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Millionen Vögel können nicht irren
Nationalparkverwaltung/LKN.SH, Fotos: Ulrich Bolm-Audorff, Wiedemann, Schröder, Martin Stock /LKN/SH Millionen Vögel können nicht irren
Das Wattenmeer ist eines der vogelreichsten Gebiete der Welt
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Die Pfeifente hat Katzenaugen und kann auch bei Nacht gut sehen.
Bei einem Spaziergang an der Nordseeküste sind die gefiederten Gäste kaum zu übersehen und erst recht nicht zu überhören. Die Wattflächen und Salzwiesen bieten ein gigantisches Nahrungsangebot für jährlich 10 bis 12 Millionen Vögel, die hier rasten, brüten oder das Gefieder wechseln. Dies ist einer der Gründe, warum das Wattenmeer als Nationalpark geschützt und als UNESCO-Weltnaturerbe ausgezeichnet ist. Es ist ein überlebenswichtiger und unverzichtbarer Rastplatz für Zugvögel auf dem Weg zwischen ihren Brutgebieten in den arktischen Regionen und ihren Überwinterungsgebieten in Südeuropa und Afrika. Im Herbst sind viele Zugvögel im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und somit auch vor Büsum zu beobachten. Zwei Vertreter dieser Spitzensportler unter den Vögeln stellen wir dir vor.
Pfeifente: Nachtaktive Ente mit Katzenaugen
Wissenschaftlicher Name:
Anas penelope Wichtige Merkmale: Kompakte Gründelente mit steiler Stirn, kleinem blaugrauem Schnabel mit schwarzer Spitze. Etwas kleiner als die Stockente. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich, das Männchen hat im Prachtkleid einen rotbraunen Kopf mit einer hellen Blässe an der Stirn. Ruffreudig. Männchen laut pfeifend „pio-pio“, daher der deutsche Name. Gesellig, häufig in großen Gruppen. Brutgebiete: Nordeuropa (Island, Schottland, Skandinavien) und Sibirien. Überwinterungsgebiete: Küsten Westeuropas und Mittelmeerraum. Im Wattenmeer: Von Anfang September bis April. Frisst bis November überwiegend Pflanzen der Salzwiesen sowie Algen.
Fun facts Pfeifente:
Die Pfeifente ist über 15 Stunden am Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Keine andere Vogelart auf der Welt investiert so viel Zeit dafür. Als Vegetarier ernährt sie sich hauptsächlich von schwer verdaulicher Nahrung. Um ihren Energiebedarf zu decken, muss die Ente bei der Nahrungsaufnahme auch „Nachtschichten“ einlegen. Dies hat ganz nebenbei den Vorteil, dass weniger Fressfeinde unterwegs sind. Die Pfeifente ist perfekt an ein nächtliches Leben angepasst und kann auch bei fast völliger Dunkelheit noch gut sehen. Ähnlich wie Katzen hat sie auf der Rückseite der Augen eine reflektierende Schicht, so dass die Sehnerven doppelt vom einfallenden Licht getroffen werden.
Alpenstrandläufer: Klein, aber oho
Wissenschaftlicher Name:
Calidris alpina Wichtige Merkmale: Kleiner und flinker Watvogel mit schwarzen Beinen, im Prachtkleid mit schwarzem Bauchgefieder, daran ist er sicher zu erkennen. Schnabel ein Drittel länger als Kopf und leicht nach unten gebogen. Etwa Starengroß. Stochert ununterbrochen im Watt bei Niedrigwasser nach Würmern, Schnecken und kleinen Krebstieren. Brutgebiete: In der Tundralandschaft im Osten Grönlands, in Island, Spitzbergen, Skandinavien, Russland, im Westen und Norden Alaskas, im kanadischen Norden. Überwinterungsgebiete: An den Nordwestküsten Europas bis nach Westafrika, im Mittelmeerraum und an südlichen Küsten Asiens. Im Wattenmeer: Ankunft im Juli und August, bleiben bis zum Herbst, viele auch bis zum Winter und ziehen dann nach Süden und Westen, im April/Mai ist fast der gesamte Bestand wieder im Wattenmeer.
Wie eine tanzende Rauchwolke: Ein Schwarm Alpenstrandläufer und Sanderlinge über dem Wattenmeer.
Fun facts Alpenstrandläufer:
Bis zu 1,5 Millionen Alpenstrandläufer nutzen das Wattenmeer jährlich als Rastgebiet. Damit sind sie die zahlreichsten Wattenmeervögel - etwa genauso viele menschliche Gäste machen jedes Jahr Urlaub auf den Inseln und Halligen in der Wattenmeerregion. Der Vogel kann etwa 15 Jahre alt werden; jedoch überleben 70 % das erste Lebensjahr nicht. Der Name Alpenstrandläufer bezieht sich nicht auf die Alpen, sondern auf die „Lappländischen Alpen“ – so wurden im 19. Jahrhundert die skandinavischen Gebirge bezeichnet. Über den Horizont ziehende Schwärme von Alpenstrandläufern sehen aus wie tanzende „Rauchwolken“ und sind eines der imposantesten Naturphänomene im Wattenmeer.
Westküsten-Vogelkiek vom 25.9. bis 3.10. im ganzen Nationalpark
In Dithmarschen nimmt der Nationalpark-Ranger Christian Piening am Dienstag, den 28.9. um 15 Uhr Vogelfans mit zum „Rastplatzhopping“. Dabei werden verschiedene Rastplätze der Zugvögel besucht. Treffpunkt ist am „Wattwurm“ im Meldorfer Speicherkoog; gefahren wird in eigenen Autos. Da die Personenzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldung per E-Mail an nationalpark@lkn.landsh.de inkl. aller Kontaktdaten erforderlich. Das gesamte Programm ist unter www.westkuesten-vogelkiek.de zu finden.
Dithmarscher Straße 6a, 25832 Tönning, www.multimar-wattforum.de
Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr
WEITERE INFOS: www.nationalpark-wattenmeer.de/sh www.weltnaturerbe-wattenmeer.de