NATUR UMWELT +
FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE
WIRD UNSER WASSER KNAPP? AKTUELL Stoppt Mercosur! Wohin mit dem Atommüll?
GUTER RAT Silvester mal ohne? Für mehr Tierwohl
04 20
WIR SAG E N DAN KE
JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter
Fotos: Adobe Stock, Frank Fichtmüller, ihelg, NICOLAS LARENTO, Fotolia, byrdyak
DANKE! HERZLICHEN DANK FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG! Mehr als 245 000 Menschen tragen die Arbeit des BUND Naturschutz mit ihrem Mitgliedsbeitrag, ihren Spenden, mit ehrenamtlicher Arbeit und Engagement. Sie alle sind der BUND Naturschutz. Sie alle sind Teil einer großen Gemeinschaft, die ihren Teil dazu beiträgt, die Welt ein bisschen besser zu machen. Vielen, vielen Dank dafür und bleiben Sie uns weiter treu!
Hier beigeheftet finden Sie unsere beliebten Geschenkeanhänger. Hinten im Heft wartet eine Weihnachtskarte darauf, verschickt zu werden. Ein Tipp, wenn Sie noch ein Geschenk suchen: ökologisch sinnvolle Präsente finden Sie im BUND Naturschutz Online-Shop: service.bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 4 | 20 › INHALT 3
AKTUELLES 4/5 Aktuelle Meldungen 6 Handelspolitik in Corona-Zeiten 7 Bundesjagdgesetz: So nicht! 8/9 Aktuelle Meldungen aus Bayern 10 Mobilitätwende voranbringen 11 Wohin mit dem Atommüll? 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Wird unser Wasser knapp? 16–18 Aus dem Gleichgewicht 19 Lebensraum Grundwasser 20/21 BUND aktiv 22 Strategie – und weiter? 23 Elbe: Fluss der Extreme 24/25 Freie Bahn für Fisch und Kiesel INTERNATIONALES 26 Stoppt das Palmöl-Kraftwerk! 27 Green Deal muss grüner werden AKTIONEN 28 Wir haben es satt! 29 Rettet den Dannenröder Wald
Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.
38 55
Foto: Elias Pfeiffer
Foto: Getty Images/ StockSeller_ukr
14
Foto: Getty Images/GlobalP
INHALT
NATUR IM PORTRÄT 30 Das unsichtbare Netz 31 Gerettete Landschaft 32/33 Wälder bei Cappenberg 34/35 Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht 36/37 Gefährdet: Fischotter 38 Dem Gartenschläfer auf der Spur 39 Grünes Band
URLAUB & FREIZEIT 40 Wanderung 41 Reise: Bregenzerwald LANDWIRTSCHAFT 42 Da fühlt sich die Sau wohl 44 45 46–48 49 50 51 52/53 54–60
AUS DEM VERBAND Vielfalt auf dem Acker Editorial des Vorstands Meldungen BUND-Reisen 2021 Bildung Porträt BN vor Ort aktiv Regionalseiten
SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Leserbriefe 63 Ratgeber: Silvester ohne Böller 64 Ansprechpartner/Impressum
LIEBE LESERINNEN UND LESER, die Pandemie hat unser Leben wieder vollständig im Griff. Die Freiheiten des Sommers sind in weite Ferne gerückt. So lautet einmal mehr die Frage: Wird die Menschheit aus der Heimsuchung Corona die richtigen Lehren ziehen? Oder bleibt diese Hoffnung ein frommer Wunsch? Gerichtet war diese Hoffnung zum eispiel darauf, wie wir Handel und LandB wirtschaft betreiben. Doch die EU scheint die Chance auf einen Neuanfang wieder einmal zu versäumen. Ihre Agrarpolitik muss dringend reformiert werden, aber die Bemühungen um eine Neuausrichtung wurden vom EU-Parlament abgelehnt. So werden auch weiterhin Milliarden mit der Gießkanne vertreilt, statt jene Höfe mehr zu fördern, die etwas leisten für die biologische Vielfalt, den Tierschutz und den Erhalt gesunder Böden. Eine ökologisch ausgerichtete Landwirtschaft ist auch nötig, weil nach mehreren trockenen Jahren in vielen Regionen Deutschlands das Wasser knapp wird. Im Schwerpunkt dieser Ausgabe lesen Sie, welche Folgen der sinkende Wasserspiegel heute schon hat. Und wie aus Sicht des BN gegengesteuert werden muss.
Luise Frank
Severin Zillich
Redaktion Natur+Umwelt
Redaktion BUNDmagazin
4 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES
Foto: Simon Bauer Photography
AKTUELLES Ausgezeichnet
Regionalbahn vor den Ammergauer Alpen
BESSER MOBIL Preisverleihungen vor viel Publikum, das war einmal. Auch die Preisträger des »Fahrtziel Natur-Award« waren nur online zugeschaltet, als die Kooperationspartner BUND, NABU, VCD und Deutsche Bahn am 30. Oktober drei besondere Mobilitätskonzepte auszeichneten. Mit Bahn und Bus klimaschonend in unsere schönsten Naturregionen reisen und
Award 2020
vor Ort dann autofrei mobil sein – dafür wirbt »Fahrtziel Natur« seit bald zwei Jahrzehnten. 21 deutsche Großschutzgebiete haben dieses Ziel bereits zu ihrem gemacht. Drei von ihnen wurden nun für ihre Fortschritte geehrt. So entwickelte der Nationalpark Harz sein Urlaubsticket HATIX weiter: Urlauber*innen können damit kostenlos und länderübergreifend den öffentlichen Nah-
verkehr im Ost- und Westharz nutzen. Das Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe« schuf ebenfalls ein attraktives Angebot für Gäste und Einheimische. Dazu zählt der barrierefreie PlusBus »Prignitzer Elbtalaue«. Er fährt ab Bahnhof Wittenberge im Stundentakt die Elbtalaue an, so auch das BUND-Auenzentrum und Biohotel Burg Lenzen. Der Naturpark »Ammergauer Alpen« schließlich hat sein Engagement für klimafreundliche Mobilität noch einmal ausgeweitet. Wer hier seinen Urlaub verbringt, kann im weiten Umkreis alle regionalen Bus- und Bahn linien gratis nutzen; und wird zudem herausragend gut über seine Möglichkeiten informiert.
i
WWW.FAHRTZIEL-NATUR.DE
WISSENSCHAFT + NACHHALTIGKEIT Ohne eine aktive Rolle der Wissenschaft wird unsere Gesellschaft nicht den nötigen Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung vollziehen können. Auch in der Corona-Krise hat wissenschaftliches Know-how eine große Bedeutung. Darum veranstaltete der BUND am 26. Oktober eine Konferenz zur Wissenschaftspolitik. Im Mittelpunkt stand hier – neben der Verleihung von vier Forschungspreisen – die Frage: Wie lässt sich der kurzfristige Kampf gegen die Krise mit unseren langfristigen Zielen verbinden? Die Antworten der Wissenschaft auf diese drängende Frage sind vielfach unbefriedigend oder unbequem. Wie muss sich das Wissenschaftssystem verändern, um eine
nachhaltige Entwicklung besser zu unterstützen? Was können die Politik und die Forschungsförderung leisten, damit die Nachhaltigkeitsziele relevanter und die Prozesse des Wandels wirksamer werden? Hierzu hat der BUND Forderungen erstellt, die auf der Konferenz lebhaft diskutiert und weiterentwickelt wurden. Mit einem Vortrag führte der Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker in die OnlineKonferenz ein. Im Rahmen der Konferenz zeichnete der BUND vier Nachwuchswissenschaftler*innen für ihre Abschlussarbeiten aus: Anna Glindemann (Bachelor), Lisa Kolde und Thilo Wellmann (Master) sowie Kirsten David (Dissertation). Mehr über ihre
Ernst Ulrich von Weizsäcker
Forschung sowie die Ergebnisse der Konferenz erfahren Sie unter www.bund.net/ forschungspreis. Übrigens: Bis Mitte Januar können Sie sich hier für die nächsten Forschungspreise bewerben!
Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES 5
KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.
Im BUND-Wildkatzendorf Hütsche roda (Thüringen) hat Luchsin Kaja im Juli ein Junges bekommen. Im großzügigen und naturnahen Gehege bedurfte es einer Wildkamera, um das Jungtier Wochen nach seiner Geburt erstmalig zu dokumentieren. Mitte September begann der tapsige Jungluchs eigene Erkundungen und ist seitdem leichter zu beobachten. »Dass Kaja und Looki bereits ein Jahr nach ihrem Einzug Nachwuchs haben, zeigt, dass sich die Tiere wohlfühlen«, so die Geschäftsführerin Katrin Vogel. Das Schaugehege und die Ausstellung »Aug’ in Aug’ mit Luchs und Wildkatze« laden Jung und Alt dazu ein, über zwei unserer faszinierendsten Tiere mehr zu erfahren.
Der BUND Hamburg hat erfolgreich gegen das Kohlekraftwerk Moorburg geklagt – es darf nicht mit großen Mengen Elbwasser gekühlt werden. Geschäftsführer Manfred Braasch: »Ein guter Tag für die Tideelbe! Das Kraftwerk ist ein Klimakiller und schädigt zudem massiv die Fische der Elbe, wenn es mit deren Wasser gekühlt wird. Auch darum ist etwa der Stint hier zuletzt dramatisch seltener geworden.« Nur zwei Tage nach der Schlappe vor Gericht gab Betreiber Vattenfall an, Moorburg stilllegen zu wollen – gegen eine Entschädigung aus dem Kohleausstiegsgesetz. Was beweist: Ohne massive Umweltzerstörung rechnet sich die Kohleverbrennung nicht.
Sicherer im Advent: Die EU hat den Vertrieb einer Lichterkette verboten, die der BUND vor einem Jahr wegen unzulässig hoher Schadstoffwerte behördlich angezeigt hatte. Zwei weitere Lichterschläuche desselben Herstellers wurden ebenfalls EU-weit aus dem Verkehr gezogen. Bei einem Test hatte der BUND gesundheitsschädliche Weichmacher in drei von vier der beliebten Lichterketten/-schläuche nachgewiesen. Und die dürfen in Elektrogeräten nicht mehr verarbeitet werden. Nach einer Vor-Ort-Kontrolle musste die betroffene Firma die Produktion stoppen und bereits ausgelieferte Produkte zurückrufen und entsorgen. www.bund.net/lichterkette
Wildkatzen entdeckt: Im Hohen Fläming konnte der BUND kürzlich mindestens vier Wildkatzen nachweisen. 2019 war ein überfahrenes Tier der erste Beleg seit Jahrzehnten, dass die Art in Brandenburg wieder vorkommt. Nun wissen wir: Es gibt mehrere Tiere, womöglich sogar eine kleine Population. Ein anderer Nachweis wenig entfernt in Sachsen-Anhalt deutet auf die Herkunft der Neubürger hin. Dazu der BUND-Vorsitzende in Brandenburg, Carsten Preuß: »Wir freuen uns, dass neben dem Wolf und einzelnen Elchen nun auch die Wildkatze wieder durch unsere Wälder streift. Im Winter wollen unsere Ehrenamtlichen nach weiteren Tieren fahnden.« www.bund.net/wildkatze
Im Oktober scheiterte der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea mit dem Plan, die Ölförderung im Nationalpark Wattenmeer auszuweiten. Abgelehnt hat jenes Landesbergamt, das noch 2011 den Betrieb der Ölplattform Mittelplate im Watt um 30 Jahre verlängert hatte. Die Schutzstation Wattenmeer fordert die Plattform nun stillzulegen: »Dieser Schandfleck darf nicht erst 2041 verschwinden.« Lärm und Schiffsverkehr seien nur ein Teil des Problems; ständig drohe ein Ölunfall oder ein Schiff gegen die Plattform zu fahren. Der Amtsentscheid bringe das endgültige Aus der Ölförderung im Watt näher. Auch die BUND-Meeresschutzexpertin Nadja Ziebarth freute sich: »Eine gute Nachricht! Und hoffentlich der Anfang vom Ende der Ölförderung im Weltnaturerbe.«
6 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES
Nach dem Wirbel um TTIP und CETA ist es etwas ruhiger geworden um den internationalen Handel Deutschlands und die Folgen fragwürdiger Abkommen. Doch die Ruhe täuscht.
HANDELSPOLITIK
... IN ZEITEN VON CORONA
LIA POLOTZEK
V
or wenigen Jahren organisierte der BUND die Proteste gegen zwei Handels- und Investitionsschutzabkommen der EU mit: die Abkommen TTIP mit den USA und CETA mit Kanada. Unsere Kritik: Umwelt- und Verbraucherschutz werden bei solchen Abkommen den Zielen großer Unternehmen untergeordnet. Besonders brisant ist, wenn Konzerne Sonderklagerechte erhalten (wie auch für CETA und TTIP geplant) und gegen Staaten klagen können, sobald sie ihren Profit gefährdet sehen, etwa durch Umweltgesetze.
BALD NEUE KONZERNKLAGEN? Nach großen öffentlichen Protesten ist TTIP in der damaligen Form vorerst vom Tisch. Doch CETA, das Ende 2017 vorläufig in Kraft trat, ist noch immer nicht ratifiziert. Auch Deutschland hat sich bezüglich CETA noch nicht entschieden. Welche Auswirkungen hat die Handelspolitik in Zeiten von Corona? In einer Zeit, da viele Regierungen tätig geworden sind, um Leben zu retten, wirtschaftlichen Katastrophen entgegenzuwirken und sicherzustellen, dass die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt werden? Nun – jene
Foto: Uwe Hiksch
BUND-Referentin für Wirtschaft und Finanzen
Ende Juni rief der BUND vor dem Kanzleramt mit mehr als 60 Verbündeten die Bundesregierung dazu auf, das EU-Mercosur-Abkommen zu stoppen.
Wirtschaftskanzleien, die von Sonderklagerechten der Konzerne profitieren, fischen bereits nach interessierten Firmenkunden: um große Summen von Regierungen zu erpressen, die Maßnahmen als Reaktion auf die Corona-Pandemie ergriffen haben. Neben TTIP und CETA gewähren schon viele weitere Abkommen ausländischen Konzernen, Staaten auf Milliardensummen zu verklagen (etwa der Energie-ChartaVertrag). Geld, das dann zur Bewältigung der Corona-Krise und für existenzielle Schritte hin zu mehr Umwelt- und Klimaschutz fehlen würde.
FAIRER HANDEL KRISENFEST Die Corona-Krise verdeutlicht außerdem, dass wir krisensichere Handelsbeziehungen benötigen. Krisenfest jedoch können sie nur sein, wenn sie auch sozial und ökologisch nachhaltig ausgestaltet sind. Carmen Schultze vom BUND Berlin ist
seit vielen Jahren aktiv beim »Berliner Netzwerk TTIP | CETA | TiSA stoppen!«. Für sie steht fest: »Statt für Handels- und Investitionsschutzabkommen, die große Konzerne weiter stärken, müssen wir uns für eine gerechte Weltwirtschaft einsetzen – eine, die die planetaren Grenzen achtet. Abkommen wie CETA und EU-Mercosur mit Staaten wie Brasilien und Argentinien stehen dem entgegen und dürfen nicht ratifiziert werden.« Das EU-Mercosur-Abkommen ist ausverhandelt, aber noch nicht verabschiedet. Weil es unter anderem klimafeindliche Fleischexporte fördern würde, gilt es als Bedrohung für Umwelt und Klima. Das EU-Parlament teilt diese Ansicht. Es votierte am 7. Oktober mit großer Mehrheit dafür, das Abkommen in seiner jetzigen Form nicht zu verabschieden. Höchste Zeit, dass die Handelspolitik eine radikale Wende vollzieht.
Foto: blickwinkel/R. Kaminski
Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES 7
Weil zu viele Rehe an jungem Laub fressen, können sich viele Laubwälder nicht entwickeln und verjüngen.
NEUES JAGDGESETZ
ZAHNLOSER TIGER Bis zum Jahresende soll das Bundesjagdgesetz neu gefasst werden. Der BUND fordert mehr Chancen für die Verjüngung unserer Laubwälder, den v ölligen Verzicht auf Bleimunition und viele weitere Reformen.
S
chon der Koalitionsvertrag von 2018 fordert eine Novelle des Jagdrechts. Das Ziel: weniger Blei in die Landschaft, mehr Qualität bei der Jagdausbildung. Nun soll das Gesetz endlich erneuert werden. Dabei dreht sich die Diskussion vor allem um die Rolle der Jagd in der Forstwirtschaft. Tatsächlich erfordert der drängende Umbau des Waldes – weg von naturfernen Nadelforsten und hin zu natürlichen Laubmischwäldern – auch eine andere Jagd. Nur wenn die Jagd und das Management der Wildtiere eine natürliche Verjüngung unserer Wälder erlauben und fördern, kann deren Umbau gelingen. Die Entwicklung vielfältiger Laubmischwälder mit ihren
charakteristischen Arten auch in der Strauch- und Krautschicht darf nicht durch übermäßigen Wildverbiss gefährdet oder verhindert werden. An vielen Stellen ist das inzwischen ein Wettlauf mit der Zeit. In der Klimakrise sind wir mehr denn je auf naturnahe Wälder angewiesen: Sie halten der Trockenheit besser stand als Nadelforste und tragen erheblich dazu bei, neues Trinkwasser zu bilden.
KEINE DEBATTE Doch sowohl das Jagdrecht als auch dessen praktische Umsetzung hinken diesem und anderen Zielen hinterher. Vegetations gutachten, die den Verbiss realistisch einzuschätzen erlauben? Weitgehend unbe-
kannt. Ein grundsätzliches Verbot, Wildtiere zu füttern? Fehlanzeige. Europa hat beschlossen, der Bleimunition ein Ende zu setzen. Deutschland? Bremst. Europaweite Ziele wie Wiedervernetzung und Biotopverbund? In Deutschland wird nach dieser Novelle weiterhin auch an sensiblen Stellen wie Grünbrücken und anderen Querungshilfen geschossen. Eine bessere Schulung der Jägerschaft in Fragen von Naturschutzrecht, Bestimmungsübungen jenseits der jagdbaren Tierarten? Die Jagd in Schutzgebieten beschränken? Grundlagen für jagdfreie Wildnisgebiete? Raus mit den geschützten Arten aus dem Jagdrecht? Zu alledem: keine Debatte.
CHANCE NICHT VERPASSEN Der BUND bekennt sich zur Jagd, sofern sie naturschutzkonform und tierschutzgerecht und nachhaltig ist. Jagdrecht und Jagdpraxis müssen künftig mehr dazu beitragen, unsere Artenvielfalt zu erhalten. Bestehende Verordnungen und Managementpläne für unsere Schutzgebiete müssen nachweisen, dass die Jagdpraxis mit den Schutzzielen vereinbar ist. In jagdfreien Wildnisgebieten muss sich die Natur wieder ungestört entfalten können. Um die bestehenden Konflikte zu lösen, wird vielerorts ein ganz spezielles und lokal angepasstes Wildtiermanagement nötig sein. Die Jagd allein vermag dies nicht zu leisten. So kann ein übermäßiger Jagddruck das Verhalten von Tieren dergestalt beeinflussen, dass mehr Fraßschäden entstehen oder die Tiere sich stärker fortpflanzen. Wer viel schießt, vermindert nicht automatisch wirtschaftliche oder ökologische Schäden. Die jetzige Novelle droht eine große Chance zu verpassen, nämlich: das überholte Bundesjagdgesetz endlich grundlegend zu reformieren. Nicola Uhde und Magnus Wessel BUND-Fachleute für Wald- bzw. Naturschutzpolitik
WWW.BUND.NET/JAGD
8 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES › Meldungen aus Bayern
Foto: Raimund Schoberer
ALPEN AN DER BELASTUNGSGRENZE
KLIMASTREIKS GEHEN WEITER Bild in Regensburg). Die größte Demo im Freistaat registrierte Nürnberg mit 1500 Teilnehmern. In München musste die Veranstaltung wegen zu vieler Coronafälle ausfallen. Den Demonstrantinnen und Demonstranten geht es um die Einhaltung des Kli maschutzabkommens von Paris, in dem die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad festgelegt wurde.
Foto: Christina Wibmer
Nach coronabedingter Pause fand am 25. September erstmals wieder ein weltweiter Klimastreiktag statt. Auch in Bayern gingen, ausgehend von der »Fridays for Future«-Bewegung, Tausende Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße – vorschriftsmäßig mit Maske und Abstand. Mit dabei waren die Aktiven zahlreicher BN-Kreis- und Ortsgruppen aus ganz Bayern (auf unserem
Der vergangene Reisesommer war anders als in den Vorjahren: Die coronabedingten Reisebeschränkungen führten dazu, dass beliebte Urlaubsziele in den bayerischen Alpen dieses Jahr förmlich überrannt wurden. So wird beispielsweise von bis zu 1000 Besuchern am Tag an den Buchenegger Wasserfällen bei Ober staufen im Allgäu berichtet. Der BUND Naturschutz begrüßt den Trend hin zu weniger Flugreisen, macht aber auch klar, welche Probleme der hohe Freizeitdruck für das sensible Ökosystem Alpen mit sich bringt. Sorge macht dem Verband vor allem die rasant steigende Zahl von E-Mountainbikes in den Bergen (siehe Bild). »Durch den ›Lift unterm Hintern‹ wird der Nutzungsdruck auf Ruhe räume in den Alpen immer größer, Kon flikte mit Wanderern und die Erosion von Wegen nehmen deutlich zu«, so Axel Doering, Sprecher des Arbeitskreises Alpen im BUND Naturschutz. Der BN spricht sich dafür aus, nur unmotorisierten Fahrrädern generelles Befahrungsrecht im alpinen Gelände zuzugestehen. Zusätzlich sollen die Landrats ämter ausgewählte Wege für E-Mountainbikes öffnen können.
Die Waldbahn zwischen wischen Gotteszell und Viechtach im Bayerischen Wald darf nun vorerst doch weiterfahren. Zwar hatte das Verkehrsministerium im August mitgeteilt, dass der seit 2016 laufende Probebetrieb wegen zu niedriger Fahrgastzahlen eingestellt werde. Auf massiven Protest aus der Region hin hatte Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer die Entscheidung im September jedoch zurückgenommen. Sie sprach von einer Kommunikationspanne im Ministerium. Die Bahn soll vorerst weiterfahren,
bis eine Studie zum öffentlichen Nahverkehr im Bayerischen Wald in etwa zwei Jahren weitere Erkenntnisse bringt. Danach soll die Situation neu bewertet werden. Der BUND Naturschutz unterstützt den Weiterbetrieb der Waldbahn seit vielen Jahren (siehe Foto) und begrüßt diese Entscheidung. Zugleich fordert er die politisch Verantwortlichen auf, die Waldbahn auf Dauer in ein klimagerechtes und zukunftsfähiges ÖPNV-Konzept für den Bayerischen Wald einzubetten.
Foto: Adobe Stock/autofocus67i
UND SIE FÄHRT DOCH !
Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES › Meldungen aus Bayern 9
»Dass sich Minister Glauber über die Bedenken der Naturschutzexperten der Regierung hinwegsetzt, sendet ein fatales Signal für fundierte Entscheidungen. Wir halten das Projekt weiterhin für falsch und naturschutzfachlich nicht genehmigungsfähig,« kommentierte der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner die Entscheidung. Der BN hatte frühzeitig naturverträgliche Alternativstandorte in die Diskussion gebracht. Trotzdem wurde das Verfahren zur Herstellung des Baurechts ohne jegliche Alternativenprüfung durchgeführt.
BAYERISCHES KLIMASCHUTZGESETZ UNWIRKSAM Der Entwurf für ein bayerisches Klimaschutzgesetz ist zu schwach. Das darin formulierte Einsparungsziel reicht nicht aus, um den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie es das Pariser Klimaschutzabkommen vorsieht. Sachverständige aus ganz Deutschland haben diese Einschätzung des BUND Naturschutz bei einer Expertenanhörung im Bayerischen Landtag bestätigt. Ein Kritikpunkt: Es fehlen konkrete Zielvorgaben, in welchen Sektoren wie viel Treibhausgas bis wann eingespart werden soll. Auch
die notwendige regelmäßige Überprüfung der Fortschritte sei nicht geplant. »Der gesamte Gesetzestext wird zudem unwirksam, weil er explizit die Einklagbarkeit ausschließt«, erklärte der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. Die Nichteinhaltung des Gesetzes hätte keinerlei rechtliche Konsequenzen für die bayerische Staatsregierung, außer der Gefährdung der folgenden Generationen. »Ohne Einklagbarkeit verkommt das Klimaschutzgesetz zu einer halbherzigen Empfehlung«, so Geilhufe.
Foto: Adobe Stock/Markus Mainka
Foto: Getty Images/Cloudtail_the_Snow_Leopard
Foto: Nora Sichardt
Die umstrittene Hängebrücke über das Naturschutzgebiet Höllental im Landkreis Hof darf gebaut werden. Umweltminister Thorsten Glauber hat im August dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Mit diesem singulären Akt setzte er sich über das Votum und die Fachkompetenz des Naturschutzrates der Regierung von Oberfranken hinweg. Dieser hatte den Bau als erheblichen Eingriff in das streng geschützte Gebiet abgelehnt. Auch der Besucherstrom von prognostizierten 200 000 bis 400 000 Besuchern pro Jahr werde das Naturschutzgebiet überlasten, so dessen Einschätzung.
Foto: Adrian Bebb
SCHWARZER TAG FÜRS HÖLLENTAL
BEGRABT DIE »DRITTE«! Der Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen ist für weitere Jahre vom Tisch. Ministerpräsident Markus Söder hat angekündigt, in seiner Amtszeit werde die zusätzliche Bahn nicht gebaut. Da er zwei Legislaturperioden als Regierungschef anstrebt, dürfte das Projekt bis 2028 auf Eis liegen. Theoretisch kann die bereits
erteilte Baugenehmigung aber noch bis 2030 verlängert werden. Der BUND Naturschutz und die Bürgerbewegung aufgeMUCkt fordern die Politik daher auf, die dritte Startbahn nun endlich endgültig zu beerdigen. Angesichts der Klimakrise und massiv gesunkener Fluggastzahlen müsse man von diesem überholten Projekt nun endgültig Abschied nehmen.
10 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES › Verkehr
Foto: BN
Der BUND Naturschutz setzt sich in Bayern, Deutschland und i n der EU für eine nachhaltige Mobilität für alle ein.
GERNOT HARTWIG
Der BN war in vielen Städten und Gemeinden aktiv, um für eine Mobilitätswende zu werben, hier beim Kidical Mass Day in Marktoberdorf.
Sprecher des BN-Arbeitskreises Verkehr
SCHLUSS MIT VERKEHRSPOLITIK NUR FÜRS AUTO! RONJA ENDRES Referentin für politische Kommunikation des BUND Naturschutz
M
obilität muss in Zukunft anders funktionieren – aus Gründen des Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutzes. Der BN ist auf mehreren politischen Ebenen aktiv für eine ökosoziale Neugestaltung unserer Mobilität. Bisher war es ein Grundsatz bayerischer Politik, dass Verkehr mit Autofahren gleichzusetzen ist. Das muss sich endlich ändern! Der Straßenraum in den bayerischen Städten muss neu verteilt werden zugunsten von Fußgänger- und Radfahrverkehr, dem ÖPNV und Grünflächen.
PARKPLÄTZE ANDERS NUTZEN BN-Aktive unterstrichen in diesem Herbst durch die Teilnahme an vielen Aktionen diese Forderungen. In Coburg, Fürth, Kempten und anderen Städten zeigten Kreisgruppen des BN am PARK(ing) Day, wie der für parkende Autos vorgesehene Platz anders genutzt werden könnte. Der BN beteiligte sich zudem an Fahrrad- Demos, zum Beispiel in Freising und Türkheim sowie den Kidical-Mass-Aktionen in Schweinfurt und Marktoberdorf. Der Landesarbeitskreis Verkehr des BUND Naturschutz setzt sich zudem dafür ein, den Staatsstraßenausbauplan
MOBIL BLEIBEN IN ZEITEN DER KLIMAKRISE komplett neu aufsetzen, um die Verteilung von Flächen ökologisch und nachhaltig zu gestalten. Dazu muss auch die Förderrichtlinie zum kommunalen Straßenbau so geändert werden, dass Gelder umverteilt werden: weg vom Straßenneubau hin zu Sanierungen und dem Ausbau nachhaltiger Verkehrsmittel. Auf deutscher Ebene setzt sich unser Bundes verband BUND dafür ein, den Bundesverkehrswegeplan zu ändern, um den in Zeiten der Klimakrise unsinnigen Neubau von Autobahnen zu stoppen.
JOBMOTOR ÖPNV Es braucht einen massiven Ausbau des ÖPNV, um Klimaschutz und Mobilitätswende voranzutreiben. Bis zum Jahr 2030 werden im ÖPNV über 100 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Um diese Jobs besetzen zu können, müssen attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Der BN unterstützt die deutschlandweiten Forderungen von ver.di für die Beschäftigten im ÖPNV und erklärt sich mit den Ar-
beitnehmerinnen und Arbeitnehmern solidarisch. Im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft diskutiert Bundesverkehrsminister Andre as Scheuer mit seinen Amtskolleginnen und -kollegen in der EU die Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) im Mobi litätssektor. Gemeinsam mit der Jugend organisation des BUND Naturschutz und Fridays for Future fordert der BN, dass die Zukunft der Mobilität nicht nur aus Digitalisierung und KI besteht. Notwendiger sind eine Reduzierung des Individualverkehrs und ökologische Verkehrskonzepte. Der BN hat daher mit seinen Partnern die »Passauer Erklärung der Zivilgesellschaften« verfasst, die Forderungen für eine nachhaltige EU-Verkehrspolitik enthält. Die Politik muss jetzt umsteuern, damit wir auch künftig mobil sein können.
i
MEHR ZUM THEMA Ein Video dazu finden Sie auf dem Youtube-Kanal des BUND Naturschutz.
Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES › Atommüll-Endlager 11
Karte: Bundesgesellschaft für Endlagerung
STRAHLENDES ERBE
WOHIN MIT DEM ATOMMÜLL? Atomkraftwerke produzieren Atommüll. Derzeit läuft in Deutschland die Suche nach e inem Standort für ein Endlager. Auch Regionen in Bayern sind in der Auswahl. EDO GÜNTHER Sprecher des BUND-Arbeitskreises Atomenergie und Strahlenschutz
HERBERT BARTHEL Energie- und Klimaschutzexperte des BUND Naturschutz
A
m 28. September hat die Bundesgesellschaft für Endla gerung (BGE) eine erste Auswahl von Gebieten bekannt gegeben, die sie als geeignet einstuft für den Standort eines Endlagers für hochradioaktiven Müll. Über die Hälfte Bayerns ist davon betroffen. Wie geht es jetzt weiter? Der BN verantwortet weder deutschen noch bayerischen Atommüll. Der Verband fordert seit 1979 ein Ende der Atomkraft und natürlich eine sichere Verwahrung des radioaktiven Mülls. Aus ethischen Gründen verbietet sich der Export von Atommüll – gesucht ist also der im Vergleich in Deutschland sicherste Lagerort. Eine Lösung wäre ein tiefer geologischer Einschluss. Das Atomgesetz von 2017 strebt eine sichere Lagerung für eine Million Jahre an – eine gigantische Herausforderung! Dafür
DER BUND FORDERT •• Alle Atomkraftwerke und Atomindustrie sofort s tilllegen! Atomkraft ist unverantwortlich. •• Atommüll-Lagersuche nur auf Grundlage von wissenschaftlich begründeten K riterien und mit e iner verläss lichen und wirksamen Beteiligung der Öffentlichkeit durchführen! •• Atomausstieg ins Grundgesetz!
wurden wissenschaftliche Suchkriterien für Atommülllager in den Gesteinsarten Salz-, Ton-, und kristallines Gestein definiert. Ein dreiteiliger, wissenschaftsbasierter Suchprozess begann, der transparent und öffentlich sein soll. Doch an Transparenz fehlte es bisher, ebenso an einem einfachen öffentlichen Zugang zu den Daten. Es fehlt an ehrlicher Öffentlichkeitsbeteiligung: Die Bundesämter verweigern dem BN Finanzen für wissenschaftliche Expertisen. Der Diskussionsprozess in der kommenden »Fachkonferenz Teilgebiete«, der 2021 Ergebnisse vorlegen soll, ist auf vier Monate begrenzt. Der BUND Naturschutz kritisierte bei der Bekanntgabe der Teilgebiete die verantwortungslose Haltung von Ministerpräsident Markus Söder und Umweltminister Thorsten Glauber. Beide lehnten die Suche nach einem möglichen Atommülllager in Bayern ab – nicht aus wissenschaftlichen Gründen, sondern aus politischem Antrieb. Wenn jedes Bundesland nach dem Florians prinzip handelt, droht jedoch die Suche nach einem Endlager zu scheitern. Dabei steht fest: Die atomaren Zwischenlager, die derzeit in Bayern an den AKW-Standorten Grafenrheinfeld, Isar und Gundremmingen bestehen, sind definitiv nicht sicher. (lf)
WWW.BUND.NET/ENDLAGERSUCHE
12 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTUELLES › Kommentar
KOMMENTAR
SCHLUSS MIT DER HEIMLICHTUEREI Die Suche nach einem deutschen Atommülllager ist in eine neue Runde gegangen. Die passenden Regionen sind nun identifiziert. Für die weitere Suche brauchen wir volle Transparenz, öffentliche Beteiligung und die Wissenschaft.
E
nde September veröffentlichte die staatliche »Bundesgesellschaft für Endlagerung« ihren Bericht zu möglichen Regionen für ein Atommülllager in Deutschland. Wirklich überrascht hat das Ausscheiden Gorlebens. Der Salzstock, der seit über 40 Jahren im Fokus der »Endlager«-Suche stand, ist das Symbol der intransparenten und gescheiterten Atompolitik. Gorleben war politisch gewollt, aber nie geologisch geeignet. Das Ende Gorlebens ist auch ein Erfolg unserer Arbeit. Jahrzehntelanger Protest vor Ort, zahlreiche Gutachten und Studien sowie unser vehementer Einsatz in der Atommüll-Kommission waren der Entscheidung vorausgegangen. Gorleben ist nun aus dem Spiel – und das auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. Weniger überraschend ist, dass mehr als die Hälfte Deutschlands als mögliche Suchfläche für ein Endlager gilt. Tatsächlich sind die geeigneten Wirtsgesteine Salz, Ton und Kristallin weit verbreitet. Auch viele BUND-Mitglieder werden sich jetzt fragen: Wie ist es zu dieser Auswahl gekommen? Nun muss sich das Auswahlverfahren beweisen und seinem Anspruch genügen, wissenschaftsbasiert, transparent und partizipativ zu sein. Der BUND setzt sich seit seiner Gründung 1975 gegen die Atomkraft ein. Wir wollten kein einziges Gramm ihres strahlenden Erbes. Doch der Müll ist nun da und gefährdet für mindestens eine Million Jahre Mensch und Natur. Auch wir sehen uns daher
OLAF BANDT Vorsitzender des BUND
gefordert, in Deutschland einen sicheren Umgang damit zu finden. Zurzeit wird der Abfall in Zwischenlagern verwahrt, die gegen Terrorangriffe oder Flugzeugabstürze nicht ausreichend geschützt sind. Nötig ist stattdessen ein sicheres Langzeitdepot. Dabei darf sich die Geschichte nicht wiederholen: Die Lagerungsversuche in der Schachtanlage Asse, im Bergwerk Morsleben oder in Gorleben zeigen, wie es nicht geht. Entscheidend für die weitere Suche ist Transparenz – bezüglich aller Entscheidungen und der zugrundeliegenden Informationen und Daten. Begonnen hat das Verfahren denkbar schlecht. Drei Jahre hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung an ihrem Bericht gearbeitet, ohne der Öffentlichkeit, kritischen Wissenschaftler*innen oder den Umweltverbänden Einblick zu gewähren. Nur wenige geologische Daten, auf denen der Bericht beruht, sind bisher öffentlich, die meisten gehören Privatunternehmen. Der BUND drängt hier auf vollständige Transparenz. Geplant ist nun eine Reihe von Konferenzen, die den neuen Bericht kommentieren sollen. Dafür brauchen wir einen Dialog auf Augenhöhe. Viele von uns beschäftigen sich bereits ehrenamtlich mit der Suche nach einem Atommülllager. Andere werden sich nun erstmalig mit einem möglichen Lager in ihrer Nähe befassen. Dazu möchte ich Sie ausdrücklich ermutigen. Denn um einen fachlichen Dialog über die geologischen Hintergründe zu führen, sind viel Engagement, Zeit und Geld für kritische Gutachten notwendig. Der BUND wird sich hier weiterhin einbringen und auch Ihren Einsatz unterstützen. Deutschland ist darauf angewiesen, für seinen Atommüll den Standort mit dem vergleichsweise geringsten Risiko zu finden. Wir als BUND wollen uns dabei nicht wegducken und die Verantwortung auf andere schieben. Wir wollen aber auch den Finger in die Wunde legen und für eine wissenschaftliche, transparente und partizipative Suche sorgen. Jetzt, wo Gorleben Geschichte ist, darf es in zehn Jahren kein zweites Gorleben geben. Bitte bringen Sie sich dafür mit uns in den Suchprozess ein!
„Klimaschutz beginnt bei uns!“
Annabelle, naturstrom-Kundin aus Düsseldorf
Mit naturstrom entscheiden Sie sich für 100 % echten Ökostrom aus Deutschland und fördern saubere Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Jetzt in 5 Minuten wechseln und 25 € Klimabonus sichern: www.naturstrom.de/energie20
Foto: Getty Images/ StockSeller_ukr
Deutschland ist noch weit von e inem Wassernotstand entfernt – das b eteuert zumindest die Bundesumwelt ministerin Svenja Schulze. Doch wer Wald bewirtschaftet, Landwirtschaft betreibt oder im Naturschutz aktiv ist, sieht das inzwischen anders. Nach drei deutlich zu trockenen Sommern hinterlässt der Wassermangel immer sichtbarere Spuren: Dürre Baumkronen, staubige Äcker und versiegte Bäche zeugen von einer in unseren Breiten historisch einmaligen Trockenzeit.
WIRD UNSER WASSER KNAPP? Was können und müssen wir tun, damit all dies in der Klimakrise nicht zum Normalfall wird? Für 2021 hat die Umweltministerin eine Wasserstrategie angekündigt. Der BUND hat sich schon vorher Gedanken gemacht. Lesen Sie auf den folgenden Seiten unserer Titelstrecke über die U rsachen und die Folgen der zunehmenden Wasserknappheit. U nd was jetzt aus unserer Sicht vordringlich ist, um in Zukunft wieder mehr Wasser in der Landschaft zu halten.
16 Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA
KLIMAKRISE – WASSERKRISE
AUS DEM GLEICHGEWICHT Sind auch in Ihrer Region bereits Quellen versiegt oder kleine Gewässer trockengefallen? Das wäre derzeit nicht ungewöhnlich. V ielerorts sinkt d er Wasserspiegel. R eagiert die Politik nicht rasch, könnten die Folgen fatal sein. LILIAN NEUER Wasserexpertin der Bundesgeschäftsstelle
SEBASTIAN SCHÖNAUER Sprecher des BUNDArbeitskreises Wasser
HANS JÜRGEN HAHN Mitglied im BUNDArbeitskreis Wasser
D
ie Dreisam ist der Hausfluss der Stadt Freiburg im Breisgau, ein ehemals wildes Gewässer aus dem Schwarzwald, das am nahen Kaiserstuhl in den Rhein mündet. Gut geht es ihr schon lange nicht mehr. Auf dem größten Teil ihres Weges ist sie eingezwängt zwischen Uferbefestigungen und Dämmen, belastet mit Feinsediment von Feldern und Weinbergen, belastet auch von Regenüberlaufbecken und Kläranlagen. Seit einigen Jahren trocknet die Dreisam im Sommer immer häufiger aus – wie zahllose Flüsse, Bäche, Quellen, Gräben oder Weiher überall in Deutschland. Dazu liefern viele Brunnen immer weniger Wasser. Neben dem Aufstauen und der Begradigung belastet die Verschmutzung von Bächen und Flüssen unsere Gewässer. Die Entwässerung der Landschaft im Klimawandel tut ein Übriges. Der Wasserhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht.
Foto: Iris Brunar
Fast gänzlich ausgetrocknet waren in diesem Sommer die Seen im UNESCO-Welterbe »Dessau-Wörlitzer Gartenreich«.
Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA 17
Entscheidend ist ein nachhaltiger »Landschaftswasserhaushalt«. Er beschreibt, welcher Teil der Niederschläge oberflächlich abfließt, was verdunstet und was unterirdisch abfließt und das Grundwasser anreichert. Neben dem Niederschlag bestimmen vor allem die Böden, die Geologie, die Landnutzung und die Landschaftsformen dieses Wechselspiel von Oberflächen- und Grundwasser: Im Wald mit lockeren Sandböden versickert mehr Wasser als auf ausgeräumten Ackerflächen. Besonders schnell fließen Niederschläge dort ab, wo das letzte störende Grün (wie Ackerraine) beseitigt ist. Bewaldete Streifen wie die norddeutschen »Knicks« sind wieder nötig, um das Wasser an der Oberfläche und im Wurzelwerk zurückhalten und im Boden länger speichern zu können.
Foto: H. J. Hahn
GESTÖRTES GLEICHGEWICHT
Die ausgetrocknete Dreisam bei Freiburg im Juli 2020
EINDEUTIGE PROGNOSEN »In Deutschland haben wir genug Wasser« hieß es noch vor wenigen Jahren. Das gilt heute vielerorts nicht länger, unsere Landschaften drohen auszutrocknen. In großen Teilen Deutschlands steht heute bereits ein Viertel weniger Wasser zur Verfügung als noch in den 1980er Jahren. Spätestens seit dem Trocken- und Hitzejahr 2003 begann das fein austarierte Gleichgewicht von Oberflächen- und Grundwasser aus dem Takt zu geraten. Gefährlich für unsere Gewässer und Landschaft könnte es werden, wenn die Landwirtschaft künftig mehr beregnen oder wenn Firmen und Wasserversorger (wie schon gefordert) mehr Grund- oder Tiefenwasser entnehmen dürften. Wie wird die Klimakrise unsere Wasserressourcen beeinflussen? Dort, wo sich die Luft und das Wasser erwärmen, steigt bedingt durch eine längere Vegetationszeit auch die Verdunstung, es wird weniger Grundwasser gebildet. Zusätzlich wird es in den Sommermonaten mehr und ausgedehntere Trockenzeiten geben. Die Gesamtsumme der Niederschläge wird sich kaum ändern, doch verlagert sich der Regen eher auf den Winter. Starke Regenfälle nehmen zu, deren Wasser in Sturzbächen abfließt, bevor es versickern kann.
WEITREICHENDE FOLGEN Nicht nur bildet sich weniger Grundwasser neu. Auch wird in vielen Weltregionen bereits zu viel Grundwasser entnommen. Darüber hinaus haben wir Menschen seit Jahrzehnten viele Landschaften gezielt entwässert und wichtige Wasserspeicher wie Moore und Auen zerstört, mit weitreichenden Folgen für den Wasserhaushalt unserer Landschaften.
Oberflächenwasser und Grundwasser sollen miteinander im Gleichgewicht stehen. Wo das Grundwasser hoch steht und damit sein Druck groß ist, speist es Flüsse, Bäche und Seen und ist vor einströmenden Schadstoffen geschützt. Kommt es jedoch zu einer Druckumkehr, versickert Wasser von der Oberfläche in den Untergrund – als würde in einer Badewanne der Stöpsel gezogen. Und dann trocknen Gewässer, Wälder und Feuchtgebiete rasch aus. Offenbar steuern wir hier gerade auf einen Kipppunkt zu oder haben ihn lokal bereits erreicht: Kippt das Gleichgewicht, steht der Wasserhaushalt Kopf. Betroffen sind sowohl oberirdische Biotope als auch der Lebensraum Grundwasser mit seinen kaum erforschten Lebensgemeinschaften. Dann leitet das in die Tiefe strömende Oberflächenwasser (oft viel Abwasser aus Kläranlagen) Schadstoffe und schädliche Wärme ins Grundwasser.
BEDROHTE VIELFALT Der rapide Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt sind eng verknüpft. Wetterextreme wie Dürren, Brände oder Sturzfluten können – wenn sie gehäuft auftreten – ganze Ökosysteme nachhaltig schädigen, und damit die Lebensräume unzähliger Arten. Obwohl Seen, Flüsse und Bäche nicht einmal ein Zehntausendstel des globalen Wasservolumens beinhalten, leben darin zwölf Prozent der uns bekannten Arten. Diese unglaubliche Artendichte gilt es zu bewahren. Immer mehr Gewässer drohen im Sommer trockenzufallen, das Wasser erwärmt sich, der Sauerstoffgehalt sinkt. Für Fische wie Forellen oder Äschen wird es dann schnell lebensbedrohlich. Unterhalb von Wasserkraftanlagen verenden besonders häufig massenhaft Fische, da viel zu wenig Restwasser übrig ist. Betroffen sind auch Muscheln, Amphibien- oder Insektenlarven und alle weiteren Tiere in der Nahrungskette, vom Fischotter über die Wasseramsel bis zum Schwarzstorch. Apropos Insektensterben: In einem Bach im osthessischen Bergland erwärmte sich das Wasser binnen 40 Jahren um 1,9 Grad. Das mag wenig erscheinen, führte aber dazu, dass 80 Prozent der Insekten verschwanden.
18 Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA
Foto: Iris Brunar
DER BUND FORDERT: 1 WASSER NATÜRLICH IN DER LANDSCHAFT HALTEN Regenwasser muss möglichst vor Ort versickern können, damit sich die Grundwasserspeicher wieder auffüllen. Möglichst wenig darf über Drainagen direkt in Bäche und Flüsse geleitet werden. 2 FLÄCHENVERSIEGELUNG STOPPEN Wo Gebäude und Straßen den Boden versiegeln, kann kein Wasser versickern. In den Städten wird Wasser meist schnellstmöglich in die Kanalisation abgeleitet. Unser Ziel ist die »Schwammstadt«, die Regen aufnimmt und zurückhält, in Parks, auf Gründächern, in Teichen. Davon profitieren auch die Bäume und damit das Stadtklima. 3 FLÜSSEN MEHR RAUM GEBEN
Geschädigte und bereits verdurstete Eichen in der zunehmend trockenen Elbaue
NACHHALTIGE NUTZUNG Der Zustand unserer Gewässer ist besorgniserregend. Nicht einmal acht Prozent erreichen den von der EU geforderten »guten ökologischen Zustand«. Dies auch, weil Deutschland die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie verschleppt hat. Dabei ist es wichtiger denn je, dass unsere Gewässer als Wasserspeicher und als Kernstück der Biodiversität den Folgen der Klimakrise standhalten. Unsere Wasserressourcen sind oft übernutzt und zudem mit vielen Schadstoffen belastet – etwa durch die Gülle aus der Massentierhaltung oder den diffusen Eintrag von Nitrat. Auch erodieren viele Ackerböden, durch den Wind oder die sich häufenden starken Regenfälle. Dann schwemmt tonnenweise Erde in Bäche und Flüsse, verkleistert die Poren des Gewässerbettes und erstickt das Leben. Wie schaffen wir es, unser wichtigstes Lebensmittel und das Lebenselixier Nr. 1 – sauberes Wasser – nachhaltig zu nutzen? So, dass es ausreicht für die Natur, die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft? Der BUND hat hierzu (nebenstehend) neun Forderungen formuliert. Sicher ist: Deutschland befindet sich, wie viele Weltregionen, vor einer immensen Herausforderung: Wir brauchen eine neue, nachhaltige Wasserwirtschaft. Und die werden wir nur bekommen, wenn Bund und Länder endlich entschlossen handeln und den Schutz unserer Gewässer künftig in allen Bereichen ihrer Politik berücksichtigen.
i
MEHR ZUM THEMA ... im Hintergrundpapier »Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt«: www.bund.net/gewaesserpapier
AKTIV WERDEN Ratgeber »Wasser sparen«: www.bund.net/virtuelles-wasser
Statt unsere Flüsse hinter D eichen einzubauen, müssen wir sie wieder mit der Aue vernetzen – damit die uns wie ein natürlicher Schwamm vor Hochwasser schützt und wieder als Lebensraum der biologischen Vielfalt dient. 4 QUERBAUWERKE AB- UND UMBAUEN Zehntausende Stauwehre zerstückeln unsere Fließgewässer, meist unüberwindbar für wandernde Fische. So entstehen Ketten von Stauseen, in denen sich mit der Wassertemperatur auch das Algenwachstum erhöht. Und das fördert die Eutrophierung und den Ausstoß von Treibhausgasen. Die 8000 deutschen Kleinwasserkraftanlagen sind wirtschaftlich wie energetisch unrentabel, die ökologischen Schäden für unsere Flüsse nicht hinnehmbar. 5 GEWÄSSERSTRUKTUR VERBESSERN Wo Flüsse und Bäche für die Schifffahrt oder Wasserkraft verbaut und begradigt werden, tiefen sie sich stetig ein. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel der Umgebung, Wälder und Wiesen vertrocknen. Naturnahe dynamische Fließgewässer sind sauerstoffreicher und meist deutlich kühler. 6 WÄRMELAST VERRINGERN Immer noch leiten zu viele Heizkraftwerke erwärmtes Kühlwasser in die Flüsse, was diese aufheizt. Damit die Fische überleben, muss die Wärmelast verringert werden, nicht nur in Dürresommern mit Niedrigwasser. 7 BINNENSCHIFFFAHRT ÜBERPRÜFEN Auf welchen Flüssen/Wasserstraßen sind Transporte noch wirtschaftlich sinnvoll und in der Klimakrise ökologisch verträglich? Statt Fahrrinnen weiter zu vertiefen, müssen die Schiffe an die Gegebenheiten der Flüsse angepasst werden: Rückbau statt Ausbau! 8 WASSER VOR SCHADSTOFFEN SCHÜTZEN Hierfür muss das V orsorge- und Verursacherprinzip endlich per Gesetz verwirklicht werden – damit Schadstoffe wie Nitrat erst gar nicht ins G ewässer gelangen. 9 LANDWIRTSCHAFT KLIMAGERECHT BETREIBEN Wer Böden schonend bearbeitet, fördert den Humusaufbau u nd bewahrt und verbessert die Bodenstruktur. Der Boden speichert so auch mehr Wasser (und Kohlenstoff) und ist beständiger gegen Erosion. Die EU muss ihre Agrarpolitik in der Klimakrise dringend umgestalten.
Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA 19
DAS PROBLEM LIEGT TIEFER M
ehr als 70 Prozent des deutschen Trinkwassers wird aus dem Grundwasser gewonnen. Was bedeutet es für unsere unterirdischen Wasservorräte, wenn es immer trockener und heißer wird? Und warum sind sie mehr als bloß ein Speicher für Trinkwasser? Drei Fragen an den BUND-Experten Hans Jürgen Hahn, Wissenschaftler an der Universität Koblenz-Landau. Herr Hahn, wie steht es um unser Grundwasser nach dem nun schon dritten regenarmen Sommer? Vor allem die Bodenschichten nahe der Oberfläche sind ausgetrocknet. Das Problem liegt aber deutlich tiefer: Seit Anfang der 1990er Jahre ist die Neubildung von Grundwasser um ein Viertel gesunken – höchstwahrscheinlich durch den Klimawandel. Schwerer als einige trockene Jahre wiegt jedoch, dass es seit 2003 kein wirklich nasses Jahr mehr gab, das die Speicher wieder aufgefüllt hätte. Darum beobachten wir überall sinkende Grundwasserstände. Gleichzeitig verbrau-
chen wir mehr Wasser, weil es wärmer wird. Die Schere geht hier immer weiter auseinander. Warum sollte uns das Grundwasser so wichtig sein? Unsere Bäche und Flüsse speisen sich in aller Regel von hochstehendem Grundwasser. Da immer weniger Grundwasser entsteht und wir zu viel davon entnehmen, ändern sich die Wasserflüsse in der Landschaft gerade komplett. Immer mehr Bäche trocknen aus, ihr Wasser versickert einfach. Das schädigt viele Ökosysteme: oberirdisch, indem Bäche und auch Kleingewässer austrocknen; und unterirdisch, weil das Grundwasser – unser größter Lebensraum überhaupt – viele Tiere beherbergt, die empfindlich auf eindringendes Oberflächenwasser reagieren. Denn das ist wärmer, nährstoffreicher und oft schadstoffbelastet. Immerhin führen manche Bäche bis zu 100 Prozent Abwasser aus Kläranlagen, Neckar oder Rhein bei Niedrigwasser teilweise deutlich mehr als die Hälfte. Das Grundwasser, unser wich-
tigster Speicher für Trinkwasser, bekommt also auch ein Qualitätsproblem. Was ist nötig, um das Grundwasser als Lebensraum zu bewahren? Wir müssen unsere Wassernutzung der Klimakrise anpassen. Noch werden zum Beispiel bestimmte Gemüsekulturen mit Riesenmengen von Grundwasser bewässert. Wir müssen genau prüfen: Wo steht wie viel Wasser zur Verfügung? Und wie viel darf ich also entnehmen, ohne die Ökosysteme dauerhaft zu schädigen? In einigen Regionen werden wir massiv Wasser sparen müssen – und uns fragen müssen, welche Wirtschaftsformen noch zeitgemäß und nachhaltig sind.
Foto: K. Grabow
GRUNDWASSER
HÖHLENFLOHKREBS (Niphargus aquilex)
Der Höhlenflohkrebs lebt im Kluftgrundwasser der Mittelgebirge. Mehr als ein Zentimeter lang, zählt er zu den größten Tieren des Grundwassers. Vereinzelt besiedelt er auch Quellen, wo er sich unter Blättern oder Steinen versteckt. Hier muss er sich vor dem viel größeren Bachflohkrebs in Acht nehmen.
Anzeige
20 Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA
BUND AKTIV
KOSTBARES NASS
NEUE WILDNIS AN DER ISAR
Die Isar war früher ein reißender Alpenfluss. Auch zwischen München und Landshut wurde sie begradigt, versteint und auf 60 Meter Breite eingeengt. Mit der Dynamik verschwand eine Vielzahl von Lebensräumen. Die Isar tiefte sich
VERSALZUNG BEENDEN
Seit über hundert Jahren dient die Werra der Kali-Industrie als Abwasserkanal. Was der DAX-Konzern K+S nicht direkt als Salzlauge einleitet, wird zu riesigen Halden getürmt oder im Untergrund verpresst. Durch Auswaschung und Grundwasserströme finden die Rückstände auch so in die Werra, den salzigsten Fluss Mitteleuropas. Greift die Politik hier nicht ein, wird noch tausend Jahre lang Salzlauge in die Werra und später die Weser fließen – bis der Regen die Halden gänzlich weggespült hat. Der BUND kämpft seit Langem gegen diesen beispiellosen Umweltfrevel. 2014 sagte K+S zu, ab 2021 deutlich weniger Salz einzuleiten. Und 2016 vereinbarten die betroffenen Bundesländer eine klare
ein – bis vor knapp 20 Jahren das Wasserwirtschaftsamt München begann, an mehreren Stellen die Uferverbauungen zu entfernen und Hochwasserschutzdeiche zurückzuverlegen. Schon nach den ersten Hochwassern ergriff die Isar die Chance für mehr Dynamik und Raum. Mancherorts hat sie heute die dreifache Breite und sich auf mehrere Arme aufgefächert. Sie verlagert ständig ihren Lauf und bildet wieder Kiesbänke und Uferanbrüche aus. Auch alte Flutrinnen in der Aue gräbt die Isar wieder an. Die Eintiefung ist gestoppt. Untersuchungen des BUND Naturschutz zeigen eine erhöhte Vielfalt, mit typischen Arten wie der Lavendel- und
Reifweide, bedrohten Laufkäfern und Spinnen (wie Arctosa maculata) oder dem Flussregenpfeifer. Von den 506 bayerischen Wildbienen arten konnten wir in dem Naturschutz- und FFH-Gebiet 119 Arten nachweisen, dazu 112 Wespen- arten. Im begleitenden Auwald wurden jüngst 2400 Hektar als »Naturwald« ausgewiesen – eine Chance für mehr Dynamik auch hier. Und ein Erfolg für den BN, der die Mittlere Isar als einen potenziellen Nationalpark und später als Naturwald-Gebiet ins Spiel brachte. Auch für die Renaturierung hatte sich der BN seit Jahrzehnten eingesetzt.
Reduktion. Im April aber beantragte der Konzern nun, bis 2027 fast unverändert viel Salz einleiten zu dürfen. Es sei doch zu teuer, die Versalzung wie zugesagt zu verringern. Die BUND-Landesverbände an Werra und Weser nahmen daraufhin umfangreich Stellung, weshalb der Antrag nicht genehmigungsfähig sei. Dazu Jörg Nitsch, der Vorsitzende des BUND Hessen: »K+S darf nicht länger Umweltschutz gegen Arbeitsplätze ausspielen. Die betroffenen Bundesländer müssen den Antrag gemeinsam zurückweisen. Auch weil die EU sonst Deutschland wegen dieses erneuten Verstoßes gegen die Wasserrahmenrichtlinie verklagen wird.«
Der BUND fordert K+S auf, feste Abfälle in ausgebeutete Stollen zurückzuschaffen und flüssige Abfälle zu vermeiden oder in Wertstoffe umzuwandeln.
Foto: Thomas Wey
Foto: Klaus Leidorf/www.leidorf.de
In ihrem Mittellauf darf sich die Isar wieder umlagern und neue Kiesbänke bilden.
FREISING.BUND-NATURSCHUTZ.DE/BRENNPUNKTEVOR-ORT/ISAR.HTML
WWW.BUND-HESSEN.DE/ WERRAVERSALZUNG
220 Meter hoch ist diese Abraumhalde bei Bad Hersfeld – täglich kommen über 20000 Tonnen Salzrückstände hinzu.
Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA 21
Lebendige Bäche und Flüsse und ausreichend Wasser in der Landschaft: Dafür setzt sich der BUND seit Jahrzehnten ein. Zum Beispiel mit den folgenden vier Projekten, getragen von ehren- wie hauptamtlich Aktiven.
Die kontinental geprägte Hauptstadt erlebt zunehmend lange Trockenphasen. Gleichzeitig zählt Berlin zu den am stärksten versiegelten Kommunen Deutschlands. In der Folge heizt sich die Stadt im Sommer stark auf. Zudem häufen sich heftige Regenschauer, die (statt zu versickern) die Kanalisation überlaufen lassen und dann die Spree verschmutzen. Viele Stadtbäume dürsten, weil der Grundwasserspiegel sinkt. Um den wenigen Regen besser zu halten und zugleich
AN DER QUELLE
Rheinland-Pfalz ist reich an Wasser. Doch drei niederschlagsarme Jahre haben auch hier Spuren hinterlassen. Seit 2013 setzt sich der BUND RLP gezielt für Quellen und Quellbäche ein. Ehren amtliche »Wasserläufer« bauen Einfassungen und Verrohrungen zurück, legen Furten an und entfernen Fichten aus dem Quellbereich. Als Botschafter*innen der Natur weisen sie zudem darauf hin, dass Quellbiotope besonders sind. Vor jeder Hilfsaktion erkunden unsere Aktiven die Situation vor Ort. Gemeinsam wird untersucht, ein Plan entwickelt und umgesetzt. In einem Tal des Alzeyer Lands im wasserarmen Rheinhessen wurde der BUND tätig, um mehr Wasser in der Fläche zu halten und dadurch
Überschwemmungen und Wasserverschmutzung durch starke Schauer abzumildern, wirbt der Arbeitskreis Wasser des BUND Berlin dafür, »Regengärten« anzulegen. Die mit Bäumen, Sträuchern und Stauden bepflanzten Versickerungsflächen sind eine relativ kostengünstige Methode, um unsere Städte an die Erderhitzung anzupassen und die Verschmutzung des Wassers zu verringern. Andernorts – wie in New York – gehören sie schon zum Straßenbild. Die technisch ausgeklügelten Regengärten bieten etliche Vorteile: Sie
Lebensraum für Amphibien und andere Arten zu bewahren. Furten wurden renaturiert oder neu geschaffen, dazu Stauflächen für Arten der Nasswiesen. Die Kreisgruppe begleitete den Prozess mit Engagement und öffentlichen Exkursionen. Mit betreut wurde auch die Projektarbeit eines Studenten der TH Bingen zur Aufwertung des Feuchtgebiets. Ein zweites Beispiel: Die BUND-Ortsgruppe Wissen (Sieg) belebte eine Quelle wieder, indem sie große Mengen von Müll und Gartenabfällen entfernte. Grasschnitt mag harmlos wirken, führt aber zu einer starken Düngung. Typische Quellbewohner kommen damit schlecht zurecht, ist ihr Lebensraum doch von Natur aus arm an Nährstoffen. Dank zahlreicher »Wasserläufer« vor Ort und
speichern mehr Regenwasser, sorgen durch eine höhere Verdunstung für ein angenehmeres Klima, filtern Schadstoffe aus Wasser und Luft, stiften Lebensraum für Tiere und Pflanzen und verschönern das Stadtbild. Damit möglichst viel Regen lokal versickern kann, setzt der BUND Berlin zudem auf den Ansatz, unbebautes Land vorrangig für Natur und Erholung zu schonen, die Entsiegelung (wo immer möglich) zu fördern und verbleibende versiegelte Flächen effizienter zu nutzen.
WWW.BUND-BERLIN.DE/ REGENWASSER WWW.BUND-BERLIN.DE/ REGENGAERTEN
Foto: Siglinde Gramoll
REGENGÄRTEN FÜR BERLIN
Wasserläufer im Einsatz
einer neuen Infotafel wissen das nun auch die Anrainer der Quelle.
WWW.BUND-RLP.DE/ QUELLEN-UND-BAECHE
22 Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA
BUNDESPOLITIK
STRATEGIe – uND WEiTER? MATTHIAS MEIßNER leitet die Abteilung Biodiversität des BUND.
N
ationaler Wasserdialog – so nannten Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt ihren Austausch mit einer Vielzahl von Fachleuten zum Thema: Wie können Länder und Kommunen künftig besser mit klimabedingter Wasserknappheit umgehen? Und kann der natürliche Wasserhaushalt bundesweit erhalten und geschützt werden? Die Empfehlungen des Dialogs sollen in eine Strategie einfließen, die Svenja Schulze im nächsten Sommer vorstellen möchte. Welche Wirkung das Papier zu entfalten vermag, wird sich ab Anfang 2021 zeigen: Wenn die großen Vorhaben zur Begradigung und Vertiefung unserer Flüsse auf dem Prüfstand stehen, im Rahmen einer »Bedarfsplanüberprüfung« (einer Art von Zwischenbilanz) des Bundesverkehrswegeplans.
Anfang Oktober kündigte Umweltministerin Schulze eine nationale Wasserstrategie an. Doch will die Bundesregierung ernsthaft gegen die drohende Wasserknappheit angehen? Dann darf sie nicht weiter Flussnatur zerstören. greifen auch direkt in die Struktur der Flüsse ein – und stehen damit konträr zu den Zielen und Richtlinien des nationalen und europäischen Naturschutzes. Negative Auswirkungen auf die Ökologie der Flüsse und Auen wären vorprogrammiert. Damit Binnenschiffer ihre Güter transportieren können, müssen bestimmte Wassertiefen gewährleistet sein. Und dafür werden viele Flüsse bis heute kontinuierlich ausgebaggert und verbaut. Die ständige Vertiefung und Begradigung entzieht den Ökosystemen ringsum das Wasser und setzt die Süßwasserreserven unter Druck. Es ist absurd: Mit Milliarden Euro versucht der Staat die Flüsse schiffbar zu halten – und steigert ungewollt den Abfluss von kostbarem Süßwasser in Nord- und Ostsee.
Richtig, Deutschland bedarf einer Strategie. Zumindest im Umweltministerium ist man sich des Problems der zunehmenden Wasserknappheit offenbar bewusst. Was aber ist mit den anderen Ressorts? Einer von vielen Hebeln zur Lösung des Problems ist der Bundesverkehrswegeplan. Ein knappes Zehntel seines Finanzvolumens ist für Bundeswasserstraßen gedacht. Dahinter stecken im Binnenland neben Kanälen in erster Linie diverse Flüsse. Viele der bis 2030 geplanten Projekte dienen dazu, Schleusen oder Hafenanlagen instand zu halten. Etliche aber
Doch was, wenn der gesellschaftliche Schaden das wirtschaftliche Interesse am Ausbau weit überwiegt? Zur Zwischen bilanz des derzeitigen Verkehrswegeplans gehören speziell die Bauprojekte an jenen Flüssen überprüft, auf denen bisher nur marginal Güter transportiert werden (können). Stehen Kosten und Nutzen hier wirklich im Einklang? Der BUND wird die Prüfung nutzen, um auf die absehbaren ökologischen Schäden vieler Projekte hinzuweisen, gerade mit Blick auf die Klimakrise. Als der aktuelle Verkehrswegeplan vor vier Jahren verabschiedet wurde, waren ihre Folgen längst nicht so spürbar wie heute. Hier jetzt nicht nachzubessern und die Planung entsprechend anzupassen, wäre grob fahrlässig.
Foto: Paul Kröfges
WICHTIGER HEBEL
KOSTEN UND NUTZEN
Köln-Langel: Auch geplante Straßenprojekte können der Flussnatur schaden: Südlich von Köln droht eine sechsspurige Autobahnbrücke Ufer und Aue des Rheins zu zerstören.
Foto: Iris Brunar
ELBE
FLUSS DER Die Loire – ein Vorbild für die Elbe. Sie bewegt sich frei zwischen ihren Deichen und formt eine attraktive und ökologisch wertvolle Flusslandschaft.
EXTREME
Nicht nur an Kleingewässern wird das Wasser knapp. Auch die noch relativ naturbelassene Elbe leidet dramatisch unter der Trockenheit.
S
eit dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2013 herrscht an der Elbe Trockenheit. Ein rekordträchtiges Niedrigwasser folgt dem nächsten. Der Wasserlandschaft Elbaue fehlt das Wasser. Die Ursachen hierfür sind vielfältig – und verstärken sich gegenseitig. So bleibt im Winter immer weniger oder gar kein Niederschlag als Schnee liegen. Und die typischen kleineren Hochwasser, die gerade im Frühjahr die natürlichen Wasserspeicher der Aue auffüllen, sind in den letzten sieben Jahren ausgefallen.
VON TROCKENHEIT GEZEICHNET Die Tiefenerosion der Elbe verschärft die Situation. Obwohl sich die Güterschifffahrt nahezu gänzlich von der Elbe verabschiedet hat, wird der Fluss stetig eingeengt und vertieft. So gräbt sich die Elbe erzwungenermaßen immer weiter in ihr Bett aus Sand. Mit der Flusssohle fällt auch der Wasserspiegel und mit ihm der Grundwasserspiegel in der Aue: Die Aue fällt trocken. Das Wasser fehlt also nicht nur von oben, es fehlt vor allem von unten. Inzwischen ist die Flusslandschaft von den Folgen der Trockenheit gezeichnet. Zum Beispiel die einzigartige Hartholz aue, der winzige Rest eines früher viel verbreiteteren Lebensraums, der vor allem
an der Elbe überdauert hat: Viele der Eichen sind abgestorben oder von Dürre und Schädlingsbefall massiv geschwächt. Und die Auengewässer sind großteils ausgetrocknet. Ihre Lebensgemeinschaften drohen zu verschwinden, darunter Biber, Rotbauchunke und seltene Insekten wie die Grüne Mosaikjungfer.
KAUM NOCH GÜTERSCHIFFE Das Niedrigwasser wirkt sich direkt auf die Güterschifffahrt aus. Die Fahrrinne ist bis zu sechs Monate lang nicht mal einen Meter tief, teils weit darunter. Transporte sind so unmöglich zu planen. Die Gütermenge ist in 20 Jahren um 90 Prozent eingebrochen, auf unter 200000 Tonnen/Jahr. Auf dem Rhein wurde selbst im Extremjahr 2018 650 Mal so viel transportiert. Trotzdem hält das Bundesverkehrsministerium daran fest, die Elbe von der Grenze zu Tschechien bis Hamburg zu vertiefen. Zudem leistet es Tschechien Schützenhilfe beim Bau einer grenznahen Staustufe. Bislang konnten Flussfreunde wie der BUND dies verhindern. Doch auch hierzulande werden Stimmen laut, die Elbe aufzustauen. Das aber wäre das Aus für unsere letzte große noch relativ naturnahe Flusslandschaft und ihre biologische Vielfalt.
IRIS BRUNAR ist für das BUND-Elbeprojekt tätig.
VISION VERWIRKLICHEN Was bedeutet die Klimakrise für die Elbe? Wegen der extremen und nicht vorhersagbaren Niedrigwasser hat die reguläre Schifffahrt auf der Elbe keinerlei Zukunft. Um Dürreperioden abzumildern, muss die natürliche Funktion der Aue als Schwamm wieder gestärkt werden. Konkret heißt das: Die Tiefenerosion muss gestoppt und die Sohle des Flusses wieder nach oben gebracht werden. Das Wasser muss besser in der Landschaft gehalten werden: Dafür setzt sich der BUND nicht nur in diversen Gremien und in der Politik ein. Mit der Rückverlegung eines Deiches in der Lenzener Elbtalaue (Brandenburg) hat der BUND vorgemacht, wie es geht. Und in der Hohen Garbe (Sachsen-Anhalt) schließen wir Hartholzauwälder und ehemalige Flutrinnen und Altwasser wieder an die Elbe an. Diese wertvollen Auenbereiche wollen wir künftig miteinander vernetzen – damit unsere Vision für die Elbe im Jahr 2050 Wirklichkeit wird.
i
MEHR ZUM THEMA Unsere Vision finden Sie unter www.bund.net/elbevision; mehr dazu: www.bund.net/elbevision-hintergrund
Foto: PicsStock
24 Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA
Foto: Klaus Leidorf
Wasserkraftwerke unterbrechen die natürliche Dynamik von Flüssen und Bächen.
Frei fließende Gewässer wie hier die Abens sind Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten.
KEINE NEUEN WASSERKRAFTWERKE!
FREIE BAHN
FÜR FISCH UND KIESEL Weite Teile von Bayerns Bächen und Flüssen wurden verbaut, nicht zuletzt für die Wasserkraft gewinnung. Ein Desaster für die Arten im und am Fluss. Immer noch sollen neue Kraftwerke gebaut werden. Brauchen wir mehr Strom aus Wasser? Nein, sagt der BN. CHRISTINE MARGRAF Naturschutzexpertin des BUND Naturschutz
F
lüsse müssen fließen – diese Binsenweisheit gewinnt gerade in Zeiten der Klimakrise immer größere Bedeutung. Doch in Bayern sind nur 15 Prozent der Flüsse und Bäche in einem sogenannten »guten ökologischen Zustand«. Definiert wird dieser Zustand in der seit 2000 gültigen Wasserrahmen-
richtlinie der EU. Bis 2015 sollte die Richtlinie flächendeckend umgesetzt sein, doch Bayern hinkt dramatisch hinterher. Sie sind ein wunderschöner Anblick: natürliche Flüsse mit intakten Auen. Gleichzeitig sind sie Hotspots der Artenvielfalt und zentrale Achsen des Biotopverbundes, zählen aber zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. Viele typische Arten und Lebensräume der Gewässer und Auen sind gefährdet oder regional bereits verschwunden. Hierfür gibt es viele Ursachen. Einige wesentliche sind die massive Begradigung, Verbauung durch Uferbefestigungen, Quer- und Wasserkraftwerke sowie Verlust und Abtrennung der Auen durch Deiche und andere Nutzungen. Nichts ist so beständig wie der ständige Wandel in Fluss und Aue. Doch wo Steine, Wehre und Staudämme herrschen, ist es mit der Dynamik vorbei. Die Lebensadern und Verbundachsen sind unterbrochen, zerstückelt und eingeschnürt. Nach zwei Jahrhunderten der Verbauung verlangen mittlerweile Gesetze, Richtlinien und Strategien des Gewässer- und Biodiversitätsschutzes Renaturierungen. Nicht nur die Natur profitiert davon, sondern auch der Mensch, wie viele Projekte, auch in Bayern, inzwischen zeigen (siehe Seite 22/23). Viele BN-Gruppen sind hierzu aktiv und unterstützen sie. Und fordern mehr, denn es braucht Renaturierung in der Fläche. Wo Wasser kraftwerke gebaut wurden, wird Wasser aufgestaut und danach
Natur +Umwelt 4 | 20 › TITELTHEMA 25
Derzeit werden rund 4280 Wasserkraftanlagen in Bayern betrieben (Stand: 2018). 95 Prozent dieser Anlagen haben nur eine geringe Leistung von weniger als 1 MW und produzieren nur etwa 1,5 Prozent des bayerischen Stroms. Davon produzieren 3530 Kleinstanlagen mit einer Leistung von weniger als 100 kW nur rund 306 Millionen kWh Strom, pro Anlage also weniger als 90 000 kWh im Jahr (Tendenz fallend). Zum Vergleich: Zehn Einfamilienhäuser mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach erbringen eine vergleichbare Menge an Strom wie eine Kleinstwasserkraftanlage. Querbauwerke gibt es noch sehr viel mehr: Im Rahmen der WRRL wurden 56 792 Querbauwerke erfasst. Lediglich elf Prozent sind flussaufwärts für Fische durchwanderbar. Fluss abwärts liegt die Durchgängigkeit nochmals deutlich darunter.
Ab Dezember 2020 veröffentlichen die Wasserbehörden ihre Entwürfe der Bewirtschaftungs- und Maßnahmenpläne für den dritten Bewirtschaftungszyklus von 2021– 2027 im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie. Sie sind eine zentrale Weichenstellung, welche Maßnahmen in den nächsten acht Jahren an unseren Gewässern umgesetzt werden. BN-Gruppen und Wasserfreunde sollten sich hier intensiv einbringen, die Entwürfe prüfen und eigene Vorschläge machen. Der BN wird hierzu ab Anfang 2021 Unterstützung anbieten. bauen statt mit Turbinen auszustatten. Dies gilt auch für sogenannte angeblich fischfreundliche Anlagen, die nur dann ökologisch Sinn machen, wenn sie an größeren, nicht für den Rückbau geeigneten Kraftwerken schädlichere Turbinen ersetzen. Einen Neubau von Wasserkraftwerken und die weitere finanzielle Förderung der kleinen Wasserkraft lehnt der BN daher ab. Er ist auch aus Sicht des Klimaschutzes nicht nötig. Gerade der BN bekennt sich zum 1,5-Grad-Ziel des Klimaschutzes und fordert dessen Erreichen vehement von der Politik ein. Dafür spielen aber Photovoltaik und Windkraft sowie die Energieeinsparung die zentrale Rolle.
i
MEHR ZUM THEMA Infos zum Thema und die BN-Forderungen in Bezug auf Wasserkraft: www.bund-naturschutz.de/fluesse-und-auen/wasserkraft
Foto: Michael Mustermann
WASSERKRAFT UND QUERBAUWERKE IN BAYERN:
AKTIV WERDEN
Quelle: Daten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt
usgeleitet. Hier ist Renaturierung stark erschwert, weil sich a Wasserkraftnutzung und freie Durchgängigkeit und Dynamik im Fluss per se ausschließen. Der BUND Naturschutz reagiert daher mit entschlossenem Widerstand auf die wasserkraftfreundliche Politik der Bayerischen Staatsregierung und ihrer Landeswasserkraftwerke. In den vergangenen Jahrzehnten konnten so mehrere geplante neue Wasserkraftwerke verhindert werden, nicht zuletzt an der frei fließenden Donau. Derzeit steht vor allem die Salzach im Fokus. Der BN fordert hier die Umsetzung der Naturfluss-Variante und die Aufgabe der geplanten Kraftwerke. Die zahlreichen Ausleitungsstrecken an bayerischen Flüssen brauchen dringend ein ökologisch bemessenes Mindestwasser, doch ein erster in diese Richtung weisender Entwurf eines neuen Restwasserleitfadens wird seit zwei Jahren in den Mühlen eines von der Wasserkraftlobby geforderten sogenannten Praxischecks zerrieben. Statt eines von der Staatsregierung angekündigten Förderprogramms für den Ausbau der Kleinwasserkraft brauchen Bayerns Bäche und Flüsse ein Rückbau-Programm und einen Rückbau-Plan für Querbauwerke und Kleinwasserkraftwerke. Anfang Mai 2021 werden BUND Naturschutz, WWF, LFV und BKV ein internationales Symposium unter dem Motto »Dam Removal goes Alps« veranstalten. Darin zeigen sie durch Beispiele des Rückbaus von Wehren und Staudämmen aus anderen Ländern die Potentiale und Chancen auf. Damit nicht nur Fische wieder ihre natürlichen Wanderungen durchführen und sich in ihrem Bestand erholen können. Und damit die neue Dynamik Vielfalt und Leben in sauberen Gewässern zurückbringt. Forschungen der TU München haben ergeben, dass es besser wäre, auf den Bau von Kraftwerken an unverbauten Flussabschnitten zu verzichten und Querbauwerke bevorzugt rückzu-
26 Natur +Umwelt 4 | 20 › INTERNATIONALES
In Japan soll demnächst ein Kraftwerk anlaufen, das Palmöl verbrennt – »erneuerbare Energie« mit fatalen Folgen.
Mit diesem Banner protestiert FoE Japan gegen das Palmöl-Kraftwerk.
I
mmer mehr Menschen achten darauf, keine Produkte mit Palmöl zu kaufen. Palmöl findet sich in Lebensmitteln, Kosmetika oder Autotanks. Der Rohstoff hat eine miese Umweltbilanz. So fallen den Ölplantagen riesige Flächen Regenwald zum Opfer. Der Anbau vernichtet Natur, facht die Klimakrise an, auch werden vielfach Menschenrechte verletzt. Grotesk erscheint da ein Projekt wie das im Bau befindliche 41-Megawatt-Palmölkraftwerk im japanischen Kakuda. Ungefähr 70 000 Tonnen Palmöl pro Jahr sollen dafür als Brennstoff importiert werden. Testweise soll das Kraftwerk in Kürze anlaufen. Betreiber ist die japanische Firma »H.I.S. Super Power«, die sich als Produzent erneuerbarer Energie präsentiert. Unser Partner »Friends of the Earth Japan« setzt sich vehement gegen dieses
Foto: FoE Brasil
Das hoch motivierte Team von Amigos da Terra gibt die Hoffnung nicht auf.
… und auch die deutsche Agrarindustrie profitiert davon. Die »Amigos da Terra« tun ihr Möglichstes im Kampf gegen diese Katastrophe.
B
rasilien in Not: In kaum einem Land vermochte sich das Corona-Virus so ungehindert auszubreiten. Zudem wüten Tausende Brände in Gebieten, die zu den artenreichsten unseres Planeten zählen.
PALMÖL
KEIN KRAFTWERK IN KAKUDA Kraftwerk ein. Nur zu gerne haben der BUND und 35 weitere Umweltverbände aus 15 Ländern einen Brief mitgezeichnet, der die Hauptanteilseigner des Betreibers auffordert, von dem irrsinnigen Projekt Abstand zu nehmen. Ein anderes in Japan geplantes Palmöl-Kraftwerk konnte im Juni zum Glück gestoppt worden.
FoE Japan will die internationale Opposition gegen das Kraftwerk in Kakuda stärken. Und auf nationaler Ebene dafür sorgen, dass Biomasse nur dann bevorzugt ins Stromnetz eingespeist wird, wenn sie die Treibhausgase verringert und nicht zur Entwaldung führt. Für Palm öl gilt das Gegenteil. Juliane Dickel
ZERSTÖRUNGSWERK
Naturschutz und Menschenrechte einzusetzen. Genau das aber tut unser Partner von Friends of the Earth Brasilien. Vor Ort unterstützt er die betroffenen Gemeinden mit Hilfsgütern, Kommunikationsausrüstung und Schulungen. Auf nationaler und internationaler Ebene weist er unermüdlich auf die Hintergründe der vielfältigen Zerstörungen hin. Diese Hintergründe sind komplex und reichen mitunter auch nach Deutschland. So liefern deutsche Firmen Pestizide für die riesigen Soja-Monokulturen. Außerdem befeuert der Import von Soja für die hiesige Tiermast die Waldbrände. Darum setzt sich der BUND für ein ehrgeiziges Lieferkettengesetz ein – und gegen Brand beschleuniger wie das geplante Handelsabkommen EU-Mercosur. Martin Baumann
BRASILIEN BRENNT Selbst das riesige Feuchtgebiet Pantanal und der Regenwald des Amazonas waren dieses Jahr so trocken, dass die Brände kaum mehr zu kontrollieren sind. Zwar begünstigt die Klimakrise die Brände. Doch meist wurden die Feuer vorsätzlich gelegt: um Platz zu schaffen für neue Weiden und Sojafelder. Dahinter steckt die übermächtige Agrarindustrie. Mit einem Freibrief von Präsident Bolsonaro macht sie selbst vor Nationalparken und Gebieten indigener Völker nicht halt. Wer sich wehrt, wird bedroht und oftmals Opfer von Gewalt. In dieser Krise fällt es schwer, die Hoffnung zu bewahren und sich weiterhin für
WWW.BUND.NET/BRASILIEN
Natur +Umwelt 4 | 20 › INTERNATIONALES 27
Foto: blickwinkel/McPHOTO/Eva Pum
EU BEGRÜNEN
DA GEHT NOCH MEHR! Noch bis Jahresende hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne – und damit einen besonderen Gestaltungsspielraum.
Von der Klimakrise bedrohter Lebensraum: Walrosse im Polarmeer vor Spitzbergen.
A
uch wenn die Corona-Pandemie die Prioritäten verschoben hat: Der Klimaschutz bleibt eine zentrale Herausforderung. So steht im Rahmen des Pariser Abkommens die Verschärfung des europäischen Klimaziels an. Um wie viel mehr muss der Ausstoß von Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 gesenkt werden? Um die anvisierte maximale Erderhitzung auf 1,5 Grad zu beschränken, fordert der BUND den Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 65 Prozent zu vermindern. Bislang liegt das aktuelle Ziel der EU bei lediglich 40 Prozent. Möglich, dass sich die
Mitgliedsstaaten auf 50 bis 55 Prozent minus verständigen. Außerdem pocht der BUND darauf, die milliardenschweren Corona-Hilfen an Auflagen für Umwelt und Klima zu knüpfen. Keine der gegenwärtigen globalen Krisen – die Corona-Pandemie, der Verlust der Artenvielfalt und die Klimaerhitzung – lassen sich noch vertagen. Die EU muss sie darum ohne jede weitere Verzögerung anpacken. Gleichzeitig hat sich der europäische »Green Deal« von Ende 2019 nun in Richtlinien und einem EU-Klimagesetz niederzuschlagen.
Dieser Deal muss allerdings noch grüner werden. So muss er den nötigen Umbau der Wirtschaft beschleunigen und verfestigen. Noch steht die an Export und Wachstum orientierte Wirtschaftspolitik den Bemühungen um eine ehrgeizige Nachhaltigkeits- und Klima-, Agrar- oder Naturschutzpolitik meist entgegen. Von der deutschen Ratspräsidentschaft erwartet der BUND, dass sie sich klar bekennt zum sozial-ökologischen Aufbruch in Europas Wirtschafts- und Umweltpolitik. Juliane Dickel www.bund.net/eu-green-deal
Anzeige
BUND- Jahrbuch 2021 –
Ökologisch Bauen & Renovieren
Neue Ausgabe
Mit den Themenbereichen: Planung /Grundlagen, Musterhäuser, Grün ums Haus, Gebäudehülle, Haustechnik und Innenraumgestaltung
Oder einfach im Internet bestellen unter
Auf 244 Seiten finden Sie: ■ Berichte über verschiedenste Bau- und Sanierungsprojekte ■ Öko-Tipps und Anregungen zur persönlichen Energiewende ■ Artikel über den aktuellen Stand der Energie- und Haustechnik ■ Vergleichstabellen zu Heizkosten, Dämmstoffen, Förderung ■ Weiterführende Literaturhinweise und unzählige Web-Links für 8,90 Euro am Kiosk, in BUND-Geschäftsstellen und direkt beim Verlag: www.ziel-marketing.de
ab sofort am Kiosk!
www.ziel-marketing.de lne ze der ls n i E el o ch a tik au Ar lett er p p m ko Pa i c h E - rhältl e
28 Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTIONEN › Agrarwende
Foto: Fabian Melber/www.wir-haben-es-satt.de
FÜR DIE AGRARWENDE
WIR HABEN ES SATT! Am 16. Januar wollen wir wie jedes Jahr ein Zeichen setzen – für eine umwelt verträgliche, tier- und menschenfreundliche Landwirtschaft.
I
m Januar heißt es wieder: Wir haben es satt! Allerdings muss sich der Protest für die Agrarwende neu erfinden und Corona-konform ausfallen. Auch der politische Rahmen wird ein anderer sein: So wird die Grüne Woche diesmal nur als Fachmesse stattfinden. Dennoch wird es in den Medien wieder um Landwirtschaft und Ernährung gehen. Zudem läuten wir im Januar das Jahr der Bundestagswahl ein. Gute Gründe also, erneut ein starkes Signal zu setzen.
EIN RÜCKSCHLAG DROHT Das Sterben der Insekten geht ungebremst weiter, ein Gesetz für ihren Schutz steht noch aus. Die Vorschläge der Agrarministerin Klöckner lassen ebenso auf sich warten wie ein klares Ziel der Bundesregierung, den Einsatz von Pestiziden zu verringern. Das Verbot von Glyphosat ist bislang nur angekündigt. Und die geplante EU-Agrarreform droht ein herber Rückschlag zu werden für den Umwelt-, Naturund Tierschutz. Das Höfe- und das Artensterben werden ungebremst weitergehen, wenn die EU nicht gezielt jene Betriebe unterstützt, die Umweltleistungen erbringen und die
Wegen Corona wird unsere jährliche Agrardemo zur Grünen Woche kleiner ausfallen als im letzten Januar.
im Einklang mit der Natur wirtschaften. Sollen jährlich 54 Milliarden Euro weiter ein Agrarsystem stützen, das vorwiegend jenen dient, die viel Fläche besitzen und intensiv wirtschaften? Oder sollen sie einer Landwirtschaft zugutekommen, die Natur und Klima schützt und ihre Nutztiere besser behandelt? Statt den Klimaschutz durchzusetzen, wirbt Julia Klöckner für die Gentechnik und dafür, neue Verfahren nicht mehr zu kennzeichnen und zu regulieren. Statt die Tierhaltung umzubauen, lässt sie zu, dass immer mehr Schweine, Hühner etc. in immer größeren Anlagen gehalten und mit importiertem Soja gefüttert werden. Und in den deutschen Megaschlachthöfen herrschen menschenverachtende Arbeitsverhältnisse. All dies haben wir satt!
TERMIN VORMERKEN Nicht zuletzt die Pandemie zeigt, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schützen, regionale Nahrungsmittel nachhaltig zu produzieren und gleichzeitig die industrielle Tierhaltung zu beenden. Bundesweit werden wir diesmal nicht mobilisieren. Doch alle Berlinerinnen und Brandenburger sollten sich den 16. Januar vormerken. Dann wollen wir unseren Forderungen für eine Agrarwende öffentlich Ausdruck verleihen – kreativ und Coronakonform. Allen anderen, die ein Zeichen setzen wollen, werden wir außerdem eine digitale Mitmachaktion anbieten.
WWW.BUND.NET/ WIR-HABEN-ES-SATT
BIENEN, BÄUERINNEN UND BAUERN RETTEN! Bis 31. März will die Europäische Bürgerinitiative »Save Bees and Farmers« eine Million Unterschriften sammeln: für ein Ende aller chemisch-synthetischen Pestizide bis 2035; um Lebensräume für Insekten zu schaffen; und um die Landwirte zu unterstützen. Helfen Sie mit! Einer Teilauflage dieses BUNDmagazins liegen Unter schriftenlisten bei. Kopieren und ver-
teilen Sie die, lassen Sie Freundinnen und B ekannte unterschreiben und schicken Sie die Listen bis spätestens März an den BUND. Oder nutzen Sie aktion.bund.net/fuer-agrarwendeund-artenvielfalt – dort gibts die Liste, Infos und die Option, online zu unterschreiben.
Fotos: nikomartin.de (2)
Natur +Umwelt 4 | 20 › AKTIONEN › Dannenröder Wald 29
Bücher: schöne Präsente...
Anders gärtnern. Margit Rusch 94 S., 13,95 € Mein Selbstversorger-Garten. K. Forster 125 S. 15,95 € Mein kleiner Permakultur-Garten. J. Chauffrey 94S. 14,95 €
5. Oktober: Mehr als 5000 Menschen demonstrierten am und im Dannenröder Wald für eine bessere Verkehrspolitik.
Naturkeller. C. Lorenz-Ladener 139 S., geb. Kleine Baumhäuser. D. Stiles 93 S. Ideenbuch Garten. P. Himmelhuber 124 S.
19,90 € 12,95 € 15,95 €
DANNENRÖDER WALD
WALD STATT ASPHALT Helfen Sie mit, einen gesunden Laubwald in Hessen zu retten – bevor eine Autobahn ihn zerschneidet.
R
und 250 Jahre alt sind die ältesten Bäume im Dannenröder Wald. Einige von ihnen drohen nun der Säge zum Opfer zu fallen. Denn der gesunde Laubmischwald bei Marburg soll teilweise gerodet werden, für einen Abschnitt der A49. Seit 1. Oktober fallen die Bäume. Geplant ist, den Wald für die Trasse zu zerschneiden. Dabei ist der Wald ein herausragendes Beispiel für nachhaltige Forstwirtschaft. Gerade alte Laubwälder bieten unzähligen Tieren, Pflanzen und Pilzen einen Lebensraum. Sie speichern klimaschädliches CO2 und helfen damit ganz natürlich, den Anstieg der Temperaturen zu verlangsamen. Seit knapp 40 Jahren kämpft der BUND Hessen gegen den Planungsdinosaurier A 49. Ein Jahr ist der Wald nun besetzt, es sind zahlreiche Baumhäuser entstanden. Unsere Solidarität gilt all denen, die friedlich und entschlossen den Dannenröder Wald retten wollen.
EILAKTION GESTARTET Es darf nicht sein, dass noch heute intakte Laubwälder für eine Autobahn geopfert werden, und damit für eine veraltete Verkehrspolitik. Im Bundesverkehrswegeplan sind bis 2030 allein 850 Kilometer neue Autobahnen vorgesehen. Dabei zerstückelt bereits eines der weltweit dichtesten Fernstraßennetze unser Land. Der BUND hat online eine Eilaktion gestartet, der sich Campact, Greenpeace und inzwischen über 200 000 Menschen angeschlossen haben. Wir fordern die Rodungen im Dannenröder Wald sofort zu stoppen. Außerdem fordern wir einen Baustopp für die A 49 und alle Autobahnen deutschlandweit. Und wir fordern alle Straßenprojekte im Bundesverkehrswegeplan gründlich zu überprüfen, mit Blick auf ihre Folgen für den Umwelt- und den Klimaschutz. Die bislang für den Bau von Fernstraßen reservierten Steuermittel müssen künftig in den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs fließen.
Wünschelruten Gehen. van Tuil, van Heerde 78 S. 11,95 € Permakultur im Hausgarten. J. Gampe 141 S. 16,95 € Einfach Pilze anbauen. Sylvia Hutter 94 S. 14,95 €
Urin - Flüssiges Gold f.d. Garten. R.de Looze 93 S. 14,95 € Kompost-Toiletten. W. Berger 102 S., geb. 17,95 € Holzbacköfen im Garten. C.Lorenz-Ladener 125 S. 15,95 €
Das Holzbackofen-Kochbuch. H.u.D. Jones 128 S. gb. 19,95 € Milchsauer eingelegt. Cl. Lorenz-Ladener, 117 S. geb. 16,95 € Dörren – Aroma pur. Cl. Lorenz-Ladener, 125 S. geb. 17,95 €
Autonome Stromversorgung Brückmann, Bopp 126 S. 18,95 € 13,95 € Steine kreativ bemalen. F. Sehnaz Bac 93 S. Vogel-Futterplätze flechten. J.Ridgeon 94 S. 13,95 €
HIER MITMACHEN WWW.BUND.NET/DANNI
ökobuch
Verlag & Versand GmbH
Postfach 1126 79216 Staufen
Katalog anfordern oder gleich im Shop bestellen:
www.oekobuch.de
Tel.: 07633-50613 · Fax: 07633-50870
30 Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT
NATUR IM PORTRÄT
DAS UNSICHTBARE NETZ Millionenfach verzweigt wuchert es unter unseren Füßen: Das geheimnisvolle unterirdische Netz der Pilze, Myzel genannt.
Foto: Till R. Lohmeyer
E
s verbindet sich mit den feinsten Wurzeln der Bäume, dringt aber auch ungebeten in fremde Zellen ein und saugt sie aus. Diese hauchdünnen Fädchen durchziehen den Waldboden, suchen nach Partnern, kreuzen sich, keimen – und plötzlich ist sie da, die Pilzschwemme, die im Herbst die Menschen in die Wälder treibt! Steinpilze, Maronen, Reizker und wie sie alle heißen, sind die »Früchte« der Funga (Pilze), jenes großen, eigenständigen Reichs neben der Flora und der Fauna. Doch ohne das Pilzgeflecht im Boden wäre der Wald nicht lebensfähig. Es schließt den Bäumen Wasser auf und liefert ihnen Mineralstoffe und Spurenelemente. Der Baum, dank des Blattgrüns zur Photosynthese befähigt, gewinnt Energie aus Sonnenlicht und gibt bis zu 30 Prozent der so gewonnenen Zuckerverbindungen an die Pilze ab – eine symbiontische Partnerschaft. Über die »Mykorrhiza« (»Pilz-Wurzel-Beziehung«) tauschen die Bäume auch untereinander Informationen aus, und Pilzmyzelien können mit mehreren Bäumen, ja sogar mit anderen Pilzen verbunden sein. So bilden
Kuhröhrling und Rosenroter Schmierling mit der Kiefer eine »Ménage à trois«. Das »wood wide web« (waldweite Netz) ist eine gigantische unterirdische Datenautobahn mit Millionen von Verbindungsstraßen. Schädigt Nitrateintrag aus der Landwirtschaft oder Bodenverdichtung bei der Holzernte mit schwerem Gerät die Mykor rhiza, kümmert zwangsläufig der Wald. Auch das überall wuchernde Drüsige Springkraut kommt hier ins Spiel: Es produziert Naphthochinon, ein die Mykorrhizen schädigendes Pilzgift.
GRÖSSTES LEBEWESEN DER WELT Myzelien zersetzen Totholz und Tierkadaver, befallen als Parasiten Pflanzen und vorgeschädigte Bäume. In einem allum-
fassenden Recyclingprozess wandeln sie organische Materie in Humus um und verhindern, dass die Natur unter der Last ihrer Abfallprodukte erstickt. Ein einziger Myzelverbund des Hallimaschs hat einen 9,7 Quadratkilometer großen Wald im Westen Oregons erobert. Der angeblich 2400 Jahre alte Pilz mit seinen – hochgerechnet – 600 Tonnen Gewicht (Myzel und Fruchtkörper) gilt als der größte lebende Organismus unseres Planeten. Längst nicht alle Geheimnisse des unsichtbaren Netzes sind entschlüsselt, und doch zeichnen sich abenteuerliche Per spektiven ab. So berichtete die Presse kürzlich über die erstaunlichen Eigenschaften nachwachsender Bau- und Verpackungsstoffe aus Pilzmyzelien, die eines Tages vielleicht Beton und Styropor ersetzen können. Till R. Lohmeyer
Foto: Richard Kellner
MäuseschwanzRübling (Baeospora myosura) mit weißem Myzelfilz an der Stielbasis
Das unsichtbare Netz, vor die Kamera geholt: ein vielfach verzweigtes Pilzmyzel
GERETTETE LANDSCHAFT
Foto: Thomas Volpers
Jahrzehntelang gelangten aus einer riesigen Schweinemast in Hassleben U nmengen Gülle über das Wasser und die Luft ins benachbarte Kuhzer Grenzbruch. In dem einst nährstoffarmen Moor wuchsen Birken auf. Eine wesentlich vom BUND unterstützte Bürgerinitiative konnte im Sommer gerichtlich verhindern, dass die 1991 geschlossene Anlage wieder in Betrieb geht. Das Kuhzer Grenzbruch kann sich damit weiter erholen und bleibt Lebensraum für Kranich, Moorfrosch und viele andere bedrohte Tiere, Pflanzen und Pilze. Unsere Aktiven vor Ort bemühen sich nun, den Moorwald dauerhaft zu schützen.
Fotos: Dirk Jansen (2)
Der vielfältige Laubwald wird von etlichen mäandrierenden Bächen durchzogen.
WÄLDER BEI CAPPENBERG
Ortstermin: BUND-Experte Thomas Krämerkämper mit Regina Becker vom Landesbüro der Naturschutzverbände
KALK STATT KOHLE A
Der Laubwald rund um Cappenberg im Kreis Unna bietet vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum und v ielen Menschen Erholung. Eine bundesweite Rolle spielt er wegen seiner Nachbarschaft zu zwei umstrittenen Kohlekraftwerken.
m nordöstlichen Rand des Ruhrgebiets breitet sich auf 672 Hektar das europäische Schutzgebiet »Wälder bei Cappenberg« aus. Im Übergang zum waldarmen Münsterland dient der große Wald diversen Tier- und Pflanzenarten als Rückzugsraum. Noch – denn der Wald hat seine Belastungsgrenze erreicht. Die Abgase der nahen Kohlekraftwerke in Lünen und Datteln sorgen dafür, dass sein Kalkboden mehr und mehr versauert und durch Stickstoff geschädigt wird. Der BUND in NRW zieht alle Register, um den wertvollen Laubwald zu retten.
KONTRASTE Nur eine halbe Autostunde vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt wird es ringsum plötzlich grün. Kurz vor Schloss Cappenberg führt unser Weg durch idyllisches Hügelland, auf einer Weide grasen Pferde, schließlich rückt der Wald bis dicht an die Straße heran. Vom Treffpunkt
am Schloss aus gelangen wir nach wenigen Schritten unter das Blätterdach der Buchen und Hainbuchen, Eichen und Ahornbäume. Zwischen reichlich Jungwuchs ragen dicke Stämme empor, an umgestürzten Bäumen zeigen sich Pilze in verschiedenster Gestalt. Verblüffend still ist es an diesem Septembertag im Wald. Welch ein Kontrast zum nahen Ballungsraum! Nur der Kleiber ruft hin und wieder, selten lässt sich ein Grünspecht hören. Seine Verwandten bleiben heute im Verborgenen: Schwarz-, Grau-, Klein- und Mittelspecht zählen zu den besonderen Bewohnern des FFH-Gebiets. Unsichtbar bleibt auch der hier typische Feuersalamander.
KOHLEÄRA BEENDEN Sieht man von einigen schütter belaubten Baumkronen ab (auch hier war der Sommer zu trocken), wirkt der geschützte Wald durchaus vital. Doch der Eindruck
leic Foto: Sascha Sch
h
Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT › Wälder bei Cappenberg 33
Die drei Teilflächen des FFH-Gebiets; nicht im Bild die Kohlekraftwerke Trianel-Lünen (6,5 km südwestlich) und Datteln 4 (14 km westlich).
täuscht. Niemand weiß das besser als Thomas Krämerkämper. Der zweite Vorsitzende des BUND in NRW hat ein Anliegen: »Wir wollen die Ära der Steinkohle in dieser Region beenden.« Dafür gräbt sich der promovierte Physiker durch Akten berge voller immissionsschutzrechtlicher Daten. Er schreckt auch nicht davor zurück, die Zahlen der Kohlekonzerne penibel nachzurechnen, wenn sie ihm unglaubwürdig erscheinen. Für das Umweltbundesamt ist unstrittig: Die »critical loads« – also die maximale Belastung durch Schadstoffe, die das Waldökosystem erträgt, ohne langfristig Schaden zu nehmen – werden rund um Cappenberg ständig überschritten. Übersäuert und überdüngt wird der Kalklaubwald durch Tiermastanlagen, durch den Straßenverkehr und nun auch noch die Ab gase der Kohlekraftwerke Datteln 4 und Trianel-Lünen. Teilweise seien die Immissionen doppelt so hoch wie erlaubt und die Böden derart versauert, dass die Regenwürmer verschwinden.
ter, ob und wie viele Schadstoffe welches Kraftwerk überhaupt noch in den geschützten Wald eintragen darf. Den juristischen und fachlichen Verästelungen der Klageverfahren vermag nur ein kleiner Kreis von Prozessbeteiligten zu folgen. Worauf die Kritik des BUND zielt, macht Thomas Krämerkämper deutlich: »Die Umweltbehörden betreiben seit Jahr und Tag einen immensen Aufwand, um die schädlichen Folgen und die rechtlichen Probleme der Kohlekraftwerke zu verschleiern. Gleichzeitig bleiben dieselben Behörden den überfälligen Managementplan für Cappenbergs Wälder schuldig.«
WALDUMBAU UND …
KEIN MANAGEMENTPLAN
Dass der gefährdete Wald trotz des behördlichen Nichtstuns vergleichsweise naturnah wirkt, liegt nur daran, dass der Privateigentümer ihn vernünftig bewirtschaftet. Einzelne Bäume dürfen hier richtig alt werden, der Laubwald verjüngt sich gut, auch finden Insekten und Pilze mehr verrottendes Holz als anderswo. Wo Brombeere oder Brenn-
Schon mehrfach gelang es dem BUND, die Betriebsgenehmigungen der Kraftwerke auszuhebeln, so Dirk Jansen. Der Geschäftsführer des BUND NRW hat sich unserem Ortstermin angeschlossen. Derzeit prüfe das Oberverwaltungsgericht Müns-
Der stark gefährdete Grauspecht ist eine von sechs Spechtarten in den Wäldern bei Cappenberg.
Noch häufig ist der Feuersalamander. Ihn bedroht jedoch ein aus Asien eingeschleppter, tödlicher Hautpilz.
nessel wuchern, wird die schleichende Versauerung und Eutrophierung stellenweise bereits sichtbar. Der BUND NRW drängt seit Langem auf den rechtlich überfälligen Managementplan. Er soll klären, wie der wertvolle Laub wald geschützt und ökologisch fortentwickelt werden kann. Ein Kapitel wird der Waldumbau sein. So müssen heimische Bäume die amerikanische Roteiche ersetzen, die vielerorts gepflanzt wurde und für die hiesige Tierwelt völlig nutzlos ist. Auch die stoffliche Belastung gehört in den Plan, bekräftigt Thomas Krämerkämper. »Doch erst wenn die Kraftwerke in Datteln und Lünen vom Netz sind, kann sich der Wald nachhaltig erholen.« Spätestens 2021 wird dazu in Münster das nächste Urteil gesprochen. Severin Zillich
WEGWEISEND Mit diversen Klagen bis in höchste Instanzen geht der BUND NRW seit 2007 gegen die Kohlekonzerne vor. Ein wegweisender Erfolg für das Umweltrecht war das Trianel-Lünen- Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Es stärkte 2011 die Rolle der Umweltverbände. Europaweit d ürfen sie seitdem als Anwalt von Natur und Umwelt gerichtlich prüfen lassen, ob umweltschädliche Bauvorhaben und Industrieanlagen rechtmäßig sind. Foto: Tomasz Zawadzki/BIA
34 Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz
SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN
»SO VERLIEREN WIR DEN FELDHAMSTER!« Obwohl er ein Sympathieträger ist, steht der Feldhamster europaweit vor dem Aussterben. In Bayern kommt er noch zwischen Würzburg, Kitzingen, Schweinfurt und dem angrenzenden Mittelfranken vor. Der BN-Biologe Steffen Jodl und sein Team kämpfen dort um sein Überleben. Steffen Jodl BN-Biologe
FELDHAMSTER (Cricetus cricetus)
Ordnung: Nagetiere (Rodentia) Familie: Wühler (Cricetidae) Gattung: Großhamster Schutzstatus: europarechtlich streng geschützt Gefährdung: akut vom Aussterben bedroht
N+U: Herr Jodl, warum geht es dem Feldhamster so schlecht? Steffen Jodl: Das liegt vor allem an der intensiven Landwirtschaft. Mit den neuen Maschinen werden die Äcker immer noch schneller und gründlicher abgeerntet. Da bleiben kaum noch Körner als Futter und Wintervorrat für den Feldhamster liegen. Und wegen des Klimawandels findet die Getreideernte nicht mehr im August, sondern bereits im Juli oder Ende Juni statt. Durch die großen Ackerflächen sind dann weite Gebiete innerhalb weniger Wochen abgeerntet und der Hamster steht mitten in der Jungenaufzucht ohne Deckung und Futter da – von den fehlenden Wintervorräten ganz zu schweigen. Der BUND Naturschutz Würzburg hat im März 2020 Beschwerde bei der EU eingereicht, um einen besseren Schutz für den Feldhamster zu erreichen. Worum geht es da? Der Feldhamster ist eine europarechtlich
streng geschützte Art. Wir sind der Meinung, dass die Bundesrepublik Deutsch land, insbesondere das Land Bayern und die Regierung von Unterfranken der daraus resultierenden Verantwortung nicht nachkommen. Sie tun nicht genug, um den Erhalt des Feldhamsters zu sichern. Selbst auf Flächen, auf denen das Artenhilfsprogramm Feldhamster greift, ging die Anzahl der Baue pro Hektar von 22 in 2017 auf fünf in 2019 zurück. Wenn das so weitergeht, wird der Feldhamster bald aus Bayern verschwunden sein – das darf nicht passieren! Warum greift das Artenhilfsprogramm nicht? Auf den entsprechenden Flächen bleibt das Getreide zwar bis Ende September stehen. Aber die Flächen sind einfach zu klein und zu weit verstreut. Sie liegen isoliert irgendwo in der Landschaft, und der Feldhamster hat ja keine App, die ihm verrät, wo er den nächsten Acker mit Futter und Deckung findet. Also irrt er umher und wird dabei oft von Beutegreifern gefressen oder wird von einem Auto überfahren.
Foto: Getty Images/GlobalP
Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz 35
Der Feldhamster ist eine europarechtlich streng geschützte Art. Außerdem sollte die Politik die »gute landwirtschaftliche Praxis« neu definieren. Vieles, was heute als normale und gesetzestreue Landwirtschaft gilt, gefährdet massiv die Artenvielfalt. Es geht ja nicht nur um den Feldhamster, es geht auch um andere Offenlandarten wie Feldlerche, Rebhuhn, Wachtel oder Feldhase. Sie alle sind gleichermaßen bedroht. Und es muss Lebensraum erhalten und vor weiterer Bebauung und Zerschneidung geschützt werden. Wir brauchen hier vielleicht sogar entsprechende Vorrangflächen, die im Regionalplan eingetragen werden, ähnlich wie es für den Abbau von Bodenschätzen der Fall ist. Die Stadt Würzburg will ja erneut Baugebiete im Feldhamster-Lebensraum ausweisen. (siehe Seite 56) Das ist exakt so ein Punkt – ein klarer Verstoß gegen die Vorgaben der Europäischen Union! Wenn vor Ort weiterhin politisch so gehandelt wird, verlieren wir nicht nur den Feldhamster, sondern auch die wertvollen Anbauflächen, auf denen er lebt. Und das können wir uns überhaupt nicht leisten – allein im Hinblick auf den Klimawandel mit rückläufigen Ernten und zunehmenden Trockenperioden. Interview: Heidi Tiefenthaler
Foto: Adobe Stock/Stefan
Was kann die Politik konkret tun? Sie könnte dort, wo der Feldhamster noch vorhanden ist, eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung in deutlich größerem Umfang vorschreiben und entsprechend honorieren. Fachleute sagen, zehn bis 15 Prozent des Feldhamster-Lebensraums müssen mindestens feldhamsterfreundlich bewirtschaftet werden. Wir haben jetzt vielleicht 100 Hektar in den angesprochenen Landkreisen. Es müssten aber einige Tausend Hektar sein.
WEHRHAFTER EINZELGÄNGER Im Gegensatz zum syrischen Goldhamster ist unser Feldhamster ein bulliges Kerlchen. Er wird bis zu 34 Zentimeter lang und wiegt zwischen 200 und 500 Gramm. Angst zeigt er nicht. Wenn er in Gefahr ist, stellt er sich auf die Hinterbeine und klappert wütend mit den Zähnen, faucht und bläst seine Backen auf. Zu Gesicht bekommt man Hamster selten, denn die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv. Der Feldhamster bevorzugt offene Ackerlandschaft mit gut grabbaren Löss- und Lehmböden und lebt auf Getreide- und Rübenfeldern. Seinen Bau legt er 1,5 bis zwei Meter unter der Erde an. Dieser besteht aus einer Vorratskammer, einem Wohnraum (Lager) und einem Kotplatz. Über eine senkrechte Fallröhre lässt sich der Feldhamster bei Gefahr in den Bau plumpsen. Zu seinen natürlichen Feinden zählen Wiesel, Iltis, Fuchs, Katze, aber auch Bussard und Eulen.
Feldhamster sind ausgeprägte Einzelgänger. Nur zwei- bis dreimal im Jahr verschafft sich das Männchen zur Paarung Zutritt zum Weibchen revier. Es wird gefaucht und gebissen. Nach einer Woche trennen sich die Streithamster und das Weibchen bringt fünf bis zehn Junge zur Welt. Mit vier Wochen verlassen diese das Nest. Der Feldhamster lebt überwiegend vegetarisch. Er frisst Getreide, Klee, Kartoffeln, Zuckerrüben, Kraut, Wildkräuter und ihre Samen, verschmäht aber auch Feldmäuse, Würmer und Insekten nicht. Zwei bis fünf Kilogramm Futter trägt er im Spätherbst als Wintervorrat zusammen. Von Oktober bis März überwintert er in seinem Bau. Dabei schläft er nicht die ganze Zeit, sondern genehmigt sich etwa einmal pro Woche eine Mahlzeit aus seiner Speisekammer. Steffen Jodl (ht)
Bedroht Fischotter sind tolle Tiere: Sie haben lange Tasthaare, Schwimmhäute zwischen den Zehen und – mit bis zu 50 000 Haaren pro cm2 – ein sagenhaft dichtes Fell. An die Jagd im Wasser sind sie somit bestens angepasst. Nicht aber an stark zerschnittene Landschaften, an verbaute Ufer und an Menschen, die sie als »Raubzeug« einst erbittert verfolgten. Beinahe wäre dieser Wassermarder in Deutschland ausgerottet worden. Vor allem der Straßenverkehr sorgt bis heute für viele Todesfälle. Doch mit Durchlässen unter Straßen und einer Aufwertung seiner Lebensräume gelang die Kehrtwende: Seit den 1990er Jahren breitet sich der Fisch otter von Ostdeutschland und dem Bayerischen Wald wieder westwärts aus. Ein Verdienst vieler aktiver Naturschützer. Bundesweit gilt die Art weiterhin als gefährdet.
Foto: Ingo Arndt/OKAPIA
Foto: BN
Foto: Corinna Seybold
38 Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT › Gartenschläfer
BN-Aktive der Kreisgruppe Miltenberg bauen eine Fotofalle für den Gartenschläfer auf.
Diese winzigen Gartenschläfer-Waisen wurden im Landkreis Miltenberg entdeckt und aufgepäppelt.
EIN JAHR GARTENSCHLÄFER-SUCHE
fe Odenwald konnte die winzigen Tierchen aufpäppeln. Inzwischen sind sie in die Freiheit entlassen worden. Es war dort die erste Sichtung seit 30 Jahren – eine kleine Sensation. »Die Resonanz ist toll – es machen immer mehr Leute mit«, freut sich Artenschutz-Experte Uwe Friedel, der im BN die Suche nach den kleinen Zorros betreut. Inzwischen halten auch Förster und Naturpark-Ranger Ausschau. Für belastbare Aussagen ist es zu früh, aber die bisherigen Funde sind für den BN ein Anlass zu vorsichtiger Hoffnung. Seit Oktober sind die kleinen Bilche im Winterschlaf. Im nächsten Frühling geht die Suche weiter. »Wir wollen mit den anderen BUND-Landesverbänden und Universitäten intensiv weiter forschen, was den Rückgang der letzten Jahre verursacht hat und was wir tun können, um die putzigen Tierchen in Bayern zu erhalten«, so Uwe Friedel. (lf)
ZORRO AUF DER SPUR
Foto: Getty Images/GlobalP
Gibt es in Bayern noch Gartenschläfer? Ein BN-Projekt machte in Bayern einige der selten gewordenen Bilche ausfindig.
W
o ist er geblieben, der Gartenschlä fer (Eliomys quercinus)? In einem deutschlandweiten Projekt des BUND gingen Freiwillige auf die Suche. Wer eines der Tierchen entdeckte, konnte den Fund online melden. Zu erkennen ist der Gartenschläfer ganz leicht an seiner typischen »Zorro-Maske«. Ins Leben gerufen wurde das Projekt, weil die Bestände des Gartenschläfers in ganz Deutschland stark zurückgehen. Die Ursachen sind unklar. Eine erste Jahresbilanz der Suchaktion gibt Anlass zu sehr
vorsichtiger Hoffnung: Es gab mehrere Funde, so im Allgäu, im Bayerischen Wald, im Steinwald und in den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen und Ansbach. Spektakulär war ein Fund im Landkreis Miltenberg. Hier wurden fünf verwaiste Gartenschläfer-Babies entdeckt. Die Wildtierhil-
i
MEHR ZUM THEMA www.bund-naturschutz.de/ gartenschlaefer Kontakt bei Sichtungen oder Totfunden: gartenschlaefer@bund-naturschutz.de
Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit Projekt im Rahmen des
Gefördert durch
Natur +Umwelt 4 | 20 › NATUR IM PORTRÄT › Grünes Band 39
ERFOLGSGESCHICHTE GRÜNES BAND
JA, ABER Seit dem Mauerfall setzt sich der BUND dafür ein, den einstigen innerdeutschen Grenzstreifen als Grünes Band zu bewahren. Im 30. Jahr der Deutschen Einheit sind wir nun auf der Zielgeraden.
A
uf dem ersten gesamtdeutschen Naturschutztreffen am 9. Dezember 1989 forderte der BUND »das grüne Band des DDR-Grenzstreifens als zusammenhängendes Naturschutzgebiet umgehend zu sichern«. Tatsächlich sind heute gut vier Fünftel des Bands streng geschützt. Thüringen und Sachsen-Anhalt haben ihre Abschnitte – zusammen 1106 Kilometer
– bereits komplett als Nationales Naturmonument ausgewiesen. Auch die restlichen Anrainerländer haben begonnen oder stehen kurz davor, ihre Teile als Naturmonument zu sichern. Ein großer Erfolg für unseren jahrzehntelangen Einsatz. Die westlich angrenzenden Länder fordern wir ebenfalls auf, Flächen entlang des Grünen Bands bereitzustellen und für den Naturschutz zu bewahren. Nur wenn das 1393 Kilometer lange Grüne Band als Ganzes betrachtet wird, kann es seiner Funktion als durchgängiger Biotopverbund gerecht werden. Noch aber gibt es insgesamt 170 Kilometer Lücken: intensiv genutzte Agrarflächen, welche den Wanderkorridor für Fauna und Flora zerschneiden.
RÜCKGRAT MIT RIPPEN Als BUND setzen wir uns dafür ein, diese Lücken zu schließen. Wir erwerben Flächen, richten wertvolle Lebensräume wie Bergwiesen und Zwergstrauchheiden wieder her und verbessern die Bedingungen für Braunkehlchen, Schlingnatter oder Malachiteule (ein Nachtfalter). Mit dem Lückenschluss aber ist es nicht getan. Um den Biotopverbund zu stärken, wollen wir ihn mit angrenzenden Lebensräumen vernetzen. Das Rückgrat der Artenvielfalt erhält damit Rippen.
Die seltene Malachiteule fand sich im Altmarkkreis Salzwedel auf einer Sandfläche im Grünen Band.
Sechs Jahre wird unser Vorhaben über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Selbst beteiligen wir uns mit rund 165 000 Euro jährlich, was nur dank vieler Spenden möglich ist. Das Grüne Band ist zu einer verbindenden Landschaft mit spürbarer Geschichte geworden. Für seine außerordentlichen Leistungen, um dieses lebendige Symbol der Wiedervereinigung zu erhalten, bekam Kai Frobel jüngst das Bundesverdienstkreuz. Eine hohe Anerkennung für den »Vater des Grünen Bands« (der heute das Artenschutzreferat des BUND Naturschutz leitet) und alle mit ihm ehrenamtlich und hauptamtlich Aktiven. Liana Geidezis Leiterin BUND-Fachbereich Grünes Band
Anzeige
Fledermauserfassung Entomologie Säugetierfeldforschung
Riesige Auswahl Mehr als 140.000 Bücher und Produkte
Schneller Versand
Biologische Wassermessung Feldbotanik Ornithologie & Vogelberingung
Europa und Weltweit
Mikroskope & Handlupen
Professioneller Kundenservice Fachgerechte Hilfe und Beratung
Ausrüstung für Feldmessungen jeder Art
www.nhbs.com | seit 1985 | +49 (0) 228 5048 8063
40 Natur +Umwelt 4 | 20 › URLAUB & FREIZEIT › Wanderung
»FLECKERLA« FÜR DIE NATUR In Unterfranken begann der BN schon in den 30er Jahren mit Flächenankäufen. Was ist aus den Grundstücken geworden?
I
nsgesamt 16 Grundstücke rund um Markt Retzbach und Thüngen weist ein Verzeichnis früher BN-Ankäufe aus, die ersten erworben im Jahr 1939, die meisten 1942. Darunter sind »kleine Fleckerla« von 340 und 420 Quadratmeter, aber auch größere Flächen von bis zu 1,6 Hektar. Die Befürchtung, viele dieser Flächen seien im Zuge der Flurbereinigung »untergegangen«, bestätigte sich glücklicherweise nicht. Im Gegenteil, sie sind überwiegend in sehr gutem Zustand, Juwelen des Artenschutzes und werden von der BN-Ortsgruppe Retzbach ebenso ausdauernd wie liebevoll gepflegt. Von der Flurbereinigung sind sie verschont geblieben. Auf diesen Flächen blühen die seltensten Orchideen, und es wimmelt von Insekten und Schmetterlingen, so dass Spezialisten und Liebhaber von weither anreisen, um sie zu sehen.
Ein früher Ankaufschwerpunkt war das Affental – und wer sich über den Namen wundert, dem erklärt der BN-Aktive Wolfgang Piepers, der dort schon seit seiner Jugend die Insekten- und Falterwelt erkundet, schmunzelnd: »Mit Affen hat das nichts zu tun; ›affa‹ ist altdeutsch für Wasser, so wie in Aschaffenburg oder Kleinaschaff. Obwohl es ein Trockental ist, gibt es dort eine Quelle, die den Talgrund feucht hält.« Doch im Affental findet man sich nur unter kundiger Führung zurecht, wie sie von der Ortsgruppe immer wieder angeboten wird. Auch ungeführt kann man sich auf der Benediktushöhe orientieren, die am südlichen Ortsrand von Retzbach das Maintal überragt: schroffe Muschelkalkformationen, unter- und oberhalb derer teilweise Wein angebaut wird, deren Flächen aber oft so karg und steinig sind, dass sich eine Bewirtschaftung nicht lohnt, so dass
sie zu einem Rückzugsraum für seltene Arten geworden sind. Bei einem Spaziergang über die Benediktushöhe und weiter unterhalb des Tiertalbergs Richtung Thüngersheim ist man hin- und hergerissen, wem man seine Aufmerksamkeit widmen soll: den spektakulären Ausblicken über das Maintal bis nach Würzburg, Veitshöchheim und Karlstadt oder dem Leben zu seinen Füßen. Von Retzbach geht es an der Bildungsstätte Benediktushöhe vorbei den Berg hinauf. Dann nach rechts eine Treppe hinauf – und ab dort kann man einfach den Trampelpfaden folgen. Zurück auf der Straße kann man unterhalb des Tiertalbergs weitergehen bis in die Weinberge über Thüngersheim und dort, wenn man mag, noch einen Schwenk zurück nach rechts unten machen, bis der Weg in der »unterfränkischen Macchia« endet. Winfried Berner, Ulli Rohm-Berner
INFOS ZUR WANDERUNG •• Ausgangspunkt: Retzbach (Zellingen) •• Länge/reine Gehzeit: nach Belieben, bis zu 10 Kilometer •• Höhenunterschied: ca. 150 Meter •• Wegcharakter: Zunächst Teer straße, dann unbefestigte Steige und ungeteerte Wege •• Einkehr: Retzbach, Weinstube am Tiertalberg
Fotos: Wolfgang Piepers
GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN
Spektakuläre Ausblicke und seltene Arten bietet die Benediktushöhe.
Natur +Umwelt 4 | 20 › URLAUB & FREIZEIT › Reise 41
i
ie-Situation kann es Aufgrund der Pandem bei Reisen kommen. en ung änk chr Eins zu unter: en dazu finden Sie Aktuelle Information www.bund-reisen.de
Schreiner, erklärt: »Das Bauen mit heimischem Holz verknüpft ideal Klimaschutz mit lokaler Wertschöpfung.«
Foto: Gotteacker
BESUCH IN HOFKÄSEREI
Ein ganz besonderes Erlebnis: auf Schneeschuhen die winterliche Natur entdecken
UMWELTFREUNDLICH REISEN
AUF LEISEN SOHLEN Neue Reise: unterwegs mit Schneeschuhen im winterlichen Naturpark Nagelfluhkette im Bregenzerwald
V
erschneite Bergwälder entdecken, faszinierende Holzbauarchitektur, traditionelle Bergkäsezubereitung und altes Holzhandwerk erleben – das alles ermöglicht eine neu zusammengestellte BUND-Reise nach Vorarlberg. Atemwölkchen steigen auf in die kalte Luft. Die Schneeschuhe an unseren Füßen knirschen leise. Sie lassen uns auch bei tiefem Pulverschnee kaum einsinken. Das Krächzen eines Kolkraben unterbricht die Stille. Hin und wieder staubt aus den Baumkronen eine Schneewolke hinab. Schritt für Schritt rückt zwischen den Bäumen die sanfte Bergkuppe des Renkknie näher. Oben am Gipfel öffnet sich der Blick über die umliegenden Bergspitzen – traumhaft schön. Gerhard Rohrmoser, der als Forstingenieur aus Oberstdorf oft in diesem Gebiet unterwegs ist, erklärt uns das Panorama:
»Da ist der Hohe Ifen und der große Widderstein des Kleinwalsertals, da der Säntis in der Ostschweiz und ganz im Westen der Bodensee.« Nach 400 Höhenmetern durch den Schnee belohnen wir uns mit einer Gipfelbrotzeit. Wir sind auf dieser Winterwanderwoche im Kerngebiet des Naturparks Nagel fluhkette unterwegs, auf gut markierten, winterlichen Schneeschuh-Routen, die uns durch naturnahe Bergmischwälder führen, vorbei an majestätischen Baumriesen und urtümlichen Felsformationen und natürlich auf manchen Gipfel. Auf unseren Ausflügen erfahren wir, wie die Menschen hier Nachhaltigkeit und Klimaschutz seit langem leben. Zum Beispiel in der Tradition der Holzbauarchitektur, die sich auch in modernen Gebäuden wie Schulen und Kindergärten wiederfindet. Wanderleiter Rohrmoser, selbst gelernter
Wir besuchen den Küfermeister Peter Läßer in seiner Werkstätte. Der Handwerker versteht sich noch als einer der Letzten darauf, über 100 Jahre alte Holzgefäße zu reparieren, die zur Alpkäseherstellung auf den hochgelegenen Sennalpen unverzichtbar sind. Eine Meisterleistung sind seine Badewannen aus Holz. Und dann ist da noch ein essbares Kulturprodukt, das uns sehr interessiert: der wohlschmeckende Vorarlberger Alpkäse. So sagte der Volksmund des 19. Jahrhunderts: Eassand Käs und nüd das tüür Brod! Also: Esst Käse und nicht das teure Brot. »Im rauhen Klima dieser Bergregion konnte Getreide oft nicht ausreifen und musste teuer zugekauft werden, wohingegen der Käse selbst hergestellt werden konnte«, weiß Rohrmoser. Meistersenn Markus Faißt erklärt uns die alte Kulturtechnik der Käsezubereitung in der Hofkäserei Engel in Krumbach, wo er Heumilch-Käseprodukte herstellt. Eine Käseverkostung gehört natürlich auch dazu. In dieser Woche verbinden wir also Bewegung in den winterlichen Bergen mit Kultur und Genuss. Umsorgt werden wir in einer gemütlichen Pension, die bestens an den ÖPNV angeschlossen ist und mitten in der Bergnatur am Ortsrand von Hittisau liegt. Sie bietet uns gemütliche Zimmer, verwöhnt uns mit regionalen Speisen und bietet für die müden Glieder im Saunahaus Entspannung. Lucia Vogel
REISETERMIN 24. bis 29. Januar 2021 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de
42 Natur +Umwelt 4 | 20 › LANDWIRTSCHAFT
ÖKOLANDBAU STÄRKEN
Artgerechte Haltung, gutes Futter, ein längeres Leben – der Ökolandbau hat in Sachen Tierschutz klar die Nase vorn. RICHARD MERGNER Vorsitzender des BUND Naturschutz
MARION RUPPANER Landwirtschaftsexpertin des BUND Naturschutz
D
ie erschreckende Wahrheit über die Zustände bei der Schlachtung unserer Nutztiere wurden uns im Zuge der Corona-Pandemie durch die Berichte über Tönnies und Co wieder einmal deutlich vor Augen geführt. Die Probleme der Tierhaltung beginnen jedoch nicht erst bei der Schlachtung. Der wissenschaftliche Beirat des deutschen Landwirtschaftsministeriums legte vor fünf Jahren eine umfassende Analyse der Missstände in der Tierhaltung vor. Dazu gehören schwerwiegende haltungsbedingte Krankheiten und Schmerzen der Tiere wie Gelenkentzündungen bei Schweinen, Euterkrankheiten bei Milch kühen oder Verletzungen an Hühner- und
Foto: Marion Ruppaner
DA FÜHLT SICH DIE SAU WOHL
Diese Ferkel in einem Ökobetrieb haben Platz, Auslauf im Freien und viel Einstreu.
Putenfüßen. Hinzu kommen Umweltbelastungen durch große Mengen an Gülle, die das Grundwasser belasten, und allergene Stäube in der Umgebung großer Tierhaltungsanlagen. Problematisch ist auch der Einsatz von Reserveantibiotika, die der Humanmedizin vorbehalten bleiben sollten. Die Notwendigkeit, die Nutztierhaltung in Deutschland umzubauen, ist inzwischen unbestritten, doch es fehlen nach wie vor konkrete, mit Finanzmitteln ausgestattete Zielvorgaben.
AUSLAUF IM FREIEN Dass es auch anders geht, zeigt der Ökolandbau: Hier wurden bereits vor 20 Jahren verbindliche Standards für eine tier gerechtere Haltung und Fütterung gesetzlich in der EU-Ökoverordnung fest geschrieben. Doch was sind konkret die Unterschiede und biologischer Tierhaltung? Auf den Biohöfen haben die Tiere Auslauf im Freien, viel Platz, eine gute Einstreu und bestes Futter. Sie werden langsamer gemästet und leben länger. Das trägt dazu bei, dass sie gesund bleiben. Sollten Medikamente eingesetzt werden müssen, gilt das Doppelte der gesetzlichen Wartefrist. Schweine bekommen frisches Raufutter. Sie haben mehr Platz und Einstreu und halten deshalb auch ihren Schlafplatz sauber.
Ökolegehennen dürfen in Stalleinheiten von nicht mehr als 3000 Tieren gehalten werden. Der Auslauf muss Unterstände zum Schutz vor Greifvögeln bieten, damit die Tiere den Auslauf auch gerne nutzen. Puten werden erheblich langsamer gemästet als ihre konventionellen Artgenossen. Kühen wird Weidegang ermöglicht, wann immer es geht, auf jeden Fall Zugang zu einem Auslauf im Freien, und die neugeborenen Kälber erhalten zur Immun stärkung die sogenannte Biestmilch ihrer Mutter als erste Nahrung. Ja, die längeren Mastzeiten und artgerechtere Haltung schlagen sich im Preis nieder. Doch ist es nicht besser, weniger Fleisch zu essen und dafür Fleisch aus Biohaltung? Viele Biosupermärkte bieten Fleischtheken und Direktvermarkter Fleischvorratspakete zum Einfrieren.
i
MEHR INFOS Regionale Adressen zum Einkauf von Biolebensmitteln finden Sie unter: www.bund-naturschutz.de/oekologischleben/essen-und-trinken
DIE SCHÄTZE DES REGENWALDES VEREDELT ZU FEINSTER BIO SCHOKOLADE
100 % ÖKOLOGISCH VERPACKT
ÜBER 20 VERSCHIEDENE VEGANE SCHOKOLADEN
AKTIV GEGEN KINDERARBEIT
MIT KOMPOSTIERBARER INNENFOLIE
ZUM TEIL MIT KOKOSBLÜTENZUCKER GESÜSST
EIGENE PRÄVENTIV-PROJEKTE
VIVA N I. D E
44 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
BN AKTIV + NAH BLÜTENVIELFALT AUF DEM ACKER Mehr als ein Drittel der in Deutschland vorkommenden rund 350 Ackerwildkraut- Arten sind im Bestand gefährdet, einige sind schon ausgestorben. Doch Ackerwildkräuter haben eine wichtige Funktion in den Agrarökosystemen, weil sie Pollen, Nektar und Samen für verschiedenste Tierarten bereitstellen. Durch ein reichhaltiges Nahrungsangebot werden auch Nützlinge in der Ackerkultur gefördert. Dass es auch heute möglich ist, so zu wirtschaften, dass die bunten »Begleiter« eine Chance haben, zeigt der Wettbewerb. In diesem Jahr war Oberfranken an der Reihe. Aus den neun oberfränkischen Landkreisen haben sich 27 Betriebe beteiligt und wurden im September bei einer kleinen Festveranstaltung in Eggolsheim im Landkreis Forchheim prämiert. Sieger in der Kategorie ökologischer Landbau wurde der Acker von Markus Haslbeck aus Götzendorf im Landkreis Forchheim. Auf dem Winter-
Foto: Otto Elsner
Wer kennt noch Rittersporn, Kornrade oder Lämmersalat? Um diesen Ackerwildkräutern wieder zu mehr Beachtung zu verhelfen, veranstaltet der BUND Naturschutz seit 2014 alle zwei Jahre einen Ackerwildkrautwettbewerb gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft, dem Deutschen Verband für Landschafts pflege und dem Biolandverband. Damit sollen die Leistungen von Bäuerinnen und Bauern herausgestellt werden, die ackerwildkraut-freundlich wirtschaften, und auch das Interesse der Öffentlich keit an der besonders bedrohten Ackerbegleitflora geweckt werden. Ackerwildkräuter wuchsen viele Jahrhunderte lang gemeinsam mit den Nahrungsmitteln auf unseren Feldern. Der zunehmende wirtschaftliche Druck auf die Landwirtschaft führt jedoch dazu, dass es kaum noch Äcker auf nährstoffarmen Böden gibt. Dadurch kommt es zu einem immer stärkeren Artenschwund im Lebensraum Acker.
weizenstandort wurden 27 Ackerwildkräuter gefunden, darunter acht gefährdete Arten wie Ackerkohl, Acker-Haftdolde und Blauer Gauchheil. Den ersten Preis in der Kategorie konventionelle Landwirtschaft gewann Lothar Teuchgräber aus Bad Staffelstein. Auf seinem Triticale-Acker wuchsen 28 verschiedene Ackerwildkrautarten, darunter das gefährdete Sommer-Adonisrös chen, der Acker-Rittersporn und die Acker röte. Die beiden Sieger konnten sich über einen Gutschein für den Aufenthalt im Biohotel freuen. Der BUND Naturschutz setzt sich für den weiteren Ausbau des bayerischen Ver tragsnaturschutzprogramms ein, damit mehr Bäuerinnen und Bauern von ihren Naturschutzleistungen profitieren können. Marion Ruppaner
NACHLESEN In der Broschüre »Ackerwildkräuter fördern – Infos und Tipps für die landwirtschaftliche Praxis« gibt es Infos zur Entstehung der Ackerwildkrautflora und ihrer ökologischen Funktion. Die Broschüre bietet Tipps, die Landwirten Mut machen sollen, auf einer kleinen Fläche einfach mal zu schauen, was wächst, wenn »nicht gespritzt wird«.
i Gut für die Artenvielfalt – und einfach ein schöner Anblick: ein Feld mit Ackerwildkräutern im Landkreis Bamberg.
MEHR ZUM THEMA Kostenloser Download auf: www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/ackerwildkraeuter.html
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45
STREUOBST: BN UND LBV KLAGEN Der BUND Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) haben gemeinsam Klage eingereicht gegen die Streuobstverordnung der Bayerischen Staatsregierung. BN-Vorsitzender Richard Mergner erklärt den Grund für die Klage: »CSU und Freie Wähler haben den Auftrag der Bürger, für den Insektenschutz die artenreichen Streuobstwiesen zu schützen, grob miss achtet. Die Staatsregierung hat die Verordnung ohne Not so formuliert, dass nur ein Bruchteil der für Insekten, Vögel und viele andere Tiere wichtigen alten Streu obstbestände den nötigen Schutz erhält. Deswegen müssen wir dagegen klagen.« Trotz heftiger Proteste der Naturschutz verbände erließ die Staatsregierung im Februar 2020 eine Verordnung, in welcher der Schutz der Streuobstwiesen im Freistaat neu definiert wurden. War bislang das Kriterium für den Schutz hochstämmiger Obstbäume, dass ihre Krone in mindestens 1,60 Meter Höhe beginnen musste, erhöhte die Staatsregierung diesen Wert auf 1,80 Meter und das ohne eine fachliche Begründung. BN und LBV sehen deshalb die Gefahr, dass bayernweit praktisch keine Streuobstwiese mehr den vom Volksbegehren geforderten gesetzlichen Schutz erhält.
ein Jahr voll Veränderungen neigt sich dem Ende entgegen. Wer hätte im November 2019 gedacht, dass bald ein Virus unser Leben auf den Kopf stellen würde? Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell unser Lebensstil aus den Fugen geraten kann, hängt doch unser Wirtschaftssystem von internationalen Handelsverflechtungen ab. In der Krise hat sich gezeigt, dass diese Lieferketten störungsanfällig sind und wir uns wo immer möglich auf stabile, regionale Strukturen besinnen sollten. Für viele brachte 2020 finanzielle Unsicherheit oder Einschnitte, gerade für viele Senioren auch belastende Einsamkeit. Andererseits waren viele Menschen dankbar für die Unterbrechung eines oft hektischen und überfrachteten Alltags. Plötzlich konnte man bei langen Spaziergängen die Pracht des Frühlings genießen. Für den BUND Naturschutz begann 2020 mit umweltpolitischer Aktivität. Im Frühling fanden in Bayern Kommunalwahlen statt, und dem BN gelang es gemeinsam mit anderen Institutionen, Themen wie Klimaschutz, biologische Vielfalt oder naturverträgliche Landwirtschaft zu zentralen Anliegen im Wahlkampf zu machen. Der Lockdown brachte auch für den BN Einschränkungen: So musste die für Mai geplante Delegiertenversammlung abgesagt werden. Die Haus- und Straßensammlung konnte nicht stattfinden. Dennoch hat der Verband weiter hervorragend gearbeitet, oft im Home Office. Sitzungen fanden o nline statt. Bewundernswert, wie schnell
Kreisgruppen im Sommer wieder zu Exkursionen einluden. BN-Angebote im Netz wie die Wartaweiler Gespräche und Tipps für Naturgenuss vor der Haustür waren gut nachgefragt. Für die Natur in Bayern gab es in diesem Jahr auch gute Nachrichten: So wurden fast 5000 Hektar neue Naturwaldgebiete ausgewiesen. Der Nationalpark Bayerischer Wald bekam ein schönes Geschenk zum 50. Geburtstag: eine E rweiterung um mehr als 600 Hektar. Die Weltenburger Enge bei
Foto: Roggenthin
Foto: AdobeStock/Jürgen Fälchle
LIEBE MITGLIEDER,
Kelheim wurde zu Bayerns erstem Naturmonument erklärt. Mit kontinuierlicher Arbeit hat auch der BUND Naturschutz ein Stück zu diesen Erfolgen beigetragen. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich die sogenannten Citizen-Science- Angebote des BN. Ob Vogelstimmen- Hotline, Hummel-Telefon oder Eichhörnchen-App: Viele Menschen beobachten aufmerksam die Natur und möchten mehr darüber erfahren. Das freut uns und gibt uns Motivation für das kommende Jahr, das uns hoffentlich allen etwas Normalität zurückbringt. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start ins neue Jahr, und vor allem: Bleiben Sie gesund!
Richard Mergner
Doris Tropper
Sebastian Schönauer
Landesvorsitzender
stv. Vorsitzende
stv. Vorsitzender
46 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
Foto: Bundesregierung/Gero Breloer
NACHHALTIGE FINANZEN
Kai Frobel (re.) erhielt aus den Händen von Bundespräsident Steinmeier das Bundesverdienstkreuz.
BUNDESVERDIENSTKREUZ FÜR BN-EXPERTEN KAI FROBEL Dass aus dem Todesstreifen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze eine Lebenslinie für seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten geworden ist, das ist besonders Professor Dr. Kai Frobel zu verdanken. Was Ost und West einst trennte, wurde zum Symbol für die deutsche Einheit. Kai Frobel, Artenschutzexperte des BUND Naturschutz und selbst an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gilt als der Vater dieses »Grünen Bandes«. Seit mehr als 40 Jahren setzt sich der Geoökologe beruflich wie ehrenamtlich für den Natur-
schutz ein. Nach dem Fall der Mauer organisierte er ein erstes Treffen von Naturschützern aus Ost und West. Viele weitere folgten, und so entstand die Idee des »Grünen Bandes«, das sich zum bundesweit größten Naturschutzprojekt entwickelt hat. Der Traum von 1989 ist heute Wirklichkeit – und mehr noch: Das »Grüne Band« ist auch zu einer europäischen Initiative geworden. Für dieses Wirken wurde Kai Frobel Anfang Oktober in Berlin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
In einem Papier zu den aktuellen Corona- Hilfsmaßnahmen fordert der BUND Naturschutz, die Gelegenheit zu nutzen, um Bayerns ökosoziale Transformation voranzubringen. So könnten diese Gelder an Kriterien der Nachhaltigkeit gekoppelt werden. Dieses und weitere Themen diskutierten der BN-Vorsitzende Richard Mergner, BN-Vorstandsmitglied Beate Rutkowski sowie die BN-Artenschutzexpertin Christine Mar graf im Juni bei einem Treffen mit Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU). Zudem machten die Besucher des BUND Naturschutz den Vorschlag, die Finanzen des Freistaats einem Klima- und Biodiversitätscheck zu unterziehen und zum Beispiel entsprechende Vergabekriterien für öffentliche Aufträge zu schaffen. Der Minister zeigte sich als aufgeschlossener Zuhörer und betonte, die Corona-Pandemie habe so manche problematische Seite der Globalisierung augenfällig gemacht. Der BN und das Finanzministerium wollen weiter im Gespräch bleiben.
Seit 1. Oktober hat der BUND Naturschutz einen neuen Regionalreferenten für Unterfranken: den gebürtigen Würzburger Steffen Jodl. Sein langjähriger Vorgänger Helmut Schultheiß war zuvor in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden. Seine Laufbahn im BN hatte 1983 begonnen, somit war Helmut Schultheiß 37 Jahre lang für den BN im Einsatz. In einer – coronabedingt in kleinem Rahmen abgehaltenen – Feierstunde wurde er vom Ehren vorsitzenden Hubert Weiger, dem jetzigen Vorsitzenden Richard Mergner sowie dem Landesbeauftragten Martin Geilhufe verabschiedet. Alle drei dankten ihm für sein langjähriges Wirken zum Wohle der Natur. Die Streuobstwiesen
Fotos: BN
NEUER REGIONALREFERENT FÜR UNTERFRANKEN
Helmut Schultheiß
Steffen Jodl
seiner fränkischen Heimat lagen Helmut Schultheiß immer besonders am Herzen. So trug er nicht nur auf Veranstaltungen gerne die Streuobstballade vor, sondern erarbeitete auch mehrere Broschüren und zuletzt eine Ausstellung zum Thema. Sein Nachfolger Steffen Jodl ist im BN kein Unbekannter, denn der Diplom-Biologe ist bereits seit vielen Jahren Geschäfts
führer der Kreisgruppe Würzburg mit ihren 28 Ortsgruppen und rund 6600 Mitgliedern. In dieser Funktion hat er sich intensiv um den Klimaschutz in seiner Stadt, um Biotop- und Artenschutz, Eingriffsprojekte und Wasserschutz gekümmert. Den Kolleginnen und Kollegen des Landesverbandes ist der 54-Jährige als Betriebsratsvorsitzender bekannt.
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 47
BN FÜR NEUE VERKEHRSPOLITIK Wie kann eine Mobilitätswende in Bayern gelingen? Welche Schwerpunkte möchte das zuständige Ministerium in nächster Zeit setzen? Über diese Fragen diskutierten Richard Mergner, der Vorsitzende des BUND Naturschutz (siehe Bild: Mitte), und Gernot Hartwig, Sprecher des BN-Arbeitskreises Verkehr (im Bild rechts), im Juni mit Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (links). Der BN sieht das Ministerium in der Verantwortung, durch den Ausbau des ÖPNV einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten,
aber auch durch ein Umdenken in der Straßenbaupolitik den hohen Flächenverbrauch in Bayern einzudämmen. Mergner und Hartwig hatten zahlreiche Beispiele mitgebracht von Plänen für den Ausbau von Staatsstraßen, die nach Ansicht der BN- Verkehrsexperten überzogen oder schlicht überflüssig sind oder durch Maßnahmen wie die Ertüchtigung der bestehenden Trasse gelöst werden könnten. Sie ermutigten Kerstin Schreyer, die Sozialwesen studiert hat, als erste Verkehrsministerin Bayerns Verkehrspolitik für die Menschen statt für das Auto zu machen.
WOLFGANG LAUFS VERSTORBEN Wolfgang Laufs aus München ist im Alter von 66 Jahren verstorben. Als langjähriger stellvertretender Geschäftsführer der Landesgeschäftsstelle bis 1997 und danach als Mitglied des Vorstandes der Kreisgruppe München sowie als Vorsitzender der Ortsgruppe München- Ost hat er sich viele Jahre für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen engagiert. Der BUND Naturschutz wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Anzeige
Vogelschutz artgerecht & stilvoll
KLAGE GEGEN FISCHOTTER-ABSCHÜSSE
Foto: AdobeStock/bylightpoet
Der Fischotter (Lutra lutra) gehört zu unseren heimischen Marderarten und war früher an allen geeigneten Gewässern verbreitet.
Derzeit breitet er sich allmählich wieder in Bayern aus. Doch 2018 haben CSU und Freie Wähler im bayerischen Landtag beschlossen, in Einzelfällen die Tötung von Fischottern zu erlauben. Im März 2020 hat die Regierung der Oberpfalz die Tötung von je zwei Ottern in drei Teichgebieten genehmigt. Der BUND Naturschutz hat zusammen mit der Aktion Fischotterschutz dagegen Klage eingereicht. Der BN setzt sich für ein Miteinander von Teichwirten und O ttern ein und möchte beispielsweise bessere finanzielle Förderungen für natur nähere Teiche erreichen. Auch spezielle Fischotter-Zäune sind oft eine Hilfe. Abschüsse sind hingegen unsinnig, weil frei gewordene Reviere schnell von reviersuchenden Fischottern wieder besetzt werden.
+49 (0)9563 51 33 20 www.denk-keramik.de
48 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Meldungen
REGIONALE SCHLACHTHÖFE: KLASSE STATT MASSE
Verbände und Politik treffen immer wieder aufeinander, da der fachliche Austausch sehr wichtig ist. Über die Lehren, die Bayern aus der Corona-Krise ziehen sollte, sprachen im Juni BN-Vorsitzender Richard Mergner und der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe mit Florian Streibl, dem Vorsitzenden der Freie-Wähler-Fraktion im bayerischen Landtag. Die FW-Fraktion hatte kurz zuvor ein Strategiepapier »Lehren aus Corona« veröffentlicht. Mergner und Geilhufe fragten unter anderem nach, ob die Freien Wähler nach wie vor für eine Abwrackprä-
mie bei Verbrennerautos eintreten. Auch die Corona-Hilfsgelder und die Umsetzung des Volksbegehrens für mehr Artenvielfalt kamen zur Sprache. Zu einem weiteren informellen Austausch trafen sich Florian Streibl und Richard Mergner im August noch einmal, dann aber nicht im Ministerium, sondern bei einer Wanderung vom Graswangtal bis zum Schloss Linderhof (siehe Bild). Thema war dabei unter anderem der Tourismus in der Alpenregion. Streibl und Mergner haben sich darauf verständigt, sich fortlaufend auszutauschen.
Große Bestürzung löste im BUND Naturschutz und der Jugendorganisation JBN der völlig unerwartete Tod von Nick Fritsch aus. Er hat sich als langjähriger Mitarbeiter im BN-Bildungswerk und vor allem in der Jugendorganisation des BUND Naturschutz große Verdienste erworben – insbesondere beim Aufbau und der Betreuung des Freiwilligen Ökologischen Jahres. Nick Fritsch war ein begeisterter Naturvermittler und Nachhaltigkeitslehrer im besten Sinne sowie ein engagierter Netzwerker, der im Umweltbildungsbereich überaus beliebt war. Im BN engagierte sich Nick Fritsch lange Jahre als Betriebsrat. Er hat viele junge Menschen, die sich in der JBN engagieren oder in Bayern ein Freiwilliges Ökologisches Jahr gemacht haben, mit großer Empathie ein Stück ih-
Foto: JBN
TRAUER UM NICK FRITSCH
res Lebensweges begleitet. 2014 erhielt er vom Umweltministerium die Bayerische Staatsmedaille für besondere Verdienste um die Umwelt. Nick Fritsch starb Ende September im Alter von nur 55 Jahren in Weilheim an den Folgen einer Krebserkrankung. Der BUND Naturschutz und die JBN werden ihn als geschätzten Kollegen, klugen und humorvollen Ratgeber und guten Freund in Erinnerung behalten.
Foto: AdobeStock/Superingo
IM GESPRÄCH MIT FREIEN WÄHLERN
Der Skandal um den Corona-Ausbruch und die Arbeitsbedingungen bei Tönnies, einem der großen Fleischkonzerne in Deutschland, hat den Blick der Öffentlichkeit auf den Umgang unserer Gesellschaft mit der Haltung und Schlachtung landwirtschaftlicher Nutztiere gerichtet. Der BUND Naturschutz fordert eine Re naissance für handwerkliche, regionale Schlachtbetriebe.
Zwischen 1969 und 1994 sank die Zahl kommunaler Schlachthöfe in Bayern von 86 auf 40 Betriebe, inzwischen gibt es nicht einmal mehr zehn Schlachthöfe mit kommunaler Beteiligung. Für den Erhalt und Wiederaufbau kleinerer, regionaler Schlachthöfe braucht es ein Umdenken und entschlossenes politisches Handeln. Der Metzgerschlachthof in Fürth ist hier mit der Beteiligung von 105 Gesellschaftern, Metzgern, Landwirten und Viehhändlern, die eine GmbH mit gut ausgebildeten Lohnschlächtern einschließt, mit dem regionalen Einzugsgebiet und der sehr guten Auslastung eine positive Ausnahme erscheinung. Um handwerkliche Fleischverarbeitung dauerhaft in Bayern zu sichern und die schädliche Konzentration auf Großstrukturen zu verhindern, fordert der BN staat liche Leitplanken, die Investitionen unterstützen und für kleine Strukturen die laufenden Betriebskosten reduzieren. So bleiben den Tieren lange, qualvolle Transporte erspart.
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › BUND-Reisen 49
BUND-REISEN
Die Reisebranche leidet ganz besonders unter der Pandemie. BUNDReisen hat die letzten Monate vergleichsweise glimpflich überstanden und für 2021 wieder eine Fülle attraktiver Reisen im Angebot.
N
a klar: Seit Monaten stehen auch unsere umweltfreundlichen BUNDReisen unter einem gewissen Vorbehalt: Wie beurteilt das Robert-Koch-Institut die Reiselage? Was empfiehlt und wovor warnt das Auswärtige Amt? Und wie schätzen die Reiseleiterinnen und Reiseleiter die Corona-Situation vor Ort ein? All das fließt in die Entscheidung ein, ob und wie unsere Reisen stattfinden können. Trotz aller Einschränkungen konnten wir dieses Jahr in die baltischen Nationalparke und auch nach Polen, Norwegen, Italien oder in die Slowakei reisen. Auch konnten wir nach dem Lockdown alle unsere Ziele in Deutschland aufsuchen. Während bei den Transfers die Maskenpflicht gilt, können wir den Mund-NasenSchutz beim Wandern im Freien (und mit dem gebotenen Abstand) in der Regel weglassen. Das Naturerlebnis ist dadurch ungeschmälert.
WOHIN GEHT DIE REISE? Wie lange das Corona-Virus unser Leben bestimmen wird, ist noch nicht absehbar.
Foto: L. Pec
NATUR UND KULTUR Wandergruppe am Fluss Kremelna im tschechischen Nationalpark Sumava
Sicher ist nur, dass wir auch im nächsten Jahr nur eingeschränkt werden Urlaub machen können. BUND-Reisen bietet 2021 zusätzliche Termine bei den DeutschlandReisen an und wird hier wie auch in Italien neue attraktive Ziele ansteuern. Zu den Klassikern im Inland zählen der Klützer Winkel, das Biosphärenreservat Südost-Rügen, die Nationalparke Vorpommersche Boddenlandschaft und Hainich, das Wendland mit den Wolfswochen, der Nationalpark Unteres Odertal, das Biosphärenreservat Rhön und viele weitere Schutzgebiete. Bewährt haben sich ferner die Italienreisen in die Cinque Terre, den Nationalpark Cilento, ins Friaul oder nach Umbrien. Unsere Reisen nach Rumänien und ins Donaudelta sind ebenfalls fast alle wieder im Programm. Und in Polen bieten wir Vogelreisen in den Białowieża-Urwald und die Biebrza-Niederung an. Im Sommer hoffen wir mit der »Transsib« wieder zum Baikalsee fahren zu können. Aktive Naturschutzarbeit sowie Naturerlebnisse mit Expertinnen und Experten vor Ort kombinieren wir auf Fahrten in den Müritz-Nationalpark und das Biosphärenreservat Mittelelbe. Neu im Angebot sind Wanderstudienreisen, so im Winter in den Bregenzer Wald und im Sommer in das Fichtelgebirge, in den Nationalpark Bayerischer Wald sowie nach Sardinien.
ACHTSAM UND UMWELTFREUNDLICH Achtsames Reisen, Waldbaden, Wildnis erforschen: In der Reihe »Wildnis intensiv erleben« stellen wir diese Aspekte seit 2020 stärker heraus. Mit Elementen der Wildnispädagogik nähern wir uns der Natur spielerisch und zugleich mit tiefem Respekt vor allem Lebendigen. Beim Wandern in den Nationalparken Harz und Sumava und der Bergwildnis des Chiemgaus werden Sie das erleben können. Alle unsere Ziele erreichen Sie übrigens umweltbewusst per Bahn, Bus oder auch Schiff. Sie reisen und teilen Ihre Erlebnisse in kleinen Gruppen. Unsere Unterkünfte sind meist privat geführte Hotels und Gästehäuser. Reiseleiterinnen und Reiseleiter sind meist naturbegeisterte Einheimische und engagierte Fachleute, die Ihr Herz für Land und Leute öffnen.
i
MEHR ZUM THEMA Unser vollständiges Angebot erfahren Sie unter www.bund-reisen.de, Telefon 09 11/5 88 88-20, info@bund-reisen.de. Unser Katalog für 2021 erscheint Anfang Dezember. BUND-Reisen kooperiert übrigens mit www.fahrtziel-natur.de und ist nun auch Mitglied im »forum anders reisen«: Hier engagieren wir uns mit über hundert Reiseveranstaltern gemeinsam für einen nachhaltigen Tourismus.
50 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Bildung
Fotos: BN/Toni Mader
i
In der Villa Habersack und im neuen Gebäude ist das BN-Bildunsgzentrum Wartweil zu Hause.
BN-UMWELTBILDUNG
BEGEGNUNGEN MIT DER NATUR Bildung, Erholung und Genuss im Winter – Angebote zwischen See und Wald für alle im BN-Bildungswerk Wartaweil
W
enn wir aus der Corona-Zeit etwas für uns gelernt haben, dann gehört dazu ganz sicher eines: Die Sehnsucht nach Begegnungen zwischen Mensch und Natur ist groß und – die Bedeutung der unmittelbaren Umgebung als Erholungs- und Bildungsort ist gewachsen. Für all diejenigen, die zusammen mit ihren Kindern oder Enkeln einige Tage in der Natur verbringen wollen, ist das BN-eigene Bildungshaus in Wartaweil empfehlenswert. Schön gelegen direkt am Ost ufer des Ammersees und eingebettet in ein großes Waldgrundstück, steht das Selbstversorgerhaus mit Familienzimmern nach der Renovierung wieder für Gruppen und Familien zur Verfügung. Zwischen Baumkletterkurs und Vogelbeobachtung, Abenteuerspielen, Floßbau und Lagerfeuer findet sich für fast alle Bedürfnisse ein spannendes und erlebnisrei-
alle in nicht absehbar, ob Es ist auch weiterh geplant stattfinden wie ote geb san Bildung k auf Sie daher einen Blic können. Bitte werfen anstalt finden Sie die Ver Dor ite. ese min Ter die ern www.bund-naturtungen für ganz Bay rmine sowie www.jbn.de/te e min /ter .de utz sch
ches Angebot. Auch wer sich als Koch oder Köchin versuchen will, ist hier ein gern gesehener Gast und kann Kulinarisches aus Wald und Hecke sammeln und verarbeiten. Auch für Schulklassen stehen ab Januar 2021 wieder mehrtägige Komplettprogramme zur Verfügung. An Genießer und große und kleine Leckermäuler richtet sich das Winterangebot des Naturerlebniszentrums Allgäu (NEZ). Nachhaltiges Kochen und faire Schokolade stehen auf dem Programm. Schon gewusst, was alles nötig ist, bis eine Tafel Schokolade entsteht? Und wie ist das mit dem Fairen Handel? Wer den Kurs bucht, nimmt am Ende eine Tafel selbstgemachter Schoggi mit nach Hause – und weiß wie’s geht. Außerdem gibt es in regelmäßigen Abständen neue Tipps zum Natur entdecken und erleben »auf eigene Faust«.
Für 2021 plant das NEZ wieder eine Ausbildungsreihe zum »Blühbotschafter« für Menschen, die sich ehrenamtlich für eine bunte und artenreiche Landschaft einsetzen möchten. Erstmals ist zudem die Ausbildung von »Klimabotschaftern« geplant, die sich in ihrem Umfeld, ihrer Gemeinde oder auch politisch für Klimaschutz engagieren wollen. Interessierte können sich ab sofort beim NEZ Allgäu melden. Einen etwas anderen Schwerpunkt bietet das BN-Ökohaus Würzburg an. Transformateure sind herzlich willkommen, um über die Gemeinwohlökonomie zu diskutieren oder selbst aktiv zu werden und sich über die passende Solarstromanlage zu informieren. Aber auch im Ökohaus stehen Naturgenuss und Erholung in der Natur im Programm – egal ob beim Waldbaden, einem winterlichen Kräuterabend oder beim Entdecken alter Gemüsesorten.
INFOS UND ANMELDUNGEN •• Bildungshaus Wartaweil: Birgit Geurden, wartaweil@bund-naturschutz.de •• Naturerlebniszentrum Allgäu: Christine Hanser, info@nez-allgäu.de •• Ökohaus Würzburg: info@bn-wuerzburg.de •• Weitere BN-Ökostationen: www. bund-naturschutz.de/umweltbildung/ oekostationen
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Porträt 51
UNSERE EHRENAMTLICHEN
»SCHÖNE NORMALITÄT« to :p
ri
t
W
oher kommt meine Liebe zur Natur?«, überlegt Karin Eigenthaler. Und gibt eine Antwort, die typisch ist für die BN-Mitglieder ihrer Generation. »Ich hatte eine Kindheit mit Nachmittagen voller Freiheit und ohne ständige Kontrolle«, erinnert sich die heute 60-Jährige. Ende der 80er Jahre war Eigenthaler in den BUND Naturschutz eingetreten. Als ihre Kinder größer wurden, begann sie Verantwortung zu übernehmen. Seit 2000 leitet sie die Ortsgruppe Scheinfeld und seit 2009 die Kreisgruppe Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim. Ein Schwerpunkt der Kreisgruppe ist die Umweltbildung. Die Angebote richten sich an Kinder und Erwachsene – und auch danach, dass Zeit heute ein knappes Gut ist. Die BN-Gruppe arbeitet daher gezielt mit Schulen zusammen. »Im Unterricht lernen die Kinder anhand von Arbeitsblättern oder einem Zweig etwas über die Hagebutte«, sagt Eigenthaler. »Wir zeigen ihnen bei Ausflügen den Lebensraum Hecke.« Bei Erwachsenen kommen die Kurzexkursionen zu heimischen Arten wie Biber, Fledermaus oder Zauneidechse gut an. Sich auf Wanderungen an der nahen Natur zu freuen, das mag Karin Eigenthaler. »Ich bin bodenständig, ich mag die schöne Normalität, ich brauche nichts Spektakuläres«, so charakterisiert sie sich selbst. Unter anderem für ihr ökologisches Engagement für diese »schöne
Normalität« erhielt Karin Eigenthaler heuer das Landkreisehrenzeichen in Silber, eine Auszeichnung, die nur 30 Personen gleichzeitig haben dürfen.
SEHGEHWOHNHEITEN ÄNDERN Eine der Hauptaufgaben der Kreisgruppe sieht sie darin, neue Ideen gesellschaftlich zu etablieren. Aktuell wird in der Re gion die Freiflächen-Fotovoltaik ausgebaut. »Da werden jetzt Solarplatten in die Felder gepflanzt, das weckt auch Widerstand«, so Eigenthaler.
Viele Leute wenden sich mit Fragen an uns, wir sind eine Referenz. Die Kreisgruppe stehe vor zwei Aufgaben. Die eine sei, das Emotionale aus der Debatte zu kriegen und Sehgewohnheiten zu verändern. »Ein Atomkraftwerk ist deutlich hässlicher«, so bringt Eigenthaler es auf den Punkt. Die andere Herausforderung sei, diesen Flächen einen ökologischen Zusatznutzen zu verleihen. »Man kann Rahmen aus Bäumen und Hecken setzen, zwischen den Paneelen Blühflächen anlegen, vielleicht Schafe weiden lassen.« Wichtig ist ihr der Weitblick. »Dieser Nutzen muss die nächsten 30, 40 Jahre garantiert werden.«
Ein Lieblingsfeld der gelernten Industriekauffrau ist die Bauleitplanung. »Ich weiß schon, das klingt trocken«, lacht sie. »Aber hier kann ich alle BN-Punkte anbringen: Wie sieht es aus mit Zisternen und Fotovoltaik, wie insektenfreundlich sind Beleuchtung und naturnahe Gartengestaltung?« Ein zentrale Aufgabe des BN sieht sie in der Beratung. Sie nennt ein einfaches Beispiel: »70 Prozent der Insektenhotels sind falsch gemacht und funktionieren gar nicht.« Manchmal müsse sie Leuten auch ihre Ideen zerstören, zum Beispiel wenn jemand an einem Bach ein Kleinstkraftwerk bauen will und sie ihm klarmachen muss, wieviel Lebensraum damit kaputt geht. Die Kreisvorsitzende will die Menschen nicht verprellen. »Ich frage mich immer: Wie bringe ich die Kritik positiv rüber?« Den BUND Naturschutz sieht sie auf einem guten Weg. »Der Zeitgeist ändert sich, auch dank der »Fridays for Future«- Bewegung, sagt Eigenthaler. »Viele Leute wenden sich mit Fragen an uns, wir sind eine Referenz.« Margarete Moulin
Foto: Wolfgang Willner
Fo
va
Karin Eigenthaler hat mit ihrer BN-Kreisgruppe Neustadt-Bad Windsheim in ihrer Heimatregion viel bewegt. Dieses Jahr wurde sie für ihr ökologisches und gesellschaftliches Engagement mit dem Landkreisehrenzeichen in Silber geehrt.
52 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv
EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ
EIN GEFRAGTES TEAM Wenn Helmut Korn mit seinen Leuten auftaucht, dann geht’s voran bei der Biotoppflege. Er hat 30 Jahre Erfahrung und viel Organisationstalent. Heidi Tiefenthaler hat ihn und sein Team ins Fichtelgebirge begleitet.
W
Fotos: Stefan Dörfler
iderspenstig und bucklig liegt die Kornbacher »Block stromheide« zwischen uniformem Agrarland. Eine von Granitfindlingen übersäte Feuchtwiese. Vor Jahrtausenden sind solche Phänomene durch Bodenfließbewegungen, sogenannte Blockströme, entstanden. Solange die Bauern im armen Fichtelgebirge kein Stängelchen Gras – und sei es noch so zäh und borstig – verkommen ließen, wurden diese Wiesen mühevoll mit der Sense gemäht. Heute sind die meisten entweder von Wald überwachsen oder mit schwerem Gerät entblockt und zu pflegeleichtem Ackeroder Grünland umfunktioniert worden.
Bei der Arbeit mit der Heugabel ist »Armschmalz« gefragt.
Helmut Korn lehnt auf seiner Heugabel und lässt den Blick über das Dutzend Menschen schweifen, die in der feuchten Senke langes, hartes Gras zu Reihen und Haufen rechen und gabeln. Mit seinen Leuten von der Kreisgruppe Bayreuth greift er heute den ehrenamtlichen Biotoppflegern der Ortsgruppe Gefrees unter die Arme. Organisiert vom ehemaligen Gefreeser Bürgermeister Harald Schlegel, pflegen diese seit mehreren Jahrzehnten die etwa eineinhalb Hektar große Blockstromheide – mähen und räumen das Schnittgut ab, damit die Wiese nicht verbuscht. Groß und kräftig, mit ausgebeulter Zimmermannshose und weit offenem Arbeitshemd ist Helmut Korn auch mit 83 noch der
Zusammen geht’s leichter: die Ehrenamtlichen aus Gefrees und Bayreuth
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › BN vor Ort aktiv 53
Helmut Korn in Aktion
Prototyp eines Hand-Arbeiters und Machers – denkt man zumindest. Denn tatsächlich war Korn in seinem Berufsleben Gymnasiallehrer. »Latein, Griechisch, Deutsch«, grinst er, weil er genau weiß, dass keiner darauf kommen würde. Auf 50 bis 60 ehrenamtliche Biotoppflege-Einsätze bringt er es im Jahr. Daher hat er reichlich Erfahrung und ein großes Netzwerk an Helfern. Das macht ihn zu einem gefragten Mann, erklärt mir Rainer Keller, der Vorsitzende der Ortsgruppe Gefrees.
BIOTOPPFLEGE WILL GELERNT SEIN Gestern hat Korn mit seinem Team bereits mit dem Balkenmäher gemäht. Und weil das Wetter es gut meint, ist das Gras heute schon etwas abgetrocknet und – gut für die Helfer – nicht ganz so schwer wie in Regenjahren, in denen das Wasser auch im Sommer in den Senken steht. Trotzdem, ganz leicht ist die Arbeit nicht. Auf der unebenen Fläche hakt und bockt der Rechen. Erste Schweißtropfen fließen. Und weil es bei Helmut Korn so mühelos aussieht, lade ich mir einen möglichst großen Haufen Mähgut auf die Gabel und trage diesen zu einem der Sammelhaufen. Nach fünf Gängen wechsle ich möglichst unauffällig wieder zum Rechen, weil mir das »Schmalz« in den Armen ausgeht. Auch Biotoppflege will eben gelernt sein. Aber vielleicht liegt es ja auch einfach an der Heugabel? Beim Verteilen hat Helmut Korn zumindest ganz klar gemacht, dass die rot-weiß markierte Heugabel seine sei: »Die derf keiner nehmen! Des is’ die stabilste Gabel mit den längsten Zinken«, hat er mir erklärt, » … und besser als die Kindergabeln da«, mit einer ungefähren Bewegung in Richtung des Arbeitstrupps nachgesetzt.
Wie auch immer – die überwiegend der Altersgruppe 50 plus angehörenden Helferinnen und Helfer arbeiten gleichmäßig und ohne sichtbare Ermüdungserscheinungen vor sich hin. Sie seien, so erzählt mir eine der Aktiven, schließlich »mit dieser Arbeit alt geworden. Der junge Mann da vorne, das ist mein Sohn«, erzählt sie. »Der ist schon als Bub mit mir hierhergekommen und zwischen den Grashaufen rumgelaufen.« Heute gehört er zu den kräftigen, unter 40-jährigen Helfern, von denen sich die BN-Biotoppfleger mehr wünschen würden.
OHNE BROTZEIT Nach etwa eineinhalb Stunden gibt es eine kleine Pause mit Äpfeln und Getränken. Kulinarisch müssen die Helferinnen und Helfer dieses Jahr leider schwere Abstriche hinnehmen: Wegen Corona fällt das legendäre Picknick nach getaner Arbeit aus. Dorothea Haas und später Evelin Schlegel haben es jedes Jahr mit viel Liebe vorbereitet. Mit selbstgemachten Leckereien … – na ja, wir wollen kein Salz in offene Wunden streuen. Jedenfalls muss es dieses Mal ein Besuch im nahegelegenen Gasthaus tun. Und während sich der Himmel langsam etwas milchig bezieht, arbeitet der Trupp weiter systematisch die Fläche ab. Das Gras wird trocken auf den Sammelhaufen landen, so viel ist bereits sicher. Ich muss mich jetzt leider verabschieden – der Rückweg ist weit. Helmut Korn freut sich wie die anderen Ehrenamtlichen, dass ich da war. Über das Interesse an dem, was sie als Aktive seit vielen Jahren und oft unbemerkt leisten. Er grüßt, winkt und – zack – haut sich den nächsten Riesenhaufen Gras auf den Rücken. Weiter geht’s.
54 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz
NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ
Foto: Hans Lengdobler
PROTEST: Der BN wehrt sich gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) gegen die Rodung von 20 Hektar Staatswald im Osten von Teublitz im Landkreis Schwandorf. Dort plant die Stadt ein Gewerbegebiet. Ende Juni forderten die Verbände Ministerpräsident Söder auf, den Flächenverbrauch wie versprochen zu verringern und keinen Staatswald mehr für Baugebiete zu opfern.
Gefährdete Vielfalt des Himmeltals bei Brennberg
KREISGRUPPE REGENSBURG
STROMAUTOBAHN GEFÄHRDET NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
EINSPRUCH: Viele alte Bahnstrecken in der Oberpfalz sollen elektrifiziert werden, was der BN schon seit langem fordert. Ob dazu neue Hochspannungsleitungen erforderlich sind, ist noch umstritten. Insbesondere die BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach setzt sich für naturverträgliche Lösungen ein, um den Oberpfälzer Jura vor neuen Beeinträchtigungen zu bewahren.
S
eit fast zwei Jahren ist Brennberg Biodiversitätskommune. Zusammen mit bayernweit neun weiteren Gemeinden wurde sie für das Projekt »Marktplatz der biologischen Vielfalt« ausgewählt. Seither entwickelt Brennberg konkrete Pläne für Schutz und Erhalt der Artenvielfalt. Außerdem will die Kommune die Biolandwirtschaft ausbauen, sanften Tourismus fördern und in den Naturpark Bayerischer Wald aufgenommen werden. Doch falsche Weichenstellungen der Landes- und Bundespolitik gefährden diese positiven Bestrebungen. Im Februar 2020 ist die Gemeinde in den Fokus des Netzbetreibers Tennet geraten. Er will durch das Himmeltal, einem Hotspot der Artenvielfalt, die Höchstspannungsleitung SuedOstLink in den Boden verlegen. Die dabei zu erwarten-
den Landschaftseingriffe bewegen sich in der Größenordung eines Autobahnbaus. Und dies für eine überdimensionierte Stromleitung, die einem konsequenten Klimaschutz und einer dezentralen Energiewende zuwiderläuft. Besonders kritisch für Brennberg ist, dass die wegen der Trassenplanung verhängte Veränderungssperre den notwendigen Ausbau der Trinkwasserversorgung blockiert. Bei einer Flurbegehung im August überzeugte sich der BN-Vorsitzende Richard Mergner von den landschaftlichen Qualitäten Brennbergs. Zusammen mit Bürgermeisterin Irmgard Sauerer erwanderte er das Himmeltal. Dort wechseln sich auf engstem Raum Trockenstandorte mit feuchten und nassen Lebensräumen sowie extensiv bewirtschafteten Wiesen und artenreichen Mischwäldern ab. Reinhard Scheuerlein (ht)
Foto: BN
Brennberg will sich zukunftsfähig aufstellen. Eine geplante Höchstspannungsleitung bedroht diese Pläne.
ZWISCHENERFOLG: Erneut plant das Staatliche Bauamt Regensburg eine Ortsumfahrung von Seubersdorf im Landkreis Neumarkt mit schweren Eingriffen in den Staatswald. Mit einer Lösung der Ver kehrsprobleme ist dadurch nicht zu rechnen. 2016 konnte der BN diese Pläne auf juristischem Weg zunächst stoppen. Die BN-Ortsgruppe setzt sich weiter für umweltverträgliche Varianten ein. Bei der Öffentlichkeitsbeteiligung im Juli zeigten fast 400 Einwendungen, dass viele Bürger hinter diesem Anliegen stehen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Schwaben 55
NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN
BN-Aktive veranschaulichen mit einer Folie die Dimension des geplanten Ausbaus.
KREISGRUPPE OSTALLGÄU-KAUFBEUREN
SCHIENENAUSBAU STATT ALLGÄU-AUTOBAHN Die Bundesstraße 12 zwischen Buchloe und Kempten soll wie eine Autobahn ausgebaut werden. Der BN fordert, stattdessen die parallel verlaufende Bahnstrecke auszubauen und zu elektrifizieren.
M
it einem Regelquerschnitt von 28 Metern auf über 50 Kilometern hätte die ausgebaute B 12 autobahngleiche Dimensionen. Dies demonstrierten Aktive des BN bei einer Protestaktion im Juli anschaulich mit einer Folie neben der bestehenden Fahrbahn. Ergänzend dazu sind 70 neue Brückenbauwerke, vier Rastanlagen und drei neue Auffahrten geplant. Insgesamt würde der Ausbau der B 12 weit über 100 Hektar Fläche vernichten. Das Ergebnis wäre mehr Verkehr, mehr Lärm für die Anwohner und eine weitere Überlastung der alpinen Schutzgebiete im Allgäu durch Tagestouristen, die mit dem eigenen Auto anreisen.
Aus Sicht des BUND Naturschutz wären die etwa 500 Millionen Euro, die dieses Projekt voraussichtlich kostet, viel besser in einer zukunftsfähigen Verkehrs politik eingesetzt: Würde die parallel zur Bundesstraße verlaufende Bahnstrecke elektrifiziert werden, könnte das Allgäu so wieder an den Fernverkehr und den Regionalverkehr nach München angebunden werden. Viele heute aufgelassene Bahnhöfe könnten reaktiviert werden. Und die Verkehrssicherheit auf der Bundesstraße ließe sich mit Überholverboten, Geschwindigkeitsbeschränkungen und kleineren baulichen Maßnahmen verbessern. Thomas Frey (as)
einziges Großstahlwerk, die Lech-Stahlwerke im Landkreis Augsburg, will die Produktion ausweiten. Im Sinne einer regionalen Kreislaufwirtschaft hält der BN ein Stahlwerk für Schrottrecycling in Bayern grundsätzlich für sinnvoll. Die geplante Rodung des Bannwalds für die Erweiterung des Betriebsgeländes lehnt der Verband jedoch strikt ab: »Die ökologische Transformation unserer Wirtschaft erfordert ein gesamtökologisches Zukunftskonzept für die Lech-Stahlwerke«, sagte Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz, bei einem Ortstermin Ende Juli.
Foto: Wolfgang Büttner
Foto: Elias Pfeiffer
ÖKOLOGISCHER UMBAU I: Bayerns
ÖKOLOGISCHER UMBAU II: Die Wertach bei Türkheim ist kanalisiert und eingetieft, die Auen sind abgeschnitten, Staumauern verhindern die ökologische Durchgängigkeit. Am Walterwehr (siehe Bild) wollten die bayerischen Landeskraftwerke diesen Zustand mit dem Neubau eines Wasserkraftwerkes dauerhaft zementieren. Doch nachdem sich die BN- Ortsgruppe Türkheim und die Initiative »Wertach-Freunde« seit Jahren für eine Renaturierung dieses Flussabschnitts engagieren, haben die Landeskraftwerke im Juli ihre Pläne aufgegeben. Die flussbauliche Planung liegt nun beim Wasserwirtschaftsamt Kempten. So besteht die Chance auf einen ökologischen Umbau der Wertach in diesem Teilstück. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de
56 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken
NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN
Genügsam und fleißig bei der Biotoppflege: das Rhönschaf
KREISGRUPPE RHÖN-GRABFELD
35 JAHRE RHÖNSCHAF
Das BN-Mitglied Gabriele Ruf hat in der Wöhrde in Lohr am Main einen Segelfalter nachgewiesen. Es handelte sich wahrscheinlich um ein vagabundierendes Weibchen aus dem Raum Wiesenfeld. Der letzte Nachweis eines Segelfalters im Naturraum Sandstein-Spessart stammt aus dem Jahr 1949. Das wunderschöne, dem Schwalbenschwanz ähnliche Tier ist bayernweit stark gefährdet. Mit etwas Glück kann man es zwischen Mitte April und Ende September in Heckenlandschaften und Weinbergen im Bereich der Mainfränkischen Platte beobachten.
O
ffenlandbiotope per Hand freizuhalten, ist schwere Arbeit. Fast utopisch erschien da Anfang der 1980er Jahre die Idee, die Wiesen der weitläufigen Rhön zu pflegen. Doch mit dem Rhönschaf entdeckte der BN den perfekten Helfer. Der Zoologieprofessor Gerhard Kneitz vom BUND Naturschutz nahm damals die Sache in die Hand. Er konnte 33 Hektar Weideflächen für den BN kaufen. Dann erwarb der Verband mit Unterstützung der Isler-Stiftung für gefährdete Haustierrassen und des Bezirks Unterfranken eine 40-köpfige Rhönschafherde, ließ einen Stall bauen und stellte den Landwirtschaftsmeister Josef Kolb als Schäfer an. Etwa 4000 Rhönschafe leben derzeit wieder in dem bayerisch-hessischen Mittelgebirge. »Heute gibt es hier kaum ein Fremdenverkehrsprojekt, das nicht mit stimmungsvollen Bildern einer schwarzköpfigen Rhönschafherde wirbt«, stellte
der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner stolz fest. Auch für die artenreiche Kulturlandschaft der Rhön ging die Rechnung auf: Rund 400 Pflanzenarten, 31 Vogel-, 40 Schmetterlings- und fast 100 Käferarten zählten Biologen auf den Wiesen des Rhön schafprojekts, darunter zahlreiche Rote- Liste-Arten wie Moorklee, Wundersegge oder Purpurreitgras, Wasserspitzmaus, Kammmolch, Ameisenbläuling und sogar die Pyrenäen-Plumpschrecke. Denn grasende Schafe fördern Vielfalt. Sie halten Gehölze klein und verbreiten über ihr Fell jede Menge Pflanzensamen und Kleingetier. So knüpfen sie ein lebendiges Band zwischen einzelnen Biotopen. Am 18. Oktober feierte der BUND Naturschutz das 35. Jubiläum seines erfolgreichen Rhönschafprojekts im BN-Schafstall bei Ginolfs. An den inzwischen verstorbenen Professor Gerhard Kneitz erinnert nun eine Gedenktafel am Schafstall. (ht)
Foto: AdobeStock/ Joachim Neumann
Die alte, robuste Rasse der Rhönschafe stand kurz vor dem Aussterben und mit ihnen standen auch die Rhönwiesen vor dem Aus. Der BUND Naturschutz rettete beide.
EINGRIFF: Die Stadt Würzburg plant einen massiven Eingriff in den bundesweit bedeutsamen Lebensraum des Feldhams ters im Nordosten der Stadt. In Lengenfeld sollen für zwei Baugebiete rund 20 Hektar Ackerland unter Beton verschwinden. Die Regierung von Unterfranken hat dafür bereits eine Ausnahmegenehmigung in Aussicht gestellt – und das, obwohl die Feldhamsterpopulationen massiv einbrechen. 2019 konnten nur noch halb so viele Feldhamster in Mainfranken nach gewiesen werden wie 2017. Der BUND Naturschutz fordert die Kommunen auf, weitere Eingriffe in den Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Tieres zu unterlassen. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de
Foto: Wolfgang Piepers
Foto: Wolfgang Willner
SENSATION:
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken 57
Fotos: Tom Konopka
NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN ERFOLG: Die noch junge BN-Ortsgruppe
KREISGRUPPEN NÜRNBERG-STADT, SCHWABACH, ROTH, NÜRNBERGER LAND
HÄNDE WEG VOM REICHSWALD! Der BUND Naturschutz kündigt W iderstand gegen eine Hochspannungstrasse an. Groß flächige Rodungen müssen verhindert werden!
E
rstmals seit 1973 entfiel im Juli 2020 das BN-Reichswaldfest. Die Corona-Pandemie ließ die Kundgebung nicht zu. Bei einem Pressetermin äußerte sich der BN aber zu der vom niederländischen Staatskonzern Tennet geplanten »Juraleitung« P53. Etliche der Trassenvarianten der 380-Kilo volt-Hochspannungsleitung liegen im Reichswald. Eine davon führt über fast 30 Kilometer quer durch den noch weitgehend unzerschnittenen Wald von Schwabach über Schwand nach Wendelstein und Schwarzenbruck bis Winkelhaid. Eine andere über 14 Kilometer von Kornburg über die Kornberge bei Wendelstein, nördlich Röthenbach bei St. Wolfgang, um Feucht herum, nördlich an Moosbach vorbei bis Winkelhaid. Diese Trassen würden nach Schätzungen des BN etwa 210 beziehungsweise 100 Hektar Reichswald kosten. Die dafür nötigen Rodungen wären damit der größte Eingriff in den Reichswald seit den 1970er-Jahren und
deutlich größer als jene für die ICE-Trasse oder den Ausbau von Autobahnen. Der BN bezweifelt ebenso wie der regionale Energieversorger Nergie, dass Bedarf für den Neubau der Leitung besteht und geht grundsätzlich dagegen vor, statt nur auf ein Verschieben der Trasse zu setzen. »Der Nürnberger Reichswald ist ein Prüffall für die Staatsregierung. Daran wird sich zeigen, wie ernst sie es mit dem Klimaschutz meint. Die Klimakrise führt im Reichswald bereits jetzt dazu, dass – erstmals in der Geschichte der Waldaufzeichnungen – die Kiefer wegen Hitzestress abstirbt. Außerdem richtet sich die neue Stromtrasse gegen die nötige regionale Energiewende«, so BN-Landesvorsitzender Richard Mergner. »Wir erwarten, dass sich Ministerpräsident Dr. Markus Söder, Minister Hubert Aiwanger und Ministerin Michaela Kaniber vor den Reichswald stellen und die Bürgerenergiewende unterstützen, statt sie zu torpedieren«, so Mergner. Tom Konopka (ht)
MOBIL: Die Kreisgruppe Fürth-Land hat jetzt ein mobiles Umwelt-Erlebniszentrum. Gefördert durch das Bayerische Umweltministerium können Fledermausdetektoren, Bestimmungsbücher, Mikroskope und andere Materialien nun auch für Außenveranstaltungen eingesetzt werden. Auch Kindergärten, Schulen und Jugendgruppen können die nach Themen in Kisten verpackten Hilfsmittel ausleihen. Foto: BN-Kreisgruppe Fürth-Land
Der Reichswald: Eine der geplanten Trassen würde eine etwa 70 Meter breite Rodungsschneise entlang dieser Forststraße verursachen.
Röthenbach a. d. Pegnitz hat einen ersten Erfolg zu verzeichnen. Nach ihrem Widerstand gegen ein Gewerbegebiet im Bereich Mühllach mit Ortsbegehungen, Unterschriftensammlung und Walderlebnispfad befinden sich die Planungen jetzt in einem zweijährigen Moratorium. Die Ortsgruppe wird sich weiter für den Erhalt des Bannwaldes und der Sandflächen im Bereich Mühllach einsetzen.
ZWISCHENERFOLG: Die Umwandlung des ehemaligen Waldheims Sonnenland im Fürther Stadtwald in Eigentumswohnungen (siehe N+U 3/2020) geht nicht so glatt durch, wie von der Stadt geplant. Im Juli teilte der Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer dem BN mit, dass die Stadt aufgefordert werde, das Vorhaben erst nach einer Änderung des Flächennutzungsplanes zu verwirklichen. Da mit bestätigte die Regierung die Rechtsauffassung des BN. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de
58 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Oberfranken
TAGFALTERN AUF DER SPUR Im Rahmen eines Glücksspirale-Projekts haben BN-Aktive im Sommer 2019 in den Frankenwaldtälern Tagfalter erfasst.
D
ie Bestandsaufnahme zeigt: Dort, wo Wiesen extensiv genutzt werden und viele naturnahe Strukturen aufweisen, können sich Tagfalter mit besonderen Ansprüchen eher halten. Untersuchungsgebiete waren Abschnitte des Dober- und Kremnitztals, der Nord halbener und Tschirner Ködel sowie der Zeyerngrund. Strukturvielfalt und lebendige Brachen machen diese Täler zu Hot spots der Artenvielfalt. Neben den Wiesen, die reich an Kräutern und bunt blühenden Kostbarkeiten sind, gibt es dort in den Feuchtbereichen Hochstaudenfluren
Dank Biotoppflege ist der Dukaten- Feuerfalter im Kremnitztal häufig zu finden.
und gewässerbegleitende Gehölze. Dieses Mosaik aus Lebensräumen beherbergt eine hohe Zahl an verschiedenen, teils gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Die Naturschützer verglichen die gesammelten Daten mit Nachweisen aus früheren Jahren. Insgesamt konnten neun Arten nicht mehr nachgewiesen werden und sechs jeweils nur in einem Untersuchungsgebiet. Sechs Arten wurden neu erfasst. Anhand der Artenzusammensetzung identifizieren die Artenkenner auch Stärken und Schwächen der derzeitigen Bewirtschaftung. So konnten im Dobertal, wo sich verhältnismäßig große und einheitlich bewirtschaftete Feldstücke finden, viele Arten nicht mehr nachgewiesen werden, darunter der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Boloria selene), der Lilagold- Feuerfalter (Lycaena hippothoe) und der Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae). Täler mit wenig oder extensiver Nutzung und einem hohen offenen Bracheanteil sind hingegen mit 34 bis 37 Arten sehr artenreich. Der Dukaten-Feuerfalter (Lycaena virgaureae) kam auf den freigestellten ehemaligen Fichtenforsten im Kremnitztal am häufigsten vor. Wo 1990 noch flächige Fichtenaltbestände zu finden waren, hat sich durch Pflegemaßnahmen mit dem BN ein wertvoller Biotopkomplex entwickelt, den die Tagfalter gut annehmen und der inzwischen als extensive Rinderweide genutzt wird. Christine Neubauer (ht)
NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN WIESENPFLEGE: Auch strömender Regen konnte die Ehrenamtlichen des BN Wunsiedel nicht von ihrer Mission abbringen – nass aber glücklich waren sie für eine artenreiche Orchideenwiese unterwegs. Ende August haben sie zusammen mit Aktiven des ganzen Landkreises und der Ortsgruppe Selb eine Biotopfläche in Oberweißenbach gemäht und das Mähgut abtransportiert. Die Wiese hat sich in den letzten Jahren durch die kontinuierliche Pflege der BN-Aktiven zu einem wahren Kleinod inklusive Massenbestand des Breitblättrigen Knabenkrautes entwickelt.
Foto: Tom Konopka
KREISGRUPPE KRONACH
BIOTOP-BAUER: Ein Biberrevier an der thüringisch-bayerischen Grenze zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die vom Biber angelegten Feuchtgebiete für den Artenschutz sind. Am Grünen Band im Landkreis Coburg sind entlang des Gehrenteichgrabens durch das Wirken des Nagers ausgedehnte Überschwemmungs flächen entstanden, die mittlerweile einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Das Gebiet hat sich zur Nahrungsfläche für den Schwarzstorch entwickelt und im Jahr 2019 brütete dort die bedrohte Bekassine. Der Biberberater Steffen Hofmann aus dem Landkreis Sonneberg beobachtete weitere seltene Arten wie Waldwasserläufer, Schlagschwirl und Feldschwirl.
Foto: Martin Bücker
IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Oberbayern 59
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN
Seit 1980 hat der Kiebitz in Deutschland über 90 Prozent seines Bestandes eingebüßt.
KREISGRUPPE STARNBERG
KIEBITZE VOR DEM AUS? Der Schutz der Kiebitze im Aubauchtal bei Hechendorf schien auf einem guten Weg. Doch dieses Jahr sieht es für den Erhalt der kleinen Vogelkolonie düster aus.
W
o die zuletzt 13 Altvögel gebrütet hätten, säte der Pächter Wintergetreide für sein Vieh — für die Bodenbrüter ungeeignet. Weil die Saat zu hoch stand, gaben die Vögel im Frühjahr die Gelege auf und wanderten ab. So gab es 2020, zum ersten Mal seit Beginn des Projekts im Jahr 2016, keinen Nachwuchs. Die BN-Ortsgruppe Seefeld und Projektbetreuerin Constanze Gentz sind über die Entwicklung enttäuscht. Insbesondere die Weigerung des Landwirts, weiter am Schutzprogramm teilzunehmen, sorgte für Unmut. Denn bislang war das Projekt überaus erfolgreich: Reproduktionsraten von bis zu 1,4 flüggen Jungvögeln pro Brutpaar machten das Aubauchtal zu einer wichtigen Quelle für den Kiebitznachwuchs im
westlichen Oberbayern. Um die dramatisch bedrohte Art zu erhalten, ist eine Reproduktionsrate von mindestens 0,8 nötig; bayernweit liegt sie nur noch bei 0,5. Für den Kiebitzschutz in der Landwirtschaft gibt es zwar keine Bewirtschaftungsvorgaben, doch die europäische Vogel schutzrichtlinie gestattet Maßnahmen, wenn sich der Erhaltungszustand einer Art verschlechtert. Dies ist für den BN durch die ausgebliebene Brut infolge der Umnutzung des Ackers gegeben. Das Landratsamt Starnberg lehnt eine Vorgabe auf dieser Grundlage jedoch ab. Nachdem bislang auch keine Lösung im Gespräch mit dem Landwirt gefunden werden konnte, erwägt die Kreisgruppe Starnberg nun eine gerichtliche Entscheidung. Annemarie Räder (as)
Foto: Ernst Grill
Foto: Gunter Zieger
Pr
as
Journalist, Fotograf und Naturschützer Hans Steinbichler im Alter von 83 Jahren gestorben. Mit seinem Tod in haben das Chiemgau und die rm Fo to: A bayerische Umweltschutzbewegung einen ihrer großen Kämpfer verloren. Hans Steinbichlers Vermächtnis ist der Erhalt des Geigelsteins: Über 30 Jahre lang kämpfte er für den »Chiemgauer Blumenberg« und gegen dessen Erschließung mit Skiliften, bis der Berg schließlich 1991 unter Naturschutz gestellt wurde. Weiter setzte er sich für den Schutz der Rossalm und der Kendlmühlfilze ein, und engagierte sich zuletzt gegen den Ausbau der A 8. Als Antreiber für den Naturschutz bleibt Hans Steinbichler in Erinnerung. Ohne ihn hätte der Chiemgau heute ein anderes Gesicht.
s
NACHRUF: Am 31. Juli ist der
EICHE GERETTET: Eine 300 Jahre alte Eiche zwischen Seeschneid und Nettelkofen im Landkreis Ebersberg war von Straßenbaumaßnahmen bedroht. Die Planer hatten das Alter des Baumes übersehen, obwohl er seit 2018 sogar behördlich als schützenswert eingestuft worden war. Durch den kreativen Widerstand vieler Naturschützer vor Ort (siehe Bild) ist die Eiche seit Juli gerettet: Beim Straßenausbau wurde umgeplant, und der Landrat will den Baum nun auch formal als Naturdenkmal unter Schutz stellen. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de
Foto: Dingolfinger Anzeiger
60 Natur +Umwelt 4 | 20 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern
Am vogelsicheren Wartehäuschen (von links): Reisbachs Bürgermeister Rolf-Peter Holzleitner mit Franz Anneser, Manuela Nirschl und Franz Hofbauer vom BN-Kreisvorstand.
KREISGRUPPE DINGOLFING-LANDAU
NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN SÜNDENFALL: In Prassreut im Landkreis Freyung-Grafenau, mitten im Naturpark Bayerischer Wald, steht seit 2018 ein Logistikzentrum zur Lagerung und Aufbereitung von Fahrzeugen (siehe Bild). Das vier Hektar große Sondergebiet mit 800 Stellplätzen erdrückt die kleine Gemeinde schier durch seine überdimensionierten Ausmaße und verschandelt weithin sichtbar die Landschaft. Nun wurde im Juli bekannt, dass das Unternehmen eine Erweiterung auf das Doppelte der derzeitigen Fläche plant. Damit wäre das Gewerbegebiet größer als der Ort selbst. »Das ist ein Sündenfall ersten Ranges«, kommentierte BN-Vorsitzender Richard Mergner. Der BN unterstützt den Widerstand der Anwohner gegen die Ausbaupläne; eine Bürgerinitiative hat sich bereits gegründet.
Jährlich sterben in Deutschland rund 1 8 Millionen Vögel, weil sie gegen eine Glasscheibe fliegen. In Reisbach im Landkreis Dingolfing- Landau passiert jetzt etwas dagegen.
D
ort hat die Kreisgruppe des BUND Naturschutz ein Pilotprojekt gestartet und in Kooperation mit der Gemeinde bereits im Juni ein erstes Wartehäuschen im Ortsteil Griesbach »vogelsicher« ausgestattet. Die Kollision mit einer Fensterscheibe oder Glasfassade endet für Vögel in der Regel tödlich: Die Tiere nehmen das Glas nicht als Hindernis wahr und fliegen mit Schwung dagegen. Meist fliegen sie verletzt und in Panik noch ein Stück weiter, bevor sie verenden. Aufgeklebte Greifvogel-Silhouetten bleiben oft wirkungslos, weil sie nicht als Fressfeind erkannt und nur engräumig umflogen werden. Daher wurde auf den Glasscheiben des Griesbacher Pilothäuschens nun eine
vollflächige Streifenmarkierung angebracht, ergänzt vom Gemeindewappen und dem BN-Logo. Die zehn Zentimeter breiten Zwischenräume gewährleisten ausreichende Durchsicht für Fahrgäste, die auf den Bus warten. Gleichzeitig signalisiert das Streifenmuster anfliegenden Vögeln, dass hier kein Durchkommen ist. Initiiert haben das nachahmenswerte Projekt Franz Anneser und Manuela Nirschl vom Vorstand der Kreisgruppe. Weitere Bushäuschen in Reisbach sollen nun ebenso nachgerüstet werden — auf Anregung von Franz Anneser mit alten Ansichten der Umgebung oder Hinweisen zu Sehenswürdigkeiten. Rita Rott (as)
Foto: Klaus Leidorf
PRAKTISCHER VOGELSCHUTZ
WELT IM ACKER: Die BN-Kreisgruppe Landshut beteiligt sich am Projekt »Welt acker Landshut« der örtlichen Agenda-21Gruppe. Das Konzept stammt von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft: Auf 2000 Quadratmetern — so viel Ackerland stünde jedem Menschen weltweit rechnerisch zur Verfügung — werden die derzeit wichtigsten Kulturpflanzen der Welt angebaut, maßstabsgetreu entsprechend der globalen Anbaufläche. So zeigt ein Weltacker einen Ausschnitt der Welt im Kleinen. Weltweit gibt es ihn zehnmal; der Landshuter Weltacker ist der erste in Bayern und soll ab Frühjahr zugänglich sein. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de
Natur +Umwelt 4 | 20 › SERVICE › Buchtipps und Reisen 61
h wie vor stark von Agrarexporten geprägt,
n wie Kaffee, Soja und Zuckerrohr. Somit für Entwaldung, Landkonzentration, KorVertreibung indigener Völker bekannt.
he Ansätze wie die Solidarwirtschaft, das
lspeisegesetz zu sehr erfolgreichen Er-
re Länder lernen können. Wie sind diese
Wie kam es zur aktuellen politischen EntAusblicke gibt es? Antônio Inácio Andrioli
ndierte Einblicke in die (Agrar-)Politik
e 1974 in Campina das Missões (Brasi-
te am Fachbereich Sozialwissenschaften
um Thema »Biosoja versus Gensoja« und
Mitarbeiter an der Johannes Kepler Uni-
tig. Die brasilianische Regierung berief ihn
mission und 2011 zum Vizepräsidenten der
ät UFFS (Universidade Federal da Fronteira
mäßig mit nachhaltiger Landwirtschaft und
26,00 € [D] 26,80 € [A]
www.oekom.de
9 783962 382605
Brasilien zwischen Hoffnung und Illusion
ushalts, das Null-Hunger-Programm, die
Antônio Inácio Andrioli
Brasilien zwischen Hoffnung und Illusion Kritische Blicke auf ein Land in der (Öko-)Krise
21.08.20 19:21
BRASILIEN ZWISCHEN HOFFNUNG UND ILLUSION Kritische Blicke auf ein Land in der (Öko-)Krise Antônio Inácio Andrioli 20 Euro oekom Verlag
WILDFREMD Geheimnisse zwischen Bayern und Böhmen Berndt Fischer 29 Euro Buch- und Kunstverlag Oberpfalz
Wilde Schönheit Die wilde Landschaft zwischen Bayern und Böhmen hat sich eine ursprüngliche Schönheit bewahrt. Hier, am ehemaligen Eisernen Vorhang, gab es keinen Bauboom und keine Flurbereinigung. Der renommierte Naturfotograf Berndt Fischer ist dieser Schönheit auf den Grund gegangen – auf bayerischer und böhmischer Seite. Er hat für seinen neuen Bildband »Wildfremd« nicht nur die präch tige Landschaft im Bild eingefangen, sondern ihm sind mit viel Geduld auch großartige Tieraufnahmen gelungen. Die Texte, die die Bilder begleiten, sind ebenfalls von Berndt Fischer und betrachten die Natur von einer philosophischen Seite. So ist ihm ein wunderbarer Bildband gelungen, den man immer wieder gern zur Hand nimmt. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk – nicht nur für »Waidler«!
BUND-REISEN WOLFSWOCHE
7. – 14. Februar 2021, Deutschland Bei der winterlichen Wolfswoche im Wendland er fahren die Reisenden viel Wissenswertes zum Thema »Wölfe« – von den einen freudig erwartet, von den anderen abgelehnt und gefürchtet. Eine Region lernt das Leben mit den Wölfen.
BÖHMERWALD 6. – 13. Februar 2021, Tschechien Winterliche Landschaften mit Schneeschuhwandern erleben, das bietet die beliebte Reise mit den Ortskennern Dalibor und Juri. Was gibt es Schöneres, als
Foto: Kenners Landlust
iesige biologische Vielfalt hervorgebracht
aller Kulturpflanzen ermöglichen. Die Wirt-
Wichtige Botschaften Was macht ein Buch voller Briefe eines brasilianischen Soziologie- Professors für deutsche Umweltschützer lesenswert? Eine ganze Menge! Denn Professor Antônio Inácio Andrioli, den der BN 2019 mit dem Bayerischen Naturschutzpreis ausgezeichnet hat, engagiert sich seit Jahren für eine naturverträgliche, bäuerlich- ökologische Landwirtschaft und die Rechte von Indigenen und Kleinbauern. So zeigt er beispielsweise auf, dass der Anbau von Gensoja nur Großgrundbesitzern nützt, nicht aber Kleinbauern. Diese gesammelten Texte sind kluge, wertvolle Zeitdokumente eines unerschrockenen Wissenschaftlers, der sich nicht scheut, Klartext zu reden, selbst wenn das negative Konsequenzen für ihn haben kann. Die populistische Regierung Brasiliens unter Ministerpräsident Bolsonaro versucht aktuell, Andrioli zu diskreditieren. Um so wichtiger, dass seine Argumente Gehör finden.
Die Wanderungen auf der Suche nach Wolfsspuren bringen viele Erkenntnisse über das Leben der Rückkehrer. Die Teilnehmer wohnen in einem Biohotel. durch frischen, tiefen Schnee zu stapfen, vorbei an Hochmoorlandschaften und Schluchten, mit dem Blick über verschneite Wälder? Ergänzt wird das Programm mit kulturellen Besichtigungen. Ausgangspunkt ist ein gemütliches, landestypisches Hotel.
Foto: Sento Wanderreisen
sgeprägter sozialer Ungleichheit. Gleich-
me Naturressourcen und sehr unterschied-
Antônio Inácio Andrioli
BUCHTIPPS
WINTERLICHES SÜDTIROL 14. – 21. März 2021, Italien Wenn der Schnee sanft die Landschaft zudeckt, zieht Stille ins Land und lädt ein, Spuren im Schnee zu entde-
cken. Das noch ursprünglich gebliebene Ultental mit seiner winterlich-unberührten Natur und seiner fantastischen Bergwelt ist perfekt für die Winterwanderungen mit oder ohne Schnee schuhe, auf die sich die Reisenden freuen können.
Weitere Informationen
Tel. 09 11/ 588 88 20 · www.bund-reisen.de
62 Natur +Umwelt 4 | 20 › SERVICE › Leserbriefe
LESERBRIEFE Zum Editorial der Redaktion in N+U 3/2020 Den gesamten von Ihnen zitierten Satz (»Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur.«) halte ich für strittig. Hinter ihm steht nämlich der altbekannte, nichtsdestoweniger irregeleitete Ansatz: »hier der Mensch und dort die Natur« – als handle es sich um zwei verschiedene Begriffskategorien. Der Mensch ist der Natur nicht gegenübergestellt, sondern alles hängt mit allem zusammen; der Mensch ist nur ein Teil der gesamten lebendigen Natur und eines einzigen großen Organismus Erde – und aller Erfahrung nach nicht einmal der beste und wertvollste! So lange wir dies nicht endlich wieder begreifen und vor allem auch spüren (so wie heute nur noch die indigenen Völker) und diese Trennung des Menschen von der »Umwelt« und seine damit verbundene Entfremdung nicht aufgehoben sind, wird jeder »Naturschutz« unvollkommen sein und in den Köpfen der Menschen eher in dieselbe Kategorie wie Denkmalschutz eingeordnet werden. Dr. Corinna Warnhoff, Hohenbrunn
FOLGEN DER ENERGIEVERSCHWENDUNG
Foto: AdobStock/tiero
Zur Standortsuche für ein Atommülllager Jahrzehntelange Energieverschwendung mit verprasserischem Lebensstil holt uns ein. Klar, dass auch die kein Atommülllager haben wollen, die die Atomkraft als quasi »Unendlich-Energieträger« propagiert haben, der eine Ausrichtung unserer Volkswirtschaft auf ein ressourcen- und energiesparendes Wirtschaftsund Konsumverhalten überflüssig erscheinen ließ. Die die Atomgefahren bis in die Jetztzeit in unverantwortlicher Art und Weise verharmlosen. Die sich, vorwiegend in den C- und F-Parteien, jahrzehntelang entschieden gegen taugliche Vorgaben und strukturell wirksame Instrumente zum Energiesparen gespreizt haben, gegen ein ökologisch-soziales Steuersystem mit höherer Verteilungsgerechtigkeit spreizen. Denen das Bekunden leicht fällt, für den Kohle- und Atomausstieg zu sein – im Vertrauen, dass neue Atomkraftwerke in den Nachbarländern die Stromlücken schließen werden, die beim Weiterlaufenlassen des Wachstums- und Konsumwahns drohen. Doch Atommülllager hinter der tschechischen Grenze, in denen die hoch radioaktiv strahlenden Hinterlassenschaften dann landen, sind auch nicht sicherer.
Leider enthält auch der von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier vorgelegte 20-Punkte-Plan wieder kein grundlegendes Umsteuern dahin, dass sich sozial- und umweltverträglich-verantwortliches Verhalten finanziell rechnet. Dass Branchen und Unternehmen sich in sogenannten »Carbon Contracts for Difference« zu einem schnelleren Transformationsprozess verpflichten können, als er durch die offiziellen Klimaziele vorgegeben ist, kann keine Vorgaben und strukturell wirksamen Instrumente zum ressourcen- und energiesparenden Wirtschaften ersetzen. Das umwegige, erwiesenermaßen untaugliche, unverbindliche Vehikel »Selbstverpflichtung«, ein neues Label »Clean Products made in Germany« und ein »Haus der Energiewende, das eine ganzheitliche Information … für nationale und internationale Besucher ermöglicht«, bringen wenig. Johann Meindorfer Stellvertretender Vorsitzender BN-Kreisgruppe Straubing-Bogen
SCHRECKLICHE BILDER Zur N+U-Serie »Ökolandbau stärken« Herzlichen Dank, dass Sie sich unter anderem für mehr Tierwohl einsetzen! Wie die so genannten »Nutztiere« gequält werden, finde ich zum Verrücktwerden! Jetzt habe ich in den sozialen Medien eine Idee gesehen, die mir sehr gefallen hat: Man müsste das Fleisch wie bei Zigaretten bebildern. Ich beobachte immer wieder, dass auch intelligente, mitfühlende Menschen dann an der Kühltheke doch wieder zu Billigfleisch greifen, weil die schrecklichen Bilder aus der Fleischindustrie für sie so abstrakt sind, dass sie sie nicht mit der lecker aussehenden Wurst in Verbindung bringen können. Eine kleine Erinnerung auf der Verpackung würde sicher Wunder bewirken. Cordelia Hiller, Sesslach
SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Foto: Fotolia/ roibu
MENSCH IST TEIL DER NATUR
Natur +Umwelt 4 | 20 › SERVICE › Ratgeber 63
FEUERWERK
SILVESTER MAL OHNE ? Würden Sie sich zum Jahres wechsel gerne dem allergrößten Krach und Gestank entziehen? Mit diesem Wunsch sind Sie nicht alleine. Der BUND zeigt Alternativen auf und plädiert dafür, der flächendeckenden und oft i nfernalischen Knallerei Grenzen zu setzen.
Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat
reicht die Belastung mit Feinstaub jedes Jahr absolute Rekordwerte. Schadstoffe wie Schwermetalle können in die Lunge vordringen und dort sogar Krebs auslösen. Und in den zurückbleibenden Müllhaufen finden sich diverse problematische Chemikalien, die über Schmelz- oder Regenwasser in den Boden und ins Grundwasser gelangen. Rund die Hälfte der hierzulande verschossenen Feuerwerkskörper wird zudem im fernen China hergestellt, unter oft miserablen Bedingungen für Umwelt und Arbeiterinnen und Arbeiter.
K
aum irgendwo wird das neue Jahr so brachial mit Feuerwerk begrüßt wie in Deutschland. Vor allem in Großstädten kommt es in der Silvesternacht regelmäßig zu wahren Exzessen. Angesichts der Folgen für Natur und Umwelt wirbt der BUND Naturschutz für zeitgemäße Silvesterfeiern: mit Lichtshows oder einem öffentlichen Feuerwerk statt der allgegenwärtigen und stundenlangen Böllerei in allen Straßen. Nun geht es dem BN nicht darum, Feuerwerk grundsätzlich zu verbieten. Wir erwarten aber gesetzliche Vorgaben, wie sie in unseren Nachbarländern teilweise längst üblich sind. Und wir empfehlen umweltschonende Alternativen – damit Silvester nicht Jahr für Jahr in Pulverdampf und Müll versinkt.
QUAL FÜR MENSCH UND TIER Die maßlose Knallerei belastet nicht nur Millionen Menschen. Auch unsere Haustiere und unzählige Wildtiere versetzt der Lärm in Panik. Und die Rauchgase von Böllern, Raketen und Wunderkerzen sind extrem schädlich. In der Silvesternacht er-
ES GEHT AUCH ANDERS Wir empfehlen Ihnen darum, den Jahreswechsel nicht länger mit eigener Knallerei zu begehen. Sie schützen damit Ihre Gesundheit und die Ihrer Mitmenschen. Und Sie schonen Umwelt und Natur. Gehen Sie stattdessen mit Fackeln nach draußen. Kochen Sie etwas Gutes und deuten Sie die Zukunft mit Kaffeesatz oder Bienenwachs – auch wenn das traditionelle Bleigießen heute ohne giftiges Blei geschieht. Oder regen Sie in Ihrer Gemeinde oder Ihrem Stadtbezirk zu Silvester eine große Lichtshow mit Livemusik an – oder eben ein öffentliches Feuerwerk, örtlich und zeitlich begrenzt. Der BUND Naturschutz fordert, Kommunen die Möglichkeit zu geben, umfassender als bisher privates Feuerwerk zu untersagen oder auf bestimmte Gebiete zu beschränken – aus Gründen des Brandund Immissionsschutzes, des Tier- und Naturschutzes. Außerdem muss der Gesetzgeber sicherstellen, dass bei Feuerwerken in Zukunft möglichst wenig Gifte und Gefahrenstoffe entweichen. sz
Anzeige
Verbesserte Technik! Achtung: Preise mit geminderter Mehrwertsteuer gültig bis zum 1. Januar 2021!
Sessel Enya Nr. 22 567 224,90 7
Sonnenglas · H 18 cm. Nr. 33 088 34,02 7 Sonnenglas mini · H 10,5 cm. Nr. 33 170 29,15 7
Gartenbank Cansa · Zweisitzer aus nachhaltig angebautem Robinienholz. Nr. 83 074 340,20 7
mt aus nachhaltig Das Holz der Gartenbank stam päischen euro en ftet bewirtscha Forsten.
Hier bestellen Sie fix
Festes Shampoo · Zitrone-Orange in Pappdose. Geeignet für normales Haar. Jojobaöl und Brokkolisamen machen das Haar geschmeidig, durch Pflanzenextrakte aus Orange und Zitrone duften Ihre Haare angenehm. Inhalt 50 g. Nr. 22 646 10,63 7
NEU
Fester Conditioner (ohne Abb.) · Mit pflegender Kakaobutter, Arganöl und Glycerin. Arganöl gibt den Haaren Feuchtigkeit zurück. Inhalt 50 g. Nr. 22 647 12,62 7
Vogelstimmenuhr · Mit Ausschalter. Nachts ist die Uhr automatisch still. Ø 34 cm. Nr. 21 628 77,88 7
Bio-Vogelfutter · Auch Vögel wollen Bio-Kerne! Reich an natürlich gesunden Fettquellen, Ambrosia-kontrolliert, frei von synthetischen Zusätzen. Bio-Vogelfutter Vogelglück 1 kg Nr. 66 060 4,86 7 Bio-Vogelfutter Sonnenblumenkerne 1 kg (o. Abb.) Nr. 66 061 4,57 7
NEU
online:
www.bundladen.de
Forest Stewardship Council®(FSC®) Achten Sie auf unsere FSC-zertifizierten Produkte aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft.
Guppyfriend Waschbeutel · Verhindert, dass Mikroplastikfasern aus unserer Kleidung in Flüsse und Meere gelangen. 50 x 74 cm. Nr. 22 639 29,– 7
Klimahandtuch · zeigt die Jahresdurchschnittstemperaturen von 1850 bis heute. Ein Teil der Erlöse kommt Klimaschutz-Projekten zugute. Maße: 180 cm x 100 cm, aus 100%-zertifizierter GOTS Bio-Baumwolle, hergestellt in Portugal. Nr. 80 053 44,– 7 Nutzen Sie die Pflanzzeit bis Mitte März!
Bio-Apfelbaum mit Pflanzpaket und Anleitung Für Balkon und Garten: Der Apfelbaum kann als Buschbaum sowohl in einem Kübel (Mindestmaße: 35 x 35 x 35 cm) als auch in den Hausgarten gepflanzt werden. Die Materialien, die Sie dafür brauchen, sowie eine Pflanzanleitung liegen im Paket (ohne Kübel).
Schmelzfeuer Outdoor CeraNatur® Schale Nr. 22 119 86,76 7 Deckel Nr. 22 135 20,47 7 Gestell Nr. 22 154 67,26 7
MELAWEAR Rucksack Ansvar · In der Größe variabler Rucksack zum Ausrollen. Aus BioBaumwoll-Canvas, GOTS- und Fairtrade-zertifiziert. blau 62 052-B; olivgrün 62 052-D; burgunder-rot (o. Abb.) 62 052-E je 97,38 7
Brummblock · Wildbienennisthilfe im Holzkasten zum Aufhängen. Nr. 66 059 (ohne Abbildung) 34,02 7 ohne Kasten (Abbildung) Nr. 66 058 24,27 7
Sie finden bei uns alte Sorten wie z.B. Cox Orange, James Grieve und Ananasrenette unter: bundladen.de je 58,12 7
Igel-Schnecke · Ganzjahresquartier für Igel aus klimaausgleichender Keramik, in Schneckenform zum Schutz vor Fressfeinden. Ø 35 cm, H 16 cm, 4,5 kg. Nr. 66 021 67,26 7
Vogeltränke Granicium® Maße: Ø 38 cm, H 6,5 cm, 5 kg. Nr. 66 045 86,76 7 Ständer für die Vogeltränke Maße: Ø 34 cm, H 50 cm, 2 kg. Nr. 66 049 77,01 7
Anzeige
www.bundladen.de bundladen@bund.net · T (0 30) 275 86-4 80
Holzbox mit Tafelfolie Nr. 21 658 19,40 7
Kinderhängematte Moki · Aus 100% BioBaumwolle mit gepolstertem Rand. Einfach zu befestigen und dank eines speziellen Halterungssystems lässt sie sich auch leicht wieder abhängen. Gesamtlänge: 210 cm. Belastbarkeit: 80 kg. Nr. 80 070 126,63 7 Nussknacker · Die schicke Nussknacker-Box hat einen Sicherheitsabstand zwischen Griff und Korpus und schützt dabei auch kleine Finger vor dem Einklemmen. Aus einer Werkstatt von Menschen mit Behinderung. Maße L 34 x B 17 x H 13 cm. Nr. 27 016 48,64 7
Bestelltelefon
(0 30) 2 75 86-480
macht die kuschelige Decke sehr strapazierfähig. Bio-Baumwolle, GOTS-zertifiziert. 140 x 200 cm. Nr. 64 009 48,69 7
Bastel-Sets Fenstersterne 6 kinderleichte Sterne (ab 6 J.) Nr. 41 015 Faszinierende Sterne (ab 10 J.) Nr. 41 016 Faszinierende Sterne – weiß Nr. 41 017
Regenbogenfarben Nr. 41 018 Ersatzbögen Nr. 41 019 je 5,36 7
Krumme Preise im BUNDladen – wir geben die Mehrwertsteuers enkung 1 zu 1 an Sie we iter!
NEU
NEU
Schmelzfeuer Indoor CeraNatur® · mit Windglas Nr. 22 296 105,73 7 Schmelzfeuer Indoor CeraNatur® · ohne Windglas Nr. 22 126 57,51 7
Brottopf · Atmungsaktive Keramik. Mit Abdeckhaube aus Oberlausitzer Leinen, das antibakteriell und feuchtigkeitsregulierend wirkt. Ø 35 cm, H 15 cm, 4,5 kg. Nr. 33 171 125,75 7
KILNER Vorratsglas mit Bügelverschluss · Strapazierfähiges, hitzebeständiges Borosilikatglas. Luftdicht verschlossene Aufbewahrung. Bis –18 °C gefriergeeignet, mikrowellenfest und bis 240 °C backofenfest. 0,6 l Nr. 27 405 11,69 7 1,4 l Nr. 27 404 19,49 7
Eine Brotboxen-Auswahl finden Sie im Shop: www.bundladen.de
NEU
Teelichter aus Bienenwachs 24 St. Nr. 27 351 16,47 7 10 St. Nr. 27 350 6,73 7 Teelichthalter – 4 Stück aus Glas Nr. 33 008 2,44 7 aus Edelstahl Nr. 33 009 4,78 7
Bio-Bienenwachstücher · zur plastikfreien Aufbewahrung von Lebensmitteln. Set Größe S, M, L Nr. 27 372 26,22 7 Größe L Nr. 27 371 15,50 7 Größe M Nr. 27 370 11,60 7 Repair-Bio-Wachsmischung Nr. 27 373 3,80 7
Isolierflasche YIN 0,5 l, Art-Nr. 33 183, Isolierflasche YANG· 1 l, Art-Nr. 33 184,
34,07 7 39,92 7
Brotbox Dabba Magic mit Snackbox Maße: 15 x 11 x 7,8 cm, Snackbox 10 x 6 x 4 cm. Nr. 33 148 30,17 7
Diese Preise sind gültig bis zum 01.1.2021 · Für alle Produkte: Nur solange der Vorrat reicht.
Wohndecke Punkte · Das hohe Stoffgewicht von 320 g/m²
Kaufladen (ohne Inhalt) Nr. 21 653 155,87 7
66 Natur +Umwelt 4 | 20 › SERVICE › Kontakt und Impressum
IHRE ANSPRECHPARTNER MITGLIEDERSERVICE Tel. 09 41/2 97 20-65 (Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) mitglied@bund-naturschutz.de
Anzeige
WIMeiBNh-OnNLacINEhSHteOPn KALENDER LESEFREUDEN
SPENDENBESCHEINIGUNGEN Tel. 09 41/2 97 20-66, spenderservice@bund-naturschutz.de
9,70 €
PRESSE- & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Luise Frank, Redaktion Natur+Umwelt Tel. 09 41/2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de
HAUS- UND STRASSENSAMMLUNG EHRENAMTLICH AKTIV WERDEN Christine Stefan-Iberl Tel. 09 41/2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de
BN-Kalender 2021 »Faszination Stadtnatur«
»Natur entdecken durch das Jahr« mehrjähriger Kalender in drei verschiedenen Varianten erhältlich
KREATIV SCHENKEN
Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41/2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de
Christian Hierneis Tel. 09 41/2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de
BERATUNG ZU VERMÄCHTNISSEN, SCHENKUNGEN & STIFTUNGSWESEN Birgit Quiel Tel. 09 41/2 97 20-69 birgit.quiel@bund-naturschutz-stiftung.de
»Wildpflanzen neu entdecken«
31,40 €
BN-BILDUNGSWERK
BN-STIFTUNG
17,66 €
11,78 € »Mein Wildbienenbuch«
SCHÜTZEN SIE IHRE UMWELT
A4: 12,58 € A5: 9,65 € neutral 7,80 € Solar-Fotopapier selbst entwickeln und belichten
mit BN-Pin 8,87
KRUMME PREISE? Wir geben die MehrwertsteuerSenkung komplett an Sie weiter!
€
Mund-Nasen-Schutz aus Naturkork Alle Preise inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten. Lieferung solange Vorrat reicht, Druckfehler und Preisanpassung vorbehalten.
www.bn-onlineshop.de BUND Naturschutz Service GmbH Service-Partner des BUND Naturschutz in Bayern e.V. Eckertstraße 2 | 91207 Lauf a.d. Pegnitz | Tel. 09123 999 57 – 0 | versand@bn-service.de
IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Fotograf: Jörg Farys Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40
Druck und Versand: Fr. Ant Niedermayr GmbH & Co. KG, Regensburg Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30/2 80 18-145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 28. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23/9 99 57-20, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 3-2020: 150.000 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im B eitrag e nthalten, für Nichtmitglieder V ersandgebühr, ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE
Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die M einung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt e ingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100% Recyclingpapier gedruckt.
MARKTPLATZ FERIEN DEUTSCHLAND Bodensee, Friedrichshafen Bezauberndes 4-Zimmer- Boutique-Hotel in Villa Bj. 1912, antik eingerichtet mit romantischem Garten in seenaher Lage. Frühstück Bio/regional. Tel. 0 75 41/2 35 41 www.hotel-kricheldorff.com Bio-Hotel Kenners Landlust Wir geben der Natur Raum – neu gestaltete Themenzimmer zu Biber, Adler, Wolf und Co. Tel. 0 58 55/97 93 00 www.kenners-landlust.de
Bodensee Gemütliche Ferienwohnung für 2 Personen in Friedrichshafen, 300 m zum See, Nähe Naturschutzgebiet Eriskircher Ried, Fahrradverleih Tel. 01 76/41 25 48 78 www.haus-seefreude. jimdosite.com Wendland Biosphärenreservat Elbtalaue u. Nehmitzer Heide, 2 gemütliche Holzhäuser für 3 und 4 Personen in Gartow am See, wo die Zugvögel rasten, der Kranich brütet, der Biber zu Hause ist. Tel. 0 58 46/3 03 31 85 e.topeters@gmx.de
Manfred Mistkäfer Magazin
Das Naturmagazin für Kinder
Die Geschenkidee!
Mal Nordsee? Nähe St. Peter Ording, FeWo für kurz entschlossene Naturfreunde, ab 40 € p. T., NR, Kind und Hund willkommen, Garten und Grill. Tel. 0 48 62/80 52
Suche Grundstück FS+DAH Aktives Ortsgruppenmitglied sucht bebaubares Teil-/Grundstück/Haus im Raum FS bis DAH für nachhaltige Eigennutzung. Idealerweise naturnah gelegen (kein Muss;) Tel. 01 60/4 54 86 28
ökologisch und elegant
www.garbeverlag.de 0911 - 570 37 20
DEIN FACHHANDEL FÜR PLASTIKFREIE PRODUKTE
10%
Willkommensbonus Rabattcoupon Code monomeerBUND www.monomeer.de
Windsicheres Flammenspiel Stimmungsvolle Winterabende mit dem Schmelzfeuer®
Ein Abo kostet nur
16 €
im Jahr
Das Magazin für Kinder von 8 bis 12 Jahren erscheint vier mal im Jahr. Jede Ausgabe enthält ein Begleitheft für Erwachsene. Infos und Bestellung unter www.naturtagebuch.de oder Telefon: 0711/619 70-24 Zu bestellen im BUNDladen Ein Abonnement kostet 16 €/Jahr. Ab 10 Bestellungen 12 € bei gleicher Lieferadresse.
+49 (0)9563 51 33 20 www.denk-keramik.de
RUHEZONE
DANKE! MIT IHRER HILFE HABEN WIR VIEL ERREICHT!
JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter
Foto: Adobe Stock/SerkanMutan
BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS AUCH 2021 • Seltene Tiere & Pflanzen schützen • Kulturlandschaften bewahren • Energiewende retten
BITTE HELFEN SIE mit Ihrer Spende, dass wir auch weiterhin Tiere, Pflanzen und Landschaften retten können. Überall in Bayern!
• Gesunde Umwelt einfordern
SPENDENKONTO BUND NATURSCHUTZ IBAN: DE45 700 205 009 300 000 510 BIC: BFSWDE33MUE
• Umweltbildung fördern
Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Mitgliedsnummer mit an. Dies hilft uns Verwaltungskosten zu sparen.
• Flächenfraß stoppen
BUND Naturschutz in Bayern e. V. Landesgeschäftsstelle Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, info@bund-naturschutz.de
www.bund-naturschutz.de