Natur+Umwelt 2-2015

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 2-2015  97. Jahr  2. Quartal

Nach haltige Wirt schaft Wie geht das?


MITGL IE DE R WE RBE N MITG LIED ER

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: fotolia.de, iStockphoto.com, dpa (Holger Hollemann

JEDE STIMME ZÄHLT! Stärken Sie die Einflussmöglichkeiten des BN und sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an.

Für jedes neu geworbene Mitglied bedanken wir uns bei Ihnen mit einer attraktiven Prämie. Beitrittsformulare finden Sie im Internet unter www.bund-naturschutz.de/ BEITRITTSFORMUL AR spenden-helfen/ Ja, mitglieder-werben für geworbene Mitglied

er

Gemeinsam können wir etwas bewegen: für Natur und Umwelt, für ein nachhaltiges Wirtschaftssystem, für eine lebenswerte Zukunft. Machen Sie mit!

ich will mich für den Naturund Umweltschutz einsetzen erkläre hiermit meinen und Beitritt zum BUND Naturschu tz in Bayern e.V.

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Familien (mit Jugendlichen bis einschl. 21 Jahren) ab ₠ 60,00

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Natur + Umwelt 2-2015

Inhalt BUND Naturschutz Bayern 4/5 Intern

6 Leserbriefe

7 Im Porträt Katharina ­Mühlebach-Sturm

8 Gut leben Naturgemäß ­Gärtnern

9 Reiseseite

10 Zeitgeschichte Die Kaperung der Ulmer Schachtel

11 Aktuell Nach dem Energiedialog

12 – 24 Titelthema

25 Raus in die Natur Murnauer Moos

26/27 Naturschutz Rettung für die Bachmuschel

28 Pflanzenporträt Die Gewöhnliche Schafgarbe 29 Fotoseite

Inhalt BUND

B1 Editorial und Inhalt

B2/B3 Magazin Kurznachrichten

30/31 Ökospot 32/33 BN vor Ort aktiv Biotoppflege im Palsweiser Moos

B4/B5 Kommentar

Nachhaltige Wirtschaft

Das bisherige Wirtschaften der Industriegesellschaften führt zu immer mehr sozialer Ungleichheit und letztlich zur ­Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Höchste Zeit für ein neues Wirtschaften im Einklang von Mensch und Natur! Seiten 12 – 24

B6 – B13 Titelthema 40 Jahre BUND

34 – 41 Widerstand gegen B 15 neu geht weiter und mehr ­Regionales

B16/B17 Neue Serie Natura 2000 Westlicher Düppeler Forst

42 Bildung

43 Service

B20 – B23 Zur Zeit Trauer um ­Heidrun Heidecke, breiter Widerstand gegen TTIP und mehr A ­ ktuelles

B18 Aktion

B24/B25 Aktiv B26/B27 Internationales B28/B29 Junge Seite

Liebe Leser

B30 Persönlich Birgit Henkel

Am 18. April sind Zehntausende Menschen in vielen Städten Europas gegen die geplanten Freihandels­ abkommen CETA, TTIP und TISA auf die Straße gegangen. Kein Grund zur Aufregung, meint SPD-Chef Sigmar Gabriel. Die Gegner dieser Freihandelsabkommen für Konzerne seien einfach nur »reich und hysterisch«. Reich im übertragenen Sinne sind wir in Deutschland tatsächlich, sogar diejenigen, die nicht im Geld schwimmen: Wir haben Zugang zu sauberem Trinkwasser, wir profitieren von hohen Umwelt- und ­ Verbraucherschutz­standards – und wir können uns noch an herrlicher Natur erfreuen, die wir dank unserer Demokratie auch verteidigen dürfen. Ist es hysterisch, diesen Reichtum bewahren zu wollen, Herr Gabriel? Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

Frühlingswanderung

Auf den Spuren von Dr. Ingeborg Haeckel führt unsere ­Wanderung durchs Murnauer Moos. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass einzigartige Landschaften bewahrt ­werden konnten. Bei manchen Politikern war sie deshalb als »Mooshex« verschrien … Seite 25

»Weil sie es noch im Kreuz haben«

Biotoppflege ist eine der wichtigsten Aufgaben der Aktiven im BN. Im Palsweiser Moos kümmert sich eine rührige Truppe darum, dass Riedteufel, Biber und Kreuzotter dort eine gute Zukunft haben. Seiten 32/33

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Gemeinsam für eine bessere Mobilität

Foto: BN

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Zusammen geht mehr BN und ADFC wollen zusammenarbeiten – (vo. li.:) ­­ Dominik Lypp, Armin Falkenhain (Landesvorsitzender Bayern des ADFC), Richard Mergner, Walter Radtke (ADFC), Petra Huseman-Roew (Geschäftsführerin ADFC Bayern), Martin Hänsel (BN KG München) und Alexander Besdetko (BN-Kreisgruppe Günzburg und BN-AK Verkehr).

m Februar trafen sich Vertreter des BUND Naturschutz mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in dessen Landesgeschäftsstelle in München. Der ADFC möchte sich in Zukunft stärker politisch engagieren und sucht dafür starke Partner. Gemeinsam mit dem BN sollen die Bedürfnisse der Radfahrer und vor allem die Verbindung von Rad- und öffentlichen Personennahverkehr in den Fokus gerückt werden. Von Seiten des ADFC nahmen der Landesvorsitzende Armin Falkenhain, das Vorstands-

mitglied Walter Radtke und die neue Geschäftsführerin Petra Huseman-Roew teil. Neben dem Kennenlernen wurden Möglichkeiten zukünftiger Zusammenarbeit aus­ gelotet. Zuvor hatte bereits Lypp, Verkehrsreferent der Kreisgruppe München und Mitglied im Landesarbeitskreis Verkehr, am von ADFC ­initiierten Workshop »Fahrrad & Bahnhöfe« mit Vertretern von Oberster Baubehörde, Kommunen, Bayerischer Eisenbahngesellschaft und Eisenbahnunternehmen teilgenommen.

40 Jahre BUND

I Liebe Mitglieder

Heimat schützen statt zerstören »Wie herrlich leuchtet / Mir die Natur! / Wie glänzt die Sonne! /Wie lacht die Flur!«

S

o beginnt Goethes »Mailied«. Der bekannte deutsche Dichter gibt treffend wieder, wie intensiv das Naturerleben auf uns Menschen wirkt. Wer würde sich nicht über das Erwachen des Lebens und die Pracht der Natur freuen, wenn er im April oder Mai unter blühenden Bäumen spazieren geht? Erfreulich ist auch, dass so viele Menschen dazu beitragen wollen, dass diese üppige Pracht und Vielfalt der Natur erhalten bleibt. Gartenbesitzer ­hängen Nistkästen auf und stellen Insektenhotels bereit. Sie pflanzen

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immer öfter Blühpflanzen als Bienennahrung. Auch so manche bayerische Gemeinde sät auf kommu­ nalen Grünstreifen heute »Bienenweiden« statt Golfrasen. Die alljährlich größte Lebensrettungsaktion des BN hat im zeitigen Frühling wieder erfolgreich stattgefunden: Zahlreiche Helfer haben viele Stunden Freizeit geopfert, um Amphibien bei ihrem Weg zu den Laichgewässern über Straßen zu helfen. Im Kleinen und im Großen gleichermaßen zu handeln – das wird die Devise für die Zukunft unseres Verbandes sein. So wie jeder Quadratmeter Bienenweide und jede ­gerettete Kröte zählen, so zählt auch jede einzelne Aktion gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und Ceta. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die BN-

Foto: BUND

m Jahre 1975 wird der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am 20. Juli im fränkischen Städtchen Marktheidenfeld ins Leben gerufen. Unter den Gründungsmitgliedern: Horst

Ehrenamtlichen neben der klassischen Naturschutzarbeit auch in diesem Bereich so aktiv sind. Dafür möchten wir an dieser Stelle unseren Respekt und unseren Dank ausdrücken!« Es gibt eine Menge gute Gründe, sich in diesem Bereich zu engagieren, denn die Abkommen haben ausdrücklich nicht das Wohl der allgemeinen Bevölkerung zum Ziel, sondern den profitablen Handel internationaler Großkonzerne. Dass Unternehmen Gewinn machen müssen, um zu überleben, ist logisch. Es kann aber nicht sein, dass Konzerne immer noch mehr Profit scheffeln wollen – auf Kosten unserer Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards und letztlich auf Kosten unserer demokra­ tischen Mitbestimmung. Das breite Bündnis »Stoppt TTIP!«, dem auch


Foto: Fotolia/reimax16

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eimat und Landschaft bewahren, Flächenverbrauch stoppen, Landesplanung wiederbeleben« – unter diesem Motto stand der Leitantrag, der auf der Delegiertenversammlung Ende April in Bamberg beschlossen wurde. Es ist dringend notwendig, dieses Thema in den Die Anfänge Eine der ersten Vorstandssitzungen mit (von links) Bodo Manstein, Herbert Gruhl, Hubert Weinzierl, Bernhard Grzimek und Helmut Steininger

Heimat bewahren statt zerstören Die bayerische Kulturlandschaft wie hier in der fränkischen Schweiz ist mehr als ein potenzieller Standort für immer noch mehr Gewerbegebiete!

Fokus zu rücken, denn die Zersiedelung Bayerns durch Neubauten auf der grünen Wiese schreitet Tag für Tag voran. Noch dazu plant das Bay-

Stern, Professor Bernhard Grzimek, Dr. Herbert Gruhl, Enoch zu Guttenberg, Hubert Weinzierl, Hubert Weiger und Helmut Steininger. Anlässe, einen bundesweiten Verband für Natur- und Umweltschutz zu gründen, gab es genug: riesige Abfallmengen, die Gefahren der Atomkraft und die Zubetonierung der Landschaft. In den 80er-Jahren ge-

der BUND angehört, wird sich dem mit allen legalen Mitteln entgegenstellen. Bei der selbstorganisierten Abstimmung zu TTIP sind europaweit bereits über 1,7 Millionen Unterschriften zusammengekommen. Zerstörerische Auswirkungen kann auch ein geplantes Gesetz aus Bayern haben: die »Heimatstrategie 2020« aus dem Haus von Minister Markus Söder. Das Papier sieht eine Aufweichung der Landesplanung vor, die zur Folge hätte, dass der ­ohnehin schon sehr hohe Flächenverbrauch in Bayern weiter ansteigt. Ländliche Gebiete will Minister Söder mit noch mehr flächenfressenden Gewerbegebieten entlang der Autobahnen »beglücken«. «Der BN appelliert eindringlich an den Heimatminister, den Schutz von Natur und Landschaft in seine Hei-

wann der BUND an Größe und Einfluss. Das Waldsterben kommt als neues, zentrales Thema hinzu. 1983 wird Hubert Weinzierl zum BUNDVorsitzenden gewählt. 1984 wird die BUNDjugend gegründet. Nach der Wende entstehen 1990 in Ostdeutschland fünf Landesverbände. Mit über einer halben Million Mitgliedern ist der BUND heute

matstrategie aufzunehmen. Schützen Sie die wunderbare Landschaft unserer Heimat, statt sie zerstören zu lassen, Herr Söder, und leisten Sie Widerstand gegen Kommunalpolitiker, welche dies mit allen Mitteln durchsetzen wollen! Selbst die bisher durch den ­Alpenplan definierten Ruhezonen sollten aufgeweicht werden, um ­Bebauungen leichter möglich zu machen. Solch eine Weichenstellung weckt Begehrlichkeiten und führt zu einem Ausverkauf der letzten unberührten Natur in den bayerischen Alpen. Die erste Anfrage lag prompt auf dem Tisch: Am Ried­ bergerhorn im Oberallgäu wollten Liftbetreiber einen Skipistenneubau und eine Liftneuerschließung genehmigt haben. Umso erfreulicher ist es, dass die bayerische Umwelt-

Bitte unterstützen Sie diese Petition! Eine Unterschriftenliste liegt dieser Natur+Umwelt bei.

eine gewichtige Stimme für den Natur- und Umweltschutz in Deutschland – und pflegt über Friends oft the Earth die immer wichtigere Verbindung zu einer ­internationalen Zusammenarbeit. Der bayerische Landesverband ­gratuliert herzlich zum Jubiläum und wünscht viel Erfolg auch für die nächsten 40 Jahre!

ministerin Ulrike Scharf den Mut hatte, sich hier klar zu positionieren und deutlich »nein« zu sagen. Der neue Lift am Riedbergerhorn wird nicht kommen, der Alpenplan ist gerettet – z­ umindest vorerst. Dies ist Frau Scharfs Verdienst. Bleibt zu hoffen, dass sie auch künftig vor dem Ansturm der SkitourismusLobby nicht einknickt!

Foto: Roggenthin

Massenpetition

erische Kabinett, die Landesplanung im Rahmen der »Heimatstrategie 2020« weiter zu schwächen. Die darin genannten Vorhaben würden die bayerische Kulturlandschaft noch stärker als bisher dem ruinösen Wettbewerb der Kommunen um Gewerbeansiedlungen opfern. So soll das ohnehin durch viele Ausnahmen ausgehöhlte Anbindegebot weiter verwässert werden. Der BUND Naturschutz sammelt deshalb Unterschriften für eine Massenpetition, mit der der Landtag aufgefordert werden soll, sich gegen eine weitere Aushöhlung des Anbindegebotes auszusprechen und das Landesentwicklungsprogramm so fortzuentwickeln, dass es einer weiteren Zersiedelung entgegenwirkt, statt ihr Tür und Tor zu öffnen.

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, nu@bundnaturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

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Feinstaubbelastung Zum Artikel »Richtig heizen« in Heft 4/2014: Die Ratschläge für »sauberes« und »klimaschützendes« Heizen sind zwar gut gemeint, aber unrealistisch, wenn man sich die rauchenden Kamine und den Kahlschlag der Wälder ansieht. Daran ändern auch die seit 2010 geltenden Feinstaubgrenzwerte des BImSchG kaum etwas, da sie viel zu hoch sind, es zu viele Ausnahmen gibt und Einzelöfen lediglich baumustergeprüft sein müssen! Eine wenig bekannte Tatsache ist, dass auch die als besonders sauber gepriesenen Pelletsheizungen Trauer um Elisabeth Bahr

noch 1000 mal mehr Feinstaub ­erzeugen als eine moderne Ölheizung. Von Einzelöfen ganz zu schweigen! Es sollte also jedem, der Holz verschürt, klar sein, dass er zu der steigenden Feinstaubbelastung durch Feststoffheizungen beiträgt, die heute bereits über der des KfzVerkehrs liegt (BUA) und noch ­ dazu unmittelbar auf den Menschen einwirkt. Größere Anlagen zur Nutzung des Energieträgers Holz und Energieeinsparungen wären wesentlich umweltschonender! Heinz Horbaschek, Dipl.-Ing. FH, Erlangen

Efeu kurz halten Zum Pflanzenporträt des Efeu in Heft 4/2014 Zu den Ausführungen möchte ich etwas bemerken: 1. Der Efeu wächst nicht nur 15 Meter an Wänden und Bäumen empor, sondern bis zu 30 Meter, wahrscheinlich bedingt durch die Erderwärmung. 2. Der Efeu kann tatsächlich auch große Bäume schädigen oder ganz abwürgen, wenn er sich im Kronenbereich übermäßig ausbreitet, was ich schon des Öfteren beobachten konnte. In Parks sind deshalb auf Dauer viele Buchen, Kiefern etc. ernsthaft gefährdet. Deshalb sollte man den Efeu von Anfang an kurzhalten, selbst wenn er andererseits auch einen gewissen Nutzen hat oder hübsch aussieht und eine Zierde darstellt. Georg Lukas, Seehausen

Der BN trauert um Elisabeth Bahr, die im März im Alter von 66 Jahren ihrer schweren Krankheit erlegen ist. Die engagierte Naturschützerin hatte 25 Jahre lang den Vorsitz der Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach inne und war Mitglied des BN-Landesbeirates. Die Kreisgruppe kämpfte unter Elisabeth Bahr für das »Bessere Müllkonzept« und gegen eine Müllverbrennungsanlage bei Herzogenaurach, die letztlich verhindert werden konnte. Auch an der Verhinderung des geplanten Kohlekraftwerks Franken III war sie maßgeblich beteiligt. Das Projekt »Karpfen pur Natur« an den Teichen der Kreisgruppe wurde zu einem der großen Erfolgsprojekte des Arten- und Biotopschutzes. Für die Grünen war sie mehrere Jahre als Kreisrätin aktiv. 2013 war Elisabeth Bahr für ihr ­Lebenswerk mit der Bayerischen Naturschutzmedaille geehrt worden.

Foto: Christoph Markl-Meider

Schreiben Sie uns!

Alternative zu B 15 neu Zur Meldung »Verwirrung um B 15 neu« in Heft 1/2015: Diese neue Nord-Süd-Autobahn B 15 neu darf nicht weiter verfolgt werden. Auch nicht auf sogenannten Teil­abschnitten, denn dann besteht die große Gefahr der in der Vergangenheit schon oft praktizierten »Salamitaktik«! Begründung und Alternativvorschlag: Wir brauchen die B 15 neu nicht für den Lkw-Verkehr, denn es gibt schon seit langem eine wesentlich bessere Alternative: Die vorhandene und bereits bestens trassierte Bahnstrecke Regensburg–Landshut–Mühldorf–­Rosenheim ist dafür bestens geeignet. Leider ist diese vorhandene Bahnstecke – was den momentanen Ausbau betrifft – in einem sehr schwachen Zustand, d. h. sie ist nur eingleisig und auch nicht elektrifiziert. Allerdings haben aber bereits unsere Vorvorfahren in kluger Voraussicht beim Bau dieser Strecke und somit in weiser Absicht

diese Strecke nicht nur sehr gut ­trassiert, sondern sie haben damals auch schon beim Grunderwerb zum großen Teil einen zweigleisigen Ausbau berücksichtigt. Das hat ­natürlich jetzt zur Folge, dass ein moderner zweigleisiger Ausbau mit Elektrifizierung auch wirtschaftlich, was die erforderlichen Steuergelder betrifft, möglich ist. Hinzu kommt, dass auch die erforderlichen Raumordnungs- und Planfeststellungs­ verfahren ohne große Widerstände durchgeführt werden können. Helmut Gall, München

Illustration: Frauke Weinholz

Vogeltod an Glasflächen Zum Titelthema »Vögel schützen« in Heft 1/2015: Jeder hat das schon erlebt: Es gibt einen dumpfen Knall am Fenster. Ein Vogel ist mit voller Geschwindigkeit gegen das Glas geprallt und hat sich das Genick gebrochen oder anderweitig tödlich verletzt. Der blaue Himmel hat sich an der ­Außenseite des Glases gespiegelt, so dass dem Tier der Eindruck entstand, als ginge der blaue Himmel unbegrenzt weiter. Besonders bedauerlich ist, dass dies auch dann passiert, wenn tierliebende Menschen Bilder von Greifvögeln aufgeklebt haben, die man in guten Schreibwarengeschäften kaufen kann. Aber sie haben ­folgenden Fehler gemacht: Sie haben die Bilder nicht außen, sondern innen auf das Glas geklebt. Die Reflexion des blauen Himmels erfolgt aber an der Außenseite der Scheibe. Was innen aufgeklebt ist, kann der Vogel nicht sehen. Das Geld, der gute Wille und die Mühe haben nichts gebracht. Es wäre gut, wenn das auch die Mitarbeiter von Bauhöfen und Baufirmen wüssten. Werner Kloo, Rosenheim


ass man dem sprudelnden Redefluss von Katharina Mühlebach-Sturm, 60, gern ohne Ende zuhören möchte, liegt nicht nur an dem lautmalerischen Dialekt der aus dem Kanton Aargau stammenden Schweizerin. Es ist ebenso ihre Geschichte, die einen packt. Die ­Geschichte einer Frau, die ihren beruflichen Weg geht, obwohl ihr zu Beginn längst nicht alle Karrieretüren ­offenstehen. Und die Geschichte einer Generation, die die wachsenden Widersprüche zwischen heiler Konsumwelt und kaputter Umwelt erstmals bewusst wahrnimmt und sich nicht damit abfinden will. Katharina Mühlebach-Sturm wächst als sechstes von zehn Kindern am Rande eines Dorfes auf. In die vordem idyllische bäuerliche Kulturlandschaft hat sich mehr und mehr chemische Industrie hineingefressen. Und dass am Ort so viele Menschen an Krebs sterben, fällt ihr schon in jungen Jahren auf. »Das ist doch Krieg gegen die Natur, den wir da führen«, sagt sie. Kein Wunder, dass sie in einer Welt, die noch nicht so ganz in der Moderne angekommen ist, mit ihrem Traum von einem naturwissenschaftlichen Hochschulstudium auf kein Verständnis hoffen kann. Mit einem Trick umgeht sie das Veto der Eltern, die auf eine Lehre für die Tochter pochen. Stattdessen besucht Mühlebach-Sturm ein ­ Lehrerseminar, holt sich so das Abitur, wird Realschullehrerin und verdient damit das Geld, um ihr Studium der Biochemie in Zürich zu finanzieren. Sie zieht zu ihrem späteren Mann nach Deutschland und beendet hier ihr Chemiestudium mit der Note 1. Konkrete Öko-Prbleme vor Ort Doch statt eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen, entscheidet sie sich für die Familie, die nun in Aschheim bei München wohnt. Es ist die Zeit der ­großen Umweltsünden, die mit Namen wie Bhopal, Sandoz oder Tschernobyl verbunden sind. Und die Mutter zweier Kinder plagen jetzt die ganz konkreten Öko-Probleme vor Ort – etwa, dass das Trinkwasser viel zu hoch mit Atrazin belastet ist oder die Spielplätze nach der Katastrophe von Tschernobyl verstrahlt sind. Katharina Mühlebach-Sturm macht den Mund auf und legt sich mit der Gemeinde an. Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründet sie die BN-Ortsgruppe Aschheim, engagiert sich auf lokaler Ebene für sauberes Wasser oder mehr Recycling und überregional gegen das Waldsterben oder die atomare WAA in Wackersdorf. »Ich wollte nicht, dass meine Kinder einmal ­fragen, warum wir nichts gegen die Zerstörung der ­Lebensgrundlagen getan hätten«, beschreibt sie ihre Motivation. Doch die stößt in dem Münchner Vorort auf wenig Gegenliebe. Das ist in Landshut ganz anders. Auch deshalb erlebt sie den Mitte der 90er-Jahre dorthin anstehenden Umzug als Glücksfall. Behutsam schmeckt sie in die

örtliche BN-Arbeit hinein und lernt die von Paul Riederer, der »grauen Eminenz« des niederbayerischen Naturschutzes, geführte Kreisgruppe als anerkannten Teil des städtischen Lebens kennen. Sie engagiert sich in einer Agenda-21-Gruppe, wird stellvertretende Kreisvorsitzende und löst Riederer schließlich an der Spitze der 5000 Mitglieder starken Kreisgruppe ab. Gleichzei-

Foto: Christoph Markl-Meider

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Katharina Mühlebach-Sturm

Ein Geflecht, das trägt 2008 übernahm Katharina Mühlebach-Sturm den Vorsitz des BUND Naturschutz in Landshut. Die vor über 40 Jahren ­gegründete Kreisgruppe zählt mit ihren vielen aktiven Orts- und ­Kindergruppen zu den lebendigsten im Land.

»Ich bin dort, wo es blubbert«

Naturschutz lebt – in einem Geflecht, das aus ­Erfahrung, Engagement und Kreativität wächst und »uns in einer Zeit des Umbruchs trägt«. ­ So zumindest versteht Katharina MühlebachSturm die Herausforderung an den BN heute. Seit 2008 ist sie Vorsitzende der Kreisgruppe in Landshut. Von Christoph Markl-Meider

tig geht sie beruflich eigene Wege und nutzt ihr Fachwissen aus dem Chemiestudium als selbstständige bauökologische Beraterin und Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen. »Ich bin immer dort, wo etwas blubbert in unserer Gesellschaft«, sagt sie. Deshalb schmiedet sie ein Landshuter »Schutzbündnis Tier und Umwelt« oder sucht den Kontakt zur international agierenden Transition-Town-Bewegung. Dies entspricht ihrem Verständnis von Naturschutz. Es brauche, so formuliert sie in einer Festschrift, »Kristallisationspunkte für einen achtsamen Umgang mit der Natur«.

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Kontakt

Katharina Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Landshut, bnkgla@ landshut.org


Biologischer Pflanzenschutz

Illustration: Frauke Weinholz

Gärtnern ohne Chemie

Es knospt und sprießt, Wicken klettern, ­Glockenblumen blühen, das Gemüsebeet verspricht eine reiche Ernte. Und dann das: ­Blattläuse erobern das zarte Grün, Schnecken nagen am Salat. Was tun? Wehren Sie sich – doch bitte ohne die Chemiekeule!

I Die Autorin Nehle Hoffer ist beim BUND zuständig für Naturschutzkommunikation.

n Deutschland gibt es 1,24 Millionen Kleingärten, die zusammen 46 000 Hektar bedecken. Dazu kommen unzählige Gärten, Vorgärten, Balkone und Terrassen. Alles zusammen eine riesige Fläche. Und die ist nicht nur für die eigenen Kartoffeln, Buschbohnen oder Küchenkräuter relevant. Sie hat auch große Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt. Doch jedes Jahr landen über 500 Tonnen Pestizide in deutschen Gärten. Ihre Hersteller versprechen, damit das Gärtnern leicht und ertragreich zu machen. Pestizide gibt es im Gartencenter oder Baumarkt um die Ecke. Oft enthalten sie die gleichen Gifte, die die Agrarindustrie großflächig auf unsere Felder spritzt. Aber chemische Pestizide vernichten nicht nur die vermeintlichen »Schädlinge« – auch viele »Nützlinge« fallen ihnen zum Opfer. Pestizide reichern sich in der Nahrungskette an und schädigen wichtige Bodenorganismen. Dazu kommt noch: Eine Überdosierung nach dem Motto »viel hilft viel« ist leicht möglich. Denn beim Gifteinsatz hinterm Gartenzaun fehlt jede Kontrolle.

Zu Alternativen greifen Zum Glück gibt es Alternativen zur chemischen Keule. Der Massenvermehrung von »Schädlingen« können Sie vorbeugen, indem Sie sich bei der Bepflanzung Ihres Gartens am Vorbild der Natur orientieren und so naturMehr zum ökolo­ nahe Verhältnisse wie möglich schaffen. »Schädlingsgischen Pflanzenbefall« ist oft ein Zeichen dafür, dass die betroffene schutz, zu PflanzenPflanze in einem schlechten Gesundheitszustand ist. jauchen und Gesunde Nutz- und Zierpflanzen werden mit ihren »Nützlingen« unter »Schädlingen« meist gut fertig und selten so stark befalwww.bund.net/­ len, dass sie ernsthaft Schaden erleiden. Verbessern Sie giftfreiergarten also die Lebensbedingungen Ihrer Pflanzen und erhöhen Sie so deren Abwehrkräfte. Ist Ihr Garten dennoch über längere Zeit stark von »Schädlingen« betroffen

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(etwa bei ungünstigem Wetter), sollten Sie zu biologischen Pflanzenschutzmitteln greifen. Sieben Tipps für giftfreies Gärtnern ▶W ählen Sie standortgerechte, heimische und robuste Pflanzensorten für Ihren Garten oder Balkon aus. ▶U m zu verhindern, dass der »Schädling« und Ihr Grün in einem empfindlichen Pflanzenstadium aufeinandertreffen, können Sie vom empfohlenen Saatund Pflanztermin (laut Samenpackung) abweichen. ▶F laches Säen und Pflanzen verkürzt die empfindliche Jugendentwicklung und stärkt die Pflanzen. ▶D ie Förderung der »Nützlinge« in einem naturnahen Garten mit Hecke, Wiese, Tümpel, Totholz, Steinhaufen und Nisthilfen ist ökologischer Pflanzenschutz. ▶S ollten Ihre Pflanzen dennoch befallen sein: Nicht aus der Ruhe bringen lassen! Leichter Befall geht in einem Naturgarten meist von selbst zurück. ▶D as frühzeitige Absammeln von »Schädlingen« verhindert deren Vermehrung und beugt so größerem Schaden vor. ▶P flanzenjauchen, -tees und -brühen wirken rasch und ungiftig, vertreiben unliebsame Besucher und stärken die Abwehrkräfte ihrer Pflanzen. ▶D urch feine Netze oder Vliese an Drahtbögen schützen Sie Gemüsebeete vor unerwünschten Insekten. Schneckenzäune verhindern das Eindringen der hungrigen Weichtiere. Nehle Hoffer

Tipps für naturgemäßes Gärtnern finden Sie auf: www.bund-naturschutz.de > Themen > Landwirtschaft > Garten


Familienreise an die Nordsee

Wind, Strand und Wellen

Der Nordseewind jagt die Wolken über den blauen Himmel, trägt die Silbermöwen ­ und wiegt die Halme des Strandhafers auf den weißen Dünen. Dann ist da das Meer mit seinem ewigen Kommen und Gehen. Wind und Meer sind die Seele der Nordsee, und wer beides liebt, der fühlt sich wohl auf Langeoog.

Fotos: Kurverwaltung Langeoog

Meer erleben Sandburgen bauen und den Wellen zusehen – die Familienreise auf die Nordseeinsel Langeoog bietet Urlaubsglück für Groß und Klein.

B

ei dieser Familienreise erleben Erwachsene und Kinder gemeinsam im Nationalpark Wattenmeer die Nordseenatur. Am ersten Tag erkunden wir die ­autofreie Insel mit dem Fahrrad. In drei Stunden geht es vorbei an Strand und Dünen, Wattenmeer und Hafen, vorbei am Wasserturm und dem Bahnhof. Die Kinder sind angetan von der roten Inselbahn und den Pferdekutschen-Taxis. Am Folgetag waten wir ins ­Wattenmeer. Das ist der schlammige Teil des Meeres zwischen dem Festland und den vorgelagerten Inseln. Bei Niedrigwasser, also Ebbe, kann man hier herumlaufen. Ui, fühlt sich das komisch an, wenn die Füße in den nassen Schlick einsinken! Und da ist ein merkwürdiges Knistern. Machen das wirklich die Schlickkrebse? Der Wattführer erklärt uns: Nicht nur für heimische Vögel wie Möwe und Austernfischer ist das Watt das reinste Buffet, sondern für Zugvögel sogar eine lebensnotwendige »Tankstelle«. Der Knutt zum Beispiel, ein Marathonflieger, der jedes Jahr von Afrika bis nach Sibirien und wieder retour fliegt, stoppt jedes Mal einige Wochen im Wattenmeer. Dort frisst er sich an Herz­ muscheln und Krebsen, Würmern und Schnecken so viel Fett an, dass er überhaupt weiterfliegen kann. Mit Kescher und Becherlupe sind wir am nächsten Tag am Strand unterwegs und beobachten kleine Schwimmer und Krabbler. Tatsächlich, der Krebs läuft seitwärts! Und da ist eine glibberige Qualle! Heute beschäftigen sich die Kinder einmal ohne Eltern mit der Frage: Wie empfinden wir Natur eigentlich? Mal finden

Reisetermin 9. – 16. August 2015

wir sie ja eklig oder beängstigend, dann wieder schön und beruhigend. Und die Kinder erfahren etwas darüber, wo der Müll landet, der ins Meer geworfen wird. Die Eltern lernen währenddessen bei einer Führung die Inselrosen kennen. Einen weiteren Tag widmen wir, mit dem Fernglas bewaffnet, den Seevögeln und probieren mit einem Strohhalm aus, wie es sich für einen Vogel anfühlt, auf Futtersuche zu gehen. Nach den vielen Stunden an der frischen salzigen Luft haben wir abends immer einen Riesenhunger. Wie gut, dass das vegan-vegetarische Essen in der Unterkunft so lecker ist! Damit die Eltern und Kinder genug freie Zeit haben, um am Strand zu sein, dauert das Programm immer nur einen halben Tag. Die Badezeiten, die sich mit Ebbe und Flut verschieben, bleiben frei. Übrigens, keine Angst vor schlechtem Wetter! Der Wind treibt die Wolken über den flachen Inseln schneller weg als überm Festland. Und außerdem gibt es da noch das Schifffahrtsmuseum, das Erlebnisbad und die Teestuben, wo man sich bei Ostfriesentee und Kuchen zu einem »Klönschnack« niederlassen kann. Lucia Vogel Weitere Familienreisen ■ 12. – 16. August 2015: Artenvielfalt am Ammersee erforschen – Mit der Familie im BUND-Naturschutz und Jugendzentrum Wartaweil ■ 2. – 5. September 2015: Wildniscamp am Falkenstein – Pure Waldwildnis erleben

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Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10 90489 Nürnberg Tel. 09 11- 5 88 88-20 Fax 09 11- 5 88 88 22 www.bund-reisen.de


Mai 1977 Die Kaperung

Große Momente der Verbandsgeschichte

der Ulmer Schachtel

Foto: Winfried Berner

Das hatte sich der Lobbyverband »Obere Donau« anders vorgestellt: Mit einer WerbeSchifffahrt auf einer sogenannten Ulmer Schachtel von Ingolstadt bis Regensburg wollte er im Mai 1977 Politiker und Journalisten für eine Schiffbarmachung der oberen Donau von Ulm bis Kelheim einnehmen. Doch ein ungebetener Gast störte die hoffnungsvolle Stimmung: der junge Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz, Helmut Steininger.

Was wäre, wenn … … der BN das Projekt nicht verhindert hätte? Das Kloster Weltenburg läge heute wohl an einem modrigen Altwasser.

Zum Nachlesen

Eine Dokumenta­ tion der zweima­ ligen Rettung der Weltenburger Enge kann auf der BNWebsite herunter­ geladen werden: www.bund-naturschutz.de > Bund Naturschutz > Erfolge & Niederlagen

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iel Prominenz war gekommen: Der damalige bayerische Innenminister Bruno Merk, der Ingolstädter Oberbürgermeister Peter Schnell, der Kelheimer Landrat Faltermeier, Bürgermeister und Aktenträger. Doch Steininger schnitt, wie der »Altmühlbote« vom 17. Mai 1977 etwas irritiert berichtete, immer wieder das Thema an, dass »ein Ausbau der Oberen Donau unweigerlich zu einer Zerstörung oder Beeinträchtigung der Weltenburger Enge führen müsse«. Während Merk, Schnell und Faltermeier sich für die Schiffbarmachung begeisterten, die einen Umgehungskanal von Eining über Abensberg bis Saal an der Donau vorsah, hielt Stei­ ninger beherzt dagegen. Er entgegnete, »dass auch eine derartige, überaus kostspielige Umgehung für den Durchbruch keine Rettung wäre, da dadurch Stauungen erforderlich wären, die den Charakter des Donaudurchbruchs beeinträchtigten und zerstörten«. Politprofis die Medienarbeit aus der Hand genommen Statt der erhofften Jubelmeldungen berichteten die Zeitungen über die Warnungen des BN, die Steininger unerschrocken und wortgewaltig zur Geltung gebracht hatte: »Kanalbauer strecken nun ihre Hände nach der Oberen Donau«, »Lastkähne auf der Oberen Donau?«, »Bund Naturschutz fürchtet Verlust des Donaudurchbruchs«, »Galgenfrist für die Obere Donau?« und »Naturschützer: Donau wird ein zweiter Rhein« lauteten die Schlagzeilen. Wohl selten wurde Politprofis die Medienarbeit derart aus der Hand genommen. Dabei war es schon ein Husarenstück, wie Helmut Steininger auf das Schiff gekommen war. Denn eine

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Einladung zur Mitfahrt hatte der BN natürlich nicht ­bekommen. Aber dem langjährigen BN-Vorsitzenden Hubert Weinzierl war eine Einladung zugespielt worden – wohl von seinen Brüdern, die damals in Ingolstadt das Kieswerk Gebr. Weinzierl betrieben und Mitglied des Lobbyverbands waren. Nachdem der junge Zivildienstleistende und heutige Landesgeschäftsführer Peter Rottner von der geplanten Werbetour erfahren hatte, wagte sich Steininger, furchtlos wie immer, in die Höhle des Löwen, um diese Pläne zu durchkreuzen. Eine gute Woche später griff der damalige Weltenburger Abt Dr. Thomas Niggl das Thema in seiner Predigt auf. Wie die Regensburger »Woche« staunend berichtete, rief er »die Gläubigen am Christihimmelfahrtstag auf, für die Naturschönheiten zu beten. ›Was der Herr geschaffen hat, soll der Mensch nicht zerstören‹, predigte Dr. Niggl.« Er weigerte sich auch strikt, Grundstücke des Klosters für den Bau eines Zementwerks zu verkaufen. Wie sich aus den Akten im Kloster erahnen lässt, wurde er deswegen wohl massiv unter Druck gesetzt. Im August 1977 veranstaltete der BN seinerseits eine Pressefahrt auf der Donau, mit einer Pressekonferenz im Kloster Weltenburg. Das Ereignis fand gewaltige überregionale Medienresonanz. Vor allem Hubert Weinzierls Diktum, dass »auch der Wahnsinn Grenzen haben müsse«, fand Widerhall in allen Medien. Trotzdem dauerte es noch bis 1983, bis der Bayerische Landtag das endgültige Aus für die Ausbaupläne beschloss. Wer weiß, wie die Geschichte ohne Helmut Steiningers Husarenstück ausgegangen wäre: Vielleicht wäre die berühmte Weltenburger Enge dann ein modriges, vom Donaustrom abgeschnittenes Altwasser. Winfried Berner Zeitgeschichte

In der über 100-jährigen Geschichte des BUND Naturschutz ­ gab es viele spannende, große Momente. In loser Reihe werfen wir für Sie einen Blick in die Chroniken – zum Auftakt im Gedenken an den 2014 verstorbenen Landesschatzmeister und langjährigen Landesgeschäftsführer des BN, Helmut Steininger.


Chancen, aber keine konkreten Ergebnisse

Wie geht’s weiter nach dem Energiedialog?

Nebulös Wie die Zukunft der Erneuerbaren Energien in Bayern aussieht und wie viele Stromtrassen gebaut werden, ist nach wie vor unklar.

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rundlage der Netzentwicklungsplanung 2012 mit großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstrassen (HGÜ-Trassen) 2013 ist ein zentralistisches Energiekonzept Strom, mit Kohlestrom und Offshore-Windenergie aus Nord- und Ostsee. Ein Konzept, das sich vor allem am großen Europäischen Stromhandel orientiert. Der BUND Naturschutz fordert seit 2011 die Prüfung von Alternativen in einer Strategischen Umweltprüfung nach bestehenden EU-Richtlinien und unter Berücksichtigung der Dezentralen Energiewende mit den Schwerpunkten Stromsparen, Ausbau der Erneuerbaren Energien Strom aus Wind und Sonne in Bayern, dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung, Strom-geführt für die Versorgungssicherheit. Strom aus Wind und Sonne ist abhängig vom Wetter, Jahreszeit und Tageszeit. Flexible Gaskraftwerke können diese Lücken zielgerichtet füllen. Aber auch moderne Gaskraftwerke nutzen nur weniger als die Hälfte der Energie im Energieträger Methan des Erdgases für Strom, mehr als die Hälfte wird als Wärme vernichtet. Diese Wärme müssen wir nutzen – für den Klimaschutz. Denn aus ­Methan entsteht beim Verbrennen das Treibhausgas Kohlen­ dioxid. Strom aus Erdgas muss daher immer mit KraftWärme-Kopplung (KWK) entstehen. In Bayern geht das

außer in den Großstädten München und Nürnberg nur mit Blockheizkraftwerken. Erdgasverstromung also nur da, wo auch Wärmenutzer sind. Stromsparen wird immer noch unterschätzt Dies waren die zentralen Forderungen des BN im Energiedialog: Stromsparen, dezentrale Kraft-WärmeKopplung (KWK), Ausbau der Windenergie und weg mit der 10H-Abstandsregel, Ausbau von Fotovoltaik und KWK, weg mit der EEG-Umlage auf Eigenstromnutzung! Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse ­Aigner stellt am Ende des Energiedialogs die unbedingte Notwendigkeit der großen HGÜ-Stromtrassen infrage: Sie sieht »zwei minus x« Trassen. Aus Sicht des BN sind diese Stromtrassen nicht notwendig, wenn in Bayern engagiert die dezentrale Energiewende umgesetzt wird. Als positive Folge des Energiedialogs ist zu bewerten, dass Ministerin Ilse Aigner erstmals die Potenziale der Kraft-Wärme-Kopplung für die Versorgungssicherheit mit Strom nennt, als Alternative zu großen Gaskraftwerken ohne KWK. Negativ aufgefallen ist aber, dass die Möglichkeiten des Stromsparens weiterhin deutlich unterschätzt werden. Hier bleibt noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Insgesamt sieht der BUND Naturschutz dennoch Chancen im Energiedialog: Er gab erstmals Raum für einen direkten Austausch zwischen BN und großen gesellschaftlichen Kräften wie kommunalen Verbänden, Gewerkschaften sowie Handwerk und Industrie. Erfreulich war, dass viele BIs gegen die HGÜ-Stromtrassen den BN im Kampf für die dezentrale Energiewende unterstützten. Traurig hingegen: Klar und offen positionierten sich die BIs der Windenergiegegner als Gegner der Erneuerbaren Energien, als Leugner des Klimawandels, oft auch als verkappte Befürworter der Atomenergie. Richard Mergner, Herbert Barthel

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Fotos: Toni Mader

Foto: Heinz Wraneschitz

2013 hatte die Bayerische Staatsregierung dem Bau der großen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung-(HGÜ)-Stromtrassen zugestimmt. Der Bürgerprotest 2014 zwang sie zum Gespräch, Staatsministerin Ilse Aigner organisierte im Winter 2014/2015 den Energiedialog Bayern. Was hat er gebracht?

Die Autoren Richard Mergner ist der Landesbeauftragte, Herbert Barthel der Energiereferent des BN.


Seit 1972 das Buch »Grenzen des Wachstums« erschienen ist, ­findet eine oft kontroverse De­ batte über die Zukunft unserer ­Industrie- und Konsumgesellschaft statt. Wie können wir auch in Zukunft Waren produzieren und konsumieren, ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören? Obwohl klar ist, dass es in einer endlichen Welt kein unendliches Wachstum geben kann, gilt Wirtschaftswachstum in der Politik nach wie vor als ­unantastbares Allheilmittel. Eine kritische Wachstumsdebatte, die unsere Art des Produzierens und Konsumierens hinterfragt, ist deshalb dringend notwendig. Sie ist deshalb notwendig, weil unsere jetzige Art des Wirtschaftens immer ­größere soziale Ungleichheit und Umweltzerstörungen von globalem Ausmaß zur Folge hat. Wir haben nachgefragt, wie ein Weg hin zu einer zukunfts­ fähigen Ökonomie aussehen kann. Und wir geben Tipps, was jede und jeder Einzelne tun kann. (lf)

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Nach haltige Wirt schaft Wie geht das?

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Die Frage nach dem »rechten Maß« betrifft alle Menschen. Professor Reinhard Loske

Die Antworten auf die riesigen ökologischen Herausforderungen für ein zukunftsfähiges Wirtschaften sind untrennbar mit der Lösung der sozialen Frage verknüpft. BN-Landesbeauftragter Richard Mergner

Schiedsgerichte in TTIP oder CETA halte ich aus deutscher Sicht nicht für erforderlich. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner

Es ist zu kurz gedacht, statt eines quantitativen Wachstums nur ein qualitatives Wachstum oder ein Nullwachstum zu fordern. BN-Vorsitzender Hubert Weiger

Einen Ansatz zur Umsetzung einer zukunftsfähigeren Handlungs- oder Wirtschaftsweise stellt die Belohnung erwünschter Verhaltensweisen dar. Professor Alois Heißenhuber

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Ökonomie im Wandel

Wirtschaften im Einklang von Mensch Das bisherige Wirtschaften der Industriegesellschaft in einem profitorientierten, marktwirtschaftlichen System hat uns an vielen Beispielen eindrücklich gezeigt, dass gesellschaftlich gewolltes, unab­lässiges und scheinbar unbegrenztes Wachstum letztlich zur Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen führt. Nun endlich beginnt nach Jahrzehnten des Irrglaubens an die ­Segnungen des schrankenlosen Kapitalismus ein Nachdenken darüber.

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ie meisten derzeit diskutierten Vorschläge für ein neues Wirtschaften in Deutschland und anderswo setzen auf die ökologische Modernisierung, hin zu einer »ökologischen Marktwirtschaft« (Green Economy). Dabei stehen technische Lösungen im Vordergrund, auch, um durch eine zielgerichtete Förderung von Innovationen im internationalen Wettbewerb wirtschaftlich die Oberhand zu behalten. Nicht zuletzt soll dadurch auch der hierzulande erreichte Wohlstand gesichert werden. Es stellt sich allerdings die Frage, ob dies dem Ziel oder der »Weltformel« einer dringend notwendigen »Nachhaltigen Entwicklung« (UNCEDGipfel in Rio de Janeiro, 1992) entsprechen kann. Der BUND Naturschutz ist der Auffassung, dass die bishe­ rigen Strategien allein nicht ausreichend sind: Die natürlichen Lebensgrundlagen wie Biodiversität, Klima, gesunde Nahrungs- und Futtermittel oder sauberes Wasser sind durch die Wachstumsgesellschaft bereits heute – zum Teil schon unwiederbringlich – zerstört oder von Zerstörung bedroht. Die relativ klaren Grenzen bezüglich der Belastbarkeit, Pufferkapazität und dauerhaften Nutzbarkeit der natürlichen Lebensgrundlagen werden in Wachstumsgesellschaften nicht oder kaum beachtet. Kluft zwischen Arm und Reich immer größer Deshalb ist es überfällig, dass wir als BN die Tabuisierung der Folgen der bisherigen Wachstumsfixiertheit durchbrechen und die beginnende Wachstumsdebatte mit anstoßen. Anknüpfen können wir dabei an die Wachstumsdebatte der 70er-Jahre, die unter anderem mit dem Buch »Grenzen des Wachstums« des BNNaturschutzpreisträgers Dennis Meadows und anderen begonnen wurde. Im Übrigen sind viele der damals massiv öffentlich kritisierten Prognosen des Buches inzwischen leider Realität geworden. So hat sich generell die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert, und die Natur ist weltweit in den vergangenen 40 Jahren stärker geschädigt worden als in den 500 Jahren zuvor. Ein Ergebnis einer ungebremsten Wachstumspolitik ist zum Beispiel ein hoher Flächenverbrauch: Bayern ist mit dem täglichen Verlust von 18,1 Hektar einer der Spitzenreiter unter den Bundesländern, wobei sich der Flächenverbrauch von der Bevölkerungsentwicklung abgekoppelt hat und viel schneller ansteigt als die Bevölkerung. In der neu zu führenden Wachstumsdebatte müssen wir allerdings auch aus den Fehlern früherer Diskussionen lernen. So ist es zu kurz gedacht, statt eines quantitativen Wachstums nur ein qualitatives Wachstum oder ein Nullwachstum zu fordern. Lernen sollten wir auch

Lebensqualität erhöhen ohne Mehrkonsum Aus diesen Zusammenhängen in der Entwicklung natürlicher Systeme können wertvolle Erkenntnisse für das Wirtschaften der Menschen gezogen werden: In reifen Systemen dominiert nicht das Prinzip der Konkurrenz, sondern das der Symbiose, also der Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen. Materiell weitgehend gesättigte Volkswirtschaften müssen quantitatives Wachstum durch eine eher immaterielle, vernetzte und informationsbasierte Entwicklung ersetzen, welche die Lebensqualität ohne Mehrkonsum erhöht. Die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft – soweit physikalisch möglich – ist dabei von zentraler Bedeutung. »Reife« Industriegesellschaften können und dürfen deshalb nicht mehr auf materielle Zuwächse setzen. Eine kritische Wachstumsdebatte muss grundsätzlich unsere bisherige Art des Produzierens und Konsumierens hinterfragen. Vor allem aber muss sie anerkennen, dass unser Industriegesellschaftsmodell nicht zum weltweiten Maßstab werden kann und darf. Die Natur zeigt uns, dass es kein unendliches Wachstum gibt, sondern nur dynamische Gleichgewichtssysteme, in denen neues Leben immer auch mit dem Tod verknüpft ist. Vor diesem Hintergrund und in dem Wissen, dass Umweltbelastungen untrennbar mit der Zahl und den Ansprüchen der Menschen verknüpft sind, gilt es, diese neue Wachstumsdebatte zu führen, damit wir zu Lösungen kommen, die tatsächlich dem Gebot des nachhaltigen Wirtschaftens gerecht werden. Hubert Weiger

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Foto. Julia Puder

und Natur

aus den Erkenntnissen der Ökologie als der Lehre vom »Wirtschaften« der Natur. Die grundsätzlich positive Belegung des Begriffs Wachstum hängt ja nicht zuletzt damit zusammen, dass Wachstum ein zentraler, mit dem Leben zusammenhängender Begriff ist, sowohl bezogen auf das Wachstum von Individuen im Laufe ihres Lebens als auch auf das Wachstum von Lebensgemeinschaften. Dabei unterscheidet sich allerdings das Wachstum junger Systeme von dem reifer Systeme durch erheblich größere Wachstumsraten der jungen Systeme, während ältere Systeme eine erheblich größere biologische Vielfalt aufweisen: Nur in den frühen Phasen der Ökosystementwicklung fließt ein großer Teil der verfügbaren Energien in neues Wachstum. Mit zunehmender Reifephase der Ökosysteme wird die Energie jedoch benötigt, um deren Strukturen zu erhalten, während für die Nettoproduktion zunehmend weniger Energie zur Verfügung steht. Die Nahrungsketten werden komplexer, die Stoffkreisläufe geschlossener. Die Arten solcher Gesellschaften verfügen über differenzierte Anpassungsstrategien an einzelne Teillebensräume mit begrenzten Ressourcen, sie bevölkern spezialisierte Nischen und haben längere und komplexere Lebensabläufe. Eine stärkere Kooperation zwischen verschiedenen Arten gewinnt gegenüber dem bloßen Fortpflanzungspotential an Bedeutung, wenn das Ökosystem reift.

Der Autor Hubert Weiger ist Landesvorsitzender des BUND Naturschutz.

BUND-Position »Wachstum«: www.bund.net/themen_und_projekte/ nachhaltigkeit/ wirtschaft/

Meadows, D. H., ­Meadows, Denis L., Randers, Jorgen, Behrens, William W. (1972). The Limits to Growth. A Report to the Club of Rome. New York, Universe Books; in deutscher Übersetzung: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1973), nur noch antiquarisch erhältlich


Der Weg zu einer Wirtschaft ohne Wachstum

Die Frage nach dem rechten Maß

Wie kann eine Wirtschaft ­aussehen, die sich von den Zwängen des »höher, schneller, weiter« befreit hat? ­Und wie können Politik und Gesellschaft die Rahmen­bedingungen ­dafür schaffen? Natur+Umwelt sprach ­darüber mit Reinhard Loske, Professor für Politik, Nachhaltigkeit und Transforma­tionsdynamik.

N+U: Der Weg zu einer Wirtschaft, die sich vom Wachstumszwang abwendet, erscheint sehr weit. Wie können konkrete erste Schritte in diese Richtung aussehen? Reinhard Loske: Drei Schritte scheinen mir besonders wichtig. Erstens, wir brauchen eine neue Wohlstandskommunikation und neue Wohlstandsindikatoren, denn das Bruttoinlandsprodukt, auf dessen Wachstum wir so stark fixiert sind, misst vieles falsch, etwa die Behebung von Schäden aller Art, die eigentlich mit einem negativen Vorzeichen in die Sozialproduktsermittlung eingehen müssten, vieles gar nicht, etwa die Eigen­ arbeit, die Familienarbeit, die Nachbarschaftshilfe, das soziale Engagement oder das kulturelle Schaffen, und manches kann es auch gar nicht messen, etwa die Qualität des Naturhaushalts. Zweitens sollten wir als Gesellschaft versuchen, zu einer neuen Balance zwischen Fremdversorgung und Eigenversorgung zu kommen, zwischen Selbermachen und nicht-kommerzieller Kooperation auf der einen Seite und Gelderwerb und Konsum auf der anderen Seite. Wer mehr selbst oder mit anderen gemeinsam macht, muss auch weniger auf dem Markt zukaufen. Auch die Gewerkschaften können dazu beitragen, dass es in der Gesellschaft zu einem neuen Gleichgewicht von Erwerbszeiten und Eigen­zeiten kommt, indem sie die lange Zeit verdrängte ­Diskussion über Arbeitszeitverkürzung für alle wieder aufnehmen. Drittens, wir sollten versuchen, die all­ gegenwärtigen Kommerzialisierungstendenzen im öffentlichen Leben zurückzudrängen. Werbung im Umfeld von Kindersendungen im Fernsehen gehört ver­ boten, die aufdringliche Aktienberichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sollte entweder eingestellt oder auf das Niveau der Lottozahlen-Vermeldung zurückgeschraubt werden. Wenn sechs Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen, warum müssen dann 100 Prozent der Fernsehzuschauer vor und in den Nachrichten mit allabendlichen Berichten über die DAX-Entwicklung belästigt werden? N+U: Noch ist die wachstumskritische Bewegung eine kleine Avantgarde. Wie können Gesellschaft und Politik überzeugt werden? Reinhard Loske: Ich glaube nicht, dass Wachstumsskepsis nur die Attitüde einer kleinen »Avantgarde« ist. Das sollte sie auch nicht sein. Die Frage nach dem »rechten Maß« betrifft alle Menschen. Politik muss ein Resonanzraum für diese Fragen sein. Dazu muss sie

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N+U: Die Vorstellung von einer Wirtschaft ohne Wachstum löst bei vielen Menschen Ängste aus: vor staatlicher Überregulierung, vor dem Wegbrechen ganzer Industriezweige, vor hoher Arbeitslosigkeit. Ist der Übergang zur Postwachstumsökonomie zwangsläufig mit solchen Problemen verbunden? Reinhard Loske: In einer nachhaltigen Wirtschaft werden Ressourcen und Energie effizienter genutzt, die nicht erneuerbaren Energie- und Ressourcenquellen werden – allerdings auf reduziertem Mengenniveau – durch erneuerbare ersetzt, Produkte werden langlebiger und gemeinschaftlich genutzt, Abfälle entfallen ganz oder werden in Stoffkreisläufe zurückgeführt. An die Stelle von entfremdeten Strukturen – großen Produzenten hier und Massen von anonymen Verbrauchern dort – treten zunehmend »Prosumentennetzwerke«, in denen Kooperation statt Konkurrenz gepflegt wird. An die Stelle von globalisierten und transportintensiven Produktionsketten treten zunehmend regionalisierte. Wenn man all das intelligent anstellt, führt das eher zu einer besseren Vitalität und Resilienz von Ökonomie und Gesellschaft. N+U: Wie können Unternehmen ganz konkret in einer Wirtschaft ohne Wachstum funktionieren? Reinhard Loske: Es gibt zunehmend wachstumsneutrale Privatunternehmen, die so gut sind, dass sie es sich leisten können, nicht wachsen zu müssen. Aber sie sind noch die Ausnahme. Grundsätzlich ist der Wachstumsdruck bei Kapitalgesellschaften am höchsten, vor allem bei Aktiengesellschaften. Bei Personengesellschaften, also vor allem bei mittelständischen Familienbetrieben, ist er im Regelfall niedriger, weil es bei den Anteilseignern im Regelfall eine höhere Identifikation mit dem Unternehmen gibt. Bei Genossenschaften, Stiftungsunternehmen oder Sozialbetrieben steht der Zweck im Mittelpunkt, nicht so sehr das Wachstumsziel. Das gilt auch für kommunale Unternehmen, die der Öffentlichen Daseinsvorsorge zu dienen haben und nicht einem abstrakten Wachstumsziel. Politisch folgt daraus meines Erachtens, dass Mittelstand, Familienbetriebe, Genossenschaften, Stiftungsunternehmen, Sozialbetriebe und kommunale Unternehmen stärker gefördert werden als Kapitalgesellschaften.

Foto: privat

erst einmal Abschied von der fragwürdigen Vorstellung nehmen, dass – wie Bundeskanzlerin Merkel sagt – »ohne Wachstum alles nichts« ist.

Zur Person

Reinhard Loske, Jahrgang 1959, ist Professor für Politik, Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik an der Universität Witten/Herdecke. Klimapolitik ist der große Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit. Er war für mehrere Forschungsprojekte im Ausland, unter anderem in den USA, in Brasilien, China und Afrika. Von 1998 bis 2007 war er Bundestags­ abgeordneter der Grünen. Reinhard Loske ist Autor zahlreicher Publikationen, unter anderem »Wie weiter mit der Wachstumsfrage?«, »Abschied vom Wachstumszwang«. Er war auch an der Erstellung der Studie ­»Zukunftsfähiges Deutschland« von BUND und Misereor beteiligt. Mehr Infos auf www.loske.de

N+U: Warum stehen die Forderung nach besserem Schutz unserer Lebensgrundlagen und die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit in engem Zusammenhang? Reinhard Loske: Das ist nun wirklich eine Riesenfrage. Lassen sie es mich so sagen: Die Ökologiebewegung hat sich bislang zu Recht mit drei Dimensionen der Gerechtigkeitsfrage beschäftigt: Gerechtigkeit gegenüber zukünftigen Menschheitsgenerationen, Gerechtigkeit gegenüber Menschen in ärmeren Teilen der Welt (Klimagerechtigkeit), Gerechtigkeit gegenüber der Natur und der nicht-menschlichen Kreatur. Sie wird sich in Zukunft wohl auch stärker mit aktuellen Gerechtigkeitsfragen in unserer eigenen und heutigen Gesellschaft befassen müssen: Was heißt aus Nachhaltigkeitsperspektive Zugangsgerechtigkeit, Teilhabegerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit? Dass es auf diese Fragen einfache Antworten gibt, sollte man aber realistischerweise nicht annehmen. Interview: Luise Frank

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Textilbranche im Fokus

Der wahre Preis

Eigentlich absurd: Für viele Produkte, die wir ganz alltäglich konsumieren, werden Menschen ausgebeutet und die Umwelt zerstört. Wie konnte es so weit kommen? Und gibt es Möglichkeiten, auch wieder gegenzusteuern? Ein Einblick am Beispiel einer Branche, die in jüngster Zeit oft in den Schlagzeilen war: die Textilbranche.

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ie erschütternden Bilder gingen um die Welt: Im April 2013 stürzte das Rana-Plaza-Einkaufszentrum in Bangladesh ein, in dem sich mehrere Textilfabriken befanden. Über 1100 Menschen starben, rund 2000 wurden verletzt. Abnehmer dieser Fabriken waren große Modeketten aus Europa und Nordamerika. Unter dem Eindruck dieser Bilder entstand eine breite Debatte über die ethische Frage, warum in Billiglohnländern Näherinnen für Löhne im Cent-Bereich und oft zu ausbeuterischen Bedingungen unsere Kleidung fertigen. Die heutige Funktionsweise der Textilindustrie ist das Ergebnis eines langen Prozesses, bei dem ein Wort ganz oben auf der Prioritätenliste stand: »billiger«. Europa hat eine lange Tradition der Textilienherstellung. Auch in Bayern gab es Textilindustrie, von der aber kaum etwas übriggeblieben ist. Schon in den 1960erJahren begann die Verlagerung der Produktion in Billig­ lohnländer. Geringe Transportkosten und die Liberalisierung des internationalen Handels taten ein Übriges. Der deutsche Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) startete 2014 ein »Textilbündnis«. Ziel war es, möglichst viele große Textilienhersteller dazu zu bewegen, dass sie sich zur Einhaltung von Mindeststandards auch bei ihren Zulieferern verpflichten. Doch die Bran-

che ließ Müller abblitzen: Begrüßenswert, aber nicht machbar, so der Tenor. Hinzu kommt: Die Produktion von Bekleidung ist ressourcen- und energieintensiv. Würde man diese Faktoren mit einpreisen, wie es viele Vordenker einer nachhaltigen Wirtschaft fordern, wäre ganz schnell Schluss mit T-Shirts für 4,99 Euro. Vor allem die Baumwolle für Bekleidung ist im Anbau sehr wasserintensiv. Allein der Anbau der Menge, die für ein T-Shirt benötigt wird, verschlingt durchschnittlich 2700 Liter Wasser. Damit ist das T-Shirt aber noch längst nicht fertig produziert. Es wird Wasser zur Reinigung der Baumwolle und der aus ihr entstehenden Stoffe, zur Fertigung der Farben für die Baumwolle und so weiter gebraucht. So kann der Verbrauch bis auf 15 000 Liter ansteigen (Quelle: WDR). Zudem wird in den riesigen BaumwollMonokulturen eine unfassbare Menge an Schädlingsbekämpfungsmitteln versprüht: Rund 25 Prozent des weltweiten Insektizidmarktes und circa zehn Prozent des Pestizidmarktes entfallen auf den Baumwollanbau (Quelle: Umweltbundesamt). Was also tun? Es bleiben zwei Möglichkeiten: Zum einen muss Druck auf die Verantwortlichen in der Politik ausgeübt werden. Nur verbindliche gesetzliche Rahmenbedingungen führen zu Veränderungen. Die deutsche Textilbranche hat (bis auf wenige rühmliche Ausnahmen) mit ihrem Nein zum Textilbündnis gezeigt, was passiert, solange die Politik auf Freiwilligkeit setzt: nichts. Zum anderen gilt auch hier: Die Kunden entscheiden an der echten und der virtuellen Laden­theke. Wer neue Kleidung kauft, sollte Hersteller bevorzugen, die sich zur Einhaltung gewisser Mindeststandards verpflichtet haben (nachzulesen unter www.textilbuendnis.com). Luise Frank

Foto: Fotolia/Alexandr

Schöne bunte ­Kleiderwelt? Zahllose Textilien zu günstigen Preisen stapeln sich in den Läden – doch Näherinnen in Billiglohnländern und die Umwelt zahlen einen hohen Preis für unsere Konsumgewohnheiten.

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Wie kann Bayerns Wirtschaft nachhaltig werden?

… und die Politik?

N+U: Ist eine wachstumsorientierte Wirtschaft für Sie das Modell der Zukunft oder sehen Sie für ­Bayern Grenzen des Wachstums? Ilse Aigner: Wachstum ist kein Selbstzweck, sondern die Basis für Vollbeschäftigung, soziale Sicherheit und geringe Armut in unserem Land. Bayern steht für ein nachhaltiges Wachstum, das auch künftigen Genera­ tionen finanzielle Spielräume und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. Wir wollen langfristig eine hohe ­Lebensqualität und eine intakte Umwelt im Freistaat sichern. Dieses Ziel verfolgt auch die bayerische Nachhaltigkeitsstrategie. Eine Herausforderung für zukünftiges Wachstum liegt in der demografischen Entwicklung: Weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter können die Wachstumsdynamik bremsen. Deswegen ist es umso wichtiger, die Innovationskraft der bayerischen Wirtschaft zu fördern. N+U: Welche Möglichkeiten hat das bayerische Wirtschaftsministerium, dafür zu sorgen, dass ­umweltfreundlich wirtschaftende Betriebe sich am Markt besser behaupten können? Ilse Aigner: Welche Produkte sich durchsetzen, entscheidet der Markt. Dabei können besonders umweltfreundlich agierende Unternehmen durch verantwortungsbewusste Konsumenten auch bevorzugt behandelt werden. Auch der Staat hat hier eine Vorbildfunk­ tion. Daher setzt die Staatsregierung mit den »Richtlinien über die Berücksichtigung von Umweltgesichtspunkten bei der Vergabe öffentlicher Aufträge« allgemeine Anreize für nachhaltiges Wirtschaften in ihrem Bereich. N+U: Internationale Großkonzerne wie Amazon haben gegenüber dem inhabergeführten bayerischen Einzelhandel Steuervorteile. Wie wollen Sie dies ­verändern? Ilse Aigner: Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD haben wir vereinbart, gegen grenzüberschreitende Gewinnverlagerungen international operierender Unternehmen entschlossen vorzugehen. Unternehmen, die die Vorteile eines Wirtschaftsstandortes nutzen, sollen auch einen angemessenen Finanzierungsbeitrag leisten. Ein weiterer Anspruch ist, faire Wettbewerbsbedingungen in einer globalisierten Wirtschaft zu schaffen. Hierzu gehört etwa, dass Einkünfte nicht gänzlich unbesteuert bleiben dürfen.

Foto: Bayerisches Wirtschaftsministerium

Wie kann die Politik Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaft gestalten und was tut die Bayerische Staatsregierung dafür? Natur+Umwelt sprach darüber mit Bayerns Umweltministerin Ilse Aigner.

N+U: Gegen geheim verhandelte Handelsabkommen wie TTIP oder CETA hegen Millionen Bürger beidseits des Atlantiks große Bedenken. Wie stehen Sie zu den darin vorgesehenen privaten Schiedsgerichten, mit denen Investoren Staaten verklagen können? Ilse Aigner: Viele Ängste, Sorgen und Kritik in der Bevölkerung wären wohl gar nicht erst aufgekommen, wenn wir von Anfang an mehr Transparenz bei den Verhandlungen gehabt hätten. Die EU hat mittlerweile eine Transparenz-Initiative bei TTIP gestartet, die konsequent weiterverfolgt werden muss. Schiedsgerichte in TTIP oder CETA halte ich aus deutscher Sicht nicht für erforderlich, da auf beiden Seiten des Atlantiks für Investoren über den Rechtsweg zu den nationalen Gerichten hinreichender Rechtsschutz besteht. Sollte aber eine Investitionsschutzvereinbarung aus übergeordneten Gründen unabweisbar sein, so ist nur ein modernes und ambitioniertes Investitionsschutzabkommen akzeptabel, etwa mit einem Schiedsgericht, das öffentlich tagt, mit deutlich abgegrenzten Entscheidungsspielräumen und klaren Regeln für die Auswahl der Schiedsrichter. Grundsätzlich ist klar: Die Handlungsspielräume der EU sowie der Parlamente und Regierungen der Mitgliedstaaten und ihrer Regionen dürfen nicht eingeschränkt werden. Es ist zu begrüßen, dass Kommissarin Malmström sich hier engagiert. Am Ende stimmen die nationalen Parlamente über alles ab, es wird also nichts beschlossen ohne unsere Zustimmung. Hier ziehen wir in Bayern, ebenso wie die Bundesregierung und die EU-Kommission, eine klare Linie. Interview: Richard Mergner, Luise Frank

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Gastbeitrag

Der Weg zur Ökonomie der Zukunft Die Notwendigkeit, nachhaltiger zu wirtschaften, ist vielfach ­anerkannt – doch warum werden die Ziele so langsam umgesetzt? Manche sagen: »Nachhaltige Produkte sind mir zu teuer«, andere: »Ich allein kann ohnehin nichts ausrichten«. Menschen, die jetzt schon eine möglichst nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise praktizieren, sind eine kleine Minderheit. Ihnen gegenüber steht eine nicht unerhebliche Zahl zum Beispiel von Klimawandelleugnern, für die kein Handlungsbedarf besteht.

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ie können Strategien zur Erreichung einer nachhaltigeren Wirtschafts- und Lebensweise aussehen? Professor Alois Heißenhuber und Dr. Christine Krämer sehen sieben Bereiche, in denen man ansetzen kann.

Die Autoren Alois Heißenhuber ist Professor em. am Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie der Technischen Universität München-Weihenstephan. Dr. Christine ­Krämer ist selbstständige Wissenschaftlerin mit eigenem Projektbüro.

Fotos: privat

▶ Einhaltung bestehender Gesetze Die Einhaltung der Gesetze stellt die Grundlage des gesellschaftlichen Zusammenlebens dar. Ein Akteur, der die Regeln einhält, hat gegenüber dem, der sich nicht an die Regeln hält, zumindest solange einen Nachteil, bis die Nicht-Einhaltung entdeckt und bestraft wird. ▶ Fortschreibung der gesetzlichen Vorgaben Die Fortschreibung des gesetzlichen Niveaus erfolgt in einem Abwägungsprozess zwischen den unterschiedlichen Nachhaltigkeitszielen und den Akteuren. Durch

gesetzliche Vorgaben werden Akteure veranlasst, einen entsprechenden Grad an Nachhaltigkeit einzuhalten. Es wird also der Marktmechanismus genutzt, eine nachhaltigere Wirtschafts- und Handlungsweise umzusetzen. ▶ Anreize für erwünschte Handlungsweisen Ein weiterer Ansatz zur Umsetzung einer zukunftsfähigeren Handlungs- oder Wirtschaftsweise stellt die Belohnung erwünschter Verhaltensweisen dar. Eine häufig anzutreffende Vorgehensweise besteht darin, höhe-

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re Nachhaltigkeitsstandards in der Einführungsphase zu fördern. Im späteren Verlauf kommt dann das Verursacherprinzip zur Anwendung und der höhere Standard wird allgemeinverbindlich eingeführt. ▶ Forschung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele Die Forschung im Sinne der Nachhaltigkeitsziele leistet einen wichtigen Beitrag, Zielkonflikte abzubauen und neue Chancen zu eröffnen. Die reine Vermittlung von Erkenntnissen reicht dabei nicht aus, um die erwünschte Akzeptanz zu erreichen, vielmehr sind neue Ansätze der Kommunikation zu nutzen. ▶ Kennzeichnung bestimmter Erzeugnisse (Labelling) Die von Teilen der Gesellschaft geforderten höheren Standards könnten ohne Einflussnahme des Gesetz­ gebers realisiert werden, wenn die Bürger in ihrer Funktion als Käufer höhere Preise bezahlen. Das setzt aber voraus, dass der Käufer die Unterschiede bestimmter Produkt- und Prozesseigenschaften durch entsprechende Kennzeichnung auch erkennt. ▶ Ausbildung, Information, Beratung und Kommunikation Konsumenten und Unternehmer können nur dann eine nachhaltigere Handlungs- und Wirtschaftsweise betreiben, wenn entsprechende Informationen »zum Gehen in die richtige Richtung« vorliegen. ▶ Persönliche und unternehmerische Eigenverantwortung In zunehmendem Maße setzen sich Personen und Unternehmen eigene Nachhaltigkeitsziele, um so der Corporate Social Responsibility gerecht zu werden und das Image des Unternehmens zu verbessern. Diese können darin bestehen, dass sie gegenüber der jeweils gegebenen Ausgangssituation eine Verbesserung anstreben oder im Falle gesetzlicher Vorgaben diese übertreffen. Alois Heißenhuber und Christine Krämer


ie kann die sozial-ökologische Transformation der Industriegesellschaft gelingen? Wie kann der Umbau einer oft noch auf Energie- und Ressourcenraubbau basierenden Wirtschaft auch in Bayern gelingen? Gefährden diese Ziele nicht Arbeitsplätze? Gelingt es trotzdem, neue Allianzen für das Gemeinwohl zu knüpfen, wenn es um den Abbau umweltschädlicher Subventionen, die Energiewende oder eine Mobilitätswende mit erheblich weniger Produktion an Kraftfahrzeugen geht? Schlüsselbegriffe der sozialen Bewegung wie Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe müssen dazu von den Naturschutzverbänden und der ökolo­ gischen Bewegung aufgenommen werden. Hier ist der Dialog mit den Gewerkschaften entscheidend. Der Landesvorstand des BUND Naturschutz hat diesen ­Dialog in den vergangenen beiden Jahren vor allem mit der Industriegewerkschaft Metall in Bayern, aber auch dem Deutschen Gewerkschaftsbund Bayern deutlich intensiviert. Gemeinsam für Atomausstieg und Energiewende Als die bayerische Staatsregierung und die CSU/CDU/ FDP-Koalition auf Bundesebene vor vier Jahren den Atomausstieg kippte und eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke beschloss, kämpfte die IG Metall in Bayern von Anfang an gemeinsam mit dem BUND Naturschutz gegen diesen »roll back«. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima wurde der gemeinsame Einsatz für eine konsequente Energiewende intensiviert. »Mit Blick auf den Freistaat treibt uns die Sorge um, dass die bisher nur unzureichend umgesetzte Energiewende sowie die nicht ausreichenden politischen Rahmenbedingungen Arbeitsplätze gefährden«, schrieben IG Metall-Bezirksleiter Jürgen Wechsler und Landesvorsitzender Hubert Weiger in einem gemeinsamen Brandbrief an Ministerpräsident Horst Seehofer. Gemeinsame Forderungen von IG Metall, DGB und BUND Naturschutz im Energiedialog der Staatsregierung waren: ein klares Bekenntnis zu Energieeinsparungen, zur Steigerung der dezentralen Kraft-Wärme-Kopplung und dem weiteren naturverträglichen Ausbau von Solaranlagen und Windkraftwerken ohne eine 10-H-Ab-

Gute Arbeit, gute Umwelt? standsregelung. Unterschiedlich wird dagegen die Notwendigkeit neuer Stromautobahnen durch Bayern bewertet. Bei den geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA vertritt diese Allianz kritische Positionen und setzt sich für die Bewahrung von Gesundheits-, Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards ein. Leuchtturmprojekt für sozialökologische Industriepolitik Ein konkretes Arbeitsfeld mit der IG Metall auf Landesund Bezirksebene ist auch der »Leuchtturm« Schweinfurt-Main-Rhön. Dort sollen am Beispiel einer Region erste Erfahrungen mit einer sozialökologischen Industriepolitik gesammelt werden. Bei gemeinsamen Veranstaltungen von Betriebsräten und BN-Aktiven entwickeln die Teilnehmer konkrete Projekte für zukunfts­ fähige Energieerzeugung und Energiespartechnik oder neue Produkte für eine umweltverträglichere Mobilität mit weniger Autoverkehr. Richard Mergner

Foto: Toni Mader

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Gewerkschaften und BUND Naturschutz in engem Austausch

Der Autor Richard Mergner ist der Landesbeauftragte des BUND Naturschutz.

Seite an Seite Gemeinsam auf große Herausforderungen reagieren wollen BN und IG Metall Bayern (vo. li.): IG Metall-Bezirksleiter ­Jürgen Wechsler, BN-Landesbeauftragter Richard Mergner, Matthias Jena, DGB-Vorsitzender Bayern und BN-Vorsitzender Hubert Weiger.

Foto: BN

In vielen Bereichen eines wachstumsgetriebenen, kapitalistischen Wirtschaftssystems geraten die Interessen von Arbeitnehmern an fair bezahlter und guter Arbeit in Konflikt mit den Bedürfnissen aller Menschen an einer lebenswerten Natur und Umwelt. Die Antworten auf die riesigen ökologischen Herausforderungen für ein zukunftsfähiges Wirtschaften ohne Naturzerstörung sind daher untrennbar mit der Lösung der sozialen Frage verknüpft.

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Praktische Tipps

Wie wir alle mit anpacken können­ Allmählich kommt sie in Gang: eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir leben und arbeiten können, ohne unsere Lebensgrundlagen zu zerstören. Doch wer erkannt hat, wie drängend die Probleme sind und wie groß die Herausforderungen, vor denen wir ­stehen, möchte selbst etwas tun – am besten sofort. Wir zeigen einige ­ Möglichkeiten auf, aktiv zu werden.

Illustration: Reinhard Blumenschein

Geldanlage Über die Praktiken des Finanzsektors ist seit der Wirtschaftskrise 2008 viel geschrieben und diskutiert worden. Der Politik ist es bis heute nicht gelungen, sinn­ volle gesetzliche Regulierungen umzusetzen. Aber wer Geld anlegen möchte, sollte die Möglichkeit nutzen, entfesselten Spekulationen und verantwortungslosen Zockereien sein Kapital zu entziehen. •Ü berlegen Sie zunächst, wozu Ihr Geld beitragen oder nicht beitragen soll. •S prechen Sie mit dem Berater Ihrer Hausbank und haken Sie nach: Wenn ich in Fonds xy investiere, wohin fließt dann mein Geld? Sind zum Beispiel die Bereiche Rüstung, Atomkraft, Gentechnik oder ­Spekulationen auf Grundnahrungsmittel ausgeschlossen? Im Zweifelsfall wechseln Sie zu einer ­sozial-ökologisch orientierten Bank. → BUND-Ratgeber »Bank wechseln«: www.bund.net/besser-leben •L egen Sie bei Fonds Wert darauf, dass dieser von einem unabhängigen Beirat kontrolliert wird. •W ie bei allen Geldanlagen gilt auch hier: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Misstrauen ist angebracht bei hohen Renditeversprechen! •S chauen Sie auch bei als nachhaltig angepriesenen Anlageempfehlungen genau hin: Werden bei einem Wiederaufforstungsprojekt in Asien Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt? Verbirgt sich hinter den Investitionen in Erneuerbare Energien die Finan­zierung von riesigen Staudämmen? •F ragen Sie nach: Gibt es eine Wertsicherung für die Anlage und wenn ja, welche?

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Kreislaufwirtschaft Die Vordenker einer Postwachstumsökonomie sind sich einig: Wir müssen viel mehr als bisher in Kreisläufen denken. Recycling und Upcycling sind die neuen Schlagwörter. Hier bieten sich viele Möglichkeiten: •B evorzugen Sie Produkte aus Recycling-Material, z. B. Hefte und Toilettenpapier aus Recyclingpapier. •B evorzugen Sie Mehrwegverpackungen, zum Beispiel bei Getränkeflaschen. •U nterstützen Sie regionale Kreisläufe, zum Beispiel durch den Einkauf auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen oder mit einer regional ausgerichteten Biokiste. •U nterstützen Sie regionale Währungen, von denen es in Bayern bereits einige gibt. Und wenn es in Ihrer Region noch keine gibt: Vielleicht können Sie einige interessiert eLeute dafür begeistern und sich für die Einführung engagieren? •E ntscheiden Sie sich beim Einkauf für langlebige Waren, das vermeidet Ressourcenverbrauch und Müll. •W enn doch mal was kaputtgeht: In vielen Städten gibt es mittlerweile Repaircafés. •W erfen Sie aussortierte Sachen nicht auf den Müll, sondern geben Sie sie an ein Gebrauchtwarenhaus oder verkaufen Sie sie auf dem Flohmarkt.


Illustration: Reinhard Blumenschein

Fairer Handel statt Freihandel für Konzerne

Gut leben statt viel haben Obwohl wir heute im Durchschnitt über viel mehr Geld und Konsumgüter verfügen als vor einigen Jahrzehnten, sind wir deshalb nicht glücklicher. Das haben Studien in mehreren europäischen Ländern belegt. Was also macht uns wirklich glücklich? Doch eher die Dinge, die es nicht für Geld zu kaufen gibt. Die Freude über das 25. neue T-Shirt oder den neuesten Elektronik-Schnickschnack hingegen ist von kurzer Dauer. •E igene Konsumgewohnheiten kritisch hinterfragen: Wie empfänglich bin ich für Werbebotschaften? Was brauche ich wirklich? •T eilen statt besitzen: Kommt Carsharing für Sie in Frage? •K indern ein Vorbild sein! Wer glaubt, ohne jähr­ liches Aufrüsten auf das neueste Smartphone nicht mehr überleben zu können, wird sich schwer tun, seine Kinder zu kritischen Verbrauchern zu erziehen. •H alten Sie bewusst Ausschau nach immateriellen Dingen, die Freude bereiten. •Z um Geburtstag und zu Weihnachten: Wie viele ­Geschenke müssen es wirklich sein? •K lare Ansagen machen: Beziehen Sie in Gesprächen Stellung gegen die »Geiz-ist-geil«-Mentalität. Je mehr Menschen das tun, um so eher kann ein gesellschaftliches Umdenken einsetzen.

Die geplanten Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TISA sind in aller Munde. Erst im April hat ein europaweiter Aktionstag dagegen stattgefunden. Diese Abkommen sind darauf ausgelegt, kurzfristiges Profitstreben in Konzernen zu Lasten von Mensch und Natur weiter anzuheizen. Die vorgesehenen Schiedsgerichte würden eine Paralleljustiz vorbei an jeder demokratischen Teilhabe schaffen. • Schon über 1,7 Millionen Menschen haben die selbst­organisierte europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA bereits unterschrieben. Sie auch? → https://stop-ttip.org/de/ • Informieren Sie sich und andere über die Risiken, die die geplanten Freihandelsabkommen mit sich bringen. • Wie wird Ihr Abgeordneter im Europaparlament über TTIP abstimmen? Haken Sie nach! Infos dazu gibt es hier: www.ttipcheck.eu

Interessante Internetseiten zum Thema: ▶ www.bund.net/themen_und_projekte/ nachhaltigkeit/suffizienz_gutes_leben/ ▶ www.repaircafe.org/de ▶ w ww.bund.net/themen_und_projekte/ nachhaltigkeit/konsum_im_alltag/ ▶ www.murks-nein-danke.de

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Zum Weiterlesen

Neue Wirtschaftsordnung In seinem Standardwerk zur Wachstumsdebatte fordert der britische Ökonom Tim Jackson nicht weniger als eine neue Wirtschaftsordnung, die auf einem anderen Wohlstandsbegriff beruht. Mit konkreten Vorschlägen umreißt er eine neue Form von Ökonomie, die sich vom Konsumwahn verabschiedet und den Bürgern Gemeinwohl und Stabilität bietet. Über reine Wirtschaftspolitik hinaus bedeutet dies einen tiefgreifenden Wandel der Gesellschaft. Jackson ist zuversichtlich, dass diese neuen Formen von Zusammenleben und Wirtschaften keine Utopie bleiben müssen. Tim Jackson: Wohlstand ohne ­Wachstum, oekom-Verlag, 12,95 Euro Das Manifest Naomi Kleins Ansatz ist radikal: Die Wirtschaft in ihrer jetzigen Form, sagt die kanadische Autorin und Aktivistin, wird niemals zum Klimaschutz beitragen, weil sie selbst das Problem ist. Kleins Argument: Alles, was für einen gesellschaftlichen Umbau hin zur Nachhaltigkeit notwendig wäre wie die Pflege von Allgemeingütern und das Gestaltungsprimat der Politik sind Angriffe auf das Herz des natur­ zerstörerischen globalisierten Handels, der sich nicht regulieren lassen, sondern von allen Regulierungen ­befreien will. Ein kritisches Manifest, das aufrüttelt. Naomi Klein: Die Entscheidung – Kapitalismus vs. Klima, Fischer Verlag, 26,99 Euro Echter Verbraucherschutz Hatten Sie auch schon mal ein Elektrogerät, das kurz nach Ablauf der Garantiezeit plötzlich kaputt war? Oder eine Strumpfhose, die beim ersten Tragen eine Laufmasche bekam? Das ist kein Zufall, sagt Stefan Schridde. Er prangert die geplante Obsoleszenz an, also das Herstellen von Produkten, die weniger lange halten, als sie könnten. Gut für die Wirtschaft, schlecht für Verbraucher. Er zählt viele, teils haarsträubende Beispiele auf und gibt Tipps, wie man sich ­wehren kann. Infos auch auf: www. murks-nein-danke.de. Stefan Schridde: Murks, nein danke, oekom-Verlag, 19,95 Euro

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Wider das Kurzfristdenken Christian Nürnberger zieht die Bilanz einer schmerzhaften Entwicklung: Ein völlig entfesselter Markt ist dabei, unsere Demokratie und unsere ­Zivilgesellschaft auszuhöhlen. Eine ­treffende Analyse mit Blick für die Details. Der Journalist und Publizist nimmt packend das Kurzfristdenken des Managements und die »Geiz-istgeil«-Mentalität vieler Verbraucher aufs Korn. Er belässt es aber nicht bei Mahnungen, sondern stellt fest: Wir können das ändern – die Bürger, wir alle. Die Beispiele, wie das gehen soll, überzeugen. Fazit: Jede und jeder kann damit anfangen – heute. Christian Nürnberger: Die verkaufte Demokratie; Verlag Ludwig, 19,99 Euro Betriebsanleitung Bisher ist es für global agierende Unternehmen Usus, ihre Kosten abzuwälzen: auf die Natur, auf die Menschen in den Ländern des Südens, auf die nachfolgenden Generationen. Konzerne und Manager kassieren – die Zeche zahlen Natur und Gesellschaft. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Pavan Sukhdev, früher Top-­ Manager bei der Deutschen Bank, fordert: Naturkapital darf nicht länger kostenlos sein. Der Verbrauch von Ressourcen muss endlich besteuert werden. Eine Betriebsanleitung für nachhaltiges Unternehmertum aus der Feder eines Insiders. Pavan Sukhdev: Corporation 2020, oekom Verlag, 19,95 Euro Denken als Soforthilfe Was war noch mal die Frage, auf die Fortschritt und Wachstum eine Antwort sein sollten? Und: Wie kann aus der Zukunft wieder ein Versprechen werden statt einer Bedrohung? ­Harald Welzers Buch gibt Antworten auf diese Fragen. Es lotet die Abgründe des Konsumwahns und politischen ­Illusionstheaters aus und zeigt, wie viele konkrete Möglichkeiten zu einem guten Leben es gibt. Die ersten Schritte sind ganz einfach: sich ­endlich wieder ernst nehmen, selbst denken, selbst handeln. Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand, ­Fischer Verlag, 9,99 Euro


Gerettete Landschaften entdecken

Foto: Winfried Berner

Auf den Spuren der »Mooshex«

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inen ihrer großen Erfolge besichtigen wir heute: Die geretteten »Köchel«. Das sind große Hartsteinformationen im südlichen Teil des Murnauer Mooses, von denen heute wohl nicht mehr viel übrig wäre, wenn Dr. Haeckel den Herren nicht in den Arm gefallen wäre. Denn die waren dabei, die Köchel abzubauen, zu Gleisschotter zu brechen und diese mit einer Seilbahn quer übers Moor zur Bahn nach Eschenlohe zu transportieren. Den Moosberg im Nordosten hatten sie schon abgeräumt; von ihm zeugt heute nur noch ein See. Vom pittoresken Gut Weghaus, das im östlichen Murnauer Moos an einem kleinen Hügel liegt, führt uns ein Fahrweg über die Autobahn und ins Moos hinein. Der Randbereich des Moors ist landwirtschaftlich genutzt und etwas langweilig, doch bald führt unser Weg an einem aufgelassenen Flugplatz vorbei weiter ins Moor hinein und erreicht bald den Weghausköchel, dem er in westlicher Richtung folgt. Über eine schmale Holzbrücke, um die im Sommer die Prachtlibellen schwärmen, überqueren wir den Krebsbach und kurz darauf die Ramsach. Unverkennbare Nagespuren zeigen, dass wir hier im Biberland sind. Die Auwälder sind im Frühjahr voll von Bärlauch, Anemonen und Frühlingsknotenblumen. Kurz darauf haben wir den Langen Köchel erreicht, dessen Fuß wir westwärts folgen. Die erste Abzweigung rechts den Hang hinauf führt nur zu der ehemaligen Kantine, deren Reste heute als Fledermausquartier dienen. Die zweite geleitet uns zuerst in eine Mondlandschaft, in der Gesteinsschutt abgelagert wurde, und dann weiter hinauf an eine Hangkante. Tief unter uns haben wir nun einen großen See vor uns, der sich nach Abschaltung der Pumpen in der 70 Meter tiefen Kuhle des Steinbruchs angesammelt hat. Dem Weg nach rechts aufwärts folgend, erreichen wir eine Hangkante, die den östlichen Rand des langen Sees bildet und dessen ganzes Ausmaß überblicken lässt. 24 Millionen Tonnen Gestein wurden hier herausgesprengt, ein Drittel der Masse des gesamten Berges!

Von der »Mooshex« gerettet Diese Gesteinsformationen im Murnauer Moos, Köchel genannt, sollten zu Gleisschotter gebrochen werden. Dank des Engagements von Dr. Ingeborg Haeckel kann man sie heute noch bewundern.

»Was will denn die Mooshex?!« – ­Charmant war er nicht, der Ausruf eines Abgeordneten, als Dr. Ingeborg Haeckel unverhofft auf einer Anhörung auftauchte, auf der 1978 über ein Müll­ heizkraftwerk in Eschenlohe beraten werden sollte. Seine halb ärgerliche, halb erschrockene Reaktion ließ ahnen, dass die langjährige Vorsitzende der ­ BN-Ortsgruppe Murnau den herrschenden Männerbünden, die das Murnauer Moos hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt des Geldmachens betrachteten, das Fürchten gelehrt hatte.

Der lange steile Abhang am Nordrand des Sees lässt erahnen, wie rabiat der Berg hier ausgeschlachtet wurde. Unten auf dem Weg kann man bis zum anderen Ende des Sees wandern. Zurück geht es auf dem gleichen Weg, aber es lohnt sich, etwa in der Mitte des Langen Köchels auf einem ungeteerten Fahrweg einen Abstecher nach rechts zum Steinköchel zu machen. Wem der bisherige Weg zu ­befestigt war, schwenkt vor dem Steinköchel nicht nach links, sondern hält sich geradeaus – und kann nun »Moor-Feeling pur« erleben: Der Weg ist kaum noch befestigt, der Boden schwingt, und der Pfad wird immer nässer. Nach längerer Trockenheit kann man hier am Krebssee vorbei bis hinüber nach Eschenlohe gehen, braucht aber eine Karte, weil das letzte Wegstück nicht ganz einfach zu finden ist. Sicherer und kürzer ist unsere alte Route zurück nach Weghaus. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner Ausgangspunkt: Gut Weghaus (an der Bundesstraße 2 zwischen Murnau/Ohlstadt und Eschenlohe). Parkplatz an der B 2. (Bahn bis Eschenlohe, von dort etwa 3 Kilometer laufen auf dem Loisachradweg nach Norden, kurz vor der Autobahnbrücke nach links Pfad nach Weghaus.) Länge/Gehzeit: je nach Variante 10 – 15 Kilometer / 3 – 4 Stunden Höhenunterschied: ca. 100 Meter Wegcharakter: überwiegend geteerte Fahrwege, im Bereich des Langen Köchels Schotter Einkehr: entlang des Weges keine

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Die Autoren Winfried Berner, Mitglied des Landesvorstandes, hat mit seiner Frau ­Ulrike Rohm-Berner den Wanderführer »Gerettete Landschaften« ­verfasst. 14,90 Euro, im Buchhandel oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20.


Foto: Michael Schneider

Reste eines ehemaligen Reichtums

Erinnern Sie sich an unseren Beitrag über ­ die Flussperlmuschel (N+U 3-2012)? »Die Schöne aus dem Fluss« hat eine Schwester: die Bachmuschel. Sie ist nicht ganz so rar wie Erstere, kämpft aber auch ums Über­ leben. Einige ihrer bedeutendsten Restvorkommen liegen im bayerischen Unterallgäu.

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ie Bachmuschel (Unio crassus), auch Gewöhnliche oder Kleine Flussmuschel genannt, liegt halb verborgen am Grunde kleiner Gräben oder Bäche und »fischt« organische Schwebstoffe aus dem Wasser. Bis zu vier Liter filtert sie dafür pro

Bachmuschel (Unio crassus) Ordnung: Großmuscheln (Najaden) Familie: Flussmuscheln (Unionidae) Status: in Bayern und den meisten mitteleuropäischen Ländern vom Aussterben bedroht Schutzstatus: streng geschützte Art nach Bundesartenschutzverordnung und in der Europäischen Union nach FFH-Richtlinie

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Stunde. Wo sie sich wohl fühlt, wird sie sechs bis acht Zentimeter groß und über 30, in Nordeuropa sogar über 90 Jahre alt. Soweit verläuft das Leben einer Bachmuschel recht unspektakulär. Wäre da nicht die ebenso faszinierende wie komplizierte Art und Weise, sich fortzupflanzen. Mit drei bis vier Jahren sind sie geschlechtsreif. Dann beginnt bei den Bachmuscheln die Familienplanung mit einer Art Fangspiel: Die Männchen geben ihre Spermien ins Wasser ab, das Weibchen muss sie mit dem Atemwasser aufnehmen, damit eine Befruchtung stattfinden kann. Drei bis sechs Wochen dauert es, bis sich in den Brutkammern der weiblichen Muschel dann etwa 0,2 Milli-

meter große Larven (Glochidien) entwickelt haben, die das Weibchen schließlich ins Wasser abgibt – manchmal in hohem Bogen. Ab jetzt läuft die Zeit für den Nachwuchs: Weil die Larven im freien Gewässer nur wenige Tage überleben können, müssen sie möglichst schnell einen Wirtsfisch ausfindig machen. Im Unterallgäu sind das beispielsweise Elritze, Aitel und Mühlkoppe. Bei Erfolg heftet sich die Glochidie an dessen Kiemen und wächst hier innerhalb weniger Wochen zu einer winzigen Jungmuschel heran. Fertig entwickelt, lässt sie sich schließlich auf den Gewässergrund sinken und vergräbt sich dort, um innerhalb von zwei bis drei Jahren auf etwa einen Zentimeter heranzuwachsen. Erst dann bewegt sich die jetzt erwachsene Muschel an die Oberfläche des Gewässer­ sediments. Diesen hochkomplizierten ­Vorgang bezeichnet Dr. Michael Schneider als Fluch und Segen für die Tierart. »Fluch, weil die Bachmuschel auf Gedeih und Verderb auf ihre Wirtsfische angewiesen ist. Und Segen, weil sie durch die parasitäre Phase mobil ist und sich auch flussaufwärts ausbreiten kann.« Der


Kalte Hände garantiert Projektleiter Michael Schneider auf Bachmuschelsuche am ­Haselbach. Oft hilft nur systematisches Abtasten des schlammigen Bodens, um die Raritäten aufzuspüren.

Foto: Joachim Stiba

Foto: privat

»Ein Schatz, den es zu bewahren gilt«

Bachmuschelexperte leitet seit ­November 2014 ein gemeinsames Projekt von BUND Naturschutz und Landschaftspflegeverband Unterallgäu zum Schutz der Bachmuschel. Dass Handeln dringend nötig ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Rund 90 Prozent der ehemaligen Bachmuschelpopulationen in Deutschland sind erloschen. Bei uns genauso wie in den meisten Ländern Mitteleuropas ist sie vom Aussterben bedroht. Verschmutzte, überdüngte, verbaute Gewässer und das Verschwinden vieler Wirtsfische haben den Muscheln in den letzten Jahrzehnten arg zugesetzt. Zurzeit gibt es im Freistaat nur noch neun Vorkommen mit mehr als 100 000 Individuen, zwei davon im Projektgebiet. »Bis in die 1950er-Jahre hinein waren solche Vorkommen gang und gäbe«, meint Michael Schneider. »Die Bachmuschel war so häufig, dass sie gesammelt und den Schweinen zum Fraß vorgeworfen wurden.« Der landläufige Name »Saumuschel« weist noch heute auf diesen einstigen Reichtum hin. Weitere Informationen und Bestimmungshilfe unter www.bachmuschel.de

Joachim Stiba ist Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Erkheim und seit 15 Jahren für den Schutz der Bachmuschel aktiv. Er hat uns erklärt, wie seine Arbeit aussieht. N+U: Wie sieht Bachmuschelschutz ganz praktisch aus? Joachim Stiba: Wir sind viel draußen, um bei Gewässerpflegemaßnahmen dabei zu sein. Leider werden bei solchen Arbeiten regelmäßig Bachmuscheln ausgebaggert oder verletzt. Wir sorgen dafür, dass Rücksicht auf die Muscheln genommen wird und sie, falls nötig, vorübergehend evakuiert werden. Sehr oft sind wir auch einfach im Gespräch, etwa um mit Landwirten wegen Puffer­ streifen an den Gewässern zu verhandeln. Wie verbessern Sie die Lebensräume der Bachmuschel? Wir kümmern uns zum Beispiel darum, dass Gewässer für Fische und damit auch für die Bachmuschel wieder durchgängig passierbar sind. Am Weiherbach in Lauben geht es ­beispielsweise gerade darum, eine etwa 100 Meter lange Verrohrung zu beseitigen. Außerdem ist es noch wichtig, den Bestand an Bisam an den Bachmuschelbeständen niedrig zu halten. Eigentlich ist der Nager zwar Vegetarier, aber wenn er im Winter nichts anderes findet, knackt er auch ­Bachmuscheln und richtet dann regelrechte Massaker an. Was war bisher der größte Erfolg ­ im Projekt? Unsere Öffentlichkeitsarbeit ist sehr erfolgreich: Das Thema Bachmuschel ist in der ­Bevölkerung angekommen. Zum Bach­ muscheltag in Erkheim waren im vergangenen Jahr über 200 Leute da. Das war ein ­echtes Highlight! Warum ist Öffentlichkeitsarbeit wichtig? Das ist extrem wichtig, weil beim Bachmuschelschutz die verschiedensten Interessen kollidieren: Die Gemeinde will Flächen nutzen, der Landwirt will bis an den Uferrand ackern, für den Hochwasserschutz sollen Rückhaltebecken gebaut werden. Wir haben kürzlich erreicht, dass ein neues Baugebiet

in der Nähe des Falchengrabens nur mit ­ den entsprechenden Abständen und unter Auflagen genehmigt wurde. Dafür war das Bewusstsein in der Bevölkerung, dass da ein Schatz vorhanden ist, den es zu bewahren gilt, extrem wichtig. Weil man dann auf mehr Verständnis trifft? Klar! Außerdem entscheiden ja oft Bürgermeister und Gemeinderat. Wenn die – auch durch den Druck der Bevölkerung – wissen, dass man auf die Bachmuschel Rücksicht nehmen muss, ist das schon ein erster Erfolg. Sie binden die Bürger ja auch als ­Bachmuschelbetreuer ein … Ja, wir haben jetzt an jedem Bachmuschelabschnitt im Unterallgäu zwei oder drei Bachmuschelbetreuer. Die sprechen zum Beispiel die Gewässerpflegemaßnahmen mit dem Bauhof oder mit den Kommunen ab, halten Kontakt mit den Landwirten und schauen regelmäßig, ob irgendwelche Einträge in den Bach stattfinden. Welche Leute melden sich dafür? Stark vertreten sind die Fischer. Das Wohl der Bachmuscheln hängt ja auch von den Wirtsfischen ab – und da überschneiden sich unsere Interessen. Kann jeder Einzelne etwas für den ­Bachmuschelschutz tun? Jeder kann darauf schauen, dass keine un­ nötigen Einträge in Bäche und Gräben stattfinden. Egal, ob es sich um Rasenschnitt oder Abwässer eines Misthaufens handelt. Und wenn ich leere Muschelschalen an einem Gewässer finde? Auf jeden Fall sollte man das sofort beim örtlichen Landratsamt oder beim BUND Naturschutz melden. Wenn es sich tatsächlich um ein neues Bachmuschelvorkommen handeln sollte, wäre das eine Sensation! Text und Interview: Heidi Tiefenthaler

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Gewöhnliche Schafgarbe Vom Frühsommer bis zum Spätherbst blüht auf Wiesen und Weiden, an Acker-, Weg- und Straßenrändern die Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium). In doldenartigen Blütenständen erscheinen die kleinen Blütenköpfchen des Korbblütlers; sie tragen außen weiße (oder rötliche) Zungenblüten, innen gelblichweiße Röhrenblüten. Die schmalen Blätter sind zwei- bis dreifach fiederteilig.

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Foto: privat

er römische Autor Plinius der Ältere (um 23 – 79 n. Chr.) erklärt den Namen »achilleos«: Der Held Achilles, ein Schüler des pflanzen- und heilkundigen Kentauren Chiron, habe die heilende Kraft der Pflanze entdeckt und damit König Telephus von seiner Verwundung geheilt. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) empfiehlt »garwa« als Wundkraut, und Leonhart Fuchs schreibt in seinem Kräuterbuch (1543): »Die Garbkreüter seind nützlich zu allerley eüsserlichen vnd inner­ lichen wunden vnd geschwären gebraucht«. Auch gegen Rückenschmerzen setzte man – aufgrund des Vergleichs der Blattgestalt mit dem Rückgrat – in der früheren Volksmedizin das »Herrgottsruckenkraut« ein. Weit verbreitet war in Bayern und Österreich die Meinung, die rötlich blühende Schafgarbe sei für ­Männer, die weiß blühende für Frauen heilsam. Sogar gegen die Pest sollte die Schafgarbe helfen: Man hängte die aromatisch riechende Pflanze deshalb mancherorts

Buchtipp: Zauberpflanzen Hexenkräuter

Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­P flanzenbücher verfasst.

Von Alraune und Königskerze bis ­Eisenhut und Tollkirsche: In diesem Buch stellt unsere Autorin Gertrud Scherf die Geheimnisse magischer Pflanzen vor – eine spannende Symbiose aus alten Überlieferungen und modernem Pflanzenwissen. Zu jeder Pflanze gibt es einen botanischen Steckbrief, ­Mythos, Magie, Geschichte, Brauchtum, Nutzung und Heilwirkung. BLV-Verlag, ISBN-Nr. 978-3-8354-1240-8, 24,99 Euro, ­erhältlich im Buchhandel oder im Internet

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in Häusern auf. In der modernen Phytotherapie ist die Gewöhnliche Schafgarbe eine anerkannte Heilpflanze (siehe Kasten). Zum Gründonnerstagsgemüse oder der Gründonnerstagssuppe, früheren Kultspeisen, von denen es hieß, ihr Genuss würde das Jahr über gesund erhalten, gehörten häufig – neben anderen Wildkräutern und in kleinen Mengen – die jungen Schafgarbenblätter. In der Wildkräuterküche hat auch heute die Gewöhnliche Schafgarbe als Würzkraut einen Platz (siehe Kasten). Ehe Hopfen für diesen Zweck allgemein üblich wurde, hat man, vor allem in Nordeuropa, die bitterstoffhaltige Gewöhnliche Schafgarbe als Bierwürze verwendet. Ihre Blätter dienten in Notzeiten, wie die vieler anderer heimischer Pflanzen, als Tabakersatz. Auch zum Färben von Wolle und Textilien in Gelb- und Grüntönen ließ sich das Kraut einsetzen. Gewöhnliche Schafgarbe gehörte und gehört auch heute vielerorts in das Kräuterbüschel aus sieben, neun oder mehr ­verschiedenen Kräutern, das an Mariä Himmelfahrt (15. August) in der Kirche gesegnet wird. Die Gewöhnliche Schafgarbe – in Mitteleuropa gibt es weitere Schafgarbe-Arten – heißt auch WiesenSchafgarbe. Sie besiedelt trockene, nährstoffreiche Wiesen und Weiden, wächst aber auch an anderen ihr zusagenden Plätzen. Ihr Bestand ist nicht gefährdet, aber durch Grünlandumbruch wurde ihr namengebender Standort in den letzten Jahren eingeschränkt. Seit Mitte 2014 ist auch in Bayern Umbruch von Dauergrünland genehmigungspflichtig, da, wie zuvor schon in anderen Bundesländern, eine von der EU festgelegte relevante Schwelle überschritten wurde. Der BUND Naturschutz, der sich seit Jahren für den Erhalt von Wiesen und Weiden einsetzt, hält Gewöhnliche Schafgarbe – lindernd und würzig ▪  Moderne Phytotherapie: Zubereitungen aus den ­getrockneten blühenden Triebspitzen innerlich bei Appetitlosigkeit und leichten krampfartigen ­Beschwerden im Magen-, Darm- und Gallenbereich; äußerlich als Sitzbad bei leichten krampfartigen Schmerzen psychovegetativen ­Ursprungs im kleinen Becken der Frau ▪  Wildkräuter-Küche: Junge Blätter in kleinen ­Mengen als Würze in Suppen, Salaten, Wildgemüse oder Kräuterquark Achtung! Schafgarbe kann Überempfindlichkeits­ reaktionen auslösen.

diesen etwas verbesserten Schutz für nicht ausreichend, weist auf die wichtigen Funktionen von Grünland wie Wasserspeicherung, Erosionsschutz, Speicherung von Kohlendioxid, Trinkwasserschutz und Arten­ erhalt hin und fordert ein Gesetz für eine dauerhafte Sicherung von Wiesen und Weiden sowie eine stärkere Förderung der Grünlandnutzung.

Zeichnung: Claus Caspari; aus »Der BLV Pflanzenführer für unterwegs«, BLV Buchverlag

Porträt


Gerettete Landschaften

Foto: Thomas Stephan

Tag für Tag fällt mehr Natur der Profitgier zum Opfer. Seit seiner Gründung engagiert sich der BUND für alte, wertvolle Wälder. Die Hohe Schrecke ist ein Thüringer Buchenmischwald, reich an seltenen Tieren, Pflanzen und Pilzen. Der BUND fördert hier seit 2014 ein Naturschutzgroßprojekt. Eine ­naturverträgliche ­Nutzung und Wildnisgebiete sollen den Wald für die Zukunft sichern.


Gentechnik: Brandbrief an Seehofer

BN klagt nicht gegen Thüringer Strombrücke

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ir sehen keine Chancen mehr, die Leitung zu verhindern, solange die EU nicht dafür sorgt, dass auch die Bundesrepublik Deutschland geltende EU-Richtlinien einzuhalten hat«, begründete der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner Mitte März die Entscheidung des Verbandes. Die Regierung von Oberfranken hatte Anfang des Jahres das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen und als Ergebnis eine Baugenehmigung für die Stromtrasse erteilt. Zu einer Strategischen Umweltprüfung (UVP), wie sie nach europäischem Recht vorgesehen ist und wie sie der BN eingefordert hat, ist es dabei nicht gekommen. Nur mit einer UVP hätte sich jedoch nachvollziehbar untersuchen lassen, welche Stromtrassen der Energiewende oder nur dem europäischen Stromhandel der Großkonzerne dienen und welche Alternativen es gibt. Mit den Mitteln, die dem Verband zur Verfügung stehen, ist die Stromtrasse jetzt nicht mehr zu stoppen. Daher fordert der BN nun wenigstens eine Erdverkabelung, zumindest in der Nähe von Siedlungsgebieten.

BN fordert Tierschutzplan für Bayern

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ine aktuelle Studie der Universität München weist auf einen bislang wenig beachteten Tierwohlaspekt hin: Mehr als 90 Prozent der auf Spaltenböden gehaltenen Schweine weisen Entzündungen an ihren Glied­ maßen auf. »Diese Untersuchung ist ein weiterer Beleg dafür, dass die geltenden gesetzlichen Standards in der Nutztierhaltung nicht ausreichen, um Masttiere in Deutschland gesund zur Schlachtreife zu bringen«, betonte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Von Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner forderte er einen »Tierschutzplan Bayern«. »Die Haltung, Fütterung und Betreuung der Nutztiere muss künftig in einem System erfolgen, das den Bedürfnissen und der Würde der Tiere in einem hohen Maße entspricht«, erklärte Stephan Kreppold, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft. Dazu gehörten Liegeflächen auf Strohunterlage oder Auslauf ins Freie. Außerdem solle das Kupieren der Schwänze bei Schweinen und der Schnabelspitzen bei Geflügel unterlassen werden. Als Sofortmaßnahme fordert der BN eine Kennzeichnungspflicht für Fleisch. Industrielle Mastverfahren müssen von artgerechter Haltung unterscheidbar sein.

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it einem Brandbrief hat sich der BN-Vorsitzende Hubert Weiger Ende Februar an den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gewandt. Darin bittet Weiger Seehofer dringend, zu verhindern, dass es zukünftig durch länderspezifische Regelungen zu einem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Deutschland kommen könnte. Das EU-Parlament hatte im Januar eine Regelung verabschiedet, auf deren Grundlage die EU-Mitgliedsstaaten den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf nationaler Ebene regeln können. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt will dabei die Verantwortung auf die Bundesländer abschieben. Einzelne Bundesländer ­ könnten damit den Anbau manipulierter Pflanzen zulassen, was auch die Gentechnikfreiheit angrenzender Bundesländer und ganz Deutschlands gefährden würde, zum Beispiel durch Auskreuzung, Vermischung

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Foto: Gosch/fotolia.com

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und Verschleppung der genetisch veränderten Gewächse. Da Bayern im Februar 2014 dem europäischen Netzwerk gentechnikanbaufreier Regionen beigetreten ist und sich auch die CSU-Fraktion im Februar 2015 für nationale Anbauverbote ausgesprochen hat, hat der BN sich an Seehofer gewandt. »Es geht bei dieser Entscheidung nicht nur um die Glaubwürdigkeit der Staats­ regierung, sondern auch um die der gesamten Politik«, erklärte Hubert Weiger.


AtommüllZwischenlager überprüfen!

Das Herz Altbayerns: die niederbayerische Donau

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atur und Kultur an der niederbayerischen Donau zwischen Regensburg und Passau haben Weltrang. Der frei fließende Flussabschnitt von Straubing bis Vilshofen bildet die Grundlage für eine herausragende Tier- und Pflanzenwelt. Der natürlichen Vielfalt über und unter Wasser entspricht der historische Reichtum: In Regensburg, das seit 1810 zur Oberpfalz gehört und die erste bayerische Hauptstadt war, in Straubing und Bogen, der Heimat des bayerischen Rautenwappens, in Passau (Bild) und an vielen anderen Orten der Region mit ihren kunsthistorischen Schätzen schlägt das Herz Altbayerns. Grund genug für das Haus der Bayerischen Geschichte, im Rahmen seiner »Edition Bayern« einen bestens aufgemachten Band über die »Niederbayerische Donau« herauszugeben. Auf 88 Seiten stellt die Broschüre die bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten in Natur und Kultur vor. Aufgrund des ungewöhnlichen natürlichen und kulturellen Reichtums setzt sich der BUND Naturschutz seit Jahren gemeinsam mit dem Landesverein für Heimatpflege und dem Verband bayerischer Geschichtsvereine dafür ein, die Region zum UNESCO-Welterbe zu erklären. Das Anliegen des Bandes ist es, diese besondere Wertigkeit der Donauregion herauszustellen. Erhältlich im Buchhandel für acht Euro.

Umweltministerin schützt Riedberger Horn

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as bayerische Umweltministerium will einen Ausbau der Skigebiete am Riedbeger Horn im Oberallgäu nicht zulassen. Trotz massivem politischem Druck aus der Region hat sich Umweltministerin Ulrike Scharf Anfang März gegen die Pläne für eine weitere touristische Erschließung des Gebiets ausgesprochen. Ohne die Zustimmung des Umweltministeriums kann das Projekt nicht genehmigt werden. Der BUND Naturschutz begrüßt diese Positionierung ausdrücklich, da das betroffene Gebiet gemäß dem bayerischen Alpenplan in einer R ­ uhezone liegt, weshalb es nicht für Tourismus oder Verkehr erschlossen werden darf. Insgesamt 43 Prozent des bayerischen Alpenraums sollen so der naturnahen Erholung und dem Naturschutz vorbehalten bleiben. Liftbetreiber im Oberallgäu versuchen trotzdem seit Jahren, den Alpenplan auszuhebeln und am Riedberger Horn einen Präzedenzfall für einen Skigebietszusammenschluss in der Ruhezone des Alpenplanes zu schaffen. Das würde Begehrlichkeiten für viele weitere Projekte in den Ruhezonen wecken.

Foto: photographie.und.mehr/clipdealer.de

Foto: Tiero/fotolia.com

m Januar hat das Bundesverwaltungsgericht dem Atommüll-Zwischenlager beim AKW Brunsbüttel endgültig die Genehmigung entzogen. Seitdem dürfen dort keine Castor-Behälter mehr eingelagert werden. Im ursprünglichen Genehmigungsverfahren war es versäumt worden, zu überprüfen, ob das Lager beispielsweise einem Terroranschlag standhalten kann. Der BUND Naturschutz fordert deshalb, auch die Sicherheit der bayerischen Zwischenlager umgehend zu überprüfen. »Es ist inakzeptabel, wenn das zuständige bayerische Umweltministerium so tut, als gäbe es an den bayerischen AKW-Standorten in Gundremmingen, Ohu und Grafenrheinfeld keinerlei Sicherheitsprobleme. Die Umweltministerin muss umgehend nach­weisen, dass die bayerischen Zwischenlager beispielsweise gegen Terror­attacken umfangreich geschützt sind«, fordert Edo Günther, der Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz. Für alle bayerischen Zwischenlager-Standorte braucht es aus BN-Sicht zudem neue Genehmigungen, die strengeren Sicherheitskriterien als bisher ­genügen. Bis die offenen Fragen geklärt sind, dürfen keine weiteren CastorBehälter in diese Lager gebracht werden, verlangt der BN.

Foto: Thomas Frey

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Ehrenamt im BUND Naturschutz

Biotoppflege ist eine der wichtigsten Aufgaben der Ehrenamtlichen im BUND Naturschutz. Im Palsweiser Moos kümmert sich eine äußerst ­rührige Truppe darum, dass Riedteufel, Biber und Kreuzotter dort eine gute Zukunft haben. Unsere Autorin Heidi Tiefenthaler hat sich bei einem Arbeitseinsatz unter die Aktiven gemischt.

Fotos: Toni Heigl

Weil sie es noch im Kreuz haben!

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er Morgen ist kalt, als ich gegen neun Uhr aus dem Zug steige, aber die Sonne strahlt schon aus allen Knopflöchern. Fast scheint es, als habe der Dachauer BN sogar das Wetter bestellt. Wundern würde es mich nicht, denn die gesamte Organisation des Arbeits­ treffens lief wie am Schnürchen. Termin finden, Fotograf organisieren, Freiwillige informieren: Nach meinem Anruf dauerte es weniger als eine Woche und die gesamte Orga stand. Manch ein Unternehmen würde sich ein so gut eingespieltes Team wünschen. Der Tag hat 40 Stunden Etwa ein Dutzend Männer und Frauen warten schon am Treffpunkt vor der Moosalm, der ehemaligen Kantine der Torfarbeiter. Ein aufgeweckter Arbeitstrupp in Bergschuhen und Arbeitshosen. Viele sind Vertreter der Generation 60 plus und voller Tatendrang. Roderich Zauscher, der Vorsitzende der Kreisgruppe, ist ebenfalls im Rentenalter, was allerdings nicht viel heißt: » Sein Tag hat wahrscheinlich 40 Stunden!«, mutmaßt eine Dame aus dem Arbeitstrupp. Halbtags unterstützt der Tierarzt seinen Sohn in der Praxis, ­nebenher leitet er die Kreisgruppe Dachau und viele Fäden für das Palsweiser-Moos-Projekt laufen bei ihm zusammen. Vor allem kümmert sich Zauscher um den Ankauf neuer Flächen. Das ist bei den kleinteiligen ­Eigentumsverhältnissen ein mühsames Geschäft. Aber wenn es einer schafft, dann er. Er kennt alle und spricht die Sprache der Leute. Vor allem auch jene der Bauern, seiner ehemaligen Kunden. Auch wenn ihm die Auswüchse der Agrarindustrie manchmal zu schaffen machen: »Ich bin ein großer Freund der Landwirtschaft«, betont Zauscher. Für das Projekt ist dieser gute Kontakt Gold wert, denn das Moos im Landkreis Dachau ist, wie fast alle Moore in Deutschland, von Jahrhunderte währender

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Nutzung geprägt. Lange Zeit wurde dort industriell abgetorft und Landwirtschaft betrieben. Heute ist das Feuchtgebiet von Entwässerungsgräben, intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen und Kleingarten­ anlagen durchsetzt. Wo immer es noch relativ ungestörte Areale gibt, zeigt der Lebensraum jedoch sein Potenzial: Dort dehnen sich artenreiche Streuwiesen, Moorbirkenwälder und Feuchtwiesen aus. Seltene Pflanzen- und Tierarten finden dort Lebensraum. Jetzt geht es darum, sich mit Landwirten und anderen ­Bodenbesitzern auf eine möglichst extensive Nutzung des Mooses zu einigen. Herr der Maschinen Wir sind am Einsatzort angekommen. Im Birkenwäldchen vor uns ist eine deutliche Schneise erkennbar. Heinz Gibowsky von der Kreisgruppe Dachau erklärt, was es mit der Maßnahme auf sich hat. In professioneller Waldarbeiterausrüstung, fit und voller Tatendrang verkörpert er das, was heute wohl als »Best Ager« bezeichnet wird. Er genießt den passiven Teil seiner Altersteilzeit und ist dabei unermüdlich für den BN im Moos und in den Amperauen unterwegs. »So an die 600 Arbeitsstunden pro Jahr kommen schon zusammen«, meint er. Für ihn ersetzt die Biotoppflege das Fitnessstudio. »Naturerlebnis und körperliche ­Anstrengung – genau das, was man in diesem Lebensabschnitt braucht.« Und sie gibt Sinn: »Oft stellt man als Vorruheständler fest, dass man sich zwar beschäftigt, richtige Aufgaben, mit denen man sich identifi­ zieren kann, aber fehlen. Gibowsky hat seine Aufgabe gefunden: Er ist beim BN Dachau so etwas wie der Herr über die Maschinen. Dank einer großzügigen Spende ist die Kreisgruppe gut ausgestattet: Gibowsky erzählt, wie unentbehrlich der Terra-Traktor für die Biotoppflege ist. Schwärmt


Naturschutz mit der Motorsäge? Heinz Gibowsky (links) sorgt dafür, dass der ­Riedteufel neue Flächen besiedeln kann. Beate und Peter Heller ist es wichtig, selbst mit anzupacken.

von den bodenschonenden Niederdruckreifen, dem Balkenmähwerk und dem Ladewagen. Und während er von ­allerlei Gerätschaften erzählt, rücken die Männer um uns herum enger zusammen, um die vorgezeigten Fotos auf dem Smartphone zu kommentieren. In jedem Naturschützer schlägt auch ein Bauernherz … Und Gibowsky selbst? Stammt er aus einem Bauernhof? »Nein, aber aus Niederbayern. Da kann man Traktor fahren«, antwortet er lapidar. Und dann wirft er die Motorsäge an, um die letzten Birken in der schmalen Schneise zu fällen. Die geräumte Fläche ist eine Art roter Teppich für den Riedteufel. Der seltene Schmetterling lebt bereits im Palsweiser Moos, scheut sich aber, hohe Hindernisse wie das Birkenwäldchen zu überfliegen. Die Schneise wird ihm helfen, seinen ­Lebensraum zu vergrößern. Auch wegen wertvoller Arten wie dem Riedteufel oder der Kreuzotter steht das Palsweiser Moos seit 1974 unter Landschaftsschutz. Aber wie sich gezeigt hat, reicht dieser Status nicht aus, um die ehemaligen Moorflächen ausreichend zu schützen und ihr ganzes Potenzial zu nutzen. Der BN hat deshalb schon mehr als sechs Hektar Moosflächen aufgekauft, mäht und pflegt sie und versucht dort langsam wieder so etwas wie eine natürliche Moordynamik einzuleiten. Kein

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern. einfaches Unterfangen! Immer wieder wurden Entwässerungsgräben viel zu tief ausgebaggert, sodass der verbliebene Torfkörper austrocknete. Doch dann kam Hilfe von unerwarteter Seite. Der Biber hielt Einzug und stellte eindrucksvoll seine Fähigkeiten als Biotopmanager unter Beweis. Ein stattlicher Damm staut heute einen der Hauptentwässerungsgräben und die umliegenden Flächen atmen bereits einen Hauch von zurückkehrender Wildnis.

Nachwuchs für eine gute Zukunft Um die 40 Moorbirken haben die Freiwilligen vom BN schon gefällt, entastet, in Meterstücke geschnitten, zum Waldweg gebracht und schließlich Stamm- und Astabschnitte getrennt voneinander in großen Haufen gestapelt. Vier Tage dauerten die Fällarbeiten und knapp eine Woche das Abräumen der Schneise. Während Heinz Gibowsky die letzten großen Stammstücke kleinsägt, ziehen, rollen und schleifen wir Anderen Äste und Stammabschnitte zum Weg. Ein elfjähriger Junge schuftet neben mir, was das Zeug hält. Auf die Frage, was ihm am Naturschutz gefällt, sagt er schlicht: »Ois«. Seine Mutter arbeitet bei Dr. Zauscher in der Praxis und hat sich schon vor Jahren von dessen Begeisterung für den Naturschutz anstecken lassen. Für ihren Sohn steht der Berufswunsch bereits fest. Bauer will er werden. Ein kleiner Naturschützer als Landwirt? Das spricht doch für eine gute Zukunft! Mit circa 30 Händen ist die Arbeit heute schnell geschafft. Alle wissen, wie es geht und weil ein Ende abzusehen ist, ist die Stimmung besonders gut. Und wer Seit an Seit Äste von der Fläche zieht, kommt leicht ins Gespräch. Ich habe schon eine Landschaftsgärtnerin, einen Elektroingenieur, einen Juristen, eine Geografin und einen Spezialisten für Unterwasseraufnahmen von Walen kennengelernt. Zwei der Aktiven erzählen mir, dass Tschernobyl beziehungsweise die Proteste gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf eine Art »Erweckungserlebnis« für sie waren. Die Einsicht, dass man jetzt wirklich etwas tun müsse, wenn man später seinen Kindern noch gerade in die Augen schauen will. Da und dort entspinnen sich auch Fachgespräche – über den Biber oder die Entwicklung von Laichgewässern. Oft wird aber einfach nur geflachst: »Rudi, dei Schuhbandl is offen. Pass auf, ich bind’s dir!« Und zu den anderen gewandt: »Er hat’s doch im Kreuz …« Am Ende eines arbeitsreichen Biotoppflege-Tages kann ich nur sagen: Wenn ich es im Rentenalter noch genauso im Kreuz hab’ wie die Aktiven aus Dachau, bin ich ziemlich zufrieden.

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Geschafft! Richard Merkel von der Ortsgruppe Dachau zieht die letzten Äste und Zweige von der ­Fläche.

Sie wollen auch bei der Biotoppflege helfen? Kontaktieren Sie Ihre Kreisgruppe (www.bundnaturschutz.de/ bund-naturschutz. html) oder fragen Sie unsere BNMitarbeiterin Christine Stefan, Tel. 09 41-2 97 20-11, christine.stefan@ bund-naturschutz. de


Bayern braucht keine »gelbe Autobahn«

Widerstand gegen B 15 neu geht mit voller Kraft weiter

Langer Atem Der Protest begleitet die Planung der B15 neu seit Jahrzehnten. Unsere Bilder zeigen eine Traktorendemo in der Landshuter Altstadt 1985 und eine ­Aktion vor dem bayerischen Innen­ ministerium 2014.

K

Fotos: privat

napp zwei Wochen später kam eine beispiellose »Rolle rückwärts«. Auf Druck der Wirtschaft, verschiedener Abgeordneter der CSU, allen voran Erwin Huber, sowie örtlichen Mandatsträgern wurde die Entscheidung bei einer Besprechung mit Ministerpräsident Seehofer revidiert und vom Ministerrat der Weiterbau der B 15 neu nach Süden erneut beschlossen. Die Die Autoren Staatsregierung hat sich damit einReinhold König mal mehr der Straßenbau- und (oben) ist Vorstandsmitglied der Wirtschaftslobby gebeugt. Das Kreisgruppe Lands- kurze Aufkeimen einer realistischeren Verkehrsinfrastrukturpolitik, die hut, Mitglied des BN-Landesbeirats aus ökologischen und ökonomiund Mitglied des schen Gründen überfällig ist, war BN-Landesarbeitswieder beendet. kreises Verkehr. Im Rahmen der anstehenden Kurt Schmid ist der Fortschreibung des BundesverBN-Regionalrefekehrswegeplans (BVWP) wird nun rent für Nieder­ bayern. für den vordringlichen Bedarf ab

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­ ssenbach (A 92) eine vierspurige E Ost-Südumfahrung von Landshut angemeldet und daran anschließend zwei alternative Trassenverläufe bis zur A 94 (siehe Karte) im weiteren Bedarf. Eine davon wäre die Neutrassierung im Bereich der bereits in den 70er-Jahren raumgeordneten Linie. Die andere ein Ausbau der bestehenden B 15 mit Ortsumfahrungen und streckenweise dritter Fahrspur. Sie sollen gleichwertig und ergebnisoffen geprüft werden. An der grundsätzlichen Problematik hat sich somit nichts geändert. Ganz im Gegenteil.

Massive Eingriffe in die Natur Angesichts dieser Entwicklungen haben der BN-Landesverband und alle von dieser Transitautobahn ­betroffenen Kreisgruppen ihre Position bekräftigt, dass der Bau der B 15 neu an der A 92 bei Landshut/ Essenbach beendet werden muss. Das Argument, dass ohne die jetzt geplante Fortsetzung mit einer vierspurigen Ost-Südumfahrung von Landshut der Verkehrsinfarkt der Stadt vorprogrammiert sei, ist nach Ansicht des BN nicht stichhaltig. Fakt ist vielmehr, dass der Durchgangsverkehr auf der schon gebauten B 15 neu und der alten B 15 nach wie vor unter 7000 Fahrzeugen pro Tag liegt. Die Ursachen der Verkehrsprobleme in Landshut sind daher vor allem hausgemacht und werden in erster Linie durch den hohen Anteil des Ziel- und Quellverkehrs in den Hauptverkehrs­ zeiten verursacht. Die jetzt für den BVWP vorgesehene vierspurige OstSüdumfahrung, die massive Ein­ griffe in Natur und Landschaft verursachen würde und mit enormen Kosten verbunden wäre, ist zudem Die beiden derzeit aktuellen Trassenvarianten der geplanten B 15 neu

relativ weit von der Stadt entfernt und somit nicht geeignet das innerstädtische Verkehrsaufkommen wesentlich zu verringern. Stattdessen würden damit aber die Schleusen geöffnet und der überregionale ­Verkehr verstärkt, mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die betroffenen Kommunen und Landkreise im Süden von Landshut. Notwendig wäre vielmehr ein umfassendes Mobilitätskonzept zur Entzerrung und Reduzierung des Zielund Quellverkehrs, wobei auch eine innerstädtische Entlastungsstraße mit Isarübergang im Osten Landshuts zu prüfen wäre. Der BN wird sich daher gemeinsam mit dem Verein »Gemeinschaft der Betroffenen und Gegner der ­B 15 neu« und zahlreichen Bürgerinitiativen mit aller Kraft und allen legalen Mitteln für das definitive Bau­ ende der B 15 neu an der A 92 und den Schutz der Heimatlandschaft einsetzen. Der bereits über 40 Jahre andauernde Kampf gegen eine weitere Transitautobahn durch Südbayern geht weiter. Reinhold König, Kurt Schmid Grafik: Wikipedia/Wand-Gond (übearbeitet von Gorbach GmbH)

Fotos: BN-Archiv/Heinrich Inkoferer

Als Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann nach einer Kabinettssitzung im Januar verkündete, dass die bisherigen Planungen für den Bau der B 15 neu südlich der A 92 nicht mehr weiter verfolgt werden, herrschte bei den Gegnern große Freude, aber auch eine gewisse ­Skepsis. Die Botschaft war zu schön um wahr zu sein. Sollte endlich die Vernunft gesiegt haben? Leider nein.

REGENSBURG A3 B 15

A9 fertiggestellt

A 92 im Bau Ost-Süd-Umfahrung Landshut

LANDSHUT

Adlkofen

Kumhausen Geisenhausen Trasse 1 Trasse 2

Taufkirchen Dorfen

MÜNCHEN

A 94

Haag i. Obb.

Raumordnungstrasse von 1977

ROSENHEIM A8


Kreisgruppe Hof

Für eine tiergerechte Landwirtschaft

Großdemo: Etwa 3000 Mitglieder

von Bürgerinitiativen aus ganz Nordbayern haben am 31. Januar in Pegnitz gegen die geplante Gleichstromleitung durch den ­Regierungsbezirk Oberfranken ­demonstriert. Nach einem Sternmarsch ins Stadtzentrum und einer Kundgebung mit Landrat Hermann Hübner, Bürgermeister Uwe Raab sowie dem Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Bayreuth, Reinhard Birkner, als Vertreter des BN-Landesverbandes ging ein symbolischer Strommast in Flammen auf. Viel Beifall bekam Birkner für seine Aussage: »Jeder weiß inzwischen, dass die Lichter in Bayern auch ohne Trasse nicht

Sauwohl! Die »Strohschweine« im Landkreis Hof fühlen sich sichtlich behaglich auf ihrem Strohbett.

mehr Tierwohl und Tiergesundheit einzusetzen. Die in der Metzgerei Strobel verarbeiteten Schweine werden ausschließlich auf Stroh gehalten, was deren natürlichem Schnüffel- und Wühlinstinkt entgegenkommt und einer Entzündung der Gelenke vorbeugt. Für die artgerechtere Haltung bekommen die Landwirte einen Aufpreis von 20 Cent pro Kilogramm Lebendgewicht, was beim aktuellen Schweinepreis einen Mehrerlös von bis zu 20 Prozent bedeutet. Um den Verbrauchern diese Möglichkeit der tiergerechten Hal-

ausgehen«. Die Befürworter der Trasse aus Wirtschaft und Industrie müssten anerkennen, dass ihre gezielte Angstmache, etwa mit Blick auf steigende Strompreise, unbegründet sei. Keine Klage: Der Landesvorstand

des BN hat entschieden, keine Rechtsmittel gegen die geplante Hochspannungsleitung Remptendorf-Redwitz einzulegen. Anton Reinhardt, Vorsitzender der Kreisgruppe Lichtenfels dazu: »Leider können wir mit den uns zur Ver­ fügung stehenden Mitteln diese Stromtrasse nicht verhindern. Wir fordern jedoch nachdrücklich eine Erdverkabelung, zumindest in den

tung in der Praxis vorzustellen, hat der BN Hof im Rahmen einer In­ formationsfahrt mehr als 50 Interessierten die Möglichkeit gegeben, sich selbst vor Ort ein Bild von ­dieser artgerechten Haltungsform zu machen. Ein voller Erfolg! Nun ist das Ziel, weitere Metzger und Bauern in der Region für dieses Modell zu begeistern und Hof zum »Mekka« der Strohschweine zu machen. Wolfgang Degelmann (ht)

Foto: www.qr-tour.de

M

astschweine sind während ihrer kurzen Lebenszeit von gerade einmal sechs Monaten sehr oft von starken Schmerzen gequält. Die Haltung auf sogenannten Spaltenböden führt oft zu Entzündungen der Schleimbeutel und Sehnen. Mittlerweile ist es wissenschaftlich bewiesen, dass diese Schmerzen sich sogar negativ auf die Fleischqualität auswirken. Wie eine tiergerechte Landwirtschaft mit bäuerlichen Strukturen aussehen kann, zeigt jetzt ein ­Praxisbeispiel aus der Region Hof: Unter dem Begriff »Strohschwein« haben sich mehrere regionale Landwirte und die Metzgerei Strobel aus Dörnthal bei Selbitz zusammengefunden, um sich gemeinsam für

Trassenkorridoren, die Siedlungsgebiete tangieren. Der Schutz der Bevölkerung muss uns dies wert sein!« Innovativ: Die Goldkronacher

Streuobstwiese am Ebentlein wurde 1992 gemeinsam von BN und der Stadt Goldkronach angelegt. Inzwischen wachsen dort rund 100 einheimische Obstbäume unterschiedlicher Sorten. Die Künstler und Autoren der TabletApp »QR-Tour Bad Berneck und Goldkronach« haben jetzt diese besondere Anpflanzung in ihrem innovativen Tourismusprojekt mit einem Kurzfilm, einer Beschreibung und einer Liste des Bestands

gewürdigt. Diese neue Art der Natur- und Stadterkundung zielt besonders auf junge Leute und ­Familien. Sie soll zum Wandern und Entdecken anregen (siehe Foto). Weitere Infos unter www.qr-tour.de

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NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Elisabeth Scharfenberg

Immer mehr Menschen sprechen sich gegen die industrielle Landwirtschaft mit ihren oft tierquälerischen Haltungsbedingungen aus. Der BN Hof setzt sich jetzt für ein Projekt ein, das zeigt, wie es anders gehen kann.


Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäu

Umweltbildung für Flüchtlinge Asylbewerber und Flüchtlinge für Umweltschutz, ­Nachhaltigkeit und Ökologie zu sensibilisieren, ist ein Schwerpunkt des Projektes »Vielfalt erleben« der ­Kreisgruppe Kaufbeuren-Ostallgäu des BUND Naturschutz. Etliche Aktionen standen 2014 auf dem ­Programm, zusammengestellt von Ralf Strohwasser. ­ Heuer wird das Angebot fortgesetzt.

F

Etappensieg: Eine Petition der

BN-Kreisgruppe Lindau im bayerischen Landtag zum Schutz der freien Landschaft im Westallgäu hat erfolgreich ein interkommu­ nales Gewerbegebiet verhindert. Die vier Argental-Gemeinden ­Röthenbach, Gestratz, Maierhöfen und Grünenbach wollten es auf acht Hektar Fläche ohne Anbindung a­ n bestehende Siedlungsgebiete errichten. Das Vorhaben auf der grünen Wiese hätte eine weitere Zersiedelung der Landschaft bedeutet. Allerdings wurde bei der Debatte im Petitionsausschuss auch deutlich, dass solche Vorhaben künftig genehmigungsfähig werden könnten, sofern es Finanz-

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Kläranlage Kaufbeuren. Engagierte Mitarbeiter des Klärwerks zeigten den überaus interessierten Afghanen, wie das Abwasser von 45 000 Menschen über mehrere Stufen geklärt wird, bevor es wieder in die Wertach geleitet wird. Um eine biologische, für nur zehn Personen konzipierte Pflanzenkläranlage zu sehen, fuhr die Gruppe zur Futtertrocknungsanlage Ketterschwang. Dort wurde die Wirkungsweise dieses Kläranlagentyps erläutert, welcher ebenso wie die große Anlage in Kaufbeuren modernen ökologi-

und Heimatminister Markus Söder gelingt, seine Strategie »Heimat Bayern 2020« umzusetzen, die ­Industrie- und Gewerbeansiedlung auf der grünen Wiese erleichtern soll. Pfuhler Ried bedroht: Die BN-

Kreisgruppe Neu-Ulm kämpft gegen eine weitere Zerstörung des

Foto: Thomas Frey

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

lüchtlingskinder lernten im Laufe des vergangenen Jahres unter ­anderem die Wirtschaftsweise eines Bauernhofs, eines biologischen Hühnerhofs und einer Biogärtnerei kennen. Für Frauen gab es in unterschiedlichen Gastronomie­betrieben Veranstaltungen zu gesunder Ernährung und ­– in Kooperation mit der Firma Prima Vera – dem fairen Handel (fair trade) mit Produzenten der »Dritten Welt«. Eine afghanische Männergruppe informierte sich im Mai 2014 über nachhaltige Wald­ bewirtschaftung und besichtigte die

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

schen Anforderungen entspricht. Zurück im Asylbewerberheim, ­zeigten sich die Teilnehmer beim obligatorischen Tee b ­ eeindruckt vom Stand des Umweltschutzes in Deutschland. 2015 wird die Kreisgruppe die Umweltbildungsaktionen für Flüchtlinge mit mehreren Referenten noch ausweiten. Weiter will das BN-Naturerlebniszentrum Allgäu zusammen mit Caritas und Katho­ lischer Jugendfürsorge ein Projekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Umfeld ihrer Unterkunft in Bühl am Alpsee starten. Thomas Frey (as)

Pfuhler Rieds durch die Erweiterung der bisher zweispurigen ­Bundesstraße B 10. Diese soll nach den Vorgaben des Bayerischen Verkehrsministeriums autobahngleich ausgebaut werden. Damit würde der Regelquerschnitt der Straße von jetzt acht Metern auf 31 Meter und damit fast das Vier­ fache verbreitert werden. Bei einer Protestaktion im Januar 2015 symbolisierten die Teilnehmer die geplante Straßenbreite eindrucksvoll mit einer schwarzen Folie (Foto).

Neugründung: In

Bad Wörishofen im Landkreis Unterallgäu wurde am 21. März 2015 eine neue Ortsgruppe des BUND Naturschutz gegründet. Als Vorsitzender wurde Thomas Heidrich gewählt (siehe Bild). Ihn unterstützen acht weitere Vorstandsmitglieder. Die Themen in Bad Wörishofen sind mit Naturund Artenschutz, Energiewende und Elektromobilität, Flächenverbrauch und Umweltpädagogik breit gestreut. Info und Kontakt: http://www.memmingen-unterallgaeu.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/bad-woerishofen.html

Foto: Helmut Scharpf

Foto: Ralf Strohwasser

Interessiert am Umweltschutz Asylbewerber aus Afghanistan in­ formierten sich im Rahmen des Umweltbildungsangebotes der Kreisgruppe bei Hermann Mayrhuber (3. von links) über die Abwasser­ aufbereitung in der Kaufbeurer Kläranlage.


Kreisgruppen Kelheim und Landshut

Foto: Christine Vincon

Auf leisen Pfoten

Wie verbreitet die Wildkatze in Südbayern ist, soll ein Monitoring-­ Projekt klären, bei dem Forstministerium, Bayerische Staatsforsten und der BUND Naturschutz kooperieren. Auch in Niederbayern wird nun nach der scheuen Waldbewohnerin gefahndet. enig ist bislang über die ­Verbreitung der Wildkatze in Oberbayern, Niederbayern und Schwaben bekannt. Dies soll das vom Freistaat mit 130 000 Euro geförderte Monitoring ändern. Den Startschuss gaben im Februar in Neuburg am Inn Forstminister Helmut Brunner und der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Die Tiere lassen sich mit der sogenannten Lockstock-Methode nachweisen. Dazu werden aufgeraute Holzstöcke aufgestellt und mit Baldrianlösung eingesprüht. Der für Katzen unwiderstehliche Duft lockt die Tiere an. Wenn sie sich an den Stöcken rei-

Foto: privat

Nachruf: Die-

ter Listl, der langjährige verkehrspolitische Sprecher der BNKreisgruppe Passau, ist am 1. Februar im Alter von 76 Jahren nach längerer Krankheit verstorben. Bis 2001 Rektor der Hauptschule St. Anton, setzte er sich auch nach seiner Pensionierung für Jugendliche in schwierigen Verhältnissen ein. Seine große Liebe aber galt der Natur. Er war ein kompromissloser Streiter für die Bewahrung der ­natürlichen Vielfalt und der Land-

ben, bleiben Haare hängen, die ­anschließend genetisch untersucht werden. Auf diese Weise gelang ­bereits ­im vergangenen Jahr der erstmalige Nachweis der Wildkatze in Niederbayern südlich der Donau. Im Dürnbucher Forst im Landkreis ­Kelheim ist sie im Bereich des ehemaligen NATO-Übungsplatzes ­Siegenburg heimisch. Georg Flaxl von der BN-Ortsgruppe Siegenburg und ein Mitarbeiter des Bundesforstes hatten die Stöcke dort schon im Januar 2014 aufgestellt. Im Spätherbst bestätigte sich dann, dass die Haare tatsächlich von einer Wildkatze stammen.

schaften seiner Heimat. Eine Herzensangelegenheit war ihm der Schutz der Ilz. Bis zuletzt engagierte er sich gegen den überzogenen Ausbau von Wegen in diesem Schutzgebiet. Unter den vielen Straßenbauprojekten, mit denen er sich in den 18 Jahren als verkehrspolitischer Sprecher auseinandersetzte, ist besonders sein hartnäckiger Einsatz gegen die geplante Nordtangente von Passau herauszustellen, die auch die Schutzgebiete der Ilz durchschneiden würde. Der BN wird im Gedenken an Dieter Listl alles daran setzen, dieses Vorhaben zu ver­ hindern.

Seit Anfang März wird auch im Landkreis Landshut nach Wild­ katzen gefahndet. Bei der Aktion ­arbeiten die BN-Kreisgruppe, die Staatsforsten und der Forstbetrieb der Heiliggeistspital-Stiftung zusammen. Lockstöcke wurden im Isarleitenwald der Stiftung, im Naturschutzgebiet »Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite«, in den Staatsforsten Obere Isarau bei Bruckberg und Herrenholz sowie Badholz bei Rottenburg aufgestellt. Mit Ergebnissen ist im Sommer zu rechnen. Kurt Schmid (as)

Durchgestartet: Seit Dezember

gibt es in Landau eine neue BN-­ Jugendgruppe mit dem Namen »be(e) green«. Als erste Aktion veranstalteten die jugendlichen ­Aktiven am 7. Februar in Straubing einen Infostand zu TTIP und

Foto: Julia Fritzsche

W

CETA, den geplanten Freihandelsabkommen der EU mit den USA und Kanada. Unterstützt wurden sie von Mitgliedern der BN-Kreisgruppe Straubing. Am Stand konnten sich die Passanten über die gravierenden Auswirkungen der geplanten Abkommen informieren und mit ihrer Unterschrift die »Selbstorganisierte ­Europäische Bürger­ initiative gegen TTIP und CETA« unterstützen. Insgesamt 140 Unterschriften kamen bei der Aktion zusammen.

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NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Foto: BUND/Harry Neumann

Hoffen auf Erfolg Auf Wildkatzen-Spuren hoffen die Beteiligten an der Lockstock-Aktion in der Region Landshut (v. links): Ulrich Lieberth (AELF Landshut), Philipp Herrmann (BN-Aktions-Koordinator), Bernd-Jochen Lindner-Haag (BN), Paul Riederer (BN), Brigitte Englbrecht (BN), Kathy Mühlebach-Sturm (BN), Joachim Götz (Forstbetrieb Hl.-Geistspitalstiftung Landshut), Christian Macher und H. Zimmerling (Staatsforst).


Fotos: Robert Bäumler

Geplanter Standort Hier soll bald ein neues Kraftwerk entstehen.

Kreisgruppe Schwandorf

Keine Wasserkraftnutzung ­ um jeden Preis! Marginale Zugewinne bei der Stromerzeugung dürfen keinesfalls mit massiven Eingriffen in die Gewässerökologie erkauft werden. ­Deshalb klagen BUND Naturschutz und Fischer nun gemeinsam gegen ein neues Wasserkraftwerk am Eixendorfer Stausee.

S

Wandertag: Naturerfahrung er-

möglichen kann der BN sogar ohne spezielle Kindergruppe im Ort. Äußerst erfolgreich gelingt dies der Kreisgruppe Tirschenreuth über Wandertage für Schulklassen (Foto). Unter Leitung von Ursula Schimmel durften etwa Schüler der dritten und vierten

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Rapfen sowie Jungfisch-, Aufwuchsund Nahrungshabitat für anspruchsvolle Fischarten wie Döbel, Gründling, Schneider oder Zährte. Unberücksichtigt blieben bei der Planung auch Maßnahmen zum Muschelschutz und die Auswirkungen der Wasserspiegelabsenkungen im Hauptsee. Und obwohl es sich hier um ein Pilotprojekt für innovative Wasserkrafttechnik handeln

Klasse der Grundschule Ebnath/ Neusorg Blumen bestimmen, Bäume mit selbst gebastelten Salzteig-Gespenstern verzieren und am Lagerfeuer Stockbrot backen.

soll, waren unter Missachtung des bayerischen Fischereigesetzes Aufund Abstiegshilfen für Fische nicht vorgesehen. Zudem blieben Maßnahmen zur Eingriffsminimierung und -kompensation weit hinter dem längst üblichen Standard zurück. Dessen ungeachtet ist den Einwendungen des BN im Genehmigungsbescheid ebenso wenig Rechnung getragen worden wie den massiven Bedenken der ortskundigen Fischer. Nicht einmal eine qualifizierte Umweltverträglichkeits­ prüfung wurde nachgereicht. Zudem forderte der Genehmigungsbescheid mit keinem Wort die unverzichtbare Fischaufstiegshilfe. Angesichts solcher Rechtsver­ stöße hat der BN ebenso wie der ­betroffene Fischereiverein Anfang Januar beim Verwaltungsgericht ­Regensburg Klage gegen den wasserrechtlichen Bescheid erhoben. Robert Bäumler/Helmut Schultheiß (ht)

perimentieren. Unendlich gut mundeten Jung und alt die selbst gezogenen Kartoffeln. Voller Stolz konnten zudem die Nachwuchsgärtner ihre bunte Ernte auch auf dem Wochenmarkt verkaufen.

und Artenschutz auf Dauer aber nur sichern, wenn die bereits beantragte Ausweisung als Naturschutzgebiet von den Naturschutzbehörden engagiert weiter verfolgt wird.

Schutz verbessern: Der Hartnä-

Nachruf: Anfang Januar ist Peter

ckigkeit der Kreisgruppe Schwandorf ist es wesentlich zu verdanken, dass am Au- und Lindensee östlich von Schwandorf der viel zu hohe Freizeitnutzungsdruck unter anderem durch Hinweisschilder und intensivere Kontrollen erstmals spürbar verringert werden konnte. Nach Auffassung des BN lässt sich die große Bedeutung dieser beiden Seen für den Biotop-

Kyaw verstorben. Von 1984 bis 1993 hat er als Vorsitzender in der Kreisgruppe Neumarkt wegweisende Aufbauarbeit geleistet und war von 1993 bis 1996 Schatz­ meister im Landesvorstand. Der BN trauert um einen aufrechten Kämpfer, der unter anderem bei der Landschaftspflege mit Schafen wichtige Pionierarbeit geleistet hat.

Gartenglück: Im BN-eigenen Gar-

ten in Beratzhausen konnten sich im vergangenen Jahr nicht nur die Erwachsenen beim Aufbau eines schmucken Pavillons mit Gründach betätigen. Auch der Nachwuchs durfte eigene Beete bearbeiten und dabei mit immer grüner werdendem Daumen nach Herzenslust exFoto: Kreisgruppe Tirschenreuth

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

chon 2013 hat sich der BN im ­Anhörungsverfahren mit den zu erwartenden negativen Auswirkungen und Risiken des geplanten Kraftwerks am Eixendorfer Stausee auseinandergesetzt. Der Verband lehnt es vor allem wegen der drohenden Entwertung des Unterwasserbereiches der Vorsperre ab. Diese ist ein unersetzliches Laichgebiet für den europarechtlich geschützten

Bedroht Noch gibt es im Eixendorfer Stausee dichte Bestände der Malermuschel sowie der gemeinen und großen Teichmuschel.

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]


Ortsgruppe Rohr

In Rohr wächst der Zukunftswald Mehr als 220 000 Bäumchen haben Waldbesitzer für das Projekt ­»Zukunftswald Rohr« gepflanzt und damit das größte Wald­ umbauprojekt in Bayerns Privatwäldern auf den Weg gebracht. ­Zusammen mit Waldbesitzern und Förstern hat die BN-Ortsgruppe Rohr Kommunalpolitikern und Bürgern die Initiative vorgestellt. Misch statt Mono Bei einem Waldbegang informierte der BN Lokalpolitiker, Jäger und interessierte Bürger über den heranwachsenden Zukunftswald Rohr.

Einnahmen aus dem Holzverkauf, erhalten eine staatliche Förderung für die Pflanzkosten und sparen sich den teuren Zaun. Ralf Straußberger erläuterte, warum der Umbau von Kiefernoder Fichtenwäldern notwendig ist. Beide Nadelbaumarten seien an kaltes Klima angepasst und würden

Foto: Michael Arnold

als Bäume verkleidet 260 Unterschriften für dieses Anliegen gesammelt (Foto). Im vergangenen Herbst war für den Bau einer Wohnanlage die »grüne Lunge« Wendelsteins, der Lisenfeldpark, gerodet worden. Große Freude: Der Bayerische Bäume schützen: Die BN-Orts-

gruppe Wendelstein macht sich für mehr Baumschutz stark. Anfang März übergaben Aktive dem Bürgermeister Werner Langhans einen Antrag, in dem sie eine Baumschutzverordnung für Wendelstein fordern. In einer äußerst öffentlichkeitswirksamen Aktion hatten die Ehrenamtlichen zuvor

­ erwaltungsgerichtshof (VGH) hat V Anfang März den Bebauungsplan für das riesige Gewerbegebiet ­Interfranken bei Feuchtwangen aus formalen und inhaltlichen Gründen für unwirksam erklärt. Damit steht das unsinnige Großprojekt zur Freude der Aktiven ­ der BN-Kreisgruppe Ansbach und des Bürgerforums »Wörnitztal mit

mit dem Klimawandel nur schlecht zurechtkommen. Die Forstverwaltung und der BN werben deshalb bei Waldbesitzern dafür, Wälder mit Buchen, Eichen oder Weißtannen anzureichern, die besser an die heutigen und künftigen Klimabedingungen angepasst sind. Ralf Straußberger (ht)

­ ukunft« vor dem Aus. Der VGH Z hat keine Revision gegen sein ­Urteil zugelassen.

deutlich verbesserte Version beschlossen. Die »Liebeserklärung« hat sicherlich ein bisschen dazu beigetragen.

Liebeserklärung: Beim öffentlichen

Nahverkehr in Schwabach sollte gespart werden. Wichtige Streckenabschnitte sollten geschlossen, andere deutlich seltener bedient werden. Zum Valentinstag fuhr deshalb der Vorstand der ­BN-Kreisgruppe einige Runden in einer zur Streichung vorgesehenen Linie mit und verteilte essbare Herzchen und Informationen. An einer zentralen Haltestelle begrüßten etwa 40 BN-Mitglieder den Bus mit Luftküsschen und einer Um­ armung. Mittlerweile wurde eine

Nachruf: Georg Schlüßel, Grün-

dungsmitglied und Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Puschendorf, ist am 10. Februar verstorben. Viele Jahre war er auch in der Kreisgruppe Fürth-Land aktiv. Der BN trauert um einen den Verband prägenden Streiter für den Umwelt- und Naturschutz. Jahrelang setzte sich Georg Schlüßel für ine Renaturierung des Fembach­ grundes ein, kämpfte für den Baumschutz und gegen maßlosen Flächenverbrauch.

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NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

uf mehr als 60 Hektar wächst der »Zukunftswald Rohr« heran. 30 Waldbesitzer haben die Bäumchen dafür – überwiegend Buchen – vor drei Jahren gepflanzt. Aus ihnen sollen Mischwälder entstehen, die an die Klimaerwärmung angepasst sind. Das Besondere daran: Die Pflanzen wachsen weitgehend ohne Schutzzaun heran. Peter Helmstetter, dem hauptverantwortlichen ­Beratungsförster, gelang es, Waldbesitzer und Jäger für den zaunfreien Waldumbau zu gewinnen. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent und selbst einer der verantwortlichen Jäger, betonte, dass die Jäger große Anstrengungen unternehmen müssen, um den Rehwildbestand entsprechend anzupassen. Weil Zäune in den meisten Privatwäldern Bayerns noch unverzichtbar sind, wird der Zukunftswald Rohr mittlerweile von vielen interessierten Waldbesitzern und Förstern aus ganz Bayern besucht. Georg Burger, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Rohr, lobte das gute Verhältnis zwischen Waldbesitzern und Jägern als entscheidende Grundlage für den erfolg­ reichen Projektverlauf. Für Wald­ besitzer rechnet sich ein derartiges Waldumbauprojekt finanziell in mehrfacher Hinsicht: Sie erzielen

Foto: BN

A


Kreisgruppen München und München-Land

Metropolregion unter Druck Die Stadt München hatte im März Kommunalpolitiker, Verbände und Unternehmen aus dem Umland zur ersten regionalen Wohnungsbaukonferenz eingeladen. Dabei warb sie bei den etwa 400 Teil­ nehmern für den Ausbau von Infrastruktur, Wohnraum und Gewerbe. Vertreter des BUND Naturschutz kritisierten diese Strategie des ­ungebremsten Wachstums.

Foto: Klaus Leidorf

Ungebremstes Wachstum München wächst und wächst. Sollen sich jetzt auch im Umland die Siedlungs- und Gewerbeflächen explo­ sionsartig ausbreiten? Der BN meint: nein.

Foto: Werner Fees

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

ie Europäische Metropolregion München (EMM) gehört in Deutschland zu den starken Wachstumsregionen. Sie umfasst mit rund 25 000 Quadratkilometern einen Großteil des südbayerischen Raumes rund um die Landeshauptstadt als Zentrum. 45 Prozent der Bevöl-

Vorbildlich: Seit 2013 kartiert die

Kreisgruppe Miesbach die Ausbreitung des Bibers im Landkreis. Die Ende 2014 vorerst abgeschlossene Kartierung soll in diesem Jahr mit einem Monitoring fort­geführt und ergänzt werden, um Biberschäden zu erfassen und Konflikten mit Grundeigentümern vorzubeugen. In den letzten zwei Jahren erhöhte sich die Anzahl der besetzten Reviere von zwölf auf 17. Am See­hamer See gab es 2014 sogar eine Biberfamilie mit vier

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kerung und 50 Prozent der Arbeitsplätze in Bayern sind hier angesiedelt. Eine Prognose des Regionalen Planungsverbandes rechnet bis 2031 in der Planungsregion mit 300 000 Neubürgern. In der Stadt München jedoch ist die Fläche mittlerweile knapp und teuer. Nach Ansicht der Stadt soll nun das Umland die nötigen Flächen für das Wachstum der

Jungen. Die von Werner Fees durchgeführte Kartierung dient vor allem dem vorbeugenden ­Bibermanagement: Werden angenagte und gefällte Bäume, Biberdämme und -röhren regelmäßig aufgenommen, kann man mit den Eigentümern Kontakt aufnehmen, bevor größere Schäden entstanden sind. Ein Konflikt wird so vermieden und die Akzeptanz für den Biber erhöht. Gesichert: Im Herbst 2014 schloss

die Kreisgruppe Rosenheim den Ankauf von vier Grundstücken am Bärnsee in der Gemeinde Aschau ab. Derzeit erarbeiten Aktive des BN zusammen mit der Regierung

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Die Vorstellungen des BN für ein nachhaltiges Siedlungskonzept hat die KG München zusammengefasst: www.bn-muenchen.de > Themen > Stadtplanung.

von Oberbayern ein umfassendes Pflegekonzept für die etwa 4,7 Hektar großen Flächen. Sie liegen im Landschaftsschutzgebiet »Bärnsee« und größtenteils auch im FFH-Gebiet »Bärnseemoor« (siehe Bild). Finanziert wurde der Ankauf durch Mittel aus dem Klimaprogramm Bayern (KLIP 2020), Spenden von Mitgliedern und ­Bürgern sowie durch die BN-Ortsgruppen. Mit den erworbenen Moorflächen und Streuwiesen leistet die Kreisgruppe einen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz und trägt zum Erhalt der wertFoto: Peter Kasperczyk

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Münchner Wirtschaft zur Verfügung stellen. Ziel ist ein »Regionales Bündnis für Wohnungsbau und Infra­struktur«. Aus mehreren Landkreisen nahmen Kreisvorsitzende des BN an der Konferenz teil. Sie forderten eine Regional- und Landesplanung, die freier Landschaft, unzerschnittenen Lebensräumen und erlebbarer Natur mehr Gewicht beimisst und der Spaltung Bayerns in Wachstumsräume und Regionen mit Bevölkerungsrückgang entgegentritt. Mehr Kooperation der Stadt München mit dem Umland ist dringend nötig – aber nicht auf Kosten der Ressource Boden. Der BN sieht den Druck auf die Gemeinden der Region sehr kritisch und setzt sich für verkehrsarme und flächensparende Arbeits-, Wirtschafts- und Wohnformen ein, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern. Gerade in einer Wachstumsregion wie München müssen Alternativen zum Credo des unendlichen Wachstums entwickelt werden. Christine Margraf (as)

vollen Moorlandschaft im südlichen Chiemgau bei. Auf engstem Raum finden sich am Bärnsee einige der wertvollsten Lebensräume mit einer Vielzahl seltener und bedrohter Arten. Für das laufende Jahr sind Führungen und Aktionen auf den Flächen geplant, beginnend mit einem Naturspaziergang am 20. Juni (Info: www.rosenheim. bund-naturschutz.de).


Foto: K. Brang

Kreisgruppe Miltenberg

Finger weg vom Glanzstoffwäldchen! Ein 17 Hektar großer Wald im Landkreis Miltenberg soll einem ­Logistikzentrum weichen. Der BUND Naturschutz fordert nun, ­ das wertvolle Glanzstoffwäldchen als Bannwald zu schützen.

Kreativ: Den Gemündener Apo-

Pflegekonzept: Schon seit etlichen

theker Dr. Martin Maisch haben Berichte über die Plastikvermüllung der Weltmeere nicht nur schockiert, sondern auch zu einer Gegenkampagne motiviert. Vom BN versorgt mit Infos, hat er seine Schaufenster themenbezogen ­gestaltet und die Kunden motiviert, beim Einkauf auf Plastiktüten zu verzichten. Jede eingesparte Plastiktüte honoriert die Apotheke mit einem Fünf-Cent-Stück als Spende an die Ortsgruppe des BN. Ebenso wie der BN hofft auch Martin Maisch auf möglichst viele Nachahmer.

Jahren kämpft die Ortsgruppe Marktbreit erfolgreich für die Erhaltung eines ökologisch wie kulturhistorisch bedeutsamen Hohlweges am Kapellenberg. Anfang Dezember 2014 konnte ein von Anne Petter erstelltes Pflege- und Entwicklungskonzept an Bürgermeister Erich Hegwein übergeben werden. Dessen zeitnahe Umsetzung ist erfreulicherweise von ihm umgehend zugesagt worden.

setzungen erfüllt, hat der BN seine Ausweisung als Bannwald beantragt, um auf diesem Weg seinen Bestand auch für künftige Gene­ra­tionen zu sichern. Der Verband erwartet, dass auch die staatlichen Naturschutzbehörden umgehend tätig werden und diese Initiative des BN mit Nachdruck unterstützen. Dr. Hans-Jürgen Fahn/ Helmut Schultheiß (ht)

Ende vergangenen Jahres im Ökohaus geehrt und freudig in den Kreis der Mitglieder des BUND Naturschutz aufgenommen. Inzwischen ist die Mitgliederzahl der Kreisgruppe sogar auf 6400 angewachsen.

6000: Die Kreisgruppe Würzburg

freut sich, mit Annett Rapps und ihrer Familie ihr 6000. Mitglied begrüßen zu können. Annett Rapps und Sohn Martin wurden

Fledermausquartiere: Dass ehe-

malige Kalkbrennöfen äußerst erfolgreich für den Artenschutz genutzt werden können, hat im letz-

ten Jahr die Ortsgruppe Karlstadt eindrucksvoll unter Beweis ­gestellt. 14 Lkw-Ladungen Erde wurden dafür ausgebaggert, die beiden Schächte mit einem Dach versehen und die Eingänge mit Gittertüren gesichert (Foto). Nicht nur die Fledermäuse haben dadurch ein neues Winterquartier ­erhalten, auch Karlstadt ist um eine kulturhistorisch bedeutsame Attraktion reicher geworden.

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NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Kartierung nachgewiesen. Die ­Rodung würde somit gegen Ziel­ vorgaben des Landesentwicklungsprogramms und des Regionalplans, aber auch gegen Artikel 141 der ­Bayerischen Verfassung verstoßen. Demnach haben Staat und Gemeinden die Aufgabe, den Wald als ­wesentlichen Teil der natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu pflegen, aber auch kennzeichnende Orts- und Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten. Da das Glanzstoffwäldchen alle fachlichen und rechtlichen Voraus-

Foto: Kreisgruppe Main-Spessart

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er Landkreis Miltenberg hatte im Jahr 2012 den zweithöchsten Flächenverbrauch in Unterfranken und gehört zu den Gebieten mit der stärksten Luftschadstoffbelastung in Bayern. Gerade deshalb müsste im Bereich Obernburg, Elsenfeld und Erlenbach alles getan werden, um den Schwerlastverkehr zu verringern und alle Waldflächen wegen ihrer Filterfunktion dauerhaft zu ­sichern. Umso unverständlicher ist es für den BN, dass das 17 Hektar große Glanzstoffwäldchen zwischen ­Elsenfeld und Erlenbach für ein im lndustriecenter Obernburg geplantes Logistikzentrum gerodet werden soll. Es fungiert als Teil eines regionalen Grünzuges, ist aber auch als Trenngrün zwischen den genannten Orten unersetzlich. Zudem wurde erst 2013 seine hohe Bedeutung als Lebensraum für seltene und besonders geschützte Vogelarten bei einer

Mit Prominenz Die Naturschutzverbände vom Untermain demonstrierten im Januar gemeinsam mit dem Kabarettisten Urban Priol für den Erhalt des Glanzstoffwäldchens.


Startschuss für die Kreativwerkstatt Natur

Donau-Schifffahrt

Bei der Kultur- und ErlebnisSchifffahrt kann man den »bayerischen Amazonas« mit der ganzen Familie erleben! Wissenswertes über die Donau erläutert auf der Fahrt stromabwärts Prof. Dr. Hubert Weiger. Auf der Rückfahrt kann man bei einer szenische Lesungen mit Kurt Schürzinger entspannen und dem Salzweger Zweigesang lauschen. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre fahren umsonst mit. Kinder­ betreuung an Bord! ▶ Deggendorf, 2. August 2015, Kontakt: Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91-3 25 55, ­bund-naturschutz@degnet.de

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Artenbestimmung für Einsteiger

In Ebern im Landkreis Haßberge liegt der 270 Hektar große ehemalige Standortübungsplatz. Das Arteninventar ist eines der reichhaltigsten und am besten untersuchten in Deutschland. Daher lassen sich die Arten nicht nur leicht vorführen, sondern auch kennen lernen. Erfahrene Experten erarbeiten mit den Teilnehmern die Artengruppen. Termin 1: Libellen Beeindruckend sind ihre Flugkünste, beeindruckend auch ihre zwei völlig verschiedenen Leben – als Larve Wasserjäger, als Vollinsekt Luftjäger. Mit

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-15]

Was macht der Bär am Bärnsee?«

Umweltbildungsprojekt der Kreisgruppe Rosenheim zur Biodiversität und Ökologie von Mooren

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oore gehören zu den wertvollsten Lebensräumen der bayerischen Landschaft«, so das bayerische Landesamt für Umwelt. Und weil das so ist, hat die Kreisgruppe Rosenheim am Bärnsee bei Aschau fast 5 Hektar wertvolle Streuwiesen, Wald auf Moorboden und extensives Grünland angekauft. Weil es aber mit dem Flächenkauf allein nicht getan ist, wird dieses Projekt begleitet von einer Reihe von Umweltbildungsangeboten rund um das Thema Moor in seiner ganzen Vielfalt. Natürlich wird es die klassischen Angebote für Gruppen und Schulklassen geben. Junge Naturforscher sind also jederzeit herzlich willkommen bei den Angeboten zur Bestimmung der vielen Moorbewohner. Ein weiteres Anliegen ist es, die die tradierten Landschaftspflegemethoden im Moor weiterzugeben. Das Konzept will die Bevölkerung in der Region sowie betroffene Akteure wie Kommunen, Landwirte und Gästeführer in die Entwicklung der Flächen rund um den Bärnsee einbeziehen. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird es gelingen, wertvolle Natur- und Kulturlandschaften für nachfolgende Generationen zu erhalten. ▶ Kontakt: Kreisgruppe Rosenheim, Steinbökstaße 7, 83022 Rosenheim Tel. 0 80 31-1 28 31, bund-naturschutz.fees@t-online.de

Geduld kann man sich auf ihre Ansitzplätze am Wasser konzentrieren und auch ohne ­Kescher alleine durch ein Foto Zugang zu den etwa 20 häufigeren einheimischen Arten ­gewinnen. ▶ Ebern, Landkreis Haßberge, 20. Juni 2015 Kontakt: Kontakt: BN Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, bildungswerk@bund-naturschutz.de Termin 2: Tagfalter Das kurze Leben der Tagfalter ist ausgefüllt mit der Suche nach Nahrung, einem Partner und einem Eiablageplatz. Die Raupen haben da ein anderes Tempo. Bevor sie sich in die

Foto: Julius Vogt

NATUR & KULTUR

Foto: Andreas Günthler

er die Sommertage für eine Fortbildung nutzen will und dabei Wert legt auf die richtige Mischung aus Naturpädagogik und kreativem Tun, der ist genau richtig bei den beiden Wochenendangeboten des Naturerlebnsizentrums Allgäu. Für alle Waldfexe empfiehlt sich das Wochenende am 19. und 20. Juni. In den Wald als mythischen Ort entführt die Märchenerzählerin Annika Hofmann. Für alle, die mit Märchen und Sagen arbeiten wollen, gibt es Anleitungen und Übungen zum Geschichtenerzählen. Handfest und praktisch-kreativ geht es zu, wenn Andreas Günthler einlädt, eine anregende Kulisse für die Walderzählungen zu bauen. Inspiriert vom Gehörten entstehen hölzerne Gemeinschaftsskulpturen, klingende Holzobjekte, Rindenbücher oder Druckstöcke. Das zweite Wochenende am 17. und 18. Juli steht unter dem Motto Feuerküche und Lehm. Unter der Anleitung von Wiebke Groß und Karin Lacher entstehen kleine Lehmöfen, auf denen sich Spatenpizza und Aschefladen zubereiten lassen. Wie man die Herstellung von Zeichenkohle, Lavalutschern und grünen Keksen für Gruppen oder Schulklassen didaktisch angeht, können sich die Teilnehmer bei beiden Angeboten mit eigenem Tun und viel Vergnügen aneignen. Das dritte Modul der Reihe mit dem Schwerpunkt Wasser-Farben-Spuren findet am ersten Oktoberwochenende statt. ▶ Kontakt: Naturerlebniszentrum Allgäu; Info@NEZ-Allgaeu.de, Fax 0 83 23-9 98 87 99, Anmeldungen bis zwei Wochen vor dem Termin

Foto: Ulla Fees

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Vorbereitungen auf ihr 3. Lebensstadium stürzen, fressen sie sich in Ruhe und mit allerlei Tricks satt. Hier lernt man, ­einige der häufigsten Tagfalter sowie ihre Raupen und Puppen kennen und zuordnen. ▶ Ebern, Landkreis Haßberge, 18. Juli 2015 Kontakt: BN Bildungswerk Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20-42, bildungswerk@bund-naturschutz.de


BN-Studienreisen, Tel. 09 115 88 88 20, www.bund-reisen.de

Mitgliederservice (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41-2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

Zur Macchia-Blüte nach Kroatien Diese Reise führt von den immergrünen mediterranen Laubwäldern der Küste bis hin zu den einzigartigen Karstflüssen, Bergmischwäldern und Orchideenwiesen in den Hochlagen des Velebitgebirges. Genusswandern, Baden im Meer und spektakuläre ­Naturlandschaften mit fantastischen Ausblicken weit über die Adria bis ­Istrien erwarten die Reisenden. Die Teilnehmer statten den ­Nationalparken Velebit und Plitvicer Seen einen Besuch ab. • Kroatien, 13. – 21. Juni 2015

Spendenbescheinigungen Tel. 09 41-2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Natur+Umwelt Referentin: Luise Frank Tel. 09 41-2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de Beratung zu Spenden, Anlassspenden und Vermächtnissen Claudia Ciecior-­Bordonaro Tel. 09 41-2 97 20-34 claudia.ciecior@bund-naturschutz.de Haus- und Straßensammlung Ehrenamtlich aktiv werden Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41-2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de BN-Bildungswerk Referentin: Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41-2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

IMPRESSUM

BN-Stiftung Christian Hierneis Tel. 09 41-2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitäts­ druckerei Gießen Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30-2 80 18 -145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 23.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 1-2015: 127.486 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im ­Beitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die ­Meinung der R ­ edaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­migung des BN. Für unverlangt e ­ ingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak­tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­­­papier gedruckt.

Foto: G. Rohrmoser

Ihre Ansprechpartner beim BN

Auf Entdeckertour an der Elbe Über 40 Jahre lang bildete die Elbe zwischen Schnackenburg und Lauenburg die innerdeutsche Grenze. Im Schatten der Grenz­ anlagen konnte sich hier ein Naturparadies erhalten, das heute als UNESCO-Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe« geschützt ist. Auf der Reise lernen die Teilnehmer Natur und Geschichte der Region aktiv kennen. Radtouren, Wanderungen und Bootsfahrten führen zu den eindrucksvollsten Zielen im Vierländereck. Den Ausgangspunkt für die spannenden Ausflüge bildet die Burg Lenzen. • Deutschland, 14. – 21. Juni 2015 Trekking durch das Karwendelgebirge Wandern im Karwendelgebirge von Hütte zu Hütte in grandioser Bergwelt. Die Naturparkführerin weiß, wo sich die Tiere des Naturparks aufhalten, die die Teilnehmer mit etwas Glück zu Gesicht bekommen werden (Gämsen, Steinböcke, Adler). Und natürlich erfahren die Wanderer einiges über die Alpenflora. (Leichte bis mittelschwere Wanderungen auf Forstwegen und schmalen Pfaden, die Trittsicherheit voraussetzen.) • Österreich, 2. – 7. August 2015 Nationalparke Bayerischer Wald und Sumava Die Hochlagen des Bayerischen Waldes sind das Herzstück des ältesten deutschen Nationalparks. Ein Teil davon trägt nun auch die Bezeichnung »Europas Wildes Herz« für die wiedererwachte Wildnis beiderseits der Grenze. Die Teilnehmer wandern auf ­bayerischer und böhmischer Seite in dieser Wildnis. Ein besonderes »Schmankerl« ist die Wildnisführung im Nationalpark, die im undurchdringlichen Dschungel umgestürzter Bäume die Gesetze der Natur vermittelt. (Ausdauer und Trittsicherheit werden vorausgesetzt) • Deutschland, 2. – 9. August 2015 Nationalpark Hohe Tauern Der größte Nationalpark der Alpen, der Nationalpark Hohe Tauern, ist ein wahres Traumland für Wanderer: mystische Schluchten und Wasserfälle, saftig grüne Almwiesen, türkisblaue Bergseen und leicht zu erklimmende Aussichtsgipfel inmitten der imposanten Welt der Dreitausender, warten darauf, entdeckt zu werden! • Österreich, 22. – 28. August 2015

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NEIN ZU TTIP

& CETA WEHREN SIE SICH!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

BI TT E HE LF EN SI E! Für Protest- und Informationsveranstaltungen, Pressearbeit und gemeinsame Aktionen in der europäischen Bürgerinitiative benötigen wir rund 90 000 Euro.

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Bei Spenden über 200 € erhalten Sie eine Spendenquittung. Für Zuwendungen bis 200 € gilt der Bankbeleg für das Finanzamt.

BUND Naturschutz in Bayern e.V., Landesgeschäftsstelle Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, info@bund-naturschutz.de

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