StiftungsWelt 04-2013: Mit Musen und Mäzenen

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»Unsere Museen könnten Orte zum Aufladen der Denkenergien sein.« Dr. Daniel Tyradellis

StiftungsWelt das magazin des bundesverbandes

deutscher stiftungen

04-2013 ISSN 1863-138X · Preis 15,90 €

Erben: Tipps für das Nachlassmanagement » » » S. 78

Mit Musen und Mäzenen Stiftungen in der Museumslandschaft

Gehört werden: Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit kleiner Stiftungen » » » S. 80 Wirken: Tipps zur Evaluation » » » S. 86


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StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

Liebe Leserinnen und Leser,

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Editorial Winterzeit ist Museumszeit. Wenn draußen Schmuddelwetter herrscht, kann man drinnen in andere Welten eintauchen, sich in alte Interessengebiete vertiefen oder neues Terrain erkunden – nach André Hellers Motto: Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Der Schwerpunkt dieser StiftungsWelt widmet sich der wachsenden Familie der Museumsstiftungen. Zu ihr gehören so traditionsreiche Giganten wie die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ebenso wie kleinere Stiftungsmuseen mit Spezialgebieten – etwa Brotkultur oder mittelalterliches Kriminalwesen –, die oft vom persönlichen Enthusiasmus der Macher und von privatem Engagement getragen werden. Einen kleinen Einblick in die Breite des Spektrums gibt Ihnen das „Museumsschaufenster“ ab S. 36. Ganz gleich, was ihr Themenfeld ist – Museen eint das Aufgabenfeld des Sammelns, Bewahrens, Forschens, Vermittelns und Ausstellens. In ihrer Vielfalt sind die Museumsstiftungen aus dem deutschen Kulturleben nicht wegzudenken und machen einen großen Teil unseres kulturellen Reichtums aus. „Inspirierende Institutionen“ können Museen im besten Falle sein, wie es Wiebke Ahrndt und Volker Rodekamp vom Deutschen Museumsbund in ihrem Einführungsartikel schreiben. Ein solches Rollenverständnis passt für viele Stiftungen, und so hoffen wir, dass Sie bereits die Lektüre inspiriert und Sie „von Musen geküsst“ werden. Nicht nur für Museen, auch für das Stiftungswesen insgesamt gilt: Es gibt viele Schätze zu entdecken! Dies war eine der Botschaften am Tag der Stiftungen, den der Bundesverband Deutscher Stiftungen als Beitrag zum European Day of Foundations and Donors in dieAb 1. Januar 2014 sem Jahr erstmals organisiert hat. Die Premiere war ein voller Ersind neue Muster für folg. In mehr als 150 Veranstaltungen stellten Stiftungen bundesZuwendungsbestätiweit ihre Arbeit vor, und die Medienresonanz war überwältigend. gungen verpflichtend. Lesen Sie dazu die Presseschau auf S. 8. Mehr Infos: Ticker, S. 9  Der Tag ist ein wichtiger Beitrag zu einem stiftungsfreundlichen Klima, das notwendig ist für eine erfolgreiche Interessenvertretung der Stiftungen im politischen Raum. Aktuell bemüht sich der Bundesverband vor allem darum, dass die neue Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene den weiteren Reformbedarf im Stiftungszivilrecht und Gemeinnützigkeitsrecht als Aufgabe anerkennt. Da schon einiges erreicht wurde, das in früheren Positionspapieren als Forderung aufgelistet war, und im Hinblick auf neuere Entwicklungen haben die Gremien des Bundesverbandes das zentrale Positionspapier aktualisiert. Sie finden es im Internet unter www.stiftungen. org/positionen. Das Jahr 2013 neigt sich dem Ende zu, und es war für viele Stiftungen wegen der niedrigen Zinsen nicht einfach. Aber offenbar ist unser Sektor auch in schwierigen Zeiten recht robust. Das legen jedenfalls die Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen unseres StiftungsPanels nahe. Nachzulesen sind sie in der ersten Ausgabe unseres neuen Publikationsformats Stiftungsfokus zum Thema „Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten“. Mehr dazu in der Rubrik „Zahl“ auf S. 9. Im Namen des gesamten Teams der Geschäftsstelle des Bundesverbandes wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr! Ihr

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Prof. Dr. Hans Fleisch  Generalsekretär Bundesverband Deutscher Stiftungen


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StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen in der Museumslandschaft 5

inhalt 04-2013

StiftungsWelt digital lesen www.stiftungen.org/digital

schwerpunkt: Stiftungen in der Museumslandschaft 10 �����Die Gesellschaft inspirieren Wie die Museumswelt durch Stiftungen gewinnt » » » Prof. Dr. Wiebke Ahrndt und Dr. Volker Rodekamp 16 �����Gute Gaben können Folgekosten haben Von den Vor- und Nachteilen privaten Engagements für öffentliche Museen » » » Dr. Knut Bergmann und Dr. Hilmar Sack 20 �����„Die meisten der etwa 7.000 Museen in Deutschland sind echt langweilig.“ Interview mit dem Kurator und Philosophen Dr. Daniel Tyradellis » » » Veronika Renkes 22 ����� Den Nachwuchs begeistern Mit Mitmachprojekten Jugendliche an sich binden » » » Birgit Echtler 24 �����Besuchermagneten schaffen … auch jenseits der Großstadt: das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn » » » Andreas Stolte 26 �����Gutes Geld für unser Museum Fördererpflege und Fundraising im Städel Museum » » » Sophia Athié, Kristin Westermann, Julia Lange, Julia Hammer und Konstanze Krone 29 �����Ein historisches Erbe bewahren Eine kommunale Stiftung sichert den Bestand des Museums Kloster und Kaiserpfalz Memleben. » » » Andrea Knopik 30 �����Gelebte Inklusion im Museumsalltag Im Freilichtmuseum am Kiekeberg haben Mitarbeiter mit Behinderung einen festen Platz. » » » Marion Junker 32 �����Sammlungen neu verstehen Forschung an Sammlungen als Basis für nachhaltige Museums­ arbeit » » » Dr. Adelheid Wessler

titelbild

Das Titelbild und die Fotostrecke im Schwerpunktteil zeigen Besucher im Städel Museum in Frankfurt am Main.  Mehr Infos: Seite 11

34 �����Stärken bündeln Eine Stiftung, drei Museen, 2.000 Jahre Kommunikationsgeschichte » » » Monika Seidel 36 �����Museumsschaufenster Einblicke in die Vielfalt der Museumsstiftungslandschaft 43 �����Service: Literatur, Links und weitere Informationen zum Schwerpunktthema


Langfristig ist nicht gleich nachhaltig. Aber nachhaltig ist gleich langfristig. Nicht jede langfristige Investition dient automatisch der Nachhaltigkeit. Nachhaltige Investments hingegen, wie die Bank J. Safra Sarasin sie bereits seit 端ber 20 Jahren anbietet, sind immer eine langfristige Investition in eine bessere Zukunft.

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StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen in der Museumslandschaft 7

inhalt 04-2013

44 » » » Neu im Amt: Interview mit DBU-Chef Dr. Heinrich Bottermann

50 » » » Mehr Lesespass: Stiftung Lesen sucht Partner für Projekttransfer

64 » » » Strahlende Gewinner: KOMPASS-Verleihung 2013 im Museum für Kommunikation Berlin

stiftungen stiftungen Projekte neuigkeiten

44 �����Interview mit Dr. Heinrich Bottermann, neuer Generalsekretär der DBU 46 �����Die stille Riesin. Aktivitäten der Else Kröner-Fresenius-Stiftung » » » Ulrich Siebert 48 �����Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit: Fünf Jahre „JOBLINGE“ » » » Ulrike Garanin 50 �����Stiftung Lesen sucht Partner für Projekttransfer » » » Esther Dopheide und Thomas Kleinebrink 52 �����Personalia  54_____Neuerrichtungen  54_____ Zustiftungen und Spenden 55 �����Preisverleihungen  61_____Jubiläen  62_____Mosaik

Interna Termine & Veranstaltungen Trends & Initiativen Mitglieder

64 �����Gute Stiftungskommunikation: Die Gewinner des KOMPASS 2013 67 �����Interview mit Sabine Süß, neue Leiterin des Stiftungsverbundes „LernenvorOrt“ 70 �����„Stiftungsleute sind faszinierende Menschen.“ Interview mit Lothar A. Böhler 72 �����Neue Mitglieder des Bundesverbandes 74 �����Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes

Service Steuern 76 �����Umsatzsteuer für Stiftungen » » » Sascha Voigt de Oliveira und Martin Schmitz Finanzen a 78 �����Die Stiftung als Erbe: Nachlassmanagement » » » Karin Kohler kommunikation a 80 �����Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit für kleine Stiftungen » » » Manuel J. Hartung und Jens Rehländer 83 �����25 Jahre Stiftung Kinderzukunft: Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 6) » » » Cornelia Wolff Evaluation a 86 ����� Wirkungsmessung mit kleinem Budget » » » Susanna Krüger, Tobias Leipprand und Bidjan Nashat Rechnungslegung 88 �����Neue Standards für Rechnungslegung von Stiftungen » » » Prof. Dr. Ursula Ley fundraising 90 �����Spenden über PayPal » » » Stefan Winheller recht 91 �����Vorsicht bei Zahlungen an Stiftungsorgane » » » Stefan Winheller 92 �����Aktuelle Verfügungen und Urteile » » » Niclas Stemplewski Buchmarkt 94 �����Neu: Ratgeber Stiftungsmanagement  95 �����Besprechungen blickpunkte

3 ������Editorial  8_____Panorama 97 �����Impressum  98 _____Unterfördert: Engagement gegen rechts

a Titelthema


8 StiftungsWelt 04-2013

Panorama presseschau Mehr als 600 Medienberichte zum Tag der Stiftungen Der erste Tag der Stiftungen am 1. Oktober war ein voller Erfolg – auch im Hinblick auf die Medienresonanz, die mit mehr als 600 Beiträgen von Agenturen, Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen, im Internet und in Social Media geradezu überwältigend ausfiel. Die Tagesschau berichtete ebenso wie RBB, NDR, Bayerisches Fernsehen und 16 Hörfunk-Sendungen. 384 Print-Artikel zählte der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Von 35 Prozent dieser Zeitungen und Zeitschriften ist die Reichweite bekannt. Allein diese erreichten insgesamt 60,89 Millionen Menschen. Hier die schönsten Schlagzeilen. „Würzburg geht schon lange stiften“, Bayerische Staatszeitung, 20.09.2013 | „Das erste Mal“, neues deutschland, 20.09.2013 | „Jeden Tag werden zwei neue Stiftungen gegründet“, WELT am SONNTAG, 22.09.2013 | „Zahl der Stiftungen erreicht Rekordhoch“, Süddeutsche Zeitung, 23.09.2013 | „Dem Wahren, Schönen und Guten verpflichtet“, epd Basisdienst, 30.09.2013 | „Stiftungen als regionale Impulsgeber“, Bergsträsser Anzeiger, 01.10.2013 | „Sachsen, das Land der Stifter“, BILD Dresden, 01.10.2013 | „Ehrenamtlichen geht die Arbeit nicht aus“, Bremer Nachrichten, 01.10.2013 | „Stiftungsreiches Deutschland“, BZ, 01.10.2013 | „Viel Engagement am Tag der Stiftungen“, Frankenpost, 01.10.2013 | „Mit St. Johannes begann 1224 die Tradition“, Freie Presse, 01.10.2013 | „Engagieren kann sich jeder“, Hannoversche Allgemeine, 01.10.2013 | „Heute alles über alle Stiftungen“, Kieler Nachrichten, 01.10.2013 | „Tag der Stiftungen: Gutes tun im Kreis Gütersloh“, Neue Westfälische, 01.10.2013 | „Das Verborgene soll sichtbar werden“, Stuttgarter Nachrichten, 01.10.2013 | „Stiftungen unverzichtbar. Das i-Tüpfelchen der sozialen Infrastruktur“, Südkurier, 01.10.2013 | „Gauck lobt Stiftungen“, Westfalen-Blatt, 01.10.2013

Expertenkreis Mission ­Investing

Beim Mission Related Investing (MRI, deutsch: zweckbezogenes Investieren) bringen Stiftungen ihre Kapitalanlage mit der satzungsgemäßen Mittelverwendung in Einklang. Seit der Bundesverband Deutscher Stiftungen im Sommer 2012 dazu eine Studie veröffentlichte, hat sich dieser Ansatz im deutschen Stiftungswesen weiter verbreitet. Laut einer aktuellen Befragung des Bundesverbandes hat ein Fünftel der Stiftungen mit Anlagerichtlinien Vorgaben zur satzungszweckorientierten Geldanlage gemacht (vgl. Stiftungsfokus „Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten“, s.a. Rubrik „Zahl“ auf der nächsten Seite). Im Frühling 2013 hat sich unter dem Dach des Bundesverbandes und unter der Federführung der Eberhard von

Gold für die Stiftungsarbeit

Es ist eine geniale Aktion, die Schule machen sollte: Der Zahnarzt Dr. Hans-Joachim Fastenrath hatte eine Idee. Er bat seine Patienten, nicht mehr benötigte Goldkronen, -brücken und -prothesen für einen guten Zweck zu spenden. „Fast alle Patienten sind sofort einverstanden gewesen“, berichtet der Zahnmedi-

­Kuenheim Stiftung ein Expertenkreis zusammengefunden, der das Thema weiter vorantreiben will. Seine Gründung geht auf eine Handlungsempfehlung der Studie „Mission Investing im deutschen Stiftungssektor“ zurück. Dem Kreis gehöanstifter ren Vertreter von zwölf Stiftungen an, die bereits Mission Investing praktizieren und Vorreiter in diesem Feld sind. Sie entwickeln zurzeit einen MRI-Pilotfonds, der gemeinsam mit einem Partner aufgelegt wird. Der erste Fonds wird in Bildungsprojekte investieren, jedoch gleichzeitig eine Blaupause bieten, anhand derer Stiftungen in Zukunft gemeinsam MRIFonds zu allen geeigneten Themen initiieren können. Die Ergebnisse werden beim nächsten Deutschen StiftungsTag vorgestellt, der vom 21. bis 23. Mai 2014 BvB/Wr in Hamburg stattfindet. ziner. In acht Jahren kamen durch mehr als eintausend Spenden insgesamt zwei Kilogramm Edelmetalle zusammen – vor allem Gold, aber auch Silber und Paladium –, die einen Erlös von 45.000 Euro erbrachten. Im Oktober überreichte Fastenrath, inzwischen pensioniert, diese Summe nun als Zustiftung an die Stiftung kinder- und familienfreundliches Melsungen. Und zustifter als wenn das noch nicht großartig genug wäre, legte ein lokales Unternehmen, die B. Braun Melsungen AG, noch einmal die gleiche Summe drauf. Für die Stiftung handelt es sich um die bislang größte Einzelspende. Müssen Sie demnächst wieder zum Zahnarzt? Erzählen Sie ihm doch mal davon. Vielleicht inspiriert Fastenraths Initiative ja andere Zahnärzte, gemeinsam mit ihren Patienten Goldschätze in den Mündern zu heben, die der Arbeit von BvB Stiftungen zugutekommen.


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Deutsche Stiftung Schlaf

Bis zum 21. Dezember werden die Tage kürzer, und manch einer würde am liebsten Haselmaus und Igel in den Winterschlaf folgen. Doch so einfach ist das nicht immer. Der Bildzeitung zufolge klagen rund 5 Millionen Deutsche über schwerwiegende Schlafstörungen, laut Robert Koch-Institut sind 25 Prozent der Bevölkerung von Schlafstörungen betroffen und 11 Prozent erleben ihren Schlaf häufig oder dauerhaft als nicht erholsam. Da wundert es, dass die Deutsche Stiftung Schlaf feststellen muss, dass Schlaf trotz großen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns „noch immer kein Thema für die breite Öffentlichkeit ist“. Und das, obwohl wir normalerweise rund ein Drittel unseres Lebens verschlafen, was bei einem 75-jährigen Menschen immerhin rund 219.000 Stunden ausmacht! Die Stiftung wurde 2011 von Schlafmedizinern aus dem Interdisziplinären SchlafmediziniAUSGEFALLEN schen Zentrum der Berliner Charité initiiert. Ihr Ziel ist der Wissenstransfer rund um das Thema Schlaf: Sie fördert interdisziplinär angelegte Initiativen und Projekte, die der Erweiterung von Kenntnissen über gesunden und gestörten Schlaf dienen. Auf ihrer Internetseite ruft die Stiftung derzeit dazu auf, für Ph/BvB ein Buchprojekt persönliche Schlafgeschichten einzureichen. www.schlafstiftung.de

3,0

3,0 Prozent betrug die durchschnittliche Rendite von deutschen Stiftungen in den Jahren 2011 und 2012. Dies ist das Ergebnis einer Befragung im Rahmen des StiftungsPanels des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an der sich 250 von 402 registrierten Stiftungen beteiligten. Zwar haben sich die Erträge bei den einzelnen Stiftungen unterschiedlich entwickelt, sind aber im Stiftungssektor insgesamt bislang stabil geblieben. Stiftungen mit

einem Vermögen von über 1 Million Euro konnten zum Teil signifikant höhere Renditen von bis zu 4,3 Prozent erwirtschaften. Bei knapp 40 Prozent der Stiftungen sind die Erträge 2012 im Vergleich zu den beiden Vorjahren gleich geblieben. Die ausführlichen Ergebnisse sind im ersten Stiftungsfokus „Stiftungsfinanzen in Krisenzeiten“ veröffentlicht, der kostenlos unter www.stiftungen.org/stiftungsfokus Ph abrufbar ist.

» » » Das Bundesministerium für Finanzen hat neue Muster für Zuwendungsbestätigungen an inländische Zuwendungsempfänger veröffentlicht, die ab dem 1. Januar 2014 verbindlich sind. Sie sind abrufbar unter www.formulare-bfinv.de +++ Das amerikanische Foundation Center hat am 4. November unter http://data.foundationcenter. ticker org die kostenlose Stiftungsdatenbank „Foundation Stats“ zu amerikanischen Stiftungen gestartet. +++ Die Dr. Silvius Wodarz Stiftung hat die Trauben-Eiche zum Baum des Jahres 2014 auserkoren. +++ Mit dem Fuggerpreis für die Wissenschaft zeichnen die Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungen am 4. Dezember den Physiker und Materialwissenschaftler Dr. Stephan Krohns von der Universität Augsburg aus. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. +++ Deutscher Spendenmarkt wächst auf Rekordergebnis: Wie das Fundraiser-Magazin 06/2013 berichtet, wurden 2009 Spenden in Höhe von 6,14 Milliarden Euro steuerlich geltend gemacht. +++ Viele Preise für Stiftungen: Die Hamburger Sparkasse ehrte am 31. Oktober die Stiftung Klingelknopf, die Ehlerding Stiftung und die Altenheimstiftung Flottbek-Nienstedten mit dem Norddeutschen Stiftungspreis in Höhe von 20.000 Euro. Ein Ehrenpreis ging an das Fußball-Idol Uwe Seeler für die Uwe-Seeler-Stiftung. Die Werner Reichenberger Stiftung würdigte die Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für Menschen mit seltenen Erkrankungen am 6. November mit dem ersten Bayerischen Stifterpreis in Höhe von 25.000 Euro. Der 4. Schleswig-Holsteinische Stifterpreis ging am 9. November an die Heinz-Wüstenberg-Stiftung, die Stiftung Klimawald und die Ferring Stiftung. Vergeben wurde der mit 10.000 Euro dotierte Preis von der Stiftung Schleswig-Holsteiner Stiftungstag. Auch die Stiftung Polytechnische Gesellschaft wurde geehrt: Ihr Diesterweg-Stipendium gewann am 13. November den Hessischen Integrationspreis. Außerdem hat die PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur für ihr Programm „Kultur.Forscher!“ am 14. November den DeutPh / BvB schen Kulturförderpreis erhalten.


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Die Gesellschaft inspirieren Wie die Museumswelt durch Stiftungen gewinnt

von Prof. Dr. Wiebke Ahrndt und Dr. Volker Rodekamp

In Zeiten immer knapper bemessener öffentlicher Haushalte und einer schnelllebigen Mediengesellschaft stehen die Museen vor zahlreichen Herausforderungen. Welche Vorteile bietet ihnen das Modell Stiftung?

» » » Proportional zum Stiftungsboom in Deutschland – die 20.000er-Marke wurde zum ersten europaweiten Tag der Stiftungen am 1. Oktober 2013 rechtzeitig geknackt – wächst auch die Zahl der Museen, die in verschiedenen Stiftungsformen organisiert sind. Der Anteil an Kunst- und Kulturstiftungen im gesamten Stiftungsbereich hat sich – das zeigen Zahlen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen – seit den 1950er-Jahren von 9 auf 17 Prozent fast verdoppelt. Dies lässt deutlich werden, dass das Modell „Stiftung“ im Kulturbereich offensichtlich attraktiv ist – nicht zuletzt durch die Flexibilität, die den Stiftungen eigen ist und die es den Museen ermöglicht, angemessen auf die Erwartungen und Veränderungen der Gesellschaft zu reagieren. Der starke Anstieg von Museen, die als Stiftungen privaten oder öffentlichen Rechts organisiert sind, nahm bereits in den 1980er-Jahren seinen Anfang und wurde mit der Jahrtausendwende immer deutlicher. Den Zahlen des Institutes für Museumsforschung von 2011 zufolge gibt es in Deutschland über 130 Museumsstiftungen privaten Rechts und knapp 450 Museumsstiftungen öffentlichen Rechts, die Datenbank des

Bundesverbandes Deutscher Stiftungen listet 368 Stiftungen, die ein eigenes Museum tragen. Individuelle Passmodelle für Museen finden » » » Neben den vielfältigen und oftmals ganz individuellen, persönlichen Gründen von Stiftern, ein Museum zu gründen, welches dann als Museumsstiftung privaten Rechts geführt wird, liegt die Frage nahe, aus welchem Grund die Zahl der Museen, die als Stiftung öffentlichen Rechts organisiert sind, in den vergangenen Jahren so deutlich angestiegen ist. Sicherlich sind die flexiblen Ausgestaltungsmöglichkeiten von Stiftungen ein Grund, denn so können individuelle Passmodelle für das jeweilige Museum gefunden werden. Dies bezieht sich vor allem auf die ökonomische Flexibilität, die sowohl von Museumsseite als auch von der öffentlichen Hand gefordert wird: Durch sich immer weiter verknappende öffentliche Haushalte werden die Museen zu einem wirtschaftlicheren Denken und eigenständigerem Handeln angehalten. Die Prinzipien der öffentlich-rechtlichen Trägerschaft bieten hier oftmals nicht die gewünschten Handlungsspielräume. Die Stiftung dagegen eröffnet die Möglichkeit der Anpassung von Museumsstrukturen an moderne Managementgrundsätze, vor allem hinsichtlich der Personal- und Haushaltspolitik des Museums. Die Stiftung gibt dem Museum aber auch einen größeren Gestaltungsrahmen, wenn es um inhaltliche Fragen geht: so z. B. um ­Sammlungserweiterungen und -profilierung, um Leihgaben oder ganz grundsätzlich, wenn es darum geht, auf neue Aufgaben und Gegebenheiten der Gesellschaft zu reagieren. Dieser Wunsch geht seitens des Museums selbst aus einem wachsenden Bewusstsein für Verantwortung und


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen in der Museumslandschaft 11

Fotos im Schwerpunkt: Besucher im Städel Museum Die Fotos im Schwerpunkt (mit Ausnahme des Schaufensters) stammen aus dem Fotoarchiv des Städel Museums in Frankfurt am Main. Sie zeigen Momentaufnahmen von Besuchern. Das Städel Museum gilt als älteste bürgerliche Museumsstiftung in Deutschland. Die in fast 200 Jahren aufgebaute Sammlung umfasst aktuell rund 3.000 Gemälde, 600 Skulpturen, 1.600 Fotografien sowie über 100.000 Zeichnungen und Grafiken. Siehe auch Beitrag auf den Seiten 26–28


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Deutscher Museumsbund Der Deutsche Museumsbund, gegründet 1917, ist der bundesweite Interessenverband der Museen und ihrer Mitarbeiter. Er hat derzeit rund 2.650 Mitglieder, darunter Museen aller Größen und Sparten. Die Arbeit des Verbandes erfolgt unter anderem über die Geschäftsstelle und den Vorstand sowie derzeit zwölf Fachgruppen und Arbeitskreise zu Themen wie Ausstellungsplanung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit oder Dokumentation. Der Verband veranstaltet Tagungen und Fachgespräche, gibt Publikationen zur Qualifizierung der Museumsarbeit und zu museumsrelevanten Themen heraus. Darüber hinaus ist er Ansprechpartner für Menschen, die sich für die vielfältige deutsche Museumslandschaft engagieren. Über zahlreiche Projekte zur kulturellen Bildung, Integration und Inklusion, europäischen Zusammenarbeit und vielem mehr fördert er die nachhaltige Entwicklung des Museumswesens. Beim Deutschen Museumsbund ist außerdem die Geschäftsstelle von „NEMO – Netzwerk europäischer Museumsorganisationen“ angesiedelt. Weitere Informationen  www.museumsbund.de | office@museumsbund.de

Selbstständigkeit hervor: Ungewöhnliche, spezifische Vorhaben können einfacher verwirklicht, Strategien zielorientierter ausgerichtet werden. Direktoren von Stiftungsmuseen sprechen in diesem Zusammenhang gerne von einer „anderen Freiheit im Geiste“, mit der sie ihr Museum führen können. Als Stiftung ist das Museum auch mit anderen Stiftungen außerhalb des Museumsbereiches freundschaftlich verbunden und gehört mit zur Stiftungsfamilie. Ein praktischer Nebeneffekt davon ist sicherlich, dass die Chancen, finanzielle Unterstützung für Sonderinitiativen bei anderen Stiftungen zu finden, damit steigen. Zusätzlich ist aber auch das zivilgesellschaftliche Potenzial, das Stiftungsformen für Museen mit sich bringen, nicht zu unterschätzen. Ob durch die Vernetzung mit privaten Stiftern und Stiftungen oder durch Partnerschaften mit der Zivilgesellschaft (z. B. Freundeskreise, Förderinitiativen) – wie auch immer sich das Museum vernetzt, es tut gut daran, sich bestmöglich einzubetten. Dabei spielen die Nähe zum privaten Engagement und der persönliche Kontakt eine große Rolle.


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen in der Museumslandschaft 13

Zweckgerichtete Förderung von Projekten steht im Vordergrund » » » Bei Förderungen von Museumsaktivitäten durch Stiftungen steht die zweckgerichtete Unterstützung je nach Initiative im Vordergrund. So können zielgerichtete Sonderprojekte gefördert werden, die die öffentliche Hand selten unterstützen kann, da diese zwar die Unterhaltung der Museen gewährleistet, weniger aber deren spezifische Projekte. Neben den Chancen, die sich daraus ergeben, muss man in diesem Zusammenhang auch auf die Schwierigkeiten hinweisen: Man spricht im Kultursektor mittlerweile von der allseits bekannten „Projektitis“: die Durchführung vieler Einzelprojekte zur Umsetzung einer Initiative im Rahmen der Museumsstrategie, bei der jeweils unverhältnismäßig viel Arbeit in die Antragstellung, Abrechnung, Berichterstattung und Dokumentation von Projekten fließt und auf Kosten der Durchführung und des Inhalts des geförderten Projektes geht. Drei Beispiele für erfolgreiche Museumsstiftungen » » » Stiftungen sind sicher nicht immer ein Allheilmittel für Museen in schwierigen Fahrwassern. Drei

Beispiele sollen hier allerdings verdeutlichen, dass Museumsstiftungen und Stiftungen für Museen ein erfolgreiches Modell sein können. Übersee-Museum Bremen, Stiftung öffentlichen Rechts Das Übersee-Museum wurde 1896 als Public-Private-Partnership gegründet: Die Sparkasse Bremen und die Stadt Bremen bauten das Haus, Bremer Kaufleute gaben die Sammlungen, die Stadt und der Norddeutsche Lloyd ermöglichten umfangreiche Sammelreisen. So entstand ein weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebtes Museum. 1999 wurde das Übersee-Museum in eine Stiftung öffentlichen Rechts umgewandelt. Nun gesellte sich zur vielfältigen Unterstützung durch die Bremer Kaufmannschaft die Förderung durch zahlreiche Stiftungen. Drittmittel machen etwa 20 Prozent des Jahres­ etats aus; das meiste davon wird von Stiftungen gegeben. Es dient der Neueinrichtung von Ausstellungen, der wissenschaftlichen Bearbeitung der Sammlungen und ganz besonders der Bildungsarbeit. So ermöglichten Stiftungen später preisgekrönte Jugendarbeit. Vor diesem Hintergrund entstand die Naber-Stiftung Über-


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seemuseum, deren alleiniger Stiftungszweck in der Finanzierung innovativer und langfristiger Kinder- und Jugendangebote des Hauses liegt. All diese Stifter und Stiftungen möchten nicht zum Ersatz fehlender öffentlicher Finanzierung werden, aber mit ihrer Unterstützung gelingt es, Projekte von bleibendem Wert zu realisieren. Hoch zu schätzen ist dabei die Bereitschaft, gemeinsam mit dem Museum neue Wege zu beschreiten. Kunsthalle Emden, Stiftung privaten Rechts Die Kunsthalle Emden wurde 1986 eröffnet. Henri und Eske Nannen erbauten das Museum gemeinsam in der norddeutschen Seehafenstadt Emden. Träger ist die Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, eine gemeinnützige Stiftung privaten Rechts. Die Stiftung weckt das Verständnis für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und regt zur Ausein­ ander­setzung mit den Inhalten und Formen der Kunst an. Die Förderung des kulturellen Lebens in Emden, im ostfriesischen Raum, aber auch darüber hinaus, steht im Vordergrund. Der in der Satzung formulierte Wille der Stifter ist die oberste Maxime der Arbeit der Kunsthalle und leitet daraus die Ziele ihrer Arbeit ab. Die Kunsthalle hat in 27 Jahren mehr als 2 Millionen Besucher verzeichnet und präsentiert pro Jahr vier bis fünf verschiedene Sonderausstellungen: Bis heute gab es insgesamt 139 Ausstellungen. Die aus privater Initiative gegründete Kunsthalle Emden erfüllt mit öffentlicher Vorbildfunktion nicht nur ein gemeinnütziges, sondern auch ein gesamtgesellschaftlich relevantes Anliegen. Kurze Wege und eine besondere Beweglichkeit in der Umsetzung von Projekten werden durch die Organisationsstruktur besonders gefördert.

Museen von Weltrang: Stiftung Preußischer Kulturbesitz Unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einer 1957 per Bundesgesetz gegründeten Stiftung öffentlichen Rechts, sind fünf Einrichtungen vereint, eine davon die Staatlichen Museen zu Berlin. Diese zählen zu den größten Universalmuseen weltweit. Ihre 15 Sammlungen dokumentieren die kulturelle Entwicklung der Menschheit von den Anfängen bis in die Gegenwart. Die Staatlichen Museen zu Berlin bewahren etwa 4,7 Millionen Objekte aus den Bereichen Kunst, Archäologie und Ethnologie. Ihre 15 Sammlungen zählen zu den bedeutendsten in Europa, gemeinsam genießen sie Weltrang. Die Welterbestätte Museumsinsel Berlin mit ihren fünf Häusern ist das beliebteste Ziel. Vielfältige Vermittlungsprogramme, thematische Führungen und Aktionen zum Mitmachen laden dazu ein, die Museumswelt zu entdecken. Weitere Informationen / Quelle  www.preussischer-kulturbesitz.de

Die Kunsthalle Emden und die ihr angeschlossene Malschule werden von der Stadt Emden und dem Land Niedersachsen institutionell gefördert. Die Hamburger Kunsthalle und ihre Förderer Als die Hamburger Kunsthalle 1869 eröffnet wurde, waren die Bürger der Hansestadt stolz: Sie selbst hatten den Bau finanziert und ihre Kunstwerke gestiftet. Heute zählt das Kunstmuseum mit seiner international renommierten Sammlung aus 700 Jahren Kunstgeschichte zu den bestbesuchten in Deutschland und wirtschaftet als öffentliche Stiftung mit einer Eigenfinanzierungsquote von 49 Prozent sehr erfolgreich. Dieser Erfolg ist hauptsächlich auf die aktive Zusammenarbeit mit vielen privaten Spendern, Stiftungen und Partnern aus der Wirtschaft zurückzuführen. Sämtliche Kernaufgaben – Sammeln, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln – wären ohne private Drittmittel heute nicht mehr erfüllbar: So werden Ankäufe wesentlich von der Stiftung für die Hamburgischen Kunstsammlungen und der Campe’schen Historischen Kunststiftung ermöglicht. Dank der Freunde der Kunsthalle e.V. (18.000 Mitglieder) sowie zahlreicher Sponsoren und Stiftungen können jährlich rund 15 Ausstellungen und über 6.000 Vermittlungsveranstaltungen angeboten werden. Dabei bildet die ebenfalls ausschließlich über Drittmittel finanzierte Forschung immer das inhaltliche Fundament. Die größte mäzenatische Zuwendung erhält die Kunsthalle derzeit von der Dorit und Alexander Otto Stiftung. Durch ihre Spende von über 15 Millionen Euro kann die Kunsthalle baulich in den nächsten zwei Jahren umfangreich modernisiert werden. Museen müssen sich vielfältigen Herausforderungen stellen » » » Die Entwicklung der Museen, ihr Profil, ihre Aufgaben und Aktivitäten eigenverantwortlich und gesellschaftsrelevant auszurichten, geht einher mit einer allgemeinen Veränderung des Museumssektors, die nicht nur in Deutschland zu beobachten ist. Dies wird spätestens sichtbar seit der Finanzkrise 2008: Die grundsätzliche Neuverortung der ­Museen in einer Gesellschaft, die sich verändert hat und im Begriff ist, sich weiter zu wandeln, wurde durch (noch) angespanntere öffentliche Haushalte, Kürzungen, ja sogar daraus erfolgende Museumsschließungen genauso wie durch rückläufige Förderungen von privater Seite – durch Unternehmen und durch Stiftungen – neu und noch kritischer infrage gestellt. Was bedeutet das für die Museen? Zum einen wird


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ihr ökonomischer Beitrag hinterfragt. Die Politik erwartet, dass Museen einerseits zu einer wachsenden Wirtschaft beitragen können und andererseits die öffentlichen Haushalte weniger belasten. Als Reaktion darauf haben die Museen einen Katalog von Maßnahmen zusammengestellt, dessen Umsetzung eine Gratwanderung bedeutet: Auf der einen Seite steht die Entwicklung von Zukunftsfähigkeit, auf der anderen das Risiko, dass die Funktionsfähigkeit der Museen eingeschränkt wird. Der Maßnahmenkatalog umfasst: 1. Stärkere Zusammenarbeit untereinander und ­Aufbau von langfristigen Partnerschaften » bei der Erstellung von Ausstellungen » bei Sammlungsfragen » bei Evaluationen » im Bereich Personal » mit anderen (öffentlichen) Organisationen außerhalb des Museumssektors 2. Optimierung der Ausgaben » kürzere Öffnungszeiten » Reduzierung von Ausstellungen und länger laufende Ausstellungen » weniger Veranstaltungen, weniger Ausstellungseröffnungen » weniger gedruckte Kataloge » weniger pädagogische Aktivitäten » freiwerdende Stellen werden nicht wiederbesetzt » keine Erhöhung der Gehälter bzw. Herabstufung von Eingruppierungen » größerer Einsatz von Freiwilligen und Praktikanten 3. Neue Investitionen » in die Kostenkontrolle » in die Suche nach neuen Einkommensquellen (Fundraising, Raumvermietung, Shops und Gastronomie) » in neue Besuchergruppen » im Bereich Infrastruktur (gemeinsame Depots, Werkstätten etc.) Die Einbindung des Publikums wird immer wichtiger » » » Neben diesen praktischen Reaktionen auf die Kürzungen im öffentlichen Haushalt gibt es aber noch eine viel weitergehende, ganz grundsätzliche Entwicklung: Museen müssen immer stärker auf die steigenden

Erwartungen aus der Gesellschaft reagieren, als Akteure für soziale Belange zu fungieren und damit zum sozialen Zusammenhalt beizutragen. Dabei ist die Nähe zum Publikum und der Einbezug des Publikums für alle Teile der Bevölkerung ein entscheidender Faktor. Die Frage nach den Besuchern im Museum ist an sich kein Novum, die Fragen aber nach den Nicht-Besuchern und nach aktiver Beteiligung der Besucher im Museum rückten erst Mitte der 2000er-Jahre ins Zentrum der Museumsaktivitäten. Angefangen zunächst bei ganz grundsätzlichen Fragen wie „Warum überhaupt sich mit neuen Besuchergruppen beschäftigen?“ und „Was kann ein Museum erreichen, wenn es sein Umfeld in das Konzept mit einbezieht?“ über Prof. Dr. Wiebke Ahrndt  das ein paar Jahre später folgende „Wie“ ist Direktorin des Übersee-Museums in und „Was“ der Beteiligung („Wie kann das Bremen, eine Stiftung des öffentlichen Rechts, und Vizepräsidentin im Vorstand des Museum für alle Gesellschaftsschichten Deutschen Museumsbundes. relevant werden?“ und „Was sind Modelle, Weitere Informationen  die funktionieren?“), diskutieren die Muwww.uebersee-museum.de w.ahrndt@uebersee-museum.de seen heute darüber, wie aus Pilotprojekten ein replizierbares Alltagsgeschäft wird, wie Wirkung und Nachhaltigkeit gemessen werden können. Dies verdeutlicht einen immensen Schritt, den die Museen getan haben: Deutungshoheit abgeben, Multiperspektivität zulassen, durchlässiger werden. Die Museumswelt befindet sich im Wandel, aber sie ruht weiterhin auf den Museumsaufgaben, über die weltweit Konsens besteht: Sammeln, Bewahren, Forschen, Vermitteln und Ausstellen. Die Beispiele zeigen, dass Museen nicht ihre Grundaufgaben ändern müssen, um Dr. Volker Rodekamp  auch in der Zukunft relevant für die Geleitet das Stadtgeschichtliche Museum sellschaft zu bleiben. Aber die AntworLeipzig und ist Präsident im Vorstand des Deutschen Museumsbundes. ten auf die Fragen, mit und für wen, wo, wann, wie und warum sie diese Aufgaben Weitere Informationen  www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de haben, werden sich unter Umständen änstadtmuseum@leipzig.de dern. In einer sich schnell wandelnden Gesellschaft müssen Museen aufmerksam bleiben und eigenverantwortlich ihre Funktion immer wieder neu definieren. Und dies vielleicht nicht als klar abgegrenzte Kunst-, Kultur- oder Bildungseinrichtung, sondern als etwas Weitergehendes, in die Gesellschaft Hereinreichendes, als „inspirierende Institutionen“. « « «


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Gute Gaben können Folgekosten haben Von den Vor- und Nachteilen privaten Engagements für öffentliche Museen

von Dr. Knut Bergmann und Dr. Hilmar Sack

Stifterisches Engagement im Museumsbereich ist häufig mit erheblichen Risiken verbunden, die zulasten der Allgemeinheit gehen können. Deshalb sollten vor der Annahme großzügiger Schenkungen seitens der Kommunen auch immer die Folgekosten für die öffentliche Hand durchkalkuliert werden.

» » » Nach der Bescherung ist vor der Bescherung. So war es auch in Essen, als Berthold Beitz 55 Millionen Euro aus der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung für den 2010 eröffneten Neubau des maroden Museums Folkwang zur Verfügung stellte. Ein Geschenk an die Bürger sollte es sein und es ist zweifellos besonders großzügig ausgefallen. Allerdings hatte es einen Haken: Bezahlt wurde nur das schmucke Ausstellungsgebäude, während die millionenschwer erhöhten Betriebskosten seitdem das leere Stadtsäckel belasten. Schöne Bescherung – mag der Stadtkämmerer insgeheim denken. Ortswechsel: Ravensburg in Oberschwaben. Ein kühnes Finanzierungsmodell ermöglichte hier 2013 die Einweihung des neuen Kunstmuseums, ein preisgekröntes, klimaschonendes Passivhaus. Errichtet von einem privaten Bauträger wird die Architekturperle nun von der verschuldeten Stadt für 240.000 Euro im Jahr angemietet, um die Kunstsammlung der Peter und Gudrun Selinka-Stiftung zu präsentieren – eine private Leihgabe für 30 Jahre. Ein Ankaufsetat ist nicht

vorgesehen, dafür aber kalkuliert die Stadt mit Mehrkosten im Vergleich zum Betrieb der bisherigen Städtischen Galerie. Ohne erhebliche zusätzliche Mittel aus privatem Sponsoring könne das Haus gar nicht kreativ betrieben werden, ließ sich noch in der Bauphase ein früherer Stadtverantwortlicher zitieren. Dies sind nur zwei Beispiele für einerseits herausragendes stifterisches Engagement im Museumsbereich, andererseits aber auch für die damit verbundenen nicht unerheblichen Risiken, die meist zulasten der Allgemeinheit gehen. Die Rechnung „Touristenströme durch gestiftete Sammlung gegen Museumsbau und Unterhalt“ geht für die öffentlichen Kassen nicht immer auf. Generell wird in der Öffentlichkeit wie in der Stiftungslandschaft zu selten hinterfragt, dass gute Gaben auch Folgekosten haben können. Die bestehende museale Infrastruktur in ihrer Substanz stärken » » » Keine Frage: Die meisten Museen hierzulande verdanken ihr Entstehen privatem Engagement. Die deutsche Museumslandschaft und ihre Sammlungen wären bedeutend ärmer ohne das herausragende Engagement von Mäzenen. Die Gewichte scheinen sich jedoch verschoben zu haben: Gegenüber der im Stillen vollzogenen Schenkung dominiert wenigstens medial das öffentlichkeitswirksame Sponsoring publikumsträchtiger Großausstellungen. Die aber forcieren den Konkurrenzdruck unter den Museen und stellen sie vor beträchtliche Probleme, ihren anderen Kernaufgaben – dem Sammeln, Bewahren, Forschen – gleichermaßen gerecht zu werden. Hinzu tritt das Errichten immer neuer Häuser für private Sammlungen, deren Bau und laufender Betrieb dann teilweise, etwa bei der Präsentation der Sammlung der


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Stiftung Brandhorst in München, die öffentliche Hand trägt. Von befruchtenden Impulsen – wie vorbildhaft gelungen beim Museum Frieder Burda und der Kunsthalle Baden-Baden – und substanzbedrohender Konkurrenz zwischen einem privaten und einem öffentlichen Haus ist es aber nur ein schmaler Grat. Bundestagspräsident Norbert Lammert brachte deshalb vor zwei Jahren eine Selbstverpflichtung von Bund, Ländern und Kommunen ins Spiel: Neubauten von Museen sollten nur noch dann zugelassen werden, wenn zugleich die sich daraus ergebenden Folgekosten geregelt seien. Nur so ließe sich verhindern, dass der teure Neubau den kreativen Betrieb ausdünnt bzw. auf Kosten anderer bestehender Kultureinrichtungen geht. Die Forderung des Bundestagspräsidenten, die Folgewirkungen des eigenen Handelns im Blick zu haben, lässt sich aber ebenso berechtigt an die Adresse privater Museumsförderer richten.

Mehr Sammlungspflege als Blockbuster-­ Ausstellungen » » » Mehr als die Förderung von Blockbuster-Ausstellungen brauchen Museen die Unterstützung bei der Pflege ihres eigentlichen Kerns, den Sammlungen. Auch öffentliche Museen sind im Sammlungsaufbau auf privates Engagement angewiesen. Die zahlreichen Förderstiftungen im Umfeld vieler Museen leisten hier wichtige Unterstützung. Demgegenüber sind die öffentlichen Museen auf dem Kunstmarkt im Nachteil: strukturell, weil sie sich öffentlich rechtfertigen müssen, sich keine „Fehler“ erlauben dürfen – und deswegen nicht frühzeitig und weniger mutig agieren und folglich meist nur zu höheren Preisen zum Zuge kommen können; finanziell, weil die Ankaufetats meist gering sind. Demgegenüber entsprechen mutige private Kunst-Investments dem Wesensmerkmal von Stiftungen, ins Risiko gehen zu können – selbst wenn deren finanzielle Potenz oft weit überschätzt wird.


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Ausstellungshäuser als Durchlauferhitzer für den Markt » » » Wenn private Sammlungen in bestehende Häuser integriert werden, sollten sich Museum und Sammler immer auf Augenhöhe begegnen. Das setzt neben der Bereitschaft des Sammlers ein entsprechend selbstbewusst auftretendes Museum voraus. Rudolf Zwirner, einer der bedeutendsten deutschen Galeristen, gab mit Blick auf die Macht der Sammler im Sommer 2013 Dr. Knut Bergmann  gegenüber dem „Tagesspiegel“ zu Proist Leiter der Abteilung Kommunikation tokoll, dass er als Museumsdirektor nur und des Hauptstadtbüros des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Er arbeitete Schenkungen akzeptieren würde, nicht von 2005 bis 2009 im Grundsatzreferat des aber Leihgaben. Denn „wertvoll ist nicht Bundespräsidialamtes mit den inhaltlichen Schwerpunkten Zivilgesellschaft und nur das geschenkte Bild, sondern vor alGesellschaftspolitik und leitete als Fellow der lem auch die Wand, an der es hängt“ – so stiftung neue verantwortung u.a. ein Projekt zum Thema Philanthropie. der Mitgründer der Art Cologne. Doch dieKontakt  se Selbstverständlichkeit findet in Debatbergmann@iwkoeln.de ten rund um privates Engagement in öffentlichen Museen zu wenig Berücksichtigung. Ausstellungshäuser erweisen sich nicht selten als Durchlauferhitzer für den Markt, wobei der „Kunstspekulant im Gönnergewand“ (FAZ) die betroffenen Institutionen in existenzielle Krisen stürzen kann. Die Verkäufe aus Leihgaben bzw. der Abzug ganzer Samm-

lungen, die eine nicht unbeträchtliche Wertsteigerung durch die Präsentation im Museum erfahren hatten (z. B. beim Frankfurter Museum für Moderne Kunst und dem Kunstmuseum Bonn), haben die Öffentlichkeit für diese Risiken sensibilisiert. Sammlungspflege meint aber nicht nur die Erweiterung der Bestände, sondern auch Restaurierung und Forschung; zwei Aspekte musealer Arbeit, die selten öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Gerade der Provenienzforschung, die im Zuge von Restitutionsansprüchen drängend geworden ist, sind die Museen mit ihrer finanziellen und personellen Ausstattung vielerorts nicht gewachsen. Das von der Ernst von Siemens Kunststiftung geförderte Forschungsprojekt der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus zum Kunsthändler und Sammler Günther Franke zeigt beispielhaft die Fördermöglichkeit einer privaten Stiftung auf diesem wichtigen musealen Betätigungsfeld. Neue museale Inhalte und innovative Vermittlungsideen stärken » » » Trotz einer wildwüchsigen Museums­entwicklung, bei der sich die Zahl der Museen in den letzten Jahrzehnten bei gleichbleibenden Besuchszahlen verdreifacht hat und der Vierklang musealer Aufgaben nicht selten auf der Strecke blieb, können


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Stiftungen einen Beitrag dazu leisten, die lokale oder regionale Museums-Top0graphie sinnvoll fortzuentwickeln. So fördert etwa die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. in Hamburg ein „Erzählmuseum“ im ehemaligen, gerade einmal 24 m2 großen Millerntor-Wachhäuschen. „Oral history“ wird hier museumsreif. Ein Betätigungsfeld für Stiftungen kann die punktuelle Ergänzung einer gewachsenen Museumslandschaft sein, weil wichtige gesellschaftliche Aspekte bislang unberücksichtigt blieben. Man denke nur an Fragen der Migrationsgesellschaft – eine museal längst nicht auserzählte Geschichte, die dazu beitragen würde, das Museum als eine „Plattform gesellschaftlichen Wandels“ zu positionieren, wie sie dem Museumsexperten Joachim Baur vorschwebt. In diesen Kontext fällt auch die Förderung innovativer museumspädagogischer Ansätze zur Verankerung des Museums in der Breite der Gesellschaft und zur Gewinnung neuer Zielgruppen. So bietet das von vier privaten Stiftungen ausgelobte Museums-Stipendium „Kulturelle Vielfalt und Migration“ Hochschulabsolventen mit besonderer Sachkenntnis und persönlicher Erfahrung im Bereich Migration die Möglichkeit, für zwei Jahre in kulturhistorischen Museen und in Kunstmuseen zu arbeiten. Und das von zahlreichen privaten Stiftungen geförderte, vielfach ausgezeichnete bundes-

weite Kooperationsprojekt „schule@museum“ brachte von 2004 bis 2011 Schulen und Museen zusammen. Ziel war es, Kinder und Jugendliche an die Kultureinrichtung „Museum“ heranzuführen. Aus dem Modellprojekt ging ein Praxishandbuch für Nachahmer und ein erfahrungsgesättigter Forderungskatalog der beteiligten Fachverbände an die politisch Verantwortlichen hervor. Denn eine wichtige Erkenntnis ist: Museen brauchen im gewachsenen Konkurrenzkampf um öffentli- Dr. Hilmar Sack  war bis 2007 im Deutschen Bundestag che Mittel eine Lobby. Stiftungen können wissenschaftlicher Mitarbeiter der Enquein der Kombination aus praktischer Arbeit te-Kommission „Kultur in Deutschland“, betraut u.a. mit den Themen Museen und und Themenanwaltschaft dazu beitragen, Stiftungen. Er arbeitet seit Jahren zu Fragen die Museumslandschaft im gesellschafts- der Erinnerungskultur und des Museumswesens. Zuletzt erschien von ihm 2013 das Buch politischen Diskurs zu stärken. „Museum Kunstpalast. Eine Düsseldorfer Museumsgeschichte“. Übrigens: Das Problem der FolgekosKontakt  ten am Essener Folkwang-Museum fand hilmar.sack@bundestag.de eine Lösung – vorerst. Um für den laufenden Betrieb dringend erforderliche Arbeitsplätze schaffen zu können, griff Berthold Beitz noch einmal selbst in die Tasche. Die Krupp-Stiftung zahlt für fünf Jahre vier Stellen für Marketing, Kunstvermittlung, Internet und Besucherservice. « « «


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„Die meisten der etwa 7.000 Museen in Deutschland sind echt langweilig.“ „Unsere Museen könnten Orte zum Aufladen der Denkenergien sein“ – so Kritik und Zukunftsvision in einem aus dem Munde des Kurators und Philosophen Dr. Daniel Tyradellis. Demnächst erscheint sein Buch „Müde Museen“ in der edition Körber-Stiftung.

Interview Veronika Renkes

StiftungsWelt: Mit aufwendigen Events will die Museumswelt an ihrem verstaubten Image feilen. Ist das sinnvoll? Daniel Tyradellis: Events können helfen, Schwellen­ ängste zu nehmen. Denn ca. 80 Prozent der Bevölkerung betreten niemals ein Museum. Das liegt nicht am Desinteresse, sondern eher an einer Unsicherheit gegenüber diesen Orten. Marketing und Überraschungseffekte dürfen aber nicht an die Stelle von Inhalten treten. Man produziert dann schnell nur verblödende Oberflächen, die dem Besucher nichts zumuten wollen. Ein Museum ist aber ein Angebot, sich auf etwas einzulassen, das man noch nicht kennt, das nicht den eigenen Erwartungen entspricht und wo man auch die Möglichkeit hat, sich selbst zu verändern. Es gibt etwa 7.000 Museen in Deutschland. Die meisten sind echt langweilig. Sind die Nicht-Museumsbesucher alles Menschen aus bildungsfernen Schichten? Das Desinteresse ist dort ausgeprägter, und man kann schon sagen: Je schlechter der Bildungsstand, desto weniger geht man ins Museum. Das kann ich diesem Teil der Bevölkerung auch nicht verdenken, denn viele Museen wenden sich nicht wirklich an eine breitere Öffentlichkeit, sondern haben „ihr“ angestammtes, meist bürgerliches Publikum. Elitetempel oder Eventlocation: Gibt es einen goldenen Mittelweg, um mehr Menschen für Museen zu interessieren?

Ich habe nichts gegen Elitetempel, denn es wird immer wissenschaftliche Zusammenhänge und Formen der Kunst geben, die sehr voraussetzungsreich sind, was für die Weiterentwicklung einer Kultur eminent wichtig ist. Nur ist der Dialog mit der gesamten Bevölkerung immanenter Teil und Zweck kulturellen Schaffens und Exponierens, und dies wird viel zu wenig berücksichtigt. Den Museen fehlt der Mut, ihre atavistischen Disziplingrenzen – wie Gegenwartskunst, Geschichte oder Technik – zu überschreiten. Sie konzipieren ihre Ausstellungen immer auf eine bestimmte Art und Weise, die sie bis zum Exzess variieren, auch wenn heute mehr blinkt und flackert als vor 20 Jahren. Was machen Sie als Kurator anders? Ich setze mich zunächst damit auseinander, was an dem jeweiligen musealen Ort üblich ist und wie ich dort die Grenzen strapazieren kann, damit die Besucher andere Perspektiven einnehmen können. Bei einem Kunstmuseum etwa konfrontiere ich die Besucher auch mit Objekten aus der Wissenschafts- und Kulturgeschichte. Solch eine Vorgehensweise kann helfen zu verstehen, warum ein Künstler zu einer bestimmten Zeit so und nicht anders gemalt hat und warum dies damals so unerhört und neu war. Welchen Zweck sollte Kunst erfüllen? Kunst stellt potenziell den größten Freiraum dar, den eine Gesellschaft in ihrem Fühlen und Denken hat. Sie ist im besten Sinne des Wortes sinnlos. Man muss sich ihr öffnen, sich mit ihr auseinandersetzen und sich der unklaren Frage stellen, was der Zweck vom Ganzen ist. Viele Kunstwerke tun dies aber auf sehr voraussetzungsreiche Weise. Der Laie steht davor und


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versteht nichts. Ich stelle in meinen Ausstellungen neben diesen hochkarätigen Kunstwerken Dinge aus, die aus dem Alltag oder der Wissenschaft kommen. Es sind Bausteine, die helfen zu verstehen, was dieses Kunstwerk verhandelt. Mit diesen vermittelnden Objekten kann jeder Besucher seinem Vorwissen, seinen Erwartungen und Vorlieben entsprechend einsteigen. So kommt er über diese Objekte in eine Fragestellung hinein, die ihm hilft, das Kunstwerk zu betrachten und vielleicht etwas herauszufinden, worüber er noch nie nachgedacht hat. Museen wurden zur Volksbildung gegründet. Braucht man sie heute noch? Mehr denn je, aber vielleicht in einem gewandelten Sinne. Wichtiger ist heute, dass das Museum zu einem Ort wird, an dem man einen mündigen Umgang mit Wissen erlernt. Wir zeigen dem Besucher: Du hast deine Sicht auf die Welt, wir präsentieren dir hier einen bestimmten Wissenskanon – wie stehst du dazu? Die Besucher setzen sich mit ihren eigenen Fähigkeiten, Wünschen und Ängsten auseinander und lernen, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Kein anderes Medium kann das so gut wie ein Museum. Was sollte im Multimedia-Zeitalter der Sinn und Zweck von Museen sein? Paradoxerweise hat die multimediale Welt zu einer extremen Normierung geführt, auf welche Weise man Wissen kommuniziert. Die so optimierten Darstellungen und Denkmuster führen zu immer weniger Komplexität. Museen können dieser Verflachung und Vereinfachung entgegenwirken. Sie können echte Dinge, „Originale“, verbinden mit Filmen, Computersimulationen, Soundinstallationen und aus diesen Elementen eine eigene Sprache entwickeln, die die Besucher ebenso ästhetisch wie informierend anspricht. Diese Vielfalt birgt ein immenses Potenzial und regt zu komplexem Denken an. Unsere 7.000 Museen könnten Orte zum Aufladen der Denkenergien sein ... ... doch viele Museen gestalten ihre Ausstellungen nach dem Prinzip Nürnberger Trichter: Angehäuftes Faktenwissen wird über die Besucher ausgeschüttet, das schnell wieder vergessen wird. Das hat schon in der Schulpädagogik versagt, was sollten Museumsmacher ändern?

Für die Qualität einer Ausstellung ist die inhaltliche Durchdringung eines Themas wichtig. Wann immer ich mich mit einem Thema für eine Ausstellung beschäftige, frage ich mich: Woran denken die meisten Menschen hierbei zuerst? Was ist wichtig für sie und warum? Das sind die Bausteine, mit denen ich mich auseinandersetze. Also: Warum gibt es diese Überzeugungen, und wie kann ich diese Ansichten unterlaufen, aufbrechen und in ihrer Partialität sichtbar machen? Daraus entwickelt sich dann die Argumentation einer Ausstellung. Es geht niemals darum, das gesammelte Wissen auszustellen, sondern darum, sich mit den Vorstellungen und Überzeugungen der Menschen auseinanderzusetzen. Hieraus ergeben sich dann auch die Kriterien für die Auswahl der Exponate – und nicht etwa aus abstrakten Motiven wie die Seltenheit im interview oder Schönheit eines Objekts. Dr. Daniel Tyradellis

ist Philosoph und Kurator. Er setzt sich Beschreiben Sie bitte mal Ihr „Museum kritisch mit der Entwicklung der Museen auseinander – u.a. in seinem jüngsten Buch der Zukunft“. „Müde Museen. Oder: Wie Ausstellungen Ein Schauplatz, wo man nicht schon am unser Denken verändern können“, das im Eingang weiß, was für Objekte man innen Februar 2014 in der edition Körber-Stiftung erscheinen wird. sehen wird. Ein Ort, der Themen und TheWeitere Informationen  sen vertritt, die aufregen und anregen, dt@tyradellis.de www.tyradellis.de und in dem sich die Macher der Ausstelwww.koerber-stiftung.de/ lungen der Diskussion stellen. Ich wünedition-koerber-stiftung sche mir, dass Museen nicht neutrale Orte akkumulierten Wissens oder versammelter Meisterwerke sind, sondern Orte des Diskutierens, dass Ausstellungen in sich streitbar sind. Das Museum der Zukunft ist für mich themenorientiert und ein Ort der Verständigung einer Gesellschaft über das, was Kultur und Wissen für sie bedeutet.

Und wie könnten private Stifter die Museumswelt beleben? In Deutschland fehlt eine multidisziplinäre Ausbildung für junge Kuratoren, die sowohl etwas von Kunstgeschichte als auch von Physik verstehen. Der Nachwuchs sollte so gut ausgebildet sein, dass er mit neuen Ideen unsere Museen von innen öffnet überkommene Disziplingrenzen überschreitet und obsolet macht. Wer hierfür Mittel bereitstellt, könnte einen Prozess in Gang setzen, der schon lange überfällig ist. « « «


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Den Nachwuchs begeistern Mit Mitmachprojekten können Museen Jugendliche an sich binden.

von Birgit Echtler

Bundesweit erstellen Jugendliche mit der Stiftung Zuhören die „etwas anderen“ Audioguides: fantasievoll gestaltete Reportagen, Hörbilder und Interviews, die die Öffentlichkeit für Museums- und Stadtrundgänge nutzen kann und die obendrein ein erfolgreicher Beitrag zur Museumspädagogik sind.

» » » Was ist das Besondere an meinem Stadtteil? Welche Geschichte steckt hinter dem Monument auf unserem Platz? Wie klingt ein Gemälde? Orte oder Ausstellungsstücke haben die spannendsten Geschichten zu erzählen – man muss sie nur zum Erzählen bringen: mittels Zeitzeugen-Interview, lebendiger Erlebnisreportage, Straßenumfrage, fiktiver Hörspielszene oder assoziativer Klangbilder. Die Audioguides der Stiftung Zuhören zur Vermittlung von Kunst, Kultur und Geschichte – gerade für die jungen Besucherinnen und Besucher – sind mehr als eingesprochene Texte, die die wichtigsten historischen Daten und Fakten wiedergeben. Und sie beschränken sich nicht auf touristische Sehenswürdigkeiten oder die kunst- und kulturBirgit Echtler  historischen Highlights eines Museums. Die Kulturmanagerin und Juristin ist In den Audioguide-Projekten der StifGeschäftsführerin der Stiftung Zuhören. tung Zuhören erarbeiten Jugendliche KlangWeitere Informationen  kompositionen zu Orten der NS-Geschichte. echtler@stiftung-zuhoeren.de www.zuhoeren.de/die-welt-im-ohr Sie bringen Dienstboten hinter den Tapeten

im Weimarer Stadtschloss zum Sprechen. Sie besuchen mit dem Aufnahmegerät eine Großmarkthalle, gehen im Deutschen Museum der Frage nach, wie Energie klingt, erfinden eine „Renaissance-Schnitzeljagd“ für ihre Stadt, erstellen einen Stadtplan des Dialekts. Und vieles mehr. Von der Themenfindung bis zur Produktion werden die Kinder und Jugendlichen von Mediencoaches – sprich professionellen Rundfunkjournalisten – unterstützt. Sie arbeiten mit Expertinnen und Experten aus Museen, Gedenkstätten und Städten zusammen. So erleben sie, was eine Museumspädagogin, ein Stadtarchivar oder eine Historikerin machen und entdecken auch hinsichtlich ihres Berufswunschs neue Welten. Spannendes Vermittlungsformat für alle Kulturinstitutionen » » » Diese Audioguides sind mit allen Kul-

Die Stiftung Zuhören Die Stiftung Zuhören bietet seit über zehn Jahren medienpraktische Projekte und medienpädagogische Konzepte sowie Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte zum Zuhören sowie zur Medienbildung, insbesondere für Kinder und Jugendliche, an. Als führende Organisation zur Zuhörförderung sensibilisiert sie für das Zuhören als umfassende und grundlegende kulturelle Kompetenz in allen Bereichen der Gesellschaft und setzt sich für Medienbildung ein. Die Stiftung Zuhören ist mit den wichtigen Bildungsinstitutionen und -trägern vernetzt und kooperiert mit gesellschaftlichen und kulturellen Partnern und Entscheidungsträgern. Durch die Anbindung an die Stifterhäuser – ARD- und Landesmedienanstalten sowie die Firma Sennheiser – und die Vielfalt der Kooperationspartner erreicht die Stiftung eine breite Öffentlichkeit.


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turinstitutionen umsetzbar. Die Bandbreite der Themen ist schier unendlich. Die Projektarbeit eignet sich für Schülerinnen und Schüler ab der 4. Klasse sowie für Berufsschüler. Die Erfahrung zeigt: Jedes Thema, mag es anfangs noch so sperrig oder aus Jugendsicht gestrig erscheinen, fesselt die Jugendlichen und fordert sie heraus. Und nicht nur das: Für die Nutzer – alle Audioguides der Stiftung Zuhören werden offiziell angeboten – wird das Thema lebendig, manchmal witzig, oft bewegend, immer greifbar: Fayencen auf alten Tellern, ein ehernes Monument wie die Befreiungshalle Kelheim, ein abstraktes Gemälde von Mondrian oder das Nibelungenlied. Die Projektarbeit macht Spaß, wenn sie auch zwischendrin anstrengend sein kann. Aber am Ende steht immer ein Ergebnis, auf das alle stolz sind: die Nachwuchsreporter und -reporterinnen, die Eltern und Lehrkräfte, die Museen, Gedenkstätten sowie die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden. Was am Ende entsteht, ist mehr als ein museumspädagogisches Produkt. Es ist ein innovatives Projekt in der alltäglichen museumspädagogischen Vermittlungstätigkeit. Mehr als 130 Audioguide-Projekte sind seit 2006 in Zusammenarbeit mit der Stiftung Zuhören entstanden. Audioguides sind ein messbares Erfolgsmedium in der museumspädagogischen Vermittlung. Besucher und Besucherinnen mit einer Audioführung verweilen länger in einer Ausstellung als die ohne. Rund jeder Dritte greift zum „Mann im Ohr“, der besonders bei Jugendlichen sehr beliebt ist. Wurde der Audioguide zudem von anderen Kindern oder Jugendlichen produziert, die ihr Interesse an den Ausstellungsinhalten in ihrer eigenen Sprache formulieren, bestehen gute Aussichten, dass der Nachwuchs Lust auf Museum bekommt und als regelmäßiger Besucher für das eigene Museum gewonnen werden kann. « « «

Und so geht es: In 13 Schritten zum Audioguide 1. Planung: Was ist das Thema? Wie viele und welche Orte oder Exponate sollen einbezogen werden? Wer macht mit? Wer kann inhaltlich/organisatorisch unterstützen? 2. Heranführung an die Umsetzung: Wie kann ein Audioguide klingen? Hörbeispiele vorführen (z. B. stiftung-zuhoeren.de). 3. Reportertraining: Wie mache ich eine gute Aufnahme? Geräusche aufnehmen, ­Interviews an verschiedenen Orten machen. Wie führe ich ein gutes Interview? Straßenumfrage, Probeinterviews mit dem Hausmeister etc. machen. Wie lasse ich „Kino im Kopf“ meines Zuhörers entstehen? Als Reportage-Übung ­Gegenstände beschreiben lassen. 4. Einstieg in das Thema: Stadtralley machen, eine thematisch verwandte Ausstellungbesuchen, einen literarischen Text lesen … 5. Themenfestlegung und Gruppeneinteilung: In Kleingruppen gestalten die Teil­ nehmenden auf Postern Mindmaps zu ihrem Exponat. 6. Recherche: Beinhaltet nicht nur die Internetrecherche, sondern auch Bibliotheken und Archive. Ansprechpartner werden gesucht und Experten befragt. 7. Konzeption der Hörstücke: Welche Form eignet sich für unser Thema? Was sollen die wesentlichen Inhalte meines Audios sein? Welche Geräusche, Atmosphären oder Musik brauche ich? 8. Aufnahmen machen: Auf Störgeräusche achten, Windschutz fürs Mikro verwenden! Hörspielszenen an akustisch geeigneten Orten aufnehmen. 9. Texten: Die ausgewählten O-Töne werden abgetippt und mit erklärenden Rahmentexten verbunden. 10. Audioschnitt: O-Töne schneiden, Lautstärken anpassen. Die einzelnen Ausschnitte gut beschriften und abspeichern. 11. Musikauswahl: Bei Audioguides, die im Internet veröffentlicht werden, nur ­GEMA-freie Musik verwenden. Noch besser: Musik selbst komponieren. 12. Produktion: Nun wird alles im Schnittprogramm zusammengesetzt: Sprachauf­ nahmen, O-Töne, Geräusche, Musik. 13. Präsentation: Einen tollen Projektabschluss bildet die Präsentation des fertigen Audioguides vor Kooperationspartnern, Mitschülern, Eltern und anderen Interessierten. Interesse geweckt? Gerne steht Ihnen die Stiftung Zuhören für Fragen zur Verfügung, wenn Sie ein eigenes Audioguide-Projekt realisieren möchten.


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Besuchermagneten schaffen … auch jenseits der Großstadt: Das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn lockt mit Interaktivität, einzigartigen Exponaten und weckt den Entdeckergeist.

von Andreas Stolte

» » » Nicht im Silicon Valley, sondern im westfälischen Paderborn steht das weltgrößte Computermuseum. Einzigartig ist das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) neben seiner Größe von 6.000 m2 Ausstellungsfläche aber vor allem aufgrund seiner inhaltlichen Konzeption. Die Dauerausstellung umfasst 5.000 Jahre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Informationstechnik, von der Keilschrift über Rechen- und Schreibmaschinen bis zu Internet und Robotik. Ergänzt wird der Museumsbereich durch ein Forum mit einem umfangreichen Veranstaltungsangebot. Vorträge, Workshops und Tagungen thematisieren den weitreichenden Einfluss der Informationstechniken auf Mensch und Gesellschaft. Die ersten Ideen für ein Computermuseum gehen auf den bedeutenden deutschen Computerpionier Heinz Nixdorf zurück, der bereits Mitte der 1970er-Jahre des letzten Jahrhunderts begann, erste Objekte zu sammeln. Nach seinem plötzlichen Tod 1986 griff die von ihm gegründete Stiftung Westfalen seine Idee auf Andreas Stolte  und realisierte seit 1992 unter der Leitung ist Pressesprecher des Heinz Nixdorf des langjährigen Stiftungsvorsitzenden MuseumsForums. Dr. Gerhard Schmidt die Errichtung des Weitere Informationen  Museums, das Bundeskanzler Helmut astolte@hnf.de www.hnf.de Kohl am 24. Oktober 1996 eröffnete. Multimediale Zeitreise » » » Der Rundgang durch das Museum ist als multimediale Zeitreise angelegt.

Sie beginnt bei der Entstehung von Zahl und Schrift in Mesopotamien 3000 vor Christus und endet im Informationszeitalter des 21. Jahrhunderts. Zu den Höhepunkten zählen der funktionstüchtige Nachbau der Leibniz-Rechenmaschine, ein Thomas-Arithmomètre von 1850, Komponenten des ENIAC-Rechners von 1945, der Bordrechner der Gemini-Raumkapsel und der Apple 1. Mit dieser Konzeption und Präsentation repräsentierte das HNF bei seiner Eröffnung eines der modernsten und innovativsten Museen Europas. Seitdem sehen sich die Mitarbeiter des HNF einer dreifachen Herausforderung gegenüber: Erstens müssen sie die sich rasch wandelnden Entwicklungen der Informationstechnik vermitteln, zweitens wird ein Museum immer stärker als Unterhaltungsort wahrgenommen, und letztlich müssen sie dafür sorgen, dass Besucher auch aus größeren Entfernungen und wiederholt den Weg nach Paderborn suchen, um weiterhin den Besucherschnitt von 116.000 pro Jahr zu halten. Museum zum Mitmachen » » » War das HNF bereits bei seiner Eröffnung Vorreiter in Sachen Interaktivität im Museum, so sind die Besucher heute vielfach durch Science Center einen extrem hohen Grad an Mitmachstationen gewöhnt. Auch der Einsatz von multimedialen Elementen, 1996 beinahe revolutionär, wird heute – angesichts von Smartphones – in einem Museum kaum noch als etwas Besonderes betrachtet. Daher versucht das HNF, die vorhandenen interaktiven Elemente weiterzuentwickeln und vor allem museumsdidaktisch sinnvoll einzusetzen. Daneben wird das Museum der Zukunft seine außerordentliche Reputation aber vor allem durch seine Einzigartigkeit, das heißt seine Exponate behalten können. Daher sind die


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herausragenden Originale wie die ersten Schreibmaschinen oder frühe Mobiltelefone genau das, womit man heute Besucher beeindrucken kann. Dies gilt umso mehr für die nachwachsende Generation, die sich nicht vorstellen kann, dass der erste Laptop zwölf Kilogramm wog. Immer Neues entdecken » » » In dieser Richtung wird das HNF in seiner inhaltlichen Tiefe und seiner zeitlichen Ausdehnung ständig erweitert. So konnten vor einigen Monaten zwei herausragende Rechengeräte aus dem 17. und 18. Jahrhundert erworben werden, die den technologischen Übergang vom schriftlichen

Rechnen zu den mechanischen Rechenmaschinen bilden. Zugleich wurden zwei Roboter installiert, die dem Besucher nicht nur die neueste Generation der Robotik nahebringen, sondern ihn auch unterhalten und informieren. Der schauspielernde RoboThespian spielt Filmszenen nach oder imitiert die Bewegungen seines Gegenübers. PETER, Paderborns Erster Toller ErklärRoboter, ist einer der ersten Roboter, der in einem deut-

schen Museum seine Bahnen zieht und Besucher zu ausgewählten Ausstellungsbereichen führt. Neben der Strategie „Im HNF gibt es immer etwas Neues zu entdecken!“ bilden Sonderausstellungen, museumspädagogische Veranstaltungen, Workshops und Vorträge ein umfangreiches Programm, das sich mit den Themen des HNF auseinandersetzt, bestimmte Besuchergruppen gezielt anspricht und einige Themen, die museal nur schwer darzustellen sind, inhaltlich vertieft. So versteht sich das HNF auch als Ort der Diskussion und des Diskurses, den bereits zwei Bundeskanzler und drei Bundespräsidenten besucht haben. Besondere Aufmerksamkeiten erzielten in der Vergangenheit die Sonderausstellungen Computer.Gehirn, Computer.Medizin mit 94.000 Besuchern und Computer.Sport, zu deren Eröffnung „Das aktuelle Sportstudio“ live aus dem HNF sendete. Spezielle Angebote für Schulklassen » » » Seit einiger Zeit hat das HNF verstärkt Themen aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) in den Fokus gerückt. Sonderausstellungen wie „Mathematik interaktiv“, die Ausrichtung von Jugendwettbewerben wie FIRST LEGO League und Jugend forscht oder die Organisation der Paderborner Wissenschaftstage gehören dazu. Außerdem ist das HNF seit drei Jahren Standort eines zdi-Schülerlabors. Mit diesen Aktivitäten ist es gelungen, die Attraktivität des HNF für Schulklassen und Jugendliche über die klassische Museumsführung hinaus zu erweitern. Zudem hat die Heinz Nixdorf Stiftung eine spezielle Initiative für Schulklassen ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, den Schülern Heinz Nixdorf als Wegbereiter der Informationsgesellschaft und als Sportförderer nahezubringen. Schulklassen ab der Jahrgangsstufe vier und Kurse aller Schulformen, die eine Führung durch das HNF in Kombination mit einem ausgewählten Sportprogramm im Ahorn-Sportpark buchen, erhalten einen einmaligen Kostenzuschuss in Höhe von zwei Dritteln der entstehenden Reise- und Programmkosten bis zu maximal 500 Euro. Modernes Marketing und eine intensive Pressearbeit haben die Aktivitäten des HNF stets begleitet. Denn Ziel der Museumsmacher ist es, dass bei dem Stichwort Computermuseum die meisten Menschen nicht ans ferne Kalifornien, sondern an das ostwestfälische Paderborn denken. « « «


26 StiftungsWelt 04-2013

Gutes Geld für unser Museum Der Bevölkerung eine Plattform zum Mitwirken bieten – Fördererpflege und Fundraising im Städel Museum

von Sophia Athié, Kristin Westermann, von Julia Lange, Julia Hammer und Konstanze Krone

Das Städel Museum, einst die erste bürgerliche Museumsstiftung in Deutschland, zählt auf das Engagement der Bürger. Mit stark individualisierten Fundraising- und Sponsoringaktivitäten gelingt es den Museumsmachern, die Bevölkerung für das Museum – auch finanziell – einzuspannen.

» » » Das Städel Museum in Frankfurt am Main zählt zu den renommiertesten und mit jährlich rund 450.000 Besuchern zu den beliebtesten deutschen Kunstmuseen. Gegründet im Jahre 1815, hat das Haus eine bewegte, fast 200-jährige Geschichte. Der Frankfurter Kaufmann und Bankier Johann Friedrich Städel verfügte, dass seine Kunstsammlung und sein Vermögen der Gründung eines Kunstinstituts „zum Besten hiesiger Stadt und Bürgerschaft“ zu widmen sei. Seitdem hat sich das Städel Museum stetig weiterentwickelt, seine Sammlung sowie seine räumliche Situa-


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen in der Museumslandschaft 27

tion kontinuierlich optimiert, ergänzt und erweitert. Zuletzt wurde von 2009 bis 2012 ein architektonisch gefeierter, unterirdischer Erweiterungsbau für die Präsentation der Gegenwartskunst errichtet. Als erste bürgerliche Museumsstiftung in Deutschland steht das Städel beispielhaft für ein breites privates Engagement, das ganz wesentlich zur Erhaltung und Entwicklung dieser außergewöhnlichen Kulturinstitution beiträgt. Mit Fundraisingaktivitäten die Sympathie der Bürger gewinnen » » » Die Fundraising-Abteilung am Städel betreut vor allem private Großspender sowie die diversen Gremien des Museums. Dazu gehören das Kuratorium, ein beratendes Fördergremium mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft; das Städelkomitee 21. Jahrhundert, dessen Mitglieder mit privaten, substanziellen Jahresbeiträgen gezielt den Ankauf zentraler Werke für die Sammlung Gegenwartskunst finanzieren; sowie die Städel Gartengesellschaft, die eine zeitgenössische, kostenfreie Kunstprogrammreihe mit Installationen, Performances, Klang- und Videokunst im Garten ermöglicht. Seit jeher spielt privates Engagement eine unverzichtbare Rolle am Haus, mittlerweile kanalisiert ein diversifiziertes Förderprogramm die gezielte Ansprache und persönliche Einbindung von Unterstützern. Paten eines Sammlungssaals oder eines charakteristischen Oberlichts im Städelgarten stehen für eine

großzügige, langfristige Förderung. Auf zwei verschiedenen Tafeln im Haus sind die Städelschen Mäzene, die sich in besonderem Maße verdient gemacht haben, sowie die großzügigen Förderer der Erweiterung zu finden. Auf persönlicher Ebene werden die Menschen betreut, die nach dem Vorbild Friedrich Städels das Museum in ihrem Testament bedenken. Auch Anlassspenden im Rahmen von Fundraisingveranstaltungen wie Benefiz-Dinner werden generiert. Äußerst umfangreich waren zudem die Fundraising­ aktivitäten im Rahmen der Kapitalkampagne für die Städel-Erweiterung „Frankfurt baut das neue Städel. Bauen Sie mit“. Die preisgekrönte Bürgerkampagne wurde realisiert, um erstens die Gesamtprojektkosten von 52 Millionen Euro mit einem Spendenziel von 5 Millionen Euro zu unterstützen. Außerdem ging es darum, über das Projekt zu informieren, dessen Bekanntheit zu steigern sowie Sympathien und Begeisterung für die größte Erweiterung in der Geschichte des Städels zu wecken. Zielgruppe waren die Bürger Frankfurts und der Region. Durch einen Kampagnenmechanismus, der eine Individualisierung erlaubt, konnten zahlreiche Kooperationspartner, Unterstützer, Spender, Privatpersonen und Stiftungen aktiviert werden. Ihnen wurde eine Plattform geboten, um sich individuell einzubringen und dabei zu sein. Das „Visual“ der Kampagne war der gelbe Gummi­stiefel, der – angelehnt an Baustiefel – das Mithelfen an der (Kunst-) Baustelle symbolisierte. Flankiert wurden die Fund-


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raisingkampagne von vielfältigen Social Media-Aktivitäten sowie Marketing- und klassischen PR-Maßnahmen. Am Ende hat die Kampagne alle Erwartungen übertroffen: Rund 15.000 private Unterstützer spendeten 5,4 Millionen Euro für „ihr“ Städel.

Abteilung Fundraising Sophia Athié Leiterin Kristin Westermann  Abteilung Sponsoring Julia Lange Leiterin Julia Hammer Konstanze Krone Weitere Informationen  athie@staedelmuseum.de lange@staedelmuseum.de www.staedelmuseum.de

Mit Sponsoring-Aktivitäten große Ausstellungsvorhaben ermöglichen » » » Die Abteilung Sponsoring ist zuständig für die Ansprache, die laufende Kontaktpflege und strategische Außendarstellung des Städel Museums gegenüber Entscheidungsträgern aus Wirtschaft, Bürgertum, privaten und öffentlichen Organisationen sowie Stiftungen. Neben der Betreuung bestehender Förderer gilt es, Stiftungen und Unternehmen – lokal, national wie auch international – für eine ideelle und insbesondere finanzielle Unterstützung von Projekten zu gewinnen. Erst durch diese Unterstützung kann das Städel seinen Kernaufgaben, Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln, in der angestrebten Qualität gerecht werden. Große Ausstellungsvorhaben von internationaler Strahlkraft wie auch kleinere Ausstellungsreihen können mit der zusätzlichen Unterstützung ebenso umgesetzt werden wie Symposien, Vortragsreihen, Musikveranstaltungen; Publikationen oder Bildungsprogramme ebenso wie auch die Renovierung von Sammlungsflächen, die Restaurie-

200 Jahre Städel Museum 1815 als bürgerliche Stiftung von Johann Friedrich Städel begründet, gilt das Städel als Deutschlands älteste Museumsstiftung. Die Sammlung bietet einen Überblick über 700 Jahre europäische Kunstgeschichte – vom frühen 14. Jahrhundert über die Renaissance, den Barock und die klassische Moderne bis in die Gegenwart. Neben dem Sammeln und Bewahren bilden die wissenschaftliche Erforschung des Bestandes, die Entwicklung von Ausstellungen aus dem Sammlungszusammenhang und ein vielseitiges Kunstvermittlungsangebot Schwerpunkte der Museumsarbeit. 2015 feiert das Städel sein 200-jähriges Bestehen. Neben Veranstaltungen zur bewegten Geschichte des Hauses, einem großen Bürgerfest am Tag der Stiftungsgründung (15. März 2015) und einem wissenschaftlichen Symposium zur Rolle des Museums im 21. Jahrhundert stehen Ausstellungen zur „Geburt des Impressionismus“ und zur deutschen Malerei der 1980er-Jahre auf dem Programm.

rung zentraler Kunstwerke oder Neuerwerbungen für die Weiterentwicklung der Sammlung. Die institutionelle Förderung durch langfristige Partnerschaften garantiert dem Museum Planungssicherheit und Kontinuität. Als fester Bestandteil und stützende Säulen sind die Partnerschaften im Profil des Hauses verankert. Sie eröffnen Unternehmen die Möglichkeit, ihr kulturelles Engagement als Good Corporate Citizen über gemeinsame öffentliche Auftritte im Kreis der Partner und Förderer sichtbar werden zu lassen und ihrer Verbundenheit mit dem Städel Ausdruck zu verleihen. Genauso ist das Engagement von Stiftungen für das Städel in seiner Tradition als Ort der Forschung und wissenschaftlichen Auseinandersetzung von zentraler Bedeutung. Dank der fortwährenden Unterstützung von Stiftungsseite ist es möglich, bedeutende Projekte im Ausstellungs-, Forschungs- und Vermittlungsbereich zu realisieren und weiterzuentwickeln. Über die rein finanzielle Förderung hinaus setzen Stiftungen mit ihrer Unterstützung zugleich ein deutliches Zeichen der Anerkennung für die traditionsreiche, stetige Arbeit mit dem eigenen Sammlungsbestand. Gleichzeitig können dank des Engagements von Stiftungen auch weniger öffentlichkeitswirksame, aber für das Museum wichtige und nachhaltige Projekte realisiert werden. « « «

Gutes Geld Tipps, wo und wie Museen überall zusätzlich Gelder einwerben können: » Kurzfristige Projektförderungen durch Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen für Ausstellungen, Sonderveranstaltungen, Bildungsprogramme » Längere Partnerschaften mit Unternehmen als Förderung der Institution » Partnerschaften mit Unternehmen als Förderung von Projekten über einen längeren Zeitraum » Einmalförderungen für Sonderprojekte » Benefiz-Veranstaltungen » Mäzenatische Patenschaftsmodelle für Privatpersonen, Unternehmen und Stiftungen » Kapitalkampagnen zu Großvorhaben » Förderung durch museumszugewandte Gremienarbeit » Erbschaftsspenden » Museumsförderverein als rechtlich unabhängige Institution


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Ein Historisches Erbe bewahren Eine kommunale Stiftung sichert den Bestand des Museums Kloster und Kaiserpfalz Memleben.

von Andrea Knopik » » » Als Pfalz und Sterbeort König Heinrichs I. und Kaiser Otto des Großen ist Memleben ein bedeutender Schauplatz europäischer Geschichte. Nach dem Tod seines Vaters stiftete Kaiser Otto II. 979 das Benediktinerkloster Memleben. Von dem einstigen Reichskloster zeugen heute noch immer die verbliebenen Mauerteile der Monumentalkirche mit ihrer gewaltigen Toranlage und der Klosterruine. Nach der über Jahrhunderte andauernden landwirtschaftlichen Nutzung der Klostergebäude und der Nutzung des Areals durch ein Volkseigenes Gut in der DDR hatten die Gemeinde Memleben und der Förderverein Kloster und Kaiserpfalz Memleben nach 1989 die Verantwortung für das historische Erbe des Klosters übernommen. In der Folge bauten der Verein und die Gemeinde ein kleines Museum mit pädagogischem Programm auf, etablierten Kulturveranstaltungen und kümmerten sich um denkmalpflegerische Maßnahmen, die den Fortbestand der Anlage langfristig sichern sollten. All diese Aktivitäten stießen auf große Resonanz, allerdings waren sie schon bald nicht mehr durch einen ehrenamtlich geführten Verein zu bewerkstelligen. Vor allem auch die finanzielle Belastung konnte weder vom Verein noch von der Gemeinde Memleben getragen werden. Mit Gründung der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben im Oktober 2008, die seitdem auch Eigentümer des Klosters ist und inzwischen zahlreiche Zustiftungen erhalten hat, sollte sich dies grundlegend ändern: Die Gemeinde Memleben errichtete eine kommunale, gemeinnützige Stiftung privaten Rechts, anerkannt von der Stiftungsaufsicht des Landes Sachsen-Anhalt. Das Land Sachsen-Anhalt stiftete rund 600 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche im direkten Umfeld des Klosters zu. Diese Zustiftung soll sicherstellen, dass der Stiftungszweck auf Dauer erreicht werden kann. Organe der Stiftung sind der zweiköpfige Vorstand sowie das Kuratorium. Die Position des ersten Vorstandes ist mit dem Amt des Bürgermeisters der Verbands-

gemeinde verbunden, der Memleben heute angehört und die die Verwaltung der Stiftung durchführt. Der zweite Vorstand ist an die Position der Museumsleitung gekoppelt. Zweck der Stiftung ist die Erhaltung und Förderung von Kloster und Kaiserpfalz Memleben unter denkmalpflegerischen, historischen und kulturellen Gesichtspunkten. Ein wissenschaftlicher Beirat unterstützt zudem bei der Entwicklung langfristiger Projekte. Die tägliche Stiftungsarbeit wird durch den Betrieb des Museums dominiert. Die Sicherung der Öffnungszeiten, das Durchführen der museumspädagogischen Angebote und der Veranstaltungen nehmen innerhalb der Saison einen großen Anteil der Arbeit in Anspruch. Die Unterhaltung und Weiterentwicklung des Museums und die Planung für die kommende Saison fallen meist in die Wintermonate. Eine große Herausforderung stellen vor allem der Unterhalt und die Sicherung der historischen Bausubstanz dar – nicht nur finanziell, sondern auch denkmalfachlich –, für die wir auf unsere zahlreichen Partner und Förderer angewiesen sind. « « «

Andrea Knopik  ist Kunsthistorikerin und leitet das Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben. Sie ist zugleich Amtsleiterin für Tourismus der Verbandsgemeinde An der Finne. Weitere Informationen  info@kloster-memleben.de www.kloster-memleben.de


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Gelebte Inklusion im Museumsalltag Im Freilichtmuseum am Kiekeberg haben Mitarbeiter mit Behinderung einen festen Platz.

von Marion Junker

» » » Vor 25 Jahren fing alles recht überschaubar an – und doch war der erste Arbeitstag am 1. August 1988 eine große Besonderheit: Vier Menschen mit Behinderung und ein Gruppenleiter nahmen im Freilichtmuseum am Kiekeberg ihre Arbeit auf. Damit waren sie Vorreiter in der neuen pädagogischen Ausrichtung, Menschen mit Behinderung nicht nur in geschützten Werkstätten, sondern mit Menschen ohne Behinderung zusammen zu beschäftigen. Ein Experiment, das glückte. Das Freilichtmuseum am Kiekeberg feiert 2013 sein 60-jähriges Jubiläum. 1987 kaufte der Landkreis Harburg, in dem es liegt, das Museum von der Stadt Hamburg. Damals übernahm Prof. Dr. Rolf Wiese die Leitung, er ist bis heute Museumsdirektor. „Den Politikern und uns Museumsmitarbeitern lag damals schon die Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderungen und das soziale Engagement am Herzen. Eine öffentliche Einrichtung, die für die Menschen der Region da ist, sollte möglichst viele integrieren“, erklärt Rolf Wiese. Marion Junker  leitet die Abteilung PR + Marketing der Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg. Weitere Informationen  junker@kiekeberg-museum.de www.kiekeberg-museum.de www.wohnheim-wennerstorf.de

Soziales Leitbild bestimmt die Museumsphilosophie » » » Das soziale Engagement wurde ein fester Bestandteil der Museumsphilosophie und der Landkreis Harburg unterstützt diese Arbeit bis heute finanziell und ideell. Als das Museum

vor zehn Jahren in eine eigene Stiftung privaten Rechts überführt wurde, fand der Gedanke des Sozialen Eingang in die Stiftungssatzung (§ 2): „Zweck der Stiftung sind kulturelle und soziale Aufgaben und der Betrieb von Museen im Landkreis Harburg.“ Außerdem richtet die Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg ihr Handeln an einem eigens erstellen sozialen Leitbild aus, in dem auch das eigene Wohnheim für Menschen mit Behinderung, das 2008 eröffnete, integriert wurde. Wichtig ist, dass das Museum auch die pädagogische Begleitung der Mitarbeiter sicherstellt. „Von Beginn an arbeiten wir mit der Lebenshilfe Lüneburg Harburg zusammen. Sie ist ein qualifizierter und verlässlicher Partner für uns, aber auch für die Mitarbeiter“, resümiert Rolf Wiese. Die Gruppenleiter vor Ort organisieren die unterschiedlichen Tätigkeiten, betreuen ihre Gruppen, sind aber auch Ansprechpartner für Mitarbeiter ohne Behinderung. „Ich habe oft den Eindruck, dass die Herausforderung für die Nicht-Behinderten größer ist. Unsere neuen Mitarbeiter hatten meist noch keinen Kontakt zu Menschen mit Behinderung“, meint Rolf Wiese. „Aber wir gewöhnen uns schnell aneinander.“ Im Laufe der Jahre wuchs die Anzahl der Mitarbeiter mit Behinderung im Freilichtmuseum und seiner Außenstelle Museumsbauernhof Wennerstorf auf insgesamt 30. Auch die Arbeitsbereiche haben sich verändert. Zunächst wurden die Menschen mit Behinderung nur dort eingesetzt, wo sie keinen Kontakt mit Besuchern hatten: Metalle entrosten, Veranstaltungen vor- und nachbereiten, Postversand waren damals die üblichen Tätigkeiten. Sie gehören bis heute zum Tätigkeitsportfolio. Doch die Arbeitsbereiche haben sich weit ausgedehnt. Die Mitarbeiterinnen


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und Mitarbeiter werden individuell – ganz nach ihren persönlichen Voraussetzungen und Vorlieben – gefördert und eingesetzt. Tierpflege und das Ausmisten der Ställe gehören damit in einem Freilichtmuseum genauso zum Arbeitsalltag wie Fenster putzen, Rasen mähen und Ausschank bei Ausstellungseröffnungen. Im Museumsbauernhof sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung vor allem in der Bioland-Landwirtschaft beschäftigt, sie kochen das hofeigene Gemüse ein und verarbeiten es zu Suppen, Chutneys oder Saft weiter. Im Winter hacken sie Brennholz oder ziehen Bienenwachskerzen für den Museumsladen. Soziales Leitbild bestimmt die Museumsphilosophie » » » Auch die Konzepte der Inklusionsarbeit entwickeln sich weiter: Heute wird darauf geachtet, dass Menschen mit Behinderung, soweit sie es sich zutrauen, Kontakt mit nicht behinderten Menschen haben. Im Freilichtmuseum und auf dem Museumsbauernhof werden sie als Mitarbeiter von Besuchern angesprochen. Sie helfen bei Veranstaltungen und führen Gruppen zu speziellen Themen durch das Museum. Immer wieder assistieren sie auch bei museumspädagogischen Aktionen. Schulkinder lernen dann von ihnen, z. B. wie Menschen früher auf Feuer kochten oder das Getreide droschen.

Attraktive Anlaufstelle auch für Besucher mit Behinderungen » » » Ein Freilichtmuseum ist in besonderem Maße geeignet, Menschen mit Behinderung einzustellen. „Wir bieten als Arbeitgeber einen hohen Anteil manueller Arbeiten“, berichtet Rolf Wiese. „Aber auch andere Einrichtungen können Menschen mit Handicaps integrieren – beispielsweise in Aufsicht, Reinigungsdienst, Pressearchiv, Museumsladen. Und die Schulklassen, mit denen sie zusammenarbeiten, sind begeistert von der emotionalen und inhaltlichen Kompetenz. Wir überlegen mit der Lebenshilfe kontinuierlich, wie wir in Zukunft noch enger zusammenarbeiten können.“ Im Übrigen wird im Freilichtmuseum und am Museumsbauernhof nicht nur gearbeitet: Viele Mitarbeiter kommen auch in ihrer Freizeit vorbei, mit Freunden oder der Familie. Der Eintritt in die Museen ist für Besucher unter 18 Jahren, aber auch für Menschen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 80 frei (zusätzlich für eine notwendige Begleitperson). Der Anteil von Menschen mit Behinderung an der Besucherzahl hat sich in den vergangenen Jahren, insbesondere durch eine starke Öffentlichkeitsarbeit zu diesem Thema, erhöht. So erfüllt das Museum seinen sozialen Anspruch auf Inklusion auf mehreren Wegen: allen Menschen einen Zugang zu schaffen und Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt miteinander Arbeit und Freizeit zu ermöglichen. « « «


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StiftungsWelt 04-2013

Sammlungen neu verstehen Forschung an Sammlungen als Basis für nachhaltige Museumsarbeit

von Dr. Adelheid Wessler

» » » Museen sammeln nicht nur materielle Objekte. Sie bewahren kulturelles Erbe, vermitteln Kunst, informieren über Geschichte und eröffnen neue Einblicke in die Natur. Dass Museen diese Aufgaben haben, ist als wichtiger gesellschaftlicher Beitrag anerkannt. Doch in Museen geschieht viel mehr: Dort forschen Wissenschaftler mit und an den Sammlungen – und auch über sie. Diese Tätigkeiten nimmt die Öffentlichkeit bislang nur unzureichend wahr. Und leider trifft dies auch für einen großen Teil der Hochschulen zu. Dabei bildet die wissenschaftliche Arbeit im Hintergrund die Basis für die vielfältigen sichtbaren Aktivitäten eines Museums. Sie bildet zudem die Schnittstelle zwischen Museen und einer wissenschaftsfördernden Einrichtung wie der VolkswagenStiftung.

Seit 2008 fördert die VolkswagenStiftung die Forschung in Museen in einem fach- und themenoffenen Förderangebot. Sie möchte damit einer Entwicklung entgegentreten, in der Forschungsarbeit zugunsten von spektakulären Ausstellungen und öffentlichkeitswirksamen Events in den Hintergrund gerückt ist. Angesichts chronisch leerer öffentlicher Kassen wurden hohe Besucherzahlen und damit finanzielle Einnahmen zu einem zentralen Ziel der Museumsarbeit. Aus Sicht der Museumsträger ist diese Fokussierung nachvollziehbar. Für die Zukunft der Museen bietet sie keine nachhaltige Perspektive. Nur die Forschung an den Museumssammlungen kann langfristig die Basis für eine fundierte Ausstellungstätigkeit bilden. Bessere Vernetzung zwischen Museen und Hochschulen stärkt Forschung » » » Um eine Förderung seitens der VolkswagenStiftung zu erhalten, müssen sich die Museen mit anderen Forschungseinrichtungen, insbesondere Universitäten, vernetzen. Grund hier-


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für ist die Beobachtung, dass in einem Großteil der museumsbezogenen Fächer, z. B. Archäologie, Ethnologie, Geologie und Biologie, universitäre Forschung und Lehre praktiziert wird, ohne die vor Ort vorhandenen Sammlungen einzubeziehen. Diese Entkopplung hat zur Folge, dass es insbesondere den kleinen und mittleren Institutionen, die den Großteil der Museen in Deutschland ausmachen, an Forschungskapazitäten fehlt, um das eigene Inventar fachgerecht zu erschließen. Langfristig führt diese Entwicklung zu einem eklatanten Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs für die Museumsarbeit. Deshalb zielt die Förderinitiative darauf ab, die Museen selbst als Forschungsinstitutionen zu stärken und gleichzeitig den wissenschaftlichen Nachwuchs in der sammlungsbezogenen Forschung zu fördern. Hauptzielgruppe sind kleine und mittlere I­ nstitutionen » » » Im Rahmen der Förderinitiative „Forschung in Museen“ hat die VolkswagenStiftung in den vergangenen fünf Jahren drei Ausschreibungsrunden durchgeführt. Dabei gab es 46 Bewilligungen mit einer Gesamtsumme von 14,8 Millionen Euro. 37 Bewilligungen gingen an Projekte, in denen Museumssammlungen in Kooperation mit Universitäten erforscht werden. Der Großteil ist an mittleren und kleinen Institutionen in kommunaler oder Landesträgerschaft angesiedelt. Nur ein kleiner Teil ging an große naturwissenschaftliche oder kulturhistorische Institutionen, die ohnehin schon forschungsstark sind. Thematisch behandeln die Forschungsprojekte Sammlungen aus sehr unterschiedlichen Fachberei-

Museumsförderung mit Tradition Die Förderung von Museen durch die VolkswagenStiftung hat Tradition. Bereits von Beginn ihrer Arbeit im Jahre 1962 an nahm sie entsprechende Förderanträge entgegen. Gezielte Angebote für Museen entwickelte die Stiftung seit den 1970er-Jahren mit nachhaltig wirksamen Initiativen, darunter die frühen Digitalisierungsprogramme „Erfassen, Erschließen, Erhalten von Kulturgut als Aufgabe der Wissenschaft“ (1976–1982) und „Beispiele kulturwissenschaftlicher Dokumentation“ ­(1982–1999) sowie die interdisziplinären, die Kooperation von Forschern und (Museums-)Praktikern einschließenden Förderinitiativen „Archäometrie“ (1971–1985) und ­„Archäometallurgie“ (1987–1995).

chen. So werden geologische, archäologische und biologisch-medizinische Sammlungen ebenso untersucht wie kunst- und kulturhistorische. Derzeit evaluieren externe Expertinnen und Experten das Förderangebot mit dem Ziel, es noch stärker an die Bedürfnisse der Museen – insbesondere der kleinen und mittleren – anzupassen. Neben der Förderung von Forschungskooperationen hat sich die Stiftung das Ziel gesetzt, spezielle Themen in Fachkonferenzen aufzugreifen. Dadurch sollen die Bedeutung der sammlungsbezogenen Forschung sowie die Rolle von Museen als Forschungsinstitutionen in der Öffentlichkeit bekannter werden. Bislang standen beispielsweise die Themen „Original und Fälschung“ sowie „Provenienzforschung“ im Mittelpunkt. Auch für die nächsten Jahre sind weitere themen- und strukturbezogene Veranstaltungen geplant – z. B. zum Umgang mit Human Remains in Museumssammlungen.

Dr. Adelheid Wessler  ist seit 2007 Förderreferentin der VolkswagenStiftung und u.a. für die Initiative „Forschung in Museen“ zuständig, die sie maßgeblich mitentwickelt hat. Die Ethnologin hat an der Universität Köln zu Museen in Afrika promoviert. Ab 1999 hat sie an verschiedenen Museen selber sammlungsbezogene Forschung betrieben und Ausstellungen kuratiert. Heute zählt die Beratung von Antragstellern, die Betreuung der Forschungsprojekte und die Weiterentwicklung der Förderinitiative zur ihren Hauptaufgaben. Für Juni 2014 bereitet sie eine Tagung zur Bedeutung sammlungsbezogener Forschung in der Wissensgesellschaft vor. Weitere Informationen  wessler@volkswagenstiftung.de www.volkswagenstiftung.de/ forschung-in-museen

Nur gemeinsame Förderung sichert die Zukunft der Museen » » » Als gemeinnützige wissenschaftsfördernde Institution kann die VolkswagenStiftung in verschiedenen Wissenschaftsbereichen wie der sammlungsbezogenen Forschung Impulse setzen. Sie kann bewährte Praxisbeispiele bekannt machen und positive nachhaltige Effekte für die Museen aufzeigen. Sie kann exemplarisches Gelingen ermöglichen und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die künftig an der Schnittstelle zwischen Museum und Hochschule arbeiten wollen, eine finanziell gesicherte Qualifizierungsmöglichkeit bieten. Eines jedoch kann die Stiftung alleine nicht leisten: das System im Ganzen verändern. Deshalb gilt ein Appell den Museumsträgern, die Museumsarbeit langfristig mit sicherer Finanzierung auszustatten. Nur wenn die Museen die Möglichkeit erhalten, mit ihren Sammlungen zu arbeiten, sie zu be- und erforschen, entsteht die Grundlage für nachhaltige Museumsarbeit. Und nur dann können die Museen ihr Alleinstellungsmerkmal behaupten. « « «


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Stärken bündeln Eine Stiftung, drei Museen, 2.000 Jahre Kommunikationsgeschichte

von Monika Seidel

je ein Museum für Kommunikation in Berlin, Frankfurt am Main und Nürnberg. Die reichhaltigen Sammlungsbestände sind in den Depots in Berlin und Frankfurt sowie im Archiv für Philatelie in Bonn konzentriert.

Unter dem Dach der Museumsstiftung Post und Telekommunikation sind drei Museen vereinigt, die sehr eigenständig agieren und zugleich in vielen Arbeitsbereichen eng miteinander kooperieren.

» » » Die Museumsstiftung Post und Telekommunikation, 1995 im Zuge der bundesdeutschen Postreform gegründet, ist eine bundesunmittelbare Stiftung öffentlichen Rechts mit Sitz in Bonn. Die Rechtsaufsicht obliegt dem Bundesministerium der Finanzen, während ein für jeweils fünf Jahre berufenes Kuratorium als Stiftungsrat fungiert. Finanziell getragen wird die Museumsstiftung von der Deutschen Post AG und der Deutschen Telekom AG. „In der deutschen Museumsszene war diese besondere Konstellation seinerzeit ein Novum“, sagt Dr. Lieselotte Kugler, die seit 2007 der Museumsstiftung als Kuratorin vorsteht – und bis heute gilt die Kooperation zwischen der Museumsstiftung und den beiden Konzernen als gelungenes Beispiel einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Um dem Stiftungszweck – der SammMonika Seidel  lung, Bewahrung, Erschließung und Verist Pressereferentin beim Museum für mittlung der gesamten Entwicklung der Kommunikation Berlin. Nachrichtenübermittlung in den Bereichen Weitere Informationen  Post und Telekommunikation – nachzum.seidel@mspt.de www.mfk-berlin.de kommen, unterhält die Museumsstiftung

Museum für Kommunikation Berlin Die historischen Wurzeln der Stiftung und ihrer Institutionen gehen zurück auf das 1872 gegründete Reichspostmuseum, das heutige Museum für Kommunikation Berlin. Dieses bringt seit seiner umfangreichen Sanierung im Jahr 2000 Vergangenheit und Zukunft der Kommunikation unter ein Dach. Im imposanten Lichthof begrüßen drei Roboter die Besucherinnen und Besucher; die Schatzkammer zeigt besonders wertvolle Exponate wie die Blaue Mauritius, die berühmteste Briefmarke der Welt, und das erste Telefon von Philipp Reis. Eine Vielzahl interaktiver Stationen vermittelt spielerisch die Grundlagen und Techniken der Kommunikation – vom Rauchzeichen über Morsesignale bis hin zur Rohrpost. Museum für Kommunikation Frankfurt Mit der deutschen Teilung entstand in Frankfurt am Main das Bundespostmuseum, das nun als Museum für Kommunikation Frankfurt Kommunikation „kunstvoll“ in Szene setzt. Im mehrfach preisgekrönten Museumsbau des Architekten Peter Behnisch am Frankfurter Museumsufer erhalten die Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Geschichte der Kommunikation. Modelle zum Ausprobieren verdeutlichen die wichtigen technischen Erfindungen, ohne die es weder Fernsehen noch Telefon gäbe. Museum für Kommunikation Nürnberg Das Museum für Kommunikation Nürnberg bildet ge-


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meinsam mit dem DB Museum das Verkehrsmuseum Nürnberg. In der 2010 neu gestalteten Dauerausstellung des Hauses steht die Kommunikation des Menschen im Mittelpunkt – vom ersten Schrei über Sprache, Schrift, Mimik und Gestik bis zur Nutzung des Internets. Die Kanäle der Kommunikation spiegeln sich in der Gliederung der Ausstellung wider; zudem ermöglichen ein Fernsehstudio, eine Rohrpostanlage, eine Schreibwerkstatt und viele weitere Mitmachstationen eigenes Entdecken und Lernen. Alle drei Orte der Kommunikation sind gut miteinander vernetzt. » » » Alle Museen der Museumsstif-

tung begreifen sich selbst ebenfalls als Orte der Kommunikation und bieten neben attraktiven Dauer- und Wechselausstellungen ein umfangreiches Programm mit Führungen, Vorträgen, Workshops und Aktionen für ein breit gefächertes Publikum. Aber auch innerhalb der Museumsstiftung wird Kommunikation großgeschrieben. So gibt es zwischen den technisch wie auch organisatorisch vernetzten Standorten einen regen Austausch mit wertvollen Synergien – von einer gemeinsamen Sammlung und der Bereitstellung von Onlinerecherchemöglichkeiten über die Weitergabe von Wechselausstellungen bis hin zu konzertierten Social Media-Aktivitäten. « « «


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Museumsschaufenster 368 Stiftungen, die ein eigenes Museum tragen, weist die Datenbank des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen auf. Eine kleine Auswahl – und ein Einblick in den Reichtum, den die Vielfalt und Buntheit der deutschen Museumslandschaft bedeutet.

Museum der Brotkultur Dr. Andrea Fadani, Museumsleiter Salzstadelgasse 10 | 89073 Ulm info@museum-brotkultur.de | www.museum-brotkultur.de

Das Museum der Brotkultur wurde 1955 als Deutsches Brotmuseum von Dr. h.c. Willy Eiselen und Dr. Hermann Eiselen gegründet. Die Brotkultur zwei Unternehmer der Backzulieferindustrie wollten die 6.000-jährige Geschichte des Brotes museal darstellen lassen, da sie ein „elementarer Teil der Menschheitsgeschichte“ ist. Kern des Museums ist eine Dauerausstellung mit künstlerischen Werken – von Brueghel, Flegel, Rembrandt, Barlach, Beckmann, Kollwitz, Chagall, Dali, Man Ray und Picasso –, die das Brot in seinem historischen, kunst- und kulturgeschichtlichen, handwerklichen, sozialpolitischen und technikgeschichtlichen Kontext zeigt. Ein Drittel der jährlich rund 30.000 Besucher sind Kinder und Jugendliche. Das Museum lockt sie u.a. mit drei bis vier Sonderausstellungen im Jahr, mehrsprachigen Audioguide-Vorträgen und Backaktionen an. Herausforderung: „Die Attraktivität des Themas Brot für die Besucher interessant zu gestalten und ihnen genügend Informationen im Museum zu bieten“, so Dr. Andrea Fadani.

Stiftung Illustration | c/o Bilderbuchmuseum Troisdorf Dr. Pauline Liesen, stellvertretende Museumsleiterin Burg Wissem | 53840 Troisdorf liesen@troisdorf.de | www.stiftung-illustration.de

Das Bilderbuchmuseum Troisdorf ist auf künstlerische Buchillustration spezialisiert und dient als Ausstellungsort der Stiftung Illustration. Diese wurde im Jahr 2005 gegründet, um die Illustrationskunst im deutschsprachigen Raum zu Buchillustration fördern. Inzwischen verfügt die Stiftung über rund 1.000 Original-Bilderbuchillustrationen. Sie kümmert sich um Erwerb, Bewahrung, konservatorische Betreuung, Archivierung und Ausstellung von Vor- und Nachlässen, wichtigen Werkgruppen sowie Einzelwerken. Neben Ausstellungen unterstützt sie Forschungsprojekte und Publikationen zur Illustrationskunst, veranstaltet Workshops und Diskussionsveranstaltungen und gibt das Lexikon der Illustration (LdI) heraus. Herausforderung: „Angesichts der Expansion der audiovisuellen Medien im Kinderzimmer gilt es, auf die künstlerische Illustration ein besonderes Augenmerk zu richten, denn die ästhetische und kulturelle Wahrnehmung des Kindes wird früh (noch vor dem Lesealter) durch die ihm angebotenen Bilder geprägt“, berichtet Dr. Pauline Liesen.


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Das Deutsche Hygiene-Museum wurde 1912 als Volksbildungsstätte für Gesundheitsfragen gegründet. Initiator war der Industrielle Karl August Lingner, der ein Jahr zuvor in Dresden die erste Internationale Hygiene-Ausstellung organisiert hatte. Heute zieht das Museum jährlich rund Körperkultur 280.000 Besucher an, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche. Die heutige Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ zeigt neben interaktiven Elementen wertvolle Exponate wie z. B. gläserne Figuren, Wachsmoulagen oder anatomische Modelle. Im Kinder-Museum „Unsere fünf Sinne“ können die eigenen körperlichen Fähigkeiten spielerisch erkundet werden. Daneben finden Sonderausstellungen zu Themen aus Kultur, Gesellschaft und Wissenschaft statt, die von zahlreichen Veranstaltungen begleitet werden. So läuft noch bis zum 20. Juli 2014 die Sonderausstellung „tanz! Wie wir uns und die Welt bewegen“. Herausforderung: „In diesem Museum dreht sich alles um die Frage: Wie wollen wir in dieser Gesellschaft leben?“, sagt Marian Zabel.

Stiftung Deutsches Hygiene-Museum Marian Zabel, Abteilung Kommunikation Lingnerplatz 1 | 01069 Dresden marian.zabel@dhmd.de | www.dhmd.de

Das in der einstigen Johanniterkomturei Rothenburgs beheimatete Kriminalmuseum geht auf eine gut 100 Jahre alte Sammlung zurück, die vom Stifterehepaar Hinckeldey ausgebaut und 1994 in eine Stiftung öffentlichen Rechts eingebracht Kriminalwesen wurde. Jährlich über 120.000 Gäste – davon die Hälfte Schüler – besuchen das besonders bei Touristen aus Übersee beliebte Museum und die von ihm beherbergte Dauerausstellung. Auf 3.500 m² sind über 2.000 rechtshistorische Exponate aus 1.000 Jahren ausgestellt. Neben Geräten für Lebens- und Ehrenstrafen, Folterinstrumenten, päpstlichen und kaiserlichen Dokumenten sowie kostbaren Büchern und Grafiken sind Highlights die Eiserne Jungfrau und die Kopien der Reichsinsignien. Zusätzlich werden Randgruppen wie Hexen, Räuber und Henker in der Ausstellung beleuchtet. Herausforderung: „Zentrale Herausforderung ist, die museale Bedeutung des Kriminalmuseums im zunehmenden Konkurrenzdruck der mit erheblichen öffentlichen Mitteln geförderten staatlichen Museen weiter zu festigen und auszubauen“, erklärt Dr. Markus Hirte.

Stiftung Mittelalterliches Kriminalmuseum – Sammlung Zeugnisse historischen Rechtswesens Dr. Markus Hirte, geschäftsführender Direktor Burggasse 3–5 | 91541 Rothenburg o.T. info@kriminalmuseum.rothenburg.de | www.kriminalmuseum.rothenburg.de


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Schwules Museum Dr. Birgit Bosold, Mitglied des Vorstands Lützowstraße 73 10785 Berlin kontakt@schwules­ museum.de www.schwulesmuseum.de

Das Schwule Museum ist weltweit eine der bedeutendsten Institutionen für die Archivierung, Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Homosexualität. Es wurde 1985 gegründet, um das Erbe der schwulen Emanzipationsbewegung zu sichern. Im Homosexualität Mai 2013 konnte das Museum seine neuen Räume beziehen, mit einer Gesamtfläche von 1.600 m2, großzügigen Ausstellungsflächen, einer öffentlich zugänglichen Bibliothek und einem kleinen Café. Das Museum bietet jährlich etwa 20.000 Besuchern eine Dauerausstellung zur Geschichte der Homosexualität sowie bis zu zehn Sonderausstellungen und begleitende Veranstaltungen. Das Spektrum reicht von der Würdigung „queerer“ Ikonen wie dem Berliner Comedystar Ades Zabel über die Dokumentation vergessener Lebensgeschichten bis hin zu Eingriffen in aktuelle gesellschaftspolitische Debatten wie die Ausstellung zum „corrective rape“ gegen lesbische Frauen. Herausforderung: „Wir möchten das Museum aus der Minderheiten-Ecke herausführen und zu einem Ort für alle machen, die etwas über die Bedeutung von Geschlechtsidentitäten und sexuellen Begehren in der Geschichte und Kultur wissen wollen“, so Dr. Birgit Bosold.

SCHAUWERK Sindelfingen The Schaufler Foundation Barbara Bergmann, Direktorin des SCHAUWERKs Eschenbrünnlestraße 15/1 71065 Sindelfingen sarah.wegenast@schauwerk-sindelfingen.de www.schauwerk-sindelfingen.de

Das SCHAUWERK Sindelfingen präsentiert seit seiner Eröffnung im Jahr 2010 die Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst Moderne Kunst von Peter Schaufler und Christiane Schaufler-Münch. Das Ehepaar hat in den letzten 30 Jahren mit mehr als 3.000 Werken eine der größten privaten Kunstsammlungen in Deutschland aufgebaut. Schwerpunkte liegen auf Arbeiten der ZERO-Bewegung, auf Minimal Art, Konzeptkunst, Konkreter Kunst und Fotografie. Durch die Gründung der Stiftung The Schaufler Foundation soll die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wechselnde monografische Ausstellungen zu Künstlern wie Imi Knoebel (2011) und zu bestimmten Themengebieten, z. B. Italien (2013), locken kunstinteressierte Besucher aus der Region sowie Fachpublikum aus aller Welt an. Herausforderung: „Wir sehen es als zentrale Herausforderung, im heute bestehenden Überangebot an kulturellen Veranstaltungen neue Besucher – insbesondere jüngeres Publikum – für das SCHAUWERK zu gewinnen und für die zeitgenössische Kunst zu begeistern“ , sagt Barbara Bergmann.


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Das Neanderthal Museum steht an dem Ort, wo vor über 150 Jahren der namensgebende Neanderthaler entdeckt wurde. Etwa 170.000 Menschen besuchen jährlich die erlebnisorientiert und multimedial gestaltete DauerausstelNeanderthaler lung, die die Menschheitsgeschichte erzählt – von den Anfängen in den afrikanischen Savannen vor 6 Millionen Jahren bis in die Gegenwart – sowie die laufenden Sonderausstellungen zu kulturgeschichtlichen Themen. Zudem bieten das Museum und sein erlebnispädagogischer Bereich die Steinzeitwerkstatt, Führungen, Workshops und Steinzeitgeburtstage. Das Außengelände lockt mit einem Besuch der Fundstelle sowie des Wildgeheges mit Wildpferden, Auerochsen und Wisenten. Herausforderung: „Unsere Herausforderung für die kommenden Jahre ist es, die Attraktivität zu wahren und die Dauerausstellung zum 20-jährigen Jubiläum zu aktualisieren. Unbedingt möchten wir auch das Museums­umfeld aufwerten und die Fundstelle besu­ cherorientierter gestalten. Unser größter Wunsch ist ein Erweiterungsbau für größere Sonderausstellungen“, so Dr. Bärbel Auffermann.

Stiftung Neanderthal Museum Dr. Bärbel Auffermann, stellvertretende Direktorin Talstraße 300 | 40822 Mettmann auffermann@neanderthal.de | www.neanderthal.de

Seit seiner Gründung im November 2011 stellt sich das Pflegemuseum Kaiserswerth den Fragen, woher unsere heutige Tradition der Pflege Krankenpflege kommt und wie eine menschengerechte Krankenpflege aussehen kann. Entstanden ist dieses Museum an einem der Orte, an dem die moderne Krankenpflege im 19. Jahrhundert ihren Ausgang nahm: gründete dort doch 1836 Theodor Fliedner die erste Diakonissenanstalt als ein Ausbildungshaus für Frauen in der Krankenpflege (Diakonissen). Fliedner setzte bei der Krankenpflege sehr auf das Thema Bildung. Die Frage, welche Bildung die Pflege braucht(e), wird so konsequent im Museum behandelt. Über 5.000 Personen – darunter auch viele Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich der Kranken- und Altenpflege – besuchen jährlich das Museum. Herausforderung: „Die Menschen zum Nachdenken über die Pflege in der heutigen Gesellschaft anzuregen und zu hinterfragen, wie wir gepflegt werden wollen und warum wir helfen, zählt zu unseren Herausforderungen“, erklärt Dr. Norbert Friedrich.

Pflegemuseum Kaiserswerth Fliedner-Kulturstiftung | Dr. Norbert Friedrich, Leitung Zeppenheimer Weg 20 | 40489 Düsseldorf info@fliedner-kulturstiftung.de www.fliedner-kulturstfiftung.de | www.pflegemuseum-kaiserswerth


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Erwin Hymer Museum | Erwin Hymer Stiftung Susanne Hinzen, Vorstand Robert-Bosch-Straße 7 | 88339 Bad Waldsee info@erwin-hymer-museum.de | www.erwin-hymer-museum.de

Stiftung Zollverein UNESCO-Welterbe Zollverein Ute Durchholz, Kommunikation und ­Marketing Areal B [Schacht 1/2/8], Direktion [B57] Bullmannaue 11 45327 Essen ute.durchholz@ zollverein.de www.zollverein.de

Das Erwin Hymer Museum, das von der 2001 gegründeten Erwin Hymer Stiftung getragen wird, lädt ein zu einer einzigartigen Entdeckungstour durch die Technik- und Kulturgeschichte des mobilen Reisens. Das interaktive Museum zeigt nicht Reisemobile nur Exponate, sondern vermittelt zugleich einen Einblick in die Beweggründe und Sehnsüchte von Menschen, die die Welt mit Caravaning-Fahrzeugen erkunden. Und es bietet den jährlich rund 90.000 Besuchern – darunter auch viele Familien und Kinder – eine Entdeckertour zu den Sehnsuchtsorten der Welt. Entlang der Traumstraße, die durch die 6.000 m² große Ausstellung führt, können sie über 80 historische Fahrzeuge, darunter Wohnwagen, Reisemobile und Oldtimer-Pkws aus aller Welt, bestaunen. Herausforderung: „Unser Museum lebt von und mit seinen Besuchern. Es muss uns immer wieder gelingen, Besucher neu und dauerhaft zu gewinnen. Deshalb veranstalten wir zusätzliche Programme rund um die Ausstellungsthemen – u.a. mit Fachvorträgen, Reiseberichten, Museumsfesten und einem museumspädagogischen Programm für Familien und Schulen“, berichtet Susanne Hinzen.

Die gemeinnützige Stiftung Zollverein wurde 1998 von der Stadt Essen und dem Land NRW gegründet, Zustifter ist der Landschaftsverband Rheinland. Ziel ist die Erhaltung des UNESCO-Welterbes Zeche und Kokerei Zollverein und die FörRuhrgebiet derung der Kultur sowie die Entwicklung vom Zollverein zu einem internationalen Kultur- und Wirtschaftsstandort. Zentrale Aufgaben sind die Pflege und Vermittlung des Denkmalpfades ZOLLVEREIN® mit den authentisch erhaltenen Übertageanlagen von Zeche und Kokerei Zollverein durch geeignete Besucherangebote. Fachkundige Gästeführer, darunter ehemalige Bergleute und Kokerei-Arbeiter, zeigen den jährlich 100.000 bis 150.000 Besuchern, wie Kohle abgebaut, gefördert, aufbereitet und zum Brennstoff Koks veredelt wird. Herausforderung: „Wichtige Aufgabe ist der Erhalt der großtechnischen Anlagen und ihre didaktische Erschließung, damit eine für die Zielgruppen optimale Vermittlung der Arbeitsprozesse aus technik- und sozialgeschichtlicher Perspektive gewährleistet werden kann“, so Ute Durchholz.


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2005 gründete die Sammlerfamilie Ernst die gemeinnützige „Stiftung Spiel: Historisches Spielzeug – Innovative Spielräume“, um dem seit 1984 existierenden Spielmuseum Soltau eine dauerhafte Basis zu geben. Die Stiftung trägt das Spielzeug Museum in Kooperation mit der Stadt Soltau. Die stiftungseigene, international herausragende Sammlung dokumentiert 400 Jahre Spielzeuggeschichte – vom barocken Verwandlungsspiel bis zum futuristischen Schienenzeppelin, vom daumenkleinen Plüschäffchen bis zum 2 mal 3 Meter großen viktorianischen Puppenhaus. Jährlich besuchen knapp 30.000 Menschen das Museum, die meisten in Familiengruppen. Diese Zielgruppe wird u.a. durch familienfreundliche Eintrittspreise und günstige Jahreskarten unterstützt. Die interaktive Dauerausstellung wird ständig weiterentwickelt und durch Sonderausstellungen und Workshops ergänzt. Mit vielfältigen Aktionen und Kooperationsprojekten trägt das Museum die Idee des Spiels nach außen. Herausforderung: „Historische Objekte immer wieder neu relevant zu vermitteln – das ist eine ständige Herausforderung für uns“, sagt Petra Nienhues.

Spielmuseum Soltau Stiftung Spiel: Historisches Spielzeug – Innovative Spielräume Petra Nienhues, Tanja Höfer, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Poststraße 7 29614 Soltau presse@ spielmuseum-soltau.de www.spielmuseumsoltau.de

Das Deutsche Damast- und Frottiermuseum besteht seit Anfang 1905 und ist eine kommunale Einrichtung der Gemeinde Großschönau. Die im Herbst 2013 gegründete Stiftung „Lebendige Großschönauer Textiltradition“ unterstützt den FortTextilhandwerk bestand des Museums. Die jährlich rund 11.000 – überwiegend erwachsenen – Besucher können an rund 30 funktionstüchtigen Textilmaschinen die technikgeschichtliche Entwicklung der Textilindustrie nachvollziehen. Besonders wertvolle Exponate sind der einzige funktionstüchtige Damasthandzugwebstuhl und der letzte Frottierhandwebstuhl Deutschlands sowie historische Damaste. Herausforderung: „In den bisherigen 347 Jahren der Textilherstellung in der Oberlausitz kam es zu vielen technik-, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Veränderungen. Unsere Aufgabe ist es, das Wissen darüber und die damit verbundenen (Kunst-)Fertigkeiten zu bewahren und die regionale Textiltradition für künftige Generationen lebendig zu halten“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Uhr.

Deutsches Damast- und Frottiermuseum Großschönau Stiftung „Lebendige Großschönauer Textiltradition“ Prof. Dr. Wolfgang Uhr, Vorsitzender Schenaustraße 3 | 02779 Großschönau wolfgang.uhr@tu-dresden.de | www.ddfm.de/foerderverein/aktuelles/


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Till Eulenspiegel-Museumsstiftung Dieter Hergesell, Leiter der Allgemeinen Verwaltung der Samtgemeinde ­Schöppenstedt Nordstraße 4a | 38170 Schöppenstedt info@eulenspiegel-online.de | www.eulenspiegel-museum.de

Der Essener Apotheker Erich Leimkugel schenkte seine Eulenspiegel-Sammlung 1947 seiner Vaterstadt Schöppenstedt. Das Museum besitzt weltweit die wohl größte Eulenspiegel-Sammlung und präsentiert Figuren aus Meißner Porzellan, eiTill Eulenspiegel ne Buchausgabe von 1555, weitere, auch fremdsprachige Bücher sowie Grafiken und Notgeld. Das Museum lockt seine jährlich mehreren Tausend Einzel- und Gruppenbesucher durch vielfältige kulturelle Veranstaltungen, Sonderausstellungen wie die internationale Wanderausstellung „500 Jahre Eulenspiegel-Buch“ und Wissensfeste an. Herausforderung: „Neben der Realisierung der aktuellen Umgestaltungspläne ist die dauerhafte Sicherung des Museums die zentrale Herausforderung, wobei mit der Gründung der Till Eulenspiegel-Museumsstiftung schon ein wesentlicher Schritt geschafft ist. Allerdings ist noch deutlich mehr Stiftungskapital einzuwerben, damit auch künftige Generationen das Museum besuchen und hier erfahren können, was es mit dem mittelalterlichen Schalksnarren auf sich hat, dessen Streiche seit mehr als 500 Jahren in gedruckter Form um die Welt gehen“, erklärt Dieter Hergesell.

Flößerei- und Verkehrsmuseum Gengenbach Stiftung Flößerei- und Verkehrsmuseum Gengenbach | Konrad Schilli, Leitung Grünstraße 1 | 77723 Gengenbach passlick@floesserei-museum.de | www.floesserei-museum.de

Die Flößergilde Schwaibach e.V. wurde 1981 zur Brauchtumspflege gegründet, 1988 gründete der Verein die Stiftung Flößerei- und Transport Verkehrsmuseum Gengenbach. Die Durchführung der ersten Flößerfeste in Deutschland erbrachte das Startkapital zum Kauf eines denkmalgeschützten Bahnwärterhauses, das ehrenamtlich renoviert wurde. 1991 konnte dort das Museum eröffnet werden, das jährlich rund 2.000 Besucher hat. Das Museum steht zwischen dem Fluss Kinzig und der Schwarzwaldbahn. Themen der Ausstellungen sind: Flößerei auf der Kinzig und anderswo, Flussregulierung, Waldwirtschaft und Floßbau. In einer Sonderausstellung wird die Schwarzwaldbahn als erste zweigleisige Gebirgsstrecke gezeigt. Sie überwindet einen Höhen­ unterschied von 673 Metern und diente u.a. als Vorbild für die Gotthartbahn. Herausforderung: „Wichtige Aufgaben für die kommenden Jahre sind eine museumspädagogische Auffrischung unter Anwendung neuer Medien und der anstehende Generationenwechsel des ausschließlich ehrenamtlich betriebenen Museums“, sagt Konrad Schilli.


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Service Literatur

Kleines Schaufenster

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Eine Auswahl weiterer Museumsstiftungen:

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Susanne Gesse; Martin Handschin; Angela Jannelli; Sibylle Lichtensteiger (Hgg.): Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen. Bielefeld 2012. ISBN: 978-3-8376-1726-9. 304 Seiten. 28,80 Euro. Die in diesem Band präsentierten interdisziplinären Beiträge bieten einen Überblick darüber, wie und warum kulturhistorische Ausstellungen zu sozialen Räumen werden und welchen individuellen und gesellschaftlichen Mehrwert partizipative Museumsarbeit bietet. Bernhard Graf; Volker Rodekamp (Hgg.): Museen zwischen Qualität und Relevanz. Denkschrift zur Lage der Museen. Berlin 2012. ISBN: 978-3-940939-22-7. 431 Seiten. 38,00 Euro. Bestellung: www.museumsbund.de Über 40 Museumsexperten beschreiben in der gemeinsam vom Institut für Museumsforschung und dem Deutschen Museumsbund herausgegebenen Publikation aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Potenziale, die Vielfalt und die gesellschaftliche Relevanz der Museen und ihrer vielschichtigen Aufgabenbereiche. Ziel der Denkschrift ist es, die Zukunftsfähigkeit der Museen durch eine kritische Standortbestimmung zu erhalten.

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Überblick zu Museen in Deutschland

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www.deutsche-museen.de www.museumsfuehrer.de Die beiden Internetportale ermöglichen die gezielte Suche nach Orten und Themen und bieten einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der deutschen Museumslandschaft.

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Internationaler Museumstag „Sammeln verbindet – Museum collections make connections“ – unter diesem Motto findet der nächste Internationale Museumstag am 18. Mai 2014 statt. Erstmals im Jahr 1977 veranstaltet, will der Museumstag weltweit auf das breite Spektrum der Museumsarbeit und die thematische Vielfalt der Museen aufmerksam machen. In Deutschland beteiligen sich jährlich rund 1.600 Museen – mit Sonderveranstaltungen, speziellen Events und freiem Eintritt. Die Federführung des Museumtags liegt hierzulande beim Deutschen Museumsbund. Partner sind der Deutsche Sparkassen- und Giroverband und die Niedersächsische Sparkassenstiftung. Zudem unterstützen der Sparkassenverband Baden-Württemberg und vier regionale Sparkassenstiftungen (Bayern, Hessen-Thüringen, Rheinland, Schleswig-Holstein) das vielfältige Veranstaltungsprogramm. www.museumstag.de

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Buddenbrookhaus www.buddenbrookhaus.de Deutsches Historisches Museum www.dhm.de Deutsches Meeresmuseum www.meeresmuseum.de Karl-May-Museum www.karl-may-museum.de Kuhländler Archiv mit Heimatstube www.kuhlaendchen-archiv.de Kunstmuseum Pablo Picasso Münster www.kunstmuseum-picasso-muenster.de Museum für verfemte Kunst www.verfemte-kunst.de MUSEUM RITTER www.museum-ritter.de Schlesisches Museum zu Görlitz www.schlesisches-museum.de Stiftung AutoMuseum Volkswagen www.volkswagen-automuseum.de Stiftung Bauhaus Dessau www.bauhaus-dessau.de Stiftung Bielefelder Bauernhaus-Museum www.bielefelder-bauernhausmuseum.de Stiftung Deutsches Auswandererhaus www.dah-bremerhaven.de Stiftung Deutsches Design Museum www.deutschesdesignmuseum.de Stiftung Deutsches Edelsteinmuseum www.edelsteinmuseum.de Stiftung Deutsches Gartenbaumuseum Erfurt www.gartenbaumuseum.de Stiftung Deutsches Holocaust-Museum www.holocaust-museum.de Stiftung Deutsches Jagd- und Fischereimuseum München www.jagd-fischerei-museum.de Stiftung Deutsches Schiffahrtsmuseum www.dsm.museum Stiftung Deutsches Segelflugmuseum mit Modellflug www.segelflugmuseum.de Stiftung Deutsches U-Boot-Museum www.deutsches-u-boot-museum.com Stiftung Domäne Dahlem – Landgut und Museum www.domaene-dahlem.de Stiftung Druckgrafisches Museum Weimar www.pavillon-presse.de Stiftung Jüdisches Museum Berlin www.jmberlin.de TheaterFigurenMuseum Lübeck www.theaterfigurenmuseum.de Völkerkundemuseum der Archiv- und Museumsstiftung der VEM – Vereinte Evangelische Mission www.ams-vemission.org


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neues aus der stiftungsszene

Stiftungen

Stiftungen

„Umweltschutz muss Freude machen.“ Interview mit dem neuen Generalsekretär der DBU, Dr. Heinrich Bottermann

StiftungsWelt: Seit 1. Oktober sind Sie Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Wie war Ihr erster Monat im neuen Job, und wie meistert man den Führungswechsel in einer so großen Stiftung? Dr. Heinrich Bottermann: Natürlich gab es zahlreiche und intensive Gespräche zwischen meinem Vorgänger und mir. Auf der Basis von Stiftungsgesetz und -satzung sowie der Förderleitlinien bin ich mit hoch motivierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Details unseres „Fördergeschäfts“ eingestiegen. Auch der Festakt mit Bundespräsident Joachim Gauck zur Verleihung unseres Deutschen Umweltpreises bereits zum Ende meines ersten Dienstmonats bei der DBU hat für mich zentral im Blickpunkt gestanden. Was hat Sie daran gereizt, an die Spitze von Europas größter Umweltstiftung zu kommen, was ist anders gegenüber der Arbeit im Bereich Politik und Verwaltung? Die Arbeit im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, dessen Präsident ich vorher war, war hochkomplex, wichtig und verantwortungsvoll. Das

Amt muss tätig werden, wenn ein Schaden eingetreten ist. Die DBU ist der Prototyp für das Prinzip des vorbeugenden Umweltschutzes: Sie greift ein, bevor „das Kind in den Brunnen gefallen“ ist – präventiv, gestaltend. Sie kann sich unabhängig von staatlichem Einfluss den großen Zukunftsaufgaben stellen und ihren Beitrag zur Lösung liefern. Sie ist keine nachgeordnete Behörde und keine verlängerte Werkbank der Politik, finanziell so hervorragend aufgestellt, dass sie die selbst gesteckten Ziele auch mit „Bordmitteln“ umsetzen kann. Das garantiert inhaltlich einen geraden und konsequenten Weg, der ohne Not nicht durch Kompromisse verwässert werden muss. Sie ist autark, auf der Basis qualifizierter Analysen festzulegen, wo sie national wie international mit ihrer Arbeit ansetzen will, und ist nicht – wie viele Behörden – gehetzt und getrieben, unter Aktualitätsdruck zu agieren. So können an den gesellschaftlichen Zukunftsaufgaben orientierte Konzepte entwickelt und qualifiziert umgesetzt werden. Die DBU agiert auf höchstem Stand von Technik und Wissenschaft und kann es sich leisten,

Themen zu setzen und konsequent zu verfolgen. Das gilt national wie international. Was sind die größten Herausforderungen für den Umweltschutz in den nächsten 10, 20 Jahren? Eines der „Top-Themen“ wird die Energiewende sein – für die DBU kann man mit Fug und Recht sagen: bleiben! Energieeinsparung, Ressourceneffizienz, alternative Energien – das hat die DBU von Anfang an beschäftigt, das ist DBU-eigen. So richtig, wichtig und unerlässlich es ist, hier engagiert weiterzuarbeiten, so notwendig ist es aber auch, die Folgen neuer Entwicklungen mit allen Konsequenzen zu betrachten. Beispiel Biomasse: Die funktioniert zwar im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie auch, wenn es windstill und dunkel ist. Doch der Anbau spezieller Energiepflanzen wie etwa Mais zieht unerwünschte Folgen nach sich: Monokultur, ein damit einhergehender höherer Düngemitteleinsatz, weil die natürliche Fruchtfolge nicht mehr existiert, eine dramatische Abnahme der Biodiversität bei Pflanzen und Tieren und Belastungen von Grund- und Oberflächenwasser. Wenn dann noch eine


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intensive Tierproduktion und auf bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen neue Wohn- und Gewerbegebiete hinzukommen, muss Fläche in Deutschland immer knapper und teurer werden. So geht es nicht weiter. Und Mängel gesundzubeten, hilft nicht. Natürlich führt das Bemühen um eine konsequente Umsetzung der Energiewende zu größeren finanziellen Belastungen, denn Energie wird teurer, wenn alle Kosten eingerechnet werden. Die bisher niedrigen Preise des Atomstroms sind aber nur damit zu erklären, dass das Bezahlen der tatsächlichen Kosten auf die nächsten Generationen delegiert worden ist und indirekt vom Bürger über seine Steuern finanziert wurde. Welche Rolle sollten Stiftungen übernehmen? Umweltstiftungen können ein Auge darauf haben, dass Fakten benannt und konsequent Wege zur Lösung von Problemen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beschritten werden. Wie sagt ein Sprichwort aus Kenia: „Ein Floh kann einem Löwen mehr zu schaffen machen als ein Löwe einem Floh.“ Welches werden die Top-Themen der DBU unter Ihrer Führung sein? Wird es einen Kurswechsel geben? Zu einem Kurswechsel gibt es überhaupt keinen Grund. Und wenn es ihn gäbe, hätte ausschließlich das Kuratorium unserer Stiftung diese Richtlinienkompetenz. Das Thema Energiewende ist identifiziert, die Reduzierung des Flächenverbrauchs in Deutschland auch. Aus den Augen verlieren dürfen wir auch nicht andere wesentliche Themen wie den Abbau von Arzneimittelrückständen im Abwasser zum

Schutz der Oberflächengewässer. Weitere Akzente wird die DBU auch über ihre „Tochter“ DBU-Naturerbe GmbH setzen. Deren verantwortliche Betreuung von rund 60.000 Hektar wertvoller Naturflächen in Deutschland ist eine Aufgabe für Generationen. Gerade angesichts des skizzierten Flächendrucks geht einem bei dem großen Auftrag das Herz auf, das deutsche Naturerbe mit erhalten zu dürfen. Umweltschutz darf eben keine Angst, sondern muss Freude machen. Ihr Vorgänger Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde hat die DBU seit ihrer Gründung 1991 überaus erfolgreich aufgebaut und geführt. Mit welchem Gefühl treten Sie in seine Fußstapfen? Die DBU ist in Deutschland zu einer Institution zum Schutz von Umwelt und Natur geworden, hat das in ihrer Satzung fixierte Leitbild der nachhaltigen Entwicklung konsequent verfolgt und der Theorie Leben eingehaucht. Sie hat wichtige Impulse gesetzt, die sonst nie realisiert worden wären. In zahlreichen technischen Projekten konnte der Einsatz umweltschädlicher Schadstoffe verringert oder ganz vermieden werden, wodurch sich auch die Arbeitsbedingungen von Menschen in diesen Unternehmen deutlich verbessert haben. Und – nebenbei – ist es der DBU gelungen, durch eine kluge Anlagepolitik ihr Ursprungskapital im realen Wert zu erhalten. Das alles ist wesentlich Fritz Brickwedde mit zu verdanken, und dafür gebührt ihm höchste Anerkennung. Aber jede Zeit sollte ihre eigenen Antworten auf ihre speziellen Fragen finden und jeder handelnde Mensch seinen Weg dorthin. Wie sagte Wilhelm

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Busch: „Wer in den Fußstapfen eines anderen wandelt, hinterlässt keine eigenen Spuren.“ Die DBU fördert u.a. viel im Bereich der Entwicklungen und Innovationen in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wer sind die wichtigsten Partner der DBU? Wenn wir wirklich eine generationengerechte, nachhaltige, zukunftsfähige Gesellschaft schaffen wollen, können wir es uns nicht leisten, einzelne Gruppen auf dem Weg dorthin nicht mitzunehmen. Das Förderspektrum der DBU ist zum Glück entsprechend breit. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen sind für uns das Herz der deutschen Wirtschaft, das wir gern stärken durch unsere Förderung innovativer, umweltentlastender Modellprojekte. Was wünschen Sie sich vom Bundesverband Deutscher Stiftungen? Für uns ist es wichtig, dass sich die Umweltstiftungen in Deutschland noch stärker vernetzen, um im skizzierten Sinne Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel setzen zu können. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen kann da eine wesentliche koordinierende Rolle einnehmen. « « « Fragen: BvB/Ph

im interview Dr. Heinrich Bottermann  ist seit 1. Oktober 2013 Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Zuvor war der 58-Jährige seit 2007 Präsident des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, einer Behörde mit rund 1.400 Mitarbeitern. Bottermann studierte Veterinärmedizin und arbeitete von 1985 bis 1990 als Tierarzt im Kreis Borken. Von 1990 bis 1993 war er Referatsleiter beim Gesundheitssenator der Freien Hansestadt Bremen, bevor er von 1993 bis 1995 Referatsleiter im Bundesministerium für Gesundheit war. Es folgten Stationen als Referatsleiter für Tierschutz und Tierarzneimittel im Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (MUNLV), als Leiter des Landesamtes für Ernährungswirtschaft und Jagd NRW und als stellvertretender Abteilungsleiter für Landwirtschaft im MUNLV. Weitere Informationen  www.dbu.de


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Stiftungen

Die stille Riesin Vor 25 Jahren starb die große Stifterin und Unternehmerin Else Kröner. Ein Blick auf ihre Stiftung heute

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung macht keinen großen Wirbel um sich, obwohl sie mit einem Vermögen von 4,2 Milliarden Euro zu den größten deutschen Stiftungen gehört. Sie investiert vor allem in die Entwicklung junger Mediziner. In den 30 Jahren ihres Bestehens schüttete sie rund 150 Millionen Euro aus.

Ulrich Siebert  ist Kommunikationsberater und Publizist. Weitere Informationen  us@siebert-berater.de www.ekfs.de

» » » Als Ruslan Medzhitov am 5. Juni 2013 den mit 4 Millionen Euro dotierten Else Kröner Fresenius Award erhielt, war das für die Stiftung in zweifacher Hinsicht ein großer Tag. Mit der Preisvergabe an den bedeutenden Immunologen ehrte die Stiftung ihre Stifterin Else Kröner zu ihrem 25. Todestag und etablierte gleichzeitig einen der größten Wissenschaftsprei-

se für die medizinische Forschung weltweit. Am 5. Juni 1988 starb die Stifterin überraschend. Noch fünf Jahre zuvor, mit Mitte 50, regelte die Pharmazeutin den Fortbestand ihres Unternehmens Fresenius für den Fall ihres Todes. Beides, der Wunsch anderen zu helfen und das große Interesse an der medizinischen Forschung, waren wesentliche Antriebskräfte von Else Kröner. Sie entschied sich, ihr Vermögen vollständig in die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung einzubringen, die ihr unternehmerisches Lebenswerk bewahren und der Allgemeinheit dienen sollte. Heute zählt die 1983 gegründete Else Kröner-Fresenius-Stiftung zu den größten Stiftungen in Deutschland. Sie fördert die medizinische Forschung und unterstützt außerdem medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte in den ärmsten Ländern. Ihre Einkünfte bezieht die Stiftung aus Dividendenzahlungen von Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. So entstand aus dem anfänglichen Stiftungskapital von rund 50.000 DM infolge der überaus erfolgreichen Firmenentwicklung ein Vermögen nach aktuellen Marktprei-

sen von rund 4,2 Milliarden Euro. Mit dieser finanziellen Ausstattung hat die Stiftung bislang rund 1.100 Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 150 Millionen Euro gefördert. In den ersten Stiftungsjahren war das Fördervolumen zwar noch verhältnismäßig überschaubar, doch das Spektrum der geförderten Projekte war eher breiter als heute: Neben einzelnen Projekten wurden wissenschaftliche Tagungen finanziell unterstützt und personenbezogene Maßnahmen wie die Bezuschussung von Reisekosten und Auslandsaufenthalten bewilligt. Dabei spielte schon früh die Förderung und Motivation des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Medizin als Ergänzung der projektbezogenen Förderung eine wichtige Rolle. Seit den frühen 1990er-Jahren, als auch die finanziellen Möglichkeiten der Stiftung wuchsen, begann die Stiftung nach neuen Instrumenten zu suchen, mit denen gezielt junge Ärzte in ihrer Forschung wirksam bestärkt und gefördert werden konnten. Hierfür schrieb die Stiftung Forschungspreise aus. Aus der anfänglich überschaubaren Resonanz wurde allerdings früh erkennbar, dass es für junge Ärzte sehr schwierig ist, Forschung und Krankenversorgung gleichrangig auf hohem Niveau zu betreiben. So vergibt die Stiftung seit 2002 die Else Kröner-Memorial-Stipendien, die begabten jungen Ärzten eine zweijährige Freistellung von der Krankenversorgung und damit den


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

konzentrierten Aufbau eines eigenen Forschungsprojekts erlauben. Mit Stolz kann die Stiftung sagen, dass inzwischen einige der bisherigen 27 Stipendiaten zu den führenden forschenden Ärzten der Bundesrepublik gehören. Das Leitbild: Ärzte, die Forschung und Krankenversorgung verbinden » » » Jungen Forschern Chancen zur Entfaltung ihrer Talente zu eröffnen, ist auch heute ein wichtiger Schwerpunkt der Förderaktivitäten. Denn die Stiftung hat für sich erkannt, dass die Medizin der Zukunft vom forschenden Arzt abhängt. Als Leitbild dient der sogenannte „Clinical Scientist“. Dies sind Ärzte, die beide Welten – die Forschung und die Krankenversorgung – auf international wettbewerbsfähigem Niveau miteinander verbinden. Sie tragen relevante Fragestellungen aus der klinischen Praxis in das Labor und bringen die neuen Erkenntnisse wieder zurück an das Krankenbett. Neben einem Ausbau der Stipendienprogramme für Einzelpersonen sind in den vergangenen Jahren auch neue Instrumente entwickelt worden, z. B. die seit 2010 an sechs Universitäten vergebenen Forschungskollegien. Diese schaffen unter dem Dach eines gemeinsamen Forschungsfeldes einen mehrjährigen Rahmen, in dem Freiräume für Forschung und intensive fachliche Unterstützung auf dem Weg zum eigenständigen Forscher geboten werden. Darüber hinaus wurden an drei Universitätskliniken Doktorandenschulen für Mediziner eingerichtet, um Talente schon frühzeitig für die Forschung zu begeistern. Diese im erweiterten Sinne als Ausbildung zu bezeich-

nenden Aspekte stehen auch im zweiten Förderbereich mit seinen weltweiten medizinisch-humanitären Aktivitäten im Vordergrund. In bisher über 150 Projekten und einem Fördervolumen von rund 15 Millionen Euro trägt die Stiftung nach dem Train-the-Trainer-Prinzip medizinisches Wissen in die ärmsten Länder, um dort vor allem langfristige Beiträge für eine bessere Krankenversorgung zu leisten. Anspruch und Zukunft » » » Eine konsequente Orientierung an den Kriterien der wissenschaftlichen Qualität, Originalität und Relevanz, die Auslobung bedarfsgerechter und origineller Stipendien und Förderprogramme sowie natürlich die Verleihung des Else Kröner Fresenius Awards 2013 haben eine zunehmende Bekanntheit und Akzeptanz der Stiftung in wissenschaftlichen Kreisen bewirkt. Dies drückt sich auch in einer stetig steigenden Zahl und Qualität der in der laufenden Projektförderung eingehenden Anträge aus. Im Jahr 2012 erhielt die Stiftung erstmals über 300 Anträge. Hinzu kommen zahlreiche Bewerbungen im Rahmen der wettbewerblichen Ausschreibungen. Die Verleihung des Else Kröner Fresenius Award an Ruslan Medzhitov, einen der bedeutendsten medizinischen Forscher unserer Zeit, ist ein weiteres Bekenntnis der Stiftung zur Exzellenz und ein erster Schritt in eine gewisse Internationalität. Deshalb hat die Else Kröner-Fresenius-Stiftung die Auslobung einer periodischen internationalen Auszeichnung – des Else Kröner Fresenius Preises für Medizinische Forschung – beschlossen. Alle vier Jahre wird dieser Preis einem Feld der medizinischen For-

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schung gewidmet, das besonders vielversprechend ist und entscheidende Durchbrüche erwarten lässt. Die Themenfelder werden jeweils in einer breiten, wissenschaftsgetriebenen Expertendiskussion identifiziert. Das Besondere an diesem Preis ist seine Zukunftsorientierung: Denn 3,5 Millionen Euro des Preisgeldes sind jeweils der zukünftigen ForschungsarLEKTÜRETIPP beit des Preisträgers Michael Kamp; Florian Neumann: Wer, wenn nicht wir. Else Kröner – Unternehmerin gewidmet. Mit dieund Stifterin. Hg. von der Else Kröner-Freser Preisserie möchte senius-Stiftung. August Dreesbach Verlag, München 2010. ISBN: 978-3-940061-44-7.  die Stiftung die glo256 Seiten. 38,00 Euro. bale Reichweite und Bedeutung von Else Kröners Lebenswerk als Unternehmerin und Stifterin würdigen und gleichzeitig ein überzeugendes Signal für die Möglichkeiten der Forschung setzen. « « «

Die Stifterin Else Kröner Else Kröner (1925–1988) war nicht nur eine der erfolgreichsten Unternehmerinnen Deutschlands, sondern auch eine starke Persönlichkeit mit Charisma, warmer Herzlichkeit, Mut und Weitblick. Den Lebensweg dieser außergewöhnlichen Frau erzählen Michael Kamp und Florian Neumann in ihrer 2010 veröffentlichten Biografie (s.0.). Else Kröner hat in den Nachkriegsjahrzehnten aus einem mittelständischen Betrieb ein international agierendes Pharmaunternehmen gemacht und damit die Grundlagen für den heutigen DAX-Konzern Fresenius geschaffen. Ihr Vermögen brachte sie 1983 in die Else Kröner-Fresenius-Stiftung ein. Eine fesselnde Lektüre über das Leben einer faszinierenden, starken Frau, die uns weit über ihren Tod hinaus als Vorbild dienen kann. Weitere Informationen  www.ekfs.de


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Projekte

Gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit Das Projekt JOBLINGE feiert sein fünfjähriges Jubiläum. Initiiert wurde es von der Eberhard von Kuenheim Stiftung und der Boston Consulting Group.

» » » Mazharul hat einen Traum. Er möchte ein Auto bauen, irgendwann. Selber entwerfen und zusammenbauen. Doch der Weg dahin ist schwer. Zahlreiche Bewerbungen an Autohäuser und Kfz-Werkstätten hat Mazharul geschrieben, jedes Mal eine Absage kassiert. Schlechter Schulabschluss, Migrationshintergrund, durch Probleme in der Familie häufig auf sich allein gestellt – der junge Mann gehört zu einer Gruppe unserer Gesellschaft, die trotz guter Wirtschaftslage, demografischem Wandel und Fachkräftemangel kaum Chancen auf Zugang zum Arbeitsmarkt hat. Rund 600.000 Jugendliche haben derzeit den Sprung von der Schule zur Ausbildung nicht geschafft, sind arbeitslos oder befinden sich in Maßnahmen des sogenannten „Übergangssystems“. Die gemeinnütUlrike Garanin  zige Initiative JOBist Vorstand der gemeinnützigen LINGE, vor fünf JahJOBLINGE-Dachorganisation (e.V.). Seit den Anfängen 2007 gehört sie zu den treibenden ren von der Eberhard Kräften der Initiative. In ihrem Amt führt sie von Kuenheim Stifdie Arbeit der Initiatoren, der Eberhard von Kuenheim Stiftung und der Boston Consultung der BMW AG und ting Group, fort. Neben der überregionalen der UnternehmensLeitung verantwortet Ulrike Garanin auch die stete Weiterentwicklung der Initiative beratung The Boston und des Konzepts. Als Principal der Boston Consulting Group ins Consulting Group ist sie für diese Aufgabe freigestellt. Leben gerufen, setzt Weitere Informationen  genau hier an: Wirtkontakt@joblinge.de schaft, Staat und Zivilwww.joblinge.de gesellschaft engagie-

ren sich gemeinsam, um benachteiligte junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. In einem sechsmonatigen, intensiven Programm erlernen die „Joblinge“ zunächst in Gruppenprojekten wichtige Sozial- und Jobkompetenzen, erhalten Orientierung über die eigenen Stärken und passenden Berufe, bevor sie dann in JOBLINGE-Partnerunternehmen Praxiserfahrung sammeln. Die Jugendlichen erhalten die Chance, sich ihren Ausbildungsplatz aus eigener Kraft zu „erarbeiten“ – unabhängig von Schulnoten und klassischen Bewerbungsgesprächen. Während der gesamten Zeit werden sie nicht nur von den hauptamtlichen JOBLINGE-Mitarbeitern begleitet, sondern jedem Teilnehmer steht auch ein „persönlicher“, ehrenamtlicher und geschulter Mentor mit Rat und Tat zur Seite. Um Jugendliche in möglichst vielen Städten zu erreichen, ist das Projekt als Social Franchise konzipiert. Die überregionale gemeinnützige JOBLINGE-Dachorganisation JOBLINGE e.V. vergibt das Konzept gebührenfrei an die lokalen Standorte, unterstützt diese mit Serviceleistungen, koordiniert die Initiative als Ganze und entwickelt das Konzept kontinuierlich weiter. Die Dachorganisation verstetigt die Arbeit der Initiatoren und wird zu einem großen Teil getragen von der JOBLINGE-Stiftung, die die Boston Consulting Group

gegründet hat, um eine dauerhafte Unterstützung der Initiative zu ermöglichen. Die einzelnen Standorte sind als gemeinnützige Aktiengesellschaften (gAGs) organisiert, die gemeinsam mit lokalen Partnern seitens Wirtschaft und öffentlicher Hand gegründet werden, das lokale Netzwerk bilden und das Programm vor Ort umsetzen. Seit der Gründung der ersten gAG 2008 im Bayerischen Wald ist das Pro-

Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG Die Eberhard von Kuenheim Stiftung wurde von der BMW AG im Jahr 2000 zu Ehren ihres langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim gegründet. Ihr Auftrag ist, unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern – über den wirtschaftlichen Kontext hinaus. Dazu entwickelt, erprobt oder begleitet sie neue Lösungsmodelle für aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Drittem Sektor. Sie schafft dadurch Räume für gesellschaftliche Innovation. Nach Abschluss der Pilotphase werden die Projekte in die Selbstständigkeit überführt, um im Alltagseinsatz Wirkung zu zeigen. Die Stiftung versteht sich mit ihrer Arbeit als Manufaktur für gesellschaftliche Verantwortungsräume. Weitere Informationen www.kuenheim-stiftung.de


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

jekt zur bundesweiten Initiative mit Standorten in neun weiteren Städten und Regionen gewachsen: München, Berlin, Köln, Leipzig, Ruhr und Frankfurt/Rhein/Main mit Offenbach, Wiesbaden und der Bergstraße. Weitere Standorte sind in Vorbereitung. Heute gehören zum Netzwerk mehr als 900 Unternehmen, 700 ehrenamtlich engagierte Privatpersonen und über 20 Institutionen der öffentlichen Hand. Durch den gemeinsamen Einsatz für die Jugendlichen erreicht die Initiative Vermittlungserfolge in den ersten Arbeitsmarkt, die mit 65 Prozent weit überdurchschnittlich sind.

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1.400 Jugendliche konnten bisher auf ihrem Weg unterstützt werden. Mazharul hat 2011 am JOBLINGE-Programm teilgenommen: „Früher hat mir niemand den Beruf zugetraut. Dann kam ich zu den Joblingen und konnte mich beweisen.“ Mittlerweile ist Mazharul im dritten Lehrjahr als Kfz-Mechatroniker in einem großen Fuhrpark, wird seine Ausbildung bald erfolgreich beenden. Seinem Traum ist er damit ein ganzes Stück näher. « « «

Wir legen

drauf.

Der Jubiläums-Bonus der BFS zum 90jährigen Geburtstag: Wir legen zu jeder Spende ab 30 Euro, die online über das BFS-Net.Tool im Jahr 2013 abgewickelt wird, 1 Euro drauf. Die Ausschüttung erfolgt zum Ende des Jahres 2013 und ist auf insgesamt 500.000 Euro begrenzt. www.sozialbank.de


50 StiftungsWelt 04-2013

Projekte

Der Lesespaß soll wachsen! Ein Projekt auf Expansionskurs: Nach einem erfolgreichen Start in Gütersloh sucht die Stiftung Lesen Partner, die das Projekt „Lesespaß“ in anderen Städten umsetzen möchten. » » » Erprobt, erfolgreich und somit für andere nachahmenswert – zu diesem Ergebnis kommen die Initiatoren Bertelsmann SE & Co. KGaA, Stiftung Lesen und Goe­theInstitut nach drei Jahren „Lesespaß“ in Gütersloh. Die bis dato bundesweit einzigartige Leseförder-Initiative setzt sich aus bewährten und innovativen Einzelprojekten zusammen, um insbesondere Jugendliche aus eher lesefernen Esther Dopheide  Familien für das Lesen ist Pressesprecherin der Stiftung Lesen. In zu begeistern. Dass dieser Funktion ist sie mit verantwortlich für die gesamte Außenkommunikation rund um dieses Ziel erreicht „Lesespaß“ in Gütersloh. wurde, zeigen sowohl die Ergebnisse der begleitenden Projektevaluation als auch viele positive Stimmen von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Bürgerinnen und Bürgern in Gütersloh. Aufgrund der nachweislichen Wirksamkeit wollen die Initiatoren nun auch Thomas Kleinebrink  andere Städte und Gekoordiniert bei der Stiftung Lesen als meinden bundesweit Projektleiter für die Initiative „Lesespaß“ in Gütersloh die Umsetzung der einzelnen für das Erfolgsmodell Module sowie die Abstimmung mit allen „Lesespaß“ begeisbeteiligten Partnern. Er hat „Lesespaß“ mit entwickelt und von Anfang an begleitet. tern und zur NachahNähere Informationen  mung animieren. BeThomas Kleinebrink sonders für StiftunTelefon (06131) 288 90-17 thomas.kleinebrink@stiftunglesen.de gen, CSR-Abteilungen www.lesespass-guetersloh.de in Unternehmen und

sonstige im Bereich Bildung und Kultur tätige Institutionen bietet sich „Lesespaß“ als gelungenes Beispiel für nachhaltiges Engagement zur Nachahmung an. Warum Leseförderung? Hintergründe zur Lesekompetenz in Deutschland » » » Lesekompetenz ist eine Schlüsselqualifikation und die wichtigste Bildungsvoraussetzung in Deutschland: Lesen und Lesekompetenz sind Basis erfolgreicher Schul- und Berufslaufbahnen, für Meinungsbildung und gesellschaftliche Teilhabe. Trotzdem verfügt ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung hierzulande nicht über ausreichende Lesefähigkeit: In Deutschland leben 7,5 Millionen funktionale Analphabeten im Alter von 18 bis 64 Jahren (leo. – Level-One Studie 2011): erwachsene Menschen, die nicht in der Lage sind, Texte richtig zu verstehen und richtig zu schreiben. Weitere Studien zeigen, dass mangelnde Lesefähigkeit ein nachwachsendes Problem ist: Rund jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland hat Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben (PISA-Studie 2010), und auch in der Grundschule erreichen 15,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler kein ausreichendes Leistungsniveau im Lesen (IGLU-Studie 2011). Dies hat weitreichende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft: Jeder zehnte Schulabgänger in Deutschland hat 2011 die Schule ohne Abschluss verlassen (Eurostat 2012),

viele Lehrstellen bleiben aufgrund mangelnder Ausbildungsfähigkeit unbesetzt – mit negativen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort und die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. Diese Zahlen zeigen, dass Leseförderung kein „nice to have“ ist, sondern dringende Notwendigkeit und eine der effektivsten und effizientesten Bildungsinvestitionen. „Lesespaß“ in Gütersloh ist ein beispielhaftes Pilotprojekt für erfolgreiche und wirksame Leseförderung, das sich leicht auf andere Städte übertragen lässt. Die Initiatoren von „Lesespaß“ » » » Im Jahr 2010 hatte das Medien- und Dienstleistungsunternehmen Bertelsmann „Lesespaß“ zum 175-jährigen Firmenjubiläum ins Leben gerufen. Die Initiative war ein besonderes Geschenk an die Menschen, die in Gütersloh, dem Unternehmenssitz, leben. Barbara Kutscher, Projektleiterin von „Lesespaß“ bei Bertelsmann, sagt zum Ziel der Initiative und zu den Gründen für das Engagement: „Wir möchten möglichst viele Menschen in der Stadt für das Lesen begeistern – insbesondere jene, die bislang wenig Zugang zu Büchern und Literatur haben.“ Das Konzept wurde gemeinsam mit den Partnern Stiftung Lesen und Goe­theInstitut entwickelt und umgesetzt. Die Bürger­meisterin von Gütersloh, Maria Unger, hat die Schirmherrschaft für die Initiative übernom-


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

men. Zunächst war „Lesespaß“ auf zwei Jahre begrenzt und wurde dann aufgrund des Erfolges und der positiven Resonanz verlängert.

gen geschaffen, dass nach Ende der offiziellen Laufzeit von „Lesespaß“ einzelne Projekte eigenständig fortleben.

Das Konzept und die Umsetzung von „Lesespaß“ » » » „Lesespaß“ ist nicht einfach nur ein weiteres von vielen Leseförderungsprojekten. Es setzt sich aus vielen einzelnen Projektmodulen zusammen, die aufeinander abgestimmt sind, sich ergänzen und aufeinander aufbauen. In Gütersloh wurden so innerhalb von drei Jahren über 25 verschiedene Einzelprojekte umgesetzt. Die Initiative lebt von der Mischung aus innovativen und bewährten Angeboten. Dazu gehörten kreative (Vor-)Leseevents, die Verbindung von Lesen mit anderen Aktivitäten wie Hip-Hop oder Fußball, die Schulung jugendlicher Lesescouts sowie Informationen und Workshops für Eltern, Lehrer und Erzieher. Allen Projekten ist gemeinsam: Sie wollen Freude am Lesen vermitteln. Zu den Zielgruppen, die durch „Lesespaß“ besonders angesprochen werden, gehören vor allem Kinder und Jugendliche aus eher lesefernen Umfeldern sowie Familien mit Migrationshintergrund. Bei der Konzipierung und Umsetzung der einzelnen Module wurden von Anfang an engagierte Akteure vor Ort eingebunden und dadurch bereits bestehende lokale Projekte sinnvoll ergänzt. Dieser Vernetzungsgedanke, der sich auch in regelmäßigen runden Tischen von Initiatoren und Akteuren widerspiegelt, ist ein zentrales Element der Initiative. Denn so ist sichergestellt, dass „Lesespaß“ genau auf die Bedürfnisse in der Stadt zugeschnitten ist und nachhaltig wirkt. Dadurch sind die Voraussetzun-

Die Wirksamkeit von „Lesespaß“ » » » Die Wirksamkeit von „Lesespaß“ in Gütersloh wurde im Rahmen einer zweijährigen Begleitevaluation vom Institut für Leseund Medienforschung der Stiftung Lesen nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Lesefreude in der Stadt im Projektzeitraum zunahm und die Gütersloher seitdem mehr lesen: Über 60 Prozent waren bei der Befragung im Sommer 2012 der Meinung: „Lesen macht Spaß“ und „Lesen ist unterhaltsam“, das waren 5 bzw. 7 Prozent mehr als in 2011. 69 Prozent der befragten Eltern sagten, dass die Veranstaltungen und Aktivitäten von „Lesespaß“ ihre Kinder zum Lesen

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bringen. Dies bedeutete im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 10 Prozent. Auch bei den Eltern konnte die Leselust gesteigert werden, insbesondere bei Eltern aus eher lesefernen Schichten oder mit Migrationshintergrund. Gütersloh ist überall: Die Zukunft von „Lesespaß“ » » » Damit die Initiative nicht einmalig bleibt, vermittelt nun eine Broschüre die Idee hinter „Lesespaß“ und gibt Anregungen zur Umsetzung der Initiative in anderen Städten. Sie kann über die Stiftung Lesen bezogen werden. Damit wollen die Initiatoren zur Nachahmung des Erfolgsmodells animieren. Darüber hinaus steht die Stiftung Lesen anderen Stiftungen und Institutionen, die „Lesespaß“ in ihrer Stadt umsetzen möchten, für weiterführende Beratung gerne zur Verfügung. « « «

å Lesespaß für alle im Islamischen Zentrum Gütersloh mit Schirmherrin Maria Unger


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Neuigkeiten PERSONALIA Dr. Klaus Rollin Dr. Klaus Rollin, Initiator, Motor und langjähriger Vorstandsvorsitzender der 1999 gegründeten BürgerStiftung Hamburg, ist am 25. September im Alter von 78 Jahren gestorben. Der Hamburger Notar prägte als Spiritus Rector über viele Jahre mit hohem persönlichen Einsatz und großer Überzeugungskraft nicht nur den Aufbau und die Arbeit der BürgerStiftung Hamburg, sondern auch die Entwicklung der deutschen Bürgerstiftungen. Er lenkte die mittlerweile größte deutsche Bürgerstiftung bis 2007 als Vorstandsvorsitzender und engagierte sich bis Juni 2013 im Stiftungsrat. Mit großem Erfolg warb er unermüdlich um Spenden, Zustiftungen und Treuhandstiftungen unter dem Dach der Bürgerstiftung. Inspiriert durch die amerikanischen Community Foundations war sich Rollin seit der Gründung der BürgerStiftung Hamburg sicher, dass Bürgerstiftungen auch in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Zivilgesellschaft leisten können. So wirkte er im Transatlantic Community Foundation Network (TCFN) der Bertelsmann Stiftung mit und setzte sich überregional wegweisend für die deutschen Bürgerstiftungen und ihre Bekanntheit ein. Er trieb ihre Entwicklung und Erfolgsgeschichte auf vielen Gebieten maßgeblich voran und wurde dafür 2012 vom Arbeitskreis Bürgerstiftungen im

Bundesverband Deutscher Stiftungen mit der Auszeichnung „Vorbildlicher Bürgerstifter“ geehrt. Im vergangenen Jahr erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Mit seinem Engagement hat Rollin eine wichtige Grundlage für den heutigen Erfolg und das Ansehen der Bürgerstiftungen geschaffen. „Die Bürgerstiftungsbewegung verdankt Klaus Rollin sehr viel. „Nicht nur durch wichtige Impulse für die von ihm mitgeschaffene Mustersatzung der IBS lebt er in fast allen Bürgerstiftungen weiter. Wir werden ihn nicht vergessen“, so Nikolaus Turner, ehemaliger Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen, und Prof. Dr. Burkhard Küstermann, stv. Generalsekretär im Bundesverband Deutscher Stiftungen, im Namen der großen Bürgerstiftungsfamilie, die um einen ihrer prägenden Wegbereiter trauert. www.buergerstiftung-hamburg.de Peter Augustin Seit dem 1. Oktober ist Peter Augustin Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Software AG-Stiftung. Zuvor war Augustin Pressesprecher und Head of Public Relations bei der WHU – Otto Beisheim School of Management sowie Pressesprecher im Bund der Freien Waldorfschulen. Nach einem Studium der Philologie und Geschichte mit Schwerpunkt Osteuropa in Tübingen und Warschau machte Augustin eine berufsbegleitende Ausbildung zum PR-Berater. www.sagst.de

Malte Frackmann Neuer Geschäftsführer der Stiftung Herzogtum Lauenburg in Mölln ist seit dem 1. November 2013 Malte Frackmann. Der 35-jährige Stiftungsmanager (DSA) studierte u.a. an der Freien Universität Berlin Neuere Geschichte und Soziologie. Berufliche Erfahrungen sammelte Frackmann als freier Mitarbeiter im AlliiertenMuseum, bei kmt/ausstellungen und der Deutschen StiftungsAkademie. Die Stiftung fördert vor allem die Kultur im Kreis Herzogtum Lauenburg. www.rzkultur.de Karin Heidemann-Thien und Ulrich E. Deissner Bundespräsident Joachim Gauck hat Ulrich E. Deissner und Karin Heidemann-Thien, den Vorstandsvorsitzenden und die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Braunschweig, am 4. Oktober 2013 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. In der

Würdigung hieß es, dass die Bürgerstiftung Braunschweig ein Vorbild für zahlreiche Bürgerstiftungen in allen Bundesländern sei. Dank des immensen Einsatzes von Heidemann-Thien und Deissner gebe


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

es in Braunschweig eine der größten Bürgerstiftungen Deutschlands, die besonders durch den Bürger-Brunch bekannt wurde. www.buergerstiftung­braun­­ schweig.de Dr. Roland Mönig und Bernd Therre Die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz wird seit dem 1. Dezember  von Dr. Roland Mönig (Foto) als kunst- und kulturwissenschaftlichem Vorstand sowie dem Verwaltungsvorstand Bernd Therre geleitet. Mönig habe sich als Kunsthistoriker einen hervorragenden Ruf erworben, teilte Kulturminister Ulrich Commerçon mit. Der erneut berufene Therre hatte in schwieriger Zeit das Amt des Verwaltungsvorstandes übernommen und mit großer Umsicht und Engagement dazu beigetragen, die Stiftung wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Mit diesen Personalentscheidungen und der Reform der Strukturen sei es gelungen, die Stiftung auf ein solides Fundament zu stellen. www.kulturbesitz.de

Alleinvorstand die Leitung der Stiftung Historische Museen Hamburg. Er folgt auf Helmut Sander, der in den Ruhestand geht. www.jmberlin.de www.historische-museen-hamburg.de

Der Geschäftsführende Direktor Börries von Notz verlässt nach sechs Jahren die Stiftung Jüdisches Museum Berlin. Zum 1. Februar 2014 übernimmt er als

erische Umweltminister Dr. Marcel Huber überreichte den Orden und die Ernennungsurkunde am

Prof. Dr. Michaele Schreyer Die frühere EU-Kommissarin Michaele Schreyer ist seit dem 1. Oktober Mitglied im Vorstand der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa. Schreyer war von 1999 bis 2004 Mitglied der Europäischen Kommission und zuständig für das Budget der Europäischen Union. Von 1989 bis 1990 war sie Senatorin für Stadtentwicklung und Umweltschutz des Landes Berlin. Die Honorarprofessorin an der Freien Universität Berlin ist u.a. Aufsichtsratsvorsitzende der Heinrich Böll Stiftung, stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrates Universität Göttingen und Vizepräsidentin des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland. www.schwarzkopf-stiftung.de Dr. Lutz Spandau

Börries von Notz

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Bundespräsident Joachim Gauck hat Dr. Lutz Spandau, Vorstand der Allianz Umweltstiftung, für sein weit über das übliche Maß hinausgehende Engagement um das Stiftungswesen und für gemeinnützige Umwelteinrichtungen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Der Bay-

30. September in München. Dank seines Wirkens innerhalb des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen habe sich ein Netzwerk der Umweltstiftungen etabliert, das zu mehr Kooperationen der Umweltstiftungen führt und damit auch zu Kosteneinsparungen und Qualitätsverbesserungen. www.allianz-umweltstiftung.de André Zimmermann Seit dem 1. September ist André Zimmermann verantwortlich für die Medienarbeit der Bertelsmann Stiftung. Er folgt auf den langjährigen Pressesprecher Andreas Henke, der in den Vorruhestand gegangen ist. Zimmermann ist ausgebildeter Journalist und gehört bereits seit Ende 2011 dem Kommunikationsteam der Stiftung an. Zuvor war er zehn Jahre in der politischen Kommunikation tätig, u.a. von 2005 bis 2010 als Sprecher des nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministeriums. www.bertelsmann-stiftung.de

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NEUERRICHTUNGEN Brombeeren-Stiftung Mit einem Grundstockvermögen von 20 Millionen Euro hat die frühere Boehringer-Teilhaberin Traudl Engelhorn in Gedenken an ihren verstorbenen Ehemann im Oktober 2013 die Brombeeren-Stif-

tung errichtet. Die Erträge sollen den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim zugutekommen und im neuen „Peter und Traudl Engelhorn-Haus“ u.a. Ausstellungen mit Altägyptischer Kunst sowie Glas­ skulpturen ermöglichen. Der Name der Stiftung ist angelehnt an die Fondation Les Mûrons, die Traudl Engelhorn in der Schweiz errichtet hatte. Daneben fördert in Deutschland die Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung seit 20 Jahren die Gentechnologie und -technik. Die Brombeeren-Stiftung ist die dritte Stiftung zur Förderung der Reiss-Engelhorn-Museen. www.rem-mannheim.de www.engelhorn-stiftung.de Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics gGmbH Am 19. September ist die Hopp Foundation for Computer Literacy & Informatics gGmbH der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die von Bettina Leukert und Oliver Hopp gegründete Stiftung mit Sitz in Wies-

loch setzt sich dafür ein, den Bildungsbereich Informatik an Gymnasien zu stärken. Bereits in der Schule soll die Grundlage dafür gelegt werden zu programmieren, mit Software, Social Media und dem Internet als Informationsquelle um-

Stiftung Zukunft – ASB als Unterstiftung angesiedelt. www.asb-berlin.de Stiftung Bildung und Gesellschaft Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat am 14. Juni die nicht rechtsfähige Stiftung Bildung und Gesellschaft mit einem Grundstockvermögen von

zugehen. Hierfür stellt die Stiftung in der Metropolregion Rhein-Neckar u.a. Hard- und Software zur Verfügung, veranstaltet Workshops, vergibt Stipendien an Studierende und erstellt Unterrichtskonzepte. www.hopp-foundation.de Pro Zukunft – ASB Berlin Stiftung Der ASB-Landesverband Berlin e.V. hat am 12. August seine erste Stiftung gegründet. Die Pro Zukunft – ASB Berlin Stiftung will Mittel für Projekte erwirtschaften, die Menschen in Not unter-

stützen. Die Stiftung startet mit einem Grundstockvermögen von 600.000 Euro. Von der Altenhilfe über die Hilfe in Not und Unglücksfällen bis zum bürgerschaftlichen Engagement will der ASB-Landesverband Berlin mit der Stiftung Projekte fördern, die allen Berlinern zugutekommen. Die Stiftung ist unter dem Dach der

5 Millionen Euro gegründet. Mit der fördernd und operativ tätigen Stiftung erweitert der Stifterverband seine Handlungsfelder in den Bereichen frühkindliche bis berufliche Bildung. Sie startete ihre Aktivitäten mit der Verleihung des ersten Primus-Preises am 18. Oktober 2013 an das Kölner Projekt „Out of School“. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis würdigt künftig monatlich ein kleines, nachahmenswertes Projekt, das ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen will. www.stiftung-bildung-und-gesellschaft.de

ZUSTIFTUNGEN UND SPENDEN Bethe-Stiftung Mit insgesamt bis zu 500.000 Euro und bis zu einem Höchstbetrag


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

von jeweils 5.000 Euro wird die Bethe-Stiftung jede Einzelspende für das Projekt Archäologische Zone und das künftige Jüdische Museum in Köln verdoppeln. Mit der Aktion möchte die Stiftung Kölner Bürger innerhalb der kommenden zwölf Monate nicht nur dazu ermuntern, zum Miterbauer zu werden, sondern auch ein Zeichen gegen Proteste gegen den Museumsbau setzen. Schwerpunkt der Stiftungsarbeit ist die Errichtung von Kinderhospizen. www.bethe-stiftung.de

PREISVERLEIHUNGEN Alexander von Humboldt-Stiftung Eine Umweltökonomin aus der Schweiz, eine Quantenphysikerin aus Österreich sowie drei Physiker und ein Mathematiker aus den USA wurden am 22. Oktober für die Alexander von Humboldt-Professur ausgewählt. Der mit jeweils bis zu 5 Millionen Euro dotierte Preis wird von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Mit der Alexander von Humboldt-Professur zeichnet die Stiftung weltweit führende und im Ausland tätige Forscherinnen und Forscher aller Disziplinen aus. Sie sollen langfristig zukunftsweisende Forschung an deutschen Hochschulen durchführen. www.humboldt-foundation.de

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Der mit 1 Million Euro dotierte Alfried Krupp-Förderpreis junge Hochschullehrer der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist am 13. November an Prof. Dr. Karsten Borgwardt gegangen. Der 33-jährige Professor für Data Mining in den Lebenswissenschaften lehrt und forscht in Tübingen an der Eberhard Karls Universität und an den Max-Planck-Instituten für Intelligente Systeme und für Entwicklungsbiologie. Unter dem Begriff Data Mining versteht man die computerbasierte Suche nach Mustern in großen Datenbeständen, aus denen man sich neue Erkenntnisse erhofft. Das Preisgeld soll ein verbessertes Arbeitsumfeld unabhängig von öffentlichen Geldern ermöglichen und die Forschung vorantreiben. www.krupp-stiftung.de Bertelsmann Stiftung Der diesjährige Reinhard Mohn Preis ging am 7. November an Kofi Annan. Mit der Auszeichnung in Höhe von 200.000 Euro würdigt die Bertelsmann Stiftung den ehemali-

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für nachhaltige und generationengerechte Fortschrittsmodelle. Viele globale, nationale und lokale Initiativen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft profitieren heute von Strukturen, die Annan initiiert und aufgebaut hat. Indem er neben den Staaten auch NGOs, Bürger und Unternehmen in seine politischen Anstrengungen einbezog, habe er dazu beigetragen, die Vereinten Nationen mit neuem Leben zu erfüllen. www.bertelsmann-stiftung.de Boehringer Ingelheim Stiftung Die Boehringer Ingelheim Stiftung hat den Epigenetik-Pionier Prof. Tony Kouzarides vom Gurdon Institut

in Cambridge mit dem HeinrichWieland-Preis 2013 in Höhe von 50.000 Euro geehrt. Epigenetik erforscht zelluläre Mechanismen, die steuern, welche Teile unseres Erbguts wann aktiv sind. Für seine grundlegenden und dogmaverändernden Entdeckungen und deren Bedeutung für die Krebsforschung nahm der Preisträger die Auszeichnung am 10. Oktober in München entgegen. Seine Forschungsergebnisse geben Hoffnung auf neue Medikamente gegen Leukämie. www.boehringer-ingelheim-stiftung.de Deutsche Bundesstiftung Umwelt

gen UN-Generalsekretär als weltweiten Vorkämpfer und Fürsprecher

Den mit 500.000 Euro europaweit höchst dotierten Umweltpreis der

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Deutschen Bundesstiftung Umwelt teilen sich Carmen Hock-Heyl und Ursula Sladek. Mit Dämmplatten aus Hanf hat die Firmengründerin Hock-Heyl aus Nördlingen es geschafft, einen nachwachsenden Rohstoff für den Hausbau auf dem Markt zu etablieren. Dabei habe sie einen mühsamen Weg gegen Widerstände und Desinteresse be-

schreiten müssen. Die „Stromrebellin“ Sladek wurde für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen geehrt, mit dem sie aus einer Bürger­ initiative den bundesweit ersten Ökostromanbieter, die Netzkauf ElektrizitätsWerke Schönau (EWS) e.G., schuf. Bundespräsident Joachim Gauck überreichte den Deutschen Umweltpreis am 27. Oktober in Osnabrück. www.dbu.de Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation Der Soziale Menschenrechtspreis 2013 der Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation ging am 11. Oktober zu gleichen Teilen (je 3.500 Euro) an den interkulturellen Jugendverband von Roma und Nicht-Roma, Amaro Drom e.V., und den Förderverein Stille Straße e.V., der sich durch seinen Einsatz für den Erhalt einer kommunalen Seniorenbegegnungsstätte in Berlin hervorragend um soziale Menschenrechte verdient gemacht hat. Der

Menschenrechtsanwalt Eberhard Schultz hatte die Stiftung 2011 mit einem Vermögen von 1 Million Euro gegründet. www.sozialemenschenrechtsstiftung.org Gips-Schüle-Stiftung Die Universität Tübingen hat ihren Universitätspreis 2013 an die Gips-Schüle-Stiftung verliehen. Thomas Ducrée, Stiftungsvorstand und Leiter des Arbeitskreises Wissenschaft und Forschung im Bundesverband Deutscher Stiftungen, nahm den Preis am 16. Ok-

tober entgegen. Die Stiftung aus Baden-Württemberg wird für ihre herausragenden Stiftungsinitiativen zum Wohle der Universität Tübingen gewürdigt. Am 23. Oktober verlieh die Stiftung im Rahmen einer Galaveranstaltung in Stuttgart außerdem erstmals den mit 40.000 Euro dotierten Gips-Schüle-Forschungspreis sowie den mit 15.000 Euro dotierten Gips-Schüle-Sonderforschungspreis für soziale Innovation. Daneben wurden die Preisträger des Nachwuchs-Fotowettbewerbs „Mensch und ­Technik“ gekürt. www.gips-schuele-stiftung.de

München und Prof. Dr. Michael T. Heneka (Universität Bonn und DZNE-Bonn) haben den diesjährigen Alzheimer-Forschungspreis der Frankfurter Hans und Ilse Breuer-Stiftung erhalten. Die Wissenschaftler teilen sich die mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnung, die am 23. Oktober anlässlich der Eibsee-Konferenz „Zelluläre Mechanismen der Neurodegeneration“ zum neunten Mal in Folge verliehen wurde und die höchstdotierte Auszeichnung für Alzheimer-Forschung in Deutschland ist. www.breuerstiftung.de Heinz Sielmann Stiftung Der Unternehmer und Biobier-Pionier Dr. Franz Ehrnsperger („Neumarkter Lammsbräu“) hat am 1. Oktober den Heinz Sielmann Ehrenpreis erhalten. Die Heinz Sielmann Stiftung würdigte sein langjähriges Engagement in der Biolandwirtschaft, seine Verteidigung der Agrarwirtschaft gegen Gentechnik und sein Wirken um die Rein-

Hans und Ilse Breuer-Stiftung Prof. Dr. Dieter Edbauer vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in

haltung des Wassers. Mit seiner Nachhaltigkeitsphilosophie sei Ehrnsperger das Vorbild eines im Einklang mit der Natur handelnden


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mittelständischen Unternehmers, hieß es in der Laudatio. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. www.sielmann-stiftung.de „Help and Hope“-Stiftung Mit Förderpreisen in Höhe von insgesamt 30.000 Euro hat die „Help and Hope“-Stiftung am 25. September soziale Projekte ausgezeichnet, die in den Bereichen Betreuung, Bildung und Beschäftigung benachteiligten Kindern in Nordrhein-Westfalen zugutekommen. In der Kategorie Betreuung gewann das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar in Olpe, in der Kategorie Bildung das Duisburger Projekt „Tausche Bildung für Wohnen e.V.“ und in der Kategorie Beschäftigung das Handwerkerinnenhaus Köln. Die Preisträger erhalten von der Stiftung jeweils 10.000 Euro. www.helpandhope-stiftung.com Herbert Quandt-Stiftung Für herausragende interreligiöse Projekte hat die Herbert Quandt-Stiftung am 27. September neun Schulen ausgezeichnet. Die besten Beiträge des Schulwettbewerbs zum „Trialog der Kulturen“ 2012/13 kamen aus Biedenkopf, Bingen und Hamburg. „Mensch,

fünf Bundesländern qualifiziert hatten. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 60.000 Euro vergeben. Das Geld soll dazu dienen, die erfolgreichen Projekte weiterzuführen und den Trialog der Kulturen langfristig an den Schulen zu verankern. www.herbert-quandt-stiftung.de

herausragende Nachwuchswissenschaftler, die über ihre Doktorarbeit einen allgemein verständlichen Artikel geschrieben haben.

J. Wilh. Tenten-Stiftung Den mit 12.000 Euro dotierten Tenten-Preis teilen sich in diesem Jahr Prof. Dr. Dr. Rolf Dieter Hirsch und „Bonn Lighthouse – Verein für Hospizarbeit e.V.“. Mit dem Preis, der am 23. November verliehen wurde, würdigt die Stiftung Personen und Institutionen für herausragende selbstlose Tätigkeiten im sozialen Bereich, die Bonner Bürgern zugutekommen. Hirsch war Leiter der geronto-psychiatrischen Abteilung an den Rheinischen Kliniken Bonn und hat sich in außergewöhnlichem Maße bei „Handeln statt Mißhandeln – Bonner Initiative gegen Gewalt im Alter e.V.“ engagiert. Der Verein Bonn Lighthouse unterstützt Personen mit deutlich eingeschränkter Lebenserwartung, die oft aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen und von HIV und Aids betroffen sind. www.tenten-stiftung.de Klaus Tschira Stiftung

Kreatur, Natur – was sagen Judentum, Christentum und Islam?“ lautete das Thema der Wettbewerbsrunde, für die sich 21 Schulen aus

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Kann ein Frühwarnsystem eine drohende Massenpanik erkennen? Warum haben Käfer eine soziale Ader? Wie reden Nervenzellen miteinander? Zum elften Mal verlieh die Klaus Tschira Stiftung am 10. Oktober in Heidelberg KlarText!, den Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft, an

Die Sieger, die ihre Doktorarbeiten in Bern, Bonn, Cottbus, Tübingen und Ilmenau verfasst haben, erwartet jeweils ein Preisgeld von 5.000 Euro und die Veröffentlichung des Artikels in der Zeitschrift „bild der wissenschaft“. www.klaus-tschira-stiftung.de Klung-Wilhelmy-WeberbankPreis Prof. Dr. Robert Huber, Physiker am Institut für Biomedizinische Optik der Universität zu Lübeck, wurde am 14. November mit dem Klung-Wilhelmy-Weberbank-Preis geehrt. Die gemeinsam von der Otto-Klung-Stiftung, der Dr. Wilhelmy-Stiftung und der Weberbank-Stiftung vergebene Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 75.000 Euro verbunden. Huber erhält den renommierten Preis für die Erfindung des Fourier-Domain-Mode-Locked Lasers und die damit erzielten Verbesserungen in der medizinischen Bildgebung mittels Optischer Kohärenz-Tomografie. www.klung-wilhelmy-weberbank-preis.de KÖRBER-STIFTUNG Die drei mit jeweils 30.000 Euro dotierten Spitzenpreise des Deut-

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schen Studienpreises 2013 erhalten die Zeithistorikerin Annette Ranko (Universität Hamburg, für eine Studie zum Weltbild der Muslimbrüder), der Volkswirt und Entwicklungsforscher Philip Mader (Universität zu Köln, für eine kritische Analyse der Armutsbekämpfung durch Mikrokredite) und die Materialforscherin Anne Jung (Universität des Saarlandes, für Entwicklung eines offenporigen, nanobeschichteten Hybrid-Metallschaums). Mit dem Preis zeichnete die Körber-Stiftung am 25. November 2013 die wichtigsten Dissertationen des Jahres aus. www.studienpreis.de

Lenz-Stiftung – Stiftung zur Erneuerung geistiger Werte waren als Kulturpartner der teilnehmenden Schulen involviert. Kinder und Jugendliche haben durch das Engagement die Möglichkeit erhalten, sich aktiv in kulturellen Projekten einzusetzen und eigene künstlerische Erfahrungen zu sammeln. So wurden z. B. in einem der Preisträgerprojekte der Sparte Literatur, dem Sprachprojekt „Das vergessene Wort“ der Dr.Ing.-Hans-Joachim-Lenz-Stiftung und des Ratsgymnasiums Minden, ungebräuchlich gewordene, ausgefallene, besonders schöne und poetische Worte aus dem deutschen Literaturschatz hervorgeholt, um Jugendliche für den Reichtum der deutschen Sprache zu begeistern. www.kulturstiftung.de Loki Schmidt Stiftung

Kulturstiftung der Länder

Die Loki Schmidt Stiftung hat am 22. Oktober die Schwanenblume (Butomus umbellatus) zur Blume des Jahres 2014 gekürt. Damit soll für den Schutz der bedrohten Pflanze geworben werden, die in vielen Bundesländern bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten

Die Kulturstiftung der Länder hat im Rahmen ihrer Bildungsinitiative „Kinder zum Olymp!“ beim Wettbewerb „Schulen kooperieren mit Kultur“ am 9. September in Berlin gemeinsam mit der Deutsche Bank Stiftung fünf Projekte ausgezeichnet, bei denen Stiftungen unmittelbar beteiligt waren. Die Evangelische Stiftung Volmarstein, die Pina Bausch Stiftung, die Stiftung Musiktheater im Revier, die Stiftung Zuhören und die Dr.-Ing.-­­­­Hans-Joachim-

steht. Die Blume des Jahres repräsentiert immer auch einen bedrohten Lebensraum. Bei der Schwanenblume sind dies Fluss­auen und Marschgebiete, wo sie am Ufer von Altarmen, Gräben und Teichen vorkommt. Die Stiftung wählt die Blu-

me des Jahres seit 1980.  www.loki-schmidt-stiftung.de Marion Dönhoff-Stiftung und ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Die Marion Dönhoff-Stiftung, die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und DIE ZEIT haben am 1. Dezember den Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung verliehen. Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim wurde für seinen Einsatz für Frieden im Nahen Osten mit dem Hauptpreis geehrt. Der Förderpreis in Höhe von 20.000 Euro ging an Sr. Karoline Mayer und den Verein Cristo Vive Europa-Partner Lateinamerikas e.V. Sie habe nicht nur die Armut in Lateinamerika, sondern vor allem die Resignation bekämpft und in Deutschland hunderte Menschen für diese Arbeit begeistert, so Jurymitglied Anne Will. www.marion-doenhoff-stiftung.de Oscar und Vera Ritter-Stiftung Der unkonventionelle, zukunftsweisende Musikwettbewerb TONALi Grand Prix hat am 13. November den RITTER-Preis erhalten. Erstmals wurde nach Angaben der Oscar und Vera Ritter-Stiftung ein Kulturprojekt ausgezeichnet, das sich ganzheitlich der Zukunft der

klassischen Musik widmet. Der TONALi Grand Prix, der im Wechsel in den Fächern Violine, Violoncello und Klavier durchgeführt wird,


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

verbindet die Förderung von hochbegabten jungen Solisten mit einer innovativen, intensiven Publikumsbeteiligung. Die Stiftung vergibt den RITTER-Preis in Höhe von 15.000 Euro für Spitzenleistungen in verschiedenen Musikbereichen. www.ritter-stiftung.de

der Generationen – Silver Screen ausgezeichnet. Mit dem Preis, der mit insgesamt 120.000 Euro dotiert ist, zeichnet die Stiftung Initiativen aus, die ein neues Altersbild zei-

Mit insgesamt 200.000 Euro prämierte die Siemens Stiftung am gen. Zusätzlich erhielt Loring Sittler, Leiter des Generali Zukunftsfonds, den undotierten Otto Mühlschlegel Preis für sein großes persönliches Engagement, mit dem er in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, Vorurteile über das Alter abzubauen. www.bosch-stiftung.de/alterspreis Robert Koch Stiftung

cur-Stiftung erhalten. Der Verein kümmert sich um drogenabhängige, inhaftierte und sich prostituierende Frauen unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit und Herkunft, beispielsweise mit dem Café Neustart am Straßenstrich in der Kurfürstenstraße in Berlin. Ziel ist in erster Linie die Hilfe zum Ausstieg aus der Prostitution. Für Inhaftierte des Frauengefängnisses werden außerdem Weihnachtsgeschenke und Gefängnisgottesdienste organisiert. www.plansecur-stiftung.de

Prof. Dr. Jeffrey I. Gordon (rechts im Bild), Direktor des Center for Genome Sciences and Systems Biology an der Washington University in St. Louis, USA, nahm am 15. November den mit 100.000 Euro dotierten Robert-Koch-Preis entgegen. Der Mikro­biologe wurde für seine bahnbrechenden Arbeiten zur molekularen Analyse von Mikrobengemeinschaften im menschlichen Darm

30. Oktober in Nairobi die besten 23 Erfindungen, die mit einfachen technischen Lösungen die Grundversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern. Der erste Preis beim empowering people Award 2013 ging an Martin Aufmuth für sein Konzept der „EinDollarBrillen“. Den zweiten Preis erhielt Dr. Moses Kizza Musaazi aus Uganda für MakaPads, nachhaltig hergestellte Hygienebinden für Frauen. Mit dem dritten Preis von 20.000 Euro wurde David Osborne aus Großbritannien für seine Erfindung Jompy Water Boiler ausgezeichnet. www.siemens-stiftung.org Stiftung fiat panis

Robert Bosch Stiftung Die besten Ideen im und für das Alter: Mit dem Deutschen Alters­ preis 2013 hat die Robert Bosch Stiftung am 13. November die Modelagentur SEN!OR-MODELS, die Offene Jugendwerkstatt Karlsruhe und das Europäische Filmfestival

Allergy and Infectious Diseases, Bethesda, Maryland, USA, mit der Robert-Koch-Medaille in Gold für sein Lebenswerk auf dem Gebiet der HIV-Forschung gewürdigt. www.robert-koch-stiftung.de Siemens Stiftung

Plansecur-Stiftung Die Berliner Organisation Neustart e.V. – Christliche Lebenshilfe hat am 12. Oktober den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis für soziales Engagement der Planse-

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ausgezeichnet. U.a. durch seine Untersuchungen wurde deutlich, dass Mikroben nicht nur schädlich, sondern nützliche „Freunde“ des Menschen sind. Gleichzeitig wurde Prof. Dr. Anthony S. Fauci (links), Direktor des National Institute of

Die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Zhu Ling hat den Justus von Liebig-Preis für Welternährung 2013 erhalten. Die Stiftung fiat panis vergibt den Preis für herausragende Leistungen im Einsatz gegen Hunger und ländliche Armut. Die Preisträgerin habe im chinesischen Reformprozess durch ihre Forschungsarbeiten eine signifikan-

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te Rolle gespielt, teilte die Stiftung mit. Sie nahm die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung am 16. Oktober anlässlich des World Food Day Colloquiums an der Universität Hohenheim in Stuttgart entgegen. www.stiftung-fiat-panis.de Stiftung Lesen und Commerzbank-Stiftung Die Stiftung Lesen und die Commerzbank-Stiftung haben am 7. Oktober in Berlin erstmals den

Deutschen Lesepreis mit Preisgeldern in Höhe von 23.000 Euro vergeben. Zu den acht Preisträgern zählt auch Heike-Anna Grunewald, Geschäftsführender Vorstand der Hamburger Dr. E. A. Langner-Stiftung. Sie belegt den mit 2.000 Euro dotierten ersten Platz in der Kategorie „Herausragendes individuelles Engagement“ (gefördert von der Nele Neuhaus Stiftung und der PricewaterhouseCoopers-Stiftung) für die Hamburger Märchentage, eine jährliche Veranstaltungsreihe mit 70 bis 90 einzelnen Veranstaltungen für Kinder zwischen 3 und 14 Jahren. www.deutscher-lesepreis.de Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Am 12. November hat die Stiftung Polytechnische Gesellschaft im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main den Polytechnik-Preis 2013 verliehen. Mit der Auszeichnung würdigt die Stiftung

Wissenschaftler, die attraktive Lehr- und Lernangebote entwickelt haben, um Kinder für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Den Hauptpreis in Höhe von 50.000 Euro erhielt Prof. Dr. Kornelia Möller von der Universität Münster. Ausgezeichnet wurde ihr Unterrichtskonzept „Klasse(n)kisten“, das Grundschullehrer fachlich, didaktisch und organisatorisch mit Material für einen innovativen naturwissenschaftlich-technischen Unterricht ausstattet. Vier zweite Preise mit jeweils 5.000 Euro würdigten weitere herausragende Lernangebote und Unterrichtskonzepte für Kindertagesstätte und Grundschule. www.sptg.de Stiftung Universitätsmedizin Essen Von der Patientenbefragung mit Tablet-PCs bis zur virtuellen Leichenschau im Rechtsmedizin-Seminar:

beitragen, für die Metropole Ruhr und darüber hinaus Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf höchstem Niveau zu fördern und weiterzuentwickeln. www.universitaetsmedizin.de Ulrich Wickert Stiftung Der Journalistenpreis der Ulrich Wickert Stiftung zeichnet jährlich die besten Beiträge zum Thema Kinder-

rechte aus. Auf der feierlichen Veranstaltung zum UN-Mädchentag am 10. Oktober wurde Andreas Boueke im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin für seinen SWR2-Radiobeitrag „Patti und ihre 13 Geschwister“ mit dem Ulrich Wickert Preis für Kinderrechte ausgezeichnet. Der Journalistenpreis in der Sparte International geht in diesem Jahr an die Reporterinnen Gloriose Isugi und Noella Nyirabihogo aus Ruanda. Ein Sonderpreis ehrt das Kinder-Medienprojekt „Bal Sansar“ von Plan in Nepal. www.ulrich-wickert-stiftung.de Vodafone Stiftung Deutschland

Die Stiftung Universitätsmedizin Essen hat am 5. Oktober erstmals einen mit 200.000 Euro dotierten Medizinpreis vergeben. Insgesamt neun Projekte wurden in den Kategorien Forschung, Lehre und Krankenversorgung prämiert. Mit dem landesweit einzigartigen Medizinpreis möchte die Stiftung dazu

Der Bundesverband deutscher Pressesprecher hat die Vodafone Stiftung Deutschland gGmbH als Pressestelle des Jahres ausgezeichnet. Eine Studie, die Defizite des von der Bundesregierung verabschiedeten Bildungspakets zur Förderung von Kindern aus ärmeren Familien gezeigt hatte, sei mit einem Zehn-Punkte-Plan als „Nach-


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

hilfe zum Bildungspaket“ konsequent öffentlich kommuniziert wor-

JUBILÄEN Deutsche Telekom Stiftung

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jahr beschäftigt das diakonische Dienstleistungsunternehmen mehr als 6.200 Mitarbeiter an über 180 Standorten in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Am 14. November hat die Deutsche Telekom Stiftung in Bonn ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Ende 2003 von der Deutschen Telekom den. Die Stiftung nahm den Goldenen Apfel am 26. September in der Kategorie Verbände/NGO entgegen. 2008 hatte der Bundesverband Deutscher Stiftungen diese Auszeichnung erhalten. www.vodafone-stiftung.de Werner und Inge Grüter-Stiftung Prof. Dr. Julia Fischer, Leiterin der Abteilung für Kognitive Ethologie am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen, hat am 4. November den Werner und Inge Grüter-Preis für Wissenschaftsvermittlung der Werner und Inge Grüter-Stiftung erhalten. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Verhaltensforscherin wird für ihre populärwissenschaftlichen Aktivitäten geehrt, insbesondere für ihr Buch „Affengesellschaft“

AG gegründet, gehört sie heute mit einem Stiftungskapital von 150 Millionen Euro zu den großen deutschen Unternehmensstiftungen. In den vergangenen zehn Jahren hat sie für den Stiftungszweck inklusive Projektrücklagen rund 76 Millionen Euro aufgewandt. Die Stiftung engagiert sich bundesweit für eine Verbesserung der Bildung in den MINT-Fächern. Zu ihren Handlungsfeldern zählen u.a. die frühe Bildung, die Lehrerbildung und die Talentförderung. www.telekom-stiftung.de

242 Millionen Euro betrug die Bilanzsumme im Jahr 2012. Zum Jubiläum stellte die Stiftung die differenzierte und zu großen Teilen erschütternde Dokumentation „Mitten in Hamburg“ über die Zeit von 1945 bis 1979 in den damaligen Alsterdorfer Anstalten vor. www.alsterdorf.de Michael Otto Stiftung für Umweltschutz Seit 20 Jahren engagiert sich die Michael Otto Stiftung für Umweltschutz. In ihren Aktionsfeldern Förderung, Bildung und Dialog entwickelt sie Strategien und fördert Projekte für zukunftsweisende

EVANGELISCHE STIFTUNG ALSTERDORF

(Suhrkamp Verlag), das interessante Einblicke in ihre Feldforschung gibt und Sozialstrukturen, Denken und Kommunikation bei unseren nächsten Verwandten verständlich beschreibt. Die Preisträgerin sei ein Vorbild für jüngere Forscher. ­­­www.grueter-stiftung.de

Am 19. Oktober 1863 begann Pastor Dr. Heinrich Matthias Sengelmann in einem kleinen Fachwerkhaus in Hamburg seine Arbeit mit vier geistig behinderten Jungen im „Asyl für schwach- und blödsinnige Kinder“ und legte damit den Grundstein der Alsterdorfer Anstalten, die 1988 in Evangelische Stiftung Alsterdorf umbenannt wurden. Im 150. Jubiläums-

Perspektiven. Dem Unternehmer Dr. Michael Otto, der die Stiftung zu seinem 50. Geburtstag errichtet hatte, geht es um mehr, als finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Um Impulse zu setzen, war die Stiftung von Beginn an als Plattform und Brückenbauerin konzipiert. Mit großem Einsatz gelang

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es so z. B. Mitte der 1990er-Jahre, Alternativen zum Ausbau der mittleren Elbe zu finden und so die europaweit einzigartige Flusslandschaft im Grenzgebiet der ehemaligen DDR bewahren zu helfen. 2008 hatte Otto für sein stifterisches Lebenswerk die Medaille für Verdienste um das Stiftungswesen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen erhalten. www.michaelottostiftung.de

damalige Rektor der Universität Hamburg, Dr. Bruno Snell, gründete das Europa-Kolleg 1953 als Einrichtung, in der Studierende aus unterschiedlichen europäischen Ländern gemeinsam leben und studieren. Insgesamt 630 Menschen aus allen EU-Mitgliedsstaaten und wei-

Bestände Stiftungen verfügen. Das Ergebnis der systematischen Recherche wird anschließend sowohl gedruckt als auch elektronisch zugänglich sein und damit Wissenschaftlern, Journalisten oder anderen Interessierten Quellen erschließen, die oft auch über die neuen Medien noch nicht zugänglich sind. www.stiftungen.org Bündnis Bonner Bildungsfonds

Schader-Stiftung Mit einem Fachkongress zum Thema „Dialog zwischen Gesellschaftswissenschaften und Praxis“ beging die Schader-Stiftung am 29. November ihr 25-jähriges Jubiläum. Sie finanziert ihre Fördertätigkeit aus den Erträgen des von Alois M. Schader gestifteten Privatvermögens. Ihr Anliegen ist es, den Praxisbezug der Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis zu stärken. Dazu stellt sie ihr Tagungshaus, das Schader-Forum in Darmstadt, zur Verfügung. www.schader-stiftung.de Stiftung Europa-Kolleg Hamburg 60 Jahre Studium, Lehre und Forschung für Europa: Mit einer Festveranstaltung hat die Freie und Hansestadt Hamburg am 13. September die Stiftung Europa-Kolleg Hamburg und ihre Bedeutung für den Wissenschaftsstandort Hamburg und die Entwicklung der Europäischen Union gewürdigt. Der

teren Ländern, darunter Führungskräfte und Experten in den europäischen und nationalen Institutionen, haben hier ihre wissenschaftlichen Grundlagen erworben. www.europa-kolleg-hamburg.de

MOSAIK Archive in Stiftungen Um die bislang wenig beachteten und zum Teil unbekannten archi-

valischen Sammlungen von Stiftungen zu erfassen, hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen in Kooperation mit dem Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kultur­ technik der Humboldt Universität zu Berlin das Projekt „Archive in Stiftungen“ begonnen. Mit einer im Oktober gestarteten Umfrage soll ermittelt werden, über welche

Nach dem Vorbild des erfolgreichen Lübecker Bildungsfonds ha-

ben die Bürgerstiftung Bonn, die Stiftung Zukunft durch Bildung, die Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse in Bonn, die Stiftung Pfennigsdorf und die Engelsing Stiftung gemeinsam mit drei Unternehmen am 10. Oktober das Bündnis Bonner Bildungsfonds initiiert. Unter dem Motto „Jedem Kind seine Chance!“ soll das Angebot dort die Lücke schließen, wo staatliche Förderung nicht greift und familiäre Unterstützung nicht ausreicht. Die Mittel werden dabei nicht „von oben“ vergeben, sondern den Schulen für eine unbürokratische und individuelle Hilfe direkt zur Verfügung gestellt. Anders als im Lübecker Modell fließen in Bonn keine öffentlichen Mittel ein. www.bonner-bildungsfonds.de


StiftungsWelt 04-2013 » » » Stiftungen

Goldene Feder für Stiftung Warentest Wie bekommt das Essen Geschmack? Das Buch „Aroma – die Kunst des Würzens“ der Stiftung Warentest präsentiert über 400 Kräuter, Gewürze, Saucen und Pasten, Alkohole, Essige, Fette und Öle. Das inspirierende, herausragend gestaltete Standardwerk zeigt auf 512 Seiten, warum jahrhundertealte Kombinationen so gut funktionieren und wie sich modern, überraschend und ungewöhnlich würzen lässt. Wegen seines Inhalts, der auch unter wissenschaftlichen Aspekten anerkennenswert und einzigartig ist, hat das Buch am 9. Oktober die Goldene Feder 2013 erhalten. Die höchste Auszeichnung der Gastronomischen Akademie Deutschlands wird nur selten vergeben. www.test.de Lexikon des Dialogs Von A wie Abendmahl bis Z wie Zwangsheirat: Im Auftrag der Münchner Eugen-Biser-Stiftung ist am 23. September das Lexikon des Dialogs erschienen, in dem 24 deutsche und 64 türkische Wissenschaftler die Grundbegriffe aus Christentum und Islam erklären. Das Werk stellt die christliche und die muslimische Sicht auf die eigene und die andere Religion in

einem Buch nebeneinander dar. Auf rund 850 Seiten werden in zwei Bänden insgesamt 330 Begriffe erläutert. www.eugen-biser-stiftung.de Merkmale kirchlicher Stiftungen Der ökumenische Arbeitskreis Kirchen im Bundesverband Deutscher

Stiftungen hat sich am 5. September bei seiner Herbsttagung im Kloster Loccum auf acht Merkmale kirchlicher Stiftungen verständigt. Sie charakterisieren Zwecke, Vermögensausstattung, Errichtung, Anerkennung und Werte dieser Stiftungsgruppe. „Kirchliche Stiftungen haben viele Formen. Was sie eint, ist der Glaube an christliche Freiheit und Verantwortung“, so Brigitte Andrae, Präsidentin des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt und Leiterin des Arbeitskreises Kirchen. „Mit den Merkmalen kirchlicher Stiftungen haben wir konfessionsübergreifend eine Orientierungshilfe gegeben“, ergänzt Prof. Dr. iur. Michael Ling, Leitender Rechtsdirektor und Justitiar des Bistums Mainz und stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Kirchen. Die Merkmale kirchlicher Stiftungen wurden am Vortag des ersten ökumenischen Stiftungskongresses in Hannover vorgestellt. www.stiftungen.org/kirchen

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Waris Dirie

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Die Desert Flower Foundation von Top-Model Waris Dirie hat am 11. September in Berlin das weltweit erste ganzheitliche medizinische Zentrum eröffnet, das Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung behandelt und betreut. Das Pilotprojekt ist angesiedelt am Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf. Weitere Desert Flower Medical Center sind in den nächsten Monaten in Europa, Afrika, Asien und den USA geplant. Nach Angaben der Stiftung, deren Hauptsitz in Österreich ist, werden jährlich 3 Millionen Mädchen genital verstümmelt. www.desertflowerfoundation.org

Ihre News in den Medien des Bundesverbandes Zusammengestellt von Timon M. Pohl  Sollen hier auch Neuigkeiten aus Ihrer Stiftung stehen? Dann senden Sie bitte Pressemitteilungen, Hinweise und Fotos an redakteure@stiftungen.org. Timon Pohl, Referent Medien & Kommunikation, ist beim Bundesverband Ihr Ansprechpartner für alle Neuigkeiten aus dem Stiftungswesen für das Magazin StiftungsWelt, den Newsletter StiftungsNews und Social Media. News, Termine und Jobs können Stiftungen außerdem kostenlos selbst auf stiftungen.org, dem Portal für Stiftungen und das Stiftungswesen, veröffentlichen. Infos und Zugangsdaten: www.stiftungen.org/stiftungen-online


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aus dem bundesverband deutscher stiftungen und mitgliedernetzwerk

Termine und Veranstaltungen

Stiftungskommunikation? Ausgezeichnet! Am 14. November würdigte der Bundesverband Deutscher Stiftungen fünf Stiftungen mit dem KOMPASS.

» » » Im Museum für Kommunikation Berlin feierten am 14. November rund 200 Gäste die Nominierten und Gewinner des KOMPASS 2013. „Die Bandbreite möglicher Kommunikationsmittel für erfolg-

KOMPASS 2013: Die Nominierten und Gewinner Kategorie Gesamtauftritt Bürgerstiftung Duisburg Herbert Quandt-Stiftung, Bad Homburg sk stiftung jugend und medien, Köln Kategorie Projektkommunikation Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, Berlin, mit dem Film­ideenWettbewerb „Klappe gegen rechts“ EKHN Stiftung, Frankfurt a.M., mit dem Schülerseminar und ­Symposium „Eine Welt ohne Seele und freien Willen? Methoden, Erkenntnisse und Konsequenzen der Hirnforschung“ Stiftung Lesen, Mainz, und hessenstiftung – familie hat zukunft, Bensheim, mit dem Projekt „Mein Papa liest vor“ Kategorie Einzelne Kommunikationsmaßnahme broken hearts stiftung, Seevetal, mit dem Projekt „Menschenhandel und moderne Sklaverei im 21. Jahrhundert: Designwettbewerb und Ausstellungen“ Bürgerstiftung Gerricus, Düsseldorf, mit dem Kirchenschatz­führer für Kinder „Die Geschichte vom verschwundenen Schatz“ Stiftung Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg, mit einer Ausgabe der Zeitschrift „einblick“ für Kinder Sonderpreis für den besten Internetauftritt Stiftung Stadtgedächtnis, Köln, mit der Kampagnenwebsite www.jedes-stueck-zaehlt.de

reiches Stiftungsengagement ist groß – die Fähigkeit zum Umgang mit dieser vielfältig-bunten Palette haben die Preisträger gekonnt unter Beweis gestellt“, sagte Dr. Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, bei der Preisverleihung. Damit die Palette noch bunter wird – seien Sie im kommenden Jahr dabei und zeigen auch Sie die Erfolge Ihrer Kommunikationsarbeit! Kategorie Gesamtauftritt » » » Die Herbert Quandt-Stiftung wurde Gewinnerin der Kategorie Gesamtauftritt. Die in den Bereichen „Bürger und Gesellschaft“ sowie „Trialog der Kulturen“ engagierte Stiftung erhielt die Auszeichnung für ihre herausragende und vorbildliche Gesamtkommunikation. Die Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung ist Bestandteil der Projekte. Flyer, Bücher, Tagungen, Vernetzungstreffen, Presseartikel, Internetseite, soziale Netzwerke: Die Kommunikationsmittel der Stiftung sind vielfältig und immer individuell auf die Projektinhalte hin konzipiert. Das war es, was auch die Jury überzeugte: „Das Gesamtbild aller Kommunikationsmaßnahmen zeigt die klare und konsequente Schwer-

punktsetzung auf substanzstarke inhaltliche Arbeit“, so die Begründung für die Auszeichnung. Kategorie Projektkommunikation » » » Die hessenstiftung – familie hat zukunft und die Stiftung Lesen haben sich im Bereich Projektkommunikation durchgesetzt. In ihrem gemeinsamen Projekt „Mein Papa liest vor“ stellen Arbeitgeber Vätern via Unternehmens-Intranet Geschichten zur Verfügung und regen sie so zum Vorlesen an. Geschäftsführer wurden angeschrieben, Pressekonferenzen organisiert und Politiker als Schirmherren gewonnen. Die Jury war sich einig: „Mit geringem Mitteleinsatz erreichen die Stiftungen größtmögliche Nachhaltigkeit, weil sie die Zielgruppe ‚Väter‘ nicht kritisieren, sondern motivieren.“ Kategorie Einzelne Kommunikationsmaßnahme » » » Mit ihrem Designwettbewerb zum Thema „Menschenhandel und moderne Sklaverei im 21. Jahrhundert“ überzeugte die broken hearts stiftung in der Kategorie Einzelne Kommunikationsmaßnahme. Studenten der Design Factory International entwarfen Poster zum Thema „Arbeiterausbeu-


StiftungsWelt 04-2013 » » » Interna

tung“. Die Plakate bewegten in Ausstellungen, beim Aktionstag gegen Menschenhandel und bei anderen Gelegenheiten, im Internet, auf Facebook und in einer Broschüre das Publikum. Beim Evangelischen Kirchentag in Hamburg sahen täglich 7.000 Menschen die Ausstellung. Die Jury hob die „beeindruckenden grafischen Umsetzungen“, die „starke Hebelwirkung und den Beispielcharakter“ hervor. Sonderpreis für die beste Internetseite » » » Das „größte Puzzle der Welt“ nennt die Stiftung Stadtgedächtnis, die sich den Archivalien des 2009 eingestürzten Historischen Archivs der Stadt Köln widmet, ihre Aufgabe: 30.000 Regalmeter Archivmaterial aus 1.100

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Jahren europäischer Geschichte gilt es zu bergen und zu restaurieren. Mit der Fundraisingkampagne „Jedes Stück zählt“, für die symbolisch ein Puzzleteil steht, ruft die Stiftung seit Juli 2013 die Bevölkerung zur Unterstützung auf. Als wesentlicher Bestandteil der Kampagne entstand die Internetseite www.jedes-stueck-zaehlt.de. „Die Seite weist ein hohes Maß an Emotionalität auf. Stiftungszweck und Stiftungsarbeit werden beispielhaft interaktiv mit Videos und Fotos dokumentiert. Es kommt dabei ein starker Aktivierungscharakter zum Ausdruck. Ein wirkliches Lehrstück für die Stiftungskommunikation“, so die Jury. « « « Cordula Beyer | Projektleiterin KOMPASS im Bundesverband Deutscher Stiftungen

Ein KOMPASS für Stiftungskommunikation Mit dem KOMPASS würdigt der Bundesverband Deutscher Stiftungen jährlich seit 2006 herausragende Stiftungskommunikation. Kriterien der unabhängigen Jury sind der strategische Ansatz, die handwerkliche Qualität, die Originalität der Maßnahmen und Transparenz. Ziel des Preises ist es, zu einer weiteren Professionalisierung der Stiftungskommunikation beizutragen, Beispiele guter Stiftungspraxis zu zeigen und den Stiftungsgedanken stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Gefördert wird der KOMPASS von der Privatbank Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft NEXIA DEUTSCHLAND GmbH und ORCA van Loon Communications. Kooperationspartner sind die Museumsstiftung Post und Telekommunikation und das Druckhaus Berlin-Mitte. Der ZEIT-Verlag schenkt den Gewinnern ein Advertorial in den Stiftungssonderseiten der Wochenzeitung DIE ZEIT. Weitere Informationen Cordula Beyer | Projektleiterin KOMPASS Telefon (030) 89 79 47-82 cordula.beyer@stiftungen.org | www.stiftungen.org/kompass


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Trends der Stiftungskommunikation Drei Fragen an den KOMPASS-Juryvorsitzenden Dr. Roland Kaehlbrandt Dies war die achte Verleihung des KOMPASS. Gibt es noch genügend Bewerber? Die Zahl der Bewerber ist über die Jahre stabil geblieben. In diesem Jahr waren es wieder 78. Konnten Sie anhand der eingereichten Arbeiten neue Trends in der Stiftungskommunikation erkennen? Was uns diesmal aufgefallen ist: Nach den experimentierfreudigen Anfangsjahren der digitalen Revolution ist nun eine Art Wende zur Klarheit im Auftritt festzustellen. Viele Stiftungen arbeiten ihre inhaltlichen Leitsätze klar heraus und kommunizieren sie mittels

Leitmotiven. In ihren Medien, ob klassisch oder digital, ist das Ziel der Übersichtlichkeit, der guten Leserführung, der Aufgeräumtheit gut zu erkennen. Es wird also nicht jedem modischen Trend hinterhergerannt, sondern sorgfältig konzipiert. Auch Kommunikationsmedien wie Film oder Konferenzen werden pfiffig und überaus erfolgreich eingesetzt. Was ist Ihnen noch aufgefallen? Eine gute Verbindung von inhaltlichem Anliegen und Kommunikation. Die Stiftungen scheinen mehr und mehr dazu überzugehen, beides von Anfang an zu bedenken. So entstehen hochkommunikative Projekte. Das ist immer besonders Erfolg versprechend – und im Übrigen auch mein eigenes Steckenpferd. « « «


StiftungsWelt 04-2013 » » » Interna

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Trends und Initiativen

Gemeinsam für lebenslanges Lernen Fünf Jahre Stiftungsverbund „LernenvorOrt“ – ein Interview mit seiner neuen Leiterin Sabine Süß

Am 1. November 2013 übernahm Sabine Süß die Leitung der Geschäftsstelle des Stiftungsverbundes „LernenvorOrt“, die vor gut einem Jahr in die Trägerschaft des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen überging. Dem Verbund geht es darum, ein Zusammenwirken von Politik, kommunalen Verwaltungen und Stiftungen zu orchestrieren, um für alle Menschen in Deutschland die Chancen auf eine erfolgreiche Bildungsbiografie zu verbessern. Ein Interview zu dem Kooperationsprojekt, an dem sich aktuell rund 180 Stiftungen in 35 Kommunen beteiligen.

StiftungsWelt: Im Stiftungsverbund „LernenvorOrt“ engagieren sich Stiftungen und Kommunen gemeinsam für die Verbesserung des lokalen Bildungswesens, ohne dass es die beteiligten Akteure mehr Geld kostet. Wie funktioniert das? Sabine Süß: Im Rahmen der Initiative „LernenvorOrt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit deutschen Stiftungen haben zu Beginn des Förderprogramms 40 Kommunen mit ihren sogenannten Grundpaten vereinbart, gemeinsam an einer strukturellen Verbesserung der lokalen Bildungslandschaft zu arbeiten. Die Kommunen werden dabei im Rahmen des Programms vom BMBF finanziell gefördert, wobei hier die Personalausstattung unterstützt wird, um die Veränderungsprozesse fachlich qualifiziert zu gestalten. Stiftungen haben sich bereit erklärt, die lokalen Prozesse durch ihr Expertenwissen, durch Netzwerkarbeit und Kommunikation zu begleiten. Dabei sind ihre Unabhängigkeit und Freiheit in

der Artikulation von „störenden“ Beobachtungen ganz besonders wertvoll. Es ist wichtig zu verstehen, dass es in diesem Programm für Stiftungen nicht um die finanzielle Förderung von Projekten geht, sondern um eine neue Form der Zusammenarbeit, die es Stiftungen ganz unterschiedlicher Größe und Ausrichtung ermöglicht, sich gleichwertig für das gemeinsame Ziel einer kohärenten Bildungslandschaft vor Ort einzusetzen. Große und kleine, lokal und bundesweit aktive, operative und fördernde Stiftungen arbeiten auf Augenhöhe zusammen und begegnen auch den kommunalen Verwaltungen und der Politik auf Augenhöhe. Was ist das Ziel der Initiative? Kurz gesagt: Die Bildungschancen jedes und jeder Einzelnen zu erhöhen, Bildungsbiografien sinnvoller zu gestalten und die Grundlagen für ein erfolgreiches lebenslanges Lernen auf der lokalen Ebene zu schaffen. Dafür müssen Synergien gefördert und verbind-

liche Zusammenarbeit eingeübt werden. Viele Kommunen – Städte wie Landkreise – haben verstanden, dass Bildung ein Schlüsselfaktor für ihre Entwicklungschancen ist. Angesichts der eklatanten Veränderungen durch den demografischen Wandel sind die Aufgaben der Kommunen zum Erhalt und zur Gestaltung unseres Lebensraums immens. Sie müssen mit einer veränderten Bevölkerungsstruktur umgehen, die sich z.B. in der Alterszusammensetzung ausdrückt, mit Arbeitsmigration, die Städte und Regionen schnell wachsen oder schrumpfen lässt, mit einer starim interview ken Polarisierung der Sabine Süss  sozialen Milieus. Eine arbeitet seit Februar 2013 beim StiftungsverBildungslandschaft bund „LernenvorOrt“, wo sie zunächst als stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle zu kreieren, die dafür tätig war. Zum 1. November trat sie die Nachsorgt, dass alle Anfolge des bisherigen Leiters Wilfried Lohre an, der in Ruhestand ging. Nach dem Studium gebote und Akteure der Germanistik, Philosophie und Publizistik im Bildungsbereich an der Freien Universität Berlin war Süß u.a. Gründungsdirektorin und Geschäftsführerin in einem abgestimmdes Deutschen Auswandererhauses in ten Prozess ihre Kräfte Bremerhaven, Geschäftsführerin des Internationalen Forums für Gestaltung Ulm und bündeln, um jedem arbeitete im Kulturmanagement für GroßausEinzelnen das Entfalstellungen in Berlin, z.B. für das Deutsche Museum, die Stiftung Deutsche ten seiner Möglichkei- Historische Kinemathek und die Berliner Festspiele GmbH. 2007 ging sie zur Schader-Stiftung ten in jeder Lebenslain Darmstadt, deren geschäftsführender ge zu erlauben, ist das Vorstand und Vorstandsvorsitzende sie bis Ende 2012 war. Ziel der Initiative. Wie kam das Projekt ursprünglich ins Rollen?

Weitere Informationen  sabine.suess@stiftungen.org www.lernen-vor-ort.info www.stiftungen.org/lernenvorort


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å Seit 1. November sind sie das Team der Geschäftsstelle des Stiftungsverbundes „LernenvorOrt“ im Haus Deutscher Stiftungen in Berlin: Sabine Süß, Geschäftsstellenleiterin (Mitte), Benjamin Bosch, Assistent der Geschäftsstellenleitung, und Henrike Schnell, wissenschaftliche Mitarbeiterin (bisher Referentin Mitgliederservice im Bundesverband Deutscher Stiftungen) unterstützen und beraten die beteiligten Stiftungen und stärken die geförderten Kommunen in ihrer Kooperation mit der Zivilgesellschaft.

In der Initiative gibt es unterschiedliche Ebenen der Zusammenarbeit. Zuallererst ist dies ein Programm, das von einem Bundesministerium mit Stiftungen entwickelt wurde. Also eine ganz besondere und einzigartige Form einer Public Private Partnership. Im Innovationskreis Weiterbildung des BMBF haben zwei Vertreter von Stiftungen, Dr. Roland Kaehlbrandt, damals noch für die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, dann für die Stiftung Polytechnische Gesellschaft, und Dr. Christof Eichert, erst für die Bertelsmann Stiftung, dann für die Gemeinnützige Hertie-Stiftung, 2007 die Idee zu „LernenvorOrt“ eingebracht. 2007–2008 wurde das Programm vom BMBF und den ersten 30 Stiftungen erarbeitet. Allen Beteiligten war immer bewusst, dass es sich um ein lernendes Programm handelt, das sich im Prozess entwickeln wird. Wie kann man sich als Stiftung bei „LernenvorOrt“ engagieren? Entweder mit einer Grundpaten-

schaft, die eine kontinuierliche Begleitung der Kommune in ihrem Veränderungsprozess bedeutet. Hier engagieren sich z.B. zahlreiche Bürgerstiftungen und Sparkassenstiftungen, die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., die Bertelsmann Stiftung, die Possehl-Stiftung, die Roland-Berger-Stiftung, die Software-AG Stiftung und viele andere Stiftungen. Oder mit Themenpatenschaften, die punktuell Expertenwissen in interessierte Kommunen tragen, was z.B. die Deutsche Telekom Stiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt oder die Stiftung Haus der kleinen Forscher tun. Man muss im Übrigen keine Bildungsstiftung sein, um sich einzubringen, Stiftungen, die z.B. Soziales, Gesundheit oder Umweltschutz fördern, können ebenfalls einen wertvollen Beitrag leisten, der hoch willkommen ist. Was sind die Mehrwerte für die Beteiligten? Am wichtigsten ist die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene. Hier widmen sich alle der Aufgabe, die Angebote und die Kooperation aller Bildungsakteure zu orchestrieren und dauerhafte Strukturen dafür zu schaffen – auch unter Einbeziehung derer, die indirekt oder informell die Bildungslandschaft bereichern. Der Mehrwert entsteht durch Synergien. Doppelstrukturen werden vermieden oder aufgelöst, personelle und finanzielle Ressourcen effizienter eingesetzt, integrierte Ansätze und ressort­ übergreifendes Denkens gefördert – weg von einem Zuständigkeitshin zu einem gemeinsamen Verantwortungsverständnis. Ein nicht zu unterschätzender Gewinn ist bei allen Beteiligten ein geschärftes

Qualitätsbewusstsein für die eigenen Maßnahmen und Projekte, mit Blick auf das große Ganze. So wird die Wirksamkeit des Engagements gesteigert. Für die Stiftungen geht es auch darum, den eigenen Wirkungsrahmen zu erweitern und ihre Beiträge in einen Gesamtzusammenhang besser zu verankern. Die Förderung für die Kommunen im Rahmen der Initiative läuft im August 2014 aus. Wie geht es dann weiter? Da das BMBF die Erfahrungen des Programms hoch bewertet, plant es, die Ergebnisse in einer Transfer­initiative an weitere interessierte Kommunen weiterzugeben. Die Kooperation zwischen den Kommunen und Stiftungen soll auch hier zugrunde gelegt werden. Als neue aktive Kooperationspartner kommen neben den Stiftungen die Länder(ministerien) und kommunalen Spitzenverbände hinzu. Stiftungen, die sich dafür interessieren, in ihrer Kommune einen solchen Prozess eines lokalen Bildungsmanagements oder einer Bildungsregion anzustoßen oder zu begleiten, laden wir herzlich ein, sich bei uns zu melden. Was haben Sie sich für die nächsten Jahre vorgenommen, was reizt Sie persönlich? Mein Anliegen ist es, Hilfe zu leisten, um die Potenziale der Stiftungen zu heben, wie andere einen Goldschatz heben. Das Potenzial von Stiftungen ist noch längst nicht ausgeschöpft, im lokalen Rahmen und darüber hinaus ihre Wirkung und die Qualität ihrer Arbeit zu steigern, wie die Arbeit der Stiftungen im Stiftungsverbund belegt. « « « Fragen: BvB


AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS-FONDS Ein Immobilien-Publikumsfonds nach dem Investmentgesetz

Substanzvermögen gibt Sicherheit. Die AACHENER GRUNDVERMÖGEN ist eine

en sind ein knappes Gut. Dies führt dazu, dass

Kapitalanlagegesellschaft nach dem Investmentgesetz. Das Unternehmen wurde 1973

die Mieten hier langfristig und nachhaltig steigen. Hinzu kommt, dass die hohe Produktivität

unter Beteiligung kirchlicher Stellen gegrün-

von Einzelhandelsflächen hohe Quadratmeter-

det, um zunächst ausschließlich katholischen institutionellen Anlegern eine Alternative zum

Mieten erlaubt. Dies erleichtert maßgeblich die Bewirtschaftung und Pflege der Häuser.

eigenen Immobilienerwerb zu bieten. Seit Gründung wird eine konservative, langfristige, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagestrategie verfolgt. Dabei steht die langfristige Quali-

Die Spezialisierung auf dieses sehr schmale Marktsegment unterscheidet uns deutlich von allen anderen Investmentgesellschaften.

tät der einzelnen Immobilien im Vordergrund. In Umsetzung dieser Strategie investieren wir

Mit dem Aachener Spar- und Stiftungs-Fonds wenden wir uns gleichermaßen an kirchliche

seit nunmehr 40 Jahren in der traditionellen und gewachsenen innerstädtischen 1a Einzelhandelslage an ausgewählten Standorten.

und bürgerliche Stiftungen, die wie wir eine konservative und langfristige Anlagestrategie verfolgen.

Die an den Bedürfnissen des Einzelhandels ausgerichteten Immobilien erweisen sich in ihrer Stabilität und Wertentwicklung, beispielsweise den Büroimmobilien gegenüber, als überlegen. Denn erstklassige Einzelhandelsimmobili-

Gerne stellen wir Ihnen unser Unternehmen, seine Anlagestrategie und die Möglichkeit der Anlage in dem erfolgreich gestarteten AACHENER SPAR- UND STIFTUNGS- FONDS in einem persönlichen Gespräch vor.

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70 StiftungsWelt 04-2013

Mitglieder

„Stiftungsleute sind faszinierende Menschen.“ Interview mit Ehrensenator Lothar A. Böhler

Seit 2001 leitete Lothar A. Böhler den Arbeitskreis Kommunales, im Mai gab er den Staffelstab an Katharina Knäusl weiter. Ein Gespräch über kommunale und Weinbau treibende Stiftungen und die Freude der Vernetzung.

StiftungsWelt: Vor Kurzem ist eine Studie zu kommunalen Stiftungen erschienen, die Sie beratend begleitet haben, sie wurde am 26. September im Rahmen eines Sonderkongresses kommunaler Stiftungen in Freiburg vorgestellt. Vor welchen Herausforderungen und Chancen stehen die kommunalen Stiftungen in Deutschland heute? im interview Lothar A. Böhler: Ehrensenator Lothar A. Böhler  Kommunale Stiftunist seit Ende 1992 Direktor der Stiftungsvergen stehen wie in waltung Freiburg und damit verantwortlich für rund 500 Mitarbeitende, die in den Einrichtunihrer Geschichte eigen der verschiedenen Stiftungen tätig sind, gentlich schon immer und für ein jährliches Finanzvolumen von rund 43 Millionen Euro. Zwölf Jahre lang, von 2001 im Spannungsfeld bis 2013, leitete er den Arbeitskreis Kommuzwischen den Wünnales im Bundesverband Deutscher Stiftungen und war Mitglied im Beirat des Verbandes. schen der Politik und Böhler ist zudem Präsident der Vereinigung den Stiftungszweeuropäischer Stiftungsweingüter e.V. cken. Die finanziellen Weitere Informationen  www.stiftungsverwaltung-freiburg.de Rahmenbedingunhttp://europaeische-stiftungsweingueter.eu gen in den Gemeinwww.stiftungen.org/kommunales Zur Studie „Kommunale Stiftungen in Deutschden und Städten sind land“ siehe auch StiftungsWelt 03-2013, S. 46 ja weiß Gott schwieriger geworden, und mehr denn je muss die Frage erlaubt sein: Was können die kommunalen Stiftungen im Rahmen ihrer Zwecke für die Städte tun?

Aber auch: Was können die Städte für die Stärkung der kommunalen Stiftungen tun? Es kann keine Einbahnstraße sein. Ich denke, die Ergebnisse der Studie tragen dazu bei, dass das deutlicher, wirkungsvoller und begründbarer wird. Was waren die wichtigsten Ergebnisse? Kooperation und Vernetzungen auf der lokalen Ebene sind mehr denn je wichtig. Da könnten kommunale Stiftungen noch eine stärkere Rolle spielen. Aber wenn, wie die Studie ergab, lediglich ein Drittel einen Jahresbericht veröffentlicht, dann ist das eindeutig zu wenig. Wie sollen die Stiftungen bekannt werden, wie soll eine Stiftungsidentität entstehen, wenn niemand etwas von ihnen weiß? Es gibt ein klares West-Ost- und ein Nord-Süd-Gefälle. In Bayern und Baden-Württemberg haben kommunale Stiftungen eine längere Tradition, im Norden und Osten besteht noch erheblicher Handlungsbedarf. Die weiteren Schritte im Nachgang der Studie plant der Arbeitskreis Kommunales, der im Anschluss an den Sonderkongress unter

der Leitung meiner Nachfolgerin Kath­arina Knäusl getagt hat. Sie setzen sich auch stark für die Vernetzung der Weinbau treibenden Stiftungen ein. Können Stiftungen mit dem Weinbau gutes Geld verdienen? Der Weinbau ist im Stiftungswesen ein kleiner, aber öffentlichkeitswirksamer Bereich. Bei uns in Freiburg macht das Weingut nicht mal 1 Prozent vom finanziellen Gesamtvolumen aus, aber für die Öffentlichkeitsarbeit ist es weit mehr als 1 Prozent. Es ist ein Medium, man kann es einsetzen für den Stiftungsgedanken. Dieses eine Prozent ist ein schönes und wichtiges Prozent und bewirkt viel mehr als es rein ökonomisch aussagt. Es wäre schön, wenn wir damit in Freiburg auch noch mehr Geld verdienen würden, das in die sozialen Zwecke fließen kann, aber daran arbeiten wir noch. Wir sind ein lohnabhängiger Betrieb, da ist es schwierig, denn der Weinberg erfordert 365 Tage im Jahr Aufmerksamkeit. Wir sind immer froh, wenn wir eine schwarze Null hinbekommen. Es gibt Weinbaubetriebe von Stiftungen, die Geld verdienen, z.B. das Juliusspital in Würzburg. Dieses Weingut ist aber mit 170 Hektar weit größer. Der Weinbau macht dort ca. ein Drittel vom Gesamtvolumen aus. Wir haben 17 Hektar Reben im Ertrag. Damit sind wir ein mittleres Weingut.


StiftungsWelt 04-2013 » » » Interna

Wie viel Flaschen kommen am Ende dabei heraus? Unterschiedlich, so um die 100.000 jährlich. Wir haben sehr gute Qualitäten und keine Absatzprobleme. Gerade sind bei internationalen Prämierungen zwei Weine von uns ausgezeichnet worden, ein Gutedel mit einer Goldmedaille und ein Spätburgunder mit einer Silbermedaille. Sie haben auch die internationale Vernetzung vorangetrieben, als Ini­tiator und langjähriger Vorsitzender der Vereinigung europäischer Stiftungsweingüter. Wie lange gibt es die schon? Das Netzwerk gibt es seit fast 20 Jahren, vor zehn haben wir einen Verein daraus gemacht, einen e.V., der seinen Sitz in Trier hat. Das Vereinsrecht ist ja in Europa sehr unterschiedlich, aber wir haben es hinbekommen, dass sich die Österreicher, Schweizer, Südtiroler und hoffentlich bald auch die Franzosen wiederfinden. Bisher sind in erster Linie deutschsprachige Stiftungen beteiligt. Über wie viele Stiftungen reden wir hier? In Deutschland sind es ca. 20 Stiftungen, die Weinbau betreiben, kommunale Stiftungen, aber auch andere rechtsfähige Stiftungen. Bei den Mitgliedern der Vereinigung ist uns der soziale Hintergrund wichtig, d.h. wir nehmen nur Weingüter auf, bei denen die sozialen Aufgaben im Mittelpunkt der Mutterstiftung stehen. Sind die Weinbau treibenden Stiftungen vor allem im sozialen Bereich tätig? Ja, nahezu ausschließlich. Es gibt übrigens auch eine Bier brauen-

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de Stiftung, eine kommunale Stiftung, und zwar in Regensburg. Zu der nehmen wir gerade Kontakt auf, denn: Ein gutes Bier nach einer schönen Weinprobe, das ist kein Widerspruch! Sie Freiburger wissen zu leben! Worum geht es bei den Treffen, mehr um Weinbau oder mehr um die sozialen Themen der Stiftungsarbeit? Um beides. Wir treffen uns immer auf einem Weingut und schauen uns an, was dort neben dem Weinbau alles geleistet wird. Es geht auch um allgemeine Stiftungsthemen, um soziale Fragen und natürlich um das Weinbauliche, das Fachliche. Was befruchtet Ihrer Erfahrung nach Vernetzung, was motiviert? Man lernt ungeheuer viel voneinander. Die Gestaltung unseres Gemeinwesens mit dem umfangreichen Aufgabengebieten – das ist für mich sinnstiftend und lebenserfüllend. Es macht Spaß, in einem großen Netzwerk mitzuwirken und die gesellschaftlichen Aufgaben mitzugestalten. Menschen zusammenzubringen, ist eine wunderbare Aufgabe und etwas, das mir persönlich immer wichtig war. Sie haben den Bundesverband als Arbeitskreisleiter und Mitglied im Beirat zwölf Jahre lang engagiert begleitet. Was waren für Sie in diesen Jahren Highlights, woran denken Sie besonders gerne zurück? Ich habe die kommunale Stiftungslandschaft und viele Orte von Nord bis Süd kennengelernt. Ein Highlight war die Jahrestagung 2005 in Freiburg, das Gespräch mit dem damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Aber noch viel wichtiger

waren für mich die persönlichen Begegnungen und Freundschaften, die weit über den Tag und meine berufliche Funktion hinausreichen. Das Haupthighlight sind also die menschlichen Kontakte... Absolut. Stiftungsleute sind einfach faszinierende Menschen. Stifterinnen und Stifter natürlich besonders, aber auch die Leute, die sich mit Stiftungen beschäftigen, sind besondere Menschen. Ich bin nach der Jahrestagung in Freiburg von vielen Leuten angesprochen worden. Die haben gesagt: Man hat gemerkt, dass der „Spirit“ während dieser Zeit in der Stadt war. Ein besseres Kompliment kann man Stiftungen eigentlich nicht machen. Das ist für mich tragend und bindend, und darüber freue ich mich immer wieder. Sie werden mich sicher noch einige Zeit sehen! Worauf kann der Bundesverband stolz sein, und woran sollte er in Zukunft noch mehr arbeiten? Ich finde, dass der Bundesverband und seine Geschäftsstelle wirklich gut aufgestellt sind. Was mir ein Anliegen ist, ist dass große und kleine Stiftungen in allen Formen in unserer Gesellschaft wichtig sind, sie sind mehr denn je nötig. Das Verhältnis von großen und kleinen Stiftungen muss auch in Zukunft ein solidarisches Miteinander sein. Was wünschen Sie sich vom Bundesverband für die Zukunft? Dass er weiterhin die Interessen aller gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland in Gesellschaft und Politik so wirksam zu vertritt, dass möglichst viele Erträge bei der Erfüllung der Stiftungszwecke ankommen. « « «


72 StiftungsWelt 04-2013

Mitglieder und kooperationspartner

Neue Mitglieder des Bundesverbandes Herzlich willkommen!

Stiftungen und Stiftungsverwaltungen BÜRGERSTIFTUNG WANGEN IM ALLGÄU Stuibenweg 2 88239 Wangen im Allgäu www.buergerstiftung-wangen.de

Die Bürgerstiftung Wangen im Allgäu wurde 2012 vom Gemeinderat gegründet, nachdem zwei Bürger ihren Nachlass, etwa 1,5 Millionen Euro, der Stadt hinterlassen hatten. Ein fünfköpfiger Stiftungsvorstand und ein elfköpfiger Stiftungsrat haben unter fachkundiger Unterstützung der Stadtverwaltung eine Satzung erarbeitet und die grundsätzlichen För-

derrichtlinien und -schwerpunkte erstellt. Die Stiftung arbeitet ehrenamtlich und nutzt das vielfältige bürgerschaftliche Engagement in der Stadt. Zwei ineinander verschlungene offene Ringe symbolisieren den Schwerpunkt der Stiftung: Stiften, Spenden, Schützen, Auffangen und Helfen. Die Stiftung will keine reine Antragsstiftung sein, sondern selbst initiativ werden. Zunächst liegt der Fokus der Stiftungsarbeit auf Kindergarten- und Grundschulkindern (Sprachförderung, Integrationsarbeit). DR. AXEL MÜNCH STIFTUNG Reichsgrafenstraße 8 79102 Freiburg i. Br. kontakt@muench-stiftung.org www.muench-stiftung.org

Die Dr. Axel Münch Stiftung wurde 2011 gegründet. Stiftungsschwerpunkt ist die Förderung der Forschung bei der Entwick-

Neue Ansprechpartnerin im Mitgliederservice: Marietta Grimm Seit 1. November ist Marietta Grimm neue Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um Ihre Mitgliedschaft und den Mitgliederservice. Die 27-Jährige arbeitet schon seit Herbst 2012 in der Geschäftsstelle des Bundesverbandes, wo sie zunächst im Team des Deutschen Engagementpreises und dann in der Pressestelle tätig war. Bevor sie zum Bundesverband kam, studierte sie Erziehungswissenschaften und Friedens- und Konfliktforschung in Marburg. Nun hat sie die Nachfolge von Henrike Schnell angetreten, die zeitgleich ins Team von „LernenvorOrt“ (siehe S. 67f.) gewechselt ist. MARIETTA GRIMM | Referentin Mitgliedermanagement Telefon (030) 89 79 47-34 | marietta.grimm@stiftungen.org

lung zukunftsfähiger Kleinblockheizkraftwerke. Dieser Stromerzeugungsweg ermöglicht die beinahe vollständige Nutzung der eingesetzten Primärenergie, sei sie konventionell oder regenerativ. Der spätere Umstieg einer konventionellen zu einer regenerativen Ressource ist auf dieser Größenordnung auch wesentlich einfacher zu bewerkstelligen. Die Verknüpfung solcher dezentralen Kleinblockheizkraftwerke sorgt in einem intelligenten Netzwerk für eine deutlich bessere Ausfallsicherheit sowie eine robuste Versorgungsstruktur. Eine zusätzliche Unterstützung der Stiftung durch Spenden und Zustiftungen soll die Schlagkraft dieser Forschungsunterstützung noch erhöhen. LEBEN JETZT STIFTUNG Dr.-Friedrich-Steiner-Straße 5 45711 Datteln Telefon (02363) 975-795 | Fax -701 info@kinderpalliativzentrum.de www.kinderpalliativzentrum.de

Die Leben Jetzt Stiftung wurde 2007 von Reinhard Nitsche in Gedenken an seinen Bruder Wolfgang, der im Alter von 54 Jahren an einer Krebserkrankung verstarb, ins Leben gerufen. Aus ihren Erträgen fördert sie das Kinderpalliativzentrum an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln. Hier finden Kinder und Jugendliche mit lebensbedrohlichen Erkrankungen professionelle Hilfe. Sie leiden an Krankheitszeichen wie Schmerzen, Erbrechen, dauernder Unruhe oder Atemnot.

Das Palliativteam in Datteln hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Symptome

zu lindern und die Lebensqualität der ganzen Familie zu verbessern. Ziel ist es, die jungen Patienten so lange wie möglich für ein Leben im familiären Zuhause zu stabilisieren. ST. JOHANNESSTIFT ERSHAUSEN Unterhof 154 37308 Schimberg OT Ershausen Telefon (036082) 454-0 | Fax -128 info@johannesstiftershausen.de www.johannesstiftershausen.de Die Stiftung im westlichen Thüringen wurde 1885 als katholische Einrichtung für Krankenpflege und Kinderbetreuung von den Geschwistern Barbara und Theresia Kalbhenn gegründet. Seit über 100 Jahren hat die Einrichtung nun die Begleitung, Befähigung und sinnstiftende Beschäftigung von Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung in den Mittelpunkt ihrer Arbeit gestellt.

Die Stiftung ist bislang mit dem Schwerpunkt im Bereich der Behindertenhilfe tätig und möchte sich öffnen für Menschen mit und ohne Behinderung. Der Inklusionsgedanke veranlasst sie, bestehende und neue Angebote dahingehend auszurichten, dass die Menschen in ihren Einrichtungen nicht nur eine Heimat finden, sondern auch die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft (er-)leben können und Menschen zur Realisierung ihres eigenen Lebensentwurfs individuelle Befähigung und Begleitung erhalten.


StiftungsWelt 04-2013 » » » Interna

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Autsch! Das mit der Schnittstelle zum Payment hatte sich Fundraiser Bodo K. aus L. irgendwie anders vorgestellt …

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74 StiftungsWelt 04-2013

Die Unternehmenspartner des Bundesverbandes DIE unternehmenspartner Auf dieser Seite stellen wir Ihnen ausgewählte Unternehmenspartner des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vor. Nutzen Sie auch die Möglichkeit der bequemen und gezielten Recherche in der Online-Partner­ datenbank des Bundesverbandes. Unter www.stiftungen.org/stiftungspartner finden Sie Informationen und Kontaktdaten zu einer Vielzahl von qualifizierten Dienstleis­tern und Anbietern von Produkten für Stiftungen. Unsere Unternehmens­partner gliedern sich, je nach Höhe der jährlichen Zuwendungen, in die Kategorien Premium-Partner, Projekt-Partner und Dialog-Partner. Wenn Sie Interesse haben, Partner des Verbandes zu werden, freuen wir uns, von Ihnen zu hören. Ihre Ansprechpartnerin Berenike Wiener Referatsleiterin Stiftungsmanagement und Corporate Sector Telefon (030) 89 79 47-45 berenike.wiener@stiftungen.org www.stiftungen.org/stiftungspartner

PREMIUM-PARTNER Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) AG

Vermögensanlage Kontakt

Detlef Lau | Institutionelle Kunden Taunusanlage 17 | 60325 Frankfurt am Main Telefon (069) 71 44 97-352 | Fax -199 detlef.lau@jsafrasarasin.com www.jsafrasarasin.de

» » » Die Bank J. Safra Sarasin entstand 2012 nach dem Zusammenschluss der 1841 gegründeten Schweizer Privatbank Sarasin und der Bank Safra. Die Bank J. Safra Sarasin agiert mit einer konsequent nachhaltigen Ausrichtung. Die Gruppe ist weltweit an 30 Standorten vertreten und beschäftigt mehr als 2.100 Mitarbeiter. Die private Eigentümerstruktur verleiht der Bank Stabilität und eine langfristige Perspektive. Sie wurde von der Welt / Welt am Sonntag im Rahmen der Untersuchung „Die Elite der Stiftungsexperten“ mit der goldenen Pyramide für besonders herausragende Beratungsqualität im Stiftungswesen ausgezeichnet. In der J. Safra Sarasin-Gruppe wird das Vermögen von über 100 Stiftungen verwaltet. Die Bank J. Safra Sarasin (Deutschland) AG berät Stiftungen in Fragen der Administration sowie in der Vermögensverwaltung. Die speziell für deutsche Stiftungen konzipierten Produkte, z.B. Fonds (Sarasin-FairInvest) und andere banknahe Dienstleistungen, erhalten Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zu Sonderkonditionen.

PREMIUM-PARTNER Allianz Pension Consult GmbH

Vermögensberatung und -verwaltung Kontakt

Dr. Klaus Dauner Marienstraße 50 | 70178 Stuttgart Telefon (0711) 663-1432 | Fax -81432 klaus.dauner@allianz.de | www.apc.allianz.de

» » » Die Allianz: zuverlässiger Partner für Ihre Stiftung. Sturmerprobt seit 1890, steht die Allianz ihren Kunden in den entscheidenden Momenten zur Seite. Dass Sie sich auf die Allianz verlassen können, ist unser Anliegen. Wir bieten Ihrer Stiftung maßgeschneiderte Lösungen für eine krisenfeste, stabile und langfristige Vermögensvorsorge. In ruhigen wie in stürmischen Zeiten stellen sich viele Fragen rund um die Vermögensanlage von Stiftungen: Was bedeutet der Grundsatz der Vermögenserhaltung? Wie wirkt die Inflation? Was sind die Rechtsfolgen von Verlusten

PREMIUM-PARTNER DATEV eG Kontakt

Ulrich Leis Paumgartnerstraße 6–14 | 90329 Nürnberg Telefon (0800) 328 38 62 unternehmensanfragen@datev.de www.datev.de

» » » Die DATEV eG, Nürnberg, ist das Softwarehaus und der IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten. Das Leistungsspektrum umfasst vor allem die Bereiche Rechnungswesen, Personalwirtschaft, betriebswirtschaftliche Beratung, Steuern, Enterprise Resource Planning (ERP) sowie Organisation und Planung. Mit nahezu 40.000 Mitgliedern, mehr als 6.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von 730 Millionen Euro im Jahr 2011 zählt die 1966 gegründete DATEV zu den größten Informationsdienstleistern und Softwarehäusern in Europa. DATEV unterstützt Stiftungen mit einem Branchenpaket, das auf dem Standardkontenrahmen SKR 49 basiert. Mit der Kostenrechnung kann der benötigte Nachweis der Mittelherkunft und -verwendung erbracht werden sowie die Abgrenzung einzelner Treuhandvermögen und geförderter Projekte. Mit dem Spendentool können die Spender verwaltet und Spendenquittungen erzeugt werden. Sprechen Sie mit Ihrem steuerlichen Berater.

im Vermögensmanagement? Wie kann ich als Stiftungsorgan meine persönliche Verantwortung bestmöglich erfüllen und Haftungsrisiken vermeiden? Profitieren Sie von unserem Wissen und unserer Erfahrung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben wir das Produkt „StiftungsInvest“ entwickelt, für das Mitglieder Sonderkonditionen erhalten. Das Produkt zeichnet sich durch stetig planbare und im Vergleich mit Euro-Staatsanleihen oder Pfandbriefen attraktive Renditen aus, und zwar bei niedrigeren Wertschwankungen und höchster Ausfallsicherheit. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Allianz Pension Consult, eine Beratungsgesellschaft der Allianz Gruppe.

PREMIUM-PARTNER KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und allgemeine Stiftungsberatung

Kontakt

Sascha Voigt de Oliveira Klingelhöferstr. 18 | 10785 Berlin Telefon (030) 20 68 44 66 | Fax 0180 21 19 91 -06 22 svoigtdeoliveira@kpmg.com www.kpmg.de/stiftungen

» » » KPMG ist ein weltweites Netzwerk rechtlich selbstständiger, nationaler Firmen mit 145.000 Mitarbeitern in 152 Ländern. Auch in Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und ist mit über 8.400 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten präsent. Unsere Leistungen sind in die Geschäftsbereiche Audit, Tax und Advisory gegliedert. KPMG ist seit Jahrzehnten eng mit dem Stiftungssektor verbunden. Reinhard Goerdeler, Gründungsmitglied unserer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, faszinierte das Stiftungswesen schon im Studium. Später war er auch Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Dieser Tradition fühlen wir uns verpflichtet. Wir wissen, was Stifter bewegt und wie wichtig ihr Engagement für die Gesellschaft ist. Neben fachlichem Know-how verfügen unsere Spezialisten über weitreichende Branchenkenntnisse und langjährige Erfahrung in der Beratung von Stiftungen und Stiftern.


StiftungsWelt 04-2013 » » » interna

projekt-PARTNER

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[auswahl]

Baden-Württembergische Bank

Geschäftsfeld: Finanzdienstleistungen, nachhaltige Vermögensanlage, Vermögensberatung, Immobilienberatung und -bewirtschaftung, Fonds für Stiftungen, Stiftungsberatung und -administration, Treuhandverwaltung u.v.m. Kontakt

Mirjam Schwink L.L.M., Leiterin Stiftungsmanagement Kleiner Schlossplatz 11 | 70173 Stuttgart Telefon (0711) 124-734 28 | Fax -731 06

Bethmann Bank AG

Geschäftsfeld: Finanzdienstleistungen, nachhaltige Vermögensanlage, Vermögensberatung, Fonds für Stiftungen, Immobilienberatung und -bewirtschaftung, Nachlassverwaltung, Rechnungswesen, Stiftungsberatung und -adminis­ tration, Treuhandverwaltung u.v.m.

INVESCO Asset Management Deutschland GmbH

Geschäftsfeld: Fonds für Stiftungen, nachhaltige Vermögensanlage, Vermögensanlage / Immobilien, Vermögensanlage allgemein

Kontakt

Stine Pfeifer, Director/Institutional Business Germany An der Welle 5 | 60322 Frankfurt a.M. Telefon (069) 298 07-184 | Fax -159

Kontora Family Office GmbH

Geschäftsfeld: Immobilienberatung und -bewirtschaftung, Projektmanagement, Rechnungswesen, Stiftungsadministration und -beratung (Pooling, Anlagerichtlinien), Vermögensberatung u.v.m. Kontakt

PRO SECUR Vermögensberatung und -verwaltung GmbH

Geschäftsfeld: Nachhaltige Vermögensanlage, Vermögensberatung, Fonds für Stiftungen, Immobilienberatung und -bewirtschaftung, Nachlassverwaltung, Finanzdienstleistungen, Treuhandverwaltung u.v.m. Kontakt

Ralf Olbrück, Geschäftsführer Lindenstraße 43 | 50674 Köln Telefon (0221) 92 16 71-0 | Fax -16

Select Werthaus GmbH & Co. KG

Geschäftsfeld: Nachhaltige Vermögensanlage, Fonds für Stiftungen, Immobilienberatung und -bewirtschaftung u.v.m. Kontakt

Kontakt

Marcus Küster, Senior Family Officer Ballindamm 39 | 20095 Hamburg Telefon (040) 329 08 88-0 | Fax -60

Joachim H. Loder, Beauftragter für Stiftungen, Stiftungsmanager DSA Muthesiusstraße 31–33 | 12163 Berlin Telefon (030) 86 47 09-70 | Fax -10

PREMIUM-PARTNER Nexia Deutschland gmbh

PREMIUM-PARTNER Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA

PREMIUM-PARTNER Weberbank Actiengesellschaft

Jörg Ultsch, Leiter Stiftungen & NPO Germany Bethmannstraße 7–9 | 60311 Frankfurt a.M. Telefon (069) 21 77-34 27 | Fax -35 79

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Kontakt

Stiftungsspezifische Vermögensverwaltung, Beratung von Stiftern und Stiftungen

Volkmar Heun Carmanstraße 48 | 53879 Euskirchen Telefon (02251) 70 09 80 npo@nexia.de www.nexia.de

Dr. Cordula Haase-Theobald Leiterin Kunden- und Stiftungsmanagement Telefon (0221) 145 -17 73 | Fax -24 09 stiftungen@oppenheim.de | www.oppenheim.de

» » » NEXIA – eine weltweite Experten-Vereinigung aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, steuerliche, anwaltliche und Unternehmensberatung für national und international ausgerichtete Mittelstandsunternehmen und Organisationen. Im Verlauf von 40 Jahren Entwicklung ist in Deutschland eine dezentrale Unternehmenskultur und Kooperation entstanden, die es uns erlaubt, professionell und flexib­el auf alle Anforderungen unserer Mandanten zu reagieren. Heute ist die NEXIA an 25 Standorten in Deutschland vertreten. Diese Kooperation von Fachleuten – auch im KOMPETENZ-ZENTRUM NPO – lässt keine Frage unbeantwortet. Das NEXIA KOMPETENZ-ZENTRUM NPO betreut Sie im Stiftungsund Gemeinnützigkeitsrecht. Mit Ihnen zusammen als Team gründen, gestalten, beraten, controllen, verwalten oder prüfen wir Ihre Stiftung. Unsere Tochtergesellschaft NEXIA STIFTUNGSTREUHAND GMBH ist Ihr kompetenter Partner für die Verwaltung von treuhänderischen Stiftungen. Wir begleiten Sie sicher auf Ihrem Weg, bei der Realisierung Ihrer Ziele und Visionen – gehen Sie also mit uns stiften!

» » » Im Jahr 1789 gegründet, bietet Sal. Oppenheim kundenindividuelle Lösungen für vermögende Privatkunden und Institutionen. Die exklusive Privatbank steht für Unabhängigkeit in der Beratung sowie für Kontinuität und Erfahrung. In der Vermögensverwaltung betreut und berät das traditionsreiche Bankhaus insbesondere steuerbefreite Stiftungen und kirchliche Institutionen. Mit einem Investmentprozess, der private und institutionelle Anforderungen miteinander verknüpft, sowie mit produktunabhängiger Beratung richtet sich Sal. Oppenheim an den besonderen Anforderungen der Kunden aus. Für ihre hohe Expertise in der stiftungsspezifischen Vermögensanlage und in der Beratung angehender Stifter wurde die Privatbank wiederholt ausgezeichnet. Seit drei Jahren führt Sal. Oppenheim die „Ewige Bestenliste“ im Stiftungsmanagement des Fachmagazins FUCHSBRIEFE an. An elf Standorten bundesweit vertrauen mehr als 180 Stiftungen mit einem Vermögen von rund 2 Milliarden Euro der Stiftungsexpertise von Sal. Oppenheim.

Kontakt

Kontakt

Karin Kohler Standort Berlin Hohenzollerndamm 134 | 14199 Berlin Telefon (030) 89 79 8-176 | Fax: -599 karin.kohler@weberbank.de www.weberbank.de

» » » Seit 1949 kümmert sich die Weberbank als Privatbank mit Hingabe um ihre Kunden. Nicht von ungefähr zählen dazu auch Stiftungen. Die konservative Anlagephilosophie, die Werteerhalt und langfristigen Erfolg in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt, entspricht dem Wesen der meisten Stiftungen. Speziell die Kontinuität, Individualität und persönliche Beratung wissen die Kunden zu schätzen. Die Weberbank engagiert sich erfolgreich für den Aufbau und Werteerhalt von Vermögen und hat mit ihrer besonnenen Anlagementalität langfristig hervorragende Ergebnisse erzielt. Die Wahrung des Kundeninteresses ist dabei oberste Handlungsmaxime. Ihre Erfahrung und Kompetenz, die Unabhängigkeit und Objektivität bei der Vermögensanlage, die Maßarbeit und individuelle Beratung statt uniformer Standardprodukte machen die Weberbank zu einem gefragten Partner. Neben dem stiftungsgerechten Vermögensmanagement zeichnet sich die Weberbank dabei auch durch langjährige Expertise im Nachlassmanagement sowie der Finanz- und Erbfolgeplanung aus.


76 StiftungsWelt 04-2013

service

Tipps und Beratung für Stiftungen zu Management, Recht und Finanzen

Steuern

Im Dschungel der Umsatzsteuer Serie Umsatzsteuer für Stiftungen (Teil 1): Die Einnahmenseite

Darüber, welcher Umsatzsteuersatz gilt, können selbst Fachleute in vielen Fällen lange diskutieren. Mit einer zweiteiligen Serie möchten wir etwas Licht ins Dunkel bringen: Welche Steuersätze gelten wann für Stiftungen – ermäßigte 7 Prozent oder volle 19 Prozent? Teil 1 nimmt die Einnahmenseite von Stiftungen in den Fokus, Teil 2 die Ausgabenseite.

» » » Die korrekte umsatzsteuerliche Erfassung der Tätigkeiten von Stiftungen hat eine hohe praktische Bedeutung – auch weil eine unzutreffende Abrechnung nachträglich zu erheblichen Belastungen und Haftungsfällen führen kann. Derartig ungewollte Belastungen können jedoch verhindert werden durch eine vorheSascha Voigt de Oliveira  rige Analyse und eine ist Rechtsanwalt, Steuerberater, Experte für entsprechende UmsetStiftungsrecht und Partner bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin. zung bei der Vertragsgestaltung und der Weitere Informationen  svoigtdeoliveira@kpmg.com Rechnungslegung. www.kpmg.de/stiftungen In welchen Fällen welcher Umsatzsteuersatz anzunehmen ist, richtet sich dabei nicht nach der Rechtsform, denn es gibt keine stiftungsspezifischen umsatzsteuerlichen Rege-

lungen. Zudem kommt es für die Beantwortung dieser Frage auch nicht darauf an, ob die handelnde Stiftung als gemeinnützig im Sinne der Abgabenordnung gilt. Die allgemeine Umsatzsteuer­ systematik » » » Die zutreffende umsatzsteuerliche Behandlung ergibt sich aus dem deutschen Umsatzsteuergesetz und der europäischen Mehrwertsteuersystemrichtlinie. Eine erste umsatzsteuerliche Herausforderung für eine Stiftung ist die Beantwortung der Frage, ob diese überhaupt Unternehmer im Sinne des Umsatzsteuergesetzes (UStG) ist. Sofern eine Stiftung Tätigkeiten ausführt, um Einnahmen zu erzielen (auf eine Gewinnerzielungsabsicht kommt es nicht an), ist sie unternehmerisch tätig. Es stellt sich dann die Frage, ob eine Steuerbefreiung anzuwenden ist. Wird diese verneint, muss der an-

zuwendende Steuersatz bestimmt werden. Der Regelsatz beträgt dabei in Deutschland 19 Prozent, der ermäßigte Satz nur 7 Prozent. Die Bestimmung der Anwendbarkeit der ermäßigten Umsatzsteuersätze ist kein stiftungstypisches Thema, sofern der ermäßigte Satz an die erbrachte Leistung anknüpft, und kann in der Praxis zu erheblichen Problemen führen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die von vielen Gerichtsentscheidungen begleitete Diskussion um die Anwendung des ermäßigten Steuersatzes bei der Lieferung von Speisen, wobei z. B. die Lieferung bestimmter Gegenstände (siehe Anlage 2 zu § 12 Abs. 2 Nr. 1 UStG) unter den ermäßigten Steuersatz fällt. Hierzu zählen auch Druckerzeugnisse, orthopädische Apparate, Kunstgegenstände oder Sammlungsstücke wie etwa Münzen. Eine Prüfung im Einzelfall ist auch deshalb in der Praxis unerlässlich. Der ermäßigte Umsatzsteuersatz bei steuerbegünstigten ­Stiftungen » » » In der Praxis sind viele Stiftungen gemeinnützig, d. h. steuerbegünstigt im Sinne der §§ 51 ff. der Abgabenordnung (AO). Für diese Stiftungen kann auf-


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

grund ihrer Steuerbegünstigung der ermäßigte Steuersatz angewendet werden. Wie bereits erwähnt, ersetzt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit nicht die oben dargestellten Prüfungen. Sie führt zudem auch nicht automatisch dazu, dass der ermäßigte Steuersatz auf alle Leistungen angewendet werden kann, die die gemeinnützige Stiftung ausführt. Die gesetzliche Regelung (§ 12 Abs. 2 Nr. 8 UStG) sieht diese Begünstigung nur vor, wenn die Leistungen nicht im wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgeführt werden. Das bedeutet, dass Tätigkeiten, die aus dem ertragsteuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb erbracht werden, dem Regelsteuersatz unterliegen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass alle anderen Leistungen einer gemeinnützigen Stiftung ermäßigt zu besteuern sind. Nach herrschender Meinung ist der ermäßigte Steuersatz dann anzuwenden, wenn die Tätigkeiten der Stiftung die Voraussetzungen des § 65 AO erfüllen. Bei den sogenannten „Katalogzweckbetrieben“ (§ 66–68 AO) ist die Abgrenzung schwieriger – auch, weil 2006 die Anwendung des ermäßigten Steuersatzes für gemeinnützige Einrichtungen eingeschränkt wurde. Ursache waren die zunehmenden missbräuchlichen Gestaltungen, um in den Anwendungsbereich des ermäßigten Steuersatzes zu kommen. Begünstigt sind hier nur Leistungen, mit denen die Stiftung ihre steuerbegünstigten satzungsmäßigen Zwecke selbst verwirklicht. Wenn die erbrachte Leistung der gemeinnützigen Stiftung zur Erwirtschaftung zusätzlicher Einnahmen durch Umsätze dient, die im Wettbewerb zu anderen Unternehmen

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stehen, kann der ermäßigte Steuersatz nicht angewendet werden. Tätigkeiten, die der Vermögensverwaltung zuzuordnen sind, werden – wenn sie nicht steuerbefreit sind, wie z. B. Mieterträge aus Wohnungsvermietungen – oft dem ermäßigten Steuersatz unterworfen. Ein häufiges Beispiel in der Praxis sind die Sponsoringerträge aus sogenanntem passivem Sponsoring. Inwieweit diese Auslegung jedoch vor dem Hintergrund des europäischen Rechts zutreffend ist, ist strittig. Denn dem Umsatzsteuerrecht ist der Begriff der Vermögensverwaltung fremd, es differenziert nur nach unternehmerischen und nicht unternehmerischen Betätigungen. Zu Letzterer gehört auch die Vermietung und Verpachtung, die allerdings in der Regel steuerfrei ist. Der Bundesfinanzhof hat jüngst für juristische Personen des öffentlichen Rechts entschieden, dass die Vermögensverwaltung umsatzsteuerrechtlich relevant ist. Dies gilt auch, wenn ertragsteuerlich kein Betrieb gewerblicher Art vorliegt. Daraus stellt sich die Frage, inwieweit nicht auch sogenannte „vermögensverwaltende“ Tätigkeiten gemeinnütziger Einrichtungen der Umsatzsteuer unterliegen – mit der Folge, dass auch für diese die engen Anwendungsgrenzen der Zweckbetriebsregeln greifen. Besonders die umsatzsteuerliche Behandlung des Sponsorings birgt hier viele Fallstricke. Zunächst steht in diesem Kontext die Frage im Raum, ob es sich überhaupt um Vermögensverwaltung handelt. Danach wäre die Frage zu klären, ob der ermäßigte Satz Anwendung finden kann.

Unrichtige Besteuerung kann teure Konsequenzen haben » » » Ein wichtiger Hinweis: In den Fällen, die zwar umsatzsteuerbefreit sind, wo aber in den Rechnungen eine Umsatzsteuer unzutreffend ausgewiesen wird, ist die ausgewiesene Steuer gleichwohl geschuldet und an das Finanzamt abzuführen. In der Praxis ist zu empfehlen, die einzelnen Tätigkeiten einer umsatzsteuerlichen Analyse zu unterwerfen. Denn eine unrichtige Besteuerung kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Die gemeinnützigkeitsrechtliche Qualifizierung allein reicht nicht aus, um eine zutreffende Besteuerung zu gewährleisten. Insbesondere ist auch eine genaue Klärung darüber notwendig, ob es sich bei den Einnahmen überhaupt um Leistungsentgelte handelt und ob diese nicht ggf. steuerbefreit sind. Aufgrund der Vielfalt der Abgrenzungsfälle ist eine Prüfung des Einzelfalls unerlässlich. In aller Regel lassen sich klare Lösungen finden, die eine sichere Handhabung ermöglichen. « « «

Martin Schmitz  ist Steuerberater und Partner für Umsatzsteuerrecht bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Berlin. Weitere Informationen  martinschmitz@kpmg.com www.kpmg.de


78 StiftungsWelt 04-2013

Finanzen

Die Stiftung als glücklicher Erbe Serie Nachlassmanagement (Teil 2): Was müssen Stiftungen beachten, wenn sie erben?

Wenn eine Stiftung erfährt, dass sie Erbe eines Nachlassvermögens geworden ist, ist dies ein Anlass zur Freude. Die Stiftung hat bewiesen, dass sie dem Erblasser den Eindruck von Erbwürdigkeit vermittelt hat, das Erbe bedeutet Anerkennung ihrer Arbeit. Es gibt dabei jedoch einiges zu beachten.

Auf welche Weise erhält die Stiftung Kenntnis vom Erbe? Und darf sie es überhaupt annehmen? » » » Entweder weiß die Stiftung bereits, dass sie Erbe wird, weil der Erblasser sie im Vorfeld informiert hat oder ein Erbvertrag besteht. In diesem Fall muss sie nur sicherstellen, dass sie rechtzeitig vom Tod des Erblassers erfährt, um z.B. kondolieren Karin Kohler  zu können oder beim ist Rechtsanwältin und betreut bei der Begräbnis dabei zu Weberbank in Berlin institutionelle Kunden. Sie hat 14 Jahre Erfahrung als Beraterin von sein. Oder die Stiftung Stiftern und Stiftungen im Bereich Nacherfährt erst nach Eröfflassplanung, Gründung, Vermögensanlage, Mittelvergabe und Stiftungsmanagement. nung des Testaments Ehrenamtlich engagiert sie sich u.a. im durch das NachlassVorstand der Weberbank-Stiftung, der Stiftung Zukunft Berlin und bei der Berliner gericht davon. Stiftungswoche gGmbH. Bevor die Stiftung Weitere Informationen prüft, ob sie das Erbe karin.kohler@weberbank.de www.weberbank.de ausschlägt oder die Haftung auf den Nachlass beschränkt, muss sie sicher sein, dass sie das Erbe annehmen darf. Hier gibt es einen Sonderfall bei Anstaltsträgerstiftungen: Ist die Stiftung Träger eines Senioren- oder Pflegeheims, in dem der Erblasser gewohnt hat, gilt

das Heimgesetz. Heimbewohner sollen ihre Testierfreiheit behalten und sich nicht verpflichtet fühlen, die Stiftung, die das Heim betreibt, zum Erben einzusetzen. Dies ist in § 14 des Heimgesetzes (HeimG) geregelt. Hat die Stiftung von der Erbeinsetzung nichts gewusst und kann dies belegen, darf sie das Erbe annehmen. Dies hat das Bundesverfassungsgericht 1998 entschieden. Sobald die Stiftung noch zu Lebzeiten des Heimbewohners davon Kenntnis erhält, kann sie eine Ausnahmegenehmigung nach § 14 VI HeimG bei der jeweiligen Aufsichtsbehörde des Heims einholen. Liegt die Genehmigung vor, kann die Stiftung unproblematisch Erbe werden. Grundsätzlich geht beim Tod des Erblassers sein ganzes Vermögen auf die Stiftung über. Zum Nachlass können auch Verbindlichkeiten gehören. Durch die gesetzlich vorgesehene Dreimonatseinrede ist es möglich, zeitlich befristet die Haftung zu beschränken. Innerhalb von drei Monaten hat die Stiftung Gelegenheit, sich einen Überblick über die Vermögensverhältnisse zu verschaffen, ohne Forderungen gegen den Nachlass

begleichen zu müssen. Wenn sich abzeichnet, dass der Verstorbene mehr Schulden als Vermögen hinterlassen hat, ist es besser, die Erbschaft auszuschlagen. Kann die Stiftung davon ausgehen, dass sie mehrere Erbschaften erhalten wird, sollte sie prüfen, ob eine regelmäßige Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten (z.B. Fachanwalt für Erb­ recht) sinnvoll ist. Wie schlägt die Stiftung das Erbe aus? Welche Frist gilt? » » » Die Ausschlagungsfrist beträgt sechs Wochen. Die Frist beginnt, wenn der Erbe von der Erbschaft erfährt. Dies geschieht in der Regel mit der Testamentseröffnung. Die Ausschlagung erfolgt beim Nachlassgericht am Wohnort des Erblassers und wird dort zur Niederschrift erklärt. Wenn die Stiftung das Erbe ausschlägt, verliert sie sämtliche Ansprüche auf die Erbschaft. Als Alleinerbe ist die Stiftung auch für die Wohnungsauflösung und die letzte Einkommensteuererklärung verantwortlich. Gibt es einen Testamentsvollstrecker, so übernimmt er diese Pflichten. Einige wesentliche Nachlassgegenstände werden im Folgenden näher beleuchtet. Was ist bei geschlossenen Fondsbeteiligungen zu beachten? » » » Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen, bei denen sich Anleger in einer Gesellschaft zusammenschließen und gemeinsam z.B. Immobilien,


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

Schiffe oder Flugzeuge erwerben. Ein gutes Indiz, ob der Erblasser Beteiligungen hatte, ist der letzte Einkommensteuerbescheid. Sind darin (negative oder positive) Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung oder aus einem Gewerbebetrieb vermerkt, kann dies ein Hinweis auf Beteiligungen sein. Ist dort nur eine Gesamtsumme genannt, z.B. bei Vermietung und Verpachtung und es ist auch eine vermietete Immobilie im Nachlass vorhanden, kann der Erbe beim Wohnsitzfinanzamt des Erblassers erfragen, wie sich die Summe genau zusammensetzt. Werden Beteiligungen bekannt, sollten sie nach Beteiligungsbetrag, Zeichnungsdatum, Art der Beteiligung und Fondsgesellschaft erfasst werden. Dazu dienen neben den Beitrittsunterlagen Gesellschaftsverträge, ggf. Protokolle der letzten Gesellschafterversammlungen und Kapitalkontenentwicklungen. Unerlässlich ist es, eventuelle Haftungsfragen zu klären: Ist die Fremdfinanzierung mit persönlicher Haftung der Beteiligten vereinbart (BGB-Gesellschaft), wurden Entnahmen getätigt („Ausschüttungen“), obwohl der Kapitalanteil durch Verlust unter den Betrag der geleisteten Einlage herabgemindert ist (KG, §172 IV HGB)? Wenn ja, stellt sich die Frage, ob dies mit Satzung und Anlagerichtlinien der Stiftung zu vereinbaren ist. Sodann ist nach dem absoluten Haftungsrisiko zu fragen. Übersteigt das Haftungsrisiko möglicherweise das übrige Vermögen des Nachlasses, ist das Erbe auszuschlagen. Zur wirtschaftlichen Beurteilung sind in erster Linie die Jahresabschlüsse bzw. Einnahmen-/Überschussrechnungen nebst Vermö-

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gensaufstellungen heranzuziehen. Auskünfte über die Werthaltigkeit geben Auseinandersetzungsbilanzen, die das Vermögen der Gesellschaft zum Verkehrswert bewerten. Diese kann man bei der Fondsgesellschaft anfordern. Rechtlich erfolgt der Übergang der Beteiligung durch die Erbschaft. Je nach Art der Beteiligung ist der Übergang z.B. durch Grundbuchberichtigung oder Änderung des Handelsregisters zu vollziehen, was jeweils notarielle Mitwirkung erfordert. Will sich die Stiftung von der Beteiligung trennen, kann sie diese unter Einhaltung der jeweils gesellschaftsvertraglich vereinbarten Fristen kündigen. Vorher ist zu prüfen, ob die Auseinandersetzungsbilanz einen negativen Wert ausweist, da der Gesellschaft möglicherweise in diesem Fall durch die Kündigung ein Ausgleichsanspruch gegen den ausscheidenden Gesellschafter („negatives Abfindungsguthaben“) erwächst. Was ist bei Immobilien zu beachten? » » » Zu prüfen sind folgende Fragen: Wo liegen die Immobilien, sind sie vermietet oder leerstehend? Gibt es Mieteinnahmen? Sind sie lastenfrei, oder gibt es Hypotheken, wenn ja, wie valutieren sie? Hilfreich ist die Anforderung von aktuellen Grundbuchauszügen bei den jeweiligen Grundbuchämtern. Sind bei Immobilien Sofortmaßnahmen notwendig? Hier ist eine Vor-Ort-Begehung unumgänglich. So sind z.B. Sicherungspflichten zu erfüllen (Laubfegen und Schneeräumen auf Gehwegen, Sicherungsmaßnahmen bei baufälligen Gebäuden) und Versorgerrechnungen zu begleichen (Strom, Gas, Wasser). Bei mehreren im Nach-

lassvermögen befindlichen Immobilien kann es sich lohnen, in professionelle Dienstleistung zu investieren, um eine erste Einschätzung vornehmen zu können: Wie kann eine Immobilie z.B. entwickelt werden, bevor sie veräußert wird? Zusätzlich ist darauf zu achten, ob der Erblasser verfügt hat, dass die Stiftung die Immobilien nicht veräußern darf. Was ist bei Wertpapieren zu beachten? » » » Sind Konto- oder Depotauszüge gefunden worden, gilt es, diese zu aktualisieren. Die Stiftung kann bei den entsprechenden Banken unter Vorlage der Sterbeurkunde und des eröffneten Testamentes Informationen dazu einholen. Hierfür ist kein Erbschein nötig. Wichtig zu wissen: Hatte der Erblasser mit einer Bank einen Vermögensverwaltungsvertrag abgeschlossen, kann die Bank auch nach dessen Ableben im Rahmen der Anlagerichtlinien Käufe und Verkäufe im Depot vornehmen. In der Regel bleibt ein solcher Vertrag nach Ableben in Kraft. Sehen die Anlagerichtlinien eine für die Stiftung zu spekulative Allokation vor, sollte diese entweder angepasst oder der Vertrag gekündigt und die Wertpapiere der Risikoneigung der Stiftung angeglichen werden. Ist aus dem Depotauszug nicht klar ersichtlich, um welche Assetklasse (Renten/Aktien) es sich handelt, sollten die Posten mit dem Bankberater geklärt werden. Eine Abwägung ist bei Wandel- und Aktienanleihen vorzunehmen. Hier sind auch häufig Kündigungsfristen einzuhalten. « « «


80 StiftungsWelt 04-2013

Stiftungskommunikation

Große Wirkung mit kleinem Budget Wie kleine Stiftungen erfolgreich Öffentlichkeitsarbeit betreiben können: vier Voraussetzungen und sechs Spielregeln

Viele kleinere Stiftungen haben nur wenig Budget für die Öffentlichkeitsarbeit. Ganz ohne Geld lässt sich Aufmerksamkeit nicht schaffen. Doch wenn Sie strategisch planen und Ihre Kommunikationsmittel geschickt variieren, können Sie auch mit bescheidenen Mitteln große Wirkung erzielen. Beachten Sie dabei folgende Voraussetzungen.

Erstens: Ohne Öffentlichkeitsarbeit geht es nicht. » » » Warum soll eine Stiftung überhaupt die Öffentlichkeit erreichen? Reicht es nicht aus, wenn Stiftungen ihre Gremien und Förderempfänger erreichen? Doch die Öffentlichkeit zu informieren, ist darüber hinaus wichtig – Transparenz und Offenheit befördern Legitimität und geben Antwort auf die Frage, warum Stiftungen steuerbegünstigt ihren Zwecken folgen dürfen. Manuel J. Hartung  ist Geschäftsführer von TEMPUS CORPORATE, einem Unternehmen des ZEIT Verlags. Zuvor war er McCloy-Scholar an der Harvard University, Chefredakteur von ZEIT CAMPUS und Redakteur der ZEIT. Er unterrichtete Journalismus an den Universitäten St. Gallen und Göttingen. Jens Rehländer und er gaben auf dem Sonderkongress 2012 des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen in Hildesheim einen Workshop zum Thema Stiftungskommunikation.

Zweitens: Öffentlichkeitsarbeit erfordert Öffentlichkeitsarbeiter und Öffentlichkeitsarbeiterinnen! » » » Gerade in ehrenamtlich geleiteten Stiftungen kurKontakt  manuel.hartung@tempuscorporate.zeitverlag.de sieren viele Meinungen, wie man Öffentlichkeitsarbeit „richtig“ zu betreiben habe. Ratsam ist es, die Verantwortung an eine

bestimmte Person zu delegieren, die etwas davon versteht und genügend Zeit für diese Aufgabe hat. (Zeitfresser sind nicht Kreativplanungen, sondern Administration und Organisation.) Effektive Öffentlichkeitsarbeit trägt entscheidend zum Überleben von Non-Profit-Organisationen bei. Sie verdient deshalb die Wertschätzung und tatkräftige Unterstützung aller Stiftungsangehörigen und einen angemessenen Anteil am Gesamtbudget. Trotzdem sollten PR-Beauftragte nicht unter überzogenen Erfolgsdruck gesetzt werden. Imagebildung ist ein kaum zu kalkulierender und Jahre dauernder Prozess. Drittens: Strategisch denken » » » Eine Spendengala pro Jahr macht zwar Spaß, ist aber kein nachhaltiges Kommunikationskonzept. Definieren Sie als Kommunikationsverantwortliche konkrete Ziele und Zeiträume, in denen Sie messbaren Erfolg haben wollen. Planen Sie ausdauernd und in kleinen Schritten: kurzfristig (6 Monate), mittelfristig (12 Monate) und langfristig. Überle-

gen Sie dann, welche Kommunikationsmittel Sie benötigen, um Ihr Ziel zu erreichen – und kalkulieren Sie, wie viel Budget in welcher Planungsphase eingesetzt werden muss. Viertens: Prioritäten ­setzen » » » Sortieren Sie Ihre Kommunikationsziele: Was erscheint dem Vorstand und Ihnen am wichtigsten? Die Bekanntheit zu steigern? Neue Mitglieder zu werben? Mehr Spenden zu generieren? Sponsoren zu akquirieren? An den festgelegten Zielen richten sich die Kommunikationsmaßnahmen aus. Halten Sie Kurs! Abweichungen verwässern die Wirkung Ihres Konzepts und schmälern den Etat mit unnötigen Mehrkosten. Sechs Spielregeln für eine ­erfolgreiche Umsetzung 1. Mut zur Kampagne » » » „Fange mit einem Erdbeben an und steigere Dich langsam“, hat die Hollywood-Legende Sam Goldwyn einmal als Rezept für einen guten Kinofilm ausgegeben. Und auch effiziente Öffentlichkeitsarbeit ist eine Kettenreaktion: Sie wird ausgelöst von einem starken Impuls und erstreckt sich dann mit sorgsam gesetzten Akzenten über einen bestimmten Zeitraum. (Einen Vorschlag für eine beispielhafte Kampagnenumsetzung finden Sie im Kasten auf Seite 82.)


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

2. Mut zur Lücke » » » Natürlich ist es großartig, das komplette Orchester von Kommunikationsmitteln spielen zu lassen (siehe auch Infografik in der StiftungsWelt 03-2013, S. 18–19): Flyer, Magazin, Social Media, Internet, Broschüren, Jahresbericht, E-Mail-Newsletter, Bücher etc.). Doch viel hilft nicht immer viel. Gerade bei knappem Budget empfiehlt es sich, sich klar zu fokussieren und Mut zur Lücke zu haben. Lieber zwei, drei richtig gute Kommunikationsmittel als elf schlechte. Nicht jede Funktion braucht ein eigenes Organ: Vielleicht ist z. B. Ihr Jahresbericht eine Sonderausgabe Ihres Magazins mit Extraseiten über Zahlen, Daten, Fakten?

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3.  Mut zum ­Außergewöhnlichen » » » Schauen Sie sich genau an: Was machen die anderen Stiftungen? Und fragen Sie sich dann: Was davon sollten wir nicht tun? Gerade kleinere Stiftungen können sich durch ungewöhnliche und neue Ideen von anderen abheben – und damit Aufmerksamkeit auf sich lenken. Das können neue Formate (warum nicht mal eine Broschüre als Poster?) oder neue Produkte (es gibt auch andere Give-aways als T-Shirts und Kulis!) sein. Auch die Preisträger beim KOMPASS, dem Kommunikationspreis des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen beweisen es immer wieder (siehe S. 64ff.): Außergewöhnlich wirkt!

Recht, Steuern, Bilanzen, Controlling

Interdisziplinär erzielen wir präzise Ergebnisse

4. Mut zum Inhalt » » » Wer, wenn nicht Stiftungen können mit ihren Inhalten punkten? Inhalte sind ihr Wesenskern, ihre Projekte verändern die Gesellschaft, ihre Mitarbeiter und Mitstreiter engagieren sich für das Gute – was könnte spannender sein? Anders als viele Medien zu glauben meinen, interessieren sich Menschen nicht nur für das, was nicht klappt, sondern auch für das, was funktio-

Jens Rehländer  verantwortet die Kommunikation der VolkswagenStiftung in Hannover, Deutschlands größter privater Wissenschaftsförderin. Zuvor war er Autor, Redakteur und Leiter der Online-Redaktion bei GEO im Hamburger Verlag Gruner + Jahr. Für die August-Ausgabe der Zeitschrift Stiftung & Sponsoring verfasste er die Broschüre „Wie Stiftungen vom Web 2.0 profitieren“. Kontakt  rehlaender@volkswagenstiftung.de

PSP blickt auf eine langjährige Erfahrung in der Beratung von Stiftungen zurück. Die Stiftungsberatung bildet einen der Schwerpunktbereiche unserer Sozietät, in dem PSP wirtschaftliche, rechtliche und steuerliche Beratung aus einer Hand bietet. Darüber hinaus übernehmen unsere Experten vielfach das laufende Vermögenscontrolling von Stiftungen. Angefangen von der Auswahl der beauftragten Vermögensverwalter, über die Kontrolle von Kosten und Umsetzung der Vermögensanlage, bis hin zu einem laufenden Reporting der Entwicklung des Stiftungsvermögens können Stiftungen die Expertise eines fachübergreifend besetzten Expertenteams nutzen. Wir setzen dabei nicht einfach auf standardisierte Verfahren, sondern orientieren uns an den konkreten Bedürfnissen einer jeden Stiftung und bieten somit maßgeschneidert Lösungen für jede Stiftung an. Fordern Sie unsere Stiftungs-Broschüre an oder wenden Sie sich direkt an unsere Experten, die Ihnen gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung stehen: Joachim Doppstadt, j.doppstadt@psp.eu Maik Paukstadt, m.paukstadt@psp.eu Dr. Jasper von Hoerner, j.vonhoerner@psp.eu

PETERS, SCHÖNBERGER & PARTNER GBR RECHTSANWÄLTE WIRTSCHAFTSPRÜFER STEUERBERATER Schackstraße 2 (Am Siegestor) 80539 München Tel.: +49 89 38172-0 psp@psp.eu www.psp.eu


82 StiftungsWelt 04-2013

niert. Verschanzen Sie sich nicht hinter Werbesprech in Ihren Broschüren, sondern erzählen Sie authentisch und menschlich davon,

Beispiel für eine Kampagne Bedarf: Eine kleine, ehrenamtlich organisierte Stiftung ist in der Jugendarbeit tätig, z. B. in der Fußballförderung, und benötigt Spenden, um Fußbälle, Fußballschuhe, Trikots etc. anzuschaffen. Kommunikationsziel: Bekanntheitsgrad steigern, um potenzielle Spender aufmerksam zu machen. Zielgruppe: Fußballinteressierte Eltern. Kommunikationsmaßnahme I: Organisation und Durchführung eines Streetsoccer-Events, gesponsert von örtlichen Sportfachgeschäften. Stiftung ist mit Infotisch präsent. Helfer tragen T-Shirts mit Stiftungsnamen und darauf gedruckter Internetadresse. In der Eröffnungsrede wird auf das Ziel der Stiftung hingewiesen, in Zeitraum X Spendensumme Y zu generieren. Visualisiert wird dies durch ein riesengroßes Thermometer, das in der Spitze das Spendenziel angibt und darunter die Höhe des aktuell erreichten Standes. Kommunikationsmaßnahme II: Ein internetversierter Experte aus dem Organisationsteam motiviert die Beteiligten mit Live-Postings, Fotos, Kurzvideos, das Streetsoccer-Event über die sozialen Netzwerke zu verbreiten und damit einer erweiterten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Kommunikationsmaßnahme III: Vier Wochen nach dem Event nehmen jugendliche Fußballer im Rathaus aus der Hand des Bürgermeisters die ersten Fußballgarnituren entgegen – natürlich im Beisein der Regionalmedien. Kommunikationsmaßnahme IV: Weitere vier Wochen später startet ein Benefizspiel mit örtlicher Prominenz und eventuell auch einem bekannten Profi-Fußballspieler als Gast. Der Erlös durch Eintrittskarten etc. wird der Stiftung gespendet. Der Strang der aufeinander aufbauenden Kommunikationsmaßnahmen lässt sich über eine längere Zeit fortsetzen. Kommunikationserfolge: Die Regionalmedien berichten, die örtliche Geschäftswelt wird auf die Stiftung aufmerksam und empfiehlt sich für das Sponsoring weiterer Aktionen. Die Bevölkerung am Ort wird aufmerksam, über die sozialen Netzwerke im Internet wird die Reichweite erhöht und das Spendenaufkommen wächst.

was Ihre Stiftung umtreibt, wie in einer guten Reportage. Man muss das nicht als „Content Marketing“ verbrämen, „Mut zum Inhalt“ reicht. 5. Mut zum Internet » » » Nur ein Drittel aller Förderstiftungen hat eine eigene Internetseite. Das ist merkwürdig, denn die eigene Website ist überlebensnotwendig. Gewiss, das Aufsetzen einer Internetseite verursacht Initialaufwände. Aber es muss nicht unbedingt gleich eine teure Profi-Agentur sein. Vielleicht können Sie sogar Lehrende an einer Hochschule überzeugen, die Programmierung und Gestaltung Ihrer Homepage als Praxisthema für ein Semester aufzunehmen. Als kleine Stiftung sind Sie gut beraten mit einer schlanken Lösung, die ohne großen Zeitaufwand zu pflegen ist. Zum unverzichtbaren Basis-Set gehören die Darstellung des Stiftungszwecks und der -ziele, eine Terminübersicht sowie eine (stets erreichbare!) Kontaktadresse. Wer spätestens alle vier Wochen Neues zu berichten weiß, kann einen digitalen Newsletter anbieten. Insbesondere spendenfinanzierte Organisationen sollten mit Sorgfalt und Transparenz auf der Internetseite darstellen, wofür Spenden verwendet wurden. Lobende Worte von örtlichen Honoratioren oder Geförderten (im Werbejargon „Testimonials“ genannt) steigern die Reputation und Glaubwürdigkeit Ihrer Organisation und schaffen Emotionalität. Stiftungen sollten also Mut zum Internet zeigen. Alles auf die Internetkarte zu setzen, ist aber falsch. Es braucht einen Medienmix zwischen sogenannten Pull- und

Push-Medien. Das Internet ist ein Pull-Medium, das heißt, die Nutzer suchen sich aus, was sie anwählen oder nutzen. Printmedien hingegen „pushen“ etwas auf die Schreiboder Wohnzimmertische ihrer Nutzer und können die Botschaft der Absender umso passgenauer verbreiten. 6. Medienkontakte » » » Die billigste, aufmerksamkeitsstärkste und glaubwürdigste Kommunikationsmaßnahme ist die redaktionelle Berichterstattung. Vergessen Sie Pressemitteilungen! Die Redaktionen werden von Ankündigungen überflutet, die wenigsten werden tatsächlich gelesen. Und Pressekonferenzen werden aus Zeitgründen nicht mehr besucht. Suchen und pflegen Sie als Kommunikationsverantwortliche deshalb den persönlichen Kontakt mit dem zuständigen Lokalredakteur. Schaffen Sie ein Vertrauensverhältnis, ohne sich aufzudrängen. Je eher der Redakteur von geplanten Aktivitäten erfährt, umso besser kann er die Berichterstattung planen. Denken Sie bei Medienkontakten nicht nur an Zeitungen, sondern auch an regionale Radiosender und an das Internet. Finden Sie heraus, wo Ihre Zielgruppen sich informieren, und versuchen Sie nach Absprache mit den Betreibern auf diesen Internetseiten präsent zu sein – und sei es nur als prominente Verlinkung auf Ihre eigene Stiftungsseite. « « «


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Stiftungskommunikation

25 Jahre Stiftung Kinderzukunft Wie Stiftungen ihr Jubiläum begehen (Teil 6)

Ein Jubiläum ist immer ein guter Anlass für Stiftungen, um auf die Früchte der bisherigen Arbeit zurückzublicken, aktuelle Positionen zu überdenken und Strategien für die Zukunft in den Blick zu nehmen. Auch bietet jeder runde Geburtstag Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. In dieser Serie stellen wir Ihnen Praxisbeispiele aus Stiftungen vor, die ihr Jubiläum kommunikativ besonders erfolgreich begleitet haben.

» » » 25 Jahre Stiftungsjubiläum: So ein besonderer Geburtstag muss gebührend in Szene gesetzt werden – auch weil Jubiläen gute Möglichkeiten bieten, um Türen zu öffnen und Interesse zu wecken. Das gilt für das Marketing und die

Öffentlichkeitsarbeit ebenso wie für das Fundraising. Zur Herausforderung wird dies allerdings, wenn Personal- und Marketingbudget knapp bemessen sind. Deshalb sollte ein ungewöhnliches Konzept Aufmerksamkeit erzeugen.

Party statt Jubiläum » » » Anstatt das Stiftungsjubiläum gediegen zu begehen, entschloss sich die Stiftung Kinderzukunft, ihre jungen 25 Jahre auch jugendlich zu feiern. Statt einer klassischen Jubiläumsveranstaltung wurde ein Familienfest und eine Geburtstagsparty realisiert. Das Motto „25 Jahre Zukunft schenken – Stiftung Kinderzukunft feiert Geburtstag“ zeigte das Selbstverständnis der Stiftung, die sich als eine Kinderhilfsorganisation zum Anfassen und Mitmachen versteht. Das Jubiläum wollte die Stiftung aber auch nutzen, um ihre Bekanntheit und ihre Spendenein-

© Jessica Schwarz macht es vor: Helfen macht Spaß! Hier beim Dosenwerfen für Kinder in Not


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† Der Titel der Geburtstagsbroschüre

25 Jahre

Zukunft schenken Kinderzukunft feiert Geburtstag

feiern

Sie mit uns am 23. August

nahmen zu erhöhen. Hierzu sollten sowohl eine Veranstaltung für die bestehenden Freunde und Förderer der Kinderzukunft als auch ein öffentliches Event stattfinden, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Spender zu begeistern. Und so veranstalteten wir am 23. August 2013 in Hanau abends eine Geburtstagsparty für unsere Förderer und Cornelia Wolff  tagsüber ein Familileitet seit 2007 die Abteilung Marketing, enfest. Auf diesem Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising der Stiftung Kinderzukunft. Zuvor arbeitete die konnten Groß und Werbekauffrau und Diplomsoziologin für die Klein viele kostenloWerbeagentur Argonauten G2 (Frankfurt), die Flüchtlingshilfsorganisation exilio (Lindau) se Aktivitäten genieund ARD Sales & Services (Frankfurt). ßen und die HilfsproWeitere Informationen  jekte der Kinderzucornelia.wolff@kinderzukunft.de www.kinderzukunft.de kunft kennenlernen. www.kinder-suchen-stifter.de Im Schlossgarten am Congress Park Hanau gab es eine Hüpfburg, Human-Kicker, einen Malwettbewerb und ein Entenrennen auf dem Schlossteich.

Auf der Party am Abend folgten eine Tombola, „Dosenwerfen für Kinder in Not“ und eine Autogrammstunde mit der Schauspielerin Jessica Schwarz. Eine Liveband sorgte bis spät in die Nacht für Tanzmusik. Die Jubiläumsfeier war ein großer Erfolg. Nicht zuletzt 700 Spender, Paten, ehrenamtliche Helfer, Unternehmens- und Stiftungsvertreter, die gemeinsam feierten, bescheinigten der Stiftung Kinderzukunft, dass sie mit ihrem Konzept das Herz der Förderer getroffen hat. Zusätzlich zur Refinanzierung der Veranstaltungskosten kamen 10.000 Euro Spenden für die Kinderhilfsprojekte der Stiftung zusammen. Kleines Budget – große Partner » » » Das Budget für Marketing war zwar klein, aber die Unterstützung treuer und prominenter Förderer der Stiftung umso umfangreicher. So übernahm der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier die Schirmherrschaft für die Geburtstagsfeierlichkeiten. Jessica Schwarz und die früheren Bundesminister Hans Eichel und Prof. Dr. Christian Schwarz-Schilling, langjährige Botschafter der Stiftung Kinderzukunft, trugen tatkräftig zu einem abwechslungsreichen Abendprogramm bei. Die Fernsehjournalisten Andreas Hieke und Frank Lehmann, beide seit Jahren F­ örderer unserer Arbeit, übernahmen die Moderation und gaben dem Familienfest und der Geburtstagsparty einen ganz persönlichen Rahmen. Der Bürgermeister von Hanau, Claus Kaminsky, bezuschusste die Anmietung der Locations, die Feuerwehr, das Stadtmuseum und das Spielmobil der Stadt trugen ehrenamtlich zum

Programm des Familienfests bei. Dank einer Reihe von Unternehmen konnten die Kosten für die Veranstaltung durch Spenden finanziert werden. Die Verlage der regionalen Zeitungen halfen mit kostenfreien Anzeigen und einer umfangreichen Berichterstattung. Auch das Medienecho war bemerkenswert. Eine Pressekonferenz sowie zwei Pressemitteilungen bescherten der Stiftung eine Berichterstattung bis in die überregionalen Medien. Freianzeigen, kostenlose Beilagen und ein Radio­ interview brachten weitere Präsenz in den Medien. Zudem hatte der Film „25 Jahre Zukunft schenken“ zum Jubiläum Premiere. Er entstand mithilfe von Andreas Hieke, Moderator beim Hessischen Fernsehen. Er zeigt, wie die Stiftung Kindern in Not hilft. Die Werbung für die Veranstaltungen im Vorfeld umfasste Plakate, Flyer, Outdoorbanner an Brücken, E-Banner in Bussen in Hanau und eine Aktions-Website. Zudem

Stiftung Kinderzukunft Die Stiftung Kinderzukunft leistet transparente und nachhaltige Hilfe für Kinder in Not. Dazu unterhält sie neben zahlreichen Ernährungs- und Bildungsprojekten weltweit auch eigene Kinderdörfer, Schulen und Ausbildungseinrichtungen in Guatemala, Rumänien sowie in Bosnien und Herzegowina. 2009 wurde die Stiftung Kinderzukunft von der Hessischen Landesregierung als Stiftung des Jahres ausgezeichnet. Seit Jahren trägt die Kinderzukunft das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das Gütesiegel für seriöse Spendenorganisationen.


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

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und wie groß die Identifikation mit der Stiftung ist. Unser Grundgedanke, dass Helfen Spaß machen darf und dass die vielen Schultern der Mitwirkenden die solide Basis für nachhaltige Hilfe bilden, wird von den Spendern, Paten und ehrenamtlichen Helfern geteilt. Diese Erkenntnis stärkt uns – weit über den Geburtstag hinaus.

wurde eine Broschüre erstellt, in der neben Informationen zu den aktuellen Hilfsprojekten die Geburtstagswünsche der prominenten Botschafter und Erfolgsgeschichten von Schützlingen aus den Kinderdörfern präsentiert wurden. Neben der großen Aufmerksam-

TAGUNGSRÄUME IN BERLIN-MITTE Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vermietet im Haus Deutscher Stiftungen ansprechende Räume für Besprechungen, Tagungen, Präsentationen und Empfänge. Im Herzen von Berlin bieten wir Platz für bis zu 70 Personen, hervorragende Verkehrsanbindung, einen umfassenden freundlichen Service und kompetente Partner für das Catering. Kontakt: Elke Krüger Telefon (030) 89 79 47-79 elke.krueger@stiftungen.org

keit in der Öffentlichkeit und den erfreulichen Spendeneinnahmen haben uns vor allem die Rückmeldungen unserer Spender beeindruckt. In Briefen, E-Mails, Telefonaten und Gesprächen kam zum Ausdruck, wie wohl man sich im Kreise der „Kinderzukunftler“ fühlt

Auf Stiftersuche » » » Die positiven Erfahrungen aus der Geburtstagskampagne geben uns darüber hinaus Mut für zukünftige Fundraising- und Marketingaktivitäten. Wir beschreiten auch in unserer Suche nach Stiftern unkonventionelle Wege: So fordert in unserer aktuellen Anzeige ein Kreidemännchen potenzielle Stifter zum Mitmachen auf (siehe Seite 91). « « «

© Prominente Runde – die Botschafter der Kinderzukunft machen sich stark für Kinder in Not: Prof. Dr. Christian Schwarz-Schilling, Dr. Sascha Raabe (MdB), Jessica Schwarz, Frank Lehmann und Hans Eichel (v.l.n.r.).


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Evaluation

Wirkungsmessung mit kleinem Budget Zwölf Tipps für Stiftungen, die mehr bewirken wollen

Wie können wir als Stiftung oder NGO auch mit kleinem Budget unsere Arbeit evaluieren? Welche Methoden sind für uns nützlich? Was können wir von anderen lernen? Und wie können wir unsere Strategie verbessern? Im „Impact Lab“ haben acht NGOs über ein knappes Jahr hinweg gemeinsam Methoden zur Wirkungsmessung erprobt. Hier werden die wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt. Übrigens: Weitere Stiftungen sind willkommen, sich dem Programm anzuschließen.

Weitere Informationen info@le-ad.de www.le-ad.de www.good-root.org

» » » Ein Weiterbildungsprogramm, das sowohl für die strategische Entwicklung der eigenen Organisation Raum bietet als auch Methoden der Evaluierung und Wirkungsmessung vermittelt – diese Ziele verfolgt das „Impact Lab“. Entstanden war die Idee im Dialog mit der stiftung neue verantwortung (snv), die sich eine kontinuierliche strategische Weiterentwicklung ihrer Arbeit vorgenommen hatte – mit dem Wunsch, den Aufwand überschaubar zu halten. Gemeinsam wurde dazu eine Wirkungslogik herausgearbeitet, die nun jährlich mittels Interviews mit internen und externen Stakeholdern sowie quantitativen und semiquantitativen Erhebungen evaluiert wird. Der Clou: Ein Praktikant kann jeweils innerhalb von drei Monaten die nötigen Daten erheben und in Abstimmung mit dem Vorstand einen Bericht verfassen, der dann in den Gremien diskutiert wird. Dieser Ansatz und die im Prozess gewonnenen Erfah-

rungen sollten nun einer breiteren Gruppe von ambitionierten, aber eher budgetschwachen gemeinnützigen Organisationen zugänglich gemacht werden. So entstand das „Impact Lab“ – ein Pilotprojekt, bei dem sich 2013 insgesamt 20 Teilnehmer aus acht Organisationen an drei Terminen über den Zeitraum von knapp einem Jahr trafen. Das Ziel: Die eigenen Wirkungsannahmen zu hinterfragen oder neu zu entwickeln, professionelle Methoden zur Evaluation zu erlernen und strategische Debatten anzustoßen. Die Erkenntnisse, die dabei gewonnen wurden,

beziehen sich auf gemeinnützige Organisationen (Tipps 1–5), Organisationsentwickler (Tipps 6–9) sowie auf Förderer und Partner (Tipps 10–12). Für Stiftungen sind alle drei Perspektiven interessant. 1. Strategiebezogen evaluieren » » » Zu oft wird Wirkungsmessung auf Indikatoren und Werkzeuge der Projektebene reduziert. Dabei ist sie niemals von den Zielen und der Strategie einer Organisation zu trennen. Diese sollte man stets mitdenken! 2. Unterstützung von ganz oben ist notwendig » » » Wirkungsmessung braucht die Unterstützung der Führungsebene. Nur damit klappt die Umsetzung in Strategie und Personalprozesse. Beim Impact Lab dürfen Organisationen daher nur dann teilnehmen, wenn die Vorstandsebene die aktive Teilnahme und die Umsetzung der Ergebnisse unterstützt. Um das sicherzustellen, erheben wir eine kleine Schutzgebühr, jedoch keinen Teilnahmebeitrag.

Zum Mitmachen: Impact Lab und andere Labs Das „Impact Lab“ ist ein Projekt von goodroot und LEAD, dem Mercator Capacity Building Center for Leadership & Advocacy, das Führungskräfte aus der Zivilgesellschaft mit Weiterbildungsformaten unterstützt. LEAD möchte die positiven Erfahrungen mit dem Format in die Breite bringen. Im „Advocacy Lab“ können NGOs eigene Kampagnen und Kommunikationsherausforderungen bearbeiten, im „Social Media Lab“ können Strategien für eine sinnvolle Nutzung von sozialen Medien entwickelt werden, und im „China Lab“ kommen NGOs, die mit chinesischen Partnern arbeiten (wollen), zusammen. Interessierte Stiftungen können sich bei LEAD dazu anmelden.


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3. Evaluation braucht Zeit und Ressourcen » » » Wirkungsmessung erfordert personelle und finanzielle Ressourcen. Formate wie unser Lab können zwar die Kosten für die beteiligten Organisationen senken, nicht aber die Zeit, die für Veränderungsprozesse in Organisationen benötigt wird.

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ganisationen im Dritten Sektor haben mit ähnlichen Programmen und Geberstrukturen zu tun und wollen etwas bei ihren Zielgruppen verändern. Die Erfahrungen anderer helfen, die eigenen Herausforderungen in einen Kontext zu setzen.

8. Theorie und Praxis verknüpfen » » » Die im Impact Lab erprobte Abwechslung von Wissensvermittlung im Plenum mit mehrmonatigen Anwendungsphasen dazwischen (mit kontinuierlicher Prozessberatung) ist enorm wirksam. Organisationen können die erlernten Methoden anhand konkreter und alltäglicher Herausforderungen anwenden. Der Austausch im Plenum gibt Motivation, wenn Dinge einmal nicht gut laufen. Insge5. Den Prozess weiterdenken » » » samt steigt die Wahrscheinlichkeit, Was machen wir mit den Ergebnisdass die erarbeiteten Instrumensen? Die Nutzung der Ergebniste tatsächlich in die tägliche Arbeit se jeder Evaluierung muss vorher von Organisationen einfließen. durchdacht und kommuniziert werden. Ergebnisse und Prozesse sind 9. Mit realen Praxisbeispielen arnie frei von Politik und Machtintebeiten » » » Konkrete (laufende) ressen. Fälle aus der Praxis der Teilnehmer sind eines der wirksamsten Mittel, 6. Die Organisation in den Mittelum Herausforderungen und Problepunkt stellen » » » Berater und me anschaulich zu machen. Dabei Dozenten müssen die Bedürfnisse werden die Unterschiede zwischen der teilnehmenden Organisationen verschiedenen Methoden besonin den Mittelpunkt stellen, nicht ders deutlich. vorhandene Konzepte oder Methoden. Nur durch die kontinuierli10. Wirkung(sorientierung) der che Abfrage des Arbeitsstands der Projekte von Anfang an mitdeneinzelnen Organisationen kann siken » » » Sinnvolle Wirkungs­ chergestellt werden, dass ein nützorientierung muss bei der Projektliches Angebot entsteht und auch entwicklung mitgedacht werden angenommen wird. und nicht erst am Ende ansetzen. Das bedeutet, dass die Verständi7. Voneinander lernen » » » gung über das, was man gemein„Peer-learning“, das von- und mitsam bewirken und nachhalten will, einander Lernen mehrerer NGOs, von Beginn an Teil der Diskussion ist ein wirksames Mittel. Viele Orsein muss. 4. Know-how aufbauen » » » Ohne ein gemeinsames Verständnis der Herausforderungen und Implikationen von Wirkungsmessung geht es nicht. Zu Beginn jeder Evaluierungsbemühung muss eine Klärung der verwendeten Begriffe und Konzepte vonstattengehen. Es gilt, Mitarbeiter verschiedener Hierarchieebenen einzubinden und Ängste vor dem Prozess zu nehmen.

11. Gemeinsam aus Fehlern und Erfolgen lernen – und offen darüber sprechen » » » Förderer und Partner sollten über die Ebene der Rechenschaftspflicht nach Projektabschluss hinaus Wege finden, sich partnerschaftlich über Fehler und Erfolge auszutauschen. 12. Weiterdenken – aus Wirkungsmessung wird Organisationsentwicklung » » » Der derzeitige Fokus vieler Geldgeber auf die Projektebene sollte zugunsten eines breiteren Verständnisses von Wirkungsmessung erweitert werden. Förderer sollten Partner nicht nur als „Projekt­ umsetzer“ verstehen und deren Effizienz mittels quantitativer Methoden messen. Im Sinne eines echten Aufbaus institutioneller Kapazitäten sollten sie ihre Partner mit Mitteln für Organisationsentwicklung unterstützen. Wer „mehr Wirkung“ erzielen will, ist gut beraten, die dafür nötigen Ressourcen in Projekten mit einzuplanen und aktiv zu fördern. « « «

Susanna Krüger  ist geschäftsführende Gesellschafterin der goodroot GmbH. Die goodroot GmbH ist eine Expertenberatung, die Wirkungsorientierung mit organisationalem Wandel verknüpft.

Tobias Leipprand  ist geschäftsführender Direktor von LEAD, dem Mercator Capacity Building Center for Leadership & Advocacy.

Bidjan Nashat  ist Programmleiter bei Save the Children Deutschland e.V. und Co-Dozent im Impact Lab. Zuvor arbeitete er bei der Evaluierungseinheit der Weltbank in Washington.


88 StiftungsWelt 04-2013

Rechnungslegung

Neue Standards für die Rechnungslegung Das Institut der Wirtschaftsprüfer veröffentlicht demnächst eine ­Neufassung des Standards zur Rechnungslegung von Stiftungen.

Für Wirtschaftsprüfer gelten die Standards vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), die sie bei der Ausgestaltung der Rechnungslegung und Prüfung von Stiftungen berücksichtigen müssen. Zurzeit wird eine Neufassung des Standards zur Rechnungslegung vorbereitet. Die bisherige IDW-Stellungnahme ist mit dem vorliegenden Entwurf zwar grundlegend überarbeitet worden, die Überarbeitung bringt aber voraussichtlich keine umwälzenden Neuerungen. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Punkten des Entwurfs, der demnächst verabschiedet werden soll.

» » » Derzeit befindet sich die Stellungnahme zur Rechnungslegung von Stiftungen IDW RS HFA 5 in Überarbeitung (Entwurf IDW ERS HFA 5 n.F., IDW Fachnachrichten 2013, Heft 6/2013). Die bisherige IDW-Stellungnahme ist mit dem vorliegenden Entwurf zwar grundlegend überarbeitet worden. Die Überarbeitung bringt allerdings keine umwälzenden Neuerungen. Wichtige ÄndeProf. Dr. Ursula Ley  rungen bzw. Ergänist Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin zungen betreffen die bei der Partnerschaft Ebner Stolz in Köln, einem unabhängigen Mitglied von NEXIA Kapitalerhaltung, die International. Sie lehrt als Professorin für Gliederung des EigenBetriebswirtschaftliche Steuerlehre/Unternehmensprüfung an der Fachhochschule kapitals, die GliedeKöln. rung der Gewinn- und Weitere Informationen  Verlustrechnung, die ursula.ley@ebnerstolz.de www.ebnerstolz.de Darstellung der Spendeneinnahmen, die Einnahmen-/Ausgabenrechnung und Vermögensübersicht sowie das Steuerrecht.

Kapitalerhaltung » » » Als wesentliche Funktion der Rechnungslegung von Stiftungen wird der Nachweis der Kapitalerhaltung genannt. Fraglich ist, ob das Kapital nominell oder real, d.h. unter Berücksichtigung von Kaufkraftverlusten, zu erhalten ist. Eine Bilanz weist stets den Nominalwert des Stiftungskapitals aus. Die Stiftungsgesetze formulieren, dass das Stiftungsvermögen in seinem Bestand zu erhalten ist.

Der Hauptfachausschuss vom Institut der Wirtschaftsprüfer (HFA) geht davon aus, dass keine gesetzliche Pflicht zur realen Kapitalerhaltung besteht und verlangt grundsätzlich den Erhalt des nominellen Stiftungskapitals. Der Stifter kann allerdings den realen Kapitalerhalt vorgeben. Nach dem Kapitalerhaltungsgrundsatz ist grundsätzlich das auf der Passivseite der Bilanz unter Eigenkapital auszuweisende Stiftungskapital bestehend aus Errichtungs- und Zustiftungskapital in seiner nominellen Höhe zu erhalten. Im Fall der realen Kapitalerhaltung ist das um die Inflation bereinigte Stiftungskapital zu erhalten. Eine Verpflichtung zur realen Kapitalerhaltung kann allerdings gemeinnützigkeitsrechtlich problematisch werden, wenn die hierfür erforderliche Rücklagenbildung steuerlich unzulässig ist.

Geänderte Gliederung des Eigenkapitals Eigenkapitalgliederung bisher Eigenkapitalgliederung neu A. Eigenkapital A. Eigenkapital I. Stiftungskapital I. Stiftungskapital 1. Grundstockvermögen ein1. Errichtungskapital schließlich Zustiftungen 2. Zustiftungskapital 2. Zuführungen aus ErgebnisII. Rücklagen rücklagen 1. Kapitalrücklage 3. Ergebnis aus Vermögens2. Ergebnisrücklagen umschichtungen (ggf. weiter untergliedern) II. Ergebnisrücklagen III. Umschichtungsergebnisse 1. Kapitalerhaltungsrücklage IV. Ergebnisvortrag 2. Sonstige Ergebnisrücklagen III. Mittelvortrag


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Folgende Änderungen des Kapitalausweises ergeben sich: » Als Stiftungskapital sind zukünftig nur noch das sogenannte Errichtungskapital sowie die Zustiftungen auszuweisen. Es entfallen der Ausweis der Zuführung zum Stiftungskapital aus Ergebnisrücklagen sowie der Ausweis des Ergebnisses aus Vermögensumschichtungen unter dem Stiftungskapital. » Die Rücklagen sind getrennt vom Stiftungskapital auszuweisen und untergliedern sich in Kapitalund Ergebnisrücklagen. Letztere können weiter untergliedert werden. Die Ergebnisrücklagen können nur aus einem positiven Jahresergebnis gebildet werden. » Das Umschichtungsergebnis wird getrennt vom Stiftungskapital ausgewiesen. » Begrifflich wird zudem der Mittelvortrag gegen Ergebnisvortrag ausgetauscht. Mit dem geänderten Ausweis wird das zu erhaltende Stiftungskapital von den nicht dem Kapitalerhalt unterliegenden Kapital- und Ergebnisrücklagen getrennt. Die bisher unter dem Stiftungskapital ausgewiesenen Ergebnisse aus Vermögensumschichtungen sind nunmehr neben dem Stiftungskapital und den Rücklagen auszuweisen, denn auch sie unterliegen nicht der Kapitalerhaltung. Die veränderte Eigenkapitalgliederung führt zu einer Verschlankung der Ergebnisverwendungs­ rechnung, in der nur noch die Einstellungen und Entnahmen aus dem Posten des Umschichtungsergebnisses und der Ergebnisrück­ lagen auszuweisen sind. Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung » » » Es bleibt bei

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der grundsätzlichen Orientierung an der handelsrechtlichen Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung. Im Gegensatz zum bisherigen Rechnungslegungsstandard wird allerdings je nach Art der Stiftungstätigkeit statt einer Gliederung nach dem Gesamtkostenverfahren eine nach dem Umsatzkostenverfahren empfohlen (siehe Tabelle). Gesamtkostenverfahren Umsatzerlöse Bestandsveränderung Andere aktivierte Eigenleistungen Sonstige betriebliche Erträge Materialaufwand Personalaufwand Abschreibungen Sonstige betriebliche Aufwendungen

Aus Transparenzgründen kann das Umsatzkostenverfahren empfehlenswert sein, da die Vertriebskosten, insbesondere Werbeaufwendungen, und die allgemeinen Verwaltungskosten separat ausgewiesen werden. Allerdings ist das Umsatzkostenverfahren in der Praxis das ungebräuchlichere Verfahren. Eine Vermischung beider Verfahren ist unzulässig. Darstellung von Spendeneinnahmen » » » Die Darstellung der Spendeneinnahmen ist davon abhängig, ob es sich um eine Spenden sammelnde Stiftung handelt oder nicht. Für eine Spenden sammelnde Stiftung gelten die Regelungen des IDW ERS HFA 21(IDW RS HFA 21, IDW Fachnachrichten 2010, 201ff.). Für eine Stiftung, die keine Spenden sammelt, gelten die normalen Regeln der Ertragsrealisierung, d.h. eine Spende ist mit

Eingang als Ertrag zu erfassen und nicht erst bei deren Verausgabung für Satzungszwecke. Einnahmen-/Ausgabenrechnung und Vermögensübersicht » » » Eine nicht bilanzierende Körperschaft hat in der Regel eine Einnahmen-/Ausgabenrechnung und eine Vermögensübersicht zu erstellen. Der Entwurf der StelUmsatzkostenverfahren Umsatzerlöse Umsatzkosten (Projektauf­ wendungen) Bruttoergebnis vom Umsatz Vertriebskosten (Werbeauf­ wendungen) Allgemeine Verwaltungskosten Sonstige betriebliche Erträge Sonstige betriebliche Aufwendungen

lungnahme enthält nunmehr zwei Vorschläge für eine Einnahmen-/ Ausgabenrechnung, » entweder als Kapitalflussrechnung oder, neu, » als Einnahmen-Überschussrechnung. Steuerrecht » » » Die Darstellung steuerlicher Themen ist ausführlicher geworden. Es bleibt weiterhin bei der Auffassung, dass die sich aus § 63 Abs. 3 der Abgabenordnung (AO) ergebende Notwendigkeit einer steuerlichen Rechnungslegung, nämlich » Abbildung der vier Sphären (ideeller Bereich, Vermögensanlage, Zweckbetrieb, wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb), » Abbildung der gemeinnützigkeitsrechtlichen Rückla- … lesen Sie bitte weiter auf S. 96 gen und


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Fundraising

Spenden über PayPal nun abzugsfähig Der Nachweis von Zuwendungen über das Online-Bezahlsystem ­gegenüber dem Finanzamt wird unkomplizierter.

Groß geworden ist PayPal mit dem Internet-Auktionshaus eBay – seit 2002 ist PayPal dessen Tochtergesellschaft. Eigenen Angaben zufolge hatte PayPal schon vor zwei Jahren allein in Deutschland mehr als 15 Millionen Kundenkonten. Auch viele Spenden sind ohne das Online-Bezahlsystem heute kaum mehr denkbar. Problematisch war allerdings bislang, dass die Finanzämter die Angaben von PayPal nicht stets als sogenannte vereinfachte Spendennachweise für kleine Spenden von bis zu 200 Euro oder für Spenden in zeitlicher Nähe zu Naturkatastrophen akzeptierten. Jetzt scheint Bewegung in die Sache zu kommen: Die Landesfinanzdirektion (LFD) Thüringen hat die Zeichen der Zeit erkannt und akzeptiert PayPal-Nachweise.

» » » Wer Spenden von der Steuer absetzen will, muss eine vom Empfänger ausgestellte Zuwendungsbestätigung („Spendenbescheinigung“) mit der Steuererklärung bei seinem Finanzamt einreichen. Die vorgelegte Zuwendungsbestätigung muss den amtlich vorgeschriebenen Vordrucken entsprechen. In Ausnahmefällen – bei Spenden in zeitlicher Nähe zu NaStefan Winheller, LL.M. Tax (USA)  turkatastrophen oder Der Rechtsanwalt und Fachanwalt für auch bei Kleinspenden Steuerrecht ist Geschäftsführer der Kanzlei WINHELLER, die bundesweit Non-Profit-Orbis zu 200 Euro – geganisationen und Stiftungen rechtlich und nügt gemäß § 50 Abs. 2 steuerrechtlich berät. der EinkommensteuWeitere Informationen Dieser Artikel und der Artikel auf S. 91 er-Durchführungsversind erstmals im monatlichen Newsletter ordnung (EStDV) aber der Kanzlei, „Nonprofitrecht aktuell (NPR) 10/2013“, erschienen: www.winheller.com/ auch ein vereinfachter news/newsletter/nonprofitrecht-aktuell.html Zuwendungsnachweis: WINHELLER Rechtsanwaltsgesellschaft mbH  s.winheller@winheller.com der Bareinzahlungsbewww.winheller.com leg oder die Buchungs-

bestätigung eines Kreditinstituts. Mit ihrer Verfügung vom 30.05.2013 akzeptiert die LFD Thüringen nun ausdrücklich auch einen Auszug des PayPal-Kontos und einen Ausdruck über die Transaktionsdetails als einen solchen vereinfachten Zuwendungsnachweis im Sinne von § 50 Abs. 2 EStDV (LFD Thüringen vom 30.05.2013, S 2223 A-111-A 3.15). Diese Dokumente seien „eine Art Kontoauszug“, so die LFD Thüringen, und genügten damit den gesetzlichen Anforderungen jedenfalls dann, wenn sie den Kontoinhaber und dessen E-Mail-Adresse erkennen lassen. Die E-Mail-Adresse definiert das jeweilige PayPal-Konto, funktioniert also so ähnlich wie eine Kontonummer. Im Sinne von § 50 Abs. 2 EStDV könne die E-Mail-Adresse deshalb das in der Vorschrift verlangte „sonstige Identifikationsmerkmal“ darstellen, so die LFD Thüringen, weil sie der Zuordnung des Buchungsvorganges zu einer Person

diene. Der vom Empfänger herzustellende Beleg im Sinne des § 50 Abs. 2 S. 1 Nr. 2 b EStDV müsse allerdings weiterhin vorliegen. Dieser könne dem Spender aber leicht zur Verfügung gestellt werden, z. B. auch dadurch, dass der Spender den Beleg im Internet herunterladen kann. Die Thüringer Verfügung entspricht einem Referentenentwurf der Bundesregierung, die PayPal-Bestätigungen bereits im September 2012 als vereinfachte Spendennachweise genügen lassen wollte (Nonprofitrecht aktuell (NPR) 02/2013, 12). Da in der im Folgenden verabschiedeten Mantelverordnung der Bundesregierung vom 11. Dezember 2012 von PayPal allerdings keine Rede mehr ist, bleibt zu hoffen, dass sich auch das Bundesfinanzministerium in Kürze der Thematik annimmt und nach dem Vorbild der LFD Thüringen eine bundeseinheitliche Regelung vorgibt. Hinweis: Dass Spendenbestätigungen von PayPal als vereinfachte Spendennachweise genügen, ändert nichts daran, dass auch die weiteren Voraussetzungen des § 50 Abs. 2 EStDV erfüllt sein müssen: Vereinfachte Spendennachweise sind also nur bei Spenden in Katastrophenfällen zulässig und bei kleinen Spenden, die einen Betrag von 200 Euro nicht übersteigen. In allen anderen Fällen genügt die PayPal-Spendenbestätigung nicht! Nach wie vor ist der Spender in diesen Fällen auf eine ordnungsgemäße Zuwendungsbestätigung angewiesen. « « «


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

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Stiftungsrecht

Vorsicht bei Zahlungen an Stiftungsorgane Vergütungen von Kuratoriumsmitgliedern bedürfen eines Gremien­ beschlusses und der Genehmigung der Aufsichtsbehörde.

» » » Erhält der Vorsitzende eines Stiftungskuratoriums Geld, ohne dass der Zahlung ein ordnungsgemäßer Beschluss zugrunde liegt und ohne dass die Stiftungsbehörde die Zahlung genehmigt hat, kann der Empfänger verpflichtet sein, das Geld zurückzuzahlen. Dies hat das Oberlandesgericht (OLG) Oldenburg in seinem Beschluss vom 1. August 2013 festgestellt. Im entschiedenen Fall hatte eine kirchliche Stiftung privaten Rechts den früheren Pfarrer und Dekan der Kirche auf Rückzahlung von rund 278.000 Euro verklagt. Neben seinem Amt als Pfarrer war der Beklagte gleichzeitig Kuratoriumsmitglied und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung gewesen. Über ca. zwölf Jahre hinweg hatte der Beklagte von der Stiftung Geld in bar erhalten. In den Prüfberichten der Wirtschaftsprüfer waren diese Ausgaben nicht ausdrücklich ausgewiesen. Die Zahlungen waren weder durch einen Kuratoriumsbeschluss noch durch eine Genehmigung der Stiftungsbehörde gedeckt. Die Stiftungsbehörde wusste nicht einmal von ihnen. Ohne eine entsprechende Genehmigung der Stiftungsbehörde seien die Zahlungen unzulässig, urteilte das OLG Oldenburg. Außerdem habe der Beklagte auch nicht darauf vertrauen können, dass Geld behalten zu dürfen. Denn als Kuratoriumsvorsitzender habe er genau gewusst, dass

ein die Zahlungen rechtfertigender Beschluss des Kuratoriums nicht existierte. Zudem hatte er es als Kuratoriumsvorsitzender allein in der Hand, die Zahlungen an sich zu veranlassen. Dass die Zahlungen an den Pfarrer schon Jahre zuvor einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bekannt waren, musste sich die Stiftung übrigens nicht entgegenhalten lassen. Die Beratungsge-

sellschaft hatte ganz allgemein die kirchliche Stiftung beraten und war nicht damit beauftragt gewesen, den beklagten Kuratoriumsvorsitzenden zu überwachen. Nur dann wäre die Beratungsgesellschaft aber ein sogenannter Wissensvertreter gewesen, dessen Wissen sich die Stiftung hätte zurechnen lassen müssen. « « « Stefan Winheller, LL.M. TAX (USA)


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Stiftungsrecht

Aktuelle Verfügungen und Urteile Für Sie zusammengestellt am Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen der Bucerius Law School, Hamburg

Befreiung von der Umsatzsteuer bei der Ausrichtung von Kunstausstellungen (VG Frankfurt a.M., Urteil vom 27.06.2012 – 6 K 2133/11)

Ermäßigung der Notargebühren für mildtätige und kirchliche Organisationen (BGH, Beschluss vom 19.06.2013 – V ZB 130/12)

Auf einen Blick Ein Verein zur Förderung zeitgenössischer Kunst, der nicht über eine eigene Sammlung verfügt und lediglich temporär für Ausstellungen verschiedene Werke zusammenführt, ist nicht von der Umsatzsteuer zu befreien.

Auf einen Blick Nach Klage einer gemeinnützigen Stiftung hat der Bundesgerichtshof Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit der Notargebührenregelung zurückgewiesen. Diese gewährt eine Ermäßigung der Gebühren für Organisationen mit ausschließlich mildtätigem oder kirchlichem Zweck, nicht aber mit gemeinnützigem Zweck.

Die Befreiung aus § 4 Nr. 20 a) Umsatzsteuergesetz (UStG) gilt zum einen für Museen und nach Satz 2 auch für gleichartige kulturelle Einrichtungen, denen eine Vergleichbarkeit durch die zuständige Landesbehörde bescheinigt wird. Für das Merkmal des Museums und damit auch für eine vergleichbare Einrichtung kommt es maßgeblich darauf an, ob eine feste Sammlung besteht, so die Auffassung des Gerichts. Dies setze das systematische Suchen, Beschaffen, Erhalten und Bewahren von Dingen einer bestimmten Kategorie mit einer gewissen Dauerhaftigkeit voraus. Die von dem Kläger ausgestellten Gegenstände seien aber weder eine eigene noch eine fremde Sammlung, sondern allein für den begrenzten Zeitraum der Ausstellung in den eigenen Räumen des Klägers zusammengebracht worden.

Die Klägerin ist eine gemeinnützige Stiftung mit dem Förderzweck Naturschutz. Diese wollte eine Ermäßigung der Notargebühren nach § 144 Abs. 1 und 2 Kostenordnung (KostO) für die Beurkundung eines Grundstückskaufvertrages erreichen. Der Bundesgerichtshof (BGH) verneinte eine unmittelbare Anwendbarkeit zunächst, da die Klägerin weder mildtätige noch kirchliche Zwecke verfolgte. Eine erweiternde analoge Anwendung der Vorschrift scheidet nach Auffassung des BGH mangels der notwendigen Voraussetzung einer planwidrigen Regelungslücke aus. Fraglich blieb somit nur, ob die Regelung des § 144 KostO eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung von gemeinnützigen Organisationen darstellt und somit ein Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 Grund-

gesetz (GG) ist. Dabei stellte der BGH zunächst fest, dass die Vergleichbarkeit zwischen kirchlichen, mildtätigen und gemeinnützigen Organisationen, wie sie im Steuerrecht besteht, nicht im gleichen Maße auch für die Kostenberechnung von Notaren gelte. Im letzteren Fall bestehe zusätzlich das grundrechtlich geschützte Interesse der Notare aus Art. 12 GG, das durch gesetzlich vorgeschriebene Gebührenermäßigungen betroffen sei. In diesem Zusammenhang seien die unterschiedlichen Zwecke nicht vergleichbar. Während kirchliche und mildtätige Zwecke eindeutiger bestimmbar seien, handele es sich bei der Gruppe der gemeinnützigen Zwecke um einen weiten Sammelbegriff, der variabel durch den Gesetzgeber ausgefüllt werden könne. Die Bevorzugung kirchlicher Zwecke sei dabei aus der besonderen grundrechtlichen Stellung erklärbar, die sich schon aus der Beibehaltung der Weimarer Kirchenartikel (Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 136–149, 141 Weimarer Reichsverfassung) ergebe. Mildtätige Zwecke sollen darüber hinaus den Kernbereich der selbstlosen Gemeinwohlförderung darstellen. Die Unterstützung von wirtschaftlich oder persönlich Hilfsbedürftigen decke dabei den Teil des Fürsorgebereichs ab, der zu den selbstverständlichen Pflichten des Sozialstaates gehöre. Dies sei bei gemeinnützigen Zwecken nicht im gleichen Maße der Fall, sodass die


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

unterschiedliche Behandlung auch hier nicht willkürlich sei. Der BGH hat eine Vorlage an das Bundesverfassungsgericht unterlassen. Gerichtliche Zuständigkeit bei gewerblicher Immobilienvermietung durch Wittelsbacher Ausgleichsfonds (OLG München, Beschluss vom 25.07.2012 – 34 AR 196/12) Auf einen Blick Auch die gewerbliche Vermietung von Räumen einer Stiftung des öffentlichen Rechts führt nicht zum Vorliegen einer gewerblichen Tätigkeit im Sinne des § 95 Abs. 1 Nr. 1 GVG. Die Klägerin, eine Stiftung des öffentlichen Rechts mit dem Zweck der Vermögenserhaltung und -mehrung des vormaligen Bayerischen Königshauses, forderte von der

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Beklagten, einem italienischen Modeunternehmen in Rechtsform der Societá a Responsiabilitá Limitata (s.r.l.), die Räumung und Herausgabe der von ihr gewerblich vermieteten Räume. Fraglich war vorliegend die gerichtliche Zuständigkeit. Die zunächst angerufene Zivilkammer des Landgerichts München ging entsprechend des Antrages der Beklagten davon aus, dass die Klägerin durch die gewerbliche Vermietung der Räume als Kaufmann zu behandeln sei und somit ein beiderseitiges Handelsgeschäft vorlag. Für dieses sei die Kammer für Handelssachen zuständig. Die Kammer für Handelssachen wies ihre Zuständigkeit mit der Begründung zurück, dass die Rechtsform der Stiftung des öffentlichen Rechts der Annahme der Kaufmannseigenschaft per se entgegenstehe. Das daraufhin angerufene Ober-

Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen Das von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius initiierte Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Weitemeyer ist eine in Deutschland einmalige Forschungseinrichtung. Das Institut übernimmt mit seiner Arbeit Verantwortung für die Weiterentwicklung des Rechts der gemeinnützigen Organisationen in Deutschland und Europa. Das Institut für Stiftungsrecht und das Recht der Non-Profit-Organisationen gibt seit dem Jahr 2009 die „Zeitschrift für das Recht der Non Profit Organisationen – npoR“ heraus. Die Herausgeber und die Redaktion der Zeitschrift begreifen es als ihre Aufgabe, den gemeinnützigen Sektor durch die Bereitstellung von Informationen, durch rechtswissenschaftliche Analysen, die Förderung der Diskussion zwischen Rechtsprechung, Verwaltung, Beraterschaft und Wissenschaft sowie durch die Mitarbeit an sinnvollen rechtspolitischen Forderungen an den Gesetzgeber zu unterstützen und kritisch zu begleiten. Das Institut veranstaltet in Kooperation mit den Spitzenverbänden des Dritten Sektors einmal jährlich jeweils im November die Hamburger Tage des Stiftungs- und NonProfit-Rechts, die sich inzwischen zur juristischen Jahrestagung des Dritten Sektors entwickelt haben. Weitere Informationen www.npoR.de | www.hamburger-tage.net | www.law-school.de

landesgericht München entschied, dass vorliegend die allgemeine Zivilkammer zuständig ist. Das Landgericht München war bei seiner Zuweisung aufgrund des Umfangs und der Komplexität der mit der Vermögensverwaltung verbundenen Geschäfte von einer planmäßigen und auf Dauer angelegten wirtschaftlich selbstständigen Tätigkeit mit der Teilnahme am Wettbewerb ausgegangen. Für die Annahme der Niclas Stemplewski  Gewerblichkeit ist jeist wissenschaftlicher Mitarbeiter am doch die Form eines Lehrstuhl für Steuerrecht an der Bucerius Law School in Hamburg. wirtschaftlichen Unternehmens notwenWeitere Informationen  niclas.stemplewski@law-school.de dig. Dies liegt aber www.law-school.de nicht vor, wenn die Tätigkeit in der Erfüllung öffentlich-rechtlicher oder gemeinnütziger Aufgaben liegt. Gemäß des Oberlandesgerichts München hatte das Landgericht nicht ausreichend berücksichtigt, dass der klagende Fonds durch ein Gesetz errichtet worden war und neben der Versorgung der Nachkömmlinge des vormaligen Königshauses vor allem auch die Erhaltung der wertvollen Kunstsammlung für die öffentliche Benutzung sichert. Die Vermietung der Räume sei als Teil der Erfüllung dieser öffentlichen Aufgaben zu sehen. Die Erfüllung des Stiftungszwecks sei jedoch gerade keine gewerbliche Tätigkeit. « « «


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Buchmarkt

Erfolgreiches Stiftungsmanagement für alle! Wie leite ich eine Stiftung? Hans Fleisch hat seine besten Tipps in einem neuen Ratgeber des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen veröffentlicht.

BUCHTIPP Hans Fleisch: Stiftungsmanagement. Ein Leitfaden für erfolgreiche Stiftungsarbeit. StiftungsRatgeber, Bd. 4. Berlin 2013. ISBN: 978-3-941368-50-7. 188 Seiten. 19,80 Euro | Mitgliederpreis: 16,80 Euro. Auch als E-Book erhältlich. Bestellung: www.stiftungen.org/shop www.stiftungen.org/ebooks

» » » Welcher Voraussetzungen bedarf ein erfolgreiches Stiftungsmanagement? Wie kann man mit einem kleinen Budget eine große Hebelwirkung erreichen? Welche Fragen sollte sich ein Stiftungsmanager immer wieder stellen? Und wie findet eine Stiftung ihre „Marktnische“? Wer Antworten auf diese und andere Fragen zur Leitung von Stiftungen sucht, findet dazu viele Ideen und Anregungen im neuen Buch von Hans über den Autor Fleisch, seit 2005 GeProf. Dr. jur. Hans Fleisch  neralsekretär des Bunist seit 2005 Generalsekretär des desverbandes DeutBundesverbandes Deutscher Stiftungen und Geschäftsführer der Deutschen Stiftungsscher Stiftungen. Akademie. Er berät zu Stiftungsgründung, Der Ratgeber ba-strategie und -organisation und engagiert sich ehrenamtlich in Gremien von Stiftungen siert auf der langjähund zivilgesellschaftlichen Organisationen. rigen Erfahrung des Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung hat Fleisch als Geschäftsführer aufgebaut und Autors beim Aufbau bis 2003 geleitet. Im Jahr 2000 gründete er und in der Geschäftsdie Stiftung Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung mit, deren Vorstandsvorleitung von Stiftungen sitzender er bis 2006 war. Der Autor lehrt sowie auf Lehrtätigbei der Deutschen StiftungsAkademie sowie als Honorarprofessor an der Universität keiten an der DeutHildesheim. schen StiftungsAka-

demie und der Universität Hildesheim. Entstanden ist so ein Basiswerk über die grundlegenden Fragen des Stiftungsmanagements, das besonders nah an der Praxis ist und den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Das Buch richtet sich an diejenigen, die in einer Stiftung ehrenoder hauptamtlich Verantwortung tragen oder künftig tragen möchten, sowie an Stiftungsberater. Das Herzstück bilden elf Ratschläge, die Stiftungsmanager stets beherzigen sollten, und die Erläuterungen zu Erfolgsvoraussetzungen für die Stiftungsarbeit. Elf Ratschläge für Stiftungsmanager » Seien Sie nicht verschwender­ isch. » Fokussieren Sie. » Setzen Sie Ziele. » Planen Sie.

» » » » »

Informieren Sie sich. Seien Sie kooperativ. Regeln Sie. Seien Sie menschlich. Interessieren Sie sich für Geldfragen. » Seien Sie optimistisch. » Managen Sie sich selbst.

Neun Erfolgsvoraussetzungen für die Stiftungsarbeit » Das Recht beachten » Selbstverständnis klären und Strategie entwickeln » Planung und Controlling » Regeln aufstellen » Systematische Kooperation » Hebelnutzung » Kompetentes Personal » Effektive Kommunikation » Finanzielle Ressourcen « « « BvB/Ph

Stimmen zum Buch „Gekonnt, erfahrungsreich sowie prägnant und einprägsam für die Praxis geschrieben. Ein Muss für alle Mitstreiter in der Stiftungswelt. Und ganz erfreulich: Ein Jeder kann sich diese Schrift leisten – auch die sparsamste Stiftung. Ein Stiftungsratgeber at it’s best.“ Dr. K. Jan Schiffer, stiftungsrecht-plus.de, SP§P Schiffer & Partner

„Ein ansprechender Ratgeber, der aufgrund seiner Praxisnähe den Einstieg in ein funktionierendes Stiftungshandeln für haupt- und ehrenamtliche Führungskräfte und solche, die es werden wollen, leicht(er) macht.“ Dr. Christoph Mecking, Chefredakteur, Stiftung&Sponsoring

„Hans Fleischs Ratgeber zum Stiftungsmanagement: aus Erfahrung gut.“

Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorsitzender des Vorstands, Stiftung Polytechnische ­Gesellschaft


StiftungsWelt 04-2013 » » » Service

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Buchmarkt

Besprechungen für Satzungen und Testamente. Das letzte Kapitel widmet sich den Neuerungen im Stiftungsrecht durch das „Gesetz zur Stärkung des Ehrenamtes“ vom 21. März 2013. Durch den übersichtlichen Aufbau und die verständlichen Ausführungen kann man gezielt zu einem bestimmten Thema eine schnelle Antwort finden. « « «

STIFTUNGSRECHT

Doralice Jungkurth | Rechtsreferendarin im Justiziariat beim Bundesverband Deutscher Stiftungen

Andreas Schlüter; Stefan Stolte: Stiftungsrecht. Erscheinungsformen und Errichtung der Stiftung, Stiftungsaufsicht, Verwaltung des Stiftungsvermögens, Stiftungssteuerrecht, Rechnungslegung und Publizität, Internationales Stiftungsrecht. 2., neu bearbeitete Auflage. Verlag C.H. Beck, München 2013. ISBN: 978-3406-61213-8. 244 Seiten. 39,00 Euro.

» » » Das Sachbuch „Stiftungsrecht“ bietet in seiner 2. Auflage einen aktuellen und umfassenden Einblick zum Stiftungsrecht in kompakter Form. Es ermöglicht Praktikern und Lernenden, sich schnell in die Materie des Stiftungswesens und -rechts einzuarbeiten. Während das erste Kapitel allgemeine Themen wie die Entwicklung des Stiftungswesens und rechtliche Erscheinungsformen von Stiftungen behandelt, wird bereits das zweite Kapitel praxisnah und gibt Hinweise zur Stiftungsgründung. In weiteren Kapiteln folgt eine Vertiefung in den fundamentalen Bereichen des Stiftungsrechts. Hohe Praxisrelevanz für Stiftungen haben die Erläuterungen im Kapitel zur Rechnungslegung und Publizität sowie die verschiedenen Muster, z.B.

Kisch, Wilhelm Lamszus, Andreas Latzko und Paul Zech, die einen Einblick in das breite Spektrum höchst unterschiedlicher Positionen und Reaktionen aus der Zeit von 1912 bis 1922 vermitteln. Während uns heute, fast hundert Jahre später, die Dimension des Ersten Weltkrieges als erstem modernen Massenvernichtungskrieg klar ist, führt die Prosasammlung dem Leser vor Augen, wie der Krieg, von wenigen Zeitgenossen als drohendes Unheil vorausgesehen, zunächst von vielen als willkommenes Abenteuer herbeigesehnt wurde und wie er zu einer tiefen Zäsur führte, die die Überlebenden existenziell erschüttert und orientierungslos zurückließ. Im Interview mit NDR Kultur spricht Krull über sein Buch: www.ndr.de/ ndrkultur/audio178131.html « « «

Krieg – von allen Seiten Wilhelm Krull (Hg.): Krieg – von allen Seiten. Prosa aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Wallstein Verlag, Göttingen 2013. ISBN: 978-3-8353-1346-0. 222 Seiten. 19,90 Euro.

» » » Wilhelm Krull, Literaturwissenschaftler, Generalsekretär der VolkswagenStiftung und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, hat im Oktober einen Band mit Prosa aus der Zeit um den Ersten Weltkrieg veröffentlicht. Er versammelt Erzählungen und Tagebucheintragungen u.a. von Walter Flex, Leonhard Frank, Ernst Jünger, Egon Erwin

Vor der Wand Michael Göring: Vor der Wand. Roman. Osburg Verlag, Hamburg 2013. ISBN: 9783-95510-023-0. 319 Seiten. 19,95 Euro.

» » » Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und stellver-


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engagementkritischen Standpunkt tretender Vorstandsvorsitzender des nimmt die Journalistin Claudia Pinl Bundesverbandes Deutscher Stifein. Ihr geht es „nicht darum, das Potungen, hat im September seinen tenzial, das in ehrenamtlicher Bezweiten Roman veröffentlicht. „Vor tätigung liegt, zu leugnen oder die der Wand“ erzählt von einer Jugend positiven Seiten selbstlosen Engagein den 1960er- und 1970er-Jahren in ments herabzusetzen“, sondern „die einer typischen Mittelstandsfamilie, ständigen Appelle an unsere Hilfsbedem Rückgrat der Bundesrepublik, reitschaft (...) in Beziehung zu setzen dem Hort der Tabus. Georg Mertens zum Abbau sozialer Sicherheit, zur ist 16, als er sich mit der KriegsverPrivatisierung und Kommerzialisiegangenheit seines Vaters auseinrung von Pflege und Gesundheit, zur anderzusetzen beginnt. Doch sein finanziellen Austrocknung der KomVater gehört zur sprachlosen Gemunen, zur Unterfinanzierung von neration. Während Walter Mertens Kultur und Bildung, zur Vermögensversucht zu verdrängen, sucht sein konzentration und zu wachsender Sohn nach Antworten: Welche Züge hast du als Reichsbahner tatsächlich Armut, kurz: zur Umgestaltung von auf den Weg geschickt? Was geschah Staat und Gesellschaft zugunsten weniger, auf Kosten vieler.“ Am Schluss 1944 im toskanischen Dorf Sant’Anihres Buches resümiert die Autorin: na di Stazzema? Erst als Georg viele „Wenn Staat und Gesellschaft dulden, Jahre später kurz vor dem Tod des Vaters erneut die Wahrheit einfordert, dass einige wenige sich auf Kosten vieler bereichern, dass öffentliche Inbricht dieser sein Schweigen. Ein frastruktur und kulturelle Errungenletztes Mal setzt er sich mit seinen schaften den Bach heruntergehen, nie überwundenen Erlebnissen auseinander und vermacht seinem Sohn weil Multimillionäre den Hals nicht voll kriegen, wenn die politische Ebeeine schwer zu tragende Last. Aktune sich von der Verantwortung verelle Lesungstermine: www.michael-goering.com « « « ClAudiA Pinl

Freiwillig zu Diensten? Über die Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit

nomen

Freiwillig zu Diensten? Claudia Pinl: Freiwillig zu Diensten? Über die Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit. Nomen Verlag, Frankfurt a.M. 2013. ISBN: 978-3-939816-18-8. 144 Seiten. 14,90 Euro.

» » » Über Engagement wird viel geschrieben – meistens positiv. Einen

abschiedet, das gemeinsam erwirtschaftete möglichst allen in der Gesellschaft zugutekommen zu lassen. Dann darf man, ja muss man davor warnen, dass gutgläubige, hilfsbereite Menschen für die Folgen politischer Fehlsteuerung den Ausputzer machen. (...) Eine rund ums ‚bürgerschaftliche Engagement‘ entstandene Bewusstseinsindustrie will uns (...) weismachen, es gehe um Partizipation, um Mitbestimmung, um den mündigen Bürger, gar um neue ‚Sphären der Selbstermächtigung‘ (Thomas Olk).“ Ohne Zweifel gehört auch der Bundesverband Deutscher Stiftungen zu der von Pinl kritisierten Bewusstseinsindustrie. In den Augen der meisten Engagierten und Engagementförderer bilden bürgerschaftlicher Einsatz und die soziale Sicherung von staatlicher Seite keine Gegenpole, das eine kann und soll das andere nicht ersetzen. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb sollte dieser engagementkritischen und warnenden Stimme in der FachdebatBvB te Gehör geschenkt werden.

… Fortsetzung von S. 89

» Mittelverwendungsrechnung,einer steuerlichen Nebenrechnung bedarf. In der Praxis wird unter Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten aber in vielen Fällen eine Einheitsrechnungslegung für handelsrechtliche und steuerliche Zwecke bevorzugt. Die unverändert gebliebenen Ausführungen, dass die Buchführungspflicht der gemeinnützigen Körperschaft nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) gemäß § 140 AO für die Besteuerung maßgebend ist, sind nicht unproblematisch, wie das mit der Einführung der E-Bilanz (elektronischen Bilanz) und die Verpflichtung der gemeinnützigen Körperschaften zur Einreichung einer E-Bilanz geschärfte Problembewusstsein offenkundig werden lässt. Denn nach derzeitigem Stand leitet die Finanzverwaltung aus einer handelsrechtlichen Bilanzierungspflicht eine Pflicht der Stiftung zur Einreichung einer E-Bilanz ab, was insbesondere in den Fällen, in denen eine Stiftung noch nicht einmal über einen steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb verfügt, nicht nachvollziehbar ist. « « «


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In eigener Sache StiftungsWelt-Schwerpunkt- themen 2014

Anzeigen in der stiftungswelt Mit vier Ausgaben im Jahr bietet die StiftungsWelt Informationen rund um das Stiftungswesen. Das Magazin richtet sich an die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, an Entscheider und Führungskräfte in Stiftungen, Stifter und Stiftungsberater sowie an Abonnenten und Multiplikatoren aus Politik und Gesellschaft. Möchten auch Sie mit einer Anzeige Menschen in Stiftungen

erreichen? Möchten Sie dem Magazin eine Beilage zufügen? Wir bieten Ihnen farbige Anzeigen in vielen Formaten und gewähren attraktive Rabatte auf Anzeigenserien. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte Mira Nagel, Telefon (030) 89 79 47-73, mira.nagel@stiftungen.org. Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 17. Februar 2014 (Auftragsschluss)

Vorschau StiftungsWelt 01-2014:  wasser „Deutsche Stiftungen: Alles im Fluss und gegen den Strom“ – so lautet das Motto des Deutschen StiftungsTages 2014, der vom 21. bis 23. Mai in der Hansestadt Hamburg stattfindet. Nicht wenige Veranstaltungen unter seinem Dach haben sich an dieses vom Tagungsort inspirierte Motto angedockt und ihre Themen maritim formuliert – im übertra-

genen Sinne. Bei so viel Wassersymbolik mag sich manch einer dann fragen: Was haben deutsche Stiftungen denn tatsächlich mit Wasser zu tun? Wie engagieren sie sich für den Schutz von Meeren und Ozeanen, Seen und Flüssen, wie für deren Bewohner? Was machen sie im Bereich Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit? Wie tragen sie zur Bewusstseinsbildung der Menschen im Hinblick auf die Ressource Wasser bei? Inwieweit setzen sie sich für die Sicherung der weltweiten Wasserversorgung und den Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen ein? Sind Stiftungen auch im Themenfeld Energiegewinnung durch Wasserkraft aktiv? Und wie kann man nicht nur Fördergelder, sondern auch das Stiftungskapital sinnvoll in Wasserprojekte investieren? Antworten auf diese Fragen finden Sie im nächsten Heft.

Im nächsten Jahr wird sich die StiftungsWelt im Schwerpunktteil folgenden Themen widmen: » 01-2014: Wasser (erscheint am 1. April) » 02-2014: Kleine Stiftungen – ein Serviceheft (erscheint am 8. Juli) » 03-2014: Förderpraxis (erscheint am 30. September) » 04-2014: Denkmalschutz (erscheint am 9. Dezember) Wenn Sie Ideen und Themenvorschläge haben, freut sich das Redaktionsteam auf Ihre Anregungen. Bitte senden Sie uns dazu ein kurzes Exposé an benita.v.behr@stiftungen.org. Näheres unter: www.stiftungen.org/ stiftungswelt. Pressemitteilungen senden Sie bitte an redakteure@stiftungen.org. Hinweise Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser, nicht unbedingt die des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wieder. Mitgliedern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen wird die StiftungsWelt im Rahmen der Mitgliedschaft ohne besondere Bezugsgebühr zugestellt. Erscheinungstermin dieser Ausgabe: 3. Dezember 2013. ISSN 1863-138X

Die nächste Ausgabe erscheint am 1. April 2014.

Impressum

StiftungsWelt. Das Magazin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen Herausgeber © 2013 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Haus Deutscher Stiftungen Mauerstraße 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-0 | Fax -11 post@stiftungen.org · www.stiftungen.org www.stiftungen.org/verlag V. i. S. d. P.: Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär Chefredaktion: Benita von Behr (BvB) benita.v.behr@stiftungen.org Redaktion: Angelika Fritsche (FRI), Timon Pohl (PH), Veronika Renkes (KES), Franziska Rötzsch (RÖ), Berenike Wiener (WR) Bildredaktion: Benita von Behr, Angelika Fritsche, Timon Pohl Korrektorat: Nicole Woratz Verlag: Bundesverband Deutscher Stiftungen Erscheinungsweise: 4-mal jährlich Auflage dieser Ausgabe: 5.500 Exemplare Gestaltung, Satz: www.pacificografik.de E. Girardet, J. Tenhaeff, V. Eizenhöfer Druck: Oktoberdruck | 10245 Berlin Gedruckt auf Munken Pure (FSC Mixed Sources Zertifikat). Sowohl der Papier-Lieferant „arctic paper“ als auch Oktoberdruck bemühen sich darum, die hohen Umweltbelastungen des Druckvorgangs weitestmöglich zu reduzieren und haben das anspruchsvolle EMAS-Zertifikat erhalten. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, liegen die Bildrechte bei den im Beitrag genannten Stiftungen oder Personen. Coverfoto, S. 5 und alle Fotos im Schwerpunktteil, S. 11–35 und S. 43 (außer Autorenporträts): © Städel Museum, Frankfurt am Main. Luca Abbiento / Stiftung Lesen: 60 li.; Friedhelm Albrecht / Universität Tübingen: 56 Mi.; ASB Berlin: 54 Mi.u.; atira / fotolia.com: 8 u.; David Ausserhofer: 59 Mi.u., 58 li., 67–68, 72 li.u., 97 o.; , 63 Mi.; Tobias Bohm: 59 Mi.o.; Elisabeth Brockmann / Reiss-Engelhorn-Museen: 54 li.; Marco Bühl / Stiftung Lesen: 50; Dominik Buschardt: 60 o.Mi.; Dieter Damschen: 61 re.u.; Dieter Damschen / Loki Schmidt Stiftung: 58 Mi.u.; Marc Darchinger: 7 re., 53, 65–66; dpba / rmentschke: 62 Mi.o.; Michael Fahrig: 60 re.; Kirsten Haarmann (www.kh-fotografie.com): 52 li.; Dr. Kurt Hammerschmidt: 61 li.u.; Michael Herdlein: 54 re.; Peter Himsel / DBU: 56 li.; Martin Kaiser: 60 Mi.u.; Dr. Marlene Kotzur: 62 Mi.u.; „Lesespaß“ in Gütersloh: 7 Mi., 51; Sarie-An Masini: 70; Michael von Lingen: 52 re.u.; Max-Planck-Institut Tübingen: 55 Mi.o.; Caroline Melzer: 53 li.u.; Veit Mette / Bertelsmann Stiftung: 53 re.u.; respekt.tv: 98 o.; Laurin Schmidt: 61 li.o.; Hans-Rudolf Schulz / Boehringer Ingelheim Stiftung: 55 re.; Siemens Stiftung / EinDollarBrille e.V.: 59 re.; Rainer Sturm / pixelio. de: 9 u.; Georg Tedeschi: 58 re.; UN Photo / Violaine Martin: 55 Mi.u.


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Unterfördert: Engagement gegen rechts Die Lage » » » „Zivilgesellschaftliches Engagement muss unterstützt, ausreichend gefördert, ausgebaut und verstetigt werden“, fordert der NSU-Untersuchungsausschuss in seinem Abschlussbericht. Dennoch sind wirkungsvolle Projekte gegen rechts wie das Kulturbüro Sachsen e.V. oder das Violence Prevention Network in ihrer Existenz bedroht. Wie kann das sein? Laut Verfassungsschutzbericht 2012 lassen sich rund 22.000 Menschen in Deutschland dem organisierten Rechtsextremismus zuordnen, fast die Hälfte von ihnen ist gewaltbereit. Mehr als 17.000 Straf- und 800 Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund wurden registriert. Franz-Martin Schäfer Seit 1990 gab es nach und Dr. Andreas Schmidt  Zählungen der Amasind bei PHINEO verantwortlich für die Analyse gemeinnütziger Projekte gegen deu Antonio Stiftung Rechtsextremismus in Deutschland. Die 183 Todesopfer rechbeiden Juristen sind seit der Gründung 2010 im PHINEO-Team. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist ter Gewalt. Straftaten das Thema Governance bei gemeinnützigen zu verhindern, zu verOrganisationen. folgen und zu ahnden, Weitere Informationen  franz-martin.schaefer@phineo.org sind primär Aufgaben andreas.schmidt@phineo.org staatlicher Stellen.

PHINEO-Themenreport „Vielfalt wirkt!“ Was wirkt nachhaltig gegen Rechtsextremismus in Deutschland? Welche Handlungsansätze gemeinnütziger Organisationen sind Erfolg versprechend? Woran erkennen Stiftungen, Spender und sozial engagierte Unternehmen professionell arbeitende Projekte? Antworten sowie 17 Best-Practice-Beispiele liefert die im September erschienene Publikation „Vielfalt wirkt! Report über wirkungsvolles zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechts“. Kostenloser Download:  www.phineo.org

Um der rechten Gefahr wirksam begegnen zu können, reicht es jedoch nicht aus, allein auf die Terrorzellen des NSU und die organisierte Szene hinter diesen Taten zu fokussieren. Ob fremdenfeindliche Parolen vor Asylbewerberheimen oder zunehmende Judenfeindlichkeit in allen Bevölkerungsschichten: Latente rechtsextreme Einstellungen tragen ebenso wie eine Kultur des Wegsehens dazu bei, dass Nazis aktiv werden können ohne auf Widerstand zu stoßen. Lösungsansätze » » » Zivil­ gesellschaftliche Initiativen helfen den Bürgern, die Maschen und Symbole der rechtsextremen Szene zu erkennen und angemessen zu reagieren. Gemeinnützige Organisationen regen wichtige Reflexionsprozesse über das eigene Verhalten und dessen Effekt auf unsere Mitmenschen an. So verhindern sie u.a., dass junge Menschen in rechtsextreme Kreise geraten. Mit lokalen Aktionen mobilisieren sie Leute in der Nachbarschaft, im Stadtteil und in der Region, um den Nazis den Raum für ihre Aktivitäten zu nehmen. Einige Projekte ermöglichen aktiven Rechtsextremen den Ausstieg aus der Szene, andere stellen sich auf die Seite der Opfer, z. B. mit mobiler Beratung. Wer engagiert sich ­bereits? » » » Das zivilgesellschaftliche Engagement für eine demokratiefreundliche, weltoffene und tolerante Gesellschaft ist vielfältig – mit Initiativen, die gegen Alltagsrassismus in der Kirche arbeiten oder die sich für eine diskriminierungsfreie Einlasspolitik in Diskotheken stark machen, Wanderausstellungen oder schulischen

Medienprojekten mit Zeitzeugen. Ihre Arbeit erfordert spezielle Fachkenntnisse über die Szene und viel Mut. Die Projektmitarbeitenden sind häufig einer persönlichen Bedrohung ausgesetzt. Um Anerkennung für ihre Arbeit müssen sie jedoch genauso buhlen wie um finanzielle Hilfe. Die staatlichen Förderprogramme unterstützen Projekte nur während der Modellphase. Danach sind die Organisationen auf andere Förderpartner angewiesen – doch diese sind rar. Eine im Themenfeld etablierte Stiftung ist die Amadeu Antonio Stiftung, die bereits mehr als 720 Initiativen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus gefördert hat. Was können Stiftungen tun? » » » Stiftungen können den Projekten mit dauerhafter Förderung die notwendige Planungssicherheit geben. Um menschenfeindlichen Einstellungen effektiv zu begegnen, bedarf es langfristiger Konzepte und des kontinuierlichen Auf- und Ausbaus des erforderlichen Spezialwissens. Ressourcen für Weiterbildungen, Vernetzung und Raum für Erfahrungsaustausch sind für eine nachhaltige Wirkung ebenso wichtig wie regelmäßige, verlässliche Zahlungen, um das geschulte Top-Personal dauerhaft zu halten. Einblicke in förderungswürdige Initiativen mit hohem Wirkungsgrad, die sich in diesem Bereich engagieren, bietet der PHINEO-Themenreport „Vielfalt wirkt“ (siehe Kasten). « « «


Deutsche StiftungsAkademie Aktuelle Fortbildungen 2014 Thema

Seminare Stiftungsmanagement: die Grundlagen Basiswissen Stiftung: Gemeinnützigkeit, Spenden und Steuern Erbschaftsmarketing in der Stiftungsarbeit Fördermittel durch BUND und Europäische Union Verantwortlichkeit und Haftung von Stiftungsorganen Stiftungsmanagement – die Grundlagen Stiftungsmanagement – die Grundlagen Neu in einer Stiftung – was nun? Gestaltung und Analyse von Jahresabschlüssen Basiswissen Stiftung – Rechnungslegung und Prüfung

295 Euro* / 395 Euro Bonn Bonn Berlin Berlin Bonn Berlin Berlin Berlin Bonn Bonn

Workshops Zukunftswerkstatt – Strategieentwicklung in der Stiftungsarbeit Projektmanagement in Stiftungen Fundraising für Stiftungen Kommunikationskonzept

495 Euro* / 595 Euro Berlin Berlin Berlin Berlin

Foren Jahresforum Stiftungen

Bonn

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Blocklehrgänge Winterakademie Stiftungsmanager Schriftliche/mündliche Prüfung Evaluation, Übergabe der Zertifikate Sommerakademie Stiftungsmanager Schriftliche/mündliche Prüfung Evaluation, Übergabe der Zertifikate Sommerakademie Stiftungsberater Prüfungen

12.03.2014 2.600 Euro* / 3.000 Euro

Bonn Bonn Bonn Berlin Bonn / Berlin

Modularer Zertifizierungslehrgang: Stiftungsmanager Modul 1: Stiftungsrecht Modul 2: Stiftungssteuerrecht Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Modul 4: Stiftungsmanagement Modul 5: Stiftungsmanagement Prüfungen

13./14.03.2014 17./18.9.2014 15./16.10.2014 26./27.11.2014 295 Euro* / 395 Euro

Modularer Zertifizierungslehrgang: Stiftungsberater Modul 1: Stiftungsrecht Modul 2: Stiftungssteuerrecht Modul 3: Rechnungslegung und Vermögensanlage Modul 4: Gründungsberatung Prüfungen

20.02.2014 27.03.2014 02.04.2014 08.05.2014 04.06.2014 12.06.2014 28.08.2014 04.09.2014 29.10.2014 18.11.2014

07.–08.03. / 05.–06.09.2014 28.–29.03. / 26.–27.09.2014 25.–26.04. / 17.–18.10.2014 16.05. / 28.05. / 28.–29.11.2014 17.–18.06. / 16.–17.12.2014 3.300 Euro* / 3.800 Euro 07.–08.03. / 05.–06.09.2014 28.–29.03. / 26.–27.09.2014 25.–26.04. / 17.–18.10.2014 09.–10.05. / 07.–08.11.2014 16.–17.05. / 28.–29.11.2014 17.–18.06. / 16.–17.12.2014 4.650 Euro* / 5.150 Euro

Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin Berlin

03.–14.02.2014 17.–18.03.2014 07.04.2014 11.–22.08.2014 22.–23.09.2014 20.10.2014 28.09.– 04.10.2014 03.– 04.11.2014

Schulungen Führung von Stiftungen

Kremmen bei Berlin

22.–24.10.2014

1.450 Euro*/ 1.750 Euro

Fundraising für Stiftungen

Berlin

10.–14.11.2014

1.750 Euro*/ 1.900 Euro

Anmeldung und Kontakt

Dr. Andrea Rudolph Geschäftsführende Akademieleiterin | Deutsche StiftungsAkademie Haus Deutscher Stiftungen | Mauerstr. 93 | 10117 Berlin Telefon (030) 89 79 47-47 | Fax (030) 89 79 47-81 andrea.rudolph@stiftungen.org | www.stiftungsakademie.de Die Deutsche StiftungsAkademie ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. Studierende, Erwerbslose und Referendare erhalten Sonderermäßigung (bitte erfragen; ausgenommen Zertifizierungslehrgänge). * Ermäßigter Preis für Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.


zur Studie e ll e u t POs: Ak ng in N u r ie t n gsorie udie Wirkun /npo-st e .d g m p www.k

Gemeinsam Richtung Zukunft. Die Herausforderungen und Fragestellungen für ein nachhaltiges Stiftungsmanagement sind vielfältig. Genauso vielfältig wie die Stiftungslandschaft selbst. Unser ganzheitlicher, prozessorientierter Beratungsansatz bietet Ihnen die jeweils passende Antwort. Gern unterstützen wir Sie mit nachhaltigen und wegweisenden Lösungen. Sprechen Sie uns an. Ihre Ansprechpartner Sascha Voigt de Oliveira T +49 30 2068-4466 svoigtdeoliveira@kpmg.com

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www.kpmg.de/stiftungen


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