Natur+Umwelt 1-2021

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

RETTET UNSERE WÄLDER

AKTUELL Klimaschutzgesetz Neue Serie: Digitalisierung

GUTER RAT Gesund und fair gekleidet

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DER WALD BRAUCHT UNSERE HILFE!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: fotolia.de, BN-Archiv

GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DIE NATUR UND HELFEN SIE DEM WALD! Wussten Sie, dass Bayerns Wälder ursprünglich hauptsächlich Buchenwälder waren? Von diesen riesigen uralten Wäldern ist heute nicht mehr viel übrig. Zu intensiv hat der Mensch sie genutzt und durch Nadelforste ersetzt. Fatal für die vielen Tier- und Pflanzenarten, deren Lebensraum die alten Buchenwälder sind. Das wollen wir ändern!

Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Beitrittsformulare und nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

www.bund-naturschutz.de

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Natur +Umwelt 1 | 21 ›  INHALT 3

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Foto: Sergey Gorshkov

INHALT

AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 7 Direkte Demokratie 8/9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10/11 Neues Klimaschutzgesetz 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Rettet unsere Wälder 16–18 Von der Waldkrise zur Waldwende 19 Interview mit Jörg Nitsch 20/21 BUND aktiv 22 Zu den Wurzeln 23 Buchenwälder: Voller Leben 24/25 Im Gespräch mit Bayerns Waldbesitzerpräsident 26 Interview: Wald vor Wild

WIRTSCHAFT & TECHNIK 27 Digitalisierung INTERNATIONALES 28 Klimaabkommen von Paris 29 Zehn Jahre Fukushima

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

57 Foto: Karl Haberzettl

Foto: Thomas Stephan

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NATUR IM PORTRÄT 30 Pflanzenporträt 31 Gerettete Landschaft 32/33 EU-Schutzgebiet 34/35 Für Wolf und Weidetiere 36/37 Gefährdet: Knutt 38 Grünes Band 39 Schmetterling und Libelle des Jahres

URLAUB & FREIZEIT 40 Wanderung 41 Reise: Segeltörn AUS DEM VERBAND 42 Virtuell verbunden 43 Editorial des Vorstands 44–48 Meldungen 49 Interview mit Olaf Zimmermann 50 Bildung 51 Porträt 52/53 BN vor Ort aktiv 54–60 Regionalseiten SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Leserbriefe 63 Ratgeber: Faire Kleidung kaufen 66 Ansprechpartner/Impressum

LIEBE LESERINNEN UND LESER, ein Virus bringt schon ein Jahr unser ­ eben durcheinander – und unser gesell­ L schaftliches Leben zum Erliegen. Immer­ hin gibt es jetzt Hoffnung: Mehr und mehr Menschen werden geimpft. Die Tage werden wieder länger. Und bald ­beginnt der Frühling. Was bleibt, sind Fra­ gen: Wie wollen wir künftig zusammenle­ ben? Wie wollen wir die Klimaerwärmung stoppen, wie die biologische Vielfalt ret­ ten? Diese Krisen lassen sich nicht aus der Welt impfen. Gegen sie helfen Prob­ lembewusstsein und rasches Handeln. Hoffnung auf bessere, hellere Tage, ­ dafür stehen die Märzenbecher auf dem Titelbild. Sie verweisen auf den be­ drohten Lebensraum Wald. Warum der BUND Naturschutz eine ökologische Waldwirtschaft fordert, erfahren Sie im Titelthema dieser Ausgabe. Trotz der pandemiebedingten Einschrän­ kungen ist der BN im vergangenen Jahr weiter gewachsen, auf über 250 000 Mit­ glieder und Förderer. Ein Grund zur Freu­ de und ein Ansporn, weiterzumachen. Vielleicht möchten Sie die Werbung für die gute Sache zu Ihrem Beruf machen? Diesem Heft liegt ein Angebot unserer Marketing GmbH bei, das Sie gerne auch aushängen oder weitergeben können.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 1 | 21 › AKTUELLES

AKTUELLES

Foto: J. Farys (2)

DIE ZAHL: 7 MILLIARDEN

WIR HABEN ES SATT! Zum Auftakt des Superwahljahres hängte das Bündnis »Wir haben es satt!« am 16. Januar zahllose Fußabdrücke vors Kanzleramt. Die Botschaft: »Agrarindustrie abwählen – Agrarwende auf den Weg bringen!« Statt wie jedes Jahr zur Grünen Woche zahlreich auf die Straße zu gehen, betei­ ligten sich rund 10 000 Menschen von zu Hause aus – corona-konform und kreativ.

Auch der BUND bekam Tausende Fußund Stiefelabdrücke mit Forderungen zu­ geschickt. »Insekten retten«, »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« oder »Bewegungs­ freiheit auch für Schweine« war darauf zu lesen. Eine Delegation von Bäuerinnen und Bauern machte parallel vor der CDUZentrale ihrem Ärger über 15 Jahre ver­ fehlte Agrarpolitik Luft. Mehr dazu finden Sie hier: www.bund.net/wir-haben-es-satt

Doppelt so teuer wie geplant droht der Weiterbau der Küstenautobahn A 20 durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu werden. Dies ergab eine Studie des BUND. Im »Bundesverkehrswegeplan 2030« wurde das Teilstück mit 3,7 Milliarden Euro veranschlagt – und auf dieser Basis vom Bundestag genehmigt. Tatsächlich ist aber mit Baukosten von mindestens sieben Milliarden Euro zu rechnen. Ein nicht nur volks­ wirtschaftliches D ­ esaster. Denn auf den 200 Kilometern von Bad Sege­ berg bis Westerstede würde die Auto­ bahn zur Hälfte durch Moorgebiete verlaufen und Tausende Hektar Natur zerstören. Der BUND fordert, das Bauvorhaben sofort zu stoppen, auch um das Klima vor noch mehr Straßenverkehr zu schützen.

WWW.BUND.NET/ A20-STUDIE

NEU ERFASST: WER BRÜTET IN EUROPA? Ein neuer Atlas der Brutvögel Europas zeigt die Verbreitung und relative Häufigkeit aller europäischen Brutvögel, und wie diese sich in den vergangenen 30 Jahren entwickelt haben. Zwischen 2013 und 2017 erfassten 120 000 Ehrenamtliche in über 50 euro­ päischen Ländern die Verbreitung der Brut­vögel. Der neue Atlas führt ihre Ergeb­

nisse auf 1000 Seiten zusammen und dokumentiert das Vorkommen von 596 Arten. Eine Fundgrube von Daten für alle, die sich für den Schutz der Vögel und der gesamten Natur en­ gagieren.

Koordiniert hat das Mam­ mutwerk ein europäisches Team unter Leitung der Schweizer Vogelwarte.

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MEHR ZUM THEMA Unter www.ebba2.info können Sie den englischsprachigen Atlas für 90 Euro bestellen.


Foto: Solvin Zankl

Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES 5

MENSCH MACH LEISE! Nach einer aktuellen Studie des Fachmagazins »Frontiers in Marine Science« ist die Zahl der Schweinswale in der deutschen Nordsee in den vergangenen 15 Jahren drastisch gesunken. Besonders die Tiere, die rund um das – bisher nur auf dem Papier geschützte – Sylter Außenriff leben, ziehen sich von dort zurück. Wie nie zuvor wird ihr Lebensraum von Unterwasserlärm durchdrungen. Weitere Untersuchungen legen nahe: Dieser Lärm belastet nicht nur die kleinen Wale stark. Schiffsautobahnen, Sprengungen, Sonare, Schallkanonen und Offshore-Baustellen – unter Wasser ist der Krach im Meer allge­ genwärtig. Uns Menschen kann Lärm ner­ ven und krankmachen. Für Schweins­wale, Anzeige

Seehunde, Fische und viele andere Tiere ist er eine Katastrophe, die sich für uns weitgehend unbemerkt abspielt. Viele Tiere sind in der Tiefe und Dunkelheit der Meere auf ihren Hörsinn angewiesen, um zu kommunizieren, zu jagen, sich zu ori­ entieren oder Feinde zu vermeiden. Der Lärm blockiert diese lebensnotwendigen Funktionen, verändert das Verhalten der Tiere und schädigt sie teilweise bis zum Tod. Das müssen wir dringend ändern!

Schutz der Meeresumwelt im Ostseeraum zuständig ist. So kann die Bundesregierung eine Schlüsselrolle für den Meeresschutz übernehmen. Unterstützen Sie darum unsere neue Online-Aktion »Mensch mach leise! Unter­ wasserlärm tötet«. Und fordern Sie mit uns eine schnelle Reaktion der Bundesregierung. Wir brauchen konkrete Schritte, um den Unterwasserlärm stark zu senken. Ruhe rettet Meeresleben!

EINMALIGE CHANCE 2021 wird das Programm, mit dem die EUMeeresstrategie umgesetzt werden soll, aktualisiert. Zudem sitzt Deutschland der HELCOM-Kommission vor, die für den

WWW.BUND.NET/ MENSCH-MACH-LEISE


6 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

MITGLIEDER

Wieder mehr: Fast exakt 480 000 Mitglieder konnte der BUND zum Ende des ver­gangenen Jahres verzeichnen. Um­ welt- und Naturschutz sind gerade in der Krise besonders wichtig: Trotz der für uns alle schwierigen Zeit der Corona-Pande­ mie ist es unserem Bundesverband gelun­ gen, weiter zu wachsen. Dafür danken wir allen Haupt- und Ehrenamtlichen, den Ge­ sprächsbotschafter*innen und allen anderen, die den BUND unterstützt haben. > www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglied-werden

Nistplatz des W ­ anderfalken in 60 Meter Höhe an einem Wind­rad.

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652 Kegelrobben wurden in diesem Winter auf Helgoland geboren: ein neuer Rekord. Seit der ersten Ge­ burt einer Kegelrobbe auf der Hel­ goländer Düne im Winter 1996/97 stieg die Zahl der Tiere auf der Insel beständig an. In diesem Winter ver­ zeichnete der Verein Jordsand gleich 119 Geburten mehr als noch im Vorjahr. Erstmals erblickte auch auf der Hauptinsel eine junge Robbe das Licht der Welt. Die Kegelrobbe ist das größte heimische Raubtier – Bullen werden bis 2,30 Meter lang und mehr als 300 Kilo schwer. Auch in der Ostsee erholt sich ihr Bestand.

Im Oktober wurde der hessische Nationalpark Kellerwald-Edersee um über ein Drittel erweitert. Wie vom BUND schon lange gefordert, umfasst der Nationalpark nun endlich auch die bewaldeten Steilhänge am Edersee. Nicht zuletzt weil die umliegenden Gemeinden vorbildlich einbezogen wurden, konnten knapp 2000 Hektar Wald in das Schutzge­ biet eingegliedert werden. Thomas Norgall, Naturschutzreferent des BUND Hessen: »Diese Erweiterung ist ein wichtiger Schritt, um wilde Waldnatur und ihre Artenvielfalt zu schützen.«

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Am 12. Januar erklärte Tansanias Regierung, alle Versuche mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) einzustellen. Als erstes Land in Afrika schützt Tansania damit die eigene Landwirtschaft davor, in die Abhängigkeit globaler Saatgutkonzerne zu geraten. Zur Begrün­ dung gab Agrarminister Adolf Faus­ tine Mkenda an: »Tansania verbietet GVO, um sein traditionelles Saatgut zu bewahren und fortzuentwickeln.« Berücksichtigung erfahren damit besonders die Rechte von Millionen Kleinbäuer*innen.

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Kaum zu glauben: Wander- und Turmfalke brüten in Bielefeld und Gütersloh bereits seit einigen Jahren gleich mehrfach an Wind­rädern. Offenbar können die Falken mit dem Risiko der Rotoren umgehen – Jahr für Jahr fliegen Jungvögel aus den Nistkästen. Ein Zusatzeffekt: Die Wander­ falken wurden dabei beobachtet, wie sie ihre Brut gegen Rotmilan und Mäusebus­ sard verteidigten und so dafür sorgten, dass diese den Rotorblättern nicht zu nahekamen. Ob dieses Beispiel im Span­ nungsfeld von Windkraft und Vogelschutz wird Schule machen können, verdient je­ denfalls genauer untersucht zu werden.


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES ›  Direkte Demokratie 7

DIREKTE DEMOKRATIE

Foto: Mehr Demokratie

MEHR MUT!

Treffen des »Bürgerrats Demokratie« in Leipzig, September 2019

Ob die rasch fortschreitende Erderhitzung oder das Schwinden der biologischen Vielfalt: Beim Management der Umweltkrisen hat die Bundesregierung bisher versagt. Ein neues Bündnis will der Zögerlichkeit mit Bürger­ räten und mehr direkter Demokratie begegnen.

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RALF-UWE BECK … ist Bundesvorstandssprecher von Mehr Demokratie e.V. und Ehrenvorsitzender des BUND Thüringen.

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ir müssten, wir sollten, wir hätten schon längst … So lassen sich die Appelle zum Klimaschutz zusammen­ fassen. Die Zeit drängt, das Klimapaket der Bundesregierung genügt nicht. Mehr sei nicht drin gewesen, mehr hätten die Bürgerinnen und Bürger nicht mitgetragen, heißt es aus der Politik. Aber stimmt das denn?

VORBILD BÜRGERRAT In Frankreich hat ein Bürgerrat 149 Emp­ fehlungen für einen wirksamen Klima­ schutz zusammengestellt. Da geht es ans Eingemachte: Pestizidverbot, Tempolimit von 110 km/h, keine Inlandsflüge mehr … Für Bürgerräte werden Menschen ausgelost, bis sie den Querschnitt der Bevöl­ kerung spiegeln: hinsichtlich Bildungs­ grad, Geschlechterverhältnis, Alters- und Einkommensgruppen. Beraten werden die Zufallsbürger*innen von Fachleuten, um dann – gut moderiert – in die Diskussion zu gehen. Auf diese Weise könnte ein Bürgerrat auch in Deutschland ausloten, was denn den Menschen in Sachen Klimaschutz auf

den Nägeln brennt und welche Auswege sie vorschlagen. Dann müssten wir alle nicht länger als Ausrede für die Mutlosig­ keit der Politik herhalten. Doch bisher lehnt die Bundesregierung einen solchen Rat ab.

NETZ UND DOPPELTER BODEN Wenn der Impuls nicht von oben kommt, dann eben von unten. Gerade organisiert eine Initiative einen Klima-Bürgerrat für Deutschland – ein Riesenprojekt. Die Er­ gebnisse sollen bis zur Bundestagswahl vorliegen. Dann könnten die Parteien sie mitnehmen in die Koalitionsverhandlungen. So der Plan. Kein Wunder, dass Bürgerräte Konjunk­ tur haben. Was aber, wenn das, was sie der Politik ins Stammbuch schreiben, in den Schubladen verschwindet? Vor die­ sem Schicksal sind auch Bürgerräte nicht gefeit. Hier kommt die direkte Demokratie ins Spiel. Sie ist das Netz und der doppelte Boden für alle Bürgerbeteiligung. Können wir mit Bürger- und Volksbegehren eine Sache notfalls selbst in die Hand nehmen, werden wir nicht nur angehört, sondern auch ernst genommen. Gerade die Zahl der ökologischen The­ men, für die Initiativen auf die direkte De­ mokratie setzen, steigt. Beispiel Fahrrad­ entscheide in Kommunen: Gab es vor fünf Jahren deutschlandweit nur einen solchen Entscheid im Jahr, waren es 2019 schon 15 und vergangenes Jahr mehr als 20. Wer eine starke Bürgerbeteiligung will, muss für die direkte Demokratie streiten.

DICKES BRETT Das haben die Grünen kürzlich sträflich ignoriert: Die Partei, die 40 Jahre lang für die direkte Demokratie geworben hatte, nahm im November zwar die Bürgerräte in ihr Grundsatzprogramm auf – doch die direkte Demokratie löschte sie daraus. Das Signal: Wir werden es schon richten, lasst uns nur machen. Damit haben die Grünen den Bohrer weggeworfen, mit dem das dicke Brett der sozial-­ökologischen Transformation gebohrt werden könnte. Es ist an uns, diese Forderung nicht aufzugeben: Volks­ entscheid bundesweit!

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8 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Foto: AdobeStock /ThomBal

Die bayerische Regierung erklärte im Dezember 2020, dass sie weitere 52 000 Hektar Wald als Naturwald ausweisen möchte. Der BUND Naturschutz begrüßt die Sicherung weiterer Naturwälder als wichtigen und überfälligen Schritt. »Nachdem wir 2016 mit Greenpeace ein von der Staatsregierung kritisiertes Natur­ waldverbundkonzept vorgestellt haben, sind heute Naturwälder als zentraler Bau­ stein der bayerischen Forst- und Natur­ schutzpolitik fest verankert«, stellt Ri­ chard Mergner, Landesvorsitzender des BN, fest.

Baugebiete am Ortsrand dürfen nicht zu Lasten von Klima- und Artenschutz gehen.

TREIBSTOFF FÜR FLÄCHENVERBRAUCH Im Bundestag steht die Entscheidung über das »Gesetz zur Mobilisierung von Bauland« an. Der Gesetzesvorschlag ent­hält die Wiedereinführung des Paragraphen 13b, der die Außenbereichsflächen, also die Ränder von Dörfern und Städten, in das beschleunigte Verfahren einbezieht. Das führt dazu, dass beim Bauen am Dorf­rand vollständig auf eine Umweltver­ träglichkeitsprüfung verzichtet werden kann. Rücksichtnahme auf Umweltaspek­ te, insbesondere auf die Schutzgüter Flä­ che, Artenschutz, Klima und saubere Luft käme dann oft zu kurz. Die Erfahrung

zeigt, dass durch Bauvorhaben nach Pa­ ragraph 13b des Baugesetzbuchs unver­ hältnismäßige Eingriffe in die Natur statt­ finden, und das bei geringem Nutzen für das Schaffen von Wohnraum. So wurde zum Beispiel in Petersaurach das Bauge­ biet »Am Klostergarten« ausgeschrieben, gegen das die BN-Ortsgruppe Petersaur­ach Stellung bezog. Es ist inakzeptabel, den Flächenverbrauch durch diese Ver­ einfachung noch zusätzlich zu fördern! Der BUND Naturschutz hat alle Bundes­ tagsabgeordneten aus Bayern ange­ schrieben mit der Aufforderung, gegen den Paragraphen 13b zu stimmen.

STAUBSAUGER STATT GIFT

Viele, kleinflächige, alte naturnahe Wäl­ der werden nun vor der Motorsäge be­ wahrt. Ein Wermutstropfen: Der Vorstoß der Regierung umfasst vor allem kleine Schutzgebiete; nötig sind aber unbedingt große Waldschutzgebiete. Auch bereits geschützte Kernzonen im Biosphärenre­ servat Rhön und Naturwaldreservate sind in die Bilanz eingeflossen. Die größten Flächen befinden sich im Alpenraum.

Mit der Klimakrise nehmen die Eichenprozessionsspinner (im Bild eine Raupe) zu. In Städten werden die Allergie-Auslöser aber sehr unterschiedlich behandelt. Vorbildliche Kommunen kontrollieren den Befall und entscheiden, ob es reicht, den Baum mit einem Warnschild zu kenn­ zeichnen oder den Bereich abzusperren. Wenn eine Entfernung nötig ist, behan­ deln sie die Gespinste mechanisch. Aus­ gelöst durch viele Presseberichte über Spritzaktionen im Frühjahr 2020, recher­ chierte der BUND Naturschutz nach. Ende 2020 gab es dazu umfangreiche Daten aus dem bayerischen Umweltministeri­ um. Das Ergebnis: 183 Kommunen haben 2020 Eichenprozessionsspinner aus­ schließlich mechanisch bekämpft und kein Gift eingesetzt. Das ist sehr erfreu­ lich und hilft, gegen das Insektensterben

anzugehen und trotzdem Bürgerinnen und Bürger vor den allergieauslösenden Raupenhaaren zu schützen. Das Volksbegehren »Rettet die Bienen« hat in etlichen Gemeinden offenbar zum Nachdenken geführt. Sie wollen sich nicht länger mitschuldig machen am Ar­ tensterben und haben auch in einer schwierigen Situation Gifte vermieden. Der BN appelliert an alle Kommunen, 2021 keine Biozide einzusetzen, sondern die Nester mechanisch zu beseitigen.

Foto: Wolfgang Willner

Foto: Thomas Stephan

Foto: gettyimages. daverhead

BAYERN WEIST ERNEUT NATURWÄLDER AUS


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern 9

Mit dem nachwachsen Rohstoff Holz zu bauen, kann nachhaltig sein, wenn auch die nachhaltige Holzgewinnung garantiert ist.

Der BN begrüßt die grundlegenden Be­ kenntnisse zum Schutz der Biodiversität und des Klimas in der Strategie. Diese Be­ kenntnisse müssen sich jedoch auch in den Maßnahmen widerspiegeln. Damit die Bioökonomie zu einem besseren Wirt­ schaftssystem beitragen kann, müssen zeitgleich dringend die allgemeinen Roh­ stoffverbräuche reduziert, natur- und kli­ maverträgliche Standards für Anbau­ flächen festgelegt, klare soziale und öko­ logische Vorgaben für Importrohstoffe vorgegeben und eine nachhaltige Kreis­ laufwirtschaft garantiert werden.

Wenn es nach den Bauplänen eines Investors geht, würde von diesem Mischwald kaum etwas übrig bleiben.

SEENLAND IN BÜRGERHAND! Ein Immobilienkonzern will auf dem Munagelände Langlau im Landkreis Weißen­ burg-Gunzenhausen 800 Häuser, ein Spaß­bad und Restaurants bauen. Dafür soll auf dem ehemaligen Militärgelände ein großes Waldstück fallen. Der BN und eine Bürgerinitiative halten da­gegen. Der BUND Naturschutz hat sich an die Bundesanstalt für Immobilienauf­ gaben und das Bundesumweltministeri­ um gewandt und um Vorrang für Naturund Umweltschutz bei der Entscheidung gebeten. »Auch viele Menschen aus der

Region lehnen die geplante Privatisierung und die Rodung des Muna-Waldes ab. Das Gebaren des Konzerns an anderen Orten zeigt, dass es hier vor allem um ein Immobiliengeschäft geht, bei dem die In­ teressen der Region zweitrangig sind«, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BN. Der Muna-Wald ist ein strukturreicher Mischwald mit erheblichem Wert für den Naturschutz und Heimat des seltenen Schwarzspechtes. Direkt am Brombach­ see gelegen, wäre es ein Filetstück für ei­ nen Immobilienkonzern.

BAYERISCHER RUNDFUNK HAT NEUE INTENDANTIN Gerade in Zeiten von Fake News und Hass­kommentaren im Internet zeigt sich die Bedeutung unabhängiger, gut recherchierter Information, wie sie die öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland bieten. Diesen Service auch weiterhin zu garan­ tieren, wird eine Aufgabe der neuen Inten­ dantin des Bayerischen Rundfunks, Dr. Katja Wildermuth (im Bild links), sein. Der Rundfunkrat wählte die 55-Jährige im Ok­ tober 2020, ihre Amtszeit begann am 1. Februar. Die Fernsehjournalistin freut sich mit dem BN-Ehrenvorsitzenden, Profes­ sor Hu­bert Weiger (rechts), der als Spre­ cher der sogenannten »Kaktusgruppe« –

Foto: BN

Foto AdobeStock/Tomasz Zajda

Im November 2020 stellte das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie die neue bayerische Bioökonomiestrategie »Zukunft.Bioökonomie.Bayern« vor. Die Bioökonomie basiert auf dem Grund­ satz, fossile Rohstoffe durch nachwach­ sende Rohstoffe zu ersetzen. Dies allein garantiert jedoch noch keine Nachhaltig­ keit. Dies hat der BUND Naturschutz in ei­ ner Stellungnahme dargelegt. Die Bioöko­ nomie muss frei von allen Formen der Gentechnik bleiben. Zudem müssen Kli­ ma und Biodiversität oberste Priorität er­ halten.

Foto: Tom Konopka

NACHHALTIGKEIT ODER MOGEL­PACKUNG?

der Gruppe der parteiunabhängigen Rund­ funkrätinnen und Rundfunkräte – einen entscheidenden Beitrag zu Wildermuths Wahl geleistet hat. Hubert Weiger ist seit 2004 als Vertreter des BUND Naturschutz im Rundfunkrat des BR aktiv.


10 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES ›  Klimaschutzgesetz

KOMMENTAR ZUM KLIMASCHUTZGESETZ

Bayerisches Politikversagen beim Klimaschutzgesetz: CSU und Freie Wähler spielen Kreisliga statt Champions League.

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ngesichts der dramatischen Konsequenzen der Klimakrise für Bayerns Zukunft ist das Ende 2020 von CSU und Freien ­Wählern beschlossene Klimaschutzgesetz als enttäuschend und verantwortungslos zu bewerten. Wir brauchen kein »atmendes« Gesetz, wie es Minister­präsident Markus Söder beschreibt und damit den von der Staatregierung gerne begangenen, aber klar gescheiterten Weg der »Freiwilligkeit« schönfärben will, sondern eines, das dafür sorgt, dass auch kommende Generationen unbesorgt atmen können. Im zurückliegenden Jahr wurde jedwede vom BUND Naturschutz und vielen Verbän­­den vorgeschla­gene Verbesserung abgelehnt. Staatsregierung und Landtagsabgeord­ nete hatten keinen Mut, einen umfassen­ den Klimaschutz mit klaren Vorgaben wie einer Solarpflicht auf Gebäuden, einem Verzicht auf Straßenneubau oder den Ab­ schied der unsinnigen Abstandsregel bei Windenergieanlagen zu beschließen. Das Gesetz fällt damit noch hinter die Klima­ schutzziele der Europäischen Union zu­ rück und ist eine Blamage angesichts der sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise

in Bayern. Die Herausforderungen sind jetzt schon gewaltig, denn Dürreschäden in der Landwirtschaft und im Wald oder sinkende Grundwasserspiegel sind Alarmsignale, auf die das Klimaschutzge­ setz keine passende Antwort gibt. Dieses Gesetz muss nachgebessert werden! Denn es verfehlt mit dem im Ge­ setz festgeschriebenen Treibhausgasre­ duktionsziel von 55 Prozent bis 2030 nicht nur die völkerrechtlich verbindlichen Ziele der Klimakonferenz von Paris 2015, sondern setzt auch keine Leitplanken für die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag hat auf ihrer Klausurtagung im Januar in Berlin zwar erklärt, sich für ein ambitionierteres Klimaschutzziel von 60 Prozent Treibhausgasreduzierung einzu­ setzen, doch für Bayern scheint das nicht zu gelten. Nötig wäre sowieso eine Minde­ rung der Treibhausgase von rund 70 Pro­ zent bis zum Jahr 2030 und Treibhaus­

RICHARD MERGNER BN-Landesvorsitzender

gasneutralität bis 2040. Der vorgeschla­ gene 96-Punkte-Maßnahmenkatalog und der Klimaschutzplan 2050 enthalten bis­ her nur Beschreibungen, Appelle und An­ reizprogramme, aber keinerlei Gebote und Verbote, keine Zwischen- oder Sek­ torziele und keine verbindlichen Vorgaben und Grenzwerte. Es wird nicht einmal an­ gegeben, wieviel Treibhausgase die ein­ zelnen Maßnahmen einsparen werden. Der BUND Naturschutz fordert daher ne­ ben der generellen Nachbesserung einen detaillierteren und verpflichtenden Klima­ schutzplan für Bayern und wird sich mit aller Macht weiter für eine naturverträgli­ che Energiewende bei Wärme, Strom und Mobilität einsetzen.

Fotos: gettyimages, istockphoto

DAS REICHT NICHT!


CONSTANTIN KUHN aktiv bei Fridays for Future und Mitglied im Bundesvorstand der BUNDjugend Keine sieben Jahre bleiben uns mehr, um die Welt auf ­einen Pfad zu bringen, der mit dem Klimaabkommen von Paris konform geht. Wir brauchen endlich ein konsequen­ tes und ambitioniertes Klimaschutzgesetz, damit meine Generation eine lebenswerte Zukunft hat! Auch die bayeri­ sche Regierung muss schnellere, verbindliche Maßnah­ men verabschieden, um die 1,5 Grad-Grenze einzuhalten. Dafür muss sie den Ressourcenverbrauch senken, die ­Erneuerbaren Energien deutlich ausbauen sowie eine grundlegende Verkehrs- und Ernährungswende sofort ein­ leiten, damit uns als Handlungsspielräume nicht nur Kata­ strophenbewältigung und Anpassungsstrategien bleiben. Es ist Zeit zu fragen: Was brauchen wir wirklich? Wie viel ist genug? Wir wünschen uns eine umfassende Strategie für ein soziales und nachhaltiges Wirtschaftssystem, das nicht länger auf ständiges Wachstum setzt und uns Le­ bensstile ermöglicht, die nicht auf Kosten anderer gehen.

Foto: privat

Natur +Umwelt 1 | 21 ›  AKTUELLES ›  Klimaschutzgesetz 11

KATHARINA HABERSBRUNNER Vorstandsmitglied der Energie­ genossenschaft »BENG eG« München, Vorstandsmitglied im Bündnis Bürger­energie e.V. Das im November 2020 verabschiedete Klimaschutzge­ setz ist ein wichtiger Schritt, lobenswert! Bayern stellt sich gerne als Vorreiter in Sachen Klimaschutz und Energie­ wende dar, leider weit gefehlt. Wie steht es mit der Errich­ tung der angekündigten 100 Windräder in den Staatsfors­ ten und mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien? Ein Klimaschutzgesetz ohne verbindliche Vorgaben, das die Pariser Klimaziele verfehlt, ist wirkungs- und vor allem verantwortungslos. Klare Vorgaben für S ­ olarpflicht auf Gebäuden, das Beenden von unsinnigen Abstandsrege­ lungen bei Windkraft wollten die Politiker*innen nicht ver­ abschieden. Wo doch eine dezentrale Energiewende mit verbrauchsnaher Stromproduktion schnell umgesetzt wer­ den kann und lokale Wertschöpfung generiert. Wo bleiben Mut und Innovationscharakter, wenn Bayern ganz vorne mitspielen will? Ambitionierter Klimaschutz geht anders! Anzeige

DR. ANDREA FEHRMANN IG Metall Bezirksleitung Bayern, Industriepolitik Bayerns Initiative, mit einem Klimaschutz­ gesetz auf Länderebene die Gesetzgebung auf Bundesebene zu flankieren, ist grundsätzlich lobenswert. Bei nähe­ rer Betrachtung entpuppt sich das Gesetz jedoch als Mo­ gelpackung. Bis 2050 soll der Freistaat klima­neutral wer­ den. Wie das jedoch geschehen soll, bleibt o ­ ffen. Verkehr, Energiewirtschaft, Industrie und Landwirtschaft, die mit ihrem CO2-Ausstoß maßgeblich für die Klimakrise verant­ wortlich sind, werden von der Staatsregierung nicht adres­ siert. Auch die Chance, sich von der umstrittenen 10H-­ Abstandsregel bei Windenergieanlagen zu trennen, wurde vertan. Vorgaben für die K ­ ommunen: Fehlanzeige. Fazit: Mit Blick auf die Herausforderungen, die mit der Klima­ krise für die Zukunft der Menschen und ihre Arbeitsplätze im Freistaat einhergehen, bleibt das bayerische Klima­ schutzgesetzt weit hinter den Erwartungen der IG Metall Bayern zurück. Für einen gelungenen Klimaschutz in Bay­ ern braucht es klare, verbindliche Zielvorgaben sowie mess- und bewertbare Maßnahmen auf dem Weg dorthin.


12 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  KOMMENTAR

KOMMENTAR

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Der BUND fordert den Aufbruch in eine soziale und ökologische Wirtschaft. Dieses Ziel steht im Zentrum unserer Aktivitäten zur Bundestagswahl im Herbst.

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eit einem guten Jahr sind wir nun im Amt als neue Bundesvorstände des BUND. Sehr schnell sind wir mit der CoronaPandemie konfrontiert worden. Die milliardenschweren Hilfen aus Steuermitteln für umweltschädliche Unternehmen wie Lufthansa, TUI und Co waren (da an keinerlei soziale und ökologische Bedingungen geknüpft) ein echter Tiefschlag. Mit der Senkung der Mehrwertsteuer hat die Bundesregierung 20 Milliarden Euro verpulvert, um einseitig den Konsum zu fördern. Aus der Krise führen uns solche Schritte nicht.

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Das Trio der BUND-Vorsitzenden mit Olaf Bandt und seinen Stell­vertreterinnen Verena Graichen (links) und Johanna Baehr (rechts)

diesen Strom verbilligt mit ihren Nachbarn teilen können, um da­ mit die Stromnetze zu entlasten und Gebühren zu sparen. So können wir der Energiewende einen Schub geben, ohne von ano­ nymen Investoren abhängig zu sein.

Daher haben wir als Vorstand sofort begonnen, neue Wege in eine zukunftsfähige und krisenfeste Wirtschaft zu skizzieren: mit der Idee einer sozialen und ökologischen Gemeinwirtschaft, die nicht auf ständigem Wachstum gründet. Einer Wirtschaft, die sich an dem Schutz unserer Natur und unseres Klimas und an der sozialen Gerechtigkeit orientiert, statt an steigenden Aktien­ kursen. Dafür gibt es bereits Ansatzpunkte in der Energiewirt­ schaft, der Mobilität, der Landwirtschaft und natürlich auch in Kultur, Gesundheit und Pflege.

Zur Landwirtschaft: Bei der jetzigen Weltmarktorientierung der Landwirtschaft bleibt mit Gensoja, Glyphosat und Massentier­ haltung nicht nur unser Planet auf der Strecke, sondern auch ein Großteil der Höfe in Deutschland. Allein in den vergangenen zehn Jahren musste über ein Drittel der kleineren Schweinehalter auf­ geben und wurde von großen Betrieben übernommen. Auch 35 000 Milchviehhalter haben kapituliert – eine echte ökologi­ sche und soziale Krise. Wir wollen, dass bäuerliche Betriebe, die in den Grenzen der Natur wirtschaften, wieder in eine attraktive Zukunft blicken können. Unsere Landwirtschaft soll mit unseren Böden, unserem Grundwasser und den Arbeitsbedingungen nicht mit Osteuropa oder China konkurrieren müssen. Wir fordern im Wahljahr zusammen mit Bäuerinnen und Bauern den Einstieg in eine gemeinwohl-orientierte Landwirtschaft.

Die Vision eines sozial-ökologischen Wandels wollen wir im Jahr der Bundestagswahl in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten stellen. Ein Beispiel ist die naturverträgliche dezentrale Energiewende in der Hand von Bürgerinnen und Bürgern. Es sollte selbstverständ­ lich sein, dass alle Menschen – ob Hausbesitzerin oder Mieter – mit Sonne und Wind zum Klimaschutz beitragen können. Und

Gefreut haben wir uns, dass die erste Online-Bundesdelegierten­ versammlung des BUND im November diesen Kurs eines sozia­ len und ökologischen Aufbruchs bestätigt hat, mit großer Unter­ stützung auch der BUNDjugend. Und wir hoffen nun auch auf Ihre Unterstützung, mit vielfältigen Aktivitäten im Jahr der Bundes­ tagswahl 2021.


„Klimaschutz Natur +Umwelt 1 | 21 ›  RUBRIK ›  Thema 13

beginnt bei uns!“

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Foto: Wolfgang Willner

Foto: gettyimages


Nach einem erneut sehr warmen und trockenen Jahr 2020 zeigen unsere Wälder immer deutlicher, wie gestresst sie sind. Und kein Wunder: Als besonders anfällig erweisen sich die monotonen und naturfernen Nadelwälder – wie hier im Nationalpark Harz, wo zwischen Fichtenresten junger Laubwald aufwächst (Foto). Die Nadelholzplantagen sind die Früchte einer Forstwirtschaft, die sich als nicht nachhaltig erwiesen hat. Ökologisch kundige Forstleute, Waldbiologinnen und Naturschützer wissen es schon lange: Laubwälder und Laubmisch­wälder sind in unseren Breiten nicht nur vielfältiger, sondern auch viel widerstandsfähiger ­­– ob gegen Feuer, Borkenkäfer oder Trockenheit und Hitze. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, warum wir dringend eine ökologische Waldwende brauchen – gerade in Zeiten der Klimakrise. Und was der BUND fordert und selbst veranlasst, um unsere Wälder zu retten.


Laubwald mit Buschwindröschen in der Hohen Schrecke/Thüringen: Einen so prächtigen Anblick sollte unser Wald wieder häufiger bieten.

Foto: Thomas Stephan

R… V O N D E R WA L D K R IS E Z U

NICOLA UHDE ist in der BUND-Bundesgeschäftsstelle für die Waldpolitik zuständig.

Was unser Wald jetzt benötigt: Der BUND hat neun Forderungen zu Deutschlands Wäldern in der Klimakrise aufgestellt – als Auftrag an die Bundesregierung und andere Akteure, rasch zu handeln.

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nserem Wald geht es so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht. Nur jeder fünfte Baum ist noch gesund. Der Wald ist im Dauerstress, durch Dürre, Luftschadstoffe und eine vielerorts zu intensive Forstwirtschaft. Angesichts geschwächter und absterbender Baumbestände fordert der BUND, endlich den Klimaschutz ernst zu nehmen, die Schadstoffe einzudämmen und eine ökologische Waldwende einzuleiten.

UMKEHR ÜBERFÄLLIG Damit der Wald der Klimakrise besser standhalten kann, muss er dringend be­ hutsamer bewirtschaftet werden. Zudem brauchen wir mehr Naturwälder, die frei von menschlichen Eingriffen ihr volles Po­ tenzial an biologischer Vielfalt ausbilden. Deutschlands Wälder müssen wieder na­ türlicher, strukturreicher und ökologisch

wertvoller werden. Nur so können sie mehr Wasser zurückhalten, genügend neues Grundwasser bilden und zum Schutz des Klimas beitragen. Fichtenund Kiefernforste müssen rascher in Laub­ mischwälder umgebaut werden – ein Wettlauf mit der Zeit. Die ökologische Waldwende dient dem Gemeinwohl. Bund und Länder müssen hier als Vorbild mit gutem Beispiel voran­ gehen. Private und kommunale Waldbesitzer*innen verdienen finanzielle Hilfe aus einem Waldnaturschutzfonds, wenn sie die Waldwende aktiv vorantreiben. Ge­ mäß dem Grundsatz: »Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen!« Der BUNDVorsitzende Olaf Bandt bekräftigt dies: »In der Forstwirtschaft darf nicht weiter nur der Holzertrag im Mittelpunkt stehen. Eine ökologische Kehrtwende im Wald ist überfällig.«


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9 FORDERUNGEN konsequent das Klima schützen, auch un­ serer Wälder wegen. Unser Energiever­ brauch muss sinken. Deutschland muss sich schnellstmöglich zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie versorgen und vor allem rasch aufhören, Kohle zu verstromen. Die Politik auf Landes-, Bundes- und EU-­ Ebene muss mit wirkungsvollen Schritten vorangehen, um die Klimaziele von Paris zu erreichen.

Wald ökologisch 2 bewirtschaften Um die gestressten Wälder besser gegen die Klimakrise zu wappnen, müssen sie naturverträglich bewirtschaftet werden. Je schonender und seltener die forstlichen Eingriffe und je geringer die geerntete Holzmenge, desto besser für das Waldökosystem – und das Gemeinwohl. Speziell der öffentliche Wald hat hier als Vorbild zu dienen. Im Bundeswaldgesetz muss die Bundesregierung end­ lich ökologische Mindeststandards für die »gute forstliche Praxis« verankern. Forst- und Holzwirtschaft, Handel, Politik und wir alle müssen uns danach richten, was unser Wald nachhaltig leisten kann, nicht umgekehrt. Wer in seinem Privat­ wald besonders für das Gemeinwohl wirt­ schaftet und dabei diese Standards über­ trifft, verdient einen finanziellen Ausgleich. Nur wenn in der Klimakrise die Feuch­ tigkeit im Wald verbleibt, kann der Wald genug Wasser speichern und sich selbst stabilisieren. Also: den Wald nicht so weit auflichten, dass er durch Verdunstung und Sonneneinstrahlung austrocknet; Wälder nicht länger entwässern; und die Waldböden als wichtige Wasserspeicher weniger befahren und somit verdichten.

Mächtiges Totholz hilft dem Wald feucht und weniger anfällig gegen Trockenstress und Brände zu bleiben. Schließlich: Wer mit Pestiziden gegen lokale Massenvorkommen von NonnenSchmetterlingen oder Schwammspinnern vorgeht, vergiftet großflächig auch ande­ re Insekten und nimmt Vögeln und Fleder­ mäusen die Nahrung. Im Zeitalter des großen Artensterbens ist dies nicht mehr zeitgemäß.

Mehr Naturwälder 3 ausweisen Wir erwarten von der Bundesregierung ein Programm, das mehr Naturwälder si­ chert und dabei Bund, Länder, Kommunen und Private einbezieht. Um die biologi­ sche Vielfalt unserer Wälder zu bewahren, muss sich mindestens ein Zehntel frei von forstlichen Eingriffen entwickeln dürfen. In Naturwäldern sind nicht nur seltene Tiere, Pflanzen und Pilze besonders ge­ schützt, sondern auch natürliche Prozesse. Die Forschung kann hier lernen, wie sich der Wald in der Klimakrise zu helfen weiß. Für die internationale Glaubwürdigkeit Deutschlands sind diese »Urwälder von morgen« unabdingbar. Wie sonst können wir den Schutz noch weitgehend intakter Regenwälder am Amazonas oder im Kongo fordern?

ihnen weniger Wasser verdunstet, brennen sie auch nicht so leicht. Nadelbäume wie Kiefer oder Fichte dür­ fen nicht länger in Monokultur gepflanzt werden, sondern nur noch gruppenweise oder in geringer Beimischung. Besonders im Bergwald ist die heimische Weißtanne zu fördern. Mit ihren tiefen Wurzeln hält sie Stürmen und Trockenperioden besser stand als die Fichte. Auch fordern wir dar­ auf zu verzichten, Baumarten dort zu pflanzen, wo sie nicht von Natur aus ein­ wandern könnten.

Wildtiermanagement 5 und Jagd ändern Die Jagd muss für einen Wildbestand sor­ gen, der den Wald­umbau erlaubt, also die natürliche Wiederbewaldung und die Ver­ jüngung von Laubbäumen und Tanne – ohne Zaun oder sonstigen Schutz. Ver­ säumnisse bei der Jagd dürfen nicht dazu ­führen, dass Rehe und anderes Schalen­ wild die jahrelangen Bemühungen enga­ gierter Forstleute zunichtemachen, junge Laubbäume im Nadelforst hochzubringen. Überfällig sind deswegen Regeln für ein waldfreundlicheres Wildtiermanagement im neuen Bundesjagdgesetz.

Den Wald schneller 4 umbauen Mit einem Bund-Länder-Programm for­ dern wir, monotone Fichten- und Kiefern­ forste rascher in naturnahe Laubmisch­ wälder umzuwandeln. Im Mittelpunkt müssen dabei heimische Laubbäume und die Naturverjüngung stehen. Laubwälder bilden mehr Grundwasser – und damit Trinkwasser – als Nadelforsten. Weil in

Foto: gettyimages

Klima besser schützen 1 Die Bundesregierung muss endlich


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Wunden im Wald 6 schonend schließen Stickstoffausstoß senken 9 Ein großes Problem sind die vie­ len Schadstoffe, die über die Luft in unse­ re Wälder gelangen. Der Stickstoff spielt hier eine Schlüsselrolle: Denn Stickstoff­ verbindungen aus Verkehr und Industrie (Kohlekraftwerke, Industriefeuerungen) sowie der Landwirtschaft (Ammoniak aus der Gülle) setzen dem Wald weitaus am stärksten zu. Sie versauern die Wald­ böden, behindern das Wachstum der Feinwurzeln und stören Gleichgewichte von Nährstoffen, was die Wälder schwächt. Hemmt Stickstoff über Jahrzehnte das Wachstum der Wurzeln, können die Bäu­ me viel schlechter Wasser aufnehmen und geraten leichter in Stress. Sie verdursten in Dürreperioden, denen sie sonst standgehalten hätten.

Foto: Heye Jensen (2)

Wo Waldbrände, Stürme oder die Massen­ vermehrung von Insekten gewütet haben, muss die Bodenfruchtbarkeit und die Feuchtigkeit erhalten bleiben. Solche Flä­ chen sind höchstens eingeschränkt zu beräumen und müssen vorrangig der na­ türlichen Entwicklung überlassen bleiben, mit dem langfristigen Ziel eines naturnahen Laubmischwaldes. Abgestorbene Bäume sollten dazu dienen, die Naturverjüngung zu fördern – indem sie den Boden schüt­ zen, Feuchtigkeit speichern, Nährstoffe spenden, Schatten und Windschutz bie­ ten und den Wildverbiss hemmen. Der Einsatz schwerer Maschinen ist weitgehend zu vermeiden, auch um das Wachstum junger Bäume nicht zu behin­ dern. Wer privaten und kommunalen Wald besitzt, sollte entsprechend beraten und bei einer ökologischen Wiederbewaldung finanziell gefördert werden.

Genug Forstpersonal 7 einstellen Für eine naturverträgliche Waldwirtschaft ist mehr forstwirtschaftlich und ökolo­ gisch geschultes Personal nötig. Dazu bedürfen die staatlichen Wälder entspre­ chender Finanzmittel, speziell für Wald­ facharbeiter*innen, die die Situation vor Ort kennen. Auch für die große Aufgabe »Waldumbau« sind neue, qualifizierte und ordentlich bezahlte Fachkräfte im Wald unverzichtbar.

Wirtschaft am Laubholz 8 ausrichten Typisch für Deutschland ist die biologi­ sche Vielfalt der Laubmischwälder, be­ sonders der Rotbuchenwälder. Und die kann nur hier bewahrt und zu neuem Le­ ben erweckt werden. Danach muss sich die Forst- wie Holzwirtschaft orientieren. Sie sollte ihre Kernkompetenz im Laub­ holz ausbauen und nutzen.

Zeichen der Hoffnung in Treuenbrietzen/ Brandenburg: Verbrannter Kiefern-Stangenforst – und ein junger Eichensprössling

BEDROHTE KLIMASCHÜTZER Wälder sind nicht nur die Lunge unseres Planeten. Sie sind auch eine der wesentlichen Kohlenstoffsenken: Sie binden das Klimagas CO2 und stabilisieren so unser Klima. Derzeit jedoch drohen die Wälder vom Klimaschützer selbst zur Quelle des Treibhausgases CO2 zu werden – durch Brände, Abholzung und Übernutzung. Am wichtigsten ist es daher, die noch bestehenden Wälder weltweit zu erhalten, zum Schutz der biologischen Vielfalt, aber eben auch des Klimas. Waldbrände müssen verhindert oder wenigstens stark eingedämmt werden. Global wie lo­ kal gestoppt werden muss die fortschrei­ tende Zerstörung von Wäldern, ob nun für industrielle Plantagen, Papiergewinnung, Agrarflächen, Straßen und Siedlungen oder den Abbau von Rohstoffen. Kom­ munen und lokale Gemeinschaften, die ihre Wälder schützen wollen, brauchen hierfür die nötigen Rechte. Und sie müssen

unterstützt werden bei der Entwick­ lung und Vermarktung von Produkten, die ihnen ihr Wald ständig liefert. Sicherlich ist es gut, auf geeigneten ehemaligen Waldflächen mit heimi­ schen Baumarten wiederaufzuforsten, wo dies möglich ist und im Einverneh­ men mit den Menschen vor Ort ge­ schieht. Doch werden diese Pflanzun­ gen viele Jahrzehnte brauchen, bis sie nennenswert Kohlenstoff speichern. Und viele Jahrhunderte, bis sie sich wieder zu echten Waldökosystemen entwickelt haben.

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MEHR ZUM THEMA Die neun BUND-Forderungen können Sie hier herunterladen: www.bund.net/waldkrise


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INTERVIEW

KEIN GELD OHNE LEISTUNG Der Bundesarbeitskreis Wald des BUND hat seit November einen neuen Sprecher. Das BUNDmagazin befragte den Biologen Jörg Nitsch nach seinen Schwerpunkten. Herzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Ehrenamt, Jörg! Wie willst du dich für den Wald einsetzen? Zum einen möchte ich eine breite Unter­ stützung dafür erreichen, dass unser Wald naturnäher wird, mit einheimischen Baumarten. Auch sollten wir sichern, was er für das Gemeinwohl leistet: dass hier weiter für uns alle sauberes Grundwasser und Sauerstoff und Holz gebildet werden. Und dass der Wald als Ort der Erholung und als vielfältiges Ökosystem erhalten bleibt. Schließlich möchte ich das wald­ politische Profil des BUND stärken.

Innenklima davor, rasch auszutrocknen. Wir müssen die Forstwirtschaft also dahin bringen, dass sie nur behutsam einzelne Bäume entnimmt. Und wo großflächig Wald abgestorben ist – durch einen Brand, Dürre oder den Borkenkäfer –, kann sich auch zwischen dem toten Holz mehr Feuchtigkeit halten. Also: möglichst viel liegen lassen, das hilft neuen Bäumen zu keimen. Wir soll­ ten da auf die Kräfte der Natur setzen, der Wald selbst ist sein bester Baumeister. Und wo weit und breit keine Buche oder Eiche mehr steht, kann man mit Setzlingen nachhelfen.

Was heißt das konkret? Die wichtigste Frage lautet: Welche Perspektive hat unser Wald, nach drei deutlich zu trockenen und zu warmen Jahren und der Aussicht, dass das so weitergeht? Die Politik muss sich auf neue ­– oder wenn man so will: alte – Grundsätze einer naturverträglichen Waldbewirtschaftung besinnen. Eine, die nicht vorrangig an Holzproduktion und Gewinn orientiert ist, sondern ganzheitlich die Rolle berück­ sichtigt, die der Wald für unsere Lebens­ grundlagen spielt.

Ein Politikum ist die Windkraft im Wald. Der BUND schließt die Windkraft im Wald nicht grundsätzlich aus. Wobei die Mehr­ heit unseres Arbeitskreises da skeptisch ist. Wir müssen also abwägen: Einerseits reißen wir mit Windrädern Lücken in den Wald. Andererseits müssen wir die Ener­ giewende schaffen, um die Klimakrise zu bewältigen, auch für unseren Wald. Ganz einig sind wir uns, dass Schutzgebiete und ältere Laubwälder tabu sind für die Windkraft.

Wie können wir den Wald so nutzen, dass er weniger unter Trockenheit leidet? Nur unter einem geschlossenen Kronen­ dach bewahrt ihn sein kühles und feuchtes

Wälder können Kohlenstoff speichern. Die Waldbesitzer wollen diese Leistung pauschal vergütet bekommen. Warum ist der BUND dagegen?

Wir sollten im Wald nicht die gleichen Fehler machen wie seit Jahrzehnten in der Landwirtschaft, nämlich Geld ohne Auflagen zu verteilen. Entscheidend ist die gesellschaftliche Leistung. Nur wenn Privatwaldbesitzer in ihrem Wald weniger Bäume fällen oder Teilflächen ganz aus der Holznutzung nehmen, kann die wach­ sende Holzmasse Kohlenstoff binden. Und dies vor allem in den nächsten Jahr­ zehnten, in denen wir das Energiesystem weltweit umstellen müssen. Die Politik muss eine »gute fachliche Praxis« im Wald rechtlich klar definieren und als ökologischen Mindeststandard gesetzlich vorschreiben. Alles, was die Wald­besitzer darüber hinaus für die Natur und das Klima leisten, sollten sie dann vergütet bekommen. Wer kann beim Bundesarbeitskreis Wald mitmachen? Zum einen können alle Landesverbände jemanden in den Arbeitskreis entsenden. Außerdem nehmen wir gerne zusätzliche Fachleute auf, um auf ein breites Wissen zurückgreifen zu können.

KONTAKT www.bund.net/arbeitskreise/wald joerg.nitsch@bund.net


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BUND AKTIV

WILDER WALD Vielfältige und möglichst naturbelassene Wälder – dafür setzt sich der BUND seit Jahrzehnten ein. So auch mit diesen vier Projekten von ehren- und hauptamtlich Aktiven.

Klein-Klein in Bayern: Nur eine acht Hektar große Kernfläche des NSG MetzgergrabenKrone im Spessart ist seit Jahrzehnten unbewirtschaftet.

VERBUND BAYERISCHER NATUR­WÄLDER Vor etwa fünf Jahren stieß der BUND Naturschutz in Bayern eine Debatte über den Schutz von Naturwäldern an. Das Hauptziel war es, den großen Mangel an nutzungsfreien Wäldern und alten Bäumen in Bayern zu beheben und damit die biologische Vielfalt in den Wäldern besser zu bewahren. Nachdem das Land Bayern 1970 den ers­ ten deutschen Nationalpark ausgewiesen hatte, weigerte es sich 40 bis 50 Jahre, größere Naturwälder zu schützen. Selbst das 2007 in der Nationalen Biodiversitäts­ strategie festgelegte Naturwald-Ziel wur­ de lange abgelehnt. Der BN schlug darum gemeinsam mit Greenpeace einen Ver­ bund von Naturwäldern vor, der in mög­ lichst vielen Regionen verschiede­ ne Waldtypen schützt. Zentrale Bausteine sollten einige mehrere tausend Hektar große Schutzgebiete bilden.

In den Folgejahren wurden diese Vor­ schläge im Verband und auch außerhalb immer wieder diskutiert. In einigen Gebie­ ten gründeten sich Bürgervereine, die einen Nationalpark anstreben. Das erste Projekt­ ziel – die notwendige Debatte anzustoßen – ist mittlerweile erreicht. Auch beim kon­ kreten Schutz nutzungsfreier Wälder gab es 2020 Fortschritte. So wies die Staats­ regierung einige mittelgroße Naturwälder und eine Vielzahl von Kleinstflächen aus. »Das ist ein Erfolg für unseren Verband«, lobt Richard Mergner, BN-Landesvorsit­ zender. »Aber es fehlt weiter ein natur­ schutzfachliches Konzept der Regierung, das klarlegt, warum welche Flächen in welchem Umfang geschützt werden. Wir fordern zudem wilde Wälder auch groß­ flächig zu schützen, so vor allem einen Nationalpark Steigerwald.« WWW.BUND-NATURSCHUTZ.DE /WALD/NATURWALDVERBUNDSYSTEM

MODELLWALD IM SAARLAND

Foto: Michael Kunkel

Gemeinsam für mehr Waldnatur im Saarland (2018): links und rechts der Flagge der BUNDLandesvorsitzende Christoph Hassel und der damalige Bundesvorsitzende ­Hubert Weiger

Seit 25 Jahren wird ein komplettes Staats­waldrevier im Saarland nach den Kriterien des Prozessschutzes genutzt. Dazu haben das Umweltministerium, der Landesbetrieb SaarForst und der BUND Saarland eine Kooperation vereinbart. Angelehnt an das »Lübecker Konzept« wird in dem Revier Quierschied deut­ lich weniger Holz geerntet, als zu­ wächst, die Anzahl und Intensität der Eingriffe wurde er­ heblich verringert.


Artenreicher Laubwald in der Hohen Schrecke

WILDNIS HOHE SCHRECKE

SUKZESSION IN DER VELPKER SCHWEIZ Im Norden des niedersächsischen Landkreises Helmstedt bei Velpke bildet das Urstromtal der Aller einen Abschnitt des Grünen Bandes. Hier entstand nach der Beendigung des Abbaus von Kiesen und Sanden eine amphibische Landschaft von großer Vielfalt, mit Stillgewässern und trockenen Böden. Sie wird deshalb als Velpker Schweiz bezeichnet. Die BUND-Kreisgruppe Helmstedt hat hier vor 30 Jahren vier Hektar erworben und 20 Hektar Fläche gepachtet, die sie vor ei­ nigen Jahren um weitere zwölf Hektar vergrößern konnte. Ziel ist die Wiederbewaldung der Kiesflächen und die natür­ liche Entwicklung der Gewässer. Die mo­ saikartigen Vegetationszonen der Ufer gehen in Weidengebüsche und Brombeer­ säume über, an die sich Birken- und As­ penwälder mit Faulbaum, Eberesche und ersten Stieleichen anschließen.

Als Folge dieses Reichtums von Lebens­ räumen und Strukturen haben sich neben mindestens 50 Vogelarten viele weitere – andernorts oft selten gewordene – Tiere eingestellt: Laubfrosch und Kreuzkröte, Kammmolch und Ringelnatter sind inzwi­ schen ein fester Bestandteil der Tierwelt. Die Lebensräume entwickeln sich unge­ brochen dynamisch. Mit fortschreitender Bewaldung werden sich neue Pflanzen und Tiere einfinden und andere ablösen. Wir Menschen bleiben stille Beobachter.

Die Zusammensetzung der Baumarten entspricht weitgehend dem hier natürlichen »mesophilen Buchenwald«. Die Zielgröße für den Holzvorrat liegt bei 500 bis 600 Festmetern pro Hektar und ist vielerorts bereits erreicht. Während konventionell behandelte (= stark durchforstete) Wälder meist sichtbar unter dem Hitzestress lei­ den, wird hier das Innenklima des Waldes konsequent bewahrt. Zehn Prozent des Waldes wurden als Referenzfläche aus der Nutzung genom­ men. Ein besonderer Glücksfall ist für den BUND eine 60 Hektar große Naturwaldzelle, die seit 50 Jahren nicht mehr bewirt­ schaftet wird. Sie stellt viele scheinbare Gewissheiten in Frage: So verdrängt hier

weder die Buche die Eiche, noch hemmt ein großer Holzvorrat den Zuwachs oder führen extrem enge Abstände dazu, dass viele Bäume absterben. Die Forstplanung dokumentiert die spannende Entwicklung, um die Erkenntnisse daraus auch im Wirt­ schaftswald umzusetzen. Für den BUND ist das Revier Quierschied ein Modell für eine Waldbewirtschaftung, bei der die Ökologie des Waldes die Leitplanken der Nutzung bestimmt.

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MEHR ZUM THEMA Mehr zu den Waldaktivitäten des BUND Helmstedt: www.bund-helmstedt.de/ plattform_wald.html

MEHR ZUM THEMA Informationen und Ansprechpartner zum Prozessschutzrevier Quierschied unter: www.bund-saar.de

Foto: istockphoto

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Foto: Thomas Stephan

Foto: Karl-Friedrich Weber

Im Hintergrund: Waldentwicklung nach Kiesabbau

In Nordthüringen erstreckt sich auf 7350 Hektar der bewaldete Höhenzug der Hohen Schrecke. Über Jahrhunderte wurde er naturnah genutzt. 1949–1993 diente er großteils dem Militär als Schutzschild für Bunker. So konnte hier ein urwüchsiger Laubmischwald entstehen. Heute gilt die Hohe Schrecke als einer der fledermausreichsten deutschen Wälder. Und als Hotspot für Totholz­ käfer: Forscher*innen haben hier be­ reits 20 Urwald-­Reliktarten entdeckt. Glanz-­Kno­chen­­­käfer oder Schwarzer Breithals-­Flach­käfer zeugen davon, dass hier schon lange Wald stockt. Um den Wald und die artenreiche Kulturlandschaft ringsum zu erhalten, startete die Naturstiftung David des BUND Thüringen 2009 ein Natur­ schutz-Großprojekt. Bis 2023 wird sie rund 2200 Hektar als großflächige Waldwildnis sichern. Auf der übrigen Fläche wird eine naturnahe Forstwirt­ schaft etabliert. Mit den benachbarten Kommunen engagiert sich die Stiftung für sanften Tourismus und regionalen Klimaschutz. Gefördert wird das Pro­ jekt von Bundesumweltministerium und Freistaat Thüringen. Der BUND steuert einen Eigenanteil bei. Zuletzt gelang es auch dank Spen­ den von BUND-Mitgliedern, weitere 50 Hektar für die Zukunft zu sichern. So konnte die Stiftung das wertvolle Wie­ gental fast komplett zu einer Wildnis­ fläche verbinden. Damit erweiterte sich der »Urwald von morgen« in der Hohen Schrecke auf nun 1960 Hektar. WWW.NATURSTIFTUNG-­ DAVID.DE/SCHRECKE


Foto: gettyimages

22 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  TITELTHEMA

AUSSTEIGEN, BITTE!

Unser Wald ist so viel mehr als ein Holzlieferant, auch mehr als ein vielfältiges Ökosystem. Für Hille Sundermeier vom AK Wald des BUND ist er schlicht ein Sehnsuchtsort.

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as vergangene Jahr hat uns gezeigt: Das Gute liegt oft ganz nah. Und was man sucht, findet man oft direkt vor der Haustür. Der nächste Wald oder Park und der eigene Garten sind gefragter denn je. Auf geht’s also, raus in die Natur, erkunden wir doch mal unsere Umgebung! Wald ist für viele Menschen – und auch für mich natürlich – der Inbegriff von Natur, ein regelrechter Sehnsuchtsort, inklusive Funkloch. Umso mehr fallen »störende« Mitnutzer ins Gewicht. Eine schnaufende Joggerin trampelt gerade da, wo ich mich niederlassen will, um den Geräuschen des Waldes zu lauschen. In der Dämme­ rung zetert ein Jäger, weil ich noch spa­ ziere, und das ohne Signallicht. Ein Weg ist gesperrt, weil Holz geerntet wird. Als ich ihn verlasse, rutsche ich auf einer nas­ sen Wurzel aus. Und ausgerechnet da, wo ich mich vollkommen allein wähne, fernab von Wegen und Straßen, begegnet mir doch tatsächlich ein Pilzsammler!

Foto: Marie Heinermann

ZU DEN WURZELN Hille Sundermeier ist stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Wald – ­ und regt dazu an, im Wald nach den eigenen Wurzeln zu suchen.

Nun, warum beim Ausstieg aus dem All­ tag nicht mal richtig aussteigen? Das Är­ gern und die Erwartungen an den Spazier­ gang hinter sich lassen, keine pädagogi­ sche Mission für die Kids im Gepäck, kein gesteigertes Ruhebedürfnis, keine er­ zwungenen Erfahrungen. Einfach drauflos, immer der Nase nach (ja, lassen Sie sich ruhig vom Geruchssinn leiten). Das ist nicht immer leicht, zumindest mir fällt es häufig schwer. Aber es lohnt sich.

VERSTÄNDNIS ZEIGEN Das ständige Sich-Ärgern-über-andere einmal sein zu lassen, öffnet den Geist und bereitet den Weg für ein tieferes Ver­ ständnis der Bedürfnisse anderer (Men­ schen, Tiere, Pflanzen …). Warum joggt dieser Mensch gerade hier? Ist das Holz­ fällen wirklich nur schlimm? Bin ich für die anderen ein Teil des Lebensraumes Wald oder ebenso ein Störenfried? Wie passen eigentlich meine Bedürfnisse und Wünsche in den Wald hinein?

Kurzum: Wald kann einem so viel mehr bieten als die Kulisse zur täglichen Joggingrunde. Egal, wie alt Sie sind oder welches Wetter gerade ist – brechen Sie einmal auf zu den eigenen Wurzeln, auf in den Wald. Welche Pflanzen kennen Sie? Könn­ ten Sie eine Schutzhütte bauen oder ein Feuer anzünden? (Letzteres bitte nur im Garten ausprobieren.)

SINNE SCHÄRFEN Verlieren Sie sich in den Details: im Spiel des Lichts auf dem Moos; in der Knospe, die schon alle Blätter für das kommende Jahr enthält; im Vogel, der auch bei Regen singt; im Geräusch des Tropfens auf dem braunen Laub; im Geruch des sich wandelnden Lebens am Boden. All dies nimmt uns mit in eine eigene Welt und zeigt uns, was zählt. Wer wahrnimmt, was um einen herum geschieht, kann auch Rücksicht nehmen. Auf die Natur, auf Menschen mit anderen Bedürfnissen, nicht zuletzt auf sich selbst. Bei aller Achtsamkeit für die Natur sollte dieser Blick aufs Eigene nicht verloren ge­ hen. Der Wald ist mein wichtigster Partner bei der Suche nach mir selbst. Vielleicht finden ja auch Sie sich in ihm wieder?


Natur +Umwelt 1 | 21 ›   TITELTHEMA 23

BUCHENWÄLDER

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ald ist es wieder so weit: Dann breitet sich unter den noch blattlosen Buchen ein bunter Teppich aus. Ob Märzenbecher oder Moschuskraut, Lerchensporn oder Leberblümchen: Viele Pflanzen nutzen das Sonnenlicht, bevor die Baumkronen sich belauben und auf Monate hin den Waldboden verdunkeln. Da wird die Dominanz der Buche deutlich: Nur wenige Arten vertragen ihren Schatten. Artenarm aber ist ein naturbelassener Buchenwald deshalb keineswegs.

ARTENREICH

Foto: blickwinkel/AGAMI/H. Bouwmeester

Buchenwälder mit vielen alten Bäumen und moderndem Holz bieten zahlreichen Tieren, Pflanzen und Pilzen Lebensraum. Vögel, Fledermäuse und eine Fülle von Insekten finden in den Spalten und Höhlen mächtiger Buchen Unterschlupf. Ein we­ sentlicher Teil dieser Vielfalt offenbart sich erst, wenn Buchen nach 200 bis 400

Jahren merklich altern und schließlich sterben und vergehen. Stürzt ein solcher Methusalem um, reißt er eine Lücke ins Kronendach. Dann bekommen auch andere Baumarten im Buchenwald ihre Chance. Vor allem schlägt dann die Stunde all derer, die sich vom Holz des gefallenen Riesen ernähren. Jeweils weit über tausend Käfer- und Pilz­ arten besiedeln den morschen Stamm, und mit ihnen weitere Insekten und Spin­ nen, Moose und Flechten. Davon profitie­ ren auch Amphibien und Reptilien, Vögel und Säugetiere. Rechnet man noch jene Spezialisten hinzu, die in Quellen und in Bächen, auf Felsen und in Höhlen leben, kann ein Buchenwald bis zu zehntausend Tierarten beherbergen.

ARMUTSZEUGNIS Damit sich eine derartige Vielfalt aus­ prägen kann, gibt es einen Schlüs­ selfaktor: das Alter. Seit wann wird ein Wald nicht mehr bewirtschaftet? Wie viele seiner Bäume durften ihr natürliches Alter errei­ chen? Und wie lang ist ein Standort schon be­ waldet? Folglich sind es die »Alten Buchenwälder Deutschlands«, die vor zehn Jahren als Weltnaturerbe ge­ schützt wurden. Genauer: Was davon übrig ist, vom Jasmund bis zum Hainich. Pilze wie der Buchenschleimrübling bilden einen Großteil der Artenvielfalt in Buchenwäldern.

Kein Rotkehlchen, sondern der Zwergschnäpper, ein anspruchsvoller Bewohner alter Laubwälder.

Foto: Thomas Stephan

Jede vierte Rotbuche weltweit wächst bei uns. Doch Deutschland kommt seiner Verantwortung für die Buchenwälder im Kern ihrer Verbreitung bisher nicht ausreichend nach.

Foto: Thomas Harbig/bia

VOLLER LEBEN

Der Kurzhornschröter ist ein Urwaldrelikt und bundesweit vom Aussterben bedroht.

Viel ist das nämlich nicht. Auf kaum drei Tausendstel unserer Waldfläche stockt heute noch Buchenwald, der mehr als 180 Jahre alt ist. Wenn das kein Armutszeug­ nis ist für unser Land … Und das, obwohl es wie kein anderes verantwortlich ist für die Lebenswelt der Buchenwälder.

AN MORGEN DENKEN Unter dem Schirm der Forstwirtschaft vermag sich das natürliche Potenzial un­ serer Buchenwälder kaum zu entfalten. Wo Buchen nicht alt werden dürfen und schwere Erntemaschinen Schneisen der Verwüstung hinterlassen, hat die Vielfalt verloren. Da hilft es auch nichts, hier und da Naturwaldparzellen auszuweisen und einzelne Höhlenbäume zu schonen. Nein, zu Schatzkammern der Natur wer­ den Buchenwälder, wenn sie großräumig sich selbst überlassen bleiben. Waldwildnis gedeiht am besten im Schutz ausgedehnter Naturwälder, etwa in den Nationalparken. Noch können wir die Fehler der Vergangen­ heit wiedergutmachen. Unsere Nachfah­ ren sollen den Zauber alter Buchenwälder wieder auf weit mehr als drei Promille der Waldfläche erleben. Dafür müssen wir heute den Grundstein legen. sz


24 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  TITELTHEMA

IM INTERVIEW

» FOKUS

AUF WALD-WILD-FRAGE RICHTEN «

Wie ist angesichts der Klimakrise die Situation in den bayerischen Wäldern? Und was muss jetzt passieren? Natur+Umwelt befragte dazu Josef Ziegler, den Präsidenten des Waldbesitzerverbandes Bayern, und den BN-Vorsitzenden Richard Mergner. Natur+Umwelt: Herr Ziegler, wie geht es den bayerischen Wäldern? Und wie geht es den Waldbesitzern? Josef Ziegler: Dem Wald in Bayern geht es unterschiedlich, abhängig davon, wie die Wetterextreme der letzten drei Jahre sich regional ausgewirkt haben. Als Folge der Niederschlagsverteilung und extre­ mer Sommertemperaturen entstand ein sehr heterogenes Bild. In den Trockenre­ gionen Nordbayerns gab es eine wirklich schlimme Entwicklung, Zum Glück ist in Teilen Südbayerns die Situation noch rela­ tiv entspannt. Die Waldeigentümer jedoch leiden überall – diejenigen, die Schäden haben, bekommen kaum noch Geld für ihre Schadhölzer, und die, die keinen Schaden haben, konnten auch kein Holz vermarkten. Die Menschen, die Waldbe­ sitzer, spüren die wirtschaftliche Notlage

und sind emotional angeschlagen. Das geht durch alle Waldbesitzarten, vom Pri­ vatwald bis zu den Staatsforsten. N+U: Wie ist die Sicht des Naturschutzes auf den Zustand der Wälder in Bayern? Richard Mergner: Wir sind uns in der Ana­ lyse einig, dass die Situation in Teilen dra­ matisch ist, weil die Klimakrise vor dem Wald nicht Halt gemacht hat. Wir haben schon 2019 vor einem neuen Waldster­ ben 2.0 gewarnt. In Nordbayern, aber auch zum Teil im Bayerischen Wald, gibt es massive Schäden, wo infolge der kli­ mabedingten Dürreschäden der Borken­ käfer wütet oder durch Stürme großflä­ chig Wälder zerstört werden. Deswegen ist für uns zentral, dass eine neue Wald­ generation heranwachsen kann. Das ist etwas, was BUND Naturschutz und Wald­ besitzer verbindet. Es braucht eine Allianz von Waldbesitzern und Naturschutzenga­ gierten, um die Bedingungen zu schaffen, dass Wald wieder naturgemäß wachsen kann. Das bedeutet gemeinsamer Einsatz für Klimaschutz, aber auch Einsatz für an­ gepasste Wildbestände, damit sich der Wald ohne Schutzmaßnahmen wie Wild­ zaun oder Plastikkappen verjüngen kann. N+U: Wie wichtig ist Ihnen Klimaschutz, Herr Ziegler? Sie sind ja einer der Leidtragenden. Ziegler: So ist es, die Waldbesitzer sind die ersten großen heimischen Opfer des Klimawandels, denn deren Vermögen wird

im Augenblick zerstört durch die Folgen der Erderwärmung. Deshalb ist wirksame Klimaschutzpolitik für Waldbesitzer ein Muss und eine ganz starke Forderung. Dieser Fokus war vor 20 oder 30 Jahren noch nicht gegeben, aber wenn man der Hauptgeschädigte einer Entwicklung ist, dann ist es nur logisch, dass man sich entsprechend positioniert und von der Politik und der Gesellschaft wirksamen ­ Klimaschutz einfordert. Wir müssen den CO2-­Fußabdruck des Einzelnen, von uns allen, runterbringen. Dafür wird sich die Art und Weise, wie wir leben, ändern müs­ sen. Auch in meinem persönlichen Ver­ halten spielt der Klimaschutz eine größe­ re Rolle als noch vor ein paar Jahren. Wir Waldbesitzer können einen Teil dazu beizutragen, die klimaneutrale Wirt­ schaftsweise von Volkswirtschaften zu ermöglichen. Der bewirtschaftete Wald hat mit seinem nachwachsenden Roh­ stoff Holz hier einen echten Beitrag einzu­ bringen. Funktionierende Kreislaufwirt­ schaft in regionalen Kreisläufen wird ohne nachwachsende Rohstoffe nicht funktionieren, und da ist Holz in Deutsch­ land einer der wichtigsten. Mergner: Dem kann ich nur beipflichten. Auch wir als BUND Naturschutz wollen, dass der nachwachsende Rohstoff Holz aus naturgemäß bewirtschafteten Wäl­ dern wieder einen anderen Stellenwert bekommt. Vor allem im Baubereich sollte Holz genutzt werden, denn als nachwach­ sender Rohstoff verursacht es im Verhält­


Foto: Luise Frank

Natur +Umwelt 1 | 21 ›  TITELTHEMA 25

Gemeinsam für den klimastabilen Wald der Zukunft: BN-Vorsitzender Richard Mergner (li.) und Josef Ziegler, Präsident des Waldbesitzerverbandes Bayern

nis zu Beton oder Ziegel weniger Klima­ schäden. Ich möchte auch herausheben, dass unsere Gemeinsamkeiten größer sind, als uns das in den vergangenen Jah­ ren bewusst war. Wir haben schon in den 80er Jahren Demonstrationen gemacht gegen das damalige Wald­sterben. Da war beispielsweise in Nürnberg 1982 die erste Demo: Waldbesitzer, Naturschützer, Kir­ chenvertreter und Gewerkschaftler traten da gemeinsam auf. Jetzt ist wieder so eine Allianz erforderlich! Was uns in den letzten Jahren getrennt hat, war die Fra­ ge: Darf man Wälder ein Stück weit der Natur überlassen? Da ist die Position des BN: Die Nichtnutzung von Teil­ flächen, fünf Prozent der bayerischen Waldfläche, muss erfolgen, allerdings wollen wir da nur den Staat und die Kommunen in die Pflicht nehmen. Privatwaldbesitzer wol­ len wir, wenn sie so etwas machen, ent­ sprechend fördern. Die Auseinanderset­ zung, die da geführt wurde, ist in den Hin­ tergrund getreten angesichts der neuen Herausforderungen. Ziegler: Ja, in Zeiten, in denen ein Drache vor der Tür steht und das Haus anzündet, treten die Diskussionen um die Innenein­ richtung in den Hintergrund. Ich hatte im­ mer das Gefühl, dass diese Debatten um ein paar Prozent mehr oder weniger natür­ licher Waldentwicklung unseren gemein­ samen Ansatz für klimaneutrale Wirt­ schaftsweise, für Kreislaufwirtschaft und für starke ländliche Räume überlagert ha­ ben. Heute finden sachliche Gespräche

zu Waldentwicklung statt – ich denke da an den runden Tisch des Volksbegehrens für mehr Artenvielfalt. Dieser Prozess des runden Tisches war ein gutes Forum, wo man in der Sache diskutiert hat. Das war ein heilsamer Prozess. Keiner hat seine Maximalpositionen erreicht, aber wir sind einen Schritt weitergekommen. Für beson­ ders wichtig halte ich das gegenseitige Vertrauen, das wir dabei aufgebaut haben. N+U: Thema Volksbegehren: Wie geht es da in Sachen Wald aus Sicht des Naturschutzes voran? Mergner: Wir brauchen eine neue Wald­ generation, die mit den Klimaveränderun­ gen, welche wir nicht mehr zurückdrehen können, zurechtkommt. Ein Ergebnis des Volksbegehrens ist die Ausweisung von Naturwaldgebieten, wofür wir uns schon seit Jahren einsetzen. Damit haben wir jetzt zum Beispiel an der Isar, an der Do­ nau bei Kelheim oder auch im Bayeri­ schen Wald durch die Erweiterung des Nationalparks mehr Flächen, die sich na­ türlich entwickeln dürfen. Ziegler: Dieses Einverständnis darüber, dass es im begrenzten Umfang diese na­ türlichen Waldflächen braucht und dass es auch sinnvoll ist, diese gut verteilt in vielfältigen ökologi­ schen Varianten vor­zuhalten, war ein wichtiger Schritt. Was die konkreten Flächengrößen anbelangt, blieben die Po­ sitionen unterschiedlich, aber ich glaube, so wie die Umsetzung begonnen wurde, das ist ein sachgerechter Umgang mit dem Thema. Die Biodiversität der Wälder schützt man nicht durch pauschale Still­ legungsquoten, sondern mit gut überleg­ ten und differenzierten Maßnahmen.

des Waldes als Erholungsraum, für Was­ ser, als CO2-Senke, Biodiversität und Roh­ stoffgewinnung zu erhalten. Das Thema Jagd ist maßgeblich dafür, ob wir dieses Ziel, neue Wälder in der nötigen Mischung aufzubauen, erreichen können. Jeder, der einmal versucht hat, Wald in einer intensi­ ven Mischung zu verjüngen, weiß, wie re­ levant die Wildbestände dafür sind. Wer in der nächsten Waldgeneration intensiv ge­ mischte Bestände haben will, muss jetzt den Fokus auf die Wald-Wild-Frage rich­ ten. Schutzmaßnahmen gegen Wildver­ biss wie zum Beispiel Zäune sind un­ glaublich teuer und nur eine Krücke. Auch andere Tierarten werden beeinträchtigt, wenn der halbe Wald eingezäunt ist. An der Regulierung des Schalenwildes geht kein Weg vorbei! Wir sehen beide diese Realität, deshalb gibt es da keinen Dis­ sens zwischen unseren Verbänden. Mergner: Ich möchte das unterstreichen. Wir haben nach dem Vegetationsgutach­ ten in einem Viertel der bayerischen Wäl­ der deutlich zu hohe Verbissbelastungen. In fast 90 Prozent der Wälder kann Natur­ verjüngung nicht hochkommen. Wer na­ turgemäße Wälder in Bayern will, muss ja zur Bejagung sagen. Ansonsten rennt uns die Zeit davon, in der wir noch neue Wäl­ der begründen kön­ nen, die besser als die bisherigen Mo­ nostrukturen den veränderten klimati­ schen Bedingungen standhalten. Wenn wir klimastabilen Mischwald haben wol­ len, dann müssen die zu hohen Rehwild­ dichten verringert werden. Das ist ange­ wandter Waldschutz. Deshalb habe ich kein Verständnis dafür, wenn die Jagd schlecht geredet wird oder wenn Förste­ rinnen und Förster und Waldbesitzer an­ gegriffen werden, die versuchen, ein na­ türliches Gleichgewicht herzustellen, weil wir eben keinen Wolf und zu wenig Luch­ se haben. Sie arbeiten für das Gemein­ wohl, damit die Funktionen des Waldes überhaupt aufrecht erhalten bleiben. N+U: Danke für dieses Gespräch! Das Interview führte Luise Frank.

»Wir brauchen eine neue Allianz!«

N+U: Wie nah sind beim Thema Jagd die Positionen von Waldbesitzern und Naturschützern beisammen, Herr Ziegler? Ziegler: Die einzig vernünftige Lösung für die Zukunft der Wälder ist, dass wir durch Mischung das Risiko auf viele Baumarten verteilen, um die vielfältigen Funktionen


26 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  TITELTHEMA

IM INTERVIEW

» NICHT JAGEN IST AUCH KEINE LÖSUNG « W

unverzichtbarer Bestandteil des naturnahen Waldbaus. N+U: Ein Argument von Gegnerin­ nen und Gegnern der Jagd ist, dass manche Menschen zum Vergnügen Tiere töten … Karen Löhner: Jagd ist ein zwei­ schneidiges Schwert. Sie hat et­ was sehr Archaisches, weil sie menschliche Urinstinkte weckt. Aber: Nicht zu jagen ist auch kei­ Natur+Umwelt: Frau Löhner, Sie ne Lösung! Wir brauchen gesun­ haben in Weihenstephan Forst­ den Wald – für uns Menschen, für wirtschaft studiert und sind heute saubere Luft, sauberes Wasser, Revierleiterin bei den Bayerischen als CO2-Speicher. Und nur Misch­ Staatsforsten. Sie sind für Pflan­ zung, Pflege und Holzeinschlag wald ist gesunder Wald. Ein perfekt eingespieltes Team: zuständig, aber auch für Wander­ N+U: Was würde passieren, wenn Revierleiterin Karen Löhner mit ihrer Jagdhündin Tilda wege und Jagdmanagement. Wa­ man keine Rehe mehr jagt? rum haben Sie sich den Wald als Arbeits­ Karen Löhner: Ohne Jagd würde der Wald N+U: Wie sehen Sie die Bedeutung der platz ausgesucht? dramatisch verarmen. Es gäbe mancher­ Jagd angesichts des im Klimawandel not­ Karen Löhner: Die Natur und vor allem der orts keine Bedeckung mehr und dadurch wendigen Waldumbaus? Wald haben mich schon in der Kindheit mehr Erosion. Rehe lassen nur Fichte ste­ Karen Löhner: Durch die immer intensive­ sehr geprägt. Es ist eine riesige Motivati­ hen, aber die Fichte hält dem Klimawan­ re Landwirtschaft ist viel Futter da, der on, den Wald verbessern zu können und del nicht Stand. Die Rehe würden sich im­ Tisch ist sozusagen reich gedeckt. Das dabei herrliche Naturerlebnisse zu haben. mer mehr vermehren, bis nicht mehr ge­ Schalenwild hat keine natürlichen Feinde Das ist etwas sehr Schöpferisches, da be­ nug Nahrung da ist. Dann werden die Tie­ mehr, deshalb müssen wir das überneh­ komme ich viel zurück. re kleiner und schwächer, und irgendwann men. Schalenwildregulation ist ein fester, bricht eine Seuche aus. Auch in der Natur Anzeige wird gestorben. N+U: Wer entscheidet eigentlich in Ihrem Revier, wie viele Rehe geschossen wer­ den? Karen Löhner: Die Abschusspläne richten sich nach dem alle drei Jahre vorgeschrie­ benen Verbissgutachten. Im Staats­ wald Samen und Pflanzen gebietseigener machen wir noch ein darüber hinaus ge­ Wildblumen und Wildgräser hendes Monitoring. Wenn weniger verbis­ aus gesicherten Herkünften sen wird, muss auch weniger geschossen werden. N+U: Frau Löhner, wir danken Ihnen für Rieger-Hofmann GmbH Tel. 07952 / 9218 89-0 Fax-99 In den Wildblumen 7 - 13 info@rieger-hofmann.de dieses Gespräch! 74572 Blaufelden-Raboldshausen www.rieger-hofmann.de Das Interview führte Luise Frank. Foto: Fred Terporten-Löhner

ie erlebt jemand den Umbau des Waldes, der beruflich dafür Verantwortung trägt? Wie steht eine Försterin zum Thema Wald vor Wild? Wir sprachen mit Karen Löhner. Sie ist im Fichtelgebirge als Revierleiterin der Bayerischen Staatsforsten tätig.


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  WIRTSCHAFT UND TECHNIK ›  Digitalisierung 27

DIGITALISIERUNG

RONJA ENDRES

HOMEOFFICE UND KLIMASCHUTZ

THORSTEN KELLERMANN sind aktiv in der BUNDArbeitsgruppe Digitalisierung.

Mit einer Serie in der Natur+Umwelt wollen wir dieses Jahr verschiedene Aspekte der Digitalisierung beleuchten. Zum Auftakt: Homeoffice kann den Ausstoß von Treibhausgasen senken.

D

ie Covid-19-Pandemie brach im vergangenen Jahr alte Struk­turen und Muster auf. Sowohl das Freizeitverhalten als auch die Arbeitswelt haben sich in sehr kurzer Zeit massiv verändert. Die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten, über Distanzen zu kommunizieren, spielt dabei eine Rolle. Unterschiedliche Erhebungen kommen zu dem Ergebnis, dass im Frühjahr 2020 zwi­ schen 25 und 37 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Arbeit online von zu Hause erledigten. Dadurch fielen im März und April 43 Pro­ zent weniger Arbeitsstrecken an als im Vorjahr. Mit Folgen für Umwelt und Klima.

GUT FÜRS KLIMA? Laut einer Studie von Greenpeace spart, wer ein Viertel seiner Zeit im Homeoffice

arbeitet, 1,6 bis 3,2 Tonnen CO2 pro Jahr. Das Institut für Arbeitswissenschaft kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. So nutzen fast 68 Prozent der deutschen Pendler und Pend­ lerinnen das Auto. Je häufiger diese Fahrten entfallen, desto weniger Treibhausgase werden frei. Auf diese Weise könnte Deutschlands Klimabilanz um Millionen Tonnen CO2 entlastet werden. Rettet Ho­ meoffice also das Klima? Jein. Denn wer daheim arbei­ tet, verbraucht zum Beispiel mehr Strom und Wärme. Gleich­ zeitig stieg seit Ausbruch der Pandemie der Energiebedarf des Internets. So wuchs bereits im April 2020 der Datenverkehr um ein Zehntel, die Zahl der Videokonferenzen gar um mehr als das Doppelte. Datenverkehr be­ nötigt Strom für den Betrieb der Rechen­ zentren. Auch deshalb ist es überfällig, unseren Bedarf an Strom und Wärme gänzlich aus erneuerbaren Energien zu decken.

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT? Prognosen gehen davon aus, dass auch nach dem Ende der Pandemie ungefähr jede*r Dritte den Arbeitsort flexibel wird wählen können. Neben jenen, die einen festen Arbeitsplatz zu Hause einrichten, sind manche auch von überall aus arbeits­ fähig. Inwiefern dieses mobile Arbeiten ebenfalls Verkehr einspart, lässt sich noch nicht voraussagen. Wie aber wirken sich Homeoffice und mobiles Arbeiten auf die Gesundheit aus?

Illustration: gettyimages

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und ...

Das muss erforscht und zum Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verwendet werden. In einer Befragung der AOK sagten fast drei Viertel derer, die häu­ fig daheim arbeiten, sie hätten sich 2020 oft erschöpft gefühlt. Besonders die vie­ len Videokonferenzen sorgen für ordent­ lich Stress. Zusätzlich verschwimmt zu Hause die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit, was ebenfalls belasten kann. Arbeiten zu Hause kann dem Schutz des Klimas dienen, indem es das Pendeln reduziert. Doch dafür muss es attraktiv und gesundheitsförderlich gestaltet wer­ den. Damit der Trend zum Homeoffice langfristig das Klima entlastet, müssen Strom und Wärme schnellstmöglich ganz aus erneuerbarer Energie stammen. An­ sonsten zehrt der erhöhte Energiebedarf für das Homeoffice und für die digitale Kommunikation das eingesparte CO2 wie­ der auf.


28 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  INTERNATIONALES ›  Klimaabkommen von Paris

PARISER KLIMAVERTRAG

DA GEHT MEHR

Weg zur Klimaneutralität müssen sie nun konkrete Instrumente und Zwischenziele beschließen. Die EU will bis 2050 klimaneutral sein. Der Europäische Rat einigte sich im De­ zember darauf, den Ausstoß von Treib­ hausgasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent netto zu veringern (gegenüber 1990). Vor einem Jahr wäre ein solcher Beschluss noch undenkbar gewesen – auch das ein Etappenerfolg für die Klimaproteste der vergangenen Jahre. Doch reicht er bei Weitem nicht für die Klima­ ziele von Paris. Der BUND hält eine Anhe­ bung auf mindestens 65 Prozent für nötig, und das, ohne dabei Kohlenstoffsenken wie Wälder gegenzurechnen.

Foto: D. Jansen

SO NICHT

Wer es ernst meint mit dem Schutz des Klimas, darf keine Klimakiller mehr ans Netz lassen. Protest vor dem neuen Kohlemeiler Datteln4

Im Dezember 2015 hat die UN-Klimakonferenz in Paris Geschichte geschrieben. Das dort ­verabschiedete Klimaziel wurde zum Maßstab aller Politik. Auch und gerade Deutschland muss sich strikter danach richten.

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or fünf Jahren verständigten sich über 190 Vertragsparteien in dem »Über­einkommen von Paris« darauf, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Dazu müssen die Staaten alle fünf Jahre nationale Klimapläne vorlegen: Wie tragen sie zu den Klimazielen bei? Und wie schärfen sie, falls nötig, schrittweise nach? Nachdem sich die USA unter Trump aus dem Abkommen verabschiedet hatten, kündigte der neue Präsident Joe Biden bereits an, umgehend wieder beizutreten.

75 Staaten haben mittlerweile ein Zieljahr bestimmt, bis wann sie klimaneutral sein wollen. Die meisten bis 2050, Finnland so­ gar bis 2035, China bis 2060.

KONKRET WERDEN Ein Lichtblick also. Allerdings zeigen Ana­ lysen, dass viele Vorhaben bislang zu schwammig sind oder nur auf dem Papier bestehen. Dabei werden wir die Wucht der sich abzeichnenden Klimakrise nur mil­ dern können, wenn alle Länder ehrgeizige Schritte für den Klimaschutz tun. Auf dem

Die aktuelle Politik der Bundesregierung führt allerdings dazu, dass solche natürlichen Senken sogar vernichtet werden. Anstatt einen sozial-ökologischen Wandel einzuleiten, treibt sie die Naturzerstörung voran. So klafft im Dannenröder Wald eine frisch gerodete Schneise, wo noch im Herbst mächtige Bäume einen gesun­ den Mischwald bildeten und Kohlenstoff speicherten. Und das nur für ein veraltetes Autobahnprojekt, das zu mehr Verkehr und mehr Treibhausgasen führen wird. Ehrgeiziger Klimaschutz sieht anders aus. UN-Generalsekretär António Guterres mahnte jüngst, unser Planet sei kaputt und die Menschheit führe einen selbst­ mörderischen Krieg gegen die Natur. Die­ ser Krieg muss nun enden und unserem Einsatz für maximal 1,5 Grad Erderhitzung weichen. Dafür muss die Bundesregierung das europäische Klimaziel ­möglichst bald in deutsches Recht übertragen. Festgeschrieben gehört darin, bis 2030 die erneuerbaren Energien auf mindes­ tens 75 Prozent auszubauen und gänzlich aus der Kohlenutzung auszusteigen – für eine Welt, in der auch unsere Nachkommen gut und gerne leben können. Juliane Dickel und Martin Baumann

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/klimaschutz


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  INTERNATIONALES ›  Zehn Jahre Fukushima 29

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BN-Delegation im japanischen Parlament (rechts der Autor) mit Vertreterinnen unseres Partners FoE Japan und einer Initiative gegen Schilddrüsenkrebs.

10 JAHRE FUKUSHIMA

DIE KATASTROPHE DAUERT AN Auch nach einem Jahrzehnt wirkt das Atomunglück von Fukushima nach. Mit unseren japanischen Partnern stehen wir in engem Austausch.

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m 11. März 2011 bebte 160 Kilometer vor Japans Ostküste für zwei Minuten die Erde. Wenig später erreichten riesige Flutwellen das Land. Neben anderen schrecklichen Verwüstungen, die viel menschliches Leid verursachten, führte der Tsunami zum Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Wer damals in der Menschenkette vom AKW Neckarwestheim bis nach Stuttgart stand, wird es kaum vergessen: Während – als vorläufiger Höhepunkt der Anti-AtomMobilisierung – 60 000 Protestierende eine 45 Kilometer lange Menschenkette bildeten, flimmerte zeitgleich die Meldung von dem Super-GAU über die Bildschirme. Nur wenig später gelang es dank einem nie dagewesenen zivilgesellschaftlichen Bündnis, den Atomausstieg in Deutschland durchzusetzen.

WEITER GROSSE PROBLEME Ende nächsten Jahres gehen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke vom Netz. In Japan liefern von derzeit neun für den Betrieb genehmigten AKWs nur vier Strom. Allerdings soll jetzt im März das AKW Onagawa wieder anlaufen. Es steht

etwa 200 Kilometer nördlich vom AKW Fukushima direkt am Pazifik. Dabei dauert die Katastrophe von Fu­ kushima an. Viele Menschen leiden – und sterben – weiter an den Folgen des welt­ größten Atomunfalls. In der Region und besonders in der Nähe des zerstörten AKWs steigt die Zahl der Kinder, die an Schilddrüsenkrebs erkranken. Die Arbei­ ten am Reaktor werden noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Ein großes Problem bleibt die Aufbewahrung des verseuchten Wassers. Nur internationaler Druck konnte vereiteln, dass die japanische Regierung das Wasser ins Meer ableitet.

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NOCH LANGE GEFORDERT Den Atomausstieg auch in Japan durch­ zusetzen, ist ein zentrales Ziel unserer schon 15-jährigen Freundschaft mit den Friends of the Earth Japan. Der intensive Erfahrungsaustausch und die solidarische Zusammenarbeit, die schon vor dem GAU begann, bereichern beide Seiten. Und die Atomenergie wird uns weiter beschäftigen: Auch wenn der letzte deut­ sche Atommeiler abgeschaltet ist, bleibt Deutschland Teil der internationalen Pro­ duktionskette, mit der Urananreicherungs­ anlage Gronau und der Brennelementefabrik in Lingen. Speziell die Suche nach einem Atommüll-Lager wird den BUND noch Jahrzehnte fordern – mindestens. Martin Geilhufe ist Sprecher des BUNDAK »Internationale Umweltpolitik«.

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30 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT

KRÄUTERPORTRÄT

SCHARBOCKSKRAUT Je mehr Namen eine Wildpflanze hat, umso bedeutender war sie in früheren Zeiten.­ So auch das Scharbockskraut mit seinen vielen Namen wie Butter­blume, Feigwurz, Glitzerli, Schmalzblatt, Sternli und anderen.

MARGARETE VOGL Die Autorin ist zertifizierte ­Kräuterpädagogin und Fachbe­ raterin für Selbstversorgung mit ess­baren Wildpflanzen. Sie führt im niederbayerischen Landkreis Passau eine eigene Gesund­ heits- und Kräuterschule und hat bereits mehrere Bücher ver­ öffentlicht. Für den BUND Natur­ schutz bietet sie auch Kräuter­ wanderungen an. Foto: privat

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eute hat die Bedeutung zwar abgenommen, aber in früheren Zeiten war das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) sehr wichtig als Vitamin C-Lieferant. So enthalten die Blätter neben ätherischen Ölen, Gerbstoffen und Mineralstoffen auch sehr viel Vitamin C. Der Name Scharbock soll von Skorbut, der Vitamin C-Mangelkrankheit, abgelei­ tet worden sein. Die Blätter wurden von unseren Vorfahren gegen diese Mangel­ erscheinung gegessen. Der Name Glitzerli beschreibt das glitzern­ de Aussehen der Pflanze. Leider ist das Scharbockskraut heute nicht mehr so häufig zu entdecken. Da es bereits ab März zu blühen beginnt, ist es auch für Insekten eine sehr wertvolle Nahrungsquelle. Mit seinen saftigen, herz- bis nierenförmigen Blättern bildet das Scharbockskraut sehr bald im Früh­ ling einen stark glänzenden Bodendecker mit dottergelben, sternförmigen Blüten. In den Blattachseln wachsen zur Fort­ pflanzung kleine Brutknospen und unter­ irdische winzige Wurzelknollen.

Knoblauchrauke und Veilchen, die auch verwendet werden können. Zu finden ist das Scharbockskraut in feuchten Wiesen, unter Gebüsch, in Obstgärten, Auwäldern, dichten Laubwäl­ dern und an Laubwaldrändern. Da gerade Feuchtwiesen, aber auch zum Teil die ar­ tenreichen Laubwälder immer weni­ ger werden, ist damit auch der Le­ bensraum dieser wertvollen Früh­ jahrspflanze gefährdet. Essbar sind die Blätter nur vor der Blüte und nur in kleinen Mengen. Sie können als Bereicherung zu Salat, Frisch­ käse oder als essbare Dekoration verwen­ det werden. Sobald die Pflanze zu blühen beginnt, dürfen wir uns nur an ihren schö­ nen Blüten erfreuen, die Pflanze aber nicht mehr essen. Sie ist besonders zur Blütezeit in allen Teilen giftig. Das Schar­ bockskraut gehört zur Familie der giftigen Hahnenfußgewächse und darf deshalb nicht mit anderen Hahnenfußgewächsen verwechselt werden, denn diese enthal­ ten wesentlich mehr Giftstoffe. Margarete Vogl

LEBENSRAUM SCHWINDET Spätestens im Mai und Juni welkt die ganze Pflanze, und der Bodendecker ver­ schwindet wieder von alleine. Verwech­ seln kann man die Blätter des Scharbocks­ krauts mit den Blättern von Gundermann,

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Foto: sparhawk4242/stock.adobe.com

Seit mehr als einem halben Jahrhundert darf die Natur im ­Bayerischen Wald einfach Natur sein. Dieses Motto des ersten deutschen Nationalparks – hier der Ausblick vom Lusen – hat sich voll bewährt. Was ein Wald sein kann, wenn man ihn lässt, zeigt die fantastische Naturverjüngung. Überall dort, wo der Borkenkäfer den faden Fichtenforsten den Garaus ­gemacht hat, ist die Vielfalt zurückgekehrt. Dass es diesen Nationalpark gibt, ist auch eine Erfolgsgeschichte des BUND Naturschutz. Der langjährige Vorsitzende Hubert Weinzierl gab in den Sechzigerjahren den Anstoß zu seiner Gründung.

GERETTETE LANDSCHAFT


Foto: Peter Sandbiller

32 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  RUBRIK ›  Thema

Geplante Trasse der neuen Bundesstraße: Diesseits des Rheins verläuft sie zwischen einer Papierfabrik und Ölraffinerie, jenseits durchkreuzt sie zwischen Lkw-Werk und Teststrecke (im Hintergrund) das Vogelschutzgebiet Wörther Altrhein und Rheinhafen.

EU-SCHUTZGEBIET RHEINAUE BEI KARLSRUHE

ZIEL VERFEHLT Mit einem Vergleich endete im vergangenen Sommer der jahrelange Rechtsstreit um eine zusätzliche Straßenbrücke über den Rhein z ­ wischen Karlsruhe und Wörth. Ihren Bau konnte der BUND nicht verhindern – doch ­einiges erreichen für die Natur und ein besseres Verkehrskonzept.

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ls im November die zweite Corona-­ Welle übers Land rollte, fiel ihr auch die geplante Dienstreise des Verfassers nach Baden zum Opfer. Google Earth musste genügen, um einen Eindruck von der Rheinaue bei Karlsruhe zu gewinnen. Wer nun eher mit Elbe und Oder vertraut ist, erschrickt beim Blick auf den Rhein regelmäßig: Wie hat der Mensch dem vielbesungenen Fluss zugesetzt! Auf der Höhe von Karlsruhe wird das be­ sonders deutlich: So dehnt sich am Westufer auf fast drei Quadratkilometern das Mer­ cedeswerk Wörth aus, die größte Lkw-Fabrik der Welt. Gleich gegenüber er­ streckt sich auf 4,5 Quadratkilometern die größte deutsche Kraftstoffraffinerie mit dem größten Tanklager des Landes. All dies vor Jahrzehnten mitten in die Fluss­ aue geklotzt. Dass eben hier nun eine neue Bundes­ straße den Rhein queren soll, wirkt – von fern betrachtet – schon fast egal. Kann denn da noch viel Natur kaputtgehen?


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  EU-Schutzgebiet 33

Die geplante Straße durch die Rheinaue schädigt gleich drei Natura 2000-Gebiete: zwei europäische Vogelschutzgebiete und das FFH-Gebiet »Rheinniederung Neu­ burg-Wörth«. Besonders betroffen ist das von Röhricht gesäumte Vogelreservat »Wörther Altrhein und Rheinhafen«. Seine Schilfflächen und seine Auwälder sind von nationaler Bedeutung. In direkter Nähe zur Lkw-Fabrik brüten zwei hochgradig gefährdete Vogelarten. So zählt das 240 Hektar große Schutzge­ biet zum wichtigsten Brutplatz des Purpur­ reihers in Deutschland. Auch die verwandte Zwergdommel kommt hier vor. In Rhein­ land-Pfalz (wozu das Westufer des Rheins gehört) sind beide Arten extrem selten und vom Aussterben bedroht. Für Tauchund Gründelenten ist das Flachwasser ebenfalls von landesweiter Bedeutung, als Brut- wie als Rastgebiet.

TEICHLÄUFER UND NIXENKRAUT Der Wörther Altrhein ist zudem das einzige Auengewässer am rheinland-pfälzischen Oberrhein, in dem Wassernuss, Großes Nixenkraut und Seekanne gemein­ sam vorkommen. Und mit ihnen seltene Tiere wie die Zierliche Tellerschnecke oder der Zierliche Teichläufer, eine Wasserwanze. Rechtsrheinisch hat die gefährdete Knob­ lauchkröte einen regionalen Schwerpunkt ihrer Verbreitung. Sie alle werden unter dem Bauprojekt erheblich leiden, wie der BUND in vielen Gutachten detailreich nachweisen konnte. Und das ohne Not: Mit unrealistischen Verkehrsprognosen hat man sich den Be­

AUSNAHMSWEISE ERLAUBT? Erhebliche Zerstörungen in einer Fluss­aue, die bis heute vielen gefährdeten Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet: Gerade das soll ja die Ausweisung von Natura 2000-Gebieten verhindern. Warum dürfen Straße und Brücke nun trotzdem gebaut werden? Dazu Hartmut Weinrebe, der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands am Mittleren Oberrhein: »Es ist absurd: Das Gericht fand es vereinbar mit dem Naturschutzrecht, die Zerstörung von Brutplätzen und Lebensstätten der Zielarten dieser Schutzgebiete als ›Aus­ nahme‹ zuzulassen. Dabei brüten hier zum Beispiel mehr als die Hälfte der rheinland-pfälzischen Purpurreiher. Und deren Brutpopulation steht bereits unter Druck, auf lokaler wie auf überregionaler Ebene. Wie soll er da jemals den rechtlich geforderten ›guten Erhaltungszustand‹ erreichen?«

Immerhin ist es dem BUND in seinem Ver­ gleich mit dem Land Baden-Württemberg gelungen, einige Verbesserungen zu er­ streiten, für die Natur und ein sinnvolleres Verkehrsmodell. So wird mehr getan, um die Naturzerstörung auszugleichen: Auenlebensräume werden aufgewertet, wovon etwa der Wendehals profitiert. Auch wird hektarweise mehr Gehölz gesichert, für Vögel wie den Pirol. Ferner erhält die neue Brücke nun einen Radweg, und auf der bestehenden Brücke wird der Radverkehr künftig besser ge­ führt. Zudem erarbeitet das Land ein Kon­ zept, um das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs auszuweiten. Denn nur so, ist Hartmut Weinrebe überzeugt, wird Karls­ruhe seine Verkehrsprobleme in den Griff bekommen. Und nicht mit einer zweiten Rheinbrücke, die im Gegenteil noch weiteren Pendler- und Güterverkehr anziehen wird. Das Schlusswort gehört dem Regional­ vorsitzenden des BUND, Armin Gabler: »Bauprojekte wie die zweite Rheinbrücke stehen für eine verfehlte Verkehrspolitik. Damit fällt es immer schwerer, unsere Ziele für den Klimaschutz zu erreichen und den Verlust der natürlichen Vielfalt zu bremsen.« Severin Zillich

Auch Knoblauchkröte und Seekanne zählen zu den Opfern der Baumaßnahme.

Foto: blickwinkel/F. Teigler

RARE REIHER

darf einer zweiten Brücke schöngerechnet. Tatsächlich ist der Verkehr auf der schon vorhandenen Brücke in den letzten Jahren nicht mehr gestiegen. Und Alternativen zu der vorgelegten Trasse wurden nie ernst­ haft geprüft.

Johannes Foto: Johannes Niederstraßer Niederstraßer

Allerdings. Der BUND wusste schon, warum er sich jahrelang gegen dieses Bauprojekt zur Wehr gesetzt hat.

Foto: Detlef

Foto: O. Harms

Rare Reiher: Zwergdommel und Purpurreiher werden durch den Brückenbau akut gefährdet.

Metzer

VERFEHLTE VERKEHRSPOLITIK


34 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT

BEATE RUTKOWSKI Mitglied im BN-Landesvorstand

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

FÜR WOLF UND WEIDETIERE

UWE FRIEDEL Wildtierexperte im BN

STEFANIE MORBACH Projektleiterin Lifestockprotect im BN

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angsam werden sie mehr: die Wölfe in Bayern. Die neueste Wolfsfamilie – auch Rudel genannt – entstand 2020 im Manteler Forst westlich von Weiden. Damit gibt es jetzt acht bayerische Regionen mit sesshaften Einzeltieren, Paaren oder Rudeln, die sich bis auf den einzelnen Rüden im Allgäu auf den Norden und Osten des Freistaats konzentrieren. Über­ raschend ist das Wachstum nicht. Unsere Kulturlandschaft ist voller Rehe – für die Wölfe also ein reich gedeckter Tisch. Naturschützer freuen sich über die Rück­ kehr der Wölfe. Nicht nur, weil sie faszi­ nierende Tiere und uns Menschen in man­ cherlei Hinsicht ähnlich sind, etwa durch ihr Zusammenleben im Familienverbund oder beim gemeinsamen Heulen (Singen) als soziales Erlebnis. Der Wolf ist auch ein Zeichen für einen gesellschaftlichen

Bewusstseinswandel: Wir sind wieder be­ reit, dem Wolf und anderen Wild­tieren ein Lebensrecht in unserem Land zuzugeste­ hen. Der Wolf ist heute nach der europäi­ schen FFH-Richtlinie und dem Bundes­ naturschutzgesetz streng geschützt. Vor 150 Jahren trug der Staat noch mit Ab­ schussprämien zu seiner Ausrottung bei. Der BUND Naturschutz ist durch die Rück­kehr der Wölfe mehrfach herausge­ fordert. Zum einen ist da die Aufklärung der Bevölkerung, um unbegründete Ängs­ te vor Wolfsangriffen auf Menschen mit Fakten zu entkräften. Zum zweiten vertei­ digt der BN den strengen Schutz des Wol­ fes. Die Voraussetzungen für die Tötung eines einzelnen Wolfes als Ausnahme und äußerstes Mittel des Wolfsmanage­ ments sind gesetzlich klar definiert. Den sich ankündigenden Versuchen, diese De­ finition zu verwässern und die gesetzlich gezogene rote Linie zu überschreiten, wird der BN entschieden entgegentreten. Die dritte Aufgabe ist der Einsatz für ein Nebeneinander von Weidetieren und Wolf, das nicht auf Kosten der Weidetierhalter geht. Hier hat sich 2020 nach Jahren des

Stillstandes endlich etwas bewegt: Die vom BN seit langem geforderte Förder­ richtlinie für Herdenschutz ist in Kraft ge­ treten. Mit ihr verpflichtet sich der Frei­ staat, Tierhaltern in Wolfsgebieten die An­ schaffungskosten für wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde zu 100 Prozent zu erstatten. Unverständnis ruft beim BN und den Schafhaltern aber her­ vor, dass die Förderung erst beantragt werden kann, wenn es in einem Gebiet schon zu einem Riss gekommen ist oder ein Wolf dort bereits sechs Monate anwe­ send ist. »Damit sind Weidetierhalter zur Untätigkeit verdammt, wenn sie den Her­ denschutz nicht selbst finanzieren wollen. Und das, obwohl der Langstreckenwande­ rer Wolf jederzeit überall in Bayern auftau­ chen kann«, sagt Beate Rutkowski vom BN-Landesvorstand. Dass dies Frust erzeugt, ist klar, denn eigentlich ist es wichtig, Herdenschutz zu etablieren, bevor sich Wölfe ansiedeln. Dies hat sich 2020 auch durch die acht Wolfsübergriffe auf Nutztiere in Bayern bestätigt, bei denen 28 Tiere getötet wur­ den: Fast alle gingen auf einzelne, zu-

Foto: Sergey Gorshkov

Während sich Naturschützer über die Rückkehr des Wolfes freuen, sind viele Tierhalter äußerst besorgt. Mit ­einem großen Herdenschutzprojekt trägt der BN jetzt zu einer Zukunft für Wolf und Weidetierhaltung in Bayern bei.


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MEHR ZUM THEMA www.bund-naturschutz.de/tiere-inbayern/wolf Broschüre »Der Wolf in Bayern«: t1p.de/wolf-bayern Infos zur Herdenschutzförderung: t1p.de/herdenschutz

N+U: Herr Gomringer, wie zufrieden sind Sie mit der bayerischen Herdenschutzförderung? René Gomringer: So wie das Pro­ gramm jetzt steht, ist es schon mal ganz gut. Wir kleinen Tierhalter kön­ nen alles Nötige für den Herden­ schutz bekommen. Bayern macht da keinen Unterschied zwischen Hobbyund Nebenerwerbs-Tierhaltern. Was uns nicht gefällt ist, dass die laufen­ den Kosten für den Herdenschutz nicht gefördert werden. Ein guter Her­ denschutzhund kostet beispielsweise etwa 2500 Euro Unterhalt im Jahr. Was wünschen Sie sich als Schafhalter vom BN und der Gesellschaft? Dass sie uns zuhören, unsere Anlie­ gen genau anschauen und uns in ihre Überlegungen und Diskussionen mit­ einbeziehen. Dazu müssen aber auch die Weidetierhalter bereit sein, mit den Leuten zu reden. Ich habe meinen Kollegen immer schon empfohlen, in einem Naturschutzverband Mitglied zu werden. Der BN hat rund 250 000 Mitglieder und der LBV etwa 95 000 – das ist doch ein riesiges Forum! Wenn wir da gehört werden, wissen 345 000 Leute, welche Sorgen und Probleme wir Weidetierhalter haben und dass wir nicht einfach nur gegen

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René Gomringer war ­Geschäftsführer des ­Landesverbands Bayerischer Schafhalter. Im BN-Projekt Lifestockprotect berät er Weidetier­ halter beim Herdenschutz.

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MEHR PRAGMATISMUS, BITTE!

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oder durchwandernde Wölfe und nicht auf bekannte, sesshafte Tiere zurück. Neben den offenen Fragen bei der Fi­ nanzierung des Herdenschutzes gibt es eine weitere große Herausforderung: Bei den Weidetierhaltern ist kaum Wissen vorhanden, wie Herdenschutz technisch funktioniert. Wie hoch müssen die obers­ te und unterste Litze eines wolfssicheren Zaunes sein? Wie integriert man Herden­ schutzhunde in eine Herde? Um schnell Herdenschutzkompetenz bei den Weidetierhaltern aufzubauen, nimmt der BN am 2020 gestarteten und von der EU finanzierten fünfjährigen Pro­ jekt »Life­stockprotect« (englisch für »Her­ denschutz«) teil. Die 17 Projektpartner aus Österreich, Südtirol und Bayern kom­ men gleichermaßen aus Landwirtschaft, Naturschutz, Forschung und Tourismus. In Bayern ist neben dem BN unter ande­ rem der ökologische Anbauverband Bio­ land Projektpartner. Neben der Herden­ schutzberatung von Landwirt zu Land­ wirt, Grund- und Aufbaulehrgängen sowie dem Aufbau von Herdenschutz-Praxis­ betrieben will der BN auch die Rahmenbe­ dingungen verbessern, etwa eine geregel­ te Ausbildung und Zertifizierung von Her­ denschutzhunden voranbringen. Außer­ dem wird es Freiwilligeneinsätze geben, bei denen Weidetierhalter beim Bau von wolfsabweisenden Zäunen unterstützt werden. Interessenten dafür können sich schon jetzt an die Projektleiterin Stefanie Morbach wenden (Mail: stefanie.mor­ bach­­@bund-naturschutz.de). Die aus Artenschutzsicht zu begrüßen­ de Rückkehr der Wölfe bedeutet für die Weidetierhalter tiefe Einschnitte und Be­ lastungen in ihrem beruflichen Alltag. Der BUND Naturschutz stellt sich mit dem neuen Projekt seiner Verantwortung für die Weidetierhaltung und den Wolf.

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den Wolf sind. Wir brauchen beispiels­ weise dringend Hilfe bei der Öffent­ lichkeitsarbeit. Die können wir nicht alleine leisten. Jeder, der draußen rumläuft, muss jetzt erfahren, dass es mehr und mehr Herdenschutzhunde in Bayern geben wird und wie man sich ihnen gegenüber verhalten sollte.

»Wir brauchen Hilfe bei der

Öffentlichkeitsarbeit.« Was wünschen Sie sich von Ihren ­Kollegen? Mehr Pragmatismus. Der Wolf ist jetzt da, ob wir wollen oder nicht. Statt sich an den Strohhalm Bejagung zu klam­ mern und sonst nichts zu unterneh­ men, müssen wir unsere Herden schützen. Und zwar jetzt, bevor der Wolf lernt, dass W ­ eidetiere leichte Beute sind. Denn selbst wenn Wölfe eines Tages bejagt werden dürfen: Es werden immer wieder welche nach­ kommen, vor denen wir unsere Tiere schützen müssen. Interview: Heidi Tiefenthaler



Bedroht

Der nur drosselgroße Knutt brütet in den Weiten der Tundra. Auf dem Weg in seine Wintergebiete überwindet er ­extreme Distanzen. So fliegen sibirische Brutvögel bis nach Südafrika und Australien. Die im Norden Grönlands und­­Kanadas brütenden Knutts ziehen bis zu 5000 Kilometer nonstop über den ­Atlantik. Ihr Ziel: das nahrungsreiche Wattenmeer. An die 200 000 Vögel landen hier ab dem Herbst, um in oft riesigen Schwärmen zu rasten und teilweise auch zu überwintern. Ihr zur Brutzeit rostrotes Federkleid ist nun grau, passend zur ­Jahreszeit und zur Umgebung.

Foto: picture alliance/ imageBROKER/ Richard Dorn

Für 34 Vogelarten ist das Wattenmeer von großer Bedeutung. Gerade die ­muschelfressenden Arten sind jedoch am Schwinden. So ist die Zahl der bei uns ­rastenden Knutts seit 1990 um ein Viertel gesunken. Laut Roter Liste wandernder Vogelarten gilt eine der beiden hiesigen Unterarten als »potenziell gefährdet«.


Foto: BUND-Fachbereich Grünes Band

GUTE NACHRICHTEN VOM GRÜNEN BAND

ÖKOLOGISCHES RÜCKGRAT STÄRKEN

Entlang des Grünen Bandes finden sich viele wertvolle Rück­ zugsorte für gefährdete Arten. Das Projekt »Quervernetzung Grünes Band« schafft und erhält Verbundachsen und Trittsteine zwischen den Biotopen.

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o wird der national bedeutsame Biotopverbund in dem auf sechs Jahre angelegten Projekt mit angrenzenden Lebensräumen vernetzt und seine Funktion als ökologisches Rückgrat gestärkt. Zwei von bundesweit fünf Vernetzungsgebieten liegen in Bayern: die Regionen Rhön-Grabfeld und Innerer Bayerischer Wald.

In dem traditionell durch intensiven Acker­ bau geprägten Grabfeld ist die Entwick­ lung von mehrjährigen Blühflächen als Vernetzungsstruktur für Wildbienen und Vögel das Hauptziel. Auf Ackerflächen wird zur Gewinnung von Bioenergie statt Mais eine blütenreiche Wildpflanzenmi­ schung angebaut. Hierbei arbeiten der BN und die Agrokraft GmbH des Bayerischen Bauernverbandes eng zusammen. 2021 ist geplant, unterschiedliche Blüh-Mi­ schungen und Verfahren zu testen, um he­ rauszufinden, welche am besten geeignet sind hinsichtlich Förderung von Biodiver­ sität, Biomasseertrag und Wasserschutz. Der Innere Bayerische Wald ist ein öko­ logischer Hotspot. Insbesondere die tra­ ditionelle Waldhufen-Kulturlandschaft be­ herbergt eine einzigartige biologische Vielfalt: In dem strukturreichen Offenland leben viele gefährdete Tier- und Pflanzen­ arten – von der Arnika, über die Kreuz­ otter bis zur Waldbirkenmaus. Aber arten­ reiches Offenland braucht eine angepass­

Hier sollen Biotope besser vernetzte werden: typische Waldhufen-Landschaft im Inneren Bayerischen Wald.

Das Projekt »Quervernetzung Grünes Band« wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mit­ teln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) ­sowie durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

te Nutzung. Daher wurden bereits im ­ersten Projektjahr brachliegende Wiesen­ flächen, insbesondere Nasswiesen und Magerrasen, wieder durch ansässige Landwirtinnen und Landwirte gemäht. Weitere Maßnahmen sind naturschutzge­ rechte Beweidung und Entfernen von Fich­ tenmonokulturen und Verbuschungen.

FOTOWETTBEWERB Unter dem Motto »Perlen der Kultur­ landschaft – Bergwiesen und -wei­ den am Grünen Band« läuft noch bis August 2021 ein Fotowettbewerb für das Vernetzungsgebiet Innerer Baye­ rischer Wald. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Kreisgruppe Freyung-Grafenau: freyung-grafenau. bund-naturschutz.de/ quervernetzung-­gruenes-band

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SVENJA KLEMM Tel. 0 30 / 2 75 86-4 29 • svenja.klemm@bund.net

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www.bund.net/patenschaften Foto: © Ute Machel


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Schmetterling und Libelle des Jahres 39 Weibliche Wanderlibelle – das Männchen ist rot.

Bei Gefahr zeigt der Braune Bär (Arctia caja) seine roten Hinterflügel.

Foto: Michael Post/ GdO

Foto: Tim Laußmann (2)

Leichter als den Falter findet man die Raupe des Braunen Bären.

SCHMETTERLING DES JAHRES

LIBELLE DES JAHRES

LICHTEMPFINDLICH

Die Wanderlibelle ist die Libelle des Jahres 2021. Gekürt haben sie der BUND und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (Libellenkundler). Bemerkenswert ist die Wahl, weil die Wanderlibelle erst 2019 erstmalig bei uns nach­ gewiesen wurde. Im Zuge der ­Klimaerwärmung breitet sie sich derzeit in Europa aus. Wie erkennen Sie die Wander­ libelle? Im Vergleich zur ähnlichen Heidelibelle ist sie etwas größer, kräftiger und unauffällig gezeich­ net. Vor allem sind ihre Flügel sehr lang. Mit ihnen vermag sie weite Strecken zurückzulegen. So wan­ dert sie in riesigen Schwärmen zwischen Afrika und Asien hin und her, um die Monsunregen für ihre Fortpflanzung zu nutzen. Wer reist, braucht einen Ort zum Ankommen. Der BUND fordert in Deutschland mehr dafür zu tun, das Wasser in der Landschaft zu halten, Biotope zu verbinden und Gewässer und Auen zu renatu­ rieren – zum Schutz der Libellen und vieler weiterer Tiere. Mit der Libelle des Jahres weist der BUND auf eine vielfältige und bedrohte Insektengruppe hin. Von den rund 80 heimischen Libellenarten ­gelten 48 als gefährdet.

Einst sehr häufig, heute auf dem Rückzug: Der Braune Bär ist der Schmetterling des Jahres 2021, ernannt vom BUND und der Naturschutzstiftung des BUND Nordrhein-Westfalen.

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einen Namen verdankt der hübsche Nachtfalter der dicht behaarten Raupe. Fliegt er im Hochsommer aus, bleibt ihm nur wenig Lebenszeit, da sein Saugrüssel verkümmert ist. Ein noch rascheres und gewaltsames Ende bereitet ihm oft künstliches Licht. Dazu BUND-Experte Jochen Behrmann: »Die Falter werden nachts von grellen Lampen angelockt und flattern in einem fort um sie herum. Statt Partner zu suchen und sich fortzupflanzen, sterben sie an Erschöpfung oder fallen Fressfeinden wie Fledermäusen zum Opfer.«

WENIG LEBENSRAUM Mit der Wahl des Nachtfalters weist der BUND darauf hin, wie vor allem das blaue Licht von Hochdruck-Quecksilberdampf­ lampen viele nachtaktive Insekten schä­ digt. Sie sollten durch Natrium­ dampf­ lampen oder moderne LED ersetzt oder auch ersatzlos entfernt werden. Auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere steht der Braune Bär zudem, weil die in­ tensive Landwirtschaft ihm den Lebens­ raum nimmt, weil Hecken und Feldgehölze

verschwinden und Siedlungen und Straßen immer mehr Boden versiegeln. Mit bis zu 65 Millimetern Spannweite zählt der Braue Bär zu den größeren unse­ rer Nachtfalter. Er besiedelt lichte Wälder, Gebüsche, Wiesen und Heiden, aber auch Gärten. Dank seiner brau-weißen Vorder­ flügel ist er gut getarnt. Wird er entdeckt, zeigt er durch deren blitzschnelles Öffnen die roten Hinterflügel. So warnt er Fress­ feinde: »Ich bin ungenießbar!« Tatsächlich enthält sein Körper giftige Stoffe. Doch was hilft ihm das, wenn sein Lebensraum verödet und schrumpft? Obwohl seine Raupen nicht wählerisch sind und die Blätter von Löwenzahn, Brom­ beere oder Esche und Eiche fressen, wird der Braune Bär seltener. Mit der Wahl zum Schmetterling des Jahres weist der BUND auf seine Bedrohung hin – stellvertretend für viele Tag- und Nachtfalter. Damit er nicht einst wie sein Namensvetter Braun­ bär in Deutschland ausstirbt.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/schmetterling-des-jahres

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/libelle-des-jahres


40 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

»Panzerbegegnungsverkehr« sollte möglich werden auf der schmalen, kurven­reichen Staatsstraße durch das Lauterachtal am n ­ örd­lichen Rand des ameri­ kanischen T ­ ruppenübungsplatzes Hohenfels.

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anzerbegegnungsverkehr! Man braucht nicht viel Fantasie, um sich solch eine Panzerstraße vorzustellen: Breit und gerade, weil es diese Kriegsmaschinen mit feinfühligen Kurvenfahrten nicht so haben. Von dem idyllischen Flusstal, der wild mäandrierenden Lauterach und störenden Vorsprüngen der kalkigen, artenreichen Jurahänge wäre da wohl wenig übriggeblieben. Der BN stellte sich gegen den Ausbau. Letztlich wurden nur in Teilbereichen »ver­ kehrsverbessernde Ausbaumaßnahmen« umgesetzt. Sowohl im Talgrund als auch am Hang und in zwei nördlich angrenzen­ den Seitentälern konnte die Kreisgruppe Amberg-Sulzbach über 16 Hektar wertvol­

le Flächen durch Ankauf sichern, die sie regelmäßig pflegt. Der Jurasteig (jurasteig.de) von Kel­ heim über Kallmünz bis Kastl und über das Altmühltal wieder zurück ist auch in Zeiten des Übertourismus ein Geheimtipp für Wanderer. Seine sechste Etappe führt von Schmidmühlen nach Hohenburg – doch leider geht sie am Pfeiffertal und am Pirzertal vorbei, in denen sehenswerte BN-­Flächen liegen. Wer gut zu Fuß ist, macht die knapp 15 Kilometer lange Etappe und verlängert sie mit Abstechern zu den BN-Flächen um ein paar Kilometer. Wo man nach etwa der Hälfte der Strecke von der Jurahöhe ins Lauterachtal herunterkommt, ist das nächste Seitental nach Norden das Pfeif­ fertal. Nach rund 100 Metern prangt rech­

INFOS ZUR WANDERUNG

Vor dem Ausbau als Panzerstraße gerettet: das idyllische Lauterachtal

• Ausgangspunkt: Schmidmühlen oder ca. 1 Kilo­ meter östlich Adertshausen • Länge / Gehzeit: ca. 18 Kilometer (Achtung: kein Rundweg!), ­Kurzfassung 3 – 8 Kilometer • Höhenunterschied: ca. 300 Meter • Wegcharakter: Feldwege, Steige

Foto: Winfried Berner

Foto: Heide Frobel

SCHMETTERLINGE STATT PANZER

ter Hand eine Hangwiese, die dem BN ge­ hört und von der Kreisgruppe gepflegt – sprich regelmäßig entbuscht – wird. Dem Jurasteig nach Westen folgend, ist das nächste nördliche Seitental das Pirzertal, ebenfalls mit einer großen Hangwiese rechts, auf der es von selte­ nen Pflanzen und Schmetterlingen nur so wimmelt. Dort muss man darauf gefasst sein, dass sich, während man die Kamera justiert, ein Schachbrettfalter auf Hand oder Nase setzt. Hier folgen wir dem Fahrweg im Talboden, bis der Wald be­ ginnt. Zurück am Taleingang liegt linker Hand ein artenreicher Halbtrockenrasen mit lichtem Kiefernbestand, dahinter ein historischer Mittelwald. Auf dem Jurasteig weiter in Richtung Adertshausen durchqueren wir auf halber Hanghöhe einen langgestreckten »Kalk­ scherbenacker«, der typisch für das Lau­ terachtal ist und ebenfalls von der Kreis­ gruppe gepflegt wird. Ein Blick auf den Boden klärt, wo der Begriff herkommt. Oberhalb des Orts liegt eine Streuobst­ wiese, die die Kreisgruppe auf einem ehe­ maligen Acker angelegt hat. Wer nur die (nicht gekennzeichneten) BN-­­Flächen bewundern möchte, kann ein­ fach am Eingang des Pirzer- oder des Pfeiffertals parken und von dort so weit gehen, wie er oder sie möchte. Unbedingt lohnend ist, den Jurasteig über Aderts­ hausen bis Hohenberg zu genießen. Uli Rohm-Berner, Winfried Berner


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise 41

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ie-Situation kann es Aufgrund der Pandem bei Reisen kommen. en ung änk chr Eins zu unter: en dazu finden Sie Aktuelle Information www.bund-reisen.de

Magma und Asche in die Luft schleudert. »In der Antike war der Vulkan nachts eine Orientierung für die Seefahrer«, erklärt Andreas Pehl.

Foto: R. Haynes

BAD IN SCHWEFELQUELLEN

Fortbewegung mit der Kraft des Windes auf dem Segler »Florette«

UMWELTFREUNDLICH REISEN

UNTER VOLLEN SEGELN Bei einer neuen Segel- und Wanderreise kann man auf einem historischen Zweimaster die schönsten Ecken der Liparischen Inseln entdecken.

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ie Planken knarren. Es riecht nach Holz, nach Meer – und nach Freiheit. Gischt spritzt unter dem Bugspriet hoch. Nur getrieben vom Wind, gleitet die »Florette« durchs Wasser und nähert sich der zerklüfteten Küste von Panarea. Es ist ein erhabenes Gefühl, sich der Insel nicht per Motorboot, sondern auf einem Segelschiff unter vollen Segeln zu nä­ hern. Dabei ist die »Florette« nicht irgend­ ein Schiff. Die Brigantine ist 100 Jahre alt und einer der letzten originalen Windjam­ mer. 1921 für die Frachtschifffahrt ge­ baut, hat sie unzählige Meilen durchs Mit­ telmeer und über den Atlantik zurück­ gelegt. Heute gehört das Schiff der ­kanadisch-englisch-bayerischen Familie Haynes. Es ist nach allen EU-Sicherheits­ standards restauriert und als ECOSHIP zertifiziert.

»An Bord ist es, als sei man in einer an­ deren Welt«, sagt Andreas Pehl, der das Schiff schon kennt. Der Musiker und BR-­ Reisejournalist leitet diese BUND-Segelund Wanderreise. In dieser anderen Welt geben Wind und Wetter das Tempo vor. Nur in Ausnahmefällen wird der Motor eingesetzt. Die Bordwelt ist auch eine Welt, in der alle mitanpacken müssen – Gäste gehören zur Crew. Wir planen, sechs der Liparischen In­ seln anzusteuern, die im Tyrrhenischen Meer vor der Nordküste Siziliens liegen: Stromboli, Panarea, Filicudi, Salina, Vulca­ no, Lipari – jede für sich gesehen eine Charakterdarstellerin. Allen zu eigen ist ihr vulkanischer Ursprung: Lava, Wellen und Wind haben sie geformt. Fasziniert erleben wir auf Stromboli, wie der Vulkan rund jede Viertelstunde

Auf Filicudi besuchen wir eine Erste-Hilfe-­ Station für Meeresschildkröten und erfah­ ren vieles über den Meeresschutz. Auf Salina spielen neben dem Tourismus ­ auch Landwirtschaft und Weinanbau eine zentrale Rolle. »Das macht das Leben hier noch einen Tick langsamer«, weiß Andre­ as Pehl. »Isola slow« nennen die Bewoh­ ner ihre Insel auch. Die Kapern von hier gelten als die besten der Welt. Auf Salina ragt mit dem Monte Fossa delle Felci der höchste Gipfel des Archipels auf. Konditi­ onsstarke können die 962 Meter vom Meeresspiegel aus erklimmen. Anders als auf den anderen, fast baumlosen In­ seln führt die Wanderung durch einen Kie­ fern- und Kastanienwald. Eine sandige Mondlandschaft prägt Vulcano. Schwefelgeruch begrüßt die Be­ sucher schon am Hafen. Wer mag, kann auf der Insel ein Bad in den heißen, schli­ ckigen Schwefelquellen nehmen. Lipari schließlich, die größte der Inseln, lockt mit einem archäologischen Museum und einer Altstadt mit vielen kleinen Läden. Bei all diesen Inselbesuchen kommt die Zeit auf dem Meer nie zu kurz – und auch nicht die Zeit im Meer. Dank der »Florette« finden wir zum Schwimmen und Schnor­ cheln klare Buchten, die nur von der See aus zugänglich sind. Familie Haynes nimmt die Corona-Maß­ nahmen sehr ernst und hat ein Hygiene­ konzept entwickelt. Lucia Vogel

REISETERMIN 14. bis 26. Mai 2021 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de


42 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Virtuell verbunden

BN AKTIV + NAH VIRTUELL VERBUNDEN Im Herbst kamen wie jedes Jahr die Delegierten unseres Bundesverbandes zusammen – doch diesmal ganz anders als sonst.

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ass sich die Bundesdelegierten am 13. und 14. November nur digital versammeln konnten, war aufgrund der Corona-Pandemie unvermeidlich. Zum Glück hatte der Vorstand das frühzeitig entschieden. So war genügend Zeit, das Treffen gut zu planen. Das übliche Programm einfach ins Virtuelle zu übertragen, war nicht möglich; die Bundesdelegiertenversammlung (BDV) musste neu gedacht werden. Und dabei zeigte sich: Auch wenn direkte Begegnungen ausfallen, ist es möglich zusammenzurücken, trotz räumlicher Distanz. Diese BDV kann ein Meilenstein sein für die zukünftige Verbandsarbeit.

Gemeinschaft in Corona-Zeiten

GEFORDERT

GUT VORBEREITET

An die 200 Menschen treffen sich jedes Jahr zur BDV: neben Delegierten und Vor­ stand auch externe Gäste, dazu Tagungs­ präsidium und Organisationsteam. Mit dieser Gemeinschaft in einen virtuellen Raum umzuziehen, war keine geringe Herausforderung. Denn als wichtigstes Entscheidungsgremium des BUND wollte und musste die BDV auch diesmal ihre Auf­ gabe erfüllen: die Kontrolle des Verbands durch die Delegierten gewährleisten und Austausch und Diskussion ermöglichen. Dazu das passende Konferenzsystem zu finden, war das eine. Blieb die bange Frage: Würden alle damit zurechtkommen?

Übung macht den Meister. Für einen rei­ bungslosen Ablauf und eine stressfreie Beteiligung konnten sich die Delegierten vorab schulen lassen. Und sie gewannen dabei nicht nur technische Sicherheit. Auch inhaltlich konnten sie sich dank der digitalen Plattform bestens vorbereiten: Berichte wurden als Video vorab bereitgestellt, die Anträge samt aller Änderungs­ vorschläge veröffentlicht – ein Plus an »Nutzerfreundlichkeit«. Das Programm der BDV wurde dadurch gestrafft, und es blieb mehr Zeit für Aus­ sprachen. Was ambitioniert erschien, gelang: Auch dank der großen Disziplin


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Virtuell verbunden 43

BEWÄHRT Natürlich war jede*r Einzelne besonders gefordert: Wer sprach, hatte kein direktes Gegenüber, saß daheim zwischen Küche, Wohn- und Kinderzimmer. Doch trotz un­ gewohnten Geländes und aller Hürden: Die Delegierten blieben über die gesamte Dauer beeindruckend engagiert und tauschten sich über die Redeliste und den Chat lebendig aus. In den gut besuchten Workshops am Abend gab es angeregte Diskussionen, wo viele zu Wort kamen. Zeit und Energie reichten aus, um mit breiter Beteiligung über Fachfragen zu diskutieren. Entspre­ chend fielen später die Rückmeldungen aus: Die meisten Delegierten waren mit dem ungewohnten Format sehr zufrieden – und von der Organisation begeistert. Klar, dass der BUND einen Teil der neuen digitalen Möglichkeiten auch in Zukunft nutzen will. Die nächste BDV, geplant im November in Dresden, darf dennoch gern wieder ein reales Treffen sein – mit vielen schönen Gesprächen in der Kaffeepause oder in den abendlichen Runden.

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LIEBE MITGLIEDER, ein turbulentes und für viele auch schwieriges Jahr liegt hinter uns. 2020 hat uns auf dramatische Weise die Verletzlichkeit unserer Welt und unseres Lebensstils gezeigt. Internati­ onale Lieferketten sind zusammenge­ brochen, Unternehmen sind in Schwie­ rigkeiten geraten. Diese Erfahrungen sollten uns ein Ansporn sein, gemein­ sam von einer Ökonomie der Gier zu einer Ökonomie der Fürsorge und der Gemeinwohlorientierung zu kommen. Im BUND Naturschutz haben wir bei all den dramatischen Entwicklungen des vergangenen Jahres auch eine ­erfreuliche Tendenz gesehen: Das ­Bewusstsein für Natur und Umwelt ist gestiegen. Viele Menschen haben im Lockdown ihr Konsumverhalten über­ dacht und sind zu Änderungen bereit. Viele haben statt Fernreisen die Natur vor ihrer Haustür entdeckt und schätzen gelernt. Deshalb werden wir im Entschei­ dungsjahr der Bundestagswahl die Themen Klimaschutz, Biologische Vielfalt, Energiewende, bäuerlich-öko­ logische Landwirtschaft und ökosozi­ ale Transformation noch mehr in die Öffentlichkeit tragen. Die nächste deutsche Regierung wird vielleicht die letzte sein, die noch et­ was tun kann, um die Erderwärmung zu begrenzen. In vielen Maßnahmen und Projekten vor Ort hat der BN 2020 wieder zum Schutz unserer natürli­ chen Lebensgrundlagen beigetragen. So ist es ganz erheblich dem jahrelan­ gen Einsatz unseres Verbandes zu verdanken, dass in Bayern im vergan­ genen Jahr rund 60 000 Hektar Natur­

wälder ausgewiesen wurden und meh­ rere Renaturierungsprojekte an Gewäs­ sern vorankommen. Seit dem Volksbe­ gehren »­ Rettet die Bienen« tritt der BN dafür ein, dass die beschlossenen Maß­ nahmen auch umgesetzt werden. Unser Verband ist 2020 gut durch die Krise gekommen. Der BN musste keine Kurzarbeit anmelden und hat im Lock­ down auf allen Ebenen weiter funk­ tioniert. Obwohl unsere Mitgliederwer­ bung coronabedingt zum Teil ruhen musste, konnten wir das Mitglieder­

Foto: Roggenthin

der Beteiligten behandelten die Delegier­ ten alle eingereichten Anträge. Fast ein­ hellig verabschiedeten sie den Leitantrag »Gesellschaftlicher Aufbruch 2021 – Den ökologischen Umbau gerecht gestalten«. Ferner sprachen sie sich unter anderem dagegen aus, Verkehrsprojekte auf Kos­ ten der Umwelt beschleunigt zu planen; und dafür, den Bedarfsplan für neue Fern­ straßen grundlegend anders auszurichten. Da die Versammlung gestreamt wurde, konnten ihr mehr Interessierte folgen als bisher. Dies ließ den BUND bei aller räum­ lichen Trennung näher zusammenrücken.

wachstum fortsetzen und hatten zum Jahresende rund 255 000 Mitglieder und Förderer. Die Nachfrage nach Ange­ boten in der Natur oder Tipps für einen ökologischem Lebensstil ist durch das steigende Bewusstsein für eine intakte Umwelt deutlich in die Höhe gegangen. Unsere Ehrenamtlichen waren trotz der Einschränkungen, an die wir uns na­ türlich gehalten haben, hoch aktiv und haben 2020 wieder über eine Million Stunden Gemeinwohlarbeit einge­ bracht. Diese Leistung in unseren über 600 Kreis- und Ortsgruppen macht den BUND Naturschutz einzigartig. Bei ­Ihnen, liebe Mitglieder, und allen Aktiven bedanken wir uns ganz herzlich für Ihr beeindruckendes Engagement!

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


44 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Beim Nationalpark-Jubiläum (vo.li.): BN-Vorsitzender Richard Mergner, Nationalpark-Leiter Franz Leibl, LBV-­ Vorsitzender Norbert Schäffer, Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber.

RUNDER GEBURTSTAG IM NATIONALPARK BAYERISCHER WALD Viele Naturschützer und Freunde des Nationalparks Bayerischer Wald hatten sich schon auf die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Nationalparks gefreut, doch Corona durchkreuzte auch diese Pläne. So gab es im Oktober nur einen kleinen Festakt in Neuschönau, an dem Minister­ präsident Markus Söder und Umweltmi­ nister Thorsten Glauber sowie Vertreter der regionalen und lokalen Politik teilnah­ men, aber auch der BN-Landesvorsitzen­ de Richard Mergner. Schließlich hat der BN ganz erheblich zur Gründung und zur Erfolgsgeschichte dieses ältesten deut­ schen Nationalparks beigetragen. »Wir gratulieren dem Nationalpark Bayerischer

Wald zu seinem 50. Geburtstag«, so Richard Mergner. »Es freut uns, dass sich die Natur seit fünf Jahrzehnten auf einer so großen Fläche um Falkenstein, Rachel und Lusen nach ihren eigenen Gesetzen entwickeln darf.« Der erste Nationalpark Deutschlands sei eine Erfolgsgeschichte der Natur­ schutzbewegung und insbesondere des BUND Naturschutz, betonte Mergner. »Diese Entwicklung hat den Umgang des Menschen mit der Natur in neue Bahnen gelenkt. Wir haben viel gelernt und heute, 50 Jahre später, wissen wir, was ein Wald sein kann, wenn man ihn lässt. Wir sind fasziniert von der einzigartigen Artenviel­ falt des Bayerischen Waldes.«

NEUE BROSCHÜRE Unter der Überschrift »Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet« bietet das neue BN Informiert zahl­reiche Hintergründe und Vorschläge für eine natur­nähere Entwicklung des Tourismus in den bayerischen Alpen.

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DOWNLOAD www.bund-naturschutz.de/publikationen

Auf der ersten Online-Jugendvollversammlung im November hat die Jugend­ organisation des BUND Naturschutz (JBN) eine neue Jugendvertreterin in den BN-Landesvorstand gewählt. Julia Dade löst damit ihren Vorgänger Moritz Angstwurm ab. Moritz Angstwurm möchte sich nach Ab­ schluss seines Geografie-Studiums neu­ en Aufgaben widmen und ist deshalb vom BN-Vorstand zurückgetreten. Die 23-jähri­ ge Julia Dade machte 2016/17 ihr Freiwil­ liges Ökologisches Jahr (FÖJ) beim Um­ weltschutzverein Green City e.V. Diese Zeit motivierte sie, weiter im Klima- und Umweltschutz aktiv zu bleiben. Seitdem

Foto: Nora Dade

Foto: Umweltministerium

JULIA DADE NEU IM BN-VORSTAND

engagiert sie sich bei der JBN und ist seit 2020 im JBN-Landesvorstand. Dort ist ihr die Vernetzung zwischen den Aktiven der JBN und die Zusammenarbeit mit ande­ ren Verbänden sehr wichtig. Außerdem ist sie verantwortlich für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Julia Dade studiert Kulturwirtschaft in Passau.

AUF JOBSUCHE? Sie sind begeistert vom Natur- und Umweltschutz und möchten auch ­andere Menschen dafür begeistern? ­Gerne! Dieser Ausgabe der Natur+ Umwelt liegt ein Jobangebot der BN Marketing GmbH bei. Gerne kön­ nen Sie dieses auch aushängen oder an Interessierte weitergeben.


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

Lehren aus der Corona-Krise ziehen und Bayern für eine nachhaltige Zukunft besser aufstellen – das fordert eine Petition, die ein breites Bündnis aus 120 Organisationen im vergangenen Jahr angestoßen hat. Unter dem Motto »Wir transformieren Bayern« fordern Umweltverbände wie der BUND Naturschutz und kirchliche Institu­ tionen, aber auch Hilfsorganisationen, die Klimakrise ebenso ernst zu nehmen wie die Covid-19-Pandemie. Sie appellieren an den Bayerischen Landtag, die soziale und ökologische Transformation im Frei­ staat zu verwirklichen. Noch bis 25. Februar kann man die Pe­ tition online unterzeichnen. »Der ohnehin notwendige Umbau zu einer umweltver­ träglicheren und sozial gerechteren Wirt­ schaft muss deshalb jetzt mit einem Kon­ junkturprogramm Nachhaltigkeit voran­ getrieben werden«, betont BN-Vorsitzen­ der Richard Mergner. »Die Krise ist daher auch ein Weckruf für ein Überdenken der Globalisierung und für mehr regionale Wirtschaftskreisläufe auch in Bayern. Wir müssen wieder Gemeinwohl und Da­ seinsvorsorge den Vorzug geben vor Pro­ fitmaximierung und Privatisierung.« MITMACHEN Unterzeichnen auch Sie die Petition auf www.wirtransformierenbayern.de

Foto: Annette Stefan

IHRE STIMME FÜR BAYERNS ZUKUNFT

Übernahmen im BN neue Führungsaufgaben: Claudia Ciecior-Bordonaro (li.) und Martina Graef

VERSTÄRKUNG FÜR DIE BN-GESCHÄFTSFÜHRUNG Ob Spendengewinnung oder die reibungslose Verwaltung von über 250 000 Daten von Mitgliedern und Förderern: Die Aufgabenfülle im hauptamtlichen Bereich unseres Verbandes nimmt stetig zu. Im vergangenen Jahr hat der BN-Landesvorstand deshalb entschieden, dass die Landesgeschäftsführung mit einer zweiten Stellvertretung Verstärkung bekommen soll. Die Wahl fiel auf Claudia Ciecior-­Bordonaro. Die neue stellvertretende Landesge­ schäftsführerin zeichnet für die Gesamt­ leitung Marketing, Fundraising, Mitglie­ der- und Spenderservice verantwortlich und unterstützt den Landesgeschäftsfüh­ rer Peter Rottner in den Bereichen Perso­ nal, Umweltbildung und Öffentlichkeits­ arbeit. Dabei kommt ihr die lange Ver­ bands­erfahrung zugute: Seit 24 Jahren ist

AKTIV AUF INSTAGRAM Was läuft im Naturund Umweltschutz?

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Mach dir ein Bild auf Insta­ gram! www.instagram.com/ bundnaturschutz

Claudia Ciecior-Bordonaro im BUND Na­ turschutz tätig, anfangs in München und seit dem Umzug der Landesgeschäfts­ stelle in Regensburg. Die Marketing-­ Fachwirtin war in ver­ schiedenen Bereichen eingesetzt: in der internen Kommunikation, in der Mitglie­ der- und Spendengewinnung sowie im Marketing. Seit 2017 leitete sie das neue Referat Mitglieder- und Spendengewin­ nung und Marketing, hinzu kam später die Mitgliederverwaltung. Zusätzlich unterstützt nun Martina Graef als Referentin die Geschäftsfüh­ rung in allen Belangen, von Veranstaltun­ gen bis hin zur Digitalisierung. Die stu­ dierte Politikwissenschaftlerin ist seit 2008 in der BN-Landesgeschäftsstelle tä­ tig, anfangs im Bildungswerk und später als Assistentin der Geschäftsführung.


46 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Georg Kestel (Mitte) nahm den Preis aus den Händen von Jurymitglied Niels Kohlschütter (re.), Vorstand der Schweisfurth-Stiftung, und dem BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Weiger (li.) entgegen.

Fluss wertgeschätzt«, kommentierte Ge­ org K ­ estel, und nannte als einige Beispie­ le von vielen die früheren Vorsitzenden der BN-­ Kreisgruppe Deggendorf: Dieter Scherf, Rudi Fahrer und Ludwig Daas. Um den Naturschatz der Flüsse und Auen weltweit zu bewahren, vergibt die Schweisfurth-Stiftung seit 2015 jährlich

NEUE VERKEHRS­POLITIK GEFORDERT Eine erfolgreiche und nachhaltige Mobilitätswende kann nur mit fairen und guten Arbeitsbedingungen einhergehen – das gilt im öffentlichen Personennahverkehr besonders. Deshalb hatte der BUND Naturschutz schon im September 2020 gemeinsam mit der Gewerkschaft verdi eine neue Ver­ kehrspolitik gefordert – nicht für das Auto, sondern für die Menschen. Um das Thema voranzubringen, trafen sich Ende

Oktober der BN-Vorsitzende Richard Mer­ gner und Landesbeauftragter Martin Geil­ hufe mit verdi-Landesbezirksleiterin Luise Klemens. »Der ÖPNV kann seine Schlüsselrolle zur Erreichung der Klimaziele nicht erfül­ len, solange ausschließlich die kommu­ nale Kassenlage das Angebot bestimmt«, betonte Luise Klemens. 20 Jahre Spar­ kurs hätten dazu geführt, dass die Be­ schäftigten mittlerweile am Rand der Be­ lastungsgrenze stünden. Martin Geilhufe erklärte, dass attraktive Arbeits­bedingungen, faire Bezah­ lung und Entlastung der Beschäf­ tigten im ÖPNV wichtige Voraus­ setzungen für die anstehende ökosoziale Trans­formation seien. Verdi und BN wollen sich wei­ terhin dafür stark machen, dass

den mit 20 000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaf­ ten. Der Preis ist benannt nach Wolfgang Staab (1938–2004), der sich an der Spit­ ze des BUND-Landesverbandes Rhein­ land-­­­­­Pfalz einen Namen machte.

zur Erreichung dieser Ziele zum Beispiel Gelder aus dem überflüssigen Fernstra­ ßenneubau künftig zur Verbesserung des ÖPNV verwendet werden.

BN-NEWSLETTER Sie möchten in Sachen Umweltund Naturschutz immer auf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine.

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MEHR INFO www.bund-naturschutz.de/ newsletter

Illustrationen: Gettyimages

Über eine bedeutende Auszeichnung durfte sich im Oktober der langjährige Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Deggendorf, Georg Kestel, freuen: Er wurde für sein Engagement für die frei fließende Donau geehrt. »Die von Kestel angefertigten Stellung­ nahmen und Beiträge mit hoher, fachlich kaum angreifbarer Qualität haben ent­ scheidenden Anteil daran, dass die Posi­ tion und die Argumente der Verbände und Initiativen in der politischen Auseinander­ setzung und in der Öffentlichkeit über­ zeugten. Sein Engagement, die ökologi­ sche und gesellschaftliche Bedeutung der Fluss- und Auenlandschaft zu kom­ munizieren, hat die Jury begeistert«, er­ klärte Niels Kohlschütter, Vorstand der Schweisfurth-Stiftung, die Jury-Entschei­ dung. »Über die Auszeichnung freue ich mich sehr, denn damit wird stellvertretend auch das jahrzehntelange Engagement vieler Menschen in der Region für ihren

Foto: Schweisfurth-Stiftung

EHRUNG FÜR GEORG KESTEL


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 47

RICHARD MERGNER BLEIBT IM VORSTAND VON ALLIANZ PRO SCHIENE Die Allianz pro Schiene e.V. ist ein ge­ meinnütziges Verkehrsbündnis, das sich für einen höheren Anteil der Schiene im Güter- und Personenverkehr in Deutsch­ land einsetzt. Den Verein tragen sowohl gewinnorientierte Unternehmen als auch Umweltverbände, Gewerkschaften, Fahr­ gastorganisationen und Hochschulen. Die breite Aufstellung der Schienenallianz spiegelt sich auch im Vorstand wider, dem Repräsentanten unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen angehören.

Samenfestes Saatgut

DIGITALER NATURSCHUTZTAG Auch im BUND Naturschutz verlagert sich durch die coronabedingten Kontaktbeschränkungen vieles in den digitalen Bereich. So fand im November auch der Bayerische Naturschutztag, der sonst der Delegiertenversammlung vorausgeht, als Videokonferenz statt. Eine Premiere, die gut angenommen wur­ de, wie die rund 200 Anmeldungen zeig­ ten. Der Naturschutztag bietet allen BN-­ Mitgliedern die Möglichkeit, sich über ver­ schiedene aktuelle Themen aus dem Na­ tur- und Umweltschutz zu informieren und eigene Ideen einzubringen. Den Hauptvortrag hielt diesmal Dr. Simone Pe­ ter (im Bild), Präsidentin des Bundesver­ bandes Erneuerbare Energien. Im Jahr des 20. Geburtstags des Er­ neuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und mitten in der Auseinandersetzung um die EEG-Novelle betonte Dr. Simone Peter: »Erneuerbare Energien sind die Basis für Klimaschutz und zukunftsfähiges Wirt­ schaften. Um den Kohle- und Atomaus­ stieg zu kompensieren, muss der Ökostro­ manteil bis zum Jahr 2030 naturverträg­

etra Louise Foto: AdobeStock/P

Die Allianz pro Schiene hat eine neue Führung. Die Mitgliederversammlung wählte den Vorstand neu und bestimmte Martin Burkert zum Vorsitzenden. Der stellvertretende Vorsitzende der EVG wird dieses Amt wie seine Vorgänger eh­ renamtlich ausüben. »Für den Schienen­ sektor kommt es weniger als ein Jahr vor der Bundestagswahl mehr denn je darauf an, gegenüber der Politik geschlossen aufzutreten«, sagte Burkert nach der Wahl. Als stellvertretenden Vorsitzenden be­ stätigten die Mitglieder Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Natur­ schutz Bayern und langjähriger verkehrs­ politischer Sprecher des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

GARTEN- & BALKONTIPP

lich auf 80 Prozent erhöht, aber auch die Wärme- und Verkehrswende endlich vor­ angebracht werden. Schlüsselinstrumen­ te wie eine mutige Novelle des Erneuer­ bare-Energien-Gesetzes und ein ambitio­ nierter CO2-Preis sind unverzichtbar, um einen fairen Markt für saubere Technolo­ gien zu etablieren und fossile Energien zurückzudrängen.«

Mitte Februar wird es wieder wärmer, der Schnee ist meist schon weggetaut. Jetzt ist es höchste Zeit, sich – falls noch nicht geschehen – ums Saatgut fürs Gemüsebeet zu kümmern. Der BN empfiehlt fürs Gemüsebeet samenfeste Sorten. Die gibt’s im Naturkostfachhandel oder direkt beim Züchter. Gartenkresse ist einfach auf der Fens­ terbank anzubauen, und bietet vitamin­ reiches erstes frisches Grün. Mit etwas Geduld können jetzt auch schon Ra­ dieschen und Schnittsalat vorgezogen werden. Das geht auch mit Spinat oder frühen Gelbe Rüben (Möhren). Ab Ende Februar können auch bereits Zwiebeln gesteckt werden. Wie wäre es, einmal Schnittknoblauch auszuprobieren? Der kann ab etwa Mitte März direkt im Freiland ausgesät werden und ist mehrjährig nutzbar.

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MEHR ZUM THEMA Adressen bietet die Website des BUND Naturschutz: https://www. bund-naturschutz.de/oekologischleben/naturgarten/bio-saatgut.


48 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

GEDENKSTEIN FÜR PROFESSOR KNEITZ

Foto: BN

Im vergangenen Jahr feierte der BUND Naturschutz ein ganz besonderes Jubiläum: Vor 35 Jahren hatte der Verband durch sein beherztes Eingreifen die alte Nutztierrasse des Rhönschafs vor dem Aussterben bewahrt (wir berichteten in N+U 4/2020). Im Rahmen der coronabedingt kleineren Jubiläumsfeierlichkeiten am BN-Schaf­ stall in Ginolfs enthüllten mehrere Ehren­ gäste gemeinsam einen Gedenkstein: der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner, Landrat Thomas Habermann, Bürger­ meisterin Birgit Erb sowie Vertreter des Naturparks und der Regierung von Unter­ franken. Der Gedenkstein erinnert an Pro­ fessor Gerhard Kneitz, der Retter der

AKTIV AUF FACEBOOK

Rhönschafe und engagierter Naturschüt­ zer, der 2020 im Alter von 85 Jahren ge­ storben war. Angefangen hatte alles im Jahr 1986, als der BN Bayern für fast 300 000 Euro die 33 Hektar großen »Gassenwiesen« ankaufte, um sie vor der Zerstörung durch Sommerferiensiedlungen zu retten, blick­ te Mergner in seiner Ansprache auf die Geschichte des Projekts zurück. Zur na­ turschonenden Pflege war das vom Aus­ sterben bedrohte Rhönschaf ideal. Ledig­ lich 40 Tiere bildeten damals den Grund­ stock. Mittlerweile ist die Rhönschafher­ de unter der Obhut von Schäfer Josef Kolb auf 400 Muttertiere, dazu 200 Läm­ mer, angewachsen.

Lust auf Dialog? Der BUND Natur­ schutz tauscht sich auf Facebook täglich mit seiner Community über Natur und Umwelt in Bayern aus. Schließen Sie sich an!

i BN-Vorsitzender Richard Mergner (li.) und Rhönschäfer Josef Kolb am neu errichteten Gedenkstein für Professor Gerhard Kneitz

WERDEN SIE BN-FREUND/IN! www.facebook.com/ bundnaturschutz

Der Corona-Ausbruch in einem Großschlachthof der Firma Tönnies lenkte im vergangenen Jahr die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Probleme einer industrialisierten, von Preisdruck getriebenen Fleischindustrie. Der BN hatte daraufhin gefordert, in Bay­ ern die regionale Schlachthofstruktur zu stärken oder wiederaufzubauen, um bes­ sere Bedingungen für die Arbeiter und we­ niger Transportwege für die Tiere zu errei­ chen.

Um dieses Ziel weiter zu verfolgen, tra­ fen sich im November (teils virtuell) der BN-­ Vorsitzende Ri­ chard Mergner und Marion Ruppaner, die Agrarrefe­ rentin des BUND Naturschutz, mit mehreren Vertretern von Landwirtschaft und Behör­ den, aber auch Interes­ sierten, um gemeinsam zu überlegen, wie dieses Ziel weiterverfolgt wer­ den kann. Ein Ergebnis

war, dass bestehende regionale Standor­ te unterstützt werden sollen, damit sie ohne Konzernbeteili­ gung weitergeführt werden können, zum Beispiel als Genos­ senschaften. Der BUND Naturschutz wird auch in diesem Jahr das Thema weiterverfolgen.

Foto: Fotolia/Karepa

FÜR REGIONALE SCHLACHTHOFSTRUKTUR


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Interview 49

IM INTERVIEW

WIE WOLLEN WIR LEBEN?

OLAF ZIMMERMANN

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Zwei Jahre arbeitete der Deutsche Kulturrat im Projekt »Heimat – was ist das?« eng mit dem BUND zusammen. Mit seinem Geschäftsführer Olaf Zimmermann sprach die Projektkoordinatorin Birgit Eschenlohr. Was war für Sie der Kern unserer Kooperation, Herr Zimmermann? Das Wichtigste für uns im Kulturbereich ist es, über den Tellerrand hinauszuschau­ en und nicht dauerhaft im eigenen Saft zu schmoren. An der Gründung vieler Umweltverbände waren Künstlerinnen und Künstler beteiligt. Auch wenn sich diese Verbindung später gelockert hat, halte ich es doch für immer wichtiger, die heute so großen Probleme gemeinsam zu lösen. Deshalb finde ich es super, dass wir uns wieder einander annähern, mit all den Unterschieden, wie wir an Dinge her­ angehen oder Politik machen. Um es gleich zu sagen: Ich sehe unsere Kooperation gerade erst am Anfang. Was haben Sie aus unserer bisherigen Zusammenarbeit gelernt? Der Deutsche Kulturrat konzentriert seine Interessenpolitik als ein Verband der Ver­ bände stark auf Berlin. Dagegen ist der BUND mit all seinen Einzelmitgliedern deutlich regionaler und föderaler aufge­ stellt und geht viel praktischer vor. Trotz­ dem konnten wir gemeinsam diverse An­ stöße geben. Gerade im Kulturbereich hat unser Projekt tiefe Spuren hinterlassen. Ob Theater, Museum oder Bibliothek: Wir haben vielfach Interesse geweckt, selbst etwas zum Thema Umwelt zu tun. Die

Nachhaltigkeit ist ein Topthema bei uns, seitdem wir Seite an Seite mit dem BUND gegen die Handelsabkommen TTIP und CETA gestritten haben. Wo sehen Sie die wichtigsten Früchte unserer Kooperation? Unsere Veranstaltungen sind alle gut ge­ lungen. Außergewöhnlich war, dass wir gemeinsam den Antrag unterstützt haben, das Grüne Band als UNESCO-Natur- und Kulturerbe auszuweisen. In dieser Form Partei für einen speziellen Bewerber hat der Kulturrat nie zuvor genommen, das ist ein direktes Ergebnis unserer Zusammen­ arbeit. Nicht verhehlen will ich meine Enttäu­ schung darüber, wie unsere Kooperation von der Umweltpolitik aufgenommen wurde. Dass bei der Neubesetzung des »Rates für Nachhaltige Entwicklung« kein Kulturvertreter berücksichtigt wurde, halte ich für völlig anachronistisch. Als hätten wir mit Nachhaltigkeit nichts zu tun! Wer deren kulturelle Aspekte außen vor lässt, wird politisch nicht viel erreichen. Wir alle wissen doch, dass wir unsere Ressourcen schützen müssen. Dass wir es trotzdem nicht tun, hat vor allem kulturelle Gründe. Wir – also Kulturrat und BUND – sind uns einig, dass wir einen kulturellen Wandel herbeiführen müssen.

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ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.

Wird das rechtzeitig gelingen? Ich bin da optimistisch. Die Schocks, die wir zuletzt im Umweltbereich erlebt haben, und dazu der fundamentale Schock der Corona-Pandemie werden die Debatte stark beflügeln: Wie wollen wir leben, wie mit unserer Natur umgehen? Ich glaube, wir werden diesen Planeten bewahren – sofern Umwelt und Kultur, aber auch der soziale Bereich mehr an einem Strang zie­ hen. Wir müssen Druck ausüben, gerade jetzt vor der Bundestagswahl. Was empfehlen Sie uns als Kulturmensch? Wir schauen ja unterschiedlich auf die Dinge, auch auf die Natur. Für mich ist der Aspekt der Schönheit zentral. Nur über sie begeistern wir uns doch für die Natur. Meine Lieblingstiere sind ohne Zweifel die Insekten [Hinweis der Redaktion: siehe »Natur im Nahbereich«: www.olaf-zimmermann.de/natur]. Wer von ihrer Schönheit fasziniert ist, will mehr wissen. Ein kultu­ reller Blick erweitert den Zugang zur Natur. Ihr aktueller Magazin-Schwerpunkt ist der Wald? Es gibt doch nichts Mystische­ res, der Wald ist ja der kulturelle Ort der Deutschen! Ich würde mir wünschen, dass sich Natur- und Umweltschutz und diese kulturellen Zugänge stärker mischen. Das täte, glaube ich, beiden Seiten gut.


50 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Bildung

Viel zu entdecken gibt es beim BN auf der Landesgartenschau in Ingolstadt.

BN-UMWELTBILDUNG

NATUR ENTDECKEN Ob im Garten oder im Kindergarten: Der BN bietet Bildungsangebote für Blühbotschafter und Insektenfreunde. er Frühling naht, und damit auch die vielen Bildungsangebote des BUND Naturschutz zu insektenfreundlichen Gär­ten, Bestimmungskursen zu Schmetterlingen und Wildbienen oder spielerischem Lernen für Kinder. Dazu kommen die Angebote auf den bei­ den in 2021 stattfindenden Landesgarten­ schauen in Lindau und Ingolstadt. Letzte­ re wurde coronabedingt um ein Jahr ver­ schoben. Hier ein Vorgeschmack auf die Angebote in Ingolstadt: Das Motto lautet: »Stadt-Aussichten – wie kann nachhal­ tige Stadtentwicklung gelingen?« Auf knapp 300 grünen Quadratmetern prä­ sentiert die Kreisgruppe das Thema Stadt­ entwicklung mit einem Ausstel­ lungspavillon, einem gemütlichen Wei­ den­pavillon, einer Kinderspielecke und ei­ ner kleinen Hühnerschar. Dazu gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Ausstel­ lungen, Exkursionen und Veranstaltun­ gen. So zeigen die Luftaufnahmen von

Klaus Leidorf Ingolstadts bedrängtes Grün, der Fotograf und Musi­ ker Robert »Dackel« Hirmer stellt Na­turschätze aus und die Bilder der Malerin Elisa­ beth E. Jung setzen sich mit unserem Verhältnis zu Nutz­ tieren am Beispiel des Huhns ausei­ nander. Auch für Kinder und Familien wird mit Mitmachaktionen oder einem Thea­ terstück viel geboten. Die Gartenschau in Ingolstadt findet von 21. April bis 3. Okto­ ber 2021 statt.

Foto: gettyimages, natalie_board

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Auch in Lindau ist Landesgartenschau, und auch hier beteiligt sich die BN-Kreis­ gruppe und stellt das Thema Stadtgestal­ tung, geplante Lebensräume und Arten­ vielfalt in den Mittelpunkt. Wir berichten in der nächsten Ausgabe. Für alle, die tiefer in die Materie »insek­ tenfreundlicher Garten« einsteigen wollen, bietet das Naturerlebniszentrum Allgäu wieder die Ausbildung zum Blühbotschaf­ ter an. Start ist am 7. Mai in Mindelheim. Dazu kommen die klassischen Bestim­ mungskurse. Ein besonderes Angebot gibt es für alle, die in Kindertagesstätten arbeiten. Das Thema Nachhaltigkeit wird in mehreren Kursen kindgerecht aufberei­ tet. Und für Familien, die Natur auf eigene Faust entdecken wollen, gibt es Natur­ tipps online. Alle Informationen zu den Angeboten unter www.nez-allgaeu.de Garten- und Artenfreunde werden aber auch in Kempten, Würzburg oder in Lohr am Main fündig. Während im Land­ kreis Main-Spessart die Ausstellung »Tatort Garten« tourt und eine Veran­ staltungsreihe zusammen mit der örtlichen Volkshochschule läuft, widmet sich die Kreisgruppe Kempten ab Mai dem Thema Stadtbäume und speziell den Lieblingsbäumen der Bewohner­ innen und Bewohner. Auch in Rosenheim steht das Thema Stadtbaum heuer hoch im Kurs. Rund um das Ökohaus Würzburg erwacht das Thema Schmetterling zu neuem Leben mit Lern- und Erlebnisein­ heiten über Insekten. Viele BN-Kreisgrup­ pen bieten entsprechende Angebote für Kindergärten und Schulen. Bei allen Veranstaltungen werden die geltenden Hygieneregeln beachtet.

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LANDESGARTENSCHAU INGOLSTADT Programm unter www.ingolstadt.bund-­ naturschutz.de/landesgartenschau2021

Foto Schmetterling: gettyimages, proxyminder

Foto: R. Beyer

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alle g nicht absehbar, ob Es war bei Drucklegun durchgeführt lant gep wie ote Bildungsangeb einen e werfen Sie daher werden können. Bitt t finden Sie die Dor ite. ese min Ter Blick auf die ganz Bayern: Veranstaltungen für tz.de/termine www.bund-naturschu ne rmi e/te n.d www.jb kön­ der BN-Ökostationen Über die Angebote -naturrmieren: www.bund info hier sich Sie nen dung/oekostationen schutz.de/umweltbil


Natur +Umwelt 1 | 21 ›   BN AKTIV + NAH ›  Porträt 51

UNSERE EHRENAMTLICHEN

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inen ersten »Ruck« hin zum Umweltschutz machte es bei Monika und Erwin Scheiner, als ihr erstgeborener Sohn ein Jahr alt war. Das war 1986 – das Jahr der Tschernobyl-Katastrophe. »Sandkasten, im Gras spielen, ein Regen­ guss – all dies schien plötzlich eine Bedrohung«, erinnert sich Erwin Scheiner. Die Scheiners begannen, sich mehr für Umweltpolitik zu interessieren. Der Boden war also bereitet, als Anfang der 90er Jahre ein Freund, ein aktiver BN­ ler, auf das Ehepaar zutrat. »Er meinte, er suche ein paar Verrückte für die Schilf­ mahd.« Monika und Erwin lachen bei der Erinnerung daran. »Na gut, da sind wir dann hin.« Das Schilf, die körperliche Arbeit mit an­ deren »Verrückten«, die wohlverdiente Brot­ zeit danach – den Scheiners gefiel es im BN, in den sie schließlich 1996 eintraten. Seit bald 25 Jahren ist das Ehepaar im BN aktiv, Erwin als Kreisvorsitzender und Monika als Vorsitzende der Ortsgruppe Karlstadt. Ein großes Thema der Kreis­ gruppe ist der Flächenschutz und damit der Widerstand gegen die geplante West­ umgehung von Würzburg, die B 26 N. Die vierspurige Bundesstraße würde Transit­ verkehr anlocken, die kleinstrukturierte Landschaft zerschneiden. Verbauung und Abholzung würde auch das Naturschutz­

gebiet Grainberg-Kalbenstein und das Le­ ben in der Sandrasen-Landschaft, in der viele endemische Pflanzen zu Hause sind, empfindlich stören. Ein Etappensieg wurde von der Ortsgruppe und einer Bürgerini­tiative erreicht. Der von ihr lan­ cierte Bürgerentscheid gegen die Bauplä­ ne war 2011 klar gewonnen worden. Die Stadt Karlstadt sprach sich in der Beteili­ gung gegen den Bau der B 26 aus. Der Kampf geht weiter.

AKZEPTANZ FÜR WILDTIERE Eine weitere Aufgabe ist die Vernetzung mit Nachbar-Kreisgruppen. »Wir nutzen Synergieeffekte, viele Themen enden ja nicht an der Landkreisgrenze«, so Ewin Scheiner. So zählt Unterfranken als Wolf­ erwartungsland. Der BN sensibilisiert die Menschen vor Ort dafür, dass eines Tages ein Rudel heimisch wird. Auch bei der Kli­ makrise handeln mehrere Kreisgruppen gemeinsam. Unterfranken zählt als künf­ tiger Hot Spot. »Selbst bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels bis Ende des Jahrhunderts rechnen Klimaforscher hier mit einer Er­ wärmung um drei bis vier Grad«, so Erwin Scheiner. Für den Landkreis ist Scheiner auch Be­ rater für Biber, Hornissen und Insekten. Seine Hauptaufgabe ist dabei, Akzeptanz für die Belange von Wildtieren zu schaf­

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Monika und Erwin Scheiner widmen sich seit bald 25 Jahren in der Kreisgruppe Main-Spessart dem Umweltschutz – mit viel Liebe zur Natur und jeder Menge Durchhaltevermögen.

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EIN RUCK UND SEINE FOLGEN

fen. Mit viel Tatkraft hat die Ortsgruppe zudem einen verfallenen Kalkbrennofen und einen ehemaligen Eiskeller in Fleder­ maus-Winterquartiere verwandelt. Moni­ ka Scheiner fasst zusammen: »Wir Men­ schen teilen uns die Erde mit anderen Le­ bewesen – wir versuchen, diesem Leben Platz zu verschaffen.«

»Wir Menschen teilen uns die Erde mit anderen Lebewesen.« Auf Initiative der Kreisgruppe wurde zu­ dem im Kreistag der Antrag »Gentechnik­ freier Landkreis Main-Spessart« von den Grünen, SPD, FW gestellt und angenom­ men. Mit der Ortsgruppe Karlstadt eröff­ nete Monika ein gut frequentiertes Re­ pair-Café und rief die Saatgutmesse Karl­ stadt-Laudenbach ins Leben. »2019 wa­ ren in zwei Tagen 1400 Menschen zur Messe gekommen«, berichtet sie. Ein Thema liegt den Scheiners noch am Herzen: der Widerstand gegen Rechtsex­ tremismus. In dem Punkt sind beide ganz klar: »Man muss für die Demokratie gera­ destehen.« Margarete Moulin


Fotos: Heidi Tiefenthaler/Hubert Kornbrust

52 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

Gibt sein Wissen gerne an die zukünftigen ­Biberkartierer weiter: BN-Biberberater Horst Schwemmer.

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

NEUE BOTSCHAFTER FÜR DEN BIBER Der Biber ist in ganz Bayern zu Hause. Wo er wohnt und baut, das dokumentieren auch Ehrenamtliche des BN. Heidi Tiefenthaler war dabei, als im November ein Einführungskurs für »Neulinge« stattfand.

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iber-was-Kurs? Das war die häufigste Reaktion auf meine Ankündigung, Ende November zum Biberkartierkurs nach Neustadt an der Saale zu fahren. Und nein, es werden natürlich nicht die Biber selbst, sondern ihre Behausungen, sonstigen Bauwerke und Fraßspuren kartiert. Wie das genau geht, wollen einige Freiwillige heute lernen. Wir treffen uns auf einem Wanderparkplatz in den Hügeln der Rhön, wo uns der Kreisgruppenvorsitzende Helmut Bär begrüßt. Wäh­ rend fast ganz Bayern unter einer dicken Nebeldecke liegt, ist hier auf den letzten Metern des Freistaats die Sonne durchs Grau gebrochen. Jetzt tropft der Frost von den Ästen und die Sonne wärmt uns den Rücken wie an einem schönen Märztag. Vormittags haben die Neulinge bereits den theoretischen Un­ terricht absolviert: Vorstellung der Kartiermethode und Lebens­ weise des Bibers – coronabedingt im Online-Format. Doch Biber­ burgen und -dämme aufspüren, frische Fraßspuren entdecken


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv 53

ERSTE SCHRITTE IM REVIER Zur Orientierung haben wir ein Luftbild und alternativ einen Kar­ tenausschnitt des Gebietes erhalten. Während das Luftbild von den meisten um- und umgedreht wird, fällt die Orientierung auf dem Kartenausschnitt leicht. Wir stehen an der Gabelung zweier großer Forstwege, der gesuchte Teich sowie der zufließende Bach müssen sich direkt dahinter befinden. Egon Hüllmandel geht voran. Für ihn ist das hier wie Spazie­ rengehen im eigenen Garten. Er kennt Natur und Biberreviere in der Region wie seine Westentasche – vermutlich sogar jeden Bi­ ber persönlich. Weil einige Biberkartierer in den vergangenen Jahren aufgehört haben, braucht er neue Unterstützerinnen und Unterstützer. Menschen, die gerne draußen sind und dabei et­ was Sinnvolles tun möchten. Wie Brigitte Möller. Sie ist in Rente und hat jetzt, »mehr Zeit und Genussfähigkeit« wie sie sagt. Weil sie merkt, wie gut es ihr tut, in der Natur zu sein, ist sie möglichst jeden Tag draußen und sucht dafür noch eine andere Beschäfti­ gung als »nur wandern«. André Lickart hingegen steht noch im Beruf. Trotzdem findet er die Zeit, ehrenamtlich für den Naturschutz zu arbeiten. So war er schon im Biosphärenreservat Rhön als Kartierer unterwegs. »Am Wochenende oder im Sommer auch noch abends«, sagt er. Mit dem Biber hatte auch er bisher nichts zu tun. Aber das macht nichts. Die meisten ehrenamtlichen Artenschützer beim BN ha­ ben irgendwann mal »klein« angefangen.

WENN DAS WASSER KNAPP WIRD Wir springen über den kleinen Graben, der das Gewässer um­ schließt und lassen unsere Blicke über den Teich wandern. Fri­ sche Fraßspuren an einigen Bäumen haben uns schon ange­ zeigt, dass hier ein oder mehrere Biber aktiv sind. Und wirklich: Am südlichen Ende des Gewässers duckt sich eine Biber­ burg ans Ufer. Frisch abgenagte Äste darauf bestätigen uns, dass sie bewohnt ist. Wir erfahren, wie wir unseren Fund richtig im Kartierungsbogen vermerken und gehen auf die Suche nach weiteren Bauwerken im Biberrevier. Dass diese dokumentiert sind, ist laut Egon Hüllmandel wichtig für eventuelle Verhandlungen. Er erlebt es viel zu oft, dass Biberburgen oder -dämme bei Wege- oder Wasser­ baumaßnahmen einfach weggeschoben werden, obwohl das laut Naturschutzgesetz verboten ist. Sind die Biber­

bauten »amtlich« dokumentiert, lässt sich immerhin besser ar­ gumentieren. Wir finden noch mehrere Biberdämme im Zufluss des Teichs. Der Biber hat hier mit aller Kraft versucht, das wenige Wasser im Bächlein zu halten. Vergebens, wie man jetzt sieht. Der Bach ist trockengefallen, und wenn nicht bald mehr Niederschläge kom­ men, wird sich der Revierinhaber bald ein anderes Reich suchen müssen. Leider keine Seltenheit im Arbeitsgebiet von Egon Hüllmandel. 2019 war um Neustadt die trockenste Region Bayerns – ein trau­ riger Rekord. »Hätte der Biber nicht so fleißig gebaut, wäre das Wasser hier schon viel früher weg gewesen«, erklärt Hüllmandel. Auch das eine Erkenntnis, die er und seine Kollegen gerne unters Volk bringen möchten: Der Biber hilft mit seinen Dämmen, das vielerorts spärliche Wasser in der Fläche zu halten. Immer noch wissen das viel zu wenige Menschen. Sie halten den Baumeister für einen Schädling, der »sinnlos« lieb gewonnene Bäume fällt und Flächen überschwemmt. Und so werden die neuen Biberkartierer wohl auch so etwas wie »Biberbotschafter« sein. Sie werden auf ihren Streifzügen mit Wanderern, vielleicht auch mit Landwirten und Jägern ins Gespräch kommen und über Leben und Wirken der Tierart auf­ klären – vielleicht auch in ihrem privaten Umfeld. Das ist neben dem Zugewinn an Wissen sicher einer der wichtigsten Aspekte dieser ehrenamtlichen Tätigkeit: Dass die Kartierer ihr Wissen um den Biber und ihre Faszination für sein Schaffen in die ver­ schiedenen gesellschaftlichen Kreise tragen. Damit der Biber nicht nur wieder in Bayern lebt, sondern endlich auch ganz an­ kommt.

Biberbeauftragter Egon Hüllmandel erklärt, was ihm die Fraßspuren am Ast verraten.

Foto Biber: istockphoto, Simon Phipps

und die Ausdehnung eines Biberreviers erkunden, das geht nicht virtuell. Da heißt es: Gummistiefel an und raus ins Gelände. Platz ist genug hier draußen, sodass das Abstandhalten kein Problem ist. Mit von der Partie sind Egon Hüllmandel, ehrenamtlicher Bi­ ber­­­­beauftragter im Landkreis Rhön-Grabfeld, und Horst Schwem­ mer, hauptamtlicher Bibermanager für Nordbayern. Außerdem Larissa Renninger, Biodiversitätsberaterin des Landratsamtes Rhön-Grabfeld. Sie wird in Zukunft die Ansprechpartnerin der »Biber-Neulinge« sein, ihnen Gebiete zum Kartieren zuweisen und bei Unklarheiten weiterhelfen.


54 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

In Gefahr: der Reichswald bei Nürnberg-Altenfurt

KREISGRUPPEN NÜRNBERG-STADT, NÜRNBERGER LAND

MEGABAU IM REICHSWALD? 2022 will der Bund erstmals mehr Geld für ­ die Bahn als für Straßen ausgeben. Doch leider soll ein ICE-Ausbesserungswerk mitten ­ in einem geschützten Waldgebiet entstehen.

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it dem »Deutschlandtakt« soll die Anzahl der Reisenden im Fernverkehr der Bahn verdoppelt werden. Der BUND Naturschutz begrüßt dies ausdrücklich. Die für Natur- und Umweltschützer weni­ ger erfreuliche Nachricht: Es werden keine Autobahnplanungen wie der Ausbau der A 3 oder der A 6 gestrichen. Dafür will die Bahn AG aber ein großes ICE-Ausbesse­ rungswerk bauen und hat sich auf einen Standort bei Nürnberg-Altenfurt versteift. Dieser liegt im geschützten Bannwald, im europäischen Vogelschutzgebiet und einem Landschaftsschutzgebiet. Der BN hat bereits Widerstand angekündigt und auch der Bürgerverein Nürnberg-Südost ist gegen die geplante Rodung. Eine Peti­ tion auf change.org gegen diesen Stand­ ort erreichte innerhalb weniger Wochen 13 000 Unterschriften (Stand Dezember). Weil die Regierung von Mittelfranken wegen der betroffenen Schutzgüter ein Raumordnungsverfahren verlangt, ist der DB-­ Zeitplan ins Wanken geraten. Nun

werden mehrere Alternativstandorte un­ tersucht. Eine erste Prüfung durch die BN-­ Aktiven ergab: Keiner der Standorte ist re­ alisierbar. Sie dienen offenbar nur dazu, den Standort bei Altenfurt als alternativ­ los hinzustellen. »Sollte sich die DB nicht eines Besseren besinnen und weitere Alternativen vorle­ gen, wird sie eine heftige Auseinanderset­ zung um den Reichswaldschutz bekom­ men«, so Martin Geilhufe, Landesbeauf­ tragter des BN. »Es wäre schade um die kleine Pflanze Verkehrswende, wenn die DB sie gegen den Wald- und Naturschutz ausspielen würde.« Das Raumordnungs­ verfahren soll im Frühjahr 2021 beginnen. Tom Konopka (ht)

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MEHR INFOS Unter https://nuernberg-stadt.bund-­ naturschutz.de/aktuelles/artikel/keinice-werk-im-bannwald hat die BN-Kreis­ gruppe Nürnberg-Stadt einen Film zum Projekt mit spektakulären Luftaufnahmen ins Netz gestellt

langen pflegt seit vielen Jahren eine alte Streuobstwiese in Atzelsberg. Möglich machen das viele sehr ambitionierte Hel­ fer, die sogar aus den Nachbarstädten Nürnberg und Fürth kommen. Auf 2,7 Hektar stehen etwa 400 Bäume in allen denkbaren Zuständen, von Neupflanzun­ gen bis zum umgefallenen, verrottenden Totholz. Auch große Blühflächen wurden angelegt, sodass hier sehr viel Leben zu beobachten ist. Besonders schön ist, dass selbst für unangenehme Arbeiten bei schlechtem Wetter immer genügend Helferinnen und Helfer erscheinen. Am Erlebnistag Anfang Oktober sprangen dann bei der Ernte auch noch 3600 Liter traumhaft guter Apfelsaft heraus. Die Be­ geisterung war riesig und sorgte für viel Motivation für das kommende Jahr.

Foto: Winrich Heidinger

Foto: Wolfgang Köper

BEGEISTERUNG: Die Kreisgruppe Er­

MITMACHAKTION: Seit 2012 bietet die Kreisgruppe Neustadt/Aisch – Bad Windsheim zu Schuljahresbeginn eine Mitmachaktion für Grundschulen an. Die Kinder werden aufgefordert, zu Fuß zur Schule oder Bushaltestelle zu gehen. 2020 beteiligten sich 47 Schulklassen mit etwa 1100 Schülern. Für jeden Tag stem­ peln die Kinder ein buntes Blatt auf eine selbstgemalte Baumvorlage. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben 55

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Hier entsteht das Gewerbegebiet Argental, obwohl über die BN-Klage noch nicht entschieden ist.

KREISGRUPPE LINDAU

FAKTEN SCHAFFEN TROTZ KLAGE Seit Juli 2020 wird das umstrittene Gewerbe­ gebiet Argental im Westallgäu erschlossen — trotz laufender Klage des BN. Demnächst soll der Grundstücks­verkauf beginnen.

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er BUND Naturschutz beantragte deshalb noch im Dezember beim Baye­rischen Verwaltungsgerichtshof, kurzfristig das Hauptsacheverfahren anzusetzen. Dort liegt die Klage seit über einem Jahr, während vor Ort die Erschließung voranschreitet. Doch ein Termin ist weiter nicht in Sicht. Für die Naturschützer ist das eine Verhöh­ nung des Klageverfahrens: Gericht und Gemein­den hebeln so faktisch das im EURecht verankerte Klagerecht der Umwelt­ verbände aus, indem sie trotz eines lau­ fenden Verfahrens Fakten schaffen. 2019 hatte der BN gegen das 6,4 Hektar große Areal im landschaftlichen Vorbe­ haltsgebiet geklagt. Seiner Ansicht nach verstößt die Planung gegen das Anbinde­ gebot des bayerischen Landesentwick­ lungsprogramms, wonach neue Bebau­ ung an bestehende Siedlungen angebun­

den sein muss. Ausnahmen gibt es nur, wenn das Landschaftsbild nicht wesent­ lich beeinträchtigt wird und es keine alter­ nativen Standorte gibt. Beides trifft beim interkommunalen Gewerbegebiet Argen­ tal nicht zu. Doch weil die Klage keine aufschieben­ de Wirkung hat, bauten die beteiligten Ge­ meinden weiter. Einen Eilantrag des BN gegen die Erschließung lehnte der VGH im Sommer ab. Demnächst will man über Baugenehmigungen entscheiden, noch bevor ein Urteil vorliegt, ob das Gebiet rechtlich überhaupt zulässig ist. Ein Rück­ bau wäre dann so gut wie unmöglich. Sonja Kugler, Claudia Grießer, Thomas Frey (as)

rend der Corona-Krise zu wenig Platz für die Schlangen vor den Geschäften auf dem Memminger Weinmarkt boten, hatte die Stadt bereits im Frühjahr aus Infek­ tionsschutzgründen eine Auto-Fahrspur gesperrt. Den durch die »falsche Einbahn­ straße« gewonnenen Platz haben die Memminger schätzen gelernt. Deswegen forderte die BN-Ortsgruppe die Stadt auf, den gesamten Weinmarkt autofrei zu ma­ chen sowie für Fußgänger und Radfahrer umzugestalten. Mit der Sperrung für den Autoverkehr und der Umgestaltung des Platzes bis 2025 fasste der Stadtrat Mitte Dezember einen entsprechenden Beschluss.

Foto: Irmgard Delpino

Foto: Sonja Kugler

MEHR RAUM: Weil die Fußwege wäh­

FREUND BAUM: Die BN-Ortsgruppe Welden im Landkreis Augsburg hat im Sommer 2020 markante Bäume auf Ge­ meindeflächen erfasst, fotografiert und beschrieben, darunter die bekannte Gang­ hofer-Allee (siehe Bild). Die Ortsgruppe will so das Bewusstsein für den Wert der alten Bäume steigern. Weiter wurden Standorte, die sich für Neupflanzungen eignen, ermittelt und an die Gemeinde weitergeleitet. Gefördert von der Ländli­ chen Entwicklung Schwaben, wurden die Baum-Steckbriefe nun in einer Broschüre veröffentlicht, die online abrufbar ist: https://unser-freund-baum.de/ IHR ANSPRECHPARTNER

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MEHR INFOS Informationen: http://bit.ly/BN-Argental

Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: Gerhard Merches

NACHRUF: Im August vergangenen

Salzach mit Kiesbank bei Nonnreit

KREISGRUPPEN TRAUNSTEIN/ALTÖTTING/ BERCHTESGADENER LAND

ES GEHT RICHTUNG NATURFLUSS Dass die eingezwängte Salzach renaturiert ­werden muss, ist unstrittig. Erste Maßnahmen haben begonnen, doch der Streit um Staustufen und Kraftwerke geht in eine neue Runde.

S

eit langem setzt sich der BUND Naturschutz mit vielen Partnern für eine frei fließende Salzach im Unterlauf ein. Nun sollte im Zuge der Renaturierung zwischen Freilassing und Haiming ein umstrittenes Wasserkraftwerk mit Staustufe entstehen – im FFH-Gebiet. Die eigentlich für Ende letzten Jahres vor­ gesehene Entscheidung wurde nun auf Ende 2021 verschoben, da sich die Salz­ ach im Tittmoninger Becken langsamer eingräbt als berechnet. Daher soll das Wasserwirtschaftsamt Traunstein zu­ nächst prüfen, ob eine weitere Sohlrampe notwendig ist. Zur Sanierung wurde be­ reits im Freilassinger Becken eine flache Rampe geschaffen und die Uferbebauung soll gelockert werden. Für die Renaturie­ rung flussabwärts von Tittmoning stand

das Planfeststellungsverfahren bei Re­ daktionsschluss im Januar kurz vor dem Abschluss; auf österreichischer Seite ha­ ben die Baumaßnahmen bereits begon­ nen. Im Zuge der Sanierung soll der Fluss auf 200 Meter verbreitert und die Uferver­ bauung aufgebrochen werden. Dafür müssen im Januar und Februar auch Ufergehölze entfernt werden. Was zunächst wie Naturzerstörung wirkt, ist ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer naturnahen Salzach. Der BN be­ grüßt die geplante Renaturierung als rich­ tigen Schritt in Richtung Naturfluss und begleitet die Sanierung vor Ort. Zur Feier der ersten Renaturierungsmaßnahmen planen der BN und seine Bündnispartner am 11. Juli eine Kundgebung in Burghau­ sen. Annemarie Räder (as)

Jahres verstarb Wolfgang Beigel, der ehe­ malige Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen, im Alter von 85 Jahren. Von 1996 bis 2004 war Beigel nicht nur Vorsitzender der Kreisgruppe, sondern leitete auch die BN-Ortsgruppe Geretsried, wo er sich unter anderem für die Einführung eines Stadt­ busses einsetzte. Mit sei­ nem Tod haben die Stadt Geretsried und der Land­ kreis Bad Tölz/Wolfrats­ hausen einen engagierten t iva Fo to: pr Umweltschützer verloren.

AUSZEICHNUNG: Die BN-Kreisgruppe Mühldorf ist mit dem »Natura 2000-Bay­ ernOskar« der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) ausgezeichnet worden. Die Kreis­ gruppe kam auf den ersten Platz in der Kategorie »Engagement«, in der sich Grundeigentümer, Landnutzer und Ver­ bände mit ihrem Einsatz für das europäi­ sche Schutzgebietsnetz Natura 2000 be­ werben konnten. Der »BayernOskar« ist ein Baustein der EU-Öffentlichkeitskam­ pagne LIFE living Natura 2000 und wird auch 2021 wieder ausgerichtet. Eine gute Gelegenheit für andere Kreisgruppen, die sich bewerben möchten.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 21 › BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern 57

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Foto: Wolfgang Hascher

AUFGEFORSTET: Im Landkreis Pas­

Hier am Sulzbach will der BN wertvollen Auen-Lebensraum erhalten.

KREISGRUPPEN DINGOLFING-LANDAU, PASSAU UND ROTTAL-INN

sau pflanzten Aktive von Fridays for Fu­ ture und der BN-Kreisgruppe Ende Okto­ ber gemeinsam etwa 1000 Bäume. Auf einem Hanggrundstück in Straßkirchen wurden bei der Aktion neben Tannen auch 250 Kastanien und 700 Schwarznüsse in den Boden gebracht. Diese Sorten sind weniger anfällig für Hitzeschäden und sollen das Waldstück auf wärmere Som­ mer durch den Klimawandel vorbereiten. Dieser klimaresistente Zukunftswald leis­ tet einen Beitrag zur natürlichen CO2-Re­ duktion. In einigen Jahren wollen die Ak­ teure überprüfen, wie sich die Bäume ent­ wickelt haben.

emeinsam gelang es den Kreisgruppen Dingolfing-Landau, Passau und Rottal-Inn im Laufe des vergangenen Jah­res, mit Fördermitteln des Bayerischen Naturschutzfonds den wertvollen Auwald zu erwerben. Das Gebiet liegt zwischen Uttigkofen im Landkreis Passau und Emmersdorf im Landkreis Rottal-Inn und wird von Erlbach und Sulzbach durchflossen. Beim letzten Geo-Tag der Artenvielfalt wurden dort be­ reits etliche seltene Tier- und Pflanzenar­ ten dokumentiert, darunter Eisvogel, Be­ kassine, Libellen, Molche, Moschuskraut und Froschlöffel. Um diese Vielfalt zu erhalten, sollen aus den Bächen langfristig wieder natur­ nahe Fließgewässer mit großer Aue wer­ den. Dafür muss die natürliche Dynamik des Wassers, die prägend für eine Au ist,

wieder in Gang kommen. Die Vorausset­ zungen sind gut: Der Sulzbach ist weitge­ hend unverbaut, mit Auwaldsaum und Hochstauden, und die Elemente einer klassischen Au sind mit Wiese, Wald und Wasser vorhanden. Die zwei Fischteiche im Zentrum sollen für Amphibien, Reptili­ en und Libellen umgestaltet werden, mit Flachwasserbereichen, sanften Uferüber­ gängen und standortgemäßer Vegetation. Besonders ist nicht nur die Größe der Fläche, sondern auch ihre überregionale Bedeutung: Die BN-Kreisgruppen tragen damit zur Vernetzung der Täler von Rott und Vils bei, als Baustein des Gewässer­ biotopverbunds »Lebendiges Vilstal«, dessen Umsetzung seit dem Volksbegeh­ ren 2019 eigentlich staatliche Aufgabe wäre. Rita Rott (as)

starb Dr. Artur Steinhauser im Alter von 84 Jahren. Mit Fachkompetenz und En­ gagement bereicherte er die Arbeit der BN-­Kreisgruppe Dingolfing-Landau und war dort maßgeblich am Widerstand ge­ gen die Südumgehung Reisbach beteiligt. Der Naturschutz begleitete Steinhauser sein Leben lang: Von 1969 bis 1973 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des BN. Anschließend baute der studier­ te Forstwissenschaftler an der Regierung von Ober­ bayern den amtlichen Naturschutz auf, wo er die Ausweisung zahl­ reicher Naturschutzge­ r Hi biete vorantrieb. ter o : Pe

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NACHRUF: Bereits im Juli 2020 ver­

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Knapp sieben Hektar Auwald am Sulzbach will der BN zu einer artenreichen Weichholzaue entwickeln.

Foto: Karl Haberzettl

LEBENDIGE AUWÄLDER

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IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Führung durch den geretteten Naturwald am Teichelberg

KREISGRUPPE TIRSCHENREUTH

GROSSE FREUDE AM TEICHELBERG Die Erweiterungspläne für den Steinbruch am Teichelberg sind Geschichte. Anfang Oktober feierte die Kreisgruppe Tirschenreuth das mit einer Waldführung.

L

ange Zeit war eine »Arche Noah« der Oberpfalz durch die Expansionsabsichten eines Steinbruchbetreibers bedroht: das Naturwaldreservat Gitschger. Es beherbergt Buchenbestände, die zu den ältesten und größten im Regierungsbezirk zählen. Als Ende 2018 der Abbau-Pachtvertrag zwischen dem Grundstückseigentümer und dem Steinbruchbetreiber für den Ba­ salt-Steinbruch am Teichelberg bei Pech­ brunn (Landkreis Tirschenreuth) auslief, waren damit endlich auch die Erweite­ rungspläne vom Tisch. Grund genug für die Kreisgruppe Tir­ schenreuth, diesen Erfolg Anfang Oktober 2020 gemeinsam mit dem BN-Ehrenvorsit­ zenden Hubert Weiger mit einer sehr gut besuchten Waldführung zu feiern, natür­ lich unter Beachtung der Corona-Auflagen. Ungefähr 20 Jahre hatte das Engage­ ment des BN und etlicher anderer für den Naturwald gedauert, der eigentlich auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist.

Doch selbst diese Auszeichnung hielt die Betreiber nicht davon ab, beim Bergamt Nordbayern Vorstöße für eine Erweite­ rung des Abbaus zu unternehmen. Hubert Weiger bezeichnete die Veran­ staltung als einen »Tag der Freude«, weil man sich nun in einem vor der Zerstörung geretteten Waldgebiet treffen könne. »Der lange Kampf um den Teichelberg zeigt aber auch, dass das für den Gesteinsab­ bau geltende Bergrecht, auf das sich die Betreiber berufen und das in wesentli­ chen Teilen noch aus der Bismarckzeit stammt, in einer Demokratie nichts mehr verloren hat«, so Weiger. Im Laufe der Jahre veranstaltete die BN-­Kreisgruppe Tirschenreuth unter der Leitung des Vorsitzenden Josef Siller zahlreiche Führungen durch den wertvol­ len Naturwald. Damit ist es gelungen, das Bewusstsein für diesen Naturschatz in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten, was auch ein Grund für den Erfolg war. Reinhard Scheuerlein (ht)

Bundesstraße B 299 massiv ausgebaut und auf drei Fahrspuren erweitert werden. Laut BN-Kreisgruppe rechtfertigt das Ver­ kehrsaufkommen auf keinen Fall die kost­ spieligen Ausbaupläne. Zusammen mit Bürgerinitiativen protestierte sie Mitte De­ zember gegen den verschwenderischen Flächenverbrauch und forderte, die Aus­ baupläne zu den Akten zu legen.

EINSPRUCH: Anfang Dezember betei­ ligte sich der BN am Protest gegen die Verbrennung von Abfällen aus Atomkraft­ werken im Müllkraftwerk Schwandorf. Im Sommer 2020 war bekannt geworden, dass dort schon seit Jahren »freigemes­ sene« Abfälle aus Ohu und Grafenrhein­ feld »entsorgt« werden. Die BN-Kreisgrup­ pe Schwandorf kritisiert, eine Verteilung radioaktiver Partikel über die Abgase und eine Belastung der Bevölkerung seien nicht ausgeschlossen. Sie fordert, konta­ minierte Abfälle an sicheren Orten zu ver­ wahren. Foto: Walter Nowotny/BN

Foto: Reinhard Scheuerlein

Foto: fotolia, ingwio

PROTEST: Im Raum Neumarkt soll die

NEUWAHL: Mit einem neuen Führungs­ team startet die BN-Ortsgruppe Weiden in der Oberpfalz durch: Ende September wurden Corinna Loewert als Vorsitzende und Carolin Schiml als Stellvertreterin ge­ wählt. BN-Kreisvorsitzender Hans Babl dankte der scheidenden Vorsitzenden Sonja Schuhmacher für ihr langjähriges Engagement. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 1 | 21 › BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken 59

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Wissenswertes über einen Rückkehrer zeigt die Fischotter-Ausstellung in Coburg.

KREISGRUPPE COBURG

WILLKOMMEN FISCHOTTER! Gemeinsam mit dem örtlichen Naturkunde­ museum hat die BN-Kreisgruppe eine Fisch­otter-Ausstellung gezeigt. Sie soll die nach Bayern zurückkehrende Tierart ins ­Bewusstsein der Menschen bringen.

V

on der Eröffnung am 10. Oktober 2020 bis zum Beginn des zweiten Lockdowns besuchten etwa 100 Besucher die Ausstellung. Sie bietet 14 Aufsteller mit Wissenswertem zum Fischotter, Infos zu seinen Lebensräumen, seiner Gefährdung, zum Fischotter-Mana­ gement sowie möglichen Lösungen bei Konflikten mit der Teichwirtschaft. Es ist nicht selbstverständlich, in Bayern einem Fischotter zu begegnen. Ursprüng­ lich war der flinke Jäger in ganz Europa verbreitet. Doch das große Interesse an seinem warmen Pelz und sein ausgepräg­ ter Appetit auf Fisch löste eine intensive Jagd auf den Otter aus. Seit den 1980er-­ Jahren gilt er in Süddeutschland als aus­ gestorben. Aus Rückzugsgebieten in Tsche­chien und Österreich fand der Wasserjäger allmählich wieder zurück nach Bayern. Be­ sonders im Bereich des Bayerischen

Waldes sind heute stärkere Populationen anzutreffen. Auch in etlichen Landkreisen Oberfrankens macht sich der Otter be­ reits wieder bemerkbar. Bei den Teichwirten löste die Rückkehr des »Wassermarders« naturgemäß keine Begeisterungsstürme aus. Heftige Reak­ tionen waren bereits aus der Fachbera­ tung für Fischerei des Bezirks Oberfran­ ken zu vernehmen. In der Oberpfalz er­ wirkten Teichwirte zusammen mit ihrer Lobby, den Otter zum Abschuss freizuge­ ben. Der BUND Naturschutz hat sich ganz klar für den Fischotter positioniert. Ein Miteinander von Mensch und Otter ist möglich. Die Ausstellung hat dies auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir hei­ ßen den Fischotter herzlich willkommen in seinen ursprünglichen Gewässern. Nach Beendigung der Corona-Ein­ schränkungen wird die Ausstellung wie­ der geöffnet. Wilhelm Stadelmann (ht)

hat ihre Bürger aufgerufen, Ideen für die Neugestaltung eines freiwerdenden Are­ als in der Innenstadt (siehe Foto) einzu­ bringen. Die BN-Kreisgruppe hat darauf­ hin mit dem Architekten Stefan Eckl einen Plan entwickelt, der Lebensraum für Na­ tur und Mensch mitten in der Stadt schaf­ fen will. Der einbetonierte Weiße Main soll offen und zugänglich und isolierte Grünflächen verbunden werden. Außer­ dem sollen mehr Wege für Fußgänger und Radfahrer und bezahlbarer, sozialer Wohnraum in der Nähe der neuen Uni ent­ stehen. Der BN wünscht sich Raum für Begegnungen, Spiel und Ruhe ohne Kon­ sumzwang auf dem Areal. Die Vorschläge wurden positiv aufgenommen, sodass der BN auf eine »grüne« Zusammenarbeit mit der Stadt hofft.

Foto: Stefan Eckl

Foto: Dorothea Weiss

LEBENSRAUM: Die Stadt Kulmbach

TEILERFOLG: Die Regierung von Ober­ franken hat im Oktober 2020 das Plan­ feststellungsverfahren für eine Ortsum­ fahrung der Gemeinde Pressig im Land­ kreis Kronach eingestellt. Die Hoffnung des BN, die Einstellung des Planfeststel­ lungsverfahrens für die B 303 Lerchen­ hofstraße und den Ausbau der B 173 bei Küps-Johannisthal könnte folgen, erfüllte sich jedoch nicht. Die Regierung erließ im November einen ergänzenden Planfest­ stellungsbeschluss und will damit das vor Gericht gestoppte Vorhaben doch noch durchsetzen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


60 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

KREISGRUPPE ASCHAFFENBURG

AUSBAU BEFEUERT KLIMAKRISE Grundwasser wird knapp, Wälder vertrocknen. Dennoch will Aschaffenburg für den Ausbau der B 469 rund 14 Hektar Wald roden und das Grundwasser absenken. Der BN wehrt sich.

Ü

ber 100 Millionen Euro soll der Ausbau von rund sechs Kilometern der B 469 zwischen Stockstadt und Großostheim kosten. Rund 23 Hektar Land will das Staatliche Bauamt Aschaffenburg dafür dauerhaft versiegeln. Außerdem will man das Grundwasser ab­ senken und 14 Hektar Wald roden – da­ von über zehn Hektar Bannwald. Der BN will das verhindern und demonstrierte im November gemeinsam mit zahlreichen Bündnispartnern gegen das Bauprojekt. Als Argument für den Ausbau führen die Planer insbesondere das Ziel an, eine be­ stehende Geschwindigkeitsbegrenzung aufzuheben – Eingriffe in den Wald könn­ ten leider nicht vermieden werden. Ge­ plant sind auch ein nicht ausgleichbarer Eingriff in ein Sumpfgebüsch sowie eine Grundwasserausleitung. Klimaschädli­ cher kann Verkehrspolitik kaum sein. »Der BUND Naturschutz setzt sich daher zu­ sammen mit zahlreichen Unterstützer­ gruppen für den Stopp dieser klimaschäd­

lichen Ausbauplanung ein. Eine Geschwin­ digkeitsbegrenzung auf 80 Kilometer pro Stunde auf der gesamten Strecke muss eingeführt werden«, so Dagmar Förster, Vorsitzende der Kreisgruppe Aschaffen­ burg. Ein gesunder Wald ist wichtig für den Klimaschutz, Grundwasser gilt es zu ver­ mehren und nicht zu verringern. Der Wald ist als Lebensraum für zahlreiche bedroh­ te Tierarten wie Abendsegler und Bech­ steinfledermaus unbedingt zu erhalten. Zudem hat er wichtige Funktionen für den regionalen Klimaschutz, den Boden­ schutz und die Erholung. Weite Teile sind als landschaftliches Vorbehaltsgebiet ausgewiesen. Die Ausbauplanung würde zudem wichtige Gelder binden, die sinn­ voller im Öffentlichen Personennahver­ kehr angelegt sind. Der BN befürchtet auch, dass sich der Straßenausbau in der Region in einer Art Salamitaktik fortset­ zen wird – zum Schaden von Natur, Um­ welt und Klima. Steffen Jodl (ht)

30 JAHRE

AUSZEICHNUNG: Die Kreisgruppe Mil­­tenberg und der BN-Landesvorsitzen­ de Richard Mergner ehrten im Oktober 2020 Dr. Hans Jürgen Fahn für seinen langjährigen und unermüdlichen Einsatz als Vorstandsmitglied im BUND Natur­ schutz. Nach 37 Jahren legte dieser sein Amt nieder. Er war 16 Jahre als Kreisvor­ sitzender tätig. Insbesondere beim Volks­ begehren »Rettet die Bienen«, den Maß­ nahmen zum Schutz des Naturschutzge­ biets Mainaue, dem Einsatz gegen den vierspurigen Ausbau der B 469 und im landesweiten Arbeitskreis Umweltbildung machte er sich sehr verdient. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de

Foto: gettyimages, DanielPrudek

Ende November demonstrierten rund 20 Personen gegen den Ausbau der B 469 bei Stockstadt.

Jahren ist Manfred Engelhardt Vorsitzen­ der der Kreisgruppe Kitzingen. Unter den vielen Aktionen dieser Jahre sind insbe­ sondere der erfolgreich verlaufende Wi­ derstand gegen die Gentechnik auf dem Acker, die wunderbare »Kleine Garten­ schau« in Kitzingen mit einem großen Bei­ trag des BN und kürzlich die erfolgreiche Unterstützung des Volksbegehrens »Ret­ tet die Bienen« zu nennen. Der Erhalt un­ serer Landschaft und die Förderung der Artenvielfalt sind Manfred Engelhardt ein großes Anliegen. Seit fast zwölf Jahren ist er außerdem Sprecher des Landesbei­ rats und nimmt konstruktiv an den Sitzun­ gen des Landesvorstands teil.

Foto: Luise Engelhardt

Foto: Rudolf Kreuzer

JUBILÄUM: Eine stolze Zahl: Seit 30


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 61

BUCHTIPPS

Joachim Bauer 22 Euro, Blessing Verlag

FLEISCHATLAS 2021 Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel Kostenloser Download unter www.bund.net/fleischatlas; Bezug (auch klassensatzweise) über die Heinrich-Böll-Stiftung: www.boell.de

Neuer Fleischatlas Anfang Januar veröffentlichten BUND und Heinrich-Böll-Stiftung den »Fleischatlas 2021«. Mit mehr als 80 Grafiken beschreibt er die sozialen und ökologischen Probleme der Fleischproduktion in Deutschland und weltweit. Er zeigt zum Beispiel auf: Deutsch­ land erzeugt mehr Schweine­ fleisch und Milch als jedes ande­ re EU-Land und exportiert riesige Mengen in alle Welt, zum Scha­ den der Umwelt, der Tiere und bäuerlichen Betriebe. So feuert die Tierhaltung mit einem Siebtel der globalen Emissionen die ­Klimakrise an. Ohne einen Kurs­ wechsel droht eine weitere ­Steigerung der Fleischproduktion. Der BUND fordert, die Agrarpolitik neu auszurichten, damit die Höfe leichter umwelt- und tier­ gerecht wirtschaften können.

Foto: Daniela Lüst

BUND-REISEN ­ ­ w WANDERN AUF ELBA 8. – 18. April 2021, Italien Die Insel Elba – ein facet­ tenreiches Naturparadies zwischen Berg und Meer und Nationalpark des toska­ nischen Archipels. Die Teil­

SINNESREISE IN DIE RHÖN 9. – 15. Mai 2021, Deutschland Das UNESCO-Biosphären­ reservat Rhön ist mit seinen Bergwiesen, Buchenwäldern und Hochmooren ein Rück­

nehmer wandern durch blü­ hende M ­ acchia, schattige Stein­eichen­wälder und geschichts­trächtige Bergdör­ fer. Sie s ­ teigen über steinige Maul­tierpfade ab zu hübschen ­kleinen Buchten mit klarem Wasser.

zugsort für seltene Tier­sowie Pflanzenarten. Mit ­Experten lernen die Reisen­ den Projekte zum Schutz der Natur- und Kulturland­ schaft kennen. Die Erkun­ dung der ältesten Weinstadt Frankens bildet den kulturel­ len Höhepunkt dieser Reise.

Foto: W. Eberhardt

FÜHLEN, WAS DIE WELT FÜHLT Die Bedeutung der Empathie für das Überleben von Menschheit und Natur

Fehlende Empathie Fühlen, was die Welt fühlt – dafür plädiert Joachim Bauer in seinem neuen Buch. Der preisgekrönte Wissenschaftler nimmt hier eine für die ökologische Debatte ­besondere Perspektive ein. Fach­ kundig beschreibt er den man­ gelnden physischen und geisti­ gen Kontakt der Menschen zur Natur. Dabei bekommen wir die wissenschaftlichen Eckdaten der ökologischen Krisen präsentiert, und gleichzeitig unsere psycho­ logische Entfremdung von der Natur: die fehlende Empathie. Joachim Bauer zeigt jedoch ganz konkret, wie sich die Distanz zwischen Mensch und Natur überwinden lässt; und zudem die politische Spaltung der Gesell­ schaft, die er wiederholt analy­ siert. Dabei betont er neben der Rolle des Einzelnen auch die Be­ deutung der Politik, der Kultur, der Umweltverbände und des ehren­ amtlichen Engagements. Kurz: ein Buch, um Mut zu tanken für das neue Jahr.

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Coronabedingt kan n es bei den ­ eiseangeboten zu R Einschränkungen kommen. Aktuelle Informationen ­finden Sie unter ww w.bund-reisen.de

AMAZONAS DES NORDENS 10. – 17. Mai 2021, Deutschland Das UNESCO-Weltkultur­erbe Altstadt Lübeck liegt einge­ bettet zwischen den beiden Flüssen Trave und Wakenitz.

Das viele Wasser in und um die alte Hansestadt verleiht ihr besonderen Charme. Die Reise bietet Einblicke in ­naturnahe Waldwirtschaft und führt zum Grünen Band, das hier an der Wakenitz vom Boot aus erlebt werden kann.

Weitere Informationen

Tel. 09 11/ 588 88 20 · www.bund-reisen.de


62 Natur +Umwelt 1 | 21 ›  SERVICE ›  Leserbriefe

LESERBRIEFE

Gerhard Felbinger, Spalt

MIETERSTROM KEIN PREISTREIBER Zum Leserbrief über Mieterstrom in N+U 3/2020 Herr Windhövel schreibt in seinem Leserbrief, dass die Anschaf­ fungskosten einer zu diesem Zweck gebauten Fotovoltaikanla­ ge auf die Mieter umgelegt würden und deswegen solche Anla­ gen wegen der eh schon ständig steigenden Mietpreise abzuleh­ nen seien. Hier ist er einem Irrtum aufgesessen. Sinn und Zweck von Mieterstromanlagen ist es eigentlich, den Mietern durch den Verbrauch des erzeugten Solarstroms – meist zu einem ver­ günstigten Bezugspreis – eine indirekte Teilhabe an der Energie­ wende zu ermöglichen. Bei einem abgerechneten Preis von beispielsweise 25 Cent pro Kilowattstunde refinanziert sich eine für den Bedarf ausge­

Robert Kiermeier, Oberbergkirchen

BAHNSTRECKE AUSBAUEN! Zum Beitrag »Dilemma am Brenner« in N+U 3/2020 Sie sehen keinen Bedarf für eine neue Bahnstrecke zwischen Grafing und der Landesgrenze bei Kufstein und favorisieren den Ausbau der bestehenden Strecke. Ich kann mir nicht vorstellen, wie die bestehende Strecke mit zusätzlichen Gleisen ausgerüs­ tet werden soll. Ohne zusätzliche Gleise, zumindest von Kufstein bis Rosenheim, wird eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene nicht möglich sein. Im österreichischen Inntal stehen auf ei­ nem Teil der Strecke be­reits jetzt vier Gleise zu Verfügung und in weiteren Abschnitten werden zwei zusätzli­ che Gleise gebaut. Ös­ terreich wird nach Inbe­ triebnahme des neuen Brennertunnels alles daransetzen, um den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern. Wenn dann im bayerischen Inntal die Ka­ pazität nicht ausreicht, ist zu befürchten, dass sich der Schie­ nenpersonennahverkehr verschlechtern wird und/oder die mit der Bahn durch den neuen Brennertunnel transportierten Lkw bei Kufstein abgeladen werden und auf der Straße durch Bayern weiterfahren. Ich empfinde daher die Haltung des BUND Natur­ schutz als sehr kurzsichtig! Rudolf Hopf, Pullach im Isartal

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

e.V.

Zum Titelthema »Wasser« in N+U 4/2020 Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel in Heft 4/20 »Keine neuen Wasserkraft­ werke! Freie Bahn für Fisch und Kiesel« gelesen. Bei allem Konsens mit Ihnen zur Notwendigkeit naturschützender For­ derungen und Maßnahmen konnte ich zum Thema Wasserkraft nicht alles nachvollziehen. Ich finde die rigorose Abwehr von neuen Wasserkraftwerken fragwürdig und möglicherweise kontraproduktiv zu den energiepolitischen Notwendigkeiten. Möglicherweise ist es durchaus sehr sinnvoll, die Wasserkraftanlagen in Bayern auf den neuesten energeti­ schen und ökologischen Stand zu bringen und in die notwendi­ gen Renaturierungen und Rückbauten mit einzubeziehen. Nach WWF Deutschland handelt es sich nur bei ca. 7 Prozent aller Querbauwerke um Wehre zur Wasserkraftnutzung! Interes­ sant wäre nach fast 200 Jahren Wasserkraft in Bayern die Re­ cherche, in welchem zeitlichen Bezug hierzu ökologische Schä­ den dokumentiert sind. Der Verweis auf Windkraft und Fotovoltaik ist zu begrüßen. Aber auch bei diesen Kraftwerken lassen sich naturunverträgli­ che Argumente finden, zu denen dann eben auch Lösungen ge­ funden werden müssen. Hinsichtlich möglicher Energieerträge spielen neben Leistungsfähigkeit und Wirkungsgrad (Laufwas­ serkraftwerke bis zu 90 Prozent!) die zeitlichen Verfügbarkeiten eine wesentliche Rolle: Die Sonne scheint in unseren Breiten ca. 1000 Stunden pro Jahr (Volllaststunden), beim Wind dürfen wir mit ca. 1600 Stunden pro Jahr (bei Neuanlagen steigend) rech­ nen. Wasser fließt üblicherweise nahezu ohne Unterbrechung über 8000 Stunden pro Jahr – das ist schon sehr charmant.

legte Fotovoltaikanlage allein durch den Stromverkauf für den Vermieter oder Betreiber durchaus auskömmlich, denn die Foto­ voltaik ist durch die technische Entwicklung und den wachsen­ den Verbreitungsgrad (Mengeneffekte) enorm preiswert gewor­ den. Große Solaranlagen schlagen hier teilweise schon fossile Kraftwerke. Sollte ein Vermieter tatsächlich noch zusätzlich die Installa­ tionskosten auf die Mieten umlegen, wäre das meiner Ansicht nach unrechtmäßig und schon nahezu Wucher.

Foto: Brennerdialog

WASSERKRAFT AUF NEUSTEN STAND BRINGEN


Natur +Umwelt 1 | 21 ›  SERVICE ›  Ratgeber 63

TEXTILINDUSTRIE

FAIR KLEIDEN Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

Über fünf Milliarden Kleidungsstücke stapeln sich in deutschen Schränken, häufig ungetragen, selten recycelt. Dieser Überfluss ist weder umweltnoch sozialverträglich. Was tun?

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ufwendige Herstellung und Weiterverarbeitung, lange Transportwege – ein Viertel des globalen CO2-Ausstoßes könnte bis 2050 aufs Konto der Textilindustrie gehen. Dazu verschlingt die Kleiderproduktion jede Menge Wasser. So wurde der einst riesige Aralsee zum Opfer des Baumwollanbaus. Überdies werden 16 Prozent der weltweit verwendeten Insektizide auf Baumwollfeldern versprüht, bei nur 2,5 Prozent Anteil an der Agrarfläche. Und die Schreckensbilanz geht noch weiter.

VIELE KRANKMACHER Bei der Herstellung von Kleidung verwendet die Industrie ge­ sundheits- und umweltschädliche Chemikalien. So sind Weich­ macher (in Kunstleder oder in Farben) hormonell wirksam, kön­ nen die Fortpflanzungsorgane schädigen und die Spermienzahl verringern. Auch bromierte Flammschutzmittel können hormo­ nell und neurotoxisch wirken, einige sind akut giftig für Wasser­ organismen. Sie wurden bereits in der Muttermilch, in Fischen, Vogeleiern und Eisbären nachgewiesen. Dabei verfügt die Indus­ trie über sichere Alternativen für viele dieser Mittel. Perfluorierte Chemikalien sollen Kleidung wasser- und schmutzabweisend machen. Sie werden in der Umwelt nicht abgebaut und reichern sich zudem in unserem Gewebe und Blut an. Auch sie sind hormonell wirksam und können der Leber schaden. Viele Farbstoffe und Pigmente enthalten Schwermetalle wie Cadmium, Blei und Kupfer – die sich gleichfalls im Körper anreichern und Organe schädigen können. Chrom wird zum Ger­ ben von Leder eingesetzt und ist als Chrom VI schon in kleiner Dosis umweltschädlich. Besonders ausgeliefert ist diesen Schadstoffen, wer in Textilfabriken arbeitet. Deren Abwässer vergiften Flüsse und Trinkwasser.

Standards werden zu selten etabliert und dann eingehalten, es fehlt an Kontrollen und finanzieller Absicherung. Beim Einkauf empfiehlt es sich darum, auf schadstofffreie Pro­ duktion und faire Arbeitsbedingungen zu achten. Welche Güte­ zeichen und Siegel gibt es, und wer bietet öko-faire Kleidung an? Das erfahren Sie hier kompakt: www.bund.net/waeschewechsel. Ansonsten gilt: Kaufen Sie häufiger secondhand und überhaupt weniger (und dafür nachhaltige) Kleider. Vor allem aber muss sich strukturell etwas ändern in der Textil­ industrie. Ein Baustein dafür wäre das – von der Bundesregierung bislang hinausgezögerte – Lieferkettengesetz. Es soll Unterneh­ men verpflichten, die Risiken ihrer Produkte für Umwelt und Menschenrechte zu analysieren. Und dafür zu sorgen, Schäden zu vermeiden oder wiedergutzumachen. Für Umweltschäden oder die Verletzung von Menschenrechten sollte man sie in Deutschland haftbar machen können. Übrigens: Mit der kostenlosen ToxFox-App des BUND können Sie Kleidung und Alltagsprodukte auf Schadstoffe prüfen, ein­ fach indem Sie den Barcode einzelner Produkte scannen. Damit belastete Kleider zu Ladenhütern werden und die Hersteller merken: Wir wollen Produkte ohne Gift! Luise Körner und Sarah Hoesch

MEHR VERANTWORTUNG Der Ruf der Branche hat auch gelitten durch Vorfälle wie den Ein­ sturz einer Textilfabrik 2013 in Bangladesch. Bis heute entspre­ chen viele Fabriken nicht den baulichen Anforderungen. Höhere

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MEHR ZUM THEMA Alles über unsere ToxFox-App erfahren Sie hier: www.bund.net/toxfox


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