Natur+Umwelt 1-2020

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

DIE PLASTIKKRISE AKTUELL Interview: Wohin, BUND? Moorschutz ist Klimaschutz

AKTIONEN Wir haben es satt! Bienen und Bauern retten!

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Sind Ihre Freunde auch Freunde der Natur?

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: fotolia.de

Dann sprechen Sie sie doch einfach auf eine Mitgliedschaft an! Haben auch Sie Freunde und Bekannte, die dazu beitragen möchten, Bayern lebenswert zu erhalten? Die sich für die Pflanzen, Tiere, Lebensräume und Landschaften unserer Heimat stark machen möchten? Dann erzählen Sie Ihnen doch mal vom BUND Naturschutz und seinen Tätigkeiten und sprechen Sie sie auf eine Mitgliedschaft an. Denn je mehr Menschen uns unterstützen, desto mehr können wir für Bayerns Natur erreichen.

Nicht nur die Natur, auch Sie selbst haben einen Vorteil: Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet. www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

www.bund-naturschutz.de

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Natur +Umwelt 1 | 20 ›  INHALT 3

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Foto: Kreisgruppe Bad Kissingen

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Foto: Peter Zahn/BN

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Foto: Christian Schumacher

INHALT

»Tour de Meeresmüll« des BUND-Meeresschutzbüros

AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 6–11 Aktuelles 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Die Plastikkrise 16–19 Maß statt Masse 20 Mikroplastik 21 Meer und Küste: Plastik tötet 22 Problemstoff Plastik 23 Drei Fragen an Linda Mederake 24/25 BUND aktiv KOMMUNALWAHL 26/27 Kommunalwahl ist Klimawahl 28 Verkehrswende 29 Flächenschutz AKTIONEN 30 »Wir haben es satt« 31 Bienen und Bauern retten

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

NATUR IM PORTRÄT 32 Pilzporträt Zunderschwamm 33 Gerettete Landschaft 34/35 Freisinger Moos 36/37 Blühende Pracht 38/39 Gefährdet: Kegelrobbe LANDWIRTSCHAFT 40 Was Kommunen für den Ökolandbau tun können

INTERNATIONALES 41 Der neue »Green Deal« der EU URLAUB & FREIZEIT 42 Wanderung 43 Reise in die Rhön BN AKTIV +  NAH 44 Ehrung für Horst Haitzinger 45 Editorial des Vorstands 45–47 Meldungen 48 Bildung 49 Porträt 50/ 51 Die junge Seite 52/53 BN vor Ort aktiv 54–60 Regionalseiten SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Leserbriefe 63 Ratgeber 66 Ansprechpartner/Impressum

LIEBE LESERINNEN UND LESER, wie steht es um unseren Heimatplaneten zu Beginn der 20er Jahre? Ein kleines Meinungsbild dazu aus jüngster Zeit: Umweltministerin Svenja Schulze gab sich voller Überzeugung: »2019 war ein gutes Jahr für den Umwelt- und ­Klimaschutz!« Ganz anders die tapfere Greta Thunberg vor den Mächtigen des Weltwirtschaftsforums: »Unser Haus steht in Flammen. Ihre Untätigkeit füttert das Feuer von Stunde zu Stunde.« ­Ebenfalls in Davos appellierte der Ozeanbeauftragte der UNO, Peter Thomson: »Wir müssen beginnen, wie in einem Kriegszustand zu denken« – angesichts der Folgen der Klimakrise für die Meere. Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben warnte dagegen, ständiger Alarmismus könne auch ermüdend sein. Was also tun? Die Dinge klar beim ­Namen nennen, dem Ernst der Lage ­angemessen? Oder besser die paar ­positiven Nachrichten hervorheben, um hoffnungsvoll und tatenfroh zu bleiben? Nun, am besten tun wir wohl weiterhin das eine, ohne das andere zu lassen. Der BN versucht Ihnen jedenfalls auch 2020 mehr Antworten als Fragen zu liefern.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES

AKTUELLES INSEKTEN FOR FUTURE Schlicht unentbehrlich sind Insekten für die Zukunft der Biosphäre und damit für unser Überleben. Zu ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft haben BUND, Heinrich-­ Böll-Stiftung und Le Monde diplomatique einen Atlas herausgegeben. Was haben Marienkäfer und Mehlkäfer gemeinsam? Beides sind Insekten – aber sonst? Während der Marienkäfer als Nützling in der Landwirtschaft eingesetzt wird, um Obst und Gemüse gegen Schädlinge zu verteidigen, werden die Larven des Mehlkäfers immer öfter verspeist, auch in Europa. Beiden gemein ist, dass sie zu den heimlichen Stars des neuen I­ ­ nsektenatlas' gehören. Anhand solcher Arten erzählt er spannende Geschichten aus der Welt der kleinen Tiere. Und verdeutlicht, dass eine naturverträgliche und insektenfreundliche Landwirtschaft nötiger ist denn je. Nur mit ihr werden wir das Insektensterben stoppen, die biologische Vielfalt bewahren und damit die Daseins-

grundlage der Landwirtschaft sichern können. Wie vielfältig und schützenswert ist die Welt der Insekten? Warum sind Ernährung und Landwirtschaft untrennbar an Insekten gebunden? Warum bietet der Ökolandbau den Insekten bessere Lebensbedingungen? Diese und weitere Fragen beantwortet der neue Atlas – faktenreich und mit vielen Infografiken.

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MEHR INFORMATIONEN Online finden Sie den Atlas (52 Seiten) unter www.bund.net/insektenatlas – oder bestellen Sie gratis ein gedrucktes Exemplar, über unsere Webseite oder info@bund.net.

DIE ZAHL: 1 MILLION Der Boom von SUV und Geländewagen hält an: 2019 wurden in Deutschland erstmals über eine Million der Schwergewichte neu zugelassen. Schon Ende November war der alte Rekord geknackt, mit einem satten 18-Prozent-Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Fast jeder dritte Neuwagen war somit ein SUV oder Geländewagen. Ein VW-Vorstand freute sich: »Unsere SUV-­

Offensive ist weltweit ein voller Erfolg.« Doch mit Blick auf den Klimaschutz ist dieser Trend schlicht eine Katastrophe. Alle Aufklärung über die Schädlichkeit des gedankenlosen Hypes scheint bisher vergeblich. Der BUND fordert den Kauf der überdimensionierten Fahrzeuge zu verteuern und die Kfz-Steuer für Autos, die viel Kraftstoff verbrauchen, empfindlich zu erhöhen.

DIE ZAHL: 15/5 Etwa jedes 15. Kind in Rheinhessen kommt mit einer behandlungsbedürftigen Fehlbildung zur Welt ­–­ein im europäischen Vergleich stark erhöhter Wert. Das belegt ein Geburtenregister für die Region, initiiert als Pilotprojekt des Bundesgesundheitsministeriums. Außerdem zeigte sich, dass Frauen in medizinischen Berufen fast fünfmal so häufig Kinder mit schwerwiegenden Fehlbildungen gebären. Eine mögliche Ursache: Bestrahlung im Mutterleib. Um diesem Verdacht nachzugehen, forderte der BUND Gesundheitsminister Jens Spahn in einem offenen Brief dazu auf, ein bundesweites Zentralregister einzurichten. Für die­­Ursachenforschung wäre dies umso wichtiger, als die Landesregierung von Rheinland-Pfalz das erwähnte regionale Geburtenregister Ende 2019 schloss­. Zum Schutz vor Strahlenschäden rief der BUND ferner dazu auf, das Risiko von diagnostischem Röntgen mittels Computertomographie kritischer als bisher zu betrachten.

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Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES 5

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ÖKOTIPP

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KREUZFAHRTEN: BÖSER BOOM

Foto: blickwinkel/McPHOTO/M. u. A. Braunsfurth

Seit 1990 hat sich die Zahl der Reisen per Kreuzfahrtschiff mehr als verdreißigfacht, 2018 buchten weltweit 27 Millionen Menschen eine solche Reise. Allein bis 2023 wird sich die Flotte um rund 50 Schiffe vergrößern, der Boom hält also an.

Kreuzfahrtschiff in der Antarktis: Die umweltschädlichen Riesen dringen in entlegenste Weltregionen vor.

Für das Klima ist dieser Trend fatal. Kreuzfahrtpassagiere sorgen für einen CO2-­ Aus­stoß von 246 bis 2500 g pro Kilometer – im Durchschnitt das Drei- bis Vierfache von Fluggästen der Economy-Class. Ihr Stromverbrauch ist etwa fünfmal höher als in einem Luxushotel. Zudem enthält Schweröl – bisher der häufigste fossile Kraftstoff der Kreuzfahrtschiffe – besonders viele Schwefeloxide, Stickoxide und ozonzerstörende Substanzen. Kreuzfahrtschiffe verschmutzen die Weltmeere und Küstengewässer mit viel Abwasser und Klärschlamm. Und mit Unmengen Abfall: Obwohl die Luxusliner weniger als ein Prozent der Handelsflotte ausmachen, verursachen sie ein Viertel ihrer Abfälle. Ein Teil wird noch immer auf See entsorgt, ein anderer verbrannt. Schließlich verbreiten Kreuzfahrtschiffe gebietsfremde Arten in ihrem Ballastwas-

ser und schädigen marine Lebensräume wie Korallenriffe oder Seegraswiesen, indem sie dort ankern oder wiederholt Sedimente aufwirbeln und das Wasser trüben. Und natürlich benötigen die Riesenschiffe auch große Anlegestellen in den Häfen. Immerhin profitieren die Zielorte doch ökonomisch? Nun ja, kommt darauf an, wie viel dort wirklich ankommt – viele Landaktivitäten werden ja schon an Bord abgerechnet. Zudem richten die Hotelschiffe Schäden an. So leiden die Anwohner unter Luftverschmutzung, die Bausubstanz unter dem Wellenschlag der Schiffe und das soziale Gefüge darunter, dass Tausende Urlauber im Stundentakt durch enge Gassen strömen. Authentische Eindrücke lassen sich so kaum sammeln.

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WAS TUN? Aus Umweltsicht muss unser Rat lauten: Verzichten Sie möglichst auf Kreuzfahrten! Und falls Sie doch einmal buchen wollen, fragen Sie nach, wie ernst Reedereien und Reiseveranstalter den Umwelt- und Klimaschutz nehmen: Hat Ihr Schiff zum Beispiel eine Abgasnachbehandlung? Oder kann es wenigstens im Hafen seine Verbrennungsmotoren abschalten, dank einem Landstromanschluss? Auch das Ziel Ihrer Kreuzfahrt ist von Bedeutung: Einige Regionen haben eine Art Umweltzone eingeführt. So fahren die Schiffe in der Nord- und Ostsee oder an Nordamerikas Küste inzwischen mit weniger schmutzigem Treibstoff.

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MEHR ZUM THEMA Ein (englischsprachiges) Umweltranking von Kreuzfahrtveranstaltern haben unsere US-Partner erstellt: foe.org/projects/ cruise-ships/?issue=335. Mehr zum Thema finden Sie online beim NABU.

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6 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Der BN begrüßt, dass von der Bayerischen Staatsregierung im Dezember endlich ein Entwurf für ein Klimaschutzgesetz vorgelegt wurde. Der Gesetzestext enthält gute Ansätze, bleibt aber noch weit hinter den Erfordernissen im Kampf gegen die Klimakrise zurück. Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärt dazu: »Es fehlt der Mut, konsequent zu handeln. Anreize allein reichen nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten. Die spürbaren Auswirkungen der Klimakrise in Bayern erfordern eine Klimaneutralität

früher als 2050. Ein Ausstieg aus der fossilen Welt von Öl, Kohle und Gas muss bis spätestens 2040 erfolgen. Dieser Herausforderung wird der Kabinettsbeschluss nicht gerecht.« Laut dem BN-Landesbeauftragten Martin Geilhufe braucht es ordnungsrechtliche Maßnahmen, die die Energiewende mit Energiesparen, Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben. Erfreulich ist, dass die Regierung eine Landesagentur für Energie und Klimaschutz geschaffen hat – etwas, das der BN seit langem gefordert hatte.

FLUGHAFEN MÜNCHEN: SUBVENTIONEN FÜR FLÜGE STOPPEN! Der Staat hat 384 Millionen Euro in die Subventionierung von Fluggesellschaften gesteckt, um so einen Bedarf für die umstrittene geplante dritte Startbahn am Flughafen München vorzutäuschen. Das ist ein Skandal! Mit diesem Geld hätte man an anderer Stelle viel Sinnvolles

bewirken können. Der BN unterstützt deshalb eine Petition an den Landtag, um die Subventionen zu stoppen. Durch diese hat es die Flughafen München Gesellschaft (FMG) Fluglinien ermöglicht, Tickets zu Dumpingpreisen anzubieten. Die Fluglinien wurden so nach München gelockt, während die FMG einen vermeintlichen Bedarf für eine dritte Startbahn beschwor. Doch der Flugverkehr ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Bitte schließen Sie sich an und unterschreiben Sie unsere Petition auf der Unterschriftenliste, die diesem Heft beiliegt, oder online unter www.bund-naturschutz. de/flug­subventionen-stoppen

50 JAHRE NATIONALPARK BAYERISCHER WALD Es war ein großer Erfolg, gerade auch für den BUND Naturschutz: Am 7. Oktober 1970 wurde im Bayerischen Wald der erste Nationalpark Deutschlands eröffnet. Heuer feiert der Park sein 50-jähriges Bestehen. Den Anstoß zu seiner Gründung gab der langjährige BN-Vorsitzende Hubert Weinzierl in den 1960er Jahren. Er überzeugte die Staatsregierung und 1970 wurde der Traum eines Nationalparks in Deutschland Wirklichkeit. Bis heute setzt sich der BUND Naturschutz für die entstehende Waldwildnis im Nationalpark ein. Auf

Foto: Holger Lieber

Foto: Jörg Farys

NACHBESSERUNGSBEDARF BEIM BAYERISCHEN KLIMASCHUTZGESETZ

mehr als 24 000 Hektar gilt hier der Leitsatz »Natur Natur sein lassen«. Nach dieser Philosophie dürfen sich die Wälder nach ihren ureigenen Gesetzen entwickeln. Seltene Tiere wie Luchs, Fischotter, Wolf, Auerhuhn oder Habichtskauz finden dadurch wieder ein Zuhause. Wind- und Schneebrüche werden nicht mehr ausgeräumt, der Borkenkäfer in der Naturzone nicht bekämpft. Vor allem in den neunziger Jahren, als es um die Erweiterung des Parks auf die heutige Fläche ging, gab es deshalb auch einigen Widerstand in der Bevölkerung. Heute erfreut sich der Nationalpark jedoch großer Zustimmung. Der BUND Naturschutz gratuliert herzlich zum Jubiläum!


Foto: Jörg Farys

Foto: BN

Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Bauernproteste 7

Miteinander statt gegeneinander: Bei der »Wir haben es satt«-­ Demo in Berlin setzen sich seit Jahren Umweltverbände und Landwirte Seite an Seite für eine bessere Agrarpolitik ein.

Bauernproteste 2019 in München: Die bessere ­ ntlohnung höherer Standards, zum Beispiel in der E Tierhaltung, ist eine langjährige Forderung des BN.

BAUERNPROTESTE

FALSCHES FEINDBILD Der BUND Naturschutz fordert einen Gesellschaftsvertrag für eine neue Partnerschaft ­zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. MARION RUPPANER Ist die Agrarreferentin des BUND Naturschutz.

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äuerinnen und Bauern demonstrierten 2019 auch in Bayern mit Traktoren und Mahnfeuern. Sie fühlen sich nicht wertgeschätzt und sagen, niemand rede mit ihnen. Die Auflagen der Düngeverordnung, das Volksbegehren zur Artenvielfalt oder das Agrarpaket der Bun­ desregierung würden dazu führen, dass ­Bauernhöfe aufgegeben werden oder keinen Hofnachfolger fänden. »Die Proteste der Bäuerinnen und Bauern sind grundsätzlich berechtigt, aber sie sind fehlgeleitet und nützen der bäuerlichen Landwirtschaft nicht«, sagte BN-Vorsitzender Richard Mergner dazu. Denn in der gesellschaftlichen Kritik steht nicht

die einzelne Bäuerin oder der Bauer, sondern die Wirtschaftsweise. Diese ist das Ergebnis des bisher herrschenden wirtschaftlichen Systems, das auf »Kostenführerschaft« am Weltmarkt ausgerichtet ist. Höchsterträge führen zu Überschüssen, weil es in den meisten Agrarmärkten keine Mengenregulierung mehr gibt, und dann zum Preisdruck für die Erzeuger. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch die bisher gängige Ausbildung und Beratung für Landwirte. Pflanzenschutzund Düngemittelvertreter konnten in den landwirtschaftlichen Fachmedien für den reichlichen Einsatz ihrer Produkte werben, so dass sich die Agrochemiesparte guter Umsätze erfreuen konnte, während es zu den nicht mehr zu leugnenden massiven Belastungen im Naturhaushalt kam. Bäuerliche Betriebe sind heute zum ­einen abhängig von Abnehmern wie Molkereien oder Schlachtunternehmen, zum anderen abhängig von den Ausgleichs-

zahlungen der EU, Bundes- und Landesmitteln. Hier gilt es, ein Ungleichgewicht zu beheben, denn es gibt Profiteure und Verlierer dieses Systems. Statt die Förderung wie bisher an der Flächengröße auszurichten, müssen künftig Leistungen für Umwelt, Artenvielfalt, Klimaschutz oder artgerechte Tierhaltung bezahlt werden. Umweltleistungen zu erbringen, muss sich für die Landwirte lohnen. Dass in den vergangenen 20 Jahren in Bayern 50 000 Bauern ihre Hoftore schließen mussten, liegt nicht an Naturschutz­ auf­lagen, sondern an der von CSU, CDU, SPD sowie dem bayerischen Bauernverband verantworteten falschen Agrar­politik. »Der BN fordert daher einen neuen Gesellschaftsvertrag für eine zukunfts­ ­ fähige Landwirtschaft«, sagt Stephan Kreppold,­Sprecher des BN-Arbeitskreises Land­­­wirt­schaft. Auch der Umbau und Rück­bau der Tierhaltung zu artgemäße­ ren Ställen mit einer Bindung der Tierzahl an die zur Verfügung stehende Futterfläche braucht eine hohe und langfristig ­gesicherte Förderung. Gefordert sind letztlich wir alle, uns ­bewusster zu ernähren. Und wir sollten darüber nachdenken, einen höheren Einkommensanteil für gute Lebensmittel aus­zugeben, bei denen anhand der Kennzeichnung auch der Wert erkannt werden kann, wie dies zum Beispiel bei Bio­ lebensmitteln der Fall ist.


r ang Wagne Foto: Wolfg

8 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES

Die grüngelbe Raupe

SCHMETTERLING DES JAHRES

BLÄULING LEUCHTEND GRÜN Der Grüne Zipfelfalter ist der Schmetterling des Jahres 2020, ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung seines Landesver­bands in Nordrhein-Westfalen.

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igentlich ist dieser Bläuling nicht anspruchsvoll. Er liebt die halboffenen Niederwälder und Buschlandschaften. Magere Feucht- und Trockenheiden, Trockenrasen und Wiesen schätzt er genauso wie trockenwarme, lichte Wälder und Gebüsche. Obwohl wenig spezialisiert, steht der verbreitete Falter schon lange auf der »Vorwarnliste« der gefährdeten Schmetterlinge. Auch häufige Arten sind heute also auf dem Rückzug. Der Lebenszyklus des Grünen Zipfelfalters beginnt mit einem winzigen Ei. Aus ihm schlüpft nach einigen Tagen eine grüne Raupe. Sie bevorzugt zunächst Blüten und unreife Früchte, später auch Blätter von Ginster oder Heidelbeere. Nach drei bis vier Wochen verwandelt sie sich in eine

braune Puppe, die am Boden überwintert. Im April ist es so weit: Der Falter schlüpft! Unterseits zeigen die Flügel des kleinen Schmetterlings ein geradezu leuchtendes Grün. Inmitten des Pflanzengrüns ist er dennoch bestens getarnt. Die Unterseite der Hinterflügel weist meistens eine weiß gestrichelte Binde auf, ihre Ränder sind leicht gewellt und weiß-braun behaart.

NICHT WÄHLERISCH Bis Juni/Juli finden wir unseren einzigen grünen Bläuling nun an vielerlei Blüten – an Hahnenfuß und Klee, Weißdorn oder auch Nadelbäumen. Es heißt nichts Gutes, wenn selbst bei einer solchen Mischkost die Lebensgrundlage schwindet. Doch wo Magerrasen und Heiden zuwachsen, nährstoffarme Standorte gedüngt sowie Wälder aufgeforstet und damit dunkler werden, gerät selbst der Grüne Zipfelfalter in Not. Es ist das alte Lied: Nur wenn Land- und Forstwirtschaft wieder naturverträglicher werden, kann dieser Falter dauerhaft bei uns überleben, und mit ihm der Großteil unserer biologischen Vielfalt.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/schmetterling-des-jahres

Foto: Michael Post

Foto: blickwinkel/McPHOTO/ A. Volz

Mit maximal 28 Millimetern Flügelspannweite ist der Grüne Zipfelfalter eher klein.

LIBELLE DES JAHRES Die Speer-Azurjungfer ist die ­Libelle des Jahres 2020. Gekürt haben sie der BUND und die ­Gesellschaft deutschsprachiger ­Odonatologen (Libellenkundler) nach 2013 schon zum zweiten Mal. Denn diese Kleinlibelle wird immer seltener. Ihr Lebensraum sind Moore und nährstoffarme Gewässer mit flachem Ufer und Verlandungszonen, lückig bewachsen von Seggen, Binsen oder Wollgräsern. Vor ­allem im norddeutschen Tiefland ist ihr Bestand zuletzt deutlich gesunken. Warum? Zum einen fallen ihre Lebensräume – infolge der Klimakrise – immer häufiger ­trocken. Oder sie verlanden, weil ringsum zu viel gedüngt wird. ­Dieser Verlust isoliert die verbliebenen Vorkommen. Die ohnehin ­seltene Art droht deshalb bei uns auszusterben. Grüne Augenunterseiten kennzeichnen die Speer-Azurjungfer. Die Männchen tragen außerdem ein speerförmiges Abzeichen am Hinterleib. Mit der Libelle des Jahres weist der BUND auf eine vielfältige und gefährdete Insektengruppe hin. ­ 35 der rund 80 heimischen Arten stehen derzeit auf der Roten Liste.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/libellen


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Bundesdelegiertenversammlung 9

Vom 8. bis 10. November trafen sich in Nürnberg die Bundesdelegierten des BUND, um einen ­neuen V ­ orstand zu wählen und unseren Verband in einer Zeit des U ­ mbruchs neu zu ­verorten.

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s ist ja ein offenes Geheimnis – das Herzstück von Verbandstreffen ist oft das Drumherum, also die Pausen und Abende im Gespräch mit Verbündeten, die man sonst zu selten sieht. Darauf freuen sich Jahr für Jahr auch viele BUND-Delegierte. Bei der »BDV 2019« versprach allerdings schon die Tagesordnung Spannung, stand doch die Neuwahl des Vorstands an.

VON MENSCHEN … Für die nächsten drei Jahre hat sich der BUND jünger und weiblicher aufgestellt. Mit großer Mehrheit wählten die Delegierten in Nürnberg den bisherigen Bundesgeschäftsführer Olaf Bandt zum neuen Vorsitzenden sowie Verena Graichen und Johanna Baehr zu seinen Stellvertreterinnen. Im Amt bestätigt wurden der Schatzmeister Andreas Faensen-­Thiebes und die Beisitzerin Julia Römer. Als neue Beisitzer*innen geben Doris Tropper/Bayern

und Armin Gabler/Baden-Württemberg ihren Landesverbänden eine Stimme. Für den Vorstand erklärte Olaf Bandt anschließend: »Unsere Welt steht vor einem Paradigmenwechsel. Der BUND wird diesen Umbruch aktiv mitgestalten.« Mit langem Applaus für seine Verdienste war zuvor Hubert Weiger verabschiedet und einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des BUND ernannt worden. Auch den scheidenden Vorstandsmitgliedern galt der Dank der Delegierten – Jörg Nitsch und Ernst-Christoph Stolper als stellvertretende Vorsitzende sowie Dagmar Becker und Klaus Brunsmeier als Beisitzende. Für ihren herausragenden Einsatz bekamen vier Aktive die BUND-­Ehrennadel angeheftet: die langjährige Bundes- und Landesschatzmeisterin Ursula Zeeb aus Baden-Württemberg; Klaus Bruns­ meier aus NRW, der sich auf allen Ebenen vor allem für die Energiewende hervortat; sowie Birgit und Frank Henkel aus Meiningen, Der neue Bundesvorstand des BUND

Foto: Toni Mader

MIT NEUEN KRÄFTEN

Foto: Toni Mader

BUNDESDELEGIERTENVERSAMMLUNG

Geehrt (von links): Klaus Brunsmeier, Birgit und Frank Henkel sowie Ursula Zeeb Darüber: Der neue Ehrenvorsitzende mit seiner Frau Gertrud (mit Strauß) im Kreis der Delegierten

die nach dem Mauerfall Thüringens ersten Kreisverband gründeten und sich sehr für das Grüne Band engagieren.

… UND INHALTEN Mit Beschlüssen zum Klima- und Insektenschutz betonten die Delegierten den Handlungsbedarf der Politik bei zwei der drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit. Ins Detail ging es bei der Frage: Wie können der Ausbau der Windkraft und der Schutz des Waldes vereinbart werden? Da sich die Arbeitskreise Energie, Wald und Naturschutz im Vorfeld eng abgestimmt hatten, gelang es eine gemeinsame Linie zu finden, auf die sich alle Delegierten verständigen konnten. Muss gesagt werden, wie wichtig – jenseits der inhaltlichen Arbeit – ein solides finanzielles Fundament ist? Erfreulich steigende Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden gewähren dem BUND den nötigen Spielraum, um seinen vielen Aufgaben und Zielen gerecht zu werden. Einstimmig wurde folglich der Vorstand für den Haushalt 2018 entlastet, und einstimmig auch der Haushaltsplan für 2020 angenommen. Nach zwei Tagen hieß es dann wieder Abschied nehmen – bis zur nächsten BDV, Mitte November in Bad Hersfeld. sz


10 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Bundesdelegiertenversammlung

Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurer Wahl! Wie habt ihr die ersten Wochen als Vorsitzende erlebt? VG: Ich fühlte mich herzlich empfangen. Und dann ging es sofort los: Wir mussten gleich vieles entscheiden, zum Beispiel die Geschäftsführung neu besetzen. JB: Es war schön, im BUND und auch außerhalb viel Interesse und positive Stimmung zu spüren. Klar: Im Prinzip wird man Teil einer bewährten Struktur. Aber schnell stellt sich die Frage: Will ich daran etwas ändern? Am meisten überrascht hat mich die Papierpost, die gibt es an der Uni nicht mehr … Als angenehm empfand ich, wie viel wir gleich zusammengemacht haben – etwa die Pressekonferenz, auf der wir uns gemeinsam vorstellten. OB: Der Wechsel hinaus aus der Geschäftsstelle war schon krass, ich war seitdem kaum mehr hier und ständig auf Terminen – wie in Madrid zur Weltklima-

OLAF BANDT ist gebürtiger Dortmunder und gelernter Ingenieur für Umwelttechnik. Er arbeitet seit 1992 für den BUND, zuletzt als Bundes­ geschäfts­­führer »Politik und Kommunikation«. Der 60-Jährige hat drei erwachsene Töchter und lebt in einem genossenschaftlichen Mehr­generationen-­Wohn­projekt am Stadtrand von Berlin.

Foto: Toni Mader

Was hat das neue Trio der BUND-Vorsitzenden vor? Olaf Bandt und­ die Stellvertreterinnen Johanna Baehr und Verena Graichen gaben dem BUNDmagazin Auskunft.

Die drei Vorsitzenden nach ihrer Wahl in Nürnberg

IM GESPRÄCH

STÄRKEN + CHANCEN konferenz. Und ja, das Interesse war groß: Wer ist dieser Vorsitzende, was hat er vor? Das fragen sich bestimmt auch viele Mitglieder. Plant ihr Änderungen in der Ausrichtung oder Strategie des BUND? VG: Der BUND muss sich immer ändern, damit er so erfolgreich bleibt, wie er ist. Unsere große Stärke ist, dass wir Naturund Umweltschutz gemeinsam denken. Das wollen wir noch mehr herausarbeiten, damit sich unsere Schwerpunkte wechselseitig unterstützen und befruchten. JB: Der BUND hat eine attraktive Kerniden­ tität. Ich schätze die reiche Erfahrung im Verband und hatte mit meiner Bewerbung nicht vor, alles zu ändern. Aber natürlich wird der BUND von seinen Aktiven geprägt, und wer neu dazukommt, bringt neue Ideen und neues Wissen mit. OB: Wir stehen ja auch vor großen Herausforderungen. In der Klimapolitik wird ein riesiger Handlungsdruck sichtbar. Während die Klimakatastrophe vielerorts schon erlebbar ist, bleiben die politischen Schritte klein. Wie werden wir da als BUND

wirksamer und schlagkräftiger? Im Naturschutz ist die Lage fast noch schlimmer: Letzten Mai veröffentlichten die Vereinten Nationen einen Bericht zur biologischen Vielfalt. Er dokumentiert, wie sehr sich das Artensterben und die Zerstörung von Lebensräumen beschleunigt haben. Der Handlungsbedarf hier wird politisch noch kaum wahrgenommen. 2020 soll nun das Jahr der Biodiversität werden, eine Riesenchance auch für den BUND: Wie können wir die Natur erfolgreicher schützen in Zeiten, wo die Naturzerstörer so mächtig sind? Darüber müssen wir diskutieren. JB: Und dafür sind wir vielfältig aufgestellt, von den Ortsgruppen über die Landesverbände bis zur Bundesebene. Gerade im Naturschutz wird deutlich, auf wie vielen Ebenen wir unsere Anliegen vorantreiben. Hubert Weiger betonte zu seinem Abschied als Vorsitzender, wie froh er sei, dass der BUND heute viele Menschen auf die Straße bringt. Doch viele Reformen – etwa in der Agrar- oder Verkehrspolitik – lassen weiter auf sich warten.


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Bundesdelegiertenversammlung 11

OB: Unsere Demos »Wir haben es satt« zur Grünen Woche haben aber bewirkt, dass sich die Politik erstmals gezwungen fühlt, gegen das Insektensterben oder Nitrat im Grundwasser vorzugehen. Auch den industriellen Landwirten ist klar, dass sie das nicht länger aussitzen können. Da wir in einem breiten Bündnis mobilisiert haben und auch die EU nun Druck ausübt, gehen sie auf die Barrikaden. VG: Neu ist die Anerkennung, dass hier ein Problem besteht. Wie aber kommen wir zu angemessenen Antworten? Zu oft belässt es die Politik bei unverbindlichen Erklärungen, schönen Papieren und langfristigen Zielen, die in die richtige Richtung weisen, doch nicht unterlegt werden. JB: Auch da sehe ich eine Stärke des BUND: mit langem Atem auf wirksame Schritte zu pochen, und das auf allen Ebenen. Wir wissen ja: Vieles verändert sich nicht von heute auf morgen. Welche Akzente wollt ihr 2020 setzen? OB: Der Schutz des Klimas und der biologischen Vielfalt bleiben die Schwerpunkte des BUND. Und sie sind eng verknüpft: Die Klimakrise verstärkt das Artensterben, umgekehrt beschleunigt die Zerstörung der Wälder oder Moore die Erderwärmung. Die Hauptschuld trägt jeweils unsere Wirtschaftsweise. Als Grund, warum die Politik hier so zögerlich handelt, werden immer wieder soziale Interessen betont.

Fotos: Vera Emde (3)

VERENA GRAICHEN begann ihr BUNDEnga­gement 1996 als Landesjugendsprecherin in NRW. Zwei Jahre war sie Sprecherin des Arbeitskreises Internationales, seit 2009 gehört sie zum Vorstand des BUND Berlin, dessen Vorsitzende sie seit 2018 ist. Sie lebt mit ihrer Familie in der Hauptstadt und ist als Wissenschaftlerin am Öko-Institut tätig, im Bereich Energie und Klimaschutz.

JOHANNA BAEHR ist seit 2009 Professorin an der Universität Hamburg, ihr Fachgebiet ist die Klimamodellierung. Sie war von 1991 an zehn Jahre in der BUNDjugend aktiv, die Hälfte davon in der Bundesjugendleitung. Damals vertrat sie die BUNDjugend längere Zeit im Bundesvorstand und im Verbandsrat des BUND.

Diese Spaltung ökologischer und sozialer Ziele müssen wir überwinden, mit guter Netzwerkarbeit. Wir brauchen einen Wandel, der beides berücksichtigt, das darf nicht länger gegeneinander ausgespielt werden. In diesem Rahmen wächst – ausgelöst durch die Plastikkrise – die Bedeutung einer nachhaltigen Stoffpolitik, eines grundsätzlich anderen Umgangs mit unseren Ressourcen. Hier entsteht wohl ein dritter Schwerpunkt unserer Arbeit. Wie eng Klimakrise und Artensterben verbunden sind, hat sich jüngst in Australien gezeigt. Sind Klimaschutz und Naturschutz nur gemeinsam erfolgreich? VG: Beides geht nur zusammen. Es wäre nicht richtig zu sagen: »Tut man nichts gegen den Klimawandel, kann man sich den Naturschutz auch gleich sparen.« Wir werden weiter Zielkonflikte lösen müssen, etwa bei der Windkraft. JB: Auch mir ist es wichtig, dass wir beides bedenken. Wir sollten uns nicht rechtfertigen müssen, warum wir das eine für wichtiger halten als das andere. Das bringt uns keinen Millimeter weiter. OB: Uns geht es hier um Synergie: Was wir gegen die Klimakrise unternehmen, darf das Artensterben nicht noch anheizen. Konkret: In Zeiten eines neuen, klimabedingten Waldsterbens sollten Eingriffe in den Wald besonders schonend und mit hohen ökologischen Standards erfolgen, auch wenn es um den Bau notwendiger Windräder geht.

Den BUND zeichnet auch aus, dass er breit in der Fläche verankert ist, mit zahlreichen ehrenamtlich Aktiven. Wie wollt ihr dafür sorgen, dass das so bleibt? OB: Die berufliche Belastung ist heute für viele höher, auch in unserem Vorstand. Das ist für beide Geschlechter ein Thema: Wie lässt sich eine so große Organisation ehrenamtlich führen, neben Beruf und Familie? Dafür zu sorgen, dass ein Ehrenamt nicht das ganze Leben umkrempelt, ist eine Zukunftsaufgabe für den BUND. JB: Darauf haben Verena und ich schon in unserer Bewerbung hingewiesen. Diese Frage scheint tatsächlich vielen im BUND auf den Nägeln zu brennen. VG: ... und wirft generell die Frage auf, wie Haupt- und Ehrenamt weiterhin Hand in Hand arbeiten können. OB: Als Vorstand müssen wir hierfür ein Modell finden. Da gilt es mehr Raum zu schaffen für Menschen, die in der für sie verfügbaren Zeit bestimmte Anliegen unterstützen möchten – gerade aus der neu politisierten Generation von »Fridays for Future« oder »Ende Gelände«. Wie wird die Welt zum Ende Eurer Amtsperiode in drei Jahren aussehen? OB: Dann sind alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet. Der Kohleausstieg ist voll im Gange, erhebliche Kraftwerkskapazitäten sind vom Netz genommen. In Deutschland und Europa sind Maßnahmen und Mechanismen sichtbar, die geeignet sind, das Artensterben zu stoppen. JB: Wie wohltuend das klingt! Politische Fortschritte sind zwar im Tagesgeschäft oft schwer zu erkennen, aus der Distanz und Rückschau aber sehr wohl. VG: Ich vermute auf EU-­Ebene zumindest einen Schub für den Klimaschutz. Doch auf kommunaler Ebene sehe ich, wie kurz drei Jahre sein können. So dauert die Verkehrswende in Berlin wahnsinnig lange, trotz politischem Rückenwind. Die Umweltprobleme werden sich weiter zuspitzen, was sich hoffentlich in den nächsten Wahlen niederschlägt. Daraus sollte sich immer wieder ein Momentum ergeben, um rascher etwas zu verändern. Insofern bin ich doch zuversichtlich. sz


12 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTUELLES ›  Kommentar

KOMMENTAR

UMSTEUERN! 2020 soll ein Jahr des Naturschutzes werden, gerade in der Landwirtschaft.

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ie das globale Artensterben stoppen? In Deutschland, in der EU und auch weltweit werden dieses Jahr neue Ziele und Strategien verhandelt. Und das ist bitter nötig. Denn was auch immer im letzten Jahrzehnt geplant war, um das Sterben zu stoppen, ist gescheitert. Ungebremst gehen uns Tiere und Pflanzen verloren, werden Ökosysteme übernutzt und zerstört. Besonders in der Landwirtschaft müssen wir umsteuern. Deutlich wird das in unserem Insektenatlas, den ich kürzlich der Hauptstadtpresse vorstellen konnte: Rund jede zweite heimische Insektenart wird seltener oder ist gar vom Aussterben bedroht. Unsere Ameisen sind gar zu 90 Prozent von dem Schwund betroffen. Was der Atlas auch zeigt: Insekten sind überall enorm wichtig für die Landwirtschaft, weil sie Pflanzen bestäuben und Schädlinge vertilgen. Sein Fazit: Wir wissen heute so viel wie nie über die Bedrohung unserer Natur. Wir wissen auch, wie das Artensterben zu stoppen wäre. Doch die Bundesregierung weigert sich, das Nötige zu tun und zu finanzieren. Wer genau bremst hier eigentlich, bei der Rettung unserer Natur? Der Bauernverband und die seit Wochen demonstrierenden Bäuerinnen und Bauern, die nicht auf ihre Pestizide verzichten und mit weniger Kunstdünger auskommen wollen? Oder die Agrarindustrie, die von einer voll digitalisierten Landwirtschaft träumt, in der zur Not Roboterbienen unter Plastiktunneln die Bestäubung übernehmen? Oder ist es der deutsche Lebensmittelhandel mit seinen fünf den Markt beherrschenden Konzernen, die bei Milch, Fleisch, Gemüse oder Obst die Preise diktieren, egal wie teuer deren Erzeugung ist? In einem solchen Umfeld ist jedes Extra für Ökologie und Tierschutz kaum mehr finanzierbar. Doch können wir im BUND viel für den Naturschutz und eine ökologisch und sozial gerechte Landwirtschaft erreichen. Diese drei Hauptsäulen unserer Arbeit wollen wir künftig noch stärken:

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Gerade auf lokaler Ebene weist der BUND immer wieder Wege, wie Bauernhöfe oder Städte und Gemeinden auf Pestizide verzichten und blühende Wiesen pflegen oder neu schaffen können. Damit retten wir schon heute bedrohte Insekten. Gemeinsam mit Ökobetrieben und Neuland gestaltet der BUND

OLAF BANDT ist der neue Vorsitzende des BUND.

die Zukunft der Landwirtschaft ganz konkret, vor Ort und über die Arbeit an ihren Richtlinien. Hier heißt also unser Grundsatz: kooperieren und vormachen.

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Das reicht aber oft nicht. Daher setzen wir Politik und konventionelle Landwirtschaft stärker unter Druck, mit Volksbegehren und Initiativen wie in Bayern, Brandenburg oder Niedersachsen. Auch unsere jährliche Demo »Wir haben es satt« hilft Druck aufzubauen. Neu ist, dass wir eine Klage der Deutschen Umwelthilfe unterstützen, gegen die Massentierhaltung in NRW und Niedersachsen, die das Grundwasser mit Nitrat belastet.

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Zudem wollen wir einen Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft schließen. Sein Ziel muss es sein, hochwertige Lebensmittel in den Grenzen der Natur zu erzeugen und so die Existenz der bäuerlichen Betriebe zu sichern. Die Gesellschaft vermag die immensen Kosten der intensiven Landwirtschaft nicht länger zu tragen – mit dem Verlust von Lebensräumen, dem Aussterben von Insekten, Fledermäusen und Vögeln, dem vielen Nitrat in unseren Gewässern und dem geschädigten Klima. Unsere Felder zukunftsfähig zu bewirtschaften, bedeutet: mehr Rücksicht auf unsere Lebensgrundlage zu nehmen, die natürliche Vielfalt. Dazu gehören bäuerliche Betriebe finanziell besser abgesichert. Nun erhält die EU-Landwirtschaft ja schon 60 Milliarden Euro pro Jahr. Wann endlich wird dieses Geld nur noch an jene ausgezahlt, die umweltverträglich wirtschaften und ihre Tiere anständig behandeln? Wer mehr für Umwelt und Natur leistet, verdient auch faire Preise an der Ladentheke. Der BUND ruft die Bundesregierung auf, diese Fragen in einer Zukunftskommission für die Landwirtschaft zu klären. Sie sehen, auch 2020 ist der BUND stark gefordert. Daher danke ich all jenen, die sich mit uns aktiv für eine bessere Landwirtschaft einsetzen, und allen Mitgliedern und Spender*innen, die uns dabei unterstützen!


Zeit für gute Energie

Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 13

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14 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

Hochebene in Marokko mit vom Wind verstreuten Plastikmüll


Kunststoffe gehören in den Gelben Sack! An viel mehr hatten wir beim Umgang mit Plastik Jahrzehnte nicht zu denken. Mehr und mehr fluteten Plastikprodukte unseren Alltag. Und nur langsam wuchs die Erkenntnis, dass diese Plasti­fi­zierung zwar Kunststoff vieles bequemer gehört inmacht, den Gelben dochSack! auch große An Nachteile viel mehr mit hatten sich wir bringt: beimWeil Umgang hier mit fossile Plastik Rohstoffe Jahrzehnte für immer nicht mehr zu denken. kurz­ Mehr lebigeund Dinge mehr ver­fluteten schwendet Plastikprodukte werden. W ­ eil unseren so wenig Alltag. von unserem Und nurbrav langsam getrennten wurde Plastik­ uns bewusst, abfall wirklich dass diese wiederverwendet Plasti­fi­zierung wird. zwar Und vieles weil bequemer der so lang­ macht, lebige doch Plastikauch müll große in einem Nachteile erschreckenden mit sich bringt: Ausmaß Weil hier die ­ fossile Biosphäre Rohstoffe unseres fürPlaneten immer mehr verkurz­ schmutzt, lebige Dinge vonver­ denschwendet Sandstränden werden. der ­WeilKaribik so wenig bisvon insunserem Eis der Polarregionen. brav getrennten Plastik­abfall wiederverwendet wird. Wie Undkönnen weil derwir so die lang­ Plastikkrise lebige Plastikmüll lösen? in einem Warum erschreckenden ist MikroplastikAusmaß besonders die ­p­Broblematisch? iosphäre verschmutzt, Wie wirkt von sich den Plastik Stränden auf der Karibik unsere Gesundheit bis ins Eis der aus? Polarregionen. Und was tun BUND-Ehrenamtliche gegen die Plastikflut? Wie können Mehr dazu wir auf die Plastikkrise den nächstenlösen? zehn Warum ist Seiten Mikroplastik dieser Titelstrecke. besonders ­problematisch? Wie wirkt sich Plastik auf die Gesundheit aus? Und was tun unsere Ehrenamtlichen gegen die Plastikflut? Antworten gibt Ihnen diese Titelstrecke.

blickwinkel/M. Foto: blickwinkel/M. WoikeWoike

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PLASTIKKRISE

ROLF BUSCHMANN

MA STATT MASSE Weil viele Plastikprodukte nur kurz in Gebrauch und d ­ anach schwer zu recyceln sind, türmen sich weltweit die Plastikberge, ein Riesenproblem für den Umwelt- und Naturschutz. Um die Ressourcenverschwendung zu b ­ eenden, sind die Politik und wir alle gefordert.

ist der BUND-Referent für ­technischen Umweltschutz.

MANUEL FERNANDEZ ist wissenschaftlicher Mit­ arbeiter für Chemikalienpolitik.

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ören wir von Plastik oder – unverfänglicher – von Kunststoffen, gehen uns verschiedene Bilder durch den Kopf: Verpackungen, Spielzeug, Einweggeschirr – und natürlich viel Müll. Plastikmaterialien sind ungeheuer vielseitig und haben fraglos entscheidend zu dem wirtschaftlichen Wohlstand der vergangenen Jahrzehnte beigetragen. Doch Plastik ist auch zum Sinnbild für die Schattenseiten eines völlig ungebremsten Wachstums geworden, das heute unsere Lebensgrundlagen bedroht. Kunststoffe kommen heute fast überall zur Anwendung, von der Medizin über die Elektronik oder den Verkehr bis zur Kleidung. Wovon genau sprechen wir hier überhaupt? Plastik ist ein umgangssprachlicher Begriff, der eine Gruppe synthetischer Materialien bezeichnet. Diese entstehen aus einer Abfolge von chemischen Reaktionen auf Basis der organischen Rohstoffe Erdöl und Erdgas. Kunststoffe sind leicht und robust zugleich. Und sie werden massenhaft produziert, um den weltweit stetig wachsenden Konsumhunger zu stillen.

DER WEG INS P ­ LASTIKZEITALTER Das war nicht immer so. Anfangs besetzte Plastik nur eine kleine Marktnische und wurde sorgsam eingesetzt. Der Boom begann erst etwa 80 Jahre nach seiner Erfindung, in den 1950er Jahren. Damals entdeckte man, dass Chlor, ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Natronlauge, dazu genutzt werden kann, PVC herzustellen. Während des zweiten Weltkriegs stieg die Nachfrage nach PVC erheblich, unter anderem um die Kabel auf Kriegsschiffen zu isolieren. Bald erkannte die Industrie, dass sich Lieferketten vereinfachen und viele Kosten sparen ließen, wenn Verpackungen und Flaschen nach ihrer Nutzung einfach weggeworfen werden konnten. Im Jahr 1978 ersetzte Coca-Cola seine Glas- durch Einwegflaschen aus Kunststoff. Damit leitete der Konzern das Plastikzeitalter ein, die Wegwerfgesellschaft war geboren.

Die Plastikproduktion steigt seit 20 Jahren stark an.


Über ein Drittel des hergestellten Plastiks entfällt auf kurzlebige Verpackungen.

Mittlerweile werden unglaubliche Mengen an Plastik hergestellt. Im Jahr 2015 waren es sagenhafte 407 Millionen Tonnen. Über ein Drittel davon wird für Verpackungen verwendet. Allein die in Deutschland jedes Jahr produzierten Einweg­flaschen würden 13-mal bis zum Mond reichen. An zweiter Stelle kommt die Produktion für den Bausektor, gefolgt von Textilien und von Gebrauchswaren. Für unsere Elektronik fallen immerhin noch 18 Millionen Tonnen Plastik an.

WOHIN MIT DEM MÜLL? Das größte Problem dabei: die kurze Nutzungsdauer. Etwa 40 Prozent aller Plastikprodukte sind höchstens einen Monat lang in Gebrauch und werden dann weggeworfen. Das Müllproblem und seine Folgen für die Umwelt sind weitgehend bekannt. Deutschland gehört zu den fünf weltweit größten Exporteuren von Plastikmüll, vieles davon geht nach Malaysia. Ein Teil wird zu Billigprodukten recycelt, der Rest entweder verbrannt oder – soweit irgendwie verwertbar – von den Allerärmsten der Armen gesammelt und verkauft. Auf den Müllkippen sind die Sammler*innen verschiedensten Krankheiten ausgesetzt, die hier von Fliegen, Kakerlaken oder Ratten übertragen werden. Zudem werden den Kunststoffen häufig problematische Stoffe hinzugefügt. Dazu gehören Weichmacher für die gewünschte

Form und Härte sowie fluorierte Verbindungen als Imprägnieroder Flammschutzmittel. Viele dieser Zusatzstoffe schaden der Gesundheit. Sie dünsten oder schwitzen aus und gelangen so über Hautkontakt, die Atemwege oder auf Umwegen auch über die Nahrungsaufnahme in unsere Körper.

NUR RICHTIG ENTSORGEN? Oft wird behauptet, dass akkurate Müll­trennung und ein gutes Recycling die Plastikkrise lösen könnten und höchstens die Entsorgung des Plastiks problematisch sei. Aus diesem Grund zielen viele Gesetze und Abkommen nur darauf, den Plastikmüll richtig zu entsorgen, zum Beispiel das »internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe« aus den 1970er Jahren. Bis heute landet der Großteil des Plastikmülls in der Umwelt oder in einem Verbrennungsofen. Kunststoffe zu verbrennen ist Energieverschwendung und kostet viel Geld. Auch entstehen dabei teils hochgiftige Abgase, die nicht alle ausgefiltert werden können. So gelangen krebs­erregende Dioxine und Furane, Queck­ silber, Cadmium oder Blei in die Umwelt, zusätzlich zu den klimaschädlichen CO2-Emis­sionen. Die hochgiftige Schlacke der Verbrennungsrückstände muss in spezielle Behälter verpackt und (wie Atommüll) in unterirdischen Stollen deponiert werden.


nicht ferig

Foto: blickwinkel/fotototo

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Ohne Müllexport würde Deutschland in seiner Plastikflut ersticken.

WENIG RECYCELT Nur neun Prozent des seit 1950 weggeworfenen Kunststoffs wurden recycelt. Die Gründe dafür sind technischer wie auch wirtschaftlicher Art. Vor allem die Einwegprodukte (wie viele Verpackungen) sind nicht recycelbar, weil sie aus mehrschichtigen Materialien bestehen, die sich kaum voneinander trennen lassen. Die fehlende Sortenreinheit ist der Grund, warum so viel Plastikabfall nur noch zu minderwertigen Billigartikeln wird. Zum Teil gelangen dabei auch schädliche Inhaltsstoffe in den Recyclingkreislauf und in die hier entstehenden Produkte. So landen etwa giftige Flammschutzmittel aus Computergehäusen in Spielzeugautos, Zauberwürfeln und anderer Billigware. Offiziellen Daten zufolge lag die Recyc­ling­quote in Deutschland 2016 bei 45 Prozent. Knapp die Hälfte unseres Plastikabfalls wird also an Recyclingunternehmen geliefert. Mitgezählt wird hier jedoch auch aller Abfall, der exportiert wird. In Ländern wie Malaysia hat unser Wohlstandsmüll mitunter erschreckende Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen. Weil die nötige Infrastruktur fehlt, um unsere Müllberge zu bewältigen, wird der Plastikmüll häufig unkontrolliert verbrannt oder landet auf offenen Deponien und dann in der Natur. Letztlich werden nur 15,6 Prozent der Kunststoffe in Deutschland tatsächlich zu ­­ Rezyklat, also wiederverwendbarem Kunst­ stoffgranulat. Und lediglich die Hälfte davon dient dazu, ähnlich hochwertige Produkte zu gewinnen wie solche aus neuen Kunststoffen.

KLARE PRIORITÄTEN Hersteller nutzen lieber neuwertigen Kunst­stoff für ihre Produkte als minderwertiges Rezyklat. Hinzu kommt, dass die Hersteller den Aufwand scheuen, altes Plastik zu sortieren und aufzuarbeiten. Die Unwirtschaftlichkeit und die technischen Hindernisse zeigen, dass Recycling alleine nicht die Lösung der Plastikkrise sein kann.

Vielmehr müssen wir weniger Plastik produzieren und verbrauchen. Sowohl die Hersteller- als auch die Verbraucherseite kann den Einsatz von Plastik senken. Wie immer gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage: Lehnen wir im Alltag unnötige Verpackungen und den gedankenlosen Verbrauch von Plastik ab, werden sich die Hersteller bemühen, dem nachzukommen, um weiter ihre Produkte zu verkaufen. Nun ist unser Wirtschaftssystem nach wie vor auf ein grenzenloses Wachstum ausgerichtet. In der begrenzten Biosphäre der Erde ist das nicht möglich und auch nicht nötig. Was wir aber brauchen (nicht nur beim Plastik), ist ein ökologisch und sozial verträgliches Stoffstrommanagement mit klaren Prioritäten: Vermeiden, Wiederverwenden, Recyceln, Verwerten, Beseitigen – und zwar in dieser Reihenfolge!

UMWELTVERTRÄGLICHES MAß Dem BUND geht es nicht darum, Kunststoffe per se zu verteufeln und für einen völligen Verzicht darauf zu werben. Wichtig ist uns vielmehr, die Massenproduktion von Plastik und den damit verbundenen Rohstoff- und Energieverbrauch auf ein umweltverträgliches Maß zu bringen. Die Schere zwischen dem, was wir verbrauchen und verschwenden, und dem, was unser Planet an Ressourcen bereitstellen kann, klafft immer weiter auseinander. Wenn wir so weitermachen wie bisher, bräuchte es schon in zehn Jahren zwei Planeten Erde. Auch die Vereinten Nationen fordern deshalb im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsziele, die Ressourcen effizient und umweltverträglich zu nutzen. Als Hilfestellung für unseren Einkauf können wir zunächst immer die Sinnfrage stellen: Ist das jetzt nötig? Brauche ich das? Konsequent auf alles Überflüssige zu verzichten, kostet anfangs sicher manchmal Überwindung. Immerhin gilt es da lange Zeit selbstverständliche Verhaltensmuster zu ändern. Wer freundlich, aber bestimmt unnötige Verpackungen zurückweist, stößt zudem nicht überall auf Gegenliebe. Halten Sie sich vor Augen: Sie sind nicht alleine mit diesem Problem. Und der Druck, den wir


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als Verbraucher*innen erzeugen, zeigt zuweilen schneller und effektiver Wirkung als langwierige politische Prozesse.

NEUE STOFFPOLITIK Doch wollen wir die Politik ganz und gar nicht aus der Verantwortung entlassen. Der BUND setzt sich für eine international abgestimmte nachhaltige Stoffpolitik ein. Sie muss den gesamten Kreislauf von chemischen Stoffen und den daraus hergestellten Produkten im Blick haben – vom Abbau der Rohstoffe bis zur Wiederverwertung und Entsorgung. Die Menschheit muss Energie und Ressourcen effizienter nutzen. Sie muss geschlossene Stoffkreis­läufe anstreben und den Verbrauch von Chemikalien und Produkten senken, durch neue Konsum- und Lebensstile. Notwendig ist auch, dass reiche Industriestaaten und ihre Unternehmen die Länder des strukturschwachen Südens und Ostens stärker darin unterstützen, diesen Wandel zu begleiten. Die Welt wird die Plastikkrise und die ihr zugrunde liegende Verschwendung von Ressourcen nur bewältigen, wenn beide Seiten rasch handeln: zum einen wir selbst als verantwortungsvolle Konsument*innen. Und außerdem Politik und Wirtschaft. Die Produktion und der Verbrauch von Kunststoffen müssen konsequent verringert werden. Und die Hersteller müssen nach dem Verursacherprinzip für die Kosten aufkommen, die dadurch entstehen, dass ihre Produkte schädlich sind – für Natur und Umwelt sowie für Klima und Gesundheit.

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MEHR INFORMATIONEN www.bund.net/plastik Im neuen Positionspapier »Herausforderungen für eine nachhaltige Stoffpolitik« richtet der BUND konkrete Forderungen an die Politik. Heruntergeladen werden kann es unter www.bund.net/stoffpolitik Es ist hier – und über den BUND-Versand: Tel. 0 30/2 75 86-4 80, bundladen@bund.net – auch in gedruckter Form gratis zu bestellen.

Recycling ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung.

Motiv: Aal: © akg-images / De Agostini Picture Library, Hintergrund: © Katsumi Murouchi / Moment / Getty Images

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Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin bin ich unterwegs? Auf den Spuren eines der rätselhaftesten Tiere der Welt. Eine literarische Hommage an den Aal.

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MIKROPLASTIK

ALLGEGENWÄRTIG Je kleiner die Plastikteilchen, desto aussichtsloser, sie wieder ­einzusammeln, wenn sie mal in die ­Umwelt entkommen sind. Bleibt also nur, das Mikroplastik an seinen vielen Quellen zu bekämpfen. NADJA ZIEBARTH leitet das BUND-Meeresschutzbüro. Foto: Birgit Wingrat

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lastikmüll wie Tüten oder Einwegflaschen springen uns heute an den entlegensten Orten ins Auge. Viel weniger offensichtlich – aber nicht weniger häufig – sind kleinste Kunststoffteilchen, Mikroplastik genannt. Immer mehr Studien zeigen: Mikroplastik verschmutzt heute weltweit die Natur. Wenn von Mikroplastik die Rede ist, sind damit feste, unlösliche Kunststoffpartikel gemeint, die biologisch nicht abgebaut werden und weniger als fünf Millimeter messen. In die Umwelt gelangen sie durch den Abrieb von Reifen, aus Kunstrasen und Reitplätzen,

Foto: OKAPIA

Winzige Plastikpartikel im Inneren einer Miesmuschel an der spanischen Atlantikküste

aus Kleidung, Kosmetik- und Körperpflegemitteln, aus Lacken und Fahrbahnmarkierungen und anderem mehr. Letztlich wird alles Plastik in der Umwelt irgendwann zu Mikroplastik zersetzt – wie rasch, bestimmen die äußeren Bedingungen. Besonders bitter: Mikroplastik lässt sich, weil es so klein ist, nicht mehr aus der Umwelt entfernen. Es häuft sich also stetig an.

WELTWEIT VERBREITET Kunststoffteilchen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten über die Luft und das Wasser (Abwasser, Regenwasser, Überschwemmungen) weltweit verbreitet. In den Meeren werden die Partikel von Zooplankton, Muscheln, Würmern, Fischen und Meeressäugern aufgenommen. Je kleiner sie sind, desto wahrscheinlicher gelangen sie in die Organismen. Dies kann passiv durch Filtration geschehen. Und aktiv, indem Tiere die Plastikpartikel mit Nahrung verwechseln – oder andere Tiere fressen, die bereits Plastik in sich haben. Wie wirkt sich das Mikroplastik in den Tieren aus? Ermittelt wurden Gewebeveränderungen und Entzündungen, Vergiftungen und innere Verletzungen bis hin zum Tod der betroffenen Tiere. An der Oberfläche der Plastikteilchen reichern sich häufig Umweltgifte an, die dann im Inneren eines Organismus wieder frei werden können. Und was bedeuten die winzigen Teilchen für unsere Gesundheit? Um das zu klären, fehlt es bisher an größeren Studien. Erste Untersuchungen von Tieren und Menschen haben gezeigt, dass Mikroplastik in verschiedenen Organen zu finden ist.

AN DIE QUELLE GEHEN Um zu verhindern, dass noch mehr Mikroplastik unsere Umwelt verschmutzt, fordert der BUND an die Quellen zu gehen. Erste Maßnahmen wären ein Verbot von Kunststoffgranulat als Einstreu auf Kunstrasenplätzen und die Maßgabe, neue Kleidung mit feinen Filtersystemen industriell vorzuwaschen, bevor diese in den Verkauf kommt. Herkömmliche Waschmaschinen können so kleine Partikel nicht herausfiltern – als Alternative für daheim bleibt vorläufig nur der Waschbeutel (www.bund.net/oekotipps). Zudem fordern wir ein Verbot extra hergestellter Mikroplastikteilchen, wie sie für Kosmetika (Duschgel, Hautpeeling etc.) verwendet werden. Denn auch diese sind biologisch nicht abbaubar ­– was übrigens auch für flüssige Kunststoffe gilt. Am allerwichtigsten: Der Straßenverkehr muss weniger werden! Denn der Abrieb von Fahrzeugreifen ist eine der größten Quellen von Mikroplastik: Etwa 100 000 Tonnen Kunststoffpartikel entweichen dadurch allein in Deutschland jedes Jahr in die Umwelt – ungefähr ein Drittel der Gesamtbelastung durch Mikroplastik.

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WWW.BUND.NET/MIKROPLASTIK


Foto: Getty Images/dottedhippo

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Auch und gerade in den Weltmeeren richtet der ­Plastikmüll immensen Schaden an.

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b am Strand oder an der Wasseroberfläche, in der Wassersäule hinab bis in die Tiefsee oder im arktischen Eis: Überall im Meer lässt sich heute Plastik nachweisen. Schon vor unserer Haustür, in der Nordsee, wird das Ausmaß der Vermüllung deutlich: Laut dem Umweltbundesamt liegen auf einem Quadratkilometer Meeresboden der Nordsee durchschnittlich elf Kilo Müll, und auf hundert Meter Nordseestrand rund 400 Müllteile – größtenteils aus Kunststoff. Ein Problem dieser Vermüllung: Tiere verfangen sich in dem Abfall. So verbauen die auf Helgoland brütenden Basstölpel

fast immer Plastikmüll in ihre Nester – vor allem Reste von Fischernetzen, Leinen und Schnüre oder auch Verpackungen. Jeder dritte verletzte oder tote Basstölpel auf Helgoland hat sich darin verstrickt, die Brutkolonie ist übersät mit Kadavern. Auch Meeressäuger verfangen sich regelmäßig in den Resten der Fischernetze – wie im vergangenen Sommer eine Kegelrobbe auf Norderney.

VERSCHLUCKT Andere Tiere verwechseln die Plastikteile mit Nahrung und verhungern mitunter bei vollem Magen. Die in jüngster Zeit an der Nordseeküste gestrandeten Wale hatten (fast) alle Plastik im Magen. Nicht immer war das Plastik die Todesursache. Eindeutig war die Todesursache jedoch bei einem kürzlich an der schottischen Küste gestrandeten Wal, der zwei Zentner Tüten, Fischernetze, Folien und anderen Müll verschluckt hatte. Eissturmvögel leben ihr ganzes Leben auf hoher See. Sie sind ein trauriger Indikator dafür, wie stark belastet der Nordostatlantik mit Plastikmüll ist: 94 Prozent der tot aufgefundenen Eissturmvögel hatten Plastik im Magen – durchschnittlich 35 Teilchen. Hochgerechnet auf uns Menschen entspricht das einem ganzen Teller Plastik. Zeit also umzulenken! Der Eintrag

von Plastik in die Meere ist nur zu stoppen, wenn wir Plastikmüll so weit wie möglich vermeiden. Dorothea Seeger, BUND-Meeresschutzbüro

Trauriger Alltag in Deutschlands einziger ­Brutkolonie des Bass­ tölpels auf H ­ elgoland: ­Vögel ­strangulieren sich in den Plastik­ schnüren, die hier als Nistmaterial dienen.

Foto: blickwinkel/H. Baesemann

MEER UND KÜSTE


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GESUNDHEIT

PROBLEMSTOFF PLASTIK Plastik schadet uns nicht nur indirekt, indem es die Umwelt verschmutzt. Es bedroht auch unsere Gesundheit durch die Art, wie es hergestellt wird. Und weil ihm Schadstoffe zugesetzt werden, die beim Einkauf nicht zu erkennen sind. ULRIKE KALLEE ist die Chemiereferentin des BUND.

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er Lebensweg vieler Plastikprodukte beginnt mit der Förderung von Erd­öl oder Erdgas. Dabei gelangen giftige Substanzen in Luft und Wasser. Besonders beim umstrittenen Fracking: Über 170 Schadstoffe stehen hier im Verdacht, Krebs zu erzeugen, die Fortpflanzung und Entwicklung zu stören oder aber das Immunsystem zu schädigen. Studien weisen darauf hin, dass Frauen, die nahe dieser Bohrstellen leben, ein höheres Risiko für komplizierte Schwangerschaften und Frühgeburten tragen. Damit aus dem fossilen Ausgangsstoff sortenreines Plastik wird, muss er in kleine Moleküle gespalten werden. Nach dem Baukastenprinzip entstehen daraus große Plastikmoleküle. Zusatzstoffe sorgen für die gewünschten Eigenschaften des Materials. So werden aus hartem Kunststoff dank Weichmachern aufblasbare Bälle. Oder Schneeanzüge werden dank fluorierter Substanzen wasserdicht und schmutzabweisend. Durchschnittlich enthalten Plastikprodukte rund sieben Prozent solcher Zusatzstoffe. Doch ein Gymnastikball aus PVC kann schon mal zu 70 Prozent aus Weichmachern bestehen.

WEIT VERBREITET Viele dieser Zusätze schaden nicht nur der Gesundheit, sondern sind auch weit verbreitet. In der Vorweihnachtszeit ließ der BUND stichprobenartig vier Lichterketten im Labor auf Schadstoffe testen. Alle Produkte waren stark belastet mit den besonders schädlichen Weichmachern DEHP und DBP sowie Chlorparaffinen. Weil die Lichterketten die Grenzwerte überschritten, hätten sie gar nicht erst verkauft werden dürfen. DEHP und DBP sind endokrine Schadstoffe. Sie können schon in ganz geringer Dosis das Hormonsystem stören und die Entwicklung des Gehirns und aller wichtigen Organe beeinträchtigen. Mögliche Folgen sind Lern- und Verhaltensstörungen bei Kindern sowie Unfruchtbarkeit, Fettleibigkeit, Diabetes oder Brust- und Hodenkrebs.

OHNE KENNZEICHNUNG Beim Einkauf ist es kaum möglich, belastete Produkte zu erkennen. Denn Schadstoffe in Spielzeug, Möbeln oder Kleidung müssen nicht gekennzeichnet werden! Immerhin gibt die EU jedem von uns das

Schadstoffe im Plastik können sich ­langfristig und manchmal gravierend auf unsere Gesundheit auswirken.

Recht, bei Herstellern und Händlern nachzufragen. Laut der Chemikalienverordnung REACH müssen diese binnen 45 Tagen antworten, falls in ihrer Ware bestimmte Chemikalien enthalten sind. So weit, so umständlich. Dazu kommt: Viele Firmen wissen gar nicht, was in ihren Produkten steckt. Eine Deklarationspflicht entlang der Lieferkette würde nicht nur uns Verbraucher*innen sowie dem Handel weiterhelfen. Auch die Kreislaufwirtschaft würde profitieren. Denn beim Recycling gehen etwaige Schadstoffe bislang unerkannt in neue Plastikprodukte über.

SCHADSTOFFE ENTDECKEN Seit 2016 bietet der BUND in Deutschland die kostenfreie ToxFox-App an. Damit können Sie Schadstoffe in Spielzeug, Elektrogeräten und Co aufspüren. Wir setzen uns dafür ein, dass dies bald in ganz Europa möglich ist. Mit Projektpartnern in 13 Ländern bauen wir eine europäische Produktdatenbank auf. Nach dem Vorbild des Toxfox wird die darauf basierende App »AskREACH« noch in diesem Jahr EUweit zu nutzen sein.

JETZT KOSTENLOS die ToxFox-App herunterladen: www.bund.net/toxfox Zu den Folgen und Risiken mobiler Kommunikationstechnologien: www.bund.net/emf


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Linda Mederake, Aktive im BUND-Arbeitskreis »Abfall und Ressourcen«, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ecologic Institut – und als Autorin beteiligt am Plastikatlas.

Die Plastikkrise ist ein globales Problem. Kann Deutschland auf nationaler Ebene überhaupt was tun? Nationale Aktivitäten helfen nur begrenzt. Plastikmüll verteilt sich per Luft und Wasser über alle Grenzen hinweg. Zudem sind für den meisten Plastikmüll globale Konzerne verantwortlich, da können zum Beispiel nationale Verbote einzelner Produkte wenig ausrichten. Darum fordern die Umweltverbände eine internationale Konvention zur Lösung der Plastikkrise. Um sie ins Rollen zu bringen, sind nationale Initiativen entscheidend. Tatsächlich bemühen sich Länder wie Deutschland und Norwegen, aber auch China oder Indien derzeit um eine solche Konvention.

Recyclingquoten haben die Plastikkrise nicht eindämmen können. Warum? Zwei Gründe stechen besonders heraus. Plastik aus fossilen Rohstoffen herzustellen ist derart billig, dass Rezyklate wirtschaftlich keine Chance haben. Zumal vielfach Qualitätsstandards fehlen, die Unternehmen die Sicherheit geben, das recycelte Plastik auch gut nutzen zu können. Zum anderen: Wann gilt eine Recyclingquote als erfüllt? Wenn die vereinbarte Plastikmenge beim Recycler abgeliefert wurde. Der aber schickt einen Teil weiter nach Asien, wo Plastikmüll in der Regel noch schlechter aufbereitet werden kann. So landen große Mengen des Mülls in der Umwelt.

»Plastik aus seinen Rohstoffen herzustellen ist derart billig, dass Rezyklate wirtschaftlich keine Chance haben.« Ein Wort zum Mikroplastik: Viele Länder haben es bereits verboten, die EU plant ein Verbot. Ist die Welt da nicht auf dem richtigen Weg? Leider nein. Bisherige Verbote betreffen nur Mikroperlen, wie sie absichtlich Dusch­gelen etc. zugesetzt werden. Mikro­ plastik in Pudern oder Lippenstiften ist da schon ausgenommen. Und der größte Teil des Mikroplastiks, das heute in die Umwelt entweicht, kann ja nicht einfach verboten werden: der Abrieb von Reifen und Kleidung und all die winzigen Teilchen, in die Plastikmüll irgendwann zerfällt. Auch das geplante EU-Verbot wäre also nur ein erster kleiner Schritt.

2019 veröffentlichten Konsumgüterkonzerne erstmalig, wie viel Plastik sie verbrauchen.


Foto: Frederik Schüttler

24 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  TITELTHEMA

REI F K I T PLASBIN DABEI! ICH

Plastik-Aktivistinnen der BUNDjugend NRW bei einer Aktion im westfälischen Werl

Bei einer BN-Radtour zum Thema Plastik besuchten die Teilnehmer auch einen Unverpackt-Laden.

BUND AKTIV

standen zum Beispiel der Besuch in einem Unverpackt-Laden oder ein Gespräch mit Experten aus der Verpackungsindustrie. In Düsseldorf verteilte die Kreisgruppe 500 umweltfreundliche BUND-Mehrwegtaschen, recycelt aus alten PET-Flaschen – im Tausch gegen Plastik- oder Papiertüten. Ein Infoflyer rundete diesen Tüten­ tausch ab.

PLASTIKBEWUSST

Um die Plastikkrise zu bewältigen, können wir alle etwas tun. BUND-Gruppen von Warnemünde bis Lindau zeigen, was möglich ist. H ­ ier eine kleine Auswahl.

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chon mal vom Beutelrabatt beim Bäcker gehört, oder von den Potsdamer Plastikpiraten? Um weniger Plastik zu verschwenden, müssen wir nicht auf Wirtschaft und Politik warten. Vielfältig sind die Aktivitäten, mit denen BUND-­ Gruppen gegen die Plastikflut aufbegehren: ein Paradebeispiel für den ehrenamtlichen Umweltschutz.

PLASTIK VERMEIDEN Logisch: Am besten ist der Müll, der gar nicht erst entsteht. Tipps und Aktionsideen, die Plastikmüll zu vermeiden helfen, haben viele BUND-Gruppen gesammelt. Wer online ein wenig auf die Suche geht, findet sie: allgemeine Verbrauchertipps wie »Plastikfrei leben« der oberbayerischen BN-Ortsgruppe Baierbrunn oder

»Schluss mit Plastik!« des Landesverbands Baden-Württemberg. Oder konkrete Einkaufstipps wie die der BUND-Gruppe Föhr. Sie führt auf, wo es welche Lebensmittel auf der Insel ohne Plastik zu kaufen gibt. In die gleiche Richtung zielte der BUND Görlitz im September mit seiner Aktionswoche »Plastikfrei – ich bin dabei!«. Über 30 Händler*innen schlossen sich an. Anlaufpunkte für Umweltbewusste listet die Ortsgruppe seitdem auf ihrer Webseite. Eine Radtour unter dem Motto »Gut verpackt?« bot im August 2019 das Naturerlebniszentrum des BN im Allgäu an. In mehreren Tagesetappen setzten sich die Teilnehmer*innen mit den Themen Verpackungen, Müllrecycling und Müllvermeidung auseinander. Auf dem Programm

EINWEG STATT MEHRWEG Beim Essen und Trinken »to go« fällt besonders viel Plastikmüll an. Wie lassen sich Einwegverpackungen bei Take-­awayAngeboten vermeiden? Das erprobt der BUND Bremen derzeit mit über 60 gastronomischen Betrieben der Stadt. Die Resonanz der Presse auf den Projektstart »Klimaschutz is(s)t Mehrweg« war groß. Übrigens: Wiederverwendbare Coffee-to-goBecher mit Filzmanschette bietet der BN in seinem Onlineshop an unter: service. bund-naturschutz.de. In Weimar hat der BUND eine Initiative zu Mehrwegbechern in der Kulturstadt gegründet. Ein Flyer soll mögliche Vorurteile ausräumen, etwa was die Hygiene betrifft. Eine Ausweitung auf ganz Thüringen ist schon in der Diskussion. »Ausgebechert« heißt ein Projekt des BUND-Regionalverbands Ostwürttemberg. Er will die Müllflut der Coffee-to-go-Becher durch nachhaltige Mehrwegmodelle stoppen ­– unter anderem mit praktischen Tipps für Kund*innen und Verbrauchsstellen.


Einen ganz anderen Weg ging die BN-Kreisgruppe Lindau. Sie fragte beim örtlichen Abfallzweckverband nach, was eigentlich mit dem Kunststoff in den Gelben Säcken passiert, und stellte fest: Die internationalen Wege das Plastikmülls sind gar nicht so einfach nachzuvollziehen (siehe auch Seite 57).

MEER UND KÜSTE Besonders vielfältig ist der BUND am Meer gegen den Plastikmüll aktiv, koordiniert von den Landesverbänden in Bremen, Niedersachsen und Schleswig-­ Holstein. So sammelt die Kontaktstelle »Knotenpunkt plastikfreie Küste« des BUND-­­Meeresschutzbüros gute Beispiele von Müllvermeidung auf kommunaler Ebe­ne und berät die Gemeinden. Hierzu tauscht sich auch ein Netzwerk der Inselgemeinden Föhr, Juist, Norderney, Spiekeroog und Zingst aus. Im Sinne einer »plastikarmen« Umwelt hilft man sich gegenseitig, damit möglichst wenige Kunststoffe in die Natur gelangen ­– gemeinsam mit den Kurverwaltungen oder auch den Nationalparkhäusern. Ein besonderes Anliegen sind »plastikbewusste« Ferienunterkünfte, wie sie die BUND-Inselgruppe Föhr-Amrum schon seit 2014 fördert. 200 Unterkünfte konnten hier bereits ausgezeichnet werden.

AKTIONSPAKET Seinen Aktiven bietet der BUND ­ ein kostenloses Aktionspaket an. Gruppen und Ehrenamtliche erhalten es über freiwilligen­ management@bund.net, Tel. 0 30/2 75 86-5 45.

Nun sollen auch Häuser an der Westküste Schleswig-Holsteins und in Niedersachsen entsprechend aufgewertet werden. ­

UMWELTBILDUNG Das Bewusstsein bestimmt das Sein – zumindest beim Plastik. Darum sind viele BUND-Aktivitäten der Umweltbildung gewidmet. So qualifiziert die BUNDjugend in NRW mit einem Bildungs- und Mitmachangebot »Plastik-Aktivist*innen«. Diese sollen für einen »bewussten Umgang mit Kunststoffen sensibilisieren, Handlungsalternativen aufzeigen und zum Aktiv-­ Werden animieren«. In Baden-Württemberg haben diverse Gruppen auf Infoabenden den Film »Die Plastikbedrohung« gezeigt. Der Landesverband hat die Vorführrechte an der Doku gekauft und verleiht die DVD. Eng arbeiten die »Potsdamer PlastikPiraten« und die BUNDjugend Brandenburg zusammen. Ihre Mission: die Grünflächen der Landeshauptstadt von »Plaste und Co« zu befreien. Dazu informiert man an Schulen über das Ausmaß der Plastikkrise, von lokal bis global. Und trifft sich regelmäßig zum Müllsammeln.

MÜLLSAMMELN UND MEHR Womit ein letzter Schwerpunkt von BUND-­ Plastikaktionen angesprochen ist. In vielen Orts- und Kreisgruppen sind Müllsammeltage jedes Jahr fest im Terminkalender verankert. Oft sind es Bach- und Fluss­ ufer, die vor Beginn der Brutzeit abgesucht werden. So fischte die oberfränkische Ortsgruppe Ebensfeld zu Fuß und vom Boot aus schon mehrfach viel Unrat (vor allem Plastik) aus dem Main und seiner Uferböschung. Auch an der Mangfall in ­Rosenheim und ebenso in vielen anderen Städten und Gemeinden Bayerns treffen sich BN-Aktive immer wieder zum »Rama dama« und sammeln Müll ein, vor allem natürlich Plastik.

Schließlich ist Müllsammeln mit Jugendlichen auch ein Teil des Projekts »It’s not plastic – it’s fantastic!« der BUNDjugend Mecklenburg-Vorpommern. Projekttage für Kinder werden hier ebenso angeboten wie Workshops für alle, die einen nachhaltigeren Umgang mit Ressourcen ausprobieren wollten. Für so viel Einsatz gab es Ende September im Schweriner Schloss den Jugendumweltpreis und 5000 Euro für die weitere Arbeit. Chapeau! sz/lf

MEHR INFORMATIONEN

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Der Arbeitskreis Abfall und Kreislauf­ wirtschaft des BUND Naturschutz hat 2019 ein BN informiert zum Thema Kunststoff erarbeitet. Download unter: www.bund-naturschutz.de/publikationen

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Menschen vom Land auf dem

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in den Landschaften und den Dörfern? Und was ist heute der

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26 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

RZ 15. MÄWA HL

15. MÄRZ: BAYERN HAT DIE WAHL

KOMMUNALWAHL IST KLIMAWAHL Am 15. März finden in Bayern Kommunal­ wahlen statt. Diese ­Wahlen haben großen Einfluss auf die Bewahrung der N ­ atur vor Ihrer Haustür. Der BUND ­Naturschutz ruft deshalb alle Wählerinnen und Wähler auf, ihre Stimme für besseren Natur- und Klimaschutz in der ­Kommune abzugeben. RICHARD MERGNER ist der Vorsitzende des BUND Naturschutz.

MARTIN GEILHUFE ist der Landesbeauftragte des BUND Naturschutz.

K

limaschutz ist eine globale Aufgabe. Konkret beginnt Klimaschutz aber vor Ort, in den Kommunen. Jede Kommu­ ne muss individuell entscheiden, wie und wo sie Klimaschutz am schnellsten und effektivsten umsetzen kann. Sie braucht dazu die Bereitschaft und Akzep­tanz ­ihrer Bürgerinnen und Bürger – und Wählerstimmen. Deshalb: Stellen Sie Ihre ­Kandidatinnen und Kandidaten auf den ökologischen Prüfstand! Kluger Klimaschutz ist für Kommunen nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance: Langfristig können finanzielle Entlastungen (zum Beispiel bei den Energiekosten) entstehen, die regionale Wertschöpfung wird gesteigert und die Lebensqualität erhöht sich. Potenzial, um Klimaschutz auf kommunaler Ebene umzusetzen, gibt es genug – sei es bei der Energieversorgung, beim Flächensparen oder im Verkehrsbereich. Kommunen dürfen beim Klimaschutz jedoch nicht allein gelassen werden. Es braucht konkrete Maßnahmen und Vor­ga­ ben von Landes-, Bundes- und EU-­Ebene um die Bemühungen vor Ort zu un­ter­­­stüt­ zen. Die Gemeinden, Bezirke und Land­­ kreise brauchen dringend besse­­ re und ver­­­lässliche Rahmenbedingungen. So muss die Landesregierung verbindliche

39  500 KOMMUNALE MANDATSTRÄGER

werden in etwa gewählt

6

JAHRE AMTSDAUER

2056 GEMEINDEN

wählen Bürgermeister, Oberbürgermeister und Gemeinderatsmitglieder

71

LANDKREISE wählen Landräte und die Mitglieder des Kreistages

MITMACHEN Fridays for Future veranstaltet am 13. März in vielen Orten Bayerns Demos und Aktionen unter dem Motto »Kommunalwahl ist Klimawahl«. Mehr Infos unter: www.fridaysforfuture.de/bayern

Foto: AdobeStock/Stefan Seider

KOMMUNAL


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  KOMMUNALWAHL 27

In den Rathäusern Bayerns wie hier in Augsburg ­werden Entscheidungen getroffen, die große Aus­ wirkungen auf unsere Lebensgrundlagen haben.

Vorgaben zur Begrenzung des Flächenver­ brauchs schaffen und Hilfen und Förderungen bereitstellen. Die Bundesregierung muss für wirksame Klimaschutzvorgaben und -maßnahmen sorgen. Die Europäische Union muss eine Agrarwende einleiten und die Förderungen für die Land­ wirtschaft an ökologische und soziale ­As­pekte koppeln anstatt an die Größe der ­Betriebe. Die Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden haben es in der Hand, sie können: •• einen Klimabeirat einberufen, der bei jeder kommunalen Entscheidung im Vorhinein die Auswirkungen auf Klima und Natur prüft, •• ein integriertes Klimaschutzkonzept (IKSK) erstellen, •• einen Klimaschutzmanager einstellen, •• die Gemeinwohlbilanzierung als Leit­ linie für das Wirtschaften und das ­Bemessen des Wohlstandes der ­Kommune einführen, •• das Lebensmittelangebot in städtischen Einrichtungen auf bio und ­regional mit vegetarischen und veganen Angeboten umstellen, •• den Energieverbrauch in den öffent­ lichen Gebäuden senken und energe­ tische Sanierung vorantreiben, •• die Energiewende in Bürgerhand naturverträglich umsetzen: Windenergie ­ und Photovoltaik ausbauen, •• die Gründung von Bürgerenergie­ genossenschaften unterstützen, •• eine Initialberatung Energie, auch für den Gebäudebestand, sowohl für Mieter als auch für Eigentümer anbieten, •• neue Baugebiete mit entsprechenden Vorgaben ausweisen: Wärmedämmung, Nutzung Erneuerbarer Energien, Bepflanzung, wenig Versiegelung, •• die Kommunen begrünen und Baumschutzverordnungen für Stadtbäume erlassen.

NATURSCHUTZ = KLIMASCHUTZ Bei naturbasiertem Klimaschutz geht es um die Bindung von Kohlendioxid in der Vegetation und im Boden. Dabei gilt es, die Freisetzung von CO2 langfristig zu verhindern, zum Beispiel durch den Erhalt von Wäldern, Mooren und Dauergrünland. Auch Aufforstung und das Anlegen von städtischen Grünflächen ist eine Möglichkeit. Auch Tier- und Pflanzenarten profitieren davon. Klimaschutz durch Naturschutz ist günstiger und nachhaltiger­ als technische Maßnahmen, macht aber Ener­ gieeinsparung und die Reduktion­ des Ausstoßes von Treibhausgasen nicht ­über­­flüssig.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden haben es in der Hand, sie können: •• Wiedervernässung von entwässerten Mooren erwirken, •• Wälder erhalten, denn Wälder speichern Kohlenstoff im Humus, im Holz und im Totholz, •• Fließgewässer natürlich erhalten ­ und/oder renaturieren. •• Humusaufbau durch bodenschonende Bewirtschaftung auf kommunalen ­Flächen vorantreiben.

IN KOMMUNALER HAND: ENERGIE Energiewende bedeutet Suffizienz, Energiesparen, Energieeffizienz und naturverträglicher Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem Sonnen­ energie und Windenergie. Die Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech ist Vorreiter, was die Anstrengungen bei der Energiewende auf kommunaler Ebene betrifft. Nach Bürgerwindkraft, der gemeind­ lichen Fotovoltaik-Anlage und Strom-

speicher soll der gemeindliche Strom regional vermarktet werden. ­ Die Gemeinde Fuchstal ist auch eine der »modellhaften Zukunftskommunen für nachhaltige Entwicklung«. Das vom Bundesministerium für ­Bildung und Forschung unterstützte ­Projekt soll in den Modellkommunen unter anderem integrierte Energie­ konzepte voranbringen.

IN KOMMUNALER HAND: BEBAUUNG Kandidatinnen und Kandidaten für ­ die kommunalen Ämter können sich auch ein Beispiel an interkommunaler ­Zusammenarbeit nehmen. Die »Gemeinde-Allianz Hofheimer Land« umfasst sieben Kommunen in Unterfranken im Landkreis Haßberge. Für die Revitalisierung von Ortsmitten haben die Gemeinden zusammen ein Konzept für das Leerstandsmanagement erarbeitet, das die Innenentwicklung priorisiert. Dazu gehört eine qualifizierte B ­ estandserfassung, Vermarktung von Leerständen und die Rücknahme von Bauplätzen außerhalb der Ortskerne. Mit zielgenauer Förderung,

etwa k ­ ostenloser Architektenberatung, kostenloser Beratung zur energetischen Sanierung und einem Förderprogramm für »Investitionen zur Nutzung vor­handener Bausubstanz im Ortskern« konnte die Allianz zahlreiche Erfolge ­ermöglichen. Als sozialer und funk­tioneller Mittelpunkt der Dörfer ­wurden Dorfgemeinschaftshäuser in­ stalliert, als Ort für Ehrenamt, Generationenaustausch und Gemeinwesen. Um kurze Wege zu generieren und Verkehr zu vermeiden, wurden Dorfläden mit unterschiedlichen Konzepten ermöglicht. Mitfahrerbänke können zusätzlich zur Verkehrsvermeidung beitragen.


28 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  KOMMUNALWAHL ›  Verkehrswende

BESSERE MOBILITÄT ist Sprecher des BN-Arbeitskreises Verkehr.

RONJA ENDRES ist die Referentin für politische Kommunikation des BUND Naturschutz.

RZ 15. MÄWA HL KOMMUNAL

W

ie wir uns fortbewegen, liegt zu einem erheblichen Teil in kommunaler Hand. Gibt es belebte Stadtzentren mit kurzen Wegen für regionale Einkäufe oder nur mit dem Auto erreichbare Supermärkte auf der grünen Wiese? Gibt es ausschließlich Straßenneubau oder auch Konzepte für die Weiterentwicklung von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr? Das Ziel kommunaler Gremien sollte sein, die kommunale Straßenverkehrsplanung nach dem Vorsatz aufzubauen: Verkehre vermeiden, verlangsamen, verlagern und verbessern. Ein gutes Verkehrskonzept kann die Lebensqualität in Stadt und Land erheblich verbessern. Es schont Luft, Biodiversität, Flächen und das Klima. Weniger Fein­ staub durch den Abrieb von Bremsen und Reifen und geringere Lärmbelastung sind zusätzliche Gewinne einer echten Verkehrswende in der Kommune. Mehr Bäume und Grünflächen im öffentlichen Raum entschleunigen den Verkehr. Zusätzlich sorgen sie für Kühlung an heißen Sommertagen und sorgen für mehr Verkehrssicherheit und Artenvielfalt. Die Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahl müssen sich auch an ihren Ideen für eine ökologische und soziale Verkehrswende messen lassen.

VERKEHRSWENDE VOR ORT ANGEHEN Viele Entscheidungen im Bereich Verkehr und Personentransport fallen auf kommunaler Ebene. Die Kommunalwahl bietet die Chance, für eine menschen- und umwelt­­freundliche Verkehrswende zu stimmen. Die Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden haben es in der Hand, sie können: •• den Straßenraum neu aufteilen mit ­Vor­rang für ÖPNV, Rad- und Fußverkehr, •• integrierte Verkehrsentwicklungspläne erstellen, die sowohl den Rad- als auch den Fußverkehr enthalten und mit dem ÖPNV verknüpfen, •• das Parkplatzangebot für den motorisierten Individualverkehr verringern, •• Bereiche für schwächere Verkehrsteilnehmer deutlich farblich kennzeichnen, •• Fuß- und Radwegenetze konzipieren, einführen und beschildern, •• eine kommunale Mobilitätsgarantie mit ÖPNV anstreben: Stundentakt von

Foto: AdobeStock/connel design

GERNOT HARTWIG

Montag bis Sonntag von 5–24 Uhr, Rufbusse und Sammeltaxis für den ländlichen Raum, Elektrifizierung der Fahrzeuge im ÖPNV, •• Tempo 30 innerorts einführen, •• kommunale Raumplanung auf auto­ freies Wohnen und kurze Wege ausrichten: gute Infrastruktur, Mischgebiete (Wohnen und Gewerbe vereinen), •• Verteilzonen zum Umladen der Güter von Lkw auf Lastenräder einrichten.

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MEHR INFOS zu diesem Thema in der Broschüre des BN-Arbeitskreises Verkehr: www.bund-naturschutz.de › Presse und Aktuelles

Damit Autofahrer umsteigen, muss das kommunale ÖPNV-Angebot günstig und gut getaktet sein.


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 29

HEIMAT STATT BETONLAWINE

Foto: Fabian Preuß

IN KOMMUNALER HAND: FLÄCHENSCHUTZ Immer noch mehr Gewerbegebiete und Straßenbau wie hier im Bayerischen Wald? Bayerns Kommunen sollten sparsam mit ihren Flächen umgehen.

Die Bayerische Staats­ regierung setzt beim ­Flächenschutz weiterhin auf Freiwilligkeit, daher liegt die Verantwortung vor allem in kommunaler Hand. Die Gemeinden sind die Hauptverursacher des Flächenverbrauchs. CHRISTINE MARGRAF ist die stellvertretende Landesbeauftragte des BUND Naturschutz.

TOM KONOPKA ist der BN-Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken.

D

er rasante Flächenverbrauch ist eine Bedrohung für die Natur- und Artenvielfalt und auch für das Klima, denn Böden, Senken, Bäume und Pflanzen sind wichtige CO2-Speicher. Das Ziel der Bayerischen Staatsregierung, die Versiegelung der Flächen auf unter 5 Hektar pro Tag zu senken, liegt in weiter Ferne: Im Jahr 2018 wurden in Bayern Tag für Tag 10 Hektar Natur- und Kulturlandschaft in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Das entspricht etwa ­14 Fußballfeldern.

Städte und Gemeinden brauchen Wohnraum, Infrastruktur und Platz für Gewerbe. Wie sie dies alles zur Verfügung stellen, liegt aufgrund der kommunalen Planungshoheit in ihrer Verantwortung. Das kann dann auch heißen, dass immer neue Gewerbegebiete ausgewiesen, Ortsverbindungsstraßen gebaut und Supermärkte mit riesigen Parkplätzen auf der grünen Wiese zugelassen werden. Etwa 80 Prozent des Flächenverbrauchs in Bayern geht auf kommunale Beschlüsse zurück. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen, welche Pläne die Kandidatinnen und Kandidaten mit kommunalen Flächen haben. Die Vertreterinnen und -vertreter der Städte und Gemeinden haben es in der Hand, sie können: •• den Flächennutzungsplan neu aufstellen, wenn veraltet, •• die Bevölkerungsentwicklung prüfen und die Bedarfe für die nächsten Jahre ermitteln, •• Innenentwicklungspotentiale ermitteln (leere Baugrundstücke, Leerstand), •• Nachverdichtung vorantreiben: Umbau von Scheunen und Hofstellen, Abriss/ Neubau, Recycling ungenutzter Gewerbehallen, •• auf das Dorf/die Kleinstadt der kurzen Wege setzen: (kommunaler) Dorfladen statt Einkaufszentrum, •• den Gewerbeflächenbedarf prüfen mit Hilfe der Datenbank sisby.de, •• das 5 Hektar-Ziel auf die Gemeinde ­herunterbrechen.

FLÄCHENSPAREN – SO FUNKTIONERT’S Es gibt bereits Kommunen, die sich für mehr Lebensqualität durch Flächenschutz einsetzen, zum ­Beispiel Litzendorf im Landkreis Bamberg. Ein von Bürgermeister Wolfgang Möhrlein initiierter Baulücken­ kataster konnte 2007 nachweisen, dass der prognostizierte Flächenbedarf von 17 Hektar bis 2024 mit den Baulücken und den innerört­ lichen unbebauten Grundstücken mehr als g ­ edeckt ist. Die Gemeinde ­setzte auf eine kommunale Grundstücks- und Leerstandsbörse und eine k ­ ostenlose Beratung für ­­ Bau- und Sanierungswillige. Leerstehende Gebäude wurden saniert und zu Mietwohnungen ausgebaut. Auf einer inner­örtlichen Frei­ fläche entstanden Senioren- und Familienwohnungen auf kleinen Grundstücken. 21 Hektar Wohnbauflächen konnten so aus dem Flächen­nutzungsplan gestrichen werden, Bauwillige bekamen Baugrund­stücke im Innenbereich. Im Oktober 2019 wurde die ­Gemeinde vom Bayerischen Umweltministerium mit dem Gütesiegel »flächen­bewusste Kommune« geehrt.


30 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTIONEN

Vielfältiger Protest – für den BUND sprach auf der Demo unter anderem ­Myriam Rapior von der BUNDjugend.

WIR HABEN ES SATT

AGRARWENDE ANPACKEN A

m 18. Januar war es wieder so weit. Ein buntes Bündnis aus Landwirtschaft und Gesellschaft machte zum zehnten Mal deutlich: Wir haben das Höfe­sterben und die industrielle Landwirtschaft satt! Zum Auftakt der »Grünen Woche« in Berlin gingen dafür 27 000 Menschen auf die Straße. BUND­jugend und BUND waren lautstark dabei. Bauernhöfe unterstützen,die Arten­vielfalt sichern und das Klima retten – dafür muss

dieses Jahr die europäische Agrarwende kommen. »Wir haben die Alibipolitik des Agrarministeriums gehörig satt!«, so die Bünd­nis-Sprecherin Saskia Richartz. »Wir messen Agrarministerin Klöckner daran, was ihre Politik für Bauernhöfe, Tiere und das Klima leistet. Bisher ist die Ministerin in dieser Hinsicht eine Nullnummer!« Der BUND-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger forderte eine soziale und ökologische Agrarpolitik, die den Höfen wieder

eine Perspektive gibt. Seit Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, mussten 130 000 Höfe aufgeben – im Schnitt jede Stunde ein Familienbetrieb. Der Bundesregierung kommt während ihrer EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr eine zentrale Rolle dabei zu, die gemeinsame Agrarpolitik zu gestalten. Mit den Milliardensubventionen sind eine Landwirtschaft mit Zukunft, eine vielfältige Kulturlandschaft und gutes Essen auf unseren Tellern europaweit möglich!

WWW.BUND.NET/ WIR-HABEN-ES-SATT


Foto: K_Thalhofer

Natur +Umwelt 1 | 20 ›  AKTIONEN 31

EUROPÄISCHE BÜRGERINITIATIVE

BIENEN UND BAUERN RETTEN Am 25. November startete eine neue europäische Bürger­ initiative. Sie will die chemisch-­synthetischen Pestizide ­ bis 2035 aus dem Verkehr ziehen, Bienen und Ökosysteme ­ retten sowie Bäuerinnen und Bauern beim Umstieg auf eine umweltfreundliche Landwirtschaft helfen.

Fotolia/Naturfoto Ottmann

Ü

ber 100 zivilgesellschaft­liche Institutionen aus 17 EU-Ländern – da­ runter der BUND – wollen bis September mindestens eine Million Unters­chriften sammeln. Dann muss sich die EU-­ Kommission mit unseren Forderungen ­befassen. Die Wissenschaft for­ dert eindringlich einen Systemwandel, um den Verlust der biologischen Vielfalt zu stoppen. Denn der bedroht auch unsere Lebensgrundlage. Zugleich drängen ein unfairer Wettbewerb und mangelnde politische Unterstützung Millionen Höfe vom Markt. Schuld daran ist eine Agrarpolitik,

die auf maximale Intensivierung und Exportorientierung setzt und so einen rui­ nösen Wettbewerb anheizt, zulasten von Mensch und Tier und Natur. Bäuerliche Landwirtschaft – ob ökologisch oder kon­ventionell – und der Schutz der Natur und bio­ logischen Vielfalt dürfen in der p ­ olitischen Debatte nicht gegeneinander ausgespielt wer­den. Im Gegen­­teil: Wir müssen die fürs Höfe- wie Arten­sterben gleichermaßen verantwortliche Politik ändern!

WWW.BUND.NET/ EBI-UNTERSCHREIBEN

Deshalb fordern wir die EU-Kommission auf, diese drei Anliegen umzusetzen:

1

Den Ausstieg aus synthetischen Pestiziden bis 2035, beginnend mit den gefährlichsten Giften; als Zwischenziel wollen wir bis 2030 den Pestizideinsatz um 80 Prozent verringert haben.

2

Die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt: Wiederaufbau der natürlichen Ökosysteme in Agrargebieten, damit die Landwirtschaft zu einer Quelle der Vielfalt wird.

3

Die Unterstützung der Höfe bei der Agrarwende: Kleinteilige, vielfältige und nachhaltige Agrarstrukturen und der ökologische Anbau sind genauso zu fördern wie die Forschung zu einem pestizidund gentechnikfreien Anbau.


Foto: Sonja Kreil

32 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pilzporträt

PILZPORTRÄT

ZUNDERSCHWAMM Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist kaum zu übersehen: Alte Buchen in Natur­waldreservaten sind oft bis hoch i­ n luftige Höhen mit Dutzenden von Exemplaren besetzt.

N

ein, für den Kochtopf geeignet ist der Zunderschwamm definitiv nicht. Geformt ist er wie ein Huf und oberseits überzogen mit einer harten, anfangs braunen und dann bald grauen Kruste. Auf der Unterseite sieht man mit der Lupe rundliche, kleine Röhrenmündungen (Poren), durch die bei der Reife feiner Sporenstaub freigesetzt wird. Manchmal fällt er auf weiter unten angesiedelte Exemplare und überzieht sie mit einer dünnen weißlichen Schicht, die bald von Schnecken abgeweidet oder vom Regen abgewaschen wird. Spechte nutzen das vom Pilz »vorbehandelte«, weichere Holz gerne zum Bau ihrer Nisthöhlen – eine ungewöhnliche Partnerschaft. Auch an Birken in Mooren kommt er vor, seltener an anderen Laubbäumen wie Ahorn oder Hainbuche. Im Holz erzeugt er eine sehr aktive Weißfäule. Bis zu 50 Zentimeter Breite und ein Alter von 20 Jahren kann er erreichen. Im Naturhaushalt spielt der Zunderschwamm eine wichtige Rolle: Indem er geschwächtes oder totes Holz zerlegt und langfristig in Humus umwandelt, verhindert er, dass unsere Wälder unter der Masse des anfallenden Totholzes ersticken. Perfektes Recycling. Aus einer lockeren Gewebeschicht im Innern des Fruchtkörpers wurde lange

Ein häufiger Gast an den Stämmen ­alter Buchen: der Zunderschwamm

Zeit der »Zunder« hergestellt. Mit dem Funkenschlag aus Feuersteinen brachte man ihn zum Glimmen – der Begriff, »das brennt wie Zunder«, hat sich bis heute erhalten. Erst mit der Erfindung des Zündholzes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die herkömmliche »Zundelmacherei« allmählich zum Erliegen – allerdings nicht überall. In den rumänischen Karpaten mit ihren schönen, alten Buchenwäldern gibt es bis heute Handwerker, die aus Zunderschwämmen Hüte, Deckchen und Taschen herstellen, und manche Fischer besitzen noch mit Zunder ausgepolsterte Kästchen zur Aufbewahrung ihrer künstlichen Fliegen. An liegenden Stämmen kann man bisweilen merkwürdig verformte Exemplare beobachten. Sie entstehen, wenn ein befallener Baum umstürzt. Der Pilz verschließt die vorhandene Porenschicht mit einer Kruste und wächst nun so weiter, dass die neuen Poren künftig wieder nach unten gerichtet sein werden. Warum? Weil die Schwerkraft für die Freisetzung der Sporen verantwortlich ist, und die wirkt nun einmal von oben nach unten, Richtung Erdmittelpunkt. Experten nennen dieses Phänomen »Geotropismus«. Till Lohmeyer


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 33

Foto: Daniel Spohn/www.danielspohn.de

GERETTETE LANDSCHAFT

Das Beeder Biotop in der Bliesaue bei Homburg wird mit Wasserbüffeln und Koniks beweidet. Dieser Lebensraum für 150 Vogelarten gehört zur geschützten Kulturlandschaft des Bliesgaus – was auch dem BUND zu verdanken ist. Viele Jahre warben wir dafür, im Südosten des Saarlands ein Biosphärenreservat auszuweisen. 2006 war es dann so weit. Mit einer eigenen Regionalgruppe setzt sich der BUND Saar dafür ein, den Umwelt- und Naturschutz im Bliesgau voranzubringen. Übrigens: Als »Fahrtziel Natur« ist die Modellregion – auch auf Initiative des BUND – bestens per Bahn erreichbar, siehe: www.fahrtziel-natur.de


34 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Freisinger Moos

FREISINGER MOOS

KLEINER GROSSER SCHRITT eutschland hat europaweit nur die siebtgrößte Moorfläche. Doch damit belasten wir das Weltklima stärker als jedes andere Land auf dem Kontinent. Weil unsere Moore zu 80 Prozent entwässert werden, entweichen ihnen riesige Mengen klimaschädlicher Gase – ein unhaltbarer Zustand in Zeiten der Klimakrise. Zumal naturbelassene Moore zu den gefährdetsten heimischen Lebensräumen zählen. Im Freisinger Moos setzt sich der BUND für Natur und Klima ein.

RESTE DER VIELFALT Im Nordosten Münchens liegt eine Niedermoorlandschaft, die zweitgrößte Bayerns. Gut hundert Jahre lang bewirtschafteten die Menschen das Freisinger Moos extensiv. Reste dieser reichen Kulturlandschaft überdauerten bis heute: ein Mosaik aus (Streu-)Wiesen, Torfstichen und Hochstaudenfluren, Gehölzen und Gewässern. Doch mit der fortdauernden Entwässerung der Torfböden dringt auch hier seit einigen Jahren der Maisanbau vor. Zum Schutz der noch großflächigen Wiesen mit ihren typischen Vogelarten hat man zwei europäische Schutzgebiete

eingerichtet: das FFH-Gebiet »Moorreste im Freisinger und im Erdinger Moos« auf knapp 500 Hektar; und das Vogelschutzgebiet »Freisinger Moos« auf 1135 Hektar.

CSU BREMST EU Nun bietet das EU-Naturschutzrecht grundsätzlich einen passablen Hebel, um wertvolle Lebensräume zu sichern. Doch das Land Bayern setzt dieses Recht nur äußerst schleppend um. Statt für jedes Schutzgebiet konkrete Ziele zu benennen – wie es zweckmäßig gewesen wäre –, beließ es die CSU bei einer laschen Sammelverordnung. Umso schlimmer, dass vielerorts bis heute die vorgeschriebenen Managementpläne fehlen. Das gilt auch fürs Freisinger Moos. Um nicht ein weiteres Stück Heimat mit seiner typischen Flora und Fauna verschwinden zu sehen, kaufte und pachtete der BUND Naturschutz in Freising einige der wertvollsten Streuwiesen. Dazu Manfred­Drobny, Geschäftsführer der Kreisgruppe: »Seit Jahrzehnten pflegen wir die Perlen dieses Niedermoores. Deshalb blü­hen hier bis heute Raritäten wie der Schwalbenwurz- Enzian, die Mehlprimel

Typische Mähwiese im Moos mit blühender Kuckuckslichtnelke und Scharfem Hahnenfuß. Im Hintergrund Freising-Weihenstephan

Foto: Fotolia/Naturfoto Ottmann

D

Foto: M. Drobny (3)

Naturschutz und ­Klimaschutz gehören zusammen, gerade bei Zielkonflikten wird das gerne betont. Wie eng sie zuweilen ­verbunden sind, zeigt sich nirgends ­anschaulicher als in unseren Mooren.


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Freisinger Moos 35

FREISINGER MOOS

ISARAUEN

Aktive des BN Freising bei der Mahd; im ­Hintergrund am Balkenmäher Geschäftsführer Manfred Drobny.

FREISINGER MOOS FREISINGER MOOS Vogelschutzgebiet

ISARAUEN

FFH-Gebiet Schwalbenwurz-Enzian und Weißstorch zählen zu den vielen geschützten Bewohnern des Freisinger Mooses.

und­das Preußische Laserkraut. Und deshalb fliegen hier noch Falter wie die ­Ameisenbläulinge oder das Wald-Wiesenvögelchen.«

RINDER ALS RASENMÄHER Zum Schutz dieser artenreichen Feuchtwiesen hat die BN-Kreisgruppe eine natur­ verträgliche Beweidung initiiert. Mit Fleckvieh und Limousin-Rindern halten die Biobauern Barbara und Lorenz Kratzer seit bald 30 Jahren den Aufwuchs klein. Das Fleisch der Rinder findet in der Region reißenden Absatz. Zudem helfen gezielte Mäh­ aktionen der BN-Aktiven im Herbst die Streuwiesen offen zu halten. Davon profitiert auch die Vogelwelt. So brüten im Freisinger Moos noch in größerer Anzahl Brachvögel (bundesweit vom Aussterben bedroht) und Kiebitze (stark gefährdet). Andere Charaktervögel der Feuchtwiesen sind nur noch vereinzelt oder als Wintergäste zu finden, wie Braunkehlchen, Wachtelkönig, Kornweihe oder Bekassine. Dagegen nistet der Weißstorch seit 2018 erfolgreich in einem Horst des BN am Rande des Mooses.

Das Freisinger Moos mit FFH- und Vogelschutzgebiet liegt im Ballungsraum zwischen München und Freising. Im Osten schließen sich die Isarauen an.

MEHR WASSER! Das A und O jeglichen Moorschutzes ist der Wasserstand. Um das Freisinger Moos langfristig bewahren und in Teilen renaturieren zu können, muss der Grundwasserstand den natürlichen Verhältnissen nahekommen. Hoffnungsvoll stimmt Manfred Drobny, dass – nach dem gewonnenen Volksbegehren zur Artenvielfalt – jede (weitergehende) Entwässerung von Moorböden in Bayern verboten ist. Außerdem sollen noch dieses Jahr an zwei Stellen im Moos Gräben angestaut und Wiesen wiedervernässt werden, im Rahmen eines Landesprogramms für den Klimaschutz. Für den Geschäftsführer hat das Pilotprojekt mit BN-Beteiligung eine Reihe zusätzlicher Vorteile: »Wir sichern die Versorgung mit Trinkwasser und ein Quellgebiet von Kalt- und Frischluft für das nahe Freising. Wir verbessern den Hochwasserschutz und werten das Moos für die Naherholung auf. Und wir beleben mit der Vernässung das Niedermoor, und zwar so, dass hier eine moorverträgliche Nutzung möglich bleibt, etwa mit Rinder­ weiden.«

ISARAUEN

Sollte es gelingen, das Freisinger Moos demnächst weiter zu vernässen, wäre das ein großer Schritt, um die Schätze dieses Lebensraums für die Nachwelt zu erhalten. Und immerhin ein kleiner Schritt, um das Weltklima zu retten. Severin Zillich

BOOM MIT ­SCHATTENSEITE Im Landkreis Freising wächst die Wirtschaft seit Langem überproportional. Die Kehrseite: Kaum ein Kreis verbraucht bundesweit mehr Fläche. Gewerbe- und Siedlungsgebiete greifen um sich, und dem zunehmenden Verkehr begegnet man mit immer mehr Straßen. Auf dem Rückzug ist dagegen die Landwirtschaft – b ­ esonders die kleinen und extensiv wirtschaftenden Höfe verschwinden. In dieser Boomphase steigt auch der Druck auf das Freisinger Moos als wichtigstes Naherholungsgebiet der Region.


Fotos: Wolfgang Willner

Wildblumenwiese auf einer kommunalen Fläche in Freising

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

EIN ZUHAUSE FÜR DISTELFALTER & CO. Der Frühling steht vor der Tür, und damit die Zeit, blütenreiche Flächen anzulegen. Kommunen, Landwirte und Gartenbesitzer können viel tun, um Insekten solche wertvollen Lebensräume anzubieten.

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Der Distelfalter profitiert wie viele andere Insekten von artenreichen Blühwiesen.

ut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Das gilt auch für Blühwiesen. Nicht alles, was bunt aussieht, ist ökologisch sinnvoll. Hier einige Tipps. Einer der Hauptgründe für den Rückgang von Insekten ist der bayernweit dramatische Verlust von artenreichen Wiesen. Diese weisen bis zu 60 Pflanzenarten pro Quadratmeter und eine Fülle von Insekten auf. Mit Mineraldünger oder Gülle überdüngte und mehr als dreimal im Jahr gemähte »Grasäcker« hingegen bestehen oft nur aus fünf verschiedenen Pflanzenarten. Oberste Priorität muss deshalb immer der Erhalt bestehender artenreicher Lebensräume haben. Außerdem muss der Einsatz von Pestiziden und Dünger auf Grünland und Äckern drastisch reduziert werden. Und es braucht wieder mehr artenreiche Wiesen und


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Blühende Pracht 37

Weiden, dauerhafte Strukturen für den Biotopverbund und unbewirtschaftete Feldraine. Die gesamte Agrarförderung muss ökologisiert werden, um die natürliche Artenvielfalt zu erhalten. Dafür führt der BUND Naturschutz zahlreiche Projekte durch, wie etwa die Wiesenmeisterschaft, und arbeitet in Bündnissen für eine bessere Agrarpolitik. Die BN-Experten vor Ort geben Tipps für mehr Arten- und Blütenreichtum in der Landschaft, im Garten oder auf kommunalen Flächen. Auch im Kleinen können Sie etwas tun! Was Sie dabei beachten sollten:

denen es – zumindest in guten Gärtnereien und dem Samenhandel – ein breites Angebot zu kaufen gibt. Achten Sie auf pollenund nektarreiche Pflanzen. Legen Sie Sand­ecken und Holzstapel als Wildbienen-Nistplätze an. Ideal ist ein Tümpel, aber selbst die kleinsten Wasserstellen sind bald von Leben erfüllt. Christine Margraf (ht)

WO GIBT ES GUTES SAATGUT ?

LAGE BEACHTEN Insektenfreundliche blütenreiche Flächen sollten hinsichtlich ihrer Lage und Größe geeignet sein. Je breiter sie sind, desto besser. Wichtig ist auch ein möglichst weiter Abstand zu Straßen und pestizidbehandelten Arealen. Idealerweise unterstützt die Fläche den Biotopverbund, spezielle Artenschutzmaßnahmen oder bereits laufende Naturschutzprojekte. Fördern Sie Arten natürlicher, nährstoffarmer Wiesen oder Brachflächen! Geben Sie Wiesensalbei, Margerite, Karthäusernelke, Wilder Möhre, Wiesenknopf oder Flockenblume eine Chance! Diese Arten waren früher typisch für unsere Wiesen. Heute sind sie vielerorts verschwunden und von den wüchsigen Gräsern der Fettwiesen verdrängt, die das häufige Mähen tolerieren. Ab März 2020 ist bei der Neuanlage von Grasland in der frei­­en Landschaft die Verwendung von gebietseigenem Saatgut ­(»Regiosaatgut«) gesetzlich vorgeschrieben. Aber auch im Siedlungsbereich sollten Sie Ihr Saatgut bei speziellen Unternehmen beziehen,, die regionales Saatgut anbieten oder fragen Sie beim örtlichen Naturschutz- oder Landschaftspflegeverband nach regionalem, möglicherweise sogar im eigenen Landkreis durch Mahd gewonnenem Saatgut.

DIE BEWIRTSCHAFTUNG Blütenreiche Flächen sollten immer mehrjährig angelegt werden. Mähen Sie diese nicht vor Juni und lieber immer nur ein Teilstück nach dem anderen. Nach dem Mähen entfernen Sie bitte das Mähgut von der Fläche, keinesfalls mulchen! Auch im Herbst sollten die Flächen nicht komplett abgemäht werden, denn Insekten brauchen nicht nur Futter, sondern auch Brut- und Überwinterungsplätze, die sie beispielsweise in Pflanzenstängeln finden. Wenn möglich, überlassen Sie deshalb Teilflächen komplett der natürlichen Entwicklung, sodass wertvolle Brachen entstehen. Auch offener Boden oder Totholz dienen Insekten als Brutplatz. Verzichten Sie unbedingt vollständig auf Pestizide und Dünger!

KLEINE FLÄCHEN Wenn Sie nur Ihren Garten oder kleine kommunale Flächen zur Verfügung haben, gönnen Sie sich und den Insekten trotzdem Vielfalt statt Einheitsgrün! Legen Sie Hochstaudenbeete an, lassen Sie Ihre Wiese wachsen und blühen. Nutzen Sie die Fülle der in Ihrer Region typischen und in der Natur verbreiteten Arten, von

B

ei der Anlage großer Blühflächen spielt das richtige Saatgut eine zentrale Rolle. Die Pflanzen auf Blüh­ wiesen sollten möglichst das Artenspektrum repräsentieren, das dort auch natürlicherweise vorkommen würde. So wachsen beispielsweise auf einer trockenen, nährstoffarmen Fläche von Natur aus andere Pflanzen als auf einer feuchten und nährstoffreichen. Auch sollten die Arten »autochthon« sein, das heißt in der Region natürlicherweise vorkommen, denn Grünlandpflanzen unterscheiden sich genetisch von Region zu Region. Der BUND Naturschutz weiß schon lange, wie wichtig standortgerechtes Saatgut bei der Anlage von blühende Flächen ist. Im Raum München arbeitet der Verband deshalb mit einem Landwirt zusammen, der auch bei der Pflege artenreicher BN-Biotope hilft. Er gewinnt aus regionalem Mähgut Samen von mehr als 350 verschiedenen Wildpflanzen, die er dann auf eigenen Parzellen anbaut, um dauerhaft regionales und standortangepasstes Saatgut zu gewinnen. Was der Bauer 1985 auf seinem 70 Hektar großen ­Betrieb im Nebenerwerb anfing, ist mittlerweile ein Voll­ erwerbsunternehmen mit 13 Mitarbeitern. War die Nachfrage schon in den vergangenen Jahren groß, so hat sie seit dem Volksbegehren »Rettet die Bienen« noch einmal um 50 bis 100 Prozent zugenommen. Längst übersteigt sie das Angebot bei Weitem und es bleibt zu hoffen, dass noch mehr Landwirte mit Liebe zum Ackerbau und botanischem ­Interesse diese »ökologische Nische« für sich ­entdecken und so für ausreichend einheimisches und standortgerechtes Saatgut in Bayern sorgen. (ht)

bis zu

60

PFLANZENARTEN

pro Quadratmeter


38 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

Bedroht Einst besiedelte die Kegelrobbe die gesamte deutsche Nord- und Ostseeküste. Doch weil die Fischer in ihr eine Konkurrentin sahen, wurde sie stark bejagt. Bis 1930 war sie in der westlichen Ostsee ausgerottet und aus dem Wattenmeer fast völlig verschwunden. Seit die Robbenjagd verboten wurde, kehrt unser größtes heimisches »Raubtier« langsam zurück. Erst ins Wattenmeer und nach Helgoland, inzwischen auch an unsere Ostseeküste: Hier hat die Kegelrobbe 2018 erstmals wieder Nachwuchs bekommen. Ihre Jungen werden jetzt im Winter geboren. Das flauschig-­weiße Fell tragen sie nur einige Wochen. In dieser Zeit sind sie ans Land gebunden und sollten nicht gestört werden. Bitte halten Sie A ­ bstand! › www.bund.net/kegelrobbe


Foto: Dirk Vorbusch/www.McPHOTO.de

Natur +Umwelt 1 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 39


40 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  LANDWIRTSCHAFT

ÖKOLANDBAU BRAUCHT VERSTÄRKTE NACHFRAGE

KOMMUNEN SIND GEFORDERT

Foto: Adobe Stock/Kadmy

Den Biolandbau voranbringen – das war ein Ziel des Volks­ begehrens. Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, aber vor allem die Städte und Gemeinden haben viele Hebel in der Hand.

MARION RUPPANER In dieser und den nächsten ­ Ausgaben berichtet BN Agrar­­referentin Marion Ruppaner, wie der Öko­landbau in Bayern weiter wachsen kann.

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m Volksbegehren »Rettet die Bienen« wurde 2019 die Ausweitung des Ökolandbaus von der­zeit etwa 11 Prozent Flächenanteil in Bayern auf 20 Prozent bis 2025 und 30 Prozent bis 2030 beschlossen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind wir alle gefordert. Zudem es gibt spezielle Möglichkeiten für Stadt- und Gemeinderäte. Ein Bereich, in dem noch viel Potenzial steckt, ist die Gemeinschaftsverpflegung für Kindergärten und Schulen, aber auch für kommunale Kantinen. Um den Bio­ anteil hier zu erhöhen, hat der BN einen Musterbrief erstellt und eine neue Handreichung zur Weitergabe an Küchenverantwortliche erstellt. Der BN bietet auch Seminare zur Einführung von Bio in Kin­ der­­tagesstätten an. Die Mitglieder von Stadt- und Gemeinderäten können sich dem Biostädtenetz-

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MEHR INFOS Hilfestellungen dafür bietet zum Beispiel: die Projektstelle »Ökologisch essen« des BUND Naturschutz in München: www.oekologisch-essen.de oder www.tollwood.de/bio-fuer-kinder/ das-bio-fuer-kinder-handbuch

Die Kommunen können Biolandwirtschaft fördern, indem sie in städtischen oder ­kreiseigenen Kantinen, Mensen und Krankenhausküchen Biolebensmittel verwenden.

werk anschließen und eine eigene Strategie für Biolebensmittel im Verpflegungsbereich entwickeln. Neben der Gemeinschaftsverpflegung sollte auch das Veranstaltungscatering genutzt werden, gerade um die Umstellung der Landwirtschaft im Gemeindegebiet zu fördern. Eine Schwierigkeit dabei: Bei der Vergabe von Verpflegungsleistungen gibt es den EU-Schwellenwert in Höhe von 221 000 Euro netto, ab dem eine europaweite Ausschreibung verpflichtend ist. Regionales Wirtschaften wird dadurch benachteiligt. Gute Informationen zu den rechtlichen Möglichkeiten bietet der Wegweiser des bayerischen Kompetenzzentrums für Ernährung. Bei Ausschreibungen für Neuverpachtungen eigener Flächen kann die Gemeinde neue Kriterien vorgeben, so eine andere Fruchtfolgeregelung, Verzicht auf Herbizide, Teilnahme an Umweltprogrammen und Biobewirtschaftung. Das kann auf Antrag im Gemeinderat besprochen und ausgehandelt werden. Eine Aktion, die zeigt, wie es funktionieren kann, ist das BUND-Projekt »Pestizidfreie Kommunen«. Optimal wäre, die biologische Bewirtschaftung im Pacht­vertrag zu verankern.

Und wir alle können anders einkaufen: Würden alle fast 250 000 BN-­Mitglieder ihren durchschnittlichen Konsum von Biolebensmitteln verdoppeln (von 120 auf 240 Euro pro Jahr), wäre das bereits ein Umsatzvolumen von 30 Millionen im Jahr. Die Mehrkosten liegen nur bei rund 10 Prozent. Laut einer Schätzung in der Machbarkeitsstudie von Bündnis 90/ Die Grünen von 2019 liegt der Bio­ anteil in Bayern im Durchschnitt bei 120 Euro pro Einwohner*in. Eine weitere Möglichkeit: Wo immer Sie essen gehen, fragen Sie nach, woher das Fleisch kommt und ob es auch Gerichte in Bioqualität gibt. Stetes Nachfragen verändert ab einer kritischen Masse das Angebot. Wir alle können zu dieser Veränderung beitragen.

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MEHR INFOS www.biostaedte.de www.kern.bayern.de www.bund.net/themen/umweltgifte/­ pestizide/pestizidfreie-kommune Mehr Infos zur Ausgestaltung von ­Pachtverträgen finden Interessierte hier: www.fairpachten.org/beratung/musterpachtvertrag www.ackerwert.de/ueber-uns


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  INTERNATIONALES 41

KLIMASCHUTZ DER EU

Brüssel hat das Klima als Schlüsselthema entdeckt – und ein ­ehrgeiziges Klimaschutzprogramm an­ gekündigt. Das gibt ­Anlass zur Hoffnung. ANN-KATHRIN SCHNEIDER leitet die internationale ­Klimapolitik des BUND.

S

elten habe ich die Verbündeten von »Friends of the Earth Europe« hoffnungsvoller erlebt. Traditionell sind die Brüsseler Kolleg*innen eher kritisch, wenn die EU-Kommission Pläne schmiedet. Zu oft waren große Ankündigungen am Ende ohne Wirkung für Umwelt und Klima geblieben. Zu oft gelang es der Industrielobby, gut gedachte Reformen abzuschwächen, ob im Energiebereich oder in der Landwirtschaft. Das kann dem nun vorgestellten »Green Deal« natürlich auch passieren. Doch dass die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Klimaschutz so zu ihrem Markenzeichen macht, hat Eindruck hinterlassen. Warum wählte sie gerade dieses Thema, um sich im neuen Amt zu profilieren? Warum sollen Umwelt- und Klimaschutz in der EU-Kommission künftig deutlich mehr Gewicht bekommen? Den Weg dafür geebnet haben wohl der Druck der Straße, die Bedeutung der Klimapolitik bei der jüngsten EU-Wahl und die zuletzt gute Klimapolitik des EU-Parlaments. Von der Leyen (bislang nicht als Klimaschützerin

Foto: FoEE

WIE GRÜN IST DER DEAL? Die EU auf dem Weg zu echtem Klimaschutz?

aufgefallen) setzt also starke Akzente. Mit dem Green Deal soll Europa bis 2050 klimaneutral und zum Vorbild werden: »Die Welt wird sich an dieser Philosophie orientieren.« Der Deal soll alle Bereiche der Politik klimaschonender gestalten. Wie dringlich das ist, wissen wir nicht erst seit den verheerenden Bränden in Australien ­– dem Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen. Entscheidend wird sein, dass der Deal kein Sammelsurium von einzelnen Maßnahmen wird. Vielmehr muss er die ganze Politik der EU prägen, auch die Finanz-, Agrar- und Industriepolitik. Er muss die Art, wie die Mitgliedsländer der EU produzieren und konsumieren, grundsätzlich verändern. Statt einer wachsenden Wirtschaft muss die Verringerung der Treibhausgase zur zentralen Maxime der EU werden.

MEHR WANDEL NÖTIG Doch wie genau wird der Green Deal aussehen? Aus BUND-Sicht vorrangig ist ein grundsätzlich neues Wirtschaftsmodell, mit sauberer Energie, nachhaltiger Industrie und Mobilität, effizienten Gebäuden, dem Schutz der biologischen Vielfalt und einer klimaschonenden Landwirtschaft. Denkt die EU an Gesetze, Verpflichtungen und Verordnungen oder an freiwillige und marktwirtschaftliche Instrumente wie den Emissionshandel? Wohl im März werden wir mehr wissen, dann soll auch das europäische Klimaschutzgesetz kom­men. Bis dahin wollen der BUND und sein Netzwerk vermitteln, was wir für Umwelt und Natur in dieser

Legislaturperiode erwarten. Die nächsten fünf Jahren entscheiden, ob wir unsere Lebensgrundlagen bewahren können. Die Bremser beim Klimaschutz in Brüssel sitzen übrigens nicht nur in Osteuropa, sondern auch im Bundeswirtschaftsministerium und in den deutschen Konzernen. Der Erfolg des Green Deal hängt auch davon ab, ob es uns gelingt, im eigenen Land genug Druck auszuüben, damit das Primat der Wirtschaft endlich vom Primat der Ökologie abgelöst wird. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte ist uns hierbei ein besonderer Ansporn. Maßgeblich konzipiert vom BUND, erschien die »politische ökologie« im Dezember zum Thema Green New Deal. Statt vordergründig um den angekündigten Deal der EU geht es hier ganz allgemein um die Notwendigkeit eines neuen Gesellschaftsvertrags. Welche Vorschläge sind dazu angetan, die Gefahr eines ökologischen und z­ ivilisatorischen Kollaps abzu­wenden? Mit prominenten ­Autor*innen des BUND!

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MEHR ZUM THEMA pö-Band 159, 128 Seiten, 17,95 €, www.politische-ökologie.de; BUND-Mitglieder erhalten die »pö« im Printabo zum ermäßigten Preis von 56 Euro im Jahr.


42 Natur +Umwelt 1 | 20 › URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung

INFOS ZUR WANDERUNG Ausgangspunkt: Sommerhausen – Wanderparkplatz »Zu den A ­ ussiedlerhöfen« oberhalb der Weinberge (Anfahrt: Industrie­ straße gerade hoch bis Parkplatz)

Foto: Winfried Berner

Reine Gehzeit: kurze Variante ­unter 1 Stunde; längere Variante 2,5 – 3 Stunden

Hier hilft der Biber tatkräftig mit bei der Landschaftsgestaltung.

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

NEUES AUS DEM MOOR Wenn man irgendwo in Bayern kein Moor ­erwarten würde, dann im trockenen Unter­ franken. Schon deshalb ist das Zeubelrieder Moor bei Ochsenfurt eine Rarität.

Foto: Simon Phipps

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s ist ein »grundwassergespeistes, nährstoffreiches Flachmoor«, wie es in einer pflanzensoziologischen Untersuchung der Würzburger Vegetationsökologin Prof. Dr. Isolde Ullmann aus dem Jahr 1972 heißt. Schon in den 60er Jahren hatte der BUND Naturschutz versucht, die Flächen zu erwerben, doch erst Jahre später, mit der zweiten Flurbereinigung, kam das Zeubelrieder Moor in den Besitz des BN, der es seither betreut. Es umfasst rund 5,3 Hektar und besteht im Kern aus artenreichen Pfeifengraswiesen sowie einem

bruchwaldähnlichen Feuchtgebiet. Der heute 75-jährige Alfred Schäflein kam zu diesem Moor wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Der Würzburger war damals stellvertretender Vorsitzender der neu gegründeten Kreisgruppe, und deren Vorsitzender Professor Gerhard Kneitz hatte ihn gebeten, die laufenden Verhandlungen mit der Flurbereinigung abzuschließen, weil er selbst einen Ruf an die Universität Bonn erhalten hatte. Schäflein übernahm – und ahnte nicht, dass daraus eine Lebensaufgabe werden würde. Immerhin hat Schäflein nun einen Helfer gefunden, und zwar einen sehr zupackenden, der sich gleich daran gemacht hat, das Zeubelrieder Moor nach seinen Vorstellungen umzugestalten: Ein Biber

Wegcharakter: Befestigte Feld­wege, rund um das Moor unbefestigte Wege und Steige Einkehr: Sommerhausen ist zugewandert und hat, ohne seinen Eingriff mit der Unteren Naturschutzbehörde abzustimmen, am unteren Ende des Bruchwalds einen großen Staudamm angelegt. Mit der Folge, dass viele Bäume nun knietief unter Wasser stehen.

NEUER BEWOHNER: DER BIBER SORGT FÜR ARTENVIELFALT Aber so ist es nun mal: Natur verändert sich – auch Naturschutzgebiete. Von sich aus wäre Schäflein sicher nicht auf die Idee gekommen, weite Teile des Zeubelrieder Moores unter Wasser zu setzen. Aber daran hindern kann und wird er seinen neuen Helfer auch nicht, zumal Biberreviere sich meist durch besonderen Artenreichtum auszeichnen. Wer das Zeubelrieder Moor erkunden will, hat die Wahl zwischen der »Direttis­ sima« ab dem nördlichen Ortsrand von Sommerhausen: einem teilweise geteerten Feldweg, über den er sein Ziel in einer Viertelstunde erreicht, und dem etwa zwölf Kilometer langen »Wanderweg der Ortsgeschichte«, der in einer Broschüre der Marktes Sommerhausen detailliert beschrieben ist.

BROSCHÜRE DES MARKTES SOMMERHAUSEN www.landkreis-wuerzburg.de/media/ custom/1755_4899_1.PDF?1324091404


Foto: Kreisgruppe Bad Kissingen

Natur +Umwelt 1 | 20 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Rhön 43

UMWELTFREUNDLICH REISEN

FRÄNKISCHE PRÄRIE Schöne Natur gleich um die Ecke entdecken – dazu lädt die Reise in die Rhön ein.

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illst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Wer dieses Motto mag, ist in der Rhön genau richtig. Dieses Mittelgebirge, das sich über Bayern, Hessen und Thüringen erstreckt, wird auch das »Land der offenen Fernen« genannt. Bis ins 14. Jahrhundert war die Region mit Buchenwald bestanden – bis die Glasbläser-Kultur mit ihren Rodungen dies drastisch änderte. Man könnte es als Prärie, als Grasland bezeichnen, mit seinen langen Wiesenrücken, von Waldhainen durchbrochen und von spitz zulaufenden Kuppen gekrönt. Die Magerwiesen, sommers von Weideröschen überzogen, sind oft hell gepunktet: Hier grasen die berühmten Rhön­schafe. Auf unserer Reise entdecken wir Naturschutzgebiete, alte

Weinstädte und treffen Menschen, die mit der Landschaft verbunden sind. Am ersten Tag gelangen wir auf Schusters Rappen ins Naturschutzgebiet Sodenberg auf einem Basaltkegel. Hier blühen Märzenbecher und Adonisröschen. Ein Naturschutzwächter erklärt uns seine Arbeit, und in einem historischen Gutshof treffen wir die Schäfersfamilie Reuter und ihre wolligen Helfer, die hier die Landschaftspflegearbeit erledigen. Mit dem Zug fahren wir in die Weinberge Hammelburgs, wo uns BN-Experten Orchideen zeigen. Bei einer Weinprobe zwischen den Reben erfahren wir viel über fränkischen Weinbau. Faszinierende Fossilien im Museum Triassica, das in die Geologie Frankens einführt, zeugen vom Trias, der Zeit vor Millionen von Jahren, als die Rhön noch ein Urmeer war. Die zweite Hälfte unserer Reise führt uns nach Bad Kissingen, wo wir die Heilquellen besuchen, die verschiedenen Gesteinsschichten entspringen. Abschließend geht es zum Wildbach Sinn. Wir wandern entlang ihrer Ufer und durch ihr Auenfeuchtgebiet. Hier liegen BN-eigene Flächen. Wir sehen, welch positive Folgen die Renaturierung für die Sinn hatte, und wir erkennen, wie der Biber hier als Landschaftsarchitekt wirkt. Der Sinntalbus bringt uns auf den Kreuzberg, den Heiligen Berg der Franken,

wo wir nach einer Besichtigung der Kirche im klösterlichen Brauhaus einkehren. Gestärkt machen wir uns zu Fuß an den Abstieg, der Weg durch den maigrünen Buchenwald ist, ob Sonne, ob Regen, ein Frühlingserlebnis. Mit dem Hochrhönbus fahren wir in die Lange Rhön, das größte Naturschutzgebiet Bayerns außerhalb der Alpen. Hier erstreckt sich das Schwarze Moor, über dem Rotmilane kreisen. In eine ganz andere Welt führt der Gang in die Teufelsschlucht: In dem tief eingekerbten Canyon aus dunklem Basalt rauscht ein Bach über 400 Höhenmeter hinab – ein beeindruckender Anblick. Auf all unseren Touren vergessen wir nie eine gute Rast. Wir besuchen ökologisch bewirtschaftete Weingüter und erfahren von Winzern, wie Böden, Klima und Trauben den berühmten Frankenwein hervorbringen. Lucia Vogel

REISETERMIN 10. – 16. Mai 2020 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de

Foto: Elisabeth Assmann

Seltene Tier- und ­Pflanzenarten leben­ auf Bergwiesen, in ­Buchenwäldern und Hochmooren des ­Biosphären­reservats Rhön. Eine neue Reise lädt zu Streif­zügen ein.


44 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Foto: Toni Mader

BN AKTIV + NAH

Karikaturist Horst Haitzinger (li.) nimmt aus den Händen des BN-Vorsitzenden Richard Mergner die Bayerische Naturschutzmedaille entgegen.

AUCH KUNST KANN NATURSCHUTZ SEIN Für seine treffenden Darstellungen umweltpolitischer Themen verlieh der BUND Naturschutz im Oktober dem renommierten Karikaturisten Horst Haitzinger die Bayerische Naturschutzmedaille. Ob es der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl ist, der angesichts des Zustands von Nord- und Ostsee dazu rät, »besorgt zu tun«, oder ob es Angela Merkel ist, die sich mit Schneckenhaus und im Schneckentempo in Richtung Klimapolitik aufmacht: Die Karikaturen von Horst Haitzinger sind bekannt – und bei manchen sicher auch gefürchtet – dafür, dass sie den Nagel auf den Kopf treffen. Der in München lebende Künstler ist seit Langem als Karikaturist für die Nürnberger Nachrichten, die tz und andere Medien tätig. Der BN und Horst Haitzinger verbindet ein langjähriges gemeinsames Engagement, hat doch der Künstler dem Verband schon häufig seine Werke für Flyer, Plaka-

te oder T-Shirts zur Verfügung gestellt. Die Ehrung an Haitzinger verlieh der BN im Nürnberger Museum Industriekultur, im Rahmen der Jubiläumsausstellung mit Karikaturen Haitzingers anlässlich seines 80. Geburtstags. »Sie haben Umweltpolitik gemacht«, stellte Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, fest. Ihm gelinge es immer wieder, mit wenigen Federstrichen eine Botschaft zu vermitteln. Der damalige BUND-Vorsitzende Hubert Weiger sprach dem Künstler den Dank »aller umweltengagierten Menschen« aus. Es gebe keine Chance, Klimaschutzpolitik umzusetzen, ohne die Menschen zu motivieren. »Dafür ist Ihr Werk von großer Bedeutung.« In seiner Laudatio würdigte der BN-Vorsitzende Richard Mergner den Geehrten als »Meister des deftigen Strichs«, dessen Botschaften nichts an Aktualität verloren hätten. Der Verband sei ihm zu großem Dank

verpflichtet dafür, dass er Bewusstseinsbildung betreibe. Rund 15 000 Karikaturen schuf Haitzinger bislang. Mergner bescheinigte dem aus Österreich stammenden Künstler, weder wehmütig noch zynisch geworden zu sein, obwohl er sich mit so vielem auseinandersetzen müsse. Der Geehrte blickte zurück in seine Kindheit: Er hätte sich nie vorstellen können, dass die für ihn selbstverständliche Liebe zur Natur einmal zu einem politischen Thema werden würde. Er freue sich riesig über die Auszeichnung, betonte Hait­zinger und kündigte an, sich in seinem bevorstehenden Ruhestand gerne wieder für den BUND Naturschutz zu engagieren. Die Bayerische Naturschutzmedaille wurde in den 70er-Jahren vom BN ins Leben gerufen und wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich in herausragender Weise um den Umwelt- und Naturschutz verdient gemacht haben.

Treffender Haitzinger-Humor: Geschenk zur Verabschiedung des früheren BN-Vorsitzenden Hubert Weiger


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

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JUNGE STIMMEN FÜR EUROPA Der Bayerische Jugendring hat junge Erwachsene aus sechs Jugendverbänden im November nach Brüssel eingeladen, um sie mit Vertretern aus der europäischen Politik zusammenzubringen. Die Jugendorganisation BUND Naturschutz (JBN) war auch dabei, um der Natur auf EU-Ebene eine Stimme zu geben und mehr Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen in der Politik einzufordern. Natürlich konnten die Jugendlichen an diesem Tag auch ein bisschen Europaluft schnuppern und besuchten das Europäische Parlament. Aber vor allem bot man ihnen die Möglichkeit, ihre Interessen und Forderungen in einer Podiumsdiskussion einzubringen. »Es braucht konkrete Angebote zur Jugendpartizipation mit klaren Zielen und auch Ergebnissen«, fordert Laura Fahl (JBN-Aktive), die am Podium die JBN vertrat. Neben den fünf weiteren Jugendverbänden waren bei der Diskussion auch Politikerinnen und Politiker, unter anderem Maria Noichl, EU-Parlamentarierin (SPD), und Florian Siekmann, bayerischer Landtagsabgeordneter (Bündnis 90/­ Die Grünen), vertreten.

der BUND Naturschutz hat 2019 mit rund 15 000 Beitritten den größten ­Zuwachs seiner Geschichte erlebt: ­Aktuell sind wir rund 250 000 Mitglieder und Förderer. Eine Viertelmillion, das ist eine stolze Zahl – und eine gute Nachricht für den Umweltschutz, denn jedes Mitglied macht die Stimme des BN gewichtiger. So können wir ein starker Anwalt der Natur sein. Diesen Rückenwind hat der BUND Naturschutz im vergangenen Jahr genutzt, um sich einzubringen – in vielen Fällen erfolgreich. So hat ein breites Bündnis, dem der BN angehörte, ­Demokratiegeschichte geschrieben. Das erfolgreichste Volksbegehren, das es in Bayern je gab, erreichte große Fortschritte für den Naturschutz. Mit der kraftvollen Stimme der Jugend kam 2019 die Dringlichkeit der Klima­ krise endlich ins öffentliche Bewusstsein und bewegte die Politik zum ­Handeln. Auch wenn die Gesetze auf bayerischer und Bundesebene noch längst nicht ausreichend sind – ein Anfang ist gemacht. Mit viel Engagement und Herzblut konnten 2019 Schätze unserer bayerischen Heimat gerettet werden, so das Riedberger Horn im Allgäu oder die niederbayerische D ­ onau, deren sanfter Ausbau ohne Staustufe und Kanal nun gesetzlich festgeschrieben ist. 2020 bringt große Herausforderungen mit sich: Wir werden alles daransetzen, dass Umweltthemen bei den Kommunalwahlen im März eine zentrale Rolle spielen. Unsere Ziele auf politischer Ebene sind eine Verbesserung des Klimaschutzgesetzes, eine

faire Verteilung der EU-Agrarsubventionen zum Erhalt bäuerlicher Betriebe, die Stärkung des Ökolandbaus und eine verpflichtende Halbierung des Flächenverbrauchs. Wir werden uns weiterhin für den naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer Energien einsetzen, denn ohne ist wirksamer Klimaschutz nicht möglich. Den Protesten von ­Teilen der Landwirtschaft stellt der BN eine positive Vision für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern entgegen.

Foto: Roggenthin

Foto: JBN

LIEBE MITGLIEDER,

Auch 2020 – da sind wir ganz sicher – werden wieder Tausende von Menschen begeistert mit anpacken, damit der BUND Naturschutz das tun kann, was er immer schon getan hat: Quadratmeter für Quadratmeter, Baum für Baum und Kröte für Kröte die Natur unserer wunderschönen bayerischen Heimat r­ etten – mit Kopf, Herz und Gummi­stiefeln. Über eine Million Stunden G ­ emeinwohlarbeit haben unsere ­Ehrenamtlichen 2019 wieder geleistet. In der Amphibienrettung, in der Biotoppflege oder in der Umweltbildung. Auch das ist eine stolze Zahl. Wir ­sagen allen Ehrenamtlichen ein großes, herzliches »Dankeschön«.

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


46 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Im November fand in Nürnberg die Delegiertenversammlung des BUND in Nürnberg statt (siehe auch Seiten 9–11). Turnusgemäß stand die Neuwahl der Vorstandschaft auf der Tagesordnung. Hubert Weiger hatte nicht mehr als Vorsitzender kandidiert – dennoch ist im neugewählten Vorstand der Landesverband Bayern durch Doris Tropper präsent: Die stellvertretende BN-­ Vorsitzende erhielt

NEU IM VORSTAND Auf der Jugendvollversammlung im November hat die Jugendorganisation des BUND Naturschutz (JBN) einen neuen Jugendvertreter in den BN-Landesvorstand gewählt. Moritz Angstwurm löst da­ mit seine Vorgängerin Melanie Albert ab. Sie ist aus persönlichen Gründen vom BN-­ Vorstand zurückgetreten. Der 22-jährige Moritz Angstwurm machte 2016/17 sein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei der Plant-for-the-Planet Foundation. Davor kam er nur wenig mit Umweltthemen in Berührung und setzte sich nicht viel damit auseinander. Am ersten Tag auf einer JBN-Veranstaltung packte ihn aber die Begeisterung für den Umweltschutz. Seitdem engagiert er sich bei der JBN und ist seit 2018 im JBN-Landesvorstand. Dort ist er neben seiner Aufgabe als Jugendvertreter verantwortlich für die Bereiche

von allen gewählten Beisitzerinnen und Beisitzern die meisten Stimmen. BN-Vorsitzender Richard Mergner gratulierte seiner Stellvertreterin und freute sich, »dass Bayern nun weiter mit einer starken und kompetenten Stimme im Bundesvorstand vertreten ist«. Doris Tropper bringt viel Erfahrung im Verband mit: Sie war 25 Jahre lang Kreisvorsitzende in Erlangen und ist seit 1992 Mitglied des Landesvorstandes, seit 1996 als stellvertretende Vorsitzende. Zusätzlich zu ihrem bayerischen Engagement war sie bereits von 2001 bis 2004 als stellvertretende BUND-Vorsitzende auf Bundesebene aktiv. Für ihren jahrzehntelangen Einsatz für Natur- und Umweltschutz wurde sie 2018 mit der Ehrennadel des Bundesverbandes aus­gezeichnet. Besonders am Herzen liegen ihr seit ­jeher die Stärkung des Ehrenamts im Verband, die Umweltbildung und der Einsatz für das Grüne Band Deutschland.

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Bayerischer Jugendring und Nordbayern. Neben seiner Tätigkeit als Landesvorstand studiert Moritz Angstwurm Geografie und Politikwissenschaft in Bamberg.

40 JAHRE GRÜNE IN BAYERN Auf ihrem Landesparteitag, der im Herbst in Lindau stattfand, feierten die bayerischen Grünen das 40-jährige Bestehen ihrer Partei. BN-Vorsitzender Richard Mergner sprach ein Grußwort und bedankte sich bei den Politikerinnen und Politikern für ihre Arbeit im Bereich Natur- und Umweltschutz. Er verwies auf viele Gemeinsamkeiten zwischen Grünen und BN, aber auch auf unterschiedliche Auffassungen.

Foto: GRÜNE Bayern

Foto: Peter Roggenthin

DORIS TROPPER IN BUNDESVORSTAND GEWÄHLT

Als Jubiläumsgeschenk hatte er zwei symbolträchtige Plüschtiere für die Landesvorsitzenden Sigi Hagl und Eike Halit­ zky mitgebracht: einen Biber mit Zähnen, die auch dicke Bretter durchnagen können, und eine Wildkatze mit scharfen Krallen. Außerdem schenkte der BN zur Erinnerung eine stattliche Linde.

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Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 47

TRAUER UM ERICH JÖRG

Foto: BN

Große Bestürzung rief zu Beginn des Jahres die Nachricht vom Tod des Lindauer Kreisvorsitzenden Erich Jörg hervor. Er war über die Weihnachtstage im Alter von 72 Jahren verstorben.

Zu den zwölften Wartweiler Gesprächen hatte der BUND Naturschutz im Oktober in sein Bildungszentrum am Ammersee eingeladen. Gastrednerin war Barbara Scheitz, Inhaberin und Geschäftsführerin der Andechser Molkerei. Sie sprach zum Thema »Bioökonomie – Option für die Zukunft? Biodiversität, Ökolandbau und regionale Klimaentwicklung«. Nach den Vorgaben des Volksbegehrensgesetzes »Rettet die Bienen« muss der Anteil der Ökolandbaufläche in Bayern von derzeit 11 Prozent bis 2030 auf 30 Prozent steigen. Damit das funktioniert, muss auch der Absatz steigen. Verarbeitende Familienbetriebe wie die Andechser Molkerei nehmen hier eine Schlüsselstellung ein. Barbara Scheitz zeigte in ihrem Vortrag auf, wie regionales Handeln

zu mehr Artenschutz und mehr Klimaschutz führt und damit global wirkt. Im Rahmen der Veranstaltung ehrte der BN zudem den Rosenheimer Biologen Dr. Alfred Ringler (im Bild Dritter von rechts) mit der Bayerischen Naturschutzmedaille. Ringler ist Experte für die Auswirkungen der Nutzung auf alpine Ökosysteme und für Biotopvernetzung in der Landschaft. Außerdem ist er Autor mehrerer Bücher. Unter anderem hat sein Buch »Gefährdete Landschaft – Lebensräume auf der Roten Liste« mit Bilderpaaren, fotografiert von genau demselben Standort im Abstand von Jahren oder Jahrzehnten, die die Landschaftsveränderung eindrücklich dokumentieren, große Aufmerksamkeit erregt.

»HALLO, HIER IST DER BN!« »Grüß Gott. Ich rufe Sie im Auftrag des BUND Naturschutz an.« So oder so ähnlich melden sich demnächst nette Damen und Herren bei den BN-Mitgliedern. Grund für die Anrufe ist eine bayernweite Aktion, die der BUND Naturschutz 2020 startet. Der Verband möchte seinen Mitgliedern zum einen für ihre Unterstützung danken und beispielsweise eventuelle Adressänderungen aufnehmen. Zu anderen bittet der BUND Naturschutz seine Mitglieder auch um eine freiwillige Beitragserhöhung. Die Mitgliedsbeiträge sind ein

entscheidender Baustein für die Finanzierung der Arbeit des BN. Sie helfen langfristig zu planen und ermöglichen es dem BUND Naturschutz weiterhin unabhängig von Wirtschaftssponsoring zu bleiben. So können wir gemeinsam weiter Gutes für Natur und Umwelt tun. Schon jetzt herzlichen Dank für die Unterstützung!

Foto: BN

WARTAWEILER GESPRÄCHE

Über 30 Jahre hatte er die Geschicke der Kreisgruppe gelenkt und in dieser Zeit sehr viel bewegt. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass der Landkreis Lindau ohne sein Wirken heute ein anderes Gesicht hätte. Immer wieder hat Erich Jörg gegen den Flächenfraß und für den Erhalt der Kulturlandschaft gekämpft. Aktuellstes Beispiel ist das interkommunale Gewerbegebiet Argental, der Präzedenzfall zur Lockerung des Anbindegebots. Der BN hat hier 2019 Klage eingelegt. Ein echtes Herzensanliegen waren ihm aber auch die Themen Artenschutz und der Schutz der Alpen. Dank seiner Arbeit war die Kreisgruppe Lindau nicht nur sehr gut aufgestellt, sondern genoss im ganzen Verband hohes Ansehen. 1998 war Erich Jörg für seine Verdienste mit der bayerischen Naturschutzmedaille ausgezeichnet worden. Gemäß seinem letzten Willen, wonach es keine öffentliche Trauerfeier geben sollte, nahmen die Aktiven der Kreisgruppe in einer internen Feier von ihrem langjährigen Vorsitzenden Abschied.


48 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Bildung

BILDUNG

Kontakt: Jugend- und Naturschutz­ zentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52/3 99 00 22, birgit.geurden@bund-naturschutz.de

Foto: Johannes Selmannsberger

Foto: Adobe Stock/Reinhold Einsiedler

9. – 10. Mai 2020 Wartaweil

Kontakt: BN Landshut, Tel. 08 71/2 37 48, bnkgla@landshut.org

Sandbiene

Einen anderen Schwerpunkt verfolgt der Fortbildungstag im Walderlebniszentrum Regensburg. Hier gibt es einen Überblick über Lebensraumansprüche von Wildbienen, Hummeln und einigen anderen Insekten wie Schwebfliegen und Wespen. Wie kommen wir von der Artenkenntnis zu eigenständigem Handeln zugunsten unserer heimischen Insekten? Welche Pflanzen bieten Wildbienen oder Schmetterlingen Nahrung? Auch Tipps für die Anlage von Nistmöglichkeiten stehen auf dem Plan. Dazu gibt es Naturerlebnisspiele ebenso wie Literaturtipps für alle, die tiefer einsteigen wollen. Vortragsinput und die Arbeit in Kleingruppen wechseln sich dabei ab.

Damit’s im Garten summt Von der Artenkenntnis zur Eigeninitiative; ein Angebot für Akteure in der Umweltbildung

20. März 2020 Walderlebniszentrum Regensburg-Riegling Kontakt: BN Bildungswerk, Ulli Sacher-­Ley, Tel. 09 41/2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz.de

KINDERGRUPPEN­ LEITER

Foto: Ad ob eS to

Eine JBN-Kindergruppe zu leiten bedeutet, Kindern elementare Erlebnisse zu ermöglichen, die für viele nicht mehr selbstverständlich. Eine JBN-Kindergruppe zu leiten heißt auch Verantwortung zu übernehmen und ­dabei viel über sich selbst zu lernen. ­ Im März startet das zweite Modul der ­Ausbildung.

27. – 29. März 2020 Kloster Plankstetten Kontakt: JBN, Regina Kaufmann, Tel. 0 89/15 98 96 42, kaufmann@jbn.de

NATURPÄDAGOGIK Sie wollen Kindergarten- und Grundschulkindern Naturerlebnisse vermitteln? Spiele und kleine Experimente, Tipps und Infos für Waldtage und Naturaktivitäten vermitteln Ihnen Buchautor und Umweltpädagoge Andi Güthler.

23. April 2020 Naturerlebniszentrum Allgäu Kontakt: NEZ Allgäu, info@NEZ-Allgaeu.de

Schwier

Ausbildung zum zertifizierten Fachberater für Hornissen und Wespen

5. März 2020 Gasthaus Stadler, Vilsheim

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Keine Angst vor Wespen

BIENEN

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Mit einer Reihe von Bildungsangeboten wendet sich das BN-Bildungswerk an Menschen, die zum Schutz von Bienen, Wespen, Hornissen und andere Insekten beitragen wollen. Wer sich dem Schutz der oft gefürchteten, aber auch stark gefährdeten Wespen und Hornissen verpflichtet fühlt, kann sich zum Fachberater für Hornissen und Wespen ausbilden lassen. Danach weiß man sicher mehr über die schwarz-gelben Brummer mit den auffälligen Papiernestern und deren solitär lebende Kollegen. Zudem ist man in der Lage zu beurteilen, welche Möglichkeiten es gibt, ein Nest abzusichern um Konflikte während der kurzen Dauer eines Wespenlebens zu vermeiden.

TERMINE Ohne ihre Bestäubung stünde es schlecht um die Welternährung. Und sie können noch viel mehr: Sie denken, planen, zählen und träumen sogar. Den Neurologen und Bienenforscher Randolf Menzel erstaunen sie nach langjähriger Forschung noch immer. Vortrag von Professor Randolf Menzel

INSEKTEN KENNEN UND SCHÜTZEN

Hornisse

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Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Porträt 49

ARBEITEN FÜR DEN BUND NATURSCHUTZ

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an muss nur wenige Sätze lang Brandy Grüner zuhören, um zu merken, dass die 43-Jährige etwas hat, das sehr hilft, wenn man Menschen für den Umweltschutz gewinnen will: eine warme, eindringliche, nie bedrängende Stimme und absolute Sattelfestigkeit in Sachen Natur- und Umweltschutz. Grüner, die Umweltsystemwissenschaften und Grafikdesign studiert hat, arbeitet seit über zehn Jahren als Werberin für den BUND Naturschutz. Als Teil der verbandsinternen beruflichen Mitgliedergewinnung steht sie am Infostand in der Fußgängerzone oder klingelt an Haustüren, um Menschen einzuladen, den BN zu unterstützen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit Drückerkolonnen-Methoden hat das nichts zu tun, sondern mit der Kunst des kleinen Gesprächs. In aller Kürze muss Brandy Grüner ökologische Brennpunkte umreißen und den Bogen von lokalen zu globalen Problemen spannen und aufzeigen. Ihre gute Ausbildung verleiht ihr Kompetenz, und ihre Liebe zur Natur, die sie seit Kindertagen empfindet, macht sie glaubwürdig und authentisch. Der Erfolg gibt ihr Recht, denn Internet hin, Smartphone her – es ist die persönliche Ansprache, die für steigende Mitgliederzahlen beim BUND Naturschutz sorgt. Mehr als

80 Prozent der Neueintritte gehen auf dieses Konzept zurück. »Natürlich ist es im Werbealltag auch ganz normal, dass Leute abwinken und sagen, für sie sei Umweltschutz kein Thema«, berichtet sie. »Das muss man aushalten. Deswegen zählt jeder Einzelne, der sich beteiligen möchte, sehr viel und ist ganz besonders wertvoll. Denn diese Menschen machen den Einsatz des Verbandes zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen erst möglich.«

ERFOLGE ÜBERZEUGEN Perplex machen sie Menschen, die Klimakrise, Artenschwund und Flächenversiegelung selbst jetzt noch nicht mit dem eigenen Leben in Beziehung setzen. »In den Momenten versteht man, warum wir ökologisch in so einer desaströsen Lage stecken«, so Grüner. Sie versucht in solchen Situationen aufzuzeigen, dass wirksamer Umweltschutz keine Privatangelegenheit ist. Dass es einen Unterschied macht, ob man den eigenen Garten insektenfreundlich gestaltet oder ob man sich zusätzlich einem der schlagkräftigsten Naturschutzverbände anschließt und so die umweltpolitische Lobby stärkt, um wirksam Druck auf Politik und Wirtschaft ausüben zu können. »Oft überzeuge ich Menschen damit, dass wir Erfolge wie das Grüne

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Brandy Grüner ist für den BN unterwegs. Um neue Mitglieder zu gewinnen, geht sie persönlich auf die Menschen zu.

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Band, zahlreiche Artenschutzprojekte und Fortschritte in der Energiewende nur erzielen konnten und können, weil der BUND und ähnliche Akteure Druck ausüben«, sagt Grüner. Die schwierigen Unterhaltungen würden durch wunderbare, positive zwischenmenschliche Begegnungen aufgewogen, wie sie sagt. »Da gibt es so viele besondere Momente und schöne Erinnerungen mit Menschen, die man so vielleicht nie getroffen hätte.« Gespräche mit Menschen, die sich schon immer im Umweltund Naturschutz engagieren wollten und einen selbst mit ihrer Art begeistern. »Ich mache das, weil es mir wichtig ist. Wichtig, das zu schützen, was wir wirklich brauchen und das so weit wie möglich für die Zukunft und die nächsten Generationen zu erhalten.« Um Kraft zu schöpfen, setzt sich Brandy Grüner gerne an ein Flussufer oder geht im Wald spazieren. Dann tut sie nichts außer Beobachten und eben einmal: nicht reden. Margarete Moulin

MEHR INFORMATIONEN Sie interessieren sich für eine Tätigkeit in der Mitgliederwerbung des BUND ­Naturschutz? Mehr Infos finden Sie ­unter: www.bn-marketing.net/jobs


50 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Junge Seite

Was tun nach der ­Schule? Für junge Leute bietet der BUND das Freiwillige Ökologische Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst: 365 Tage lang im Einsatz für die Umwelt, mit viel Zeit, sich auszuprobieren.

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ana begeistert Kinder in einem Wildniscamp für die Schönheit des Bergwalds. Kevin sorgt dafür, dass die Klimabewegung offener wird für Minderheiten. Und Noura organisiert ein Protestcamp gegen den Braunkohleabbau. Alles außer Langeweile: Das bieten die Jobs im ÖkoFreiwilligendienst.

WALDWILDNIS »Einfach mal von zu Hause weg, nach der Schule was Neues ausprobieren, in der Umweltbildung arbeiten: Das waren meine Wünsche für die Zeit nach dem Abi«, erzählt Dana Peschek. Bei der BUNDjugend in Bayern ist die 20-Jährige schon lange aktiv: Mit zwölf war sie Teame­rin im Zeltlager. Später gründete sie eine Jugendgruppe in Untersiemau bei Coburg. Als es mit dem FÖJ losging, war das trotzdem wie ein Sprung ins kalte Wasser. »Mitten im Wald leben, ohne Handyempfang oder Strom in der Hütte, und im Winter zwei Meter Schnee: Schaffe ich das?« Na klar. »Das FÖJ im Nationalpark Bayerischer Wald war eine tolle Erfahrung«, erzählt sie. »Ich war in einem Wildnis­camp stationiert und habe Kinder, aber auch Erwachsene durch den Wald geführt.

JUNGE SEITE

NEUE HORIZONTE Es braucht Zeit, bis man sich das zutraut, doch irgendwann klappt’s.« Was ihr gefallen hat: »Ich durfte viel selbst entscheiden: Obwohl nur Freiwillige, wurde ich wie eine gleichberechtigte Kollegin behandelt.«

STADTVIELFALT Dass das keine Ausnahme ist, bestätigt Kevin Okonkwo. Der 17-Jährige macht sein FÖJ in der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend in Berlin. Dort kümmert er sich um das Projekt »Locals United«, mit dem Ziel, eine gerechte und vielfältige Stadt für alle zu schaffen. »Anfangs hatte ich echt Muffensausen. Doch nach gerade einmal drei Monaten bin ich überrascht, was ich schon alles tun kann: Seminare organisieren, auf andere Organisationen zugehen, bei einer Podiumsdiskussion mitmachen.« Kevin setzt sich dafür ein, dass die Klimabewegung auch Minderheiten einbindet. Dank ihm hat jüngst die Tageszeitung »taz« das Thema der fehlenden Diversität aufgegriffen.

VON A BIS Z Auch Noura Hammouda ist eine Klimaaktivistin: Sie hat die Ortsgruppe von Fridays for Future in Soest gegründet, als sie bei der BUNDjugend NRW

ihren Bundesfreiwilligendienst absolvierte. Nun wurde sie in den Vorstand der BUNDjugend gewählt – das Enga­ge­ment geht also weiter. Über ihr Jahr berichtet sie nur Positives: »Es ist total nice, Projekte von A bis Z zu betreuen. So habe ich einen Workshop zu ›Nachhaltig Weihnachten feiern‹ organisiert und war auch im OrgaTeam des ›Camp for Future‹ gegen den Braunkohleabbau.«

FÖJ UND (Ö)BFD Mehr als hunderttausend junge Deutsche engagieren sich jedes Jahr in einem Freiwilligendienst. Am bekanntesten ist das Freiwillige Soziale Jahr. Seit 1986 gibt es auch ein Freiwilliges Ökologisches Jahr: Hier vermitteln heute 52 Träger bundesweit fast 3000 Plätze pro Jahr. Dazu kommen ca. 1700 Plätze im Bundesfreiwilligendienst mit ökologischem Bezug. Diese grüne Variante steht auch Älteren offen. Im BUND engagieren sich jährlich über 500 Menschen im »BFD«, im Alter von derzeit 17 bis 82 Jahren. Das FÖJ ist dagegen nur für junge Leute zwischen 16 und 26 gedacht, die ihre Schulpflicht erfüllt haben. Los geht das FÖJ im Herbst, mit 180 Euro Taschengeld im Monat sowie freier Unterkunft und


WIR FASTEN FÜRS KLIMA

Foto: Florian Diehl

Auch in diesem Frühjahr ruft die BUND­ jugend wieder zum Klimafasten auf. Was heißt: vom 26. Februar bis 11. April ­eigene Verhaltensmuster zu hinterfragen und einen klimafreundlichen Lebensstil auszuprobieren. Egal, ob du nun sechs ­Wochen ohne Plastik lebst, auf Online-­ Streaming verzichtest, Fleisch- und Tierprodukte von der Rezeptliste streichst oder mit dem Fahrrad zur Uni fährst – e ­s gibt unzählige Möglichkeiten, das Klima zu schützen. Stell dich unserer Fasten-­ Challenge und tausche dich mit Gleich­ gesinnten auf unserem Blog aus, wie es Dir beim Fasten ergeht!

www.bundjugend.de/klimafasten

Verpflegung – oder einer Pauschale dafür, falls die Einsatzstelle das nicht bieten kann. Der BFD kann rund ums Jahr starten, hier variiert das Taschengeld von 200 bis 400 Euro. Zu den Einsatzstellen zählen Naturschutzverbände wie die BUNDjugend, Um­weltzentren, Biobauernhöfe, Forstbehörden oder Forschungs­ labore.

PRÄGENDE ERFAHRUNG Eine der Trägerinnen ist die JBN in Bayern: Hier laufen die Fäden der FÖJ-­Organisation bei Dominik Osbild zusammen. Er räumt mit dem Vorurteil auf, FÖJler würden als billige Arbeitskraft missbraucht. »Ziel ist es, dass die Freiwilligen sich persönlich entwickeln und beruflich orientieren. Wir achten darauf, dass sich die Einsatzstellen dem anpassen.« Ob FÖJ oder BFD, Bildungsseminare zu Umweltthemen gehören dazu: 25 Tage sind dafür eingeplant, die Inhalte kann man sich selbst auswählen. Viele Teilnehmer*innen prägt ihr Dienst so, dass sie sich danach weiter für die Umwelt engagieren. So lief es zum Beispiel bei Martin Geilhufe, der nach dem Abitur ein Jahr in einem Naturschutzzentrum auf einer Hallig im Wattenmeer verbrachte. »Das war

für mich als Großstadtkind eine krasse Naturerfahrung. Am Ende war klar: Daran will ich anschließen.« Erst wurde er bei der BUNDjugend aktiv. Heute ist der 35-Jährige als Landesbeauftragter des BUND Naturschutz für die komplette Facharbeit des BN verantwortlich. »In der Schule und im Studium muss man immer mehr in immer weniger Zeit leisten«, meint er. »Ein FÖJ ist die beste Möglichkeit, mal andere Erfahrungen zu sammeln und seinen Horizont zu erweitern. Das kann ich wirklich allen empfehlen.« Dominik Osbilds Tipp für alle, die sich bewerben wollen: auch nicht ganz so spektakulären Einsatzstellen eine Chance geben! »Viele wollen in den Nationalpark Bayerischer Wald. Doch es gibt auch andere Einrichtungen, wo man in der Natur sein und mit Kindern arbeiten kann.« Empfangen wird man meist mit offenen Armen, erzählt er. »Die Freiwilligkeit gibt dem Ganzen eine Qualität. Die Einsatzstellen wissen: Da kommt jetzt jemand, der richtig Bock hat.« Helge Bendl

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FLYER, BROSCHÜREN, T-SHIRTS Wir sind mit unserem Shop umgezogen. Jetzt ist es noch einfacher ge­worden, unser kostenloses Infomaterial zu bestellen oder herunterzuladen. Auf unserer Seite findest du i­n erster Linie Flyer, Broschüren, Bildungsmaterial und Aufkleber. Aber auch ­Fahnen, T-Shirts, Hoodies, Festivalbändchen und Trinkflaschen kannst du für dich und deine Freund*innen bestellen. Schau doch mal rein:

blog.bundjugend.de/shop

MEHR ZUM THEMA Infos über Einsatzstellen und Tipps zum Bewerben: www.bund.net/bfd und www.foej.de

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52 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

REPARIEREN STATT WEGWERFEN

In Pullach und Grünwald wird nicht mehr so viel weggeworfen wie früher. Denn seit vier Jahren gibt es das Reparatur-Café des BUND Naturschutz. Dort werden auch alte Schätze ­wieder flott gemacht.

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ienstagabend im Werkraum der ­Pullacher Jugendfreizeitstätte: Zwischen bemalten Wänden, vollgestopften Regalen, einer alten Schaufensterpuppe, aus Kartons quellenden Stoffresten, einer beklebten Litfaßsäule, Kübeln, Pinseln und Holzresten richten sich zwei ältere Herren konzentriert ihren Arbeitsplatz an einem Werktisch ein. Eine große Plastikplane wird über die von Farbklecksen übersäte Tischplatte gelegt, der Werkzeugkoffer platziert, das Strommessgerät vorbereitet und starke Arbeitsleuchten auf dem Tisch verteilt. Es sieht ein bisschen aus, als hätten die Herren den Hobbyraum ihrer Enkel annektiert.

Kurz nach »Ladenöffnung« geht es im Repair-Café zu wie im Taubenschlag.

Fotos: Hans-Werner Thürk (2)

MIT RUHIGER HAND Walter Wimmer und Loken Kar sind die ersten Reparateure vor Ort. Die »Medienpräsenz« bringt sie nicht aus der Ruhe. Beide waren schon mit großformatigen Fotos und Artikeln in mehreren Zeitungen vertreten. Denn was sie hier tun, ist erstaunlich: Mit 90 Jahren hält Walter Wimmer den Altersrekord. Trotzdem ist er als ehrenamtlicher Techniker zuverlässig vor Ort, wenn das Reparatur-Café in Pullach oder Grünwald seine Tore öffnet. Mit ruhiger Hand arbeitet er ab, was die Besucher ihm anvertrauen. Gegen ihn ist Loken Kar ein junger Hüpfer, er bringt es erst auf 84 Lenze. Außer in Pullach und Grünwald ar-


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv 53

beitet er noch in weiteren Reparatur-­ Cafés, »weil es zu Hause viel zu langweilig ist.« Nach und nach tauchen immer mehr Männer mit Werkzeugkoffern auf. »So viele ehrenamtliche Handwerker?«, wundere ich mich. »Ja, ja«, meint Walter Wimmer. »Manchmal samma mehr Handwerker ois Besucher!« Das war nur ein Witz, wie sich gleich herausstellen wird. Kaum ist es vier Uhr, tauchen die ersten Gäste auf. Hans-­Werner Thürk, der Initiator des Reparatur-Cafés, fängt sie direkt vorne an der Kaffee- und Kuchenbar ab. Denn: Dass diese Einrichtung ehrenamtlich geführt wird, heißt noch lange nicht, dass es hier unprofessionell zugeht! Auf einem »Laufzettel« notiert Hans-Werner die Namen der Neuankömmlinge, was zur Reparatur mitgebracht wurde und wo genau es hakt. Dann führt er die Besucherinnen in die Werkstatt und vermittelt sie an einen der Reparateure. Je turbulenter und voller es in der Werkstatt wird, desto mehr wird auf Zuruf gearbeitet: »Eine Stichsäge! Wer kann das übernehmen?« Und: »Walter, kannst du hartlöten?« »Ein Blutdruckmesser geht nicht mehr. Wer möchte das machen?« Und zur Besucherin gewandt: »Ham Sie a bisserl Zeit?« Etwa eine dreiviertel Stunde nach »Ladenöffnung« geht es in dem Werkraum zu wie im Taubenschlag. Ruhe kehrt immer nur dort ein, wo Hilfesuchende »ihren« Reparateur gefunden haben. Dann sitzen sie ganz still, fast andächtig auf ihrem kleinen Schemel neben den konzentriert arbeitenden Männern und versuchen, möglichst nicht zu stören. Respektvoll schauen sie zu, wie diese aufschrauben, hinund herdrehen, Messgeräte anhalten, Kabel austauschen. Zu sehen, welche Schätze die Menschen hier zur Reparatur bringen, ist in unserer Wegwerfzeit ein Riesenvergnügen: Eine große Lampe aus den 1960er- oder 70er-Jahren, einen CD-Walkman, einen ­alten Verstärker, ein elektrisches Feuerwehrauto, einen Kassettenrecorder, ein altes Radio. Manche Besucher gehen schon nach zehn bis fünfzehn Minuten zufrie-

Walter Wimmer (re.) hält den ­Altersrekord unter den Reparateuren.

den wieder nach Hause. Andere sitzen den halben Abend über mit einem besonders komplizierten Fall bei ihrem Handwerker. Hat sich einer der Techniker erst einmal an einem Teil festgebissen, dann will er das Problem auch lösen. Hans-Werner Thürk möchte dagegen sicherstellen, dass alle Besucher möglichst schnell drankommen und so den Durchlauf erhöhen. Da treffen Tüftler- und Organisator-­ Seele aufeinander.

RATSCHEN IST GRATIS Wer aus der Werkstatt kommt, ist meist glücklich: »Jetzt bin i platt!«, sagt die Frau mit dem CD-Walkman. »Alle ham g’sagt, den kannst wegschmeiß’n.« Und jetzt geht er wieder, der CD-Spieler »mit dem tollen Klang«. Viele bleiben dann noch am Tresen vorne stehen. Denn Kontakt und einen netten Ratsch gibt es hier gratis, genau wie den Reparatur-Service selbst. Wolfgang Türckheim hält heute die Stellung hier vorne. Eigentlich ist er der Fahrradmann. Einer der Jüngeren hier, dachte ich. Nun ja, er ist 80. Weil im Winter aber kaum defekte Räder gebracht werden, hat er heute Zeit. Eigentlich ist das der Wirkungsbereich von Hans-Werners Frau Fumiko, die heute aber wegen Krankheit ausfällt. Mit Brezen, Obst und

Blechkuchen hält er die Reparateure bei Laune. Und natürlich mit »Kurtis« frisch gebackener Spezialität, die fast nie fehlt: ägyptische Baklava. Fair gehandelten Kaffee dazu liefert ein Vollautomat, der Wolfgang heute noch manche Sorge bereiten wird. O-Ton: »Wenn die wichtigen Damen nicht da sind, kollabiert hier das System!« Zum Glück unterstützt ihn Irmi, die zu diesem Job gekommen ist wie die »Jungfrau zum Kind«, wie sie selbst sagt. Ursprünglich war sie nur Besucherin im Reparatur-Café. Man bleibt einfach leicht hängen hier …

ZWEI DRITTEL WIEDER INTAKT Nach »Ladenschluss« wird die Mannschaft heute noch das vierjährige Bestehen des Reparatur-Cafés Pullach feiern. Und dank Hans-Werners Buchführung wissen die BN-Aktiven ziemlich genau, was sie der Welt in den vergangenen Jahren an Elektroschrott und Ressourcenverbrauch erspart haben: Etwa 700 Geräte und Fahrräder landeten in den vier Jahren in der Werkstatt, etwa zwei Drittel davon haben sie intakt wieder verlassen. Da hofft man doch, dass die Herren in Pullach noch lange mit Spaß und Hingabe »schrauben« – und der Nachwuchs nie ausgeht! Heidi Tiefenthaler


54 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Schaukeln zur Eröffnung (vo.li.): BN-Vorsitzender Richard Mergner, Projektleiter Uwe Reuter, Prälat Günther Mandl und Pfarrer Klaus Göpfert.

KREISGRUPPE ALTÖTTING

MIT HERZ, KOPF UND GUMMISTIEFELN Natur hautnah erleben — das ist jetzt im Gries zwischen Alt- und Neuötting möglich. Dort hat die Kreisgruppe Altötting im September einen einzigartigen Naturlehrpfad eröffnet.

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er »Naturerlebnispfad« geht auf eine Idee von Altöttings Altbürgermeister und BN-Mitglied Richard Antwerpen zurück und wurde 2017 genehmigt. Das BN-Motto »Umwelt erleben — mit Herz, Kopf und Gummistiefeln« wird dort beispielhaft umgesetzt. An den elf Stationen lässt sich die Umwelt mit allen Sinnen erfahren: So kann man an der Filter­ station ausprobieren, wie schnell Wasser durch verschiedene Bodenschichten sickert und wie eine Archimedische Schraube funktioniert. Das Bodensehfenster gewährt einen Einblick in die Welt unter der Oberfläche und am Hör-Baum gibt es eine Höhle, in der es nagt, klopft und summt. Jede Station hat neben Infotafeln auch eine Vorlesetafel für die jüngsten Besucher des Naturerleb-

nispfads. Seit Beginn des Projekts hat die BN-­Kreisgruppe dort rund 70 000 Euro und unzählige ehrenamtlichen Arbeitsstunden investiert. Hinzu kamen Partizipationsprojekte: Schüler der Berufs­ schule errichteten den Bodensehsteg und Schü­ lerinnen und Schüler des Maria-­ Ward-­­Gymnasiums gestalteten die Tot­ holz­ station. Unterstützung kam auch­ von Teilnehmern des Bundesfreiwilligendienstes. 70 Prozent der Kosten finanzierte das bayerische Umweltministerium, weitere Fördermittel kamen von der Volks- und Raiffeisenbank und den Städten Altötting und Neuötting. Seit Jahresbeginn kümmert sich der Bauhof der Stadt Altötting um den Erhalt des Lehrpfades. Annemarie Räder (as)

Zwie­belmarkt hatten im Oktober 2019 die Fledermäuse Quartier bezogen — am Infostand, den die BN-Ortsgruppe dort für das Marktwochenende aufgestellt hatte. Interessierte Besucher konnten vorgefertigte Fledermauskästen zusammenbauen und mit nach Hause nehmen. Auch Nisthilfen für Schwalben und Infos zu heimischen Vogel- und Pflanzenarten waren im Angebot und wurden gut angenommen. Die Aktion war eine gelungene Premiere für die im Frühjahr letzten Jahres neu gewählte Vorstandschaft um Vorsitzende Ursula Gomringer. Auch für dieses Jahr haben sich die Beilngrieser BN-Aktiven viel vorgenommen und bereits Termine bis in den September geplant.

Foto: Petra Zollitsch

Foto: Wolfgang Hege

IM KASTEN: Auf dem Beilngrieser

AUSGEZEICHNET: Für sein Engagement im BN erhielt Dr. Eberhard Sening, der Vorsitzende der Ortsgruppe Dießen am Ammersee, im November das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt. Die Auszeichnung gibt es seit 1994. Seit diesem Jahr leitet Sening die BN-­Ortsgruppe. Der promovierte Biologe setzt sich für den Erhalt der Natur am Ammersee und an der Ammer ein und war an der Gründung der Ammer-Allianz beteiligt. Im Dezember 2019 feierte Eberhard Sening seinen 85. Geburtstag und zählt damit wohl zu den ältesten Vorsitzenden im BN. IHRE ANSPRECHPARTNER Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken 55

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN MÜLLSAMMELN: Drei Schulen, 230

Bis zu acht Metern breit und asphaltiert ziehen sich die neuen landwirtschaftlichen Wege durch die Landschaft.

KREISGRUPPE NEUSTADT/AISCH-BAD WINDSHEIM

IMMER MEHR HIGHWAYS DURCH FELD UND FLUR Wegen der größeren Maschinen werden viele landwirtschaftliche Wege zurzeit auf eine Breite von bis zu acht Metern ausgebaut. Der BN kritisiert diesen Flächenverbrauch.

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iele Kommunen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim schließen sich derzeit zusammen, um mit Fördergeldern ein landwirtschaftliches »Kernwegenetz« zu bauen. Zu den dreieinhalb Meter breiten, meist asphaltierten Fahrbahnen kommen Bankette, Begleitgrün und Gräben hinzu. So kann ein regelrechter Highway in der Flur entstehen mit einer Gesamtbreite von etwa acht Metern. Aus naturschutzfachlicher Sicht sei diese Versiegelung abzulehnen, so der BUND Naturschutz in seiner Stellungnahme zu einer aktuellen Planung im Landkreis Neustadt a.d. Aisch. Spurwege oder Wege mit wassergebun-

dener Decke seien der geringere Eingriff. Überdies sei die Zerschneidung und Störung der Lebensräume zu betrachten. Der BN fordert, das gesamte landschaftliche Umfeld – etwa Natura-­2000Gebiete oder wasserführende Gräben – bei der Bewertung der Eingriffsschwere von Wegebaumaßnahmen miteinzubeziehen. Außerdem sollte nicht nur eine »graue«, sondern auch eine »grüne Infrastruktur«, in Form von Hecken, Baumreihen und extensiven Randstreifen gefördert werden, um biotopverbindende Strukturen zu schaffen. Karin Eigenthaler (ht)

EHRUNG: Der BN setzt sich dafür ein, die Fürther Kirchweih nachhaltiger zu gestalten. Die Kreisgruppe Fürth-Stadt schlägt vor, künftig Einweggeschirr zu verbieten, mehr Biospeisen anzubieten, Flurschäden im Landschaftsschutzgebiet zu verhindern und das Feuerwerk im geschützten Talgrund durch ein weniger schädliches Event zu ersetzen.

ERFOLG: Bei Hormersdorf wird es kein neues Gewerbegebiet an der A 9 geben. Es sollte dort mit Tankstelle und ohne Anbindung an den Ort gebaut werden, obwohl es an der Autobahn in beiden Richtungen in weniger als zehn Kilometern eine Tankstelle gibt. Es drohten 5,3 Hektar Flächenverbrauch, ein Teil davon sogar im Landschaftsschutzgebiet. Das Vorhaben konnte dank frühzeitigem Bürgerengagement (im Bild eine Protestaktion) und mit BN-Unterstützung im Keim erstickt werden.

Foto: Bernd Bitterlich

Foto: Karin Eigenthaler

Schüler, 15 Lehrer, einige Eltern und fünf BN-­ Aktive waren nach Beendigung der Vegetationszeit 2,5 Stunden in Schwabach unterwegs, um Müll einzusammeln. Die gesammelte Müllmenge war eindrucksvoll, besonders auch der ZehnLiter-­­Eimer mit Zigarettenstummeln.

IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Foto: H. Kattenbeck

56 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken

Mit 2000 Unterschriften stoppte das ­Aktions­bündnis ein Gewerbegebiet im Wiesenttal.

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN INTEGRATIV: Ende September 2019 hat die integrative Gartengruppe von BN und der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) Bamberg den Saisonabschluss auf dem Mutzershof gefeiert. Die Gruppe von Menschen mit und ohne Handicap hatte sich seit dem Frühjahr mehrmals getroffen, um Kartoffeln anzubauen, ein Heilkräuterbeet anzulegen und ein Hochbeet aus Paletten zu errichten. Das Gruppenangebot ist Teil des Bildungsprojekts »Vom Acker auf den Teller«, das der BN gemeinsam mit der Solawi Bamberg durchführt.

KREISGRUPPE FORCHHEIM

Foto: Christine Hertrich

ERFOLG FÜR DIE NATUR: KEIN BAYWA-BAU IM WIESENTTAL Ein Bündnis um den BUND Naturschutz hat per Bürgerbegehren ein Gewerbegebiet bei Sigritzau verhindert.

VOGELHAUS: Die BN-Ortsgruppe Neun­

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nde November 2019 hat der Stadtrat von Forchheim entschieden, die Planungen für ein Gewerbegebiet bei Sig­ ritzau nicht weiter zu verfolgen, nachdem das vom BN initiierte Aktions­ bündnis »Pro Wiesenttal« mehr als 2000 ­Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt hatte. Zuvor hatte der Stadtrat im Juli 2019 überraschend angekündigt, ein ökologisch wertvolles Gelände mit malerischer Aussicht auf den berühmten Hausberg der Fränkischen Schweiz, das »Walberla«, zur Bebauung mit einem großen Standort der Baywa freizugeben. Zugrunde lag ein »Deal«: Die Baywa räumt ihren bisherigen Standort für einen Erweiterungsbau der Firma Siemens

Health­ ineers und bekommt dafür das Baurecht bei Sigritzau. Dem Eindringen von Gewerbebauten in das vordere Wiesenttal wären damit Tür und Tor geöffnet worden. Es war Eile geboten, nur ein Bürgerbegehren konnte noch helfen. Noch im Juli wurde in der Geschäftsstelle des BN auf Einladung von BN-Vorsitzenden Dr. Ulrich Buchholz das Aktionsbündnis »Pro Wiesenttal« gegen die Bebauungspläne bei Sigritzau gegründet und das Begehren beschlossen. Neben dem BUND Natur­ schutz waren die BIWO (Bürgerinitiative Wiesenttal ohne Ostspange), die Stadtund Kreisgrünen sowie mehrere Privatpersonen mit von der Partie. Georg Schütz/Friedrich Oehme (ht)

kirchen am Brand hat in einer gemeinschaftlichen Aktion von Gemeinde, Bayernwerk, Bauhof sowie ortsansässigen Unternehmen, Familien und Kinderbetreuungseinrichtungen ein Trafohaus zu einer Heimat für Fledermäuse, Vögel und Insekten umgebaut. Fledermauskästen und Insektenhotels wurden an der Fassade angebracht. Im Frühjahr sollen noch Mauerseglerkästen aufgehängt werden. Und im Sommer summt, brummt und flattert es dann hoffentlich zur Freude für Mensch und Tier. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben 57

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Die alten Alleebäume am Bäumlesgraben sind Lebensraum des J ­ uchtenkäfers (Osmoderma eremita).

KREISGRUPPE DONAU-RIES

EREMIT IN ALTEN BÄUMEN Durch »Stuttgart 21« wurde der Juchtenkäfer, auch Eremit genannt, bundesweit berühmt. In Nördlingen ist das bis zu vier Zenti­meter große Insekt aus der Familie der R ­ osenkäfer ebenfalls zu Hause.

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as konnte ein Projekt der Kreisgruppe Donau-Ries des BUND Naturschutz in Kooperation mit dem Rieser Naturschutzverein und der Heideallianz jetzt nachweisen. Die Ergebnisse wurden im Dezember 2019 vorgestellt. Eigentlich ist es gar nicht schwer, dem Eremiten zu helfen: Sein Lebensraum sind große, alte Laubbäume. Dort leben die genügsamen Käfer in Baumhöhlen, die sie oft ihr ganzes Leben lang nicht verlassen. Da derartige Bäume aber heutzutage in Wäldern, Gärten und Parkanlagen rar geworden sind, ist auch der Juchtenkäfer auf der Roten Liste der bedrohten Arten gelandet. Im Rahmen einer mit Mitteln der »Glücksspirale« finanzierten Kartierung in alten Laubbäumen in Nördlingen konnte

der Käfer nun seit 30 Jahren erstmals wieder im Regierungsbezirk Schwaben nachgewiesen werden. Die vom BN für das Projekt beauftragte Biologin und ­Käferspezialistin Andrea Jarzabek-Müller untersuchte 2019 im Nördlinger Stadtgebiet von April bis August etwa 40 Bäume auf entsprechende Vorkommen und fand 17 Exemplare des Eremiten. In Nördlingen erstellen die Naturschützer nun in Zusammenarbeit mit der Stadt ein Konzept für den Erhalt und die Förderung alter Bäume. Damit eigentlich anspruchslose Arten wie der Juchtenkäfer aber wieder aus der Roten Liste gestrichen werden können, bräuchte es viel mehr Naturwaldreservate und viel mehr Baumschutz im Siedlungsbereich. Thomas Frey (as)

Skigebiets Grasgehren am Riedberger Horn wäre fast ein alpines Hochlagenmoor zum Opfer gefallen: Im Grasgehrenkessel war ein 26 000 Quadratmeter großes Speicherbecken für Schneekanonen geplant. Nachdem das Landratsamt Ober­allgäu das Becken genehmigt hatte, klagte der BN dagegen. Daraufhin änderte die Betreibergesellschaft ihre Pläne und will nun vor allem die bestehenden Anlagen erhalten. Das Landratsamt zog darauf im Oktober 2019 die Genehmigung für das Speicherbecken zurück. Nun suchen die Betreiber im Dialog mit den Naturschützern nach einer Lösung.

Foto: Petra Hoeß/FABION/abfallbild.de

Foto: Heidi Källner

MOOR GERETTET: Dem Ausbau des

UNGEWISSES

SCHICKSAL: Was pas­siert mit dem Plastikmüll in den Gelben Säcken? Das erfragte die BN-Kreisgruppe Lindau im Herbst beim örtlichen Abfallzweckverband. Die Auskunft war unvollständig: Der Plastikmüll geht zu einer Entsorgungsanlage am Münchner Flughafen. Dort wird er sortiert, gepresst und zu Verwertungsanlagen in Deutschland und Italien transportiert. Wie es von dort aus weitergeht, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen. Nach Angaben der Entsorgungsfirma liegt der Recycling-Anteil deutlich über den von der Verpackungs­ verordnung geforderten 50 Prozent, der Rest wird verbrannt. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: BN-Kreisgruppe Würzburg

UNTERSTÜTZUNG:

Schmerzhafter Einschnitt: Fast vier Hektar Wald wurden für die E ­ rweiterung des Thüngherseimer Steinbruchs gerodet.

KREISGRUPPE WÜRZBURG

RECHTSBRÜCHE IM STEINBRUCH?

Seit Sommer 2018 hat der BN auch im Landkreis Bad Kissingen eine Gebietsbetreuerin: Dr. Simone Hepp kümmert sich vor allem um den Sinngrund und die Schwarzen Berge. Sie hat unter anderem erreicht, dass dort die Bekämpfung der Staudenlupine vorangetrieben wird. Ein besonderes Anliegen ist ihr der direkte Kontakt mit den Landwirten als Gestalter der freien Landschaft.

JUBILÄUM: Ende November 2019 feierte die Ortsgruppe Zell ihr 35-jähriges Bestehen. Schwerpunkte ihres Engagements waren unter anderem die Sicherung der immer wieder bedrohten Trinkwasserquellen, eine breit gefächerte Jugendarbeit und vielfältige Initiativen für eine nachhaltige Gemeindeentwicklung.

RUHESTAND: Mitte Dezember 2019

N

achdem die Kreisgruppe des BUND Naturschutz im November den sofortigen Stopp der Grundwassernutzung und Schutzmaßnahmen gefordert hatte, haben die Behörden kurz darauf reagiert. Das Grundwasser soll nun geschützt werden. Dafür muss unter anderem ein »Pumpen­ sumpf«, in dem Niederschlagswasser gesammelt wird, abgedichtet werden. Er reicht bis ins Grundwasser, sodass dieses sensible Schutzgebiet jederzeit schwer geschädigt hätte werden können. Die Behörden hatten offenbar auf jegliche Überprüfung verzichtet. Erst nach dem Engagement der Kreisgruppe Würzburg hat

die Behörde nun einen nachhaltigen Schutz des Grundwassers zugesagt. Völlig unverständlich ist für den BN, warum die zuständigen Behörden die Rodungen für die Erweiterung des Steinbruchs nicht stoppten. Der Betreiber hat im November 2019 fast vier Hektar Wald in der ohnehin waldarmen Verdichtungsregion um Würzburg gerodet. Nach Einschätzung des BN wurde dabei nicht nur gegen Naturschutzrecht verstoßen, auch die artenschutzrechtliche Prüfung war mangelhaft und nicht mehr aktuell. Insgesamt mussten dem Steinbruch inzwischen knapp zehn Hektar Wald weichen. Steffen Jodl/Helmut Schultheiß (ht)

hat die Kreisgruppe Kitzingen Klaus Petter als langjährigen Geschäftsführer in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Mit breitem Fachwissen und viel Engagement hat er den Natur- und Artenschutz im Landkreis wesentlich mitgeprägt und 2011 auf der »Kleinen Gartenschau« in Kitzingen zahlreiche Besucher für den Erhalt der Biodiversität vor Ort begeistert.

Foto: Elke Petters

Der Steinbruch bei Thüngersheim hält den ­ BN Würzburg in Atem: Im November wurden dort vier Hektar Wald gerodet – vermutlich rechtswidrig. Außerdem wusch der Betreiber offenbar seit vielen Jahren ohne Genehmigung Schotter mit Grundwasser.

IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Helmut Schultheiß Tel. 0 91 23 /9 99 57-13 helmut.schultheiss@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz 59

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Peter Zahn/BN

WACHSTUMSPAUSE: Angesichts vie-

Protestaktion des BN Amberg-Sulzbach gegen den Bau eines Fahrübungsplatzes

KREISGRUPPE AMBERG-SULZBACH

ZU HOHER FLÄCHENVERBRAUCH

ler Pläne zur Ausweisung von Baugebieten in der Region bei gleichzeitig immer stärker wachsenden Verkehrsproblemen hat der BN Regensburg Ende Oktober eine Wachstumspause gefordert. Alle Ressourcen sollten in den nächsten Jahren darauf verwendet werden, umweltfreundliche Verkehrsmittel attraktiv und leistungsfähig zu machen.

JUBILÄUM: Mitte November feierte die BN-Ortsgruppe Waldthurn ihr 30-jähriges Bestehen. Der in Waldthurn aufgewachsene Künstler Hans Malzer beschenkte seinen Heimatort aus diesem Anlass mit sieben Kunstwerken, die den Sonnengesang des Heiligen Franziskus von Assisi künstlerisch umsetzen und in einer vom BN betreuten Streuobstwiese als Skulpturenweg aufgestellt wurden.

S

o ist für den Bau eines Fahrübungsplatzes der Bereitschaftspolizei am Stadtrand von Sulzbach-Rosenberg die Rodung von rund vier Hektar Wald vorgesehen. Und dies, obwohl auch im nahen Kümmersbruck eine ähnliche Anlage der Bundeswehr geplant ist, die gemeinsam genutzt werden könnte. Bei einer Protestaktion Anfang Dezember bekräftigte Peter Zahn, Vorsitzender der BN-­Kreisgruppe Amberg-Sulzbach, seine Auffassung, dass solche Pläne angesichts der geltenden Ziele zu Flächensparen, Treibhausgasreduktion und Ressourcenschonung ein Unding seien. Sorgen bereiten dem BUND Naturschutz auch die Planungen für großflächi-

gen Sandabbau in Ebermannsdorf sowie für neue Gewerbegebiete mit rund 30 Hektar Flächenverbrauch. Diese Eingriffe sollen im Staatswald erfolgen, was der BN aus Gründen der Walderhaltung ablehnt. In vielen anderen Landkreisen Bayerns ist die Situation ähnlich. Deshalb fordert der BN Amberg-Sulzbach, auch angesichts weiterer Bauflächenplanungen in und um Amberg von Staat und Kommunen, den Lippenbekenntnissen nun Anstrengungen für eine erhebliche Verringerung des Flächenverbrauchs folgen zu lassen. Reinhard Scheuerlein (ht)

Foto: Wolfgang Willner

Aktuelle Planungen im Landkreis Amberg-­ Sulzbach laufen dem erklärten Ziel der Staatsregierung zuwider, den Flächenverbrauch ­deutlich zu reduzieren. Auch große Waldbe­ stände sollen geopfert werden.

ERFOLG: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München hat Anfang Oktober bereits erteilte Abschussgenehmigungen für Biber am Eixendorfer Stausee für rechtswidrig erklärt und damit die Rechtsauffassung des BN bestätigt. Der Grund: Es waren keine anderweitigen Lösungen geprüft worden. Für zwei Jungtiere und einen erwachsenen Stauseebiber kam die Gerichtsentscheidung leider zu spät. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


60 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Foto: Manfred Röslmeier

AUS FÜR GLEISLHOF: Obwohl es in

Trockene Seige im Königsauer Moos: Der Torfboden kann kein Wasser mehr aufnehmen.

KREISGRUPPE DINGOLFING-LANDAU

ZWISCHEN HOFFEN UND BANGEN

Gleislhof am Rande Riedenburgs noch unbebaute Parzellen gibt, wollte die Stadt die Siedlung aus den 70er Jahren um 3,8 Hektar in den Naturpark Altmühltal hinein erweitern. Nach massivem Protest von Anwohnern und der BN-Kreisgruppe Kelheim wurde das Vorhaben 2019 zunächst halbiert und Ende des Jahres eingestellt. Ein großer Erfolg für den Natur- und Artenschutz! Für seltene Schmetterlingsarten wie den Zahnflügelbläuling (Polyommatus daphnis, siehe Foto) bleibt nun Lebensraum erhalten. Bei der Bewertung des Artenreichtums in dem Gebiet wurde die Kreisgruppe unterstützt von den Naturfotografen und Insektenspezialisten Robert Hirmer und Wolfgang Willner, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Freising.

D

amit sollen besonders die Bedingungen für bedrohte Wiesenbrüter wie Großer Brachvogel und Kiebitz im Moos wieder verbessert werden, deren Bruterfolge in den vergangenen Jahren gegen Null gingen. Das Königsauer Moos im Landkreis Dingolfing-Landau ist Teil einer Kette von Niedermooren im Unteren Isartal und als Vogel- und FFH-Schutzgebiet ausgewiesen. Ein Drittel der niederbayerischen Brachvögel brütet hier. Doch das Gebiet steht durch Torfabbau, Landwirtschaft, Gewerbe- und Freizeitnutzung unter Druck. Seit langem warnen Naturschützer vor einem Trockenfallen des Mooses und den ökologischen Folgen. Ein erster Versuch, die Austrocknung zu stoppen, scheiterte vor 15 Jahren am Widerstand der Grundbesitzer. Stattdessen

setzte der Landkreis auf Flächenankäufe und Naturschutzprogramme. Nach den Hitzesommern der vergangenen beiden Jahre kam das böse Erwachen: Inzwischen ist der Grundwasserspiegel so stark abgesunken, dass die verbliebene Torfschicht trocken fällt und mineralisiert. Dadurch wird sie zu einem wasserabweisenden Substrat, das auch kein Regenwasser mehr aufnimmt. Kleinnager haben die Biotope übernommen. Sie ziehen Beutejäger wie Füchse, Marder oder Wiesel an, die sich über Eier und Jungvögel der Wiesenbrüter hermachen. Mit seinem Programm zur Wiedervernässung zieht der Kreistag nun die Notbremse. Bleibt zu hoffen, dass er es diesmal auch erfolgreich umsetzen kann. Franz Anneser (as)

Foto: Robert Hirmer

Das von Austrocknung bedrohte Königsauer Moos soll wieder vernässt werden. Ein ent­ sprechendes Programm hat der Kreistag des Landkreises Dingolfing-Landau im Oktober 2019 einstimmig beschlossen.

KLIMA-KOMMUNE: Die Kreisgruppe Deggendorf des BN kooperiert beim Klimaschutz mit »Fridays for Future« und weiteren Gruppen. Bis Februar will die Initiative für Gemeinden und Landkreis Klimaschutzziele erarbeiten. Ein Treffen im November ergab bereits einige Forderungen, so einen Stundentakt und ein Verbundticket für den öffentlichen Nahverkehr, zudem ein gut ausgebautes Radwegenetz sowie Klimaneutrailtät des Landkreises bis 2050. Die Forderungen will die Initiative nun in einer Podiumsdiskussion mit den im Kommunalwahlkampf antretenden Parteien erörtern. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 61

BUCHTIPPS

Susanne Foitzik/Olaf Fritsche 22 Euro, Rowohlt

VOM WERDEN UND VERGEHEN Beatrice Voigt (Hrsg.) unter Mitwirkung der Universität für Bodenkultur Wien und der Staatlichen Naturwissen­ schaftlichen Sammlungen­ Bayern 48 Euro

Welt im Wandel Was können wir einer »Welt im Ungleichgewicht« entgegensetzen? W ­ elche Ideen und Konzepte sind geeignet, instabilen Phasen, unwägbaren Einflüssen und turbulenten Strömungen angemessen zu begegnen? Welche Denkund Verhaltensformen ermöglichen einen offenen Dialog angesichts kultureller Bedingtheit von Werthaltungen? Und schließlich: Was be­deutet eine »Welt im ständigen Wandel« für eine ethische Fundierung menschlichen Handelns? Der künstlerisch gestaltete Band dokumentiert und reflektiert das gleichnamige Symposium, das im Dezember 2017 in Partnerschaft mit den Staatlichen ­Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) in der Botanischen Staats­sammlung München stattfand. Die Publikation umfasst 36 Textbeiträge namhafter Autoren mit mehr als 300 Abbildungen und grafischen Darstellungen.

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SÜDALBANIENRUNDREISE

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18. Mai – 4. Juni 2020 Albanien, Nord-Mazedonien Albanien – ein in vieler ­Hinsicht noch ursprüng­ liches Land erwacht. Ent­ decken Sie auf dieser

Bus-Rundreise mit vielen Wanderungen die Schönheit dieses Landes. Sie erkunden auch die Vjosa, den ­letzten noch unverbauten Wildfluss in Europa. Ein ­Abstecher führt ans Grüne Band und zum Ohridsee nach Nord-Mazedonien.

Foto: Harry Karpp

Das verborgene Leben der Ameisen

BUND-REISEN

MAGISCHER CHIEMGAU 27. Juni – 4. Juli 2020 Deutschland Der Chiemgau ist eine der vielfältigsten und inspirierendsten Regionen im ­Alpenraum. Aktivitäten, die Herz und Seele für Natur

TRANSSIBIRISCHE EISENBAHN Winter 2021, Russland Bei dieser außergewöhnlichen Reise legen die Teilnehmer die 15 000 Kilo­ meter lange Strecke von Berlin zum Baikalsee und ­retour ausschließlich mit der Eisenbahn zurück. Die einmalige Stimmung am Baikalsee, die Weite und die

und Wildnis öffnen, sowie Wanderungen durch die Berg­landschaft werden unsere Sinne schärfen. Auf der Nattersbergalm, einer idyllischen und am Rande eines Hochplateaus gelegenen, bewirtschafteten Almhütte nahe Reit im Winkl beziehen wir unser Quartier.

Foto: N. Odobescu/C.Grosse

WELTMACHT AUF SECHS BEINEN

Heimliche Weltmacht Ameisen sind praktisch überall. Sie sind überaus zahlreich: Weltweit könnten es rund 10 Billiarden sein – auf jeden Menschen kämen dann mehr als eine Million Ameisen. Und sie sind artenreich: 16 000 Ameisenarten kennen ­ wir bislang, wohl längst noch nicht alle. Über die heimlichen Herrscherinnen der Erde (Ameisen l­eben im Matriarchat) hat die Ameisenforscherin Susanne ­Foitzik mit dem Journalisten Olaf Fritsche ein faszinierendes Buch geschrieben. Darin zieht sie manche Parallele zu uns Menschen, etwa dass Ameisen arbeitsteilig und in Staaten zusammenleben, Nutztiere halten und Landwirtschaft treiben. Gekonnt und detailreich erzählt sie, was Ameisen so ungemein erfolgreich macht, und schildert gewaltige Beute­ züge, Sklavenhaltung und Pilz­ gärten. Bis zur letzten Seite ein spannendes Lesestück!

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62 Natur +Umwelt 1 | 20 ›  SERVICE ›  Leserbriefe

LESERBRIEFE WALDSTERBEN Zum Beitrag »Wald in Not« im Titelthema »Klimaschutz jetzt!« in N+U 4/2019: Ein wesentlicher Aspekt des Waldsterbens: der über Jahrzehnte hinweg überhöhte Rehwildbestand. Durch diesen nicht angepassten Bestand wurde dem Wald ein Teil seiner Nahrungsgrundlage über die Ernährung der Rehe entnommen. Jeder, der Ackerbau betreibt, weiß um die Bedeutung von Gründüngung und zurückgelassener Wurzelmasse für den Humusaufbau, und die direkte Düngewirkung durch die Zersetzung der organischen Masse. Und genau dies ist ein wesentlicher Faktor, welcher unseren Wäldern zum Überleben fehlt. Die Jäger betrachten den Wald als Rehweide, in welcher unbegrenzt Aufwuchs zur Ernährung des Wildes entnommen werden kann. In früheren Zeiten war mehr Lebensraum durch extensiv bewirtschaftetes, nicht gedüngtes Dauergrünland vorhanden. Die Rehe ziehen sich durch diesen Wegfall in den Wald mit ihrer Äsung zurück und schädigen diesen existenzbedrohend. Die Folge ist weniger Humusaufbau für den Waldboden und Mangelversorgung der Bäume mit Nährstoffen, diese reagieren mit Vitalitätsverlust und ­Anfälligkeit gegenüber Trockenheit und hieraus resultierenden verminderten Abwehrkräften gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Ein gut mit Humus versorgter Waldboden mit hoher Hu­ musauflage kann große Wassermengen speichern und dem Wald somit helfen Trockenperioden ohne Schaden zu überstehen. Ein weiterer Aspekt ist die Waldverjüngung. Hier ist ein hoher Rehwildbestand ein Ausschlussgrund für eine artenreiche Waldbegründung, denn das Rehwild verbeißt selektiv und verhindert außerdem die Diversität der autochthonen Verjüngung. In der Vergangenheit hat man sich mit Einzäunungen geholfen, diese müssten über einen angepassten Rehwildbestand jedoch in Zukunft überflüssig werden. Die Natur hat in der Vergangenheit über die Existenz des Wolfes für ein Gleichgewicht gesorgt. Nachdem dieser ausgerottet wurde, entstand diese Massenpopulation und die Gefährdung unseres Waldes.

sämtliche Dienstreisen ihrer Beschäftigten. Auch Emissionen, die durch die Produktion der Kataloge und Werbemittel, den Post- und Paketversand sowie dem Geschäftspapier- und Heizungsenergieverbrauch entstehen, werden ausgeglichen. Dieses Unternehmen und die dort buchenden Reiseteilnehmer schützen das Klima (zweitbeste Möglichkeit) durch die CO2-Kompensation. Das Unternehmen sieht darin keinen »Ablasshandel«, sondern den einzigen Weg, zu reisen ohne das Klima zusätzlich zu belasten. Indem durch die Investition in ein Klimaschutzprojekt an anderer Stelle dieselbe Menge CO2 tatsächlich eingespart wird, wird der Treibhausgasausstoß der An- und Rundreise per Saldo kompensiert. Beispiel: In Madagaskar wird die Herstellung von Solarkochern gefördert, damit die Einheimischen nicht weiterhin ihren Wald zerstören müssen, um Brennholz fürs Kochen zu gewinnen. Ich meine, dass BUND-Reisen diesem Beispiel so schnell wie möglich folgen sollte und alle Auto-, Bahn- und Schiffsfahrten, die Urlaubsgäste und die Beschäftigten durchführen, klimaneutral gestellt werden. Durch diese Maßnahmen zum nachhaltigen Reisen wird sichergestellt, dass die Welt entdecken, das Reisen mit der damit verbunden automatischen Belastung des Klimas möglichst gering bleibt. Franz Xaver Amann, Hirschaid

SOLARSTROM Zum Ratgeber in N+U 4/2019: Zum Artikel »Solarstrom Energiewende daheim« habe ich folgende Anmerkung: Um den Ressourcenverbrauch zu minimieren, sind die Solarmodule am Balkon nicht zu empfehlen, schon gar nicht in Ost-West-Richtung. Größere Bürgersolaranlagen mit Süd-Ausrichtung sind besser. Eine Individualisierung der Strom­ erzeugung mit den schön klingenden Attributen Autarkie oder gar Solarrebell sind der falsche Weg, siehe Individualverkehr. Das Stromnetz muss planbar sein und vor Wildwuchs geschützt werden. Schließlich möchte ja auch ein »Solarrebell« Strom haben, wenn die Sonne nicht scheint. Klaus Hirsch, Tutzing

Alois Endres, Hollfeld

KLIMANEUTRALE REISEN ANBIETEN Zur Vorstellung des neuen BUND-Reisen-Katalogs in N+U 4/2019: Ich finde es sehr gut, dass die Urlaubsreisen über BUND-Reisen möglichst ökologisch und CO2-arm gestaltet werden. Gut ist auch, dass Flugreisen nicht angeboten werden. Es gibt Reise­ unternehmen, die stellen Bus-, Bahn- und Schiffreisen ihrer Urlaubsgäste automatisch klimaneutral und kompensieren auch

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.


Natur +Umwelt 1 | 20 ›  SERVICE ›  Ratgeber 63

VERPACKUNGEN VERMEIDEN

ES GEHT AUCH (FAST) OHNE Ann-Kathrin Hahn / Das Illustrat

226,5 Kilo Verpackungsmüll pro Person und Jahr fallen in Deutschland an. Zeit für eine Strategie: Wie lässt sich dieser Berg verkleinern?

C

offee-to-go-Becher, Plastikfolien, Pappkartons – wir Deutschen produzieren eine riesige Menge Verpackungsmüll. Das führt nicht nur weltweit zu viel Umweltverschmutzung. Wir verschwenden so auch wertvolle Ressourcen. Was können wir tun, um dem Verpackungswahnsinn ein Ende zu bereiten? Die Menge von Verpackungsmüll in Deutschland ist 2017 auf ein neues Rekordhoch gestiegen, teilte kürzlich das Umweltbundesamt mit. Insgesamt fielen 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsmüll an, 226,5 Kilogramm pro Person. Tendenz: weiter steigend! So richtig es ist, immer einen Baumwollbeutel dabeizuhaben, um keine Plastiktüten mehr zu benutzen – damit ist es nicht getan. Die zwei Hauptgründe für die Verpackungslawine sind der Versandhandel und das steigende Angebot von Essen und Trinken für unterwegs.

BESSER EINKAUFEN UND ESSEN Für viele Menschen ist es selbstverständlich geworden, Dinge online zu bestellen. Aber: Jede Lieferung muss verpackt werden. Wir sollten also weniger Dinge im Versandhandel einkaufen. Damit dämmen wir eine weitere Ressourcenverschwendung ein: die massenhafte Rücksendung bestellter Waren, die dann häufig weggeworfen werden, wie wir inzwischen wissen. Die andere große Stellschraube, an der wir drehen können: weniger Essen und Trinken für unterwegs kaufen. Viele besitzen schon einen wiederverwendbaren Becher. Aber was ist mit dem Gebäck in der Papiertüte? Oder dem fertigen Müsli im Plastikschälchen? Gerade auf Reisen sind verpackte Lebensmittel praktisch und werden tagtäglich massenhaft an Bahnhöfen und an Autobahnraststätten verkauft. Weil Mülltrennung unterwegs kaum praktikabel ist, landen die meisten Verpackungen im Restmüll und werden nicht recycelt. Wer es hier anders und besser machen will, muss – konträr zum flexibel-spontanen Zeitgeist – vorausplanen. Die Mahlzeit für unterwegs also daheim vorbereiten und in einer Metallbox

mitnehmen. Und Getränke in eine Glas- oder Metallflasche abfüllen. Das spart nicht nur Verpackung, sondern auch bares Geld, denn Getränke und belegte Brötchen am Bahnhof sind teuer. Das gilt übrigens genauso für die Verpflegung am Arbeitsplatz. Viele Supermärkte bieten fertige Gerichte an. In Plastik. Bringen Sie Ihr Essen besser in Mehrwegbehältern von zu Hause mit!

UNVERPACKT Verpackte Lebensmittel sind ein weiteres Problem. Doch auch hier können wir durch unser Konsumverhalten Nachfrage schaffen oder reduzieren. Kaufen Sie Obst und Gemüse am besten unverpackt, auf dem Markt oder in einem Hofladen. Vielleicht gibt es in Ihrer Stadt schon einen Unverpackt-Laden? Dann lassen Sie sich dort beraten, welche Behälter Sie künftig für welche Ware mitbringen können. Vermeiden sollten Sie übrigens alle Verpackungen, nicht nur die aus Plastik. Papier hat, gerade wenn es kein Recyclingpapier ist, nicht unbedingt die bessere Ökobilanz. Einmal für das Thema sensibilisiert, werden Sie jedenfalls viele Wege entdecken, Ihren Hausmüll und die Umwelt zu entlasten: von der unverpackten Seife bis zum selbst hergestellten Putzmittel. Luise Frank

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BN-STIFTUNG Christian Hierneis Tel. 09 41/2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

www.bn-onlineshop.de BUND Naturschutz Service GmbH Service-Partner des BUND Naturschutz in Bayern e.V. Eckertstraße 2 | 91207 Lauf a.d. Pegnitz | Tel. 09123 999 57 – 0 | info@bn-service.de

IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Fotograf: Christian Schumacher Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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