Bürger stiften in Deutschland: eine kleine Geschichte der Anfänge zugleich Dokumentation der Feierstunde „15 Jahre Bürgerstiftungen“ und der Auszeichnung vorbildlicher Bürgerstifter der Anfangszeit
Bürger stiften in Deutschland: eine kleine Geschichte der Anfänge zugleich Dokumentation der Feierstunde „15 Jahre Bürgerstiftungen“ und der Auszeichnung vorbildlicher Bürgerstifter der Anfangszeit
Die Initiative Bürgerstiftungen ist ein Projekt des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Sie dankt ihren Projektförderern:
DR. JÜRGEN
REMBOLD STIFTUNG ZUR FÖRDERUNG DES BÜRGERSCHAFTLICHEN ENGAGEMENTS
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Nikolaus Turner, Leiter des Arbeitskreises
Haus Deutscher Stiftungen
Bürgerstiftungen
Mauerstraße 93 | 10117 Berlin
Axel Halling, Projektreferent Initiative
Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -81
Bürgerstiftungen,
www.buergerstiftungen.org
Sebastian Bühner, www.sebastianbuehner.de
© Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V., Berlin, Dezember 2012
Gestaltung und Satz: stickfish productions | Christian Mathis
V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär
Druck: trigger.medien.gmbh, Berlin
Verantwortlich: Prof. Dr. Burkhard Küstermann, Leiter
Die Initiative Bürgerstiftungen dankt ihren
Initiative Bürgerstiftungen
Projektförderern
Fotos im Mittelteil: Jens Jeske
Inhalt
I. Blick zurück und nach vorne ......................................................................... 4 Geleitwort ........................................................................................................... 4 Einführung: Eine kleine Geschichte der Bürgerstiftungen ...................... 6 II. Die Akteure der ersten Stunde: eine Würdigung .................................... 12 Begrüßung der Gäste der Festveranstaltung durch Nikolaus Turner, Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen ................ 12 Grußwort von Prof. Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Vorstandes, Bundesverband Deutscher Stiftungen . ...................... 16 Festrede der Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Bundestagsvizepräsidentin a.D. und Bürgerstifterin Gerda Hasselfeldt MbB. ............................................ 20 Statut der Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter/ Vorbildliche Bürgerstifterin“ ........................................................................ 23 Würdigungen der vorbildlichen Bürgerstifter ............................................ 31 Würdigung des langjährigen Arbeitskreisleiters durch Prof. Dr. Wilhelm Krull ........................................................................ 37 III. Chronologie der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland ............. 39 IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung . .................................................... Was ist eine Bürgerstiftung? Die 10 Merkmale ........................................ Die 239 Bürgerstiftungen mit Gütesiegel und Gründungsjahr ............. Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen und die Initiative Bürgerstiftungen . ..........................................................................
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Inhalt
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I. Blick zurück und nach vorne
Geleitwort „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit. Sollte man ihn nicht unergründlich nennen?“ Mit diesen Worten beginnt die Tetralogie „Joseph und seine Brüder“ von Thomas Mann. Der Brunnen der Bürgerstiftungsgeschichte in Deutschland ist mit seinen gut 15 Jahren noch nicht sehr tief. Noch sind die überregional aktiven Akteure der ersten Stunde bekannt. Noch ist die Motivation dieser Bürgerstiftungspioniere präsent, die die Idee in Deutschland etabliert und ihre Verbreitung befördert haben. Das Selbstverständnis, das die Vorreiter der Bürgerstiftungsbewegung einte, wird an eine neue Generation von Engagierten weitergegeben. Dabei kommt es auch mancherorts zu einer kritischen Revision der Ausrichtung der Bürgerstiftungen und ihrer Aufgaben, Funktionen und Ziele. Das entspricht auch der Logik von Bürgerstiftungen, die von ihrem Selbstverständnis her offen sind für alle Bürgerinnen und Bürger ihres jeweiligen Wirkungsraums. Sie möchten durch ihre Arbeit unterschiedliche Schwerpunkte setzen und jeweils dort aktiv werden, wo ihr Einsatz am Dringendsten gebraucht wird. Gleichwohl sollten darüber Entstehung und Herkunft nicht aus den Augen verloren werden. Denn: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen. Wer die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht gestalten.“ (Hans–Friedrich Bergmann)
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Bürger stiften in Deutschland
Die Würdigung des unbezahlbaren, gemeinnützigen Engagements der Akteure der bundesweiten Entwicklung der Bürgerstiftungsbewegung von den Anfängen bis heute steht daher im Zentrum dieser Publikation. Leider ist es nie möglich, allen Beteiligten gleichermaßen gerecht zu werden, die sich für die Bürgerstiftungsszene insgesamt und ihre Bürgerstiftung vor Ort verdient gemacht haben. Deshalb finden sich in diesem Bändchen neben Worten der Anerkennung aus den Mündern der Freunde der Bürgerstiftungen, sei es aus dem Stiftungswesens oder der Politik, auch eine kurze historische Einführung und eine chronologische Übersicht über die vielen kleinen Schritte wie auch die großen Errungenschaften, welche im Ergebnis das ebenso bunte wie abwechslungsreiche Wesen der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland ausmachen. Möge diese Publikation darüber hinaus auch in möglichst vielen Bürgerstiftungen dazu einen Anstoß geben, sich die eigene Entstehungsgeschichte, die Anstöße und Ursprungsideen sowie die Initialzündung zu vergegenwärtigen und diese zu dokumentieren sowie die Akteure des Anfangs mit ihrem Engagement für die gute Idee wertzuschätzen und dankbar beim Namen zu nennen. Im Dezember 2012 5
Burkhard Küstermann
Nikolaus Turner
Leiter Initiative Bürgerstiftungen
Leiter Arbeitskreis Bürgerstiftungen I. Blick zurück und nach vorne
Einführung von Axel Halling: Eine kleine Geschichte der Bürgerstiftungen in Deutschland
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Abgeleitet vom amerikanischen Vorbild, haben sich die deutschen Bürgerstiftungen in den Neunziger Jahren selbst erfunden – mit eigenem Weltbild und dem international einzigartigen Standard der „zehn Merkmale“. Diese große Leistung der deutschen Bürgerstiftungs-Bewegung macht bis heute ihren Erfolg und ihre Stärke aus. Die deutschen Stiftungen können auf eine lange Tradition zurückblicken. Die ältesten, noch heute bestehenden Stiftungen zählen an die 1000 Jahre. Mit der mittelalterlichen Entwicklung und Ausbreitung der Finanzwirtschaft wurde begonnen, Kapitalerträge für Aufgaben einzusetzen, die den Mitmenschen zu Gute kommen. So taten sich vor allem Kaufleute als Stifter hervor, wie etwa die Fuggerschen Stiftungen bezeugen. Doch gab es auch schon früh stifterisches Engagement, das den heutigen Bürgerstiftungen nicht unähnlich war: Hinweis darauf geben Stiftungen in Lübeck oder Zwettl, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts gemeinsam von Bürgern errichtet wurden, um Krankenpflegeeinrichtungen und Altenheime zu finanzieren.1 Die Idee der modernen Bürgerstiftung unserer Tage ist jedoch keine genuin deutsche Erfindung. Sie wurde der nordamerikanischen Tradition der community foundations entlehnt. Diese ab 1914 lokal oder regional agierenden, gemeinnützigen Organisationen stehen für die Potentiale ziviler Gestaltungskraft. Die größten Vertreter dieser Stiftungsform in den USA verfügen inzwischen über Kapital im Milliardenbereich. Der deutsche Unternehmer und Stifter, Reinhard Mohn, ließ sich von den nordamerikanischen Erfahrungen inspirieren und setzte sich Mitte der Neunziger Jahre als einer der ersten in Deutschland für diese bürgernahen Stiftungen ein. So regte er mit großer finanzieller Unterstützung die Gründung der Stadtstiftung Gütersloh an. Und er war nicht der einzige, der sich für diese Stiftungsform begeisterte: Christian Pfeiffer, als Kriminologe und zeitweiliger Justizminister von Niedersachsen der Öffentlichkeit bundesweit bekannt, begeisterte sich ebenfalls für das Modell der community foundation und verstand es, in seiner Heimatstadt Hannover für eine deutsche Variante zu begeistern. Damit standen zwei Gründungsprinzipien am Anfang der deutschen Bürgerstiftungsbewegung: Top down und bottom up2. Die Stadtstiftung Gütersloh, mit der Bertelsmann Stiftung „von oben“ als Paten, und die Bürgerstiftung Hannover als Gründung vieler Bürger von unten, wurden 1996 und 1997 als 1 Brömmling, Ulrich F. und Turner, Nikolaus: Bürgerstiftungen – ein zukunftsfähiges Modell für die Herausforderungen des nächsten Jahrtausends? In: Deutsche Stiftungen, Mitteilungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Ausgabe 2/1999, S. 27–29 2 Vgl. hierzu ausführlich Brömmling, Ulrich F.: Entstehungsgeschichte deutscher Bürgerstiftungen, S. 48–50. In: Turner, Nikolaus (Hrsg.): Gemeinsam Gutes anstiften. Die Anfänge der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland, Berlin 2009 Bürger stiften in Deutschland
erste Bürgerstiftungen in Deutschland gegründet und anerkannt. Zwei Jahre später gründeten sich die ersten beiden Bürgerstiftungen in Ostdeutschland: in Wismar und Dresden. Wobei die Dresdner von der Unterstützung der Hamburger Körber Stiftung profitierten. 1999, nach gerade mal vier Jahren, gab es deutschlandweit bereits um die 40 Bürgerstiftungen. Arbeitskreis, Gütesiegel und bundesweite Netzwerkstelle Die Sonderrolle der Bürgerstiftungen musste nun organisatorisch abgebildet und gerahmt werden. Dazu gab es zwei naheliegende Optionen: entweder die Gründung eines unabhängigen Bürgerstiftungsverbandes oder einen „Arbeitskreis Bürgerstiftungen“ innerhalb des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Bekanntlich erhielt die zweite Variante mehr Zuspruch. Denn wenngleich die Bürgerstiftungen etwas Eigenes darstellten, wollten sie doch auch Teil der großen Stifterfamilie sein. Bis heute bietet der Arbeitskreis den Bürgerstiftungen einen Rahmen für die eigene Weiterentwicklung und Profilierung, dies auch durch eine gewisse Abgrenzung zu den klassischen Stiftungen, die den Bundesverband Deutscher Stiftungen tragen. 1999 trafen die Vertreterinnen und Vertreter dieses Arbeitskreises zum ersten Mal zusammen. Ein Ziel der Zusammenkunft war es, zu konkretisieren, was überhaupt eine Bürgerstiftung ist. Denn in Deutschland ist der Begriff– wie auch der der „Stiftung“ –weder genau festgelegt noch rechtlich besonders geschützt. Stiftung oder eben Bürgerstiftung kann – zumindest dem Namen nach – jede Art von Organisation sein. So beschlossen die Bürgerstiftungsakteure der ersten Stunde, sich einen eigenen Standard zu setzen, das neue Label ‚Bürgerstiftung‘ mit Qualität und Inhalt zu füllen. Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen verabschiedete die zehn Merkmale einer Bürgerstiftung. Ihre Anerkennung berechtigt bis heute zum Tragen des Gütesiegels, das vom Arbeitskreis Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen verliehen wird. Die Merkmale beziehen sich auf grundlegende Fragen wie die Gemeinnützigkeit und die Unabhängigkeit einer Bürgerstiftung, auf die Transparenz ihrer Organisation ebenso wie auf ihre Rechnungslegung, die Breite ihrer Förderzwecke oder die Definition ihres Wirkungskreises.3 Jede Bürgerstiftung kann sich jährlich kostenlos um das Gütesiegel bewerben, eine unabhängige Expertenjury wertet die Anträge aus. Das Gütesiegel gilt für die Dauer von zwei Jahren und muss dann jeweils neu beantragt werden. Diese Maßnahmen sind bis heute einzig-
3 Vgl. hierzu Turner, Nikolaus: 10 Merkmale einer Bürgerstiftung – Bedeutung und Auslegung. In: Turner, Nikolaus (Hrsg.) ebd. S. 201–237 I. Blick zurück und nach vorne
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artig im Stiftungswesen, und auch einzigartig in der Welt.4 Das dadurch etablierte Konzept der Selbstproklamation und Selbststandardisierung der Bürgerstiftungen als besondere Stiftungsform mit eigenen für sie geltenden Gesetzmäßigkeiten – die stiftungsethisch relevant sind – kann in seiner Bedeutung nicht genug hervorgehoben werden.5 Spätestens mit der Prüfung der Gütesiegeltauglichkeit wurde jedoch offensichtlich, dass das schnell wachsende Segment der Bürgerstiftungen strukturell eine Anlaufstelle brauchte, die bundesweit allen Interessenten zur Verfügung steht und zu allen Belangen der Bürgerstiftungen fachlich kompetent beraten kann. Mit Hilfe der Bertelsmann Stiftung, des Bundesfamilienministeriums, des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, der Körber-Stiftung, der Klaus Tschira Stiftung und der Charles Stewart Mott Foundation wurde daher 2001 die Initiative Bürgerstiftungen ins Leben gerufen. Als bundesweite Infrastruktur ebenso wie als Anlauf- und Geschäftsstelle für alle Bürgerstiftungen und Initiativgruppen, die dies werden wollen.6 Dank dieser großzügigen Unterstützung der Förderer sind die Leistungen der Initiative Bürgerstiftungen kostenfrei. Dass die Förderung auf mehreren Sockeln fußt, garantiert der Initiative Bürgerstiftungen außerdem eine große Unabhängigkeit in ihrer Tätigkeit, da kein Förderer ohne den anderen über die Arbeitsinhalte der IBS bestimmen kann und will. Ob Beratung, Zertifizierung, Vernetzung oder Bündelung des Bürgerstiftungs-Wissens – das Team der Initiative Bürgerstiftungen agiert als Drittmittel-Projekt finanziell eigenständig, aber in enger Kooperation mit seiner Trägerorganisation. Dynamische Entwicklung und bundesweite Anerkennung im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends Wachstum in allen Städten und Regionen, Anerkennung durch die Politik: dies kann als Überschrift der Bürgerstiftungs-Bewegung in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends gelten. 2006 erhielt die 100. Bürgerstiftung mit einem Festakt das Gütesiegel. In diesem Zusammenhang würdigte auch die Politik die dynamische Entwicklung der jungen Stiftungsform: Bundesministerin Ursula von der Leyen prägte das Zitat der „Bürgerstiftungen (…), die ein starker Partner des Staates werden können“.7 Der damalige Bundespräsident
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4 Nach dem Vorbild der Bürgerstiftungen hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen 2006 die „Grundsätze guter Stiftungspraxis“ eingeführt, die teilweise Elemente der zehn Merkmale übernehmen und auf der Selbstverpflichtung der jeweiligen Stiftung beruhen. 5 Vgl. hierzu ausführlich Brömmling, Ulrich: Stiftungsethik und Gütesiegel. In: Turner, Nikolaus (Hrsg.) ebd., S. 187–199 6 Vgl. hierzu ausführlich Küstermann, Burkhard: Die Verbreitung der Bürgerstiftungsidee in Deutschland. In: Turner, Nikolaus (Hrsg.) ebd. S. 147–185 7 Ursula von der Leyen auf der Festveranstaltung der 100. Gütesiegelvergabe am 21.02.2006 im Haus Deutscher Stiftungen. Bürger stiften in Deutschland
Horst Köhler lobte die Bürgerstiftungen im Jahr 2008 mehrfach öffentlich, so beispielsweise in Wismar als „Institutionen wachen Bürgersinns“ 8. Trotz der internationalen Finanzkrise nahm die Zahl der Bürgerstiftungen weiterhin konstant zu, so dass Deutschland schon 2009 weltweit den zweiten Platz hinter der USA als das Land mit den meisten Bürgerstiftungen einnahm – vor Kanada und Großbritannien, die auf wesentlich ältere Bürgerstiftungstraditionen zurückblicken können. Bezeichnend für die Entwicklung war auch die Ehrung der 200. Gütesiegel-Bürgerstiftung im Jahr 2010: Brauchte es für das Wachstum der Bürgerstiftungen von 1996 bis 2006 noch zehn Jahre, wurden die nächsten 100 Gütesiegel-Bürgerstiftungen innerhalb von nur vier Jahren anerkannt.9 | 10 Bürgerstiftungen 2030? Blick in die nahe Zukunft Gerade die jüngsten statistischen Daten der Initiative Bürgerstiftungen verdienen Beachtung: So hat das Gesamtkapital der Bürgerstiftungen 2011 die Marke von 200 Millionen Euro überschritten. Mehr als 21.000 Personen haben sich mittlerweile als Bürgerstifterinnen und -stifter betätigt. Immer mehr Bürgerstiftungen verfügen über ein Stiftungskapital im Millionenbereich und erzielen stattliche Erträge. Und auch wenn die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die Niedrigzinssituation Stiftungen insgesamt das Leben schwerer macht, können gerade Bürgerstiftungen monetäre Einbußen zeitweilig durch das unermüdliche Engagement ihrer Ehrenamtlichen ausgleichen. Die Stetigkeit dieses Wachstums lässt optimistisch in die Zukunft blicken: Im Jahr 2030 werden viele Bürgerstiftungen zu einer Institution herangereift sein, ohne die gesellschaftliche Entwicklung auf lokaler Ebene kaum mehr denkbar ist. Ihre Arbeit wird sich stärker auf hauptamtliche Mitarbeiter stützen und sich insgesamt weiter professionalisiert haben. Dennoch müssen die Bürgerstiftungen und ihre Akteure sich mehreren großen Herausforderungen stellen, die sich seit einiger Zeit abzeichnen.
8 Anlässlich des 10. Jubiläums der Gründung der Bürgerstiftung der Hansestadt Wismar, Vgl. www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Reden/2008/10/20081014_Rede.html 9 Vgl. hierzu den “Global Status Report on Community Foundations” der Organisation Worldwide Initiatives of Grantmaker Support (WINGS): www.wings-community-foundation-report.com/gsr_2010/assets/images/pdf/GERMANY_final_2010GSR.pdf 10 Vgl hierzu die statistischen Übersicht der Initiative Bürgerstiftungen auf: www.buergerstiftungen.org/de/buergerstiftungen/statistik.html bzw. die Grafik der aktuellen IBS-Jahresbroschüre 2012 „Bürgerstiftungen in der Verantwortung“, Berlin 2012, S. 11, online einsehbar unter www.buergerstiftungen.org/de/service/publikationen.html I. Blick zurück und nach vorne
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Herausforderung 1: Das Kapitalwachstum der Bürgerstiftungen, das sich insgesamt in Deutschland sehr positiv entwickelt hat11, zeigt in der Einzelbetrachtung extreme Unterschiede. Während circa 16 Prozent der Bürgerstiftungen bereits mit Erträgen aus einem Kapital von über einer Million Euro arbeiten können, verbleiben andere Bürgerstiftungen mit ihrem Kapital in Größenordnungen, die keine stabile Finanzierung ihrer Ausgaben garantieren können. Auch wenn die meisten Bürgerstiftungen dies durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit ausgleichen, könnte vielen dieser Bürgerstiftungen eine personelle Überlastung drohen. Herausforderung 2: Die Generation der Gründungsstifterinnen und -stifter ist bereits abgetreten oder gerade dabei dies zu tun. Diese in erster Linie interne Bewährungsprobe der grundsätzlich stark partizipativen Institution Bürgerstiftung mag in einzelnen Fällen schwierig verlaufen. Zahlreiche Beispiele zeigen jedoch: Wird dieser Prozess bewusst durchdacht und transparent durchgeführt, verspricht er unbezahlbare Erkenntnisse und auf lange Sicht eine deutliche Stärkung der jeweiligen Bürgerstiftung – auch in Bezug auf die äußere Wahrnehmung der Bürgerstiftung. Diese Aufgabe sollte auch mit einer bewusst zunehmenden Diversität der Akteursgruppen einhergehen. Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, religiösen oder migrantischen Hintergrunds müssen innerhalb der Bürgerstiftungen mehr Gewicht erhalten, wenn die Bürgerstiftungen ihre Verantwortung langfristig und angemessen wahrnehmen wollen. Herausforderung 3: Die Festigung der Stellung und der Grad der Anerkennung einer Bürgerstiftung in ihrem festgelegten Förder-Zielgebiet sollte durch einen bewussten Profilierungsprozess begleitet werden. Bürgerstiftungen haben den Vorteil, durch ihre Eigenmittel sowohl operativ als auch fördernd tätig sein zu können. Die dadurch bedingte Mittlerrolle sollte durch entsprechende Themen- und nicht politische Anwaltschaft ausgebaut werden. Die Förderschwerpunkte des Bereichs zeigen deutlich, dass sich Bürgerstiftungen mehrheitlich für allgemeingültig wichtige Themen wie Bildung und Soziales engagieren. Dies allerdings immer unter der Bedingung, als Optimierer und nicht als Lückenbüßer des Staates aufzutreten.12
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11 Nach der BürgerstiftungsUmfrage 2012 überschritt das Kapital aller Gütesiegel-Bürgerstiftungen 2011 die 200-Millionen-Euro-Grenze, IBS-Jahresbroschüre 2012 ebd. S. 13 12 Vgl. hierzu die Grafik der bundesweiten Bürgerstiftungs-Förderschwerpunkte in der IBS-Jahresbroschüre 2012, ebd. S. 13 Bürger stiften in Deutschland
Ausblick Neben der sehr grundsätzlichen Lückenbüßer-Debatte, die die Bürgerstiftungen seit ihrer Gründung führen, und dem starken Selbstverständnis nicht durch die Übernahme von staatlichen Pflichtaufgaben zum Nebenhaushalt der Politik zu werden, wird künftig immer häufiger die Frage nach der politischen Haltung von Bürgerstiftungen gestellt werden. Für die Akteure des Anfangs und die Impulsgeber der Bürgerstiftungsentwicklung war die politische Neutralität, eine damit verbunden ebenso unbefangen wie neutral mögliche Moderatorenrolle in der jeweiligen Region das A und O ihres Engagements. Die Offenheit für alle Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Region, die unabhängig von ihren politischen oder weltanschaulichen Positionen und Ansichten zu respektieren und tolerieren seien gilt ihnen als Conditio für den Erfolg einer Bürgerstiftung. Hierauf wird in der Bürgerstiftungsszene schon jetzt unterschiedlich geantwortet. Irene Armbruster, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Stuttgart, fordert eine politische Teilnahme der moderierenden Bürgerstiftung aus einer Position der aktiven Neutralität: „Für wichtige Themen in unserer Kommune schlägt unser Herz als Bürgerstiftung, wir sind die neutrale Instanz, wir können alle zusammenbringen, die zu diesem Thema etwas voranbringen wollen“.13 Johanna von Hammerstein, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Hamburg, warnt hingegen vor dem Verlust der Glaubwürdigkeit der Bürgerstiftung, wenn diese sich auf – oft komplex verwobene – lokalpolitische Konflikte einlasse.14 Bürgerstiftungen werden weiterhin ihre Rolle als kritische Mittler, mutige Erfinder und ebenso kompetente wie freundliche Vernetzer vor Ort spielen. Ihr lokal gültiges Gewicht, aber auch ihre lokale Verantwortung und Angreifbarkeit werden dabei kontinuierlich wachsen.15 Professor Roland Roth hat für diese Rolle ein originelles Bild gefunden: „Bürgerstiftungen sind ein konstruktives Misstrauensvotum“. Er sieht die Bürgerstiftungen in einer spannenden Übergangszeit. „Bürgerstiftungen kommen jetzt in eine Konsolidierungsphase. Es bestehen große Entwicklungschancen, weil es eine relativ große Schicht gebildeter, halbwegs vermögender oder ökonomisch abgesicherter Menschen mit sozialem Bewusstsein gibt.“ 16 Der Sockel ist jedenfalls gegossen. Bürgerstiftungen sind aus der deutschen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken.
13 „Ist es Aufgabe von Bürgerstiftungen, bei lokalen Konflikten zu moderieren?“ In: IBSJahresbroschüre 2012 ebd., S. 58 14 Ebd., S. 59 15 Vgl. hierzu den Artikel von Kristina Läsker „Kraftzentren der Gesellschaft“ in der Süddeutsche Zeitung vom 27.10.2012, der sich kritisch mit der Transparenz der Bürgerstiftungen auseinandersetzt 16 „Bürgerstiftungen sind ein konstruktives Misstrauensvotum“. Interview von Sebastian Bühner mit Professor Roland Roth. In: IBS-Jahresbroschüre 2012 ebd., S. 52–54 I. Blick zurück und nach vorne
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II. Die Akteure der ersten Stunde: eine Würdigung 17
1. Begrüßung durch Nikolaus Turner, Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen
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Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Bürgerstifterinnen und Bürgerstifter, verehrte Gäste der heutigen Feierstunde im Reichstag, an diesem historischen Ort unserer Geschichte! Seien Sie alle sehr herzlich willkommen! Gestatten Sie, dass ich Sie hiermit zunächst im Namen des Arbeitskreises Bürgerstiftungen und der Initiative Bürgerstiftungen, deren Leiter, Professor Burkhard Küstermann, heute leider erkrankt ist, begrüße, freuen wir uns doch, dass Sie der Einladung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, seines Arbeitskreises Bürgerstiftungen und der Initiative Bürgerstiftungen gefolgt sind. Der 1. Oktober hat für uns seit zehn Jahren eine besondere Bedeutung, seit dem 1. Oktober 2002 feiern die Bürgerstiftungen an diesem Tag ihre Stiftungen, ihre Aktivitäten und Akteure und machen dezentral auf ihre Stiftungsform, ihre Anliegen und ihre Inhalte aufmerksam – bundesweit und jeweils vor Ort. Dass wir heute auch wieder aus der Hauptstadt heraus unsere Stimme erheben können, verdanken wie Ihnen, sehr verehrte Frau Hasselfeldt, und dafür danken wir herzlich! Wie vor fünf Jahren zum zehnjährigen Jubiläum der ersten Bürgerstiftungsgründungen anglo-amerikanischen Vorbilds in Deutschland haben Sie sich als Freundin der Bürgerstiftungsidee bereit erklärt, die Schirmherrschaft über unsere Veranstaltung zu übernehmen. 15 Jahre Bürgerstiftungen in Deutschland, eine verhältnismäßig kurze Zeit, wenn man auf die Dauer blickt, die einzelne Stiftungen in Deutschland begleitet und mitgeprägt haben. Aber eine durchaus wichtige Zeit, wenn man 17 Dokumentation der Festveranstaltung am 1. Oktober 2012 im Reichstagsgebäude, Berlin Bürger stiften in Deutschland
betrachtet, was die Akteure der Bürgerstiftungen in dieser Zeit in unserem Land auf den Weg gebracht haben. In dieser Feierstunde soll der Blick ganz bewusst einmal zurück gerichtet werden. Die Wegbereiterinnen und Wegbereiter, Paten, Väter und Mütter, Hebammen, Geburtshelfer und Freunde sollen im Mittelpunkt stehen. Ihre Verdienste möchten wir beim Namen nennen und andere dazu ermuntern, es diesen Vorbildern gleich zu tun: nämlich zuzupacken und Signale zu setzen. Namentlich begrüßen darf ich für den Bundesverband Deutscher Stiftungen den Vorstandsvorsitzenden. Lieber Herr Professor Krull, seien Sie uns sehr herzlich willkommen! Ihr Wohlwollen und die Unterstützung der Bürgerstiftungen und ihrer nicht immer in konventionellen Bahnen laufenden Anliegen haben wir immer spüren und erleben dürfen. Schon Ihre Vorgänger haben uns nicht nur „machen lassen“, sondern dies jeweils ermöglicht und unterstützt. Sie haben diese Tradition fortgesetzt, Ihrerseits verstetigt und intensiviert, sind selber auch Bürgerstifter geworden. Sehr herzlichen Dank für Ihr Kommen und Ihr anschließendes Grußwort. Auch der Generalsekretär des Bundesverbandes ist heute unter uns und wird anschließend zu uns sprechen. Lieber Professor Fleisch, lieber Hans, auch Dir haben die Bürgerstiftungen für Unterstützung und Sympathie zu danken. Die Potentiale und deren „Hebelwirkung“ hast Du früh gesehen und mit der Macht Deiner Worte unterstützt und beflügelt. Begrüßen möchte ich an dieser Stelle auch die Wegbegleiter aus den Anfängen, die bei Bundesverband und IBS die Wege geebnet und bereitet haben. In historischer Reihung seien die Herren Dr. Christoph Mecking, Dr. Ulrich Brömmling und Tobias Henkel aus den ersten Stunden der Bürgerstiftungen im Bundesverband sehr herzlich begrüßt. Ihr Engagement wurde ergänzt durch das der Damen Dr. Alexandra Schmied und Katrin Sachs. Ihnen allen habe ich auch ganz persönlich für Hilfe, Unterstützung und produktives Ringen um die richtige oder mindestens jeweils beste Lösung zu danken! Es freut mich auch sehr, dass Herr Dr. Knut Bergmann, der lange Jahre „unser“ Mann im Bundespräsidialamt war, heute unter uns ist. Vielen Dank für die häufigen Anregungen und geöffneten Türen! Dass Bundespräsident Köhler mehrfach das Thema Bürgerstiftungen zu seinem gemacht hat, lag sicher nicht nur an deren Potential, sondern auch an den fundierten Vorlagen, die ihn immer wieder erreichten. Vom „Willkommensgruß“ des Präsidenten zum Welttreffen der Bürgerstiftungen in Berlin bis zu seinem Empfang unserer Vertreter im Schloss Bellevue und zu seiner Rede in Wismar, lieber Knut – immer warst Du involviert. Danke! Keinesfalls vergessen werden darf, das Team der Initiative Bürgerstiftungen zu begrüßen. Frau Gabriele Fleischer, die Zentrale und gute Seele unserer Anlaufstelle hier in Berlin, die von den Bürgerstiftungen in allen Fragen und zu fast allen Tages- und Nachtzeiten erreicht werden kann, Axel Halling, Ulrike Reichart und Sebastian Bühner – sie alle sind mit mindesII. Die Akteure der ersten Stunde
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tens einem Bürgerstiftungsgen ausgestattet und kümmern sich um seine Verbreitung, denn hier ist Ansteckung ja einmal ausdrücklich erwünscht. Und last but not least: Verehrte, vorbildliche, vorbildgebende Bürgerstiftungsbeweger und Bürgerstiftungsbeförderer, die auszuzeichnen und zu würdigen wir heute hier zusammengekommen sind. Sie und Ihr Wirken sollen im Fokus des heutigen Nachmittags stehen. Es freut uns sehr, dass Sie dies, obwohl Sie meist eher aus dem Hintergrund heraus zu wirken bevorzugen, für heute akzeptiert haben und uns damit einerseits Gelegenheit geben, Ihnen mit einer besonderen Form und Auszeichnung zu danken, andererseits aber auch zur Nachahmung aufzurufen. Sehr verehrte Trägerinnen und Träger der Auszeichnung „Verdiente Bürgerstifterin“ / „Verdienter Bürgerstifter“, es ist mir eine besondere Freude, Sie heute begrüßen zu können und gemeinsam mit dem Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Hans Fleisch, und meinem Nachfolger, Wolfgang Anders, auszeichnen zu dürfen. Stellvertretend für Sie alle, die Sie gleich einzeln und ganz individuell gewürdigt werden, darf ich nur eine namentliche Ausnahme machen und Ria Gräfin von der Groeben ganz besonders herzlich begrüßen, die trotz Ihres hohen Alters – sie ist 95 Jahre jung – aus Baden-Baden zu uns gekommen ist; ebenso wie sie im Jahr 2001 mit Ihrem ebenso verehrten wie unvergessenen Mann zur ersten Preisverleihung der Initiative Bürgerstiftungen kam. Bill White aus Michigan kann seine Auszeichnung heute leider nicht persönlich entgegennehmen. Für ihn ist seine Mitarbeiterin und unsere langjährige Kollegin Shannon Lawder aus London gekommen. Shannon, welcome in Berlin! We feel honored and privileged to have you here. Dr. Klaus Wehmeier hat heute zeitgleich eine Podiumsdiskussion mit Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen zu bestreiten. Da auch sie eine langjährige Freundin und Fördererin der Bürgerstiftungsidee ist – das Bundesfamilienministerium hat die IBS schon unter ihrer Leitung vielfältig unterstützt – grüßen wir beide Diskutanten von hier aus sehr herzlich und danken für ihr Wohlwollen. Auch Christian Pfeiffer sitzt jetzt fernab auf einem Podium. Er wirbt bei einem Symposium in New York für die Bürgerstiftungsidee. Dies gibt uns aber die Chance und Gelegenheit, der Frau an seiner Seite für ihren regelmäßigen und zeitlich nicht unerheblichen Verzicht zu danken. Liebe Frau Mayer-Pfeiffer, es freut uns sehr, dass Sie Ihren geschätzten Mann heute hier vertreten und einmal aus unserem Munde hören und vernehmen können, dass der Verzicht zu Hause, wenn Ihr Mann mal wieder für die Bürgerstiftungen und ihre Idee unterwegs ist, sehr gewürdigt wird und nicht ohne Folgen bleibt. Unter Umständen ein schwacher Trost für Sie, ein wunderbares Engagement aber für unsere gemeinsamen Anliegen. Dass Jörg Kastl der Weg in die Fraktionsebene des Reichstags jetzt doch zu beschwerlich wurde und er am Eingang umgekehrt ist, bedauern wir alle Bürger stiften in Deutschland
sehr. Gerne hätte ich ihm auch von dieser Stelle aus zu seinem kürzlich begangenen 90. Geburtstag gratuliert. Für ihn wird sein Neffe, Aldo Graziani, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Berlin, die Urkunde übernehmen. Lieber Aldo, bitte überbringe unsere besten Grüße. 15 Jahre Bürgerstiftungen in Deutschland: 239 Gütesigel-Bürgerstiftungen, 21.000 Stifterinnen und Stifter! Über 200 Millionen Euro Stiftungskapital, Fördermittel im letzten Jahr in Höhe von über 15 Millionen Euro, nicht gezählt das enorme ehrenamtliche Engagement unserer Zeitstifter – das alles würde es heute ohne unsere vorbildlichen Bürgerstiftungsakteure auf der bundesweiten Ebene nicht geben, aber auch nicht ohne die vielen tausend Aktiven in allen Bürgerstiftungen. Mit ihrem Engagement für andere, für Zwecke in ihrer Region und mit insgesamt rund 480.000 Stunden im Jahr sind sie ein wichtiger Faktor des Gemeinwesens. Erfolg ist abhängig von günstigen Konstellationen, und diese hängen ab von Menschen, ihrem Engagement und der Verbreitung ihres Tuns in der Öffentlichkeit. Im stillen Kämmerlein verpufft ein Teil ihrer Wirkung, nämlich der Ansteckungsfaktor. Damit dies den Bürgerstiftungen nicht passiert, werden wir heute vorbildliche Aspekte des Wirkens von Bürgerstiftungsbewegern würdigen und Sie alle einladen, in ihrem jeweiligen Umfeld davon zu berichten. Bürgerstiftungen sind längst aus der Ecke der kleinen, „armen“, sammelnden Stiftungen herausgetreten. Sie sind bereits mehrfach als Trendsetter aufgefallen und haben dies der vielfältigen Unterstützungen zu verdanken. Schon in der Anfangsphase waren beim Bundesverband Menschen offen für unsere Anliegen und Idee, es gab Vorschusslorbeeren: Genannt seien Herr Primus, Professor von Campenhausen, dem unser Anliegen trotz einer gewissen Skepsis ernst und wichtig genug erschienen, um es zu wägen und dann zuzulassen, Dr. Mecking, der uns unterstützte, Frau Dr. Julia DingwortNussek mit ihrem großen Herz für die kleinen Stiftungen, oder Baron Dr. von Poelnitz-Egloffstein, der als damaliger Administrator der Fuggerschen Stiftungen zuließ, das jede Stiftung einmal anfangen muss zu existieren, denn ohne einen Anfang ist auch keine lange Tradition zu begründen. Wohlwollen und Ermutigung standen am Beginn der Bürgerstiftungsbewegung, immer wieder auch die Unterstützung auf höchster Ebene durch unsere Staatsoberhäupter. Mit Worten und Taten beförderten Sie unsere Anliegen, ebenso die Kanzlerin oder unsere heutige Schirmherrin, die Mitstifterin der Bürgerstiftung im Landkreis Fürstenfeldbruck. Es bleibt mir, Ihnen einen schönen Nachmittag zu wünschen und einige aufschlussreiche Blicke in die gemeinsam geschriebene Geschichte der Bürgerstiftungsbewegung. Schreiben Sie auch weiter an den nächsten Kapiteln! Herzlich Willkommen! II. Die Akteure der ersten Stunde
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2. Grußwort Prof. Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Vorstandes, Bundesverband Deutscher Stiftungen Verehrte Frau Hasselfeldt, verehrte Frau Vollmer, sehr geehrte Gräfin von der Groeben, dear Ms. Lawder, lieber Herr Turner, liebe Förderer der Bürgerstiftungen sowie liebe Bürgerstifterinnen und -stifter, liebe Freunde der Bürgerstiftungsidee seien Sie alle herzlich willkommen zu unserer Festveranstaltung.
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Die deutsche Stiftungslandschaft hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich verändert. Sie ist jünger geworden, weiblicher, vielfältiger und bunter. Jeden Tag kommen zwei bis drei neue Stiftungen hinzu. Mehr als die Hälfte aller rund 19.000 Stiftungen ist in den letzten zwölf Jahren entstanden. Immer mehr Menschen in Deutschland begeistern sich für den Stiftungsgedanken. Dazu haben nicht zuletzt die Bürgerstiftungen beigetragen: Vor 20 Jahren galt die Errichtung von Stiftungen noch als Privileg Wohlhabender. Heute sind Stiftungen weniger exklusiv. Zugleich achten sie stärker darauf, durch transparente Arbeit Brücken zu den Bürgerinnen und Bürgern zu schlagen. Sie schweben nicht mehr über den Dingen, sondern sind ein bedeutsamer, ja unverzichtbarer Teil der modernen Bürgergesellschaft geworden. Der Anteil der Bürgerstiftungen an dieser Veränderung kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, genauer gesagt: das tatkräftige Engagement vieler Stifter(-innen), mittlerweile mehr als 21.000, die hinter den Bürgerstiftungen stehen. Es sind häufig Menschen, die bestimmte Anliegen haben, ihr jeweiliges Umfeld mitgestalten wollen, etwa wenn sie einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Angehörigen verschiedener kultureller Milieus in ihrer Kommune zumindest gelegentlich begegnen, dass sie miteinander reden und sich über ihre Sorgen und Probleme, aber auch über das, was sie erfreut, austauschen. Es sind Menschen, die aufmerksam sind, die genau beobachten und so sehen, was anders und vielfach besser laufen könnte. Sie wissen zum Beispiel, dass hohe Schulabbrecherquoten nicht zur Normalität werden dürfen. Und sie haben die Gewissheit, dass auch sie als einzelne Bürgerinnen und Bürger Situationen verbessern können, wenn sie die Herausforderungen gemeinschaftlich annehmen. Wenn personelle Engpässe in Kitas und Schulen bestehen, trommeln sie zum Beispiel Senioren zusammen, die bereit sind, sich zu engagieren, und federn die Ausfälle dadurch ab.Wie diese wenigen Beispiele schon zeigen, handelt es sich bei Bürgerstifterinnen und -stiftern um Menschen mit einem optimistischen Welt- und MenschenBürger stiften in Deutschland
bild. Bei Schwierigkeiten stecken sie nicht den Kopf in den Sand, sondern suchen nach Möglichkeiten gegenzusteuern. Da wir nicht in einer perfekten Welt leben, lassen sich allenthalben Missstände erkennen. Doch wer nur das Unzulängliche sieht, läuft leicht Gefahr zu verzagen. Und damit wäre niemandem geholfen. Entscheidend ist vielmehr der Umgang mit diesen Wahrnehmungen: Wird gemeckert, gelästert, geschimpft und lamentiert – oder packt man an, sucht nach Lösungen, entwickelt neue Ideen, investiert Geld und Zeit und setzt sich ein, um die Welt um sich herum ein Stückchen besser zu machen? Wer sich in Bürgerstiftungen engagiert, hat sich klar für die Option des konstruktiven Handelns entschieden – und diese Entscheidung ist ein Zeichen der Hoffnung, das weit über den Einzelnen hinausreicht. An diesem 1. Oktober, der schon vor einigen Jahren zum Tag der Bürgerstiftungen geworden ist und der ab dem nächsten Jahr zum Tag aller Stiftungen werden soll, wollen wir nun vor allem diejenigen ehren, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die Idee der Bürgerstiftung in Deutschland groß zu machen. Wer von Ihnen sich dabei welches spezifische Verdienst erworben hat, werden zweifellos gleich noch die Laudatoren zu würdigen wissen. Doch möchte ich zumindest einen Punkt hervorheben, der Sie alle hier im Raum verbindet: Sie alle haben an die Idee geglaubt! Und Sie haben sich dafür eingesetzt, diese Idee auszugestalten, sie durch Ihr jeweiliges Handeln zu festigen und zu vervielfältigen! Anders gesagt: Sie hatten eine Vision, sind deswegen aber nicht, wie von Dichtern oder Politikern immer wieder empfohlen, zum Arzt gegangen, sondern haben sich gefragt: „Was kann ich tun, damit aus dieser Vision Realität wird?“ Genau dieser Haltung ist es zu verdanken, dass innerhalb kurzer Zeit ein starker Ast am Stiftungsbaum entstehen konnte. Was Sie getan haben, ist, um das Bild weiter auszuschmücken, vergleichbar mit der Arbeit eines Gärtners – oder einer Gärtnerin: ■■
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Kaum ein erfolgreicher Gärtner wird sich ans Werk machen, ohne eine Vorstellung davon zu haben, wie sein Garten einmal aussehen soll. Erst nachdem sich das Bild vor dem inneren Auge hinreichend konkretisiert hat, gräbt er Löcher und legt Samen in die Erde, gießt dann die jungen Sprösslinge und düngt sie. Und wie der Gärtner von den einzelnen Pflanzen, so hatten auch Sie, liebe Bürgerstiftungsakteure, eine Vorstellung davon, welche Funktionen Bürgerstiftungen wahrnehmen können und sollen, und wo ihr Platz in der Gesellschaft sein wird. Überdies braucht, wer einen Garten anlegt, genaue Kenntnis der klimatischen und geologischen Verhältnisse. Die gute Gärtnerin kennt die Beschaffenheit des Bodens, weiß, zu welcher Jahreszeit die Aussaat zu erfolgen hat und wann die Pflanzen noch vor Nachtfrost geschützt werden müssen. Gärtnern und Gärtnerinnen ähnlich kannten auch Sie II. Die Akteure der ersten Stunde
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die in Deutschland bestehenden Institutionen und Organisationen. Sie sahen, dass es zwar für viele Belange Organisationen gab, aber die Bindungskraft der herkömmlichen Institutionen stark im Schwinden begriffen war. Dass es zwar durchaus eine wachsende Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger gab, sich an der Weiterentwicklung des Gemeinwesens zu beteiligen, die institutionellen Angebote aber nicht so attraktiv erschienen, dass aus dieser Bereitschaft heraus tatsächlich ein starkes bürgerschaftliches Engagement resultierte. Im Stiftungsbereich kam der entscheidende Durchbruch mit einem neuen Angebot, von dem die Menschen mittlerweile an Hunderten von Orten in Deutschland Gebrauch machen können. Und dass dabei Bürgerstiftungen eine gewisse Sogwirkung entfaltet haben, ist unverkennbar. ■■
Wer seinen Garten liebt, der unternimmt allerhand, um ihn von Unkraut freizuhalten. Das muss nicht heißen, dass Wildwuchs gänzlich unerwünscht ist, aber bestimmte Pflanzenarten können eben anderen eher schaden als nutzen. Strategische Ziele und ethische Qualitätsansprüche sind gerade im gemeinnützigen Sektor eng miteinander gekoppelt – oder sollten es doch zumindest sein. Bereits im Jahr 2000 hat der Arbeitskreis Bürgerstiftungen daher die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ beschlossen. Diejenigen unter Ihnen, die an der Entwicklung dieser Merkmale beteiligt waren, haben damals vom Ziel her gedacht und sich gefragt, wie Bürgerstiftungen verfasst sein müssen, damit sie den größtmöglichen Beitrag für das Gemeinwohl leisten können. Damit haben Sie den Weg geebnet zur Entwicklung der auf vorbildliche Weise unabhängigen, flexiblen und transparenten Institutionen, die heute allenthalben ihre überaus positiven Wirkungen entfalten.
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Aber gut Ding will Weile haben, und was einen guten Gärtner deshalb ebenfalls auszeichnet, ist sein Durchhaltevermögen und seine Geduld. Er ist sich bewusst, dass die ausgesäten Pflanzen nicht über Nacht in die Höhe schießen. Er weiß, dass sie unterschiedlich schnell wachsen, dass die einen – vielleicht weil sie an einem besonders günstigen Platz stehen – rasch emporschnellen und Früchte tragen, die anderen aber noch Zuspruch benötigen: gute Worte und zumeist wohl auch etwas Extradünger, im Falle der Bürgerstiftungen nicht zuletzt weitere Spenden und Zustiftungen.
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Und schließlich muss ein Gärtner Pflanzen lieben. Sie, liebe Bürgerstiftungsakteure, empfinden ebenfalls starke Zuneigung sowohl für die Gesellschaft, für die Sie sich einsetzen, als auch für die Bürgerstiftungen. Das merkt man und das ist ein ganz wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte!
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Bürger stiften in Deutschland
Denn heute, im 16. Jahr nach Gründung der ersten Bürgerstiftung, können wir beeindruckende Zahlen vermelden. Mittlerweile finden sich in Deutschland – wie bereits eingangs erwähnt – gut 21.000 überaus engagierte Bürgerstifterinnen und Bürgerstifter. Seit diesem Wochenende tragen 239 Bürgerstiftungen das Gütesiegel des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Sie sind quer durch das ganze Land verteilt und ermöglichen als Engagementplattformen, dass der Bürgerstiftungsgarten weiter Gestalt annimmt, ja sich allmählich zu einem Landschaftspark erweitert, dass viele neue Pflanzen hinzukommen und sich immer mehr Menschen an ihrem Anblick erfreuen. Dass es so weit kommen konnte, haben wir Ihnen, den Bürgerstifterinnen und -stiftern der ersten Stunde, zu verdanken! Und dafür wollen wir Sie heute gebührend feiern! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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3. Rede der Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Bundestagsvizepräsidentin a.D. und Bürgerstifterin Gerda Hasselfeldt, MdB
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Ich begrüße Sie sehr herzlich hier im Reichstagsgebäude, dem Sitz des deutschen Parlaments. Ich freue mich sehr darüber, dass ich erneut – wie vor fünf Jahren – die Schirmherrschaft über das Jubiläum der Bürgerstiftungen in Deutschland übernehmen darf. Es gibt mir Gelegenheit, meine Verbundenheit mit den Bürgerstiftungen und den hier tätigen Menschen zum Ausdruck zu bringen. In diesem Gebäude, dem Reichstagsgebäude, nehmen Parlamentarier ihre Verantwortung für die Menschen im Land wahr. In den Bürgerstiftungen wird auch Verantwortung für die Menschen im Land wahrgenommen. Rund 20.000 Stifterinnen und Stifter, unzählige ehrenamtlich Tätige setzen sich auf lokaler und regionaler Ebene für eine Vielzahl von Projekten ein. Sie schaffen mit ihrer Arbeit vor Ort ein Klima der Toleranz und fördern das Zusammenleben der Generationen. Das alles ist Ausdruck unserer demokratischen Kultur. Deshalb ist es richtig, diese Feierstunde im Reichstagsgebäude zu begehen. 15 Jahre sind eine nicht wirklich lange Zeit, aber für die Bürgerstiftungen eine einzige Erfolgsgeschichte. Nach der Gründung der ersten Bürgerstiftung 1996 in Gütersloh hat sich das Konzept in ganz Deutschland rasant verbreitet, ja einen regelrechten Triumphzug erlebt. Heute gibt es in Deutschland rund 300 Bürgerstiftungen mit einem Stiftungskapital von circa 200 Millionen Euro und mit einem breiten Spektrum von ganz unterschiedlichen Projekten. All diese Bürgerstiftungen sind getragen von ehrenamtlichem Engagement. Der Erfolg der Bürgerstiftungen und diese Zahlen sprechen nicht nur für das Konzept. Er spricht vor allem für unsere Gesellschaft, für die Menschen in unserem Land. Dies ist ein großartiges Signal der Mitmenschlichkeit. Darauf können wir sehr stolz sein. An dieser Erfolgsgeschichte haben Sie alle zusammen mit vielen anderen mitgewirkt. Mit Geld, mit Ideen, mit tatkräftiger Hilfe, mit ehrenamtlichem Engagement. Ich möchte Ihnen dafür herzlich danken! Ich freue mich, dass das besondere Engagement von Stifterinnen und Stiftern heute hier in diesem Rahmen gewürdigt wird und Sie für Ihre Leistungen ausgezeichnet werden. Ich danke Ihnen herzlich für dieses beispielhafte Engagement und gratuliere Ihnen zur Auszeichnung. Es sind viele Faktoren, die das Erfolgsgeheimnis der Bürgerstiftungen ausmachen. Bürgerstiftungen arbeiten selbständig und unabhängig. Unabhängig von kommunalen Strukturen, von politischen Parteien und von Konfessionen. Jeder kann sich einbringen, unabhängig vom Alter und der persönlichen Lebenslage.
Bürger stiften in Deutschland
Bürgerstiftungen sind nicht auf nur einen spezifischen Stiftungszweck ausgerichtet. Sie fördern gleichzeitig verschiedenartige Projekte. Das heißt, dass bei den Bürgerstiftungen praktisch jeder etwas finden kann, was zu ihm und seiner persönlichen Vorstellung von Engagement passt. Insofern sind Bürgerstiftungen ein Symbol für das Handeln freier Bürger in einer freien Gesellschaft. Das gemeinsame Ziel aller, die sich in Bürgerstiftungen engagieren ist, zusammen Gutes zu stiften ‑ mit dem investierten Geld, der eingesetzten Zeit und den guten Ideen. Die Bandbreite für das Engagement hat keine Grenzen. Sie reicht vom Pflanzen von Bäumen, der musikalischen Förderung von Kindern, von Bewerbungstraining und Gewaltprävention, der Förderung von Kunst und Kultur bis hin zur Versorgung bedürftiger Menschen mit Lebensmitteln. Spezifisch und ein sicherlich besonderer Faktor für den Erfolg der Bürgerstiftungen ist, dass sie sich um lokale und regionale Belange kümmern. Sie übernehmen Verantwortung für die Lebensqualität in ihrer Umgebung. Dies ist gerade in Zeiten der Globalisierung wichtig und ist Ausdruck einer Kultur der lebendigen Nachbarschaft. Eben nah am Menschen. Ein weiteres Ziel der Bürgerstiftungen ist der langfristige Vermögensaufbau bei vollständiger Transparenz der Strukturen und der Arbeit. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Unabhängigkeit der Bürgerstiftungen. Auch ist die gute Zusammenarbeit mit Unternehmen von herausragender Bedeutung. Das Engagement von Unternehmen findet sich als Stifter, als Spender und im Bereich des Sponsorings, beispielsweise durch Zeitspenden, die möglich sind, weil Mitarbeiter freigestellt werden. Bürgerstiftungen erleichtern damit auch die Übernahme von sozialer Verantwortung durch Unternehmen. Wir beobachten in unserem Land ein großartiges ehrenamtliches Engagement. In den Bürgerstiftungen, aber auch in vielen Vereinen, von den Rettungsdiensten bis zum Naturschutz. Ganz besonders ist das sichtbar in dem neu geschaffenen Bundesfreiwilligendienst. Dieses ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger ist ein großes Pfund, es ist der Kitt in unserer Gesellschaft. Selbstverständlich darf das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger nicht dazu führen, dass sich der Staat von Aufgaben zurückzieht, für die er originär zuständig ist. Notwendig ist eine Kooperation. Notwendig sind aber auch die staatlicherseits gesetzten richtigen Bedingungen, damit sich Ideen für ein privates Engagement entwickeln und realisieren lassen. Als ein Beispiel möchte ich hier nennen die Befreiung von Lebensmittelspenden von Tafeln von der Umsatzsteuer. Dieses Beispiel zeigt, dass ein enger Kontakt zwischen ehrenamtlich Tätigen und der Politik notwendig ist, damit auch stets von staatlicher Seite die richtigen Bedingungen gesetzt werden können. Dadurch ist in der Vergangenheit Manches erreicht worden, etwa im Spendenrecht, das steuerliche Anreize für Stifter und Spender gesetzt hat. II. Die Akteure der ersten Stunde
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Ich möchte in diesem Zusammenhang die Initiative Bürgerstiftungen nennen. Sie bietet wichtige Informationen für Gründungswillige und Interessenten. Sie berät über Themen wie Mittelbeschaffung, Satzungsgestaltung oder die Auswahl sinnvoller Projekte. Die Initiative leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Entstehung weiterer und zum Erhalt bestehender Bürgerstiftungen. Für die Politik sind die Bürgerstiftungen ein wichtiger, um nicht zu sagen unersetzlicher, Partner. Probleme in unserer Gesellschaft – wie Fragen der Integration, im Bildungsbereich oder die demografische Entwicklung – kann man besser gemeinsam angehen als jeweils für sich. Die Tatsache, dass Bürgerstiftungen für die Bundesregierung heute ein wichtiger Partner und Ansprechpartner sind, zeigt, welche positive Entwicklung die Bürgerstiftungen in den vergangenen Jahren durchlaufen haben. Die ersten deutschen Bürgerstiftungen in Gütersloh und Hannover haben schnell Nachahmer gefunden. Es wurde aber bald klar, dass der Name „Bürgerstiftung“ auch von Initiativen benutzt wurde, die die Definition der „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ nicht voll erfüllen, weil sie zum Beispiel nur einen Stiftungszweck erfüllen oder nicht auf Dauer angelegt sind. Hier wurde dankenswerter Weise der Bundesverband Deutscher Stiftungen aktiv. Er erteilt heute nach eingehender Prüfung den echten Bürgerstiftungen ein Gütesiegel. Da sich die Bürgerstiftungen in unserer Gesellschaft immer mehr etablieren, ist auch eine zunehmende Professionalisierung notwendig. Einer, der diesen Weg von den frühen Bürgerstiftungen bis hin zu einem immer größer werdenden Netz immer professioneller agierender Bürgerstiftungen maßgeblich mitgeprägt und begleitet hat, ist Nikolaus Turner. Er wird Ende des Jahres sein Amt als Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen abgeben. Nikolaus Turner hat viel Herzblut in die Arbeit der Bürgerstiftungen investiert. Er ist ein herausragender Experte im Stiftungswesen und vorbildlich in seinem ehrenamtlichen Engagement. Viele Impulse gingen und gehen immer wieder von ihm aus. Dafür gebührt ihm unser herzlicher Dank! Antoine de Saint-Exupéry hat einmal gesagt: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommel nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, um Aufgaben zu vergeben und Arbeit zu verteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer“. Die Begeisterung, mit der Sie und Ihre Freunde vor Ort die Projekte Ihrer Stiftung herangehen überträgt sich auf Andere. Sie laden ein zum Mitstiften, Mitdenken und Mitmachen. Deshalb wird sich die Erfolgsgeschichte der Bürgerstiftungen auch in Zukunft fortsetzen. Davon bin ich fest überzeugt. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Engagement und wünsche Ihnen dabei weiterhin viel Kraft und Freude.
Bürger stiften in Deutschland
4. Statut für die Auszeichnung: „Vorbildliche Bürgerstifterin/vorbildlicher Bürgerstifter“ Statut für die Verleihung der Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter/Vorbildliche Bürgerstifterin“ des Arbeitskreises Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen für besonderes, vorbildhaftes Engagement im Bereich des Bürgerstiftungswesens
Präambel Anlässlich des 15-jährigen Bestehens der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland und der ersten Bürgerstiftungsgründungen nach anglo-amerikanischem Vorbild 1996/97 in Deutschland begibt der Arbeitskreis Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen die Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter“ bzw. „Vorbildliche Bürgerstifterin“ und möchte mit dieser Ehrung besonders engagierten, über einen längeren Zeitraum (in der Regel mindestens 10 Jahre) überregional oder international für das Bürgerstiftungswesen in unserem Gemeinwesen im Einsatz aktiven Akteuren dieser besonderen Form der Stiftungen danken, sie ehren und ihr vorbildliches Wirken anderen Akteuren zur Nachahmung vorstellen.
I. Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen verleiht für besondere Verdienste um die Entwicklung des Bürgerstiftungswesens und die Verbreitung der Bürgerstiftungsidee die Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter“ bzw. „Vorbildliche Bürgerstifterin“. Die Auszeichnung ist verbunden mit einer Urkunde und einer Anstecknadel und erfolgt im Rahmen einer Feierstunde. Auf der Urkunde finden sich der Schriftzug: „Vorbildlicher Bürgerstifter“/“Vorbildliche Bürgerstifterin“, das Logo von Arbeitskreis und Initiative Bürgerstiftungen mit dem Motto “Gemeinsam Gutes anstiften“ sowie der Schriftzug: Arbeitskreis Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen und die Würdigungsformel: „Für herausragendes Engagement und besondere Verdienste um das deutsche Bürgerstiftungswesen.“
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Zu der Urkunde wird eine speziell angefertigte, goldene Anstecknadel nach dem Vorbild des Logos des Arbeitskreises überreicht. Die Auszeichnung kann einer Persönlichkeit verliehen werden, die sich um das Bürgerstiftungswesen verdient gemacht hat. II. Die Entscheidung für die Auszeichnung trifft die Leitung des Arbeitskreises Bürgerstiftungen zusammen mit der Leitung der Initiative Bürgerstiftungen und den Regionalkuratoren der Initiative Bürgerstiftungen. Entscheidungen bedürfen einer einfachen Mehrheit. Für die Entscheidung ist die Mitwirkung von mindestens der Hälfte der jeweils amtierenden Regionalkuratoren erforderlich. Vorschläge und Anregungen aus dem Kreis der Bürgerstiftungen mit dem Gütesiegel des Arbeitskreises Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen sind willkommen. Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen wird bei seinem nächsten Treffen von der Entscheidung unterrichtet. Die Auszeichnung wird in der Regel anlässlich eines Treffens der Bürgerstiftungen möglichst zum Tag der (Bürger)Stiftungen verliehen. III. Beim Bundesverband Deutscher Stiftungen in der Geschäftsstelle der Initiative Bürgerstiftungen wird ein Register mit den Namen der Ausgezeichneten hinterlegt. In dieses Buch werden die Namen der Ausgezeichneten, Ort und Datum des Beschlusses über die Verleihung sowie Ort und Datum der Übergabe eingetragen.
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IV. Die ersten Auszuzeichnenden erhalten Ihre Ehrung im Jahr 2012 zum 15. Jubiläum der Bürgerstiftungen in Deutschland, in nachfolgenden Jahren sollen maximal ein bis zwei Auszeichnungen pro Jahr erfolgen. Eine Auszeichnung muss nicht in jedem Jahr erfolgen und soll auch dadurch einen besonderen Charakter behalten. Berlin, den 22. März 2012
Der Leiter der Initiative Bürgerstiftungen Der Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen Bürger stiften in Deutschland
Abgebildete Personen auf den letzten vier Seiten: 1. Prof. Dr. Wolfgang Anders übergibt die Urkunde an Anna Pfeiffer, Ehefrau von Prof. Dr Christian Pfeiffer 2. Rupert Graf Strachwitz wird ausgezeichnet 3. Nikolaus Turner ehrt Frau Ria Gräfin von der Groeben 4. Shannon Lauder wird von Nikolaus Turner ausgezeichnet 5. Gruppenfoto aller Ausgezeichneten 6. Hans Fleisch gratuliert Peter Walkenhorst 7. Hans Fleisch gratuliert Michael Jacobi 8. Klaus Rollin wird durch Hans Fleisch gewürdigt 9. Nikolaus Turner gratuliert Frau Antje Vollmer 10. Frau Fleischer wird für ihre langjährigen Verdienste gewürdigt 11. Nikolaus Turner wird von Wilhelm Krull beschenkt
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Die ersten Träger der Auszeichnung: Vorbildlicher Bürgerstifter“ bzw. „Vorbildliche Bürgerstifterin“ zum Tag der Bürgerstiftungen am 1. Oktober 2012 (in alphabetischer Reihenfolge): ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■ ■■
Ria Gräfin von der Groeben (zugleich auch für Karl Konrad Graf von der Groeben †) Michael Jacobi Jörg Kastl Prof. Dr. Christian Pfeiffer Dr. Klaus Rollin Dr. Rupert Graf Strachwitz Dr. h.c. mult. Klaus Tschira Dr. Antje Vollmer Dr. Peter Walkenhorst Dr. Klaus Wehmeier Bill White
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Bürger stiften in Deutschland
5. Würdigung vorbildlicher Bürgerstifterinnen und -stifter Prof. Dr. Christian Pfeiffer Mindestens so bekannt wie als Kriminologe ist Professor Christian Pfeiffer als Initiator und Anschieber von Bürgerstiftungen. Auf einer USA-Reise Mitter der 1990er Jahre besuchte er unterschiedliche Kinder- und Jugendförderprogramme und stieß bei der Frage nach dem jeweiligen Finanzier immer wieder auf dieselben Förderer: Community Foundations. Neugierig geworden, besuchte er den New York Community Trust und wurde von der Idee der Bürgerstiftungen angesteckt. Zunächst war er Mit-Initiator der Bürgerstiftung in Hannover, die als erste Bottom-up-Gründung in Deutschland eine Vorreiterrolle übernahm und Vorbildfunktion für spätere Bürgerstiftungen erfüllte. Es folgten – angeregt auch durch seine begeisternden Reden und sein Trommeln für die Idee in zahlreichen Städten und Regionen ‑ mehrere Stiftungsgründungen. So kann etwa die Berliner Bürgerstiftung Professor Christian Pfeiffer als einen ihrer „Geburtshelfer“ nennen, und auch die Bürgerstiftung Hildesheim verdankt Christian Pfeiffer den Anstoßimpuls. Professor Pfeiffer lebt den Slogan, den er einst selbst prägte und engagiert sich bis heute mit „Geld, Zeit und Ideen“ für die Gründung und Weiterentwicklung von Bürgerstiftungen. In diesem Sinne durchquerte er im Frühjahr 2012 die Republik mit dem Fahrrad – von Wismar über München bis Berlin besuchte er die auf dem Weg liegenden Bürgerstiftungen und trat als Fürsprecher und Werber der Bürgerstiftungsidee auf. Nicht nur die Bürgerstiftungen der ersten Stunde, sondern auch die gesamte Bürgerstiftungsgemeinschaft dankt Christian Pfeiffer herzlich für seinen Einsatz und seine Leistungen und spricht ihre Anerkennung und ihren Respekt für seinen großen Beitrag um die Entwicklung der Bürgerstiftungsgemeinschaft in Deutschland aus. Dr. Rupert Graf Strachwitz Im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. Rupert Graf Strachwitz standen und stehen Einrichtungen, deren Mitglieder nicht durch Umstände oder Zwang gebunden sind, sondern durch Engagement und persönliche Leistung motiviert werden, die sich bewähren und immer wieder neu legitimieren müssen. Bei diesem Selbstverständnis mussten die Bürgerstiftungen ein zentrales Element seines Wirkens werden. Im Protokoll des 1. offiziellen Treffens des Arbeitskreises Bürgerstiftungen 1999 in Düsseldorf wird Rupert Graf Strachwitz wie folgt zitiert: „In der nachfolgenden Diskussion machte Graf Strachwitz deutlich, dass Bürgerstiftungen seines Erachtens von Bürgern, nicht von Trägern der öffentlichen Verwaltung, getragen und verwaltet werden müssen. Zur Abgrenzung von einerseits klassischen und andererseits II. Die Akteure der ersten Stunde
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Gemeinschaftsstiftungen sei zu beachten, dass Bürgerstiftungen offen, von vielen getragen und allen bürgerlichen Themen gegenüber je nach Bedarf flexibel seien. Klassische Stiftungen hätten regelmäßig nur einen Stifter, Gemeinschaftsstiftungen zwar wie die Bürgerstiftungen mehrere, aber einen spezifisch thematischen, meist nicht lokalen Stiftungszweck. Bürgerstiftungen seien stets ortsbezogen.“ Diese Beschreibung ist heute wie damals aktuell und ließ sich später in den zehn Merkmalen einer Bürgerstiftung auch nicht viel besser formulieren. Als Ratgeber, Wegbegleiter und Geburtshelfer zahlreicher Stiftungen und Bürgerstiftungen hat Rupert Graf Strachwitz auf der Basis dieser Eckpunkte die Entwicklung der Bürgerstiftungsentwicklung intensiv befördert. Daneben hat er in unterschiedlichen Arenen zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements beigetragen. Er ist nach wie vor rastlos im Hochschulbereich, in Institutionen jedweder Couleur national wie international, im politischen wie außerpolitischen Bereich unterwegs, um für seine Anliegen zu werben. Ria Gräfin von der Groeben „Reich zu sein ist keine Schande – reich zu sterben schon“. Dieser frei nach Andrew Carnegie formulierte Satz Karl Konrad Graf von der Groebens skizziert das gelebte Motto von Ria Gräfin von der Groeben und ihrem verstorbenen Ehemann. Es hat ebenso zur Gründung einer eigenen Stiftung wie zur Ausstattung und zu Zustiftungen weiterer Stiftungen geführt, wie zum Beispiel der Stiftung Weltethos des Tübinger Theologen Hans Küng. Die Umsetzung des Lebensmottos hat die Arbeit mehrerer Bürgerstiftungen befördert und beflügelt. Graf und Gräfin Groeben waren es, die vielleicht als erste Verständnis dafür hatten, dass die erfolgreiche, tägliche Bürgerstiftungsarbeit trotz ehrenamtlichen Engagements mit Kosten verbunden ist. Daher stellten sie ausdrücklich zu verbrauchende Mittel nicht für die Projektarbeit, sondern für die Verwaltungstätigkeit von Bürgerstiftungen und den Aufbau von Geschäftsstellen zur Verfügung. Ein noch immer seltenes, aber nachahmenswertes Vorbild , von dem nicht nur die Bürgerstiftungen in Hannover und Baden-Baden profitiert haben.
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William S. (Bill) White, (Shannon Lawder) „Deutschland liegt in Osteuropa.“ Diese ebenso schlichte wie „kreative“ Erkenntnis Bill Whites‘ nach dem Fall der Mauer und der Öffnung Osteuropas ermöglichte über zwei Arbeitsphasen eine großzügige Förderung der Initiative Bürgerstiftungen durch die Charles Stewart Mott Foundation, deren Präsident Bill White ist. Mit der Verleihung der Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter” würdigen die deutschen Bürgerstiftungen seinen persönlichen Einsatz und seine Vision, die sich als entscheidend für Entwicklung und Richtungsnahme der Bürgerstiftungen in unserem Land erwiesen haben. Die Bürgerstiftungen Bürger stiften in Deutschland
erhielten von der Mott Foundation Rat, Hilfe, Leadership und nicht zuletzt Freundschaft in Personen seiner selbst und der seiner Kollegen, darunter Dottie Reynolds und Shannon Lauder. Auch die Einbeziehung der damals noch kleinen und jungen deutschen Bürgerstiftungsbewegung in das Transatlantische Bürgerstiftungs-Netzwerk (TCFN) ist der Mott Foundation zu verdanken. Es ist eine Ehre, mit Bill White den Paten der deutschen Bürgerstiftungen im Kreis der „Vorbildlichen Bürgerstifter“ zu begrüßen. Dr. Peter Walkenhorst Zu Peter Walkenhorsts Verantwortung im Bereich der „Zukunft der Zivilgesellschaft“ bei der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh gehörten bis 2008 Aufbau und Leitung des Transatlantischen Bürgerstiftungsnetzwerkes TCFN (Transatlantic Community Foundations Network), das große und ganz kleine Bürgerstiftungen, hauptamtliche und ehrenamtliche Akteure und Macher aus Europa, den USA, Kanada und Mexiko zusammenführte. So konnten Akteure auf beiden Seiten des Atlantiks Erfahrungen bei der Entwicklung dieser Stiftungsform sammeln und austauschen. Zudem entwickelten sie gemeinsame Handreichungen, die in Gütersloh immer gern „Produkte“ genannt werden. Das Ergebnis dieses Projektes, das Bertelsmann Stiftung und Charles Stewart Mott Foundation finanzierten, hat einen nicht zu überschätzenden Einfluss auf die Entwicklung der Bürgerstiftungen weltweit gehabt. Ihre Erfolgsgeschichte in Deutschland ist ohne TCFN nicht denkbar. Das Engagement von Peter Walkenhorst und seinem Team, die großzügige Einbindung von Vertretern der noch ebenso kleinen wie neuen Bürgerstiftungen im Lande sind ganz entscheidend gewesen für die ebenso schnelle wie erfolgreiche Entwicklungskurve. Peter Walkenhorst hat die Entwicklung der Bürgerstiftungen in Deutschland mit seiner Arbeit und seinem Engagement maßgeblich befördert und ihre Einbindung in die weltweite Bewegung ermöglicht. Dr. Klaus Wehmeier Der 11. September 2001 ist neben dem die Welt verändernden Geschehen in New York und Washington auch eng mit der Bürgerstiftungsbewegung verbunden. An diesem Tag trafen sich in Gütersloh Dr. Klaus Wehmeier für die Körber-Stiftung und Professor Siegfried Engler für die Klaus Tschira Stiftung mit der Leitung der Bertelsmann Stiftung, um die Kooperation der drei Stiftungen zur Errichtung der Initiative Bürgerstiftungen nach intensiven Verhandlungen zu besiegeln. In Folge dieser Entscheidung nahm die Initiative Bürgerstiftungen zum 1. November 2001 ihre Arbeit unter Dr. Alexandra Schmied auf. Die inzwischen im elften Jahr laufende Erfolgsgeschichte IBS geht maßgeblich auf die Flexibilität, Kompromissbereitschaft und die Überzeugung der beteiligten Akteure zurück, mit der IBS und der Stärkung des Arbeitskreises eine zentrale Institutionen des Stiftungswesens II. Die Akteure der ersten Stunde
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zu fördern. Dr. Wehmeier erkannte die Bedeutung des Arbeitskreises als Forum für den Erfahrungsaustausch, die gegenseitige Unterstützung und das gemeinsame Lernen und Entwickeln des Bürgerstiftungssektors. Er legte großen Wert darauf, dass die besonderen Anfordernisse der ehrenamtlichen Bürgerstiftungsakteure bei der Planung der bundesweiten Arbeitskreistreffen berücksichtigt wurden. Durch seine enge Einbindung in die Entstehungsgeschichte der Bürgerstiftung in Dresden, deren Kuratorium er viele Jahre von Hamburg aus angehörte, war Klaus Wehmeier direkt in die Bürgerstiftungsarbeit involviert, kannte ihre Herausforderungen im Alltag sehr genau und unterstütze die Bürgerstiftung regelmäßig auf unterschiedlichste Weise. Klaus Tschira Das Herz des SAP-Mitgründers und Stifters Dr. Klaus Tschira schlägt eigentlich für die Naturwissenschaften und die Informatik sowie die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen in diesen Bereichen. Daneben treiben ihn die Themen Wissensmanagement und die Kommunikation und Vermittlung von Wissen in der Gesellschaft um. Dennoch konnte er sich für die zarte Pflanze der Bürgerstiftungsbewegung begeistern und förderte sie in ihrer Anfangszeit mit von Gründergeist und Euphorie beseelten Bürgerstiftungsinitiativen. Zu seinem Engagement für die Bürgerstiftungen gehört von Anfang an die Professionalisierung, die Unterstützung und Beförderung von Neugründungen, die Etablierung der IBS und deren Mitfinanzierung in den Anlaufjahren. Zusammen mit der Bertelsmann Stiftung und der Körber Stiftung wurden die ersten Geschäftsstellenförderungen auf den Weg gebracht und entsprechende Wettbewerbe ausgelobt. Ein tragfähiges Kooperationsmodell zwischen große Stiftungen zur Förderung der Bürgerstiftungsidee wurde damit auf die Schiene gesetzt. Heute ist die Kooperation von Stiftungen durchaus üblich, vor zehn Jahren war es noch eine skeptisch betrachtete Ausnahme. Klaus Tschira hat selber an Jurysitzungen mitgewirkt, zu Stiftungsjubiläen gesprochen und mit seiner persönlichen Mitwirkung und seinem Engagement zur Reputationsbildung der Bürgerstiftungen beigetragen. Sein Engagement als vorbildlicher Bürgerstiftungsförderer darf anderen Stiftern und Mäzenen als Vorbild dienen und zur Nachahmung des Förderengagements animieren.
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Jörg Kastl Jörg Kastl, Jahrgang 1922, ist ein Herr vom Scheitel bis zur Sohle. Uneitel, auch in Bezug auf die Nennung seines fortgeschritteneren Alters und der damit verbunden reichen Erfahrung. Er war in seinem ersten (Berufs-)Leben Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, unter anderem in Argentinien und in Moskau. In einer zweiten Mission hat Jörg Kastl nicht nur Kultur und Formen über den Atlantik gebracht, , sondern als aktives Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung Berlin und später als Stiftungsrat den deutschen BürBürger stiften in Deutschland
gerstiftungen und ihren Anliegen auch international ein Gesicht gegeben. Viele der von ihm erkannten Charakteristika der nordamerikanischen Bürgerstiftungen fanden Eingang in die Arbeit erfolgreicher Bürgerstiftungen in Deutschland. Die Begeisterung anderer für die Idee und die Gewinnung von weiteren Akteuren, auch hier kann Jörg Kastl als Beispiel und rühmliches Vorbild dienen. Michael Jacobi Michael Jacobi ist ein Urgestein der Bürgerstiftungsbewegung: 14 Jahre war er ehrenamtlicher Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands der Bürgerstiftung Gütersloh, der ersten top-down-errichteten Bürgerstiftungen. Bei der Formulierung und Implantierung gemeinsamer Kriterien für Bürgerstiftungen war er ganz vorne mit dabei. Seine Erkenntnis war, dass die Bürgerstiftungen als „Neuzugang“ im heftig umworbenen Bereich der Gemeinnützigen eines klar definierten Markenbildes bedürfen, um sich entwickeln und um „am Markt“ bestehen zu können. Bis heute bringt sich Michael Jacobi ein, wenn es darum geht, Alleinstellungsmerkmale für und von Bürgerstiftungen zu entwickeln und für sie einzutreten. Er ist ein verlässlicher Mitstreiter für die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“, Mitglied der Jury zur Vergabe des auf ihnen beruhenden Gütesiegels und war langjähriger Regionalkurator der Initiative Bürgerstiftungen für Nordrhein-Westfalen. Dr. Klaus Rollin Kaum einem Bürgerstiftungsengagierten ist so richtig bewusst, dass Dr. Klaus Rollin die Arbeit der meisten deutschen Bürgerstiftungen bis heute prägt: Gemeinsam mit Dr. Alexandra Schmied, Prof. Dr. Peter Rawert, dem Arbeitskreisleiter Nikolaus Turner erarbeitete Klaus Rollin die erste Mustersatzung für Bürgerstiftungen. Eine Grundlage seines Engagements fußt auf den in den USA selbst erlebten und erlernten Erfahrungen. Klaus Rollin ging dort im Pensionsalter bei Diana Sieger und Donnell Mercereau – zwei Frontfrauen der amerikanischen Bürgerstiftungsbewegung –, mehrere Wochen in die Lehre. Anfangs recht skeptisch, ob sich das Modell auf unsere Breitengrade übertragen lässt, hat er es inzwischen vielfach selber bewiesen. Mit seinem Engagement für die Hamburger Bürgerstiftung gibt er allen Bürgerstiftungen den Mut, dass es dank des guten Produktes „Bürgerstiftung“ grundsätzlich auch in Deutschland möglich ist, namhafte Zustiftungen und testamentarische Verfügungen von Stiftern zu erhalten. Dank seines Wirkens und der daraus resultierenden Zuwendungen an die Bürgerstiftung Hamburg ist der Beweis erbracht, dass dies funktioniert: Der vorläufig letzte dieser Mittelzugänge in Hamburg erfolgte in Höhe von 15 (!) Millionen Euro. Was in Hamburg möglich wurde, sollte auch an anderen Orten folgen können.
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Antje Vollmer Anerkennung statt Genehmigung und das Leitbild der „gemeinwohlkonformen Allzweckstiftung“. Dies sind zwei der zentralen Schlagwörter, die mit der Gesetzesreform des Stiftungsrechts im Jahr 2002 unmittelbar verbunden sind. Die Bundestagsvizepräsidentin Dr. Antje Vollmer war eine der wesentlichen Treiberinnen dieser bundesweiten Reform und leistete damit einen eminenten Beitrag dazu, dass das als anachronistisch geltende Stiftungsrecht in der Gegenwart ankam. Ohne Ihr singuläres Engagement zur Demokratisierung des Stiftungsgedankens wäre die Ausgangslage – über die Parteigrenzen hinweg – nicht so vielversprechend gewesen. Der Beitrag Frau Vollmers zur Verankerung des Stiftungsgedankens in der Gesellschaft und über alle politischen und gesellschaftlichen Grenzen hinweg kann daher nicht hoch genug eingeschätzt und bewertet werden. Seit der Auftaktveranstaltung der Initiative Bürgerstiftungen ist Antje Vollmer der Sache als „Botschafterin der Bürgerstiftungsidee“ verbunden und zählt als Freundin der Bürgerstiftungen zu dieser dynamischen Bewegung.
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6. Würdigung des langjährigen Arbeitskreisleiters durch Prof. Dr. Wilhelm Krull, Vorsitzender des Vorstands, Bundesverband Deutscher Stiftungen Meine sehr verehrten Damen und Herren, bevor Herr Professor Fleisch unsere Festveranstaltung beschließt, möchte ich noch einmal kurz das Wort ergreifen, obwohl dies nicht ausdrücklich im Programm vorgesehen ist. Wir haben im Rahmen dieser Feierstunde vorbildliche Stifterinnen und Stifter ausgezeichnet, die die Bürgerstiftungsbewegung maßgeblich geprägt haben. Eine Person ist dabei bisher nicht gewürdigt worden. Sie konnte auch nicht gewürdigt werden, weil sie es war, die unsere heutige Zusammenkunft angestoßen hat. Zum Ende dieses Jahres scheidet Herr Nikolaus Turner aus seiner Funktion als Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen aus, den er seit dessen konstituierender Sitzung im vergangenen Jahrhundert, am 19. August 1999 bei der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf, inne gehabt hat. Nur rhetorisch lässt sich die Frage stellen, ob sich Herr Turner – gleich den soeben gewürdigten Persönlichkeiten – mit Geld, Zeit und Ideen für die Bürgerstiftungen in Deutschland engagiert und so die Bewegung insgesamt geprägt habe. Selbstverständlich ist Herr Turner zumindest Stifter einer Bürgerstiftung. Nach Auskunft der Mitstreiter vor Ort ist er sogar „geistiger Vater, Mitgründer und früher Impulsgeber“ der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck. Stunden und Tage seiner freien Zeit hat er darüber hinaus investiert, um an Sitzungen des Beirats des Bundesverbands Deutscher Stiftungen, Arbeitskreissitzungen, Sitzungen des Projektbeirats der Initiative Bürgerstiftungen, Sitzungen der Gütesiegeljury und Tagungen internationaler Bürgerstiftungsnetzwerke teilzunehmen und in ihnen mitzuwirken. Unermüdlich war Nikolaus Turner im Einsatz, um Bürgerstiftungen von A bis Z – genauer gesagt: von Aachen bis Zittau – auf den Weg zu bringen und sie zu unterstützen. Zehn Merkmale einer Bürgerstiftung, Gütesiegel für Bürgerstiftungen, Tag der Bürgerstiftungen – dies sind wohl die bedeutendsten Ergebnisse der Ideen, die Herr Turner, gemeinsam mit einer Vielzahl anderer Engagierter, in intensiven und kreativen Diskussionen entwickelt und in die Tat umgesetzt hat. Dieses Engagement hat etwas bewirkt: Aus den zarten Anfängen der ersten Bürgerstiftungen ist eine starke und aufstrebende deutschlandweite Bürgerstiftungsbewegung geworden. Die Bürgerstiftungen werden als wichtiger Akteur des lokalen bürgerschaftlichen Engagements bis hin II. Die Akteure der ersten Stunde
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zur Staatsspitze wahrgenommen: Johannes Rau, Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck – jeder dieser Bundespräsidenten hat sich in seiner Amtszeit mit dem Thema „Bürgerstiftung“ befasst und ihr Engagement vor Ort gewürdigt. Dabei gelang Herrn Turner immer wieder der Spagat, am Ende alle mit auf den Weg zu nehmen: Die gerade errichtete Bürgerstiftungen mit einem Kapital von 25.000 Euro in gleicher Weise wie die größten Bürgerstiftung Deutschlands – in Hamburg, Dresden und Braunschweig. Es rührte ihn die Geschichte der Moritzburgerin Maria Türke, die anlässlich ihres 80. Geburtstags unter dem Dach der Bürgerstiftung Dresden die „Stiftung zur Förderung des Orchestermusikernachwuchses“ gründete. In einem Zeitungsbericht erklärte sie anlässlich der Stiftungsgründung: Sollte ihr einmal das Geld ausgehen, werde sie im Wald Tannenzapfen sammeln und anschließend auf dem Markt verkaufen. Lieber Herr Turner, wie es mit den Bürgerstiftungen weitergeht, werden Sie wohl auch künftig verfolgen. Vermutlich werden sie kritisch beobachten, ob die Bürgerstiftungen Ihrer stets wiederholten Mahnung, sich stärker dem Kapitalaufbau zu widmen, nachkommen. Sicher werden die Bürgerstiftungen manch einen Weg einschlagen, den Sie aus der Distanz heraus anders bewerten als die Engagierten vor Ort selbst. Unser großer Wunsch an Sie: Bleiben Sie auch künftig der Bürgerstiftungsbewegung freundschaftlich verbunden! Und was bleibt uns? Anlässlich des 25. Arbeitskreistreffens am 10. Mai 2007 im Rahmen der 63. Jahrestagung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen sprach Seine Kaiserliche Hoheit Dr. Asfa-Wossen Prinz Asserate zu dem Thema „Kleine Gesten ganz groß – vom ‚Danken’ in Deutschland und in der Welt“. – Das „Danken“ war und ist immer schon ein besonderes Anliegen von Nikolaus Turner gewesen: den Menschen zu danken, die ihr Geld, ihre Zeit und ihre Ideen gegeben haben, um die Bürgerstiftungen vor Ort und deutschlandweit zu fördern. Nun ist es an uns allen, ihm einmal von Herzen zu danken. Lieber Herr Turner, Sie sind einer dieser Menschen, ohne deren beständigen Einsatz die deutschen Bürgerstiftungen nicht da stünden, wo sie heute stehen. Es gibt daher wohl keinen schöneren Rahmen, um sie ebenfalls als „vorbildlicher Bürgerstifter“ zu ehren und Ihnen im Namen der Bürgerstiftungen und im Namen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen unseren ausdrücklichen Dank auszusprechen und dies zu verbinden mit kleinen Geschenken und den besten Wünschen für die Zukunft!
Bürger stiften in Deutschland
III. Chronologie der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland
1914—Gründung der Cleveland Community Foundation, der weltweit ersten Bürgerstiftung, durch Frederick Harris Goff, einen Cleveländer Bankier und Rechtsanwalt 1996/97—Gründung der ersten deutschen Bürgerstiftungen nach angloamerikanischem Vorbild in Gütersloh und Hannover 1999—Symposium „Community Foundations in Civil Society“ der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh 1999—Gründung des Arbeitskreises Bürgerstiftungen durch den Bundesverband Deutscher Stiftungen und konstituierendes Treffen des Arbeitskreises zu Gast bei der Gerda Henkel Stiftung in Düsseldorf 1999—Suzanne Feurt (USA, efc Brüssel) referiert beim zweiten Treffen des Arbeitskreises bereits über „Donor Services“, die Dienstleistungsfunktion einer Bürgerstiftung für Stifter und Spender 2000—Der Arbeitskreis beschließt in Weimar die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ 2001—Bürgerstiftungen übergeben dem Vorsitzenden der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages, Dr. Michael Bürsch, im Reichstag ihre Stellungnahme zur Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements. 2001—Gründung der Initiative Bürgerstiftungen mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung, der Klaus Tschira Stiftung, der Körber Stiftung, der Charles Stewart Mott Foundation. Dr. Alexandra Schmied wird Projektleiterin der Initiative Bürgerstiftungen. III. Chronologie der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland
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2001—Bundespräsident Johannes Rau lobt: „… Sie [die Bürgerstiftung] rückt die Stiftung als Instrument der Bürgergesellschaft in die breite Öffentlichkeit und – auch das kein gering zu schätzender Aspekt – vermag das Bild der Stiftung als eine Domäne der Vermögenden zu korrigieren.“ 2002—Erster bundesweiter Tag der Bürgerstiftungen am 1. Oktober – 50 Bürgerstiftungen in Deutschland 2003—Rainer Gilberg, Bürgerstiftung Remscheid, begleitet die Akteure des Arbeitskreises bei der Entwicklung eines gemeinsamen Logos und des Slogans „Gemeinsam Gutes anstiften“ Gütesiegel für Bürgerstiftungen wird eingeführt, Kriterien für die Verleihung sind die „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“ 2004—Erstes Welttreffen der Bürgerstiftungen in Berlin – Schirmherr ist Bundespräsident Horst Köhler 2005—Katrin Sachs wird Leiterin der Initiative Bürgerstiftungen 2006—Auszeichnung der 100. Gütesiegel-Bürgerstiftung 2007—25. Arbeitskreistreffen – Verleihung des Preises der IBS für transparente Rechenschaftsberichte – Erste Regionalkuratoren als ehrenamtliche Mitarbeiter der IBS gewonnen 2008—Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt würdigt zum zehnten Geburtstag der Bewegung das Bürgerstifterengagement und empfängt stellvertretend für 10.000 Bürgerstifter im Land 200 Stifter in der Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin 2008—Burkhard Küstermann wird Leiter der Initiative Bürgerstiftungen und führt sie in ihre dritte Phase 2008—Bundespräsident Horst Köhler empfängt acht Bürgerstiftungsakteure in Schloss Bellevue zu einem Informationsgespräch 40
2008—Anlässlich des zehnten Geburtstags der Bürgerstiftung Wismar würdigt Bundespräsident Horst Köhler in der St. Georgenkirche in Wismar die deutsche Bürgerstiftungsbewegung 2009—Deutschland überholt Kanada und wird das Land mit der zweitgrößten Anzahl von Bürgerstiftungen weltweit, ein Rekord der mit Blick auf das vorhandene Kapital auch in Ansätzen nicht gehalten werden kann Bürger stiften in Deutschland
2010—Auszeichnung der 200. Gütesiegel-Bürgerstiftung 2011—Überschreitung der 200 Millionen-Euro-Stiftungskapital-Schwelle der deutschen Bürgerstiftungen 2012—Arbeitskreis Bürgerstiftungen und IBS würdigen die Akteure der Ersten Stunde der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland als „Vorbildliche Bürgerstifter“ 2013—Nikolaus Turner übergibt die Leitung des Arbeitskreises nach 14 Jahren an Wolfgang Anders, stellvertretende Leiterin wird Marie-Luise Stoll-Steffan
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III. Chronologie der Bürgerstiftungsbewegung in Deutschland
IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
1. Die 10 Merkmale Bereits im Jahr 2000 anlässlich der Jahrestagung des Bundesverbandes in Weimar gaben sich die Bürgerstiftungsvertreter eine Definition, die sogenannten „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“. Auf dieser Grundlage vergibt der Bundesverband Deutscher Stiftungen jeweils für die Gültigkeitsdauer von zwei Jahren alljährlich zum 1. Oktober, dem deutschlandweit gefeierten Tag der Bürgerstiftungen, das Gütesiegel für Bürgerstiftungen, den sog. „Bürgerstiftungs-TÜV“.
Präambel: Eine Bürgerstiftung ist eine unabhängige, autonom handelnde, gemeinnützige Stiftung von Bürgern für Bürger mit möglichst breitem Stiftungszweck. Sie engagiert sich nachhaltig und dauerhaft für das Gemeinwesen in einem geographisch begrenzten Raum und ist in der Regel fördernd und operativ für alle Bürger ihres definierten Einzugsgebietes tätig. Sie unterstützt mit ihrer Arbeit bürgerschaftliches Engagement.
Eine Bürgerstiftung ist gemeinnützig und will das Gemeinwesen stärken. Sie versteht sich als Element einer selbstbestimmten Bürgergesellschaft. 42
Eine Bürgerstiftung wird in der Regel von mehreren Stiftern errichtet. Eine Initiative zu ihrer Errichtung kann auch von Einzelpersonen oder einzelnen Institutionen ausgehen.
Bürger stiften in Deutschland
Eine Bürgerstiftung ist wirtschaftlich und politisch unabhängig. Sie ist konfessionell und parteipolitisch nicht gebunden. Eine Dominanz einzelner Stifter, Parteien, Unternehmen wird abgelehnt. Politische Gremien und Verwaltungsspitzen dürfen keinen bestimmenden Einfluss auf Entscheidungen nehmen. Das Aktionsgebiet einer Bürgerstiftung ist geographisch ausgerichtet: Auf eine Stadt, einen Landkreis, eine Region. Eine Bürgerstiftung baut kontinuierlich Stiftungskapital auf. Dabei gibt sie allen Bürgern, die sich einer bestimmten Stadt oder Region verbunden fühlen und die Stiftungsziele bejahen, die Möglichkeit einer Zustiftung. Sie sammelt darüber hinaus Projektspenden und kann Unterstiftungen und Fonds einrichten, die einzelne der in der Satzung aufgeführten Zwecke verfolgen oder auch regionale Teilgebiete fördern. Eine Bürgerstiftung wirkt in einem breiten Spektrum des städtischen oder regionalen Lebens, dessen Förderung für sie im Vordergrund steht. Ihr Stiftungszweck ist daher breit. Er umfasst in der Regel den kulturellen Sektor, Jugend und Soziales, das Bildungswesen, Natur und Umwelt und den Denkmalschutz. Sie ist fördernd und/oder operativ tätig und sollte innovativ tätig sein. Eine Bürgerstiftung fördert Projekte, die von bürgerschaftlichem Engagement getragen sind oder Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Dabei bemüht sie sich um neue Formen des gesellschaftlichen Engagements. Eine Bürgerstiftung macht ihre Projekte öffentlich und betreibt eine ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit, um allen Bürgern ihrer Region die Möglichkeit zu geben, sich an den Projekten zu beteiligen. Eine Bürgerstiftung kann ein lokales Netzwerk innerhalb verschiedener gemeinnütziger Organisationen einer Stadt oder Region koordinieren. Die interne Arbeit einer Bürgerstiftung ist durch Partizipation und Transparenz geprägt. Eine Bürgerstiftung hat mehrere Gremien (Vorstand und Kontrollorgan), in denen Bürger für Bürger ausführende und kontrollierende Funktionen innehaben.
IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
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2. Die 239 Bürgerstiftungen mit Gütesiegel und Gründungsjahr
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Bürgerstiftung ................................................................... Gründungsdatum Stadt Stiftung Gütersloh . .......................................................... 20.12.1996 Bürgerstiftung Hannover ............................................................ 23.12.1997 Bürgerstiftung Steingaden . ...................................................... 08.04.1998 Mannheimer Bürgerstiftung .................................................... 06.05.1998 Bürgerstiftung Isernhagen ........................................................ 01.09.1998 Bürgerstiftung der Hansestadt Wismar . ................................ 10.09.1998 Bürgerstiftung für die Stadt Kassel und den Landkreis Kassel ......................................................................... 02.02.1999 BürgerStiftung Hamburg ............................................................ 31.03.1999 Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck ............ 03.05.1999 StadtStiftung Quakenbrück ....................................................... 07.05.1999 Hertener Bürgerstiftung . ........................................................... 12.06.1999 Bürgerstiftung Berlin ................................................................... 26.07.1999 Agenda 21 - Stiftung in Diepholz ............................................. 30.09.1999 Bürgerstiftung Dresden .............................................................. 13.10.1999 Bürgerstiftung Eberbach ........................................................... 19.01.2000 Bürgerstiftung München ........................................................... 25.01.2000 Bürgerstiftung Göttingen . ......................................................... 15.08.2000 Gemeinschaftsstiftung „MeinAugsburg“ .............................. 12.10.2000 Bürgerstiftung Remscheid ........................................................ 18.10.2000 Bürgerstiftung Tecklenburger Land .......................................... 14.11.2000 Bürgerstiftung Büren .................................................................. 18.12.2000 Dortmund-Stiftung ...................................................................... 18.12.2000 Bürgerstiftung Osnabrück ......................................................... 18.12.2000 Bürgerstiftung Dülmen .............................................................. 28.12.2000 Bürgerstiftung Stuttgart ............................................................. 02.04.2001 Bürgerstiflung Tübingen ............................................................ 03.05.2001 Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas ................................ 30.05.2001 Bürgerstiftung Region Ahrensburg . ......................................... 13.06.2001 Bürgerstiftung Nürnberg ............................................................ 16.07.2001 Bürgerstiftung im Landkreis Nienburg ................................... 24.08.2001 BürgerStiftung Hildesheim ......................................................... 17.11.2001 Bürgerstiftung Rohrmeisterei Schwerte .................................. 29.11.2001 Bürgerstiftung Oberndorf .......................................................... 14.02.2002 Bürgerstiftung Bremen .............................................................. 02.05.2002 Bürgerstiftung ZwischenRaum Jena Saale Holzland ........... 19.06.2002 Bürgerstiftung Bremerhaven .................................................... 27.06.2002 Bürgerstiftung Lörrach ............................................................... 02.07.2002 Bürgerstiftung Baden-Baden . .................................................. 08.07.2002 Bürgerstiftung Reutlingen .......................................................... 16.07.2002
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40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82
Bürgerstiftung Wallenhorst . .................................................... 05.08.2002 Bürgerstiftung Salzgitter ........................................................... 19.09.2002 Bielefelder Bürgerstiftung . ....................................................... 01.10.2002 Bürgerstiftung Schwalenberg . .................................................. 21.10.2002 Stadt Stiftung Bad Lippspringe . ............................................... 18.11.2002 Bürgerstiftung Augsburg ............................................................ 25.11.2002 Bürgerstiftung Lilienthal . .......................................................... 04.12.2002 Bürgerstiftung Hellweg-Region ................................................ 05.12.2002 Bürgerstiftung Blankenhain ..................................................... 15.04.2003 Bürgerstiftung Düren . ................................................................ 16.06.2003 Die Wiesbaden Stiftung - Bürgerstiftung ............................... 05.08.2003 Bürgerstiftung Rietberg ............................................................. 14.09.2003 Bürgerstiftung Breuberg ............................................................ 19.09.2003 Bürgerstiftung Braunschweig ................................................... 22.10.2003 Bürgerstiftung Ostfalen .............................................................. 31.10.2003 Lingener Bürgerstiftung .............................................................. 05.11.2003 Bürgerstiftung Förderturm Bönen ............................................ 10.11.2003 Bürgerstiftung Erlangen . ............................................................. 11.11.2003 Bürgerstiftung Ratzeburg ........................................................... 18.11.2003 Bad-Westernkotten-Bürgerstiftung .......................................... 26.11.2003 Stiftung „Bürger für Leipzig“ .................................................... 03.12.2003 Bürgerstiftung Norden ................................................................ 10.12.2003 Bürgerstiftung Bad Nauheim . ................................................... 19.01.2004 Bürgerstiftung Weimar ............................................................... 24.01.2004 Bürgerstiftung Mülheim an der Ruhr ..................................... 06.02.2004 Bürgerstiftung Rösrath . ............................................................. 03.04.2004 Bürgerstiftung Wasserburg ....................................................... 30.04.2004 Parchimer Bürgerstiftung ........................................................... 11.05.2004 Bürgerstiftung Bovenden .......................................................... 30.06.2004 Bürger.Stiftung.Halle . ................................................................ 02.07.2004 Heilbronner Bürgerstiftung ........................................................ 12.07.2004 BürgerStiftung Ludwigshafen am Rhein ................................ 20.07.2004 BürgerStiftung Bruchsal ............................................................ 10.08.2004 Bürgerstiftung Werra-Meißner .................................................. 12.10.2004 69 Stiftung Citoyen ...................................................................... 27.10.2004 Bürgerstiftung Hanau Stadt und Land .................................... 27.10.2004 Bürgerstiftung Detmold .............................................................. 15.11.2004 Delmenhorster Bürgerstiftung .................................................. 26.11.2004 Bürgerstiftung Schaumburg ...................................................... 29.11.2004 Bürgerstiftung Filderstadt .......................................................... 30.11.2004 Bürgerstifiung Mittelhessen ..................................................... 06.12.2004 Stadtteilstiftung Sahlkamp-Vahrenheide ............................... 15.12.2004 Stiftung*Bürger flur Münster ..................................................... 21.12.2004 IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
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83 Bürgerstiftung Coesfeld . ........................................................... 22.12.2004 84 Stiftung Aktive Bürger Borken Stadtlohn und Umgebung ............................................................................. 27.12.2004 85 Stiftung kinder- und familienfreundliches Melsungen ...... 16.02.2005 86 Bürgerstiftung Warburg ............................................................. 02.03.2005 87 Bürgerstiftung Duisburg ............................................................. 11.03.2005 88 Bürgerstiftung Westmünsterland ............................................ 19.04.2005 89 BürgerStiftung Alfeld . ................................................................ 18.05.2005 90 Bürgerstiftung Düsseldorf . ........................................................ 31.05.2005 91 Bürgerstiftung Fellbach ............................................................. 05.06.2005 92 Bürgerstiftung Unser Schwabach ............................................ 28.06.2005 93 Bürgerstiftung Peine ................................................................. 02.08.2005 94 Bürgerstiftung Bad Essen ........................................................ 02.08.2005 95 Bürgerstiftung EmscherLippe-Land ........................................ 05.08.2005 96 Bürgerstiftung Siegen ................................................................ 22.08.2005 97 Hanseatische Bürgerstiftung Rostock .................................... 15.09.2005 98 Bürgerstiftung Köln . .................................................................... 10.10.2005 99 Stiftung KalkGestalten ................................................................ 11.10.2005 100 Bürgerstiftung Leinfelden-Echterdingen . ............................... 07.11.2005 101 Bürgerstiftung Biberach ............................................................. 07.11.2005 102 Bürgerstiftung Weinheim ............................................................ 11.11.2005 103 Bürgerstiftung Neukölln ............................................................. 21.11.2005 104 Marienheider Bürgerstiftung ..................................................... 29.11.2005 105 Bürgerstiftung Eppstein . ............................................................ 30.11.2005 106 Bürgerstiftung Kreis Ravensburg ............................................. 02.12.2005 107 Bürgerstiftung Erfurt . .................................................................. 12.12.2005 108 Bürgerstiftung Achim .................................................................. 19.12.2005 109 Bürgerstiftung Krefeld . ............................................................... 19.12.2005 110 Bürgerstiftung Böblingen ........................................................... 19.12.2005 111 Bürgerstiftung Bernkastel-Kues . ............................................. 20.12.2005 112 Frankfurter Bürgerstiftung . ....................................................... 01.01.2006 113 Bürgerstiftung Murrhardt .......................................................... 31.01.2006 114 Bürgerstiftung Bad Tölz ............................................................. 01.02.2006 115 Juist-Stiftung ................................................................................ 16.02.2006 116 Bürgerstiflung Sundern ............................................................. 07.03.2006 117 Bürgerstiftung Mindelheim ...................................................... 03.04.2006 118 Bürgerstiftung ‚Halterner für Halterner‘ ................................. 01.06.2006 119 Bürgerstiftung Neuenkirchen-Vörden . .................................. 08.06.2006 120 Bürgerstiftung Remseck ........................................................... 26.06.2006 121 Freiburger Bürgerstiftung ......................................................... 29.06.2006 122 Bürgerstiftung Pfalz .................................................................... 01.07.2006 123 Bürgerstiftung Barnim Uckermark . ......................................... 03.07.2006 124 Bürgerstiftung Wiesloch ............................................................ 05.07.2006 Bürger stiften in Deutschland
125 Bürgerstiftung Warmbronn ....................................................... 25.07.2006 126 BürgerStiftung Kernen i. R. ...................................................... 08.09.2006 127 Bürgerstiftung Hemmingen ...................................................... 19.09.2006 128 Bürgerstiftung Celle ..................................................................... 11.10.2006 129 Bürgerstiftung Rheda-Wiedenbrück ....................................... 16.10.2006 130 Bürgerstiftung Rhein-Lippe . ..................................................... 18.10.2006 131 Bürgerstiftung Lebensraum Aachen ....................................... 06.11.2006 132 Bürgerstiftung der Region Achern ........................................... 06.11.2006 133 Bürgerstiftung Weinstadt ........................................................... 07.11.2006 134 Bürgerstiftung Taunusstein ....................................................... 13.11.2006 135 Bürgerstiftung Landkreis Günzburg ......................................... 14.11.2006 136 Bürgerstiftung Wittingen ............................................................ 15.11.2006 137 Bürgerstiftung Region Rendsburg ............................................. 17.11.2006 138 Bürgerstiftung Laichinger Alb . ................................................... 17.11.2006 139 Tuttlinger Bürgerstiftung ........................................................... 24.11.2006 140 Bürgerstiftung Neukirchen-Vluyn ........................................... 28.11.2006 141 Bürgerstiftung für Haan und Gruiten ...................................... 28.11.2006 142 Bürgerstiftung der Stadt Dannenberg und Umgebung . ..... 29.11.2006 143 Bürgerstiftung zivita ................................................................... 06.12.2006 144 Oldenburgische Bürgerstiftung ................................................ 07.12.2006 145 Bürgerstiftung Rheinfelden ....................................................... 07.12.2006 146 Briloner Bürgerstiftung .............................................................. 12.12.2006 147 Bürgerstiftung Region Neumarkt i. d. Opf ............................. 12.12.2006 148 Bürgerstiftung Unna ................................................................... 14.12.2006 149 Bürgerstiftung Geislingen an der Steige . .............................. 18.12.2006 150 Borkum-Stiftung .......................................................................... 18.12.2006 151 Bürgerstiftung Titisee-Neustadt . ............................................. 19.12.2006 152 Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung .............................. 20.12.2006 153 Bürgerstiftung Salzkotten .......................................................... 13.01.2007 154 Bürgerstiftung Kehl ...................................................................... 31.01.2007 155 Bürgerstiftung Arnsberg ............................................................ 01.02.2007 156 Bürgerstiftung Donaueschingen . ............................................ 05.02.2007 157 Koblenzer Bürgerstiftung ........................................................... 13.03.2007 158 Bürgerstiftung Wetzlar ............................................................... 26.03.2007 159 Bürgerstiftung Backnang . .......................................................... 27.03.2007 160 Bürgerstiftung „Kulturlandschaft Spreewald“ . ..................... 07.05.2007 161 Bürgerstiftung Algermissen ....................................................... 07.05.2007 162 Bürgerstiftung für Quedlinburg ............................................... 16.05.2007 163 Bürgerstiftung Staufen i. Br. ..................................................... 01.06.2007 164 Bürgerstiftung Vechta ................................................................ 13.06.2007 165 Bürger-Stiftung Ostholstein ...................................................... 26.06.2007 166 Bürger-Stiftung Stormarn .......................................................... 26.06.2007 167 Bürgerstiftung Henstedt-Ulzburg ............................................ 06.07.2007 IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
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168 Bürgerstiftung Rössing ............................................................... 12.07.2007 169 Bürgerstiftung Rastatt ................................................................. 12.07.2007 170 Bürgerstiftung Pfungstadt .......................................................... 19.07.2007 171 Bürgerstiftung Wolfsburg .......................................................... 02.10.2007 172 Bürgerstiftung Viernheim .......................................................... 02.10.2007 173 Bürgerstiftung Südlohn-Oeding .............................................. 05.10.2007 174 Bürgerstiftung Fürth ................................................................... 29.10.2007 175 WIR FÜR NIEDERKASSEL - Bürgerstiftung . .............................. 02.11.2007 176 Bürgerstiftung Osffildern ........................................................... 14.11.2007 177 LindenLimmerStiftung ................................................................ 21.11.2007 178 Bürgerstiftung Hof ....................................................................... 22.11.2007 179 Bürgerstiftung Region Bergen ................................................... 28.11.2007 180 Bürgerstiftung Syke ..................................................................... 30.11.2007 181 Bürgerstiftung Sauerlach .......................................................... 04.12.2007 182 Bürgerstiftung Herdwangen-Schönach .................................. 05.12.2007 183 Bürgerstiftung Landshut ........................................................... 08.12.2007 184 Bürgerstiftung Hirschberg a. d. Bergstrasse .......................... 11.12.2007 185 Bürgerstiftung Versmold ............................................................ 11.12.2007 186 Bürgerstiftung FÜR KORSCHENBROICH im Rhein-Kreis Neuss .................................................................. 11.12.2007 187 Bürgerstiftung in der Region Rathenow .................................. 12.12.2007 188 Bürgerstiftung für Chemnitz ...................................................... 12.12.2007 189 Bürgerstiftung Sindelfingen ...................................................... 18.12.2007 190 Bürgerstiftung Esslingen ............................................................ 19.12.2007 191 BürgerStiftung Herdecke ........................................................... 28.12.2007 192 Bottroper Bürger-Stiftung .......................................................... 08.01.2008 193 Bürgerstiftung Ditzingen ........................................................... 01.04.2008 194 163 Bürgerstiftung Neuss - BüNE ............................................ 11.04.2008 195 Bürgerstiftung Mutterstadt ...................................................... 23.06.2008 196 Bürgerstiftung - Wir für Meerbusch ......................................... 02.07.2008 197 Bürgerstiftung Hanstedt ............................................................. 16.07.2008 198 Bürgerstiftung Bad Dürrheim ................................................... 12.08.2008 199 Bürgerstiftung Dormagen . ........................................................ 15.09.2008 200 Bürgerstiftung Eitorf Stiftung . .................................................. 07.10.2008 201 Konzer-Doktor-Bürgerstiftung ................................................... 05.11.2008 202 Bürgerstiftung Lüchow . .............................................................. 07.11.2008 203 Bürgerstiftung Lebendiges Bayerisches Ries ........................ 27.11.2008 204 Bürgerstiftung Lichtenberg ...................................................... 09.12.2008 205 Bürgerstiftung Straubenhardt ................................................... 15.12.2008 206 Bürgerstiftung Jüchen ................................................................ 18.12.2008 207 Bürgerstiftung Stuhr ................................................................... 06.01.2009 208 BürgerStiftung Ehrenfeld . ......................................................... 19.03.2009 209 Bürgerstiftung Lampertheim .................................................... 07.04.2009 Bürger stiften in Deutschland
210 Bürgerstiftung Landkreis Starnberg . ..................................... 20.04.2009 211 Bürgerstiftung Herrenberg ........................................................ 26.05.2009 212 Bürgerstiftung Waldenbuch . ................................................... 26.06.2009 213 Bürgerstiftung Mühlacker ......................................................... 06.07.2009 214 Bürgerstiftung Heidelberg ........................................................ 08.07.2009 215 Bürgerstiftung Rheinhessen . ................................................... 29.10.2009 216 Stiftung für Pöcking .................................................................... 04.12.2009 217 Bürgerstiftung Freising .............................................................. 16.12.2009 218 Bürgerstiftung Cloppenburg ...................................................... 17.12.2009 219 Bürgerstiftung Magdeburg . ...................................................... 23.12.2009 220 Bürgerstiftung für Goslar und Umgebung .............................. 07.01.2010 221 Bürgerstiftung Kelkheim . ........................................................... 11.02.2010 222 Bürgerstiftung Schöneiche bei Berlin ..................................... 15.04.2010 223 Bürgerstiftung Billerbeck .......................................................... 04.05.2010 224 Bürgerstiftung Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ..................... 04.05.2010 225 Bürgerstiftung Bockenem/Ambergau .................................... 05.05.2010 226 Bürgerstiftung Sendenhorst Albersloh ................................... 17.05.2010 227 Stadtteil-Stiftung Hemelingen ................................................. 01.06.2010 228 Stiftung - Bürger für Warendorf . ............................................... 29.11.2010 229 Bürgerstiftung Hude .................................................................... 30.11.2010 230 Bürgerstiftung Rottenburg am Neckar . .................................. 06.12.2010 231 Bürgerstiftung Bad Emstal ........................................................ 20.12.2010 232 Bürgerstiftung Stadt Selm . ........................................................ 18.02.2011 233 Bürgerstiftung Herzogenrath ..................................................... 25.08.2011 234 Herforder Bürgerstiftung ............................................................. 15.10.2011 235 Bürgerstiftung Rielasingen-Worblingen ................................... 17.10.2011 236 Bürgerstiftung Unser Leohaus ................................................... 16.11.2011 237 DumeklemmerStiftung Ratingen ............................................. 08.03.2012 238 Bürgerstiftung Holzkirchen ....................................................... 29.05.2012 239 Bürgerstiftung Rosenheim ......................................................... 29.10.2012
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IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
3. Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen und die Initiative Bürgerstiftungen Der Arbeitskreis Bürgerstiftungen wurde im Sommer 1999 vom Bundesverband Deutscher Stiftungen eingerichtet, um seinen Mitgliedsstiftungen neben den bereits bestehenden Arbeitskreisen für thematische und formspezifische Bereiche des Stiftungswesens auch für diese neue, regional fokussierte Form stifterischen Wirkens ein Forum für die Begegnung und den Erfahrungsaustausch anzubieten. Der Arbeitskreis und die ihn formenden Bürgerstiftungen haben sich in den 14 Jahren des Bestehens bereits 40 Mal zu Treffen zusammengefunden um im Austausch voneinander zu lernen, BestPractice-Anregungen zu entwickeln und gemeinsame Anliegen zu befördern. Neben der Formulierung der „10 Merkmale“ als Standard für Bürgerstiftungen nach anglo-amerikanischem Vorbild sind auch das jährlich zum 1. Oktober an Bürgerstiftungen die die zehn Merkmale erfüllen vergebene Gütesiegel und der Tag der Bürgerstiftungen Initiativen des Arbeitskreises. Die Initiative Bürgerstiftungen (IBS) ist das unabhängige Kompetenzzentrum für alle Fragen zum Thema Bürgerstiftungen. Sie informiert und berät Bürgerstiftungen, Gründungsinitiativen und Einzelpersonen. Die IBS wirbt für Qualitätsstandards und fördert so die Professionalität und Transparenz von Bürgerstiftungen. Bei den regelmäßig organisierten Veranstaltungen vernetzen sich Bürgerstiftungen und tauschen sich aus. Gegenüber der Öffentlichkeit setzt sich die IBS für die Interessen der Bürgerstiftungen ein. Unterstützung erfährt die Initiative durch ehrenamtliche Regionalkuratoren, die bundesweit als Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung stehen. Zu den ersten Fördern der Initiative Bürgerstiftungen zählten die Bertelsmann Stiftung, das Bundesfamilienministerium, die Charles Stewart Mott Foundation, die Klaus Tschira Stiftung und die Körber-Stiftung. Als Projekt des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird die IBS aktuell gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Robert Bosch Stiftung, der Breuninger Stiftung, der Körber-Stiftung, dem Generali Zukunftsfonds und der Dr. Jürgen Rembold Stiftung für bürgerschaftliches Engagement.
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Bürger stiften in Deutschland
Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Berater und Vermittler für die deutschen Bürgerstiftungen konzentriert sich die Initiative Bürgerstiftungen auch auf ausgewählte Sonderprojekte mit thematischer oder regionaler Spezialisierung, wie z. B. die Qualifizierung von Ehrenamtlichen oder die Sonderinitiative „Stiftungsinitiative Ost“ zur Unterstützung der gemeinschaftlichen Stiftungsarbeit in den ostdeutschen Bundesländern (www.stiftungsinitiativeost.de ). Der internationale Gedankenaustausch – insbesondere mit den anglo-amerikanischen Community Foundations und Bürgerstiftungen in Mittel- und Osteuropa – ist für die deutsche Bürgerstiftungsbewegung von großer Bedeutung, weshalb die Initiative Bürgerstiftungen engen Kontakt zu international orientierten Organisationen (TCFN, efc, CFC, WINGS-CF) pflegt. Die Regionalkuratoren der Initiative Bürgerstiftungen Die Regionalkuratoren unterstützen die Initiative Bürgerstiftungen in ihrem Bemühen, den Bürgerstiftungen die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen, etwa bei der Beratung von Gründungsinitiativen, im Rahmen der Fortbildungsangebote der BürgerstiftungsWerkstatt, der Netzwerkbildung und bei der Bekanntmachung des Konzeptes der Bürgerstiftungen in der Öffentlichkeit. Die Regionalkuratoren erfüllen Ihre Arbeit ehrenamtlich. Sie ermöglichen aufgrund ihrer deutschlandweiten Verteilung ein bundesweites Agieren der IBS, kennen die landesspezifischen und regionalen Besonderheiten und können diese im Einzelfall unmittelbar thematisieren und nachvollziehen. Die Regionalkuratoren der IBS sind Persönlichkeiten, die selbst langjährige Erfahrung beim Aufbau und der Leitung von Bürgerstiftungen gemacht haben und die Bürgerstiftungen und Initiativen hervorragend beraten können. Gerne nehmen Sie auch Termine zu festlichen Anlässen der Bürgerstiftungen wahr. Sie können direkt Kontakt mit den Regionalkuratoren aufnehmen oder Redeanfragen an das Berliner Büro richten. Weitere Informationen und die Erreichbarkeiten der Regionalkuratoren finden Sie unter: www.buergerstiftungen.org/de/geschaeftsstelle/regionalkuratoren.html 51
IV. Fakten der Bürgerstiftungsbewegung
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B端rger stiften in Deutschland
Initiative BĂźrgerstiftungen Haus Deutscher Stiftungen MauerstraĂ&#x;e 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-90 | Fax -91
www.buergerstiftungen.org