BUNDmagazin 3/2012

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Bund f端r Umwelt und Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

Sch端tzt die Ostsee

www.bund.net

3/2012


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Der Fonds auf einen Blick

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Fondstyp:

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Bis Ende 2026

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Mindestanlagesumme:

5.000 EUR

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Geplantes Fondsvolumen:

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# Wald:Energie II – ein Beitrag zur umweltfreundlichen Biomasseerzeugung (nach Richtlinien des BUND) – schont den Wald! # Durch die Prognosen der entsprechenden Verbände und Organisationen ist vorhersehbar, dass eine nachhaltige Versorgung mit Biomasse aus deutschen Wäldern ab 2020 nicht mehr gewährleistet ist. # Auf Flächen überwiegend in Deutschland # Sicherheit durch Grundstückseigentum und steigende Bodenpreise. # Umsetzung hoher ökologischer Standards von z. B. BUND und NABU sowie Mitwirkung von ForestFinance im Fonds-Beirat.


FORUM

was hilft das beste Schutzgebiet, wenn rundherum Natur und Umwelt immer stärker ins Hintertreffen geraten? Was helfen sinnvolle Schritte allein auf nationaler Ebene, wenn die Nachbarländer weiter in die Gegenrichtung steuern? Dies haben sich wohl viele Aktive des BUND schon oft gefragt, egal ob sie für bedrohte Vögel oder eine bessere Energiepolitik kämpfen. Das Denken in großen Maßstäben und eine internationale Kooperation gehören heute zu den wichtigsten Anliegen des Umwelt- und Naturschutzes. Besonders anschaulich lässt sich dies am Beispiel des Meeresschutzes darstellen, und ganz deutlich am Beispiel der Ostsee. Als größtes Brackwassermeer der Welt wird die Ostsee nur durch eine Art Nabelschnur – die schmale Verbindung zur Nordsee – mit sauerstoffreichem Meereswasser versorgt. Weit mehr und oft stark belastetes Wasser führen ihr 200 Flüsse zu, deren Einzugsgebiet die Fläche der Ostsee vielfach übertrifft. Es versteht sich von selbst, dass die neun Anrainerstaaten bei allen Fragen zur Nutzung und zum Schutz der Ostsee eng zusammenarbeiten müssen. Überlebenswichtig für die Ostsee ist dies auch deshalb, weil Schutzgebiete im Meer auf noch wackligerem Fundament stehen als an Land. Sie sind schwer zu markieren und überwachen. Und vor allem sind sie kaum abzuschirmen gegen jegliche Einflüsse, die der Ostsee als Ganzes das Leben schwer machen. Ohne die Bedeutung lokaler Umweltprojekte mindern zu wollen: Unser Titelthema Ostsee ist ein Plädoyer dafür, möglichst großräumig und ganzheitlich zu denken, wenn es darum geht, die natürlichen Ressourcen zu bewahren. Genau daran ist der Umweltgipfel »Rio + 20« – unser Titelthema der letzten Ausgabe – dramatisch gescheitert.

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I N HALT

Leserbriefe / Impressum

MAGAZI N 6

Kurznachrichten

FOTOSEITE 9

Breitflügelfledermaus

blickwinkel/P. Schuetz

Liebe Leserinnen und Leser,

KOMMENTAR 10 … zu Peter Altmaier TITELTH EMA 12 15 16 18 19 20 21

Schützt die Ostsee Interview: Wolfgang Günther Bedrohter Lebensraum Undine schwimmt Eine Insel wird zur Autobahn Grünes Band am Ostseestrand Internationale Verantwortung

Seite 12: Die Ostsee … … ist ein ganz besonderes Meer, und ein besonders gefährdetes dazu. Lesen Sie in unserem Titelthema, warum. Und was der BUND für den Schutz dieses einzigartigen Ökosystems tut.

AKTION 24 Giftfrage stellen! BIOSPHÄR EN R ESERVATE 26 Rhön RATGEBER

Seite 24: Aktiv werden So einfach war’s noch nie: Kommen Sie giftigen Substanzen in Alltagsprodukten auf die Spur.

28 Weniger Essen wegwerfen ZU R ZEIT 29 Bürger besser beteiligen 30 BUND und Windenergie 32 Grünes Band gefährdet AKTIV

Auch im Kleinen lässt sich dieses Anliegen illustrieren. So weist das Biosphärenreservat Rhön, das wir in diesem Heft vorstellen, ein paar eindrückliche Naturschutzgebiete auf: Flächen, die vorbildlich betreut und gepflegt werden. Doch fehlt ein Hebel, um auch das Gros des Reservats, das nicht naturgeschützt ist, modellhaft nachhaltig nutzen zu können.

33 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite

Viel Spaß beim Lesen dieses BUNDmagazins wünscht Ihr

MEDI EN

MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen

44 Interessante neue Bücher

Seite 40: Nein zur 3. Startbahn! Beherzt und kreativ beteiligte sich die BUNDjugend in Bayern am Widerstand gegen den Ausbau des Münchner Flughafens.

PERSÖN LIC H Redaktion BUNDmagazin

46 Kreet Loigom [3-12] BUNDmagazin

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FORUM

Titel der Ausgabe 2/12

Umweltgipfel in Rio Gratulation zum Schwerpunkt »20 Jahre nach Rio«. Besonders die Doppelseite mit den Grafiken hat es uns angetan, die ansprechend, klar und auf einen kurzen Nenner gebracht informieren. Danke für Ihre Bereitschaft, sie uns zur Verfügung zu stellen. Unsere hiesige Lokale Agenda 21 veranstaltet einen Aktionstag zu Rio + 20. Dort wird neben einer Podiumsdiskussion, einem Fachvortrag und einer Liveschaltung nach Rio auch die Entwicklung der letzten 20 Jahre global und vor Ort aufgezeigt. Wir hoffen auf eine erfolgreiche Jubiläumsveranstaltung in Rio! Werner Stubenrauch, Mutterstadt Wir leben in einem Dilemma: Mit Wachstum in eine ökologische Katastrophe oder ohne Wachstum – schon viel früher – in ein soziales Desaster. Unser Wirtschaftssystem funktioniert nicht ohne Wachstum,

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Dr. Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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BUNDmagazin [3-12]

solange den großen Akteuren der Gewinn aus ihrem Anlagekapital wichtiger ist als die Ökologie. Schon jetzt beanspruchen sie mehr, als das Wachstum erbringt. Wir merken es daran, dass soziale und öffentliche Leistungen zurückgefahren werden. 2012 wird an den 150. Geburtstag von Silvio Gesell erinnert, der als erster ein nachhaltiges Wirtschaftsund Finanzmodell – die Freiwirtschaft – vorstellte, das ohne Kapitalvermehrung auskommt. Lange verkannt und diffamiert, gehen seinen Vorschlägen nun auch namhafte Wissenschaftler nach. Leider noch nicht die Politik und auch zu wenige Umweltschützer. Sind wir damit noch auf der Höhe der Zeit? Adolf Holland-Cunz, Steinbach Der Aufsatz »Wohlstand anders messen« von Hans Diefenbacher hat uns ein wenig erschreckt, weil wir dachten, das sei ein alter Hut und allgemein bekannt bis überwunden. Wouter van Dierens »Mit der Natur rechnen« (Club of Rome 1995!) behandelt dieses Thema ja ausführlich und anschaulich. Zumindest hätte man einen Hinweis darauf erwarten können, vielleicht mit einer Bemerkung zur enttäuschenden Wahrnehmung in der Fach- und Finanzwelt. Zunehmend meinen wir feststellen zu müssen, dass die seit etwa 1970 kursierende Kritik in Büchern wie »Die Grenzen des Wachstums« (Club of Rome), »Unser Planet wird geplündert« (von BUND-Mitgründer Herbert Gruhl) und vielen anderen kaum noch bekannt und bewusst ist. Hannes Zöllner, Kiel

Titelbild 3/12 (16. Jahrgang): Ostseestrand bei Ahrenshoop – Ingo Wandmacher Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 20. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Schweigende Agrarlandschaft Es sind vor allem Weltprobleme und Weltprognosen, die Sie im Schwerpunkt »Rio + 20« behandeln. Wir aber sollten uns zuerst den Naturschutzproblemen im eigenen Lande stellen. In unserer Landwirtschaft vollzieht sich gegenwärtig eine Revolution. Statt durch Pflügen das Unkraut zu bekämpfen, werden die Äcker mindestens einmal im Jahr mit einem Totalherbizid behandelt. Dadurch werden in wenigen Jahren alle Unkräuter verschwunden sein. Das Problem wird verschärft, weil unser Landeskabinett (in MV) die Breite der Ackerrandstreifen von zehn auf einen Meter reduziert hat. Damit werden bald alle höheren Organismen der Äcker verschwunden sein, von den wenigen angebauten Kulturpflanzen abgesehen. Der rasante Verlust der botanischen Vielfalt setzt sich bei den Insekten und Ackervögeln fort. Wir gehen mit Riesenschritten auf eine schweigende Agrarlandschaft zu. Von den großen Umweltverbänden gibt es nirgends eine Reaktion auf diese Entwicklung. Man beklagt die »Vermaisung« unserer Agrarlandschaft. Aber die ist jederzeit rückgängig zu machen. Doch ist die Flora der Ackerwildkräuter und die darauf aufbauende Fauna erloschen, ist sie unwiederbringlich verloren. Ich erwarte vom BUND, meiner Naturschutzorganisation, dass er eine führende Rolle bei der Umkehr dieser außerordentlich unguten Entwicklung spielt. Lothar Ratai, Feldberger Seenlandschaft

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 155 950 Exemplare (IVW 3/2011); in der Natur + Umwelt: 104 000 Ex. (IVW 3/2011) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagen der UmweltBank AG sowie (in Teilauflage) von Waschbär Umweltversand und Wilhelm Egle. Das BUNDmagazin 4/2012 erscheint am 10. November mit dem Schwerpunkt »Umweltbildung«.


Der BUND setzt sich seit Jahrzehnten für den Ökolandbau ein und kämpft gegen die stetige Intensivierung der konventionellen Landwirtschaft. Ein aktuelles Projekt nimmt konkret den steigenden Einsatz von Pestiziden ins Visier: www.bund.net/pestizide. Das BUNDmagazin berichtet regelmäßig davon (siehe S. 36).

Angebot haben, aber weiter überwiegend Taschen aus PVC verkaufen. Hersteller wie Vaude sind da inzwischen weiter. Ich würde mich freuen, wenn Sie bei der Auswahl der Werbung künftig etwas genauer hinschauen, wofür in unserem Magazin geworben werden darf. Friedrich Hacker, Borrentin

Ärgerliche Werbung

Dick aufgetragen

Es ist peinlich und inkonsequent, wenn Sie im BUNDmagazin Werbung für Produkte aus PVC zulassen. In der jüngsten Ausgabe wirbt Ortlieb für seine White-Line-Taschen, die mit PVC beschichtet sind. Ortlieb gehört zu den Herstellern, die seit Jahren PVC-freie Produkte im

Mit dem Diagramm zur Diabetesquote ist Euch eine Panne unterlaufen. Es zeigt eine Zunahme von 5,9 auf 8,9 Prozent in nur zehn Jahren, was einem Anstieg von über 50 Prozent entspricht. Als sei dies nicht dramatisch genug, wird der Nullpunkt der Ordinate abgeschnitten –

ohne Kennzeichnung. Suggeriert wird optisch ein Anstieg von 0,9 auf 3,9, was einer Vervierfachung entspricht. Das ist grob irreführend. Also bitte mehr Sorgfalt bei der Darstellung statistischer Daten. Achim Otto, Köln

Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.

Schon gehört? SEPA kommt Mit der im März in Kraft getretenen EU-Verordnung 260/2012 ist es nun beschlossen: Der europäische Zahlungsverkehr wird vereinheitlicht und das Lastschriftverfahren in Deutschland bis zum 1. Februar 2014 umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt werden Bankleitzahl und Kontonummer ersetzt durch BIC und IBAN. Die Banken haben ihre Geschäftsbedingungen bereits geändert, um so einen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area, kurz: SEPA) möglich zu machen.

Das SEPA-Zahlungssystem bringt neue Bedingungen für den Abschluss und die Laufzeit einer Einzugsermächtigung (Lastschrift) mit sich. Der BUND ist darauf vorbereitet. Wir melden uns rechtzeitig einige Monate vor der Umstellung bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern, die dem BUND eine Einzugsermächtigung erteilt haben. Sie brauchen also von sich aus nicht aktiv zu werden. Alle Formulare und Überweisungsträger des BUND können aktuell uneingeschränkt genutzt werden.

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Die Verantwortung fürs Geld kann man am Bankschalter abgeben, muss man aber nicht.

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Machen Sie’s gut! Werden Sie Mitglied.

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Geld ist ein soziales Gestaltungsmittel — wenn wir es gemeinsam dazu machen.

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das macht Sinn

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MAGAZI N

Stadtnatur

Dein Grün

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ast 400 Stadtmenschen haben dem BUND für den Fotowettbewerb »Dein Grün in der Stadt« ihre schönsten Bilder zum Thema Stadtnatur geschickt. Klicken Sie sich unter www.bund.net/wettbewerb durch die Fotos und erfahren Sie, wer einen der Hauptpreise mit nach Hause nehmen konnte. Vielen Dank allen, die sich an dem Wettbewerb beteiligt haben!

Unter den Favoriten: das Bild der Burg Klopp in Bingen von Lilia Seidel.

Vernetzte Wälder

Patin für die Wildkatze

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ie Liebe zur Natur und zu den Tieren sei ihr in die Wiege gelegt worden. Und TV-Moderatorin Diana Eichhorn (»hundkatzemaus«, Wildnis Deutschland, Vox) machte diese Liebe zu ihrem Beruf. Als prominente Patin unterstützt sie das BUNDProjekt »Rettungsnetz Wildkatze«. »Wir vergessen oft, dass auch die heimischen Wildtiere geschützt werden müssen. Auch sie sind bedroht. Doch in den Medien geht das leicht unter«, so die seit Jahren engagierte Tierschützerin. Diana Eichhorn will

bewusst machen, dass Wildkatzen neue Lebensräume erobern müssen und dafür auf vernetzte Wälder angewiesen sind. Sie wirbt dafür bei ihren Fans und vor allem bei Menschen, die im Tier- und Umweltschutz bislang nicht aktiv sind. Das »Rettungsnetz Wildkatze« knüpft derweil neue Verbindungen. Fünf Korridore aus Büschen und Bäumen entstehen zwischen Waldgebieten in Niedersachsen, Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In Nordrhein-

Westfalen wird ein Wald gezielt für die Wildkatze aufgewertet. Auch die bundesweite Gendatenbank wächst. Jüngste Lockstockproben haben die Wildkatze – nach hundert Jahren – wieder im Odenwald nachgewiesen. Mit einer Wildkatzen-Patenschaft können Sie diese BUND-Aktivitäten unterstützen. Ab einer Spende von 3 Euro/Monat oder einmalig 60 Euro erhalten Sie eine persönliche Patenurkunde. Unser Tipp: Verschenken Sie doch eine Patenschaft! www.bund.net/wildkatzenpate

Fotowettbewerb

Grüne Tunnel im Blick

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Die »Allee des Jahres 2011« bei Linumhorst in Brandenburg.

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BUNDmagazin [3-12]

etzt im Sommer ist die Hauptsaison für Ausflüge und Reisen ins Grüne. Dabei sollten Sie auf jeden Fall immer eine Kamera mitnehmen. Denn auch dieses Jahr veranstaltet der BUND wieder einen Fotowettbewerb auf der Suche nach der »Allee des Jahres«. Unter dem Motto »Grüne Tunnel im Blick« suchen wir Alleen mit besonderer Geschichte oder von besonderer Schönheit. Alleen, die akut bedroht sind oder Ihnen einfach besonders am Herzen liegen. Lassen Sie uns an Ihrer Lieblingsallee teilhaben:

Schicken Sie uns ein Foto und begründen Sie kurz Ihre Auswahl. Als Preise winken ein Besuch auf der Burg Lenzen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, der Bildband »Alleen in Deutschland« oder ein ökologisch gepackter Picknickkorb. Die »Allee des Jahres 2012« wird der BUND zudem eigens mit einem Schild kennzeichnen. www.allee-des-jahres.de, Telefon

(03 31) 2 37 00-1 42. Fotos schicken Sie an: alleenwettbewerb@bund.net; Einsendeschluss ist der 16. September.


KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben.

Die Menge an Ökostrom, die mit dem »Grüner Strom Label« des BUND zertifiziert ist, hat sich 2011 mehr als verdoppelt. Durch den Bezug von rund 900 Gigawattstunden – ein Plus von 170 Prozent gegenüber 2010! – lösten die Abnehmer dieses Ökostroms millionenschwere Investitionen in erneuerbare Energien aus. www.gruenerstromlabel.de Pfingsten brachte Spitzenwerte für die Photovoltaik in Deutschland: Am 26. Mai erzeugten 1,1 Millionen Solarstromanlagen mittags bis zu 22,2 Gigawatt. Das entspricht der Leistung von ca. 15 großen AKW-Blöcken. Ein neuer Weltrekord: Kein Land auf der Erde hatte je so viel Solarstrom – 40 Prozent seines Bedarfs – im Netz. Die ökologische Landwirtschaft hat in Deutschland 2011 erstmals die Marke von einer Million Hektar überstiegen – eine Fläche halb so groß wie Sachsen-Anhalt. 22 500 Betriebe wirtschaften derzeit nach den EU-Kriterien des Ökolandbaus und erreichen damit einen Anteil von 7,5 Prozent aller Agrarbetriebe. Der »ÖkoVision Classic« ist die Nummer 1 unter den Nachhaltigkeitsfonds 2012, das hat die Börsenzeitschrift »Der Fonds« ermittelt. Im Anlageausschuss des Fonds ist der BUND von Anfang an vertreten, derzeit durch seine Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt. »ÖkoVision Classic« feiert im September sein 20-jähriges Bestehen.

Über hundert Experten für Flora und Fauna und rund tausend Exkursionsteilnehmer erkundeten zum GEOTag der Artenvielfalt am 16. Juni das Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen. Etwa 1 500 verschiedene Tiere und Pflanzen sammelten und bestimmten die Forscher, darunter Raritäten wie Traunsteiners Knabenkraut und den Moosbeeren-Perlmutterfalter. Ende 2011 bot die Regierung Montenegros die Saline »Ulcinj« als Bauland zum Verkauf an. Sie plante den wichtigsten Rastplatz für Zugvögel an der östlichen Adria dem Massentourismus zu opfern. Nach europaweiten Protesten – organisiert auch vom BUND-Partner EuroNatur – beschloss die Regierung nun das 1 500 Hektar große Feuchtgebiet unter Naturschutz zu stellen. Ein Erfolg, auf den EuroNatur speziell mit den einheimischen Vogelschützern von CZIP seit Jahren hingearbeitet hat. Unmengen von Lebensmitteln werden in Deutschland tagtäglich weggeschmissen. Für Abhilfe will der Filmemacher Valentin Thurn (»Taste the Waste«) sorgen: mit www.foodsharing.de. Die Plattform gibt Privatleuten, Händlern und Produzenten die Möglichkeit, überschüssige Lebensmittel gratis anzubieten oder abzuholen. Auch kann man sich zu gemeinsamem Kochen verabreden, um Lebensmittel mit anderen zu teilen, statt sie wegzuwerfen. Siehe dazu unser Ratgeber auf Seite 28!

BUND-Partner

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itte der 1980er Jahre reiste Gerhard Thielcke, Vorsitzender des BUND Baden-Württemberg, in die Save-Auen. Als er erfuhr, dass Wirtschaftsinteressen dieses international bedeutsame Feuchtgebiet im Herzen des heutigen Kroatiens zu zerstören drohten, beschloss Thielcke zu handeln. Mit anderen gründete er 1987 die Stiftung Europäisches Naturerbe, heute »EuroNatur«; eine Organisation, die helfen sollte, Europas Naturschätze über die Ländergrenzen hinweg zu schützen. Das von BUND, NABU und der Deutschen Umwelthilfe beigesteuerte Stiftungskapital ist heute mehr als 25-mal so groß. EuroNatur setzt sich erfolgreich dafür ein, die biologische Vielfalt des Kontinents zu bewahren. Ein solcher

Erfolg ist das »Grüne Band Europa«, das der BUND zusammen mit der Stiftung zu einer einzigartigen paneuropäischen Lebenslinie entwickelt hat. Auch beim gemeinsamen Kampf für eine ökologische und sozialere EU-Agrarpolitik geht es Schritt für Schritt voran. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger gehört zum Präsidium von EuroNatur: »Von Anfang an arbeiten wir mit EuroNatur eng und freundschaftlich zusammen. Das wollen wir fortsetzen. Unser Glückwunsch zum 25. Geburtstag!« Beheimatet ist die Stiftung bis heute in Radolfzell am Bodensee, unweit der Geschäftsstelle des BUND Baden-Württemberg. www.euronatur.org

Gunther Willinger

EuroNatur wird 25

Das Herzstück der Save-Auen mit artenreichen Huteweiden ist heute auch dank EuroNatur als Naturpark geschützt.

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Besser leben Besser leben Besser leben

Sparen Sie Wasser, Wärme und Strom, wo immer es geht. So entschärfen Sie Ihre nächste Kostenabrechnung – und schonen zudem unsere Umwelt. Hier die wichtigsten Maßnahmen, für Mieter wie Hausbesitzer.

und zudem weicher Strahl. Alternativ können auch billige Durchflussbegrenzer zwischen Armatur und Schlauch bzw. auf alle Wasserhähne montiert werden. Ihr WC-Spülkasten sollte unbedingt über eine Stoppvorrichtung verfügen – so lässt sich die Menge des Spülwassers glatt halbieren. Moderne Kästen senken den Verbrauch zusätzlich. Von Fall zu Fall lohnt sich gerade hier der Einsatz von Regenwasser – lassen Sie sich von Fachleuten beraten! Eine weitere entscheidende Größe sind Wasch- und Spülmaschine. Neue Geräte verbrauchen

I

n viele Haushaltskassen reißt die Abrechnung der Nebenkosten ein großes Loch. Die Preise für Heizöl, Erdgas und Strom steigen seit einigen Jahren sprunghaft an. Auch Wasser ist vielerorts deutlich teurer geworden. Umso mehr lohnt es sich, den Verbrauch zu reduzieren. Sie müssen deshalb nicht zum Asketen werden. Viele kleine intelligente Schritte tun es auch.

deutlich weniger Wasser: Im Standardprogramm liegen die Bestwerte heute bei 35 bis 40 (Waschen/5 kg-Trommel) und 10 bis 14 Litern (Spülen) – oft nur ein Viertel des Verbrauchs älterer Modelle.

Wärme Am stärksten schlagen sich in der Jahresabrechnung die Heizkosten nieder. Hier lohnt es sich besonders den Verbrauch zu drosseln. Selbst größere Investitionen können sich rasch auszahlen, zumal wenn sich Öl und Gas weiter verteuern. Wer nur rich-

Trinkwasser ist ein kostbares Gut. Wir sollten der Natur nur sparsam Wasser entziehen und es nicht grundlos verschwenden.

tig heizt und lüftet, spart schon bares Geld: Jedes Grad Raumtem-

Fürs Wasser zahlen wir nicht nur als Trinkwasser, das aus der Lei-

fen Sie, ob einzelne Räume nicht etwas weniger Wärme vertragen. Alle Heizkörper sollten unverkleidet in den Raum abstrahlen können – ohne von Vorhängen oder Möbeln abgeschirmt zu wer-

tung fließt. Wir müssen auch für die Reinigung unseres Abwassers aufkommen. Trotz erheblicher Preisunterschiede von Ort zu Ort: bis zu 5 Euro werden so pro Kubikmeter (1000 Liter) Wasser fällig. Bei ca. 125 Litern Wasser liegt der tägliche Durchschnittsverbrauch in Deutschland derzeit – 80 Liter würden ausreichen. Gut zwei Drittel benötigen wir für Baden-Duschen-Körperpflege und die Toilettenspülung. Hier vor allem lohnt es sich anzusetzen. Bekanntlich kostet Duschen deutlich weniger Wasser als Baden, und beim Einseifen, Zähneputzen und Rasieren kann der Hahn ruhig zugedreht werden. Indem Sie hier und da Ihre Gewohnheiten anpassen, lässt sich Wasser am günstigsten sparen.

photocase.com/hornharry

Wasser

peratur schlägt mit etwa 6 Prozent der Heizkosten zu Buche. Prü-

den. Entlüften Sie Ihre Heizkörper zu Beginn jeder Heizperiode. Und lassen Sie möglichst wenig Wärme nach draußen entweichen. Lüften Sie nicht durch ständig gekippte Fenster, sondern indem Sie für wenige Minuten mehrere Fenster weit öffnen: um Schimmel vorzubeugen, wenigstens dreimal täglich. Ein Großteil der Heizwärme kann überDie schlecht Atemluftgedämmte in Innenräumen kann eine Viel-Außenwände und schwach isolierte Dächer, Fenster, Keller zahl schädlicher

Stoffe decken und Leitungsrohre entweichen. Mieter können undichte enthalten. Ritzen abkleben und sich mit Dämmplatten hinter den Heizkör-

Besser leben – nur wie? Rund 90 Prozent unseres Im Zuge der energetischen Gebäudesanierung Lebens verbringen wir in Räumen. wird der Luftaustausch immer geringer. So reichern sich in der Raumluft Schadstoffe stärker an. Deshalb sollten Sie beim Innenausbau und bei der Einrichtung auf Ihre Gesundheit achten – und regelmäßig lüften.

an

ßen aus sparsamen Duschköpfen nur 9 (statt bis zu 25) Liter pro Minute; dank beigemischter Luftblasen bleibt trotzdem ein voller

Besser leben

wechseln

Moderne Armaturen und kleine Zusatzgeräte helfen darüber hinaus Ihren Verbrauch zu reduzieren – ohne Komfortverlust. So flie-

www.pixelio.de/Cornerstone

MAGAZI N

Tapeten W

photocase/theboogiem

Hähne und Birnen wechseln

er nicht regelmäßig und ausgiebig

Wäsche wechsel

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Besser leben – nur wie? Tun Sie es einer Jahr für Jahr wachsenden Zahl von Menschen gleich: Achten hergestellt wurde, was Ihnen am nächsten Sie darauf, wie ist: Ihre Kleidung.

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chseln

ger mitverschulden? PVC-Böden bestehen oft zu über Je nachdem werden einem auf das eine oder Sie beim Einkauf Drittel aus Weichmachern, die andere Label achten. mehr Besser leben in die • Das Kürzel »kbA« – nur bedeutet »kontrolliert Raumluft gelangen und die wir über schen Stromkonz wie? Sie wollen Ihren und kennzeichnet Haut biologischer persönlichen Anbau« erne, deren vor allem (Bio-)Baumwolle Über und Mund, aber auch über die CO2 -Ausstoß Geschäftsp chemisch-synthe 25 neue Kohlekraft Atmung , die völlig tische Pflanzenschutzm ohne werke wollen olitik die Umwelt zerstört drastisch reduzieren? fristig kaum aufnehmen. Sie können unsere Das schont die Gesundheit ittel angebaut Sie ärgern sich Fähigkeit die Stromkonz noch möglich und das öffentliche wurde. der Menschen, über die deuterne bauen laufen lassen. wäre. Außerdem arbeiten. Zudem zur Fortpflanzung schädigen Sicherheitsinteresse – womit gelangen keine Pestizide die auf den Plantagen und die Zeigen Sie wollen die den Konzernen • Das Label »Öko-Tex in dieWechseln ignoriert? Konzerne gerade aktiver Klimaschutz Umwelt. Sie kindliche Entwicklung stören. Von er gut Standard 100« garantiert, Ihren Stromanbi in Deutschla deshalb die angezogen PVC rät ihre ältesten sein will, hat einige keine Schadstoffe rote Karte. unddass nd mitteleter Atomstrom und gefährlich Textilien Hürden zu überwinder BUND daher grundsätzlichden. enthalten. Einige Tun Sie, was allem, wenn versorgen lassen, und zahlen Sie künftig ab. Vor Sollten Unternehmen achten sten AKW länger darauf, dass der Sie vielleicht ökologisch verantwortlich. »gut« auch meint: gesund und nur noch zudem gesamte Herstellungsproz wenn so vieles Sie noch alte PVC-Beläge längst schon sozialaus den miert Wer 70er und ess ökologisch optischadstofffreie, dagegen spricht? für »grünen« Strom. ist. tun wollten: und dazu noch fair gehandelte Warum sich passende, schöne 80er Jahren ausliegen haben, Der Wechsel • Die Label »IVN weiter Kleider tragen will, können dieaus Katalogen ist einfach zertifiziert NATURTEXTIL« muss meist oder im Internet und preiswert. mit Kohlese Asbestfasern enthalten. garantieren laut undAls bestellen. Zudem »IVN LassenSiegel, heitliches Kundin z. N. BEST« Sie zur Internationalem gibt es kein einoder Kunde sondern eine Vielzahl Verband der Naturtextilwirtschaft eines Entsorgung einen Fachmann (IVN), Ökostroma verschiedener Qualitätszeichen.kommen dass Kleider um • bezahlen Doch der–Aufwand nbieters weltschonend hergestellt Sie nur noch soziale Standards lohnt. für Strom aus sonst könnten die krebserregenden Kleider machen beachtet wurden. hohe • leisten und FasernLeute. Und Leute erneuerbar Sie einen Im besten Fall vereint er Energie; wichtigen Beitrag machen Kleider losen Verhältnissen. frei werden. – oft in trostIhre Garderobe • fördern Sie Immer mehr Hosen, zum Klimaschut rien. Um Ihnen künftig gezielt den alle kommen heute drei T-Shirts den Kritez; Einkauf oder Schuhe Ausbau Bessere Alternativen sind Parkett, aus Billiglohn-Lände zu erleichtern, hat• ebnen e.V. 30 Hersteller Fliedas Öko-Institut Sie einer dezentralen erneuerbarer Energieque rn, nur noch zehn Der Boden werden im Inland recherchiert, die Prozent gefertigt. Je niedriger llen; sen, Linoleum oder Kork. Holzböden nicht nur Einzelstücke, dern ganze Sortimente Versorgung Energien den scheinlicher ist:sollder Preis, desto sonDie Wahl des Bodenbelags hat mit erneuerbar aus Biobaumwolle Weg, die für Bei der Herstellung wahrgroße geprüft und fair ten – wie alle Oberflächen anbieten en mehr Umweltsch des Kleidungsstückes Wett–bewerb ökologische schadstoffaus Holzund produziert: die – um - allem Bedeutung für die Qualität Ihrer vor wurden und utz, Sicherheit, EcoTopTen-Über Arbeitsplätz soziale Standards Hemd & Co.« (siehe Raumweltfreundlich veredelt sicht »Hose, destlöhne, e sorgen wird. missachtet – wie und versiegelt Rückseite). Damit der Schutz vor Chemikalien Minluft. Grundsätzlich gilt: In Räumen nehmen ihre Verantwortung noch mehr Textilunteroder der Verzicht mit derarbeit. sein. Emissionsarme Öle, (DerLasuUmkehrschluss gilt Lacke und auf Kinwahrnehmen Als Kundin oder Kunde glattem Boden ist die Luft doppelt freundlichen und übrigens nicht: Bei zu umweltso stark eines konvention zahlen wir in aller sozial fairen Bedingungen •und ren sind entsprechenddung teurer Kleiunterstütze gekennzeichnet. Regel für Mode und wir alle gefragt. ellen Stromkonze mit Feinstaub belastet wie dort, Sie ein Unternehm China, wo heute Marke.) Vor allem Indem wir freundlich-behar produzieren,n sind wo Teprns ein Drittel aller in Atomkraftw en, das die Lieblingshändler rlich weltweiten Textilien bei unserem wird, sind unmensch pichböden den Staub binden. 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Zum Vergleich: im Schnitt Ein Jahr Auto2,4 Tonnen CO2 .

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Bewusst entscheiden

Besser leben

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nter dem Motto »Besser leben« bietet der BUND kompakte Ratgeber zu den wichtigsten Aspekten des Alltagslebens. Wie legen Sie Ihr Geld ethisch-ökologisch korrekt an? Welche Stromanbieter sind wirklich empfehlenswert? Wie sparen Sie Strom, Wasser und Wärme? Was sind die Vorteile von Biolebensmitteln, welchen Siegeln können Sie vertrauen? Und welche Siegel sollten Sie beim Innenausbau und bei der Einrichtung kennen? Wo finden Sie Kleidung, die frei von Schadstoffen und fair gehandelt ist? Wie

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Kürzlich erschienen ist der BUNDJahresbericht 2011. Er bietet einen kompakten Einblick in unsere Arbeit für den Natur- und Umweltschutz: www.bund.net/jahresbericht Gedruckt gibt’s ihn gratis im BUNDladen, siehe Adresse links.

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Schöner leben

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ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp. Bewährte Hausrezepte finden sich hier neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps

regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps

Schneller kaufen – noch schneller wegwerfen? Jeder hat das schon erlebt: Die Garantie ist gerade abgelaufen und plötzlich und unerwartet ist der fast neue Computer oder das Handy defekt und nicht mehr reparabel. Von »geplanter Obsoleszenz« spricht man, wenn in Produkte gezielt Schwachstellen eingebaut werden, die ihre Lebensdauer verkürzen. Bald nach Ablauf der viel zu kurzen Garantiezeit ist das Produkt kaputt, eine Reparatur lohnt angeblich nicht mehr. So gibt es Tintenstrahldrucker mit eingebautem ZählerChip, die nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten nicht mehr funktionieren. Wird der Chip auf Null zurückgestellt, funktioniert der Drucker wieder. Ein Ansatz wider die geplante Obsoleszenz ist es, längere Garantien gesetzlich zu verankern. Wir sollten die gezielte Verkürzung der Lebensdauer von Zahnbürsten, Jeans, Strumpfhosen oder Computern nicht

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BUNDmagazin [3-12]

einfach hinnehmen. Wird der Zyklus zwischen Kaufen und Wegwerfen immer kürzer, brauchen wir uns über die absehbare Erschöpfung unserer Energie- und Rohstoffreserven nicht zu wundern. Gute, schöne, sinnvolle, reparaturfähige Produkte möglichst lange nutzen – nur so lässt sich die Energieund Rohstoffwende durchsetzen. Wählen Sie daher beim Kauf Produkte mit langer Garantiezeit, fragen Sie gezielt nach langlebigen Produkten. Mehr zum Thema finden Sie unter www.bund-freiburg.de (Stichwort: Obsoleszenz) oder www.murks-nein-danke.de .

Axel Mayer vom Regionalverband Südlicher Oberrhein sammelt Beispiele geplanter Obsoleszenz: Tel. (07 61) 3 03 83, bund.freiburg@bund.net


Klaus Bogon

Auf gute Nachbarschaft

FOTOSEITE

Der BUND setzt sich für bedrohte Tiere ein, die mit uns unter einem Dach leben – zum Schutz auch der Breitflügelfledermaus. [0-03] [3-12] BUNDmagazin

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Neuer Umweltminister

KOMMENTAR

Große Herausforderungen Der Autor Hubert Weiger ist der Vorsitzende des BUND.

Julia Puder

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er neue Umweltminister Peter Altmaier (CDU) will offener und breiter über die Inhalte seiner Arbeit kommunizieren. Gleichzeitig hat er angekündigt, möglichst bald auch Entscheidungen zu treffen. Die Energiewende bietet momentan beides: offene Diskussionspunkte und dringlichen Entscheidungsbedarf.

Viel Vertrauen in die Energiewende hat die Bundesregierung mit dem Versuch zerstört, die Förderung der Photovoltaik hektisch und überzogen zu kürzen. Nach der auch von Altmaier verhandelten Einigung im Vermittlungsausschuss kann der dezentrale Ausbau der Solarenergie weitergehen. Allerdings hat die Regierung den Ausbau gedeckelt. Wie es nach Erreichen dieser Ausbaustufe weitergeht, ist offen. Als BUND lehnen wir die Deckelung nachdrücklich ab. Solange nicht die Hälfte der nach Süden geneigten Dächer mit Solarzellen bestückt ist, haben wir unser Ausbauziel nicht erreicht. Deutlich schlechter ist das Ergebnis beim Gesetz zur unterirdischen Lagerung von CO2 aus Kohlekraftwerken (CCS). Hier hat Altmaier zwar nicht selbst verhandelt. Doch als Minister verantwortet er das neue Gesetz. Statt einzugestehen, dass die CCS-Technologie gescheitert ist, haben sich die Verhandler auf einen faulen Kompromiss zulasten von Umwelt und Bevölkerung geeinigt. Das Gesetz ist schlecht gemacht und blendet die Risiken der Technologie völlig aus. Die betroffenen Bundesländer müssen jetzt zügig vorbeugen und CO2Lager verbieten. Klare Worte hat Minister Altmaier bei der Bedeutung der Energieeffizienz für die Energiewende gefunden. Bei den Verhandlungen um die europäische Richtlinie zur Energieeffizienz war die deutsche Position jedoch schwach, und der neue Minister blieb blass. Nimmt er seine eigenen Worte ernst, müsste Peter Altmaier jetzt konkrete Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs vorschlagen. Stattdessen hat er kürzlich das für die Energiewende zentrale Stromsparziel in Frage gestellt. Damit kapituliert er vor der rückwärtsgewandten Politik von Wirtschaftsminister Rösler. Dies hat

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BUNDmagazin [3-12]

unseren entschiedenen Protest hervorgerufen. Denn Aufgabe des Umweltministers ist es gerade, dafür zu kämpfen, dass die Energiesparziele erreicht werden und es keinen Rollback bei der Energiewende gibt. Wichtig wird seine Rolle auch bei der künftigen Förderung erneuerbarer Energien sein. Der Minister muss sich endlich schützend vor diejenigen stellen, die in Erneuerbare und deren ökologisch vertretbaren Ausbau investieren. Privatleute und Bürgergenossenschaften müssen den Ausbau weiter voranbringen können. Die Kosten der Energiewende müssen gerechter verteilt werden, dann sind sie auch für alle zu tragen. Hier muss der Minister Korrekturen durchsetzen. Bei einem Thema setzen wir besonders auf einen neuen Stil des Ministers. Fanden die Verhandlungen um ein neues Suchgesetz für Atommülllager bisher hinter verschlossener Tür statt, hat Altmaier angedeutet, hier neue Wege zu gehen. Wir sind gespannt, ob er sich dafür einsetzt, dass vor der Entscheidung erst die Bürger umfassend beteiligt werden. Zur Zeit sieht alles eher nach einem parteiübergreifenden Gekungel aus. Wie die Erfahrungen von Rio + 20 gezeigt haben, stößt die deutsche Energiewende auf größtes internationales Interesse. Der Minister hat im Plenum der Konferenz zu Recht die zentrale Bedeutung der Energiewende und die Unumkehrbarkeit des Atomausstiegs betont. Er forderte in Rio ein gemeinsames Handeln der Länder, welche beim Natur- und Umweltschutz vorangehen wollen. Wenn Altmaier auch daheim seine Hausaufgaben macht, lässt das für die Zukunft hoffen. Der Minister scheint die Umweltverbände als wichtige Partner auch bei abweichenden Positionen anzuerkennen. Wir wünschen uns, dass er Verbänden wie dem BUND, die das Gemeinwohl vertreten und frei von wirtschaftlichem Interesse sind, mehr Gewicht beimisst als all den Lobbyisten, welche zwar von Umweltund Naturschutz reden, aber nur das eigene kurzfristige ökonomische Interesse verfolgen. Gerade in der Verknüpfung von Energiewende, Klimaschutz und Bewahrung der biologischen Vielfalt liegt eine große Chance – aber auch die Herausforderung, der sich Altmaier stärker als bisher stellen muss. Zu messen wird der neue Umweltminister dann an seinen Taten und nicht an seinen Worten sein.


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blickwinkel/D. Maehrmann

Schützt die Ostsee Z

um 51. Mal jährt sich in diesen Augusttagen der Bau der Berliner Mauer. Sie manifestierte die Teilung Deutschlands. Und sie verwehrte seit jenem Sommer 1961 der Mehrzahl der Deutschen den Zugang zu vielen der aufregendsten Küstenpartien, die unser Land zu bieten hat. Für beinahe drei Jahrzehnte blieb die Ostsee zwischen Lübecker Bucht und Usedom etwas, das die allermeisten Westdeutschen nur aus der Erinnerung oder vom Hörensagen kannten. Auch die Bürger der DDR benötigten Glück oder (besser) gute Beziehungen, um für den Urlaub eines der »Ferienobjekte« und Betriebsheime an der Ostsee zugeteilt zu bekommen. Als Alternative boten sich nur die im Sommer überfüllten Campingplätze an. Und wer mehr als schwimmen wollte, brauchte eine Sondergenehmigung. Um Fluchtversuche zu verhindern, war es nur ausgewählten Personen erlaubt, auf der Ostsee zu segeln. Mit dem Mauerfall rückte die Ostsee wieder stärker ins gesamtdeutsche Bewusstsein. Und das vor allem östlich von Travemünde: Wie vielfältig und naturbelassen präsentierte sich die Küste hier, von hoch aufragenden Kreidefelsen bis zu seichten Lagunen, »Bodden« genannt. Besonders unverfälscht zeigte sich die natürliche Dynamik in den zahlreichen Sperrgebieten ent-

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lang der Küste. Um die Klippen und Strände, Riffe und Sandbänke in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren, sicherte die letzte Übergangsregierung der DDR wenige Tage vor der Wiedervereinigung die schönsten Küstenabschnitte – mit den Nationalparks Jasmund und Vorpommersche Boddenlandschaft sowie dem Biosphärenreservat Südost-Rügen. In weit geringerem Umfang hat sich die Natur an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins erhalten. Von der Insel Fehmarn nordwärts bis zur Flensburger Förde sind einige kleine Schutzgebiete ausgewiesen. Bedeutsamer als an Land zeigt sich die biologische Vielfalt hier unter Wasser. Ausgedehnte Miesmuschelbänke mit Büscheln von Braun- und Rotalgen bedecken den Grund des Fehmarnbelts und der Kadetrinne. Diese unterseeischen Gräben sind für die Ostsee wegen ihres Artenreichtums und ihrer Algenwälder von großer Bedeutung. Und sie bilden ihre Lebensader. Denn durch sie strömt frisches Salzwasser aus der Nordsee in die zentrale Ostsee.

Mal süß, mal salzig In den 20 000 Jahren seit der letzten Eiszeit wechselte das Wasser der Ostsee mehrfach zwischen süß und salzig. Zuerst bildete sich ein riesiger Schmelzwasser-


Schön ist die Ostsee – und anfällig wie kaum ein anderes Meer. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, warum das so ist, wo die größten Gefahren lauern und wie sich der BUND für eine lebendige Ostsee einsetzt.

see. Mit dem Rückzug des Eises strömte Meerwasser aus der Nordsee ein. Später hob sich das Land, der Zufluss versiegte, und die Ostsee süßte wieder aus. Mit steigendem Meeresspiegel drangen abermals große Mengen Salzwasser vor, und mit ihm viele typische Meeresbewohner. Doch weil sich das Becken der Ostsee weiter hob, verengte sich die Verbindung zwischen Nord- und Ostsee wieder. Salz- und sauerstoffreiches Meerwasser fließt heute nur noch über Skagerrak, Kattegat und die schmalen Durchlässe zwischen den dänischen Inseln zu. Regenwasser und über 200 Flüsse sorgen dafür, dass das Baltische Meer nach Osten zu immer weniger Salz enthält. Mit dem Salzgehalt schwindet die Vielfalt mariner Arten – von den Rot- und den Braunalgen über die Muscheln bis zu den Fischen. An die Stelle von Dorsch oder Scholle treten in der östlichen Ostsee Arten des Süßwassers wie Zander, Barsch und Hecht.

TITELTH EMA

»Die Ostsee birgt die wahrscheinlich größte natürliche Todeszone der Welt«, sagt Meeresgeologe Daniel Conley von der Universität im schwedischen Lund. Der periodische Sauerstoffmangel in den Tiefen der Ostsee ist zwar ein altes Phänomen. Doch weil seit Jahrzehnten unnatürlich viele Nährstoffe aus der Landwirtschaft in die Ostsee gelangen, weiten sich die lebensfeindlichen Bereiche stetig aus. 10 bis 20 Prozent der Ostsee gelten heute als Todeszone. Über diese und andere Gefahren für das Ökosystem Ostsee berichtet die Meeresschutzexpertin des BUND, Nadja Ziebarth, im folgenden Beitrag.

Tote Zonen Gut, dass diese Assel hier kein Kulturfolger ist: Die Baltische Riesenassel lebt als Aasfresser am Meeresgrund und wird so groß wie ein Handteller.

Uli Kunz/www.kunzgalerie.de

Ines Podszuck

Unten links: Die Scholle kommt nur etwa bis Gotland vor, weiter östlich ist ihr das Wasser zu wenig salzhaltig. Unten rechts: Auch Braunalgen, hier besiedelt von Seeigeln, leben vor allem in der westlichen Ostsee.

Sven Gust

Während das Wasser der Nordsee alle zwei Jahre komplett ausgetauscht wird, dauert dieser Prozess in der Ostsee bis zu 35 Jahre. Fatal macht sich dies vor allem dort bemerkbar, wo das Wasser viele Nährstoffe enthält. Dann können sich massenhaft Blaualgen vermehren, deren Abbau Sauerstoff zehrt und Schwefel freisetzt. Sinkt der Sauerstoffgehalt unter 2 Milligramm pro Liter, verschwindet praktisch jedes Leben. In tieferen Wasserschichten, die sich im Sommer kaum mit dem warmen Oberflächenwasser mischen, entsteht so ein Milieu, in dem nur noch Bakterien überdauern.

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Marine Schutzgebiete …

TITELTH EMA

Die »Pommersche Bucht« schließt als Vogelschutzgebiet auch die Oderbank und den Adlergrund mit ein. Sie bildet das wichtigste Überwinterungsgebiet für Hunderttausende von Eis-, Trauer- und Samtenten vor unserer Küste. Zur Brut ziehen diese Vögel nach Skandinavien, Sibirien oder noch weiter in die Arktis. Ähnliche Wanderungen vollziehen auch Pracht-, Stern- und Ohrentaucher.

Wo aber konzentriert sich das Leben in der Ostsee? Einen Hinweis darauf geben die Meeresschutzgebiete vor der deutschen Küste, die zum europäischen Netzwerk »Natura 2000« gehören. In der »Ausschließlichen Wirtschaftszone«, 12 bis maximal 200 Seemeilen vor der Küste, sind dies Fehmarnbelt und Kadetrinne sowie östlich von Rügen vier FFH- und Vogelschutzgebiete (siehe Karte). Die »Westliche Rönnebank« prägen muschelbewachsene Gesteinsblöcke. Das reichhaltige Nahrungsangebot und viele Versteckmöglichkeiten 2 074 km2 locken größere Fische wie den Dorsch und vereinzelt auch Schweinswale an, die in der Ostsee eine eigene Unterart bilden. Im Schlick des »Adlergrundes« verstecken sich zahllose Sand5 524 km2 klaff- oder Herzmuscheln. Von ihnen ernähren sich im Winter Massen von Meeresenten. Gleiches gilt für die flache »Oderbank«, wo Schalentiere und Würmer für die Enten leicht erreichbar sind. Weil sie relativ flach ist, wird hier der Sauerstoff nie knapp. Die Oderbank dient vielen Lebewesen somit als Insel, von der aus sie sich in tiefere Bereiche der Ostsee ausbreiten können. Auch als Kinderstube für viele Plattfische und für die Wiederansiedlung des Störs spielt sie eine wichtige Rolle. Hier sollen die urzeitlichen Störe an Größe zulegen, bevor sie zum Laichen zurück in die Flüsse schwimmen.

Über die Hälfte der deutschen Ostsee diesseits (hellblau) und jenseits (dunkelblau) der 12-Seemeilen-Zone ist geschützt durch »Natura 2000« (gestreift).

… alleine reichen nicht Die erwähnten Meeresgebiete sind zwar nach europäischem Recht geschützt. Bestimmte Eingriffe 2 468 km2 bedürfen hier einer speziellen Genehmigung. Nicht möglich aber ist es bislang, die starke Belastung der Gebiete durch die Fischerei und den Schiffsverkehr zu verringern. 5 472 km2 Innerhalb der 12-SeemeilenZone, im deutschen Hoheitsbereich, sind neben den erwähnten Nationalparks und der Biosphäre Südost-Rügen viele weitere, oft kleinflächige Naturschutz- und Natura 2000Gebiete ausgewiesen. Wieder gilt: Gegen die größten Gefahren – die Überfischung und Überdüngung oder die Folgen einer Schiffskollision – bieten sie keinen Schutz. Hier werden deshalb nur solche Maßnahmen greifen, die den Lebensraum Ostsee als Ganzes dauerhaft schützen.

Lage der Schutzgebiete in der deutschen Ostsee.

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Ostsee

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Flensburg

Pommersche Bucht

Fehmarnbelt Kadetrinne Kieler Bucht

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Ausschließliche Wirtschaftszone Deutschlands (AWZ) Küstenmeer

Stralsund Mecklenburger Bucht

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deutschland Greifswald

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Natura 2000-Vogelschutzgebiete Natura 2000-FFH-Gebiete Natura 2000-Riffe Natura 2000-Sandbänke

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Greifswalder Bucht

10 20 30 40 km

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BUNDmagazin/Marc Venner

Legende

hiddensee zingst


Wolfgang Günther ist Sprecher der AG Ostsee des BUND. Der studierte Biologe und passionierte Segler forscht an einem Kieler Institut über nachhaltigen Tourismus.

Über zwanzig Jahre nach der Grenzöffnung ist die Ostseeküste zur beliebtesten deutschen Urlaubsregion geworden. Von Flensburg im Norden bis Usedom im Osten lässt sich das »Mare balticum« auf vielerlei Weise erleben. Ob am Kieler Hafen oder am Badestrand in Travemünde, an der naturbelassenen Küste des Darß oder den Kreideklippen auf Rügen, beschaulich auf Fehmarn oder leicht mondän in den Seebädern auf Usedom: Die Ostsee präsentiert sich in den verschiedensten Gewändern. Und doch ist sie immer dieselbe, ein einziger großer Wasserkörper, ein einmaliges Ökosystem, das unseren Schutz sehr nötig hat. Severin Zillich

Mehr zur Ostsee und zum BUNDEngagement für diesen Lebensraum unter www.bund.net/ostsee

Die Ostsee in Zahlen Größe 413 000 km2, davon 15 435 deutsche Ostsee Tiefe durchschnittlich 52, maximal 459 Meter Tidenhub in Deutschland 10 bis 15 Zentimeter Salzgehalt 17 bis 8 Promille (von West nach Ost) Schutzgebiete 15 531 km2, davon 4 542 in der AWZ

Nachgefragt Herr Günther, womit beschäftigt sich die AG Ostsee im Einzelnen? Die letzten drei Jahre stand für uns das Grüne Band Ostsee entlang der ostdeutschen Küste im Mittelpunkt. Wir haben dazu ein EU-gefördertes internationales Projekt initiiert und ehrenamtlich begleitet. Um diesen Teil des Grünen Bandes werden wir uns auch weiter kümmern. Aktuell beschäftigt uns der geplante Tunnel durch den Fehmarnbelt und seine ökologischen Auswirkungen. Künftig wollen wir mit unserem Fachwissen zudem das neue BUND-Projekt »Undine« unterstützen, das Natura 2000Gebiete in der westlichen Ostsee von Dänemark und Schleswig-Holstein für Land- und Wasserratten sichtbar und erlebbar machen soll. Inwieweit ist die großräumige Belastung der Ostsee durch Nährstoffe aus der Landwirtschaft oder durch die Überfischung ein Thema? Solch dicke Bretter bekommen wir in Deutschland alleine nicht gebohrt. Dazu nutzen wir einen starken internationalen Partner, die »Coalition Clean Baltic«, in deren Vorstand unsere Arbeitsgruppe den BUND vertritt. Dieses Netzwerk kann zum Beispiel beim staatlichen Schutzgremium, der Helsinki-Kommission, politisch Druck machen. Was hat Sie dazu gebracht, sich in der Arbeitsgruppe zu engagieren? Als Kieler liegt mir speziell die Ostsee am Herzen. So habe ich die AG Anfang der 90er Jahre mit anderen Ostseefreunden als regionale Gruppe des BUND-Arbeitskreises »Meer und Küste« gegründet. Weil die Grenze gerade geöffnet worden war, konnten wir von Anfang an länderübergreifend arbeiten, mit Menschen aus Rostock und Greifswald, Lübeck und Kiel. Und wer sind diese Leute? Eine bunte Mischung wirklich netter Menschen mit Interesse an der Ostsee, darunter viele Biologen. Zu uns gehören aber auch Frauen und Männer mit geografischem, pädagogischem und nautischem Hintergrund oder einfach mit Interesse am Lebensraum. Wir begreifen uns – wie der Arbeitskreis »Meer und Küste« – als offene Drehscheibe und freuen uns über Gäste auch aus anderen Verbänden. Im kleinen Kreis der Meeresschützer ist es wichtig, sich fachlich und strategisch abzustimmen. Neue Leute sind bei unseren Halbjahrestreffen immer willkommen! Die AG ist ein Spiegelbild ihrer Aktiven: Wer ein persönliches Anliegen mitbringt, kann hier Mitstreiter finden und neue Akzente setzen. sz Mehr zu den angesprochenen Themen auf den nächsten Seiten.

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Bedrohter Lebensraum

TITELTH EMA

Zu viel los in der Ostsee Die Ostsee wird vielseitig beansprucht. Vor allem die Kombination belastender Faktoren bringt den Lebensraum an seine ökologischen Grenzen. Eine Richtlinie der EU könnte für Besserung sorgen.

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E. Gevaert/Fotolia

etriebsam geht es auf der Ostsee zu. Große Containerschiffe und Tanker reihen sich aneinander. Ihre Routen werden schon bald von Windrädern gesäumt sein, jedes höher als der Kölner Dom. Mittendrin die Fischer, die versuchen, unseren ständig steigenden Hunger auf Fisch zu stillen. Zudem wird die Suche nach Öl und Gas derzeit wieder aufgenommen. Diese Mixtur von Lärm, Schmutz und Fischerei macht

natürlich auch an den Grenzen der Schutzgebiete nicht halt. Es ist letztlich die Vielzahl von Belastungen, unter der die Meeresumwelt besonders leidet.

Übernutzung: Kumulativer Effekt Der dynamische Lebensraum Meer bringt es mit sich, dass die meisten seiner Bewohner an schwierige Lebensbedingungen gut angepasst sind. Häufig ist es eine Kombination belastender Faktoren, die das Überleben einer Art bedrohen. So müssen Schweinswale gleich mit mehreren menschengemachten Problemen fertigwerden. Ihre Nahrung wird weggefischt, der Lärm stresst sie, und die vielen Schadstoffe im Wasser schwächen ihr Immunsystem. Zudem sterben viele Tiere als Beifang in Fischernetzen. Schließlich haben sie sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Ein (Über-) Leben unter solchen Bedingungen ist schwierig.

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Bis zum letzten Fisch Überfischung ist ein großes Problem in der Ostsee. Weltweit gelten heute 80 Prozent der wirtschaftlich genutzten Bestände als überfischt, und die Ostsee wird besonders stark befischt. WissenschaftlerInnen warnen davor, dass ein Großteil der Fischbestände bis 2050 endgültig erschöpft sein könnte. Die hochtechnisierten Fischerboote fangen nicht nur bis zum letzten Fisch, ihr Fanggerät zerstört auch den Meeresboden. Bis zu vier Fünftel eines vollen Netzes sind Beifang, der nicht verwertet wird – darunter Jungfische, Krebse und Seesterne, aber auch Vögel, Schweinswale und Robben. 2011 wurden allein an der deutschen Ostseeküste 107 tote Schweinswale gefunden: 35 in MecklenburgVorpommern und 72 in Schleswig-Holstein. In der zentralen Ostsee (östlich von Rügen) leben immer weniger Schweinswale, hier werden höchstens noch 100 bis 400 Tiere vermutet. Eine so hohe Todesrate kann der Bestand auf keinen Fall verkraften. Der Schutz der Wale muss deshalb auch bei der Fischerei ansetzen. Dass sich Fischbestände bei einer nachhaltigen Befischung auch wieder erholen, hat sich im kleinen Maßstab schon gezeigt. Einige Dorschbestände nehmen dank niedrigerer Fangquoten wieder etwas zu. Doch damit sich die Situation langfristig für alle Bestände verbessert, muss die Fischerei konsequent auf Nachhaltigkeit getrimmt werden. Dazu gehören Einschränkungen des Fischfangs in den Schutzgebieten ebenso wie ein Verbot von Grundschleppnetzen und die Einrichtung von Gebieten ganz ohne Fischerei.

Allüberall Plastik Millionen Tonnen Plastikmüll werden jährlich in die Meere gespült und geblasen oder gehen auf den vielen Schiffen von Bord. Hinzu kommen Kilometer verlorener Kunststoffnetze und Leinen von Fischern. Das Problem: Plastik baut sich sehr langsam ab und setzt dabei giftige Substanzen frei. So ist Plastikmüll auch in der Ostsee zur allgegenwärtigen Gefahr geworden. Viele Tiere verschlucken kleine Plastikteilchen, weil sie diese für Nahrung halten. Auch Kunststoffseile oder verloren gegangene »Geisternetze« fordern viele Opfer unter den Meerestieren. Vögel etwa bauen die bunten Schnüre gern in ihr Nest ein – eine ständige Gefahr für die Jungen, die sich darin rettungslos verheddern können. Der Plastikmüll schadet auch uns Menschen: Die beim Abbau des Plastiks freigesetzten Gifte reichern sich über die Nahrungskette an und können in Fischen oder Meeresfrüchten wieder auf unserem Teller landen. Ein unappetitlicher Kreislauf.


Überfischung, starker Schiffsverkehr und häufige Algenblüten machen dem Ökosystem Ostsee zu schaffen.

Der immense Einsatz von Kunstdünger und Gülle in der Landwirtschaft hat zu einem Überschuss an Nährstoffen in den Meeren geführt. Über die Flüsse und den Wind eingetragen, fördern Stickstoff- und Phosphatverbindungen die explosionsartige Vermehrung von Mikroalgen. Es kommt zu Algenblüten – mit drastischen Folgen für den Rest der Tierund Pflanzenwelt. Meerestang und Seegras erreicht durch das von den Algen getrübte Wasser nicht mehr genug Licht zur Photosynthese, sie gehen ein. Für die Tierwelt wird es kritisch, wenn die Mikroalgen massenweise absterben und auf den Grund sinken, wo sie von Bakterien abgebaut werden. Dabei wird der lebenswichtige Sauerstoff in den bodennahen Wasserschichten verbraucht, sodass den Bodenlebewesen die Luft ausgeht. Es entstehen »tote Zonen«. Eine stabile Wasserschichtung, wie sie im Sommer in der Ostsee häufig vorkommt, begünstigt dieses Phänomen zusätzlich.

Sandbänke bedroht Mengenmäßig ist Sand Deutschlands wichtigster Rohstoff. Saugschiffe fördern riesige Mengen des vor allem von der Bauwirtschaft benötigten Materials aus dem Meer. Große Sandbänke samt ihrer komplexen Lebensgemeinschaften werden dafür abgetragen und dauerhaft zerstört. Aber das ist nur ein Teil des Problems. Die Sedimentfahnen überdecken Gebiete auch noch in großer Entfernung und ersticken die dort lebenden Bodenorganismen.

Wärmer und saurer Die Folgen des Klimawandels für die Meere sind schleichend. Das Wasser wird wärmer und dehnt sich aus. Mit dem Schmelzen der Polkappen führt dies zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Das Kohlendioxid aus der Atmosphäre hat noch einen anderen Effekt:

In Wasser gelöst bildet es Kohlensäure. Das Meerwasser wird dadurch saurer – was Kalk bildenden Lebewesen wie Muscheln und Korallen Probleme bereitet. Die Säure greift ihre Kalkskelette an und löst sie auf. Besonders betroffen sind winzige Kalkalgen. Als Phytoplankton stehen sie ganz am Anfang des marinen Nahrungsnetzes. Ihr Verschwinden würde das gesamte Ökosystem empfindlich stören. Auf das Konto des Klimawandels gehen auch die stetig früher einsetzenden Frühlinge und Sommer. Wärmeres Wasser beschleunigt die Entwicklung bestimmter Planktonorganismen, führt aber auch zu ihrem zeitigeren Absterben. Viele Vögel und Fische haben ihre Fortpflanzung und ihre Wanderungen auf das Vorkommen dieser Futtertiere genau abgestimmt. Verschiebt sich deren Auftreten schnell, fehlt ihnen die Zeit, sich anzupassen, mit der Folge, dass ganze Jahrgänge einer Art verhungern. Wolf Wichmann

Tödliche Nährstoffe

Hoffnungsschimmer Mit der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie hat die EU einen rechtsverbindlichen Rahmen geschaffen, um den Schutz und die Nutzung der europäischen Meere in Einklang zu bringen. Die Richtlinie verfolgt zu Recht einen ganzheitlichen, integrativen Ansatz: Die Anliegen des Umweltschutzes sollen in alle relevanten Politikund Planungsbereiche einfließen (Land- und Fischereiwirtschaft, Energie, Verkehr). Auch für die Ostsee gilt somit das Ziel, bis 2020 einen guten Zustand der Meeresumwelt zu erreichen. Die Richtlinie ist ein großer Hoffnungsträger und ein bedeutendes Element für einen guten Meeresnaturschutz. Entscheidend bleibt nun, wie ambitioniert dieses Ziel verfolgt wird. Der BUND wird dies kritisch verfolgen. Nadja Ziebarth … leitet das BUND-Projektbüro Meeresschutz, Tel. (0421) 7 90 02-32, nadja.ziebarth@bund.net

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Fehmarn I

TITELTH EMA

Undine schwimmt Nicht nur die neue Landesregierung von Schleswig-Holstein hat einen dänischen Partner. Auch der BUND Schleswig-Holstein kooperiert künftig mit seinem Nachbarland – beim Schutz der Ostsee.

Uli Kunz/www.kunzgalerie.de

Existenz vielfältiger Lebensräume im Meer. Doch auch sie sind im Hinblick auf ihre Bedeutung und ökologische Funktion häufig überfragt. Die reiche Unterwasserwelt der westlichen Ostsee verdient unseren Schutz. Nicht selten berichten die Medien von Güllefrachten aus Dänemark, von Ölverschmutzung oder Munitionsfunden aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei wird leicht vergessen, dass gerade vor der Küste Fehmarns noch märchenhafte Unterwasserwelten mit einer einzigartigen Flora und Fauna existieren. Gemäß dem Motto »Was man kennt und liebt, das schützt man auch« wollen wir mit modernen Medien für die Schönheit und die Bedeutung dieses Ökosystems sensibilisieren.

Schätze aufdecken Artenreiche Muschelbank im Fehmarnbelt.

N

ach zeitaufwendigen Vorarbeiten, Antragstexten mit immer neuen Nachforderungen, vielerlei Absprachen und ungeahnten Formalitäten ist es endlich geschafft: Die EU hat ein lange ersehntes Projekt des BUND Schleswig-Holstein bewilligt. Wir freuen uns, den Naturschutz der Ostsee für die nächsten drei Jahre zu unserem Arbeitsschwerpunkt machen zu dürfen.

Viele Partner Zusammen mit fünf Partnern – der Christian-Albrechts-Universität Kiel, dem Tourismus-Service Scharbeutz sowie drei dänischen Naturschutzpartnern – hat der BUND das Projekt »Undine« aus dem (Meeres-) Boden gestampft. Der Name steht für »Underwater Discovery and Nature Experience«. Sieben weitere Partner werden mit uns kooperieren: der TauchsportLandesverband, der Ostsee-Holstein-Tourismus e.V., die Marina TV, das Meeresbürger Netzwerk, das Museum für Natur und Umwelt in Lübeck und eine dänische Tourismusagentur. Der BUND wird die Aktivitäten dieser Allianz koordinieren.

Unterschätzter Lebensraum Im Fokus steht die faszinierende Unterwasserwelt des Fehmarnbelts. Den allermeisten gänzlich unbekannt, wird der ökologische Wert und die Attraktivität dieses spannenden Lebensraums oft unterschätzt. Seefahrer, Fischer und Küstenbewohner wissen um die

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BUNDmagazin [3-12]

Dass dieses Potenzial so wenig erkannt ist, liegt auch an fehlenden Informationen in der Region. So entstand die Idee, für verschiedene Zielgruppen länderübergreifende Angebote zu entwickeln. Gedacht ist an attraktive Kurzfilme, an Informationen via Internet, an DVDs und CD-ROMs. Zusätzlich wollen wir Lehrpfade unter Wasser anlegen. Unser Ziel ist es, die Menschen in der Region und ihre Gäste für die Unterwasserwelt vor ihrer Küste zu begeistern und die submarinen Ökosysteme einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Das neu geschaffene Netzwerk bietet hierfür beste Voraussetzungen.

Politik beeinflussen Die Meeresregion rund um den Fehmarnbelt ist durch Schifffahrt, Tourismus, Bauprojekte sowie Nährund Schadstoffe immens belastet. Neben der Bildungsarbeit wollen wir daher politische Lobbyarbeit für den Schutz der Ostsee leisten. Das neue Regierungsprogramm für Schleswig-Holstein räumt dem Meeresschutz hohen Stellenwert ein: »Wir werden gemeinsam mit den Nachbarn eine integrierte maritime Politik umsetzen, besonders durch … (ein) Meeresschutzprogramm Ostsee.« Der BUND wird die Landesregierung beim Wort nehmen. Ina Walenda … ist Geschäftsführerin des BUND in Schleswig-Holstein.


Fehmarn II

Insel wird zur Autobahn Die Ostsee-Insel Fehmarn hat als Urlaubsziel einiges zu bieten: schöne Fahrradwege, ein Vogelschutzgebiet, malerische kleine Häfen und Badestrände. Doch der geplante Tunnel durch den Fehmarnbelt dürfte bald viel Verkehr anziehen – und ein Meeresschutzgebiet stark in Mitleidenschaft ziehen. tunnels zu prüfen. Der würde die Meeresumwelt weit weniger schädigen, käme allerdings noch teurer als der mit mindestens 5,6 Milliarden Euro veranschlagte Absenktunnel.

Meeresboden (wiederhergestellt) Steinschicht Sand Kies

Meeresboden

ehmarn liegt nicht nur auf der »Vogelfluglinie«. Auch Autos und Lastwagen durchqueren die Insel zu Tausenden auf dem Weg von und nach Skandinavien. Mit der Fähre geht es im Stundentakt von Puttgarden ins dänische Rødby. Die geplante »Feste Fehmarnbeltquerung« wird neuen Verkehr anziehen. Mitten durch marine Schutzgebiete soll ein 17,6 Kilometer langer Absenktunnel gebaut werden. Dazu kommt der Ausbau der Anbindungen im Hinterland. Im September 2008 unterzeichneten Deutschland und Dänemark einen Staatsvertrag zum Bau der Querung. Dänemark verpflichtet sich darin, den Tunnel zu errichten und zu finanzieren. Für den Anschluss des Tunnels sind die beiden Anlieger dann jeweils selbst zuständig. Das heißt für Deutschland vor allem die Bundesstraße 207 zwischen Heiligenhafen und Puttgarden auszubauen.

Femern A/S

F

Die Fehmarnbelt-Rinne ist ein 280 Quadratkilometer umfassendes Schutzgebiet. Vor allem ihre Riffe und Sandbänke sind als Lebensraum schutzwürdig. Bis zu drei Meter hohe »Sandrippel« haben durch ihre charakteristischen Tiere und Pflanzen ökologischen Seltenheitswert. Doch nicht nur in der Tiefe leben seltene Arten. Die Meerenge ist auch beliebt bei Schweinswalen, die sie auf ihren Wanderungen regelmäßig (und für Ostseeverhältnisse sehr häufig) durchschwimmen. Auch scheinen sie das Gebiet für ihre Ruhephasen zu nutzen. Zudem wurden hier Kälber des Schweinswals gesichtet.

Gravierende Umweltschäden Genau hier soll nun über Jahre eine Großbaustelle entstehen. Der neue Absenktunnel hätte gravierende Folgen für die Natur. So würden Baggerarbeiten und die Übersandung des Tunnels viel Sediment aufrühren, das die Lebensräume am Meeresboden überdeckt – ein Verlust auch für Meeresvögel und Schweinswale. Dazu drohen Nähr- und Schadstoffe hochgewirbelt zu werden, was die Eutrophierung der Ostsee ankurbelt. Inwiefern giftige Stoffe in den Oberflächensedimenten des Fehmarnbelts lagern, ist ungeklärt. Zudem müssten für das Fundament dieses Tunnels andernorts fünf Millionen Kubikmeter Sand und Kies entnommen werden. Sand gibt es auf Sandbänken, die als Lebensraum ebenfalls geschützt sind. Damit wären weitere Schutzgebiete von dem Tunnelbau betroffen. Der BUND behält sich eine Klage gegen das Projekt vor – und dringt alternativ darauf, den Bau eines Bohr-

Tourismus-Service Fehmarn/ Thomas Nyfeler

Bedrohte Schweinswale

Bessere Alternative Für derzeit täglich 6 100 Fahrzeuge soll ein immens teurer Tunnel errichtet werden. Die Fährschiffe sind im Schnitt nur zu 40 Prozent ausgelastet. Anstatt Steuergelder in ein solches Großprojekt zu versenken, sollten die bestehenden Verkehrswege – wo nötig – behutsam ausgebaut, Bahnverbindungen instandgesetzt und das Fährkonzept optimiert werden. Dies wäre aus Sicht des BUND die beste Wahl: Durch eine Optimierung und stärkere Vernetzung der vorhandenen Verkehrsträger preisgünstig dafür zu sorgen, die Verkehrsströme im südlichen Ostseeraum dauerhaft zu bewältigen. Nadja Ziebarth

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Fehmarn aus der Luft; Pfeil: Hier setzt der geplante Absenktunnel an. Oben: das Modell.


TITELTH EMA

Aktiv am Ostseestrand – links: Umweltbildung auf Hiddensee; rechts: Naturschutz am Peenemünder Haken.

Das Grüne Band

… am Ostseestrand Vom Sperrgebiet zur Urlaubsregion hat sich die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern gewandelt. Der BUND setzt sich dafür ein, die Naturschätze in diesem Teil des Grünen Bandes zu bewahren.

A

llsommerlich drängen sich heute an den Stränden Mecklenburg-Vorpommerns Millionen von Urlaubern. Kaum ein Küstenstreifen bleibt ohne Besucher. Doch zur Zeit des Eisernen Vorhangs war diese Küste eine der bestbewachten der Welt, ein Strandleben gab es nur an einigen ausgewählten Abschnitten. Große Teile der Küste waren damals Sperrgebiet und für Normalbürger nicht zugänglich. In dieser Zeit entwickelte sich ein Band naturnaher, vom Menschen kaum berührter Landschaften.

Vielfalt über und unter Wasser Auch heute noch gibt es solche Landschaften, als Teil des Grünen Bandes verlaufen sie durch Europa entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Das Grüne Band am Ostseestrand beherbergt ausgedehnte Moore, alte Wälder, Steilufer und Flachküsten. Dazu kommen wichtige Lebensräume unter Wasser, wie die in der Strömung flutenden Tang- und Seegraswiesen, artenreiche Steinriffe und hoch aufragende Sandbänke des Brackwassers. Im Grünen Band tummelt sich ein Großteil der akut bedrohten Schweinswale der Ostsee, und Schwärme von vielen Zehntausend Meeresenten sammeln sich in der kalten Jahreszeit für die Überwinterung. Sie nutzen die Nahrung der reichen Unterwasserbiotope. Der Spülsaum am Strand gibt mit seinen Muscheln, Seegrashalmen und winzigen Meerestieren einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Lebensräume unter Wasser. Aber natürlich ist das Unterwasserleben wesentlich reichhaltiger. Zu Lande beeindrucken Seeadler, die auf uralten Bäumen nisten, und riesige Kranichschwärme, die auf dem Durchzug zur Rast einfallen.

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BUNDmagazin [3-12]

Ständige Herausforderung Auch wegen ihrer Naturschätze ist die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns heute die meistbesuchte deutsche Urlaubsregion. Doch Tourismus kann auch zerstören. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs sind viele zuvor unberührte Küstenabschnitte mit Hotels oder Wohnhäusern verbaut worden. Nicht zuletzt dank intensiver Aktivitäten des BUND aber haben große Bereiche ihre Natürlichkeit bewahrt. Das Grüne Band am Ostseestrand zählt zu den wichtigsten Anliegen des BUND in Mecklenburg-Vorpommern. Von Anfang an hat der Landesverband die Entwicklung der Küstennationalparks »Vorpommersche Boddenlandschaft« und »Jasmund« begleitet. Auch andernorts haben sich BUND-Aktive stark engagiert – so für die Strandwälle am Peenemünder Haken oder den riesigen Küstenwald der Rostocker Heide. Kontinuierlich werden neue Projekte bekannt, die die natürliche Vielfalt auf der Land- wie Wasserseite gefährden. Das Grüne Band am Ostseestrand auf seiner Länge von 1 700 Kilometern zu erhalten, ist daher eine täglich neue Herausforderung – die sich über Deutschland hinaus stellt. In Polen setzt sich das Grüne Band am Ostseestrand fort und zieht sich über mehrere Tausend Kilometer bis zur finnisch-russischen Grenze. Partner des BUND sind dort aktiv, um gemeinsam das Grüne Band quer durch Europa zu erhalten – letztlich in seiner ganzen Länge vom Eismeer bis zum Balkan und Schwarzen Meer. Elke Körner und Jörg Schmiedel … engagieren sich im Namen des BUND für das Grüne Band am Ostseestrand. www.balticgreenbelt.de


Internationale Zusammenarbeit

Verantwortung zeigen Teile der großen Ozeane liegen außerhalb jedes Hoheitsbereichs. Hier wollen möglichst viele Staaten bei der Ausbeutung der Rohstoffe mitmischen. Doch niemand zeigt sich für den Schutz von Arten, Lebensräumen und natürlichen Ressourcen verantwortlich.

D

ie Ausbeutung von Rohstoffen fernab der Küste schädigt die Meeresumwelt beträchtlich und oft unumkehrbar. Der Schaden ist bislang nur begrenzt, weil die Ausbeutung noch mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Nun könnte man meinen, die Situation in einem kleinen Meer wie der Ostsee sei besser. Jeder Quadratmeter des Meeres ist hier einem Staat zugehörig, die Verantwortlichkeit ist klar verteilt. Doch nimmt sich auch hier gerne jeder Staat von den Ressourcen des Meeres, was er nur kriegen kann. Und das ist oft mehr, als das Ökosystem verkraftet. Nicht ohne Grund sind die Fischbestände der Ostsee in einem beklagenswerten Zustand. Das eingeleitete Abwasser belastet das Meer weit über seine Selbstreinigungskraft. Viele Tiere und Pflanzen sind so gut wie ausgerottet oder schon ganz verschwunden.

mung mit ihren Mitgliedern alle Umweltprobleme der Ostsee. Der BUND vertritt Deutschland in der Koalition und gestaltet sie wesentlich mit. 21 Partner aus den übrigen Anrainerstaaten komplettieren das Bündnis.

Gut verankert und vernetzt Die CCB gehört zum Beraterstab für die Fischereipolitik im Ostseeraum und kann dort eine andere, ökologische Sicht der Fischereibiologie einbringen. So hält die Koalition engen Kontakt zur Helsinki-Kommission und gibt dort wichtige Impulse. Durch die nationalen

Keine Grenzen Die allgemeine Verantwortungslosigkeit liegt maßgeblich daran, dass Meeresökosysteme keine Grenzen kennen. Abwässer werden von Meeresströmungen verlässlich aus dem eigenen Hoheitsbereich getrieben. Fischschwärme wechseln über Grenzen, ohne davon Notiz zu nehmen. Ein deutscher Hering mag morgen schon ein polnischer sein. Dem Fisch ist es egal, dem Fischer nicht, denn der ist an Hoheitsgewässer gebunden. Und da liegt es nahe, sich Ressourcen schnell anzueignen, bevor sie »weg« sind. Die hohe Politik mischt dabei eifrig mit. Alljährlich schachern die Anrainerstaaten um höhere Fangquoten und versuchen für ihre eigene Fischerei das Maximum herauszuholen. Das Ergebnis ist regelmäßig ein fauler Kompromiss: Bestimmte Quoten werden erhöht, obwohl jeder weiß, dass das Meer so viel Fisch insgesamt nicht hergibt. Ähnlich läuft es bei anderen Nutzungen. So kooperieren die Anrainerstaaten zwar häufig eng, doch auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Folge ist eine vereinte Übernutzung der Ostsee auf Kosten der Umwelt. Auf nationaler Ebene ist gegen das internationale Geschachere wenig auszurichten. Dazu bedarf es gemeinsamer, konzertierter Aktivitäten der Umweltorganisationen aller Ostseeländer. Wichtige Umweltverbände des Ostseeraums haben sich daher in einer internationalen Dachorganisation zusammengeschlossen, der »Coalition Clean Baltic« (Bündnis Saubere Ostsee), kurz CCB. Der Name nimmt mit der Meeresverschmutzung eines der drängendsten Probleme der Ostsee auf. Doch die Agenda ist deutlich vielfältiger. Von der Verbauung des Meeres mit Industrieanlagen bis zur Fischerei bearbeitet die CCB in Abstim-

Mitgliedsverbände ist sie in den Anrainerländern sehr gut verankert. Für die Vernetzung sorgt das CCB-Sekretariat in Schweden. Sehr wichtig war der internationale Austausch etwa beim Bau der Ostseepipeline, als die CCB wesentliche Verbesserungen für die Umwelt erreichen konnte. An internationalen Konferenzen teilzunehmen ist Verbänden wie dem BUND aus Zeit- und Kostengründen nur selten möglich. CCB ist hier jedoch regelmäßig präsent und kann dann auch unsere Belange wahrnehmen. Auf europäischer Ebene geht die Kooperation noch etwas weiter. In Brüssel begleitet der BUND als Mitglied von »Seas at Risk« die aktuelle EU-Meerespolitik. CCB und Seas at Risk kooperieren und unterstützen sich darin, die Ostsee besser zu schützen. Jörg Schmiedel … vertritt den BUND ehrenamtlich in der Coalition Clean Baltic; mehr dazu unter www.ccb.se

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Teilnehmer am CCB-Jahrestreffen 2011 in Lettland – der Autor steht hinter der Kamera.


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Rhön

BIOSPHÄR E

Licht und Schatten

Torsten Kirchner

Drei Prozent Kernzone – diese bislang unerreichte Zielmarke hält die Verwaltung des Biosphärenreservats Rhön seit geraumer Zeit in Atem. Und das zu Recht: Es droht der Entzug des Prädikats »Biosphäre«. Ungleich wichtiger aber ist der Auftrag, die übrigen 97 Prozent nachhaltig zu nutzen.

Blick über die »Lange Rhön« im Herzen des Biosphärenreservats.

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uch über zwanzig Jahre nach seiner Gründung sind im Biosphärenreservat Rhön nur zwei der nötigen drei Prozent als Kernzone aus jeder Nutzung genommen. Vor allem Bayern, das den größten Flächenanteil hält, hat starken Nachholbedarf. Doch so sehr alle fürchten, dass die UNESCO der Rhön schon 2013 den Status der »Biosphäre« aberkennen könnte: Die Suche nach geeigneten Waldflächen gestaltet sich schwierig. Obwohl die Zeit drängt, geht es nur hektarweise voran. Keine Gemeinde gibt gern Nutzungsrechte auf, seit das Brennholz wieder gefragt ist. Natürlich ist die Kernzone ein wichtiges Element jeder Biosphäre, um den gewünschten Dreiklang von ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten zu erhalten. Doch verstellt die allseitige Fixierung darauf leicht den Blick auf eine viel grundlegendere Frage: Was könnte (und sollte) die Rhön auf dem großen Rest ihrer Fläche sein, um dem Anspruch einer Modellregion zu genügen?

Überzeugungstäter gesucht Ortstermin beim Förster Joachim Schleicher. Der Kreisvorsitzende des BUND in Fulda hat sein Revier mitten im Biosphärenreservat: strukturreiche Wälder, deren Anteil an Laub- und Totholz ständig wächst. Schleicher engagiert sich seit der Gründung 1991 für die Modellregion, anfangs mit viel Enthusiasmus. So bemühte er sich um Standards, die geeignet sein könnten, »best practice« zu demonstrieren – von der Landüber die Forstwirtschaft bis zur Bauordnung. Galt es

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doch die Rhön in eine Art Freiluftlabor zu verwandeln, ein Experimentierfeld, das dank nachhaltiger Nutzung zukunftsweisend in die Region ausstrahlt. Und dieser Anspruch gilt bis heute. Zumindest wird er überall dort formuliert, wo die Biosphäre für sich wirbt. An Ideen und Konzepten fehlte es nicht. Um sie mit Leben zu füllen, sind aber viele gefragt: Behörden, Bürgermeister, Bauern, letztlich alle, die in der Biosphäre leben und arbeiten. Joachim Schleicher machte eine wiederkehrende Erfahrung: Warb er in Behörden dafür, stärker als Teil einer Modellregion zu agieren, bekam er zur Antwort: Für die Umsetzung sei doch die Verwaltung des Biosphärenreservates zuständig. Die aber ist dafür nicht ausgestattet. Sie kann für die Ziele der Biosphäre werben, ja. Sie bleibt aber machtlos, wenn an den Schaltstellen – in den Behörden – die Überzeugungstäter fehlen. So oder so ähnlich gilt dies wohl für alle deutschen Biosphärenreservate. In der Rhön kommt erschwerend hinzu, dass ihre Flächenanteile in Bayern, Hessen und Thüringen getrennt verwaltet werden, ein Umstand, den der BUND seit langem kritisiert. Die Wälder und Felder der Rhön werden folglich bis heute nicht anders bewirtschaftet als die außerhalb der Modellregion.

Wertvolle Bergwiesen Dass in der Rhön eine wirklich sehenswerte Kulturlandschaft erhalten blieb, hat andere Ursachen. Der »Hochrhöner«, 2010 zu Deutschlands schönstem Wanderweg gekürt, bietet auf 180 Kilometern Länge tolle Ausblicke ins »Land der offenen Fernen«. Vor allem in den Höhenlagen prägen schier endlose Bergwiesen das Bild. Im Frühsommer blühen hier Schlangenknöterich, Waldstorchschnabel, Wiesenknopf und Teufelskrallen, auch Arnika, Katzenpfötchen und viele Orchideen. Der Erhaltung der Goldhaferwiesen und Borstgrasrasen dienen auf bayerischer Seite die beiden größten außeralpinen Naturschutzgebiete des Landes, »Lange Rhön« und »Schwarze Berge«. Späte Mahdtermine und extensive Beweidung sichern die Zukunft dieser Kulturlandschaft – und das schon lange vor Gründung des Biosphärenreservats. Dessen Status dagegen bewahrt das Land abseits der Schutzgebiete, in der großen »Entwicklungszone« der Biosphäre, nicht davor, wie andernorts immer intensiver bewirtschaftet zu werden.


Aktive Naturschützer Immerhin: Die Idee einer nachhaltigen Wertschöpfung kann in der Rhön auf viele Verbündete zählen. So erwarb der Bund Naturschutz (BUND in Bayern) 1986 mit den 33 Hektar großen »Gassenwiesen« am Südhang der Langen Rhön ein echtes Kleinod. Eine Feriensiedlung drohte Quellfluren, Bachläufe, Magerrasen und Hochstaudenfluren zu vernichten – Lebensraum von über 500 Tier- und Pflanzenarten. Als idealer »Rasenmäher« bot sich das traditionelle Rhönschaf an. Auf Initiative des im BUND aktiven Zoologieprofessors Gerhard Kneitz erwarb man eine kleine Herde der damals vom Aussterben bedrohten Tiere. Unter Obhut des Schäfers Josef Kolb wuchs sie auf 320 Muttertiere an. Das Projekt wurde zum Vorbild: Mehrere Herden der schwarzköpfigen Schafe ziehen heute wieder über die Kuppen der Rhön. Ihr vorzügliches Fleisch findet sich auf vielen Speisekarten der Region. Ganz im Geiste der »Biosphäre« engagieren sich auch die BUND-Ehrenamtlichen im Nachbarlandkreis Bad Kissingen. Unter der Leitung von Ulf Zeidler haben sie über hundert Hektar Grund erworben: artenreiche Wiesen, Teiche, in denen die bedrohte Geburtshelferkröte laicht, und Auenflächen entlang der Sinn, einem Zufluss der fränkischen Saale, die der Biber in raschem Tempo umgestaltet. Daneben setzt sich die Kreisgruppe dafür ein, die erst vor zehn Jahren stillgelegte Bahnlinie wieder in Betrieb zu nehmen, die über Gemünden ins Zentrum der Rhön führt.

Gut vermarktet Auch Zeidler mahnt: Für eine Modellregion Rhön müsse vor allem in der Entwicklungszone mehr auf Nachhaltigkeit geachtet werden – sie bildet über zwei Drittel des Biosphärenreservats. Der Politik sei die Notwendigkeit eines Gesamtkonzepts zu wenig bewusst, sie reagiere vorrangig aufs Tagesgeschehen. Die Verwal-

Vor allem die Kernzone soll in den nächsten Monaten deutlich größer werden.

tung wiederum konzentriere sich auf den populären Artenschutz. Und darauf, die Biosphäre zu vermarkten. Das immerhin tut sie gekonnt. So erwartet die Besucher der Rhön eine Fülle gut gestalteter Broschüren. Gleich sieben Infozentren geben einen Einblick in Geschichte und Gegenwart, in Land und Leute der Region. Zahlreiche Lehrpfade komplettieren das dichte und bestens beschilderte Wegenetz. Dazu kommt ein bunter Strauß von Angeboten in der Umweltbildung. Dass das Biosphärenreservat vor Ort gute Noten erhält, hat nicht zuletzt mit der »Dachmarke Rhön« zu tun. Vorbildlich ist es gelungen, die regionale Wertschöpfung mit einem Qualitätssiegel zu fördern. Über 200 Betriebe nutzen die länderübergreifende Plattform. An ihnen liegt es nicht, wenn die Chancen, die eine Modellregion verheißt, vielfach noch nicht erkannt sind. Einig sind sich aber alle in der Rhön: Den Status »Biosphäre« will man keinesfalls verlieren – wegen ein paar Promille fehlender Kernzone. Severin Zillich

Rhönjäger Hillenberg

Von links: BUND-Schäfer Josef Kolb mit seinen Rhönschafen. Das neue Regionalregal bietet hochwertige Erzeugnisse Rhöner »Handwerkskunst« – von Hausmacherwurst bis zu Bierspezialitäten. Eine Leitart des Naturschutzes in den Höhenlagen der Rhön ist das stark gefährdete Birkhuhn.

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Lebensmittel

RATGEBER

Weniger wegwerfen In unserer Überflussgesellschaft ist es selbstverständlich geworden, auch verderbliche Lebensmittel jederzeit und in großer Auswahl frisch angeboten zu bekommen. Die Schattenseite: Unmengen Essbares wandern täglich in den Müll. Was lässt sich dagegen tun?

D

ie Verschwendung von Lebensmitteln gehört zum Alltag reicher Nationen. Doch ethisch ist es kaum zu vertreten, Millionen Tonnen Essbares wegzuschmeißen, während anderswo die Menschen Hunger leiden. Und dann die Umwelt: Fast jedes Nahrungsmittel hat eine lange Reise hinter sich, es wurde angebaut, geerntet, verarbeitet, transportiert … Das kostet viel Energie und Ressourcen.

Reinhard Blumenschein

Normierte Lebensmittel Allein wir Deutschen werfen jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Lebensmittel weg. Mit den Abfällen Europas ließen sich alle Hungernden der Erde zweimal ernähren, so Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn in ihrem Buch »Die Essensvernichter«. In der EU ist es seit Jahren verboten, übrige Lebensmittel als Tierfutter zu verwenden. Bestenfalls die Rohstoffe werden energetisch genutzt. Auch auf der Mülldeponie macht sich die Verschwendung bemerkbar, indem sie zur Bildung des klimaschädlichen Methangases führt. Das Problem beginnt bereits auf dem Feld: Normen für Größe und Aussehen verhindern, dass alle Ackerfrüchte in den Handel gelangen. Zehn bis maximal 50 Prozent einer Ernte bleiben unverkäuflich. Groß- und Einzelhandel »filtern« ein zweites Mal. Nicht selten wandern ganze Paletten in den Müll, weil einzelne Früchte nicht mehr frisch erscheinen. Schon der nahe Ablauf der Mindesthaltbarkeit verführt manche Ketten dazu, Artikel wie Joghurt oder Milch aus den Regalen zu räumen. Das Mantra »Alles immer da und immer frisch« treibt weitere Blüten: Ein Bäcker berichtet, er hätte für seine im Supermarkt integrierte Filiale zusichern müssen, bis Ladenschluss ein prall gefülltes Brotregal vorzuweisen. Dank diesem »Service« wandert jeden Abend ein Brotberg in den Müll.

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Länger haltbar An der Theke schließlich wählt der Verbraucher die makellosen Früchte aus. Und fischt bei Produkten, deren Mindesthaltbarkeit angegeben ist, die frischesten Produkte ganz zuhinterst aus dem Regal. Dabei ist dies meist gar nicht nötig: Legt dieses Datum doch (laut Lebensmittelverordnung) nur fest, bis wann ein Produkt »bei angemessener Aufbewahrung seine spezifischen Eigenschaften behält«. Gerade Erzeugnisse wie Quark oder Käse sind dann oft noch lange nicht verdorben. Anders das »Verzehrdatum«, das anzeigt, wann ein Stück Fleisch oder Fisch tatsächlich ungenießbar wird. Eine politische Debatte, wie der allgegenwärtigen Essensvernichtung begegnet werden kann, kommt erst langsam in Gang.

Zehn Tipps wider die Verschwendung Manche Aktivisten begegnen der Essensvernichtung durch »Containern«: Sie durchforsten die Mülltonnen von Supermärkten nach noch genießbaren Waren. Andere unterstützen Einrichtungen wie die »Deutsche Tafel« e.V., die unverkaufte Lebensmittel sammelt und an Bedürftige verteilt. Doch wir alle können unseren Beitrag leisten: • Kaufen Sie nur wirklich benötigte Lebensmittel. • Vorsicht beim Kauf von Großpackungen, die zu einem (vermeintlichen) Schnäppchenpreis angeboten werden, aber Ihren Bedarf übersteigen. • Fragen Sie in Ihrem Supermarkt, wie viele Lebensmittel im Müll landen; und ob Reste für Bedürftige (und Leute, die »containern«) freigegeben werden. • Auch krumme Gurken gehören in den Einkaufskorb, optische Abweichungen mindern nicht den Geschmack. • Bestellen Sie eine Gemüse- oder Obstkiste beim Bioladen; der Händler kann so besser kalkulieren und Ware nach Bedarf ordern. • Kaufen Sie nach Möglichkeit direkt beim Bauern: Hofläden dürfen Produkte jenseits der Norm anbieten. • Oder schließen Sie sich (aus dem gleichen Grund) einer Einkaufsgemeinschaft mit Direktbezug an. • Erwerben Sie (preisreduzierte) Produkte, deren Mindesthaltbarkeit bald abgelaufen ist. • Ist ein Produkt wirklich verdorben? Prüfen Sie genau, bevor Sie etwas wegwerfen. • Verwerten Sie Reste: Alte Brötchen werden zu Semmelknödeln, zu viel Gekochtes lässt sich einfrieren … Volker Eidems


Bürger beteiligen

ZU R ZEIT

Besser entscheiden

Sie verkalkulieren und blamieren sich. Ihre Allmachtfantasien scheitern an der Realität. Sie entscheiden über Hightech mit Methoden von Vorgestern. Ist Einsicht in Sicht bei jenen, die Großprojekte planen und politisch verantworten?

D

as jüngst vom Verkehrsministerium veröffentlichte »Handbuch für eine gute Bürgerbeteiligung« erweckt den Eindruck: Bürger sollten möglichst früh beteiligt werden. Das liest man gern. Doch schon die Begleitworte von Minister Ramsauer stimmen skeptisch: Politische Entscheidungen sollen den BürgerInnen sorgfältig »erklärt« werden. Das Handbuch erläutert die Möglichkeiten der Beteiligung. Sie sollen ausgeschöpft werden. Das ist gut – aber zu wenig. Vorschläge zur Ausweitung verbindlicher Beteiligungsrechte fehlen. Auch der Gesetzentwurf des Bundeskabinetts zur »Verbesserung der Öffentlichkeitsbeteiligung und der Vereinheitlichung von Planfeststellungsverfahren« gibt sich beteiligungsfreundlich. Frühzeitige Beteiligung: ja. Aber: nicht verbindlich.

Mach’s mit Die Regierung unternimmt kleine Schritte. Doch die Herausforderungen sind groß: Wie können komplexe Infrastrukturprojekte – etwa im Energie- und Verkehrsbereich – demokratieverträglich auf den Weg gebracht werden? Wie sind Zukunftssicherung, der Schutz der Natur und das Recht auf Gesundheit zu gewährleisten? Das Sechs-Punkte-Programm des BUND »Ausbau und Effektivierung der Bürger- und Verbandsbeteiligung« nimmt diese Herausforderung an. Eine Vorversion haben wir im BUNDmagazin 1/2012 vorgestellt. Worauf zielt es im Kern? »Alternativlos« war das »Unwort des Jahres« 2010. Über die alternativlose Planung einer Autobahn braucht man nicht zu diskutieren. Ist sie ohne Alternative, bedeutet Beteiligung lediglich Legitimationsbeschaffung. Notwendig ist eine Beteiligung, bevor die Planung in trockenen Tüchern ist. Sie muss ergebnisoffen sein und die Prüfung von Alternativen einschließen. Nur im Märchen ist der Igel schneller als der Hase: Beteiligung braucht Chancengleichheit. Planungsbehörden müssen BürgerInnen und Umweltverbänden eine Beteiligung erleichtern, für Transparenz, angemessene Fristen und den problemlosen Zugang zu allen Informationen sorgen. BürgerInnen brauchen zudem Unterstützung – zum Beispiel Ombudsleute, an die sie sich wenden können, wenn Behörden nicht korrekt entscheiden. Beteiligung darf kein Rechtsvorgang zweiter Klasse und keine Frage des Geldes sein. Wird eine Massentieranlage nicht genehmigt, kann der Antragsteller vor Gericht ziehen. BürgerInnen haben nur beschränkte Mittel, das Ja einer Behörde zu solchen (oder anderen) Anlagen gerichtlich zu prüfen. Und das Verfahren kann

teuer werden. Der BUND fordert die Gerichtsordnung so zu ändern, dass Entscheidungen der Verwaltung gerichtlich umfassend überprüft werden können und das Klagerisiko finanziell überschaubar bleibt.

Mehr direkte Demokratie BürgerInnen sollten zwischen den Wahlen über relevante Vorgänge entscheiden können, ja oder nein zu einem Flughafenausbau oder zur Rekommunalisierung der Energieversorgung sagen können. Wir brauchen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene Volks- und Bürgerentscheide. Politik, Planer und Behörden würden sich erheblich umstellen, müssten sie damit rechnen, dass unsinnige Projekte von den BürgerInnen gekippt werden. Der BUND dringt darauf, auf Bundesebene die gesetzlichen Voraussetzungen für mehr Bürgerbeteiligung zu schaffen. Und er setzt sich für mehr Beteiligung auf kommunaler Ebene ein. Dieser Tage startete ein Projekt, das BUND-Gruppen darin unterstützen soll. So wollen wir mit interessierten Gruppen ein Onlinetool entwickeln, das es Gruppen erleichtert, die Beteiligung von BürgerInnen in ihrer Kommune voranzubringen. Norbert Franck … leitet das Projekt »Bürgerbeteiligung für eine nachhaltige Entwicklung«.

Sechs-Punkte-Programm für mehr Bürgerbeteiligung: www.bund.net/buergerbeteiligung

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Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg (links), übergibt die Unterschriften zum Volksbegehren »Unser Hamburg – unser Netz«.


ZU R ZEIT

Ausbau der Windenergie

Gutteil der Energiewende Atom- und Kohlekraftwerke sollen in Deutschland bald der Vergangenheit angehören. Der Ausbau der Windenergie ist ganz wesentlich, wenn die Energiewende glücken soll. Um dabei Natur und Landschaft möglichst wenig zu beeinträchtigen, hat der BUND Position bezogen.

S

trom aus Windenergie zu erzeugen, das hat für eine zukunftsfähige Energieversorgung hohen Stellenwert. Angenommen, wir senken unseren Stromverbrauch um die Hälfte – wie es der BUND mittelfristig für nötig hält –, könnte die Windenergie 65 Prozent unseres Bedarfes decken, ergänzt durch 20 Prozent Strom aus Photovoltaik, 10 Prozent aus Biomasse und 5 Prozent aus Wasserkraft. Wind und Photovoltaik ergänzen sich jahreszeitlich. Biomasse mit Kraft-Wärme-Kopplung kann Flauten ausgleichen. Um aus Wind und Sonne einen größeren Anteil unseres Stroms zu erzeugen, bilden Energieeinsparung und Effizienz eine wesentliche Grundlage.

Viel Potenzial Der hohe Stellenwert der Windenergie ergibt sich erstens daraus, dass sie im ganzen Land verfügbar ist. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit. Das Fraunhofer Institut für Windenergie hat folgende Rechnung aufgemacht: Theoretisch wären maximal 20 Prozent der Landesfläche für Windenergie nutzbar (im Abstand von 800 bis 1000 Metern zu Wohngebieten). 2 Prozent reichten aus, um bis zu 400 Mrd. kWh Strom pro Jahr zu erzeugen – bei einer realen Bodenversiegelung von nur 0,02 Prozent. Windkraft ist also besonders flächeneffizient: Pro Quadratmeter liefert Biomasse 2 – 4, Photovoltaik 30 – 100 und Windkraft 3 000 kWh Strom. Die Bodenversiegelung durch die Masten ist minimal; und nach 20 bis 30 Jahren können sie ohne bleibende Schäden und Giftmüll wieder abgebaut werden. Windstrom ist mit etwa 8 bis 11 Cent/kWh zudem die preiswerteste Form von Strom aus erneuerbarer

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Energie und senkt so die Preise an der Strombörse. Die Anlagen holen die für ihre Herstellung nötige Energie in drei bis sechs Monaten wieder herein. Ein weiterer Pluspunkt: Windräder zu errichten ist erschwinglich. Sie können kooperativ von Genossenschaften, Stadtwerken oder Eigentümergemeinschaften betrieben werden. Hinter einem Großteil unserer Windräder stehen Tausende von Eigentümern – und nicht die Großkonzerne. Die waren noch vor wenigen Jahren gegen eine gesicherte Vergütung von Windstrom vor Gericht gezogen.

Windkraft und Naturschutz Der wissenschaftliche Beirat des BUND hat eine neue Position zur Windenergie erarbeitet, ausführlich diskutiert auf der Bundesdelegiertenkonferenz und zuvor abgestimmt in seinen Arbeitskreisen Energie, Naturschutz, Wald, Zukunftsfähige Raumnutzung, Immissionsschutz sowie Meer und Küste. Über allem stand die Frage: Wie ist der Ausbau der Windkraft mit dem Schutz der Natur in Einklang zu bringen? Unsere Antwort: Naturschutzgebiete und Nationalparks sollten grundsätzlich frei von Windrädern bleiben. Auch europäische Schutzgebiete (»Natura 2000«) gehören ausgeklammert, wenn Windräder die Schutzziele gefährden. In Naturparks, Landschaftsschutzgebieten und im Wald sollte die Nutzung der Windkraft möglich sein – gerade um andere Schutzgebiete freihalten zu können. Eine sorgfältige Planung ist dabei selbstverständlich. So zählen regelmäßige Untersuchungen einer möglichen Bedrohung der Vogelwelt bereits zum Standard der Genehmigungsverfahren.


Ob die ehrgeizigen Ziele beim Ausbau der Windkraft »offshore« zu erreichen sind, ist fraglich. Geplant sind 5 000 Anlagen, die über 25 000 Gigawatt gewinnen sollen. Offshore ist Windstrom doppelt so teuer wie an Land; zudem erzeugt das Einrammen der Pfähle mehr Lärm als erlaubt. Ein stärkerer Ausbau der Windkraft in Süddeutschland begrenzt dagegen den Anstieg der EEGUmlage und den nötigen Netzausbau, u.a. zugunsten des Weltnaturerbes Wattenmeer.

Energieversorgung der Zukunft

Solarthermie 6%

Photovoltaik 4%

Wasserkraft 0,40 %

Biomasse 7%

Wegfall Abwärme Großkraftwerke (Kohle/Atom) 32,6 %

Windenergie 10 %

Siemens

Sparsames Verhalten 10 %

Entgegen aller Befürchtung sind Windräder keine »Vogelschredder«. Brandenburgs Vogelschutzwarte hat unter den über 20 000 Anlagen im Land binnen zehn Jahren weniger als 1 500 tote Vögel notiert. Statistisch gesehen wird in den 35 Jahren Laufzeit eines Windrads einmal ein Rotmilan getötet. Das Risiko einer Kollision ist weitaus niedriger als an Hochspannungsleitungen, an Straßen und Gebäuden. Dennoch drängt der BUND darauf, den Vogelschlag an Windrädern zu minimieren. So setzen wir darauf, dass künftige Windräder größer und ertragreicher sind. Dadurch werden weniger neue Anlagen nötig. Auch sollte ihre größere Höhe das Risiko einer Kollision für Vögel und Fledermäuse deutlich senken. Eine sorgfältige und transparente Planung der Standorte kann gewährleisten, dass der zum Ersatz von Kohle- und Atomstrom nötige Ausbau der Windkraft Natur und Landschaft nur wenig belasten wird.

Einsparung Strom 10 %

Einsparung Verkehr 10 %

Einsparung Raumwärme 10 %

Szenario auf Basis des (Primär-)Energieverbrauchs für Strom, Wärme und Mobilität in Deutschland (derzeit 3 900 Mrd. kWh/Jahr). Deutlich wird das große Potenzial von Einsparung und Effizienz und der Anteil, den die Erneuerbaren bei einer naturverträglichen Nutzung einnehmen können.

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Bürger beteiligen Ganz wesentlich für den BUND ist, dass an diesem Ausbau die Bürger beteiligt werden, und zwar am Planungsprozess wie auch – soweit gewünscht – an der Finanzierung und am Betrieb der Anlagen. Die Energiewende muss auf eine dezentrale, regionale und demokratisch organisierte Energiewirtschaft abzielen, getragen von Stadtwerken und Genossenschaften. Mancher befürchtet den »Verlust der Heimat«, wenn neue Windräder gebaut werden. Doch unstrittig dürfte sein, dass auch der Schutz unseres Klimas und ein Ende der atomaren Katastrophengefahr wichtige Voraussetzungen sind, um uns »heimisch« zu fühlen. Die naturverträgliche Nutzung der Windkraft wird den deutschen Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid um 200 Millionen Tonnen pro Jahr senken. Werner Neumann … ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises Energie. Die BUND-Position »Windenergie« erhalten Sie gratis unter Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bestellung@bundladen.de; zum Herunterladen: www.bund.net/windenergie

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Grünes Band Europa

ZU R ZEIT

Zerreißprobe

Dime Melovski

Ob im mazedonischen Nationalpark Mavrovo, an der Mur zwischen Slowenien und Österreich oder am Grünen Band im Harz: Großprojekte und der Abbau von Rohstoffen drohen den mit über 12 500 Kilometern Länge größten Biotopverbund der Welt zu zerstückeln. verhindern. Deshalb unterstützt das Bundesamt für Naturschutz das BUND-Projektbüro und EuroNatur dabei, die Kommunikationsstruktur und Finanzierung der europäischen Initiative Grünes Band zu sichern.

Reiner Cornelius

Skipisten und Gipsabbau

Noch beinahe unberührt: MavrovoNationalpark (o.). Vom Gipsabbau bedrohte Buche im Grünen Band des Südharzes.

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er Nationalpark Mavrovo am Grünen Band Balkan ist ein Gebiet von globaler Bedeutung für den Vogelschutz, zudem einer der letzten Rückzugsräume für Balkan-Luchs und Braunbär. Dennoch sollen hier zwei Wasserkraftwerke, Dämme und die dazugehörige Infrastruktur entstehen, mit nicht abschätzbaren Folgen für Mensch und Natur. Ende Juni veranstalteten hier das BUND-Projektbüro Grünes Band und EuroNatur eine gesamteuropäische Konferenz. Die gut hundert Teilnehmer konnten sich vor Ort vom unschätzbaren Wert des Nationalparks überzeugen. Mehr dazu unter: www.euronatur.org/Rettet-Mavrovo An der Mur ist seit Jahren der Bau mehrerer Wasserkraftwerke geplant, die das sensible Ökosystem von Fluss und Aue dauerhaft schädigen würden. Grenzüberschreitender Protest von Freunden des Grünen Bands konnte das EU-finanzierte Unheil bislang aufschieben. Doch wirklich begraben sind die Pläne nicht. Nur gemeinsam kann es gelingen, Projekte wie diese zu

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Auch das deutsche Grüne Band ist – obwohl Nationales Naturerbe – massiv bedroht: durch maßlose Wintersportpläne bei Braunlage im Oberharz. Über 10 Mio. Euro will man hier auf Kosten von Natur und Steuerzahlern verbauen. Mehr als 16 Hektar Wald sollen am Wurmberg neuen Pisten weichen. Für Schneekanonen soll dem Quellfluss »Warme Bode« viel Wasser entnommen und ein 5 000 Quadratmeter großer Beschneiungsteich errichtet werden, genug für 80 000 Kubikmeter Kunstschnee pro Jahr. Ein Wasserschutzgebiet würde beeinträchtigt und ein Großparkplatz weitere Natur verschlingen. Örtlicher Ansprechpartner ist Friedhart Knolle unter bund.goslar@bund.net. Ein anderer Tatort ist das Weltkulturerbe Kloster Walkenried im Südharz. Es liegt an den gipshaltigen Hängen des Rösebergs. Auf seinem Kamm verläuft das Grüne Band, mit uralten Buchen, Enzian und Nieswurz. Doch die Tage dieser Vielfalt könnten bald gezählt sein: Mit Baggern und Sprengkommandos gräbt der französische Konzern Saint-Gobain den niedersächsischen Teil des Rösebergs ab – in Richtung Grünes Band. Wenn nichts passiert, werden hier bald 20 Hektar Grünes Band einfach weggeschaufelt. Aus Protest veranstaltet der BUND am 5./6. Oktober Aktionstage in Walkenried. Besuchen Sie mit Reiner Cornelius, Autor einer Buchreihe zum Grünen Band, das Kloster und andere Sehenswürdigkeiten. Auch die Folgen des Gipstagebaus sollen besichtigt werden. Alle Freunde des Grünen Bandes sind herzlich eingeladen – Anmeldung und Infos: reiner.cornelius@bund.net. Liana Geidezis und Melanie Kreutz … betreuen das Grüne Band im BUND-Projektbüro, Tel. (09 11) 57 52 94-0, gruenesband@bund-naturschutz.de, www.gruenesband.info


Jubiläum

AKTIV

Dialog im Boot

Z

Kosten der Energiewende

Gerecht verteilen

D

er Strompreis für die Haushalte steigt. Und angeblich ist die Energiewende schuld daran. Ein Blick auf die Preisentwicklung der letzten Jahre zeigt: Dem ist nicht so. Seit 2002 sind die Strompreise um 10 Cent/kWh angestiegen, die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien aber nur um 3 Cent. Mehr als zwei Drittel der Preiserhöhung haben also andere Ursachen. Das wäre auch in Zukunft so, hätte die Bundesregierung nicht weite Teile der Industrie von der Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ausgenommen. Einige wenige Hundert Firmen verbrauchen rund 18 Prozent des deutschen Stroms, zahlen aber nur 0,3 Prozent der Umlage für erneuerbare Energien. Dadurch steigt die Umlage vor allem für die Privatverbraucher. Neben den Schlupflöchern im EEG gibt es eine entsprechende

Ausnahmeregelung für die Industrie auch bei den Netzentgelten. Gleichzeitig senken die erneuerbaren Energien den Preis an der Strombörse in Leipzig. Dadurch müssten die Strompreise eigentlich für alle sinken. Der positive Effekt wird aber nicht an die Verbraucher weitergegeben, es profitieren Stromanbieter und Industriebetriebe, die ihren Strom teilweise direkt an der Börse einkaufen. Die Energiewende gelingt nur, wenn sich alle beteiligen – und nicht die einen für die anderen mitbezahlen. Deshalb fordert der BUND alle Befreiungen und Sonderregelungen für die Industrie bei Zahlung der EEG-Umlage zu überprüfen und auf wenige Ausnahmen zu beschränken.

um 10-jährigen Jubiläum des »Dialogs im Boot« lud der BUND in diesem Sommer erneut zu Fahrten mit dem Schlauchboot auf der Elbe ein. Wie immer galt es, die Auseinandersetzung um die Zukunft der Elbe in die Öffentlichkeit zu tragen und für den Schutz der wertvollen Flusslandschaft zu werben. An den bisherigen 60 Bootsfahrten auf verschiedensten Abschnitten der Elbe nahmen über 1000 Gäste teil, darunter viele Prominente aus allen Teilen der Gesellschaft. Wie wichtig es ist, auf die bedrohte Schönheit der Elbe hinzuweisen, zeigen jüngste Eingriffe an besonders erosionsgefährdeter Stelle. Kurz vor der Saalemündung ließ das Bundesverkehrsministerium die Buhnen verlängern – was das Flussbett weiter vertiefen wird.

Mehr Informationen erhalten Sie im BUND-Hintergrundpapier unter www.bund.net/energiekosten

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Iris Brunar, BUNDElbekoordinatorin, Tel. (03 40) 8 50 79 78, www.elbeinsel.de


AKTIV

Gewusst wie

Nachruf

Natur schützen

Trauer um Hans-Udo Weiland

W

elchen Herausforderungen muss sich Deutschland in den nächsten Jahren beim Schutz seiner Natur stellen? Wo muss die Politik am dringendsten handeln? Und welche Strategien empfehlen sich, um die biologische Vielfalt zu bewahren, auf nationaler wie internationaler Ebene? Der Arbeitskreis Naturschutz des BUND hat eine neue »Position Naturschutz« erarbeitet, die auf diese und weitere Fragen eine Antwort gibt. Sie erhalten die Position (50 S.) gratis im BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 864 80, bestellung@bundladen.de; oder unter www.bund.net/naturschutz

E

nde April verstarb Hans-Udo Weiland, Landesvorsitzender des BUND in Sachsen. Der Kampf gegen die Umweltzerstörung und die Untätigkeit vieler staatlicher Behörden war das Lebenselixier des streitbaren Umweltschützers. Mit ihm verliert der BUND eine engagierte Persönlichkeit, die sich vor Konflikten nicht scheute.

Die Wurzeln seines BUND-Engagements liegen in Niedersachsen, wo er in den 80er Jahren die Kreisgruppe Holzminden leitete. Durch seine berufliche Tätigkeit als Unternehmensberater in Leipzig fand er 1994 zur sächsischen Kreisgruppe Delitzsch-Eilenburg. Damit gab er dem Umweltschutz in dieser Region wichtige Impulse. 2007 wurde er zum Landesvorsitzenden gewählt, eine Funktion, die er bis zuletzt ausfüllte. »Hans-Udo Weiland brachte im Vorstand vor allem seine Sachkenntnis in Fragen des technischen Umweltschutzes, bei der Verbandsorganisation und bei rechtlichen Fragen ein. Mit ihm verlieren wir einen aufrechten und konsequenten Aktiven für den Schutz von Natur und Umwelt«, so Wolfgang Riether, Geschäftsführer des BUND Sachsen.

Aktionen zum Nachmachen

Einen Rahmen geben Die Aktion Platzieren Sie als Fotomotiv für die eingeladene Presse einen provisorischen Bilderrahmen vor einer Landschaft, die von einem Eingriff bedroht ist. Wählen Sie den Ausschnitt so, dass die Schönheit der Landschaft mittels dieser Einrahmung deutlich wird. Und der Preis ihrer Zerstörung, wenn der geplante Eingriff umgesetzt wird.

Der Anlass Aktion der BUND-Kreisgruppe Nürnberger Land – mit Hubert Weiger – gegen eine geplante Flurbereinigung.

Sie protestieren zum Beispiel gegen ein Bauprojekt, das das Landschaftsbild zu zerstören droht; sei es ein Einkaufszentrum oder Gewerbe-

gebiet auf der grünen Wiese, eine Stromtrasse oder Umgehungsstraße.

Der Aufwand Gering: Sie benötigen einen quadratischen oder rechteckigen Rahmen aus Holz im Format 1 mal 1,50 Meter (z. B.), farbig oder naturbelassen. Das Muster einer Presseeinladung finden Sie online (siehe unten). Tipp: Nutzen Sie den Fototermin, um die Botschaft Ihrer Aktion inhaltlich zu unterfüttern – durch ein Pressegespräch oder plakativ durch ein Schild oder Transparent mit Ihrer politischen Forderung.

Praxiserprobt und bewährt, an keinen konkreten Ort gebunden, zeitlich und finanziell wenig aufwendig und daher leicht umzusetzen: Aktionen wie die obige wollen wir Ihnen künftig regelmäßig präsentieren. Gruppen und Aktive finden auf bund-intern.net einen neuen Aktionskatalog. Hier erhalten Sie für diese und andere Aktionsideen Unterstützung durch Musterpressemitteilungen, Material sowie Tipps und Tricks. Wir laden zum Nachmachen ein!

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Projekt 500 000 – die Erde braucht Freunde

Mit der Familie im BUND

Geschenk 1 Das Manfred MistkäferMagazin Das Jahresabo des beliebten Mitmach-Magazins für die kleinen Naturfreunde (8 bis 12 Jahre – inkl. Begleitheft für Erwachsene)

Ein Familienausflug in die Natur ist etwas Besonderes. Gemeinsam gibt es viel zu entdecken, verschlungene Waldpfade zu erkunden oder ein Picknick auf der Wiese zu erleben. Auch zu Hause legen viele junge Familien Wert auf ein natürliches Leben, ohne giftige Chemikalien in Textilien und ohne Gentechnik in Lebensmitteln.

Mitglieder werben Mitglieder, damit die BUND-Familie weiter wächst. Unsere Mitglieder garantieren unsere politische und finanzielle Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Machen deshalb auch Sie mit und werben Sie neue Mitglieder. Entweder mit dem Coupon (unten) oder unter www.bund.net.

Haben Sie noch Fragen? Telefon: (0 30) 2 75 86-479 E-Mail: mitgliederservice @bund.net

Die Familienmitgliedschaft im BUND lädt Sie zu spannenden Naturerlebnissen und Aktionen ein. Unsere Ökotipps und aktuelle Artikel im BUNDmagazin unterstützen Sie in Fragen rund um Energiesparen, ökologische Ernährung und Verbraucherschutz. Melden Sie Familienmitglieder nach bzw. stellen Sie auf eine Familienmitgliedschaft um – ganz einfach per E-Mail oder Telefon (rechts). Jede Stimme zählt, damit Natur- und Umweltschutz noch mehr Gewicht erhalten.

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Geschenk 2 Geschenkbox Gourmetsalze

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Lecker – frischer Wind für Ihre Küche mit Rosmarin-Orange-Salz, Fleur de Sel und der Salzkreation Rustika. Mit dieser Geschenkbox können Sie Genießern oder Kochfans etwas Neues bieten. Bis auf die Salze sind alle Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau.

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Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und mein gewünschtes Geschenk angekreuzt.

Name/Vorname

Antwort Adresse

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Mitgliederverwaltung Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin

Beruf

Geburtsdatum

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E-Mail

Mitgliedsnummer

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Manfred Mistkäfer

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KosmosNaturführer für unterwegs


Nanotechnologie

AKTIV

Ein Risiko?

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Pestizide vergiften die Umwelt, selbst wenn sie – jedes für sich – als unbedenklich deklariert werden.

Pestizide

Besser überprüfen

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as der BUND schon immer vermutet hat, ist nun wissenschaftlich erwiesen: Die staatlichen Zulassungsverfahren für Pestizide sind unzureichend. So kamen Wissenschaftler der Universitäten Landau-Koblenz und Aarhus (Dänemark) sowie des renommierten Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig einhellig zu dem Ergebnis: Der bestehende Bewertungsprozess für Pestizide reicht nicht aus, um etwa das Ökosystem Fluss zu schützen. Marktgängige Pestizide seien in der Lage, die ökologischen Prozesse in Fließ-

gewässern stark zu schädigen – obwohl das Zulassungsverfahren dies eigentlich ausschließen sollte. Die Umweltforscher kritisieren, dass immer nur einzelne Pestizide überprüft würden. In der Praxis aber wirkten viele Agrochemikalien gleichzeitig. Außerdem liege die Mindestdosis, ab der Pestizide ihre Wirkung entfalten, um den Faktor 10 bis 100 niedriger als bei der Zulassung angesetzt. Der BUND fordert die Zulassung von Pestiziden rasch zu reformieren und in Zukunft deutlich transparenter zu gestalten.

anotechnologie klingt zunächst sehr weit weg, nach Labor und Industrie. Doch haben die winzig kleinen Partikel inzwischen nahezu unbemerkt unseren Alltag erobert. Ob im Essen, in Outdoor-Kleidung, in Haushalt- oder Kosmetikartikeln – die Teilchen sind allgegenwärtig. Auch wenn wir’s nicht wahrnehmen: Wir sind Teil eines großen Freilandversuches. Schadet Nanotechnologie unserer Gesundheit oder der Umwelt? Eine Antwort darauf wird es wohl erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten geben. BUNDjugend und BUND wollen mit der Broschüre »Nanotechnologie« vor allem jungen Menschen helfen, sich eine Meinung über die »Zukunftstechnologie« zu bilden. Die Broschüre gibt es gratis im BUNDladen, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bestellung@bundladen.de; mehr dazu: www.bund.net/nano

Projekt Pestizide & Biodiversität, Tomas Brückmann, Tel. (0 30) 2 75 86-4 20, tomas.brueckmann@bund.net, www.bund.net/pestizide

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt!

Ich wurde geworben Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark und werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: (mind. 50 €) .................................................................. 앬 Einzelmitglied 앬 Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) .................................................................. 앬 Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) .................................................................. 앬 Lebenszeitmitglied

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

(einmalig mind. 1500 €) .................................................................. Name/Geburtsdatum

Zahlungsweise: 앬 jährlich 앬 halbjährlich 앬 vierteljährlich

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung Name/Vorname

und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

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Abenteuer Faltertage

Hochsaison nutzen

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m 25. und 26. August ruft der BUND zum zweiten Aktionswochenende seines »Abenteuers Faltertage« auf. Wieder gilt es zehn leicht zu erkennende Arten zu notieren und dem BUND zu melden. Dafür stellen wir einen Zählbogen mit Abbildungen zur Verfügung, der beim Bestimmen der Schmetterlinge hilft. Beteiligen auch Sie sich, ob Ende August oder zu einem beliebigen anderen Termin noch bis Ende der Faltersaison. Mit der Zählaktion wollen wir mehr darüber erfahren, wie sich unsere (noch) häufigen Tagfalter entwickeln, und auf ihre Bedrohung hinweisen. Obwohl ein Sommer ohne sie schwer vorstellbar ist – viele Schmetterlinge werden immer seltener. Nur etwa einem Fünftel der heimischen Arten geht es noch richtig gut.

Mehr dazu in unserer Broschüre »Schmetterlinge schützen«; sie und die Zählbögen gibt es gratis unter www.bund.net/faltertage oder schmetterling@bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-4 18

Fußball ist unser Leben … … wenn man den Medien während der EM Glauben schenkte. Fußball bringt die ersehnten Einschaltquoten und liefert das junge Publikum gleich mit. Was können Programmmacher beim öffentlichrechtlichen Rundfunk mehr wollen? Sie sollten aber mehr wollen, denn Fußball verdrängt Qualität aus dem Programm und zwingt Mitbewerber zu Wiederholungen. Schlimmer noch, Fußball-Senderechte werden immer teurer. Bleibt also nur Sparen in anderen Bereichen, bei der Kultur oder beim guten Film. Es ist ein wenig wie eine Droge: immer mehr Sport, immer weniger Qualität – und am Ende immer weitere Einschnitte beim eigentlichen Auftrag. Alle reden über Fußball, natürlich wir vom BUND (manchmal) auch. Aber wir sollten interessante und qualitativ hochwertige Sendungen fordern und fördern, damit auch darüber gesprochen wird. Ein gutes Beispiel dafür: Die Sendung ZDF zoom vom 20. Juni mit dem Titel »Unter Strom – Der Kampf um die Energiewende«. Ich finde, spannender als manches Fußballspiel. http://zoom.zdf.de (Archiv) Klaus Brunsmeier, stellvertretender Vorsitzender des BUND

Naturschutztage

Lenzen lockt Naturliebhaber

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um fünften Mal lädt der BUND im Herbst zu den »Naturschutztagen an der Elbe« auf Burg Lenzen. Vom 5. bis 7. Oktober wollen wir Natur- und Umweltschützern erneut Gelegenheit geben, ihre Erfahrungen auszutauschen, von neuen Projekten und Aktivitäten zu hören und gleichzeitig die wunderschöne Natur der Elbtalaue zu genießen. Wieder erwartet Sie ein abwechslungsreiches Programm. So werden wir nach Lösungen suchen, wie sich der Schutz und die Nutzung von Auenlandschaften vereinbaren lassen. Auch die Energiewende wird als brandaktuelles Thema breiten Raum finden. Im Mittelpunkt des praktischen Artenschutzes stehen in diesem Jahr die Bienen und Hummeln. Und die BUNDjugend wird an einem Beispiel zeigen, wie es gelingt, Jugendliche und Kinder mit moderner Technik für die Natur zu begeistern. Darüber hinaus wird genug Zeit bleiben, um das nahe Rambower Moor und die Auenlandschaft der Elbe zu erkunden. Wie immer wird die Burgküche unsere Gäste mit regionalen Bio-Köstlichkeiten verwöhnen.

Die Burg Lenzen liegt etwa auf halber Strecke zwischen Hamburg und Berlin inmitten des Biosphärenreservates Flusslandschaft Elbe. Naturschützer auf Exkursion (Oktober 2011).

Programm und Anmeldung: BUND-Besucherzentrum Burg Lenzen, Burgstr. 3, 19309 Lenzen, Tel. (03 87 92) 12 21, info@burg-lenzen.de, www.burg-lenzen.de; Tagungsgebühr (ohne Kost und Logis): 30 €, ermäßigt 15 €

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I NTER NATIONAL

Friends of the Earth Afrika

Bündnis für Umweltgerechtigkeit Wie ist unser Netzwerk weltweit aufgestellt? Was sind die drängendsten kontinentalen Themen? Und was haben wir damit zu tun? Die Partner des BUND in Afrika sind mit großen Umweltproblemen konfrontiert. Im Kampf gegen die Ausbeutung durch Großkonzerne können Europas »Friends of the Earth« wichtige Schützenhilfe leisten.

Verseuchte Böden durch unkontrollierte Ölförderung in Nigeria. Rechts: Treffen der FoE Afrika in Ghana.

Der Großteil der Umweltarbeit kann auch in Afrika nur erledigt werden, weil es viele Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren. Erschwerend wirken sich die oft unzuverlässige Stromversorgung und instabile Kommunikationsnetze aus. Beeinträchtigt wird die Abstimmung auch deshalb, weil die ReisekosTunesien wei Schwerpunkte bestimmen ten zwischen den Ländern zum Teil sehr hoch Mali die Arbeit der BUND-Partner sind. Und da es mit Englisch, Französisch Nigeria von Friends of the Earth Afrika. und Portugiesisch drei offizielle Sprachen Sierra Leone Kamerun Uganda Sie kämpfen gegen den zerstöregibt, müssen bei vielen Treffen teure DolLiberia GhanaTogo rischen Abbau von Bodenschätmetscher anwesend sein. Um Kosten Tansania zen wie Öl und Edelmetalle. Und zu sparen, gibt es seit Neuestem Malawi Mozambik sie wehren sich dagegen, dass immer mehr Land mehr Treffen innerhalb der Mauritius illegal beschlagnahmt wird, um Nutzpflanzen für Sprachblöcke – und seltener Swasiland Agrosprit oder Exportlebensmittel anzubauen. Treffen, zu denen alle anreisen, von »Unsere Bodenschätze und Ressourcen werden oft Südafrika Tunesien über Nigeria bis Südafrika. ohne Rücksicht auf Umwelt und Mensch ausgebeutet. Während große Konzerne und korrupte Regierungen Auf Partner angewiesen Unser Bündnis Friends of the Earth International profitieren, hat der Ausverkauf für die Bürger, für Landschaft und Klima gravierende Folgen«, so der Nigeria- spielt für die Partner des afrikanischen Kontinents eine ner Nnimmo Bassey, seit vier Jahren Vorsitzender von wichtige Rolle. »Indem wir Argumente austauschen, Aktivitäten abstimmen und uns alle besser vernetzen, FoE International. erreichen wir langfristige Lösungen auf allen Ebenen. Kooperation erschwert Kritisieren wir in Europa ein Unternehmen, welches in Oft sind es die Ärmsten und politisch Machtlosen, Afrika die Umwelt zerstört, entfalten wir mehr Kraft, als die am schwersten von Umweltzerstörung und Kata- wenn wir die gleiche Sauerei in Afrika anprangern. Oft strophen betroffen sind. »Umweltgerechtigkeit« ist gelingt es uns noch nicht einmal, an Informationen zu deshalb ein zentrales Motiv in der Arbeit der afrikani- gelangen. Fragt aber ein Kollege aus dem Heimatland schen Freunde. Ihre Kampagnen bestreiten sie vor des Konzerns an, gibt es sofort eine Antwort«, sagt allem mit Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. So Nnimmo Bassey. »Deshalb sind wir auf die Kollegen in bietet »Ground Work« (FoE Südafrika) regelmäßig Kollo- Europa und Nordamerika angewiesen.« quien an, um Menschen fortzubilden. Die »National Antje von Broock Association of Professional Environmentalists« (FoE Uganda) veranstaltet sogar wöchentlich eine Schule … betreut die internationale Arbeit des BUND. Möchten Sie mehr erfahren? Kontakt: antje.vonbroock@bund.net der Nachhaltigkeit für ihre Aktiven.

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Rio + 20

Banken statt die Welt gerettet

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it gemischten Gefühlen reiste die kleine BUND-Delegation nach Rio. Hatten sich doch UN und deutsche Bundesregierung schon im Vorfeld stark auf das Allheilmittel »Grüne Wirtschaft« festgelegt. Dass aber die Staatengemeinschaft trotz der Weltlage wirklich nichts Konkretes beschließen würde, übertraf die schlimmsten Befürchtungen. Noch bevor der eigentliche Gipfel unter der Beteiligung von 150 Regierungschefs und Fachministern begann, war er schon wieder vorbei. Brasiliens Verhandlungsführer legten am Abend vor Konferenzbeginn ein wachsweiches und inhaltsleeres Abschlussdokument vor, das rasch akzeptiert wurde. Wie konnte es dazu kommen? Im Textentwurf standen neben GreenEconomy-Heilsversprechen auch einige konkrete Vorhaben. So sollten Subventionen für Kohle, Öl und Gas abgebaut, Meeresschutzgebiete ausgewiesen und die Umweltorganisation der UN deutlich gestärkt werden. Doch genau diese Punkte riefen auch Widerspruch hervor. Brasilien reagierte: Was keinen Kon-

sens versprach, flog aus dem Vertrag. Alle Industriezweige also, die von der Ausbeutung natürlicher Ressourcen leben, konnten die Sektkorken knallen lassen – ob dieses »Nachhaltigkeitsgipfels«. Sie werden die Meere leerfischen, die Wälder abholzen und Öl fördern können wie bisher.

Fakten schaffen Es lässt sich nicht einmal von einem Versagen der Regierungen in Rio sprechen. Denn Versagen setzt voraus, dass man überhaupt etwas erreichen wollte. Offensichtlich aber wollte keine Regierung wirklich mehr Nachhaltigkeit durchsetzen. Zu sehr stand die Rettung des Euro und das stetige Wirtschaftswachstum aller Nationen im Vordergrund. Rio hat so seinen guten Namen für mehr Umweltschutz verloren. Entmutigen darf uns dieses Desaster nicht, im Gegenteil. Umweltschäden machen auch künftig nicht vor Grenzen Halt. Die Umweltverbände haben allen Grund, weiter für internationale Vereinbarungen zu plädieren. Sie müssen sich weltweit noch besser vernetzen und so

80 000 Menschen demonstrierten parallel zum Umweltgipfel für verbindlichere Ergebnisse – darunter auch viele Aktive des BUND-Netzwerks »Friends of the Earth«.

ein soziales wie auch ökologisches Gegengewicht zur Wirtschaftslobby bilden. Und sie können durch ihre Arbeit zu Hause Fakten schaffen. Ist zum Beispiel die Energiewende in Deutschland realisiert, wird sich unsere Regierung kaum noch für eine weltweite Expansion der Atomkraft einsetzen. Almut Gaude

Europäischer Klimaschutz

Mehr Einsatz, Frau Merkel!

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rau Bundeskanzlerin, packen Sie jetzt mal richtig an! Dies forderte der BUND Anfang Juni in Berlin, gemeinsam mit Brot für die Welt, Germanwatch, Klimaallianz, NABU, Oxfam und WWF. Angela Merkel muss mehr für das Ziel tun, den CO2-Ausstoß auf EU-Ebene bis 2020 um mindestens 30 Prozent zu verringern (gegenüber 1990). Bisher strebt die EU nur 20 Prozent an. Doch um die nationalen und globalen Klimaschutzziele zu erreichen, ist dies viel zu wenig. Die Bundeskanzlerin muss deshalb den Klimaschutz zur Chefsache machen, in Deutschland wie in Europa. Packen Sie es an!

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Erfolg für Eisbären

DI E J U NGE SEITE

Die Jugendorganisation des Bund Naturschutz (JBN) hat mit vielen kreativen Aktionen dazu beigetragen, den Ausbau des Münchner Flughafens vorerst zu stoppen.

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lötzlich sind sie da, und sie erregen viel Aufsehen in der Stadt. Wochenende für Wochenende ziehen sie durch die Kneipen und Bars, am Abend, wenn es dort schön voll ist. Eine Gruppe Eisbären ist in München unterwegs: Sie stellen sich zu den Menschen an die Theke, kommen zu den Gästen an die Tische. Sie verwickeln die Besucher der Lokale in Gespräche über ein Thema, das ihnen ziemlich am Herzen liegt: Muss man den Münchner Flughafen wirklich ausbauen? Braucht die Region unbedingt eine dritte Startbahn? Und vor allem: Wie würde eine weitere Steigerung des Flugverkehrs das Weltklima verändern – und damit die frostige Heimat der Eisbären? Am Ende bitten die Pelztiere um eine Unterschrift, damit ein Bürgerentscheid stattfinden kann: Die Münchner sollen abstimmen, ob sie für oder gegen den Ausbau des Flughafens sind.

Kreativer Klimaschutz

www.jbn.de

»Irgendwann haben wir gemerkt: Mit einem Infostand oder Flugblättern erreicht man nur eine gewisse Zahl von Leuten. Der Rest schaltet ab, will sich nicht mit dem Thema beschäftigen«, erinnert sich Andreas Link vom Landesvorstand der JBN. Dass sich die bayerische BUNDjugend gegen den geplanten Ausbau des Flughafens engagieren würde, war klar: »Bereits jetzt verschulden die Flüge ein Zehntel aller Treibhausgasemissionen in

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BUNDmagazin [3-12]

Bayern. Als Ausgleich müsste man jedes Jahr einen Buchenwald von der Fläche Mittelfrankens pflanzen«, so der 22-Jährige. »Mehr Flugverkehr würde dem Weltklima noch mehr zusetzen – ein ganz falsches Signal.« Im Aktionsbündnis gegen den Flughafenausbau, das sich in Bayern formierte, hatte die JBN sofort ihre spezifische Rolle: »Während andere Gruppen sich zunächst auf die Themen Lärm und Naturschutz konzentrierten, war für uns der Klimawandel das wichtigste Argument gegen den Ausbau. Und wir haben die frechen und ungewöhnlichen Aktionen geplant.«

Papierflieger und Video Zuerst stellte die JBN eine Bastelanleitung für einen Protest-Papierflieger ins Internet, die über 300-mal heruntergeladen wurde. Später starteten die Kneipentouren im Eisbärenkostüm, um Hunderte Unterschriften für den Bürgerentscheid zu sammeln. »Dann haben wir uns überlegt, wie wir unsere Argumente knapp und witzig verpacken können, damit sie auch die erreichen, die noch nicht überzeugt sind«, erzählt Amelie Bauer. Sie hatte die Idee zu einem kurzen Video: Eine gelangweilte Stewardess (in einer Flugzeugkabine aus Recyclingpapier) macht ihre Passagiere nicht wie üblich mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord vertraut, sondern liefert in einer Satire viel Munition gegen die Ausbaupläne. »Mit über 5 500 Klicks auf Youtube ist das Video das erfolgreichste, das die JBN je online gestellt hat«, freut sich Amelie Bauer.


Anschließend lud man zum öffentlichen Picknick im Flughafen: auch das eine Idee, die beim Aktionsbündnis gegen die neue Startbahn viel Anklang fand.

Lernen von London »Bei der Organisation des Protests hat sehr geholfen, dass wir uns mit den Menschen vernetzt haben, die in London den Bau einer neuen Startbahn verhindert haben«, erzählt Joseph Brückner. Er organisierte für die JBN einen Klimakongress. »Viele Ideen haben wir dort entwickelt – auch das Picknick im Terminal hat es in ähnlicher Form bereits in London gegeben.« Vor allem machte der Zuspruch der Mitstreiter aus dem Ausland den hiesigen Jugendlichen Mut: »Wir haben gemerkt, dass es eine gute Chance gibt zu gewinnen.« In der Tat: Mitte Juni stimmten 54,3 Prozent der Münchner in einem Bürgerentscheid gegen den Ausbau des Flughafens – ein Etappensieg für den Klimaschutz. Die Flughafenerweiterung ist damit aufgeschoben. Bei einem Klimacamp im Juli feierte die JBN indes nicht nur ihren Erfolg, sondern zeigte noch einmal Flagge. »Wir werden den Klima-

schutz – wenn nötig – ein zweites Mal verteidigen«, so Pressesprecher Florian Sperk. »Das Münchner Rathaus hat das Ergebnis des Entscheids zwar ohne Wenn und Aber akzeptiert. Doch die dritte Startbahn scheint noch nicht ganz vom Tisch. Die Landesregierung hält den Ausbau weiter für nötig.«

Aktionen in der Öffentlichkeit zählen zum festen Programm der BUNDjugend. Bunt und kreativ fallen wir auf und verschaffen uns Aufmerksamkeit. Ab sofort könnt ihr euch in der Bundesgeschäftsstelle kostenlos Kostüme ausleihen und damit eure Aktionen und Demos bereichern. Es gibt eine Auswahl von Tieren und Pflanzen, die sich besonders für Aktionen rund um die Themen Ernährung und Landwirtschaft eignen. Fotos aller Kostüme und ein Bestellformular gibt es auf www.bundjugend.de/mitmachen/

kostuemverleih

Bayern hat die Wahl So hat die BUNDjugend in Bayern ihr Schwerpunktthema 2013 strategisch gewählt. Alles wird sich nächstes Jahr ums Klima drehen. »Wir werden unser eigenes Mobilitätsverhalten überprüfen und uns mit den Quellen der Treibhausgase beschäftigen. Auch der Flughafenausbau wird noch einmal eine wesentliche Rolle spielen – um die Planungen für die dritte Startbahn endgültig zu beerdigen«, erklärt Florian Sperk. Die Chancen, hier eine Entscheidung herbeizuführen, stehen gut: Im Herbst 2013 wählen die Bayern einen neuen Landtag. Die JBN wird erneut mit kreativen Aktionen darauf hinweisen, dass man an der Urne auch über den Klimaschutz abstimmt. Helge Bendl

Aktiventreffen 2012 Die BUNDjugend lebt vom Mitmachen, vom Engagement ihrer Mitglieder und Unterstützer in den Landesverbänden. Vom 21. bis 23. September findet in Rothenburg an der Fulda unser diesjähriges Aktiventreffen statt. Wir wollen über zurückliegende und künftige Projekte diskutieren, uns noch besser kennenlernen und vernetzen. Neben inhaltlicher Arbeit und Terminplanung soll der Spaß nicht zu kurz kommen. So wird es ein tolles Programm geben mit kleinen Exkursionen, Teamspielen und Diskussionen. Meldet euch an unter: aktiventreffen@bundjugend.de

Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Am Köllnischen Park 1a, 10179 Berlin, Tel: (0 30) 2 75 86-50, Fax: -55, info@bundjugend.de, www.bundjugend.de

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Manfred Mistkäfer weiß die Antwort! Das Magazin für Kinder von 8 – 12 Jahren erscheint vier mal im Jahr. Jede Ausgabe enthält ein Begleitheft für Erwachsene. Das Jahresthema 2012 lautet Wilde Stadtnatur. Infos und Bestellung unter www.naturtagebuch.de oder Telefon: 0711/619 70-24 Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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Die Stadt lebt

MEDI EN

Immer mehr Menschen ziehen in die Städte – und immer mehr Wildtiere. In unseren Metropolen lebt eine beeindruckende Anzahl von Tieren, nicht nur Spatzen und Tauben, Motten und Ratten fühlen sich hier wohl. Allein innerhalb der Berliner Stadtgrenzen wurden schon 150 Vogelarten festgestellt. Die verschiedenen Teile der Stadt sind ein Lebensraum für Arten, denen die intensiv genutzte Agrarsteppe auf dem Land nur noch wenig zu bieten hat. Der Naturführer »Stadtfauna« lehrt die urbane Fauna mit geschultem Auge zu betrachten und Naturerfahrungen vor der Haustür zu sammeln. Auf über 400 Seiten

werden 600 der Tierarten vorgestellt, die in den Städten Mitteleuropas zu Hause sind. Eine Einleitung informiert über Besonderheiten der Stadtnatur, den Einfluss des warmen Mikroklimas auf die Ausbreitung mediterraner Tierarten und die Ankunft fremder Spezies. Die Artenporträts sind, wie es sich für ein Bestimmungsbuch empfiehlt, kurz und informativ. Man erfährt, in welchem Teil der Stadt welche Tiere zu erwarten sind. Und auch die Fotos machen Lust darauf, sich auf Entdeckungsreise zu begeben – in den nächsten Park, auf eine Brache, in den Stadtwald oder den eigenen Kleingarten.

Stefan Ineichen u.a. (Hrsg.): Stadtfauna – 600 Tierarten unserer Städte, 2012. 434 S., 29,90 €, Haupt

Erlebnis Meer Wer eine Reise ans Meer plant und sich vorab über Pflanzen und Vögel, über Muscheln und anderes Strandgut kundig machen will, hat heute eine Reihe von Bestimmungsbüchern zur Hand. Doch als Einstimmung ist ein akustisches Medium ungleich geeigneter. Die CD »Erlebnis Meer« vereinigt 110 Tonaufnahmen von Meer und Küste. Zu hören sind Klangimpressionen der Elemente, von leichtem Wellenschlag bis zu tosender Brandung und heulendem Sturm. Auch technische Geräusche wie Nebelhorn und Schiffsglocke sind dokumentiert, außerdem eine typische

Hafenstimmung und das lautstarke Feilschen der Fischer. Im Mittelpunkt aber stehen die Laute von 43 Tieren, die zumeist auch an und in der Nord- und Ostsee vorkommen. Das Beiheft stellt sie kurz in Wort und Bild vor – von Buckel- und Schweinswal über Seehund und Kegelrobbe bis zu einer kleinen Auswahl von Meeres- und Küstenvögeln. Wussten Sie, dass der Pistolenkrebs mit seinen Scheren die lautesten Geräusche aller Tiere erzeugt? Ein Rätselspiel hilft, Informationen zu diesem und anderen Phänomenen zu vertiefen. Für Erwachsene wie Kinder!

Karl-Heinz Dingler, Christian Fackelmann: Erlebnis Meer – Tierstimmen und Geräusche an Meer und Küste, 2012. 79 Minuten, plus 32-seitiges Beiheft, 12,95 € (Download: 9,95 €), Ample Edition

Zur Gründung der Grünen »Meine Damen und Herren« eröffnete Herbert Gruhl am 12. Januar 1980 die Gründungsversammlung der Bundespartei Die Grünen. »Liebe Freundinnen und Freunde« flüsterte ihm sein Präsidiumsnachbar zu – und Gruhl korrigierte seine Ansprache der Delegierten. Der konservative Ökologe Herbert Gruhl, Gründungsmitglied des BUND und von 1975 bis 1977 sein Vorsitzender, war ein prominenter Vertreter der fünf Strömungen, die sich mit zum Teil sehr unterschiedlichen Zielen und Werten zu den Grünen zusammenschlossen. Silke Mende untersucht die Geschichte der Gründungsgrünen. Sie analysiert Traditionen

und Konzepte der konservativen Naturschützer, der antiautoritären Anthroposophen, der undogmatischen Linken und der unterschiedlichen kommunistischen Gruppen. Einig sind sich diese divergierenden Strömungen, zeigt Mende, in ihrer Staatskritik. Die Linke hatte zum Natur- und Umweltschutz ein nur instrumentelles Verhältnis. Mendes akribische und sachkundige Analyse gibt zugleich auch einen Einblick in die bundesdeutsche Mentalität der siebziger und frühen achtziger Jahre. Ihre Arbeit beweist, dass eine Dissertation wissenschaftlich fundiert und lesbar sein kann.

Silke Mende: Nicht rechts, nicht links, sondern vorn. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2011. 541 S., 64,80 €, Oldenbourg

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Vom Sammlerglück Ein verregneter Sommer, und auch die Tage werden schon wieder kürzer – wer wollte da nicht lamentieren? Nicht so die Pilzesammler: Verspricht doch ein feuchter Sommer satte Beute. Passend zur diesjährigen Hochsaison ist ein Pilzbuch mit hohem Unterhaltungswert erschienen, so lustig wie lehrreich. Der Brite John Wright gibt darin einen Überblick über die gängigsten Genuss- und Giftpilze. Dabei lässt er von der ersten bis zur letzten Seite keine Gelegenheit zu Späßen aus. Das mindert den Gebrauchswert des Buches nicht, im Gegenteil, voller Vergnügen liest man sich durch jede Zeile.

Etwas Vergleichbares gab es in dem – mit Pilztiteln eigentlich gesättigten – deutschen Buchhandel bislang nicht. Danke dem Verlag für die Übersetzung! Wright ist ein gefragter Pilzexperte in Großbritannien, der es geschafft hat, sein Hobby zum Beruf zu machen. Es hat also Hand und Fuß, was er uns Pilzjägern an Basiswissen und an Tipps mit auf den Weg gibt. Einen Bestimmungsführer soll sein Buch übrigens nicht ersetzen, schon weil von den etwa 4 000 Großpilzen unserer Breiten nur 72 aufgegriffen sind. Dafür runden über 30 Rezepte den Inhalt ab. Der ideale Begleiter für die neue Pilzsaison!

John Wright: Handbuch für Pilzjäger – Sammlerglück und Pilzgenuss, 2012. 256 S., 19,90 €, Ulmer

Nachhaltigkeit konkret In der Reihe »Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung« hat der Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Umweltethik«, Felix Ekardt, zwei erste Bände herausgegeben, erschienen im Metropolis Verlag.

1) Erneuerbare Energien – Ambivalenzen, Governance, Rechtsfragen. 261 S., 29,80 € 2) Klimagerechtigkeit – Ethische, ökonomische, rechtliche und transdisziplinäre Zugänge. 299 S., 29,80 €

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NaDiQuAk Der fachdidaktische Qualifikationslehrgang der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

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das neue anwendungsorientierte, fachdidaktische Weiterbildungsangebot der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe

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für Berufs(wieder)einsteigerInnen der Studienrichtung Biologie und angrenzender Displinen

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die Qualifikation für die schulische und außerschulische Natur- und Umweltbildung

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Weitere Informationen: email: nadiquak@ph-karlsruhe.de webside: http://www.natwiss.ph-karlsruhe.de/nadiquak

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Im Gespräch mit Kreet Loigom

PERSÖN LIC H

sche mal abgeschlossen ist, hoffe ich das Naturmobil auch inhaltlich mitgestalten zu können und öfter selbst als Betreuerin einzuspringen. Haben sich Ihre Erwartungen an den Bundesfreiwilligendienst bislang erfüllt? Ja, ich begrüße sehr, dass er mir die Möglichkeit bietet, mich beruflich umzuschauen, mich vielleicht auch neu zu orientieren im Leben. Und dies nicht im Rahmen eines unbezahlten Praktikums, sondern sozialversichert – für mich ein ganz entscheidender Punkt.

Der Bundesfreiwilligendienst ist der Nachfolger des Zivildienstes. Er steht allen offen – Frauen wie Männern zwischen 16 und 99. Sie können sich 6 bis 18 Monate lang engagieren, auch für den Natur- und Umweltschutz beim BUND. So wie Kreet Loigom: Die gebürtige Estin kümmert sich seit Januar halbtags um das Naturmobil der Kreisgruppe Regensburg.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Freiwilligendienst beim BUND zu leisten? Ich war auf Arbeitsuche, habe aber als Psychologin nicht so meinen Traumjob gefunden. Die Geschäftsführerin des Bund Naturschutz in Regensburg erzählte mir von der Möglichkeit des Freiwilligendienstes. Ich entschied mich dann dafür, weil ich immer gerne für den BUND gearbeitet habe. Diesmal nur eben nicht ehrenamtlich, sondern gegen eine kleine Vergütung. Und was gab den Ausschlag für das Naturmobil? Mein Mann hat das Naturmobil mit seinen Schülern gebaut, im Rahmen eines einjährigen Projektunterrichts. Nun geht es darum, für dieses Angebot zu werben, Schulen anzusprechen, Sponsoren für das Zugfahrzeug zu suchen und Fahrer und Betreuer zu finden. All das ist nun meine Aufgabe. Wenn das Organisatori-

Wem können Sie den Freiwilligendienst empfehlen? Menschen wie mir, die ein Orientierungsjahr einlegen wollen. Jüngeren, die ihren Berufswunsch noch nicht festgelegt haben. Und älteren Menschen, die nach einer sinnvollen Beschäftigung suchen; die sich in die Gemeinschaft einbringen und in Kontakt mit anderen bleiben wollen. Würden Sie sich eine andere Ausgestaltung des neuen Angebotes wünschen? Ich habe nur am Rande von Überlegungen gehört, die Sozialversicherungsleistungen zu kappen. Darin sähe ich ein großes Problem. Was planen Sie, wenn Ihr Dienstjahr zu Ende ist? Ich bin fleißig dabei, Anträge zu schreiben, um das »Naturmobil« anderweitig zu finanzieren. Das wäre für mich eine Chance, es weiter betreuen zu können, über den Freiwilligendienst hinaus. Mein Ziel ist es jetzt aber erst einmal, das Projekt bis zum Jahresende so weit zu koordinieren, dass es zum Selbstläufer wird und an unser Kreisbüro angegliedert werden kann. Die Nachfrage ist jedenfalls riesig: Über die Sommermonate ist das mobile Umweltlabor schon fast vollständig ausgebucht. Interview: Severin Zillich

Kontakt: Tina Dorner und Kreet Loigom, Tel. (09 41) 2 30 90, www.regensburg.bund-naturschutz.de

Du hast Deinen Schulabschluss in der Tasche und fragst Dich, was eigentlich danach kommt? Du interessierst Dich für Umwelt und Ökologie? Du willst Dich engagieren und etwas Sinnvolles tun? Dann bist Du beim Bundesfreiwilligendienst genau richtig! Von A wie Aktionsplanung bis Z wie Zäune ziehen kannst Du Dich im BUND einbringen. Du bekommst so einen Einblick ins Berufsleben, Unterstützung für Deine Aufgaben, ein Taschengeld sowie eventuell Zuschüsse für Unterbringung und Verpflegung. Mehr dazu bei Victoria Muntendorf, Tel. (0 30) 2 75 86-5 41, bundesfreiwilligendienst@bund.net, www.bund.net /bfd (mit konkreten Stellenangeboten)

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BUNDmagazin [3-12]


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