BUNDmagazin 4/2012

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Bund f端r Umwelt und Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

www.bund.net

4/2012

Umweltbildung im BUND


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FORUM Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht waren auch Sie diesen Herbst in den Pilzen? Zumindest das Voralpenland war nach reichen Regenfällen mit einer wahren Pilzschwemme gesegnet. Semmelstoppelund Korallenpilze, Schwind- und Schleierling, Zwitterling und Hallimasch – eine wundersame Vielfalt von Formen und Farben zierte den Waldboden. Nie zuvor gesehene Arten zeigten sich im heimischen Pilzrevier. Unverhofft blitzte da einmal wieder die Fülle der Natur auf. Ein kleiner Ausschnitt nur, aber doch ein großes Geschenk: So reich ist die Welt, es lohnt sich, Umwelt und Natur zu schützen! Pilz oder Pflanze, Uhl oder Nachtigall – solche Erlebnisse stärken und motivieren. Nicht jeder bekommt den Blick für seine natürliche Umwelt in die Wiege gelegt. Deshalb bietet der BUND übers ganze Jahr zahllose naturkundliche Führungen an. Sie sind ein wichtiger Teil der Umweltbildung in unserem Verband. Und weil die Umweltbildung auf allen Ebenen des BUND hohe Wertschätzung genießt, ist ihr das Titelthema dieser Ausgabe gewidmet. Die Bedeutung der Umweltbildung wächst. Weil viele Menschen immer naturferner leben. Und weil der Schutz unserer Lebensgrundlagen immer wichtiger wird. Natur, die man nicht kennt, kann man nun mal schwerlich schützen; Umweltschäden, die nicht bewusst sind, schwerlich beheben. Die Vereinten Nationen haben dem Rechnung getragen. Sie riefen 2005 eine Dekade der »Bildung für nachhaltige Entwicklung« aus und würdigten bereits einige Dutzend Bildungsprojekte des BUND. Doch an unseren Schulen und in der Lehre und Ausbildung fristen Umweltthemen ein Schattendasein. Der Staat kommt seinem Bildungsauftrag nur unvollkommen nach. Diesen Mangel kann auch die beste außerschulische Umweltbildung nicht wettmachen. Engagieren Sie sich mit dem BUND dafür, dass Natur und Umwelt angemessen berücksichtigt werden – vom Kindergarten bis zur Berufsschule. Viele spannende Naturerlebnisse und einen schönen Jahresausklang wünscht Ihnen

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MAGAZI N 6

Kurznachrichten

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Dohle

KOMMENTAR 10 Kosten der Energiewende TITELTH EMA 12 15 16 18 20 21

Umweltbildung im BUND »Leidenschaft ist das Wichtigste« Umweltbildung in Zahlen Dialog der Generationen Umweltbildung nach Lehrplan? Bildungsjahr für Freiwillige

Seite 12: Umwelt bildet … Die Umweltbildung prägt das BUND-Engagement auf allen Ebenen – von der Ortsgruppe bis zum Bundesverband. Lesen Sie dazu unser Titelthema!

AKTION 24 Agrardemo »Wir haben es satt!« BIOSPHÄR EN R ESERVATE 26 Schorfheide-Chorin RATGEBER 28 Nichts für Kinder: PVC ZU R ZEIT 29 30 31 32

Bürgerbeteiligung online Netzausbau: Weniger ist mehr Grünes Band: Bahn frei Naturzerstörung besser ausgleichen

Seite 26: Schorfheide-Chorin … hat als Biosphärenreservat einiges zu bieten: Hunderte von Seen, wertvolle Wälder, viel Ökolandbau. Doch der Weg zur Modellregion ist noch weit.

AKTIV 33 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher

Redaktion BUNDmagazin

I N HALT

Leserbriefe/Impressum

PERSÖN LIC H

Seite 40: Plastik meiden Mit Kanus und einer Performance zum Thema Plastikmüll reiste die BUNDjugend Heidelberg den Neckar hinab.

46 Henner Gonnermann [4-12] BUNDmagazin

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einer lokalen Tafel gespendet hatte, nachträglich 1 500 Euro Umsatzsteuer zahlen – und stoppte darauf seine Spenden. Es wäre gut, wenn sich der BUND dieses Problems annehmen und die Bürokratie und Weltfremdheit unserer Steuerbehörden anprangern würde. Ich war zehn Jahre Produktionsleiter im VEB-Backwaren Eisenach. Unser überschüssiges Brot landete nicht in der Tonne, sondern wurde regelmäßig vom Schweinemastbetrieb abgeholt. Es war nicht alles schlecht in der DDR. Arno Felsberg, Eisenach

FORUM

Titel der Ausgabe 3/12

Weniger Essen wegwerfen

Rio + 20

Angesichts der Diskussion über weggeworfene Lebensmittel war ich neulich zugegeben sprachlos. Ich wollte im hiesigen Rewe-Markt gebeizten Lachs (vakuumverpackt) kaufen. Da keiner im Regal lag, fragte ich nach, wann er wieder hereinkäme. Antwort des Mitarbeiters: Das wüsste er nicht, er habe den Lachs eben aus dem Regal genommen, drei Tage vor dem Haltbarkeitsdatum! Auch auf meine Antwort, ich nähme ihn trotzdem, bekam ich ihn nicht. Die Rewe-Märkte hätten Anweisung, Vakuumfisch schon kurz vor dem MHD nicht mehr zu verkaufen. Kann das noch weiter auf die Spitze getrieben werden? Marina Quoirin-Nebel, Barmstedt

Erst als ich heute das neue BUNDmagazin mit den Leserbriefen in den Händen hielt, fiel mir ein, dass ich mich noch bedanken wollte: Die Rio-Artikel im Heft 2/12 haben mich sehr angesprochen. Ich habe sie alle kopiert und im Ethikunterricht der 11. Klasse kleine Einzeloder Partnerreferate dazu anfertigen lassen. Das Heft war echt zu schade fürs Altpapier. Danke! Rita Fritz, Waldshut-Tiengen

Ich unterstütze Ihre Argumente dafür, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Übrigens musste kürzlich ein bayerischer Bäcker, der eineinhalb Jahre sein überschüssiges Brot

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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BUNDmagazin [4-12]

Strompreise Die politische Gehirnwäsche hinsichtlich »bezahlbarem Strom« und der angeblich teuren Energiewende muss mit der historischen Wahrheit konfrontiert werden. Meine eigene Statistik ergibt bei einem Stromverbrauch von stetig 1000 bis 1100 kWh pro Jahr für zwei Personen seit den 70er Jahren Folgendes: Parallel zum Ausbau der Atomkraftwerke stieg

Titelbild 4/12 (16. Jahrgang): BUNDjugend-Projekt »Morgen Lande«, Foto: Benjamin Pritzkuleit Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 20. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

der mittlere Bruttopreis von 1976 bis 1995 um 7,25 Prozent pro Jahr. (Damals wurde mit Großplakaten für mehr Stromverbrauch geworben, um Atomstrom loszuwerden!) Von 2001 bis 2011 stieg der Preis dagegen nur um 5,26 Prozent pro Jahr. Das aktuelle Gerede über zu hohe Energiekosten ist also eine infame Taktik interessierter Kreise und der Politik, um die Energiewende kaputtzureden. Reinhard Nake, Berlin

BUND und Windkraft Einige Einschätzungen im Beitrag »Gutteil der Energiewende« können nicht unwidersprochen bleiben. 1) Der Autor behauptet, dass an einem Windrad in 35 Jahren nur ein Rotmilan verunglücke. Sehr schön. Rechnet man das auf die zitierten 20 000 Windkraftanlagen hoch, ergibt sich eine Summe von 571 toten Milanen pro Jahr. 2) Außerdem ignoriert Ihr energiepolitischer Sprecher die von Experten geschätzten etwa 220 000 Fledermausopfer pro Jahr an Windrädern. 3) Dass die Gutachten von den Betreibern bezahlt werden und entsprechend ausfallen, ist offenbar auch nicht bekannt, sonst würden die »regelmäßigen Untersuchungen« nicht so positiv dargestellt. 4) Dass das Repowering den Fledermausschlag reduziert, ist nach wissenschaftlichen Untersuchungen ebenfalls falsch. 5) Windräder in FFH-Gebieten toleriert der BUND, wenn sie den Schutzzweck nicht gefährden. Auch hier beurteilen dies die von der Industrie beauftragten Gutachter.

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 163 050 Exemplare (IVW 3/2012); in der Natur + Umwelt: 108 776 Ex. (IVW 3/2012) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagen von Wikinger Reisen und Klepper sowie (in Teilauflage) von Vivara und Financial Times. Das BUNDmagazin 1/2013 erscheint am 16. Februar mit dem Schwerpunkt »Energiewende von unten«.


Wir empfinden die Aussagen von Werner Neumann als bewusste Verharmlosung und gezielte Manipulation der BUND-Mitglieder. Der BUND macht sich damit – nicht zum ersten Mal – zum Handlanger einer Windenergielobby, die unter dem Deckmantel der Energiewende ungehemmt Natur zerstört. Dem BUND ist zu empfehlen, das N aus seinem Namen zu streichen. Hans und Waltraud König, Kirchheimbolanden Nach 30 Jahren Mitgliedschaft habe ich zunehmend den Eindruck, dass beim BUND die Paranoia ausgebrochen ist und alle überzeugenden Schriften nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden. Denn der BUND scheint überall dort, wo tatsächlich ein Ausbau der Windenergie geplant ist, alles zu tun, um die Windkraft zu verhindern. Woran alle Überlegungen des BUND kranken, ist die Vorstellung, die Energiewende sei zum Nulltarif zu haben. Bezeichnend für die Haltung des BUND ist die Zitierung der Kasseler

IWES-Studie, wonach von 20 Prozent der für Windkraftnutzung zur Verfügung stehenden Landesfläche nur zwei Prozent benötigt würden. Daraus folgert der BUND, dass die Energiewende nur dort zu erfolgen brauche, wo keine Konflikte mit dem Naturschutz zu befürchten sind. Dies nun ist ein gefährlicher Trugschluss. Es wird sehr schwer, die für die Windkraft nötige Fläche bereitzustellen. Leider tun sich viele BUND-Aktive vor Ort als Wortführer der Verhinderer hervor, für die ein einzelnes Milanpaar wichtiger ist als ein namhafter Beitrag zur Energiewende in Gestalt eines Windparks. Da liest sich Werner Neumanns Artikel wohltuend abgewogen, wenn er die Risiken des Vogelschlags diskutiert und relativiert. Friedrich Hagemann, B.-Honigsessen

Der Beitrag zur Windkraftposition des BUND hat ein vielstimmiges Echo gefunden. Wie wohl keinem anderen Umweltverband ist dem BUND daran gelegen, alle Ziele des Natur- und Umweltschutzes zu berücksichtigen und gegeneinander abzuwägen, um die Energiewende zum Erfolg zu führen – und das eben auch mit Windenergie. Werner Neumann hat auf die Kritik an seinem Beitrag reagiert. Seine ausführliche Antwort finden Sie unter den Leserbriefen zur Ausgabe 3/2012 (siehe Link unten).

Ihre Annahme, wir könnten den Stromverbrauch halbieren, ist mehr als unrealistisch. Wo und wie soll das gehen? Künftig soll doch noch viel mehr als bisher über die Stromenergie laufen – wie Elektroautos

Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.

oder Wärmepumpen. Bisher nutzen wir einen Großteil des Stroms, um Wärme zu erzeugen (denken Sie nur an die Haushaltsgeräte), aber den wollen wir ja nicht durch fossile Brennstoffe ersetzen. Nur mittels »Standby abschalten« oder Energiesparlampen schaffen wir das nicht. Die Zahl der Haushalte nimmt ja ebenso zu wie ihr Gerätepark. Kurt Knolle-Lorenzen, Schleswig

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Zukunft bewegen.

© DB AG/JET-FOTO Kranert

Mehr Sonnenenergie für mehr Klimaschutz: Solaranlagen auf DB-Flächen liefern sauberen Strom. Die DB stellt Dach- und Freiflächen zur Gewinnung von Strom aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Auch im Bahnstrom steigern wir den Anteil regenerativer Energien – bis zum Jahr 2020 auf mindestens 35 Prozent. Bis 2050 soll der Strom für unsere Züge komplett CO2-frei sein.


MAGAZI N

Kinostart

Bedrohte Bienen

A

m 8. November ist der Dokumentarfilm »More than Honey« in den deutschen Kinos angelaufen. Der Schweizer Regisseur Markus Imhoof geht darin dem weltweiten Bienensterben auf den Grund. Er beschreibt die Praxis der Imkerei, vom Familienbetrieb bis zu industriellen Honigfarmen und Bienenzüchtern. Und er nimmt uns mit spektakulären Aufnahmen auf eine Reise in die Welt der Bienen, die man so schnell nicht vergessen wird. Der BUND ist offizieller Partner dieser Dokumentation. Denn sie macht die Öffentlichkeit auf ein Riesenproblem aufmerksam: Weil Honig- und Wildbienen zu den wichtigsten Bestäubern gehören, wirkt sich ihr Schicksal auf die gesamte Produktion unserer Nahrungsmittel aus. Noch sind die Ursachen des globalen Bienensterbens nicht umfassend erforscht. Fest steht aber: Pestizide spielen hierbei eine fatale Rolle. Sie stören das Orientierungsvermögen der Bienen und schwächen ihr Immunsystem. Die Landwirtschaft muss also den Pestizideinsatz drastisch senken, statt ihn weiter zu erhöhen. Zum Kinostart verlost der BUND fünf Filmpakete mit dem Buch zum Film, einem T-Shirt, dem Filmplakat und einem Tütchen Saatgut für »Bienenweiden«. Zur Teilnahme an der Verlosung schreiben Sie bis 30.11. an: naturschutz@bund.net (Betreff »More than Honey«).

Die Zahl

Lebendiges Kulturerbe

Allee des Jahres gekürt

3,61 Millionen

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N

edes Jahr zum »Tag der Allee« am 20. Oktober kürt der BUND die Allee des Jahres – eine Allee mit be-

sonderer Geschichte oder von großer Schönheit. Unter den rund 250 eingesendeten Bildern hat sich die Jury diesmal für das Foto der prächtigen Lindenallee von Christian Wonitzki aus Greiz entschieden. Diese Allee zwischen Densow und Annenwalde im Landkreis Uckermark wird 2013 einhundert Jahre alt. Den zweiten Platz belegte Angelika Hunger mit einer Eschenallee in Fürth, den dritten René Storch mit einer ehrwürdigen Lindenallee auf Rügen. Die Siegerfotos finden Sie unter www.bund.net/ alleen. Helfen Sie uns, die Alleen zu schützen – werden Sie zum BUNDAlleenpaten!

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BUNDmagazin [4-12]

ichts veranschaulicht die Dramatik des Klimawandels besser als das Schmelzen des arktischen Eises. Im September schrumpfte das Eis rund um den Nordpol auf einen neuen Rekordwert: 3,61 Mio. Quadratkilometer im Monatsmittel. Der geringste Wert war am 16. September mit 3,41 Mio. qkm erreicht. Erstmals seit dem Beginn der Vermessung des arktischen Eisschildes per Satellit (1979) bedeckte das Eis damit weniger als 4 Mio. qkm. Der bisherige Minusrekord von 2007 wurde noch einmal um 23 Prozent unterboten. Das »National Snow & Ice Data Center« in Colorado erhebt die Daten – und sagt voraus, dass die Arktis in wenigen Jahrzehnten völlig eisfrei sein wird. http://nsidc.org


KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben. Vorsitzender von Friends of the Earth International, am 4. November den renommierten Rafto-Preis. Bassey kämpft als Jurist und Umweltaktivist für die Bewohner des Niger-Deltas, die durch die Ölförderung ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden. www.rafto.no Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND-Verbandsrates, hat die Hugo-Conwentz-Medaille des Bundesverbands Beruflicher Naturschutz erhalten. Auf dem Deutschen Naturschutztag in Erfurt bekam er die Auszeichnung am 18. September für seine langjährigen Verdienste um den deutschen Naturschutz – im Beisein des Bundesumweltministers Peter Altmaier (links). Der BUND gratuliert! Am 29. September wurde auf dem Darsser NaturfilmFestival der Deutsche Naturfilmpreis verliehen – an »Raising Resistence« von Bettina Borgfeld und David Bernet. Auch der BUND stiftete einen Preis: für den Publikumsliebling »Herz des Himmels, Herz der Erde« von Frauke Sandig und Eric Black. Beides engagierte Umweltfilme – siehe www.darsser-naturfilmfestival.de Sylvia Reischert

Seit 1. September sind 25- und 40-Watt-Glühlampen vom europäischen Markt. Eine Übersicht energieeffizienter Alternativen gibt es unter www.ecotopten.de. Die Informationsplattform für nachhaltigen Konsum des Öko-Instituts bietet erstmalig eine Marktübersicht nicht nur zu Energiesparlampen, sondern auch LED-Lampen. Seit nunmehr 20 Jahren vergibt der Verein TransFair das Gütesiegel für Waren aus fairem Handel mit den Entwicklungsländern. Im ersten Halbjahr 2012 stieg der Umsatz mit Produkten, deren Hersteller angemessen entlohnt wurden, um satte 35 Prozent. Wachstumstreiber waren vor allem Kaffee, Blumen und Bananen. Der Energiekonzern Eon plant vorläufig nicht mehr, ein Kohlekraftwerk in Stade zu errichten. Schon länger war das Aus erwartet worden, da neue Kohlekraftwerke kaum noch wirtschaftlich zu betreiben sind. Zwei von drei geplanten neuen Kohlemeilern in Stade sind damit Geschichte. Nun muss auch der verbliebene Investor – Dow Chemical – sein Projekt begraben! Für sein langjähriges Engagement zugunsten von Umwelt und Menschenrechten erhielt Nnimmo Bassey,

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MAGAZI N

www.bundladen.de

Bunt, bunter, BUNDladen

E

s muss ja nicht immer alles schneller, besser und anders werden. Aber es kann. Zum Beispiel der neue BUNDladen. Es gibt ihn schon seit Jahren. Doch jetzt – so kurz vor den weihnachtlichen Einkäufen – gibt es ihn besser. Damit Schenken noch mehr Vergnügen bereitet. Natürlich bietet unser Laden immer noch all jene guten Dinge, die das Leben schöner machen, ohne dabei Mensch und Natur zu schaden. Doch ab sofort hat er auch neue Seiten. So nutzt er zum ersten Mal alle Vorteile, die ein Onlineshop bieten kann. Bestellungen können Sie nun mit wenigen Klicks aufgeben und vom virtuellen Warenkorb bis zur Haustür verfolgen. Sie können im BUNDladen nach Lust und Laune stöbern und Hintergründiges über Herstellung, Kontrollen und Prüfsiegel erfahren. Und Sie können schnell finden, was Sie suchen, dank

praktischer Suchfunktion und übersichtlicher Rubriken. Außerdem möchte der neue BUNDladen reden – mit jedem, der etwas kauft. Sie können diskutieren und Kommentare oder Empfehlun-

gen für andere Kunden notieren. Denn online Shoppen heißt für den Laden des BUND: Auserlesenes bieten, Transparenz schaffen, Schönes genießen und dabei viel Gutes tun. Nicht nur zu Weihnachten.

Ökotipp

Schöner leben

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ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp. Bewährte Hausrezepte finden sich hier neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps

regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps

Mit wenig Aufwand viel Energie sparen Nur weil Ihre Heizung warm wird, heißt das nicht, dass sie auch effizient heizt. Etwa neun von zehn Heizungsanlagen in Deutschland sind nicht richtig eingestellt. Energieverbrauch und Heizkosten sind unnötig hoch, störende Fließgeräusche beeinträchtigen den Wohnkomfort. Das Zauberwort für energieeffizientes Heizen heißt »hydraulischer Abgleich«: Ein Fachmann sollte sicherstellen, dass Ihre Heizung korrekt eingestellt ist und die Wärme gleichmäßig im Haus verteilt. In einem Einfamilienhaus kann diese Optimierung etwa 110 Euro Heizkosten pro Jahr sparen. Würde der hydraulische Abgleich in allen Heizungskellern umgesetzt, könnten die Deutschen auf einen Schlag jährlich 1,6 Mrd. Euro sparen und 5,6 Mio. Tonnen CO2 weniger emittieren. Das entspricht ungefähr dem CO2-Ausstoß des »Kraftwerk-Schwarzbaus« in Datteln.

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Übrigens, für Häuser mit Brennwertheizungen bringt der hydraulische Abgleich einen weiteren Vorteil. Der Brennwerteffekt wird voll ausgenutzt. Häufig verpufft dieser in der Praxis, weil die Rücklauftemperatur der Heizung ohne hydraulischen Abgleich zu hoch ist. Als Mieter sollten Sie – am besten gemeinsam – ihren Vermieter auf die positiven Effekte des Abgleichs hinweisen. Dabei unterstützt Sie ein Flyer, der unter dem folgenden Link herunterzuladen ist. Sie wollen herausfinden, ob sich ein hydraulischer Abgleich für Ihr Haus lohnt? Mit dem kostenlosen Wärme-Check auf www.meine-heizung.de ist das schnell und einfach möglich. Dort finden Sie neben vielen Informationen auch die Handwerkerdatenbank »Rat und Tat« – und damit den richtigen Heizungsfachmann in Ihrer Region.


Auf gute Nachbarschaft

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FOTOSEITE

Der BUND setzt sich für bedrohte Tiere ein, die mit uns unter einem Dach leben – zum Beispiel die Dohle. [4-12] BUNDmagazin

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Steigende Strompreise

KOMMENTAR

Was uns die Politik verschweigt Der Autor Olaf Bandt ist der Direktor Politik & Kommunikation in der Bundesgeschäftsstelle des BUND.

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eit dem Sommer erleben wir eine intensive Debatte: Die Strompreise drohen weiter zu steigen, und schuld daran ist angeblich die teure Förderung der erneuerbaren Energien. Tatsächlich werden die Stromlieferanten in den nächsten Wochen Preisaufschläge verkünden. Richtig ist auch, dass Menschen mit geringem Einkommen noch höhere Strompreise nicht oder kaum mehr werden zahlen können. Falsch ist es aber, dass über diese Belastung eine Bundesregierung lamentiert, die sich immer wieder geweigert hat, staatlich garantierte Mindestlöhne oder höhere Hartz-IV-Sätze festzulegen. Dann müsste sich nämlich ein 4-Personen-Haushalt nicht vor vielleicht sechs Euro mehr für die monatliche Stromrechnung fürchten. Eine Debatte um die jetzt steigende Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien ist absolut richtig. Ich möchte sie aber nicht von Politikern geführt wissen, die letztlich nur das Ziel verfolgen, neue uneffiziente Kohlekraftwerke zu bauen, oder gar weiter von der Atomkraft träumen. Erschreckend ist, wie einseitig uns Politik und Medien teilweise über die Ursachen der steigenden EEG-Umlage informieren: Nicht erwähnt wird, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien uns ermöglicht hat, 2011 acht Atomkraftwerke dauerhaft abzuschalten. Ihr Zerstörungspotenzial für Deutschland ist mit Geld gar nicht zu bemessen. Nicht erwähnt wird, dass dieser von den meisten Deutschen gewollte Ausbau allein letztes Jahr 130 Millionen Tonnen Treibhausgas erspart hat – ein wichtiger Beitrag, um die Welt vor dem Klima-

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kollaps zu retten. Unterschlagen wird auch, dass das Geld für die erneuerbaren Energien endlich nicht mehr an Öl-Potentaten, Oligarchen oder große Stromkonzerne fließt, sondern weitgehend hier in Deutschland für Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk sorgt. Zuletzt bleibt unerwähnt: Für die Energiewende wird zwar viel Geld nötig sein. Doch mit ähnlichen Kosten hätten wir auch zu rechnen (laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung), wenn die Ölstaaten den Preis für ein Fass Öl von 100 auf 120 Dollar erhöhen würden. Vor allem aber wird verschwiegen, dass die EEGUmlage nur deshalb so deutlich steigt, weil die Bundesregierung sie ökologisch widersinnig und sozial ungerecht gestaltet hat. Nicht die Energiewende treibt die Strompreise nach oben, sondern die Tatsache, dass so viele Industrieunternehmen von den Kosten der Wende befreit sind. So verbrauchen etwa 600 Firmen rund 18 Prozent des deutschen Stroms, zahlen aber nur 0,3 Prozent der Umlage für den Ausbau der Erneuerbaren. Was sie nicht zahlen, haben Haushalte, Gewerbe und Handel zu tragen. Die Kostenbefreiung war einmal dazu gedacht, Einzelfirmen mit hohem Strombedarf global wettbewerbsfähig zu halten. Mittlerweile profitieren davon aber auch Hähnchenmastbetriebe oder der Deutsche Wetterdienst. Außerdem senken die Erneuerbaren inzwischen sogar die Preise an der Strombörse. Davon haben wiederum nur Stromanbieter und Industriebetriebe etwas, nicht aber die Stromkunden. Mehr dazu finden Sie auf www.bund.net/energiewende in unserer Broschüre »Energiewende: Kosten fair teilen«. Für Sie als Verbraucher und BUND-Mitglieder lautet die entscheidende Frage nun: Was tun? Dazu zwei Tipps und eine Bitte: Nutzen Sie alle Möglichkeiten, den Stromverbrauch im Haushalt deutlich zu senken. So umgehen Sie einen Teil der anstehenden Preiserhöhung und tragen außerdem zum Klimaschutz bei. Beteiligen Sie sich zudem – wenn möglich – am Ausbau der erneuerbaren Energien etwa in Form von Bürgergenossenschaften für Windräder oder andere Anlagen. So helfen Sie, die Energiewende gegen unwillige Politiker durchzusetzen und ihre Kosten zu senken. Unterstützen Sie zuletzt auch weiterhin den BUND! Wir werden mit aller Kraft für eine sozial gerechte und ökologisch sinnvolle Verteilung der Kosten für die Energiewende kämpfen.


Inklusion heißt: Gemeinsam nicht abwaschen. Alle Menschen sollen gleichberechtigt am Leben teilnehmen – mit oder ohne Behinderung. Damit gemeinsames Wohnen selbstverständlich wird. www.aktion-mensch.de

Exklusion

Integration

Inklusion


Umweltbildung im BUND Die Umweltbildung ist ein Eckpfeiler des Natur- und Umweltschutzes. BUND und BUNDjugend unterbreiten Menschen aller Altersgruppen ein buntes Spektrum von Angeboten. Neben den klassischen Wurzeln der Umweltbildung – Naturerlebnis und Naturerfahrung – greift der BUND immer häufiger auch sozio-ökonomische Aspekte auf. »Bildung für nachhaltige Entwicklung« lautet hier die Devise. Wie keine zweite Disziplin ist die moderne Umweltpädagogik dazu geeignet, die Ziele eines lebendigen, lebenslangen Lernens zu erfüllen. Unser Titelthema gibt Ihnen einen Einblick in die Bildungsarbeit des BUND.

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Natur und Umwelt bilden D

as Grundstück neben meinem Elternhaus war der »wilde Garten«. Eine Brache, in einer Kleinstadt eher eine Seltenheit, mit hohem Gras, verwachsenen Kletterbäumen und Erdlöchern. Viele Stunden waren wir Kinder darin unterwegs, ohne Aufsicht und ins Spiel versunken. Heute wird beklagt, dass selbst derart kleine Freiräume (neudeutsch: Naturerfahrungsräume) vielerorts fehlen. Nun haben Klagen über den Wandel der Kindheit zwar Tradition. »Früher war alles besser«, damit wurde schon so manchem kulturellen Wandel begegnet. Doch zum Besseren scheinen sich die Bedingungen, unter denen Kinder heute aufwachsen, seit meiner Zeit tatsächlich nicht entwickelt zu haben.

TITELTH EMA

Kinder und Jugendliche erfahren Natur immer seltener. Ihr Spiel im Freien findet zu oft auf Spielplätzen statt. Diese erlauben vorprogrammierte Bewegungsabläufe, bieten aber kaum Raum, die eigene Kreativität auszuleben. Wird sie doch ausgelebt und bricht ein Ast vom Kletterbaum, so ist schnell von Zerstörungswut die Rede. Zunehmend trichtern wir schon den Kleinsten ein, dass die Natur vor dem Menschen geschützt werden müsse. Dabei prägen vor allem die Erfahrungen der Kindheit das spätere Naturempfinden. Kinder müssen eine emotionale Bindung zur Natur herstellen. Das funktioniert nur über direkte Erfahrung.

Von der Hand zum Herzen Genormte Spielplätze Über die Hälfte aller deutschen Stadtkinder spielen fast ausschließlich drinnen – in der Wohnung, im Kindergarten oder Schulhort. Kinder zwischen drei und dreizehn schauen täglich im Schnitt rund 90 Minuten fern und sitzen noch einmal fast so lange vor dem PC. Wo Kinder draußen lärmen, ziehen Anwohner vor Gericht. Und Eltern schränken die Bewegungsfreiheit ihrer Kinder ein, indem sie sie von einem Ort zum anderen fahren und davor zurückschrecken, sie allein draußen spielen zu lassen. So treffen sich Kinder kaum noch zufällig zum Spielen im Freien. Auch die »Spielräume« sind selten geworden – mein »wilder Garten« wurde zum Sitz einer Telefongesellschaft.

Das Umwelthaus Neustädter Bucht an der Ostsee dient seit 1992 als außerschulischer Lernort. Kinder lernen hier die Lebensräume Wald und Ostsee kennen, und Menschen jedes Alters buchen Seminare und Exkursionen. 200 000 Menschen konnte der BUND Schleswig-Holstein bereits willkommen heißen. www.bund-umwelthaus.de

Mädchen der Saarländer Kindergruppe »Wilde Clique« bei der Verschönerung ihrer Naturtagebücher.

Parallel zu dieser Entwicklung nehmen Krankheiten und Störungen zu. Jedes fünfte Kind leidet unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, Angst und Depressionen sind schon in jungen Jahren keine Seltenheit. Für diese Entwicklung ist eine Fülle von Faktoren verantwortlich – Schulstress zum Beispiel oder Zukunftsangst. Wie immer man diese gewichten mag: Naturerfahrung ist Freiheit. Kinder sind von Natur aus neugierig und möchten experimentieren und forschen. Ein Kind lernt erst mit der Hand, dann mit dem Kopf und schließlich mit dem Herzen. Dabei kommt es vom Erlebnis über die Erfahrung zur Erkenntnis. Wie erhalten Kinder und Jugendliche Gelegenheit, mehr in der Natur zu sein und über Natur zu erfahren?

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TITELTH EMA

Dies ist eine Herausforderung, der sich Schule oder außerschulische Bildung momentan nicht ausreichend stellt. Oder stellen kann: Vielen Bildungseinrichtungen fehlt es an Personal, Geld und Räumen. Auch deshalb kommen Klima- und Artenschutz, Naturerfahrung und Fragen der Nachhaltigkeit entschieden zu kurz. Eltern sind oft ebenfalls überfordert, ihnen fehlt es an Zeit und auch an Wissen über natürliche Zusammenhänge. Klassische familiäre Strukturen – etwa mit Großeltern, die ihre Erfahrungen weitergeben könnten –, gehen allmählich verloren.

Reiches Bildungsangebot

Wege in die Zukunft zeigen In der Bildung für nachhaltige Entwicklung finden Denken und Handeln zusammen. Sie wird zur nächsten großen Aufgabe für Verbände und Kommunen. Es geht um nicht weniger als die sozialen, ökonomischen und ökologischen Fragen der globalen Entwicklung. Wie können junge Menschen ihre Erfahrungen, Wirklichkeiten und Wünsche mit globalen Veränderungen in Beziehung setzen, wie ihre Fragen an die Zukunft entwickeln, ohne mutlos zu werden? Schwierig wird es oft, wenn globale Auswirkungen in Beziehung zur eigenen Lebenswelt treten: Kann ich das hippe T-Shirt kaufen, obwohl seine Hersteller die Natur zerstören und Menschen ausbeuten? Wie sich soziale, ökologische und ökonomische Aspekte verquicken lassen, zeigt die BUNDjugend mit ihren konsumkritischen Stadtführungen. Im BUND tut sich viel in dieser Richtung, an vielen Orten. Das spiegelt auch unsre Bildungsbroschüre wider (siehe Foto links; Bezug: BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bestellung@bundladen.de). Nun gilt es die Bildung für nachhaltige Entwicklung auf allen Ebenen zu verankern, in Kindergärten, Schulen und Hochschulen, in der Aus- und Fortbildung, in Kantinen und Mensen, Landesjugendplänen und vielem mehr. Dafür wird sich der BUND entschieden einsetzen – und mit seiner eigenen Bildungsarbeit ein Beispiel geben: wertorientiert, kritisch und politisch. Martina Löw … leitet das Freiwilligenreferat des BUND.

Jan Beyer

www.bund.net/ umweltbildung

Im BUND wird die Umweltbildung deshalb auch künftig ihren hohen Stellenwert behaupten. Was 1986 mit einer ersten großen Kampagne zum Thema »Naturschutz beginnt im Garten« startete, hat sich dank unserer Orts- und Kreisgruppen und der Landesverbände zu einem bundesweiten und vielfältigen Angebot der Umweltbildung aufgefächert. So wurde der Bund Naturschutz (BUND in Bayern) schon als »größte ökologische Volkshochschule« des Landes bezeichnet. Unsere Bildungsangebote reichen von den Küsten bis zu den Alpen. Sie richten sich an alle Altersgruppen, von den klassischen Exkursionen über spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche bis zu Bildungsreisen. Aktionstage und selbst politische Kampagnen werden mit Bildungsaspekten versehen. Jede zweite Gruppe im BUND bietet auf die ein oder andere Weise Umweltbildung an. Ihre Veranstaltungen sind für das Erleben der Natur mancherorts unverzichtbar geworden. Und die Umweltbildung hat sich weiterentwickelt, zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Mehr denn je erfordert sie heute das Engagement von Lehrern und Schülern, Eltern und Großeltern, Experten und Behörden, damit sie nicht nur ein »Thema« ist.

Das fängt bei der Ausbildung von Lehrerinnen und Erziehern an. Natur und ökologische Zusammenhänge kommen hier so gut wie nicht vor. Wie aber sollen sie dann den Schritt aus dem Klassenzimmer wagen? Viele Schulen begrüßen das Bildungsangebot des BUND – können aber zur Kostendeckung nichts beitragen.

Hämmern und bohren oder die Natur erforschen – die Bildungsangebote des BUND sind reichhaltig. Links: Kinder der sächsischen Regionalgruppe Thalheim bauen ein Insektenhotel. Rechts: Juniorranger in der Goitzsche-Wildnis der BUNDstiftung bei Bitterfeld ( www.bund.net /goitzsche).

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Neugierde und Leidenschaft Birgit Eschenlohr koordiniert die Kindergruppen des BUND Baden-Württemberg und ist stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises »Umweltbildung«. Das BUNDmagazin sprach mit ihr über Qualifizierung in der Umweltbildung.

Frau Eschenlohr, Sie schulen in Baden-Württemberg seit zehn Jahren LeiterInnen von Kindergruppen und solche, die es werden wollen. Mit welchem Ziel? Wir bereiten Frauen und Männer darauf vor, Kindergruppen zu gründen und zu leiten. Jeder muss wissen: Wie sieht es mit der Aufsichtspflicht aus, wie bin ich im Verband versichert? Und wie meistere ich Krisensituationen? Außerdem kommen die Leute zu uns, um zu erfahren, wie sie bestimmte Themen aufbereiten können. Wie vermittle ich die Bedeutung der biologischen Vielfalt? Wie begeistere ich Jugendliche dafür, eine Streuobstwiese zu pflegen? Wir zeigen, wie man Spiele anleitet, einen Spannungsbogen aufbaut oder die Facetten eines Themas wie »Wasser« beleuchtet – vom »virtuellen Wasser« übers Keschern bis zum Hochwasserschutz. Das ist Bildung für nachhaltige Entwicklung zum Anfassen. War Ihr Einstieg in die Umweltbildung auch mit einer gezielten Qualifizierung verbunden? Ja, ich habe mein Handwerkszeug in Freiburg erhalten, im Rahmen einer einjährigen naturpädagogischen Weiterbildung. Was ich dort gelernt habe, konnte ich mit Unterstützung meines BUND-Kreisverbandes Biberach gleich an Schulen praktisch ausprobieren. Was raten Sie Menschen, die in der Umweltbildung aktiv werden wollen? Viele sind anfangs gehemmt, weil sie keine Biologen oder studierte Fachkräfte sind, die auf jede Frage eine Antwort wissen. Diesen Zahn können wir ihnen schnell ziehen. Denn auch wir haben nicht alle Antworten parat. Viel wichtiger ist es für Kinder, Menschen zu erleben, die sich mit Leidenschaft für eine Sache einsetzen, die mit Neugierde und Freude dabei sind, das ist das Wichtigste. Im Übrigen gibt es verschiedenste Möglichkeiten der Weiterbildung. Wer interessiert ist, kann sich gern von uns beraten lassen. Ist Qualifizierung in der Umweltbildung auch deshalb nötig, weil sich die Zielgruppen laufend verändern, etwa über immer weniger Vorwissen verfügen? Manche Kinder wissen heute Details über exotische Tiere, denken aber, dass die Möhren auf Bäumen wachsen. Doch wir erleben ein konstantes Bedürfnis, mehr über die Natur zu erfahren und diese draußen gemeinsam zu erleben. Wirklich verändert hat sich

jedoch unsere Strategie. Denn wir haben festgestellt, dass die Bildungsangebote des BUND bestimmte Menschen bisher nicht erreicht haben – etwa solche mit Migrationshintergrund. Hier liegt also eine Herausforderung, offenere Formen der Qualifizierung zu finden. Gerade die alten Hasen unter uns haben Lust, neue Bildungskonzepte zu entwickeln. Dabei unterstützen wir sie gern. Schon heute schult der BUND vielerorts Menschen für die Umweltbildung. Wollen Sie einige Angebote hervorheben? Sehr gerne. Der BUND in Rheinland-Pfalz bildet derzeit 60 Ehrenamtliche zu »Wiesenbotschaftern« aus, ähnlich wie wir dies in Freiburg mit unseren »Schmetterlings-Guides« tun. In Brandenburg bietet die BUNDjugend tolle Weiterbildungen für nachhaltige Entwicklung an. In NRW stärken BUND und BUNDjugend die Bildung für nachhaltige Entwicklung und qualifizieren UmweltbildnerInnen für die Durchführung von »Umweltagenten-AGs« an Ganztagesschulen. In Hessen gibt es Eine-Erde-Camps und einen tollen Leitfaden »Gesund durch die Freizeit«. Und am Ammersee lädt der Bund Naturschutz alljährlich Umweltbildner aus ganz Deutschland ein, die sich hier austauschen und Projekte planen. Noch ein Wort zum BUND-Arbeitskreis Umweltbildung: Was beschäftigt Sie derzeit, und wer macht da mit? Wir planen für kommendes Jahr ein bundesweites Bildungstreffen – um einander unsere Materialien vorzustellen und uns noch besser zu vernetzen. Zudem erarbeiten wir gerade eine Handreichung für Naturerlebnisräume. Zu unserem Arbeitskreis: Wir sind eine bunte Mischung aus Haupt- und Ehrenamt und Freiberuflern, aus Jung und Alt. Neue Leute sind uns immer willkommen! Birgit Eschenlohr, BUND Baden-Württemberg, Marienstr. 28, 70178 Stuttgart, Tel. (01 77) 9 30 08 89, birgit.eschenlohr@bund.net, www.bund.net / ak_umweltbildung

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BUND + BUNDjugend

TITELTH EMA

Umweltbildung in Zahlen Lädt eine Ortsgruppe zur Exkursion in ein von ihr betreutes Naturschutzgebiet, so ist das Umweltbildung. Werben zehn Landesverbände gemeinsam mit dem Bundesverband jahrelang für den Schutz der Wildkatze, ist dies ebenfalls Umweltbildung. Wir wollten einen Überblick gewinnen und haben alle BUND-Landesverbände gebeten, ihre Bildungsarbeit in Zahlen zu fassen. In der Summe ergaben sich:

430

39

Kindergruppen

Umweltstationen

13500

*

Veranstaltungen p.a.

530000

*

Teilnehmer p.a.

* Während die Zahl der Kindergruppen und der Ökostationen sich recht genau ermitteln ließ, konnten die Bildungsveranstaltungen und ihre Teilnehmer nur geschätzt werden. Diese Zahlen dürften in Wirklichkeit noch deutlich höher liegen. Gerade die BUND-Aktivitäten auf lokaler Ebene sind in manchen Bundesländern bislang nur unvollständig dokumentiert.

Bildung für nachhaltige Entwicklung BUND und BUNDjugend in NRW qualifizieren engagierte Mitstreiter für die Leitung einer UmweltAG an Ganztagsschulen. Sie unterstützen zudem mit Material und Beratung sowie der Vermittlung an eine Schule. Eine Lernreihe enthält viele Tipps für die praktische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Für Grundschul-AGs hat die BUNDjugend NRW das Konzept »Umwelt-Agenten – im Auftrag der Natur« entwickelt. Mehr dazu: www.einfachganzanders.de, www.umweltbildung-ogs.de

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BUNDmagazin [4-12]


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Ornithologische Tage am Ammersee Viele Kinder wachsen ohne Bezug zur Natur auf. Ihr Wissen um Natur und Umwelt schwindet – nicht aber ihr Interesse. Deshalb veranstaltet das Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil am Ammersee das Seminar »Junge Artenschützer auf der Roten Liste? Ornithologische Tage für Kinder und Jugendliche«. Wer zwischen 10 und 16 Jahre alt ist, kann vom 13. bis 15. Februar seine Artenkenntnis vertiefen, unterstützt von erfahrenen älteren Vogelbeobachtern. Im Mittelpunkt stehen die Stand- und Zugvögel, die sich im Winter zu Tausenden auf dem Ammersee einfinden. Infos und Anmeldung: Tel. (0 81 52) 96 77 08, www.bund-naturschutz.de/wartaweil

Naturtagebuch 1993 von der BUNDjugend Baden-Württemberg ins Leben gerufen, hat sich das Natur tagebuch zum größten Umweltbildungsprojekt des BUND für Kinder entwickelt. Jahr für Jahr erforschen Tausende von Kindern zwischen 8 und 12 mit Manfred Mistkäfer die heimische Natur. Das Foto zeigt die diesjährige Auszeichnung der schönsten und originellsten Tagebücher am 24. März in Stuttgart. Begleitend zum Wettbewerb erscheint vierteljährlich das Manfred-Mistkäfer-Magazin. www.naturtagebuch.de

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Je mehr Hightech, desto mehr Natur brauchen wir!

332 Seiten, gebunden, a 19,95 D ISBN 978-3-407-85948-8 Auch als E-Book erhältlich

In seinem neuen Buch zeigt Richard Louv, wie wir trotz Smartphone, Technik und Internet wieder mitten in der Natur leben können. Eine Fülle von Ideen und Projekten aus aller Welt, dazu Interviews und persönliche Berichte, verbunden mit Ergebnissen aus Neurobiologie, Ökopsychologie und Städtebau – sie alle zeigen uns die Natur als Mittel der Entschleunigung, als unverzichtbaren Ruhepol im hektischen Alltag. Erst wenn es uns gelingt, ihre Kräfte zu nutzen, wird es uns möglich sein, gesünder, stressfreier und wieder intensiver zu leben. Und der Naturdefizitstörung, an der immer mehr Menschen leiden, ein Ende zu setzen.

Leseprobe auf www.beltz.de


Perspektive der Umweltbildung

TITELTH EMA

Dialog der Generationen Zu erfahren, was ältere Menschen an Fertigkeiten und Wissen gesammelt haben, kann für junge Menschen wertvoll sein – auch und gerade in der Umweltbildung. Der BUND versucht die Generationen zusammenzubringen. Und das zu aller Nutzen.

staatliche Erhöhung des Rentenalters. Immer mehr ältere Menschen werden im Anschluss an ihr Berufsleben einen Zusatzerwerb suchen müssen. Mit diesen Anforderungen sollten sich Umweltbildungseinrichtungen langfristig auseinandersetzen.

Generation mit Erfahrung

D

ie Deutschen werden immer älter. Eine schlichte Wahrheit, die Politik und Gesellschaft vor gewaltige Herausforderungen stellt. Noch nie lebten so viele Generationen nebeneinander wie heute. Dies erzeugt Spannungen. Gleichzeitig eröffnet es Chancen: Die meisten Kinder lernen noch ihre Großeltern kennen, manche sogar ihre Urgroßeltern. Zudem haben immer mehr Menschen das Bedürfnis, sich nach ihrer Arbeitsoder Familienphase sinnvoll zu engagieren und dabei noch etwas hinzuzulernen. Dies gilt es für die Bildungsarbeit zu nutzen. 2050 wird in Deutschland vermutlich eine der ältesten Bevölkerungen der Welt leben. Die Zahl der über 65-Jährigen wird doppelt so hoch sein wie die der unter 20-Jährigen. Zwei weitere Trends gefährden die Solidarität der Generationen: Der rasante Schwund bezahlter Arbeit, der viele Menschen dazu zwingt, schon vor Eintritt der Rente in den Ruhestand zu gehen – und die

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BUNDmagazin [4-12]

Ältere Menschen können und wissen oft viel. Dieses Potenzial sollte für die Umweltbildung gewonnen werden. Erhalten interessierte und qualifizierte Ältere eine weiterhin sinnvolle Lebensperspektive, profitiert auch die Gesellschaft. Die dritte Lebensphase – das sind 20 Jahre und mehr, die vielen Menschen in Gesundheit und Aktivität geschenkt sind. Sie gilt es für den Einzelnen, aber auch die Gemeinschaft zu gestalten. Gerade in puncto »nachhaltiger Lebensstil« haben Ältere den Jüngeren viel voraus: Was Nachhaltigkeit heißt, muss ihnen niemand erklären. Sie überblicken lange Zeiträume und durchschauen nicht selten, wenn sich Politik und Wirtschaft in bloßem Aktionismus ergehen. Wenn ältere Menschen eine starke Beziehung zur Natur empfinden, hat dies ganz pragmatische Gründe: Nach dem Krieg war das Sammeln von Nahrungsmitteln und Rohstoffen keine Freizeitbeschäftigung, sondern Überlebensstrategie. Die Menschen waren zu einem nachhaltigen Lebensstil gezwungen und schonten Energie und Material. Man wusste Lebensmittel selbst zu erzeugen, zu verarbeiten und haltbar zu machen. Regionale, saisonale und meist naturschonend erzeugte Zutaten aus dem Garten oder vom Markt prägten den Speisezettel.

Generation mit Zuversicht Alle vier Jahre untersucht die große Shell-Jugendstudie, wie Deutschlands Nachwuchs tickt: zuversichtlich und selbstbewusst, lautete das Fazit 2010. Nicht der oft zitierte deutsche Pessimismus kennzeichnet die Kinder und Jugendlichen, sondern ein Glaube an die Zukunft wie bei kaum einer Generation zuvor. Und das, obwohl die Probleme unserer Zeit sehr wohl bewusst sind – die Wirtschaftskrise, das weltweite Artensterben, soziale Missstände oder die Bedrohung durch Kernkraft und Klimawandel. Viele setzen sich schon als Kind mit globaler Gerechtigkeit und Energieeffizienz auseinander, organisieren als Jugendliche politische Veranstaltungen und diskutieren in Onlineforen. Was sie eint, ist ein großes Interesse an der Welt, die sie umgibt, und ein unerschütterlicher Glaube an die Zukunft.


Nun wachsen junge Menschen heute in einer medialen und globalisierten Welt auf. Sie machen ganz andere Erfahrungen als ihre Eltern und Großeltern. Und sie haben seltener Gelegenheit, selbstständig und ausgiebig Natur und Umwelt zu erkunden und direkt zu erfahren. Die tägliche Daseinsvorsorge spielt für die meisten kaum eine Rolle. Auch die Schulen vermitteln vor allem Theorie und wenig lebenspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten. Doch genau um diese Fragen des Lebensstils und der sozialen Gerechtigkeit wird es künftig (wenn die Ressourcen knapper werden) bei einer nachhaltigen Entwicklung wieder verstärkt gehen.

Voneinander lernen Zwei Generationen, zwei sehr unterschiedliche Erfahrungshorizonte. Beide in der Umweltbildung zusammenzuführen, könnte vielversprechend sein. In einigen Bundesländern hat der BUND erste Modellprojekte entwickelt. Und siehe da: Der intergenerative Austausch von Wissen und Erfahrung gestaltet sich für beide Seiten spannend. Lebensfrohe, wissensdurstige Kinder treffen auf erfahrene und mitteilungsfreudige SeniorInnen. Zusammenhänge bekommen die Kinder authentisch und anschaulich vermittelt. Beispielhaft zeigt sich dies in den »Generationengärten« des BUND Koblenz (siehe BUNDmagazin 1/12). Diese Schulgärten werden von Schülern und älteren Menschen gemeinsam betreut. Mit Hilfe der »Senior-

trainer« können fehlende Kompetenzen im Lehrerkreis aufgefangen und Betreuungsengpässe während der Ferien überbrückt werden. Auch junge bayerische Naturschützer, die sich »BN 2.0« nennen, starteten letztes Jahr ein Projekt, das Alt und Jung zusammenbringt. Auf dem »Fest der Generationen« können alle ihre speziellen Fähigkeiten, ihr Wissen und ihre Leidenschaften an die jeweils andere Generation weitergeben. Typisch für viele lokale Bildungsveranstaltungen des BUND dürften die »Jahreszeitenwanderungen« in Regensburg sein. Ein Rentner der Kreisgruppe bietet sie Menschen aller Altersgruppen mit großem Erfolg an. Daneben richten sich einzelne Angebote unserer Umweltbildung gezielt an ältere Jahrgänge. So bietet das bayerische Projekt »Endlich Zeit für Natur« Menschen »um die 50« Gelegenheit, nach einer anstrengenden Berufsphase, intensiver Kindererziehung oder dem Aufbau einer Existenz wieder zur Ruhe zu finden – im Grünen. ( www.bund-naturschutz.de/wartaweil). Axel Schreiner … ist designierter Sprecher des Arbeitskreises Umweltbildung und leitet das Naturschutz- und Jugendzentrum in Wartaweil am Ammersee.

Auf dem Erlebnispfad in Bad Harzburg.

Wildkatzen auf der Spur Wildkatzen sind äußerst selten. Nur mit allergrößtem Glück bekommt man sie im Wald einmal zu Gesicht. Wer mehr über die scheuen Tiere wissen möchte, sollte sich auf einen der drei Wildkatzen-Erlebnispfade des BUND begeben. Bei Bad Harzburg in Niedersachsen, im Hochtaunus bei Ober-Mörlen (Hessen) und in Bad Herrenalb (Baden-Württemberg) führen sie große und kleine BesucherInnen durch abwechslungsreiche Wälder. Tauchen Sie ein in die Welt der heimlichen Waldtiger! Erfahren Sie, wie Wildkatzen leben, welche Lebensräume sie benötigen, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind und wie man sie schützen kann. Diese Informationen werden kompakt präsentiert und an jeder Station von spannenden Aktionsangeboten begleitet. Ein Audioguide rundet das interaktive Erlebnis mit kurzen, prägnanten Texten ab. So werden die Erlebnispfade zu einem spannenden Ausflugsziel – besonders für Familien und Schulklassen. Für alle,

die Kinder oder Erwachsene über den Erlebnispfad führen möchten, hat der BUND Hessen ein Handbuch vorbereitet, das sich auch als Reiseführer bewährt. Die drei Erlebnispfade sind die neueste Ergänzung unseres Bildungspakets rund um Wildkatze und Waldverbund. Es besteht aus einer Bildungsmappe für den Schulunterricht, dem Computerspiel »Katz und Maus«, verschiedenen Lehrfilmen und der »Biodiversitätskiste«. Mit ihr können Kinder und Jugendliche im Wald ihrem Forschergeist nachgehen.

Kontakt: Nehle Hoffer, Tel. (0 30) 2 75 86-4 18, nehle.hoffer@bund.net, www.bund.net /wildkatzenbildung

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TITELTH EMA

Lernort Schule

Umweltbildung nach Lehrplan? Wer mehr Natur und ökologische Zukunftsfähigkeit in die Schulen bringen will, sollte nicht (allein) den Weg über den Stundenplan gehen. Nachhaltiges Erleben von Tier und Umwelt findet in Projekten statt, meint der Bildungsexperte Christian Füller.

Kindern ihre natürliche Umwelt näherbringen – wie hier beim »Storchenspiel« des BUND Meiningen (Thüringen) –, gelingt auch außerhalb des Lehrplans.

ehrenvollen Forderungskatalog dieser Art aufgestellt: bund.net/umweltbildung _standpunkt Nichts gegen »obligatorisches Bioangebot in Mensen«! Aber vergessen wir den Lehrplan. Die Schlange derer, die ein weiteres ordentliches Schulfach fordern, ist lang. Alle haben sie gute Argumente: Von einer fest verankerten Schulstunde »Wirtschaft«, »Ernährung«, »Medien« erwarten sich die Lobbyisten Wunderdinge – sogar das Schulfach »Glück« ist derzeit en vogue. Den Lehrplan anzureichern ist eine alte deutsche Disziplin: Kein Land der Welt hat so penible, dicke, umfassende Lehrpläne wie die 16 deutschen Bildungsprovinzen. Unter Pädagogen und Bildungsforschern schlägt das Pendel längst zurück: Weniger ist mehr! Entrümpelt die Stundenpläne! Man denke nur an die berechtigten Proteste, als die Länder das Gymnasium um ein Jahr verkürzten – bei praktisch gleicher Stundenzahl.

Viele gute Ansätze

N

och nie war er so wertvoll wie heute: der direkte Kontakt des Kindes mit der Natur. Eltern wissen, dass diese Momente Mangelware geworden sind: Ein Kind läuft über eine Wiese, dreht einen Stein um, erlebt bewusst das Ökosystem Wald oder ist selbst dabei, wenn ein Kalb geboren wird. Natur, das ist für Kinder heute allzu oft homogenisierte Milch aus dem Tetrapak, eine Fototapete »Dolomitensee« oder – superabstrakt – die virtuelle Drachenzucht im Smartphone des Vaters. (»Papa, hast du die Drachen gefüttert?«) Der US-Autor Richard Louv fragte zu Recht, wann wir »Das letzte Kind im Wald« gesehen haben (so der Titel seines Buches). Er warnt vor einem »Natur-Defizit-Syndrom« – der körperlichen und seelischen Verarmung von Kindern, denen wir das Naturerlebnis entziehen. Studien zeigen, dass Schüler im Schnitt sechs bis sieben Stunden Medienkonsum vorweisen – täglich. Dass sie aber nicht mehr wissen, wie eine echte Kuh auf der Weide aussieht.

Noch ein neues Schulfach? In der Diagnose stimmen alle überein. Bei der Therapie greifen wir aber zu oft zu guten Vorsätzen – mehr mit den Kindern wandern, in den Zoo, an den See gehen … Oder zu drakonischen Forderungen – an den Staat. Die Schulen sollen das Thema Natur auf den Lehrplan setzen. Eine Schulstunde Ökologie/Naturerlebnis/ Waldspaziergang muss her, am besten mit Lehrern, die im Studium Forst-, Jagd- oder Wildhütermodule belegt haben, gern verpflichtend. Auch der BUND hat einen

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BUNDmagazin [4-12]

Nein, Nachhaltigkeit gibt es nicht nach Lehrplan. Beim Lernen heißt das Wundermittel Authentizität: Kinder sollten Natur selbst erleben, live. Die faszinierendste Biologiestunde ist nicht die aus dem Buch oder 3-D-Beamer, sondern wenn einem im Profikurs der Naturforscher eine Vogelspinne über die Hand kriecht; wenn das Schulgärtlein ein kleines Ökosystem ist – mit wucherndem (Un-)Kraut und Getier; wenn das Klassenzimmer für eine Woche zum autarken System wird, in dem die Stoffzu- und -abfuhr ins Gleichgewicht gebracht werden muss; oder wenn eine Kinder-NGO wie »plant for the planet« Milliarden von Bäumen pflanzen will – und ganze Schulen begeistert mitziehen. Im Verborgenen finden sich viel mehr gute Ansätze, als Statistiken der Kultus- oder Umweltminister zeigen können. Fächerverbindende ökologische Projekte gibt es nicht wenige, der Kampf um einen grünen Schulhof oder den letzten Baum setzt oft viel ökologische Energie frei. Gemeinsam ist all diesen Projekten eben nicht Dienst nach Vorschrift. Der Weg zur Nachhaltigkeit führt nicht darüber, den Lehrplan voll-, sondern den Stundenplan leerzuräumen: um mal ein Vogelnest zu erkunden, den ökologischen Fußabdruck einer Schule zu errechnen – oder die ganze Lernanstalt durch kontrolliertes Recycling oder Solarzellen auf dem Dach zukunftsfähig zu machen. Christian Füller … ist Bildungsredakteur der taz und Autor diverser Bücher über Lernen, etwa »Die gute Schule«. Er bloggt als »pisaversteher.de«.


Bundesfreiwilligendienst

Wir bilden weiter Seit einem Jahr gibt es den Bundesfreiwilligendienst. Seitdem vermittelt der BUND motivierte Menschen an Einsatzstellen, die Unterstützung bei ihrer Arbeit suchen. Umweltbildung gewinnt im Rahmen des Freiwilligendienstes mehr und mehr an Bedeutung.

Ü

ber 170 Bundesfreiwillige haben bereits einen Freiwilligendienst beim BUND begonnen. Das Feedback nach dem ersten Generationswechsel stimmt optimistisch. Unser Ziel, neues bürgerschaftliches Engagement für den Umwelt- und Naturschutz zu gewinnen, scheint sich zu erfüllen: Viele der ausgeschiedenen Freiwilligen bleiben ihrer Einsatzstelle nach eigener Aussage aktiv verbunden. Langfristig möchte der BUND den Bundesfreiwilligendienst als echte Bildungsmaßnahme etablieren. Mit Angeboten der Umweltbildung wollen wir den Freiwilligen Anerkennung zollen. Dafür sammeln und entwickeln wir Seminarangebote, die allen Altersgruppen offenstehen und den Wunsch nach fachlicher wie persönlicher Weiterbildung aufgreifen. Die Pflichtseminare im Rahmen des Freiwilligendienstes gestalten wir so, dass Themen der Umweltpolitik die Agenda bestimmen – von der Energiewende über die Mobilität bis zu Lebensstilen. In Seminaren, die wir allein konzipieren können, greifen wir bewährte Angebote auf: etwa konsumkritische Stadtführungen oder die Wildnisbildung im Nationalpark Harz. Dies übrigens so erfolgreich, dass sich schon Bundesfreiwillige anderer Verbände um eine Teilnahme bewarben. Indem wir das Potenzial vieler Bildungsprojekte stärker nutzen, soll der Bundesfreiwilligendienst auch als berufsqualifizierende Maßnahme an Profil gewinnen. Trainingskonzepte werden Umweltkompetenz

vermitteln – in Organisation und Kommunikation, in Umweltbildung und Fachwissen. Nun ist der Bundesfreiwilligendienst auch für Menschen interessant, die in der Mitte ihres Lebens stehen. Der Lehrplan berücksichtigt schon vorhandene Erfahrungen der Freiwilligen und hebt die Bedeutung lebenslangen Lernens hervor. Module unserer Weiterbildung werden wir auch anderen Ehrenamtlichen im BUND zur Verfügung stellen. Ganz im Sinne einer Empfehlung der deutschen Enquetekommission »Bürgerschaftliches Engagement«, umweltaktive Menschen besser zu qualifizieren. Victoria Muntendorf

In Zahlen Bundesfreiwillige beim BUND.

… betreut die BUND-Zentralstelle in Berlin, Tel. (0 30) 2 75 86-5 41, victoria.muntendorf@bund.net.

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Jörg Farys

AKTION

Unter dem Motto »Bauernhöfe statt Agrarindustrie« demonstrierten im Januar über 23 000 Menschen für eine bessere Agrarpolitik. Ein engagierter Hauptredner wird auch Anfang 2013 wieder der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sein.

Stoppt Tierfabriken und Agro-Gentechnik! Demonstration am 19. Januar 2013 um 11 Uhr, Berliner Hauptbahnhof, Washingtonplatz ehr Antibiotika in Tierfabriken, weniger Bauernhöfe. Weltweit mehr Hungernde, mehr Spekulationen auf Lebensmittel und mehr Getreide in Trögen und Tanks als auf den Tellern – das ist die Bilanz der Agrarindustrie.

M

2013 ist ein entscheidendes Jahr: In Deutschland wird gewählt und damit auch darüber abgestimmt, ob wir noch mehr Tierfabriken, Gentechnik und Agrosprit bekommen – oder aber eine Ernährungs- und Energiewende, die uns allen nutzt und nicht nur einer Handvoll Konzerne. Entschieden wird damit auch, ob die Märchen der Agrarindustrie legal bleiben und das Leid von Millionen Tieren weiter hinter Werbelügen versteckt werden darf. 2013 beschließen in Brüssel der EU-Ministerrat – und mit ihm die Bundesregierung – sowie erstmals auch das EU-Parlament, ob sie mit 60 Milliarden Euro pro Jahr weiter die Industrialisierung der Landwirtschaft subventionieren oder endlich umweltgerechte Alternativen fördern wollen.

Wir dürfen der Industrielobby nicht das Feld überlassen! Daher machen wir Druck auf die Bundesregierung für eine ökologisch-soziale Agrarwende. Wir fordern am 19. Januar vor dem Kanzleramt • Tierfabriken sowie den Missbrauch von Antibiotika zu stoppen, • Subventionen an soziale, an ökologische und an Tierschutz-Kriterien zu binden, • Faire Regeln durchzusetzen, statt die Agrarmärkte weiter zu liberalisieren, • Heimisches Futter statt Gentech-Soja zu fördern, • Spekulationen mit Lebensmitteln und die Exportförderung zu beenden. Wir schätzen die tägliche Arbeit der Menschen auf den Bauernhöfen. Sie müssen im Zentrum von Reformen stehen! Demonstrieren Sie mit uns! Je mehr Menschen sich sichtbar für eine bessere Landwirtschaft einsetzen, desto eher erreichen wir unsere Ziele gegen die Lobby der Agrarindustrie.

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Schorfheide-Chorin

BIOSPHÄR E

Mehr wäre möglich und nötig Im Nordosten Brandenburgs liegt seit 1990 das rund 1 300 Quadratkilometer große Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Einst galt es als Flaggschiff der deutschen Biosphären. Doch eine Überprüfung durch die UNESCO hat jüngst deutliche Defizite ergeben.

Großschutzgebiete, genauso wie die 53 Libellenarten. Die dünn besiedelte Region beherbergt eine beeindruckende Lebensfülle. Dank intensiver Forschung der nahen Hochschule Eberswalde ist sie gut dokumentiert.

Kritik der UNESCO

Herbst im Grumsin, Teil des Weltnaturerbes »Alte Buchenwälder Deutschlands«.

N

eben einer großen umgestürzten Buche zeichnet sich eine kreisrunde Mulde auf dem Waldboden ab. Fein säuberlich hat hier ein Dachs alle Blätter beiseite geschoben und seine nächtliche Toilette verrichtet. Einige Meter weiter hebt meine kundige Begleiterin eine große Flaumfeder auf: »Die ist vom Seeadler!« Wir befinden uns am Rande des Weltnaturerbes »Buchenwald Grumsin«. Zwischen grauen Stämmen glitzert der Buckowsee. Noch frischgrün sprießen am Ufer die Blätter des Wasserschierlings. Weil kürzlich ringsum alte Gräben geschlossen wurden, haben einige Buchen nasse Füße bekommen. Ein Kleinspecht ruckt die toten Äste hinauf, der Ruf eines Schwarzspechts dringt aus dem rostroten Kronendach. An Naturschätzen fehlt es nicht im Biosphärenreservat »Schorfheide-Chorin«. Nur einige Kilometer südlich liegt das 1 200 Hektar große Plagefenn, in seiner Mitte das älteste deutsche Naturschutzgebiet, ein seit über hundert Jahren ungenutzter Buchen- und Bruchwald. Grumsin und Plagefenn zählen zur Kernzone der Biosphäre und zu den Juwelen ihrer ausgedehnten Wälder. Eine Fahrtstunde nördlich von Berlin hat die Eiszeit eine reizvolle Landschaft modelliert, mit schroffen Höhen und sanften Senken. 356 Seen, viele Moore und zahllose Kleinstgewässer sind darin eingebettet. Über 400 Kranichpaare brüten hier, ein Rekord für deutsche

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Trotz einiger Reste urwüchsiger Natur ist die Gegend zwischen Eberswalde und Schwedt, Angermünde und Templin vor allem eine Kulturlandschaft. Ihre Zukunft ist darum in einem Biosphärenreservat bestens aufgehoben. Doch wird »Schorfheide-Chorin« den hohen internationalen Ansprüchen an ein Modellgebiet für Nachhaltigkeit gerecht? Gelingt es hier, das Miteinander von Mensch und Natur beispielhaft zu gestalten? Eine Kommission hat dies jüngst im Auftrag der UNESCO überprüft – und viele Versäumnisse moniert. Auf Kritik stieß vor allem die Politik der Brandenburger Landesregierung. Zu oft missachte sie die Ziele der Biosphäre, wenn sie Straßen ausbaue, große Schweineställe oder Stromtrassen im Gebiet plane. Auch sei die Wasserqualität vieler Seen gesunken, ein Fakt, den sich ebenfalls die Landespolitik zuzuschreiben hat: Um die Fischerei ökologischer auszurichten, fehlt es am Einvernehmen zwischen Umwelt- und Agrarministerium. Doch wo, wenn nicht im Biosphärenreservat, wäre der Ort, um nachhaltige Wirtschaftsformen zu entwickeln?

Zu wenig Personal Schließlich gehen auch massive Personalkürzungen auf das Konto des Landes. Von einst 25 Naturwächtern (und einer Vielzahl ABM-Kräften) sind nur 13 geblieben. Naturschutzgegner wie die, die im September in der Randzone des Weltnaturerbes Grumsin gleich sechsmal Schutt in den Buchenwald kippten, brauchen in dem weitläufigen Gelände keine Entdeckung mehr zu fürchten. Auch häufen sich die Störungen durch Surfer, Ballonfahrer oder wilde Camper. Sie zu ahnden fehlt das Personal. Einschnitte gibt es zudem bei der Landschaftspflege, und Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit leiden ebenfalls. In Schulen oder auf Dorffesten kann die Biosphäre nicht mehr wie früher für ihre Ziele werben. In der Verwaltung hat sich die Zahl der Mitarbeiter halbiert, desgleichen die Stelle des Leiters selbst: Hartmut Kretschmer, Abteilungsleiter im Landesumweltamt, hat seit März 2011 auch die Leitung des Biosphärenreservates inne, er pendelt zwischen beiden Arbeitsorten hin und her. Diese bundesweit einmalige Konstruktion wird offenkundig weder den betroffenen Mit-


arbeitern noch den komplexen Aufgaben der Modellregion gerecht. Kretschmer selbst sieht in der Doppelbelastung keine Lösung auf Dauer.

Hochwertige Erzeugnisse Die aber wäre der Schorfheide zu wünschen. So hätte zum Beispiel das Prüfzeichen als ein Kernstück der Biosphäre wieder mehr Aufmerksamkeit verdient. Über 80 regionale Erzeuger, Handwerker, Händler oder Gastronomen sind seit 1998 für die Naturverträglichkeit und Qualität ihres Angebots ausgezeichnet worden. Doch seit einiger Zeit kümmert sich niemand mehr recht um mögliche Neuanwärter. So ist Angermündes einziger Bioladen – in Sichtweite der Verwaltung – noch ohne Prüfzeichen. Hier müsste dringend wieder mehr Überzeugungsarbeit geleistet werden. Gerade Schorfheide-Chorin ist für seine hochwertigen Erzeugnisse bekannt geworden. In seinen Grenzen liegt das mit 12 000 Hektar größte geschlossene Bioanbaugebiet Europas. Auf die Nachfrage aus dem nahen Berlin hat sich vor allem das Ökodorf Brodowin eingestellt. Der dortige Demeterhof versorgt speziell mit seinen Milchprodukten zahllose Hauptstädter – und über einen Hofladen das ganze Jahr Einheimische und Ausflügler, die die reizvolle Umgebung erkunden. Mit dem Forschungsprojekt »Naturschutz in der Landwirtschaft« hat die Biosphäre in den 90er Jahren zudem Wegweisendes geleistet. Wo sonst als rund um Brodowin ließe sich heute besser zeigen, wie sich nachhaltiger Landbau und Artenschutz verbinden lassen?

Giftspritze und Übernutzung Nicht überall ist die Welt so heil. Worunter der Modellanspruch so vieler deutscher Biosphärenreservate leidet, ist auch in der Schorfheide zu besichtigen. Auch hier gibt es sie, riesige Maisfelder und vergilbte Äcker, denen mit der Giftspritze alles Grün ausgetrie-

ben wurde. Die Verwaltung muss tatenlos zusehen, wird doch der Rahmen der landwirtschaftlichen Praxis wie überall im fernen Brüssel abgesteckt. Eigenes Geld, um den ökologischen Landbau zu fördern, hat das Biosphärenreservat heute nicht mehr zur Hand. Auch in einigen wertvollen Wäldern wird das Gebot der Nachhaltigkeit verletzt. Vermögende Privatleute haben seit der Wende Tausende Hektar Wald gekauft. In ihnen wird heute Holz gemacht wie seit Jahrzehnten nicht, stellenweise ragen nur noch Einzelbäume in den Himmel, von einem geschlossenen Wald keine Rede mehr. Gleichzeitig streuen Traktoren großflächig Mais und Hafer für das Wild aus. Hier wird fraglos gegen die »gute forstliche Praxis« verstoßen, von den Zielen der Biosphäre ganz zu schweigen. Doch wieder fehlt es der Verwaltung an Personal und politischer Unterstützung, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Es wäre zu schade, wenn es dabei bliebe. Der BUND setzt sich dafür ein, dass das Biosphärenreservat »Schorfheide-Chorin« künftig wieder mehr aus seinen reichen Möglichkeiten machen kann. Severin Zillich

Fotos: BR Schorfheide-Chorin

E. Henne

Gegensätze: Die »Vermaisung« macht auch vor den Grenzen des Biosphärenreservats nicht halt. Dennoch brüten in keinem anderen deutschen Großschutzgebiet derart viele Kraniche. Ganz rechts das Informationszentrum »Blumberger Mühle«.

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Als Fahrtziel Natur ist die Schorfheide (auf Initiative auch des BUND) bestens per Bahn erreichbar: www.fahrtziel-natur.de


Gesundheit

RATGEBER

Nichts für Kinder: PVC Turnmatten, Fußbodenbeläge, Spielzeug, Gummistiefel, Gymnastikbälle – im Kindergarten sind viele Dinge aus Weich-PVC. Schön praktisch, aber auch ganz schön ungesund. Denn häufig verstecken sich darin gesundheitsschädliche Weichmacher. Wie kann man sie vermeiden?

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iele deutsche Kitas sind hoch mit Phthalat-Weichmachern belastet. Das ergaben BUND-Analysen von bundesweit über 200 Kindergärten. Die analysierten Stoffe wirken ähnlich wie körpereigene Hormone. Sie können das Hormonsystem des Körpers durcheinanderbringen. Besonders gefährdet sind Föten im Mutterleib und Kleinkinder, da das Hormonsystem die körperliche und geistige Entwicklung steuert. Weichmacher werden unter anderem mit Missbildungen der Geschlechtsorgane, verfrühter Pubertät und späteren Störungen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.

Nicht fest gebunden

Reinhard Blumenschein

Durchschnittlich fanden sich in den Kitas deutlich mehr Weichmacher als in normalen Haushalten. Wahrscheinlich weil hier so viele Produkte aus Weich-PVC verwendet werden – von der Tischdecke aus Wachstuch bis zum Bodenbelag. Der harte, spröde Kunststoff PVC wird durch Weichmacher elastisch. Das Problem: Sie sind nicht fest im Plastik gebunden und gasen mit der Zeit aus. Sie gehen in die Atemluft oder den Hausstaub über und werden von Kindern eingeatmet, verschluckt oder direkt über die Haut aufgenommen. In Kinderspielzeug sind bestimmte Weichmacher verboten. Diese finden sich aber in vielen anderen Dingen, mit denen Kinder tagtäglich in Berührung kommen. Dänemark will deshalb auf nationaler Ebene vier

besonders schädliche Weichmacher in allen Produkten des Innenraums verbieten. Deutschland wartet ab.

Zehn Tipps für Kitas und Kinderzimmer Um Kinder zu schützen, empfiehlt der BUND Eltern und ErzieherInnen auf einige Dinge zu achten: • Meiden Sie Produkte aus Weich-PVC. Sie sind teils mit dem Kürzel »PVC«, der Bezeichnung »Vinyl« oder dem Recyclingcode »3« versehen. • Überprüfen Sie die üblichen Verdächtigen: Fußbodenbeläge, Vlies- oder Vinyltapeten, Turnmatten, Duschvorhänge, abwaschbare Tischdecken, (Gymnastik-) Bälle, Kunstledersofas, Regenbekleidung, aufblasbares Wasserspielzeug. • Wenn es Plastik sein muss: Greifen Sie zu Kunststoffen, die auch ohne Weichmacher elastisch sind, wie Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE). • Auch Farben, Lacke oder Klebstoffe können Weichmacher enthalten. Schadstoffarme Produkte tragen den »Blauen Engel«. • Achten Sie beim Spielzeugkauf auf Gütezeichen. Der BUND empfiehlt das GS- und »spiel gut«-Siegel. • Weniger ist mehr: Kaufen Sie lieber weniger und dafür qualitativ hochwertige Produkte. • Lebensmittel können ebenfalls Quellen von Weichmachern sein. Greifen Sie wann immer möglich zu frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, die nicht in Plastik eingeschweißt sind. • Haken Sie beim Hersteller nach, ob ein Produkt besonders gefährliche Stoffe enthält. Die europäische Chemikalienverordnung REACH verpflichtet die Unternehmen, Ihnen kostenlos zu antworten. Mit dem Anfragegenerator des BUND ist die Giftfrage ganz einfach: www.bund.net/giftfrage • Vertrauen Sie Ihrer Nase: Plastikprodukte, die stark riechen, enthalten ausgasende Stoffe. Diese am besten gar nicht erst kaufen! • Sorgen Sie für gutes Klima: Auch durch häufiges Lüften und Feuchtwischen mindern Sie die Schadstoffbelastung des Innenraums. Unser neuer »Ratgeber für PVC-freie Kindergärten und Kinderzimmer« gibt Tipps, wie Sie Weich-PVC erkennen und vermeiden können. Eine Liste mit PVCfreien Kitaprodukten erleichtert den Einkauf. Die Broschüre erhalten Sie gratis im BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bestellung@bundladen.de. Sarah Häuser … gehört zum Chemieteam der BUND-Bundeszentrale.

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Bürgerbeteiligung online

ZU R ZEIT

Heute schon abgestimmt? Bürgerhaushalte, Liquid Democracy, Politiker-Chats, Online-Sprechstunden – die Politik buhlt um Online-Resonanz. Und die BürgerInnen? Sie wollen beteiligt werden und sich engagieren, so das Ergebnis aktueller Studien. ie Piraten haben »Liquid Democracy« salonfähig gemacht – die offene Abstimmung ihrer Programme im Netz. Inzwischen haben andere Parteien nachgezogen. Der Bundestag ermöglicht uns auf der Plattform der Enquete-Kommission »Internet und digitale Gesellschaft« Anträge und Initiativen digital zu bewerten und zu kommentieren. Und das Bundesverkehrsministerium hat kürzlich eine Beteiligung am Bundesverkehrswegeplan 2015 angeboten.

Noch in den Kinderschuhen steckt die Plattform »Offene Kommune«, die Politik, Verwaltung, Bürger, Verbände und Initiativen ins Gespräch bringen soll. Ein Beispiel: www.stuttgart.offenekommune.de

VRD - Fotolia

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Kommunen online Die Kommunen sind schon länger online aktiv. In einem ersten Schritt stellten sie ihre Serviceleistungen ins Internet – Schlagwort »E-Government«. Seitdem können wir viele Behördengänge online abwickeln: mit digitaler Terminvergabe, E-Mail-Sprechstunden und dem Download von Formularen und Anträgen. Seit wenigen Jahren wagen die Kommunen einen zweiten Schritt: Sie fragen ihre BürgerInnen. Angesichts knapper Kassen können wir etwa in Bürgerhaushalten mitentscheiden, ob die Kommune eher Straßen sanieren oder neue Spielplätze einrichten soll. Inzwischen gibt es weit über hundert Bürgerhaushalte in Deutschland. Auch bei lokalen Bau- und Planungsvorhaben laden uns Kommunen zur E-Partizipation ein.

Mehr Mode als ernster Wille

Der BUND vernetzt

Zur Euphorie besteht allerdings kein Anlass. Nicht immer profitieren wir, wenn unsere Kommune das Online-Angebot ausbaut. Mehr Online-Service heißt oft: weniger Sprechstunden und weniger direkter Kontakt. Wer das Internet nicht nutzt, hat Pech gehabt. Oft wird der E-Dialog auch als Scheindialog geführt – nach dem Motto: »Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Aber wir machen weiter wie bisher.« Nicht zuletzt lassen komplizierte Anmeldeverfahren, knappe Fristen und unverständliches Amtsdeutsch den Wunsch nach Beteiligung schnell vergehen.

Es tut sich also etwas. Allerdings ist die virtuelle Welt nicht die ganze Welt. E-Partizipation kann politisches Handeln in der Offline-Welt nicht ersetzen. Und E-Partizipation darf keine politische Spielwiese sein: Sie darf nicht unterschätzt werden als Chance zu informieren, zu kommunizieren und für Veränderungen zu mobilisieren. Das ist der Ausgangspunkt des BUND-Projekts »Bürgerbeteiligung für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort«. Wir wollen damit die, die sich für den Schutz von Natur und Umwelt engagieren möchten, vernetzen und ihre Einmischung in die Kommunalpolitik fördern. Aktuell arbeitet das Projektteam an einem Ratgeber zur Bürgerbeteiligung und an Tools, die – integriert in den Webauftritt von BUND-Gruppen – Kommunikation und Vernetzung, Engagement und zeitlich begrenzte Mitmachmöglichkeiten fördern sollen. Norbert Franck und Franziska Petruschke

Geht doch! Zum Schwarzsehen besteht allerdings auch kein Grund. Es gibt Initiativen und Kommunen, die in die richtige Richtung gehen. So das Portal www.frankfurt-gestalten.de, das BürgerInnen ins Leben gerufen haben. Hier können FrankfurterInnen Anträge ihrer Stadtbeiräte kommentieren und eigene Initiativen starten – etwa um Lärm und Lichtverschmutzung zu mindern oder Fahrradstellplätze auszubauen. Eine übersichtliche Karte der Stadt zeigt alle Projekte und ermöglicht schnelle Orientierung und Teilhabe.

Norbert Franck leitet die Öffentlichkeitsarbeit des BUND, Franziska Petruschke ist die Online-Expertin im Projekt »Bürgerbeteiligung für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort«; Kontakt: buergerbeteiligung@bund.net, www.bund.net/buergerbeteiligung

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pixelio.de/Albrecht E. Arnold

ZU R ZEIT

Donaunebel bei Zwiefalten (Kreis Reutlingen).

Ausbau des Stromnetzes

Weniger ist mehr Für die Energiewende muss das deutsche Stromnetz um- und ausgebaut werden. Doch der Bedarf ist weit geringer, als uns die Netzbetreiber glauben machen. Und die Chancen des neuen Planungsverfahrens drohen ungenutzt zu bleiben.

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er Ausbau des Stromnetzes ist nötig. Um den Strom aus erneuerbaren Energien dorthin zu leiten, wo er gebraucht wird. Um unser Stromsystem flexibler zu gestalten. Und um den Bedarf an neuen fossilen Kraftwerken zu senken. Sinnvoll aber ist der Ausbau nur, wenn er Teil eines Gesamtkonzepts ist, das unser Energiesystem an eine effiziente Nutzung erneuerbarer Energien anpasst. Im Sommer 2011 wurde das Verfahren der Netzplanung neu geregelt. Mehr Transparenz und öffentliche Beteiligung, so lautete das erklärte Ziel. Bis Anfang November ließ die Bundesnetzagentur den Ausbauplan der Netzbetreiber beraten. Bis Jahresende hat sie eine Beschlussvorlage an den Bundestag zu liefern, der ihr dann als »Bundesbedarfsplan« Gesetzeskraft verleiht.

Planung überdimensioniert Der von den Betreibern geplante Ausbau geht aus Sicht des BUND weit über den Bedarf hinaus. Er ist viel zu sehr auf einen starken Ausbau der Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee ausgelegt. Nicht ausreichend wird dagegen der Ausbau der Windenergie an Land berücksichtigt, speziell in Süddeutschland. Auch wenn oft anderes behauptet wird: Der beabsichtigte Netzausbau dient nicht allein dem Ausbau erneuerbarer Energien. Er dient gleichzeitig dazu, den europäischen Stromhandel anzukurbeln und Kohlekraftwerke besser auszulasten. Viele Möglichkeiten der Flexibilisierung, die den Ausbaubedarf verringern könnten, bleiben hier unberücksichtigt.

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Schlecht beteiligt Schon lange fordert der BUND die Stromnetze transparenter zu planen – mit umfangreicher öffentlicher Beteiligung und einer strategischen Umweltprüfung in dieser frühen Phase, die alle vernünftigen Alternativen einbezieht. Deshalb haben wir das neue Planungsverfahren begrüßt und uns in den letzten Monaten intensiv beteiligt. Doch nach einem Jahr Praxiserfahrung stellen wir fest: Die Chance wird nicht genutzt. So wird weiter nicht ausreichend geprüft, wie wir den Ausbau des Stromnetzes begrenzen können. Und die Beteiligung der Öffentlichkeit hat die Planung bisher so gut wie gar nicht inhaltlich zu ändern vermocht. Der BUND fordert daraus Lehren zu ziehen. Es müssen Alternativen geprüft werden, die den Ausbaubedarf des Stromnetzes reduzieren. Und die öffentliche Beteiligung muss erkennbaren Einfluss haben. So fordert der BUND genau zu untersuchen, wie neue Stromleitungen umweltverträglich geplant und die gesundheitlichen Gefahren und Risiken durch elektromagnetische Felder wirksam begrenzt werden können. Die Bundesnetzagentur darf bei der Aufstellung des ersten Bedarfsplans keine Fakten schaffen, die sich später nur schwer korrigieren lassen. Der Plan der Netzbetreiber ist als Grundlage untauglich. Nötig ist eine klare energiewirtschaftliche Priorisierung der Strecken – so dass ein Bedarf eindeutig nur für die Strecken erklärt wird, die wir für die Energiewende benötigen. Wilfried Kühling und Thorben Becker Wilfried Kühling ist der Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats, Thorben Becker der Energieexperte des BUND in der Bundesgeschäftsstelle. Mehr zum Thema »Netzausbau« unter www.bund.net/stromnetz


1393 kostbare Kilometer – schützen Sie als Pate das Grüne Band!

Grünes Band

Bahn frei Deutschlands größter länderübergreifender Biotopverbund erlaubt es Tieren und Pflanzen zu wandern und sich auszubreiten. Jetzt wird das Grüne Band noch stärker verknüpft.

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it über 1 200 bedrohten Tier- und Pflanzenarten ist das Grüne Band ein wichtiges Refugium der biologischen Vielfalt. An ihm entlang können Fischotter, Wanstschrecke und Co. noch wandern und sich ausbreiten. Lokale und regionale Populationen werden so gestützt, der langfristige genetische Austausch ist gesichert. Der BUND will diesen nationalen Biotopverbund mit seinen Landesverbänden in Sachsen-Anhalt und Thüringen stärken. An zwei bis drei Stellen, wo intensive Landnutzung das Grüne Band durchtrennt, planen wir Flächen zu kaufen und natürlicher zu gestalten. Unser Projekt »Lückenschluss Grünes Band« macht den Weg wieder frei für Fauna und Flora. Das Bundesamt für Naturschutz stellt dafür fünf Jahre lang Geld aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt bereit.

Lebensräume verbinden Damit nicht genug. Um unsere Artenvielfalt zu retten, benötigen wir ein bundesweites Netz von Lebensräumen. Das Grüne Band dient hier als zentrale Achse, von der aus dieses Netz geknüpft werden kann. Der BUND will Querverbindungen zu weiteren naturnahen Gebieten beiderseits des Grünen Bandes herausarbeiten. Deutsche Teilung und Wiedervereinigung, das ist besonders für junge Menschen, die diese Zeit persönlich nicht erlebt haben, ferne Geschichte. Um die Erinnerung lebendig zu halten und Interesse für das gemeinsame Naturerbe zu wecken, setzt der BUND verstärkt auf neue Medien wie Facebook und YouTube. Vernetzung und Vielfalt, der Wunsch nach Freiheit und intakter Natur – diese Botschaft des Grünen Bandes sollte auch junge Menschen ansprechen. Uwe Friedel und Liana Geidezis … betreuen den Lückenschluss im Projektbüro des BUND, gruenesband@bund-naturschutz.de, www.gruenesband.info

Grünes-Band-Patenschaft Dr. Manfred von Mustermann BUND die Vielfalt der Natur und den schützt und erhält gemeinsam mit dem langen ehemaligen Reichtum seltener Arten am 1.393 Kilometer innerdeutschen Grenzstreifen.

Prof. Dr. Hubert Weiger BUND-Vorsitzender

Nur mit Ihrer Hilfe kann das Grüne Band überleben! Landwirtschaftliche Nutzung und Straßenbau drohen Deutschlands grüne „Lebenslinie“ zu zerstückeln. Mit Ihrer Spende können wir den einzigartigen Biotopverbund Grünes Band nachhaltig schützen und erhalten.

Werden Sie Pate des Grünen Bandes! Ab einer Spende von 5 Euro monatlich erhalten Sie Ihre persönliche Patenschaftsurkunde. Schicken Sie uns einfach den Coupon in einem Umschlag zurück. Oder werden Sie Pate unter: online www.bund.net/patenschaften E-Mail dasgrueneband@bund.net Telefon (0 30) 2 75 86-4 29. Herzlichen Dank!

Grünes-Band-Patenschaft mit persönlicher Patenurkunde Ja, ich möchte das Grüne Band dauerhaft als Pate unterstützen und genehmige dem BUND den Einzug von monatlich € (mindestens 5 €). Die Abbuchung von meinem unten genannten Konto soll jährlich halbjährlich vierteljährlich monatlich erfolgen. Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Ort Telefon (bitte für Rückfragen angeben) Kontonummer Bank, Bankleitzahl

www.leidorf.de

Datum, Unterschrift

Das Grüne Band zwischen den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Eisenach.

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Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für den BUND e. V. elektronisch erfasst und gegebenenfalls durch Beauftragte des BUND e. V. auch zum Zweck vereinsbezogener Information und Spendenwerbung verarbeitet und genutzt. Ihre Daten werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben.

Bitte senden Sie den Coupon an: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Das Grüne Band, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin


Kampf dem Flächenfraß

Naturzerstörung besser ausgleichen Der BUND beteiligt sich derzeit daran, die »Eingriffsregelung« bundesweit zu reformieren – damit Eingriffe in die Natur (wenn sie nicht zu vermeiden sind) künftig wirksamer kompensiert werden.

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ichts schützt die biologische Vielfalt und damit unsere Lebensqualität besser als die Maßgabe, jegliche überflüssige Eingriffe zu vermeiden. Doch so lange Menschen leben, greifen sie in die Natur ein. Um den entstandenen Schaden zu mindern, gibt es im deutschen Naturschutz die »Eingriffsregelung«: Wer Natur beschädigt oder zerstört, sollte dafür einen raschen und möglichst umfassenden Ausgleich oder Ersatz schaffen. Wird also ein Haus ins Grüne gesetzt oder eine Straße gebaut, ist Natur anderswo in ähn-

unersetzliche Lebensräume für zahllose Arten. 80 Prozent dieses Flächenverbrauchs gehen auf Kosten des Siedlungsbaus. Ein neuer »Werkzeugkasten« soll nun das Wirrwarr verschiedener Eingriffsregelungen beenden – und bundesweit einheitlich regeln, wie Naturzerstörung zu kompensieren ist. Der BUND ist an der Reform beteiligt und versucht kritisch und konstruktiv das Beste für die Natur herauszuholen.

Fläche ist endlich

Straßen.NRW/Petra Schumacher

ZU R ZEIT

lichem Umfang wiederherzustellen. So werden Wälder aufgeforstet, artenreiche Wiesen angelegt oder neue Lebensräume für bedrohte Arten geschaffen. Je seltener und wertvoller das beschädigte Naturgut ist, desto mehr ist an anderer Stelle zu kompensieren. Maßstab für den Ausgleich ist, die Funktionen des zerstörten Naturgutes zu ersetzen. Das aber ist nicht immer möglich oder würde Hunderte (Wald) bis Tausende Jahre (Moor) dauern. Aus gutem Grund muss daher die Vermeidung von Eingriffen Vorrang haben – eine Regel, die in der Praxis zu oft nicht beachtet wird. Der dauerhafte Verlust von Natur und Landschaft, von Lebensräumen, Agrar- und Waldflächen durch Straßen und Siedlungen gehört im dicht besiedelten Deutschland immer noch zu den gravierendsten Umweltproblemen. Obwohl die Bevölkerung altert und schrumpft, verliert unser Land jedes Jahr über 30 000 Hektar Felder, Wiesen und Wälder – und damit

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Das Gesetz schreibt vor, Eingriffe in die Natur nach Möglichkeit zu vermeiden. Weil dies oft vernachlässigt wird, müssen Planungs-, Infrastruktur- und Baurecht neu gefasst werden. Klar muss daraus hervorgehen: Fehlen Flächen und Maßnahmen, um einen Eingriff angemessen zu kompensieren, ist ein Punkt erreicht, wo neue Bauten und neue Versiegelung nur noch dort möglich sind, wo der Boden bereits versiegelt ist und Bauwerke recycelt werden können. Denn Fläche ist nun mal endlich! Werden Natur und Landschaft durch eine Baumaßnahme dennoch dauerhaft geschädigt, ist der Verlust ebenso dauerhaft zu ersetzen. Dies ist auch auf bewirtschafteten Flächen möglich – etwa in Gestalt blütenreicher Ackerrandstreifen oder einer extensiven Wiesennutzung. Für unsere Arbeit vor Ort heißt das: Ist ein Eingriff nicht zu verhindern, so muss die Kompensation Sinn ergeben und funktionieren. Oft ist die lokale BUNDGruppe am besten in der Lage, Maßnahmen vorzuschlagen, die auch wirklich dem Naturschutz dienen – und zu überprüfen, ob sie umgesetzt werden. Im besten Fall stärkt dies nicht nur die Naturschutzbehörden, sondern auch »Natura 2000«, das europäische Netz geschützter Lebensräume. Magnus Wessel … ist stellvertretender Leiter der Naturschutzpolitik des BUND. Mehr zu unserem Einsatz gegen Naturzerstörung und Flächenfraß: www.bund.net/flaechenverbrauch

Das Naturschutzreferat des BUND sammelt Positivbeispiele: Wo ist die Eingriffsregelung so umgesetzt worden, dass sie den Naturschutz vor Ort stärken konnte? Bitte senden Sie Ihren Praxisbericht an den BUND, Magnus Wessel, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, magnus.wessel@bund.net


Wo ist Nano drin?

AKTIV

Neu: nanowatch.de

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iele Artikel unseres täglichen Bedarfs – Kleidung, Kosmetika oder Reinigungsmittel – enthalten Nanopartikel, ohne dass dies deutlich wird. Dabei sind Risiken und Nebenwirkungen nicht auszuschließen. VerbraucherInnen sollten deshalb frei entscheiden können, ob sie Nanoprodukte kaufen möchten. Unter nanowatch.de können Sie einfach herausfinden, welche Produkte Nanomaterial enthalten. Dort sammelt und veröffentlicht

der BUND Nanoprodukte in einer Datenbank – inzwischen über 1000. Besonders praktisch: Die Seite ist jetzt auch mobil verfügbar, optimiert für Smartphones. Unterwegs beim Einkaufen hat man die Datenbank so immer dabei. Neu ist außerdem das Produkt des Monats: Wir stellen Ihnen besonders ärgerliche oder skurrile Nanoprodukte ausführlich vor. Den Anfang machte die Feuchtigkeitscreme »Nivea for men intensive«. Sie enthält Nano-Titandioxid,

das als schädlich für Wasserlebewesen gilt. Beim Händewaschen, Baden und Duschen gelangt die Creme von der Haut in den Wasserkreislauf. Negative Folgen für unsere Umwelt sind deswegen nicht ausgeschlossen.

Gentechnik in Lebensmitteln

Nulltoleranz verteidigt

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nbemerkt von der Öffentlichkeit sollte in diesem Sommer ein echtes Schurkenstück über die Bühne gehen: Die EU-Kommission wollte uns VerbraucherInnen gentechnisch veränderte Organismen ins Essen mischen, bis zu einer Grenze von 0,1 Prozent. Organismen, die in der EU verboten sind. Eine Kennzeichnung war nicht geplant. Somit wäre es unmöglich

gewesen zu erfahren, welche unsrer Lebensmittel illegale Genkonstrukte enthalten. Dem BUND ist es gelungen, Ilse Aigner auf seine Seite zu ziehen. Die Verbraucherschutzministerin hat sich in Brüssel frühzeitig in unserem Sinne positioniert und damit vorerst einen Durchmarsch von EU-Kommission und Gentechnik-Lobby verhindert.

Deutscher Naturschutzpreis

50 Jahre »Silent Spring«

Gratulation!

Plakat und Postkarten

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anz knapp vor dem Druck dieser Ausgabe wurde bekannt: Heidrun Heidecke, die Naturschutzkoordinatorin des BUND, bekommt den Deutschen Naturschutzpreis! Überreicht wurde er am 29. Oktober in Bonn – in Würdigung der außerordentlichen Verdienste, die sich Heidrun Heidecke speziell für die Natur in der Goitzsche-Wildnis der BUNDstiftung erworben hat. Der BUND gratuliert ihr sehr herzlich!

um 50. Mal jährte sich 2012 das Erscheinen des Buches »Silent Spring« (Der stumme Frühling) von Rachel Carson. Sie erzählt darin von einer fiktiven US-Kleinstadt, deren Tiere und Pflanzen durch den Einsatz von Pestiziden nach und nach verschwinden. Es dauert nicht lang, dann erkranken auch die Menschen. Das Buch löste in den USA eine heftige Debatte aus und führte zum Verbot des Pestizids DDT. Bis heute ist die Geschichte von »Silent Spring« hochaktuell. Der Einsatz von Pestiziden in unserer Landwirtschaft hat bedenkliche Ausmaße angenommen. Besonders gefährlich wirkt eine neue Form von

Zwar lassen die einschlägigen Kreise nicht locker. Der BUND aber hat nun Zeit, weitere Verbündete zu gewinnen. Mit Rewe hat sich auf unsere Initiative hin eine große und EU-weit tätige Lebensmittelkette öffentlich dafür ausgesprochen, die Nulltoleranz beizubehalten. Heike Moldenhauer, Tel. (0 30) 2 75 86-4 56, heike. moldenhauer@bund.net, www.bund.net/gentechnik

Pestiziden, die »Neonikotinoide«. Indem sie flächendeckend Insekten töten, entziehen sie Vogelarten wie der Feldlerche die Nahrungsgrundlage. Die Werbeagentur VSF&P hat den Einsatz des BUND gegen diese Praxis kostenfrei mit Postkarten und einem Plakat ( ) unterstützt. Plakat und Postkarten erhalten Sie im BUNDladen unter Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bundladen @bund.net

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Rettet die Wildkatze

Delegiertenversammlung

Katze im Korridor entdeckt

Gäste willkommen

Thomas Stephan

AKTIV

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um ersten Mal konnten Experten des BUND eine Wildkatze in einem unserer Korridore nachweisen – zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald. Damit hat nun die Strategie, isolierte Lebensräume der bedrohten Wildkatze mit Büschen und Bäumen zu vernetzen, ihren Praxistest bestanden!

2007 hatte der BUND diesen ersten Korridor gepflanzt, um den Wildkatzenwald Hainich über die Hörselberge mit dem noch unbesiedelten, aber geeigneten Lebensraum Thüringer Wald zu verbinden. Nachgewiesen wurde die scheue Art nun sowohl auf dem Korridor selbst als auch in den Hörselbergen. Sie hinterließ ihre Haare an einigen der vom BUND aufgestellten Lockstöcke. Drei Wildkatzenkorridore hat der BUND bereits realisiert, weitere fünf sollen bis 2015 folgen. Zudem wollen wir Wälder für die Wildkatze aufwerten. Dabei sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Werden Sie Wildkatzenpate, oder verschenken Sie zu Weihnachten eine Patenschaft! (siehe Anzeige rechts) www.bund.net/wildkatzenpate oder Tel. (0 30) 2 75 86-4 29

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om 23. bis 25. November findet in Bad Hersfeld die jährliche Bundesdelegiertenversammlung des BUND statt. An diesem Wochenende werden die Delegierten der Landesverbände mit dem Bundesvorstand und etlichen MandatsträgerInnen (wie den Sprechern der Arbeitskreise) über die Entwicklung des BUND sprechen, Anträge und Resolutionen verabschieden und an Workshops teilnehmen. Vielen Delegierten gilt die »BDV« als Familienfest, bei dem man sich gegen Jahresende trifft und austauscht. Wer diesem bedeutendsten Entscheidungsforum des BUND als Gast beiwohnen möchte, kann dies kurzfristig (und auf eigene Kosten) noch tun. Melden Sie sich dazu bei der Verbandsorganisatorin Tamara Doerfel an, Tel. (0 30) 2 75 86-4 27. Wir freuen uns über Ihr Kommen! Ausführliche Informationen unter www.bund-intern.net/bdv

Aktionen zum Nachmachen

Occupy Bundesstraße Die Aktion Stellen Sie auf einer schwach ausgelasteten Straße einen Tisch mit Stühlen oder einen Liegestuhl mit

Sonnenschirm auf. Und machen Sie es sich allein oder zu mehreren demonstrativ gemütlich. Es empfiehlt sich, eine für Autofahrer weithin sichtbare Stelle auszuwählen.

Der Anlass Sie protestieren damit symbolisch gegen eine Straße, die offensichtlich am Bedarf vorbei geplant wurde – zum Beispiel im

Widerstand gegen einen geplanten Straßenneubau in Ihrer Region.

Der Aufwand Gering: der Transport des Mobiliars. Eine polizeiliche Anmeldung des Fototermins ist sinnvoll. Das Muster einer Pressemitteilung finden Sie online (siehe unten). Tipp: Nutzen Sie den Fototermin, um die Botschaft Ihrer Aktion zu unterfüttern – durch ein Pressegespräch oder plakativ durch ein Transparent mit Ihrer politischen Forderung.

Fototermin auf der B 474 bei Olfen, der die geringe Auslastung der Bundesstraße (ca. 3 000 Autos pro Tag) verdeutlichen soll.

Praxiserprobt und bewährt, an keinen konkreten Ort gebunden, zeitlich und finanziell wenig aufwendig und daher leicht umzusetzen: Aktionen wie die obige finden Gruppen und Aktive auf bund-intern.net. Ein Aktionskatalog bietet Hilfe durch Musterpressemitteilungen, Material sowie Tipps und Tricks. Wir laden zum Nachmachen ein!

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Grüne Geschenke unterm Weihnachtsbaum – ein Stück Naturschutz schenken Suchen Sie ein sinnvolles und nachhaltiges Weihnachtsgeschenk? Machen Sie Ihren Lieben und der Natur eine Freude, Ihre Spende kommt dem jeweiligen Projekt direkt zugute. Oder verschenken Sie eine Mitgliedschaft beim BUND – auch dies ist ein ideales Geschenk für Menschen, deren Herz für den Natur- und Umweltschutz schlägt.

t Ihnen und Ihren h sc n ü w D N U B Der Weihnachtsfest! es n ö h sc n ei en b ie L Wir begrüßen

als neues Mitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. und heißen Sie herzlich

WILLKOMMEN schenkt Ihnen diese Mitgliedschaft bei den Freunden und Freundinnen der Erde und hat für Sie den Mitgliedsbeitrag für ein Jahr im voraus bezahlt. Darüber freuen wir uns mit Ihnen. Denn die Erde braucht Freunde.

Verschenken Sie eine persönliche Wildkatzen-Patenschaft

Verschenken Sie einen Anteilschein für das Grüne Band

Für Freunde der Erde: die BUND Geschenk-Mitgliedschaft

Helfen Sie mit, für die bedrohte Wildkatze, eine der letzten Raubkatzen Europas, ein Rettungsnetz zu knüpfen: Insgesamt über 20 000 km grüne Korridore sind geplant, die Waldgebiete miteinander verbinden und der scheuen Wildkatze, aber auch vielen anderen Wildtierarten, das Wandern in neue Lebensräume ermöglichen. Mit einer Spende ab 60 Euro können Sie eine persönliche Patenschaftsurkunde verschenken.

Landwirtschaftliche Nutzung und Straßenbau drohen Deutschlands einzigartige „Lebenslinie“ entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu zerstückeln – setzen Sie sich gemeinsam mit dem BUND für den nachhaltigen Schutz und Erhalt des Grünen Bandes ein! Verschenken Sie mit einer Spende ab 65 Euro einen symbolischen Anteilschein Grünes Band, der persönlich auf den Namen des Beschenkten ausgestellt wird.

Mit einer BUND-Mitgliedschaft für Einzelmitglieder ab 50 Euro/Jahr (Familien ab 65 Euro/ Jahr) schenken Sie einen wichtigen Beitrag zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz. BUND-Mitglieder kommen zudem in den Genuss vieler Vorteile, sie erhalten z.B. regelmäßig das BUNDmagazin, das über aktuelle Ereignisse und Erfolge unserer Arbeit im Umwelt- und Naturschutz informiert.

Bitte schicken Sie uns den Coupon bis zum 15. Dezember in einem Umschlag zurück, dann sind die Urkunden pünktlich zum Fest bei Ihnen. Die grünen Geschenke können Sie auch online unter www.bund.net/geschenke oder telefonisch unter (0 30) 2 75 86-429 bestellen, die BUND-Mitgliedschaft unter www.bund.net/mitgliedschaft_verschenken oder telefonisch unter Mitgliederservice (0 30) 2 75 86-479.

Ja, ich möchte zu Weihnachten ein Stück Naturschutz schenken! Ich verschenke

Wildkatzen-Patenschaft(en) (ab 60 Euro) Anteilschein(e) fürs Grüne Band (ab 65 Euro) Mitgliedschaft(en) beim BUND (ab 50 Euro pro Jahr) und ich genehmige dem BUND den Einzug von Euro von meinem unten genannten Konto. Vorname, Nachname

Antwort Straße, Hausnummer

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Grüne Geschenke Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin

PLZ, Wohnort Telefon (bitte für Rückfragen angeben) Kontonummer Bank, Bankleitzahl Datum, Unterschrift

bitte wenden ➔


AKTIV

Diskutieren und Natur erleben – beides zählt zum bewährten Programm der Naturschutztage auf Burg Lenzen.

Norddeutsche Naturschutztage

Auenschutz und Energiewende

Naturschutztage am Bodensee

G

Vom 3. bis 6. Januar finden die traditionellen Naturschutztage am Bodensee statt: im Tagungsund Kulturzentrum Milchwerk in Radolfzell. Die vier Tage sind Fortbildung, Kongress und Familientreffen der Naturschützer in einem. Auch ein unterhaltsames Exkursionsprogramm erwartet Sie. In den letzten Jahren kamen jeweils über 500 Menschen aus BUND-Gruppen, Behörden und Kommunen nach Radolfzell – zur größten jährlichen Bildungsveranstaltung im deutschsprachigen Naturschutz. Das Programm 2013 verspricht wieder spannend zu werden. Diesmal liegt der Fokus auf der Bildung für nachhaltige Entwicklung und dem Naturerlebnis. Als weitere Schwerpunkte sind geplant: Naturschutz – quo vadis? Landwirtschaft und Naturschutz; Energiepolitik; sowie Wald und Nationalpark.

ut hundert Teilnehmer kamen vom 5. bis 7. Oktober in die BUND-Burg Lenzen, um sich über Aktuelles zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Die beiden Hauptthemen der Naturschutztage – Auenschutz und Energiewende – wurden aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. An der lebhaften Podiumsdiskussion zum Auenschutz nahmen neben Hubert Weiger und Emil Dister, Leiter des WWF-Aueninstituts an der Universität Karlsruhe, auch Andreas Piela und Norbert Burget vom Brandenburger bzw. Niedersächsischen Umweltministerium teil, außerdem Hans Hochberg vom Deutschen Grünlandverband. Einig war man sich, dass eine bessere Lobbyarbeit auf EU-Ebene helfen könnte, Konflikte bei der Auennut-

zung zu lösen. Naturschützer und Landwirte müssten dafür an einem Strang ziehen und sich gemeinsam dafür starkmachen, dass Leistungen der Bauern für die biologische Vielfalt angemessen honoriert werden. Mit der Energiewende als zweitem Schwerpunkt befassten sich mehrere Workshops sowie ein Vortrag von Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Umwelt- und Energiewendeministerium Schleswig-Holsteins. Neben den Vorträgen und Diskussionen kam auch das Naturerlebnis nicht zu kurz: Bei Ausflügen ins Rambower Moor, in die Lenzener Elbtalaue und die Hohe Garbe konnten die Naturschützer den stimmungsvollen Herbst im Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe« genießen – im Beisein von Seeadler und Raufußbussard.

Anmeldung über das Formular im Programm, erhältlich bei der BUND-Hauptgeschäftsstelle, Mühlbachstr. 2, 78315 Radolfzell, Tel. (0 77 32) 15 07-0, naturschutztage@bund.net; oder direkt unter www.naturschutztage.de

Wildkatzen-Patenschaft / Anteilschein Grünes Band

BUND-Geschenkmitgliedschaft

Ich möchte an folgende Person*

Ich möchte an folgende Person* eine BUND-Mitgliedschaft verschenken:

Vorname, Nachname der/des Beschenkten

eine Wildkatzen-Patenschaft einen Anteilschein Grünes Band verschenken. Zusendung der Patenschaftsurkunde bzw. des Anteilscheins an mich direkt an die/n Beschenkte/n (bitte in diesem Fall nachfolgend die Adresse des Beschenkten ergänzen) Straße, Hausnummer

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Bestellungen online unter www.bund.net/geschenke bzw. www.bund.net/mitgliedschaft_verschenken

Vorname, Nachname des Neumitglieds

Straße, Hausnummer

PLZ, Wohnort

Telefon (bitte für Rückfragen angeben) * Bitte bei Geschenken an mehrere Personen ein Blatt mit Namen und Adressen der Beschenkten zusammen mit diesem Coupon an uns zurückschicken – vielen Dank! Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – gegebenenfalls durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informationsund Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.


CO2-Ausstoß von Pkw

Neue Grenzwerte nötig

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ls die EU 2008 erstmals CO2-Grenzwerte für die europäische Pkw-Flotte verabschiedete, lagen diese zwar unter der vom BUND geforderten Marke. Doch war damit ein langfristiges Ziel für 2020 erklärt – ein Meilenstein hin zu neuen Fahrzeugkonzepten, zu kleineren, leichteren Autos. EU und Hersteller visierten für 2020 95 Gramm CO2 pro Kilometer an (im Schnitt aller in Europa verkauften Pkw), der BUND fordert bis 2020 80 Gramm und bis 2025 60 Gramm. Derzeit wird dieser Grenzwert in Brüssel neu diskutiert. Dabei spielt die Automobilindustrie den Umweltverbänden ungewollt in die Hände: Trotz aller Lobbyarbeit gegen die Grenzwerte ist sie ihrem Plan voraus und erfüllt aktuell die Ziele der Umweltverbände. Warum also kein ehrgeizigeres Ziel für 2020 fordern? Der BUND dringt auf einen raschen Abschied vom Credo »größer, schwerer, schneller«. Auch wenn neue Modelle teilweise wieder leichter werden, Motorleistung und Größe nehmen weiter zu. So aber wird die Energiewende im Verkehr scheitern. Es kommt nun darauf an, alle Alternativen zum Auto viel stärker zu fördern – und dessen Energieverbrauch drastisch zu senken.

Schon oder noch auf Facebook? Seit 2010 setzen sich Klaus Brunsmeier und ich in dieser Kolumne vor allem mit dem (öffentlich-rechtlichen) Fernsehen auseinander. Dieses Medium verliert gerade bei jungen Menschen – als Informationsquelle – an Bedeutung. Für Kinder ist Fernsehen noch eine beliebte Freizeitgestaltung. In der für die Werbewirtschaft relevanten Altersgruppe aber lässt das TV-Interesse deutlich nach. So liegt das Durchschnittsalter der ARD- und ZDF-ZuschauerInnen bei 60. Häufiger ist man (frau auch) in jüngeren Jahren im Netz und auf Facebook (oder Google+) unterwegs, man twittert oder klickt sich durch YouTube. BUND-Mitglieder auch? Das würden wir gerne wissen. Gehören Sie zu den über 24 Millionen aktiven FacebookNutzerInnen in Deutschland? Twittern Sie? Sind soziale Netzwerke für Sie ein Mittel, um sich in die Politik einzuschalten oder mit anderen BUND-Mitgliedern zu kommunizieren? Und was halten Sie vom Social-Media-Engagement des BUND? Schreiben Sie mir: norbert.franck@bund.net. Ihre Antworten werden wir unter www.bund.net /bundmagazin veröffentlichen. Norbert Franck, Leiter der BUND-Presse-/Öffentlichkeitsarbeit

Mehr dazu in der aktualisierten Broschüre »Freie Fahrt ins Klimachaos« auf www.bund.net/verkehr

Neue Kampagne

K.o. den Tierfabriken!

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ie industrielle Tierhaltung bedeutet nicht nur Tierquälerei, sie wird auch immer mehr zum Gesundheitsrisiko für Menschen. So deckte der BUND auf, dass Hähnchenfleisch vielfach mit antibiotika-resistenten Keimen belastet ist. Jährlich sterben rund 15 000 Deutsche, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Ein Grund für die zunehmenden Resistenzen ist der eklatante Antibiotika-Missbrauch in der Massentierhaltung. 2011 lieferte die Pharmaindustrie 1 734 Tonnen Antibiotika an Tierärzte – mehr als doppelt so viel wie in der Humanmedizin zum Einsatz kommen. Der BUND hat darum eine breite Kampagne gegen die Massentierhaltung gestartet. Die Kernforderungen: den Antibiotika-Einsatz mindestens halbieren, mehr Tierschutz durchsetzen, die Haltungsbedingungen der Tiere auf den Produkten kennzeichnen und nur noch Betriebe subventionieren, die hohe Umwelt- und Tierschutzstandards garantieren. Die Kampagne »K.o. den Tierfabriken« lebt vom Mitmachen! Je mehr Menschen unsere Forderungen teilen, desto größer ist unsere Chance, etwas zu verändern. Unterstützen Sie unsere Kampagne und stärken Sie den Verbraucher-, Tier- und Umweltschutz! www.tierfabriken.net

»Wo Verantwortung Qualität erzeugt«? Die Geflügelwirtschaft will mit einer Anzeigenkampagne ihr schlechtes Image aufpolieren. »Gestatten, Rainer Wendt, einer von 6 457 Geflügelhaltern in Deutschland« heißt es zur Begrüßung. Nein, wir gestatten nicht! Der BUND hat sich erlaubt, die dreiste Anzeige der Realität anzupassen.

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I NTER NATIONAL

Friends of the Earth

Beharrlich für eine bessere Welt Wie ist unser Netzwerk »Friends of the Earth« weltweit aufgestellt? Was sind die drängendsten kontinentalen Probleme? Und was haben wir damit zu tun? Der nach Asien und Afrika drittgrößte Kontinent der Welt – Nordamerika – umfasst für Friends of the Earth nur zwei Länder: die USA und Kanada. In beiden ist das Netzwerk vertreten.

Drei Monate nach der BP-Ölkatastrophe im Golf von Mexiko protestierten FoE-Aktive vor dem Kapitol gegen den großen Einfluss der Öl-Lobby auf den amerikanischen Kongress.

zusammen auf gerade einmal 20 000 individuelle Unterstützer. Als bundesstaatliche Lobbyorganisationen etablierten sie zunächst Büros in Washington und Ottawa und verstanden sich als Sprachrohr für regionale und lokale Untergliederungen. Für die Koordination konnten sie sich auf staatliche Hilfe verlassen. Mit dem Siegeszug moderner Kommunikationsmittel wandten sich regionale Umweltgruppen vermehrt selbst an die Regierung und ihre Institutionen. Die Aufgaben und Rollen änderten sich, was zu einer Öffnung auch gegenüber individuellen Mitgliedern führte.

Ähnliche Anliegen USA

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Kanada

Die Anliegen beider Gruppen ähneln denen des BUND: ökologische Landwirtschaft, Trinkwasser- und Meeresschutz, Klimaschutz national und international sowie Schutz der Wälder. Kritische Aufklärung leisten die Nordamerikaner über die Folgen von Gentechnik und Agrokraftstoffen, über Atomkraft, Nanotechnologie und internationale Finanzinstitutionen. Ihre Aktivitäten reichen von wissenschaftlichen Studien und der Umweltbildung bis zu Demonstrationen und – weiterhin und mit hohem Stellenwert – der politischen Beratung und Lobbyarbeit. Dauerhaft kooperieren BUND und FoE US seit vielen Jahren beim Thema Nanotechnologie. Man tauscht sich über neue Forschungsergebnisse und politische Entwicklungen aus. Sehr interessiert verfolgen die USAmerikaner die Gesetzgebung der EU: Was sich bei uns bewährt, wird dort zum Argument für bessere Gesetze. Ein Gemeinschaftsprodukt zum Anfassen ist die Broschüre »Aus dem Labor auf den Teller – die Nutzung der Nanotechnologie im Lebensmittelsektor«. Auf der nächsten Klimakonferenz in Doha werden wir uns wieder gemeinsam für ein internationales Klimaabkommen einsetzen. Antje von Broock

avid Brower gründete 1971 FoE United States – und initiierte im gleichen USA Jahr das internationale Netzwerk. Sieben Jahre später folgte die Gründung von FoE Kanada, die 1983 dem Netzwerk beitraten. In beiden Ländern waren die Bedingungen zur Gründung einer Umweltorganisation seinerzeit nicht gerade berauschend. Der US-Amerikaner Richard Sandbrook erinnert sich: »Täglich fragten wir uns, woher das Geld für unsere gemeinsame Arbeit kommen sollte, und ob es da draußen irgendjemanden gab, der überhaupt Notiz von uns nahm.« Auch in Kanada waren zunächst alle Versuche gescheitert, den bestehenden Jagd-, Fischerei- und Naturschutzverbänden eine breiter ausgerichtete Umweltorganisation zur Seite zu stellen. Doch in beiden Ländern hatte eine Gruppe von Menschen die Zeichen der Zeit erkannt. Galt es doch Wasser, Boden und Luft vor der wachsenden Gefährdung durch Verkehr, Industrie und Baumaßnahmen aller Art zu schützen. Lokal aktive Naturschützer waren damit überfordert. Die »Freunde der Erde« konzentrierten sich daher auf eine wissenschaftlich fundierte Lobbyarbeit auf Bundesebene – mit dem Ziel, eine … betreut die internationale Arbeit des BUND. Möchten nachhaltige Gesellschaft zu fördern. Aus diesem Grund kommen beide Organisationen Sie mehr erfahren? Kontakt: antje.vonbroock@bund.net

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UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt

Mehr Geld für den Naturschutz

M

it einem Erfolg für die Natur endete die UN-Biodiversitätskonferenz im indischen Hyderabad. Die mehr als 190 Vertragsstaaten der »Konvention über die Biologische Vielfalt« einigten sich nach zähen Verhandlungen darauf, das Geld für den weltweiten Schutz von Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen zu verdoppeln. Außerdem wurden in Indien wichtige Einzelbeschlüsse gefasst. So ist der Weg nun offen für dringliche Maßnahmen, um den Schwund der biologischen Vielfalt bis 2020 zu stoppen. Dieses Ziel hatte die Weltgemeinschaft vor zwei Jahren im japanischen Nagoya formuliert, ohne damals die

Finanzierung zu regeln. Bis zum nächsten Biodiversitätsgipfel (2014 in Südkorea) gibt es nun viel zu tun. Der BUND begleitete die Konferenz mit seinem Vorsitzenden Hubert Weiger, mit Kai Frobel als Sprecher des Arbeitskreises Naturschutz und Nicola Uhde, BUNDExpertin für Biodiversitätspolitik. Zu den Ergebnissen der Konferenz: www.bund.net/hyderabad_cop11

Die BUND-Delegation vor dem Tagungszentrum in Hyderabad – mit Nicola Uhde, Hubert Weiger und Kai Frobel (von links).

UN-Klimakonferenz

Zu Gast bei Klimasünder Katar

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m Sommer 2022 wird in Katar die Fußballweltmeisterschaft stattfinden. Nun hat sich Katar bisher nicht als Fußballnation hervorgetan – außer mit der Finanzierung eines Klubs in Frankreich. Ganz zu schweigen von der landestypischen Hitze mit Temperaturen bis zu 50 Grad, die ebenfalls wenig für Katar als Austragungsort sprechen. Fast noch eigentümlicher mutet die Entscheidung an, die nächste UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in dem Land am Persischen Golf abzuhalten. Klimaschutz war noch nie ein Anliegen des Golfstaates. Ganz im Gegenteil: Katar hat ein rasantes Wirtschaftswachstum hinter sich, seine Pro-Kopf-Emissionen sind die höchsten der Welt, dreimal höher noch als die der USA.

Mit den Erlösen seiner Erdgasfelder tut es sich als Investor in französischen Kosmetikfirmen, Fußballklubs oder sozialen Projekten hervor, nicht jedoch als Land, das den Klimaschutz vorantreibt. Für den Erfolg der UN-Konferenz aber ist der Gastgeber viel weniger entscheidend als die Klimaschutzpolitik der mächtigen Staaten dieser Welt. Europa, die USA, die reichen Schwellenländer und die Golfstaaten müssen sich zu international verbindlichen, ehrgeizigen Schutzzielen bekennen. Nur dann wird die Konferenz den Weg zu einem internationalen Klimavertrag ebnen. Der BUND wird Ende November vor Ort sein, um mit seinem Netzwerk den Verlauf der Konferenz zu beeinflussen: www.bund.net/doha

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DI E J U NGE SEITE

Plastik meiden Puppenfiguren, Trauermärsche und ein Sarg: Mit einer Kanutour auf dem Neckar und Aufführungen am Ufer machte die BUNDjugend Heidelberg auf das Problem Plastikmüll aufmerksam.

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er Himmel mag sommerblau sein und die Sonne strahlen, das Grün der Bäume im Wind rauschen und der Chor der Vögel zwitschern – die Welt wird an diesem Tag trotzdem zu Grabe getragen. Einen schwarzen Sarg auf den Schultern schreitet die Gemeinde voran, über den träge fließenden Neckar schallt der Trauermarsch von Chopin. Am Bootsanleger von Neckargerach bleiben die ersten Passanten stehen. Man sieht ihnen an, dass sie sich erst einen Reim darauf machen müssen, was hier passiert. Ist es eine echte Beerdigung? Oder eine Performance? Und wer sind die komischen Gestalten, große, gesichtslose Puppen, eingehüllt in Ganzkörperstrumpfhosen?

Gespenstische Vorstellung Dann entdecken die Zuschauer die Skulptur: eine zwei Meter große Hand aus vielen Hundert Plastikflaschen, die einen Globus zu zerdrücken droht. Am Plastikmüll zu ersticken, dieses Schicksal steht nicht nur vielen Meerestieren dieser Erde, sondern langfristig auch uns Menschen bevor. Man kann es sehen an den schwarz umhüllten Akteuren. Sie scheren sich einen Dreck darum, was mit ihren Abfällen passiert. Zu Anfang spielen sie noch mit dem bunten Verpackungsmaterial, werfen es in die

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Luft, genießen keckernd das Verprassen. Kleine Teufel sind das, die Rad schlagen, sich im Müll suhlen und unmäßig konsumieren. Sie wickeln auch die bunten Figuren am Sarg, die nicht mitmachen beim Spektakel, in glitzernde Folie. Doch dann kommt, was wohl folgen muss auf ein Leben im Überfluss: Sie beginnen zu keuchen, zu würgen, bekommen keine Luft mehr – eine gespenstische Vorstellung. Ist es das, was uns Menschen erwartet?

Klare Botschaft Jonas Pucher zwängt sich aus seinem Anzug: Keine leichte Aufgabe, denn die sogenannten Morphsuites liegen dicht an, wie ein Ganzkörperkondom. Schweißtropfen stehen dem 20-jährigen Heidelberger auf der Stirn. »Die Aktion ist ziemlich anstrengend. Erst paddeln wir den halben Tag auf dem Neckar, dann eine Performance wie eben. Dazu die Aufregung, ob alles klappt, es kann so vieles schiefgehen.« Dann lächelt er: »Es macht aber auch unheimlich viel Spaß, gemeinsam auf dem Fluss unterwegs zu sein, den Leuten einen Spiegel vorzuhalten und mit einer kreativen Aktion etwas zu bewirken.« Der Geschichtsstudent ist einer von 21 Jugendlichen zwischen 15 und 27, die vier Tage lang den Neckar zu ihrer Theaterbühne machen. Die Botschaft der aktiven BUNDjugendlichen aus ganz Baden-Württemberg: Auch wenn wir auf Plastikverpackungen wohl nicht ganz verzichten können – ein bewussterer Umgang mit Plastik und Plastikmüll ist nötig und möglich.


Plastic Planet »Wir spielen damit, wir essen und trinken daraus, wir kleiden uns damit, wir wohnen darin: Wir sind Kinder des Plastikzeitalters«, so Regisseur Werner Boote in seinem Film »Plastic Planet«. Marina Langkamp absolviert in der Geschäftsstelle des BUND Heidelberg ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Die Dokumentation über die Schattenseiten der bunten Plastikwelt hat sie so inspiriert, dass sie sich an die Organisation einer spektakulären Aktion wagte. Bevor das »Plastic World Project« starten konnte, waren viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Sponsoren zu finden, die die Tour finanzieren. Dann ging es endlich los: In vier Etappen fahren die Jugendlichen nun den Neckar hinunter. Auf selbst gezimmerten Kanu-Katamaranen transportieren sie die überdimensionale Plastikhand und den schwarzen Sarg, den das Stadttheater Heidelberg bereitgestellt hat. »Wir wollen die Leute überraschen und zum Nachdenken bewegen, und das nicht klassisch per Flugblatt oder Infostand«, erzählt die 21-Jährige. Deshalb auch die clevere Idee der Ganzkörperanzüge: So wirken die Laiendarsteller

bei ihren Vorstellungen am Neckarufer (eine davon direkt in Heidelbergs Altstadt) ziemlich professionell.

Mit offenen Augen Das Konzept geht voll auf: Als sich die Aktivisten auf dem Fluss abmühen, ihre schweren Gefährte auf Kurs zu halten und voranzubringen, schießen Passanten von den Brücken aus Fotos. Die Regionalzeitungen schicken ihre Reporter und machen den Plastikmüll zum Thema ihrer Berichte. Für die Performances haben die BUNDjugendlichen eigene Postkarten gestaltet, so gekonnt, dass viele Zuschauer gleich die ganze Serie mit nach Hause nehmen möchten. »Es geht nicht darum, unser aller Leben komplett zu ändern«, meint Marina Langkamp. »Wir können auch mit kleinen Schritten beginnen. So hilft es schon mit offenen Augen durch den Alltag zu gehen und Plastikverpackungen zu vermeiden, wo immer es geht.«

Ende gut Trotz des getragenen Trauermarsches enden die Performances am Neckarufer alles andere als pessimistisch. Zwar erkranken die schwarzen Gestalten am Plastikmüll, beginnen zu taumeln und sinken schließlich entkräftet zu Boden. Doch eine ringt sich in letzter Minute dazu durch, den ganzen Abfall aufzusammeln und in den geöffneten Sarg zu stopfen. Dies ruft auch die Gestalten, die bereits regungslos auf dem Boden lagen, wieder ins Leben zurück. Langsam rappeln sie sich auf. Hoffentlich haben sie etwas gelernt – und werden künftig mehr Verantwortung zeigen in der Plastikwelt, die sie umgibt. Und mit ihnen vielleicht der ein oder andere Zuschauer in der wirklichen Welt. Helge Bendl (Text und Fotos)

Wie wirkt sich unser Lebensstil auf den weltweiten Klimawandel aus? Dieser Frage geht die BUNDjugend in ihrem neuen Projekt »about change« auf den Grund. Wir wollen klimafreundliche Verhaltensweisen ausprobieren, zum Beispiel vegan essen oder eine Energiediät beginnen. Und wir bilden MultiplikatorInnen aus – junge Menschen, die klimafreundliche Alternativen in ihrer Stadt zeigen. Wer will mitmachen? Wir freuen uns über eure Anregungen! Mehr Infos zum Projekt findet ihr unter

www.aboutchange.de

neongruen* setzt Impulse Wie lässt sich unsere Stadt in einen Ort mit Zukunft verwandeln? Motivierte junge Menschen können ihrer Kreativität ab sofort freien Lauf lassen und ihre Vision einer nachhaltigen Stadt entwickeln – im Projekt »neongruen*«. Dazu organisiert die BUNDjugend bundesweit Projektwerkstätten. Bei der Umsetzung steht uns ein Netzwerk aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft zur Seite. Die Ergebnisse werden wir dann auf www.projekt-neongruen.de veröffentlichen. Wenn ihr Lust habt, in eurer Region etwas zu verändern, könnt ihr euch einer Gruppe vor Ort anschließen oder selbst eine gründen.

Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a, 10179 Berlin, Tel: (0 30) 2 75 86-50, Fax: -55, info@bundjugend.de, www.bundjugend.de

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about change – Klima leben


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Rückblick, Einblick, Ausblick

MEDI EN

Auch wenn man es nicht zum ersten Mal liest: Noch immer beeindruckt, wie es einigen wenigen unter immensem Zeitdruck gelang, das Tafelsilber der DDR-Natur zu schützen. Fünf Nationalparke, sechs Biosphärenreservate und drei Naturparke sicherte der Ministerrat am 12.9.1990 in seiner letzten Sitzung. Wie es dazu kam, und welche Naturschätze damit gerettet wurden, erzählen die damals Beteiligten ausführlich und mit großartigen Bildern. »Naturschutz in Deutschland« beschreibt auch, wie dieser Erfolg den gesamtdeutschen Naturschutz geprägt und Meilensteinen wie dem »Nationalen Naturerbe« den Weg geebnet hat. Zur Erfolgsgeschichte wird der deutsche

Naturschutz deshalb aber noch lange nicht. Herausgeber und Autoren machen sehr deutlich, warum die biologische Vielfalt auch hierzulande weiter schwindet. Einmal mehr hätte sich etwa bei der Suche nach den letzten Resten alter Buchenwälder (zur Meldung als Weltnaturerbe) gezeigt, »welch massiver Nutzungsdruck auch heute noch selbst in Schutzgebieten besteht und wie wenig Natursubstanz in Deutschland trotz 100 Jahren Naturschutz erhalten ist«. Wer wissen möchte, warum das so ist und welchen Herausforderungen wir alle uns stellen müssen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu bewahren, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Michael Succow u.a.: Naturschutz in Deutschland, 2012. 336 S., 29,90 €, Ch. Links

Grüner leben Natur und Kultur sind nicht länger Gegensätze: »Die Zukunft gehört denen, die sich die Natur zurück ins Leben holen«, so Richard Louv in seinem neuen Buch. Natur sei nicht die Antithese zur Zivilisation, sondern Partner in einer hoch entwickelten Gesellschaft. Wie lässt es sich trotz Technik und Internet wieder näher an der Natur leben? Als Antwort präsentiert Louv viele alltagsnahe Ideen und Projekte, dazu Interviews und persönliche Berichte, verbunden mit Ergebnissen aus Neurobiologie, Ökopsychologie und Städtebau. Sie alle

zeigen uns die Natur als Mittel der Entschleunigung, als unverzichtbaren Ruhepol im hektischen Alltag. Der Autor fordert uns dazu auf, Natur nicht allein zu erhalten, sondern neu zu schaffen: »Wo immer möglich, sollten wir der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt Lebensräume bereitstellen, sei es auf den Dächern unserer Städte oder in kleinen Vorstadtgärten. Nur so wird es uns gelingen, naturverbundene Lebensgemeinschaften aufzubauen.« Eine aufschlussreiche und anregende Lektüre!

Richard Louv: Das Prinzip Natur – Grünes Leben im digitalen Zeitalter, 2012. 335 S., 19,95 €, Beltz

Fundgrube für die Umweltbildung In den letzten 30 Jahren hat sich die globale Geldmenge etwa vervierzigfacht: Warum wirkt dies wie ein Brandbeschleuniger auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen? 1980 fand man in Panama auf nur 19 Bäumen 1 200 Käferarten, 1 000 davon bis dato unbekannt: Welche strategischen Schlüsse lassen sich daraus für den Schutz der biologischen Vielfalt ziehen? Breit ist das Themenspektrum, das Dietrich Jörn Weder in seinem Buch »Umwelt: Bedrohung und Bewahrung« aufspannt. Ob die Energieversorgung oder der Zusammenhang von Lohn- und Umweltdumping, die Weltgesundheit oder der Zustand der Meere und Tropenwälder – immer liefert er eine Fülle von

Daten und Zitaten, Graphiken und Bildern. Ungemein anschaulich wird so, wie es heute um unsere Erde bestellt ist. Wie drastisch die Menschheit ihren Planeten verändert. Und wie fatal sich die Gier nach Profit weltweit auf die Lebensgrundlagen auswirkt. Einzelne Kapitel beleuchten dazu die Lage in Deutschland, den Naturschutz, die Umweltpolitik und die Rolle der Umweltverbände. Mit dieser kompletten Neufassung eines Titels von 2003 hat sich die Bundeszentrale für politische Bildung Verdienste erworben. Als Fundgrube von Beispielen und Argumenten bietet sich das Buch speziell für die Umweltbildung an. Zum Preis von drei Euro (!) ist es zudem konkurrenzlos günstig.

D. J. Weder: Umwelt – Bedrohung und Bewahrung, 2012. 222 S., 3 €, Bestell-Nr. 3959. Bezug: IBRo GmbH, Kastanienweg 1, 18184 Roggentin, Fax: (03 82 04) 6 62 73, bpb@ibro.de (inkl. Satz »Ich erkenne die AGB an«)

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Problembewusst und bequem Man müsste mal weniger Fleisch essen, mehr Rad fahren, zu einer ethischen Bank wechseln … Kommen Ihnen diese Vorsätze bekannt vor? Dann gehören Sie zu den Menschen, die sich Claudia Langer in ihrem Buch »Die Generation ‚Man müsste mal’« vorknöpft. Sie klagt speziell die »grünen Lifestyle-Milieus« an, die wüssten, dass die Erde einem Kollaps entgegensteuert. Und trotzdem viel zu wenig tun gegen Klimawandel, Hunger und Verschwendung. Die im Bioladen einkaufen, aber einen Spritfresser vor der Tür stehen haben. Oder auf ein Auto verzichten, aber in den Urlaub fliegen.

Überraschend, dass diese Abrechnung von Langer kommt, der Gründerin von utopia.de. Stand dieses Web-Portal doch bisher weniger für Verzicht als für angesagten Öko-Lifestyle. Motto: Wenn alle nur das Richtige kaufen, wird die Welt schon nicht zugrunde gehen. Dieser Ansatz greift zu kurz – wer wirklich etwas bewegen will, muss dafür sorgen, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt. Und außerdem in seinem Bereich das Möglichste tun, um die Erde zu retten, so Langers Appell. Doch ob es was hilft? Wirklich neue Erkenntnisse vermittelt ihr Buch nicht.

Claudia Langer: Die Generation »Man müsste mal« – Eine Streitschrift, 2012. 192 S., 18 €, Droemer

Mehr als kleine Schritte tun für unser Handeln – Steuern, Gesetze, Anreizsysteme. Hier seien wir als Bürger gefragt, diese öffentliche Aufgabe mitzugestalten und demokratisch zu legitimieren. Ein lesenswertes Plädoyer für zivilgesellschaftliches Engagement. Armin Grunwald: Ende einer Illusion, 2012. 123 S., 9,95 €, oekom

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In eine ganz ähnliche Kerbe haut auch Armin Grunwald. Warum ökologisch korrekter Konsum allein die Umwelt nicht retten kann – so trifft der Untertitel sein Anliegen besser. Denn umweltbewusster Konsum ist notwendig. Doch sei es »eine gefährliche Illusion und Selbstbetrug«, die Wende zur Nachhaltigkeit vorrangig von uns Privatverbrauchern und unserem Umwelthandeln zu erwarten. Wer moralisch an die Verbraucher appelliere und hoffe Großes zu bewirken, indem »viele Menschen viele kleine Schritte tun«, verniedliche die Herausforderung. Die politische Dimension einer nachhaltigen Entwicklung dürfe nicht ausgeblendet werden. Ein stabiler Kurswechsel erfordere vor allem einen neuen Rahmen

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Cash & Crash Die Finanzkrise ist längst noch nicht bewältigt – und hat Europa Hypotheken für Generationen beschert. Den Anteil der Banken an dieser Entwicklung hat Malte Heynen untersucht. Hinter dem verkaufsorientierten Titel verbirgt sich ein kluges Buch.

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Im Gespräch mit Henner Gonnermann

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Die deutschen Haushalte verbrauchen immer weniger Wasser. Warum soll dem Ried trotzdem in Zukunft noch mehr Wasser entnommen werden? Tatsächlich ist der Verbrauch im Rhein-Main-Gebiet in den letzten 20 Jahren um ein Fünftel gesunken. Offenbar folgt die Politik der großen Wasserversorger (hier: »Hessenwasser«) dem Vorbild der Energiekonzerne: Stück für Stück werden kommunale Anlagen geschluckt oder stillgelegt, und das vorzugsweise, wenn dort neue Investitionen anstehen. Statt die bürgernahe lokale Wasserversorgung zu erhalten, wird Wasser in beliebiger Menge aus dem Hessischen Ried angeboten. Eine Politik der Umsatzsteigerung, die Hessens Wasserbehörden ganz offensichtlich unterstützen.

Das Hessische Ried südwestlich von Frankfurt war einst eine blühende Auenlandschaft. Seit den 1960er Jahren werden hier riesige Mengen Grundwasser für den Großraum Frankfurt gefördert. Der Wasserpegel sank dadurch um mehrere Meter, alter Laub- und Mischwald stirbt auf großer Fläche. Künftig soll noch mehr Wasser aus dem Ried gepumpt werden. Der Forstexperte des BUND in Hessen, Henner Gonnermann, warnt vor den Folgen.

Herr Gonnermann, Sie leiteten ab 1970 das Forstamt Groß-Gerau. Hier, mitten im Hessischen Ried, hatten Sie die Folgen der Wasserförderung direkt vor Augen. Ja, ich bin gewissermaßen ein Zeitzeuge. Innerhalb weniger Jahre sackte damals das Grundwasser um fünf bis sieben Meter ab. Als erstes starben auf markanter Fläche die Erlen. Auch andere Laubbäume kamen stark unter Stress. Auf etwa 10 000 Hektar stirbt seitdem der ursprüngliche Eichen-Hainbuchen- und Buchenwald. Großer Heldbock, Mittelspecht und viele andere Arten sind dadurch akut bedroht.

Mehr Informationen und Bilder: www.bund-hessen. de/hessisches_ried

Kennen Sie einen vergleichbaren Fall in Deutschland? Ähnlich betroffen ist die Oberrheinebene, da gab es im Karlsruher Hardtwald vergleichbare Probleme. Der Nordheide im Einzugsgebiet von Hamburg will man ebenfalls ganz erhebliche Mengen Wasser abzapfen. Auch dort hat der BUND kritisch Stellung bezogen, ebenso im Umfeld von Berlin.

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Was steht im Hessischen Ried auf dem Spiel? Derzeit müssen die Förderrechte für die nächsten 30 Jahre neu bewilligt werden. Aus meiner Sicht ist das die letzte Chance, um die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und einen Weg zu finden, den naturnahen und EU-rechtlich geschützten Laubwald zu retten. Die Wasserwerke und ihre Gutachter aber verfahren nach dem Motto: »Ist die Natur erst ruiniert, pumpt es sich weiter ganz ungeniert.« Der heutige, einfach katastrophale Zustand wird als gegeben hingenommen. Alles bleibe doch, wie es ist. Eine – abermalige – Verschlechterung, die EU-Recht verletzen würde, sei ja nicht geplant. Sie verhalten sich im Grunde verantwortungslos, ignorieren, was sie angerichtet haben, und verletzen das Gebot der Nachhaltigkeit, auf das sie sich in ihren Hochglanzbroschüren so gerne berufen. Ein runder Tisch der Landesregierung, an dem auch der BUND sitzt, sucht nun nach einer Lösung. Wie sind Sie selbst auf den Waldnaturschutz gekommen? Ich bin da doppelt belastet. Mein Vater hat ein Forstamt im heutigen Nationalpark Kellerwald geleitet. Und zum Naturschutz hat mich maßgeblich mein Biologielehrer im Gymnasium geführt – als Pennäler haben wir im Edertal Nester ausfindig gemacht, Netze gestellt und viele Vögel beringt. Im (Un-)Ruhestand engagieren Sie sich auch anderweitig für Natur und Umwelt? Ja, meine Hauptbaustelle ist derzeit – neben dem Hessischen Ried – der Widerstand gegen den Weiterbau der Autobahn A 49. Außerdem setze ich mich dafür ein, die Windenergie konsequent zu nutzen. Interview: Severin Zillich


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