Natur + Umwelt 03-24

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FLÄCHENFRASS STOPPEN

Wiesen und Wald statt Asphalt

Ratgeber: Lebensmittel frei von Gentechnik

Aktuell: Blütenmeer statt Maiswüste

20 Jahre Rettungsnetz Wildkatze

STADT.LAND.FLUSS. WASSER VERBINDET UNS

Sich schlängelnde Flüsse, naturnahe Gewässer, Auwälder, nasse Moore. Als Rückhalteräume schützen solche Landschaften vor Hochwasser. Zugleich dienen sie als Wasserspeicher für Trockenzeiten.

Tier- und Pflanzenarten mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen finden hier Nahrung, Unterschlupf und Platz zum Leben. Hier kommen der Schutz von Natur und Menschen zusammen.

Mit Ihrer Hilfe schützen wir unsere Lebensgrundlage Wasser!

Bitte spenden Sie für

SPENDENKONTO BUND NATURSCHUTZ

IBAN: DE72 7002 0500 9300 0003 00

Renaturierung

Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Mitgliedsnummer mit an. Dies hilft uns Verwaltungskosten zu sparen. Bei Spenden über 300 Euro erhalten Sie eine Spendenquittung. Für Zuwendungen bis 300 Euro gilt der Bankbeleg als Nachweis für das Finanzamt.

Oder nutzen Sie unser Onlineformular unter: www.bund-naturschutz.de/spende-gegen-wasserkrise

AKTUELLES

4/5 Aktuelle Meldungen

6 Kommentar

7 Gerettete Landschaft

8-13 Aktuelles aus Bayern

TITELTHEMA

14 /15 Flächenfraß stoppen

16 /17 Netto Null

18 BUND BaWü im Interview

19 Wie es besser geht

20/21 Bunter Widerstand

22/23 Wo bleibt die Kehrtwende?

AKTION

24 Mitmachaktion Bioblitz

25 Globaler Klimastreik

NATUR IM PORTRÄT

26 Pflanzenporträt: Arzneibaldrian

27 20 Jahre Rettungsnetz Wildkatze

28/29 Schutz für gefährdete Arten

30/31 Bedroht: Rote Röhrenspinne

32/33 EU­Schutzgebiet

34/35 Jahresschwerpunkt Wasser

36/37 INTERNATIONALES

URL AUB & FREIZEIT

38 Reise

39 Wanderung: Klosterfilz

BN AKTIV + NAH

40 Neue Serie: BN­Grundstücke

41 Editorial des Vorstands

42/43 Delegiertenversammlung

44–47 Meldungen

48 Porträt

49 Aus dem Bundesverband

50 Jubiläen

51– 57 Regionalseiten

58/59 Junge Seite

SERVICE

60 Ratgeber

61 Bildung

62 Medien und Reisen

66 Ihre Ansprechpartner*innen/ Impressum

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

Sie halten die neu gestaltete Natur+Umwelt in der Hand. Das überarbeitete »Corporate Design« unseres Bundesverbandes hat auch in Ihrer Mitgliederzeitschrift Spuren hinterlassen.

Das deutsche Straßennetz wird immer weiter verdichtet. Dadurch schrumpfen und verinseln die natürlichen Lebensräume in einem fort. Mit schlimmen Folgen. Der Flächenfraß zählt zu den größten Gefahren für die biologische Vielfalt.

Zwar hat sich der tägliche Flächenverbrauch im Land binnen 20 Jahren mehr als halbiert. Doch das ist nur ein schwacher Trost. Bis heute beschäftigen naturfeindliche Straßenund andere Bauvorhaben in ganz Deutschland BUND­Gruppen wie kaum etwas sonst. Mehr dazu erfahren Sie im aktuellen Schwerpunkt ab Seite 14.

Für den nahen Sommerausklang und den Herbst wünschen wir Ihnen schöne Tage – und, trotz weltweit zunehmender Krisenszenarios, die nötige Zuversicht.

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

Luise Frank Redaktion Natur+Umwelt

Severin Zillich Redaktion BUNDmagazin

Foto: adobe.stock.com –bigfoot
Foto: Regina Krieger
Foto: Thomas Frey
Protest gegen den geplanten Ausbau der B12 in Schwaben

URTEIL IM FALL RAPPENALPBACH

Der Prozess um die Schäden am Rappenalpbach ging im Juli mit der Verhängung von Geldbußen zu Ende.

Das Verfahren gegen zwei Männer der Alpgenossenschaft, die für das Ausbaggern des Rappenalpbachs verantwortlich waren, wurde gegen die Zahlung von insgesamt 25 000 Euro eingestellt. Für die Beweisaufnahme wurde vor Gericht ein naturschutzfachliches Gutachten im Auftrag der Staatsanwaltschaft vorgestellt.

Dieses deckt sich mit den Einschätzungen der BN­Expert*innen und legt massive Schäden an dem Bach dar, die nur durch sehr umfangreiche und langwierige Renaturierungsmaßnahmen behoben werden können.

Das Gutachten geht davon aus, dass die Renaturierungsarbeiten rund fünf Jahre dauern und etwa 860 000 Euro kosten werden.

Noch im August wird der BUND eine Verfassungsbeschwerde gegen die deutsche Klimapolitik erheben. Wie schon 2018 verklagen wir gemeinsam mit dem Solarenergie-Förderverein Deutschland und zusätzlich vier Einzelkläger*innen die Bundesregierung.

Auslöser ist das stark geschwächte neue Klimaschutzgesetz. Damit nämlich wird Deutschland nicht mehr dazu beitragen können, die rechtlich verankerte Grenze von 1,5 Grad maximaler Erderhitzung zu

halten. Die Folgen der Klimakrise wären dann noch weit weniger zu beherrschen.

Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Mit dem schwachen Klimaschutzgesetz schränkt die Bundesregierung die Freiheiten heutiger und künftiger Generationen ein. Welche Weichen im Kampf gegen die Klimakrise gestellt werden müssen, ist längst bekannt. Doch die Regierung bleibt die nötigen Schritte schuldig.

Dazu der Vorsitzende des BUND, Olaf Bandt: »Die deutsche Klimapolitik nimmt nachfolgenden Generationen die Chance auf ein gutes Leben. Die verpassten Chancen von heute sind die Krisen von morgen, daher klagen wir. Die Regierung hat einen Eid zum Wohle Deutschlands und zur Wahrung des Grundgesetzes geleistet. Daran sollte sie sich halten.«

DIE ZAHL: 20 MILLIARDEN €

... könnte Verkehrsminister Wissing (FDP) sparen, wenn er sich vom teuren und naturzerstörenden Neubau von Fernstraßen verabschiedet. Dieses Geld wäre weit sinnvoller für die Sanierung von Brücken und das marode Schienennetz angelegt. Das ergab im Juli eine auch vom BUND beauftragte Studie. Obwohl Deutschland schon über das dichteste Autobahnnetz Europas verfügt, sieht der Bundesverkehrswegeplan allein bis 2030 weitere 850 Kilometer Autobahnen und 2000 Kilometer Bundesstraßen vor. Während Volker Wissing behauptet, es sei nicht genug Geld da, um etwa elftausend marode Straßenbrücken zu sanieren, lässt er weiter Autobahnen planen –und spart bei der Schiene.

Unsere Studie finden Sie unter www.bund.net/bvwp2030

kurz & gut

»Only bad news is good news«

heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.

Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Zehntausendmal gesichtet: Im Rahmen des Projekts Spurensuche Gartenschläfer ruft der BUND seit Jahren dazu auf, Beobachtungen des kleinen Nagers zu melden. Ende Juli erreichte uns auf www.gartenschlaefer.de nun der zehntausendste Hinweis. Kam die Schlafmaus ursprünglich im größten Teil von Süd­ und Mitteldeutschland vor, ist sie heute vor allem auf urbane Lebensräume im Südwesten konzentriert. Jede Meldung hilft uns den Gartenschläfer besser schützen zu können – wie das im Harz, im Fichtelgebirge und im Bayerischen Wald bereits geschieht.

EU-Renaturierungsgesetz gerettet: Am 17. Juni haben die europäischen Umweltminister*innen die »Verordnung zur Wiederherstellung der Natur« verabschiedet. Ein Grund zur Freude, so Olaf Bandt, der BUND­Vorsitzende: »Das ist die wichtigste Initiative im europäischen Naturschutz seit 30 Jahren. Es reicht nicht länger, die Natur nur zu bewahren. Damit sie uns vor Katastrophen und der Klimakrise schützen kann, müssen Ökosysteme wie Flüsse, Wälder und Moore dringend großflächig wiederhergestellt werden.« Die Bundesregierung müsse die Vorgaben der EU nun unverzüglich und vollständig umsetzen.

Bruterfolg im Grünen Band: Über 60 Kiebitze brüteten dieses Jahr in der Altmark (Sachsen­Anhalt) an der einstigen innerdeutschen Grenze –doppelt so viele wie im Vorjahr. Der BUND hat hier Brutinseln angelegt, Wiesen wiedervernässt und neue Schutzzäune gezogen. Zahlreiche Jungvögel der stark gefährdeten Art seien geschlüpft, so Projektkoordinator Dieter Leupold. Reiche Niederschläge hätten die Lebensbedingungen zusätzlich verbessert. Auch andere seltene Arten wie die Bekassine, die Knäk­ und Löffelente sowie der Moorfrosch kehrten nun vermehrt in die Altmark zurück.

Elf neue Biosphärenreservate: Die UNESCO hat neue Modellgebiete für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Dazu zählen die grenzüberschreitenden Regionen Kempen­Broek (Belgien/Niederlande) und Julische Alpen (Italien/Slowenien), die Euganeischen Hügel in Norditalien, zwei Gebiete in den spanischen Pyrenäen sowie Regionen in der Dominikanischen Republik und Mongolei, in Gambia, Kolumbien, Philippinen und Südkorea. Somit gibt es jetzt weltweit 759 Modellregionen für eine naturverträgliche Lebens­ und Wirtschaftsweise, immerhin 18 davon in Deutschland.

Klein, aber oho: Dank einer deutschamerikanischen Initiative ist die Antarktis um ein Schutzgebiet reicher. Die sieben »Danger Islands« an der nordöstlichen Spitze der Antarktischen Halbinsel messen zusammen nur rund 4,5 Quadratkilometer. Erst 2017 wurde hier eine riesige Brutpopulation des Adeliepinguins entdeckt. Dessen über 750000 Brutpaare teilen sich das Archipel mit Zügel­ und Eselspinguinen sowie Kapsturmvögeln, Subantarktikskuas und anderen Meeresvögeln. Ende Mai erklärten die Antarktis­Vertragsstaaten die Inseln zum Naturschutzgebiet.

Naturschutz und Landwirtschaft versöhnen

Nichts bedroht die biologische Vielfalt mehr als die zunehmend naturferne Landwirtschaft. Auch diese Bundesregierung scheitert daran, Landwirtschaft und Naturschutz zu vereinbaren. Das will der BUND nicht hinnehmen.

Als vor knapp drei Jahren die neue Bundesregierung antrat, war unsere Hoffnung groß. Mit den zwei grün geführten Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft ergab sich die Chance, unsere Landwirtschaft endlich naturgerechter zu gestalten. Der Schutz der biologischen Vielfalt sollte sich künftig auch für die Höfe auszahlen. Das Konzept dazu hatte die Zukunftskommission Landwirtschaft damals eben vorgelegt, in einer bahnbrechenden Übereinkunft zwischen Umwelt- und Agrarverbänden.

Ich habe an den Beratungen der Kommission teilgenommen, in vielstündigen abendlichen Online­Arbeitsgruppen. Immer wieder gab es Momente des Verständnisses und Vertrauens. Gemeinsam wollten wir den deutschen Bäuerinnen und Bauern eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive bieten. Wir waren uns sicher, mehr Natur­ und Klimaschutz durchsetzen zu können, und mehr Tierschutz durch weniger Tiere in größeren Ställen.

Erste Irritationen gab es, als klar wurde, dass die Ergebnisse der Zukunftskommission nicht wie erwartet im Koalitionsvertrag der Ampelregierung verankert waren. Auch die beiden Ministerien nahmen sie nur zögerlich und bruchstückhaft auf. Schlimmer noch wurde es mit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und den europaweiten Bauernprotesten Ende 2023. Das Ziel, den Einsatz von Pestiziden zu halbieren, stellte die Bundesregierung nun immer deutlicher in Frage. Dem Verbot des besonders naturschädlichen Totalherbizides Glyphosat entzog sie ihre Unterstützung.

Anfang dieses Jahres überraschte uns dann aus Brüssel die Nachricht, dass Ackerbaubetriebe nicht mehr wie bisher vier Prozent ihrer Fläche als Brachen der Biodiversität überlassen müssen. Und das, obwohl diese Betriebe im Mittel rund die Hälfte

ihres Einkommens aus EU­Subventionen beziehen. Das war ein weiterer symbolträchtiger Tiefschlag für den Naturschutz in der Agrarlandschaft. Ich nehme tiefe Enttäuschung wahr über diese Entwicklung – bei mir selbst und vielen anderen BUND­Aktiven, bei den übrigen Umweltverbänden und auch in der Wissenschaft. Wir alle fragen uns: Welche Perspektive hat der Naturschutz in der Landwirtschaft jetzt überhaupt noch?

Unsere strategische Antwort lautet: Der BUND wird weiter öffentlich sehr deutlich machen, wie verheerend sich die industrielle Landwirtschaft auf die biologische Vielfalt auswirkt, auf unsere Böden und das Grundwasser. Als Naturschutzverband werden wir uns niemals mit einer Lebensmittelproduktion abfinden, die langfristig unsere Lebensgrundlagen und damit ihr eigenes Fundament zerstört. Da auch die jetzige Bundesregierung dieser Gefahr offenkundig nicht ausreichend begegnen will oder kann, prüfen wir rechtliche Schritte, um gegen besonders schädliche Bewirtschaftungsformen vorzugehen.

Zugleich weiß ich nicht erst seit meiner Arbeit in der Zukunftskommission: Wir haben im ökologischen wie konventionellen Landbau viele Verbündete, die wie wir unsere Landwirtschaft neu ausrichten wollen. Davon zeugen etliche gemeinsame Projekte zum Artenschutz und meine Gespräche mit Vertreter*innen des Bauernverbandes, der Landwirtschaftskammern oder der Landfrauen. Hier erlebe ich eine Allianz der Vernunft jenseits der oft populistischen Bauernproteste. Diese Allianz gilt es zu stärken. Wir wollen sie jetzt und im kommenden Wahlkampf nutzen, um die Parteien und die nächste Bundesregierung zu überzeugen. Mit dieser optimistischen, mit viel Kampfgeist verbundenen Perspektive wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen schönen Restsommer.

OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND.

GERETTETE LANDSCHAFT

Das »granitene Hufeisen« des Fichtelgebirges blieb intakt. Zu verdanken ist das einem langjährigen und zähen Widerstand. Wäre es nach dem Willen der damaligen bayerischen Staatsregierung gegangen, würde heute der Schwerlastverkehr auf einer Autobahn durch das kleine Mittelgebirge donnern.

Doch die Franken wehrten sich, in seltener Einigkeit zwischen BUND Naturschutz, Bauernverband und den anliegenden Gemeinden.

Seit 1978 war die Autobahn in Planung, erst 2009 ließ Bayerns Innenministerium davon ab.

Den Erfolg feiert unsere Kreisgruppe Wunsiedel bis heute jedes Jahr auf ihrem Sommerfest.

Foto: Winfried Berner

Der BN hatte in Erlangen pressewirksam mit einem Stoffzug für die Stadt­Umland­Bahn

DIE STUB KOMMT

Die Erlanger*innen stimmten im Juni per Bürgerentscheid ab und befürworteten zum zweiten Mal den Bau der StadtUmland-Bahn (StUB). Der BUND Naturschutz ist erleichtert über die Entscheidung für den Bau der StUB als umweltund klimafreundliches Verkehrsmittel.

»Wir danken der Mehrheit der Erlanger*innen, dass sie die StUB aufs Gleis setzen. Es ist ein ermutigendes Zeichen für den Kampf um eine Verkehrswende und für den Klimaschutz«, so BN­Vorsitzender Richard Mergner. Mit diesem bundesweit

größten Straßenbahn­Neubauprojekt mit 26 Kilometer Strecke kommt man künftig ohne Umsteigen vom Plärrer in Nürnberg bis in die Erlanger Innenstadt und weiter nach Herzogenaurach.

»Es war ein Kraftakt, aber die Vernunft hat sich durchgesetzt«, sagt Rainer Hartmann, Vorsitzender der BN­Kreisgruppe Erlangen und Sprecher der Initiative »Wir pro StUB«. Der Bau der StUB, die ein Projekt des BUND Naturschutz ist, ist ein großer Schritt in Richtung nachhaltige Mobilität.

ETAPPENSIEG BEI MASSENTIERHALTUNG

Das Bayerische Verwaltungsgericht hat eine industrielle Hähnchenmast-Anlage in Eschelbach gestoppt. Es sieht keine Rechtsgrundlage für privilegiertes Bauen im Außenbereich bei der Anlage mit 124 600 Masthühnern. Das Gericht gab einer Klage des BUND Naturschutz Recht und definierte die riesige Anlage im Landkreis Pfaffenhofen nicht mehr als landwirtschaftlichen Betrieb. Damit fällt die sogenannte Privilegierung für das Bauen im Außenbereich weg, die für landwirtschaftliche Gebäude gilt.

Stattdessen ist ein ordentlicher Bebauungsplan erforderlich, mit einer intensiveren Standortprüfung, die eine Einbeziehung ökologischer Kriterien und weiterer Faktoren beinhaltet.

Der BN geht davon aus, dass der Betreiber der Mastanlage Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen wird – dann muss der Verwaltungsgerichtshof entscheiden. Doch es ist bereits ein Etappensieg beim Thema Massentierhaltung!

NATURSCHUTZ IN VERFASSUNG

Vor 40 Jahren wurde der Umweltschutz in die bayerische Verfassung aufgenommen. Der BUND Naturschutz hatte daran maßgeblichen Anteil.

In den 80er Jahren gingen die erschütternden Bilder des Waldsterbens durch die Medienlandschaft. In Bayern organisierte der BN damals Pressefahrten durch betroffene Waldgebiete und erzielte ein großes Medienecho. Der Verband führte Gespräche mit Politikern und dachte über ein Volksbegehren nach.

Letzteres war dann gar nicht notwendig: Die Bayerische Staatsregierung unter dem damaligen Ministerpräsidenten Franz­Josef Strauß trat in Verhandlungen ein, um eine Gesetzesänderung auf den Weg zu bringen. Der BUND Naturschutz lieferte dafür Textvorschläge. Am 20. Juni 1984 wurde schließlich der »Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen« als Aufgabe mit Verfassungsrang für Staat, Gemeinden und Körperschaften in der bayerischen Verfassung festgeschrieben. Dafür wurde Artikel 141 ergänzt. Ein Meilenstein für den Umweltschutz!

AKTIV AUF FACEBOOK

Lust auf Dialog? Der BUND Naturschutz tauscht sich auf Facebook täglich mit seiner Community über Natur und Umwelt in Bayern aus. Schließen Sie sich an!

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geworben.
Foto: Tom Konopka
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GUTE WAHL

Die Deutsche Bahn hat ihre Vorzugsvariante für die neue Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm entlang der A 8 vorgestellt. Der BUND Naturschutz begrüßt diese Entscheidung, denn die Trasse schont wertvolle Naturräume.

»Die Bahn hat die Anregungen von Politik, Verbänden und Bevölkerung ernst genommen und versucht, im Rahmen der Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums eine verträgliche Lösung zu finden«,

so Thomas Frey, BN­Regionalreferent für Schwaben, der den BN im Projektkoordinierungsrat vertreten hat. »Die jetzt vorgeschlagene Trassenvariante entspricht weitgehend unserem Vorschlag. Schutzgebiete, die europäischen FFH­Gebiete, Biotopverbundachsen und zahlreiche Trinkwasserschutzgebiete werden geschont. Zwar gibt es noch Verbesserungsbedarf, um das Naturschutzgebiet Biberhacken und das FFH­Gebiet DonauAuen zu umfahren, aber Lösungsvorschläge dafür liegen bereits vor.«

Zudem begrüßt der BN die Entscheidung, einen Regionalbahnhalt in Zusmarshausen zu bauen. Damit wird ein bisher vom öffentlichen Verkehr schlecht erschlossener Raum attraktiv an das Bahnnetz angebunden.

BN IN SORGE UM NATIONALPARK

Mit der geplanten Veränderung der Naturzone im Nationalpark Bayerischer Wald befasste sich im Juli der Nationalparkausschuss. Hintergrund ist die Bekämpfung von Borkenkäfern. Der BUND Naturschutz lehnt eine Borkenkäferbekämpfung außerhalb der Managementzone strikt ab. Im Vorfeld der Sitzung des Nationalparkausschusses unterstreicht der BN­Vorsitzende Richard Mergner: »Die Behauptung von privaten Waldbesitzern und von Staatsminister Hubert Aiwanger, vom Nationalpark Bayerischer Wald würden besondere Gefahren für den Borkenkäferbefall in den übrigen Wäldern ausgehen, ist fachlich absurd. Es sind die Auswirkungen der Klimakrise, die die Fichtenbestände in ganz Bayern dahinraffen.«

Schon das Gutachten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft kam zu dem Ergebnis, dass für den Schutz der Privatwälder vor dem Borkenkäfer das Konzept zur Borkenkäferbekämpfung ausreichend und bis heute wirksam ist. Auch die Nationalparkverwaltung hielt eine Erweiterung der Managementzone aus Waldschutzgründen nicht für erforderlich, der zuständige Umweltminister Torsten Glauber hatte aber leider eine andere Position.

GERICHT KIPPT WOLFSVERORDNUNG

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Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat die Wolfsverordnung der Staatsregierung für ungültig erklärt. Der BUND Naturschutz hatte ein Normenkontrollverfahren dagegen eingereicht, weil sie gegen europäisches und deutsches Naturschutzrecht verstößt.

Das Gericht war zu dem Schluss gekommen, dass eine Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände hätte stattfinden müssen. Daraufhin brachte die Bayerische Staatsregierung eine Verordnung mit dem exakt gleichen Text auf den Weg. Dieses Mal sollen die Verbände beteiligt werden.

Aus Sicht des BUND Naturschutz strotzt die Wolfsverordnung nur so vor rechtswidrigen Regelungen. Deshalb wird der Verband auch gegen diese neue, alte Verordnung klagen. Der BN­Vorsitzende Richard Mergner erklärte, die Staatsregierung laufe damit sehenden Auges in die nächste Schlappe vor Gericht: »Das ist keine seriöse Politik im Sinne der Weidetierhalter*innen. Die Staatsregierung täte gut daran, deren Sorgen mit dem nötigen Respekt und Ernst zu begegnen.«

Foto: Marcus Bosch
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Der Veitshöchheimer Hanfmix liefert Biogas und fördert zugleich die biologische Vielfalt.

GRÜNES BAND

Blütenmeer statt Maiswüste

Um das Grüne Band besser mit umliegenden Lebensräumen zu vernetzen, schafft der BUND ökologische Trittsteine mit blütenreichen Energiepflanzen.

KATRIN EVERS

betreut die überregionale Öffentlichkeitsarbeit.

MELANIE KREUTZ

Nationales BUND­Kompetenzzentrum Grünes Band

Der großflächige Maisanbau bedroht die Artenvielfalt. Alternativ lässt sich auch mit Blühfeldern Biogas produzieren. Sie bieten ganzjährig Lebensraum für Vögel und Insekten, schonen die Böden und halten das Wasser in der Landschaft. Der BUND Naturschutz hat sie zusammen mit der Agrokraft GmbH (einer Tochter unter anderem des Bayerischen Bauernverbandes) am Grünen Band ausgesät.

Färberkamille, Wiesenbärenklau und Steinklee bieten auf Feldern in den bayerischen Landkreisen Rhön­Grabfeld und FreyungGrafenau eine Bienen­ wie Augenweide. Die ganze Saison über blühen Kräuter und Stauden, wo zuvor Mais das Landschaftsbild prägte. Hier konnten wir Betriebe gewinnen, mit der Blühmischung »Veitshöchheimer Hanfmix« Biogas zu produzieren. So entstehen Trittsteine im Rahmen des Projekts »Quervernetzung Grünes Band«.

VIELE VORTEILE

Die Mischung aus 30 ein­, zwei­ oder mehrjährigen Wild­ und Kulturpflanzen bietet zahlreichen Insekten, Vögeln oder Feldhasen und Rehen Nahrung und Rückzugsraum. Auch die Betriebe profitieren: Da die Flächen wenig gedüngt und ohne Pestizide behandelt werden und eine Aussaat für viele Jahre reicht, ist der Arbeits­

aufwand wesentlich geringer als beim Mais. »Und unsere Bäuer*innen sind stolz darauf, zu der Artenvielfalt beizutragen«, meint Sarah Flach von Agrokraft. »Sie freuen sich über die Wertschätzung ihrer Arbeit, und dass es auf ihren Feldern nun summt und brummt.«

Ein weiterer Vorteil zeigt sich bei starken Regenfällen vor allem in Hanglagen. Auf Maisäckern wird dann viel Boden ausgeschwemmt. Blühfelder dagegen halten mit ihrem flächigen Bewuchs und dichten Wurzelwerk Wasser und Boden zurück. »Angesichts der Zunahme von Starkregen helfen Blühfelder gerade dort, wo Erosion droht«, so Tobias Windmaißer. Er betreut das BUND­Projekt zur Quervernetzung im Bayerischen Wald.

Da der Hanfmix im Vergleich zum Maisacker nur gut ein Drittel der Biogasmenge liefert, gleicht unser Projekt die Differenz aus. In Bayern ist seit 2023 auch eine Förderung übers Kulturlandschaftsprogramm möglich, wofür die Agrokraft erfolgreich geworben hat.

ERSTAUNLICH ARTENREICH

Die Blühmischung selbst hat die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau entwickelt. Erprobt haben sie 2017 bis 2023 der BUND in Bayern und Agrokraft mit 60 Betrieben auf 120 Hektar. Dabei wurden Ertrag und Energieausbeute, Bodenbiologie und Humusgehalt wissenschaftlich untersucht. Und mit besonderem Erfolg auch die Tierwelt.

So konnten 158 Wildbienenarten nachgewiesen werden (49 von der Roten Liste) und 388 Schmetterlingsarten, darunter die Dottergelbe Graseule, die bundesweit als verschollen galt. Lebensraum bieten die Blühfelder auch fürs stark gefährdete Rebhuhn sowie für Feldlerche und Schafstelze, Dorngrasmücke, Sumpfrohrsänger und Blaukehlchen.

www.bund.net/grünes-band

Das Projekt »Quervernetzung Grünes Band« wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Foto: Michaela Stäblein/Agrokraft

Brisanter Brennstoff

Der BUND klagt gegen die Verwendung von hochangereichertem und damit waffenfähigem

Uran im Forschungsreaktor München II.

KARL AMANNSBERGER ist aktiv im BUND­Arbeitskreis Atomenergie + Strahlenschutz.

In Garching bei München steht ein Reaktor der Technischen Universität München. Er verwendet einen brisanten Brennstoff: hochangereichertes Uran. Schon lange sollte er auf niedriger angereichertes Uran umgerüstet sein. Doch das ist bis heute nicht geschehen. Daher klagt der BUND Naturschutz in Bayern gegen den Weiterbetrieb des Forschungsreaktors München II – er hält ihn für illegal. Der von Beginn an umstrittene Atommeiler ging vor 20 Jahren gegen internationalen Widerstand in Betrieb. Er war der einzige Neubau eines Reaktors weltweit, der mit hochangereichertem Uran betrie­

ben wurde. Die USA hatten schon in den 1970er Jahren die weltweite Umstellung von Forschungsreaktoren auf niedriger angereichertes Uran angestoßen, um die Verbreitung von atomwaffentauglichem Material zu unterbinden. Statt die hohe Anreicherung des Brennstoffs – wie international üblich – durch ein Material mit höherer Dichte zu ersetzen, kombinierte die TU München beides: hohe Dichte und hohe Anreicherung. Die USA weigerten sich daraufhin, Brennstoff für den Reaktor zu liefern. Die TU besorgte ihn zunächst geheim aus Russland.

BUND KLAGT

2003 setzte die rot­grüne Bundesregierung gegen den Freistaat Bayern durch, dass der damals im Bau befindliche Reaktor bis 2010 auf einen Brennstoff mit weniger

als 50 Prozent Uran umgerüstet werden müsse. Diese Frist wurde dann mehrfach verschoben – zuletzt sogar in geheimer Vereinbarung ohne konkretes Datum. Da riss den Kritiker*innen der Geduldsfaden. Ausgerüstet mit einem Rechtsgutachten, forderten der BUND Naturschutz, das Umweltinstitut München, die Grüne Landtagsfraktion und die örtliche Bürgerinitiative 2019, den Betrieb einzustellen. Bayerns Umweltministerium lehnte die Stilllegung des Reaktors jedoch ab.

Die dadurch notwendige Klage wies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof im Juni ab. Doch wegen »grundsätzlicher Rechtsfragen«, so der BN­Landesgeschäftsführer Peter Rottner, werde man nun die nächste Instanz bemühen, das Bundesverwaltungsgericht. Deutschlands Sektion der »Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkriegs IPPNW« unterstützt unsere Klage.

AUSSER BETRIEB

Seit fast fünf Jahren aber ist der für die Forschung und Medizin angeblich unverzichtbare Reaktor ohnehin außer Betrieb. Zuerst fehlten Brennelemente, dann gab es einen (zunächst verheimlichten) Austritt von radioaktiven Stoffen. Corona und defekte Bauteile taten ein Übriges. Der Zentralkanal, in dem das Herz des Reaktors sitzt, ist bis heute nicht eingebaut. Vor 2025 geht der Meiler wahrscheinlich nicht wieder in Betrieb.

Da es kein Endlager gibt und das Lagerbecken im Reaktor fast voll ist, könnte aber auch dann bald wieder Schluss sein. Geplant ist, die abgebrannten, doch immer noch hochangereicherten Brennelemente ins nordrhein­westfälische Zwischenlager Ahaus zu transportieren. Dagegen wehrt sich die Stadt im Münsterland.

Mehr zum Thema

Im April 2023 gingen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Doch der Atomausstieg ist damit noch nicht vollzogen. Der BUND setzt sich für einen vollständigen Ausstieg ein: www.bund.net/nach-dem-abschalten

FÜNF JAHRE NACH DEM VOLKSBEGEHREN

Geht’s voran?

Viele schöne Streuobstwiesen wie diese will das BN­

Streuobstteam

und Kristina Gigl.

STREUOBSTPAKT

Eine sehr erfreuliche Folge des Volksbegehrens: der Streuobstpakt, den die Staatsregierung mit BN und LBV geschlossen hat. Allerdings erst, nachdem beide Verbände mit einer gemeinsamen Klage die Regierung vom Ankündigen zum Handeln gebracht haben. Ziel des ehrgeizigen Projekts: nicht nur die dramatische Abnahme der Streuobstbestände zu stoppen, sondern darüber hinaus eine Million Streuobstbäume bis 2035 neu zu pflanzen.

Der Streuobstanbau ist eine über Jahrhunderte entstandene Form des Obstanbaus mit enormer Bedeutung für Kulturlandschaft und Artenvielfalt. Streuobstbestände gehören mit rund 5000 Tier­ und Pflanzenarten zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Die Stärkung des heimischen Streuobstanbaus sichert zudem die Eigenversorgung mit gesundem Obst und ermöglicht durch Herstellung vielfältiger Streuobstproduk­

te wirtschaftliche Wertschöpfung vor Ort. Zentrale Bausteine für die Umsetzung der Ziele sind die Fördermöglichkeiten über das Vertragsnaturschutzprogramm und die Landschaftspflege­ und Naturpark­Richtlinien des Umweltministeriums. Zudem leistet das Kulturlandschaftsprogramm des Landwirtschaftsministeriums einen wichtigen Beitrag.

So unterstützt der BUND Naturschutz den Streuobstpakt: Viele Kreisgruppen sind schon lange in Sachen Streuobst aktiv, pflegen Obstwiesen, bewahren alte Sorten oder veranstalten Apfelfeste. Jetzt wird der BN sein Engagement verstärken, wobei ein besonderer Fokus auf Streuobstwiesen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen liegt. Gemeinsam mit dem LBV und dem Deutschen Verband für Landschaftspflege wurde das »Aktionsbündnis Streuobst« mit einem Gesamtvolumen von etwa 5,1 Millionen Euro gestartet und soll insbesondere BN­eigene Streuobst­

Es war das erfolgreichste Volksbegehren Bayerns: 2019 haben rund 1,7 Millionen Menschen für ein besseres Bayerisches Naturschutzgesetz und damit mehr Artenschutz unterschrieben. Am 1. August 2019 trat das neue Naturschutzgesetz in Kraft. Seitdem ist vieles passiert, aber hat sich der Zustand der Arten wirklich verbessert? Wir zeigen am Beispiel von zwei zentralen Zielen des Volksbegehrens echte Erfolge und wo es noch hakt.

flächen ausweiten und deren Artenreichtum fördern.

Um den Kreisgruppen die optimale Ausschöpfung der vielen Fördermöglichkeiten zu erleichtern und um rund um das Thema zu beraten, steht das BN­Streuobstteam bereit: Nicole Bottesch in Südund Horst Schwemmer in Nordbayern sowie Kristina Gigl für die Verwaltung. Andreas Zahn

Fragen an kristina.gigl@bund­naturschutz.de

Der BN­Aktionsleitfaden Streuobst kann bestellt werden auf www.bn-onlineshop.de

zum Blühen bringen: (vo.li.) Andreas Zahn, Nicole Bottesch, Horst Schwemmer
Foto: stock.adobe.com –Rolf Mueller

BIOTOPVERBUND

Bis 2030 soll auf mindestens 15 Prozent der Offenlandfläche Bayerns ein Biotopverbund eingerichtet sein, bis 2023 auf 10 Prozent. Das Umweltministerium meldet im Juli 2024 vollen Erfolg: »Die Berechnung weist für das Jahr 2023 11,39 Prozent Biotopverbundfläche im Offenland in Bayern aus.« Das sind etwa 409 500 Hektar. Doch was steckt dahinter?

Entscheidend ist das Wort »Berechnung«, denn diese scheinbar positive Bilanz ist schöngerechnet: Es wurden einfach alle Flächen addiert, die einen gewissen Wert für Arten­ und Biotopschutz haben. Dazu zählen Lebensraumtypen in FFH­Gebieten, Wiesenbrütergebiete in Vogelschutzgebieten, Naturschutzgebiete, Nationalparke, Nationales Naturerbe, geschützte Landschaftsbestandteile und Naturdenkmäler und vieles mehr.

Paradies für die Artenvielfalt: vernetzte Biotope wie hier ein Kleingewässerprojekt des Naturparks Frankenhöhe mit dem Markt Flachslanden. Laubfrösche und viele andere Arten fühlen sich hier wohl.

Dieses Flächen­Sammelsurium sagt nichts darüber aus, wie es um einen real funktionierenden Biotopverbund beispielsweise von Kleingewässern für Amphibien mit isolierten Beständen aussieht und ob sich der verbessert hat oder welche Flächen tatsächlich für den Verbund welcher Arten wirken. Trotz mehrfacher Nachfragen wird dem BN eine Karten­Darstellung verweigert, auf der die verschiedenen Flächen­Kategorien und die fachliche Zielsetzung räumlich dargestellt wäre. Sie würde sehr gut zeigen, ob und wo diese Flächen für verschiedene Artengruppen tatsächlich einen funktionierenden Verbund darstellen und wo die Defizite liegen. Zumal die 11,39 Prozent sehr ungleich verteilt sind: viele Landkreise liegen deutlich unter 10 Prozent, Schlusslicht ist der Landkreis Mühldorf mit nur 2,4 Prozent. Dagegen liegen vor allem die

Alpen­Landkreise deutlich darüber, allen voran Garmisch­Partenkirchen mit 69,4 Prozent.

Ob Biotopverbund wirkt, hängt nicht vom statistischen Erreichen einer bayernweiten Zahl ab, sondern ob die Landschaft lokal den Ansprüchen der Arten entspricht. Biotopverbund ist die grüne Infrastruktur Bayerns. Gerade in Zeiten der Klimakrise, der andauernden Flächenverluste und Verinselung von Arten und Biotopen kommt dem Verbund von Lebensräumen eine herausragende Bedeutung zu, damit Populationen durch Verbindungsstrukturen zwischen mehr geeigneten Lebensräumen überlebensfähiger sind.

Der Ansatz der Staatsregierung lässt nicht erkennen, wie der Biotopverbund, der laut Bundesnaturschutzgesetz auch rechtlich zu schützen ist, bewahrt und ausgebaut werden soll. Nur so kann dem Artenschwund entgegengewirkt werden. Der BN wird sich deshalb weiter für wirksame Konzepte, eine rechtliche Sicherung und funktionierende Maßnahmen auf neuen Flächen einsetzen und auch künftig in eigenen Projekten mit vielen Partnern zur Verbesserung des Biotopverbundes beitragen.

Foto: André Schnittker

FLÄCHENFRASS STOPPEN

Seit 1965 hat sich die deutsche Siedlungs- und Verkehrsfläche mehr als verdoppelt. Unser Land ist inzwischen dicht besiedelt und von unzähligen Verkehrswegen zerschnitten. Und es wird weiter gebaut – wie hier im Bild die A 49 durch den Dannenröder Wald in Hessen. Lebensräume für Pflanzen und Tiere werden zunehmend zu Inseln in einer Industrielandschaft, große natürliche Freiräume immer seltener.

Erstaunlich, wie wenig dieser Schwund bis heute das politische Handeln prägt. Zwar fehlt in keiner Nachhaltigkeitsstrategie das Bekenntnis, fruchtbare Böden und unverbaute Landschaft besser schützen zu wollen. Doch die Bundesregierung wie auch die Bundesländer scheitern Jahr für Jahr am selbstgesteckten Ziel, sorgsamer mit der Ressource »Fläche« umzugehen. Ein echter Bewusstseins- und Politikwandel scheint bis heute fern.

Woran das liegt, was getan werden muss und wie sich der BUND auf allen Ebenen gegen den Flächenfraß wehrt, lesen Sie auf den nächsten Seiten.

Olaf Bandt mit Wolfgang Dennhöfer vom BUND Vogelsberg und dem hessischen BUND­Vorsitzenden

Jörg Nitsch bei einem Besuch der A 49-Baustelle im Dannenröder Wald.

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Jochen Kramer
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FLÄCHENVERBRAUCH

Netto Null

Freie Fläche und natürliche Böden sind ein endliches Gut. Höchste Zeit, den gedankenlosen Flächenfraß in unserem Land zu stoppen.

kümmert sich beim BUNDBundesverband um das Thema Flächenverbrauch.

Zwischen 2019 und 2022 verlor Deutschland pro Tag rund 52 Hektar freie Fläche an Siedlungen oder Straßen, das sind rund 73 Fußballfelder. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 55 Hektar täglich. Ein Grund aufzuatmen? Mitnichten. Denn obwohl die Flächen-Inanspruchnahme leicht sank, verfehlt die Bundesregierung ihr Sparziel deutlich. Um den Flächenfraß bis 2030 auf »weniger als 30 Hektar« zu begrenzen (wie es in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie heißt) oder gar auf »Netto Null« (wie vom BUND gefordert), muss die Regierung weit mehr leisten. Das Bundesumweltministerium hat es auf den Punkt gebracht: »Fläche ist eine begrenzte Ressource. Die Reduzierung des Flächenverbrauchs ist ein zentrales umweltpolitisches Anliegen.« Was aber folgt daraus an wirksamer Politik? Sehr wenig. Sei es die Einführung von »Flächenfraß­Paragraphen« (siehe unten) oder das Ziel von bundesweit 400000 neuen Wohnungen pro Jahr: Der Flächenverbrauch bleibt als Problem nicht nur politisch ungelöst, er wird weiter forciert.

VERSIEGELT UND ZERSIEDELT

Warum aber ist der Flächenfraß so problematisch? Da ist zum einen die Bodenversiegelung. Beinahe die Hälfte unserer

Siedlungs­ und Verkehrsfläche ist versiegelt, also betoniert, asphaltiert und bepflastert. An jedem Tag werden Böden, die über Jahrtausende gewachsen sind, abgebaggert und überbaut. Auf einen Schlag verlieren sie so ihre Funktion im globalen Stoffhaushalt. Sie können kein Wasser mehr aufnehmen und speichern, was das Risiko von Überschwemmungen erhöht. Und sie werden ihrer Fähigkeit beraubt, das Klima zu regulieren und zum Beispiel überhitzte Städte zu kühlen.

Mit jeder neuen Versiegelung zerstören wir fruchtbare Böden, die wir brauchen, um unsere Ernährung zu sichern. Und wir vernichten wertvolle Lebensräume.

Schließlich beeinträchtigt die andauernde Zersiedelung auch das Bild der Landschaft. Während sich am Rande gewachsener Dörfer und Städte eintönige Neubauviertel breitmachen, verkümmern die alten Ortskerne (der »Donut­Effekt«) –auf Kosten von Zugehörigkeit und sozialem Zusammenhalt.

KOMMUNEN ENTSCHEIDEN

Woher kommt dieser Hunger nach freier Fläche? Zu den vielen Faktoren, die den Flächenverbrauch befeuern, zählen steuerliche Anreize. Für die Kommunen sind die Gewerbesteuer und ihr Anteil an der Einkommenssteuer die wichtigsten Geldquellen. Sie stehen darum untereinander in einem Wettbewerb um die Ansiedlung von Unternehmen und Menschen. Mit der Ausweisung neuer Gewerbegebiete und

Siedlungen hoffen sie ihre Kasse zu füllen. Dabei fließen die Steuern oft erst nach Jahren und müssen dann für Folgekosten wie die Verkehrserschließung herhalten. Erschwerend kommt hinzu, dass die bereits erschlossene Fläche oft nicht gut genutzt wird. Dass Gewerbebauten wie Logistik­ und Verteilzentren (in der Regel eingeschossig) Riesenflächen in Beschlag nehmen. Und dass der Wunsch nach eigenen vier Wänden sich bis heute oft als flächenfressendes Einfamilienhaus am Ortsrand materialisiert.

Doch hineinreden lassen die Kommunen sich ungern, sie genießen Planungshoheit. Da kann die Bundes­ oder Landesregierung noch so sehr geloben, Fläche zu sparen – jede Gemeinde entscheidet prinzipiell selbst, wie ihr Grund genutzt und ob und wo neu gebaut wird. Um diese Hürde für jedes übergeordnete Sparziel zu überwinden, müssen Kommunen die Landesentwicklungs­ und Regionalpläne ernsthafter berücksichtigen.

AUCH DIE INTENSIVE LANDWIRTSCHAFT

... verbraucht enorm viel Fläche. So nutzt sie derzeit einen Großteil der knappen Ackerböden, um Futtermittel für die Tierhaltung anzubauen – statt direkt (und flächensparend) pflanzliche Lebensmittel. Außerdem schädigt sie das Bodenleben, indem sie auf riesigen Monokulturen zu viele Düngemittel und chemische Pestizide einsetzt und die Erosion fördert. Der BUND fordert ein Zehntel der Fläche jedes Agrarbetriebes für den Artenschutz bereitzustellen und über ein neues Boden schutzgesetz den Flächen verbrauch zu senken. Mehr dazu im Bodenatlas.

AFRA HEIL

WEITER BAUEN?

Doch auch wo sie es selbst in der Hand hat, unterläuft die Bundespolitik ihre Sparziele. So finden sich im Baugesetzbuch immer wieder Vorschriften, die den Flächenschutz hintertreiben. Zwar hat der BUND erfolgreich gegen beschleunigte Bauverfahren nach § 13b geklagt. Doch nun drohen neue Regelungen das Bauen im Außenbereich stark zu vereinfachen. Das wird zu weiterer Zersiedlung und dem Verlust wertvoller Lebensräume führen. Angefacht wird der ständige Flächenfraß mit dem Argument, bezahlbaren Wohnraum schaffen zu wollen. Dabei sorgt das lukrative Spekulieren mit Grund und Boden dafür, dass die vorwiegend hochpreisig errichteten Immobilien für viele unbezahlbar bleiben.

Das Bundesamt für Bau­, Stadt­ und Raumforschung bescheinigt Deutschland ein großes Potenzial für die Innenentwicklung. Der Wohnungsbau im Bestand ist also möglich – durch die Umnutzung von Altbauten, den Ausbau der Dachgeschosse, die Aufstockung bestehender Gebäude.

Ein Flächenfresser ersten Ranges ist zudem der Bundesverkehrswegeplan. Mit ihm strebt die Regierung noch immer zahlreiche neue Fernstraßen an, gegen all

NETTO NULL

Der BUND will die verbliebene Natur in unserem dicht besiedelten Land davor schützen, weiter bebaut und zerschnitten zu werden. Dafür fordern wir den Flächenverbrauch auf null zu begrenzen, genauer auf »Netto Null«. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft: Wo es unvermeidlich scheint, neue Flächen zu »verbrauchen«, müssen andernorts Flächen wieder dem Verkehrsund Siedlungsbereich entzogen werden. Das ist nur realistisch, wenn erstens die Nachnutzung von Grundstücken und das Bauen im Bestand in Zukunft eindeutig Vorrang genießen. Dabei können der Handel mit Flächenzertifikaten oder die Förderung des Flächenrecyclings helfen. Und wenn zweitens die Bundesregierung sich darauf beschränkt, das vielfach marode Straßen­ und Schienennetz zu sanieren, statt weiterhin Fernstraßen ausund neu zu bauen.

Auf kommunaler Ebene ist eine vorausschauende Bodenpolitik unerlässlich. Sie muss im Sinne des Gemeinwohls nachhaltig mit der begrenzten Fläche umgehen. Nur so werden wir unsere Böden als Lebensgrundlage erhalten und unsere Ortskerne lebendig und grün gestalten können.

Mehr zum Thema Um Fläche zu sparen, fordert der BUND planerische, rechtliche und ökonomische Instrumente zu nutzen. Mehr dazu:

Protest gegen den unnötigen und überdimensionierten Ausbzw. Neubau der B 96. Die Landesverbände des BUND in Brandenburg und

INTERVIEW

Mehr an die Zukunft denken

Baden-Württemberg ist vergleichsweise dicht bevölkert, der Flächenverbrauch hoch. Dazu befragten wir die BUNDLandesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch.

Liebe Sylvia, eure grün-schwarze Landesregierung verspricht den Flächenverbrauch bis 2035 auf (Netto-)Null zu senken. Ist das realistisch?

Nein, weil sie nichts dafür tut. Bei der CDU, aber auch den Grünen ist die Angst vor wirtschaftlichen Einschränkungen groß. Da heißt es zum Beispiel, speziell die Autoindustrie bräuchte mehr Fläche, weil sie neben den Verbrennern nun auch Elektroautos produzieren müsse. Zudem haben die kommunalen Spitzenverbände traditionell sehr viel Einfluss. Sie wehren sich vehement gegen jedwede Vorgaben, auch im neuen Landesentwicklungsplan, den wir gerade diskutieren.

Mangelt es da an Problembewusstsein?

Freiflächen sind doch ein knappes Gut. Die Tatsache endlicher Ressourcen ist beim Flächenverbrauch leicht erkennbar, sollte man meinen. Aber jeder glaubt eben, was er tut, ist notwendig und eine Ausnahme. Hier mit mehr Vernunft auf kommunaler Ebene zu rechnen, halte ich für zu optimistisch.

Nutzt die Landesregierung denn ihre Möglichkeiten?

Beim Wohnungsbau sehe ich das nicht. Bei den Landesstraßen eher, da heißt es zumindest, die Sanierung habe Vorrang vor Neubau. Doch alles, was über den Bundesverkehrswegeplan projektiert wird, setzt man kommentarlos um. Schwierig für den BUND sind auch die Radschnellwege, die gerade massiv gefördert werden. So sehr wir den Ausbau grundsätzlich begrüßen, werden auch die oft schnurgerade und breit durch die Landschaft gezogen.

Wie stark ist der Südwesten von dem Flächenverbrauch betroffen?

Unser Land ist bereits dicht besiedelt, und täglich verlieren wir rund fünf Hektar. Das politische Ziel, überall für gleiche Lebensverhältnisse zu sorgen, führt zu einem stetigen Ausbau der Infrastruktur bis in jedes Schwarzwaldtal. Besonders die kleinen Gemeinden begreifen sich in einer Konkurrenz um Gewerbeansiedlungen und weisen ständig neues Bauland aus.

Wie wollt ihr den Flächenfraß stoppen?

Wir haben schon länger Argumente gesammelt und bieten den Ortsverbänden Handwerkszeug und Vorträge an. Damit konnten sie beispielsweise vor den Kommunalwahlen im Juni verdeutlichen,

warum der Flächenverbrauch hier ein Problem ist. Zudem haben wir mit vielen Verbündeten den Volksantrag »Ländle Leben Lassen« auf den Weg gebracht. Nach der Übergabe von über 50000 Unterschriften im März hat sich der Landtag damit beschäftigt.

Wie lauten eure Forderungen?

Vor allem fordern wir die Obergrenzen für den Verbrauch neuer Flächen, wie sie im Koalitionsvertrag stehen – zunächst 2,5 Hektar pro Tag, bis 2035 dann Netto Null – gesetzlich zu verankern. Flächennutzungspläne sollten die Regierungspräsidien genehmigen, die hoffentlich auf einen sparsameren Verbrauch achten als bisher die Landratsämter. Auch fordern wir unsere fruchtbarsten Böden besser zu schützen, und eine Mindestbaudichte für Wohnsiedlungen, damit sich die Einfamilienhäuser nicht noch mehr ausbreiten.

Wird der Flächenverbrauch bald enden?

Eher nicht. Die Bundesebene hält uns entgegen, es fehle an Wohnungen. Die Landespolitik drängt auf mehr Industriegebiete – die seien wichtig für unseren Wohlstand. Immerhin teilen viele Bürgerforen unsere Forderungen. Die Leute vor Ort sehen es eher kritisch, wenn ihre Umgebung zugebaut wird, ihr Erholungsraum. Wir müssen weiter an die Kommunalpolitik und unsere Mitmenschen appellieren, hier mehr an die Zukunft zu denken – für den Klima­ und Naturschutz und für unser eigenes Wohlbefinden. sz

VORBILDLICH

Geht doch!

LEBEN MITTENDRIN

Ein Projekt des BUND in Rheinland-Pfalz zielt darauf, den Flächenfraß langfristig einzudämmen. Eine wesentliche Rolle spielen hierbei engagierte Kommunen.

Gute Beispiele für einen sorgsamen Umgang mit Grund und Boden sind nicht allzu häufig. Doch es gibt sie. Der BUND Rheinland-Pfalz wirbt im Rahmen seines Projektes »Bodenschätze(n) – Flächen schützen« für vielversprechende Ansätze. Bitte nachahmen!

Auch in Rheinland­Pfalz ist der Flächenverbrauch eine zentrale Herausforderung für die nachhaltige Entwicklung. Noch werden landesweit täglich sieben Hektar neu beansprucht (Stand 2022), das EinHektar­Ziel der Landesregierung für 2030 erscheint außer Reichweite. Um es zu erreichen, muss die Devise Innen­ vor Außenentwicklung mehr Beachtung finden. Sie verringert den Flächenverbrauch und verschönert das Ortsbild durch weniger Leerstand und Brachen.

www.bund-rlp.de/boden www.leerstand-landau.de

Mit gutem Beispiel voran geht die Verbandsgemeinde Wallmerod im Westerwald. Ihr Konzept »Leben im Dorf – Leben mittendrin!« setzt sich seit 2004 zum Ziel, neuen Schwung in Dorfkerne zu bringen. Für Bauvorhaben innerorts kann eine Förderung von bis zu 8000 Euro beantragt werden. Besonders junge Familien nutzen diese Möglichkeit. Bis Ende 2023 wurden bereits 479 Objekte gefördert. Neubaugebiete konnten so (mit einer Ausnahme) verhindert werden.

Mit einer Fördersumme von zwei Millionen Euro hat sich die Verbandsgemeinde neue Infrastruktur zum Preis von fünf bis sechs Millionen Euro gespart, wesentlich zum Bodenschutz beigetragen und ihre Ortskerne neu belebt. Wie teuer und wie wenig nachhaltig Neubaugebiete sind, lässt sich online mit dem »Folgekostenrechner Rheinland­Pfalz« beziffern.

LEERSTAND VERMEIDEN

Auch neue Gewerbegebiete verursachen hohe Kosten. Sinnvoller ist es deshalb, schon bestehende Gebiete besser zu nutzen. Potenzial dafür gibt es reichlich, das hat Charlotte Reiher in ihrer (mit dem Forschungspreis des BUND gewürdigten) Masterarbeit ermittelt. Denkbar sind eine

NATASCHA STEINBACHER

leitet das BUND­Projekt »Boden schätze(n) – Flächen schützen«, gefördert von der Stiftung Natur und Umwelt aus Finanzmitteln der Glücksspirale.

Aufstockung, der An­ und Umbau oder die Nutzung von leerstehenden und nicht ausgelasteten Gebäuden.

In der Stadt Landau ist Leerstand ebenfalls ein Problem. Eine Initiative hat hier ein Pilotprojekt entwickelt: Freier Wohnraum wird auf begrenzte Zeit bewohnt, als bezahlbare Zwischenlösung etwa für Studierende. So lassen sich Gebäude auch vor dem Verfall bewahren, eine soziale und ökologische Win­Win­Situation.

Erst Ende Juni brachte die Leerstandsinitiative auf einer Konferenz viele Fachleute zusammen. Sie berichteten drei Tage über Stadtentwicklung, Abrissmoratorien, soziale Innovationen im Bau, Wohnprojekte oder die Wiederbelebung von Bestandsgebäuden. Mitveranstalterin war die Sprecherin des BUND­Landesarbeitskreises Flächenverbrauch/Bodenschutz, Jenni Follmann.

Fazit: In Rheinland­Pfalz wächst das Interesse für Bodenschutz und sparsamen Flächenverbrauch, in der Bevölkerung wie in Politik und Verwaltung. Das machen die vielen Veranstaltungen dazu deutlich, organisiert und koordiniert auch vom BUND. Um unsere begrenzte Fläche künftig nachhaltig und effizienter zu nutzen, sind weitere kreative Kommunen sowie innovative Lösungen gefragt.

Vorher­Nachher:

Umbau eines Hauses in Wallmerod –auf gleicher Fläche wohnen nun drei Familien.

Banner einer Bürgerinitiative am Stadtrand von Stade. Gegen den rund 20 Hektar großen Surfpark klagt der BUND zurzeit.

BUND AKTIV

Bunter Widerstand

Vom Volksantrag bis zum Engagement zahlloser Ortsgruppen:

Der BUND setzt sich bundesweit für ein Ende des Flächenfraßes ein.

Nachfolgend eine kleine Auswahl.

Bereits im Gründungsjahr des BUND spielte der Flächenverbrauch eine ganz zentrale Rolle. So warnte der BUND 1975 vor einer »totalen Zerstückelung unserer Landschaft«. Unter der Schlagzeile »Landschaftszerstörung ohne Ende« forderte er insbesondere den Bau von Fernstraßen erheblich zu verringern. Der Neu- und Ausbau von Autobahnen und Bundestraßen ist einer der wesentlichen Ursachen des Flächenfraßes geblieben.

Wie andere große Bauvorhaben hält er viele unserer Landesverbände und Ortsgruppen bis heute in Atem.

Zum Beispiel in Bayern. Der geplante Ausbau der A8 von München nach Salzburg gleicht einer Neutrassierung. Die Erweiterung auf sechs, teilweise sogar acht Fahrspuren würde enorme Flächen und riesige Summen verschlingen. Der BUND klagt gegen das landesweit klimaschädlichste Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan.

In Augsburg bedrohte eine vierspurige Schnellstraße ein Trinkwasserschutzgebiet, Agrar­ und Erholungsflächen sowie die wertvollen Lechauen. Der BUND wehrte sich in einem breiten Bündnis, bis das Bauamt die »Osttangente« aufgab.

BESSER BAUEN

Der Volksantrag »Ländle Leben Lassen« des BUND Baden­Württemberg (> Seite 12) zielt auf einen klaren Pfad zum NettoNull­Verbrauch. Doch im Landtag scheiterte der Antrag Mitte Juli. »Offenbar hat die grün­schwarze Regierung nicht vor, ihre Versprechen aus dem Koalitionsvertrag zu halten«, so der Landesverband. Wie nötig die Initiative ist, zeigt ein geplantes Gewerbegebiet in Weilheim an der Teck. Hier wollen Daimler Truck und Volvo auf 15 Hektar

Brennstoffzellen herstellen. Noch einmal 15 Hektar ist für lokales Gewerbe und eine Entlastungsstraße gedacht. Ein Bürgerentscheid fiel positiv aus, ließ aber nur zu, den Plan ganz abzulehnen oder der flächenfressenden Variante zuzustimmen. »Warum hat die Gemeinde hier nicht sparsamer geplant?«, tadelte BUND­Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer.

In Rheinland­Pfalz und im Saarland ist der Arbeitskreis Flächenverbrauch/Bodenschutz aktiv. Neben Jenni Follmann aus Landau (> Vorseite) ist Ronald Maltha vom BUND Saarbrücken sein Sprecher: »Das Saarland hat bundesweit den zweitgrößten Anteil an

Täglich fallen in Bayern elf Hektar dem Bau von Straßen und Gebäuden zum Opfer. Mit Gutachten, Rechtsmitteln und viel Öffentlichkeitsarbeit stemmen sich unsere Aktiven gegen den Flächenfraß. So gelang es der Kreis­ und Ortsgruppe in Weiden kürzlich, 65 Hektar Wald zu retten. Um ein Gewerbegebiet zu verhindern, strengten sie einen Bürgerentscheid an und leisteten viel Überzeugungsarbeit – mit Erfolg.

Widerstand gegen die geplante »A26 Ost« bei Moorburg südlich von Hamburg.

Verkehrs­ und Siedlungsfläche.

Seit dem Hochwasser im Mai ist die Versiegelung endlich zum Thema geworden.« Im Oktober bietet die Ortsgruppe die zweite Bustour zu klimafreundlichem Bauen an. Schon die erste war mit rund 70 Teilnehmer*innen aus Architekturbüros, der Kommunalpolitik und Bauverwaltung ein echter Erfolg. »Wir zeigen, wie man Gebäude mit nachhaltigen Stoffen wie Holz modular errichtet. Ändert sich die Nutzung, lassen sie sich leicht umbauen.«

Mitglieder der BN­Kreisgruppe Rosenheim und des bayerischen Landesvorstands protestieren im April gegen den Plan, die A8 auszubauen.

MEHRFACH GEKLAGT

Für bundesweiten Protest sorgte vor fünf Jahren der Weiterbau der A49 zwischen Kassel und Gießen. Das neue Teilstück zerschneidet auf 40 Kilometern Wiesen, alte Wälder (wie den Dannenröder Wald) und ein europäisches Schutzgebiet. Zweimal klagte der BUND Hessen bis zum Bundesverwaltungsgericht gegen dieses »Mahnmal einer Verkehrspolitik von vorgestern«, so der Landesvorsitzende Jörg Nitsch. Vergeblich. Mehr Erfolg hatte der Landesverband, als er ein Klagerecht für Umweltverbände erkämpfte, sobald Bauvorhaben gegen Ziele der Raumordnung verstoßen. Damit klagt er in Wiesbaden nun gegen das Entwicklungsgebiet Ostfeld auf 450 Hektar besten Böden.

unser Landesverband ein Konzept für einen überregionalen Biotopverbund entgegengestellt. Per Normenkontrollklage hat der BUND NRW außerdem weite Teile des Landesentwicklungsplans gekippt. Denn der sah für neue Siedlungsgebiete vor, den Schutz unbebauter Freiräume stark aufzuweichen. Dieser Erfolg vor Gericht wird sich gravierend auf viele Bauvorhaben auswirken, so Geschäftsleiter Dirk Jansen.

HORRORPROJEKT + WEGERAUB

In NRW planen Kommunen, Kreise und Bezirke als Beitrag zum »nachhaltigen Strukturwandel« im Rheinischen Kohlerevier auf 4000 Hektar neue Gewerbe­ und Industrieflächen auszuweisen. Dem hat

Auch im Norden und Osten Deutschlands kämpft der BUND gegen den Flächenfraß. Die geplante Trasse der A20 von Westerstede in Niedersachsen bis Bad Segeberg in Schleswig­Holstein gilt als umweltschädlichstes deutsches Bauvorhaben, ein »Horrorprojekt für Natur und Klima«, so Susanne Grube vom BUND Ammerland. Hier droht ein Flächenverbrauch von über 4700 Hektar, vorwiegend in Marsch­ und Moorgebieten. Der BUND wehrt sich seit Jahrzehnten öffentlichkeitswirksam und gerichtlich gegen diese Autobahn.

Gleiches gilt für die A39 von Lüneburg bis Wolfsburg. Dort steht zudem einer der größten noch unzerschnittenen Räume Deutschlands auf dem Spiel.

Mit einer Klage versucht der BUND in Hamburg auch die A26 Ost zu verhindern. Zu den Aktivitäten vor Ort zählen monatliche »Moorwalks«. Keine Autobahn, sondern die Erweiterung des Seehafens droht in Rostock 660 Hektar zu verschlingen, darunter ein einzigartiges Küstenmoor und Laichgründe von Fischen. Der BUND hat eine Doku drehen lassen und unterstützt eine Petition dagegen. (> Seite 37)

Einen Flächenfraß anderer Art wies der BUND in Sachsen­Anhalt nach. Aktive vermaßen 52 Kilometer Feldwege. Ergebnis: Die Landwirtschaft hat den zumeist kommunalen Grund über die Jahrzehnte im Schnitt um 3,5 Meter geschmälert. Ökologisch wertvolle heckenreiche Feldraine waren überpflügt worden, auf Kosten Erholungsuchender, der Natur und des Erosionsschutzes. »Gegen den schleichenden Flächenverlust sollten Kommunen bundesweit vorgehen«, rät der Geschäftsführer Christian Kunz. sz

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Lukas
Fiedler

FLÄCHENFRASS IN BAYERN

Wo bleibt die Kehrtwende?

Über 12 Hektar verschwinden in Bayern unter Asphalt und Beton – jeden Tag! Das ist eine Fläche so groß wie 17 Fußballfelder.

Eigentlich sollten es »nur« fünf Hektar pro Tag sein, das hat zumindest die Bayerische Staatsregierung schon vor Jahren vollmundig angekündigt. Doch nach wie vor ist der Flächenverbrauch mehr als doppelt so hoch! Höchste Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden!

Unsere einzigartige bayerische Landschaft wird zerschnitten, überbaut, verschwindet unter Straßen und hässlichen grauen Logistikhallen. Der Umgang mit Fläche ist im Freistaat oft so sorglos, als ob diese Ressource endlos zur Verfügung stünde. Wie in anderen Bundesländern, so ist auch in Bayern das zerstörerische Terzett von Straßenbau, Gewerbebau und Wohnungsbau der Treiber des Flächenverbrauchs. Dabei gäbe es auf Landesebene viele gute Möglichkeiten, den Flächenfraß einzudämmen – sie müssten nur endlich genutzt werden!

Stattdessen ist das Fünf­Hektar­Ziel bisher nur als Richtgröße im Landesplanungsgesetz enthalten. Nach dem Willen der Staatsregierung sollen »freiwillige Anreize« das Ruder herumreißen. Doch

Asphalt und Beton, soweit das Auge reicht. Wie viel bayerische Landschaft muss – wie hier in Gersthofen –noch einem solchen Anblick weichen, bevor die Staatsregierung Ernst macht mit dem Flächensparen?

wenn gravierende Veränderungen herbeigeführt werden sollen, bewirkt Freiwilligkeit immer dasselbe: nichts.

WOHNUNGS- UND GEWERBEBAU

Aktuell weisen die meisten Kommunen in Bayern Wohn­ und Gewerbegebiete – oft über den Bedarf hinaus – auf bisher unbebauten Flächen am Ortsrand aus, statt den Fokus auf Innenentwicklung zu legen. Dabei ist der Vorrang der Innenentwicklung gesetzlich verankert – eigentlich. Es gibt auch Förderinitiativen der Städtebauförderung und der Ländlichen Entwicklung mit hohen Fördersätzen (bis zu 90 Prozent). Um von diesen Fördersätzen zu profitieren, muss eine Kommune einen Beschluss zum Vorrang der Innenentwicklung fassen. Das Programm wird in Bayern sehr gut angenommen, ist aber nicht mit ausreichend Fördergeldern ausgestattet. Um die Innenentwicklung tatsächlich zu stärken, müsste die Staatsregierung hier deutlich mehr Geld investieren.

STRASSENBAU

Der Straßenbau wird in Bayern immer noch vorangetrieben, als ob Autos das einzige Verkehrsmittel wären. Eine große Mitschuld daran trägt das Zuschusswesen: Kommunen bekommen für Neubauten massiv höhere Fördersätze, so dass für eine Gemeinde der Neubau einer Straße unterm Strich oft günstiger ist als die Sanierung bestehender Trassen. Absurd! Darüber hinaus bräuchte es eine klare politische Kehrtwende, die allen Pla

DER BUND NATURSCHUTZ FORDERT WAS TUT DER BN?

Der Kampf gegen den Flächenfraß ist ein Dauerbrenner im BN, gerade in den Orts­ und Kreisgruppen. In letzter Zeit zeigt sich, dass die Bevölkerung oft weiter ist die Verantwortlichen in der Politik. Mehrere Bürgerentscheide führten zur Ablehnung von flächenverschwenderischen Maßnahmen, so zum Beispiel in Berg (siehe Seite 56 in diesem Heft) oder Herzogenaurach, wo überdimensionierte Straßenbauprojekte abgelehnt wurden. In Zell am Main hat die Gemeinde nach einem acht Jahre andauernden Ringen den Protesten von BN und weiten Teilen der Bevölkerung nachgegeben und ist von ihrem Plan abgerückt, elf Hektar Fläche zu überbauen. Stattdessen wird nun die Innenentwicklung gefördert.

Die Kreisgruppe Deggendorf hat in einem kurzen Video den Flächenverbrauch pro Minute veranschaulicht: https://youtu.be/IiMCt_n5Ccw

Eine Verankerung des Flächensparziels von fünf Hektar pro Tag bis 2025 als Vorgabe im Bayerischen Landesplanungsgesetz; die Einführung eines Berichts­, Kontroll­ und Sanktionssystems für Flächenverbrauch sowie eine grundlegende Überarbeitung des Landesentwicklungsprogramms

Der Flächennutzungsplan muss wieder als grundlegendes strategisches Instrument installiert werden, um Grundzüge der städtebaulichen Entwicklung der Gemeinde darzustellen

»Innen statt außen«, das heißt, Ortskerne sollen besser genutzt und verdichten werden, statt immer wieder neue Baugebiete am Ortsrand auszuweisen

Baulücken schließen! Dafür müssen die Instrumente des Baugesetzbuchs konsequent genutzt werden, zum Beispiel Baugebot, Vorkaufsrecht, Veränderungssperre etc. Zielgerichtetes Flächenmanagement als Verpflichtung für jede Kommune Vermeidung von Straßenneubauten, stattdessen Vorrang für öffentlichen Verkehr bei Neuerschließungen

Die zwingende Verpflichtung der Kommunen zum Flächensparen muss gekoppelt werden mit zusätzlichen Anreizsystemen zum Flächensparen.

WER MACHT’S BESSER?

2019 hat die Bayerische Staatsregierung das Gütesiegel »Flächenbewusste Kommune« ins Leben gerufen. Auch der BN ist in der Jury vertreten. Preisträger, die sehr engagiert im Flächensparen sind:

• Gemeinde Litzendorf

• Allianz Hofheimer Land

• Stadt Ludwigsstadt

• Allianz Oberes Werntal

• Stadt Ebermannstadt

Mehr zum Thema

Mehr Infos auf www.bund-naturschutz. de/flaechenschutz oder direkt bei Ihrer Kreisgruppe über Aktivitäten vor Ort

Foto: Klaus Leidorf

Mit dem Handy Tiere und Pflanzen dokumentieren und so der Wissenschaft und dem Naturschutz helfen: der Bioblitz macht’s möglich.

MITMACHAKTION BIOBLITZ

Jetzt aber schnell!

SO GEHT’S:

Die Beobachtungen werden über die kostenlose App ObsIdentify, die über eine Bilderkennungsfunktion für Pflanzen, Tiere und Pilze verfügt, gemeldet. Gerne können die Arten auch direkt über die Webseite Observation.org hochgeladen werden. Notwendig ist dafür immer ein Benutzeraccount, damit unsere Expert*innen die Beobachtung nochmal prüfen oder ggf. korrigieren können, falls die KI einen Fehler gemacht hat. Das kann vorkommen, wenn zum Beispiel das hochgeladene Foto nicht optimal ist oder weil sich Arten stark ähneln. Wer den genauen Fundort einer sensiblen Art nicht öffentlich teilen möchte, kann seine Meldung gerne auch verbergen. Fragen zum Projekt beantwortet frag­den­bn@bund­naturschutz.de.

Der Bioblitz ist eine Mitmachaktion für alle Naturbegeisterten. In einem bestimmten Zeitraum und an einem bestimmten Ort sollen dabei so viele Arten wie möglich nachgewiesen und dokumentiert werden.

MARTINA GEHRET

Verantwortlich für BN­Mitmachprojekte

Die Idee stammt ursprünglich aus Amerika. Der erste Bioblitz wurde 1996 organisiert. Bioblitze haben sich seit ihrer Einführung weltweit verbreitet und finden nun regelmäßig in vielen Ländern statt. Sie sind ein wichtiges Instrument, um das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität zu schärfen und konkrete Daten für Naturschutzmaßnahmen zu sammeln.

Über die Naturmeldeplattform Observation.org rufen verschiedene Verbände und

Organisationen regelmäßig zu einem Bioblitz auf. Auch der BUND Naturschutz als bayerischer Kooperationspartner von Observation.org beteiligt sich gerne an dieser wichtigen Aktion. Deshalb heißt es ab sofort: Mitmachen beim Bioblitz Bayern 2024! Die dabei erhobenen Funddaten stehen für die Grundlagenforschung und den Naturschutz zur Verfügung und helfen, unsere Natur besser zu verstehen und Biodiversität zu schützen. Seit Jahresbeginn haben bereits über 6100 Beobachter*innen fast 7300 verschiedene Arten in Bayern entdeckt.

Und so funktioniert der Bioblitz Bayern 2024: Aus allen Landkreisen und kreisfreien Städten treten Bürgerinnen und Bürger spielerisch gegeneinander an, um unter­

schiedliche Arten zu finden. Gemeldet werden dürfen Tiere, Pflanzen und Pilze. Was nicht erlaubt ist, sind Fotos von Haus­ und Zootieren, Zimmer­ und Zierpflanzen oder Bilder von Menschen. Außerdem ist es wichtig, auf Wegen zu bleiben und in Schutzgebieten deren besondere Schutzbestimmungen zu beachten. Die hochgeladene Beobachtung zählt dann beim Wettbewerb für den jeweiligen Landkreis oder die kreisfreie Stadt, wo das Foto aufgenommen wurde.

www.bund-naturschutz.de/ bioblitz

GLOBALER KLIMASTREIK

Mit dabei am 20. September!

Ob an der Weser, der Saar oder Donau –gleich mehrere Jahrhundert-Hochwasser haben die erste Jahreshälfte geprägt. Auch weltweit nehmen die Wetterextreme rasant zu. Sie zeigen deutlich, was uns bald noch häufiger droht, wenn wir ungebremst in die Klimakrise schlittern.

Je spürbarer diese Krise, desto heftiger wird gegen den Klimaschutz Stimmung gemacht. Teile der Industrie und populistische Parteien bekämpfen das geplante Ende der Verbrennerautos, die Wärmewende, das EU­Klimaschutzprogramm ... Gleichzeitig erlaubt die Ampelregierung neue fossile Projekte. Kohle­, Öl­ und Gas­

Konzerne drängen zudem darauf, das von ihnen verschuldete CO2 unterirdisch zu speichern, um so ihr klimafeindliches Geschäft weiterführen zu können.

Klimaschutz kennt keine Alternative. Seit Jahrzehnten warnt die Wissenschaft davor, die Erde um mehr als 1,5 oder 2 oder gar 3 Grad zu erhitzen. Noch können wir, das ist die gute Nachricht, die Klimakrise in Grenzen halten. Der dafür nötige gesellschaftliche Wandel nimmt Gestalt an. Der Schutz des Klimas fördert Innovationen. Erneuerbare Energien sind ein Job­Motor. Und unsere Energieversorgung wird unabhängig von fossilen Importen.

Hier müssen wir beherzt und zügig weitergehen und dabei möglichst viele mitnehmen. Gerade Menschen mit mittle­

rem und niedrigem Einkommen müssen vom klimaneutralen Umbau profitieren, statt mit hohen Kosten überfordert zu werden. Sozial gerecht und klimafreundlich – beides ist möglich.

Dafür gehen wir beim internationalen Klimastreik am 20. September bundesweit auf die Straße, mit Fridays for Future. Kommen Sie mit uns, schließen Sie sich an!

Aktiv werden

Wo und wie können Sie teilnehmen? www.bund.net/klimastreik

Seit 25 Jahren erzeugen und liefern wir Ökoenergie höchster Qualität. Und mit jeder Kilowattstunde Ökostrom und Ökogas von naturstrom fließt ein hoher Förderbeitrag in den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland.

Wechseln Sie jetzt zu Energie mit Zukunft und sichern Sie sich 30 € Zukunftsbonus: www.naturstrom.de/energie24

„Klimaschutz beginnt bei uns!“
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Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

Auf einem langen dünnen Stängel mit Verzweigungen und luftig wirkenden, gefiederten Blattpaaren ruhen weiße oder rosa doldenähnliche, zart duftende Blütenschirme. Tief verwurzelt ist der Arzneibaldrian (Valeriana officinalis) nicht, sein Rhizom ähnelt einem weißlichen Haarschopf, mit kräftigem Geruch, und kann Böden lockern, wovon Regenwürmer profitieren.

Er ist mehrjährig und winterhart, liebt sonnige und halbschattige, feuchte Standorte auf fast jedem Boden. Die Samen werden mit Haarschirmchen vom Wind oder schwimmend in Gewässern verbreitet. Bestäuber wie Schwebfliegen, Bienen und Schmetterlinge finden anhand roter Saftmale den Nektar in den Kronröhren. Sand­ und Furchenbienenarten sammeln Pollen für den Nachwuchs, und für Schmetterlingsarten wie Baldrian­Scheckenfalter, Baldrian­Blütenspanner oder Nierenfleck­Zipfelfalter sind die Blätter wichtiges Raupenfutter.

Guter Schlaf ist die Voraussetzung für Gesundheit. Hier setzt Baldrian an: Er entspannt, entkrampft, beruhigt die Nerven

PFLANZENPORTRÄT

Arzneibaldrian

Baldrian als pflanzliches Einschlafmittel kennt fast jeder. Aber wer weiß, dass er mit dem Feldsalat verwandt, eine wichtige Insektenpflanze, eine Nützlingspflanze für jeden Garten, Balsam für die Nerven, ein Fast-Allesheiler und eine der ältesten schutzmagischen Pflanzen ist?

und beendet das »Kopfkino«, wirkt ausgleichend, zentrierend, erzwingt den Schlaf nicht, sondern macht ihn erst möglich. Dadurch ist er auch ein gutes Mittel, um tagsüber stressige Moment gar nicht entstehen zu lassen. In richtiger Dosis kann er sogar anregend wirken und das Konzentrationsvermögen stärken, zum Beispiel als Unterstützung vor Prüfungen. Seine entkrampfende Wirkung hilft auch Magen und Darm, Harnwegen, Geschlechtsorganen und Augen.

ZUM TRINKEN UND BADEN

Verwendungsmöglichkeiten gibt es viele: köstlicher Salat aus jungen Blättern, sommerliches Erfrischungsgetränk oder Kräuterkissen aus Blüten, Wurzeln für Kräuterbäder, Tee oder in Wein angesetzt zum Abschalten am Abend (Blüten wirken mild, Wurzeln stark), Baldrianblütenextrakt für das Wachstum von Blüten und Früchten im Gemüsegarten und als Frostschutz für Obstbäume. Als Schutz vor bösen Geistern soll ein Stück Baldrianwurzel

in der Tasche oder ein Strauß an Hausund Stalltüren helfen, ganz nach dem Motto »Baldrian, Dost und Dill – kann die Hex nicht, wie sie will!«

BALDRIANARTEN

Weltweit 300 Baldrianarten, Kardenartige, Familie der Geißblattgewächse. In Deutschland:

• Arzneibaldrian mit nahen Verwandten und schwer zu unterscheidenden Arten, häufig

• Kleiner oder Sumpfbaldrian (Valeriana dioica): in nassen Wiesen, Niedermooren und Sümpfen

• weitere Arten vor allem in den Voralpen und Alpen: Bergbaldrian (Valeriana montana), Felsenbaldrian (Valeriana saxatilis) und andere

Wortherkunft von lateinisch »valere« – gesund (Allheilmittel) oder von »valant« (mittelhochdeutsch für teuflisch; deutsch: als ausgleichende, ins Licht führende Pflanze nach dem Lichtgott Baldur benannt)

Achtung: Vorsichtig dosieren, bei empfindlichen Personen können Magen­Darm­Symptome auftreten. Für Kinder und Schwangere nicht empfohlen! Bei anhaltenden Beschwerden ärztlichen Rat einholen.

Foto:IrmelaFischer

ARTENSCHUTZ

Toll entwickelt

Vor 20 Jahren begann der BUND in Thüringen, Hessen und Bayern ein Rettungsnetz für die Wildkatze auszuspannen. Seither hat sich viel getan für die geheimnisvolle Art. Thomas Mölich war als wissenschaftlicher Leiter von Beginn an dabei.

Thomas, war die Wildkatze vor 20 Jahren nicht noch weitgehend unbekannt?

Tatsächlich wussten wir anfangs weit mehr über Löwen oder Hyänen als unsere heimische Wildkatze. Während man in Rheinland­Pfalz oder der Eifel noch relativ viele Wildkatzen vermutete und auch der Harz besiedelt schien, galt sie in Bayern und anderen Ländern als ausgestorben.

Für ein erstes Schutzprogramm in Thüringen haben wir darum selbst zu forschen begonnen. Sehr geholfen hat uns die im Rettungsnetz entwickelte Methode, an aufgerauten Lockstöcken Haare zu sammeln und im Senckenberg­Institut analysieren zu lassen. Damit bekamen wir bundesweit einen Eindruck, wo noch wie viele Wildkatzen leben. Auch fanden wir heraus, dass sie, anders als vermutet, sich kaum mit Hauskatzen mischten.

Wozu diente der Wissenszuwachs?

Wir haben zum Beispiel gelernt, welchen Wert breite Waldsäume für die Wildkatze und generell die natürliche Vielfalt haben. Hier, wo es die meisten Mäuse gibt, hält sie sich zu 90 Prozent der Zeit auf. Ganz wichtig ist also, dass ein Wald nicht direkt an den Acker grenzt, sondern ein lichter Übergang besteht, mit Dornensträuchern, worin die Katzen tagsüber gern liegen. Dieses Wissen brauchen wir, um im Dialog mit Förstern oder den Straßenbau ämtern überzeugen und gezielt vorgehen zu können.

Und Verbreitungslücken habt ihr ermittelt?

Ja, schon früh fiel uns auf, dass die Wildkatze im Hainich häufig vorkam, im nahen Thüringer Wald aber fehlte. Die Offenlandschaft und die Autobahn dazwischen waren unüberwindbar. Um ihr den Weg zu ebnen, legten wir hier den ersten grünen Korridor an. Damit konnten wir modellhaft zeigen, wie sich Verbreitungslücken überbrücken lassen, nicht nur für Wildkatzen. Unser enorm dichtes Straßennetz zerteilt unzählige Lebensräume auch andrer Tiere. Erst mit der Wildkatze als Zielart sind wir beim Waldverbund vorangekommen.

Wie war es euch möglich, die Wildkatze so dauerhaft zu unterstützen?

Von Anfang an war uns klar: Ein gängiges Förderprojekt von drei Jahren würde nicht reichen. Dank guter Vernetzung und vieler heller Köpfe im BUND ist es uns wiederholt gelungen, neue langjährige Schutzprojekte zu realisieren. Elf unserer Landesverbände und fast 40 Hauptamtliche sind heute zumindest in Teilzeit für die Wildkatze aktiv, dazu kamen zeitweise über tausend Freiwillige. Eine tolle Entwicklung.

Wie hat sich das auf die Wildkatze

Die hat sich seitdem messbar erholt. Begünstigt hat die Wildkatze sicherlich, dass viele monotone Wirtschaftswälder lichter werden, seitdem die Fichte großflächig abstirbt. Zudem wurden die Tiere früher weit häufiger geschossen.

Thomas Mölich präpariert einen Lockstock. Die damit mögliche Erfassung der Wildkatze hat der BUND als wissenschaftlichen Standard etabliert.

Bist du ihr selbst schon begegnet?

Selten, ja, alle zwei Jahre etwa bekomme ich eine zu sehen. Einmal erhielt ich das Signal einer besenderten Katze ganz nah aus einem Feld von Bärlauch. Ich dachte, der Sender sei abgefallen, doch plötzlich erhob sich eine Katze und lief ohne Hast davon. Wildkatzen sind wahnsinnig gut getarnt, darauf vertrauen sie.

Was soll das Rettungsnetz künftig leisten?

In dem Projekt »Wildkatzenwälder von morgen« [gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt] werten wir derzeit ihre Lebensräume auf. Und wo wir uns anfangs auf die Hauptvorkommen der Wildkatze und ihre Umgebung konzentriert haben, blicken wir jetzt mehr an die Ränder und darauf, wie wir die Ausbreitung stärken können. Da die Zerschneidung und Versiegelung der Landschaft voranschreiten, bleibt uns hier viel zu tun. sz

Mehr zum Thema Kostenloses Infomaterial und schöne Artikel rund um die Wildkatze wie diesen Magneten gibt es auf www.bn-onlineshop.de

Foto: Thomas Stephan

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

Hallo Nachbar!

Der Luchs gilt in Deutschland nach wie vor als vom Aussterben bedroht. Es gibt einzelne Inselpopulationen, unter anderem im Bayerischen Wald, die sich aber nicht vermischen. Ein neues BUND-Projekt könnte Abhilfe schaffen.

Im Mai diesen Jahres war es soweit: Nach jahrelanger Vorarbeit in einem anspruchsvollen Projekt konnten Frieda und Viorel in die Freiheit entlassen werden. Sie sind die ersten von bis zu 20 Luchsen, die im Laufe der nächsten fünf Jahre im Thüringer Wald angesiedelt werden. Die Region soll sich, so die Hoffnung der Fachleute, zu einer Drehscheibe für die Wanderbewegungen des Luchses in Mitteleuropa entwickeln. Nachfahren von Frieda oder Viorel könnten also auch nach Bayern kommen. Doch wie kam es überhaupt zu dieser Idee? Expert*innen des BUND suchen in

Thüringen schon seit Jahren nach den scheuen Pinselohren, denn es gibt hier genügend Lebensraum und wegen der hohen Rehbestände auch mehr als genug Beute. Zwar leben im Norden Thüringens, in enger räumlicher Nähe des Harzes, schon seit längerem Luchse, im 2200 Quadratkilometer großen Thüringer Wald kommen sie jedoch bisher nur als vereinzelte Durchzügler vor.

POPULATIONEN VERNETZEN

Früher war der Luchs in Deutschland verbreitet, wurde aber durch gnadenlose Jagd ausgerottet. Aktuell gibt es durch

Wiederansiedelungsprojekte drei deutsche Bestände von Lynx lynx: im Bayerischen Wald, im Pfälzer Wald und im Harz. Doch die drei Populationen sind Inseln ohne Kontakt zueinander, die genetische Vielfalt ist deshalb zu klein. Das Problem der Luchse: Sie sind wenig wanderfreudig, anders als zum Beispiel Wölfe. Sesshafte, fortpflanzungsfähige Weibchen bilden das Gerüst einer Luchspopulation. Junge Weibchen siedeln sich im Regelfall aber nur in der Nachbarschaft anderer Weibchen an, und auch die deutlich mobileren Männchen bleiben fast immer in ihrer Geburtsregion oder wandern nach einer Zeit des Umherstreifens wieder dorthin zurück. In Verbindung mit einer geringen Nachkommenzahl bedingt dies das langsame Wachstum der Population und die geringe Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Berechnungen von Luchsfachleuten besagen, dass selbst nach weiteren 50 Jahren die deutschen Populationen nicht aufeinandertreffen würden. Zusätz­

Ein aufregender Moment: Luchs Viorel macht die ersten Schritte in seiner neuen Heimat.

Die Karte zeigt mögliche Wanderwege des Luchses, die durch das Wiederansiedelungsprojekt in Thüringen entstehen.

lich wird die Ausbreitung vom Straßenverkehr beeinträchtigt. Luchse werden oft überfahren, und viele Tiere kehren um, wenn sie auf eine größere Straße treffen. Bei einer Fachtagung im Harz 2023 waren sich die Luchsexpert*innen einig: Das Überleben der isolierten deutschen Populationen ist nicht gesichert! Um eine Zukunft für den Luchs in Mitteleuropa zu schaffen, muss es gelingen, die Vorkommen miteinander zu vernetzen, denn sonst besteht die Gefahr von genetischer Verarmung und Inzucht. Für den BUNDLandesverband Thüringen stand fest: Es muss etwas passieren! Nach viel Vorarbeit konnte das Projekt »Luchs Thüringen« anrollen. Projektleiter Dr. Markus Port vom BUND Thüringen erklärt das Ziel: »Wir wollen zwischen den Populationen im Harz und im Bayerischen Wald ein drittes größeres Luchsvorkommen etablieren, das die beiden größten deutschen Populationen miteinander vernetzt.«

ERSTER AUSFLUG NACH BAYERN

Im Wildkatzendorf Hütscheroda, das der BUND Thüringen betreut, entstand ein neues Gehege, nicht für Wildkatzen, sondern für Luchse. Dort zog ein Luchspaar aus dem Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald ein – und bekam Nachwuchs. Hütscheroda bietet die Möglichkeit, Luch­

Große Waldgebiete

Etablierte Luchspopulationen

Vereinzelte Luchsvorkommen

Luchsvorkommen in Nachbarländern

Mögliche Wanderrouten

se auf die Auswilderung vorzubereiten und ist damit ein zentraler Baustein im Projekt. Frieda ist hier aufgewachsen. Viorel hingegen ist ein Wildfang aus den rumänischen Karpaten. Die Population dort ist stabil und groß genug für solche einzelnen »Umzüge«. Den Kontakt zu den Behörden vor Ort übernahm eine befreundete rumänische Umweltschutzorganisation.

Viorel soll neues Genmaterial in die hiesigen Bestände einbringen. Auch bei künftigen Auswilderungen wird darauf geachtet, dass die Tiere nicht nah verwandt sind. Langfristig kann so eine stabile Population mit genügend genetischer Vielfalt entstehen, die keine menschliche Unterstützung mehr braucht.

Frieda und Viorel sind besendert und liefern so Informationen über ihren Zustand und ihren Aktionsradius. Viorel hat sich in seiner neuen Heimat schon umgesehen und dabei auch einen ersten Abstecher nach Bayern in den Frankenwald gemacht. Dass ein Männchen und ein Weibchen ausgewählt wurden, ist natürlich kein Zufall. Vielleicht bekommen gleich diese ersten ausgewilderten Luchse Nachwuchs. Das wäre ein schöner Erfolg für das Projekt!

Luise Frank

LUCHS

Lynx lynx

Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)

Ordnung: Beutegreifer (Carnivora)

Gattung: Luchse (Lynx)

Status: Rote Liste 1 (vom Aussterben bedroht)

Schutz: streng geschützt

Kennzeichen sind die markanten »Pinsel« an den Ohrspitzen, die meist schwarz getupfte Fellzeichnung und der für Katzen sehr ungewöhnliche Stummelschwanz mit schwarzem Ende.

Foto:
Thüringen
Foto: Wolfgang Willner
Karte: WWF Deutschland

gehen. Das viel schwerere Weibchen ist schwarz gefärbt. Es legt nach der Paarung etwa 80 Eier. Sind die Jungspinnen geschlüpft, füttert die Mutter sie mit einem nährstoffhaltigen Brei – und wird schließlich selbst vom Nachwuchs gefressen.

Bedroht!

Die Rote Röhrenspinne besiedelt sonnige und sandig-trockene Stellen. Ihre Erdröhre bedeckt sie mit einem Gespinst, Fangfäden werden kleinen Insekten und Spinnen zum Verhängnis. Noch kommt die stark gefährdete Art zum Beispiel im Rhein- und Nahetal vor, in der Lüneburger Heide, in Thüringen und Brandenburg. Der BUND wirbt für den Schutz ihrer Lebensräume.

Foto: blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecker

SCHUTZ DES FRAUENSCHUHS

Es werde lichter

Wo das Thüringer Eichsfeld an Hessen grenzt, ragt die Gobert mehr als 500 Meter auf. Über den bewaldeten Höhenzug verläuft ein wertvoller Abschnitt des Grünen Bands. Er ist die Heimat selten gewordener Orchideen.

In den hiesigen FFH- und Vogelschutzgebieten ist die Natur oft nur mäßig gut geschützt. 2015 erhob die EU deshalb Klage gegen Deutschland. Zuständig für die Betreuung dieser Gebiete sind jedoch die Bundesländer. Thüringen reagierte und gründete auf Initiative des BUND zwölf Natura 2000-Stationen – bundesweit einmalig. Die nicht staatlichen Einrichtungen setzen den Naturschutz vor Ort praktisch um. Die erste ihrer Art, die Station

Frauenschuh auf der Gobert. Die bedrohte Art genießt europaweit strengen Schutz.

Nach der Entbuschung im Herbst 2023: Hier soll der Frauenschuh bald wieder in großer Zahl blühen.

Natura 2000­Referentin Sarah Ziegler und Gebietsbetreuer Stefan Sander mit Dackel Artus unweit des Orchideen­Hotspots, direkt auf dem Grünen Band

»Unstrut-Hainich/Eichsfeld«, ist eng mit dem BUND Thüringen verknüpft. Sie bemüht sich um ein stark geschrumpftes Vorkommen des Frauenschuhs. Wohl um die tausend Exemplare dieser prächtigen Orchidee blühten einst auf der FFH­geschützten Gobert, der höchsten Erhebung des Eichsfelds. 2022 waren kaum mehr 60 übrig. Sarah Ziegler, eine Mitarbeiterin der Station, weiß warum: »Zur Zeit des Eisernen Vorhangs haben die Grenztruppen der DDR hier mit viel Aufwand für eine freie Sicht gesorgt. Nach ihrem Abzug begann der Grenzstreifen bald zu verbuschen.«

RARER LEBENSRAUM

Betroffen war vor allem der kleine, nach Südwest gerichtete Sporn, den die Grenze auf der Gobert beschreibt. Eben dort fand

sich der Frauenschuh einst so zahlreich. Zwischen den aufwachsenden Bäumen und Sträuchern kam er immer seltener zur Blüte. Kein Wunder, diese Orchidee bevorzugt lichte Wälder.

Für die Station war klar: Um das Überleben des Frauenschuhs zu sichern, muss ein Großteil der Gehölze weichen. 2022 und 2023 ließ sie darum viel dorniges Buschwerk roden. Auch einzelne Bäume fielen, wo der Jungwald besonders dicht stand, andere schützte man vor Verbiss. In Zukunft sollen hier im Spätsommer Ziegen und Schafe weiden.

Als wir das Projektgebiet Anfang Juni besuchen, ist der Frauenschuh schon verblüht. Stattdessen schmücken nun Akelei und Türkenbund, Grüne Waldhyazinthe und Mücken-Händelwurz, Pfirsichblättrige Glockenblume und Sichelblättriges Hasen­

Fotos: Wildtierland Hainich gGmbH (5)

Bad Sooden-Allendorf WERRA

Dieterode

Schwobfeld

THÜRINGEN

Wiesenfeld

Volkerode

Vorkommen des Pfaffschwende

Frauenschuhs

Hitzerode Motzenrode Hitzelrode

Das Fauna­Flora­Habitat­Gebiet umfasst wertvolle (Halb­)Trockenrasen, Bergwiesen, Wacholderheiden und Laubwälder.

ohr die Bergwiese. Wie viele weitere Arten profitieren sie davon, dass hier oben wieder mehr Sonne zum Boden dringt. Damit hat die BUND­Station ein in Thüringen schon wegen seiner Seltenheit schutzwürdiges Biotop wiederbelebt, mit etlichen gefährdeten Pflanzen und Tieren.

GUT BETREUT

Dass die Landschaftspflege auch beim Frauenschuh erste Früchte trägt, bestätigt uns Stefan Sander. Er ist einer von acht Gebietsbetreuer*innen der Stiftung Naturschutz Thüringen am Grünen Band und begleitet uns an diesem Tag. Als junger Mann war er hier zur Sicherung der Grenze eingesetzt, er kennt die Gobert wie seine Westentasche. »Im Mai haben wir 86 blühende Frauenschuhe gezählt«, erzählt der gelernte Forstwirt, »auch an länger verwaisten Stellen. Die Samenbank im Boden scheint also noch intakt zu sein.«

Regelmäßig führt Stefan Sander Gäste durch das Gelände und erzählt von der wechselvollen Geschichte der Region: Von Stasitunneln und der eher lückenhaften Kontrolle des entlegenen Grenzabschnitts. Wie die Grenztruppen mit Pestiziden und

FFH­Gebiet »Stein Rachelsberg Gobert«

sogar Dieselkraftstoff die aufkommende Vegetation bekämpften. Und wie das Grüne Band zum natürlichen Refugium werden konnte. Seine Arbeit ist ihm eine Berufung: »Auch in meiner Freizeit wüsste ich nichts Schöneres, als hier draußen herumzulaufen.«

MA

SS STÄBE GESETZT

Ob für den Frauenschuh oder andere bedrohte Pflanzen, Tiere und Lebensräume am Grünen Band: Sarah Ziegler von der Station arbeitet mit Stefan Sander Hand in Hand. Beide beraten Privatleute, Agrargenossenschaften oder Kommunen dabei, ihre Flächen EU­konform zu bewirtschaften. Und sie achten gemeinsam darauf, dass der Naturschutz Wirkung entfaltet. Am einstigen Grenzstreifen ist das von besonderer Bedeutung. Immerhin hat im vergangenen Jahr nach Thüringen auch Hessen das Grüne Band zum Nationalen Naturmonument erklärt.

Juliane Vogt leitet die Natura 2000Station »Unstrut­Hainich/Eichsfeld«. Acht Jahre nach Gründung der Station fällt ihr Fazit positiv aus: »Nicht nur auf der Gobert sind wir auf gutem Wege. Mit den zwölf Stationen hat Thüringen bundesweit

Der Gehölz­ und Grasschnitt wird abtransportiert.

Die Grüne Waldhyazinthe ist eine von mindestens fünf Orchideen im Gebiet; die großen Blätter zählen zum Breitblättrigen Laserkraut.

Maßstäbe gesetzt. Für unsere FFH­ und Vogelschutzgebiete zahlt sich dieses Netzwerk mehr und mehr aus.«

Der Frauenschuh kann übrigens weiter auf die Unterstützung der Station rechnen. Dank einem Förderprojekt für LichtwaldArten des Bundesamtes für Naturschutz ist die Biotoppflege auf der Gobert bereits bis 2029 gesichert.

Severin Zillich

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Träger der Natura 2000­Station »UnstrutHainich/Eichsfeld« (www.nat-2000.de) ist die »Wildtierland Hainich gGmbH« in Hütscheroda, Hauptgesellschafter der BUND Thüringen. Im dortigen Wildkatzendorf am Nationalpark Hainich erleben Gäste u. a. Wildkatzen und Luchse. Der BUND Thüringen ist Träger des Natura 2000­Kompetenzzentrums, einer ServiceStelle für alle Stationen des Landes.

WASSER GANZ

NEU DENKEN

In den vergangenen Jahren sind kaum einige Monate vergangen, in denen das Thema Wasser in Bayern nicht in den Schlagzeilen war: Überschwemmungen, Dürre, Verteilungskonflikte, Nitrat-Belastung.

Die Klimakrise wirkt sich hier deutlich wahrnehmbar aus. Zudem rächen sich Fehler der Vergangenheit wie die massive Entwässerung. Unsere kostbarste Ressource und

unser wertvollstes Lebensmittel braucht künftig besseren Schutz und einen nachhaltigeren Umgang. Der BUND Naturschutz hat konkrete Vorschläge für ein Umsteuern erarbeitet. Dazu gehört, das Niederschlagswasser in der Fläche zu halten, Grundwasser vor Verunreinigung zu schützen und die Artenvielfalt von Lebensräumen im und am Wasser zu verbessern. Im Einzelnen:

Foto:
Wolfgang Willner
Die Amper im Landkreis Freising

WASSER IN DER FLÄCHE HALTEN Jahrzehntelang wurde in Bayern durch Kanalisierung, Versiegelung und Drainage Wasser aus der Fläche »vertrieben«. Das gilt es rückgängig zu machen, denn die Folge davon ist, dass die Böden weniger Wasser aufnehmen. Stattdessen fließt bei starken Regenfällen das Wasser schnell in die größeren Flüsse ab und baut sich zu teils verheerenden Hochwasserscheiteln auf wie in diesem Jahr. Geeignete Maßnahmen für eine Umkehr dieser Entwicklung sind zum Beispiel die Wiedervernässung von Mooren und Feuchtgebieten, der Rückbau von Entwässerungen, die Anstauung von Wegseitengräben oder die Anlage von Kleingewässern in Senken. Ein Partner bei diesem riesigen Projekt ist der Biber: Er staut Wasser an und hilft so, es in der Fläche zu halten.

WASSERCENT EINFÜHREN

Was nichts kostet, ist nichts wert. Kein Wunder also, dass der Wasserverbrauch der Industrie in Bayern sehr hoch ist, aber auch der Verbrauch der Landwirtschaft konstant steigt. Für die Betriebe kostet diese wertvolle Ressource nichts oder fast nichts. Dabei hat die Bayerische Staatsregierung bereits für die letzte Legislaturperiode die Einführung eines

»Wassercents« angekündigt. Passiert ist nichts. Die Ankündigung wurde für die laufende Legislaturperiode erneuert. Passiert ist immer noch nichts, weil sich CSU und Freie Wähler bisher nicht auf ein Vorgehen einigen konnten.

Der BN arbeitet deshalb gerade an einem Katalog konkreter Forderungen, um Druck zu machen für die Einführung des Wassercents in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft, Trinkwasser sowie Nutzung zum Kühlen und Wärmen und eine gerechte Ausgestaltung mit möglichst wenigen Ausnahmen.

WASSERENTNAHMEN REGELN

Eigentlich unfassbar: In Bayern weiß niemand genau, wer alles Wasser entnimmt und wie viel. Deshalb fordert der BUND Naturschutz, schnellstmöglich sämtliche Wasserentnahmen zu erfassen und eine »digitale Wasseruhr« einzuführen. Bayern braucht außerdem ein Konzept zur langfristigen und überregionalen Steuerung der Wasserentnahmen.

FREI FLIESSENDE FLÜSSE ERHALTEN UND WIEDER HERSTELLEN

Ein Fluss in einem engen Betonkorsett ist nicht nur ein trauriger Anblick, er leitet auch Wasser sehr schnell weiter. Das begünstigt die Entstehung von Hochwasser und schadet vielen im Wasser lebenden Arten. Was Bayern braucht, sind großflächige Renaturierungen überall, wo es möglich ist (im Bild die Isar). Haben Flüsse wieder die Verbindung zu ihrer Aue, entsteht bei Starkregen Breitwasser statt Hochwasser. Die in der Aue lebenden Tier­ und Pflanzenarten sind auf diese dynamischen Lebensräume perfekt angepasst.

Der ökologische Schaden, den Wasserkraft anrichtet, ist sehr viel höher als der Nutzen aus der gewonnenen Energie. Deshalb ist der BN gegen jeden weiteren Ausbau der Wasserkraft, insbesondere in frei fließenden Abschnitten und in Schutzgebieten.

TRINKWASSER SCHÜTZEN

Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und muss deshalb konsequent geschützt werden! Der BN fordert eine sukzessive Ausdehnung der Wasserschutzgebiete in Bayern auf das gesamte Einzugsgebiet von Trinkwasserbrunnen.

Häufig ist Leitungswasser mit Nitrat belastet. Mehrere Trinkwasserbrunnen mussten bereits geschlossen werden, weil die Nitrat­Grenzwerte überschritten wurden. Grund ist die Massentierhaltung und die daraus folgende Überdüngung der Felder mit Gülle. Hier braucht es eine andere Ausrichtung der Landwirtschaft hin zu weniger intensiver Tierhaltung, mehr Grünland und weniger Düngung.

Stefan Ossyssek (lf)

Foto: Wolfgang Schödel
Foto: Christine Margraf

Beim Treffen der Kooperation in Bonn

KLIMASCHUTZ

Power to the People

Im Juni trafen sich die UN-Staaten in Bonn, um den Klimagipfel im November in Aserbaidschan vorzubereiten. Parallel organisierte der BUND ein Treffen mit Partnern aus Georgien, Kolumbien und der Ukraine. Mit ihnen setzt sich der BUND seit 2018 dafür ein, die nationale und internationale Klimapolitik gerechter und umfassender zu gestalten.

Für eine faire und breit akzeptierte Klimapolitik ist es unverzichtbar, die Zivilgesellschaft zu beteiligen. Doch die Handlungsspielräume für gesellschaftliches Engagement und Demokratie sind weltweit bedroht. So arbeiten der BUND und seine Partner daran, die Bevölkerung in den drei Ländern systematisch in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

WEITER GEFÖRDERT?

Ursprünglich war das Bonner Treffen als Abschlussveranstaltung gedacht. Kurz zuvor dann erfuhren wir, dass es Chancen gibt, unsere Kooperation weiter gefördert zu bekommen. So konnten wir in Bonn wieder nach vorne blicken. Unser Fokus wird in den nächsten Monaten darauf liegen, die nationalen Klimaziele unserer Länder zu erneuern und auf ein Ende der fossilen Energien zu drängen.

Zusätzlich eröffneten wir in Bonn eine kleine Ausstellung. Ihr Thema war die Beteiligung der Zivilgesellschaft. Barrieren und Herausforderungen für die Menschen in unseren Partnerländern wurden hier visuell dargestellt. Auf der Vernissage kamen wir mit vielen Leuten ins Gespräch, konnten uns austauschen sowie neue Perspektiven gewinnen.

Susann Scherbarth ... leitet die internationale Klimapolitik des BUND und die erwähnte Kooperation.

www.bund.net/iki-projekt

BRASILIEN

Land unter

Der Süden Brasiliens erlebte im Mai das wohl schlimmste Hochwasser seit Jahrzehnten. Das Wasser stieg und stieg. Nach den extremen Regenfällen kämpfen zahllose Menschen bis heute mit den Folgen. Unsere Schwesterorganisation »Amigas da Terra Brasil« kümmert sich um die Betroffenen.

Viele Bäche und Flüsse erreichten Rekordstände, Erdrutsche zerstörten Straßen und Häuser. Mehr als 140 Menschen verloren ihr Leben, viele wurden verletzt, über 1,7 Millionen Menschen waren und sind noch betroffen. Der Wiederaufbau wird lange Zeit dauern, der materielle Schaden geht in die Milliarden.

In Porto Alegre waren phasenweise 70 Prozent der Menschen ohne Wasser und Strom. Unsere Verbündeten unterstützen hier derzeit Gemeinschaftsküchen und Hilfsorganisationen. Denn die Klimakrise trifft die am härtesten, die historisch am wenigsten dafür verantwortlich sind.

URSACHEN BEKÄMPFEN

Um derartigen Katastrophen vorzubeugen, wenden sich die Amigas da Terra unter anderem gegen die allgegenwärtige und besonders klimaschädliche Agroindustrie des Landes. Und sie kämpfen gegen den Bergbau im Bundesstaat Rio Grande do Sul. Denn die laxe Lizenzvergabe führt dort zur Naturzerstörung und Vertreibung traditioneller Gemeinschaften.

Der BUND drängt auch in Lateinamerika darauf, den gesetzlichen Klimaschutz zu stärken und die Zivilgesellschaft besser zu beteiligen. Unsere Unterstützung gilt

vor allem regionalen Netzwerken. Denn sie bündeln die Stimmen derer, die sich für eine lebenswerte Zukunft einsetzen. Till Groth

Das Viertel Cidade Baixa in der Hafenstadt Porto Alegre wurde im Mai überflutet. Foto: Carolina

Nach der Wahl

Der Ausgang der Europawahl am 9. Juni bietet durchaus Anlass zur Sorge. Das Erstarken rechtsextremer Kräfte bedroht die Demokratie und unsere natürlichen Lebensgrundlagen. Doch finden sich auch Zeichen der Hoffnung. Nicht nur in Deutschland, sondern europaweit haben sich die Kräfteverhältnisse verschoben. Stand die Europawahl 2019 im Zeichen der Klimaproteste, herrschten diesmal Themen wie Inflation, Migration und Sicherheit vor. Mehrheiten für den Umweltschutz im EU-Parlament zu finden, dürfte damit deutlich schwieriger werden.

GREEN DEAL FORTSETZEN

Während die Rechtspopulisten in Frankreich und Deutschland zunehmen, sind sie in Skandinavien oder Ungarn auf dem

Rückzug. Zudem zeigen alle Umfragen, dass sich die Europäer*innen weiterhin mehr Umweltschutz wünschen. Die neu gewählten Abgeordneten sollten aus dem Wahlergebnis also nicht das Mandat ablesen, den »Green Deal« abzuwickeln. Mit ihm entschieden die EU­Mitgliedstaaten u.a. bis 2050 klimaneutral zu werden. Wem vorwiegend an Sicherheit gelegen ist, sollte bedenken: Ohne einen besseren Schutz unserer Lebensgrundlagen kann es die nicht geben, wird weltweit die Zahl der Geflüchteten zunehmen und unserer Wirtschaft die Basis entzogen.

Es ist daher gut und richtig, dass die EUStaats­ und Regierungschef*innen Ende

FLÜSSIGGAS

Opfer des Frackings

Der riesige LNG-Tanker liegt direkt im Hafen von Mukran auf Rügen. Weithin zu sehen ist er, bei Ostwind auch zu hören. Am neuen und vom BUND stark kritisierten Terminal, einem von bundesweit neun geplanten, liefert er flüssiges Erdgas ab. Das Gas stammt aus den USA, genauer: aus Texas. Unsere Partnerorganisation Friends of the Earth US wehrt sich auf der gegenüberliegenden Seite des Atlantiks gegen die Förderung des Gases mittels Fracking.

Im Frühling traf sich der BUND­Arbeitskreis »Internationale Umweltpolitik« auf Rügen, um gegen das Terminal zu protestieren – leider ohne Erfolg. Im Juli nun war der BUND eingeladen, an einem Austausch zwischen Betroffenen aus Texas und auf Rügen teilzunehmen.

MAHNWACHE UND MEHR

Elida und John leben direkt dort, wo das Fracking­Gas für Deutschland herkommt. Wo es die Natur und Umwelt zerstört und

Juni die neue EU­Kommission beauftragt haben, die Dreifachkrise aus Erderhitzung, Naturzerstörung und Verschmutzung entschlossen anzugehen. Hoffen wir, dass nach dem Wahlkampfgetöse nun wieder konstruktive Stimmen das Wort ergreifen und den Green Deal fortführen und weiterentwickeln.

André Prescher-Spiridon

Gasverflüssigungsanlage von Cheniere Energy in Corpus Christi, Texas

zu schweren Gesundheitsschäden führt. Bei einer Mahnwache und öffentlichen Protestveranstaltung erzählten sie ihre Geschichte. Darüber hinaus las Kathrin Hartmann aus ihrem Buch »Öl ins Feuer«. Sie beschreibt hierin, wie Mensch und Natur unter der fossilen Industrie leiden. Der BUND solidarisierte sich auf der Podiumsdiskussion im Haus des Gastes in Binz mit dem Widerstand vor Ort. Und er schlägt Brücken zur nationalen Ebene. Einige unserer Landesverbände gehen weiter gegen geplante LNG­Terminals vor. So hat der BUND Niedersachsen kürzlich Widerspruch gegen die Genehmigung des Terminals in Stade eingelegt. Denn hier ist die baldige Umstellung von Erdgas auf erneuerbare Gase ungeklärt. Die aber ist unverzichtbar, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will.

Susann Scherbarth EUROPÄISCHE UNION

Demo für die Demokratie am Vortag der EU­Wahl in Berlin.
Foto: Chispa
Foto: Jörg
Farys

Einmal im Leben Seefahrer*in unter vollen Segeln sein –auf der »Florette« wird dieser Traum Wirklichkeit.

UMWELTFREUNDLICH REISEN

Schiff ahoi!

Segeln und Wandern in der Äolischen

Inselwelt – das ermöglicht eine Traumreise auf einem historischen Zweimaster.

Die Planken knarren unter unseren Füßen, der Duft von warmem Holz und salzigem Meer erfüllt die Luft. Die Segel flattern kraftvoll. Gischt spritzt hoch unter dem Bugspriet, während die »Florette«, nur vom Wind getrieben, durch das Wasser gleitet und sich der zerklüfteten Küste von Panarea nähert. Es ist ein erhabenes Erlebnis, die Äolische Inselwelt aus der Seefahrer-Perspektive zu entdecken.

Die Brigantine Florette, 1921 erbaut, hat eine Länge von 40 Metern und ein Gewicht von 185 Tonnen. Sie gehört zu den letzten aktiven Holzwindjammern und ist nach EU-Richtlinien zertifiziert. Heute gehört die Florette der kanadisch­englischbayerischen Familie Haynes, die mit den Gewässern rund um die Liparischen Inseln bestens vertraut ist.

An Bord erleben wir die Kraft und Eleganz dieses Schiffes in seinem Element. Dabei sind wir nicht nur Passagiere, sondern Teil der Crew. Segelerfahrung ist nicht notwendig, aber Teamgeist ist gefragt. Nach einer kleinen Knotenkunde am ersten Tag helfen wir mit, die Segel zu setzen und zu bergen. Das Setzen des 130 Quadratmeter großen Gaffelgroßsegels erfordert den Einsatz von bis zu zwölf Personen! Natürlich bleibt uns genug Zeit, vom Sonnendeck aus einfach die Aussicht zu genießen, auf Schaumkronen, Wellen und Inseln. Oder von Bord aus eine Runde zu schwimmen.

Unser Studienreiseleiter Peter Amann, Italien­Experte und Buchautor, hat die Liparischen Inseln schon viele Male bereist und teilt seine Kenntnisse und Geschichten gerne mit uns. Sechs Inseln wollen wir

anlaufen, wobei das genaue Programm von Reiseleiter, Kapitän und den Wetterbedingungen bestimmt wird. Wir kreuzen zwischen den Liparischen Inseln, die im Tyrrhenischen Meer vor der Nordküste Siziliens liegen: Stromboli, Panarea, Filicudi, Salina, Vulcano und Lipari – jede Insel ist einzigartig und geprägt von ihrem vulkanischen Ursprung.

Stromboli, bekannt als »Leuchtturm im Tyrrhenischen Meer«, beeindruckt mit seinem aktiven Vulkan, der seit der Antike Seefahrern zur Orientierung dient. Panarea, die Kleinste, fasziniert mit ihrem umgebenden Miniatur­Archipel. Auf Filicudi besuchen wir eine Erste­Hilfe­Station für Meeresschildkröten und erfahren von einer lokalen Naturschützerin mehr über den Schutz von Walen und Delfinen. Salina, üppig bewachsen, trägt aufgrund ihrer friedlichen Atmosphäre abseits des Massentourismus den Titel »Isola Slow«. Vulcano empfängt uns mit dem Duft von Schwefel und Ginster, während Lipari, die größte Insel des Archipels, mit ihrer lebendigen Geschichte und der charmanten Hauptstadt beeindruckt.

Am zehnten Tag nehmen wir Kurs zurück nach Kalabrien. Nach dem Deckschrubben steht noch ein erfrischender Sprung ins tiefblaue Meer an. Am späten Nachmittag legen wir im Yachthafen von Vibo Marina an. Noch einmal atmen wir tief die Salzluft ein und nehmen Abschied von diesem besonderen Schiff, das für zehn Tage unser Zuhause war. Das Meer, das Licht und der Wind aber haben sich in unsere Sinne geprägt und begleiten uns so als unvergessliche Erinnerungen.

REISETERMIN

5. – 17. November 2024

Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND­Reisen

ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/5 88 88-20 www.bund-reisen.de

Foto: R. Haynes

Als sich die Gründung eines Nationalparks Bayerischer Wald abzeichnete, setzte sich die damalige BN-Verbandsspitze zum Ziel, wertvolle Moorflächen im Vorfeld zu sichern, mit der Idee, diese Flächen in den Nationalpark zu integrieren. Das zog sich lange hin – gelang aber schließlich zu dessen 20-jährigem Jubiläum 1990.

Das große Moor am Fuß des Nationalparks wird durchflossen von der Großen Ohe. Es trägt einen Doppelnamen: Westlich des jungen Flüsschens heißt es »Großer Filz«, östlich davon »Klosterfilz«. Faktisch ist es jedoch eine zusammenhängende und ökologisch ausgesprochen wertvolle Fläche mit vielen typischen Moorarten.

Der Große Filz mit 43,8 Hektar stand schon seit 1950 unter Naturschutz, und eigentlich wäre es naheliegend gewesen, die gesamte Moorfläche als Ergänzung zu dessen Felszonen und Steilhängen in den Nationalpark einzubeziehen. Doch der Großteil des Moores war damals nicht im Staatsbesitz und konnte daher nicht aufgenommen werden. Dank großzügiger Spenden konnte der BN im Laufe der Jahre hier immer wieder Flächen ankaufen.

1973 erweiterte das bayerische Umweltministerium das Naturschutzgebiet auf 370,9 Hektar. Gerade rechtzeitig, denn kurz davor kam der damalige Leiter des

Die Quellbäche des Klosterfilzʼ entspringen am Großen Rachel, dem höchsten Gipfel des Nationalparks.

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

Moor statt Stausee

Flächenkäufe durch den BN und die Ausweisung eines Naturschutzgebiets bewahrten ein wertvolles Moorgebiet. Heute ist es Teil des Nationalparks.

Fremdenverkehrsamts auf die Idee, an einer natürlichen Engstelle am Ortsrand von Riedlhütte einen Damm anzulegen, um mit einem Stausee erhebliche Teile des wertvollen Moores zu überstauen. 1991 war es dann soweit: Der BN übertrug die Flächen dem Nationalpark, von dem sie heute auch betreut werden.

Heute herrscht im Großen Filz und Klosterfilz wie in anderen Kernzonen des Nationalparks ein Betretungsverbot. Es gibt jedoch einen großen Filzrundweg, der 11,5 Kilometer lang und mit dem Symbol der Kreuzotter gekennzeichnet ist. Der

INFOS ZUR WANDERUNG

• Ausgangspunkt: Rastplatz Filzwald an der Nationalparkstraße östlich von Spiegelau (oder Parkplatz Diensthüttenstraße, Sportplatz Riedlhütte an der Pocherstraße/Triftweg)

• Länge/Gehzeit: 11,5 Kilometer/3,5 – 4,5 Stunden

• Wegcharakter: Befestigte Wege, teils Bohlenwege, Forststraßen, Teerstraße

• Einkehr: Entlang des Weges keine (St. Oswald, Spiegelau)

Weg ist befestigt, führt teilweise über Holzbohlen und zeigt das Moor buchstäblich von allen Seiten. Der Rundweg weist keine großen Höhenunterschiede auf und hat wunderschöne Passagen, aber vor allem in seinem östlichen Teil auch einige »Durststrecken«, auch führt er nicht nur durch den Filz oder an seinen Rändern entlang, sondern über weite Strecken durch Wälder.

Wer sich das »Sahnestück« herauspicken will, geht vom Sportplatz Riedlhütte den Triftweg hinunter bis zu der Engstelle, an der einmal eine Aufstauung der Großen Ohe angedacht war, und von dort in den Filz hinein. Wenn auf der anderen Seite Siebenellen in Sichtweite kommt, auf dem gleichen Weg zurück. Im Norden des Moorschutzgebiets hat die Nationalparkverwaltung 2022 auch einen kurzen, aber sehr schönen Rundweg mit vielen Einblicken in die Moorlandschaft geschaffen, der rollstuhltauglich ist. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Diensthüttenstraße. Uli Rohm-Berner, Winfried Berner

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Winfried Berner, Ulrike Rohm Gerettete Landschaften Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro Bestellung: www.bn­onlineshop.de

Foto: Winfried Berner

BN aktiv + nah

ANWALT DER NATUR

Es gibt so viele wunderbare Naturschätze in Bayern – doch oft sind sie bedroht: durch Bebauung, durch immer intensivere Landwirtschaft, durch Straßen, die Lebensräume zerschneiden. Der BUND Naturschutz bemüht sich seit vielen Jahren darum, Flächen anzukaufen, um sie zu schützen und zu bewahren, oft mit Erfolg: Derzeit besitzt der BN 2750 Hektar Flächen in ganz Bayern. In jedem Heft stellen wir ein solches Naturjuwel vor. Angekaufte Flächen sind kein »Selbstläufer« in Sachen Naturschutz, sondern erfordern von der jeweiligen Kreisgruppe viel Engagement, nicht selten werden die Kreisgruppen im wahrsten Sinn des Wortes zum Anwalt der Natur. Das gilt auch für die Flächen im Otterbachtal, die der

BN­Kreisgruppe Regensburg gehören. Es handelt sich um ökologisch wertvolle Flächen im Gemeindebereich Altenthann im nordöstlichen Landkreis Regensburg. Die ersten Flächen, angrenzend an einen Amphibienweiher, hat die Kreisgruppe schon 2002 erworben. Ziel war es von Anfang an, entlang des Otterbachs eine zusammenhängende Fläche aus der Nutzung zu nehmen, um Freiraum für Bach und Biber zu schaffen. Eine extensive Nutzung als Weide oder Wiese konnte sich die Kreisgruppe aber vorstel len. Es folgten mehrere Lü ckenschlüsse, auch im ver gangenen Jahr kamen weite

OTTERBACHTAL

Kreisgruppe: Regensburg

Fläche: rund 8,5 Hektar

Arten: Libellen: Blauflügel­Prachtlibelle, Zweigestreifte Quelljungfer, Grüne Keiljungfer; Schrecken: Sumpfschrecke, Kurzflügelige Schwertschrecke, Sumpfgrashüpfer; Tagfalter: Dunkler Wiesenknopf­Ameisenbläuling, MädesüßPerlmuttfalter; Vögel: Goldammer, Neuntöter, Sumpfrohrsänger

re Flurstücke hinzu. Die Untere Naturschutzbehörde im Landkreis Regensburg fördert die Ankäufe.

Eine »Hochglanzhistorie« liege hier nicht vor, berichtet Kreisvorsitzender Raimund Schoberer. Es gab einen langwierigen Rechtsstreit um den Grenzverlauf –bis vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe! Seit Anfang 2024 liegt das Urteil vollständig zu Gunsten des BN vor. Der Nachbar darf nun nicht mehr rund 2000 Quadratmeter BNGrund intensiv bewirtschaften. Über mehrere Jahre hinweg gab es ein Bewei­

Das Otterbachtal ist Heimat für die Goldammer (oben) und den Wiesenknopf­Ameisenbläuling.

dungsprojekt mit Rindern auf den BN­Flächen. Dieses musste wegen verschiedener Probleme aufgegeben werden. Wieder war die Kreisgruppe gefragt: Was tun mit den Weideflächen? Zum Glück fand sich ein Landwirt, der den Grund pachtete, die Fläche mit Messerbalken mäht und die Mahd an Pferde verfüttert. »Extensives Grünland ist zunehmend unbeliebt bei Bauern«, berichtet Raimund Schoberer, »weil die modernen Hochleistungsrinderrassen höherwertiges Futter brauchen.«

BIBER, LIBELLEN UND SUMPFROHRSÄNGER

Doch die Aktiven der Kreisgruppe Regensburg können den Lohn ihrer Mühen bei jedem Besuch im Otterbachtal beobachten: Das Ziel, ein abwechslungsreiches Mosaik unterschiedlicher offener Lebensraumstrukturen zu schaffen und so aus der Talaue einen Lebensraum für verschiedenste Artengruppen zu machen, kommt voran. Auch der Biber hilft dabei tatkräftig mit. Bei Kartierungen entdeckten Fachleute eine Reihe von Arten, die in Bayern auf der Roten Liste stehen, so zum Beispiel die stark gefährdete Sumpfschrecke sowie die Kurzflügelige Schwertschrecke und den Sumpfgrashüpfer. Naturschutzfachlich von Bedeutung ist auch der Dunkle WiesenknopfAmeisenbläuling. Ebenfalls in Bayern als gefährdet eingestuft und auf den BNFlächen nachgewiesen ist der MädesüßPerlmuttfalter. Die Blauflügel­Prachtlibelle, die Zweigestreifte Quelljungfer und die Grüne Keiljungfer schwirren durch die Flächen am Otterbach. Goldammer, Neuntöter und Feldschwirl sind hier zu Hause, auch der Sumpfrohrsänger brütet am Otterbach. Eisvogel, Wasseramsel und Mäusebussard sind Nahrungsgäste. Eine auf den BN­Flächen nachgewiesene, bayernweit gefährdete Pflanzenart ist die Sumpf­Calla oder Schlangenwurz. Einem neuen Nachweis des Ranunkelgewächses Ranunculus dactylophyllus (Rote Liste Bayern: 2) kommt besondere Bedeutung zu, denn die Art war in der Gegend bereits so gut wie verschwunden.

Luise Frank

Liebe Mitglieder

»Der BUND Naturschutz ist heute notwendiger denn je!« – sagen nicht nur wir, sondern auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner. In ihrer Grußbotschaft zum 111. Geburtstag des BN betonte sie außerdem: »Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war der BUND Naturschutz, der maßgeblich dazu beigetragen hat, das Umweltbewusstsein in unserer Gesellschaft zu stärken.« Der Kabarettist Gerhard Polt brachte seinen Respekt zum Ausdruck »vor den Menschen, die um jeden Quadratmeter, der nicht betoniert wird, kämpfen«. Über diese Botschaften, die Sie übrigens auf der BN-Website finden, und alle guten Wünsche zum Jubiläum haben wir uns sehr gefreut. Sie gebühren natürlich dem ganzen Verband, also Ihnen allen. Den Tausenden von Menschen in ganz Bayern, die Biotope pflegen, Amphibien über Straßen tragen, Exkursionen organisieren, gegen unnötige Bauprojekte kämpfen oder einfach den BN mit ihrer Mitgliedschaft unterstützen. Sie alle – wir alle – sind der BUND Naturschutz. Und wir haben viel erreicht, auf das wir stolz sein können. Deshalb sagen wir, wieder mit Ilse Aigner: »Auf die nächsten 111 Jahre!« Die Arbeit wird uns allem Anschein nicht ausgehen. So legte im Juli die Bayerische Staatsregierung den exakt gleichen Text ihrer Wolfs­

verordnung erneut vor, nachdem er vor Gericht für ungültig erklärt worden war. Statt endlich eine sichere Rechtsgrundlage für die Weidetierhalter*innen zu schaffen, läuft die Regierung sehenden Auges in die nächste Niederlage vor Gericht. Der BN wird auch gegen diese neue, alte Verordnung klagen, denn sie ist fachlich und juristisch fehlerhaft. Währenddessen soll in Südbayern, im Landkreis Landsberg, mit staatlicher Förderung nach Gas gebohrt werden. Der BN ist vor Ort aktiv, um diesen Rückfall in fossile Zeiten zu verhindern. Schön, dass zumindest aus Brüssel und Straßburg positive Signale für die Umwelt kommen. Nach zahlreichen Versuchen, das Gesetz zu Fall zu bringen, hat das EU­Parlament im Juni das wichtige Gesetz zur Wiederherstellung der Natur verabschiedet. Ein Meilenstein für den Naturschutz in Europa! Bei der Wahl im Mai gab es keine Mehrheit für Parteien, deren Haltung eine Totalopposition gegen jeglichen Umweltschutz ist. Und die wiedergewählte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen setzt auch weiterhin auf einen Green Deal für Europa. Als Anwalt der Natur wird der BN darauf achten, dass es nicht bei schönen Gesetzestexten und Ankündigungen bleibt, sondern dass diese auch in die Tat umgesetzt werden –ganz konkret und vor Ort.

DELEGIERTENVERSAMMLUNG 2024

Wasser im Fokus

Die Delegiertenversammlung des BUND Naturschutz stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Jahresschwerpunkts Wasser und der Europawahl. Die rund 250 Delegierten vertreten 268 000 BN-Mitglieder.

In diesem Jahr fand die Versammlung in Würzburg statt. Die Delegierten diskutierten aktuelle Themen und verabschiedeten den Haushalt. Bei der hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am Vorabend stand ebenfalls das Thema Wasser im Fokus. Verdiente Ehrenamtliche wurde mit der Naturschutzmedaille ausgezeichnet.

Die Delegierten stimmten dem Leitantrag geschlossen zu, Titel: »Europa tut der Umwelt gut: für ein demokratisches, ökologisches und soziales Europa.« Der BN­Vorsitzende Richard Mergner erklärte dazu: »Die demokratischen Instrumente sind für uns die Voraussetzung, Natur und Umwelt und damit unsere Lebensgrundlagen vor Zerstörung zu bewahren.«

Der CDU­Oberbürgermeister der Stadt Würzburg, Christian Schuchardt, betonte

in seinem Grußwort: »Wir schätzen Ihr Engagement für die Umwelt und Ihren Einsatz für die Demokratie und Europa.« Zu den Bestrebungen der Firma Knauf in einem geplanten Erweiterungsgebiet des Wasserschutzgebiets Zeller Quellen Gips abzubauen, unterstrich Schuchardt: »Trinkwasser ist das allerhöchste Gut, es ist in diesem Falle wichtiger als die wirtschaftlichen Interessen eines Gipsherstellers. Deshalb haben wir gegen den Planfeststellungsbeschluss für den Bau einer Bauschutt­Deponie geklagt.«

WASSER SCHÜTZEN, ABER WIE?

Eröffnet wurde das Wochenende am Freitagabend mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit dem Titel »Wasser in Zeiten der Klimakrise: Wie sichern wir das kostbar(st)e Gut?«. Professor Ralf

Ludwig, Klimaforscher an der LMU München, sprach sich vehement dagegen aus, Seen anzuzapfen und Wasser über weite Strecken zu transportieren: »Die geplante Wasserspange vom Bodensee nach Nordbayern ist nicht die Lösung! Wir müssen regional denken und das Wasser vor Ort in der Fläche halten und auf naturbasierte Lösungen setzen.« Außerdem wurde über den Anbau von wasserintensivem Gemüse diskutiert. Stefan Köhler, BBVBezirkspräsident von Unterfranken und CSU­Kandidat zur Europawahl, ist der Meinung, dass Gemüse weiterhin in Bayern und Unterfranken produziert werden muss, eine Bewässerung sei deshalb unerlässlich. Die Europaabgeordnete der Grünen, Jutta Paulus, widersprach: »Wir müssen mit angepassten Kulturen arbeiten, das heißt Gemüse, welches viel Was­

Das Jahresschwerpunktthema Wasser spielte auf der diesjährigen Delegiertenversammlung die Hauptrolle, auch auf dem Gruppenbild.

Mit der Naturschutzmedaille wurden in diesem Jahr ausgezeichnet:

Erwin und Monika Scheiner, Vorsitzender der BN­Kreisgruppe KG MainSpessart und frühere Vorsitzende der Ortsgruppe Karlstadt, Armin Amrehn, Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg. Landesgeschäftsführer

Peter Rottner wurde zudem die goldene Ehrennadel verliehen.

ser benötigt, werden wir nicht mehr anbauen können. Wir müssen uns davon verabschieden, dass alles jederzeit technisch möglich ist.«

Im weiteren Verlauf der Diskussion kritisierte Paulus den Umgang mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Diese würde von den EU­Staaten nicht eingehalten und Verstöße nicht sanktioniert. Die Wasserstrategie sei im EU­Parlament in der Schublade verschwunden. Moderatorin Christine Margraf, stellvertretende BNLandesbeauftragte, machte in diesem Zusammenhang auf eine vage Formulierung im CDU/CSU­Europawahl­Programm aufmerksam. Dort ist möglicherweise von einer Abschaffung der Wasserrahmenrichtlinie die Rede. Köhler daraufhin: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir die Wasserrahmenrichtlinie abschaffen wollen.«

Zum Abschluss der Diskussion sagte Paulus: »Es sollte bei all diesen Fragen nicht um parteipolitische Auseinandersetzung gehen, sondern um die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen!«

Wie jedes Jahr diskutierten und verabschiedeten die Delegierten auch den Haushalt des BN. Landesgeschäftsführer Peter Rottner und Schatzmeister Max Walleitner konnten berichten, dass der BN finanziell auf sicherer Basis steht. Die Einnahmen überstiegen erstmals die Marke von 34 Millionen Euro.

Felix Hälbich, Luise Frank

Professor Ralf Ludwig, Klimaforscher an der LMU München, Jutta Paulus, Europaabgeordnete der Grünen, und Stefan Köhler, BBV­Bezirkspräsident von Unterfranken und CSU­Kandidat zur Europawahl, diskutierten über das Thema Wasser, moderiert von BN­Naturschutzexpertin Dr. Christine Margraf (vo.li.).

Die Delegierten verabschiedeten auch den Haushalt. Der BN steht finanziell auf einer soliden Basis. Erstmals überstiegen die Einnahmen die 30­MIllionen­Marke.

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen

373 000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte

3 570 000 Euro

Erbschaften

15 454 000 Euro

Gesamteinnahmen*

EINNAHMEN UND AUSGABEN

2023

Beiträge von Mitgliedern und Förderern

11 277 000 Euro

Spenden inkl. Hausund Straßensammlung

3 094 000 Euro

* inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben

2 889 000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversammlung, Naturschutzveranstaltungen

631 000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit

462 000 Euro

Deutschlandweiter und internationaler Umweltschutz

1 469 000 Euro

Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitgliederund Spendenwerbung

3 707 000 Euro

Mitgliederservice »Natur+Umwelt«

1 155 000 Euro

Gesamtausgaben*

Mio.

Investitionen, Baumaßnahmen

259 000 Euro

Zuführung zweckgebundene Rücklagen

11 950 000 Euro

Arten- und Biotopschutz

3 968 000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke

2 474 000 Euro

Fach- und Lobbyarbeit in Natur- und Umweltschutz

800 000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen

2 989 000 Euro

Bildungsarbeit

846 000 Euro

STEFFI LEMKE BESUCHT DONAU-FEST

Bundesumweltministerin Steffi Lemke besuchte am 9. Mai das Donau-Fest in Niederalteich. Seit 2002 feiert der BUND Naturschutz dort jährlich zusammen mit der Spielvereinigung Niederalteich und weiteren Verbänden und Initiativen. Anlass ist der damalige Beschluss des Bundestages, die Donau zwischen Straubing und Vilshofen ohne Staustufen auszubauen.

»Die frei fließende Donau ist ein großartiger Schatz, den wir nun schon zum 21. Mal mit dem traditionellen Donaufest in Niederalteich feiern können«, erklärt Georg Kestel, Vorsitzender der BUND­Naturschutz­Kreisgruppe Deggendorf. Als pro­

minente Redner*innen traten Ministerin Steffi Lemke und BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger auf. Lemke sprach darüber, wie Mensch und Natur von einer frei fließenden Donau profitieren und von ihrer Arbeit auf Bundesebene mit dem Ziel, dass es in Deutschland künftig wieder mehr gesunde, naturnahe und saubere Flüsse gibt.

Das Fest bot ein buntes Programm für Jung und Alt: Ein großes Buffet, Musik der »Deggendorfer Stadlmusikanten«, Pferdekutsche, Kunstaktionen, ein Fest­Quiz und Führungen rund um die Donau, Radeln und Rudern waren nur einige der Programmpunkte.

SYMPOSIUM ZUM MOTTO »NUR MUT«

Im April fand das Josef-Göppel-Symposium in Bad Neustadt statt. Rund 200 Gäste diskutierten mit Vertreter*innen aus Politik, Verbänden, Wissenschaft und Praxis zum Miteinander von Landwirtschaft, Naturschutz und Klimaschutz.

Im Mittelpunkt des Symposiums, das die Agrokraft GmbH, der BUND Naturschutz, der Bayerische Bauernverband und die Familie Göppel veranstalteten, standen der Austausch und die Zusammenarbeit. Mit dabei waren unter anderem Bayerns

Umweltminister Thorsten Glauber, die stellvertretende Generalsekretärin der CSU, Tanja Schorer­Dreml, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Katharina Schulze, die Europa­Abgeordnete Maria Noichl (SPD), der Bestsellerautor Michael Sterner, der BN­Vorsitzende Richard Mergner und der BN­Ehrenvorsitzende Hubert Weiger.

»Nur Mut« war das Motto des verstorbenen CSU­Umweltpolitikers Josef Göppel, wenn es darum ging, Probleme anzugehen.

SENSATIONSFUND!

Es ist eine kleine Sensation – und der Beweis, dass Citizen Science die Wissenschaft tatsächlich voranbringt: Ein BN-Mitglied hat im Rahmen der »Hummel-Challenge« eine neue Hummelart nachgewiesen.

Im Frühjahr hatte der BN erstmals zur Teilnahme an der Hummel­Challenge, einem spielerischer Wettbewerb für alle Naturbegeisterten, aufgerufen. Das tolle Ergebnis: Rund 3000 Teilnehmer*innen entdeckten 10 000 Hummeln von insgesamt 18 verschiedenen Arten.

In Südbayern fotografierte BN-Mitglied Thomas Guggemoos, der sich seit Langem mit Nachtfaltern beschäftigt, eine Hummelart, die damit zum ersten Mal in Bayern nachgewiesen wurde: die Tonerdhummel (Bombus argillaceus). Bestätigt wurde dies auch vom Hummelexperten Rolf Witt und Fachleuten des Thünen­Instituts. Die Tonerdhummel ist eine wärmeliebende Hummelart. Bereits seit längerem wurde aufgrund von Sichtungen in Österreich und Schweiz vermutet, dass die Tonerdhummel den Sprung über die Alpen nach Deutschland machen könnte. Das von Thomas Guggemoos fotografierte Tier konnte eindeutig als Königin dieser Art identifiziert werden.

Zu Besuch an der frei fließenden Donau: Umweltministerin Steffi Lemke mit (vo.li.) Georg Kestel, Vorsitzender der BN­Kreisgruppe Deggendorf, BN­Ehrenvorsitzendem Hubert Weiger und BN­Vorsitzendem Richard Mergner
Foto: Felix Hälbich
BN­Mitglied Thomas Guggemoos gelang der erste Nachweis der Tonerdhummel in Bayern.
Fotos: Thomas Guggemoos/privat

SORGENVOLLE BILANZ

Der BN zieht Bilanz der diesjährigen Amphibienrettung: Die Bestände gehen zurück. Durch die bereits milden Temperaturen im Februar waren die Amphibien heuer so früh unterwegs wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten. Wenn Frösche, Kröten und Molche sich im Frühling auf den Weg zu ihrem Laichgewässer machen, beginnt die größte Artenschutzaktion Bayerns. Tausende Freiwillige des BN errichten Zäune an Straßen, sammeln die Tiere ein und bringen sie sicher auf die andere Seite. Die stellvertretende BN­Vorsitzende Beate Rutkowski zieht eine sorgenvolle Bilanz der diesjährigen Rettungsaktion: »Wir merken die Auswirkungen des Klimawandels und des zunehmenden Verlustes von Lebensräumen jedes Jahr an

Gerettet: Dieser junge Grünfrosch wurde zusammen mit vielen anderen Amphibien von BN­Aktiven im Landkreis Traunstein sicher über die Straße gebracht.

den absoluten Zahlen der Tiere. Da der BN seit Jahrzehnten flächendeckend in ganz Bayern Amphibien rettet, können wir das gut anhand unserer eigenen Daten belegen«, erläutert Rutkowski. »Der BN unternimmt, was in seinen Möglichkeiten steht, um den Tieren zu helfen. Ändern müssen sich aber die Landschaften und Rahmenbedingungen: Wenn wir Kröte und Co. erhalten wollen, brauchen wir mehr intakte Feuchtgebiete und Flussauen, weniger Entwässerung, weniger Flächenverbrauch und weniger Straßenbau. Davon profitieren wir alle.«

STAATSMEDAILLE FÜR HUBERT WEIGER

Im Rahmen des diesjährigen Reichswaldfestes in Nürberg überreichte Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) dem BN-Ehrenvorsitzenden und Begründer des Reichswaldfestes, Professor Hubert Weiger, die bayerische Staatsmedaille in Gold für seine Verdienste um Bayerns Wälder.

In ihrer Rede betonte die Ministerin: »Lieber Professor Weiger, Sie haben Ihr Leben dem Naturschutz in all seinen Facetten gewidmet. Dabei lag Ihnen der Erhalt unserer Wälder besonders am Herzen. Unverkennbar und hochgeschätzt war Ihr Stil. Sie haben angespornt ohne zu spalten, überzeugt statt zu überreden, den Finger in die Wunden gelegt und doch auch anerkannt, was sich schon auf gutem Wege befindet.«

Der Ehrenvorsitzende des BN wies in seiner Dankrede auf die andauernde Bedrohung des Waldes hin: »Gerade im Hinblick auf die dramatisch voranschreiten­

de Klimakrise müssen wir alles dafür tun, den Wald vor zerstörenden Projekten zu schützen. Wälder sind unverzichtbare Wasserspender in Trockenzeiten und Hochwasserschützer bei Starkregen. Deshalb müssen wir unsere Wälder nicht nur erhalten, sondern sie in klimastabile Mischwälder umbauen.«

Hubert Weiger verteidigte den Nürnberger Reichswald seit den frühen 1970er Jahren gemeinsam mit vielen aktiven Mitstreiter*innen gegen zahlreiche Eingriffsversuche. Dafür rief er nicht nur 1973 das Reichswaldfest ins Leben, sondern entwarf auch ein Reichswaldprogramm. Dieses hat 1973 zu einem Beschluss des bayerischen Landtags geführt, mit der Forderung an die bayerische Staatsregierung, Waldrodungen drastisch zu verringern, was schließlich in die Schaffung der neuen und bayernweit angewandten Schutzkategorie »Bannwald« mündete.

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Foto: Toni Mader

ALPEN IN GEFAHR

Die Zerstörung der Alpen nimmt ein immer größeres Ausmaß an. Durch ein Monsterprojekt des Tiroler Landesenergieversorgers ist nun auch das einzigartige Platzertal (siehe Bild) in den Tiroler Alpen in Gefahr.

Der Energiekonzern plant die massive Erweiterung des Kraftwerks Kaunertal. Dafür sollen 20 Hektar hochalpiner Moore für einen Speichersee zerstört und 80 Prozent der Zuflüsse der Ötztaler Ache abgeleitet werden. Das wäre eine ökologische Katastrophe! Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist dringend nötig, jedoch

ist dies auch im Einklang mit der Natur machbar. Eine Studie zeigt, dass eine naturverträgliche Alternative zum Ausbau Kraftwerk Kaunertal möglich ist. Dennoch hält die Tiroler Landesregierung am Projekt fest. Helfen Sie der österreichischen Umweltschutz­Organisation GLOBAL 2000, das Platzertal zu retten!

BUND NATURSCHUTZ WIRD 111 JAHRE ALT

Zum 111. Geburtstag des BUND Naturschutz gab es Glückwünsche von Ilse Aigner, Bischof Heinrich BedfordStrohm, Gerhard Polt und Professor Alois Heißenhuber. Außerdem wurden die elf wichtigsten Erfolge der vergangenen Jahrzehnte zusammengestellt. Zu diesem Anlass weist der BUND Naturschutz auch auf die Herausforderungen hin, die Bayern meistern muss, um für die Zukunft eine intakte Natur und sichere Lebensbedingungen zu hinterlassen. »Es muss Naturschutzverbände geben, die den Finger in die Wunde legen und auf Un­

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GESPRÄCHE

Der BUND Naturschutz setzte seine Antrittsbesuche bei Minister*innen der 2023 neu gebildeten Staatsregierung fort.

Delegationen des BN sprachen in diesem Rahmen mit Verkehrsminister Christian

Im Gespräch: (vo.li.) BN­Vorsitzender Richard Mergner, Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, Gernot Hartwig, Sprecher des BN­Arbeitskreises Verkehr, und BNLandesbeauftragter Martin Geilhufe

Bernreiter, Sozialministerin Ulrike Scharf und Digitalminister Fabian Mehring. Im Fokus stand die sozial­ökologische Transformation und im Verkehrsministerium die Notwendigkeit einer umfassenden Mobilitätswende.

gleichgewichte immer wieder hinweisen«, sagte der BN­Ehrenvorsitzende Hubert Weiger. Zu einigen der größten BN­Erfolge zählen die Rettung der Weltenburger Enge, des Nürnberger Reichswaldes und des Hafenlohrtals im Spessart, der erfolgreiche Einsatz für den Alpennationalpark Berchtesgaden – Königssee und der Ausstieg aus der Atomkraft. Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und Landesbischof Dr. Heinrich Bedford­Strohm, Kabarettist Gerhard Polt und Alois Heißenhuber, Professor der TU München, beglückwünschten den BUND Naturschutz. Die Grußbotschaften sind auch als Videos über diesen QR­Code zu finden:

Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/ ueber-uns/111-jahre

Foto: Sebastian Fröhlich

Bitte mehr davon: Grünflächen in Städten wie hier in Regensburg wirken an heißen Tagen wie eine Klimaanlage.

MEHR GRÜN FÜR DIE STÄDTE

TRAUER UM KLAUS TÖPFER

Der Bayerische Heimattag ist eine gemeinsame Veranstaltung des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine und des BUND Naturschutz. 2024 fand er im Juni in Regensburg statt, ausgerichtet vom BN.

Der Bayerische Heimattag beschäftigte sich in diesem Jahr mit der Bedeutung von Grünflächen in Bayerns Städten aus naturschutzfachlicher, historischer und heimatpflegerischer Sicht. Der BN­Vorsitzende und amtierende Präsident des Bayerischen Heimattages, Richard Mergner, betonte bei der Veranstaltung in Regensburg, wie wichtig grüne Städte in Zeiten der Klima­ und Biodiversitätskrise sind: »Mehr Grün in den Städten bedeutet mehr Lebensqualität. Das Leben in unseren Städten wird mit fortschreitender Klimakrise immer beschwerlicher werden. Grünflächen und ein ausreichender Baumbestand sowie Frischluftschneisen wirken wie eine Klimaanlage für die gesamte Stadt und sorgen für erträglichere Temperaturen.« Im Juli hatte die Deutsche Umwelthilfe Städte auf ihre Resilienz gegenüber zunehmender Erhitzung analysiert. Regensburg landete auf dem bayernweit schlechtesten Platz!

AKTIV AUF INSTAGRAM

Der nächste Herbst kommt. Mit unseren Tipps hilfst du Igeln bei der Vorbereitung auf den Winterschlaf.

Mach dir ein

Der BUND Naturschutz trauert um den ehemaligen Bundesumweltminister und Träger des Naturschutzpreises, Klaus Töpfer. »Klaus Töpfer war eine herausragende Persönlichkeit, sein Wirken geht weit über die Grenzen Deutschlands hinaus«, erklärte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Töpfer erhielt 2017 den Bayerischen Naturschutzpreis des BN für seine Verdienste. Insbesondere auf europäischer und internationaler Ebene hat der frühere Bundesumweltminister viel bewirkt. Sein Einsatz für den Naturschutz war vielseitig: Töpfer engagierte sich für den Erhalt des Grünen Bandes und brachte die europäische Naturschutzrichtlinie Natura 2000 auf den Weg. Ebenso rückte er bei den Vereinten Nationen das Thema Umwelt in den Fokus. Töpfer sorgte maßgeblich dafür, dass die ostdeutschen Atomkraftwerke stillgelegt wurden. Der Tod von Klaus Töpfer ist ein großer Verlust für den gesamten Natur­ und Umweltschutz in Deutschland und weltweit.

Klaus Töpfer bei der Verleihung des Bayerischen Naturschutzpreises 2017

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Foto: Toni Mader

IM PORTRÄT

Auf Mission für den BN

Wenn Begeisterung erfolgreich macht: Nikolas Peter gewinnt als Botschafter neue Mitglieder für den BUND Naturschutz.

Es gibt Menschen, denen ist ein Glück in die Wiege gelegt. Von ihnen geht etwas Warmes und Zuversichtliches aus. Nikolas Peter ist so jemand. Seine Wesenszüge bringt er in den Naturschutz ein. Der 31-Jährige stammt aus Amberg in der Oberpfalz und ist als Selbstständiger für die verbandseigene Mitgliedergewinnung BUND Naturschutz Marketing GmbH unterwegs.

Als Botschafter für den BUND Naturschutz steht Nikolas dann an Informationsständen oder geht auch von Tür zu Tür, um neue Mitglieder zu gewinnen. »In diesen Begegnungen werde ich zum Gesicht des BUND Naturschutz«, sagt er. Er erlebt viele Menschen als aufgeschlossen dafür, sich spontan über Umweltschutz zu unterhalten. »Manchmal werde ich ins Haus eingeladen, bekomme Kaffee angeboten und es entwickeln sich tiefgehende Gespräche, die mich berühren und beflügeln.«

Was ihm hilft: Seine beiden BachelorAbschlüsse, einen in Landschaftsökologie und Naturschutz, den anderen in Public­Relations­ und Kommunikationsmana­

gement. Nikolas’ Talent ist, abstrakte Begriffe wie Artenvielfalt, Flächenschutz oder Biotoppflege in Bilder zu übersetzen. Wer ihm zuhört, versteht, dass ein Moosteppich im Wald eigentlich selbst ein Miniaturwald ist. Über das Thema Schwammstadt kann er erklären, wie unverzichtbar große Bäume in Städten sind, die bei Starkregen Wasser aufnehmen und bei Hitze die Umgebungstemperatur um mehrere Grad senken. »Und wenn ich erkläre, wer alles in einer alten Eiche, in ihrer Nachbarschaft, lebt, hören Leute zu.« Begeistern will er die Menschen, nicht belehren. Sie nicht nur aufklären, sondern ihnen Hoffnung schenken, den vielen aktuellen Krisen zum Trotz. »Am liebsten schildere ich unsere Projekte anhand der jeweiligen lokalen Natur«, fügt er hinzu.

DEN ZAUBER TEILEN

Missverständnisse kann Nikolas oft ausräumen. Manchmal höre er zwar Vorwürfe wie: »Ihr seid für den Wolf! Ihr stellt die Windräder im Wald auf!« Meist aber könne er erklären, worum es dem Natur­

schutz wirklich geht. Nikolas’ Begeisterung für Wald, Wiesen und Moore ist in seiner Kindheit verwurzelt. Natur ist für ihn ein vertrauter und geliebter Ort, dessen Zauber er gerne mit anderen teilt.

VERSTÄRKUNG GESUCHT

Die selbstständige Tätigkeit als BN­Botschafter*in bei der BUND Naturschutz Marketing GmbH lässt sich sehr gut mit Tätigkeiten wie Ehrenamt oder Studium, aber auch mit anderen Projekten verbinden. Die Einsätze finden gemeinsam mit drei bis fünf Gleichgesinnten wochenweise in ganz Deutschland statt, Unterkunft und Fahrtkosten werden übernommen. Die Vergütung ist überdurchschnittlich. Nach einer Startphase sind auch Einsätze auf Events und am Wohnort möglich.

Mehr zum Thema

Die BN Marketing GmbH ist auf der Suche nach weiteren BN­Botschafter*innen. Infos und Kontakt gibt es auf www.bn-marketing.net/ausschreibung

Foto:BNMarketing GmbH

BUNDESGESCHÄFTSSTELLE

Grundstein gelegt

Foto: J. Farys

2026 soll unser Zukunftshaus bezugsfertig sein.

Am 12. Juli hat der BUND den Grundstein für seine neue Geschäftsstelle gelegt. Unser Zukunftshaus entsteht auf einem ehemaligen Brauereigelände in BerlinNeukölln.

Im Beisein von Gästen aus Politik und Nachbarschaft sowie Mitgliedern des Vorstands und vielen Mitarbeiter*innen versprach der BUND­Vorsitzende Olaf Bandt: »Unser Haus soll ein ökologischer, nachhaltiger Ort der Begegnung werden. Dank Photovoltaik und Erdwärme sowie einer guten Isolierung wird es weitgehend energieneutral sein. Zudem haben wir

flächensparend geplant und werden Teile unseres Grundstücks entsiegeln.«

Erworben hat der BUND das Grundstück von der gemeinnützigen Stiftung Edith Maryon. Sie hat das weitläufige »Kindl­Areal« der Immobilienspekulation entzogen, um hier langfristig Platz für kreative soziale und ökologische Akteure zu bieten. Dazu BUND­Schatzmeister Jens Klocksin: »Mit dem BUND wird Neukölln grüner werden. Wir wollen hier zeigen, dass auch Geschäftsgebäude nachhaltig errichtet werden können. Und wir wollen uns nicht länger der Willkür des Berliner Immobilienmarktes unterwerfen müssen.«

www.bund.net/ bundesgeschaeftsstelle

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Was muss ich für eine Balkonsolaranlage tun?

Wer ist für den Amphibienschutz an Straßen zuständig?

Sie haben Fragen zu den Themen Artenschutz, Naturschutz, Erneuerbare Energien, Energie sparen oder brauchen Hilfe bei der Bestimmung einer Art?

Was blüht denn da? www.frag-den-bn.de www.bund-naturschutz.de

Schwandorf: Die BN­Kreisgruppe Schwandorf feierte auf dem Brunnerhof in Schwandorf­Richt ihr Jubiläum. Mit dabei waren unter anderem die ehemaligen Kreisvorsitzenden Hartmut Augustin und Arnold Kimmerl. Neben dem Kreisvorsitzenden Klaus Pöhler (Mitte) und Schwandorfs OB Andreas Feller (rechts) sprach auch der frühere Landrat Hans Schuierer (3.vo.re.), der dem BN seit der Auseinandersetzung um die WAA eng verbunden ist. Der BN­Ehrenvorsitzende Hubert Weiger hielt eine beeindruckende Festrede, in der er insbesondere den anhaltenden Flächenverbrauch kritisierte.

In den 70er Jahren wurden viele BNKreisgruppen gegründet. Viel Zuwachs gab es 1973 und 1974. Deshalb hatten und haben derzeit viele Kreisgruppen Grund, dieses schöne Jubiläum zu feiern (wir berichteten). Hier weitere Feste aus ganz Bayern.

Kronach: Große Worte zum großen Jubiläum: Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann bezeichnete bei der Feier im Juli die Kreisgruppe als Friedensstifter, denn der BN stehe für »Information, Sachlichkeit und Fairness«. Darüber freuten sich die vielen Gäste, unter ihnen BN­Vorsitzender Richard Mergner und Ehrenvorsitzender Hubert Weiger, natürlich sehr und nahmen sich Hofmanns »Macht weiter so!« zu Herzen.

Schweinfurt: Viele Ehrengäste, unter anderem Oberbürgermeister Sebastian Remelé und Landrat Florian Töpper, waren zur Jubiläumsfeier der Kreisgruppe gekommen. Im Rahmen des Festakts wurde Hans Fischer, Altbürgermeister von Schwebheim, mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt, im Bild mit BNVorsitzendem Richard Mergner, BN­Ehrenvorsitzendem Hubert Weiger und Kreisvorsitzendem Edo Günther (vo.li.). Erich Rößner erhielt für besondere Verdienste die goldene Ehrennadel des BN.

Starnberg: Über viele Aktivitäten und Naturschutzprojekte der Kreisgruppe wurde bei der Jubiläumsfeier in Wartaweil berichtet. BN­Landesbeauftragter Martin Geilhufe lobte die Beharrlichkeit der Aktiven, die mit viel persönlichem Einsatz für den Erhalt der Lebensgrundlagen gekämpft haben. Landrat Stefan Frey sah in seinem Grußwort Reibungspunkte, begrüßte es aber, dass durch gegenseitige Wertschätzung doch immer gute Kompromisse gefunden werden können.

Fotos: Reinhard Scheuerlein, Steffen Jodl, Christine Starostzik, Jörg Hacker

Nervenkitzel für Tagestouristen soll die Brücke über das Höllental bieten.

KREISGRUPPE HOF

Tourismus im Schutzgebiet

Geht es nach dem Landkreis Hof, wird das Höllental bald von der weltweit längsten Hängebrücke überspannt. Der BUND Naturschutz setzt sich seit Jahren gegen das teure Prestigeprojekt ein.

Die 1030 Meter lange Fußgängerhängebrücke soll zusammen mit einer kürzeren Brücke über das Lohbachtal als »Frankenwaldbrücken« einen neuen Tourismusmagneten schaffen. Dabei ist das Höllental als Natur- und FFH-Schutzgebiet ausgewiesen. Der BN fürchtet, dass es dem Besucheransturm nicht gewachsen ist.

Seit 2017 plant der Landkreis Hof an dem »Leuchtturmprojekt« für die Region, dessen Kosten 2022 auf mindestens 41 Millionen Euro geschätzt wurden. 2020 hatte Umweltminister Thorsten Glauber den Bau genehmigt, gegen das klare Nein des Naturschutzbeirats an der Bezirksregierung von Oberfranken. Nach etlichen Änderungen wurden die Pläne im November 2023 ein drittes Mal öffentlich ausgelegt. Schon wegen seiner schroffen Topographie ist das Höllental ein Schutzgebiet der Gegensätze. Auf kleinster Fläche wechseln sich Eichen­Trockenwald und

steile Schluchtwälder mit waldfreien Blockhalden und bachbegleitendem Auwald ab. In diesem Mosaik an Lebensräumen haben sich schützenswerte und störungsempfindliche Tier- und Pflanzengemeinschaften entwickelt.

Bei einer Wanderung im Mai führten sich etwa 40 BN­Aktive und Naturinteressierte nochmals die Problematik vor Augen: Die geschätzt bis zu 400 000 Besucher*innen pro Jahr sollen nicht ins Tal abwandern, sondern auf der Brücke bleiben.

Der BN kritisiert, dass eine Besucherlenkung dafür nicht ausreicht. Er rechnet durch die neue Attraktion mit bis zu zwölfmal mehr Tourist*innen im Schutzgebiet als bisher – eine extreme Belastung für die Natur. Es ist zu hoffen, dass sich diese Bedenken in der Entscheidung des Planungsverbands niederschlagen.

Jörg Hacker (as)

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

SPANNUNGSVERHÄLTNIS: Auf Initiative der BN­Kreisgruppe Bayreuth stimmen sich die oberfränkischen Kreisgruppen seit Ende 2023 intensiver ab, wenn es um den Konflikt zwischen Outdoorsport und Naturschutz geht. Aktuelle Projekte im Fichtelgebirge wie der geplante Mountainbike­Park am Kornberg und die Erweiterung der Ski­ und Mountainbike­Anlagen am Ochsenkopf sowie wiederkehrende Konflikte um den Wassersport in der Fränkischen Schweiz halten die BN­Aktiven in Atem. Den Stand der Forschung diskutierten sie daher im März mit Fachlauten der Universität Bayreuth. Dort standen dem BN­Landesbeauftragten Martin Geilhufe und Vertreter*innen der oberfränkischen Kreisgruppen die Professoren Manuel Steinbauer (Sportökologie) sowie Manuel Sand und Monika Bachinger (Outdoorsport und Nutzungskonflikte) zum fachlichen Austausch zur Verfügung. Die lose Zusammenarbeit der Kreisgruppen zum Thema Nutzungskonflikte soll nun verstetigt werden.

NEUZUGANG: Seit Anfang Juni hat Jörg Hacker für ein Jahr die Elternzeitvertretung von Jonas Kaufmann als BN­Regionalreferent für Oberfranken übernommen. Der 46­Jährige führt die Geschäftsstelle der Kreisgruppe Hof und leitet dort das transnationale »ReCo«­Projekt im bayerisch­tschechischen Grenzgebiet, das Ökosysteme und Biodiversität am Grünen Band verbessern will. Hacker engagiert sich in der Anti­Atombewegung und ist passionierter Radfahrer.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberfranken: Jörg Hacker Tel. 01 60/7 92 02 67 joerg.hacker@bund­naturschutz.de

Foto: Jörg Hacker
Foto: privat

KREISGRUPPE PASSAU

Reif für die Insel

Auf dem Eistaucher-Weiher östlich von Pocking gibt es seit Anfang Mai eine Nistinsel für eine andere seltene Vogelart: die Flussseeschwalbe.

Aktive der BN-Kreisgruppe Passau verankerten ein mit Holz verkleidetes und bekiestes Floß im Weiher, das den gefährdeten Vögeln als Brutplatz dienen soll. Auf der schwimmenden Brutinsel sind Eier und Jungvögel gut geschützt vor Fressfeinden und ungestört von Spaziergängern, Radfahrern und Hunden. Nach der Genehmigung durch die Bezirksregierung von Nieder bayern wurde das Projekt mit Unterstützung der Na turschutzbehörden und in Zusammenarbeit mit der Wasserwacht Innstadt Salzweg, die das Kunst stofffloß stiftete, und der Firma Meier, Eigentüme rin des Weihers, umgesetzt. Flussseeschwalben werden zwar in der Region Passau des Öfteren gesichtet, doch sie sind mit nur noch 300 bis 350 Brutpaaren in Bayern stark gefährdet. Die Vögel sind Stoßtaucher, die bevorzugt auf

Kiesbänken brüten und ihrem Brutplatz ein Leben lang treu bleiben. Weil es immer weniger natürliche geeignete Nistplätze gibt, sind sie auf künstlich angelegte Aufschüttungen, Inseln und Flöße angewiesen.

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

BEISPIELHAFT: Das »Energiespardorf« des BN, das schon in anderen Teilen Bayerns den Schulalltag bereichert, bekommt bei der Kreisgruppe Freyung­Grafenau eine weitere Station. Von dort soll ein fünf mal eineinhalb Meter großes Dorfmodell durch die Schulen im Bayerischen Wald touren. Gebaut wird es von Auszubildenden der Firma Knaus Tabbert, die das Projekt unterstützt. Die Kinder und Jugendlichen lernen anhand der mit Niederspannung versorgten Modellhäuser, wofür Energie verbraucht wird, woher sie kommt und wie sie eingespart werden kann, aber auch, wie sich die unterschiedlichen Interessen von privaten Haushalten, Firmen, Landwirten und Stromanbietern vereinen lassen.

Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/umweltbildung/ausstellungen/energiespardorf

Letztlich ist das Brutfloß nur eine Zwischenlösung. Geeignete Brutplätze sollen künftig auch im Zuge der Renaturierung und Öffnung von Flüssen entstehen. Vorerst aber wurde die Mühe der fleißigen Erbauer belohnt: Schon zwei Stunden, nachdem die künstliche Insel auf dem Wasser lag, wurde sie von ersten interessierten Vögeln besichtigt. Wenig später fanden sich drei Brutpaare auf dem Floß ein, die ihre Eier gut getarnt in kleine Kiesmulden ablegten.

Rita Rott (as)

GUT GESETZT: Zum dritten Mal organisierte die Ortsgruppe Siegenburg des BN im Landkreis Kelheim eine Pflanzaktion mit einer sechsten Klasse der HerzogAlbrecht­Mittelschule. Ihren Baum durften die Kinder selbst setzen und dazu unter heimischen Arten auswählen. Flussmeister Ulrich Menacher vom Wasserwirtschaftsamt Landshut (siehe Bild) unterstützte die Aktion mit seinem Team.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89/54 83 01 12 rita.rott@bund­naturschutz.de

Für die Flussseeschwalben scheuten die BN­Aktiven mit dem Brutfloß keine Mühe.
Foto: Georg Flaxl
Foto: Regina Krieger
Foto: Christoph Bosch

BN­Aktive und Bauhofmitarbeiter beim Einbau des Bibertäuschers

KREISGRUPPE DILLINGEN

Täuschen statt Töten

Auf Initiative der BN-Kreisgruppe Dillingen gibt es seit März einen »Bibertäuscher« in der Gemeinde Bissingen. Die Konstruktion hat die geschützten Nager vor dem Abschuss bewahrt.

Ausgerechnet das Hochsteiner Regenrückhaltebecken hat sich eine Biberfamilie für ihren Bau ausgesucht. Um den aufgestauten Wasserspiegel zu halten, verstopften die Tiere regelmäßig den Ablauf. Dies ließ das Becken überlaufen und machte es als Rückhaltebecken unbrauchbar.

Nachdem das Landratsamt Dillingen bereits eine Abschussgenehmigung für die Nager erteilt hatte, brachte die Kreisgruppe den Bibertäuscher ins Spiel. Die aus den USA stammende Methode (»Beaver Deceiver«) wurde in Bissingen erstmals in Bayern eingesetzt.

Um die Tiere zu überlisten, installierten BN­Aktive und Bauhofmitarbeiter eine Rohrkonstruktion von der Beckenmitte zum Ablaufschacht. Das Ende ist großzügig mit einem Drahtkorb gesichert. Durch das Rohr strömt das Wasser von der Mitte des Beckens aus kreisförmig und sanft in den Ablauf. Weil kaum Sog entsteht

und der Wasserspiegel nicht unter 70 Zentimeter sinkt, haben die Biber keine Veranlassung mehr, die vermeintliche Leckstelle zu verstopfen – und der Ablauf bleibt frei.

Bissingens Bürgermeister Stephan Herreiner und die BN­Aktiven um Projektkoordinatorin Heike Hoedt sind zufrieden: Bisher funktioniert die Konstruktion einwandfrei und die Biberfamilie ist am Leben und in ihrem Bau.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig nachhaltige Lösungen im Umgang mit wild lebenden Tierarten sind. Denn nach einem Abschuss der Tiere wäre das Becken vermutlich bald schon von einer neuen Biberfamilie besiedelt worden.

Thomas Frey (as)

Weitere Informationen dillingen@bund-naturschutz.de

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

FRESSFEIND: Vielerorts wird der Eichenprozessionsspinner mit Gift bekämpft. Günzburg setzt dagegen auf Meisen, den natürlichen Feind der Raupen des Nachtfalters. In einer Kooperation der BN­Kreisgruppe mit den Bezirkskliniken Schwaben wurden 50 Meisenkästen gebaut und im Mai in der Nähe von Eichen in den städtischen Grünanlagen aufgehängt. So sollen aufwändige mechanische Maßnahmen oder eine Bekämpfung mit Insektiziden vermieden werden. Die Brennhaare der Raupen enthalten ein Nesselgift und können beim Menschen heftige allergische Reaktionen und Atemwegsprobleme auslösen. Durch die Klimakrise begünstigt, hat sich der Eichenprozessionsspinner in den vergangenen Jahren in Bayern massiv ausgebreitet.

WECHSEL: Nach über 30 Jahren im Dienst des BUND Naturschutz hat sich Isolde Miller, die Gebietsbetreuerin für die Westallgäuer Moore, Tobel und das bayerische Bodenseeufer, in den Ruhestand verabschiedet. Zunächst leitete sie mit großem Engagement und Naturbegeisterung die Geschäftsstelle der BN­Kreisgruppe Lindau, bevor sie 2003 als Gebietsbetreuerin tätig wurde. Ihr Nachfolger ist der Westallgäuer Forstingenieur Daniel Schwarz, der schon während seines Studiums beim BN aktiv war.

IHR ANSPRECHPARTNER

Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89/54 82 98-64 thomas.frey@bund­naturschutz.de

Foto: Heike Hoedt
Foto: Kerstin Ellersdorfer
Foto: Sabine Schäfer

Das Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen machte sich stark für einen gut ausgebauten ÖPNV und ein Radverkehrsnetz und protestierte gegen die Nordumfahrung ED 99.

KREISGRUPPE ERDING

Erdinger Millionengrab

Eine klimaschädliche, naturzerstörende und unnötige Umfahrung für unfassbare 100 Millionen Euro – das »Bündnis für Klimaschutz und Flächensparen«, dem auch die BN-Kreisgruppe Erding angehört, lehnt den Bau vehement ab.

Seit über 20 Jahren wird an der Nordumfahrung von Erding (ED 99) geplant, um die vermeintlich großen Verkehrsströme vom und zum Flughafen München um den Ort herumzuleiten. Doch diese Prognosen gingen vom Bau einer dritten Startbahn aus, die politisch längst begraben ist.

Die Planung sieht eine 9,5 Kilometer lange Ost­West­Verbindung zwischen der Bundesstraße B 388 und der Flughafentangente Ost vor. Das Planfeststellungsverfahren läuft seit neun Jahren, die letzte Erörterung fand vergangenen Winter statt. Nach der obsoleten Verkehrsprognose in Sachen Flughafen begründet die Stadt die Umfahrung jetzt mit der Anbindung des neuen Stadtteils Fliegerhorst. Für den BN und das Bündnis ist das angesichts von Klimakrise und Flächenfraß

aus der Zeit gefallen. Sie forderten Mitte Mai erneut, den öffentlichen Nahverkehr und das Radwegenetz auszubauen, anstatt mit riesigem finanziellem Aufwand Tonnen an Asphalt, Stahl und Beton zu verbauen und so eine klimafeindliche Infrastruktur auf Jahrzehnte zu zementieren.

Der Bau der Umfahrung ginge mit großer Naturzerstörung einher und würde Flächen von 35 bis 40 Hektar versiegeln. Zudem laufen die Kosten aus dem Ruder: An die 100 Millionen Euro soll das »Grünkaputt­Projekt« inzwischen kosten. Davon müsste die Stadt Erding 30 bis 40 Millionen finanzieren. Das Bündnis fordert nun, das Kosten­Nutzen­Verhältnis zu überprüfen, wie es der Bundesrechnungshof bereits bei den Planungen für die Bundesstraßen B 26n und B 10 verlangt hat. Julika Schreiber (as)

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

BEKLAGENSWERT: In Weichering im Landkreis Neuburg­Schrobenhausen will der Paketkonzern DHL ein neues Verteilzentrum bauen. Gegen die im Frühjahr erteilte Baugenehmigung haben die BNKreisgruppe und der Landesbund für Vogelschutz Ende Mai Klage beim Verwaltungsgericht in München eingereicht, unterstützt von einer Bürgerinitiative. Der Landkreis pocht auf eine Ausnahmeregelung vom »Anbindegebot« des Landesentwicklungsplans. Dieses sieht der BN verletzt, denn das Zentrum liegt weit ab von einer Anschlussstelle an die Autobahn A 9. Weiter dürfte die Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße B 16 stark zunehmen, was nicht nur Anwohner*innen, sondern auch die angrenzenden Schutzgebiete beeinträchtigen würde.

BUNT GEMISCHT: Eine Vermarktungsplattform für Produkte von regionalen Streuobstwiesen – das ist die Idee des Traunsteiner Apfelmarkts, den die BNKreisgruppe jedes Jahr gemeinsam mit der Stadt und dem Landschaftspflegeverband ausrichtet. Am 13. Oktober findet der Markt am Stadtplatz statt. Am BNStand kann man selbst Saft pressen, sich über die Artenvielfalt in Streuobstwiesen informieren und Vogel­ und Fledermauskästen erwerben.

ANSPRECHPARTNERINNEN

Oberbayern: Annemarie Räder

Tel. 01 70/4 04 27 97

annemarie.raeder@bund­naturschutz.de

Julika Schreiber (Region München)

Tel. 01 70/3 58 18 70

julika.schreiber@bund­naturschutz.de

Foto: Beate
Rutkowski
Foto: Julika Schreiber

Das FLOW­Projektgebiet war ein Teil der Schwabach.

KREISGRUPPE SCHWABACH

Positive Entwicklung

Im Rahmen des bundesweiten FLOW-Projekts untersuchte die BN-Kreisgruppe Schwabach den ökologischen Zustand des gleichnamigen Flüsschens. Das vorläufige Ergebnis ist erfreulich.

Analysen des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg im Jahr 2020 hatten nur einen mäßigen ökologischen Zustand der Schwabach ergeben. Der chemische Zustand gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wurde als »nicht gut« bewertet.

»Wir wollten herausfinden, ob sich seitdem etwas verbessert hat«, erklärt Annett Schöttler von der Kreisgruppe. Eingebettet in das Citizen­Science­Projekt »FLOW« des Leipziger Helmholtz­Zentrums für Umweltforschung und des BUND, untersuchten die BN­Aktiven im Mai die Gewässerstrukturgüte, die Nährstoffbelastung und den ökologischen Zustand der Schwabach. Für letzteren wird mit dem SPEAR­Index die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf wirbellose Zeigerarten abgeschätzt. Ein SPEAR­Index von 0,6 oder mehr steht für einen guten bis sehr guten Gewässerzustand und entsprechend geringere Pestizidbelastung.

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

SKANDALÖS: Seit 2019 fördert ein Zweckverband Trinkwasser in der Arberger Heide im Landkreis Ansbach. Daraufhin fiel dort der Ellenbach in den Sommern 2020 und 2022 trocken. Dabei unterliegt die Entnahme von Grundwasser strengen Auflagen, denn Bach und Feuchtwiesen sind Naturschutz­ und Flora­Fauna­Habitat­Gebiet. Dass wie geschehen Fische und Muscheln verenden und das Ökosystem schwer geschädigt wird, dürfe sich nicht wiederholen, betonten Maria Hetzel von der Kreisgruppe Ansbach und der Hydrogeologe Dr. Otto Heimbucher auf einem Pressetermin im Juni (siehe Bild). Der BN möchte, dass die Fördermenge reduziert wird. Doch die Höhere Naturschutzbehörde macht Dürreperioden für das Austrocknen verantwortlich und das Wasserwirtschaftsamt Ansbach fühlt sich nicht zuständig.

Zunächst bewertete das Team die Gewässerstruktur des Flusses. Durch Eingriffe wie eine Steinschüttung auf der Sohle ist die Schwabach als »deutlich verändert« einzustufen. Mit Schnelltests analysierte die Kreisgruppenvorsitzende Almut Churavy die chemischen Parameter. Unter anderem durch die hohe Phosphatkonzentration wurde der chemische Zustand weiterhin als »nicht gut« eingestuft. Für den SPEAR­Index wurden die Indikatorarten mittels Fotos von Norbert Brandt erfasst. Der errechnete Wert von 0,64 bescheinigt der Schwabach einen guten Zustand – eine erfreuliche Verbesserung seit 2020. Die Kreisgruppe plant nun, auch die Bäche im Landkreis zu untersuchen. Martin Sauer (as)

Weitere Infos zu FLOW www.flow-projekt.de www.bund.net/fluesse-gewaesser/flow/

EINWÄNDE: Gegen den achtspurigen Ausbau der Autobahn A 9 bei Fischbach und die drohende Abholzung von 22 Hektar Bannwald im Vogelschutzgebiet haben bis Anfang April Aktive des BN und des Bündnisses »Rettet den Reichswald« fast 3900 Einwendungen gesammelt. Einen Großteil davon übergab der kleine Leon Chudoba Ende März der stellvertretenden stellvertretenden Regierungspräsidentin Birgit Riesner.

IHR ANSPRECHPARTNER

Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/8 18 78-24 tom.konopka@bund­naturschutz.de

Foto: Martin Sauer
Foto: Tom Konopka

Aufgeständerte

KREISGRUPPE NEUMARKT

Sieg der Vernunft

Selten war ein Bürgerentscheid zum Straßenbau so eindeutig: 78 Prozent der Stimmberechtigten in der Gemeinde Berg bei Neumarkt lehnten Mitte Mai die geplante Ortsumfahrung ab.

Das Staatliche Bauamt Regensburg hatte geplant, die Staatsstraße 2240 in einem weiten Bogen um den Ort herum zu führen. Dabei hätte die Umfahrung zweimal die Talaue der Schwarzach durchschnitten, die am Ortsrand von Berg verläuft. Doch der Gemeinderat hatte die Rechnung ohne die Bürger*innen gemacht: Mit 67,5 Prozent beteiligten sich über zwei Drittel der Wahlberechtigten am Bürgerentscheid. Die überwältigende Ablehnung der Straße war das Ergebnis des unermüdlichen Einsatzes der Bürgerinitiative »Solidarische Verkehrsführung Berg« in enger Zusammenarbeit mit der BN­Kreisgruppe Neumarkt.

In kurzer Zeit sammelte das Bündnis 1600 Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Mit Flugblättern, Protestbannern, Leserbriefen und Infoständen warben die Aktiven für gezielte verkehrsberuhigende

Maßnahmen im Ort und den Schutz des Schwarzachtals vor dem Straßenbau. Die Auswirkungen der Trasse wurden bei einer Radtour vorgestellt und die Höhe der geplanten Dämme und Brücken durch aufgeständerte Holzlatten veranschaulicht. Auch der Sprecher des BN­Landesarbeitskreises Verkehr, Gernot Hartwig, war für einen Vortrag zu Gast.

Nach dem deutlichen Ergebnis des Bürgerentscheids wollen sich die Bürgerinitiative und die mittlerweile reaktivierte BNOrtsgruppe Berg weiter für eine bessere Verkehrsführung einsetzen, insbesondere für eine gezielte Verkehrsberuhigung der Ortsdurchfahrt.

Reinhard Scheuerlein/Sigrid Schindler (as)

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

TIERISCH GEPFLEGT: Seit Anfang April grasen Wasserbüffel an der Vils bei Hahnbach und pflegen so die Landschaft. Die BN­Kreisgruppe Amberg­Sulzbach ist Partner des Beweidungsprojekts des Landschaftspflegeverbandes. Vier trächtige Büffeldamen wurden in den sieben Hektar großen Flussauen angesiedelt, auf Flächen des BN, des Landesbunds für Vogelschutz und der Gemeinde Hahnbach. Möglich wurde dies auch durch das Engagement eines Tierhalters, den die Kreisgruppe beim Zaunbau unterstützte. Wasserbüffel eignen sich gut für die Pflege von Feuchtgebieten. Der BN erhofft sich von ihrem Einsatz neuen Lebensraum für Wiesenbrüter, Insekten und Amphibien und die Rückkehr seltener Vogelarten wie Blau­, Braun­ und Schwarzkehlchen.

GUT KOMBINIERT: Zur Jahreshauptversammlung Ende Mai hatte die BNKreisgruppe Neustadt a.d. Waldnaab­Weiden auf den Bio­Bauernhof der Familie Lukas in Theisseil eingeladen und so ihr Treffen mit der Besichtigung des Hofes verbunden. Dessen Schwerpunkt liegt auf der Mutterkuhhaltung in einer gemischten Herde. Im Sommer stehen die Tiere auf der Weide. Zum Konzept gehört auch die Direktvermarktung des Fleisches über einen eigenen Hofladen. BN­Kreisvorsitzender Hans Babl bedankte sich bei Landwirt Mathias Lukas und seiner Tochter Rebekka für die gelungene Führung.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund­naturschutz.de

Foto: Johannes Weiß

Auf den Ackerflächen zwischen Höchberg und Eisingen soll ein neues Gewerbegebiet entstehen.

KREISGRUPPE WÜRZBURG

Ungebremster Verbrauch

Die Marktgemeinde Höchberg will über 60 Hektar Ackerland anderweitig nutzen. Vor allem ein rund 23 Hektar großes Gewerbegebiet stößt beim BUND Naturschutz auf Kritik.

Seit 1980 hat Bayern nach Zahlen des Statistischen Landesamtes 5000 Quadratkilometer landwirtschaftlicher Flächen verloren; seit 1952 dürften es sogar 9000 Quadratkilometer sein, mehr als die Fläche Unterfrankens. Dieser gigantische Verlust könnte sich nun bei Höchberg fortsetzen.

Geht es nach dem Willen der Gemeinde, werden mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes künftig Gewerbehallen, Parkplätze, Solarparks, Freizeitanlagen und Wohnhäuser errichtet, wo sich jetzt Äcker, Wiesen und Weiden erstrecken: 23 Hektar sind für ein neues Gewerbegebiet vorgesehen. Die gleiche Fläche entfällt auf Energieerzeugung, meist Freiflächen­Photovoltaikanlagen. Zehn Hektar sind für Naherholung, Freizeitnutzung und Ausgleichsmaßnahmen bestimmt, drei Hektar für Wohnbebauung und auf

rund 1,65 Hektar sollen ein »Park+Ride« Parkplatz und ein »Pumptrack« für Mountainbiker entstehen.

»All dies bedeutet einen immensen Verlust an Lebensraum für Arten der Agrarflur wie Feldlerche, Rebhuhn und Feldhase«, kritisiert Armin Amrehn, Vorsitzender der BN­Kreisgruppe Würzburg. Die betroffenen Flächen helfen zudem, Treibhausgase zu speichern, und sind wichtig für die Grundwasserneubildung. In ihrer Stellungnahme mahnt die Kreisgruppe, insbesondere die guten Böden zwischen Eisingen und der Bundesstraße B 27 für die Nahrungsmittelproduktion zu erhalten. Allenfalls könnte sich der BN hier AgriPhotovoltaikanlagen vorstellen. Der BN fordert die Gemeinde auf, ihr Vorhaben zu überdenken und dem grassierenden Flächenfraß keinen Vorschub zu leisten.

Steffen Jodl (as)

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

ABSCHIED: Der BN trauert um Hubert Kornbrust, der im April im Alter von 86 Jahren verstarb. Jahrzehnte lang hatte er sich in der Kreisgruppe Rhön­Grabfeld und der Ortsgruppe Bad Königshofen des BN engagiert. Von 2001 bis 2020 war er der Kreisgruppe ein verlässlicher Schatzmeister; daneben gestaltete er Schautafeln und die Webseite der Kreisgruppe. Besonders lag dem gelernten Biologen der Artenschutz am Herzen. So organisierte er einen Biberlehrpfad bei Bad Königshofen, kar tierte Bibervorkommen, war im Amphibienschutz aktiv und beteiligte sich am Wildkatzenmonitoring in den Haßbergen.

AN DER QUELLE: Im März startete die BN­Kreisgruppe Bad Kissingen ein Citizen­Science­Projekt zur Erfassung der Quellen im Landkreis. Seit der Auftaktveranstaltung in den Schwarzen Bergen sind Naturschützer*innen im Projektgebiet unterwegs, um Quellen zu kartieren und die Datenlage über diese sensiblen Gewässer zu verbessern. Mit Hilfe einer App werden Daten und Standort und in Wasserproben werden Kleinstlebewesen wie die winzige Rhönquellschnecke (siehe Bild) erfasst. Wer mitmachen oder Informationen möchte, schreibt an Projektleiterin Carina Kömpel: carina.koempel@bund­naturschutz.de.

Foto: Klaus Dogon
Foto: Steffen
Jodl
Foto: privat

Erde ausheben, Schubkarren schieben, Holzlatten in den Boden rammen: Da gerät man schnell ins Schwitzen. Für das Workcamp der BUNDjugend Bayern braucht es Gummistiefel und Schmuddelklamotten – dreckig wird man trotzdem. Egal: Hier erlebt man das faszinierende Ökosystem Moor mit allen Sinnen und trägt außerdem zum Klimaschutz bei. Beim Kennenlernspiel bewerfen sich »Moorhexen« mit Torf, müssen den Bollen ausweichen und ihre Namen einander zurufen. Bevor sich alle verausgaben, geht’s ins Gelände. Eine Gruppe fällt kleine Bäume und reißt Brombeeren heraus. Die anderen bauen Staudämme, damit das Regenwasser nicht länger über Gräben abfließt. »Much & Moor« heißt das Workcamp der BUNDjugend Bayern, das seit über 20 Jahren jeden Herbst stattfindet. Für den Termin im Oktober gibt es schon lange eine Warteliste. »Die Arbeit ist anstrengend, macht aber echt Spaß«, erzählt Marius Krebs aus dem Orga­Team. Konkret etwas für den Klimaschutz tun können: Das ist es, was ihn antreibt. »Ein Hektar Moor speichert im Jahr so viel CO2 , wie bei 20 000 Kilometer Autofahrt entsteht.« Aber

JUNGE SEITE

We want Moor

Um Moore wiederzubeleben und so die Natur und das Klima zu schützen, greifen Aktive der BUNDjugend bei Arbeitseinsätzen zum Spaten. Mit Aktionen und Camps kämpfen sie außerdem für den Schutz noch intakter Flächen.

nur, wenn das Moor nass bleibt und nicht austrocknet. Daher der Arbeitseinsatz.

ETWAS HANDFESTES TUN

Im Allgäu haben die Workcamps im Moor schon Tradition. Auch die BUNDjugend Niedersachsen macht sich für den Klimaschutz dreckig. Los ging es zur CoronaZeit, als man sich nur im Freien treffen durfte. Nach einigen Pflegeeinsätzen zur Wiedervernässung von Mooren ist ein eigenes Projekt entstanden. »Auf Demos mehr Klimaschutz zu fordern, ist wichtig«, meint Koordinatorin Corinna Baumann.

»Aber hier können wir ganz handfest was tun und schon bald einen Erfolg sehen. Was letztes Jahr noch trocken war, ist jetzt wieder nass.«

Inzwischen sind oft gut 30 Leute am Start, wenn es ins Gelände geht. Weil das Projekt »We want Moor« von der Niedersächsischen Bingo­Umweltstiftung unterstützt wird, kann das Team auch Workshops und Webinare anbieten, etwa zum Torfabbau, der im Emsland noch immer ein Problem ist. Passend dazu gibt es ein Sommercamp in einer Gemeinschaftsgärtnerei, die ohne Torf über 50 Tomaten­

sorten und anderes Gemüse aufzieht. Wem die Worte fehlen, das Moor zu beschreiben, dem bringt Hanna Getzin von der BUNDjugend bei, wie man mittels »Nature Journaling« seine Umgebung in Texten und Zeichnungen erfasst.

VIELFÄLTIG AKTIV

In Oldenburg gibt es diesen Sommer was auf die Ohren: Dort steigt unter dem Motto »Amo(o)re für Moore« eine Silent Climate Parade. Was es damit auf sich hat? »Das ist eine stille Demonstration: Die Musik hören die Tanzenden über Funkkopfhörer«, erklärt Julian Koch. »Ganz leise machen wir so mit Schildern, Flyern und Choreographien auf uns aufmerksam: für einen konsequenten Moor­ und Klimaschutz.«

Zu Weihnachten will die BUNDjugend aus den Mooren entfernte Fichten als Christbäume verschenken, im Rahmen einer Info­Aktion in Hannover. Und wenn sich das nötige Geld auftreiben lässt, ist 2025 eine bundesweite Jugend­MoorKonferenz geplant.

Auch im Nordosten ist die BUNDjugend aktiv. »Moor muss nass!« heißt eine 2023 gegründete Gruppe aus MecklenburgVorpommern. Sie hat Projekttage und

Filmabende auf die Beine gestellt und bereitet für Oktober ein Moor­Camp vor. Auf dem Programm steht neben TheorieWorkshops ein Einsatz zur Renaturierung. Das Projekt, gefördert von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, richtet sich auch an Jüngere. Geplant ist außer Exkursionen für Familien eine Broschüre mit Tipps, wie man Kindern den Moorschutz spielerisch nahebringt.

MOORE RETTEN

Renaturierung ist das eine. Doch Schutz verdienen besonders die noch intakten Moore. So bedroht die Erweiterung des Rostocker Hafens ein wertvolles Moor an der Küste. Ausgleichen ließe sich der Eingriff nicht. Moor oder Hafen? Ganz klar, dass BUNDjugend und BUND gemeinsam dafür kämpfen, die Planung zu ändern und viele hundert Hektar Moor zu retten.

Auch in Hamburg ist Widerstand angesagt, gegen den Bau der A26 Ost. »Diese Autobahn zerstört wertvolle Lebensräume und verläuft mitten durchs Moorland«, heißt es von der BUNDjugend Hamburg. »Moorwalks« entlang der geplanten Trasse gab es schon viele. Im September organisiert die BUNDjugend nun ein viertägiges Protestcamp für Leute von 15 bis 27 Jahren. Gezeltet wird in Moorburg auf einer Wiese, auf Campingkochern wird vegan­vegetarisch gekocht. Exkursionen stehen auf dem Programm sowie Touren zur schon gebauten A26 West und zum besetzten »Wilden Wald«. Im Camp sollen T­Shirts bedruckt, Schilder bemalt und neue Aktionsideen entwickelt werden. Zwar klagt der BUND vor Gericht gegen das Projekt. Doch auch Protest vor Ort kann viel bewegen.

Helge Bendl

FILM-WORKSHOP

In den Herbstferien bietet die BUNDjugend Bayern den Film­Workshop »Kamera läuft!« an. Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren können dabei mit Tablet, Handy, Kamera oder Stativ selbst ausgedachte, witzige und spannende Videoclips zu Natur, Nachhaltigkeitsthemen oder Klimaschutz drehen. Ein bewährtes Leitungsteam führt durch die sechstägige Veranstaltung. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Profi-Equipment ist vorhanden.

27. Oktober – 1. November 2024 Jugendbildungsstätte Waldmünchen

Anmeldung: www.bundjugend-bayern.de/termine

NEUER BUNDESVORSTAND

Wir freuen uns sehr über unseren neu zusammengesetzten Bundesvorstand: Seit Mai leiten Jonathan Deisler, Robert Fritzenkötter, Felicia Graubner, Karola Knuth, Maria Michaelys, Ria Noszkovics, Alina Reize + Moritz Tapp sowie Leon Janas als kooptiertes Mitglied den Bundesverband. Wer Fragen an die Ehrenamtlichen hat, kann sich jederzeit melden unter: bundesvorstand@bundjugend.de

Jippie: Die BUNDjugend hat eine neue Webseite! Schaut sie euch an, wie gewohnt unter: www.bundjugend.de

Aktiv werden

Anpacken für den Moorschutz: Im Oktober sind wieder Workcamps in BY (Ostallgäu), NDS (Diepholzer Moorniederung) und MV (Feldberger Seenplatte) geplant, und Ende September das Camp gegen die A26 Ost. Mehr zu diesen und anderen Aktionen unter www.bundjugend.de (> Links zu den Landesverbänden).

Wir freuen uns über euren Besuch! instagram.com/bundjugend twitter.com/BUNDjugend facebook.com/BUNDjugend.Bundesverband

Sie haben die Wahl

VOELKER ist die Gentechnikexpertin beim BUND­Bundesverband.

In den Regalen der Supermärkte finden wir eine breite Palette von Lebensmitteln. Wer hier auf gentechnisch veränderte Produkte verzichten möchte, kann sich auf Bio-Lebensmittel und auf das Label »Ohne GenTechnik« verlassen. Wichtig ist das speziell bei tierischen Produkten aus der konventionellen Landwirtschaft. Denn der größte Teil der gentechnisch veränderten Pflanzen wird zu Tierfutter verarbeitet, ohne dass dies gekennzeichnet werden muss. Bei allen anderen Produkten gilt bislang eine Pflicht zur Kennzeichnung, wenn gentechnisch veränderte Organismen enthalten sind. Dass das auch in Zukunft so sein wird, ist alles andere als sicher. Dabei ist Transparenz den meisten Deut­

Noch ist es vergleichsweise einfach, beim Einkauf gezielt zu Lebensmitteln zu greifen, die ohne Gentechnik erzeugt oder hergestellt wurden.

schen ein wichtiges Anliegen: 92 Prozent sind der Meinung, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden müssen. Diese Forderung vertritt auch der BUND seit vielen Jahren.

KENNZEICHNUNG ERHALTEN

Derzeit wird auf europäischer Ebene diskutiert, ob Pflanzen aus neuer Gentechnik (wie dem Verfahren CRISPR) von den EURegeln zur Gentechnik ausgenommen werden sollen. Diese Pflanzen und Produkte daraus wären dann nicht mehr als gentechnisch verändert erkennbar – nicht für Landwirt*innen, nicht für den Handel und eben auch nicht für uns alle beim Einkauf im Supermarkt.

Der BUND setzt sich daher dafür ein, dass die EU­Gentechnikregeln bestehen bleiben, zum Schutz von Mensch und Umwelt. Breite Unterstützung dafür gibt es aus der Zivilgesellschaft (siehe das Positionspapier unten) und der Landwirtschaft. Aber auch aus dem Handel. So fordert eine breite Initiative von 272 Unternehmen – darunter dm, Alnatura und Frosta –, die Kennzeichnung bei Gentechnik­Lebensmitteln beizubehalten.

UNSERE TIPPS

Noch können Sie beim Einkauf wählen:

1. Greifen Sie zu biologisch erzeugten Produkten. Der Ökolandbau verzichtet auf den Einsatz von Gentechnik und chemischsynthetischen Pestiziden und fördert so die natürliche Vielfalt und Bodenqualität.

2. Achten Sie auf das Gütezeichen »Ohne GenTechnik«. Für derart gelabelte Produkte wurden keinerlei Lebensmittel und Zutaten aus gentechnisch veränderten Organismen verwendet. Bei tierischen Lebensmitteln oder Zutaten dürfen die Tiere kein gentechnisch verändertes Futter bekommen haben.

3. Beides gilt vor allem, wenn Sie tierische Produkte kaufen. Greifen Sie bei konventionell erzeugtem Fleisch, bei Wurst, Eiern oder Milch zu Angeboten mit dem Siegel »Ohne GenTechnik«. Während bei Bio auch die Futtermittel gentechnikfrei sein müssen, greifen konventionelle Tierhalter häufig zu gentechnisch verändertem Soja etc. Da dies nicht gekennzeichnet werden muss, ist konventionell Tierisches nur als gentechnikfrei erkennbar, wenn es das erwähnte Siegel trägt.

4. Werfen Sie einen Blick auf das Zutatenverzeichnis und Etikett des Produktes. Einige wenige hier verkaufte Lebensmittel – wie Schoko­Erdnussriegel der US­Marke Reese’s – enthalten gentechnisch veränderte Soja oder Zuckerrüben. Dies ist dann auf der Verpackung vermerkt.

Unsere Petition www.weact.campact.de/petitions/ kennzeichnung-und-regulierungaller-gentechnik-pflanzen-erhalten

Mehr zum Thema 139 Verbände und Organisationen haben ein Positionspapier verfasst: www.bund.net/keine-deregulierung

PIA

Bildung

TERMINE

ZUKUNFTSKOCHER

LEBENSELIXIER WASSER

Foto: adobe.stock.com

Nach dem Erfolg der Vortragsreihe zum Landschaftswasserhaushalt geht es im Oktober weiter mit Informationen zum lebenswichtigen Element Wasser. Diesmal stehen auch verbrauchernahe Themen auf der Agenda.

So informiert Gartenplaner und Buchautor Dr. Rainer Witt über naturnahe Regenwasserversickerung und ­nutzung, die

Journalistin Annette Jensen widmet sich dem Thema Abwasser und Sanitärwende auf dem Weg zwischen WC und Komposttoilette, Peter Hirmer nimmt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie in den Blick und Prof Dr. Ralf Ludwig geht der Frage nach, wie sich der Klimawandel auf unser kostbares Gut Wasser auswirkt und stellt aktuelle Forschungsergebnisse vor. Wer also wissen will, wie wir weiter mit einer der wichtigsten Ressourcen umgehen sollten, findet bei dieser Vortragsreihe aktuelle Informationen ebenso wie Handlungsempfehlungen.

Termine und Infos www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung

WARTAWEILER GESPRÄCHE

Bei den diesjährigen Wartaweiler Gesprächen geht es um Klimaschutz und Klimaanpassung in Kommunen und die Frage, wie Nachhaltigkeit mit sozialen Aspekten in Einklang gebracht werden kann. Es diskutieren BN­Vorsitzender Richard Mergner, Margit Berndl, Vorständin des Paritätischen in Bayern, Sabine Bock, Leiterin des Klima­ und Umweltreferates der Stadt Erlangen, und der Umweltpsychologe Dr. Andreas Meißner. Die Veranstaltung beschäftigt sich damit, welche Rolle Ängste und das Gefühl von Hilflosigkeit bei Einzelnen und gesellschaftlichen Gruppen spielen und wie soziale Gerechtigkeit als Grundpfeiler der sozial­ökologischen Transformation in kom­

munalpolitischen Entscheidungen verankert werden kann.

Angesichts der globalen Dimension und Komplexität der Krisen sind viele Menschen überfordert. Deshalb braucht es eine verlässliche soziale Infrastruktur, die Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen unterstützt, sowie eine gesellschaftliche Kultur des Miteinander und Füreinander. Und es braucht Strategien und Konzepte, um Vielfalt zu gestalten und allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen.

Kontakt und Infos axel.schreiner@bund­naturschutz.de www.wartaweil.bund-naturschutz.de

Ernährung ist eine der großen Stellschrauben beim Einsparen von CO2. Der letzte Termin in dieser Reihe findet am 10. Oktober statt und widmet sich den Gaumenfreuden der herbstlichen Ernte. Buchautorin und Gastro­Coach Estella Schweizer steht wieder den Freizeitköchen und ­köchinnen zur Seite, um in einer guten Stunde ein gesundes, vegetarisches und klimaschonendes Menü zu zaubern. Im Zuge des Jahresprojekts

»Zukunftskocher« wird es auch eine Vortragsreihe zum Thema nachhaltige Ernährung geben und es entsteht eine »Kochkiste« zum Verleih, die umweltpädagogisches Material für die praktische Arbeit mit Schulklassen beinhalten wird. Kontakt: melanie.hahn@bund-naturschutz.de Infos: www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung/zukunftskocher

ARTENKENNTNIS

Die Reihe Artenkenntnis für Einsteiger*innen wird fortgesetzt, ab November immer dienstags von 18–20 Uhr. Alle weiteren Informationen gibt es ab Herbst auf der Projekthomepage, auf der jetzt schon Begleitmaterialien zu den vergangenen Vorträgen stehen. Zudem kann man sich an der Themenauswahl für die Winterseminare beteiligen. Infos: www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung/artenkenntnis-fuereinsteiger

Themenabstimmung: www.menti.com/ali62a8mnsre

Foto: Melanie Hahn

MEDIEN

KLIMABEWEGT

Die Psychologie von Klimaprotest und Engagement

Karen Hamann,  Paula Blumenschein u.a.

oekom Verlag 2024, 25 Euro

Aktiv fürs Klima

Im Angesicht der Klimakrise können eigene Ängste manchmal lähmend sein. Das Buch »Klimabewegt« zeigt mithilfe von psychologischer Forschung und vielen Einblicken in die sozialökologische Bewegung, wie Motivation für ein Klima­Engagement geweckt werden kann.

Zwei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Wie können Menschen für Aktionen zum Schutz des Klimas motiviert werden? Und wie können sie in Gruppen widerständig und effektiv handeln? Konkret geht es darum, was es Menschen erleichtert, sich mit Klimagruppen zu identifizieren und sich wirksam zu fühlen. Es geht um Wut, Moral, Framing, Aktivismus­Burnout und die große Frage des sozial­ökologischen Wandels. Von Mitgliedern des Kollektivs Wandelwerk e.V. geschrieben, gibt es das Buch auch als Gratis­Download unter www. wandel­werk.org/materialien.

EIN WARMES ZUHAUSE FÜR ALLE Klimafreundlich und sozial

Bezug: Die 12­seitige Broschüre können Sie gratis herunterladen oder gedruckt bestellen unter: www.bund.net/publikationen

Für die Wärmewende

30 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen stammen aus dem Gebäudebereich.

Wärme ist lebenswichtig. Im Winter müssen wir unsere vier Wände heizen. Und auf warmes Wasser wollen wir ganzjährig nicht verzichten. Doch unsere Wärmeversorgung beruht noch zum Großteil auf Erdgas, Öl und Kohle. Gleichzeitig geht allzu oft Wärme und damit wertvolle Energie durch Wände, Fenster oder Leitungen verloren. Ein riesiges Problem für den Klimaschutz.

Die neue BUND­Broschüre zeigt verständlich und einprägsam, warum wir dringend eine Wärmewende brauchen und welche Maßnahmen dafür nötig sind. Die Zukunft gehört effizienten Gebäuden und Wärme aus erneuerbaren Quellen.

BUND-REISEN

FRANKREICHS SÜDWESTEN

1. – 10. Oktober 2024, Frankreich

Diese Reise führt in das von den Flüssen Vézère und Dordogne eingerahmte Péri­

SALZBURGER SAALACHTAL

6. – 12. Oktober 2024, Österreich

gord Noir. Wanderungen führen über bewaldete Hügel, durch malerische Dörfer und an steilen Felswänden der Flussufer entlang. Danach geht es an die Atlantikküste nach Bordeaux und das Vogelschutzgebiet »Le Teich«.

Insbesondere für die Liebhaber*innen der alpinen Pflanzenwelt ist diese Reise ins Salzburger Saalachtal ein Erlebnis. Die Region bietet Wanderungen durch die Vorderkaserklamm und die das Tal umgebende Bergwelt. Wissenswertes zur örtlichen bergbäuerlichen Almwirtschaft und regionale Pinzgauer Spezialitäten ergänzen das Programm.

ASTURIEN

7. – 17. Oktober 2024, Spanien

Der älteste Nationalpark Spaniens mit der Gebirgskette Picos de Europa ist hier das erste Reiseziel, mit Wanderungen in vertikalen Gesteinsformationen, Klammen und Gletscherseen.

Zweiter Standort ist das integrierte Naturreservat Muniellos, der »Amazonas« Asturiens, Rückzugsgebiet vieler Tierarten Asturiens.

Weitere Informationen Tel. 09 11/588 88 20· www.bund-reisen.de

Foto: Salzburger Saalachtal Tourismus
Foto:
E. Pick
Foto:
Eckhardt Zillmann

Sonnenglas • H 18 cm.

Nr. 33 088 39,99 €

Sonnenglas mini • H 10,5 cm. Nr. 33 170 34,99 €

Futterfeder für Meisenknödel • Einfach zu befüllen, Wildvögel finden guten Halt, und es bleibt kein Netz im Baum zurück. Ohne Knödel.

Nr. 66 075 7,50 € BIO Energie-Knödel (ohne Abb.) 25 Stück

Nr. 66 063 22,99 €

Futterstation Picnic Massive Eiche, der Glaseinsatz schützt das Futter und lässt sich leicht reinigen.

L 6 x B 6 x H 30 cm.

Nr. 22 298 69,– €

Ab Oktober in unserem Shop erhältlich

Bio-Apfelbäume • Alte Obstsorten werden von den meisten Allergiker*innen gut vertragen: ihre Polyphenole schalten das Apfelallergen aus. Drei Jahre alte Apfelbäume aus einer hessischen Baumschule (wurzelnackt, 3 bis 4-jährig, Anleitung, Pfahl und Strick inkl.).

Alter Gravensteiner Nr. 29 007

Gelber Richard Nr. 29 002

Signe Tillisch Nr. 29 005

Vogelstimmenuhr • Bei dieser Uhr singt jede Stunde ein anderer Vogel. Ø 34 cm.

Nr. 21 628 89,90 €

Wildbienenhaus CeraNatur ® • Für die am ­häufigsten vorkommenden Solitär-Insekten.

H 18 x B 11,5 x L 5 cm, 1,8 kg. Nr. 22 292 39,90 €

Apfelstiege Nr. 23 527 29,90 € Deckel Nr. 23 528 14,90 € Lenkrollenstiege Nr. 23 529 41,90 €

Komplettpaket (5 Stiegen) Nr. 23 544 159,90 €

Schmelzfeuer Indoor CeraNatur ® Nr. 22 126 69,90 € Deckel Indoor CeraNatur ® (ohne Abb.)

Futterhaus Granicium® • Ideal zur Vogelbeobachtung durch die transparente Konstruktion. Die Vögel haben einen freien Blick auf mögliche Feinde. Ø

cm, H 15 cm, 4,7 kg. Nr. 84 073 139,90 €

Nr. 22 127 21,90 €

Igel-Schnecke • Ganzjahresquartier für Igel aus klimaausgleichender Keramik, in Schneckenform zum Schutz vor Fressfeinden. Ø 35 cm, H 16 cm, 4,5 kg. Nr.

Holsteiner Cox Nr. 86 006

Berner Rosenapfel Nr. 86 014 je 64,90 €

Bienenbeutel • Krokusse, Traubenhyazinthen und Tulpen blühen bereits sehr früh im Jahr –rechtzeitig für die ersten Bienen auf Nahrungssuche. 40 Stück.

Nr. 10 489 17,50 €

Wieder im Sortiment: Blumenzwiebeln aus ökologischem Anbau. Lieferung ab Mitte September.

Tulpenmischung

Nr. 10 490

€ Krokusmischung (ohne Abb.)

Nr. 10 491

Stapelstiegen • Optimale Lagerung von Obst und Gemüse – stapeln Sie mehrere Kisten zu einem Regal. Regionales Fichtenholz. ca. B 48 x H 29 x T 33 cm, inkl. Griff. Nr. 33 194 32,90 €

Stewardship Council® (FSC®) Achten Sie auf unsere FSC-­zertifizierten Produkte aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft.

Messerleiste mit Magneten • Aus FSC ®zertifizierter Buche, geöltes Massivholz. Ohne Messer. L 35 x T 3 x H 6 cm. Nr. 33 210 49,95 €

Butterkühler • Hält Käse frisch, gekühlt und Butter jederzeit streichfähig. Aus Keramik, Ø 18,5 cm, hergestellt in Deutschland.

Nr. 87 028

Katzennapf Granicium® • Für Kopfform und Schnurrhaare optimiert, kippsicher und stabil, spülmaschinengeeignet. Ø 16 cm, 350 ml.

Nr. 40 046 39,90 €

Deckel (ohne Abb.)

Nr. 40 047 21,90 €

Anti-Schling-Einsatz (ohne Abb.)

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Windmühlenmesser • Hergestellt in Solingen aus FSC-zertifiziertem Buchenholz. Küchenmesser Klassiker

Mit verlängertem Griff für größere Hände.

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Klinge mit Wellenschliff und abgerundeter Spitze.

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Sie sehen das Display und haben eine deutlich verbesserte Akustik, besonders Stimmen sind besser verständlich. Für Handys mit einer Tiefe bis zu 12 mm. In Ahorn-, Kirsch- und Walnussholz erhältlich. B 8 x T 8 x H 4,5 cm.

Brotschneidebrett mit Krümelunterlage • Die Brösel fallen durch das herausnehmbare Gitter in die Auffangschale. Aus massiver und geölter Buche handgefertigt, stabil vernutet.

B 23,3 x T 40 x H 3,5 cm.

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Wohndecke Punkte • Das hohe Stoffgewicht von 320 g/m² macht die kuschelige Decke sehr strapazierfähig. Bio-Baumwolle, GOTS-zertifiziert. 140 x 200 cm.

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Wassersparset Dusche mit Brauseschlauch Handbrause mit 3 Stufen, integrierter Wassersparer (9 l⁄min). Brauseschlauch: PVC-frei, recycelbar, maschinenwaschbar. L 1,8 m. Nr. 27 419 45,90 €

Wärmflasche • Aus Kautschuk. 2,0 Liter. Nr.21269 19,90 € Wärmflaschenbezug • 100 % Bio-Schurwolle (Merino), Maße: ca. 25 x 38 cm. In Dunkelgrau und Hellgrau erhältlich.

Nr. 21 440-B 29,90 €

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Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.­Johann­Maier­Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund­naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 0 89/5 14 69 76 12, natur-umwelt@bund-naturschutz.de

Redaktion: Andrea Siebert (as)

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Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda­roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild 3/24 (28. Jahrgang): Thomas Frey Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

Druck und Versand: Fr. Ant Niedermayr GmbH & Co. KG, Regensburg

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0 30/2 80 18-149, -400, alter@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 32. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-20, Fax -99, info@service.bund­naturschutz.de

Druckauflage 3-2024: 151 000

Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr, ISSN 0721­6807

BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100% Recyclingpapier gedruckt.

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