BUNDmagazin 01/2009

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Bund für Umwelt und Naturschutz

Postvertriebsstück • Entgelt bezahlt · Natur&Umwelt • Am Köllnischen Park 1 • 10179 Berlin

Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

Die Autokrise – eine verpasste Chance

www.bund.net

1/2009


Partner des BUNDservice

Foto: Thomas Stephan

Der BUNDservice empfiehlt die GLS Bank besonders, weil sie nach ethischen und ökologischen Richtlinien arbeitet.

Weitere Informationen unter

Tel. 02 34.57 97-200 www.gls.de/wildcard

Die BUND-Wildcard

Mäuse für die Wildkatze Seit dem 1. 5. 2008 gibt es die neue BUND-Wildcard. Diese Mastercard wird von der ethisch-ökologisch arbeitenden GLS Bank in Partnerschaft mit dem BUND herausgegeben. Unsere BUND-Wildcard ist ganz der Wildkatze gewidmet. Mit jeder Nutzung der Karte unterstützt ihr Inhaber das BUND-Wildkatzenprojekt. Denn ein Teil der Jahres- und Transaktionsgebühren gibt die GLS Bank an den BUND weiter. Allein durch die Nutzung der Karte können wir zum Beispiel Kamerafallen anschaffen, um die genauen Wege der Katzen zu verfolgen und so das Rettungsnetz für die Wildkatze weiter zu erforschen. Wer sich für die BUND-Wildcard entscheidet, kann seine alte Bankverbindung selbstverständlich behalten. Die Wildcard kostet 30,– Euro im Jahr. Übrigens: Ein Wechsel der Kreditkarte bzw. des Anbieters ist ganz problemlos. Für die Kündigung der alten Karte reicht eine formlose Mitteilung an die ausgebende Bank. In der Regel gibt es keine Kündigungsfristen.

BUNDservice Natur & Umwelt GmbH Am Köllnischen Park 1 · 10179 Berlin · www.bundservice.de


FORUM Liebe Leserinnen und Leser, wie begegnet man einer historischen Wirtschaftskrise? Diese Frage hält seit Monaten die Politik in Atem. In großer Hektik wurden zwei gewaltige Konjunkturpakete geschnürt, begleitet von Zweifeln, die sich quer durch alle politischen Lager zogen: Wie weit soll der Staat eingreifen? Welche Bevölkerungsteile und Wirtschaftszweige soll er unterstützen? Eherne Regierungsziele (wie ein ausgeglichener Haushalt) – mit einem Mal passé. Hehre Verpflichtungen (wie der oft bemühte Klimaschutz) – Schnee von gestern. Auch als Ende Januar das zweite Paket verabschiedet war, kam der wilde politische Reigen rund um das große Geldausgeben kaum zur Ruhe. Was bleibt, ist ein dreifaches Unbehagen: Um die aktuelle Krise zu meistern, nimmt die Bundesregierung eine Rekordverschuldung in Kauf, die den Spielraum künftiger Generationen empfindlich verengen wird. Sie greift mit Steuergeld eben jenen Banken und Konzernen unter die Arme, die über viele Jahre hohe Gewinne in die eigene Tasche gesteckt haben. Und sie hat die – ja: historische – Chance vertan, ihr Konjunkturprogramm für den Aufbruch in eine nachhaltige Zukunft zu nutzen. Was hätte man mit all den Milliarden nicht in Bewegung setzen können? Das fragt sich auch unser Verkehrsexperte Richard Mergner im aktuellen Schwerpunkt zum Thema Auto. Wie nichts sonst soll die Automobilbranche von der staatlichen Krisenhilfe profitieren. Wir nehmen dies zum Anlass, die deutsche Verkehrspolitik einmal mehr kritisch unter die Lupe zu nehmen – und zu zeigen, wie es anders besser geht. Mit dem bald einsetzenden Tauwetter tritt auch der aktive Naturschutz wieder in den Vordergrund: So widmet der BUND dem Schutz der Amphibien in diesem Frühjahr eine große Aktion. Der neue Schmetterling des Jahres soll – wie auch unsere Faltertage – Aufmerksamkeit für eine andere bedrohte Tiergruppe wecken. Und ein Bericht über den Nationalpark an der vorpommerschen Boddenküste zeigt wieder einmal, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit in unseren wertvollsten Schutzgebieten zuweilen auseinanderklaffen. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihr

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I N HALT

Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N 6

Kurznachrichten

KOMMENTAR 10 Die unendliche Geschichte TITELTH EMA 12 Die Autokrise – eine verpasste Chance 13 BUND fordert Kurswechsel 15 »Lustvoll und lebensnah« 16 Deutsche Autos auf Diät 18 Woran denken beim Autokauf? 20 Intelligenz statt Beton!

S. 12: Das Auto … … und die darauf ausgerichtete Verkehrspolitik der Bundesregierung haben sich als Titelthema dieser Ausgabe förmlich aufgedrängt. Wie beurteilt der BUND die Subventionen für Straßenbau und Autoindustrie?

22 Beispiellose Selbstbedienung 23 Umweltzone – ein Meilenstein? AKTION 24 Lurche schützen mit dem BUND DEUTSC H E NATIONALPAR KE 26 Vorpommersche Boddenlandschaft SERVIC E

S. 26: Nationalparke … … sind die Flaggschiffe des deutschen Naturschutzes. Doch nicht jede Parkverwaltung handelt auch danach.

28 Umweltfreundlich Gärtnern ZU R ZEIT 29 Der Schmetterling des Jahres 30 Pestizide statt Gentechnikwunder 31 Checken Sie Ihre Heizungspumpe! AKTIV 34 Neues von BUND & BUNDjugend MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen

S. 39: McPlanet.com Alle zwei Jahre veranstaltet der BUND einen großen Kongress zu Umwelt und Globalisierung – Ende April ist es wieder so weit!

MEDI EN 44 Neue Bücher PERSÖN LIC H

Redaktion BUNDmagazin

46 Im Gespräch mit B. + P. Reinhardt

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soziale Zustände erkennen und entsprechend handeln – aber auch alle, die nicht ums tägliche Brot kämpfen müssen. Dr. Frohlinde Weber, Aachen

FORUM

Titel der Ausgabe 4/08

Zukunftsfähiges Deutschland Über das Erscheinen dieser neuen Studie habe ich mich, als langjährig im Agenda-Prozess Aktive, sehr gefreut! Besonders wichtig erscheint mir darin die Erkenntnis, dass 1) der Versuch gescheitert ist, Ökonomie, Ökologie und Soziales miteinander zu vereinbaren, zu harmonisieren, wie es noch 1992 auf der Konferenz von Rio für möglich gehalten wurde; und dass 2) nunmehr Menschenrechte und Ökologie absoluten Vorrang erhalten und die »Leitplanken« abgeben müssen, innerhalb derer sich die Wirtschaft zu bewegen hat. Dies ist Aufgabe der Politik! Nur so kann eine Marktwirtschaft wirklich sozial sein. Nur so kann vielleicht verhindert werden, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich noch weiter öffnet. Vielleicht können so auch mehr Superreiche ihre eigene Mitverantwortung für zutiefst un-

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, ꇴ 0 30/2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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Frau Dr. Zahrnt beklagt zu Recht die unverstandene Benutzung des Wortes Nachhaltigkeit. Begriffen haben den Inhalt die wenigsten Menschen. Falls sie ihn aber begriffen haben sollten, so handelt doch weder der Einzelne noch erst recht die Gesellschaft zukunftsfähig. Dabei kann sich auch der Mensch nicht außerhalb der Naturgesetze stellen. Dazu ein makabres Beispiel aus der Tierwelt: Geht es uns wie den 29 Rentieren, die 1944 auf einer Insel in der Beringsee ausgesetzt wurden, bis 1957 bei einer Reproduktionsrate von 120 % in guter körperlicher Verfassung waren, danach um 40 % körperlich abnahmen (wobei die Reproduktion auf 86 % sank), bis die Population im kalten Winter 1963/64 durch Überweidung von 6 000 auf 42 Tiere zusammenbrach? Die ökologische Belastungsgrenze des Lebensraumes von etwa 2 000 Stück haben die Rentiere natürlich nicht »gemerkt«. Doch merkt sie der Mensch – besonders der in den Industriestaaten mit seinem luxuriösen Anspruchsdenken – auf der »Insel Erde«? Georg-Ernst Weber, Schleiz Mit großem Interesse habe ich Eure Artikel zum Thema zukunftsfähiges Deutschland gelesen und leider feststellen müssen, dass wieder einmal im Wesentlichen nur die Symp-

Titelbild 1/09 (13. Jg.): Marcus Gloger Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: ꇴ 0 30/2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro/Jahr Anzeigenverwaltung: Nicole Deege, Zweiplus Medienagentur, Pallaswiesenstr. 109, 64293 Darmstadt, ꇴ 0 61 51/8 12 70, Fax: /89 30 98. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 16. Druck: Brühlsche Universitätsdruckerei GmbH & Co KG Papier: 100 % Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

tome des real existierenden Kapitalismus beschrieben werden. Die Maßnahmen mögen zwar alle richtig sein, stellen aber nur Kosmetik dar und tragen dazu bei, dass man sich letzten Endes mit der bestehenden Gesellschaftsordnung irgendwie arrangiert. Etwas mehr Kapitalismuskritik sollte schon drin sein. Als Mitinitiator eines Regionalgeldprojektes bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass alles, was auf der Welt im Argen liegt – auch die Defizite im Umweltschutz –, im Endeffekt auf unserem fehlerhaften Geldsystem und dem Bodenmonopol basieren. Dass viele auch im BUND diese Zusammenhänge noch nicht sehen, zeigt die Anzeige von »ForestFinance« auf Seite 15 des aktuellen Heftes. Oder kann mir jemand die versprochene Rendite von 10 % nachhaltig erklären? Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel in unserem Verständnis von Geld und Boden. Eckehard Hollmann, BUND Erzgebirge Ganz toll, dass Sie bei der Frage, wer die Zukunft torpediert, auch mal Namen nennen! Das geschieht viel zu wenig. Schön wäre eine dauerhafte Rubrik mit Personennamen. Nicht nur das Kapital ist ein »scheues Reh«, auch die Profiteure halten sich gern im Hintergrund, damit sie in Ruhe ihre schmutzigen Geschäfte machen können. Ein An-die-Öffentlichkeit-Zerren ist da sehr angebracht und konfrontiert Menschen mit ihrer Verantwortung. Reiner Luginbühl, Hannover

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse Bonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu: www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Auflage: 260 000 Exemplare Beilagen: Diese Ausgabe enthält (in einer Teilauflage) eine Beilage vom Umweltversand Waschbär. Das BUNDmagazin 2/2009 erscheint am 16. Mai mit dem Titelthema »Flüsse und Auen«.


Klimawandel Die Bildunterschrift auf Seite 30 unterstellt einen Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen schwimmender Eisberge. Wie man sich leicht an einem Eiswürfel im Glas vergewissern kann, steigt der Wasserspiegel durch schmelzendes schwimmendes Eis um keinen Zentimeter. Das Prinzip von Archimedes sagt aus, dass ein schwimmender Eisberg das gleiche Gewicht an Wasser verdrängt, wie er selbst schwer ist. Mit der Schmelze steigt der Wasserspiegel deshalb nicht an. Nur schmelzendes Festlandeis lässt den Meeresspiegel ansteigen. Der wichtigste Effekt, der den Anstieg des Meeresspiegels hervorruft, ist die thermische Expansion des Wassers aufgrund der Erwärmung, sie ist für 57 % des Anstiegs verantwortlich. Die restlichen 43 % verursacht das schmelzende Festlandeis. Der IPCC-Bericht von 2007 spricht von einem mittleren globalen Anstieg des Meeresspiegels von 18 bis 60 cm bis Ende des 21. Jahrhunderts – je nach Szenario und Rechenmodell – und nicht von einem Meter, wie in dem Artikel ohne Quellenangabe referiert wird. Bemerkt sei schließlich, dass der angestrebte CO2-Handel mit vollständiger Versteigerung der Emissionsrechte nur weltweit funktionieren kann. Mehrkosten besonders für die energieintensive Industrie würden sehr wohl zur Verlagerung von Produktion in Länder führen,

die es mit dem Klimaschutz nicht so genau nehmen. Dem Weltklima wäre damit überhaupt nicht gedient. Dr. Harald Schwentker, Bad Dürkheim

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Als vorbildlich präsentieren Sie in Ihrem Titelthema den BUND-Regionalstrom – und erwähnen 35 Landwirte, die dafür Strom aus Biomasse liefern. Sofern diese nicht allein organische Abfälle verwerten, sondern konventionell angebaute Pflanzenrohstoffe, halte ich dies für sehr problematisch. Denn Prof. Michel (Nobelpreis 1988) hat vorgerechnet, dass dann die CO2-Bilanz der »BioEnergie« negativ ist. Selbst wenn die Rohstoffe aus dem Ökolandbau stammen, stellt sich die Frage, ob die Ackerflächen nicht besser zur Erzeugung von Biolebensmitteln genutzt werden sollten. Dr. Petra Hemptenmacher, Troisdorf

Diesel Mit Interesse habe ich Ihren Beitrag »Innovationsblocker Diesel« gelesen und auf Erkenntnisgewinn gehofft. Stattdessen stieß ich leider auf falsche Argumentationsketten und Schlussfolgerungen. Sie schreiben sinngemäß, Benziner hätten zwar bis zu 30 % höhere CO2-Normemissionen, würden aber im Durchschnitt nur 10 500 km im Jahr fahren, im Gegensatz zum Diesel mit 20 000 km. Daraus schlussfolgern Sie, dass der Benziner weniger CO2 emittiert als selbst der sparsamste Diesel-Pkw. Mit Verlaub: Der Vielfahrer, beispielsweise der Außendienstler, dem Sie seinen Diesel durch einen Benziner ersetzen, fährt ja nicht deshalb plötzlich nur halb so viel, weil er einen anderen Kraftstoff tankt. Ändert sich seine Jahresfahrleistung mit dem Benziner nicht, wovon auszugehen ist, emittiert der Benziner folglich mehr CO2 als der Diesel-Pkw. Ferner schreiben Sie sinngemäß, Diesel-Pkw würden in den letzten Jahren schwerer werden und wären wahre CO2-Schleudern. Wollen Sie das Fahrzeuggewicht dem Diesel anlasten? Das ist natürlich Unsinn. Fahrzeuge werden nicht per se schwerer, nur weil sie ein Dieselmotor antreibt. Und gleich schwere und motorisierte Fahrzeuge emittieren mit Dieselmotor üblicherweise nicht mehr, sondern eher weniger CO2 als Benziner. Ich unterstelle Ihnen redliche Absicht, aber mit dieser schwindelerregenden Kausalkette erweisen Sie sich und Ihren Lesern keinen Gefallen. Michael Glocker, Freiburg Eine Vertiefung dieser im letzten Heft tatsächlich verkürzten Argumentation finden Sie im aktuellen Titelthema auf Seite 18f. Die Redaktion freut sich über jede Leserzuschrift, behält sich aber Kürzungen vor.

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MAGAZI N

Grünes Band auf Google Earth

Interaktive Entdeckungsreise

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as Grüne Band feiert Geburtstag: 1989, vor 20 Jahren, trafen sich Naturschützer des BUND kurz nach dem Mauerfall in Hof und riefen dieses einmalige Naturschutzprojekt ins Leben. Pünktlich zum Jubiläum können nun Millionen Menschen die Natur am ehemaligen Grenzstreifen virtuell erleben. Auf »Google Earth« laden wir Sie zu einer faszinierenden Entdeckungsreise ein. Die interaktive Tour wurde gemeinsam mit der Medienagentur visuamundo entwickelt und eröffnet aus der Vogelperspektive einen Blick auf wichtige

Schutzprojekte des BUND. Ob Vögel bei Salzwedel, Kunst am WestÖstlichen Tor oder die Wanstschrecke in Thüringen – die Stationen sind so vielfältig wie das Grüne Band selbst. Eingebettetes Bild- und Videomaterial sowie Rundflüge machen die Reise zu einem besonderen Erlebnis. In der Abgeschiedenheit der einstigen innerdeutschen Grenze haben rund 600 bedrohte Arten Zuflucht gefunden. Doch Straßenbau und intensive Landwirtschaft gefährden das Grüne Band. Mit Hilfe von Spendengeldern schützt der BUND diese Lebenslinie.

Starten Sie Ihre Entdeckungsreise unter »www.bund.net/gruenesband-auf-googleearth«.

Schönes kaufen, Gutes tun

Der BUNDladen im neuen Gewand

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s ist geschafft – der neue Webshop des BUNDladens ist seit Ende letzten Jahres online – unter »www.bundladen.de«. Der BUNDladen ist übersichtlicher geworden, und Bestellungen gehen nun leichter von der Hand. Sie suchen nach Ideen, die Ihnen und Ihren Kindern Spaß an der Natur vermitteln und Anregungen für den praktischen Umwelt- und Klimaschutz geben? Bei uns werden Sie fündig! Mit dem Kauf unserer Produkte unterstützen Sie zugleich die Arbeit des BUND für Natur und Umwelt in Deutschland. Vieles ist neu und dynamischer im BUNDladen: Mit einem wechselnden monatlichen Angebot weisen wir auf interessante saisonale oder vergünstigte Produkte hin. Das ganze Jahr über suchen wir für Sie Produkte, die im Zeichen des Naturund Umweltschutzes stehen. Diese stellen wir Ihnen viermal jährlich im Rhythmus des BUNDmagazins in der Rubrik »Neuheiten« vor. Besuchen Sie den BUNDladen im Internet – Sie sind herzlich eingeladen. Gerne können Sie auch unseren Katalog »Schön« anfordern – telefonisch unter 0 30/2 75 86-4 80.

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Wenn Sie bis 30. April BUND-Produkte im Wert von 50 Euro und mehr bestellen, übernehmen wir Ihre Versandkosten.

Besuchen Sie unseren neuen www.bundladen.de


Hohe Schrecke

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ie Hohe Schrecke ist ein rund 7 000 Hektar großes, unzerschnittenes und naturnahes Waldgebiet im Norden Thüringens an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Über Jahrhunderte wurde es extensiv bewirtschaftet, rund 50 Jahre war es als militärisches Sperrgebiet kaum zugänglich. So konnten sich auf rund 4 700 Hektar reich strukturierte naturnahe Waldlebensräume mit sehr viel Altholz erhalten. Die umliegenden Gemeinden haben den Wert der Hohen Schrecke erkannt – und setzen sich nun mit dem BUND, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und weiteren Partnern für eine naturgerechte Regionalentwicklung ein. Zusammen mit der Naturstiftung David – der Stiftung des BUND in Thüringen – bewerben sich die Gemeinden zurzeit beim Wettbewerb »idee.natur« für ein Naturschutz-

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Großprojekt des Bundes. Mit Fördermitteln der Bundesregierung in Millionenhöhe soll das wertvolle Waldgebiet langfristig gesichert werden – und der Konflikt um die vom Flächeneigentümer Thüringen ursprünglich vorgesehene Privatisierung gelöst werden. Die Landesregierung hat sich schon bereit erklärt, das Naturschutzprojekt nicht nur finanziell zu unterstützen. Sie hat auch zugesagt, 1000 Hektar des wertvollen Waldes dauerhaft nicht mehr zu nutzen: ein Erfolg der langjährigen Lobbyarbeit von BUND und Naturstiftung David. Noch ist nicht sicher, ob die Bundesförderung wirklich kommt – denn aus den zehn eingereichten Anträgen wählt eine unabhängige Jury im Mai fünf Projekte aus. Bis dahin gilt es die Daumen zu drücken!

www.thomas-stephan.com

Alter Wald mit Zukunft?

Zwischen alten Bäumen wächst inselartig ein Pionierwald auf – im Frühjahr mit weißblühenden Kirschen.

Mehr dazu unter www.idee-natur.de/sieger.html


Der BUND rät: nicht verkohlen lassen!

MAGAZI N Vattenfall betreibt mit Jänschwalde und Schwarze Pumpe zwei der schmutzigsten Kohlekraftwerke der EU und gilt als klimaschädlichster Stromanbieter Europas. Um sich einen grünen Anstrich zu geben, sammelt der Konzern seit Monaten Unterschriften für eine »Klimaerklärung«. Suggeriert wird ein Engagement für den Klimaschutz – um mit den Unterschriften dann Politik in eigener Sache machen zu können. Dabei ist Vattenfall offenbar jedes Mittel recht. So wurden in der Berliner Innenstadt mit Teddybären selbst Kinder zu einer Unterschrift verlockt. Das blieb nicht ohne Widerspruch: Aktive des BUND Berlin und Brandenburg kamen flugs zu einer Gegenaktion zusammen. Übrigens sammelt nun auch der BUND Unterschriften: Unter »www.berlin-sagt-nein.de« können Sie gegen ein von Vattenfall geplantes Kohlekraftwerk in der Hauptstadt protestieren.

Rheinland-Pfalz

Rettungsplan für Vulkansee

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Der durch Gülle stark belastete Laacher See ist ein wertvolles Naturschutzgebiet von überregionaler Bedeutung.

er BUND fordert die Umweltund Landwirtschaftsbehörden von Rheinland-Pfalz auf, umgehend einen Rettungsplan für den Laacher See in Angriff zu nehmen. Der größte Natursee im deutschen Mittelgebirge ist geologisch und für Fauna und Flora von höchster Bedeutung. Sein Wasser ist seit langem zu phosphorhaltig – Versuche, dies zu ändern, zeigten nicht den erhofften Erfolg. So ist ein Verstoß des Landes gegen Vorschriften der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorprogrammiert. Ursache der Misere ist der enorme

Zuwachs von Schweinen und Rindern in einem Hof direkt am Seeufer. Gülle und Sickerwasser aus falsch gelagertem Mist wurden in den See geschwemmt. Von überdüngten Viehweiden dringen ständig neue Nährstoffe in den See. Der BUND fordert u. a. den Viehbestand stark zu senken, den Laacher See zu sanieren und im Einzugsgebiet keine Gülle und keinen Mist mehr auszubringen. Mehr dazu: www.bund-rlp.de; Kontakt: heinz.schlapkohl@bund-rlp.de

Ökotipp

Schöner leben

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egelmäßig verbreitet der BUND seine Ökotipps. Bewährte Hausrezepte finden sich hier nicht selten neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die

Ökotipps. Auch Privatpersonen können sie kostenlos über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps: www.bund.net/oekotipps

Gemeinsam reisen Wer als Alleinreisender keine Bahncard hat, für den kann eine Reise in den Urlaub oder übers Wochenende teuer werden. Bei hohen Spritpreisen ist auch das Auto meist keine günstige Alternative. Der BUND rät daher, gemeinsam zu reisen. Denn das spart Kosten und senkt den Ausstoß klimaschädlicher Abgase. Gemeinsames Reisen lässt sich leicht über Mitfahrzentralen organisieren – und seit einiger Zeit auch über »Mitbahnzentralen« im Internet. Dort kann man sich Mitreisende suchen und günstige Gruppentarife nutzen oder ein Wochenendticket teilen. Selbst die Bahn bie-

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tet eine Mitfahrbörse an. Wichtig ist, dass alle Mitglieder einer Gruppe die Tickets gemeinsam kaufen. Sonst bleiben Einzelne auf den Kosten sitzen, wenn andere den Zug verpassen oder die Reise nicht antreten können. Die Bahn toleriert diese Praxis, solange die Tickets schon vor der Fahrt gekauft werden und sich Fahrgemeinschaften nicht erst im Zug bilden. Mitbahnbörsen finden Sie unter www.ticket-teilen.de, www.ticket-mitfahrer.de, www.kartenfuchs.de oder www.mitbahnen.de.


KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben. Der BUND hat auch im abgelaufenen Jahr seine Mitgliederzahl – leicht – erhöhen können. Gegen den allgemeinen Trend gelang es, die Zahl um immerhin 450 Mitglieder zu steigern. Gemeinsam mit den FörderInnen unterstützen damit knapp 400 000 Menschen unsere Arbeit für Natur und Umwelt. Das Bistum Mainz hat sich als erstes deutsches Bistum für einen Wechsel zu sauberem Strom aus erneuerbaren Energien entschieden. Es folgt damit einem Aufruf seines Bischofs Karl Lehmann, der bereits 2006 als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz seine Kirche zu klimafreundlichem Verhalten ermuntert hatte. Mit über 1 000 Abnahmestellen ist das Bistum Mainz nun größter Kunde des unabhängigen Ökostromanbieters Naturstrom (vom BUND empfohlen). Südafrika hat sich von dem Plan verabschiedet, zwei französische EPR-Reaktoren zu kaufen (und in einer nächsten Phase noch einmal zehn weitere). Das Ende des ambitionierten nuklearen Programms ist auch deshalb bedeutsam, weil es als Muster für viele Schwellenländer mit ähnlichen Perspektiven galt.

Die größte Rückverlegung eines Deiches in Deutschland konnte Ende November nach über dreijähriger Arbeit abgeschlossen werden. Initiiert und begleitet vom BUND ist der Elbdeich bei Lenzen in der Prignitz um bis zu 1,3 Kilometer ins Hinterland gerückt. Dadurch entstanden 420 Hektar neues Überflutungsland, das bei Hochwasser über 15 Mio. Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. In direkter Nachbarschaft liegt die BUND-Burg Lenzen (siehe auch Seite 36). Über 1,8 Mio. deutsche Arbeitsplätze sind mit dem Umweltschutz verbunden – mehr als je zuvor. Mit 16 % Marktanteil führt Deutschland zudem weiter den Weltmarkt für Umweltgüter an. Die Industrieproduktion wuchs hier von 2005 bis 2007 um über ein Viertel. Diese und andere Daten sind im »Umweltwirtschaftsbericht 2009« zusammengefasst. Mehr dazu: www.bmu.de 10 % mehr Bio-Lebensmittel als im Vorjahr haben die Deutschen 2008 eingekauft. »Bio« ist damit deutlich rascher gewachsen als der übrige Lebensmittelmarkt. Aber: Der Bioanteil am Gesamtmarkt liegt weiter bei nur 4 %. Und 2007 hatte der Zuwachs noch 15 % betragen.

Kohlekraftwerk Lubmin vor dem Aus?

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s ist immer wahrscheinlicher, dass der Bau und Betrieb des geplanten Steinkohlekraftwerks in Lubmin nicht genehmigt wird. Rekordverdächtige 15 Tage verhandelten im letzten Herbst Behördenvertreter, die dänische Investorin DONG Energy und Umweltschützer im vorpommerschen Greifswald die Details des geplanten 1600-MWKraftwerks. Von den umfangreichen Einwendungen der Kohlegegner um BUND und WWF waren nicht nur die Genehmigungsbehörden überrascht. Auch der Investor konnte viele Fragen zu den Auswirkungen des Kraftwerks adhoc nicht beantworten. So könnte die in den Greifswalder Bodden abgeleitete Wärme des Kühlwassers gesundheitsgefährdende Bakterien (Vibrionen) und Blaualgen fördern. Auch würde eine Tonne Quecksilber pro Jahr die Ostseefische belasten. Und das in einer der beliebtesten deutschen Urlaubsregionen!

Aus Sicht des BUND Mecklenburg-Vorpommern fehlt zudem eine wichtige Voraussetzung für die Genehmigung: das überwiegende öffentliche Interesse. Schon heute ist – so das Bundesumweltministerium – jenes Kontingent neuer technisch verbesserter Kohlekraftwerke genehmigt, das als Ersatz für alte Kraftwerke vorgesehen war. Jedes weitere Kraftwerk gefährdet die Klimaschutzziele Deutschlands. Dazu Mathias Grünwald, Vorsitzender des BUND-Landesverbandes: »Kaum ein anderes Kraftwerk würde derart massiv in geschützte Natur eingreifen. Unsere Einwände gegen das Kraftwerk teilen die Genehmigungsbehörden weitgehend. Wir sind deshalb optimistisch, dass die Genehmigung versagt wird.« 2008 war es – vielfach nach Protesten von Anwohnern und Umweltverbänden wie dem BUND – bundesweit zur Aufgabe geplanter Kohlekraftwerke gekommen, so in

Walter Klingner

»Wir sind optimistisch!«

Das inzwischen stillgelegte Kernkraftwerk Lubmin hat eine Wunde in die Landschaft am Greifswalder Bodden gerissen. Hier könnten Windräder produziert werden. Stattdessen soll ein Kohlekraftwerk entstehen (Bauplatz im Vordergrund).

Herne (NRW) und Germersheim (BW). Eine behördliche Ablehnung aber wäre ein Novum und ein wichtiges Signal für alle Gegner der weiter geplanten 25 Kohlekraftwerke.

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KOMMENTAR

Umweltgesetzbuch

Die unendliche Geschichte Die Autorin Ulrike Mehl ist die stellvertretende Vorsitzende des BUND.

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nter dem Umweltgesetzbuch kann sich der Laie vermutlich nicht viel vorstellen. Es hört sich so harmlos nichtssagend an. Doch in Wahrheit verbergen sich dahinter zentrale Gesetze für unsere Natur und Umwelt – wie das Bundesnaturschutz- und das Wasserhaushaltsgesetz. Aber zunächst zur Entstehung: Das deutsche Umwelt- und Naturschutzrecht hat sich in den letzten 60 Jahren zu einem kaum mehr überschaubaren Dickicht von weit über 1 400 Gesetzen und Verordnungen entwickelt. Viele sind auf eine Verschmutzungsart oder ein Umweltmedium beschränkt, wodurch kumulierte Umweltfolgen nicht ausreichend erfasst sind. Und innerhalb dieses Gesetzesdschungels wurde natürlich ganz unzulänglich geprüft, ob alle Einzelgesetze kompatibel sind. BürgerInnen oder der Wirtschaft muss unser Umweltrecht also schwer verständlich und intransparent erscheinen. Deshalb kam in den 80er/90er Jahren die Idee auf, analog zum Bürgerlichen Gesetzbuch ein Umweltgesetzbuch (UGB) zu schaffen. Damit sollten im ersten Schritt Naturschutz- und Wasserrecht neu geregelt und – als zentraler Punkt – immissionsschutzrechtliche Anlagen in einem integrierten Verfahren genehmigt werden. Für eine Fabrik etwa sollten nicht mehr diverse Einzelgenehmigungen zu Wasser-, Immissionsschutz usw. nötig sein, sondern nur noch eine zentrale. Das Statistische Bundesamt errechnete Effizienzgewinne von 30 Millionen Euro pro Jahr – eine Win-win-Situation, so sah es auch die Wirtschaft lange. 1997 lag ein erster umfassender Entwurf vor, den Umweltministerin Angela Merkel zu einem Gesetzentwurf fortentwickeln ließ. 1998 erklärte dann die rotgrüne Regierung das UGB zu einem zentralen Anliegen. Doch bald stellte sich heraus, dass die Bundesregierung dieses Gesetz nicht auf den Weg bringen konnte – ihr fehlte für das Wasser- und Naturschutzrecht schlicht die Gesetzgebungskompetenz. Der UGBEntwurf verschwand in der Schublade, bis Bund und

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Länder sich 2006 in der Föderalismuskommission darauf einigen konnten, dem Bund die nötige Kompetenz zuzuweisen. Endlich durfte man hoffen, dass das Umweltgesetzbuch nun das Licht der Welt erblickt. Doch zu früh gefreut: Nach jahrelanger Abstimmung innerhalb der Bundesregierung legte die CSU im Dezember ihr Veto ein. Als Wortführerin einer Lobbygruppe von deutscher Industrie (BDI), Bauernverband und sonstigen Verdächtigen, die inzwischen radikal gegen das Gesetz sind, monierte sie besonders den Kern des Gesetzes, die integrierte Genehmigung. Die Regierungsfraktionen ließen den hier sehr engagierten Umweltminister im Regen stehen. Somit ist das Gesetz auf lange Sicht gescheitert, und es gelten die alten, von Bundesland zu Bundesland abweichenden Regelungen fort. Das ist für den Naturschutz allerdings eine rechtliche Katastrophe. Denn die Föderalismusreform hat außerdem geregelt, dass die Länder von vielen Teilen des Bundesrechts ab 1.1.2010 individuell abweichen dürfen. Ausgenommen sind nur die »allgemeinen Grundsätze des Naturschutzes, das Recht des Artenschutzes und des Meeresnaturschutzes«. Da erst das neue UGB genau dies definieren sollte, besteht ab sofort große Rechtsunsicherheit. Die Länder werden nach dem Stichtag ihre Gesetze anpassen, ohne dass der Bundesgesetzgeber dafür eine rechtliche Basis bieten kann. Sollte der Bund erst 2010 oder gar später einen neuen Anlauf für das UGB nehmen, wird er wohl vor einem Wust unterschiedlicher Ländergesetze stehen, die noch dazu auf unsicherer Rechtsgrundlage fußen. Damit ist genau das Gegenteil dessen erreicht, was das UGB leisten sollte. Die Rechtsunklarheit verschärft sich zu Lasten der Natur und im Einzelfall auch zu Lasten der Wirtschaft. 2002 hatten annähernd 190 Staaten auf dem UNUmweltgipfel in Johannisburg beschlossen, den dramatischen Artenschwund bis 2010 einzudämmen. Trotz dieser guten Vorsätze halten der Artenrückgang und die Naturzerstörung unvermindert an. Vor diesem Hintergrund kann man den Untergang des UGB im Januar 2009 nur als naturschutzpolitische Katastrophe und als Offenbarungseid der Großen Koalition werten. Und ich werde den Eindruck nicht los, dass es einfach an Ignoranz scheiterte, an schlichter Unkenntnis seiner Bedeutung.


… demonstriert die Große Rohrdommel, wenn sie im Schilf ihre »Pfahlstellung« einnimmt . Doch was hilft ihr das, wenn ihr Lebensraum verschwindet? Der BUND kämpft für den Schutz der Gewässer – und ihrer natürlichen Uferzonen.

blickwinkel/M. Woike

Die Kunst der Tarnung …

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Die Autokrise – eine verpasste Chance BBR 2008 (2)

TITELTH EMA

Die gleiche Kreuzung vor dem Umbau.

Shared Space – deutsches Musterbeispiel ist die Gemeinde Bohmte bei Osnabrück. Hier eine Kreuzung nach dem Umbau: Die Verkehrsteilnehmer begegnen sich auf einer Augenhöhe, die Aufmerksamkeit füreinander ersetzt eine aufwendige Beschilderung.

Ein Titelthema, in dessen Mittelpunkt das Auto steht, hat sich in den letzten Monaten geradezu aufgedrängt. In ihren zwei Konjunkturpaketen hat die Bundesregierung der Autoindustrie und dem Straßenbau eine überaus zentrale Bedeutung zugemessen. Sie hat damit ihre Verkehrspolitik noch stärker auf das Auto ausgerichtet. Der BUND fordert dagegen ein wirklich gleichberechtigtes Miteinander aller Verkehrsteilnehmer, lebenswerte Städte und die Erhaltung einer intakten Umwelt. Die »Autolastigkeit« der Beiträge auf den nächsten zwölf Seiten soll unsere Bildauswahl konterkarieren. Wir zeigen Orte, wo es einer modernen Verkehrspolitik wenigstens ansatzweise gelungen ist, die Dominanz des Autoverkehrs zu brechen und für andere Verkehrsteilnehmer Raum zu schaffen. 12

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Die Straße gehört allen – zaghafte Ansätze hierfür bilden auch Spielstraßen (-abschnitte) wie diese in Frankfurt am Main.

Autos und Straßenverkehr

BUND fordert Kurswechsel Viel, viel Steuergeld hat die Bundesregierung in die Hand genommen, um den Absatz von Neuwagen und den Bau von Straßen zu forcieren. Sie zementiert damit eine Verkehrsstruktur, deren schädliche Folgen sich an jeder Straßenecke studieren lassen. Neue Rezepte sind heute dringlicher denn je.

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er Verkehr trägt bisher nicht wie andere Lebensbereiche dazu bei, die deutschen Klimaziele zu erreichen. Im Gegenteil: Der Luftverkehr wird sich in den nächsten 15 Jahren verdoppeln, und über unsere Fernstraßen sollen 2025 (amtlich geschätzte) 70 % mehr Güter transportiert werden. Die Bundesregierung baut dieser Entwicklung noch hinterher. Innerhalb von nur fünf Wochen hat sie zur Jahreswende beschlossen, zusätzlich neun Milliarden Euro in den Verkehr zu investieren. Allein fünf Milliarden werden in den Bau von Autobahnen und Bundesstraßen fließen. Und das, obwohl es in unserem Land fast keine großen Naturräume mehr gibt, die nicht von Straßen zerschnitten sind; obwohl der Straßenlärm bereits über 60 % aller Bundesbürger belastet; und obwohl in 70 Städten Feinstaub und Stickoxide die gesetzlichen Grenzwerte überschreiten. Wir erinnern uns: Das gleiche Bundeskabinett beschloss im Sommer 2007 ein »Integriertes Energie- und Klimaprogramm«. Es sah u.a. vor, die CO2-Emissionen von Neuwagen bis 2012 auf 120 g/km zu senken; die Kfz-Steuer nicht mehr nach Hubraum, sondern nach CO2-Ausstoß zu berechnen; und die externen Kosten des Lkw-Verkehrs (siehe unten) in die Lkw-Maut einzurechnen. Zumindest was die Autosparte betrifft, muss dieses – moderne – Programm als gescheitert gelten.

Die lebendige Stadt Der BUND kämpft in Deutschland und Europa für Autos mit niedrigen Emissionen. Unser Ziel aber ist nicht primär das effiziente Auto oder der perfekte Antrieb. Wir setzen uns für die Abkehr von Übermotorisierung und Hochgeschwindigkeit ein, für den Übergang zu einer neuen Mobilitätskultur. Unser Leitbild ist die lebenswerte Stadt. Ein Beispiel: Die überwiegend aus dem Straßenverkehr stammenden Feinstäube und Stickoxide sind nicht allein durch Filter aus der Welt zu schaffen – so unverzichtbar diese sind. Erst recht gilt das für den Verkehrslärm. Für Abhilfe würde vor allem ein besseres Angebot öffentlicher Busse und Bahnen sorgen – und die gezielte Förderung von Rad- und Fußverkehr. Wir wollen weniger Autos in den Städten, wir wollen den Straßenraum umverteilen zugunsten von Bus und Bahn, Radfahrern und Fußgängern. Denn auch Autos mit geringen Emissionen oder mit regenerativer Energie betriebene Elektroautos beanspruchen unverhältnismäßig viel Platz. Sie blockieren Aufenthaltsflächen und Bewegungsräume. Und wo viele Autos fahren, ist eine wirklich gleichberechtigte Koexistenz mit Menschen auf dem Rad oder zu Fuß kaum mehr möglich. Ohne eine nachhaltige Verkehrsplanung aber werden die Menschen weiter ins Umland abwandern, um dann

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– meist mit dem Auto – jeden Werktag wieder einzupendeln. Statt also fünf Milliarden Euro für zusätzliche Autobahnen und Bundesstraßen auszugeben, sollte der Verkehr grundsätzlich neu geordnet werden: mit einem Tempolimit von 120 km/h auf Autobahnen, das Sprit und CO2 spart sowie Unfälle und Staus reduziert; und mit Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel: Vor allem zu Stoßzeiten müssen mehr Busse und Bahnen eingesetzt werden. Und die Kürzung von Zuschüssen für regionale Verkehrsverbünde muss wieder zurückgenommen werden. Wo das Angebot im ländlichen Raum reduziert wurde, sind flexible Angebote gefragt – wie Taxibusse, Anruf-Sammeltaxen oder Bürgerbusse.

Was muss sich ändern? Beispiel Ortsumfahrungen: Etwa 600 werden derzeit bundesweit geplant. Oft genug entlasten sie den Ortskern nicht spürbar. Oft genug werden im Planungsstadium innerörtliche Alternativen einer Verkehrsentlastung vernachlässigt. Und oft genug wird nicht mit eingeplant, die nun mehr entlastete Durchfahrt umzugestalten und zurückzubauen, sie wieder in eine lebendige Ortsmitte zu integrieren. Letztlich dienen Ortsumfahrungen nicht selten in erster Linie dazu, Baugebiete am Ortsrand bis zur neuen Umfahrung auszudehnen. Sie sind damit ein Motor des Flächenfraßes, der mit 113 ha/Tag (2007) weiter dramatisch fortschreitet – ungeachtet dessen, dass die Bundesregierung ihn bis zum Jahr 2020 auf 30 ha/Tag reduzieren wollte. Für eine Kurskorrektur fordert der BUND auch neue finanzielle Anreize zu setzen: So bei der Einbeziehung externer Kosten in die Lkw-Maut auf EU-Ebene. Auf 38 Euro pro 1000 Lkw-Kilometer werden die vom Transportgewerbe nicht gedeckten Umweltkosten geschätzt – für Gesundheitsschäden durch Lärm und Schadstoffe, für Klimaschäden, für Unfallschäden oder den Verschleiß von Straßen und Brücken. Hier gibt es gute Vorschläge von EU-Kommission und Europaparlament, an die der BUND anknüpfen kann.

Ökologisch und sozial Ein dringender Schritt wäre auch, das rundum antiquierte und schädliche Dienstwagenprivileg zu überarbeiten. Über die Hälfte (!) aller Neuwagen wird heute als Firmen- oder Dienstwagen zugelassen. Viele dieser Autos werden aus Prestigegründen mit extrem hoher Motorleistung und hohem Gewicht ausgestattet. Die Alimentierung dieser Spritfresser durch alle Steuerzahler ist zutiefst klimaschädlich, ökonomisch kontraproduktiv und wettbewerbsverzerrend – Audi verkauft gar 77 % seiner Neuwagen an gewerbliche Halter! – sowie sozial ungerecht. Das Dienstwagenprivileg ist einer der Hauptgründe dafür, dass die deutschen Autohersteller die Selbstverpflichtung zur Reduktion ihrer CO2-Emissionen verfehlt haben. Der BUND fordert, den steuerlichen Abzug von Betriebskosten für Anschaffung und Kraftstoff strikt nach CO2-Emissionen zu staffeln. Für die Reform der Kfz-Steuer gilt: Nur ein strikt am CO2-Ausstoß orientierter Tarif, der auch den Schadstoffausstoß berücksichtigt, kann die richtigen Signale für sparsame und saubere Neuwagen setzen. Um kleine, effiziente Autos entlasten zu können, müssen schwere Wagen künftig teurer werden. Ein Konzept des BUND setzt diese Umverteilung von oben nach unten um. Die Regierung dagegen hat sich auf einen unausgegorenen Kompromiss von Hubraum- und CO2-Besteuerung verständigt, der gerade schwere Diesel entlasten wird. Fazit: Der längst fällige Kurswechsel in der Verkehrspolitik würde sich segensreich auf Natur und Umwelt und auf unser aller Gesundheit und Lebensqualität auswirken. Und er wäre ein soziales Korrektiv zugunsten all jener Menschen, die sich kein eigenes Auto (und schon gar kein Oberklassemodell) leisten wollen oder können. Die sich bewusst anders fortbewegen und die für ihr allgemeinnütziges Verhalten deutlich mehr staatliche Unterstützung verdient hätten. Hubert Weiger … ist der Vorsitzende des BUND.

Parkzonen für Fahrräder gehören dorthin, wo bislang Autos parkten – anstatt schmale Gehsteige zusätzlich zu verengen.

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Interview

»Lustvoll und lebensnah« Der Psychoanalytiker und Autor Micha Hilgers beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Umweltthemen. Schon in seinem ersten Buch wagte er 1992 eine »Psychoanalyse des Autofahrens«. Seit Jahrzehnten appellieren die Umweltverbände an die Auto fahrende Mehrheit, das Auto häufiger stehenzulassen oder am besten ganz auf Bus, Bahn und Fahrrad umzusteigen. Bisher mit eher wenig Erfolg. Woran liegt das wohl? Bis meine Söhne nicht selbst Auto fahren konnten, erzählten sie mir regelmäßig unglaubliche Geschichten über den Nicht-Service des hiesigen öffentlichen Nahverkehrs: Wie die Busfahrer ihnen grinsend vor der Nase wegfahren, wie sie ganz allgemein ihre Kunden behandeln, wie häufig es zu Verspätungen kommt … So entstand in ihnen der unbedingte Wunsch, zum erstmöglichen Moment auszusteigen. Will sagen: Solange öffentlicher Verkehr so unattraktiv ist, wie er vielerorts ist, und speziell Kinder so negative Erfahrungen machen – die sie später nicht mehr korrigieren –, können Sie alle Appelle an Autofahrer vergessen. Die meisten werden also erst auf ihr Auto verzichten, wenn sie es schlicht nicht mehr bezahlen können? Ja, und das ist dann ein sozialer Abstieg, beschämend und negativ besetzt. Oder sie nutzen öffentliche Verkehrsträger, deren Image besser ist: wie das Flugzeug. Da werden sie auch auf Billigflügen nicht derart unverschämt behandelt wie oft im kommunalen Nahverkehr. Viele Menschen sind heute mehr als früher aufs Auto angewiesen, weil Arbeit, Wohnort, Kindergarten etc. weit auseinanderliegen und Einkaufszentren in die Peripherie verlagert wurden. Als Prestigeobjekt dagegen scheint das Auto allmählich an Strahlkraft zu verlieren … Das Auto ist vielen zu einer Notwendigkeit geworden, und nachdem es nun unverzichtbar erscheint, erhält es noch einen symbolischen Mehrwert – doch nicht deshalb wird das Auto gekauft. Statt des dicken Autos wird heute mehr Wert auf Design gelegt, und vor allem auf Komfort wie Sitzheizung und Klimaanlage. Die Leute verbringen ja immer mehr Zeit im Auto. In Anzeigen wird weiter gezielt die emotionale Seite angesprochen, es werden vor allem hochmotorisierte Sport- und Geländewagen beworben. Das Emotionale spielt natürlich eine Rolle, gerade bei den Konzernchefs, die ja lange Zeit antiquiert auf Fahrzeuge gesetzt haben, die wirklich keiner braucht. Das liegt an der Gewinnmarge der teuersten Modelle und am Kalkül der Hersteller, dass der Glanz der Spitzenprodukte auf ihre kleineren Modelle abfärbt. Dabei haben sie nur oft – gegen ihre wirtschaftlichen Interessen – wichtige Trends wie den Katalysator oder den Rußfilter verschlafen.

Speziell in den Städten sind Radfahrer immer präsenter, wird die Dominanz des Autoverkehrs nicht mehr widerspruchslos hingenommen. Wie sehr lassen sich Menschen von öffentlich gelebten Alternativen (autolose Mobilität) beeinflussen? Eine Minderheit muss, um einer Mehrheit als Modell zu dienen, attraktiv sein. Und als Mitglied der Mehrheit muss ich das Gefühl haben, mit der Minderheit noch etwas zu tun zu haben. Nur dann kann ich mir vorstellen, einmal dazuzugehören. Wenn ich die Minderheit als elitär erlebe und ich sie – qua sozialer Status, qua Bildung – gar nicht erreichen kann, wird sie mich auch nicht beeindrucken. Dann kommt es zu Parallelgesellschaften. Wichtig ist auch der persönliche Gewinn: Rad fährt ja nicht unbedingt und nur, wer umweltengagiert ist, sondern wer glaubt, dass es gesund ist und Bewegung bringt, ein Trend, der zunächst überhaupt nichts mit der Frage »Auto ja oder nein« zu tun hat.

Micha Hilgers lebt in Aachen.

Nonkonformisten – hier: autofrei Mobile – werden also zu Trendsettern, indem … … sie einen lustvollen Lebensstil verkörpern und nicht moralinsauer argumentieren. Man übernimmt ja selten ganze Lebensstile, sondern man baut Teile verschiedener Stile in sein Leben ein. Diesen »PatchworkLebensstil« sollte man übrigens nicht entwerten, wie das die Umweltbewegung oft getan hat – anstatt Menschen willkommen zu heißen, die wenigstens kleine Teile ihres Lebens zum Positiven ändern. Was ist der beste Ansatz für eine neue Mobilitätskultur? Der BUND muss sich für die – verbliebenen und potenziellen – Fahrgäste im öffentlichen Verkehr engagieren, ihre Interessen vertreten, auch vor Ort Forderungen stellen. Mein Bild, was es bedeutet, auf das Rad oder den öffentlichen Verkehr umzusteigen, muss ganz konkret sein. Denn mein momentanes Leben ist konkret, und der Verzicht aufs Auto wäre es auch. Alternativen müssen also möglichst lebensnah dargestellt werden. Und wir müssen den öffentlichen Verkehr auf allen Ebenen attraktiver machen. Nur wer ihn als Kind und Jugendlicher positiv erfährt, steigt erst gar nicht aus, sondern wird später alle Verkehrsmittel flexibel und bewusst nutzen. Damit wäre schon viel gewonnen.

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Die Fragen stellte BUND-Redakteur Severin Zillich.


Made in Germany

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Deutsche Autos auf Diät Ständig schneller und schwerer sind deutsche Neuwagen in der Vergangenheit geworden. Auf der Jagd nach immer mehr Leistung unter immer breiteren Kühlerhauben hat es die deutsche Autoindustrie versäumt, sparsame Modelle auf dem neuesten Stand der Technik anzubieten. Doch genau die sind in Zeiten des Klimawandels gefragt.

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nde 2008 war sie da, die Chance, ambitionierte CO2-Grenzwerte für Neuwagen in der EU festzuschreiben und damit die Verkehrsemissionen deutlich zu senken. Doch die deutschen EU-Politiker folgten den Wünschen der Autolobby und allen voran dem Verband der Automobilindustrie mit Ex-Verkehrsminister Wissmann an der Spitze. Auch Kanzlerin Merkel und Umweltminister Gabriel taten alles, um die neuen Grenzwerte zu verzögern und zu verwässern. Dabei ist eine Abkehr von der jetzigen Modellstruktur für die deutschen Hersteller nötiger denn je.

der Effizienz die deutschen Neuwagen mit immer stärkeren Motoren, mit mehr Gewicht und mehr Tempo ausgeliefert wurden: Von 2000 bis 2007 stieg die Leistung von 81,2 auf 95,9 kW, die Höchstgeschwindigkeit von 184,6 auf 191,4 km/h und das Leergewicht von 1311,7 auf 1445,4 kg. 2008 wird der durchschnittliche CO2-Ausstoß um etwa 5 bis 6 g/km gesunken sein. Um aber den für 2020 angepeilten Grenzwert von 95 g/km einzuhalten, muss dieser Prozess noch deutlich an Fahrt gewinnen.

Sparpotenzial vorhanden Größer, schneller, schwerer Im Jahr 2007 hat ein in Deutschland verkaufter Neuwagen durchschnittlich 170 g/km CO2 ausgestoßen, was einem Durchschnittsverbrauch von etwa 7 Litern Benzin oder 6,5 Litern Diesel entspricht. Damit liegt der deutsche Wert rund 10 Gramm über dem europäischen Durchschnitt. Grund dafür ist, dass trotz steigen-

Viele technische Möglichkeiten, um den Verbrauch zu senken, existieren bereits. Sie werden bisher nur nicht eingesetzt. Mit recht einfachen und kostengünstigen Mitteln könnten enorme Einsparungen erzielt werden, ohne dass Sicherheit und Bequemlichkeit beeinträchtigt würden. So senkt etwa der Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen die CO2-Emissionen um jeweils bis zu 5 %, eine veränderte Getriebeübersetzung spart bis zu 10 %, eine Start-Stopp-Automatik bis zu 5 %, und ein Zehntel weniger Gewicht spart weitere 5 %. Allein mit diesen fünf Maßnahmen ließe sich der durchschnittliche Ausstoß also um bis zu 40 g/km CO2 reduzieren. Ein Trend zu kleineren und leichteren Fahrzeugen würde diese Entwicklung noch erheblich verstärken.

Die Achse des Guten

»Gehwegvorstreckung« – bürokratisches Wortungetüm für eine menschenfreundliche Neuerung: Fußübergänge werden nicht mehr zugeparkt, das Überqueren der Straße wird deutlich sicherer. In Frankfurt am Main clever kombiniert mit einer Absperrmöglichkeit für Fahrräder.

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Verbindliche und das Klima schonende CO2-Grenzwerte für Neuwagen waren das Ziel einer internationalen Allianz der Umweltverbände, die letztes Jahr den Gesetzgebungsprozess auf EU-Ebene begleitete. Deutscher Partner war der BUND, unter Federführung unseres Netzwerks Friends of the Earth Europe. Dabei gelang es, die Verhandlungen entscheidend zu beeinflussen: durch die Veröffentlichung von Studien mit neuen klimapolitischen Erkenntnissen und Zahlen, durch medienwirksame Aktionen in Brüssel, Berlin, Paris, Madrid, Rom und London, und durch Lobbybriefe an die Europaabgeordneten und persönliche Gespräche mit umweltpolitischen Meinungsführern. Die Position des EU-Umweltausschusses folgte den Vorstellungen der Umweltverbände und nicht der Autoindustrie. Leider stand die endgültige Einigung von Rat und Parlament dann unter dem Einfluss der weltweiten Autokrise. Von den zukunftsweisenden Vor-


Exklusive Radspuren auf der Straße: So werden Radfahrer sichtbarer und schneller – und die Gehsteige bleiben den Fußgängern vorbehalten.

gaben des Umweltausschusses blieb nur das ambitionierte Ziel übrig, die CO2-Emissionen bis 2020 auf 95 g/km zu senken. Die deutschen Autohersteller bekamen eine Schonfrist bis 2015 eingeräumt. Denn zumindest für 2012 liegen die Grenzwerte nun sogar höher als die für 2007 ermittelten Durchschnittswerte. Eine Reduktion ist bis dahin also nicht erforderlich.

Aus Fehlern gelernt Viele Jahre behandelten die deutschen Autohersteller das Thema Umweltschutz sehr stiefmütterlich. Zwar gab es immer wieder Fahrzeuge, die zeigen sollten: »Wenn wir nur wollten, könnten wir.« Doch zum Trendsetter reichte es für Modelle wie den Lupo 3L nicht. Anders die Japaner, die 1997 die Hybridtechnik zur Serienreife brachten und die Nische der umweltorientierten Autonation besetzten. Zwölf Jahre später findet sich im Sortiment der deutschen Hersteller noch immer kein serienreifer Hybrid. Und auch den Markt der kleinen und sparsameren Autos bedient die deutsche Automobilindustrie nur am Rande. Doch ihre Zukunft wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sie es schafft, sich in diesem Markt zu etablieren. Bei einer anderen Technik, die in den nächsten Jahren deutlich an Bedeutung gewinnen wird, scheinen die Deutschen deutlich besser aufgestellt: der Entwicklung von reinen Elektrofahrzeugen. Erste Versuchsreihen mit dem Smart ed (electric drive), dem E-Mini und einem Hybrid-Golf zeigen, dass die großen Konzerne in diese Richtung gehen wollen. Noch sind solche Fahrzeuge allerdings wegen der hohen Kosten und des großen Platzbedarfs für die Batterien nicht in Großserie zu produzieren. Für den BUND ist bei der Umstellung auf ElektroFahrzeuge entscheidend, woher der Strom für die Fahrzeuge kommt. Die Entwicklung zur Elektromobilität muss mit dem dezentralen Ausbau erneuerbarer Energie gekoppelt werden. Bereits vereinbarte Kooperationen zwischen Mercedes-Benz und RWE, BMW und Vattenfall sowie Volkswagen und Eon zeigen, dass die Autohersteller und Energiekonzerne mit ihrer Marktmacht ein ganz anderes Ziel anstreben.

Was können wir tun? Es liegt in der Hand von uns Verbrauchern, welche Fahrzeuge künftig über die Straßen rollen. Der generelle

Verzicht aufs Auto ist natürlich die vorbildlichste Variante. Zweitbeste Alternative ist das Carsharing, das erlaubt, aus einer Flotte verschiedenster Fahrzeuge das für den jeweiligen Zweck optimale zu nutzen. Muss es aber ein eigenes Auto sein, so sollten wir Verbraucher gezielt die sparsamsten und saubersten Modelle erwerben (siehe Folgeseiten). Die Fuhrparkmanager einiger großer Konzerne haben bereits erste Schritte in diese Richtung unternommen. Der BUND und seine internationalen Partner werden sie dabei begleiten. Ebenfalls im Fokus unserer Kritik stehen die besonders auf die teuren Modelle ausgelegte Autowerbung und die im normalen Fahrbetrieb nicht erreichbaren Verbrauchsangaben der Hersteller. Jens Hilgenberg … ist Mitarbeiter des BUND-Verkehrsreferates.

Kleinstwagen im Trend Dass die Deutschen schon heute immer öfter auf sparsame Kleinstwagen zurückgreifen, zeigen die aktuellen Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Demnach sank 2008 – im Vergleich zu 2007 – die Zahl der neu zugelassenen Oberklassewagen um 18,6 % auf 149 181 Fahrzeuge. Im gleichen Zeitraum wurden um 18 % mehr Kleinstwagen zugelassen, ihre Zahl stieg entgegen dem allgemeinen Trend auf 186 898.

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Ratgeber

Woran denken beim Autokauf? Was rät der BUND allen Mitgliedern, die sich dieses Jahr einen neuen Wagen zulegen möchten? Zehn Tipps sollen Ihnen eine umweltfreundliche Entscheidung erleichtern.

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Greenwheels GmbH

ie Bundesregierung liefert Anreize für den Kauf neuer Autos und will so die deutsche Automobilwirtschaft aus der Krise führen und Kurzarbeit und Entlassungen verhindern. Wer ein schadstoffarmes Auto kauft, wird für bis zu zwei Jahre von der Kfz-Steuer befreit; und wer ein altes Auto zugunsten eines Neuwagens verschrottet, bekommt eine Abwrackprämie von 2 500 Euro. Was sollten Sie beachten, wenn Sie dieses Jahr ein neues Auto kaufen?

auf ein Viertel; die restliche Energie benötigt der Betrieb des Autos. Wenn der Neuwagen etwa 25 % weniger Sprit verbraucht als Ihr altes Modell, so ist ein Kauf vorteilhaft für die Umwelt.

3. Neuwagen sind umweltfreundlicher Neuwagen emittieren deutlich weniger Schadstoffe. Diesel-Pkw halten heute durchgängig die EU-Norm »Euro 5« ein und haben einen geregelten oder geschlossenen Partikelfilter (ab dem 1. September ist Euro 5 Vorschrift für alle). Die Schadstoffreduktion ist eine Erfolgsgeschichte. Benziner sind seit Euro 4 »sauber« (die meisten unterschreiten sogar bereits Euro 5).

4. Die beste Schadstoffklasse Die Abgasprobleme sind bei Benzinern seit dem Euro4-Standard (verbindlich seit 1. 1. 2005) gelöst. Auch die Einhaltung der ab 1. 9. 2009 und 1. 9. 2014 vorgeschriebenen Euro 5- und Euro 6-Normen wird den meisten Benzinern keine Probleme bereiten. Dieselwagen dagegen werden den Stickoxidgrenzwert ab 2014 nur mit einer zusätzlichen Abgasreinigung schaffen. Bis dahin stoßen sie pro Kilometer etwa viermal so viele Stickoxide aus wie ein Benziner.

5. Senken Sie den Verbrauch

Wer sein Auto mit anderen teilt, nutzt es bewusster und spart sich die Kosten eines eigenen Wagens. Sind – wie hier in Berlin – fürs Carsharing eigene Parkplätze reserviert (siehe Schild!), entfällt sogar die lästige Parkplatzsuche.

Unbedingt sollten Sie ein modernes, verbrauchsarmes Modell kaufen. Nicht nur der Umwelt zuliebe: Wenn Ihr neuer Wagen 40 g CO2/km weniger verbraucht als der alte, entlasten Sie Ihren Geldbeutel jedes Jahr um mindestens 250 Euro Spritkosten (bei 15 000 gefahrenen Kilometern pro Jahr).

6. Senken Sie das Gewicht 1. Ratgeber beim Autokauf nutzen Die Auto-Umweltliste des Verkehrsclubs Deutschland bewertet jedes Jahr etwa 350 Neuwagen nach ihren CO2-Emissionen (60 % der Wertung), dem Ausstoß von Ruß und Stickoxiden sowie ihrer Lärmemission. Die Autos sind anschaulich in Tabellen zusammengefasst – mit einer Fülle nützlicher Angaben zu Preisen, Kraftstoffverbrauch usw.

2. Kauf eines Neuwagens umweltfreundlich? Die Herstellung eines Autos benötigt etwa ein Zehntel der Energie, die es über den gesamten Lebenszyklus verbraucht. Rechnet man Rohstoffgewinnung und Rohstofftransport bei der Autoproduktion sowie die Entsorgung am Ende mit ein, so erhöht sich dieser Wert

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Klimaanlagen führen zu einem Mehrverbrauch von über 10 % – der bisher nicht in die offiziellen Verbrauchsangaben einfließt. Jedes Zusatzaggregat, jedes Kilogramm mehr erhöht Ihren Verbrauch.

7. Hybride speziell im Stadtverkehr unschlagbar Vollhybride wie der Toyota Prius setzen aufwendige Technik ein, um zwischen zwei Motoren – einem Elektro- und Benzinmotor – zu wechseln. In der Stadt wird die Bremsenergie genutzt, um die Batterie aufzuladen. Hier kann der Prius daher weite Strecken nur mit Elektroantrieb fahren und erreicht so – trotz seines höheren Gewichts – einen kombinierten Verbrauch von 4,3 l/100 Kilometer. Bremsenergie nutzen auch »milde Hybride« wie der Honda Civic. Dort unterstützt der Elektromotor nur den – ständig aktiven – Verbrennungs-


motor, der dadurch auf eine geringere Motorleistung ausgelegt werden kann.

8. Erdgas eine Alternative Wegen ihrer guten Klimabilanz haben Erdgasautos niedrigere CO2-Emissionen und können deshalb die etwas höheren Anschaffungskosten rechtfertigen. Erdgas hat etwas geringere Emissionen als Flüssiggas. Beide Treibstoffe sind noch bis 2018 steuerbegünstigt.

9. Nicht auf Elektroautos warten Noch sind keine alltagstauglichen Elektroautos im Angebot. Die Batterien sind bislang viel zu teuer. Langfristig aber könnten regenerativ »betankte« Elektroautos substanziell zur Senkung von Schadstoffen und Lärm in den Städten beitragen.

10. Abwrackprämie begünstigt Kleinwagen Wer ein über neun Jahre altes Auto fährt, wird sich kaum einen teuren (deutschen) Neuwagen anschaffen – wie es die Erfinder der Prämie eigentlich wollten. Denn ein Kleinwagen für 10 000 Euro lässt sich zu einem Viertel durch die Prämie finanzieren. Weitere 5 000 Euro kann man im Lebenszyklus eines Autos an Sprit einsparen. Kein schlechtes Geschäft also. Bei Autos für 30 000 Euro aufwärts bildet die Prämie dagegen nur einen geringen Teil des Kaufpreises. Und die meisten Käufer bzw. Leasingnehmer von Oberklasseautos, Luxus- und Geländewagen (SUV) fahren eher selten Autos, die älter als neun Jahre sind. Übrigens beeinflusst nicht nur Ihre Kaufentscheidung, wie umweltschonend Sie sich in Zukunft fortbewegen. Auch Ihre Fahrweise wirkt sich aus: Durch frühes Schalten, vorausschauendes Fahren, ein Abschalten des Motors an der Ampel (wenn die StartStopp-Automatik das nicht automatisch tut) und weitere einfache Verhaltensweisen lassen sich mindestens 25 % Sprit sparen. Der BUND, aber auch Hersteller und Händler geben entsprechende Tipps für umweltbewusstes Fahren. Und schließlich entscheidet über Ihre persönliche Umweltbilanz, wie viele Kilometer Sie mit dem Auto fahren. Ihre jährlichen Gesamtemissionen resultieren hier aus den Emissionen pro Kilometer (CO2, Rußpartikel, Stickoxide) multipliziert mit Ihrer Fahrleistung in diesem Jahr. Diesel-Pkw werden in Deutschland pro Jahr durchschnittlich 22 000 Kilometer gefahren, Benzin-Pkw 12 000 (Werte von 2007). Wenn Sie einen Teil

Die Zeiten des allein aufs Auto zugeschnittenen Straßenraums gehören vielerorts der Vergangenheit an: Alternative Verkehrsträger wie Trambahn und Rad erhalten mehr Platz zugewiesen – ein Beispiel aus Dresden.

dieser Strecke künftig mit Bus und Bahn, zu Fuß oder auf dem Fahrrad zurücklegen, werden Sie Ihre Umweltbilanz deutlich verbessern.

Limousinen als Ladenhüter Durchschnittlich werden in Deutschland alljährlich etwa 3,3 Millionen Neuwagen verkauft. 2006 war mit 3,5 Millionen ein Rekordjahr – samt Rekordgewinnen für die deutschen Hersteller. 2007, als die hohen CO2Emissionen der deutschen Modelle und neue EU-Grenzwerte bereits viel diskutiert wurden, ging der Neuwagenkauf um 10 % zurück, 2008 nochmals um 2 % (auf jetzt 3,1 Millionen). Speziell der Absatz in der Ober- und Luxusklasse ist eingebrochen – mit Ausnahme der immer beliebteren Geländewagen. Der Absatz der kleinsten Modelle, der Klein-, Kompaktund Mittelklassewagen nahm dagegen auch 2008 zu.

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Straßenbau

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Intelligenz statt Beton! Neue Straßen braucht das Land, so die Große Koalition. Mit Milliarden von Steuergeldern für den Straßenbau soll der Wirtschaftskrise getrotzt werden. Warum ist das in jeder Hinsicht zu kurz gedacht?

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ie Bundesregierung will fünf Milliarden Euro zusätzlich für Autobahnen und Bundesstraßen ausgeben – Geld aus den Konjunkturpaketen und der Mauterhöhung vom 1. Januar. Großprojekte und viele Ortsumfahrungen erhalten mehr Geld. Doch nur während der Planungs- und Bauzeit schaffen Straßen vorübergehend Jobs in nennenswerter Zahl: bei einer Investitionssumme von 200 Mio. Euro etwa 200 bei der Planung und 1 200 während des Baus. Investitionen in die

Vor allem im Wahlkampf greifen Politiker gerne zu Schere oder Spaten, um medienwirksam neue Straßen einzuweihen.

Bahn oder in den Nahverkehr geben deutlich mehr Menschen Arbeit. Die Belebung des Arbeitsmarktes in einer Region, wo eine Straße neu gebaut wurde, war noch nie nachzuweisen. Auch die Erreichbarkeit lässt sich in unserem völlig erschlossenen Land nicht mehr groß verbessern: Die Fahrt zum nächsten Autobahnanschluss dauert durchschnittlich nur noch elf Minuten!

Integrierte Planung?

Werner Reh leitet die Verkehrspolitik des BUND.

Zwar fordert das Bundesverkehrsministerium in seinem »Investitionsrahmenplan bis 2010« eine »integrierte und nachhaltige Verkehrspolitik«, die das gesamte Verkehrssystem leistungsfähiger macht. In der Praxis aber fördert es alle Verkehrsträger parallel. So sollen auch mittels neuer Straßen bis 2025 70 % mehr Güter per Lkw transportiert werden können. Der Schie-

nenverkehr dagegen soll die Straße nicht entlasten, sein Anteil am Gütertransport geht sogar zurück. Der Straßenverkehr wird deshalb weiter wachsen – mit allen negativen Folgen für das Klima und die Umwelt.

Wo wird der BUND aktiv? Die nebenstehende Karte zeigt 16 besonders umweltschädliche Straßenprojekte. Bei jedem einzelnen setzt sich der BUND für eine zeitgemäße Verkehrspla-

nung ein: für Ausbau statt Neubau, für kleinere Dimensionen und geringeres Tempo, für eine schonende Trassenführung und bessere Bahnverbindungen. Auch bei einer Vielzahl von – in dieser Karte nicht abgebildeten – Ortsumfahrungen kämpfen wir für vernünftige Lösungen: Eine Umfahrung ist nur dann sinnvoll, wenn sie den Verkehr durch den Ort deutlich reduziert. Auf jeden Fall sollte die Ortsdurchfahrt gleichzeitig stadtverträglich umgestaltet werden. Doch werden Bau und Unterhalt von Autobahnen und Bundesstraßen komplett aus dem Bundeshaushalt bezahlt – weshalb Landes- und Lokalpolitiker gerne neue Straßen fordern, die es dann später einzuweihen gilt. Viel wichtiger aber wäre es, das bestehende – und oft stark vernachlässigte – Straßennetz zu sanieren. Werner Reh

Lobbyisten für den Straßenbau Unter dem Deckmantel des Umweltschutzes und der Verkehrssicherheit agiert die »Gesellschaft zur Förderung umweltgerechter Straßen- und Verkehrsplanung« (GSV). Sie plädiert für Hunderte neuer Ortsumfahrungen und »Autobahnlückenschlüsse« und wirkt bei vielen Projekten als Gegenpart des BUND. So ruft sie »Bürgerinitiativen« pro Straßenbau ins Leben, unterstützt sie finanziell und vermittelt Kontakte zu Entscheidungsträgern. Die GSV betreut derzeit rund 150 Straßenprojekte. Zu ihren 250 Mitgliedern zählen Politiker und Mitarbeiter in Straßenbauämtern, Städten und Kommunen. Geldgeber der GSV sind die Straßenbau- und Automobilwirtschaft sowie u.a. der ADAC. Die Funktionäre der GSV haben früher fast alle Straßenbauämter geleitet, der Vorsitzende Rolf Crone war Abteilungsleiter Straßenbau im hessischen Verkehrsministerium. Transparenz ist unerwünscht: Mehrfach wurde versucht, den GSV-Eintrag auf www.wikipedia.de zu beschönigen. Und auf der GSV-Website findet sich kein Wort zu den Förderern – die GSV sei von wirtschaftlichen Interessengruppen unabhängig …

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B 207 Heiligenhafen – Fehmarn Länge: 25 km Gesamtkosten: 840 Mio. € Bautyp: 4-streifiger Ausbau

SchleswigHolstein A 20 Weede – Wittenborn Länge: 9,3 km Gesamtkosten: 153,2 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

MecklenburgVorpommern

B 166 Grenzübergang Schwedt Länge: 3,9 km Gesamtkosten: 25,3 Mio. € Bautyp: 2-streifig, Neubau

Hamburg Bremen

Niedersachsen

A 14 Magdeburg – Schwerin Länge: 148,7 km Gesamtkosten: 772,8 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

Berlin A 100 AD Neukölln – Frankfurter Allee Länge: 3 km Gesamtkosten: 420 Mio. € (!) Bautyp: 6-streifig, Neubau

Brandenburg

Nordrhein-Westfalen Sachsen-Anhalt

A 445 Hamm/Rhynern – AS Werl Länge: 8 km Gesamtkosten: 50 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 44 Kassel – Wommen Länge: 50,8 km Gesamtkosten: 1.034,5 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 4 NRW/Hessen – Bad Hersfeld Länge: 100 – 140 km Gesamtkosten: 1.200 – 3.000 Mio. € Bautyp: 4-streifig bzw. 2 + 1-streifig, Neubau

Hessen Sachsen Thüringen

A 49 Schwalmstadt – Neuental Länge: 10,5 km Gesamtkosten: 182,5 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

B 87 n Fulda – Meiningen Länge: 28,3 km Gesamtkosten: 55,4 Mio. € Bautyp: 2-streifig, Neubau

Rheinland-Pfalz

Saarland

B 50 n B 50alt (Platten) – Zubringer B 53n Länge: 5,9 km Gesamtkosten: 33,5 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

A 1 Lommersdorf – Blankenheim Länge: 5,8 km Gesamtkosten: 42,1 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

B 26 n Werneck – Würzburg West Länge: 23 km Gesamtkosten: 190 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

B 10 Landau – Pirmasens Länge: 42 km Gesamtkosten: 300 Mio. € Bautyp: 4-streifiger Ausbau

A 98 Rheinfelden – Tiengen Länge: 31,2 km Gesamtkosten: 341,5 Mio. € Bautyp: 2-streifig, Neubau

Bayern

Baden-Württemberg

A 94 Forstinning – Pastetten Länge: 6,3 km Gesamtkosten: 30,9 Mio. € Bautyp: 4-streifig, Neubau

Diese Karte mit dem gelben Netz aller Bundesautobahnen (in Betrieb oder noch im Bau/geplant) zeigt 16 ausgewählte Straßenprojekte, die aus Sicht des BUND besonders kritikwürdig sind. An allen Brennpunkten – rot markiert die Autobahnen, blau die Bundesstraßen – hat der BUND umweltverträglichere Alternativen vorgeschlagen. Eine ausführliche Beschreibung dieser und weiterer Projekte finden Sie unter www.bund.net/verkehr (Infrastruktur). Infografik: Marc Venner · Recherche: Dirk Bartel

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Fahrradstraße in Berlin-Mitte – nur Anlieger dürfen sie auch mit dem Auto nutzen.

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Steuerzahlern in die Tasche, um die Nachfrage nach Autos anzukurbeln: Steuerbefreiungen bis zu zwei Jahren auch für die ärgsten Spritschlucker, Hilfe für die Autobanken (ohne die Milliardengewinne der Autoindustrie aus den letzten Jahren anzutasten), Abwrackprämien für »Altfahrzeuge« ohne jeden Gedanken an die Klimabilanz Konjunkturprogramm »unterm Strich« … Der BUND hat ein eigenes Konzept vorgelegt, das die CO2-Emissionen des europäischen Autoverkehrs bis 2020 halbieren könnte: Milliardenschwere Subventionen für die deutschen Autobauer haben es wieder einmal allzu deutlich gemacht: Unser Land hat eine bessere Verkehrspolitik verdient Hersteller von Spritfressern müssten ab 2012 hohe Strafen zahlen, – findet (nicht nur) der verkehrspolitische Sprecher des BUND, Richard Mergner. wenn ihre Wagen über 120 g CO2/ km ausstoßen – für jedes Gramm eit seiner Gründung engagiert sich der BUND für zuviel wären 150 Euro fällig. Mit den Einnahmen dareine menschen- und umweltfreundliche Verkehrs- aus könnte die EU-Kommission Entwicklung und Kauf politik. Wir setzen uns für einen besseren Umweltver- besonders sparsamer Autos und den Ausbau umweltbund aus Bahn, Bus, Radfahren und Zufußgehen ein, freundlicher Verkehrsmittel fördern. Bis 2020 soll diese und gegen Schrumpfbahnkonzepte, neue Autobahn- Grenze dann auf 80 g CO2/km sinken. Die EU-Kommisschneisen, Flughäfen und Kanäle. Doch ob rote, sion legte 2007 ein ähnliches Konzept vor. Doch die schwarz-gelbe, rot-grüne oder schwarz-rote Verkehrs- Kanzlerin machte dagegen erfolgreich in Brüssel mobil politik: An der ökonomischen und ökologischen Fehl- und konnte diesen Vorschlag verzögern und verwässteuerung des Verkehrs, an Ideologien wie »Gegen Stau sern. Statt die Wirtschaftskrise für überfällige Innovahilft Straßenbau«, am Tanz um den Fetisch der »lebens- tionen in der Automobilindustrie und eine nachhaltige notwendigen Autoindustrie für den Wirtschaftsstand- Verkehrswende zu nutzen, investiert eine Megakoalition aus CSU, CDU, SPD und FDP also in Autos und ort Deutschland« hat sich nur wenig geändert. Immer dicker sind die Gutachten aus Ministerien weitet die Straßenbauprogramme aus. und Wirtschaftsinstituten, die die Klimafolgen des Verkehrs, Naturzerstörung, Zerstückelung und Verlär- Viel sinnvoller wäre es … Was könnte mit unserem Geld nicht alles gemacht mung der Kulturlandschaft und nicht zuletzt vielfache Gesundheitsschäden und Tausende Unfallopfer an- werden, um sinnvolle Arbeitsplätze zu sichern, ohne prangern und Lösungen anbieten. Doch umso hart- dass Umwelt und Klimaschutz auf der Strecke bleiben! näckiger stellt sich das gut geölte System von Politik, Millionen Pendlern wäre mit besseren und billigeren Verwaltung und Bauindustrie samt der Lobby aus Zugverbindungen geholfen; gefährliche Rennstrecken könnten in urbane und dörfliche Lebensräume rückgeAutomobilindustrie, ADAC etc. taub. Doch bislang ohne Beispiel ist, wie die Vorstände baut werden, wo Kinder ohne Gefahr für Leib und deutscher Autokonzerne mit ihrem Cheflobbyisten, Leben alleine in die Schule laufen oder radeln dürfen; dem Ex-Bundesverkehrsminister Wissmann (CDU), endlich könnten alle Autohersteller ein 1,5 – 3 Liternun unter dem Vorwand der Rezessionsbekämpfung Auto auf den Markt bringen; die Güterbahn könnte Subventionen für ihre Branche durchsetzen konnten. flottgemacht und der Lärmschutz deutlich verbessert Eine willfährige Bundesregierung greift, unterstützt werden; und der Weg für die vom BUND beworbene von den »Auto-Ländern« Bayern, BaWü und NRW, allen MobilCard wäre frei: für den gesamten öffentlichen Verkehr in Deutschland, samt Bike- und Carsharing. Wer der staatlichen Hilfe für Auto- und Baukonzerne nicht tatenlos zusehen will, kann sich beim BUND Weder umwelt- noch sozialpolitisch ergibt das Konjunkturprogramm Sinn: engagieren. Artikulieren Sie Ihren Protest bei den örtDurch den Erlass der Kfz-Steuer über 24 Monate sparen die Käufer eines lichen Bundestags- und Landtagsabgeordneten. Und Kleinwagens – wie Opel Agila 1.0 oder Toyota AYGO 1.0 (Schadstoffnorm überlegen Sie bei der Europa- und Bundestagswahl Euro 5) – pro Jahr nur 67 Euro Steuern. Käufern eines Audi Q7 4.2 FSI (mit genau, ob es KandidatInnen gibt, die für eine bessere 317 g/km CO2-Ausstoß!) erlässt der Fiskus immerhin 283 Euro. Verkehrspolitik stehen. Deutschland hätte sie verdient!

Beispiellose Selbstbedienung S

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Umweltzone

Meilenstein für lebenswerte Städte? Berlin, Hannover und Köln richteten 2008 als erste deutsche Städte Umweltzonen ein. Am 1. Januar waren es bereits 32 – was sicher ein umweltpolitischer Erfolg ist. Doch reichen die geplanten Maßnahmen, um den Ausstoß von Feinstaub nachhaltig zu verringern? Wird genug gegen Stickoxide und Lärm unternommen, um das Wohnen in Städten attraktiv und lebenswert zu machen?

Rückgang der Feinstaubs Dass 2008 die Tagesmittelwerte für Feinstaub nur an 14 Messstellen überschritten wurden – statt wie die Jahre zuvor an etwa 100 –, war dem Wetter (der geringen Häufigkeit von Inversionslagen) geschuldet, und nicht einer wirksamen Verkehrspolitik. Rund 40 % des städtischen Feinstaubs stammen aus dem Verkehr, davon die Hälfte aus den Auspuffen der Dieselfahrzeuge, die andere Hälfte aus dem Abrieb der Bremsen und Reifen und aus dem Ruß, den alle Kraftfahrzeuge aufwirbeln. In Berlin hat eine ausgedehnte Umweltzone bereits zur Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Rußfiltern geführt. Ab 2010 wird das die Feinstaubemissionen um ca. 15 % reduzieren – wenn nur noch Autos mit einer grünen Plakette (Euro 4-Standard) im inneren S-Bahnring fahren dürfen. Statt 70-mal wird dann der Mittelwert voraussichtlich nur noch 60-mal überschritten. Diese technische Maßnahme birgt den größten Reduktionseffekt. Doch reicht sie nicht aus. Wichtig ist, den Autoverkehr zu vermindern und ihn langsamer und gleichmäßiger rollen zu lassen, um Abrieb und Aufwirbelung zu reduzieren.

Reduktion der Schadstoffe und die Lärmminderung zusammen angegangen werden.

Wo bleibt der Nah- und Radverkehr? Die etwa 100 Aktionspläne und über 30 Umweltzonen beschränken sich bisher auf – zweifellos nötige – technische Schritte. Sie postulieren zwar auch die Förderung von Bus und Bahn, von Rad- und Fußverkehr. Doch fehlt hierfür ein konkreter Fahrplan, die positive Wirkung auf die städtische Umwelt- und Lebensqualität wird nicht ermittelt. Shared-Space-Projekte, die den Straßenraum allen Menschen (ob zu Fuß, auf zwei oder vier Rädern unterwegs) gleichberechtigt zur Verfügung stellen, scheinen deutschen Planungsbehörden meist gänzlich unbekannt zu sein. Für die Gesundheit und Lebensqualität in den Städten ist es unerlässlich, den Autoverkehr zu verringern und den Straßenraum zugunsten des Nahverkehrs und des Rad- und Fußverkehrs umzuverteilen. Neben den technischen Maßnahmen müssen den Menschen hier konkrete Alternativen geboten werden. Erst dann hat eine Umweltzone ihren Namen auch verdient. Werner Reh

Stickoxide vergessen? Obwohl 2007 – hierzu liegen die aktuellsten Daten vor – die ab 2010 geltenden Jahresmittelwerte für das höchst gesundheitsschädliche Reizgas NO2 an 70 Messstellen überschritten wurden, fehlt bisher eine Strategie. Die technische Lösung der Abgasreinigung von Dieselwagen wird bisher nur ganz selten eingesetzt: wenn Neuwagen in Länder mit scharfen Grenzwerten exportiert werden. Die Europäische Union verlangt einen Filter erst ab 2014.

Wie den Lärm mindern? Gemäß der EU-Umgebungslärmrichtlinie mussten Großstädte mit über 250 000 Einwohnern bis Mitte Juli 2008 sogenannte »Lärmaktionspläne« aufstellen. Immerhin leiden über 60 % der deutschen Bevölkerung unter Verkehrslärm. Doch nur wenige Städte bemühen sich systematisch um Abhilfe. So hat Düsseldorf 20 Brennpunkte identifiziert und sucht hier eine technische Lösung: Offenporiger Asphalt senkt den Lärm um 3 – 6 dB(A), Rasengleise dämmen Straßenbahnen; Anwohnern werden Schallschutzfenster zur Hälfte finanziert. Hier muss mehr passieren: am besten, indem die

Vorrang für Fahrräder an der Ampel: Eine echte Umweltzone zeichnet auch die Förderung umweltfreundlicher Mobilität aus – wie hier im Berliner Zentrum.

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AKTION

Lurche schützen mit dem BUND Mit Kopf, Herz und Gummistiefeln …

blickwinkel/McPHOTO

B

TERMINE 6./7. Juni: Fachkonferenz »Amphibien und Klimawandel« in Frankfurt/Main 5. September: »Amphibien- und Reptilienschutz in Deutschland – Erfolgreiche Schutzprojekte und Zukunftsvisionen« in Würzburg 3. Oktober: »Amphibienworkshop« bei den Naturschutztagen an der Elbe auf Burg Lenzen Weiteres unter www.bund.net /amphibien

ald ist es wieder soweit: In den ersten feuchtwarmen Frühlingsnächten wandern die Amphibien von den Winterquartieren in ihre Laichgewässer. Die Lurche überqueren dann scharenweise die Straßen, um Teiche und Feuchtgebiete zu erreichen. Das ist die Zeit, in der viele Autofahrer die grünen »Krötenzäune« am Straßenrand wahrnehmen. Die vielen Tausend Aktiven der BUND-Gruppen werden seltener bemerkt, tun sie ihre – teilweise gefährliche Arbeit – doch meist im Dunkeln. Und sie sind sehr erfolgreich: So retten Aktive des Bundes Naturschutz in jeder Saison über 500 000 wandernde Frösche, Kröten und Molche an über 300 bayerischen Orten vor dem Verkehrstod. 2009 möchte der BUND dieses Engagement – eine der größten Arten- und Tierschutzaktionen Deutschlands – besonders würdigen. Wir wollen Sie bei Ihrer Arbeit begleiten und stellen Ihnen drei Aktionspakete bereit: Das erste Paket enthält Nützliches für die praktische Arbeit: Aufrufe zur Teilnahme für Ihre lokale Aktion, Warnwesten und (bei Bedarf) Krötenzäune. Das zweite Aktionspaket unterstützt Sie bei der Öffentlichkeitsarbeit: mit Infomaterial zum Thema Amphibienschutz und Artenvielfalt, einer Muster-Pressemitteilung, Material für Ihren Infostand und vielem mehr. Das dritte Paket enthält Aktions- und Spielideen, Bastelvorlagen etc. für die Umweltarbeit mit Kindern. Die Pakete können Sie auf unseren Serviceseiten für BUND-Gruppen anschauen und bestellen: www.bund-intern.net

Wir bitten alle BUND-Gruppen um ihre Unterstützung: Melden Sie uns, was Sie für den Amphibienschutz tun! Wo helfen Sie Fröschen und Kröten zu überleben, wo klären Sie die Öffentlichkeit über Lurche auf, wo begeistern Sie Kinder für den Schutz dieser bedrohten Tiere?

Wir wollen die vielen Projekte und Erfahrungen im Amphibienschutz BUND-weit bekannter machen. Unser Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt soll auch nach außen hin stärker deutlich werden. Die Bundesgeschäftsstelle baut daher eine Projektdatenbank auf. Damit können sich unsere ehren- und hauptamtlich Aktiven in Zukunft intensiv vernetzen und wertvolle Informationen austauschen.

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BUNDmagazin [1-09]

Thomas Stephan

Schutzprojekte gesucht

Datenbögen können Sie online ausfüllen auf den Serviceseiten von www.bund-intern.net; oder bei heidrun.heidecke@bund.net anfordern.



Vorpommersche Boddenlandschaft

NATIONALPAR K

Paradies mit Problemen Selten lässt sich das Wirken der Natur so anschaulich verfolgen wie an der Boddenküste im größten Nationalpark Mecklenburg-Vorpommerns. Der Natur wird hier freier Lauf gelassen – ganz anders als in den Wäldern jenseits der Dünen.

Wild frisst Wald

An der Spitze der Halbinsel Darß wächst ständig neues Land.

Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

MecklenburgVorpommern

E

rstaunliche 1 945 Kilometer misst die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern. Allein 1 568 Kilometer entfallen dabei auf die in viele Bodden, Nehrungen, Haken und Haffe gegliederte Boddenküste. Eiszeitliche Gletscher prägten sie einst. Heute wird sie geformt von der beständigen Kraft des Wassers und Windes. Nur an wenigen Stellen wirkt sie noch so ungebremst wie im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Mit 805 Quadratkilometern ist er der größte Nationalpark im deutschen Nordosten. Besonders im Herbst und Winter gerät die Landschaft in Bewegung. Dann lassen sich hier jene Prozesse studieren, die der Boddenküste seit Jahrtausenden ihr abwechslungsreiches Gesicht verleihen. Bei Sturm nagen die Wellen an den Küsten – besonders an der Westküste der Halbinsel Darß und am Kliff im Norden der Insel Hiddensee. Sie schwemmen Sand, Lehm und Kies mit sich fort und lagern das Material in ruhigeren Gefilden wieder ab. Dort entstehen flache Sandbänke, auf denen allmählich, genährt von immer neuem Sand, Dünen wachsen oder Stürme Strandwälle aufwerfen. Ganze Ketten von Wällen und Dünen entstehen so, Hügel um Hügel aneinandergereiht, nur getrennt von feuchten Tälern, in denen sich mit der Zeit Moore bilden. Heute sind die Moore und Dünen bewaldet. Im Luftbild erkennt man ihren einstigen Verlauf an den unterschiedlichen Baumarten – vornehmlich Erlen und Birken in den Senken, Buchen und Kiefern auf den Kuppen.

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Große Teile der Nationalparkwälder sollen ihren eigenen Gesetzen folgen. Hier liegen Werden und Vergehen eng beieinander, können alte Baumriesen absonderliche Pilze zur Schau tragen und sich immer mal wieder einen Ast aus der Krone brechen, dürfen Käfer und Spechte ungehemmt bohren, meißeln, zimmern, darf ein Baum am Ende seines Lebens die Grundlage für neues Leben bilden. Birkensamen werden vom Winde verweht, Kleinsäuger und Vögel verteilen Bucheckern, Eicheln und Vogelbeeren. Der Laubwald dringt so unaufhaltsam in die einst angepflanzten eintönigen Kiefernforste vor. Doch längst nicht jeder junge Baum wächst erfolgreich auf: Rot- und Damwild nagen an den jungen Trieben und machen eine Naturverjüngung außerhalb von Zäunungen fast unmöglich. Wie einst, als im Darßwald Hermann Göring jagte und später das Politbüro der SED, ist der Wildbestand viel zu hoch. Er gefährdet eines der wichtigsten Entwicklungsziele des Nationalparks: die natürliche Waldentwicklung. Seit Jahren setzen sich der Förderverein des Nationalparks gemeinsam mit BUND, NABU und ökologischen Wald- und Jagdverbänden dafür ein, den Wald nationalparkgerecht zu behandeln und das Wild effektiv zu regulieren. Doch vor allem an der Jagd hapert es. So kam es, wie es kommen musste: Das langjährige, eklatante Missmanagement des Nationalparkamtes Vorpommern führte dazu, dass dem Land das Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC) gleich für alle drei Nationalparke entzogen wurde. Das international anerkannte Siegel steht für eine ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche Waldwirtschaft und soll in Reservaten die Einhaltung der Schutzziele garantieren. Rothirsch und ein Fuchs mit Beute.


Natürlicher Buchenwald gehört zu den zentralen Leitbildern des Nationalparks.

Doch das Signal blieb an der Spitze von Agrar-/Umweltministerium und Nationalparkamt unverstanden, nur widerwillig wurde auf Abhilfe gesonnen. Kürzlich löste Mecklenburg-Vorpommern den Konflikt auf seine Weise. Nach der Dauerkritik des Nationalparkamtes (unterstützt von FDP und CDU) an den strengen FSC-Regeln entledigte es sich der lästigen Waldkontrolleure: Der Landtag beschloss Mitte Dezember den Vertrag mit FSC Deutschland nicht weiter zu verlängern. Ein bundesweit verheerendes Signal, deckt es doch die desaströse Führung des Nationalparkamtes und missachtet die Prioritäten, die eigentlich in einem Nationalpark zu setzen sind. Entsprechend deutliche Kritik übte der BUND Mecklenburg-Vorpommern, der die Probleme im Nationalparkamt nicht dem FSC-Siegel angelastet sehen will. Dazu der Landesvorsitzende Mathias Grünwald: »Es ist uns völlig unverständlich, dass die Landespolitik ein Kontrollsystem in jenem Moment abschafft, in dem es sich bewährt hat. Selbst nach FSC-Standards – die ja nicht nur den Naturschutz im Blick haben – waren die Verstöße in den Nationalparken Vorpommersche Boddenlandschaft und Jasmund untragbar. Doch gerade hier muss der Wald naturgerecht behandelt werden.« Wohlgemerkt: Die Wälder der Nationalparks genießen den strengsten Naturschutz, den Deutschland für Großlandschaften zu gewähren hat. Eben hier greifen Förster nun stärker ein als in vielen guten Forstwirtschaften anderswo. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist dadurch bundesweit in Verruf geraten. Der für das Naturerbe an der Ostseeküste verantwortliche Landtag aber ignoriert die Kritik. Nun soll ein neues Kontrollsystem etabliert werden, das auf den Qualitätskriterien von Europarc Deutschland basiert. Eine Schwäche ist schon heute auszumachen: Die Nationalparkverwaltung wird selbst prüfen, ob sie die Kriterien erfüllt hat. Denn ein unabhängiges Kontrollgremium auf Bundesebene gibt es noch nicht.

Bisher warben die deutschen Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparke getrennt um Besucher. Doch nun gibt es ein gemeinsames Markenzeichen, die neue Dachmarke »Nationale Naturlandschaften«: Neben dem gemeinsamen Logo hat sich jedes Schutzgebiet einen eigenen dreifarbigen Punkt als Erkennungszeichen gewählt. Mehr dazu unter www.nationale-naturlandschaften.de.

Die andauernden Querelen um den geschützten Wald dürfen jedoch nicht davon ablenken: Das Boddenreservat beherbergt einige der spektakulärsten Naturlandschaften Deutschlands. Konstant hohe Besucherzahlen bezeugen das ungebrochene Interesse an diesem grandiosen Küstenstreifen. Besonders empfehlenswert sind Besuche im Frühling und Herbst. Dann präsentiert ein Rundwanderweg am Darßer Ort – der Nordspitze der Halbinsel – eine besonders farbige und stimmungsvolle Dünen- und Seenlandschaft. Spaziergänge führen zum »Alten Meeresufer« mitten im Darßwald, einem immer noch sichtbaren, aber heute weit im Hinterland liegenden Kliff im malerischen Buchenmischwald. Und an den Ufern der Bodden lassen sich Tausende Zugvögel beobachten – unter ihnen zeitweise bis zu 80 000 Kraniche. Arndt Müller

Wolfgang Behr

Dennoch: der Besuch lohnt!

• Nationalparkamt Vorpommern, Im Forst 5, 18375 Born am Darß, Tel. 03 82 34/50 20, poststelle@npa-vp.mvnet.de • Förderverein Nationalpark Boddenlandschaft e.V., Bliesenrader Weg 2, 18375 Wieck am Darß, Tel. 03 82 33/71 92 71, verein@bodden-nationalpark.de … ist der Naturschutzexperte des BUND in M.-V.

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Am Darßer Weststrand.


Umweltfreundlich Gärtnern

SERVIC E

Ein Garten – viele Arten Ganz allmählich kündigt sich die neue Vegetationszeit an. Allein mit den Gartenratgebern einer Saison ließe sich wohl eine Bibliothek füllen. Zeitlos dagegen, was der BUND in seiner »Gartenreihe« an Tipps bereithält. Die zehn wichtigsten hier auf einen Blick – damit Ihre guten Vorsätze Wirklichkeit werden.

Geben Sie einheimischen Laubgehölzen den Vorrang – sie spiegeln den Wechsel der Jahreszeiten, sind an ihre Umgebung bestens angepasst und liefern einer Vielzahl von Vögeln und Insekten Obdach und Nahrung.

Belassen Sie in Ihrem Garten ein paar Nischen für Wildtiere – ein kleines Eck mit Brennnesseln für die Schmetterlinge, einen locker gehäuften Kompostoder Reisighaufen, einen modrigen Baumstumpf, einen Lesesteinhaufen, einen Winkel, der nicht ständig bearbeitet wird …

1

6

Vermeiden Sie Exoten aus dem Gartencenter, besonders das sterile Einheitsgrün der Koniferen – sollte es sich in Ihrem Garten bereits breitgemacht haben, sorgen Sie für Luft: Raus mit dem Nadelzeug, und einen Obstbaum gepflanzt!

7

Achten Sie bei Ihrem Saatgut auf regionale Herkunft und ökologische Produktion – was daraus wächst, wird einmal weniger auf chemischen Schutz angewiesen sein. An Wildstauden und den traditionellen Pflanzen der Bauerngärten haben Sie länger Spaß als an überzüchteten Ziergewächsen.

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2 3

Pflanzen Sie nur ausnahmsweise exotische Arten an – schon mehrfach haben sich Exoten als aggressive Invasoren entpuppt, die aus den Gärten in die Umgebung übergreifen und das ursprüngliche Pflanzenkleid überwuchern; Beispiel: das Drüsige Springkraut.

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Ziehen Sie eine blütenreiche Wiese der Monotonie eines englischen Rasens vor – und ersparen Sie sich und Ihrer Umwelt den Einsatz von Kunstdünger und Pflanzengiften; zwei- bis dreimaliges Mähen pro Jahr reicht, und gießen müssen Sie nur während langer Trockenzeiten.

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Eine reiche Insektenfauna zur natürlichen Schädlingsbekämpfung fördern Sie auch, indem Sie über das ganze Jahr Blütenpflanzen anbieten (möglichst keine gefüllten Sorten), nicht alles »Unkraut« ausreißen, Stauden über den Winter stehen lassen und bei Bedarf künstliche Nisthilfen schaffen.

Für ein reiches und vielfältiges Bodenleben bevorzugen Sie bitte Kompost oder Mulch. Beim Kauf von Blumenerde sollten Sie darauf achten, dass keinerlei Torf enthalten ist. Nachdem der Torfabbau und v. a. die Landwirtschaft bereits fast alle deutschen Moore vernichtet haben, reißt die weiter hohe Nachfrage nach Torferde nun vor allem in Osteuropa Wunden.

Wenn Ihr Garten auch etwas abwerfen soll: Helfen Sie die Vielfalt traditioneller Obst- und Gemüsesorten zu erhalten. Lassen Sie Ihren Garten Früchte tragen, die Sie so leicht in keinem Laden wiederfinden.

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Kompostieren Sie Ihre Gartenabfälle und sammeln Sie das Regenwasser. So sparen Sie Ressourcen und entlasten Sie Ihren Geldbeutel. sz

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Nicht jeder der zehn Tipps mag aus gartenästhetischen Gründen für Sie infrage kommen. Sicher ist: Ein umweltfreundlicher Garten ist ökologischer – und auch ökonomischer!

Weit detaillierter können Sie sich in den Heften der BUND-Gartenreihe informieren. Sie erhalten sie zum Stückpreis von 2,20 Euro im BUNDladen, Tel. 0 30/2 75 86-4 80, Fax: -4 66, bundladen@bund.net, www.bundladen.de

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BUNDmagazin [1-09]


Schmetterling des Jahres

ZU R ZEIT

Das Tagpfauenauge Der BUND hat den Schmetterling des Jahres 2009 gekürt. Die Wahl fiel auf das Tagpfauenauge – weil es erste Folgen des Klimawandels deutlich macht; und weil es zu den ersten Opfern der Gentechnik in Deutschland zählen könnte.

W

as früher nur in den wärmsten Regionen Deutschlands oder in sehr langen Sommern vorkam, ist inzwischen zur Regel geworden: Das Tagpfauenauge bildet wegen der wärmeren Temperaturen zusätzlich eine zweite Generation im Herbst aus. Hier wirkt sich bereits der Klimawandel aus – was den BUND veranlasste, gemeinsam mit der Naturschutzstiftung seines Landesverbandes in NRW das bislang noch verbreitete Tagpfauenauge zum Schmetterling des Jahres auszurufen. Schmetterlinge eignen sich gut als Gradmesser für Umweltveränderungen, weil sie sehr empfindlich reagieren. Wegen des Klimawandels breiten sich Wärme liebende Arten weiter aus. Arten dagegen, die auf kühlere Bedingungen angewiesen sind, werden seltener oder weichen – soweit möglich – nach Norden oder in Bergregionen aus. Mit der Verschiebung der Verbreitungsgebiete wird sich auch das Spektrum der bei uns heimischen Schmetterlinge verändern. Unterm Strich ist dabei ein deutlicher Artenverlust zu erwarten. Eine besondere Gefahr droht dem Tagpfauenauge durch Bt-Mais, die einzige gentechnisch veränderte

Pflanze, die zurzeit in Deutschland kommerziell angebaut wird. Einer Studie zufolge starben etwa 20 Prozent der Schmetterlingsraupen, nachdem sie Brennnesselblätter mit Maispollen gefressen hatten. Tagpfauenaugen überwintern als ausgewachsene Schmetterlinge und sind daher auch im Winter auf Dachböden oder in Kellern zu finden. Schon ab März stärken sie sich an warmen Tagen mit dem Nektar von Weidenkätzchen, Seidelbast oder Huflattich. Ihre Raupen ernähren sich von Brennnesseln. Ab Juli schlüpft die erste Generation und saugt meist den Nektar violett blühender Pflanzen, vor allem Disteln. In Hausgärten findet man sie zusammen mit anderen Faltern oft am Sommerflieder Buddleja, der deshalb auch Schmetterlingsstrauch genannt wird. Mehr Informationen sowie Bilder von Ei, Raupe, Puppe und ausgewachsenem Schmetterling finden Sie unter www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de; Kontakt: Jochen Behrmann, Tel. 02 11/30 20 05-14

Gewinner und Verlierer Das Tagpfauenauge ist nicht nur der Schmetterling des Jahres, er war auch einer der häufigsten Arten des »Abenteuers Faltertage« 2008. Auf ihn und den Zitronenfalter entfielen jeweils ein Viertel aller Beobachtungen. Seltener ließen sich Aurorafalter (12 %), Schachbrettfalter (11 %) und Admiral (8 %) blicken, noch seltener Distelfalter (6 %), Landkärtchen und Kleiner Fuchs ( je 5 %) sowie Schwalbenschwanz (2 %). Mit einem Anteil von unter 1 % bildete der Trauermantel wie in den Vorjahren das Schlusslicht. Schmetterlinge gelten als gute Indikatoren für den Zustand der Natur. Europas Tagfalter sind u.a. vom Klimawandel bedroht, wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung bestätigt. So könnte etwa der Aurorafalter unter den heutigen Bedingungen bis 2080 über 85 % seines Lebensraumes eingebüßt haben. Für Hinweise darauf, wie es unseren Faltern geht, sind langfristige Beobachtungen nötig. Daher rufen wir auch dieses Jahr zur großen Schmetterlingszählung auf. Gezählt werden kann vom 1. April bis 31. Oktober, ob nun einmal oder (besser) mehrfach.

Wir freuen uns, wenn zu den Aktionstagen an Pfingsten – vom 30. Mai bis 1. Juni – und am 15./16.August wieder viele BUND-Gruppen auf unsere Schmetterlinge aufmerksam machen. Weitere Informationen und Anregungen für Ihre Aktionen erhalten Sie auf www.bund.net /faltertage und www.bund-intern.net. Die Infobroschüre »Schmetterlinge schützen« sowie Zählbögen gibt es bei Christiane Bohn in der Bundesgeschäftsstelle, Tel. 0 30/2 75 86-4 96, christiane.bohn@bund.net PS: Unter allen Beteiligten der Falterzählung 2008 haben wir fünf Sets für die Aufzucht von Schmetterlingen verlost. Ein Paket vom BUNDladen erhielten Renate Thoß-Simon (Fleckeby), Dieter Fröhlich (Kunrau), Laura Knorr (Veitshöchheim), Christa Wurm (Herford) und Eberhardt Bachmann (Wassertrüdingen). Wir gratulieren den Gewinnern!

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Jon Payment, www.flickr.com/photos/chickenpeel

ZU R ZEIT

Auf den riesigen Feldern Südamerikas werden Pestizide von Flugzeugen versprüht.

Neue Studie

Pestizide statt Gentechnikwunder Die Heilsversprechen der Gentech-Konzerne sind unrealistisch – und sollen vor allem eines kaschieren: dass es die agrochemische Industrie ist, die am meisten Interesse an der Verbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen hat.

P

flanzen, die durch ihren hohen Ertrag den Welthunger bekämpfen, die Energieversorgung sichern und dem Klimawandel trotzen – mit Hilfe der Gentechnik alles kein Problem. Das behaupten zumindest die Vertreter von Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer, Dow oder DuPont-Pioneer. Und suggerieren zugleich, diese Pflanzen seien bereits Realität oder ihre Marktreife stünde unmittelbar bevor. Doch ein Blick in die Forschungsabteilungen der Unternehmen, in Investorenberichte und Freisetzungsexperimente zeigt: Es sind nicht die Wunderpflanzen, an denen hauptsächlich geforscht wird. Vielmehr werden die altbekannten Ziele Herbizid- und Insektenresistenz mit Hochdruck weiterverfolgt. Zwar arbeiten alle Unternehmen auch an Pflanzen, die Trockenheit ertragen können und einen höheren Ertrag aufweisen sollen – doch keineswegs prioritär und schon gar nicht in einem Stadium, in dem sich ihre Markteinführung verlässlich voraussagen ließe. Das heißt: Während die Konzerne im Vordergrund eine gewaltige PR-Blase aus Heilsversprechen aufbauen, entwickeln sie im Hintergrund Pflanzen, die ihr Kerngeschäft absichern: den Absatz von Agrochemikalien. Denn alle sechs Gentech-Giganten sind ihrer Herkunft nach Chemieunternehmen, alle erwirtschaften den Löwenanteil ihres Umsatzes mit chemischen Spritzmitteln.

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BUNDmagazin [1-09]

Folgerichtig sind die meisten Gentech-Pflanzen, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, mit einer Herbizidresistenz ausgestattet und werden gemeinsam mit dem passenden Pflanzengift verkauft. So erhält die seit 1996 genutzte Roundup-Ready-Sojabohne von Monsanto – als einzige kommerziell genutzte Gensoja-Sorte bisher (buchstäblich) allein auf weiter Flur – eine Reihe von Schwestern: die LibertyLink-Soja (Bayer), die Dicamba-Soja (Syngenta) und die Imidazolinon-Soja (BASF). Und vermutlich gesellt sich bald die »Super-Sojabohne« dazu, die gegen alle marktgängigen Herbizide auf einmal resistent ist. Damit droht eine weitere chemische Aufrüstung der Landwirtschaft. Fazit: Mit ihrer Weltrettungsattitüde betreiben die Gentech-Konzerne eine massive Täuschung der Öffentlichkeit. Das Ziel ist altbekannt. Es geht darum, Akzeptanz für eine hochriskante Technologie zu schaffen, der eine Mehrheit der Bevölkerung aus guten Gründen ablehnend gegenübersteht. Heike Moldenhauer Die vom BUND beauftragte Studie »Die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie – ein Realitäts-Check« der Sozialwissenschaftlerin Ute Sprenger gibt es als pdf-Datei unter www.bund.net/publikationen oder als Ausdruck beim Infoservice, Tel. 0 30/2 75 86-4 69, info@bund.net.


Strom sparen

Checken Sie Ihre Heizungspumpe! Dieses Jahr sollen wichtige EU-Maßnahmen gegen Stromfresser in Kraft treten – wie das Verbot von Glühlampen und die Beschränkung von Standby-Verlusten auf unter 1 Watt. Der BUND begleitet die Umsetzung – und ruft Hauseigentümer dazu auf, eines der häufigsten Stromlecks zu stopfen.

on vielen Hausbesitzern unentdeckt, verbergen sich die größten Stromfresser im Keller: alte Heizungspumpen. Sie transportieren stets mit voller Leistung heißes Wasser zu den Heizkörpern und wieder zurück zum Heizkessel – oft auch im Sommer. Das hat fatale Folgen für Stromrechnung und Klima. Moderne drehzahlgeregelte Modelle passen sich den unterschiedlichen Druckverhältnissen an und sparen so bis zu 80 % Strom. Auch die EU-Kommission hat dieses Potenzial nun erkannt. Bei Neubauten und größeren Renovierungen sollen künftig nur noch hocheffiziente Pumpen installiert werden dürfen. Ab 2012 sollen weniger effiziente Geräte ganz verboten werden. Doch bis dahin wird sich in deutschen Kellern nicht viel ändern. Der Großteil unserer Heizungspumpen ist ungeregelt. Bei einem Defekt wird nur jede dritte durch ein hocheffizientes Gerät ersetzt. In zwei von drei Fällen würde sich selbst ein vorzeitiger Austausch lohnen. In einigen Fällen hilft es bereits die Einstellung der alten Pumpe zu optimieren.

Der BUND ist Mitglied im Kampagnenbündnis der Umweltverbände »energieffizienz – jetzt!« unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Die Heizungspumpe: Vom Stromfresser zum Stromsparer Typischer Stromverbrauch in kWh und Stromkosten in Euro pro Jahr in einem Einfamilienhaus mit drei Personen

Pumpe (neu)

60 – 150 11 – 29 Euro

Fernseher

190 36 Euro

Waschmaschine

200 38 Euro

Geschirrspüler

245 47 Euro

Wäschetrockner

325 62 Euro

Beleuchtung

330 63 Euro

Kühlschrank

330 63 Euro

Gefriergerät

415 79 Euro

Elektroherd

445 85 Euro

100–150 Euro 520 – 800

Pumpe (alt) Kilowattstunden (kWh)

100

200

300

400

500

600

700

Infografik: BUNDmagazin/Quelle HEA

V

800

Sie wollen Ihre Pumpe austauschen? Der BUND unterstützt zehn Haushalte mit je einer Hocheffizienzpumpe der Modelle Wilo-Stratos ECO und GRUNDFOS ALPHA2. Zudem übernehmen wir bis zur Hälfte Ihre Kosten für die Montage und die Optimierung der Wärmeverteilung (hydraulischer Abgleich).

fotolia

Machen Sie mit! Bewerbung und Teilnahmebedingungen unter »www.bund.net/pumpencheck«. Teilnahmeschluss ist der 15. April!

Effizient durch den Winter Igel halten Winterschlaf, um Energie zu sparen. Der Mensch mag sich so lange Auszeiten nicht gönnen – er braucht es warm.

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Städtebau-Bauklötze Können Schweine fliegen? Können Schweine fliegen? Aber nein! Doch nicht immer ist es so einfach, Tiere und ihre Merkmale einzuschätzen: Hat der Igel einen Schwanz? In jeder Runde wird ein Tier genau unter die Lupe genommen. Inhalt: 60 Kärtchen, 4 Spielfiguren und Figurenhalter, Flugbahn für Punktestand, 16 Chips, 1 Poster. Ab 5 Jahren, 2 bis 4 Spieler. Best.-Nr. 21.236 17,50 7

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Jens Schulze

AKTIV

ZUKUNFTSFÄHIGES

DEUTSCHLAND in einer globalisierten Welt

Ein Buch geht auf die Reise Bundesweit wird derzeit die im Herbst von BUND, »Brot für die Welt« und Evangelischem Entwicklungsdienst publizierte Studie über die Zukunft unseres Landes in einer globalisierten Welt vorgestellt. Rechts im Bild durch die BUND-Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt am 28. Dezember im Festsaal des Bremer Rathauses; links am 10. Dezember im Niedersächsischen Landtag durch Prof. Helmut Scharpf, stellvertretender Vorsitzender des BUND Niedersachsen, und Uwe Becker, Beauftragter der Landeskirche Hannover für »Brot für die Welt« (2. und 3. von rechts) mit dem Präsidenten des Landtags und den Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen.

Tatort Erde

Kurzfilme im Wettbewerb

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as kann ich heute für morgen tun – in meiner Nachbarschaft, in der Region oder global? BUND, »Brot für die Welt«, Evangelischer Entwicklungsdienst und »Aktion Mensch« suchen Antworten auf diese Frage. Mit dem Wettbewerb »Tatort Erde« fordern sie dazu auf, die Regie für die eigene Zukunft zu übernehmen. Gefragt sind Statements, Aktionen und Konzepte für ein zukunftsfähiges Miteinander in Form von Kurzfilmen. Einen Fußgängertag initiieren? Mit Freunden einen Wald pflanzen? Sich

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BUNDmagazin [1-09]

gegen Hunger engagieren? Die Ideen sollten die Welt verträglicher für die Natur und gerechter für den Menschen machen. Ob humorvoll, dokumentarisch oder kunstvoll, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jeder kann Regie führen für eine solidarische Zukunft. Teilnehmen können Einzelne und Gruppen, die etwas bewegen wollen, bereits aktiv sind oder andere dazu auffordern möchten, zur Zukunftsfähigkeit unseres Planeten beizutragen. Die Filme dürfen max. 15 Minuten lang sein. Alle Beiträge

können bis zum 30. April auf dem Videoportal unter »dieGesellschafter.de« hochgeladen werden. Ab Mai wählt eine Jury dann die besten zehn Kurzfilme aus. Die Regisseure dieser Filme gewinnen die Teilnahme an einem professionellen Filmworkshop. Außerdem werden die Gewinnerfilme auf DVD produziert. http://dieGesellschafter.de/tatorterde; BUND-Ansprechpartner: Norbert Franck, Tel. 0 30/2 75 86-4 89, norbert.franck@bund.net


Gewinnen Sie Ihre Freundinnen und Freunde für den BUND Haben Sie Freunde und Bekannte, die sich für den Schutz der Natur interessieren? Haben Sie Arbeitskolleginnen, die sich mehr Klimaschutz wünschen? Dann empfehlen Sie ihnen den BUND: Seit über 30 Jahren engagiert sich der BUND erfolgreich für Wälder und Flüsse, Tiere und Pflanzen, für eine ökologische Landwirtschaft und gegen Gentechnik – zum Beispiel.

BUND-Mitglieder genießen viele Vorteile: Bundesweit erwarten Sie interessante Führungen und Vorträge in den 2 200 Kreis- und Ortsgruppen. Unsere Vertragspartner halten spezielle Angebote bereit. Viermal im Jahr informiert das BUNDmagazin über aktuelle Themen und Brennpunkte. Und nicht zuletzt ist der Mitgliedsbeitrag steuerlich absetzbar.

Geschenk 1 Kirschkernkissen Huhn Die meisten Wärmflaschen enthalten ein Sammelsurium von Schadstoffen. Dieses Kirschkernkissen ist aus 100 % Baumwolle (kontrolliert biologischer Anbau). Und Sie sparen Energie: Wärmen Sie das Kissen auf ohnehin betriebenen Heizkörpern oder Öfen auf.

Für uns ist es ein besonderes Kompliment, wenn Sie den BUND weiterempfehlen. Deshalb bedanken wir uns bei Ihnen für die Werbung eines neuen Mitglieds mit einem kleinen Geschenk. Eine Prämie bekommen Sie übrigens auch bei einer Mitgliederwerbung über das Online-Formular auf www.bund.net.

Mitglieder werben Mitglieder, damit die BUND-Familie weiter wächst.

Geschenk 2 Geschenkgutschein 20 Euro Ob Genießer, Naturforscher oder Bastler – im BUNDladen ist für jeden etwas Passendes dabei! Werben Sie ein neues BUNDMitglied und suchen Sie sich dafür ihre individuelle Prämie in unserem natürlichen und schönen Sortiment aus, über den Katalog oder über www.bundladen.de.

Geschenk 3 Schokoladen-Geschenkset Fair gehandelte feine Bio-Schokolade und ein Geschenkbuch mit Rezepten und Geschichten aus aller Welt füllen diese Schokoladenbox. Genießen Sie selbst oder machen Sie Ihren Liebsten eine Freude – mit schokolierten Paranüssen, Kaffeebohnen und Cashewnüssen, Pflaume-Zimt- und Noir-IngwerSchokoladentafeln und einem Cappuccino-Riegel.

Telefon 030/27586-479 info@bund.net

Die Beiträge unserer Mitglieder garantieren unsere Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Machen deshalb auch Sie mit und werben Sie neue Mitglieder. Entweder mit dem Coupon auf Seite 36 oder unter www.bund.net. Nach Eingang des ersten Mitgliedsbeitrags senden wir Ihnen dann als kleines Dankeschön das von Ihnen ausgesuchte Geschenk zu.

bitte wenden

Ich wurde geworben Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark und werde jetzt BUND-Mitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: 앬 Einzelmitglied (mind. 50 e) .................................................. 앬 Familienmitgliedschaft (mind. 65 e) .................................................. 앬 Schüler, Azubi, Studentin (mind. 16 e) .................................................. 앬 Erwerbslose, Alleinerziehende, Kleinrentner (mind. 16 e) .................................................. 앬 Lebenszeitmitglied (einmalig mind. 1500 e) ..................................................

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Familienmitglieder unter 27 Jahren sind automatisch auch Mitglieder der BUNDjugend.

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung

Straße

und spare Papier- und Verwaltungskosten; die Ersparnis kommt dem Umwelt- und Naturschutz zugute. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

PLZ/Ort

KontoinhaberIn

Name/Vorname

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E-Mail

xm0109

Konto-Nr.

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Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)


AKTIV

BUND-Reisen

Burg Lenzen

Viel zu erleben

Einen Besuch wert

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ie Vielfalt der Natur ist unser Vorbild: Abwechslungsreich und voller aufregender Urlaubsziele präsentiert sich der neue BUND-Reisen-Katalog 2009. Unsere fachkundigen Reiseleiter haben wieder viele Nationalparke und Naturlandschaften für Sie ausgewählt. Erstmals angeboten werden etwa eine Kanufahrt auf der Isar, Reisen an das Grüne Band, in fünf Nationalparke in Polen und Litauen sowie in die Abruzzen. Neben klassischen Zielen wie Baikalsee, Seidenstraße oder Rumänien stehen viele weitere Erlebnisreisen in Deutschland und Europa zur Wahl. Auch wer lieber individuell eines der Fahrtziele Natur ansteuert, bekommt als BUND-Mitglied etwas geboten: BIO-Hotels mit der günstigen Aktion »Bahn & BIO-Bett« sowie Urlaubspakete z.B. für den Bayerischen Wald oder andere deutsche Nationalparke. Wir freuen uns auf Sie! Katalog und Infos bei BUND-Reisen, Tel. 0 91 23/9 99 57-10, www.bund-reisen.de

urg Lenzen im Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe« ist ein wunderbarer Ort zum Ausspannen, Wohlfühlen und Genießen, aber auch zum Lernen und Tagen. Die faszinierende Natur der Auenlandschaft und das historische Burgensemble bieten den idealen Rahmen für vielfältige Aktivitäten. Sie können hier die Natur entdecken und kreativ erleben, sich über aktuelle Umweltthemen fortbilden, etwas für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden tun oder Kultur genießen. Beobachtungstouren in die Elbtalauen, lebendiges Heilkräuterwissen, meditative Naturerfahrung und die Lyrikzeit mit Lesungen von Herder bis Brecht sind nur einige Beispiele aus dem diesjährigen Angebot der Burg Lenzen und ihrer Partner vor Ort. Für Kurzurlauber versprechen die »Bibersafari« und »Auf der Burg der wilden Gänse« ein besonderes Naturerlebnis für die ganze Familie. Das Programm 2009 versendet die Burg Lenzen, Burgstr. 3, 19309 Lenzen, Anja. Becker@Burg-Lenzen.de, Tel. 03 87 92/ 5078105, www.burglenzen.de

Ich habe ein Mitglied geworben. Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und meine Wunschprämie angekreuzt.

Name/Vorname

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Beruf

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Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt.

BUNDladenGutschein

Sie suchen sich im www.bundladen.de Ihr Geschenk im Wert von 20 Euro selbst aus.

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Ein GanzjahresGeschenk für Genießer und Leckermäuler.

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Ein Huhn, das wir Ihnen wärmstens empfehlen können.


CO2hlekraft – Nein danke! Die großen Energiekonzerne überbieten sich in ihrer Klimarhetorik. Die vielen Beiträge des BUND-Kreativwettbewerbs »Prima Klima – ohne Kohlekraftwerke«, der am 15. November zu Ende ging, stellen sich diesem »Greenwashing« entgegen. Drei der prämierten Motive zeigen wir hier – links: Christian Kopmann, mitte: Wolf-Dietrich Hufenbach (1. Preis) und rechts: Jan Portius. Alle Beiträge finden Sie unter www.bund.net /wettbewerb. Die schönsten Motive können Sie als elektronische Klimagrußkarte versenden oder für Ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit zum Klimaschutz verwenden. Einige Siegermotive schaltete der BUND im Dezember als Anzeige in diversen Tageszeitungen.

Neue BUND-Positionen

Zum Schutz vor Elektrosmog und Müllverbrennung

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er BUND hat ein Konzept zum Umgang mit Mobilfunk, WLAN und anderen kabellosen Übertragungstechniken erarbeitet. Es soll einen Mindestschutz vor ihren elektromagnetischen Feldern gewährleisten. In Deutschland gibt es rund 260 000 Mobilfunk-Sendeanlagen, ca. 2 Mio. kleinere und rund 50 Mio. häusliche Sendeanlagen (WLAN, schnurlose Telefone, Anlagen zur Daten- und Videoübertragung etc.) sowie rund 100 Mio. Mobiltelefone. Viele Geräte – selbst als strahlungsarm verkaufte DECT-Telefone – überschreiten die gesetzlichen Grenzwerte, Mobiltelefone um das bis zu Zehnfache. Elektrosmog bedroht nicht nur unsere Gesundheit, sondern schädigt auch Tiere und Pflanzen. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger mahnte: »Es ist unverständlich, warum Umweltminister Sigmar Gabriel kürzlich Entwarnung gab, die Strahlung des Mobilfunks schade zumindest erwachsenen Handynutzern nicht. Das EU-Parlament hält die Grenzwerte für nicht ausreichend. Zudem weiß man noch viel zu wenig über die Langzeitfolgen der Strahlung. Doch statt hier zu forschen, erlaubt die Bundesnetzagentur immer weitere Funknetze.«

Wilfried Kühling, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats, ergänzte: »Vor allem in bewohnten Gebieten liegen die künstlichen Felder vielfach bereits zehntausendbis millionenfach über der natürlichen Strahlung. Dieser Zwangsbestrahlung, die alle festen Körper durchdringt, kann sich nichts und niemand entziehen.« Der BUND fordert u.a. den stetigen Ausbau der Funknetze zu stoppen. Gefragt ist eine neue Kommunikationstechnologie und ein Rückbau von Sendeanlagen überall dort, wo bereits eine Mehrfachversorgung vorliegt. Ein offener Diskurs mit allen Akteuren und Betroffenen soll verbindliche Regelungen vorbereiten.

Eine pdf-Datei der Position »Für zukunftsfähige Funktechnologien« finden Sie unter www.bund.net/akimmissionsschutz, die Abfall-Position unter www.bund.net/ak-abfall; Gratis-Ausdrucke verschickt der BUND-Infoservice, info@bund.net, Tel. 0 30/2 75 86-4 69.

Kein guter Schlafplatz – technische Funksignale führen in hoher Dosis auch bei Tieren zu Fehlsteuerungen.

Nachhaltige Abfallwirtschaft In Deutschland werden immer neue Müllverbrennungsanlagen gebaut: Bis 2015 sind Überkapazitäten von bis zu 30 Prozent zu erwarten. Die Folge werden verstärkte Müllimporte aus ganz Europa sein. Die neue Position des BUND zeigt Wege zu einer ökologisch orientierten, nachhaltigen Abfallwirtschaft und fordert einen Kurswechsel: weg von ressourcen- und energievergeudender Verbrennung, hin zur Vermeidung und stofflichen Verwertung.

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Stabwechsel in Berlin

Neuer Geschäftsführer

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um Jahreswechsel verließ die bisherige Bundesgeschäftsführerin Nicola Moczek auf eigenen Wunsch die BUNDjugend. Fünf erfolgreiche Jahre lang leitete die Umweltpsychologin im Auftrag des ehrenamtlichen Vorstandes die Bundesgeschäftsstelle mit ihren derzeit 16 fest angestellten MitarbeiterInnen. Zum 1. Januar übernahm Gert Sanders diese verantwortungsvolle Position. Gert Sanders (34) kommt aus Göttingen und fing bereits als 16Jähriger an, sich in der Jugendumweltarbeit zu engagieren. Seither bereicherte, moderierte und organisierte er unterschiedlichste Projekte in der Region Göttingen wie auch landes- und bundesweit. Parallel zu seinem Studium baute er einen Bildungsverein mit auf. Zudem arbeitet er als Trainer für Moderation und Projektplanung.

Langjährige Erfahrungen als Geschäftsführer des Jugendumweltnetzwerks Niedersachsen (JANUN) dürften ihm einige seiner neuen Aufgaben bereits vertraut gemacht haben. JANUN ist der Landesdachverband von BUNDjugend, Naturschutzjugend, DJN und weiteren regionalen Gruppen. Gert Sanders liegt daran, das bunte Spektrum der Themen und Projekte in der BUNDjugend zu erhalten und weiter zu entwickeln. Besonders wichtig ist ihm, dass junge Aktive die Projekte mitgestalten und umsetzen. Gute Beispiele dafür sind die internationalen Aktivitäten rund um die Klimakonferenz

in Posen und die vielen Angebote zur Umweltbildung, etwa der TRIOlogisch-Wettbewerb oder globalisierungskritische Stadtführungen, organisiert von Jugendlichen. Spannend und richtungsweisend für die BUNDjugend wird zudem der Prozess der Organisationsentwicklung sein, der bis zum Sommer frische Ideen für Struktur und Organisation liefern soll.

Geländespiel für Grundschüler

Hecken schützen!

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as macht eine Zauneidechse im Winter? Wie ernährt sich eine Haselmaus? Wodurch bietet eine Hecke Tagpfauenaugen und Neuntötern Schutz? Und wie wirkt sich die Zerstörung eines Heckenstreifens auf die Tierwelt aus? Diese Fragen beantwortet ein neues Kartenspiel der BUNDjugend. In vielfältigen Spielrunden mit erlebnispädagogischen Elementen erfahren die Kinder die Bedeutung der Hecke als Nahrungsbasis, Nistplatz, Versteck und Lebensraum. Dazu schlüpfen sie in die Rolle verschiedener Tierarten oder werden als Heckenforscher aktiv. Sie sammeln viel Wissenswertes über die Hecke als Biotopverbund. Und sie erkunden spielerisch die Lebensweise von Tieren und mögliche Gefahren ihres Alltags.

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Zahlreiche Schulmaterialien beschäftigen sich mit dem Schutz von Arten und Lebensräumen. Das Thema Biotopverbund aber wird selten bis gar nicht im Unterricht behandelt – dabei sind Hecken Teil des Lehrplans vieler Grundschulen. Somit wird den Kindern das Wissen über den Aktionsradius von Tieren und die Bedeutung zusammenhängender Lebensräume vorenthalten. Diese Wissenslücke soll das Geländespiel mit seinen 40 Karten schließen. Es wird die Kinder motivieren, sich für den Schutz der Hecken und ihrer Bewohner einzusetzen. Besonders eignet es sich für den Sachunterricht, für Projekttage und Schullandheime. Das Kartenspiel kostet 5 Euro und ist über info@bundjugend.de oder unter www.bundjugend.de zu bestellen. Kontakt: martin.malkmus@bundjugend.de


McPlanet.com 2009

AKTIV

Game over – Neustart

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om 24. bis 26. April veranstaltet der BUND in Berlin zum vierten Mal den Kongress McPlanet.com. Gemeinsam mit eed, attac, Greenpeace und Heinrich Böll-Stiftung und in Kooperation mit dem Wuppertal-Institut sind über 100 Workshops zu Themen rund um Globalisierung und Umwelt geplant. Nicht nur die Finanzkrise wird uns noch länger beschäftigen. 2009 stehen zudem drei wichtige Termine an: Die Europawahl im Mai und die Bundestagswahl im September entscheiden über den grundlegenden Kurs. Die Klimaverhandlungen im Dezember in Kopenhagen bestimmen schließlich, ob die Erde noch die Kurve kriegt. »McPlanet. com« soll die Spielräume für die Umweltpolitik unter dem Druck überschwappender Konjunkturprogramme ausloten: Welche Chancen hat ein Konzept, wie es in der BUND-Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« erarbeitet wurde? Wie kommen Deutschland und Europa

aus dem klimapolitischen Bremserhäuschen von Poznan wieder heraus? Die neue US-Administration kann nicht alles alleine anschieben. Wie gestaltet sich eine globale Wirtschaftspolitik, die den Ausgleich zwischen erster, zweiter und dritter Welt ernst nimmt? Prominente Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft diskutieren mit uns. Mit einem AktivistInnen-Eck wollen der BUND und seine Partner während und nach dem Kongress besonders das Engagement von Einzelpersonen und Gruppen unterstützen. Allen bietet »McPlanet. com« eine neue Gelegenheit, sich zu beteiligen und zu vernetzen. So können konkrete MitmachAngebote und Interessen bereits bei der Anmeldung angegeben werden, ebenso eigene Projekte. Während des Kongresses wird das AktivistInnen-Eck zur zentralen Kontaktbörse. Und danach werden wir über die McPlanet-Homepage weitere Aktivitäten unterstützen.

McPlanet.com 2007: Zum Abschluss bekräftigen Teilnehmer am Kanzleramt per Unterschrift die Kongressforderungen.

Informationen und Anmeldung unter »www.mcplanet.com«; BUND-Kontakt: Martina Löw, Tel. 0 30/2 75 86-4 55, martina.loew@bund.net

Grüne Woche

Der BUND spielt auf

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ie Grüne Woche in Berlin zählt mit rund 450 000 Besuchern zu den Großereignissen der Branche. Der BUND präsentierte sich im Januar erstmals mit einem Gemeinschaftsstand in der Biohalle – mit der BN-Service-GmbH und dem BUND Berlin. Viele Interessierte erhielten Informationen zur Agrarpolitik und unterschrieben unseren Aufruf für ein »ohne Gentechnik«Label bei Edeka. Attraktive Bilder warben für die BUND-Reisen, und der BUND Berlin gab praktische Energiespartipps für den Haushalt. Am Neuland-Stand in der Tierhalle scharten sich die Gäste um eine Bunte Bentheimer Sau mit ihren Ferkeln. Neuland – vom BUND mitgegründet – präsentierte eine neue Richtlinie zur schmerzfreien Ferkelkastration und baute damit seine Rolle als Vorreiter im Tierschutz aus.

Unterdessen verschlechterten Agrarministerin Aigner (CSU) und die EU-Kommission im Vorfeld der Grünen Woche die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Landwirtschaft. Ihr Programm »Welternährung sichern« wird die Überproduktion von Milch und Fleisch weiter anheizen und die Fläche für den Anbau von Grundnahrungsmitteln verknappen. Zudem will die EU den Milchexport erneut subventionieren. Ernährungsindustrie und Bauernverband triumphierten, dass der Staat trotz Finanzkrise Steuergelder in ihr Exportgeschäft pumpt. Der BUND hielt mit (Milch-)Bauernund Entwicklungsverbänden dagegen. Spontane Aktionen und intensive Presse- und Lobbyarbeit warnten vor einer Entwicklung, die Bauern hier und vor allem in den Entwicklungsländern massiv schadet.

Zu Weltmarktpreisen aber ist eine nachhaltige Landwirtschaft nicht machbar. BUND-Mitglieder sollten nun erst recht Bioprodukte kaufen – denn deren Anbieter haben’s schwer, wenn ringsherum der Preiskampf der Discounter tobt.

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Der BUND-Stand – akustisch verstärkt durch eine zünftige bayerische Blaskapelle.


Stabwechsel bei Friends of the Earth

I NTER NATIONAL

»Wir brauchen Solidarität« Am 15. November wählte die Mitgliederversammlung von Friends of the Earth (FoE) einstimmig Nnimmo Bassey zum neuen Vorsitzenden. Der Direktor von Environmental Rights Action (FoE Nigeria) folgte Meena Raman an die Spitze des Netzwerkes. Antje von Broock führte kurz nach der Wahl ein Interview mit dem engagierten 50-jährigen. Shell etwa würde sich niemals trauen, in Europa Umweltsauereien anzurichten wie im Nigerdelta. Dort sind heute ganze Landstriche unbewohnbar, weil Leitungen undicht sind und überall Gas brennt, das bei der Förderung frei wird. Dank FoE können wir unsere Arbeit weltweit bekannt machen und erfahren internationale Solidarität. Das gibt uns die Kraft und den Mut, weiterzukämpfen. Werden meine Leute eingesperrt oder bedroht, weiß ich eine Million Menschen in 70 Ländern hinter uns, die helfen können, Druck auf die Regierung auszuüben.

Nnimmo Bassey aus Nigeria.

Glückwunsch zur Wahl, Nnimmo! Wieso engagierst Du Dich bei FoE? Wo immer die Umwelt zerstört wird, zieht das weltweit Folgen nach sich. Daher brauchen wir unser internationales Netzwerk. Gemeinsame Kampagnen mit unseren Freunden im globalen Norden helfen uns, die Doppelzüngigkeit multinationaler Konzerne aufzudecken und Druck auf sie auszuüben. Der Ölkonzern

Warum hast Du Dich um den Vorsitz von FoE beworben? Friends of the Earth hat vor einigen Jahren begonnen, sich gezielt fortzuentwickeln. Wir sind uns heute klarer über unser gemeinsames Ziel. Doch müssen wir unsere Vision noch mit Leben füllen. Ich hatte das Gefühl, dass jeder zu diesem Prozess beitragen kann und soll – und ich selbst wollte mehr tun. Allerdings ist Führung keine »One-man-show«, sondern eine gemeinsame Aufgabe. Deshalb freue ich mich schon jetzt auf die Teamarbeit im Vorstand von FoE. Was wirst Du persönlich einbringen? (Nnimmo lacht:) Leidenschaft, Musik, Poesie, Tanz und Drama …

Was möchtest Du in den nächsten zwei Jahren erreichen? Wir sollten unsere internationalen Treffen stärker dazu nutzen, vor Ort ein Zeichen zu setzen. Wenn wir wieder abreisen, sollten wir etwas bewegt haben und den Menschen eine klare Botschaft hinterlassen. Die Gastgeber bekommen Gelegenheit, ein für ihr Land besonders wichtiges Thema publik zu machen. Wie willst Du sicherstellen, dass alle Standpunkte der vielen Gruppen berücksichtigt werden? Wir müssen noch mehr Zeit darauf verwenden, uns gegenseitig kennenzulernen. Nur wenn wir uns richtig verstehen und uns mit großer Offenheit und mit Respekt begegnen, haben wir eine stabile Basis, um gemeinsame Aktivitäten zu entwickeln. Wir brauchen aber auch gemeinsame Aktionen, die unser Profil in der Öffentlichkeit und das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Der BUND wird Dich dabei nach Kräften unterstützen – viel Erfolg! Übrigens: Friends of the Earth prämiert Fotos zum Thema Biodiversität. Motive rund um die biologische Vielfalt können Sie bis 1. April an ann@foei.org senden. Die zwölf Gewinner werden die Seiten des FoE-Kalenders 2010 schmücken. 씰 www.bund.net/fotowettbewerb

»Environmental Rights Action« wurde 1993 gegründet und trat 1997 dem Netzwerk »Friends of the Earth International« bei. Der BUND-Partner kämpft für die Durchsetzung von Umwelt- und Menschenrechten in Nigeria. Nnimmo Bassey und seine Kollegen engagieren sich seit Jahren besonders dafür, dass der Öl-Multi Shell die Umweltschäden beseitigt, die seine Ölförderung im Nigerdelta verursacht hat. So unterstützt die Gruppe die lokale Bevölkerung im Rechtsstreit gegen Shell und hilft, die Öffentlichkeit zu informieren. Zwar herrscht in Nigeria offiziell Meinungsfreiheit, doch werden Menschen, die gegen Shell agitieren, immer noch verhaftet oder mit Haft bedroht. Mehr über die Umweltarbeit in Nigeria erfahren Sie unter »www.eraction.org«.

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www.radiomundoreal.fm

Neue Perspektiven fürs Radio grotreibstoffe sind keine Antwort auf den Klimawandel – Indigene Bewegung warnt vor Wasserprivatisierung in Ecuador: Über diese und andere Umweltthemen berichtet »Real World Radio«. Unter Schirmherrschaft von Friends of the Earth International wurde das vielsprachige webbasierte Radio 2003 gegründet – als Medium für Aktivisten und Graswurzelbewegungen. Das Programm ist frei auf »www. radiomundoreal.fm« abrufbar, auch viele Radiosender strahlen es aus. Real World Radio informiert unabhängig, ein Novum unter Uruguays Medien, wie Mercedes Camps von FoE Uruguay berichtet, die hier seit vier Jahren als Übersetzerin arbeitet. Zum Programm gehören eine tägliche Nachrichtensendung, Berichte und Interviews – auf Englisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch; eine französische Version ist geplant. Die wöchentliche LiveSendung ist bisher nur auf Spanisch zu hören. Größter Unterschied zu anderen Medien ist die Perspektive, aus der berichtet wird. Es ist die Sicht der Betroffenen, der Umweltaktivisten. Real World Radio erreicht Hörer in 139 Ländern, und die Website hatte im Dezember 34 808 Besucher, bisher hauptsächlich aus Lateinamerika, den USA und Spanien.

Zeugenaussagen

Für die FoE-Klimacampaignerin Stephanie Long ist das Radio eine große Unterstützung: »Real World Radio ist ein tolles Instrument, um Erfahrungen vom Klimawandel zu teilen.« Sitz der Redaktion ist das FoE-Büro in Uruguay. Doch ermöglichen Korrespondenten eine globale Berichterstattung – etwa von internationalen Klimaverhandlungen, von der UN-Naturschutzkonferenz 2008 in Bonn oder vom Europäischen Sozialforum in Malmö. Pablo Cardozo

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Eine ganz eigene Informationsquelle sind die »Testimonies«: Zeugen berichten von den Folgen des Klimawandels. Hier sind Menschen zu hören, die sonst kaum einmal zu Wort kommen. Statt den immer gleichen ExpertInnen stehen bei Real World Radio die Betroffenen im Mittelpunkt: Was ist ihr Anliegen? Wie wehren sie sich gegen Konzerne? Und wie wirkt sich eine zerstörte Umwelt auf ihr Leben aus? Das Material auf der Website ist für jeden frei zugänglich und nutzbar. Noch sieht Mercedes Camps das Potenzial längst nicht ausgeschöpft. »Dank dem Radio können wir die Stimmen der Betroffenen zu Gehör bringen und ihre Emotionen transportieren. Wir erreichen so Menschen, die nicht lesen können, die weit verstreut wohnen und keinen Zugang zu Internet, Fernsehen oder Telefon haben, etwa in dünn besiedelten Gebieten Afrikas.« Sie lächelt, während sie betont: »Noch haben wir viel vor uns – doch ich bin zuversichtlich. Vor allem wünsche ich mir, dass sich einmal alle Gruppen von Friends of the Earth an unserem Radio beteiligen!«

Mercedes an ihrem Arbeitsplatz.

Anna Voigt (stellv. Sprecherin des BUND-Arbeitskreises Internationale Umweltpolitik) sprach mit Mercedes auf dem letzten General Meeting von FoE International.

Beschlüsse wurden zwar bestätigt, doch blieben handfeste Zusagen der Industriestaaten für eine umwelttechnologische Unterstützung des Südens erneut aus. Bitter nötig gewesen wäre ein solches Entgegenkommen des reichen Nordens, um eine vertrauensvolle Atmosphäre für das Verhandlungsjahr 2009 zu schaffen. Dass gar die Arbeitsfähigkeit des dramatisch unterfinanzierten Anpassungsfonds zeitweise gefährdet war, dürfte die Gräben ver-

tieft haben. Nun muss die Staatengemeinschaft die Scherben des zertrümmerten Konferenzgeschirrs einsammeln, um im Dezember einen erfolgreichen Abschluss in Kopenhagen zu ermöglichen. Bis Juni muss ein erster Entwurf vorliegen – es wird hektisch werden für alle Beteiligten. Wichtig ist, dass der öffentliche Druck auf die Regierungen spürbar bleibt. Denn wenn die Wissenschaft nicht mehr überzeugt, zählen Wählerstimmen umso mehr.

Klimakonferenz in Posen

Chance verpasst

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ls in der Nacht vom 12. auf den 13. Dezember im polnischen Posen die 14. Klimakonferenz zu Ende ging, war vielen Delegierten und Umweltschützern die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Denn die Verhandlungen waren eine verpasste Chance im Kampf gegen die globale Erderwärmung. In den zwölf Monaten seit der letzten Klimakonferenz auf Bali ist man dem Kyoto-Anschlussabkommen kaum näher gerückt. Alte

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MEDI EN

Radikaler Wandel Umweltprobleme haben heute ein anderes Gesicht als noch in den 1970er Jahren. Statt schäumender Flüsse und rauchender Schlote kennzeichnet gegenwärtige Umweltprobleme, dass Ursache und Wirkung zeitlich und räumlich auseinanderfallen. Bislang fehlen marktfähige technische Lösungen für viele ungelöste Probleme – wie Klimawandel, Rohstoffknappheit und Verlust der Artenvielfalt. Der renommierte Umweltpolitikwissenschaftler und Berater Martin Jänicke hält deshalb einen politisch forcierten, radikalen technischen Wandel für unerlässlich – und wirtschaftlich lohnend. Jänicke plädiert in seinem neuen Buch »Megatrend Umweltinnovation« für eine verstärkte Markteinführung von Produkten, die die Umwelt entlasten. Ohne massive Innovationen würden sich Wirtschaft und Staat nicht ausreichend ökologisch modernisieren, um unsere Probleme zu lösen. Jänicke warnt davor, sich mit einer besseren Energieeffizienz oder kosmetischen Neuerungen zur Imagepflege zufriedenzugeben, die dann in Nischenmärkten versickerten. Es sei die Aufgabe des Staates, Umweltinnovationen zu forcieren. Denn der Markt erkenne weder absehbare ökologische Schäden, noch setze er hinreichende Anreize für Gegenmaßnahmen. Und wo der Markt versagt, da müsse die Politik einschreiten. Jänicke zeigt anschaulich, wie Umweltinnovationen entstehen, wie sie angeregt und gefördert werden können und welchen Ansprüchen sie im Prozess der ökologischen Modernisierung genügen müssen. Martin Jänicke: Megatrend Umweltinnovation – Zur ökologischen Modernisierung von Wirtschaft und Staat, 2008. 198 S., 29,90 Euro, oekom verlag

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Ein Ort, wo dieser Kriminalfall verhandelt wird, ist die Klimakonferenz in Kopenhagen Ende des Jahres. Es bleibt zu wünschen, dass Pötters Buch, das er selbst als Plädoyer für mehr Gerechtigkeit versteht, die Diskussion um einen effektiven Klimaschutz vorantreibt (gerade in einem Wahljahr). Und dass klimapolitisch verantwortliche Politiker gewählt werden … Angelika Zahrnt, BUND-Ehrenvorsitzende

Tatort Klimawandel Krimis sind beliebt. Dem »Tatort Klimawandel« ist zu wünschen, dass viele KrimifreundInnen sich auf eine Spurensuche einlassen. Aber nicht nur die werden das spannende und informative Buch gerne lesen. Der Autor Bernhard Pötter schreibt u.a. für Geo, Zeit und taz. Mit umfassendem Überblick über wissenschaftliche Kenntnisse und analytischem Spürsinn schildert er Täter, Opfer und Profiteure des Klimawandels überall auf der Welt, treffend und anschaulich, mitfühlend und kritisch. Er nimmt den Klimawandel, seine Ursachen und Folgen, Lösungen und vermeintlichen Lösungen unter die machtpolitische Lupe. Vieles, was uns als Detailmeldung klein gedruckt in der Zeitung begegnet ist, trifft man hier wieder – wohlgeordnet, nachvollziehbar und alarmierend. Aber ein Krimi braucht ja auch eine Auflösung. Im letzten Kapitel präsentiert Pötter »heiße Spuren« und »falsche Fährten«: in der Technik (CO2-Abscheidung und -Speicherung), in der Ökonomie (Emissionshandel), in freiwilliger Kompensation (CO2-neutrales Fliegen) oder vor Gericht (Klagen gegen Klimaschäden). Wobei seine Skepsis überwiegt. Als Lösungsmuster dient schließlich ein Hinweis auf den Kriminalfall Ozonloch. Hier ist es Wissenschaft und Politik gelungen, international wirksame Regelungen rechtzeitig umzusetzen. Nur waren die FCKW eine Stoffklasse mit eher überschaubarer Anwendung und verfügbaren Alternativen. Energie ist da schon ein anderes Kaliber.

Bernhard Pötter: Tatort Klimawandel – Täter, Opfer und Profiteure einer globalen Revolution, 2008. 261 Seiten, 19,90 Euro, oekom Verlag

Tatort Wald Peter Wohlleben beschreibt in seinem neuen Buch die Auswirkungen des Bioenergiebooms auf den Wald. Er erklärt, wie der nachwachsende Rohstoff Holz für energetische Zwecke gewonnen und genutzt wird – und welche Vor- und Nachteile die einzelnen Verfahren haben. Wo viel Holz genutzt wird, leidet das – ohnehin weltweit strapazierte – Ökosystem Wald zumeist. So führt die Entnahme von Ästen und Reisig zur Auszehrung des Waldbodens, den überdies schwere Erntemaschinen schädigen. Auch die biologische Vielfalt gerät in Gefahr, wenn vielen Pilzen und Tieren, die Holz abbauen, die Nahrungsbasis entzogen wird. Noch schlimmer ist es, wenn für Holzplantagen oder die Produktion von Palmöl Tropenwälder gerodet werden.


Dem Autoren – selbst viele Jahre lang Forstbeamter – gelingt es, das Dickicht widersprüchlicher Informationen rund um das Thema Bioenergie zu lichten. Zwar darf man manches Detail durchaus hinterfragen. Besonders überzeugend ist aber, wie verständlich und anschaulich er komplexe Zusammenhänge vermittelt. Ich empfehle diese spannende Lektüre all jenen, die sich für den Wald und das Thema Holzenergie interessieren. László Maráz, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wald Peter Wohlleben: Holzrausch – Der Bioenergieboom und seine Folgen, 2008. 160 S., 14,90 Euro, Adatia Verlag

Links neu denken? In Zeiten schwindender Mehrheiten und politikverdrossener Wahlverweigerer wirbt Sigmar Gabriel in seinem Buch »Links neu denken – Politik für die Mehrheit« für eine »linke« SPD. In Abgrenzung zur aufkommenden Linkspartei verbindet er historische und gegenwärtige politische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte zum Entwurf einer neuen, entstigmatisierten, linken SPD-Politik. Nach Jahrzehnten in der Mitte des politischen Spektrums müsse die SPD ihre Strategie ändern: Die wirtschaftliche Sicherheit der sozialen Marktwirtschaft, in der Gewerkschaften viele Arbeitnehmer gegen kapitalistische Unternehmer vertraten, sei in einer globalisierten Welt

passé. Die soziale Mitte schmelze, fast jeder Arbeitnehmer sehe seinen Arbeitsplatz bedroht. Internationale Investoren vernichteten Arbeitsplätze selbst in gewinnbringenden Unternehmen. Dies sei der Boden für antikapitalistische linke Parolen, die Gabriel (so sie von der Linkspartei kommen) als antiaufklärerisch wertet, da sie nur die Reflexe öffentlichen Protestes bedienten. Nach einer Analyse der veränderten Marktbedingungen und der Folgen des Klimawandels sieht Gabriel zwar die Politik in der Pflicht, Märkte und Wirtschaftsinteressen stärker zu lenken und zu beschränken; doch dazu reiche der Emissionshandel oder etwa ein mittelfristiger Umbau zu regenerativer Energie im Einklang mit der Industrie. Mein Fazit: Die SPD hat in den zehn Jahren ihrer Regierungsmehrheit vorwiegend dereguliert, die Gewerkschaften geschwächt, Renten- und Sozialsysteme abgebaut, ökologische Innovationen und den Emissionshandel verschleppt sowie die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen zugelassen. Nun will Gabriel mit einer »Gestaltungslinken« die SPD wieder als Mehrheitspartei beschwören. Glaubhaft aber wird seine Theorie erst, wenn sie sich in seiner Regierungspraxis deutlich wiederfindet – trotz oder gerade in der Großen Koalition. Klaus Brunsmeier, stellvertretender BUND-Vorsitzender Sigmar Gabriel: Links neu denken – Politik für die Mehrheit, 2008. 372 S., 16,90 Euro, Piper Verlag

Bestimmen und mehr Wer sich – allein oder gemeinsam mit der BUND-Gruppe – aufmacht, mit »Kopf, Herz und Gummistiefeln« (siehe S. 24) etwas für unsere so bedrohten Amphibien zu tun, findet in diesem Buch das richtige Handwerkszeug. Dieter Glandt stellt die in Deutschland heimischen Arten detailliert vor: mit ihren Merkmalen, Verhaltensweisen und Lebensräumen. Er weckt Interesse für die schwierige Situation unserer Amphibien und Freude an ihrer Beobachtung. Zugleich wirbt er für ihren Schutz. Glandt hat also viel mehr als nur ein Bestimmungsbuch geschrieben. Er schenkt uns tiefe Einblicke in die Welt der Lurche. Da man nur schützen kann, was man auch kennt, muss man zuallererst wissen, welche Amphibien in der Umgebung leben. Dabei hilft die beiliegende CD, welche Balz- und Paarungsrufe von 17 Froschlurcharten enthält. Besonders praktisch: Im MP3-Format können Sie die Stimmen auch unterwegs abspielen und mit den Originalrufen der Natur vergleichen. Dieter Glandt: Heimische Amphibien – Bestimmen, Beobachten, Schützen, 2008. 180 S., mit DVD, 19,95 Euro, Aula Verlag

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Im Gespräch mit Beate und Peter Reinhardt

PERSÖN LIC H

Beate und Peter Reinhardt, 65 und 72 Jahre alt, haben den BUND in ihrem Testament bedacht. Die beiden ehemaligen Lehrer – sie unterrichtete Hauswirtschaft und Sport (und leitete den Fachbereich Gesundheit der VHS Nürtingen), er Deutsch, Geographie und Geschichte – leben in Neckartenzlingen südlich von Stuttgart. Aufs Altenteil haben sie sich noch lange nicht zurückgezogen. BUND-Redakteur Severin Zillich sprach mit ihnen. Sie haben den BUND in Ihrem Testament bedacht. Wie kam es dazu? Beate R.: Den konkreten Anlass gab diese aparte Anzeige mit den »drei Hilden«, wovon eine dem BUND ihr Vermögen vermacht hat – die fand ich einfach gut. Peter R.: Nun sind wir ja schon älter, da muss man irgendwann ans Testament denken. Wir sagten uns: Ein gutes Werk für den BUND, das ist eine runde Sache. Zumal Umweltschutz seit eh und je Thema bei uns ist.

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Waren Sie von Kind an mit der Natur verbunden? Peter R.: Ich bin ein Stadtkind und der Natur erst allmählich nähergekommen – etwa als Geographielehrer. Bei meiner Frau ist das anders. Beate R.: Ich komme sozusagen von der Basis. Nach dem Krieg gab es ja für uns Kinder auf dem Land nichts anderes als die Natur. Und dann war mein Schulfreund Sohn eines Zoologieprofessors, da sind wir ab und zu ins Institut. Um uns loszuwerden, gab man uns eine Zeichnung in die Hand, nach der wir draußen für die Studenten Schmetterlinge, Käfer und Würmer sammelten. Auch später im Hauswirtschaftsunterricht brauchten wir die Natur, zum Kochen oder für den Gartenbau. Welches der vielen BUND-Anliegen liegt Ihnen mit Blick auf die Zukunft besonders am Herzen? Peter R.: Zum einen der Schutz der Elbe – ich wurde mit Elbwasser getauft und bin an der Elbe aufgewachsen;

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dass der BUND hier gegen den Ausbau kämpft, finde ich supergut. Noch konkreter engagieren wir uns fürs Grüne Band: Da ist durch widrige Umstände der Politik ein schönes Stück Natur erhalten geblieben, und das zu pflegen finde ich absolut wichtig. Als Historiker sage ich auch: Das ist ein Stück Geschichte! Beate R.: Ich kann Ihnen erzählen, wie ich zum BUND kam: Die 10 km zu meiner Arbeit bin ich jeden Tag mit dem Rad gefahren, und dieser Weg durch die Natur war so wunderschön, ich behaupte, das hat mich gerettet, um damals, als ich mich um kaum etwas anderes kümmern konnte, nicht im beruflichen Stress unterzugehen. Als dann der BUND in Nürtingens Fußgängerzone um Mitglieder warb, dachte ich mir: Ich kann für die Natur nichts tun zur Zeit – trete ich wenigstens ein, so haben die ein zahlendes Mitglied mehr für ihre Lobbyarbeit. Konnten Sie sich dann doch schon zu Lebzeiten für Ihre natürliche Umwelt engagieren? Beate R.: Nun ja, wir haben einen Garten mit Mistecken für die Igel. Wir lassen alles wachsen, soweit möglich. Peter R.: Einige Nachbarn graust es, weil bei uns alles durcheinander wächst. Allein auf unserem Schotterweg wachsen ja mindestens 20 verschiedene Pflanzen, eine ständig wechselnde Vielfalt. Erstreckt sich Ihr Interesse auch auf anderes? Beate R.: Oh ja, ich singe in zwei, manchmal auch drei Chören. Dann betreibe ich mit anderen Frauen eine Geschichtswerkstatt: Wir dokumentieren gerade die Strickwarenindustrie von Nürtingen, befragen Zeitzeugen und bereiten ein Buch und eine Ausstellung im Stadtmuseum vor. Dazu kommt noch dies und das … Peter R.: Ich bin an der Volkshochschule tätig, wo ich einen Literatur- und einen Geschichtskurs leite: in 18 Semestern einmal durch die ganze Weltgeschichte. Bei Adam und Eva haben wir angefangen, und im letzten Abschnitt wollen wir uns mit der Zukunft beschäftigen: mit Ökologie, mit Energie, auch mit sozialen Fragen. Und dann reisen Sie auch gerne? Beate R.: Für den Geschichtskurs meines Mannes steuern wir regelmäßig bestimmte Ziele an: So sind wir für die Romanik ins Burgund gereist und haben dort die Gegend um unsere Ferienwohnung abgegrast. Mein Mann widmet sich mal wieder der Weltgeschichte, und ich sichte das Örtliche, die Heimatmuseen der Dörfer: Wie haben die Menschen damals gelebt und gearbeitet, was haben sie angebaut? Unsere Interessen überschneiden sich also nicht, sondern sie ergänzen sich … Vielen Dank für das Gespräch!


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