Bundmagazin 3/2013

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Naturschutz Deutschland

BUNDmagazin Friends of the Earth Germany

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KLIMA

SIE HABEN DIE WAHL! SCHUTZ

Umwelt und

N AT U R

Bund für

www.bund.net

3/2013


Bildung. Bürgerbeteiligung. Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit praktisch. In der Kommune. Wie kann das gehen? Wie lässt sich Bildung zukunftsfähig gestalten? Und wie lassen sich die Bürgerinnen und Bürger in Planungen einbeziehen? Das zeigt der BUND in vielen Projekten und Initiativen. Jetzt zum Nachlesen: Erfahrungen, Anregungen und Hilfestellungen. Anschaulich und nützlich. Empfehlenswert.

Zukunftsfähige Kommune Projekte für mehr Nachhaltigkeit vor Ort

Natur, Umwelt, Nachhaltigkeit Bildung im BUND

1 1 der Bürgerbeteiligung vor Ort Für eine nachhaltige Entwicklung

Der BUND trägt quer durch die Republik dazu bei, unsere Kommunen zukunftsfähiger zu machen. Sei es bei der Energieversorgung, ökologischer Lebensweise oder beim Artenschutz. Diese Broschüre enthält eine Sammlung von guten Beispielen, eine Auswahl von Aktivitäten und Projekten, die der BUND in Städten und Gemeinden gestartet hat. Best-Nr.: 55 082k

In der Natur lernen – Angebote für Kinder. Ökocamps und Stadtrundgänge für Jugendliche. Natur, Kunst und Energiesparen und vieles mehr. Diese Broschüre gibt einen kleinen Einblick in die Vielfalt der BUND-Bildungsprojekte, von denen viele in den nationalen Aktionsplan der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« aufgenommen wurden. Best-Nr.: 10 202

Ein Überblick über die Mittel und Möglichkeiten der BürgerInnenbeteiligung: Bürgerantrag, Bürgerbegehren, Bürgerentscheid, Planungszellen, Online-Foren, Bürgerhaushalt … Mit vielen guten Beispielen, weiterführenden Links, konkreten Tipps und Anregungen für eine nachhaltige Kommunalpolitik im Interesse der BürgerInnen. Best-Nr.: 55 093k

Diese Broschüren (A4, 36 bzw. 20 Seiten) können Sie im BUNDladen bestellen: q www.bundladen.de oder als PDF herunterladen: q www.bund.net/nachhaltigkeit_publikationen Mehr über unsere Arbeit: q www.bund.net/nachhaltigkeit und q www.bund.net/buergerbeteiligung


FORUM Liebe Leserinnen und Leser, erstmals seit fast vier Jahren konnte sich Anfang August die Regierungskoalition von Union und FDP wieder auf eine knappe Mehrheit der WŠhlerInnen stŸtzen Ð glaubt man dem ARD-Deutschlandtrend und zwei Umfrageinstituten. Kurz vor der Bundestagswahl scheint nicht mehr ausgeschlossen, worauf lange Zeit kaum jemand gewettet hŠtte: Schwarz-Gelb darf auf eine zweite Legislaturperiode hoffen, die Bundeskanzlerin gar auf ihre dritte Amtszeit. Bei aller gebotenen †berparteilichkeit: FŸr den Natur- und Umweltschutz wŸrde eine Fortsetzung der letzten vier Regierungsjahre nichts Gutes bedeuten. Einen kritischen Blick zurŸck werfen Klaus Brunsmeier, Ulrike Mehl und Hubert Weiger vom Vorstand des BUND. Ihr Fazit fŠllt eindeutig aus: Die Regierungspolitik muss neu ausgerichtet werden. Angesichts vieler Herausforderungen Ð vom Klimawandel bis zum Schwund der biologischen Vielfalt Ð kšnnen wir es uns nicht leisten, die Weichen weiter falsch zu stellen. Bleiben die handelnden Personen in Berlin nach dem 22. September die gleichen, macht das eine Neuausrichtung nicht eben wahrscheinlicher. Welche Parteien haben die besten Rezepte, um Deutschland nachhaltiger in die Zukunft zu steuern? Der mŸde Wahlkampf trŠgt bislang wenig zur Meinungsbildung bei. In vielen Sachfragen wirken die programmatischen Unterschiede eher gering Ð und die Parteien darauf bedacht, kurz vor der Wahl nirgendwo mehr anzuecken. Doch ein genauer Blick lohnt: Gerade auf dem weiten Feld der Umweltpolitik unterscheiden sich die Parteien zuweilen markant. Dies zeigen die Antworten, die der BUND von Ÿber tausend BundestagskandidatInnen auf drei fŸr uns zentrale Fragen bekommen hat. Hier gibt es sie also: politische Alternativen. In unserem Titelthema zur Wahl finden Sie au§erdem zehn Kernforderungen, die der BUND mit Blick auf die nŠchste Legislaturperiode formuliert hat. Sorgen auch Sie mit Ihrer Stimme dafŸr, dass unsere Anliegen bei der nŠchsten Regierung mehr Gehšr finden! Eine anregende LektŸre auch des Ÿbrigen BUNDmagazins wŸnscht Ihnen

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MAGAZI N 6

Kurznachrichten

FOTOSEITE 9

Veränderliche Hummel

KOMMENTAR 10 Zeit für eine Trendumkehr TITELTH EMA 12 Sie haben die Wahl! 14 Die Kernforderungen des BUND 18 BUND fragt, Parteien antworten

Seite 12: Es geht um etwas Die Bundestagswahl am 22.9. entscheidet auch über die Zukunft der deutschen Umweltpolitik. Entscheiden Sie mit!

AKTION 21 Aktiv gegen Massentierhaltung RATGEBER 24 Obst und Gemüse konservieren 25 Mehr Demokratie wählen BIOSPHÄR EN R ESERVAT

Seite 26: Hoffnungsschimmer Jahrelang ist in Südosten-Rügen zu wenig passiert, was einer Modellregion würdig wäre. Nun scheint ein Neuanfang möglich.

26 Südost-Rügen ZU R ZEIT 28 29 30 32 33

Moorschutz mit Visionen 50 Jahre BUND Baden-Württemberg ToxFox – die Kosmetik-App Radverkehr: Noch viel zu tun Energie in Bürgerhand verteidigen

AKTIV 34 Neues aus dem BUND 38 Internationales 40 Die junge Seite MAR KTPLATZ 42 Kleinanzeigen MEDI EN 44 Interessante neue Bücher

Severin Zillich, Redaktion

I N HALT

Leserbriefe/Impressum

Seite 40: Tierelend stoppen Ein Ende der Tierquälerei fordert die BUNDjugend und protestiert mit kreativen Aktionen gegen die Massentierhaltung.

PERSÖN LIC H 46 Hiltrud Buddemeier [3-13] BUNDmagazin

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FORUM

Titel der Ausgabe 2/13

Schwerpunkt Wildbienen

Vor einigen Jahren hat der BUND eine viel beachtete Stellungnahme zu den negativen Auswirkungen des Mobilfunks auf Mensch, Tier und Natur herausgegeben. Leider haben Sie trotz der guten Zusammenarbeit mit Diagnose-Funk e.V. zu dieser nach wie vor aktuellen Problematik nicht mehr Stellung bezogen. Symptomatisch ist, dass Sie beim Thema Bienensterben mit keinem Wort auf die Folgen der Mobilfunkstrahlen für die Bienen eingegangen sind. Es wäre der Sache dienlich, wenn sich der BUND wieder stärker auch dieser Problematik zuwenden würde. Hans Lambacher, Dornstetten Sie berichten, nur 20 Prozent unseres Honigs käme aus Deutschland, und dass man auf Bio-Siegel achten solle. Bio-Imker nutzten artgerechte Bienenstöcke und weder synthetische Medikamente noch künstliches Wachs. Ich selbst bin kein Imker,

IMPRESSUM Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND und erscheint viermal im Jahr. Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth Germany Redaktion: Norbert Franck (V.i.S.d.P.), Severin Zillich (C.v.D.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, ꇴ (0 30) 2 75 86-4 57, Fax -4 40, redaktion@bund. net, 씰 www.bund.net. Unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos werden sorgfältig behandelt; eine Haftung wird nicht übernommen. Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Produktionsleitung), Marc Venner (Grafik/Layout), Rudolf Gorbach (Grundlayout)

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doch wurde mir erklärt, dass Honig zum Verladen auf Schiffe verflüssigt wird – und dazu auf 70 Grad erhitzt wird. Von 200 Inhaltsstoffe bleiben genau zwei: Wasser und Zucker, da Enzyme, Vitamine und Blütenpollen diese Temperatur nicht überleben. Auch Biohonig aus Übersee dürfte es nicht anders ergehen. Noch keine Studie konnte zeigen, dass Honigbienen in Bienenstöcken aus Nicht-Naturmaterial deutliche Defizite erlitten hätten. Und den Verzicht auf synthetische Medikamente hätte ich lieber von unserer Lebensmittelüberwachung kontrolliert als in Südamerika oder Osteuropa. Sprich: Empfehlen Sie doch einfach Honig mit dem Siegel »Echter Deutscher Honig«, dann brauchen Sie keinen Hinweis auf Regionalität, Bio oder weiteres zu geben, da dieser streng überwacht wird. Christian Reiss, Baden-Baden

300 Jahre Nachhaltigkeit

Zu Hubert Weigers Kommentar: Als Wirtschaftsingenieur forsche ich schon länger über nachhaltiges Wirtschaften. Bei aller Anerkennung des Forstwirtes Carlowitz sollte der Ökonom Friedrich List nicht vergessen werden. Er erfand zwar nicht den Begriff der Nachhaltigkeit, verlieh ihm aber schon vor fast 170 Jahren den umfassenden Charakter, für den auch Hubert Weiger eintritt. List argumentierte bereits im heutigen Sinn der drei Säulen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Seine Erkenntnisse würdige ich in meinem neuen Buch »Wir arbeiten und nicht das Geld« (Westend Verlag). Arno Gahrmann, O’-Scharmbeck

Titelbild 3/13 (17. Jahrgang): Grafik v. Erik Tuckow, www.sichtagitation.de Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Mitgliederservice: ꇴ (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, mitgliederservice@bund.net Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten; für Nichtmitglieder 15 Euro pro Jahr Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, ꇴ (0 30) 2 80 181 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Es gilt der Anzeigentarif Nr. 21. Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung.

Seit Carlowitz konnten unsere Wälder nur etwa drei Waldgenerationen im Sinne der Nachhaltigkeitsidee betreut werden. Aufgebaut wurden unsere heute wunderbaren Wälder in einer Phase wildester Industrialisierung. Sie mussten Kriegs- und Nachkriegszeiten überstehen und sind heute dem tollsten Konsumrausch aller Zeiten ausgesetzt. Den Rahmen für den historischen Erfolg der Forstwirtschaft bildeten strukturierte Forstbetriebe, qualifiziertes Personal und die periodische Betriebsüberprüfung durch die Forsteinrichtung. Doch die für forstliche Nachhaltigkeit unverzichtbaren Strukturen werden fast überall in Deutschland zerschlagen, Folge einer irrsinnigen Geldorientierung. Der Kampf um bessere Bedingungen für den Wald wird nicht durch Konfrontation zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft gewonnen. Wir müssen ihn miteinander gegen die Ursachen der Gefährdung führen! Ernst-Ulrich Köpf, Tharandt

Skandal in der Biosphäre

Zu den kolossalen Makeln, die das Biosphärenreservat Bliesgau aufweist, gehört, dass im Bereich des früheren Zollbahnhofes bei Kirkel ein höchst schützenswertes Biotopmosaik mit den größten Trockenrasen weit und breit und Dutzenden Rote-Liste-Arten zerstört wurde. Zug um Zug wurde aus dem Gelände ein Industriegebiet der allerschäbigsten Sorte gemacht. So werden im Wasserschutzgebiet belasteter Bahnschotter und Bahnschwellen gelagert und wiederaufbereitet – um nur einen von vielen Skandalen im

Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto Nr. 232 der Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98. Danke! (siehe dazu 씰 www.bund.net/spenden) Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Einwilligung des Verlages. Druckauflage: 172 200 Exemplare (IVW 2/2013); in der Natur + Umwelt: 117 165 Ex. (IVW 2/2013) Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält Beilagen von Umweltbank, Juwi Invest und Walter Busch GmbH sowie (in einer Teilauflage) von Waschbär. Das BUNDmagazin 4/2013 erscheint am 16. November mit dem Titel »Besser konsumieren«.


Biosphärenreservat zu nennen. Statt nachzufragen, was der BUND Saar und die betroffene Gemeinde Kirkel unternehmen, um dem schier unglaublichen und außerhalb sämtlicher Gesetze sich abspielenden Tun des Unternehmens »Bahnlog« zu begegnen, breitet Ihr Bericht den Mantel des Schweigens über alle Probleme und offenkundigen Widersprüche aus. Geholfen ist damit niemandem, und Umwelt- und Naturschutz bleiben wieder einmal auf der Strecke. Martin Baus, Kirkel Der Redaktion sind die Zustände am früheren Zollbahnhof wohl bekannt. Da der Ursprung dieses Umweltskandals in die Zeit vor Gründung der Biosphäre reicht, fand der komplexe Sonderfall keine Erwähnung. Zumal er für die Entwicklung der Modellregion insgesamt wenig Aussagekraft zu haben scheint. In der nächsten Ausgabe wird das BUNDmagazin über die zahllosen Missstände auf dem Gelände berichten.

Radfahren statt laufen?

Schon immer haben die Menschen Ausflüge mit dem Fahrrad unternommen. Aber seit geraumer Zeit ist dies zur Massenbewegung geworden. Radfahren als Alternative zum Auto ist sinnvoll und lobenswert. Weniger gefällt es mir als Alternative zum Laufen. Statt wie früher Wandervorschläge veröffentlichen die Zeitungen heute Radtouren. Und so wird überall in Wald und Flur mit dem Rad gefahren. Das ständige Klingeln und »Pass auf, da kommt ein Fahrrad!« bringt eine Unruhe in die Natur, die einem das Spazierengehen und Wandern verleidet. Am schlimmsten sind die Mountainbiker, die auch auf schmalen steilen Waldpfaden umherrasen. Es ist an der Zeit, diese Art von Radfahren kritisch zu hinterfragen. Werner Eberhardt, Musberg

Schutz nur für Kleinvögel?

»Liebenswerte« Vögel sind zu schützen – »fiese Nesträuber«, die den Menschen die Freude an niedlichen

Kleinvögeln nehmen, werden gejagt. Leserzuschriften wie die des Herrn R. aus Schondorf (Heft 2/2013), der den Schutzbedarf und Wert eines Lebewesens daran festmacht, wie »liebenswert« es ist, lassen mir die Haare zu Berge stehen. Menschen als Fantasten und Spinner abzutun, die nicht nur die Nützlichkeit der Krähen, Elstern und Eichelhäher (z.B. als Aasfresser) erkennen, sondern auch den Wert und die Daseinsberechtigung des einzelnen Lebewesens, ist in meinen Augen nicht nur ein Zeichen von Unwissenheit, sondern auch von innerer Armut. Christine Goeb-Kümmel, Schmitten

Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin – etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe. Anzeige

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das macht Sinn

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MAGAZI N

Straßenwünsche der Bundesländer

Planlos, unfinanzierbar, zerstörerisch

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ie meisten Bundesländer zeigen große Defizite bei der Planung eines umweltschonenden und bezahlbaren Straßennetzes. Auch bei der Bürgerbeteiligung gibt es deutlichen Nachholbedarf. Das ergab eine Studie des BUND. Bis Ende September müssen die Länder ihre Straßenbaupläne beim Bundesverkehrsministerium anmelden. Dieses wählt dann Projekte aus, die im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2015 bis 2030 umgesetzt werden sollen. Als Ziele gab es vor: Klimaschutz, Schadstoffminderung, Natur- und Landschaftsschutz, Verkehrssicherheit und mehr urbane Lebensqualität. Die 14 Länder, die bisher geliefert haben, planen den Neu- oder Ausbau von 1600 Autobahnabschnitten und Bundesstraßen: zehnmal

mehr, als mit dem vorhandenen Geld realisierbar wäre. Allein der Bau der von Bayern gewünschten Straßen würde 160 Jahre dauern. Umweltaspekte und Möglichkeiten, Verkehr zu verlagern und zu reduzieren, wurden ausgeklammert, sinnvolle Alternativen ignoriert.

Realitäts- und bürgerfern

Für den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger handelt es sich um unseriöse Wunschlisten: Er forderte »die organisierte Verantwortungslosigkeit in der deutschen Verkehrsplanung« zu beenden. Vorrangig müsse in die Instandhaltung von Straßen und in nachhaltige Konzepte für den Güterverkehr und die Ballungsräume investiert werden. Keines der untersuchten Länder hat eine zukunftsfähige Investitionsstrategie entwickelt – auch wenn Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern sich mehr Mühe

gaben, Prioritäten zu setzen. Nur drei Länder haben die Bürger und die Öffentlichkeit früh beteiligt.

BUND fördert Beteiligung

Der BUND belässt es nicht bei Kritik. Wir nutzen die Möglichkeit, Alternativen zu den Wunschlisten vorzuschlagen: Schiene statt Straße, Ausbau statt Neubau, innerörtliche Lösungen statt Ortsumfahrungen ohne Entlastungseffekt. Und wir fordern umweltschädliche und sinnlose Projekte zu streichen. Zudem legen wir im Herbst einen eigenen Investitionsplan vor, der finanzierbar und umweltverträglich ist. Unter www.mobil-statt-verplant.de finden Sie Tipps zur Beteiligung, die Studie »Intransparent, planlos, unfinanzierbar« sowie die Bewertung der Bundesländer. Kontakt: werner.reh@bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-4 35

Die Zahl

Europom

14 400

Mekka der Streuobstfans

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nfang Oktober wird Hamburg zum Treffpunkt aller Apfelfans. Auf der »Europom« zeigen Organisationen aus zehn Ländern, wie vielseitig der traditionelle Obstbau in Europa ist. Und wie wichtig es ist, die Refugien alter Apfel- oder auch Birnen- und Zwetschgensorten über Landesgrenzen hinweg zu bewahren. Für den BUND Hamburg ist die Europom ein Meilenstein in seinem Einsatz für alte Obstwiesen. Er selbst betreut mehrere Flächen und veranstaltet mit Partnern seit Jahren die »Norddeutschen Apfeltage«. Im Vorfeld ruft er zudem alljährlich den »Apfel des Jahres« aus. Im Zentrum der Europom wird eine Ausstellung von über 220 Apfelsorten allein aus Norddeutschland

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stehen – wohl die größte ihrer Art in Europa, mitsamt der Raritäten und regionalen Sorten der Gastländer. Das Festival beginnt am Freitag mit Fachvorträgen zu Sortenerhalt, Obstgehölzpflege und Vermarktung. Am Samstag und Sonntag findet das große Apfelfest im Botanischen Garten der Universität statt (LokiSchmidt-Garten). Umrahmt von ökologisch-kulinarischen Genüssen erwartet die Besucher viel Wissenswertes rund um Äpfel und Streuobstwiesen – und ein vielseitiges Kinderprogramm. BUND-Gruppen werden dazu ihre Projekte vorstellen – so Beate Holderied aus Baden-Württemberg ihr »Grünes Klassenzimmer« und der BUND Lemgo seine Apfelstiegen, in denen sich die Früchte besonders gut lagern lassen. 4. bis 6. Oktober, Kontakt und Info: www.apfeltage.de

I

m Spätsommer haben viele Pilze Hochsaison. Wussten Sie, dass es in Deutschland mehr Pilz- als Pflanzenarten gibt? Etwa 14 400 Pilzarten hat man hierzulande bislang festgestellt – deutlich mehr als die 10 300 hiesigen Pflanzenarten. Nur bei den Tieren ist die Vielfalt noch größer: Rund 48 000 Arten wurden in Deutschland bisher entdeckt. Im Vergleich zu Flora und Fauna ist unser Pilzreich noch eher schlecht erforscht. Welche Art wie stark gefährdet ist, weiß die kleine Zahl der ExpertInnen meist nur von den »Großpilzen« mit Fruchtkörpern über 1 Millimeter. So gelten von den 5 000 bayerischen Großpilzen derzeit über 1 500 als bedroht. Achten Sie doch bei Ihrem nächsten Waldspaziergang einmal auf die Vielfalt unserer Pilze!


KURZ + GUT »Only bad news is good news« heißt es unter Medienleuten, vor allem schlechte Nachrichten erregen demnach unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Nachrichten aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Deshalb finden Sie hier kleine bunte Meldungen der letzten Zeit, über die wir uns gefreut haben. Zum diesjährigen GEO-Tag der Artenvielfalt am 15. Juni standen zwei Täler des Nationalparks Hohe Tauern im Mittelpunkt der Inventur: 90 ExpertInnen entdeckten binnen 24 Stunden rund 1 500 verschiedene Tiere und Pflanzen, darunter Raritäten wie Bartgeier und Karmingimpel oder das Lappländische Knabenkraut. Kleiner Erfolg im Kampf gegen einen großen Umweltskandal: Das Verwaltungsgericht Kassel hat die Einleitung salziger Abwässer in die Werra bei Philippsthal vorläufig verboten – der Schutz der europaweit geschützten Fischart Groppe sei nicht gesichert. Ob der Kalikonzern K+S hier jedes Jahr 1,1 Mio. Kubikmeter Abwasser über eine fast fertige Pipeline im Fluss entsorgen darf, wird endgültig erst im Hauptverfahren entschieden. »Jetzt muss K+S endlich der Hahn zugedreht werden«, forderte Burkhard Vogel, Geschäftsführer des BUND Thüringen. www.bund-thueringen.de/werra Helga und Volker Zapke bekamen Anfang Juni den Bundespreis Verbraucherschutz 2013. Ministerin Ilse Aigner würdigte damit ihren Einsatz für Menschen, die durch Holzschutzmittel geschädigt wurden. Ihnen sei zu verdanken, dass Giftstoffe wie Pentachlorphenol (PCP) und Lindan in Holzschutzmitteln heute verboten sind.

Die 7 500 Euro Preisgeld stifteten die Zapkes dem BUND – für die Aktion »Zukunft ohne Gift«. Mehr zu den Preisträgern: www.verbraucherstiftung.de (bundespreis) Hubert Weiger ist von der Bundeskanzlerin in den Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen worden. Der Rat soll zur Umsetzung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie beitragen und konkrete Handlungsfelder benennen. Planmäßig ausgeschieden sind die zwei Ehrenvorsitzenden des BUND, Angelika Zahrnt und Hubert Weinzierl. Sie gehörten dem Rat seit seiner Gründung 2001 an. Die »Kooperation Fahrtziel Natur« von BUND, NABU und Verkehrsclub Deutschland mit der Deutschen Bahn ist als Projekt der »UN-Dekade Biologische Vielfalt« ausgezeichnet worden. Seit 2001 wirbt der BUND in diesem Bündnis für nachhaltigen Tourismus – und konkret für 21 herausragende Naturlandschaften vom Wattenmeer bis in die Alpen. www.fahrtziel-natur.de Nach Redaktionsschluss des letzten BUNDmagazins beschlossen die EU-Mitgliedsstaaten, ab 1. Dezember die drei gefährlichsten Neonikotinoide für zunächst zwei Jahre zu verbieten. Diese Pestizide sind vor allem für Bienen giftig. Zur Rapsaussaat rief der BUND kürzlich alle Landwirte auf, ganz auf Neonikotinoide zu verzichten.

Energiewende von unten

Grüner Strom, grünes Gas

I

m Jahr 2001 ging das »Grüner Strom Label« an den Start – als erstes deutsches Ökostromsiegel. Zu den Initiatoren zählten BUND und NABU, Eurosolar und VerbraucherInitiative. Ziel war es, ergänzend zum Erneuerbare-Energien-Gesetz speziell den Ausbau erneuerbarer Energie zu fördern. Wer Strom von einem Anbieter mit diesem Label bezieht, zahlt dafür derzeit 1 Cent pro Kilowattstunde zusätzlich. Ein Prüfinstitut in Stuttgart kontrolliert, ob die Kundengelder satzungsgemäß verwendet werden. In zwölf Jahren hat sich das »Grüner Strom Label« zum Erfolgsmodell entwickelt. 61 regional und bundesweit tätige Anbieter haben derzeit das Zertifikat. Ihre Liefermenge hat sich allein in den letzten fünf Jahren verzehnfacht, auf über eine Milliarde kWh pro Jahr. Mehr als 900 geförderte Neuanlagen stützen die Energiewende vor Ort.

Das GSL ist heute das einzige von Umweltverbänden getragene Stromlabel. Als Gütesiegel ist es umso wertvoller, als Hunderte Anbieter von »Ökostrom« ganz ohne Umwelteffekt oder mit weniger wirksamen Kriterien leicht für Verwirrung sorgen. GSL-zertifizierter Strom muss übrigens nicht teurer sein als der von Atomkonzernen oder »Flexi«Anbietern. Beziehen Sie als BUNDMitglied grünen Strom mit unserem Label! So stärken Sie die Energiewende von unten in Bürgerhand.

Seit Neuestem gibt es zudem das »Grünes Gas Label«. Mitentwickelt von ExpertInnen des BUND, erlaubt es Gas aus Biomasse ökologisch zu bewerten: Wie wurde das Gas erzeugt – und welche Stoffe kamen dabei zum Einsatz? Das Label bietet hier Orientierung und Transparenz. Ob Biogas oder Ökostrom: Die ausführlichen Kriterien der Label spiegeln unsere politischen Ziele wider. Werner Neumann, Sprecher des Bundesarbeitskreises Energie im BUND; www.gruenerstromlabel.de

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Falko Heidecke

Links: das in einem Kiefernwald entstandene Flussbett. Rechts: Diese Jungkormorane fielen der Flut zum Opfer.

Hochwasser in der Goitzsche

Dramatische Tage

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ur elf Jahre dauerte es von einer Jahrhundertflut bis zur nächsten – in der BUND-Wildnis der Goitzsche bei Bitterfeld. Nachdem ein Damm der Mulde gebrochen war, stürzte im Juni das Wasser unaufhaltsam in einen Nachbarsee der Goitzsche. Dieser lief über, und die Wassermassen suchten sich ihren Weg durch einen Kiefernwald in die Goitzsche. In hohem Tempo fraßen sie sich durch das nach dem Tagebau aufgeschüttete Land. Pro Minute fielen mehrere der etwa 50 Jahre alten Bäume. Wie Streichhölzer wurden sie ins Flachwasser des großen Goitzschesees geschwemmt. Der Zustrom ließ den Wasserspiegel um eineinhalb Meter steigen. Dies traf besonders die Kormorane und Biber. So werden die Jungbiber in den Burgen erbärmlich ertrunken sein. Auch viele der Kormorannester

sind mitsamt der noch nicht flüggen Jungen in der Flut versunken; die meisten der knapp 300 Brutpaare hatten ihre Nester nur knapp über dem Wasserspiegel errichtet. Zudem verloren die Rohrweihen und alle Bodenbrüter in Ufernähe (wie der Flussuferläufer) ihre Gelege.

Neues Leben

Erst nach drei Tagen konnte der Zustrom gestoppt werden. Die Fluten haben die BUND-Flächen teilweise dramatisch verändert. Doch die Umgestaltung des Naturreservats brachte nicht nur Tod und Zerstörung. So entstand ein mäandrierendes Flussbett mit Steilufern, Kiesund Sandbänken, Lebensraum für Seltenheiten wie die Uferschwalbe, die sich sofort ansiedelte. Diese neue Wildnis versucht der BUND nun zu sichern und zu erhalten.

Als Totalverlust musste die Tonnenkette verbucht werden, die das Gebiet der BUNDstiftung vom Rest des Sees abgrenzte. 20 der Tonnen wurden durch den Wasseranstieg und herumtreibende Bäume aus der Verankerung gerissen. Sie wieder von Tauchern im bis zu 25 Meter tiefen Goitzschesee zu verankern, wird um die 25 000 Euro kosten. Der wegen der Flut ausgefallene Fotoworkshop wird vom 27. bis 29. September nachgeholt. Motive wollen wir speziell in der neuen Wildniszone finden. Noch sind Plätze frei. Übrigens wurde die BUND-Wildnis an der Goitzsche im Juli zu einem Projekt der UN-Dekade »Biologische Vielfalt« gewählt! Mehr zu Überflutung und Workshop unter www.goitzsche-wildnis.de und bund-goitzsche@web.de

Papierflut eindämmen Wir Deutschen verbrauchen weltweit am drittmeisten Papier. Von der Verschwendung zeugt oft genug der Inhalt unseres Briefkastens: Ob Anzeigenblättchen, unerwünschte Kataloge und Prospekte, Handzettel von Umzugsfirmen oder andere Wurfsendungen: Ärgern auch Sie sich regelmäßig über nicht bestellte Werbung? Kein hundertprozentiger Schutz,

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aber doch wirksam ist der Hinweis am Briefkasten: »Bitte keine Werbung«. Postboten und Prospektverteiler müssen dies beachten. Der BUND bietet entsprechende Aufkleber gratis an. Bei Bedarf lassen sie sich mit dem Zusatz »… und keine Gratiszeitungen« versehen. Bezug: BUND-Versand, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bundladen@bund.net


Paul Westrich

FOTOSEITE

Bedrohte Bestäuber Der BUND setzt sich für gefährdete Insekten ein, die als Bestäuber unserer Pflanzen ökologisch sehr wichtig sind. Im Bild eine Königin der Veränderlichen Hummel (Bombus humilis).

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KOMMENTAR

Julia Puder

Die AutorInnen Von links: Klaus Brunsmeier und Ulrike Mehl sind die Stellvertreter des BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger.

Bundestagswahl

Zeit für eine Trendumkehr N

ach vier Jahren Schwarz-Gelb bleibt als Fazit: Deutschland ist nicht mehr Umweltweltmeister. Die Energiewende droht ausgebremst zu werden, Naturund Ressourcenschutz wurden zurückgefahren und in der Agrar- und Industriepolitik die falschen Weichen gestellt. Vor allem Wirtschaftsminister Philipp Rösler verschuldete eine solch rückwärtsgewandte (Umwelt-) Politik. Er gefiel sich darin, Ökologie und Ökonomie nach alter Manier als Gegensätze zu konstruieren und Wirtschaftszweige mit großem Reformbedarf vor längst fälligen Neuerungen zu bewahren. Wo blieben seine Impulse für umweltfreundliche Innovationen, zum Nutzen unserer Exportwirtschaft? Ob die deutschen Autobauer, die ihren Flottenverbrauch nur langsam senken; oder die Stromkonzerne, die weiter auf Kohle und Atom setzen – Minister Rösler gab den Bremser, wann immer das EU-Parlament, das Umweltministerium oder die Öffentlichkeit auf Verbesserungen drängten. Auch die Kanzlerin war für manche Enttäuschung gut. Nicht nur ließ sie ihrem Stellvertreter im Wirtschaftsressort freie Hand. Sie wollte auch die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängern, um dann erst nach Fukushima zurückzurudern. Zudem vergab Angela Merkel viele Gelegenheiten, die Innen- und Außenpolitik nachhaltiger zu gestalten. In Festreden zeigt sie gern Bewusstsein für die Herausforderungen unserer Zeit. Doch kommt es darauf an, lässt sie den Mut (oder die innere Überzeugung) vermissen, die eigenen Nachhaltigkeitsziele zur Richtschnur ihrer Politik zu machen und dafür auch auf EU-Ebene zu kämpfen. Zu Umweltminister Peter Altmaier nur so viel: Als er im Mai 2012 die Nachfolge von Norbert Röttgen antrat, vermittelte er glaubhaft, etwas bewegen zu wollen. Seinem wichtigsten Projekt aber fügte er vorsätzlich Schaden zu: Indem er die steigenden Stromkosten einseitig dem Ausbau erneuerbarer Energien anlastete, brachte er die ganze Energiewende in Misskredit. Und liegt auch in der Sache falsch, siehe die Grafik auf Seite 20.

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Zur Bundestagswahl fordert der BUND alle Parteien auf, dem Trend eine andere, bessere Richtung zu geben. So muss die nächste Bundesregierung die Energiewende wieder entschlossen voranbringen. Je eher wir uns naturverträglich aus Erneuerbaren versorgen können, desto besser. Entscheidend ist, die Energiewende wieder als das zu kommunizieren, was sie ist: als große Chance für Deutschland. Statt die größten Stromverbraucher weiter auf Kosten der Allgemeinheit zu entlasten, muss Stromsparen wieder oberste politische Priorität werden. Entscheidend wird sein, unseren CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Politik und Industrie verlören jede Legitimation, wenn sie an schädlichen, unflexiblen Kohlekraftwerken festhalten oder – Stichwort Fracking – Gas mit giftigen Chemikalien aus tiefen Erdschichten pressen wollten. Deutschland braucht ein Verbot dieser Praxis. Statt umweltschädliche Subventionen im Wert von jährlich mindestens 48 Milliarden Euro zu streichen, beseitigen wir unsere Lebensgrundlage, die biologische Vielfalt. Jahr für Jahr gehen in unserem Land wertvolle Lebensräume von Pflanzen und Tieren verloren. Speziell in der Landwirtschaft wird der Naturschutz zu wenig berücksichtigt, unsere Agrarlandschaft verarmt mit erschreckender Geschwindigkeit. Die nächste Bundesregierung darf nicht länger eine Agrarindustrie stützen, die große Mengen Pestizide einsetzt, Nutztiere mit Medikamenten vollpumpt, die Landschaft verödet und Lebensmittelskandale verursacht. Auch in vielen anderen Bereichen muss umgesteuert werden, von der Bürgerbeteiligung bis zur Verkehrspolitik. Der BUND hat Kernforderungen für die Zeit nach der Bundestagswahl formuliert (siehe Titelthema). Auf wie fruchtbaren Boden sie nach dem 22. September fallen werden, darüber entscheiden auch Sie, liebe BUND-Mitglieder. Wählen Sie Abgeordnete, die den Umwelt- und Naturschutz in all ihr Handeln einbeziehen. Unser Kandidatencheck soll Ihnen dazu dienen.


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SE LÜS

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TITELTH EMA

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Grafiken Titelthema: Erik Tuckow, www.sichtagitation.de

SIE HABEN DIE WAHL!

Es geht um etwas am 22. September. Zehn Kernforderungen hat der BUND an die nächste Bundesregierung gerichtet – und die Parteien im Bundestag sowie alle ihre DirektkandidatInnen gebeten, bei drei wichtigen Zukunftsfragen Farbe zu bekennen. Lesen Sie, wer nach der Wahl engagiert für Umwelt und Natur eintreten will. Und erfahren Sie, was Sie selbst tun können, damit unsere Anliegen künftig wieder mehr politische Aufmerksamkeit erfahren. Illustriert haben wir die Titelstrecke mit Infografiken zu drei besonderen Anliegen des BUND im Wahlkampf: der Energiewende, der Bürgerbeteiligung und dem Stopp der Massentierhaltung.

Sie haben die Wahl! V

or einigen Wochen hat ein kluger Mann dummes Zeug im »Spiegel« geschrieben: Er plädierte dafür, am 22. September nicht wählen zu gehen. Harald Welzers Begründung: Die Parteien antworten auf die großen Herausforderungen mit kleinmütigen Lösungsvorschlägen. Insofern hätten wir keine Wahl. Das ist eine klassische Grüner-Tisch-Haltung: Vor lauter Jahrhundertfragen sieht man nicht, was in den nächsten Jahren getan werden kann – und muss. Aus dieser Perspektive erscheint es gleichgültig, ob der Goldregenpfeifer auch 2020 noch bei uns brütet, ob in der nächsten Legislaturperiode Fracking eindeutig verboten wird und der Tierquälerei in der Massentierhaltung

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endlich ein gesetzlicher Riegel vorgeschoben wird. Weil es am 22. September um eine wichtige Entscheidung über die Zukunft des Natur- und Umweltschutzes geht, mischt sich der BUND in den Bundestagswahlkampf ein. Dies auch, um deutlich zu machen: Natur- und Umweltschutz ist kein Randthema, um das man sich allenfalls kümmert, wenn jede Geschichte über Kanzlerin und Kandidat erzählt ist. Selbst im »taz«-Wahlcheck vom 11. Juli wird nur ein schmaler Ausschnitt der Energiepolitik der Parteien verglichen; alle anderen Themen, ob Verbraucherschutz, Agrarpolitik oder BürgerInnenbeteiligung, spielen keine Rolle im taz-»Schnelltest« der Parteiprogramme.


DirektkandidatInnen im Test

Ein zentrales Instrument, mit dem sich der BUND einmischt, ist der KandidatInnen-Check. Die rund 1 500 DirektkandidatInnen der im Bundestag vertretenen Parteien wurden gefragt, wie sie • zu einem Stopp der Massentierhaltung, • zur Beschleunigung der Energiewende und • zum Ausbau der BürgerInnenbeteiligung stehen. In über der Hälfte der 299 Wahlkreise haben BUNDGruppen eigene Fragen zu regionalen Umweltthemen ergänzt. Bis zum Redaktionsschluss antworteten über tausend KandidatInnen – darunter Sigmar Gabriel, Jürgen Trittin, Philipp Rösler, Kristina Schröder und Katja Kipping. Die KandidatInnen der Union sind wenig antwortfreudig. Während über 90 % der KandidatInnen von Grünen und SPD geantwortet haben und 75 % der Linken, sind es bei der Union nur knapp 40 %; sie liegt damit hinter der FDP mit 53 %. Würden nur jene gewählt, die am BUND-Check teilgenommen haben, könnte man optimistisch auf die nächste Legislaturperiode schauen: Die Mehrheit der KandidatInnen plädiert für eine Beschleunigung der Energiewende (63 %,) für mehr BürgerInnenbeteiligung (80 %) und gegen industrielle Massentierhaltung (70 %). In allen Parteien gibt es dabei KandidatInnen, die von der Linie ihrer Partei abweichen – zum Beispiel solche der SPD, die für einen Abschied von der Kohle sind, oder solche von Union und FDP, die sich gegen die Massentierhaltung aussprechen.

Natur- und Umweltschutz sichtbar machen

Unser Check der KandidatInnen wird begleitet von Initiativen zu den drei Kernforderungen des BUND zur Bundestagswahl. Unsere »BürgerInnen-Allianz gegen Massentierhaltung« soll deutlich machen: Im nächsten

Bundestag ist der Tatsache politisch Rechnung zu tragen, dass die BürgerInnen mehrheitlich gegen industrielle Tierhaltung sind. Die BUNDjugend unterstützt dies mit Unterschriftensammlungen und verleiht ihre wunderbaren Tierkostüme an BUND-Aktive, die eine Aktion zum Thema planen. Auch Sie können die Initiative unterstützen – siehe unsere Aktionsseite am Ende dieser Titelstrecke. Für mehr BürgerInnenbeteiligung hat der BUND eine Allianz von BürgermeisterInnen ins Leben gerufen. Bürgermeister aus Putbus (FDP) und Bünde (CDU), die Oberbürgermeisterin von Eisenach (Die Linke), der Oberbürgermeister von Fürth (SPD) und viele andere unterstützen unseren Aufruf, KandidatInnen zu wählen, die sich für einen bundesweiten Volksentscheid und eine verpflichtende, ergebnisoffene und frühzeitige Bürgerbeteiligung einsetzen. Im Rahmen der Kampagne »Energie in Bürgerhand« fordern wir außerdem alle BundestagskandidatInnen auf, die Energiewende-Charta zu unterzeichnen. Darin haben der BUND und seine Partner Kriterien für eine ökologische, gerechtere und sichere Energieversorgung formuliert. Der BUND wird bis zum 22. September deutlich machen, dass die Wahl für den Schutz der Natur und Umwelt in den nächsten vier Jahren wichtig ist. Und wir werden nach dem 22. September darauf drängen, im Interesse des Natur- und Umweltschutzes über den Horizont einer Legislaturperiode hinaus zu denken – sprich: nachhaltig zu handeln. Norbert Franck … hat selbst zwei Bundestags- und drei Europawahlkampagnen mitorganisiert. Für den BUND ist der Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zum vierten Mal mit Bundestagswahlen befasst.

Kommunen als Nutznießer erneuerbarer Energie Gemeinden profitieren umso mehr von erneuerbarer Energie, je mehr Stufen der Wertschöpfung in der Gemeinde angesiedelt sind – hier am Beispiel einer 2 MW-Windkraftanlage bei 20-jähriger Laufzeit.

0,5 Mio

+

0,1 Mio

Betreiber in der Kommune

Betrieb & Wartung

Planung & Installation +

0,8 Mio

+

1,4 Mio

Gesamte Wertschöpfung

2,8 Mio €

=

[3-13] BUNDmagazin

13

Quelle: Agentur für erneuerbare Energien

Produktion


Die Kernforderungen des BUND

TITELTH EMA

Umwelt. Zukunft. Wählen. In zehn Forderungen hat der BUND seine Erwartungen an die nächste Legislaturperiode gekleidet. Welche Parteien auch immer im Herbst die neue Regierung stellen werden: Je eher sie diese Forderungen politische Realität werden lassen, desto besser wird Deutschland für die Zukunft gerüstet sein.

BRD + 6 62,8 Mio . +38 0 % ,3

1. Die Energiewende voranbringen

Mio.

SH H

1,77 Mio M oo.

+59 %

MV +21 % MV

+1,0 Mio. o.

6,1 , M Mio Mio. i

NI

+1,3 , Mio.

+55577 % + +57

36,5 , Mio. o +2 +22000,7 +20 ,7 Mio. M

Neuanlagen eines Investors Ost-Prignitz Rupin 380.000 + 380.000 Tiere

Größte Neuanlage Vechta 633.000 Tiere

ST ST

33,1 ,1 Mio M Mio. Miiioo

+22,4 2,,44 Mio. Mio Mio

Größte G rö te Neuan rößte N uan n ge nlage nlag Sa aal a alllek ekrei eiiis 535.00 53 535 00 Tiere 00 e

NW + NW +11004 04 % 4,,55 Mio 4,5 Mi M .

BB + +9995 % +77 777 % BB 3,7 , Mi Mio. +3,5 3,5 Mio. Mo

+4,,,7 Mio.

TH

SN k.A. A. A k A. k.A

HEE H

544 54 44.000 44.00 00 000

500.000 0

+79.8000

+ +16%

+80.000 000

+239 % +23

+1,3 +1 ,3 Mio. M

RP k k.A. A 225.00 00 000

SL

5.000

k.A.

k.A. A. A

BY +6 BY +62 62 %

k.A A. A.

5,2 ,2 Mio M oo.

+3,2 +3 ,2 Mio Mio.

BW W + +16 +1 16 % 1,00 Mio. Mio Mio

+161.00000 +

Legende

Bundesland

Masthühnerbestand und -zuwachs im Bundesland

Im Landkreis neu beantragte und/oder genehmigte Masthühnerplätze (2009-2012)

Masthühnerbestand bis 40 Mio.

1.000 > 50.000

bis 10 Mio. bis 5 Mio.

50.000 > 200.000 200.000 > 500.000

BY +38 % 8,5 , Mio.

Bestand (2010)

Keine Anträge oder keine Angaben

500.000 > 750.000

+3,2 , Mio.

750.000 > 2 Mio.

Zuwachs Masthühnerplätze (2009-2012) Oben in Prozent; Unten in absoluter Zahl

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2010; Behördenauskünfte zu Bauanträgen 2009-2012, erhoben von Bärbel Höhn, MdB, und Friedrich Ostendorff, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, 2013. Keine Angaben zum Masthühnerbestand aus Geheimhaltungsgründen.

14

> 2 Mio. (10.5 Mio. im Emsland) Quelle: Behördenauskünfte zu Bauanträgen 2009-2012, erhoben von Bärbel Höhn, MdB, und Friedrich Ostendorff, MdB, Bündnis 90/ Die Grünen, 2013)

BUNDmagazin [3-13]

Sie sitzen in der Regierung und in den Chefetagen großer Konzerne: die Gegner der Energiewende. Sie wollen die Energiewende aufhalten und ihre Privilegien behalten. Deshalb ist die Energiewende noch keine ausgemachte Sache – auch wenn der Anteil erneuerbarer Energien an unserer Stromversorgung stetig steigt. Darauf kommt es an, wenn die Energiewende zügig vorankommen soll: • Die Kosten für den Ausbau und die Versorgung mit erneuerbaren Energien sind gerecht zu verteilen. Wer viel Strom verbraucht, muss viel zahlen; Rabatte für Unternehmen, die viel Strom verbrauchen, müssen abgeschafft werden. Einkommensschwache Haushalte sind beim Stromsparen zu unterstützen. • Wir brauchen verbindliche gesetzliche Vorgaben, um den Energieverbrauch zu senken und mehr Energieeffizienz zu erreichen. Energiewende geht nur ohne den Klimakiller Kohle. Deshalb muss der Neubau von Kohlekraftwerken verboten werden. Gefördert werden müssen dezentrale und effiziente Heizkraftwerke, die Strom und Wärme erzeugen.

2. Aus der Atomkraft aussteigen

Die Regierung hat nach der Katastrophe von Fukushima den Atomausstieg beschlossen. Acht Atomkraftwerke gingen vom Netz – und die Stromversorgung funktioniert weiter einwandfrei. Doch noch sind Atomkraftwerke am Netz und sollen es auch bis Ende 2022 bleiben. Das ist nicht zu verantworten: Die neun noch am Netz befindlichen Atommeiler sind unsicher und eine Gefahr für Millionen. Sie produzieren täglich hochradioaktiven Atommüll, der noch viele Generationen bedrohen wird. Die nächste Bundesregierung muss, wenn sie Schaden vom Land abwenden will, sofort und vollständig aus der Atomkraft aussteigen. Und sie darf den Neubau von Atommeilern in anderen Ländern nicht länger mit staatlichen Bürgschaften unterstützen.

Boom der Hühnermast in Deutschland Rot markiert sind die Landkreise, in denen 2009 – 2012 neue Ställe für Masthühner beantragt wurden. Dargestellt ist, um wie viel der Tierbestand eines Bundeslandes dadurch seit 2010 wächst. Mangels Daten sind parallele Stallschließungen nicht berücksichtigt.


Quelle (3): Fleischatlas

Große Ausnahme: das Bio-Rind Nur vier Prozent des Geldes, das die Deutschen 2011 für Rinderfleisch ausgaben, kam Tierhaltern mit Biosiegel zugute.

3. Das Klima schützen – national und international

Die Menge der von Industrie und Menschen verursachten Treibhausgase in der Atmosphäre steigt rasant. Die Folgen werden verheerend sein, wenn es nicht gelingt, die globale Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. Deutschland muss beim Klimaschutz vorangehen. Wir brauchen ein verbindliches Klimaschutzgesetz, das festschreibt, wie bis 2020 das Ziel erreicht werden kann, 40 Prozent weniger CO2 auszustoßen. In der EU muss die nächste Regierung – anstatt zu bremsen – energisch darauf dringen, dass sich die Mitgliedsstaaten verpflichten, • bis 2020 mindestens 30 Prozent weniger CO2 auszustoßen, • den Handel mit Klimagas-Zertifikaten zu reformieren und das Angebot an Zertifikaten dauerhaft zu senken. Nur eine Bundesregierung, die im Klimaschutz vorbildlich ist, kann international glaubwürdig für ein Klimaabkommen eintreten, das alle Staaten verpflichtet, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern.

4. Agrarpolitik reformieren

60 Milliarden Euro gibt die Europäische Union jährlich für die Landwirtschaft aus. Das Gros dieses Geldes dient nicht einer umweltverträglichen Landwirtschaft, die gesunde Lebensmittel produziert und Tiere artgerecht hält. Gefördert wird vielmehr eine Agrarindustrie, die für Monokulturen sorgt; die Pestizide einsetzt, die Insekten, Vögel und Amphibien vernichten; und die Tiere mit Medikamenten vollpumpt. Die Folge: Land-

schaften veröden, Lebensmittelskandale häufen sich. VerbraucherInnen wollen Lebensmittel ohne bedenkliche Inhaltsstoffe und mehr Natur- und Tierschutz. Das erfordert eine Stärkung der bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft. Wir brauchen eine Agrarpolitik, die • nur Betriebe subventioniert, die umweltverträglich und tiergerecht wirtschaften, • Tierfabriken, in denen Tiere gequält werden, verbietet, • für eine Halbierung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung sorgt, • Pestizide in der Landwirtschaft verbietet, • den Anbau von Gentech-Pflanzen nicht zulässt, • die regionale Verarbeitung und Vermarktung stärker fördert sowie Exportsubventionen abschafft, • klare Kennzeichnungsregeln für alle Lebensmittel erlässt.

5. Bürgerbeteiligung ausbauen

Bei zentralen gesellschaftlichen Entscheidungen, etwa der Endlagerung von Atommüll, wollen BürgerInnen mitentscheiden. Bei der Planung von Bahnhöfen, Flughäfen, Stromleitungen oder Autobahnen läuft sehr viel falsch: Es wird teuer fehlgeplant, Mensch und Natur werden beeinträchtigt. Wer die BürgerInnen einbezieht, spart dagegen Kosten und kommt zu sozial- und naturverträglichen Ergebnissen. Zeit also für mehr Transparenz und Partizipation. Wir brauchen für die Demokratie im 21. Jahrhundert neue Regeln: • Eine frühzeitige, ergebnisoffene und verpflichtende Bürgerbeteiligung bei großen Infrastrukturvorhaben.

[3-13] BUNDmagazin

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TITELTH EMA

Ganz große Ausnahme: das Bio-Huhn Nur zwei Prozent des Geldes, das die Deutschen 2011 für Geflügelfleisch ausgaben, kam Tierhaltern mit Biosiegel zugute.

Gesetzlich verbriefte Beteiligungsstandards schützen vor Fehlplanungen, Behördenwillkür und Partikularinteressen. • Niedrigere Hürden für Bürger- und Volksentscheide – auch auf Bundesebene. • Ein Transparenzgesetz: Aus der Holschuld der BürgerInnen muss eine Bringschuld des Staates und der Vorhabensträger werden. Ein Staat, der für BürgerInnen plant, muss auch mit ihnen planen.

6. Natur schützen – national und international

Täglich gehen wertvolle Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräume verloren. Deshalb ist ein entschieden besserer Schutz der biologischen Vielfalt dringend nötig – in Deutschland und weltweit. Dafür muss die nächste Bundesregierung sorgen: • Einen besseren Schutz der biologischen Vielfalt in Wäldern durch strenge ökologische Standards in einem neuen Bundeswaldgesetz, die Herausnahme von zehn Prozent der Waldfläche aus der Holznutzung und den Stopp der Privatisierung öffentlicher Wälder. • Einen dauerhaften Schutz des »Grünen Bandes« an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze als »Nationales Naturmonument«. • Die Rettung des »Nationalen Naturerbes«: 30 000 Hektar Flächen im Bundesbesitz sind dauerhaft für den Naturschutz zu sichern. • Zum Schutz der weltweiten Biodiversität jährlich 500 Millionen Euro in den Bundeshaushalt einzustellen. Der Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen

16

BUNDmagazin [3-13]

wird in Handelsabkommen und der Rohstoff- und Entwicklungspolitik verbindlich verankert.

7. Flüsse und Gewässer schützen

Flüsse und ihre Auen sind die artenreichsten Lebensräume. Diese Lebensräume sind bedroht. 90 Prozent der Auen gelten als geschädigt oder gar endgültig verloren – durch die landwirtschaftliche Nutzung der Auen, Ansiedlungen, Kanalisierungen für die Schifffahrt oder Nutz- und Kühlwassergewinnung durch die Industrie. Die dafür vorgenommenen Eindeichungen der Flüsse erhöhen das Hochwasserrisiko. Notwendig sind daher • ein Programm zur Schaffung neuer Auen und Überschwemmungsflächen für mehr Hochwasserschutz; • die Anpassung der Schifffahrt an die natürlichen Gegebenheiten von Flüssen, besonders an der Elbe; • die konsequente Verbesserung des Gewässerzustandes nach den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie; • strengere Verbote, Schadstoffe in unsere Gewässer einzuleiten. • Gewässer ohne Nutzen für die Güterschifffahrt müssen wieder in ihren natürlichen Zustand versetzt werden.

8. Verkehr umweltfreundlich gestalten

Verkehr verursacht große Umweltprobleme. Ein ungebremstes Verkehrswachstum schadet dem Klima und der Gesundheit vieler Menschen. Ökologisch und ökonomisch fragwürdige Verkehrsprojekte zerstören die Natur. Unsere Städte und Kommunen werden nur dann


Absolute Ausnahme: das Bio-Schwein Nur ein Prozent des Geldes, das die Deutschen 2011 für Schweinefleisch ausgaben, kam Tierhaltern mit Biosiegel zugute.

lebenswert, wenn der Autoverkehr zugunsten von Radfahrern, Fußgängern und öffentlichem Nahverkehr zurückgedrängt wird. Ökologische Mobilität erfordert eine Politik, die • im Bundesverkehrswegeplan ab 2015 der Erhaltung der Infrastruktur absoluten Vorrang vor dem Neubau gibt und den Verkehr auf umweltfreundliche Verkehrsträger verlagert; • die CO2-Grenzwerte für neue Pkw und Nutzfahrzeuge verschärft; • durch Tempolimits und andere Maßnahmen den CO2-Ausstoß im Verkehr vermindert; • die Subventionierung des Klimakillers Flugverkehr beendet.

9.

Mehr Verbraucherschutz – Kinder vor riskanten Chemikalien schützen

Hormonell wirksame Chemikalien wie Bisphenol A oder Phthalat-Weichmacher gefährden unsere Gesundheit: Sie können zu Diabetes und Fettleibigkeit sowie Brust- und Hodenkrebs führen und die Qualität der männlichen Spermien beeinträchtigen. Besonders bedroht sind Ungeborene im Mutterleib und Kleinkinder. Um sie zu schützen, ist es nötig, Bisphenol A aus Lebensmittelverpackungen sowie Phthalate aus allen Produkten zu verbannen, mit denen Kinder häufig in Berührung kommen. Das muss eine neue Bundesregierung gesetzlich sicherstellen. Und sie muss in Brüssel für eine Regelung sorgen, die gewährleistet, dass hormonell wirksame Chemikalien zügig ersetzt werden.

Gesundheitliche Gefahren und Risiken gehen auch von elektromagnetischen Feldern aus. Es ist dringend erforderlich, die Belastung der Bevölkerung mit gefährlicher Strahlung rasch und nachhaltig zu verringern. Nötig sind deutlich niedrigere Grenzwerte und ein rechtlich verbindliches Minimierungsgebot für elektromagnetische Felder.

10. Wissenschaftspolitik neu ausrichten

Die Wissenschafts- und Forschungspolitik in unserem Land hat auf viele drängende Fragen keine Antwort. Enorme Steuermittel fließen in industrienahe Forschungen – etwa die Kernforschung oder den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft. Risiken von Großtechnologien und komplexe Wirkungszusammenhänge werden nur unzureichend untersucht. Nötig dagegen ist eine Forschung, die sich den großen Herausforderungen stellt. Etwa der Frage, wie knappe Ressourcen gerecht verteilt und geschützt werden können. Und wie Produktion und Konsum verändert werden müssen, damit für alle Menschen und für die kommenden Generationen eine sichere Existenz gewährleistet ist. Der BUND fordert eine Milliarde Euro jährlich für eine Forschung, die sich diesen Herausforderungen stellt. Wir wollen so eine Wissenschaftspolitik durchsetzen, die den Interessen der Bürgergesellschaft dient.

Mehr dazu unter www.bund.net/bundestagswahl

[3-13] BUNDmagazin

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Der BUND fragt

TITELTH EMA

Die Parteien antworten Wir haben den GeneralsekretärInnen der fünf Parteien im Bundestag drei Fragen gestellt: 1 Sind Sie dafür, die Energiewende wieder zu beschleunigen und nicht länger auf Atom, Kohle und Fracking zu setzen? 2 Sind Sie für eine verpflichtende, frühzeitigere und ergebnisoffene Bürgerbeteiligung bei Bauprojekten? 3 Sind Sie dafür, die industrielle Massentierhaltung zu stoppen und Fleischexporte nicht länger zu fördern? Bitte lesen Sie die Antworten genau und achten Sie auch darauf, was nicht drinsteht. Nicht jedes »ja« auf unsere Fragen bedeutet, dass eine Partei wirklich auf BUND-Linie liegt.

Steffi Lemke für Bündnis 90/Die Grünen

1 Ja. Wir

wollen die Energiewende in BürgerInnenhand zum Erfolg führen. Dazu muss der Atomausstieg sicher vollendet und der Ausbau erneuerbarer Energien weiter forciert werden. Schwarz-Gelb sabotiert und konterkariert mit Kohle und Fracking-Gas die Energiewende und gefährdet so Arbeitsplätze und Klima.

2 Ja. Mit unserem neuartigen dreistufigen Planungs-

recht für Infrastrukturgroßprojekte werden BürgerInnen, Naturschutz- und Umweltverbände frühzeitig einbezogen. So können das »Ob« und das »Wie« im Dialog geklärt und Kompromisse zwischen den verschiedenen Interessen gefunden werden.

3 Ja. Wir Grünen sagen: weg von Industrialisierung und Exportorientierung, hin zu artgerechten Haltungsformen. Wir wollen ein neues Tierschutzgesetz für bessere Haltungsbedingungen und ein Ende des Antibiotikamissbrauchs. Hermann Gröhe für die CDU

1 Die CDU treibt die Energiewende voran. Diesen Weg setzen wir fort und sorgen für stabile Bedingungen für Investitionen in erneuerbare Energien. Es geht also nicht darum, die Energiewende wieder zu beschleunigen.

Quelle: www.maiskomitee.de / Cornelia Behm, MdB B’90/Die Grünen

2 Die

5,0

CDU hat bereits die frühzeitige Bürgerbeteiligung im Genehmigungsprozess deutlich verbessert. Das »Gesetz zur Verbesserung der Öffentlichkeitsbeteiligung und Vereinheitlichung von Planfeststellungsverfahren« ist am 7. Juni in Kraft getreten.

4,8

3 Die CDU steht für mehr Tierschutz. Durch unsere

Änderung des Baugesetzbuches können Gemeinden übergroßen gewerblichen Ställen die Genehmigung versagen. Zugleich fördern wir mit Bundesmitteln die Errichtung tiergerechter Ställe.

1,5

2,7

in Mio. Hektar

in Mio. Hektar

2003

Grünland 18

2012

Maisfäche BUNDmagazin [3-13]

Mais boomt, Grünland schwindet Industrielle Tierhalter füttern ihr Vieh mit Mais und Soja, statt es weiden zu lassen. Während der deutsche Maisanbau im letzten Jahrzehnt stark anstieg, schwinden unsere Wiesen und Weiden stetig – seit 1990 um über 15 Prozent.


Steffi Lemke, Hermann Gröhe und Patrick Döring (von links).

Patrick Dšring fŸr die FDP

1 Unentschieden. Wir werden die Energiewende mit

Augenmaß und Realismus zu einem Erfolg machen. Fracking braucht einen sachgerechten Rechtsrahmen sowie höchste Umweltstandards. Von den eingesetzten und aufbereiteten Stoffen dürfen keine toxischen Gefahren ausgehen.

3 Nein.

Wir verfolgen die Grundsätze nachhaltigen Wirtschaftens und sind für die Vermeidung ökonomischer Fehlanreize, eine artgerechte Tierhaltung und -ernährung sowie deren effektive Kontrolle. Die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz ist für uns ein großer Erfolg.

geplante Kosten reale Kosten (Stand 2013)

87%

Citytunnel Leipzig

Stuttgart 21 Stuttgart 2 1

Neuer Berliner Flughafen

Elbphilharmonie

960 BER

78%

3. Startbahn München

6,8 4,3

2,0 Eindeutig für mehr Beteiligung Die große Mehrzahl der Deutschen befürwortet einen bundesweiten Volksentscheid (o.) und bemängelt zu wenig Beteiligungsmöglichkeiten (u.).

2,0

600 1,25 1,0

572

70

in Mrd. Euro

in Mio. Euro

Teure Großprojekte Egal ob Konzerthaus, Tunnel, Bahnhof oder Flughafen, bei großen Bauprojekten ohne Bürgerbeteiligung explodieren regelmäßig die Kosten.

[3-13] BUNDmagazin

19

Quelle: www.spiegel.de, Flughafen München GmbH

Quelle: Emnid, März 2013 (o.)/ Forsa, Feb. 2013 (u.)

2 Ja. Politische Probleme und Konflikte müssen in Parlamenten und über eine Ausweitung der Bürgerbeteiligungsverfahren gelöst werden. Dementsprechend

sind die Möglichkeiten von Beteiligungsverfahren bis hin zur Option eines Volksentscheids am Beginn eines Großprojekts zu erweitern.


TITELTH EMA

Matthias Höhn für die Linke

Andrea Nahles für die SPD

1 Ja. Die Linke setzt sich für die konsequente Förde- 1 Ja. Die SPD will den Ausbau der erneuerbaren Enerrung erneuerbarer Energien ein. Die Energiewende hin zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist im Kampf gegen den Klimawandel alternativlos, ein Festhalten an der Atomenergie unverantwortbar.

gien sozial- und naturverträglich fördern. Die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit müssen gesichert sein. Der Atomausstieg ist unumkehrbar. Wir wollen eine grundlegende Reform des EEG.

2 Ja. Die Linke setzt sich für eine starke demokratische

2 Ja. Die SPD will die BürgerInnen bereits frühzeitig an der Planung beteiligen. Das geht über ein verpflichtendes Vorverfahren mit einem öffentlichen Erörterungstermin und einem Bürgeranwalt. Die Planungsunterlagen werden im Internet veröffentlicht.

Teilhabe ein, die allen Menschen die Mitgestaltung des gesellschaftlichen Lebens garantiert. Bürgerbegehren und Bürgerentscheid sollen zu allen Fragen durchgeführt werden können. Das soll auch für hier lebende Menschen aus Nicht-EU-Staaten gelten.

3 Ja. Die Linke steht für eine tiergerechte und flächengebundene Tierhaltung. Die Exportorientierung der EU-Agrarwirtschaft lehnen wir ab. Stattdessen muss die Landwirtschaft wieder mehr auf eine regionale Versorgungsfunktion ausgerichtet werden.

Quelle: BDEW, eigene Berechnungen

+1,98 3,8

28m,m7ppr3 reeisis ro Euroh SStrto int/kW Cen

8,56 0,07 14,32

3 Ja. Die SPD will die Intensivtierhaltung zurückdrän-

gen und Kommunen mehr Möglichkeiten zur baurechtlichen Steuerung geben. Wir wollen eine Kennzeichnung von Lebensmitteln aus artgerechter Haltung, eine systematische Kontrolle der Tiergesundheit sowie das Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen.

Industriesubventionen

(EEG, § 19, Offshore-Umlage, KWK)

EEG-Umlage

(ohne Industriesubventionen)

Steuern und Abgaben KWK-Umlage

(ohne Industriesubventionen)

Erzeugung, Vertrieb und Transport

28% rauch b r e v Strom2013

Von Stromkosten entlastete Unternehmen sind für einen erheblichen Teil des deutschen Stromverbrauchs verantwortlich.

Stromkosten gerechter verteilen Wegen Ausnahmen für Unternehmen mit hohem Energieverbrauch kostet unser Strom etwa 2 Cent /Kilowattstunde mehr, als er bei gerechter Lastenverteilung kosten müsste. Immer mehr von ihnen (2012: 734, 2013: 1691, 2014 beantragt: 2367!) zahlen fast keine Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie geringere Netzentgelte und sonstige Umlagen. Dabei senkt der Ausbau der Erneuerbaren den Börsenstrompreis, was die Stromanbieter nur zum Teil an ihre Kunden weitergeben.

20

BUNDmagazin [3-13]


Autor

AKTION

Die Bürgerallianz

Aktiv für glücklichere Tiere! I

n allen Parteien gibt es Kritiker der Massentierhaltung. Doch die Genehmigung von 1,3 Millionen neuen industriellen Masthühnerplätzen im schwarz-gelben Hessen oder die Genehmigung einer Schweinemast für 37 000 Tiere im rot-roten Brandenburg zeigen: Massentierhaltung findet politisch weiterhin viel Unterstützung. Der Ausbau einer umwelt- und tiergerechten Landwirtschaft spielt dagegen kaum eine Rolle. Mit einer Bürgerallianz gegen Massentierhaltung wollen wir dies ändern. Wer sie unterzeichnet,

So können Sie aktiv werden:

fordert alle Wahlberechtigten dazu auf, nur jene BundestagskandidatInnen zu wählen, die sich gegen die industrielle Tierhaltung aussprechen. Auf diese Weise wollen wir Druck auf die künftigen Abgeordneten ausüben und zeigen, dass es eine breite gesellschaftliche Allianz gegen die Massentierhaltung gibt. Helfen Sie uns, das Thema Massentierhaltung auf die politische Tagesordnung zu bringen: Unterstützen Sie unsere Aktion und zeigen Sie Gesicht für eine ökologische Landwirtschaft!

• Unterzeichnen Sie den Aufruf gegen Massentierhaltung und werden Sie ein Teil der Allianz: www.bund.net /buergerallianz

• Prüfen Sie IhreN BundestagskandidatIn: Wie positioniert sie/er sich zur Massentierhaltung? Gar nicht? Dann fordern Sie ihn oder sie online dazu auf, Position zu beziehen! www.bund.net /kandidatencheck

• Besprechen Sie mit Freunden und Bekannten dieses Thema, sammeln Sie Unterschriften für unsere Allianz. Listen können Sie hier ausdrucken: www.bund.net /unterschriftenliste

• Abonnieren Sie unseren Newsletter, um über die BUND-Aktivitäten gegen Massentierhaltung auf dem Laufenden zu sein: www.bund.net /biodivnewsletter

Kontakt: Nikolai Miron, Tel. (0 30) 2 75 86-5 38, nikolai.miron@bund.net

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Weinlicht


Obst und Gemüse konservieren

RATGEBER

Wie Gutes länger hält Wie können wir die Fülle, die uns die Erntezeit liefert, so verwerten, dass wir möglichst lange etwas davon haben? Und damit regionale Lebensmittel über die Saison hinaus vorrätig halten?

G

ärten und Läden quellen derzeit über von frischem Obst und Gemüse. Nie fällt es leichter, sich regional zu ernähren, als in der üppigsten Zeit des Jahres. Da ist es hilfreich, mit ein paar Tricks die Äpfel vor dem Verschrumpeln zu bewahren oder das Auskeimen der Kartoffeln zu verzögern. Wer weiß, wie er einen Berg Mangold als Winterdelikatesse haltbar machen kann, der hat die Möglichkeit, sich ein Stück Sommer im eigenen Vorratsregal aufzuheben.

Keine Äpfel neben Kartoffeln

Reinhard Blumenschein

Schon beim Lagern frischer Lebensmittel gibt es einige Kniffe, die ihre Haltbarkeit erhöhen kann. Wer ohnehin einen neuen Kühlschrank benötigt, sollte auf ein modernes Gemüsefach achten. Bis auf wenige Ausnahmen – wie Tomaten, Bananen, Auberginen – halten besonders niedrige Temperaturen viele Obst- und Gemüsesorten deutlich länger frisch. Aber auch im Obstkorb kann eine überlegte Platzierung Wunder wirken. Stichwort Ethylen: Eine Reihe von Früchten scheidet dieses Gas aus, besonders Äpfel, aber auch Pfirsiche oder Pflaumen. Diese Früchte reifen nach und kontrollieren durch das Gas ihren Reifungsprozess. Ethylenempfindliche Lebensmittel wie Gurken und Tomaten reagieren darauf mit vorzeitigem Zerfall, Kartoffeln mit Austreiben. Finden Sie daher möglichst getrennte Lagerstätten.

Kühl lagern

Kühl und auch dunkel sollte übrigens alles Obst und Gemüse gelagert werden. Achten Sie auch auf gute Belüftung. Holzkisten mit fliegenvergitterten Ritzen zur Unterseite können in einer schattigen und kühlen Ecke der Wohnung den Kartoffelkeller gut ersetzen. Ethylen ist schwerer als Luft, sinkt also aus nicht geschlossenen Obstkisten heraus zu Boden.

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BUNDmagazin [3-13]

Einlegen, einkochen, ansetzen

Was in den letzten Jahrzehnten aus vielen Haushalten verschwunden ist, erfährt derzeit eine Renaissance: Viele Menschen entdecken die Vorzüge hausgemachter Marmeladen und eingelegter Gemüse wieder – und holen den alten Sauerkrauttopf vom Dachboden. Beachten Sie aber: Durch Kochen nehmen die enthaltenen Vitamine Schaden. Wer also absehen kann, dass er sein großes Gurkenglas im nächsten Halbjahr leeren wird, kann auf die etwa halbstündige Sterilisation im Kochtopf verzichten und sich mit dem Einlegen in Essig begnügen. Sauerkraut aus Weiß- oder Rotkohl ist besonders vitaminreich, hier übernimmt die Milchsäuregärung unter Luftabschluss die Konservierung. Die Herstellung ist einfach, es dauert allerdings gut sechs Wochen, bis der Kohl zum Kraut geworden ist. Dauert Ihnen das zu lange, können Sie verschiedene Gemüsesorten auch einfach mit Salz konservieren: Im Kühlschrank halten sich die geschlossenen Gläser oft mehrere Monate.

Zehn Tipps für regionale Frische

• Lagern Sie Äpfel und anderes nachreifendes Obst nicht in der Nähe von ethylenempfindlichen Früchten. • Lagern Sie Obst und Gemüse möglichst getrennt. • Auch im Kühlschrank sollten nachreifende Früchte unter nicht-nachreifenden gelagert werden. • Ob Keller oder Kiste: Sorgen Sie regelmäßig für Frischluft, Sauerstoff bremst Abbauprozesse. • Der BUND bietet fürs Einlagern hölzerne Apfelstiegen und Kartoffelhorden an: www.bundladen.de/apfelstiege, Tel. (030) 27586-480, bestellung@bundladen.de • Lagern Sie nur unbeschädigtes Obst und Gemüse, faule oder angeschlagene Stellen sollten Sie bald entfernen. Kontrollieren Sie Eingelagertes daher regelmäßig. Beschädigte Früchte konservieren Sie möglichst direkt durch Einlegen oder Einkochen. • Achten Sie beim Kauf eines neuen Kühlschranks auf ein Obst- und Gemüsefach mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, das erhöht die Haltbarkeit deutlich. • Viele regionale Gemüsesorten halten sich gesalzen monatelang in Kühlschrank oder Keller. • Was Sie in den nächsten Monaten verzehren, muss nicht aufwendig sterilisiert werden – die Einkochzeit wird deutlich kürzer, mehr Vitamine bleiben erhalten. • Experimentieren Sie mit alten Methoden wie der Krautherstellung: Rot- und Weißkohl im Krautfass bieten Abwechslung, die es nicht zu kaufen gibt. Volker Eidems


Bürgerbeteiligung

ZU R ZEIT

Mehr Demokratie wählen Die Bundestagswahl entscheidet auch darüber, ob wir künftig mehr Möglichkeiten erhalten, über die Geschicke unseres Landes mitzuentscheiden. Der BUND hat im Wahljahr eine Reihe von Aktivitäten gestartet.

Ü

ber 70 BürgermeisterInnen beteiligen sich bisher am BUND-Bündnis »Mehr Demokratie wählen«. Ob bei der Planung von Bahnhöfen, Flughäfen, Ortsumgehungen, Windparks oder neuen Stromleitungen: Als BürgerInnen sind wir zu Recht unzufrieden, wenn wir bei der Gestaltung unseres Lebensumfeldes nicht mitbestimmen dürfen. Allzu oft werden intransparente Entscheidungen auf Bundesebene getroffen – spürbar sind die Auswirkungen dann vor Ort. Der BUND fordert eine verpflichtende Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz und einen bundesweiten Volksentscheid. Verbündete haben wir bei BürgermeisterInnen verschiedener Parteien gefunden. Sie rufen dazu auf, am 22. September für die zu stimmen, die sich glaubhaft für mehr Beteiligung einsetzen. Wer neben prominenten Stadtvätern wie Boris Palmer (Grüne) aus Tübingen oder Daniel Rapp (CDU) aus Ravensburg noch dabei ist, erfahren Sie unter www.bund.net/ buergermeister.

1 1 der Bürgerbeteiligung

Tony Hegewald/pixelio.de

Einen Überblick zu Wegen und Instrumenten der Bürgerbeteiligung in der Kommune gibt der BUND mit seiner aktuellen Broschüre »1 1 der Bürgerbeteiligung vor Ort«. Die Bäume einer Allee am Stadtrand sollen gefällt werden – was können BürgerInnen dagegen tun? Wie können sie erreichen, dass sich der Gemeinderat mit dem Thema befasst? Wie funktioniert ein Bürgerantrag? Immer öfter laden Kommunen ihre BürgerInnen ein, sich zu beteiligen, etwa wenn ein Platz neu gestaltet oder ein Verkehrskonzept erstellt werden soll. Die Kommune bezieht dadurch wertvolles Fachwissen und die alltäglichen Erfahrungen der Bürgerschaft mit ein. Doch welcher Qualität und wie verbindlich sollten die Angebote sein, damit das Mitmachen lohnt? Wir geben einen Einblick in die Gemeindeordnungen der Bundesländer und kommunale Beteiligungsverfahren wie Planungszelle, Onlineforum oder Bürgerhaushalt. Dazu finden Sie gute Beispiele, weiterführende Links und konkrete Tipps: www.bund.net/einmaleins

Online für Projekte werben

In drei Pilotregionen werben BUND-Gruppen derzeit mittels einer interaktiven Webseite für mehr Beteiligung. In Darmstadt, Erfurt und Gütersloh sind BUNDAktive, BürgerInnen und die Verwaltung – mit unserer Projektdatenbank als Plattform – eingeladen, mitzumachen: etwa ein Gärtnereigelände in Darmstadt mitzugestalten, sich für die »Bürgerkommune Erfurt« einzusetzen oder das »integrierte Klimaschutzkonzept im Kreis Gütersloh« mit Leben zu füllen. Zudem können aktive BürgerInnen in diesen Städten eigene Projekte eintragen und für Beteiligung werben.

Wählen gehen

Damit Beteiligung bundesweit zur Pflicht wird, engagiert sich der BUND rund um die Bundestagswahl; dies auch mit seiner Kampagne »mobil statt verplant« für mehr Bürgerbeteiligung in der Verkehrsplanung. Mehr zu unseren Aktivitäten lesen Sie auf www.bund. net/buergerbeteiligung. Christine Wenzl … ist die BUND-Expertin für Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit.

Leserumfrage Im letzten BUNDmagazin haben wir gefragt: Wie halten Sie es mit dem Fleisch-Essen? Über 200 LeserInnen antworteten. Vor allem VeganerInnen nutzten unser Forum, um für einen völligen Verzicht auf tierische Kost zu plädieren. Sehen Sie selbst!

Diesmal wollen wir wissen: Welche Chancen und Risiken birgt Ihrer Meinung nach ein bundesweiter Volksentscheid für Natur, Umweltschutz, Energiewende und Co? Schreiben Sie uns!

www.bund.net /leserumfrage

[3-13] BUNDmagazin

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Aktion von »Mehr Demokratie« e.V. in Berlin.


BIOSPHÄR E

Blick von den Zicker Bergen auf die Boddenküste.

Südost-Rügen

Die Idylle trügt So viel ist klar: Das Biosphärenreservat auf der Insel Rügen zählt nicht zu den Glanzlichtern seiner Art. Immerhin scheint nach langen Jahren voller Versäumnisse nun ein Neuanfang möglich.

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Als Fahrtziel Natur ist Südost-Rügen (auf Initiative auch des BUND) bestens per Bahn erreichbar: www.fahrtziel-natur.de

ässt sich eine malerischere Landschaft denken? Von Putbus ostwärts zeigt sich Rügen von seiner schönsten Seite. Alte Alleen säumen die Straßen. Die Hügelkuppen sind bewaldet, in den Tälchen liegen kleine Seen. Durch Wald und Flur dampft der Rasende Roland, die älteste deutsche Schmalspurbahn, eine Attraktion für die Liebhaber historischer Züge. Er verbindet Putbus mit den schmucken Seebädern an der Ostküste. Im Süden, am Boddenufer, reihen sich Dörfer mit reetgedeckten Häusern und Obstbäumen aneinander. Und als sei dies der Idylle nicht genug, geht der Blick von hier hinaus auf die Insel Vilm, Sitz der Internationalen Naturschutzakademie. Seit über 400 Jahren hat an ihren Buchenwald niemand mehr Hand angelegt. Die Zahl der Besucher ist auf 30 pro Tag begrenzt. Auf dem zauberhaften Waldweg rund um den Nordteil der Insel sind im Frühling einzig die Stimmen von Hohltaube, Kuckuck und Pirol zu hören.

Frühe Konflikte

Diese Bilderbuchgegend wurde mit Teilen des Boddens schon 1990 zum Biosphärenreservat Südost-Rügen erklärt. Anfangs wohl war die Region dem Naturschutz gegenüber aufgeschlossen. Doch von den anspruchsvollen Ziele einer Modellregion wussten die Wenigsten. So kam es im Zuge des boomenden Tourismus’ nach der Wende bald zu Konflikten. Vor allem in den Bädern Sellin, Baabe und Göhren hatten die Investoren große Pläne. Schnell wurde die Verwaltung der Biosphäre von vielen hauptsächlich als Bremsklotz erlebt. Die Fronten verhärteten sich: hier die Gemeinden, die vom wachsenden Zustrom der Rügenbesucher profitieren wollten – dort die »bösen Naturschützer«, die man verdächtigte, einen raschen Wohlstand verhindern zu wollen. In diesem Klima war an eine vorbildliche Regionalentwicklung nicht mehr zu denken. Das Potenzial der Biosphäre lag für viele Jahre brach.

Große Defizite Was sollen Biosphärenreservate sein? Im Rahmen des UNESCO-Programms »Der Mensch und die Biosphäre« entstanden bis heute 621 Biosphärenreservate in 117 Ländern, fünfzehn davon in Deutschland. Ihr vorrangiges Ziel ist das harmonische Miteinander von Wirtschaft, Ökologie und Sozialem. Dazu Walter Hirche, Präsident der deutschen UNESCO-Kommission: »Für nachhaltige Entwicklung gibt es kein Patentrezept. An möglichst vielen Stellen unseres Planeten sind daher Räume für Experimente und für das Lernen nachhaltigen Wirtschaftens unter Realbedingungen gefragt. Diese Räume sind die Biosphärenreservate.«

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BUNDmagazin [3-13]

Auffälligstes Symptom dieses Stillstands ist die Tatsache, dass es für die Biosphäre auch nach 23 Jahren noch kein Leitbild gibt. Ein solches sollte eigentlich binnen drei Jahren auf dem Tisch liegen. Immerhin: Bis Ende dieses Jahres soll das Rahmenkonzept nun stehen. So jedenfalls hat es die neue Amtsleiterin der Biosphäre angekündigt. Anfang Mai ist Cathrin Münster angetreten. Ihr erstes Ziel: Südost-Rügen das UNESCO-Prädikat zu erhalten. Das nämlich schien zuletzt alles andere als sicher. »Ich bitte darum, mir etwas Zeit zu geben.«


Diese Zeit wird der neuen Leiterin wohl zugestanden. Denn von heute auf morgen sind die Defizite nicht zu beseitigen. Da ist nicht nur das fehlende Rahmenkonzept – das Schutzgebiet ist auch zu klein: Statt der heute international geforderten 30 000 Hektar misst es nur 22 800 Hektar. Auch der Anteil der besonders geschützten Kernzone ist viel zu gering. Eine seit Jahren geplante Erweiterung der Biosphäre kommt nicht voran, im Gegenteil: Wiederholt drohten Gemeinden damit, aus dem Verbund auszuscheren.

Besserung in Sicht?

Auf viel guten Willen und konkrete Unterstützung ist Cathrin Münster nun angewiesen, beim Landesumweltminister und beim Landrat, bei den Bürgermeistern in der Biosphäre und den eigenen Mitarbeitern, die das öffentliche Hickhack und das langjährige Missmanagement nicht eben motiviert haben. Ihr selbst dürfte es kaum an Willen fehlen. War sie doch schon mit Mitte Zwanzig in Mecklenburg-Vorpommern die jüngste Vorsitzende, die ein Landesverband des BUND jemals hatte. Erst wenn das Leitbild beschlossen ist, wird sich Cathrin Münster ihrer eigentlichen Aufgabe widmen können – nämlich nachhaltige Wirtschaftsformen voranzutreiben. Zum Beispiel im Rügischen Bodden, der über die Hälfte der Reservatsfläche einnimmt. Henning von Nordheim sitzt für den BUND im Beirat der Biosphäre. »Grottenschlecht« sei der Kontakt mit dem Bundesamt für Naturschutz im Meeresbereich bislang gewesen, nicht ein marines Förderprojekt abgerufen worden. Er muss es wissen, als der zuständige Fachgebietsleiter des Bundesamtes auf Vilm. Doch hier scheint Besserung in Sicht: Cathrin Münster hat zuletzt als Meeresexpertin beim WWF gearbeitet und in der Biosphäre das Bildungsprojekt »Robbenbotschafter« zum Erfolg geführt. Stärker als ihre Vorgänger wird sie dafür eintreten, die Küstengewässer nachhaltig

zu nutzen. Einen Sympathieträger gibt es schon: die in der Ostsee ungemein seltene Kegelrobbe. Vor Jahren ist sie selbstständig in den Bodden zurückgekehrt. Nur fortgepflanzt hat sie sich bislang noch nicht.

Mit Rückendeckung zum Erfolg

Auch an Land gibt es viel Nachholbedarf, darüber darf Rügens idyllisches Antlitz nicht hinwegtäuschen. So hat noch kein einziger Landwirt auf Biolandbau umgestellt, es fehlt somit an erfolgreichen Vorbildern. Den Ansprüchen der Biosphäre wird auch die Blechkarawane der Urlauber nicht gerecht, die sich zur Hochsaison zuverlässig über alle größeren Straßen wälzt. Eine Modellregion, die diesen Namen verdient, das wünschen sich Henning von Nordheim und Cathrin Münster gleichermaßen. Rückendeckung verspricht die UNESCO, die Südost-Rügen 2013 eingehend überprüft und die Defizite bis zum Jahresende detailliert benennen wird. Erfolg wird die neue Amtsleiterin nur mit breiter Unterstützung der Region haben. Der BUND drückt ihr dafür beide Daumen. Severin Zillich

Bildarchiv Amt für das BR Südost-Rügen

Von links: Zersplitterte Buche im Urwaldreservat auf Vilm, einer der wenigen Kernzonen der Biosphäre. Kinderexkursion der Naturwacht am Strand des Ostseebads Göhren. Die Kegelrobbe zählt zu den größten Raritäten des Rügischen Boddens.

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Mehr Wasser als Land: Umriss der Biosphäre.


Diepholzer Moorniederung

ZU R ZEIT

Moorschutz mit Visionen Die Diepholzer Moorniederung liegt zwischen Bremen, Osnabrück und Hannover. Hier startete 1983 das größte Moorschutzprojekt des BUND. In diesem Jahr feiert es 30. Geburtstag.

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ie Morgensonne lässt Tautropfen in den Spinnennetzen des Hochmoores glitzern. Regungslos warten Libellen darauf, dass ihre Flügel trocknen. In den Polstern des Torfmooses sitzt der Sonnentau weich geBremen Diepholzer bettet. Stille liegt über der weiten Moorlandschaft. Moorniederung Hannover Doch »die Regeneration der wiedervernässten, nicht Dümmer Niederabgetorften Flächen mit Torfmoosen läuft viel langOsnabrück sachsen samer als erwartet« – so das Fazit von Friedhelm NieWeser meyer, Moorexperte und erster Projektmitarbeiter des BUND im Naturraum Diepholzer Moorniederung. Seit 1983 setzt er sich dafür ein, hier die Moore zu erhalten und renaturieren. Dem Projekt voraus gingen Bestandsaufnahmen der Pflanzen und Tiere, begonnen in den 70er Jahren von der Faunistischen Arbeitsgemeinschaft Moore. »Ehrenamtlich war das bald nicht mehr zu schaffen«, erinnert sich Reinhard Löhmer vom Vorstand des BUND Niedersachsen. Zehn Jahre nach dem Projektstart konnte der BUND einen ersten Betreuungsvertrag mit der Bezirksregierung Hannover schließen, über gut 4 000 Hektar Naturschutzgebiete. Anfangs konzentrierten sich die Aktivitäten auf das Neustädter Moor, die Keimzelle des Hochmoorschutzes in der Niederung. Kontinuierlich vergrößerte sich die betreute Fläche auf heute über 170 Quadratkilometer, eingebettet in einen Gesamtraum von über tausend www.bundQuadratkilometern. Parallel vergrößerte sich die Zahl dhm.de

Wiesenmahd im Neustädter Moor. Bald werden erneut – wie in jedem Herbst – Dämme und Staue angelegt sowie unerwünschte Gehölze entfernt. Auch freiwillige Helfer sind dann dabei.

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BUNDmagazin [3-13]

der Mitarbeiter: Hatte Friedhelm Niemeyer zu Beginn nur einen Zivildienstleistenden zur Seite, so sind heute zehn feste MitarbeiterInnen für den Moorschutz tätig, und dazu drei bis fünf Bundesfreiwillige oder FÖJ’ler. Ihre Arbeit ist vielfältig und breit aufgestellt: • Artenschutz für die Erhaltung der biologischen Vielfalt (Uferschnepfe, Bekassine, Brachvogel, Raubwürger …) • Entwicklungskonzepte, Fachpläne und Vorschläge für praktische Maßnahmen • Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (planen, anleiten und durchführen) • Naturschutzfachliches Beweidungsmanagement für sechs Schäfereien • Naturerlebnisangebote im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung • Naturschutzfachliche Beratung von Verwaltungen, Medien, Landwirten und Gewerbe • Infostelle Kranich (größter Rastplatz des Kranichs in Westdeutschland!) Die Aktiven vor Ort sind Teil eines regionalen Netzwerks Moorschutz, ihre Kompetenz ist bundesweit gefragt. Zudem ist ein »Europäisches Fachzentrum Moor und Klima« im Aufbau, das der BUND mit betreiben wird; Herbst 2014 soll Einweihung sein. Es spricht also einiges dafür, dass in der Diepholzer Moorniederung noch viele Jahre erfolgreich Natur geschützt wird.

Die größte Überraschung der letzten 30 Jahre: Kraniche haben die wieder vernässten Hochmoore zu einem Zwischenstopp auf ihrem Zugweg gewählt. Heute zählt die Diepholzer Moorniederung zu ihren wichtigsten Rastplätzen.


50 Jahre BUND Baden-Württemberg

Engagiert und vielfältig 1963 gründete eine Gruppe von Naturliebhabern in Radolfzell den Bund für Naturschutz Bodensee-Hegau e.V. Dies war die Geburtsstunde des zweitgrößten BUND-Landesverbandes. Denn zehn Jahre später weitete der regionale Verein seinen Aktionsraum auf ganz BadenWürttemberg aus – und stand kurz darauf Pate bei der Gründung des BUND.

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ie Wiegen des BUND Baden-Württemberg stehen am Bodensee, am einst geplanten AKW-Standort Wyhl am Oberrhein, aber auch im früh schon mitgliederstärksten Kreis Ludwigsburg. In Oberschwaben erfanden BUND-Gruppen die ersten Vermarktungsprojekte für Saft aus Streuobstgebieten. In Tübingen entwickelten BUND-Aktive in der Gründerzeit das erste Müll-ABC des Landes. Die wahrscheinlich weltweit erste Umweltmesse organisierte der junge Landesverband 1976 im Schwarzwaldort Sasbach. Zu weiteren Messen des BUND in Freiburg, Mannheim, Stuttgart und Ulm kamen zeitweise über 50 000 Gäste. Diese Messen trugen entscheidend zur gesellschaftlichen Verbreitung der Solarenergie, der Naturkost und der Naturgarten-Idee bei. Die landesweite Ausrichtung des Verbands Anfang der 70er Jahre geschah vorrangig unter dem Eindruck, dass örtliche Eingriffe in Natur und Umwelt ohne Einfluss auf die »höhere« Politik schwer zu verhindern sind. Aktive aus dem Südwesten waren deshalb maßgeblich daran beteiligt, 1975 den BUND-Bundesverband zu gründen, aufzubauen und inhaltlich zu prägen. Der langjährige Landesvorsitzende Gerhard Thielcke war über 15 Jahre auch Bundesvorsitzender und dessen Stellvertreter. Strategien und Methoden haben sich seither geändert. Doch unser Ziel ist gleich geblieben: In Baden-Württemberg regional und über die Landespolitik für den Schutz von Natur und Umwelt zu sorgen, und damit auch für das Wohlergehen der Menschen.

Neue Anliegen, viel Unterstützung

Der BUND Baden-Württemberg ist heute ein Mitmach-Verband mit reichhaltigem, attraktivem Angebot. Und eine Organisation, mit der andere gern zusammenarbeiten. Zu den traditionellen Natur- und Umweltthemen sind als notwendige wie spannende Handlungsfelder hinzugekommen: die Umweltbildung, das Thema Nachhaltigkeit und das Engagement für die Bürgerbeteiligung. Trotz der Niederlage bei der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 hat gerade das von vielen Seiten unterstützte BUND-Engagement bei diesem Projekt gezeigt, wie wichtig es den Menschen ist, an politischen Entscheidungen beteiligt zu werden. 70 hauptamtliche MitarbeiterInnen in 25 Geschäftsstellen unterstützen heute die über 4 000 Aktiven des BUND Baden-Württemberg. Diese sind in 250 regionalen oder örtlichen Gruppen von BUND/BUNDjugend

Neben Ministerpräsident Kretschmann feierten auch Verkehrsminister Winfried Hermann (links) und Landtagspräsident Guido Wolf (2. von rechts) mit der Landesvorsitzenden Brigitte Dahlbender und Hubert Weiger beim Festakt am 9. Juli in Stuttgart.

und 130 Kindergruppen sowie im Auftrag von über 82 000 UnterstützerInnen engagiert und kreativ tätig. Der BUND Baden-Württemberg begeht sein 50-jähriges Jubiläum vielfältig: Eine Festbroschüre dokumentiert die Erfolge unseres Verbandes und hält fest, wie andere uns sehen. Beim offiziellen Festakt am 9. Juli in Stuttgart würdigten wir unseren Verband gemeinsam mit politischer Prominenz, ausgewählter Presse und vielen Kooperationspartnern. Und die Aktiven feierten an einem heiteren Abend während unserer Delegiertenversammlung und auf weiteren kleinen Festen. Brigitte Dahlbender … ist die Vorsitzende des BUND in Baden-Württemberg.

Die Jubiläumsbroschüre »50 Jahre BUND Baden-Württemberg« erhalten Sie in der Hauptgeschäftsstelle Radolfzell, info.bawue@bund.net, Tel. (0 77 32) 15 07-0

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ZU R ZEIT

Produkte von Dr. Hauschka, Lavera oder Weleda frei von diesen Chemikalien. Damit Sie beim Einkauf belastete Produkte meiden können, hat der BUND eine App für Smartphones entwickelt. Mit dieser »ToxFox«-App lassen sich Kosmetika im Badezimmer oder Drogeriemarkt ganz einfach überprüfen.

Gehen Sie auf Nummer sicher – mit der neuen »ToxFox«-App!

Stoffe mit Nebenwirkungen

Am häufigsten verwendet werden Parabene, die der Konservierung dienen, und der UV-Filter OMC. Der Einsatz der Stoffe in Kosmetika ist legal – obwohl die Weltgesundheitsorganisation hormonell wirksame Stoffe in diesem Frühjahr als »globale Bedrohung« bezeichnet hat. Denn sie werden mit einer Reihe gesundheitlicher Störungen in Verbindung gebracht, die in den letzten Jahrzehnten weltweit gehäuft auftreten: eine geringere Spermienanzahl beim Mann, Brust-, Hoden- und Prostatakrebs, Hormone im Duschgel? Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern, eine verfrühte Pubertät bei Mädchen und genitale Missbildungen bei Neugeborenen zum Beispiel. Viele Kosmetika enthalten Stoffe, die unser Hormonsystem Die Stoffe werden Kosmetika beeinflussen. Der BUND hat eine App entwickelt, die beim Einkauf gewöhnlich in sehr geringer Dosis sofort Auskunft gibt, welche Produkte unbedenklich sind. zugesetzt. Also: Keine Panik, ein Duschgel macht noch nicht krank. Doch die meisten von uns nutzen ahnpasta, Shampoo, Sonnencreme, Lippenstift, täglich eine Vielzahl von Produkten. Zudem hat unsere Deo … Wie viele Kosmetika benutzen Sie täglich? Auswertung ergeben, dass jedes fünfte Pflegemittel Die Produkte sollen schön und sauber machen. Und gleichzeitig mehrere hormonelle Stoffe enthält. Auch wer sie verwendet, will sich etwas Gutes tun. Doch das in vielen anderen Alltagsprodukten befinden sich horist nicht immer der Fall. Denn häufig enthalten Körper- monell wirksame Chemikalien: etwa Phthalat-Weichpflegemittel Chemikalien, die der Gesundheit schaden macher in der Plastiksandale oder Bisphenol A im Mais können. Der BUND hat die Inhaltsstoffe von über aus der Dose. All diese Stoffe können sich im Körper zu 60 000 Pflegeprodukten unter die Lupe genommen. einem Chemikaliencocktail addieren. Die gegenwärtige Risikobewertung berücksichtigt Das erschreckende Ergebnis: Jedes dritte enthält Chediese kombinierte Wirkung hormonell wirksamer Chemikalien, die wie Hormone wirken. Besonders häufig sind die Produkte der Marktführer mikalien nicht. In der Regel existieren nur Grenzwerte Beiersdorf (Nivea) und L’Oréal belastet: Hier enthält für einzelne Chemikalien und einzelne Produkte. Ein fast jedes zweite Produkt hormonell wirksame Stoffe. Missstand, den auch das Europäische Parlament im Naturkosmetik schneidet in der Regel gut ab: So sind März 2013 kritisierte. Die Parlamentarier forderten, die

BUND überprüft Kosmetika Z

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Belastung der Menschen mit hormonell wirksamen Stoffen deutlich zu verringern.

Besonders gefährdet

Vor allem Schwangere und Eltern von Kleinkindern sowie Teenager in der Pubertät sollten alle hormonbelasteten Produkte meiden. Denn Föten im Mutterleib, Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche reagieren besonders empfindlich darauf. Sie befinden sich in wichtigen Phasen der körperlichen Entwicklung, die durch hormonelle Stoffe gestört werden kann. Um diese Risikogruppen zu schützen, fordert der BUND ein Verbot hormonell wirksamer Stoffe in Kosmetika. Die Überarbeitung der Kosmetikverordnung bietet dazu 2015 die Gelegenheit. Bis dahin sollte Deutschland dem Vorbild Dänemarks folgen und zwei besonders problematische Parabene in allen Produkten für Kleinkinder verbieten. Auch die Hersteller müssen Verantwortung übernehmen: Sie sollten freiwillig auf diese Stoffe verzichten. Über eine Protestmail haben Sie Gelegenheit, von den Firmen sichere Produkte zu fordern.

Über 100 000 Menschen haben die ToxFoxApp nach dem Kampagnenstart Ende Juli auf ihr Handy geholt. Gleich am ersten Tag der Veröffentlichung kletterte unsere App auf Platz 2 der am häufigsten heruntergeladenen Gratis-Apps bei iTunes. Mehr als zwei Millionen Produkte wurden schon in den ersten Tagen überprüft. Die BUND-Homepage verkraftete das riesige Interesse nicht – unser Server kollabierte zeitweise. Der Pressesprecher des Umweltbundesamts Stephan Haufe twitterte dazu: »Serverzusammenbruch ist nur ein anderes Wort für Den-Nerv-der-Zeit-treffen.« Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter: 씰 www.bund.net/toxfox Hier können Sie auch unsere Studie »Der KosmetikCheck« herunterladen. Kontakt: Sarah Häuser, Tel. (0 30) 2 75 86-4 63, sarah.haeuser@bund.net

natürlich erholen... Hopfen am See - Allgäu, Tel. 08362/9103-0, www.eggensberger.de

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So nutzen Sie den ToxFox • Mit dem iPhone und iPod touch: Laden Sie sich unsere kostenlose ToxFox-App herunter. Mit der Kamera können Sie den Barcode eines Produkts scannen – und sofort wird Ihnen angezeigt, ob ein Produkt »sauber« (grünes Herz) oder belastet ist (rotes Ausrufezeichen). • Mit allen anderen Smartphones: Nutzen Sie unser mobiles Webformular auf Ihrem Handy. Die Artikelnummer eines Produkts verrät ihnen, ob sich hormonelle Stoffe darin befinden.

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• Im Internet: Überprüfen Sie Produkte mit unserem Webformular, indem Sie die Artikelnummer eingeben. Das Formular finden Sie – wie auch die App – unter: 씰 www.bund.net /toxfox

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• Offline: Unser Einkaufsratgeber für die Hosentasche listet auf, welche Chemikalien Sie beim Blick auf die Inhaltsangabe eines Produktes meiden sollten. Bezug: BUND-Versand, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80, bestellung@bundladen.de das BIOLandhaus

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Pro Radverkehr

ZU R ZEIT

Noch viel zu tun Immer mehr Menschen wollen auch auf längeren Strecken ohne Auto auskommen. Deshalb muss mehr dafür getan werden, dass Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel gut zu kombinieren sind.

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Orion

iele Deutsche lieben das Autofahren. Das zeigt schon die Tatsache, dass 40 Prozent aller Fahrten im motorisierten Individualverkehr nicht länger als fünf Kilometer sind – eine Distanz, die man bequem auch mit dem Rad überwinden könnte. Stattdessen heißt das Motto oft: Einsteigen, Gas geben, ankommen – zu jeder Zeit und von Tür zu Tür. Praktisch, oder?

So vorbildliche Abstellmöglichkeiten sollte es an allen Bahnhöfen geben.

Doch die Realität sieht anders aus: Ein Parkplatz ist oft schwer zu finden, manchmal steht man länger im Stau, als man fährt – und Autofahren ist inzwischen sehr teuer geworden. ADFC und BUND wollen möglichst viele Menschen von alternativen Fortbewegungsmitteln überzeugen. Dabei dürfen wir nicht allein darauf bauen, dass Autofahren immer unattraktiver wird. Wir müssen die Alternativen attraktiver machen.

Alternativen verbessern

Einiges ist schon geschehen: Immer mehr Busse und Bahnen bieten barrierefreie und ebene Zugänge. Informationssysteme weisen die Fahrgäste vielerorts dynamisch und minutengenau auf die nächsten Verbindungen hin. Wer aber nicht das Glück hat, direkt an einer Haltestelle zu wohnen, kommt mit Bus und Bahn alleine nicht von Tür zu Tür. Für diese Lücke in der Mobilitätskette ist das Fahrrad eine gute Lösung. Wenn ich reise, möchte ich, dass es an meiner Haustür losgeht und am Ziel aufhört. Deshalb weiß ich mein Fahrrad sehr zu schätzen. Ich kombiniere die unterschiedlichen Verkehrsmittel des Umweltverbunds –

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BUNDmagazin [3-13]

Zufußgehen, Fahrrad, Bus und Bahn –, um möglichst flexibel und bequem an mein Ziel zu gelangen. Dabei sehe ich noch deutlichen Verbesserungsbedarf.

Wichtig: die Schnittstellen

Soll die Mobilitätskette im Alltag für jedermann funktionieren, müssen die Schnittstellen attraktiv sein: Komfortable Fahrradstationen an Bahnhöfen, sichere Abstellmöglichkeiten an Haltestellen und eine problemlose und stressfreie Fahrradmitnahme sind Bausteine für eine gelungene Vernetzung der Verkehrsträger. Aus meiner täglichen Erfahrung weiß ich, dass hier noch viel getan werden muss. Der Bedarf ist groß: So steigt der Anteil multimodaler Menschen – also jener, die nicht auf ein Verkehrsmittel festgelegt sind – seit Jahren und lag 2011 bereits bei 44 Prozent. Schon berufsbedingt zähle auch ich mich zu dieser Gruppe. Auf meinen Reisen durch Deutschland greife ich immer häufiger auf das mobile Internet zurück. Mein Smartphone sagt mir, wann der nächste Zug fährt und wo ich ein Leihrad finde, das mich am Zielort weiterbringt. Doch auch hier ist noch viel Luft nach oben. Ideal wäre ein alle Verkehrsträger integrierendes Infound Servicesystem, das die Buchung eines CarsharingFahrzeugs oder Leihrades automatisch nach hinten verschiebt, wenn es zu Verspätungen kommt.

Infrastruktur umbauen

Wir können noch an vielen Stellschrauben drehen, um den modernen Mobilitätsmix möglichst vielen Menschen schmackhaft zu machen. Alle Akteure des Umweltverbundes sollten hier an einem Strang ziehen, den Service weiter verbessern und Druck auf die Verantwortlichen in Politik und Behörden ausüben, um den nötigen Umbau der Infrastruktur voranzutreiben. Wir brauchen mehr komfortable und sichere Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen und wichtigen Haltestellen, verbesserte Mitnahmemöglichkeiten für Fahrräder im Nah- und Fernverkehr sowie einen weiteren Ausbau öffentlicher Verleihsysteme für Fahrräder. In jeder Stadt muss ein überzeugendes und lückenloses Radverkehrsnetz selbstverständlich sein, das auch Bahnhöfe und Haltestellen einbezieht. Stimmen die Rahmenbedingungen, wird das eigene Auto wirklich verzichtbar, die so dringliche Verkehrswende kann gelingen. Das wäre ein Gewinn für alle. Burkhard Stork … ist Bundesgeschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC.


Ganz li.: AnlegerInnen vor der Anzeige einer Bürgersolaranlage des BUND Bremen.

MdB Daniela Kolb (SPD) unterzeichnet die Energiewende-Charta gemeinsam mit dem BUND Leipzig.

Bürgerenergiewende

Energie in Bürgerhand verteidigen D

ie alte Energiewirtschaft will nach der Bundestagswahl die Energiewende ausbremsen. Und all jene stoppen, die sich auf lokaler Ebene für den Ausbau der erneuerbaren Energien engagieren. Der BUND will, dass die BürgerInnen vor Ort weiter die Energiewende vorantreiben können. Die alte Energiewirtschaft lobbyiert für eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in ihrem Interesse. In keinem der von ihr vorgelegten Reformvorschläge spielt die Perspektive der Bürgerenergie eine Rolle. Im Vordergrund stehen vielmehr die Einzelinteressen von Energiekonzernen und anderen Großunternehmen, die die Energiewende schon oft behindert haben. Die logische Folge: In Zukunft wäre die Arbeit von Bürger-

energiegenossenschaften kaum mehr möglich, wie auch Bürger-Windparks, gemeinschaftlich betriebene Solaranlagen und selbst neue Fotovoltaikanlagen auf dem Dach. Deshalb gefährden diese Vorschläge die Existenz der Bürgerenergie – und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende insgesamt. Mit der Kampagne »Die Wende – Energie in Bürgerhand« setzt der BUND deshalb ein starkes Zeichen. Etwa 250 Aktionen vor Ort waren erst der Anfang. Wir fordern, dass die neue Bundesregierung eine Richtungsentscheidung trifft: für eine dezentrale, gerechte und naturverträgliche Energiewende! Und das auch gegen die Interessen der alten Energiewirtschaft …

Jörg Farys /die-projektoren.de (4)

Unterzeichen auch Sie unsere Charta – und organisieren Sie eine Aktion vor Ort! www.die-bürgerenergiewende.de

Links: Besuch auf der Baustelle einer neuen Windkraftanlage im Kreis Augsburg. Rechts: Die Bundestagsabgeordneten HansJosef Fell (Grüne, vorne links) und Josef Göppel (CSU, 2. von rechts) demonstrieren ihre Unterstützung für die Energiewende.

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AKTIV

Umweltminister Altmaier und BfNPräsidentin Jessel (v. li.) werben am »Wandertag biologische Vielfalt« für die Wildkatze, mit Monika Böhme und Mark Hörstermann vom BUND.

Am ersten Katzenkorridor Hessens: Anke Schütz, Rudolf Schäfer und Frank Schütz vom BUND mit Landrat Reinhard Kubat (2. v. links).

Wildkatze

Ein, zwei, viele Korridore

D

er 5. Juni war ein ganz besonderer Tag für unser »Rettungsnetz für die Wildkatze«: Zusammen mit BUND-Aktiven, Behördenvertretern und interessierten Bürgern weihten wir den ersten hessischen Wildkatzenkorridor bei Viermünden feierlich ein. Auch die Umsetzung eines zweiten grünen Korridors bei Frohnhausen geht voran. Der regionale Projektleiter Frank Schütz konnte erste Flächen sichern. Die hessischen Wanderkorridore sind für die Verbindung der Wildkatzen in Südwest- und Mitteldeutschland besonders wichtig. In Niedersachsen wurde bereits 2011 der erste Korridor gepflanzt. Nun konnte unsere Koordinatorin Charlotte Dietrich bei Hildesheim zwei neue Grundstücke sichern.

Hier wird der BUND im November Büsche und Bäume pflanzen, weitere Flächen sind in Aussicht. Die niedersächsischen Korridore dienen der Vernetzung von Harz, Solling und Lüneburger Heide. Schließen Sie mit uns auch in Thüringen eine Lücke im Waldverbund! Durch die Pflanzung eines letzten Korridorabschnitts bei den Hörselbergen wird im Herbst eine durchgängige Waldverbindung zwischen Hainich und Thüringer Wald entstehen. Die Pflanzungen finden an den Wochenenden 18. bis 20. Oktober und 8. bis 10. November statt. Mehr dazu von Andrea Andersen – Tel. (0 30) 2 75 86-5 42, andrea.andersen@bund.net – oder online unter 씰 www.bund.net/korridore

Aktionen zum Nachmachen

Baumpaten gesucht Die Aktion

Betreut Ihre BUND-Gruppe ein Grundstück mit Obstbäumen? Dann bieten Sie für die Bäume doch Patenschaften an: Privatpersonen, Familien oder Schulklassen sorgen für »ihren« Baum und erhalten als

Gegenleistung die Ernte. Zur Ergänzung können Sie vorab einen Baumschnittkurs veranstalten und zur Ernte Hilfsmittel bereitstellen – wie eine Apfelpresse, Apfelstiegen (siehe unseren Ratgeber auf Seite 24) oder einfach ein Rezeptbuch.

Der Anlass

Drei Vorteile hat diese Aktion: So erhalten Ihre Baumpaten die Möglichkeit, erfüllte Zeit in der Natur zu verbringen und sich für eine wertvolle Streuobstwiese zu engagieren. Als Baumpaten erleben Kinder zudem, woher unsere Lebensmittel kommen. Und Sie gewinnen neue Verbündete und Unterstützer für die Aktivitäten Ihrer BUND-Gruppe.

Der Aufwand

Patin mit ihrem Obstbaum in Konstanz.

Übersichtlich. Machen Sie Ihr Angebot in den lokalen Medien publik.

Zeigen Sie Bilder der Obstbäume auf Ihrer Internetseite, um Interessenten die Auswahl eines Patenbaumes zu erleichtern. Je mehr Sie über Ihre Bäume informieren, desto stärker wird die Nachfrage sein: Welche Obstsorten bieten Sie an? Und was lässt sich aus den Früchten machen? Tipp: Der BUND Konstanz konnte sich bei seiner Aktion »Rent a tree« vor Anfragen kaum retten. Er hatte 40 Apfel- sowie Kirsch- und Pflaumenbäume für 15 bzw. 30 Euro pro Jahr angeboten. Binnen kürzester Zeit waren alle Bäume vergeben. Mehr dazu: 씰 www.bund-konstanz. de/mitmachen/rent_a_tree Mit viel Erfolg wirbt auch der BUND Lemgo seit Jahren um Mitglieder. Er betreut eine große Streuobstwiese, in der sich zur Erntezeit alle Mitglieder der Ortsgruppe bedienen dürfen.

Praxiserprobt, ortsungebunden, zeitlich und finanziell wenig aufwendig und daher leicht umzusetzen: Aktionen wie die obige finden Gruppen und Aktive im Aktionskatalog auf 씰 bund-intern.net /mitmachen. Unterstützung erhalten Sie durch Musterpressemitteilungen, Material sowie Tipps und Tricks. Wir laden zum Nachmachen ein!

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Projekt 500 000 – die Erde braucht Freunde

Mit der Familie im BUND

Geschenk 1 Materialpaket »Achtung Plastik!«

In vielen Alltagsprodukten verstecken sich Schadstoffe. In unserem Materialpaket »Achtung Plastik!« finden Sie aktuelle Publikationen dazu.

Geschenk 2 Der »Fleischatlas«

Ein Familienausflug in die Natur ist etwas Besonderes. Gemeinsam gibt es viel zu entdecken, verschlungene Waldpfade zu erkunden oder ein Picknick auf der Wiese zu erleben. Auch zu Hause legen viele junge Familien Wert auf ein natürliches Leben, ohne giftige Chemikalien in Textilien und ohne Gentechnik in Lebensmitteln. Die Familienmitgliedschaft im BUND lädt Sie zu spannenden Naturerlebnissen und Aktionen ein. Unsere Ökotipps und aktuelle Artikel im BUNDmagazin unterstützen Sie in Fragen rund um Energiesparen, ökologische Ernährung und Verbraucherschutz. Melden Sie Familienmitglieder nach bzw. stellen Sie auf eine Familienmitgliedschaft um – ganz einfach per E-Mail oder Telefon (rechts). Jede Stimme zählt, damit Natur- und Umweltschutz noch mehr Gewicht erhalten.

Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel: Der Fleischatlas des BUND entstand Anfang des Jahres in Kooperation mit Le Monde diplomatique und der Heinrich-Böll-Stiftung. Wir informieren darin über die globalen Zusammenhänge rund um das Thema Fleischproduktion und -konsum. Anschaulich, informativ, lesenswert.

Mitglieder werben Mitglieder, damit die BUND-Familie weiter wächst. Unsere Mitglieder garantieren unsere politische und finanzielle Unabhängigkeit von Wirtschaft und Politik. Machen deshalb auch Sie mit und werben Sie neue Mitglieder. Entweder mit dem Coupon (unten) oder unter www.bund.net.

Haben Sie noch Fragen? Telefon: (0 30) 2 75 86-479, E-Mail: mitgliederservice @bund.net

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Geschenk 3 DVD »More than honey«

Mehr als nur Honig – die Ursachen für das weltweite Bienensterben sind vielfältig. Um diese zu erforschen, reiste der Schweizer Markus Imhoff um die ganze Erde. Pestizide, Antibiotika, Monokulturen – durch beeindruckende Bilder gelang ihm eine besonders sehenswerte Dokumentation. bitte wenden ➔

Ich habe ein Mitglied geworben. 񡑂񡑑񡑖񡑖񡑈񡑀񡑒񡑔 񡑈񡑗񡑙񡑈񡑓񡑀񡑅񡑑񡑈񡑀񡑗񡑓񡑖񡑈񡑓񡑀񡑄񡑐񡑔 񡑉񡑈񡑘񡑠񡑓񡑕񡑇񡑐񡑖񡑈񡑕񡑀񡑃񡑈񡑕񡑇񡑐񡑈񡑓񡑒񡑀񡑆񡑓񡑁

Ich habe ein neues BUNDmitglied geworben und mein gewünschtes Geschenk angekreuzt.

Name/Vorname

Antwort Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Mitgliederverwaltung Am Köllnischen Park 1 10179 Berlin

Adresse

Beruf

Geburtsdatum

Telefon

E-Mail

Mitgliedsnummer

Unterschrift

Achtung Plastik!

Fleischatlas

DVD More than honey


Abenteuer Faltertage

AKTIV

Zählen + schützen

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Naturschutztage an der Elbe

Im Zeichen der Umweltbildung

A

uch in diesem Herbst veranstaltet der BUND wieder die »Naturschutztage an der Elbe«. Burg Lenzen bietet den passenden Ort, um Projekte und Aktivitäten kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und die schöne Elbaue zu genießen. Vom 4. bis 6. Oktober wird diesmal die Umweltbildung im Mittelpunkt stehen. Natur- und Umweltschützer werden sich mit Umweltpädagogen austauschen, etwa dem renommierten Didakten Gerhard Trommer, der als Gastredner auftritt.

Wie sind Jugendliche und junge Erwachsene heute für ein Engagement beim BUND zu begeistern? Dazu kommen Vertreter der BUNDjugend als Zielgruppe zu Wort. Außerdem wird es Exkursionen zu Renaturierungsprojekten in die Elbaue geben. Fürs leibliche Wohl sorgt die Burgküche wie immer mit regionaler Biokost. Fragen und Anregungen zum Programm nimmt der Sprecher des Arbeitskreises Umweltbildung entgegen: axel.schreiner@bund-naturschutz.de, Tel. (0 81 52) 96 77-09

ie Natur hinkte dieses Jahr lange hinterher, der kalte und verregnete Frühling hatte sie etwa drei Wochen gekostet. Auch beim Start unseres Abenteuers Faltertage machte sich das bemerkbar. Deutlich später als sonst gingen dem BUND die ersten Schmetterlingsmeldungen zu. Aber die Falterzählung für jedermann läuft ja noch eine Weile: Bis Ende Oktober können uns SchmetterlingsfreundInnen aus ganz Deutschland ihre Beobachtungen melden. Dabei geht es vor allem um zehn leicht zu erkennende Arten. Sie müssen also nicht ExpertIn sein, um beim Abenteuer Faltertage mitzumachen. Zumal der Zählbogen mit Abbildungen der Tagfalter Hilfestellung leistet. Unsere Webseite und die Broschüre »Schmetterlinge schützen« bietet Ihnen viele weitere Informationen! Zählbogen und Broschüre gibt es gratis: www.bund.net/faltertage, Tel. (0 30) 2 75 86-4 42, schmetterling@bund.net

Programm /Anmeldung: BUND-Besucherzentrum Burg Lenzen, Tel. (03 87 92) 12 21, info@burg-lenzen.de, www.burg-lenzen.de; Tagungsgebühr (ohne Kost und Logis): 30, ermäßigt 15 Euro

Ich wurde geworben

Wenn Sie sich für eine Familienmitgliedschaft entschieden haben, tragen Sie bitte die Namen Ihrer Familienmitglieder hier ein. Jede Stimme zählt!

Ja, ich mache mich für den Natur- und Umweltschutz stark

und werde jetzt BUNDmitglied. Ich wähle folgenden Jahresbeitrag: (mind. 50 €) .................................................................. Einzelmitglied Familienmitgliedschaft (mind. 65 €) .................................................................. Ermäßigt (nach Selbsteinschätzung) (mind. 16 €) .................................................................. (einmalig mind. 1500 €) .................................................................. Lebenszeitmitglied Zahlungsweise: jährlich halbjährlich vierteljährlich

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Name/Geburtsdatum

Ja, ich zahle per Einzugsgenehmigung

und spare damit Papier- und Verwaltungskosten. Bitte ziehen Sie den Betrag ab dem ___________ bis auf Widerruf von meinem Konto ein.

Name/Vorname

Straße KontoinhaberIn PLZ/Ort

Beruf

Telefon

Konto-Nr.

Bankleitzahl

Bank

Datum

Unterschrift (bei Minderjährigen Unterschrift des/der Erziehungsberechtigten)

Geburtsdatum

E-Mail

XM0313

Ihre persönlichen Daten werden ausschließlich für Vereinszwecke elektronisch erfasst und – ggf. durch Beauftragte des BUND e.V. – auch zu vereinsbezogenen Informations- und Werbezwecken verarbeitet und genutzt. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt.


Bundesfreiwilligendienst – und dann?

Bleibendes schaffen

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er Bundesfreiwilligendienst feierte seinen zweiten Geburtstag. Von Anfang an war der BUND als Zentralstelle dabei. Über 300 Menschen haben bisher über uns zum Freiwilligendienst für Umwelt und Natur gefunden. Nicht wenige bleiben uns auch danach verbunden. Drei Ehemalige berichten von ihren Erfahrungen: Silvia Hämmerle, 25 Jahre, ehemalige BFDlerin bei der BUND-Gruppe Radolfzell-Möggingen: »Für meine derzeitige feste Stelle beim BUND war eine Allrounderin gesucht. Und genau das bin ich jetzt. Statt wie bisher Ehrenamtsbeauftragte darf ich mich nun Geschäftsführerin nennen. Im Prinzip mache ich das Gleiche wie während meines BFD – nur in größerem Rahmen und selbstverantwortlicher. Ohne meine Erfahrung als Bundesfreiwillige hätte ich diesen Job nicht leisten können.«

Deutschland hat – anders als zum Beispiel Frankreich – der Europäischen Kommission das uneingeschränkte Verhandlungsmandat für Kultur und Audiovisuelles beim geplanten transatlantischen Freihandelsabkommen mit den USA erteilt. Das bedeutet: Amerikanischen Investoren und Medienkonzernen wird ein freier Zugang auf den deutschen Medienmarkt geöffnet, der derzeit noch vom dualen Rundfunksystem geprägt ist. Die Gefahr: Unterzeichnet die EU dieses Freihandelsabkommen, kann die Rundfunkgebühr in Deutschland zu einer »unzulässigen Beihilfe« werden. Und ohne Rundfunkgebühr kein breites Angebot an Information, Kultur und Wissenschaft, sondern allenthalben Kommerz und Werbefernsehen. Wirtschaftsminister Rösler twitterte am 12. Juni den geplanten Abschied Deutschlands von einem halbwegs vernünftigen Rundfunk- und Fernsehangebot als Erfolg. Der Mann ist eben »wirtschaftsfreundlich«. Ein Grund mehr, auf solche Politiker zu verzichten, wenn es um Kultur geht – zum Beispiel im ZDF-Fernsehrat. Klaus Brunsmeier Stellvertretender BUND-Vorsitzender, Mitglied des ZDF-Fernsehrats

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Florian Schildhauer, 28 Jahre, Ex-BFDler beim BUND Leipzig: »Meine Hauptaufgabe in der Regionalgruppe Leipzig war es, wieder eine BUNDjugend ins Leben zu rufen. Tatsächlich ist es uns gelungen, eine tolle Gruppe in Leipzig zu etablieren. Wir haben sogar wieder einen aktiven Landesverband mit Vorstand und eigener Satzung. So beende ich meinen Freiwilligendienst mit dem Gefühl, etwas Bleibendes geschaffen zu haben. Ich habe viel gelernt und konnte Verantwortung übernehmen ohne den Druck der ‘richtigen’ Arbeitswelt. Dem BUND bleibe ich weiter treu, u.a. als Sprecher der Leipziger Arbeitskreise Gewässer und Artenschutz und als Vertreter des BUND im städtischen Naturschutzbeirat.«

Bald nur noch Kommerz hören?

www.bund.net/bfd

Hans-Georg Mendel, 58 Jahre, ehemaliger BFDler im Besucherzentrum TorfHaus des Nationalparks Harz: »Meine Arbeit als Bundesfreiwilliger hat mir gezeigt, dass manchmal wenige Worte reichen, um Verständnis für abgestorbene Bäume und die damit verbundenen Ziele des Nationalparks zu wecken. Und dass Kinder, die erfahren, dass sie Quellwasser problemlos trinken können, kaum mehr vom Wasser wegzubekommen sind. Das TorfHaus bietet vielfältige Möglichkeiten, mein erlerntes Wissen auch künftig zu nutzen. Ich freue mich somit auf die weitere Arbeit für den BUND.« Von links unten: Die Ex-Bundesfreiwilligen Silvia Hämmerle, Florian Schildhauer und Hans-Georg Mendel.

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Khangri Media & Pro Public/ FOE Nepal

I NTER NATIONAL

Demo auf dem Dach der Welt Auch im Himalaya schmelzen Eis und Schnee aufgrund der globalen Klimaerwärmung. Der BUND-Partner »Friends of the Earth Nepal« organisierte deshalb eine Expedition für »Klimagerechtigkeit« zum Mount Everest. Weil auf dem Everest weniger Schnee liegt als früher und die Gletscher schwinden, kamen die Bergsteiger weit schneller voran als geplant. Am 26. Mai konnten Pemba Dorge Sherpa (links) und Suman Shrestha (rechts) auf dem Gipfel ein Banner entfalten. Sie wiesen damit auf die fatalen Folgen des Klimawandels im Himalaya hin und forderten die Industriestaaten auf, ihren CO2-Ausstoß zu senken.

Friends of the Earth

Erfolgreich – und bedroht

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Oben: Europas Freunde der Erde am Plattensee. Unten: Erfolg für die kroatischen Partner – hier war ein großes Bauprojekt geplant.

der 31 Mitglieder von »Friends of the Earth Europe« trafen sich Mitte Juni im ungarischen Balatonföldvar zur diesjährigen Mitgliederversammlung. Neu dabei: Za Zemiata (»Für die Erde«) aus Bulgarien, die wohl 2014 zu unserem Partner im Netzwerk der »Freunde der Erde« werden. Am Tagungsort nahe dem Plattensee gab es schöne Erfolge zu feiern: So konnten die Kroaten die Umwandlung eines wertvollen Hochplateaus in Golfplätze und Bauland für Luxuswohnungen verhindern. Unsere britischen Kollegen schaffen derzeit mit einer Kampagne zum Schutz der Bienen eine breite gesellschaftliche Allianz für den Verbund von Trockenbiotopen. Und in Irland steht die Verabschiedung eines nationalen Klimaschutzgesetzes kurz bevor. Beunruhigend hingegen die Berichte von Umweltaktivisten, deren Protest gegen Naturzerstörung behindert wird, die bedroht, verhaftet oder gar verschleppt werden. 36 Fälle in 19 Ländern zählte das internationale Sekretariat letztes Jahr, speziell in Lateinamerika, Afrika und Asien. Doch müssen wir auch in Europa bei zunehmend knappen Ressourcen mit mehr Gegenwind rechnen. Im britischen Wales hat die Polizei örtliche Pubbetreiber aufgefordert, Friends of the Earth keine Räume mehr für ihre Treffen bereitzustellen – sie unterstützten damit »Umweltterroristen«. Das berichtete eine Gruppe, die sich dort gegen den Kohleabbau engagiert.

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BUNDmagazin [3-13]


Ölkatastrophe in Nigeria

Jetzt mitmachen und Shell stoppen! oyal Dutch Shell ist das umsatzstärkste Unternehmen Europas. Seine Umsätze in Nigeria allerdings macht Shell seit Jahrzehnten auf Kosten von Mensch und Umwelt. Am stärksten betroffen ist die Region Ogoniland: Durch Lecks in Ölleitungen sind Trinkwasser und Böden verseucht, Ökosysteme wie die Mangrovenwälder massiv bedroht. 2011 stellten die Umweltexperten der UNO klar: Nur eine groß angelegte Säuberungsaktion kann die Region als Lebensraum retten. Vielerorts muss verseuchter Boden ersetzt und Mangrovenwald mit Jungpflanzen aufgeforstet werden. Vergiftete Brunnen müssen stillgelegt, die Bevölkerung mit sauberem Wasser versorgt werden. Die Verantwortung dafür liegt bei Shell wie auch bei Nigerias Regierung.

Zwei Jahre nach Veröffentlichung des UN-Berichts über die Situation in Ogoniland haben die BUNDPartner von Friends of the Earth Nigeria die Lage vor Ort recherchiert. Ihre Ergebnisse sind ernüchternd: Säuberungsaktionen wie von der UNO gefordert haben nicht stattgefunden. Die Einheimischen müssen nach wie vor ölverseuchtes Wasser trinken. Auch die Fischerei in den verdreckten Flüssen und Seen liegt weiter darnieder. Darum fordern der BUND und Friends of the Earth-Gruppen aus aller Welt Shell dazu auf, die überfällige Sanierung des Nigerdeltas endlich mit vollem Einsatz zu starten. Wir wollen es nicht länger hinnehmen, dass ein Ölmulti wie Shell mit der Zerstörung von Natur und Klima große Gewinne macht.

www.bund.net/shell

Mehr dazu: franziska.petruschke@ bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-5 62

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Fordern auch Sie mit Ihrer Unterschrift Shell auf, die immensen Umweltschäden in Nigeria endlich zu beseitigen!

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Ich wollt, ich wär kein Huhn

DI E J U NGE SEITE

Als Hühner oder Schweine kostümiert fordern engagierte BUNDjugendliche zur Bundestagswahl ein Ende der Massentierhaltung.

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www.bundjugend.de/massentierhaltung

ie Passanten sind irritiert, verblüfft, schockiert. Da zieht sich ein junger Mann seelenruhig bis auf die Unterhose aus. In aller Öffentlichkeit, mitten auf dem Alten Markt der Kleinstadt Unna im Ruhrgebiet. Er ist nicht allein. Andere Jugendliche machen es ihm nach, kauern wie er halbnackt auf einem Stück Styropor, werden eingewickelt mit Plastikfolie, dann etikettiert. Als überlebensgroße Masthähnchen preist eine Marktschreierin sie an: 1,99 Euro das Kilo – billige Massenware. Etliche Passanten bleiben stehen, sind bereit für ein Gespräch. Und beginnen nachzudenken: Unter welchen Bedingungen leben unsere Nutztiere, bevor sie geschlachtet werden? Woher stammt das viele Fleisch im Kühlregal – und im eigenen Einkaufskorb? Nathan Niedermeyer, eines der Hühnchen, darf heraus aus seiner Plastikverpackung. Es wurde auch Zeit: »Das Kauern ist total unbequem. Schon nach einer halben Stunde sind mir Arme und Beine eingeschlafen«, so der 17-Jährige. Die Erfahrung aber war die Schmerzen wert, meint er – schließlich wollen er und seine Freunde ja aufrütteln. »Den Hennen in der Mast geht es noch viel schlimmer: Die werden mit Kraftfutter so vollgestopft, dass ihnen manchmal die Beine brechen.« Als er das einer Zuschauerin erzählt und ihr einen Flyer der BUNDjugend in die Hand drückt, muss sie schlucken. »Auf den Etiketten sieht alles idyllisch aus. Doch das meiste Fleisch stammt nicht vom kleinen Bauernhof um die Ecke, sondern aus riesigen Fabriken.« Die Botschaft kommt an: Der Frau ist der Appetit auf Fleisch aus Massentierhaltung vergangen.

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Millionen von Nutztieren werden in Deutschland auf engstem Raum zusammengepfercht, vorsorglich mit Antibiotika behandelt und bis zur Unkenntlichkeit gemästet, damit sie billiges Fleisch produzieren. Auch bei den jungen Akteuren, die auf diese Missstände aufmerksam machen, kommt etwas in Bewegung. »Ich habe nie viel Wurst oder Fleisch gegessen. Doch nach unserer Performance in Unna habe ich mich entschieden, Vegetarierin zu werden. Ich hatte das Gefühl, etwas ändern zu müssen«, sagt Fiona Lauer. Missionieren wolle sie niemanden, so die 15-Jährige. »Aber man kann ja mal einen Anfang machen – vielleicht mit einem fleischlosen Tag pro Woche. Das würde auch der Umwelt helfen.« Dass sie mit ihrem Anliegen nicht allein ist, erfuhr sie Anfang des Jahres: Zusammen mit 25 000 Gleichgesinnten demonstrierte sie in Berlin für eine ökologische Agrarpolitik (Foto oben).

Veränderung im Kleinen und Großen

»Was man isst, hat man direkt vor sich: Das ist kein abstraktes Thema wie die Energiewende, sondern betrifft uns ganz konkret, Tag für Tag«, sagt Tosif Brehl. Der 19-Jährige Frankfurter hat jüngst mit 20 Begleitern Bad Nauheim unsicher gemacht. Als Schweine und Kühe verkleidet besuchten sie Dönerbuden und die Fleischtheke eines Supermarktes. »Quält mich, foltert mich, esst mich« stand auf ihrem Plakat. Der Filialleiter fand das gar nicht lustig und forderte die Gruppe auf, zu verschwinden. »Macht nichts. Wenn nur ein paar Leute anders einkaufen, haben wir etwas erreicht.«


Auch in Alzey, Bielefeld, Heidelberg, Koblenz und Mainz sind BUNDjugendliche aktiv geworden. Sie protestierten phantasievoll gegen Massentierhaltung und forderten eine neue Agrarpolitik. Nun soll die Kampagne weiter Fahrt aufnehmen. »Als Konsumenten können wir im Kleinen etwas ändern. Aber auch im Großen, gerade jetzt«, meint Susi Hammel. Sie betreut in der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend den Aktionsservice. »Bald ist Bundestagswahl. Wir alle können unser Kreuzchen bei Kandidaten machen, die sich für ein Ende der Tierquälerei einsetzen.«

Schwein oder Erbse?

Damit das Thema bis zum Wahltag präsent bleibt, gehen die Aktiven nun mit der Kampagne »Gut gewählt? Deine Stimme gegen Massentierhaltung« auf die Straße. Früher hätte man vielleicht einen Infostand aufgestellt, um Passanten in ein Gespräch zu verwickeln. Die BUNDjugend will mehr: Sie baut auf bunte Aktionen, auf Flashmobs (im Internet kurzfristig verabredete Auftritte) und Theatereinlagen mit tierischer Unterstützung. »Wir verleihen Hühner-, Kuh- und Schweinkostüme, und wer

will, kann sich auch als Maiskolben oder Erbse verkleiden. Auf unserer Internetseite sind die Wunschkostüme einfach zu bestellen, bezahlt werden muss nur der Versand«, erklärt Susi Hammel. Damit möglichst viele BUNDjugendGruppen mitmachen, hat ihr Team ein Rundumpaket geschnürt. »Es gibt Flyer, Aktions- und Presseleitfäden und ein Blatt mit den wichtigsten Argumenten gegen die Massentierhaltung – um mit Passanten diskutieren zu können.«

Vom 25. bis 27. Oktober trifft sich die BUNDjugend in Weimar: Alle Mitglieder, Aktiven und Interessierten sind dazu eingeladen, sich kennenzulernen und mitzudiskutieren. Dieses Jahr soll die Vernetzung der Aktiven und der Austausch über bisherige Erfolge im Mittelpunkt stehen. Außerdem planen wir gemeinsame Aktionen – und er warten spannende ReferentInnen zum Thema »Postwachstum«. Willst du dich anmelden oder hast vielleicht eigene Ideen für Themen des Herbsttreffens? Dann melde dich bei: susi.hammel@bundjugend.de

Hoffnung auf die Wahl

Um herauszufinden, wie lokale Politiker zur industriellen Tierhaltung stehen, baut die BUNDjugend auf die Antworten des BUND-Kandidatenchecks. Wer sich nicht eindeutig positioniert, kann vielleicht noch überzeugt werden: »Wer als Mastschwein kostümiert einen Abgeordneten aufsucht, sorgt sicher für Schlagzeilen«, so Susi Hammel. Über 30mal wurden die Outfits bereits verliehen, langsam steigt die Spannung. »Der 22. September wird hoffentlich zeigen, dass genug Leute von der Tierquälerei die Nase voll haben – und die Politik daran schnell etwas ändert.« Helge Bendl

about change: Klimaexperimente Mit dem Projekt »about change« will die BUNDjugend junge Menschen für ein klimabewusstes Leben gewinnen. Deshalb gibt es nun die Broschüre »Klimaexperimente für deinen Alltag«: Sie bietet viele Ideen und konkrete Anleitungen, wie man Gewohnheiten umstellen kann. Zu den Themen Konsum, Mobilität, Energie und Ernährung werden insgesamt acht Experimente vorgestellt. Außerdem enthält die Broschüre viel Hintergrundwissen und Anregungen für weitere Experimente. Die Broschüre gibt es als PDF unter www.about-change.de und kann auch im Onlineshop der BUNDjugend bestellt werden.

Jugend im Bund fŸr Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Am Kšllnischen Park 1a, 10179 Berlin, Tel: (0 30) 2 75 86-50, Fax: -55, info@bundjugend.de, www.bundjugend.de

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DI E I N FOSPALTE DER BU N DJ UGEN D

Einladung zum Herbsttreffen


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Fairer Handel ist schön

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Wer sind die Menschen hinter fair produzierten und gehandelten Produkten? Der Fotojournalist Éric St-Pierre hat sie in einem Bildband sichtbar gemacht. Damit hat er künstlerisch eines der Prinzipien umgesetzt, das die Fairtrade-Bewegung seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren verfolgt: Eine direktere Beziehung und dadurch Solidarität aufzubauen zwischen den Herstellern in den Ländern des Südens und den Verbrauchern hierzulande. Für seine bestechenden Bilder hat St-Pierre 17 Länder bereist. Jedes Kapitel ist einem Produkt und seinen Produzenten gewidmet – von

Bananen über Quinoa bis zur Sheabutter. Dazu beschreibt er, was das Fairtrade-Siegel und seine Kriterien für die Arbeit und das Leben der Menschen vor Ort bedeuten. Information auf der einen und visueller Genuss auf der anderen Seite machen das Buch zu einem Bildband mit Tiefe. Fairtrade will eine Alternative zum gängigen Wirtschaftsmodell sein – eine Alternative, die sich sozialer Gerechtigkeit, Produktqualität und dem Respekt vor der Umwelt verschrieben hat. Mit seinen Bildern ist es St-Pierre gelungen, die Schönheit dieser Prinzipien einzufangen.

Éric St-Pierre: Fair Trade – Eine Reise um die Welt, 2013. 240 Seiten, 39,95 €, Grubbe Media

Nachhaltigkeit – gewusst, wie In unserer Gesellschaft ist viel von Nachhaltigkeit die Rede. Jede Gruppierung definiert sie anders, und oftmals wird sie als Anlass für ein »Weiter so!« missbraucht. Die UN-Dekade zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (2004 – 2014) bot den Rahmen für Projekte vor allem in Schulen und im gesellschaftlichen Bereich. Die Wissenschaft blieb dabei außen vor. Das hat sich mit dem jüngsten Buch von Uwe Schneidewind grundlegend geändert. Klar und exzellent analysiert verdeutlicht der Präsident des Wuppertal-Instituts (und Sprecher des BUND-Arbeitskreises Umwelt-

chemikalien/Toxikologie), dass der nötige Umbau unserer Gesellschaft ohne die Wissenschaft nicht funktionieren wird. Dafür wiederum müsse das deutsche Hochschul- und Wissenschaftssystem reformiert werden. Schneidewind zeigt Wege, wie hier Nachhaltigkeit integriert werden kann. Auch das Plädoyer des BUND für eine nachhaltige Wissenschaft (von 2012) findet sich darin wieder. So ist sein Buch nicht nur ein Muss für Bildungspolitiker, Wissenschaftler, Institute oder Unternehmen, sondern auch lesenswert und bereichernd für die Mitglieder des BUND.

U. Schneidewind, M. Singer-Brodowski: Transformative Wissenschaft, 2013. 419 Seiten, 24,90 €, Metropolis

Allheilmittel für unsere Böden? Ein Wundermittel der Amazonasindianer beleuchtet das Buch »Terra Preta«. Darin legen eine Politologin, ein Bodenkundler und der Forschungsleiter einer Ökoweinhandlung sehr anschaulich und mit vielen Bildern dar, wie Pflanzenkohle die Bodenfruchtbarkeit verbessern und üppiges Wachstum erzeugen kann. Neben den bestechenden Chancen, die Terra Preta bietet, schildern sie klar auch die Grenzen und den Missbrauch dieser Erde. Würde Terra Preta in großem Stil aus der Verbrennung von Holz gewonnen, zerstörte dies nicht nur Wälder, sondern auch das Klima. Wird die Erde jedoch aus Pflanzenresten und anderem organischen Abfall durch Pyrolyse energieneutral erzeugt, so können von den Vorteilen sogar Kleingärtner profitieren.

Beschrieben werden viele praxistaugliche Verfahren – bis hin zur Gewinnung der Terra Preta in einer Blechdose, um auf dem Balkon für munteres Pflanzenwachstum zu sorgen. Nun richtet sich das Buch zwar vor allem an GärtnerInnen. Es dürfte aber auch Landwirte animieren, intensiver über die Vorteile der Humuswirtschaft nachzudenken. Haben doch schon die Amazonasindianer die Millionen Einwohner ihrer Hochkulturen mit Nahrung versorgt – ohne Kunstdünger und Pestizide. Die vielen Beispiele im Buch sind gut dokumentiert, dazu werden die wichtigsten Fragen zur Produktion von Terra Preta beantwortet. Links im Anhang erlauben es, sich weiter ins Thema zu vertiefen. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Lektüre!

Ute Scheub u.a.: Terra Preta – Die schwarze Revolution aus dem R’wald, 2013. 206 Seiten, 19,90 €, oekom

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Rechte für Tiere Der Meeresbiologe und Verhaltensforscher Karsten Brensing widmet sein Erstlingswerk der Frage, ob Tiere eine ähnliche Persönlichkeit wie Menschen besitzen. Falls ja, hätten auch sie ein Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Der Autor geht dabei auf wissenschaftliche Erkenntnisse vor allem aus der Forschung mit Delfinen und Walen ein. Anhand vieler Beispiele macht er deutlich, dass auch Tiere empfinden, denken, handeln, kommunizieren und ein Bewusstsein für das eigene Ich haben. Sie sind uns Menschen im Verhalten oft überraschend ähnlich.

Typisch menschliches Fühlen und Denken gibt es demnach nicht. Gut gelungen ist auch die Überleitung zur menschlichen Persönlichkeit. So liefert Brensing anhand alltagsnaher Situationen Wissenswertes über unsere Psyche und über soziale Interaktion. Hilfreich sind die kurzen Zusammenfassungen jedes Kapitels. Unpassend erscheint nur der auf dem Cover abgebildete Schimpanse – obwohl sich das Buch hauptsächlich auf Meeressäuger bezieht. Fazit: ein spannendes Sachbuch, das wissenschaftliche Erkenntnisse unterhaltsam und verständlich aufbereitet.

Karsten Brensing: Persönlichkeitsrechte für Tiere, 2013. 240 Seiten, 17,99 €, Herder

Aktiv werden! Darstellungen erreichen die gleiche Qualität. Trotzdem enthält die Sammlung viele Passagen, in denen Aktive sich selbst wiederfinden. Sehr schön zeigt dieses Buch, wie vielfältig der Markt der Ehrenamtlichkeit ist. All jenen, die noch einen letzten Impuls benötigen, um selbst aktiv zu werden, sei es darum warm empfohlen.

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Für ihr Buch »Jetzt tu ich was« sammelten Meike Blatzheim und Beatrice Wallis die Geschichten von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. In Texten und Interviews stellen die Freiwilligen ihre Einsatzorte und die Motive für ihr Engagement dar. Von der Arbeit beim Roten Kreuz über das Organisieren von Benefizveranstaltungen bis zum internationalen Freiwilligeneinsatz: 30 Menschen im Alter von 8 bis 78 zeigen, dass Aktivwerden das eigene Leben bereichert – und auch Spaß bereiten kann. Mitunter leidet das Buch an dieser Vielschichtigkeit, nicht alle

Meike Blatzheim/Beatrice Wallis (Hg.): Jetzt tu ich was – Von der Lust, die Welt zu verändern, 2013. 208 Seiten, 16,95 €, Beltz

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Im Dauereinsatz: Hiltrud Buddemeier

Hiltrud Buddemeier ist Sprecherin der BUND-Kreisgruppe Herne. Herne ist nach München und Berlin die Stadt mit der bundesweit höchsten Bevölkerungsdichte. Und hier, mitten im Ruhrgebiet, bieten die pensionierte Lehrerin und ihre Mitstreiter das ganze Jahr über ein buntes Umweltprogramm – von Fledermaus- und Orchideenführungen bis zur Kräuterspirale im Lehrgarten des BUND (siehe Foto).

schaffte ich es, mich fester einzubringen. In der Zeitung las ich von einer neu gegründeten BUND-Gruppe und sagte mir: Da gehe ich jetzt vor Anker. Sie haben einen großen Lehrgarten errichtet, haben Kindergruppen für jedes Alter mitgegründet und bieten Woche für Woche Exkursionen an. Hat man als einstige Lehrerin nicht mal genug von der Bildungsarbeit? Im Gegenteil, das fehlt einem! Es gibt sicherlich Lehrer im Ruhestand, die froh sind, die Schule nie wieder zu sehen. Ich aber war gern Lehrerin, alle 41 Dienstjahre … Wie kommt es, dass gerade in Herne mit seinem Autobahnkreuz im Zentrum der BUND so vielfältig aktiv ist? Wir wissen, dass wir die Natur brauchen, und gehen in dieser Enge vielleicht etwas sorgfältiger damit um als so’n Bayer, der rundherum alles grün hat. Immer wenn wieder etwas versiegelt wird, gibt es bei uns einen Aufschrei. Heute Abend ist eine Bürgerversammlung zu einem geplanten Parkplatz – den kriegen die nicht durch! Die Bürger wollen das nicht, und wir auch nicht.

Im April hat Hannelore Kraft Ihnen den Verdienstorden von NRW verliehen. Haben Sie ihn gern angenommen, obwohl Sie oft mit der Politik über Kreuz liegen? Ja, ich habe mich so gefreut darüber, ich hätte das nie erwartet! Seit über 30 Jahren bemühe ich mich um die Natur hier in Herne und bin natürlich bekannt wie ein bunter Hund. Die Leute, die bei uns das Sagen haben, sehen in mir immer einen Bremsklotz für ihre Pläne. Weil ich immer interveniere, immer meckere, immer Leserbriefe schreibe – welcher Politiker hat das schon gern? Als Vorsitzende des Landschaftsbeirates der Stadt habe ich Rederecht. Wenn ich das ausnütze, höre ich schon Stöhnen … Und doch hat mich unser Ratsamt offenbar der Landesregierung empfohlen. Da dachte ich mir: Das habe ich auch mal verdient.

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Wie hat Ihr Engagement in Herne begonnen? Ich komme aus einer sehr naturverbundenen Familie. Immer sonntags gingen wir spazieren ins Grüne, meine Großmutter kannte noch alle Pflanzen und Tiere am Wegesrand. Biologie war mein liebstes Schulfach und später als Grundschullehrerin mein Schwerpunkt. Als junge Lehrerin habe ich zuallererst einen Schulgarten angelegt und mit den Kindern Wasser und Energie gespart, Papier gesammelt und kleine Umweltdetektive losgeschickt, die in der Pause die Lampen löschten. Doch neben der Schule und meinen drei kleinen Kindern konnte ich mich noch nicht so um die Natur in der Stadt kümmern. Erst als die Kinder größer waren,

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Was vor allem motiviert Sie? Ich halte es für unerlässlich, dass eine Stadt grün ist. Grünflächen im Ballungsraum zu erhalten ist für mich das Wichtigste, manche können das schon nicht mehr hören. Und an wie vielen Stellen haben wir erfolgreich dafür gekämpft, weil die Bevölkerung hinter uns stand! Früher forderten wir »grün statt grau«, heute »bunt statt grün«. Wir haben erreicht, dass viele Wiesen nur noch zweimal im Jahr gemäht werden, so blüht nun viel mehr. Und für alle fünf Naturschutzgebiete in Herne hat der BUND die Vorarbeit geleistet. Wollten Sie auch schon mal alles hinschmeißen? Also wenn offen gekämpft wird, kann ich auch verlieren. Aber erst kürzlich wieder ging es um 800 Quadratmeter für eine Firmenerweiterung im Landschaftsschutzgebiet, nicht viel, aber man darf denen ja nicht den kleinen Finger reichen … Wir haben uns gewehrt und bekamen die Zusage, dass anderswo auf gleicher Fläche entsiegelt wird. Doch dieser Ausgleich hat nicht geklappt, die haben uns so richtig reingelegt. Wie sollten Menschen gestrickt sein, die eine erfolgreiche BUND-Gruppe gründen wollen? Sie sollten sehr viel Liebe zur Natur haben. Fängt man sofort mit Themen wie Abfallpolitik an, wird es schwer, viele Mitglieder zu gewinnen – so wie wir speziell mit unserem Garten. Die meisten kommen ja doch, weil sie etwas Schönes erleben wollen. Und Stehvermögen muss man natürlich haben. Man darf nicht bei jedem bisschen gleich umfallen. Ohne Selbstbewusstsein halten Sie das gar nicht durch. Interview: Severin Zillich


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