StiftungsWelt 03-2012: Mitten im Leben

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»Teilhabe ist ein Querschnittthema, das alle angeht« Raúl Krauthausen

StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes

deutscher stiftungen

03-2012 ISSN 1863-138X · Preis 15,90 €

Berthold Beitz wird 99 – ein Interview mit dem Ehrenmitglied des Bundesverbandes » » » S. 42

Mitten im Leben Inklusion von Menschen mit Behinderung

Neue Initiativen: StiftungsPanel und Tag der Stiftungen » » » S. 68/70


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StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

Liebe Leserinnen und Leser,

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Editorial während diese Ausgabe der StiftungsWelt entstand, fanden in London die 14. Paralympics statt. Sie brachten neue Rekorde, nicht nur was sportliche Höchstleistungen angeht, sondern auch im Hinblick auf die öffentliche Wertschätzung von Menschen mit Behinderung. Die Athleten kämpften in ausverkauften Stadien, ernteten Begeisterungsstürme, die Berichterstattung war so umfassend wie nie zuvor. Die Spiele sind ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu gleichberechtigter Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Nicht erst seit die Vereinten Nationen 2006 das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen verabschiedet haben, ist klar: Viel muss sich ändern, um umfassende Teilhabe zu ermöglichen. Eine treibende Kraft in diesem Prozess ist die Stifterin Dr. Sigrid Arnade. Sie gibt in ihrem Einführungsartikel Einblicke in die Entwicklung, Bedeutung und Umsetzung der UN-Konvention. Neue Muster für „Teilhabe ist ein Querschnittthema, das alle angeht“, Zuwendungs­ macht der Sozialunternehmer Raúl Krauthausen im Interview bestätigungen veröfklar. Nicht nur Stiftungen, deren Satzungszweck die Fördefentlicht – Näheres rung von Menschen mit Behinderung ist, sondern alle Stiftungen sollten sich damit befassen, wie sie den Aspekt der Teilunter www.stiftungen. habe bei ihren Aktivitäten einbeziehen. Dieses Heft gibt Einorg/muster blicke, wie sich Stiftungen in verschiedenen Lebensbereichen für Inklusion von Menschen mit Behinderungen engagieren – von Bildung über Wohnen, Mobilität und Kommunikation bis hin zu Sport, Musik und Kunst. Über die wichtigsten Ergebnisse der Mitgliederversammlung informiert Sie der Bericht auf S. 66. Zwei neue Initiativen möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen: In diesem Herbst etabliert der Bundesverband mit dem StiftungsPanel ein Instrument, das die Stiftungsforschung in Deutschland voranbringen wird. Wie wirkungsvoll es sein kann, hängt auch von Ihrer Mitwirkung ab. Im Interview steht Dr. Antje Bischoff dazu Rede und Antwort (S. 68). Ab kommendem Jahr wird ein „Tag der Stiftungen“ auf das vielfältige Wirken von Stiftungen aufmerksam machen. Er findet erstmals am 1. Oktober 2013 statt. Auch dieses Vorhaben lebt von der Beteiligung der Mitglieder – mehr dazu auf S. 70. Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Im August hat das Bundesfinanzministerium neue Muster für Zuwendungsbestätigungen herausgegeben. Ihre Verwendung ist ab 1. Januar 2013 Pflicht. Die Formulare, die ab sofort eingesetzt werden können, finden Sie auf der Internetseite des Bundesverbandes.

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Prof. Dr. Hans Fleisch Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

Ihr


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StiftungsWelt 03-2012 » » » Mitten im Leben 5

inhalt 03-2012

StiftungsWelt digital lesen www.stiftungen.org/digital

schwerpunkt: inklusion 10 �����Behinderung neu denken! Zur Bedeutung und Umsetzung der Behindertenrechtskonvention – eine Einführung » » » Dr. Sigrid Arnade 19 �����Ein Leben für alle Interview mit Raúl Krauthausen » » » Benita v. Behr 22 �����Gemeinsam lernen – Vielfalt schätzen Inklusion in der Schule » » » Maren Wichmann 24 �����Was ist uns Inklusion wert? Interview mit Niko Roth » » » Katrin Kowark 26 �����Der große Umbruch Inklusive Wohnkonzepte als Herausforderung für Trägerstiftungen » » » Friedrich Lutz 28 �����Die inklusive Kraft des Sports Mehr Teilhabe durch Bewegung » » » Dr. Thomas Schneider 30 �����Der glückliche Steuerzahler Manfred Sauer – ein Porträt » » » Benita v. Behr 32 �����Netzwerk für Mobilität auf dem Land » » » Birgitta Pfeil 33 �����Auf Schatzsuche Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung » » » Iris Rodriguez 34 �����Mittendrin Outsider! Kunst von Menschen mit Behinderung » » » Dagmar Priepke 35 �����Inklusion mit Musik » » » Prof. Dr. Irmgard Merkt und Wilhelm Sonnemann

titelbild

Das Titelbild und die Fotos im Schwerpunktteil hat der Fotograf Thomas Sommerfeld beim „Run of Spirit“, einem Lauf für Inklusion des Evangelischen Johannesstifts in Berlin, aufgenommen. Mehr Infos: Seite 38.

36 �����Barrierefrei kommunizieren! » » » Edeltraut Hanfland und Susanne Böhmig 37 �����Die Klischee-Killer Ein Online-Ratgeber sensibilisiert Journalisten » » » Timon Pohl 38 �����Kurz & gut 40 �����Service: Literaturtipps und Links im Internet


STIF TUN GSP ANEL Jetzt anmelden! Siehe Seite 68


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inhalt 03-2012

42 » » » Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz im interview

a  Titelthema

64 » » » rückblick: deutscher stiftungstag 2012

71 » » » angebote und dienstleistungen für stiftungen: neue online-datenbank

stiftungen stiftungen a 42 �����„Ich wünsche mir mehr mutige Stifter.“ » » » Interview mit Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz 46 �����Die Geldanlage als Hebel nutzen: Mission Investing » » » Anke Pätsch 50 �����Was denken die Antragsteller? Ergebnisse der Studie „Learning from Partners“ 52 �����Mercator Forscherverbund: Handlungsempfehlungen für die Förderung von Sozialunternehmertum veröffentlicht » » » Dr. Felix Streiter und Prof. Dr. Bernhard Lorentz 53 �����Nachgefragt: Heinz Barentzen  54 �����Die Wirkungsmesser: das Analyse- und Beratungshaus PHINEO » » » Interview mit Dr. Andreas Rickert neuigkeiten 56 �����Personalia  58_____Neuerrichtungen  59_____Preisverleihungen  60 �����Jubiläen  61_____Mosaik  63_____Zustiftungen  63_____Ausschreibungen

Interna Termine und 64 �����Deutscher StiftungsTag 2012 – ein Rückblick Veranstaltungen 66 �����Ergebnisse der Mitgliederversammlung 2012 Trends und a 68 �����Ein StiftungsPanel für Deutschland » » » Interview mit Dr. Antje Bischoff Initiativen a 70 �����Neues Projekt: Tag der Stiftungen 2013 » » » Nina Leseberg Mitglieder und 71 �����StiftungsPartner finden: neue Suchmaschine » » » Dr. Hermann Falk Kooperationspartner 72 �����Neue Mitglieder des Bundesverbandes 76 �����Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes

Service Stiftungsmanagement Stiftungskommunikation fortbildung Stiftungsrecht Buchmarkt blickpunkte

78 �����Neue Serie: Projektmanagement » » » Rolf Kaestner 80 �����Weniger ist mehr: Kommunikationsstark durch Themenfokussierung » » » Susanne Kutz 82 �����Serie: Lernen für das Gemeinwohl » » » Stefanie Müller 84 �����Wenn Stiftungen Geschäfte machen » » » Dr. Lutz Förster 86 �����Aktuelle Verfügungen und Urteile » » » Christian Süß 88/90 ��Neuerscheinungen  91_____Besprechungen  92_____Aktuelle Literatur 3 ������Editorial  8_____Panorama 93 �����Impressum  93_____In eigener Sache  94_____Kulinarisches


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Panorama presseschau Die Studie „Mission Investing“

(siehe auch S. 46f.) stieß auf ein breites ­Medienecho. Eine kleine Auswahl:

„Es ist paradox, dass Anleger einen Unterschied machen, wie sie ihr Geld verdienen und wie sie es anschließend anlegen, sagt Weber. Mission Investing gibt der Geldanlage einen tieferen Sinn.“ „In moralischer Mission“ | Financial Times Deutschland, 8. August 2012

„In dieser Situation hat der Bundesverband einen neuen Vorschlag zur Vermögensanlage ins Gespräch gebracht. Neudeutsch kommt sie als ‚Mission Investing‘ daher. Man soll auch bei der Geldanlage schon an seine Mission, seine Ziele denken. Eine Stiftung soll also passend zu ihrer Aufgabe auch bei der Geldanlage nach sozialen, ökologischen oder anderen gemeinnützigen Kriterien anlegen. ‚So kann eine Sozialstiftung für den Ausbau eines Pflegeheims ein Darlehen geben oder sich an der Gründung eines Sozialunternehmens beteiligen‘, fordert Hermann Falk, stellvertretender Generalsekretär im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Man wolle bei der Geldanlage einen Paradigmenwechsel einleiten und die Geldanlage als zweiten Hebel – neben der Förderung – für den Stiftungszweck nutzen.“ „Investieren mit Mission“ | Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. August 2012

„Das neue Zauberwort bei den Stiftungen heißt ‚Mission Investing‘. (...) Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat gestern in Berlin die Studie ‚Mission Investing im deutschen Stiftungssektor – Impulse für wirkungsvolles Stiftungsvermögen‘ vorgestellt. Die Publikation beschreibt erstmals, wie Stiftungen ihr Kapital wirkungsorientiert anlegen können. Es soll, vereinfacht gesagt, Gutes getan und zugleich eine Rendite erwirtschaftet werden.“ Studie: „Mission Investing“ macht Stiftungen stärker | Kieler Nachrichten, 27. Juli 2012

Luther-Nachfahre unterstützt Erfurter Augustinerkloster

Edwin Luther ist 90 Jahre alt und ein direkter Nachfahre des Bruders von Martin Luther. Diese Verwandtschaft war ihm schon immer sehr wichtig, und weil er selbst keine Kinder hat, stiftete er der Stiftung Augustinerkloster zu Erfurt im Juni 100.000 Euro zu. Diese unselbstständige Stiftung wurde 2003 am Geburtstag Martin Luthers gegründet und steht unter der treuhänderischen Verwaltung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Die Idee, etwas zur Erinnerung an unseren berühmten Vorfahren zu tun, bestand in der Familie schon lange“, sagte Edwin Luthers Nichte Martina Wiegand (auf dem Foto mit einem Porträt ihres Onkels im Kreuzgang des Augustinerklosters) der Thüringer Allgemeinen. Sie arbeitet seit vier Jahren für das Augustinerkloster und hat ihren Onkel bei der Zustiftung unterstützt. Sie ist es auch, die neu in den Vorstand berufen wurde, um darauf zu achten, dass die Zuwendung im Sinne des Zustifters

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für den dauerhaften Erhalt des Kloster­ ensembles verwendet wird. Das Erfurter Augustinerkloster, in dem die diesjährige Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen stattfand, beherbergte von 1505 bis 1511 den Mönch Martin Luther und gilt deshalb als eines zustifter der wichtigsten Reformationsstätten in Mitteldeutschland. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg begann in der DDR der schrittweise Wiederaufbau. Abgeschlossen wurde er vor zwei Jahren mit einem Gästehaus und einem Haus der Begegnung. Edwin Luther lebt heute in einem Erfurter Pflegeheim. Geboren wurde er 1922 in der Nähe von Bad Salzungen, wo er bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs auf dem elterlichen Bauernhof arbeitete. Im Krieg wurde er bei einem Flugzeugabsturz verwundet. Später war er als Versicherungskaufmann tätig und arbeitete sich in Hamburg erst zum Direktor, dann zum Vorstandsvorsitzenden der Inter­ unfall-Versicherung für Deutschland, Österreich und die Schweiz hoch. Seine Familie, insbesondere die Schwester Emilie Scheuber, geborene Luther, holten ihn 2010 nach Erfurt. Die Zustiftung, die Edwin Luther durch sein im Laufe des Lebens angespartes Vermögen möglich war, erhöht das Stiftungskapital auf 270.000 Euro. Rg www.augustinerkloster.de

Um bei der aktuell in Deutschland geplanten und bis 2050 ausgelegten Energiewende Aussicht auf Erfolg zu haben, werden die Stiftungen unbedingt gebraucht – ihr Sachverstand, ihre Unabhängigkeit und ihr langer Atem. Klaus Milke | Vorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit und von Germanwatch e.V., in seinem Impulsvortrag zur festlichen Abschlussdebatte im Rahmen des Deutschen StiftungsTages am 22. Juni 2012


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Handwerk hat goldenen Boden

Wohl jeder Mensch freut sich, im Kreise seiner Freunde und Verwandten jemanden zu haben, der über handwerkliches Geschick verfügt und bei kniffeligen Problemen in Haus und Garten mit guten Ideen und zwei rechten Händen aus der Patsche helfen kann. Solch pfiffige Zeitgenossen auch in professionellem Rahmen zu würdigen, hat sich die Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen zur Förderung innovativer Leistungen im Handwerk auf die Fahnen geschrieben, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Mit ihrem Innovationspreis gibt sie Handwerksbetrieben aus dem Landkreis Reutlingen seit einem Vierteljahrhundert Ansporn für die Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. „Der große Erfindungsreichtum unseres heimischen Handwerks hat jedes Jahr aufs Neue begeistert und beeindruckt. 446 innovative Wettbewerbsbeiträge wurden der Stiftung seit ihrer Gründung eingereicht. 121 Preisträger konnten mit Geldpreisen in Höhe von insgesamt 302.000 Euro ausgezeichnet werden“, resümiert EuAUSGEFALLEN gen Schäufele, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse. Neben einem ersten, zweiten und dritten Preis winken Sonderpreise, die die Leistungen von kleinen Handwerksbetrieben, Betrieben mit besonders kreativen Fertigkeiten und für das junge Handwerk im „Land der Tüftler und Denker“ BvB würdigen. Verliehen wird der Preis am 16. November.

4 Millionen

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg gehen. Rund 7,5 Millionen Menschen gelten in Deutschland als funktionale Analphabeten, d.h. sie sind nicht fähig, einfache Texte zu verstehen, fast 19 Prozent der 15-Jährigen verfügen über unzureichende Schreib- und Lesekompetenzen. Hieran muss sich etwas ändern, meint die Stiftung Lesen und beschreitet auch ungewöhnliche Wege, um ihre Zielgruppen zu erreichen. In einer Aktion mit der Fast-Food-

Kette Mc Donald’s verteilte sie im September in den Schnellrestaurants 4 Millionen Bücher an Kinder. Auf Verpackungen, Plakaten und Tisch-Sets wurde zudem für Sprach- und Leseförderung geworben. Die Aktion, hierzulande erstmals durchführt, wird bereits erfolgreich in Skandinavien und Großbritannien umgesetzt und brachte der Stiftung eine Rüge der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch ein. www.stiftunglesen.de/buchaktion BvB

» » » Am 30. August hat das Bundesministerium der Finanzen neue Muster für Zuwendungsbestätigungen herausgegeben. Gemeinnützige Einrichtungen sollten ihre alten Muster ab sofort durch die neuen ersetzen. Deren Verwendung ist ab dem 1. Januar 2013 Pflicht. Vorlagen und Infos unter: www.stiftungen.org/ muster +++ Eine ticker Gruppe von elf Stiftungen hat am 23. August unter Federführung der Stiftung Mercator und der Robert Bosch Stiftung mit zahlreichen Prominenten die Kampagne „Ich will Europa“ angestoßen, um den Blick auf die Vorteile und Errungenschaften Europas für Deutschland zu lenken. +++ Seriöse Quelle für nachhaltige Produkte und Dienstleister: Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt unterstützt mit rund 400.000 Euro die Entwicklung des grünen Online-Branchenbuchs „Utopia City“, das unter city.utopia.de abrufbar ist. +++ Dagi Kieffer erhält am 10. Oktober den EuroNatur-Preis der Naturschutzstiftung EuroNatur. Die 87-jährige Unternehmerin wird für ihr Lebenswerk und als Vorreiterin im Einsatz für eine bessere Landwirtschaft geehrt. +++ Mit einem neuen Handbuch zeigt die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), wie der Übergang von der Hauptschule in die Ausbildung gelingt. „Erfolgreich von der Schule in die Ausbildung“ richtet sich mit Handlungsempfehlungen an Entscheidungsträger aus Schulen, Unternehmen und Politik. +++ Der Schwimmer Thomas Lurz und der ehemalige Säbelfechter Dieter Schneider haben am 30. August eine Stiftung für die Förderung des Behindertensports an der Universität Würzburg gegründet. Beide Olympioniken geben jeweils 25.000 Euro in den Grundstock der Thomas Lurz und Dieter Schneider Sportstiftung, deren Ziel die gleichberechtigte Teilhabe ist. +++ Michael Beier ist seit dem 1. September geschäftsführender Vorstand der Heinz Sielmann Stiftung in Duderstadt. Zuvor hatte der Spezialist für Stiftungen und Fundraising den Bereich Marketing an der Stiftung Universität Hildesheim Ph geleitet.


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Behinderung neu denken! Zur Bedeutung und Umsetzung der Behindertenrechtskonvention – eine Einführung

von Dr. Sigrid Arnade

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete im Dezember 2006 einstimmig das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (kurz Behindertenrechtskonvention oder BRK), ein Dokument, das aufgrund seiner konsequenten Menschenrechtsorientierung in Fachkreisen weltweit Begeisterung auslöste. In der Konvention sind als zentrale Prinzipien die Nichtdiskriminierung und Gleichberechtigung, die Selbstbestimmung, die Inklusion, die Barrierefreiheit und die Partizipation verankert. Nach Unterzeichnung und Ratifikation ist die Behindertenrechtskonvention seit dem 26. März 2009 geltendes Recht in Deutschland und könnte dazu beitragen, die Lebenssituation der fast zehn Millionen behinderten Menschen in Deutschland zu verbessern.

» » » Behindertes Leben galt und gilt vielfach als „minderwertig“ oder gar „lebensunwert“. Bis heute ist das Leben mit Behinderung oftmals von Fremdbestimmung geprägt. Zur Zeit des Naziterrors erreichte der Wahn, Behinderung und Krankheit ausrotten zu wollen, mit etwa 300.000 Morden an Menschen mit Behinderungen und schätzungsweise 350.000 Zwangssterilisationen seinen grausamen Höhepunkt. Nach 1945 wagte es zunächst niemand mehr, das Lebensrecht behinderter Menschen anzuzweifeln. Sie wurden vielmehr durch eine umfassende Sozialgesetzgebung abgesichert. Überall jedoch wurden Krankheit und Behinderung primär unter einem medizinischen, defizitorientierten Blickwinkel betrachtet. Nach wie vor galt Behinderung als etwas Fremdes mit dem Makel der Minderwertigkeit. An die Stelle der Ermordung zur Zeit des Naziterrors trat für die Betroffenen nun die fürsorgliche Entmündigung.


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Menschen mit Behinderungen wurden und werden in Deutschland und weltweit benachteiligt. Sie sind sogar massiven Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, wie der UN-Sonderberichterstatter zu den Menschenrechten behinderter Menschen, Leandro Despouy, 1993 in seinem Bericht bestätigte. Darin benennt der Autor eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen, die zum Alltag behinderter Menschen weltweit gehören. Genannt werden u.a. das Verbot von Heirat und Familiengründung, Zwangssterilisation, sexualisierte Gewalt, zwangsweise Heimunterbringung, das Verbot zu wählen, zwangsweise Sonderbeschulung, nicht barrierefreie Verkehrsmittel und Wohnungen. Entstehung der Behindertenrechts­ konvention » » » Es war ein weiter Weg bis zu den Verhandlungen über eine Behindertenrechtskonvention. Erst im 21. Jahrhundert wurde im Auftrag der damaligen Hohen Kommissarin für Menschenrechte die Studie „Human Rights and Disability“ erstellt, in der die bis dahin existierenden Menschenrechtsverträge in ihren Auswirkungen und ihren Anwendungen auf Menschen mit Behinderungen untersucht wurden. Die Autoren, Theresia Degener und Gerard Quinn, sprechen sich im letzten Kapitel klar für die Erarbeitung einer UN-Menschenrechtskonvention zum Thema Behinderung aus. Im Dezember 2003 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine Resolution, derzufolge mit den Verhandlungen über eine Behindertenrechtskonvention begonnen werden sollte. Weiter wird in dem Resolutionstext großer Wert auf die aktive Teilnahme von Nichtregierungsorganisationen gelegt, und die Regierungen werden aufgefordert, in ihre Delegationen Menschen mit Behinderungen aufzunehmen. Die deut-

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sche Regierung entsprach dem mit der Berufung von Prof. Dr. Theresia Degener, einer Juristin mit Behinderung, in die offizielle Regierungsdelegation, durch regelmäßige Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern des Deutschen Behindertenrates sowie durch die Unterstützung der Teilnahme deutscher NGO-Vertreterinnen und -Vertreter an den Verhandlungen in New York. Der erste Entwurf zur Behindertenrechtskonvention wurde im Januar 2004 vorgelegt. Nach insgesamt acht Sitzungen (zwei pro Jahr von jeweils zwei bis drei Wochen) beendete der Ad-hoc-Ausschuss seine Arbeit und verabschiedete den verhandelten Konventionstext sowie das Fakultativprotokoll. Letzteres regelt die Arbeitsweise des Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Nach weiteren Feinarbeiten durch eine Redaktionsgruppe verabschiedete die UN-Generalversammlung am 13. Dezember 2006 einstimmig die Konvention und das Fakultativprotokoll. Beide konnten seit dem 30. März 2007 in New York unterzeichnet und ratifiziert werden. In Deutschland ist das Ratifikationsgesetz nach Zustimmung von Bundestag und Bundesrat zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten, sodass die Behindertenrechtskonvention seit dem 26. März 2009 für Deutschland geltendes Recht mit dem Rang von Bundesrecht ist. Besonders bemerkenswert im Entstehungsprozess ist die aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft, also der Menschen mit Behinderungen und ihrer Organisationen. Niemals zuvor war bei den Verhandlungen zu einem Menschenrechtsübereinkommen die Zivilgesellschaft so intensiv beteiligt. Es gelang eine beispiellose Einbeziehung behinderter Menschen und ihrer Verbände auf allen Ebenen und in allen Phasen der Verhandlungen. So stand der Satz „Nichts über uns


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Nichts über uns ohne uns!

Leitlinie im Verhandlungsprozess der Behindertenrechtskonvention

ohne uns!“ als Leitlinie über dem gesamten Verhandlungsprozess. Auch im Konventionstext ist an verschiedenen Stellen die aktive Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen und ihrer Organisationen beim Prozess der Konventionsumsetzung und -überwachung festgeschrieben. Behinderung neu denken – Perspektiv­ wechsel » » » Mit der Behindertenrechtskonvention ist es gelungen, das erste internationale Dokument zu formulieren, das Behindertenpolitik konsequent aus einer Menschenrechtsperspektive betrachtet. Damit ist ein grundsätzlicher Perspektivenwechsel gesetzliche Realität geworden, sodass das Konzept von Behinderung neu definiert und neu gedacht werden muss. Eine menschenrechtliche Sichtweise ist alles andere als selbstverständlich, denn in den meisten Staaten herrscht traditionell das medizinische Modell von Behinderung vor, demzufolge Behinderung als ein individuelles Defizit betrachtet wird, das für die mangelnde Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen verantwortlich ist. Im Gegensatz dazu entsteht Behinderung nach dem sozialen Modell durch die gesellschaftlichen Barrieren wie z.B. unzugängliche Verkehrsmittel, fehlende Übersetzung in Gebärdensprache, zwangsweise Sonderbeschulung oder Internetseiten, die für blinde Menschen nicht wahrnehmbar sind. Das soziale Modell von Behinderung wurde Ende der 1990er-Jahre gut im Slogan der Kampagne Aktion Grundgesetz der damaligen Aktion Sorgenkind (heute Aktion Mensch) zusammengefasst: „Behindert ist man nicht, behindert wird man.“ Entsprechend dem menschenrechtsorientierten Blickwinkel, der das soziale Modell von Behinderung umsetzt, ohne die medizinischen Gegebenheiten zu negieren, entsteht „Behinderung aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbedingten Barrieren“ (BRK, Präambel). Nach diesem Ansatz geht es nicht mehr um Fürsorge oder Rehabilitation behinderter Menschen, sondern um ihre gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabe. Mit der Behindertenrechtskonvention konnte dieser Perspektivwechsel realisiert werden: Menschen mit Behinderungen werden nicht länger als


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Patienten betrachtet, sondern als Bürger. Sie gelten nicht länger als Problemfälle, sondern werden auf allen Ebenen als Trägerinnen und Träger unveräußerlicher Menschenrechte begriffen. Zur generellen Einordnung der Behindertenrechtskonvention » » » Mit der Behindertenrechtskonvention sind keine neuen Rechte (und keine neuen Sozialleistungsansprüche) geschaffen worden, sondern alle bestehenden Menschenrechte sind hinsichtlich der Lebenssituationen behinderter Frauen und Männer konkretisiert und auf diese zugeschnitten worden. Deshalb ist im Konventionstext immer wieder von Gleichberechtigung die Rede. Mit der Konvention wird der Menschenrechtsdiskurs um ein wesentliches Element bereichert, weil bislang die Perspektive behinderter Menschen fehlte. Gleichzeitig wird die Debatte innerhalb der Behindertenszene und der Disability Studies um die Menschenrechtsperspektive erweitert. Darüber hinaus erfährt behindertes Leben eine besondere Wertschätzung, die über das Votum des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker hinausgeht, der 1993 sagte: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Die Rede ist jetzt vom „wertvollen Beitrag“, den Menschen mit Behinderungen zum Wohl und zur Vielfalt ihrer Gemeinschaften leisten können (BRK, Präambel). Gleichzeitig werden die Problemlagen behinderter Menschen nicht geleugnet, sondern benannt. Bekenntnis zur Vielfalt » » » Mit der Ratifikation der Behindertenrechtskonvention haben sich die unterzeichnenden Staaten zur Anerkennung behinderten Lebens in einer Gesellschaft der Vielfalt bekannt. Mit anderen Worten: Ohne behinderte Menschen würde der Gesellschaft etwas fehlen. Diese Sichtweise steht im klaren Gegensatz zu einer verbreiteten eher ablehnenden Haltung gegenüber Menschen mit Behinderungen: Die Rede ist vom „Ableism“(von engl. able, fähig), mit dem behinderte Menschen häufig konfrontiert werden und der meist mit einer Abwertung (manchmal auch mit einer Überhöhung) verbunden ist. Rebecca Maskos, eine Vertreterin der Disability Studies, definiert Ableism als „die Beurteilung von Körper und Geist anhand von Fähigkeiten – die Bewertung eines Menschen entscheidet sich dabei danach, was sie oder er ‚kann‘ oder ‚nicht kann‘“. So gehört Ableism in eine Reihe mit Sexismus und Rassismus, genau wie die Behindertenrechtskonvention gleichberechtigt neben der Frauenrechts-

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Behindern ist heilbar. Slogan der Kampagne der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention


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Es ist normal, verschieden zu sein. Richard von Weizsäcker

konvention oder der Anti-Rassismus-Konvention steht. Kontroversen bei der Übersetzung der Konvention » » » Die Beteiligung von Menschen mit Behinderung, ein zentrales und im Vertragstext festgeschriebenes Prinzip der Behindertenrechtskonvention, fand nach Annahme der Konvention ein jähes Ende. Während des Übersetzungsprozesses gab es nur ein einziges Treffen – auf Einladung des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Die Konfliktpunkte waren deutlich, es ging vor allem darum, dass das englische „inclusion“ mit „Integration“ übersetzt werden sollte, obwohl es sowohl im Englischen als auch im Deutschen beide Begriffe gibt. Bei einem Treffen mit dem Deutschen Behindertenrat sagte sogar Kanzlerin Angela Merkel ihre Dr. Sigrid Arnade  Unterstützung für eine korrekte Übersetist Mitbegründerin und Vorsitzende zung zu. Dennoch wurden Anfang 2008 der Stiftung LEBENSNERV. Sie arbeitet hauptberuflich als Geschäftsführerin der mit der amtlichen (falschen) Übersetzung bundesweiten Selbstvertretungsorganisation vollendete Tatsachen geschaffen. Die Bunbehinderter Menschen „Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland deskanzlerin hatte sich anscheinend nicht e.V. – ISL“ (deutscher Zweig von Disabled durchsetzen können. Wie später zu erPeoples’ International – DPI). Die gelernte Tierärztin ist seit 1986 zur Fortbewegung auf fahren war, hatten die Kultusminister der einen Rollstuhl angewiesen und seither als Länder darüber abgestimmt, wie „inclusiJournalistin, Moderatorin und Projektma­ nagerin mit den Schwerpunkten behinderte on“ zu übersetzen sei. Fr­auen und rechtliche Gleichstellung tätig. Der anhaltenden Kritik an der falschen In den Jahren 2005 und 2006 nahm sie für den Deutschen Behindertenrat an den Übersetzung wurde entgegengehalten, Verhandlungen zur Behindertenrechtskonvention in New York teil. Zudem ist sie seit dass im Falle eines Rechtsstreits nur Gründung der BRK-Allianz im Januar 2012 die Fassungen in einer der UN-Sprachen deren Sprecherin. rechtsverbindlich seien. Deutsch gehört Kontakt  nicht dazu. Das Argument war aber nicht lebensnerv@gmx.de sehr überzeugend, da ein Hauptanliegen Weitere Informationen  www.un.org/disabilities der Konvention die Bewusstseinsbildung www.deutscher-behindertenrat.de ist. Wie aber soll mit falschen Begrifflichwww.institut-fuer-menschenrechte.de www.netzwerk-artikel-3.de (Schattenübersetkeiten das richtige Bewusstsein gebildet zung der Behindertenrechtskonvention) werden? Als Konsequenz hat das NETZ-

WERK ARTIKEL 3 e.V. eine korrektere Übersetzung als sogenannte „Schattenübersetzung“ veröffentlicht. Zum Konzept der Inklusion » » » Zu den zentralen Konzepten, die den Geist und Inhalt der Behindertenrechtskonvention prägen, gehören Inklusion und Selbstbestimmung. Das Konzept der Inklusion ist inzwischen aus der deutschen Bildungsdebatte nicht mehr wegzudenken. Es wurde von der ersten UN-Sonderbericht­ erstatterin zum Recht auf Bildung Katharina Tomasevski in ihrem Bericht an die Menschenrechtskommission 2002 spezifiziert. Darin beschreibt sie die verschiedenen Entwicklungsstadien des Rechts auf Bildung im internationalen Kontext, wobei sie sich nicht speziell auf Kinder mit Behinderungen bezieht. Im Stadium der Exklusion werden Kinder, die einer bestimmten gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen, vom Bildungssystem ausgeschlossen. Das Stadium der Separation ist demgegenüber schon ein Fortschritt: Die Kinder werden unterrichtet, aber getrennt von den meisten Kindern. Im Stadium der Integration müssen die besonderen Kinder so fit gemacht werden, dass sie ins Normsystem passen. Das können niemals alle schaffen. Bei der Inklusion dagegen muss sich das Bildungssystem anpassen, sodass es den verschiedenen Bedürfnissen der unterschiedlichen Kinder gerecht wird. Im Artikel 24 der Konvention verpflichten sich die Vertragsstaaten zu einem inklusiven Bildungssystem, in dem Menschen mit Behinderungen sich gleichberechtigt mit anderen voll entfalten können und die notwendigen angemessenen Vorkehrungen und sonstige Unterstützungen erhalten. Das ist für Deutschland eine ganz besondere Herausforderung, denn in kaum einem anderen europäischen Land werden so viele Kinder mit Behinderungen in Förderschulen unterrichtet wie in Deutschland. Derzeit wird die Inklusionsdebatte meist in Bezug auf den Schulbesuch behinderter Kinder geführt. Inklusion


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betrifft aber nicht nur die Schule, sondern alle Lebensbereiche, also auch das Arbeitsleben, das Gesundheitssystem und vieles mehr. Und Inklusion betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern alle Menschen mit all ihren Unterschieden und eigenen Bedürfnissen. Wenn Menschen mit Behinderungen dieselben Chancen erhalten sollen wie alle anderen Menschen, müssen sie von Anfang an gleichberechtigt inkludiert werden. Dann haben sie die Chance, selbstbestimmt ihr Leben zu gestalten. Wenn die Menschenrechte für alle Menschen einer Gemeinschaft realisiert werden sollen, müssen alle Kinder und alle Erwachsenen inkludiert werden. Das bedeutet, Kategorien wie Geschlecht, Behinderung, Herkunft etc. als Querschnittsaufgaben mitzudenken und bei allen Planungen und Maßnahmen zu berücksichtigen. Zur Selbstbestimmung » » » In Artikel 19 der Behindertenrechtskonvention wurde festgeschrieben, dass Menschen mit Behinderungen die freie Wahl von Wohnort und Wohnform haben. Das heißt, dass notwendige Unterstützungen und Assistenzleistungen der selbst gewählten Wohnform folgen müssen und nicht umgekehrt. In diesem Zusammenhang ist auch zu betonen, dass Selbstbestimmung nicht mit Selbstständigkeit verwechselt werden darf: Auch ein Mensch, der 24 Stunden auf Assistenz angewiesen ist, kann ein selbstbestimmtes Leben führen, wenn er Wahlmöglichkeiten hat und selber über sein Leben und seine Tagesgestaltung entscheiden kann. Im deutschen Sozialgesetzbuch XII (SGB XII) gibt es allerdings eine Bestimmung, die im Gegensatz zu Artikel 19 BRK steht: Nach § 13 SGB XII ist eine zwangsweise Unterbringung von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf in einer Institution unter gewissen Umständen möglich. Zu diesen unterschiedlichen le-

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gislativen Normierungen hat die Monitoringstelle zur UN-Behindertenrechtskonvention im Mai 2012 eindeutig Stellung genommen: Nach Ansicht ihres Leiters Dr. Valentin Aichele hat die Behörde im Licht der Behindertenrechtskonvention keinen Ermessensspielraum mehr, den Antrag auf Wohnen mit ambulanter Unterstützung abzulehnen. Umsetzung der Behindertenrechts­ konvention » » » Die Bundesregierung hat es in den zweieinhalb Jahren seit Inkrafttreten der Behindertenrechtskonvention nicht geschafft, diese Regelung im SGB XII entsprechend zu verändern. Auch sonst sind bis auf die Novellierung einiger Schulgesetze durch die Bundesländer kaum legislative Initiativen ergrif-


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fen worden. Allerdings hat die Bundesregierung im Juni 2011 einen Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Dieser ist bei den Verbänden auf einhellige Kritik gestoßen und als völlig unzureichend bezeichnet worden, weil er sich kaum mit den tatsächlichen Problemen behinderter Menschen in Deutschland beschäftigt. Die Verbände des Deutschen Behindertenrates sind sich weitgehend einig hinsichtlich des Handlungsbedarfes, der sich aus der Konvention für Deutschland ergibt, und haben bereits im Mai 2010 einen entsprechenden Forderungskatalog an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gesandt. Beispielsweise sollte jegliche staatliche Förderung an die Bedingung der Barrierefreiheit geknüpft werden. Einig waren sich die Verbände auch darin, dass es ein einkommens- und vermögensunabhängiges Gesetz zur sozialen Teilhabe geben sollte. Vom Forum behinderter Juristinnen und Juristen ist dazu inzwischen ein Gesetzentwurf erarbeitet und Anfang Mai 2011 der Öffentlichkeit präsentiert worden. Während die Konsequenzen der Bundesregierung in den Augen der Behindertenverbände zu wünschen übrig lassen, können sich die strukturellen Anpassungen,

Breite Allianz der Zivilgesellschaft Das hat es noch nicht gegeben: 78 Organisationen der Zivilgesellschaft haben sich zusammengeschlossen, um für die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention in Deutschland an einem Strang zu ziehen. Nach Artikel 35 der UN-Behindertenrechtskonvention ist es vorgesehen, dass die Vertragsstaaten regelmäßig Berichte über die Umsetzung der Konvention an den Überwachungsausschuss in Genf senden. Der erste Bericht ist zwei Jahre nach dem Inkrafttreten fällig, danach gilt ein Rhythmus von vier Jahren. Das Bundeskabinett hat im August 2011 den Ersten Staatenbericht beschlossen, der dem Generalsekretär der Vereinten Nationen vorgelegt wurde. Er bildet die Grundlage für die Erstellung des Parallelberichtes der Zivilgesellschaft, der häufig als „Schattenbericht“ bezeichnet wird und den Staatenbericht kritisch kommentiert. Zur Erarbeitung eines solchen Berichtes hat sich im Januar 2012 ein breites Bündnis von Organisationen der Zivilgesellschaft, die sogenannte „BRK-Allianz“, gegründet. Die Organisationen der Allianz repräsentieren das gesamte Spektrum der behindertenpolitisch arbeitenden Verbände in Deutschland – ein in dieser Breite und Vielfalt bisher einzigartiger Zusammenschluss. Sie kommen vor allem aus dem Bereich der Selbstvertretungsverbände behinderter Menschen, der Behindertenselbsthilfe und der Sozialverbände. Ferner arbeiten die Wohlfahrtsverbände, die Fachverbände der Behindertenhilfe und Psychatrie, Berufsund Fachverbände aus dem Bereich der allgemeinen Schule sowie Elternverbände und Gewerkschaften mit. Der Parallelbericht soll dem UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Genf vorgelegt werden und die Lebenswirklichkeit der rund zehn Millionen behinderten Kinder, Frauen und Männer in Deutschland aus NGO- und Betroffenensicht darstellen. Aktuell arbeiten zehn Arbeitsgruppen der Allianz am Text, der bis Ende des Jahres fertig sein soll. 2013 soll der Bericht der Öffentlichkeit vorgestellt und an den Genfer Ausschuss gesandt werden. Eines ist schon heute klar: Er wird den Status quo kritischer beleuchten als der Bericht der Bundesregierung. H.-Günter Heiden | JoB (Journalismus ohne Barrieren) – Medienbüro | www.job-medienbuero.de | www.brk-allianz.de


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Behindert ist man nicht, behindert wird man.

Slogan der Kampagne Aktion Grundgesetz die in Deutschland getroffen worden sind, im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen: Laut Konvention muss es in jedem Staat einen Focal Point, eine staatliche Anlaufstelle, geben. Diese ist beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales eingerichtet worden. Ihr wurde ein Arbeitsausschuss mit Vertretungen des Deutschen Behindertenrates, der Wohlfahrtsverbände, Arbeitgeber und Gewerkschaften zugeordnet. Außerdem soll jeder Staat eine Struktur schaffen, die die Umsetzung überwacht. Diese Aufgabe übernimmt in Deutschland die Monitoring-Stelle, die beim Deutschen Institut für Menschenrechte eingerichtet worden ist. Des Weiteren wird die Schaffung eines Koordinierungsmechanismus angeregt. Ein solcher wurde beim Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, derzeit Hubert Hüppe, eingerichtet. Dieser hat seinen Auftrag durch die Schaffung eines Inklusionsbeirates mit vier thematisch zuarbeitenden Fachausschüssen mit Leben gefüllt. Sie alle begleiten die Umsetzung der Konvention. Perspektiven » » » Die derzeitige Umsetzung der Behindertenrechtskonvention lässt zwar hierzulande nach Ansicht der meisten Menschen mit Behinderungen und ihrer Verbände zu wünschen übrig, aber trotzdem klingt die Begeisterung über dieses Menschenrechtsdokument in Fachkreisen kaum ab. Das mag an der durchgängig menschenrechtsorientierten Betrachtungsweise von Behinderung liegen. Deutschland ist mit der Ratifikation eine große Anzahl von Selbstverpflichtungen eingegangen. So gesehen kann die Konvention als nützliches Werkzeug zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen in Deutschland und weltweit betrachtet und genutzt werden. « « «


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Meilensteine

»»15. November 1994 » » » Grundgesetzänderung:

Artikel 3 wird um den Zusatz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ erweitert. 1. Juli 2001 » » » Integration des Rehabilitations- und Schwerbehindertenrechts in das Sozialgesetzbuch (SGB IX): Die Rehabilitation und Teilhabe von Menschen mit Behinderung soll in Deutschland verbessert werden. Dezember 2001 » » » Vereinte Nationen legen Grundstein für Behindertenrechtskonvention: Ein internationales Übereinkommen soll die Rechte von Menschen mit Behinderung und ihre gleichberechtigte Teilhabe fördern und schützen. 1. Mai 2002 » » » Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen tritt in Kraft: Menschen mit Behinderung sollen in der Bundesrepublik vor Benachteiligung geschützt und ihnen soll eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe und eine selbstbestimmte Lebensführung ermöglicht werden. August 2002 » » » Vereinte Nationen starten mit Ausarbeitung der Behindertenrechtskonvention: Nationale Vertreter, internationale Behindertenverbände und Nichtregierungsorganisationen verhandeln über die Inhalte der Konvention. 13. Dezember 2006 » » » Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet Behindertenrechtskonvention: Mit der Konvention liegt erstmals ein Dokument vor, das international Fragen der Behinderung sowohl aus sozialrechtlicher als auch aus menschenrechtlicher Perspektive behandelt. 30. März 2007 » » » Deutschland unterzeichnet UN-Behindertenrechtskonvention in New York: Als eines der ersten Länder unterzeichnet Deutschland das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte behinderter Menschen sowie das Zusatzprotokoll. 3. Mai 2008 » » » UN-Behindertenrechtskonvention tritt international in Kraft: Die Konvention soll die Rechte von weltweit mehr als einer Milliarde Menschen mit Behinderungen stärken und ihre Chancen zur gesellschaftlichen Teilhabe verbessern. 26. März 2009 » » » UN-Behindertenrechtskonvention wird für Deutschland verbindlich: Deutschland schließt das Ratifikationsverfahren formell ab. Die Bundesrepublik bestätigt damit den bereits vor einigen Jahren eingeleiteten Paradigmenwechsel: weg von der Fürsorge – hin zur echten Teilhabe. 18. Januar 2010 » » » Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) startet Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans der Bundesregierung: Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen sowie Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet das BMAS im Rahmen von zwei Kongressen Leitgedanken, Ziele und Maßnahmen für den nationalen Aktionsplan. 15. Juni 2011 » » » Bundeskabinett beschließt Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung: Der Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention umfasst rund 200 Maßnahmen aus allen Lebensbereichen. 101 Länder haben zu diesem Zeitpunkt die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert.

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Meilensteine der Politik für Menschen mit Behinderungen in den letzten 20 Jahren

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† Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales


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Ein Leben für alle Der Sozialunternehmer Raúl Krauthausen über die kreative Kraft des Beobachtens, Teilhabe als Querschnittthema und Verbesserungspotenziale von Stiftungen

Interview Benita v. Behr

StiftungsWelt: Sie haben in den letzten Jahren sehr viele Interviews gegeben. Nervt es Sie manchmal, der mediale Frontmann Ihrer Organisation, der Sozialhelden, zu sein? Raúl Krauthausen: Ich bin in die Rolle reingewachsen und habe auch Spaß daran. Ich stehe gerne auf Bühnen. Ich werde sowieso permanent angeguckt, weil ich anders aussehe. Wenn ich schon diese Aufmerksamkeit habe, finde ich Gefallen daran, das zu nutzen. Allerdings erzähle ich oft das Gleiche. Ich versuche, das Ganze weniger zu einer Raúl-Show zu machen, denn die Idee der Sozialhelden steckt in uns allen, und wir machen die Arbeit gemeinsam. Aber jede Unternehmung braucht auch ein Aushängeschild. Für Pressefragen sind das mein Kollege Andi Weiland und ich.

Stiftungen sind ja große Preisverleiher, Sie haben sehr viele Preise gewonnen. Was hat Ihnen das gebracht? Preise sind ein guter Motivator ins Team hinein. Sie sind gut, um Aufmerksamkeit zu erregen für die Sache, an der man arbeitet, weil sie Öffentlichkeit erzeugen. Außerdem kommt man in Kontakt – mit den Preisverleihern und mit anderen Organisationen, die auch Preise gewonnen haben. Das hilft ungemein, ein Netzwerk aufzubauen. Andererseits sind Preise schnell wieder vorbei. Es kommt viel darauf an, was man aus der Preisverleihung mitnimmt, wie man dadurch Kontakte knüpft und den Schwung nutzt. Sie haben von Anfang an den Schwung aus Preisverleihungen ins nächste Projekt gesteckt, z.B. hat der Deutsche Engagementpreis, den Sie für „Pfandtastisch helfen“ bekommen haben, das neue Projekt Wheelmap finanziert. Genau. Man lernt in der Kommunikation, dass es immer um Anschlussfähigkeit geht. Wenn jemand fragt: Und was kommt danach?, sollte man eine Antwort haben. Wenn man einen Preis bekommt, sollte man sich überlegen: Was sagen wir auf dem Höhepunkt, wenn wir die Aufmerksamkeit haben?

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Den größten Spaß hat man im Machen. Von der Virtualität in die Realität zu kommen, ist der größte Kick für uns.

Wie finanzieren sich die Sozialhelden? Eine Einnahmequelle sind Wettbewerbe, außerdem haben wir Sponsoren, dauerhafte Förderpartner, Spender – und viel Ehrenamt. Und wir haben geringe Ausgaben, z.B. stellt uns ein Hauptförderer,


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Immobilienscout, unser Büro kostenlos zur Verfügung. Uns geht es immer auch um inhaltliche Kooperationen, beim Thema Immobilien gibt es z.B. Anknüpfungspunkte zu unserem Thema Barrierefreiheit und Rollstuhlgerechtigkeit. Kooperieren Sie bereits mit Stiftungen? Ja, mit der Aktion Mensch und aktuell auch mit der Robert Bosch Stiftung. Sie unterstützt uns beim Projekt Leidmedien.de, einem Ratgeber für Journalisten. [Siehe Artikel auf S. 37] Viele Ihrer Ideen sind so gut, dass sie zum Nachahmen inspirieren. Wie stehen Sie zur Konkurrenz? Wir reden nicht von Konkurrenz, für uns sind es Mitstreiter. Es geht ja um die Ideen: bei Pfandtastisch helfen um die Idee, Pfandbons zu spenden und mit dem Erlös Gutes zu bewirken, bei der Wheelmap.org darum, dass Menschen mit Mobilitätseinschränkungen im öffentlichen Raum übers Internet herausfinden können: Wo komme ich rein, wo nicht? Natürlich sind wir im Dialog mit den Mitstreitern. Was sind die Stärken der Wheelmap? Zum einen Informationen zur Barrierefreiheit von Orten zu bündeln – Restaurants, Bars, Cafés, Geschäfte und andere Locations. Die Plattform wächst sehr dynamisch, im Schnitt um 200 Orte am Tag. Sie ist zu diesem Thema die größte der Welt. Eine weitere Stärke ist, dass wir es geschafft haben, das Thema Rollstuhlzugänglichkeit von Orten in die Welt zu setzen – und zwar einmal anders, nicht als bedeutungsschweres,

Die Sozialhelden Sozialhelden e.V. ist ein Verein kreativer Köpfe, die mit ihren Projekten auf soziale Probleme hinweisen, gesellschaftliches Umdenken fördern und die Bereitschaft zu sozialem Engagement erhöhen wollen. Der Verein gewann zahlreiche Preise, u.a. den Start Social-Preis der Bundesregierung 2008, den Deutschen Engagementpreis 2009 und den Deutschen Bürgerpreis 2010. Zu seinen bekanntesten Projekten gehören die Aktion Pfandtastisch helfen, die es ermöglicht, bundesweit in Supermärkten Pfandbons für soziale Projekte zu spenden, und die Internetplattform Wheelmap.org, auf der Nutzer weltweit Informationen über Barrierefreiheit öffentlicher Orte abrufen und einspeisen können. Man muss übrigens nicht selber Rollstuhlfahrer sein, um zum Wachstum der Wheelmap beizutragen: Jeder kann Informationen dazu einstellen, ob in einem Laden Stufen sind oder ob es in einem Café eine behindertengerechte Toilette gibt. Ganz getreu dem Credo der Sozialhelden: „Jeder kann ein Sozialheld sein.“

superkomplexes DIN-Norm-Thema. Da kommt plötzlich ein Verein, der eine Mobilfunkanwendung hat, mit der jeder einfach Orte bewerten kann. Auf einmal berichten das Fernsehen und die Zeitung darüber und erzählen die Geschichte Leuten, die noch nie darüber nachgedacht haben, z.B. Bäckereibesitzern. Das ist eine ganz andere Skalierung der Message, als wenn man über die IHK oder Restaurantverbände kommunizieren würde. Wie entwickeln Sie Ihre Ideen, worin liegt Ihr kreatives Potenzial? Ich glaube, ein großes Potenzial liegt in der Beobachtung. Wir haben gelernt, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. O.K., als Rollstuhlfahrer vor Stufen zu stehen, dafür braucht man nicht besonders offene Augen zu haben, hier waren die „offenen Augen“ eher, zu sagen: Ich habe immer mein Mobiltelefon dabei! Warum benutze ich das nicht, um etwas gegen Treppen zu tun? Das ist auch eine Art von offenen Augen: sensibel zu sein, Dinge miteinander zu kombinieren. Eine Stärke der Sozialhelden ist, dass wir bestehende Systeme – Pfandsysteme z.B. – mit bestehenden Lösungen in Verbindung bringen und daraus etwas neues Gutes entstehen lassen. Sie haben auch Design Thinking studiert. Was ist das, und wie nützt es Ihnen für Ihre Arbeit? Beim Design Thinking lernt man, mit den Augen eines dreijährigen Kindes durch die Welt zu spazieren und permanent zu fragen: warum? Man stellt sich in eine Ecke und beobachtet Menschen dabei, wie sie bestimmte Dinge tun. Dabei fragt man sich: Wie müsste


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es sein, damit sich diese Person in der Situation besser fühlt? Ein typischer Design-Thinking-Moment war für mich der Pfandbon: Wie fühlt sich jemand, wenn er vor dem Flaschenautomaten steht? Da ist doch irgendetwas nicht rund! Was wäre, wenn er den Bon gleich loswerden könnte? Beim Design Thinking sind es genau diese Momente, die man hinterfragt: Was stimmt hier nicht? Und dann? Viele Innovationen krepieren in einem PowerPoint-Stadium. Alle sagen: Das ist eine tolle Idee, das müsste man echt mal machen, aber niemand macht’s. Ich kann aus unserem Antrieb bei den Sozialhelden sagen: Den größten Spaß hat man im Machen. Von der Virtualität in die Realität zu kommen, ist der größte Kick für uns. Man taucht in komplett neue Welten ein, das ist das wirklich Faszinierende. Sie haben eine integrative Schule besucht, als der Ansatz noch nicht so verbreitet war. Wie stehen Sie zur aktuellen Diskussion um inklusive Schulen? Ich habe relativ radikale Ansichten. Ich meine: Jedes Kind ist integrativ beschulbar. Auch schwerst mehrfach behinderte Kinder haben das Recht, und der Staat hat die Pflicht, diese Kinder auf normale Schulen zu schicken und dafür zu sorgen, dass sie dort adäquat beschult werden. Aus meiner persönlichen Biografie heraus bin ich ein ganz großer Befürworter der Schule für alle, dafür, dass Menschen mit und ohne Behinderung die gleichen Lehrer haben und man sich aneinander halten kann. Inklusive Hänseln – keine

Frage. Aber wer sagt denn, dass Menschen mit Behinderung nicht auch Frust haben dürfen, und dass Menschen ohne Behinderung nicht das Recht haben, mit Menschen mit Behinderung zusammenzuleben? Sie würden also sagen: Förderschulen abschaffen? Absolut, sofort, je schneller desto besser. Ich beobachte inzwischen den Trend, dass Berufsbildungswerke anfangen, sich das Label „inklusiv“ zu geben, also Einrichtungen, die permanent nur von Behinderten besucht werden. Das ist der völlig falsche Ansatz. Es sollten sich eigentlich Schulen, die noch nie Behinderte bei sich hatten, inklusiv nennen, und sich dem dann auch stellen. Die Gefahr ist, dass die Elternschaften gegen­ einander aufgebracht werden, die Eltern der nicht behinderten Kinder gegen die Eltern der behinderten Kinder. Das hilft nur, den Status quo beizubehalten, statt Lösungen zu suchen. Inklusion ist wirklich besser, sie kostet bloß auch genauso viel! Der Staat hat eine Hidden Agenda, man glaubt, durch Inklusion Geld sparen zu können, indem man die Sondereinrichtungen schließt. Das macht keinen Sinn, weil die Pädagogen dort sinnvolle Arbeit leisten. Man sollte sie nur da beschäftigen, wo alle sind. Haben Sie einen Wunsch an Stiftungen? Wie können Stiftungen Inklusion fördern? Stiftungen sollten sich fragen, ob sie sich selber intern genug einsetzen, z.B. ob sie im fünften Stock einer Villa sitzen, die keinen Aufzug hat und deswegen noch nie ein Behinderter die Räumlichkeiten besucht hat. Ich wünsche mir, dass in der Stiftungslandschaft viel genauer geguckt wird: Was wird gefördert? Werden Projekte gefördert, die sich gegenüber Menschen mit Behinderungen öffnen und versuchen, Teilhabe und ein Leben für alle zu ermöglichen? Teilhabe ist ein Querschnittthema, das alle angeht. Ich wünsche mir außerdem, dass die Gefühlsdu­ seligkeit zum Thema Menschen mit Behinderungen weniger wird. Menschen mit Behinderungen sind keine Sorgenkinder, sondern einfach Menschen so wie jeder andere auch. « « «

im interview Raúl Aguayo-Krauthausen  studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin und Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam. Zusammen mit Freunden initiierte der Berliner mit peruanischen Wurzeln 2003 den Verein Sozialhelden. Ein Stipendium als Ashoka Fellow 2010 ermöglicht es ihm, bis 2013 hauptamtlich bei den Sozialhelden zu arbeiten, wo er sich zurzeit vor allem dem Ausbau des Projekts Wheelmap.org widmet. Der 32-Jährige, der vorher als Programmmanager beim Jugendradio Fritz des rbb tätig war, ist für die Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen und hat Glasknochen, eine genetische Erkrankung, die bewirkt, dass Knochen schneller brechen. Er ist ausgebildeter Telefonseelsorger und bloggt auf seiner eigenen Internetseite und im Inklusionsblog der Aktion Mensch. Weitere Informationen www.sozialhelden.de http://wheelmap.org http://pfandtastisch-helfen.de www.leidmedien.de http://raul.de www.aktion-mensch.de/inklusion/blog


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Gemeinsam lernen – Vielfalt schätzen Inklusion in der Schule: Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützt Ganztagsschulen im Transformationsprozess.

von Maren Wichmann

» » » Der Drittklässler Bastian soll eine Empfehlung für eine Förderschule erhalten, da seine Leistungen zu schwach sind und er oft den Unterricht stört. Die Leiterin des Nachmittagsangebots seiner Ganztagsschule fällt aus allen Wolken, als sie dies erfährt. Ist Bastian doch derjenige, der am nachmittäglichen Angebot immer interessiert teilnimmt und nie störend auffällt. In einem Gespräch zwischen seinen Lehrkräften und den Erzieherinnen des Nachmittagsangebots wird klar: Der Junge verhält sich in den verschiedenen Lernumgebungen sehr unterschiedlich. Viele Kinder fallen im Unterricht auf, sie können sich nur für kurze Zeit konzentrieren und haben mit Problemen beim Schreiben und Rechnen zu kämpfen. Und dieselben Kinder schaffen es, sich in Kursen am Nachmittag gut zu konzentrieren und kollegial mit ihren Mitschülern zu lernen. Wenn sich Lehrkräfte und Mitarbeiter des Nachmittagsangebots einer Ganztagsschule nur unregelmäßig austauschen, fehlt der ganzheitliche Blick. Diesen braucht es aber. Gerade Ganztagsschulen bieten durch längere Öffnungszeiten, neue Lernkonzepte und die Zusammenarbeit von Lehrern mit Erziehern, Sozialarbeitern und Kooperationspartnern die Möglichkeit, diesen Blick zu entwickeln. Das Kollegium von Bastians Schule fragt sich, was diese Erfahrungen für den pädagogischen Schwerpunkt „Inklusion“ der Schule bedeuteten. Wie kann die Schule Brücken bauen, um die Schülerinnen und Schüler noch besser zu fördern? Deutschland hat sich mit der Unterschrift der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, ein in-

klusives Bildungssystem zu errichten, in dem der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderungen der Regelfall ist. Bastians Beispiel zeigt aber, dass Inklusion weit mehr ist als das gemeinsame Lernen von Behinderten und Nichtbehinderten. Unterschiede wahrzunehmen und allen Heranwachsenden die Chance zu geben, aktiv am Lernen beteiligt zu sein – das meint inklusive Schule. Dabei geht es nicht nur um Kinder mit und ohne körperliche und geistige Einschränkungen oder Kinder unterschiedlicher Herkunft. Inklusion ist die Wertschätzung von Unterschieden, weg von einem Ansatz, der nur eine kleine Minderheit von Kindern in den Blick nimmt. Viele Pädagogen fühlen sich überfordert, wenn sie an die Umsetzung von Inklusion denken. Da entlastet und ermutigt das Ergebnis einer Studie von Alan Dyson (Alan Dy-


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son et al.: What Do We Really about Inclusive Schools? A Systematical review of the Research Evidence. In: D. Mitchell (Hg.): Special Educational Needs and Inclusive Education: Major Themes in Education. London 2004). Der britische Erziehungswissenschaftler hat sich inklusive Schulen angeschaut und räumt mit dem Mythos auf, dass es an erfolgreichen inklusiv arbeitenden Schulen ein Geheimnis oder gar magisches Prinzip gibt. Für Dyson machen eine gute inklusive Schule drei Dinge aus: Erstens haben sie flexible Lernmodelle – nicht nur für Kinder mit besonderem Förder-

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Unterschiede wahrzunehmen und allen Heranwachsenden die Chance zu geben, aktiv am Lernen beteiligt zu sein – das meint inklusive Schule.

bedarf, sondern für alle Kinder. Zum Zweiten können sie sehr gut identifizieren, an welcher Stelle die Kinder in ihrem Lernprozess stehen und welche Förderung sie brauchen. Und drittens braucht es gute und engagierte Lehrer. Dysons Ergebnisse fordern heraus, dort anzusetzen, wo man steht, und Schritt für Schritt die Lehrkompetenz und die Schule zu entwickeln. Mittlerweile ist jede zweite Schule in Deutschland eine Ganztagsschule. Beratung und Unterstützung erhalten diese durch das einzige bundesweite Schulentwicklungsprogramm „Ideen für mehr! Ganztägig lernen“, das die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung seit acht Jahren verantwortet und das von Ländern, Bund und Europäischem Sozialfonds finanziert wird. Darin unterstützen in allen 16 Bundesländern regionale Serviceagenturen die Schulen. Der diesjährige Ganztagsschulkongress vom 21. bis 22. September stand unter dem Motto „Bildung für mehr! Ganztagsschule der Vielfalt“. Ganztagsschulen stellten ihre Konzepte für individuelle Förderung, inklusive Bildung und eine praxisnahe Berufsvorbereitung vor, Experten aus Wissenschaft, Bildungsverwaltung und der Praxis diskutierten über individuelle Förderung, die Umsetzung inklusiver Bildung und gerechte Bildungschancen. Netzwerkarbeit bildet einen Schwerpunkt des Programms. Schulen in Veränderungsprozessen brauchen den Austausch mit anderen Schulen. Im „Netzwerk Ganztagsschule“ haben 50 Schulen aus unterschied-

lichen Bundesländern zwei Jahre gemeinsam gearbeitet. So auch die Grundschule, von der Bastian auf die Förderschule versetzt werden sollte. Die Schule brachte die Frage ins Netzwerk ein, wie Teams aus Lehrkräften, Sonderpädagogen und Erziehern zusammenarbeiten. Es entstand ein Pilotprojekt, bei dem die Pädagogen aus dem Nachmittagsangebot an vier Vormittagen für jeweils eine Stunde mit im Unterricht sind. Im Gegenzug arbeiteten die Lehrkräfte jeweils an zwei Nachmittagen für eine Stunde im Ganztagsbereich. Bastian hat in seiner Situation so viel Unterstützung erhalten, dass das Kollegium keine Förderschulempfehlung aussprechen musste. « « «

Maren Wichmann  ist Leiterin des Ganztagsschulprogramms „Ideen für mehr! Ganztägig lernen“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Weitere Informationen  maren.wichmann@dkjs.de www.ganztaegig-lernen.de www.dkjs.de

Weiterbildung für inklusives Unterrichten Im zweijährigen Studiengang „Inklusive Pädagogik und Kommunikation“ der Stiftung Universität Hildesheim können sich Lehrkräfte, Schulleiter und Erzieher berufsbegleitend fortbilden, um zur gelingenden Inklusion an ihren Schulen beizutragen. 24 Studierende aus Deutschland und der Schweiz werden seit Herbst 2011 in den Bereichen Umgang mit Vielfalt und Konflikten, Kommunikation und Classroom-Management in heterogenen Gruppen weitergebildet. Der modular angelegte Studiengang zeigt auf, wie eine Schule zur inklusiven Schule werden kann – von der Steuerung bis zum Qualitätsmanagement. „Damit die Potenziale aller Kinder frühzeitig erkannt und die Lernprozesse optimal gestaltet werden können, ist es unerlässlich, dass Lehrkräfte eine weitere Professionalisierung erfahren, die ihnen entsprechende Handlungs- und Kommunikationsinstrumente zur Verfügung stellt“, betont Dr. Margitta Rudolph, Leiterin des Weiterbildungszentrums der Universität Hildesheim. „Das Interesse am Thema Inklusion ist enorm. Schulleiter und Lehrkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet informieren sich über unseren Studiengang.“ Die Stiftung Universität Hildesheim hat den Studiengang in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Zürich konzipiert. Im Herbst 2012 beginnt der zweite Durchgang. Die Module können auch einzeln belegt werden. Britta Ostermann | Operative Leitung des Studiengangs | www.uni-hildesheim.de/inklusion


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Was ist uns Inklusion wert? Interview mit Niko Roth, Leiter des Arbeitskreises Soziales und Caritasvorstand a.D.

Interview Katrin Kowark

Im Arbeitskreis Soziales treffen sich Stiftungen, deren Alltag Inklusion ist. Mit dem scheidenden Leiter des Arbeitskreises, Niko Roth, sprachen wir über seine beruflichen und persönlichen Erfahrungen als langjähriger Leiter einer Stiftung für Menschen mit Behinderungen und Vater einer schwerbehinderten Pflegetochter.

StiftungsWelt: Sie haben im Bundesverband Deutscher Stiftungen zwei Jahre den Arbeitskreis Soziales geleitet und werden das Amt im Dezember abgeben. Welche Stärken hat der AK Soziales? Niko Roth: Die soziale Arbeit wird künftig und noch mehr als bisher auf finanzielle Unterstützung angewiesen sein. Es ist ein Ziel des Arbeitskreises, eine Plattform zu sein für Stiftungen, die soziale Maßnahmen fördern, und für Akteure, die diese soziale Arbeit umsetzen. Akteure und Stiftungen sind Partner; sie haben vielfach den Anspruch, Maßnahmen gemeinsam zu planen und durchzuführen. Nach ihrem Rückzug aus dem Beruf widmen Sie sich jetzt im Ruhestand gemeinsam mit Ihrer Frau verstärkt auch ihrer schwerbehinderten Tochter, die Sie im Alter von fünf Jahren in Ihre Familie aufgenommen haben. Was war damals Ihr Antrieb? Als junge Familie mit zwei kleinen Kindern wollten wir uns sozial engagieren. Dies war unser Antrieb im Jahr 1978. Gleichzeitig gab es ein Modellprojekt der Einrichtung, in der unsere Tochter damals lebte; Famili-

en sollten Patenschaften für geistig behinderte Menschen, die im Heim lebten, übernehmen. Gab es Menschen, die über diese Entscheidung mit Unverständnis reagiert haben? Wir haben Erfahrungen in beide Richtungen gemacht. Menschen haben sich uns zugewandt, wir haben Unterstützung erfahren, z.B. bei der Betreuung unserer schwerbehinderten Pflegetochter, und Freunde gewonnen. Menschen haben sich aber auch von uns abgewandt, Freundschaften zerbrachen. Wie sind Sie mit den Berührungsängsten anderer Menschen Ihrer Tochter gegenüber umgegangen? Ich würde hier nicht von Berührungsängsten sprechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen im Umgang mit behinderten Menschen unsicher sind. Sie wollen nichts falsch machen. Dadurch meint man häufig, Berührungsängste seien da. Meine Frau und ich und unsere drei eigenen Töchter mit ihren Familien leben den Umgang vor und erzählen vom gemeinsamen Leben mit ihr. Wie weit ist Deutschland Ihrer Einschätzung nach im Hinblick auf die Inklusion bisher gekommen? Wir können unsere Pflegetochter zu Veranstaltungen mitnehmen, mit ihr in den Urlaub in familienfreundliche Hotels fahren und besuchen regelmäßig mit ihr Gottesdienste. Das ist ein Stück Normalität, da erleben wir viel Zuwendung. Wir persönlich sind nie auf Ablehnung gestoßen, wenn sie beispielsweise in einer Veranstaltung an einer unpassenden Stelle einen Laut von sich gab. Da hat sich sicher einiges in den vergangenen 30 Jahren in unserem Land verändert.


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Beim Thema Inklusion haben wir häufig behinderte Kinder und Jugendliche im Blick. Erwachsene Behinderte bekommen weit weniger Aufmerksamkeit, scheint es. Wir sind in unserer Gesellschaft sehr sensibilisiert für die Belange von Kindern, gleich ob behindert oder nicht. Erwachsene Behinderte leben häufig in Einrichtungen. Ihre Lebenssituation wird oftmals mit älteren Menschen gleichgesetzt. So passiert es, dass wir sie aus dem Blick verlieren. Sie haben mit körperlich wie geistig behinderten Menschen gearbeitet und gelebt. Was sind die wesentlichen Unterschiede im Hinblick auf die Inklusion von körperlich und geistig Behinderten? Bei Körperbehinderten steht häufig die Beschulung oder Arbeitsfähigkeit außer Frage. Wichtig sind Rahmenbedingungen wie Barrierefreiheit, technische Unterstützung und Assistenz. Bei geistig Behinderten müssen wir individuell hinschauen. Eine Reihe von geistig behinderten Menschen können in inklusiven Einrichtungen beschult werden, wenn die Rahmenbedingungen wie Mitarbeiterschlüssel und Qualifikation stimmen. Wenn ich mir unsere Pflegetochter anschaue, könnte sie ohne die spezielle Betreuung einer Sondereinrichtung nicht ausreichend gefördert werden. Diese individuelle Förderung haben Sie selbst praktiziert. Vor Ihrer Caritas-Laufbahn haben Sie eine Einrichtung für geistig behinderte Menschen geleitet, die St. Josefs-Stiftung Eisingen bei Würzburg. Die Förderung der kulturellen Teilhabe ihrer Bewohner lag Ihnen dabei besonders am Herzen. Warum? Das war vor 25 Jahren in Deutschland damals ziemlich einmalig. Wir gründeten eine Theaterwerkstatt, die auch international auftritt, eine Kreativwerkstatt und die Harfengruppe Saitenklang. Ich habe das als Geschäftsführer unterstützt und gefördert, weil ich von den außergewöhnlichen Fähigkeiten dieser Menschen überzeugt war. Seinerzeit gab es noch keinerlei Fördermöglichkeiten, wie es heute der Fall ist. Es gab auch entschiedene Gegner, die argumentiert haben, dass das Geld – Spenden oder Mitglieds-

beiträge – in der Pflege viel besser aufgehoben wäre. Also eine klassische Verteilungsdiskussion. Wie, meinen Sie, können wir es schaffen, dass wir die Individualität von behinderten Menschen in der Gesellschaft anerkennen und sie als Chance begreifen? Hier lasse ich mich von meinem Menschenbild als Christ leiten. Ich sehe in jedem Menschen ein Geschöpf Gottes, eine Persönlichkeit, die ich anerkenne, achte und respektiere. Wenn uns das in unserer Gesellschaft gelingt, ergeben sich daraus Chancen, aber auch Verpflichtungen. Unsere Gesellschaft muss zum Ausdruck bringen, was ihr der behinderte Mensch „wert“ ist. Was können Stiftungen in Deutschland tun, um die Inklusion von Menschen mit Behinderung weiter voranzutreiben? Inklusion bringt ja, wie geschildert, die Frage der Finanzierung mit sich. Inklusion in ihrer Vielfalt kostet uns was. Manche Politiker meinen, mit Inklusion ließe sich Geld sparen! Staat, Kommunen und Sozialleistungsträger sind gefragt, diese Pflichtaufgaben zu finanzieren. Stiftungen können zusätzliche Maßnahmen und Projekte finanzieren, die nicht regelfinanziert sind. Sie können neue Entwicklungen fördern. « « «

im interview Niko Roth  war von 2005 bis 2012 Finanz- und Personalvorstand beim Deutschen Caritasverband e.V. Seit 2010 leitet er den Arbeitskreis Soziales im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Zuvor war er 21 Jahre lang, erst als stv. Geschäftsführer, später als Geschäftsführer und Direktor, in der St. Josefs-Stiftung Eisingen bei Würzburg tätig, einer Trägerorganisation von Einrichtungen und Diensten für geistig und mehrfach behinderte und psychisch kranke Menschen. Von 1992 bis 2000 war er zudem ehrenamtlicher Vorsitzender des Verbandes Katholischer Einrichtungen für lern- und geistig behinderte Menschen in Deutschland, einem Fachverband des Deutschen Caritasverbandes. Niko Roth und seine Frau haben drei eigene Töchter, zwei Enkel und eine schwer geistig und mehrfach behinderte Pflegetochter, die seit über 30 Jahren in ihrer Familie lebt. Weitere Informationen  Das Programm der Herbsttagung des Arbeitskreises Soziales vom 4. bis 5. Dezember in Hamburg zum Thema Kooperationen finden Sie auf der Internetseite des Arbeitskreises Soziales. www.stiftungen.org/soziales


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Der grosse Umbruch Inklusive Lebens- und Wohnkonzepte von Menschen mit Behinderungen als organisatorische Herausforderung für Trägerstiftungen

von Friedrich Lutz

» » » Die gesellschaftliche Vorstellung, wie Menschen mit Behinderungen wohnen können und wollen, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Gleichberechtigte Teilhabe, Inklusion, Dezentralisierung, Personenzentrierung und weitmögliche Selbstbestimmtheit sind die Leitgedanken dieses Transformationsprozesses, der durch die UN-Behindertenrechtskonvention noch verstärkt wird. Menschen gerade mit geistiger Behinderung leben bisher überwiegend in stationären Einrichtungen und arbeiten in Werkstätten für behinderte Menschen. Wirtschaftliche Schwierigkeiten veranlassten bereits in den 1990er-Jahren diverse Trägerstiftungen, Dezentralisierung als eigenes Überlebensmodell zu verstehen und entsprechende Veränderungen Friedrich Lutz  in der Unterstützung von Menschen mit ist als Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Behinderungen umzusetzen – weg von geschäftsführender Partner bei der Curacon GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der „Rundumversorgung“ in Großeinrichtätig. Als Ressortleiter Behindertenhilfe tungen hin zu bedarfsorientierter Assishat er fundierte Branchenerfahrung in der Prüfung und Beratung von Einrichtungen der tenz an individuellen Wohn- und ArbeitsBehindertenhilfe und Werkstätten für beorten. Dies brachte (und bringt) weitreihinderte Menschen. Zudem hält er Vorträge und ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen chende Änderungen des Geschäftsmozu diversen Themen in der Sozialbranche, dells der Stiftungsunternehmen mit sich. insbesondere zu Werkstätten für behinderte Menschen. Zuvorderst steht der kulturelle Wandel Weitere Informationen  im Verständnis des notwendigen Unterfriedrich.lutz@curacon.de stützungsbedarfs. Wozu sind Menschen www.curacon.de mit Behinderungen in ihrem täglichen

Leben selbst in der Lage, wo bedarf es der Hilfe oder der Übernahme ganzer Aufgabenbereiche durch eine Assistenz? Welches Verständnis brauchen die Betreuungskräfte im veränderten Umgang mit Menschen mit Behinderungen? War es bisher selbstverständlich, dass den Bewohnern durch die permanente Anwesenheit viele Tätigkeiten abgenommen wurden, so gilt es heute, sich auf die im Teilhabeplan genannten Aufgaben zu beschränken, um Menschen mit Behinderungen im Sinne eines möglichst selbstständigen und selbstbestimmten Lebens zu fordern, mehr eigene Beiträge zu leisten. Für die Stiftungsunternehmen ist die organisatorische Konversion der Einrichtungen eine Herausforderung mit großer Tragweite. Wo früher z.B. 48 Personen in einem Wohnheim lebten, in dem auf der Basis eines entsprechenden Personalschlüssels der Dienstplan gefertigt wurde, gilt es nun, 48 Menschen in ihrer eigenen Wohnung zu dem Zeitpunkt aufzusuchen, an dem sie Assistenzbedarf haben. Das erfordert die Aufstellung von „Tourenplänen“ für die assistierenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insbesondere im ländlichen Bereich, aber auch in der Stadt, dürfen Wegezeiten nicht vergessen werden. Auch die nicht mehr benötigten „Anstaltsgebäude“ erfordern Ideen und Konzepte zur Umnutzung. Der Umgang mit den Immobilien aus einer „anderen“ Zeit ist für die Trägerstiftungen von Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zunächst von bilanzieller Bedeutung. So ist beispiels-


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weise ein Wohnheim, das 1994 mit einem Investitionszuschuss von 60 Prozent der Herstellungskosten errichtet wurde, bei einer früher angenommenen Nutzungsdauer von 40 Jahren nicht einmal zur Hälfte abgeschrieben. Wenn nun dieses Wohnheim innerhalb der nächsten fünf Jahre „geräumt“ wird, dann wird bei fehlender Nachnutzung eine Abschreibung auf den niedrigeren beizulegenden Wert, in der Regel 0 Euro, zwingend notwendig. Darüber hinaus stellt sich die Frage der noch verbleibenden Zweckbindungsdauer für den Investitionszuschuss. Gegebenenfalls droht hier eine zeitanteilige Rückzahlung. Soweit die Trägerstiftungen den Dezentralisierungsprozess durch den Bau von Wohnraum begleiten, können sich die Ergebnis- und Liquiditätsminderungen durch Abschreibungen und Rückzahlungen negativ auf die Schuldendienstfähigkeit auswirken. Nicht ohne Grund fordern beispielsweise 16 baden-württembergische Komplexträger der Behindertenhilfe die Politik zur finanziellen Unterstützung in diesem Prozess auf.

Inwieweit die Entwicklung zur Dezentralisierung anhält, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Dies kann von der Art der Behinderung abhängen. Bei Menschen mit psychischer Erkrankung geht man von weitreichender Dezentralisierung aus, bei Menschen mit geistiger Behinderung etwas weniger. Ausschlaggebend sollten letztendlich vor allem die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen sein. Als Motor für den Veränderungsprozess werden immer wieder auch finanzielle Gründe angeführt. Eine Reduktion, selbst ein Einfrieren der Kosten der Eingliederungshilfe wird sich meines Erachtens nicht ergeben. Die dezentralen Strukturen verlangen bei höherem Unterstützungsbedarf trotz Reduzierung des Gesamtbedarfs insbesondere personalseitig einen höheren Ressourceneinsatz. Auch die Kosten für Wohnraum von Menschen mit Behinderungen sind aufgrund der behindertengerechten Ausstattung in selbstständigen Wohnmodellen nicht signifikant geringer als in stationären Einrichtungen. Dasselbe gilt für die Betreuung von Menschen mit Behinderungen an individuellen Arbeitsplätzen. Auch hier ist aufgrund der räumlichen Entfernung mit einem Mehr an Personaleinsatz zu rechnen. Insgesamt ist in unserer Gesellschaft ein wesentlich höheres Maß an Akzeptanz und Unterstützung von Menschen mit Behinderungen notwendig, um deren Selbstbestimmung nicht an den Kosten scheitern zu lassen. « « «


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Die inklusive Kraft des Sports Mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung durch Bewegung und Begegnung

von Dr. Thomas Schneider » » » Im Leben vieler Menschen spielt Sport eine bedeutende Rolle – nicht nur zum Zweck der Gesundheitsförderung oder als beliebte Freizeitbeschäftigung, sondern auch zur Erlangung von Selbstbewusstsein und zur Bestätigung der eigenen Stärke(n). Zudem ist Sport ein enormer gesellschaftlicher Faktor, indem ihm z.B. eine wesentliche Rolle beim Erwerb sozialer Kompetenzen und große integrative Kraft zugeschrieben wird. Wo immer Menschen zusammenkommen, um miteinander (oder im fairen sportlichen Wettbewerb auch gegeneinander) Sport zu treiben, berühren sich beide Komponenten, die Sport auszeichnen: Sport ist Bewegung und Begegnung. Auch im Behindertensport hat man erkannt, dass Sport die Lebensqualität erhöht, und so existieren zahlreiche Sportangebote auf allen Ebenen – vom Breiten- und Freizeit- über den Schul- bis zum Spitzensport. Gerade Letzterer hat in der öf-

fentlichen Wahrnehmung in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung genommen: Mit den National Games von Special Olympics Deutschland in München und den Paralympics in London haben in diesem Jahr zwei herausragende Veranstaltungen des Behindertensports stattgefunden, die in bis dahin nie gekanntem Ausmaß öffentlich-rechtliche Sendezeit und damit weite Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen haben. Aber ist damit schon Inklusion erreicht? Gewiss ist es zu begrüßen, wenn Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft präsenter sind. Doch spätestens seit die UN-Behindertenrechtskonvention auch in Deutschland geltendes Recht ist, geht es um mehr. Laut Artikel 30 (5) der Konvention müssen Maßnahmen getroffen werden, um Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme an Sportaktivitäten zu ermöglichen. Menschen mit Behinderung sollen am Sport, an seinem gesamten System mit sämtlichen Ressourcen teilhaben können wie andere Menschen auch. In ihrem Nationalen Aktionsplan „einfach machen“ hat die Bundesregierung dieses Ziel dahingehend präzisiert, dass von einer „selbstverständlichen Einbeziehung behinderter Menschen im Sportsystem“ die Rede ist. Menschen mit Behinderung sollen entsprechend ihren eigenen Vorstellungen Angebote wählen können. Damit sind alle gesellschaftlichen Kräfte – zunächst natürlich der Sport, seine Verbände und Vereine, aber auch andere Organisationen wie z.B. Stiftungen – gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, Ressourcen bereitzustellen und flächendeckende und qualitativ hochwertige Angebote zu entwickeln. Konkret bedeutet das etwa, Sportstätten barrierefrei zu gestalten und Übungsleiter entsprechend zu qualifizieren.


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Neben diesen Grundvoraussetzungen zielt der inklusive Ansatz der Behindertenrechtskonvention aber auch darauf ab, Menschen mit und ohne Behinderung miteinander in Bewegung zu bringen, um Begegnungen zu ermöglichen, Berührungsängste zu überwinden und Vorurteile abzubauen. Ansätze und gute Beispiele hierfür gibt es durchaus, auch und gerade von Stiftungen. Das Kooperationsprojekt „FußballFREUNDE“ der Sepp-Herberger-Stiftung mit Special Olympics Deutschland etwa verwirklicht den „Unified Sports“-Ansatz, indem beim gemeinsamen Fußball die soziale Interaktion zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung gefördert wird. In Kooperation von Sportvereinen, Regel- und Sonderschulen werden sogenannte „Unified Teams“ gebildet, bei denen Kinder und Jugendliche sich zum wöchentlichen Training treffen und im Rahmen von Sportfesten und Turnieren regelmäßig der sportlichen Konkurrenz stellen. Im Jahr 2010 ist die Initiative in fünf Bundesländern erfolgreich an den Start gegangen. Noch konsequenter verwirklicht die Diakonische Stiftung Wittekindshof zusammen mit dem TuS Volmerdingsen den Grundgedanken der Inklusion. Bereits seit 2005 spielt die dritte Mannschaft des Vereins in der Kreisliga C des Kreises Minden-Lübbecke. Das Besondere dabei ist, dass der 26 Mann starke Kader zur Hälfte aus Spielern mit einer geistigen Behinderung besteht. Als Trainer fungiert ein Mitarbeiter der Stiftung. Genutzt wird dabei der hohe pädagogische Wert des Mannschaftssports Fußball, indem alle Beteiligten Sozialkompetenzen wie Respekt, Toleranz, Kommunikations- und Teamfähigkeit spielerisch einüben. Wie gleich von vornherein inklusive Bedingungen geschaffen werden können, zeigt der „Run of Spirit“ des Evangelischen Johannesstifts in Berlin (siehe S. 38). Bei dieser Laufveranstaltung gibt es mehrere Einzelwettbewerbe, in denen Starter mit sehr verschiedenen körperlichen und geistigen Voraussetzungen in gemeinsamen Kategorien antreten und so neben einem sportlichen Gegen- auch ein soziales Miteinander erfahren. In Zukunft wird noch viel intensiver darüber nachgedacht werden müssen, welche Auswirkungen die Behindertenrechtskonvention für den Sport hat. Deren konsequente Umsetzung könnte sogar unsere Wahrnehmung insgesamt verändern, indem sie die Frage aufwirft, was guten und gelingenden Sport eigentlich ausmacht. Bewertungskategorien wie Leistung, Schön-

heit oder Erfolg könnten eine Umdeutung erfahren, und es könnten möglicherweise sogar neue Sportarten entwickelt werden, die den Anforderungen der Behindertenrechtskonvention eher entsprechen als herkömmliche Formen. Vielleicht macht der Sport nämlich deutlich, worum es bei Inklusion eigentlich geht: darum, Menschen nicht länger von ihren Defiziten her zu betrachten, sondern stattdessen ihre Potenziale in den Blick zu nehmen. Entsprechend dem Diversity-Ansatz und nach Definition der Weltgesundheitsorganisation wird Behinderung nicht mehr als Gesundheitsproblem verstanden, das der medizinischen Behandlung mit dem Ziel der Anpassung an die gesellschaftliche Norm bedarf. Leitend ist vielmehr die Anerkennung menschlicher Vielfalt und die Einsicht, dass jegliche Form von körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen ein normaler Bestandteil menschlichen Lebens ist, den es zu bejahen und als Quelle kultureller Bereicherung wertzuschätzen gilt. Es geht aber auch darum, für eine gerechte Verteilung von Ressourcen zu sorgen, soziale Benachteiligungen zu verringern und unser demokratisches Gemeinwesen so zu gestalten, dass Menschen mit Behinderung nicht länger als Objekte der Fürsorge, sondern als mit Bürgerrechten ausgestattete, selbstbestimmte Subjekte begriffen werden. Dafür reicht es nicht, spezielle Angebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Vielmehr kommt es darauf an, durch die Entwicklung und Organisation von inklusiven sportlichen Dr. Thomas Schneider  Angeboten Bewegung und Begegnung ist seit 2007 Pressesprecher des Bundesvon Menschen mit und ohne Behinderung verbandes evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) und zuständig für die interne und zu ermöglichen – ein Feld, auf dem Stifexterne Kommunikation des Verbandes. tungen bereits erfolgreich aktiv sind und Daneben ist der Literatur- und Kulturwissenschaftler publizistisch tätig und befasst sich noch viel Potenzial haben. Sport kann so u.a. mit der Geschichte und der gesellschaftzum Vorreiter, Vorbild und Motor für Inlichen Verantwortung des Sports. klusion werden. « « « Kontakt  schneider@beb-ev.de trschneider@gmx.de


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Der glückliche Steuerzahler Ein Lebenswerk für Querschnittgelähmte: Manfred Sauer, Unternehmer und Stifter – ein Porträt

von Benita v. Behr

» » » „Es war mein zweiter Sprung in die Themse. Dabei kam mir ein Pudel in die Quere. Ich wich aus, sprang von einer anderen Stelle. Seemannsköpfer – so nannten wir das –, Hände nach hinten, auf eine Sandbank aufgekommen und die Halswirbelsäule gebrochen.“ So beschreibt Manfred Sauer den Moment, der ihn 1963 bei einem Sprach-Feri-

enaufenthalt in London zum Querschnittgelähmten machte. Der damals 19-Jährige hatte Glück im Unglück: Er kam direkt ins Stoke Mandeville Hospital nahe Oxford. Dort hatte der 1939 vor den Nazis aus Breslau geflohene Arzt Dr. Ludwig Guttmann, Initiator der Paralympischen Spiele, im Auftrag der Queen das damals weltweit führende Behandlungszentrum für Querschnittgelähmte aufgebaut. Guttmann machte Sauers verzweifelten Vater damals Mut mit dem Versprechen: „Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler.“ Er sollte recht behalten. Der Leistungsgedanke als Rehabilitationsziel prägte Manfred Sauer zeitlebens und wurde sein bleibender Antrieb. Heute ist das von Sauer gegründete Unternehmen, das sich auf Medical-Produkte für Menschen im Rollstuhl spezialisiert hat, nicht nur der größte Gewerbesteuerzahler, sondern auch der größte Arbeitgeber in seiner Heimatgemeinde Lobbach bei Heidelberg. Über 340 Mitarbeiter beschäftigt die Manfred Sauer GmbH. „Unverwechselbares Markenzeichen unseres Unternehmens ist die Mitarbeit von betroffenen Querschnittgelähmten in der Kundenberatung“, heißt es in einer Stellenanzeige, mit der das Unternehmen einen Außendienstmitarbeiter sucht. Schätzungen zufolge gibt es 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer in Deutschland, von denen rund 100.000 querschnittgelähmt sind. Zurück zu den Anfängen: Nach dem Klinikaufenthalt in England machte der junge Mann eine kaufmännische Ausbildung in einem sogenannten Krüppelheim im Westfälischen und besorgte sich heimlich einen Gewerbeschein. Mit einem „Firmensitz“ in Pappkartons unter dem Bett begann er – seine Ausbilder durften davon nichts wissen – mit dem Aufbau eines


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Unternehmens, das Kondom-Urinale für Männer mit Blaseninkontinenz zusammenstellte und verkaufte. Der Bedarf dafür war dem Firmengründer aus eigener Erfahrung bekannt. Zu den Auswirkungen einer Querschnittlähmung gehört auch, dass sich die Entleerung der Blase nicht mehr kontrollieren lässt, da die Nervenbahnen im Rückenmark durchtrennt sind. Als eines Tages ein Vertreter im „Krüppelheim“ auftauchte und den Chef der Firma Sauer sprechen wollte, flog die Sache auf: „Sauer? Eine solche Firma gibt es hier nicht“, bekam er zu hören. „Unser Lehrling heißt aber Sauer.“ Nach seiner Ausbildung trat Manfred Sauer zunächst eine Stelle im öffentlichen Dienst an: Er wurde kaufmännischer Ausbilder im 1966 neu errichteten beruflichen Rehabilitationszentrum für Querschnittgelähmte der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg. Parallel organisierte er das wachsende Mini-Unternehmen. Doch irgendwann ging das nicht mehr. 1974 – mit 30 Jahren – entschloss sich der Pionier zum Schritt in die volle Selbstständigkeit. 1982 errichtete er einen Produktionsbetrieb im Lobbacher Gewerbegebiet für die von ihm weiterentwickelten Kondom-Uri­ nale, in dem heute alle Komponenten dieses Systems hergestellt werden. Hinzu kamen die Katheterproduktion und Rolli-Moden, ein Betrieb, der Bekleidung herstellt, die speziell auf Rollstuhlfahrer zugeschnitten ist: „Kleidung, die im Sitzen sitzt“ lautet das Angebot und folgt dem modischen Trend. All dies gehört heute der gemeinnützigen Manfred-Sauer-Stiftung. Der damals 57-Jährige gründete die rechtsfähige Stiftung 2001, um die Unternehmensnachfolge zu regeln, den Standort der Firma zu sichern und der Gesellschaft aus Dankbarkeit für seinen Erfolg etwas zurückzugeben. Neben dem Unternehmen brachte er auch sein gesamtes Privatvermögen ein. Mieten und Erträge des Unternehmens fließen seitdem in die Stiftung. Im Gegenzug ist diese verpflichtet, für seinen Lebensunterhalt aufzukommen. „Die Leistungsbereitschaft Querschnittgelähmter fördern“ hat Sauer seinen Stiftungszweck genannt und der Slogan im Logo verspricht „Impulse für bewusstes Leben“. Die können nicht nur Querschnittgelähmte gebrauchen. Kristallisationspunkt der Aktivitäten ist das stiftungseigene Seminarhotel in Lobbach, ein Begegnungszentrum, in dem Rollstuhlfahrer und Fußgänger zwischenmenschliche Barrieren ab- und Verständnis füreinander aufbauen, sich entspannen und neu orientieren können. Das Hotel verfügt über ein Re-

staurant mit offener Küche und eine eigene Brauerei, 28 Zimmer und 20 Pavillions mit insgesamt 78 Betten stehen zur Verfügung – alle rollstuhlgerecht. Querschnittgelähmten Rollstuhlfahrern gewährt die Stiftung 50 Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis, die Kurse und Ähnliches sind kostenlos. Bei den Angeboten gibt es drei Schwerpunkte: Training und Entspannung im Gesundheitszentrum, die Förderung bewusster Ernährung – insbesondere auf die Bedürfnisse Querschnittgelähmter ausgerichtet – und das Entdecken eigener kreativer Fähigkeiten. Das Jahresprogramm 2012 kann sich sehen lassen: In der Kreativwerkstatt locken z.B. Acrylmalen, Buchbinden, Arbeiten mit Holz und Stein und die Herstellung von Schmuck. im porträt Zu den Bewegungsangeboten gehören ein Manfred Sauer  dreistufiges Rollstuhl- und Mobilitätstraiist seit einem Badeunfall, den er kurz vor ningsprogramm, Handbike, Schnupperdem Abitur hatte, querschnittgelähmt. Das von ihm gegründete Unternehmen, die wochen für Rollstuhlsport und BogenManfred Sauer GmbH, hat sich auf Produkte schießen, Selbstverteidigung und Yoga. für Querschnittgelähmte und Rollstuhlfahrer Hinzu kommen Ernährungsworkshops mit spezialisiert. 2001 gründete der Unternehmer die Manfred-Sauer-Stiftung, der er die UnBeratung und gemeinsamem Kochen und ternehmensanteile und sein Privatvermögen übertrug. Sie will querschnittgelähmte die stiftungseigene Wellnesslandschaft Rollstuhlfahrer und deren Partner ermutigen, mit Schwimmbad und Saunen. ihr Leben leistungs- und selbstbewusst zu gestalten, um mit den körperlichen 2011 wurde ergänzend eine in allem Einschränkungen ein erfülltes Leben führen barrierefreie Sporthalle eröffnet – nicht zu können. aus Sauers sportlicher Begeisterung Weitere Informationen  www.manfred-sauer-stiftung.de heraus, sondern vielmehr den Gedanken Guttmanns folgend: Sport als ein Weg, ein Impuls zurück zur Leistung, zum Engagement. Deshalb heißt die Halle Ludwig-Guttmann-Sporthalle. Ganz neu ist ein 500 Meter langer asphaltierter Rollstuhlparcours für Handbiker. Manfred Sauer ist kein Mensch, der Aufhebens um seine Person macht. Viele, die auf der Suche nach Impulsen für ein bewusstes Leben ins Seminarhotel kommen, mag der Geist des Stifters, der als Unternehmer im Rollstuhl viele Hürden nahm, dennoch inspirieLesetipp ren. „Ich bin stolz, Steuern zu zahlen“, sagt er heute. Martin Bernhard: „Der „Das ist auch ein Privileg. Es zeigt: Ich verdiene etwas.“ Rolli-Unternehmer“. In: brand eins 11/2009. Eine Sichtweise, über die sich nachzudenken lohnt. www.brandeins.de/ magazin/-d1232a8661/ Wenn sich diese Einstellung mehr Leute zu eigen mader-rolli-unternehmer.html chen würden, könnte sich unser Sozialstaat glücklich schätzen. « « «


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Netzwerk für Mobilität auf dem Land von Birgitta Pfeil Die Förderstiftung Abtsgmünd ermöglicht in ihrer Gemeinde einen ehrenamtlichen Fahrdienst für Menschen mit Unterstützungsbedarf.

Birgitta Pfeil  ist Vorsitzende des Kuratoriums der „Förderstiftung Abtsgmünd – selbst. bestimmt. leben.“ Sie arbeitet als Bereichsleiterin Wohnen für Menschen mit Behinderung in der Stiftung Haus Lindenhof.

» » » Die Stiftung Haus Lindenhof ist ein katholisches Sozialunternehmen in Ostwürttemberg. Neben den stationären Hilfefeldern für alte und behinderte Menschen gewinnen hier wie anderswo ambulante Strukturen ständig an Bedeutung. Gemäß dem Motto der Stiftung Haus Lindenhof „selbst.bestimmt.leben.“ unterstützt und initiiert die Organisation gemeindenah neue individuelle Hilfearrangements. Sie kooperiert dazu mit anderen Unternehmen, Kirchen und Kommunen. Im Blick auf die kommenden Jahre stellen sich karitativen Unternehmen und Kommunen die gleichen Fragen: Wie kann soziale Arbeit angesichts der demografischen Veränderungen im ländlichen Raum zukünftig aussehen? Und wie gelingt es Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen, trotz und mit Einschränkungen selbstbestimmt zu Hause zu leben? Die „Förderstiftung Abtsgmünd – selbst. bestimmt. leben.“ wurde Ende 2008 von der Gemeinde, der Sozialstation und der Stiftung Haus Lindenhof mit Unterstützung der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft gegründet. Unter anderem hat sich die Stiftung zum Ziel

gesetzt, über ehrenamtliches Engagement zur Verbesserung eines selbstbestimmten Lebens von alten und behinderten Menschen im häuslichen Umfeld beizutragen. Abtsgmünd hat als Flächengemeinde auf über 70 Quadratkilometern rund 7.500 Einwohner: Zur Gemeinde gehören neben dem Hauptort fünf Teilorte und 75 Dörfer, Weiler und Höfe. Der öffentliche Nahverkehr erreicht längst nicht alle Regionen. Menschen mit Gehbehinderungen, die nicht mit dem eigenen Auto fahren können, sind für ihre Erledigungen wie Einkauf und Arztbesuch auf die Unterstützung von Nachbarn und Familie angewiesen. Wenn soziale Anlässe wie Gottesdienst und Vereinstreffen nur unzulänglich erreichbar sind, brechen Alltagskontakte schnell ein, Vereinsamung droht. Bei einem Informationsgespräch der Förderstiftung Abtsgmünd wurde nach dem Unterstützungsbedarf für möglichst selbstbestimmte Teilhabe gefragt. Im Ergebnis des folgenden Workshops standen Mobilität und Kontakt an oberster Stelle. So entstand die Idee für den Bürgerbus, einen Fahrdienst für ältere und behinderte Menschen, insbesondere für Menschen, die auf Rollator und Rollstuhl angewiesen sind. Ehrenamtlich tätige Frauen halten ihn seit 2010 am Laufen – eine von ihnen macht die Organisation, zwei weitere übernehmen die Fahrdienste. Aus dem Kuratorium der Förderstiftung heraus wurde das Fahrdienstprojekt unterstützt und begleitet. Die Rollstuhlfahrzeuge gehören der Stiftung Haus Lindenhof. Über eine Handynummer melden sich die Fahrdienstnutzer, die sich an den Betriebskosten mit 3 Euro beteiligen. „Ich will dene doch net zur Last falle“ – nach anfänglich zögerlichem Beginn gibt es inzwischen Stammkunden. Die Nutzer nehmen wieder häufiger und aktiver am Leben in der Gemeinde teil, inzwischen fahren die Frauen fast täglich. Die Mitnutzung der Fahrzeuge ist dank des Erfolgs inzwischen am Limit des Machbaren, sodass die Stiftung nach Wegen sucht, um ein eigenes Auto finanzieren zu können. « « «


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Auf Schatzsuche von Iris Rodriguez Dass es ein schwieriges Unterfangen ist, einen passenden Partner zu finden, können Heerscharen von Menschen bestätigen. Für Menschen mit Behinderungen gilt dies in verstärkter Weise. Unter dem Dach der Evangelischen Stiftung Alsterdorf entstand deshalb eine ganz besondere Partnervermittlung, die Erfolgsgeschichte schrieb.

» » » Im Land der Ideen gibt es besondere Orte, wo Kreativität und Engagement zu Hause sind. Einer davon ist die Schatzkiste der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Ihr Erfinder: der Psychologe Bernd Zemella. Seine Idee war es, eine kostenlose Partnervermittlung für Menschen mit Behinderung ins Leben zu rufen. Menschen, denen es aufgrund ihrer Behinderung besonders schwerfällt, einen Partner zu finden, und die häufig vergeblich nach Liebe, Wärme oder Anerkennung suchen. Der Psychologe hat oft beobachtet: „Viele Agenturen ziehen den Menschen nur das Geld aus der Tasche und lassen sie am Ende allein mit der schmerzlichen Erfahrung, nicht dazuzugehören.“ In der Schatzkiste ist das anders. Vor Ort und im persönlichen Gespräch wird von jedem Suchenden ein ausführliches Profil erstellt. Abgefragt werden z.B. die Art der Behinderung, der Unterstützungsbedarf, welche Behinderung der potenzielle Partner haben kann oder wie viel Hilfe benötigt wird. Auch ein Videoclip wird angeboten. Dann werden aus der rund 700 Personen umfassenden Datenbank die passenden Partnervorschläge unterbreitet. Die Evangelische Stiftung Alsterdorf war 1998 offen für die Idee ihres Mitarbeiters Zemella und hat ihn seitdem darin unterstützt. Die Nachfrage nach dem neuen Angebot war groß. Schnell sprach sich das Konzept herum, nicht zuletzt auch durch die regelmäßige Medienpräsenz, die im Jahr 2001 durch den gewonne-

nen Wettbewerb start social ausgelöst wurde. „Andere Städte haben mich gefragt, wie sie in ihrer Stadt eine Schatzkiste aufbauen könnten, und ich habe die Initiatoren beraten und unterstützt“, berichtet der mittlerweile in den Ruhestand gegangene Psychologe. Durch die leichte Übertragbarkeit der Idee bei gleichzeitig geringem finanziellen Aufwand hat sich das Projekt schnell auch an anderen Orten etabliert. Heute gibt es über 50 Schatzkisten in Deutschland. Zur Verbesserung der Zusammenarbeit haben sich die Schatzkisten in einem eigenen Verein zusammengeschlossen. Um für Menschen mit Lernschwäche, mit psychischer oder körperlicher Behinderung den passenden Partner zu finden, engagieren sich viele Helfer ehrenamtlich – so wie Bernd Zemella, der auch nach seiner Pensionierung nicht ans Aufhören denkt. „Ich habe eine ganz gute Vermittlungsquote, wenn man das mit professionellen Partnervermittlungen vergleicht“, freut er sich. Von einer erfolgreichen Vermittlung spricht man bei der Schatzkiste dann, wenn nach dem ersten Treffen, das immer in Gegenwart eines Mitarbeiters stattfindet, beide Vermittelten einig sind, dass sie sich auch weiterhin treffen möchten. Es sind einige Hundert Menschen, die vermittelt wurden, viele haben sich verlobt und Freundschaftsringe ausgetauscht, vier Paare haben geheiratet. Mittlerweile wird das Angebot der Schatzkiste noch zweimal wöchentlich um die „Schwatzkiste“ ergänzt, denn der gemeinsame Austausch tut gut. Man sitzt zusammen, lacht, klönt. Und jene, die sich über die Schatzkiste kennengelernt haben, tragen stolz ihr rotes Schildchen „Ich bin vergeben“. Für sie hat die Schatzsuche ein Happy End. « « «

Iris Rodriguez  ist Journalistin, Texterin und Gründerin des Kommunikationsbüros „Das Schoenewerk“ mit dem Schwerpunkt Stiftungskommunikation. Nach ihrem Studium hat die Betriebswirtin viele Jahre in großen Agenturen als Texterin gearbeitet und schreibt als Journalistin für namhafte Publikationen. Ihre Erfahrungen fließen heute ein in ihre Berliner Agentur. Weitere Informationen rodriguez@ das-schoenewerk.de www.das-schoenewerk.de


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Mittendrin Outsider! Die Frankfurter Heussenstamm-Stiftung zeigt Kunst von Menschen mit Behinderung.

von Dagmar Priepke

Dagmar Priepke  ist Projektmanagerin im Bereich Archive, Bibliotheken und Museen. Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin der Heussenstamm-Stiftung in Frankfurt am Main. Sie engagiert sich ehrenamtlich in einer Lebens- und Krisenberatungsstelle. Für die Ausstellungsreihe MITTENDRIN OUTSIDER!, die auf ihre Initiative zurückgeht, entwickelte sie Idee und Konzept. Weitere Informationen info@ heussenstamm-stiftung.de www.heussenstamm-stiftung.de

» » » Mitten in Frankfurt liegen die Räume der Heussenstamm-Stiftung. Vor rund einhundert Jahren gegründet, hat die Stiftung heute zwei Ziele: einerseits die Förderung von Frankfurter Künstlern, andererseits das soziale Engagement in künstlerischen Bereichen. Die Künstlerförderung wird vor allem in der Heussenstamm-Galerie mit Ausstellungen regionaler Künstler realisiert. Beide Stiftungsziele verbindet die Ausstellungsreihe „MITTENDRIN OUTSIDER!“, in der sogenannte Outsider-Kunst gezeigt wird. „Was innen ist und was außen, was als normal und was als davon abweichend gesehen wird, hängt vom historischen Standpunkt des Betrachters ab“, schreibt Salomon Korn in einem der Ausstellungskataloge der Stiftung. „Die Frage danach, von wo aus wir schauen, ist deshalb die entscheidende. So ist auch der Begriff ‚Outsider Art‘ eine diskursive Übereinkunft, die gegenwärtig dazu verwendet wird, künstlerische Werke von Menschen mit Behinderungen zu bezeichnen.“ Dieser Ausgabe der StiftungsWelt liegt ein Lesezeichen zur Ausstellungsreihe mit einem Werk von Ellen Libbach bei. Die erste Ausstellung, „BILDER DIE BEWEGEN“ im Jahr 2009, war eine Kooperation mit den Praunheimer Werkstätten, eine Frankfurter Institution für behinderte Menschen. Diese haben dort auch die Möglichkeit, künstlerisch zu arbeiten. In der Ausstellung hingen Oliver Hammerschmidts Kopfwesen und Elke Pohles Farbkompositionen neben Selbermanns „Barbara Streisand bei Julchen“. Dazu erschien ein Katalog, der durch seine feinfühlige Gestaltung sehr beeindruckte. „BILDER DIE BEWEGEN“ war eine sehr gut besuchte Schau, in der erstaunlich viele Bilder verkauft wurden. „Tretet näher! Lasst euch nieder, bis ihr ahnt was Blindheit ist. Senkt den Kopf, und senkt die Lider, bis ihr, was euch fremd war, wisst.“ Diese Zeilen von Erich Kästner begleiteten die Ausstellung „OUTSIDER FROM COSTA BERNSTEIN“. Das Gedicht gehörte zu der Installation „Auf der Bildfläche verschwunden“, die die

außergewöhnliche Fantasie von Anna Raicis zeigt. Die Künstlerin malt großflächige farbige Kreise, aber sie kann kaum sehen. Ihr Sichtfeld ist nicht größer als ein Stecknadelkopf. Die Besucher der Ausstellung konnten sich Brillen aufsetzen und selbst zeichnen. Eine sinnliche Selbsterfahrung für Besucher, um zu verstehen und zu begreifen. Anna Raicis ist Mitglied einer Gruppe um den Künstler Costa Bernstein, der jüdische Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung angehören. Sie haben sich mit ihren Werken erstmalig öffentlich in der Heussenstamm-Galerie vorgestellt. Auch zu dieser Ausstellung erschien ein Katalog, der die kreative Arbeit der Gruppe dokumentiert. Die Frankfurter Autorin Monika Held schrieb einen einfühlsamen Text dazu. Ein weiteres Projekt der Reihe ist die künstlerische Arbeit mit Drogenabhängigen, in deren Rahmen anrührende Werke entstanden sind. Mit dieser Ausstellungsreihe wollen wir die Grenzlinie zwischen draußen und mittendrin bewegen und die künstlerische Genremauer durchlässiger gestalten. « « «


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Inklusion mit Musik Der Förderpreis InTakt der miriam-stiftung

von Prof. Dr. Irmgard Merkt und Wilhelm Sonnemann » » » Die UN-Behindertenrechtskonvention verweist in Artikel 30 ausdrücklich auf das Recht auf gleichberechtigte Teilhabe am kulturellen Leben und auf die Notwendigkeit der Entwicklungsförderung des kreativen Potenzials von Menschen mit Behinderung. Lange vor dem Inkrafttreten der Konvention war es Christa und Wilhelm Sonnemann klar, welche Bedeutung die Musik für das Leben eines Kindes mit Behinderung spielen kann. Ihre Tochter Miriam wurde mit Downsyndrom geboren. Miriam liebte Musik, lernte Noten lesen und profitierte vom gemeinsamen Musizieren mit Nichtbehinderten, voll akzeptiert in einem kirchlichen Flötenkreis. Nach Miriams frühem Tod errichteten ihre Eltern im Jahr 2003 die miriam-stiftung. Die Arbeit der miriam-stiftung zielt auf die Förderung und Verbreitung christlicher Wertmaßstäbe ebenso wie auf die Unterstützung konkreter Projekte. Der Bo-

gen ist weit gespannt: Die Stiftung fördert ein Projekt im fernen Osttimor und mit dem Förderpreis InTakt die Inklusion von Menschen mit Behinderung im eigenen Land. In den Jahren ihres Bestehens konnte die miriam-stiftung für ihre verschiedenen Projekte Mittel in Höhe von 466.000 Euro vergeben. Der Förderpreis InTakt wird seit 2004 jährlich im Rahmen bundesweiter Ausschreibungen vergeben. Ein Einzelpreis, dotiert mit 1.500 Euro, honoriert musikalische Konzepte und kreative Ideen aus dem Bereich der Musikpädagogik, die in alle Zusammenhänge gemeinsamen Lernens – denn das meint Inklusion – übertragbar sind. Ein Gruppenpreis, dotiert mit 3.500 Euro, würdigt bereits bestehende besonders beispielhafte Projekte. Die Jury besteht aus drei erfahrenen Hochschullehrenden: Prof. Elisabeth Braun aus Reutlingen, Prof. Dr. Irmgard Merkt von der TU Dortmund und Prof. Dr. Jürgen Terhag aus Köln. Als Bewerbungsunterlagen sind ein ausgefüllter Fragebogen und die filmische Dokumentation der Aktivitäten einzureichen. Im Rahmen des Einzelpreises ist das etwa die Dokumentation einer Unterrichtsstunde, im Rahmen des Gruppenpreises die Dokumentation einer Probensituation und eines öffentlichen Auftritts. Einsendeschluss ist jeweils Juni. Die Preisverleihung findet im Herbst statt, seit einigen Jahren als erfolgreiche öffentliche Veranstaltung im Rathaus Dortmund. 22 Preise – einschließlich einiger Sonderpreise – wurden bis heute vergeben. Die Bandbreite reicht vom Filmprojekt „Beinahe die Zauberflöte“ mit Kindern mit schwerster Behinderung bis zum musikalischen Ausbildungsprojekt von jungen Erwachsenen mit geistiger Behinderung an einer Musikschule. Der Förderpreis bedeutet für die Preisträger in der Regel weitere Unterstützung in der Region. Die hohe politische Akzeptanz wird durch die Anwesenheit des Bundesbehindertenbeauftragten und des Rektorates der TU Dortmund bei der Preisverleihung deutlich. Informationen über die ausgezeichneten Projekte finden Sie auf der Internetseite der miriam-stiftung unter „Förderpreis“ und „Termine-Berichte“. « « «

Buchtipp Irmgard Merkt: Musikkultur inklusiv. 5 Jahre Förderpreis InTakt der miriam-stiftung. Intakt, Dortmund / ConBrio-Verlag, Regensburg 2010. ISBN 978-3-94232500-4. 108 Seiten. 12,80 Euro (Dokumentation der ausgezeichneten Projekte aus den Jahren 2004 bis 2009, kostenloser Download unter www.miriam-stiftung.de/ termine-berichte/059-buchveroeffentlichung.php)

Irmgard Merkt und Wilhelm Sonnemann  Prof. Dr. Irmgard Merkt ist Professorin im Lehrgebiet Musikerziehung und Musiktherapie in Rehabilitation und Pädagogik bei Behinderung an der Fakultät für Rehabilitationswissenschaften der TU Dortmund. Sie ist Vorsitzende der Jury des Förderpreises InTakt. Wilhelm Sonnemann  hat 2003 gemeinsam mit seiner Frau Christa in Gedenken an ihre Tochter Miriam, die mit Down-Syndrom geboren wurde, die miriam-stiftung gegründet. Die beiden Stifter leiten seitdem die Stiftung gemeinsam als Vorstandsmitglieder. Weitere Informationen www.miriam-stiftung.de


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Barrierefrei kommunizieren! Hürden und wie man sie nehmen kann

von Edeltraut Hanfland und Susanne Böhmig

Weitere Informationen info@stiftung-barrierefrei-kommunizieren.de www.stiftung-barrierefrei-kommunizieren.de

Susanne Böhmig  leitet das bundesweite Kompetenz- und Referenzzentrum „barrierefrei kommunizieren!“ in Berlin.

» » » Die „STIFTUNG barrierefrei kommunizieren!“ setzt sich für eine barrierefreie Kommunikation von Menschen mit Behinderung ein. Darunter wird der uneingeschränkte Zugang zu Computer und Internet sowie die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zum Ausgleich behinderungsbedingter (Kommunikations-)Einschränkungen verstanden. Computer und Internet bieten viele Chancen in Beruf und Alltag. Für jemanden, der blind ist, nicht sprechen oder nur die Augen bewegen kann, können unterstützende Technologien sogar die einzige Möglichkeit sein, zu kommunizieren, Informationen zu erhalten oder seinen Berufsalltag zu meistern. Auch Menschen, die infolge wiederkehrender Belastungen Beeinträchtigungen haben, können durch unterstützende Technologien oder ergonomische Produkte weiterhin ihren Computerarbeitsplatz bedienen. Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung Standardtechnologien nur bedingt oder gar nicht nutzen können, ermöglichen unterstützende Technologien einen selbstbestimmten Zugang zur Informationsgesellschaft. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, z.B. technische Entwicklungen, die neue Barrieren schaffen, oder die selbstverständliche Voraussetzung einer hohen Medien- und Informationsverarbeitungskompetenz. Daher hat sich die Stiftung in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft sowie gestützt durch öffentliches und zivilgesellschaftliches Engagement die gleichberechtigte Teilhabe an der Informationsgesellschaft Edeltraut Hanfland  mithilfe von Computer und ist stellvertretende Internet zum Ziel gesetzt. Vorstandsvorsitzende der „STIFTUNG barrierefrei Dieses verwirklicht sie durch kommunizieren!“ in Berlin. ihre Angebote.

Barrierefreiheit erleben – der Erlebnisparcours » » » Bei der Umsetzung von Inklusion ist immer wieder festzustellen, dass der bisher fehlende bzw. nicht ausreichende Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gerade für Menschen ohne Behinderung bedeutet, dass sie sich nicht vorstellen können, wie Menschen mit Behinderung leben und arbeiten. Dies war der Auslöser für den Erlebnisparcours. Hier können Interessierte mit simulierten Behinderungen selbst erproben, wie unterstützende Computertechnologien funktionieren. Beratungen und Workshops zu unterstützenden Computertechnologien » » » „barrierefrei kommunizieren!“ bietet herstellerunabhängige Beratungen inklusive Erprobung von über 200 unterstützenden Technologien sowie Empfehlungen für eine ergonomische Computerarbeitsplatzgestaltung. Jeder Mensch und seine Lebensumstände sind anders – eine intensive Beratung (unter simulierten Arbeitsbedingungen) ist daher unerlässlich. Nur so kann die optimal geeignete Technologie für die eigenen Bedürfnisse ermittelt und bereitgestellt werden. Barrierefreies Internet umsetzen » » » Gerade Stiftungen sollten sich als Selbstverpflichtung darauf festlegen, dass ihre Internetseiten gemäß der Barrierefreien-Informationstechnik-Verordnung – BITV 2.0 barrierefrei sind. Bei der Umsetzung benötigen viele Institutionen Unterstützung. Daher berät und prüft unsere Stiftung die Umsetzung von Barrierefreiheit bei Internetseiten. « « «


StiftungsWelt 03-2012 » » » inklusion 37

Die Klischee-Killer Ein neuer Online-Ratgeber sensibilisiert Journalisten für die Berichterstattung über Menschen mit Behinderung. von Timon Pohl » » » Fehlendes Gespür oder Unsicherheit bei der Wortwahl führt bei der Berichterstattung über Menschen mit Behinderungen nicht selten dazu, dass Journalisten sich in Floskeln verheddern. Doch gerade diese sind es, die den Machern des am 16. August 2012 gestarteten On-

line-Ratgebers www.leidmedien.de aufstoßen. Hinter dem von der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekt stehen u.a. die Journalistinnen Rebecca Maskos und Lilian Masuhr sowie Raúl Krauthausen (siehe Interview S. 19 ff.) und Andi Weiland von SOZIALHELDEN e.V. „Er ist an den Rollstuhl gefesselt“ oder „Sie leidet an Muskelschwund“ sind nur zwei der geläufigen Formulierungen, die ein negatives Bild in den Köpfen entstehen lassen. Ein Streifzug durch behindernde Sprache illustriert zunächst beliebte Erzählklischees. So stellen die „Leidmedien“ zum einen besonders häufig das Leiden in den Mittelpunkt. Oder sie entwerfen Geschichten über Helden, die ihr Leben „trotz“ ihrer Behinderung meistern.

Eine gute Berichterstattung zeichnet sich dagegen durch neutrale Sprache aus und reduziert Menschen nicht auf ihre Behinderung. Im Vordergrund sollte vielmehr ein Anliegen, ein Projekt oder eine Idee stehen, empfiehlt der Ratgeber. Ist die Behinderung selbst im Fokus, sollte der Beitrag ausgewogen sein und soziale und politische Aspekte einbeziehen. Wie man es richtig macht, zeigt eine Reihe von positiven Beispielen, z.B. „Das Lieben der anderen“, eine Artikelserie in der Süddeutschen Zeitung zum Thema Sexualität. Leidmedien.de liefert Journalisten außerdem vielfältige Themenvorschläge aus dem Alltag von Menschen mit Behinderungen – vom Arbeitsmarkt bis zu Brandschutzbestimmungen. Wer als Journalist praktische Tipps für Interviews sucht oder mehr über den Bedeutungswandel des Begriffs „Behinderung“ wissen will, findet hier nützliche Informationen. Aber auch wer nicht mit dem Schreiben sein Geld verdient, sollte sein Gespür schärfen. Denn die Sprache im Alltag eines jeden Einzelnen von uns ist ein Indikator für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Ein bewusster Umgang mit ihr hilft dabei, uns von tradierten mentalen Barrieren zu befreien. « « «

Timon Pohl  arbeitet als Referent Medien & Kommunikation im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Er ist Redakteur des E-Mail-Newsletters StiftungsNews und der StiftungsWelt und betreut den Social-Media-Auftritt des Bundesverbandes. Weitere Informationen www.leidmedien.de www.sozialhelden.de


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Kurz & gut: Inklusion fakten Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in Deutschland 7,1 Millionen Menschen, die amtlich als Schwerbehinderte anerkannt sind (Stand: 31.12.2009). Dies entspricht einem Anteil von 7,1 Prozent der Bevölkerung. Drei Viertel von ihnen sind 55 Jahre oder älter. Bei einem Viertel der schwerbehinderten Menschen sind innere Organe betroffen. Bei 14 Prozent ist die Funktion der Arme oder Beine eingeschränkt. Blind oder sehbehindert sind 5 Prozent der Schwerbehinderten. Knapp 4 Prozent von ihnen sind schwerhörig oder haben Gleichgewichts- ­bzw. Sprachstörungen. In über 82 Prozent der Fälle hat dabei eine Krankheit zur Behinderung geführt. Wesentlich seltener ist sie angeboren (4,3 Prozent) bzw. geht auf einen Unfall oder eine Berufskrankheit zurück (2,1 Prozent). Nicht statistisch erfasst wird in Deutschland die Zahl der Rollstuhlfahrer – schätzungsweise 1,6 Millionen Menschen.

Fotos im Schwerpunkt Jedes Jahr am Pfingstmontag lädt das Evangelische Johannesstift in Berlin gemeinsam mit dem TSV GutsMuths 1861 e.V. zu der Laufveranstaltung „Run of Spirit“ auf das 75 Hektar große Stiftungsgelände im Spandauer Forst. Zum Fest des Heiligen Geistes will die kirchliche Stiftung nicht nur den Sportsgeist wecken, sondern auch den „Spirit“ von Inklusion. Menschen mit und ohne Behinderungen in getrennte Kategorien zu sortieren, ist bei den insgesamt acht Läufen undenkbar. Ob Schülerlauf oder Te­­­am-Staffel: Beim Run of Spirit starten alle gemeinsam – in diesem Jahr fast 1.000 Teilnehmer. Ein Teil der Einnahmen aus der Startgebühr ging an die Reit­ therapie „Ira“, mit der das Evangelische Johannesstift Menschen mit Behinderung und traumatisierten Kindern hilft. Die Idee des Run of Spirit haben der Landessportbund Berlin und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin 2011 übrigens mit dem Innovationspreis des Berliner Sports gewürdigt. Bereits zweimal wurde der Run of Spirit durch die Aktion Mensch finanziell ermöglicht. Der Schwerpunkt der vorliegenden StiftungsWelt zeigt Fotos vom 4. Run of Spirit am 28. Mai 2012. Der 5. Run of Spirit findet am 20. Mai 2013 statt. www.run-of-spirit.de

„Größte Vorsicht! – Krankenanstalt“ hieß es bis 1980 damals am Benninghof der Evangelischen Stiftung Hephata. Menschen mit Behinderungen waren damals auf einer „Station“ oder in einer „Abteilung“ untergebracht. Einzelzimmer mit mindestens 12 m² Größe sind noch Utopie. Nach 1995 setzt bundesweit ein Paradigmenwechsel ein, der u.a. von der Stiftung Hephata eingeleitet wird. Aus Schlafsälen werden zunächst Zwei- oder Dreibettzimmer, hier und da entstehen Einzelzimmer. Zunehmend werden stationäre Einrichtungen aufgelöst.

Klein, aber oho

6.250 Euro

beträgt das Vermögen der Stiftung taubblind leben, die sich dafür einsetzt, dass Taubblindheit in Deutschland als spezifische Behinderung anerkannt wird. Stiftungsgründerin Irmgard Reichstein ist es gelungen, Beiträge von der F.A.Z. über Spiegel Online bis zum ZDF anzustoßen. Am 29. März 2012 hat die Treuhandstiftung außerdem 14.000 Unterschriften, die sie für die Verbesserung der Lebenssituation taubblinder Menschen gesammelt hat, an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales übergeben. www.stiftung-taubblind-leben.de


StiftungsWelt 03-2012 » » » inklusion

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Stiftungspreise

zum Thema Inklusion

Aus Anstaltsbewohnern sind Nachbarn geworden: Inmitten von Düsseldorf steht eines der Gemeinschafts-Wohnhäuser der Evangelischen Stiftung Hephata. Der Neubau des 2006 eröffneten Wohnhauses ist von der Aktion Mensch mit 250.000 Euro unterstützt worden. Zwölf Menschen mit Behinderung leben hier in der Christophstraße in eigenen Zimmern, versorgen sich selbst und nehmen auch am Gemeindeleben teil. Die Betreuerinnen und Betreuer der Stiftung Hephata unterstützen sie bei einem möglichst selbstständigen Leben.

HEUTE

Gross und stark

36,1 Millionen Euro beträgt das Eigenkapital der Evangelischen Stiftung Alsterdorf mit rund 5.700 Mitarbeitenden. Individuelle Assistenz für ein selbstbestimmtes Leben ist ein zentraler Ansatz der fast 150 Jahre alten Stiftung, die Wohn-, Bildungs- und Beschäftigungsangebote für Menschen mit Behinderung anbietet. Auch unterstützt die Stiftung Familien mit behinderten Kindern und begleitet Jugendliche mit Assistenzbedarf auf dem Weg in die Selbstständigkeit. An den Bugenhagen-Schulen lernen Kinder mit und ohne Behinderung selbstverständlich gemeinsam. www.alsterdorf.de

Die PAUL LECHLER STIFTUNG gGmbH würdigt mit dem PAUL LECHLER-Preis in Höhe von 50.000 Euro jährlich Projekte und Maßnahmen, die die Integration von behinderten und benachteiligten Menschen, deren Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe fördern. Der jährliche Förderpreis InTakt der miriam-stiftung richtet sich an Musiker und Musikpädagoginnen und -pädagogen, die die Integration und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung fördern (siehe S. 35). Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, die Bertelsmann Stiftung, die Sinn-Stiftung und die Deutsche UNESCO-Kommission vergeben seit 2009 den Jakob Muth-Preis für inklusive Schule. Unter dem Motto „Gemeinsam lernen – mit und ohne Behinderung“ werden vorbildliche Schulen ausgezeichnet, in denen Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam lernen. Die Inklusion thematisierte in diesem Jahr auch die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, die den mit 50.000 Euro dotierten Karl Kübel Preis 2012 unter das Motto „Macht uns stark! Familien mit Behinderung“ stellte (siehe S. 59). www.paul-lechler-stiftung.de www.miriam-stiftung.de www.jakobmuthpreis.de www.karlkuebelpreis.de


40 StiftungsWelt 03-2012

INTERNETTIPPS

Service

»

www.brk-allianz.de Als breites Bündnis von über 70 Organisationen wurde am 19. Januar 2012 die BRK-Allianz gegründet. Das Bündnis will den ersten Staatenbericht zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention durch einen Parallelbericht kritisch kommentieren.

»

www.institut-fuer-menschenrechte.de Das Deutsche Institut für Menschenrechte ist von Bundestag und Bundesrat beauftragt worden, die Umsetzung der UN-Konvention zu begleiten. Hierzu wurde die sogenannte Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention eingerichtet.

»

www.behindern-ist-heilbar.de Informationen zur Dachkampagne „Behindern ist heilbar“ der Bundesregierung. Die Kampagne ist ein Schwerpunkt des Nationalen Aktionsplans, den die Bundesregierung im Juni 2011 zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorgelegt hat.

»

www.inklusion-als-menschenrecht.de Pädagogen aufgepasst: Materialien, Spiele, Biografien und eine Zeitleiste mit Gesetzen von der Antike bis zur Gegenwart gibt es im Online-Handbuch der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und des Deutschen Instituts für Menschenrechte.

»

www.aktion-mensch.de/inklusion/blog Raúl Krauthausen und andere Menschen mit und ohne Behinderung bloggen hier für die Aktion Mensch rund um die Inklusion, ein Förderschwerpunkt des Vereins. Dessen Mitglieder haben 1991 übrigens die Stiftung Deutsche Behindertenhilfe gegründet. »

www.deutscher-behindertenrat.de Im Deutschen Behindertenrat haben sich alle wichtigen Organisationen behinderter und chronisch kranker Menschen zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen, das mehr als 2,5 Millionen Betroffene in Deutschland repräsentiert. »

www.einfach-teilhaben.de Ob Mobilität und Freizeit oder Bauen und Wohnen: Das Internetportal des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales richtet sich an Menschen mit Behinderungen, ihre Angehörigen, Verwaltungen und Unternehmen. » www.myhandicap.de Auf der Internetplattform für Menschen mit Behinderung der Stiftung MyHandicap lassen sich barrierefreie Adressen und Jobs ebenso finden wie rechtliche Informationen und Rabatte beim Autokauf. Experten beraten in einem Forum unentgeltlich. »  www.arzt-auskunft.de Die 1997 gestartete Arzt-Auskunft der Stiftung Gesundheit umfasst bundesweit rund 220.00 Ansprechpartner. Online und unter der kostenfreien Rufnummer 0800 7 39 00 99 kann dabei gezielt nach barrierefreien Praxen gesucht werden.


StiftungsWelt 03-2012 » » » inklusion

LESETIPPS

Die Montag Stiftung Jugend und G ­ esellschaft hat mit dem Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge im Jahr 2011 das Praxishandbuch „Inklusion vor Ort. Der Kommunale Index für Inklusion“ veröffentlicht. Aus den über zwei Jahre gesammelten Erfahrungen aus kommunalen Inklusionsprojekten ist ein Gemeinschaftswerk mit Beispielen und einem Fragenkatalog entstanden, der nicht nur zum Nachdenken, sondern vor allem zum Handeln anregt. www.kommunen-und-inklusion.de

Seit Januar 2012 erscheint das Magazin „inklusiv! von uns – mit uns – für uns“ viermal jährlich und bundesweit. Die Rostockerin Margit Glasow, Inhaberin des thalmannverlag!, bietet insbesondere Menschen mit einer Behinderung eine Plattform für freie Mitarbeit und ermutigt sie getreu dem Motto „Nicht ohne uns über uns“, ihre persönliche Sicht einzubringen. Kosten: 4 Ausgaben für 10 Euro (inkl. Versand und MwSt.). www.inklusiv-online.de

„Skandal“ heißt das 28. Heft des Magazins Ohrenkuss, in dem Menschen mit Downsyndrom zweimal jährlich über das schreiben, was sie bewegt. Es entsteht in der downtown-werkstatt für Kultur und Wissenschaft und hat fast 3.000 Abonnenten. www.ohrenkuss.de

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42 StiftungsWelt 03-2012

neues aus der stiftungsszene

Stiftungen

Interview

„Ich wünsche mir mehr mutige Stifter.“ Am 26. September wird er 99: Mit Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz, Vorstandsvorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und Ehrenmitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, sprach der Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Prof. Dr. Hans Fleisch.

im interview Prof. Dr. h.c. MULT. Berthold Beitz  Berthold Beitz wurde am 26. September 1913 in Zemmin (Vorpommern) geboren. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach holte Beitz 1953 nach Essen und machte ihn zu seinem Generalbevollmächtigten. Gemeinsam mit Alfried Krupp baute Beitz das nach dem Krieg in seiner Substanz gefährdete Unternehmen Krupp wieder auf. Nach dem Tod von Alfried Krupp im Jahr 1967 ging dessen gesamtes Privat- und Firmenvermögen auf die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung über, ermöglicht durch den Erbverzicht seines einzigen Sohnes Arndt. Berthold Beitz, den Alfried Krupp zu seinem Testamentsvollstrecker ernannt hatte, übernahm 1968 den Vorsitz der Krupp-Stiftung, die er bis heute leitet. Zu den zahlreichen Ehrungen, mit denen Berthold Beitz gewürdigt wurde, gehören der Titel „Gerechter unter den Völkern“, den ihm 1973 die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh, und die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, die er 1987 aus den Händen von Bundespräsident Richard von Weizsäcker empfing. Berthold Beitz ist seit 1939 mit Else Beitz verheiratet. Das Paar hat drei Kinder, sieben Enkel und zahlreiche Urenkel.

Hans Fleisch: Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung nahm 1968 ihre Tätigkeit auf. Was waren Ihre ersten „Amtshandlungen“ zum Aufbau der Fördertätigkeit? Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz: Was man auch sonst in einer großen Familie tut – man spricht mit den Verwandten. Es gab Gespräche mit der VW-, Bosch- und Thyssen-Stiftung, aber auch mit amerikanischen Stiftungen, etwa der Ford-Foundation und der Rockefeller-Foundation. Eine der ersten Förderungen erhielt der Wissenschaftsrat für eine internationale Tagung zu Hochschulfragen in der Villa Hügel. Es ist erstaunlich, dass die – insgesamt ja we-

nigen – Förderungen der beiden ersten Jahre schon manches vom späteren Profil der Stiftung im Kern enthalten: Mittel zum Aufbau der Universität Dortmund (1968); eine Unterstützung der Studienstiftung des deutschen Volkes für einen deutsch-amerikanischen Studierendenaustausch; ein großes Bildungsprojekt für Schulen in Nordrhein-Westfalen. Sie waren von Anfang an Vorsitzender und geschäftsführendes Mitglied des Kuratoriums der Stiftung. Wer gehörte noch zur „Mannschaft“ der Geschäftsstelle in der Anfangszeit? Eine feste Geschäftsstelle gab es zunächst gar nicht. Erst einige Jahre später wurden die ersten beiden Mitarbeiter eingestellt. Es gab aber eine noch mit Alfried Krupp abgestimmte Satzung, sodass die Stiftung handlungsfähig war. Mit dem Tod von Alfried Krupp am 30. Juli 1967 ging bekanntlich das gesamte Firmen- und Privatvermögen auf die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung über. Zunächst lief der Schriftverkehr an die Hauptverwaltung der Firma, und

erst später nahm die Stiftung ihren Sitz auf dem Hügel. Kuratoriumsmitglieder der ersten Stunde waren u.a. der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Heinz Kühn, der Unternehmer Max Grundig und der damalige Vorsitzende des Wissenschaftsrates Hans Leussink. Wie sieht heute Ihre Arbeit in der Stiftung aus? Die Stiftung ist über die ganzen Jahrzehnte hinweg personell klein geblieben. Noch heute besteht sie aus nicht mehr als 20 Personen. Ich selber komme jeden Tag in die Stiftung, um die wichtigsten Dinge zu erledigen. Die Entscheidungswege sind kurz. Zwei Mal im Jahr tagt das Kuratorium und entscheidet über die maßgeblichen Fördermaßnahmen. Die Stiftung hat satzungsgemäß fünf Bereiche für ihre Fördertätigkeit und ein klares Profil. Wie wurde das Förderprogramm in den ersten Jahren und danach Stück für Stück entwickelt? Die Krupp-Stiftung hat sich nie strenge – heute würde man wohl


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

sagen „strategische“ – Grundsätze auferlegt. Aber es gab doch Grundgedanken: Die Stiftung hat einerseits immer eine Verpflichtung empfunden, in der Region zu fördern, und hat sich andererseits von Beginn an international engagiert, insbesondere mit Stipendienprogrammen; die deutsch-jüdische und die deutsch-polnische Verständigung war uns wichtig; schließlich war und ist die Konzentration auf eher wenige große als auf sehr viele kleine Projekte ein Grundzug der Fördertätigkeit. Eigeninitiierte Projekte und Programme finden sich in der Geschichte der Stiftung häufig. Mir war immer wichtig, Freiheit im Handeln zu bewahren: Nein sagen zu können, auch wenn andere meinen, man solle zustimmen; und Ja sagen zu können, wenn niemand es erwartet. Die Stiftung kann auf eine große Zahl von Förderungen zurückblicken, mit denen sie bedeutsame Spuren hinterlassen hat. Welche Förderentscheidungen waren rückblickend aus Ihrer persönlichen Sicht besonders wichtig und nachhaltig wirkungsreich? Ich nenne ungern Einzelnes. Aber wenn es denn sein soll: die Übernahme des Alfried Krupp Krankenhauses in die Trägerschaft der Krupp-Stiftung (1971), die Einrichtung des Alfried Krupp-Förderpreises für junge Hochschullehrer (1986) und der Bau des Museum Folkwang (2010) – alles große, langfristig wirksame Initiativen. Auch mit dem „Förderprogramm Hospiz“ (2000–2010) hat die Stiftung vielen geholfen und viel erreicht. Also ich glaube, wir waren bisher nicht schlecht.

Was ist für Sie persönlich die schönste Erinnerung aus der Stiftungsarbeit? Noch einmal: Ein besonderes Ereignis aus über 40-jähriger Stiftungsarbeit herauszugreifen, wäre ungerecht. Am meisten Freude machen mir Projekte, die jungen Menschen unmittelbar eine Hilfe sind, im Leben voranzukommen. Zum Beispiel das seit fast 30 Jahren bestehende Stipendienprogramm für junge Stanford-Studenten, die für mehrere Monate nach Deutschland gehen, um sich hier in Sprache und Kultur des Landes fortzubilden und die schließlich ein mehrwöchiges Praktikum in einem deutschen Betrieb machen. Oder das Programm „Schülerstipendien für Betriebspraktika im Ausland“, wo 16- bis 18-Jährige in Europa, aber auch in Vietnam, China oder Brasilien zum ersten Mal Auslandserfahrungen sammeln können. Diesen jungen,

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¢ Am 4. Juni 1987 überreichte Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen an Berthold Beitz. å Konstituierende Sitzung des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung am 22. Januar 1968


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Weitere Informationen  www.krupp-stiftung.de Lesetipp „Eine Ausnahmepersönlichkeit. Fritz Brickwedde zu Berthold Beitz’ Lebens­ werk in Wirtschaft und Stiftungswesen und zur neuen Biografie von Joachim Käppner“. In: StiftungsWelt 01-2011, S. 38–40 (Download unter www.stiftungen. org/stiftungswelt)

å Berthold Beitz im Mai 2011 mit einer Stipendiatin des Programms „Schülerstipendien für Betriebspraktika im Ausland“

erfahrungshungrigen Menschen zu begegnen, bringt immer wieder schöne Momente. Die Stiftung ist vor 40 Jahren in den Bundesverband Deutscher Stiftungen eingetreten. Wie kam es zu diesem Beitritt? Freiherr von Pölnitz-Egloffstein schrieb der Stiftung am 9. Dezember 1971 und fragte an, „ob eine engere Verbindung“ mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Stiftungen möglich wäre. Interessant ist, dass er darauf hinwies, dass neben „der Vielzahl mittlerer und kleinerer Stiftungen“ nun auch „große Stiftungen“ Mitglied geworden seien. Dies sah man offenbar als besonders wichtig an. Die Krupp-Stiftung ist dann am 1. Januar 1972 der Arbeitsgemeinschaft beigetreten.

Seit Beginn hat sich die Stiftung herausragend und prägend für den Bundesverband und seine Entwicklung engagiert: mit finanziellen Förderungen, persönlichem Einsatz in den Gremien des Verbandes und sonstiger Einflussnahme, mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Geschäftsstelle. Was ist Ihr Motiv für dieses umfangreiche Engagement im Bundesverband? Ein Verband, der nicht stark ist, kann seine Aufgaben nicht erfüllen, und dann braucht man ihn nicht. Und um seine Aufgaben zu erfüllen, braucht der Verband ein Gesicht – durch Persönlichkeiten, die ihn unterstützen, durch ein Haus, das man mit ihm verbindet, durch gute inhaltliche Arbeit. Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Bundesverbandes, die Sie seit jeher intensiv verfolgen, in den letzten 40 und in den letzten zehn Jahren? Die Entwicklung ist gut. Die Anfänge waren bescheiden, es war eher ein Club. Im Stiftungssektor ist der Bundesverband heute die wichtigste Institution in Deutschland. Aber vor allem: Es ist gelungen, die zahlreichen neu gegründeten Stiftungen zu integrieren. Das ist wichtig. Haben Sie für die Zukunft Wünsche und Empfehlungen an den Bundesverband, für seine Aktivitäten und seine Entwicklung? Souverän bleiben, auch gegenüber der Politik. Die Bedeutung der privaten, mit Vermögen ausgestatteten Stiftung stärker hervorheben, denn dies ist der Kern des heutigen Stiftungswesens.

Der Stiftungssektor in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen und hat sich verändert. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Und was wünschen Sie sich für die künftige Entwicklung des Stiftungswesens in Deutschland? Welchen Themen und Aufgabenfeldern sollten sich Stiftungen noch stärker widmen? Es gibt zu viele Stiftungen, die kein eigenes Vermögen haben. Das macht mir Sorge. Ich wünsche mir mehr mutige Stifter. Welche Empfehlungen geben Sie den jüngeren Entscheidungsträgern des deutschen Stiftungswesens mit auf den Weg? Meine Empfehlung ist, bescheiden zu bleiben und mit Augenmaß zu handeln. Gemeinnützige Stiftungen sind keine Wirtschaftsunternehmen. Sie sollten in ihrem Auftritt Zurückhaltung üben. Drei Tugenden, die Menschen im Stiftungswesen ganz besonders beherzigen sollten? Private Stiftungen haben die Freiheit, alternativ zu handeln, das zu tun, was andere nicht machen können oder wollen. Insofern gilt auch hier mein Lebensmotto, ein Zitat von Perikles: Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, und das Geheimnis der Freiheit ist der Mut. « « «


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46 StiftungsWelt 03-2012

Studien und Umfragen

Die Geldanlage als Hebel nutzen Mission Investing: Eine neue Studie des Bundesverbandes stellt Ansätze zweckbezogenen Investierens vor.

Literaturtipp  Melinda Weber; Antje Schneeweiß: Mission Investing im deutschen Stiftungssektor. Impulse für wirkungsvolles Stiftungsvermögen. StiftungsStudie. Berlin 2012. Hg. vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. ISBN: 978-3-941368-26-2. 80 Seiten. 9,90 Euro / 6,90 Euro (Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen). Bestellung: www.stiftungen. org/shop Kostenloser Download: www.stiftungen.org/studien

» » » Im Juli hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen die Studie „Mission Investing im deutschen Stiftungssektor. Impulse für wirkungsvolles Stiftungsvermögen“ vorgestellt. Die Publikation, die in Partnerschaft mit der Impact in Motion GmbH entstand, beschreibt erstmals, wie Stiftungen ihr Kapital wirkungsorientiert anlegen können. Dafür wurden die 200 kapitalstärksten Stiftungen zum zweckbezogenen, gemeinwohlorientierten Investieren befragt und zusätzlich Experteninterviews geführt. Die Ergebnisse: Anlagestrategien, die im Einklang mit den gemeinnützigen Stiftungszwecken stehen, liegen im Trend. 45 Prozent der Stiftungen, die geantwortet haben, können sich vorstellen, künftig soziale, ökologische und ethische Kriterien bei der Anlageentscheidung einzubeziehen. Bisher wenden Stiftungen vor allem Ausschlusskriterien an. Der deutsche Stiftungssektor könnte um 300 Prozent wirksamer sein, wenn die Stiftungen nur 3 Prozent ihres geschätzten Gesamtvermögens in Höhe von 100 Milliarden Euro zweckbezogen anlegen würden, so die Studie. Kapitalanlage als Teil der Gemeinwohlaktivitäten: Begriffe und Umsetzung » » » Zweckbezogenes Investieren, so der deutsche Begriff für Mission Investing, ist ein stiftungsspezifischer Anlagestil, bei dem das Stiftungsvermögen in

Geldanlagen investiert wird, die zum Zweck der Stiftung positiv beitragen und mindestens das angelegte Kapital erhalten oder Rendite erwirtschaften. Der Begriff Mission Investing umfasst Finanzanlagen, die auf den Stiftungszweck bezogen und abgestimmt sind. Umgesetzt werden sie durch nachhaltige Anlagestrategien, also mit ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien, durch aktives Aktionärstum (z.B. Weitergabe von Stimmrechten) oder proaktives Investieren (Impact Investing), zumeist in Form von Fonds und Direktinvestitionen wie Darlehen oder Beteiligungen an Sozialunternehmen, die auf positive soziale und ökologische Wirkung sowie Rendite abzielen. „In Zeiten einer negativen Realverzinsung müssen sich die Stiftungen neu orientieren. Wer Stiftungsvermögen, Erträge und Stiftungszweck als Einheit denkt, kann die Wirkung einer Stiftung um ein Vielfaches steigern“, sagte Dr. Hermann Falk, stv. Generalsekretär im Bundesverband Deutscher Stiftungen, anlässlich der Vorstellung der Studie. So kann eine Sozialstiftung z.B. für den Ausbau eines Pflegeheims ein Darlehen geben oder sich an der Gründung eines Sozialunternehmens beteiligen. Eine Bildungsstiftung könnte in Bildungsfonds investieren, aus denen Studenten verbilligte Studiendarlehen erhalten. „Wir möchten mit der Studie zum notwendigen Paradigmenwechsel im deutschen

Stiftungssektor beitragen“, so Falk. Melinda Weber, Autorin der Studie und Managing Partner der Impact in Motion GmbH, erklärte den Ansatz von zweckbezogenem Investieren: „Die Hebelwirkung liegt darin, dass die Stiftung ihr Kapital doppelt wirken lassen kann: Zum einen erzielt sie eine marktübliche Verzinsung und zum anderen eine Gemeinwohlwirkung etwa in Form von zusätzlichen Pflegeplätzen oder Studiendarlehen.“ Mission Investing ist weitgehend unabhängig von Größe, Art und Zweck einer Stiftung. Es kann genauso gute Renditen wie traditionelle Investments bringen und erlaubt die Aufteilung des Stiftungskapitals auf verschiedene Vermögensklassen (Diversifizierung zur Risikostreuung). Die Studie erläutert anhand von Fallbeispielen, dass die aktuelle Rechtslage kein Hindernis für Mission Investing ist. Es empfiehlt sich jedoch, solche Anlageentscheidungen stiftungs- und steuerrechtlich sorgfältig zu prüfen. Mission Investing in der Experimentier- und Aufbau­ phase » » » Die deutschen Stiftungen befinden sich – anders als im angelsächsischen Raum – noch in der Experimentierphase. Die Autorinnen Melinda Weber und Antje Schneeweiß empfehlen den deutschen Stiftungen die schrittweise Einführung des Mission Investing und die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen im Hinblick auf die Ver-


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

mögensverwaltung, um Prüfkosten zu senken.Abb. Sie 10zeigen, wie einzelne Stiftungen bereits heute ihr Kapital auf die Ziele der Stiftungen ausrichten. Die Begriffe des in Deutschland relativ neuen Anlageverhaltens werden erläutert und mit dem angelsächsischen Raum verglichen. Zudem stellen sie die verschiedenen Unterarten und Anlageklassen von Mission Investing vor. Hilfreich für Stiftungen ist die Darstellung der rechtlichen und steuerrechtlichen Aspekte sowie von Kriterien und konkreten Maßnahmen für den Aufbau einer entsprechenden Strategie. « « « Anke Pätsch | Mitglied der Geschäftsleitung, Pressesprecherin des Stiftung_Stiftungsverz_210x135:Layout 6 Bundesverbandes Deutscher Stiftungen

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Wirkung

Durch den kombinierten Einsatz der beiden Finanzierungsinstrumente verstärkt sich die Wirkung. zweckbezogene Geldanlagen

Förderung

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10:36 Uhr

Seite 1

© Synergieeffekte nutzen – Wirkung verstärken Quelle: Impact in Motion, 2012

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Gesamtunive esamtuniversu rsum

Ausschlusskriterien usschlusskriteri

Nachhaltiges hhaltiges Anlageuniv Anlageuniverrsum

Inves estmentprozzess WvF vF DFO A AG WvF Performance Performance und Sicherheit Sicher

Besonderheiten • Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt die Interessen der gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland gegenüber Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung. Eine seiner Stärken ist die unabhängige Beratung von Stiftungsgründern und Mitgliedern des Bundesverbandes. Vermehrt setzt sich der Bundesverband für geeignete Finanzanlageprodukte zugunsten seiner Mitgliedsstiftungen ein. Der Bundesverband war in die Konzeption des WvF Performance und Sicherheit eingebunden. Laut Bundesverband zeichnet sich der WvF Performance und Sicherheit durch ein gutes Kosten- und Risikoprofil aus. • Der Fonds bietet Investoren mit großen Investitionsvolumen, Mitglied im Anlageausschuss zu werden. Zusätzlich besteht eine hohe Transparenz für die Kunden durch die detaillierte Berichte über den Fonds und seine Aktivitäten. Außerdem gewährt der Fonds einen kostengünstigen Zugang für Investoren zum bewährten Fondsmanagement der Wilhelm von Finck Deutsche Family Office AG.

WKN:

A1JSUZ

ISIN:

DE000A1JSUZ4

Mindestanlage:

500.000 EUR

Ausgabeaufschlag:

bis zu 3 %. Den Ausgabeaufschlag bezahlt der Kunde als Bestandteil des Fondspreises an den Vertriebspartner.

Erstnotiz:

10.000 EUR

Ertragsverwendung:

Ausschüttung 2 x jährlich

Vergütung:

Verwaltungs- und Depotbankvergütung 0,65 % p.a. (beinhaltet eine Vertriebsfolgeprovision von 0,375 % p.a.)

Depotbank:

HSBC Trinkaus & Burkhardt (HSBC Trinkaus)

WpHG-Risikoklasse gem. Deutsche Bank:

Geringeres Risiko

1

2

Höheres Risiko

3

4

5

Für ein persönliches Gespräch stehen wir gerne zur Verfügung. Ihre Ansprechpartnerin ist Doris Märzluft: Wilhelm von Finck Deutsche Family Office AG Keferloh 1a, 85630 Grasbrunn Telefon: +49.(0)89.45 69 16 14


50 StiftungsWelt 03-2012

Studien und Umfragen

Was denken die Antragsteller? Professionalität wird honoriert, Flexibilität und Transparenz könnten besser sein – zu den Ergebnissen der Studie „Learning from Partners“

Prof. Dr. Bernhard Lorentz  ist Geschäftsführer der Stiftung Mercator in Essen. Weitere Informationen Der Gesamtreport von „Learning from Partners“ kann auf der Internetseite der Stiftung Mercator heruntergeladen werden: www.stiftung-mercator.de/lfp

» » » Offenheit für das Feedback der Projektpartner zu zeigen, konsequent und konstruktiv mit kritischen Stimmen umzugehen, die eigenen Verbesserungsspielräume zu hinterfragen: Dies sind für jede mit Partnern arbeitende Organisation wünschenswerte Vorsätze. Worten sollten jedoch auch Taten folgen. In Anlehnung an das Modell des „Grantee Perception Report“ (GPR) aus den USA haben sechs Stiftungen auf Initiative der Stiftung Mercator beschlossen, mit „Learning from Partners“ (LfP) erstmalig im deutschen Stiftungssektor ein nationales Forschungsprojekt zu initiieren, in dessen Rahmen alle geförderten und abgelehnten Antragsteller aus dem Jahr 2010 systematisch befragt wurden. Neben der Stiftung Mercator haben sich die Fritz Thyssen Stiftung, die Robert Bosch Stiftung, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die VolkswagenStiftung und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius beteiligt. Unsere Motivation für die Durchführung der Partnerbefragung sowie deren methodischer Aufbau wurden bereits in der letzten Ausgabe der StiftungsWelt ausführlich vorgestellt (StiftungsWelt 022012, S. 24f.). Hier soll der Fokus daher auf den Ergebnissen liegen. Knapp 6.500 Projektpartner haben den Fragebogen erhalten, mit rund 1.980 Antworten lag die Rücklaufquote bei knapp über 30 Prozent. Die Befragung wurde vom Centrum

für soziale Investitionen und Innovationen in Zusammenarbeit mit FSG Social Impact Consultants konzipiert und durchgeführt. Was die Stiftungen gut machen und wo sie sich verbessern können » » » Vier Aspekte der Stiftungsarbeit standen bei der Partnerbefragung im Vordergrund: die Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit, die Fremdwahrnehmung der Stiftungen, die Bewertung der administrativen Prozesse sowie die Frage, inwiefern Stiftungen zur individuellen und institutionellen Stärkung der Partner beitragen. Gelobt wird insbesondere die sich wirklich als Partnerschaft gestaltende Zusammenarbeit mit den Stiftungen im Allgemeinen (90 Prozent) und mit den jeweiligen direkten Ansprechpartnern im Besonderen (87 Prozent). Außerdem werden die beteiligten Stiftungen als renommiert (80 Prozent), verlässlich (74 Prozent) und zielorientiert (68 Prozent) wahrgenommen. Auch mit der Beratungsleistung in der Phase der Antrags- und Projektkonzeption zei-

gen sich die befragten Partner überaus zufrieden. Doch es wurden auch konkrete Handlungsbedarfe identifiziert: Zu verbessernde Werte ergaben sich insbesondere bei der als mäßig empfundenen Flexibilität der Stiftungen (42 Prozent), ihrer Transparenz (56 Prozent) und ihrem Innovationsgrad (63 Prozent). Dies betrifft auch administrative Entscheidungsabläufe und das Absagemanagement, zu dem mehr als 80 Prozent der Antragsteller angaben, keine Hinweise zur Verbesserung ihres Antrags bekommen zu haben. Partner zu befragen hat Zukunft » » » Damit diese Ergebnisse einer nachhaltigen Verbesserung unserer Arbeit zugutekommen und wir diese anhand von erneutem Feedback überprüfen können, haben wir vor, die Partnerbefragung regelmäßig durchzuführen. Das überaus große Interesse an dieser Initiative lässt darauf hoffen, dass bei einer Folgestudie weitere deutsche und auch andere europäische Stiftungen unser Konsortium verstärken werden. « « «

¢ Präsentation der Studie „Learning from Partners“ beim Deutschen StiftungsTag 2012 in Erfurt


Abbildung: 18percentgrey/Fotolia

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Stiftung/Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Name, Vorname:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Postfach/Straße: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . PLZ, Ort: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tel.: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fax: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E-Mail: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ort und Datum:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Unterschrift: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ort und Datum:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Unterschrift: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

TR

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52 StiftungsWelt 03-2012

Trends und Initiativen

Social Entrepreneurship auf dem Prüfstand Der Mercator Forscherverbund hat Handlungsempfehlungen für die Förderung von Sozialunternehmertum veröffentlicht.

Dr. Felix Streiter, LL.M.  ist stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums Wissenschaft und Leiter Rechtsabteilung der Stiftung Mercator. Prof. Dr. Bernhard Lorentz  (Foto siehe S. 50) ist Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Weitere Informationen Die Handlungsempfehlungen können auf der Internetseite der Stiftung Mercator heruntergeladen werden: www.stiftung-mercator. de/se

» » » Im Juni 2012 hat der „Mercator Forscherverbund innovatives soziales Handeln – Social Entrepreneurship“ seine Forschungsergebnisse und Handlungsempfehlungen für Stiftungen, Politik, Wirtschaft und Sozialunternehmer veröffentlicht. Der Verbund bestand aus vier Teilprojekten an insgesamt acht deutschen Universitäten und Forschungsinstituten. Er vereinigte knapp 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die rund 150 Interviews geführt und über 2.400 Fragebögen ausgewertet haben. Damit handelt es sich um das bislang größte nationale Forschungsprojekt zu Social Entrepreneurship in Deutschland. Die Stiftung Mercator hat den Forscherverbund vor zwei Jahren initiiert und mit knapp einer Million Euro gefördert. Ziel war es, Anwendbarkeit, Nutzen, Wirkung und Grenzen des sozialpolitischen Konzepts „Social Entrepreneurship“ als ein Modell für innovatives sozialunternehmerisches Handeln multidisziplinär zu untersuchen: Welche Wirkungsmacht haben Sozialunternehmer in Deutschland? Wie lassen sich soziale Innovationen am besten fördern? Aus den Forschungsergebnissen und Handlungsempfehlungen ergibt sich u.a., wie Staat, Stiftungen und andere Förderer die Wirkung ihrer Fördermaßnahmen verbessern können. Drei Punkte möchten wir hervorheben:

Punkt 1 » » » Stiftungen verstehen sich gerne als soziale Investoren in innovative Ideen. Eine besondere Innovationskraft wird den Social Entrepreneurs zugeschrieben: Sie seien das Forschungs- und Entwicklungslabor des Wohlfahrtssystems. Die Forschungsergebnisse zeigen: De facto sind Sozialunternehmer ein Nischenphänomen mit begrenzter Wirkungsmacht. Systemische Wirkung und soziale Innovationen im großen Stil erzielt man nur, wenn man unmittelbar an den großen staatlichen Wohlfahrtsprogrammen mit ihren milliardenschweren Fördervolumina ansetzt. Das sollten Stiftungen bei der Auswahl und Konzeption ihrer Fördermaßnahmen berücksichtigen. Punkt 2 » » » Die Forschungsergebnisse zeigen, dass viele Sozial­ unternehmer Schwierigkeiten haben, staatliche Zuschüsse zu erhalten. Die Markteintrittsschranken sind zu hoch. Platzhirsche sind die etablierten Wohlfahrtsverbände, die beim Kampf um die begrenzten finanziellen Ressourcen keine neuen Konkurrenten zulassen. Die Forschungsergebnisse belegen außerdem, dass das Potenzial für soziale Innovationen steigt, wenn Sozialunternehmer mit großen Wohlfahrtsorganisationen zusammenarbeiten. Förderprogramme von Staat und Stiftungen sollten daher Kooperationsanträge bevorzugen.

Punkt 3 » » » Es ist höchste Zeit, dass der Staat seine Förderpraxis von einer rein monetären Betrachtungsweise zu einer wirkungsorientierten Mittelvergabe umgestaltet. Sozialunternehmer können dadurch ihre innovativen Ideen besser in das Gesamtsystem einbringen. Billig ist eben nicht immer gut, sondern manchmal auch teuer: Bei begrenzter Wirkung muss der Staat regelmäßig nachfinanzieren, z.B. wenn Resozialisierungsmaßnahmen hohe Rückfallquoten haben. Teurere, aber innovative Maßnahmen sind für die Gesamtwirtschaft bisweilen vorteilhafter und nachhaltiger. Die Stiftung Mercator wird die Handlungsempfehlungen auch in ihrer eigenen Fördertätigkeit berücksichtigen und verstärkt auf Projekte mit systemischer Wirkungsmacht setzen. « « «


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

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Nachgefragt: Heinz Barentzen StiftungsWelt: Sie sind Physiker. Wie kam es dazu, dass Sie eine Stiftung gegründet haben und warum ausgerechnet eine Stiftung für die Kunst? Heinz Barentzen: Als Physiker habe ich mich mittlerweile aus der Lehre zurückgezogen und bin nur noch mit Fragen der Forschung beschäftigt. Nach dem Tod meiner Frau habe ich überlegt, was ich mit mir anfange, wohin ich meine Kräfte, meine Ideen und ganz konkret auch meinen irdischen Besitz geben möchte. Ich habe keine Kinder. Die Folkwang Universität der Künste ist mir da sofort eingefallen, weil ich als Bürger der Ruhr­ region schon immer voller Ehrfurcht auf diese Künstlerschmiede geschaut habe. Woher rührt Ihre besondere Beziehung zu Folkwang? Folkwang ist für mich ein Synonym für die Künste. Wenn man als Naturwissenschaftler kontinuierlich mit emotionsloser Materie arbeitet, hat man ein starkes Bedürfnis, auch seine emotionale Seite zu

fordern und zu leben. Darum habe ich früh meiner großen Affinität für Musik nachgegeben und bereits in den 1980er-Jahren Klavierunterricht bei einem Folkwang-Studenten genommen. So etwas ist bei Naturwissenschaftlern nicht selten, man denke nur an Albert Einstein oder Max Planck. Was ist Ihnen bei Ihrem Stiftungsengagement besonders wichtig? Mit liegt der Nachwuchs am Herzen, der Nachwuchs ist unsere Zukunft! Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man als Student immer finanziell angespannt ist, oft fühlt man sich auch allein und ist voller Zweifel. Das ist im künstlerischen Kontext sicher nicht anders als bei Wissenschaftlern. Ich kann nun weitergeben, was ich selbst einmal bekommen habe. Welche Schwerpunkte soll die Stiftung verfolgen? Unser Ziel ist die ­künstlerische Entfaltung möglichst vieler Folkwang-Studierender. Die jungen Talente sollen unbeschwert ihr

Bürgerschaftliche Stiftung zur Förderung der Folkwang Universität der Künste Die Bürgerschaftliche Stiftung zur Förderung der Folkwang Universität der Künste wurde 2009 von Prof. Dr. Heinz Barentzen als selbstständige Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet. Ihr Ziel: Die Förderung der Ausbildung, der Lehre, der Darbietung und der Weiterentwicklung von Musik, Theater, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft an der Folkwang Universität der Künste. Im Mittelpunkt stehen die Studierenden und Lehrenden: Die Stiftung unterstützt die Durchführung und Förderung von (Lehr-)Veranstaltungen, gewährt Stipendien, unterstützt die Hochschule durch sachliche Ausstattung und verbessert die Lehrsituation z.B. durch die Finanzierung von Gastprofessuren oder Gastvorlesungen. Ein erster Schwerpunkt ist die Unterstützung fachspezifischer Tutorien, in deren Rahmen Folkwang-Studierende ein Semester lang Studienanfängerinnen und -anfänger begleiten, um ihnen Orientierungshilfen zu geben. Weitere Informationen: www.folkwang-uni.de/stiftungen

wunderbares kreatives Potenzial entdecken und entwickeln können. Was motiviert, was freut Sie am meisten an Ihrem Stiftungs­ engagement? Der direkte Kontakt mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern! Bei Konzerten und anderen Begegnungen. Ist die Stiftung offen für Zustiftungen? Genau das ist unser Ziel: Zustiftungen sind dringend erwünscht! Heutzutage ist die Kunst auf bürgerschaftliches Engagement angewiesen, weil das alte Mäzenatentum nicht mehr existiert. Jede und jeder Einzelne ist darum herzlich willkommen mit seinem Beitrag – egal wie groß oder klein. Ich würde mich freuen, wenn diese Idee Schule macht und die Stiftung blüht und gedeiht. Vielleicht hilft uns hierbei die Mitgliedschaft im Bundesverband Deutscher Stiftungen? Wenn möglichst viele von der Fragen: BvB Idee erfahren?

Prof. Dr. Heinz Barentzen  studierte Physik an der TH Darmstadt und promovierte 1970 an der Universität Münster. Nach einigen Jahren als Assistent an der Universität Dortmund wechselte er 1975 als wissenschaftlicher Mitarbeiter ans Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr. 1981 habilitierte er sich an der Universität Dortmund, die ihn 1985 zum außerplanmäßigen Professor für Physik ernannte. Seit 1989 arbeitete er am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart an aktuellen Problemen der modernen Festkörpertheorie. Mittlerweile im Ruhestand, engagiert er sich nun für die Stiftungsarbeit, spezielle Forschungsprojekte und geht seiner großen Leidenschaft nach – dem Klavierspiel.


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Trends und Initiativen

Die Wirkungsmesser Vor gut zwei Jahren ging das Analyse- und Beratungshaus PHINEO an den Start. Dr. Andreas Rickert gibt Einblick in die Arbeit.

StiftungsWelt: Was ist der strategische Ansatz von PHINEO, was sind die Ziele in den ersten drei Geschäftsjahren? Dr. Andreas Rickert: Wirkungsvolles Engagement zu stärken ist unser Kernziel. Wir träumen von einer lebendigen Zivilgesellschaft, in der wir Bürger die gesellschaftlichen Herausforderungen partnerschaftlich bewältigen. Dazu gehört, sein Handeln wirkungsorientiert auszurichten. PHINEO konzentriert sich auf zwei Kernaufgaben: Wir helfen gemeinnützigen Organisationen, wirkungsvoll zu arbeiten. Und wir geben Geldgebern Orientierung: Wo und wie können sie sich für die Gesellschaft engagieren? Was sind die richtigen Instrumente, um Wirkung zu erzielen?

im interview Dr. Andreas Rickert  ist Vorstandsvorsitzender des Analyse- und Beratungshauses PHINEO gemeinnützige AG. Die Organisation mit Sitz in Berlin, die im Mai 2010 ihre Arbeit aufnahm, ermittelt in einer mehrstufigen Analyse gemeinnützige Projekte, die besonderes Wirkungspotenzial haben. Derzeit gibt es rund 120 Projekte mit einer PHINEO-Qualitätsempfehlung. Mit Reports zu diversen Themenfeldern, Spenden-Ratgebern sowie individueller Beratung will PHINEO Orientierung für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement bieten. Weitere Informationen www.phineo.org

Wie finanziert sich PHINEO? Es gibt neun Gesellschafter, teils Unternehmen, teils Stiftungen und Vereine. Hauptgesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Gruppe Deutsche Börse, zu den weiteren Gesellschaftern gehören die Stiftung Mercator, eine Privatperson und die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG

und PWC. Als ideelle Gesellschafter beteiligen sich die Aktive Bürgerschaft e.V., der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die gemeinnützige Organisation New Philanthropy Capital. PHINEO ist bewusst als gemeinnützige Aktiengesellschaft errichtet worden, damit wir unbegrenzt Gesellschafter aufnehmen können. Zusammen mit derzeit vier Förderern aus der Finanzbranche unterstützen die Gesellschafter PHINEO mit insgesamt knapp 2 Millionen Euro pro Jahr. Jenseits der Basisfinanzierung gibt es kleine Einnahmen etwa durch einzelne Förderpartnerschaften. Beim Report zum Thema Integration z.B. waren mit der Deutschlandstiftung Integration, der Vodafone Stiftung, der Haniel Stiftung und der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung gleich vier Stiftungen dabei. Zudem bieten wir im überschaubaren Rahmen Dienstleistungen an. Ein Vorbehalt gegenüber PHINEO ist die Befürchtung, die Aktionäre wollten mit der gAG gemeinnützig eingesetzte Privatgelder steuern. Manchen ist unwohl dabei, dass ein privater Akteur den Wert gemeinnütziger Aktivitäten messen will, sie sagen, der Dritte Sektor funktioniere nach eigenen Gesetzmäßigkeiten, die sich nicht immer bemessen lassen und berufen sich auf die Qualitäten Herzblut und Eigensinn. Können Sie die Bedenken nachvollziehen? Was wir tun ist, Orientierung zu ge-

ben. Mit unseren Analysen und Projektempfehlungen tragen wir zu mehr Transparenz in dem sehr unübersichtlichen Bereich der Zivilgesellschaft bei. Mit unseren Informationen können soziale Investoren ihre Förderentscheidungen treffen. Wie sie unsere Informationen am Ende einsetzen, können wir nicht beeinflussen, wir machen lediglich ein Angebot. Dem liegt aber schon die Vorstellung zugrunde, dass Investoren möglichst viel mit ihrem Geld bewirken wollen. Sie wollen sicher sein, dass ihr Geld bestmöglich eingesetzt wird, um ein gesellschaftliches Problem effizient anzugehen. Wie viele der empfohlenen Organisationen haben bereits ­größere Geldzuwendungen bekommen oder neue Förderer an sich binden können, die auf die PHINEO-Informationen zurückgehen? Ganz aktuell fließen bei der bundesweiten Kampagne „Deutschland rundet auf“ in ausschließlich von PHINEO empfohlene Projekte beachtliche Spendensummen mit jeweils rund 250.000 Euro. Grundsätzlich ist es jedoch schwierig, komplett nachzuweisen, wie viele der Spenden bei den Projekten auf unsere Empfehlung zurückzuführen sind. Wir wissen z. B. von einer Organisation, die ein Privatspender mit 120.000 Euro bedacht hat, und von einer Investmentbank, die bei einem Projekt eine Stelle finanziert.


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

Wir funktioniert die Wirkungsmessung der Organisationen? Wir beginnen immer mit einer gründlichen Themenfeldanalyse. Hier holen wir uns auch Expertise von außen hinzu: Eine Sitzung mit Experten aus Zivilgesellschaft, Staat, Wirtschaft und Wissenschaft gibt den Startschuss für ein vierstufiges Analyseverfahren. Zunächst müssen die Organisationen einen Online-Fragebogen ausfüllen und neben allgemeinen Informationen auch ihre Aktivitäten und Ergebnisse darstellen. Der zweite Schritt ist die Analyse von Informationsmaterialien wie etwa Jahresberichten. Danach besuchen wir die Projekte vor Ort. Eine Empfehlungskommission entscheidet darüber, ob ein Projekt die PHINEO-Qualitätsempfehlung erhält oder noch Entwicklungsbedarf hat. Was sind die Kriterien? Bei unserer Analyse gemeinnütziger Arbeit haben wir einen holistischen Blick und betrachten zwei Ebenen: die Leistungsfähigkeit der Organisation und das Wirkungspotenzial des Projektes anhand von insgesamt acht Kriterien. Auf der Organisationsebene schauen wir uns z.B. Aufsichtsstrukturen und Kontrollmechanismen, Finanzierungskonzept und Rechnungslegung an. Ein wichtiges Kriterium ist hierbei Transparenz. Außerdem analysieren wir, wie viel Potenzial eine Organisation hat, Wirkung im Themenfeld zu erzielen: Sind Ziele und Zielgruppen auf die jeweilige gesellschaftliche Herausforderung abgestimmt? Passen die Maßnahmen zur Zielsetzung, sind Ansatz und Konzept theoretisch fundiert und praxiserprobt?

Es wurde befürchtet, dass PHINEO eine Prüfinstanz für gemeinnützige Projektträger werden könnte. Damit ginge eine Vereinheitlichung der NPO-Arbeit aufgrund von theoretischen, beratergesteuerten Beurteilungskriterien einher. Wie antworten Sie auf diese Sorge? Unsere Methode bedingt es, dass wir nicht technokratisch in die Themenfelder hineingehen: Unsere Kriterien erfordern einen Mix aus Zahlen und deskriptiven Einschätzungen, die wir mit Fachexperten aus dem jeweiligen Engagementbereich abstimmen. Durch den Vor-Ort-Besuch erhalten unsere Analysten einen wichtigen Einblick in den Arbeitsalltag, der oft noch einmal eine neue Perspektive auf eine Organisation gibt. Bei einer etablierten Organisation werden die Anforderungen an eine solide und satzungsmäßig verankerte Governance in der Regel höher sein als bei einem „Start-up“. Unsere Leitdevise ist: Analyse mit Herz und Verstand. Wir gehen analytisch an die Sachen heran, aber auch mit sehr viel Gefühl für den gemeinnützigen Sektor. Geben Sie den Organisationen, die kein Qualitätssiegel erhalten haben, Hilfestellung an die Hand, wie sie die Wirkung ihrer Arbeit verbessern können? Ja, das ist explizit eines unserer Missionsziele. Die Organisationen bekommen durch die Analyse eine externe Perspektive auf ihre Arbeit, konstruktives Feedback – kostenlos und im risikofreien Raum. Sie erfahren, wo wir ihre Stärken und wo Entwicklungsbedarf sehen, und sie bekommen erste Hinweise, wie sie mit einfachen Mitteln mehr erreichen können. Deswegen ist die

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Analyse in jedem Fall ein wertvoller Impuls zur Selbstreflexion. Haben Sie drei Tipps für Förderstiftungen, wie sie ihre Förderungen besonders wirkungsorientiert und effizient gestalten können? Zuallererst sollte eine Stiftung eine Art Bedarfsanalyse machen. Was sind relevante Themen und Handlungsansätze? Wo sind Förderlücken? Aber auch: Wofür steht die Stiftung? Außerdem sollte man frühzeitig nach Kooperationspartnern Ausschau halten. Sehr häufig kann man allein nicht viel bewegen. Gerade in der Zivilgesellschaft muss man nicht in „market shares“ denken, sondern kann zusammen agieren. Wichtig ist auch Wirkungstransparenz. Man sollte von vornherein Geld einplanen, um die eigene Arbeit zu evaluieren. « « « Fragen: Benita v. Behr | Dr. Hermann Falk

Stiftung sucht Verwalter stiftung sucht verwalter Ratgeber zur Wahl des passenden Stiftungsverwalters

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PHINEO hat im Juni 2012 den Ratgeber „Stiftung sucht Verwalter“ veröffentlicht. Er bietet Orientierung für eine produktive und wirkungsorientierte Zusammenarbeit von Stifter, Stiftung und Stiftungsverwalter. Die Broschüre ist in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesverband Deutscher Stiftungen entstanden und kann – ebenso wie zahlreiche andere Ratgeber und die Themenreports – auf der Internetseite von PHINEO kostenlos heruntergeladen werden.


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Neuigkeiten PERSONALIA DIETER BERG und PROF. DR. JOACHIM ROGALL Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung Dieter Berg wird nach Erreichen der Altersgrenze mit Ablauf des 31. März 2013 in den Ruhestand verabschiedet. Die Gesellschafterversammlung der Robert Bosch Stiftung hat am 2. Juli 2012 auf ihrer Sitzung in Berlin entschieden, Prof. Dr. Joachim Rogall, bisher Bereichsdirektor Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS und China, zum 1. April 2013 in die Geschäftsführung der Stiftung zu berufen. Berg ist seit 2003 Mitglied im Beirat des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, dessen Arbeitskreis Bildung und Ausbildung er seit 2008 leitet. www.bosch-stiftung.de

Ihre News in den Medien des Bundesverbandes Zusammengestellt von Timon M. Pohl  Sollen hier auch Neuigkeiten aus Ihrer Stiftung stehen? Dann senden Sie bitte Pressemitteilungen, Hinweise und Fotos an redakteure@stiftungen.org. Timon Pohl, Referent Medien & Kommunikation, ist beim Bundesverband Ihr Ansprechpartner für alle Neuigkeiten aus dem Stiftungswesen für das Magazin StiftungsWelt, den Newsletter StiftungsNews und Social Media. News, Termine und Jobs können Stiftungen außerdem kostenlos selbst auf stiftungen.org, dem Portal für Stiftungen und das Stiftungswesen, veröffentlichen. Infos und Zugangsdaten: www.stiftungen.org/stiftungen-online

Prof. Dr. Detlev Drenckhahn und DR. MICHAEL OTTO Neuer Stiftungsrats-Vorsitzender des WWF-Deutschland ist der Mediziner Prof. Dr. Detlev Drenckhahn (links). Er wurde am 8. Juni 2012 bei der Sitzung des Stiftungsrats zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums gewählt. Drenck­hahn – seit 2005 Präsident des WWF – folgt auf den Unternehmer und Stifter Dr. Michael Otto, der für dieses Amt satzungsgemäß nicht mehr zur Verfügung steht. Stiftungsrat und Präsidium sollen künftig zusammengeführt werden. www.wwf.de Hans Eveslage Der Senat der Stiftung Niedersachsen hat in seiner Sitzung am 16. Juli 2012 den Landrat des Landkreises Cloppenburg Hans Eveslage (Foto) zum Präsidenten gewählt. Er ist Nachfolger von Dr. Dietrich H. Hoppenstedt, der dieses Amt seit dem 30. Mai 2000 innehat. Die Neuwahl war erforderlich, weil das Präsidentenamt satzungsgemäß mit der Vollendung des 72. Lebensjahres endet. Eveslage ist bereits seit 1994 Mitglied im Senat der Stiftung Niedersachsen und Gremienmitglied in verschiedenen regionalen Kulturstiftungen. www.stnds.de

Dr. Matthias Fiedler Als geschäftsführender Vorstand bei der Bewegungsstiftung folgt Dr. Matthias Fiedler (Foto) im September 2012 auf Jörg Rohwedder. Rohwedder, der die ersten zehn Jahre der Bewegungsstiftung entscheidend geprägt hat, ist als Vorstand zur Energiegenossenschaft Greenpeace Energy gewechselt. Der gebürtige Schwabe und Germanist Fiedler war zuletzt Direktor des Irischen Dachverbandes für Globales Lernen (IDEA). www.bewegungsstiftung.de Heinrich Haasis Am 1. Juli 2012 hat Heinrich Haasis (Foto) den Vorsitz des Vorstandes der Sparkassenstiftung für internationale Kooperation übernommen. Der ehemalige Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes ist Nachfolger von Dr. Holger Berndt, der diese Funktion seit 1999 innehatte. Die Sparkassenstiftung unterstützt seit 20 Jahren Finanzinstitutionen in Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern. www.sparkassenstiftung.de Dr. CHRISTINE HOPFENGART Die Kunsthistorikerin Dr. Christine Hopfengart ist seit 1. August 2012 neue Direktorin der Stiftung See-


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

büll Ada und Emil Nolde mit ihren Standorten in Seebüll und Berlin. Ihr Vorgänger Prof. Dr. Manfred Reuther ist nach 40 Dienstjahren, davon 20 als Direktor der Stiftung, in den Ruhestand gegangen. Hopfengart war 2001 als Leiterin der Paul-KleeStiftung nach Bern berufen worden, wo sie u.a. maßgeblich am Aufbau des Zentrum Paul Klee beteiligt war. www.nolde-stiftung.de Prof. Dr. Wilhelm Krull Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, hat am 1. Juli 2012 eine Honorarprofessur der Washington University in St. Louis erhalten. Im Rahmen der Faculty of Arts & Sciences wird Krull ab dem Wintersemester 2012/13 Vorträge und Lehrveranstaltungen zur Literatur- und Kulturgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert sowie zu wissenschaftspolitischen Themen halten. www.volkswagenstiftung.de Dr. H.C. PETRA ROTH Die ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main Dr. h.c. Petra Roth ist am 12. Juni 2012 in

das Kuratorium der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung berufen worden. Außerdem folgte Roth am 1. Juli 2012 als Vorstandsvorsitzende der Stiftung Schloss Ettersburg auf Prof. Dr. Klaus Töpfer. Die 2008 gegründete Stiftung befasst sich mit der Gestaltung des demogra­ fischen Wandels. www.ghst.de www.stiftung-ettersburg.de Thomas Sattelberger Die ZU|Stiftung, Trägerstiftung der Zeppelin Universität in Friedrichshafen am Bodensee, hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden: Nach neunjähriger Amtszeit ist Dr. h.c. Ernst Susanek auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Susanek hat das Amt zum 1. August 2012 an Thomas Sattelberger (Foto) übergeben. Sattelberger war Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG sowie langjähriger Vizepräsident der European Foundation for Management Development in Brüssel. www.zu.de Prof. Dr. Drs. h.c. Helmut Schwarz Prof. Dr. Drs. h.c. Helmut Schwarz wird für weitere fünf Jahre Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung sein, wie die Stiftung Ende Juli mitgeteilt hat. Bundesaußenminister Guido Westerwelle folgt mit der

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Wiederberufung einem einstimmigen Vorschlag des Stiftungsrats. Die neue Amtszeit beginnt am 1. Januar 2013 und läuft bis zum 31. Dezember 2017. Schwarz ist einer der international führenden Forscher auf dem Gebiet der Molekularchemie. www.avh.de CARSTEN SPOHR Das Kuratorium der STIFTUNG DEUTSCHE SPORTHILFE hat Carsten Spohr (Foto) für die laufende Wahlperiode bis 2014 als neues Mitglied in den Sporthilfe-Aufsichtsrat gewählt. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur ist seit 2011 Mitglied des Vorstandes der Deutschen Lufthansa AG und Vorsitzender des Passage-Vorstandes. Als neuer Direktor Kommunikation der Stiftung startete am 1. Juli 2012 außerdem der langjährige FAZ-Sportchef Jörg Hahn. Er folgt auf Hans-Joachim Elz, der Beauftragter des Sporthilfe-Vorstands wird. www.sporthilfe.de Dr. Tessen von Heydebreck Das Kuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hat Dr. Tessen von Heydebreck zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Jurist tritt damit die Nachfolge des im November 2011 verstorbenen Prof. Dr. Gottfried Kiesow an. Von Heydebreck

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gehört dem Kuratorium bereits seit 2003 an und war von 1994 bis 2007 Vorstandsmitglied der Deutsche Bank AG. Er ist u.a. Gründungsmitglied und Stifter der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz sowie Vorsitzender der Deutsche Bank Stiftung. www.denkmalschutz.de

NEUERRICHTUNGEN Carlo Foundation Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft haben die internationale nachhaltige Rating-Stiftung Carlo Foundation errichtet. Sie wird getragen von der Deutschen Umweltstiftung, der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, dem Liechtensteinischen Bankenverband und der MAMA AG. Die Stiftung soll ein unabhängiges Rating für Finanzprodukte zur Förderung nachhaltiger Geschäftsmodelle aufbauen und betreiben. Sitz der internationalen Stiftung ist Vaduz (Liechtenstein), in Berlin wurde ein Projektbüro eröffnet. Am 27. September 2012 wird die Stiftung in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert. KIT-Stiftung Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), ein Zusammenschluss der Universität Karlsruhe und des Forschungszentrums Karlsruhe, hat am 12. Juli 2012 die KIT-Stiftung gegründet. Die mit einem Startkapital von 1,3 Millionen Euro ausgestattete Stiftung soll am KIT die Forschung, Lehre und das akademi-

sche Leben stärken. Neben der Einrichtung von Stiftungslehrstühlen und der Unterstützung von Bauprojekten liegt der Fokus auf der intensiven Förderung des

wissenschaftlichen Nachwuchses. Zu den insgesamt 15 Gründungsstiftern zählen u.a. die BMW AG, die Herrenknecht AG, Stefan Quandt, die Robert Bosch GmbH und die Stadt Karlsruhe. www.stiftung.kit.edu Ludwig und Ellen Enders Stiftung Als rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts hat die Aufsichts- und Dienstleistungs-

MATTHEES-Förderstiftung In Landesberg am Lech hat die Regierung von Oberbayern am 20. Juni 2012 die MATTHEES-Förderstiftung anerkannt. „Unser Nachwuchs ist das wertvollste Gut unserer Gesellschaft“, so der Stifter Erich Matthees. Daher haben sich der Maschinenbauingenieur und seine Ehefrau Beatrix von einem Teil ihres Vermögens getrennt und eine Stiftung errichtet. Diese wird künftig Kinder und Jugendliche in den Bereichen Bildung, Breitensport und Völkerverständigung unterstützen. Den Grundstock bilden 14 Eigentumswohnungen im sächsischen Waldheim. Die Förderstiftung wird vor allem in Landsberg am Lech, Waldheim und Schönebeck an der Elbe (Sachsen-Anhalt) wirken. Stiftung Bergwacht Der Vorsitzende der Bergwacht Bayern im Bayerischen Roten Kreuz, Alois Glück, hat am 29. Juni 2012 in Bad Tölz die Anerkennungsurkunde für die Stiftung Bergwacht erhalten. Die neue

direktion Trier als Stiftungsbehörde für Rheinland-Pfalz am 17. Juli 2012 die Ludwig und Ellen Enders Stiftung mit Sitz in Pirmasens anerkannt. Insgesamt 800.000 Euro aus dem Erbe des verstorbenen Ehepaares Ludwig und Ellen Enders bilden das Grundstockvermögen. Zweck der Stiftung ist die Förderung und Erforschung von Behandlungsmethoden für noch unheilbare Krankheiten, z.B. Aids, Parkinson und Alzheimer.

Stiftung verwirklicht ihre Zwecke durch die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Rettungs- und Sicherheitskräften, insbesondere durch den Betrieb des Bergwacht-Zentrums für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz. Glück sagte, die entstandene Stiftung werde ihr Hauptaugenmerk auf die Sicher-


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

heit der Bergretter richten. www.bergwacht-bayern.org Stiftung „Lernort Demokratie – Das DDR-Museum Pforzheim“ Am 24. Juli 2012 ist im Beisein des Regierenden Bürgermeisters von Berlin a.D. Eberhard Diepgen die Stiftung „Lernort Demokratie – Das DDR-Museum Pforzheim“ gegründet worden. Zahlreiche Stifterinnen und Stifter sowie das Land Baden-Württemberg haben das erforderliche Mindestkapital für die Stiftung zusammengetragen, die als neue Trägerin das DDR-Museum Pforzheim fördern und weiterentwickeln soll. Es ist das einzige DDR-Museum in den alten Bundesländern. Initiiert wurde die Stiftung von den Vereinen „Gegen das Vergessen“ (Pforzheim) und „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ (Berlin). www.pforzheim-ddr-museum.de

ten Texte und deren historische wie literarische Tiefenschärfe. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird am 28. September in Weimar überreicht. www.henning-kaufmann-stiftung.de HYPO-Kulturstiftung Den 27. Denkmalpreis hat die Hypo-Kulturstiftung am 12. Juli verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und wird an Eigentümer vergeben, die denkmalgeschützte Bauten in Bayern vor dem Verfall gerettet

Preisverleihungen

haben. Die Internetseite der Stiftung dokumentiert den Zustand der in diesem Jahr ausgezeichneten Bauwerke vor und nach der Sanierung – von der Gründerzeitvilla am Starnberger See bis hin zum Patrizierschlösschen Lerchenberg. www.denkmalpreis.de

Henning-Kaufmann-Stiftung

KÖrber-Stiftung UND SCHERING STIFTUNG

Der Deutsche Sprachpreis 2012 geht an den in London wirkenden Literaturwissenschaftler, Essayisten und Kritiker Rüdiger Görne. Die Henning-­ Kaufmann-Stiftung zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft würdigt Görne für seine brillant formulier-

Gleich zwei Stiftungen prämierten im Herbst die bahnbrechenden Arbeiten von Matthias Mann zur Erforschung des Proteoms, der Gesamtheit aller Eiweiße. Der Physiker und Bioinformatiker am Max-­PlanckInstitut für Biochemie in Martinsried erhielt am 7. September den Körber-Preis für die Europäische

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Wissenschaft. Die Körber-Stiftung würdigte den „Eiweiß-Detektiv“ mit einem Preisgeld in Höhe von 750.000 Euro. Am 10. September überreichte die Schering Stiftung ihm außerdem den mit 50.000 Euro dotierten Ernst Schering Preis. Der Wissenschaftler will den Code des Proteoms entschlüsseln, um neue Erkenntnisse gegen Krebs und Diabetes zu gewinnen. www.koerber-preis.de www.scheringstiftung.de KARL KÜBEL STIFTUNG FÜR KIND UND FAMILIE Unter dem Motto „Macht uns stark! – Familien mit Behinderung“ ist am 6. September in Frankfurt a.M. der mit 50.000 Euro dotierte Karl Kübel Preis 2012 an das Bildungshaus Lurup der evangelischen Kindertagesstätte Moorwisch und der

staatlichen Grundschule Langbarg­ heide in Hamburg verliehen worden. Mit der Auszeichnung würdigte die Karl Kübel Stiftung Initiativen und Einrichtungen, die sich in herausragender Art und Weise dem Thema „Inklusion – selbstverständliche gesellschaftliche Teilhabe von Familien mit behindertem Kind“ annehmen. Vier Nominierte erhielten einen Förderpreis über je 500 Euro. www.karlkuebelpreis.de www.kkstiftung.de

neuigkeiten


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neuigkeiten

Stiftung fiat panis Drei Wissenschaftler haben sich am 19. September in Göttingen den Josef G. Knoll Europäischen Wissenschaftspreis der Stiftung fiat panis in Höhe von 30.000 Euro geteilt. Sie erhalten die Auszeichnung für ihre hervorragenden Arbeiten, die neue Erkenntnisse zur Verbesserung der Welternährung bringen. Drei exzellente Diplombzw. Masterarbeiten zum selben Themengebiet hat die Stiftung außerdem mit dem Hans H. Ruthenberg-Graduierten-Förderpreis prämiert. Er ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert. www.stiftung-fiat-panis.de Stiftung Joseph Breitbach Für sein Gesamtwerk hat der Philosoph und Historiker Kurt Flasch den Joseph-Breitbach-Literaturpreis 2012 bekommen, den die Stiftung Joseph Breitbach mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz vergibt. „Seine staunenswerte Gelehrsamkeit, sein glanzvoller Stil und sein kämpferischer Witz öffnen dem Leser den Blick für die Aktualität, aber auch für das ganz Andere jener scheinbar überwundenen Fragestellungen und Kontroversen“, so die Jury. Der mit 50.000 Euro dotierte Literaturpreis wurde am 21. September in Koblenz übergeben. www.joseph-breitbach-preis.de STIFTUNG WÜRTH Anlässlich ihres 25. Jubiläums hat die Stiftung Würth die Cellistin Sol Gabetta mit dem Würth Preis der Jeunesses Musicales Deutschland 2012 geehrt. Die Stiftung vergab die

mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am 24. Juli in der Musikaka-

demie Schloss Weikersheim. www.wuerth.com

JUBILÄEN BERTHOLD LEIBINGER STIFTUNG GMBH „Warum richtet man eine Stiftung ein? Der wichtigste Impetus ist sicher der Wunsch, besondere Anliegen zu unterstützen und zu fördern“, so Berthold Leibinger anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der Berthold Leibinger Stiftung GmbH. Seit ihrer Gründung im

Dezember 1992 hat die Stiftung über 650 Projekte mit fast 9 Millionen Euro finanziell gefördert. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Soziales und Kirche. Im Rahmen der Jubiläumsfeier ist am 14. September 2012 u.a. der Berthold Leibinger Innovationspreis an den japanischen Entwickler und Sony-Manager Dr. Osamu Kumagai vergeben worden. www.leibinger-stiftung.de

Franz Beckenbauer-Stiftung Nach seinem Abschied als aktiver Fußballprofi hat Franz Beckenbauer 1982 mit einem Grundstockvermögen von einer Million DM die Franz Beckenbauer-Stiftung errichtet. Unbürokratisch, schnell und zielgerichtet hilft sie seit 30 Jahren geistig und körperlich Behinderten sowie Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Rund 27.000 Anträge sind seitdem eingegangen. Über 14 Millionen Euro hat die Stiftung bis heute ausgeschüttet. Die Fördermittel stammen dabei nicht nur aus den Vermögenserträgen, sondern vor allem aus Spenden und Erlösen von Veranstaltungen. www.beckenbauer-stiftung.de Weisse Rose Stiftung Am 9. Juli 2012 feierte die Weiße Rose Stiftung e.V. in München ihr 25-jähriges Bestehen. Sie wurde 1987 von Überlebenden, Familienangehörigen und Freunden der Widerstandsgruppe gegründet, um den Widerstand der Weißen Rose gegen das NS-Regime im In- und Ausland bekannt zu machen und ihr Vermächtnis weiterzutragen. Anlässlich des Jubiläums hat die Stiftung gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit einen künstlerischen Schülerwettbewerb gestartet. www.weisse-rose-stiftung.de


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

MOSAIK Habilitationsförderung Mit einem neuen Stipendienprogramm fördert die Anneliese Pohl-Stiftung Habilitandinnen am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg. Die Stiftung unterstützt herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen, ihre wissenschaftliche Karriere nach einer exzellenten Dissertation auch mit Kindern und Familie fortzusetzen. Im Rahmen der Anneliese Pohl-Habilitationsförderung werden personenbezogene Förderungen in Form von Personal- und/ oder Sachmitteln in Höhe bis zu 100.000 Euro vergeben. www.anneliese-pohl-stiftung.de Bürger.Innen.Land Mecklenburg-Vorpommern Die Herbert Quandt-Stiftung hat am 27. Juli 2012 mit Projektpartnern aus vier Städten ein neues Programm zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in Mecklenburg-Vorpommern gestartet. Über fünf Jahre sollen der soziale Zusammenhalt und das Demokratiebewusstsein mit einem Volumen von einer Million Euro gestärkt werden. Teil des Programms ist auch eine gemeinsam mit der Mecklenburger AnStiftung ins Leben gerufene Denkwerkstatt. Diese will Fachleute und Praktiker aus Politik, Vereinen, Sozialverbänden, Kirchen, Kultur und Wissenschaft zusammenführen, um Konzepte für die Zukunft der Bürgergesellschaft zu erarbeiten. www.herbert-quandt-stiftung.de

Engagementförderung Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Dr. Hermann Kues hat auf dem Deutschen StiftungsTag 2012 am 20. Juni zusammen mit zwei Vertretern des Forums Engagementförderung, Dr. Lothar Dittmer (Körber-Stiftung) und Dr. Christof Eichert (Herbert

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neuerscheinung Peter-Claus Burens

Fundraising

Ein Praxisratgeber mit 50 Tipps Peter-Claus Burens

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Fundraising Ein Praxisratgeber mit 50 Tipps

Quandt-Stiftung), ein Memoran­ dum zur Kooperation von Stiftungen und BMFSFJ bei der Förderung von bürgerschaftlichem Engagement unterzeichnet. Das Papier ist gemeinsam vom BMFSFJ und Mitgliedern des Forums des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erarbeitet worden. Engagementfördernde Stiftungen sind herzlich eingeladen, das Dokument namentlich mit zu unterzeichnen. www.stiftungen.org/engagementfoerderung EUROPÄISCHER STIFTUNGSRAT Das Donors and Foundations’ Network of Europe (DAFNE) und das European Foundation Center (efc) haben am 6. Juni den Europäischen Stiftungsrat (Foundation Council of Europe) gegründet, der die rechtlichen Rahmenbedingungen für Stiftungen in Europa verbessern soll. Eine der ersten Aufgaben wird es sein, das Europäische Parlament und die Regierungen der Nationalstaaten von dem

Berlin 2012 ISBN 978-3-941368-24-8 19,80 Euro* | Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zahlen nur 16,80 Euro* Aus dem Inhalt: ■ In neun Schritten zum Fundraising-Erfolg ■ Planung von Benefiz-Veranstaltungen ■ Königsdisziplin: Einwerbung von Erbschaften und Stiftungsgeldern ■ 50 Fundraising-Tipps von A bis Z Der Autor Dr. phil. Peter-Claus Burens blickt auf eine 30-jährige Berufserfahrung im Dritten Sektor zurück, u.a. als Generalsekretär der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Mitglied der Geschäftsleitung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und Vorsitzender des Deutschen Fundraising Verbandes. Er ist Gründer und Gesellschafter der PPP – Gesellschaft für Private Public Partnerships mbH. Bestellung und weitere Informationen: www.stiftungen.org/verlag | verlag@stiftungen.org *zzgl. 3,00 Euro Versandkostenpauschale


62 StiftungsWelt 03-2012

neuigkeiten

im Februar 2012 vorgeschlagenen Statut einer Europäischen Stiftung zu überzeugen. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen ist als europaweit größter Dachverband Mitglied des DAFNE-Netzwerks und aktiv im efc. Klassik Stiftung WEIMAR Die Klassik Stiftung Weimar hat am 5. Juli 2012 das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar wieder­ eröffnet. Nach fast 120 Jahren ohne wesentliche Neuerungen ist das Archiv in den letzten zwei Jahren aufwendig saniert worden. Deutschlands ältestes Literaturarchiv präsentiert sich nun auf dem neuesten technischen Stand und zusätzlichen 600 Quadratmetern. Ende August ist außerdem das

Goethe-Nationalmuseum feierlich wiedereröffnet worden. Derzeit bereitet die Klassik Stiftung Weimar den Neubau des Bauhaus-Museums vor. Durchgesetzt hat sich der Entwurf der Berliner Architektin Heike Hanada in Zusammenarbeit mit Benedict Tonon. www.klassik-stiftung.de

Deutschland – haben einen Rat für Kulturelle Bildung gegründet. Das unabhängige Expertengremium soll die aktuelle Situation der kulturellen Bildung im politischen wie auch im bildungstheoretischen und -praktischen Raum analysieren und bewerten. Anfang November 2012 wird der Rat zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen, um über die wichtigsten Themen für die erste dreijährige Amtsperiode und das erste Jahresgutachten zu beraten. www.stiftung-mercator.de/rkb MAX WEBER STIFTUNG Anlässlich ihres zehnjährigen Gründungsjubiläums hat sich die Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA) am 1. Juli den neuen Namen Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland gegeben. Namensgeber ist der Nationalökonom, Jurist, Soziologe und Historiker Max Weber (1864–1920) aufgrund seiner interdisziplinären und transnationalen wissenschaftlichen Ausrichtung. www.maxweberstiftung.de ROBERT BOSCH STIFTUNG Die Robert Bosch Stiftung hat im Juli ihre Repräsentanz in der Französischen Straße 32 in Berlin-Mitte eröffnet. In der neuen Liegenschaft

stattfinden. Zudem beherbergt das Gebäude die Büros der Berliner Mitarbeiter. Bisher unterhielt die Stiftung ein Büro am traditionellen Bosch-Standort in Berlin-Charlottenburg. www.bosch-stiftung.de SIEMENS STIFTUNG Neuer internationaler Wettbewerb der Siemens Stiftung: Der „empowering people. Award“ soll einfache technische Lösungen identifizieren, mit denen sich die Grundversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern lässt. Einzelpersonen, Teams, Organisationen oder Unternehmen können ihre Ideen bis zum 31. Dezember 2012 einreichen. Alle Ideen werden

nach der Preisvergabe in eine Datenbank aufgenommen, die Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit dann zur Information und Orientierung dient. Als potenzielle Nutzer der Plattform sind Stiftungen aufgerufen, die Ausschreibung in ihrem Umfeld bekannt zu machen. www.empowering-people-award.org

RAT FÜR KULTURELLE BILDUNG

Stiftungsmanager

Acht deutsche Stiftungen – die Altana Kulturstiftung gGmbH, die Bertelsmann Stiftung, die Deutsche Bank Stiftung, die Körber-Stiftung, die PwC-Stiftung, die Siemens Stiftung, die Stiftung Mercator und die Vodafone Stiftung

Das bisherige „Rechtshandbuch für Stiftungen“ aus dem Verlag Dashöfer heißt seit August StiftungsManager. Das zweibändige Handbuch (ca. 1.600 Seiten) mit automatischem Aktualisierungs- und Ergänzungsdienst rückt künftig die

werden künftig die meisten der Berliner Veranstaltungen der Stiftung


StiftungsWelt 03-2012 » » » Stiftungen

Themen Management, Organisation und Kommunikation in den Mittelpunkt. Auch die drei großen F – Finanzen, Fördermittel und Fundraising – werden nach Verlagsangaben noch stärker integriert. Zum Team der Herausgeber gehört mit der neuen Auflage neben Prof. Dr. Barbara Weitz und Jörg Martin auch Prof. Dr. Burkhard Küstermann vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. www.dashoefer.de STI_ordner_titel_final.qxp

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Zustiftungen

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Recht, Organisation, Finanzen

Herausgeber: Prof. Dr. Burkhard Küstermann Jörg Martin Prof. Dr. Barbara Weitz

VolkswagenStiftung Mit 4,7 Millionen Euro unterstützt die VolkswagenStiftung fünf interdisziplinäre Forscherteams in Deutschland und der Schweiz zur Erforschung von Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft. Die Projekte der Förderinitiative befassen sich mit Konsumästhetik, Emotionen in der Wissenschaft, Alter(n) in der Zukunft, sozialer Interaktion und Optimierungszwängen in der Beschleunigungsgesellschaft. Insgesamt hat die VolkswagenStiftung im Jahr 2011 rund 120 Millionen Euro für die Wissenschaft bewilligt – acht Millionen Euro mehr als im Vorjahr. www.volkswagenstiftung.de

Bürgerstiftung Biblis Das Unternehmen RWE Power hat das Grundstockvermögen der Bürgerstiftung Biblis um 500.000 Euro aufgestockt, um die Gemeinde Biblis und ihre Bürger beim langfristigen Strukturwandel zu unterstützen. Die Bürgerstiftung wurde im November 2010 mit einem Vermögen von 120.000 Euro ins Leben gerufen. Das zustiftende Unternehmen zählt zu den Gründungsstiftern und hat auch einen Sitz im Stiftungsrat. www.buergerstiftung-biblis.de DONUM VITAE Stiftung Bayern Das Ehepaar Marianne und Dr. Harro Lührmann hat der DONUM VITAE Stiftung Bayern am 9. Juli eine Zustiftung in Höhe von 100.000 Euro überreicht. Die 2005

ken, die sich für den Schutz des Lebens ungeborener Kinder einsetzen und Frauen in der Schwangerschaft beraten. Die Vermögenserträge der Zustiftung sollen der Regensburger Beratungsstelle zugutekommen. www.donum-vitae-bayern.de

neuigkeiten

Ausschreibungen Ideenwettbewerb Noch bis zum 31. Oktober können sich Gütesiegel-Bürgerstiftungen für die vierte Runde des Ideenwettbewerbs der Initiative Bürgerstiftungen im Bundesverband Deutscher Stiftungen und der Herbert Quandt-Stiftung qualifizieren. Aus allen eingesandten Exposés wählt eine Experten-Jury zehn Bürgerstiftungen als Wettbewerbsteilnehmer aus. Jede von ihnen erhält ein Startgeld von 5.000 Euro für ein Projekt zum Thema „Brücken bauen zwischen Kulturen“. Nach dem Abschluss dieser zehn Projekte Ende 2013 entscheiden die Juroren über drei Gewinner, die insgesamt 30.000 Euro erhalten. www.buergerstiftungen.org

anerkannte Stiftung unterstützt den Verein Donum Vitae in Bayern, ein Zusammenschluss von Katholi-

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Interna

aus dem bundesverband deutscher stiftungen und mitgliedernetzwerk

Termine und Veranstaltungen

Deutscher StiftungsTag 2012 Vom 20. bis 22. Juni traf sich die Stiftungsszene in Erfurt.

» » » Drei Tage, 120 Einzelveranstaltungen und 1.600 Teilnehmer: Der Deutsche StiftungsTag, der in diesem Jahr in die thüringische Landeshauptstadt lockte, stand unter dem Motto „Mit langem Atem – Stiftungen entwickeln nachhaltige Lösungen“. Zu den Höhepunkten gehörten die Verleihung der Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen an Dr. h.c. Friede Springer, die inforDie Dokumentation des Kongresses, zahlmellen Treffen der Arreiche Reden und Präsentationen und viele weitere Fotos finden Sie im Internet unter beitskreise am Mittwww.stiftungen.org/stiftungstag. wochabend, der Di-

alog der Stiftungen, der auf dem Erfurter Wenigemarkt erstmals unter freiem Himmel stattfand, und die festliche ­Abschlussdebatte im Theater Erfurt zum Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Zusätzlich zum Hauptprogramm luden diesmal vier Themeninseln dazu ein, sich mit den Dimen­ sionen der Nachhaltigkeit vertraut zu machen. Hier konnten sich die Teilnehmer im kleineren Kreis austauschen, Kontakte knüpfen und in Projekte von Stiftungen und anderen Institutionen hinein­ BvB schnuppern. « « «


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66 StiftungsWelt 03-2012

Termine und Veranstaltungen

Mitgliederversammlung 2012 Die wichtigsten Ergebnisse in Kürze

» » » Zur diesjährigen Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen waren alle Mitglieder für den 21. Juni 2012 eingeladen. Besondere Gäste waren mit Papageien und Löwen auch dabei. Sie waren allerdings schon 702 Jahre vor Ort, als die Mitglieder in der besonderen Tagungsstätte eintrafen: dem Augustinerkloster in Erfurt. Das Papageien- und Lö-

wenfenster, das auch die Lutherrose zeigt, schmückt die Kirche, in der Luther von 1505 bis 1512 als Mönch seine täglichen Gebete sprach. Heute verleiht die Internationale Martin Luther Stiftung die LutherroDas Protokoll der Mitgliederversammlung se für besondere gefinden Sie im geschlossenen Mitglieder­ sellschaftliche Verantbereich auf der Internetseite des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. wortung und Unterwww.stiftungen.org/login nehmercourage. Begrüßung, Bericht des Generalsekretärs und des Rechnungs­ prüfers » » » Vor dieser besonderen Kulisse begrüßte Prof. Dr. Wilhelm Krull als Vorstandsvorsit-

zender die anwesenden Mitglieder. Da im Juni die Fußball-WM die Gemüter umtrieb, stellte Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes, in seinem Bericht über das Geschäftsjahr 2011 auch die Frage nach dem künftigen Europameister. In der Stiftungsliga liegt Deutschland eindeutig vorn: Der Bundesverband Deutscher Stiftungen ist der mit-

gliedsstärkste nationale Dachverband von Stiftungen in Europa. Wie Fleisch ausführte, besteht damit auch eine besondere Verantwortung für ein Engagement in einer europäischen Interessenvertretung. Ausdruck der Zusammenarbeit der europäischen Stiftungsverbände ist u.a. der erste Tag der Stiftungen am 1. Oktober 2013. Alle Stiftungen sind herzlich eingeladen, dieser Aktion mit ihrem Beitrag zum Erfolg zu verhelfen (siehe auch S. 70 in dieser StiftungsWelt). In seiner Rede ging Fleisch auf Themen und Erfolge der Interessenvertretung auf Bundesebene, die Aktivitäten der

Medienarbeit, die Entwicklung der Mitgliederzahlen und die Finanzsituation des Bundesverbandes ein. Wolf-Dietrich Graf von Hundt bestätigte in seiner Funktion als Rechnungsprüfer, dass das Rechnungswesen des Bundesverbandes einwandfrei und der vorgelegte Jahresabschluss korrekt sei. Neue Beitragsordnung für Freunde des Stiftungswesens » » » Bei der Mitgliederversammlung 2012 beschlossen die Mitglieder eine neue Beitragsordnung für „Freunde des Stiftungswesens“, also die rund 650 Mitglieder des Bundesverbandes, die keine Stiftungen sind, sondern dem Stiftungswesen verbundene juristische und natürliche Personen. Die neuen Beitragsrichtlinien entsprechen der bei Stiftungen angewendeten Beitragssystematik, die auf Leistungsfähigkeit, Beitragsehrlichkeit und Beitragsgerechtigkeit der einzelnen Mitglieder beruht. Damit werden bei der Festlegung des Beitrags künftig alle Mitglieder im Prinzip gleich behandelt. Satzungsänderung » » » Die Mitgliederversammlung beschloss des Weiteren eine Satzungsänderung, die u.a. die Zahl der Beiratsmitglieder reduziert und gleichzeitig die Rolle der Arbeitskreise stärkt. Damit reagiert der Verband auf die deutliche Entwicklung der letzten Jahre und die sich verändernden Rahmenbedingungen. Auf diese Weise soll


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die Handlungsfähigkeit der Gremien erhalten und optimiert werden. Mit der Satzungsänderung wird als zusätzliches Gremium eine „Konferenz der Arbeitskreisleiter“ eingerichtet. Damit entsteht ein Gremium, das sich intensiv mit der thematischen Gestaltung und der strategischen Ausrichtung der Arbeitskreise befasst. Künftig können dadurch je nach Bedarf weitere Arbeitskreise eingerichtet werden, ohne dass sich die Zahl der Beiratsmitglieder wie bisher automatisch erhöht. Bestätigung und Verab­schiedung von Gremien­mitgliedern » » » Schließlich stellten sich die Beiratsmitglieder Dr. Heike Kramer

(Deutscher Sparkassen- und Giroverband) und Markus Hipp (BMW Stiftung Herbert Quandt) für eine neue Amtszeit zur Wiederwahl. Sie wurden ohne Gegenstimmen für eine weitere Amtsperiode von vier Jahren gewählt. Den ausscheidenden Beiratsmitgliedern Karin Heyl, Annabel von Klenck und Karoline Beck-Krämer dankte Wilhelm Krull für ihre über viele Jahre bezeugte Verbundenheit und ihre Verdienste für das deutsche Stiftungswesen sowie ihr großes ehrenamtliches Engagement in den Gremien des Bundesverbandes Deutscher Fa | Sc Stiftungen. « « «

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68 StiftungsWelt 03-2012

trends und initiativen

Ein StiftungsPanel für Deutschland Was es ist und warum Sie mitmachen sollten – ein Interview mit Dr. Antje Bischoff

» » » Diesen Herbst initiiert der Bundesverband ein Panel – eine feste Gruppe von Stiftungen, die sich regelmäßig an Umfragen beteiligen –, um repräsentative Daten zum Stiftungssektor zu erheben. Was ist gut daran für das Stiftungswesen in unserem Land? Ein Interview mit Dr. Antje Bischoff, Leiterin des Kompetenzzentrums Stiftungsforschung im Bundesverband Deutscher Stiftungen.

im interview Dr. Antje Bischoff  arbeitet seit 2006 beim Bundesverband Deutscher Stiftungen und leitet seitdem das Projekt „StiftungsReport“. Mit der Bündelung der wissenschaftlichen Aktivitäten des Bundesverbandes im Kompetenzzentrum Stiftungsforschung wurde sie dessen Leiterin. Die Mutter von zwei Kindern, die von Haus aus Biologin mit dem Schwerpunkt Ichthyologie (Fischkunde) ist, betreut außerdem den Arbeitskreis Umwelt, Natur, Gesundheit. Weitere Informationen panel@stiftungen.org www.stiftungen.org/stiftungspanel

StiftungsWelt: Was verbirgt sich hinter dem neuen Namen „Kompetenzzentrum Stiftungsforschung“? Dr. Antje Bischoff: Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung bündelt Aktivitäten, die es im Bundesverband seit einigen Jahren verstärkt gibt, nämlich die Konzeption, Durchführung und Publikation von Studien zum Stiftungssektor. Das können sowohl eigene Studien sein als auch solche, die in Kooperation mit anderen entstehen. Der Name ist also neu, aber den „Inhalt“ gibt es schon länger.

Welche Aktivitäten hat der Bundesverband denn bisher in diese Richtung unternommen?

Angefangen haben wir schon 2006, als uns interessiert hat, wie Stiftungen über ihre Aufsichtsbehörden denken. Seitdem sind zahlreiche weitere Studien entstanden, z.B. 2008 zur Finanzkrise oder jüngst zum Thema „Stiftungen und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen“. Der Bundesverband möchte über das Kompetenzzentrum auch Themen setzen. Dass das gut gelingt, sieht man u.a. an den aktuellen Studien zu Stiftungen und Thinktanks und zu Mission Investing. Hier gibt es reges Interesse, nicht nur vonseiten der Stiftungen. Auch die Medien greifen solche Themen verstärkt auf. Welche Rolle spielt dabei der wissenschaftliche Beirat des Bundesverbandes? Er berät und begleitet das Kompetenzzentrum bei der Studienkonzeption und -auswertung und übernimmt das wissenschaftliche Lektorat. Unserem wissenschaftlichen Beirat gehören Prof. Dr. Sebastian Braun, Prof. Rainer Hüttemann, Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué und Prof. Berit Sandberg an. Sie bringen ihre Expertise aus der Forschung zum Dritten Sektor ein, schlagen Themen vor und erarbeiten forschungsbasierte Empfehlungen, die im Rahmen der Studien publiziert werden. Um solide wissenschaftliche Daten zu erheben, ist es nun geplant, ein Panel einzurichten. Was ist das? Solide Daten haben wir immer er-

hoben. Das Panel ist aber ein besonders gutes „Werkzeug“, um neues Wissen über den Stiftungssektor zu generieren. Wir möchten es den Stiftungen mit dem Panel einfacher machen, an Befragungen teilzunehmen. Ein Panel ist eine Gruppe registrierter Personen, die sich damit einverstanden erklärt haben, wiederholt an Online-Befragungen teilzunehmen. Für das Panel verschicken wir vier kurze Online-Fragebögen pro Jahr. Wer soll mitmachen? Möglichst viele Stiftungen! Je mehr, desto besser. Perspektivisch sollten es schon 1.000 Stiftungen werden. Zunächst können sich nur rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts registrieren, denn hier kennen wir über die Datenbank Deutscher Stiftungen die Grundgesamtheit und können die Repräsentativität der Daten überprüfen. Wer sind die Adressaten der Ergebnisse? Die Ergebnisse sind in erster Linie für die Stiftungen selbst gedacht. Der Bundesverband vertritt schließlich ihre Interessen. Weitere Zielgruppen, denen wir unsere Studien kommunizieren möchten, sind Menschen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Die Ansprache verschiedener Gruppen kann auf lange Sicht die Abstimmung engagementpolitischer Vorhaben verbessern.


StiftungsWelt 03-2012 » » » Interna

Welche Ziele verfolgt der Bundesverband mit dem Panel? Das Panel ist auf Dauer angelegt. Wir möchten damit die Stiftungslandschaft, ihre Veränderung und ihre Potenziale in Deutschland über einen mehrjährigen Zeitraum hinweg untersuchen. Deshalb planen wir einerseits Längsschnittstudien, das heißt, wir stellen den Panelteilnehmern einmal pro Jahr dieselben Fragen, z.B. zu Kooperationsbereitschaft und -erfahrungen, Entwicklung von Finanzen oder Förderschwerpunkten. Andererseits bietet ein Panel auch den Vorteil, kurzfristige Ergebnisse zu aktuellen Fragestellungen zu liefern. Letztendlich sollen aus den Studien Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die für Stiftungen und ihre Partner hilfreich sind. Mit welchem Aufwand ist das für die Stiftungen verbunden? Der Aufwand ist gering, die Umfragen dauern 10 bis 15 Minuten pro Befragung. Auch der Einstieg ist einfach: Eine Stiftung, die sich registriert, wird einmalig zur Eingabe einiger Stammdaten aufgefordert. Das hat den Vorteil, dass sie dann z.B. nicht bei jeder Umfrage erneut eingeben muss, welchen Zweck sie erfüllt oder ob sie fördernd oder operativ tätig ist. Die Stammdaten werden einmal jährlich aktualisiert. Dabei hat der Datenschutz natürlich höchste Priorität. Wie finanziert sich das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung? Über Drittmittel. Förderer des StiftungsPanels sind die Software AG Stiftung, die Joachim Herz Stiftung und das Bundesfamilienministerium.

Der Bundesverband ist ja als Interessenvertretung und Dienstleister für seine Mitglieder keine unabhängige Institution, wenn es um Stiftungsthemen geht. Wie passt das mit einem Forschungszentrum zusammen, das wissenschaftlich unabhängige Arbeit leisten will? Ist das nicht eine Quadratur des Kreises? Das funktioniert auf mehreren Ebenen: Zunächst werten wir statistisch solide aus und treffen nur Aussagen, hinter denen Fakten aus dem Umfragen stehen. Für eine Qualitätskontrolle sorgt auch der wissenschaftliche Beirat. Im Rahmen unserer Untersuchungen führen wir u.a. auch Experteninterviews durch, in denen Stiftungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zu Wort kommen, die durchaus auch konstruktiv kritisch sein können und sollen. Projektförderer – auch öffentliche – haben erkannt, dass man sich mit „weichgespülten“ Veröffentlichungen keinen Gefallen tut. Wer glaubwürdig sein will, muss auch kritische Fragen stellen. Sind Kooperationen geplant – mit universitären Forschungseinrichtungen oder anderen Institutionen? Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung hat zwar grundsätzlich seine eigene Forschungsagenda, ist aber offen für die Zusammenarbeit mit anderen. Die Studien zu Thinktanks und Mission Investing sind z.B. aus Kooperationen hervorgegangen. Wie ist das Team aufgestellt? Das Kompetenzzentrum Stiftungsforschung hat ein Kernteam unter meiner Leitung mit mehreren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen. Dazu gehören Miriam Rummel, Ni-

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na Leseberg, Cornelia Feist und Sandra Hagedorn. Darüber hinaus bringen viele weitere Kollegen aus der Geschäftsstelle ihre Kompetenz in die Projekte ein, allen voran das Datenbankteam unter der Leitung von Ralf Krebstakies. Welche Themen sollen bearbeitet werden? Zunächst wollen wir möglichst viele Stiftungen für das Panel begeistern: Deshalb läuft im Moment eine große Rekrutierungsumfrage, für die wir alle rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts angeschrieben haben. Sie befasst sich mit der Frage „Wie gut sind Deutschlands Stiftungsaufsichten?“ Diese Befragung gab es 2007 schon einmal, das Thema ist aber nach wie vor wichtig. Die Umfrage ist ein gutes Beispiel, wie zukünftige Online-Befragungen des StiftungsPanels aussehen werden: kurz und prägnant. Die erste Panel-Befragung findet dann im November 2012 zu einem besonders spannenden Thema statt: zur Fehlerkultur im Stiftungswesen. Im März 2013 beginnen wir eine Langzeiterhebung. Viele Themen, wie z.B. Projekttransfer, sind nicht im Stiftungszweck verankert. Ob und wie Stiftungen sich hier positionieren, Hier können Sie sich muss folglich reanmelden! gelmäßig individuUnterstützen Sie die Stiftungsell erfragt werden. forschung durch Ihre Teilnahme Wir sind aber auch am Panel. Rechtsfähige Stiftunoffen für Anregungen bürgerlichen Rechts mit Sitz in gen seitens der Deutschland können sich ab sofort Stiftungen – denn unter www.stiftungen.org/stiftungsletztlich ist es ihr panel anmelden. Die erste Umfrage Panel! « « « findet im November statt. Ab 2013

Fragen: BvB

sind jährlich vier kurze Umfragen geplant.


70 StiftungsWelt 03-2012

trend und initiativen

TAG DER STIFTUNGEN Am 1. Oktober 2013 bündeln Stiftungen erstmals ihre Öffentlichkeitsarbeit für ein starkes Stiftungswesen.

» » » Viele Menschen in Deutschland können nur wenig mit dem Begriff „Stiftung“ anfangen, und es kursieren leider noch immer Vorurteile gegenüber gemeinnützigen Stiftungen. So kann z.B. weniger als die Hälfte der Bevölkerung auf Anhieb eine Stiftung nennen. Über 80 Prozent der Deutschen haben nach eigenen Angaben noch nie Nina Leseberg  Kontakt zu einer Stiftung gehabt ist Projektleiterin im Bereich (StiftungsReport 2009/10, S. 20). Medien & Kommunikation des Bundesverbandes Allein die Zahl der sozialen EinrichDeutscher Stiftungen und tungen oder Museen, deren Träger leitet das Projekt TAG DER STIFTUNGEN. eine Stiftung ist, lässt starke ZweiWeitere Informationen fel an der Richtigkeit dieser Ausnina.leseberg@stiftungen.org sage zu. Selbst im stiftungsaffinen www.stiftungen.org/ tagderstiftungen Deutschland glauben zwei Drittel der Bevölkerung, dass die Stiftung stärker dem Stifter dient als der Allgemeinheit – dabei sind 95 Prozent der deutschen Stiftungen gemeinnützig (ebd.; StiftungsReport å Eine der drei 2010/11, S. 96). Diese UmfragePostkarten finden Sie als ergebnisse zeigen, dass StiftunBeilage in dieser Ausgabe der ­StiftungsWelt! gen in der Öffentlichkeit bislang nicht präsent genug sind, obwohl die 19.000 rechtsfähigen Stiftungen in n e wiss ung ich der r e Deutschland durchk l l ö tsäch r Bev /3 de gen haup en. 2 aus Orte der Bes l ra un en Meh ass Stif t inheit di ,d me nicht Allge

83 Prozent der Bevölkerung meinen, dass sie noch nie Kontakt zu einer Stiftung hatten.

gegnung und des Austausches sind. Allerdings wird der Gastgeber „Stiftung“ oft nur beiläufig oder gar nicht wahrgenommen. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen lanciert daher im kommenden Jahr ein gemeinsames Kommunikationsinstrument für seine Mitglieder: TAG DER STIFTUNGEN. An diesem Aktionstag sollen deutschlandweit öffentlichkeitswirksame Aktionen auf das vielfältige Wirken von Stiftungen aufmerksam machen. Erstmals findet der Tag der Stiftungen am 1. Oktober 2013 statt. Ab dann soll das gemeinnützige Engagement der einzelnen Stiftungen am 1. Oktober eines jeden Jahres gebündelt kommuniziert werden. Mitmachen! » » » Der Tag der Stiftungen wird von den über 3.000 Mitgliedsstiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gestaltet. So vielfältig wie das Stiftungswesen ist, können auch die Aktionen am Tag der Stiftungen sein. Ob groß oder klein, fördernd oder operativ, in der Stadt oder auf dem Land: Jede Stiftung kann einen Beitrag zum Tag der

älf te der als die H b Weniger kann auf Anhie rung Bevölke tiftung nennen. eine S

Stiftungen leisten. Jede Veranstaltung, jede Aktion zählt und ist ein wichtiges Statement für ein starkes Stiftungswesen. Denkbar und wünschenswert sind z.B. Lesungen, Konzerte, die Vorstellung neuer Publikationen, Diskussionsveranstaltungen, Fundraising-Aktionen und vieles mehr. Eine Beteiligung kann aber auch darin bestehen, ohnehin stattfindende Stiftungsaktivitäten unter das Motto „Tag der Stiftungen“ zu stellen und so verstärkt darauf hinzuweisen, dass der Absender eine Stiftung ist. Der Bundesverband wird über die Aktivitäten am Tag der Stiftungen informieren, bietet den Teilnehmern Materialien und Hilfestellungen an und flankiert den Tag mit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem wird es eine kleine Mitmachaktion geben, sodass sich jede Stiftung ohne großen Aufwand am Tag der Stiftungen beteiligen kann. Zukünftig soll der Tag der Stiftungen europaweit stattfinden und ist als gemeinsame Aktion des Donors and Foundations Networks in Europe (DAFNE) geplant. Er wird das erste gemeinsame große Projekt der 22 nationalen Stiftungsverbände in Europa. Ab Januar 2013 können Sie Ihre Aktivitäten in unseren Aktionskompass auf der Internetseite des Projekts selbst einstellen. Bis dahin melden Sie sich bitte per E-Mail bei unserem Team an. « « «


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Mitglieder und Kooperationspartner

StiftungsPartner finden: neue Suchmaschine Angebote und Dienstleistungen für Stiftungen lassen sich jetzt in einer Online-Datenbank des Bundesverbandes gezielt recherchieren.

» » » Sie suchen echten Stiftungswein? Oder einen unabhängigen Vermögensverwalter für kleine Stiftungen in Sachsen? Beides finden Sie mithilfe einer neuen Suchmaschine auf der Internetseite des Bundesverbandes unter dem Stichwort „StiftungsPartner“. Zahlreiche Dienstleistungen und Produkte lassen sich dort gezielt recherchieren, insbesondere vielfältige Beratungsangebote von der nachhaltigen Vermögensanlage bis zu den Adressen von Wirtschaftsprüfern. Komfortable Suche » » » Die Datenbank umfasst die Einträge von rund 230 gewerblichen Fördermitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Viele Unternehmen stellen sich auch mit einem kostenpflichtigen Porträt vor. Thematisch gegliedert ist die StiftungsPartner-Suche nach folgenden Angeboten: » Medien, Kommunikation und Veranstaltungen » Personal, Versicherungen und Vorsorge » Rechnungswesen, Recht und Steuern » Stiftungsmanagement und -beratung sowie » Vermögen und Finanzen. Die Suchfunktionen sind ähnlich konzipiert wie bei unserer bewährten Online-Suchmaschine für die kostenlose Recherche nach Stiftungen. Über die sogenannte Listensuche, eine Auflistung nach Dienst-

leistungen, können sich Stiftungen zusätzlich einen Überblick über Anbieter verschiedener Leistungsbereiche verschaffen. Auch nach Bundesländern oder Sonderkonditionen für Mitglieder lässt sich filtern. Zudem kann man bei der Suche auswählen, ob das Angebot für große, mittlere oder kleine Stiftungen passen soll. Von Mitgliedern für Mitglieder » » » Alle Adressen stammen von Fördermitgliedern, die dem Bundesverband mitgeteilt haben, dass sie in der betreffenden Rubrik besondere Erfahrungen und eine Spezialisierung aufweisen. Die Geschäftsstelle des Bundesverbandes kann dies nicht im Einzelnen prüfen und ist daher auf Erfahrungsberichte und Rückmeldungen über die Qualität der Anbieter angewiesen. Worauf wir bei der Auswahl Wert legen: Jedes Unternehmen muss sich neben den passenden gewerblichen Angeboten durch ein langfristiges Engagement und eine Verpflichtung zu den ideellen

Zielen des Stiftungswesens qualifizieren sowie einen persönlichen Ansprechpartner nennen. Unser Credo » » » Warum legt der Verband Wert auf ein gutes Miteinander von Unternehmen und Stiftungen? Unsere Überzeugung ist: Je besser die Dienstleister sind, desto besser können sich Stiftungen auf ihre Kernaufgabe konzentrieren – die gemeinwohlorientierte Zweckverwirklichung auf der Grundlage einer kriteriengeleiteten Vermögensanlage. Wenn alle Stiftungen durch die Auswahl des besten Vermögensverwalters nur 1 Prozent Zusatzrendite im Jahr erzielen, würden der Gesellschaft jedes Jahr mehrere 100 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stehen. Wir hoffen, dass Sie in der neuen Online-Datenbank Leistungen und Angebote finden, die auch für Sie nützlich sind und zu Ihnen passen. Testen Sie unsere Suchmaschine unter www.stiftungen.org/stiftungspartner! « « « Dr. Hermann Falk  ist stv. Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und leitet den Bereich Administration & Corporate Sector. Er betreut die Partnerschaften des Bundesverbandes mit Unternehmen und hat die neue Online-Datenbank mit konzipiert. Weitere Informationen hermann.falk@stiftungen. org www.stiftungen.org/ stiftungspartner


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Mitglieder und Kooperationspartner

Neue Mitglieder des Bundesverbandes Herzlich willkommen!

STIFTUNGEN UND STIFTUNGSVERWALTUNGEN Anna Luise Hildebrand-Stiftung Inheidener Straße 71 60385 Frankfurt a.M.

Die Anna Luise Hildebrand-Stiftung wurde vom Regierungspräsidium Darmstadt am 26. Mai 2011 rechtsfähig anerkannt und hat ihren Sitz in Frankfurt a.M. Im Sinne der am 3. Januar 2009 verstorbenen Stifterin Anna Luise Hildebrand werden mehrfach behinderte Kinder unter Berücksichtigung sonderpädagogischer Zwecke gefördert. AtemWeg – Stiftung zur Erforschung von Lungenkrankheiten Max-Lebsche-Platz 31 81377 München Telefon (089) 31 87-46 65 info@atemweg-stiftung.de www.atemweg-stiftung.de

Lungenerkrankungen sind eines der brisantesten Themen der Zukunft. Die Öffentlichkeit weiß viel zu wenig über Lungenerkrankungen, ihre Ursachen und den Schutz davor. Die Stiftung agiert an der Schnittstelle zwischen Gesundheitsund Umweltthemen. Sie klärt die Öffentlichkeit auf, initiiert eigene Präventionsprojekte, unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs und fördert gezielt Forschungsprojekte. Die Stiftung wurde 2010 auf Initiative des Helmholtz Zentrums München von der Münchner Bank gegründet.

Bürgerstiftung Pfungstadt Kirchstraße 12–14 64319 Pfungstadt Telefon (06157) 988-11 10 7 | Fax -211 10 buergerstiftung@pfungstadt.de www.buergerstiftung-pfungstadt.de Die Bürgerstiftung Pfungstadt wurde 2007 gegründet und bietet den Bürgerinnen und Bürgern die unbürokratische Möglichkeit, sich effektiv für Pfungstadt zu engagieren.

Sie unterstützt eigene und fremde Projekte in folgenden Bereichen: » Gemeinwesenarbeit, insbesondere die Unterstützung der Beschäftigungsförderung von Jugendlichen und integrative Bildungs- und Kulturprojekte bei Kindern und Jugendlichen » Stadtbezogene soziale Verantwortung, insbesondere generationsübergreifende Mitmachprojekte im Seniorenbereich » Stärkung des ehrenamtlichen Engagements, insbesondere die Qualifizierung der Bürgerarbeit. Denkwerk Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung Ahrstraße 45 53175 Bonn Telefon (0228) 37 20 44 Fax (0228) 37 58 69 kontakt@denkwerkzukunft.de www.denkwerkzukunft.de

Das Denkwerk Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung wurde 2007 durch ­Dipl. rer. pol. Dieter und Hanna Paulmann errichtet. Die Stiftung will zu einem Bewusstseinswandel hin zu nachhaltigen, zukunftsfähigen Wirtschafts- und Lebensweisen beitragen. Nicht „viel haben“ sondern „gut leben“ muss zum gesellschaftlichen Leitbild werden. Das

Denkwerk Zukunft wirkt hieran u.a. mit durch eigene Forschungsarbeiten, z.B. zur Wohlstandsmessung, die Vernetzung mit gleichgesinnten Initiativen sowie die Veranstaltung von internationalen und interdisziplinären Symposien und Konferenzen. Die Ergebnisse werden durch Veröffentlichungen sowie intensive Öffentlichkeitsarbeit vor allem über das Internet kommuniziert. Deutsche Stiftung gegen Leukämie Großbeerenstraße 139 14482 Potsdam Telefon (0331) 742-808 | Fax -810 www.gegen-leukämie.de stiftung@gegen-leukämie.de

Unsere Stiftung führt eine Datei potenzieller Spender (Blutstammzellen bzw. Knochenmark) zur Hilfe für Leukämiekranke weltweit. Allein in Deutschland erkranken täglich 45 bis 50 Kinder und Erwachsene an Leukämie. Viele von ihnen benötigen eine derartige Spende, um gesund werden zu können. Das rechtfertigt alle Anstrengungen, immer mehr Bereitwillige in unsere Datei aufzunehmen, denn die Suche nach einem passenden Spender wird dadurch zum Prob­ lem, dass Spender und Patienten in ihren genetischen Merkmalen übereinstimmen müssen. Daneben bitten wir um Geldspenden, um die Typisierung neuer Spender finanzieren zu können (mindestens je 50 Euro, keine Zuwendung durch Krankenkassen). Unser besonderes Anliegen liegt in der persönlichen Betreuung unserer Spender vor, während und nach der Spende vor Ort, um deren Leistung gebührend zu würdigen.

donum vitae-Stiftung deutscher Katholiken zum Schutz des menschlichen Lebens Breite Straße 27 53111 Bonn Telefon (0228) 386 73-43 | Fax -44 www.donumvitae.org

donum vitae berät Frauen und Paare in allen Fragen rund um Schwangerschaft, Sexualität und Familienplanung – kostenfrei, auf Wunsch anonym und wertorientiert auf das Leben hin. Die donum vitae-Stiftung wurde im August 2001 von katholischen und evangelischen Christinnen und Christen gegründet. Sie fördert Initiativen und Aktionen zum Schutz des menschlichen Lebens – explizit des ungeborenen wie geborenen Lebens. Dazu gehören neben der Unterstützung der konkreten Beratungsangebote an bundesweit über 200 Orten auch Projektförderungen im Bereich von Prävention und sexualpädagogischen Angeboten, z.B. für Jugendliche. „Donum vitae“ ist Latein und heißt Geschenk des Lebens – und der Schutz des menschlichen Lebens hat unzählige Facetten. Doris und Dr. Michael Hagemann-Stiftung Rheingaustraße 126 65203 Wiesbaden info@hagemann-stiftung-ordnungspolitik.de www.hagemann-stiftung-ordnungspolitik.de

Die Stiftung fördert Wissenschaft und Bildung über die Ordnung der Wirtschaft. Stiftungsdotationen kommen der Forschungsstelle zum Vergleich wirtschaftlicher Lenkungssysteme (MACIE) an der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn zugute. Die Stifter möchten dazu beitragen, dass institutionelle und ordnungspolitische Grundlagen und Rahmenbedingungen der Gesellschaft wissenschaftlich fortentwickelt und auf Praxistauglichkeit untersucht werden. Re-


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sultate müssen neue Wege im ordnungsökonomischen Denken aufzeigen, den vertieften Dialog bereichern, dem Einzelnen und der Gesellschaft die Wahrnehmung von sozialer Verantwortung für Gegenwart und Zukunft ermöglichen. Die Satzungszwecke der 2007 errichteten Stiftung werden insbesondere verwirklicht durch wissenschaftliche Veranstaltungen und Veröffentlichungen zu aktuellen Themen der Ordnungsökonomie, Projektförderungen, Literaturbeschaffungen u.a. Ein erster Stiftungstag in 2011 beschäftigte sich mit den ordnungspolitischen Herausforderungen der Euro-Krise. Für 2012 ist eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Arabischer Frühling – bestehen Chancen für Demokratie und Wohlstand für alle?“ in Vorbereitung. Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation Rohrwallallee 31 12527 Berlin Telefon (030) 34 66 23-93 | Fax -92 info@sozialeMenschenrechtsStiftung. org www.sozialeMenschenrechtsStiftung. org

Die Ende 2011 in Berlin von Menschenrechtsanwalt Eberhard Schultz gegründete gemeinnützige Stiftung widmet sich als erste im deutschsprachigen Raum den Themen soziale Menschenrechte und Partizipation. Sie möchte helfen, die bereits in der Deklaration der UNO festgeschriebenen sozialen Rechte wie die auf soziale Sicherheit, Arbeit, Gleichberechtigung, Bildung und Freiheit des Kulturlebens u.a. weltweit auch als individuell einklagbare Rechte zu verankern, und die Teilhabe benachteiligter Gruppen bei Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen auf allen gesellschaftlichen Ebenen sicherzustellen. Hierzu werden Modellprojekte, Veröffentlichungen und Tagungen gefördert und Preise verliehen, die ersten 2012; das Gründungskapital beträgt 1 Million Euro. Im Vorstand und Kuratorium arbeiten bekannte Vertreter aus der Politik, Betrieb und Gewerkschaft, Wissenschaft und Kultur mit; Frauenquote, angemessene Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund, Transparenz und Nachhaltigkeit sind für uns selbstverständlich.

Eric Gustav Adler Stiftung Baaderstraße 27 80469 München info@ega-stiftung.org www.ega-stiftung.org

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Herbert-Worch-Stiftung Kaiserplatz 10 53113 Bonn Telefon (0228) 24 98 43 info@forschen-foerdern.org

auf christlichem Wertefundament und das lutherische Berufsethos pflegen und stärken. Die Stiftung verleiht jährlich die Luther-Rose für gesellschaftliche Verantwortung und Unternehmercourage. José Carreras Leukämie-Stiftung Elisabethstraße 23 80796 München Telefon (089) 27 29 04-0 | Fax -44 info@carreras-stiftung.de www.carreras-stiftung.de

Ältere Menschen, Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Folgen von Armut und sozialer Ausgrenzung – oft verursacht und verschlimmert durch gewaltsame Konflikte, Kriege und Katastrophen. Teilhabe am vielfältigen Leben der Gemeinschaft kann helfen zu versöhnen, Perspektiven und Hoffnung für das eigene Leben zu entwickeln, einen Weg zu finden, um Notlagen zu überwinden und Kraft für die Bewältigung schwerer Lebensumstände geben. Die 2011 gegründete Stiftung hat sich das Ziel gesetzt, Personen, Initiativen und Einrichtungen zu unterstützen, die benachteiligten Menschen den Zugang zu den vielfältigsten Formen des gemeinschaftlichen Lebens eröffnen. Günther Labes Stiftung Württembergische Straße 14 10707 Berlin Telefon (030) 873 85 07 Die Günther Labes Stiftung wurde im Jahr 2005 von Günther Labes gegründet. Der Zweck der Stiftung ist die Beschaffung von Mitteln zur Förderung medizinischer Wissenschaft und Forschung, speziell bei epidemischen Krankheiten. In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt der Unterstützungen im Bereich Tuberkulose. Hier hat die Stiftung sowohl einen Studenten in seiner auf Tuberkulose spezialisierten Ausbildung bis zur Promotion unterstützt und andererseits ausländischen Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit des Austausches mit deutschen Spezialisten gegeben. Im Juli dieses Jahres ist Günther Labes nach längerer Krankheit verstorben. Der Stifter hatte aber noch die Gelegenheit, das neueste Projekt, die wissenschaftliche Förderung im Bereich der Virologie, mit anzustoßen.

Die gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung wurde 1997 in Erinnerung an den Gründer der Deutscher Herold-Versicherungsgruppe errichtet. Seit 2009 verleiht sie alle zwei Jahre den mit 100.000 Euro dotierten Deutschen Innovationspreis Medizin für hervorragende und angewandte medizinische Forschungsergebnisse. Mit zwei kostenlosen Online-Portalen vernetzt sie Grundlagenforschung, angewandte Entwicklung und Forschungsförderung. Angemeldete Nutzer werden per E-Mail regelmäßig und spezifisch nach Interessengebieten zu neuen Profilen informiert und können online miteinander in Kontakt treten. Das Portal Forschen-Fördern verzeichnet mehr als 2.400 Ausschreibungen und Förderprojekte. Das Portal LifeSciencesLink unterstützt akademische Forscher weltweit bei der Identifizierung von Partnern für die Entwicklung innovativer Therapien. Internationale Martin Luther Stiftung Augustinerstraße 10 99084 Erfurt Telefon (0361) 64 41 87-47 | Fax -49 info@luther-stiftung.org www.luther-stiftung.org

Die Internationale Martin Luther Stiftung wurde am 10. November 2007 als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts errichtet. Der Gründungsstifter Günter Weis­pfenning stellte hierfür ein Grundkapital von 1 Million Euro zur Verfügung. Stiftungsziele sind, die Grundimpulse der Reformation in einen themenbezogenen und ergebnisorientierten Dialog von Kirche, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu übersetzen, Personen und Gruppen zu unterstützen, die eigene Talente und Erfolge im Sinne reformatorischer Tradition für das Gemeinwohl einsetzen, sowie Ideen, Projekte und Initiativen zu fördern, die Unternehmercourage und Kreativität, ein Wirtschaftsethos

1987 erkrankte José Carreras an Leukämie. Aus Dankbarkeit über die eigene Heilung gründete er nach einem gemeinnützigen Verein 1997 die José Carreras Leukämie-Stiftung. Beide Organisationen verfolgen das von ihrem Initiator formulierte Ziel: „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem.“ Mit der Finanzierung von bislang knapp 900 Forschungs-, Struktur- und Sozialprojekten haben Stiftung und Verein maßgeblich dazu beigetragen, dass Lebenszeit und -qualität von Leukämiepatienten in den letzten Jahren signifikant verlängert bzw. angehoben und Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen im Allgemeinen verbessert werden konnten. Der Verein ist Träger des DZI Spenden-Siegels. Die José Carreras Gala ist die langfristig erfolgreichste Spendengala im deutschen Fernsehen. Josef-Brandwein-Stiftung c/o Deutsche Bank Stiftungsverwaltung Adolphsplatz 7 20457 Hamburg sven.mueller@rechtsanwalt-mueller.eu nicole.fischer@db.com Im Jahr 2012 wurde die durch letztwillige Verfügung von Martina Brandwein errichtete Josef-Brandwein-Stiftung durch die Aufsichtsbehörde anerkannt. Zweck der Stiftung ist die finanzielle Förderung der Landauer Kindergärten und des Pfälzer Waldes. Hierbei sollen 20 Prozent der Erträge dem Pfälzer Waldverein e.V. zukommen, z.B. für die Pflege des Pfälzer Waldes und insbesondere der Landauer Hütte. Die übrigen 80 Prozent der Erträge sollen die Landauer Kindergärten erhalten, wobei die Stiftungsmittel den Kindern zusätzlich zugutekommen und nicht zu einer entsprechenden Kostenersparnis der (ggf. öffentlichen) Träger führen sollen. Die Kapitalausstattung der fördernd tätigen Stiftung beträgt über


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Stiftung Fledermaus Häßlerstraße 99 99099 Erfurt Telefon (0361) 378 91 25 Fax (03222) 379 20 98 info@stiftung-fledermaus.de www.stiftung-fledermaus.de

­eine Million Euro. Der Vorstand besteht aus Rechtsanwalt Sven Müller (Vorsitzender), Steuerberaterin Wiltrud Wengler (stv. Vorsitzende) und Jeannette Leucht. Stiftung der Sparkasse Pforzheim Calw zur Förderung regionalen Kunstschaffens Poststraße 3 75172 Pforzheim Telefon (07231) 99-0 | Fax -3499 info@sparkasse-pforzheim-calw.de www.sparkasse-pforzheim-calw.de Die Stiftung der Sparkasse Pforzheim Calw zur Förderung regionalen Kunstschaffens wurde im Jahr 1979 gegründet. Zweck der stillen Stiftung, die nicht mit Aktionen an die Öffentlichkeit tritt, ist die Förderung heimischer bzw. regionaler Kunst durch Ankäufe von künstlerisch wertvollen Werken der bildenden Kunst.

Diese Werke werden der Öffentlichkeit durch Ausstellungen in den eigenen Räumen oder durch leihweise Überlassung an Museen, Galerien und andere öffentliche Einrichtungen zugänglich gemacht. Die Kunstwerke, die die Stiftung erwirbt, gehen in das Stiftungsvermögen über. Mittlerweile umfasst der Bestand knapp 600 Kunstwerke.

Die STIFTUNG FLEDERMAUS wurde von der Interessengemeinschaft für Fledermausschutz und -forschung Thüringen e.V., einem gemeinnützigen Verein, im Jahr 2009 ins Leben gerufen. Mit dem Stiftungskapital in Höhe von 25.000 Euro ist sie eine kleine Stiftung, die sich dem Tierartenschutz im Allgemeinen und dem

Schutz der Fledermausarten im Besonderen verschrieben hat. Dieser Stiftungszweck soll vor allem durch die Förderung, Unterstützung und Durchführung von Projekten im Bereich der Forschung, der Bildung, des angewandten Umwelt- und Naturschutzes bzw. der Landschaftspflege und des Artenschutzes, der Öffentlichkeitsarbeit sowie nationaler und internationaler Kooperationen in den zuvor genannten Aufgabenfeldern erfüllt werden. Seit März 2012 hat die Stiftung eine Geschäftsstelle. Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben Thomas-Müntzer-Straße 48 06642 Kaiserpfalz OT Memleben info@kloster-memleben.de

Die Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben wurde 2008 als kommunale, operative Stiftung des privaten Rechts von der damaligen Gemeinde Memleben errichtet. Zweck der Stiftung sind Erhaltung und Förderung von Kloster und Kaiserpfalz Memleben, dem Sterbeort Kö-

nig Heinrich I. und Kaiser Otto des Großen, unter denkmalpflegerischen, historischen und kulturellen Gesichtspunkten. Als besondere Aufgaben gilt die Öffnung der Anlage für die Allgemeinheit durch die Weiterentwicklung des Museums „Kloster und Kaiserpfalz Memleben“ sowie die Erhaltung der historischen Bausubstanz. Ausgestattet wurde die Stiftung mit einem Grundvermögen von ca. 600 Hektar landwirtschaftlicher Fläche durch das Land Sachsen-Anhalt. Aus den Pachteinnahmen werden die Ziele der Stiftung verfolgt. Die Stiftung wird von der Verbandsgemeinde An der Finne verwaltet. Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau Pirminstraße 145 78479 Reichenau Telefon (07534) 92 07-20 | Fax -77 info@welterbe-reichenau www.welterbe-reichenau.de Die 2009 gegründete Stiftung Welterbe Klosterinsel Reichenau hat sich zur Aufgabe gemacht, ein bedeutendes geistiges und materielles Erbe der Menschheitsgeschichte lebendig zu machen und zu erhalten. Die Stiftung erfüllt diesen Auftrag im Bewusstsein um das Spannungsfeld zwischen den heute noch sichtbaren Relikten und Zeugnissen des Reichenauer Klostererbes und der ins Dunkel der Geschichte gesunkenen Glaubens- und Lebenswirklichkeit vor eintausend Jahren. Verlorenes, in alle Welt Zerstreutes und vor Ort Erhaltenes soll zu neuer Wahrnehmung zusammenge-

schaut, erinnert, erhalten und in seiner menschheitsgeschichtlichen Bedeutung heutigen und künftigen Generationen vermittelt werden. Die Stiftung will dazu beitragen, die vorhandenen materiellen Zeugnisse zu sichern. Und sie versucht, Brücken des Verständnisses zur Glaubens-, Herrschafts- und Alltagswelt des damaligen Klosters Reichenau zu schlagen.

The Document Foundation Zimmerstraße 69 10117 Berlin Telefon (030) 609 85 67-20 | Fax -29 info@documentfoundation.org www.documentfoundation.org

The Document Foundation (TDF) ist eine im Februar 2012 gegründete gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin. Ihr Ziel ist die Förderung und Entwicklung von Office-Software zur freien Nutzung durch jedermann. Dabei fördert sie eine nachhaltige, unabhängige und meritokratische Gemeinschaft zur internationalen Entwicklung Freier und Open-Source-Software auf der Basis offener Standards. So wird ihre freie Office-Suite LibreOffice jedermann zur Sicherung der vollständigen Teilhabe an einer digitalen Gesellschaft zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt. Die TDF ist dabei, Kooperationen mit Bürgerstiftungen zum stiftungsweiten Einsatz von LibreOffice einzugehen. Weitere Partner, der Bundesverband sowie die Stiftungsaufsicht könnten hier Synergien erzielen. Vector Stiftung Ingersheimer Straße 24 70499 Stuttgart Telefon (0711) 806 70 11-70 | Fax -77 www.vector-stiftung.de

Im April 1988 gründeten Eberhard Hinderer, Martin Litschel und Helmut Schelling die Vector Informatik GmbH. Innerhalb von zwei Jahrzehnten wurde aus dem Drei-Mann-Projekt ein bedeutendes mittelständisches Unternehmen, inzwischen mit weltweit über 1.050 Mitarbeitern. „Am Erfolg unseres Unternehmens haben viele mitgewirkt, deshalb sollen auch viele daran teilhaben.“: Mit diesem Leitgedanken haben die Unternehmer im August 2011 die gemeinnützige Vector Stiftung gegründet und 60 Prozent der Gesellschaftsanteile der GmbH an sie übertragen. Die Vector Stiftung hat drei Ziele: Sie fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs an Schulen und Hochschulen, sie investiert über Projekte und Institutionen in die Erforschung nachhaltiger, umweltfreundlicher Mobilitätskonzepte, und sie unterstützt soziale Einrichtungen im Stuttgarter Raum.


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Freunde des Stiftungswesens Juristische Personen

Böhke & Compagnie Consultants KG Steintorwall 7a 38100 Braunschweig Telefon (0531) 12057-40 | Fax -99 f.boehke@boehke.de www.boehke.de DAVE Hans Schütt Immobilien GmbH Kleiner Kuhberg 2–6 24103 Kiel Telefon (0431) 9069-20 | Fax -69 info@schuett.de www.dave-net.de

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Fax (0754210) 1190 philip.kling@stiftung-liebenau.de www.stiftung-liebenau.de Kontora Family Office GmbH Ballindamm 39 20095 Hamburg Telefon (040) 329 08 88-0 | Fax -60 marcus.kuester@kontora-advisory.com www.kontora-advisory.com Quest Computing Ltd. Ushers Court, 29–30 Ushers Quay Dublin 8 Ireland Telefon (00353) 1 679 99-33 | Fax -36 info@quest.ie www.quest.ie

Freunde des Stiftungswesens Natürliche Personen

Stefan R. Haake Major-Braun-Weg 1 85354 Freising sh@stefanhaake.eu Petra Schaar Burmesterweg 11 24226 Heikendorf pschaar@gmx.com Cornelia Wilde Käthe-Niederkirchner-Straße 30 10407 Berlin cornelia.wilde@gmx.de

Heilig-Geist Leben im Alter gGmbH Stiftung Liebenau Postfach 1161 88070 Meckenbeuren Telefon (0754210) 1287

Christiane Wilke Obererle 58 45897 Gelsenkirchen christiane-wilke@t-online.de

Investieren mit Weitblick – ethisch und nachhaltig verlässlich Fonds für Stiftungen Invesco

Wer Gutes tut, braucht eine gute Vermögensverwaltung. Der Fonds für Stiftungen Invesco bietet über die Investition in verschiedene Anlageklassen Zugang zu einer professionellen Vermögensverwaltung, die auf die besonderen Bedürfnisse von Stiftungen zugeschnitten ist. Attraktive Renditechancen werden aktiv und risikokontrolliert durch die Anlage in Aktien- und Rentenpapieren genutzt. Der Fonds für Stiftungen Invesco berücksichtigt neben ökonomischen insbesondere auch strikte ethische, soziale und ökologische Anlagekriterien. Erfahren Sie mehr unter: www.stiftungsfonds.de Ihre Partner

y BANK IM BISTUM ESSEN eG y PRO SECUR Vermögensberatung und –verwaltung GmbH Diese Anzeige dient lediglich der Information und stellt keinen Anlagerat dar. Zeichnungen von Anteilen werden nur auf Grundlage des aktuellen Verkaufsprospektes angenommen. Aufgrund der Investition in Aktien- und Rentenmärkte unterliegt der Fonds einem Schwankungsrisiko. Auch Wechselkursschwankungen können sich nachteilig auf die Wertentwicklung des Fonds auswirken. Der Wert der Anteile sowie die Erträge hieraus können sowohl steigen als auch fallen, und es ist möglich, dass der Anleger den ursprünglich angelegten Betrag nicht zurückerhält. Hinweise auf Rankings, Ratings oder Preise bieten keine Garantie für künftige Performance und lassen sich nicht fortschreiben. Eine Anlageentscheidung muss auf den jeweils gültigen Verkaufsunterlagen basieren. Diese (fonds- und Anteilsklassenspezifische wesentliche Anlegerinformationen, Verkaufsprospekt, Jahres- und Halbjahresberichte) sind in deutscher Sprache als Druckstücke kostenlos erhältlich bei Invesco Kapitalanlagegesellschaft mbH, An der Welle 5, 60322 Frankfurt am Main. Herausgegeben in Deutschland von Invesco Kapitalanlagegesellschaft mbH, beaufsichtigt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Stand: 31. Juli 2012.


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Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes DIE unternehmenspartner Auf dieser Seite stellen wir Ihnen ausgewählte Unternehmenspartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vor. Nutzen Sie auch die Möglichkeit der bequemen und gezielten Recherche in der neuen Online-Datenbank des Bundesverbandes. Unter www.stiftungen.org/stiftungspartner finden Sie Informationen und Kontaktdaten zu rund 230 qualifizierten Dienstleis­ tern und Anbietern von Produkten für Stiftungen (siehe S. 71). Unsere Unternehmens­ partner gliedern sich, je nach Höhe der jährlichen Zuwendungen, in die Kategorien Premium-Partner, Projekt-Partner und Dialog-Partner. Wenn Sie Interesse haben, Partner des Verbandes zu werden, freuen wir uns, von Ihnen zu hören. Ihr Ansprechpartner Dr. Hermann Falk | Stv. Generalsekretär Leiter Administration & Corporate Sector Telefon (030) 89 79 47-88 hermann.falk@stiftungen.org www.stiftungen.org/stiftungspartner

PREMIUM-PARTNER Deutsche Bank AG

Private Wealth Management

Kontakt

Henning Kley | Heiko Schultze Leitung Stiftungsmanagement Deutsche Bank AG Private Wealth Management Taunusanlage 12 | 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 910-450 00 stiftung.pwm@db.com | www.pwm.db.com/de

» » » Im Private Wealth Management der Deutschen Bank steht das Grundprinzip des nachhaltigen Vermögensmanagements über allen Zielsetzungen. Es ist unser Anspruch, die uns anvertrauten Werte über Generationen hinweg zu sichern. Bereits seit über 140 Jahren begleiten wir unsere Kunden in Stiftungsfragen. Als Partner und Berater entwickeln wir individuelle Lösungen: Diese reichen von der Begleitung bei der Stiftungskonzeption und Auswahl des Stiftungszwecks über die Stiftungserrichtung, Strukturierung und Verwaltung des Stiftungsvermögens bis hin zum Rechnungswesen und zur Korrespondenz mit Behörden. Mehrere unabhängige Testinstitute haben die Qualität unseres Angebots bestätigt. So belegt das Private Wealth Management der Deutschen Bank in 2012 Platz 1 im aktuellen „Fuchs-Report – Stiftungsvermögen im Test“ des Branchendienstes FUCHSBRIEFE. Zudem wurden wir im Rahmen des „Private Banking and Wealth Management Surveys 2012“ des Fachmagazins Euromoney erneut als „Bester Stiftungsmanager“ in Deutschland ausgezeichnet.

PREMIUM-PARTNER Allianz Pension Consult GmbH

Vermögensberatung und -verwaltung Kontakt

Dr. Klaus Dauner Marienstraße 50 | 70178 Stuttgart Telefon (0711) 663-1432 | Fax -81432 klaus.dauner@allianz.de | www.apc.allianz.de

» » » Die Allianz: zuverlässiger Partner für Ihre Stiftung. Sturmerprobt seit 1890, steht die Allianz ihren Kunden in den entscheidenden Momenten zur Seite. Dass Sie sich auf die Allianz verlassen können, ist unser Anliegen. Wir bieten Ihrer Stiftung maßgeschneiderte Lösungen für eine krisenfeste, stabile und langfristige Vermögensvorsorge. In ruhigen wie in stürmischen Zeiten stellen sich viele Fragen rund um die Vermögensanlage von Stiftungen: Was bedeutet der Grundsatz der Vermögenserhaltung? Wie wirkt die Inflation? Was sind die Rechtsfolgen von Verlusten

PREMIUM-PARTNER DATEV eG Kontakt

Ulrich Leis Paumgartnerstraße 6–14 | 90329 Nürnberg Telefon (0800) 328 38 62 unternehmensanfragen@datev.de www.datev.de

» » » Die DATEV eG, Nürnberg, ist das Softwarehaus und der IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten. Das Leistungsspektrum umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP) sowie Organisation und Planung. Mit nahezu 40.000 Mitgliedern, mehr als 6.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 730 Millionen Euro im Jahr 2011 zählt die 1966 gegründete DATEV zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. DATEV unterstützt Stiftungen mit einem Branchenpaket, das auf dem Standardkontenrahmen SKR 49 basiert. Mit der Kostenrechnung kann der benötigte Nachweis der Mittelherkunft und -verwendung erbracht werden sowie die Abgrenzung einzelner Treuhandvermögen und geförderter Projekte. Mit dem Spendentool können die Spender verwaltet und Spendenquittungen erzeugt werden. Sprechen Sie mit Ihrem steuerlichen Berater.

im Vermögensmanagement? Wie kann ich als Stiftungsorgan meine persönliche Verantwortung bestmöglich erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden? Profitieren Sie von unserem Wissen und unserer Erfahrung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben wir das Produkt „StiftungsInvest“ entwickelt, für das Mitglieder Sonderkonditionen erhalten. Das Produkt zeichnet sich durch stetig planbare und im Vergleich mit Euro-Staatsanleihen oder Pfandbriefen attraktive Renditen aus, und zwar bei niedrigeren Wertschwankungen und höchster Ausfallsicherheit. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Allianz Pension Consult, eine Beratungsgesellschaft der Allianz Gruppe.

PREMIUM-PARTNER KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und allgemeine Stiftungsberatung

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Sascha Voigt de Oliveira Klingelhöferstr. 18 | 10785 Berlin Telefon (030) 20 68 44 66 | Fax 0180 21 19 91 -06 22 svoigtdeoliveira@kpmg.com www.kpmg.de/stiftungen

» » » KPMG ist ein weltweites Netzwerk rechtlich selbstständiger, nationaler Firmen mit 145.000 Mitarbeitern in 152 Ländern. Auch in Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und ist mit über 8.400 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten präsent. Unsere Leistungen sind in die Geschäftsbereiche Audit, Tax und Advisory gegliedert. KPMG ist seit Jahrzehnten eng mit dem Stiftungssektor verbunden. Reinhard Goerdeler, Gründungsmitglied unserer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, faszinierte das Stiftungswesen schon im Studium. Später war er auch Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Dieser Tradition fühlen wir uns verpflichtet. Wir wissen, was Stifter bewegt und wie wichtig ihr Engagement für die Gesellschaft ist. Neben fachlichem Know-how verfügen unsere Spezialisten über weitreichende Branchenkenntnisse und langjährige Erfahrung in der Beratung von Stiftungen und Stiftern.


StiftungsWelt 03-2012 » » » interna

projekt-PARTNER

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[auswahl]

Baden-Württembergische Bank

FAROS Consulting GmbH & Co. KG

Kleiner Schlossplatz 11 70173 Stuttgart

Bockenheimer Landstraße 93 60325 Frankfurt am Main

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Mirjam Schwink LL.M. Leiterin Stiftungsmanagement Telefon (0711) 124 73-428 | Fax -106 mirjam.schwink@bw-bank.de

Uwe Rieken Telefon (069) 907 44-90 | Fax -94 19 u.rieken@faros-consulting.de

Bethmann Bank AG

M. M. Warburg & Co KGaA

Bethmannstraße 7–9 60311 Frankfurt am Main

Ferdinandstraße 75 | 20095 Hamburg

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Jörg Ultsch | Leiter Stiftungen & NPO Germany Telefon (069) 21 77-34 27 | Fax -3579 Joerg.Ultsch@Bethmannbank.de

Mirco Himmel Telefon (040) 32 82-25 28 Fax (040) 36 18-15 28 mhimmel@mmwarburg.com

PREMIUM-PARTNER Nexia Deutschland gmbh

PREMIUM-PARTNER Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaAA

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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Stiftungsspezifische Vermögensverwaltung, Beratung von Stiftern und Stiftungen

PRO SECUR Vermögensberatung und -verwaltung GmbH Lindenstraße 43 50674 Köln Kontakt

Ralf Olbrück | Geschäftsführer Telefon (0221) 92 16 71-0 | Fax -16 r.olbrueck@pro-secur.de

Quest Computing Ltd. Kontakt

Jörg Schmidt Telefon (00353) (1) 679 99-33 | Fax -36 info@quest.ie

PREMIUM-PARTNER Bank Sarasin AG

Vermögensanlage Kontakt

Volkmar Heun Carmanstraße 48 | 53879 Euskirchen Telefon (02251) 70 09 80 npo@nexia.de www.nexia.de

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Dr. Cordula Haase-Theobald Leiterin Kunden- und Stiftungsmanagement Telefon (0221) 145 -17 73 | Fax -24 09 stiftungen@oppenheim.de | www.oppenheim.de

Christian Mosel Taunusanlage 17 | 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 71 44 97-350 | Fax -199 christian.mosel@sarasin.de www.sarasin.de

» » » NEXIA – eine weltweite Experten-Vereinigung aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, steuerliche, anwaltliche und Unternehmensberatung für national und international ausgerichtete Mittelstandsunternehmen und Organisationen. Im Verlauf von 40 Jahren Entwicklung ist in Deutschland eine dezentrale Unternehmenskultur und Kooperation entstanden, die es uns erlaubt, professionell und flexib­el auf alle Anforderungen unserer Mandanten zu reagieren. Heute ist die NEXIA an 25 Standorten in Deutschland vertreten. Diese Kooperation von Fachleuten – auch im KOMPETENZ-ZENTRUM NPO – lässt keine Frage unbeantwortet. Das NEXIA KOMPETENZ-ZENTRUM NPO betreut Sie im Stiftungsund Gemeinnützigkeitsrecht. Mit Ihnen zusammen als Team gründen, gestalten, beraten, controllen, verwalten oder prüfen wir Ihre Stiftung. Unsere Tochtergesellschaft NEXIA STIFTUNGSTREUHAND GMBH ist Ihr kompetenter Partner für die Verwaltung von treuhänderischen Stiftungen. Wir begleiten Sie sicher auf Ihrem Weg, bei der Realisierung Ihrer Ziele und Visionen – gehen Sie also mit uns stiften!

» » » Im Jahr 1789 gegründet, bietet Sal. Oppenheim kundenindividuelle Lösungen für vermögende Privatkunden und Institutionen. Die exklusive Privatbank steht für Unabhängigkeit in der Beratung sowie für Kontinuität und Erfahrung. In der Vermögensverwaltung betreut und berät das traditionsreiche Bankhaus insbesondere steuerbefreite Stiftungen und kirchliche Institutionen. Mit einem Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen miteinander verknüpft, sowie mit produktunabhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppenheim an den besonderen Anforderungen der Kunden aus. Für ihre hohe Expertise in der stiftungsspezifischen Vermögensanlage und in der Beratung angehender Stifter wurde die Privatbank wiederholt ausgezeichnet. Seit drei Jahren führt Sal. Oppenheim die „Ewige Bestenliste“ im Stiftungsmanagement des Fachmagazins FUCHSBRIEFE an. An elf Standorten bundesweit vertrauen mehr als 180 Stiftungen mit einem Vermögen von rund 2 Milliarden Euro der Stiftungsexpertise von Sal. Oppenheim.

» » » Die Bank Sarasin ist eine 1841 gegründete, unabhängige Schweizer Privatbank mit Standorten in Europa und Asien und beschäftigt über 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie wurde von der Welt / Welt am Sonntag im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der goldenen Pyramide für besonders herausragende Beratungsqualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Stiftungsbetreuung wird von Christian Mosel geleitet. Die Bank Sarasin berät Stiftungen in der Gründung, in Fragen der Administration sowie in der Vermögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds und andere banknahe Dienstleistungen, erhalten Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Sonderkonditionen. Die deutschen Standorte der Bank befinden sich in Frankfurt, München und Nürnberg.


78 StiftungsWelt 03-2012

service

Tipps und Beratung für Stiftungen zu Management, Recht und Finanzen

Stiftungsmanagement

Projektmanagement in der Start-up-Phase Warum es sich lohnt, über Projektideen gemeinsam nachzudenken – Serie Projektmanagement (Teil 1)

» » » Projekte entstehen aus der Unzufriedenheit mit bestehenden Verhältnissen, dem Wunsch nach etwas Neuem oder anderen treibenden Kräften für Veränderung. Es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem Entwicklungen nicht auch über oder durch Projekte erfolgen. Die besonderen Rahmenbedingungen von Projekten im gemeinnützigen Sektor können dabei durch spezifische Vorgehensweisen bei der Projektentwicklung und während des Start-ups berücksichtigt werden. Damit wird sichergestellt, dass die Vorstellungen und Ansprüche der verschiedenen Betroffenen und Beteiligten möglichst widerspruchsfrei in einem gemeinsamen Vorhaben zusammengeführt Rolf Kaestner  und erfolgreich umgeist seit den 1990er-Jahren sowohl an setzt werden können. Projekten der Entwicklungszusammenarbeit als auch bei verschiedenen NichtregieIm Mittelpunkt sterungsorganisationen beteiligt. Der Autor ist hen dabei die unterseit Langem mit verschiedenen Veröffentlichungen in der methodisch-fachlichen schiedlichen PersWeiterentwicklung des Projektmanagements pektiven von Mittelseitens der GPM – Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement aktiv. gebern/Finanziers, Kontakt dem verantwortlichen rolfkaestner@projektpartner.org Projektrealisierer/Trä-

ger und den Nutznießern. Dass der „Anstifter“ dabei möglicherweise anderes im Sinn hat als der „Umsetzer“ und beider Vorstellungen sich von den Wünschen bzw. Bedürfnissen der vermeintlichen Nutznießer vielleicht auch noch unterscheiden, ist Anlass, zu einem methodischen Vorgehen zu kommen, dass „Dreiecksverträge“ bzw. bilaterale Vereinbarungen ermöglicht, die nicht zulasten eines Dritten abgeschlossen werden. å Dreiecksbeziehungen in Projekten

Nutzer Profiteur

Projekt Förderer Finanzierer

Realisierer Betreiber

Gerade im Stiftungssektor haben wir im Gegensatz zur kommerziellen Projektwelt durchaus die Situation, dass die Projektfinanzierung, die Projektrealisierung und der Projektnutzen (bzw. die Projektnutzung) in drei unterschiedlichen „Welten“ stattfindet. Die

kommerzielle Projektwelt kennt den Projektauftraggeber und -finanzierer auf der einen Seite und den Projektrealisierer auf der anderen Seite. Störende Einflüsse werden minimiert und der eher kurzfristig erreichte Nutzen wird gewünscht. Besonders langfristige, möglicherweise auch nur indirekte Wirkungen werden in der Betrachtung vernachlässigt. Im Gegensatz dazu zielen die meisten Projekte im gemeinnützigen Bereich überwiegend auf eher mittel- bzw. langfristige Wirkungen und gesellschaftlich gewünschte Veränderungen. Wenn es darum geht, dass Initiativen für Projekte einerseits eine Zielgruppe beeinflussen wollen, um eine gesellschaftliche Wirkung zu erzielen, und dafür andererseits auch einen entsprechenden Träger oder ­(Mit-) Finanzierer suchen, kann sich bei der Projektentwicklung keiner Versuch und Irrtum leisten. Es lohnt es sich daher, den Blick darauf zu werfen, wie ein gemeinsames (!) Analyse- und Bewertungsgespräch der Ausgangslage aussehen kann. Folgende Fragen sollten dabei angesprochen werden: » Was soll mit dem Projekt realisiert werden?


StiftungsWelt 03-2012 » » » Service

» Was wäre das Ergebnis – mit welchem übergeordneten Nutzen? » Welche (alternativen) Projekte und deren Ergebnisse können ebenfalls den erkannten übergeordneten Nutzen herbeiführen? » Welches Projekt wäre dann für uns satzungsgemäß finanzierbar oder zu fördern? Mit der Beteiligung von Vertretern aus dem Kreis der Betroffenen wird der übergeordnete Nutzen besonders erfolgreich einer kritischen Prüfung unterzogen und die Na-

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schaftsbibliothek, Ausgangspunkt sein, um bisher nicht wahrgenommene Probleme und Aufgaben ans Licht zu bringen und einzubeziehen. Im Fall der Nachbarschaftsbibliothek könnte z.B. der Aspekt „Sozialarbeit“ einfließen, mit dem übergeordneten Nutzen, gefährdeten Kindern und Jugendlichen einen Ort der Begegnung und der Beschäftigung zu bieten und eine Stätte der kulturellen Integration zu etablieren. Nicht jedes Projektziel, das den Werten einer bestimmten Gruppe

Dieses Projekt will ich eigentlich realisieren

 Dies wäre das Ergebnis

 

… und dies wäre der übergeordnete Nutzen …

… den wir auch mit diesen Ergebnissen hätten

… dann sind dies genauso gute Projekte A

gelprobe auf die Sinnhaftigkeit des ursprünglich vorgeschlagenen Projektes gemacht. Dazu kann in diesem Kreis auch eine Entwicklung und Prüfung von Projektalternativen durch den Projektentwickler und Antragsteller mitgestaltet werden. So kann eine konkrete Projektidee, z.B. für eine Nachbar-

B

C

entspricht, stößt dabei auf ungeteilte Zustimmung in den übrigen Teilen der Gesellschaft. Die ersten Schritte im Prozess der „Zustimmungsfindung“ können im Analyseund Bewertungsgespräch wie folgt aussehen: » 1. Darstellung des Anliegens, des vermuteten Bedarfs, einer

möglichen Projektzielsetzung in Einzelarbeit oder in einem kleinen Team unter den Aspekten „Was spricht dafür?“ und „Was spricht dagegen?“ » 2. Zusammenstellen von möglichen an dem Vorhaben kritisch oder negativ interessierten Personen und Institutionen. » 3. Im direkten Dialog die Betroffenen zu Beteiligten machen, z.B. im Rahmen eines Rollenspiels als Alternative zur klassischen distanzierten Stakeholder-Analyse. Dabei können die wesentlichen Gegenpositionen ermittelt werden, und die Beteiligten können Ergebnisse erarbeiten, die den Kontrapositionen Rechnung tragen. Wenn es nicht gelingt, Gegenpositionen so weit aufzulösen und in Zustimmung oder zumindest positive Tolerierung umzuwandeln, dass es eine deutliche gesellschaftliche Mehrheit für das Projekt gibt, muss dem in späteren Projektphasen durch entsprechende Kommunikations- und Beteiligungsprozesse Rechnung getragen werden. « « «

KNOW-HOW PRAXIS

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Rolf Kaestner/Steffen Koolmann/Thor Möller (Hrsg.)

Projektmanagement im Not for Profit-Sektor Handbuch für gemeinnützige Organisationen

In Kooperation mit dem

Mitglied der

Buchtipp: Rolf Kaestner; Steffen Koolmann; Thor Möller (Hg.): Projektmanagement im Not For Profit-Sektor. Handbuch für gemeinnützige Organisationen. GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V., Nürnberg 2012. ISBN: 987-3924841-62-1. 440 Seiten. 39,20 Euro (ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen) / 49, 00 Euro (Normalpreis). Bestellung: www.gpm-ipma.de

Serie Projektmanagement im Non-Profit-Sektor Dieser Artikel ist der erste Teil einer dreiteiligen Serie zum Thema Projektmanagement im Non-Profit-Sektor. Die hier angesprochenen Aspekte lehnen sich an das jüngst erschienene Buch „Projektmanagement im Not For Profit-Sektor“ an (siehe Buchtipp), in dem die Themen Projektentstehung und Start-up ausführlich behandelt werden. Kapitel 3 des Buches befasst sich mit der Projektentstehung unter verschiedenen Gesichtspunkten, z.B. ... in Kooperationen, ... unter Finanzierungsgesichtspunkten, ... aus Sicht von Projektfinanzierern und -förderern ... aus Sicht von Projektbetreibern und ... auf der Basis von transparenten Entscheidungsgrundlagen


80 StiftungsWelt 03-2012

Stiftungskommunikation

Weniger ist mehr Wie Stiftungen durch Themenfokussierung ihre Kommunikation stärken können

» » » Die Aufgabe von Stiftungen ist es, Zukunft zu gestalten. Dieser programmatische Satz des Unternehmers und Erfinders Kurt A. Körber definiert die Arbeit der 1959 gegründeten Körber-Stiftung bis heute. Doch was heißt es, Zukunft zu gestalten? Um in einer sich permanent verändernden Gesellschaft als Ermöglicher, Gestalter aktiv werden zu können, um Laborsituationen zu schaffen, braucht es vor allem eines: eigene Wandlungsfähigkeit. Wie die Kommunikation solche notwendigen Entwicklungsprozesse anstoßen und begleiten kann, zeigt der folgende Bericht. Zu viel des Guten? » » » „Die machen viel – viel Gutes.“ Das vermeintliche Lob, das die Köber-Stiftung über sich und ihre Arbeit häufig zu hören bekam, hatte Schattenseiten. Denn das diffuse „viel“ blieb inhaltsleer. Wir mussten zum einen erkennen, dass die vielschichtigen Darstellungen unserer Einzelaktivitäten zwar für die Special-Interest-Gruppen hilfreich und auch notwendig sind, die Stiftung als Ganzes aber so kein Profil erhielt. Zum anderen wurde klar, dass die Darstellung der Stiftung über ihre Strukturen sich immer weniger bewährte. Die formale Information „Die Körber-Stiftung ist aktiv in den Bereichen Internationale Politik, Bildung, Wissenschaft, Gesellschaft und Kultur“ trug nicht dazu bei, die konkreten Anliegen der Stiftung bei Interessierten nachhaltig zu verankern.

Kommunikation – Ansprüche verändern sich » » » Der selbstkritische Blick auf die Wirksamkeit der eigenen Darstellung war auch eine Folge der veränderten Kommunikationserwartungen. Immer mehr Nachrichten werden in immer schnellerer Taktung auf den Markt gebracht. Wir alle sind nicht mehr zufrieden, Tage nach einem Ereignis eine Einschätzung nachzulesen. Wir gewöhnen uns daran, fast zeitgleich informiert zu werden. Wir wollen (bewegte) Bilder, O-Töne und den Link zu weiteren Informationen. Und wir wollen bei allen Angeboten schnell erkennen, worum es geht und welchen Nutzen sie bringen. Auch Stiftungen – egal ob operativ oder fördernd, groß oder klein – müssen

»»

Stiftungen werden Wege finden müssen, um pointierter und zielgerichteter mit ihren Aussagen wahrgenommen zu werden.

sich mit den veränderten Anforderungen auseinandersetzen und Nutzen generieren. Sie werden Wege finden müssen, um pointierter und zielgerichteter mit ihren Aussagen wahrgenommen zu werden. Nur so werden sie tiefer- bzw. weitergehendes Interesse wecken und Wirkung erzielen können.

Auf den Punkt kommen » » » Mit einigen Arbeitsfragen stießen wir einen internen Klärungsprozess an: » Was ist uns besonders wichtig? » Wo wollen wir mit unseren Projekten und Aktivitäten Spuren hinterlassen? » Auf welche aktuellen Herausforderungen reagieren wir mit unserer Stiftungsarbeit? » Welche Schwerpunkte setzen wir bei der Kommunikation? Wir definierten Kernthemen, die aktuell und mittelfristig auf der Agenda der Stiftung stehen. Weiterhin ausgehend von den traditionellen Arbeitsfeldern und auf der Basis der Erfahrungen langjähriger Projektarbeit wurden fünf Themen in den Fokus gestellt: » 1. Neuer Osten – neue Mächte. Den Aufstieg Asiens als Chance begreifen. » 2. Demokratie beflügeln. Wir stiften junge Menschen zur Mitwirkung an. » 3. Lust auf MINT. Wir engagieren uns für mehr Nachwuchs in Naturwissenschaft und Technik. » 4. Alter neu erfinden. Wir stärken die Potenziale des Alters. » 5. Für Musik begeistern. Wir entwickeln neue Wege der Musikvermittlung. Diese Themen waren und sind für die Körber-Stiftung nicht neu. Neu ist jedoch die stärkere kommunikative Konzentration auf sie. Und neu ist auch der eigene Blick auf die Arbeit und das Informationsangebot über unsere Tätigkeit:


StiftungsWelt 03-2012 » » » Service

Nicht das Projekt steht nun an erster Stelle der Kommunikation, sondern das Thema, das die Stiftung bewegen will. Seit Mitte des Jahres 2012 ist diese veränderte Hierarchie auch auf der Internetseite der Stiftung sichtbar. Zentral und auf der obersten Ebene werden die Schwerpunktthemen der Stiftung präsentiert, wird Hintergrundinformation geboten. Diese Themen, die aus der Expertise der Stiftungsarbeit erwachsen sind, werden mittelfristig besonders intensiv bearbeitet. Sie werden im Veranstaltungsangebot des KörberForums vorrangig berücksichtigt und durch Buchveröffentlichungen im stiftungseigenen Verlag, der edition Körber-Stiftung, flankiert. Position beziehen, Gesicht ­zeigen und (mediale) Wirkung ­entfalten » » » Verbunden mit der Themenkommunikation sind klare Wir-Botschaften und der Anspruch, in diesen Feldern Spuren zu hinterlassen. Auch hier war neues Kommunikationsverhalten gefordert, denn: Wer mit Positionen unterwegs ist, macht sich auch angreifbar und fordert zur Auseinandersetzung. Wer einzelne Themen in den Mittelpunkt rückt, wirft weniger Licht auf andere. Die bewusste Positionierung und Reduktion auf Kernthemen bietet die Chance, die Stiftungsexpertise deutlicher in die Öffentlichkeit zu tragen. Diese Expertise braucht Vermittler. Ausgewählte Kollegen können sich mit ihren Schwerpunktthemen als Experten im gesellschaftlichen Diskurs positionieren: als Kommentatoren auf Meinungsseiten, als Teilnehmer bei Veranstaltungen, als Interviewpartner. Die Körber-Stif-

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tung bekommt über ihre Themen und Protagonisten ein Gesicht; sie wird greifbarer und attraktiver. Die Themenfokussierung verbunden

»»

Die bewusste Positionierung und Reduktion auf Kernthemen bietet die Chance, die Stiftungsexpertise deutlicher in die Öffentlichkeit zu tragen.

mit den klar benannten Experten hat die Stiftung für die Medien attraktiver gemacht.

how und die wachsenden inhaltlichen Angebote haben uns zu attraktiveren, weil kompetenteren und meinungsstärkeren Partnern gemacht. Diese erkennbaren Profile werden für Medien wie Fachkreise leichter fassbar. Sie verbessern auch die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter, weil konzertierte Aktivitäten auf ein Thema „einzahlen“. Die multithematisch aufgestellte Körber-Stiftung zieht nach dem ersten Jahr der bewussten Themensetzung eine positive Bilanz. Weniger hat mehr mediale und inhaltliche Wirkung erbracht. « « «

Verstärkerkreislauf: Themen – ­Expertise – Kontakte » » » Die Konzentration unserer Aktivitäten auf Schwerpunktthemen hat unsere Expertise sichtbarer gemacht und durch verstärktes Engagement in diesen Bereichen auch deutlich erhöht. Das personalisierte Know-

Susanne Kutz  leitet in der Körber-Stiftung den Bereich Kommunikation und Programmplanung. Weitere Informationen kutz@koerber-stiftung.de www.koerber-stiftung.de

Der Verstärkerkreislauf

Know-how bilden und weitergeben, Debatten anstoßen

Themen

Experten aufbauen und positionieren

Kontakt

expertise

In den Austausch treten und kooperieren


82 StiftungsWelt 03-2012

Fortbildung

Lernen für das Gemeinwohl Aus- und Weiterbildungen im Non-Profit-Management (Teil 3)

» » » Im dritten und letzten Teil unserer Serie zu Weiterbildung für Führungskräfte und Mitarbeiter von Organisationen des Dritten Sektors stehen Kurzfortbildungen und berufsbegleitende Seminare im Fokus. Nur wenige Anbieter sind ausschließlich auf den Non-ProTeil 1 dieser Artikelserie fit-Bereich speziafinden Sie in der StiftungsWelt 01-2012 auf S. 72 ff., Teil 2 in der StiftungsWelt 02-2012 lisiert. Die meisten auf S. 76f. Veranstalter sind kommerziell orientiert und haben nur zum Teil Non-Profit-spezifische Seminare im Programm, z.B. zu Neuerungen im Gemeinnützigkeitsrecht oder zum Steuerrecht für gemeinnützige Körperschaften. Um Ihnen eine möglichst große Bandbreite an Fortbildungen vorzustellen, konzentriert sich dieser Artikel auf Anbieter, die sich auf den Dritten Sektor spezialisiert haben und verschiedene Bereiche des Managements von Non-Profit-Organisationen abdecken. Der Überblick zeigt, dass sich die AnbieStefanie Müller  ter von Fortbildungen hat 2010 das Masterstudium „Management für Mitarbeiter von in Non-Profit-Organisationen“ an der Hochschule Osnabrück abgeschlossen. Nach Organisationen des Beendigung ihrer Tätigkeit als Online-ReDritten Sektors in ihdakteurin im Bundesverband Deutscher Stiftungen zog sie im Frühjahr 2012 nach ren Programmen auf Oxford (Großbritannien), wo sie seit Mai 2012 bestimmte Themen als Assistentin des Young Learners Teams für den Sprachreiseveranstalter OISE tätig ist. und Branchen ausKontakt  gerichtet haben. Es stefanie.a.mueller@gmx.net gibt Ausrichtungen

auf Stiftungen, Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft sowie auf Kulturorganisationen. Manche konzentrieren sich auf das Finanzmanagement von NPOs, sei es die Mittelbeschaffung oder ihre Verwaltung, während andere auch Themen wie Personalführung, Projektmanagement oder Kommunikation im Programm haben. Es lohnt sich also, einen genaueren Blick auf die Angebote am Markt zu werfen, um den Bedürfnissen der eigenen Organisation gerecht zu werden. BFS Service GmbH » » » Die BFS Service GmbH ist ein Tochterunternehmen der Bank für Sozialwirtschaft AG und richtet ihr Angebot hauptsächlich an Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Dennoch sind viele Themen für alle Arten von Non-Profit-Organisationen interessant. Seminare wie „Planspiel Balanced Scorecard – Entwicklung eines individuellen Steuerungssystems für NPO“ und „Spendenrecht und Rechnungslegung für Fundraiser / Spendensammler“ zählen dazu. Eine Reihe von Seminaren der BFS Service GmbH schult die sogenannten Soft Skills, die in allen Unternehmen, gemeinnützig oder nicht, gefragt sind. Vereinzelt finden sich auch rein stiftungsbezogene Veranstaltungen wie z.B. „Die Stiftungsgeschäftsführung – Rechte, Pflichten und Gestaltungsspielräume“ im Programm.

Deutsche StiftungsAkademie (DSA) » » » Die Deutsche StiftungsAkademie wurde 1998 vom Bundesverband Deutscher Stiftungen und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam gegründet. Ziel war es „zur Professionalisierung im Stiftungsbereich beizutragen, da der Aus- und Fortbildungsmarkt damals das Thema Stiftungen nicht bedient hat“, so die geschäftsführende Akademieleiterin Dr. Andrea Rudolph. Die Deutsche StiftungsAkademie ist in Deutschland nach wie vor die einzige Institution, die sich mit ihrem Angebot allein auf das Management von Stiftungen konzentriert. Die DSA bietet Seminare zu Rechtsfragen wie z.B. dem Erhalt der Gemeinnützigkeit, der Abgabenordnung und dem Umgang mit Spenden und Zustiftungen an. Ein weiteres großes Stiftungsthema ist das Vermögensmanagement, von der Mittelbeschaffung bis zur strategischen Kapitalanlage. Aber auch die tägliche Arbeit zur Verwirklichung des Stiftungszwecks wird adressiert, durch Seminare und Workshops zu Administration, Projektmanagement, Fundraising und Kommunikation. Wer ein Rundum-­ Paket bevorzugt, kann einen der neun- bis zwölftägigen Zertifikatslehrgänge zum Stiftungsmanager und zum Stiftungsberater belegen. Alle Dozenten sind erfahrene Experten aus Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen.


StiftungsWelt 03-2012 » » » Service

Förder-Lotse » » » Die Agentur Förder-Lotse hat sich auf die Akquirierung von Fördermitteln für Non-Profit-Organisationen spezialisiert. Neben einem individuellen Beratungsservice bietet sie in Form von Seminaren Anleitungen zum Selbermachen an. Projekte von Anfang an so zu konzipieren, dass sie förderfähig sind, Anträge so zu schreiben, dass sie überzeugen, und ihre professionelle Umsetzung sind nur einige Bestandteile des Programms. Die Referenten von Förder-Lotse kommen alle aus der Praxis: Sie waren oder sind noch in der Kommunikation, im Fundraising oder im Projektmanagement für gemeinnützige Organisationen tätig.

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NPO-Akademie » » » Die NPO-Akademie in Berlin bedient mit ihren Seminaren ausdrücklich den gesamten Dritten Sektor und alle Teilbereiche des Managements von Non-Profit-Organisationen. Für Personalführung, Marketing und Finanzmanagement bietet sie bis zu fünftägige Zertifikatslehrgänge an. Neben diesen für alle Non-Profit-Organisationen relevanten Themen hat die NPO-Akademie spezielle Fortbildungen für Mitarbeiter von Kulturorganisationen im Angebot, z.B. Seminare wie „Besuchergewinnung und Bindung für Kultur­ organisationen – Wer kommt denn da (nicht) zu Ihrem Kulturbetrieb?“. Auch bei der NPO-Akademie kommen die Dozenten und Trainer aus der Praxis und können einen weiten Erfahrungsschatz vorweisen.

Solidaris » » » Das Unternehmen Solidaris ist auf gemeinnützige Träger und Einrichtungen des Gesundheits-, Sozial- und Wohlfahrtswesens ausgerichtet. Die Prüfungsund Beratungsgesellschaft bietet insbesondere Seminare an, die das Finanzmanagement und das Recht für gemeinnützige Organisationen betreffen. Viele Seminare behandeln eine bestimmte Sparte sozialer Einrichtungen. Wie funktioniert z.B. die Kostenträgerrechnung in Psychiatrien? Oder das Controlling und Berichtswesen in der Altenpflege? Neben Veranstaltungen zu speziellen Fragen werden aber auch allgemeinere Themen behandelt, z.B. Neuerungen im Arbeitsrecht. Die Referenten sind erfahrene Wirtschaftsprüfer, Steuer- und Unternehmensberater. « « «

Im Überblick: Kurzfortbildungen für Non-Profit-Organisationen Anbieter

Dauer

Kosten

Weitere Informationen

BFS- Service GmbH

1–2 Tage

zwischen 300 und 575 Euro plus MwSt.

Berlin, Hamburg, Köln, München

www.bfs-service.de

Deutsche StiftungsAkademie

1–12 Tage

zwischen 150 Euro und 3.570 Euro (USt. wird gemäß § 4 Nr. 22a UStG nicht erhoben)

Berlin, Bonn, Inhouse

www.stiftungsakademie.de

Förder-Lotse

1–2 Tage

zwischen 185 und 475 Euro inkl. USt.

Berlin, Hannover, Frankfurt, Köln, Nürnberg, Stuttgart, Inhouse

www.foerder-lotse.de

NPO-Akademie

1–5 Tage

zwischen 320 und 1.800 Euro plus USt.

Berlin, Köln, München, Inhouse

www.npo-akademie.de

Solidaris

0,5–1,5 Tage

zwischen 180 und 400 Euro plus USt.

Berlin, Fulda, Köln, München, Münster, Nürnberg, www.solidaris.de Würzburg, Inhouse


84 StiftungsWelt 03-2012

Stiftungsrecht

Wenn Stiftungen Geschäfte machen Wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und Zweckbetrieb: Was müssen Stiftungen beachten? (Teil 1)

» » » Die gemeinnützige Stiftung zeichnet sich durch die Verfolgung von gemeinnützigen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecken aus. Auf Grundlage der Verfolgung dieser Zwecke unterscheidet sich die gemeinnützige Stiftung gegenüber anderen Stiftungen dadurch, dass ihr eine Steuerbefreiung gewährt wird. § 55 AO bringt dies zum Ausdruck, indem er eine „selbstlose“ Verwirklichung der genannten Zwecke voraussetzt. Die Voraussetzung einer solchen Verwirklichung ist, dass eine Stiftung damit in erster Linie nicht eigenwirtschaftliche Zwecke verfolgen darf. Insbesondere müssen nicht erwünschte Wettbewerbsvorteile des Ein Artikel in der nächsten Ausgabe der S ­ tiftungsWelt wird das Thema Betriebs der Stiftung ­„Zweckbetrieb“ in den Fokus nehmen. gegenüber anderen Betrieben vermieden werden. So darf z.B. ein Café in einem durch eine Stiftung betriebenen Museum keine Wettbewerbsvorteile gegenüber vergleichbaren Cafés im Umkreis haben. Die Steuerbefreiung für gemeinnützige Stiftungen wird daher regelmäßig durch die jeweiligen Steuergesetze aufgehoben, wenn die Stiftung einen oder mehrere wirtschaftliche Geschäftsbetriebe unterhält, die die Besteuerungsgrenze von 35.000 Euro einschließlich Umsatzsteuer überschreiten (gemäß § 64 Abs. 3 AO).

Abgrenzung zum Zweck­ betrieb » » » Das Pendant zum wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb bildet der Zweckbetrieb. Beim Zweckbetrieb bleibt die Steuerbefreiung der gemeinnützigen Stiftung erhalten. Dazu muss der Betrieb jedoch als Zweckbetrieb der gemeinnützigen Stiftung definiert sein und den von der Stiftungssatzung vorgegebenen Stiftungszweck verwirklichen. Als Beispiel kann das oben genannte von einer Stiftung betriebene Museum aufgegriffen werden. In der Regel verlangt ein Museum Eintrittsgelder von seinen Besuchern, dabei handelt es als ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb. Meist wird aber die Verwirklichung des durch die Satzung festgelegten kulturellen Stiftungszwecks ohne die Erhebung von Eintrittsgeldern kaum möglich sein, sodass der genannte Wettbewerbsschutz hinter den Allgemein­ interessen der Öffentlichkeit zurücktritt. Das Museum als solches ist daher ein Zweckbetrieb. Ob der für die Stiftung entscheidende Wegfall der Steuerbefreiung im Einzelfall tatsächlich stattfindet, hängt entscheidend von der Abgrenzung des Betriebes als wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb oder Zweckbetrieb der Stiftung ab. Merkmale eines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs » » » Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb ist gemäß § 14 Satz 1 AO eine selbstständige nachhaltige Tätigkeit,

durch die Einnahmen oder andere wirtschaftliche Vorteile erzielt werden und die über den Rahmen einer Vermögensverwaltung hinausgeht. Nach Satz 2 der Vorschrift ist die Absicht, Gewinn zu erzielen, nicht erforderlich. Die prägenden Merkmale des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs sind abschließend in der genannten Definition aufgezählt. Fehlt nur eines dieser Merkmale, ist ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb nicht gegeben. Unter der Tätigkeit wird hierbei jedes aktive Tun, Dulden oder Unterlassen verstanden. Die Selbstständigkeit grenzt den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb von der unselbstständigen Arbeit ab (Hüttemann, § 6 Rn. 99). Eine Tätigkeit ist nachhaltig, wenn sie auf Wiederholung angelegt ist, d.h., wenn die Mehrzahl von Tätigkeiten regelmäßig von dem Entschluss getragen sind, sie zu wiederholen und daraus eine ständige Erwerbsquelle zu machen, und sie dann Einnahmequellen von Stiftungen Spenden Einnahmen (ideelle Sphäre) aus der Vermögens­ verwaltung

Einnahmen aus Zweckbetrieb

Einnahmen aus wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb


StiftungsWelt 03-2012 » » » Service

auch tatsächlich wiederholt werden. Unter Einnahmen werden alle Zuflüsse in Geld und Zahlungsmittel, mithin auch Schecks, Gutschriften etc., verstanden. Andere wirtschaftliche Vorteile sind rechtliche oder wirtschaftliche Positionen, denen im Geschäftsverkehr ein Wert beigelegt wird (Hüttemann, § 6 Rn.109). Das in dem Beispiel dargestellte im Museum betriebene Café stellt durch den täglichen Kaffee- und Kuchenverkauf eine selbstständige nachhaltige Tätigkeit dar, durch die fortlaufend Einnahmen erzielt werden. Weitere Beispiele für das Vorliegen eines steuerpflichtigen Geschäftsbetriebs – soweit die Besteuerungsgrenze gemäß § 64 Abs. 3 AO in Höhe von 35.000 Euro brutto überschritten wird – sind: » selbst bewirtschaftete Vereinsgaststätten, » Bildungsreisen, wenn sie nicht Gegenstand der Bildungsarbeit des Vereins sind, » Betrieb einer Photovoltaik­ anlage, soweit diese nicht nur zu Lehr- oder Demonstrationszwecken genutzt wird, » Verkauf von Vereinszeitschriften an Nichtmitglieder, » gesellige Veranstaltungen, bei denen Eintrittsgeld verlangt wird, z.B. Benefizveranstaltungen, » grundsätzlich die Vermietung von Räumlichkeiten mit wesentlichen Nebenleistungen, » die Beteiligung an steuerpflichtigen Kapitalgesellschaften mit entscheidendem Einfluss auf die laufende Geschäftsführung, wobei nach Auskunft der Finanzverwaltung die Mehrheit der Stimmrechte ausreichend sei, » Betriebsaufspaltung,

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» laufende kurzfristige Vermietung von Inventar, Sportgeräten, Kegelbahnen, Tennishallen etc. sowie sonstige Sportanlagen an Nichtmitglieder sowie » aktives Sponsoring. Zum Sponsoring sind jedoch einige Abgrenzungen vorzunehmen: Es liegt kein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb vor, wenn die steuerbegünstigte Körperschaft dem Sponsor nur die Nutzung ihres Namens zu Werbezwecken in der Weise gestattet, dass der Sponsor selbst zu Werbezwecken oder zur Imagepflege auf seine Leistungen an die Körperschaft hinweist (AEAO 2012 zu § 64 Abs. 1 Nr. 9 AO). Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb liegt auch dann nicht vor, wenn der Empfänger der Leistungen z.B. auf Plakaten, Veranstaltungshinweisen, in Ausstellungskatalogen oder in anderer Weise auf die Unterstützung durch einen Sponsor lediglich hinweist. Dieser Hinweis kann unter Verwendung des Namens, Emblems oder Logos des Sponsors, jedoch ohne besondere Hervorhebung, erfolgen. Entsprechende Sponsoring-Einnahmen sind nicht als Einnahmen aus der Vermögensverwaltung anzusehen. Eine Zuführung zur freien Rücklage nach § 58 Nr. 7a AO ist daher lediglich in Höhe von 10 Prozent der Einnahmen, nicht aber in Höhe von einem Drittel des daraus erzielten Überschusses, möglich (AEAO 2012, wie vor). Ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb liegt dagegen vor, wenn die Körperschaft an den Werbemaßnahmen mitwirkt. Dies ist z.B. der Fall, wenn die Körperschaft dem Sponsor das Recht einräumt, in einem von ihr herausgegebenen Publikationsorgan Werbeanzeigen zu schalten, einschlägige sponsorbe-

zogene Themen darzustellen und bei Veranstaltungen der Körperschaft die Teilnehmer über diese Themen zu informieren und dafür zu werben (vgl. BFH-Urteil vom 07.11.2007-I R 42/06 -, BStBl 2008 II, Seite 949, AEAO 2012 zu § 64 Abs. 1 AO Nr. 10). Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb kann kein Zweckbetrieb im Rahmen des Beispielkatalogs der §§ 65–68 AO sein. Soweit Sponsoringeinnahmen unmittelbar in einem aus anderen Dr. Lutz Förster  Gründen steuerpflichist Rechtsanwalt und leitet eine Kanzlei für tigen wirtschaftlichen Erbrecht und Stiftungsrecht in Brühl. Er ist Autor des Ratgebers „Stiftung und Nachlass“, Geschäftsbetrieb ander in der Reihe StiftungsRatgeber des fallen, sind sie dieBundesverbandes Deutscher Stiftungen sem zuzurechnen (wie erschienen ist. vor). « « «

Checkliste

Liegt ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb vor?

» Handelt es sich um eine nachhaltige Tätigkeit, die auf Wiederholung ausgerichtet ist? » Werden Einnahmen aus einer selbstständigen Erwerbsquelle erzielt? » Werden andere wirtschaftliche Vorteile erzielt? » Geht die Tätigkeit über den Rahmen einer Vermögensverwaltung hinaus?


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Stiftungsrecht

Aktuelle Verfügungen und Urteile Für Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

Ausschließlichkeitserfordernis bei gemeinnützigen Körperschaften (BFH , Urteil vom 23.02.2012 – V R 59/09) Auf einen Blick Eine Körperschaft dient nicht ausschließlich gemeinnützigen Zwecken, wenn die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen erkennbar dazu dient, den ermäßigten Umsatzsteuersatz zugunsten einer nicht gemeinnützigen Körperschaft zu nutzen. Eine gemeinnützige GmbH, die von einer Stiftung gegründet wurde, verfolgte die Behindertenfürsorge als alleinigen satzungsmäßigen Zweck. Um neue Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu schaffen und für eine Leasinggesellschaft neue Kunden zu gewinnen, schloss sie mit der Leasinggesellschaft einen Kooperationsvertrag. Dabei wurden die Haupttätigkeiten der GmbH durch die Leasinggesellschaft selbst durchgeführt. Die GmbH beschäftigte in ihrem Betrieb drei Personen, davon zwei Schwerbehinderte, weswegen sie den Betrieb als Zweckbetrieb qualifizierte und den ermäßigten Umsatzsteuersatz in Anspruch nehmen wollte. Der Bundesfinanzhof verneinte die Eigenschaft als Zweckbetrieb. Die Klägerin sei nicht nur gegründet worden, um neue Arbeitsplätze für behinderte Menschen zu

schaffen, sondern auch, um für die Leasinggesellschaft neue Kunden zu gewinnen. Die GmbH habe keinen eigenen Aufgabenbereich, da nahezu alle Tätigkeiten von der Leasinggesellschaft übernommen wurden. Nur der Abschluss der Leasingverträge mit den Endkunden erfolgte zur Erlangung der Steuerermäßigung durch die GmbH. Zudem verblieb bei der GmbH jeweils lediglich eine Marge von 2 Prozent des Nettoinvestitionsvolumens. Der Vorteil, der sich aus der Differenz zwischen dem vollen Vorsteuerabzug aus den Eingangsleistungen und dem ermäßigten Steuersatz auf die Ausgangsleistungen ergab, sei damit nicht an die gemeinnützige GmbH, sondern an die Leasinggesellschaft geleitet worden. Neben ihren gemeinnützigen Zwecken habe die Klägerin mit dieser gezielten Nutzung eines steuerlichen Vorteils auch einen nicht gemeinnützigen Zweck verfolgt und damit nicht ausschließlich gemeinnützigen Zwecken gedient, sodass hier nicht der ermäßigte Steuersatz zur Anwendung komme.

Beginn der Steuerpflicht einer unselbstständigen gemein­ nützigen Stiftung (BFH, Urteil vom 16.11.2011 – I R 31/10) Auf einen Blick Die Steuerpflicht einer nicht rechtsfähigen Stiftung, deren Errichtung durch Testament angeordnet wird, beginnt bereits mit dem Eintritt des (Nach-)Erbfalls. Die Klägerin ist eine nicht rechtsfähige gemeinnützige Stiftung. Die Erblasser setzten als Nacherben einen Verein ein, der verpflichtet wurde, das Vermögen in eine treuhänderische Stiftung, die Klägerin, einzubringen. Hauptbestandteil des Vermögens war ein Kommanditanteil, der noch im Erbanfallsjahr veräußert wurde. Streitig ist der zeitliche Beginn der Steuerpflicht der Klägerin und damit die Frage, ob die Veräußerung des Anteils der Kommanditgesellschaft bei der Stiftung steuerpflichtig ist. Hierfür fehlt es an einer gesetzlichen Regelung. Nach Ansicht des Bundesfinanzhofes entscheidet sich dies anhand der Umstände des Einzelfalls. Hier ist der Senat der Auffassung, dass, wenn ein Nacherbe aufgrund eines Testaments zur Errichtung einer nicht rechtsfähigen Stiftung verpflichtet ist, die Steuerpflicht bereits mit Eintritt des Nacherbfalls beginnt. Denn bereits mit Eintritt


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des Nacherbfalls bestehe die Verpflichtung der Klägerin, den Nachlass nur für die von der Stifterin vorgegebenen Zwecke zu verwenden. Es komme dann steuerrechtlich weder auf eine ausdrückliche Annahmeerklärung oder eine Wahrscheinlichkeit der Annahme der Nacherbschaft noch auf eine konkrete Mittelzuführung oder eine Unterzeichnung des Statuts an. Zudem habe sich die Klägerin bereits mit der ihr zuzurechnenden Beteiligung an der Kommanditgesellschaft und der Veräußerung des Anteils geschäftlich betätigt, sodass auch aus diesem Grund die Körperschaftsteuerpflicht begonnen habe.

Spendenabzug bei Zuwendung an eine ausländische Vereinigung (FG Bremen, Urteil vom 08.06.2011 – 1 K 63/10, Revision anhängig beim BFH, Az. I R 16/12) Auf einen Blick Spenden von juristischen Personen an eine im EU-Ausland ansässige gemeinnützige Körperschaft sind unter den gleichen Bedingungen steuerlich abziehbar wie die von natürlichen Personen. Eine GmbH spendete an eine in Italien registrierte Vereinigung für den Bau einer russisch-orthodoxen Kirche. Das Finanzamt behandelte die Zahlung als nicht abziehbaren Aufwand. Der Zuwendungsempfänger habe aus der Zahlung einen unmittelbaren finanziellen Nutzen ziehen können, was zur Annahme einer verdeckten Gewinnausschüttung ausreiche. Die Zuwendungsempfängerin stelle eine kirchliche Organisation dar. Eine Kapitalge-

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sellschaft als solche könne jedoch kein Mitglied einer Glaubensgemeinschaft sein. Daher sei von einem Näheverhältnis zwischen dem Gesellschafter und der begünstigten Vereinigung auszugehen. Zudem fehle es an der vorgeschriebenen Spendenbescheinigung. Das Finanzgericht Bremen entschied, dass aus einer einzigen Spende nicht geschlossen werden könne, dass der Spender in einer solchen Beziehung zu der die Spenden empfangenden Einrichtung steht, dass er daraus einen eigenen Vorteil ziehen könne. Daher sei das Vorliegen einer verdeckten Gewinnausschüttung nicht anzunehmen. Ähnlich dem Finanzgericht Münster in seiner Entscheidung zum Nachgang Persche (Urteil vom 08.03.2012 – 2 K 2608/09) geht auch das Finanzgericht Bremen davon aus, dass Spenden an Einrichtungen, die in einem anderen Mitgliedstaat der EU ansässig sind, abzuziehen sein können. Dazu müsse die Zuwendung tatsächlich und zeitnah für die in der Zuwendungsbestätigung angegebenen

steuerbegünstigten Zwecke verwendet worden sein. Zudem bedürfe es einer Zuwendungsbestätigung, die alle nach deutschem Recht erforderlichen Angaben enthalte. Aus den eingereichten Unterlagen sei ersichtlich, dass die Vereinigung ihren satzungsmäßigen Zweck auch tatsächlich aus­ übe. Insbesondere die Internetpräsenz der Vereinigung lasse keinen vernünftigen Zweifel erwachsen, dass die satzungsmäßigen Zwecke tatsächlich verfolgt wurden. Der deutschen Finanzverwaltung stehe zudem eine zumutbare Überprüfungsmöglichkeit im Wege eines Amtshilfeersuchens zur Verfügung, in deren Rahmen sie die Einhaltung der deutschen Gemeinnützigkeitsanforderungen überprüfen lassen könne. Die Voraussetzungen für einen Spendenabzug seien damit erfüllt. (Hierzu auch Weitemeyer, in: Festschrift Dieter Reuter, S. 1201 ff.) « « « Christian Süss, Dipl.-Finanzwirt (FH), LL.B. | Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Steuerrecht der Bucerius Law School in Hamburg.


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Die zweite Säule der Nachhaltigkeit Neu erschienen: StiftungsReport 2012/13

Die StiftungsReport-Trilogie 2011–2013 beleuchtet die ökologische, soziale und ökonomische Dimension nachhaltigen Stiftungshandelns. Im Juni ist der zweite Band erschienen, der sich mit sozialer Nachhaltigkeit befasst. Der aktuelle Report und alle älteren Ausgaben können jetzt kostenlos beim Bundesverband bestellt werden.

» » » Der im Juni erschienene StiftungsReport 2012/13 widmet Weitere Informationen www.stiftungen.org/stiftungsreport sich dem Thema „Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen den sozialen Zusammenhalt stärken“. Neben einem Überblick zu den Aspekten und Problemfeldern der sozialen Nachhaltigkeit werden zahlreiche Stiftungsaktivitäten und -projekte vorgestellt. Interviews geben Einblicke in die Perspektiven verschiedener Stiftungsvertreterinnen und -vertreter. Zudem präsentiert der Report in Kurzporträts Stiftungen, die sich verstärkt für soziale Nachhaltigkeit

engagieren, und gibt Anregungen, wo noch Verbesserungspotenziale für Stiftungen liegen. Zu den Problemfeldern, die der StiftungsReport beleuchtet, gehören Generationengerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit im Sinne von Teilhabe und Chancengleichheit im Bildungs- und Erwerbssystem, aber auch eine auf erschreckend hohem Niveau manifestierte Politikverdrossenheit, die sich nicht zuletzt in einer immer weiter sinkenden Wahlbeteiligung niederschlägt. So nimmt Kapitel 3 „Bürgerbeteiligung als Mittel gegen Politikverdrossenheit“ in den Fokus. Der Grad politischen Desinteresses und die zunehmend fehlende Partizipationsbereitschaft der Bürger sind alarmierende Tatsachen, denen viele Stiftungen bereits entgegenwirken. Die Ergebnisse einer Kinderbefragung zu Bildung und Teilhabe, die der Bundesverband Deutscher Stiftungen 2011 durchgeführt hat, sind ebenfalls im Report nachzulesen. Sie werden in Kapitel 4 dargestellt. Wie gewohnt bietet der Report im letzten Kapitel „Engagement in Zahlen“ auch einen aktuellen Überblick zur deutschen Stiftungslandschaft. Neu ist seit dem

Erscheinen des diesjährigen StiftungsReports, dass die Publikation jetzt kostenlos bestellt werden kann. Das betrifft ab sofort auch alle älteren Ausgaben – nutzen Sie die Möglichkeit, Lücken in Ihrem Bücherregal zu schließen. Außerdem: Wer es lieber digital mag, kann den Report jetzt auch am Bildschirm lesen. Rück- und Ausblick » » » Das Engagement von Stiftungen im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit bildete den Auftakt der Nachhaltigkeits-Trilogie und wurde im StiftungsReport 2011/12 „Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen das Klima schützen“ beleuchtet. Schwerpunkte sind hier die Rolle von Stiftungen als Agenda-Setter für nachhaltige Entwicklung und Klimapolitik sowie ihr Engagement im Bereich der Wissenschaftsförderung, um aussagekräftige Handlungsanweisungen zu generieren. Spannend verspricht auch der nächste Report zu ökonomischen Aspekten der Nachhaltigkeit zu werden, der sich u.a. mit Social Entrepreneurship und der Rolle von Stiftungs-Thinktanks in Wachstums- und Nachhaltigkeitsdebatten befassen wird. Sandra Hagedorn | Wissenschaftliche Volontärin im Bundesverband Deutscher Stiftungen


Jetzt kostenlos bestellen Alle Ausgaben des StiftungsReports in Ihrem Bücherregal NEU!

Der jährlich erscheinende StiftungsReport liefert aktuelle Zahlen, Daten und Trends zum Stiftungswesen. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema. Anschaulich und lebendig beleuchtet der StiftungsReport mit Porträts, Interviews und Hintergrundberichten, welchen Beitrag Stiftungen zur Lösung von gesellschaftspolitischen Herausforderungen leisten.

StiftungsReport 2012/13 Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen den sozialen Zusammenhalt stärken 136 Seiten | ISBN 978-3-941368-25-5

StiftungsReport 2011/12 Auftrag Nachhaltigkeit: Wie Stiftungen das Klima schützen 136 Seiten | ISBN 978-3-941368-21-7

StiftungsReport 2010/11 Stadt trifft Stiftung: Gemeinsam gestalten vor Ort 128 Seiten | ISBN 978-3-941368-07-1

StiftungsReport 2009/10 Engagement kennt kein Alter 160 Seiten | ISBN 978-3-941368-01-9

StiftungsReport 2008/09 Wie Vielfalt zusammenhält – Projekte, Initiativen und Menschen 208 Seiten | ISBN 978-3-927645-84-4

StiftungsReport 2007 Schwerpunkt Bürgerstiftungen 190 Seiten | ISBN 978-3-927645-88-2

StiftungsReports online lesen: www.stiftungen.org/stiftungsreport

Druckversion kostenlos bestellen: www.stiftungen.org/bestellen verlag@stiftungen.org


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Erfolgreich Geld einwerben Ein neuer Ratgeber vermittelt Know-how für die Fundraisingpraxis.

Anfang Oktober erscheint im Verlag des Bundesverbandes ein Ratgeber des Fundraising-Experten Dr. Peter-Claus Burens. Das Buch kann Stiftungen für die eigene Arbeit nützlich sein, eignet sich aber auch zum Weiterempfehlen an Organisationen, die sich als Fördersuchende an Stiftungen wenden.

» » » In Zeiten niedriger Zinserträge suchen viele Stiftungen nach Wegen, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Eine Möglichkeit besteht darin, mittels Fundraising zusätzliche Geldquellen zu erschließen. Ein neuer Ratgeber aus dem Verlag des Bundesverbandes bietet dazu konkrete Anregungen. Mit der Devise „Von den Großen lernen!“ wendet sich das Buch an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in kleinen bis mittleren Organisationen und Initiativen. Der Autor Dr. Peter-Claus Burens blickt auf eine 30-jährige Berufserfahrung im Dritten Sektor zurück, u.a. als Generalsekretär der StifBUCHTIPP tung Deutsche SportPeter-Claus Burens: Fundraising. Ein hilfe, Mitglied der Praxisratgeber mit 50 Tipps. Bundesverband Deutscher Stiftungen, Berlin 2012. Geschäftsleitung des ISBN: 978-3-941368-24-8. 124 Seiten. Stifterverbands für 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro. Bestellung: die Deutsche Wissenwww.stiftungen.org/shop schaft, Gründer und Präsident des Charity Summit und Vorsitzender des Deutschen Fundraising Verbandes. Er ist Autor einschlägiger Fachbücher zum Thema Fundraising und hat als Gründer und Gesellschafter der PPP – Gesellschaft für Private Public Partnerships mbH zahlreiche

Non-Profit-Organisationen zu Strategie-, Marketing- und Fundraisingfragen beraten. Für sein neues Buch „Fundraising. Ein Praxisratgeber mit 50 Tipps“ schöpft der Autor aus diesem Erfahrungsschatz. Nach einer Einführung in das Aufgabenfeld des Fundraisings vermittelt er in neun Schritten, was auf dem Weg zum Fundraising-Erfolg zu bedenken ist. Zwei komplexen Themenfeldern widmet Burens je ein eigenes Kapitel: der Planung von Benefiz-Veranstaltungen und der Einwerbung von Erbschaften und Stiftungsgeldern. Das „Filetstück“ des Buches bilden schließlich „50 Fundraising-Tipps von A bis Z“. Mit zahlreichen Abbildungen gespickt, geben sie konkrete Einblicke in die Praxis großer und kleiner Organisationen (darunter auch zahlreiche Stiftungen) und vermitteln eine Fülle von Ideen und Anregungen, von denen man sich inspirieren lassen kann. Im Anhang finden sich neben einem Glossar weiterführende Literatur-, Adress- und Internettipps sowie Hinweise auf Fortbildungsund Vernetzungsmöglichkeiten. Ein ergänzender Beitrag von Dr. Gesa Schönermark, Referen-

tin bei der Stiftung Niedersachsen, gibt einen Einblick in die Arbeitsweise von Förderstiftungen, zeigt Recherchemöglichkeiten auf und bietet Praxistipps für die Antragstellung bei Stiftungen. So kann der Ratgeber Stiftungen nicht nur bei der Planung ihrer eigenen Fundraising-Aktivitäten hilfreich sein, sondern ebenso an Organisationen weiterempfohlen werden, die sich als Fördersuchende an sie wenden. Solche Anfragen erreichen auch den Bundesverband täglich. Ziel war es daher nicht zuletzt, Fördersuchenden mit dem Ratgeber eine Hilfestellung an die Hand zu geben, die zu mehr Qualität und weniger Quantität der Förderanfragen an Stiftungen beiträgt. Im Gegensatz zu so manchem anderen Fachbuch liest sich Burens’ Ratgeber äußerst flüssig – „Sachprosa“ nennt das der Autor. So kann die Lektüre getrost auch nach einem anstrengenden Arbeitstag abends auf dem Sofa genossen werden. Vielleicht kommen dann nachts im Traum die besten Fundraising-Ideen – legen Sie sich vorsichtshalber Papier und Stift BvB ans Bett … « « «

Infoblatt anfordern Wenn Sie das Buch an Förder­ suchende weiterempfehlen möchten, fordern Sie gerne unser Infoblatt als PDF bei andrea.jarske@ stiftungen.org an.


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Buchmarkt

Besprechungen

Lokale Engagementförderung André Christian Wolf; Annette Zimmer: Lokale Engagementförderung. Kritik und Perspektiven. Bürgergesellschaft und Demokratie, Bd. 38. Springer VS, Wiesbaden 2012. ISBN: 978-3-531-18585-9 (ISBN E-Book: 978-3-531-94307-7). 182 Seiten. 24,95 Euro

» » » Mehr als 2.000 lokale Anlaufstellen und Organisationen der Engagementförderung gibt es in Deutschland. Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Zimmer und der Projektmanager Dr. André Christian Wolf untersuchen in der Publikation „Lokale Engagementförderung. Kritik und Perspektiven“ die Vielfalt dieser lokalen Infrastruktureinrichtungen und machen Vorschläge für deren Weiterentwicklung. In diesem Zusammenhang werden u.a. auch die Bürgerstiftungen als engagementfördernde Akteure vor Ort ausführlich analysiert. Die Leser erwartet eine gute Übersicht der lokalen Infrastruktur und der staatlichen Engagementförderung von Kommunen, Ländern und Bund sowie Empfehlungen an die verschiedenen Akteure. Die Autoren legen insbesondere die stärkere Vernetzung und Bün-

delung sowie die Reduzierung der Einrichtungen nahe. Zudem mahnen sie die öffentliche Hand und Stiftungen, bei der Förderung von Modellprojekten stärker auf deren Nachhaltigkeit zu achten. Bei der vorliegenden Bestandsaufnahme und Analyse spielen Stiftungen ansonsten – von den Bürgerstiftungen einmal abgesehen – als Förderer des bürgerschaftlichen EngageLes ments kaum eine Rolle.

Elly Heuss-Knapp Alexander Goller: Elly Heuss-Knapp – Gründerin des Müttergenesungswerkes. Eine Biographie. Böhlau Verlag, Köln / Wien 2012. ISBN: 978-3-41220880-6. 234 Seiten. 29,90 Euro.

Ulrike Strerath-Bolz: Elly Heuss-Knapp. Wie die First Lady ihr Herz für Mütter entdeckte. Herausgegeben von Uwe Birnstein. Wichern Verlag, Berlin 2012. ISBN: 9783-88981-339-8. 144 Seiten. 14,95 Euro

» » » Sie war Politikerin und Publizistin, Werbefrau und Präsidentengattin, Frauenrechtlerin und Sozialreformerin – und eine der ersten Stifterinnen (vielleicht sogar die erste?) der jungen Bun-

desrepublik. 60 Jahre nach dem Tod Elly Heuss-Knapps sind gleich zwei Biografien über die Frau erschienen, die 1950 die Elly HeussKnapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk gründete. Ihr Leben ist in der Tat spannender als so mancher Roman: 1881 in Straßburg geboren, studiert sie Volkswirtschaft in Freiburg und Berlin und heiratet 1908 Theodor Heuss. „Bereits zu dieser Zeit ist sie entschlossen, keine ‚klassische Hausfrau‘ zu werden“, kann man auf der Internetseite ihrer Stiftung heute nachlesen. Als 1910 ihr Sohn zur Welt kommt, bleibt Elly HeussKnapp berufstätig, unterrichtet, schreibt, hält Vorträge. „Im November 1918 entwirft und textet sie Plakate, die Frauen zur Wahlbeteiligung aufrufen und kandidiert auch selbst für den Reichstag. Zwischen 1933 und 1945 ernährt Elly HeussKnapp aufgrund des Berufsverbots ihres Mannes die Familie alleine durch Werbetexte und Werbefilme. Sofort nach Ende des Zweiten Weltkriegs nimmt sie gemeinsam mit ihrem Mann die politische Arbeit wieder auf. 1946 lernt sie Dr. Antonie Nopitsch, Geschäftsführerin des Bayerischen Mütterdienstes kennen und erfährt von ihr von der Not der Arbeit für Mütter. Es vergingen nur wenige Monate und Elly Heuss-Knapp gründet – bereits durch eine schwere Herzkrankheit gezeichnet – gemeinsam mit Dr. Nopitsch im Januar 1950 das Deutsche Müttergenesungswerk in


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Stein bei Nürnberg. Bis zu ihrem Tod am 19. Juli 1952 gilt ihr ganzes Engagement der Arbeit für das Müttergenesungswerk, das sie als ‚Krönung ihres Lebens‘ bezeichnete.“ So der kurze Abriss dieses interessanten Lebens auf der Internetseite des Müttergenesungswerkes. „Nur ein ausgeprägter, sozialpolitisch sensibilisierter Charakter mit organisatorischen Fähigkeiten und einem Gespür für die Notlage der Menschen konnte eine Institution wie das Deutsche Müttergenesungswerk erfolgreich ins Leben rufen“, bemerkt der Autor Alexander Goller in seiner detaillierten und spannenden Biografie über die Gründermutter. Insbesondere die Verknüpfung von öffentlichem und privatem Leben der Gattin des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss gelingt, sodass sich dem Leser der Lebensweg einer Frau umfänglich erschließt, deren soziales und demokratisches Grundver-

ständnis in der Weimarer Republik geprägt wurde. Dass ehrenamtliche Engagement des Vaters sensibilisiert Elly Heuss-Knapp für die aktive Teilnahme an den Ängsten und Nöten der Mitmenschen. Ihr eigenes Engagement in Fürsorgeeinrichtungen und durch Lehrtätigkeit in Jugendgruppen wird durch die totalitären staatlichen Ansprüche des nationalsozialistischen Regimes zurückgedrängt und nach der Denunziation durch eine Schülerin dann abrupt beendet. Als Eckpfeiler einer demokratischen Gesellschaft verstand die sozialliberale Elly HeussKnapp das überkonfessionelle Deutsche Müttergenesungswerk. Die Institution mit ihrem ganzheitlich frauenspezifischen Ansatz fördert die Erholung von Müttern als beste Grundlage einer gesunden Familie. Dass die Müttererholung 1989 zur Regelleistung im Krankenversicherungswesen wurde, hätte sie sicher gefreut. Wem die zahlreichen Fußnoten nicht das Lesen ver-

leiden, gewinnt mit der Lektüre der Gollerschen Biografie ein wissenschaftlich fundiertes Bild der Zeit und einer engagierten Gestalterin sozialgesellschaftlicher Anliegen. Etwas unterhaltsamer kann man sich dem Leben Elly Heuss-Knapps mit Ulrike Strerath-Bolz’ Biografie nähern. Der seit ihrer Schulzeit auf dem Mädchengymnasium „Elly Heuss-Knapp“ vom Leben der Namensgeberin faszinierten Autorin gelingt es, ihre Begeisterung sogleich auf den Leser zu übertragen. Dieser bekommt neben eingängigen Zitaten beim Schmökern auch noch einige Fotos aus dem Familienarchiv der Protagonistin geboten. Ganz im Sinne Elly Heuss-Knapps, die 1949 sagte: „Ich habe so viele geologische Schichten in meinem Leben, dass eine Bohrung immer erstaunliche Ergebnisse zutage fördert“, lässt die promovierte Skandinavistin in ihrem Buch ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden. Na/

rungskräfte aus jungen, wirtschaftsnahen Organisationen berichten über ihre Erfahrungen. Josef Eul Verlag, Lohmar 2012. ISBN: 978-3-8441-0139-3. 138 Seiten. 29,00 Euro. » Förster, Lutz: Anwaltskript Erb­ recht. 4. Auflage. zerb verlag, Bonn 2012. ISBN: 3941586475. 400 Seiten. 49,00 Euro. » Haibach, Marita: Handbuch Fundraising. Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage. Campus Verlag, Frankfurt a.M. 2012. ISBN: 359-3397927. 488 Seiten. 42,00 Euro. » Herrmann, Wolfgang A.; Prenzel, Manfred: Talente entdecken

– Talente fördern: Bildung und Ausbildung an den Hochschulen in Deutschland. Hanns Martin Schleyer Stiftung 2011. ISBN: 978-3-9812173-5-3. 160 Seiten. 5,00 Euro. » hessenstiftung – familie hat zukunft (Hg.): Wertvolle Väter. Bensheim 2012. 116 Seiten. (Zu bestellen und herunterzuladen unter www.hessenstiftung.de/ studien.htm). » Redmann, Britta: Erfolgreich führen im Ehrenamt. Ein Praxisleitfaden für freiwillig engagierte Menschen. Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler, Wiesbaden 2012. ISBN: 987-3-8349-3282-2. 226 Seiten. 34,95 Euro.

BvB

Buchmarkt

Aktuelle Literatur » Albrecht, Titus Maximilian: Gemeinnütziges Stiftungswesen und sozio-ökonomischer Wandel. Probleme und Lösungswege in Recht und Ökonomie einer Leitbild-Stiftung des Privatrechts. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2012. ISBN: 973-3-830519-80-5. 252 Seiten. 34,00 Euro. » Fischer, Eva (Hg.): Führen im Ehrenamt. Ehrenamtliche Füh-


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In eigener Sache StiftungsWelt-Schwerpunkt- themen 2013

Anzeigen in der stiftungswelt Mit vier Ausgaben im Jahr bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen. Das Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an Entscheider und Führungskräfte in Stiftungen, Stifter und Stiftungsberater sowie an Abonnenten und Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft. Möchten auch Sie mit einer Anzeige Menschen in Stiftungen

erreichen? Möchten Sie dem Magazin eine Beilage zufügen? Wir bieten Ihnen farbige Anzeigen in vielen Formaten und gewähren attraktive Rabatte auf Anzeigenserien. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Mira Nagel, Telefon (030) 89 79 47-73, mira.nagel@stiftungen.org. Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 29. Oktober 2012 (Auftragsschluss)

Vorschau StiftungsWelt 04-2012:  wald Er ist Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze, CO2-Speicher, Jagdrevier, Erholungsort und Arbeitsplatz für Menschen, Energie- und Rohstofflieferant, Opfer von Feuersbrünsten, Stürmen und menschlicher Profitgier, Hort der Wildnis, Heiligtum, Kulturgut und Sehnsuchtsort nicht nur für Dichter und Denker. Er wird bewirtschaftet, gerodet, ausgebeutet, durchstreift, bejagt, erforscht, geliebt und gefürchtet – der Wald. Während im Internet die digitale Vernetzung voranschreitet, wird im Lebensraum Wald die ganz natürliche Vernetzung aller Lebewesen sichtbar. Auch Stiftungen sind auf vielfältige Weise mit Wald vernetzt – im Bereich der Zweck­erfüllung ebenso wie im Bereich der Vermögensanlage. Stiftungen setzen sich für den Schutz des Lebensraums Wald ein, ermöglichen Forschungsprojekte, wecken mit

waldpädagogischen Projekten Interesse und vermitteln Wissen. Viele alte Stiftungen schätzen sich glücklich, dass der Besitz und die Bewirtschaftung ihrer Forsten ihre Existenz über die Jahrhunderte gesichert hat. In Zeiten von Klimawandel und Finanzkrisen wird die Investition in Wald jedoch auch für traditionell (noch) nicht waldbautreibende Stiftungen zu einer zunehmend attraktiven Vermögensanlage. Sind Wald und Stiftungen also in jeder Hinsicht ein Traumpaar für Nachhaltigkeit? Lesen Sie mehr dazu in der nächsten Ausgabe der StiftungsWelt.

Die nächste Ausgabe erscheint am 4. Dezember 2012.

Im nächsten Jahr wird sich die StiftungsWelt im Schwerpunktteil voraussichtlich folgenden Themen widmen: » 01-2013 (März): Zukunfts­ trächtige Modelle und Ideen für das Gemeinwesen » 02-2013 (Juni): Demenz » 03-2013 (September): Stiftungskommunikation » 04-2013 (Dezember): Museen Wenn Sie Ideen und Themenvorschläge haben, freut sich das Redaktionsteam auf Ihre Anregungen. In der nächsten Ausgabe veröffentlichen wir die Erscheinungstermine und Einreichungsfristen für Themenvorschläge in 2013. In Kürze finden Sie diese auch auf unserer Internetseite unter: www.stiftungen. org/stiftungswelt. Pressemitteilungen senden Sie bitte an ­redakteure@stiftungen.org.

Hinweise Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wieder. Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird die StiftungsWelt im Rahmen der Mitgliedschaft ohne besondere Bezugsgebühr zugestellt. Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 25. September 2012. ISSN 1863-138X

Impressum

StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber © 2012 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 post@stiftungen.org · www.stiftungen.org www.stiftungen.org/verlag V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär Chefredaktion: Benita von Behr (BvB) benita.v.behr@stiftungen.org Redaktion: Timon Pohl (PH), Dr. Hermann Falk (FA), Mira Nagel (NA), Carolin Regler (RG), Henrike Schnell (SC) Bildredaktion: Benita von Behr, Timon Pohl Korrektorat: Nicole Woratz Verlag: Bundesverband Deutscher Stiftungen Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Auflage dieser Ausgabe: 5.500 Exemplare Gestaltung, Satz: www.pacificografik.de E. Girardet, M. Lichtwarck, V. Eizenhöfer Druck: Oktoberdruck | 10245 Berlin Gedruckt auf Munken Pure (FSC Mixed Sources Zertifikat). Sowohl der Papier-Lieferant „arctic paper“ als auch Oktoberdruck bemühen sich darum, die hohen Umweltbelastungen des Druckvorgangs weitestmöglich zu reduzieren und haben das anspruchsvolle EMAS-Zertifikat erhalten. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei den im Beitrag genannten Stiftungen oder Personen. Alexander von Humboldt-Stiftung/David Ausserhofer: 57 u.Mi.; Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier: 58 u.Mi.; David Ausserhofer: 93 o.; Marc Darchinger: 5 Mi., 50 u., 61, 64-67, 87, 88; Donum Vitae in Bayern e.V./Beratungsstelle Regensburg: 63 Mi.; dpa/Roland Weihrauch: 5 li., 42; DSGV: 56 u.re.; Rüdiger Görner: 59 li.; Andreas Hermsdorf/pixelio.de: 93 u.; Hoffnungstaler Werkstätten gGmbH: 94; Karl Kübel Stiftung/Marc Fippel: 59 re.; Klassik Stiftung Weimar/Jens Hauspurg: 62 li.; Landkreis Cloppenburg: 56 u.Mi.; Juergen Mai: 57 re.Mi; Rosa Merk/WWF: 56 o.Mi.; Friedrun Reinhold: 59 u.Mi.; Robert Bosch Stiftung/Manuel Frauendorf: 62 Mi.; Marco Schmidt: 8 (Zustifter); Georg Schreiber: 53 u.; Peter Smola/pixelio.de: 8-9 o.; Thomas Sommerfeld: Cover, 5, 10-37, 38-39 o., u.re., 40-41; Stadt Frankfurt a.M.: 57 u.li.; Stiftung Bergwacht/Grunauer: 58 re.; Rolf van Melis/ pixelio.de: 9 (Ausgefallen); VolkswagenStiftung/Florian Müller: 57 li.Mi.; T. von Heydebreck/Deutsche Bank: 57 u.re.; Melanie Wehnert/Sozialhelden e.V.: 21 re.; Irina Westermann/KIT-Stiftung: 58 o.Mi.; Würth/ Scanner GmbH: 60 o.Mi.


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Kulinarisches Die soziale Milchwirtschaft Eine Bio-Molkerei von Menschen mit Behinderungen

Weitere Informationen www.lobetal.de www.lobetaler-bio.de

» » » Stiftungen, Inklusion und Kulinarisches zu verbinden ist unmöglich? Von wegen – es geht sogar bio! Eine Molkerei im brandenburgischen Biesenthal produziert Milchprodukte von Ayran über Joghurt bis zum Weichkäse. Die Marke „Lobetaler Bio“ erweitert vor allem im Nordosten Deutschlands das Sortiment von Naturkostläden um ein regionales Angebot. Die Molkerei gehört als Betriebs­ zweig der Hoffnungstaler Werkstätten gGmbH zur Hoffnungstaler Stiftung Lobetal, eine der vier v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Nach dem Grundsatz des Pastors Friedrich v. Bodelschwingh finden hier über 850 Menschen mit Behinderung „Arbeit statt Almosen“, darunter 16 in der Bio-Molkerei. In der sozialen Milchwirtschaft bedeutet Erfolg mehr, als mit hochwertigen Produkten Gewinne zu erzielen. Die Molkerei praktiziert soziale und ökologische Verantwortung im Alltag. Für „Lobetaler Bio“ wird ausschließlich frische Milch aus den Naturland zertifizierten Landwirtschaftsbetrieben der Stiftung (Lobetal und Dreibrück) verwendet. Das Futter für die Kühe stammt ebenfalls

aus den zur Stiftung gehörenden vier Landwirtschaftsbetrieben, in denen Menschen mit und ohne Behinderungen 964 Hektar Wald- und Ackerflächen bewirtschaften und sich um Tiere kümmern. Der erste Bio-Joghurt aus dem Nordosten der Bundesrepublik kommt damit von einer Stiftung. Neben einem cremig-milden Naturjoghurt gibt es die Geschmacksrichtungen Erdbeer, Vanille, Mango Vanille, Schwarze Johannisbeere, Pfirsich Maracuja, Zitrone und Orange. Hierfür wird der Naturjoghurt ohne Aromen und künstliche Zusatzstoffe mit einer Fruchtzubereitung aus BioObst vermischt. Auch die Milch wird besonders schonend verarbeitet und darf zwölf Stunden zum Joghurt reifen. Neben den Raritäten „Bio-Ayran“ und „Dickmilch“ wird in Biesenthal außerdem ein

Weichkäse produziert. Der „Lobetaler“ ist ein klassischer Camembert und wird nach einem traditionellen Verfahren hergestellt. Die Milchprodukte sind inzwischen in über 450 Bioläden in der Region Berlin-Brandenburg und darüber hinaus zu finden (siehe www. bio-berlin-brandenburg.de). Für jeden verkauften „Naturschutzbecher Joghurt“ fließen derzeit außerdem 3 Cent in Naturschutzprojekte des Naturparks Barnim. Wer neugierig ist: Besucher- und Schülergruppen erhalten vor Ort einen Einblick ins nachhaltige Wirtschaften mit sozialer Verantwortung – inklusive Joghurtproduktion, Käserei und natürlich Ph Verkostung. « « «


Optimale Vermögensverwaltung

Neu

Der neue Handkommentar fasst die oftmals komplexen aufsichtsrechtlichen und steuerlichen Normen übersichtlich in einem Band zusammen. Behandelt werden im investmentrechtlichen Teil: ■ die Einführung der wesentlichen Anlegerinformationen ■ die Vorschriften über die grenzüberschreitende Fondsverwaltung – Stichwort: „EU-Pass“ ■ die Vereinfachungen des grenzüberschreitenden Vertriebs von OGAW-Fonds sowie ■ Fondsverschmelzungen und Master-Feeder-Konstruktionen

im steuerrechtlichen Teil: ■ die Anpassungen des Anwendungsbereichs des Investmentsteuergesetzes – „grenzüberschreitende Verwaltung“ ■ die Neuregelungen für Leerverkäufe von Investmentanteilen und insbesondere ■ die umfassende Neuregelungen zur Kapitalertragsteuer im Rahmen des Investmentsteuergesetzes.

Weitere Informationen: www.nomos-shop.de/13800

Investmentrecht Aufsicht | Besteuerung Handkommentar Von RA u StB Andreas Patzner, Dr. Achim Döser und Ludger J. Kempf 2012, 412 S., geb., 68,– €, ISBN 978-3-8329-6748-2

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Im Stiftungswesen spielt Ethik eine wichtige Rolle. Stiftungen sollten ihr Handeln nach­ haltig, zweckorientiert, verantwortungsvoll und transparent gestalten. Unsere Spezialisten helfen Ihnen, Ihr Handeln nach ethischen Grundsätzen im Hinblick auf Vermögens­ bewirtschaftung, Mittelverwendung, Stiftungsorganisation und Fördertätigkeit auszurichten. Sprechen Sie uns an. Ihre Ansprechpartner Dr. Reinhard Berndt T +49 211 475­6672 rberndt@kpmg.com Sascha Voigt de Oliveira T +49 30 2068­4466 svoigtdeoliveira@kpmg.com

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Mit gutem Beispiel voran.


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