NATUR UMWELT +
FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE
BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT AKTUELL Digitale Suffizienz Was heißt hier »klimaneutral«?
GUTER RAT Das richtige Fahrrad
02 21
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Sind Ihre Freunde auch Freunde der Natur?
JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter
Fotos: fotolia.de
DANN SPRECHEN SIE SIE DOCH EINFACH AUF EINE MITGLIEDSCHAFT AN! Mit über 250 000 Mitgliedern und Förderern setzen wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein. Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen Naturschutzinteressen vertreten.
Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BNFreundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet. www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!
www.bund-naturschutz.de
INHALT
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BN-Vorsitzender Richard Mergner (vo.) und Axel Doering, Vorsitzender der Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen (re.) auf Pressefahrt, hier bei Biobauer Leonhard Zach (hinten Mitte), mit Katharina Benedikt (li.) von der Solidargemeinschaft Werdenfelser Land.
AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 7 Vor der Bundestagswahl 8/9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10 Landesentwicklungsprogramm 11 Gewässerschutz 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Bäuerliche Landwirtschaft 16 Agrarwende = Ernährungswende 17 Kritischer Dialog 18 Gentechnik durch die Hintertür? 19 Umweltgifte verbannen 20 Bayerische Agrarpolitik 21 Hinters Hoftor geschaut 22/23 BN-Projekte WIRTSCHAFT & TECHNIK
24 Was heißt hier klimaneutral? 25 Digitalisierung INTERNATIONALES
26 Donau-Oder-Elbe-Kanal 27 UN-Klimagipfel
Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.
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LIEBE LESERINNEN UND LESER,
Foto: Georg Sperber
Foto: Marion Ruppaner
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Foto: Andyworks / Getty Images
Natur +Umwelt 2 | 21 › INHALT 3
NATUR IM PORTRÄT 28 Pflanzenporträt: Frauenmantel 29 Gerettete Landschaft 30/31 Wer singt und summt denn da? 32 Kommunen für mehr Artenvielfalt
33 Neu: Baumpatenschaften 34/35 Gefährdet: Kammmolch 36/37 EU-Schutzgebiet URLAUB & FREIZEIT
38 Wanderung 39 Reise Mittlere Elbe 40 20 Jahre Fahrtziel Natur 41 Umweltbildung
AUS DEM VERBAND
42 Änderung im Landesvorstand 43 Editorial des Vorstands 44–47 Meldungen 48/49 Lebendige Auen 50/ 51 BN vor Ort aktiv 52–58 Regionalseiten 59 Porträt Friedl Krönauer SERVICE 60 Buchtipps und Reisen 61 Ratgeber Fahrrad 62/63 Leserbriefe 66 Ansprechpartner/Impressum
wie ist es Ihnen die jüngsten drei Monate ergangen? Die Bewältigung der Pandemie und auch der Frühling hätten ruhig etwas eher Fahrt aufnehmen dürfen. Ende April war man’s doch endgültig leid, jeden Morgen mit Daunenjacke, Mütze und Handschuhen aufs Rad zu steigen. Blicken wir also besser nach vorne. Zumindest politisch hat sich zuletzt viel bewegt. Eine Frau und zwei Männer ringen um den Einzug ins Kanzleramt, mit ganz unterschiedlichem Profil. Hier haben wir bald eine echte Wahl. Eingehender werden wir uns damit in der nächsten Natur + Umwelt beschäftigen. Auf Seite 7 blicken wir schon mal voraus. Erfahren Sie mehr über unsere Zukunftsagenda zur Bundestagswahl. Eine zentrale Forderung darin ist die nach einer ökologisch und sozial verträglichen Landwirtschaft. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt ab Seite 14, mit welchen Anliegen der BUND Naturschutz die überfällige Agrarwende verbindet. Und nun auf einen warmen Frühlingsausklang, bleiben Sie gesund!
Luise Frank
Severin Zillich
Redaktion Natur+Umwelt
Redaktion BUNDmagazin
4 Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES
Foto: Astrid Cibulka
AKTUELLES Allee mit Kirschbäumen an der Mecklenburger Seenplatte
ALLEE DES JAHRES Auch dieses Jahr kürt der BUND wieder eine »Allee des Jahres« – aus den schönsten Bildern, die Sie uns zusenden. Wir freuen uns über Fotos Ihrer Lieblingsallee, ob vor der Haustür oder im Urlaub entdeckt. Egal wo in Deutschland: Neh-
men Sie die schönen grünen Tunnel auf, getreu dem Motto »Alleen im Fokus«. Bitte schicken Sie uns bis 16. September maximal vier Bilder, digital oder in Papierform. Notieren Sie dazu den Ort, die Länge der Allee und die prägende Baumart.
DER LANGE WEG … zum Lieferkettengesetz: Im Sommer 2020 hatten Entwicklungsminister Gerd Müller und Arbeitsminister Hubertus Heil endlich die Eckpunkte eines Lieferkettengesetzes angekündigt. Dann folgte langer Streit mit dem Wirtschaftsministerium. Erst nach Vermittlung von Angela Merkel und Vizekanzler Olaf Scholz konnte im Februar eine Einigung vermeldet werden. Nun sollte alles schnell gehen. Dem BUND und anderen Verbänden wurden gerade einmal sechs Stunden Zeit für ihre Stellungnahme eingeräumt. Schon zwei Tage später ging der Entwurf durchs Kabinett. Immerhin: Das Gesetz scheint nun zu kommen. Zwar bleibt ein Risiko, denn Teile der Wirtschaft versuchen es noch zu verhindern. Doch der Paradigmenwechsel – weg von der Freiwilligkeit, hin zu verbindlichen Regeln – ist ein Erfolg.
Ohne den Druck der »Initiative Lieferkettengesetz« (der auch der BUND angehört) und vieler Ehrenamtlicher, die mit Aktionen wiederholt für ein solches Gesetz geworben hatten, wäre er kaum möglich gewesen. Auch gab es starke politische Befürworter, nicht zuletzt die Minister Müller und Heil. Der Widerstand von Verbänden wie BDI, BDA und DIHK war jedoch folgenschwer:
Auch eine persönliche Notiz, was Sie mit Ihrer Allee verbindet, würde uns freuen. Teilnehmen können Vereine, Schulklassen und Privatpersonen. Aus allen Motiven wird eine Jury im Herbst die »Allee des Jahres 2021« wählen und zum Tag der Allee im Oktober öffentlich präsentieren. Für den ersten Platz im Fotowettbewerb gibt es eine Übernachtung auf der BUNDBurg Lenzen für zwei Personen. Auch für den zweiten und den dritten Platz winken schöne Preise.
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Mehr zum Thema Ihre Fotos senden Sie bitte an katharina. dujesiefken@bund-mv.de oder BUND Mecklenburg-Vorpommern, Wismarsche Str. 152, 19053 Schwerin, Tel. 03 85/ 52 13 39-0, www.allee-des-jahres.de
Die von ihnen geforderten Abstriche finden sich teilweise erschreckend genau im Gesetzentwurf wieder. So fehlt die zivilrechtliche Haftung, Umweltstandards sind nur marginal berücksichtigt, und der Anwendungsbereich ist viel zu klein. Am gravierendsten ist die abgestufte Sorgfaltspflicht: Vorbeugend müssen Unternehmen zunächst nur das eigene Geschäft und direkte Zulieferer beachten. Dabei wissen wir, dass etwa beim Abbau von Rohstoffen oft direkt am Beginn der Lieferkette Menschenrechte verletzt und Natur zerstört wird. Noch vor der Sommerpause im Juli könnte das Lieferkettengesetz in Kraft treten. Bis dahin wird der BUND auf substanzielle Verbesserungen drängen. Sarah Hoesch
www.bund.net/lieferkettengesetz
fotolia
Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES 5
DIE ZAHL: 130
Foto: Uni Göttingen/BUND
Ende Februar schätzte das Bundesamt für Naturschutz die Anzahl der Luchse in Deutschland auf rund 130 erwachsene Tiere. Ein deutlicher Anstieg zu den knapp 90 Tieren im Jahr zuvor. Und ein Grund zur Freude, nicht aber zur Entwarnung. Zum ersten Mal seit Jahren scheinen deutlich mehr Luchse durch unsere Wälder zu streifen. Allerdings sind sie in Deutschland weiterhin vom Aussterben bedroht.
Dieses Luchsmännchen lief im nördlichen Eichsfeld in eine Fotofalle.
Denn die Tiere breiten sich von dort, wo sie wiederangesiedelt wurden, seit Jahrzehnten kaum aus. Zwischen den isolierten Vorkommen im Bayerischen Wald, im Harz und Pfälzerwald sind nur wenige Luchse unterwegs, fast immer einzelne Männchen. Zu viele Luchse werden überfahren oder gewildert. Mögliche Lebensräume sind durch Straßen und Siedlungen zerschnitten, dazwischen liegt öde Agrar steppe. Der BUND fordert von der Bundes regierung, die Tiere gezielt zu schützen. So überbrücken gerade Luchsweibchen nur ausnahmsweise größere Entfernungen. Wo wandernde Männchen aber geeignete Lebensräume erreicht haben, sollte man ihnen – eng abgestimmt mit der lokalen Bevölkerung – Weibchen hinzugesellen. Diese neuen Bestände können dann zu Trittsteinen zwischen den größeren Luchsvorkommen werden.
www.bund.net/luchs
UNTERWEGS Wo leben Wildkatzen, wo können sie überall auftauchen? Gibt es sie auch bei mir? Und wie kommen sie am besten von Wald A nach Wald B, vorbei an Siedlungen und ausgeräumter Feldflur? Antworten liefert seit vielen Jahren unser Wildkatzen-Wegeplan. Die überarbeitete und interaktive Karte ist jetzt wieder online zu finden. Wer mehr über die heimliche und faszinierende Art erfahren will, findet hier aktuelle Informationen zur Wildkatze und ihrem Lebensraum. Und zu unserer Schutzarbeit sowie Ausflugzielen. Mit BUND-Kontaktadressen.
www.wildkatzenwegeplan.de
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Der Biologe und Hummelforscher Dave Goulson erklärt in diesem Handbuch, welche Pflanzen sich eignen, warum Insektenhotels aus dem Supermarkt oft nicht so recht funktionieren und wie man stattdessen Nistplätze schafft. dave-goulsons-bienenweide.de
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Foto: © Marta Rossi
Jeder Garten kann zum Paradies für Insekten werden!
6 Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES
KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.
Überarbeitete Straßenverkehrsordnung vollständig in Kraft getreten: Nach einer einjährigen Hängepartie hat die Verkehrsministerkonferenz endlich wirkungsvollere Bußgelder abgesegnet. Wer Radwege zuparkt, zu schnell Auto fährt, ohne Schulterblick abbiegt oder unachtsam die Autotür öffnet, muss künftig deutlich mehr Strafe zahlen. Gut für die Sicherheit all jener, die speziell in der Stadt viel mit dem Fahrrad unterwegs sind. Uneinigkeit über Fahrverbote und ein Formfehler in der Novelle hatten zu der Verzögerung geführt. Ein schnellerer Führerscheinentzug für Autoraser ist damit aber leider vom Tisch.
Vergangenes Jahr verzehrten die Deutschen so wenig Fleisch wie noch nie seit 1989, als diese Zahl erstmals ermittelt wurde: 57,3 Kilogramm pro Person. 2019 lag diese Menge noch bei mehr als 58 Kilogramm. EU-weit ging die Nachfrage nach Fleisch noch deutlicher zurück, um 2,3 Prozent auf 65,4 Kilogramm pro Kopf und Jahr. Obwohl nach wie vor zu viel Fleisch gegessen wird, stimmt diese Entwicklung verhalten optimistisch. Weltweit hat sich der Fleischkonsum in den letzten 20 Jahren allerdings verdoppelt.
Helfen Sie, einen Verbund von insektenfreundlichen Gärten zu schaffen! Klein-, Privat- und Schulgärten sowie kommunales Grün bieten viel Potenzial für Insekten, Vögel oder Kleinsäuger – sofern sie pestizidfrei und naturbewusst gestaltet werden. Der BUND möchte naturnahe Gärten sichtbar machen und ihre Zahl vergrößern. Wie ohne Gift und Torf gärtnern? Wir geben Ihnen Tipps für mehr Vielfalt im Garten. Unser Ziel ist ein großer Verbund von insektenfreundlichen Gärten, damit schutzwürdige Arten langfristig überleben. Bitte tragen Sie Ihren Garten oder Balkon in unsere Karte ein: www.bund.net/Garten
Reparieren statt wegschmeißen und Ressourcen vernichten: Seit dem 1. März müssen Elektrogeräte wie Kühlschränke und Fernseher einfacher zu reparieren sein. Hersteller haben ihre Produkte EU-weit derart zu gestalten, dass sie auseinandergebaut und Ersatzteile ausgewechselt werden können. Dazu müssen sie Ersatzteile über Jahre vorhalten und über die gängigen Reparaturen informieren. Produkte sollen damit länger haltbar werden. Gut so, meint der BUND, der mit einem Bündnis lange für das Recht auf Reparatur gekämpft hat. Aber bitte nun auch Geräte wie Smartphones, Tablets oder PCs einbeziehen! Mehr dazu: www.bund.net/studie-coolproducts www.runder-tisch-reparatur.de
Ein bahnbrechendes Urteil: Erstmals war vor dem Bundesverfassungsgericht eine Umweltklage erfolgreich. Das Gericht erklärte Ende April die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens für verbindlich. Der Gesetzgeber sei verpflichtet, seine Klimapolitik danach auszurichten. Weil er über das Jahr 2030 hinaus keine konkreten Schritte und kaum Budget eingeplant habe, müsse er nun deutlich ehrgeizigere Ziele festlegen. Das Gericht folgte damit den Argumenten mehrerer Klagen von Umweltverbänden und Einzelpersonen. »Dieses Urteil ist ein Durchbruch«, freuten sich Professor Felix Ekardt und Anwältin Franziska Heß, die den BUND vor Gericht vertreten hatten.
Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES 7
BUNDESTAGSWAHL
ES GEHT UMS GANZE Die Bundestagswahl im September bietet nicht nur Chancen auf einen Regierungswechsel. Auch ein grundlegender Politikwechsel erscheint möglich. Mit einer Zukunftsagenda wird der BUND Position beziehen.
Foto: Georg Wendt
SOZIALE SICHERHEIT
Demo für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft
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ie drohende Klimakrise und der rapide Schwund von Artenvielfalt und Wildnis verbieten ein Weiter-so. Auf diese Krisen müssen wir Antworten finden, so weitreichend, wie auch die Probleme sind, vor denen wir stehen. Es geht uns um eine ökologische und gerechte Gesellschaft für alle Menschen. Deshalb veröffentlichen wir in wenigen Tagen gemeinsam mit dem Paritätischen Gesamtverband eine Zukunftsagenda. Darin vereinen wir soziale und ökologische Fragestellungen in einer neuen Qualität. Gemeinsam machen wir deutlich, dass der ökologische Umbau der Gesellschaft und Fragen sozialer Gerechtigkeit zusammengehören. Und wir präsentieren neun Schritte zu einer ökologischen, sozial gerechten Gesellschaft.
Ernährungswende. Soll heißen: Ställe, die den Tieren gerecht werden, bunte Äcker ohne Gentechnik, gesunde Lebensmittel, weniger Fleisch und eine faire Bezahlung derer, die in der Landwirtschaft tätig sind. (Siehe den Schwerpunkt dieser Ausgabe)
ÖKOLOGISCHE ZUKUNFT Unsere »Zukunftsagenda für die vielen« enthält die zentralen Anliegen des BUND. So fordern wir eine Energierevolution: Wir müssen aus der Infrastruktur für Kohle, Öl und Gas aussteigen und einen sicheren Umgang mit den Hinterlassenschaften der Atomkraft finden. Bis 2035 muss der Strom in Deutschland hundertprozentig erneuerbar sein. Statt dabei auf zentrale Strukturen der Energiekonzerne zu setzen, müssen alle Bürgerinnen und Bürger in der Lage sein, im Einklang mit der Natur selbst Strom zu erzeugen. Ferner fordern wir eine nachhaltige Mobilität für alle, mit dem Ziel, die Abhängigkeit vom Auto zu durchbrechen: Unser Verkehr muss sozial- und umweltverträglich aufgebaut werden. Und wir fordern eine soziale und ökologische Agrar- und
Für den großen Wandel fordern wie zudem soziale Sicherheit. Sprich: einen sozialökologischen Umbau, der alle mitnimmt und niemanden zurücklässt. Dazu müssen wir insgesamt weniger Ressourcen nutzen, gleichzeitig die Armut abschaffen und soziale Ungleichheit bekämpfen. Böden sind ein knappes Gut, ein lokales Gemeinschaftsgut. Gemeinsam wollen wir sie vor Zerstörung und Flächenverbrauch schützen. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass alle Menschen sich Wohnraum leisten können. Im Bereich Wohnen und Böden werden wir gemeinsam getragene Wirtschaftsmodelle in den Vordergrund stellen. Auch die längst überfällige ökologische Modernisierung von Gebäuden wollen wir so beflügeln. Wir fordern gutes Wohnen für alle und eine grüne Infrastruktur aus Parks und Naturflächen. Das ist nötig, um die biologische Vielfalt zu bewahren und für ein gutes Stadtklima sowie Gesundheit und Erholung zu sorgen.
VIELE ANGEBOTE Diese Zukunftsagenda werden wir ins Zentrum unserer Arbeit zur Bundestagswahl stellen. Wir wollen damit für einen echten Politikwechsel werben und kämpfen. Und dazu viele Diskussions-, Aktionsund Informationsangebote machen. Den Auftakt bilden am 5. und 6. Juni die »Aktionstage für eine nachhaltige Mobilität für alle«. Nicht nur an der geplanten A 20 zwischen Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden wir uns dann für ein Ende des Autobahnausbaus einsetzen.
www.bund.net/zukunftsagenda
8 Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES › Meldungen aus Bayern
Foto: BN
50 JAHRE UMWELT MINISTERIUM
Auch BN-Landesvorsitzender Richard Mergner (3.vo.li.) warb in Weiden für die Rettung von 65 Hektar Staatswald.
BÜRGER LEHNEN GEWERBEGEBIET AB Die Weidener Bürgerinnen und Bürger haben im Februar das geplante Gewerbegebiet West IV in einem Bürgerentscheid abgelehnt. Damit stellten sie sich gegen die große Mehrheit der Kommunalpolitik und retteten 65 Hektar Staatswald vor einer Rodung. »Wir freuen uns über dieses landesweit bedeutsame Bürgervotum für den Naturund Waldschutz. Damit haben die Bürgerinnen und Bürger den Weg für eine nachhaltige und naturschonende Stadtentwicklung geöffnet«, freute sich der BN- Landesvorsitzende Richard Mergner. Das
geplante Gewerbegebiet wäre ein drastisches Negativbeispiel für ungebremsten Flächenverbrauch und Naturzerstörung in Bayern gewesen. Die Fläche ist Teil eines stadtnahen, zusammenhängenden Waldgebiets, das große Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung, den Wasserhaushalt und das Lokalklima Weidens besitzt. Außerdem kommen darin geschützte Tier- und Pflanzenarten wie Wildkatze und Schwarzspecht vor und es wächst gerade ein vorbildlicher Zukunftswald aus Buchen und Eichen heran.
GROSSE TATEN FÜR KLEINE WANDERER Mit der alljährlichen Amphibienwanderung im Frühling startete der BUND Naturschutz auch wieder Bayerns größte Artenschutzaktion, bei der er bis zu 700 000 Amphibien das Leben rettet. Oft müssen Frösche, Kröten und Unken auf der Wanderung zu ihren Laichgewässern Straßen queren und laufen Gefahr, zu Hunderttausenden überfahren zu werden. Um die Tiere vor diesem Schicksal zu bewahren, waren rund 6000 freiwillige Helfer bayernweit mit Gummistiefeln, Warnwesten und Stirnlampen an Straßenrändern unterwegs und brachten die eingesammelten Tiere sicher auf die andere
Straßenseite. Allerdings sinkt die Anzahl der Tiere in den Fangeimern. So fanden sich im Landkreis Straubing-Bogen vor 2017 jährlich bis zu 6000 Amphibien in
Der BUND Naturschutz hat vor 50 Jahren das damalige Staatsministerium für Umwelt und Landesplanung mit auf den Weg gebracht. Heute braucht Bayern den Aufbruch für eine neue Umweltpolitik. Die epochalen Menschheitsprobleme Artensterben und Klimakrise bedrohen unsere Lebensgrundlagen. Das Umweltministerium in Bayern muss deshalb vom Reparaturbetrieb zum Architekten einer vorsorgenden Natur- und Umweltpolitik werden. »Ob im Bereich der Agrarpolitik, der Mobilität oder bei der Eindämmung des Flächenverbrauchs muss der Umweltminister endlich mitentscheiden. Bayern benötigt eine ökosoziale Transformation, die Aufgabe aller Ressorts und Leitlinie allen Wirtschaftens sein muss,« erklärt der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. So wichtig und erfolgreich einzelne Artenschutz-Maßnahmen, Naturschutzprojekte oder die Reduzierung einzelner Schadstoffe in der Vergangenheit waren, sie konnten den weiteren Rückgang vieler Arten und die Klimakrise nicht aufhalten. Einer mittlerweile großen Anzahl an hervorragenden Naturschutz-Konzepten fehlt die konsequente Umsetzung.
den Eimern. Im Jahr 2017 waren es nur noch 3500 Tiere, im Jahr 2019 nur mehr 2400 Tiere. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in anderen Regionen, etwa dem schwäbischen Landkreis Günzburg, wo an den Amphibienübergängen ein Rückgang von bis zu 60 Prozent zu verzeichnen ist. »Die intensive Landwirtschaft, die Zerschneidung und Bebauung der Landschaft, das Insektensterben und die Klimakrise sind zentrale Gründe dafür«, erklärt der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner. »Bald könnten selbst Allerweltsarten wie Erdkröte und Grasfrosch ein seltener Anblick werden. Umso wichtiger ist der Klimaschutz – und unsere Rettungsaktion für Amphibien.«
Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES › Meldungen aus Bayern 9
Sie verschlingen Milliarden, verursachen mehr Verkehr, verlaufen durch Naturschutzgebiete und werden gegen den Willen der Bevölkerung gebaut: neue Autobahnen und Bundesstraßen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die zwölf absurdesten Bauprojekte in einer Studie genauer untersucht. Darunter findet sich auch die B 15 n zwischen Landshut und Rosenheim. Seit 1974 wehren sich die Anwohner gegen das Bauprojekt. Die bayerische Staatsregierung will das Vorhaben dennoch durchdrücken und zwar möglichst ohne die Öffentlichkeit zu beteiligen. Die vierspurige, autobahnartige Straße wäre ein fataler Eingriff in die bayerische Kulturlandschaft und mehrere Biotope. Auch die Planung der B 26 n bei Würzburg ist ein Desaster: »Kommt die Straße wie geplant, würde sie Verkehr von den Autobahnen A 3 und A 7 hin zu den Gemeinden verlagern und einem Naturschutzge-
Foto: Klaus Leidorf
DESASTER IM DUTZEND
Flächenfressendes Dinosaurier-Projekt: die B 15 neu, hier bei Essenbach
biet schaden«, betont Erwin Scheiner, stellvertretender Sprecher des BN-Arbeitskreises Verkehr. Zu allen zwölf Unsinnsprojekten hat der BUND Alternativen entwickelt. Denn es gibt sie: einfach umsetzbare, kostengünstige und umweltverträgliche Varianten.
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Mehr zum Thema www.bund.net/themen/mobilitaet/ infrastruktur/fernstrassen/desaster- im-dutzend
Foto: Martin Geilhufe
AKTIONSTAG FÜR SYSTEMWECHSEL IN DER LANDWIRTSCHAFT
Mehrere Vereine und Verbände beim coronakonformen Protest gegen Agrarkapitalismus
Mit einer Aktion vor der bayerischen Staatskanzlei haben Verbände des bayerischen Agrarbündnisses Mitte April verdeutlicht, unter welchem Druck bayerische Bauernhöfe, Nutztiere und Umwelt stehen. Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner kritisierte, dass der Aussage des Ministerpräsidenten, der »mehr Agrarökologie statt Agrarkapitalismus« fordere, zu wenig Taten folgten. Auch in Bayern ist die Tendenz zur Industrialisierung der Landwirtschaft ungebrochen und gibt es Massentierhaltung. Solange die Tierhaltung von Importfuttermitteln abhängig bleibt, Fleisch für den Export produziert wird und die großen Schlachtunternehmen unter Umgehung von Tariflohnzahlungen ihre Gewinne erwirtschaften können, kann von einem Systemwechsel noch keine Rede sein.
10 Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES › Landesentwicklungsprogramm
BAYERNS SCHÖNHEIT BEWAHREN
Foto: gettyimages
LANDESENTWICKLUNG BRAUCHT EIN NEUES PROGRAMM
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In Bayern wird derzeit das Landesentwicklungsprogramm (LEP) in Teilen neu aufgelegt. Zentraler Punkt: Was darf wo gebaut werden? Der BN fordert eine A usrichtung des LEP an Umweltzielen.
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DORIS TROPPER Stellvertretende BN-Vorsitzende und Geographin
as im Landesentwicklungsprogramm steht, beschäftigt auch Umweltschützer, denn es ist eines der zentralen Werkzeuge für den Flächenschutz in Bayern. Nach wie vor verschwinden im Freistaat Tag für Tag große Flächen unter Asphalt und Beton. Die Staatsregierung hat immer wieder ihren Willen zum Flächensparen verkündet, doch den schönen Worten folgte – nichts. Das Landesentwicklungsprogramm koordiniert die Fachplanungen und gibt die räumliche Entwicklung für die Regionalplanung vor. Wo in Bayern was gebaut werden darf und wo nicht, kann also in Teilen das LEP vorgeben. Deshalb ist es so wichtig für den Flächen- aber auch für den Klima- und Umweltschutz insgesamt. In den vergangenen Jahren war das LEP
teilweise stark umstritten, etwa wegen des sogenannten Anbindegebots. Dieses besagte bis 2018, dass neue Siedlungen nur angebunden an bestehende Siedlungen ausgewiesen werden dürfen. Trotz erheblichen Widerstandes wurden hoch umstrittene Ausnahmen zugelassen, die bestimmte Ansiedlungen auf der grünen Wiese erlauben. Obwohl die Bayerische Staatsregierung nach Protesten mehrmals angekündigt hat, die Ausnahmen wieder zurückzunehmen, ist bis heute nichts passiert.
LANDESPLANUNG STÄRKEN! Jetzt will die Staatsregierung die Punkte Klimaschutz, nachhaltige Mobilität und gleichwertige Lebensverhältnisse im LEP nachbessern. Der BUND Naturschutz fordert stattdessen: Das gesamte Landesentwicklungsprogramm gehört auf den Prüfstand! Es muss vertieft und angepasst werden, um den dringenden Herausforderungen der Biodiversitäts- und Klimakrise wirksam zu begegnen. Derzeit bleibt das LEP deutlich hinter seinen regulatorischen Möglichkeiten zurück. Bei einer
gründlichen Überarbeitung muss die Landesplanung gestärkt und mit eindeutigen Regelungen und Weisungen ausgestattet werden. Dafür muss die Zielsetzung des LEP so verändert werden, dass das LEP als Werkzeug zur Bekämpfung dieser Krisen dient und nicht als »Highway« zur schnellen Ausweisung immer neuer Bau- und Gewerbegebiete. Das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu 1990 zu begrenzen, und der Erhalt, der Schutz und die Rückgewinnung der Biodiversität müssen für die Zukunft als Prämissen festgehalten werden. Gleichwertige Lebensverhältnisse, nachhaltige Mobilität und mehr Klimaschutz erreicht man nur, wenn das LEP klare Vorgaben enthält, die über alle Kapitel hinweg verknüpft und in ein Gesamtkonzept eingeordnet sind. Der BUND Naturschutz setzt sich in der breiten »Initiative für ein besseres LEP« dafür ein, dass das Landesentwicklungsprogramm ein Mittel zum Schutz unserer Landschaft, der Umwelt und des Klimas wird.
Natur +Umwelt 2 | 21 › AKTUELLES › Wasserrahmenrichtlinie 11
Foto: Heini Inkoferer
AKTIV WERDEN
Wichtiger Lebensraum für viele Arten: die Randstreifen entlang von Gewässern wie hier an der Pfettrach im Landkreis Landshut
GELTENDES RECHT ENDLICH UMSETZEN!
ZUKUNFT FÜRS WASSER Derzeit werden in Europa zentrale Weichen für den Gewässerschutz gestellt. Wir haben jetzt die Chance, die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie voranzubringen. CHRISTINE MARGRAF Gewässerschutzexpertin des BN
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uter ökologischer, chemischer und mengenmäßiger Zustand« – was formalistisch klingt, sind große Ziele für Grundwasser und Gewässer, die seit dem Jahr 2000 für alle EU-Mitgliedsstaaten gelten. In Bayern sind wir davon noch weit entfernt. Beispielsweise erreichen nicht einmal 20 Prozent der Flüsse und Bäche bisher den »guten ökologischen Zustand«. Zum dritten Mal seit dem Jahr 2000 erstellen die Behörden nun Bewirtschaftungspläne und Maßnahmen-Vorschläge,
um endlich voranzukommen. Deren Entwürfe können bis 22. Juni 2021 im Internet kommentiert werden, weil die EU eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit fordert. Die Belastungen unserer Gewässer, des Grundwassers und der Feuchtgebiete sind nach wie vor hoch. Ob das die zahlreichen Verbauungen, Querbauwerke und Staustufen sind, eine hohe Feinstoff-, Pestizid- und Nitrat-Belastung, Entwässerung oder zunehmender Wassermangel infolge der Klimakrise. Der Handlungsbedarf ist enorm, was auch die amtliche Risikoanalyse 2019 festgestellt hat. Umso wichtiger sind nun Pläne mit endlich wirksamen Maßnahmen und deren Umsetzung. Eine erste Auswertung durch den
• Auch Sie können helfen, ob beim Grundwasserschutz oder den 92 000 Kilometern kleiner Gewässer in Bayern: Unterstützen Sie Wasserschutz-Initiativen vor Ort, wasserschützende Politiker und Landwirte. Fordern Sie gemeinsam mit den Wasseraktiven Ihrer örtlichen BN-Gruppe, dass Bayerns Grundwasser wieder sauber und Feuchtgebiete und Bäche wieder lebendige Lebensadern vor Ihrer Haustür werden – nicht nur, aber gerade jetzt in der öffentlichen Anhörung. Infos zur Anhörung beim BN oder unter www.lfu.bayern.de/wasser/wrrl • Wer möchte mit der JBN Gruppe, der Schulklasse oder Familie das Gewässer um die Ecke genauer unter die Lupe zu nehmen? Die JBN lädt Kinder ein, Teil des Gewässerrandstreifen-Paten schaft-Projekts der JBN und des BN zu werden. Sende eine Dokumentation deines Projekts an die JBN und werde Teil des Naturtagebuch-Wettbewerbs (siehe S. 44). Mehr Infos unter: www.jbn.de
BN zeigt aber, dass sie diesem Anspruch nicht gerecht werden. In vielen Fällen soll der gute Zustand sogar erst bis 2045 und später erreicht werden – obwohl die EU- Richtlinie dazu bis 2015 mit Verlängerung bis maximal 2027 verpflichtet. Der BUND Naturschutz setzt sich für wirksame Maßnahmen und deren Umsetzung, hohe Synergien mit dem Naturschutz, für mehr Verbindlichkeit und gegen weitere Fristverlängerungen ein. Wir fordern bessere Rahmenbedingungen, vor allem eine Agrarpolitik, die endlich mehr den Schutz von Wasser und Natur belohnt.
12 Natur +Umwelt 2 | 21 › KOMMENTAR
OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND.
KOMMENTAR
KÜHE, KONFLIKTE, KOMPROMISSE Zu unserer Arbeit in der Zukunftskommission Landwirtschaft.
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aberrunde? Kaum kompromisstauglich? Aus allen Richtungen haben wir Kritik an der Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft vernommen. Die Bundesregierung hatte das Gremium im Juli 2020 berufen. Bis zum Sommer soll es Vorschläge zur Zukunft der deutschen Landwirtschaft vorlegen. Dabei kommen viele, teilweise gegensätzliche Positionen auf einen Tisch. Ob Bauernverband, Landfrauen und Lebensmittelindustrie, Wissenschaft, Umweltschutz oder Jugendverbände: Alle reden mit. BUND und BUNDjugend beteiligen sich aktiv an der Kommission. Die BUNDjugend hat gemeinsam mit der Landjugend ein Zukunftsbild vorgelegt, welches viel Zuspruch gefunden hat. Klar, dass es in der Kommission um Kompromisse geht. Wer nicht aufeinander zugehen will, ist falsch in solchen Runden. Die Zwischenergebnisse schmerzen alle – auch uns. Dabei hilft es, sich in die anderen hineinzuversetzen: Warum will mein Gegenüber an der Verteilung der Agrarmilliarden nach Flächengröße festhalten? Wie kann man behaupten, die Landwirtschaft sei nicht mitschuldig am Insektensterben? Weshalb geht man die Ökologisierung der Landwirtschaft nur so zaghaft an? Für uns waren diese vergangenen Monate sehr aufschlussreich. Wir haben vieles gelernt, Allianzen geschmiedet und in persönlichen Gesprächen Kompromisse gesucht. Teilweise konnten wir andere auch von unseren Positionen überzeugen. Nun sind wir auf der Zielgeraden dieses Prozesses. Die kommenden Wochen werden darüber entscheiden, wie wertvoll unsere Arbeit war.
MYRIAM RAPIOR vertritt die BUNDjugend in der Kommission.
Wird es uns gelingen, einen guten Kompromiss und wirksame Lösungen für die drängenden Fragen zu finden – für das Artensterben, die Klimakrise oder das Höfesterben? Nur dann wird der Abschlussbericht der Zukunftskommission ein Erfolg sein. Ob das klappen wird? Wir wissen es nicht. Vielleicht wird es ein schlechtes Ergebnis. Vielleicht schaffen wir es gar nicht über die Ziellinie. Vielleicht wird der finale Text kaum das Papier wert sein, auf welchem er gedruckt wird. Dann wird er im Papierkorb der Agrargeschichte von Ministerin Julia Klöckner landen, wie das bei ihren Vorgänger*innen mit dem Grünbuch (Christian Schmidt) oder dem Charta-Prozess (Ilse Aigner) passiert ist. Egal wie es ausgeht: Als BUND und BUNDjugend werden wir weiterhin intensiv und leidenschaftlich für die Agrarwende streiten. Bis zur Bundestagswahl und danach mit einer neuen Bundesregierung. Wir werden Missstände im Insektenschutz anprangern und die verfehlte Düngepolitik kritisieren. Und wir werden dafür werben, die Zahl der Nutztiere zu senken und all jene, die unsere Lebensmittel erzeugen, fair zu bezahlen. Mit einem guten Abschlussbericht der Zukunftskommission im Rücken wird uns das leichterfallen. Und sollte er nur dürftig geraten, dann war es zumindest einen Versuch wert. Unsere agrarpolitische Arbeit geht so oder so weiter. Dabei zählen wir auf Sie und euch. Denn Veränderungen müssen von vielen Menschen mitgetragen werden. Nur so werden sie dauerhaft Wirkung zeigen. Auf dem Acker, im Supermarkt und in der Politik.
„Klimaschutz beginnt bei uns!“
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Foto: Wilhelm Schäkel
BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT
Schön, nicht? Diese Kulturlandschaft im Norden Brandenburgs steht im Einklang mit der Natur. Nachhaltig wirtschaften ist möglich, das zeigen vor allem viele Bio-Bauernhöfe seit Jahr und Tag. Dafür verdienen sie mehr Unterstützung. Umgekehrt darf es nicht länger profitabel sein, massenhaft Tiere zu quälen, natürliche Lebensräume zu zerstören und Wasser und Böden zu vergiften. Tatsächlich hat die Bundesregierung im April angekündigt, ihre Agrarförderung teilweise zu reformieren, gegen den Widerstand
von Agrarministerin Klöckner. Und das war überfällig, auch wenn die neuen Gesetzentwürfe noch deutlich nachgebessert werden müssen. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, warum die Agrarwende eng verknüpft mit einer Änderung unserer Ernährung ist. Was der BUND von Pestiziden und neuen Gentechniken hält. Und wo sich seine Aktiven beispielhaft für eine naturverträgliche Landwirtschaft einsetzen.
16 Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA
AGRARWENDE = ERNÄHRUNGSWENDE Ohne veränderte Essgewohnheiten wird die Agrarwende kaum möglich sein. Darum muss die Bundesregierung Anreize für eine häufiger fleischfreie Kost bieten.
KATRIN WENZ ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Agrarpolitik.
S
eit vielen Jahren diskutieren wir in Deutschland darüber, wie sehr die intensive Mast von Schweinen oder Geflügel der Umwelt schadet und dem Tierschutz widerspricht. Dennoch wird nirgendwo in Europa mehr Milch und (mit Ausnahme Spaniens) mehr Schweinefleisch produziert als hierzulande. Doch die Betriebe haben nur wenig davon: Da sie für ein Kilo konventionelles Schwein gerade einmal etwa 1,50 Euro erhalten, stehen sie wirtschaftlich stark unter Druck. Der Fehler liegt hier im System.
WENIGER UND BESSER Der Umbau der Tierhaltung kommt nur sehr langsam voran, auch wenn der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik schon vor Jahren Pläne dafür vorgelegt hat. Er schlug strengere Standards vor, orientiert an den bestehenden Tierschutzlabeln. Und ein neues Leitbild für den Fleischkonsum: weniger, dafür besseres Fleisch essen. 2019 berief Agrarministerin Julia Klöckner ein weiteres Expertengremium, die Borchert-Kommission. Sie ist sich weitgehend einig darin, die Standards in der Tierhaltung bis 2040 schrittweise zu erhöhen – für mehr Tierschutz und gesellschaftliche Akzeptanz. Viele der heute üblichen Mastanlagen würden so verschwinden.
Um den Umbau finanzieren zu können, schlägt die Kommission vor, uns Verbraucher*innen an den Kosten zu beteiligen. Diskutiert werden Aufschläge von 40 Cent pro Kilo Fleisch und Wurst sowie 2 Cent pro Kilo für Milch und Frischmilchprodukte. Der Bundestag stimmte im vergangenen Sommer dafür, diese Empfehlungen umzusetzen.
HALB SO VIEL FLEISCH Der BUND drängt darauf, den Umbau möglichst rasch anzugehen und die Pläne der Borchert-Kommission umzusetzen. Um regionale Nährstoffkreisläufe zu ermöglichen und die Tierhaltung schonender fürs Klima zu gestalten, muss die Zahl der Tiere an die Fläche gebunden sein, die für den Anbau von Futtermitteln bereitsteht. Zum Schutz der Umwelt muss außerdem die Zahl der Nutztiere insgesamt verringert werden. Dazu, und mit Blick auf unsere Gesundheit, sollten wir auch den Fleischkonsum bis 2050 halbieren. Ohne andere Essgewohnheiten wird das nicht möglich sein.
Billigfleisch verbieten. Um Familien mit geringem Einkommen nicht übermäßig durch höhere Preise auf tierische Lebensmittel zu belasten, könnte zudem der Hartz-IV-Regelsatz für Ernährung erhöht werden. Schließlich muss die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen – und Kantinen, Mensen oder Caterings danach ausrichten, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt. Sie verdienen mehr Unterstützung dabei, Fleisch nur in Maßen und dafür aus besserer Tierhaltung anzubieten.
ANREIZE GEBEN Der erwähnte Aufschlag auf Milch- und Fleischprodukte könnte ein Anreiz sein, um weniger Tierisches aufzutischen. Zusätzlich muss die Bundesregierung eine politische Strategie entwickeln, die den Menschen eine pflanzliche Ernährung erleichtert. Sie muss den nötigen rechtlichen Rahmen schaffen: etwa gesundheitlich besser aufklären und Werbung für
Mehr Gemüse – der Umwelt zuliebe!
Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA 17
POSITION
KRITISCHER DIALOG
Bunt wie dieser Hahn ist der Themenstrauß rund um die Agrarwende.
Foto: Pexels/Pixabay
SEBASTIAN KÖNIG arbeitet im Kompetenzzentrum Natura 2000-Stationen in Erfurt und ist stellvertretender Sprecher des A rbeitskreises Landwirtschaft.
Noch in diesem Jahr wird sich der BUND neu zur Zukunft der Landwirtschaft positionieren. Die Fachleute im Bundesarbeitskreis erarbeiten dazu ein Grundsatzpapier.
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eit Jahrzehnten steht der BUND im Dialog mit der Landwirtschaft. Dabei haben wir immer eine klare Linie verfolgt: für mehr Umwelt- und Naturschutz, für eine bäuerliche Landwirtschaft und gegen die Auswüchse der Agrarindustrie. Auch wenn wir keine Konfrontationen scheuen, steht für uns nicht die Auseinandersetzung im Vordergrund, sondern der Dialog. In der Zukunftskommission Landwirtschaft wie in zahlreichen Agrarbündnissen und Projekten zeigt sich diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Wer Kritik übt, sollte auch Lösungen parat haben oder gemeinsam mit Partnern danach suchen.
VIELE FRAGEN Wir wissen um die angespannte wirtschaftliche Situation in der Landwirtschaft. Und den Druck, der auf vielen bäuerlichen Betrieben lastet. Der BUND kämpft mit vielen Bündnispartnern für eine Wende in Europas Agrarpolitik. Immer wieder haben wir dabei klargemacht, dass man mit den Bäuerinnen und Bauern reden muss, nicht über sie. Die Gemengelage in der Landwirtschaft ist vielfältig. Neben klassischen Themen (umweltschonender Ackerbau und Grünlandnutzung, artgerechte Nutztierhaltung) treten Fragen in den Vordergrund, die nicht auf Anhieb zu beantworten sind: Wie schützen wir Landwirtinnen und Landwirte, die sich für das Gemeinwohl einsetzen wollen, vor Konzernen und Konzentrationen im Einzelhandel? Welche Marktordnung spiegelt die tatsächlichen Kosten unserer Lebensmittelerzeugung wider? Wie finanzieren wir den Umbau der Nutztierhaltung, wie wirken zusätzliche Abgaben und Steuern? Welche Chancen und Risiken bietet die Digitalisierung in der Landwirtschaft? Dieser bunte Strauß von Themen muss von uns im BUND zusammengedacht
werden. Eine neue Position zur Landwirtschaft soll in Kürze das inzwischen 30 Jahre alte Grundsatzprogramm ersetzen. Unser Arbeitskreis wird darin auf die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft eingehen.
IDEEN UND ANSTÖSSE In den letzten Jahrzehnten haben sich die Probleme, mit denen Natur und Landwirtschaft konfrontiert sind, verschärft. Das Sterben der Höfe, der Verlust der biologischen Vielfalt, belastete Gewässer und Böden, niedrige Erzeugerpreise – all das ist nicht neu. Aber mithilfe wissenschaftlicher Erkenntnisse und gemeinsam mit einem breiten Bündnis der Zivilgesellschaft entwickeln wir Lösungsansätze weiter. Die Basis für die neue BUND-Position bildet der Grundsatzbeschluss des BUND zum ökologischen und sozialen Wandel unserer Gesellschaft. Hierbei spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle. Unser Papier möchte Ideen und Anstöße liefern für eine zukunftsfähige und enkeltaugliche Landwirtschaft in Deutschland und der ganzen Europäischen Union. www.bund.net/landwirtschaft
18 Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA
GENTECHNIK
Foto: istock
… DURCH DIE HINTERTÜR?
MARTHA MERTENS
Foto: J. Farys
ist Sprecherin des Arbeitskreises Gentechnik.
DANIELA WANNEMACHER
Protest auf der »Wir-habenes satt«-Demo 2018 in Berlin
leitet die BUND-Gentechnikpolitik.
2018 ließ der Europäische Gerichtshof keinen Zweifel: Auch neuere Verfahren zur gentechnischen Veränderung von Pflanzen und Tieren fallen unters europäische Gentechnikrecht. Die EU-Kommission hat eine Studie zum Umgang mit der neuen Gentechnik erstellt. Ist unsere Wahlfreiheit bedroht?
G
emeinsam mit Umwelt- und Verbrau cherschutzverbänden, Züchtern und Bäuerinnen sowie der Öko- und »ohne Gentechnik«-Branche setzt sich der BUND für die Wahlfreiheit ein: Die EU- Regeln zur Zulassung, Transparenz und Kennzeichnung müssen für die neuen gentechnischen Verfahren fortbestehen. Wie viele unserer europäischen Verbündeten fürchten wir, dass die von den Mitgliedstaaten beauftragte Studie zur »Einstufung neuer genomischer Techniken« dazu genutzt werden könnte, uns beim Einkauf die Wahl zu nehmen.
MASSIVES LOBBYING Der Gerichtshof hatte klar formuliert: Das Prinzip der Vorsorge gebiete, auch neue Gentechniken nach dem geltenden Recht zu regulieren. Die mit ihnen verbundenen Risiken seien denen der bisherigen Gentechnik vergleichbar. Eine »long history of safe use« – also Erfahrungen hinsichtlich der Folgen und Risiken für Mensch, Natur und Umwelt – läge für sie noch nicht vor. Dennoch läuft die Agrarchemie-/BiotechIndustrie Sturm gegen diese Regulierung. Seit Jahren lobbyiert sie massiv dafür, die europäische Gesetzgebung aufzuweichen, um neuartiges Genfood auf den Markt zu bringen. Das zeigt ein kürzlich erschienener Report von Corporate Europe Observatory. Dabei lehnen vier von fünf EU-Bürger*innen die Gentechnik ab, wie eben erst eine Umfrage der europäischen Grünen bestätigte.
übergroßen Einfluss hatte: Rund drei Viertel der befragten Interessengruppen kamen aus der Industrie. Agrarkonzerne wie Cargill konnten über Branchenverbände gleich mehrfach Einfluss nehmen, auch indirekt betroffene Industriezweige wie Pharma und Kosmetik konnten Stellung nehmen. Ökozüchter und -züchterinnen aber, die im Falle einer Deregulierung viel Mühe hätten, um weiter gentechnikfreies Saatgut herstellen zu können, mussten darauf pochen, von der Kommission angehört zu werden. Für den BUND ist klar: Wir setzen uns weiter für umfassende Gentechnikgesetze ein, für die Wahlfreiheit und eine langfristig nachhaltige Landwirtschaft ohne Gentechnik. Und wir wehren uns gegen alle Versuche der Industrie, die Gentechnik in ein neues, mildes Licht zu stellen.
INDUSTRIE BEVORZUGT Ende April war die Studie der Kommission angekündigt. Die BUND-Dachorganisation »Friends of the Earth Europe« konnte zeigen, dass die Industrie schon im Vorfeld
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Mehr zum Thema www.bund.net/gentechnik www.friendsoftheearth.eu/ food-farming-and-nature/gm-crops
Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA 19
UMWELTGIFTE VERBANNEN CORINNA HÖLZEL
ist die Expertin für Pestizide in der BUND-Bundesgeschäftsstelle
D
er Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft verharrt auf hohem Niveau, zum Schaden der biologischen Vielfalt. Die Gifte beeinträchtigen unsere Wasservorräte, die Bestäubung der Pflanzen, die Bodenfruchtbarkeit und unsere Gesundheit. Doch wer trägt die Kosten dafür? Nicht die Verursacher, die Pestizide herstellen und anwenden. Sondern wir alle, mit steigenden Ausgaben für die Aufbereitung des Trinkwassers, für die Gesundheit oder auch unsere Lebensmittel. Insekten als Bestäuber sind für unsere Ernährung essenziell, sie sichern deren Qualität und Vielfalt.
KAUM MEHR WILDKRÄUTER Pestizide sind entweder »Pflanzenschutzmittel«, also Herbizide gegen Wildkräuter, Insektizide gegen Schadinsekten, Fungizide gegen Pilzkrankheiten. Oder Biozide, die uns Menschen oder Material vor unerwünschten Tieren und Pflanzen schützen. Alle Pestizide dienen dazu, Lebewesen zu töten oder zu schädigen. Sie wirken nicht nur auf Zielorganismen wie Beikräuter oder Schadinsekten. Sie schädigen auch andere Tiere und Pflanzen
VERALTETE ZULASSUNG und greifen massiv und andauernd in die Natur ein. Dies geschieht direkt, indem etwa eine Biene auf eine gespritzte Blüte fliegt und dadurch früher oder später stirbt. (Jeder zehnte Wirkstoff in EU-Insektiziden gefährdet Bienen.) Oder indirekt, wenn Totalherbizide wie Glyphosat allen Bewuchs abtöten und damit Insekten die Nahrung entziehen sowie Feldhase und Rebhuhn den Lebensraum nehmen. Unsere Äcker beherbergen kaum noch Wildpflanzen. Von 1970 durchschnittlich noch rund 25 Wildkraut-Arten pro Acker ist heute ein einziges verblieben.
LANGZEITSCHÄDEN Insekten bilden die weitaus artenreichste Tiergruppe und eine wichtige Grundlage unserer Ökosysteme. Sie ernähren Fische, Amphibien oder Fledermäuse. Und viele Vögel: Hier nehmen seit Langem besonders jene Arten ab, die in der Agrarlandschaft Insekten fressen. Verantwortlich für das Insektensterben und damit das Schwinden der biologischen Vielfalt sind wir vor allem deshalb, weil wir ihre Lebensräume zerstören und großflächig Pestizide verwenden. Pestizide verteilen sich breit in der Umwelt: über die Luft durch Abdrift beim Spritzen und die Thermik, über den Verbleib im
Die Art und Weise, wie Pestizide zugelassen werden, ist aus Sicht des BUND komplett veraltet. Denn dabei wird nur die akute Giftigkeit einzelner Wirkstoffe betrachtet. Langzeitschäden oder Kombinationseffekte verschiedener Wirkstoffe sowie die Folgen für empfindliche Arten bleiben außen vor. Und danach gilt: einmal zugelassen – immer zugelassen. Nur mit immensem öffentlichen Druck und viel Forschung gelingt es manchmal die Gefahren von Pestiziden so zu verdeutlichen, dass einzelne Stoffe verboten werden. Etwa bei den bienengefährlichen Neonikotinoiden: Drei Pestizide auf Basis dieser Stoffe wurden nach jahrelangem Streit 2018 im Freiland verboten. In Kleingewässern werden diese Stoffe bis heute nachgewiesen. Protest auf der »Wir-haben-es satt«Demo 2020 in Berlin
Foto: J. Farys
Unsere artenreiche Kulturlandschaft werden wir nur bewahren und wiederherstellen können, wenn wir die Pestizide in der Landwirtschaft stark verringern.
Boden, die Anreicherung in Organismen oder den Transport über Wasser. Und ihr Gift wirkt oft noch Jahre, nachdem sie versprüht wurden.
Illu: gettyimages
PESTIZIDE
20 Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA
Foto: Heinrich Inkoferer
Vielen BN-Aktiven ist es sehr wichtig, durch ihre Präsenz auf Veranstaltungen wie der »Wir haben es satt«-Demo in Berlin ihre Stimme für eine naturverträgliche Landwirtschaft zu erheben. Hoffentlich sind große Demos wie hier im Jahr 2018 bald wieder möglich.
BUND NATURSCHUTZ FORDERT:
AGRARPOLITIK UMKREMPELN!
Die Aussichten für Bayerns Bauernhöfe und die Umwelt müssen endlich verbessert werden. Der BN hat dafür viele praxisnahe Vorschläge, die den Betrieben genauso wie den Menschen und der Natur zugutekommen würden.
I RICHARD MERGNER BN-Landesvorsitzender
STEPHAN KREPPOLD Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft
MARION RUPPANER BN-Agrarreferentin
n den vergangenen 20 Jahren mussten 50 000 Bauernhöfe in Bayern ihre Hoftore schließen. Milch und Schweinefleisch aus Bayern werden zu Niedrigpreisen zum Teil am Weltmarkt gehandelt, und immer noch landet gentechnisch verändertes Soja aus Übersee in den Futtertrögen und darf immer noch verbrauchertäuschend als »Qualität aus Bayern« bezeichnet werden. Eine kürzlich vom bayerischen Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Befragung von Bäuerinnen und Bauern in Bayern ergab, dass 44 Prozent der Befragten die Zukunftsaussichten ihres Hofes als schlecht ansehen. Stephan Kreppold, Biobauer mit viel Herz und Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft, nimmt wahr, dass in den
Medien konsequent über den notwendigen Systemwechsel in der Landwirtschaft berichtet wird. Er stellt fest: »Die Selbstwahrnehmung der Bäuerinnen und Bauern fällt entgegen der gesellschaftlichen Wahrnehmung sehr schlecht aus. Der Beruf Landwirt genießt eine hohe Wertschätzung, die gleich hinter Ärztin und Krankenpfleger rangiert. Kritisiert wird in den Medien aber zurecht das agrarpolitische System, dem die Landwirtschaft unterliegt. Denn das Motto ›Natur nützen‹ mit Chemisierung, Rationalisierung und Robotik hat die Grenze zur Ausbeutung bereits überschritten. In Dutzenden von Gemeinden sind wir konfrontiert mit einer Konzentration in der Schweine- und Geflügelhaltung, welche eher als Teilstrecke eines amerikanischen denn als ›bayeri schen Weges‹ in die Geschichte eingehen wird.«
MEHR AGRARÖKOLOGIE Deswegen müssen die Weichen neu gestellt werden: Der Landesvorsitzende des BUND Naturschutz, Richard Mergner, betont, dass die EU-Agrarmilliarden, die nach Deutschland und Bayern fließen, nicht länger vor allem nach Größe der bewirtschafteten Fläche ausgezahlt werden sollten, sondern sie müssen Umweltleistungen honorieren: »Wir fordern Ministerpräsident Markus Söder und die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auf, endlich mehr Agrarökologie statt Agrarkapitalismus zu wagen.« Erforderlich ist auch eine verbesserte Marktstellung der Bäuerinnen und Bauern, die derzeit noch immer einer Übermacht von Verarbeitung und Handel entgegenstehen. Unternehmerische Freiheit darf nicht mit unlauterem Geschäftsgebaren verwechselt werden, auf Kosten der Existenz von bäuerlichen Betrieben und bezahlt durch mangelhaften Umwelt- und Klimaschutz sowie dem Verlust der Artenvielfalt.
Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA 21
HINTERS HOFTOR GESCHAUT
EIN ECHTER FAMILIENBETRIEB
Dabei haben die Aigners als Nebenerwerbslandwirte begonnen, Alois ist gelernter Elektroniker. Sohn Johannes hat schon als Teenager begonnen, sich um eine allmählich auf 160 Tiere anwachsende Hühnerschar in Freilandhaltung zu kümmern, und auch Tochter Anna hilft auf dem Hof mit.
Foto: Naturlandhof Aigner
»NUR ÖKOLOGISCHER LANDBAU KANN DIE WELT ERNÄHREN.«
Führen erfolgreich einen Bio-Betrieb: Alois und Marianne Aigner. Sohn Johannes und Tochter Anne helfen mit.
Kleine Hühnerschar statt Megastall, Biogemüse statt Maiswüste: Natur+Umwelt besuchte den Bio-Bauernhof der Familie Aigner im niederbayerischen Reisbach.
I
m zentralen Vilstal im Landkreis Dingolfing-Landau betreiben die Aigners Getreide- und Gemüseanbau. Legehennen, Hähnchenmast und der Direktverkauf im Hofladen sind wichtige Standbeine des Familienbetriebs. Alois Aigner engagiert sich im BN als Vorsitzender der Kreisgruppe. Dass er auf ökologischen Landbau umstellt, war für den 58-Jährigen gar keine Frage, als er den Hof 1997 von seinem Vater übernommen hat. So wurde aus dem Bauernhof, den es seit etwa 1870 gibt, ein Naturland-Betrieb. Ein konventioneller Hof könnte von den 16 Hektar Ackerfläche und 9 Hektar Wald kaum leben. »Weil
wir in der Lebensmittelbranche nirgends Kostenwahrheit haben«, sagt Aigner. Ein paar Pioniere des ökologischen Landbaus gab es damals in der Region bereits, »aber hier im zentralen Vilstal waren wir die Ersten«, erzählt Marianne Aigner. Die gelernte Floristin führt den Hof laden mit einem großen Bio-Sortiment, der sich aus einem kleinen Direktverkauf ab Hof entwickelte und heute das zentrale Standbein des Betriebes ist. Der persönliche Kontakt zu den Kunden ist für sie ein besonders schöner Aspekt ihres Berufs.
Der Kontakt zum BUND Naturschutz kam bei den Aigners nicht über die Landwirtschaft, sondern über das Thema Energieversorgung. Schon in den 90er Jahren wollte Alois Aigner Erneuerbare Energien vorantreiben und besuchte deshalb einen Solarbaukurs des BN. Im Rahmen des Kurses wurde auf dem Bauernhaus eine thermische Solaranlage errichtet. Neben dem Ackerbau kümmert er sich um die Energieversorgung des Hofes. Fotovoltaikanlagen auf den Dächern liefern 70 kw/h (peak) Strom, geheizt wird mit Hackschnitzeln, größtenteils aus dem eigenen Wald. Im Hof steht eine solarbetriebene Ladestation für E-Autos. Alois Aigner ist Biobauer mit Leib und Seele. Er ist überzeugt: »Nur ökologischer Landbau kann die Welt ernähren. Die konventionelle Landwirtschaft hat keine Zukunft.« Schlimm ist für ihn, wie konventionelle Landwirte mit Förderanreizen in immer absurdere Investitionen und damit Verschuldung und Arbeitslast getrieben werden. Die Ausrichtung am Weltmarkt sei krachend gescheitert. Die aktuellen Debatten um die EU-Agrarpolitik sind für ihn nur der Anfang. Luise Frank
Fotos: Gettyimages
22 Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA
BN-ENGAGEMENT
AKTIV FÜR NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT
LANDSCHAFTSPFLEGER AUF VIER BEINEN
Weideflächen sind ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Kulturlandschaft. Heute werden sie aber oft nicht mehr benötigt. Zur Erhaltung dieser Offenlandschaften unterstützt und betreibt der BUND Naturschutz mehrere Beweidungsprojekte in ganz Bayern. Davon profitieren alle auf diese Lebensräume spezialisierten Arten. So sorgen im Nürnberger Land alte Rinder rassen für die Erhaltung der landesweit einmaligen Hutanger-Flächen. Träger ist hier das Naturschutzzentrum Wengleinpark des BN. Im äußersten Norden Bayerns hat der Verband eine alte Nutztierrasse sogar vor dem Aussterben bewahrt: das Rhönschaf. Seit 35 Jahren beweiden die ge-
nügsamen Landschaftspfleger auf vier Beinen Flächen im Landkreis Rhön-Grabfeld. Ziegen haben sich bei der Beweidung schwer zugänglicher Flächen bewährt, so beim Beweidungsprojekt in Pfreimd im Landkreis Schwandorf. Deutlich größer sind die Landschaftspflegehelfer, die beim BUND Naturschutz im Landkreis Mühldorf zum Einsatz kommen. Hier arbeitet der Verband mit der Landwirtsfamilie Reiserer zusammen, die Wasserbüffel (im Bild) in extensiver Weidewirtschaft hält. Die Tiere können als »Bio-Bagger« die Verlandung von Tümpeln verhindern und sogar neue Kleingewässer schaffen, was vielen anderen Arten wie Amphibien zugutekommt.
WIESENMEISTERSCHAFT
Seit über zehn Jahren führen der BUND Naturschutz und die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Land den bewährten Wettbewerb für die schönsten und artenreichsten landwirtschaftlich genutzten Wiesen durch. Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der landwirtschaftlichen Betriebe zum Erhalt der Artenvielfalt gewürdigt werden. Denn gerade weniger gedüngte Wiesen und Weiden sind wertvoll für die Artenvielfalt und Pufferflächen gegen Erosion und Stickstoffeinträge in das Grundwasser. In diesem Jahr suchen die Veranstalter in Zusammenarbeit mit der Öko-Modellregion Mühldorfer Land die schönste Wiese im Landkreis Mühldorf. Sichtung und Bewertung laufen bereits.
Foto: Inge Steidl
Foto: Andreas Zahn
Eine Landwirtschaft, die gut ist für Mensch und Umwelt – dafür setzt sich der BN seit vielen Jahren ein, zum Beispiel mit diesen Projekten.
Natur +Umwelt 2 | 21 › TITELTHEMA 23
ES MUSS NICHT IMMER MAIS SEIN
Blühende Vielfalt und Bienennahrung statt Maiswüste – das ist das Ziel eines Projekts im Landkreis Rhön-Grabfeld. Auf der Basis von Abfällen und Reststoffen ist Biogas eine sinnvolle Erneuerbare Energie. Eine politisch verfehlte Förderpolitik führte aber zur »Vermaisung« der Landschaft. Ein wegweisendes Gemeinschaftsprojekt von BUND Naturschutz und Bayerischem Bauernverband (BBV) mit Blühpflanzen zeigt einen Weg aus dieser Sackgasse auf. Aus 30 verschiedenen Wild- und Kulturpflanzenarten setzt sich die Mischung zusammen, die im Projekt seit 2017 zum Einsatz kommt und auf rund 100 Hektar angebaut wird. Der Erfolg ist beeindruckend: Bereits 40 landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich an dem Projekt. Ein gutes Ergebnis, das nicht zuletzt dank der finanziellen Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds erreicht werden konnte.
Der BUND Naturschutz fordert, die Förderung landwirtschaftlicher Betriebe an ihren Umwelt- und Tierschutzleistungen auszurichten statt Gelder mit der Gießkanne nach Flächengröße zu verteilen. Durch eine verfehlte Weichenstellung entstehen Agrarfabriken mit zigtausenden von Tieren auf engstem Raum. Tierschutz bleibt da auf der Strecke, die Umwelt wird belastet und Landwirte in die Verschuldungsfalle getrieben. Deshalb setzt sich der BN aktiv gegen solche »Megaställe« ein. Aktuelles Beispiel ist eine Hähnchenmastanlage in Eschelbach, Landkreis Pfaffenhofen: Der Betreiber hatte einen Bauantrag für einen Stall für rund 144 600 Tierplätze, das entspricht einer Mast von ca. 1 Million Hähnchen pro Jahr, gestellt. Der BN hatte dagegen geklagt und in erster Instanz gewonnen. Der Betreiber durfte in den inzwischen fertig gebauten Ställen keine Tiere mästen. Doch statt auf das Urteil im Revisionsverfahren zu warten, stellte er einen neuen Bauantrag für 124 600 Tierplätze. Derzeit läuft eine zweite Klage des BN gegen diesen Stall. Trotz des noch laufenden Verfahrens durfte der Stall jetzt in Betrieb genommen werden. Der BUND Naturschutz hat dies scharf kritisiert und forderte die Staatsregierung auf, endlich neue gesetzliche Grundlagen für die Privilegierung landwirtschaftlicher Gebäude zu schaffen. Das gäbe den Kommunen bessere Möglichkeiten an die Hand, solche Anträge abzulehnen.
Foto: Heini Inkoferer
Foto: Agrokraft
BAUERNHÖFE STATT AGRARFABRIKEN
IST DER BN EIN BAUERNHOF?
Ein bisschen schon! Tatsächlich besitzt der BN nicht nur Flächen, die ausschließlich dem Naturschutz dienen, sondern auch landwirtschaftliche Flächen. Der landwirtschaftliche Betrieb umfasste im vergangenen Jahr 531 Feldstücke mit einer Meldefläche von fast 300 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche. Meist handelt es sich bei den Flächen um extensiv genutztes Grünland, das von beauftragten Landwirten gepflegt wird.
DARF’S EIN BISSCHEN MEHR SEIN?
Informationen zu Umweltthemen anzubieten, ist eine zentrale Aufgabe des BUND Naturschutz. Für den Bereich Landwirtschaft und Ernährung gibt es eine ganze Reihe von Info-Broschüren, die man auf der BN-Homepage kostenlos herunterladen kann, so zum Beispiel »Warum Bio kaufen«, »Gesunde Ernährung« mit Rezepten oder ein Heft, das Tipps für den Einsatz von Bio- Lebensmitteln in Großküchen gibt. Eine neue Ausstellung über Ökolandbau (im Bild) kann von den BN-Kreisgruppen ausgeliehen werden.
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Mehr Infos Verleih der Ausstellung: bund-naturschutz.de/umweltbildung/ ausstellungen/oekolandbau
24 Natur +Umwelt 2 | 21 › WIRTSCHAFT & TECHNIK
MARTIN BAUMANN und
JULIANE DICKEL setzen sich im BUND für den internationalen Klimaschutz ein.
A
ngesichts der Klimakrise möchten viele Menschen ihren Ausstoß von Treibhausgasen verringern. Öfter einmal auf Fleisch verzichten und mit dem Rad zur Arbeit fahren oder zu einem Anbieter von Ökostrom wechseln – da gibt es zig Möglichkeiten. Besonders verlockend sind da Produkte, die angeblich nicht das Klima belasten und als »klimaneutral« angepriesen werden. Täglich wächst die Zahl solcher Angebote – ob Kaffee oder Schokolade, Kreuzfahrt oder Hotelübernachtung, Turnschuh oder Hemd. Selbst an der Tankstelle und am Flughafen verheißen uns Firmen wie Shell und Easyjet inzwischen Klimaneutralität. Doch was steckt dahinter?
EINFACH AUSGLEICHEN? Es klingt zu fantastisch, um wahr zu sein – und so ist es auch. Selbstverständlich werden bei der Herstellung oder Nutzung dieser Produkte immer auch klimaschädliche Gase frei. Bei der Verbrennung von »klimaneutralem« Benzin entsteht exakt so viel CO2 wie bei der gleichen Menge herkömmlichen Benzins. Was heißt hier also klimaneutral?
LOSES VERSPRECHEN
WAS HEISST HIER K LIMANEUTRAL? Nun, in den allermeisten Fällen soll das bedeuten, dass die freigesetzte Menge CO2 anderweitig ausgeglichen wird. Etwa indem man sie durch das Pflanzen von Bäumen wieder bindet oder an anderer Stelle vermeidet, zum Beispiel dadurch, dass in der Gemeinde X im Entwicklungsland Y eine Photovoltaikanlage einen alten Diesel-Stromgenerator ersetzt. Inzwischen gibt es Tausende derartige Projekte weltweit. Finanziert werden sie größtenteils durch den Verkauf von Emissionszertifikaten. Wer ein »klimaneutrales« Produkt anbietet, kauft diese Zertifikate und reicht den Preis an seine Kundschaft weiter. Das Produkt belastet also durchaus das Klima, wird aber über Ausgleichsprojekte unterm Strich klimaneutral. Soweit die Theorie.
DER HAKEN In Wirklichkeit hat die Sache gleich mehrere Haken. Nehmen wir die erwähnten Aufforstungen: So sind etliche Fälle dokumentiert, wo Kleinbauern von ihrem Land vertrieben wurden, um Platz für die Anpflanzungen zu schaffen. Oder es werden artenarme Plantagen mit fremden Baum-
arten gepflanzt. Selbst wenn unter Wahrung aller Menschenrechte naturnahe Wälder entstehen, ist keineswegs sicher, ob diese das zugesagte CO2 dauerhaft speichern. Denn in vielen Regionen ist die Entwaldungsrate erschreckend hoch. Zudem steigt in der Klimakrise die Gefahr von Waldbränden, Wirbelstürmen und Schädlingsbefall. Und damit das Risiko, dass das in den Bäumen gebundene CO2 wieder frei wird. All dies zusätzlich zum Ausstoß der Treibhausgase, den Produktion, Vertrieb und Gebrauch des »klimaneutralen« Produktes verursacht haben. Dem Klima ist so nicht geholfen. Letztlich bleibt kein anderer Weg aus der Klimakrise, als sämtliche Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe möglichst schnell auf Null zu senken. Klimaschutzprojekte in anderen Ländern muss es weiter geben – doch zusätzlich zu unserer eigenen CO2-Einsparung, nicht stattdessen. Sonst bleibt »klimaneutral« eine Floskel und die Klima bilanz eines Produkts eine Milchmädchenrechnung.
www.bund.net/klimaneutralitaet
Foto: M. Baumann
Wer will nicht guten Gewissens einkaufen und zu Dingen greifen, die null das Klima belasten? Doch seien Sie skeptisch, wenn etwas als »klimaneutral« vermarktet wird.
Selbst diese Brötchentüte ist »klimaneutral«.
Natur +Umwelt 2 | 21 › WIRTSCHAFT & TECHNIK 25
DIGITALISIERUNG
… MIT MASS Eine Serie im BUNDmagazin beleuchtet 2021 verschiedene Aspekte der Digitalisierung. Diesmal: zum Gebot der Suffizienz (von sufficere: ausreichen).
MARIANNE HENKEL ist aktiv in der BUNDArbeitsgruppe Digitalisierung.
ist Sprecher des Arbeitskreises Digitalisierung der BUNDjugend.
Illu: Gettyimages
LUKAS LAUFENBERG
D
ie Digitalisierung bestimmt derzeit unser Leben: Lernen und Arbeiten von zu Hause, Treffen mit Freunden per Videokonferenz, Streaming statt Theater. Was wären wir jetzt ohne diese Möglichkeiten? Oft stellt man uns die Digitalisierung als Lösung dar: Wo immer unsere Gesellschaft noch nicht nachhaltig ist, wird sie zum Versprechen, vor allem mit Blick auf mehr Effizienz. Doch reicht das, um unsere Gesellschaft nachhaltig zu machen? Noch verbrauchen digitale Technologien viel Energie und Ressourcen, trotz immer sparsamerer Elektronik. Denn gleichzeitig steigt die Nachfrage – der bekannte Rebound-Effekt. Ein Ausweg ist das Prinzip der »Suffizienz«: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Bezogen auf die Digitalisierung bedeutet das, Produktion, Datenströme und Nutzung zu begrenzen – aber auch zu verwenden, um wirtschaftliches Wachstum zu mindern. Was bedeutet das für uns Nutzer*innen?
VIERMAL SUFFIZIENZ »Techniksuffizienz« erfordert, digitale Geräte lange zu nutzen, um weniger davon produzieren zu müssen. Dafür müssen sie reparier- und erweiterbar sein und dürfen nicht bewusst auf Verschleiß ausgelegt werden. Wir entscheiden, ob wir ein noch funktionierendes Smartphone durch das Nachfolgemodell ersetzen und ob die Blumenvase »smart« sein muss, sprich: wie viele digitale Geräte wir nutzen. »Datensuffizienz« zielt darauf, Datenströme zu vermindern, die viel Energie und Infrastruktur brauchen. Anbieter können durch energie- und datensparsame Software sowie geringere Übertragungsqualität dazu beitragen. Auch wir selbst entscheiden, wie viel wir streamen oder welche Auflösung unser Webcam-Bild hat.
»Nutzungssuffizienz« braucht es, um unseren Güterkonsum generell zu verringern. Für dringlich halten wir ein Verbot personalisierter Werbung, die zu mehr Konsum anregt, und das auf Kosten unserer Sicherheit und Privatsphäre. Schluss muss auch damit sein, dass geschätzt fast ein Drittel der rund 250 Millionen jährlichen Retouren im deutschen OnlineHandel vernichtet werden, um die Lagerkosten zu sparen. Wir selbst können über verantwortungsbewusste Plattformen Waren gebraucht kaufen. Oder uns und auch die Umwelt durch Werbeblocker wie »uBlockOrigin« schützen. »Ökonomische Suffizienz« schließlich fragt danach, wie Digitalisierung eine Gesellschaft ohne Wachstum begünstigt. Dazu gehören Plattformen, die eine regionalere Wertschöpfung fördern, etwa die lokale Vermarktung von BioLebensmitteln. Und die Abkehr von Monopolisten wie Google, Amazon und Zoom (zu großen Teilen in der Hand des Finanzriesen Blackrock) liegt auch in unserer Hand – durch gute Alternativen wie Mastodon, wie Matrix oder BigBlueButton. Maßvoll eingesetzt kann digitale Technik ein Werkzeug sein, um unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten. Vor allem aber brauchen wir einen Paradigmenwechsel in unserer Wirtschaftsweise. Dazu gehört die digitale Suffizienz, in der Digitalpolitik wie in unserem Alltag.
Mit digitaler Suffizienz zum guten Leben für alle. Gratis herunterzuladen unter www.bundjugend.de/ vollvernetzt
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Mehr zum Thema Santarius/Lange: Smarte grüne Welt. Digitalisierung zwischen Überwachung, Konsum und Nachhaltigkeit (oekom)
26 Natur +Umwelt 2 | 21 › INTERNATIONALES › Donau-Oder-Elbe-Kanal
DONAU-ODER-ELBE-KANAL
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roße Wasserstraßen werden oft über Jahrhunderte hinweg geplant, begleitet von intensiver Lobbyarbeit. Oft gilt: je größer, desto besser. Und irgendwann eröffnet sich eine Chance, das Bauvorhaben zu finanzieren und damit zu verwirklichen. Dieses Muster zeichnet sich derzeit beim Donau-Oder-Elbe-Kanal ab, einer weiteren schiffbaren Verbindung vom Schwarzen Meer zur Nord- und Ostsee. Das Mammutprojekt würde nicht nur einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten, sondern auch in ganz großem Maßstab Flüsse und ihre Auen zerstören.
BRATISLAVA
BUCURESTI
Die invasive Flussgrundel könnte vom Schwarzen Meer aus über den neuen Kanal in die Elbe und Oder vordringen.
Der Verlauf der geplanten Verbindungskanäle
MIT GELD VON DER EU? Tschechien, Polen und die Slowakei wollen für das Großprojekt bis 2023 EU-Mittel beantragen. Vor allem die tschechische Regierung und Präsident Miloš Zeman treiben die mehrere hundert Kilometer lange Kanalverbindung voran. Mit Dutzenden Staustufen soll sie bis zu 250 Höhenmeter überwinden. Die bizarre Idee könnte bald Gestalt annehmen: 550 Millionen Euro stellte Tschechiens Regierung jüngst für ein Teilstück an der Oder bereit, in der Grenzregion zu Polen. Deutsche Flüsse und Schutzgebiete wären ebenfalls betroffen. Neben der March – einem Grenzfluss zwischen Österreich und der Slowakei – müssten auch Oder und Elbe komplett mit Staustufen ausgebaut und kanalisiert werden, damit Nordund Ostsee überhaupt per Güterschiff zu erreichen sind. Alle drei Flüsse führen über viele Monate im Jahr Niedrigwasser.
Foto: Jörg Freyhof
Der Bau eines riesigen Kanalsystems könnte die Flusslandschaften von Oder, Elbe und March zerstören.
BIZARRER PLAN
Ihre Fahrrinnen sind teilweise deutlich unter einem Meter tief. Damit fehlt es ihnen schlicht an Wasser, um verlässlich Güter verschiffen zu können.
VERHEERENDE FOLGEN Um das Großprojekt zu rechtfertigen, wird ganz unterschiedlich argumentiert. So betont man die »Multifunktionalität« dieses Kanals: Man wolle nicht nur einen dringend benötigten Transportweg schaffen, sondern die Wasserversorgung sichern, den Tourismus beleben und sogar den Umweltschutz stärken. In Wirklichkeit würde der Kanal zahllose Schutzgebiete durchschneiden und eine Fülle seltener und gefährdeter Arten bedrohen. Auch käme es wohl zu einem verheerenden Austausch von Arten zwischen den Flusssystemen, wie bereits beim Main-DonauKanal geschehen.
GEGEN JEDEN AUSBAU Für eine weitere Verbindung zwischen den Meeren ist übrigens auch der Ausbau von Weichsel, Bug, Prypjat und Dnepr geplant. Dies würde das Ende der letzten großen natürlichen Flusslandschaften in Europa besiegeln. Der BUND lehnt den Donau-Oder-Elbe- Kanal und jeden weiteren Ausbau der europäischen Flüsse entschieden ab, aus ökologischen wie ökonomischen Gründen. Gemeinsam mit unseren Verbündeten setzen wir uns europaweit für den Schutz der biologisch reichen Flusslandschaften ein. Deshalb wollen wir auch verhindern, dass die Oder ins transeuropäische Verkehrsnetz TEN-T aufgenommen wird. Fazit: Güterschiffe sind kein so umweltfreundliches Verkehrsmittel, wie gern behauptet wird. Iris Brunar und Sascha Maier
Foto: Ondrej Prosicky/BIA
Natur +Umwelt 2 | 21 › INTERNATIONALES › UN-Klimagipfel 27
Farbenwunder: Scharlach-Ara in Costa Rica
GLOBALES NATURERBE
NEUER ANLAUF Der UN-Gipfel zur biologischen Vielfalt soll nun im Oktober in China stattfinden. Ob Corona das erlaubt, bleibt ein Jahr nach dem ursprünglichen Termin weiter fraglich.
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ie Coronakrise hat wichtige Herausforderungen unserer Zeit in den Hintergrund gerückt – auch die weltweit fortschreitende Naturzerstörung. Dabei wird immer deutlicher: Gerade deshalb entstehen neue Krankheitserreger. Neue Ziele im Rahmen des UN-Abkommens zur biologischen Vielfalt sollen dafür sorgen, dass diese Vielfalt erhalten und wiederhergestellt sowie gerecht und nachhaltig genutzt wird. Damit sie in Kunming beschlossen werden können, wird nun seit Monaten online verhandelt.
ZIELE ERREICHEN Wir Deutschen tragen mehr als andere zur globalen Naturzerstörung bei. Indem wir große Mengen Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao oder Palmöl einführen, heizen wir die Rodung wertvoller Tropenwälder an. Der Artikel 3 der Biodiversitätskonvention von 1992 wirkt da unverändert aktuell:
»Staaten haben […] die Verantwortung sicherzustellen, dass Aktivitäten innerhalb ihrer juristischen Reichweite oder Kontrolle keinen Schaden an der Umwelt anderer Staaten oder Gebiete jenseits der Grenzen ihres Hoheitsgebietes verursachen.« Sozial wie ökologisch schädliche Lieferketten oder aber Handelsabkommen wie Mercosur greifen das irdische Naturerbe genauso an wie Deutschlands milliardenschwere Hilfen für die Agrarindustrie, den Luftverkehr oder die Kohlebranche.
Die bisherigen Ziele zur Beendigung der Naturzerstörung waren nicht schlecht – sie wurden nur eben großteils verfehlt. Die Länder des globalen Südens (und besonders Afrikas) fordern die biologische Vielfalt stärker nachhaltig zu nutzen. Der globale Norden neigt eher zu strikten Schutzgebieten. Der BUND unterstützt das derzeit diskutierte Ziel, 30 Prozent der globalen Meeres- und Landfläche unter Naturschutz zu stellen. Auch die Bundesregierung wirbt dafür. Doch realistisch ist das Ziel nur, wenn diejenigen, die von der Nutzung natürlicher Ressourcen leben, ebenfalls Aussicht auf eine gesicherte Existenz haben. Auch vor der eigenen Tür haben wir zu kehren: um die heimischen Lebensräume und Arten zu bewahren, vom Aal bis zur Zauneidechse und von den Alpen bis zum Wattenmeer. Nicola Uhde, Referentin für globale Biodiversitätspolitik
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SCHÜTZEN UND NUTZEN Statt die Folgen unseres verschwende rischen Lebensstils weiter andernorts abzuladen, muss sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass das neue Abkommen anspruchsvoller wird. Und seinen Zweck erreicht: indem es regelmäßig überprüft, ausreichend finanziert und mit Know-how gestützt wird.
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28 Natur +Umwelt 2 | 21 › NATUR IM PORTRÄT
PFLANZENPORTRÄT
FRAUENMANTEL A
kkurat gefältelte Blätter, glänzend und oft mit Tröpfchen an fein gezähnten Blatträndern wie Perlen aufgereiht, gelb-grüne Blütenstände mit winzigen Sternchen – der Frauenmantel besticht nicht mit einer auffallenden Blüte wie andere Rosengewächse, sondern seine Schönheit erschließt sich durch harmonische Formen und besondere Details.
Die Tröpfchen sammeln sich im Blatt als große Perle. Diese glitzert noch in der Sonne, während der morgendliche Tau ringsum längst verschwunden ist. Sie werden Guttationstropfen genannt, von der Pflanze an ihren Blatträndern herausgepresst, um den Wasserstrom und damit genügend Nährstofftransport sicherzustellen. Wir kennen dies auch von Kapuzinerkresse, Erdbeere und Pilzen, aber so wundervoll präsentiert werden sie nur hier. Am Frauenmantel scheiden sich die Geister: Als pflanzliches Arzneimittel ist er nur bei leichtem Durchfall anerkannt, in Naturheilkunde, Volksmedizin und Mythologie gilt der Frauenmantel als eine der wichtigsten Heil- und Zauberpflanzen. Bedeutung und Nutzung erschließen sich über Aussehen und Eigenschaften der Pflanze: die silbrigen Perlen als Tränen der Freya, die um Odin weint, aufgefangen im Blattschoß oder aus diesem geboren, mit einer besonderen Oberflächenspannung zusammengehalten; die schön geformten Blätter wie der Muttergottesmantel im Mittelalter – die Pflanze gilt als das
Die Autorin arbeitet selbständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.
Heilmittel für Frauen. Zur Stärkung der weiblichen Organe, bei allen Frauenleiden, aber auch generell krampflösend, entzündungshemmend, schützend für Gewebe, Membrane und Seele. Die Perle als Schönheitsmittel und, quecksilberähnlich, von den Alchemisten begehrt zur Herstellung des »Steins der Weisen«. Blätter und Blüten schmecken aromatisch herb auf Brot, in Salaten und Gemüsegerichten. Als Tee ist der Frauenmantel einfach zu nutzen, auch unsere Gartenarten, sofern sie nicht überdüngt und pestizidbelastet sind, und trotz geringerer Wirksamkeit. Die Wildpflanze finden wir in unzähligen Arten, schwer unterscheidbar, auf feuchteren Wiesen und Böschungen, im Bestand nicht gefährdet, sofern wir diese Lebensräume auch in Zukunft erhalten. Die intensivsten Inhaltsstoffe besitzen die wunderschönen Silbermantelarten der Alpen mit antibiotischen Kräften und dem verborgenen Schutz der silbrigen Behaarung.
DIE BEI UNS HÄUFIGSTEN ARTEN: • wild: Alchemilla vulgaris, Alchemilla xanthochlora • im Garten: Alchemilla mollis • am Berg: Sammelgattung Alchemilla alpina
Foto: Adobe Stock / Harald Biebel
Der Frauenmantel gilt seit vielen Jahrhunderten als Heilpflanze für Frauen. Doch auch im Salat macht sich das außergewöhnliche Rosengewächs gut.
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GERETTETE LANDSCHAFT
Foto: Luftbild: Birgit Olbrich; Rohrdommel: Stefan Pfützke
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Nach langem Kampf gegen ausufernde Gewerbe flächen erreichte der BUND Bremen, dass der Hochwasserpolder am Neustädter Hafen 2014 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Obwohl heute fast von Hafen und Gewerbe um schlossen, hat sich auf 85 Hektar ein vielfältiger Lebensraum erhalten. Zur artenreichen Tierwelt zählen die Rohrdommel, das Blaukehlchen und viele Frösche. Röhrichte, S tillgewässer, Gehölze und Wiesen profitieren von den einströmenden Sturmfluten aus der Weser. Doch gilt es wachsam zu bleiben: 2 020 schlug die Wirtschaftsbehörde hier erneut ein Gewerbegebiet vor.
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SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN
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ie moderne Technik bringt ganz neue Möglichkeiten für die Naturbeobachtung mit sich. Auch zwei der großen Mitmachprojekte des BN basieren darauf, dass das Handy heutzutage fast immer mit dabei ist. Ende März und Anfang April sind die Vogelstimmen-Hotline und das Hummeltelefon wieder an den Start gegangen.
Foto: Andyworks / Getty Images
VOGELSTIMMEN-HOTLINE Die Vogelstimmen-Hotline ist eine klassische One-Man-Show. Hauptdarsteller: der Vogelphilipp, mit bürgerlichem Namen Philipp Herrmann. Den »Vogel« haben ihm früher einmal seine Freunde verpasst, weil es zwei Philipps in der Clique gab, aber nur einer davon begeisterter Hobby-Ornitologe war. Philipp Herrmann hat schon mit zehn Jahren das erste Mal an einer Vogelstimmenwanderung teilgenommen. Als er dann immer wieder mit dabei war, nahm Ornithologen-Legende Paul Riederer, langjähriger Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Landshut, ihn unter seine Fittiche. Heute erkennt Philipp Herrmann etwa 300 von den rund 500 heimischen Vögeln am Gesang. Und den Regenruf des Buchfinks, den Warnruf bei Sperber-
angriff, den Lockruf für Jungvögel und, und, und … Weil Philipp Herrmann als Erwachsener immer noch begeisterter Vogelkundler, inzwischen aber auch technikaffin ist, erkannte er, dass man mit dem Smartphone viel mehr und auch »naturferne« Menschen für Vögel interessieren kann. Solche, die nicht um fünf Uhr morgens aufstehen, um an einer Vogelstimmenwanderung teilzunehmen. Anfangs stellte er Schilder mit seiner Telefonnummer als »Vogelstimmen-Hotline« in Landshut auf: Vogelstimme hören, mit dem Handy aufnehmen, per Whatsapp verschicken – Bestimmung erfolgt umgehend. Inzwischen läuft die Vogelstimmen- Hotline zum dritten Mal bayernweit und gemeinsam mit dem BN. In der Hochphase beantwortet Herrmann bis zu 200 Anfragen am Tag – persönlich und neben seinem normalen Ganztagsjob, weswegen er das Projekt dieses Jahr auch auf den Monat April begrenzen musste. Mehr als 5000 Anfragen waren es im vergangenen Jahr. Am öftesten war der gesuchte Vogel übrigens die Amsel.
HUMMELTELEFON Ähnlich groß ist der Ansturm auf das BN- Hummeltelefon. Das Mitmachprojekt läuft dieses Jahr zum vierten Mal und von Frühlingsanfang bis 21. Juni. Im vergan-
Der Vogelphilipp im Einsatz
genen Jahr gingen beim BN-Kooperationspartner IfBI (Institut für Biodiversitätsinformation) insgesamt 3263 Anfragen mit mehr als 6900 Fotos und Videos von Hummeln ein. Zwei Vollzeitstellen braucht es mittlerweile, um alle Arten zu bestimmen und den Einsendern in der gewohnt sorgfältigen und persönlichen Art zu antworten Die Hummelfunde werden außerdem noch in einer Karte verortet. Als Nebeneffekt hat das Projekt also auch einen Citizen-Science-Aspekt. Die gesammelten Daten müssen allerdings vorsichtig interpretiert werden, weil viele Hummelarten zum Verwechseln ähnliche Doppelgänger haben, die auf den Fotos nur schwer auszumachen sind. Warum eigentlich gerade ein Hummelund kein Wildbienen- oder Käfertelefon? »Hummeln sind relativ große Insekten, sodass man sie auch mit der Kamera des Smartphones gut fotografieren kann. Außerdem sind es plüschige Tiere – viele Menschen finden sie süß. Man kann damit begeistern«, sagt Tarja Richter, die gemeinsam mit IfBI-Leiter Klaus Mandery, Laura Stadtel und Carolin Sommer das Hummeltelefon betreut. »Und sie laden
Foto: Wolfgang Willner
BN-Mitmachprojekte wie die Vogelstimmen- Hotline oder das Hummeltelefon sind mittlerweile zu echten Rennern avanciert. Sie begeistern auch Menschen für die Natur, die der Verband bisher nicht erreichte.
Foto : Alexey Testov
WAS ZWITSCHERT UND SUMMT DENN DA?
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Hummeltelefon: WhatsApp 01 51/ 18 46 01 63 oder hummelfund@ifbi.net
dazu ein, sich mehr mit der Art auseinanderzusetzen, denn die sieben bis acht häufigsten Hummeln, kann man gut unterscheiden«, so Klaus Mandery. Er ermuntert alle, deren das Interesse durch das Hummeltelefon geweckt wurde, mit dem Beobachten und Bestimmen weiterzumachen. Auch Anfänger und »Spätberufene« hätten gute Chancen, richtige Artenkenner zu werden. »Ich sehe da auch keine Altersbegrenzung,« meint er. Umso besser, denn neue Artenkenner – egal ob jung oder alt – braucht der Naturschutz dringend. Die BN-Mitmach- und Citizen-Science-Projekte haben deshalb im besten Fall einen dreifachen Effekt: Sie liefern wissenschaftliche Daten, begeistern Menschen für die Natur und gewinnen Nachwuchs für die bayerischen Artenkenner.
WAS IST EIGENTLICH CITIZEN SCIENCE? Neben der traditionellen Erfassung naturwissenschaftlicher Daten durch professionelle Forscher hat sich in den letzten Jahren weltweit eine neue Form der offenen Wissenschaft entwickelt, die Citizen Science oder Bürgerwissenschaft. Bürgerwissenschaftliche Projekte beteiligen Ehrenamtliche, fördern die Bildung im Naturschutz, schaffen neue wissenschaftliche Erkenntnisse und verbessern das Verständnis wissenschaftlicher Prozesse. Infos und Projekte: gonature.de, www.buergerschaffenwissen.de
»CITIZEN SCIENCE HAT SCHLAGKRAFT!« Martina Gehret ist seit November 2020 für Citizen- Science- und Mitmachprojekte beim BN verantwortlich. Welches Potenzial sieht sie in den Bürgerwissenschaften? N+U: Frau Gehret, warum werden Bürgerwissenschaftsprojekte jetzt so populär? Martina Gehret: Citizen Science ist keine neue Erfindung, aber durch die Digitalisierung haben sich die Möglichkeiten stark erweitert. Jeder kann mitmachen und dadurch etwas für den Naturschutz tun. Für Verbände wie den BN bergen sie großes Potenzial. Mit Projekten wie dem Hummeltelefon und der Vogelstimmenhotline erreichen wir neue Zielgruppen für den Naturschutz. Mit mehr wissenschaftlich angelegten Projekten, wie der Eichhörnchen-App, der Gartenschläfer- oder auch der Wildkatzen suche, bieten wir Naturbegeisterten eine Möglichkeit, etwas für den Naturschutz zu b ewegen und erhalten gleichzeitig wertvolle Daten. Außerdem entwickeln g erade Bürgerwissenschaftsprojekte eine enorme politische Schlagkraft. Wir erreichen und mobilisieren damit viele Menschen, die dann über ein Thema Bescheid wissen und sich entsprechend äußern und einsetzen. Und wir schaffen eine Datengrundlage, die Politiker überzeugen kann. Was unsere Kreis- und Ortsgruppen schon seit Jahrzehnten im kleineren Stil m achen, etwa Pflanzen- oder Tier arten kartieren, ist im Prinzip nichts
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anderes als Bürgerwissenschaft. Aber mit den neuen technischen Möglichkeiten und einer größer angelegten Planung können wir vom Landesverband heute natürlich Projekte mit einer viel größeren Reichweite aufziehen. Welche neuen Zielgruppen erreichen Sie denn mit dieser Art von Projekten? Wir erreichen auf jeden Fall Menschen, die vorher noch nicht in einer Kreisgruppe aktiv waren. Die sich nicht verpflichten, aber doch mitmachen wollen, wenn sie Lust dazu haben. Diese Projekte sind auch eine tolle Möglichkeit, Leute für den Naturschutz zu gewinnen, die nicht viel Zeit investieren können. Lässt sich das unverbindliche Engagement denn auch in ein verbindlicheres umwandeln? Absolut! Viele Menschen wollen dann mehr. Ich bekomme aufgrund solcher Projekte immer wieder Anrufe oder Mails in der Art: »Mensch, das hat mir so gut gefallen – ich möchte gerne mehr tun!« Spätestens dann verweise ich auf die Kreisgruppen. Wir holen also mit den bayernweiten Projekten Menschen ab, die sich dann vielleicht lokal engagieren. Text und Interview: Heidi Tiefenthaler
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KOMMUNEN FÜR DIE ARTENVIELFALT
HEIMAT FÜR DIE »BERGHEXE«
Foto: Adi Geyer
Foto: Florian Lang
Das vom BUND Naturschutz mitinitiierte Modellprojekt »Marktplatz der biologischen Vielfalt« ist ein Gewinn für Natur und Mensch.
Ackerwildkraut-Reservat »Pfleimberg« in der Projektkommune Markt Titting
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ommunen sind die ideale Ebene für den Schutz der Artenvielfalt – mit dieser Erkenntnis startete 2018 das Biodiversitäts-Modellprojekt »Marktplatz der biologischen Vielfalt«. In diesem Jahr wird Bilanz gezogen. Eine Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, eine Vielfalt an Lebensräumen – dieses schöne Ziel hat sich die Trägergemeinschaft des Projekts auf die Fahnen geschrieben. Sie besteht aus BUND Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Wildland-Stiftung Bayern und dem Markt Tännesberg im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab. Zehn Gemeinden aus allen sieben bayerischen Regierungsbezirken machen mit:
Ebern und Lohr a. Main in Unterfranken, Nordhalben in Oberfranken, Rohr in Mittelfranken, Kettershausen in Schwaben, Stephanskirchen und Titting in Oberbayern, Rottenburg a. d. Laaber in Niederbayern sowie Brennberg und Ursensollen in der Oberpfalz. Sie verfolgen das gleiche Ziel, aber jede Kommune entwickelt eigene, individuell passende Biodiversitätsstrategien. Seit zwei Jahren arbeiten die Projektkommunen nun an ihren Strategien. Im Januar haben sie diese veröffentlicht. Sie reichen vom Aufhängen von Nisthilfen über das Wahlfach »Biodiversität« am Gymnasium bis zum Reservat für Ackerwildkräuter. Die Gemeinde Rohr betreibt
vorbildlichen Waldumbau, Ketters hausen treibt im Talraum der Günz die Biotopvernetzung voran, und der Markt Titting kümmert sich um den Erhalt wertvoller Kalkmagerrasen, um der stark gefährdeten Berghexe, einer Tagfalterart, auch in Zukunft eine Heimat zu bieten. In Ebern wurde auf dem ehemaligen Standortübungsplatz das deutschlandweit einzige Vorkommen der Essigrosen- Dickfühlerweichwanze gesichert. »Rosi« soll sich hier auch weiterhin wohlfühlen. Zudem hat die Stadt Ebern ein ökologisches Kommunalflächen-Management entwickelt. Auch die BN-Ortsgruppe bringt sich hier ein. Für einen vollen Erfolg des vom Baye rischen Naturschutzfonds geförderten Pro jekts ist allerdings die konsequente Umsetzung entscheidend. Auch dabei erweisen sich die zehn Kommunen als überaus engagiert und effizient. So wurden parallel zur Strategieerstellung bereits zahlreiche Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet. Einige Monate vor Projektende zeichnet sich anhand der fertigen Strategien, der umgesetzten Maßnahmen und der hohen Motivation der Projektkommunen ab, dass die Bilanz sogar die Erwartungen übertreffen wird. Davon motiviert, setzt sich die Trägergemeinschaft für eine breite Anwendung kommunaler Biodiversitätsstrategien ein. Ihre Gebietskenntnis, Bürgernähe und das lokale Netzwerk von Akteuren sind die beste Grundlage, um den flächenwirksam Biodiversitätsschutz in Zukunft auch in vielen anderen Gemeinden voranzubringen. Florian Lang, Projektmanagement »Marktplatz der biologischen Vielfalt« (lf)
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Mehr zum Thema www.kommunale-biodiversitaet.de
Foto: Georg Sperber
SCHUTZ FÜR ALTE BUCHEN
WERDEN SIE BAUMPATE! Mit einer Baumpatenschaft können alle Freundinnen und Freunde des Steigerwalds den BN dabei unterstützen, im Kernbereich des diskutierten Nationalparks Steigerwald mächtige, alte Bäume zu schützen.
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hr Herz schlägt für den Wald? Dann ist das neue Baumpatenschaftsprojekt des BUND Naturschutz im Steigerwald genau das Richtige für Sie! Natur- und Waldbegeisterte aus der Steigerwaldregion, aus Bayern und ganz Deutschland können mit einer Baumpatenschaft ein deutliches Zeichen für mehr Waldschutz im Steigerwald setzen. Mit dieser besonderen Mitmach-Aktion will der BN den Druck auf die Bayerische Staatsregierung erhöhen, eines der am besten geeigneten Laubwaldgebiete und damit auch »Ihren« Patenbaum endlich durch einen Nationalpark zu schützen.
REGIERUNG LÖSTE SCHUTZGEBIET WIEDER AUF Wofür werden die Einnahmen aus dem Patenschaftsprojekt konkret verwendet? BUND Naturschutz und WWF haben in einem gemeinsamen Projekt rund 7600 alte, mächtige Bäume lagegenau kartiert.
Für deren Schutz werden die Gelder aus den Baumpatenschaften verwendet. Der BUND Naturschutz engagiert sich seit 2007 intensiv für einen Nationalpark Steigerwald. Doch die Staatsregierung lehnt es bis heute ab, die großflächigen staat lichen Buchenwälder durch einen Nationalpark zu schützen. Dies steht in klarem Widerspruch zum Willen der Bevölkerung in der Region, die mit einer großen Mehrheit einen Nationalpark unterstützt. Einer repräsentativen Umfrage von Ende 2020 zufolge sind es 75 Prozent. Sogar das zwischenzeitlich geschaffene Schutzgebiet »Hoher Buchener Wald« bei Ebrach ließ die Staatsregierung wieder aufheben. Ohne Schutzstatus wurde dort ab November 2018 wieder mit Baumfällungen begonnen. Auch wenn dies nach heftigem Protest der Naturschutzverbände vorübergehend wieder eingestellt wurde, sind hier bereits die nächsten Hiebmaßnahmen geplant. Auf über 10 000
BN und WWF haben Tausende alte Buchen im Steigerwald kartiert. Mit einer Patenschaft könne alle Interessierten zu ihrem Schutz beitragen.
Hektar finden nach wie vor Holznutzungen in den übrigen Wäldern des möglichen Nationalparkareals statt. Dabei hat der BUND Naturschutz immer wieder kritisiert, dass bei dieser Holznutzung im großen Stil dicke, alte Bäume gefällt werden. Ohne ensprechenden öffentlichen Druck und Unterstützung aus der Bevölkerung wird die Holznutzung auch im »Hohen Buchenen Wald« wieder eingeführt.
WERBETROMMEL RÜHREN FÜR DEN NATIONALPARK Der BN will in diesem Jahr mit dem Baumpatenschafts-Projekt die Weichen für einen künftigen Nationalpark Steigerwald stellen. Mit den Spenden aus dem Baumpatenschaftsprojekt wird deshalb auch das Engagement des BUND Naturschutz unterstützt, der mit zahlreichen Veranstaltungen auch bei der verantwortlichen Politik für einen Nationalpark im Steigerwald wirbt. Mit der ideellen Baumpatenschaft werden natürlich keinerlei Ansprüche auf Besitz oder Eigentum erworben. Die Bäume bleiben Eigentum des Freistaates Bayern.
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Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/baumpate
Bedroht Es ist doch beruhigend, dass wir Menschen die allermeisten Tiere an Größe deutlich übertreffen. Nicht auszudenken, wenn beispielsweise der Kammmolch bis zu 18 Meter mäße (statt Zentimeter). Dann würden wir wohl bestens in sein Beutespektrum passen und müssten uns sehr vor ihm hüten.
Foto: Thomas Stephan
So aber ist es der Molch, der unsereins zu fürchten hat. Früher in Deutschland weit verbreitet, ist er nun selten geworden. Wie andere Amphibien leidet der Kamm molch unter der Zerschneidung und Zersiedlung der Landschaft sowie dem Einsatz von Agrargiften. Und d arunter, dass immer mehr Laichgewässer aus trocknen – wenn sie nicht längst über baut, verfüllt oder trockengelegt wurden. In etlichen Bundesländern gilt unser größter Molch darum als (stark) gefährdet. Amphibienfans im BN setzen sich für seinen Schutz ein.
Zur den Brutvögeln Scharhörns zählt die vom Aussterben bedrohte Sumpfohreule.
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Foto: Christian Schumacher
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Scharhörn wird nur zur Brutzeit von einem Vogelwart bewohnt.
HAMBURGISCHES WATTENMEER
DEPONIE IM WELTNATURERBE? Direkt an ihrem Nationalpark im Watt plant die Stadt Hamburg dauerhaft Schlick aus dem Hafen zu verklappen. Der BUND versucht diesen Naturfrevel mit allen Mitteln zu verhindern.
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m Februar reichte die EU-Kommission beim Europäischen Gerichtshof Klage ein. Der Anlass: Deutschland hat seine wertvolle Natur bisher nicht ausreichend gesichert. Auch liegen für die FFH- und Vogelschutz gebiete keine messbaren Ziele vor. Wie sehr der Schutz unserer Natur noch immer wirtschaftlichen Zielen untergeordnet wird, illustriert ein Fall aus dem Weltnaturerbe Wattenmeer.
SISYPHOS LÄSST GRÜSSEN Nach eineinhalb Jahren Baggerei wurde sie kürzlich abgeschlossen, die neunte Elbvertiefung der vergangenen 200 Jahre. Rund 800 Millionen Euro hat es gekostet, den Fluss bis zur Mündung bei Cuxhaven auf 14,5 Meter zu vertiefen. Seit Anfang
Mai können nun noch größere Containerschiffe Deutschlands wichtigsten Hafen anlaufen. Nicht die größten wohlgemerkt, denn die benötigen inzwischen schon wieder zwei Meter mehr. Damit Hamburg im Wettbewerb um die ständig wachsenden Frachter nicht den Anschluss verliert, ist die nächste Elbvertiefung wohl nur eine Frage der Zeit. Allein die nun erreichte Tiefe zu halten, ist eine Sisyphosarbeit: Mehr als neun Millionen Kubikmeter Schlick müssen dafür jedes Jahr aus dem Hafen geholt werden. Das meiste wird zehn Kilometer unterhalb in die Elbe gekippt. Doch jede Flut bringt einen Teil davon zurück. In seiner Not plant Hamburgs Senat daher eine neue Deponie zu errichten, weit draußen im Watt.
BESTMÖGLICH GESCHÜTZT Etwa hundert Kilometer flussabwärts vom Hafen hat die Elbe die Nordsee erreicht. Vor der Küste liegen zwei Inseln an der Fahrrinne, Neuwerk und Scharhörn. Während Neuwerk per Fähre und Wattwagen zu erreichen ist, muss man nach Scharhörn zu Fuß übers Watt. Betreten werden darf die Insel nur in Begleitung ihres einzigen Bewohners, des Vogelwarts. Jetzt im Frühling ist Scharhörn erfüllt vom Kreischen und Zetern Tausender Seevögel. Prägten vor einigen Jahren noch Seeschwalben das Bild, herrschen derzeit Silber-, Herings- und Sturmmöwen auf der Insel. Dazu kommen Rotschenkel und Austernfischer und weitere bedrohte Vogelarten.
Foto: Paul Schmid
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Schlickbagger bei Blankenese: Musste Hamburg 1997 zwei Millionen Kubikmeter Sedimente aus der Elbe holen, sind es heute jedes Jahr schon mehr als neun.
Hier will die Stadt Hamburg künftig ihren Schlick abladen.
All die Vögel, die hier gerade auf ihren Gelegen sitzen oder schon Junge füttern, sollten sich glücklich schätzen. Ein formal besser geschützter Brutplatz ist undenkbar: Scharhörn liegt in der Kernzone des Nationalparks Wattenmeer und ist als Biosphärenreservat zudem Modellregion für eine nachhaltige Entwicklung. Außerdem steht die Insel als Vogelschutz- wie FFH-Gebiet gleich doppelt unter dem Schutz der EU. Und sie ist Weltnaturerbe. Dazu eine Broschüre des Nationalparks: »Dies ist die höchste Auszeichnung, die ein Naturgebiet bekommen kann. Sie beinhaltet die Verantwortung, ein Ökosystem von herausragender, globaler Bedeutung zum Wohle jetziger und zukünftiger Generationen zu erhalten.«
meer nichts zu suchen.« Die Leiterin des Nationalparkhauses auf Neuwerk fürchtet zudem um das natürliche Verhältnis von Schlick und Sand im Weltnaturerbe.
UNVEREINBAR Für den BUND Hamburg wäre die Verklappung des Hafenschlicks bei Scharhörn eine weitere Bestätigung dafür, wie stark das ständige Baggern in der Tideelbe die Natur belastet. Dazu BUND-Expertin Linda Kahl: »Der Bestand des einstigen Massenfisches Stint ist im dauertrüben Wasser schon auf ein Minimum geschrumpft. Wohl deshalb hat die größte deutsche Brutkolonie der Flussseeschwalbe an der Elbmündung in Dithmarschen 2020 nur jedes zehnte Junge durchgebracht, der Rest ist verhungert.«
Inzwischen kostet es die Hansestadt 100 Millionen Euro pro Jahr, ihre Fahrrinne freizuhalten. Mit jeder weiteren Vertiefung wird mehr Sediment im Fluss verfrachtet, der Dauerstress für die Elbe nimmt zu. Manfred Braasch fordert die Hamburger Politik darum auf, sich von einer Illusion zu verabschieden: »Die Interessen der Hafenwirtschaft sind mit dem Naturschutz unvereinbar. Die Stadt steht gesetzlich in der Pflicht: für eine ökologisch intakte Tideelbe; und für ihren Nationalpark im Wattenmeer.« Severin Zillich
www.bund-hamburg.de/wattenmeer Übrigens: Der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer ist bestens per Bahn zu erreichen: www.fahrtziel-natur.de
Die Stadt Hamburg allerdings ficht das nicht an. Sie prüft, ob sie einen Teil ihres Hafenschlicks künftig vor Scharhörn abladen kann. Diese Deponie will der BUND Hamburg unbedingt verhindern. »Mit dem Schlick gelangen diverse Schadstoffe ins Watt, aus der Landwirtschaft, dem Hafen und der Schifffahrt«, so Geschäftsführer Manfred Braasch. »Darin findet sich alles Mögliche, vom längst verbotenen Insektizid DDT bis hin zu Quecksilber.« Auch Carolin Rothfuß vom Verein Jordsand übt bei einem Ortstermin deutliche Kritik: »Schadstoffe haben im Watten-
Foto: Christian Schumacher
DEUTLICHE KRITIK
Ein letztes Gedeck für die Elbe – Protestaktion im Sommer 2019
38 Natur +Umwelt 2 | 21 › URLAUB & FREIZEIT › Wanderung Einblicke in eine gigantische Mondlandschaft, aber auch bewahrte Natur an den Trockenhängen des Keilstein mit blühenden Küchenschellen
SCHLIMMERES VERHINDERT An eine klaffende Wunde erinnert der Anblick des nordöstlichen Stadtrands von Regensburg. Wo früher Jurahänge ein Schmetterlings paradies bildeten, ragen heute Kalkwände auf.
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ür viele sind diese schroffen Kalkwände Teil des gewohnten Stadtbilds, doch sie sind die Folge eines massiven Eingriffs in die Natur, der im 19. Jahrhundert begann und sich immer mehr ausweitete. Und der noch viel größer ist, als man aus der Ferne sieht. Trotzdem können die Regensburger – und die verbliebenen Schmetterlinge – von Glück sagen, dass es am Keilberg und Brandlberg wenigstens noch einen Rest der Jurahänge und Trockenflächen gibt. Wäre es nach dem Willen der Kalkwerke gegangen, wäre davon nicht viel übrig. Wo heute Wiesen blühen und seltene Schmetterlinge durch die Luft segeln, wäre die weiße Wand weiter gewachsen. Anfang der 80er Jahre plante die Stadt eine großzügige Erweiterung der Abbau flächen. In der Folge entwickelte sich eine heftige öffentliche Auseinandersetzung. 1987 starteten BN, LBV, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Botanische Gesellschaft eine Kampagne zur Erhaltung der Biotopflächen und gegen eine weitere Ausdehnung des Kalkab-
baus, dessen Fläche damals schon größer war als die gesamte Altstadt. Die Kalkwerke versuchten mit juristischen Mitteln, die Kampagne zu stoppen, scheiterten jedoch vor dem Landgericht Regensburg. Ein zähes Ringen setzte ein. Die Kalkwerke beriefen sich auf umstrittene Altrechte, die Naturschützer auf den hohen ökologischen Wert der bedrohten Flächen. Sie entwickelten einen Abgrenzungsvorschlag und forderten, die Reste des Keilsteins und den Brandlberg als Naturschutzgebiete auszuweisen. Auch eine Bürgerinitiative im Stadtteil Keilberg kämpfte für die Rettung ihrer Heimat. Erst 1992 und 1996 wurden Teile dieser Flächen unter Naturschutz gestellt, wogegen die Kalkwerke erfolglos prozessierten. Die Stadt schloss mit ihnen schließlich einen »städtebaulichen Vertrag«, der ihnen noch für Jahrzehnte Kalkabbau erlaubt. Dem wird leider ein Großteil der außerhalb des NSG liegenden Biotope zum Opfer fallen: Kein voller Erfolg, aber mit dem Schutz von 113,3 Hektar Fläche wurde noch Schlimmeres verhindert.
Fotos: Winfried Berner
GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN
Der Tegernheimer Geopfad ist eine gute Möglichkeit, das Gebiet zu erkunden. Zahlreiche Tafeln begleiten den Aufstieg durch einen Hohlweg nach Keilberg. Oben am Waldrand halten wir uns links und folgen dem Geopfad zu einem Aussichtspunkt mit weitem Ausblick über das Donautal. Von dort geht es rechter Hand entlang der Hangkante bis zum Zaun des Kalkwerks, dem wir auf einem Steig nach rechts folgen. Durch den Zaun erhalten wir erschreckende Einblicke in eine riesige Mondlandschaft. Fast eben geht es weiter nach Keilberg. Dort folgen wir an der ersten Kreuzung der Straße »Am Keilstein« nach rechts, die uns geradewegs auf den Waldweg zurück nach Tegernheim führt. Winfried Berner, Uli Rohm-Berner
INFOS ZUR WANDERUNG • Ausgangspunkt: Tegernheim, Tegernheimer Kellerstraße • Länge / Gehzeit: ca. 4 Kilometer (erweiterbar) • Höhenunterschied: total ca. 120 Meter • Wegcharakter: Waldwege, Steige, im Ort Straße
Natur +Umwelt 2 | 21 › URLAUB & FREIZEIT › Reise 39
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in majestätischer Strom, Wiesen mit uralten Bäumen, ausgedehnte Au wälder, die übergehen in Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts, darin eingebettet Kulturstätten von Weltrang – wo kann man all das erleben? Im Biosphärenreservat Mittelelbe. Die Fahrt führt uns in die Region um Dessau, deren Gesicht bis heute von Fürst Franz von Anhalt-Dessau geprägt ist. Er ließ das Wörlitzer Gartenreich entstehen, eine Reihe von Landschaftsgärten im englischen Stil. »Diese Gärten liegen wie Bindeglieder zwischen Wildnis und Kulturlandschaft«, erklärt Claudia Meier. Sie arbeitet für den Förder- und Landschaftspflegeverein des Reservats und begleitet uns in dieser Woche. »Schon der Fürst sah die Natur als nicht getrennt vom Menschen an. Seine Vorstellung passt zum Konzept von Bio sphärenreservaten. Diese Schutzkategorie ist ein Experimentierraum, in dem nachhaltige Wege für menschliches Leben und Wirtschaften entwickelt werden«. Wie gut das gelingt und dass man durch Tatkraft und Mithilfe Tourismus mit Naturschutz verbinden kann, erleben wir im Laufe dieser Reise. Mit dem Fahrrad erkunden wir die Region, kommen am Auenhaus, dem Infozentrum des Schutzgebietes vorbei, wo wir eine interessante Einführung bekommen. Wir radeln weiter in den Wörlitzer Park und schlendern durch die Anlage, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Führung durchs Schloss inklusive. Schon seit Gründung des Parks
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UMWELTFREUNDLICH REISEN
ie-Situation kann es Aufgrund der Pandem bei Reisen kommen. zu Einschränkungen unter: en dazu finden Sie Aktuelle Information www.bund-reisen.de
NATUR AM WASSER Eine der vielfältigsten Flusslandschaften Mitteleuropas durchstreifen und aktiv zum Naturschutz beitragen – das bietet die Reise an die Mittelelbe. stand der Bau jederfrau und jedermann offen! Als »Voluntouristen« sind wir auch zum Helfen gekommen. Wir packen bei der Apfelernte und beim Baumschnitt auf einer der vielen umliegenden Streuobstwiesen mit an. Die gepressten Äpfel ergeben einen köstlichen Bio-Saft, den »Wörlitzer Apfeltraum«.
FREI LEBENDE PFERDE Weite Wiesen liegen am »Leiner Berg«. Sie beherbergen uralte Eichen, wahre Methusalems und damit Lebensräume für Heldbock und Hirschkäfer, zwei seltene Käferarten. Der älteste Baum hier ist 650 Jahre alt. Wir pflanzen Jungbäume nach und ziehen Schutzzäune um sie. Nach der Arbeit lockt das gemütliche Forsthaus »Leiner Berg«. In der Oranienbaumer Heide und lernen wir ein erfolgreiches Beweidungskonzept kennen: Frei lebende Konik-Pferde und
Heckrinder erhalten die große Artenvielfalt der dortigen Sandwiesen und Sandheiden, in denen viele Schmetterlinge leben. Entspannung und Highlight gleichzeitig ist die Bootstour auf der Elbe mit einem Fischer, der über sein Handwerk erzählt und uns bei einem Imbiss frischen Fisch serviert. Übers Wasser gleitend, erschließt sich uns die Flusslandschaft ganz neu. Mit etwas Glück sehen wir Seeadler und Fischadler bei der Jagd. Unser Hotel liegt in Dessau, und natürlich besuchen wir das Bauhaus, ebenfalls Weltkulturerbestätte. Diese Kunstgewerbeschule hatte eine Ästhetik entworfen, die von gesellschaftsverändernder Kraft war. Lucia Vogel
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Mehr zum Thema Diese Reise wurde im Projekt »Voluntourismus« im Bundesprogramm Biologische Vielfalt entwickelt. nationale-naturlandschaften.de/naturschutz-im-urlaub/
REISETERMIN
Foto: C. Meier
4. bis 10. September 2021
Wildnis und Kulturlandschaften laden an der Mittelelbe zum Entdecken ein.
Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de
Nationalpark Jasmund Biosphärenreservat Südost-Rügen
Nationalparke im Wattenmeer
Umweltfreundlich unterwegs, zum Beispiel auf diesem Weg durch Weinberge in der Pfalz.
MüritzNationalpark
Hamburg Bremen
Naturpark Uckermärkische Seen Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe
Berlin
Nationalpark Harz Magdeburg Düsseldorf
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Nationalpark Eifel Bonn
Nationalpark Sächsische Schweiz
Naturparke und Biosphärenreservat im Thüringer Wald
Biosphärenreservat Bliesgau Biosphärenreservat Pfälzerwald
Naturpark Frankenwald
Nationalpark und Naturparke im Schwarzwald
UNESCO-Welterbe Tektonikarena Sardona
Zürich
Foto: Paul Meixner
München
Bern Biosfera Val Müstair
20 JAHRE BESSER REISEN
Naturpark Beverin
Vom Alpenraum bis zum Wattenmeer bieten heute 21 deutsche Nationalparke, Bio sphärenreservate und Naturparke die Möglichkeit, ihre Sehenswürdigkeiten umweltschonend und entspannt zu erleben. Zu diesem Kreis zählen auch der National park Hohe Tauern in Österreich sowie der Schweizerische Nationalpark und einige weitere Gebiete im Osten des Landes. Zum Jubiläum von »Fahrtziel Natur« erinnert sich der BUND-Vorsitzende Olaf
Wien
Nationalpark Hohe Tauern Kärnten Klagenfurt
Schweizerischer Nationalpark Parc Ela
Wer heute die schönsten deutschen Natur regionen bereist, ist zumeist nicht mehr auf ein Auto angewiesen. Das ist das Verdienst der K ooperation »Fahrtziel Natur«.
VIEL ERREICHT
Linz
Österreich Innsbruck
NACHHALTIGER TOURISMUS
eit April 2001 engagiert sich der BUND mit dem NABU und Verkehrs club Deutschland sowie der Deutschen Bahn für »Fahrtziel Natur«. Unser Ziel ist eine umweltfreundliche Mobilität und Form des Reisens, die den Zielregionen nachhaltig zugutekommt. Konkret geht es darum, die Anreise und den Besucherverkehr in wertvollen Naturräumen auf Bus und Bahn zu verlagern. Und so das Klima und die natürliche Vielfalt vor Ort zu bewahren.
Nationalpark und Naturpark Bayerischer Wald
Nationalpark Berchtesgaden
Naturpark Ammergauer Alpen Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen
Schweiz
S
Dresden
Nationalpark Hainich
Bandt: »Als Leiter der Fachpolitik habe ich unsere Kooperation damals mit aus der Taufe gehoben. Ich freue mich, dass wir in den zwei Jahrzehnten vieles erreichen konnten: So wurde nicht nur die Zahl der Gebiete, die sich hier engagieren, stetig größer. Auch verstehen wir immer besser, wo vor Ort anzusetzen ist, damit das Auto für die Gäste überflüssig wird.«
ANSPRUCHSVOLL Um die eigenen Ansprüche zu erfüllen, sind die Anforderungen an die beteiligten Gebiete stetig gestiegen. So sorgt heute in jedem der Fahrtziel-Natur-Gebiete eine Trägergruppe dafür, dass die Akteure vor Ort eng zusammenarbeiten: Die vielen Fachleute aus Tourismus, Verkehr und den Schutzgebieten müssen sich gut absprechen, wenn Konzepte für eine nachhaltige Mobilität langfristig Erfolg haben sollen. Derzeit arbeiten wir darauf hin, dass alle Gebiete bis 2025 eine Gästekarte anbieten. Sie berechtigt dazu, den regionalen
Bus- und Bahnverkehr gratis zu nutzen – wie dies schon vielerorts üblich ist. Alle zwei Jahre berichten die Gebiete von ihren Fortschritten bei der klima freund lichen Mobilität. Besondere Verbesserungen würdigt die Kooperation mit dem »Fahrtziel Natur Award«. Außerdem unterstützen wir die Gebiete in vieler Hinsicht, etwa mit Kampagnen der Bahn, die dazu beitragen, die innovativen Angebote bekannt zu machen. Sorgsam mit dem Naturerbe umgehen – wie sehr dies in unserem eigenen Interesse nötig ist, hat spätestens Corona gezeigt. Dazu noch einmal Olaf Bandt: »Auch auf Reisen sollten wir mehr Möglichkeiten bekommen, die Umwelt zu schonen. Was Fahrtziel Natur in seinen Modellgebieten geschafft hat, kann jetzt anderen Urlaubsregionen als Vorbild dienen.« sz
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Mehr zum Thema Lassen Sie doch bei Ihrem nächsten Natururlaub das Auto stehen! Unter www.fahrtziel-natur.de erfahren Sie, wo das besonders gut geht. Siehe auch: www.bund.net/fahrtziel-natur
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alle g nicht absehbar, ob Es war bei Drucklegun geplant durchgeführt wie ote geb san Bildung einen e werfen Sie daher werden können. Bitt die ite. Dort finden Sie ese min Ter die auf Blick ganz Bayern: für en ung talt ans Ver tz.de/termine www.bund-naturschu ne rmi e/te n.d w.jb ww könder BN-Ökostationen Über die Angebote -naturrmieren: www.bund nen Sie sich hier info dung/oekostationen schutz.de/umweltbil
Natur +Umwelt 2 | 21 › URLAUB & FREIZEIT › Bildung 41
BILDUNG
WILDBIENEN Die Kreisgruppe Fürstenfeldbruck hat sich für ihr 50-jährigen Bestehens etwas Besonderes einfallen lassen und mit Autorin Anke Simon und weiteren Spendern ein schön illustriertes Wildbienenbuch herausgegeben. Wer die kleine Wildbiene Mia auf ihrer Reise begleitet, erfährt spannende Details aus dem Leben der Bienen. Das Buch ist ein Vorlesebuch, aber auch Anregung für viele Spiel- und Bastelideen sowie Bau anleitungen für Nisthilfen. Erschienen ist es beim Wissner-Verlag in Augsburg. Wer die Spielideen unter Anleitung der Autorin ausprobieren will, ist eingeladen zum Wildbienenseminar des BN-Bildungswerkes Regensburg. Und wer in die Welt der Spielideen und Aktionen tiefer eintauchen möchte, ist beim Spieleseminar der JBN im Juli in Bad Windsheim genau richtig. Infos unter: www.bund-naturschutz. de/umweltbildung und www.jbn.de
Foto: Natur in Lindau
LANDESGARTENSCHAU LINDAU
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, so heißt es in einem alten Volkslied. Nicht nur die Bäume schlagen aus, auch die Bildungsangebote des BN wachsen und sprießen in großer Vielfalt in ganz Bayern. Einen Besuch wert ist das Angebot der Kreisgruppe Lindau bei der Landesgartenschau am Bodensee (im Bild ein Teil des Areals). Im Mittelpunkt stehen die
Themen Stadtgestaltung, Stadtgrün und Naturgarten. Am Stand der Kreisgruppe kann man Bienenwachstücher und Naturkosmetik oder auch Nisthilfen für Insekten und Vögel herstellen. Ein besonderes Angebot gibt es für die Lindauer selbst – sie sind aufgerufen, ihren Lieblingsstadtbaum im Foto festzuhalten. Die Preise für die besten Fotos wird die Oberbürgermeisterin der Stadt Lindau, Dr. Claudia Alfons, am Saisonende übergeben. Bei den Ausstellungen, Führungen und Angeboten für junge Naturdetektive engagiert sich das gesamte Team der Kreisgruppe Lindau und hofft auf rege Beteiligung.
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Infos unter lindau.bund-naturschutz.de
WELTACKER
rund um die Fragen der Welternährung. Begleitet wird die Eröffnung durch die Veranstaltungsreihe der Kreisgruppe Lands hut unter dem Motto »Landwirtschaft heute und morgen«.
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Infos unter https://landshut.bund-naturschutz.de/ projekte-ausstellungen/weltacker
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ide Wenn es um LandwirtFr schaft und Kulturlandschaft geht, geht es auch um Jagd und Beweidung. Die beiden BN-Ökostationen Mitwitz und Wengleinpark haben sich zusammengetan und bieten dazu im Juni einen Workshop auf den Hutangerflächen rund um Hersbruck an. Die Veranstaltung geht der Frage nach, welchen Beitrag Jagd und Beweidung zur Kulturlandschaft der Zukunft leisten können. Infos unter: www.oekologische-bildungsstaette.de
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Illustration: Annika Huskamp
BEWEIDUNG
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Ein Weltacker ist ein Lernort zum Anfassen. Die Idee entstand in der Landshuter Agenda21-Projektgruppe »Energie und Umwelt«. Die BN-Kreisgruppe Landshut war von Anbeginn dabei und freut sich, dass der erste Weltacker in Bayern im Mai 2021 eröffnet werden kann. Würde man die global vorhandene Ackerfläche unter der Weltbevölkerung aufteilen, stünden jedem Menschen 2000 Quadratmeter Ackerland für die Deckung seiner Bedürfnisse zur Verfügung: Lebensund Genussmittel, Futter für Schweine und Hühner, Baumwolle für Kleidung und auch Energiepflanzen (siehe Illustration). Die 41 zurzeit meistangebauten Kulturpflanzen der Welt finden die Besucher maßstabsgetreu zu ihrer globalen Anbaufläche auf dem Weltacker in Landshut. Dazu Schautafeln und Informationen
TERMINE
42 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
BN AKTIV + NAH
Foto: Thomas Stephan
SEBASTIAN SCHÖNAUER HÖRT ALS »VIZE « AUF
Am 3. Juli wird die diesjährige Delegiertenversammlung des BN stattfinden. Je nachdem, was die Pandemie-Bedingungen zulassen, als Präsenz-, Hybrid- oder Onlineveranstaltung. Was aber jetzt schon feststeht: Der stellvertretende Landesvorsitzende Sebastian Schönauer tritt nicht mehr zur Wiederwahl an. Seit 1992 war Sebastian Schönauer stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Naturschutz. Er wurde also seit seiner Wahl in dieses Amt sechs Mal in Folge wiedergewählt! Seit 1996 bildeten Doris Tropper und Schönauer das StellvertreterDuo des Landesvorsitzenden – ein wichtiges Element der Kontinuität. Es sei an der Zeit, ein wenig kürzer zu treten, meinte der 78-Jährige. Einem Ener-
Zur Rettung des idyllischen Hafenlohrtals hat Sebastian Schönauer maßgeblich beigetragen.
giebündel wie Sebastian Schönauer mag man das kaum glauben. Verständlicher wird die Aussage, wenn man bedenkt, welche unglaubliche Anzahl von Ehren ämtern der gebürtige Oberbayer und pensionierte Lehrer innehatte und teils immer noch hat, angefangen vom Jugendfußballtrainer über die Tätigkeit als SPD-Gemeinderat und zweiter Bürgermeister bis hin zum Vorsitzenden der späteren »Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal« (AGH). Seit 1992 war er stellvertretender BN-Vor sitzender, seit 2008 Präsidiumsmitglied des Deutschen Naturschutzrings (DNR), dem Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen. Angeregt durch sein Engagement für das unterfränkische Hafenlohrtal, arbeite-
te Schönauer sich immer tiefer in das Thema Wasser, Gewässer und Gewässerschutz ein. Heute gilt er als ausgewiesener Experte, dessen Rat und Meinung gesucht wird. Er ist unter anderem Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser und Landesvorsitzender der Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung in Bayern. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass bei der Trinkwasserversorgung der Trend heute wieder weg von der Liberalisierung hin zur kommunalen Daseinsvorsorge geht. »Sebas tian Schönauer, der ›Löwe vom Spessart‹, hat mit seiner Leidenschaft und Fachkenntnis den BUND Naturschutz entscheidend geprägt und war mir immer ein Vorbild«, so BN-Landesvorsitzender Ri chard Mergner. »Eine 45 Jahre lange, enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit verbindet mich mit Sebastian Schönauer«, sagt auch der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger. »Mit seinem grundsätzlichen Einsatz für das Wasser nach dem Motto ›jeder Tropfen zählt‹ ist er ein erfolgreicher Vorkämpfer einer nachhaltigen Entwicklung«. Möglich wurde Sebastian Schönauers herausragendes Engagement nicht zuletzt dank seiner Ehefrau Vroni. Sie unterstützt ihn nicht nur, sondern erinnert ihren Sebastian auch immer wieder mal daran, dass im Garten und im Hühnerstall auch noch Arbeit auf ihn wartet. Doch jemand wie »der Wastl« kann ohnehin die Füße nicht stillhalten. Künftig wird er sich als ehrenamtlicher Gewässerschutzbeauftragter des BN wieder mehr um sein Herzensthema kümmern. lf
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 43
LIEBE MITGLIEDER,
Im Frühjahr 2020 startete der BUND Naturschutz das Citizen-Science-Projekt »Eichhörnchen in Bayern«. Jede und jeder kann seither melden, wann und wo Eichhörnchen gesehen wurden. Innerhalb eines Jahres kamen rund 8600 Meldungen zu über 11 000 Tieren zusammen. Ein toller Erfolg! Besonders viele Eichhörnchen-Daten erreichten den BN im Frühjahr und Spätsommer 2020. Diese Zahlen stimmen mit der Ökologie der Eichhörnchen überein. Denn passen Wetter und Nahrungsangebot, kann das Eichhörnchen im Jahr zweimal Junge zur Welt bringen. Die meisten Eichhörnchen werden im Spätfrühling und Sommer geboren. Ebenfalls spannend ist, dass viele Eichhörnchen in den Städten und Siedlungen, aber nur wenige Tiere im Wald gemeldet wurden. Das rote Eichhörnchen gilt als typisch für seine Art und wurde mit 53 Prozent am häufigsten gemeldet. Die bisherigen Eichhörnchen-Daten geben einen guten Einblick in das Leben der Kletterkünstler. Manches lässt sich allerdings erst herausfinden, wenn man die Daten mehrerer Jahre miteinander vergleicht. Deshalb: Melden Sie bitte weiterhin jedes entdeckte Eichhörnchen über das Meldeformular auf der BN-Webseite oder über die Eichhörnchen-App. Danke fürs Mitmachen und viel Spaß beim weiteren Beobachten der Eichhörnchen!
Download der App unter: www.bund-naturschutz.de
die Meisten sind vermutlich froh, wenn in einem Projekt weniger Arbeit anfällt als erwartet. Genau das Gegenteil ist der Fall bei unseren Ehrenamt lichen, die Jahr für Jahr im Frühling bei der Amphibienrettung mitmachen. Sie freuen sich über jede Kröte, jeden Frosch und jeden Molch, den sie an den Schutzzäunen finden und sicher über die Straße bringen können. Doch seit Jahren beobachten sie teils dramatische Rückgänge. Vor dem Straßentod können unsere Aktiven die kleinen Wanderer retten, nicht aber vor dem Verlust ihrer Lebensräume. Der BN ist deshalb auf beiden Ebenen aktiv. Als Gesamtverband setzen wir uns ein für politische Weichenstellungen in Richtung wirkungsvoller Natur- und Klimaschutz. Gleichzeitig sorgen unsere Ehrenamtlichen bei der Amphibienrettung für ganz konkreten Artenschutz in der Fläche. Und das, obwohl die größte Artenschutzaktion Bayerns bereits zum zweiten Mal wegen Corona unter erschwerten Bedingungen stattfand. Ein herzliches Dankschön an alle, die mitgemacht haben, für Ihre Ausdauer und Hilfsbereitschaft! Ein großes Herz für Bayerns Tierwelt zeigen unsere Mitglieder auch bei anderen Mitmach-Projekten wie Vogelstimmen-Hotline, Hummeltelefon, Eichhörnchen-App oder der Suche nach dem Gartenschläfer: Die Resonanz ist großartig. Viele Menschen haben auch durch die pandemiebedingten Kontakt- und Reisebeschränkungen die Natur vor ihrer Haustür erst richtig kennen und schätzen gelernt. Nun möchten sie auch wissen,
welcher Vogel draußen singt und welche Hummel summt. Wenn Sie es noch nicht mitgemacht haben, probieren Sie es doch gleich heute mal aus. Die Natur vor der Haustür wird aber Tag für Tag weniger. Die Zerschneidung und Zerstörung von Lebensräumen durch Bebauung schreitet weiter voran trotz der wohlklingenden Erklärungen der Staatsregierung, Fläche sparen zu wollen. Auch eine immer intensivere Landwirtschaft trägt ihren Teil dazu bei, dass selbst früher häufig vorkommende
Foto: Roggenthin
EICHHÖRNCHEN ERFORSCHEN
Arten wie L erche und viele Schmetterlinge heute auf der Roten Liste stehen. Hier müssen die Weichen umgestellt werden – weg von einem betriebswirtschaftlichen Ansatz, der die Landwirte zwingt, aus jedem Quadratmeter Ackerboden und aus jedem Nutztier den maximalen Gewinn herauszupressen, hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die gut ist für Menschen, Tiere und Umwelt und hinter der die Landwirte auch mit Stolz stehen können. Genau darüber wird derzeit in der »Zukunftskommission Landwirtschaft« der Bundesregierung diskutiert. Lesen Sie in diesem Heft, welche Forderungen der BUND hier eingebracht hat und wie es weitergeht.
schen NaturschutzDas Projekt wird gefördert vom Bayeri und ist Teil der Aktion fonds aus Mitteln der Glücksspirale Umweltministeriums. »Natur in der Stadt« des bayerischen
Richard Mergner
Doris Tropper
Sebastian Schönauer
Landesvorsitzender
stv. Vorsitzende
stv. Vorsitzender
44 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
NEUER BN-PRESSESPRECHER
AKTIV AUF FACEBOOK Lust auf Dialog? Der BUND Naturschutz tauscht sich auf Facebook täglich mit seiner Community über Natur und Umwelt in Bayern aus. Schließen Sie sich an!
Foto: privat
Der BUND Naturschutz professionalisiert seine Pressearbeit. Am 1. Juli tritt Felix Hälbich sein Amt als Pressesprecher in der Landesfachgeschäftsstelle München an. Eine immer schnellere und durch die digitalen Medien ausdifferenziertere Presselandschaft macht es nötig, in diesem Bereich personell aufzustocken. Ziel ist es, die Inhalte des BN noch stärker in die Öffentlichkeit und in die Presse zu bringen. Mit Felix Hälbich hat der BUND Naturschutz einen Kommunikationsprofi für sich gewinnen können, der sich besonders im politischen Umfeld sehr gut auskennt und eng vernetzt ist. Der gelernte Journalist ist derzeit stellvertretender Pressesprecher der bayerischen SPD- Landtagsfraktion und war davor unter anderem Chefreporter und Nachrichtenredakteur beim Münchner Privatsender Radio Arabella. Der gebürtige Rheinländer mit niederbayerischen Wurzeln lebt seit knapp 20 Jahren in München und hat in dieser Zeit die bayerischen Seen, Flüsse und Gebirge kennen und lieben gelernt. »Die Natur lag
mir immer schon am Herzen. Die Schönheit der bayerischen Landschaften hat mich aber noch mal besonders berührt«, erzählt der 44-Jährige. »Als ich kurz nach meiner Ankunft in München das erste Mal mit dem Fahrrad zum Walchensee gefahren bin, war ich überwältigt. Ich möchte, dass meine kleine Tochter diese einzigartigen Naturschönheiten später genauso erleben kann wie ich – und dafür möchte ich einen Beitrag leisten. Ich freue mich riesig auf diese neue Aufgabe!«
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NATURTAGEBUCH-WETTBEWERB 2021
Foto: JBN
Können Bäume sprechen? Welche Lieblingsspeise haben Schnecken? Was krabbelt, fliegt und wächst am Gewässer um die Ecke? Gute Fragen! Es bedarf
ganz schön viel Forschergeist um Antworten zu finden. Die Jugendorganisation des BN (JBN) lädt alle Kinder ein, Neues zu erforschen und zu entdecken. Alle Mädchen und Jungen, die mitmachen wollen, können gleich loslegen und beim Naturtagebuch-Wettbewerb 2021 dabei sein. Das Jahresthema 2021 sind Gewässer: Die jungen Naturforscherinnen und Natur forscher können an Gewässerrandstrei fen-Patenschaft der JBN teilnehmen (siehe Seite 11) und dazu ins Naturtagebuch schreiben, zeichnen oder Fotos einkleben. Lasst eurer Phantasie freien Lauf. Das Naturtagebuch kann in der JBN- Gruppenstunde, in der Familie oder einzeln gestaltet werden. Wer am Wettbe-
werb teilnehmen möchte, schickt das Tagebuch bis zum 10. Oktober 2021 an die JBN – und ist mit etwas Glück bei der Naturtagebuch-Preisverleihung dabei! Druckfrisch gibt es in diesem Jahr die Naturtagebuch-Postkarte mit einem span nenden Rätsel zu Tieren und Pflanzen am und im Gewässer. Sie kann kostenlos angefordert werden. Einfach eine E-Mail senden an Regina Kaufmann: kaufmann@jbn.de. Die JBN schickt gerne die Postkarte und weitere Infomaterialien.
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Mehr zum Thema Mehr zum Naturtagebuch-Wettbewerb gibt’s auf der Homepage der JBN: www.jbn.de
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45
AKTIV AUF INSTAGRAM
Mitmachen Weitere Infos und das JBN-Jahres programm gibt es auf: www.jbn.de oder beim BN vor Ort.
terman/Fot olia
möchte, meldet sich bei Annette Schlein: info@jbn.de. Die Gruppen stehen Kids und Teens zwischen sechs und 15 Jahren offen. Wer gerne eine Kinder- oder Müpfegruppe mitbetreuen oder neu gründen möchte, kann sich bei Annette Schlein Unterstützung für die Gründung holen. Katharina Mayer (mayer@jbn.de) und Regina Kaufmann (kaufmann@jbn.de) begleiten die Betreuerinnen und Betreuer inhaltlich.
Foto: Coldwa
Staudämme und Tipis bauen, auf Bäume klettern, die Jahreszeiten feiern, Lagerfeuer machen, laut sein und sich für den Umweltschutz vor Ort einsetzen, gemeinsam im Team die Welt entdecken: das ist Leben in den Kinder- und Müpfegruppen der BN-Jugendorganisation. Hier Kinder einfach Kinder sein und spielerisch entdecken, wie sie die Natur Natur sein lassen. Mit über 200 Kinder- und Müpfegruppen, verteilt in ganz Bayern, erleben Kinder und Müpfe (12–15 Jahre alt) die Wildnis vor ihrer Haustüre. Auf dem Programm steht alles, wofür sich die Kinder und ihre Betreuerinnen und Betreuer begeistern. Wer jetzt neugierig geworden ist und gerne in eine JBN-Kindergruppe reinschnuppern
Foto: naturen
DRECKIG, ABER GLÜCKLICH
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Foto: JBN
Foto: Dominik/A dobeStock
Was läuft im Natur- und Umweltschutz?
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IN MADEANY GERM
46 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
Mit Büchern wie diesem verhalf Rudolf Schreiber dem jungen BUND zum Erfolg.
BÜNDNIS DER REGIONEN 2015 wurde Rudolf Schreiber (rechts) zum Ehrenmitglied des BUND ernannt, vom damaligen Vorsitzenden Hubert Weiger.
NACHRUF
PIONIER DER UMWELTBEWEGUNG Mit 80 Jahren starb unser Gründungsmitglied Rudolf Schreiber in Frankfurt am Main. Der BUND hat ihm viel zu verdanken.
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ür uns Natur- und Umweltschutzbewegte, die wir in Marktheidenfeld 1975 den BUND aus der Taufe hoben, war Rudolf Schreiber jemand Besonderes. Denn er kam weder aus dem klassischen Naturschutz noch aus der Anti-Atomkraft-Szene. Er stammte aus der Werbebranche und damit aus der Wirtschaft. Zu unserem kleinen Kreis war er gestoßen, weil er schon sehr früh erkannte: Das Dogma der Wachstumspolitik bietet auf Dauer keine Zukunft. Und deshalb müssen wir dringend umsteuern. Einen entscheidenden Anstoß bildete für ihn das Buch von Dennis Meadows: »Grenzen des Wachstums«.
LOGO UND BESTSELLER Rudolf Schreiber engagierte sich deshalb nicht allein bei der Gründung des BUND.
Zuvor schon war er Teil der »Gruppe Ökologie«, welche mit einem ökologischen Manifest die Grundlage eines anderen Wirtschaftens formulierte. Das Logo, das er für den BUND entwarf – Hände, die die Welt beschirmen – war für ihn immer mehr als nur ein Logo: Es war ein Lebensprinzip. Schon früh brachte er sich daher mit alternativen Wirtschaftskonzepten im BUND ein. Starken Einfluss hatten auch die von ihm entwickelten populärwissenschaftlichen Bücher, die er in dem eigens gegründeten Verlag »pro natur« herausgab. Titel wie »Rettet die Vögel« (1978) oder »Rettet die Frösche« (1983) wurden mit Co-Autoren wie Horst Stern oder Gerhard Thielcke zu Bestsellern. Deren Erfolg half den jungen BUND ganz maßgeblich zu finanzieren und aufzubauen.
Die Idee des alternativen Wirtschaftens hat ihn sein Leben lang begleitet. So kann Rudolf Schreiber als einer der Väter der Kreislaufwirtschaft bezeichnet werden. Auch lag ihm das Regionale am Herzen. In einer zusammenwachsenden Welt, in der die Nationalstaaten immer mehr an Bedeutung verlieren, braucht es ein Gegengewicht zur Globalisierung. Deshalb entwickelte er die Idee der »United Regions«, einer weltweiten Regionalbewegung, und setzte sich für die Rhön als erste Modellregion ein. Ein wichtiger Akzent für die Programmarbeit des BUND, der an dieser Idee festhielt und sie weiterentwickelte. Schreibers Einsatz galt in den letzten Jahrzehnten neben dem Grundwasserschutz in Unterfranken besonders dem Biosphärenreservat Rhön. Von ihm, dem Marktstrategen, unterstützt, wurde es 2019 als das erfolgreichste Biosphärenreservat der Welt ausgezeichnet.
… UND DANN HANDELN Rudolf Schreiber hatte nicht nur innovative Ideen. Es war ihm immer auch ein Anliegen, sie umzusetzen, getreu dem Motto »Nicht Reden, sondern Handeln«. Mit ihm haben wir einen warmherzigen, offenen, temperamentvollen und kreativen Mitstreiter verloren, der zahllose Menschen für Natur und Umwelt begeistern konnte. Als einem der Vordenker der deutschen Umweltbewegung haben wir ihm viel zu verdanken. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Hubert Weiger Mitgründer und Ehrenvorsitzender des BUND.
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 47
WWW.BUND-NATURSCHUTZ.DE: WEBSEITEN IN NEUEM GEWAND Im Februar erhielten die Webseiten des BUND Naturschutz eine Frischzellenkur, seither sind sie mit neuem Design online: übersichtlicher, nutzerfreundlicher und optimiert für die mobile Ansicht auf Smartphones. Neben den Seiten des Landesverbandes erstrahlen auch rund 70 Online-Auftritte der Kreisgruppen in neuem Glanz. Das Erscheinungsbild wirkt moderner, frischer und geradliniger. Die Seiten werden am PC größer und bildschirmfüllender dargestellt, die Schriftgröße wurde zwecks besserer Lesbarkeit erhöht. Großzügige Farbflächen unterteilen den Inhalt, so dass die Seitenstruktur auch beim schnellen Darüber-Wischen auf dem Smartphone sichtbar bleibt und besonders interessante Teilaspekte hervorstechen. Da Bilder mehr als tausend Worte sagen, erhalten Fotos und Grafiken deutlich mehr Raum. Die Navigation erschließt die Navigation die vielen und oft tiefreichenden Inhalte der Seiten auf übersichtliche und intuitive Weise. Inhaltlich warten die Internetseiten weiterhin mit aktuellen Infos und fundierten Hintergründen zu Themen aus dem Natur- und Umweltschutz auf: von den Alpen über Landwirtschaft, Tiere und
Pflanzen bis hin zur Umweltbildung. Veranstaltungen lassen sich nach Region, Veranstaltungsart und Thema auswählen. Icons am rechten Seitenrand weisen auf Mitmachangebote wie Unterschriften sammlungen oder Online-Spenden hin. Zahlreiche Tipps helfen bei der umweltbewussten Gestaltung des Alltags, etwa beim ökologischen Gärtnern, gesundem Essen oder der Hilfe für Wildtiere. In der umfassenden Publikationsdatenbank der Website kann man alle gedruckten BN- Veröffentlichungen nach Interessengebieten durchsuchen und herunterladen. Bei all dem geht es um ein möglichst interessantes, nutzerfreundliches und zeitgemäßes Angebot für die Besucher der Seiten. Wer das Ergebnis testen möchte, schaut am besten gleich mal rein: www.bund-naturschutz.de
HOLGER LIEBER koordinierte den Relaunch. Er ist verantwortlich für die Internetpräsenz des Landesverbandes mit seinen Webseiten, Facebook, Instagram, Twitter und YouTube.
Torte83 Foto: AdobeStock/
Foto: gettyimages.de
GARTEN- & BALKONTIPP
Gute Erde Wenn die Gartensaison beginnt, stapeln sich Säcke mit Pflanzenerde vor den Bau- und Gartenmärkten. In vielen dieser Erden steckt ein hoher Torfanteil. Doch Torfabbau zerstört unsere Moore und fördert den Klimawandel. Der Verzicht auf Torf in Blumenerde ist angewandter Klimaschutz und rettet die dort noch vorhandene Artenvielfalt. Wer einen Garten hat, kann mit einem Komposthaufen Erde selbst machen: Einen schattigen Platz auswählen und einen halben Meter Abstand zum Nachbargrundstück einhalten. Einfache Holzgestelle sind die günstigste Umrandung. Kontakt zum Mutterboden muss vorhanden sein. Damit der Kompost gut verrottet, muss die Mischung stimmen, also zum Beispiel nährstoffreichen Grasschnitt mit nährstoffarmem Strauch- und Heckenschnitt vermengen. Obst- und Gemüseabfälle, Kaffeesatz und Eierschalen dürfen auf den Kompost, gekochte Speisereste oder Fleisch- und Wurstreste gehören in den Restmüll.
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Mehr zum Thema www.bund-naturschutz.de/oekologisch- leben/naturgarten/torffreie-erde
Foto: Birgit Felinks
Blick über die Hohe Garbe, mittig der Kälberwerder
HOHE GARBE
LEBENDIGE AUEN An der unteren Mittelelbe schloss der BUND ein wertvolles Naturgebiet wieder an die Dynamik des Flusses an. Und vermittelte vielen Menschen die Bedeutung intakter Auen. MEIKE KLEINWÄCHTER … leitet das BUND-Auenzentrum auf Burg Lenzen und das Projekt »Lebendige Auen für die Elbe«.
KATRIN EVERS
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ünktlich zum Ende unseres Projekts zeigten Hochwasser im Februar und März: Die Belebung des alten Auwaldes der »Hohen Garbe« ist gelungen! Unweit von Wittenberge sorgt die Elbe nun wieder für regelmäßige Überschwemmungen, wie sie für jede Aue lebenswichtig sind.
NÖTIGER DENN JE Dafür hat das BUND-Auenzentrum mit vielen Verbündeten über acht Jahre lang geplant, untersucht, verhandelt und gepflanzt. Und schließlich einen alten Deich an mehreren Stellen geöffnet und ehemalige Flutrinnen ausgehoben.
… betreut die Öffentlichkeits arbeit des BUND-Projektes.
Baumpflanzung mit Schülern
Spatenstich an der einstigen Flutrinne
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH 49
Foto: Dieter Da
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Durch die renaturierte Flutrinne strömt wieder Elbwasser.
Das Projekt »Lebendige Auen für die Elbe« zählt zu den vier größten seiner Art in Deutschland. Die rund 420 Hektar Überflutungsfläche in der Hohen Garbe bilden allein ein Zehntel der bundesweit seit 2009 hinzugewonnenen Aue. »Dass wir die Hohe Garbe revitalisieren konnten, ist also nötiger denn je«, so der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt. »Intakte Auen sind bedeutsam für den Klima- und Hochwasserschutz und sorgen für eine gute Gewässerqualität. Auch beherbergen sie viele bedrohte und geschützte Arten.« So leben in der Hohen Garbe Seeadler, Schwarzstorch oder Fischotter sowie zahllose Amphibien, Fische und Insekten. Dank sandiger Ufer, Tümpel, Wiesen und Wälder und dem regelmäßigen Kommen und Gehen des Wassers sind natürliche Auen besonders vielfältig und artenreich.
VIELFÄLTIG AKTIV Dass an der Mittelelbe nun eine Auenwildnis entsteht, gelang auch durch gezielten Flächenkauf. Die künftige Kernzone des Biosphärenreservates Mittelelbe wird nun erheblich größer, der alte Auwald steht dann vollständig unter strengem Schutz und kann sich ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Über 100 Hektar erwarb das BUNDAuenzentrum, damit sich dort unter anderem ein natürlicher Wald entwickeln kann. Mit Freiwilligen pflanzte das Projektteam 14 000 Bäume und Sträucher für einen jungen Auwald, legte Steilufer, Tümpel und Brutinseln für Amphibien, Vögel und Insekten an und stellte eine Elb-Insel wieder her, die es dort zuletzt vor 120 Jahren gab. Dabei entstand auch eine fast zwei Kilometer lange Nebenrinne der Elbe für
im Rahmen des BundesGefördert wurde das Projekt vom Bundesamt für falt programms Biologische Viel . Weitere Unterstützer: BMU des eln Mitt mit Naturschutz ng Michael Otto, Stiftiftu s elt Lotto Sachsen-Anhalt, Umw tz Sachsen-Anhalt, schu lima K und rNatu tung Umwelt-, Postcode Lotterie. e tsch Deu mweltstiftung und Allianz U
Fische wie den Zander oder den seltenen Steinbeißer. Ein Lebensraum, der heute nahezu verschwunden ist. Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, wie bedeutsam intakte Natur nicht zuletzt für unser Wohlergehen ist. Mit neuen Ideen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit gelang es denn auch, viele Menschen für die Aue zu begeistern. So teilten rund 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei einem GEO-Tag der Artenvielfalt die Entdeckung von über 1400 Arten in der Hohen Garbe mit interessierten Gästen vor Ort. Ein eigens kreiertes Figurentheater brachte Kindern anschaulich und spannend nahe, was das Ökosystem Aue leistet. Und eine mit Anwohnern erarbeitete Auentour-App führt informativ durchs Gebiet. Schließlich ließen wir sogar entlang der Spree wilden Auwald wachsen: beim »Festival of Lights« in Berlin. Dies allerdings nur mit Hilfe großer Projektoren …
www.bund.net/auenfilm www.bund.net/auen-broschuere
Jen Guyton
DER WERT DER AUEN
Der Auwald im Frühling.
Naturnahe Auen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Sie tragen außerdem zum Klimaschutz und zur Reinigung des Wassers bei: Die üppige Vegetation und die Böden speichern große Mengen CO2, sie säubern und filtern die Fluten und sorgen so dafür, dass weniger Schadstoffe und Düngemittel ins Grundwasser und in Nordund Ostsee gelangen. Auch halten Auen viel Wasser zurück und verhindern so, dass im Sommer ganze Landstriche austrocknen. Und sie sind ein wichtiger Schutz vor Hochwasser: Wo Flüsse sich ausbreiten können, flachen die Flutwellen ab. Nicht zuletzt sind sie ein gefragter Erholungs- und Erlebnisraum für uns Menschen.
50 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv
Fotos: Thomas Obermeier
Da geht was! BN-Aktive und Waldarbeiter der Staatsforsten pflegen gemeinsam Laichgewässer.
EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ
Freunde der Gelbbauchunke brauchen einen langen Atem. Bis an Fundorten endlich Laich gewässer angelegt oder gepflegt werden können, vergehen oft Monate oder gar Jahre. Umso schöner, wenn es dann so weit ist.
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EIN PERFEKTER UNKENSCHÜTZER-TAG
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ie hat es seit einigen Jahrzehnten nicht leicht – aber immerhin gewinnt sie zunehmend Freundinnen und Freunde. Vielleicht liegt das an ihren besonderen Augen: herzförmige Pupillen, wer hätte die nicht gerne? Oder an ihrer absolut »gechillten« Art. Regungslos, alle Viere von sich gestreckt, treibt sie gerne auf Wasseroberflächen. »Wie auf einer Luftmatratze«, findet Sascha Alexander, Mitglied im Vorstand der BN-Kreisgruppe Erding. Er kennt die Gelbbauch unke bestens. Seit 2018 koordiniert er ehrenamtlich im Landkreis Erding die freiwilligen Helfer im Artenschutzprojekt »Allen Unkenrufen zum Trotz«. Das Projekt wurde von sechs oberbayerischen Kreisgruppen des BN zusammen mit drei oberbayeri-
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Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv 51
schen Landkreisen angestoßen. Ein wesentliches Ziel ist die Vernetzung der Lebensräume der gefährdeten Amphibienart. Heute ist ein guter Tag für Sascha Alexander und seine Mitstreiter von der Erdinger BN- Kreisgruppe: Nach tagelangem Schneegraupeln scheint die Sonne ungetrübt vom Himmel und dem lange vorbereiteten Arbeitseinsatz zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten im Sollacher Forst steht nichts mehr im Wege. Jetzt heißt es endlich: Gummistiefel an und ran an die Spaten! Auf einer circa einen Hektar großen Hiebs- und Käferfläche gilt es, kleine Gewässer rundum vom Bewuchs zu befreien, etwas zu vertiefen und zu erweitern.
Seite an Seite für die Gelbbauchunke: BN-Mann Sascha Alexander (li.) und Revierförster Sebastian Kornherr
RICHTIGER ZEITPUNKT »Die Gelbbauchunke ist eine Pionierart«, erzählt Sascha Alexander. Ihr natürlicher Lebensraum sind Bach- und Flussauen, wo durch zeitweise Überschwemmung immer wieder flache, sonnendurchflutete und nährstoffarme Kleinstgewässer entstehen. Es ist wichtig, dass die Gewässer immer wieder frisch entstehen, weil dann kaum Fressfeinde wie etwas Libellenlarven darin vorkommen. In diese kleinen Gewässer legt die Gelbbauchunke von April bis August immer wieder Laichklumpen von zehn bis 30 Eiern. Doch heute sind viele Flüsse begradigt und gezähmt, wilde Flussauen sind selten geworden. Zum Glück ist die Unke anpassungsfähig. Sie besiedelt kleine und flache Tümpel, Wiesen und Weiden, aber auch Ersatzlebensräume wie Kiesgruben, ja selbst eingegrabene Wannen. Diese Kleingewässer heißt es vor der Ordnungswut der Menschen zu bewahren und sie zugleich immer wieder in einen jungfräulichen Zustand zu versetzen, denn nur dann sind sie für die Unke als Laichgewässer brauchbar. Jetzt, Anfang April, haben wir exakt den richtigen Zeitpunkt erwischt, um der Gelbbauchunke in Erding einen guten Start in dieses Jahr zu ermöglichen. Wegen der vorangegangenen Kälte phase hat sie noch nicht mit dem Laichen begonnen und so können wir gefahrlos die kleinen Lachen »pflegen«. »Machen wir das nicht, wachsen die Kleinstgewässer zu und werden zu schattig für die Unke«, erklärt Sascha Alexander. Also legen wir los. Wir sind zu zwölft, zwei Waldarbeiter gehen mit Freischneidern vor und entfernen höheren Bewuchs um die Lachen. Wir anderen nehmen uns jeweils zu zweit oder dritt eine der zuvor markierten Flächen vor, stechen die Seggen am Rand ab, schaufeln Schlamm und Laub heraus. Ruck, zuck sind die Fortschritte zu sehen. Und ohne, dass sich jemand ernsthaft anstrengen muss, haben wir in knapp zwei Stunden ein Tipptopp- Laichgebiet für die Unke vorbereitet.
BESSER GEHT’S NICHT Das bestätigt Sascha Alexanders Aussage: »Das Mühsame am Gelbbauchunkenschutz ist oft nicht die Biotoppflege, sondern die Vorarbeit.« Zu Beginn gilt es erst einmal zu klären, wo überhaupt noch Unken leben. Im Landkreis Erding gab es zwar Daten
früherer Biotopkartierungen. Doch in vielen Fällen waren die Vorkommen längst erloschen wie sich zeigte oder sie spiegelten nur punktuell das tatsächliche Verbreitungsgebiet wider. Und so hat Sascha Alexander tage- und wochenlang die nahegelegenen Wälder durchkämmt, um aktuelle Vorkommen aufzustöbern. Ein langwieriges Unterfangen, weil Gelbbauchunken nicht etwa wie Erdkröten in Massen zu ihren Laichgewässern wandern. Im Landkreis Erding sind die Vorkommen klein oder es finden sich nur einzelne Tiere. Und in trockenen Jahren wie 2018 und 2019 waren in Frage kommende Gewässer meist ausgetrocknet, die Unken vielerorts wie vom Erdboden verschluckt. Und bei einem Wanderradius von 100 Metern bis maximal zwei Kilometern machen Maßnahmen zum Fördern und Vernetzen der Bestände nur dort Sinn, wo tatsächlich Gelbbauchunken vorkommen. Hat man schließlich Tiere entdeckt, muss der Flächeneigen tümer ermittelt werden. Ein bürokratisches Unterfangen, das einiges an Geduld und langem Atem verlangt. Bei Erfolg können dann endlich die Verhandlungen über Biotoppflegemaßnahmen beginnen, vorausgesetzt der Eigentümer ist gesprächsbereit. Diese zähen Vorarbeiten, das ganze mühsame Klein-Klein ist heute vergessen, das sieht man Sascha Alexander an. Heute ist Kür: Seite an Seite arbeitet er mit dem Revierförster Sebastian Kornherr an einem kleinen Tümpel. Der Kontakt steht, die Chemie stimmt, und der erste gemeinsame Einsatz verspricht ein voller Erfolg zu werden. Am Ende der Aktion signalisiert Kornherr Offenheit für weitere Maßnahmen im nächsten Jahr. Und drei neue potenzielle Unkenfreunde hat die Aktion außerdem eingebracht. Mehr kann man von so einem Tag nicht wollen! Heidi Tiefenthaler
mit Mitteln Gefördert im Rahmen des Bundesprogramms »Biologische Vielfalt« tzfonds Naturschu en Bayerisch den durch sowie des Bundesumweltministeriums
52 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Schwaben
NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN
Foto: Thomas Frey
Foto: Sven Büchner
GARTENSCHAU: Am 20. Mai öffnet
Seine auffällige Gesichtszeichnung hat dem Gartenschläfer den Beinamen »Zorro-Maus« eingebracht. Ehrenamtliche überprüfen die angebrachten Spurtunnel auf Pfotenabdrücke der kleinen Nager.
KREISGRUPPEN OSTALLGÄU, OBERALLGÄU, LINDAU UND GARMISCH-PARTENKIRCHEN
die Landesgartenschau Lindau bis Ende September auf der Insel im Bodensee ihre Tore. Die BN-Kreisgruppe Lindau ist mit einem eigenen Pavillon vertreten, der neben einem neu geschaffenen Teich liegt. Dort werden die wertvollen Naturräume der Bodenseeregion und des Westallgäus vorgestellt. Wechselnde Ausstellungen widmen sich aktuellen Naturschutzthemen, zum Beispiel Bäume in der Stadt oder ökologisch wertvolle Gartengestaltung. Ein umfangreiches Umweltbildungsprogramm ergänzt das Angebot.
GARTENSCHLÄFER GESUCHT
D
ie »Spurensuche Gartenschläfer« ist ein bundesweites Projekt, das der BUND gemeinsam mit der Senckenberg- Gesellschaft und der Universität Gießen 2018 startete und das noch bis 2024 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt läuft. In Bayern wird es vom BN koordiniert. »Mit diesem Projekt wollen wir helfen, den dramatischen Rückgang der Gartenschläfer zu stoppen«, sagt Uwe Friedel, BN-Projektleiter Gartenschläfer. »Wie bei einem Puzzle müssen wir dafür zunächst so viele Daten wie möglich sammeln, um dann das Rätsel des Bestandsrückgangs zu lösen.« Biologisch gehört der Gartenschläfer, wie auch der Siebenschläfer, zu den Bilchen. Zwischen den Westallgäuer Tobeln, den Allgäuer Alpen und dem Ammergebirge
wurden die nachtaktiven Nager noch gesichtet. Deswegen fahnden die BN-Kreisgruppen vor allem in diesem Bereich nach dem Gartenschläfer. Doch auch im Allgäu und im Werdenfelser Land soll gesucht werden. Für die Suche braucht der BN noch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die Wildtierkameras auf Futterköder ausrichten und befestigen sowie Spurtunnel anlegen und auf Pfotenabdrücke untersuchen: Wer sich beteiligen möchte, meldet sich beim Projektbetreuer Eckard Kasch (Tel. 0151/70 05 42 14, E-Mail: gartenschlaefer-bayern@posteo.de). Wer Gartenschläfer gesichtet oder gar fotografiert hat, kann dies auch direkt im Internet melden: www.gartenschlaefer.de Thomas Frey (as)
KUNST FÜR DIE DONAU: Beim gleichnamigen Wettbewerb des bayerischen Umweltministeriums erhielt die BN- Jugendgruppe Günzburg für ihren Beitrag den ersten Preis. Im Stil der »Land-Art« entstanden aus im Fluss gesammeltem Plastikmüll unter anderem ein Donaufisch und der Schriftzug »Donau ohne Plastik« (siehe Bild). Die Aktion reiht sich ein in eine Serie von Veranstaltungen zum Thema Plastik und Müll. So ruft die Kreisgruppe auch zu »Müll-Spaziergängen« auf. Ein Video erklärt, wie das auch zu Corona-Zeiten funktioniert: guenzburg.bund- naturschutz.de/aktuelles
Foto: Jutta Reiter
Der kleine Verwandte des Siebenschläfers ist vielerorts selten geworden oder verschwunden. Weil es jedoch im westbayerischen Alpenraum noch Nachweise gibt, sucht der BN dort nach den possierlichen Tieren.
IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Oberbayern 53
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN
GIFTIGE CHEMIKALIEN IM FLUSS Per- und polyfluorierte Kohlenstoffverbindungen (PFC) verseuchen die Friedberger Ach. Sie stammen vom ehemaligen Fliegerhorst Penzing im Landkreis Landsberg, wo über Jahre PFC-haltiges Löschmittel verwendet wurde.
D
ie Giftstoffe gelangen aus dem Boden über das Grundwasser in den »Verlorenen Bach«, der schließlich zur Friedberger Ach wird, die bei Neuburg in die Donau mündet. Der BUND Naturschutz fordert mehr Kooperation der betroffenen Landkreise und will weitere Wasserkontamination verhindern. An allen Probenentnahmestellen des Flusses wird der Grenzwert von 0,65 Nanogramm pro Liter für Perfluoroctan sulfonsäure (PFOS), eine Leitsubstanz des Giftcocktails, deutlich überschritten. Wegen der hohen Toxizität von PFOS wurde die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge für den Menschen zuletzt 2020 europaweit drastisch gesenkt. Die Belastung des Flusses ist den Behörden seit langem bekannt, doch nach Ansicht des BN hapert es an der Zusammenarbeit der Landkreise. Hinzu kommt
die schleppende Sanierung des Fliegerhorsts, den die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet. Ein Sanierungsgutachten, avisiert für Ende März, lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Derzeit werden Sanierungsvarianten geprüft. So soll eine Abdeckung am besonders belasteten Feuerlösch-Übungsbecken verhindern, dass Regenwasser PFC ins Grundwasser schwemmt. Zudem soll eine PFC-Reinigungsanlage die Belastung des Wassers reduzieren. Um verseuchtes Grundwasser am Abfließen zu hindern, fordert der BN zusätzlich hydraulische Sperren nach dem Vorbild des Flugplatzes Manching. Auch wenn die Gemeinde Penzing und Stadt und Landkreis Landsberg das Gelände anderweitig nutzen wollen, darf es keine Schnellsanierung auf Kosten der Gesundheit geben. Annemarie Räder (as)
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KREISGRUPPE LANDSBERG
Ra
Die Friedberger Ach enthält bis zu 25 Nanogramm pro Liter an giftigem PFOS – 38-mal mehr, als der Grenzwert der Umweltqualitätsnorm erlaubt. Vor dem Verzehr von Fisch aus dem Fluss wird gewarnt.
Jahren Dr. Friedrich Schutz, von 1978 bis 1995 Vorsitzender der Kreisgruppe Starnberg. Auf seine Initiative hin wurden 72 Naturdenkmäler, geschützte Landschafts bestandteile und Naturschutzgebiete ausgewiesen, die heute zur Biodiversität im Landkreis beitragen. Innerhalb der Kreisgruppe baute er eine funktionierende Ortsgruppen-Struktur auf, die bis heute Bestand hat. Schutz war 15 Jahre Mitglied des Naturschutzbeirats der Regierung von Oberbayern und Träger zahlreicher g an lfg Foto: Wo Auszeichnungen, darunter der Naturschutzmedaille des BN und des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
GLÜCKWUNSCH: Olaf Rautenberg, der erste Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Ebersberg, feierte im April seinen 75. Geburtstag. Seit über 17 Jahren führt er die Kreisgruppe erfolgreich und mit enormem persönlichem Einsatz. Bis vor kurzem war er auch Vorsitzender der Ortsgruppe Grafing. Seine großen Anliegen sind Klimawandel und Energiewende, auch als Mitbegründer und Sprecher des Arbeitskreises »Energie + Ressourcen« der Landkreis-AGENDA. Nach dem »Ebersberger Sonnenweg«, den Rautenberg in den 90er Jahren initiiert hatte, stehen aktuell die Windkraftansiedlung im Ebersberger Forst und der Baumschutz auf der Tagesordnung, aktuell wegen über 100 gefällter Bäume auf dem Gelände des Berufsförderwerks in Kirchseeon. Foto: privat
Foto: Süddeutsche Zeitung
NACHRUF: Im Januar verstarb mit 90
IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de
54 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz
NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ
Foto: Carola Gaar
KRITIK: Gegen die Rodung und Bebau-
Vor den Autos können die BN-Ehrenamtlichen schützen. Aber vor dem Klimawandel?
ung einer amtlich kartierten Biotopfläche mit ökologisch wertvollem Baumbestand im Stadtwesten protestiert die BN-Kreisgruppe Regensburg seit Ende Januar. Dabei appelliert sie an Verwaltung und Stadtrat, sich für den Erhalt der »Klima insel« und wichtigen Freifläche für Natur und Naherholung einzusetzen. An der Online-Unterschriftenaktion haben sich bereits 1690 Unterstützer beteiligt (Stand 11. März 2021).
Foto: JBN Regensburg
KREISGRUPPE NEUMARKT
WENIGER »WANDERER« Der Amphibienschutz ist ein Herzstück des BN-Artenschutzes. Doch an den Krötenzäunen finden die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer immer w eniger Tiere.
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ie BN-Amphibienschützer sind besorgt: Im Landkreis Neumarkt, wo rund 50 Ehrenamtliche zwölf Amphibienschutzzäune betreuen, werden immer weniger Tiere gesichtet. So wurden an der Mauertsmühle bei Berg früher bis zu 1700 Tiere über die Straße getragen. 2020 waren es nur noch 703. Zwar hätte es je nach Witterung im Frühjahr immer schon Schwankungen gegeben, so der BN-Kreisvorsitzende Dr. Josef Guttenberger bei einem Pressetermin Mitte März. Doch an der Mauertsmühle, einem Seitental der Schwarzach, zeige sich ein über Jahre anhaltender Trend. Ähnliches stellen die Ehrenamtlichen auch an den übrigen elf Amphibienschutzzäunen im Landkreis Neumarkt fest. Zwar konnten 2020 insgesamt mehr als 4600 Erdkröten, Teichmolche und Grasfrösche vor dem Tod auf den Straßen bewahrt werden. Jedoch ging die durch-
schnittliche Zahl der Tiere pro Übergang von 1100 im Jahr 2001 auf 387 im Jahr 2020 zurück. BN-Landesvorsitzender Richard Mergner warnte: »Angesichts trockener Sommer und Frühjahre, wie wir sie in den letzten Jahren gehäuft erlebt haben, könnten selbst Allerweltsarten wie Erdkröte und Grasfrosch zu einem seltenen Anblick werden. Wir müssen entschiedener gegen die Klimakrise vorgehen!« Von ursprünglich 24 betreuten Übergängen in Neumarkt wurden in den vergangenen Jahren sechs mit festen Leiteinrichtungen versehen und an zwei davon Ersatzlaichbiotope angelegt. Vier Vorkommen sind erloschen. Auch an der Mauertsmühle will der BN ein Laichgewässer renaturieren und die Amphibien so dazu bewegen, die Straße nicht mehr zu überqueren. Reinhard Scheuerlein (ht)
EINSPRUCH: In seiner Stellungnahme zum Ausbau der Staatsstraße 2132 bei Traidersdorf im Zellertal südlich von Bad Kötzting (Landkreis Cham) begrüßte der BN Anfang 2021 die Planänderungen, mit denen auf die Durchquerung eines FFH- Schutzgebiets verzichtet werden soll. Doch während eine ortsnahe Umfahrung von Traidersdorf beim BN akzeptiert wird, lehnt dieser die immer noch geplante Zerschneidung eines weiteren Teils des Schutzgebiets ab und fordert einen Ausbau auf der bestehenden Straßentrasse.
PROTEST: Mit Entsetzen reagierte die BN-Kreisgruppe Schwandorf auf den Beschluss des Bebauungsplans für das Industrie- und Gewerbegebiet im Staatswald an der A 93 Mitte Februar. Trotz Protesten und Planungsmängel soll das ökologisch und wirtschaftlich unsinnige Projekt offenbar durchgesetzt werden. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Oberfranken 55
NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN
Foto: Karl Paulus
»RENATURIERUNG«: Die Firma Bärn-
Damit sich seltene Arten weiter wohlfühlen: Entfernen der Vegetation an der Tongrube Seedorf
reuther+Deuerlein will im Kalksteinbruch nördlich von Gräfenberg belastete Abfälle wie Gleisschotter oder Bauschutt in erheblichen Mengen zur Renaturierung verwenden. Derartiges Material muss in anderen Bundesländern recycelt oder deponiert werden. Bisher waren für die Verfüllung von Steinbrüchen auch in Bayern nur Bodenaushub und Abraum zugelassen. Weil der Steinbruch nach unten nicht abgedichtet ist, fordern der BN und die Inter essengemeinschaft Steinbruch nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung, um die möglichen Auswirkungen des Vorhabens auf das Grundwasser zu untersuchen.
KREISGRUPPE WUNSIEDEL
Zusammen mit dem Forstbetrieb Waldsassen haben die Aktiven in Wunsiedel in einer stillgelegten Tongrube eine Heimat für seltene Pflanzen und Tiere geschaffen.
E
s ist ein Lebensraum, dessen Besonderheit sich erst auf den zweiten Blick erschließt: eine Menge offener Rohböden, überrieselnde Rinnsale mit Kleinstgewässern, Erdwälle und eher wenig Grün. Die ausgediente Tongrube »Seegrube« im Landkreis Wunsiedel ist ein typisches Sekundärbiotop – ein vom Menschen geschaffener Lebensraum. In enger und jahrelanger Zusammenarbeit mit dem Forstbetrieb Waldsassen ist es der BN-Kreisgruppe gelungen, dieses seltene Habitat zu erhalten. Dort haben sich inzwischen mehr als 15 bedrohte Arten angesiedelt – ein Erfolg, der nur durch kontinuierliche Pflege erreicht wurde. Auch im Oktober vergangenen Jahres wurde in der Tongrube wieder ein Maschi-
neneinsatz mit schwerem Gerät durchgeführt, um ein Überwuchern des Standortes zu verhindern. Diese Maßnahme zeigt nun ihre Wirkung: Nicht nur der Flussregenpfeifer findet in der ehemaligen Tongrube einen geeigneten Lebensraum, auch sehr seltene Arten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, der Kleine Blau pfeil, die Gebänderte Heidelibelle, der Rundblättrige Sonnentau oder der Sumpfbärlapp sind dort – teils in Massen – zu finden. Ebenso konnten im Frühjahr 2021 wieder zahlreiche Grün- und Grasfrösche beobachtet werden, denn auch Amphibien und Insekten fühlen sich in dieser offenen Landschaft wohl. Johanna Machala (ht)
Foto: Anna Degelmann
ARTENPARADIES TONGRUBE
GRÜNE GÄRTEN: Als Kontrapunkt zu den auch in Hof zunehmenden Kiesgärten will der BN mit dem Projekt HofGärten naturnahe Gärten als »Trittsteine« für Tiere und Pflanzen erhalten und fördern. Die Größe eines HofGartens spielt keine Rolle; dieser kann auf Baumscheiben an der Straße entstehen, in Vorgärten oder auf Brachen. Alle Bürgerinnen und Bürger in Hof sind eingeladen, ihr eigenes HofGarten-Projekt zu starten und Grünflächen in der Stadt zu erhalten oder weiterzuent wickeln. Wer keinen eigenen Garten hat, kann sich beim BN melden, der Gartenpatenschaften vermittelt und die einzelnen Projekte begleitet. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de
56 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken
NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN
Foto: Richard Radle
ORTSUMFAHRUNG:
Baulücken wie hier im Ortsteil Eichelburg in Roth müssen genutzt werden.
KREISGRUPPE ROTH
FLÄCHE SPAREN – JETZT !
Die geplante Ortsumfahrung von Dinkelsbühl ist hoch umstritten. Erstens gibt es eine innerstädtische Alternative und zweitens die Möglichkeit, eine alte Bahnlinie zu reaktivieren und so den Autoverkehr auf die Schiene zu verlagern. Der BN klagt mit Unterstützung der Bürgerini tiative Mutschachfreunde gegen die Planungen. »Diese Ortsumfahrung kann ein Modellfall für die Umsetzung des neuen Klimaschutzgesetzes in Planungsverfahren werden«, so Paul Beitzer, BN-Vorsitzender in Ansbach. »Aber der Widerstand kostet Geld, weshalb wir dringend Spenden benötigen.« Spendenkonto (Stichwort »Dinkelsbühl retten«): BUND Naturschutz in Bayern e.V. IBAN: DE27 700 205 000 008 844 000
D
as neue Baugebiet ist im Rother Ortsteil Eckersmühlen geplant. Dort sollen südlich der Zwillach gut 80 Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser entstehen. Für den BN ist das völlig unverständlich, denn die Stadt Roth hat erst im Oktober vergangenen Jahres ein Baulückenkataster präsentiert, das insgesamt 436 baureife Grundstücke für Wohnhäuser in einem Umfang von 427 000 Quadratmetern ausweist. 72 davon mit insgesamt 75 000 Quadratmetern liegen im Ortsteil Eckersmühlen. Es sind also genügend Flächen zur Innenentwicklung vorhanden, die aktiviert werden können – und müssen. »Im Baugesetzbuch ist in Paragraph eins ganz klar geregelt: Innenentwicklung vor Außen entwicklung«, so Stefan Pieger, stellvertretender BN-Kreisvorsitzender in Roth. Zum anderen gibt es die Parteien-
gespräche, die der Kreisvorstand regelmäßig führt. Zufällig war das Hauptthema letzten Herbst der Flächenverbrauch. »Da werden hehre Reden geschwungen von Flächenreduzierung und Nachverdichtung«, sagt die BN-Kreisvorsitzende Dr. Beate Grüner, »aber wenn es dann ans Abstimmen im Gemeinde- oder Stadtrat geht, ist alles vergessen.« »Das Ziel, den Flächenverbrauch von derzeit über zehn Hektar pro Tag bayernweit auf fünf Hektar zu senken, kann nur erreicht werden, wenn alle Städte und Gemeinden mitziehen und Ihren Beitrag zum Flächensparen leisten«, so Stefan Pieger. Die Kreisgruppe Roth wird deshalb versuchen, das neue Baugebiet zu verhindern und hat Ende vergangenen Jahres eine entsprechende Stellungnahme zu dem Planungsverfahren abgegeben. Richard Radle (ht)
Foto: Dr. Hans Krautblatter
In Roth soll ein großes Baugebiet entstehen, obwohl das Baulückenkataster über 400 000 Quadratmeter freie Flächen im bereits bebauten Gebiet ausweist. Der BN wehrt sich.
PLANUNGSFEHLER: Die Stadt Höch stadt hat nach 30 Jahren einen neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplan beschlossen. Allerdings steigert sie damit ihren Flächenfraß planerisch weiter – und zwar auf das Vierfache des von der Staatsregierung als Ziel formulierten maximalen Verbrauchs von fünf Hektar pro Tag. Naturschutzfachlich sind zwei Planungen besonders kritisch: Der Häckersteig (im Bild), eine alte, schützenswerte Terrassenlandschaft, soll bebaut werden. Und in der Aischaue ist ein Gewerbegebiet geplant, obwohl bereits ein großes, teilweise lückiges Gewerbegebiet existiert. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken 57
NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN IGNORANZ: Mit dem knapp 1,7 Hektar
KREISGRUPPE RHÖN-GRABFELD
PARKPLÄTZE WICHTIGER ALS BÄUME?
Foto: Paul Diestel
Trauriger Anblick: ein gefällter Ginkgobaum
Mit dieser Aktion protestierte Fridays for Future gegen die Baumfällungen.
30 Jahre lang durften sieben Ginkgobäume entlang eines Gehwegs in Bad Neustadt haushoch wachsen. Ende Februar wurden sie nach einer denkbar knappen Entscheidung des Stadtrats innerhalb kürzester Zeit gefällt.
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as Wurzelwerk der Bäume stand dem Bau von Parkplätzen im Wege. Den Alternativorschlag, Parkraum auf der Straße zu schaffen, lehnte der Stadtrat ab. Die Schaffung von Parkmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung von Seiten straßen wurde erst gar nicht geprüft, wie Martin Müller, der Vorsitzende der BN- Ortsgruppe, sowie weitere Aktive heftig kritisierten. »Die Fällung der Ginkgobäume steht im klaren Widerspruch zum Leitbild der Stadt, das im Rahmen der lokalen Agenda 21 im Jahr 2001 beschlossen
wurde: Lebensgrundlagen und Lebensqualität nachfolgender Generationen erhalten«, stellt BN-Vorstandsmitglied Franziska Burmester enttäuscht fest. Der BUND Naturschutz appelliert nach diesem Vorfall an den Stadtrat, seine zukünftigen Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Klima- und Umweltpolitik zu fällen. Die Ortsgruppe wird nun die Erstellung einer Baumschutzverordnung vorantreiben, um derartige Naturfrevel künftig zu verhindern. Susanne Richter/ Steffen Jodl (ht)
RUHESTAND: Zum 1. April 2021 hat die BN-Kreisgruppe Haßberge ihren äußerst engagierten Geschäftsstellenleiter Alexander Hippeli (Bild li.) in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. 14 Jahre lang setzte er sich mit großem Engagement und breiter Fachkenntnis insbesondere für den Amphibienschutz und die Biotoppflege ein. Als Nachfolger übernahm nun Christian Raehse (Bild re.) seine Aufgaben. Der Kreisgruppenvorstand dankte Hippeli für seine Leistung und wünschte seinem Nachfolger viel Erfolg.
Foto: Alexander Hippeli
Foto: Stefan Kritzer
großen Baugebiet »Obere Lehmgrube« bei Goßmannsdorf will die Stadt Ochsenfurt im Landkreis Würzburg ökologisch außergewöhnlich wertvolle Flächen bebauen. Der Komplex aus Kalkmagerrasen und Flachlandmähwiesen ist eng verzahnt mit alten Streuobstbäumen, Hecken und Steinriegel. Zauneidechse, Schlingnatter, Kleiner Abendsegler, Baumpieper, Wendehals, Grünspecht und die Schmetterlingsart Spanische Flagge haben hier ebenso einen Lebensraum wie die Bocksriemenzunge, eine stark gefährdete Orchideenart. Der BN hat im März erneut eine Stellungnahme gegen die Planungen abgegeben.
IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de
58 Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern
NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN
Foto: Georg Kestel
EIN HERZ FÜR SCHWALBEN:
Blick vom Bogenberg auf die Donau
KREISGRUPPE DEGGENDORF
GERETTETE DONAU ERFAHREN
Mit einer Mitmach-Tour im Juni setzt die Kreisgruppe Deggendorf ihre geführten Radwanderungen entlang der Donau fort. Von Deggendorf aus geht es zu geretteten Donau abschnitten und besonders wertvollen Flächen.
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ie Radtouren gehen auf ein vor zwei Jahren begonnenes Projekt zurück, mit dem die Kreisgruppe die vor dem Staustufenbau gerettete Donau im Wortsinn »erfahrbar« machen will (siehe N+U 1/2019). Dabei wurden drei Routen entwickelt, die sich seither großer Beliebtheit erfreuen: von Straubing nach Deggendorf, rund um die Isarmündung und von Deggendorf nach Vilshofen. Nachdem der Schwerpunkt bislang auf dem Thema »Welterbe Donau« lag, steht bei der ersten Tour in diesem Jahr die Geschichte der Donaurettung im Fokus. Angesteuert werden neben wertvollen Naturflächen auch die Schauplätze des Engagements für die frei fließende Donau Erst 2013 fiel, nach jahrzehntelanger Auseinandersetzung, die Entscheidung gegen weitere Staustufen und für einen sanften Donauausbau – ein Erfolg, der
auch den BN-Aktiven vor Ort zu verdanken ist. Um die Menschen für den ökologischen und gesamtgesellschaftlichen Wert der frei fließenden Donau zu sensibilisieren, haben sich die »Mitmach-Radtouren« als wertvolles Instrument erwiesen. Ausdrücklich erwünscht sind Vorschläge von Teilnehmenden, die besondere Orte, unbekannte Naturschätze und Geschichten rund um die Welterbe-Region der niederbayerischen Donau beitragen können. Auch Hinweise auf besondere Begebenheiten im Kampf für die frei fließende Donau sind willkommen. Rita Rott (as)
Rauch- und Mehlschwalben werden immer seltener und stehen inzwischen auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. Deshalb zeichnet die BN-Kreisgruppe Dingolfing-Landau zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz, dem Bayerischen Bauernverband und dem Landschaftspflegeverband nun Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer aus, die die gefährdeten Vögel und deren Nester an ihren Gebäuden dulden. Dafür gibt es die Plakette »Ein Herz für Schwalben«, die am Haus angebracht werden kann und zeigt, wie wichtig Schwalbenschutz ist. Schwalben bauen ihre Nester gerne in Viehställen oder außen an Hofgebäuden. Diese Nistgelegenheiten gehen mit der Modernisierung der Landwirtschaft zunehmend verloren; der Insektenrückgang und die Verbauung der Landschaft gefährden die Vögel zusätzlich. LANDSCHAFTSPFLEGEVERBAND DINGOLFING-LANDAU E. V.
DESASTER IM DUTZEND: Unter diesem Namen nominierte der BUND Anfang des Jahres die zwölf unwirtschaftlichsten und unökologischsten Fernstraßenprojekte Deutschlands. Auch die seit Jahren umstrittene »B 15 neu« im Landkreis Landshut schaffte es ins Negativ-Ranking. Die autobahnartige Trasse wurde bereits in den 1970er Jahren geplant. Sie würde von Regensburg bis Rosenheim führen, mitten durch hügelige Kulturlandschaft und quer durch das FFH-Gebiet »Leiten der unteren Isar«. Für die BN-Kreisgruppe Landshut ist dieser »Planungs- Dinosaurier« im letzten Jahrtausend stecken geblieben und sollte den Weg frei machen für ein zeitgemäßes, nachhaltiges Verkehrskonzept ohne Autobahn.
Mitmachen Die erste Tour startet in Deggendorf und ist – corona-konform – für den 13. Juni geplant. Weitere Infos: deggendorf.bund-naturschutz.de/ veranstaltungen
IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 2 | 21 › BN AKTIV + NAH › Porträt 59
UNSERE EHRENAMTLICHEN
MIT DEM FROSCH AUF DU UND DU
Foto: Margarete Moulin
Friedl Krönauer ist Vorsitzender der Kreisgruppe Bad TölzWolfratshausen. Die setzt sich für die sensiblen Feucht gebiete im Landkreis ein und für einen naturfreundlicheren Tourismus.
Friedl Krönauer an einem Moorsee im Loisachfilz
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ie Märzsonne scheint auf den kleinen Moorsee im Loisachfilz. Ein kleiner, glänzender Kopf durchbricht die Wasseroberfläche – ein Frosch. Mit kräftigen Schwimmzügen strebt er dem Ufer zu. Friedl Krönauer schleicht sich mit dem Fotoapparat in der Hand an. »Na, was bist Du für einer?« fragt er den Frosch. Und knips, hat er ihn im Kasten. Der Frosch taucht ab. »Ah geh, bist a kloa ner Schisser?«, sagt Krönauer. Er spricht so freundlich-vertraut, als spräche er mit seinem Haustier. Der 60-jährige setzt sich wieder im Schneidersitz auf den Bohlenweg, der durchs Moor führt. »Ich habe seit je ein Gefühl der Verbundenheit mit allen Tieren – ob Blindschleiche oder Hirsch«, sagt er. Förster wäre er gerne geworden. Aber das Leben hat es anders eingerichtet. So ist Krönauer in jungen Jahren Elektrotechniker geworden, hat sein Metier sogar bis zum Vordiplom studiert. »Aber das war nix für mich«, sagt er rückblickend. Seine Liebe zum Skifahren hat ihn, der auch ehrenamtlich in der Bergwacht ist,
zum Deutschen Skilehrerverband gebracht, wo er hauptberuflich arbeitet. Seine große Liebe zur Natur bringt er in die Kreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen ein, die er seit 2009 leitet. Eines der zentralen Gebiete, um das sich der BN kümmert, ist das Hochmoor zwischen Kochelsee und Kloster Benediktbeuern, wichtig als Lebensraum und Brutgebiet. Im umliegenden Grünland sind Wiesenbrüter wie Bekassine und Brachvogel zu Hause.
SCHUTZ FÜR WIESENBRÜTER Aber es werden immer weniger, sagt Krönauer besorgt. »Der Brachvogel – jedes Jahr brüten hier Altvögel, aber sie kriegen die Jungen nie hoch.« Zu intensiv würde Landwirtschaft auf den umliegenden Wiesen betrieben. Hinzu kommt die Störung durch Wanderer. »Als Kreisgruppe setzen wir uns deshalb für einen strengeren Gesamtschutz dieses FFH-Gebietes ein«, erklärt Krönauer. »Je größer die Fläche, in der Ruhe herrscht, desto größer die Chance, dass einzelne Arten ihren Lebensraum darin finden.«
Eine Herzensangelegenheit der Kreisgruppe sei die Umweltbildung. »Unsere Ferienkurse zum ›Junior Ranger‹ sind total beliebt«, sagt Krönauer. Kinder erleben drei Tage lang das Leben einer Flusslandschaft entlang der wilden Isar – und wie sie es schützen können. »Sie sollen merken, dass sie was tun können.« Neben der Natur als äußerer Heimat, hat Krönauer noch eine innere Heimat: das Schreiben. Auf seinem Blog »Obacht!« äußert er sich pointiert zu aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen. Sein Sprachtalent setzt er für die Anliegen der Kreisgruppe ein. Vergangenes Jahr, als die Region um den Kochelsee wieder mal im touristischen Verkehr erstickte, schrieb Krönauer an die Regierung von Oberbayern einen Brandbrief – ein Anwalt der Natur. Inzwischen kreist ein Schwarzmilan spähend über dem See. Friedl Krönauer hält Ausschau nach »seinem« Frosch und murmelt Richtung See: »Jetzt schau, dass d’abtauchst, sonst holt er dich!« Margarete Moulin
60 Natur +Umwelt 2 | 21 › SERVICE › Buchtipps und Reisen
i BUCHTIPPS
Maike Böcker et al. 2021, 22 Euro, oekom Verlag
DESASTER IM DUTZEND: Zwölf Autobahnen, die kein Mensch braucht Kostenloser Download unter www.bund.net/ desaster-im-dutzend
Desaster im Dutzend Ob die A 39 von Lüneburg nach Wolfsburg oder die B 15 neu von Landshut nach Rosenheim: In Deutschland sind noch viele unwirtschaftliche, natur- und klimaschädliche Autobahnen und große Bundesstraßen geplant. Zwölf davon hat der BUND unter die Lupe genommen. Mit der neuen Broschüre »Desaster im Dutzend« zeigt der BUND beispielhaft, wie die Verkehrsbehörden beim Bau von Fernstraßen Kosten viel zu niedrig ansetzen, europäisches Umweltrecht aushebeln und die Öffentlichkeit nicht fair beteiligen. Ungeprüft bleiben kostengünstige und umweltschonende Alterna tiven, die der BUND in allen zwölf Fällen für problemlos machbar hält. Die Broschüre verdeutlicht, wie nachhaltige Planung für die Mobilität von morgen funktioniert.
BUND-REISEN
Andorra ist ein echter Geheimtipp und ein tolles Wandergebiet mit unberührter Berglandschaft, 60 Gipfeln über 2500 Meter, kristallklaren Bergseen, wilden Pferden und drei Naturparks. Andorra la Vella ist die höchstgelegenste Hauptstadt Europas. Das kleine
WILDNIS IM HARZ 18. – 23. Juli 2021, Deutschland Was ist Natur, was ist Wildnis und was hat das Ganze mit den Menschen zu tun? Das, was wir heute als Natur verstehen, ist in Europa zumeist eine vom Menschen
Foto: C. Vollmer
ANDORRA 17. – 24. Juli 2021, Andorra
Pyrenäenland lockt mit über 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr. Diese Reise bietet besondere Naturerlebnisse und spannende Geschichten zu Land und Leuten.
geschaffene Kulturlandschaft – eine freie und selbstbestimmte Natur findet man häufig nur noch in den Großschutzgebieten wie den Nationalparken. Auch die Wildnis im Nationalpark Harz erwächst langsam aus einer einst intensiv genutzten Kulturlandschaft.
Foto: www.spreewald.de
WIE WIRD WENIGER GENUG?
Städte unter Druck Der Bedarf an städtischem Wohnraum steigt. Auch das Gewerbe und der Verkehr beanspruchen immer mehr Platz. Wie können Städte diesen Konflikt lösen, ohne weiter zu wachsen? Und dabei für alle Menschen bezahlbar, lebenswert und alltagstauglich werden? Damit beschäftigte sich ein Forschungsprojekt der Uni Flensburg. Das Ergebnis: Suffi zienzpolitik kann dazu beitragen, urbane Lebensqualität zu fördern und eine kompakte, auto-arme, attraktive und sozial durchmischte Stadt zu schaffen. Die Autorinnen und Autoren von »Wie wird weniger genug?« legen ihren Schwerpunkt auf eine aktive kommunale Bodenpolitik. Sie untersuchen die Hemmnisse und zeigen mit ermutigenden Beispielen aus der Praxis, wie sich Mobilität, Wohnen und Quartiersentwicklung besser gestalten lassen. Hilfreich für alle, die sich für kommunale Politik interes sieren – und engagieren.
Coronabedingt kan n es bei den eiseangeboten zu R Einschränkungen kommen. Aktuelle Informationen finden Sie unter ww w.bund-reisen.de
NATURERLEBNIS SPREEWALD 15. – 20. August 2021, Deutschland Das UNESCO-Biosphären reservat Spreewald ist eine einzigartige Kultur- und Naturlandschaft und gehört zu den schönsten Wanderge-
bieten Deutschlands. Die Wanderwege führen durch alte Laubwälder, malerische Spreewalddörfer und entlang an Schleusen, Spreewaldauen und dem weit verzweigten Netz aus Kanälen, Fließe genannt. Mit ein bisschen Glück kann man seltene Tiere und Pflanzen beobachten.
Weitere Informationen
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Natur +Umwelt 2 | 21 › SERVICE › Ratgeber Fahrrad 61
gekauft und genutzt werden. Alternativ gibt es auch Verleihdienste für Lastenräder. Falls Sie ein Kinderrad kaufen wollen: Nehmen Sie Ihr Kind mit. Kaufen Sie »auf Zuwachs«, damit das Rad nicht schon ein Jahr später zu klein für Ihren Nachwuchs ist. Und kaufen Sie Ihrem Kleinkind zeitig ein Laufrad!
Illu: Ann-Kathrin Hahn / Das Illustrat
ALLTAGS- UND FALTRÄDER
FAHRRÄDER
WELCHES IST DAS RICHTIGE? Immer mehr Menschen nutzen auch im Alltag das Rad. Falls Sie erwägen, ein neues anzuschaffen, hier ein kleiner Leitfaden. BEATRIX WUPPERMAN Die Volkswirtin bloggt auf www.bremenize.com für den Radverkehr und ist seit 26 Jahren im BUND aktiv.
F
ahrradfahren ist nicht mehr nur ein Hobby am Wochenende. Mit Corona und unserem Wunsch nach einer Verkehrswende steigen die Bedeutung und das Ansehen des Alltagsradelns. Wenn auch Sie sich ein neues Fahrrad kaufen wollen: Welches ist gut und sinnvoll für Sie? Wollen Sie täglich fahren, Ihr Auto immer häufiger stehenlassen oder sogar ganz abschaffen? Was wollen Sie transportieren? Und was ist mit den Kindern?
RENNRAD, LASTEN- ODER KINDERRAD? All dies sind Räder für spezielle Ansprüche. Im Fachhandel können Sie sich eingehend beraten lassen. Lastenräder, die seltener gebraucht werden, können vielleicht zusammen mit Nachbarn
Hier gibt es Variationen: Tiefeinstieg, Mixed- oder Diamantrahmen (mit Stange), Cruiser, Falträder und mehr. Wollen Sie sportlich oder eher gemütlich und entspannt fahren? Wollen Sie eine Rücktrittbremse und Nabenschaltung oder Kettenschaltung ohne Rücktritt? Stöbern Sie im Internet und lassen Sie sich im Fachhandel beraten. Kaufen Sie vor allem nur im Fahrradladen Ihres Vertrauens. Denn Sie müssen ein Rad Probe fahren, alle Funktionen ausprobieren und schauen, ob es zu Ihrer Körpergröße passt. Und Sie möchten jemanden haben, der sich für Ihr Rad verantwortlich fühlt und es auch nach Jahren noch rasch und günstig wartet und repariert. Falträder sind sinnvoll, wenn Sie nur kurze Strecken fahren und das Rad mit in die Bahn, den Bus oder die Straßenbahn nehmen, ohne Vorbuchung oder Extra-Fahrkarte. Es gibt sie auch mit elektrischer Unterstützung. Lassen Sie sich im Fachhandel zeigen, wie es zusammengeklappt wird, und fahren Sie Probe.
WAS IST MIT PEDELECS? Es gibt immer noch das Vorurteil, Fahrräder mit elektrischer Unterstützung seien nur etwas für ältere Herrschaften. Das ist weit gefehlt! Pedelecs sind nicht einfach zu fahren, sie sind relativ schwer und können beim Anfahren einiges Temperament entwickeln. Wer es fahren möchte, braucht Körperbeherrschung und Erfahrung mit dem Radeln. Ein Pedelec kann sinnvoll sein, wenn Sie regelmäßig größere Höhenunterschiede überwinden müssen, einen Anhänger ziehen oder/und mehr als zehn Kilometer jeden Tag zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen radeln wollen. Auch für Lastenräder ist eine elektrische Unterstützung hilfreich. Ohne sie wird sonst die Versuchung oft zu groß, doch ins Auto zu steigen. Die Batterien können direkt am Rad oder bei abnehmbaren Batterien (unbedingt zu empfehlen!) zu Hause in der Wohnung aufgeladen werden. Super wäre es, wenn Sie dafür Ökostrom verwenden, am besten aus der eigenen Fotovoltaikanlage.
KORB, FAHRRADTASCHE, ANHÄNGER …? Falls Sie Ihre Einkäufe mit dem Rad erledigen wollen, können Sie zwischen fest montiertem Korb (es gibt auch abnehmbare) und abnehmbarer Fahrradtasche wählen. Oder Sie lassen sich eine Kupplung ans Rad montieren und kaufen einen Anhänger dazu, mit dem Sie schwere Dinge wie Bierkisten transportieren können – oder auch Kinder. Das ist allerdings viel teurer als ein Korb oder ein Kindersitz. Und dann fragt sich, ob Sie nicht besser gleich ein Lastenrad kaufen …
62 Natur +Umwelt 2 | 21 › SERVICE › Leserbriefe
LESERBRIEFE WASSERKNAPPHEIT Zum Titelthema Wasser in N+U 4/2020 Zur Grundwasserproblematik möchte ich das noch bemerken, was in Heft 4/20 nicht so deutlich geworden ist. Wir alle müssen doch alles daransetzen, dass gerade bei sinkenden Niederschlagsmengen möglichst viel davon dem Grundwasser zugutekommt. Aber gerade das Gegenteil wird von Politik und Interessensverbänden gefördert. Riesige Flächen werden von Industrie, Gewerbe, Supermärkten auf der Wiese und neuen Baugebietsausweisungen versiegelt. Das Handeln geht meist von den Kommunen aus, die so an Gewerbesteuern kommen können. Hier sind die Kommunalpolitiker in der Pflicht, die natürlich immer Geld brauchen, aber muss immer die Umwelt zahlen? Die Landespolitik bestärkt dieses Handeln, da sie sämtliche Bremsen gelockert hat. Durch Straßen- und Verkehrsflächen werden nach wie vor große Flächen versiegelt. Eigentlich haben wir genug Straßen, aber Autolobby und Politik meinen, die Straßen müssen ständig dem steigenden Verkehr angepasst werden. Auch die Landwirtschaft trägt zur Bodenversiegelung bei. Die landwirtschaftlichen Maschinen und Fahrzeuge werden immer schwerer. Der Boden wird daher auch in tieferen Lagen immer mehr verdichtet und der Regen kann das Grundwasser kaum noch erreichen und läuft auf der Oberfläche ab. Wenn wir so weitermachen, wird die Menschheit das nächste Jahrhundert unbeschadet erreichen? Karl Wilhelm Schmidt, München
ENTSCHEIDENDE WAHL Zur unseren Berichten über Klimaschutz und Globalisierung Bei der Bundestagswahl 2021 entscheidet sich, ob es zu einem Paradigmenwechsel hin zu einer öko-sozialen Haltung bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kommt oder ob der Neoliberalismus sein Treiben fortsetzen kann. Es geht um die Zukunft der kommenden Generationen! Ist es da gerecht, dass die Hälfte der jungen Leute (bis 18 Jahre) nicht mitentscheiden darf, aber die Rentner und Pensionisten schon? Wenn so weitergemacht wird wie bisher, dann haben wir gute Chancen, als die verschwenderischste und egoistischste Generation in die Geschichte einzugehen, die die Erde je gesehen hat. Schon viel zu lange erliegen wir der oberflächlichen Verführung, es ginge darum, dass wir möglichst viel Spaß haben, koste es, was es wolle. Notfalls auch auf Kosten der Menschen anderswo, der Mitgeschöpfe, der Natur, der kommenden Genera tionen. Ist das herrschende System krank oder veraltet? Ich denke, beides. Krank, weil es tötet (»Diese Wirtschaft tötet«, Papst Fran-
ziskus). Krank, weil es die Erde zerstört, ausbeutet, vergiftet und vermüllt. Veraltet, weil es nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt. Friedrich Meier, Nürnberg
ÜBERZEUGENDE BN-BROSCHÜRE Zur Vorstellung des neuen BN informiert »Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet« in N+U 1/2021 Diese neue Broschüre finde ich sehr überzeugend. Sie beleuchtet alle Entwicklungen und dramatischen Folgen des Tourismus in der Alpenregion und stellt dazu Forderungen auf, um den aktuellen Zustand naturverträglicher zu gestalten. Obwohl diese Probleme im Naturschutz bekannt sind, hat mich diese konzentrierte Faktensammlung doch erschüttert. Die Erholung in den Bergen findet in zunehmendem Maße mit Sportgeräten statt. So hat der Mountainbiker als Radfahrer das gleiche Recht, alle Wege, Pfade und Steige zu nutzen wie ein Wanderer. Auch im überarbeiteten Gesetz gelten E-Bikes mit einer Leistung bis 250 Watt noch als Fahrrad. Nur E-Bikes mit stärkerem Antrieb werden auf die (immer weiter ausgebauten) Fahrstraßen »verbannt«. Wer soll die Einhaltung dieser Vorschrift kontrollieren? Die Wege, Pfade und Steige in den Bergen werden in zunehmendem Maße strapaziert und zerstört. Auch wird das Recht der Wanderer auf »Genuss und Erholung« beeinträchtigt. Laut Gesetz »gebührt den Fußgängern der Vorrang«. Die Realität sieht anders aus: Der Wanderer geht oder springt zur Seite, damit der Radler weiterkommt. Mir scheint, unser ganzes Berggebiet wird inzwischen als Sportplatz betrachtet. Zu viele meinen: Die Natur ist dafür da, dass es mir gut geht und ich meinen Spaß habe. Menschen, die die Natur schützen und schonend nutzen wollen, haben da das Nachsehen – vor allem aber Flora und Fauna. Es braucht Regeln und Gesetze, die konsequent durchgesetzt werden, wie das Ausweisen von Zonen für Individualsportarten und der Einsatz von Rangern, die informieren, aber auch sanktionieren dürfen, wie in der Broschüre beschrieben. Viktoria Puchstein, Rimsting
WALD UND JAGD Zum Titelthema »Rettet unsere Wälder« in N+U 01/2021 Müssen wir »den Fokus auf die Wald-WildFrage richten«, um klimagerechte Wälder zu schaffen, und ist »Wald vor Wild« alternativlos? »Wer naturgemäße Wälder in Bayern will, muss ja zur Bejagung sagen«, so Herr Mergner. Macht man das Reh zum Sündenbock für das Sterben unserer Bäume? Schalenwild ist Teil der Natur, und dessen Leben verdient unsere Achtung. Populationen regulieren
Natur +Umwelt 2 | 21 › SERVICE › Leserbriefe 63
sich auch ohne Jagd, wahrscheinlich besser, denn die Natur greift kontinuierlich auf vielfältige Weise ein. Damit junge Bäume leben, muss kein Tier sterben. Vorübergehend ist es durchaus akzeptabel, flächige Anpflanzungen mit Wildzäunen zu versehen und einzelne Bäumchen zu ummanteln. Wirklich teuer ist das nicht. Behüten wir den jungen Wald, so lange es nötig ist, schützen wir aber auch unsere Tiere und gewähren diesen ein artgerechtes Leben! Möglicherweise findet sich ein Waldgebiet für ein Pilotprojekt, in dem innovativ denkende Menschen zusammenarbeiten und lernen, bestimmt gibt es Erfahrungen, die man nutzen kann. Wald MIT Wild ist machbar, und Rehe, die auf einer Wiese grasen, sind wunderschön! Irmi Eckel-Schönig, Weiden
Man kann als Naturschützer sicher viel an der Jagd kritisieren, ja ablehnen: die Fallenjagd, Abschuss seltener Arten, die unnatürliche Wildfütterung und die Trophäenjagd. Für die Bejagung der sehr häufigen Rehe gibt es in unserer Kulturlandschaft aber gute Gründe. Zum einen die immensen ökologischen Schäden, wenn zum Beispiel die Waldverjüngung aufgefressen wird. Zum anderen sind zu hohe Wildbestände auch schlecht für die Tiere selbst: mehr Stress, weniger Fitness, mehr Krankheiten und vor allem mehr Wildunfälle. In ihrer Verzweiflung müssen viele Waldbesitzer Zäune bauen, hinter denen dann der »neue« Wald wachsen darf. Wie widersinnig! Zudem werden viele Zäune auch zur Todesfalle für Rehe! An einer am Verbiss angepassten Bestandsregulierung beim Rehwild führt kein Weg vorbei. Stefan Pieger, stv. Vorsitzender Kreisgruppe Roth,
Die Liste mit Forderungen für eine ökologische Waldwende in der Klimakrise wäre zu ergänzen – etwa durch: Stresseinwirkungen auf Wildtiere verringern. Der Verbiss durch Rehe und anderes Schalenwild steigt infolge von Stresssituationen. Dazu gehören insbesondere Auswirkungen der fortschreitenden Zerschneidung und Zersiedelung der Waldflächen und der steigende Freizeitdruck. Der Umsetzung der Forderungen stehen große Hindernisse entgegen. Leichter realisierbar scheint da »Wildtiermanagement und Jagd ändern«, womit Rehe und anderes Schalenwild zu Sündenböcken für die negativen Auswirkungen von einseitigen Interessensdurchsetzungen, falschen Rücksichtnahmen, Fehlern und Versäumnissen gemacht werden. Warum sollen die Waldbesitzer in ihrer wichtigen Arbeit zum Wohl des gesamten Ökosystems Wald einschließlich der darin lebenden Tiere nicht ebenso wie die Weidehalter bei nötigen Schutzmaßnahmen unterstützt werden? Dr. Gertrud Scherf, Simbach am Inn
Zum Schutz der Artenvielfalt, des Klimas, des Wasserhaushalts, der Lebensqualität der Menschen und vieler anderer Wirkungen des Waldes setzt sich der BUND Naturschutz seit langem für eine naturnahe Waldwirtschaft und für den Schutz von mehr Naturwäldern ein. Diese naturnahen Wälder müssen sich selbst auch ohne Zaun natürlich verjüngen können. Wo wegen Verarmung der Altbestände Pflanzung oder Saat notwendig sind, müssen sich diese ohne Verbissschutz entwickeln. Auf großer Fläche ist dies in Deutschland oft seit vielen Jahrzehnten wegen zu hoher Bestände an Reh- und Rotwild nicht möglich. Viele Jäger können oder wollen dieses Problem nicht lösen. Die Grundbesitzer als Eigentümer des Jagdrechts und Naturschützer müssen hier zusammen dafür sorgen, dass nur diejenigen Jäger Jagden pachten dürfen, die das wichtigste Ziel ernst nehmen und auch in der Lage sind, es zu erreichen. Rehe und Hirsche werden dann nicht länger in überweideten Wäldern hungern müssen. Weniger Wild und weniger Menschen werden Opfer von Verkehrsunfällen. Dr. Klaus Thiele, Marquartstein, stv. Sprecher BN-Arbeitskreis Wald
Vorsitzender Ortsgruppe Wendelstein
Stellungnahme der Redaktion: Das Ökosystem Wald und seine Erneuerung (Waldverjüngung) ist aus dem Gleichgewicht geraten, weil Rehe nicht mehr von den großen Beutegreifern Bär, Wolf und Luchs reguliert werden. Zudem haben die Rehe durch die Kulturlandschaft eine massiv erweiterte Nahrungsbasis bekommen, was die Fortpflanzungsquote deutlich erhöht. Dies heißt: Es haben sich Rehwildbestände immer weiter aufgebaut, die um ein Vielfaches über dem liegen, was natürlich wäre und auch über dem, was der Lebensraum Wald verträgt. Die Wälder können sich also nicht natürlich verjüngen, weil die viel zu vielen Rehe nachwachsende Bäume oft komplett auffressen. Diese Entwicklung lässt sich durch Zahlen klar belegen. Dabei wären gerade die von Rehen bevorzugten Baumarten im Klimawandel unersetzlich, weil sie Dürre, Hitze und Stürm besser aushalten als Kiefern oder Fichten. Auch die Artenvielfalt leidet: So ist die Eiche Lebensraum für über 300 Schmetterlings-, über 200 Käferarten sowie viele andere Insekten, aber auch Vögel wie Mittelspecht oder Kleinspecht. Wenn die Eiche ausfällt, fallen auch die Lebensräume für diese Arten weg. Wir sind der Meinung, dass diese Arten ebenso ein Lebensrecht haben. Der BN setzt sich deshalb dafür ein, dass man die häufigste Schalenwildart, das Reh, regulieren kann und muss, damit der Lebensraum langfristig erhalten wird. Wir setzen uns damit für das Waldökosystem insgesamt ein.
SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
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