln begegneten sich russische und deutsche Illustratoren | 94 Tipps: Die Lieblinge des Sortiments in diesem Herbst | 96 Autoren: Marjaleena Lembcke über Vorurteile, Humor und Geheimnisse in der Kinderliteratur | 100 Autoren II: Warum alle Elke toll finden, aber noch nicht wissen, wie sie das neue Kinderbuch von Christian Duda verkaufen sollen | 102 Autoren III: Ein Ausflug mit der zum dritten Mal für den Jugendliteraturpreis Nominierten Susan Kreller nach Kirchlinde, Zentrum II | 106

Hörbücher: Welche Titel brauchen Grundschulkinder? Ein Überblick über die Backlist und ausgewählte Herbstnovitäten | 116 Kinderbibeln: Wie man sie einordnen kann, und welche man kennen sollte | 122 Sachbücher: Gedruckte Titel sind auch im Zeitalter von Wikipedia gefragt – wenn sie dem Leser besondere Blickwinkel eröffnen | 126 Kreativbücher: Sie sind beliebter denn je und öffnen sich auch digitalen Themen – eine Auswahl aus den Herbstnovitäten | 130 Test the best: Simone Leinkauf und ihre Testleser haben die Kinder- und Jugendromane dieses Herbstes geprüft | 134

Shackletons Reise Ein Ein unglaubliches unglaubliches Abenteuer, Abenteuer, beeindruckend beeindruckend illustriert. illustriert.

William William Grill Grill Shackletons Shackletons Reise Reise Hardcover Hardcover mit mit Halbleinen Halbleinen 24,5 24,5 ×× 30,5 30,5 cm cm 80 80 Seiten Seiten // ab ab 77 Jahren Jahren ISBN: ISBN: 978-3-314-10311-7 978-3-314-10311-7 BuchMarkt September 2015

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Special | Junge Zielgruppe

Bilderbücher

Projekte

Appell an die Menschlichkeit

Die Grundschule der Künste

Menschen mit Menschen umgehen, die ihre Heimat verlassen mussten, wird in diesen Tagen viel diskutiert. Bei Fischer Sauerländer hat man sich entschlossen, als Beitrag zu dieser Debatte ein seit zehn Jahren vergriffenes Bilderbuch wieder aufzulegen: Die Insel von Armin Greder. Es zeigt einen Menschen, der an den Strand einer Insel gespült wird, und es offenbart die Reaktionen der Bewohner: Sie fürchten sich, sie behandeln den Neuen menschenunwürdig, schicken ihn am Ende mit seinem seeuntauglichen Floß zurück aufs Meer und schotten sich ab. Die Neuausgabe wurde durch ein Nachwort des Journalisten Heribert Prantl ergänzt. Darin schreibt er: „Man erschrickt bei diesem Ende. Es erinnert an die aktuelle Politik. Die Europäische Union hat beschlossen, dass sie die Boote zerstören will, mit denen Flüchtlinge nach Europa transportiert werden, zur Warnung und zur Abschreckung. Das Bilderbuch von Armin Greder ist eine andere Warnung und Abschreckung – es ist eine Mahnung: Mit Flüchtlingen, die Schutz suchen und Hilfe brauchen, müssen wir anders umgehen. Sie sind Menschen, die Angst haben, Menschen wie wir.“ Wie wir mit Hilfesuchenden umgehen, entscheidet sich im Kleinen, von Mensch zu Mensch.

Starke Bilder für unbegreifliche Situationen: Aus dem Bilderbuch Die Insel

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© Olafur Eliasson, Foto: Nick Ash

Fischer Sauerländer. Das Thema, wie

dem knapp 40 Quadratmeter großen Raum eine magische Atmosphäre. Der Wald von Tove Jansson, der finnischen Autorin der Mumin-Geschichten, habe den Künstler zu der Raumgestaltung inspiriert, erzählt Kirsten Winderlich, Professorin für Musisch-Ästhetische Erziehung an der UdK. „Wir wollen allen Kindern, unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft einen Zugang zu den Künsten vermitteln“, betont sie. „Und die Studierenden können ihre eigenen künstlerischen Erfahrungen mit der Perspektive von Kindern verbinden.“ Olafur Eliasson hat den Raum im Dialog mit Kirsten Winderlich entwickelt und reagiert mit seiner Arbeit auf Individuelle Zugänge zum zeitgenössischen Bilderbuch: ihr Konzept der Bilderbuchwerkstatt, die Kindern auf An der UdK sollen Kinder unabhängig von ihrer sozialen und individuelle Weise Zugänge kulturellen Herkunft Kunst erfahren. Zugleich können Studierenzum zeitgenössischen Bilderde ihre eigenen künstlerischen Erfahrungen mit der Perspektive und Künstlerbuch bieten soll. von Kindern verbinden Für diese erste Begegnung mit Kunstwerken hat Kirsten Universität der Künste. Seit diesem SomWinderlich besondere, künstlerische Bilmersemester hat die Berliner Univer- derbücher ausgewählt. Bücher von Illussität der Künste eigene Räume für ihre tratoren wie Chris Van Allsburg, Peter „Grundschule der Künste“. Angehende Sís, Chen Jianghong, Shaun Tan, Jens Grundschullehrer können hier mit Schul- Thiele und Susanne Janssen hätten das kindern aus der ganzen Stadt lernen und Zeug dazu, die ästhetische Wahrnehmung arbeiten. Zu den Räumlichkeiten gehört zu schulen und die Phantasie zu fördern, auch eine Bilderbuchwerkstatt, die der sagt sie. isländisch-dänische Künstler Olafur EliGenau wie ein echter Wald bietet auch asson auf außergewöhnliche und inspirie- die Bilderbuchwerkstatt einen Schutzrende Weise gestaltet hat. raum. Hier können die Kinder sitzen, lieWer seinen „Raum für Bildung und gen, laufen und klettern, sich verstecken Bilder“ betritt, fühlt sich in einer anderen und lesend die Welt um sich herum verWelt. Aus dem hügeligen Boden, der mit gessen. Olafur Eliasson sieht den Raum flauschigem Teppichboden in Grüntönen als „einen Ort für unvoreingenommenes, ausgelegt ist, ragen die leicht gebogenen neugieriges Entdecken von Kunst und Stämme des Bilderbuchwaldes zur ver- naturwissenschaftlichen Phänomenen, spiegelten Decke empor. Verkleidet sind ein Ort, an dem man den eigenen Sinnen sie mit farbigem Stoff, außerdem sind trauen kann und die eigene Wahrnehmung Holzfächer für die Bilderbücher einge- zum Schlüsselerlebnis wird, ein Ort, der lassen. Verspiegelte Wände lassen den eigene ästhetische Experimente anregt.“ Wald unendlich erscheinen und geben Margit Lesemann BuchMarkt September 2015


Junge Zielgruppe | Special

Illustrationskunst

Das Beste von Allem

Überblick über zeitgenössische Illustrationskunst: Aus Das Beste von Allem haben wir per Zufallsprinzip die Doppelseite mit den Katzen ausgewählt, alle anderen sind natürlich auch sehenswert. Eine große Auswahl der Originale kann auf der Frankfurter Buchmesse ersteigert werden

Aladin. „Als Kinder haben wir Kataloge

geliebt. Wir haben ganze Nachmittage mit schweren Warenhauskatalogen auf dem Schoß auf dem Sofa gesessen und aus den Seiten mit Anziehsachen, Küchengeräten, Möbeln, Gardinen, Spielzeug oder Staubsaugern das Beste ausgesucht“, erinnern sich die Illustratorinnen Jutta Bauer und Katja Spitzer in ihrem Vorwort zu Das Beste von Allem. In dem von ihnen herausgegebenen 112 Seiten starken Bildband können alle Leser dieses Gefühl nun in moderner Form wiedererleben. Denn dafür haben 60 Illustratoren sowie vier Kinder fast 900 Bilder gezeichnet, die unter 54 Schlagwörtern wie Papas, Unterhosen, Eisbecher oder Katzen sortiert wurden. Und so ist nicht nur ein wunderschönes Buch für Kinder entstanden, sondern auch ein Überblick über zeitgenössische Illustrationskunst. „Das Schwein von

Axel Scheffler ist elegant, das von Thomas Müller fast abstrakt, Franziska Biermanns stillvergnügt und Doro Hubers mausetot. Ganz verschieden sind sie und doch alle sehr schweinig. So wunderbar individuell und vielfältig ist die Illustratorensicht auf die Welt!“, freuen sich Jutta Bauer und Katja Spitzer. „Man kann Das Beste von Allem auf ganz verschiedene Art und Weise angucken“, so die Herausgeberinnen weiter: „Ein Kind sucht vielleicht mit Inbrunst nach dem tollsten Auto und dem gruseligsten Monster, vielleicht auch nach der bezauberndsten Fee. Manche freuen sich schlicht am Getümmel. Kollegen und Fachleute wiederum freuen sich beim Wiedererkennen von Beliebtem und entdecken neue Talente und interessante Stile.“ Was für ein Geduldsspiel das Zusammenstellen der Bildseiten gewesen sein muss, lässt sich nur erahnen. BuchMarkt September 2015

Schön, dass sich am Ende des Buches alle Künstler auch noch selbst porträtiert haben. Dort sind auch ihre Webseiten angegeben, sofern vorhanden, sodass der Leser anschließend noch in virtuellen Bilderwelten weiter recherchieren und mehr von seinen Lieblingskünstlern entdecken kann. Die Originale werden übrigens ab dem 12. September im Bilderbuchmuseum Burg Wissem in Troisdorf gezeigt, die Vernissage findet am Vorabend statt, zahlreiche Künstler werden anwesend sein. Noch ein Tipp für Sammler: Das deutsch-englische Buch will auch die Stiftung Illustration (www.stiftung-illustration.blogspot.de) fördern – eine große Auswahl der Bilder wird auf der Frankfurter Buchmesse verauktioniert, am Donnerstag, 15. Oktober ab 14.00 Uhr am Stand der Stiftung Illustration in Halle 4.1 M22. 65


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Special | Junge Zielgruppe

Kino

Von Heidi bis Star Wars Auswahl. Auch in der zweiten Jahreshälfte

kommen wieder einige Kinder- und Jugendbücher ins Kino. Der größte Hype dürfte sich im Dezember um die neue Star Wars-Episode abspielen. Wer am Kult schon im Vorfeld teilhaben möchte: Dorling Kindersley feiert am 10. Oktober den zweiten Star Wars Reads Day: Der Verlag stellt den teilnehmenden Veranstaltern kostenlose Aktionspakete mit kreativen Ideen für einen Star Wars-Tag zur Verfügung. Das gesamte Aktionsmaterial zum Event Ein Klassiker wurde neu verfilmt: Heidi mit Bruno Ganz als Alm-Öhi kann über die zuständigen Verlagsvertreter oder direkt bei DK angefordert wertinger erschienen. Die ersten beiden Stafden. Außerdem wird der Star Wars Reads seit 20. August: Der kleine Rabe Socke 2 Day auch auf der Frankfurter Buchmes- – das Buch zum Film mit Text von Nele feln der TV-Serie sind bei Oetinger Media se wieder groß gefeiert: Am 17. Oktober Most und Bildern aus dem Film ist bei als DVD erhältlich. warten am DK-Stand (Halle 3.0, Stand Esslinger erschienen. E65) viele Aktionen auf die Besucher – 26. November: Der gute Dinosaurier – der u.a. Walking-Acts, Schmink- und Foto- 24. September: Maze Runner – Die Auser- gutmütige Apatosaurus Arlo ist Hauptfigur aktionen und vieles mehr. Und dies sind wählten in der Brandwüste kommt in die im neuen Dinosaurier-Abenteuer von Disweitere Kinostarts: Kinos, der zweite Teil von James Dashners ney. Nach einem Schicksalsschlag seiner Maze Runner-Trilogie. Bei Chicken House Familie ist er auf sich gestellt und wagt seit 30. Juli: Margos Spuren – über eine ist das Hardcover erschienen, bei Carlsen sich auf eine aufregende Reise, das Buch Million verkaufte Bücher, über eine gibt es die Taschenbuch-Filmausgabe. Seit zum Film gibt es bei Egmont Schneiderbuch. Million Kinobesucher, und das allein in dem 28. August ist auch das Prequel zur Deutschland: Das Schicksal ist ein mieser Trilogie lieferbar: Die Auserwählten – Kill 3. Dezember: Heidi – mit Bruno Ganz als Verräter von John Green hat im vergan- Order. Alm-Öhi. Das Buch zum Film gibt es ab genen Jahr weltweit die Herzen im Sturm 8. Oktober bei arsEdition. Das Thema wird erobert. Jetzt läuft auch Margos Spuren 1. Oktober: Alles steht Kopf – Riley muss sich groß aufgezogen: Am 18. Oktober um 10 in den Kinos, das Buch zum Film gibt es nach einem Umzug in einer neuen Umge- Uhr wird es auf der Frankfurter Buchmesbei dtv Reihe Hanser, und der Hanser Ver- bung zurechtfinden, obwohl sie furchtbares se (Open Stage) eine Heidi-Veranstaltung lag bringt das Hardcover „erstmals in der Heimweh hat. Da haben ihre Emotionen mit Peter Lohmeyer geben, der im Film Green-Erfolgsausstattung“. – Freude, Angst, Wut, Ekel und Traurigkeit – den Hausdiener Sebastian spielt. Hier wird alle Hände voll zu tun. Eine Reise in unsere u.a. der Trailer gezeigt, eine Passage aus seit 30. Juli: Ooops! Die Arche ist weg ... Gefühlswelt, das Buch zum Disney-Film dem Buch gelesen und es werden Fragen – aus ihrem Drehbuch des Familienfilms gibt es bei Egmont Schneiderbuch. zu den Dreharbeiten beantwortet. Zudem haben Mark Hodkinson, Richard Conroy wird es auf der Messe auch eine „Schweiund Toby Genkel das gleichnamige Kin- 22. Oktober: He named me Malala – ein Do- zer Hütte“ geben, in der der Heidi-Film derbuch ab sechs Jahren gemacht, das bei kumentarfilm über die Nobelpreisträgerin und das Buch präsentiert werden. Baumhaus erschienen ist. Zwei Tierkinder Malala Yousafzai. Jugendbücher über sie verpassen die Arche und müssen sich bei gibt es bei Fischer KJB und dtv junior. 10. Dezember: Der kleine Prinz – jetzt als heranrollender Sintflut durchschlagen. animierter Film. Bei Loewe gibt es das 29. Oktober: Der kleine Ritter Trenk – nach Buch zum Film für Kinder ab zehn Jahren seit 20. August: Boy 7 – der gleichnamige der animierten Fernsehserie kommt er sowie ein Vorlesebuch für Kinder ab fünf. Bestseller der niederländischen Autorin jetzt auch auf die Leinwand. Kirsten BoiMirjam Mous erschien 2011 und wurde es Bücher, illustriert von Barbara Scholz, 17. Dezember: Star Wars, Epiode VII – sehnnun verfilmt. Die Sonderausgabe mit haben sich im deutschsprachigen Raum lichst erwartet von der Fan-Gemeinde. BüFilmcover und Bonuskapitel gibt es bei bislang über 350.000 Mal verkauft und cher rund um den Star Wars-Kosmos gibt Arena. sind zusammen mit einem umfangreichen es u.a. bei Dorling Kindersley, Ravensburger Nonbook-Programm zur TV-Serie bei Oe- und Ameet. 68

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Junge Zielgruppe | Special

Autoren

Ullstein/DVA/Oetinger. Wer kennt sie nicht?

Michel aus Lönneberga, Karlsson vom Dach oder Pippi Langstrumpf, mit der Astrid Lindgrens Karriere vor 70 Jahren begann. Zwei Jahre vor ihrem 110. Geburtstag ist die schwedische Schriftstellerin in ihrer Heimat unvergessen. Im Frühjahr sorgten ihre Kriegstagebücher und eine neue Biografie für Aufmerksamkeit, und Astrid Lindgrens Porträt begegnet den Schweden bald auch beim Einkaufen – auf den neuen 20-Kronen-Scheinen, die im Oktober in Umlauf kommen. In diesem Herbst schwappt die Welle auch zu uns herüber. Astrid Lindgrens bisher unveröffentlichte Kriegstagebücher erscheinen bei Ullstein unter dem Titel Die Menschheit hat den Verstand verloren (aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch). „Wie ist es möglich, dass die Menschheit solche Qualen erleiden muss, und warum gibt es Krieg?“ Es sind Fragen wie diese, über die Astrid Lindgren nachdenkt. Neben dem Kriegsgeschehen erzählt sie aber auch von ihrem Familienleben. DVA veröffentlicht in der Übersetzung von Ulrich Sonnenberg die neue Biografie aus der Feder des dänischen Schriftstellers Jens Andersen: Astrid Lindgren. Ihr Leben. Andersen, der jahrelang Archive durchforstete und unveröffentlichte Quellen sichtete, macht uns mit einer neuen Seite von Astrid Lindgren vertraut und erzählt zugleich ein Stück Zeitgeschichte. Für Oetinger, den Verlag, in dem Astrid Lindgrens Kinderbücher erscheinen, hat Birgitta Kicherer einen Briefwechsel zwischen der Autorin und ihrer 50 Jahre jüngeren Leserin Sara übersetzt: Deine Briefe lege ich unter die Matratze. Ein Briefwechsel 1971-2002. Natürlich erhielt Astrid Lindgren im Laufe ihres Lebens viele Tausende von Briefen, die sie auch eigenhändig beantwortete, Brieffreundschaften aber lehnte sie ab. Nur bei der zwölfjährigen Sara machte sie eine Ausnahme. Hier korrespondierten zwei Seelenverwandte über das Leben, die Liebe und die Menschen. Der Band enthält wie der von Ullstein Fotos und Faksimiles der Originaldokumente.

Das Buch zum BEAN Mr BeanTM and © Tiger Aspect Productions Ltd 1990. All rights reserved.

Neues über Astrid Lindgren

ISBN 978-3-86941-561-1

Jetzt liefe rbar!

€ 9,99

Margit Lesemann BuchMarkt September 2015

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www.komet-verlag.de


Special | Junge Zielgruppe

Büchertisch

Königliche Unterhaltung Auswahl. In diesem Herbst kommen Der

kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry in einer 3D-Adaption von Mark Osborne sowie die Leinwandadaption der Animationsserie Ritter Trenk nach den Büchern von Kirsten Boie ins Kino. Oetinger und Loewe bieten dazu passend gleich mehrere interessante Neuheiten. Die Filmstarts sind aber auch eine gute Gelegenheit, sich unter weiteren Herbstneuheiten umzuschauen und andere Prinzessinnen, Ritter und Königinnen zu suchen, die ebenfalls besondere Geschichten zu erzählen haben. Der geheimnisvolle Ritter Namenlos (Fischer) von Cornelia Funke darf auf solch einem Büchertisch auf keinen Fall fehlen. Violetta ist beides zugleich: eine Prinzessin, die sich nach den Regeln ihres Vaters zu richten hat, und sie ist als Ritter beim Turnier mit von der Partie. „Obwohl es schon lange her ist, mag ich die Geschichte und ihre Bilder immer noch“, erinnert sich Illustratorin Kerstin Meyer. „Besonders gefällt mir die Szene, in der Violetta nachts das Kämpfen übt – heimlich und auf ihre ganz eigene Weise.“ Ein Serienstar, der sich auch seine ganz persönlichen Gedanken dazu macht, ob es sinnvoll wäre, Prinzessin zu sein, ist Olivia von Ian Falconer. Im siebten Bilderbuch Olivia ist doch keine Prinzessin! (Oetinger) ist das Schweinemädchen deprimiert, weil es einfach nicht begreifen kann, warum alle Mädchen immer nur Prinzessin sein wollen. „Das Schlichte und die Knappheit der Sprache sind eine besondere Herausforderung“, so die Übersetzerin Monika Osberghaus. „Ich liebe es, für diese wunderbar witzigen und lakonischen Sätze die möglichst genau entsprechende Formulierung auf Deutsch zu überlegen“, so Osberghaus weiter. Olivias Lösung passt perfekt: „Ich werde Königin.“ Na klar, mit weniger gibt sich dieses selbstbewusste Schwein nicht zufrieden. Auch Luisa aus Ich, Luisa, Königin der ganzen Welt (Hanser) kann sich nicht über mangelnde Ideen beklagen. Sie bestimmt über ihr Königreich mit großem Vergnügen, und Yayo Kawamura überzeugt mit starkem Strich und Farbkraft in ihren Illustrationen. „Luisa, meine Königin der ganzen Welt, brauchte unbedingt opulente 70

Krone auf, und los geht’s: Ludwig I., König der Schafe (NordSüd) wechselt die Rolle

Bilder statt zu vieler Worte. Und die ZielAndere Beschäftigungsmöglichkeiten gruppe sind eben jene Kinder, die noch bieten schon kleinen Kindern Mein Malnicht vom Thron gestoßen wurden“, so block Feen und Prinzessinnen (arsEdition) und Vorschulkindern Sofia die Erste – Ich die Autorin Claudia Schreiber. Die schöne Auflösung überzeugt und ist ein Plädoyer lerne die Uhr (Egmont Balloon), das im November erscheinen wird. Vermutlich für die kindliche Phantasie. Ludwig I., König der Schafe (NordSüd) werden vor allem Mädchen begeistert und benötigt zunächst lediglich ein einziges hochmotiviert mit dem verstellbaren UhrRequisit, um sich nicht mehr als Schaf, zeiger die Uhr lernen. sondern als König der Schafe zu versteRitter Rost und Ritter Trenk haben behen: die Krone. Die Illustrationskunst des reits einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. französischen Illustrators Olivier Tallec Kai Lüftner hat nun mit Der Gewittermacht dieses herrlich schräge Bilderbuch Ritter (Klett Kinderbuch) eine wortgewaltizu etwas Einzigartigem. Meisterlich, wie ge Geschichte in Reimen erschaffen, die er den König der Schafe bei seiner Auf- kindliche Wut in starke Worte fasst. Eva wartung zeigt, linkerhand vier Tiere in Muszynski erfindet auf der Bildebene einer Reihe mit tief gesenktem Kopf vor Szenen, die die gewaltigen Gefühle des Ihrer Majestät Ludwig I. Jungen auf die Ebene des Naturereignisses Prinzessin Pauline hingegen aus Prin- transponieren. Da kommt Heute bin ich Ritterin (Picus) zessin Pauline zieht los (Annette Betz) hat vor allem eine Sorge: Was soll ich nur an- etwas zaghafter daher, aber mit einer Geziehen? Pressesprecherin Gunde Dorner schichte, die bald an Tempo gewinnt und zu den Veranstaltungen, die Anke Gasch ihren ganz eigenen Charme entwickelt. und Stefanie Jeschke zu ihrem neuesten Jean-Luc Englebert lässt ein kleines MädBilderbuch anbieten: „Das Angebot um- chen und ihren Papa auftreten, der wiefasst beispielsweise interaktive Spiele, in der einmal eine Gute-Nacht-Geschichte denen die Kinder eine Kurzgeschichte mit aus dem Hut zaubern muss. „Hmmm … Pauline in der Hauptrolle vertonen oder die Vielleicht eine Prinzessinengeschichte?“ Geschichte selbst weiterspinnen. Die Illus- „In einem rosa Kleid? Igitt!“, so empört tratorin zeichnet Skizzen, beide gemeinsam sich das kleine Mädchen. Die Idee, dass denken sich mit den Kindern Zungenbre- sie heute einmal Ritterin sein darf, gefällt cher und ein Schimpfwort-ABC für Prinzen ihr da schon besser. Es möchte eben doch und Prinzessinen aus. Das Konzept passt nicht jedes Mädchen immer Prinzessin für Veranstaltungen im Kindergarten, auf sein! einem Lesefest oder einer Buchmesse.“ Antje Ehmann BuchMarkt September 2015


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Special | Junge Zielgruppe

Digitale Bilderbücher

„Die Geschichte steht im Vordergrund“ mixtvision. Unter dem Titel Die schönsten Bilderbuch-Filme bringt der Verlag mixtvision Anfang September acht Bilderbuch-DVDs auf den Markt, darunter Janoschs Tiger- und Bär-Geschichten, Daniel Napps Dr. Brumm sowie Prinzessin Lillifee und Der kleine Rabe Socke. Außerdem erscheinen – in Kooperation mit „Eltern family“ – sechs BilderbuchKlassiker als E-Books, u.a. Der glückliche Löwe, Henriette Bimmelbahn und Die besten Beerdigungen der Welt. Mit diesen beiden Programm-Paketen ist mixtvision, 2009 mit dem Bayerischen Kleinverlagspreis ausgezeichnet, zum Partner der wichtigsten Rechtegeber avanciert. BuchMarkt hat den Verleger Sebastian Zembol zum Konzept befragt. BuchMarkt: Es ist schon öfter versucht worden, im Buchhandel mit DVDs für Kinder ein Geschäft zu machen. Was ist das Neue an Ihrem Ansatz?

Sebastian Zembol: Mit DVDs für Kinder kann der Buchhandel an einem Bereich des Medienmarktes teilhaben, der ihm sonst – z.B. in Gestalt von Fernsehen und Apps – nicht zugänglich ist. Wir halten es für überfällig, sehr bekannte und beliebte Bilderbuchstoffe dem Buchhandel in neuer Form und zugleich sehr werkgetreu aufbereitet anzubieten. Sie legen Wert auf die Bezeichnung „Buchhandels-Edition“ für Ihre BilderbuchFilme. Das ist also mehr als ein Etikett?

Wir haben vor Jahren die Rechte erworben, diese Stoffe medial umzuarbeiten. Dabei steht nicht im Vordergrund, dass etwas wackelt, blinkt und leuchtet. Wir sind von der Idee geleitet, dass die Geschichte im Vordergrund steht. Im Kern wollen wir das gedruckte Buch befördern, denn wir verstehen unsere digitalen Medien nicht als Konkurrenz, schon gar nicht als Ersatz, sondern im Gegenteil als Heranführung an das gedruckte Buch. Wir sehen gute Chancen, hierüber die Kinder – und die Eltern – für das ursprüngliche Buch zu begeistern. So etwas ist schwer messbar, aber wir haben schon bei unseren BilderbuchApps die Anfragen bekommen: Und wo gibt es das Buch dazu? 72

Sebastian Zembol, Bilderbuch-DVD und -E-Book: „Wir sehen unsere Bilderbuch-Filme als Erstzugang für kleine Kinder zum bewegten Bild“

In Zusammenarbeit mit der Redaktion von „Eltern family“ haben wir mit unabhängigen Experten in intensiven Diskussionen Das Allerbeste im Umgang mit Bilder- die schönsten und beliebtesten Bilderbuchbüchern ist und bleibt Vorlesen oder Klassiker für unsere gemeinsame Edition gemeinsames Lesen. Aber da wir davon Lieblings-Bilderbücher ausgewählt. Unseausgehen müssen, dass für immer mehr re Lizenzgeber erhoffen wie wir für den Kinder der Zugang zu Medien digital er- Buchhandel eine positive Rückwirkung folgt, wollen wir auch in diesem Bereich für die Backlist-Titel. qualitativ hochwertige Produkte anbieten. Wir sehen unsere Bilderbuch-Filme als Was ist das Besondere an Ihren Erstzugang für kleine Kinder zum beweg- E-Bilderbüchern? ten Bild. Sie sind die bessere Alternati- Ein wesentliches Merkmal unserer Beve zu vielen Apps und zum Kinder-TV. arbeitung ist, dass wir das Original so Sie zeigen abgefilmte Bilderbuchseiten, werkgetreu wie möglich für die untersind mit professionellen Sprechern ver- schiedlichen Lesegeräte aufbereiten. Datont, reizreduziert, wenig und behutsam bei steht die adäquate digitale Umsetzung animiert, entschleunigt – und vor allem und Optimierung der Buchvorlagen für eben wertvolle Geschichten. die unterschiedlichen Lesegeräte mit ihren verschiedenen Screen-Größen im VorderBedurfte es schwieriger Abstimmungen mit grund. Wir haben die E-Books ganz bewusst den Lizenzgebern bzw. Autoren? Nein, wir haben die Rechte für die Bil- nicht animiert, denn unser Konzept fußt derbuch-Filme schon vor vielen Jahren darauf, dass man die Geschichte lesen erworben. Die Begeisterung, dass diese will. Es ist nicht wie eine App auf InterStoffe nun auch in digitaler Form in die aktion angelegt. Wir haben viel ausproRegale der Buchhändler kommen, hat die biert – technisch und im Markt. Seitdem Verhandlungen beflügelt. sind wir überzeugt, dass es auch kontraproduktiv sein kann, alles zu machen, Zudem bringen Sie Mitte September in was technisch möglich ist. Die Geschichten stehen im Vordergrund – und die sind Zusammenarbeit mit „Eltern family“ eine wirklich toll, zeitlos und immer wieder E-Book-Edition mit Bilderbuch-Klassikern lesenswert. In digitaler Form ebenso wie heraus. Das war bisher im Buchhandel kein als Buch. großes Thema. Welche Chancen, welches Rechnen Sie denn damit, dass auf Dauer auch im Bilderbuch digitale Medien für Kinder überwiegen werden?

Marktpotenzial sehen Sie hier? BuchMarkt September 2015

Die Fragen stellte Ulrich Störiko-Blume


Junge Zielgruppe | Special

Neugründung

Wie man ein Buch macht Wacker und Freunde. „Wir möchten Kinder

neugierig machen und sie animieren, selbst ein Buch herzustellen“, sagte Kerstin Wacker bei der Premiere von Herr Katz, Isolde und ich. Vor einem Jahr gründete sie in Berlin den Verlag Wacker und Freunde und veröffentlichte Meine ersten Lebensjahre, ein Album für junge Eltern. „Die Arbeit daran hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich die entstandenen Kontakte weiter nutzen will“, erklärt Kerstin Wacker, die zuvor als Kerstin Wacker: Bei der Berliner Buchpremiere von Herr Katz, Isolde und ich

Illustratorin für verschiedene Agenturen und Verlage im In- und Ausland tätig war. Ihre Lust am Büchermachen setzt Kerstin Wacker in einer Sachbuchreihe um, zu deren Auftakt Herr Katz, Isolde und ich erschienen ist. Was ist ein Manuskript? Und was macht eigentlich ein Lektor? Die Hauptfigur, die neunjährige Amra, hat viele Fragen. Da ist es gut, dass Grafikerin Isolde Zeit für sie hat. Begriffe wie Layout, Schriftarten, Druck- und Bindeverfahren werden in der Geschichte einfach nebenbei erklärt. Die Buchpremiere wurde mit Amras Lieblingsessen gefeiert: Spaghetti Bällchenese. Doch zuvor wurden die anwesenden Kinder selbst aktiv und gestalteten ihre eigenen Bücher mit Fadenheftung. Die Bastelanleitung ist ebenso wie das PastaRezept im Buch enthalten. „Wir vermitteln Kindern, zu welchen Leistungen sie fähig sind. Wenn man etwas wirklich will, gelingt es auch“, sagt die Autorin und Illustratorin, die bereits am zweiten Band der Reihe arbeitet. Margit Lesemann Kontakt: www.wackerundfreunde.de BuchMarkt September 2015

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Special | Junge Zielgruppe

Wir sind die Marke! Viel wird gegrübelt über Verlags-, Buchhandlungs-, Produkt- und Autorenmarken. Tatsächlich ließe sich auch noch mehr für das Image von Kinderbüchern tun. Versprechen sie doch das, wonach wir alle suchen: Gute Geschichten Ist doch kein Grund, grimmig zu sein: Snöfrid (Arena) heißt der neue Held von Andreas H. Schmachtl

Branche

I

mmer, wenn Kommissarin Ann Kathrin Klaasen sich unsicher fühlt, führt ihr Weg zum Bücherregal, in dem ihre Kinderbuchsammlung steht. Das hat Klaus-Peter Wolf seinen Ostfriesenkrimis so eingeschrieben, und wer weiß, wie viele seiner Leser das schon auf den Gedanken gebracht hat, mal wieder ein Kinderbuch in die Hand zu nehmen. Während in vielen Kinderbuchverlagen am Profil geschliffen wird, um stärker als Marke wahrgenommen zu werden, während zahlreiche Buchhandlungen mit hohem Engagement im Bereich Kinderbuch daran arbeiten, sich als Markenzeichen vor Ort unverzichtbar zu machen, in genau dieser Zeit gibt es immer noch ein großes Vorurteil, das sich tiefer einzubrennen scheint, je öfter man es benennt: Dass Kinderliteratur nun mal was für die Kleinen sei, niedlich irgendwie, pädagogisch wichtig, aber letztlich doch eher Bückware als etwas für die Vitrine, auch was die Preise angeht. Zwar ist die Kinder- und Jugendliteratur inhaltlich längst woanders angekommen, doch haben Selbstdarstellung und Außenwahrnehmung nicht Schritt gehalten. Was auch daran liegen mag, dass „die Branche“ sich daran gewöhnt hat, sich vorauseilend zu rechtfertigen, anstatt ganz selbstverständlich auf die eigenen Schätze stolz zu sein. Das sei zwar ein Kinderbuch, aber auch für Erwachsene interessant – wie oft ertappt man sich selbst bei solch einem 74

Satz? Tatsächlich kann man nicht von allen Kinderbüchern behaupten, dass sie von Erwachsenen mit Gewinn (vor) zu lesen seien – von allen Erwachsenen-Romanen aber auch nicht. Im Kinderbuchladen in Düsseldorf, der heute aus ganz anderen Gründen leider nicht mehr existiert, war es Tradition, einmal im Jahr einen Abend lang Erwachsenen aus Kinderbüchern vorzulesen. Viele Kunden freuten sich darauf, meldeten sich an, brachten Blumensträuße aus dem eigenen Garten mit und genossen einen Abend voller Entdeckungen. Nicht unbedingt, weil sie auf der Suche nach Lektüre für den Nachwuchs waren, vielmehr, weil ihnen in den etwa zweieinhalb Stunden etwas geboten wurde, das sie sonst nicht erlebten: Literatur, von der sie in anderen Buchhandlungen eher ferngehalten wurden, sofern sie nicht einen triftigen Grund für ihr Interesse nennen konnten. Schaut man sich aber Lesekarrieren an, so ist kaum jemand mit Kafka, Simenon oder Moyes an den Start gegangen. An Die kleine Raupe Nimmersatt, Frederick oder den Hasen Felix hingegen erinnern sich immer mehr Generationen, ebenso an Herders großes Bilderlexikon, den ersten Was ist Was-Band, Jim Knopf, den kleinen Drachen Kokosnuss oder Die ???. Verlage tun einiges, um diese Marken im Gedächtnis zu halten und bei neuen Lesergenerationen zu verankern. Vor allem Jubiläen sind beliebte Anlässe, um mit Relaunches oder Sonderaktionen die Aufmerksamkeit auf Klassiker zu lenken. Das ist schon allein deshalb eine feine Sache, weil diese BüBuchMarkt September 2015

cher so eine Chance erhalten, neu gelesen zu werden, was manchmal Debatten über die politische Korrektheit der Sprache entfachen kann, meist aber eher ein Erstaunen darüber auslöst, was für wunderbare Texte und Bilder man noch nicht kannte oder beinahe vergessen hatte. Eine schöne Art, Klassiker neu zu entdecken, bietet in diesem Herbst der NordSüd Verlag mit einer neuen Reihe: Darin wird Das Dschungelbuch von Aljoscha Blau und Sindbad von Rashin neu illustriert, dazu Lisbeth Zwergers Variante von Der Zauberer von Oz neu aufgelegt. Allen drei Bänden, die preislich zwischen 22 und 26 Euro liegen, ist die sorgfältige Gestaltung durch Kurt Dornig und die hochwertige Ausstattung mit Leineneinband, eingelegtem Titelschildchen und Goldfolienprägung auf dem Buchrücken gemeinsam. Er sei sich sicher, dass in den Zeiten der Digitalisierung die Wertschätzung für gut ausgestattete Bücher wieder steige, meint Verleger Herwig Bitsche, ein schön gestalteter Klassiker sei „ein Genuss fürs Leben“ und damit „ein perfektes Geschenk“. Während sich NordSüd ansonsten auf Bilderbücher für Kinder von drei bis sieben Jahre fokussiere, biete der illustrative Aspekt bei den Klassikern die Möglichkeit, im selben Genre über die Kernzielgruppe hinauszugehen. Gespannt darf man sein, wie die von Carlsen für Oktober angekündigte illustrierte Harry Potter-Ausgabe ankommen wird. Der erste Band von J.K. Rowling, Harry Potter und der Stein der Weisen, wurde


Junge Zielgruppe | Special

von Jim Kay bebildert, den man durch seine Illustrationen zu Patrick Ness’ Sieben Minuten nach Mitternacht (cbj) kennt. Der Band erscheint im großen Sonderformat mit veredeltem Schutzumschlag, wird ca. 150 vierfarbige Illustrationen enthalten und 24,99 Euro kosten – nicht nur im Weihnachtsgeschäft ein willkommener Umsatz. Die Diskussion um die Buchpreise beschäftigt nicht nur die Kinder- und Jugendbuchschaffenden. Die Entscheidung von Baumhaus im Hause Bastei Lübbe, in diesem Monat die Hardcover-Ladenpreise von Gregs Tagebüchern um einen Euro zu erhöhen, dürfte den meisten gefallen. Wird doch mit Erscheinen eines neuen Bandes am 3. November auch die Backlist wieder anziehen. Und bei einer Marke mit der Bekanntheit wie Greg dürften die wenigsten Leser über einen Euro diskutieren. Sehnlichst erwartet werden auch weitere Fortsetzungen: Der letzte Band von Derek Landys Skulduggery Pleasant heißt Das Sterben des Lichts und erscheint am 21. September bei Loewe. Für den stationären Buchhandel stellt Loewe ein Deko-Banner bereit, an das ein Endkundengewinnspiel geknüpft ist: Teilnehmen kann nur, wer die Buchhandlung besucht, da die Lösung der Gewinnspielfrage auf dem Banner selbst zu finden ist. Als erster Preis lockt ein Meet & Greet mit dem Autor, mit dem zudem ein Fan-Event im Rahmen der Frankfurter Buchmesse geplant ist. Ein solches Format wird auch zum Abschluss-Band der Silber-Trilogie von Kerstin Gier stattfinden: Fischer FJB kündigt für den 26. September eine Veranstaltung in Berlin an, bei der Leser der Autorin begegnen können, die Tickets dafür konnten online in mehreren Verlosungsrunden ergattert werden. Mit solchen Autoren im Programm ist einem Verlag Wahrnehmung gewiss. Schaut man sich die Verlagsmarken per se an, gibt es beim Endverbraucher schon sehr viel weniger Namen, die präsent sind. Dazu gehören Duden, Langenscheidt – und Ravensburger: Eine Marktforschung zeigte, dass das blaue Dreieck in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von 95 Prozent hat. Diesen möchte der verlegerische Geschäftsführer des Ravensburger Buchverlags Martin Bethke nutzen, um auch im erzählenden Programm stärker zu wachsen – in Richtung Handel kommunizierte

man das in diesem Jahr erstmals mit einer eine etwas andere Sicht auf die Dinge zusätzlichen Vorschau, in der ausgewählte bietet. Bei Tulipan wiederum arbeitet man Titel einen besonderen Auftritt erhalten. mit dem neuen Team an der neuen Reihe Produktmarken wie Wieso? Weshalb? Wa- „Tulipan kleiner Kinderroman“. Verlegerin rum? wiederum sind etabliert, weil der Mascha Schwarz hat noch weitere Ideen, Kunde ihnen vertraut und für das Quali- über die sie mit Autoren und Illustratoren tätsversprechen, das sie mit sich bringen, im Gespräch ist, und verspricht sich vom durchaus bereit ist, tiefer in die Tasche Wechsel zur Verlagsauslieferung Runge zu greifen. (und in die Tasche der Dressler-Vertreter) Aber auch kleinere Verlage können sich mehr Aufmerksamkeit für ihr besonderes durchaus zu Marken entwickeln: So steht Programm. Die gebührt auch weiteren Moritz seit 20 Jahren für besondere Bil- Verlagen wie Jacoby & Stuart, aracari, Baoderbücher, der Klett Kinderbuchverlag hat bab und vielen anderen, die immer wieder sich seit seiner Gründung 2008 schnell als mit Titeln überraschen, die anderswo nicht Anbieter von ungewöhnlichen, durchaus denkbar wären – und deshalb in Lizenzetwas rotzigen Kinderbüchern herumge- gesprächen mit ausländischen Verlagen sprochen, der auch im Sachbuchbereich gezielt nachgefragt werden. Auch neue Kinderbuchfiguren tauchen auf

Die Branche kann aus einem riesengroßen Fundus schöpfen: Willy, die Hauptfigur aus Anthony Browns Abenteuer mit Willy (Lappan), präsentiert uns nur ein paar Beispiele BuchMarkt September 2015

und überzeugen auf Anhieb. Schauen Sie sich Snöfrid aus dem Wiesental (Arena) an! Der muss einfach so heißen und dann auch noch kurz Prinzessin Gunilla retten. Andreas H. Schmachtls neuer Streich könnte sich zu einem Kinderbuch-Bestseller auswachsen. Und das ist schließlich der größte Schatz der Kinder- und Jugendbuchbranche: ihre Geschichten, Autoren und Illustratoren. Einen ganzen Stapel dieses Kapitals trägt Willy auf dieser Seite herein, der in Anthony Browns Bilderbuch Abenteuer mit Willy (Lappan) so wunderbar zeigt, was aus Kinderbüchern alles entstehen kann. Einige Autoren und Illustratoren stellen wir aus genau diesem Grund in diesem Special ausführlicher vor. Viele weitere sind in diesem Herbst zu entdecken, stellvertretend sei Martin Baltscheit genannt, dem wir in diesem Monat herzlich zum 50. Geburtstag gratulieren und für die von Beltz & Gelberg verschickte Gebrauchsanweisung Wie man ein wunderbares Bilderbuch macht danken – im Grunde ist sie ein Handbuch für unsere Branche, in der das Bilderbuch eine Ausnahmestellung einnimmt. Dort heißt es: „Das wunderbare Bilderbuch führt im Konzert der großen Künste oft ein Kleines-Schwester-Dasein, dabei ist die Kunst des Erzählens in Bildern die Mutter aller Künste. Sie ist die Schöpferin des Urvertrauens in die Bild-Wort-Kultur und eine lebenswichtige Ausbildung für alle Menschenkinder.“ Gut gebrüllt, Löwe. Auf zum Bilder- und Kinderbuchregal! Susanna Wengeler Weitere Markenartikel finden Sie auf den folgenden Seiten ...

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Special | Junge Zielgruppe

Maßgeschneidert für die Buchhandlung

Ein erstes Beispiel aus dem Spielwarenhandel: Die Ritter Trenk-Wand verdeckt einen Treppenaufgang Oetinger. Den stationären Handel stärken,

ihm eine größere Unverwechselbarkeit geben und zugleich die eigenen Produkte sichtbar machen – diese Ziele möchte die Verlagsgruppe Oetinger mit einem neuen Angebot erreichen: Für Buchhandlungen

werden individuelle Möbellösungen erarbeitet, die dann entweder allgemein mit Oetinger-Produkten oder mit Themenwelten wie den Olchis, Ritter Trenk, den KrickelKrakels, Pippi Langstrumpf, Belle & Boo oder Maluna Mondschein bestückt werden.

Ob eine Säule, die verkleidet werden soll oder eine andere ungenutzte Fläche zur Warenpräsentation: Vertriebsgeschäftsführer Michael Böhme ist sich sicher, dass solche Inszenierungen zum Markenzeichen einer Buchhandlung werden können. Oetinger übernimmt dabei die persönliche Beratung, koordiniert die Planung, Produktion und Montage des Shop-in-Shop-Systems, übernimmt die Kosten für die Möbelproduktion und stimmt das Einkaufs- und Retourenmanagement ab. Die Buchhandlung wiederum stellt mindestens zehn Quadratmeter zusammenhängende Fläche zur Verfügung, stimmt einer Mindestlaufzeit von drei Jahren zu und übernimmt die Montageund Lieferkosten. Den großen Vorteil des Angebots sieht Michael Böhme in der Individualisierung: Ein Markenauftritt beispielsweise der Olchis könnte in jeder Buchhandlung etwas anders aussehen, weil er auf die örtlichen Gegebenheiten und die bestehende Einrichtung abgestimmt werden kann. Denn letztlich soll die wichtigste Marke die Buchhandlung selbst bleiben. Kontakt: Katinka Bock, k.bock@verlagsgruppe-oetinger.de

Mäusehelden aus Essen Schmitz junior/erste liga. Ein neuer Streich

aus der Gemeinschaftsküche von Buchhändler Thomas Schmitz, Buchhandlung Schmitz junior, und Dirk Uhlenbrock, Gestaltungsbüro erste Liga in Essen: Mit den Mäusehelden bietet man individualisierbare Kinderbücher on demand, ein Konzept, an dem auch Kollegen in anderen Buchhandlungen teilhaben können. Die Geschichte ist angelehnt an eine Fabel von Jean de La Fontaine – „das Ende hat mich immer genervt“, so Thomas Schmitz. Also hat er es kurzerhand neu und weitererzählt: Anstatt vor der Katze zu kapitulieren, nimmt der Mäuseheld oder die Mäuseheldin allen Mut in die Pfoten und rettet den Clan – ohne dass der Katze nennenswerter Schaden zugefügt würde. 76

Jeder kann ein Mäuseheld sein: Einige Beispiele der individualisierbaren Kinderbücher von Thomas Schmitz und Dirk Uhlenbrock

Bebildert wurde die Geschichte von Dirk Uhlenbrock. Das Buch wird in Essen gedruckt und kostet im VK 19,90 Euro, Buchhandels-Kollegen erhalten einen Rabatt von 30 Prozent. Die Lieferzeit nach Übermittlung des Namens beträgt ca. eine Woche. Eine mäusestarke Geschenkidee, über die sich nicht nur Kinder freuen: Die kindliche Freude, die auch Erwachsene empfinden, wenn sie ihren eigenen Namen in einem Buch lesen, in dem eine eher schüchterne Figur über sich hinauswächst – man sollte sie nicht unterschätzen. Kontakt: www.maeuseheld.de

BuchMarkt September 2015


Moritz Verlag Neu im Herbst 2015

40 Seiten, € 12,95 [D] / 13,40 [A] ISBN 978 3 89565 304 9

34 Seiten, € 10,95 [D] / 11,30 [A] ISBN 978 3 89565 302 5

40 Seiten, € 14,95 [D]/15,40 [A] ISBN 978 3 89565 306 3

So viel Bewegung zwischen zwei Buchdeckeln gab es noch nie: Tock,Tock,Tock – Doing!

Traktor oder Esel – wer schafft es schneller ans Ziel?

Der rote Kater ist ein Außenseiter. Doch dann trifft er auf Schneewittchen, die weiße Katze.

Chen Jianghong

Ich werde Berge versetzen! Moritz

96 Seiten, € 26,- [D]/26,80 [A] ISBN 978 3 89565 303 2

48 Seiten, € 16,80 [D]/17,30 [A] ISBN 978 3 89565 305 6

Im Mittelpunkt der Mensch: Unsere Geschichte – vom Urknall bis zum Smartphone.

Eine kraftvolle Geschichte über den kleinen Sann, der mit seinem Tatendrang tatsächlich Berge versetzt.

Ulf Nilsson Gitte Spee

Moritz

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Der letzte Fall?

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128 Seiten, € 14,95 [D] / 15,40 [A] ISBN 978 3 89565 307 0

32 Seiten, € 13,95 [D] / 14,40 [A] ISBN 978 3 89565 309 4

64 Seiten, € 9,95 [D] / 10,30 [A] ISBN 978 3 89565 310 0

128 Seiten, € 11,95 [D] / 12,30 [A] ISBN 978 3 89565 308 7

Brennende Uhren, gefrorene Musik und kabelloser Strom. Ein Buch voller verblüffender Erfindungen!

Ein außergewöhnliches Buch über den Ursprung jenes Festes, das fast überall auf der Welt gefeiert wird. Erscheint am 12. Oktober

Hanna hört ein Husten unter ihrem Bett. Da liegt ein Zebra. Und das kann sogar sprechen!

Mobbing im Wald? Das darf nicht sein! Kommissar Gordon und Buffy ermitteln.


Special | Junge Zielgruppe

120 Jahre arsEdition, 120 Cent gespart

Birgit Steinhauer, Romy Pohl: Haben schon mal eine Flasche kaltgestellt zum arsEdition-Jubiläum im kommenden Jahr

arsEdition. Im kommenden Jahr wird

arsEdition 120 Jahre alt. Um diesen besonderen Anlass zu feiern, bedankt sich der Verlag bei seinen Kunden mit Jubiläumsangeboten und Aktionen, die über das ganze Jahr verteilt werden. Das Jubiläum wird unter dem

Motto „So machen wir aus einem runden Geburtstag eine runde Sache“ gefeiert. „Wir haben das Jubiläum zum Anlass genommen, uns in der Vorbereitung auf das Geburtstagsjahr ganz bewusst auf unsere Stärken zu besinnen und unsere beliebtes-

ten Bestseller als Geburtstagsausgaben mit Preisen zum Mitfeiern anzubieten“, erklärt Vertriebsleiterin Birgit Steinhauer. Bedeutet konkret: Zwölf Highlights aus dem Verlagsprogramm werden als Jubiläumsausgabe sowie 120 Cent Ersparnis angeboten. In jedem Monat wird einer dieser Titel aus dem Kinder- oder Geschenkbuchsegment veröffentlicht, gemeinsam mit Werbemitteln für den Buchhandel und Online-MarketingAktionen. Diese können im Mini-Paket (je 5 Exemplare, NWW ca. 260 Euro), MidiPaket (je 10 Exemplare, NWW ca. 500 Euro) oder Maxi-Paket (je 15 Exemplare, NWW ca. 712 Euro) bestellt werden. Als zusätzliches Angebot gibt es einen gratis Deko-Aufsteller mit monatlich wechselnden Plakaten für die optimale Präsentation. Auch Art-Direktorin Romy Pohl freut sich auf den besonderen Auftritt von Titeln wie dem Bilderbuch Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt von Jean-Francois Dumont im April oder dem Aufstellkalender Kluge Frauen, die unsere Welt bewegten im September: „Die eigenen Stärken zu kennen, bedeutet auch, den eigenen Markenkern immer neu zu überprüfen und aufzufrischen. Wir lassen die Marke arsEdition im Jubiläumsjahr neu erstrahlen.“ Kontakt: www.arsedition.de

Hanni und Nanni im neuen Gewand Egmont Schneiderbuch. 50 Jahre lang gibt es

die Mädchenbuchreihe Hanni und Nanni, und zum Jubiläum hat man den Zwillingen in diesem Herbst einen Neuauftritt beschert. Viel Zeit und eine Marktforschung haben die Kölner in die Covergestaltung gesteckt, die all die Jahre durch die Illustrationen von Nikolaus Moras geprägt waren. Moderner sollten sie werden, aber die erwachsenen

Käuferinnen nicht verprellen, die mit den Moras-Bildern groß geworden sind. Programmleiterin Katharina Braun freut sich, dass sie Eleni Livanios für diese Aufgabe gewinnen konnte, die Umschlagskonzeption übernahm die Illustratorin Eva SchöffmannDavidov. Auch die Texte wurden überarbeitet, und das empfohlene Lesealter von zehn auf

acht Jahre gesenkt. Pro Jahr sollen zehn Bände im neuen Look herauskommen, außerdem gibt es einen neu geschriebenen Band, der – Überraschung! – Hanni und Nanni feiern Geburtstag heißt. Denn Enid Blyton verfasste selbst nur sechs Bände, in Deutschland aber wurde die Reihe so erfolgreich, dass sie nach dem Tod der Autorin im Auftrag des Verlags fortgeschrieben wurde und mittlerweile 36 Bände umfasst. „Enid Blyton“ wurde dabei zum Markennamen, der in Würdigung der Ursprungsautorin bis heute auf den Buchcovern steht. Kontakt: www.schneiderbuch.de

Hanni und Nanni im Wandel der Zeit: Die ersten drei Cover zeigen Illustrationen von Nikolaus Moras, das vierte ist der neue Look von Eleni Livanios 78

BuchMarkt September 2015


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Special | Junge Zielgruppe

Ideen aus der Leistungsgruppe Kinderbuch

Sichten, diskutieren, entscheiden: Hier wird die Auswahl für den Kinderbuchflyer der LG Buch getroffen

LG Buch. Auch innerhalb der Einkaufsge-

nossenschaft LG Buch wird einiges fürs Kinderbuch getan: Seit 2011 erarbeitet ein Gremium von sieben Buchhandlungen einen Flyer, der fürs Kinderbuch wirbt. Darin werden unter dem Motto „Bücher zum Abheben“ 25 Titel aus den LG Buch-Partnerverlagen vorgestellt. Unter dem Feld für den Stempel der Buchhandlung lautet der Claim: „Wo gute Bücher zu Hause sind.“ Die Titel mit einem Schwerpunkt auf die Altersgruppe von 0 bis zehn Jahre werden sorgfältig gesichtet, erklärt Jutta Bummel, die als Mitinhaberin der Buchhandlung Eulenspiegel in Hochheim und Kinderbuchexpertin mit im Gremium

sitzt. Gemeinsam mit Doris Müller-Höreth, Buchhandlung Pelzner in Nürnberg, ist sie außerdem Referentin der Buchbesprechungstage, die von der LG Buch veranstaltet werden, und zu denen auch Buchhandlungen kommen können, die nicht Mitglied sind. An drei Orten finden sie jeweils im Juni statt, etwa 60 bis 70 Titel mit einem Anteil von etwa 65 Prozent Herbstnovitäten werden vorgestellt. „Das ist ein langer Tag“, lacht Jutta Bummel, „aber der Austausch, auch in den Pausen, ist sehr bereichernd.“ Immer im Fokus bei den Vorstellungen sei

die Fragestellung: Wem kann ich das verkaufen, wer ist die Zielgruppe? – Eine optimale Vorbereitung für Vertreterbesuche. Im Anschluss daran setzt sich besagtes Gremium zusammen, um die Auswahl für den Flyer zu fixieren. Oft trifft man sich dafür in den Räumlichkeiten eines Verlages, in diesem Jahr war es beispielsweise Thienemann-Esslinger, der obendrein den Illustrator Lev Kaplan präsentieren konnte. Er gab Einblick in die Entstehung seines Münchhausen-Bilderbuchs. Seit Ende August ist der Flyer lieferbar, und die Titel sind je fünfmal zu Sonderkonditionen in die Buchhandlungen geliefert worden: „Endlich – unsere sorgfältig für Sie ausgewählten Empfehlungen liegen vor!“, heißt es in einem kurzen Vorwort. „Ein Team kompetenter Kinderbuchhändlerinnen suchte aus der Fülle der Neuerscheinungen die besten Titel aus. Sie können sich alle Bücher in unserer Buchhandlung in Ruhe anschauen und sofort kaufen. Diese Bücher werden von uns auch im Rahmen einer Buchausstellung in Kindergärten, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen angeboten. Wir sind unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen, die vor Ort aktiv sind und das kulturelle Leben in ihrer Stadt bereichern.“ Was man sonst noch fürs Kinderbuch tun könne, darüber denke man bereits nach, verrät Jutta Bummel. Kontakt: www.lg-buch.de

Buchhändler plakativ Gerstenberg. Für Titel wie Train Kids von

Dirk Reinhardt oder Die Puppenspieler von Flore machen sich Buchhändlerinnen und Buchhändler gerne stark. Und das möchte der Gerstenberg Verlag gern unterstützen: Mit Plakaten, auf denen Buchhändler ihr Gesicht zeigen und ihren Lieblings-Roman aus dem Programm der Hildesheimer empfehlen. Dazu wird ein Porträt in guter Auflösung benötigt sowie ein kurzes Zitat zum Buch. Daraus wird ein farbiges Plakat 80

in A2-Größe gestaltet, das anschließend professionell gedruckt zur Schaufensterwerbung in die Buchhandlung geschickt wird. Neugierige Blicke von Passanten sind sicher, und schon ist man im Gespräch über Lieblingsbücher. Mal kein BuchMarkt September 2015

prominenter Autor, sondern die geschätzte Buchhändlerin von nebenan als Eyecatcher. Das fällt auf! Kontakt: www.gerstenberg-verlag.de

Ein Plakat, das auffällt: Peter Seiler von der Schatzinsel in Münster empfiehlt Train Kids


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Wo gehst du hin, Opa? Brigitte Endres Marc-Alexander Schulze ISBN 978-3-905945-53-9 € 14,90 (D) Aracari

Der Bär und das Wörterglitzern Agnès de Lestrade Valeria Docampo ISBN 978-3-95854-026-2 € 14,90 (D) mixtvision

Superhelden – das Handbuch Eine Geschichte ohne Ende Marcelo Pimentel ISBN 978-3-905804-64-5 € 14,90 (D) Baobab Books

Sébastien Perez Benjamin Lacombe ISBN 978-3-942787-65-9 € 19,95 (D) Jacoby & Stuart

Draußen – Mein Naturbuch

Ein großer Freund

Judith Drews Lilli Baltzer ISBN 978-3-942787-63-5 € 24,95 (D) Jacoby & Stuart

Paul & Papa Susanne Weber Susanne Göhlich ISBN 978-3-95854-027-9 € 11,90 (D) mixtvision

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Saberi, Babak Zaeri, Mehrdad ISBN 978-3-905804-63-8 € 16,50 (D) Baobab Books

Heute bin ich - Pappbuch Mies van Hout ISBN 978-3-905945-56-0 € 11,90 (D) Aracari


Special | Junge Zielgruppe

80 Kinder feierten Olchi-Gefurztag

So viele Gäste konnte der Buchpalast in München nicht in den eigenen Räumlichkeiten unterbringen: Der Olchi-Gefurztag, zu dem Autor Erhard Dietl (u.l.) persönlich gekommen war, wurde mit Unterstützung von Bücherfresser-Kindern (u.r.) kurzerhand nach draußen verlegt. Auch das Kuchenbuffet (o.l.) sorgte für große Begeisterung und war in kürzester Zeit aufgefuttert

Buchpalast. Was für ein Fest: 80 Kinder,

zwölf Kuchen, 120 Pappteller und zehn Bücherfresser als Helfer: Katrin Rüger und Friederike Wagner von der Buchhandlung Buchpalast strahlen, wenn sie sich an den Olchi-Gefurztag zurückerinnern, den sie im Juli im Rahmen der Münchener Initiative bookuck! gemeinsam mit ihrem Leseclub, den Bücherfressern, veranstaltet haben. 25 Jahre gibt es die Kinderbuchreihe, und Olchi-Autor Erhard Dietl wohnt in der Nachbarschaft – da lag die Idee nahe, ihn einzuladen. Kinder wurden im Vorfeld aufgefordert, eigene Olchi-Geschichten zu schreiben, kleine Hefte hatte man mit Hilfe des Oetinger Verlags dafür vorbereitet. 82

Friederike Wagner lieferte zwölf OlchiKuchen aus dem eigenen Backofen, die ganz im Design der grünen Wesen von der Müllkippe in Schmuddelfing gestaltet und benannt wurden: Vom Stinkerkuchen mit toten Fliegen über den fauligen Kompostkuchen mit Kaktusstücken bis zum Gammelkuchen gekrönt mit alten Tennisbällen blieb kein Wunsch offen. „In den Büchern wird dauernd gegessen“, hatte Katrin Rüger beim Wiederlesen festgestellt, und über das Buffet hätten alle herzlich gelacht und sich ebenso darüber hergemacht. Erhard Dietl las dann aus den Olchis vor – und auch einige der von den Kindern BuchMarkt September 2015

verfasste Geschichten. Ob des großen Andrangs von kleinen Gästen hatte man die Party kurzerhand bei strahlender Sonne auf den Bürgersteig nebst einigen freien Parkplätzen verlegt. Dort konnten die Kinder auch ihre eigenen Olchi-Bücher basteln. Dass alles so reibungslos funktionierte, lag auch an der professionellen Unterstützung von zehn Bücherfresser-Kindern, die bei der Bewirtung und ebenso an der Kasse halfen. „Man nehme etwas Leidenschaft“, so fasst Katrin Rüger das Rezept für aufregende zweieinhalb Stunden Programm zusammen. „Solche Aktionen sind auch in kleinen Buchhandlungen umsetzbar.“ Kontakt: www.diebuecherfresser.de


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Special | Junge Zielgruppe

Das Skizzeninterview ...

Wie illustriert man Nonsense-Reime?

... mit Sabine Wilharm

Sabine Wilharm studierte Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg. Seit 1976 arbeitet sie als freie Kinder- und Jugendbuchillustratorin und ist besonders mit der Gestaltung der Harry Potter-Cover (Carlsen) bekannt geworden. Auch die Ella-Bände (dtv Reihe Hanser) von Timo Parvela erhalten ihr Gesicht durch die Künstlerin. Für die Lyrik-Anthologie Der beste Tag von allen (Carlsen) war sie mit der Herausgeberin Susan Kreller 2014 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Im selben Jahr erschien Kann ich wohl! (Aladin), nach Helden (Carlsen) das zweite Bilderbuch, zu dem Sabine Wilharm auch den Text geschrieben hat. Und in diesem Herbst gibt es wieder ein Gedichtband mit Illustrationen der Künstlerin zu entdecken: Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her (cbj) ist Das dicke Buch vom Nonsens-Reim, herausgegeben von Uwe-Michael Gutzschhahn. Susanna Wengeler hat Sabine Wilharm Fragen aufgeschrieben, die Illustratorin hat mit Bildern geantwortet. 84

te dich die perfek Wie sieht für s? Buchhandlung au

BuchMarkt September 2015


Junge Zielgruppe | Special

n Klassiker als Illustratori Wie erweckt man zu neuem Leben?

Was tust du, wenn dir nichts einf채llt?

Wie gucken die Leute, wen n du ihnen sagst, dass du Kin derb체cher illustrierst?

eigene cht noch mehr Kannst du ni ? machen Bilderb체cher

Welches Tier ist am schwierigsten zu zeichnen?

BuchMarkt September 2015

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Special | Junge Zielgruppe

In seiner Heimat Belgien scheint das weder Kinder noch Erwachsene zu stören, im Gegenteil: Cneuts Neuerscheinungen sind stets im Nu ausverkauft und müssen nachgedruckt werden, sie finden sich in den Regalen jeder noch so großen Buchhandelskette, die Kritik überschlägt sich regelmäßig vor Begeisterung. Die Voreingenommenheit gegenüber dem künstlerischen Bilderbuch ist in Belgien unbekannt: Das vermeintlich Schwierige ist so populär wie seine Schöpfer selbst und verkauft sich wie geschnitten Brot. Doch das war nicht immer so: Diese Entwicklung ist vor allem dem Mut und der Entdeckerfreude eines besonderen Verlagshauses zu verdanken, De Eenhoorn, dessen unermüdlich enthusiastischer Verleger Bart Desmyter mit seinem Team um die charismatische Lektorin Marita Vermeulen seit vielen Jahren junge Talente fördert und immer wieder aufsehenerregende Bilderbücher veröffentlicht. Der Erfolg des kleinen Verlags hat andere angesteckt, und seit etwa 20 Jahren blüht und gedeiht eine viel beachtete Szene, die weltweit ihresgleichen sucht. Eine weitere Erklärung für die erstaunliche Karriere der Bilderbuchkunst in diesem Land ist, dass man Bilderbücher inhaltlich und ästhetisch anspruchsvoller konzipieren kann, weil sie für die Altersgruppe bis neun Jahre gedacht sind und auch die erwachsenen Käufer von vornherein als Zielgruppe miteinschließen. Stichwort erwachsene Zielgruppe: Auch Ingrid Godon, Künstlerkollegin von Carll Cneut aus Lier, und bekannt geworden durch ihr Markenzeichen, die herzigen Figuren mit den weit auseinander stehenden Augen (ihre berühmteste Serie Nellie & Cesar läuft seit über 20 Jahren), demonstriert neuerdings bisher verborgen gebliebene Facetten ihres Könnens. Ich denke, jeder, wirklich jeder, der gelebt hat, noch lebt und jemals leben wird, weiß irgendetwas nicht, etwas Einfaches, irgendetwas so Einfaches, dass sich derjenige, der es sich ausdenkt, an den Kopf schlägt und denken wird: Wieso habe ich das nicht schon früher gedacht? Aber niemand weiß es. Vielleicht gibt es irgendwo jemanden, der es fast weiß, sozusagen haarscharf daran vorbeigeht und sogar darüber stolpert, und, während er fällt, eine Art Erregung spürt, die er nicht einordnen kann. 90

Das Bild (s.o.), zu dem dieser Text von Toon Tellegen entstanden ist, zeigt einen kleinen Jungen, dem man das Grübeln ansieht, den Moment kurz vor dem Begreifen, die Empörung darüber, noch nicht ganz dort zu sein. Ingrid Godon legt mit Ich denke, ihrem zweiten Buch mit Texten des niederländischen Autors Toon Tellegen, ein faszinierendes Kompendium scheinbar lose zusammengetragener Blätter vor: Skizzen, nachlässig hingeworfene Studien, frappierend genaue Porträts von Gesichtern, bei denen man nicht weiß, ob sie mit dem Kopf oder dem Herzen gezeichnet worden sind – Ingrid Godon selbst behauptet, es sei ihr Bauch. Falls jemals jemand daran gezweifelt hat, ob man die Seele zeichnen kann: Hier ist der Beweis. Ingrid Godon kann es. BuchMarkt September 2015

Auf den knapp hundert Seiten dieses Bildbandes begegnet man vielleicht unvorhergesehener Weise dem Kind, das man einmal war, oder dem alten Menschen, der man einmal sein wird, oder den Nachbarn, Zufallsbekanntschaften, womöglich sogar den nächsten Anverwandten – seltsam vertraut und doch so fremd, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Entstanden ist alles eher zufällig – beim Aufräumen hatte die Künstlerin ein altes Foto von sich selbst gefunden und zu experimentieren begonnen – daraus wurde eine Serie von Porträts, die sie im Vorgängerbuch Ich wünschte versammelte (auch mit Texten von Toon Tellegen). Schon lange hatte sie nach einem neuen Stil, einem künstlerisch neuen Weg gesucht – nicht zuletzt, weil sie der Welt beweisen wollte, dass „die liebe, brave Godon“ auch anders zeichnen kann.


© Koen Broos

Junge Zielgruppe | Special

Ingrid Godon: Geboren 1958 in der Nähe von Antwerpen, illustrierte viele Jahre hauptsächlich Schulbücher, bevor sie 2000 ihr erstes eigenes Bilderbuch beim niederländischen Verlag Querido veröffentlichte. Ich wünschte war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominiert, in diesem Jahr wurde die Künstlerin mit dem „Boekenpauw“ ausgezeichnet. Bei mixtvision erschienen außerdem Etwas ganz Großes (Text: Sylvie Neeman) und in diesem Herbst Ich denke mit Texten von Toon Tellegen, aus dem die hier gezeigten Illustrationen stammen. Oben: Die Künstlerin bei den Vorbereitungen einer Ausstellung

Auf die Frage, ob es irgendetwas gibt, das sie nicht zeichnen kann, antwortet sie sehr rasch: „Tiere nach der Natur. Kühe oder Schafe kann ich überhaupt nicht leiden. Aber wenn ich sie etwas menschlich zeichnen kann, hab ich kein Problem. Kurz gesagt: Alles vollkommen Realistische mach ich nicht so gern.“ Bei Ich denke geht sie noch einen Schritt weiter: Die lose gezeichneten Skizzen und Momentaufnahmen von Bewegungen, Gegenständen, Zuständen – „poetische Bilder“ nennt sie das – reizten sie, ein Streifen Licht, der durch die Tür fällt, ein Birkenblatt, diese Art Dinge. Menschen wollte sie eigentlich gar nicht mehr zeichnen, aber beinahe unabsichtlich sind sie dennoch wieder in ihre Bilder zurückgekehrt: Anscheinend soll sie eben doch ihr halbes Leben lang „mannekes“ zeichnen, wie sie

in einem Interview für den Blog „Vertel eens“ lachend zugab. Auch neue Drucktechniken und Materialien inspirierten sie, nachdem sie u.a. bei einer Ausstellung in der Wiener Albertina Farbdrucke aus dem 15. Jahrhundert gesehen hatte. Ihr Verleger gab ihr für dieses Projekt carte blanche, und so hat sie einfach vieles ausprobiert. Dass die Texte von Toon Tellegen ihre Zeichnungen so perfekt ergänzen, scheint ihr selbst wie Zauberei. „Das ist offenbar die Chemie zwischen unser beider Werk“, sagt sie. Für Ik denk wurde Ingrid zum zweiten Mal mit der höchsten Auszeichnung für ein Bilderbuch, dem „Boekenpauw“, geehrt (2001 erhielt sie ihn für Warten auf Seemann), und das ist mehr als eine Bestätigung für diese gelungene Zusammenarbeit. „Darauf bin ich superstolz, weil es ein so besonderes Buch ist. BuchMarkt September 2015

Es ist mutig, dass Verlage solche Bücher in Zeiten wie diesen veröffentlichen …“ Und das dritte Buch, Ich muss, ist schon in Planung. In Deutschland erschienen die beiden Bildbände beim Münchner Verlag mixtvision. Verleger Sebastian Zembol und Programmleiterin Lena Frenzel waren sofort von der Künstlerin überzeugt: „Ingrid Godon erschafft große Kunst in wenigen Strichen, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht. Ihre Stärke liegt in unseren Augen in ihrer Wandelbarkeit: flächige Porträts in Ich wünschte, zarte Bleistiftzeichnungen in Ich denke und ausdrucksstarke zweifarbige Strichillustrationen in Etwas ganz Großes – beeindruckend!“ Zu Ich denke und Ich wünschte plant mixtvision Ausstellungen und musikalische Lesungen rund um den Gastland-Auftritt der Niederlande und Flandern 2016 auf der Frankfurter Buchmesse. Belgiens reiches Bilderbuchschaffen findet zunehmend Eingang im deutschsprachigen Raum – Illustratoren wie die hier vorgestellten oder Kaatje Vermeire (Bohem Press), Tom Schamp (Hanser) und Judith Vanistendael (Beltz & Gelberg), die neben Mattias De Leeuw (Gerstenberg) 2015 auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist, sind bereits mit mehreren Titeln vertreten. Der Flämische Literaturfonds mit Sitz in Antwerpen leistet in der Hinsicht hervorragende Vermittlungsarbeit. Und der Gastlandauftritt der „low countries“ auf der Frankfurter Buchmesse 2016 wirft schon seine Schatten voraus: Dessen künstlerischer Leiter Bart Moeyaert ist Kinderbuchautor und das kinderliterarische Aushängeschild Flanderns. In seinem Programm, das unter dem Symbol der Welle die Buchmesse im Sturm erobern soll, wird es für Künstler wie Ingrid Godon, Carll Cneut und andere Talente aus Belgien und den Niederlanden ausreichend Platz geben. Einen ersten Ausblick auf die Aktivitäten gibt es Ende des Monats. Bohem Press-Programmleiterin Annabel Lammers freut sich bereits auf eine Ausstellung mit Werken von Carll Cneut im Haus der Niederlande im Krameramtshaus in Münster, die von Anfang Oktober 2016 an laufen wird, weitere Projekte sind in Vorbereitung – man darf gespannt sein. Natalie Tornai

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Special | Junge Zielgruppe

Vom Denken in Bildern In Belgien sind sie Stars, bei uns noch zu entdecken: Die Bilderbuchkünstler Ingrid Godon und Carll Cneut sind in diesem Herbst mit herausragenden Novitäten präsent. Auf den Gastlandauftritt der Niederlande und Flanderns 2016 darf man gespannt sein

Illustratoren

H

aben Sie schon mal mehr als 30 Papageien auf einer einzigen Buchseite gesehen? In allen Farben schillernd, mit prächtigem Gefieder, leuchtend und so täuschend echt, dass man meint, sie würden sich im nächsten Moment mit gewaltigem Getöse in die Lüfte erheben? Raufußkäuze, Kakadus, japanische Nachtigallen, Elephantenvögel, Enten mit korallenfarbenen Schnäbeln – selbst zwölf Kaiserpinguine können die unausstehliche Prinzessin nicht zufriedenstellen. Den Vogel, den sie für ihren goldenen Käfig haben will, finden ihre Diener auf der ganzen Welt nicht. Den Künstler, der diese phantastischen Bilderwelten erschaffen hat, findet man 88

hingegen im belgischen Gent, der traditionsreichen Stadt Ostflanderns, die an manchen Tagen mit ihren verwunschenen Kanälen und gewundenen Gassen selbst Kulisse eines Bilderbuchs zu sein scheint: Carll Cneut. Sein neuestes Werk nach einem Text von Anna Castagnoli heißt Der goldene Käfig und ist bei Bohem Press erschienen. In Gent leitet der sympathische Mittvierziger seit sieben Jahren eine Klasse für Illustration an der Königlichen Akademie der Schönen Künste, sein Atelier liegt gleich um die Ecke. Der weltweit gefragte und vielfach ausgezeichnete Bilderbuchkünstler zählt in seiner Heimat längst zu den Superstars der an Talenten nicht gerade armen Illustratorenszene. Nichts hat diesen Status eindrücklicher belegt als die eben zu Ende gegangene spektakuläre Ausstellung „Carll Cneut – In BuchMarkt September 2015

my Head“ in der St.-Pietersabdij von Gent. Fast 50.000 Besucher haben während der fünf Monate dauernden Schau den Blick in Carlls Kopf geworfen. Selten hat man eine lebendigere, anregendere und unprätentiösere Einsicht in Leben und Arbeiten eines solchen Meisters erhalten. Man konnte einzelne Bilder quasi betreten, weil meterhohe Kuben mit vergrößerten Motiven aus Illustrationen tapeziert waren, man fand sich wieder in nachgebauten Erinnerungsräumen aus seiner Kindheit wie der Küche seiner Großmutter oder begegnete Szenen aus Carlls Alltag in einer Installation mit hunderten Polaroids, die während der zweieinhalbjährigen Vorbereitungszeit täglich aufgenommen wurden. Begleitet wurde dieser Teil der Ausstellung von einem eigens produzierten, sehr persönlichen Audioguide, den Cneut


Junge Zielgruppe | Special

zusammen mit dem Komiker Wouter Deprez aufgenommen hatte, einem gutem Freund aus Jugendtagen. Versonnen lächelnden Gesichtern der Ausstellungsbesucher konnte man entnehmen, dass die beiden wohl einen humorvollen Zugang gewählt hatten (leider waren die Texte auf Englisch nicht verfügbar, man hätte gerne mitgelacht). So vorbereitet betrat man schließlich die mit dunklem Samt ausgeschlagene Galerie, in der mehr als 100 Originale hingen – eine überwältigende Fülle an Kostbarkeiten aus beinahe 20 Jahren Bücherschaffen. Carll Cneuts Kunst, die Feinheit seiner Figuren, die Fülle an Details, seinen virtuosen Umgang mit Farben einmal nicht in Reproduktion auf Papier, sondern auf der Leinwand, „in echt“ zu sehen, war atemberaubend. Die andächtige Stille in diesem Raum sprach für sich. Zum krönenden Abschluss konn-

© Simon Wardenier

Carll Cneut: Geboren 1969 in Geluwe/Belgien, hat seit 1996 mehr als 20 Bilderbücher veröffentlicht, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden. Er hat zahlreiche Preise gewonnen und ist seit Jahren einer der heißesten Anwärter auf den Hans Christian Andersen-Preis. Auf Deutsch erschienen seine Bücher zuletzt im Boje Verlag, Der goldene Käfig kommt am 1. Oktober bei Bohem Press heraus – links die Titelillustration, oben ein Blick in das Atelier, das der Künstler während seiner Ausstellung in Gent bezog und in dem sich zahlreiche Kinder wie Erwachsene zu eigenen Bildern inspirieren ließen

te man dann noch den Künstler selbst in dem eigens dafür eingerichteten Atelier besuchen und ihm also nicht nur in den Kopf, sondern tatsächlich über die Schulter schauen – Carll Cneut hat diese Verpflichtung während der fünf Monate von „In my Head“ Tag für Tag eingehalten. Eine außergewöhnliche Arbeitssituation für den Illustrator, der ansonsten schon mal sechs bis zehn Monate an der Arbeit zu einem Bilderbuch sitzt – seine Technik ist aufwendig und zeitintensiv, die Kunstfertigkeit seiner feinen Pinsel hat er mit den Jahren perfektioniert. Meist arbeitet er in mehreren Schichten mit Acrylfarben, häufig mit Ölfarben oder in verschiedenen Mischtechniken aus Kreide, Bleistift und Tusche. Trotz seiner Bekanntheit und den auch internationalen Erfolgen – seine Bücher sind rund um die Welt, u.a. bei Fararr, BuchMarkt September 2015

Straus & Giroux in New York verlegt worden – spricht er von sich selbst immer lieber als „Schöpfer von Büchern“ denn als Künstler. Das Faszinierende an seiner Arbeit findet er vor allem in dem Freiraum, der nicht in Worten auf dem Papier festgeschrieben steht, das gibt ihm die Möglichkeit, eine Geschichte mit seinen Mitteln zu erzählen. In den Text von Anna Castagnoli beispielsweise hat er sich augenblicklich verliebt, dennoch lag er ein paar Jahre auf seinem Schreibtisch, bevor er die Zeit und den richtigen Ansatz dafür fand. Nach ein, zwei Bildern entwickelte sich die Arbeit jedoch in eine völlig andere Richtung, und etwas Neues entstand sozusagen wie von selbst: In die perfekten Tableaus nach bekannter Cneut-Manier mischte sich plötzlich etwas Wildes, Unfertiges, ein ungewohnt rauer Strich. So gibt es nun zu Der Goldene Käfig auch ein Mal- und Skizzenbuch, das Cneut-Fans erstaunen wird: Komische Vögel – Malen und Zeichnen mit Carll Cneut. „Ich habe mich beim Illustrieren noch nie so frei gefühlt“, stellt er fest, „und ich glaube, das kann man den Bildern auch ansehen.“ Wie jeder Künstler kennt auch er die Angst vor dem Stillstand: „Ich treibe mich ständig selbst in kleinere oder größere Evolutionen.“ Seine Kunst – oder sein Handwerk? – wurde und wird immer wieder verglichen mit den alten Meistern seiner flämischen Heimat. Jan van Eyck, Brueghel und dessen großes Vorbild Hieronymus Bosch haben unweigerlich ihre Spuren hinterlassen, aber auch die Maler der expressionistisch-symbolistischen Latem-Schule, dessen bekanntester Vertreter Gustave van de Woestijne ist, sowie der enigmatische James Ensor haben seinen Blick, vor allem aber seine Technik geschult. Carll Cneut lässt dem Betrachter einerseits viel Freiheit, er fordert ihm andererseits aber auch viel ab – auf seine Bilder muss man sich einlassen. Figuren, die den Blick abwenden, einzig in Körperhaltungen ausgedrückte Gefühle, der Wechsel vom Rausch der Farben zu monochromen Bildstrecken beanspruchen alle Sinne. Ein gutes Buch entsteht für ihn aus der Kombination der Phantasie des Autors, der des Illustrators, vor allem aber auch der des Lesers selbst – „meiner Ansicht nach gibt es von jeder Geschichte so viele Versionen wie es Leser gibt.“ 89


Special | Junge Zielgruppe

In seiner Heimat Belgien scheint das weder Kinder noch Erwachsene zu stören, im Gegenteil: Cneuts Neuerscheinungen sind stets im Nu ausverkauft und müssen nachgedruckt werden, sie finden sich in den Regalen jeder noch so großen Buchhandelskette, die Kritik überschlägt sich regelmäßig vor Begeisterung. Die Voreingenommenheit gegenüber dem künstlerischen Bilderbuch ist in Belgien unbekannt: Das vermeintlich Schwierige ist so populär wie seine Schöpfer selbst und verkauft sich wie geschnitten Brot. Doch das war nicht immer so: Diese Entwicklung ist vor allem dem Mut und der Entdeckerfreude eines besonderen Verlagshauses zu verdanken, De Eenhoorn, dessen unermüdlich enthusiastischer Verleger Bart Desmyter mit seinem Team um die charismatische Lektorin Marita Vermeulen seit vielen Jahren junge Talente fördert und immer wieder aufsehenerregende Bilderbücher veröffentlicht. Der Erfolg des kleinen Verlags hat andere angesteckt, und seit etwa 20 Jahren blüht und gedeiht eine viel beachtete Szene, die weltweit ihresgleichen sucht. Eine weitere Erklärung für die erstaunliche Karriere der Bilderbuchkunst in diesem Land ist, dass man Bilderbücher inhaltlich und ästhetisch anspruchsvoller konzipieren kann, weil sie für die Altersgruppe bis neun Jahre gedacht sind und auch die erwachsenen Käufer von vornherein als Zielgruppe miteinschließen. Stichwort erwachsene Zielgruppe: Auch Ingrid Godon, Künstlerkollegin von Carll Cneut aus Lier, und bekannt geworden durch ihr Markenzeichen, die herzigen Figuren mit den weit auseinander stehenden Augen (ihre berühmteste Serie Nellie & Cesar läuft seit über 20 Jahren), demonstriert neuerdings bisher verborgen gebliebene Facetten ihres Könnens. Ich denke, jeder, wirklich jeder, der gelebt hat, noch lebt und jemals leben wird, weiß irgendetwas nicht, etwas Einfaches, irgendetwas so Einfaches, dass sich derjenige, der es sich ausdenkt, an den Kopf schlägt und denken wird: Wieso habe ich das nicht schon früher gedacht? Aber niemand weiß es. Vielleicht gibt es irgendwo jemanden, der es fast weiß, sozusagen haarscharf daran vorbeigeht und sogar darüber stolpert, und, während er fällt, eine Art Erregung spürt, die er nicht einordnen kann. 90

Das Bild (s.o.), zu dem dieser Text von Toon Tellegen entstanden ist, zeigt einen kleinen Jungen, dem man das Grübeln ansieht, den Moment kurz vor dem Begreifen, die Empörung darüber, noch nicht ganz dort zu sein. Ingrid Godon legt mit Ich denke, ihrem zweiten Buch mit Texten des niederländischen Autors Toon Tellegen, ein faszinierendes Kompendium scheinbar lose zusammengetragener Blätter vor: Skizzen, nachlässig hingeworfene Studien, frappierend genaue Porträts von Gesichtern, bei denen man nicht weiß, ob sie mit dem Kopf oder dem Herzen gezeichnet worden sind – Ingrid Godon selbst behauptet, es sei ihr Bauch. Falls jemals jemand daran gezweifelt hat, ob man die Seele zeichnen kann: Hier ist der Beweis. Ingrid Godon kann es. BuchMarkt September 2015

Auf den knapp hundert Seiten dieses Bildbandes begegnet man vielleicht unvorhergesehener Weise dem Kind, das man einmal war, oder dem alten Menschen, der man einmal sein wird, oder den Nachbarn, Zufallsbekanntschaften, womöglich sogar den nächsten Anverwandten – seltsam vertraut und doch so fremd, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Entstanden ist alles eher zufällig – beim Aufräumen hatte die Künstlerin ein altes Foto von sich selbst gefunden und zu experimentieren begonnen – daraus wurde eine Serie von Porträts, die sie im Vorgängerbuch Ich wünschte versammelte (auch mit Texten von Toon Tellegen). Schon lange hatte sie nach einem neuen Stil, einem künstlerisch neuen Weg gesucht – nicht zuletzt, weil sie der Welt beweisen wollte, dass „die liebe, brave Godon“ auch anders zeichnen kann.


© Koen Broos

Junge Zielgruppe | Special

Ingrid Godon: Geboren 1958 in der Nähe von Antwerpen, illustrierte viele Jahre hauptsächlich Schulbücher, bevor sie 2000 ihr erstes eigenes Bilderbuch beim niederländischen Verlag Querido veröffentlichte. Ich wünschte war für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2013 nominiert, in diesem Jahr wurde die Künstlerin mit dem „Boekenpauw“ ausgezeichnet. Bei mixtvision erschienen außerdem Etwas ganz Großes (Text: Sylvie Neeman) und in diesem Herbst Ich denke mit Texten von Toon Tellegen, aus dem die hier gezeigten Illustrationen stammen. Oben: Die Künstlerin bei den Vorbereitungen einer Ausstellung

Auf die Frage, ob es irgendetwas gibt, das sie nicht zeichnen kann, antwortet sie sehr rasch: „Tiere nach der Natur. Kühe oder Schafe kann ich überhaupt nicht leiden. Aber wenn ich sie etwas menschlich zeichnen kann, hab ich kein Problem. Kurz gesagt: Alles vollkommen Realistische mach ich nicht so gern.“ Bei Ich denke geht sie noch einen Schritt weiter: Die lose gezeichneten Skizzen und Momentaufnahmen von Bewegungen, Gegenständen, Zuständen – „poetische Bilder“ nennt sie das – reizten sie, ein Streifen Licht, der durch die Tür fällt, ein Birkenblatt, diese Art Dinge. Menschen wollte sie eigentlich gar nicht mehr zeichnen, aber beinahe unabsichtlich sind sie dennoch wieder in ihre Bilder zurückgekehrt: Anscheinend soll sie eben doch ihr halbes Leben lang „mannekes“ zeichnen, wie sie

in einem Interview für den Blog „Vertel eens“ lachend zugab. Auch neue Drucktechniken und Materialien inspirierten sie, nachdem sie u.a. bei einer Ausstellung in der Wiener Albertina Farbdrucke aus dem 15. Jahrhundert gesehen hatte. Ihr Verleger gab ihr für dieses Projekt carte blanche, und so hat sie einfach vieles ausprobiert. Dass die Texte von Toon Tellegen ihre Zeichnungen so perfekt ergänzen, scheint ihr selbst wie Zauberei. „Das ist offenbar die Chemie zwischen unser beider Werk“, sagt sie. Für Ik denk wurde Ingrid zum zweiten Mal mit der höchsten Auszeichnung für ein Bilderbuch, dem „Boekenpauw“, geehrt (2001 erhielt sie ihn für Warten auf Seemann), und das ist mehr als eine Bestätigung für diese gelungene Zusammenarbeit. „Darauf bin ich superstolz, weil es ein so besonderes Buch ist. BuchMarkt September 2015

Es ist mutig, dass Verlage solche Bücher in Zeiten wie diesen veröffentlichen …“ Und das dritte Buch, Ich muss, ist schon in Planung. In Deutschland erschienen die beiden Bildbände beim Münchner Verlag mixtvision. Verleger Sebastian Zembol und Programmleiterin Lena Frenzel waren sofort von der Künstlerin überzeugt: „Ingrid Godon erschafft große Kunst in wenigen Strichen, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht. Ihre Stärke liegt in unseren Augen in ihrer Wandelbarkeit: flächige Porträts in Ich wünschte, zarte Bleistiftzeichnungen in Ich denke und ausdrucksstarke zweifarbige Strichillustrationen in Etwas ganz Großes – beeindruckend!“ Zu Ich denke und Ich wünschte plant mixtvision Ausstellungen und musikalische Lesungen rund um den Gastland-Auftritt der Niederlande und Flandern 2016 auf der Frankfurter Buchmesse. Belgiens reiches Bilderbuchschaffen findet zunehmend Eingang im deutschsprachigen Raum – Illustratoren wie die hier vorgestellten oder Kaatje Vermeire (Bohem Press), Tom Schamp (Hanser) und Judith Vanistendael (Beltz & Gelberg), die neben Mattias De Leeuw (Gerstenberg) 2015 auch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert ist, sind bereits mit mehreren Titeln vertreten. Der Flämische Literaturfonds mit Sitz in Antwerpen leistet in der Hinsicht hervorragende Vermittlungsarbeit. Und der Gastlandauftritt der „low countries“ auf der Frankfurter Buchmesse 2016 wirft schon seine Schatten voraus: Dessen künstlerischer Leiter Bart Moeyaert ist Kinderbuchautor und das kinderliterarische Aushängeschild Flanderns. In seinem Programm, das unter dem Symbol der Welle die Buchmesse im Sturm erobern soll, wird es für Künstler wie Ingrid Godon, Carll Cneut und andere Talente aus Belgien und den Niederlanden ausreichend Platz geben. Einen ersten Ausblick auf die Aktivitäten gibt es Ende des Monats. Bohem Press-Programmleiterin Annabel Lammers freut sich bereits auf eine Ausstellung mit Werken von Carll Cneut im Haus der Niederlande im Krameramtshaus in Münster, die von Anfang Oktober 2016 an laufen wird, weitere Projekte sind in Vorbereitung – man darf gespannt sein. Natalie Tornai

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... Ihr Umsatz kommt ruckzuck!


Special | Junge Zielgruppe

An einem Sonntag im Grünen Haus Zum zweiten Mal fand in diesem Jahr eine Künstlerakademie im Rahmen der Berliner Bücherinseln statt: Eine Begegnung russischer und deutscher Künstler, die inspirierend wirkte, und bei der Bilder einer unsichtbaren Stadt entstanden 94

Veranstaltungen

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ie Berliner Bücherinseln haben sich längst als Bestandteil des kulturellen Lebens der Hauptstadt etabliert. Zum siebten Mal fanden sie in diesem Mai und Juni statt, und ermöglichten Grundschulkindern Begegnungen mit Autoren, Illustratoren, Übersetzern und Buchhändlern. Ziel ist es, Kindern den Schaffens-, Produktions- und Distributionsprozess von Büchern nahezubringen, also Literatur zu erfahren, wie es sonst nicht möglich ist. UnBuchMarkt September 2015

terstützt wurde das Projekt von ViVaVostok, einem Programm der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der Internationalen Jugendbibliothek, dem Goethe-Institut Moskau, der Aktion Mensch und dem Deutschen Literaturfonds e.V. Organisatorin Ulrike Nickel vom Verein kulturkind freute sich in diesem Jahr ganz besonders über die Besucher aus dem Gastland Russland. Angereist waren die Illustratoren Anastassija Archipowa, Tanya Kormer, Olga Monina, Igor Oleynikov, Sasha Sidortsova sowie der Autor Andrej Usachev. Neben ihrem offiziellen


Junge Zielgruppe | Special

Konzentriertes Arbeiten: Links Stefanie Harjes, oben Ulrike Nickel, Sasha Sidortsova (ihre Arbeit links daneben) und Hans Baltzer (seine Arbeit rechts daneben), in der Mitte Tanya Kormer (ihre Arbeit unten am Fenster) und Barbara Steinitz (ihre Arbeit rechts daneben), rechts Anastassija Archipowa

Programm begegneten sie im Rahmen der Künstlerakademie an einem Sonntag im Mai den deutschen Künstlern Hans Baltzer, Stefanie Harjes, Anne-Christin Plate und Barbara Steinitz. Im Grünen Haus des Humboldt-Gymnasiums fanden sie sich zum gemeinsamen Arbeiten in verschiedenen Klassenzimmern sowie auf dem Schulhof ein. Übersetzerinnen, die vom Goethe-Institut Moskau angereist waren, erleichterten den Austausch. Das Thema der Künstlerakademie lautete „Berlin, die unsichtbare Stadt“, und die Künstler aus Russland zeigten sich beson-

ders beeindruckt davon, wie grün die deutsche Hauptstadt ist. Die Parks, das Licht, aber auch die U-Bahn tauchten in einigen Werken auf, die an diesem Tag entstanden. In der Schule, in die Johannes Neudamm, Fachbereichsleiter Kunst, eingeladen hatte, herrschte konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Ganz unterschiedliche Techniken kamen zum Einsatz. Mit feinem Pinsel arbeitete beispielsweise Anastassija Archipowa, die hierzulande durch ihre Märchenbilderbücher bei Esslinger bekannt ist. Stefanie Harjes ergriff mit einer Riesenbild-Collage den Raum, in kleinen Bilderfolgen arbeiBuchMarkt September 2015

tete Barbara Steinitz, die u.a. mit Scherenschnitten bekannt wurde und mit einem Koffertheater ihr derzeit leider vergriffenes Bilderbuch Schnurzpiepegal in der ganzen Welt aufführt. Die Abschlussrunde zeigte: Das Einzige, was an diesem sonnigen Tag fehlte, war mehr Zeit. Gerne hätte man noch mehr voneinander erfahren. Wie sind die Arbeitsbedingungen, wie sieht die Verlagslandschaft aus? All diese Fragen klangen an, und wenn man sich wiederbegegnet, werden sie sicher vertieft. Susanna Wengeler

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Special | Junge Zielgruppe

Lieblinge des Sortiments Katrin Rüger

Buchpalast, München

Wiebke Schleser

BuchSegler, Berlin

Sandra Rudel

Schmitz junior, Essen

Birgit Schollmeyer

bücherwurm, Braunschweig

Birgit Nerenberg

Sternschnuppe, Hannover

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Bilderbuch

Kinderbuch

Toon Tellegen/Ingrid Godon: Ich denke (mixtvision)

Mo Willems: Das Buch über uns/We are in a Book! (Klett Kinderbuch)

Jeder tut es. Jeder tut es auf seine Art. Warum können wir nicht aufhören zu denken? Mein Blick klebt an den Augen der Porträtskizzen, wandert zu ihren Nasen und klettert zur Stirn. Zweifellos, man sieht sie denken, denke ich und tauche durch sattes Rot zum nächsten poetischen Denkanstoß. Einfach aufschlagen, schon fällt man hinein. Viel Spaß beim Denken, Innehalten, Nachdenken und glücklich sein.

Ein schmales Buch. Ein Elefant und ein Schweinchen. So wenige Wörter werden zu einem rasanten Dialog des Lesers mit den Protagonisten. Bloß nicht das Wort „BANANE“ lesen. Schon passiert? Dieses Buch ist einfach appetitanregend und darf in keiner Schultüte fehlen. Gibt’s auch auf Englisch. Bitte gleich im Doppelpack kaufen!

Agnès de Lestrade/Valeria Docampo: Der Bär und das Wörterglitzern (mixtvision)

Jonny Duddle: Die Jolley-Rogers im Bann der Geisterpiraten (Loewe)

Ganz am Rand ist alles möglich! … traumschweben, meerrieseln, tränenschwimmen oder stillenecken – welch schöne, feinsinnige Wortschöpfungen. Es geht einem unter die Haut, wie sich der blaue Bär an den Emotionen nährt, sie aufsaugt, zu eigen macht und neue Wörter zaubert. Morgen werde ich DICHMICHSEHEN. Mit den zarten Illustrationen von Valeria Docampo wird es zu einem Bilderbuchtraum.

Das Museum von Schnarch am Deich wird bei Vollmond überfallen. Schnell ist klar, dahinter können nur Kapitän Zwirbelbart und seine Geisterpiraten stecken. Matilda ruft per Flaschenpost Jim und seine Piratenfamilie zur Hilfe – so kommt es zu einem äußerst spannenden Abenteuer, mit einer gehörigen Portion Grusel. Wunderbar zum Vorlesen, dank der großen Schrift und den detailverliebten Comic-StilIllustrationen auch bestens geeignet zum Selbstlesen.

Till Penzek/Julia Neuhaus: Die Affenagentur (Hinstorff)

Markus Orths/Kerstin Meyer: Das Zebra unterm Bett (Moritz)

Alles beginnt damit, dass der Löwe im Zoo eine Urlaubsvertretung braucht, weil er zur Hochzeit seiner Schwester reisen möchte. Damit nimmt der große Tausch unter den Tieren seinen Anfang, und die Besucher kommen in Scharen. Lange können sie das Treiben aber nicht bewundern – war die Tauscherei doch zu anstrengend? Dem vergnüglichen Treiben zuzuschauen, ist ein Riesenspaß, zu dem auch die fröhlich-verrückten Bilder beitragen.

Bräuninger hat sich bei Hanna eingenistet, ein leicht verkühltes Zebra, das viele Talente hat und das Mädchen zur Schule begleitet. Dort darf Bräuninger nur kurz bleiben, aber für Hanna und ihre Mitschüler ändert sich so einiges … Mit Markus Orths und Kerstin Meyer haben sich zwei gefunden, die mit viel Leichtigkeit, Charme, Herzenswärme und (Wort- und Bild-)Witz über Toleranz, Freundschaft und Zusammenhalt erzählen.

Petra Postert/Jens Rassmus: Das brauch ich alles noch! (Tulipan)

Markus Orths/Kerstin Meyer: Das Zebra unterm Bett (Moritz)

Heute ist Waschtag, und Jim hilft Papa beim Sortieren. Papa leert Jims Hosentasche und fischt einen verbogenen Schlüssel, einen Knopf und einen Stein heraus. Als er die Dinge entsorgen will, ruft Jim: „Halt, das brauch ich alles noch!“ Das versteht Papa nicht. Jim erzählt ihm drei phantastische Geschichten zu diesen wichtigen Gegenständen, denen wir mit absolutem Verständnis folgen. Jens Rassmus’ Bilder machen Jims phantastische Geschichten wunderbar sichtbar.

Hanna weckt ein merkwürdiges Geräusch: Unter ihrem Bett findet sie ein niesendes Zebra namens Bräuninger. Hanna erklärt Bräuninger, dass ihre Papas Konrad und Paul „homosensationell“ sind und geht mit dem Zebra allein zur Schule. Alle Kinder haben viel Spaß mit Bräuninger, bis zwei Zoowärter auftauchen ... Hanna findet in Helge einen Freund, gemeinsam schmieden sie Befreiungspläne. Die Zeichnungen rücken die Geschichte aufs Beste ins Bild.

tupera tupera: Wo ist meine Unterhose? (Carlsen)

Antje Damm: Kleines Afrika (Tulipan)

Ein riesengroßer Unterhosen-Bilderbuchspaß! Wo ist denn nur die Unterhose des Eisbären geblieben? Die Maus hilft ihm beim Suchen, und die beiden Freunde erleben dabei so manche Überraschung. Zum Schluss der Aktion steht ein Lied dazu, in Versform. Hier ist die individuelle Phantasie und Kreativität bei der Umsetzung des Textes in eine Melodie gefragt. tupera tupera nennt sich das Duo Tatsuya Kameyama und Atsuko Nakagawa.

Gratulation zum Start der neuen Reihe „Tulipan Kleiner Roman“ für Kinder ab sieben Jahren. Antje Damm verzaubert den Leser mit Fridas Unternehmungsgeist. Sie macht sich auf den Weg nach Afrika, um auf einem Elefanten zu reiten. Natürlich ist der Weg für sie viel zu weit und der Wunsch unrealistisch. Aber Frida macht eine großartige Entdeckung und kommt ihrem Ursprungsziel ein ganzes Stück näher. Ein wunderbares Buch!

BuchMarkt September 2015


Junge Zielgruppe | Special

Welche Highlights haben Sie in den Kinder- und Jugendbuchprogrammen in diesem Herbst entdeckt? BuchMarkt fragte nach bei fünf Expertinnen Jugendbuch

Sachbuch

Auch für Erwachsene

Diane Touchnell: Kleiner Wahn (Königskinder)

Lutz van Dijk: Afrika – Geschichte eines bunten Kontinentes (Peter Hammer)

Christian Duda: Elke (Beltz & Gelberg)

Einmal tief Luft holen, denn ab der ersten Seite hält man den Atem an. Auf Sex folgt Schwangerschaft. Ratlosigkeit. Verdrängung und stumme Gespräche wandeln sich in Wut, Hass und die Angst vor Veränderungen. Der jugendliche Blick darauf bleibt erstaunlich klar. Wohlkomponiert wird Kleiner Wahn zu großem Wahnsinn. Tipp für den Herbst: Blau machen ist schlau!

Wie bitte? – Sie wollten grad gar kein Buch über Afrika kaufen? Ein Kontinent, auf dem heute über eine Milliarde Menschen leben, die Hälfte davon jünger als 18 Jahre. Afrika brodelt hier vor Energie und ist voll jugendlicher Träume, Hoffnungen, aber auch Verzweiflung. Das Layout strahlt uns entgegen. Der Text leuchtet durch Menschen, die in ihm zu Wort kommen. Diese afrikanische Sonne wird alle bereichern.

Wer Elke liest, lernt Kasimir kennen. Ein pfiffiges Kind, das unverblümt direkt in Menschen hineinzustolpern pflegt. Unerwartet leichtfüßig spaziert Elke so in die Herzen aller. Kinderbücher eröffnen Kindern in der Regel Lebenswelten, die sie wachsen lassen. Aber auch für Vorleser ist es für das Wachsen nie zu spät. Kuchen macht natürlich vieles einfacher. Bitte mehr davon!

Kathrin Köller (Hg.)/Julia Dürr: Feuer! Vulkane, Drachen und andere Feuerspucker (Ueberreuter)

Oren Lavie/ Wolf Erlbruch: Der Bär, der nicht da war (Kunstmann)

Auf jeder Doppelseite geht es rund ums Thema Feuer und darüber hinaus. Feuer übt eine große Faszination auf uns aus. Wer denkt da nicht an Stockbrot am Lagerfeuer, Feuerwehr, Drachen und Feuertiere? Und mittendrin der neugierige Filu, der alles hinterfragt und kommentiert. Mit beeindruckenden Bildern, witzigen Comics und einer offenen Gestaltung werden Grundlagen und Wunderliches erklärt, und es eignet sich ganz hervorragend zum Selbstlesen!

Alles fängt an mit einem Juckreiz und der Frage „Wer bin ich?“. Es ist die Geschichte des Bären, der sich auf die Suche nach sich selbst macht. Er begegnet zahlreichen liebenswürdigen Figuren wie dem „saumseligen Salamander“. Er ist unvoreingenommen, immer bereit, sich zu freuen, und er sammelt Eindrücke. Am Ende steht dieser Bär aufrecht, mit einem dünnen roten Lächeln im Gesicht – in höchster Zufriedenheit mit sich und der Welt. Mit grandiosen Illustrationen.

Judith Drews/Lilli Baltzer: Draußen (Jacoby & Stuart)

Toon Tellegen/Ingrid Godon: Ich denke (mixtvision)

Farbenfroh und mit 444 Seiten ziemlich üppig ist dieses Buch, das zum Stöbern an Regentagen und Nachmachen an schönen Tagen einlädt. Judith Drews ist mit lauter Kindern und ihrer Tochter Lilli, die viele zauberhafte Illustrationen beisteuerte, losgezogen und hat Hunderte von Ideen gesammelt, die man draußen umsetzen kann. Basteltipps vereint mit viel Wissenswertem, wunderbar mit stimmungsvollen Fotos versehen.

Ist es möglich, nicht zu denken? Wieso denke ich an Dinge, an die ich gar nicht denken möchte? Nach Ich wünschte ein weiterer Prachtband, der ebenso anregend wie poetisch ist. Versammelt sind hier Gedankengänge, die abschweifen oder an Mauern stoßen, die ängstlich, fröhlich, selbstzweifelnd, verliebt daherkommen. In Ingrid Godons intensiven, intimen Porträts und in den literarischen Texten Toon Tellegens kann man sich verlieren und finden – ganz wie man mag.

Lilli Thal: Die Puppenspieler von Flore (Gerstenberg)

Krystyna Lipka-Sztarballo: Badewanne, Klo und Co. (Gerstenberg)

Anne Fine: Tagebuch einer Killerkatze (Moritz)

Tamaso wird am Tag seines Schulabschlusses mit 19 anderen Jugendlichen in ein Wüstencamp gesteckt, um dort eine militärische Ausbildung zu erhalten. Er kommt als Mechaniker in das Haus des mächtigen Marschalls Utuk, dessen Frau und Sohn Puppenspiele vorführen; im Keller werden Feinde gefoltert. Tamaso hat nur einen Wunsch, nämlich zu fliehen ... Eine beeindruckende Geschichte, ich habe mit Tamaso und seinen Gefährten gelitten, geliebt und gelebt.

Wer schon immer wissen wollte, was man im Badezimmer früher und heute alles machen konnte und kann, der ist hier richtig. Woher das Wort Thron für die Toilette kommt, warum Händewaschen und Zähneputzen so wichtig sind und vieles mehr ist zu erfahren – mit Piktogrammen, fotografischen Abbildungen von Nachtgeschirren bis hin zur Toilette, die den Sitz anwärmt und Musik spielt. Die richtige Lektüre, nicht nur fürs Badezimmer!

Florian Wacker: Dahlenberger (Jacoby & Stuart)

Anne-Sophie Baumann/Didier Balicevic: Mein großes Baustellenbuch (Gerstenberg)

Erin J. Lange: Halbe Helden (Magellan) Es ist eine zunächst erzwungene Bekanntschaft, später eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Jungen. Dane, ein kluger Kopf, doch sehr schnell und ohne erheblichen Grund wird er handgreiflich und hat jede Menge Ärger am Hals. Billy D., der Junge mit dem Down-Syndrom, mit ganz normalen Wünschen und Sehnsüchten und einem dickköpfigen Auftreten. Billy D. sucht seinen Vater, und Dane zwangsläufig mit ihm. Es wird zu einem Roadmovie, mit allem was dazu gehört – Schmerz, Glück, Liebe –, ohne kitschig zu werden.

Clémentine Beauvais: Dreckstück (Carlsen) Erschreckend aktuell und realistisch: Ausländerfeindliche Sprüche hauen David und seine Freunde schnell mal raus. Bei einer morgendlichen Schwänzaktion läuft ihnen ein kleines farbiges Mädchen über den Weg, das offensichtlich Läuse hat. In diesem kleinen Mädchen fokussieren die Jugendlichen ihre Wut auf all die Fremden, die ihrer Meinung nach nichts in ihrem Pariser Viertel verloren haben. Ganz nüchtern berichtet Clémentine Beauvais von den Geschehnissen, und gerade dieser Ton sorgt beim Leser für Fassungslosigkeit.

Dieser Sommerroman wird in der kalten Jahreszeit wärmen. Florian Wacker gelingt es hervorragend, den Leser ins „Dahlenberger“ (Freibad) zu entführen. Gemeinsam mit Jan, dem Protagonisten, und seiner Clique wird der Sommer des Erwachsenwerdens erlebt. Welche Rolle dabei ein plötzlich auftauchender unbekannter Jugendlicher spielt, der Arschbomben geradezu zelebriert, bleibt bei meiner Buchempfehlung ein Geheimnis.

Ein echter Coup des Gerstenberg Verlags! Dieses herausragende Buch für Technikinteressierte lässt die Herzen von Kindern und Erwachsenen höher schlagen. Mit über 60 Klappen und Spielelementen auf verschiedenen Baustellen – darunter Häuser, Kräne, Straßen, U-Bahn-Tunnel, Brücken, Achterbahn, Flugzeughalle, Schiffswerft und Zirkuszelt – lässt sich auf den Doppelseiten sehr, sehr viel entdecken. Grandios! BuchMarkt September 2015

„Okay, okay, hängt mich ruhig auf! Ich habe den Vogel getötet.“ Spannender kann ein Buch fast nicht beginnen. Kuschel, die Katze, muss Vögel fressen, und Ellie schluchzt jedesmal und kann es nicht ertragen, dass ihre Katze das tut. Ganz dramatisch wird es, als Kuschel Nachbars Kaninchen durch die Katzenklappe zerrt, mausetot ... Urkomisch, ich habe das Buch schon geliebt, als es noch bei Diogenes verlegt wurde. Danke an den Moritz Verlag für die gelungene Verbindung von Anne Fine und Axel Scheffler.

Christian Duda: Elke (Beltz & Gelberg) Kindergartenkind Kasimir und die sozial sehr engagierte Elke werden nach ihrer ersten Begegnung schnell Freunde. Russischer Zupfkuchen spielt dabei eine ganz besondere Rolle. Diese außergewöhnliche Geschichte darf man nicht nur selbst lesen. Sie sollte auch vielen Kindern und Erwachsenen vorgelesen werden. Christian Duda sendet mit seiner warmherzig erzählten Geschichte viele Impulse an die Leser. Hoffentlich schalten ganz viele auf Empfang!

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Special | Junge Zielgruppe

Etwas zwischen den Zeilen Sie ist eine der poetischsten Stimmen in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur, und verliert kein Wort zu viel. Marjaleena Lembcke über Vorurteile, Humor und Geheimnisse Autoren

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er die Texte von Marjaleena Lembcke liest, vergisst die Zeit. Die heute 70-jährige Autorin gab 1993 ihr Debüt mit Mein finnischer Großvater (Nagel & Kimche). Das Kinderbuch war der Auftakt von insgesamt sechs Büchern über eine finnische Familie. Als die Steine noch Vögel waren (Fischer Taschenbuch) war für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und ist eines der schönsten Kinderbücher der vergangenen Jahrzehnte. Für Eva im Haus der Geschichten (Residenz Nilpferd) wurde Marjaleena Lembcke im vergangenen Jahr mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Die gebürtige Finnin, die seit 1967 in Deutschland lebt, versteht es, mit wenigen Worten viel zu sagen und ihre Leser niemals zu unterfordern. Neu in diesem Herbst ist ihr Bilderbuch Der Bus mit den eckigen Rädern (Ravensburger Buchverlag), illustriert von Stefanie Harjes. Die Geschichte eines Fahrzeugs, das aufgrund seiner Andersartigkeit ausgemustert wird und sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und nach Fahrgästen macht, ist philosophisch wie lebensnah. Es wird geliebt, gestritten, gesucht und gestorben in diesem Bilderbuch, in dem es heißt: „Die Welt war groß und voller Wunder.“ Was bedeutet es, für Kinder zu schreiben? Marjaleena Lembcke hat uns fünf Fragen zu diesem Thema beantwortet. BuchMarkt: Es existieren immer noch eine Menge Irrtümer über Kinderliteratur. Welche sind die häufigsten?

Marjaleena Lembcke: Es gibt eine Menge Vorbehalte, Vorurteile. Die beginnen gleich damit, dass ein Kinderbuchautor oder eine Autorin, die für Kinder schreibt, nicht die gleiche Wertschätzung genießt wie die Schriftsteller, die Romane für Erwachsene 100

So lauscht man den Geschichten von Marjaleena Lembcke: Eine Illustration von Stefanie Harjes aus dem Bilderbuch Der Bus mit den eckigen Rädern (Ravensburger)

verfassen. Als ob man selbst ein wenig naiv wäre, weil man sich mit Kinderkram beschäftigt. Selbstverständlich erwartet man dann von einer solchen Person weder etwas Ernstzunehmendes noch Literarisches. Und nach Meinung vieler muss man Kinderbücher auch nicht ernst nehmen, nette Geschichten, die Kinder unterhalten, reichen durchaus. Das wiederum ist vielleicht ein Vorurteil von mir. Ein Eindruck, der entstand, als ich für Kinder zu schreiben begann. Ich stamme aus Finnland, und dort ist es normal, dass Schriftsteller sowohl für Kinder als auch für Erwachsene schreiben und ihre Bücher den gleichen Stellenwert genießen. Das heißt, sie werden danach beurteilt, ob sie etwas zu erzählen haben und ob sie gut schreiben können, nicht danach, für wen sie schreiben. Außerdem fürchte ich, dass die Mütter, heutzutage manchmal auch die Väter, die BuchMarkt September 2015

Tanten, wer auch immer Kindern Bücher kauft, die kleinen Leser unterschätzt. Sie misstrauen Büchern, die ihrer Meinung nach für Kinder zu anspruchsvoll, schwierig sind, vertrauen nicht der kindlichen Intuition und Aufmerksamkeit. Man muss nicht alles wissen oder verstehen, um ein Buch zu „begreifen“. Ich habe als Kind leidenschaftlich gerne Märchen gelesen und bestimmt vieles nicht verstanden, aber sie haben mich trotzdem nachhaltig beeindruckt, und ich habe das Gefühl – ohne zu wissen wie –, den Sinn erfasst zu haben. Viele Gedichte sind ja auch nicht einfach zu interpretieren und doch oder vielleicht gerade deshalb so reizvoll, weil nicht alles gesagt, erklärt wird. Es ist, als ob einige Sätze ein Geheimnis bergen würden, einen Schatz, den man ein Leben lang bei sich tragen kann.


Junge Zielgruppe | Special

Wie traurig darf ein Kinderbuch sein?

Da würde ich am liebsten gleich fragen: Wie traurig darf denn ein Kinderleben sein? Nicht so traurig wie viele, viele sind. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass die Kinderbücher verpflichtet sind, alle Traurigkeit und jede Ungerechtigkeit dieser Welt zu beschreiben. Genauso wenig sollte man aber alles Traurige ausblenden.

Marjaleena Lembcke: „Ich bin eine Sätzesammlerin“

Ich habe ein schönes Beispiel, wie Kinder mit traurigen Themen umgehen: Eine Mutter berichtete mir von ihrer Tochter, die ein Buch von mir, Mein finnischer Großvater, gelesen hatte und weinend auf der Couch lag. Die Mutter war entsetzt und wollte sie trösten, aber die Tochter sagte: „Brauchst du nicht. Der Großvater ist nur gerade gestorben, und das ist ja traurig und ich will weinen.“ Kinder leben nicht in einer anderen Welt, sie erleben die Welt nur anders als die Erwachsenen. Ein anderes Beispiel. Leider wieder ein Buch von mir. Aber es sind die einzigen, auf die ich die Reaktionen kenne. Ich habe ein Buch über meinen behinderten Bruder geschrieben, Als die Steine noch Vögel waren. Aus dem Buch habe ich häufig auch vor einem Erwachsenenpublikum vorgelesen. Und natürlich sehr oft vor Kindern. Die Erwachsenen finden das

Buch fast ausnahmslos traurig. Kinder finden es traurig und lustig. Klug sind sie. Sie vergeuden nicht ihr ganzes Mitleid für das bedauernswerte „Anderssein“, sie sehen auch die Skurrilität und den Reiz, nicht so zu sein und zu handeln wie die anderen. Wie heiter muss ein Kinderbuch sein?

„Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige.“ Das sagt der Philosoph Voltaire. Klingt gut, wenn man aber den Spruch genauer unter die Lupe nimmt, sagt er nicht viel aus. Leser empfinden und definieren „langweilig“ nämlich sehr unterschiedlich. Und wenn man meint, dass heitere Bücher kurzweiliger sind als die ernsten, stimmt auch das nicht immer. Heiter ist ein schönes Wort, im Sinne von unbeschwert – fröhlich. Ein Kinderbuch muss nicht unbedingt heiter sein, aber so es das im besten Sinne des Wortes ist, kann es beglückend sein. Vom Heitersein geht es weiter zu lustig, komisch und so weiter. Humor ist kostbar und entwickelt sich erst im Laufe der Jahre und Erfahrungen. Im bestimmten Alter finden Kinder völlig alberne Geschichten herrlich. Meine Enkeltochter war als Kind eine unermüdliche Zuhörerin von Geschichten. Sobald wir uns trafen, nahm sie meine Hand, zog mich weg von den anderen und fragte: „Erzählst du mir eine Geschichte?“ Sie hatte auch eine Phase, da wollte sie, dass in der Geschichte die Worte Kacke und Pisse vorkommen. Ich tat mein Bestes, weil es ihr einfach einen höllischen Spaß machte, mich diese Worte aussprechen zu hören. Aber irgendwann sagte ich, mir reicht es. Sie fragte natürlich, warum. Ich fragte sie, ob sie jedes Mal, wenn sie auf der Toilette war, drüber nachdenkt, wann sie wohl das nächste Mal Pipi machen kann? Sie schüttelte den Kopf. Vielleicht verstand sie, dass diese Dinge einen zu geringen Anteil in unserem Leben haben, als dass es sich lohnt, ständig darüber zu reden. Jedenfalls durfte ich mein Repertoire wieder erweitern. Es ist schön, wenn man die Wünsche der Kinder erfüllen kann. Aber nicht ohne Verstand. Man füttert die Kinder ja auch nicht jeden Tag mit Pommes und Pizza, nur weil sie das am liebsten essen. Ich meine, Kinder sollten möglichst viele unterschiedliche Sachen kennenlernen, damit sich ihr Geschmack entwickeln kann. Man kann nicht etwas mögen, das man gar nicht kennengelernt hat. Um auf heitere Kinderbücher zurückzukommen: Sie muss es BuchMarkt September 2015

geben, andere ebenso. Ich weiß nicht, welche Art von Büchern wichtiger ist. Ich bin nicht die Autorin von ganz unbeschwerten Geschichten, aber ich gebe mir Mühe, in meinen Geschichten nicht nur die dunklen Seiten zu beschreiben, sondern auch immer etwas Heiteres und Positives. Und ich nehme Kinder bei allem Humor als Leserinnen und Leser ernst. Wie künstlerisch kann ein Kinderbuch sein?

Ich habe nicht sehr viele Bilderbuchtexte geschrieben, das heißt, geschrieben habe ich eine Menge, aber die meisten waren zu lang, zu kompliziert, nicht zu illustrieren, nicht für das Bilderbuchalter der Kinder geeignet. Aber bei den Bilderbüchern, die verlegt wurden und bei denen ich die Illustratorin selbst aussuchen konnte, habe ich ganz egoistisch diejenigen ausgesucht, die mir selbst gefallen. Da ich selbst schon immer gezeichnet und gemalt und ein paar Jahre Kunst studiert habe, ist es für mich wichtig, dass die Illustration künstlerisch und eigenständig ist und keine Bebilderung der Sätze, die ich bereits formuliert habe. Künstlerische Bilderbücher kann es nicht nur, sie muss es sogar geben. Wie sollten die Worte in einem Kinderbuch beschaffen sein, damit sie ihre volle Kraft entfalten können?

Wenn ich das wüsste. Bin schon lange auf der Suche nach diesen Worten. Ich habe zunächst Gedichte geschrieben und bin eine Sätzesammlerin. Wenn ich ein Thema, einen Gedanken habe, zu dem mir Bilder und Sätze einfallen, schreibe ich sie auf. Wenn ich mich hinsetze, um eine neue Geschichte zu schreiben, beginne ich einfach und traue den von mir beschriebenen Personen, dass sie die richtigen Worte finden und mich dorthin führen, wo sie hinwollen, und ich meist auch. Natürlich gelingen unsere gemeinsamen Bemühungen nicht immer, aber dafür habe ich zehn bis 20 Male die Möglichkeit, letztlich doch meinen Kopf durchzusetzen und zu korrigieren, was mir nicht richtig erscheint, oder zu kürzen, wo zu viele Worte sind. Etwas soll zwischen den Zeilen bleiben, eine leere Zeile, die die Leser mit ihren eigenen Gedanken füllen können. Ich tue mein Bestes, aber ganz zufrieden bin ich nie. Das ist vielleicht auch gut, denn das Gefühl, dass noch etwas fehlt, sei noch nicht erzählt oder nicht richtig erzählt, spornt mich an zu einem neuen Versuch. Die Fragen stellte Susanna Wengeler

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Special | Junge Zielgruppe

Wir müssen über Elke reden Das erste Kinderbuch von Christian Duda wird von Buchhändlerinnen wärmstens empfohlen. Viele finden es toll, manche stellen sich aber die Frage, wem sie es verkaufen sollen: Elke passt in keine Schublade, obwohl es ein schmales Buch ist Autoren

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© Ferdinando Iannone

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iel lässt sich nicht von Elke erzählen.“ So beginnt das Kinderbuch Elke. Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen von Christian Duda, das im August bei Beltz & Gelberg erschienen ist. Elke kümmert sich um die Jugendlichen ihrer Wohngruppe – und auch außerhalb ihrer Arbeit kann sie kein Kind aufgeben. Mehr noch, sie greift sogar Erwachsenen unter die Arme, wie Uwe, dessen Café nicht so gut läuft, und dem sie jeden Tag ein Blech Kuchen bringt, den sie am Vorabend gebacken hat, obwohl sie selbst gar keinen Kuchen mag. Beim Kuchentransport begegnet sie dem fünfjährigen Kasimir, der auf dem Weg zum Kindergarten ist, eine Selbständigkeit, die er sich vom alleinerziehenden Vater erkämpft hat. Kasimir wird von da an mit Uwe und Elke frühstücken, ein Brötchen und ein Stück Kuchen, und der 13-jährige Serge kommt auf Elkes Initiative hinzu. Der wortkarge Junge kann schlecht lesen und schreiben, aber gut rechnen und wird sogar Aushilfe in Uwes Café, das immer besser läuft, als dessen schlecht gelaunter Besitzer langsam aufblüht und in einem jungen Mann sogar eine Liebe findet. Die Nachbarschaft des Kiezes wächst zusammen, feiert am Ende ein Straßenfest: All das wäre ohne Elke nicht möglich geworden. Dennoch verliert die Gemeinschaft nach ihrem Tod kaum noch ein Wort über sie. Denn Elke lebt nicht mehr – das hat der Erzähler gleich auf den ersten Seiten verraten, ebenso wie die Tatsache, dass sie eine sehr dicke Frau war. Mehr wissen die Menschen nicht von ihr, mehr behalten die meisten nicht in Erinnerung. Und vielleicht ist es genau diese Beobachtung, die ganz viele Gespräche in Gang setzt nach der Lektüre der 159 Seiten inklusive Kuchenrezept. Wir müssen über Elke reden – rufen wir also Christian Duda an.

Christian Duda: „Kinder lesen meinen Text, und gleichzeitig lassen sie alle anderen Texte und auch ihre Erfahrungen und ihre Phantasie in meinen Roman miteinfließen. Da baut sich ein riesiger Echoraum auf, und erst der macht die Literatur als Kunstform so einzigartig!“

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einer Indienreise schickte Christian Duda das Manuskript an Beltz & Gelberg und erhielt zwei Wochen später eine Mail von Verlagsleiterin Petra Albers: „Komm nach Weinheim, wir müssen über Elke reden.“ Man sei sich nicht sicher, ob man das Buch oft verkaufen werde, aber man wolle es machen, weil es so toll geschrieben sei, erfuhr der Autor, als er der Einladung folgte. Von da an zog Elke immer größere Kreise im Hause Beltz. Lektoriert wurde der Text von Stefanie Schweizer, aber auch aus dem Korrektorat, der Presseabteilung und dem Vertrieb kamen begeisterte Reaktionen, die in einer Facebook-Kampagne gipfelten, bei der mehrere Beltz-Mitarbeiter Elke empfehlen. „Dann teilte man mir mit, dass Elke Lese-Exemplar werden würde, und ich sagte nur, ‚super, klar ...‘ und habe meins weitererzählt – bis ich dachte, komm, das war so komisch im Tonfall, frag doch mal nach, was ein LeseExemplar ist“, lacht Christian Duda. Auf das Lese-Exemplar wiederum folgten viele lobende Worte aus dem Buchhandel – ein tolles Buch, für das man sich gerne einsetzen werde, denn leicht verkäuflich sei es wohl nicht. Warum nur schleicht sich in alle Begeisterung immer wieder auch die Skepsis ein, ob das Buch seine Leser finden werde?

r genieße die positive Resonanz, ein bisschen unheimlich sei sie ihm aber auch, sagt er gleich zu Beginn des Telefonats. Seine Bilderbücher, die gemeinsam mit Julia Friese entstanden sind, die für Elke auch das großartige Cover und Viglke hat es wirklich gegeben, und sie netten gezeichnet hat, diese Bilderbücher hat tatsächlich eine Wohngruppe bewurden zwar gelobt und in andere Spratreut, erfahren wir im Nachwort. Christian chen übersetzt, hatten es in Deutschland Duda lernte sie zufällig kennen, und wenn trotzdem immer etwas schwer. Ob sie er ihr zufällig wiederbegegnete, unterhielwohl für Kinder geeignet seien? Diese Frage hat Christian Duda schon oft gehört. ten sie sich manchmal lange in einem Café. Und Elke habe er tatsächlich aus einer „Elke las viel und konnte hemmungslos Wut heraus geschrieben: Ein anderes Kin- schwärmen, wenn ihr ein Buch gefiel. Am derbuch, in dem ein vom Vater verprügel- allerliebsten las sie aber Kinderbücher“, ter Junge die Hauptfigur ist, sei von drei schreibt der Autor. Worüber genau haben Verlagen abgelehnt worden – großartiger die beiden sich ausgetauscht? „Es war immer sehr politisch, wenn ich Text, aber das wolle doch niemand lesen. mit Elke über Bücher geredet habe, einElke entstand, um diese Information nicht als letzte im Kopf zu behalten. Kurz vor fach weil sie das tat, was sie tat“, erinnert

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BuchMarkt September 2015


das atemberaubende

finale!

Julian Sedgwick »Mysterium. Auf Messers Schneide« 320 Seiten. Gebunden. ¤ 14,95 (D) ISBN 978-3-8489-2040-2 Auch als E-Book erhältlich

Bereits erschienen:

ab 2. okt oktober ober im handel!

www.aladin-verlag.de Mysterium. Band 1 Der schwarze Drache ISBN 978-3-8489-2037-2

Mysterium. Band 2 Der Palast der Erinnerung ISBN 978-3-8489-2039-6


Special | Junge Zielgruppe

er sich. „Wir sprachen auch über diese Er genießt den Umgang mit Sprache. Absurdität, die letztlich Common Sense „Die Frage ist reizvoll: Was darf man voin Deutschland geworden ist: Erwachsene raussetzen? Was weiß denn schon jeder lesen ihren Kindern mit Grimm, Andersen und muss nicht mehr gesagt werden? Also und Co. die furchtbarsten Geschichten vor, Intertextualität als konkreter Versuch und Herausforderung. Was liest der Leser, obzeitgenössische Autoren jedoch müssen sich erklären, wenn sie in ihren Texten wohl es gar nicht geschrieben steht? Was Realität verhandeln, eine Realität zumal, muss ich vielleicht nicht mal mehr anklinder Kinder längst persönlich oder via Fern- gen lassen, weil der Leser es unbewusst sehen und Computer und so eben auch oder auch bewusst einarbeitet? Das Buch wird ja erst bei der Lektüre durch den Leser fertig geschrieben. Der Text weiß mehr als der Autor! Beim Spielen mit diesen Mitteln mache ich keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen. Kinder lesen meinen Text, und gleichzeitig lassen sie alle anderen Texte und auch ihre Erfahrungen und ihre Phantasie in meinen Roman miteinfließen. Da baut sich ein riesiger Echoraum auf, und erst der macht die Literatur als Kunstform so einzigartig!“

W So lässt es sich am schönsten über Elke reden: Das Kuchenrezept am Ende des Buches ausprobieren und das Kuchenblech auf die Straße tragen

ganz ungefiltert begegnet sind! Kaum wird aber diese Realität Literatur, heißt es, das sei nicht kindgerecht.“ Er habe Elke nie mit anderen Menschen getroffen. „Mich hat geärgert, dass sie so aus unserem Leben verschwunden ist, und fand es zudem schrecklich, dass die Leute, die sie kannten, auch noch so blöd über sie geredet haben, nach dem Motto, sie war ja auch wirklich dick. Ich konnte dem nichts entgegensetzen, außer die Phantasie, die ich jetzt geschrieben habe.“ In dieser Phantasie spielt die Sprache eine wichtige Rolle: Immer wieder bleibt Platz zwischen den Sätzen, wird längst nicht alles ausgesprochen, was man sich doch selber denken kann. Die Dialoge sind witzige wie tiefsinnige Schlagabtäusche, immer wieder unterbrochen durch den Ausruf „Reim!“, wenn sich etwas gereimt hat. Christian Duda arbeitet auch als Theaterregisseur – und macht keinen Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur. 104

ie es wohl weitergeht in der Berliner Lubitschstraße, die es nicht gibt, und in der das Buch spielt? Das Ende lässt den Leser empört zurück. Ausgerechnet Elke, die das Leben der Nachbarn dort so nachhaltig lebenswerter gemacht hat, soll in Vergessenheit geraten? Die Frau, die mit ihrem unauffälligen Engagement Uwe zum „Herz der Nachbarschaft“ gemacht hat? „Wenn ich das Buch weitererzählen müsste“, meint der Autor, „dann wäre Uwe der Erste, der vergessen hätte, wem er das alles zu verdanken hat. Er würde allen berichten, wie hart er sich das erarbeitet hat, weil er nicht begreift, nicht begreifen kann. Als Figur ist er auch nur so interessant, weil er von Kasimir permanent gestört wird beim Uwe-Sein. Da streckt er die Waffen, denn schwache Charaktere gehen mit den starken. Das verstehen auch Kinder, obwohl sie das nie so formulieren würden.“ In der Tat, der fünfjährige Kasimir ist die stärkere Figur im Buch, und vielleicht liegt auch darin die Sorge begründet, ob es seine Leser findet. Akzeptieren acht-, zehn- oder auch vierzehnjährige Leser eine Identifikationsfigur, die noch in den Kindergarten geht? Aber die Geschichte hat noch einen anderen starken Charakter, der lässig Verantwortung übernimmt und eine Art großer Bruder für Kasimir wird: den 13-jährigen Serge. „Ich mochte den Namen“, erklärt der Autor, „und so ist die Figur entstanden. Ich BuchMarkt September 2015

hatte das Gefühl, da fehlt noch jemand, um die Orchestrierung rundzumachen, hatte aber Angst, dass ich Elend auf Elend stapele. Serge hat sich dann ins Buch hineingeschrieben.“ Das könne nur passieren, wenn man als Autor die Arroganz habe, sich selber zu vertrauen und keinen Plan für alles mache – „da schreibt sich einer rein, den wir auch im wirklichen Leben nur sehen, wenn wir ihn akzeptieren. Serge war immer da. Aber ich musste genau hinsehen, um ihn in mir zu erkennen.“ Serge ist seine wärmste Figur geworden, weil sie eine Dimension habe, die über die Egozentrik von Kasimir und Uwe oder die Skurrilität einer Hilde hinausgehe. „Das sind Figuren, und erst zusammen ergeben sie einen Menschen, in der Gruppe. Betrachtet man jeden für sich, fehlt doch schon viel vom Kuchen.“ Und vielleicht ist auch hier eine Wurzel der Skepsis zu erkennen: Die erwachsenen Figuren stellen sich in Elke häufig kindischer an als die kindlichen. Uwe ist der Unmittelbarkeit Kasimirs immer wieder rhetorisch wie argumentativ unterlegen, auch Kasimirs Vater zeigt natürliche Schwächen. Wer das vorliest, fühlt sich oft selbst ertappt. „Kinder sind sehr viel ernsthafter als Erwachsene“, ist sich Christian Duda sicher, „das müssen sie auch sein. Sie sind noch nicht in der Sekundärliteratur verhaftet, die nehmen die Dinge noch primär, die sagen einfach: Das ist so.“ Daher sei auch eine zentrale Frage von Kindern, warum etwas nicht gehe – haben sie doch längst mitbekommen, dass jeder Erwachsene einen anderen Grund nenne. „Kinder sind eben tatsächlich nicht dumm. Das Dumme ist, dass wir die Verpflichtung dieser Aussage nicht annehmen, weil wir es gern bequem haben. Alltag ist scheinbar der Feind des gut situierten Bürgers, egal in welcher Kultur. Und Kinder sind reiner Alltag, reines Jetzt und Hier.“ Eine Aussage, die Elke sicher unterschrieben hätte, die einem Hort Kinderbücher aus ihrer eigenen Sammlung schenkte, darunter alte und seltene Exemplare, wie am Ende von Christian Dudas Geschichte zu erfahren ist: „Sie wollte diese Bücher in Kinderhänden wissen, obwohl sie natürlich wusste, dass der Sammlerwert Kinder überhaupt nicht interessiert und sie mit der Zeit zerstört würden. Aber das war ihr egal. Sie meinte nur: ,Bis es so weit ist, werden sie vielleicht noch ein paarmal gelesen.‘ Das beschreibt Elke ganz gut.“ Susanna Wengeler


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Es weihnachtet sehr in Petronellas Apfel: Band 3 erscheint am 12.11.2015


Special | Junge Zielgruppe

Die lauten und die leisen Töne Sie ist zum dritten Mal für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und schreibt gerade ihren ersten Roman für Erwachsene: Susan Kreller recherchiert gern in Cafés und gibt sich für jedes Lese-Alter gleich viel Mühe. Eine Begegnung in Kirchlinde Zentrum II Porträt

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irklich merkwürdig, dass es die beiden Romane von Susan Kreller noch nicht als Hörbuch gibt, denke ich, als ich in ihnen blätternd mit dem Zug nach Dortmund fahre. Dort bin ich mit der Autorin am Hauptbahnhof verabredet. Sowohl ihr Debüt Elefanten sieht man nicht als auch ihr zweites Jugendbuch Schneeriese sind unerhört lautmalerisch. Und die von ihr herausgegebene Anthologie Der beste Tag aller Zeiten – Weitgereiste Gedichte sowieso. Alle drei Titel sind bei Carlsen erschienen und wurden für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert, auch in diesem Jahr wird es wieder spannend, wenn die Auszeichnung der Kritikerjury in der Kategorie Jugendbuch verkündet wird. Schneeriese ist die Geschichte des 14-jährigen Adrian, der die gleichaltrige Stella Maraun liebt, seine Nachbarin, die er von Kindesbeinen an kennt. Doch die verliebt sich in Dato, der ins Dreitotenhaus gezogen ist, und scheint fortan keinen Blick mehr zu haben für Einsneunzig – sie nennt den großwüchsigen Adrian nicht einmal mehr so, wie er es von ihr gewohnt ist. Susan Kreller schildert dieses Unglück mit derselben Wucht, die dem Jungen den Boden unter den Füßen wegzieht, fast sterben lässt. Es geht ums Ganze bei ihr, bis in den letzten Halbsatz.

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m Dortmunder Hauptbahnhof nehmen wir einen Bus nach Kirchlinde, weil uns der Name so gut gefällt, und werden unterwegs für die spontane Entscheidung belohnt mit Haltestellen wie Bärenbruch und Sümpelmannhof. „Poesie steckt überall“, weiß Susan Kreller. „Ich bin so oft umgezogen, ich denke ständig über solche Namen nach. In Bielefeld ist es auch ganz verrückt.“ Dort wohnt

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Susan Kreller: „Poesie steckt überall.“ Auch in westfälischen Schinkenmettwurst-Endchen, die es im Kirchlinder Supermarkt im Angebot gibt

sie heute mit ihrer Familie. Geboren ist sie in Plauen, hat in Leipzig und Dublin Germanistik und Anglistik studiert, auch mal in Aachen gewohnt und in der Zeit ein Praktikum beim Sauerländer Verlag gemacht, der damals noch in Düsseldorf beheimatet war. Überhaupt hat sie sich eigentlich immer schon mit Kinder- und Jugendliteratur beschäftigt, ihre Magisterarbeit über Roald Dahl geschrieben und über die Übersetzung englischsprachiger Kinderlyrik promoviert. Nach einem Vortrag über das Makabre bei Dahl kam die damalige Sauerländer-Lektorin und heutige Ravensburger-Programmleiterin Iris Praël mit der Frage auf sie zu, ob sie vielleicht mal eine makabre Weihnachtsgeschichte BuchMarkt September 2015

für eine Anthologie schreiben könnte. Das war vor zehn Jahren, der Einstieg ins Autorinnenleben. So ruhig war es in dieser Siedlung, dass die Stille wild in meinen Ohren hämmerte, und das, obwohl es genau genommen gar nicht still war, denn es gab ja hier immer irgendwen, der den Rasen mähte, vorzurückvorzurück, kurz und bündig, sonntags nie. So beschreibt die 13-jährige Mascha die Kleinstadt Barenburg, in der sie die Sommerferien bei den Großeltern verbringen muss, damit ihr Vater ein paar Wochen allein um die Mutter trauern kann, die sieben Jahre zuvor am selben Ort gestorben ist, nachdem sie eine Wespe verschluckt hatte. Dort spielt Elefanten sieht man nicht, und inmitten dieser spießigen Langeweile,


Junge Zielgruppe | Special

die von ihren Bewohnern mit allen Mitteln verteidigt wird, findet die Protagonistin etwas heraus, das niemand wissen will: Der siebenjährige Max und die neunjährige Julia werden von ihrem Vater misshandelt. Mascha sperrt sie ins blaue Haus ein, um sie vor dem Besitzer des ortsansässigen Autohauses zu beschützen.

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hängen. „Ich habe durchs Lesen die Stimme gefunden, mit der ich mich am wohlsten fühle beim Schreiben.“ Ganz wichtig sei dabei Janosch gewesen, und zwar Titel, die heute ein wenig in Vergessenheit geraten sind: „Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm ist eines meiner Lieblingsbücher, eine unglaublich düstere Geschichte, die aber so leicht und lakonisch erzählt ist, dass es für mich eine Wohltat war und ist, diesen Text zu lesen.“ Dabei habe sie verstanden, „dass es möglich ist, über schlimme Dinge auf eine leichte Weise zu erzählen, ohne dass es banal wird – man kann humorvoll über traurige Dinge schreiben, ohne dass es zerlacht oder kleingeredet wird.“ Auch das Anglistik-Studium hinterlässt Spuren – Susan Kreller hat viele englischsprachige Bücher gelesen, mag zum Beispiel Virginia Woolf, Russell Banks oder Joseph O’Connor. „Wenn ich mich mit dem Englischen beschäftige, wird mir vieles klar übers Deutsche. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man durch verfremdete Wortstellungen oder einen bestimmten Rhythmus eine Poesie erzeugen kann.“ Ihre Texte lese sie sich immer wieder laut vor, „dann kann ich noch viel entdecken, das nicht gut klingt.“

ir sind in Kirchlinde Zentrum II ausgestiegen und hoffen, dass hier alles in Ordnung ist. „Ich habe aus dem Buch an Schulen gelesen“, erzählt Susan Kreller, „und das ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich überlege, dass da jemand sitzen könnte, der es selber erlebt, misshandelt zu werden. Aber dann denke ich, wenn es nur einen gibt, der durch das Buch auf den Gedanken kommt, dass er es wert ist, dass ihm geholfen wird, dann hat sich das schon gelohnt.“ Aus dem Schneeriesen liest die Autorin ebenfalls in Schulklassen, stellt dabei immer wieder fest, dass auch die Jungs etwas mit der Geschichte eines existenziellen Liebeskummers anfangen können – und die Sprache positiv kommentieren. Die wurde in vielen Rezensionen gefeiert, zuweilen, z.B. in der FAZ, ergänzt durch einen leisen Zweifel, ob ein etwas sparsamerer Einsatz von Bildern und Wortnzwischen sitzen wir an einem von zwei schöpfungen nicht noch besser gewesen Tischen vor einem Supermarkt, trinken wäre. Nö: Witzig, dramatisch, treffend wie Milchkaffee und verkrümeln Croissants. zärtlich ist diese Sprache, und jedes Wort „Ich verbringe gern Zeit in Cafés und beobsteht am richtigen Platz. Zeichnen war die achte und belausche die Leute. Das gehört geheimste Art, Stella Maraun zu streicheln, zu meinen wichtigsten Beschäftigungen“, heißt es aus der personalen Erzählperspek- schreibt Susan Kreller mir auf einen Zettel, tive über Adrians Kopf hinweg ins Herz damit der Nebentisch nicht hellhörig wird. des Lesers hinein. So bekomme sie ein Gefühl für Dialoge. Wir schlendern an Läden vorbei, die Bevor sie ein Buch schreibt, sind noch „Kosmetik Ottermann“ mit Zusatz „Tattoo- viele weitere Vorarbeiten zu leisten: „Ich entfernung“ oder „Jeannette’s Friseursa- bin eine sehr genaue Planerin, ich kann lon“ mit Apostroph heißen. Auch „Adrian erst anfangen, wenn ich das ganze Buch – Ihr Schuhmacher“ ist vor Ort. Sie schreibt, skizziert und eine Weile in der Welt meiner seit sie 16 ist, erzählt Susan Kreller, früher Figuren gelebt habe.“ vor allem sehr traurige Geschichten, in deLetzteres kann in Gedanken, aber auch nen am Ende immer alle tot waren. „Heute sehr konkret geschehen. Für den Erwachstirbt fast niemand mehr bei mir.“ Übers senen-Roman, an dem sie gerade arbeitet, Lesen sei sie zum Schreiben gekommen, besucht Susan Kreller regelmäßig ein Seerinnert sie sich, damals entdeckte sie Au- niorenheim, denn ihre Protagonistin ist toren wie Heinrich Böll oder Wolfgang eine 84-jährige Frau. „Eigentlich essen wir Borchert im Lesebuch, war beeindruckt nur Pralinen und trinken Likör, was sehr von ihrer Art zu erzählen. schön ist“, lacht die 38-Jährige. Anfangs Überhaupt habe ihre Lektüre immer ihr habe sie konkrete Fragen stellen wollen zu Schreiben beeinflusst. Nach einer E.T.A. Erlebnissen während des Krieges und in Hoffmann-Phase während des Studiums der Zeit danach, jedoch schnell festgestellt, blieb sie letztlich doch beim Realistischen dass man als Fremde nicht Dinge fragen

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BuchMarkt September 2015

kann, die Menschen ihr Leben lang für sich behalten haben. Aber aus welchem Stoff ein Hochzeitskleid der 50er-Jahre typischerweise bestand, darüber lässt sich reden. Außerdem könne man ein Gefühl für das Alter und das Altern bekommen. So wichtig der Autorin ein Plan für die Entstehung eines Buches ist, für das Ungeplante bleibt stets Raum. Dass Adrians Eltern sich genauso neben ihren fast erfrorenen Sohn legen, wie die Josef- und MariaFiguren der zu Weihnachten aufgestellten Krippe einige Seiten zuvor arrangiert wurden, so etwas falle ihr erst beim Schreiben ein. Dankbar ist sie für die gute Zusammenarbeit mit Lektorin Franziska Leuchtenberger, die hin und wieder sprachliche Eskapaden im Manuskript mit dem Kommentar „Kreller!“ versieht. „Manche allzu typischen Krellers müssen dann vielleicht verändert oder rausgeschmissen werden.“

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ir haben die Haltestelle für den Bus zurück zum Hauptbahnhof gefunden und steigen beim selben Fahrer wie auf dem Hinweg ein. Ob sie für Erwachsene schreibe oder für Kinder oder Jugendliche, mache eigentlich keinen großen Unterschied, meint Susan Kreller, bis auf Entscheidungen wie die Wahl der Perspektive oder den Grad der Reflexion. Für die Zeitschrift Gecko entstehen auch Texte für jüngere Kinder. „Da gibt es fast immer einen erwachsenen Mitleser, und mir ist ganz wichtig, dass der nicht einschläft oder sich vom Hochbett stürzt vor lauter Verzweiflung.“ Jugendbücher wiederum werden auch von Erwachsenen gelesen – und an die richten sie sich genauso. „Ich gebe mir für jedes Lese-Alter gleich viel Mühe.“ Wir verabschieden uns am Bahnhof, Susan Kreller wird noch etwas recherchieren gehen in einem passenden Café, und ich lese auf der Rückfahrt im Bordbistro erneut den Schluss des Schneeriesen, der nicht beschönigt, wie es ist, wenn sich die große Liebe für einen Anderen entscheidet, aber auch zeigt, dass Traurigkeit zum Leben dazugehört und eben nicht das Ende ist: Und die Sache war die, dass man sein Herz immer wieder bei jemandem ablegen durfte wie einen schweren, müden Kopf, notfalls so lange, bis man wieder am Leben war. Der Fahrgast gegenüber schaut mich erstaunt an. Solche Sätze muss man eben laut lesen. Susanna Wengeler

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Illu Ill lllust llu stra sstr tra ttr rrattion ion on ns © 20 2013 2 013 01 0 1133 Sc Sch S cch ho olas ola llas astti a tic iicc In Inc. Inc ncc. S n SCH SC CHOL C OLAS OLA O LAS LA AS A STIC TIC, T TI IC, C,, SP C SPI S PIRIT P RIT RI T AN ANIM A NIM N IM MA ALS LS and and asso ssso ss so oci ciat ccia iiat atted a d designs esig ig gns ns are e ttrade rrade ade a ad de ema mark m arks an a a d/or d registe stered red trad trademar emar arkss of Scho hola ola ol astic sti In st sti Inc nc. A n Alll rights rights g ght res re esserv e erve e rve v d. d.

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Special | Junge Zielgruppe

Matthias Morgenroth: Freunde der Nacht (dtv junior), mit Bildern von Regina Kehn Ausbüxer: Lea (10), die den gleichaltrigen Ich-Erzähler Jojo

mitnimmt Fluchtvehikel: Jojo rutscht vom Fenster seines Zimmers an einer Stange nach unten, als Lea ihn ruft (s. auch unsere Abbildung links), dann geht es zu Fuß weiter. Grund und Ziel: Leas Eltern wollen umziehen, und das Mädchen sucht im nächtlichen Wald nach einem Zauber, mit dem das verhindert werden kann. Da geht’s los: Seite 12 Gefährlichkeitsstufe: 10. Lea wird vom Waldwesen Jan von Monden verzaubert und beinahe für immer gefangen genommen. Nur mit Jojos Hilfe kann sie entkommen. Schlechtes Gewissen: Bei Jojo groß, gegenüber der Oma, die auf ihn aufpassen soll. Besondere Kennzeichen: Das Buch ist umwerfend gestaltet: Je tiefer die Nacht, desto dunkler werden die Seiten, und die Schrift wechselt in Weißtöne – gegen Morgen kehrt sich das wieder um. Regina Kehn begleitet den Text mit Illustrationen, die das Gruselige nicht niedlich machen. Die dampfende Tasse Kaffee am Ende erinnert an die noch warme Suppe in Maurice Sendaks Wo die wilden Kerle wohnen.

Oliver Scherz: Keiner hält Don Carlo auf (Thienemann), mit Bildern von Peter Schössow Ausbüxer: Carlo (11) Fluchtvehikel: Zug, Taxi, Fähre, oft auch zu Fuß Grund und Ziel: Vor fast einem halben Jahr hat Carlos Mutter seinen

Ausgebüxt! Manchmal muss man einfach eigene Wege gehen. Wir haben Kinderbücher aus diesem Herbst gelesen, in denen die wohlbehütet aufwachsenden Protagonisten aus ganz unterschiedlichen Gründen abhauen. Keine Sorge: Am Ende geht es immer gut aus 110

Vater rausgeschmissen, der nach Palermo gezogen ist. Carlo will ihn wiedersehen und die Familie reparieren. Da geht’s los: Seite 5 Gefährlichkeitsstufe: 7. Schlimmste Erlebnisse sind ein gestohlener Koffer und das Abgeben eines Fußballtrikots mit Autogramm als Schweigegeld bei der Schwarzfahrt auf der Fähre. Schlechtes Gewissen: Groß. Carlo will unbedingt so pünktlich bei seinem Vater ankommen, dass die Mutter schon informiert ist, bevor sie bei der Rückkehr von der Nachtschicht das leere Bett ihres Sohns entdeckt. Besondere Kennzeichen: Ein Kinderbuch, das ein ernstes Thema mit hohem Tempo als Abenteuergeschichte umsetzt, ohne je in Slapstick abzurutschen.

Kristina Andres: Mucker & Rosine (Beltz & Gelberg), mit Bildern von Barbara Scholz Ausbüxer: Mucker Hase, Alter unbekannt Fluchtvehikel: Der langsamste verfügbare Bus Richtung Wald Grund und Ziel: Mucker hat genug von seiner putzwütigen Tante

Heidi, in deren Stadthaus er wohnt. Da kommt die Nachricht, dass er ein Haus am Waldrand geerbt hat, gerade recht. Da geht’s los: Seite 10 Gefährlichkeitsstufe: 1. Mucker ist sehr selbständig, findet schnell neue Freunde und zieht mit der Feldmaus Rosine zusammen. Der olle Fuchs wird auf den Mond geschossen, und auch andere Krisensituationen werden souverän und kreativ gemeinschaftlich gelöst. Schlechtes Gewissen: 0. Tante Heidi kommt später zu Besuch und zeigt mit ihrem Verhalten, dass es die richtige Entscheidung war, zu gehen. Besondere Kennzeichen: Man spürt einen neuen Wind in den Weiden in dieser Tiergeschichte mit ihren liebenswert-skurrilen Charakteren. Reich bebildert, perfekt auch zum Vorlesen. BuchMarkt September 2015


Junge Zielgruppe | Special

Eva Rottmann: Goldkind (mixtvision), mit Bildern von Eleanor Sommer Ausbüxer: Emma (9), ein außergewöhnlich höfliches Mädchen, das sich zu benehmen weiß Fluchtvehikel: Über die Regenrinne, dann weiter zu Fuß Grund und Ziel: Emma hat die Streitereien ihrer Eltern satt. Da geht’s los: Seite 12 und erneut auf Seite 40 Gefährlichkeitsstufe: 1. Emma wird im dunklen Sommerwald von einer Gruppe Obdachloser entdeckt, die sich um sie kümmern und beim ersten Mal wieder nach Hause bringen. Beim zweiten Mal darf das Kind bei ihnen übernachten und zieht am Morgen danach mit ihnen los. Schlechtes Gewissen: 0, bis Emma ihre Eltern auf dem Marktplatz in Verzweiflung ausbrechen sieht und zu ihnen zurückkehrt. Besondere Kennzeichen: Was Obdachlosigkeit bedeutet, wird in einfacher und milder Form vermittelt: Containern, Suppenküche, Ausgrenzung. Das Goldkind bringt mit der Verbindung zu den „Struppigen“ auch eine neue Qualität ins Leben der Eltern. Schön struppig illustriert von Eleanor Sommer.

Das magische Baumhaus junior Die spannendsten Abenteuer zum Vorlesen und erstem Selberlesen. Alle Bände sind durchgehend vierfarbig illustriert und im großen Format.

Ute Wegmann: Hoover (dtv Reihe Hanser) Ausbüxer: Hoover (12), der eigentlich Tim heißt, die etwa gleich-

altrige Claudine, die ihn unterstützt, und Hoovers Opa (79) Fluchtvehikel: Taxi und Zug Grund und Ziel: Hoover möchte seinem herzkranken Opa einen

Ausflug nach Paris schenken, in die Stadt, in der er einst seine inzwischen verstorbene Frau kennenlernte. Da geht’s richtig los: Seite 168 Gefährlichkeitsstufe: 8 – unerwartet höher als gedacht. Opa erleidet in Paris einen Schwächeanfall, wird aber von Claudines Vater ärztlich untersucht und mit den Kindern im Auto wieder nach Köln zurückgefahren. Schlechtes Gewissen: Erst gering, schließlich geht es darum, den Großvater glücklich zu machen. Nach dem Schwächeanfall hoch – die Kinder werden jedoch von den Erwachsenen beruhigt. Besondere Kennzeichen: Ein Generationenroman mit viel Herz und Hartnäckigkeit, dazu gesellt sich eine kleine, erste Liebesgeschichte. Das schöne Cover von Philip Waechter gibt die Stimmung des Romans sehr gut wieder.

Antje Damm: Kleines Afrika (Tulipan), mit Bildern der Autorin Mary Pope Osborne Das magische Baumhaus

Ausbüxer: Frida (7) Fluchtvehikel: Frida geht zu Fuß. Grund und Ziel: Frida will die weite Welt sehen und auf einem

Abenteuer bei den Dinosauriern

Elefanten reiten, in Afrika.

ISBN 978-3-7855-8196-4

Da geht’s los: Seite 23 Gefährlichkeitsstufe: 1. Frida läuft anstatt zur Schule durch die Stadt, findet aber in

„Little Africa“, einem Laden für Rastalocken und Flechtfrisuren, mit Malia eine Frau, die sie wohlbehalten wieder nach Hause bringt. Schlechtes Gewissen: 0. Frida hatte ihren Eltern einen Abschiedsbrief hinterlassen. Sie freut sich, dass sie Malia kennengelernt hat und über ihr Geschenk, einen kleinen Holzelefanten. Besondere Kennzeichen: Das große Abenteuer liegt gleich vor der Haustür – die warmen Illustrationen von Antje Damm zeigen ein neugieriges Mädchen, das eine Frau aus Afrika trifft, die weiß, was es bedeutet, aufeinander aufzupassen. Susanna Wengeler BuchMarkt September 2015

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Special | Junge Zielgruppe

Family Rules Heile Familien tauchen in Jugendbüchern nur noch selten auf. „Unnormale“ Verhältnisse sind aber nicht gleichbedeutend mit unglücklichen Protagonisten. Manchmal sind sie das Sprungbrett für einen spannenden Plot, in anderen Fällen auch mehr Abnabelungsprozesse: In Meine wunderbare seltsame Woche mit Tess (Carlsen) zeigt Illustratorin Regina Kehn, dass die Mutter der Protagonistin den Kontakt zum Vater unterbunden hat

Standpunkte

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er Satz ist berühmt und wird gerne strapaziert, wenn auch nicht unbedingt beim Blick auf Kinder- und Jugendbücher: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, lautet er, eröffnet Leo Tolstois Roman Anna Karenina und besagt im Kern, dass unglückliche Familien interessantere Themen für die Literatur hergeben. Die Literaturgeschichte bestätigt das; vermutlich auch die Kinder- und Jugendliteratur, zumindest in den Jahrzehnten, seit Erich Kästner 1949 mit Das doppelte Lottchen Ehescheidung als Thema salonfähig gemacht hat. Was sagt man dann aber zu einem so freundlichen Buch wie Markus Orths’ Zebra unterm Bett (Moritz), in dem die Erstklässlerin Hanna von ihrer modernen Kleinfamilie mit zwei Vätern erzählt? Der Schlüssel ist gleich zu Beginn das Wort „homosensationell“, das Hanna verwendet, wenn sie „homosexuell“ meint. Ob das ein guter Witz für Erstleser oder doch eher für deren Eltern ist, sei dahin gestellt. Es markiert aber den prekären Punkt dieses Arrangements: So ganz selbstverständlich ist es noch nicht. Die phantasierte Geschichte vom schlauen Zebra, das zu Hause und 112

in der Schule als Begleitung von Hanna Familienmuster sie kennt: unnormale für Aufsehen sorgt, ist eine Unterstützung Väter; sehr unnormale Väter; unbekannte für das Mädchen, das nach einem Umzug Väter aus dem Reagenzglas; Väter aus dem Reagenzglas, die aber nicht Vater genannt einiges neu erklären muss. Hanna regelt damit für sich selbst schon werden, weil die Mutter einen anderen mal, worüber sonst noch allerorten heftig Mann hat; zwei Väter, die auf Männer stedebattiert wird. Sie geht auch lockerer hen; Väter, die woanders wohnen; Väter, mit dem Thema um als der ASTA der Uni über die man nichts weiß – das ist die ganHamburg, wo die links-grüne Jugend vor ze gesellschaftliche Lockerung zugespitzt kurzem die Gleichstellung der Homose- auf einer knappen Seite als alltägliches xuellenehe abgelehnt hat, weil die Forde- Wissen eines jungen Mädchens. Durchaus rung nach Öffnung der Ehe so spießig sei als Belastung spürbar, vor allem aber als wie die Ehe an sich. Bei so grundsätzli- Erfahrung mit dem „Unnormalen“, die cher Betrachtung wirkt vermutlich auch Polleke bei den eigenen Problemen mit der Hinweis darauf spießig, wie weit die der Liebe zu einem gleich alten Jungen Auflösung überkommener Familienstruk- aus einer Migrantenfamilie hilft, die ihr turen seit Jahrzehnten in einigen – nicht Witz, Schlagfertigkeit und Souveränität in allen – gesellschaftlichen Milieus schon verleiht. vorangeschritten ist, nebst den Begleiterscheinungen wie gestiegene Eheschei- „Unnormale“ Verhältnisse sind nicht gleichbedungsraten, Patchwork-Konstellationen deutend mit unglücklichen Familien. Weil mit und ohne ideologischen Überbau, sie den Jugendlichen aber mehr aufbürden alleinerziehenden Eltern, meist Müttern, – Belastung genauso wie Verantwortung und den daraus erwachsenden Nöten im oder Freiraum –, liefern sie in der JugendAlltag, die sich in Kinder-und Jugendbü- literatur ausgezeichnete Motive für Auschern niederschlagen. brüche jeder Art. Dass dabei krisenhafte, Was ist schlimmer: ein schwuler Vater aufregende Themen oft lieber bearbeitet oder eine Mutter, die mit dem Lehrer werden als rein innerfamiliäre Reibereigeht? So fragt etwa die elfjährige Polleke en, liegt in der Natur der Sache – aber schon in Guus Kuijers 1999 erschiene- wie weit interessieren sich solche Bücher nem Roman Wir alle für immer zusammen überhaupt für Details der Vater-Mutter(Oetinger 2001, übersetzt von Sylke Hach- Kind-Konstellationen? Nutzen sie bloß someister) und listet auf, welche aktuellen ziologisches schlagwortartiges Wissen für BuchMarkt September 2015


Zum 150. Jahrestag der Erstveröffentlichung die komplette und ungekürzte Alice (Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln) als opulent ausgestattetes Wendebuch in der renommierten Übersetzung von Christian Enzensberger mit Illustrationen von Floor Rieder.

ISBN 978-3-8369-5864-6

ch u b e d n e W

Leseprobe

150 Jahre »Alice im Wunderland« Jubiläums-Prachtausgabe Illustrationen von Floor Rieder

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Special | Junge Zielgruppe

die Verankerung der Geschichten? Oder setzen sie sprachlich noch eins drauf, um einer durchgeschüttelten Wirklichkeit auf Augenhöhe zu begegnen? Blättert man in aktuellen Büchern, ist der erste Eindruck meist: Viel Action, wenig Details und wenig Sprache, die Familie bildet als defizitärer Raum das Sprungbrett für einen Plot, der ganz andere Themen verfolgt. So ist es in Ursula Poznanskis Thriller Layers (Loewe), in dessen Verlauf ein 17-jähriger Junge, der vor seinem Vater flieht und unter Pennern landet, alsbald für eine Geheimorganisation rekrutiert wird, die mit Daten üble Machenschaften treibt. Nicht viel anders verhält es sich in Lilli Thals Fantasy-Werk Die Puppenspieler von Flore (Gerstenberg), wenn Jugendliche, die von Geburt an bei falschen Eltern aufgezogen worden sind, als Agenten ausgebildet werden, um im Auftrag einer Großmacht eine andere auszuspionieren. Ähnliches findet sich in Liebesgeschichten, etwa in dem flott geschriebenen, aber mit

das als Abschied von einem hoffnungslos traurigen Zuhause inszeniert. Demgegenüber waltet in Jason Reynolds Debüt Coole Nummer (dtv Reihe Hanser) eine unschöne, wenn auch beschwingte Allianz aus schlichtem Plot und überinszeniertem Straßenslang (übersetzt von Klaus Fritz). Es geht um farbige Halbwüchsige in einem schlimmen Viertel von Brooklyn und um deren starke Mutter, die ihre Jungs rustikal, mit Tatkraft und guten Lehren auf dem rechten Weg hält. Am Ende wird sie dadurch belohnt, dass ihr einst davongelaufener Mann wieder mit am Tisch sitzt. Das ist eine überraschend biedere Form der Heiligsprechung traditioneller Familien. Überzeugend wirkt das nicht. In Anna Woltz’ Roman Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess (Carlsen, übersetzt von Andrea Kluitmann) bringt die energische elfjährige Tess es klipp und klar auf den Punkt: „Die Erwachsenen belügen uns. Sie tun, als wäre Familie etwas ganz

Nutzen Jugendbücher bloß soziologisches schlagwortartiges Wissen für die Verankerung der Geschichten? Oder setzen sie sprachlich noch eins drauf, um einer durchgeschüttelten Wirklichkeit auf Augenhöhe zu begegnen? einigen Klischees arbeitenden Debüt von Sabine Schober, Liebe ist was für Idioten. Wie mich (Fischer KJB Taschenbuch). Oder in Romanen um Jugendliche, die mangelnde Aufmerksamkeit in einer zerrütteten Familie durch halsbrecherische Aktionen außer Haus kompensieren wollen – wie in doppeltot von Gideon Samson (Gerstenberg), wenn eine 13-Jährige ihre eigene Beerdigung inszenieren will, um dabei zuschauen zu können. Familie ist jeweils nur der erste Aufhänger; wenn es sich anders verhält, dann wird es schnell sentimental. In Matthew Quicks Goodbye Bellmont zum Beispiel (dtv, übersetzt von Knut Krüger), einer Story um einen Jungen, der nichts hat außer seinem Platz als Basketballspieler in der Highschool-Mannschaft, und auch den noch verliert, als ein wirklich herausragender neuer Mitschüler ihn in den Schatten stellt. Psychologisch differenziert, aber konventionell-melodramatisch wird 114

Besonderes (….) Aber eigentlich steckt nichts dahinter.“ Dennoch versucht auch sie ihren Vater kennen zu lernen, dessen Namen sie nur zufällig herausbekommen hat, weil ihre Mutter alle Auskünfte konsequent verweigert. Ein tollkühner Plan, zwei völlig gegensätzliche Hauptfiguren, eine Geschichte voller Volten, in der die Probleme von Kindern wie von Erwachsenen ernst genommen werden, wunderbare Dialoge und Streitereien – aus dieser Mischung schlägt der Roman Funken, taucht tief ein in das Gestrüpp familiärer Gefühle und findet auch noch zu einem glaubwürdigen und für alle Beteiligten akzeptablen Ende. Noch überbordender erzählt Sjoerd Kuyper, übersetzt von Eva Schweikart, für etwas ältere Leser von der Umwertung familiärer Konstellationen in Erst wirst Du verrückt und dann ein Schmetterling (Gabriel). Ein Strandhotel muss gerettet werden, weil der BuchMarkt September 2015

alleinerziehende und weitgehend alleine arbeitende Vater einen Herzinfarkt erlitten hat. Weil er aber ein so treusorgender Familienvater ist, und seine Kinder nie hat mithelfen lassen – sie sollen ihre Kindheit genießen, war die Devise! – , wissen die nichts darüber, wie man Gäste bewirtet oder Zimmer arrangiert. Sie versuchen es dennoch, verstricken sich dabei in Liebeleien, kämpfen um ihren Platz in der lokalen Fußballmannschaft und zuletzt auch noch mit einem Berg von Schulden. Um Realismus geht es dabei nie, wohl aber um ein komödiantisches Spiel mit Möglichkeiten, aufgefächert zwischen zwei Erzählstimmen, die sich gegenseitig kommentieren. Dem Optimismus, der Kuypers Buch von Beginn an prägt, würde Antonia Baum vermutlich widersprechen, denn in ihrem zweiten Roman Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren (Hoffmann und Campe) erklärt die Erzählerin, dass Kinder wohl zu klein seien, um gegen das ganze „beschissene Nebeneinander“ der Welt etwas zu tun, sie seien aber klug genug, schon alles zu verstehen. Um diese Einsicht herum konstruiert sie den radikalsten Familienroman der Saison, in dem alle Rollenmuster aufgekündigt und neu definiert werden. Als Spitze gegen Helikopter-Eltern und gegen die aktuelle Überhöhung der Familie zum Hort von Schutz und Bildung, als sarkastisches Gegenbild gegen jedwede Idyllisierung. Mit einem patriarchalischen Vater von drei Kindern, der als Arzt erfolgreich ist, aber lieber Autos verschiebt und auch genauso auftritt; mit einem alt gewordenen Unterweltchef, der, nachdem er untergetaucht ist, die beste Verkörperung der Mutterrolle darstellt, die den Kindern jemals untergekommen ist, denn er behütet sie konsequent und bekocht sie regelmäßig. Das ergibt das Bild einer Familie, die als Schutzraum bestens funktioniert, obwohl alle Rollen falsch besetzt sind; die aber auch zur Falle wird, denn im Hintergrund ranken sich Schuldgefühle um die Figur der toten Mutter. Auch die alternative Familie ist ein Abgrund, heißt das; in diesem Haushalt möchte man nicht leben, aber es ist die literarische Fiktion, an der Leser die eigenen Vorstellungen von Familie am intensivsten überprüfen können. Michael Schmitt


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Urkomisch, tollpatschig und liebenswert!

Katy Birchall

Plötzlich It-Girl – Wie ich aus Versehen das coolste Mädchen der Schule wurde € 12,99 (D) · € 13,40 (A)* · sFr* 16,90 320 Seiten · broschiert mit Klappe ISBN 978-3-505-13701-3

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Special | Junge Zielgruppe

Ruhepol im Kinderalltag Die Aufmerksamkeitsspanne wächst, Klassiker sind beliebt, und ganz wichtig ist der Spaßfaktor: Welche Hörbücher brauchen Grundschul-Kinder? Ein Streifzug durch die Backlist sowie die Novitäten dieses Herbstes Hörbücher

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enn Jungen und Mädchen ins Grundschulalter kommen, dann beginnt die Zeit, in der sie sich selbst entdecken. Zunehmend betrachten sie ihre gewohnte Umgebung, Elternhaus, Schule oder Freunde mit einem kritischen Blick und nehmen vor allem nicht mehr alles unreflektiert wahr. Auf dem Weg zum selbstbestimmten Leben beginnen sie Grenzen auszutesten, Regeln in Frage zu stellen, und sie unterscheiden genau zwischen Phantasie und Realität. In dieser entscheidenden Phase zwischen sechs und neun Jahren kann das aufmerksame Zuhören vieles bewirken. „Gute Hörbücher sind sinnlicher und daher unmittelbarer und eingängiger als ein Buch, gerade für Kinder“, meint Dörte Brunotte von Silberfisch. Zum einen finden Kinder sich und ihre Probleme in Geschichten wieder oder sie wollen von etwas Neuem erfahren, das ihren Blick erweitert. Zum anderen können sie sich fern vom Alltagsstress in

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Abenteuerwelten hineinträumen oder sich eigenständig mit Sachthemen auseinandersetzen. Und eines sollte natürlich nie vergessen werden: „Der Spaßfaktor“, so Dirk Kauffels vom Argon Verlag, „ist das Hauptargument für Kinderhörbücher. Nur was die Kinder wirklich interessiert, das nehmen sie auch an.“ Praktisch ist, im Gegensatz zu Tablet, iPhone oder Fernseher, dass Mädchen und Jungen beim Hören nie konzentriert stillsitzen müssen, „sondern sich frei im Zimmer bewegen können, ohne ein wichtiges Detail der Geschichte zu verpassen“, betont Rotraud Tannous von cbj audio. Das Kinderhörbuch kann zu einer ganz eigenen, ja fast intimen Entdeckung werden, die man gar nicht unbedingt teilen möchte. „Nach Schule, Hausaufgaben, Fußballtraining oder Musikschule sind Audiobooks ein Ruhepol im Kinderalltag“, sagt Rudi Mika von Igel records, und ein „wunderbar entspannender Kontakt mit Sprache“, meint Andrea Herzog von der Hörcompany. „Da das Lesetempo“, betont Andrea Beck vom Hörverlag, „in der ersten und Anfang der zweiten Klasse noch langsam ist, können Kinder mit Hörbüchern ihren Hunger nach Literatur und Wissen stillen.“ Aber das noch so exzellent gemachte Hörbuch ersetzt nicht das gemeinsame Lesen und Vorlesen mit Mama, Papa oder älteren Geschwistern am Abend oder an regnerischen Wochenenden. „Wir lesen ganz viel vor“, erzählt Maria Hartleb, Kinderhörbuch-Disponentin im Berliner KulturKaufhaus Dussmann, „und mein Kind hört aber auch ganz viel, weil es einfach praktisch ist. Ich kann den Abwasch machen, und er kann sich eine CD anhören.“ Gerade für die Zielgruppe von sechs bis neun ist das Angebot auf dem Hörbuchmarkt von szenischen Lesungen über Hörspiele, BuchMarkt September 2015

Autorenlesungen, Sachhörbüchern, Filmhörspielen bis hin zu ungekürzten Kinderbuchlesungen mehr als vielfältig. Wenn Maria Hartleb unentschlossenen Kunden ein Hörbuch empfehlen soll, dann fragt sie zuerst nach dem Alter des Kindes, das beschenkt werden soll. Aber ganz schnell entspinnt sich ein Gespräch über inhaltliche Vorlieben oder Erinnerungen an die eigene Kinderzeit der Käufer. Gezielt sucht die Buchhändlerin dann nach einem Hörbuch, das ihr gefällt und nicht zu speziell ist, eine Alltagsgeschichte oder einen Klassiker wie von Jules Verne oder Astrid Lindgren. Nachgefragt werden oft auch Lesungen von Katharina Thalbach, deren Popularität, ob bei Kindern oder Erwachsenen, ungebrochen ist. Die Borger (Sauerländer audio) könnte wieder ein Dauerseller mit der beliebten Schauspielerin werden. Den Klassiker von Mary Norton liest sie mit allen Klangfarben, die ihre Stimme zu bieten hat, und sie charakterisiert in verschiedenen Tonhöhen die einzelnen Figuren bis hin zu den zwölf Zentimeter kleinen Borgern, die im Haus von Mrs. Driver unter den Küchendielen wohnen und sich die Dinge fürs Leben, alles was so durch die Ritzen fällt, ausborgen.

Selbstläufer mit Kultstatus Kinder im Grundschulalter verfügen bereits über eine höhere Aufmerksamkeitsspanne und sind in der Lage, Geschichten über mehrere Nachmittage oder Abende zu hören. Auf der richtigen Seite ist jeder, der sich für die jahrelangen Selbstläufer mit Kultstatus entscheidet wie Die Kurzhosengang (Hörcompany), die Rico und Oskar-CDs (Silberfisch), Die große SamsHörspielbox (Oetinger audio) oder EllaHörbücher (Igel records), Urmel aus dem Eis (Sauerländer audio), Die große Kinder-Uni (Hörverlag) oder Das magische Baumhaus (Jumbo, Silberfisch). Der erste


Junge Zielgruppe | Special

Gute Hörbücher sind sinnlicher und daher unmittelbarer und eingängiger als ein Buch, gerade für Kinder Dörte Brunotte, Silberfisch

BuchMarkt September 2015

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Ges ngen und gespro Gesungen gesprochen h n hen von Ilona Schulz | 14,95 €* ISBN 978-3-945709-16-0 | ab 4 J.

3 Hörspiele in einer Box 3 CD | 16,95 €* ISBN 978-3-945709-08-5 | ab 8 J.

SSzenische Sze nische h Lesung mit i FF. Hartmann H u.a. u a 3 CD | 16,95 €* ISBN 978-3-945709-21-4 | ab 12 J.

*unverbindliche Preisempfehlung

Kontakt zu den Harry Potter-Hörbüchern Riskieren oder nicht? (Hörverlag) kann aufgenommen werden, mit Rufus Beck oder Felix von Manteuffel Sich immer wieder mit neuen literarials Vorleser, Ostwind – Das Filmhörspiel schen Texten für Mädchen und Jungen (Hörverlag) ist sehr beliebt, Die wilden auseinanderzusetzen, das gehört zur Arbeit Hühner (Jumbo) sind dabei und Die drei der Hörbuchlektoren. Dabei entdecken sie ???-Serie (Europa), die im KulturKaufhaus neben Vertrautem auch Ungewöhnliches Dussmann neben den Klassikern den meis- und müssen entscheiden, ob sie den Schritt ten Platz einnimmt. ins Aufnahmestudio riskieren. Der Griff Wenn Maria Hartleb jedoch vor den gut (im Jahr 2012) jedoch nach den gut 30.000 sortierten Kinderhörbuchregalen steht, die Worten des Langgedichtes Zorgamazoo mit Neuheiten wie Backlisttiteln gefüllt (Silberfisch) von Robert Paul Weston war, sind, dann fällt ihre Wahl ganz schnell auf trotz nachfolgendem Erfolg, im Vorfeld einen Einzeltitel, Gunnel Lindes Klassiker sicher ein Wagnis. Wie ein Sog ziehen die Mit Jasper im Gepäck (Sauerländer audio). schwungvollen Verse den Hörer in diese Zwei Kinder verbergen auf einer Reise ein atemberaubende Abenteuergeschichte über Zwergpony vor ihrer kurzsichtigen Tan- einen intergalaktischen Überfall hinein. te. „Es ist schließlich wahnsinnig komisch, Den lässigen, direkten, balladesken Ton wenn ein Pferd im Kleiderschrank versteckt des Gedichtes nimmt Martin Baltscheit gekonnt auf, fühlt sich trotz Reimform in die wird“, meint Dirk Kauffels, „mehr muss gar nicht passieren – die Grundsituation ist Figuren hinein und erzählt von einer ungeso slapstickartig, dass sich das Abenteuer wöhnlichen Freundschaft zwischen einem quasi von selbst entwickelt.“ Zorgel, der über sich hinauswächst, und Ohne nach Trends zu schielen, wagt sich einem mutigen Mädchen, das nie aufgibt. Sauerländer audio auch an Buchvorlagen, Ganz nebenbei und subtil warnt der in Londie möglicherweise eher die Erwachse- don lebende Autor zwischen den Verszeilen nen als die Kinder beunruhigen. Der Yark vor grauer Eintönigkeit und dem langsamen von Bertrand Santini ist so ein Beispiel. Entschwinden unserer Vorstellungskraft. Immerhin dreht sich hier alles um ein Auch wenn der Hörbuchmarkt von den kinderfressendes Scheusal, zwar mit Ma- Neuerscheinungen der Verlage profitiert, genproblemen, aber großem Hunger. „In- nur eine bestimmte Auswahl an Kinderteressanterweise reagierten die Kinder ab büchern wird im Frühjahr und Herbst acht weniger erschüttert, als von den Eltern eingelesen oder zum Hörspiel. Buch und vielleicht vermutet“, weiß Dirk Kauffels. Hörbuch erscheinen dann parallel, und Mit dem Gefühl, nichts falsch gemacht natürlich gibt die Stimme und Interprezu haben, produziert Sauerländer audio tation des jeweiligen Sprechers oder der gleich die nächste Märchen-Monster- Sprecherin dem Gelesenen die eigene Geschichte von Bertrand Santini, Jonas, Note. Oetinger audio kann auf sein starkes der mechanische Hai. Wieder interpretiert Kinderbuchprogramm und seine KlassiMechthild Großmann mit ihrer charmant ker von Astrid Lindgren bis Paul Maar rostigen, so herrlich variatenreichen Stim- zurückgreifen. Zwar übernimmt Oetinme diese tragikomische Erzählung von ger audio den Vertrieb von Hörspielen der künstlich geschaffenen, aber abgehalf- öffentlich-rechtlichen Sender, probiert sich terten Filmungeheuern wie dem riesigen aber auch an Eigenproduktionen aus, wie Filmhai Jonas oder seinem Freund Krok- Nur 1 Tag von Martin Baltscheit, und ist zilla, die immer noch Träume, und, nicht erfolgreich. Immerhin wurde das Hörstück zu vergessen, eine Seele haben. „Bestes Kinder- und Jugendhörbuch 2014“.

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Special | Junge Zielgruppe

Eltern gefällt, dass gute Hörbücher das Sprachund Sprechvermögen fördern und sogar mit Literatur fremdelnde Kinder anziehen Ulrich Maske, Jumbo

Mit den Stimmen von Martin Baltscheit, Charly Hübner und Annett Louisan als Fuchs, Wildschwein und Eintagsfliege erleben alle drei einen ereignisreichen wie tragikomischen Tag, an dem sie ein ganzes Leben von der Geburt bis zum Tod in 41 Minuten durchspielen. Eine ungewöhnliche wie phantasievolle Geschichte hat sich auch der Niederländer Edward van de Vendel mit Lena und das Geheimnis der blauen Hirsche (audiolino) ausgedacht. Anne Moll erzählt subtil von Lena und Raff, zwei Geschwistern, die ein Geheimnis hüten. Ihnen erscheinen Tiere, die auf gewisse Weise ihr Inneres spiegeln. Die sanfte Lena sieht dreizehn blaue fragile Hirsche und der aggressive Raff einen schwarzen wilden Löwen. Wie die Kinder sich im Laufe der Geschichte verändern und welche Rolle die Tiere spielen, das ist – begleitet von den einfühlsamen Kompositionen von Michael Bentzien – absolut hörenswert.

Zum Lesen durchs Hören Andrea Herzog und Angelika Schaack von der Hamburger Hörcompany wählen gern literarisch interessante Novitäten aus. Durch ihre Arbeit mit Kindern haben sie erfahren, dass das Kennenlernen neuer Hörtexte auch wieder das Interesse am Buch wecken kann – eine fruchtbare Ergänzung beider Medien. Wie die drei Hörbücher Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt von Finn-Ole Heinrich: Schauspielerin Sandra Hüller trifft überzeugend den trockenen Ton der burschikosen Heldin, die mit so viel Kraft und Ideenreichtum das tragische Schicksal ihrer Mutter begleitet. „Geschichten für Kinder im Grundschulalter müssen Hoffnung, Selbstvertrauen und Neugier auf die Welt stärken“, meint Andrea Herzog. Sicher ein Grund, warum im neuen Herbstprogramm die lebensnahe 118

Alltagsgeschichte Elke von Christian Duda als Hörbuch erscheint. Der fünfjährige und sehr auskunftsfreudige Kasimir muss mit vielen Erwachsenen klar kommen. Da sind sein sorgenvoller, alleinerziehender Vater, die Erzieherinnen in der Kita, die immer recht haben, Uwe vom Café, der sich ständig angegriffen fühlt und die korpulente Elke, mit der man so gemütlich plaudern und dabei ihren Kuchen essen kann. Nina Petris warme Stimme trägt junge Hörer wie selbstverständlich durch diese Geschichte, die es schafft, mit Komik, Lakonie und auch etwas Tragik zu unterhalten. Frisch dem Leben abgeschaut ist auch die Handlung des Kinderromans Der Sommer, als wir den Esel zähmten (Hörverlag) von Annette Roeder. Der zehnjährige Hugo, seine Schwestern, das beißende Flöhchen und die hochbegabte Hetti sowie die ständig beruflich eingespannten Eltern unternehmen auf Anraten der Familientherapeutin eine Esel-Wanderwoche. Und ein Wunder geschieht: Esel Nepomuk übernimmt an Mamas Stelle die Chefposition und sorgt dafür, dass Hugos Eltern miteinander reden, ihre Handys in den Taschen lassen. Trotz witzigem Happy End schwingt auch etwas Kritik mit, an ehrgeizigen Eltern, die ihre Kinder unter Druck setzen und in ihnen etwas sehen wollen, das einfach nicht vorhanden ist. Stefan Wilkening übernimmt mit seiner wohltuenden Vorlesestimme Hugos Rolle als Erzähler und trifft, ohne bei den Kinderfiguren unnötig in die Höhe zu gehen, den richtigen Ton. Emotional immer mit seinen Geschichten verbunden ist der Autor Andreas Steinhöfel, der seine Bücher selbst einliest. Die acht Froschmaul-Geschichten aus dem Jahr 2006 wurden jetzt bei Silberfisch veröffentlicht, und wieder spürt der Hörer: Hier schreibt und spricht jemand, der genau weiß, was in Kindern vorgeht, ob es sich nun um Geschwisterbeziehungen, Freundschaft oder erste Liebe handelt. BuchMarkt September 2015

Keiner hält Don Carlo auf (Silberfisch) heißt das neue Buch von Kinderbuchautor und Schauspieler Oliver Scherz, der seine Geschichte ungekürzt vorliest. Carlo hat Sehnsucht nach seinem italienischen, ziemlich umtriebigen Papa, der so herrlich lachen kann und jetzt in Sizilien lebt. Aber seit Carlos Mama ihn in Bochum aus der Wohnung geworfen hat, sprechen Vater und Sohn nur noch am Telefon miteinander. Der Elfjährige nimmt alle Hürden in Kauf, um bis nach Palermo zu reisen. Oliver Scherz gibt Carlo eine sympathische Stimme, in die er all seinen Kummer, seine Hoffnungen und vor allem seine Wiedersehensfreude legt. „Eltern gefällt, dass gute Hörbücher das Sprach- und Sprechvermögen fördern und sogar mit Literatur fremdelnde Kinder anziehen“, meint Ulrich Maske vom Jumbo Verlag und betont, dass gerade Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf durch ihre langjährige Arbeit in Schulen wissen, „wie ihr junges Publikum tickt“. Und so spielen in ihrer Hörbuchreihe Die Nordseedetektive auch gleich zwei Kinder die Hauptrolle, die mit ihrem Vater Kriminalfälle lösen. Lukas und Emma sind mit Papa Mick in die verwilderte Villa ihres Großonkels an die Nordsee gezogen. Sie übernehmen nicht nur das Haus, sondern auch gleich die Detektei des verstorbenen Verwandten und spüren verschwundene Personen und Gespenster auf. Robert Missler liest mit Schwung und Spaß von den Abenteuern der Kleinfamilie.

Entschleunigung durch Dauerschleifen Beim Hören entstehen Bilder im Kopf, und jedes Kind sieht seinen ganz eigenen inneren Film. „Diese Form der ‚Entschleunigung‘“, so Dirk Kauffels, „ist gerade für Kinder, die sehr vielen Alltagsreizen ausgesetzt sind, sehr wichtig.“ Nicht umsonst hören Mädchen und Jungen ihre


Junge Zielgruppe | Special

Die Kinder werden heutzutage mit Wissen dermaßen überhäuft, und Wissen alleine ist praktisch nur ein Boden, aber noch keine Bepflanzung Ute Kleeberg, Edition See-Igel

Lieblings-CDs auf Dauerschleife. Immer eigenes Haustier zu haben – einen Drachen. wieder sind Klassiker gefragt wie Die klei- Gesprochen wird die ungekürzte Lesung ne Hexe (DAV) von Otfried Preußler, ko- von Philip Schepmann, der vielen Hörern mödiantisch gelesen von Heike Makatsch, von den Hörbüchern zum Kleinen Drachen oder Pünktchen und Anton (Oetinger au- Kokosnuss (cbj audio) bekannt sein dürfte. dio) von Erich Kästner, neu interpretiert von Bastian Pastewka. Die CD bleibt Platzhirsch Geliebt werden Geschichten, in denen Mädchen und Jungen gemeinsam etwas erleben, so in Katarina Mazettis Reihe Die Im Zuge der rasanten Entwicklung geraKarlsson-Kinder (DAV). Die Sprecherin de im Hörbuchbereich setzen viele Verlage Melanie Pukaß findet für alle vier Kinder auch auf den wachsenden Downloaddie passende stimmliche Charakterisie- Markt, auch mit kostenlosen Angeboten. rung und entführt ihre Hörer auf eine ein- Aber „die CD ist und bleibt der Platzsame kleine Insel, auf der Tante Frida als hirsch“, konstatiert Markus Langer von erfolgreiche Künstlerin lebt. Die Schwes- Oetinger audio. Er stellt auch fest, dass tern Julia und Daniella kennen ihre Cou- sich „bei älteren Kindern die Medienkonsins George und Alex nur vom Erzählen. vergenz zwar nicht so drastisch und rasant Alle vier verbringen ihre Sommerferien wie noch vor Kurzem prognostiziert ausgemeinsam bei der kinderlosen Frida, und wirkt“. Und doch, sie wird spürbar, und anein Abenteuer löst das andere ab. dere Aktivitäten treten in Konkurrenz zum Komisch ist, dass in erdachten Geschich- Hörbuchhören. „Hier stehen wir als Verlag ten auch die Haustiere gern Hörspiele absolut vor der Herausforderung und Nothören, so auch Hamster Bertram von Ba- wendigkeit, neue Wege zu beschreiten und ckenbart. Er ist ein eifriger Zuhörer, wenn die Kinder und jungen Erwachsenen dort zu erreichen, wo sie gerade sind“, meint es um die Hörspiel-CDs seines Besitzers Markus Langer. Das beziehe sich nicht nur geht. Am besten gefielen ihm bisher die Abenteuer der Muskeltiere. Und als Pi- auf die Inhalte, „sondern auch auf die Forcandou C. Saint-Albray, Pomme de Terre mate und neue digitale Vertriebswege und und Gruyére, zwei Mäuse und eine weiße -Modelle. Hier werden wir mit Sicherheit Ratte, vor der Tür stehen, ist die Schick- Neues und Experimentelles wagen.“ salsgemeinschaft besiegelt. Für Ute Kleeberg von Edition See-Igel Ute Krause hat sich die witzige Tierge- ist die Materialität des Mediums jedoch schichte ausgedacht, und Andreas Fröhlich ungebrochen. Sie ist sich sicher, dass ihre liest auch den zweiten Teil Die Muskeltiere zahlreichen Eigenproduktionen mit Ersteinauf großer Fahrt (cbj audio). Abenteuerlich spielungen klassischer Musik nie als Hörgestimmt (außer Picandou) begeben sich buch-Download angeboten werden. „Die die Freunde in den Koffer nach Ägypten. technologische Entwicklung“, so Ulrich Andreas Fröhlich schlüpft überzeugend in Maske, „verändert auch Hörgewohnheiten, aber das Wichtigste bleibt der Inhalt.“ alle Rollen, spricht Hamburger Dialekt und gibt den Zuhörern das angenehme Gefühl, Eins ist ganz klar: Der Zeitfaktor hat „sie wären selbst live mit im Geschehen“, sich im Zuge der Digitalisierung verändert. meint Rotraud Tannous. „Kinder teilen ihre freie Zeit auf die verTierisch geht es auch in Lilli und das schiedenen Medien auf“, so Andrea Beck. Drachenei (audio media) von Sandra Klo- Wenn früher vielleicht nur der Fernseher als cke zu: Die Protagonistin freut sich, nach Konkurrenz zum Buch oder Hörbuch angedem Fund eines Eis im Wald endlich ein sehen wurde, so sind das heute zusätzlich BuchMarkt September 2015

die Apps auf dem Handy oder ein Tablet, das mit diversen Websites zur Verfügung steht. Ute Kleeberg hat da eine ganz eindeutige Meinung: „Die Kinder werden heutzutage mit Wissen dermaßen überhäuft, und Wissen alleine ist praktisch nur ein Boden, aber noch keine Bepflanzung. Es kommt zum Wachstum durch Kreativität, indem man das Wissen miteinander verknüpft. Und dann entsteht etwas Neues.“ Mit einem schelmischen Lächeln erklärt sie, dass ihre Produktionen „Langeweile schenken“. Für sie hat sich dieser Begriff im Laufe der Zeit verändert, Langeweile ist geschenkte Zeit, und in diesem Nichtstun entstehen ihrer Meinung nach kreative Gedanken. „Bei unseren Produktionen haben die Kinder einerseits eine Wurzel zu Märchen, dann haben sie andererseits eine Wurzel zur klassischen Musik und können das noch miteinander verknüpfen und haben so viele Freiräume für eigene Gefühle und Gedanken.“ Die Edition See-Igel, immerhin seit 20 Jahren nicht vom Hörbuchmarkt wegzudenken, veröffentlicht mit viel Idealismus Klassik-Hörbücher für Kinder. Ute Kleeberg hört Musik immer in Bildern, und gerade bei der Aufnahme des Ludwig Bechsteinschen Märchens Das Nusszweiglein ergänzen sich das Erzählte – entspannt und Vertrauen stiftend vorgetragen von Samuel Weiss – und die klassischen Stücke von Leo Ornstein, Robert Schumann und Richard Strauss auf ebenbürtige Weise. Noch überwiegen bei der Auswahl des Mediums weder Download noch Streaming. Dirk Kauffels weiß: „Eine CD ist schöner zu verschenken als ein Download-Code.“ Durch die digitale Entwicklung haben junge Hörer immer mehr die Möglichkeit, selbst auszuwählen, dessen ist sich Rudi Mika bewusst. „Umso wichtiger ist es, dass die Produktionen von Anfang an begeistern können.“ Und ganz nebenbei auch Wissen vermitteln wie Dimiter Inkiows Nacherzählungen der griechischen Mythologie, die 119


Special | Junge Zielgruppe

Gerade im Bereich Sachhörbuch, da könnte noch mehr bei den Verlagen passieren Maria Hartleb, KulturKaufhaus Dussman

nun schon mehrere Kindergenerationen begleiten. Neu erscheint jetzt das Hörspiel Die Abenteuer des Odysseus (Igel records). Sprachlich klar und vor allem zeitgemäß inszeniert Judith Ruyters die berühmte Sage mit dem wunderbaren Boris Aljinovic in der Rolle des listigen Odysseus.

Klassiker neu inszeniert

Spannung und Intensität lassen sich mit den Stilelementen des Hörspiels deutlicher herausarbeiten, als es eine Lesung vermag.“ Aber Lesungen, so betont Maria Hartleb, in denen gerade die Stimmenvielfalt der Sprecher oder Sprecherinnen zum Ausdruck kommen und oftmals musikalische akustische Pausen bieten, „klingen ja fast schon so wie Hörspiele“. Und so folgen laut Maria Hartleb den Hörspielen doch auch irgendwann die Lesungen, z.B. Ronja Räubertochter (Oetinger audio), gelesen von Ulrich Noethen, oder Momo als Hörspiel erschienen bei Silberfisch und auch als Lesung veröffentlicht im gleichen Verlag. Das Kinderbuch Flora & Ulysses von Kate DiCamillo wollte Silberfisch ursprünglich einlesen lassen. Aber dann fiel doch die Entscheidung, die Geschichte vom Eichhörnchen mit den Superkräften als Hörspiel in Zusammenarbeit mit dem NDR zu produzieren. Waren die Lesungen der drei Ismael-Bücher (Hörcompany) von Michael Gerard Bauer, interpretiert von Jens Wawrczeck, bei Jungen und Mädchen sehr beliebt, so folgt nun das Hörspiel Ismael und seine Freunde als Produktion des SWR2. Ismael, James, Orazio, Ignatius, Barry und Bill erleben die Höhen und Tiefen des Schulalltags mit sarkastischen wie liebenswerten Lehrern und fiesen Mobbern.

Ausgefallener ist da sicher das Sachhörbuch über moderne Kunst Sommerschnee und Wurstmaschine (Oetinger audio) nach der Buchvorlage von Sebastian Chichocki in plastikfreier origineller Verpackung. Gleich zu Beginn führt Simon Jäger unbekannte Kunsttermini ein, um den Einstieg zu erleichtern. Sprachlich nah am jungen Hörer erzählen Sprecher wie Nina Petri, Anne Moll oder Ulrich Noethen über die künstlerischen Arbeiten von Marcel Duchamp, Joseph Beuys, Carsten Höller oder Ai Weiwei. Mit Musik oder Geräuschen eingeführt, wecken die kurzen Texte über verrückte Häuser, Papierregen oder 1001 chinesische Stühle vielleicht die Neugier der Hörer, die sich dann weiter informieren können oder später Bildmaterial anschauen.

Hörspielproduktionen sind kostspielige Unternehmen, die Verlage nur eingehen, wenn sicher ist, dass der Stoff bereits bekannt ist und man davon ausgehen kann, dass das Hörspiel über viele Jahre hinweg fester Bestandteil des Programms sein wird. Auch die großen Rundfunksender produzieren ihre Hörspiele mit der Hoffnung auf eine lange Lebensdauer. Der WDR hat sich mit seinem grandiosen Hörspiel Die Fazit unendliche Geschichte nach dem Klassiker von Michael Ende einen festen Platz in der Silberfisch-Backlist erobert. Mehr als 40 Bleibt zum Abschluss der Blick in die Zuunterschiedliche Stimmen, atmosphärisch kunft und die Aussicht auf die Tendenzen geheimnisvolle Sound-Effekte und die für den Hörbuchmarkt gerade für die Altersspanne von sechs bis neun: „Einerseits traumhafte Musik erwecken Phantásien, das Land der Kindlichen Kaiserin, vor dem werden immer mehr Billigproduktionen inneren Auge des Hörers zum Leben. Von auf den Markt geworfen, andererseits werder Regie gut geführte Kinderdarsteller wie den Kinder viel ernster genommen als früher“, meint Dörte Brunotte. Und im Zuge Benny Hogenacker behaupten sich gegen die versierten Stimmen von Anna Thalder Zeit hat auch das Tempo angezogen, in bach, Cathlen Gawlich oder Laura Maire. dem erzählt wird, die Schnitte sind schnelDie ungeheure Spielfreude aller Darsteller Wissensvermittlung übers Wort ler, die Szenenwechsel rasanter. „Immer und der Spaß an den so unterschiedlichen mehr Reihen“, so stellt Andrea Beck fest, Phantasiefiguren, kombiniert mit der atmo„Ich persönlich finde, gerade im Bereich „laufen langfristig und auch erfolgreich am sphärisch genau getroffenen Stimmung in Sachhörbuch, da könnte noch mehr bei den Markt.“ Dagegen weiß sie: „Einzeltitel haden Szenen, durchdringt das gesamte Stück Verlagen passieren“, meint Maria Hartleb. ben es schwer, sich zu behaupten, gerade mit einer Hördauer von fast fünf Stunden. „Es hilft beim Lernen, keine Frage.“ Be- von Debüt-Autorinnen oder -Autoren.“ „Gerade bei den Klassikern der Weltlite- kannte Sachhörbuch-Reihen wie Wieso? Andrea Beck vermutet auch, dass gerade ratur wie beispielsweise Moby Dick oder Weshalb? Warum? (Jumbo), Die Kinder- der Einfluss der Fernsehsendungen und die Das Dschungelbuch (beide bei DAV) bedarf Uni (Hörverlag), Abenteuer! Maja Nielsen „Vermarktung von Charactern“ zunehmen es einer Bearbeitung“, meint Britta Lang, erzählt (Jumbo) oder jetzt neu Kennst du wird. Alle sind sich einig: In Zukunft wird stellvertretende Programmleiterin Kinder- die? (Hörverlag), 100 Kurzporträts von der digitale Wandel auch für die Zielgruppe und Jugendbuch im Verlag, denn die Hörer Entdeckern, Erfindern oder Künstlern, auf- von sechs bis neun Jahren auf dem Hörsollten doch einen spielerischen Zugang geschrieben von Manfred Mai, bedienen buchmarkt so einiges verändern. zu komplexeren Werken finden. „Gerade bereits den Wissensdurst. Karin Hahn 120

BuchMarkt September 2015


Kinder brauchen Geschichten. Mit diesem wunderschön gestalteten Buch haben Sie jederzeit einen Text aus dem großen Schatz an biblischen Geschichten parat, die Ihr Kind sein Leben lang begleiten werden.

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Special | Junge Zielgruppe

Die Kunst der Kinderbibel Wenn Autoren die Bibel für Kinder neu erzählen, treffen sie eine Auswahl aus dem Ausgangstext. Künstler wie Rébecca Dautremer, Annegret Fuchshuber, Kees de Kort, Štepán Zavrel, Linda Wolfsgruber und Lisbeth Zwerger machen das Erzählte erfahrbar

Kinderbibeln

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oops! Die Arche ist weg“, heißt es seit dem Sommer in den heimischen Kinos. Natürlich verbindet den liebenswerten Animationsfilm des deutschen Regisseurs Tony Genkel mit der biblischen Genesis-Erzählung nicht mehr, als ein bei heftigem Regen ablegendes Schiff; dennoch zeigt der Film, dass auch die Populärkultur das Stoff-Reservoir biblischer Geschichten gerne für Neuinszenierungen nutzt. Der Grund mag dort, wo Filme an Kinder adressiert sind, in der Vielfalt der Tierarten liegen, die auf einer Arche unterzubringen sind. Auch im Bilderbuch zählt deren paarweiser Aufmarsch ja zu den beliebtesten biblischen Spin-Offs und muss in den meisten Fällen dem Tierbuch, nicht aber der religiösen Literatur zugeordnet werden. Und Darren Aronofskys bildgewaltiges Film-Epos Noah aus dem Jahr 2014 hat gezeigt, dass biblische Stoffe gerne auch für Neuinterpretationen genutzt werden, die sich an Erwachsene richten. Hier zeigt sich eine Parallele der Bibel zur so genannten Weltliteratur: Die breite Bekanntheit ihrer Figuren und Motive eignet sich in jedem Jahrzehnt wieder hervorragend für künstlerische Neubefragungen. Dies gilt auch für eine unter dem Titel Die Bibel erschienene Ausgabe von Philippe Lechermeier und Rébecca Dautremer. Sie 122

Die Bibel neu interpretiert: Ein Marien-Bild von Rébecca Dautremer – Die Bibel (Coppenrath) in der Neuerzählung von Philippe Lechermeier schenkt den Frauenfiguren besondere Aufmerksamkeit

ist nicht an ein spezifisches Leserpublikum adressiert und wird vom Verlag Coppenrath unter dem Label „Geschenkbuch“ platziert. Als üppig illustriertes Buch wird diese Bibelversion jedoch zuallererst im kinder- und jugendliterarischen Bereich rezipiert – zeigt sich doch gerade dieser besonders interessiert an einem künstlerischen Miteinander von Text und Illustration. Im Segment der Kinder- und Jugendliteratur sind Bibelausgaben immer illustriert. „Warum die Geschichten der Bibel neu erzählen?“ fragt Philippe Lechermeier im Vorwort und lässt die Antwort unmittelbar folgen: „Sie [die Bibel] besteht aus Tausenden von Erzählungen, aus Mythen, Märchen, Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu entdeckt wurden. Sie besteht aus Geschichten, die man uns erzählt. Und die von uns erzählen. Den Menschen.“ Lechermeier nutzt für dieses Erzählen eine Vielfalt an Erzähltraditionen und Erzählformen – vom Epos und dem Gesang über die Dramenform bis hin zu lyrischen Formen und romanhaften Passagen. Die Illustratorin Rébecca Dautremer setzt seine sprachliche Neugestaltung kulturgeschichtlicher Traditionen in eine suggestive Bildwelt um, und fächert dabei neben ihrem farbintensiven Malstil eine Bandbreite grafischer Mittel auf: Sie nutzt clowneske Figurationen und BuchMarkt September 2015

Bewegungsmuster des Puppentheaters gleichermaßen wie Anleihen an Fotoalben und Plakatkunst. Besonders eindringlich sind die im Stil von Kohlezeichnungen gefertigten Sequenzen, mit deren Hilfe sie zum Beispiel der Kreuzigung folgt, und die ausschnitthaft gezeigten Geschehnisse letztlich in eine Dornenkrone münden lässt, die sich in der Unendlichkeit auflöst. Zwei Gründe erscheinen relevant dafür, dass

diese Ausgabe auch und gerade an jugendliche Leserinnen und Leser vermittelt werden sollte: Einerseits schenken Lechermeier und Dautremer den Frauenfiguren der Bibel ganz besondere künstlerische Aufmerksamkeit; andererseits – und dieser Grund ist ganz banal – war der Kinder- und Jugendbuchmarkt mit neuen Bibelausgaben nicht gerade übersättigt. Dies gilt insbesondere für Ausgaben, die auch in ihrem Illustrationsstil vom Gängigem im Liebenswert-Vielfarbigen abweichen und ihr Lesepublikum nicht nur mit modernen theologischen Überlegungen bekannt machen, sondern auch mit modernen künstlerischen Tendenzen. Denn gerade in dieser Kombination liegt ja der Reiz einer literarischen Neubefragung. Dies haben Werner Laubi und Annegret Fuchshuber mit ihrer 1992 erschienenen Kinderbibel (Kaufmann) gezeigt, die immer noch lieferbar und immer noch „gültig“ ist.


Junge Zielgruppe | Special

Sie folgt den narrativen Passagen des biblischen Ausgangstextes; sie bezieht aber auch die Psalmen mit ein, indem zum Beispiel Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte …“) als ein „Lied Davids“ in die Erzählung „David kommt zu Saul“ mit einbezogen wird. Diese jeweiligen Erzählungen sind knapp gehalten und beinhalten immer eine exegetische Einordnung in einer für Kinder verständlichen Sprachgebung. Die Illustrationen deuten das Erzählte aus und verorten es im historischen Kontext von Zeit und Raum der biblischen Geschichten; sie schlagen aber auch Brücken zum Hier und Jetzt, indem die Wirkmächtigkeit der Bergpredigt ins Leben von Mutter Teresa, Janusz Korczak oder Martin Luther King weitergeführt wird. In einem an den Schluss gestellten „Verzeichnis“ werden die neuerzählten Geschichten dann den Büchern des biblischen Ausgangstextes zugeordnet. Das verweist auf den Grundcharakter von Kinderbibeln: In einem engeren exegetischen Verständnis haben wir es gar nicht mit Bibeln zu tun. Vielmehr wird für so genannte Kinderbibeln aus den kanonisch festgelegten Büchern der Heiligen Schrift eine Auswahl getroffen. Das führt zu den zentralen Fragestellungen mit Blick auf Kinderbibel-Ausgaben: Welche Auswahl wurde getroffen? Und wie wird mit dem biblischen Ausgangstext umgegangen? Am Beispiel der wissenschaftlichen Urtextausgaben der Deutschen Bibelgesellschaft oder der so genannten „Bibel in gerechter Sprache“ zeigt sich der Unterschied zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit in der Bibelübersetzung und Kinderbibel-Ausgaben. Dafür nämlich finden nicht Übersetzungs-, sondern Transformationsprozesse statt. Das heißt, es geschehen Umformungen des Ausgangstextes, die bibelwissenschaftlichen Vorgaben gleichermaßen wie religionspädagogischen Aspekten folgen und die Textfassungen an den Bedürfnissen einer bestimmten Zielgruppe ausrichten. Das klassische, immer noch sehr breit bekannte und in der pastoralen Arbeit ungebrochen geschätzte Beispiel dafür ist die Neukirchener Kinder-Bibel (Neukirchener Kalenderverlag). In ihrer Textfassung nutzt Irmgard Weth Kurzformen, die auf die wesentlichen Ereignisse und Botschaften der aufgenommenen Geschichten hin ausgerichtet sind. Sprachlich sind diese Kurzformen einfach strukturiert, aber dialogreich ausgestaltet. Den Verscharak-

ter des Ausgangstextes versucht Irmgard Weth dabei zu wahren. In einem beeindruckenden Nachwort werden die Erzählpassagen schließlich in den biblischen Kontext eingeordnet und das ganz spezifische, theologische Konzept offen gelegt, dem die vorgenommene Auswahl folgt. Gleichermaßen reduziert sind die Illustrationen von Kees de Kort, die mittlerweile ins kulturelle Gedächtnis übergegangen sind – gibt es doch keinen Heiligen Ort, an dem die von ihm illustrierten Bibelgeschichten im quadratischen Bilderbuchformat nicht aufliegen würden. Erschienen sind sie in der Deutschen Bibelgesellschaft, die anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers in diesem Herbst Die Gute Nachricht Bibel mit 27 Bildtafeln in bibliophiler Ausstattung herausbringt, für Kinder ab drei Jahren. Ab vier Jahren eignet sich im selben Verlag Die Vorlesebibel mit Illustrationen von Maren Briswalter. Viel auserzählter gestaltet sich im Vergleich dazu eine weitere ungebrochen breitenwirksame Ausgabe – jene von Regine Schindler, die erstmals 1996 unter dem Titel Mit Gott unterwegs (Bohem Press) erschienen ist. Regine Schindler reichert jene Passagen, die dem biblischen Ausgangstext entsprechen, mit sinnlichen Eindrücken an, die Spannung erzeugen und die erzählte Welt erlebnisreich ausgestalten. Štěpán Zavřel reagiert darauf mit panoramaartigen, orientalisch anmutenden Pinsel-Sujets, die mit ebenso großer Berechtigung als zeitlos wie als unzeitgemäß bezeichnet werden können. Beide genannten Umformungen des Ausgangstextes werden also mit einer weiteren Umformung verknüpft: Das mit Hilfe sprachlicher Besonderheiten Erzählte wird mit Hilfe malerischer und grafischer Mittel auch im Bild nochmals erzählt. Nicht immer wird es dabei interpretiert oder weitererzählt; viel zu oft erhalten Kinderbibelillustration nur dekorativen Charakter. Um eine Bild-Interpretation des Erzählten bemüht sind zeitgenössische Illustratorinnen wie die bereits genannte Rébecca Dautremer oder die beiden österreichischen Künstlerinnen Linda Wolfsgruber und Lisbeth Zwerger. Linda Wolfsgruber ist Trägerin des Katholischen Kinder- und Jugendbuch-Preises und hat sich bereits mehrfach mit explizit religiösen Themen auseinandergesetzt. Zuletzt erschienen zum Beispiel ihr Bilderbuch Arche im BuchMarkt September 2015

Wiener Dom-Verlag sowie Illustrationen zu der von Griffin Ondaatje nacherzählten Hadithe Die Tränen des Kamels bei arsEdition. Für einen kanadischen Verlag erarbeitete sie zu Texten von Celia Barker Lottridge Illustrationen, die auf Deutsch unter dem Titel Das Leben Jesu in Geschichten und Bildern bei Tyrolia erschienen sind. Es handelt sich dabei um keine Kinderbibel im engeren Sinn, sondern um einen allein vom Neuen Testament ausgehenden Geschichtenreigen; dennoch zeigt der Band, wie moderne (Illustrations-)Kunst und biblische Motive zueinanderfinden können. In ihrem Collagenstil (dabei wird die Haptik von Papieren mit lithografischen, malerischen und zeichnerischen Elementen zusammengeführt) entwirft Linda Wolfsgruber für das Erzählte eine ganz spezifische Farbigkeit. Die Illustrationen sind nicht historisierend, nehmen aber dennoch klare zeitliche und räumliche Verortungen vor. Herausforderungen und Kränkungen, emotionale Nähe und Distanz arbeitet Linda Wolfsgruber durch die Art heraus, wie sie ihre Figuren in den Raum stellt; durch die Art, wie diese Räume sich durch das Wirken Jesu verengen oder weiten. Solche Raumkompositionen prägen auch die Bildwelten von Lisbeth Zwerger, die ihren zahlreichen künstlerischen Interpretationen von Märchen und weltliterarischen Texten im Jahr 2000 Bibelillustrationen hinzugefügt hat. Für die Ausgabe, die längst vergriffen ist, wurde eine Auswahl an biblischen Texten getroffen, die nicht an junge Leserinnen und Leser adressiert war. Nun werden im Rahmen des KinderbuchProgramms im NordSüd-Verlag neue, von Heinz Janisch nacherzählte Texte geschaffen, die dann gemeinsam mit Lisbeth Zwergers Illustrationen im kommenden Jahr erscheinen sollen. Die beiden haben bereits 1997 eine Bilderbuch-Version der Arche Noah bei minedition vorgelegt. Auch dort erreichen nicht alle Tiere die Arche – auch wenn mit dem Motiv viel zurückhaltender umgegangen wird: Als sich die abfahrbereite Arche bereits im regennassen Boden spiegelt, sieht man Figuren mit Regenschirmen vor dem Unwetter in unterschiedliche Richtungen fliehen. Darunter ein Faun und ein Einhorn. Sie haben mit der Arche auch das Leben nach der Flut verpasst. Heidi Lexe

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Special | Junge Zielgruppe

Die Renaissance des Kontemplativen Wer dachte, Sachbücher hätten bei der heutigen Medienkonkurrenz keine Zukunftschance, hat sich geirrt. Gedruckte Titel sind nach wie vor gefragt, vorausgesetzt, sie eröffnen den Lesern besondere Blickwinkel

Rettung in Sicht: Hier für die Schiffsmannschaft in Shackletons Reise (NordSüd), aber auch allgemein fürs Sachbuch, das lange Zeit als Sorgenkind galt

Sachbücher

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issen aus dem Internet ist heutzutage für Kinder und Jugendliche jederzeit abrufbereit. Dennoch hat das Sachbuch nicht ausgedient. Verlage und Gestalter haben die Chancen des Mediums erkannt und reagieren mit einem vielfältigen Angebot an fachlich kompetenter und schön ausgestatteter Literatur. „Wir haben das Sachbuch in den letzten Jahren neu definiert“, erklärt GerstenbergVerlegerin Daniela Filthaut. „Es wird zwar oft behauptet, dass Sachbücher für Kinder keine Zukunft haben, aber wir beweisen das Gegenteil. Gerade weil Kinder und Jugendliche für Sachinhalte auch in digitale Welten abtauchen, muss sich das Medium Buch in all seiner Schönheit präsentieren, denn junge Leser greifen immer noch lieber zum Buch als zum Tablet. Aber eine schöne Verpackung allein reicht natürlich nicht. Wir setzen auf eine Einheit von Inhalt, Bebilderung und Ausstattung.“ 126

Das Konzept geht offenbar auf. Die wunderbaren Reisen des Marco Polo von Anke Dörrzapf mit Illustrationen von Claudia Lieb ist bereits in der sechsten Auflage lieferbar, und Jan Paul Schuttens Evolution oder Das Rätsel von allem, was lebt mit den markanten Illustrationen der Niederländerin Floor Rieder wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und ist aktuell für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. „Evolution zeichnet sich durch einen besonders vergnüglich zu lesenden Inhalt und haptische Schönheit aus. Das wird von den Lesern wahrgenommen und goutiert“, so Daniela Filthaut. „Wir beobachten eine digitale Müdigkeit. Das Kontemplative, das ein Buch bietet, ist wieder gefragt.“ Im Prestel Verlag lädt die Britin Katie Scott dazu ein, das Wunder der Evolution genau zu betrachten. Ihr zwei Meter langes Leporello mit dem Titel Der Baum des Lebens hat sie mit großer Detailfreude illustriert. Von den ersten einfachen Organismen bis zum Homo habilis. Da kann man stundenlang gemeinsam schauen BuchMarkt September 2015

und sich wundern. Die Erklärungen auf der Rückseite sind dabei auch für Eltern nützlich. Im vergangenen Herbst hat Katie Scott bereits mit Das Museum der Tiere für Aufmerksamkeit gesorgt. In Frankreich gehört Yvan Pommaux zu den bekanntesten Illustratoren des Landes. Im Moritz Verlag ist druckfrisch sein prächtiger Band Wir und unsere Geschichte in der Übersetzung von Tobias Scheffel erschienen. Pommaux und sein Co-Autor, der Musiker und Spezialist für mittelalterliche Geschichte Christophe Ylla-Somers, erzählen in dem großformatigen Bilderbuch nicht weniger als die Geschichte der Menschheit. Von den Anfängen vor Milliarden von Jahren bis heute. Oder wie der Verlag wirbt: vom Urknall zum Smartphone. Im Geschichtsunterricht habe er gedacht, Geschichte bestehe nur aus Kriegen, erzählte Pommaux in einem Interview. „Irgendwann sagte ich mir: Zum Kuckuck, während all dieser Zeit haben die Leute doch auch gelebt.“ Tatsächlich stellt er


Junge Zielgruppe | Special

das Alltagsleben der Menschen in den lesen. Vielleicht gelingt es uns sogar, mit solchen Büchern die männlichen VorleseVordergrund und erzählt konsequent aus der Wir-Perspektive von Männern, Frauen muffel ein wenig zu motivieren.“ Und wie und Kindern, die ausgehend von Afrika ist die Situation des Sachbuchs im Handie ganze Welt bevölkert haben. Entstan- del? „Bei den unabhängiden ist ein wunderbares Geschichtsbuch, gen Sortimenten braucht in dem man sich verlieren kann und das es eigentlich wenig Überviel Gesprächsstoff für Familiensonntage redungskunst“, so Bitsche. oder den Unterricht bietet. Ein Buch fürs „Sie suchen profilierte Leben. Dem Handel bietet der Verlag ein Bücher, und wissen, dass Aktionspaket mit schönen Foldern, die sie bei uns fündig werden Neugier wecken. können. Schwieriger ist es, 1517 schlug Martin Luther seine Thesen Filialisten von der Verkäufan die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. lichkeit solcher Bücher zu Das Thema dürfte 500 Jahre später, im Re- überzeugen.“ formationsjahr 2017, noch viel Beachtung Dorling Kindersley-Profinden. Die Religionspädagogin Meike grammleiterin Monika Roth-Beck erzählt im Kindermann Verlag Schlitzer bedauert ebenVon Martin Luthers Wittenberger Thesen. falls, dass Sachbüchern im Handel zuweiDabei erfahren wir auch viel über das Le- len wenig Platz eingeräumt wird. „Dabei ben des Jungen aus Eisleben und über die sind sie ein gutes Medium, um auch Jungs Geschichte der Zeit. Klaus Ensikat hat das zum Lesen zu motivieren“, sagt sie. „UnBuch in seinem unverwechselbaren Stil sere Neuerscheinung Dinosaurier ist ein bebildert. „Die Illustrationen enthalten typisches Jungs-Thema, aber nicht nur.“ viele schöne Anspielungen an die zeitge- Dinos liegen im Trend. Der Kinofilm Junössischen Darstellungen der Lutherzeit. rassic World ist vor Kurzem angelaufen, Eine wunderbare Idee, dass Luther auf und die Disney-Produktion Der gute DiSeite 4 exakt dort steht, wo Jahrhunderte nosaurier kommt im Herbst in die Kinos. später sein Denkmal in Wittenberg stehen „Wir wünschen uns, dass der Handel das wird“, betont Verlegerin Barbara Kinder- Potenzial erkennt. Wenn Kinder und Eltern mann, die sich viel positive Resonanz ver- unsere Bücher zu sehen bekommen und in spricht: „Ein so anspruchsvolles, in jeder die Hand nehmen können, sind sie begeisBeziehung hochwertiges Kinderbuch zum tert. Für Attraktivität sorgen die besondeThema gibt es bisher noch nicht.“ re Ausstattung, haptische und interaktive „In London entstehen derzeit Geschichten, Elemente. Unsere Papieringenieure sind die ich in der Form in Deutschland nicht einfach genial“, so Monika Schlitzer. Die finden kann.“ NordSüd-Verlagsleiter Herwig DK-Novität Weshalb? Deshalb! enthält Bitsche ist von den Briten begeistert. Gera- so viel Wissen wie ein Lexikon, ist aber de hat er William Grill entdeckt. Der 1990 anders aufgebaut. Auf jeder Doppelseite geborene Illustrator erzählt mit Shackletons wird eine typische Kinderfrage gestellt Reise die wahre Geschichte des Polarfor- und in Text und Bild beantwortet. „Sowohl schers Ernest Shackleton, der zu Beginn der Informationsgehalt als auch die künstdes vorigen Jahrhunderts den antarktischen lerische Qualität laden zum Verweilen ein“, Kontinent von Küste zu Küste durchqueren meint die Programmleiterin. „Solche Büwollte. Zwar scheiterte die Expedition, weil cher bieten einen Moment der Ruhe und sein Forschungsschiff im Eis zerschellte, der Konzentration und sind ein Gegenpol doch dank seiner heldenhaften Rettungs- zu digitalen Medien, die zum schnellen aktion konnte Shackleton die Leben der Weiterklicken verleiten, was sehr hektisch Besatzungsmitglieder retten. machen kann. Wenn Sachbücher im Han„Schon mit Lindbergh von Torben Kuhl- del die Präsenz bekommen, die sie verdiemann und Professor Astrokatz von Do- nen, verkaufen sie sich auch.“ minic Walliman und Ben Newman haben wir Titel ins Programm bekommen, die Auch Fotografisches kommt bei der Zielgruperstaunlich gut eine Brücke zwischen pe gut an. Der Fotokünstler Jan von Hollevorlesenden Erwachsenen und Kindern ben ist einem breiten Publikum mit seinem schlagen“, freut sich Bitsche. „Und nicht Aufklärungsbuch Kriegen das eigentlich zuletzt sind es Themen, die auch Väter alle? bekannt geworden. „Der Titel war reizen, gemeinsam mit ihren Kindern zu sogar Spiegel-Bestseller und kommt auch BuchMarkt September 2015

Thema Geschichte

Alles über die Steinzeit: Der Was ist Was-Band gibt Auskunft Auf einen Sachbüchertisch passen auch Titel aus bewährten Reihen. Steinzeit. Die Zähmung des Feuers heißt eine Herbstnovität aus der Was ist was-Reihe des Tessloff Verlags. Die Historikerin Andrea Schaller erzählt, wie es sich anfühlte, als Jäger und Sammler in einer Höhle zu leben, wie die Menschen lernten, Feuer zu machen und Werkzeuge aus Stein herzustellen. Mit vielen Bildern, die zum Weiterlesen verleiten und mit „Angeberwissen“, mit dem man Eltern und Lehrer verblüffen kann. Zum Thema Geschichte passt auch Mittelalter aus der Reihe Wieso? Weshalb? Warum? von Ravensburger. Frag doch mal die Maus! von cbj beleuchtet Ritter und Burgen, und die Dorling KindersleyReihe memo nimmt sich in einem kulturhistorischen Band Länder & Völker der Bibel vor.

international hervorragend an“, freut sich Gabriel-Programmleiterin Katharina Ebin-

ger. „Innerhalb von zwei Jahren konnten wir den Titel als Lizenz in zwölf Länder verkaufen.“ Jetzt erscheint nach Denkste?! das dritte Buch der Reihe, die Kinderfragen mit von Hollebens Fotos verbindet: In Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? hat sich der Verlag an ein großes Thema gewagt; an die fünf Weltreligionen Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Judentum. Wozu ist Religion eigentlich 127


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gut? Was ist eine Sekte? Wie kämpfer für eine gerechte Zukunft präsentieren sie Menschen aus sieht Gott aus? Warum gibt es das Böse? Vor jedem Abschnitt aller Welt, die sich zur Wehr setsteht eine authentische Kinderzen und für die Mitmenschlichkeit frage, die den Bedürfnissen der mehr ist als ein Lippenbekenntnis. jungen Leser entgegenkommt. Dazu gehören der nigerianische „Die Reihe soll unterhalten, inforAktivist und Dichter Nnimmo mieren und Denkanstöße geben“, Bassey ebenso wie Jaron Lanier so Katharina Ebinger. „Neben und Jean Ziegler. den reinen Wissensfragen gibt Mit diesem Ansatz wollen die es auch viele Fragen, die eher Autoren junge Menschen davon philosophischer oder ethischer überzeugen, dass Resignation Natur sind oder einen emotioein schlechter Ratgeber ist, auch nalen Hintergrund haben. Mit wenn die tägliche Flut schreckunseren Antworten möchten wir licher Nachrichten zum Wegsehen verleitet. „Aber der Zustand Kinder ermutigen, selbst weiterzudenken und eigene Positionen der Erde betrifft uns alle. Und zu entwickeln.“ es ist vielleicht weniger denn je Dass Kinder Versuche und Exmöglich, sich der Verantwortung perimente lieben, nutzen Gesine zu entziehen“, schreiben sie im Grotrian und Anke M. Leitzgen, Vorwort. Ob es um Big Data geht, das kreative Team von TinkerArmut, Hunger oder Umweltzerbrain. In ihrem jüngsten Buch störung, die Texte haben das Zeug Wie atmen Regenwürmer? (Beltz dazu, jugendliche Leser zum selb& Gelberg) zeigen sie 18 ausgeständigen Denken und Handeln zu fallene Experimente, die Kinderermutigen. fragen aus den Bereichen Natur, Eine lebendige GeschichtsstunTechnik, Körper und Kunst bede zum 25. Jubiläum der Wieantworten. Und alles kann man dervereinigung bietet Geteilte Vielleicht entsteht hier gerade das Geheimrezept für ein erfolgreizu Hause mit einfachen Mitteln Ansichten, herausgegeben von ches Sachbuch: Eine Illustration von Vitali Konstantinov aus Jens mühelos ausprobieren. Da erfährt Soentgens Wie man mit dem Feuer philosophiert (Peter Hammer) Julia Balogh und Birgit Murke im man beispielsweise, wie man seiUeberreuter Verlag. Reporter der Literaturinitiative Berlin (LIN) ne Hände in 3D malt, wie aus einem Ei ein Dampfschiff wird, oder wie die Autors augenzwinkernd in Szene setzt. im Alter zwischen elf und 18 Jahren erLunge funktioniert. Bei den schön foto- Der erste Band des Duos, Von den Sternen klären, wie es sich anfühlte, in einem gegrafierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen teilten Land zu leben. Und da sie damals bis zum Tau, hat sich mittlerweile zum selbst noch nicht geboren waren, haben möchte man am liebsten gleich loslegen. stabilen Backlist-Titel entwickelt. sie sich Informationen aus erster Hand Das ist nicht nur lehrreich, es macht auch Die Zweiteilung des neuen Buches in jede Menge Spaß. einen erzählenden und einen experimen- geholt und rund 25 Prominente wie Klaus tellen Teil hebt der Verlag auch optisch Kordon, Kai Lüftner, David Wagner, und An Jugendliche richtet sich ein Prachtband hervor. „Ein ausgefallenes Buch braucht Marianne Birthler nach ihren persönliaus dem Peter Hammer Verlag: Wie man eine ausgefallene Ausstattung“, betont chen Lebensgeschichten befragt. Was sie mit dem Feuer philosophiert, ein Buch dabei erfahren haben, geben sie – ergänzt Monika Bilstein. „Wir haben dem Buch über Alchemie und Chemie von Jens durch zahlreiche Fotos – an Gleichaltrieinen besonders schönen Leinenrücken Soentgen. Der Autor verlässt „die as- und einen Farbschnitt in Rot und Schwarz ge weiter. Im Vorwort wundern sich die phaltierten Straßen der Chemiebücher“ verpasst. Das unterstreicht die besondere Jugendlichen, dass die deutsche Teilung und vermittelt den Lesern auf überaus Struktur, die dieses Familienbuch hat.“ Für im Geschichtsunterricht, wenn überhaupt, unterhaltsame und humorvolle Art und den Handel gibt es ein Aktionspaket mit nur am Rande vorkommt. Und so bietet Weise, was Chemie mit uns zu tun hat, Streifenplakat und Streichholzheftchen. sich im Herbst ein Tisch mit Sachbüchern und regt zudem zu eigenen Experimenten „Ich möchte nicht, dass Krisen und Krie- an, um wissensdurstige junge Menschen an. „Der ganz persönliche Zugang des ge unser Bewusstsein beherrschen. Deswe- zum Lesen zu motivieren. Herwig BitAutors hebt unseren Titel ab. Jens Soent- gen beschreiben wir Menschen, die etwas sche bringt es so auf den Punkt: „Eine gen macht klar, dass Chemie mehr ist als dagegen tun und Widerstand leisten.“ Der spannende Geschichte, begleitet von viel diese schreckliche Wissenschaft, die wir mehrfach ausgezeichnete Autor Hermann Wissenswertem, künstlerisch faszinierend schon im Unterricht nicht verstanden ha- Vinke legt im Ravensburger Buchverlag ge- umgesetzt und alles sehr hochwertig verben“, so Verlegerin Monika Bilstein. In meinsam mit seiner Tochter, der Wissen- packt; wen das nicht überzeugt, der ist als Vitali Konstantinov hat der Verlag einen schaftlerin Kira Vinke, ein hochaktuelles Leser schwer zu gewinnen.“ Illustrator gefunden, der die Ideen des Sachbuch vor. In Zivilcourage 2.0. VorMargit Lesemann 128

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Von Ahornlibellen bis Zendoodleien Wenn die Tage wieder kürzer werden, sind Kreativbücher gefragter denn je. Auch digitale Themen halten Einzug in den DIY-Bereich. Mit diesen Herbstnovitäten lässt sich ein schöner Büchertisch basteln Kreativbücher

D

er Begriff der Kreativbücher öffnet sich zunehmend modernen Techniken und dem Digitalen. Hack’s selbst (Beltz & Gelberg) lautet einer der Titel, er stammt von den Macherinnen des Missy Magazins. Die sorgen dafür, dass Mädchen ab 13 digitales „do it yourself“ lernen können. Anhand leicht nachvollziehbarer Anleitungen können sie etwa lernen, Spiele und Animationen zu programmieren, einen Blog zu schreiben, ein Video-Interview zu drehen, zu youtuben oder eine Collage am Computer zu erstellen. Den Autorinnen ist auch wichtig, dass Mädchen die Technik nutzen können, um laut und aktiv zu werden. Und sie zeigen, wie sie trotzdem ihre Privatsphäre schützen können. Nicht zuletzt stellen sie in kleinen Porträts und Interviews viele Frauen vor, die in der digitalen Welt erfolgreich sind. Das hat sogar Geschichte, wie man auch in diesem Buch lernen kann: Die allererste Programmiererin war eine Frau – Lady Ada Lovelace, Tochter von Lord Byron. Zusammen mit dem Mathematiker Charles Babbage arbeitete sie an einer Rechenmaschine. Für den Schnelleinstieg zum Thema „Selber filmen“ eignen sich die Broschuren Dreh deinen Film von Ravensburger. Ein Band kümmert sich um den Spielfilm, ein weiterer um Trickfilme. Von Ideenfindung und Drehbuch bzw. Storyboard über die Umsetzung bis hin zur Vorführung erfahren junge Nachwuchsregisseure Tipps und Kniffe, bis sie das eigene Projekt mit einer Handykamera umsetzen können. 130

Die Natur ist der schönste Materialkasten: Ahornlibellen aus dem 437 Seiten starken Buch Draußen (Jacoby & Stuart), das Illustratorin Judith Drews gemeinsam mit ihrer Tochter Lilli Baltzer entwickelt hat

Wer tiefer einsteigen möchte, kann auf die Backlist bei Dorling Kindersley zurückgreifen: Dort sind die Titel Filmwerkstatt (2012 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert) und Trickfilmwerkstatt lieferbar.

Kritzel, Kratzel, Prickel, Sticker Kritzelbücher werden immer differenzierter. Ein rosa Kritzelbuch für Mädchen und ein blaues für Jungen erscheinen bei Fischer Sauerländer. Mädchen dürfen sich mit traumhaften Prinzessinnenkleidern, Feenflügeln oder Schutzengeln für verschiedene Lebenslagen austoben, Jungs mit Schiffen, Heißluftballons oder Ekeltieren. Ihre Malbücher tauschen dürfen sie natürlich auch, je nach Temperament, Lust und Laune. Tom Gates-Fans können sich auf Das große, absolut geniale Tom-GatesBuch (Egmont Schneiderbuch) freuen, mit Spielen, Rätseln, Anleitungen zum Kritzeln und Basteln und kleinen Geschichten. Lebenshilfe für ein wenig Ängstliche ist Das mutige Kritzelbuch, das bei Carlsen erscheint. Auf 120 schwarz-weißen Seiten regt es Kinder dazu an, phantasievoll mit den eigenen Ängsten umzugehen, etwa ein Mut-Licht zu basteln, bunte Regenbogen gegen Gewitter zu malen, grässliche BuchMarkt September 2015

Grimassen zu zeichnen oder verwinkelte Grusellabyrinthe zu erobern. Kunstwerke zum Ausmalen, Nachzeichnen und Weiterkritzeln bietet Mein großes Kunstkritzelbuch (E.A. Seemanns Bilderbande) und regt so zu eigener künstlerischer Aktivität an. Die verschiedensten Muster und Formen werden durch Kreativ kritzeln von Owen Davey (moses) herausgekitzelt. Der Christophorus Verlag verspricht „das Buch für kleine Welten-Erfinder und Kritzel-Fans“: Dein ultimatives, einzigartiges, kreativ-verrücktes Kritzelmitmachbuch ist illustriert von Alexander von Knorre. Außerdem nimmt der Verlag den DoodleTrend auf: Zendoodle für Kinder richtet sich an Sechs- bis Achtjährige, die beim Musterausmalen entspannen können. Und Voll gemütlich – Das Kinderkünstlerbuch vom Wohnen und Bauen (Beltz & Gelberg) brennt ein wahres Feuerwerk der Kreativität ab. Die Frankfurter Ateliergemeinschaft Labor, zu der Philip Waechter, Anke Kuhl, Moni Port und einige andere gehören, arbeitet mit Listen, Suchbildern, Labyrinthen, mit Zeichnungen, Fotos und Collagen rund um Haus und Wohnen. Keine Kritzel-, sondern Kratzelbücher erscheinen im Loewe -Verlag: Nicht so kreativ, dafür überraschend und spaßig,


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mit dem Holzstift bunte Motive unter den schwarzen Flächen hervorzuzaubern. Dinos heißt der eine Titel, Pferde der andere. Und was waren nochmal Prickelbücher? Das Arena Prickel-Set gibt es im Herbst neu zu Pferden und Ponys: Malvorlagen werden zuerst ausgemalt, dann auf einer Filzmatte mit einer Prickelnadel ausgestanzt und aufgestellt. Dauerseller sind Stickerbücher, z.B. von Usborne, wo es verschiedene Reihen gibt wie Mein Anziehpuppen-Stickerbuch oder Mein erstes Stickerbuch: Von Feen über Lastwagen bis hin zu Lebensrettern oder Shopping Girls bleibt hier kaum ein Wunsch offen. Nach den Themen Tiere und Mode bringt Dorling Kindersley jetzt Haie und andere Meerestiere in der Reihe Das Mach-Malbuch. Nicht nur für den Urlaub am Meer eine schöne Beschäftigung, mit 500 Stickern.

lässt sich eine ganze Puppen- und Spielwelt herstellen. Jede Menge Projekte aus Papier und Pappe stellt Kathrina Rodabaugh in ihrer Bastelbude (Coppenrath) vor. Gekonnt zeigt und erklärt sie, wie man Werbepost, Briefumschläge, Hängeordner oder ausgediente Bücher, Schuhkartons, Streichholzschachteln kreativ recyceln kann.

Drinnen & Draußen

Beim Lieblingspuppen selber machen (Dorling Kindersley) – kleine Stoffpuppen, Feen, Meerjungfrauen, Strickpuppen und Fingerpuppen – lernt Kind wie nebenbei Nähen, Sticken und Stricken. Jane Bulls Anleitungen sind genau und gut nachzuvollziehen. Das passende Puppenhaus dazu kann man aus Recycelmaterialien wie Geschenkpapier, Knöpfen, Stoffresten oder Strohhalmen herFiguren und Objekte stellen. Die Villa Obstkiste (Haupt) beginnt Bücher über Dinosaurier gibt es wie mit einer Tour durch die einzelnen Räume. Sand am Meer, aber der kreative Ansatz Danach erhält der Leser eine leicht verständvon Dinosaurier erforschen und ausgraben liche Anleitung zum Nachbasteln der Zimmer und der jeweiligen Einrichtungsstücke. (moses) ist besonders: Vom Ankyloaurus Draußen heißt das tolle Naturbuch von magniventris über den Tyrannosaurus rex bis zum Pisanosaurus mertii werden zwölf Judith Drews und Lilli Baltzer, das bei Dinosaurier in Steckbriefen vorgestellt. Jacoby & Stuart erscheint. In Kapiteln wie Das ist die Voraussetzung für eine paläon- „Bäume“, „Blumen & Blüten“, „Erde & tologische Tätigkeit: Die Papp-Knochen Sand“ oder „Schnee & Eis“ sind auf 437 aus den Bögen am Schluss des Buches Seiten nicht nur ästhetisch sehr anspreherauslösen, den einzelnen Dinosauriern chende, detaillierte Naturfotos zu sehen, zuordnen und so eigene Modelle bauen. sondern auch viele ungewöhnlichere Drinnen, draußen und unterm Tisch – Kreativ- und Spielideen mit und in der tolle Sachen zum Kunstmachen stellen Natur zu finden. Etwa wie ein Stockzelt Josefine Cyranka, Christian Wenzel, Annette Funke und Karoline Peisker vor (E.A. Seemann). Etwa fliegende Fische aus Papier, Objekte aus Schwimmnudeln oder „Kulttiere“ aus einem halbrunden Stück Holz. Die Autoren machen keine genauen Vorgaben, sind eher Ideengeber, die die Phantasie anregen. Sachen sammeln und Figuren basteln ist das Thema von Annika Oyrabo (Beltz & Gelberg). Ihre Bastelbuchreihe Alles natürlich selbst gebastelt ist nicht nur umweltfreundlich und preisgünstig, sondern auch sehr originell. Anhand leicht verständlicher Schritt-für-Schritt-Anleitungen entstehen so Pinguine aus Plastikflaschen, bunte Tütentürme oder Klorollenraketen. Basteln mit Recyclingmaterialien ist in: Aus alt mach neu heißt der entsprechende Titel im frech Verlag. Aus Sektkorken, leeMini-Winterwelt: Eine Idee aus dem Großen ren Shampooflaschen bis zu alten Socken Ravensburger Kindergarten Bastelbuch 132

BuchMarkt September 2015

aussieht, wie man am Feuer Kohlebilder malen kann oder wie man eine Graspfeife benutzt. Hinzu kommt eine Vielzahl von naturkundlichen Informationen, ohne dass das Buch seine klare Linie verlieren würde. Expedition in eine Höhle, eine Sonnenuhr bauen, Pfeil und Bogen basteln, Früchte-Quiz, Stockbrot backen, Geocaching-Schatzsuche: 52 Ideen zum Forschen, Bauen und Spielen in der Natur bietet Achtung, fertig, Abenteuer! (Coppenrath). Überzeugend die klare Aufteilung: ein „Abenteuer“ auf je einer Seite oder Doppelseite. Auch das Scout Outdoor-Handbuch (Lingen) zeigt kreative Ideen für Draußen: Wie man ein Wasserrad in Gang setzt, Pfeil und Bogen bastelt, einen Kescher herstellt, ein Floß baut oder mit Dosen telefoniert. Schade nur, dass fast die gesamte erste Hälfte des Buches so viele Regeln und Warnungen zum Verhalten in der Natur enthält. Das wirkt ein wenig abschreckend.

Weihnachten Glitzersterne, Blütenkugel, CupcakeSchmuck: Eine leicht auszuführende Bastel-Idee für jeden Tag im Advent bietet das Adventskalender-Bastelbuch (Dorling Kindersley). Mit den anhängenden Bastelbögen kann man gleich loslegen. Einfach genug für Kindergartenkinder sind die Ideen des Großen Ravensburger Kindergarten Bastelbuch: Leicht umzusetzen, aber mit großer Wirkung. Die Ergebnisse können die Kinder stolz sein lassen. Eher konventionellere Weihnachtsdekorationen wie Kugeln, Sterne oder Fensterbilder, besondere Karten und Verpackungen sowie ein paar PlätzchenRezepte erklärt Jane Bull in sorgfältig durchdachten Anleitungen auf bunten Seiten: Willkommen in der Weihnachtswerkstatt erscheint am 24. September bei Dorling Kindersley. Individuelle Adventskalender, witzige Sockenwichtel, bunte Nussgirlanden und ein Wald voller Rentiere – in Das große Weihnachtsbuch (Gerstenberg) hat Sabine Lohf über 100 weihnachtliche Bastelideen für die ganze Familie versammelt. Höchst originell auch das Klorollen Bastelbuch Weihnachten (frech) : Unglaublich, was für niedliche Engel und Nikoläuse aus diesem Bastelmaterial entstehen können. 24 zauberhafte Weihnachtsengel versammelt schließlich Bastel mich! bei Gabriel. Stephanie von Selchow


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ISBN 978-3-7724-4193-6

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ISBN 978-3-7724-4192-9

€ (D) 9,99 / € (A) 10,30

€ (D) 9,99 / € (A) 10,30

48 Seiten, 17 x 22 cm, Softcover mit Rücken, Umschlagklappen

frechverlag bei KNO-Verlagsauslieferung Tel: 0711 78992043 | frechverlag@kno-va.de


Special | Junge Zielgruppe

Test the best! Viel Bedrückendes in der Jugendliteratur, und einige warmherzige Kinderbücher: Simone Leinkauf hat mit ihren Testlesern wieder die Herbstnovitäten gesichtet. Hier sind ihre Bewertungen ...

Kinderbücher

Tipps

M

agersüchtige und Depressive, Mädchen mit sozialen Phobien, Suizidgefährdete und Jugendliche, die unbeabsichtigt den Tod ihnen nahe stehender Personen verschuldet haben, ach ja – die schwer Traumatisierten nicht zu vergessen: Das sind die Protagonisten, die in der aktuellen Jugendliteratur den Ton angeben. Jugendliche, deren Mütter an Krebs gestorben sind oder deren Väter sie im Stich gelassen haben. Viele stammen aus dysfunktionalen Familien und/oder haben ein anderes schweres Päckchen zu tragen. Psychische Erkrankungen sind offensichtlich nicht nur in der Realität, sondern auch in der Jugendliteratur auf dem Vormarsch. Die Pubertät ist auch im Buch offensichtlich eine furchtbare Zeit. Vor einer Depression retten die lesenden Kritiker, die diese Titel geballt in die Hände bekommen, dann nur noch die erfrischend fröhlichen und mit warmherzigem Humor geschriebenen Titel in der Kinderliteratur. Unterstützt beim Lesen haben in diesem Jahr Katja (7), Constanze (8), Alesia (9), Timna (9), Adele (10), Lotta (12), Ian (12), Sophie (14), SarahNell (16), Zoe (16), Valentino (16) und Hannah (17). Simone Leinkauf

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Christian Duda: Elke – Ein schmales Buch über die Wirkung von Kuchen (Beltz & Gelberg), ab 6

Weil Kasimir mit seinen fünf Jahren noch ziemlich klein ist und Elke ein Kuchenblech in der Hand hat und ihn nicht sehen kann, laufen die beiden ineinander. So lernen sich Kasimir und die dicke Elke kennen. Elke, von der kaum einer etwas weiß, weil sie niemandem von sich erzählt. Elke betreut eine Wohngruppe – und nach der Arbeit backt sie Kuchen für Uwes Café um die Ecke. Bald schließt sich Kasimir den beiden an und macht morgens auf dem Weg in den Kindergarten einen Umweg über das Café, isst ein Stück Kuchen und bringt neuen Schwung in das Leben von Elke und Uwe. Christian Duda erzählt eine ruhige und einfühlsame Geschichte von Einsamkeit und Vertrautheit, von den scheinbar nebensächlichen Begegnungen, durch die das Leben in seinem Alltag erst lebenswert wird. Am Ende des Buches ist Elke tot – und die Menschen, die ihr begegnet sind, wissen kaum mehr von ihr, als dass sie richtig dick war und jeden Tag ein Kuchenblech ins Café gebracht hat. Eine nachdenkliche und einfühlsam erzählte Geschichte zum Selberlesen und Vorlesen. Katja: Es ist ja toll, dass gleich das Rezept von dem leckeren Kuchen mit dabei ist. Da habe ich Lust, mal zu backen. Kasimir scheint sehr mutig und offen zu sein. Die Namen von den Personen im Buch klingen so lustig und ungewöhnlich. Es wäre spannend, einen Tag mit dabei zu sein. Und wie dick ist Elke? BuchMarkt September 2015

Rieke Patwardhan: Fräulein Schmalzbrot & Billie Ballonfahrer, mit Illustrationen von Nina Dulleck (Knesebeck), ab 8

Fräulein Schmalzbrot, die ihren Namen den Gelüsten ihrer Mutter während der Schwangerschaft zu verdanken hat, ist fünf, als sie eine Schwester bekommt: Billie Ballonfahrer, die den Bauch der Mutter wie einen Ballon aufgebläht hat. Billie wächst zu einem burschikosen kleinen Mädchen heran, das Fernbedienungen und Werkzeug lieber mag als Puppen. Während Fräulein Schmalzbrot Billie Zöpfchen flechten will, reißt diese alle Zopfgummis wieder aus den Haaren. Rieke Patwardhan erzählt Geschichten von zwei unterschiedlichen Schwestern im Kindesalter, die trotz zeitweiser Eifersüchteleien und Auseinandersetzungen aneinander hängen. Spürbar wird, wie sehr die kleine oder große Schwester von Zeit zu Zeit nervt – und wie gerne man auch wieder oder überhaupt einmal einziges Kind im Haus wäre. Bis es dann tatsächlich passiert, weil die große Schwester auf Klassenfahrt ist. Humorvolle und unterhaltsame Gutenachtgeschichten für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, die Kindern und Eltern Freude machen. Timna: Die Geschichten, die die beiden Schwestern erleben, sind lustig, und man kann sie gut verstehen. Und auch wenn sie sich streiten, merken sie doch, dass sie sich lieb haben. Als Billie in der einen Geschichte ihrer Mutter etwas „heimzahlen“ wollte und deswegen ein schlechtes Gewissen bekam, konnte ich gut mit ihr mitfühlen. Ein schönes Buch mit tollen Bildern für alle, die Geschwister wollen – oder schon haben.


Junge Zielgruppe | Special

Tanya Stewner: Alea Aquarius – Der Ruf des Wassers (Oetinger), ab 10

Tanya Stewner schickt nach Liliane Susewind eine neue Serienheldin auf den Buchmarkt, die ebenso sympathisch wie ihre Vorgängerin daher kommt und dieser auch in ihrer Abenteuerlust nicht nachsteht. Alea Aquarius ist ein Meermädchen, das Kiemen und Schwimmhäute bekommt, sobald es mit kaltem Wasser in Berührung gerät. Diese Erfahrung macht Alea allerdings erst mit elf, als sie der Kinderbande Alpha Cru auf ein Schiff folgt. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie kaltes Wasser strikt vermieden, in der Überzeugung, eine Allergie gegen kaltes Wasser zu haben, die bei Berührung zu einem tödlichen Schock führen könne. Das jedenfalls hat ihre Mutter der Pflegemutter gesagt, als sie ihr das Kleinkind anvertraute. Alea weiß nichts von ihrer Mutter und Herkunft. Gemeinsam mit Sammy, Tess und Ben, den Mitgliedern der Alpha Cru, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Ein vielversprechender Start für eine Buchserie, die mit Sicherheit ihre begeisterten Leserinnen finden wird. Constanze: Alea Aquarius mag ich sehr. Ich bin eine gute Schwimmerin, aber so tief ins Meer tauchen würde ich auch gerne. Überhaupt verstehe ich nicht, dass Alea nicht wissen darf, dass sie ein Meermädchen ist. Das ist doch einfach nur cool. Ich bin schon total gespannt auf den zweiten Band. Hoffentlich dauert es nicht so lange, bis er erscheint.

Katherine Rundell: Sophie auf den Dächern, aus dem Englischen von Henning Ahrens (Carlsen), ab 11

An ihrem ersten Geburtstag verliert Sophie bei einem Schiffsunglück ihre Mutter: Gerettet wird sie von Charles Maxim, der einen Cellokasten mit dem kleinen Mädchen aus dem Wasser fischt. Der alleinstehende Wissenschaftler nimmt Sophie als Pflegetochter an und gibt ihr für viele Jahre ein eigenwilliges, aber wunderbar chaotisches Zuhause. Bis die Inspektoren von der Staatlichen Behörde für das Kindeswohl beschließen, dass die inzwischen Zwölfjährige in einer anderen Umgebung zu einer jungen Dame erzogen werden soll. Charles und Sophie fliehen aus London nach Paris, um nicht getrennt zu werden. Sophie, die stets behauptet hat, dass sie sich an ihre Mutter erinnere und dass diese sicherlich noch lebe, macht sich mit neuen Freunden auf den Dächern von Paris auf die Suche nach ihrer Mutter. Katherine Rundell erzählt eine berührende und einfühlsame Geschichte von einer besonderen Freundschaft und der Macht der Musik. Hinreißend geschrieben, lässt einen dieses Buch nicht mehr los, bevor man die letzte Seite gelesen hat. Lotta: Ich finde dieses Buch sehr gut, weil es so eine tolle Geschichte beinhaltet! Allein schon die Freundschaft zwischen Sophie und den Kindern, die auf den Dächern leben, hat mich sehr fasziniert. Meine Lieblingsperson war Matteo, der immer gelassen ist, egal was passiert. Ich würde dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen.

Fee Krämer: Jette erst recht!, mit Bildern von Judith Drews (Fischer Sauerländer), ab 8

Jettes Lieblingsort ist das „Wohnzimmer“, so heißt das Café ihres Vaters. Ihre Lieblingstätigkeit ist es, Interviews zu führen, schließlich will Jette später Journalistin werden. Dafür befragt sie Gäste – ob diese befragt werden wollen oder nicht. Immer dabei ist Herr Mann, Jettes weiße Ratte. Die aber hat eigentlich „Wohnzimmer-Verbot“, so wie Jette im Wohnzimmer Frageverbot hat, da manche Gäste sich belästigt fühlen. Überhaupt stellt ihr Vater zu viele Regeln auf, und Jette möchte mehr Zeit für sich. Also beschließen sie und ihr Freund Konrad, eine Frau für Jettes Vater zu suchen. Dieser ist seit der Trennung von Jettes Mutter viel zu häufig allein und dadurch zu sehr auf die Tochter konzentriert – findet Jette. Wie Jette und Konrad diese heikle Mission angehen, welche Hürden sich ihnen in den Weg stellen und wie sich der Vater dann doch noch verliebt, erzählt Fee Krämer in ihrem Debüt-Roman in warmherzigem, humorvollem und frischem Tonfall. Jette, Konrad und Herr Mann haben das Potenzial, Serienhelden zu werden. Alesia: Es hat mir großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen, und das Lesen fiel mir sehr leicht. Es war sehr, sehr witzig. Ich selber mag Tiere, und deswegen fand ich toll, dass im Buch die Tiere eine Rolle spielen. Der Name für die Ratte ist auch sehr lustig.

Alesia über Jette erst recht (Fischer Sauerländer)

BuchMarkt September 2015

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Special | Junge Zielgruppe

Jugendliteratur Meg Wolitzer: Was uns bleibt ist jetzt, aus dem Englischen von Petra KoobPawis (cbt), ab 14

Lotta über Sophie auf den Dächern (Carlsen)

Inbali Iserles: Foxcraft – Die Magie der Füchse, aus dem Englischen von Katharina Orgaß (Fischer KJB), ab 10

Der Fuchswelpe Isa bummelt auf dem Weg nach Hause: Als sie vor der Höhle der Eltern ankommt, sind fremde Füchse da, und ihr Bruder Pirie und die Eltern sind verschwunden. Es riecht nach Blut, und Isa flieht in die Welt der Menschen, wo sie Siffrin begegnet, einem geheimnisvollen Fuchs, der auf der Suche nach ihrem Bruder Pirie ist und Isa mehrfach rettet. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Isas Familie, wobei für die junge Fähe spürbar ist, dass ihr Gefährte sie über die wahren Beweggründe seiner Suche im Dunklen lässt. Sie weiß nicht, wem sie trauen kann und wer die Welt, in der sie bisher lebte, bedroht. Spannend geschriebene Tierfantasy mit magischen Elementen, die nicht nur Fuchsliebhaber begeistern wird, aus der Feder einer Autorin des Erin-Hunter-Teams. Adele: Das Buch ist so spannend, dass man es gar nicht mehr weglegen kann. Es geht um einen Kampf zwischen guten und bösen Füchsen, von denen einige magische Kräfte haben. Ich finde es toll, wie Isa sich von einem Welpen zu einer Füchsin entwickelt. Interessant ist es, wie die Stadt und die Menschen aus der Sicht eines Fuchses aussehen. 136

Eva Rottmann: Goldkind, mit Illustrationen von Eleanor Sommer (mixtvision), ab 8

Emma ist genervt: Die berufstätigen Eltern streiten nur noch und vergessen dabei vollkommen, dass die neunjährige Tochter alles mitbekommt. Und dass sie immer nur brav sein soll, sieht Emma auch nicht mehr ein. Kurzerhand macht sie sich auf zu einem nächtlichen Spaziergang und lernt dabei eine Gruppe Obdachloser kennen, die das Herz auf dem richtigen Fleck haben: die Struppigen. Und als Emmas Eltern über das Wochenende verreisen, lädt sie die neuen Freunde zu einer Party nach Hause ein. Bevor die Eltern Emmas neue Freunde ins Herz schließen können, passieren noch einige aufregende Dinge. Goldkind erscheint in der mixtvisionReihe „Dramatiker erzählen für Kinder“. Eine warmherzig erzählte Geschichte, von Eleanor Sommer stimmig illustriert, die sich in der hochwertigen Aufmachung mit Leinenrücken auch als Geschenk anbietet. Constanze: Eine total coole Geschichte. Ich bin auch schon mal weggelaufen und kann gut verstehen, dass Emma was erleben möchte. Immer nur das zu tun, was andere von einem erwarten, ist einfach nur langweilig. Ich würde auch gerne mit den Struppigen befreundet sein. BuchMarkt September 2015

Was passiert mit uns, nachdem etwas Schreckliches geschehen ist? Und wie können wir damit fertig werden? Darf man sich neu verlieben, wenn die große Liebe gestorben ist? Diesen Fragen geht Meg Wolitzer in ihrem ersten Jugendbuch nach: Nachdem sie ihre erste große Liebe Reeve verloren hat, verfällt die fünfzehnjährige Jam in eine tiefe Depression. Den Kontakt zu ihren Freunden bricht sie ab. Und die Familie weiß sich keinen anderen Rat mehr, als Jam in ein Internat nach Wooden Barn zu geben. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen, die aus unterschiedlichen Gründen traumatisiert sind, soll sie lernen, wieder am Leben teilzunehmen. Ohne eigenes Zutun landet sie im Literaturkurs von Mrs Quenell, die jedem Teilnehmer ihres Kurses ein Tagebuch in die Hand drückt. Ein Tagebuch, durch das sie beim Schreiben in eine Welt gerät, in der sie Reeve wiedertrifft. Jam entwickelt sich, wie ihre Kurskameraden, die bald zu einer verschworenen Gemeinschaft werden, zu einer Wanderin zwischen zwei Welten. Meg Wolitzer gelingt es, in einem Buch voller überraschender Wendungen zu zeigen, dass die Vergangenheit sich nicht weiterentwickelt und ein Verharren in dieser nur zu den immer gleichen Erlebnissen führen kann. Entwicklung ist – wie der Titel richtig sagt – nur in der Gegenwart möglich. Ein echter Pageturner für lange Herbstnächte mit einer überraschenden Auflösung von Jams Trauma. Hannah: Meg Wolitzer nimmt uns mit in die Welt von Jam, deren Welt nach dem Tod von Reeve zusammenbricht. Das Buch ist absolut empfehlenswert, sowohl für Jungen als auch für Mädchen. Die Geschichte zieht einen ab der ersten Seite in ihren Bann und hält immer wieder spannende Überraschungen bereit. Ein wirklich tolles Buch, das ich direkt zweimal gelesen habe, weil es mir so gut gefallen hat.


Junge Zielgruppe | Special

Irmgard Kramer: Am Ende der Welt traf ich Noah (Loewe), ab 14

Während die Eltern auf einem Konzert sind, bricht Marlene aus ihrem behüteten Leben aus: Am Bahnsteig findet sie einen roten Koffer ohne Besitzerin und wird von einem fremden Herrn, der die Besitzerin des Koffers abholen will, kurzerhand in sein Auto eingeladen. Neugierig nimmt Marlene diese Einladung an, gibt sich als die ihr unbekannte Irina aus und ist gespannt, was für ein Abenteuer sie erwartet: In einer einsamen Villa soll sie dem 17-jährigen, blinden Noah das Schwimmen beibringen. Und was ihr erst wie ein Paradies erscheint, entpuppt sich nach und nach als Gefängnis: Noah darf das Gelände rund um die Villa nicht verlassen. Noah und Marlene verlieben sich ineinander und fliehen unter Lebensgefahr. Das Ende der Geschichte kommt überraschend und lässt manches in einem ganz anderen Licht erscheinen als beim ersten Lesen. Spannend, berührend, empfehlenswert. Zoe: Gut geschrieben, auch wenn man zunächst nicht das Gefühl hat, dass es eine besondere Geschichte ist. Das ändert sich aber, je weiter man in der Geschichte kommt, die einige Überraschungen bereit hält. Es ist so spannend, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe. Das überraschende Ende ist überzeugend und macht das Buch dann doch zu einem ganz besonderen Titel unter den Neuerscheinungen.

Sophie Kinsella: Schau mir in die Augen, Audrey, aus dem Englischen von Anja Galic (cbj), ab 12

Cover mit rosa Wolke und einer Protagonistin im rosa Kleidchen mit großer Sonnenbrille. Und dazu der Titel Schau mir in die Augen, Audrey: Als Leserin erwartet man eine Geschichte vom Zuschnitt „Shopaholic“, dessen wichtigste Themen sich um High Heels und Lippenstifte drehen. Und ist schon nach wenigen Seiten mitten in einer schwungvoll geschriebenen Geschichte drin, die zwar den Humor der Bestseller von Sophie Kinsella hat, darüber hinaus aber deutlich mehr Tief-

sinn. Audrey trägt eine riesige Sonnenbrille und verlässt das Haus nur äußerst selten, seit sie in der Schule Opfer einer Mobbingkampagne wurde: Sie leidet unter einer sozialen Phobie und ist nicht in der Lage, ihrem Gegenüber in die Augen zu schauen. Auf Empfehlung ihrer Therapeutin legt sie sich eine Kamera zu und beginnt ihre Umgebung zu filmen. Auch Linus, einen Freund ihres Bruders, will sie interviewen. Doch das wird sehr viel schwieriger als gedacht. Denn Linus hat es sich tatsächlich in den Kopf gesetzt, Audrey in die Augen zu sehen. Und er ist sogar bereit zu warten, bis sie auch selbst so weit ist. Kinsella beschreibt den vorsichtigen Weg aus der Krankheit und verknüpft diesen mit einer zarten Liebesgeschichte und vielen skurrilen und allzu bekannten Szenen aus dem Alltag einer Familie: Eine wunderbare Urlaubslektüre mit Tiefgang – nicht nur für Töchter, auch für Mütter. Lotta: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil hier das Leben so beschrieben wird, wie es ist. Familie, Freundschaft, Handy und Computer. Meine Lieblingsstelle in dem Buch ist die, wo am Ende fast die ganze Familie vor dem Computer sitzt und „L.O.C.“ spielt, während vorher immer darüber geschimpft wurde. Unbedingt lesen.

Lilli Thal: Die Puppenspieler von Flore (Gerstenberg), ab 14

Gemeinsam mit einer Gruppe weiterer Jugendlicher wird Tamaso an seinem letzten Schultag vom coronischen Geheimdienst aus der Heimat Parman entführt und in ein militärisches Ausbildungslager gebracht. Dort erfahren sie, dass sie geborene Coroner sind und direkt nach ihrer Geburt von einer parmanischen Familie adoptiert wurden, um 16 Jahre später im Auftrag des coronischen Staates in der verfeindeten Militärdiktatur Flore eingesetzt zu werden. Da sie in Parman aufgewachsen sind, können sie glaubhaft als parmanische Dienstboten eingesetzt werden. Nach einem halben Jahr härtester Ausbildung landet Tamaso ausgerechnet im Haushalt des mächtigen Marschall Utuk, dem Chef des florischen Geheimdienstes. Während im Keller gefoltert wird, spielen Frau und BuchMarkt September 2015

Sohn des Marschalls mit einer Gruppe Bediensteter Puppentheater. Bald allerdings entdeckt Tamaso, dass die Puppenspieler nicht weniger um ihr Leben spielen als er selbst und seine eingeschleusten Freunde. Lilli Thal schafft eine Atmosphäre, in der die bedrückende und menschenverachtende Atmosphäre in einer Militärdiktatur in jeder Zeile zu spüren ist. Ein echter Pageturner für lange Sommernächte. Hannah: Wer Fantasy-Romane mag, ist mit „Die Puppenspieler von Flore“ auf der richtigen Seite. Die Geschichte um Tamaso, der mit 20 anderen vom Geheimdienst entführt und zum Agenten ausgebildet wird, ist sowohl phantasievoll als auch brutal. Denn alles dreht sich darum, ob die Agenten ihre Aufträge ausführen und überleben, oder ob sie dabei umgebracht werden. Verrat in den eigenen Reihen macht die Sache dabei auch nicht einfacher und erhöht die Spannung noch. Ein lesenswertes Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann. Sehr empfehlenswert für Jugendliche über 14.

Kelly Fiore: Der tiefe Fall der Cecelia Price, übersetzt von Sonja Häußler (Coppenrath), ab 14

Cecelia ist im Jugendgefängnis. Sie hat die Notrufnummer gewählt, nachdem ihr Bruder Cyrus an einer Überdosis gestorben ist. Sie fühlt sich schuldig an seinem Tod, weil er die Pillen von ihr hatte. Weil sie mit dem Stoff, mit dem er sich zugedröhnt hat, gedealt hat. Auch dann noch, als Cyrus versucht, clean zu werden. Die Geschichte von Cecelia Price ist keine für zarte Leser. Cecelia erinnert sich, wie ihr Bruder nach dem Krebstod der Mutter süchtig wird. Wie wenig der Vater in der Lage ist, das zu erkennen und seinem Sohn zu helfen. Wie hilflos sie selbst, die kleine Schwester, sich fühlte. Und wie die Verzweiflung sie dazu gebracht hat, Dinge zu tun, die sie unter normalen Umständen niemals getan hätte. Cecelia ist in dieser Geschichte Opfer und Täterin zugleich. Kelly Fiore zeigt, wie auswegslos Cecelia ihr Leben erschienen ist, wie wenig sie selbst in der Lage war, die verzweifelte Familiensituation zu ändern. Und wie verlockend leicht verdientes Geld erscheinen 137


Special | Junge Zielgruppe

kann. Sie zeigt aber auch, dass es selbst in den schwierigsten Situationen Hoffnung auf ein besseres Leben gibt, wenn man sich der Wahrheit stellt. Zoe: Die Charaktere sind differenziert beschrieben und wirken dadurch lebensecht. Keiner ist nur gut oder böse. Dadurch kann man sich gut mit den Protagonisten identifizieren. Ich mag den Schreibstil der Autorin und würde gerne mehr von ihr lesen. Ein schwieriges Buch, aber unbedingt empfehlenswert.

Jason Reynolds: Coole Nummer – Als ich der Größte war, aus dem Englischen von Klaus Fritz (dtv Reihe Hanser), ab 14

Der sechzehnjährige Ali lebt mit seiner Mutter und seiner elfjährigen Schwester Jazz in Brooklyn. Seine Mutter hat zwei Jobs, um sich und die Kinder durchzubekommen. In der kleinen Familie achten alle liebevoll aufeinander, und Ali hält sich an die strengen Regeln der Mutter, die ihre Kinder vor der Gewalt und Kriminalität des Stadtteiles schützen will. Anders sieht es bei seinem gleichaltrigen Freund Noodles aus, der mit seinem Bruder Needles in großer Armut und sich selbst überlassen im Nachbarhaus lebt. Needles hat das Tourette-Syndrom, was von der näheren Umgebung mit Gelassenheit genommen wird, nur sein Bruder reagiert aggressiv auf ihn. Später erklärt sich, warum es so eine große Spannung zwischen den Brüdern gibt. Einfühlsam erzählt Jason Reynolds vom Leben im nicht überall reichen Amerika. Cooler Jugendroman für coole Jungs. Valentino: Das Buch erzählt beeindruckend von dem Leben in Brooklyn, einem Stadtteil der reichen Stadt New York, in dem Krankenversicherung und eine tägliche warme Mahlzeit nicht selbstverständlich sind. Es zeichnet ein völlig anderes Bild, als das, was man erlebt, wenn man diese tolle Stadt besucht. Und trotzdem ist es nicht mitleidheischend, sondern ein lebendiges Miteinander. Die Geschichte lässt sich gut lesen, hat spannende Passagen und macht deutlich, wie wichtig Familie und Freundschaft sind, und dass Probleme miteinander bewältigt werden können.

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Oliver Pötzsch: Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht (bloomoon), ab 12

Reiten, Fechten und auf die Jagd gehen – das Leben des Grafensohns Lukas von Lohenstein ist so, wie abenteuerlustige Jungs es sich erträumen. Bis an Lukas’ 13. Geburtstag der Inquisitor Waldemar von Schönborn auftaucht, seinen Vater umbringt, die Mutter als Hexe verhaftet und die Schwester entführt. Lukas kann fliehen und macht sich auf die Suche nach seiner Schwester Elsa. Wir befinden uns mitten im 30-jährigen Krieg. Oliver Pötzsch beschreibt das Elend und die Grausamkeiten der Zeit. Die Leser erleben, wie Lukas hungert und friert und sich zwischenzeitlich einer jugendlichen Diebesbande anschließt. Hoffnung schöpft Lukas, als er auf eine Gruppe Gaukler trifft und dort Freunde findet, die ihn bei seiner schwierigen Mission begleiten. Die vier Jungs stoßen zum Heer Wallensteins und werden schließlich Trossjungen bei den „Schwarzen Musketieren“, bei denen schon Lukas’ Vater diente. Ein spannender historischer Abenteuerroman für junge Leser, die sich von den Grausamkeiten, die Lukas erlebt, nicht abschrecken lassen, mit dem Potenzial zur Serie. Ian: Das Buch ist super spannend und gut geschrieben. Besonders aufregend fand ich den Prolog, die Vorgeschichte. Nebenbei habe ich auch noch vieles gelernt. Denn das Lexikon im Anhang hat mir schnell und einfach Wörter wie Äbtissin erklärt. Ein tolles Buch! Mehr davon.

Florian Wacker: Dahlenberger (Jacoby & Stuart), ab 14

Sommer auf dem Land: Jan und seine Freunde verbringen die Sommerferien im „Dahlenberger“, dem Schwimmbad vor Ort. Es riecht nach Chlor und Pommes, und das Dahlenberger macht auch schon einen leicht heruntergekommenen Eindruck. Jan geht davon aus, dass dies vielleicht der letzte Sommer im Dahlenberger, ganz sicherlich der letzte gemeinsame Sommer mit Klara, BuchMarkt September 2015

Hank, Ellis und Jonas sein wird. Sie werden erwachsen, machen ihre ersten sexuellen Erfahrungen und begegnen Andy, einem geheimnisvollen Jungen, der ein besserer Turmspringer ist als sie selbst, die doch ihr Selbstbewusstsein aus möglichst perfekten Sprüngen ziehen. Andy soll den Zentralschlüssel für das Dahlenberger besorgen, dann darf er weiter kommen. Was keiner vermutet hat, gelingt dem fremden Jungen. Das besondere an Florian Wackers erstem Roman ist nicht die Geschichte, sondern die Atmosphäre, die er in der Beschreibung des Alltäglichen, der genauen Beobachtung von Nebensächlichem hervorruft. Man spürt die Sonne auf der Haut, riecht das Chlor in der Luft und erinnert sich nur allzu gut an lange Ferientage im Schwimmbad. Ein Buch, das auch in der Belletristik-Abteilung nicht verkehrt steht. Valentino: Nach und nach erfährt man einiges über die Gedanken und Wünsche der vier Protagonisten. Und doch bleibt das Buch eher verschlossen und undurchsichtig, wie ein schwüler Hochsommertag. Die Sommerhitze scheint sich auf die eher langsame Erzählweise zu schlagen. Als Jugendlicher, der in einer Großstadt mit vielen Möglichkeiten aufwächst, hat die Geschichte etwas Beklemmendes, Einengendes. Die Jugendlichen in der Story kommen kaum über ihr „Dahlenberger“ hinaus, nur der Erzähler verrät am Ende, dass er das „Kaff“ verlassen wird, um in eine weiterführende Schule zu wechseln, die seiner überdurchschnittlichen Begabung Rechnung tragen kann. Alles in allem eine Sommerlektüre, die einem nicht aufgrund von schneller Erzählweise und Aktion den Schweiß auf die Stirn treibt.

E. Lockardt: Solange wir lügen, aus dem Amerikanischen von Alexandra Rak (Ravensburger), für junge Erwachsene

Cadence ist eine Sinclair – und sie stellt die Eigenwahrnehmung ihrer Familie gleich auf der ersten Seite klar: „Wir Sinclairs sind athletisch, groß und gut aussehend. (...) Niemand ist schwach. Niemand hat Unrecht.“ Cadence ist fast 18, als sie ihre Geschichte erzählt, von ihren Cousinen und Cousins und von


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Special | Junge Zielgruppe

Gat, dem Jungen, in den sie sich heftig verliebt hat. Die Sommer verbringen die Sinclairs auf einer Privatinsel der Familie, auf der sich die Großeltern Sinclair und die Familien der drei Töchter jedes Jahr treffen. Gat ist als Gast immer dabei. In Rückblenden erzählt Cadence vom Sommer 15 und ihrer Beziehung zu Gat. Den Sommer 16 verbringt Cadence nicht auf der Insel, und im Sommer 17 muss sie schließlich begreifen, dass das Leben nie mehr so sein wird, wie vor ihrem verhängnisvollen Unfall, der den Sommer 15 beendete. Der Autorin ist ein mitreißender Roman gelungen, der Einschätzung von John Green zu diesem Buch kann man nur zustimmen: „Unglaublich spannend, atemberaubend schön und hochintelligent. Solange wir lügen ist absolut unvergesslich.“ Zoe: Das ist ein überraschendes Buch. Es ist zwar von Anfang an spürbar, dass es mit dem Unfall von Cadence etwas Besonderes auf sich hat. Was sich dann zum Ende hin herausstellt, ist doch ziemlich heftig und lässt einen erschauern. Ein Buch, das immer besser wird, je länger man liest. Ich habe es gleich zwei Mal hintereinander gelesen.

Andreas Eschbach: Aquamarin (Arena), Jugendbuch

Saha hat an der Schule in Seahaven, die sie seit Anfang des Schuljahres besucht, mächtig Ärger. Carilja, die Tochter des Schulleiters, gibt vor, wer beliebt ist und wer nicht. Und da sie Saha nicht mag, wird sie von Carilja und ihrer Clique gemobbt. Bis diese das Mädchen, das wegen einer Verletzung aus Kindertagen nicht ins Wasser darf und also auch nicht schwimmen kann, in den Pool auf dem Schulgelände werfen und in Kauf nehmen, dass Saha ertrinken könnte. Saha ertrinkt nicht – und erkennt dabei, dass das Wasser nicht ihr Feind ist. Im Gegenteil, sie lernt eine neue Welt kennen: Saha ist ein Mischling aus Mensch und genetisch veränderten Menschen, so genannten Submarines, und könnte zu einem Bindeglied zwischen der Welt über und der unter Wasser werden. Nur erfahren darf niemand davon, vor allem nicht Carilja und ihre Clique. 140

Andreas Eschbach legt erneut einen spannenden Thriller vor, der jugendliche und erwachsene Leser nicht aus der Lektüre entlässt, bevor die letzte Zeile gelesen ist. Sarah-Nell: Entgegen meiner anfänglichen Erwartung geht es zum Glück nicht um Meerjungfrauen, und obwohl es stellenweise etwas langatmig geschrieben ist, wird es nie langweilig und ist vor allem gegen Ende packend. Besonders die Zukunftsvorstellungen des Autors haben mir gefallen, da sie reell wirken und nicht, wie so oft, einfach aus der Luft gegriffen. Mir gefällt, dass keine Liebesgeschichte im Vordergrund steht, und das Ende lässt auf einen zweiten Teil hoffen.

Sabaa Tahir: Elias & Laia – Die Herrschaft der Masken, übersetzt von Barbara Imgrund (One), ab 14

Seit 500 Jahren herrscht das Imperium über Laias Heimat: Eine diktatorische Macht, deren mächtigste Vertreter silberne Masken tragen, die mit dem Gesicht verwachsen. Als die Großeltern umgebracht und der Bruder Darin entführt wird, beschließt Laia, den Spuren ihrer ermordeten Eltern zu folgen und sich dem Widerstand anzuschließen. Elias gehört zu den Masken: Der Sohn der Kommandantin hasst die Welt, in die er hineingeboren wurde. Er hasst die Gewalt und das Morden seiner Kaste. Auf ihrem Kampf gegen die Herrscher werden die Schicksale der beiden miteinander verwoben. Sabaa Tahir erzählt in ihrem DebütRoman von Menschen, die bereit sind, für eine gerechtere Welt ihr Leben zu riskieren. Abwechselnd wird aus der Perspektive von Laia und Elias und deren Umgebung berichtet. Spannende Unterhaltung für Fans von Titeln wie Die Tribute von Panem. Sophie: Dieses Buch fesselte mich von der ersten Seite an. Sabaa Tahir beschreibt sehr spannend die tapfere Laia, die ihren Bruder um jeden Preis finden will, und Elias, der aus Schwarzkliff, einem brutalen Internat, das seine Schüler zu unbarmherzigen Kämpfern ausbildet, fliehen möchte. Auf Umwegen lernen sich Elias und Laia kennen, woraus mehr als eine Freundschaft wird. Mir gefiel das Buch sehr gut, auch BuchMarkt September 2015

wenn es an manchen Stellen für meinen Geschmack zu brutal war, weshalb ich es eher älteren Jugendlichen empfehlen würde. Ich freue mich aber auf alle Fälle schon auf die Fortsetzung!

Oliver Schlick: So kalt wie Eis, so klar wie Glas (Ueberreuter), ab 14

Nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter lernt Cora ihren Großvater Jacob Dorneyser kennen, von dem sie vorher nichts wusste. Die Mutter hatte die Vergangenheit immer verschwiegen. Cora zieht zu einer Freundin ihres Großvaters nach Rockenfeld, ein Dorf, in dem nach alter Handwerkskunst Schneekugeln hergestellt werden. Die ersten Schneekugeln hat Coras Urahn Ende des 16. Jahrhunderts gefertigt. Der Legende nach soll ihm vom Teufel höchstpersönlich die erste Kugel geschenkt worden sein. Cora ist fasziniert von der Kunst, kleine Welten unter Glas zu schaffen, und geht bei ihrem Großvater in die Lehre. Sie will später seine Nachfolgerin werden. Doch schon nach kurzer Zeit spürt Cora, dass etwas nicht stimmt. Sie verliebt sich in den gut aussehenden Niklas mit den stechend blauen Augen, der mit Jacob offensichtlich befreundet ist, diesen aber immer nur nachts aufsucht. In ihrer Schule gibt es einen überraschenden Todesfall, und Cora gerät in Lebensgefahr. Oliver Schlick lässt in Rockenfeld eine Welt mit hervorragend beschriebenen Charakteren entstehen, lauter Originalen, denen man – zum Teil – gerne mal begegnet wäre. Gut vorstellbar, dass ein Dorf weitab der Großstadt so versunken in den eigenen Ritualen lebt. Dazu wird eine spannende Geschichte mit phantastischen Elementen erzählt, die sich in der Fülle ihrer Bilder geradezu für eine Verfilmung anbietet. Sarah-Nell: Dieses Buch habe ich zu meinem neuen Lieblingsbuch erklärt, da es nicht nur von Anfang an spannend ist, sondern auch die Protagonistin Cora angenehm ist. Man kann sich gut in sie hineinversetzen, und ihre neue Mitbewohnerin Elsa ist unglaublich witzig. Außerdem hat mir sehr gut gefallen, dass es nicht primär, um eine Liebesgeschichte geht, sie allerdings trotzdem eine Rolle spielt.


Featured by Bestsellerautor Bernhard Hennen: „Überraschend, modern, intensiv. Was für ein Fantasy-Debüt!“

KINGS & FOOLS Ein reich voller schatten, voll liebe und verrat

Erscheint im Oktober 2015 ISBN 978-3-95882-071-5

Erscheint im Januar 2016 ISBN 978-3-95882-072-2

Erscheint im September 2015 ISBN 978-3-95882-070-8

Erscheint im Februar 2016 ISBN 978-3-95882-073-9

Erscheint im März 2016 ISBN 978-3-95882-074-6

Erscheint im September 2015 ISBN 978-3-95882-069-2

Epischer als „Game of Thrones“. „Kings & Fools“ erfindet die Fantasy neu. Start der neuen Serie. Jeder Band nur 9,99 Euro.


Spot(t)light | Menschen, Bücher, Sensationen

Aktion des Monats

Hängende Bücher an Berliner Haltestellen: Lesen bis der Bus kommt

I

n Berlin wurden im vergangenen Monat 50 Bushaltestellen mit ca. 200 Kinderbüchern ausgestattet. Die Bücher für alle Altersklassen – von Fühlbüchern für Babys bis hin zu Jugend-

büchern ist alles dabei – wurden an Bänder gehängt, so dass sie die ideale Höhe für Kinder haben. Und an den Wänden der Bushaltestellen hängen Poster mit der Aufschrift: „Bildungsarmut braucht kein Mensch!“

Initiiert hat die Aktion Librileo. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es, Kindern aus Familien in schwierigen Lebenslagen die gleichen Chancen zu ermöglichen wie anderen Kindern. „Kinder sollen nicht schon vor Schulbeginn abgehängt werden. Das darf nicht passieren. Das ist ungerecht“, erklärt Gründerin Sarah Seeliger. Insgesamt neun Personen haben drei Stunden gebraucht, um die Bücher an den 50 Haltestellen zu installieren. Die Belohnung: ein überwältigendes Feedback. Geplant ist nun, die Aktion auf weitere Städte auszuweiten, weshalb Librileo Partner zur Unterstützung sucht. „Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme von potenziellen Partnern, die mit uns zusammen in ihrer Stadt ein Zeichen setzen wollen“, so Seeliger. Kontakt: www.librileo-gemeinnuetzig.de/info/ bildungsarmut

Branchenblasen: Nikolaus Brandstätter (l.), Bernhard Borovansky (Braumüller) Wie bringen Österreicher ihren Kindern das Sprechen bei?

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»ICH BIN NICHT MITGELAUFEN, ICH BIN BEGEISTERT MITGESTÜRMT.«

Spot(t)light | Menschen, Bücher, Sensationen

Wanderung des Monats

Jubiläumswanderung in Südtirol: Reinhold Messner würdigt sein Idol Sepp Innerkofler vor der Drei-Zinnen-Hütte

S

epp Innerkofler, legendärer Bergführer und Kletterer, der vor 100 Jahren im Dolomitenkrieg sein Leben lassen musste, ist in Südtirol ein gefeierter Held. Zum 100sten Todestag Innerkoflers hat der Fo-

Sie werfen sie in den Wörthersee!

lio Verlag (Wien/Bozen) den Alpinisten nun mit einer Jubiläums-Wanderung geehrt. Anlass auch: Das soeben erschienene Buch „Sepp Innerkofler. Bergsteiger, Tourismuspionier, Held“ von Hans Heiss und Rudolf Holzer. Als Führer für den Aufstieg zur DreiZinnen-Hütte hatte Folio-Verleger Ludwig Paulmichl keinen geringeren als Reinhold Messner gewinnen können, für den Innerkofler Klettervorbild (im Alter von 30 Jahren hatte er bereits 20 Erstbegehungen hinter sich) und Idol ist. An die 200 Zuhörer, einige von ihnen in historischen Uniformen aus der Zeit, lauschten am Ziel dann auch Messners Vortrag über den damals auch international bekannten Bergführer. Nach der Wanderung präsentierten Verleger und Autoren das Innerkofler-Buch im Hotel „Dolomitenhof“, das, am Talschluss des Sextentals gelegen, 1904 von Innerkofler erbaut wurde und nun von seiner Familie erfolgreich in vierter Generation geführt wird. Hier verkehrt mittlerweile Prominenz aus Politik und Kultur, wie z.B. Angela Merkel, die dort schon mehrmals geurlaubt hat, oder der ehemalige italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano, der gerne zum Mittagessen kommt.

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ca. 550 Seiten · gebunden mit Schutzumschlag mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen 24,99 € (D) · ISBN 978-3-95890-010-3 Erscheint Ende November 2015

Noch nicht angeboten Eva Sternheim-Peters ist 90 Jahre alt. Und ihr Lebensbericht ist eine Zumutung. Was ihr Buch so einmalig macht, ist seine verblüffende Ehrlichkeit. »Habe ich denn allein gejubelt?« will weder rechtfertigen noch entschuldigen. Eva SternheimPeters geht es um die Auseinandersetzung mit der eigenen jugendlichen Begeisterung für ein mörderisches System. »Kaum ein anderes Buch macht Betrug und Selbstbetrug der Mehrheit der Deutschen so deutlich wie dieses.« Arno Widmann, Publizist

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Whisper | Szene Folgende Buchhandlungen sind nominiert: BADEN-WÜRTTEMBERG artes liberales – Buchladen; Heidelberg Hassbeckers Galerie & Buchhandlung; Heidelberg Bücherstube an der Tiefburg; Heidelberg Botnanger Buchladen; Stuttgart Buch im Süden; Stuttgart Bücher-Lack GmbH; Fellbach Halder Buchhandlung; Winnenden Buchhandlung Gastl; Tübingen Buchhandlung Schmidt; Schwäbisch Gmünd Buchhandlung Akzente; Offenburg Buchhandlung Schwarz; Freiburg Buchhandlung Müller; Weil am Rhein Lesebar; Ochsenhausen Buchhandlung Wälischmiller; Markdorf Buchhandlung Mahr; Langenau BAYERN Literatur Moths; München Lillemors Frauenbuchladen; München Buchpalast; München Bücherjolle Starnberg; Starnberg Peissenbuch; Peißenberg Barbaras Bücherstube; Moosburg Gerblinger; Wertingen Ilse Wierny Literarische Buchhandlung; Erlangen Dorn; Neustadt an der Aisch Buchhandlung Ulrich Dombrowsky; Regensburg Bücher Lang; Freyung BERLIN Tucholsky Buchhandlung; Berlin Pro qm thematische Buchhandlung; Berlin Georg Büchner Buchladen; Berlin Buchladen zur schwankenden Weltkugel; Berlin Anakoluth; Berlin Autorenbuchhandlung Berlin; Berlin Bücherbogen am Savignyplatz; Berlin Marga Schoeller Bücherstube; Berlin Prinz Eisenherz Buchladen; Berlin Buchladen Bayerischer Platz; Berlin Krumulus; Berlin Buchhandlung Dante Connection; Berlin Buchhandlung Stadtlichter; Berlin BuchSegler – Der Kinderbuchladen; Berlin Buchhandlung Braun & Hassenpflug; Berlin Starick Buchhandlung in Schmargendorf; Berlin

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Deutscher Buchhandlungspreis:

Die Nominierten Im Februar hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Deutschen Buchhandlungspreis ausgelobt. 614 unabhängige und inhabergeführte Buchhandlungen sind dem Aufruf gefolgt und haben sich für diese Auszeichnung beworben. Jetzt stehen die 108 Nominierten fest. Wer in welcher Kategorie gewonnen hat, wird es bei der Preisverleihung am 17. September bekanntgegeben.

BRANDENBURG Wist – Der Literaturladen; Potsdam Verlagsbuchhandlung Ehm Welk; Angermünde BREMEN Logbuch Literatur & Design; Bremen HAMBURG Lesesaal Buchhandlung; Hamburg cohen+dobernigg Buchhandel; Hamburg Büchereck Niendorf Nord; Hamburg HESSEN Büchereck am Rathaus; Vellmar Land in Sicht Buchladen; Frankfurt/Main Ypsilon Buchladen & Café; Frankfurt/Main Autorenbuchhandlung marx & co; Frankfurt/Main TFM – Centro do Livro e do Disco de Lingua Portuguesa; Frankfurt/ Main Buchhandlung Bollinger; Oberursel Buchhandlung litera; Langen Buchladen am Freiheitsplatz; Hanau Literaturhandlung Paperback; Bad König Buchhandlung Eulenspiegel; Hochheim am Main MECKLENBURGVORPOMMERN Buchhaus Lange; Pasewalk Friedrich-Wagner-Buchhandlung; Ueckermünde Andere Buchhandlung; Rostock

NIEDERSACHSEN Friedrich Schaumburg Buchhandlung; Stade Die Schatulle; Osterholz-Scharmbeck Buch- und Schreibwaren Patz; Bienenbüttel Buchhandlung Viola Taube; Nordhorn Buchhandlung zur Heide e.K.; Osnabrück NORDRHEIN-WESTFALEN Buchhandlung „Kafka & Co.“ ; Detmold Buchhandlung Blume; Oerlinghausen Text Bergmann; Borgholzhausen Müller & Böhm Literaturhandlung im Heine Haus; Düsseldorf Buchhandlung BiBaBuZe; Düsseldorf Buch- und Kunstkabinett Konrad Mönter; Meerbusch-Osterath Buchhandlung Weber; Erkrath Petra Esser Buchhandlung; Kaarst transfer.bücher und medien; Dortmund Proust Wörter + Töne GmbH; Essen Bücherträume OHG; Mühlheim a. d. Ruhr Buchhandlung Hilberath & Lange; Mühlheim a. d. Ruhr Buchhandlung Scheuermann; Duisburg Der andere Buchladen GmbH; Krefeld Lengfeld‘sche Buchhandlung; Köln Agnes-Buchhandlung; Köln Mobiler Buchsalon; Bergisch-Gladbach Hansen & Kroeger; Wiehl Buchhandlung Backhaus; Aachen Buchhandlung Böttger; Bonn buchLaden 46; Bonn

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Unsere Buchhandlung am Paulusplatz; Bonn Parkbuchhandlung; Bad Godesberg Buchhandlung Akzente; Hamm RHEINLAND-PFALZ Nimmerland Kinderbuchhandlung; Mainz Herr Holgersson lesen & leben; Gau-Algesheim SAARLAND der buchladen; Saarbrücken Buchhandlung Rote Zora Merzig; Merzig SACHSEN Büchers Best; Dresden BuchHaus Loschwitz; Dresden Buchhandlung Radeberg; Radeberg Buchhandlung Findus; Tharandt Connewitzer Verlagsbuchhandlung; Leipzig Buchhandlung drift; Leipzig Buchhandlung Engler; Delitzsch Lessing und Kompanie Buchhandlung; Chemnitz Taschenbuchladen; Freiberg SACHSEN-ANHALT Buchhandlung „Am Bodetal“; Thale SCHLESWIG-HOLSTEIN Buchstabe; Neustadt i. Holstein THÜRINGEN Buchhandlung Herold & Krahmer; Hermsdorf Jenaer Bücherstube; Jena Lesezeichen – Die Buchhandlung; Schmalkalden

Die Gütesiegel werden in drei Kategorien vergeben: • Gütesiegel verbunden mit einer Prämie in Höhe von jeweils 7.000 Euro für bis zu hundert hervorragende Buchhandlungen. • Gütesiegel verbunden mit einer Prämie in Höhe von jeweils 15.000 Euro für bis zu fünf Buchhandlungen. • Gütesiegel verbunden mit einer Prämie in Höhe von jeweils 25.000 Euro für die drei besten der für den Deutschen Buchhandlungspreis nominierten Buchhandlungen. Partner des von der Kulturstaatsministerin vergebenen Deutschen Buchhandlungspreises sind die Kurt Wolff Stiftung und der Börsenverein. Der Preis wird am 17. September 2015 in Frankfurt/Main erstmals verliehen.


DAS VERHÄNGNISVOLLSTE BUCH DER WELTGESCHICHTE AB 1. JANUAR 2016 WIEDER FREI VERFÜGBAR

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Leserbrief „Freude und viel Engagement“ Buchhändlerin Lucia Bornhofen reagierte mit einem Leserbrief auf den Artikel „Lobbyarbeit gegen die Realität“ von Dana Buchzig in der Süddeutschen Zeitung (S.14 vom 31.07.2015). Da ihre Antwort in der Zeitung nur stark gekürzt gedruckt wurde, veröffentlichen wir Bornhofens Brief noch einmal ausführlicher.

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Buchzig, ich bin müde. Immer wieder darf ich in den Zeitungen lesen (nicht nur in Ihrer, dessen bin ich mir sehr bewusst), dass mein Beruf, meine Branche ein Dinosaurier ist, dessen Zeit abgelaufen ist. Sehr gerne mit dem Hinweis auf die neue Zeit, im Regelfall ist damit Amazon gemeint. Der oben angeführte Artikel vom Freitag stößt genau in dieses Horn, er bleibt in vielen Bereichen an der Oberfläche und stellt darüber hinaus Dinge in den Raum, die so einfach nicht stimmen. Da ist davon die Rede, dass Amazon den Buchmarkt durch Selbstpublishing ganz neu erfindet (das Ganze mit dem Beiklang – aber den mag nur ein Buchhändler lesen – das die Buchbranche sowieso abgeschafft gehört). Ja: Amazon ist Vorreiter in diesem Markt. (...) Das ist aber nur die eine Sache, viel wichtiger ist: Was bisher als wunderbare Möglichkeit der Veröffentlichung gilt, weil alles erscheint und jeder Verkauf gut entlohnt wird, wird nicht auf Dauer so wunderbar bleiben. (...) Dass beim Lesen über den Kindle das Leseverhalten bestens überprüft werden kann, dass darüber hinaus bereits jetzt in einem Amazonbereich nur die gelesenen Seiten bezahlt werden (und es nicht fern liegt, dass sie das in sämtlichen Bereichen einführen): geschenkt. Es ist völlig richtig, dass sich die Lesegewohnheiten geändert haben und sich weiterhin ändern werden. Es ist richtig, dass über E-Books Möglichkeiten der Wissensaneignung bestehen, von denen

wir bisher nur träumen konnten. Sehr schön! Weiter so! Nicht nur hier bei uns, sondern auch in der dritten Welt, in der der Zugang zu „richtigen“ Büchern sehr viel schwieriger ist. Aber: Darum für Deutschland zu proklamieren, dass Buchhandlungen überflüssig sind, ist weit hergeholt. (...) Mich ärgert der Vorwurf, wir Buchhändler, die gesamte Branche würde sich ausschließlich ums Bildungsbürgertum kümmern, das würden zum Beispiel die hohen Buchpreise nahelegen. (...) Weil wir über Lesetüten, Lesekoffer, Ausstellungen, den Welttag des Buches und so unglaublich viel anderes, sehr Kreatives und Persönliches, nicht nur die Kinder des Bildungsbürgertums erreichen – sondern alle! Alle Schüler aller Schulformen, jedes Kindergartenkind! Und darüber hinaus natürlich die Eltern, Großeltern, wen auch immer. (...) Bücher verkaufen ist in der heutigen Zeit so viel mehr, als einfach nur den Laden aufzusperren. (...) Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass auch die von Ihnen genannte Karla Paul (die eine bekannte, geschätzte kleine Branchengröße ist) sich zwar nicht auf den Strukturen der letzten zwei Jahrhunderte ausruhen möchte, diese aber sehr gut kennt und ihre Vorteile zu nutzen weiß. Denn es gibt, bereits jetzt und ohne große Aufregung, ein gutes Sowohl-als-auch von Print und E-Book. In (fast) jeder kleinen und großen Buchhandlung. (...) Seien Sie versichert: Es gibt unglaublich viele aktive Buchhandlungen, die sich nicht als Geldwechselmaschine, sondern als Bildungsträger sehen. Und ihrer selbstgewählten Verpflichtung mit Freude und viel Engagement nachkommen. Das es auch aus Verlegersicht genug an diesem Artikel zu relativieren gibt: darum soll sich bitte jemand anderes kümmern … Mit freundlichen Grüßen Lucia Bornhofen

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ca. 300 Seiten · gebunden mit Schutzumschlag mit zahlreichen Abbildungen und ausklappbarer Panoramaseite 29,99 € (D) · ISBN 978-3-944305-94-3 Erscheint am 9. November 2015

»Eine Reise ans Ende der Zivilisation. Das Buch macht Angst, weil sich in ihm das Böse offenbart.« 2016 werden die Nutzungsrechte an »Mein Kampf« frei, 70 Jahre nach dem Tod Adolf Hitlers. Die ganze Welt kennt den Titel, doch über den Inhalt von »Mein Kampf« weiß man höchstens vom Hörensagen etwas. Der Autor Matthias Kessler ergründet die düstere Genese des Werkes und begibt sich auf eine Odyssee in die deutsche Vergangenheit und ins deutsche Gemüt. Das Manifest eines Massenmörders, durchleuchtet mit den heutigen Mitteln eines Profilers.

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Wie Bücher wirken

Dauer und Bedeutung – Das C.H. Beck-Buch Was ist der eigentliche Reiz der Bücher? Dass man sie sich ins Regal stellen kann, sagen die einen, dass sie sich so schön anfassen lassen, die anderen. Das ist nicht zu bestreiten, allerdings beschreiben solche Aussagen den Reiz der Bücher nur so obenhin. Im Regal sind sie nur zu sehen und „schön anzufassen“ klingt im wahrsten Sinne oberflächlich. Hinzu kommt, dass wir Bücher in der C.H. Beck-Buch: Gewichtig Regel leider für so etwas wie eine Datensammlung halten, die wir mit den Augen dass man es auch ausspricht: „Mann, ist lesend also sinnlich nachvollziehen – die wir aber ansonsten für eine bloße Kopfsa- das ein Schinken!“ Ohne Vergleiche ist das che halten. Lesen wäre danach eine rein Buch vielleicht nicht explizit schwer, aber geistige Angelegenheit – was man sich doch von Gewicht, das getragen werden will. unter „rein geistig“ auch immer vorzuDer Dauerreiz des Gewichts zeigt, dass stellen hat. Irgendetwas der Art wie wir die Geschichte, als das flüchtige Vergangene, eine Datei auf unser Notebook laden. Im paradoxerweise bei C.H. Beck in ein Buch Unterschied zum Computer läuft eine Da- gefasst wird, das von Dauer und Bedeutung nur so durchströmt ist. Die Buchgestalt, die tenübertragung beim Menschen niemals ohne erheblichen Datenverlust ab. Die Sin- man in diesem Buch beim Lesen in Händen ne spielen – allemal beim informierenden hält, verkörpert in jedem Augenblick der Lesen – vorgeblich gar keine Rolle, als sei Lektüre das Dauernde, das Bleibende an der der Leib gar nicht beteiligt, ja geradezu sich stets ändernden Geschichte. Der mit grau-lila Iris-Leinen überzogene abgeschaltet. Von außen betrachtet, ist das ja nicht falsch: der Körper ruht. Karton ist bei Friedrich Lengers „MetroDagegen müsste man festhalten, wer so polen der Moderne“ – mit 1,8 mm Stärke entleibt liest, eigentlich mausetot ist. – nicht allzu gewaltig. Der Schutzumschlag Nur weil wir uns das Lesen eines Buches ist mit 135 g matt von einer Gesamtabmesals etwas vorstellen, an dem der Leib ab- sung 160 x 245 mm. Die Abmessung der solut unbeteiligt sei und auch von seiner Innenklappe 85 x 245 mm. Die SchriftsorBeteiligung nichts zu merken ist, sind kör- te ist Bembo, eine alte Schriftart, die auf dem Buch, in Versalien gesetzt, wie eine perliche Wahrnehmungen nicht zugleich nicht vorhanden. Ganz im Gegenteil, er ist Inschrift aus klassischer Zeit wirkt. Das derart beteiligt, dass er den Leseeindruck Gewicht des Buchblocks korrespondiert doch ganz erheblich mitbestimmen kann. hier mit der Schrift, die hier wie in Stein Der Leseeindruck wäre dann auch ein kör- gemeißelt erscheint. perlicher Eindruck. Und dieser Eindruck Die Papiersorte im Vorsatz 120 Caribic ist bei der „Historischen Bibliothek“ aus silbergrau, das Kapitalband gebrochenes dem C.H. Beck Verlag das Gewicht. Weiß. Die Bindung ist die feine FadenhefMan könnte diesen sinnlichen Reiz des Ge- tung. Der Buchblock kommt auf mächtige wichts als Nebensache abtun, die den Leser 158 x 240 mm. Der Satzspiegel ist üppig nicht eigentlich beschäftigt. Und doch hält er 118 x 185 mm. Die Papiersorte für den das Buch, wenn er es nicht dauerhaft vor sich Text 80 g Werkdruck (Schleipen) und für auf dem Tisch liegen hat, in seinen Händen. die Bildtafeln 115 g weiß Bilderdruck. Gewiss, Hände und Arme nehmen keinen Die Schriftart der Grundschrift ist FairGedanken auf, aber eine Selbstaussage des field LH medium 55 (10,5/14pt) für die Gegenstands: ich habe Gewicht. Grundschrift und in bold/bold italic/meVor allem im Vergleich mit Büchern, die dium italic für die Überschriften. man vielleicht zuvor in der Hand hielt, ist Das objektive Gewicht eines Buches ist das Gewicht plötzlich so deutlich spürbar, aber doch etwas anderes als ein, wie es in

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Rezensionen manchmal heißt, „gewichtiges Buch“? In der Tat, die physikalische Seite des Gegenstands sollte mit einem Werturteil vom schwer wiegenden Buch nicht verwechselt werden. Im ersten Fall handelt es sich um eine messbare Größe, im zweiten um ein Urteil, das Adjektive metaphorisch verwendet. Um Bücher zu beurteilen, verwenden wir stets solche Adjektive, die eigentlich aus anderen Sphären bzw. semantischen Feldern stammen, zum Beispiel dem Bereich des Geschmacks, wenn ein Buch als süßlich oder bitter beschrieben wird. Der umgekehrte Fall aber, dass haptische Reize, selbst dann, wenn sie nicht erfasst werden, auch wirken, ja vielleicht sogar erst dann wirken, wenn sie nicht kognitiv erfasst werden, wird in der Regel zu wenig gesehen. Zweifellos wirkt in Büchern eine Rhetorik des schieren Materials, die Büchermacher nutzen, wenn das verwendete Material als rau oder hart beschrieben werden kann – über unsere Hände findet es wie ein kaum hörbarer Dauerton den Weg in unser Bewusstsein. Alle Bände dieser Reihe der Historischen Bibliothek haben eine einheitliche Ausstattung mit Iris-Leinen, farbigem Vorsatz, Leseband, Fadenheftung, 2-farbiger Rückenprägung und Blindprägung der Stiftung auf der vorderen Einbanddecke. Hier ragt eine ganze Reihe (wie Geschichtsbücher im Übrigen alle) umfangreich und voluminös wie ein aus Urzeiten stammender Menhir aus der tiefen Vergänglichkeit auf. Hinzu kommt, dass gegen die dienende Funktion von Wissenschaft, die sich ihrer bloß vorläufigen Bedeutung bewusst ist, die weiß, dass sie von zukünftiger Forschung überholt werden wird, diese Reihe wie ein mächtiger Bremsklotz wirkt, der seine leibliche Gewichtigkeit voll und ganz ausspielt. Die Erkenntnis der Hände, die die Lektüre begleiten, ist dann Dauer im Wandel. Michael Schikowski veröffentlichte zuletzt „Warum Bücher?“ und „Über Lesen“. Der hier abgedruckte Text ist eine veränderte Fassung aus dem Buch „Glanz und Melancholie. Anmerkungen zur Buchgestalt“ (978-3-93405441-7), das gerade erschienen ist.


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Programm

Das Buch als Geschenk denken Ihre Erfahrungen als stellvertretende Verlagsleiterin für diverse Gräfe und Unzer-Imprints bringt Regina Denk jetzt als Programm- und Verlagsleiterin in den teNeues Verlags ein, wo sie das BildbandPortfolio um die Themen Essen und Trinken, Genuss, sowie Sachbuch und Biografien erweitern will. BuchMarkt: Verraten Sie uns Ihre programmatischen Pläne? Wir werden uns weiter mit all den Dingen beschäftigen, die das Leben einfach schöner machen, also auch: Essen, Trinken, Genuss, Mode, die Liste ist lang und hier wollen wir uns in Kreativität und Trends auch nicht beschränken. Die umrahmende Markenklammer wird dabei die durch alle Abteilungen hindurch gelebte Qualitätskultur und die Liebe zum Besonderen sein. teNeues größte Stärke war es schon immer, das Produkt Buch auch als Geschenk zu denken und diesen Weg wollen wir weiterverfolgen. In unserem Programm sollen die Kunden zu verschiedenen Themen, Preispunkten und Warengruppen, fündig werden.

Möbel aus gefundenem Holz: Unikate aus alten Paletten, Schwemmholz oder Resten von Baustellen, machen Lust, sofort das Werkzeug auszupacken. 208 S., geb., € 29.90 978-3-258-60129-8 Ein Puppenhaus aus Recyclingmaterialien: Das ist die Villa Obstkiste! Klare, kindgerechte Bauanleitungen – für alle Kinder und Eltern, die Spaß am Basteln und Einrichten haben 176 S., br., € 24.90 978-3-258-60126-7

Ein Upcycle-Buch für handwerklich begabte Trendsetter und designbegeisterte Heimwerkerinnen! Anleitungen für Do-It-Yourself-Möbel und Wohnaccessoires.

Für welche Zielgruppen? Wir setzen hier nicht so sehr auf klassische Sinus-Gruppen, sondern auf Menschen, die das Besondere schätzen und die Bücher lieben.

144 S., br., € 26.90 978-3-258-60133-5

Kleben statt Malen: Die Berliner Klebebande stellt die Techniken und Möglichkeiten der neuen Kunstform Tape Art vor. 168 S., geb., € 39.90 978-3-258-60131-1

Regina Denk: Neu bei teNeues

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Impressum | BuchMarkt

Herausgeber: Christian von Zittwitz (-19) Redaktion: Cornelia Camen (-21) Ulrich Faure (Chefredaktion online -31) Barbara Meixner (-13) Jörn Meyer (-17) Friederike von Diest (-59) Susanna Wengeler (CvD -15) Chefreporter: Gerhard Beckmann, Bad Griesbach, Tel. 08532/9253384, Fax - 81247 (GHA-Beckmann@t-online.de) Außenredaktion: Jo Volks (jovolks@gmx.de) Korrespondent Nord-West: Carsten Tergast, Tel. 0491/2024409 (carsten.tergast@gmx.de) Korrespondent München: Ulrich Störiko-Blume, Tel. 089/9570656, (us@stoerikoblume.de) Reporterin Großraum Berlin: Margit Lesemann, Tel. 030/769023 - 45, Fax - 56 (mlesemann@t-online.de) Ständige Mitarbeiter: Helmut F. Albrecht, Ursula Bachhausen, Nicola Bardola, Stefan Becht, Klaus Berthold, Christof H. Bräuer, Jürgen Christen, Jeannette Faure, Hans Frieden, Matthias Koeffler, Steffen Köpf, Wolfgang Krutz, Simone Leinkauf, Ralf Lieder, Matthias Mayer, Ellen Pomikalko, Rainer Scheer, Dr. Olaf Schmidt, Stephanie v. Selchow, Dr. Wolfgang Stock, Reinhart von Törne, Jürgen Wagner, René Wagner Anzeigen: Kirsten Peters (-27) Vertrieb: Katharina Sprenger (-37) Satz: (Kontakt: tvz@buchmarkt.de) Bezugspreise: 1. BuchMarkt-Abo zum Jahresbezugspreis von € 246,00 inkl. Versand und MwSt. 2. BuchMarkt-Zusatzabo zum Jahresbezugspreis von € 215,00 inkl. Versand und MwSt. 3. BuchMarkt-Azubi-Abo zum Jahresbezugspreis von € 89,00 inkl. Versand und MwSt. 4. BuchMarkt-Abo AUSLAND zum Jahresbezugspreis von € 235,00 inkl. Versand. 5. Einzelhefte können zum Bezugspreis von € 24,50/ Exemplar inkl. Versand und MwSt. bestellt werden. Die Kündigung eines Abonnements ist bis zu jeweils sechs Wochen vor Ablauf des Abonnements möglich. Die Kündigung bedarf der Schriftform. BuchMarkt erscheint monatlich Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr 48 Postscheckkonto: Essen 1 468 89-439 Bank: Volksbank Meerbusch 7 202 198 010 Unverlangte Manuskripte werden gern geprüft. Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Rechte vorbehalten. Redaktionsschluss für diese Ausgabe war der 26.08.2015 ISSN: 0524-8426 Adresse von Verlag und Redaktion: BuchMarkt Verlag K. Werner GmbH Sperberweg 4 A E-Mail-Adressen: 40668 Meerbusch redaktion@buchmarkt.de Tel. 0 21 50 /91 91-0 vertrieb@buchmarkt.de Fax 0 21 50/91 91 91 anzeigen@buchmarkt.de Geschäftsführer: Christian v. Zittwitz Abo-Hotline: 0 21 50/91 91-37 Druck: rewi druckhaus, Reiner Winters GmbH, Wiesenstr. 11, 57537 Wissen, Tel. (0 27 42) 9 32 38, Fax (0 27 42) 93 23 70, E-Mail: druckhaus@rewi.de, Anzeigen: typo@rewi.de, www.rewi.de, PEFC/04-31-0829 PEFC zertifiziert Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen www. pefc.de PEFC/04-31-0829

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Aktion

Weltrekord Am 14. September startet Stefan Gemmel einen Lese-Weltrekordversuch: Ausgestattet mit (s)einer brandneuen Buchreihe aus dem Carlsen-Verlag und in Kooperation mit Eva Pfitzners „Leserattenservice“ wird er unter dem Motto „Mit 80 Lesungen durch Deutschland“ alle Bundesländer bereisen und dabei in 83 Städten Stefan Gemmel und Eva Pfitzner: Vor lesen – rekordverdächtig! dem Aufbruch zur Lesetour Ein extra für das Großereignis gestalteter LKW fährt quer durch die Republik und Auf www.weltrekord-lesen.de gibt es eine wartet darauf, von weltrekordsüchtigen Liste der Orte und jede Menge Materialien Kindern und Familien fotografiert zu wer- und Spiele rund um den Rekord – außerdem den. Los geht es am 14. September um gibt es einen Platz neben Gemmel in dessen 8.00 Uhr in Hamburg. „Rekord-Mobil“ zu gewinnen.

Leserbrief „Klein lohnt sich“ Im BuchMarkt 8/2015 war unser Aufmacherthema „Klein ist in Wahrheit groß“ – Verleger Johannes Thiele schrieb da über die Chancen kleiner Verlage und Buchhandlungen in einem sich rapide verändernden Markt. Tim Jung, Atrium-Verlagsleiter, mit einer Wortmeldung zu unserem Beitrag.

Wenig überrascht aber mit umso größerer Zustimmung habe ich die Überschrift „Klein ist groß!“ in der August-Ausgabe des BuchMarkts zur Kenntnis genommen. Johannes Thiele schreibt in seinem dazugehörigen leidenschaftlichen Artikel viel vom „besonderen Lebensgefühl“ und von der Coolness kleiner Verlage; das liest man natürlich gern. Allerdings sollte nicht übersehen werden, dass windschnittige Strukturen noch eine ganz andere, handfestere Chance bergen – nämlich die, mit aufregenden Autoren und packenden Büchern nicht nur gefühlt, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Voraussetzungen sind jedenfalls gegeben: Als mir neulich bei einem sehr netten gemeinsamen Mittagessen ein Agent die (Buch-)Welt erklärte, fielen die Sätze: „Große Verlage können große Autoren noch größer

machen. Kleine Verlage aber können unbekannte Autoren groß machen.“ (Nun haben auch große Verlage schon den einen oder anderen Autor aus der Anonymität zum Ruhm geführt, aber eine gelungene Sentenz muss zuspitzen.) Das eigentlich Bemerkenswerte an dieser Aussage jedenfalls war, dass sie aus dem Munde eines Agenten kam, der klug erkannt hat, dass sprudelnde Honorare eine durchaus charmante Alternative zu übertriebenen und oftmals versenkten Vorschüssen darstellen können. Diese erfreulicherweise um sich greifende Erkenntnis erleichtert es kleinen Verlagen heute, wirtschaftlich erfolgreich zu agieren, wovon Autor und Verlag gleichermaßen profitieren. Natürlich gibt es auch immer noch vereinzelt Agenturen, die roboterhaft ausschließlich nach dem höchsten Vorschuss gieren, doch die klugen Autorenvertreter wissen natürlich längst, dass ein Autor in einem kleinen Verlag, der mit jedem seiner Bücher eine aufregende eigene Idee verbindet, auch besondere kommerzielle Erfolgschancen hat. Vor diesem Hintergrund hätte die Überschrift im BuchMarkt also auch lauten können: „Klein lohnt sich.“

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Kopfnuss

Wen oder was suchen wir?

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eute begeben wir uns auf literarisches Glatteis, indem wir nach dem deutschen Titel eines Bandes mit Gedichten suchen, die – ursprünglich für Kinder geschrieben – um ein Tier aus der Familie der Carnivora kreisen. Autor ist ein Nobelpreisträger, der hauptberuflich als Berater und Leiter eines bedeutenden Verlagshauses tätig war und als Dramatiker berühmt wurde. Der gesuchte Gedichtband erschien erst nach seinem Tod in deutscher Übersetzung als Gemeinschaftswerk bedeutender Persönlichkeiten, und zwar von zwei Frauen und sieben Männern, die jeweils eine oder mehrere Nachdichtungen der 15 Gedichte beigesteuert haben. Zwei davon – und deshalb suchen wir danach – waren bedeutende Verleger. Das Eingangsgedicht wurde von einem Autor ins Deutsche übertragen, der einerseits als Satiriker, andererseits als Autor höchst erfolgreicher Kinderbücher hervorgetreten ist. Eine der beiden übersetzenden Damen stammte aus einer Familie mit zahlreichen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, deren Geschichte ihr Neffe – hinwiederum Sohn einer bekannten Autorin – aufgezeichnet hat. Sie war von Beruf Schauspielerin und lebte kurzzeitig mit einem später berühmt werdenden deutschen Dramatiker zusammen, der in dem Band auch mit einer Nachdichtung vertreten ist. In erster Ehe heiratete sie einen Millionär und Musikwissenschaftler, der das Werk eines bedeutenden Vertreters der Wiener Klassik in einem nach ihm selbst benannten Verzeichnis erfasste. In zweiter Ehe heiratete sie einen norddeutschen Bauernsohn, der ein wichtiger deutscher Verleger war und in dem gesuchten Buch mit zwei Nachdichtungen vertreten ist. Auch sein Nachfolger, unter dem der Verlag zur Legende wurde, ist mit einer Nachdichtung vertreten. Nun haben wir schon fünf der an dem Werk beteiligten Übersetzer. Die zweite in dem Band vertretene Dame war eine österreichisch-englische Gräfin, die u.a. die Dramen des Nobelpreisträgers, nach dessen Gedichtband wir suchen, ins Deutsche übertragen hat.

Heinold fragt, Sie antworten: Bitte lesen Sie aufmerksam unser Rätsel und senden Sie uns die richtige Antwort! Bitte senden Sie die Lösung an: BuchMarkt, Sperberweg 4a, 40668 Meerbusch, Fax: 02150 9191-51, E-Mail: heinold@buchmarkt.de

Und bitte das Stichwort „Heinold fragt“ nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 21.09.2015 Unter den Einsendern, deren Lösung komplett und richtig ist, verlosen wir ein Exemplar: „Bücher und Buchhändler“ von Wolfgang E. Heinold, 5. neubearbeitete Auflage, 239 S., Bramann 2007 Die Lösung aus August lautet Rowohlt (die ausführliche Auflösung finden Sie auf www.buchmarkt.de). Gewonnen hat Klaus-Michael Buck

Mit gleich vier Nachdichtungen ist ein deutscher Autor vertreten, der sowohl als Erneuerer des evangelischen Kirchenliedes wie als Übersetzer klassischer Werke aus der griechischen und römischen Antike bekanntgeworden ist. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hat er Pate bei der Gründung einer Zeitschrift gestanden, aus der ein nach ihr benannter Verlag hervorging, der 1963 von dem erwähnten legendären Verleger erworben und weitergeführt wurde. Nur zwei der Beiträger waren in erster Linie als Übersetzer tätig, der eine davon war der Sohn eines namhaften Journalisten und Essayisten. Mit ihm schließt sich der Kreis, denn er hat das Buch angeregt, nach dem wir suchen. Eine kleine Hilfe: Das englische Original wurde nach dem Tode des Autors in ergänzter und völlig überarbeiteter Fassung zur Vorlage für eines der erfolgreichsten musikalischen Bühnenwerke der letzten Jahrzehnte. Heinold fragt: Wie lautet der Titel des 1972 zum erstenmal in deutscher Fassung erschienenen Gedichtbandes?

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Inserentenverzeichnis Aladin 103 Arche 25 Arena 66-67 Beltz 92-93 Boje 105 Braumüller 33 C. H. Beck 51 Carlsen 73 CBJ 98-99 Christophorus 131 Coppenrath 9 Delius Klasing 1 Deutsche Bibelgesellschaft 121 Dorling Kindersley 7 Droemer Knuar 22-23 dtv 2, 3, 124-125 Ebuch 59 Egmont Schneider 115 Europaverlag Berlin 143, 145 Frankfurter Buchmesse U3, 29 Frechverlag 133 Gerstenberg 113 Haedecke 53 HarperCollins Zusatzumschlag, 11 Haupt 147 Hoffmann und Campe 4-5 Hörcompany 117 Indiekids 81 KNV 38-39, 71, 139 Komet 69 L.E.O. 153 Langenscheidt 83 Leipziger Buchmesse 21 Loewe 111 Luchterhand 17 Moritz 77 Moses 79 Naumann und Göbel 13 NordSüd 63 Oetinger 141 Paul Pietsch U4 Ravensburger 86-87, 108-109 Schmitz Wg. Corp. 151 Scorpio 61 Suhrkamp 19 Tessloff 129 Wagenbach 152

Beilagen: BEO BuchMarkt Messekalender BuchMarkt Highlights: Österreichische Verlage BuchMarkt Titelschutz

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Klatsch & Tratsch

rigstad, der Geburtsort des schwedimüssen. Und dass das von ihm bei Heyne schen Krimiautors Åke Edwardson gegründete Label Heyne Hardcore zur kommenden Buchmesse zehn Jahre alt wird und scheint sich zu einer buchhändlerischen Enklave zu entwickeln: Veit Hoffmann aus seither über drei Millionen Exemplare verAchim hatte mir von Vrigstad in Smaland erkauft hat, hat mit diesem Schottland-Besuch zählt (er macht dort seit vielen Jahren immer nichts zu tun. wieder mal Urlaub) und dort hat mich Heiner Taubert, der frühere Inhaber der MA-Firma on solchen Auflagen ist die Reihe AbGesellschaft für Literatur und Bildung (und seits der Pfade aus dem österreichiSohn des langjährigen Buchmesse-Direktors schen Braumüller Verlag noch ein Sigfred Taubert) auf der Durchreise besucht. Stückchen entfernt. Christian von Zittwitz cvz@buchmarkt.de Beim Streifzug durch unsere gemeinsamen Den Verlag gibt es zwar schon seit über 200 Lese-Erlebnisse kamen wir drauf, dass wir (!) Jahren, die Reihe aber erst seit 2013. Bisher sind sechs Titel zu den Zielen Venedig, beide alle (!) Bände der von Gerd Haffmans verlegten Tagebücher von Samuel Pepys geleWien, Triest, Prag, Straßburg und Innssen hatten; im Überschwang der Gefühle habe bruck erschienen; und im Herbst (genauer: im ich ihn über die Gründung der „schwedischen sonders – immer zu kurz. Der Literaturbetrieb November) kommen weitere vier Titel auf den Sektion der Samuel Pepys-Gesamtausgabe- ist fest in den Händen der Ernstler. Kultur Markt – drei davon zu deutschen Städten: BerKomplett-Leser“ informiert. heißt Suhrkamp -Kultur – und ja auch nicht lin abseits der Pfade, Hamburg abseits der immer nur zu Unrecht, Gott bewahre. Aber Das hat zumindest mir den ersten Orden Pfade, München abseits der Pfade. Nur beim meines Lebens eingebracht: Von Haffmans alles Komische, Humoristische, Satirische vierten Titel geht’s um die Insel Grado. Die Partner Urs Jakob und ihm haben wir als umgibt ein leichter bis schwerer Ludergeruch liegt, wie mir Braumüller-Verleger Bernhard „Spitzen-Langstreckenleser und Winner im von Unseriosität. Molière wurde nicht in die Borovansky verrät, im Golf von Venedig. Er Iron-Reader-Contest“ dafür zu gleichen Akademie aufgenommen, denn der Große schreibt über diese besondere Reihe: „Es geht Teilen den erstmals verliehenen „Samuel- Sonnenkönig Ludwig XIV. konnte das nicht dabei um Spaziergänge zu verborgenen Winkeln in den jeweiligen Städten – es werden Pepys-Gesamtleser-Orden 1. Klasse“ verlie- für bedeutend halten, was ihn zum Lachen hen bekommen – mit „goldenem Gänsekiel, brachte. Und so hielten es auch die kleinen keine touristischen Sehenswürdigkeiten abbeinernem Nierenstein, seidenem Nell- Könige und halten es bis auf den heutigen geklappert.“ Wer meint, Städte wie Venedig, Gwynn-Strumpfband und efeuumkränztem Tag. Da will dieser Preis der höheren Hei- Wien, Triest, Prag, Straßburg und Innsbruck schon zu kennen, werde auf wunderbare WeiRoyal-Navy-Ruderblatt“. terkeit ein wenig mehr Aufmerksamkeit se eines Besseren belehrt. Heiner Taubert war darüber weniverschaffen. Dabei ist der Namensger begeistert. Er fürchtet, dass patron Jonathan Swift durchaus So geht es mir jetzt mit unserem Nachbarland wir jetzt von Gerd Haffmans als Programm zu nehmen, Österreich – beim Aushecken des ÖsterreichTeils für dieses Heft haben wir uns besser kenlandauf, landab zu Quizdenn komisch heißt nicht shows geschickt werden. harmlos.“ Mehr unter nengelernt – und seither hat sich auch mein Ich hab ihn getröstet: jonathan-swift-preis.ch. Österreich-Bild deutlich gewandelt! Ach ja, auch Ex-Hanser-Verleger Michael Das könne doch ein netter Nebenverdienst weranz harmlos aber Krüger hat seine neuen Erzählungen Der den – damit er nicht allein hat mir Heyne - Gott hinter dem Fenster auch in Österreich vom Böll-Bier leben muss, Cheflektor Mar- (bei Haymon) veröffentlicht. Wie sowas geht? Haymon-Lektorin Dorothea Zanon das er (ein Nebenerwerb) in kus Naegele erzählt, warum seiner Kölner Kult-Gaststätte er (während ich diese Zeilen hatte Krüger beim Lyrikfestival in Meran Gasthaus zur Linde in der Südschreibe) gerade unterwegs kennengelernt. stadt braut. nach Edinburgh, Glasgow und in Markus Naegedie Highlands ist. Er ist Gast eines er den Streifzug hier von Schwele: Zu Gast in rtswechsel: Mit ebensolvom Scottish Arts Council erstmals den bis nach Österreich auf einem Schottland chem Überschwang hat ausgeschriebenen Fellow„sprechenden“ Columbus-Gloship-Programms, das Gerd Haffmans gerade den bus (ja, das gibt es!) verfolgen will, „Freunden des Guten Buches in der Schweiz“ internationalen Lektoren die sollte bis Oktober warten: Um mitgeteilt, dass er in die Jury des frisch eta- schottische Verlagslandschaft die gelegentlichen Lieferengblierten internationalen Jonathan-Swift-Prei- (Autoren, Verlage, Agenten) pässe bei den TING-Stiften näherbringen soll. ses für humoristische und satirische Literatur zu beheben, tüftelt Niklas berufen worden ist. Der Preis soll jährlich am Für dieses erste ProOestergaard, der 20-jährige 30. November zum Geburtstag des Autors ver- gramm wurde Naegele Junior im Columbus-Verlag liehen werden. wohl auch deswegen einim oberschwäbischen Kraugeladen, weil er mit John chenwies, an einer eigenen Mit Gerd, der ja lange in der Schweiz gelebt hat (und damals in seiner Zeit noch als Dioge- Niven, Irvine Welsh, Denise Stift-Alternative. nes-Cheflektor unter dem Pseudonym Tobias Mina, David F. Ross und Craig Die soll dann nicht nur „AuInterbitzin für BuchMarkt aus der Schweiz Robertson eine ganze Reihe schotdio“, sondern (etwa auf einem TaNiklas Oesterberichtet hat), bin ich mir darin einig: „Das tischer Autoren im Programm hat; blet) auch „Video“ können und auf gaard: Bald Komische kommt bei der Vergabe aller Litera- künftig wird man sich für das Felder Buchmesse nächsten Monat können Globen turpreise – nicht nur der deutschen, da aber be- lowship-Programm aber bewerben präsentiert werden. auch Video

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Whisper | Szene

Zitiert

Reclams „Sachlexikon des Buches“ – heute: Roter Verfall Das erstmals 2003 bei Reclam erschienene „Sachlexikon des Buches“ ist nun völlig überarbeitet und aktualisiert worden. Auf 450 Seiten mit rund 1.500 Stichworten und zahlreichen Illustrationen bietet das von Ursula Rautenberg herausgegebene Werk alles, was man über Bücher (von der Hand-

Reclams Sachlexikon des Buches: Von der Handschrift zum E-Book, 3. vollständig überarb. und aktual. Auflage

schrift bis zum E-Book) wissen sollte: Ein Standardwerk von Anfang an. BuchMarkt hat sich in Zusammenarbeit mit Günther Fetzer ein paar Stichworte herausgegriffen, mit denen man alltagssprachlich etwas ganz anderes verbindet …

Roter Verfall: Seit dem Ende des 19. Jh. bekannte Verfallserscheinung bei Ledereinbänden. Das Leder wird teilweise schon nach wenigen Jahren brüchig und zerfällt zu rötlichem Staub. Als Ursache wird ein Zusammenspiel ungeeigneter Gerbstoffe mit äußerlicher Säureeinwirkung (Umwandlung von Schwefeldioxid zu Schwefelsäure) vermutet.

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Whisper | Lesetipps der BuchMarkt-Redaktion

Kochen mit Wagenbach

Cornelia Camen

Luciano Valabrega

Viele Jahre hat Ilija Trojanow Zeitzeugen interviewt und in Archiven recherchiert. Jetzt hat er in Macht und Widerstand aus dem Schicksal zweier Männer einen Roman gemacht, der sich über ein halbes Jahrhundert (nicht nur) bulgarischer Zeitgeschichte erstreckt und über den in dieser Saison sicherlich viel geredet Ulrich Faure

Puntarelle & Pomodori

Die römisch-jüdische Küche meiner Familie

Luciano Valabrega Puntarelle & Pomodori Die römisch-jüdische Küche meiner Familie Aus dem Italienischen von Marianne Schneider Rotes Leinen. Fadengeheftet 144 Seiten mit vielen Abbildungen 15.90 € ISBN 978 3 8031 1313 9

Wer diesen Roman nicht in einem Rutsch liest, ist selber Schuld: Martin Walkers Debütroman Hotel Schräg (Dörlemann) schreit geradezu nach einer Verfilmung. Wieder ein grandioser Fund: Anna Radlowas Tatarinowa. Die Prophetin von St. Petersburg (Weidle). Bleiben wir bei den Russen: Ein neuer Roman von Barbara Meixner Lily King verknüpft in Euphoria (C.H. Beck) die (wahre) Geschichte dreier Forscher, die in den 1930er Jahren bei einem Stamm in Neuguinea gelebt haben, zu einem genialen, erhellenden Roman über Forschungsarbeit, Dreiecksbeziehung und − Emanzipation. Gleich mehrere heiße Eisen in Sachen Ökologie packt Karl Jörn Meyer

Beeindruckt hat mich diesmal Katharina Hartwell, die mit ihrer poetischen Sprache das mysteriöse psychologische Verwirrspiel Der Dieb in der Nacht (Berlin Verlag) zu einer ganz besonderen Entdeckung für mich gemacht hat. Überrascht war ich auch von Jeong Yu-jeong, die als „Stephen King Südkoreas“ Friederike von Diest

Gemischte Partie aus allen vier Kochbüchern Alice Vollenweider

Alice Vollenweider

Das liebenswerte kleine gelbe Tier mit den schwarzen Punkten und dem unglaublich langen Schwanz behält auch in seinem neuesten Comic MARSUPILAMI. Jagd auf das MARSUPILAMI von Franquin (Carlsen Comics) seinen Charme. Die neue Übersetzung von Antoine de Saint-Exupérys Der Kleine Prinz durch Susanna Wengeler

Italiens Provinzen und ihre Küche

Eine Reise und 88 Rezepte

Die Küche der Toskana

Eine Reise durch ihre Regionen mit passenden Rezepten

Françoise Hynek • Peter Urban-Halle

Jahreszeiten der französischen Küche Eine kulinarische Reise mit 77 Rezepten

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Nach der Ankündigung hatte ich es mir größer vorgestellt, und war beim Auspacken von Draußen (Jacoby & Stuart) sofort begeistert von dem handlichen Format. Judith Drews hat mit ihrer Tochter Lilli Baltzer ganz viel Herz in dieses über 400 Seiten starke Schmuckstück gepackt, schöner kann man die Begeisterung für Natur Christian von Zittwitz

Meine Frau hat die Liebe zu schön gemachten Büchern und zu großen Autoren wiederentdeckt: Ein Leben von Guy de Maupassant (mare) „lässt sich ebenso schön verkaufen“. „Begeistert“ war sie von Katharina Hartwells „irritierend gut gebautem“ Vexierspiel Der Dieb in der Nacht (Berlin) und „verliebt“ hat sie sich

wird (S. Fischer). Das Hörbuch ist – unter der Regie von Hörbuch-Hamburg-Gründerin Margit Osterwold – bei Argon erschienen, mit Ulrich Pleitgen, Thomas Thieme und Trojanow selbst als Sprecher. Großartig. Viel Freude gemacht hat mir auch Bov Bjergs Auerhaus (Blumenbar), das mich in meine Schulzeit zurückversetzt hat. Und den Song von Madness („Our House“) musste ich mir natürlich auch noch mal anhören. Daniil Granin (geb. 1919!): Mein Leutnant ist bei Aufbau erschienen. Wiederentdeckt und neu übersetzt: Michail Ossorgins Eine Straße in Moskau (Andere Bibliothek). Schön, dass Schöffling mit Otto de Kat weitermacht. Gerade erschienen: Die längste Nacht. Schon im Feuilleton (zu Recht) gefeiert: Andreas Kollenders Kolbe (Pendragon). Aus der alten Heimat: Michael Pantenius’ Reiseführer Sachsen-Anhalt beim mdv. Wolfgang Flenders in seinem gut recherchierten, ersten Roman Greenwash, Inc. an. Beides großartige, anregende Romane − aber, ganz ehrlich, richtig Spaß hatte ich in diesem Monat nur mit Auerhaus von Bov Bjerg (Blumenbar). Ich habe mich zunächst gewundert, wie jemand mit einem offensichtlich nordischen Namen so genau wissen kann, wie es sich vor über 30 Jahren anfühlte, jugendlich auf der Schwäbischen Alb zu sein: Er ist tatsächlich dort geboren.

angepriesene Autorin versteht es tatsächlich, den Leser mit Sieben Jahre Nacht (Unionsverlag) in ihren unheimlichen Bann zu ziehen. Hochspannend auch, was Ronald Reng aus dem Leben von Spielerscout Lars Mrosko in Mroskos Talente (Piper) erzählt: Sein erhellender Bericht aus einer für Außenstehende normalerweise undurchsichtigen Welt ist eine fesselnde Lektüre – und ein perfektes Geschenk für Fußball-Fans. Peter Stamm (Fischer Taschenbibliothek) überzeugt durch seine modernisierte Sprache, die ohne überflüssige Schnörkel auskommt. Ein spannender Auftakt gelingt Lucy Hounsom mit dem ersten Buch der Trilogie Naris. Die Legenden von Mond und Sonne (Piper). Als typischer Teenager mit naiven und trotzigen Zügen, der sich erst selbst finden muss, ist Kyndra glaubwürdiger als manch andere Heldinnen des Genres.

nicht ausdrücken. Ein großer Wurf ist auch die Graphic Novel Ein Sommer am See (Reprodukt) von Mariko und Jillian Tamaki. Die Geschichte zweier Mädchen, die sich Jahr für Jahr im Sommerurlaub begegnen und nun plötzlich zu alt geworden sind für Kinderspiele, ist ganz großes Kino. Und was zum (über sich selbst) Lachen: Bruno und die Nervkaninchen (Kerle) von Ciara Flood zeigt, was passiert, wenn die gewohnte Ruhe gestört wird. Kann eigentlich auch ganz schön sein. in „das Leben im Auerhaus“ von Bov Bjerg (Blumenbar), „einfühlsam und eigenständig“.Verblüfft war sie von Elena Gorokhovas USA-Erfahrungen in Russisches Tattoo (dtv), „unterhaltsam“. Beide finden wir, dass William Shaws Krimi Kings of London (Suhrkamp) hält, was sein Erstling schon versprach. Gilt auch wieder für Ulrich Wickerts Das Schloss in der Normandie; eine gut erzählte Räuberpistole mit viel Insiderwissen aus der französischen Innenpolitik.

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Die Engel über Berlin entdecken!

Whisper | Szene

Kooperation

„Noch stärker werden“ Zwei große Verbünde, die eBuch mit 700 Buchhandlungen und die Prisma mit 895 PBS-Händlern, von denen ca. 350 auch (manche hauptsächlich) Bücher verkaufen, haben beschlossen, ihren Mitgliedern Zugang zu den Vorteilen des jeweils anderen zu ermöglichen. Doppelmitgliedschaften gibt es eh schon. Ab der Frankfurter Buchmesse soll es einfacher werden. Bis dahin sollen die Verträge unterschrieben sein. Die seien aber fast fertig, betonen die Vorstände Purper (Prisma) und Pohl (eBuch eG). BuchMarkt hat mit den Initiatoren dazu drei Fragen besprochen: Wie kam es zu der Kooperation? Angelika Siebrands: Kontakte gab es schon lange, wir haben auch etliche PBSHändler bei uns, und die Prismaner darunter schwärmten immer von den tollen Seminaren der Prisma. Also haben wir Gespräche gesucht, um dies auch NichtPrismanern bei uns anbieten zu können. Wir merkten schnell, dass bei Prisma und eBuch ein ähnlicher Geist herrscht. Michael Purper: Tatsächlich gab es schon vor Jahren Kontakte zur eBuch, wir sind uns immer mit Respekt vor der Leistung des anderen begegnet. Die Frage der eBuch, wie man ein PBS-Angebot für ihre Buchhändler gestalten könnte, die sich damit ein zweites Standbein aufbauen wollen, haben wir deshalb gerne aufgenommen. Dass daraus eine sehr weitgehende Kooperation entstehen würde, ahnten wir nicht, aber die 50 Prisma-Mitglieder, die schon bei Anabel ihre Bücher einkaufen, haben uns überzeugt, dass wir den Weg gehen sollten. Welche Vorteile hat das für Ihre Mitglieder? Siebrands: Das kann ich aus erster Hand berichten: Ich habe im letzten Jahr neben meiner Buchhandlung eine Papeterie eröffnet. Natürlich wollte ich testen, wie das mit Unterstützung der Prisma geht, und ich staunte nicht schlecht. Mit Anabel haben wir ja den Dschungel Bestellung und Lieferung bei Büchern drastisch vereinfacht. Jetzt habe ich erlebt, vom Lieferanten als

König Kunde behandelt zu werden und schätze die Prisma-Dienstleistungen sehr. Purper: Für unsere Mitglieder ist der Vorteil offenkundig: leichter und zu besseren Konditionen als bei Anabel kann man sein Buchsortiment gar nicht bekommen, und die eBuch unterstützt alles sehr sinnvoll, z.B. mit Sellerlisten bis Platz 100 je Warengruppe und ähnlichem – der Leistungskatalog ist beeindruckend. Noch dazu ohne Mitgliedsbeiträge, das passt zu uns, das finden wir gut. Wie sehen Sie die weitere Zukunft (z.B. genialokal)? Siebrands: Erstmal müssen wir die Kooperation mit Leben füllen. Es wird spannend sein, ob bestimmte eBuch-Projekte wie Schulbuch-Anabel und Bibliotheksaufträge mit Folierung von den Prismanern genauso gut angenommen werden wie von den eBüchlern. Und was unsere Mitglieder dann von den Prisma-Dienstleistungen nutzen werden. Toll wäre natürlich, wenn später auch PBS bei genialokal.de integriert werden kann und ich meinen Wunschfüller mit Goldfeder elegant online bestellen oder reservieren und lokal abholen kann. Purper: Ja, das wäre natürlich sehr schön, PBS ist leider nicht so leicht zu integrieren, Preisbindung und ISBNSystem machen einen Onlineshop für Bücher sehr viel einfacher. Die Prisma hat aber ein eingespieltes Team, und wir helfen dem Handel bei Sortiment, Präsentation, Kalkulation und Standortanalysen. Jetzt erstmal die Kooperation starten; wir alle arbeiten ja daran, dass es unseren Mitgliedern ökonomisch gut geht – und deshalb gehen wir diesen Bund ein. Jetzt müssen wir zeigen, dass das auch läuft und für unsere Mitglieder den gewünschten Mehrwert erzeugt. Aber davon sind wir fest überzeugt, sonst hätten wir uns die Mühe nicht gemacht. Last-not-least: Es geht beiden Organisationen gut und sie wachsen, dies ist kein Zusammenschluss aus einer Not heraus, im Gegenteil – wir wollen beide noch stärker werden.

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224 Seiten Laminierter Pappband mit s/w Fotos 12,99 € (D) · ISBN 978-3-95736-057-1 Erscheint im September 2015

Mit Mitte zwanzig erfährt Alexandra Strüven, dass sie an einem Gehirntumor erkrankt ist. Während des langwierigen Heilprozesses entdeckt sie die Hilfe der Engel. Sie beginnt sich mit spirituellen Themen zu beschäftigen und merkt, wie sich damit ihr ganzes Leben neu gestaltet. Über ihre Erfahrungen berichtet sie in diesem Buch, das Mut machen will, sich auf Spiritualität im Alltag einzulassen – mitten in Berlin. Was ist, wenn ich plötzlich Engel höre, und wie sage ich es meinen Freunden?

www.leoverlag.de


Leute | Profile Michaela Lienemann setzt auf die Kraft der Marken

Innovation

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ie journalistische Laufbahn begann bei Michaela Lienemann 1989 in der Redaktion „Mädchen“. Das Magazin war über 20 Jahre Marktführer und einzigartiger Ratgeber für Teenager und junge Frauen. Als jedoch die Kultmarke „Bravo“ das Konkurrenzprodukt „Bravo Girl!“ 1988 an den Start brachte, wurde schnell klar, welche Schubkraft eine Marke mit einer konsequenten Markenführung und zielgruppengerechten Inhalten entwickeln kann. „Mädchen“ wurde schnell überrundet und von der Marke „Bravo“ dauerhaft auf den zweiten Platz verwiesen. Marken und deren Zielgruppen, Konzeptentwicklungen und Relaunches prägten und prägen seither das berufliche Leben von Michaela Lienemann. Sei es als geschäftsführende Redakteurin von „Mädchen“ und dem Frauenmagazin „Joy“, als stellvertretende Chefredakteurin von „Mädchen Miss Beauty“, als Chefredaktion des Trendmagazins „sixteen“ und schließlich als Chefredakteurin von „Bravo Girl!“ 2003, das 15 Jahre später immer noch Marktführer im Jugendsegment war, sich jedoch zu diesem Zeitpunkt den neuen Bedürfnissen der jungen Zielgruppe und den Leserabwanderungen in die digitale Welt stellen musste. „Wie verändern sich die Interessen der Zielgruppe? Müssen sich – und wenn ja, wie – Printkonzepte dem

Michaela Lienemann: Die bisherige Verlagsleiterin hat die Programm-Geschäftsführung bei Travel House Media übernommen

Medienwandel anpassen? Und wie kann eine Marke auf unterschiedlichen Kanälen ihre Kraft entwickeln?“ Mit diesen Fragen hat sich Michaela Lienemann schon damals mit Leidenschaft befasst. „Die Antworten waren und sind nicht einfach, mit dem Kontakt zur Zielgruppe und oftmals mit dem Mut zum Ausprobieren, zum Trial und Error verbunden.“ 2007 wechselte Michaela Lienemann als Chefredakteurin dann vom Magazin zum Buch, von Bayern nach Baden-Württemberg, aber erneut zum einem Marktführer, zu den „Marco Polo“-Reiseführern, bis sie dann 2013 als Verlagsleiterin Polyglott wieder in ihre Heimatstadt München zurückkehrte. „Es war eine wunderbare Aufgabe, eine Marke mit solch einer Tradition wieder mit neuer Energie aufzuladen. Polyglott ist, neben Baedeker, seit 1902 die

Traditionsmarke im Reiseführersegment. Und dabei waren die Polyglott-Reiseführer in den 1950er-Jahren die ersten Kompaktreiseführer im Markt. Bereits damals mit einem einzigartigem Tourenkonzept, das auch heute noch die Reiseführer von den Mitbewerbern unterscheidet. Und diese Marken-USP – Touren, Tradition, Innovation – haben wir mit dem neuen Markenauftritt und dem aktuellen Relaunch der Polyglott on tour-Reihe gestärkt und wieder sichtbar sowie erlebbar gemacht.“ Seit Juli ist Michaela Lienemann nun als Programm-Geschäftsführung für die Marken ADAC, Merian und Polyglott bei Travel House Media verantwortlich. „Für eine überzeugte ‚Markentäterin‘ wie mich, ein Portfolio, auf das ich mich nur freuen kann.“ Heike Müller

Michael Klett musste schon mal seinen Kopf hinhalten

Aufstieg

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Jahre hat Michael Klett bei Prolit gearbeitet, davon 35 Jahre als Mitglied der Geschäftsleitung. Der gebürtige Hesse stieg, nach einem Lehramtsstudium, Ende 1976/Anfang 1977 (das genaue Datum ist nicht mehr feststellbar) in den acht Jahre zuvor gegründeten Buchvertrieb ein – zunächst als Aushilfe, insbesondere als Büchertransportfahrer auf der Transitstrecke nach Berlin. 1978 be-

Zeitreise mit Dr. Andreas Meyer

E

r war mehr als zehn Jahre in führenden Positionen als Marketing- und Vertriebsleiter tätig, u.a. bei Artemis & Winkler und bei arsEdition, wo er maßgeblich an der Vermarktung der Stereokopie-Buchserie „Das magische Auge“, die in den 1990er-Jahren einen wahren Boom erlebte, und der Markenbildung des Verlags beteiligt war. Danach verantwortete er bei Gräfe und Unzer das Produktmanagement und die Markenführung GU und Merian. 1999 gründete er in München die Unternehmensberatung Verlagsconsult Dr. Andreas Meyer & Partner. Er ist außerdem Mit-Initiator und Programmverantwortlicher der BUCHMARKTForum-Branchenkonferenzen.

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1988

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auf der Frankfurter Buchmesse

1996


Leute | Profile

von der VVA die Auslieferung für den Hamburger Buntbuch-Verlag übernommen hatte – die Bücher waren noch nicht einmal vollständig angeliefert und eingelagert –, stand auch schon der Staatsschutz vor der Tür. Viermal innerhalb einer Woche durchsuchten die Beamten das Lager des Buchvertriebs, auf der Suche nach dem von Henning Venske, Norbert Ney u.a. herausgegebenen Buch „Lasst mich bloß in Frieden“, dessen Fotomontage auf der Umschlagrückseite wegen „Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole“ kriminalisiert wurde. Sie Michael Klett: Der Prolit-Gefanden zwar kein einziges Exemplar, aber schäftsführer wurde Ende Juli in den Ruhestand verabschiedet viele Rechnungen, aus denen hervorging, dass Prolit insgesamt 949 Exemplare des Buntbuch-Titels ausgeliefert hatte. kam er eine Festanstellung und arbeitete Michael Klett wurde vom Amtsgericht künftig neben seiner Fahrertätigkeit im La- Gießen und auch in zweiter Instanz vom ger. „Wenn bei der Arbeit nicht alles glatt OLG Frankfurt verurteilt. Zusätzlich belief, zeigte uns Michael, dass er durchaus schäftigte sich auch der BGH – inzwischen polternd Klartext reden konnte“, erinnert war es Herbst 1985 geworden – mit dem sich sein Geschäftsführungskollege Jochen Mende. „Das ging bis zur Drohung, das damals wichtigste ‚Produktionsmittel‘ unserer Firma – eine robuste Schreibmaschine, auf der wir zu dieser Zeit die Rechnungen schrieben – aus dem Fenster zu werfen.“ Ob sein Temperament den Ausschlag gegeben hat, ist nicht überliefert – 1980 jedenfalls wird Michael Klett zum alleinigen Geschäftsführer von Prolit. Ein raketenhafter Aufstieg: vom Aushilfsfahrer zum Chef innerhalb von drei Jahren. Allerdings auch mit der vollen Verantwortung: In einem der 06.09.: Amadeus 12.09.: Marcel Gerlach (50), DAV Ramirez (50), interessantesten und längsten Strafprozesse Agentur f. Vertrieb/ der Bundesrepublik musste er den Kopf hinhalten. Kurz nachdem Prolit Mitte 1981 Marketing/Lizenzen

Fall, worüber sich „Die Zeit“ entsprechend lustig machte. Fast weitere fünf Jahre dauerte es dann noch, bis der Prolit-Geschäftsführer durch Beschluss des Bundesverfassungsgerichts am 7. März 1990 von jeglicher Schuld frei gesprochen wurde. Noch im selben Jahr wurde Michael Klett einer der Gesellschafter im Prolit Buchvertrieb, der im folgenden Jahr, nach dem Umzug an den jetzigen Standort Fernwald, in Prolit Verlagsauslieferung GmbH umbenannt wurde. Ende 2012 gab Klett die Leitung der inzwischen auf 70 Mitarbeiter angewachsenen Lagerabteilung an einen Kollegen ab und wechselte in die Stellvertreterposition, blieb aber in der Geschäftsleitung. Ende Juli wurde er nun – er ist am 3. März 65 Jahre alt geworden – von MitarbeiterInnen und Kollegen aus der Geschäftsleitung in den Ruhestand verabschiedet. Jochen Mende/CoCa

Runde Geburtstage

mit Marcel Nauer bei arsEdition

2005

mit Georg Kessler bei Gräfe und Unzer

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12.09.: Thomas Lindemann (50), Info Verlag

2015

17.09.: Konrad M. Wittwer (60), Buchhändler

als Unternehmensberater auf den Buchtagen in Berlin

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Ihr Lieblingsbuch als Kind? Ich bin in den 1970er Jahren aufgewachsen und fürchte, zu meinen Favoriten gehörten Bücher wie Hanni und Nanni und Geheimnis um… von Enid Blyton Welches Buch hat Ihr Leben geprägt? Die Bücher von J. D. Salinger. Besonders Franny und Zooey hat mich nicht unbedingt geprägt, aber immer wieder begleitet Ihr Lieblingsbuch heute? Aktuell: Americanah von der Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie Welches Buch lesen Sie gerade? Hôtel du Nord von Eugène Dabite Welches Buch verschenken Sie am liebsten? Die Zeit der Wunder von Anne-Laure Bondoux, die Fluchtgeschichte eines Jungen aus dem Kaukasus. Eine kluge Lektüre, die berührt Welchem Buch würden Sie ein ganzes Schaufenster zur Verfügung stellen? Im Moment würde ich für Harper Lees Debüt Gehe hin, stelle einen Wächter ein ganzes Schaufenster räumen Welches Buch halten Sie für völlig überflüssig? Viele. Aber eigentlich sind doch nur die Bücher überflüssig, die bei dem Leser/ der Leserin nichts hinterlassen, und sei es „nur“ eine vergnügliche Lesezeit gehabt zu haben Welcher Bestsellererfolg kam für Sie unerwartet? Dörte Hansen Altes Land. Ein toller Roman, dem ich den Erfolg sehr gönne Welches Buch würden Sie eigentlich gern schreiben? Ich bin da komplett untalentiert und bleibe lieber Leserin Welchem aktuellen Titel wünschen Sie den größten Erfolg? Wir brauchen neue Namen von NoViolet Bulawayo Welches Buch haben Sie immer noch nicht gelesen? Sehr viele. Das goldene Notizbuch von Doris Lessing ist eines davon, aber es liegt schon für den nächsten Urlaub bereit

© Margit Lesemann

Die 11-Bücher-Frage an Corinna Dettmers

Corinna Dettmers: Die Buchhandlung Anagramm in Berlin-Kreuzberg wird im September 20 Jahre alt

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ngefangen hat alles bereits Ende der 70er Jahre. Damals gründete ein Kollektiv aus vier engagierten Frauen eine der ersten Kinderbuchhandlungen in Berlin. Vor genau 20 Jahren, im Herbst 1995 zog der „Kinderbuchladen Kreuzberg“ dann unter dem neuen Namen „Anagramm“ ein paar hundert Meter weiter in 140 qm große helle, freundliche Räume am belebten Mehringdamm. Die Inhaberinnen wollten am neuen Standort einen breiteren Kundenkreis ansprechen und erweiterten das Sortiment um Bücher für Erwachsene. Auch wenn die Besetzung – bis auf Ute Bornefeld und Maria Enzinger, die von Anfang an dabei sind – im Laufe der Zeit gewechselt hat, sind die Eck-

pfeiler des Geschäfts geblieben: kompetente Beratung und persönlicher Kundenkontakt. Auch das Engagement fürs Kinderund Jugendbuch zahlt sich aus. Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen zeichnete Anagramm mit dem Kinderbuchhandlungspreis für das Land Berlin aus, und regelmäßig kann sich die Buchhandlung über das Gütesiegel Leseförderung freuen. Buchhändlerin Corinna Dettmers gehört seit 13 Jahren zum Team und verantwortet die Belletristik. ML

Die Specials im nächsten Heft: Dienstleister: Distribution & Organisation Medizin, Psychologie, Gesundheitsratgeber Independent-Verlage

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BuchMarkt September 2015

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