BUNDmagazin 04/2013

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Bund f端r Umwelt und Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

www.bund.net

Weniger ist mehr

4/2013


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FORUM Liebe Leserinnen und Leser, ein »Festival des kurzfristigen Kalküls« – so bilanziert der Rat für nachhaltige Entwicklung den Bundestagswahlkampf in diesem Herbst. Das von der Bundesregierung berufene Fachgremium äußert mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen die Erwartung, »dass die wichtigen Zukunftsfragen auf eine Weise beraten und gelöst werden, die der Ernsthaftigkeit der Probleme entspricht«. Seit Juni gehört der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger dem Gremium an. In seinem Kommentar auf Seite 10 blickt auch er auf den Wahlkampf zurück und skizziert, vor welchen Herausforderungen die neue Bundesregierung steht. An guten Ratschlägen fehlt es den neuen Regierungspartnern nicht. Doch so berufen die Ratgeber auch sein mögen: Solange sich Union und SPD mehr um die Arbeitsplätze im Kohlekraftwerk oder beim Nobelwagenbauer sorgen als (zum Beispiel) in der dezentralen Energiewirtschaft oder im Ökolandbau, wird ihr guter Rat verhallen. Wer die nächsten vier Jahre mit einer so übermächtigen Parlamentsmehrheit regiert, sollte dem Gemeinwohl ganz besonders verpflichtet sein. Und ehrlich kalkulieren, wie teuer uns langfristig eine Politik kommt, die stark umweltschädlichen Industriezweigen weitere Überlebenshilfe gibt, statt zukunftsträchtige Alternativen zu fördern. Denn das widerspricht jeder Vernunft, sei sie auf christliche Weltanschauung, sozialdemokratische Traditionen oder sonst etwas gegründet. Zu den Mitgliedern des Nachhaltigkeitsrates zählt auch die Wirtschaftsprofessorin Lucia Reisch. Ihr Credo lautet: »Nachhaltiges Konsumverhalten wird solange Sache einer engagierten Minderheit bleiben, wie Anreize falsch gesetzt sind und Strukturen es nicht unterstützen« – ein passendes Leitwort für den Schwerpunkt dieser Ausgabe! Denn »Weniger ist mehr« soll mehr sein als der Appell an uns alle, sich der Umwelt zuliebe mit weniger zu begnügen. Für den richtigen Rahmen ist und bleibt die Politik zuständig. Der BUND wird die neue Bundesregierung kritisch und konstruktiv begleiten. Viel Spaß beim Lesen dieses (auch für andere Themen offenen) BUNDmagazins wünscht Ihr

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MAGAZI N 6

Kurznachrichten

FOTOSEITE 9

Bedrohte Schwebfliege

KOMMENTAR 10 … zur Bundestagswahl TITELTH EMA 12 15 18 20

Weniger ist mehr Nutzen statt besitzen Jochen Flasbarth im Interview Gigantische Verschwendung

Seite 12: Weniger ist mehr Keine Frage: Langfristig müssen wir zu einem Leben finden, das weniger Energie und Ressourcen verschlingt. Was können wir selbst und was muss die Politik dazu leisten?

AKTION 24 Demo »Wir haben es satt!« BIOSPHÄR EN R ESERVAT 26 Spreewald RATGEBER 28 Kinder zu Mobilfunkern? ZU R ZEIT 29 30 31 32

Politik öffne dich! Radeln bei Eis und Schnee? Grünes Band: Vielfalt bestätigt Wohin mit unserem Atommüll?

Seite 26: Modellregion Der Spreewald zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. In seinem Herzen liegt ein Biosphärenreservat, das daran großen Anteil hat.

AKTIV 33 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher

Severin Zillich, Redaktion

I N HALT

Leserbriefe/Impressum

Seite 40: Aktive Bamberger Ein schönes Beispiel dafür, wie kreativ sich BUNDjugendliche auf lokaler Ebene engagieren, ist in Oberfranken zu finden.

PERSÖN LIC H 46 Stefan Menzel [4-13] BUNDmagazin

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FORUM

Titel der Ausgabe 3/13

Schwerpunkt zur Wahl Ihre dem Problem der »Vermaisung« und dem Rückgang des Grünlandes gewidmete Grafik auf Seite 18 mit dem Kiebitz als Symbol verkürzt den Sachverhalt so weit, dass die tatsächlichen Verhältnisse aus dem Blick geraten. Wesentlichen Anteil am rapiden Rückgang der Kiebitzbestände (und der Artenvielfalt aller übrigen Wiesenbewohner) hat die intensivere Grünlandnutzung – mit dem Verschwinden der Weide, der weiter zunehmenden Entwässerung, dem Schleppen und Walzen in der ersten Brutphase, früherer und häufigerer Mahd der raschwüchsigen und eng stehenden Grassorten sowie schnellen Maschinen mit einer erheblichen Mähbreite. Daher ist die Polarisierung »gutes Grünland – schlechter Maisacker« mit dem Kiebitz als Symbol fern der Realität. Auch »Grasäcker« verfügen leider über keine große Vielfalt mehr. Florian Thienel, Quakenbrück

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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BUNDmagazin [4-13]

Warum räumen Sie der »Industriekultur« in der Tierhaltung einen so schlechten Platz ein? Natürlich bin ich gegen Massentierhaltung und Tierquälerei und verurteile die Zustände dort aufs Schärfste. »Industrie« kann aber auch die menschenund tierfreundliche, saubere Roboterproduktion von umweltfreundlichen technischen Hilfsmitteln und Wohnungen sein. Paaren sich Umweltverträglichkeit und Hochtechnologie, entsteht eine tragfähige Zukunft natürlicher Idylle mit synthetischer Ergänzung, eine Symbiose aus den Gegensätzen Natur und Technik. Sie sollten diese hoffnungsvolle Konnotation im Geiste des Lesers nicht dadurch ausschließen, dass Sie starre Begrifflichkeiten in seinem Kopf verankern, durch die »Industrie« bösartig wird. Daniel Braun, Hipstedt

schockiert, wie selbstverständlich ausgerechnet der BUND auf einmal für die Nutzung dieser Technik wirbt, obwohl deren Gefahren hinreichend bekannt sind! Carola Hentschel, Angela Meier, Burgheim Zu den Risiken des Mobilfunks gibt es noch viele offene Fragen. Deshalb sollte man mit dieser Technolgie bewusst umgehen. Wir weisen in der App und auf bund.net/toxfox auf die Problematik elektromagnetischer Felder hin. Allerdings wollen wir möglichst viele Menschen erreichen, wozu auch gehört, die Technik von heute einzubeziehen. Mit unserer App lassen sich Produkte gleich im Laden auf hormonell wirksame Stoffe überprüfen, deshalb dieses Instrument. Wer lieber offline bleibt, für den bieten wir einen Einkaufsratgeber im Hosentaschenformat an.

Kosmetik-App Super! Noch bevor das neue Duschgel im Einkaufskorb landet, kann man sich mit der »ToxFox«-App des BUND über schädliche Inhaltsstoffe informieren. Auf das Smartphone getippt – schon weiß man Bescheid! Was stört es da, dass gerade die wachsende Nachfrage nach Apps & Co. für die Aufrüstung der Mobilfunknetze verantwortlich ist und die Elektrosmogbelastung für Mensch und Natur so ständig zunimmt? Bislang erschwert eine auf allen Ebenen agierende Industrielobby eine neutrale und effektive Aufklärung über »Risiken und Nebenwirkungen« von Handy, WLAN, schnurlosen Telefonen, Tablet-Computern und anderen Funkgeräten. Wir sind

Titelbild 4/13 (17. Jahrgang): Oleksandr Shevchenko – Fotolia.com Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 21. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Freihandelsabkommen Klaus Brunsmeier weist in seiner Rundfunkkolumne zu Recht auf die Gefahr hin, die ein freier Zugang amerikanischer Investoren und Medienkonzerne zum deutschen Medienmarkt bedeutet. Jedoch ist dies nicht die einzige Gefahr. Das transatlantische Freihandels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und den USA bedeutet auch: offene Türen für Hormonfleisch, gentechnisch veränderte Lebensmittel, Chlorhühner, Sozialdumping, weiter liberalisierte Finanzmärkte … Und zusätzliche Macht für Großkonzerne durch die Klagemöglichkeit vor Schiedsgerichten – gegen demokratische Entscheidungen.

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 167 870 Exemplare (IVW 3/2013); in der Natur + Umwelt: 117 636 Ex. (IVW 3/2013) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagen von Walter Busch GmbH und Weit-Sichten sowie (in einer Teilauflage) von GEO. Das BUNDmagazin 1/2014 erscheint am 15. Februar mit dem Titel »Der Deutschland-Umweltcheck«.


Vor einem solchen internationalen Schiedsgericht können Konzerne gegen Staaten wegen Benachteiligungen aller Art klagen, etwa gegen europäische Umwelt- und Sozialgesetze. Es wäre gut, wenn auch das im BUNDmagazin thematisiert würde. Ulrike Treidel, Au

Wundererde mit Risiken »Empfehlenswerte Lektüre« – so endet die Rezension des Buchs »Terra Preta« im letzten Heft. Der Arbeitskreis Bodenschutz hat ein Papier erarbeitet, das die Risiken dieser »Wundererde« ins Zentrum stellt. Mystifizierung (»Klimagärtnern«, »schwarze Revolution«) ersetzt keine Stoffbilanzen und keine sachliche Auseinandersetzung über dringend nötige Verbesserungen der Bodenbewirtschaftung. Auch ist die Gefahr groß, dass dubiose Geschäftemacher der Abfallwirtschaft dieses Vakuum an sachlicher Information nutzen. Was im Kleinen funktionieren mag, kann im großen Maßstab ein

Fehler sein (Biogas, Agrarsprit). Das schreibt auch der Rezensent. Doch als BUND müssen wir diesen gesellschaftlichen Rahmen immer in Betracht ziehen. Andreas Faensen-Thiebes (für den BUND-AK Bodenschutz/Altlasten)

Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.

Einheitlicher Zahlungsverkehr

Papierflut Wie immer freue ich mich sehr über Ihr Magazin – und ärgere mich über beigefügte Werbeprospekte, die mir trotz Aufkleber am Briefkasten ins Haus flattern. Ein ironisches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, als ich auf Seite 8 las, wie man die Papierflut eindämmen kann. Ich hätte da einen Vorschlag: mit gutem Beispiel vorangehen und auf Werbeflyer verzichten. Charlotte Seeberger, Weingarten Die Erlöse aus dem Anzeigengeschäft tragen erheblich zur Finanzierung des BUNDmagazins und zu stabilen Kosten trotz steigender Auflage bei. Gerade auf die Beilagen sprechen viele unserer LeserInnen positiv an.

BUND stellt Bankkonten um Ob Sie uns als Mitglied, Förderin oder Spender unterstützen: Anfang 2014 wird sich im Zahlungsverkehr etwas ändern. Die Kontonummer wird durch die IBAN ersetzt, und aus einer Lastschrift wird ab dem 1. Februar ein Mandat. So knapp kann eine europäische Reform namens »SEPA« aussehen. Doch die Umstellung ist enorm: Gesetze und Verordnungen wurden verabschiedet, neue Softwarestandards etabliert, Geschäftsbedingungen der Banken geändert. Ihre Unterstützung soll ja auch weiterhin sicher dort ankommen, wo Sie es wollen. Sie müssen sich um nichts kümmern. Bestehende Lastschriften stellt der BUND automatisch um. Bei Einzelüberweisungen an den BUND können Sie noch bis Januar 2016 die bisherige Kontonummer und Bankleitzahl benutzen. Wie SEPA beim BUND funktioniert, zeigen wir unter www.bund.net/sepa. Und was Ihr Ortsverband jetzt tun

muss, damit die Finanzen auch im nächsten Jahr stimmen, zeigt unsere Checkliste unter www.bund.net/bund-intern. Für Rückfragen: BUND-Mitgliederservice, (0 30) 2 75 86-479, mitgliederservice@bund.net

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© DB AG/JET-FOTO Kranert

Mehr Sonnenenergie für mehr Klimaschutz: Solaranlagen auf DB-Flächen liefern sauberen Strom. Die DB stellt Dach- und Freiflächen zur Gewinnung von Strom aus Photovoltaikanlagen zur Verfügung. Auch im Bahnstrom steigern wir den Anteil regenerativer Energien – bis zum Jahr 2020 auf mindestens 35 Prozent. Bis 2050 soll der Strom für unsere Züge komplett CO2-frei sein.

Für Menschen. Für Märkte. Für morgen.


Atlas für Kinder

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Auf Reisen mit Petronella

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inder sind neugierig, wissbegierig und begeisterungsfähig. Bekommen sie die Gelegenheit, nutzen sie Bäume als Klettergerüst, bauen Höhlen oder beobachten Tiere; und am Strand sammeln sie Muscheln oder durchforsten das Treibgut. Unsere Natur übt mit allem, was darin lebt, eine große Faszination auf sie aus. Der jüngst erschienene Kinderatlas »Deutschland, Umwelt, Tiere« fördert die kindliche Neugierde. Auf reich bebilderten Seiten zu Meer und Küste, Wald und Wiese, Schmetterlingen

oder Fledermäusen vermittelt der Atlas Zusammenhänge. Und er veranschaulicht Ursache und Wirkung positiver wie negativer Veränderungen in der Natur. Der Kartenteil zeigt unter andrem herausragende Naturlandschaften und Ziele für Familienausflüge. Ein Spiel- und Unterhaltungsteil rundet das in Kooperation mit dem BUND entstandene Werk ab. Kinderatlas »Deutschland, Umwelt, Tiere«, 158 S., 19,95 €, GlückschuhVerlag; Bezug www.bundladen.de /kinderatlas. Der BUND verlost fünf Exemplare – senden Sie uns einfach bis zum 30. November eine E-Mail an naturschutz@bund.net oder eine Postkarte mit dem Stichwort »Kinderatlas« an den BUND, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin.

Hauptfigur Petronella mit einer Darstellung des Grünen Bands.

BUND-Reisen

Jetzt mit Familienprogramm m laufenden Jahr bot der BUND erstmals Reisen an, die eine aktive Begleitung von Umweltprojekten erlaubten. Nun liegt der neue Reisekatalog vor – mit einer weiteren Neuigkeit: 2014 ergänzen spezielle Offerten für Familien das Programm. Der Katalog bietet umweltpädagogische Angebote und Abenteuerliches für Groß und Klein auf Langeoog, im Harz und im Bayerischen Wald sowie auf Burg Lenzen. »Umweltfreundlich reisen, regionale Strukturen stärken« – dieses Motto prägt das Programm und zeigt sich mustergültig bei einer Reise ins Chiemgau, die mit dem Ökomodell

Achental konzipiert wurde. Sonne und Meer bieten Wander- und Erlebnisreisen im Frühjahr und Herbst in die Provence (Camargue), nach Sardinien oder in die toskanische Maremma. Im Winter locken Langlauf- und Schneeschuhtouren. Eine Reise in die Donaukarpaten wird der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger gemeinsam mit dem Rumänienexperten Dietmar Gross führen. Und die Rundtour durch Schottland wird sicherlich der Höhepunkt für alle Vogelfreunde. Frühbucher erhalten übrigens eine Gratisversicherung der Reiserücktrittskosten.

Mehr zum Programm unter www. bund-reisen.de und in Nürnberg bei BUND-Reisen, Tel. (09 11) 5 88 88-20, info@bund-reisen.de

Leserumfrage Im letzten Heft haben wir (ohne viel Resonanz) gefragt: Welche Chancen und Risiken birgt Ihrer Meinung nach ein bundesweiter Volksentscheid für Natur + Umwelt? Diesmal wollen wir wissen: Wie halten Sie es mit dem

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Fliegen? Verzichten Sie ganz? Fliegen Sie nur einmal im Jahr? Nie im Inland? Oder nur mit Ausgleich über atmosfair.de oder Ähnliches? Schreiben Sie uns! www.bund.net /leserumfrage

Tony Hegewald/pixelio.de

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KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben. Großer Erfolg für den BUND in Hamburg: Am 22. Sep-

tember stimmte bei einem Volksentscheid die Mehrheit der HamburgerInnen für den Rückkauf der Energienetze durch die Stadt. Damit ist der Weg frei für eine sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien. Der BUND Hamburg hat das Bündnis »Unser Hamburg – unser Netz« mit initiiert, Geschäftsführer Manfred Braasch ist Sprecher der Allianz. http://bund-hamburg.bund.net Deutsche Umweltverbände können künftig nationale Verstöße gegen EU-Umweltrecht vor Gericht bringen. So entschied das Bundesverwaltungsgericht Anfang September. »Dies ist ein großer Erfolg für alle, die sich für eine intakte Umwelt einsetzen. Und eine Ohrfeige für die Bundesregierung, die es versäumt hat, die nötigen Klagerechte zu schaffen«, so Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, die deshalb geklagt hatte. Saatgut frei von Gentechnik: Das ergab die Analyse von 281 deutschen Rapssaatgut-Proben in diesem Jahr. 2012 waren noch fünf Proben verunreinigt. »Die Nulltoleranz für Saatgut bewährt sich und muss bleiben«, sagte Jan Plagge, Präsident des Anbauverbands Bioland.

Die »Hohe Schrecke«, einer der ältesten deutschen Laubwälder, wird künftig bestens geschützt. Die »Naturstiftung David« des BUND Thüringen wird 2 000 Hektar aus der Nutzung nehmen und weitere max. 4 000 Hektar Wald besonders naturverträglich bewirtschaften. Das Bundesumweltministerium fördert dies mit über neun Millionen Euro. Mehr dazu in einem der nächsten Hefte! 2011 rettete der BUND das lange Jahre umkämpfte Naturschutzgebiet Neuendorfer Wiek auf Rügen. Dank vieler Spender konnten wir hier 41 Hektar erwerben und so einen Kiesabbau verhindern. Seit September führt nun ein Naturlehrpfad durchs Gebiet, mit Aussicht auf die Vogelinsel Beuchel und Hiddensee. Mehr zur Geschichte des Areals unter www.bund-mv.de (Kiesabbau Rügen) Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende des BUND, hat das Bundesverdienstkreuz »1. Klasse« erhalten – als Dank für ihre »herausragenden Leistungen für das Gemeinwesen«. Am 17. November bekommt Gerhard Kneitz den Bayerischen Naturschutzpreis, die höchste Auszeichnung des BUND Naturschutz. Der Würzburger Zoologe hat sich (nicht nur) als langjähriger Sprecher des Wissenschaftlichen Beirats vielfältig um den BUND verdient gemacht.

Allee des Jahres

Kulturgut und Lebensraum

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ie »Allee des Jahres 2013« verbindet Schlangen-Oesterholz und Augustdorf am Teutoburger Wald. Unter mehr als 160 Einsendern wählte die Jury des BUND das Foto des Bielefelders Thomas Ulrich aus. Die etwa 150-jährige Lindenallee steht beispielhaft für den Wert älterer Alleen als Lebensraum. Hier findet eine Fülle von Insekten, Fledermäusen und Vögeln Obdach. Zudem

ist die Allee des Jahres baumfreundlich gepflastert. Zum Tag der Allee am 20. Oktober weihte der BUNDVorstand sie ein. Der Preisträger gewann eine Übernachtung auf Burg Lenzen an der Elbe. Auf den zweiten Platz kam das Foto einer schön erhaltenen Mehlbeerenallee bei Kefferhausen (Thüringen). Den Aspekt »Lebensraum« verdeutlichen im Bild von Edgar

Weidemann die bemoosten, über 100-jährigen Stämme und der ungemähte Wiesensaum. Der dritte Platz ging an das Bild einer Bürgerinitiative in Chemnitz. Die Platanenallee soll einer neuen Stadtbahn weichen, könnte aber – bei anderer Trassenführung – noch gut hundert Jahre das Klima in der Innenstadt verbessern. www.bund.net/alleen

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Allee des Jahres ist die Lindenallee links. Auf die Plätze 2 und 3 kamen eine Mehlbeeren(rechts) und eine Platanenallee (m).


Die Zahl

430 000

MAGAZI N

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m niedersächsischen Wietze baut die »Celler Land Frischgeflügel GmbH« (Unternehmensgruppe Rothkötter) den größten Geflügelschlachthof Europas. Hier sollen einmal 430 000 Hähnchen pro Tag (!) getötet werden. Seit September 2011 ist die erste »Schlachtstraße« in Betrieb, mit einer täglichen Kapazität von 200 000 Tieren. Gefördert wurde die Industrieanlage mit sieben Millionen Euro aus Steuergeldern. Zu den Folgen dieser Form von »Tierproduktion« zählt: Da der deutsche Markt gesättigt ist, wird immer

mehr Geflügelfleisch exportiert. Letztes Jahr stieg allein die (hoch subventionierte) Ausfuhr nach Afrika um 120 Prozent auf 42 000 Tonnen – und zerstört dort die heimischen Märkte. Um den Großschlachthof auszulasten, müssten in der weiteren Umgebung zudem Hunderte (!) neuer Mastställe errichtet werden, mit den bekannten Begleitumständen (Tierquälerei, Gülleproblem, Zerstörung mittelständischer Strukturen …). Möglich ist eine solche Massenproduktion nur mit dem Import von Tierfutter: billigem (Gen-)Soja aus Südamerika, dessen Monokulturen dort riesige Landstriche verheeren. Auf seiner Homepage zitiert der Betreiber des Schlachthofs den Ökonomen Peter Drucker: »Das freie Unternehmertum lässt sich nicht dadurch rechtfertigen, dass es dem Geschäft dient, sondern nur dadurch, dass es der Gesellschaft dient.« Eben daran zweifeln mit Blick auf den Schlachthof sicher weit mehr als die 7 000 Menschen, die am 31. August in Wietze gegen die Agrarpolitik Deutschlands und der EU demonstrierten. Zum Protest aufgerufen hatte der BUND mit 29 anderen Organisationen. www.bi-wietze.de www.wir-haben-es-satt.de

Gesichert wie ein Hochsicherheitstrakt: der Großschlachthof in Wietze, Ende August umzingelt von Demonstranten.

Ökotipp

Schöner leben

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ede Woche verbreitet der BUND einen Ökotipp. Bewährte Hausrezepte finden sich hier neben neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Viele große und kleine Zeitungen veröffentlichen die BUND-Ökotipps

regelmäßig. Auch Privatpersonen können sie gratis über den E-Mail-Verteiler des BUND abonnieren. Die gesammelten Tipps finden Sie unter www.bund.net/oekotipps

Wäschetrockner: wenn schon, denn schon

Jean Jannon/pixelio.de

Luft und Sonne sind die umweltfreundlichsten und kostengünstigsten Wäschetrockner. Wer aber auf einen elektrischen Trockner nicht verzichten mag, sollte ein möglichst energieeffizientes Gerät wählen. Besonders umweltfreundliche Geräte erkennt man am neuen Energielabel der EU. Wäschetrockner gibt es nun in den Energieeffizienzklassen D bis A+++ (statt wie bisher G bis A). Zusätzlich gibt das Label den jährlichen Stromverbrauch an. Seit dem 1. November dürfen keine Trockner mehr in den Handel gelangen, die schlechter sind als Energieeffizienzklasse C. Bei der Anschaffung eines Wäschetrockners sollten Sie zu einem Kondensationstrockner mit Wärmepumpe

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greifen. Diese Geräte nutzen einen Teil der Abwärme wieder zum Trocknen – und brauchen deutlich weniger Energie als andere Modelle. Ein Zwei-Personen-Haushalt spart mit einem solchen Wäschetrockner pro Jahr rund 60 Euro. Für die Wahl eines besonders effizienten Gerätes empfiehlt der BUND die »EcoTopTen-Liste« des Freiburger Ökoinstituts: www.ecotopten.de Die dort gelisteten 35 Modelle sind Spitzengeräte der Effizienzklassen A++ und A+++. Sie benötigen bis zu zwei Drittel weniger Strom als Trockner der Effizienzklasse A. Was Sie dadurch an Strom sparen, wiegt die höheren Anschaffungskosten solcher Modelle bald wieder auf.


blickwinkel/Hecker/Sauer

Bedrohte Bestäuber

FOTOSEITE

Der BUND setzt sich für gefährdete Insekten ein, die als Bestäuber unserer Pflanzen von großer ökologischer Bedeutung sind. Auch Schwebfliegen zählen dazu, etwa die seltene »Lejogaster metallina«.

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Bundestagswahl

KOMMENTAR

Das muss uns eine Lehre sein Der Autor Hubert Weiger ist Vorsitzender des BUND.

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Julia Puder

it großem Einsatz hatten wir uns auf die Bundestagswahl am 22. September vorbereitet, hatten detaillierte Forderungen ausgearbeitet und vielerorts mit den KandidatInnen diskutiert. Begleitet hatten wir den Wahlkampf mit Demonstrationen gegen die industrielle Massentierhaltung in Niedersachsen und Bayern und mit diversen Presseaktivitäten. Via Internet bekamen alle BundestagskandidatInnen Fragen zu unseren Kernthemen Energiewende, Massentierhaltung und Bürgerbeteiligung gestellt. Ihre Antworten veröffentlichten wir im Netz und werteten sie aus. Dazu gab es zahlreiche Pressemitteilungen und -konferenzen. Doch ernüchtert müssen wir heute feststellen: Die für uns zentralen Themen wie Atomausstieg, Klimaund Naturschutz haben im Wahlkampf keine nennenswerte Rolle gespielt. Im TV-Kanzlerduell etwa fanden sie kein einziges Mal Erwähnung. Selbst die Energiewende wurde nicht als Innovationsprojekt für Arbeitsplätze und Umwelt diskutiert, sondern auf die steigenden Strompreise reduziert. Entsprechend gestärkt fühlt sich die Gegenseite: Eon-Chef Teyssen sprach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 28. Oktober tatsächlich von einem »Wahnsinnsprojekt«. Keine zweieinhalb Jahre ist die Reaktorkatastrophe von Fukushima her, noch immer ist sie nicht unter Kontrolle. In Deutschland aber diskutieren wir, ob die Energiewende nicht besser gebremst oder ganz beendet werden sollte. 25 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie ist für manche schon zu viel umweltverträglicher Strom im Netz. Statt zu problematisieren, dass unsere Braunkohlekraftwerke wegen des fehlgesteuerten EU-Emissionshandels auf Hochtouren laufen, hat man im Wahlkampf die erneuerbaren Energien zum Sündenbock gemacht. Dies alles konnte passieren, obwohl die große Mehrheit der KandidatInnen wie auch der jetzt gewählten Abgeordneten voll hinter zentralen BUND-Forderungen

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steht. Selbstkritisch müssen wir uns deshalb fragen: Warum kamen unsere Themen im Wahlkampf kaum vor? Immerhin wächst der BUND seit Jahren, und viele Menschen geben regelmäßig an, dass unsere Umweltanliegen für sie zentrale Bedeutung haben. Dafür gibt es sicher viele Gründe. Sehr wichtig erscheint mir, dass selbst die Grünen ihre Umweltkompetenz nicht offensiv herausgestellt haben. Damit war es SPD und Union möglich, Umweltthemen zu meiden. Eine Lehre aus dieser Wahl ist: Mit unseren Partnern in der Umweltbewegung müssen wir künftig dafür sorgen, dass die zentralen Zukunftsfragen des Umweltschutzes in allen Wahlprogrammen gesetzt und im Wahlkampf prominent vertreten sind. Als streng überparteilicher Verband wird der BUND dabei in jeder der demokratischen Parteien auch auf viele Mandatsträger zugehen, die bei uns Mitglied sind. Wahlen müssen aber mit unseren Themen nicht nur bestritten, sondern auch gewonnen werden. Mehr noch als bisher muss der BUND in den nächsten vier Jahren kampagnenfähig werden, nach dem Vorbild der Demos für die Agrarwende, die entscheidend zum Regierungswechsel in Niedersachsen beigetragen haben. Und wir müssen häufiger als bisher auch vor Ort die Abgeordneten zu unseren Veranstaltungen einladen, um mit ihnen über Umweltthemen zu diskutieren. Derzeit bringen wir uns engagiert in die Koalitionsgespräche ein. Zwölf Schwerpunkte haben wir ausgewählt und führen dazu viele Einzelgespräche mit den Verhandlungsdelegationen. Vorrang hat für uns, die Energiewende mit ökologischen und sozialen Leitplanken zu versehen und sie dauerhaft abzusichern – als dezentrales, innovatives und bürgerschaftliches Projekt. Nur indem wir uns für weniger Energieverbrauch, mehr Effizienz und den Ausbau der Erneuerbaren einsetzen, können wir endgültig und ohne schuldhaftes Verzögern aus der Atomenergie aussteigen, knappe Ressourcen schonen und unsere Klimaschutzziele erreichen. Die neue Bundesregierung steht vor weiteren großen Aufgaben im Natur- und Umweltschutz. Unsere zwölf Forderungen an die Koalitionäre finden Sie unter www.bund.net/koalitionsverhandlung . Unabhängig von den Festlegungen eines Koalitionsvertrages werden wir uns für diese Ziele mit engagierter außerparlamentarischer Arbeit einsetzen.


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unabhängig, nachhaltig, fair Der BUNDservice empfiehlt naturstrom wegen des doppelten Umwelteffekts: 100 % Erneuerbare Energien und eine besonders hohe Neuanlagenförderung. Zertifiziert vom Grünen Strom Label e.V., der unter anderem vom BUND getragen wird.

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TITELTH EMA

»Deutschland im Kaufrausch – die Deutschen kaufen so gerne ein wie seit Jahren nicht mehr!« Dies ging zum Herbstbeginn durch die Medien. Falls Sie derartige Meldungen auch künftig ohne Vorbehalt aufnehmen wollen, lesen Sie bitte auf Seite 24 weiter. Sollte der Jubel der Konsumforscher Sie eher skeptisch stimmen, wird Sie unser Titelthema bestärken.

Weniger ist Die Politik irrt im Glauben, dass unser übergroßer Hunger nach Energie und Rohstoffen allein durch eine »grüne« Wirtschaft gemäßigt werden kann. Sie muss es uns leichter machen, nachhaltige Lebensstile zu praktizieren – findet die Ehrenvorsitzende des BUND, Angelika Zahrnt.

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leider nur noch secondhand? Alternative Lebensentwürfe ohne Auto oder Plastik? Die individuellen Wege zu einem ökologisch und sozial verantwortbaren Lebensstil sind vielfältig. Diese Selbstversuche bergen Klippen und Konflikte, erst recht, wenn die ganze Familie mitziehen soll. Sie sind heute auch literarisch dokumentiert, wahlweise ernsthaft reflektierend oder lustvoll karikierend. Reihenweise helfen uns Ratgeber, umweltfreundlich zu wohnen, zu kochen oder zu reisen und uns im Dschungel öko-fairer Gütesiegel zurechtzufinden. Es fehlt nicht an nachdenklich-philosophischen Büchern und Erfahrungsberichten, wie ein Weniger an Konsum das Leben bereichern kann. Dies bestätigt auch die neuere Glücksforschung. So weit, so positiv.

blickwinkel/McPHOTO

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Doch ob wir in Fußgängerzonen und Shoppingmalls blicken oder in Statistiken über Konsum und Ressourcenverbrauch – das Resultat ist ernüchternd: All die individuellen Ansätze tangieren die Konsumgesellschaft nicht wesentlich und führen kaum zu ökologischer Entlastung. Gegen den (Konsum-)Strom schwimmen kann beleben, auf Dauer auch anstrengen – doch zum Massensport wird es nicht. Ob individuelle Strategien, Gemeinschaftsprojekte oder lokale Initiativen, die herrschende Konsumorientierung scheinen sie nicht ändern zu können.

Warum Effizienz nicht reicht In der politischen Diskussion dominiert derzeit die Vorstellung, dass vor allem eine »grüne« Wirtschaft zu nachhaltiger Entwicklung führe: mit erneuerbarer statt fossiler Energie, pflanzlichen statt fossilen und mineralischen Rohstoffen, mit der effizienteren Nutzung von Energie und Ressourcen bei der Herstellung sowie mit effizienteren Produkten. Doch die Rechnung geht nicht auf. Ein Beispiel: Viel Hoffnung galt dem Einsatz von Biomasse zur Energiegewinnung und als Beimischung im Benzin. Doch der massive Anbau von Energiepflanzen wie Mais und Raps hat die Artenvielfalt auf unseren Feldern stark verringert. Und auf der Südhalbkugel fielen dem Anbau wertvolle Wälder zum Opfer, wie auch Felder, die bisher zur Ernährung dienten. Erst spät hat die Politik die fatalen Folgen des Booms für Natur, Klima und Ernährung erkannt und steuert nun mühsam um. Einmal mehr haben uns die ökologischen Grenzen eingeholt. Produkte nur effizienter zu machen, reicht aus einem anderen Grund nicht aus: Nach technischen Neuerungen, die die Umwelt entlasten, ändern wir unser Verhalten oft so, dass der Effekt wieder zunichte wird. Ein Beispiel: Spritarme Autos können dazu verführen, mehr zu fahren. Und sparsamere Kühlschranke dazu, ein zwei Nummern größeres Modell anzuschaffen und


»Weniger ist mehr« – das umschreibt, was Fachleute unter »Suffizienz« verstehen (von lat. sufficere = ausreichen). Gemeint ist das Streben nach dem rechten Maß; nach einem möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch im Sinne von »Gut leben statt viel haben«. Als Erdbewohner mit vergleichsweise verschwenderischem Lebensstil kommen wir nicht umhin, langfristig weniger zu konsumieren.

mehr das alte (das ja noch funktioniert) als Reserve im Keller laufen zu lassen. Was im Einzelfall harmlos erscheint, vermag in der Summe die technisch erreichte Entlastung zu konterkarieren.

Pferdestärken umso mehr. Sechs von zehn deutschen Neuwagen werden als Dienstwagen zugelassen! Lohnen würden sich zudem Gesetze, die Firmen schärfer und länger für die Haltbarkeit ihrer Produkte haftbar machen. (siehe Interview auf Seite 20) Sodann muss die Politik auch den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmen anpassen. Eine ökologische Steuerreform verteuert den Verbrauch natürlicher Ressourcen und vergünstigt zugleich den Faktor Arbeit. Damit fördert sie eine umweltverträgliche Produktion und macht Dienstleistungen (wie die Reparatur einer Waschmaschine) lukrativer. Zudem unterstützt sie die Regionalisierung und bekämpft den umweltschädlichen Transportwahn.

Die Politik ist gefragt Daher gehören Effizienz und Suffizienz zusammen. Wir benötigen umweltverträglichere Produkte und Dienstleistungen – und einen klugen Umgang mit ihnen. Unsere Wirtschaftspolitik muss Produktions- und Konsummuster fördern, die auch bei globaler Verbreitung die Erde nicht überstrapazieren. Die Kritik an der Konsum- und Wegwerfgesellschaft ist so alt wie sie selbst. Genauso alt sind die Appelle für einen anderen Lebensstil, für Maßhalten und Begrenzung. Doch diese Appelle finden nur wenig Resonanz, solange die Politik auf Wachstum schwört und der Konsum ihr als Motor dient. Auch dies ruft nach einer Politik, die neue Rahmenbedingungen schafft: damit »Einfacher leben« einfacher wird und unser Lebensstil nicht die ökologischen Grenzen sprengt.

Konkret werden Eine Politik der Suffizienz kann zunächst einmal gezielt gegen Konsum und Verschwendung vorgehen. Etwa indem sie die Werbung einschränkt, die uns täglich belästigt – morgens mit zugeklebten Fenstern im Bus, abends mit Unterbrechungen im Fernsehen. Wirksam wäre auch, das Dienstwagenprivileg abzuschaffen; denn beim Dienstwagen zählt der Spritverbrauch wenig, die

Tim Flach (aus »Hunde«, Knesebeck Verlag)

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Ein anderer langer Hebel, um individuelle Lebensstile zu beeinflussen, ist der Arbeitsmarkt. Denn wird die Teilzeitarbeit steuerlich bevorzugt und in der Sozialversicherung besonders berücksichtigt, hilft dies die Arbeitszeiten zu verkürzen. Das würde Menschen mehr Freiraum für die Eigenversorgung sowie für Gemeinschaftsinitiativen und Freizeit eröffnen und als Gegengewicht zur Konsumorientierung wirken.

Selbstmachen statt konsumieren In den letzten zwanzig Jahren haben sich die Unterschiede bei Einkommen und Vermögen deutlich vergrößert. Diese durch eine geeignete Steuerpolitik wieder zu verringern, ist ein sozial- wie umweltpolitisches Gebot. Tatsächlich gibt es empirische Hinweise, dass sozial ausgeglichenere Gesellschaften weniger am Konsum orientiert und offener für Veränderungen sind. Schließlich sollten kommunale und regionale Strukturen ein »ressourcen-leichteres« Leben erlauben, das sich weniger an individuellem Güterbesitz ausrichtet. Dazu zählt, dass möglichst viele Menschen möglichst ganz ohne Auto mobil sein können. Dazu zählen auch frei zugängliche Einrichtungen für Kultur und Sport wie öffentliche Büchereien oder Trimm-dich-Pfade, Biker-Anlagen etc. Gefragt sind ferner Bildungsangebote, die nützliches Wissen und Können vermitteln: zum Selbermachen, Reparieren oder Gärtnern. Auch an Gemeinschaftsprojekten wie Carsharing, Nachbar-

Was der BUND beiträgt Schon in den 1970er-Jahren kritisierte der BUND Wachstumspolitik und Verschwendung. Einen sparsamen Umgang mit Energie, Ressourcen und Fläche zu fordern, ist ein Kern unserer politischen Arbeit. Ebenso die Überzeugung, dass dazu nicht nur technische Verbesserungen, sondern auch ein kultureller Wandel und veränderte Lebensstile gehören. So hat der BUND mit »Misereor« und »Brot für die Welt« 1996 und 2008 Studien zu einem »zukunftsfähigen Deutschland« in Auftrag gegeben. Die Debatte um globale, generationsübergreifende Verantwortung und neue Konsum- und Lebensstile erreichte so eine breite Öffentlichkeit. Für den BUND ist Suffizienz also kein neues Thema. Als unabhängiger Umweltverband können wir die Diskussion um eine suffizientere Verkehrs-, Agrar- oder Abfallpolitik voranbringen. Wir können neue Konzepte entwickeln und Visionen wagen, die Alternativen zum »Weiter, schneller, mehr« in Projekten konkretisieren und im eigenen Umfeld stilprägend sein. Anstatt zu resignieren (»There is no alternative«), können wir Mut machen: Eine andere Welt ist möglich!

[in Anlehnung an das Kapitel »Zivilgesellschaft« im nebenstehenden Buch]

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schaftsgärten und Mehrgenerationenhäusern kann eine Suffizienzpolitik vor Ort ansetzen.

Abschied vom Wachstum Suffizienz klingt gut – und gefährlich. Manchen Politikern dürfte schwanen, dass sich die Sonntagsreden von der Genügsamkeit am Montag in weniger Umsatz niederschlagen und damit zu weniger Wachstum führen könnten. Aber die Politik sollte sich ohnehin nicht weiter am Wachstum von Gütern und Dienstleistungen ausrichten – sondern an Wohlergehen, sozialem Ausgleich und dem Schutz natürlicher Lebensgrundlagen. Unsere Politiker sollten sich damit auseinandersetzen, wie diese Ziele in einer Wirtschaft ohne Wachstum erreicht werden können. Derzeit ist die aktuelle Politik weit von diesen Gedanken entfernt. Sie bemüht sich und hofft darauf, das Wirtschaftswachstum wieder anzukurbeln. Aber die Skepsis, ob dies gelingt und ob dies erstrebenswert ist, wächst – auch in der Politik. Die Enquetekommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität« des Deutschen Bundestags ist ein Indiz dafür. Den politischen Wandel – weg vom Wirtschaftswachstum und hin zu einer Suffizienzpolitik – muss ein gesellschaftlicher Wandel vorbereiten und begleiten. Angelika Zahrnt

Die Ehrenvorsitzende des BUND hat gemeinsam mit Uwe Schneidewind ein Buch zum Thema geschrieben. Es ist Anfang November unter dem Titel »Damit gutes Leben einfacher wird« im oekom-Verlag erschienen.


Suffizienz im Alltag

Nutzen statt besitzen Mieten statt kaufen, reparieren statt wegwerfen: Wer Dinge gemeinsam nutzt oder lange verwendet, trägt dazu bei, Ressourcen zu sparen und die Warenströme nicht noch weiter anschwellen zu lassen. Tauschen und Teilen liegt im Trend – unterstützt von den neuen Möglichkeiten der digitalen Welt.

E

nde September im hessischen Wehrheim: Eine Handvoll Frauen baut in der Ortsmitte Tapeziertische auf. Bald füllen sie sich mit Stauden aller Art: willkommen zur Pflanzenbörse des BUND Wehrheim. In jedem Frühjahr und Herbst können Gartenfreunde hier überschüssige Pflanzen abgeben oder sich neue Pflanzen einpacken, kostenlos. Schon seit 1990 koordiniert Almut Gwiasda das Geschehen. Angebot und Nachfrage sind über die Jahre enorm gestiegen.

Die Idee, Ressourcen gemeinsam zu nutzen, ist nicht neu. Ihr verdanken wir verschiedenste Annehmlichkeiten. Eine lange Tradition haben Wohngemeinschaften und Büchereien, Waschsalons und Fahrradverleihe oder die genossenschaftlichen Maschinenringe in der Landwirtschaft. Jünger ist die Idee des Carsharings, das, nach langem Nischendasein, in den Städten heute auf starke Nachfrage stößt. Nicht nur Autos werden geteilt: Der Markt der gemeinschaftlichen Güter boomt, und das vor allem via Internet. Ein Beispiel von vielen: Unter »Couchsurfing.org« bieten Menschen in über 100 000 Städten und allen Ländern der Welt ihr Heim gratis für begrenzte Zeit zum (Mit-)Wohnen an. Immer mehr Menschen nutzen ganz selbstverständlich die unendlichen Möglichkeiten der digitalen Welt. Das hat auch den Handel mit gebrauchten Dingen revolutioniert. Zwar haben traditionelle Flohmärkte weiter viel Zulauf. Doch der Vergleich mit Verkaufsbör-

Michael Pyper

Gemeinsamkeit hat Konjunktur

sen wie »eBay.de« zeigt: Der Handel mit SecondhandGütern von privat an privat hat online ganz andere Dimensionen bekommen. Dies auch, weil über soziale Medien wie Facebook oder Twitter neue Seiten und lohnende Angebote in Windeseile weitergereicht, ausgetauscht und empfohlen werden. Gleichzeitig differenziert sich das Angebot im Netz stark aus. Wie bei gebrauchter Kleidung: Ob Kinderklamotten, schicke Vintage-Sachen oder teure Designermode, es gibt jeweils gleich mehrere Spezialanbieter. Dazu kommen Allrounder wie »Kleiderkreisel.de«, die den Community-Gedanken hochhalten.

Wehrheim im Hochtaunuskreis: Schauplatz einer der vielen von BUND-Gruppen veranstalteten Pflanzenbörsen.

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Besitz als Ballast 10. Oktober im Bezirksamt FriedrichshainKreuzberg: Eine Initiative namens »Amt für Werbefreiheit und gutes Leben« übergibt 1 300 Überschriften. Mit einem EinwohnerInnenantrag möchte sie erreichen, dass alle kommerzielle Außenwerbung in dem Berliner Bezirk verboten wird. Denn deren ständige Konsumanreize führten zu unnötig hohem Ressourcenverbrauch. Zunehmend reagieren Robert Neumann/Fotolia.com Menschen allergisch auf die Omnipräsenz von Werbung, auf den Dauerappell zu kaufen, was der Geldbeutel hergibt. Warum Neues anhäufen, das wir – wenn überhaupt – nur selten brauchen? Warum sich mit dem Ballast so vieler Dinge beschweren? Mit einem eigenen Auto zum Beispiel, dessen Kosten oft in keinem Verhältnis zu seinem Nutzen stehen (solange wir nicht wirklich darauf angewiesen sind)? Oder mit Bergen von Büchern, die wir doch nur einmal lesen? Eigentum kann befreien, von Existenzsorgen etwa. Wer aus einem langjährig prekären Mietverhältnis in eine eigene Bleibe wechseln kann, weiß darum. Eigentum verpflichtet aber auch. Unsere Habseligkeiten beanspruchen Raum und Zeit, wollen sauber und in Schuss gehalten werden. Und sie wollen mit, wenn es uns an einen neuen Ort zieht. Eigentum kann also auch belasten und unbeweglich machen. Wer wüsste nicht, wie wohl es tut, von Zeit zu Zeit auszumisten? Die Suche nach Abnehmern für das,

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was wir nicht mehr benötigen, ist leichter geworden. Ob alte Möbel oder selten Getragenes aus dem Kleiderschrank – was noch brauchbar ist, findet vor allem in digitalen Netzwerken rasch Interessenten. Es muss ja nicht immer Neuware sein, gebrauchte Dinge tun es oft ebenso. Weil sie sich schon bewährt und als haltbar erwiesen haben. Oder weil sie schlicht origineller sind als die Massenware, die jeder hat.

Wer kann es richten? Gebrauchte Dinge weiterzuverwenden liegt besonders nahe, wenn sie sich schon in unserem Besitz befinden. Wenn es nur einer Reparatur bedarf, um sie wieder funktionstüchtig zu machen. Was man nicht selbst richten kann, muss man richten lassen. Und da wird es schwierig. Mit jedem alten Schuster, der in Pension geht, und jedem Uhrmacher, der einer MobilfunkFiliale weichen muss, wird die Zahl sachkundiger Reparateure kleiner. Glücklich kann sich schätzen, wer eine gute Fahrrad- oder Autowerkstatt in der Nähe hat. Noch glücklicher, wer auf einen versierten PC-Doktor zurückgreifen kann. So sinnvoll es sein mag und so sehr es befriedigt, Dinge zu reparieren – selbst in der Stadt werden die Wege zu den verbliebenen Fachgeschäften immer weiter. Von einer blühenden Renaissance dieser Kulturtechnik lässt sich bisher kaum sprechen. Immerhin künden erste zarte Pflänzchen von einer Rückbesinnung. In den Niederlanden haben sich Reparaturcafés etabliert, Orte der Selbsthilfe, wo geschraubt, gelötet und geflickt wird. Auch in deutschen Städten gibt es vergleichbare Angebote. Und im Internet kursieren zahllose Anleitungen für Leute, die selbst Hand anlegen wollen (etwa auf »Youtube.com«). Doch ein Ersatz dafür, dass gute Spezialisten immer rarer werden, ist das nicht.


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Die Preisfrage Teilen und tauschen, Gebrauchtes kaufen oder reparieren, all das spart Ressourcen – und auĂ&#x;erdem Geld. Preisvorteile sind ein, wenn nicht der wesentliche Anreiz, nach Alternativen zum Neukauf zu suchen. Wird der Markt jedoch mit Billigprodukten Ăźberschwemmt, erschwert dies alle Alternativen zum ÂťEx und hoppÂŤ. Denn der Griff zum Schnäppchen ist schneller getan als die Suche nach einem Verleih oder Secondhandladen. Die Billigware untergräbt jeden Versuch, die Verschwendung unserer Ressourcen einzudämmen. Und sie vergrĂśĂ&#x;ert die Verschwendung noch, indem sie uns nĂśtigt, Dinge in kurzem Abstand nachzukaufen, weil diese bald kaputtgehen und eine Reparatur nicht lohnt. Hier muss die Politik Vorgaben machen – in Gestalt qualitativer Mindestkriterien fĂźr einzelne Produkte; und fĂźr verbraucher- und umweltfreundliche Sortimente im Handel.

Die Ortsfrage Noch etwas schränkt viele Versuche, den persĂśnlichen Ressourcenverbrauch zu senken, empfindlich ein: das Kriterium der räumlichen Nähe. Dinge zu leihen oder in Reparatur zu geben, ist nur praktisch, wenn es Angebote vor Ort gibt. Die Ă„nderungsschneiderei fĂźr das fadenscheinige Kleid sollte in der Nachbarschaft liegen, der Werkzeugverleih nicht eine halbe Autostunde entfernt. Und wer spontan ein Rad leihen will, muss die nächste Station zu FuĂ&#x; erreichen kĂśnnen. Entsprechend wächst der Anteil gemeinschaftlichen Konsums, je grĂśĂ&#x;er die Stadt (mit ihren oft kurzen Wegen) ist. Was auch daran liegt, dass in GroĂ&#x;städten mehr Menschen postmateriell gesinnt sind und die nĂśtige Nachfrage erzeugen – indem sie nicht so sehr nach Besitz streben als nach alternativen und kreativen LebensentwĂźrfen, nach sozialem Austausch und nach Abwechslung.

Und die Umwelt? Dinge teilen, Nicht-mehr-BenĂśtigtes an andere Menschen weitergeben, Liebgewonnenes reparieren – all das klingt einsichtig und charmant. Wir machen uns ein StĂźck weit unabhängig von der Glitzerwelt der Waren. Wir knĂźpfen Kontakte, tauschen Erfahrungen aus, profitieren (online) von der Schwarmintelligenz der Netzgemeinde. Und wir Ăźben Vertrauen, als Grundlage jeder gemeinschaftlichen Nutzung und jedes privaten Geschäfts. Doch eine zentrale Frage bleibt: Helfen wir damit auch der Umwelt?

Die Antwort Ăźberrascht kaum: ÂťNutzen statt besitzenÂŤ kann die Umwelt entlasten, tut es aber nicht per se. Wesentlich ist zum einen, wie ein Gegenstand die Nutzer wechselt. Holen wir die geliehene Bohrmaschine mit dem Auto vom weit entfernten Baumarkt oder vom Nachbarn nebenan? Je kĂźrzer der Transportweg und geringer die dabei anfallenden Energiekosten, desto besser fĂźr die Umwelt. Ein aufwendiger Transport kann mehr Ressourcen verschlingen, als die gemeinschaftliche Nutzung einspart. Ins Gewicht fällt damit auch, wie häufig wir ein Produkt ausleihen. Sinnvoll ist es also, die Skier, die ich nur zwei Tage im Jahr fahre, zu leihen; und den Rasenmäher, den ich im Sommer jeden Monat nutze, selbst anzuschaffen – auĂ&#x;er mein Nachbar leiht ihn mir. Bei Reparaturen spielt zudem eine Rolle, was gerichtet wird. Alte Stromfresser im Haushalt etwa verdienen kein längeres Leben. Klar, hier ist der Umwelt mit einem sparsamen Neugerät besser geholfen. Der Transportweg ist auch fĂźr die Ă–kobilanz von Secondhand-Ware bedeutsam: Wird der in Bayern online ersteigerte Kinderwagen aus Kiel angeliefert? Und muss er fĂźr den Transport Ăźppig verpackt werden? Zu Buche schlägt beim Onlinehandel nicht zuletzt der riesige Energieverbrauch der Server fĂźr den weltumspannenden Datenverkehr; und der Strom fĂźr die Recherche zu Hause am Rechner, bevor wir uns zum Kauf entschieden haben. Generell gilt schlieĂ&#x;lich: Je mehr die Herstellung einer Sache die Umwelt belastet hat, desto sinnvoller ist es, sie zu leihen oder zu teilen.

MaĂ&#x;halten ‌ Wer will, kann auch von gebrauchten und geteilten Dingen Berge anhäufen und damit Ressourcen verschwenden. Auch hier gilt das ehrwĂźrdige Gebot des MaĂ&#x;haltens. Sie mĂźssen ja deshalb nicht gleich zum Minimalisten werden – zu einem der vorerst noch vereinzelten, dafĂźr sehr trendigen Menschen, die ihren Besitz auf das AllernĂśtigste reduzieren. Wer kommt mit dem Wenigsten aus? Mit 200, 150 oder gar nur 100 Gegenständen (Laptop immer inklusive)? Und ohne etwas zu vermissen? Wie das mĂśglich ist, erfahren Sie Schritt fĂźr Schritt (natĂźrlich) im Internet. Vergessen Sie dabei nur bitte Ihren Stromverbrauch nicht. Severin Zillich

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Umweltbundesamt

BUND-Redakteur Severin Zillich sprach mit Jochen Flasbarth, Umweltbundesamt (re).

Politik und Lebensstil

»Das lässt sich kaum rational diskutieren« Jochen Flasbarth ist Präsident des Umweltbundesamtes. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Bundesregierung zu beraten und die Öffentlichkeit in Umweltfragen zu informieren. BUND-Redakteur Severin Zillich sprach mit ihm über die Grenzen der Politik, umweltverträgliche Lebensstile und die Bedeutung der Suffizienz. Herr Flasbarth, Ende September erschien der neue Bericht des Weltklimarats, Sie haben ihn mit vorgestellt. Noch einmal bestätigt er: Der Klimawandel ist schon im Gang – und unleugbar menschengemacht. Umweltminister Altmaier hat wie Sie großen Handlungsbedarf erkannt. Handeln muss wohl zuallererst die Politik? Der Handlungsbedarf war schon vorher offenkundig. Aber es ist gut, dass die Wissenschaft den Klimawandel noch mal in einem sehr seriösen Prozess bestätigt hat. Gerade in jüngster Zeit wurde dieser Wandel wieder in Zweifel gezogen: Stimmt das eigentlich, oder kommt es vielleicht gar nicht so schlimm? In der Tat ist die Politik nun gefordert zu reagieren. Wir haben ein globales Problem, auf das die Staaten eine Antwort finden müssen. Gefragt ist keine Hexerei. Doch gehört sehr viel mehr Anstrengung dazu, einen weltweiten Konsens zu vereinbaren, als wir derzeit erleben. Die Bundesregierung gibt auf Klimakonferenzen gerne den Vorreiter. Innenpolitisch setzt sie kaum Akzente. Deutschland ist durchaus ein Vorreiter. Wir haben eines der ehrgeizigsten Klimaschutzziele unter den Industriestaaten und wollen unseren CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent senken. Dies haben wir nicht abgeschwächt, obwohl wir aus der Atomenergie aussteigen. Doch wir haben noch viele Hausaufgaben zu erledigen.

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Vor allem ist es wichtig, dass Deutschland auf europäischer Ebene wieder klare Positionen bezieht. Da hat es zuletzt etwas geholpert. Wir waren nicht in der Lage, die Unstimmigkeiten vor allem zwischen Wirtschaftsund Umweltministerium zu überwinden, etwa beim Emissionshandel. Ich hoffe sehr, dass Deutschland wieder zur treibenden Reformkraft in Europa wird. Auch persönlich können wir einiges für den Schutz des Klimas tun. Gibt die Politik dafür genügend Anreize? Die Politik muss die Spielregeln schon so festsetzen, dass die Kugel »Klimaschutz« den Berg hinunterrollt und nicht mühsam hinaufgeschoben werden muss. Wer sich im persönlichen Bereich um den Klimaschutz kümmert, darf am Ende nicht der Dumme sein. Da müssen die Anreize stimmen. Was sind denn die wichtigsten Bausteine eines klimaverträglichen Lebensstils? Dreh- und Angelpunkt ist der Energiesektor. Ganz entscheidend ist, wie man heizt. Mieter haben nur insofern Einfluss, als sie auf Vernunft achten können, also weder bei offenen Fenstern noch übermäßig heizen. Eigentümer haben viel mehr Möglichkeiten und damit mehr Verantwortung. Sie können sich etwa an der Gebäudesanierung beteiligen, die der Staat stark fördert.


Wichtig ist auch, welchen Strom wir beziehen und wie wir ihn einsetzen. Von effizienten Lampen und Kühlschränken bis zu unseren Nutzungsgewohnheiten können wir im täglichen Leben vieles tun, um Strom zu sparen. Und wir können mit der Wahl des Stromanbieters Signale in den Markt senden – je nachdem, ob ich noch bei einem Versorger bin, der viel Kohle im Energiemix hat, oder ob ich mich bewusst für einen entscheide, der ausschließlich Ökostrom anbietet. Gebäudesanierung und Energieeffizienz sind wenig umstritten. Wie sieht es mit dem Verkehr aus? Hier wird es schwierig. Wenn es ums Auto geht, lässt sich in Deutschland immer noch kaum rational diskutieren. Natürlich gibt es da viele Möglichkeiten, angefangen bei Tempolimits, die Sprit und damit CO2 einsparen würden. Wer vorschlägt, allgemeine Tempolimits auf Autobahnen einzuführen, erntet regelmäßig einen Sturm der Entrüstung. Ferner die Frage: Welches Auto fährt man? Braucht man überhaupt ein eigenes, oder teilt man sich eines mit anderen? Gerade bei jungen Leuten büßt das Auto seit einigen Jahren erstmals an Ausstrahlung ein. Schließlich: Wann benutze ich welches Verkehrsmittel? Der Umweltverbund aus Bahn, öffentlichem Nahverkehr, Fahrrad und Fußverkehr ist meistens eine gute Alternative zum Auto. Im BUND hat man den Glauben noch nicht verloren, dass solche Fragen rational zu klären sind. Das erwarte ich von einem Umweltverband auch. Und der Staat ist ebenfalls gefordert: Der Rahmen muss stimmen und die Infrastruktur auf Umweltverträglichkeit ausgerichtet sein. Der Staat sollte aufklären und informieren, welches Verhalten wie auf die Umwelt wirkt. Doch gerade mit Blick auf das Freizeit-, Reise- oder auch Ernährungsverhalten sollten staatliche Institutionen nicht zu sehr mit dem moralischen Zeigefinger winken. Meine Erfahrung ist: Die Bereitschaft zu solchen Debatten ist viel größer, wenn gesellschaftliche Akteure sie führen und nicht der Staat. Der Vorschlag eines »Veggie Days« hat ja erst unlängst gezeigt, welch ein irrationales Skandalisierungspotenzial das birgt. Natürlich gibt es einen Zusammenhang von Fleischkonsum und Klimaschutz. Aber in solchen Bereichen reagieren manche Leute sehr allergisch, wenn der Staat nur in den Verdacht der Regulierung gerät. Verstehen Sie mich richtig: Wir müssen Fragen des Lebensstils thematisieren. Das Umweltbundesamt tut das immer wieder und weist auf die Fakten hin. Aber sobald es um Verhaltensänderungen geht, wünsche ich mir, dass Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, die Kirchen oder etwa Sportverbände noch aktiver die Debatte anführen. Gelebter Klimaschutz kommt auch der Natur zugute. Was gilt es darüber hinaus zu beachten, wenn uns speziell der Naturschutz am Herzen liegt? Da sind wir schnell wieder beim Thema Ernährung. Die nicht-nachhaltige Landwirtschaft gehört zu den größten Treibern von Naturverlust. In Deutschland ist

die hohe Stickstoffzufuhr aus der konventionellen Landwirtschaft eines der größten Probleme für artenreiche Lebensräume, die von Natur aus nährstoffarm sind. Mit unserem Einkaufskorb können wir hier viel Einfluss nehmen. Zurück zur Politik: Ist nicht auch sie verpflichtet, Lebensstile zu fördern, die weniger Ressourcen verschlingen? Zu häufig werden in dieser Debatte technische Möglichkeiten und Lebensstilfragen gegeneinandergestellt. Also: Was ist der richtige Weg in die Nachhaltigkeit: Effizienz oder Suffizienz? Ich bin davon überzeugt, dass wir beides brauchen. Natürlich müssen wir uns um eine möglichst effiziente Energie- und Ressourcennutzung kümmern. Wir müssen jede Chance nutzen, unseren Wohlstand mit einem möglichst geringen Ressourceneinsatz zu verknüpfen. Die von der Politik gesetzten Spielregeln des wirtschaftlichen Handelns sind dabei von ganz entscheidender Bedeutung. Ich habe aber Zweifel, dass das am Ende reichen wird für unsere Ziele im Klima- und Ressourcenschutz. Und da sind wir dann bei Fragen des Lebensstils. Doch in der gesellschaftlichen Debatte um eine Kultur des »Weniger ist mehr« brauchen wir noch viel, viel Geduld. Eine Enquetekommission des Bundestags hat sich mit der Frage beschäftigt, ob wir nicht einen ganz anderen Wachstumsbegriff benötigen, der mehr die Qualität als die Quantität ins Zentrum stellt. Dass sie zu keinem gemeinsamen Ergebnis gekommen ist, halte ich für eine sehr ehrliche Bestandsaufnahme. Darüber gibt es in unserer Gesellschaft noch keinen Konsens. Die Vorstellung, auf etwas verzichten zu müssen, wenn man weniger konsumiert, ist noch sehr weit verbreitet. Der Staat kann das nicht mit der Brechstange ändern, sonst würde er vor allem Abwehrreflexe auslösen. Man muss über Suffizienz beherzt und beharrlich diskutierten. Aber das wird nicht gleich morgen zum Ergebnis führen. Ihre Behörde berät die Bundesregierung dabei, umweltpolitische Notwendigkeiten in Politik umzusetzen. Spielt Suffizienz in der Arbeit des UBA eine Rolle? Wir haben natürlich auch Plattformen, wo wir das diskutieren. Und wir weisen im Rahmen unserer Verbraucherinformation immer wieder darauf hin. Vor allem langfristig wird uns das Thema stärker beschäftigen. Denn mit einem einfachen »Weiter so« werden wir unsere ambitionierten – und ich finde: notwendigen – Umweltziele nicht erreichen.

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Bild-Schlagzeile: »irrationale Skandalisierung«.


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Axel Mayer vom BUND (rechts) sprach mit dem Ökonomen Christian Kreiß (links).

Geplanter Verschleiß

Gigantische Verschwendung Axel Mayer ist BUND-Regionalgeschäftsführer in Freiburg und seit 40 Jahren im Umweltschutz aktiv. Schon sein Großvater wusste: Wir haben nicht genug Geld, um uns billige Dinge leisten zu können. Vorsicht beim Einkauf scheint heute mehr denn je geboten. Manche Hersteller versuchen die Lebensdauer ihrer Produkte absichtlich zu verkürzen. Axel Mayer sprach mit Christian Kreiß, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Aalen, über ein (nicht ganz) neuartiges Phänomen. Herr Kreiß, für Bündnis 90/ Die Grünen haben Sie kürzlich eine Studie über »geplanten Verschleiß« erstellt. Was verbirgt sich dahinter? Darunter versteht man, dass die Lebensdauer von Produkten, die eigentlich länger halten könnten, bewusst verkürzt wird. Ingenieure können die gewollte Gebrauchsdauer einzelner Bauteile genau festlegen und fast beliebig verkürzen oder verlängern. Manche Hersteller streben offenkundig eine kurze Gebrauchsdauer ihrer Produkte an, um Kunden zu einem rascheren Neukauf zu nötigen.

Eine neue Studie der Stiftung Warentest scheint die Hersteller eher in Schutz zu nehmen. Wie erklären Sie sich den Widerspruch zu Ihrer Studie? Warentest führt etwa 20 Beispiele auf, wie Hersteller an verschiedenen Stellen versuchen, die Gebrauchsdauer ihrer Produkte gezielt zu verkürzen: durch Schraubverschlüsse, die nicht zu öffnen sind, durch nicht lieferbare Ersatzteile etc. Und dann steht da dieser Satz: Ein Nachweis, dass dies bewusst geplant ist, kann bisher nicht erbracht werden … Im Prinzip ein vollkommener Widerspruch innerhalb der Studie!

Konnten Sie konkrete Fälle nachweisen? Der Klassiker ist das Glühbirnen-Kartell: 1924 taten sich die größten Hersteller zusammen, um die Lebensdauer ihrer Glühbirnen von zweieinhalb- auf eintausend Stunden zu senken. Wessen Birnen länger brannten, musste intern Strafe zahlen. Ein aktuelles Beispiel sind iPhones und iPads, deren Akkus etwa 18 Monate halten und nicht ausgewechselt werden können; danach muss man die Geräte im Prinzip wegschmeißen. Es gibt viele weitere Beispiele: Hosen werden aus kurzfaseriger Baumwolle genäht und verschleißen so schneller, Reißverschlüsse werden schlechter als nötig produziert. Am stärksten unter Verdacht stehen aber Elektrogeräte. So wurden bei Druckern Zähler nachgewiesen, die sich nach fünfzehntausend Vorgängen abschalten; baut man einen solchen Zähler aus und stellt ihn zurück auf Null, druckt er noch einmal so viel.

Nach wirklicher Entlastung klingt das nicht … Nein. Warentest führt lediglich an, dass eine kürzere Lebensdauer von Waschmaschinen und Staubsaugern in den letzten zehn Jahren nicht erkannt werden konnte. Dieser Teilbefund dominierte dann die Berichterstattung der Medien – kein Wunder, wenn deren größte Anzeigenkunden aus der Industrie kommen.

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Ist denn der geplante Verschleiß in erster Linie ein Verbraucherthema? Überhaupt nicht. Wenn wir nämlich Hosen oder Elektrogeräte doppelt so oft kaufen müssen wie nötig, verbrauchen wir auch doppelt so viel Arbeit und Ressourcen bei der Herstellung und haben später doppelt so viel Müll. Da findet eine gigantische Verschwendung statt, in Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist das ein echtes Unding. Wir könnten sofort 10 bis 15 Großkraft-


werke und jede zehnte Müllverbrennungsanlage schließen, wenn wir diesen Unfug sein ließen. Dazu auch von mir ein schönes Beispiel: Unser BUNDRegionalverband druckt relativ viele Flugblätter und Broschüren. Die Kartons, in denen sie geliefert werden, haben wir immer der Druckerei zurückgebracht. Nun kam ausgerechnet unser neuer Flyer über »Geplanten Verschleiß« erstmalig in einem Karton mit eingebauten Schwachstellen, der nur einmal zu benutzen war. Das ist bezeichnend! Eines ist klar: Bei diesem Thema gibt es viele Verlierer: alle Verbraucher, die Umwelt … Um gegen gewollt kurzlebige Produkte vorzugehen, müssen wir aber die Gewinner ins Visier nehmen. Wenn Unternehmen eine solche Strategie verfolgen, profitieren sie doppelt. Die schlechte Qualität senkt ihre Kosten, dazu steigert die kurze Gebrauchsdauer den Umsatz. Gewinner ist das Unternehmenskapital, das sich in Deutschland wie den USA im Wesentlichen bei etwa einem Prozent der Menschen konzentriert. Der geplante Verschleiß ist demnach eine Art Steuer auf die Umwelt und die vielen Verbraucher, zugunsten ganz weniger Unternehmenseigentümer. Was kann der BUND gegen die Verschleuderung von Ressourcen tun, was sollten wir von der Politik fordern? Zum einen sind wir als Verbraucher gefragt: Billige Wegwerfware ist eben in Wirklichkeit oft teurer als langlebige Qualitätsprodukte. Achten wir also mehr auf Qualität! Noch tiefer geht die Frage: Wo kann ich auf Unnötiges verzichten? Was benötige ich wirklich? Wir alle verbrauchen eigentlich zu viel. Jeder deutsche Haushalt umfasst durchschnittlich 10 000 Artikel. Da gilt das alte BUND-Motto: Gut leben statt viel haben. Vollkommen richtig. Das Problem ist natürlich: Die Industrie trickst. Sie überschüttet uns mit Werbung,

hält uns Informationen vor, kennzeichnet nicht, wie lange die Dinge halten, und tut alles, um den angeblich transparenten Markt undurchsichtig zu machen. Aber Appelle an uns VerbraucherInnen werden nicht genügen. Was müsste politisch passieren? In unserer Studie plädieren wir dafür, die Gewährleistungsfrist zu verlängern. Derzeit haftet der Verkäufer noch zwei Jahre für Mängel seiner Ware, wir schlagen drei bis fünf Jahre vor. Auch sollten für die erwartete Lebensdauer eines Gegenstandes Ersatzteile garantiert sein. Aber das Problem liegt natürlich tiefer.* Sinnvoll wäre es, wenn auch der Garantiezettel zumindest die Laufzeit der Garantie überdauerte. Ich habe bei Produkten mit langjähriger Garantie schon mehrfach erlebt, dass die auf Thermopapier gedruckten Zettel nach einiger Zeit nicht mehr zu entziffern waren … Sie sehen, da wird an allen Ecken und Enden getrickst! Es lohnt sich sicher, an diesem Thema dranzubleiben – für die Wissenschaft ebenso wie für die Umwelt- und Verbraucherverbände. Der BUND wird das bestimmt nicht aus den Augen verlieren. Vielen Dank für das Gespräch! Mehr zum Thema unter: http://vorort.bund.net/ suedlicher-oberrhein/geplante-obsoleszenz.html und www.murks-nein-danke.de

* Christian Kreiß: Profitwahn – Warum sich eine menschengerechtere Wirtschaft lohnt, 2013. 232 Seiten, 17,95 €, Tecum

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AKTION

Jörg Farys

Januar 2013: Trotz eisiger Kälte demonstrierten in Berlin 25 000 Menschen für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft.

Für fairen Handel statt Freihandel! Demo am 18. Januar um 11 Uhr, Berliner Hauptbahnhof, Washingtonplatz ammelfleisch, Antibiotika, Gentechnik und Lohndumping in der Fleischproduktion – um die Standards für unser Essen steht es schlecht. Mit Schwarz-Rot ist eine Bundesregierung am Ruder, die schon einmal die Umwelt- und Tierschutzgesetze aufgeweicht und damit einen Boom in der Massentierhaltung ausgelöst hat. Die laxen Gesetze locken internationale Investoren an, die mit Megaställen, Schlachthöfen und Landraub die Bauernhöfe verdrängen und dafür noch millionenschwere staatliche Subventionen abgreifen. Das haben wir satt!

G

Unsere europaweite Bewegung für »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« hat in Brüssel eine Agrarreform erkämpft, die die Finanzierung der Agrarwende leichter macht: Jeder EUStaat darf Gelder umverteilen, um Ökolandbau und regionale Lebensmittel, Artenvielfalt und Tierschutz endlich in großem Stil zu unterstützen. Die Bundesregierung hat diese Reform mitbeschlossen. Doch jetzt blockiert sie – bestärkt von den SPD-geführten Bundesländern – die Umverteilung der deutschen Agrargelder. Wir fordern ein sofortiges Ende der Blockade!

Während der Fleischkonsum der Deutschen sinkt, steigt die Überproduktion von Fleisch. Über fünf Millionen Hektar beansprucht unsere Agrarindustrie im Ausland – vor allem für Gentech-Futter aus Südamerika. Jedes fünfte Masttier landet rechnerisch im Export, auch Richtung Afrika, wo das Dumpingfleisch die Bauernmärkte zerstört. Wir fordern ein Ende dieser Praxis! Schon jetzt können wir Fleisch aus Massentierhaltung beim Einkauf nicht erkennen. Schon jetzt sterben zahllose Bienenvölker an giftigen Pestiziden von BASF, Bayer und Co. Noch immer fehlen Regeln gegen Spekulationen auf Lebensmittel. Sollte die Industrie erfolgreich für ein neues Freihandelsabkommen lobbyieren, werden wir mit Genfood aus dem Hause Monsanto, Hormonfleisch und noch mehr Pestizidrückständen überschwemmt – ohne jede Kennzeichnung. Das wollen wir nicht zulassen. Kommen Sie am 18. Januar zur Demonstration nach Berlin! Lassen Sie uns ein Zeichen setzen für Bauernhöfe statt Agrarindustrie, an dem Kanzlerin Merkel und das Europäische Parlament nicht vorbeikommen!

www.bund.net/wir-haben-es-satt

Wir helfen Ihnen bei der Organisation von Bussen und Demomaterial. Nehmen Sie Kontakt auf zu Lisa Bieker in der Bundesgeschäftsstelle: freiwilligenreferat@bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-5 45. Gruppen und Aktive erhalten unter www.bund-intern.net das Agrarpaket des BUND.

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BUNDmagazin [4-13]


Meine Zinsen sichern Zukunft – ein Treugut für den BUND. Sie verfügen über einen größeren Geldbetrag und erwägen, ihn sinnvoll einzusetzen? Der Treugutvertrag ermöglicht Ihnen dies. Sie stellen dem BUND ein zeitlich vereinbartes Darlehen (Treugut) zur Verfügung – leihweise und unentgeltlich.

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Fotolia.com /© W. Kruck

Sprechen Sie dazu direkt mit Almuth Wenta, Telefon (0 30) 2 75 86-474.


Spreewald

BIOSPHÄR E

Modellgebiet mit Potenzial

Tourismusverband Spreewald

Wie geschaffen für ein Biosphärenreservat wirkt die Kulturlandschaft des Spreewaldes zwischen Berlin und Cottbus. Nach dem Mauerfall bot sich die Chance, die übernutzten Auewiesen und Niedermoore nachhaltiger zu bewirtschaften. Die Region hat sie genutzt – und profitiert heute davon.

errichtet, Fließe vom Gewässernetz gekappt, aufwendige Schöpfwerke installiert und große Mengen Dünger verteilt. Folglich sank der Wasserstand, Bäche verlandeten, artenreiche Feuchtwiesen verwandelten sich in monotones Grünland. Vor allem zersetzten sich die Moorböden und sackten in sich zusammen. Mit der Wende kam das Aus für diese zerstörerische und unrentabel gewordene Bewirtschaftung. Nun galt es zu entscheiden: Die Nutzung ganz aufgeben? Oder zu einer nachhaltigen Wirtschaftsform zurückkehren?

Wer wagt, gewinnt

Zu Wasser wie an Land: Im Sommer herrscht im Spreewald Hochbetrieb.

E

rst kürzlich durfte sich Eugen Nowak wieder einmal bestätigt fühlen: Eine Studie hatte ergeben, dass die Besucher, die vor allem das Gütesiegel »Biosphäre« in den Spreewald lockt, hier ca. 250 Arbeitsplätze sichern. Eine gute Nachricht für einen, der die »riesigen Konflikte« aus der Frühzeit der Modellregion noch in Erinnerung hat. Der gelernte Förster hat alle Geburtswehen miterlebt. 1991 erkennt die UNESCO das Biosphärenreservat in der Lausitz an, ein Jahr später stößt Nowak zur Verwaltung, seit 2002 ist er ihr Leiter. Er weiß: So einverstanden wie heute waren die Spreewälder nicht immer mit ihrer Biosphäre.

Am Scheideweg Der Spreewald ist ein in Mitteleuropa einzigartiges Binnendelta. Nach der letzten Eiszeit verästelte sich die Spree hier zu einem feinmaschigen Netz von Fließen. Ab dem frühen Mittelalter begannen Siedler den Wald zu roden und auf den Aueböden karge Landwirtschaft zu treiben. Ab dem 18. Jahrhundert legten sie in größerem Umfang Kanäle an und regulierten den Wasserstand. So entwickelte sich ein Mosaik von Wiesen und Gehölzen, Auwäldern, nassen Senken und Wasserläufen mit teilweise parkartigem Charakter. In den 1970er und 80er Jahren geriet diese Kulturlandschaft ernsthaft in Gefahr. Die auf Selbstversorgung angewiesene DDR begann auch im Spreewald ihre Landnutzung zu intensivieren. Neue Deiche wurden

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Für die Mitarbeiter der neu gegründeten Biosphäre war klar: Der Spreewald sollte sein traditionelles Antlitz behalten. Das aber war nur mit ökologischem Landbau möglich. So gingen sie von Hof zu Hof, berieten kleine und große Betriebe und halfen Fördermittel zu beantragen. Viele Bauern bewiesen Mut: Zu einer Zeit, als Biolebensmittel noch auf Naturkostlädchen beschränkt waren, stellten sie ihre Produktion um. Auch wenn die ersten Jahre einer Durststrecke glichen – im Rückblick hat sich die Umstellung gelohnt. Heute glänzt der Spreewald mit etwa 70 Prozent Ökolandbau, keine deutsche Biosphäre hat mehr vorzuweisen. Bekannt aber wurden Gurken, Meerrettich oder Spirituosen aus der Region vor allem durch die geschützte Herkunftsangabe »Spreewald«. Mit Erfolg werden diese Erzeugnisse vom Spreewaldverein vermarktet – doch ein Biosiegel tragen sie selten. Bioprodukte wie Rindfleisch und Milch gehen bisher vorwiegend an überregionale Großabnehmer (etwa Hersteller von Babynahrung). Die Modellregion will »regional« und »bio« künftig stärker verknüpfen. 2014 wird es erstmalig eine Spreewälder Biomilch zu kaufen geben.

Spree und Wald bedroht Der ökologische Landbau rettete die einzigartige Kulturlandschaft des Spreewaldes. Und damit das Kapital einer Region, die vor allem vom Tourismus lebt. Über 3,5 Millionen Menschen kommen jedes Jahr in den Spreewald. Geradezu malerisch wirken die weidenden Rinder und die überall aufgehäuften Strohballen. Als Idyll präsentiert sich die ganze Modellregion, ob vom Fahrrad oder von einem der vielen Spreekähne aus. Allein: Der schöne Schein trügt ein wenig. So leidet der Spreewald seit Kurzem unter stark eisenhaltigem Wasser, das ihn über südliche Zuflüsse erreicht. Eine Spätfolge der Braunkohleförderung: Das


Eisen wird in alten Tagebauen ausgewaschen und »verockert« das Gewässernetz der Spree. In einigen Fließen hat die rotbraune Flut schon jedes Leben erstickt. Brandenburgs Landtag hat das lang unterschätzte Problem nun zur Chefsache erklärt – gedrängt vom Aktionsbündnis »Klare Spree« (mit dem BUND). Doch kurzfristig lässt sich kaum etwas tun. Eugen Nowak hält die Verockerung für »sicher noch 50 Jahre virulent«. Nicht gut steht es auch um den Spreewald. Den zwei hier von Natur aus häufigsten Baumarten – Erlen und Eschen – setzen gefährliche Schadpilze zu. Weite Teile der Feuchtwälder litten zudem unter Sommerhochwasser, viele Bäume sind abgestorben. Eine natürliche Waldverjüngung wird vom vielen Wild behindert. Im Spreewald ist es von jeher zahlreich und schwer zu regulieren, die Hege privater Jäger tut ein Übriges. Auch wird der Wald bislang nicht so nachhaltig bewirtschaftet, wie es in Biosphärenreservaten Standard sein sollte (kein FSC-Siegel !). Selbst die notwendigen drei Prozent Kernzone, wo die Natur sich selbst überlassen bleibt, sind noch nicht vollständig ausgewiesen. 2014 soll diese Zielmarke endlich erreicht sein.

Stark durch Kooperation Stark ist das Biosphärenreservat, wo es dank stetiger Überzeugungsarbeit engagierte Mitstreiter für seine Anliegen gewinnen konnte. So macht sich die »Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald« seit 2007 darum verdient, die historische Landnutzung zu bewahren. In ihr haben sich Kommunen, Landkreise, Touristiker und Privatleute organisiert. Eine Frucht der Kooperation ist der Apfelsaft aus hiesigem Streuobst, den heute viele ansässige Gastronomen ausschenken. Auch der mächtige Spreewaldverein, der die Wirtschaftsinteressen der Region bündelt, erkennt, was er an der Marke »Biosphärenreservat« hat. Auf den gro-

ßen Infotafeln für Besucher erhält die Modellregion allmählich mehr Raum. Bei konkretem Steuerungsbedarf ziehen Verein und Biosphäre an Lübben einem Strang, um die Natur als Kapital des Spreewaldes nachhaltig zu nutzen. Ein gutes Beispiel ist der »Masterplan Kanutourismus« – die Antwort darauf, dass sich der Kanuverkehr binnen weniger Jahre verdoppelt hat.

475 Quadratkilometer umfasst die Biosphäre in der Lausitz.

Lübbenau

Stiefmütterlich behandelt Auf externe Unterstützung ist das Biosphärenreservat mehr und mehr angewiesen. Detailliert und überzeugend hat es seine Entwicklungsziele bis 2022 dargelegt. Doch wer soll sie umsetzen? Ausscheidende Kollegen darf Eugen Nowak schon lange nicht mehr ersetzen. Die Personalsituation im Spreewald ist ebenso angespannt wie die in der Schorfheide. Viel Einfluss und Ausstrahlung versagt Brandenburg so seinen Modellregionen. Die stiefmütterliche Behandlung hinterlässt Spuren, sei es beim stockenden Aufbau eines Netzwerks von Partnerbetrieben oder in Gestalt der veralteten Homepage. Deutlich angejahrt wirken auch die Infozentren. Immerhin: Zum 25. Geburtstag der Biosphäre soll die Hauptausstellung in Lübbenau nächstes Jahr neu gestaltet werden. Severin Zillich Neun Modellregionen wurden im BUNDmagazin bereits porträtiert: www.bund.net/biosphärenreservate

Bildarchiv BR Spreewald

Von links: Ranger mit Kind. Im Freien weidende Rinder sind in weiten Teilen Deutschlands zur Rarität geworden. Im Spreewald brüten jedes Jahr an die hundert Weißstorchpaare. Stark eisenhaltiges Wasser hat im Zufluss Wudritz alles Leben vernichtet.

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Elektrosmog

RATGEBER

Kinder zu Mobilfunkern? Funkbasierte Produkte wie Handys, Smartphones, Surfsticks, DECT-, WLAN- und Bluetoothgeräte boomen, die Belastung durch Elektrosmog steigt stetig. Speziell Kinder verdienen deshalb Schutz.

W

eihnachten steht vor der Türe, und damit der Wunschzettel der Kinder. Immer früher bekommen Kinder von ihren Eltern funkbasierte Geräte wie Mobiltelefone oder WLAN-Spielkonsolen. Schon für die Kleinsten gibt es ein wachsendes Angebot von »IToys« – Rasseln, Töpfchen oder Plüschtiere mit integrierten Smartphones und interaktiven Märchen-Apps. Geworben wird nicht nur für digitale Klassenzimmer (mit Smartboards und Tablet-PCs), sondern bereits für digitale Kindergärten. Kultusministerien unterstützen diese »Revolution der praktischen Bildungsarbeit« tatkräftig mit Broschüren. Der Neurologe Manfred Spitzer belegt mit Erkenntnissen der Hirnforschung: Statt der erhofften Lernerfolge tritt eher das Gegenteil ein. »Wenn es überhaupt einen Effekt gibt, dann ist dieser negativ. Wer gerade erst dabei ist, sich die Welt anzueignen, sollte sich unbedingt der realen Welt zuwenden.«

Alternativen bieten

Reinhard Blumenschein

Verlieren Naturerlebnisse in einer zunehmend digitalisierten Umwelt ihre Attraktivität für Kinder? Werden Vogelstimmen bald nur noch über Apps und Klingeltöne zu hören sein? Wenn Kinder die Wahl haben, virtuelle Abenteuer in virtuellen Spielwelten mit virtuellen Freunden zu erleben – oder gemeinsam auf Bäume zu klettern, nehmen sie in aller Regel das Original. So oft es geht, sollten Kinder die Möglichkeit erhalten, im Bach Staudämme zu bauen, Tiere zu beobachten oder den vielfältigen Erscheinungen der Natur auf den Grund zu gehen. Genau dies – und nicht der Bildschirm – fördert ihre körperliche, geistige und seelische Entwicklung und damit ihre Persönlichkeit.

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Risiken kennen Zudem verdienen Kinder Schutz vor den Risiken der elektromagnetischen Strahlung. Wer noch wächst, reagiert empfindlicher auf Umwelteinflüsse. Kinder sollten besonders wenig Strahlung ausgesetzt sein. So rät das Bundesamt für Strahlenschutz, Handytelefonate bei Kindern weitestmöglich einzuschränken. Kinder ahmen ihre Eltern nach. Schärfen wir also den Blick auch auf die »Risiken und Nebenwirkungen« der so beliebten Funktechniken. Welche Kinderbedürfnisse werden von Handy & Co (ersatz-)befriedigt? Wir sollten uns trauen, unbequeme Fragen zu stellen, auch zum eigenen funkbasierten Medienkonsum. Bei Arzneimitteln schauen wir auf den Beipackzettel – aber bei funkenden (Spiel-/Lern-)Geräten für Kinder? Aufklärung tut hier Not: Eltern, Pädagogen und Politiker sollten die Gefahren und Risiken kennen, die eine zunehmend funkvernetzte digitale Welt mit sich bringt. Und unsere Kinder und nachfolgende Generationen davor schützen. Das für die kindliche Entwicklung so wichtige »Erleben mit allen Sinnen« verdient hier besondere Unterstützung.

Strahlung vermeiden – acht Tipps • Nutzen Sie kabelgebundene Technik, ob zu Hause, in Kindergärten oder Schulen (schnurgebundene Telefone, Kabelverbindung ins Internet etc.). • Finger weg von funkenden Spielsachen und Lerngeräten schon für die Kleinen. • Eingeschaltete Handys nicht in Kinderbetten/-wägen legen oder nahe am Körper tragen; Headset nutzen. • Informieren Sie sich aus unabhängiger Quelle, wie digitale Geräte speziell auf Kinder und Jugendliche wirken. Mehr dazu: www.bund.net/elektrosmog • Vereinbaren Sie mit ihren Kindern Spiel- und Nutzungszeiten von digitalen Medien und kontrollieren Sie die installierten Programme. • Sind Sie auf funkbasierte Geräte angewiesen, nutzen Sie solche mit Abschalttechnik (auch um Strom zu sparen) und/oder senken Sie die Strahlungsleistung; deaktivieren Sie Funkverbindungen wann immer möglich (Flugmodus bei Handys/Tablet-PCs »ein«, WLAN- und Bluetooth-Optionen bei anderen Geräten »aus«). • Ermuntern Sie Kinder im Grünen zu spielen (Lager bauen, verstecken …): www.bund.net/umweltbildung • Genießen Sie Ihre Freizeit mit den Kindern, ohne ständig erreichbar zu sein. Sabine Moosmaier, Arbeitsgruppe Elektrosmog, und Axel Schreiner, Arbeitskreis Umweltbildung im BUND


Bürgerbeteiligung

ZU R ZEIT

Politik öffne dich! Volksentscheid, verbindliche Beteiligungsverfahren, eine modernere Verwaltung und ein Gesetz für mehr Transparenz: Die Politik muss häufiger Experimente wagen. Mit mehr Offenheit kann die neue Bundesregierung nur gewinnen.

ie Republik wird sich verändern: Im Zuge der Energiewende werden die Stromnetze ausgebaut, die Erneuerbaren brauchen Platz, und der Bundesverkehrswegeplan 2015 skizziert die Zukunft der Mobilität. Ehrgeizige Infrastruktur- und Reformprojekte werden sich nur mit den BürgerInnen, nicht gegen sie realisieren lassen. »Open Government« heißt das Zauberwort, mit dem die Zivilgesellschaft versucht, Politik und Verwaltung mehr Bürgernähe beizubringen. Der Ansatz beruht auf Transparenz, Beteiligung und Mitentscheidung der BürgerInnen. In allen drei Bereichen braucht es nicht weniger als eine kleine Revolution.

Direkt entscheiden Seit 60 Jahren scheitern alle Versuche, einen bundesweiten Volksentscheid einzuführen, an CDU und CSU. Dabei ist der Volksentscheid ein probates Mittel, um strittige gesellschaftliche Fragen zu klären: Erlauben wir gen-manipulierte Lebensmittel auf unseren Tellern? Sollten wir sofort aus der Atomenergie aussteigen oder erst 2022? Direkt legitimierte Entscheidungen können schwierige Konflikte befrieden. Das zeigt die Erfahrung mit Volks- und Bürgerentscheiden auf Ebene der Länder und Kommunen. Doch in den Bundesländern muss der Rahmen dafür bürgerfreundlicher werden. Oft sind die Zustimmungsquoren zu hoch, das Themenspektrum zu eng gefasst und die Fristen zum Sammeln von Unterschriften zu kurz. Dabei sprüht die Bürgergesellschaft nur so vor Ideen, von denen wir alle profitieren können.

Verbindlich beteiligen Das in diesem Frühjahr von der Bundesregierung beschlossene Gesetz zur Planungsvereinheitlichung greift viel zu kurz. Demnach sollen Behörden nur »darauf hinwirken«, dass Bauherren frühzeitig die Öffentlichkeit informieren. Die Verbindlichkeit fehlt. Doch im neuen Bundestag finden sich viele beteiligungsfreundliche Abgeordnete. Beim KandidatInnencheck des BUND votierten 84 Prozent der DirektkandidatInnen dafür, die BürgerInnen bei großen Bauvorhaben frühzeitiger, ergebnisoffen und vor allem verpflichtend zu beteiligen. Nutzen wir diese Mehrheit für mehr Partizipation! Beteiligung braucht aber auch kompetente Ämter und Ministerien: Deren Mitarbeiter sollten befähigt werden, die traditionelle »Obrigkeitsdenke« zu überwinden und bürgernah zu werden. Das fängt schon bei einer verständlichen Sprache an. Denn wer versteht schon Behördendeutsch?

Christoph Kellner

D

Offenlegen Doch offenes Regierungshandeln, das die Einwände von BürgerInnen ernst nimmt, braucht als Basis die Transparenz. Nur wenn staatliche Informationen wie Gutachten, Verträge und Statistiken gratis, maschinenlesbar und mit freier Lizenz zur Weiterverbreitung öffentlich werden, können Menschen fundiert entscheiden. 2012 hat die Hamburger Bürgerschaft ein weitreichendes Transparenzgesetz beschlossen. Es ersetzt in puncto Daten die Holschuld der BürgerInnen durch eine Bringschuld der Verwaltung. Die Behörden der Hansestadt müssen Datensätze nun unaufgefordert in ein zentrales Onlineregister ablegen. Ein solches Gesetz braucht auch die Bundesebene. Laut einer Forsa-Umfrage vom Februar sind 88 Prozent der BürgerInnen dafür, nicht-personenbezogene Daten zu veröffentlichen. Zu Recht: Denn erweiterte Auskunftspflichten erschweren Korruption, gemeinwohlschädliche Geheimverträge und Milliardengräber bei Großprojekten. Darüber hinaus sind Datensätze oft wahre Datenschätze. Die digitale Verfügbarkeit und Weiternutzung kann zu Innovationen führen, die auch für den Umweltschutz relevant sind. Olaf Bandt und Jan Korte Olaf Bandt ist der Bundesgeschäftsführer »Politik & Kommunikation« des BUND, Jan Korte der Campaigner für Bürgerbeteiligung. Mehr dazu: www.bund.net/buergerbeteiligung Vorschläge für eine Demokratiereform finden Sie hier: www.bund.net/sechspunkteprogramm

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Visualisierte Ergebnisse eines Workshops zum Thema »offenes« Regieren.


Cycling Embassy of Denmark

ZU R ZEIT

Trotz gutem Busund Bahnnetz nutzen viele Kopenhagener auch im Winter das Rad, um rascher von Tür zu Tür zu kommen.

Mobil ohne Auto

Radeln bei Eis und Schnee? Ohne Auto leben – ob sich dieser Traum verwirklichen lässt, erweist sich oft erst im Winter. Mit der richtigen Bekleidung bleibt das Fahrrad ganzjährig eine Alternative – vorausgesetzt, die Kommunen sorgen für freie Fahrt.

I

n welchem Outfit fühlen Sie sich wohl? Manche mögen’s wärmer, andere eher kühl. Eine Faustregel für Radfahrer besagt: »Leicht frösteln, bevor man losfährt. Meist ist man zu warm angezogen.« Denn beim Radfahren schwitzt man unter dicker Kleidung schnell, während Kopf und Hände der Kälte ausgesetzt sind. Hier hilft der Zwiebellook: Tragen Sie mehrere Schichten übereinander, die sie bei Bedarf ablegen können. Als unterste Schicht bietet sich atmungsaktive Funktionswäsche an, die Feuchtigkeit schnell vom Körper abtransportiert; darauf als wärmende Schicht zum Beispiel ein Fleece-Pullover; und darüber eine Wind und Wasser abweisende, wieder atmungsaktive Jacke, die möglichst hell ist und reflektiert. Bei den Händen das Gleiche: Über einen dünnen Unterzieher kann ein winddichter Fingerhandschuh getragen (und bei Bedarf ausgezogen) werden. Handschuhe sollten nicht zu eng sein, da sich sonst keine wärmende Luftschicht bildet. Den Kopf schützt eine Mütze, für Helmträger gibt es Extramützen. Bei Bedarf liefern Ohrenwärmer ebenso Schutz wie ein Schlauchtuch für Hals und Kinn. Dazu ordentlich Creme ins Gesicht – das hält warm und schützt die Haut.

Gut warten, vorsichtig fahren Ihr Fahrrad müssen Sie im Winter mehr als zu anderen Jahreszeiten warten. So muss die Kette häufiger als im Sommer geschmiert werden, Nässe, Dreck und Streusalz setzen dem Material zu. Wichtig ist die Beleuchtung: Radfahrer unterschätzen leicht, wie schlecht sie in der dunklen Jahreshälfte für andere sichtbar sind. Seitendynamos rutschen bei Nässe und Schnee schnell durch, ein Nabendynamo

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BUNDmagazin [4-13]

mit Standlicht ist deshalb die erste Wahl. Reflektoren verschmutzen im Winter, Sie sollten sie regelmäßig reinigen. Die Kommunen wiederum stehen in der Pflicht, Fahrradwege, die nicht von Straßenlaternen erfasst werden, besser zu beleuchten. Für Vielfahrer bieten sich Winterräder mit Spikes an. Diese können auch bei normaler Straßenlage verwendet werden und bieten gute Haftung selbst bei widrigen Straßenverhältnissen. Für mehr »Grip« sorgt auch, wer den Reifendruck etwas senkt. Am wichtigsten aber ist eine angepasste Fahrweise. Also bitte: Halten Sie mehr Abstand und reduzieren Sie das Tempo (das gilt natürlich auch und besonders für Autofahrer!). Nutzen Sie möglichst nur die Hinterbremse und bremsen und treten Sie nicht in schneeglatten Kurven.

Besser räumen Ein Hauptübel im Winter sind die ungeräumten Radwege. Noch schlimmer ist, wenn der Räumdienst Radspuren und -wege einfach »zuschiebt« und so gänzlich unpassierbar macht. Dabei sind Städte und Gemeinden (laut Bundesgerichtshof) dazu verpflichtet, »verkehrswichtige« innerörtliche Radwege zu räumen und zu streuen. Hier hilft nur permanentes Nachhaken bei den zuständigen Stellen. Rutschgefahr besteht für Radler aber auch bei Split auf der Straße. BUND-Aktive engagieren sich vielerorts dafür, gute Bedingungen für Radfahrer zu schaffen. Übrigens: Ist nicht gestreut oder geräumt, entfällt auch für beschilderte Fahrradwege die Benutzungspflicht. Außerorts besteht aber nur ausnahmsweise eine Streupflicht für Rad- und Gehwege. Thorben Prenzel


Verschenken Sie eine Patenschaft fürs Grüne Band

Vielfalt bestätigt Neueste Daten zeigen: Zwei Drittel der 146 Lebensraumtypen im einstigen innerdeutschen Grenzstreifen sind bundesweit gefährdet. Das Grüne Band ist damit schutzwürdiger denn je.

Z

wölf Jahre ist es her, dass der BUND die längste Bestandsaufnahme in der Geschichte des deutschen Naturschutzes durchführte. Jetzt konnten wir mit einer neuen Kartierung (gefördert vom Bundesamt für Naturschutz) bestätigen: Die Bedeutung des Grünen Bandes für die biologische Vielfalt ist enorm. Die Fülle der bedrohten Biotoptypen reicht von artenreichen Feucht- und Nasswiesen über Binnendünen, Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden und Bergwiesen bis zu Sandmagerrasen – alles Lebensräume, die in unserer intensiv genutzten Landschaft kaum noch vorkommen. Besonders erfreulich: 87 Prozent des Grünen Bandes sind noch naturnah ausgebildet und können als Trittsteine für seltene Arten dienen. Der einzige nationale Biotopverbund besteht maßgeblich aus extensiv genutzten Wiesen, Fließund Standgewässern, Brachflächen und Wäldern. Über 1 200 gefährdeten Tier- und Pflanzenarten bietet er ein Refugium. Das Grüne Band entlang der früheren innerdeutschen Grenze umfasst auf 1 393 Kilometern eine Fläche von 17 712 Hektar. Leider ergab unsere Erhebung auch: Auf 2 300 Hektar zerstören intensiv genutztes Agrarland und Straßen immer noch den Grünverbund. Das ist zwar etwas weniger als noch 2001. Andererseits werden weiter wertvolle Lebensräume in Äcker und Intensivgrünland umgewandelt. Über zwei Drittel des Grünen Bandes sind nicht ausreichend geschützt, viele Flächen befinden sich in Privatbesitz. Der BUND fordert daher, das Grüne Band als Nationales Naturmonument auszuweisen. Liana Geidezis (unten rechts) und Daniela Leitzbach (links)

Oder werden Sie selbst Grüne-Band-Pate! Landwirtschaftliche Nutzung und Straßenbau drohen das Grüne Band zu zerstückeln. Mit Ihrer Hilfe können wir Deutschlands einzigartigen BiotopverGrünes-Band-Patenschaft bund nachhaltig schützen. Ab einer Spende von 5 Euro monatlich erhalten alle Paten eine persönliche Patenschaftsurkunde. Außerdem werden sie zu Exkursionen ans Grüne Band eingeladen und regelmäßig mit dem Paten-Rundbrief über Neues informiert. Schicken Sie uns einfach den ausgefüllten Coupon zurück. Dr. Manfred von Mustermann

BUND die Vielfalt der Natur und den schützt und erhält gemeinsam mit dem langen ehemaligen Reichtum seltener Arten am 1.393 Kilometer innerdeutschen Grenzstreifen.

Prof. Dr. Hubert Weiger BUND-Vorsitzender

Oder werden Sie Pate unter: Online www.bund.net/patenschaften E-Mail dasgrueneband@bund.net Telefon (0 30) 2 75 86-4 29

Das Grüne Band

Ich möchte eine Grüne-Band-Patenschaft verschenken. Ich möchte das Grüne Band selbst als Pate unterstützen. Ich genehmige dem BUND den Einzug von monatlich € (mindestens 5 €). Die Abbuchung von meinem unten genannten Konto soll jährlich halbjährlich monatlich erfolgen.

Name, Vorname

… leiten bzw. koordinieren das BUNDProjekt »Grünes Band«, gruenesband@ bund-naturschutz.de, www.gruenesband.info

Straße, Hausnummer PLZ, Ort

Das Grüne Band zwischen Thüringen und Niedersachsen. Rechts: Auf einer Binnendüne fand man im Sommer den Eisenfarbenen Samtfalter (vom Aussterben bedroht).

Telefon (bitte für Rückfragen angeben) Kontonummer Bank, Bankleitzahl

Beschenkte/r

Bitte die Urkunde an diese Adresse senden.

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Klaus Leidorf, Jürgen Starck (Falter)

Adresse der/des Beschenkten

Datum, Unterschrift Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für den BUND e. V. elektronisch erfasst und gegebenenfalls durch Beauftragte des BUND e. V. auch zum Zweck vereinsbezogener Information und Spendenwerbung verarbeitet und genutzt. Ihre Daten werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben.

Bitte senden Sie den Coupon an: [4-13] BUNDmagazin

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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Das Grüne Band, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin


Wohin mit unserem Atommüll?

ZU R ZEIT

Fehlendes Vertrauen Warum der BUND entschieden hat, sich nicht an der AtommüllKommission zur Suche nach einem deutschen »Endlager« zu beteiligen.

N

Jakob Huber

ach intensiver Diskussion hat sich der BUND dagegen entschieden, als Teil der neuen AtommüllKommission nach einem sogenannten Endlager für unsere atomaren Abfälle zu suchen. In der vom »Standortauswahlgesetz« geschaffenen Kommission sollen zwei der insgesamt 33 Plätze an die Natur- und Umweltschutzverbände gehen. Der Rest wird mit Vertretern der Politik, Wissenschaft, Kirchen, Gewerkschaften und Industrie besetzt.

Standortsuche. Obwohl es viele wissenschaftlich erwiesene, fachliche wie auch politische Gründe gibt, den Standort Gorleben von vornherein von der weiteren »Endlager«suche auszuschließen, wurde er bewusst ins Verfahren aufgenommen – wir befürchten, um ihn damit rechtssicher zu machen. Alle Rufe, die BürgerInnen transparent und aktiv an einem solch grundlegenden umweltrelevanten Vorhaben zu beteiligen, verhallten. Im Gegenteil: Das neue Gesetz verengt die Entscheidungswege. Es schafft eine neue Superbehörde mit weitreichenden Kompetenzen, entmündigt die Bundesländer, ermöglicht Enteignungen und minimiert Einspruchsrechte der BürgerInnen, indem es behördliche (und juristisch überprüfbare) Entscheidungen durch Parlamentsbeschlüsse ersetzt. Nur einmal wird nach der unterirdischen Erkundung die Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht erlaubt. Sonst bleibt nur der aufwendige Weg zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe.

Was wirklich nötig ist

März 2012 vorm Brandenburger Tor: Das gelbe »X« symbolisiert den Widerstand des Wendlands gegen die Atomkraft.

Unsere Gremien haben eingehend beraten, ob sich der BUND an der Kommission beteiligen soll. Im Verbandsrat mit den Landesverbänden ergab sich ein unentschiedenes Meinungsbild. Einig waren sich die Experten der BUND-Atom- und Strahlenkommission und des Bundesarbeitskreises Energie: Sie empfahlen, keinen Vertreter in die Kommission zu entsenden.

Zu wenig Dialog und Beteiligung Während der Diskussion im BUND gab es kleinere Änderungen am Auswahlgesetz, die auch die Rolle der Kommission betreffen. Gleichzeitig wurden erste Personen bekannt, die in der Kommission mitarbeiten sollen. Sowohl die Industrie als auch die Gewerkschaften haben Hardliner nominiert. Damit ist absehbar: Die Arbeit der Kommission, wie sie jetzt im Endlagersuchgesetz definiert wurde, bietet keine ausreichende Gewähr für den geforderten breiten gesellschaftlichen Dialog über die Kriterien und das Vorgehen bei der

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BUNDmagazin [4-13]

Der BUND hat seine Entscheidung zusammen mit Robin Wood und Greenpeace öffentlich gemacht, die ebenfalls nicht an der Kommission teilnehmen werden. Gemeinsam kritisieren die Verbände das bisherige Verfahren. Hinter verschlossenen Türen wurde ein Gesetz ausgehandelt und vom Bundestag beschlossen. Nun soll wohl mit der Kommission nachgeholt werden, was bisher fehlte: ein breiter gesellschaftlicher Dialog. Nach diesem Start haben wir kein Vertrauen in die Kommission. Das Vorgehen der Bundesregierung widerspricht unserem Verständnis einer ernst gemeinten, ergebnisoffenen und transparenten Suche nach einem Atommülllager. Bürger und Verbände sind aus unserer Sicht viel zu spät und viel zu wenig in den bisherigen Prozess eingebunden worden. Statt der Beteiligung in der Kommission wird sich der BUND nun mit anderen Umweltverbänden, den Bürgerinitiativen und den vielen Aktiven aus der AntiAKW-Bewegung dafür engagieren, eine wirklich breit angelegte Konsultation zu organisieren und durchzuführen. Wir werden weiter fordern, was wirklich nötig ist: alle Atomkraftwerke sofort abzuschalten, Gorleben als ungeeigneten Standort endlich aufzugeben und einen breiten Beteiligungsprozess zu beginnen. Klaus Brunsmeier … bearbeitet im Bundesvorstand die Energiepolitik.

Mehr dazu: www.bund.net/endlagersuche


Neue Datenbank

Neues von der BUNDstiftung

Mehr Service

Flatterulmen und Fischotter

S

D

ie BUNDstiftung wächst weiter. Ihr Eigenkapital lag Ende 2012 bei 873 000 Euro – ein Plus von fast zehn Prozent –, das Gesamtvermögen bei über einer Million Euro. Daraus finanzierte die Stiftung Naturschutzprojekte in der Goitzsche-Wildnis, bei Holzminden (für die Wildkatze) und an der Elbe. Mehr und mehr begleitet die Stiftung wegweisende Naturschutzprojekte des BUND. So etwa an der »Hohen Garbe«, einer rund 400 Hektar großen Auenlandschaft an der unteren Mittelelbe.

Auwälder zählen zu den artenreichsten und zugleich seltensten unserer Lebensräume. In der Hohen Garbe stehen noch alte Eichen und Flatterulmen. Fischotter und Seeadler leben hier, Mittelspecht und Teichfledermaus. Um die Aue dauerhaft erhalten zu können, will die BUNDstiftung möglichst viel Grund erwerben. Die Elbe soll sich hier bei Hochwasser wieder ungehindert ausbreiten können – und so in dem natürlichen Wechsel von Hochund Niedrigwasser ein lebendiger Auwald wachsen.

Mehr zur BUNDstiftung unter www.bund.net/ jahresbericht und bei Almuth Wenta, almuth.wenta@ bund-stiftung.de, (030) 27586-474

Dieter Leupold

eit dem 1. Oktober arbeiten der Bundesverband und 15 Landesverbände mit einer neuen Datenbank. Mit der Umstellung wurde ein Dienstleister betraut, der seit Jahrzehnten Erfahrung mit der Datenverwaltung gemeinnütziger Organisationen hat. Notwendig wurde dies aus technischen Gründen. Gleichzeitig mit der neuen Datenbank hat der BUND die Umstellung auf SEPA vorgenommen – das ab 2014 geltende Verfahren zur Lastschrift. Der große Vorteil des neuen Systems liegt für alle unsere UnterstützerInnen darin, dass es bessere Auskunft und damit einen besseren Service ermöglicht. Mit dem System gewährleistet der BUND wie bisher höchste Sicherheitsanforderungen. Alle Daten werden auf eigenen Servern des Bundesverbandes gespeichert.

AKTIV

Kontakt: BUND-EDV, support@bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-4 44 Elbaue im Projektgebiet Hohe Garbe.

25 Jahre Neuland

W

ollen Landwirte aus der Massentierhaltung aussteigen, scheint der Wechsel zum Ökolandbau für manche unüberwindlich. Neuland bietet diesen Menschen einen Einstieg in den Ausstieg aus der Intensivhaltung. Die Tiere stehen fortan auf Stroh, ihr Futter kommt überwiegend vom eigenen Hof – und Gentechnik oder Importfutter nicht mehr in den Trog. Auch werden alte und langsam wachsende Tierrassen bevorzugt. Auf diese Richtlinien einigte sich vor 25 Jahren der BUND mit dem Deutschen Tierschutzbund und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, gemeinsam mit

Landwirten und Metzgern. Heutzutage bieten bundesweit über 130 Verkaufsstellen Neuland-Fleisch an, darunter 80 Großküchen. Zum Jubiläum gratulierte Hubert Weiger den rund 200 Neulandbauern vor allem zu deren Pionierleistungen im Tierschutz. Kein anderes Qualitätsfleischprogramm bekenne sich zu Obergrenzen bei der Tierhaltung. Und der neue Mobilstall für Hühner vereine optimal die Erzeugung von Eiern mit dem Schutz des Grünlandes. Dankbar sei der BUND zudem Neuland-Geschäftsführer Jochen Dettmer für seinen großen Einsatz, nicht zuletzt als Sprecher seines Arbeitskreises Landwirtschaft.

Friedel Hesseling

Pioniere im Tierschutz

Zum Neuland-Geburtstag gratulierte auch Hubert Weiger (2. von links). Jochen Dettmer (2. von rechts) erhielt Blumen.

[4-13] BUNDmagazin

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AKTIV

Rußfrei fürs Klima

Die schwarze Gefahr

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ieselruß ist der gefährlichste Teil des Feinstaubs. Viele Städte halten die gesetzlichen Grenzwerte dafür noch immer nicht ein. Die Brisanz dessen wird oft unterschätzt. Für die Experten der Welt-

gesundheitsorganisation ist Dieselruß ähnlich gefährlich wie Asbest, und Klimaexperten gilt er als zweitstärkster Klimatreiber nach CO2. Politik und Verwaltung wird das Problem »Rußemissionen« mehr und mehr bewusst – auch weil der BUND vor vier Jahren die europaweite Kampagne »Rußfrei fürs Klima« mit ins Leben gerufen hat. Einer ihrer Erfolge: Viele Städte richteten in den letzten Jahren wirksame Umweltzonen ein. Die Kampagne setzt zudem regelmäßig neue Themen. Ein Beispiel sind die Abgase von Baumaschinen. In den Großstädten wird heute darüber nachgedacht, wie diese zu senken sind. Die ersten Städte machen bei öffentlichen Bauaufträgen den Einsatz von Rußfiltern zur Pflicht.

In den Fokus rücken endlich auch die Binnenschiffe. Gemeinhin gelten sie als eher klimafreundlich. Doch ihre oft veralteten Motoren stoßen so viel Dieselruß aus, dass von einem Vorteil für die Umwelt meist keine Rede sein kann. Wir werden nicht müde, die Bedeutung des Verkehrs für Klima und Luftqualität zu unterstreichen. Mit zehn Partnerverbänden in Europa begleiten und beschleunigen wir EU-Gesetze. Wir entwickeln lokale wie auch überregionale Maßnahmen für saubere Luft und tauschen ständig Erfahrungen aus. Der BUND profitiert in dieser Kampagne von seinen starken Landesverbänden, seinen Gruppen und engagierten Aktiven vor Ort. www.bund.net/rußfrei

Tilmann Heuser vom BUND Berlin (Mitte) zeichnet die Reederei Riedel aus, die ihrem Schiff »Spree-Diamant« einen Rußfilter verpasst hat.

Aktionen zum Nachmachen

Sich tot stellen beim »Die-In«

E

in »Die-In« ist eine Spielart des »Flashmobs«: Im öffentlichen Raum kommt es zu einem scheinbar spontanen Menschenauflauf. Auf ein verabredetes Zeichen oder um eine bestimmte Uhrzeit tun die TeilnehmerInnen alle das Gleiche:

Sie frieren ein, tanzen, machen eine Kissenschlacht oder stellen sich tot. Letzteres nennt man einen Die-In.

Die Aktion Damit ein Problem Aufmerksamkeit erhält, verabredet sich mindestens ein Dutzend Menschen, um sich an einem öffentlichen Ort für eine festgesetzte Zeit hinzulegen. Ein zuvor online verbreiteter Aufruf hat Ort und Zeit genau angegeben. Vor Ort können Sie ein Banner mit BUND(jugend)-Logo entrollen oder beim Sich-tot-stellen ein Schild mit Botschaft neben sich ablegen.

Der Anlass Flashmobs müssen nicht unbedingt einen politischen Hintergrund haben, gerade beim Die-In liegt der Zusammenhang aber auf der Hand. Die-In am Rande der UN-Klimakonferenz in Posen, Dezember 2008.

So fanden schon etliche Die-Ins gegen Atomkraft statt. Gute Anlässe bieten auch zerstörerische Großprojekte, Klimakonferenzen ohne Ergebnisse oder die Rodung von Regenwald.

Der Aufwand Gering für die, die mitmachen. Die Vorbereitung der Aktion kostet jedoch etwas Zeit. Neben Freunden und Aktiven kann online zu dem Die-In mobilisiert werden – über www.flashmob.tv und vor allem soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Da jeder Flashmob vom Überraschungseffekt lebt, sollte er nicht in der Tageszeitung angekündigt werden. Es lohnt sich aber Pressevertreter einzuladen. Die-Ins erzeugen ein starkes Bild, das die Medien gerne aufgreifen.

Praxiserprobt, ortsungebunden, zeitlich und finanziell wenig aufwendig und daher leicht umzusetzen: Aktionen wie die obige finden Gruppen und Aktive im Aktionskatalog auf bund-intern.net /mitmachen. Unterstützung erhalten Sie durch Musterpressemitteilungen, Material sowie Tipps und Tricks. Wir laden zum Nachmachen ein!

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BUNDmagazin [4-13]


Grüne Geschenke zu Weihnachten Machen Sie Ihren Lieben und der Natur eine Freude und verschenken Sie zu Weihnachten ein Stück Naturschutz! Das ideale Geschenk für alle, denen der Natur- und Umweltschutz am Herzen liegt. Der BUND wünscht Ihnen und Ihren Lieben ein schönes Weihnachtsfest!

Wir begrüßen

als neues Mitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. und heißen Sie herzlich

WILLKOMMEN schenkt Ihnen diese Mitgliedschaft bei den Freunden und Freundinnen der Erde und hat für Sie den Mitgliedsbeitrag für ein Jahr im voraus bezahlt. Darüber freuen wir uns mit Ihnen. Denn die Erde braucht Freunde.

Wildkatzen-Patenschaft

Anteilschein am Grünen Band

BUND-Geschenkmitgliedschaft

Helfen Sie mit, ein Rettungsnetz für die bedrohte Wildkatze zu knüpfen: Über 20 000 Kilometer grüne Korridore sollen naturnahe Waldgebiete miteinander verbinden und der scheuen Wildkatze, aber auch vielen anderen Wildtieren, das Wandern in neue Lebensräume ermöglichen. Ab einer Spende von 60 Euro können Sie eine persönliche Patenschaftsurkunde verschenken.

Landwirtschaftliche Nutzung und Straßenbau drohen Deutschlands einzigartiges Naturparadies entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu zerstückeln – setzen Sie sich gemeinsam mit dem BUND dafür ein, das Grüne Band zu erhalten! Verschenken Sie mit einer Spende ab 65 Euro einen symbolischen Anteilschein, der auf den Namen des Beschenkten ausgestellt wird.

Mit einer Einzelmitgliedschaft ab 50 Euro jährlich (Familien ab 65 Euro jährlich) schenken Sie einen wichtigen Beitrag zum Natur-, Umweltund Klimaschutz. Mitglieder kommen in den Genuss vieler Vorteile. Sie erhalten zum Beispiel regelmäßig das BUNDmagazin, das über aktuelle Ereignisse und Erfolge unserer Arbeit informiert.

Bitte schicken Sie uns den Coupon bis zum 14. Dezember in einem Umschlag zurück, dann sind die Urkunden pünktlich zum Fest bei Ihnen. Die grünen Geschenke können Sie auch online unter www.bund.net/geschenke oder telefonisch unter (030) 27586-429 bestellen, die BUND-Mitgliedschaft unter www.bund.net/mitgliedschaft_verschenken oder telefonisch unter Mitgliederservice (030) 27586-479.

Ja, ich möchte zu Weihnachten ein Stück Naturschutz verschenken! Ich verschenke

Wildkatzen-Patenschaft(en) (ab 60 Euro) Anteilschein(e) fürs Grüne Band (ab 65 Euro) Mitgliedschaft(en) beim BUND (ab 50 Euro pro Jahr) und ich genehmige dem BUND den Einzug von Euro von meinem unten genannten Konto. Vorname, Nachname

Antwort Straße, Hausnummer

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Grüne Geschenke Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin

PLZ, Wohnort Telefon (bitte für Rückfragen angeben) Kontonummer Bank, Bankleitzahl Datum, Unterschrift

XM0413

bitte wenden ➔


Alter Zollbahnhof

AKTIV

Wertvolle Natur unter Schotter begraben

Martin Baus (2)

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atort: die Biosphäre im Bliesgau. Ringsum idyllische Hügel und Täler, Streuobstwiesen, Steinkäuze. Viel Wald soll als Kernzone Urwald werden, viel Landschaft durch traditionelle Pflege ihr Antlitz behalten. So weit alles gut. Wäre da nicht das Areal des früheren Zollbahnhofs zwischen Kirkel und Homburg. Es ist Pflegezone, Vorrangfläche für Naturschutz und Wasserschutzgebiet. Die Realität aber sieht anders aus – ein Skandal, wie er im Buche steht. Der einstige Trockenrasen ist heute unter Schotter begraben. Wolken von Feinstaub wehen übers Land, wenn die Firma »BahnLog« im Auftrag der Deutschen Bahn Gleisschotter aufarbeitet. Karawanen von Schwerlastern bringen das teilweise kontaminierte Material und fahren es recycelt wieder ab. Gelagert wird es auf offenem, gut durchlässigem Boden, gearbeitet wird ohne Schutz für Mensch, Tier und Umwelt. Zum Zollbahnhof wurde das Gelände in den 1920er Jahren, als hier die Grenze zwischen Saargebiet und Deutschem Reich verlief. Nach 1935 kurz Güterbahnhof, wurden im Krieg Truppen, Waffen und Munition umgeschlagen. Damit sei das Areal

»historisch planfestgestellt«, wie Behörden und Ministerien gebetsmühlenartig behaupten. Mehr sei nicht nötig, um die wertvolle Fläche zum Industriegebiet umzuwidmen – bald 70 Jahre nach Kriegsende und ohne jede öffentliche Beteiligung. Gleichzeitig werden die Ämter nicht müde, sich selbst und gegenseitig für unzuständig zu erklären.

Eidechsen und Raubwürger Auf dem etwa 40 Hektar großen Areal lebte einst die größte Population der Mauereidechse in Südwestdeutschland, dazu eine Vielzahl von Nachtigallen und Orpheusspöttern sowie Wendehals und Raubwürger. Dies und Dutzende gefährdeter Pflanzen waren der Anlass dafür, die Fläche als Pflegezone der Biosphäre auszuweisen und als Naturschutzgebiet vorzusehen. Seitdem 2005 der Schotter kam, engagieren sich der BUND Saar und die betroffene Gemeinde Kirkel auch juristisch für das Areal, unterstützt von einer Bürgerinitiative. »Mit einer neuen Klage rechnen wir uns gute Chancen aus, die Natur am alten Zollbahnhof doch noch zu retten«, so der Landesvorsitzende Christoph Hassel.

Am alten Zollbahnhof heute: Unter Bahnschwellen und Schotter lag einst der wichtigste Lebensraum der Mauereidechse in Südwestdeutschland.

Wildkatzen-Patenschaft / Anteilschein Grünes Band

BUND-Geschenkmitgliedschaft

Ich möchte an folgende Person*

Ich möchte an folgende Person* eine BUND-Mitgliedschaft verschenken:

Vorname, Nachname der/des Beschenkten

eine Wildkatzen-Patenschaft einen Anteilschein Grünes Band verschenken. Zusendung der Patenschaftsurkunde bzw. des Anteilscheins an mich direkt an die/n Beschenkte/n (bitte in diesem Fall nachfolgend die Adresse des Beschenkten ergänzen) Straße, Hausnummer

PLZ, Wohnort

Bestellungen online unter www.bund.net/geschenke bzw. www.bund.net/mitgliedschaft_verschenken

Vorname, Nachname des Neumitglieds

Straße, Hausnummer

PLZ, Wohnort

Telefon (bitte für Rückfragen angeben) * Bitte bei Geschenken an mehrere Personen ein Blatt mit Namen und Adressen der Beschenkten zusammen mit diesem Coupon an uns zurückschicken – vielen Dank! Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – gegebenenfalls durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informationsund Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.


Hormone in Kosmetika

Fuchs sorgt für Furore

TV-Wahlnachlese Alle noch heute im Bundestag vertretenen Parteien sprachen sich in ihren Wahlprogrammen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk aus. Grüne und Linke forderten mehr Staatsferne in den Rundfunkräten. Die SPD betonte, die Privilegien der Öffentlich-Rechtlichen müssten durch die Qualität des Programms immer neu gerechtfertigt werden. Dies ist im Wahlkampf vor allem in den Talkrunden gründlich misslungen. Themenreduktion war Prinzip. Personalisierung und Boulevardisierung ersetzten hartnäckiges Nachfragen. Behandelt wurde, was als »talkfähig« galt. Besonders absurd: Die Energiewende als einziges Umweltthema, das zur Sprache kam, ist von einer großen Mehrheit der Bevölkerung gewollt. Die Talk-StichwortgeberInnen vermittelten jedoch den Eindruck, sie sei eine zentrale Belastung unserer Zukunft. Die meisten Wahltalkrunden waren Politkopien von »Yogeshwar & Schöneberger«. Und nach den Talks wurde nicht diskutiert, wer tragfähige Vorschläge zur Problemlösung gemacht hat, sondern geschönenbornt, wer in welchem Lager gepunktet hat. Das Urteilsvermögen wird so nicht gefördert. Genau das aber gehört zum öffentlich-rechtlichen Auftrag. Doch kein Schatten ohne Licht: Dass kritischer Journalismus möglich ist, zeigte Monitor drei Tage vor der Wahl: Die Wirklichkeit zeigen, wie sie ist. Und nicht Parteisprech für die Wirklichkeit nehmen. Norbert Franck, Leiter der BUND-Presse-/Öffentlichkeitsarbeit

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on der Zahnpasta bis zur Sonnencreme: Über vier Millionen Körperpflegeprodukte wurden seit Ende Juli auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe hin überprüft. 200 000 Menschen haben sich dazu die ToxFox-App des BUND auf ihr iPhone geladen, viele andere nutzten das Webformular auf www.bund.net. Zum Hintergrund: Der BUND veröffentlichte Ende Juli eine Studie, laut der rund ein Drittel aller Kosmetika und Pflegeprodukte hormonell wirksame Stoffe enthält. Diese werden mit gesundheitlichen Störungen wie einer geringen Spermienanzahl und Brustkrebs in Verbindung gebracht. Zusätzlich zum Serviceangebot für die Verbraucher haben wir Online-Petitionen an die Firmen gestartet, die hormonell wirksame Stoffe in ihren Produkten einsetzen. Mit Erfolg: Johnson & Johnson, Hersteller der Penaten-Wundschutzcreme für Babys, hat angekündigt, diese ab 2014 nicht mehr zu verwenden – nachdem ihn binnen einer Woche rund 25 000 Menschen dazu aufgefordert hatten. Auch Marktführer Beiersdorf gerät unter Druck: Aktuell sprechen sich bereits 80 000 Verbraucher für saubere Nivea-Produkte aus, darunter viele aus Frankreich. Denn der französische Umweltverband RES hat nach unserem Vorbild eine ähnliche Aktion gestartet. Die Unterschriften übergab der BUND Ende Oktober in der Hamburger Konzernzentrale.

Naturschutztage an der Elbe

Weichen für die Zukunft

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Mehr dazu unter www.bund.net/umweltbildung

Projektleiterin Heidrun Heidecke stellt u.a. Hubert Weiger (links) und Axel Schreiner (rechts hinten) einen neuen Wanderflyer aus der Goitzsche vor.

Jens Wegner

ie »Naturschutztage an der Elbe« standen Anfang Oktober ganz im Zeichen der Umweltbildung. Zum ersten Mal tauschten sich Bildungsbewegte des BUND aus ganz Deutschland auf Burg Lenzen aus. In einem Markt der Möglichkeiten präsentierten 15 Projekte ihre »verborgenen Schätze«. Neuartig war auch das Miteinander der Generationen: Die BUNDjugend als Mitorganisatorin war ebenso vertreten wie altgediente Vorstandsmitglieder der Landesverbände. Lou Böhm, die Sprecherin der BUNDjugend, stellte in ihrer Einführung fest: »Wir hier in Deutschland und Europa haben die Wahl und den Luxus, uns für einen nachhaltigen Konsum zu entscheiden. Deshalb ist es wichtig, die Menschen mit unserer Umweltbildung früh zu erreichen und sie für eine lebenswerte und gerechte Zukunft zu begeistern.« Wie verbinden wir in unserer Arbeit Naturschutz und Umweltbildung? Diese und andere Fragen behandelten die Teilnehmer in einem kreativen und offenen Rahmen. Auch der klassische Naturschutz kam nicht zu kurz. Bei einer Tour ins »Rambower Moor« zeigten sich Hunderte Kraniche bei der Rast auf ihrem Weg nach Spanien. Axel Schreiner, Sprecher des AK Umweltbildung

Naturschutztage am Bodensee Viele Exkursionen und Vorträge zum Naturschutz, eine Podiumsdiskussion zur Energiewende und ein »Tag der Nachhaltigkeit« bilden den Kern der Naturschutztage am Bodensee. Vom 3. bis 6. Januar laden BUND und NABU Baden-Württemberg nach Radolfzell ein. Über 500 im Naturschutz aktive Menschen nutzen diese Tage jedes Jahr als Fortbildung, Kongress und »Familientreffen«. Kinder und junge Leute erwartet ein eigenes Programm. Das gedruckte Programm erhalten Sie bei der BUND-Hauptgeschäftsstelle, Mühlbachstr. 2, 78315 Radolfzell, Tel. (0 77 32) 15 07-0, naturschutztage@ bund.net; Anmeldung auch unter www.naturschutztage.de

[4-13] BUNDmagazin

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I NTER NATIONAL

Tunesien einmal anders: In Ain Draham in der Kroumirie wurde die Kooperation besiegelt.

Naturschutz und Umweltbildung

Austausch mit Tunesien

W

er weiß das schon: Im grünen Nordwesten Tunesiens finden sich die besterhaltenen und artenreichsten Eichenwälder rund ums Mittelmeer! Sechs junge Deutsche besuchten diese Gegend – die »Kroumirie« – kürzlich im Rahmen des deutsch-tunesischen »Ranger-

Camps Naturschutz und Nachhaltiger Tourismus«. Zuvor lernten sechs TunesierInnen bei ihrem Deutschlandbesuch unter anderem die Burg Lenzen und das BUND-Großprojekt in der Lenzener Elbtalaue kennen. Vom Auswärtigen Amt gefördert, Anzeige dient der Austausch der Umweltbildung und Berufsorientierung in nachhaltigen ® Bereichen wie Ökotourismus, Naturschutz, Regionalvermarktung und erneuerbare Energien. Die windsichere Gartenfackel zum Kerzenrecyceln Getragen wird er vom Das Schmelzfeuer wird mit Kerzen und Wachsresten betrieben. Ab Werk ist es bereits Verein ENEA (European mit Wachs für 36 Stunden Dauerbrand gefüllt. Hergestellt aus CeraNatur ®. Nature and Environment n bei stelle en.de Academy) in Kooperation e b u Z d undla mit dem BUND Niederwww.b sachsen und der Deutschen Umwelthilfe. Die zwölf jungen Menschen zwischen 19 und 30

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gehen der Frage nach, wie Naturschutz und Umweltaktionen die tunesische Zivilgesellschaft voranbringen können, unterstützt von drei Natur- und Umweltorganisationen vor Ort. Schon nach dem ersten Treffen bahnten sich Freundschaften und Ideen für Kooperationen an. Gut möglich, dass in der Kroumirie bald ein Walderlebnispfad, ein Juniorrangerprogramm oder Müllsammelaktionen zur Umweltbildung entwickelt werden. Wolfgang Wesely Mehr dazu unter www.enea-net.eu und www.ain-kroumir.com

Gemeinsame Fahrt auf der Elbe mit der »Kleinen Dott«, dem Boot für Umweltbildung der BUND-Burg Lenzen.


George Osodi/FoE

t

h leic

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Nigerdelta: Hier ist vielerorts kein Leben mehr möglich. Die Ölpest zwingt Tag für Tag mehr Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.

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Nigerdelta

Zerstörte Lebensgrundlage

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er BUND setzt sich dafür ein, dass das stark ölverschmutzte Nigerdelta von den Verantwortlichen gesäubert wird – allen voran vom Ölmulti Shell. Lokale Erfahrungsberichte zeigen das katastrophale Ausmaß der Umweltschäden. So gab Chief Saint Emma Pii, Ortsvorsteher von Bodo City im Nigerdelta, zu Protokoll: »Seit Urzeiten leben wir hier von der Fischerei. Das Öl hat unsere Lebensgrundlage völlig zerstört, unser Land ist nutzlos geworden. Viele Kinder können nicht länger zur Schule gehen, weil den Eltern die Mittel fehlen, sich um ihre Familien zu kümmern. Unter den Jugendlichen kommt es zu Unruhen. Täglich wandern Menschen in andere Landesteile aus, um dort ihr Überleben zu sichern.« Weiter berichtet er: »Ohne die Zustimmung der örtlichen Gemeinde hat die Regierung im Juli 2012

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ein Projekt begonnen, das unser Wasser wieder reinigen soll. Doch bisher wurden lediglich Schilder mit dem Hinweis aufgestellt, dass unser Wasser verseucht ist und für den Gebrauch ungeeignet. Auf Ratschläge, wie die Gemeinde wieder Trinkwasser gewinnen kann, warten wir vergeblich.« Ein Bericht der Vereinten Nationen brachte 2011 ans Licht, dass Land und Wasser dramatisch verschmutzt sind. Er skizzierte Möglichkeiten, das Gebiet zu säubern und die Bevölkerung kurz- und langfristig mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Seither ist nichts geschehen, was die Lebensbedingungen der Menschen deutlich verbessert hätte. Der BUND will dies nicht hinnehmen und fordert: »Umwelt schützen – Shell stoppen«. www.bund.net/shell

Klimakonferenz in Warschau Bis 2015 muss ein neues internationales Klimaabkommen abgestimmt sein, um 2020 in Kraft treten zu können. Dem BUND liegt vor allem das Thema Klimagerechtigkeit am Herzen. Wir fordern ein faires Abkommen, das alle Länder verpflichtet, zur Senkung des globalen CO2-Ausstoßes beizutragen. Der BUND begleitet noch bis 23. November die laufenden Klimaverhandlungen in Warschau. www.bund.net /warschau

[4-13] BUNDmagazin

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DI E J U NGE SEITE

Hammer und Harke Sie ziehen in Mönchskutten durch die Straßen, entmüllen einen Weiher und bauen mitten in der Stadt Kartoffeln an: Die Bamberger BUNDjugend ist seit Jahren vielfältig aktiv.

S

ie haben eine Mission, so wie Martin Luther vor gut 500 Jahren. Sie werden für ihre Forderungen einstehen wie einst der Reformator. Die Dezemberkälte kann ihnen nichts anhaben, auch die verwunderten Blicke der Passanten lassen sie unberührt. Im schwarzen Mönchsgewand ziehen sie gemessenen Schrittes durch die Bamberger Altstadt, vier Mönche in schwarzer Kutte und ihr Gefolge. Reporter begleiten sie, eine TVKamera hält das Geschehen fest. Die Prozession stoppt am Portal der Martinskirche und vor dem Rathaus. Erst sind die Hände der Mönche nur zum Gebet gefaltet, dann haben sie Papier, Nägel und einen gewaltigen Hammer parat. Ein Knall hallt durch die Straßen, noch einer und noch einer: Die Mönche schlagen ihre Thesen an. Nicht die Reform der Kirche fordern sie, nein. Sie wollen Politik und Gesellschaft aufrütteln, endlich mehr für den Klimaschutz zu tun.

Heute handeln www.facebook. com/jbn.bamberg

Ausgedacht hat sich diese Aktion die Bamberger BUNDjugend. Ihr Banner flattert im Wind. Helfer verteilen Infomaterial und sammeln Unterschriften. Damit jeder die Botschaft hört, kommt auch ein Mikrofon zum Einsatz. »Verringert den Ausstoß von Treibhausgasen«, fordern die streitbaren Mönche und untermauern ihr Begehr mit vier zusätzlichen Hammerschlägen. Weiter geht es mit den Thesen, bis zur vielleicht wichtigsten: »Handelt heute, denn morgen kann es schon zu spät sein!«

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Die Forderungen klingen unverändert aktuell. Doch die Aktion liegt bereits vier Jahre zurück. Ende 2009 wollte die neu gegründete Bamberger BUNDjugendGruppe auf die gerade laufende Klimakonferenz in Kopenhagen hinweisen. An ihr Lampenfieber erinnern sich die Protagonisten immer noch. »Am Anfang hatte ich ziemlich Schiss. Das war meine erste große Aktion, und ich wusste nicht, wie die Leute reagieren würden«, erzählt Lukas Garbe. »Wir haben unsere Thesen nicht wirklich ans Holz der Türen genagelt, sondern nur so getan. Trotzdem war es ein tolles Gefühl, die ganze Kirche hallen zu hören nach den Schlägen – obwohl wir nur einen Gummihammer hatten.«

Ausflüge und Aktionen Seither haben die Bamberger vieles aufgegriffen, das ihnen auf den Nägeln brennt. Sie haben an den großen Demos gegen Atomkraft nach Fukushima teilgenommen. In diesem Sommer sind sie mit dem Fahrrad los, um ein Wasserkraftwerk und – als Kontrast – den Atommeiler in Gundremmingen zu besuchen. Auf einem Gemeindezentrum haben sie Solarzellen installiert und so ein bisschen zur Energiewende in Franken beigetragen. Außerdem waren sie gemeinsam im Steigerwald, den der BUND als Nationalpark schützen möchte. Und sie haben ein Hör-Memory und einen Barfußparkour für das Bamberger Flussfest entwickelt. Praktischer Naturschutz steht ebenfalls auf dem Programm. »Einmal hatten wir uns vorgenommen, einen Weiher von all dem Müll zu befreien, der sich dort viele


Jahre angesammelt hatte. Die Ausbeute hat uns überrascht«, meint Lukas Garbe. Mit Wathosen, Müllgreifern und Gummistiefeln brachten sie massenweise Abfall ans Licht: Dosen, Flaschen und anderes Kleinzeug, aber auch einen Cityroller, eine Parkbank und einen Kaugummiautomaten. Ein spontan errichtetes Müllmahnmal forderte Passanten zum Nachdenken auf.

Lust auf Regionales Lukas Garbe hat die Bamberger BUNDjugend einige Zeit mit geleitet. Hat der 19-Jährige ein Patentrezept dafür, wie eine Gruppe zusammenhält? »Es ist schön, wenn Leute dabei sind, die motivieren können und gut organisiert sind«, meint er. »Doch die Stimmung ist auch wichtig: Wir haben oft DVDs geschaut oder uns zu Spieleabenden verabredet. So entstehen Freundschaften, und alle haben später Lust, neue Aktionen zu starten.« Nach seinem Abitur macht Lukas Garbe nun ein freiwilliges ökologisches Jahr bei einer Energieberatung. Die Gruppe schart sich inzwischen um die neuen Leiterinnen Valerie Gleisner und Jessica Ruff. »Wir kümmern uns derzeit

vor allem um Regionales«, so Jessica Ruff, eine 19-jährige Studentin. Die Bamberger BUNDjugend steht parat, wenn Krötensammler gesucht werden, es gegen den Ausbau eines Regionalflughafens zu mobilisieren gilt oder sich beim »Tag der Jugend« die Verbände präsentieren.

Kartoffeln verschenken Die jungen Bamberger haben sich auch dem Thema Ernährung verschrieben. Im Frühling verschenkten sie Tüten voller Bamberger Hörnle, einer regionalen Kartoffelsorte mit besserer Ökobilanz als die übliche Massenware. »Wir haben keine Angst vor Dreck unterm Fingernagel«, lacht Jessica Ruff. Und so verwandelte ein Dutzend BUNDjugendlicher städtisches Grünland in einen fruchtbaren Gemüseacker. »Monatelang haben wir geackert, gejätet, gepflanzt und gegossen – und kürzlich nun reiche Ernte eingefahren.« Frisch motiviert starten die Bamberger ins neue Jahr. Vielleicht werden sie mitten in der Stadt ein Picknick organisieren, um zu zeigen, wie man sich regional-ökologisch ernähren kann – und der Genuss nicht zu kurz kommt. Helge Bendl

Vor einigen Monaten hat die BUNDjugend das Projekt »beweg!gründe« gestartet, zusammen mit der Naturfreundejugend Deutschlands. Auf Exkursionen und Wanderungen besuchen wir Orte des sozial-ökologischen Wandels und denken über gemeinschaftliche Lösungen für eine gesellschaftliche Transformation nach. Im Laufen möchten wir themen- und generationsübergreifend diskutieren. Zu diesem Austausch laden wir auch Interessierte außerhalb der BUNDjugend herzlich ein! Mehr zum Projekt bei Caspar Klein (caspar.klein@bundjugend.de) und auf der Webseite: www.beweg-gruende.org

Kostümverleih: neu und bewährt Unsere Tier- und Gemüsekostüme haben Hochkonjunktur. Zuletzt bei unserer Kampagne zur Bundestagswahl »Gut Gewählt? Deine Stimme gegen Massentierhaltung!«. Und bald wieder bei der Demo »Wir haben es satt« am 18. Januar in Berlin. Daran wird die BUNDjugend erneut mit einigen Hundert Aktiven teilnehmen. Ganz neu im Sortiment unseres beliebten Kostümverleihs können wir Eisbären und Pinguine begrüßen. Mit ihnen können wir auch bunte Aktionen für den Klimaschutz starten. Für Fragen zum Kostümverleih steht euch Susi Hammel zur Verfügung: susi.hammel@bundjugend.de

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Wider das Wegwerfen

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Wer kennt es nicht – das Glück, etwas selbst reparieren zu können? Nach langer Suche ein passendes Ersatzteil zu finden, alte Handwerker zu kennen oder ein Fachgeschäft, das sich eines liebgewonnenen Gegenstands noch einmal annimmt? Der Generaldirektor des Deutschen Museums in München, Wolfgang Heckl, beschreibt anschaulich, was es heißt, etwas selbst zu reparieren. Und was uns mehr und mehr verloren geht: selbst handlungsfähig zu sein, achtsam auch für Alltagsdinge zu bleiben, die Funktionsweise eines Gerätes zu verstehen. Neben kleinen Ausflügen (zum Beispiel in die Geschichte der Glühbirne) schildert er unterhaltsam eigene Reparaturen – vom Radio bis zur Schwimmbadpumpe.

Ausdrücklich kritisiert Heckl unsere Wegwerf- und Konsumgesellschaft – und Produkte, denen kein Schaltplan beiliegt, für die es keine Ersatzteile gibt, deren Verschleiß eingeplant ist oder deren Design eine Reparatur von vornherein ausschließt. Zudem nennt er Gegenbeispiele – wie die »Reparaturcafés« in den Niederlanden, die es mittlerweile auch in vielen deutschen Städten gibt. Hier reparieren Menschen aus der Nachbarschaft gemeinsam Alltagsdinge, recyceln Kleider oder stellen Dinge selbst her. Einige gute Adressen listet er im Anhang auf. Ein anregendes Buch für alle BastlerInnen, aber auch die, die Reparaturen gerne (wieder) mehr in ihren Alltag integrieren möchten.

Wolfgang Heckl: Die Kultur der Reparatur, 2013. 208 Seiten, 17,90 €, Hanser

Vom Liebesleben der Vögel Wer mit wem? Über Liebesdinge bei uns Menschen existiert eine Unzahl von Büchern, kein Wunder bei der Vielfalt zwischenmenschlicher Beziehungen. Noch ungleich bunter scheint es aber bei den Vögeln zuzugehen. Hier gibt es wohl nichts, was es nicht gibt: von der monogamen Dauer- oder Saisonehe über alle denkbaren Formen der Polygamie bis zur weitgehend freien Liebe. Manches mag zur Nachahmung anregen, anderes besser nicht. Der Biologe Ernst Paul Dörfler ist öffentlich vor allem als engagierter Flussschützer her-

vorgetreten. Doch auch die Vögel haben es dem Leiter des BUND-Elbeprojekts angetan. Akribisch hat er die Einzelheiten ihres Liebeslebens zusammengetragen, hat Erstaunliches, Überraschendes und mitunter erst kürzlich Entdecktes zutage gefördert. Anschaulich und mit viel Witz erzählt er in seinem neuen Buch davon – und nimmt jede Gelegenheit wahr, auf ähnliche Verhaltensmuster bei uns Menschen hinzuweisen. Lehrreich und vergnüglich gewährt er Einblick in die Intimsphäre unserer gefiederten Verwandten.

Ernst Paul Dörfler: Liebeslust und Ehefrust der Vögel, 2013. 168 Seiten, 14,90 €, Edition Sächs. Zeitung Bezug: www.bundladen.de/liebeslust

Die Wut des Försters Es gibt viele Bücher über den Wald. Kaum eines aber wendet sich so sachkundig und temperamentvoll gegen den Raubbau im Wald, gegen Gewinnsucht und falsche Idylle wie der »Nachruf« von Peter Wohlleben. Der praktizierende Förster aus der Eifel weiß, worüber er schreibt. Er klagt Waldbesitzer, Forstkollegen und Hobbyjäger an, die den Wald aus reiner Profit- oder Profilsucht als Holz- und Jagdressource ausbeuten und missbrauchen. Vor allem die Hobbyjagd als Relikt aus feudaler Zeit füge dem Wald bleibende Schäden zu. Der Autor zeigt an konkreten Beispielen, wie der Wald der Zukunft aussehen kann. Ein

Wald mit der Chance, wieder zu einem vielfältigen Lebensraum mit natürlicher Entwicklung zu werden. Voraussetzung sei, dass sich in unseren Köpfen ein Paradigmenwechsel vollziehe. Wenn man sie nur lässt, könnte sich die Buche, die so gut ans mitteleuropäische Klima angepasst ist, wieder ausbreiten und große, alte Wälder bilden. Solange sich die Forstwirtschaft auf die Holzproduktion fixiere, gelte ihr ein nachhaltiger Naturschutz im Wald allenfalls als akzeptable Nebenwirkung. Diese Art der gewinnorientierten Forstpolitik prangert Peter Wohlleben an. Sein Buch »Der Wald« ist Warnruf und zugleich Aufruf zum Handeln.

Peter Wohlleben: Der Wald – ein Nachruf, 2013. 256 Seiten, 19,99 €, Ludwig

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Grenzgänger Den Fotografen Klaus Tamm und den Journalisten Christian Arns verbindet die Liebe zur Natur, ihr Engagement für den BUND – und jetzt auch ein einzigartiger Bildband. In dem großformatigen Buch »Grenzgänger« treffen preisgekrönte Naturfotos auf poetische Kommentare. So entsteht ein einfühlsamer Dialog über die Natur, die uns umgibt. Texte und Bilder loten Grenzen aus – zwischen Pflanzen, Tieren und ihrer Umgebung, zwischen Klein und Groß, Gewohntem und Ungewohntem.

Auf Wunsch des Fotografen ist das Buch dem Grünen Band des BUND gewidmet. Einem Projekt, das seit bald 25 Jahren zeigt, wie Grenzen neu definiert werden können. Von jedem verkauften Buch geht ein Euro an das Grüne Band. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger hat das Vorwort dazu verfasst. Der hochwertige Bildband ist schön und zugleich zurückhaltend gestaltet und lässt uns Betrachter staunen. Nebenbei gibt es immer wieder – und ganz beiläufig – etwas zu lernen.

Klaus Tamm und Christian Arns: Grenzgänger, 2013. 220 Seiten, 39,90 €, Becker Joest Volk Bezug: www.bundladen.de/grenzgaenger

Brücken in die Zukunft

Jahrbuch Ökologie: Mut zu Visionen, 2013. 256 Seiten, 21,90 €, S. Hirzel

Kohle und Klima Wieso ist Kohlenutzung schädlich für Mensch und Natur? Welche Alternativen zur Kohlekraft gibt es? Und wie werde ich selbst aktiv? Das neue Pixi-Heft »Raus aus der Kohle« hat die BUNDjugend mit gegenstrom berlin, Grüner Jugend und ausgeCO2hlt entwickelt. Die Broschüre »Klimaexperimente für Deinen Alltag« liefert Fakten, wie der eigene Lebensstil das Klima beeinflusst. Und gibt Anregungen, wie das Leben klimafreundlicher wird: Wer traut sich einen Monat lang vegan zu leben? Wie kann man SelbermacherIn werden? Und wie bekommt einem die Energie-Diät? Unter bundjugend.de/shop gibt es beide Broschüren gratis, als Download oder gedruckt (plus Versandkosten).

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braucht Lebendigkeit«. Er plädiert für Tagungen und Workshops, in denen Langeweile und schlechte Laune vor der Tür bleiben müssen; wo die TeilnehmerInnen elektrisiert und begeistert werden und das Lernen von Licht, Luft und guter Laune unterstützt wird – anstatt von bekannten, aber nicht bewährten Powerpoint-Vorträgen blockiert zu werden.

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Es ist ein Klassiker und doch nicht langweilig: das Jahrbuch Ökologie, das dieser Tage zum 23. Mal erschienen ist. Die Aufsätze zum Schwerpunkt »Mut zu Visionen« können als Beitrag zu den Herausforderungen in der neuen Legislaturperiode gelesen werden: Ohne Visionen wird eine ökologische Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft nicht gelingen. Themenaspekte sind Nachhaltiges Europa, Suffizienz und Effizienz, Gutes Leben, Wachsen und Schrumpfen. Besonders zu empfehlen ist der Beitrag »Nachhaltigkeit


Ein Rheinländer im Watt

PERSÖN LIC H

Stefan Menzel unterrichtet Biologie, Sport und Mathematik in Bremen. Der engagierte Umweltbildner ist seit vielen Jahren Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Meer und Küste«.

Wie weit spielt der BUND-Einsatz in Ihr Lehramt hinein? Infizieren Sie ganze Klassen mit dem Meeresschutz? Ich probiere es zumindest! Bremen liegt nun nicht an der Küste, aber unser besonderes Schulkonzept bietet viele Möglichkeiten, mit Kindern ins Freie zu gehen und in Naturschutzgebieten Erfahrungen zu sammeln. Auch mein Sportunterricht endet nach einer Radtour schon mal an der Weser, wo wir Vögel beobachten.

Herr Menzel, wann haben Sie zuletzt Seefisch gegessen? Zuletzt vor zwei Wochen – Hering. Wobei ich schon darauf geachtet habe, ob er auch zertifiziert ist. Fisch essen ist gesund. Weil aber so viele Meere überfischt sind, haben wir uns im Arbeitskreis auf folgende Linie verständigt: Fisch essen ja, aber so wenig wie möglich. Und bitte beachten: Woher kommt der Fisch, und trägt er ein Gütesiegel aus nachhaltiger Fischerei? Schon seit 1999 sind Sie Sprecher des Arbeitskreises »Meer und Küste«. Was reizt Sie an diesem Ehrenamt? Zum einen macht es einfach Spaß, sich in einem so lebendigen Arbeitskreis für diesen Lebensraum einzusetzen und Exkursionen ans Meer zu unternehmen. Außerdem sehe ich mein Amt durchaus als eine Art Berufung. Ein aktuelles Beispiel, das uns gerade stark beschäftigt: Der BUND spricht sich für Offshore-Windkraft aus, solange sie naturverträglich ist. Neue Untersuchungen zeigen aber: Manche Windräder werden mit so viel Lärm in den Meeresboden gerammt, dass Schweinswale geschädigt werden. Wir fordern die vereinbarten Grenzwerte einzuhalten. Streng geschützte Arten zu stören ist zudem rechtlich verboten.

Mehr zum AK »Meer und Küste«: www.bund.net/ arbeitskreise; Kontakt: stefan. menzel@bund.net

Welcher Erfolg hat Sie in letzter Zeit motiviert? Einen Erfolg sehe ich darin, dass es uns gelungen ist, viele junge Leute für den Meeresschutz zu gewinnen und auch in unseren Arbeitskreis zu bekommen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Ich selber habe mich schon in der BUNDjugend für den Meeresschutz engagiert und war anschließend im Arbeitskreis lange Jahre mit der Jüngste. Das hat sich zum Glück geändert.

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Zum Beruf sollte der Meeresschutz aber nie werden? Na ja, ich habe schon seit meiner Zivi-Zeit auf Sylt und den Halligen immer zugesehen, in Großschutzgebieten speziell am Meer zu arbeiten. Als Diplom-Biologe findet man dort aber nur mit Glück eine feste Anstellung. Noch heute bringe ich auf den Inseln der Nordsee Erwachsenen die Natur nahe, und das meist ehrenamtlich und während der Schulferien. Unter www.bund.net/meeresschutz präsentiert Ihr Arbeitskreis sogenannte »Leitarten«. Warum das? In tideabhängigen Lebensräumen ist der Klimawandel schon heute bemerkbar. Seltene Käfer der Salzwiesen büßen Lebensraum ein, und am Strand nistende Vögel wie Zwergseeschwalben und Seeregenpfeifer verlieren durch hohe Flutstände zur Brutzeit ihre Gelege. Mit populären Leitarten wollen wir Interesse wecken für den Schutz zunehmend bedrohter Küstenbiotope. Mitunter legen Sie alle auch selbst Hand an? Ja – nicht zuletzt, um jüngere Menschen für unsere Arbeit zu gewinnen, was am besten gelingt, wenn wir vor Ort aktiv sind. Wir kooperieren eng mit dem Meeresschutzbüro des BUND. Im Rahmen des Projektes »Plastikfreie Inselumwelt« haben wir uns zweimal auf Juist getroffen, um dort mittels vieler Gespräche und Aktionen das Problem des Plastikmülls exemplarisch anzugehen. Zuletzt waren wir Ende September an der Ostsee, um einen Teil der Neustädter Bucht vom Plastikmüll zu befreien. Wie sind Sie aufs Meer gekommen? Als Kind aus dem Rheinland bin ich mit meinen Eltern öfter nach Sylt gereist. Das Meer hat mich so begeistert, dass ich später auch meinen Zivildienst dort geleistet habe – in einer bewegenden Zeit, nämlich während des Seehundsterbens 1988. Seither haben mich Meer und Küste nicht mehr losgelassen. Interview: Severin Zillich


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