Natur + Umwelt 1-2019

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

UNSERE BAUERN BRAUCHEN ZUKUNFT! Agrarwende jetzt!

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Vielen Dank für Ihr Engagement!

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Natur +Umwelt 1 | 19 ›  INHALT 3

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AKTUELLES 4 –7 Aktuelles 8– 11 Aktuelles aus Bayern 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Unsere Bauern brauchen Zukunft! 16/17 Landwirtschaft reformieren 18/19 Interview: Es geht auch anders 20 Agrarökologie: Mehr als Ökolandbau 21 Wir machen das! 22 Gentechnik 23 Pestizide: Gift vom Acker! 24/25 Bayerns Landwirtschaftsministerin im Gespräch 26 Mehr bunte Wiesen für Bayern

AKTIONEN 28 Rette unser Wasser! 29 Kohle: Wald und Dörfer sichern UMWELT UND TECHNIK 30 Umwelt und Digitalisierung 31 Umwelt und Verkehr

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Foto: Jiri Bodah

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Foto: Peter Schlecker

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Foto: Stefan Börnecke

INHALT

INTERNATIONALES 32 Friends of the Earth 33 UN-Klimakonferenz NATUR IM PORTRÄT 34 Pflanzenporträt 35 Gerettete Landschaft 36 Grünes Band 37 Libelle und Schmetterling des Jahres

38/39 Gartenschläfer? 40/41 Diepholzer Moorniederung 42/43 Bedrohte Arten: Amphibien URLAUB & FREIZEIT 44 Reise: Baikalsee 45 Wanderung AUS DEM VERBAND 46 Meldungen 47 Editorial des Vorstands 48/49 Meldungen 50/51 BN vor Ort aktiv 52 Bildung 53 Porträt 54 – 60 Regionalseiten

LIEBE LESERINNEN UND LESER, derzeit wird in Brüssel die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU verhandelt. Die GAP ist ein gutes Beispiel dafür, dass Europa kein weit entferntes, ­abstraktes Konstrukt ist, sondern uns alle ganz konkret betrifft. In diesem Fall haben die Entscheidungen der ­Politikerinnen und Politiker Einfluss auf unsere Nahrungsmittel, unsere ­Kulturlandschaft und unsere Wasserqualität. Deshalb setzt sich der BUND Naturschutz dafür ein, dass in der ­Europäischen Union die Weichen für eine Agrarpolitik gestellt werden, die gut für uns alle ist: gut für die Bäuerinnen und Bauern, gut für unsere Nutz­ tiere und unsere Landschaft – und natürlich für uns, die wir alle von den Produkten der Landwirtschaft leben. Lesen Sie mehr dazu in unserem Schwerpunkt ab Seite 14. Auch das Volksbegehren »Rettet die Bienen« kann eine Weichenstellung in die richtige Richtung sein. Ob es ­erfolgreich war, stand leider erst nach Redaktionsschluss fest. Im nächsten Heft berichten wir ausführlich über das Ergebnis und wie es jetzt weitergeht.

SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Ratgeber: Vogelschlag an Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

Glasflächen

63 Leserbriefe 66 Ansprechpartner/Impressum

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen

AKTUELLES WIR STREIKEN, BIS IHR HANDELT! Die globale Untätigkeit beim Klimaschutz treibt immer mehr junge Menschen auf die Straße – zunehmend auch in unseren Städten. »Deutschland gibt sich international als Klimaschützer, schafft es aber nicht, seine eigenen Klimaziele einzuhalten. Dabei geht es um nichts weniger als unsere Lebensgrundlage. Wir möchten in einer Welt leben, in der uns nicht ständig Stürme, Hochwasser oder Dürren drohen«, so Ani Ortiz, Berliner Schülerin einer 9. Klasse. Jakob Blasel, 18-jähriger Mitorganisator des Schulstreiks in Kiel, bekräftigt: »Ich streike hier, bis ihr handelt. Es bringt mir nichts, für die Zukunft zu lernen, wenn diese jetzt gerade verspielt wird.« Von Schweden bis Australien streiken Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz. Begonnen hat die weltweite Bewegung der »Climate Strikes« mit der

Streikende Jugendliche am 25. Januar in Berlin.

15-jährigen Greta Thunberg. Die Schwedin ging im Sommer drei Wochen lang nicht zur Schule. Stattdessen setzte sie sich mit ihren Schulbüchern vors Parlament – als Auf­forderung an die Regierung, mehr für den Klimaschutz zu tun. Seitdem streikt Greta jeden Freitag. Mit

ihrem Motto »Fridays for Future« inspirierte sie viele Schülerinnen und Schüler in anderen Ländern. Am 26. November starteten Aktive der BUNDjugend den ersten Streik in Berlin. Mit 200 Schülerinnen und Schüler demonstrierten sie vor dem Ministerium für Wirtschaft und Energie. Sie forderten rasch aus der Kohle auszusteigen und das Klima besser zu schützen. Seitdem unterstützt die BUNDjugend alle, die selbst einen Klimastreik in ihrer Stadt organisieren wollen – siehe die Kurzanleitung unter bundjugend.de/klimastreik. Mitte Dezember erfasste der Schulstreik 14, Ende Januar schon über 50 deutsche Städte. Weitere Streiks sind in Planung!

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MEHR ZUM THEMA Eine Übersicht der nächsten Streik­ termine bietet fridaysforfuture.de

DIE ZAHL: 1 BILLION EURO Was sind eigentlich die wahren Kosten des Verkehrs? Jetzt gibt es eine Zahl: europaweit 1000 000 000 000 Euro jedes Jahr, in Worten: eintausend Milliarden! Diese Zahl veröffentlichte die Europäische Kommission kurz vor Weihnachten – ein Vorab-Ergebnis ihrer Studie zu den negativen Effekten des Verkehrs auf Umwelt und Gesundheit, auf die Luftqualität und das Klima. Als weitere Kosten für die Allgemeinheit überschlug die Studie, wie viel Geld die Infrastruktur für den Verkehr benötigt, und berücksichtigte auch Unfälle, Staus und Verspätungen. Für jeden einzelnen

Besonders teuer: der Straßenverkehr – im Bild die Brüsseler Innenstadt. (Das Flugzeug ist nur Montage ...)

Verkehrsträger ließ die Kommission ferner untersuchen, wer für die externen Kosten aufkommt. Und egal, ob Straße, Schiene oder Flugverkehr: Die Kosten tragen nur zu einem kleinen Teil die Nutzer, zum größten Teil aber jeder von uns.

Bei Weitem am teuersten schlägt der Straßenverkehr zu Buche, er verursacht drei Viertel der ermittelten Gesamtkosten. 1 Billion Euro sind übrigens fast sieben Prozent des Bruttosozialprodukts aller 28 EU-Mitgliedsstaaten.


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen 5

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6 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

6,8

PROZENT Mitgliederrekord: Zum Jahresende freute sich der BUND über exakt 440 849 Mitglieder – 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie! Besonders unsere kleinen Landesverbände konnten überproportional zulegen. Mitsamt aller Spenderinnen und Förderer zählt der BUND nun weit über 600 000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Ihnen allen unser bester Dank für Ihr Be­ kenntnis zum Schutz von Natur und Umwelt!

Fünf Prozent Waldwildnis: Auf 26 500 Hektar Wald sollen in Thüringen künftig die Sägen ruhen. Zwei Drittel dieser Fläche hat die Forstwirtschaft bereits geräumt, zum Beispiel in dem Nationalpark Hainich. Bis Ende 2029 werden nun über 30 Waldgebiete zu »Urwäldern« rückgebaut – das größte im Possenwald bei Sondershausen. Thüringen erfüllt mit diesem Beschluss als erstes Bundesland eine langjährige Forderung des BUND. Im Gegenzug entschädigt es die Forstwirtschaft mit 750 000 Euro pro Jahr.

Flussnatur gerettet: Unterstützt vom BUND-Partner »Friends of the Earth Bosnien-Herzegowina« gelang es den Bewohnern des Dorfes Kruščica im Dezember, zwei Wasserkraftwerke gerichtlich zu verhindern. Diese hätten Trinkwasserquellen bedroht und den noch naturnahen Lauf des gleichnamigen Flusses zerstört. Um den Bau zu verhindern, hatten die Anwohner monatelang Tag und Nacht Wache am Fluss gehalten. Viele Flüsse auf dem Balkan sind akut durch Staudämme gefährdet.

Länger haltbar: Mitgliedsstaaten und EU-Kommission haben die Hersteller von Produkten wie Fernseher, Kühlschrank oder Waschmaschine erstmals dazu verpflichtet, deren Reparatur zu erleichtern. Zu den neuen Ökodesign-Vorgaben zählt, dass Geräte einfacher auseinanderzubauen und Ersatzteile sowie Informationen zur Reparatur bereitzustellen sind – ein wichtiger Schritt für die nachhaltige Produkt­ gestaltung.

FREI VON PESTIZIDEN Schon über 460 Städte und Gemeinden verzichten bei der Pflege ihrer Grün- und Freiflächen auf chemisch-synthetische Pestizide. Seit dem Sommer 2016 ruft der BUND Kommunen dazu auf, etwas gegen das Insektensterben zu tun. In den letzten zwölf Monaten hat sich die Zahl der pestizidfreien Städte und Gemeinden nun verfünffacht. Informationen dazu­– etwa ein Ratgeber für interessierte Kommunen – unter: www.bund.net/ pestizidfreie-kommune


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen 7

Gruppenbild der Delegierten im Kurpark von Bad Hersfeld

BASISDEMOKRATISCH V

om 16. bis 18. November trafen in Bad Hersfeld die Bundesdelegierten des BUND zusammen. Einmal im Jahr tagen sie, um als oberstes BUND-Gremium den Haushalt zu beschließen sowie Schwerpunkte und Positionen des Verbandes zu bestimmen. Zudem wählen sie die Sprecherinnen und Sprecher der Arbeitskreise und andere ehrenamtlich Tätige. Zum Auftakt zeigte Mario Goldstein in der Stadthalle seine Multivision »Abenteuer Grünes Band«. An der öffentlichen Veranstaltung nahmen auch die Thüringer ­Umweltministerin Anja Siegesmund und die hessische Staatssekretärin Beatrix Tappeser teil. Siegesmund hatte großen Anteil daran, dass das Grüne Band in Thüringen zum Nationalen Natur­monument erklärt wurde. Tappeser versprach nun das Gleiche für Hessen.

aus der Kohlekraft etwa. Und sie appellierten mit Blick auf die Europawahl im Mai an alle Parteien, sich für eine lebendige Demokratie und nachhaltige Politik der EU zu engagieren. Um die Gleichstellung von Frauen und Männern im BUND zu fördern, beschlossen die Delegierten ein Bündel von Maßnahmen. So sollen neu Dazugekommene in den Verbandsgremien eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite bekommen, die ihnen den Einstieg erleichtern. Frauen sollen gezielt darauf vorbereitet werden, den BUND öffentlich zu repräsentieren. Und im dreiköpfigen BUND-Vorsitz sollen künftig beide Geschlechter präsent sein.

Schließlich mahnten die Delegierten an, Mensch und Umwelt besser vor Funk­ strah­lung zu schützen. Die Bundesregierung müsse angesichts eines immer dichteren Netzes hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung mehr vorsorgen – vor allem mit Blick auf die Kinder. Vier verdienstvolle Aktive bekamen von Hubert Weiger die Ehrennadel des BUND angeheftet. Brigitte Dahlbender, Helmut Horn, Sebastian Schönauer und Doris Tropper vereint ihr langjähriges Engagement und ihre fachliche Kompetenz – sowie die Tatsache, dass sie alle schon stellvertretende BUND-Vorsitzende waren. Der aktuelle Vorsitzende dankte ihnen für ihren außerordentlichen Einsatz (siehe auch Seite 46). Die nächste BDV findet im November in Nürnberg statt. Unter anderem wird dann ein neuer Vorstand gewählt.

WAS WURDE BESCHLOSSEN? Zuallererst: der geplante Haushalt für 2019, mit ganz großer Mehrheit. Zuvor hatten die Delegierten einstimmig den Vorstand für den Haushalt 2018 entlastet. Ferner forderten sie die Bundesregierung auf, alles Nötige zu tun, um die deutschen Klimaziele für 2020 und 2030 noch zu erreichen – durch einen raschen Ausstieg

Verbunden mit dem Grünen Band (von links): Magnus Wessel, Beatrix Tappeser, Jörg Nitsch, Anja Siegesmund, Dagmar Becker, Kai Frobel


8 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Foto: Fabian Preuß

BN AKTIV BEI VOLKSBEGEHREN FÜR MEHR ARTENVIELFALT

FLÄCHENVERBRAUCH STEIGT UM FAST 20 PROZENT Ende 2017 wurden in Bayern täglich etwa 11,7 Hektar Fläche verbaut und damit 19,4 Prozent mehr als 2016. Damit ist die Bayerische Landesregierung weiter denn je von ihrem Vorhaben entfernt, den Flächenverbrauch auf fünf Hektar pro Tag zu begrenzen. Und das, obwohl gerade in jüngster Zeit Volksbegehren zeigen, dass die Bevölkerung sinn­ losen Flächenverbrauch für Wohn- und Gewerbegebiete ablehnt, siehe dazu auch

die Meldung »Bürger gegen Flächen­ver­ brauch«. Der BN-Landesvorsitzende Ri­­ chard Mergner kommentiert: »Der Sündenfall der letzten Bayerischen Staatsregierung war die Änderung des Landesentwicklungsprogramms. Die Ausnahmen beim Anbindegebot haben dem Flächenverbrauch Tür und Tor geöffnet.« Unser Bild zeigt ein Beispiel aus dem Landkreis Regen.

Das Volksbegehren »Rettet die Artenvielfalt« hat vom 31. Januar bis 13. Februar in Bayern stattgefunden. Bei Redaktionsschluss stand noch nicht fest, ob das Bündnis von mehr als 100 Organisationen sein Ziel erreicht hat, mindestens eine Million bayerische Wahlberechtigte zu einer Unterschrift für den Schutz der Artenvielfalt in den Rathäusern zu bewegen. Der BUND Naturschutz hat das Volksbegehren mit seinen rund 235 000 Mitgliedern aktiv unterstützt. Martin Geilhufe, BN-Landesbeauftragter: »Bisher ist viel zu wenig geschehen, um

Foto: fotolia/ Muehlig

Der BUND Naturschutz wird wegen erheblicher Sicherheitsdefizite beim Abriss des Atomkraftwerks Isar 1 bei Lands­hut in Revision vor das Bundesverwaltungsgericht gehen. Im Dezember hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Klage des BN abgewiesen. Der BN kritisiert, dass Preussen Elektra das AKW zurückbauen darf, während sich noch gefährliche Brenn­ elemente im Nasslager befinden. Der Absturz eines größeren Flugzeuges könne in der Einflugschneise des Münchner Großflughafens katastrophale Folgen haben. Zudem ist es beim Abriss nicht mehr möglich, Atommüll in fehlerhaften Castoren in andere Castoren umzupacken.

Foto: Getty Images

ISAR 1: BN GEHT IN REVISION

den Ausstieg aus der pestizid-getriebenen Landwirtschaft voranzutreiben. Für die Rettung der Artenvielfalt benötigt es beides: mehr Naturschutz und weniger Pestizide. Auch Bayern kann handeln. Im Volksbegehrensantrag geht es um das überfällige Verbot der Anwendung von Pestiziden in Naturschutzgebieten, gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteilen und Biotopen.« Wir berichten ausführlich im nächsten Heft.


Natur +Umwelt 1 | 19 ›   AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern 9

Foto: Georg Kestel

Der Altabt des Benediktinerklosters Niederalteich ist Anfang Dezember 2018 im Alter von 91 Jahren gestorben. Der BN verneigt sich in tiefer Trauer vor der Lebensleistung seines Ehrenmitgliedes. Als Schutzpatron der Donau zwischen Straubing und Vilshofen hat sich Jung­ claussen gegen alle Widerstände glaubwürdig und konsequent für den Erhalt des frei fließenden Flusses eingesetzt. Der Träger des BN-Naturschutzpreises unterstützte unter anderem die Aufstellung eines Kreuzes an der Donau. Dort segnete er jedes Jahr den strömenden Fluss. Seine Schirmherrschaft als Schutzpatron beschrieb er selbst mit den Worten: »Wir müssen vor allem wissen, wofür wir sind und nicht wogegen.«

Foto: BN

TRAUER UM EMMANUEL JUNGCLAUSSEN

BÜRGER GEGEN BAUWAHNSINN Offenbar setzt sich in Teilen der Bevölkerung ein kritischerer Umgang mit dem immensen Flächenverbrauch in Bayern durch. So fanden 2018 zur Landtagswahl und danach drei Bürgerentscheide in Franken statt, bei denen die Bürger teilweise mit großer Mehrheit geplante Wohn- und Gewerbeflächen abgelehnten. Der BUND Naturschutz war in allen drei Fällen aktiv an der Vorbereitung der Bürgerbegehren beteiligt. Beispiel 1: 54,3 Pro­zent der Erlanger entscheiden sich ge-

gen ein 200 Hektar großes Stadtentwicklungsgebiet für Wohngebiete im Erlanger Westen. Beispiel 2: 75 Prozent der Bamberger Bürger sprechen sich gegen ein 46 Hektar ­ großes Gewerbegebiet im Bamberger Haupts­moorwald aus. Möglicherweise auch aufgrund der medienwirk­ samen BN-­Pro­test­aktionen (siehe Bild). Beispiel 3: Mit 58,2 Prozent lehnen die Baiersdorfer Bürger ­einen großen Auto­ hof mit Tankstelle, Fastfood-Restaurant und Backshop an der ­Autobahn A 73 im Regnitztal ab.

Grundsatzforderung fest, im Steigerwald einen Nationalpark einzurichten. Da dies die aktuelle Staatsregierung vorerst nicht umsetzen will, verlangen die Verbände,

mindestens den Hohen Buchenen Wald als nutzungsfreies Schutzgebiet auszuweisen.

Trotz ihrer Zusage, im Hohen Buchenen Wald in diesem Winter keine dicken ­Bäume zu fällen, haben die Bayerischen Staatsforsten dort zahlreiche stattliche Stämme abgeholzt. Der BN, der Landesbund für Vogelschutz, Greenpeace Bayern, die Gregor-Louisoder-­ Stiftung, WWF Deutschland und der Verein Nationalpark Steigerwald kritisieren dies massiv. »Die Einschläge müssen dauerhaft eingestellt werden«, fordert Hubert Weiger, Ehrenvorsitzender des BUND Naturschutz. Die Verbände halten an ihrer

Foto: Uwe Gratzky

PROTEST GEGEN FÄLLUNGEN IM STEIGERWALD


10 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES

SCHWARZ-ORANGE KOALITION

MARTIN GEILHUFE BN-Landesbeauftragter

RONJA ENDRES ­ eferentin für politische R ­Kommunikation des BN

D

ank der vielen Podiumsdiskussionen vor Ort, den Bürgerentscheiden zum Flächenschutz und einer Großdemonstration in Mün­­­chen war es gelungen, Umwelt- und Klimaschutzpolitik auf die politische Tagesordnung zu bringen. Der BUND Naturschutz war vor der Wahl sehr aktiv, um auf die Herausforderungen für Bayerns Lebensgrundlagen aufmerksam zu machen. So führte der BN Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus

Foto: BN

Am 14. Oktober 2018 wählten die Bür­ gerinnen und Bürger in Bayern eine neue Landesregierung. Im Landtag sitzen jetzt 205 Abgeordnete, 20 Prozent davon Mitglieder des BUND ­Naturschutz. Was können wir in Sachen ­Umwelt von der neuen Regierung erwarten?

WIE ÖKO IST DIE NEUE REGIERUNG ?

BN-Vorsitzender Richard Mergner (rechts) und sein Stellvertreter Sebastian Schönauer (links) besuchten schon kurz nach dem Amtsantritt den neuen Umweltminister Thorsten Glauber.

Parteien und Verbänden, unter anderem mit Ministerpräsident Markus Söder, um Natur- und Umweltschutz in den Mittelpunkt der Politik zu rücken. Erstmals regiert nun eine Koalition aus CSU und ­Freien Wählern in Bayern. Der Landesvorstand hat sich intensiv mit dem Koalitionsvertrag befasst und kommt zu fol­ gender Bewertung für die zukünftige Arbeit: Im Koalitionsvertrag findet sich so manche Forderung des BN wieder. Oft sind die Formulierungen jedoch noch ungenau, unverbindlich oder setzen auf Freiwilligkeit. Doch mit Anreizen allein können keine echten Verbesserungen für Natur und Umwelt erreicht werden.

WIE WEITER NACH DER WAHL? Der größte Erfolg der Umweltbewegung im Koalitionsvertrag ist die Rücknahme der Änderung des Alpenplans und somit die Rettung des Riedberger Horns. »Die neue Landesregierung hat verstanden, dass der besondere Lebensraum der Al-

pen geschützt werden muss«, sagte der BN-­Vorsitzende Richard Mergner dazu. Der BN sieht im Koalitionsvertrag Potenzial für eine sozial-ökologische Weiterentwicklung Bayerns. Den schön formulierten Ankündigungen müssen aber konkrete Vorschläge und Gesetzesinitiativen folgen. Martin Geilhufe, Landesbeauftragter des BN, versichert: »Dafür steht der BUND Naturschutz als unabhängiger, nur dem Gemeinwohl verpflichteter Verband gern beratend für die Politik zur Verfügung.« Auch wird der BN ein wachsames Auge auf die Arbeit der Koalition haben. Besonders Klima- und der Flächenschutz stehen im Mittelpunkt der politischen Arbeit des BN im Jahr 2019. Die nächste Wahl steht mit der Europawahl am 26. Mai vor der Tür. Im kommenden Heft informieren wir Sie ausführlich, weshalb die Gesetze oder Richtlinien der Europäischen Union zum Beispiel für sauberes Trinkwasser und saubere Luft in unseren Städten sorgen.


Natur +Umwelt 1 | 19 ›   AKTUELLES 11

FLUGVERKEHR WALD

In der Landwirtschaft soll der Anteil an ökologisch bebauter Fläche mittelfristig verdoppelt werden. »Mittelfristig« bleibt hierbei jedoch undefiniert. Der BN fordert eine Erhöhung des Ökolandbaus auf mindestens 30 Prozent bis 2025.

Im Koalitionsvertrag finden sich die Ziele, bis 2030 rund 200 000 Hektar klimatolerante Wälder zu schaffen und 10 Prozent der staatlichen Waldflächen zu nutzungsfreien Naturschutzflächen zu machen. Sowohl die Landesagentur für Klimaschutz und Energiewende als auch das Naturwaldkonzept stammen maßgeblich aus der Feder des BUND Naturschutz und seiner Bündnispartner. »Wir werden konstruktiv an ihrer Realisierung mitarbeiten«, verspricht Ri­ chard Mergner.

»Was bedeutet die neue Koalition für den Umwelt- und Klimaschutz in Bayern?«

TRINKWASSERVERSORGUNG Leider sind auch Chancen für die Stärkung der direkten Demokratie vertan worden. Obschon mit dem Wort »bürgernah« betitelten Vertrag Erwartungen geweckt werden, findet sich keine Aussage hierzu. Auch eine Absage an das Han­ dels­ abkommen CETA sucht man in dem 62 Seiten umfassenden Do­ kument vergeblich. »Immerhin«, so der stellvertretende BN-Vorsit-

zende Sebastian Schön­auer: »Der Koali­ tionsvertrag enthält eine Absage an die Privatisierung von Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung durch Freihandelsabkommen. Das lässt auf eine bayerische Enthaltung bei der an­stehenden Abstimmung über CETA im Bundesrat hoffen.«

FLÄCHENVERBRAUCH Zur Begrenzung des Flächenverbrauchs sieht der Koalitionsvertrag eine »Richtgröße« von 5 Hektar pro Tag vor. Der Flächen­verbrauch ist im Jahr 2017 jedoch um knapp 20 Prozent gestiegen – auf knapp 12 Hektar pro Tag. Wie die Reduktion auf 5 Hektar pro Tag mit den bestehenden Ausnahmen beim Anbindegebot erreicht werden soll, ist offen. Der BN fordert: Die Richtgröße muss eine verbindliche Höchst­grenze werden, hier sehen wir den neuen Minister für Landesplanung und stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger der Freien Wähler in der Pflicht.

ENERGIEWENDE Der BUND Naturschutz freut sich, dass der Klimaschutz Verfassungsrang erhalten soll und dass ein Klimaschutzgesetz mit genau definierten CO2-Grenzwerten auf den Weg gebracht werden soll. Als Ziel wird eine Minderung der Treibhausgasemissionen auf unter zwei Tonnen je Einwohner im Jahr bis 2050 formuliert. Die Ankündigung, dem Klimaschutz Verfassungsrang zu verleihen, kann jedoch nur mit echten Maßnahmen zum Klimaschutz erfolgreich sein. Um die Energie-, Strom-, Wärmeund Verkehrswende zu erreichen, wird eine Landesagentur für Energie und Klimaschutz geschaffen. Diese Agentur könnte für Klarheit in den Zuständigkeiten sorgen und die Sektorenkopplung voranbringen. Das Bekenntnis zur dezentralen Energiewende in Bürgerhand begrüßt der BN, auch wenn unklar ist, wie diese ohne die Abschaffung der 10H-Regel für Windenergieanlagen umgesetzt werden soll.

Foto: fotolia

LANDWIRTSCHAFT

Leider muss der BN weiter gegen die geplante dritte Start- und Landebahn am Münchner Flughafen kämpfen. Immerhin wurde ein Moratorium für fünf Jahre erreicht. Die klare Absage von CSU und Freien Wählern an einen dritten Nationalpark ist für den BN zwar enttäuschend, der Verband wird dieses Ziel jedoch weiter mit aller Kraft verfolgen.


12 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTUELLES ›  Kommentar

KOMMENTAR

KOMPROMISS FÜRS KLIMA Nach zähen Verhandlungen hat die Kohlekommission einen Kompromiss zustande gebracht. Die Zustimmung dazu ist dem BUND nicht leichtgefallen.

W

ie oft mussten wir schon leidvoll erfahren, dass die Interessen des Natur- und Klimaschutzes im politischen Alltag unter die Räder kommen. Auch und gerade in der deutschen Klimapolitik. Über viele Jahre verzeichnete sie kaum einen Fortschritt: ungenügende Ziele, zu schwache Maßnahmen, keine CO2-Minderung. Als Eingeständnis ihres langen Versagens berief die Große Koalition im Herbst eine Kommission, die über den Ausstieg aus der Kohle und den damit verbundenen Strukturwandel beraten sollte. Als einer von drei Vertretern der Umweltverbände wurde ich für den BUND zur Mitarbeit eingeladen. Mein Ziel war, den Kohleausstieg zu besiegeln und den klimapolitischen Stillstand aufzubrechen.

VIEL DURCHGESETZT Nach vielen Sitzungen und langem Ringen kam die Kommission am frühen Morgen des 26. Januar zu einem Ergebnis. Auch ich und meine Mitstreiter von Greenpeace und dem Deutschen Naturschutzring stimmten dem Kompromiss im Grundsatz zu. Eine Entscheidung, die uns – ehrlich gesagt – nicht leichtgefallen ist. Unser Ja galt dem ersten wichtigen Schritt, der jetzt – endlich – in Richtung Kohleausstieg gegangen werden soll. Wir konnten durchsetzen, dass im Rheinland alte Braunkohlekraftwerke mit einer Leistung von drei Gigawatt vom Netz gehen. Und dass das, was vom wertvollen Hambacher Wald verschont geblieben ist, erhalten werden soll. Das heißt auch: Deutschlands größter Tagebau wird hier in wenigen Jahren zum Stillstand kommen – statt (wie bisher geplant) erst 2040. Zugleich soll es keine neuen Tagebaue mehr geben. Auch neue Kohlekraftwerke sollen in Deutschland nicht mehr anlaufen. Das beinahe fertige, 1000 Megawatt große Kraftwerk Datteln 4 und ein geplanter Neubau in Stade wären damit Geschichte –

HUBERT WEIGER Der Vorsitzende des BUND war Mitglied der Kohlekommission.

der BUND kämpft seit Jahren auch juristisch dagegen. Und das Kraftwerk Jänschwalde in der Lausitz, eine der größten deutschen Dreckschleudern, soll 2025 ersetzt oder stillgelegt sein. Bis spätestens 2030 sollen alle alten Kohlekraftwerke vom Netz. Die Kraftwerksleistung wird dann von 42 auf 17 Gigawatt gesenkt sein. Damit können auch alle Dörfer gerettet werden, die noch vom Tagebau bedroht sind.

ZU SPÄT, ZU VAGE Klar ist aber auch: Für die Umsetzung des Pariser Klimavertrags liefert der Beschluss viel zu wenig. Das Enddatum 2038 mit der Option, es auf 2035 vorzuziehen, ist schlicht unzureichend. Und der Ausstiegspfad ab 2023 wurde nicht konkret beschrieben. In einem Minderheitenvotum haben wir uns deshalb von diesen beiden Punkten klar distanziert. Außerdem wird es jetzt zentral darauf ankommen, wie die Bundesregierung und auch die Landesregierungen den Beschluss der Kommission umsetzen. Die Bundesregierung muss einen klaren Pfad festlegen, der zumindest sicherstellt, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht. Spätestens das Jahr 2023 (wenn der Kommissionsbeschluss überprüft wird) muss genutzt werden, um den klimapolitischen Ehrgeiz deutlich zu erhöhen. Der Kohlekompromiss ist der Auftakt zum Ende der Kohle. Dieses Ende wird deutlich früher kommen, als die Kohlekommission festlegen wollte – davon bin ich überzeugt. Die Arbeit für uns vom BUND geht daher unvermindert weiter: dafür, den Kompromiss nun konsequent umzusetzen, schneller aus der Kohle auszusteigen, den Hambacher Wald und die von den Baggern bedrohten Dörfer zu retten und die erneuerbaren Energien voranzutreiben. Der Wind hat sich gedreht, er bläst der Kohle nun noch schärfer ins Gesicht – ein Verdienst der gesamten Klimabewegung!


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14 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft!

zeigt Mechthild Knösel, die im Hofgut Rengoldshausen für das Milchvieh zuständig ist. Im fünftältesten Demeter-Betrieb der Welt dürfen die Rinder ihre Hörner behalten. Kälber verbringen die ersten Monate bei ihren Müttern. Dieses Foto ist dem Buch »So schön kann Landwirtschaft sein« von Ernst Wirthensohn entnommen, das wir in N+U 4/2018 vorgestellt haben.

Foto: Juliane Dentler

UNSER TITELBILD


AGRAR

WENDE JETZT

So gut wie diesen Demeter-Rindern auf dem Hofgut Rengoldshausen geht es in Deutschland nur ganz wenigen Nutztieren. Tageslicht, genügend Auslauf, artgerechtes Futter, eine natürliche Umgebung – davon können die meisten unserer Rinder, Schweine und Hühner nur träumen. Oft fristen sie, in Massen eingepfercht, ein erbärmliches Dasein als Fleisch-, Eier- oder Milchlieferanten. Während sich in immer größeren Ställen Millionen von Tieren drängen, verödet draußen die Kulturlandschaft und immer mehr bäuerliche Betriebe geben auf. Auf weiter Fläche erwartet uns in einigen Wochen ein stummer Frühling. Wildpflanzen, Insekten und Vögel haben das Feld geräumt, ihr Lebensraum ist vielerorts verschwunden. Der Preis ist hoch, den wir für billige Nahrungsmittel zahlen. Zu hoch, meint der BUND. Lesen Sie auf den nächsten Seiten, warum die Agrarwende hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft jetzt wirklich fällig ist. Und welche Weichen die EU und die Bundesregierung dafür stellen müssen.


16 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft!

LANDWIRTSCHAFT

JETZT REFORMIEREN! Die Agrarpolitik der EU hat die deutsche und europäische Landwirtschaft in eine Sackgasse manövriert. Mit der fortschreitenden Industrialisierung unterhöhlt sie das eigene Fundament – fruchtbare Böden, biologische Vielfalt, gesunde Nutztiere. Der BUND fordert eine rasche Reform, ökologisch und sozial.

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TILMAN UHLENHAUT

CHRISTIAN REHMER

ist Sprecher des Arbeitskreises Landwirtschaft.

leitet die Agrarpolitik des BUND.

äuerinnen und Bauern haben in unserer Gesellschaft nicht nur die Aufgabe, hochwertige Lebensmittel herzustellen. Sie sollen auch vielfältige und artenreiche Landschaften bewahren, den Boden für künftige Generationen fruchtbar halten, Arbeitsplätze auf dem Land schaffen und dabei das Wohl von Mensch, Tier und Pflanze beachten. Beitragen sollen sie ferner zu sauberem Trinkwasser und lebendigen Dörfern. Doch diese Erwartung erfüllt die konventionelle, immer intensivere immer seltener. Im Gegenteil: Sie schädigt heute Natur und Umwelt teilweise ganz erheblich. Wo chemisch-synthetische Pestizide eingesetzt und Düngemittel im Überschuss verwendet werden, schwindet die Vielfalt der Agrarlandschaft schnell: Ehemals weit verbreitete Vögel wie Rebhuhn (minus 95 Prozent in 25 Jahren), Kiebitz (minus 75 Prozent) oder Feldlerche (minus 35 Prozent) nehmen im Bestand stark ab. Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten finden heute kaum noch Nahrung. Bei lokalen Untersuchungen brach die Menge der Fluginsekten in nur fünfzehn Jahren um 80 Prozent ein.

AGRAR

WENDE JETZT

TIERHALTUNG UMBAUEN Nicht nur auf den Äckern sieht es oft düster aus. Auch in den Ställen liegt vieles im Argen. In der Tierhaltung übliche Verfahren sind damit verbunden, dass Nutztiere standardmäßig verstümmelt werden: Da werden Ferkelschwänze und Hühnerschnäbel kupiert – und Ferkel ohne jede Betäubung kastriert. Ende 2018 verschob die schwarzrote Mehrheit im Bundestag das Verbot dieser grausamen Praxis für weitere zwei Jahre. Und das, obwohl die Fleischbranche fünf Jahre Zeit hatte, um schmerzarme Alternativen einzuführen – ein Skandal! Vielerorts wächst der Widerstand gegen riesige Ställe und enorme Tierzahlen. Viele BUND-Gruppen und Bürgerinitiativen engagieren sich gegen neue Mastanlagen. In einigen Regionen Deutschlands ist die Belastung des Grundwassers durch Gülle sowie Gärreste aus Biogasanlagen so groß, dass das Nitrat im Trinkwasser seit Jahren deutlich die Grenzwerte übersteigt. Wir brauchen also dringend eine sozial-ökologische Agrarwende – weg von instabilen und anfälligen Hochleistungssystemen mit Massenproduktion und Überschüssen; hin zum ökologischen


Anbau, der Bäuerinnen und Bauern eine Zukunft bietet und unsere Ernährung sichert. Die Agrarpolitik muss dafür die Weichen stellen. Sie muss denen, die unsere Lebensmittel erzeugen, helfen, ihre Wirtschaftsweise nachhaltig und grundlegend zu verändern. Sei es die Förderung des Ökolandbaus passend zum Ziel der Bundesregierung (20 Prozent im Jahre 2030); oder sei es der Umbau der Nutztierhaltung hin zu artgerechten Ställen und zur Weidehaltung: Das alles kostet Geld. Und das können weder die Bauern und Bäuerinnen allein finanzieren, noch wir alle komplett über die Einkaufspreise tragen. Was von unserem Steuergeld in die Fördertöpfe der Landwirtschaft fließt, muss deshalb viel gezielter die Agrarwende unterstützen.

LEISTUNG STATT FLÄCHE BELOHNEN 58 Milliarden Euro gibt die EU jedes Jahr für ihre Agrarpolitik aus – 114 Euro von jedem von uns. Doch das Geld ist ungerecht verteilt: Wer viel Fläche hat, bekommt viel. 80 Prozent des Geldes landen deshalb bei nur 20 Prozent der Betriebe. Gesellschaftlich gewünschte Leistungen werden hingegen kaum honoriert. Der BUND fordert daher eine Reform, die das Geld gezielt in Umwelt-, Natur- und Klimaschutz, in das Tierwohl und die Erhaltung bäuerlicher Betriebe steckt. Wir wollen, dass für jeden Euro aus Brüssel gilt: öffentliches Geld nur für öffentliche Leistungen! Künftig darf es kein Geld mehr bloß dafür geben, dass sich jemand an die Gesetze hält. Die EU sollte Leistungen für den Schutz von Natur, Klima und Tieren vergüten, da sich damit am Markt kein Gewinn erwirtschaften lässt. Was die EU-Kommission aber für die künftige EU-Agrarpolitik vorschlägt, ist völlig unzureichend. Denn die mächtige Agrarlobby hält an der pauschalen Flächenprämie fest, auch Agrarministerin Julia Klöckner. Gleichzeitig drohen die wenigen guten Vorschläge weiter verwässert zu werden. Um für die nächste Förderperiode (ab 2021) trotzdem Positives zu erreichen, muss zum Beispiel das von der EU geplante Instrument der Öko-Regelungen genutzt werden. Es bietet die Chance, Zahlungen auf Klima und Umwelt zu konzentrieren und Leistungen der Bauernhöfe zu belohnen. Auch könnten so der Ökolandbau ausgebaut und die Tierhaltung umgebaut werden. Ebenso nötig ist es, die Prämien für die Großbetriebe zu deckeln und kleine Bauernhöfe stärker zu fördern. Wir alle sollten uns daher intensiv einmischen in die Debatte um die Zukunft der EU-Agrarpolitik. Die Wahl zum Europäischen Parlament im Mai ist dafür ein wichtiger Termin. Auf dem Weg dorthin wird der BUND die agrarpolitische Ausrichtung öffentlich diskutieren und alle, die kandidieren, an ihre Verantwortung für eine sozial-ökologische Reform erinnern.

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MEHR ZUM THEMA im neuen Agrar-Atlas unter www.bund.net/ eu-agrarpolitik; Bezug der Druckversion gratis über info@bund.net, online: www.bund.net/agraratlas

DREI FRAGEN AN …

Foto: P. Schmenger

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Lutz Ribbe, stellvertretender Sprecher des BUND-Arbeitskreises Landwirtschaft und seit 20 Jahren Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss. Wie stark sind die Chemieund Agrarlobby in Brüssel? Überall dort, wo Geld verteilt und gesetzliche Rahmen fixiert werden, sind die Lobbyisten der Chemie- und Agrarindustrie präsent. In Brüssel sind sie perfekt vernetzt. Dennoch erscheint mir ihr Einfluss auf nationaler Ebene stärker. Oft entwickelt die EU ja durchaus umweltpolitisch sinnvolle Vorschläge, die dann erst von den Regierungen der Mitgliedsstaaten verhindert oder massiv geschwächt werden. Wieso ist die pauschale Flächenprämie nicht längst abgeschafft? Das ist ein klassischer Fall für erfolgreichen Lobbyismus. Und passt zu dem, was ich eben ausgeführt habe: Die EU-Kommission zeigte in den letzten 25 Jahren immer wieder zaghafte Ansätze, das System der Flächenprämien zumindest partiell zu reformieren. Stets scheiterte sie am Widerstand von Ministerrat und auch Europaparlament.

Es ist absurd: Der Europäische Rechnungshof übt offen scharfe Kritik an den Flächenprämien. Doch der Ministerrat diskutiert dessen Argumente nicht einmal. Was muss sich neben der Verteilung des Geldes vor allem ändern? Agrarpolitik muss mehr sein, als nur Geld gerechter zu verteilen. Wichtig wären Ordnungsmaßnahmen, um die Märkte zu stabilisieren. Die konsequente Umsetzung des EU-Umwelt- und Tierschutzrechtes könnte einige der schlimmsten Exzesse beenden. Und wenn sich Brasiliens neuer Präsident vom Klimaschutz verabschieden, am Amazonas die Rechte der Indigenen verletzen und die Agrarindustrie fördern will, muss die Handelspolitik greifen. Brüssel muss daher das geplante Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten (unter anderem Brasilien) sofort stoppen. In unsere Futtertröge dürfen keine Produkte aus solchen Ländern gelangen.


AGRAR

WENDE JETZT

Foto: Marion Ruppaner

18 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft!

Bäuerliche Landwirtschaft: Isabella Hirsch hat auf ihrem konventionellen Hof die Anbinde- durch eine Laufstallhaltung ersetzt und das Futter für ihre Kühe selbst angebaut oder in der Region eingekauft. Schon lange verzichtet sie auf Totalherbizide wie Glyphosat. Streuobst und Fotovoltaik gehören zum wirtschaftlichen Erfolg.

INTERVIEW

ES GEHT AUCH ANDERS Die Agrarexpertin des BUND Naturschutz, Marion Ruppaner, sprach in Mittelfranken mit Isabella Hirsch. Diese betreibt mit ihrem Mann einen konventionellen Hof bei Feuchtwangen und ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Franken.

Isabella, zuerst einmal: Wie kamst du zu diesem Hof? Ich bin zwei Kilometer von hier geboren. 1990 habe ich meinen Mann geheiratet, mitsamt dem Bauernhof. Von Beruf bin ich Krankenschwester, habe das aber erst eingeschränkt und schließlich ganz aufgegeben, als wir entschieden, den Hof im Vollerwerb zu führen. Mein Mann hat ihn mit 22 Jahren von den Eltern übernommen. Wir haben einen Milchviehlaufstall gebaut und diesen später noch erweitert, sodass wir von anfangs 22 Kühen auf 80 Kühe wuchsen. Damals meinten wir den Betrieb intensiv führen zu müssen, mit hoher Milchund Zuchtleistung. Als Ausbildungsbetrieb hatten wir Lehrlinge oder Studenten, die Hauptarbeit aber haben wir getan. Mein Mann war damals Obmann des Bauern-

verbandes, wir glaubten noch an die heilige Dreifaltigkeit – Bauernverband, Raiffeisenverband und CSU. Und davon seid ihr abgekommen? Ja, vielleicht auch deshalb, weil ich Quereinsteigerin war und schon immer über regionale Wirtschaftskreisläufe nachgedacht habe. Jedenfalls stand ich irgendwann im Stall und fragte mich: Warum kaufe ich eigentlich regionale Lebensmittel, und unsere Kuh frisst Soja aus Südamerika? Das kann ja wohl nicht sein! Um uns herum – im Bauernverband, im Landwirtschaftsamt, in der Ausbildung – lag der Fokus immer darauf, Menge zu produzieren. Wir begannen dann zu reflektieren, welche Schäden etwa der Sojaanbau in Südamerika verursacht. Und beschlossen: Das muss auch anders gehen.


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Da wir damals keine gentechnikfreie Soja bekamen, entschieden wir gar kein Eiweißfutter mehr zu importieren. Stattdessen kauften wir regionalen Raps, bauten Klee, Erbsen, Ackerbohnen und Luzerne an. Wie groß ist eure Betriebsfläche? 19 Hektar sind Eigentum, und 60 Hektar pachteten wir dazu: halb Acker, halb Grünland, die ganze Ernte wurde an die Tiere verfüttert. Mit der Arbeitsbelastung kamen wir damals an ein Limit: Man kann 60 bis 80 Stunden pro Woche arbeiten, aber nicht auf Dauer. Ich war dann häufiger bei Treffen des Bauernverbands dabei, oft als einzige Frau, und nicht immer gern gesehen. Aktiv wurde ich im Verband deutscher Milchviehhalter, da war ich als politisch interessierte Frau sofort akzeptiert. Trotz all der Arbeit aber fraß jede Milchpreiskrise unsere Rücklagen wieder auf. Die Milchquote stützte den Preis noch ein bisschen – als 2003 ihr Ende beschlossen wurde und wir Bauern für den Weltmarkt produzieren sollten, wussten wir: So können und wollen wir nicht arbeiten. Wie ging es dann weiter? 2011 gaben wir die Milchviehhaltung auf: Die Pachtpreise stiegen ständig, dazu kam die hohe Arbeitsbelastung, die wir nur mit mehr Technik hätten verringern können. Doch wollten wir uns nicht weiter in die Abhängigkeit der Banken begeben. Einer unserer Söhne plant später den Hof zu übernehmen. Er soll frei darin sein, eigene Ideen umzusetzen. Wir entschieden dann Mastrinder aufzuziehen, auf Grünlandbasis. Unser Partner war die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, an die wir zu einem besseren Preis verkaufen konnten. Seit letztem Frühjahr haben wir keine Tiere mehr – wegen längerer Krankheit, und weil die Tierhaltung so aufwendig ist. Wir haben die letzte Ernte zu Heu gemacht und schauen jetzt, wie es weitergeht. Gleichzeitig haben wir alle Dächer mit Fotovoltaik bestückt. Seit 2014 führe ich zudem den elterlichen Ferienwohnungsbetrieb. Unser Einkommen speist sich also aus mehreren Quellen.

Wie alle Landwirte erhaltet ihr öffentliche Zahlungen? Richtig. Vor allem diese Direktzahlungen steuern seit Langem die Landwirtschaft. Der Bauernverband behauptet immer, das käme den kleinen Betrieben zugute. Doch das Geld landet bei den großen, das ist die Crux. Wer viel ausgeräumte Fläche bewirtschaftet, bekommt mehr als der, der auf seinem kleinstrukturierten Land auch noch Hecken, Randstreifen oder Obstbäume bewahrt und dadurch viel mehr Arbeit hat. Wir von der AbL fordern, den Bauern, die heute noch vielfältige, kleine Schläge bewirtschaften, für ihre höhere Leistung auch mehr Geld zuzugestehen.

»Warum kaufe ich regional, und unsere Kuh frisst Soja aus Südamerika?« Der BUND unterstützt diese Umschichtung zugunsten der Umwelt. Warum geht da so wenig voran? Die Politik will das nicht. Bisher hat sie, beeinflusst vom Bauernverband, immer die großen Strukturen favorisiert. Und sie hat dafür gesorgt, dass die vor- und nachgelagerte Industrie gut an der Landwirtschaft verdient. Natürlich ließe sich viel ändern. Uns sagt man oft: Es liegt am Verbraucher, der billig einkaufen will. Doch welcher Verbraucher hat die Biogas-Entwicklung gesteuert? Da hat die Politik ja auch gezielt Einfluss genommen. Laut Bauernverband tragen vor allem Tierschutz und Umweltstandards heute zum Bauernsterben bei … Die Vorschriften treffen vor allem kleine, vielfältig wirtschaftende Betriebe und Tierhalter hart. Doch die gesellschaftlichen Erwartungen verändern sich. Viele

Betriebe sind bereit, umweltgerechter zu wirtschaften, wenn sie ihre Erzeugnisse richtig vermarkten können und angemessen unterstützt werden. Was erwartest du von der Politik? Die Landwirtschaft ist ja nicht nur reine Produktion, sondern eine vielschichtige Lebensform, eine Agrarkultur, auf die wir uns rückbesinnen müssen. Da haben wir heute ethische Grenzen überschritten: das Schreddern der männlichen Küken, auch die Bullenkälber des Milchviehs lohnt es nicht mehr aufzuziehen; die Gentechnik und der sorglose Umgang mit Totalherbiziden; oder der Humusverlust und Flächenverbrauch … So kann’s nicht weitergehen, da muss sich gewaltig etwas ändern. Diese Welt liegt ja in unserer Verantwortung. Wir müssen runter vom Gaspedal. Hast du einen Wunsch an die Mitglieder des BUND? Zum einen, dass sie und alle Menschen die Lebensmittel wieder mehr schätzen, da wird heute so viel weggeschmissen … Ich will doch als Bäuerin nicht für die Müllhalde produzieren! Und ich wünsche mir wieder mehr Kontakt zur Landwirtschaft. Dass also niemand einfach sagt: Der verschmutzt mit seiner Gülle das Grundwasser! Sondern dass beide Seiten das Gespräch suchen. Auch viele Landwirte sehen den BUND als Partner. Im Rahmen meines Bildungsprogramms im Winter lade ich Verbände wie den BUND, die Imker oder das »Netzwerk Blühende Landschaften« ein. Echtes Verständnis füreinander entwickelt sich erst, wenn man mehr vom anderen weiß.

Isabella Hirsch (links) und Marion Ruppaner im Gespräch.


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WENDTE JETZ

Wie sind ländliche Räume, Ernährung, Landwirtschaft und Natur harmonisch unter einen Hut zu bringen? Das fragt sich auch das BUNDNetzwerk »Friends of the Earth«. Warum die Agrarökologie hierbei eine zentrale Rolle spielt, erläutert Martin Drago. MARTIN DRAGO Koordinator des Netzwerks für Ernährungssouveränität

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grarökologie ist für uns eine Wissenschaft, ein praktischer Erfahrungsschatz und eine soziale Bewegung. Wir verfolgen dabei eine ganzheitliche und langfristige Vision mit dem Ziel der Ernährungssouveränität. Damit meinen wir das Recht der Völker, ihr eigenes Ernährungssystem zu definieren und Strategien zu entwickeln, wie sie Lebensmittel herstellen, verteilen und konsumieren wollen. Agrarökologie erzeugt lokales Wissen, fördert soziale und Geschlechter-Gerechtigkeit, Identität und Kultur. Sie stärkt die ländlichen Regionen und macht sie wirtschaftlich lebensfähig. Agrarökologische Verfahren sind auch für Arme technisch umsetzbar und erschwinglich. Sie sind politisch, sozial und kulturell akzeptiert, lokal angepasst und umweltverträglich.

AGRARÖKOLOGIE

MEHR ALS ÖKOLANDBAU

Zur vorbildlichen Erzeugergemeinschaft Landwege rund um Lübeck gehören rund 30 Bio-Betriebe und über 800 Mitglieder. www.landwege.de

Die Agrarökologie bietet nicht fertige Lösungen, sondern einen Prozess: Ihre Verfahren werden von Indigenen entwickelt, von Bäuerinnen und Hirten, Fischerinnen und anderen Kleinproduzenten.

VIELE VORTEILE Agrarökologie darf nicht mit Ökolandbau verwechselt werden. Beide Systeme ähneln sich zwar, doch liegt beim Ökolandbau der Fokus auf der Umweltverträglichkeit. Bei der Agrarökologie kommen dazu: der Umbau des Lebensmittelsystems, ein anderer Marktbegriff, veränderte Sozialund Machtbeziehungen. Die Agrarökologie konzentriert sich noch stärker auf die Beziehung der Landwirtschaft zur Umwelt – und darauf, eine Kreislaufwirtschaft zu entwickeln. Zu ihren Kernelementen zählt die soziale Beteiligung, die Geschlechtergerechtigkeit und die Bewahrung und Weiterentwicklung lokalen und traditionellen Wissens. Dagegen ist der Ökolandbau als zertifiziertes System enger an bestehende Märkte gebunden, er schränkt Bäuerinnen und Bauern also stärker ein. Die Agrarökologie bietet lokale und partizipative Chancen jenseits des Agrarhandels. In der Entwicklungszusammenarbeit und in den Ländern des globalen Südens

wächst ihr Zuspruch. Lokale Initiativen und internationale Organisationen erkennen, dass sie vielfältige Vorteile bietet: Frauen und jungen Menschen kommt eine wesentliche Rolle zu. Agrarökologische Methoden können die Ernte stabilisieren und damit den Hunger bekämpfen. Für unser Netzwerk »Friends of the Earth« ist die Agrarökologie ein zentraler Baustein für eine friedliche, gerechte und umweltfreundliche Welt. Damit reicht ihre Bedeutung weit über Ernährung und Landwirtschaft hinaus. Sie hat für uns eine gesamtgesellschaftliche Dimension.

Fotos: André Walther

AGRAR

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WWW.BUND.NET/ AGRAROEKOLOGIE


Foto: J. Farys

Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft! 21

Am 19. Januar gingen in Berlin wieder Zehntausende Menschen für eine bessere Landwirtschaft auf die Straße. Zu den zentralen Forderungen zählte diesmal: gutes Essen, klimagerechte Landwirtschaft und die Erhaltung der Bauernhöfe.

BUND AKTIV

WIR MACHEN WAS Seit Jahrzehnten engagiert sich der BUND für eine bessere Landwirtschaft, von der Saatgutinitiative über die Großdemo für ökologischen Landbau bis hin zur Gentechnikfreiheit. Wir haben es satt: Auch diesen Januar rief der BUND in einem großen Bündnis zum Protest gegen die Agrarindustrie auf, parallel zur Grünen Woche. Ein bunter Demozug warb lautstark für eine umweltfreundliche und tiergerechte bäuerliche Landwirtschaft. Im Vorfeld produzierten BUND und Böll-Stiftung den »Agrar-­Atlas«. Er verdeutlicht, warum es sich lohnt, für eine bessere EU-Agrarpolitik zu kämpfen. Massentierhaltung: Gegen eine besonders hässliche Ausprägung der Agrarindustrie zieht der BUND seit Jahren vor Gericht: die Massentierhaltung. Mit Klagen gelang es mehrfach, neue Riesenställe zu verhindern – etwa im brandenburgischen Haßleben. Wobei in der Regel nicht das Leid der Tiere gerichtlich anfechtbar ist, sondern die ungeklärte Entsorgung ihrer Fäkalien oder die Belästigung der Nachbarschaft.

Neuland: Wie lassen sich unsere Nutztiere verantwortungsvoll halten? Dieser Frage geht der BUND u.a. beim Verein »Neuland« nach, den er 1988 (mit)gründete. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger ist zugleich Vorsitzender von Neuland, das beweist die beiderseitige Verbundenheit. Damals wie heute zeigen wir Höfen, die ihre Tiere artgerecht halten wollen: Eine bessere Tierhaltung ist möglich. Beweidung: Der BUND selbst gibt ein Beispiel: In Niedersachsen und Bayern ist er unter die Schafhalter gegangen. Naturschutz und die Bewahrung gefährdeter Rassen wie Moorschnucke und Rhönschaf sind das Ziel in der Diepholzer Moorniederung. Landpartien: Wichtig ist uns die Nähe zur Praxis. In NRW etwa besucht der BUND regelmäßig verschiedene Betriebe. Ob Tierhaltung, Obst- und Gemüseanbau,

Glashaus oder Freiland, bio oder konventionell: Beim Natur- und Tierschutz bietet dieser Austausch neue Perspektiven. Agrarbündnisse:: Viele Gespräche ergeben sich auch bei den Fachtagungen des »Agrarbündnisses Mecklenburg-Vorpommern«, die der BUND seit Jahren mit befreundeten Verbänden ausrichtet. Wiesenmeisterschaft: Viel Aufmerksamkeit zollt der BUND der biologischen Vielfalt im Agrarland. So prämieren wir in Bayern – mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft – jedes Jahr die schönsten und artenreichsten Wiesen: eine Anerkennung für jene, die wertvolle Wiesen so bewirtschaften, dass sie als vielfältiger Lebensraum erhalten bleiben. Streuobst: Ein besonders reicher Lebensraum sind die Streuobstwiesen. BUND-­ Gruppen und Landesverbände sind hierfür vielerorts aktiv – vom Bodensee bis Flensburg. Hervorzuheben ist der BUND Lemgo mit seiner Datenbank zu mehr als 3500 Obstsorten und allein über hundert Apfelsorten auf seinen Streuobstwiesen. Arbeitskreise: Wollen Sie eine bäuerliche und naturverträgliche Landwirtschaft fördern? Dann sind Sie herzlich eingeladen, sich einem der Arbeitskreise des BUND auf der Bundes- und Landesebene anzuschließen. Hier sammelt sich das Fachwissen des Ehren- und Hauptamts.

TIPPS Im Sinne einer naturverträglichen Landwirtschaft achten Sie bitte besonders darauf, •• möglichst oft Bioprodukte mit regionaler und saisonaler Herkunft zu kaufen; •• möglichst wenig Fleisch zu essen, und dieses aus artgerechter Haltung; •• möglichst wenige Lebensmittel zu verschwenden, also: gut zu planen, Reste aufzubrauchen und zu verarbeiten. Mehr dazu: www.bund.net/ zu-bio-wechseln


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AGROGENTECHNIK

WENZDTE JET

NEUE VERFAHREN – ALTE HEILSVERSPRECHEN

Am 25. Juli 2018 entschied der Europäische Gerichtshof: Auch neue gentechnische Verfahren (wie die Genschere CHRISP/Cas) sind Gentechnik und entsprechend zu regulieren. Der BUND begrüßt das Urteil und rüstet sich für den Gegenangriff der Gentechniklobby.

MARTHA MERTENS ist die Sprecherin des Arbeitskreises Gentechnik.

SILVIA BENDER leitet die Abteilung Biodiversität des BUND.

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as Urteil des Gerichtshofes hat die neuen Verfahren nicht verboten, wie Befürworter aus Industrie, Wissenschaft und Medien suggerieren. Doch müssen die Risiken alter und neuer Gentechnik im Sinne der Vorsorge gründlich überprüft werden, bevor sie draußen zum Einsatz kommen. Zudem sind alle derart veränderten Organismen und Produkte zu kennzeichnen, um die Wahlfreiheit für Landwirte und Verbraucher sicherzustellen.

www.demeter.de

AGRAR

Ökolandbau – aus Prinzip frei von Gentechnik

GENTECHNIK UNTER DRUCK Mit seiner Entscheidung hat der Gerichtshof der Agrarindustrie einen ordentlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn Bayer und Co hatten darauf gesetzt, die neuen Gentechniken mit fadenscheinigen Argumenten von der Risikoprüfung und Kennzeichnung ausnehmen zu können und sie so auch in Europa marktfähig zu machen. Nun erhöht die Gentechniklobby, unterstützt von Wissenschaftsvertretern, den Druck auf die EU, das Gentechnikrecht aufzuweichen. Auch Agrarministerin Julia Klöckner kündigte bereits an, sich für eine Deregulierung einzusetzen, im Widerspruch zum Koalitionsvertrag. Die Gentechnik-Befürworter behaupten, Europa verspiele mit einer strengen Regulierung seine Innovationsfähigkeit. Gerade mit Blick auf den Klimawandel seien die neuen Techniken nötig, um Pflanzen zum Beispiel dürreresistent zu machen und somit die Welternährung zu sichern. Doch das sind altbekannte Heilsversprechen. Agrogentechnik – egal ob alt oder neu – nutzt in erster Linie der Agrarindustrie. Sie macht Saatgut patentierbar und manifestiert die industrielle, umweltund klimaschädliche Landwirtschaft.

Eigenschaften wie Dürreresistenz basieren auf einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Gene, Steuerungsmechanismen und der Umwelt. Sie erreicht man viel eher durch klassische Züchtung.

WIDERSTAND NÖTIG Mit einem Bündnis aus Landwirt*innen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft schaffte es der BUND in den vergangenen Jahrzehnten, dass in Deutschland keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut werden. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir fortsetzen. Nach wie vor lehnen 79 Prozent der Deutschen die Agrogentechnik ab, wie eine Studie des Bundesumweltministeriums belegt. In den nächsten Monate werden wir uns und alle Mitstreiter*innen fit machen für den Konflikt um die neuen Gentechniken. Dazu wollen wir Workshops und Argumentationsmaterial anbieten.

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MEHR ZUM THEMA Am 10. Mai findet ein BUND-interner Workshop zu den neuen Gentechniken statt: www.bund.net/gentechnik


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft! 23

PESTIZIDE

Das derzeitige Zulassungsverfahren für Pestizide leistet nicht, was es soll: Mensch, Tier und Umwelt umfassend vor Schäden durch Giftstoffe zu schützen.

Foto: blickwinkel/H.-J. Zimmermann

GIFT VOM ACKER!

Wie lange noch? Im Westerwald spritzt ein Landwirt Glyphosat.

FATALE FOLGEN KATRIN WENZ BUND-Expertin für Agrarpolitik

CORINNA HÖLZEL BUND-Expertin für Bienen und Pestizide

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m ihre Ernte zu steigern und Ausfälle zu vermeiden, nutzt vor allem die Landwirtschaft große Mengen Pestizide. Etwa 270 verschiedene Wirkstoffe sind momentan bekannt, über 34 600 Tonnen (reiner Wirkstoff) landeten 2017 bundesweit in der Umwelt. Im Obstbau erhalten einzelne Kulturen bis zu 20 Behandlungen pro Jahr. Durch Abfluss und Abdrift gelangen Pestizide in Gewässer und schädigen deren biologische Vielfalt. Auch im Grundwasser finden sich ihre Rückstände. Und die Abhängigkeit der konventionellen Landwirtschaft von der Agrochemie nimmt stetig zu. Pestizide sind ein lukratives Geschäft: Geschätzt wird der globale Umsatz damit auf derzeit 45 Milliarden Euro. Sechs Konzerne teilen sich das Geschäft, darunter Bayer, BASF und Syngenta.

Viele Pestizide stehen im Verdacht, Krebs zu erregen, die Fortpflanzung zu beeinträchtigen oder das Hormonsystem zu stören. Noch nicht genügend untersucht und besonders gefährlich könnten die langfristigen Folgen des hohen Gifteinsatzes sein. Und die Wechselwirkung: Zahlreiche Lebensmittel enthalten Rückstände mehrerer Pestizide. Wie solche Giftcocktails wirken, ist nahezu unbekannt. Und falls es Studien dazu gibt, sie sind oft nicht frei zugänglich. Pestizide sollen unerwünschte Tiere und Pflanzen töten. Doch das verursacht hohe Kollateralschäden. Wildbienen oder Schmetterlinge finden keine Nahrung mehr, wenn alles totgespritzt wird. Pestizide wie die Neonikotinoide schädigen Bienen und andere Tiere auch direkt. Hieran wird deutlich: Das jetzige Zulassungsverfahren ist gescheitert. Sobald Hersteller mit eigenen Studien belegen, dass ihre Pestizide ungefährlich sind, werden diese zugelassen. Zeigen sich in der Praxis dennoch Schäden, kann es Jahre dauern, bis ein Pestizid wieder vom Markt verschwindet. Obwohl engagierte Wissenschaftler*innen und Umweltgruppen bewiesen haben, wie gefährlich Neonikotinoide für Bienen sind, wurde deren Gebrauch bislang nur eingeschränkt. Ein

komplettes Verbot steht weiter aus. Das derzeitige Verfahren schützt also Mensch, Tier und Umwelt nur unzureichend. Die EU muss es dringend reformieren.

BESSER PRÜFEN Gegenwärtig überprüft Brüssel seine Zulassungspraxis. Der BUND setzt sich für ein strengeres Verfahren und eine deutliche Reduktion der Pestizide ein. Ein kleiner Schritt ist bereits getan: In Zukunft müssen Studien, die bei der Zulassungsbehörde eingereicht werden, veröffentlicht werden. Doch das genügt nicht. So müssen die Auswirkungen von Pestiziden – etwa auf Insekten wie Wildbienen – künftig stärker beachtet werden. Insekten sind nicht nur einem Pestizid ausgesetzt. Wie wirken verschiedene Mittel in Kombination oder bei wiederholter Anwendung? Schließlich ist es nötig, vor einer Zulassung die Langzeitfolgen von Pestiziden unter realistischen Bedingungen zu prüfen. Und das finanziert von der Industrie, doch unabhängig von den antragstellenden Firmen, mitsamt der Information, welche Fachleute hier beteiligt sind.

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WWW.BUND.NET/PESTIZIDE


Landwirtschaftspolitik und Naturschutz sind nicht selten ein Spannungsfeld – aber es gibt auch Gemeinsamkeiten, zum Beispiel beim Ökolandbau. Wer steht wofür? Darüber sprach Natur+Umwelt mit Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und dem BN-Vorsitzenden Richard Mergner. Natur+Umwelt: Was sehen Sie als Brennpunkte der Landwirtschaft in Bayern: Frau Kaniber, Sie haben in Herrsching beim BBV mehr Eigeninitiative der Landwirte beim Umweltschutz gefordert. Was sollen die Landwirte tun? Kaniber: Unsere Landwirte leisten Enormes in Sachen Umweltschutz. Allein i­n unserem Kulturlandschaftsprogramm sind rund 600 000 Hektar mit Maßnahmen im Schwerpunkt Biodiversität und Ökolandbau belegt. Weitere 400 000 Hektar haben den Schwerpunkt Gewässer- und Erosionsschutz. Daher möchte ich hier auch eine Lanze brechen für die Landwirte, die gerne unter Generalverdacht als Umweltsünder gestellt werden. Das ist ideologisch, falsch und ungerecht. Wir haben unser Kulap gezielt auf Artenvielfalt ausgerichtet. Dabei legen die Landwirte Gewässerschutzstreifen oder Blühflächen an, sie erhalten artenreiche Grünlandbe-

Foto: BN

24 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft!

BN-Vorsitzender Richard Mergner und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber

BN IM GESPRÄCH MIT BAYERNS LANDWIRTSCHAFTSMINISTERIN

»UNSERE BAUERN LEISTEN ENORMES« stände und Streuobstwiesen. Und die Grundwasserqualität in Bayern ist im Bundesvergleich sehr gut, mit Maßnahmen wie dem neuen Düngerecht oder unserem Wasserpakt wird sie weiter verbessert. Der Antibiotikaeinsatz geht stetig zurück und liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Aber natürlich kann und muss noch mehr getan werden, etwa beim Erosionsschutz. Auch beim Artenschutz könnte vor allem eine bessere Vernetzung von Wildlebensräumen sehr gute Effekte bringen. Spezifische Maßnahmen sollten wir gemeinsam mit unseren Wildlebensraumberatern erarbeiten. Dieses Angebot will ich gerne ausweiten. Wie sieht das der BN? Mergner: Von einer heilen Umwelt in Bayern kann man leider nicht sprechen, und die Landwirtschaft ist ein Bereich, an dem viel hängt, was Artenvielfalt oder den

­ ewässerschutz betrifft. Da ist die RegieG rung natürlich gefordert, Maßnahmen zu ergreifen. Auf einem Drittel der bayerischen Landesfläche wird der nach ­Was­­ser­­rahmenrichtlinie vorgeschriebene »gute Zustand« wegen Nitrat und Pestizid­ rückständen nicht erreicht. Die roten Listen der gefährdeten Arten zeigen einen anhaltenden Rückgang bei Insekten und Vögeln. Wir haben Probleme mit Boden­ erosion und Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung. Freiwilligkeit ist gut, endet aber spätestens da, wo nichts vorangeht: Fünf Meter breite Gewässerrandstreifen sind zum Beispiel in Deutschland gesetzlich verpflichtend, durch ein »lex bavaria« aber bisher verhindert worden. N+U: Die Verhandlungen um die nächste Förderperiode der EU-Agrarpolitik sind in vollem Gang. Die CSU setzt sich für die Beibehaltung der jährlichen 1 Milliarde


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft! 25

Direktzahlungen ein, die nach Flächengröße verteilt werden. Der BN hat ja Umschichtungen gefordert … Mergner: Die Förderung muss so gestaltet werden, dass die Landwirte, die über das gesetzliche Niveau hinausgehende Umwelt- und Tierschutzleistungen erbringen, entschädigt werden. Beim Gießkannensystem nach Flächengröße werden einseitig die Wachstumsbetriebe gefördert. Kleinere Betriebe, die auch jede Menge Umweltleistungen zusätzlich erbringen, beispielsweise durch die Bewirtschaftung kleiner Felder mit vielen Randstrukturen, werden benachteiligt. Au­­ßer­dem liegt der Pachtanteil in Bayern bereits bei knapp 50 Prozent. Die Pachtpreise sind stark gestiegen, seit es Flächenprämien gibt, und so landen 500 Millionen Euro jährlich aus Steuergeldern für die Agrarsubventionen bei den Landbesitzern und nicht bei den Landbewirtschaftern. Wir fordern ein Umlenken der Direktzahlungen in Richtung klar definierter Leistungen für die Gesellschaft. Lebensmittel produzieren nach gesetzlichem Standard reicht als Begründung für den EU-Haushalt nicht mehr aus. N+U: Wo können Sie hier zustimmen, Frau Kaniber? Kaniber: Natürlich wollen wir die Umwelt-, Tier-, Arten- und Klimaschutzziele der EU erreichen. Beispielsweise kann ich mir schon vorstellen, Feldrandstreifen- und Puffer­elemente stärker zu fördern. Aber ich setze dabei wie bisher auf eine starke zweite Säule. Und um die Direktzahlungen noch stärker zur Unterstützung unserer bäuerlichen Strukturen zu nutzen, setzen wir uns in der ersten Säule für eine möglichst hohe verpflichtende Umverteilung auf die ersten Hektare ein. Denn gerade für unsere kleinen und mittleren bäuerlichen Familienbetriebe in Bayern sind die Direktzahlungen ein unerlässlicher finanzieller Stabilitätsanker, der ihre Existenz sichert. Und nur dann können sie ja die vielen Leistungen für die Gesellschaft erbringen, etwa die Pflege unserer kleinteiligen Kulturlandschaft. Lieber wäre natürlich auch uns, wenn der Verbraucher

mehr für Lebensmittel bezahlt und ein finanzieller Ausgleich gar nicht nötig wäre. N+U: Kommen wir zum Ökolandbau: Wie sieht der BN die Situation in Bayern? Mergner: Ökolandbau hat in Bayern gute Zuwachsraten, inzwischen sind es schon zehn Prozent Flächenanteil, da sind die Weichen in Bayern schon richtig gestellt. Zu wünschen sind natürlich weitere Finanzmittel, um Förderung, Ausbildung, Forschung und Beratung besser auszustatten. Auch für die Naturschutzbera-

Bayern hat eine Spitzenposition beim Ökolandbau. tung braucht es mehr Unterstützung. Interessant ist ja, dass sich über 20 Gemeindeverbünde aus bayerischen Landkreisen für die neue Ausschreibung für Ökomodellregionen beworben haben. Wir wünschen uns natürlich, dass die dann nicht enttäuscht werden und die gute Vorarbeit verloren geht, sondern die Staatsregierung hier alle eingereichten guten Konzepte auch fördert. Ebenso wie übrigens auch die vom Ministerium versprochenen 45 Wildlebensraumberater angestellt werden sollten, die den Naturschutzgedanken bei den Landwirten verankern und die Förderprogramme beraten können. Kaniber: Bayern hat in Deutschland eine Spitzenposition beim Ökolandbau. Wir haben mit fast 10 000 Öko-Betrieben die meisten Betriebe und mit rund 330 000 Hektar die größte Ökofläche in Deutschland, jeder dritte deutsche Ökobetrieb ist in Bayern. Mittelfristig wollen wir die Ökofläche auch verdoppeln. Dazu müssen selbstverständlich zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung gestellt werden. Ich möchte allerdings nicht Landwirte in die Umstellung locken, wenn der Markt dafür nicht da ist. Ein Preisverfall bei Bioprodukten wäre kontraproduktiv. Wichtig ist, dass wir den Ökolandbau am

Markt entlang entwickeln. Dass unsere staatlich anerkannten Ökomodell-Regionen so erfolgreich sind, freut mich sehr. Beim derzeit laufenden Wettbewerb prüfen wir daher, inwiefern über die sechs vorgesehenen neuen Regionen hinaus noch weitere ernannt werden können. N+U: Die Staatsregierung hat sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, 10 Pro­ zent der staatlichen Waldflächen als Naturschutzflächen und Naturwaldflächen dauerhaft von der forstwirtschaftlichen Nutzung auszunehmen. Der BN hat dazu gemeinsam mit Greenpeace einen konkreten Vorschlag gemacht, der Ihnen vorliegt. Greifen Sie ihn auf? Kaniber: Ich möchte in den bayerischen Staatswäldern ein Netz von Naturwäldern auswählen, das die Vielfalt der bayerischen Wälder abbildet. Mir ist es wichtig, dabei nachvollziehbar und ausgewogen vorzugehen. Deshalb habe ich die Bayerischen Staatsforsten beauftragt, ein Konzept zu erstellen, das zum einen die Flächen transparent darstellt und zum anderen aufzeigt, wie wir sie für die Biodiversität weiter entwickeln und für die Bürger erlebbar machen können. Dabei werden die Staatsforsten für Hinweise, die sie von verschiedenen Seiten erreichen, sicher ein offenes Ohr haben. Darüber hinaus bleibt es unser Anspruch, Biodiversität im Rahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu erhalten und so unseren erfolgreichen »bayerischen Weg« weiter zu gehen. Mergner: Der BUND Naturschutz erwartet von der Staatsregierung, dass das vom BN unter Mithilfe vieler Ehrenamtlicher entwickelte Naturwald-Schutznetz mit Forst- und Umweltministerium sowie Bayerischen Staatsforsten diskutiert und umgesetzt wird. Bayerns Schatz an unterschiedlichen Waldgesellschaften und Lebensräumen sowie besonders geschützte Tier-, Pilz- und Pflanzenarten müssen darin repräsentiert sein. N+U: Frau Kaniber, Herr Mergner, vielen Dank für dieses Gespräch.


26 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  TITELTHEMA ›  Unsere Bauern brauchen Zukunft!

BÄUERLICHE NATURSCHUTZARBEIT BRAUCHT FÖRDERUNG

MEHR BUNTE WIESEN FÜR BAYERN!

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rst seit rund fünf Jahren hat sich die Situation stabilisiert. Der Grund dafür: Wiesen dürfen nicht mehr einfach zu Äckern umgepflügt werden, wenn Landwirte Gelder aus dem Fördertopf der EU bekommen. Wiesen, selbst landwirtschaftliche genutzte, »grüne« Wiesen sind wichtig. Eine dauerhafte Pflanzen­ decke schützt den Boden vor Erosion, im Boden kann Humus aufgebaut werden, der ein wertvoller Kohlenstoffspeicher ist. Humusreicher Boden und eine stabile Pflanzen­ decke können Wasser besser speichern als ein Ackerboden, der immer wieder bearbeitet wird. Wiesen dienen also auch dem Hochwasserschutz. Wiesen und Weiden sind durch menschliche Nutzung entstanden. Werden sie landwirtschaftlich genutzt, liefern sie hervorragendes Futter für Wiederkäuer wie Rinder und Schafe. Dieses spart den Einsatz von importiertem Soja, das

Agrarreferentin des BUND Naturschutz

Foto: Inge Steidl

Bunt blühende Wiesen sind in den vergan­genen Jahrzehnten in Bayern selten geworden. Selbst landwirtschaftlich genutzte, grüne Wiesen haben abgenommen. Dabei sind sie enorm wichtig, zum Beispiel für Artenvielfalt, Erosionsund Hochwasserschutz.

MARION RUPPANER

Artenreiche Wiesen wie hier im Landkreis Kelheim werden immer seltener.

vor allem in Südamerika und den USA mit hohem Glyphosateinsatz aus gentechnisch veränderten Pflanzen erzeugt wird.

BUNTE WIESE, BUNTE VIELFALT Auf Wiesen können selten gewordene Pflanzen wachsen, sie können Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Käfer, für Amphibien oder unsere Vogelwelt sein. Voraussetzung ist aber, dass die Wiesen später gemäht, nicht so häufig genutzt und nicht zu stark gedüngt werden. Das Austreiben der Tiere und die Weide­ haltung erfordern mehr Arbeit. Ertragsverzicht und höherer Aufwand müssen den Bäuerinnen und Bauern angemessen entlohnt werden. Für den Naturschutz sind deshalb gut aus­gestattete Agrarumweltprogramme für Landwirte wie das bayerische Kulturlandschafts- oder das Vertragsnaturschutzprogramm wichtig. Der BN fordert, dass eine extensivere und damit umweltfreundlichere Bewirtschaftung

und Tierhaltung besser unterstützt wird, statt die Förderung wie bisher zu zwei Dritteln nur an der Flächengröße auszurichten. Um Landwirte für Ihre gesellschaftliche Leistungen der artenreichen Wiesenbewirtschaftung zu würdigen, führt der BUND Naturschutz gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft seit zehn Jahren eine Wiesenmeisterschaft in ausgewählten Naturräumen Bayerns durch. Die Erfahrung zeigt, dass die Landwirte stolz auf ihre artenreichen Wiesen sind und sich an ihrer Vielfalt erfreuen. Die Erfahrungen und besten Konzepte aus zehn Jahren Wiesenmeisterschaft wird der BN bei einem Symposium vorstellen. Bald wird es auch eine Wanderausstellung zu Wiesen in Bayern geben.

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28 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTIONEN ›  Rette unser Wasser!

RETTE UNSER WASSER Die EU-Kommission ank der Unterstützung von über 115 000 Aktiven konnte der BUND hat alle Bürgerinnen erreichen, dass sich Deutschland mit und Bürger Europas Umweltministerin Svenja Schulze für den unseres Wassers engagiert. Doch aufgerufen, ihre Mei- Schutz jetzt steht die Entscheidung der EU und nung über die Schutz- ihrer Mitgliedsländer an. Die Agrar- und setzen alles daran, die gesetze des Wassers zu Industrielobby Schutzgesetze aufzuweichen. Viele EU-­ äußern. Diese garantie- Länder drohen ihnen zu folgen. Das aber ren die Qualität unserer dürfen wir nicht zulassen! Flüsse und Seen, Wir wollen die EU überzeugen, dass es Leben nur mit guter Wasserunseres Grund- und gesundes qualität gibt. Der Zustand der deutschen damit Trinkwassers. Gewässer ist durchaus besorgniserregend: Save the date_Flüsse.qxp_Layout 1 13.12.18 16:14 Seite 1

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Nitrat und Schadstoffe beeinträchtigen die Wasserqualität, zudem sind viel zu viele Ufer verbaut. Im und am Wasser schwindet die Vielfalt dramatisch. Zeigen Sie mit Ihrer Nachricht an die EU: Der Wasserschutz muss gewährleistet bleiben! Schicken Sie eine klare Botschaft – jede Stimme zählt und ist ein wichtiger Schritt hin zu intakten Gewässern. Lassen Sie die EU wissen: Ja, ich möchte starke Gesetze zum Schutz unseres Wassers.

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Flüsse und Auen verbinden Tagung am 9. /10. April 2019 auf Burg Lenzen / Elbe


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AKTIONEN ›  Kohle stoppen 29

Helfen Sie uns, Umweltministerin Schulze und Energieminister Altmaier zu überzeugen. Unterstützen Sie unseren Appell: Kohleausstieg jetzt!

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Bundes- und Landesregierungen sind hier in der Verantwortung. Sie müssen die Ärmel hochkrempeln und zeigen, dass sie es ernst meinen mit dem Kohleausstieg. Der BUND appelliert daher an die Bundesregierung sowie die Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Armin Laschet und Dietmar Woidke: Alle Dörfer müssen bleiben, kein Baum darf mehr gefällt werden.

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Aber noch ist der Hambacher Wald nicht endgültig gesichert, noch sind nicht alle bedrohten Dörfer gerettet. RWE sträubt sich, und einzelne Politikerinnen und Politiker drohen offen damit, die bedrohten Dörfer abzubaggern. Es kommt jetzt also auf die konkrete Umsetzung dessen an, was die Kommission entschieden hat.

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er Bericht der Kohle-Kommission fordert einen schnellen Einstieg in den Kohleausstieg – und kurzfristig auch drei Gigawatt Leistung in den Braunkohlekraftwerken stillzulegen. Dies ist wichtig, um den Stillstand beim Klimaschutz endlich zu beenden. Bis zum Jahr 2030 soll die Leistung der Kohlekraftwerke um 60 Prozent gesenkt sein. Damit können auch die vom Tagebau bedrohten Dörfer gerettet werden. Und der Hambacher Wald soll erhalten bleiben – das konnten wir in der Kommission durchsetzen.

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Der BUND fordert, den Beschluss der Kohlekommission nun konsequent umzusetzen. Unterstützen Sie uns dabei!

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30 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  UMWELT UND TECHNIK ›  Umwelt und Digitalisierung

MEGATREND DIGITALISIERUNG

VON BITS UND BÄUMEN Mitte November fand in Berlin eine große ­Konferenz zu »Umwelt und Digitalisierung« statt. Der BUND hat sie mitorganisiert – und zog anschließend ein positives Fazit.

MARIANNE HENKEL Leitungsteam der Arbeitsgruppe Digitalisierung

tatsächlich den Umwelt- und Klimaschutz voranbringt? Und wie wirkt sich diese auf die Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten im Verband aus?

GUT VERNETZT ROLF BUSCHMANN BUND-Spezialist für technischen Umweltschutz

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oran denken Sie, wenn von der Digitalisierung die Rede ist? An Ihr Smartphone und das halbe Dutzend Apps, mit denen Sie Ihren Alltag organisieren? An Ihre Daten, die dabei im Netz gesammelt werden? An das smarte Zuhause der Zukunft, wo Sie die Heizung aus der Ferne steuern und der Kühlschrank Ihnen sagt, wann die Milch alle ist? Oder an Roboter und künstliche Intelligenz? Digitalisierung dient als Sammelbegriff für eine ganze Reihe von Technologien. Vor über 30 Jahren begann dieser Mega­ trend unsere Gesellschaft tiefgreifend zu verändern. Auch der BUND ist betroffen. So ist unsere App »ToxFox«, die Informationen über Nanopartikel in Kosmetika bietet, schon lange ein Publikumsliebling. Zudem führen wir erfolgreich Online-Kampagnen durch und nutzen neue Möglichkeiten des Online-Fundraisings. Wie aber stellen wir sicher, dass die Digitalisierung

Vom 16. bis 18. November veranstalteten wir in einem bunten Bündnis – von der TU Berlin bis »Brot für die Welt« – einen Netzwerkkongress. Unser Ziel: Technikbegeisterte, Um­weltaktivistinnen und Nachhaltigkeitsexperten zusammenzubringen und ihren Austausch zu fördern. Mit rund 1700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 130 Veranstaltungen war dies eine der größten zivilgesellschaftlichen Konferenzen der letzten Jahre – und ein großer Erfolg. In einem Videostream sind sämtliche Konferenzbeiträge dokumentiert, auch alle Vorträge und Podien mit Beteiligung des BUND. Nur ein Beispiel: In unserem Workshop »Chancen und Risiken der Digitalisierung: Prioritäten eines Umweltverbands«

sprachen wir engagiert über die Folgen für Verkehr, Konsum und Ressourcen.

WER WILL MITGESTALTEN? Wie geht es weiter? Im letzten Frühjahr gründete der Wissenschaftliche Beirat des BUND eine Arbeitsgruppe zum Thema Digitalisierung. Sie soll die Diskussion im Verband fördern und uns in die Lage versetzen, den Trend aktiv mitzugestalten. Wer arbeitet im Verband bereits zu dem Thema? Welche Aspekte wollen wir vertieft analysieren und bewerten? Nach einem Treffen Ende Februar ist für den Sommer ein interner Workshop geplant. Wer sich in unserer Arbeitsgruppe einbringen möchte, melde sich gerne bei: marianne.henkel@bund.net

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MEHR ZUM THEMA – darunter elf Forderungen von der Konferenz »Bits & Bäume« – unter: www.bund.net/digitales

BUCHEMPFEHLUNG

Sämtliche Konferenzbeiträge finden Sie im Videostream: https://media.ccc.de/c/bub2018

Smartopia – Geht Digitalisierung auch nachhaltig?, politische ökologie 155, 2018. 136 Seiten, 17,95 Euro, oekom; BUND-Mitglieder abonnieren die vier »pö«-Ausgaben pro Jahr zum ermäßigten Preis: 54,50 Euro plus Versandkosten.


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  UMWELT UND TECHNIK ›  Umwelt und Verkehr 31

VERKEHR MUSS ENDLICH LIEFERN Mit Blick auf den Klima­schutz hat die deutsche Verkehrs­ politik in den letzten Jahren grob versagt. Eine Kommission soll nun im Rahmen der »Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität« Vorschläge für einen klimaschonenderen Verkehr ent­wickeln. Mit dabei: der BUND.

JENS HILGENBERG leitet das Verkehrsreferat des BUND.

ERNST-CHRISTOPH STOLPER ist stellvertretender BUNDVorsitzender und Mitglied der Verkehrskommission.

Foto: J. Hilgenberg

KLIMASCHUTZ

Mehr Platz für Räder statt Autos, nur eine von vielen notwendigen Schritten für eine Mobilitätswende.

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igentlich ist die Sache klar. In ihrem Klimaschutzplan 2050 hat schon die letzte Bundesregierung festgelegt: Um mindestens 40 Prozent muss der CO2-­ Ausstoß des Verkehrs bis 2030 sinken. Die Realität ist eine andere. So versäumte der Verkehr als einziger Bereich hierzulande seine Treibhausgase zu vermindern, sie liegen heute höher als im Basisjahr 1990. Beim Klimagipfel in Polen musste die Bundesregierung zugeben: Ihr Klimaziel für 2020 ist unerreichbar. Den Verkehr trifft eine wesentliche Mitschuld.

HERKULESAUFGABE Warum stiegen die CO2-­Emissionen? Zum einen, weil immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden – die Kosten dafür spiegeln die wahren Kosten (der Folgen von Lärm und Abgasen, der Verkehrsinfrastruktur etc.) nicht ansatzweise wider. Vervielfacht hat sich der Flugverkehr, die klimaschädlichste Art, von A nach B zu kommen. Zudem befahren immer mehr (größere, schwerere, leistungsstärkere) Autos unsere Straßen über immer weitere Strecken. All das verhindert maßgeblich, dass der CO2-­Ausstoß sinkt. Die nötige Verkehrswende ist also nichts weniger als eine Herkulesaufgabe. Der Koalitionsvertrag kündigte deshalb neben der Kohlekommission auch eine Verkehrskommission an. Im Oktober hat die Bundesregierung sie berufen.

Weil sich der BUND schon lang politisch engagiert, wurde er dazugeladen. Unsere Bedingung war, dass die Bundesregierung ihr Klimaziel für 2030 nicht in Frage stellt. Das hat sie uns zugesichert. Wie das Ziel konkret zu erreicht ist, soll nun bis zum Frühjahr beraten werden.

GANZHEITLICH PLANEN Entscheidend für den BUND ist der Drei­ klang von Verkehrsvermeidung, -verlagerung und -verbesserung. Eine reine Antriebswende, bei der lediglich Motoren oder Energieträger ausgetauscht werden, ist zu kurz gedacht – auch mit Blick auf die sonstigen Verkehrsprobleme. Stattdessen brauchen wir vor allem verbesserte Angebote im öffentlichen Nahverkehr und bei der Bahn. Und mehr Raum für Fußgänger und Fahrradfahrerinnen. Technische Maßnahmen, die Fahrzeuge zum Beispiel effizienter machen, sind zwar nötig, um die Treibhausgase zu mindern. Doch sollten sie nicht den Blick darauf verstellen, dass die Klimaziele nur über Verhaltensänderungen im Rahmen einer Mobilitätswende zu erreichen sind. Schließlich ist auch die soziale Komponente wesentlich: Wer auf seine Mobilität angewiesen ist, darf nicht über Gebühr belastet werden.

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WWW.BUND.NET/MOBILITAET


32 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  INTERNATIONALES ›  Friends of the Earth

FRIENDS OF THE EARTH

GUT VERNETZT Alle zwei Jahre bietet sich dem BUND eine besondere Gelegenheit, weltweit Allianzen zu schmieden – wenn sich die »Friends of the Earth International« (FoEI) zur Generalversammlung treffen.

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m November kamen die Freunde der Erde in Nigerias Hauptstadt Abuja zusammen. Das Ziel der Delegierten, die aus allen Kontinenten angereist waren: zentrale Beschlüsse für das Netzwerk zu fassen und den Vorstand zu wählen.

INTEGRATIV Als Vorstandsvorsitzende wurde Karin Nansen für zwei weitere Jahre bestätigt. Nach einer klugen und emotionalen Rede bekam sie minutenlang Applaus. Die Unterstützung, die sie von allen Teilen des Netzwerks und vom Sekretariat in Amsterdam erfährt, war in Nigeria stark spürbar. Zerstreut waren manche Bedenken zu Beginn ihrer Amtszeit 2016, Karin Nansen (die aus Uruguay stammt) könnte die Region Lateinamerika und deren Interessen zu sehr ins Zentrum ihrer Arbeit stellen. Tatsächlich verknüpft sie die vielen Positionen im Netzwerk geschickt zu einem gemeinsamen Ziel. Ihr integrativer Führungsstil fand in Nigeria viel Anerkennung.

Geschlechtergerechtigkeit in den eigenen Reihen, in unserer inhaltlichen Arbeit oder bei Kampagnen? Fälle von Gewalt gegen Frauen bei einem FoEI-Partner und bei Verbündeten führten in jüngerer Vergangenheit vor Augen, wie nötig diese Auseinandersetzung ist. Die Delegierten verabschiedeten eine Strategie, wie Frauen in einer Führungsposition gestärkt und Aspekte wie Geschlechtergerechtigkeit, Feminismus und Macht in der Weiterbildung thematisiert werden können. Alle Mitglieder und das internationale Sekretariat sind nun aufgefordert, die Strategie als zentralen Baustein in ihre Arbeit einzubinden und beim nächsten Treffen über ihre Fortschritte zu berichten.

KOOPERATIV

Karin Nansen, die bisherige und wiedergewählte Vorsitzende von Friends of the Earth International

Nora Bowier von FoE Liberia

Auch in Nigeria konnte der BUND wieder viele Kontakte knüpfen. Mit europäischen Partnern vereinbarten wir eng beim Export unserer App »ToxFox« zu kooperieren. Im Bereich Umweltchemie beschlossen wir ferner mit afrikanischen und asiatischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Wir sind stolz darauf, als »Friends of the Earth Germany« Teil dieses großen Netzwerks zu sein. Denn es fordert uns immer wieder heraus, über den eigenen Horizont zu blicken und den Schutz von Umwelt und Klima als wirklich weltweite Aufgabe zu erkennen. Das Netzwerk erlaubt uns globale Probleme zusammen mit vielen engagierten Verbündeten anzugehen. Ann-Kathrin Schneider

GESCHLECHTERGERECHT Ein Schwerpunkt dieses Treffens war es, sexualisierter Gewalt vorzubeugen. Wie gehen wir damit um? Und wie stärken wir


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  INTERNATIONALES ›  UN-Klimakonferenz 33

WENIGE ANTWORTEN AUF DIE KLIMAKRISE Moralische Appelle statt mehr ­Klimaschutz. Der UN-Gipfel in Polen war höchstens ein Teil­erfolg.

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ie jüngste UN-Klimakonferenz fand im Dezember im polnischen Katowice statt. Ihr Ziel: den Pariser Klimavertrag auszugestalten. Denn der beschreibt nur grob die globalen Klimaziele – und wie sie erreicht werden sollen. Das berühmte Kleingedruckte fehlte noch: die Frage, wie die nationalen Pläne zum Klimaschutz aus­sehen sollen; und wer wem wie viel Geld schuldet, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Nach welchen Regeln soll der Einsatz einzelner Staaten für den Klimaschutz dokumentiert werden? Das konnten die Emissäre der knapp 200 Staaten klären. Doch fehlt weiter eine Instanz, die untersucht, ob die Staaten angemessen zum Schutz des Klimas beitragen – und sie notfalls auffordert, mehr zu tun.

Fotos: FoEI

UN-KLIMAKONFERENZ

Der BUND und sein Netzwerk »Friends of the Earth« drängten in Katowice auf mehr Fortschritte beim Klimaschutz – mit D ­ emos oder auch Pressekonferenzen. Im Bild auf dem Podium Abgesandte unserer Partner aus El Salvador, Palästina, Mosambik und Sri Lanka (von links).

den Erwachsenen ins Gewissen. Schäbig sei es, die Zukunft aller jungen Menschen zu zerstören – ohne dies zuzugeben und ohne zu versuchen, die Erderwärmung noch einzugrenzen. Sie und andere junge Menschen waren vor und während des Gipfels mit Aktionen für den Klimaschutz sichtbarer und aktiver als je zuvor. Ihre Kraft und Entschlossenheit wird die Klimapolitik wohl mehr voranbringen als alles Kleingedruckte des Pariser Vertrags. Ann-Kathrin Schneider

CarSharing

Soviel Auto macht Sinn.

KEINE VORREITER Was deutlich schwerer wiegt: Es gelang in Polen nicht, den weltweiten Klimaschutz zu beschleunigen. Nach dem Rekordsommer war für die zehn Teilnehmer*innen von BUND und BUNDjugend klar: Diese Klimakonferenz ist kein Erfolg, wenn sie einfach nur Regeln verabschiedet. Sie muss mehr leisten – nämlich einen gemeinsamen Beschluss, weniger Kohle, Öl und Gas zu verbrauchen und den Klimaschutz zu beschleunigen. Doch eben das ist nicht passiert. Kaum ein Land konnte sich durchringen, seine bisher meist kläglichen Anstrengungen für den Klimaschutz zu verstärken. Und das, obwohl alle wissen, dass die heutigen Zusagen nicht ausreichen, um die Klimakrise zu verhindern. Beeindruckend war Greta Thunberg. Die 15-jährige Schülerin aus Schweden hat eine Bewegung von Jugendlichen ins Rollen gebracht, die freitags nicht zur Schule gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Auf dem Konferenzpodium redete sie

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34 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

SUMPFDOTTERBLUME Leuchtend dottergelbe Blüten und dunkel­grüne, fettartig g ­ länzende Blätter: Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) legt zwischen März und Mai üppige Blüten­teppiche an die R ­ änder naturnaher Bäche. DR. GERTRUD SCHERF Die Autorin hat mehrere Pflanzenbücher verfasst. Foto: privat

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as heitere Bild, das den ersehnten Einzug des Frühlings signalisiert, zeigte sich noch vor einigen Jahrzehnten häufig und ist heute seltener geworden. Der mehrjährige Frühjahrsblüher, der mit einem kräftigen Wurzelstock überdauert und sich bisweilen noch eine Herbstblüte »gönnt«, hat viele Volksnamen: Bach­ blume, Froschblume, Moosblume, ­Was­­­­serblume, Butterblume, Goldblume, Schmalz­blume oder Osterblume. Mancherorts galt die Sumpfdotterblume als Zaubermittel, um Böses und Verhe­xung abzuwehren. Der Ethnobotaniker Heinrich Marzell (1885 – 1970) berichtet über ein Ritual, das einst im Böhmerwald beim Sammeln der Osterblume durchgeführt wurde. Anschließend brachte man sie nach Hause, um mit ihr Mensch und Vieh zur Abwehr alles Bösen zu bestreichen. Das Hahnenfußgewächs ist giftig und wird wegen des scharfen Geschmacks auch vom Weidevieh verschmäht. Den-

noch hat man früher mancherorts die in Essig eingelegten Blütenknospen als »deutsche Kapern« gegessen. In der früheren Volksmedizin setzte man die oberirdischen Teile der Pflanze gegen Leberund Gallenbeschwerden ein. Achtung! Wegen der giftigen Inhaltsstoffe keine ­ku­linarische oder arzneiliche Verwendung der Pflanze. Bei Berührung Hautreizung möglich. Die Bestäubung besorgen meist Insekten wie Fliegen, Käfer oder Bienen, die reichlich Nektar und Pollen finden. Auch Selbstbestäubung mit Hilfe von Regenwasser ist möglich. Die aus den Früchten entlassenen schwimmfähigen Samen breiten sich mit dem Wasser aus. Die Sumpfdotterblume wächst in Auund Bruchwäldern, an Quellen und Bächen sowie in Feuchtwiesen. Großflächige Entwässerung der Landschaft hat den Bestand der Art in Deutschland seit Jahrzehnten stark zurückgehen lassen. Der Verlust ihrer Lebensräume setzt der Pflanze zu, unter anderem durch das Planieren von Wiesen und die damit verbundene Beseitigung von standortbietenden Senken und Mulden. Die Rote Liste (2018)

weist der noch als »häufig« eingestuften Art die Kategorie »Vorwarnliste« zu. Die Sumpfdotterblume ist namengebende Verbandskennart des nährstoffreichen Feuchtgrünlands (Calthion), das durch Dauerfeuchte oder -nässe, mehr oder weniger hohen Nährstoffgehalt und Charakterarten wie Bachnelkenwurz, Kohl­­distel, Sumpfvergissmeinnicht, Großer Wiesenknopf oder Wiesensegge gekennzeichnet ist. Diese Feuchtwiesen, entstanden durch den Menschen, bleiben nur bei extensiver Bewirtschaftung erhalten: ein- bis zweischürige Mahd, keine Düngung (allenfalls Festmist). Der BUND Naturschutz verweist auf die große Bedeutung von extensiv bewirtschaftetem Grünland für den Erhalt vieler Pflanzen- und Tierarten und fordert dessen Schutz vor Umwandlung in intensiv bewirtschaftete Wiesen, Acker- oder Bauland.

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GERETTETE LANDSCHAFT Der BUND Lübeck übernahm vor etwa 30 Jahren eine brach gefallene Nasswiese bei Bliestorf im Südosten der Hansestadt. Hier blühten auf etwa einem Hektar nur noch weniger als zwanzig Exemplare des Breitblättrigen Knabenkrauts. Durch jährliche Mahd gelang es der Kreisgruppe, die einst artenreiche Orchideenwiese zu neuem Leben zu erwecken. In einigen Wochen werden gefährdeten Arten wie Fieberklee oder Kleiner Baldrian.

Foto: Reinhard Degener

hier wieder ein- bis dreitausend Knabenkräuter blühen, mit w ­ eiteren


36 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Grünes Band

BUND Thüringen

Vorm Thüringer Landtag: Dirk Adams (BUND-Landes­ vorstand), Umweltministerin Anja Sieges­ mund, Robert Kobelt (ein grüner Fraktionskollege) und Kai Frobel (BUND)

GRÜNES BAND THÜRINGEN

ENDLICH NATURMONUMENT! Vom Todesstreifen zur Lebenslinie – diese E ­ rfolgsgeschichte hat Thüringen nun honoriert, indem es »sein« Grünes Band als Nationales Naturmonument auszeichnete.

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s geschah symbolträchtig am Tag des Mauerfalls: Am 9. November beschloss der Thüringer Landtag seinen Abschnitt des Grünen Bands komplett als Nationales Naturmonument auszuweisen. »Heute ist ein großer Tag für den Schutz der biologischen Vielfalt«, kommentierte Hubert Weiger die Entscheidung. »Seit 1989 arbeiten Naturschützer aus Ost und West daran, den früheren innerdeutschen Grenzstreifen als Grünes Band und ökologisches Rückgrat Europas zu sichern. Die Entscheidung Thüringens ist ein Meilenstein, um diesen einmaligen Biotopverbund zu erhalten.«

GRENZEN ÜBERWUNDEN Mit 6850 Hektar ist das Grüne Band Thüringen das erste großflächige Nationale Naturmonument in Deutschland. Damit sind nun 55 Prozent des gesamtdeutschen Grünen Bands geschützt. »Am Grünen Band zeigt sich, dass wir Grenzen überwinden können«, so Ron Hoffmann, Landesvorsitzender des BUND Thüringen. »Wir wollen hier die Chance nutzen, die Refugien seltener Arten zu erhalten und gleichzeitig Natur und Geschichte anschaulich zu vermitteln.«

NATUR UND KULTUR Die Schutzkategorie »Nationales Naturmonument« ist bestimmt für Gebiete, die für den Naturschutz bundesweit wichtig sind. Sie sollen sich zudem durch ihre kulturhistorische Eigenart auszeichnen. Beides passt hervorragend zum Grünen Band. Deshalb warb der BUND seit Jahren intensiv dafür, es auszuweisen. Fast 1400 Kilometer lang, ist das Grüne Band der bundesweit einzige länderübergreifende Biotopverbund, ein Lebensraum für über 1200 gefährdete Pflanzen- und Tierarten – wie Trollblume und Küchenschelle, Schwarzstorch, Fischotter und Wildkatze. Dazu Ron Hoffmann: »Am Grünen Band können wir Kindern ihre Heimat erklären und Geschichte erlebbar machen. Schäfern, Gastronomen und Landwirten bietet das Grüne Band die Möglichkeit, in der Landschaftspflege ein Auskommen zu finden. Zudem lockt das Grüne Band immer mehr Gäste aus dem In- und Ausland in die einstige Grenzregion.« Der BUND hofft, dass andere Bundesländer diesem Beispiel folgen und das Grüne Band bundesweit als Nationales Naturmonument ausweisen: ein passendes Geburtstagsgeschenk für die Lebenslinie, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. sz

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WWW.BUND.NET/GRUENES-BAND


Das Schachbrett ist unverwechselbar.

Foto: H. Melzer

Foto: T. Laußmann

Foto: Michael Post/GdO

Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Libelle und Schmetterling des Jahres 37

Seine Raupe

SCHMETTERLING DES JAHRES

LIBELLE DES JAHRES

FLIEGT AUF VIOLETT Das Schachbrett ist der Schmetterling des Jahres 2019 – ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung seines Landesverbands in NRW. Warum gerade diese Art?

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nsere Insektenwelt schwindet, weil die Agrarindustrie immer größere Teile unseres Landes in eine Ödnis verwandelt. »Mit der Auszeichnung des Schachbretts möchten wir darauf hinweisen, dass auch viele Schmetterlinge verdrängt werden«, so Jochen Behrmann vom BUND Nordrhein-Westfalen. Lebenswichtig für den Schachbrettfalter sind nährstoffarme, blütenreiche Wiesen, die nicht vor Ende Juli gemäht werden. Nur dort lassen die Weibchen ihre Eier zu Boden fallen, teilweise im Flug. Leider sind solche Wiesen heute eine Rarität. Der Schmetterling des Jahres ist leicht zu erkennen: Seine Flügel sind auf der Oberseite schwarzbraun und weiß gefärbt, ähnlich einem Schachbrett.

Raupe des Schachbrettfalters. Männchen der Schwarzen Heidelibelle

NOCH UNGEFÄHRDET Die rosa gefärbten Raupen schlüpfen im Sommer. Bis zum Winterende verbergen sie sich in der Bodenstreu und beginnen erst im März an Gräsern zu fressen. Zunehmend dicht behaart und graubraun oder grün gefärbt, verpuppen sie sich ab Mai in bodennahen Gespinsten. Mitte Juni schlüpfen die ersten Falter und saugen hauptsächlich den Nektar violetter Blüten, wie Flockenblume und Kratzdistel. Das Schachbrett wird bei uns stetig seltener, gilt aber noch nicht als gefährdet. Um ihm zu helfen, fordert der BUND eine naturverträglichere Landwirtschaft. Bahndämme, Gräben und Wegränder sollten mosaikartig gemäht werden – oder auch mal gar nicht. »Und wer einen Garten hat, kann selbst für Blütenreichtum sorgen«, rät Jochen Behrmann. »Bunte Gärten helfen, die Art zu schützen.« Mit dem »Schmetterling des Jahres« wirbt der BUND für den Schutz unserer Tag- und Nachtfalter. Als ungefährdet gelten heute nur noch jeder dritte Tagfalter und die Hälfte der heimischen Nachtfalter.

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MEHR ZUM THEMA www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/ schmetterling2019

Die Schwarze Heidelibelle ist die Libelle des Jahres 2019 – gekürt vom BUND und der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Die einst häufige Art ist in den letzten Jahrzehnten rapide seltener geworden und gilt heute in vielen Bundesländern als bedroht. Ihr Lebensraum sind nährstoffarme und saure Gewässer, vor allem im Moor. Mit drei Zentimetern Länge ist sie die kleinste heimische »Großlibelle«. Unverwechselbar sind die – ausgefärbt – schwarzen Männchen. Jungtiere sind gelb, die Weibchen oberseits auch braungrau. Warum nimmt die Zahl dieser Libellen so rasch ab? Wohl, weil frühere Schlupfgewässer heute oft mit Stickstoff angereichert sind (aus Abgasen und Düngemitteln). Dazu kommen die steigenden Temperaturen und die Zerstörung ihrer Lebensräume. Mit der Libelle des Jahres weist der BUND auf eine vielfältige und gefährdete Insektengruppe hin. 48 der rund 80 heimischen Arten stehen derzeit auf der Roten Liste. Die Schwarze Heidelibelle droht nun die 49. zu werden.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/libellen


Foto: Jiri Bodahl

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

POSSIERLICHES, UNBEKANNTES WESEN Der Gartenschläfer verschwindet aus Europa – und keiner weiß warum. Damit sich das ändert, werden nun in einem sechsjährigen Großprojekt Vorkommen und Lebensweise des kleinen Bilchs erforscht und anschließend Schutzmaßnahmen eingeleitet.

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aben Sie sich schon einmal mit Schlafmäusen befasst? Nein? Dann wird es Zeit, zumindest eines der possierlichen Tierchen näher kennenzulernen: den Gartenschläfer. Wie seine Verwandten Siebenschläfer, Baumschläfer und Haselmaus führt er ein nachtaktives und deswegen eher heimliches Leben. Vielleicht auch deshalb wissen wir bisher viel zu wenig über den kleinen Kerl mit der Zorromaske.

GEMEINSAM AUF SPURENSUCHE Was den Experten zunehmend Sorge macht: Die Bestände brechen europaweit ein. Warum das so ist, will der BUND Naturschutz zusammen mit den BUND-Landesverbänden Hessen,

Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen, der BUNDjugend, der Universität Gießen und der Sencken­ berg Gesellschaft in dem sechsjährigen Projekt »Spurensuche Gartenschläfer« ­herausfinden. Aus dem Bundesprogramm Bio­ lo­gische Vielfalt stellt das Bundesamt für Naturschutz dafür 3,2 Millionen Euro zur Verfügung. Dieses »Go« kommt sozusagen um fünf vor zwölf. Zwar können die Fachleute nur schätzen, wie hoch die Verluste an Gartenschläfervorkommen sind, denn flächendeckende Bestandserhebungen hat es nie gegeben. Sandro Bertolino, ein italienischer Wissenschaftler, schätzt aber, dass das Verbreitungsgebiet der Art in den vergangenen 30 Jahren etwa um die Hälfte ge-


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Gartenschläfer 39

schrumpft ist. »Das rasche Verschwinden dieses Tieres macht mich persönlich unglaublich betroffen«, sagt Sven Büchner. Er ist einer von drei Schlafmausexperten, die in das Projekt eingebunden sind. Woher der rasante Rückgang des Gartenschläfers rührt, können die Fachleute bisher nur mutmaßen. Simple Erklärungen wie Strukturverlust scheiden aus, weil bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts von schwindenden Beständen berichtet wird. »Es ist zu vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenspielen«, erläutert Sven Büchner. Das mangelnde Wissen über die Art erschwert jedwede Schutzbemühung, denn: »Bis auf ein paar Ausnahmen wissen wir bisher nicht, was wir für den Gartenschläfer tun können«, so Büchner. Darum geht der BUND Naturschutz nun gemeinsam mit freiwilligen Unterstützern auf Spurensuche. Die erste Frage, die zu klären ist: Wo in Bayern gibt es den Gartenschläfer noch? Hie­ rüber können Nester oder Haare in Vogelbrutkästen Auskunft geben. Wo der Bilch vermutet wird, kann die gezielte Suche beginnen, etwa mit sogenannten Spurtunneln, in denen die Tierchen ihre Fußabdrücke hinterlassen. Oder mit auf Futterköder ausgerichteten Wildtierkameras, die den beteiligten Spurensuchern vom BUND Naturschutz zur Verfügung gestellt werden. Gut zu entdecken ist das Tier auch durch seine Rufe: Es pfeift, keckert und quietscht lautstark (Hörprobe auf der Projektwebseite). Auch kleine Köderstationen sollen zum Einsatz kommen. In diesen werden Gartenschläfer gewogen und gefilmt. Eine Art Tesafilm im Inneren sorgt dafür, dass jeder tierische Besucher einige Haare für die Genanalyse zurücklässt. Der BN hofft, dass sich für den Gartenschläfer ein ähnlich aktives und erfolgreiches »Forschernetzwerk« herausbildet, wie es bei der Wildkatze der Fall ist. Uwe Friedel (ht)

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KONTAKT BEI SICHTUNGEN ODER TOTFUNDEN: gartenschlaefer@bund-naturschutz.de

MEHR INFOS ZUM PROJEKT www.bund-naturschutz.de/gartenschlaefer

Projekt im Rahmen des

Gefördert durch

Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Foto: Sven Büchner

Foto: Johannes Lang

Sven Büchner unterstützt als Schlafmausexperte das Gartenschläferprojekt.

GARTENSCHLÄFER (Eliomys quercinus)

ORDNUNG: Nagetiere (Rodentia) FAMILIE: Bilche (Gliridae) GATTUNG: Gartenschläfer (Eliomys) SCHUTZSTATUS: bundesweit besonders geschützt GEFÄHRDUNG: bundesweit in unbekanntem Ausmaß gefährdet (Kategorie G) Der Gartenschläfer gehört zur Familie der Bilche, auch Schlafmäuse genannt. Das fast ausschließlich nacht­ aktive Tier kann ein Höchstalter von fünf Jahren erreichen und eine Körpergröße von zehn bis 17 Zentimetern. Der behaarte Schwanz ist zehn bis 14 Zentimeter lang. Ausgewachsene Individuen wiegen je nach Größe, ­Geschlecht und Jahreszeit zwischen 50 und 120 Gramm, vor dem Winterschlaf (Oktober bis April) bis zu 180 Gramm. Wie die anderen Bilche kann auch der Gartenschläfer gut klettern. Das verdankt er seinen kräftigen Gliedmaßen und den großen Sohlenschwielen. Allerdings ist er als ­einziges Mitglied der Familie auch stärker auf dem Boden unterwegs und hat somit keine Probleme, kleinere freie Flächen zu überbrücken. Der Gartenschläfer ist ein Allesfresser und hat eine ­Vorliebe für Insekten und Schnecken. Sein Speiseplan ist aber sehr vielfältig: Von Früchten und Nüssen bis hin ­ zu Regenwürmern und Jungvögeln kann der kleine Nager alles genießen. Doch auch die Fressfeinde des Gartenschläfers sind zahlreich: Käuze, Eulen, Marder, Katzen und Füchse sehen ihn als einen Leckerbissen an. Deutschland trägt für die weltweite Erhaltung des ­Gartenschläfers eine hohe Verantwortung, weil ein großer Teil seines Weltbestands bei uns lebt.


Foto: Immo Witgenfeld

40 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Diepholzer Moorniederung

Foto: BUND DHM

Bei Sonnenschein hat die Diepholzer Moorniederung auch im Winter ihre Reize.

DIEPHOLZER MOORNIEDERUNG

Arbeitseinsatz im Moor

Seit Jahrzehnten ­kümmert sich der BUND darum, die im Dreieck Hannover-­ Bremen-Osnabrück verbliebenen Hoch­ moore und ihre wert­ volle Umgebung zu erhalten, zu renaturieren und zu vernetzen. Die industrielle Landwirtschaft und die Klimakrise erschweren die Schutzarbeit.

WASSER MARSCH V

on »ungemütlich« kann jetzt keine Rede sein. Scheußlich ist es – das Wetter, die Landschaft, alles! Zumindest für den, der nicht daran gewöhnt ist, an einem so widrigen Wintertag dauerhaft der Kälte ausgesetzt zu sein. Der eisige Wind stößt kaum auf Widerstand. Vereinzelt mal ein Gehöft, einige mickrige Birken und Weiden, und alles sehr flach – die Eiszeit hat hier ganze Arbeit geleistet. Mag sein, dass die weite Moorlandschaft schon bald wieder mehr Reiz entfaltet. Doch vorläufig scheint der Frühling fern. Dem Auge bietet sich nur Braun und Grau in allen Schattierungen. Okay – da war der Seeadler, den wir bei der Anfahrt überm Rehdener Geestmoor entdeckten. Und der Raubwürger, der auf einem Busch nach Mäusen Ausschau

hielt. Zudem rasteten hier im November noch Tausende von Kranichen und erfüllten die Luft mit ihrem melancholischen »kruh kruh«. Trotzdem: Im Winter lädt die Diepholzer Moorniederung nicht dazu ein, lange im Freien herumzustehen (schon gar nicht mit nassen Füßen).

ZU WENIG WASSER Es sei denn, man zählt zu den 14 Mitarbeiter*innen des BUND Niedersachsen, die sich hier dem Schutz der Moore verschrieben haben. Für die ist nämlich gerade Hauptsaison: Von Oktober bis Februar kappen sie in dem gut 170 Quadratkilometer großen Betreuungsgebiet aufwachsendes Gehölz. Sie verfüllen alte Gräben und bessern Dämme aus, um mehr Wasser im Moor zu halten. Und sie verfolgen


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Diepholzer Moorniederung 41

Vechta

Sulingen Foto: BUND DHM

Lohne Landkreis Diepholz

Diepholz

Gefranstes Torfmoos. Landkreis Vechta

Büro BUND DHM im Europäischen Fachzentrum Moor und Klima

Foto: P. Germer

Dümmer

Moorfrösche bei der Paarung – das blaue Männchen sitzt obenauf.

genau (und das ganze Jahr über), wie die schutzwürdigen Moore sich entwickeln. »Wasser ist der Schlüssel«, sagt Peter Germer. Der Ingenieur leitet das bundesweit größte Moorprojekt des BUND. »Noch ist der Wasserstand zu niedrig in vielen der Moore, die wir betreuen.« Und er schwanke zu sehr: Mit den steigenden Temperaturen bliebe im Frühjahr und Sommer immer häufiger der Regen aus. Dann leiden die moortypischen Pflanzen, Gehölze dringen vor. Und Füchse haben leichter Zugriff auf die Gelege von Brachvogel, Bekassine oder Rotschenkel.

ZU VIELE NÄHRSTOFFE Je trockener der Moorboden ist, desto stärker oxidiert er: Erst Sauerstoff macht den Stickstoff verfügbar. Der Boden wird also fetter, ein ungünstiger Nebeneffekt zusätzlich zur Wasser­ armut. Denn von Natur aus sind die Hochmoore – das höchste Schutzgut der Diepholzer Moorniederung – nährstoffarm. Viele unerwünschte Nährstoffe verfrachtet außerdem die Luft ins Moor. Denn gleich nebenan liegt mit Vechta und Cloppenburg der Brennpunkt der deutschen Massentierhaltung. Was von deren Güllefluten verdunstet, verteilt sich großflächig in der Umgebung. Den vielen Mais-

Landkreis Nienburg/ Weser

Kreis Minden-Lübbecke/ Nordrhein-Westfalen

Vom BUND betreute Kerngebiete Hochmoore Diepholzer Moorniederung

bauern am Rand der Moore mag das willkommen sein – für die sensible Moorvegetation ist es Gift.

ZUM HANDELN VERPFLICHTET Warum sich dann weiter abmühen mit der Landschaftspflege – wie die junge Bundesfreiwillige und der FÖJler, die an diesem trüben Januartag seit Stunden frisch gefällte Birken zusammenziehen und aufeinanderschichten? Dazu Peter Germer: »Wir stehen hier mitten in einem Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Über 30 gefährdete Vogelarten brüten hier. Etliche Moorbiotope genießen höchsten europäischen Schutz. Das Land Niedersachsen ist verpflichtet, seine Natura2000- und Naturschutzgebiete für die Zukunft zu bewahren.« Bei dieser Aufgabe unterstützt der BUND das Land seit mehr als 30 Jahren. Seine Geschäftsstelle im »Europäischen Fachzentrum Moor und Klima« ist eng vernetzt mit den zuständigen Landkreisen und Kommunen und allen Akteuren vor Ort. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, wie Peter Germer betont. Auch Stiftungen, Paten für die Diepholzer Moorschnucken und viele ehrenamtlich Aktive bindet der BUND in den Schutz der Moorniederung mit ein.

WIE GEGENSTEUERN? Doch was lässt sich ausrichten gegen den Regenmangel oder die Güllefrachten aus der Tiermast? Zum Beispiel Schafe ins Moor treiben. Etwa drei Viertel des Stickstoffimports fressen die vierbeinigen Landschaftspfleger im besten Falle wieder weg. Hierfür hat der BUND auch 1200 eigene Moorschnucken im Einsatz. Nachhaltiger ist es, die Moore wiederzuvernässen. Bei hohem Wasserstand und dem moortypisch sauren Milieu bleibt der Stickstoff im Boden gebunden. Vor allem aber können nur auf nassen Böden Torfmoose gedeihen, die wichtig­sten Pflanzen im Hochmoor. Jede Vernässung muss allerdings eng abgestimmt werden – und ist nur dort möglich, wo das Wasser von den benachbarten Äckern und Siedlungen ferngehalten werden kann. Ein mühsamer und langwieriger Prozess. Seit Anfang Januar gibt es immerhin etwas Rückenwind. Für einige Naturschutzgebiete gilt nun eine »Duldungsverpflichtung«: Der Naturschutz ist hier als über­ geordnetes gesellschaftliches Anliegen anerkannt. Sollten Privateigentümer bestimmte Maßnahmen verweigern, können diese angeordnet werden – zum Wohle der wertvollen Moore. Severin Zillich


Gerettet! In den ersten frostfreien und feuchten Nächten machen sich jedes Jahr wieder Millionen ­Frösche, Kröten und Molche auf die Wanderschaft zu ihren Laichgewässern. Männliche Kröten lassen sich dabei gerne von den Weibchen huckepack nehmen, wie auch bei diesem Erdkrötenpärchen. Tausende ehrenamtliche BNAktive bauen an ungesicherten Straßen ­Amphibienzäune auf und sorgen dafür, dass möglichst viele Tiere sicher über die ­Straßen kommen. Über einer halben Million A ­ mphibien retten sie so Jahr für Jahr das Leben – vor allem A ­ rten wie Erdkröte und Grasfrosch.


Foto: Wolfgang Willner


44 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise Baikalsee

REISEDATEN GEPLANTE REISEZEIT: 28. 6. – 18. 7. 2019

Foto: A. Haack

Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de

Die endlose Weite des Baikalsees ist ein unvergesslicher Anblick.

UMWELTFREUNDLICH REISEN

ORT DER SUPERLATIVE Der Tiefste, der Älteste, der Wasserreichste. Der Baikalsee ist ein Ort der Superlative. Wer ihn gesehen hat, kehrt als besserer Mensch zurück. Sagen die Russen.

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ch gleite auf Schienen durch rauchige Wolken, ich fahre und fahre durch einen glasharten Tag, und hab was ich wollte, das Herz tut mir weh und mein sibirischer Traum bleibt mit den Kiefern zurück …« So schrieb die deutsche Lyrikerin Helga M. Nowak über ihren Lebenstraum, eine Fahrt mit der »Transsib«, der für sie ein Traum blieb. Wir haben Glück: Aus unserer Sehnsucht wird Realität: eine Fahrt durch und in eine Region, so riesig, dass in ihr Morgen und Abend zugleich Platz haben. Wir durchmessen menschenleere Weiten, halten in Millionenstädten wie Jekaterinburg, Omsk und Novosibirsk und überqueren die Ströme von Ob und Jenis­ sei. Während der Fahrt bringt uns unsere russische Reiseleiterin Swetlana Haack Landeskunde, die kyrillische Schrift und einige Brocken Russisch bei.

Nach fast 7100 Schienenkilometern erreichen wir Irkutsk, das Paris Sibiriens. Das historische Zentrum beeindruckt mit seinen prächtigen Fassaden und Kirchen. Danach geht es nach Arschan, einen Luftkurort in der Republik Burjatien, am Fuße des östlichen Sajan-Gebirges gelegen. Beim Ausflug zum Datsan-Kloster wandern wir durch ein Flussbett zu einem Wasserfall. Fantastisch grün ist hier die Bergwelt.

AUF DEM TIEFSTEN SEE DER WELT Ein Bus bringt uns zum Baikal. Endlich: Vor uns breitet sich ein unfassbares Tiefblau aus, größter und tiefster Süßwasserspeicher unseres Planeten. »Er ist so riesig, dass ein Jahr lang alle Flüsse und Ströme auf der Welt zusammenfließen müssten, um seine Wassermenge zu er-

Eine frühzeitige Buchung ist aufgrund der einzuholenden Visa notwendig!

geben«, erklärt Swetlana. Auf dem Boot schippern wir die Küste entlang, dort, wo die Gleise der historischen Baikalrundbahn »Krugobaikalskaja« liegen. Nach der langen Zeit im Zug tut die frische »Seeluft« wohl. Steilküste, Sandstrand, Wiesen, windgebürstete Kiefern und Birken ziehen vorüber. Im kleinen Listwjanka besuchen wir das Freilichtmuseum Talzy. Das Ensemble aus einer Holzkirche und dem Festungs­ turm aus dem 17. Jahrhundert, aus Dorfschule, Bauernhöfen und einer Mühle ­verleiht uns eine Vorstellung von der Lebensweise der ersten russischen und ­kosakischen Siedler. Für Artenkenner ist der Pribaikalskij ­Na­tionalpark, UNESCO-Weltnaturerbe, ein High­light. Es gibt rund 1300 endemische Tier- und Pflanzenarten, Azaleen, Orchi­ deen, Edelweiß, Anemonen, sibirische Troll­ blumen, Lilien und Adonisröschen. Der Apollofalter und der Schwalbenschwanz flattern hier. Acht Tage verbringen wir am Baikalsee. Wir erleben burjatische Folklore und essen gegrillten Omul, einen Fisch, den es nur hier gibt. Auch die Banja, die russische Sauna, kann getestet werden. Wer will, darf gerne eine Sekundentaufe im See nehmen – bei 6 Grad Wassertemperatur! Nach einer Woche heißt es wieder Abfahrt! Das Rattern der Räder trägt uns nach Westen ... und mit den Kiefern bleibt der sibirische Traum zurück. Lucia Vogel


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung 45

Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

ETAPPENSIEGE AM MAIN

Die Kapelle auf der Vogelsburg: In der Nähe sollte ein Hotel auf Stelzen gebaut werden.

Die Volkacher Mainschleife ist ein Touristenmagnet: Zehntausende besuchen jährlich die schönen Weinorte, die Vogelsburg, das Karthäuserkloster Astheim und die Altstadt von Volkach. Aber das heißt keineswegs, dass die Landschaft, von der die Region lebt, vor Zerstörung sicher wäre. INFOS ZUR WANDERUNG •• Ausgangspunkt: Volkach •• Reine Gehzeit: etwa 2,5 Stunden •• Höhenunterschied: ca. 80 Meter •• Wegcharakter: Befestigte, großteils geteerte Wege und Straßen, Steig mit Treppen zur Vogelsburg •• Einkehr: Nordheim, Escherndorf, Vogelsburg, Volkach

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ereits in den 50er-Jahren wurde die Mainschleife südlich von Volkach mit einem Kanal durchstochen. Der Aushub wurde zu einem 35 Meter hohen Berg aufgeschüttet, der Hall­ burgkippe, die heute teils von Wald, teils von Weinbergen bedeckt ist: Auch in der Natur heilt die Zeit manche Wunden, aber für diejenigen, die ein Gefühl für Landschaft haben, bleibt eine Irritation. Immerhin hat der Durchstich diesen Teil der Mainschleife davor bewahrt, zur Schifffahrtsstraße ausgebaut zu werden. Doch die Attraktivität der Region birgt auch Gefahren. Um von dem wachsenden Touristenstrom zu profitieren, wollte ein Volkacher Hotelier und Gastronom ein weiteres Hotel bauen, und zwar auf Stelzen in den Main! Der Stadtrat von Volkach stimmte zu, doch die BN-Ortsgruppe wollte diese Störung des Landschaftsbilds nicht hinnehmen. Gemeinsam mit einer Bürgerinitiative und den Grünen initiierte sie ein Bürgerbegehren, das eine klare Mehrheit gegen das Vorhaben erbrachte.

GRANDIOSER AUSBLICK Ein spektakulärer Erfolg – aber nur ein Etappensieg gegenüber dem, was noch kommen mag. Offenbar steht jede Generation neu vor der Herausforderung, ihre Heimat vor rücksichtsloser Kommerzia­ lisierung zu schützen. Zugleich ist die Volkacher Mainschleife eines der Zentren des ökologischen Weinbaus in Franken.

Bescheiden meint Helmut Christ, er sei nicht der erste Ökowinzer in der Region gewesen. »In den ersten Jahren hat man mich ausgelacht«, erinnert er sich, »doch heute müssen die Kritiker anerkennen, dass wir uns nicht nur gehalten, sondern im Markt etabliert haben. Und für den Klimawandel sind wir besser gerüstet als die meisten anderen.« Wer die Schönheit der Volkacher Mainschleife erwandern will, startet am besten am Bahnhof oder im Zentrum von Volkach und geht von dort einen Fahrweg direkt am Mainkanal entlang nach Süden. Bei der nächsten Brücke überqueren wir den Kanal und folgen dem Rad- und Fußweg, der die Straße begleitet, nach Nordheim. Dort setzen wir mit der Fähre nach Escherndorf über und gehen geradeaus in den Ort hinein. Der Hauptstraße mit ihren pittoresken Häusern folgen wir nach rechts, bis wir den steilen Aufstieg zur ­Vogelsburg erreichen. Die Mühe des Aufstiegs wird oben mit einer grandiosen Aussicht über die Mainschleife belohnt – und gegen Gebühr auch mit einer Brotzeit. Auf sanft abfallenden Weinbergstraßen geht es mit vielen Aussichtspunkten hinunter nach Astheim. Dort lohnt es sich, noch das Karthäuserkloster zu besichtigen, das sich zur Staatsstraße hin mit einer hohen Mauer abschirmt, bevor wir über die Mainbrücke zurück nach Volkach gehen. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner


46 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen

AUS DEM VERBAND

Foto: BUND

AUSZEICHNUNG VOM BUND Bei der Bundesdelegiertenversammlung, die im November in Bad Hersfeld stattfand, wurden mehrere verdiente BUND-­ Aktive ausgezeichnet – unter ihnen auch die beiden stellvertretenden BN-Vorsitzenden Doris Tropper und Sebastian Schönauer. Doris Tropper war stellvertretende BUND-­ Vorsitzende und hat sich für das bessere Zusammenwachsen von BUND und BN eingesetzt. Sebastian Schönauer ist nicht nur in Bayern, sondern auch auf Bundes­ ebene für den Fachbereich Wasser engagiert und war lange Jahre Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser. »Ich freue mich, dass meine beiden Stellvertreter für ihre Verdienste im BUND und ihr langjähriges Engagement geehrt worden sind«, so der BN-Vorsitzende Richard Mergner dazu.

NEUE REFERENTIN FÜR POLITISCHE KOMMUNIKATION Der BUND Naturschutz hat eine neue Referentin für politische Kommunikation. Ronja Endres folgt damit Martin Geilhufe nach, der von Richard Mergner das Amt des Landesbeauftragten übernommen hat. Die gebürtige Oberbayerin kommt aus dem gewerkschaftlichen Umfeld: Sie war als gelernte Chemielaborantin in der DGB-­ Jugend und dann in der IG BCE aktiv. Auf dem zweiten Bildungsweg holte Ronja Endres das Abitur nach und studierte dann »International Relations and Management« in Regensburg. In ihrer Abschluss-

arbeit befasste sie sich mit Lobbyarbeit für Erneuerbare Energien. Es folgte ein Masterstudium »Internationale Beziehungen« in Eichstätt sowie Praktika in Brüssel und Pakistan. Durch ihre Gewerkschaftsarbeit liegen Ronja Endres sozialökologische Themen besonders am Herzen. Im vergangenen Jahr war sie bei Volkswagen tätig, weshalb ihr die Gestaltung einer Mobilitätsund Verkehrswende ein Anliegen ist. In ihrer Freizeit kümmert sich Ronja Endres gern um ihre Katze, die schon das stattliche Alter von 17 Jahren erreicht hat.

Ronja Endres


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen und Editorial 47

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VOM VORSTAND IN DEN LANDTAG Ein toller Erfolg: Christian Hierneis, Beisitzer im BN-Landesvorstand und Vor­ sitzender der größten BN-Kreisgruppe München, hat bei der Landtagswahl ein Direktmandat für die Grünen geholt! Er bekam im Stimmkreis München-Schwabing 34,9 Prozent der Stimmen. Und das, obwohl er gegen drei politische Schwergewichte antrat: Ludwig Spaenle (CSU), Isabell Zacharias (SPD) und Wolfgang Heubisch (FDP). Hierneis ist überzeugt, dass die Grünen bei der Landtagswahl so große Zuwächse verzeichnen konnten, »weil das Umweltthema in den Köpfen angekommen ist«. Er ist (natürlich!) Mitglied im Umwelt­ausschuss und wurde mittlerweile auch zum umweltpolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion ernannt. Christian Hierneis freut sich, dass er sich jetzt auch als Abgeordneter für seine Schwerpunktthemen Flächenfraß und Stadtentwicklung, Energiewende, Landwirtschaft und Freihandelsabkommen stark machen kann. Mit ihm haben die Umweltverbände nun eine starke Stimme im bayerischen Landtag. Satzungsgemäß ist Christian Hierneis als Mandatsträger nicht mehr Mitglied des Landesvorstands. Er bleibt aber Geschäftsführer der BN Stiftung – und Vorsitzender der Kreisgruppe München.

der BUND Naturschutz in Bayern ist mit kräftigem Rückenwind in das Jahr 2019 gestartet: Mit rund 235 000 Mitgliedern und Förderern ist der Verband so stark wie nie zuvor. Dass wir an dieser Stelle nun schon mehrere Jahre in Folge einen neuen Mit­gliederrekord vermelden können, zeigt, wie groß die Bereitschaft in der Bevölkerung ist, Anliegen des Naturund Umweltschutzes zu unterstützen. Ob Klimaschutz, Energiewende oder Artenvielfalt – das vergangene Jahr hat bewiesen, dass diese Themen viele Menschen bewegen. Auch in der Politik hat man die Zeichen der Zeit erkannt. So enthält der Koalitionsvertrag der schwarz-orangen Regierung einige erfreuliche Aussagen wie die Rücknahme der Änderung des Alpenplans. Das Riedberger Horn ist damit gerettet. Ein toller Erfolg, zu dem das Engagement vieler Naturschützer im und außerhalb des BN maßgeblich beigetragen hat. In anderen Bereichen bleibt der ­Koalitionsvertrag leider bei vagen ­Absichtserklärungen. Wir werden als BUND Naturschutz ein wachsames Auge auf die Arbeit der Bayerischen Staatsregierung haben und uns dafür stark machen, dass den schönen Worten Taten folgen. So ist grundsätzlich zu begrüßen, dass der Klimaschutz Verfassungsrang bekommen soll. Doch Klimaschutz braucht konkrete Maßnahmen wie den Zubau bei Erneuerbaren Energien oder das ­beherzte Anpacken einer echten Mobilitätswende. Lesen Sie dazu auch die Analyse auf den Seiten 10 und 11.

Viele Menschen empfinden angesichts der drängenden Z ­ ukunfts­fragen das Bedürfnis, ihre Meinung öffentlichkeitswirksam kundzutun, um die Politik zum Handeln zu bewegen. So ist die »Wir h ­ aben es satt!«-­ Demo in Berlin für viele unserer ­Aktiven ein fester Termin im Jahreskalender geworden. Auch in diesem Januar hat man zwischen den 35 000 Menschen wieder viele gelbe BN-Ortsschilder gesehen. U ­ nseren herzlichen Dank an alle, die immer wieder den weiten Weg auf sich nehmen, um dabei zu sein!

Foto: Roggenthin

Foto: Oliver Colin

LIEBE MITGLIEDER,

Auch vor Ort leisten BN-Aktive seit Jahren, teils schon seit Jahrzehnten Großartiges, zum Beispiel bei der ­Amphibienrettung, die in diesem ­Wochen läuft. Es ist die größte Artenschutzaktion Deutschlands, an der sich allein in Bayern jedes Jahr ­Tausende von Menschen beteiligen. Wer weiß, ob Arten wie Erdkröte oder Grasfrosch ohne diese Hilfe nicht längst auf der Roten Liste stünden? So ergeben viele kleine Beiträge ein großartiges Ergebnis. Wir sagen ­Danke dafür!

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


48 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen

AXEL DOERING CIPRA-PRÄSIDENT Axel Doering, Sprecher des BN-Arbeitskreises Alpen und Vorsitzender der Kreis­ gruppe Garmisch-­Partenkirchen, wurde im November zum Präsidenten der CIPRA Deutschland gewählt. Die Internationale Alpenschutzkommis­ sion CIPRA ist eine nichtstaatliche Dach­ orga­nisation mit Vertretungen in sieben Alpenländern. Sie vertritt über 100 Verbände und Organisationen, darunter auch den BUND Naturschutz. Axel Doering hat sich zum Ziel gesetzt, die integrative und zielgerichtete Arbeit seines Vorgängers Erwin Rothgang fortzusetzen.

HERDENSCHUTZSYMPOSIUM

Foto: Gregor Louisoder Umweltstiftung

Was bedeutet die Rückkehr des Wolfes für Weidetierhalter? Zu dieser Frage veranstalteten der BUND Naturschutz und die Gregor-Louisoder-Stiftung im November ein hochkarätig besetztes Herdenschutzsymposium im BN-Jugendund Naturschutzzentrum Wartaweil am Ammersee. Zahlreiche Teilnehmer waren gekommen, um sich bei Fachvorträgen und Diskussionsrunden zu informieren. Unter den Referenten (im Bild) fanden sich bekannte Größen wie der Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky oder der Wanderschäfer Sven

de Vries, der durch seine Petitionen für die Weidetierprämie bekannt wurde und seine Tätigkeit als Wanderschäfer regelmäßig in den sozialen Netzwerken teilt. Bei einem Workshop hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Lebensrealität darzustellen und andere Sichtweisen kennenzulernen. Deutlich wurde: Den Weidetierhaltern brennt das Thema auf den Nägeln. Sie fühlen sich durch die aktuelle Situation und die gesetzlichen Bestimmungen allein gelassen und sind deshalb umso mehr auf Unterstützung angewiesen.

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umweltund Naturschutz immer auf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine.

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MEHR INFO www.bund-naturschutz.de/ newsletter

BN IST MITGLIED BEI VERBRAUCHERZENTRALE Der BUND Naturschutz wurde 2018 Mitglied bei der Verbraucherzentrale Bayern. Die Verbraucherzentrale ist eine anbieter­ unabhängige, überwiegend öffentlich finanzierte, gemeinnützige Organisation. Ziel ihrer Arbeit ist es, Verbraucherinnen und Verbraucher in Fragen des privaten Konsums zu informieren, zu beraten und

zu unterstützen. Die Einrichtung versteht sich als Interessenvertretung der Verbraucher in Bayern. Sie setzt sich gegenüber Politik, Verwaltung und Wirtschaft für einen besseren Verbraucherschutz ein. Und sie benennt Gesundheits- oder Umweltaspekte, die Kaufentscheidungen beeinflussen können. Gerade in diesem Bereich will der BUND Naturschutz künftig seine Fachkompetenz einbringen. Die Verbraucherzentrale Bayern bietet Informationen in 16 Beratungsstellen, im Internet und an den Telefon-Hotlines.

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MEHR INFO www.verbraucherzentrale-bayern.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen 49

Foto: LVÖ

ENERGIEWENDE UND KLIMASCHUTZ

Fordern mehr Bio in Bayern (v. l.n.r.): Dr. Franz Ehrnsperger (Seniorchef Neumarkter Lammsbräu), Stephan Paulke (Vorstandsvorsitzender Basic AG), Hubert Heigl (stv. Vorsitzender LVÖ Bayern), ­Barbara Scheitz (Geschäftsführerin Andechser Molkerei Scheitz GmbH), Richard Mergner (BN-Landesvorsitzender) und Josef Wetzstein (Vorsitzender LVÖ Bayern).

BAYERN BRAUCHT MEHR BIO Ein klares Bekenntnis und konkrete Maßnahmen für mehr Bio in Bayern – das forderte der BUND Naturschutz gemeinsam mit der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ). Nach der Landtagswahl riefen BN und LVÖ die neue schwarz-orange Koalition dazu auf, entsprechende Weichenstellungen im Koalitionsvertrag festzuschreiben. Der BUND Naturschutz sieht den Ausbau des Ökolandbaus als wichtige Aufgabe

der neuen Bayerischen Staatsregierung, um den Verlust der biologischen Vielfalt, darunter auch das massive Insektensterben, zu stoppen. »Wenn Bayern hier weiter an der Spitze bleiben will, muss die neue Regierung den Ökolandbau im Freistaat bis zum Ende der Legislaturperiode verdoppeln«, so BN-Landesvorsitzender Richard Mergner, »und dies auch bei den Verhandlungen um die neue Agrarpolitik auf europäischer Ebene einbringen.«

BLAUER ENGEL FÜR NATUR+UMWELT

Foto: BN

MICHAEL KUNKEL GEEHRT Ende Oktober wurde von der Bruno-­H.Schubert-Stiftung der ebenfalls nach dem Stiftungsgründer benannte Preis 2018 verliehen. Dieser höchstdotierte private Umweltpreis Deutschlands wird seit 1983 alle zwei Jahre an verdiente Personen für außergewöhnliches Engagement zur Erhaltung der biologischen Vielfalt vergeben. Eine Kategorie der Auszeichnung ging an den BN-Aktiven Michael Kunkel, Vorsitzender der Ortsgruppe Heigenbrück und tragende Säule des BN-Engagements für die Wälder im Spessart. In der Laudatio würdigte Dr. Michael Vogel, der ehemalige Leiter des Nationalparks Berchtesgaden, das Engagement Kunkels. Während der Debatte um einen dritten Nationalpark für Bayern gehörte

Gemeinsam mit dem Nürnberger Energieversorger N-Ergie AG richtete der BUND Naturschutz einen Aufruf an die neue Bayerische Staatsregierung, endlich den Klimaschutz und die dezentrale Energiewende voranzubringen. N-Ergie-Vorstandsvorsitzender Josef Has­ ler und BUND-Vorsitzender Hubert Weiger forderten dafür vermehrte Anstrengungen. Dazu gehören Handlungsspielräume für die Kommunen und ein dynamischer Ausbau Erneuerbarer Energien sowie der Speichertechnologien in Bayern. Zudem riefen Weiger und Hasler die neue Regierung dazu auf, sich auf Bundesebene für eine grundlegende Überarbeitung der erhobenen Steuern und Abgaben im Bereich Energie einzusetzen – mit der Maßgabe, dass die Emission von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen mit höheren Abgaben belegt wird.

Kunkel zu den ersten, die den Spessart als geeignete Region vorschlugen. Michael Kunkel konnte durch seinen unermüd­ lichen Einsatz eine Reihe von Verbesserungen im Waldnaturschutz in der Forstpraxis erwirken. Er gab als Gründungs­ mitglied und Vorsitzender der Bürger­bewegung Freunde des Spessarts e.V. den Naturschützern eine Stimme.

Für die Natur+Umwelt wird schon lange Recyclingpapier mit dem Blauen Engel verwendet. Jetzt ist auch der Druck unseres Mitgliedermagazins mit dem Umweltsiegel ausgezeichnet. Die Druckerei musste dafür eine Zertifizierung ablegen, die den ganzen Produk­ tionsprozess abdeckt – von der Nutzung der Abwärme über Recycling der Abfälle bis hin zu den verwendeten Farben. Die Na­tur+Umwelt wird damit nach dem umweltfreundlichsten Standard gedruckt, den es derzeit in Deutschland gibt.

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Fotos: Peter Schlecker

50 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  BN vor Ort aktiv

Zufriedenheit bei den Aktiven in Rosenheim: Wieder einige Säcke Müll weniger am Fluss.

EHRENAMT IM NATURSCHUTZ

»RAMA DAMA« AN DER MANGFALL Abfall zum Wertstoffhof bringen ist samstags eine weit verbreitete B ­ eschäftigung unter Deutschen. Aber Müll sammeln? Heidi Tiefenthaler hat es ausprobiert und festgestellt: die gemeinsame Aktion macht Sinn und gute Laune.

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atja Pape hat schon vor gut zwei Jahren angefangen, in Rosenheim Müll zu sammeln. Weil die Stadt schon lange nicht mehr hinterherkommt mit dem Aufräumen oder andere Prioritäten setzt – und sie den Abfall, der überall herumliegt, einfach nicht mehr sehen kann. Später hat sie über die Tageszeitung, die BN-Webseite und den Newsletter Unterstützung gesucht. Gerade im Sommer, wenn von der Würstlverpackung bis hin zum Einmalgrill alles, was dort nicht hingehört, an den Mangfall­ ufern zu finden ist, kann sie jede helfende Hand brauchen. Es ist ein Samstag, einer der letzten vor Weihnachten. Und trotzdem findet sich eine Gruppe Freiwilliger vor dem Bahnhof Rosenheim zusammen. Abfallsäcke werden ausgegeben, Müllzangen verteilt, erste Infos zwischen den ehrenamtlichen Müllsammlern ausgetauscht. Ehrlich gesagt, habe ich mich vorab schon gefragt, was so ein Aufruf im Netz bringen soll. Schaut wirklich jemand abends in seinen Rechner und denkt sich: »Ach, hab noch gar nichts vor am Wochenende – geh’ ich doch mal Müllsammeln«? Die Antwort ist: ja. Nicht genau so,


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  BN vor Ort aktiv 51

An den steilen Flussböschungen wird das Müllsammeln eine mühsame Angelegehnheit.

aber so ähnlich ist es bei Victoria, einer Frau mit Wachsjacke und intelligenten Augen. Sie ist gebürtige Neuseeländerin, lebt erst seit Kurzem in Rosenheim und will Leute kennenlernen. Leute, die ähnlich ticken wie sie. Die die Natur lieben und ganz konkret anpacken wollen. Auch Niklas, gerade mal 14 Jahre alt, freut sich über die Gesellschaft Gleichgesinnter. Bisher war er meistens alleine unterwegs. Anfang 2014 hat er zusammen mit seinem Vater mit dem Sammeln begonnen, ist aber inzwischen vollkommen autark: Fahrrad mit großem Anhänger, Warnlampe, Profi-Müllkralle, Besen sowie Weste und Mütze in Signalfarben.

AUFMUNTERNDE WORTE Eigentlich wollten wir zügig am Kanal entlang ein Stück stadteinwärts gehen und dort, wo er mit Mangfall und Kalten zusammenfließt mit dem Sammeln beginnen. Doch als die Erste eine Flasche aus dem Gebüsch zieht, gibt es kein Halten mehr: Alle kraxeln, angeln und sammeln, was das Zeug hält. Keiner scheut die steile Böschung, Hände werden gereicht, dabei Geschichten ausgetauscht. Und – womit ich nicht gerechnet hätte – neben vie-

len taxierenden Blicken von Passanten, gibt es auch aufmunternde Worte: »Des find’ i ganz super! Wollt i a scho immer macha!«, sagt eine Frau, steigt vom Radl und wechselt ein paar Worte mit Steffen Storandt, dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Rosenheim. Ein anderer Radler ruft uns ein »Danke, dass Sie das machen!« zu.

PROBLEM PLASTIKMÜLL Aufmunterung tut bestimmt gut, wenn man das hier regelmäßig macht: Chips­ tüten, McDonald’s-Verpackungen, Zigaret­ tenschachteln, Flachmänner und Bierflaschen finden ihren Weg in unsere Müll­ säcke. Wir konzentrieren uns vor allem auf den leider reichlich vorhandenen ­Plastikmüll. Was immer wieder durch die Presse geht – Mikroplastik in all unseren Gewässern – hier gibt es Anschauungsunterricht. In allen Zersetzungsstadien säumt es unseren Weg. Richtig schlimm wird es, als wir schließlich an der Kalten ein Stück flussaufwärts laufen. Dort breiten sich große Brombeerhecken aus. Plastikbehälter, Plastiktüten und sogar eine riesige Autoabdeckplane haben sich darin verfangen. Es wird zur Gedulds- und Mutprobe, ob die widerha-

kenartigen Dornen mich verjagen, bevor ich ihnen – Fetzen für Fetzen – das darin hängende Plastik abringen kann. Ein Schwan beobachtet mich aufmerksam und weiter unten im Kehrwasser eines umgefallenen Baumes dreht sich ein bunter Plastikball, den keiner von uns ohne nasse Füße erwischen wird. Aber immerhin: Drei Säcke voll Müll, mindestens einen Sack mit Flaschen und sogar einen Kanister voll Altöl haben wir in nur eineinhalb Stunden gesammelt. ­Darunter viel Plastik, das nun nicht die nächste Böe, das nächste Hochwasser, in die Mangfall tragen wird, von dort in den Inn, in die Donau und schließlich ins Schwarze Meer. Denn egal, ob als Plastikkanister, Tütenfetzen oder von Ästen, Steinen und Wasser zermahlenes Mikroplastik – die Reise des Kunststoffes geht immer weiter. Plastik kennt kein Verrotten, wird nicht abgebaut. Es bleibt immer das, was es ist: Plastik. Ein Fremdkörper in der Natur, im Gewässer, im Fisch- oder Vogelmagen, auf unseren Tellern.

GERNE WIEDER! Zuletzt muss uns Katja Pape regelrecht festhalten, damit wir für das abschließende Gruppenfoto stillstehen. Immer wieder schert jemand aus, sieht noch einen Fetzen, angelt nach einer Tüte. »Ich hab’s Ihnen gesagt«, meint Katja Pape: »Das ­ macht süchtig!« Und es stimmt: Angesichts der überwältigenden Umweltprobleme, über die wir alle Bescheid wissen, hat dieses Sammeln, dieses Reinigen der Natur etwas ungemein Befriedigendes, Unmittelbares. Und in Anbetracht der aktuellen Mikroplastikdiskussion heute ­ eine ganz andere, viel weitreichendere Dimension als früher. Als ich mich von den anderen »Müllsammlern« verabschiede, habe ich das Gefühl, nicht nur zwei Stunden meines Lebens sehr sinnvoll genutzt, sondern auch mehre Menschen kennengelernt zu haben, mit denen ich mich gerne mal länger unterhalten würde – wenn’s ist, auch beim Müllsammeln.


52 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Bildung

BILDUNG

Foto: Ulli Sacher-Ley

BEWEGTE BILDER Dass sich das Thema Nachhaltigkeit so inszenieren lässt, dass auch junge Leute animiert werden, sich zu engagieren, hat der Jugendfilmwettbewerb »Genug für alle – für immer« gezeigt. Den Filmwettbewerb hat das BN-Natur­ erlebniszentrum Allgäu veranstaltet; er wurde im Rahmen des bayernweiten Projekts »KunstWerkZukunft« vom bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert. Die jungen Filmemacher liefern Ideen für eine zu-

TERMINE ORNITHOLOGISCHE TAGE AM AMMERSEE

Foto: Jim Busch

DIE GROSSEN VIER Bär, Wolf und Luchs sind faszinierende Tiere, streng geschützte Arten und in Bayern immer noch selten oder im Fall der Bären gar nicht anzutreffen. Doch an ihnen scheiden sich die Geister. Was ist dran an den Befürchtungen vieler Weidetierhalter? Wie verhalten sich diese großen Beutegreifer und wie sollten wir uns verhalten? Diesen Fragen geht die Ausstellung »Die großen Vier« auf den Grund, die 2019 wieder auf Tour durch Bayern ist. Für alle, die sich dem Thema Wolf in der Umweltbildung widmen wollen, bietet der BN begleitend zur Ausstellung einen Informationstag im Industriemuseum Theuern an. Damit sind die Teilnehmer gerüstet für die Betreuung von Schulklassen oder Erwachsenengruppen im Rahmen der Ausstellung.

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Informationstag Mittwoch, 13. März 2019 Industriemuseum Theuern Anmeldung: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41/2 97 20-42, bildungswerk@bund-naturschutz.de Ausstellungstermine: www.bundnaturschutz.de/umweltbildung

kunftsfähige Welt. Und das äußerst vielseitig: Vom selbst produzierten Musikvideo über Animationsfilme bis hin zum Agententhriller ist alles dabei. Einen anderen Weg, das Medium Film einzusetzen, geht die Kreisgruppe Passau. Ihr YouTube-Kanal zeigt die Folgen einer geplanten Nordtangente bei Passau in eindringlichen Sequenzen, setzt das Engagement der Ehrenamtlichen gekonnt in Szene und zeigt die Naturschönheiten, die durch Pacht und Pflege erhalten werden konnten. Tipps und Informationen zur Umsetzung von Filmprojekten erhalten Interessierte bei Andreas Güthler vom BN-Naturerlebniszentrum Allgäu oder Karl Haberzettl und Iris Gaissinger von der Kreisgruppe Passau.

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MEHR ZUM THEMA www.genug-fuer-alle.camera www.passau.bund-naturschutz.de

Am Ammersee tummeln sich im ­ausgehenden Winter viele Vogelarten. Kinder und Jugendliche erlernen u ­ nter Anleitung erfahrener Ornitho­logen die Grundzüge der V ­ ogelbeobachtung und -bestimmung.

6. bis 8. März, Naturschutzund Jugendzentrum Wartaweil Anmeldung: Tel. 0 81 52/96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

WILDBIENENWERKSTATT Hätten Sie gewusst, dass es hunderte Arten wildlebender Bienen gibt? In der ­Wildbienenwerkstatt mit Anke Simon lernen Sie einige dieser emsigen ­Bienen kennen, erfahren, was Sie tun können, um ihnen das Überleben ­leichter zu machen und wie Sie das ­erworbene Wissen altersgerecht an Schulklassen weitergeben können.

1./2. März, Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil Anmeldung: Tel. 0 81 52/96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

BAUMSCHUTZ Daten aus der bayernweiten Kommunalbefragung zur Wirksamkeitsanalyse von Baumschutzverordnungen ­präsentieren die beiden Baumexperten Christopher Busch und Dr. Daniel Mühlleitner. Sie diskutieren mit den Teilnehmern über Möglichkeiten, ­Bäume in Stadt und Dorf zu erhalten.

Sa. 16. 2. 2019, Nürnberg Anmeldung: Tel. 09 11/8 18 78 18 kerstin.ellersdorfer@bundnaturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Porträt 53

UNSERE EHRENAMTLICHEN

36 Jahre lang hat der Grüne Christian Magerl die Geschicke des BN in Freising bestimmt. Nun ist er in die zweite Reihe getreten. Sein Nachfolger wurde der Naturfotograf Wolfgang Willner.

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m Winter hat der Frost das Freisinger Moor fest im Griff. Dort, wo im Sommer ein Bachlauf gurgelt, Knabenkraut und Wiesenknopf stehen, heben sich nun, von Eiskristallen überzogen, Büsche und Bäume vor dem klarem Winterhimmel ab. Unter den Schritten zweier Männer knirscht das gefrorene Gras. Christian Magerl und Wolfgang Willner queren »ihr Gelände«: das 600 Quadratmeter große Grundstück, das der BN-Kreisgruppe Freising gehört.

GEPRÄGT VON AUSEINANDERSETZUNG UM MÜNCHNER FLUGHAFEN Der Grund, weshalb der BN gerade hier bei Marzling Land erworben hat, ist als Grollen zu hören. Das Grollen schwillt zu einem Dröhnen. Über einer Pappelreihe erscheint eine Boeing und zieht nach Westen. »So laut ist es hier immer, der Flughafen München ist nur einen Kilometer entfernt«, sagt Magerl. Nichts hat die ­Arbeit der BN Kreisgruppe Freising in den 13 vergangenen Jahren so geprägt wie die Auseinandersetzung um den Flughafen, dazu das Schreckgespenst der dritten Startbahn. »Aber ohne dieses Stückerl«, sagt Christian Magerl und deutet auf die Erde vor sich, »gibt es keine dritte Startbahn.« Der promovierte Biologe und Grünen-Politiker, der 27 Jahre als Abgeordneter im bayerischen Landtag saß, ist ein Überzeugungstäter, was den Umweltschutz angeht. Viel Kraft hat die Kreisgruppe der Kampf gegen den Ausbau des Flughafens gekostet. »Akten fressen, Luftverkehrsstatistiken lesen, Stellungnahmen schreiben – das braucht Zeit, Geld und Leute«, sagt Willner. Christian Magerl bestätigt: »Widerstand ist nicht zum Nulltarif zu haben.« Gemeinsam mit anderen Initiativen wie der Bürgerinitiative »Aufge-

Foto: Margarete Moulin

ZWEI FÜR DIE NATUR Christian Magerl (links) und Wolfgang Willner auf einem Grundstück, das der BN erworben hat, um die dritte Startbahn zu verhindern.

MUCkt« ist es ihnen bislang gelungen, die dritte Startbahn zu verhindern. Dabei hat der BN Freising auch noch andere Felder zu beackern: den Auenschutz an Isar, Amper und Moosach. Hier hat der BN mehrere Streuwiesen, wo die Mitglieder durch Mäharbeiten den Boden mager halten. Mit federführend ist die Kreisgruppe beim oberbayerischen Projekt »Allen Unkenrufen zum Trotz«, gefördert durch Naturschutzfonds und BfN, bei dem es vor allem um den Schutz der Gelbbauchunke geht. Gemeinsam ist Magerl, geboren 1955, und Willner, Jahrgang 1959, dass beide von ihren Vätern »angefixt« wurden. Die nahmen ihre Söhne mit zu Vogelbeobachtungen und fotografischen Streifzügen in die Auen, Wiesen und Wälder. Das Resultat: Magerl wurde Ornithologe, Willner wurde nach seinem Architekturstudium professioneller Naturfotograf und -filmer. Er beschreibt die Faszination seiner Tätigkeit so: »Da treibt mich Jagdfieber, im besten Falle gekrönt von dem Glückserlebnis, eine seltene Art vor die Linse zu bekommen wie den Alpenbock oder gar den Großen Eisvogel«. Der Personalwechsel an der Spitze war kein Problem, schließlich war Wolfgang Willner schon Jahre Magerls Stellvertreter und seit den 90ern der Leiter der Ortsgruppe Moosburg. In Zukunft übernimmt Christian Magerl, der 2018 aus der Politik ausgeschieden ist, den Posten des Schriftführers. Außerdem will er weiter die beliebten Vogelexkursionen anbieten. Eine Frage, die Wolfgang Willner mehr umtreibt, ist die Frage des Nachwuchses. »Jüngeren Menschen fehlt oft eine Protestkultur, ihre Kritikfähigkeit scheint mir durch Konsum ruhiggestellt.« Margarete Moulin


54 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: Paul Grafwallner

BIODIVERSITÄT: Hierzu veranstaltet

Umstritten: der Ausbau des »Salettl« am Watzmannhaus (rechts außen)

KREISGRUPPE BERCHTESGADENER LAND

die Kreisgruppe Altötting des BN am 15. und 16. März ein großes Symposium. Die Veranstaltung richtet sich an alle, die mehr wissen wollen über Artenschwund, Ökosysteme und Lebensräume, und was man für mehr Biodiversität tun kann. Es nehmen Experten wie Josef Göppel, Dr. Uwe Westphal und der Dokumentarfilmer Jan Haft teil. Das Programm gliedert sich in Vorträge, Workshops und Filmvorführungen, umrahmt von einer Ausstellung.

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INFORMATION UND ANMELDUNG www.altoetting.bund-naturschutz.de/ symposium.html

Seit Ende August 2018 gibt es einen Baustopp für das Watzmannhaus in den Berchtesgadener Alpen. Der geplante Ausbau ist vorerst ausgesetzt. Dies hatte die Kreisgruppe Berchtesgaden des BUND Naturschutz mit ihrer Klage erreicht.

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as Verwaltungsgericht München folgte der Argumentation des BUND Naturschutz, wonach das Landratsamt bei der Baugenehmigung 2016 gegen naturschutzrechtliche Bestimmungen verstoßen hat. Die Sek­tion München des Deutschen Alpenvereins (DAV) will unter anderem anstelle des hölzernen Anbaus, Salettl genannt, einen halbrunden Neubau mit Panoramaverglasung errichten, der über den Steilhang herausragt. Die auch im DAV umstrittene Planung wurde zwar inzwischen verkleinert, bleibt aber problematisch: Die großen Fensterflächen wären nicht konform mit dem Vogelschutz und die nächtliche Beleuchtung würde nachtaktive Insekten beeinträchtigen. Hinzu kommt: Die geplante Terrasse

läge mitten in den sensiblen, botanisch hochwertigen Biotopen des Nationalparks. Ob der reduzierte Umbau des Watzmannhauses mit dessen Lage in der ­Kernzone des Nationalparks vereinbar ist, prüft das Landratsamt derzeit erneut, dies­mal auch mit artenschutzrechtlichen und naturschutzfachlichen Untersuchungen. Der BUND Naturschutz lehnt die vorliegende Planung weiterhin ab und fordert zudem einen landschaftspflegerischen Begleitplan. Annemarie Räder (as)

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AKTUELLE INFORMATIONEN www.berchtesgadener-land. bund-naturschutz.de

Foto: Ulla Fees

GIGANTOMANIE GESTOPPT

WILDE PFLANZEN VOR DER TÜR: In der gleichnamigen Ausstellung der BN-­ Kreisgruppe Rosenheim, die bis Ende 2018 im Landkreis zu sehen war, gab es Wissenswertes über Ruderalpflanzen zu erfahren, die auf Brachflächen, an Wegrändern, Mauern und in Pflasterritzen wachsen. wachsen. Zu Unrecht werden die Multitalente als Unkraut verkannt, bieten sie doch Vögeln und Insekten Nahrung und werden vielfach auch als Heilpflanzen genutzt.

IHRE ANSPRECHPARTNER Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 82 98-89 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de Agnes Grasberger Tel. 0 89/54 82 98-88 agnes.grasberger@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberfranken 55

Foto: Herbert Barthel

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN ERFOLGREICH: Zusammen mit der Bürgerinitiative »Unser Steinwiesen« hat der BN Kronach ein Feriendorf im Landschaftsschutzgebiet oberhalb von Steinwiesen im Frankenwald verhindert. Das Anbindegebot im Landesentwicklungsprogramm verbietet Splittersiedlungen, daher plante die Gemeinde sogar ein Wohngebiet zwischen Ortsrand und Feriendorf. Angesichts der Proteste zog der Investor im Oktober seinen Plan zurück.

Bürger demonstrieren in Redwitz für eine Energiewende in Bürgerhand.

BETONFLUT: Über 640 Unterschriften

PROTEST GEGEN MONSTERTRASSEN Ein Besuch von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in Redwitz an der Rodach brachte Demonstranten auf die Straße: Sie forderten den Stopp neuer Stromautobahnen und warben für eine dezentrale Energiewende.

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ei der eindrucksvollen Kundgebung unter Federführung des BUND Naturschutz versammelten sich etwa 80 Demonstranten. Gemeinsam mit Bürgervereinigungen aus Bayreuth, der Oberpfalz und Redwitz sprach sich der BN für eine Energiewende in Bürgerhand aus – als Alternative zu neuen Stromtras­ sen. »Hopp, hopp, hopp, Monstertrassen stopp! Unser Land braucht Energie in Bürgerhand! Dezentral ist genial!« wurde in Sprechchören formuliert. Peter Altmaier trat nach seiner Ankunft in einen kurzen Dialog mit den protestierenden Bürgern und nahm von Anton Reinhardt deren Forderungen in Schriftform entgegen. Im Gespräch mit Peter Altmaier erklärte Anton Reinhardt, Vorsitzender der BN-­ Kreisgruppe Lichtenfels: »Dezentral, regional und lokal geht die Energiewende ein-

facher, preiswerter und umweltfreund­ licher. Statt die einzelnen Regionen mit immer mehr neuen Trassenrouten zu verunsichern oder gegeneinander auszuspielen, sollten von den Regierenden zukunftsfähige Konzepte ausgearbeitet werden, welche die möglichst unabhängige, regionale Grundsicherung gewährleisten.« Herbert Barthel, BN-Energiereferent, hob hervor: »Wir benötigen die Strom­ autobahnen HGÜ SuedOstLink und HGÜ Suedlink und auch deren Ersatzleitungen in deren verschiedenen Varianten nicht! Bayern braucht ein neues Konzept dezentraler und flexibler Energieerzeugung in der Hand von Bürgerinnen, Bürgern und Kommunen! Nur eine Optimierung der Verteilnetze und die massive Investition in Speichertechniken können die dezentrale Energieversorgung sicherstellen.« Anton Reinhardt (ht)

haben die Ortsgruppe Himmelkron und die Bürgerinitiative (BI) »Nein zum neuen Gewerbegebiet Himmelkron« seit 6. November 2018 in wenigen Wochen gegen ein weiteres Gewerbegebiet gesammelt. Zwischenzeitlich hat die Gemeinde ein Ratsbegehren beschlossen, das im Mai zur Europawahl abgestimmt werden soll. Der BN und die BI kontern mit einem Bürgerbegehren und hoffen auf ausreichend Unterstützer beim Entscheid.

Foto: Jan Ebert

KREISGRUPPEN NORDBAYERN

MAIN-INFO-TAG: Am 9. September ging es beim Main-Info-Tag um alles, was in der Mainschleife kreucht und fleucht. Führungen und Erlebnisstationen stießen bei der Bevölkerung auf großes Interesse (siehe Bild). Der Infotag wurde von BN, LBV, »Flussparadies Franken«, Umweltstation Weismain und den »Blumen- und Gartenfreunden Unterbrunn« veranstaltet.

IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Niederbayern

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

KREISGRUPPE DEGGENDORF

PER RAD DURCHS WELTERBE Der BN Deggendorf möchte auch die weniger bekannten Natur- und Kulturschätze an der Donau ausleuchten. Dazu setzt die Kreisgruppe auf das heimatkundliche Wissen der Anwohner.

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nter dem Titel »Welterbe Niederbayerische Donaulandschaft mit dem Rad erfahren« will die Kreisgruppe Einheimischen und Touristen die Naturund Kulturschätze entlang der Donau zwischen Straubing und Passau nahebringen. 2019 geht es in der ersten Projektphase darum, zusammen mit Fachleuten lohnenswerte Ziele und bestehende Routen zu erfassen, um darauf aufbauend passende Touren und einen Radreiseführer auszuarbeiten. Dazu sind im Laufe des Jahres drei ­Pilotfahrten geplant (siehe Kasten). Die dabei gewonnenen Daten sollen in einer Datenbank aufbereitet werden, auf deren Basis die Kreisgruppe dann Touren und Karten anbieten will. Projektpartner sind die benachbarten BN-Kreisgruppen, das Infozentrum Isarmündung, Vereine wie VCD und ADFC, Tourismus- und Erwachse­ nenbildungseinrichtungen sowie Museen

der Region. Die bestehenden Angebote wie das Umweltbildungsschiff »Takatuka«, die »Schatzkiste Donau« und die Mit­mach-­ ­­­Ausstellung »Lebendige Donau« ergänzen das Projekt. (as)

PILOT-RADTOUREN So., 7. April 2019, 9.30 – 17.30 Uhr Start: Straubing Hauptbahnhof, Nord­ seite; Ziel: Hauptbahnhof Deggendorf So., 14. Juli 2019, 9.30 – 17.30 Uhr Tour rund um das Isarmündungsgebiet; Start und Ziel: Hauptbahnhof Plattling So., 29. Sept. 2019, 9.30 – 17.30 Uhr Start: Deggendorf Hauptbahnhof, ­Ostseite; Ziel: Hauptbahnhof Vilshofen

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REKORDBESTAND: Im Landkreis Dingolfing-Landau ist der Kiebitz mit 774 Brutpaaren noch stark vertreten, ein Spitzenwert für die gefährdete Wiesenbrüterart in Bayern, der über 80 Prozent des niederbayerischen Bestandes entspricht. Zu diesem erfreulichen Ergebnis kommt eine Kartierung der BN-Kreisgruppe in der Brutsaison 2018, die im Januar öffentlich vorgestellt wurde. Ziel war es, die lückenhaften Daten über Kiebitzvorkommen im Landkreis zu vervollständigen. Nach Aufrufen in der Presse meldeten sich 75 Bürgerinnen und Bürger, die die Vögel gesichtet hatten, dabei wurden 238 neue Brutplätze erfasst, oft in bislang nicht bekannten Gebieten. Die BN-Aktiven Gisela und Franz Meindl überprüften anschließend die Sichtungen und fassten sie mit den bekannten Vorkommen in einer Übersichtskarte zusammen.

MEHR INFO www.deggendorf.bund-naturschutz.de Wer weitere Routen vorschlagen möchte, wendet sich an Irene Weinberger-Dalhof per Kontaktformular auf der Website der Kreisgruppe.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Julika Selinger Tel. 0 89 /54 83 01 12 julika.selinger@bund-naturschutz.de

Foto: Fotolia/rofus

Natur entdecken: Der geplante Radreiseführer des BN wird Touren entlang der niederbayerischen Donau bieten.

2018 wurde Dr. Jürgen Riedler (links) einstimmig zum ersten Vorsitzenden der Kreisgruppe Rottal-Inn des BN gewählt. Der gelernte Forstwirt und praktizierende Zahnarzt war zuvor bereits vier Jahre als stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender der Ortsgruppe Eggenfelden aktiv. Er löst Matthias Schmöller (rechts) ab, der die Kreisgruppe acht Jahre lang geleitet und nicht mehr kandidiert hatte.

Foto: Wolfgang Hascher

Foto: velo-touring.de

FÜHRUNGSWECHSEL: Im November


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Schwaben 57

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Foto: Alfred Karle-Fendt

NEUE STREUOBSTWIESE: Über 40

Viel Grünland wird intensiv bewirtschaftet, oft bleiben wie hier nur kleine Reste artenreiches Grün. Doch nur hier können Schmetterlinge oder Heuschrecken überleben.

KREISGRUPPEN UNTER- UND OBERALLGÄU

freiwillige Helfer der BN-Ortsgruppe Sont­ heim/Attenhausen pflanzten im Herbst letzten Jahres auf einer Wiese der Gemeinde 24 Obstbäume alter Sorten, dazu Ebereschen, Feldahorne und 132 heimische Sträucher als Hecke. Streuobstwiese und Heckensaum sollen Insekten und Vögeln Lebensraum geben. Neben den Jugendlichen der »Müpfegruppe« halfen auch ganze Familien mit, unterstützt von Arbeitern der Gemeinde und des Landschaftspflegeverbands. Die Ortsgruppe hat die Wiese gepachtet und wird sie in Zukunft pflegen. Wenn die Bäume Früchte tragen, ist auch ein Projekt für Streu­ obstsaft angedacht.

Die Kartierung von Insekten beschränkt sich oft auf wertvolle Lebensräume. Wie es auf intensiv genutzten Wiesen um die Kerbtiere bestellt ist, ist kaum erforscht. Im Sommer 2018 untersuchten die Biologen Martin Muth und Alfred Karle-Fendt im Allgäu solche Flächen.

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ntensivnutzung mit häufiger Mahd und viel Düngung macht Wiesen zu ­lebensfeindlichen Produktionswüsten. Wäh­rend Kleininsekten wie Wanzen, Fliegen und Blattläuse selbst dort noch zahlreich vorkommen, sind anspruchsvolle Arten wie Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken und Spinnen die Verlierer: Ihre Zahl ist im Intensivgrünland viel geringer als auf extensiv genutzten Wiesen. So lockte eine von den Biologen aufgestellte Lichtfalle auf einer Streuwiese im Oberallgäu nachts Tausende von Fluginsekten an. Dagegen blieb ein solcher »Leuchtturm« auf einer Intensivwiese im gleichen Gebiet selbst in idealen Sommer­ nächten praktisch leer.

Kaum ein Schmetterling der 3300 in Bayern nachgewiesenen Arten kann sich im Intensivgrünland noch fortpflanzen. Auch die früher massenhaft verbreiteten Wiesenheuschrecken leben fast nur noch an Wegrändern, Böschungen und Gräben – und das Ausmähen bedroht noch diese letzten Rückzugsräume. Ließen mehr Landwirte die Säume einfach stehen, würde dies viele Kilometer vernetzter Artenvielfalt schaffen. Martin Muth, Alfred Karle-Fendt (as)

Foto: Kreisgruppe Dillingen

WENIG LEBEN IM GRÜN

NACHRUF: Am 24. November 2018 verstarb Reimut Kayser, der langjährige Vorsitzende der Kreisgruppe Dillingen. Von Jugend an galt seine besondere Liebe den Greifvögeln (Foto: mit Milan). Seine Untersuchungen waren Grundlage für Vogelschutzprojekte und neue Schutzgebiete. Er sah den Naturschutz aber auch politisch, kämpfte gegen das Atomkraftwerk Pfaffenhofen, gegen Müllverbrennung, Golfplätze und überzogenen Straßenbau. Reimut Kayser führte die Kreisgruppe von 1977 bis 2002 und war bis zuletzt als Beisitzer aktiv. Sein Wirken prägte den Naturschutz im Landkreis. Der BN wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. IHR ANSPRECHPARTNER

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MEHR ZUM THEMA voraussichtlich ab April 2019 unter: kempten.bund-naturschutz.de

Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Peter Nörr

AMPHIBIENTUNNEL: Trotz Ausbau

Der Blaue Gauchheil ist ein besonders hübscher Vertreter der mittlerweile seltenen Ackerwildkräuter.

KREISGRUPPE ROTH

werden Amphibien die Staatsstraße 2253 von Bad Windsheim nach Obernzenn künftig sicher überqueren können. Der BN hat sich mit seiner Forderung nach einem Amphibientunnel durchgesetzt. Das Thema hatte die Aktiven der Kreisgruppe Neustadt/Aisch-Bad Windsheim über mehrere Jahre hinweg beschäftigt. Besonders der sensible Teil der »Ickelheimer Steige«, denn dort queren jährlich Amphibien, von der Erdkröte (siehe Bild) bis zum Kammmolch, die Strecke, die dort durch FFH-Gebiet führt.

Bei einer Kartierung von Ackerwildkräutern fanden Mitglieder der Kreisgruppe Roth 2015 deutlich weniger als erhofft. Daraufhin legten die Aktiven kurzerhand einen »Schau­ acker« für selten gewordene Pflanzen an.

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owohl die Zahl der Arten als auch die Biomasse der Beikräuter hatten seit den 1980er-Jahren dramatisch abgenommen. Das galt auch für die von den Pflanzen abhängigen Tiere. Deshalb beschlossen die Aktiven als Erweiterung zu einem Geschichtsdorf in Landersdorf bei Thalmässing, einen historischen »Schauacker« anzulegen. Ein Landwirt erklärte sich bereit, die Fläche von 1,6 Hektar nach den Vorgaben der historischen Dreifelderwirtschaft zu bestellen. Seit Anfang 2017 wird die Bewirtschaftung des Ackers nach dem Vertragsnaturschutzprogramm gefördert. Die Mitglieder einer Arbeitsgruppe gestalteten zwei Informationstafeln, die das Prinzip der Dreifelderwirtschaft darstellen, sowie Herkunft, Ökologie, Nutzen und Gefährdung der Ackerwildkräuter erläutern. Kleine Steckschilder im Acker liefern

zusätzliche Informationen zu den dort wachsenden Pflanzen. Zur offiziellen Eröffnung im Juni 2018 hielt der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger die vielbeachtete Festrede das »Insek­ tensterben und seine ökologischen Grund­ lagen«. Landrat Herbert Eckstein hob die Zusammenarbeit der beteiligten Gruppen hervor: Landwirtschaft, Kreisheimatpflege, Landschaftspflegeverband, Wildlebensraumberatung, Bayerische Kulturlandstiftung, Untere Naturschutzbehörde, Erlebenswelt Roth und BUND Naturschutz. 2018 zählten die BN-Aktiven 52 reine Ackerwildkrautarten, neun davon stehen auf der Roten Liste, beziehungsweise der Vorwarnliste Bayerns. Weitere Kartierungen und Untersuchungen über die Insektenwelt sollen folgen. Karl-Heinz Donth (ht)

Foto: Wolfgang willner

BN LEGT WILDKRÄUTERACKER AN

FFH-GEBIET BEDROHT: Die Bundesregierung will die B2 zwischen Nürnberg und Augsburg weiter ausbauen, dazu ist eine Umfahrung von Dietfurt vorgesehen. Der BN favorisiert eine Tieferlegung der Bestands­trasse, um die Anlieger von täglich 15 000 Fahrzeugen zu entlasten. Keinesfalls akzeptieren wird der Verband ­Varianten, die im Westen an Dietfurt vorbeiführen. Dabei müsste das naturschutzfachlich sehr wertvolle Dietfurter Ried (Biberlebensraum) durchschnitten, die ­ als FFH-Gebiet geschützte Altmühlaue ge­ quert und die Trasse mit gigantischem Flächenverbrauch über einen Berg geführt werden. Die Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen hat sich dazu an das staatliche Bauamt gewandt. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Unterfranken 59

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN Arbeitskreis Fledermausschutz der Kreisgruppe Haßberge feierte im November sein 30-jähriges Bestehen. In keinem anderen Landkreis sind so viele Winterquartiere bekannt, so viele Keller­eingänge gesichert (siehe Bild) und werden über 500 Fledermauskästen fachmännisch betreut. Auch die seltene Nymphenfledermaus wurde dort entdeckt. Gratulation! Viele Würzburger wehren sich gegen die geplante Abholzung bei Thüngersheim.

Foto: Harald Amon

Foto: Daniel Peter/Main-Post

FASZINATION FLEDERMAUS: Der

KREISGRUPPE WÜRZBURG

WALD SOLL STEINBRUCH WEICHEN Für die Erweiterung eines Steinbruchs sollen bei Thüngersheim zehn Hektar Wald fallen. Die BN-Aktiven und viele Bürgerinnen und Bürger wollen dieses Vorhaben in der ohnehin waldarmen Region stoppen.

W

ie unersetzlich die Unterstützung durch kritische Bürger ist, hat die Kreisgruppe Würzburg erst wieder im vergangenen September erfahren. Diese und nicht etwa der Steinbruchbesitzer oder die staatliche Genehmigungsbehörde informierten sie damals über die bei Thüngersheim geplante Steinbruch­ erweiterung. Für das Vorhaben hat der Betreiber inzwischen 5,7 Hektar wertvollen Wald gerodet. Fast zehn sollen es insgesamt werden. Vor Ort hat sich sehr rasch Widerstand formiert – sichtbar unter anderem bei einer Demonstrationen im Oktober 2018 (siehe Bild). Außerdem konnten in kür­ zester Zeit über 1400 Unterschriften für einen sofortigen Rodungsstopp gesammelt wer­den. Der BN fordert nun eine Überprüfung der 2009 für den betreffenden Abbauab-

schnitt vorgelegten mangelhaften artenschutzrechtlichen Prüfung sowie eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung. Damals war die seltene Haselmaus bei den Ausgleichsmaßnahmen nicht berücksichtigt worden. Dass die Erweiterungsfläche auch vom Uhu und zahlreichen Fledermausarten als Rückzugs- und Jagdgebiet genutzt wird, lässt ebenfalls keinen Zweifel an ihrer hohen ökologischen Bedeutung. Bei einem Runden Tisch Ende November 2018 zeigte das Landratsamt Würzburg als Genehmigungsbehörde allerdings keine Bereitschaft, umfassende ­Untersuchungen und Ausgleichsmaßnahmen einzufordern. Kein Wunder also, dass auch der Steinbruchbetreiber bis heute zu keinem Gespräch bereit war. Der Einsatz des BN für den Wald wird trotzdem weitergehen! Steffen Jodl (ht)

NATURGUCKER: Seit September treffen sich im Landkreis Schweinfurt jeden Montag die »Naturgucker«, eine neue Kindergruppe des BN. Geboten werden Entdeckertouren zum Kennenlernen von Fauna und Flora, Naturerlebnisaktionen, aber auch Spiele und Experimente. Jeder erste Samstag im Monat soll zum Familien­ exkursionstag werden. Weitere Infos bei Ute Höfner info@ute-hoefner.de

AMPHIBIENSCHUTZ: Über das vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte Umweltbildungsprojekt »Netzwerk Mensch für Kröte, Frosch & Co« produzierten Schüler des Bad Brückenauer Franz-­­Miltenberger-Gymnasiums drei Videoclips unter dem Namen #love4lurche. Die Kreisgruppe Bad Kissingen hofft, auf diesem Weg Nachwuchs an Artenkennern und Umweltschützern zu gewinnen.

IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Helmut Schultheiß Tel. 0 91 23 /9 99 57-13 helmut.schultheiss@ bund-naturschutz.de


60 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Im Vogelkostüm setzten sich die BN-Aktive Sigrid Schindler (li.) und SPD-Fraktionssprecherin Ursula Plankermann für die Bäume des Neumarkter Stadtparks ein.

KREISGRUPPE NEUMARKT

IM VOGELKOSTÜM FÜR PARKBÄUME Die Stadt Neumarkt i. d. Oberpfalz will bei einer Umgestaltung ihres Stadtparks rund 100 Bäume fällen. Die BN-Aktiven wehren sich mit Protestaktionen und einer Unterschriftensammlung.

D

er Verlust heimischer Tiere und Pflanzen ist durch aufrüttelnde Berichte bei vielen Menschen ins Bewusstsein gerückt, doch bei etlichen Verantwortlichen scheint die Botschaft noch nicht richtig angekommen zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass derzeit in Neumarkt i. d. Oberpfalz eine Umgestaltung des Stadtparks geplant wird, der rund 100 Bäume zum Opfer fallen sollen – mehr als ein Viertel des Parkbaumbestands. »Dabei sind große Bäume für das Stadtklima und als Lebensraum für viele Fledermaus-, Vogel- und Insekten­ arten sehr wichtig«, meinen nicht nur Sigrid Schindler und Alfons Greiner von der BN-­Kreisgruppe Neumarkt. Auch die beiden Fachmänner des bayernweiten BN-­ Projekts »Neue Chancen für alte Bäume«, Christopher Busch und Daniel Mühlleitner, kamen in ihrer Stellungnahme zum

Ergebnis, dass viele der zur Fällung vorgesehenen Bäume erhalten bleiben könnten, ohne einer Umgestaltung des Parks im Wege zu stehen. Geplante Neupflanzungen würden die Verluste an Unterschlupf- und Nistgelegenheiten sowie an Nahrungsquellen erst in mehreren Jahrzehnten ausgleichen. Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, griff die Kreisgruppe zu kreativen Aktionen: Neben einem Auftritt in Vogelkostümen (siehe Bild) vergaben die Aktiven symbolische Patenschaften für bedrohte Bäume. Nachdem eine große Mehrheit des Stadtrats aber an den Ursprungsplänen festhält, hat die BN-Kreisgruppe Neumarkt Anfang Dezember 2018 mit einer Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren zum Erhalt aller vitalen Bäume des Stadtparks begonnen. Reinhard Scheuerlein (ht)

lierten BN-Vorsitzender Richard Mergner und Ehrenvorsitzender Hubert Weiger dem ehemaligen Regensburger Vorsitzenden Dr. Peter Streck bei der Jahreshauptversammlung seiner Kreisgruppe Mitte November. Als Mitbringsel hatten sie druckfrisch die zweibändige Rückschau auf die BN-Geschichte in Regensburg zwischen 1977 und 2016 dabei, die der Jubilar in akribischer Arbeit zusammengestellt hatte. Sie ist als Nr. 12 der Reihe »BUND Naturschutz Forschung« bei der BN-Service GmbH erhältlich.

GEDENKEN: BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger war Anfang Oktober Gast beim alljährlichen Gedenken am Franziskusmarterl nahe des in den 1980er-Jahren geplanten Standorts für eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) im Landkreis Schwandorf (siehe Bild). Davon ist eine Videodokumentation im youtube-­ Kanal des BUND Naturschutz verfügbar.

Foto: BN

Foto: BN/Alfons Greiner

EHRENTAG: Zum 80. Geburtstag gratu-

NEUER VORSITZENDER: Nachdem die bisherige Vorsitzende Sonja Reichold ihr Amt nach sieben Jahren aus persön­ lichen Gründen niederlegte, wählten die örtlichen BN-Mitglieder Mitte November einstimmig den Förster Hans Babl an die Spitze der Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-Weiden.

IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-28 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 61

Ulrich Meßlinger Natur- und Tier-Verlag, 12,80 Euro

HANS SCHUIERER – Symbolfigur des friedlichen Widerstandes gegen die WAA Oskar Duschinger Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, 19,90 Euro

Symbolfigur des Widerstands ­gegen die WAA 2019 ist es 30 Jahre her, dass der Bau der Wiederaufarbeitungs­ anlage Wackersdorf endgültig ­gestoppt wurde. Das Buch »Hans Schuierer – Symbolfigur des friedlichen Widerstandes gegen die WAA« und der Kinofilm »Wackersdorf« machen noch einmal die Vorgänge im Taxöldener Forst lebendig, die eine ganze Region in Aufruhr versetzten. Heute ist Hans Schuierer mit seinem konsequenten Eintreten für Heimat, Recht und Freiheit ein Vorbild für Generationen. Doch wer ist dieser Mann, der mit seinen entschlossenen Mitstreitern erfolgreich ein gigantisches Atomprojekt verhinderte? Der Autor Oskar Duschinger stammt selbst aus dem Landkreis Schwandorf und hat vor 30 Jahren bereits ein Buch über Hans Schuierer veröffentlicht. Jetzt hat er noch einmal in den Archiven geforscht. Herausgekommen ist ein rundes Bild einer ganz besonderen Persönlichkeit.

BUND-REISEN

LIGURISCHE KÜSTE 6. – 13. April 2019 und 12. – 19. Oktober 2019

SINNESREISE IN DIE RHÖN 5. – 11. Mai 2019 Hochmoore sind ein Rückzugsort für viele seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Mit Experten vor Ort lernen die Teilnehmer dieser

Felsige Küstengebirge, malerische Dörfer und eindrucksvolle Terrassenlandschaften – das sind die Merkmale der Cinque Terre, dem Küstenstrich im Südosten der Region Ligurien, N ­ ationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe. Auf steilen, fast senkrechten Klippen tauchen die fünf Dörfer aus dem tiefblauen Wasser des Mittelmeeres auf und bieten einen atemberaubenden ­Anblick.

Reise Projekte zum Schutz der Natur- und Kulturlandschaft kennen. Los geht es im Genussort Hammelburg, der ältesten Weinstadt ­Frankens mit ihren Wein­ lagen und Trockenmauern, die Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten.

Foto: D. Lüst

ENTDECKE DIE BIBER

Die Welt der Biber entdecken Biber bauen Dämme und fällen auch mal Bäume. Das wissen ­viele. Aber es gibt noch so viel mehr Spannendes über die Baumeister am Wasser zu entdecken! ­Diplom-Biologe und BN-Biber­ experte Ulrich Meßlinger, der sich auch in seiner Freizeit für den Schutz unserer tierischen Nachbarn engagiert, zeigt in diesem Buch wie Biber leben. Mit guten Texten und vielen tollen Fotos bringt der Autor jungen und erwachsenen Lesern gleichermaßen nahe, wie gut Biber an den Lebensraum Wasser angepasst sind, wovon sie sich ernähren, wie junge Biber aufwachsen oder wofür Biber ihre Dämme eigentlich brauchen. Und zum Schluss gibt’s ein großes Biber-Quiz. Das BN-Logo auf der Titelseite verrät es: Der BUND Naturschutz empfiehlt dieses Buch.

Foto: C. Unger

BUCHTIPPS

WANDERN AUF DER INSEL ELBA 9. – 19. Mai 2019 Diese Wanderreise lädt ein zum Erkunden der wunderschönen Insel Elba, ein facettenreiches Naturparadies zwischen Berg und Meer. Die drittgrößte Insel Italiens gehört seit 1996 zum Natio-

nalpark des toskanischen Archipels. Durch blühende Macchia, schattige Stein­ eichenwälder und über steinige Maultierpfade steigen die Wanderer ab zu Buchten mit kristallklarem Wasser, kommen durch geschichtsträchtige Bergdörfer und genießen den Blick auf das tiefblaue Mittelmeer.

Weitere Informationen

Tel. 09 11/ 588 88 20 · www.bund-reisen.de


62 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  SERVICE ›  Ratgeber: Vogelschlag an Glasflächen

VOGELSCHLAG

Kollisionen mit Glas sind eine der größten Gefahren für Vögel. Über 18 Millionen verunglücken jedes Jahr in Deutschland an Fenstern und Glasfassaden. Dabei gibt es wirksame Abhilfe.

A

uch Sie haben es vielleicht schon erlebt. Ein dumpfer Schlag am Fenster, und dann die Erklärung: Ein benommener oder toter Vogel liegt draußen am Boden, er ist gegen die Scheibe geprallt. Vielleicht dachten Sie: wie traurig – zum Glück nur ein Einzelfall! Doch jeden Tag sterben Tausende von Vögeln an Glasscheiben. Wie bewusst dieses Drama vielen Menschen ist, zeigen die an zahlreichen Fenstern klebenden Vogelsilhouetten. Leider sind sie völlig wirkungslos. Vögel können, genau wie wir Menschen, Glas selbst nicht wahrnehmen. Entweder sie sehen einfach hindurch; oder sie halten die Spiegelung der Umgebung für das reale Abbild. Dadurch fliegen sie gegen Glasscheiben von Fenstern und Wintergärten, von Balkonen oder Dachterrassen. Betroffen sind Vögel jeder Größe, vom winzigen Goldhähnchen über Tauben und Krähen bis hin zu Greifvögeln und Störchen.

RICHTIG MARKIEREN Um Ihr Glas für Vögel sichtbar zu machen, müssen Sie es markieren. Dafür gibt es sogenannte »hochwirksame« Muster. In Tests führten sie dazu, dass über 90 von 100 Vögeln der so markierten Scheibe ausgewichen sind. Leider sind all diese Muster nicht nur für Vögel sichtbar, sondern auch für uns Menschen. UV-Markierungen – die man selbst mit einem UV-Stift auftragen kann – sind zwar weit dezenter, bieten aber nicht genug Schutz für Vögel, genau wie die erwähnten Greifvogelsilhouetten. Hochwirksame Muster sind zum Beispiel vertikale 5 Millimeter breite Linien in einem Abstand von 10 Zentimetern. Horizontale Linien müssen enger stehen: 3 Millimeter breit bei 3 Zentimetern Abstand oder 5 Millimeter breit bei 5 Zentimetern Abstand. Nur

Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

TÖDLICHE FALLE

so weichen Vögel, die sehr gewandt durch Hecken und Bäume fliegen können, vor Ihrer Scheibe zurück. Die sichersten Farben sind Schwarz, Weiß, Rot und Orange. Bringen Sie die Markierungen auf jeden Fall von außen an, um Spiegelungen zu überlagern. Die Muster können Sie mit Klebe­ folien auftragen oder auch günstig selbst herstellen: durch einen Vorhang aus dicken Kordeln, die in zehn Zentimetern Abstand hängen. Oder Sie sind kreativ und bemalen Ihre Scheiben mit wasserfester Glasmalfarbe.

WIRKSAM SCHÜTZEN Um die Vögel Ihrer Umgebung vor Unfällen an Glas zu schützen, •• verzichten Sie bitte auf Vogelsilhouetten oder UV-Stifte, da die zu selten Kollisionen verhindern. •• nutzen Sie hochwirksame Markierungen – in Form aufgeklebter Folien oder Kordelvorhänge. Oder malen Sie selbst ein Muster auf Ihre Fenster. •• Kriterien für Muster: großflächig von außen; Farben: Schwarz, Weiß, Rot oder Orange wirken am besten; Handflächenregel: Zwischen den einzelnen Elementen/Linien dürfen maximal 10 Zentimeter Abstand sein, bei horizontalen Linien noch ­weniger, damit auch kleine Vögel nicht glauben, sie könnten hindurchfliegen.

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MEHR ZUM THEMA Viele weitere Informationen, Praxisbeispiele sowie alle hochwirksamen Muster finden Sie unter: www.vogelsicherheit-an-glas.de


Natur +Umwelt 1 | 19 ›  SERVICE ›  Leserbriefe 63

LESERBRIEFE stecken? Dagegen scheint die materiell missglückte Selbsterlösung des Menschen zu stehen. Es wäre eine nachdenkliche »Nacht zum Weinen«: Weihnacht? Besser wäre eine weihnacht­ liche Selbstbesinnung!

Foto: Klaus Leidorf

Hans Krimm, Pilsting

WER STEHT FÜR WELCHE POLITIK? Zum Thema Flächenfraß in Natur+Umwelt 3/2018 In unserem Land wachsen Tag für Tag die Industriegebiete und Asphaltflächen weiter und fressen Wiesen und Wälder. Auch die Wohnbebauung wird weiter zunehmen, und die Versiegelung unseres Landes wird weitergehen. Aber warum macht sich keiner Gedanken darüber, wie man einen großen Teil davon der Natur wieder zurückgeben könnte? Viele Quadratmeter lebensfeindlicher Flachdächer könnten durch begrünte Dächer wieder Trittsteine für die Natur werden. Extensive Dachbegrünung mit trockenheitsresistenten Pflanzenarten ist kostengünstig, pflegeleicht und bietet zahlreichen Tierund Pflanzenarten einen Lebensraum. Ein extensiv begrüntes Dach benötigt weder Schnitt noch Dünger. Begrünte Dächer können manches wieder heilen und neue Lebensräume schaffen. Dachgärten müssen weder teuer noch arbeitsaufwendig sein. Außerdem sind begrünte Dächer eine hervorragende Wärmespeicherung und Wärmedämmung in Zeiten des Klimawandels. Alfons Trautner, Gräfenberg

KONSUMWAHNSINN Zur Weihnachtszeit erhielten wir diese nachdenkliche Zuschrift: Der französische Mathematiker, Erfinder und Philosoph B. Pascal sagte, das ganze Unglück käme davon, dass der Mensch nicht in seinen vier Wänden bleiben könne, das heißt mit dem Zuhause und Umfeld nicht zufrieden sein kann. Dem gegenüber stehen Jahrtausende von »Bewegungskriegen« und schließlich auch unser »Verkehrswahn«. Man müsse ja flexibel sein wie ein Globetrotter und Massentourist, und flexibel sein wie Massenwaren-Transporte der Wirtschaft. Dazu müssen Verkehrsbedingungen geschaffen und ausgebaut sein, zum Beispiel ein dichtes Verkehrsnetz. Da werden dann im kleinen und engen Land riesige »Los-Angeles-Ausfahrtsschleifen« geschaffen, und letztlich immer breitere und dichtere Straßen für immer größere europäische »Brummis«, mit der jahrzehntelangen Aufschaukelung: je mehr Straßen, umso mehr Verkehr (inklusive Unfälle). Im weihnachtlichen »Frieden auf Erden« würde primär »Zufriedenheit«

MISTEL Zum Pflanzenporträt in Natur+Umwelt 4/2018 Frau Dr. Scherf weist in ihrem Pflanzenportrait Mistel (N+U 4/18) auf die verstärkte Ausbreitung der Mistel in manchen Regionen hin und führt diese Arealzunahme auf klimatische Faktoren zurück. Nicht nur in Obstbeständen kann dies zur Schwächung oder zum Absterben der Bäume führen. Dramatisch kann der Befall bei der Weißtanne werden. Untersuchungen in Graubünden und Vorarlberg belegen, dass die Tannenmistel in immer höhergelegene Zonen des alpinen Bergmischwaldes vordringt. Die Weißtanne gilt als Hoffnungsträger, wenn es gilt, die durch die Erd­ erwärmung bedrohte Fichte wenigstens teilweise zu ersetzen. Sie kann als Tiefwurzler Trockenperioden besser überstehen als die Fichte. Sie ist sturmfester und wird vom Borkenkäfer nicht befallen. Beim Bergwanden kann auch der Laie immer häufiger die riesigen Mistel-Kugeln an Alttannen und den damit einhergehenden Vitalitätsverlust beobachten. Karl Heinrich Knörr, Walpertskirchen

NATURSCHUTZ IM KARTON Zu »BN vor Ort aktiv« in Natur+Umwelt 4/2018 Das neue Natur+Umwelt lese ich SEHR gerne. Heute habe ich mich aber geärgert! Bezugnehmend auf das Heft 04/18: Auf ­Seite 19 raten Sie, in Plastik verpackte Frischware zu meiden. Auf Seite 50 preisen Sie Apfelsaft im Kunststoffschlauch mit Pappverstärkung als »Naturschutz im Karton«. Ich bedaure sehr, dass ausgerechnet bei den Streuobstwiesen auf die Flaschenabfüllung verzichtet wird und kaufe NUR Streu­ obstwiesensaft aus der Rhön in Flaschen, die ich hier in der Rhön zum Glück im Supermarkt kaufen kann. Regina Fiedler, Bad Kissingen

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.


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66 Natur +Umwelt 1 | 19 ›  SERVICE ›  Konktakt und Impressum

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MITGLIEDERSERVICE (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41/2 97 20-65, mitglied@bund-naturschutz.de

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PRESSE- & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Redaktion Natur+Umwelt Luise Frank Tel. 09 41/2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de

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HAUS- UND STRASSENSAMMLUNG EHRENAMTLICH AKTIV WERDEN Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41/2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de

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BN-STIFTUNG Christian Hierneis Tel. 09 41/2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Foto: Fotolia/Satori

SPENDENBESCHEINIGUNGEN

BAYERISCHER HEIMATTAG 2019 28. / 29. Juni 2019, Landshut Immer mehr Menschen leben in Städten. Der BUND ­Naturschutz befasst sich deshalb seit 2017 intensiv mit dem Thema Stadtnatur. In diesem Jahr rückt der ­Bayerische Heimattag die Frage nach der Gestaltung ­urbaner Lebensräume in den Fokus. »Stadtregionen – ­Lebensräume der Zukunft« lautet das Motto des ­Heimattages 2019, der am 28. und 29. Juni im nieder­ bayerischen Landshut stattfindet. Geplant sind unter anderem: •• Infopavillons der beteiligten Verbände und örtlicher Vereine •• Stadtführungen zu verschiedenen Schwerpunktthemen •• ein Vortrag zum Thema Städtewachstum des Geo­ graphen Professor Manfred Miosga »Der Bayerische Heimattag« ist ein Zusammenschluss von: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege, Verband bayerischer Geschichtsvereine und BUND ­Naturschutz in Bayern.

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WWW.BAYERISCHER-HEIMATTAG.DE

IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Juliane Dentler Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

Druck und Versand: Fr. Ant Niedermayr GmbH & Co. KG, Regensburg Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30/2 80 18-145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 26. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 4-2018: 144.000 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im B ­ eitrag e ­ nt­­halten, für Nichtmitglieder V ­ ersandgebühr, ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

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Jubiläum? Taufe? Silberne Hochzeit? Geburtstag? Wünschen Sie sich doch zu Ihrem Fest eine Spende für die Natur. Jeder Euro, der gespendet wird, bringt die gute Sache voran.

Für 20 Euro kann der BN z.B. sechs Meter Amphibienschutzzaun kaufen.

50 Euro reichen z.B., um eine Sense für die Biotoppflege oder Becherlupen für eine Kindergruppe zu kaufen.

Für 100 Euro kann der BN z.B. 80 m2 wertvoller Moorfläche erwerben und renaturieren.

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Fotos: BN-Archiv, fotolia

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Ihre Ansprechpartnerin ist Claudia Ciecior-Bordonaro Tel. 0941/29720-34 claudia.ciecior-bordonaro@ bund-naturschutz.de

Nähere Infos finden Sie auch unter

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