Natur+Umwelt 4-2021

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

ENERGIEWENDE ERNEUERBAR + NATURVERTRÄGLICH

ZUR ZEIT Wie weiter nach der Wahl? BUND-Reisen 2022

GUTER RAT Freie Software Mikroplastik in Kosmetika

04 21


KENNENLERNEN: ökologisch / divers / solidarisch

Damit Ihr Traum von Liebe und Gemeinschaft wahr wird!

Wer wir sind: Gleichklang ist eine alterna�ve Kennenlern-Pla�orm für weltoffene, tolerante, naturnahe, umweltbewegte, vegane und progressive Menschen.

Fairness: Gleichklang ist komple� werbefrei. Wir finanzieren uns über einen fairen Mitgliederbeitrag von 98 € im Jahr. Der Ermäßigungstarif beträgt 73 €. Bei finanzieller Not gilt auf Antrag der Sozialtarif von 6 € im Jahr.

Sechs in Eins: Partnersuche, Freundscha�ssuche, Reisepartnersuche, Natur-Ak�vitäten jenseits der Konsumgesellscha�, Projekte & Gemeinscha�en und Corona-Kontaktliste zur wechselsei�gen Unterstützung in einer besonderen Zeit.

www.gleichklang.de Kommen Sie hinein in die Gleichklang-Community und finden Sie hier Gemeinscha�, Liebe und Freundscha�!


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  INHALT 3

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Foto: Stefan Masur/ naturfotos.lbv.de

INHALT

LIEBE LESERINNEN UND LESER, Foto: Winfried Zang

Foto: Andi Weiland

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16 AKTUELLES 4–6 Aktuelle Meldungen 8 Aktuelle Meldungen aus Bayern 9 Neues vom ToxFox 10/11 Lehren aus der Flutkatastrophe 12 20 Jahre Rat für nachhaltige Entwicklung

13 Klimastreik und IAA 14 Kommentar

TITELTHEMA 16/17 Energiewende: erneuerbar + naturverträglich 18/19 Erneuerbare in unsere Hand! 20 Interview mit Harald Uphoff 21 Raus aus den Fossilen! 22/23 Vernachlässigt: Energie sparen 24 Grüner Wasserstoff 26/27 Erneuerbare Energien für Bayern

AKTION 28 Wir haben es satt!

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

NATUR IM PORTRÄT 30 Pflanzenporträt: Wacholder 31 Gerettete Landschaft 32–35 Feuersalamander 36/37 Gefährdet: Flusskrebs INTERNATIONALES 38 Neuer FoE-Vorsitzender 39 UN-Biodiversitätskonferenz URLAUB & FREIZEIT 40 Reise: Nationalpark Kellerwald 41 Neue BUND-Reisen 2022 42 Wanderung: Fürther Stadtwald 43 Umweltbildung AUS DEM VERBAND 44 100 Jahre Kreisgruppe Bayreuth 45 Editorial des Vorstands 46–48 Meldungen 49 Grünes Band 50/51 BN vor Ort aktiv 52–58 Regionalseiten 59 Porträt: Rita Poser 60/61 Junge Seite SERVICE 62 Ratgeber: Freie Software 63 Medien und Reisen 66 Ansprechpartner/Impressum

die Bundestagswahl hat für viel Bewegung gesorgt, im Parlament wie in der Regierung. Wieder einmal ist die Hoffnung groß, dass es nach Jahren der politischen Versäumnisse nun endlich vorangeht mit dem sozial-ökologischen Wandel. Angeblich stimmt die neue Ampelkoalition ja überein, dass der Klima­ schutz an oberste Stelle rücken muss. Wird sie aber auch danach handeln? Und zum Beispiel den Berg umweltschädlicher Subventionen abtragen – geschätzte 65 Milliarden Euro pro Jahr? Wir werden sehen. Unsere Fachleute begleiten die laufenden Koalitions­ verhandlungen, um so viel wie möglich zu erreichen für eine lebenswerte Zukunft und intakte Natur. Nur was an Vorhaben in den Koalitionsvertrag findet, hat gute Chancen, in den nächs­ten vier Jahren umgesetzt zu werden. Zu unseren wichtigsten Anliegen zählt seit Langem die Energiewende hin zu Wind und Sonne, weg von Kohle und Atom. Nach dem Regierungswechsel scheint diese Wende zum Greifen nahe. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, wie der BN sie ausgestalten möchte.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES

ALLEE DES JAHRES

AKTUELLES

Jeden Herbst weist der BUND auf die Be­ deutung der heimischen Alleen hin. Zum Tag der Allee am 20. Oktober kürte eine Jury aus 200 Einsendungen die »Allee des Jahres«: eine winterliche Birkenallee bei Springe in Niedersachsen. Alleen verleihen einer Landschaft zu allen Jahreszeiten Charakter. Wie öde läge doch das ausgeräumte Agrarland da, ohne die Doppelreihe prächtiger Birken am Straßenrand … Günther Wall von der Naturfotogruppe des BUND Region Hannover gewann mit diesem Motiv den ersten Preis. Der zweite Platz ging an Karsten Kriedemann für sein Bild einer statt­lichen Roteichen-Allee bei Drönnewitz in Mecklenburg-Vorpommern. Mit dem dritten Platz zeichnete die Jury das Foto einer Allee blühender Kirschbäume in Sachsen aus, eingereicht von Dirk Ehrentraut. Und den Sonderpreis für eine Parkallee erhielt Waltraud Friebe für ihr Bild der herbstlichen Platanen in Frankfurt/Main. Foto: Günther Wall

Die Nummer 1: Birkenallee bei Springe.

www.allee-des-jahres.de

SCHWEINE HÄKELN rungen an die künftige Regierung richten, bei einer großen Aktion in Berlin. Dafür benötigen wir so viele Häkelschweine wie möglich. Ziehen Sie liebevoll ein Häkelschwein von Hand groß, damit kein Schwein mehr in Megaställen aufwachsen muss.

Mitmachen Egal ob Sie das erste Mal häkeln oder Profi sind, wir freuen uns über Ihre Hilfe. Häkel-Anleitung und mehr unter: www.bund.net/haekel-aktion

Foto: J. Farys

Der BUND braucht Ihre Unterstützung! Wir mischen uns in die Koalitions­ verhandlungen ein. Wer auch immer die nächste Regierung bildet: Der Koalitionsvertrag muss mehr Tierwohl vorsehen, viel weniger Pestizide und einen Fahrplan für eine faire und soziale Landwirtschaft. Gehäkelte Schweine sind dabei unsere Botschafter einer neuen Agrarpolitik. Mit ihnen wollen wir die BUND-Forde-


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES 5

Foto: BUND/Uni Göttingen

BALD MEHR LUCHSE IN THÜRINGEN?

Nur etwa 125 bis 135 erwachsene Luchse durchstreifen bislang unsere Wälder – viel zu wenige, um in Deutschland dauer­ haft überleben zu können. Die meisten Tiere kommen isoliert voneinander im Bayerischen Wald, im Harz und neuer­ dings im Pfälzerwald vor. Für ihre Zu­ kunft spielt das zentral gelegene Thürin­

Auch Luchse nutzen gerne Wege,­ wie dieses Tier am 25. März im Eichsfeld.

gen eine besondere Rolle. Der Thüringer Wald könnte als Brücke vom Harz zum Bayerischen Wald dienen. Dafür müssten hier aber dauerhaft Luchse leben. Der BUND Thüringen engagiert sich daher für die Rückkehr der heimlichen Katzen. Mit Wildtierkameras konnten der BUND und die Universität Göttingen seit 2019

nachweisen, dass in Nordthüringen einzelne Luchse leben. Gemeinsam mit der Uni Freiburg ging man der Frage nach, wie und wann der Luchs weitere Teile Mitteldeutschlands auf natürliche Weise wiederbesiedeln könnte. Die Antwort fiel ernüchternd aus: In den nächsten 25 Jahren ist eine natürliche Rückkehr in den Thüringer Wald unwahrscheinlich. Der Luchs braucht also unsere Hilfe. Mit dem WWF prüfen wir, ob es möglich und sinnvoll ist, Luchse im Thüringer Wald auszuwildern. Als Förderer mit dabei ist das Thüringer Umweltministerium. In Erfurt fand im September ein erster Workshop statt, um verschiedene Interessengruppen an einen Tisch zu holen. Zeitgleich ergab eine Forsa-­Umfrage: Thüringens Bevölkerung würde den Luchs mit überwältigender Mehrheit willkommen heißen!

www.bund-thueringen.de/luchs

In einem neuen Citizen-Science-Projekt erkunden interessierte Laien heimische Fließgewässer. Dabei stellen sie fest, wie es um unsere Bäche steht. Es ist keine Neuigkeit, dass der inten­ sive Einsatz von Pestiziden unsere Insekten an Land gefährdet. Doch wussten Sie, dass schon geringe Konzentrationen auch in unseren Fließgewässern die Artenzahl deutlich verringern? Wie stark sind die Bäche vor unserer HausFLOW setzt der BUND bis 2024 mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig und mit dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiver­ sitätsforschung um, gefördert vom Bundes­ ministerium für Bildung und Forschung im ­Bereich Bürgerforschung.

t­ür bedroht? Das erforscht seit diesem Jahr das Projekt FLOW. 35 Teams von Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler haben sich bereits zusammen- gefunden, um den ökologischen Zustand kleiner Fließgewässer zu untersuchen. Beteiligt sind Schulklassen, Studierende, Anglervereine und BUND-Gruppen. Bei ihren Einsätzen analysieren sie neben der Gewässerstruktur und chemisch-physikalischen Kennzahlen auch die wirbellosen Tiere des Gewässergrunds: Libellenlarven, Wasserkäfer oder Muscheln. Manche der Tiere reagieren besonders empfindlich auf Pestizide. Ihre Häufigkeit an den Probestellen bildet daher gut ab, wie stark ein Bach damit belastet ist. Hanna Ehlers

Foto: Maurice Demandt

ALLES IM FLOW?

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Eine Freiwillige sucht das Bachbett nach Kleintieren ab.

Mehr zum Thema Wie die Gewässerqualität der untersuchten Bäche ausfällt, zeigt Ihnen diese Karte: https://home.uni-leipzig.de/idiv/flow/map Im Frühjahr werden die Freiwilligen wieder aktiv. Mehr dazu: www.bund.net/flow


6 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES

KURZ & GUT + 20

BIO­S PHÄRENGEBIETE

»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Rekordjahr: Außergewöhnlich viele be­ drohte Brutvögel konnten dieses Jahr im Bremer Blockland ihre Jungen aufziehen. Mehr als 600 Paare von Kiebitz, Brachvogel, Uferschnepfe und Rotschenkel haben 2021 gebrütet. Selbst der als Brutvogel extrem seltene Kampfläufer fand sich an zwei Stellen ein. Unter anderem wurden mehr als 400 junge Kiebitze und fast 90 Uferschnepfen flügge – dank eines Schutzprogramms, das der BUND vor 17 Jahren mit jenen entwickelte, die die Feuchtwiesen bewirtschaften. Die Zahl der Wiesenbrüter im Blockland hat sich damit in zehn Jahren verdoppelt! > www. bund-bremen.net/wiesenvogelschutz

Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf ein neues Tief gesunken. 157 Gramm Fleisch pro Tag sind noch eindeutig zu viel, um umweltverträglich zu sein. Doch immerhin: Mit aufs Jahr gerechnet 57,3 Kilo war der Fleischkonsum 2020 so niedrig wie noch nie seit Beginn der Berechnung im Jahr 1989, so das Bundesinformations­zentrum Landwirtschaft. Damals lag er bei rund 65 Kilogramm pro Jahr.

Fangquoten in der Ostsee spürbar verringert. Der Fischereirat der EU hat entschieden, dass Dorsch und Hering 2022 in der Ostsee nicht mehr gezielt befischt werden dürfen. Beide Arten gelten in der Ostsee als stark überfischt. Der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt hofft darauf, dass sich die Fischbestände nun nachhaltig erholen: »Nach langem Missmanagement haben die Fischereiminister*innen endlich auf die Empfehlungen der Wissenschaft gehört. Um die Ökosysteme der Ost- wie Nordsee vorm Kollaps zu bewahren, muss die Fischerei tiefgreifend verändert werden. Die Zeit für kosmetische Anpassungen ist vorbei.« > www.bund.net/fangquoten2022

Die UNESCO hat zwanzig weitere Bio­sphärenreservate ausgewiesen. Diese Modellregionen für nachhaltige Entwicklung sind meist traditionelle Kulturlandschaften mit reicher Natur. Zu den neuen Schutzgebieten zählen die Reservate Matseng in Lesotho (seltene Vögel), Aschaafean in Libyen (Hyänen, Schildkröten) und die Farasan-Inseln in Saudi-­ Arabien (Gazellen, Reptilien, Seevögel). Neu ist auch die Biosphäre Mur-­Drau-Donau, die sich im Grünen Band Europa über fünf Länder erstreckt: Österreich, Kroatien, Ungarn, Serbien und Slowenien. Weltweit 727 Biosphärengebiete in 131 Ländern – davon 16 in Deutschland – bedecken damit mehr als fünf Prozent der globalen Landfläche.

Hoffnungsvolles Signal für die Mobilitäts­ wende: Ist das wichtigste Planwerk für den Neu- und Ausbau deutscher Fernstraßen verfassungswidrig? Ein vom BUND beauftragtes Rechtsgutachten äußert ganz erhebliche Bedenken gegen den Bundesverkehrswegeplan. Dieser missachte die Ziele des Klimaschutzes, die das Bundesverfassungsgericht erst im April für rechtlich bindend erklärt hatte. Und er sei mit dem Grundgesetz unvereinbar, das den Staat verpflichte, auch die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu schützen. Antje von Broock, Geschäftsführerin des BUND, forderte die neue Bundesregierung darum auf, sämtliche Pläne für neue Fernstraßen sofort zu stoppen.


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8 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Das bayerische Verwaltungsgericht hat im August einer Klage des BUND Natur­ schutz stattgegeben: Die Tötung von Fisch­ottern an Fischteichen bleibt damit verboten. Der BN freut sich über diese Entscheidung. »Die Tötung von Fischottern ist weder rechtlich zulässig noch eine Lösung für die Teichwirte und mit diesem Urteil hoffentlich endgültig vom Tisch«, so der BN-Vorsitzende Richard Mergner. »Das Urteil ist eine Ohrfeige für Landtagsabgeordnete von CSU und Freien Wählern, die die Tötung politisch beschlossen hatten.« Der BN bekennt sich klar zur Teichwirtschaft und fordert aufgrund der vielfältih Fo t sc o: Marcus Bo gen Probleme der bayerischen Teichbesitzer bereits seit vielen Jahren ein Existenzsicherungsprogramm, das heißt eine bessere finanzielle Grundförderung für eine naturnahe Teichwirtschaft mit hohem Artenreichtum sowie die Einführung eines Fischotter-­ ­ Bonus-Modells bei Entschädigungen.

Foto: BN

FISCHOTTER ­DÜRFEN LEBEN

Konstruktiver Austausch: (vo. li.) Stephan Kreppold, BN-Arbeitskreissprecher, BN-Vorsitzender Richard Mergner, BBV-Bezirkspräsident Ralf Huber, Roderich Zauscher, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Dachau

BEWEGUNG BEIM BAUERNVERBAND Überraschende Übereinstimmung in ag­ rarpolitischen Fragen gab es zwischen dem neuen oberbayerischen Bezirksprä­ sidenten des Bayerischen Bauernverban­ des (BBV), Ralf Huber, und dem BUND Naturschutz. Mergner kam zum Antrittsbesuch auf dem Hof von Biobauer Huber. Er brachte Stephan Kreppold, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft, und Roderich Zauscher, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Dachau, mit. Intensiv diskutiert wurden Themen wie die Stärkung der

Marktstellung von Bäuerinnen und Bauern gegenüber Handelspartnern wie dem Lebensmittelhandel, die Ablehnung unfairer internationaler Handelsabkommen wie Mercosur sowie die gerechte Entlohnung bei tierschutzgerechter und umweltschonender Produktion. Einigkeit bestand darin, dass die Suche nach gemeinsamen Positionen wichtig sei und entstandene Gräben zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zugeschüttet werden sollten. Ein weiterer Gedankenaustausch wurde vereinbart.

Foto: Bettina Helmholz

FLÄCHENVERBRAUCH: WO BLEIBT DIE OBERGRENZE?

Immer mehr Fläche verschwindet unter Asphalt und Beton, hier im L ­ andkreis Kelheim. Eine verbind­ liche Obergrenze für Flächenfraß muss her!

Der Flächenverbrauch in Bayern war im vergangenen Jahr mehr als doppelt so hoch wie angestrebt. Der BUND Natur­ schutz fordert deshalb die Bayerische

Staatsregierung auf, endlich die im Koa­ litionsvertrag vereinbarte Richtgröße von fünf Hektar pro Tag verbindlich ein­ zuhalten. Anlass ist die Veröffentlichung der neuen Zahlen zum Flächenfraß für das vergangene Jahr vom bayerischen Landesamt für Statistik. Demnach ist der Flächenverbrauch im Jahr 2020 erneut angestiegen – von 10,8 Hektar im Jahr 2019 auf zuletzt 11,6 Hektar. »Die neuen Zahlen kommen einer Bankrotterklärung der Staatsregierung gleich. Offenbar schaffen es CSU und Freie Wäh-

ler nicht, das Problem des viel zu hohen Flächenverbrauchs in Bayern in den Griff zu bekommen. Wie auch, wenn verbind­ liche gesetzliche Vorgaben fehlen?«, erklärt der BN-Landesbeauftrage Martin Geil­­hufe. »Der Sündenfall war die Änderung des Landesentwicklungsprogramms. Die Ausnahmen beim Anbindegebot haben dem Flächenverbrauch Tür und Tor geöffnet. Der Schutz der Böden muss für die Staatsregierung wieder oberste Priorität haben. Der Schutz unserer Wiesen, Felder und Wälder darf nicht weiter stiefmütterlich behandelt werden.«


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES 9

ÖKOTIPP Alle Ökotipps des BUND finden Sie unter:

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Ob Duschgel, Peeling oder Lippenstift: Viele Kosmetikprodukte enthalten Mikro­ plastik. Häufig wird es als Schleifmittel, Bindemittel oder Filmbildner zugesetzt. Im Abwasser gelangen diese Kunststoffe über Kläranlagen direkt in unsere Flüsse oder im Klärschlamm auf die Felder.

ALLGEGENWÄRTIG Einmal in der Umwelt, kann Mikroplastik weite Wege zurücklegen. Ob nun an der Meeresoberfläche, im Sediment der Tiefsee oder in der Arktis, überall wurde Mikroplastik schon nachgewiesen. Die winzigen Teilchen verwehen sogar über die Luft. So wurden in Schneeproben aus Deutschland, den Schweizer Alpen und der Arktis hohe Konzentrationen gemessen. Mikroplastik ist biologisch zumeist schwer bis gar nicht abbaubar. Kleinst-

lebewesen im Meer nehmen es auf, bevor sie von Fischen gefressen werden. Von Fischen und Muscheln ernähren sich Meeressäuger, Vögel – und wir Menschen. Mikroplastik wirkt zudem wie ein Magnet auf Schadstoffe. Fressen also Tiere die Partikel, nehmen sie auch jede Menge Gift mit auf.

TOXFOX HILFT Beim Einkauf von Kosmetika können Sie auf der Verpackung nur schwer erkennen, ob Mikroplastik enthalten ist. Deshalb hat der BUND nun seine erfolgreichste App erweitert. Ab sofort prüft der ToxFox Ihre Kosmetika nicht nur auf hormonelle Schadstoffe und Nanopartikel, sondern auch auf Mikroplastik. Darüber hinaus gibt er Auskunft zu Schadstoffen in fast jedem Alltagsprodukt.

Foto: A. Erwand

MIKROPLASTIK IN KOSMETIK?

Die ToxFox-App warnt nun auch vor Mikroplastik.

Im Rahmen des Projektes AskREACH baut der BUND gemeinsam mit 20 Partnern eine europäische Datenbank zu Schadstoffen auf. Damit Sie zukünftig die Wahl haben – und die Unternehmen begreifen: Wir wollen Produkte ohne Gift! Luise Körner

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Foto: picture alliance/ASSOCIATED PRESS

16. Juli 2021: Krater am Ortsrand von Blessem im Rhein-Erft-Kreis. Auslöser war eine fahrlässig erweiterte Kiesgrube.

HOCHWASSERKATASTROPHE

NACH DER FLUT Ein Sommerhochwasser hat speziell im W ­ esten Deutschlands für schwere Schäden gesorgt. Um beim nächsten Starkregen besser gerüstet zu sein, müssen Länder und Kommunen mehr für den Umweltschutz tun. DIRK JANSEN ist Geschäftsleiter des BUND in NRW.

SABINE YACOUB ist die Vorsitzende des BUND in Rheinland-Pfalz.

M

it verstörender Wucht verwüsteten Starkregen und die anschließenden Überschwemmungen Mitte Juli weite Teile des Landes. In mehreren Städten und Landkreisen Bayerns wurde der Kata­ strophenfall ausgerufen. Auch in BadenWürttemberg, Hessen, im Saarland und in Sachsen traten Flüsse übers Ufer. Be­ sonders hart aber traf es Nordrhein-

Westfalen und Rheinland-Pfalz: 183 Menschen starben hier in den Fluten, der Schaden wird mit 31 Milliarden Euro be­ ziffert. Noch immer kämpfen Zigtausende Betroffene mit den Folgen. Trotz allem Leid muss jetzt auch nach den Ursachen und Konsequenzen gefragt werden.

POLITIKWECHSEL NÖTIG Das Tief »Bernd« brachte vom 12. bis 15. Juli sehr viel Regen. Auch wenn keine bundesweiten Allzeit-Rekorde fielen, kam es an einer ungewöhnlich großen Zahl von Wetterstationen im Westen zu neuen Rekorden. So wurde in Hagen mehr als 241 Liter Niederschlag pro Quadratmeter in nur 22 Stunden gemessen. Nun sind einzelne Wetterereignisse zwar noch kein direkter Beleg für den Klimawandel. Doch der Trend ist eindeutig: Alle Klimamodelle sagen zunehmend häufige und intensive Starkregen voraus. Konsequenter Klimaschutz muss also oberstes Gebot sein. Und da sieht es in Nordrhein-Westfalen leider düster aus. Selbst im Corona-Jahr 2020 war NRW für


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES 11

den Ausstoß von mehr als 200 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich. Damit stamm­ ten 27,5 Prozent der gesamtdeutschen ­ Treibhausgase aus NRW. Allein ein Viertel davon stoßen die Braunkohlekraftwerke von RWE aus. Gleichzeitigt bremste die Landesregierung unter Armin Laschet massiv beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein Politikwechsel ist hier also zwingend erforderlich.

Das gilt auch für andere Handlungsfelder. Vom Starkregen und Hochwasser waren rund 180 Kommunen betroffen, nahezu jede zweite in NRW. Begünstigt wurden die katastrophalen Folgen durch politische Fehler. Und das auf allen Ebenen: Der anhaltend hohe Flächenverbrauch für Siedlungen, Gewerbe und Industrie, die großen Versäumnisse bei der Renaturierung unserer Flüsse und Bäche sowie eine verfehlte Forst- und Agrarpolitik sorgen dafür, dass die Natur die Wasser­ massen nicht mehr abpuffern kann. Noch immer werden Baugebiete selbst in festgesetzten Überschwemmungsgebieten ausgewiesen. Und in Erftstadt-Blessem genehmigte man gegen BUND-Kritik die Erweiterung einer Kiesgrube bis an den Fluss Erft. Als dieser am 15. Juli über die Ufer trat und in die Grube eindrang, rissen einstürzende Böschungen etliche Anwesen und Gebäude mit in die Tiefe. Die Bilder davon gingen um die Welt. Die katastrophalen Folgen der starken Regenfälle sind also teils hausgemacht. Jetzt bietet sich die Chance, umzusteuern. Anders als NRW scheint Rheinland-­Pfalz diese auch nutzen zu wollen.

AHRTAL ZUR MODELLREGION Mitte Juli verwandelten sich in der Region Trier Flüsschen wie Kyll, Prüm oder Nims in reißende Ströme. Besonders verheerend wirkte sich das Hochwasser im Ahrtal aus. Hier kamen allein 132 Menschen ums Leben. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung im Kreis Ahrweiler sind direkt vom Hochwasser geschädigt. Alle vier Kläranlagen der Region wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen oder ganz zerstört.

Foto: Albert Dietz

FOLGEN TEILS HAUSGEMACHT

Zerstörte Brücke im Ahrtal: Mit einem Symposium setzte der BUND im Oktober Impulse für einen nachhaltigen Wiederaufbau: www.bund-rlp.de/hochwasser

Oberste Priorität hat seitdem, die Klärung des Abwassers und die Versorgung mit Trinkwasser, Strom und Wärme wiederherzustellen. Hier hilft die rheinland-­ pfälzische Energieagentur. Ihre Mitarbeiter*innen gehen von Haus zu Haus und suchen nach individuellen, kurzfristig möglichen Wärmelösungen, etwa durch mobile Nahwärmenetze. Es wird auch schon weitergedacht: Auf die Notlösungen soll eine moderne Energie- und Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien folgen. Das Ahrtal soll sich zur Modellregion für Klimaschutz und Nachhaltigkeit entwickeln. Damit dies gelingt, werden die Betroffenen bei der Sanierung ihrer Gebäude beraten. Und sie bekommen die Gebäudedämmung und klimafreundliche Heizsysteme ausreichend und unkompliziert gefördert. Für Neubauten fordert der BUND hohe Klimaschutzstandards, kofinanziert durch die Wiederaufbauhilfe.

MEHR RAUM DEN FLÜSSEN Eine weitere große Herausforderung ist der Schutz vor Hochwasser. Auch in Rheinland-Pfalz wurde in der Vergangenheit zu oft in Überschwemmungsgebieten gebaut. Im Ahrtal hat das Land nach der

Flut zügig neue Gebiete festgesetzt. In den Karten ist nun markiert, wo keinesfalls mehr gebaut werden darf. Auf der restlichen Fläche dürfen Häuser nur noch ausnahmsweise und angepasst an Hochwasser wiedererrichtet werden. Die Krux aber ist der Bestandsschutz: Häuser, die noch saniert werden können, sind von den Regelungen ausgenommen. Umso wichtiger ist es, den Menschen auch in diesen Häusern ein Angebot zu machen – damit sie an anderer Stelle neu siedeln können. Dies zu ihrem eigenen Schutz, und um der Ahr etwas mehr Raum zu geben. Mehr Raum für die Ahr und ihre Nebenflüsse muss außerhalb der Ortschaften künftig unbedingt Vorrang haben. Nur so können sich die Flüsse natürlich entwickeln und ihr Wasser bei starkem Regen in die Breite statt in die Höhe gehen. Beim Wiederaufbau der zerstörten Regionen dürfen sich also die alten Fehler nicht wiederholen. Die Folgen solch unabwendbarer Starkregen und Hochwässer müssen beherrschbar werden. Der Klimaschutz und die Klimaanpassung müssen ganz nach oben auf die Agenda rücken – im Bund, in den Ländern wie auch in den Kommunen.


12 Natur +Umwelt 4 | 21 › AKTUELLES

NACHHALTIGKEIT

W

ie kann die Bundesregierung die nationale Nachhaltig­ keitsstrategie umsetzen? Und wie die Nachhaltigkeits­ ziele der Vereinten Nationen? Hierzu berät sie seit dem Jahr 2001 der RNE. Vielseitig trägt er das Gebot der Nachhaltigkeit in die Öffentlichkeit. Fünfzehn Persönlichkeiten gehören ihm an, aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, Kirchen, Medien und Wissen­ schaft. Der BUND ist von Beginn an dabei: erst mit dem Ehren­ vorsitzenden Hubert Weinzierl und der damaligen Vorsitzenden Angelika Zahrnt, seit 2013 dann mit mir. Alle drei Jahre beruft das Kanzleramt den Rat aufs Neue. Ist Nachhaltigkeit damit zur Chefsache geworden?

MESSBARE ZIELE Über die Jahre schlug der Rat wichtige Pflöcke für den Umweltschutz ein. So gelang es messbare und langfristige Ziele in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung zu verankern, etwa zum Ausbau erneuerbarer Energien und des Ökolandbaus. Ein besonders wichtiges Ziel lautet, den täglichen Flächenverbrauch von derzeit noch rund 52 auf 30 Hektar zu verringern. Als Rat fordern wir ihn bis 2030 auf (netto) Null zu senken. Der Rat vermittelt Nachhaltigkeit auch konkret: So gibt der »Nachhaltige Warenkorb« Tipps, worauf beim Einkauf von Lebensmitteln, von Kleidung oder Spielzeug zu achten ist. Auch tritt er als Förderer auf, so bei der Kooperation des BUND mit dem Deutschen Kulturrat, die ganz neue Perspektiven eröffnet hat. Und er veranstaltet jeden Herbst Aktionstage, an denen sich viele unserer Aktiven beteiligen.

Ral

to : Fo

Nie war so klar: Es bleibt nur wenig Zeit, um politisch noch den Kurs zu wechseln, im Sinne der globalen Ziele für Nach­haltigkeit und Klimaschutz. Seit 20 Jahren drängt der BUND auch über den Rat für nach­haltige Entwicklung (RNE) auf mehr Umwelt- und Naturschutz.

f Rü

hmeier

/ RNE

GUT BERATEN

Der BUND-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger bei der 20. Jahreskonferenz des Rates. (www.nachhaltigkeitsrat.de)

GENAUE VORSCHLÄGE Doch eines ist klar: Ob Klima- und Artenschutz oder mehr soziale Gerechtigkeit – zentrale Ziele liegen unverändert fern. Daher fordert der Rat nachdrücklich, sie zur Richtschnur aller Regierungsarbeit zu machen, in der Wirtschafts-, Verkehrs- oder Agrarpolitik. Zur Bundestagswahl lieferte er dazu konkrete Vorschläge. Die Empfehlungen des Rates sind thematisch breit gefächert: So äußerte er sich zur Agrarpolitik der EU oder setzte sich für das Lieferkettengesetz ein. Erst kürzlich umriss er gemeinsam mit der Leo­poldina den Weg zur Klimaneutralität. Dabei nahm er langjährige Forderungen des BUND auf, etwa: die kommunale Energiegewinnung in Bürgerhand zu stärken. Mit seiner neuen Stellungnahme zum »zirkulären Wirtschaften« drängt der Rat darauf, den Ressourcenverbrauch drastisch zu mindern. Auch dies ganz im Sinne des BUND.

HILFREICHE GESPRÄCHE Noch nie war Klimaschutz so wichtig für eine Bundesregierung. Doch was schützt das Klima wirklich? Ein unbegrenztes Wirtschaftswachstum jedenfalls steht der nachhaltigen Entwicklung entgegen. Ich werde mich im RNE weiter für einen grundlegenden sozial-ökologischen Wandel einsetzen, verknüpft mit einem deutlich gesenkten Energie- und Ressourcenverbrauch und einer echten Kreislaufwirtschaft. Diesen gewaltigen Wandel müssen wir gesellschaftlich diskutieren. Die Gespräche im Rat sind dafür sehr wertvoll. Sie können helfen, die Menschen für die anstehenden tiefgreifenden Veränderungen zu gewinnen. Hubert Weiger


rys Foto: Jörg Fa

Natur +Umwelt 4 | 21 › AKTUELLES 13

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Sichtbar unzufrieden: Protest zur IAA in München (links) und beim Klima­streik in Berlin (unten).

AUF DIE PLÄTZE …

Foto: Andi Weiland

IM WAHLKAMPF

Kurz vor der Bundestagswahl machte der BUND zweimal öffentlich mobil. Mit vielen Verbündeten gingen wir für den Klimaschutz auf die Straße.

S

chon vor der Wahl war klar: Ihr Aus­ gang entscheidet darüber, ob auch die uns nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt und vielfältige Natur vorfinden. Zehntausende forderten im September zur IAA und später beim Klimastreik, sich den Herausforderungen der nächsten Jahre zu stellen.

PROTEST GEGEN AUTOSHOW 25 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene demonstrierten am 11. September in München für eine Mobilitätswende. Auf einer großen Fahrrad-Sternfahrt und Fußgängerdemo forderten sie eine Abkehr von der autodominierten Verkehrspolitik. Die Politik müsse sich endlich aus der Umarmung der Autolobby befreien und den klimafreundlichen Fuß-, Rad- und Nahverkehr besser fördern. Den Anlass dazu gab die Internationale Automobil-­ Ausstellung als wichtigste Werbeschau der Autobranche. BUND und BUNDjugend beteiligten sich mit einem eigenen Demo-­ Block sowie, auf der Sternfahrt, einer Ansammlung nützlicher Zwei- und Dreiräder. (Zum Camp der BUNDjugend: S. 60/61)

Bli]k ins Inn_r_ ^_s M_ns]h_n

Zum Protest aufgerufen hatte der BUND unter anderem mit ADFC, Green­ peace und VCD. Dazu Olaf Bandt: »Statt immer neue Straßen für immer mehr und größere Autos zu bauen, muss die Bundesregierung den öffentlichen Verkehr ausbauen und für ein Tempolimit von 120 km/h sorgen – als einfachsten und effektivsten Schritt, um den CO2-Ausstoß deutlich zu senken.«

STREIK FÜRS KLIMA Nur zwei Tage vor der Wahl schloss sich der BUND mit vielen weiteren Umweltverbänden dem Klimastreik von »Fridays for Future« an. Über 600 000 Menschen riefen die Politik bundesweit dazu auf, den Schutz des Klimas und unsrer Lebensgrundlagen ernst zu nehmen. Nicht nur in Berlin, wo sich die meisten versammelten, zeigte der BUND Flagge. An mehr als einhundert Orten mobilisierten wir zu dem Klimastreik, von Kiel und Hamburg bis nach München, Stuttgart und Freiburg. Vielen Dank an alle, die dabei waren!

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„Ein faszinierender Augenöffner“ Rainer Oppermann, ifab Mannheim

„Anschaulich geschrieben und illustriert“ Christine Miller, wildes­bayern.de


14 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTUELLES

KOMMENTAR

WIE WEITER NACH DER WAHL?

OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND.

Wird der Koalitionsvertrag halten, was uns die ­ beteiligten Parteien vor der Wahl versprochen haben – nämlich den Klimaschutz wirklich ernst zu nehmen?

N

och nie waren Umweltthemen vor einer Bundestagswahl so präsent gewesen wie in diesem Jahr. In den Debatten der drei Kandidat*innen kam endlich auch der Klimaschutz ein­ mal klar zur Sprache, und welche Schritte dafür nötig werden. Nach den verheerenden Überschwemmungen im Sommer wurde zudem deutlich: Selbst jetzt noch sieht die CDU/CSU keinen Anlass dafür, ihre bisherige Politik zu ändern. Dabei haben die Fluten (vorwiegend) im Westen Deutschlands uns allen vor Augen geführt: Eine lebenswerte Zukunft steht uns nur offen, wenn wir die Klimakrise meistern. Und, eng damit verbunden, unsere Ökosysteme besser schützen. Die beste Vorsorge gegen Hochwasser bleibt nämlich, unseren Flüssen mehr Raum zu geben, pfleglicher mit den Böden umzugehen und Wälder und Felder umweltgerechter zu bewirtschaften. Kurz vor der Wahl gab wohl auch deshalb eine Mehrheit der Menschen an, die zentrale Aufgabe der nächsten Bundesregierung sei es, den Klimawandel zu bewältigen. Mein Fazit der Bundestagswahl: Die Union hat auch deshalb die Wahl verloren, weil sie kein glaubwürdiges Konzept gegen die Klimakrise vorlegte. SPD-Kandidat Olaf Scholz dagegen versprach, er würde ein Klimakanzler werden – ohne dies bisher entsprechend hinterlegen zu können. Das weitreichende Klimaschutzprogramm der Grünen bekam deutlich mehr Zustimmung als jemals zuvor. Doch offenbar hatten viele Menschen Angst davor, nun »alles zu verändern«, und waren von den Fehlern ihrer

Kanzlerkandidatin irritiert. Die FDP konnte überraschend viele junge Menschen überzeugen. In Abgrenzung zu Grünen und SPD setzt sie für den Klimaschutz auf rein marktwirtschaftliche Instru­ mente. Das dürfte am Ende sehr teuer werden, wenig Wirkung zeigen und zudem sozial spalten. Was die drei Parteien verbindet, die jetzt über eine neue Regierungskoalition verhandeln? Es ist das Versprechen, den Schutz des Klimas ernst zu nehmen. Ob sie das auch einlösen, wird der Koalitionsvertrag zeigen. Wir als BUND werden den Vertrag daran messen, ob er in den nächsten vier Jahren tatsächlich das Nötige einleitet, um die Folgen der Klimakrise zu begrenzen. Wird er uns vor deutlich steigenden Temperaturen bewahren, vor Dürren und Waldsterben, vor extremem Wetter und einem weiter voranschreitenden Artensterben? Für den BUND bleibt hierbei wesentlich: Damit der so dringende ökologische Wandel gelingt, muss er sozial gerecht gestaltet werden. Ob sicheres Wohnen, die Mobilität in der Stadt und auf dem Land oder gesunde und nachhaltig erzeugte Lebensmittel: All das darf nicht zum Luxusprodukt für Menschen mit dem passenden Einkommen werden. Und damit die Industrie in absehbarer Zeit klimaneutral produzieren kann, müssen sich an ­ihrem Umbau auch die Beschäftigten aktiv beteiligen und ihre Perspektive einbringen können. Im nächsten BUNDmagazin ­werde ich berichten können, ob der neue Koalitionsvertrag aus BUND-­Sicht ausreichend Gewähr dafür bietet.


„Klimaschutz beginnt bei uns!“

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ENERGIEWENDE

ERNEUERBAR +

NATURVERTRÄGLICH Es war eine der ersten großen Veranstaltungen, die der BUND nach seiner Gründung organisierte: 1977 fand in Sasbach am Kaiserstuhl eine Ausstellung zur Sonnenenergie statt. Sie sehen, der BUND bohrt manchmal dicke Bretter. 44 Jahre hat es gedauert, bis der Klimaschutz mit einem seiner Kernanliegen – der Energiewende hin zur Wind- und Solarkraft – politisch den Durchbruch schaffte.

Wenig Zeit bleibt der neuen Bundesregierung nun, den Zielen des Klimaschutzes mit einer beherzten und naturverträglichen Energiewende gerecht zu werden. Lesen Sie in unserem Schwerpunkt, wie das gelingen kann. Anders als die meisten Parteien hat sich der BUND dazu schon sehr lange und ausführlich Gedanken gemacht.

Foto: blickwinkel/H. Blossey

Im Vorfeld der Bundestagswahl kam keine Partei mehr an der Frage vorbei, wie sie denn die erneuerbaren Energien voranbringen wolle. Auch wenn die Wahl am Ende wohl mehr von Personen als Inhalten entschieden wurde: Vielleicht war es doch höhere Gerechtigkeit, dass gerade Armin Laschet und Markus Söder die größten Verluste einfuhren. Hatten sie doch als Ministerpräsidenten der Flächen­länder NRW und Bayern jahrelang ganz zuvorderst den Ausbau der Windkraft blockiert.



18 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA

ERNEUERBARE ENERGIEN

… IN UNSERE HAND! leitet die Energie- und nationale Klimapolitik des BUND.

WERNER NEUMANN ist Sprecher des Bundes­ arbeitskreises Energie.

Strom aus Wind und Sonne soll schon in wenigen Jahren den größten Teil unseres Energiebedarfs ­decken. Hierfür muss die neue Bundesregierung rasch die richtigen Weichen stellen.

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n Deutschland galt der Ausbau erneuerbarer Energien bis vor wenigen Jahren als Erfolgsgeschichte. Immerhin decken Erneuerbare inzwischen mehr als die Hälfte unseres Strombedarfs. Und der Ausbau verdankt sich einer Bürgerbewe­ gung: 40 Prozent der installierten Leis­ tung an erneuerbarer Energie geht auf Projekte von Bürgerinnen und Bürgern zurück. Die Energiewende ist also mehr als ein rein technischer Prozess. Sie ist ein gesamtgesellschaftliches Projekt. Das bisherige System stützt sich auf wenige Großkraftwerke im Besitz von Energiekonzernen. Erneuerbare dagegen können überall und von verschiedensten Akteurinnen erzeugt werden: von der gemeinschaftlich betriebenen Solaranlage auf einem Schuldach und dem genossenschaftlichen Windpark bis zur privaten Solaranlage auf dem eigenen Dach. Und bis zur kommunalen Photovoltaik auf einer Freifläche, die für mehr biologische Vielfalt sorgt und den Anbau von Energiemais überflüssig macht.

DEZENTRAL = VORTEILHAFT Doch muss den technischen Möglichkeiten nun die gesellschaftliche Umsetzung folgen: Privatpersonen, Stadtwerke oder Energiegenossenschaften sollten

eigenen Ökostrom und Ökowärme im Ort, im Stadtteil und in der Region erzeugen, speichern und nutzen können. So ein dezentrales Energiesystem in Bürgerhand fördert die regionale Wirtschaft und ökonomisch stabile Kommunen. Und führt zu mehr Gerechtigkeit bei Produktion und Verbrauch des Allgemeingutes Energie: Wer die Energiewende selbst gestaltet, geht sicher auch sparsamer damit um. Da entsteht ein persönlicher Bezug zu der gemeinsam gewonnenen Energie. Akzeptanz und Teilhabe verbinden sich.

EU SPRICHT VON REVOLUTION Neben dem sozialen Aspekt bietet eine dezentrale Energiewende vor allem auch Vorteile für den Naturschutz. Zahlreiche Studien zeigen, dass damit große Infrastrukturen – wie quer durchs Land geführte Höchst­spannungsleitungen – vermeidbar sind und weniger Natur zerstört wird. Je näher am Verbrauch die erneuerbare Energie gewonnen wird, desto weniger Strom muss überregional ausgeglichen werden. Die Europäische Union hat das Poten­ zial einer Energiewende in Bürgerhand erkannt. Sie spricht von einer »Revolution« und plant die Bürger*innen und deren Rechte ins Zentrum ihrer

Zukunft und Vergangenheit: Windrad vorm Braunkohletagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen.

Foto: Dirk Jansen

CAROLINE GEBAUER


Foto: Sonneninitiative

e.V.

Regulierung des Energiemarkts zu stellen. In ihrer Richtlinie zu erneuerbaren Energien hatte die EU gefordert, dies bis Mitte 2021 in nationales Recht umzusetzen.

DEUTSCHLAND ALS BREMSER Die Bundesregierung hat das bisher versäumt. Um der Richtlinie zu entsprechen, muss sie noch viele Hürden und Hemmnisse abbauen. Diese behindern gerade kleinere Marktakteure und untergraben damit die gesellschaftliche Beteiligung am Gemeinschaftsprojekt Energiewende. Staaten wie Portugal oder Polen sind da schon weiter. In der deutschen Gesetzgebung – dem Erneuerbare-EnergienGesetz – bleibt jedoch eine Leerstelle. Der BUND hat deshalb mit dem Bündnis Bürgerenergie eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Bundesregierung hat die Teilhabe an der Energiewende zuletzt immer weiter eingeschränkt. Am schwersten wiegt, dass sie das sichere Vergütungssystem abgeschafft und Ausschreibungen verfügt hat, auf die man sich sehr bürokratisch bewerben muss.

REGIERUNG IN DER PFLICHT Wie schafft die neue Koalition eine erfolgreiche Energiewende? Indem sie den naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren wieder deutlich beschleunigt. Der Ausbau der Solarenergie liegt in Deutschland seit Jahren fast brach. Auch der Ausbau der Windenergie kam 2018 beinahe zum Erliegen und erholt sich nur langsam. Bislang steuern wir auf einen Anteil Erneuerbarer von maximal 49 Prozent im Jahr 2030 zu. Damit hätte Deutschland sein ohnehin zu niedriges Ziel von 65 Prozent klar verfehlt. Die Bundesregierung muss hier schnell nachschärfen. Das Klimaabkommen von Paris verpflichtet uns, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um dem gerecht zu werden, müssen wir bis 2035 aus fossilen Energien wie Kohle, Erdgas und Erdöl aussteigen; und bis 2030 anteilig zumindest 80 Prozent erneuerbare Energie erreichen.

Einweihung eines Bürgersonnenkraftwerks mit BUND-Beteiligung auf einem Schuldach im hessischen Hainburg – vor dem Hintergrund des Kohlekraftwerks Staudinger, das bald endgültig vom Netz geht

Die Regierung ist gefordert, verbindliche Ausbauziele für alle Bundesländer festzulegen. Bei der Windenergie zum Beispiel zwei Prozent der Landesfläche als Vorranggebiet – auch in Bayern! Bei der Photovoltaik ist eine Solarpflicht für neue und bestehende Dächer und für versiegelte Flächen nötig. Zudem müssen Photovoltaik-Anlagen im Freiland zugleich dem Naturschutz oder einer nachhaltigen Landwirtschaft dienen. Schließlich muss die Politik das Sparen von Energie stärker fördern und vorantreiben.

ENERGIEWENDE ALS VORBILD Ob engagierte Privatpersonen, Energie­ gemeinschaften und -genossenschaften, Stadtwerke oder Kommunen: Sie alle müssen an der Energiewende wieder mehr teilhaben und profitieren können. Dazu gehört, jene erneuerbare Energie von Umlagen und Abgaben zu befreien, die wir aus eigenen oder gemeinschaftlich betriebenen Anlagen gewinnen.

Es muss möglich werden, Wärme und Strom über die Straße und regional einfach zu handeln und zu liefern. Weg mit den bürokratischen Hürden für eine gemeinsame Produktion und Nutzung erneuerbarer Energie! Weg mit Ausschreibungen für Bürger-Windprojekte! Die Regierung muss die Spielregeln für regionale Strommärkte in der Hand der Bürgerinnen und Bürger neu bestimmen. Und sie muss dafür sorgen, dass der nun anstehende starke Ausbau erneuerbarer Energien von einem dezentralen und gemeinwirtschaftlichen Verbund der Bürger­ energie getragen wird. So wird die Energiewende wieder zu einem Mitmachprojekt für das Gemeinwohl. Und damit zu einem möglichen Vorbild für andere gesellschaft­ liche Veränderungen.

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Mehr zum Thema www.bund.net/energiewende www.bund-maturschutz.de/energie


20 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA

INTERVIEW

SEHR WENIG ZEIT Harald Uphoff, Geschäftsführer der »100 p ­ rozent erneuerbar stiftung«, warnt davor, Energie­wende und Naturschutz gegen­einander ­aus­zuspielen. Der BUND-Natur­schutz­­experte ­Magnus Wessel sprach mit ihm. Die Energiewende muss naturverträglich sein. Was heißt das für unser dicht be­ siedeltes und intensiv genutztes Land? Nehmen wir den Kampf gegen die Erderhitzung ernst, wird sich unsere Kulturlandschaft durch die Energiewende wieder einmal sichtbar verändern. Doch auch die Krise unserer biologischen Vielfalt müssen wir ernst nehmen. Der Ausbau der Erneuerbaren darf die Vielfalt also nicht gefährden. Ich wünsche mir da eine andere Haltung auf beiden Seiten, Energiewirtschaft wie Naturschutz. Die Energiebranche hat nicht allein die Aufgabe, Energie zu gewinnen, sondern auch etwas für den Schutz der Natur zu tun. Und Naturschützer sollten nicht fragen: Wie kann ich das Schlimmste verhindern? Sondern: Wie kann ich diesen Wandel der Kulturlandschaft gestalten, damit er der Vielfalt etwas bringt? Dafür brauchen wir einen guten und fairen Dialog, von der Bundes- bis zur kommunalen Ebene. Wir haben ja nur noch sehr wenig Zeit. Was benötigt die Branche der Erneuer­ baren für einen solchen Ausbau? Einen festen Finanzierungsrahmen, damit sich das wirtschaftlich lohnt. Genügend Flächen. Und Behörden, die Bauanträge rascher als bisher genehmigen können. Diese Verfahren dürfen nicht weiter vier oder fünf Jahre dauern. Wichtig sind mehr Personal und bessere Daten für den

Naturschutz vor Ort: Wo wäre ein Windrad problematisch, wo eher nicht? Hilft eine bundesweite Vorgabe von zwei Prozent Fläche für die Windkraft pro Bun­desland? Wenn sie gekoppelt ist mit der Möglichkeit, diese Fläche zwischen den Ländern zu verschieben, halte ich sie für ein notwendiges Instrument. So wissen die Menschen, was auf sie zukommt, und können vernünftig planen, wie sie die erforderliche Fläche schaffen. Das verlangt auch die Ehrlichkeit. Alle Parteien außer der AfD haben im Wahlkampf gesagt, dass wir die Wind- und Solarkraft schneller ausbauen werden. Mancherorts schließen schutzwürdige Greifvögel oder Fledermäuse zu Recht den Bau von neuen Windrädern aus. Ist der Artenschutz ein großes Hindernis für die Energiewende? Umgekehrt ist die Energiewende sicher nicht das größte Problem für den Artenschutz. Als Belastung kommt sie noch oben drauf auf Faktoren wie die intensive Landwirtschaft, die Entwässerung, die Flächenversieglung oder den Straßenbau. Zu Ihrer Frage: Die größte Hürde für den Ausbau der Windkraft sind die fehlenden Flächen und die langen Genehmigungsverfahren, nicht der Artenschutz als solcher. Das Manko ist seine uneinheitliche

Handhabe, so dass die Behörden bisher nicht in allen Bundesländern wissen, wie sie rechtssicher entscheiden können. Die Technik, um den Tod von Vögeln oder Fledermäusen etwa durch zeitweiliges Abschalten zu vermeiden, macht von Jahr zu Jahr Fortschritte. Ein Windrad sollte aber möglichst viel Energie liefern, um weniger davon bauen zu müssen. Ein guter Standort ist das A und O, um Konflikte zu vermeiden. Was hat die neue Bundesregierung in den ersten hundert Tagen zu tun? Für die Energiewirtschaft entscheidend sind höhere Ausbauziele, eine Solarpflicht auf neuen und sanierten Dächern sowie die Flächenvorgabe für die Windkraft in den Ländern. Damit die Energiewende naturverträglich wird und die Behörden ­ rascher und rechtssicher genehmigen können, sind bundesweite Stan­dards für den Artenschutz nötig. Die Solarpflicht sollte zudem verknüpft werden mit der Vorgabe, alle geeigneten Dächer zu begrünen. Persönlich würde ich mir noch einen öffentlichen Fonds wünschen, der eine faire Beteiligung der Betroffenen vor Ort finanziert. Denn daran hapert bislang die Umsetzung. Und die Koalitionäre sollten gemeinsam den Anspruch haben, die Energiewende naturverträglich zu gestalten, ohne Wirtschaft und Naturschutz gegeneinander auszuspielen.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA 21

KOHLE, GAS UND ÖL

RAUS AUS DEN FOSSILEN! ARNE FELLERMANN leitet die Abteilung ­Klimaschutz des BUND.

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as Bundesverfassungsgericht hat im April ganz deutlich gemacht: Wir müssen so schnell wie möglich aufhören, derart viele Klimagase auszustoßen. Die Bundesregierung darf diese Pflicht nicht länger unseren Nachkommen überlassen. Die Generationengerechtigkeit verlangt, schon heute die Verantwortung zu über­ nehmen. Deutschland muss darum rasch klimaneutral werden. Und das heißt vor allem eines: raus aus den Fossilen. Eine gigantische Aufgabe – noch 2019 haben wir unseren Energieverbrauch zu rund 78 Prozent aus fossilen Energieträgern gedeckt, aus Öl, Kohle und Gas. Davon müssen wir uns so schnell wie möglich und spätestens bis zum Jahr 2040 verabschiedet haben.

WEG VOM GAS Für den BUND bedeutet das den Kohle-­ Ausstieg bis 2030. Wobei die Braunkohle dem Klima weitaus am meisten schadet. Sie allein verschuldet mehr als die Hälfte der Klimagase aus der Energieproduktion, die Steinkohle steuert ein Fünftel bei. Die bisherige Bundesregierung plante erst 2038 auszusteigen. Mit dem Schutz des Klimas ist das nicht vereinbar. Wir müssen die Kohlekraftwerke so früh wie irgend möglich vom Netz nehmen. Aber auch das Gas ist keine Lösung. Noch jüngst eröffnete

Bis wann muss sich Deutschland spätestens von der Kohle verabschieden? Diese Frage hat zu Recht den Bundestagswahlkampf geprägt. Denn die Antwort darauf spielt eine wesentliche Rolle für unsere nationale Klimabilanz. Gas-Pipelines und Terminals dürfen nicht darüber hinwegtäuschen. Bis spätestens 2040, besser schon 2035 sollten wir den Gashahn zudrehen. Daraus folgt auch: Deutschland darf keine neue Infrastruktur für Gas mehr aufbauen. Im Gegenteil, wir müssen uns aus der Abhängigkeit vom Gas lösen, wollen wir das Klima retten. Zumal das Erdgas heute oft besonders umweltschädlich mithilfe von Fracking gefördert wird.

HERKULESAUFGABE Um es klar zu sagen: Auch die Atomkraft ist weder nachhaltig noch klimaschonend. Ihr wird darum weder in Deutschland noch anderswo eine Zukunft beschieden sein. Denn sie ist unsicher und sehr teuer, und ihre Hinterlassenschaften bleiben eine Gefahr für Abertausende von Jahren und unzählige Generationen.

Vom Erdöl ist in Deutschland vor allem der Straßenverkehr abhängig. Um uns auch hiervon frei zu machen, darf spätestens im Jahr 2030 kein neuer Benziner oder Diesel-Pkw mehr zugelassen werden. Die neue Bundesregierung wird sich mächtig anstrengen müssen, damit der Umstieg auf klimaneutrale Antriebe und eine sozial gerechtere Mobilität jenseits vom Auto gelingt. Und damit genügend saubere erneuerbare Energie bereitsteht, welche die fossilen Klimakiller ersetzt. Dank dem steigenden CO2-Preis und Emissionshandel werden die Fossilen immer unrentabler. Doch ein überzeugender politischer Kurs Richtung Ausstieg bleibt unerlässlich. Denn die Indus­trie benötigt Planungssicherheit. Und wir alle brauchen das Vertrauen, dass die neue Regierung keine Zeit mehr verliert. Fo to: Jö rg Fary s

Tausende protestierten am 7. August gegen den Braunkohle-Tagebau Garzweiler im Rheinland.


22 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA

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VERNACHLÄSSIGTE ENERGIEQUELLE VOPro / pixa

Bei der Energiewende denken die meisten an Solardächer und Wind­ räder, an das Aus für Kohle und Atom, an eine Energieversorgung in Bürgerhand. All das ist richtig – und doch unvollständig. Wir ­dürfen nicht die Kilowattstunden vergessen, die wir uns im wahrsten Sinne des Wortes sparen ­können. Und sparen müssen!

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Foto: GettyImages/george tsartsianidis

ENERGIE SPAREN

IRMELA COLAÇO leitet das BUND-Projekt ­»Energie sparen«.

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lar: Gas, Öl, Benzin und Diesel müs­ sen wir schnell hinter uns lassen. Ein erneuerbares Energiesystem muss daher auch bei Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie mehr und mehr auf Strom als Energiequelle setzen. Damit der Stromverbrauch dadurch nur moderat steigt, müssen wir die allgegenwärtige Energieverschwendung beenden und den Energieverbrauch halbieren. Nur so sind hundert Prozent Erneuerbare binnen 15 Jahren zu schaffen. Und nur so gelingt der Ausbau auch naturverträglich. Eine energiesparende Energiewende minimiert außerdem Kosten und Ressourcen.

Beim Energiesparen ist zuerst die Politik gefordert. Selbst können Sie zum Beispiel Strom sparen, wenn Sie das neue Energie-Label beachten.

GUTE NACHRICHT Technisch liegt alles vor, was wir dafür brauchen. Und theoretisch ist der Politik inzwischen auch klar, wie wichtig es ist, Energie überall effizient zu nutzen. So hielt das Motto »Efficiency First« Einzug in die politischen Strategiepapiere. Vereinfacht gesagt heißt es: Die beste Kilowattstunde ist auch in einem erneuerbaren Energiesystem die, die erst gar nicht verbraucht wird. Denn sie muss weder erzeugt noch transportiert noch gespeichert werden. Energieeffizienz ist damit als eigene Energiequelle zu verstehen und zu behandeln.

Es wurde auch schon viel erreicht. So sind Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik, aber auch Industrieprodukte wie Motoren und Ventilatoren beachtlich effizient geworden. Die EU hat mit ihrer »Ökodesign-Richtlinie« die schlimmsten Energiefresser aus dem Markt gedrängt. Und das Energielabel ermuntert beim Einkauf zu sparsamen Produkten zu greifen. Beide Instrumente gehören weltweit zu den stärksten ihrer Art.

VERSCHENKTES POTENZIAL Doch leider erzählt dieser Artikel keine Erfolgsgeschichte. So sank der deutsche


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA 23

JETZT HANDELN! Dabei ist der Energiehunger der Gebäude riesig: Sie sind für mehr als ein Drittel des deutschen Energieverbrauchs verantwortlich. Hier ist enorm viel einzusparen. Heizungen und die Gebäudehülle werden meist nur alle 20 bis 30 Jahre modernisiert. Umso wichtiger, dass die Politik jetzt den Weg ebnet für Investitionen in eine klimaneutrale Zukunft. Dazu muss für jedes Gebäude ein Sanierungsfahrplan erstellt werden. Die Rekordsummen, die derzeit in diverse Förderprogramme fließen, müssen gezielt einer ehrgeizigen Modernisierung zugutekommen. Bald steht die Überarbeitung des Gebäude-­Energie-Gesetzes an. Dann gehören nicht nur die Standards für den Neubau angehoben, sondern auch die Vorgaben für bestehende Gebäude. Die Kosten für die energetische Modernisierung müssen – damit Wohnen nicht nur klimaneutral wird, sondern auch bezahlbar bleibt – gerecht verteilt werden zwischen Mieter, Vermieterin und Staat. Das »Drittelmodell« des BUND zeigt, wie es geht. Es beschreibt nötige Änderungen im Mietrecht und in Förderprogrammen, ergänzt durch Hilfe für Härtefälle.

MEHR ALS EFFIZIENZ So wichtig es ist, dass alle Gebäude, Geräte und Produktionsprozesse effizienter werden: Effizienz alleine genügt nicht, um unseren Energieverbrauch ausreichend zu senken. Denn die Wohnfläche pro Kopf steigt stetig, der ungebremste Neubau verschlingt Unmengen energieintensiven Stahl und Beton. Ob Haushaltsgeräte oder Unterhaltungsprodukte oder auch Autos, alles wird größer und elektronisch komplexer. Unser Wirtschaftssystem zwingt zu einem ständigen Mehr an Produktion und Konsum. Dringend gefragt sind neben »Efficiency First« auch rechtlich verbindliche Sparziele für alle Bereiche. Sowie konkrete politische Antworten: Wie gelingt ein gutes Leben für alle, indem wir sparsam mit der Energie und mit andren Ressourcen umgehen, frei von jedem Wachstumszwang?

Positiv formuliert folgt aus dem Versagen der bisherigen Regierungen: Beim Energiesparen ist für die neue Bundesregierung noch richtig viel zu holen. Und zwar nicht als eine Option unter vielen, sondern schlicht als Voraussetzung dafür, dass die Energiewende gelingt.

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Mehr zum Thema Mehr über das Drittelmodell, weitere ­Forderungen zur Energiesparpolitik und viele Tipps für die Energiewende zu H ­ ause finden Sie unter: ­ www.bund.net/energiesparen

EINSPARPOTENZIAL

NUTZEN!

Foto: GettyImages/Franck-Boston

Energieverbrauch an Steckdosen, Tankstellen oder Heizungen von 2008 bis 2019 um gerade mal drei Prozent. Was hier an Potenzial verschenkt wurde, überwiegt die gesparten Kilowattstunden deutlich. Die Politik belohnt die Industrie weiter mit Niedrigpreisen, wenn sie viel Energie verbraucht. Damit sinkt der Anreiz, sparsam mit Energie umzugehen (und wird die Energiewende für uns alle teurer, aber das ist ein anderes Thema). Die EU trödelt bei der Weiterentwicklung der Ökodesign-Richtlinie. So sind viele Effizienzstandards veraltet, viele Produkte werden gar nicht erfasst. Und gleich zwei schwarz-rote Bundesregierungen verhandelten über ein Gebäude-Energie-­Gesetz. Statt die völlig überholten Anforderungen zur Energieeffizienz endlich an die Ziele des Pariser Klimavertrages anzupassen, wurden sie sogar aufgeweicht.


24 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA

Foto: atmosfair

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GRÜNER WASSERSTOFF

KNAPPES GUT Im Wahlkampf wurde Wasserstoff von vielen Seiten als ein Stoff der Zukunft gepriesen. Der BUND sieht hier einen klaren politischen Auftrag: die Nutzung von Wasserstoff in nachhaltige Bahnen zu lenken.

OLIVER POWALLA Seit Oktober liefert im Emsland die weltweit erste Anlage mittels ­grünem Wasserstoff CO2-neutrales Kerosin für die Luftfahrt.

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orsche fahren mit synthetischem Kraftstoff aus Chile. Für Christian Lindner ist dieses Pilotprojekt des Autoherstellers mit Siemens ein Muster der schönen neuen Wasserstoffwelt: Länder mit viel Platz, Wind und Sonne erzeugen kostengünstig Wasserstoff. Und den liefern sie auch nach Deutschland, damit wir hierzulande weiterhin im Überfluss leben können. Das ver­ meintliche Modellprojekt lässt sich aber auch anders erzählen: Ein Land, dem es großflächig an Wasser fehlt und das selbst viel erneuerbaren Strom benötigt, nutzt diesen nicht nur ineffi­ zient, in dem es synthetische Kraftstoffe herstellt. Es beliefert damit auch noch ein Unternehmen, dessen übermotorisierte Luxusautos ein Inbegriff klimaschädlicher Mobilität sind.

GRÜNER WASSERSTOFF Wie lässt sich Wasserstoff nachhaltig nutzen? Indem man von Anfang an ausschließlich auf »grünen« Wasserstoff setzt. Dieser wird auf der Basis erneuerbarer Energien gewonnen, die Wasser (durch Elektrolyse) in Wasser- und Sauerstoff zerlegen. »Blauer« Wasserstoff dagegen verdient keine Förderung. Er wird wie herkömmlicher fossiler Wasserstoff aus Erdgas gewonnen. Das dabei anfallende CO2 wird anteilig eingefangen und unterirdisch gespeichert. Zunächst wird grüner Wasserstoff nur begrenzt lieferbar sein. Die dafür nötige Menge an erneuerbarer Energie muss schrittweise erschlossen werden. Sinnvoll wäre sein Einsatz vor allem

Der Wasserstoffexperte des BUND unterstützt die s ­ tellvertretende BUND-Vorsitzende Verena Graichen im Nationalen Wasserstoffrat.

in der Stahlindustrie. Dort stehen bis 2030 größere Investitionen in klimaneutrale Produktionsverfahren an. Für sie werden etwa 20 Milliarden Kilowattstunden Wasserstoff benötigt. Dieser Bedarf könnte in Deutschland und Europa nachhaltig erzeugt werden, etwa mittels zusätzlicher erneuerbarer Energie.

GEGENGEWICHT ZUR GASLOBBY Ab 2030 sollte die Energiewende so weit fortgeschritten sein, dass die Kosten für grünen Wasserstoff annähernd konkurrenzfähig sind. Dann ließen sich auch andere Industrien und Sektoren besser versorgen: etwa die Chemiebranche oder der unvermeidbare internationale Flugverkehr. Und doch wird noch sehr lange gelten: Grüner Wasserstoff ist ein knappes Gut. Im Nationalen Wasserstoffrat bildet der BUND deshalb ein Gegenwicht zu den Stimmen aus Wissenschaft und Industrie, denen ein rasches Mehr an Wasserstoff wichtiger ist als die Gebote von Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Und die trotz klarer Vorteile der Elektromobilität weiter auf Wasserstoff-Pkws setzen. Vor allem wollen wir verhindern, dass die Erdgasindustrie staatlich gefördert wird, um mehr fossilen Wasserstoff zu erzeugen. Um der Klimakrise zu begegnen, müssen wir so schnell wie möglich klimaneutrale Technologien nutzen. Und das nicht nur in Deutschland oder für Deutschland, sondern als gemeinsame globale Anstrengung.


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26 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  TITELTHEMA

ENERGIEWENDE IN BAYERN

Bayern kann sich im Jahr 2040 komplett aus Erneuerbaren Energien versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Lehrstuhls für Energiesysteme der Technischen Universität München und des Zentrums für angewandte Energieforschung im Auftrag des BN.

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afür nötig ist ein erheblicher Aus­ bau der Photovoltaik und der Wind­ energie in Bayern, um den Freistaat je­ derzeit mit Strom versorgen zu können. Die Photovoltaik (PV) übernimmt die tra­ gende Rolle im Sommer. Die Windkraft übernimmt die Hauptlast im Winter, wenn weniger Sonnen­ stunden zur Verfü­ gung stehen, aber dafür mehr Wind herrscht. 67 GW bis 2040 Auch entscheidend für eine

stabile Stromversorgung sind Stromimport und -export, Gaserzeugung durch Power-to-Gas und ein starker Ausbau von Batteriespeichern, um sogenannte Dunkelflauten (gleichzeitig keine Sonne und kein Wind) überbrücken zu können.

MODELL UND ­RANDBEDINGUNGEN Die Berechnungen der Technischen Universität (TU) sind darauf ausgerichtet, das günstigste Energiesystem zu ermöglichen – ohne Berücksichtigung von politischen Rahmenbedingungen. Die wichtigsten Rahmenbedingungen sind, dass nur erneuerbare Energiequellen genutzt werden dürfen und konventionelle Kraftwerke (Kohle,

32 GW bis 2040

Aktuell ca.

11 GW

Aktuell ca.

2,6 GW

Notwendiger Ausbau der Photovoltaik und Windenergie bis 2040 für den erwartbaren Energiebedarf

Foto: Heide Frobel

100 PROZENT ERNEUERBARE SIND MÖGLICH Der Strom von morgen kommt vor allem aus W ­ indund Sonnenenergie. Mit dem bisherigen Ausbau­ tempo ist eine Umstellung aber nicht zu schaffen.

MICHAEL REMY BN-Referent für Energie und Klimaschutz

Erdgas oder Atomstrom) ausgeschlossen sind. Für die erneuerbaren Technologien wurden Kosten für das Jahr 2040 anhand von wissenschaftlichen Studien und Annahmen berechnet. So wird zum Beispiel von stark sinkenden Kosten für Batteriespeicher ausgegangen. Um das Ziel zu erreichen, muss aber auch extrem viel Energiebedarf eingespart werden. Die Studie geht von einer Halbierung der benötigten Primärenergie aus. Ermöglicht wird das durch Effizienzerhöhung, Dämmung von Gebäuden und Energiesparen.


Foto: AdobeStock/Daniel Schoenen

RENER A L O S + D N I W

GIE

N E U A B AU S

SONNE UND WIND Da aber durch die vollständige Elektrifizierung nun alle Sektoren Strom benötigen, verdoppelt sich der Strombedarf gegenüber 2019 unter den angenommenen Rahmenbedingungen auf rund 150 Terawattstunden. Der Stromverbrauch verteilt sich ungefähr zu je einem Drittel auf die Sektoren Mobilität, Wärme und konventionelle Last (Beleuchtung, Informationsund Kommunikationstechnik). Um diesen Strombedarf durch Erneuerbare Energien decken zu können, müssen Photovoltaik und Windenergie stark ausgebaut werden. Für die PV wird ein Ausbau auf das Sechsfache der bisherigen Leistung auf 67 Gigawatt errechnet. Der BN plädiert dafür, dass der nötige Ausbau vor allem auf Dachflächen erfolgt. Bei der Windkraft muss sich die installierte Leistung sogar verzwölffachen, um die errechnete benötigte installierte Leistung von 32 Gigawatt zu erreichen. Für alle 1350 Einwohner müsste also eine Windkraftanlage zur Verfügung stehen. Trotz dieses immensen Ausbaus müsste keine Windkraftanlage näher als 1400 Meter an Wohngebäuden stehen. Da der Strom aus Wind und Photovoltaik variiert, benötigt man regelbare Kraftwerke, die die Regelleistung für ein stabiles Netz bereitstellen. Hierfür werden Biomasse- und Gaskraftwerke genutzt. Die Gaskraftwerke werden mit Gas betrieben, das aus Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Der Nach-

teil: Der Umwandlungsprozess von Strom zu Gas und wieder zurück ist ineffizient. Durch die Umwandlungen gehen circa zwei Drittel der Energie verloren. Daher kann auch ein Import von Strom und Wasserstoff aus sonnenreichen Regionen sinnvoll sein.

VERKEHR: ­ VOR ALLEM ELEKTRISCH Der Verkehrssektor verursacht etwa 23 Prozent der gesamten jährlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands. Bei gleichbleibenden Verkehrszahlen führt eine Elektrifizierung durch die viel höhere Effizienz als beim Verbrennungsprozess dazu, dass der Energiebedarf um mehr als die Hälfte sinkt. Daher ist die Elektromobilität ein wichtiger Baustein der Energiewende. Für Flug- und Schiffsverkehr, in denen bis 2040 keine Elektrifizierung möglich ist, wird auf synthetische Kraftstoffe zurückgegriffen. Das führt jedoch zu einem gesteigerten Energiebedarf, da die Erzeugung synthetischen Kraftstoffs sehr energieintensiv ist. Die Wissenschaftler kommen deshalb zu der ­Annahme, dass auch der Lkw-Verkehr elektrifiziert werden wird, um Kosten zu sparen.

WÄRME AUS ­ ERNEUERBAREN ENERGIEN Auch Wärme für Wohnungen und Indus­ trieprozesse muss 2040 durch Erneuerbare Energie erzeugt werden. Das führt in

diesem Sektor in den meisten Fällen zu einer Elektrifizierung und einer Versorgung durch Wärmepumpen und Heizpatronen. Vor allem in Gebieten rund um München wird Wärme jedoch aufgrund der geographischen Lage durch Fernwärmenetze mittels Geothermie bereitgestellt. Hochtemperaturwärme für industrielle Prozesse wird durch Biomasse- und Gasverfeuerung erzeugt oder elektrothermisch zur Verfügung gestellt.

POLITIK MUSS HANDELN! Die Studie erbringt den wissenschaftlich gesicherten Nachweis, dass eine Versorgung Bayerns ausschließlich aus Erneuerbaren Energien technisch möglich ist. Aber: Die Umstellung ist sehr anspruchsvoll und bedarf eines massiven Ausbaus von Windkraft und Photovoltaik. Das ist nur mit den entsprechenden politischen Rahmenbedingungen, allen voran der Abschaffung der 10H-Regel, zu schaffen. Zusätzlich müssen 2 Prozent der Landesfläche als Vorrangflächen für Windkraft ausgewiesen werden. Um die PV zu fördern, fordert der BN eine Solarpflicht für Neu- und Umbauten sowie eine Ausweisung von Vorrangflächen von 1 Prozent der Landesfläche für Freiflächenphotovoltaik mit ökologischen Standards. Neben dem Aufbau von Speicherkonzepten (Batterie und Wasserstoff) muss die Staatsregierung eine Energiespar- und -effizienzoffensive einleiten, um die Energiewende stemmen zu können.


28 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  AKTION

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WIR HABEN ES SATT! Wir wollen den poli­tischen Stillstand ­beenden. Gehen Sie mit uns am Samstag, dem 22. Januar, in Berlin auf die Straße: für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft.

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m letzten Winter war wegen Corona nur eine kleine Bildaktion möglich. Jetzt im Januar aber wollen wir wieder kraftvoll demonstrieren. Aus Anlass der Grünen Woche in Berlin gehen wir für eine andere, bessere Landwirtschaft auf die Straße. Wir haben den politischen Stillstand der letzten Jahre satt. Die neue Bundesregierung muss die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft aufnehmen und dafür sorgen, dass Hühner, Schweine und Rinder tiergerechter gehalten werden. Die Pläne dafür liegen vor und müssen nur endlich umgesetzt werden. Wir brauchen eine ökologische und sozialere Agrarpolitik, die es Bauern und Bäuerinnen ermöglicht, klima- und umweltschonend zu wirtschaften und faire Preise für ihre Produkte zu bekommen. Damit sie ihre Tiere besser

Foto: Jörg Farys

BR AN DE NB UR GE R TO

halten können, benötigen Sie finanzielle Unterstützung. Wir wollen im Januar für eine bessere Tierhaltung und ihre verbindliche staatliche Kennzeichnung demonstrieren: damit wir beim Einkauf tierische Lebensmittel aus besserer Haltung leichter erkennen. Doch darf die Verantwortung für einen umwelt- und klimafreundlichen Konsum nicht alleine bei uns Verbraucherinnen und Verbrauchern landen. Hier ist auch eine andere Ernährungspolitik nötig. Schon jetzt können es sich viele Menschen nicht leisten, gesunde Lebensmittel einzukaufen. Deshalb fordern wir den Mindestlohn und den Hartz-IV-Regelsatz für Ernährung anzuheben; und eine kostenlose ökologische Verpflegung in Kitas und Schulen mit mehr Gemüse und weniger Fleisch, die die Familien entlastet. Die neue Bundesregierung muss zudem den Schwund der biologischen Vielfalt stoppen. Dazu zählt, endlich den Einsatz von Pestiziden zu verringern: Sie muss ihre Menge bis 2030 halbieren und besonders giftige Pestizide komplett verbieten. Auch wollen wir weiterhin keine Gentechnik auf dem Acker. Um den großen Herausforderungen wie Klimakrise und Artensterben zu begegnen, braucht es keine Patente auf gen­manipulierte Tiere und Pflanzen. Sondern endlich die Wende in der Agrarpolitik.

Auch die Aktiven der BUNDjugend haben es satt: hier bei der Demo im Januar 2020.

Protestieren Sie mit uns! Gemeinsam mit Landwirtinnen und Imkern machen wir Druck. Damit die neue Regierung endlich »die Sau rauslässt« und in Schwung kommt – für eine soziale, ökologische und faire Landwirtschaft.

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WIR HELFEN IHNEN … bei der Organisation von ­Bussen und Demomaterial: Jette Schwager, Bundesgeschäftsstelle, bundaktion@bund.net, Tel. 0 30/2 75 86-5 50. Gruppen und Aktive können kostenlos ein Aktionspaket bestellen: www.bund.net/wir-haben-es-satt

Ein Wochenende mit der BUNDjugend Die BUNDjugend bietet allen unter 27 Jahren vom 21. bis 23. Januar ein Wochenende mit Unterkunft, spannendem Rahmenprogramm, ­einem bunten Demoblock und super Stimmung. www.bundjugend.de/whes2022


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30 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

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it stechend spitzen, in Quirlen zu dritt angeordneten, grau-grünen Nadeln schützt der Wacholder seine schwarzen, blau-bereiften, gehaltvollen Beeren. Nadelbäume bilden keine Früch­ te, daher sind Wacholderbeeren eigent­ lich fleischige Zapfen, die erst nach zwei bis drei Jahren reifen. Wer schon einmal Beeren gesammelt hat, weiß um die Wehrhaftigkeit dieser Gewächse. Sie überstehen jede Art von Beweidung – ob als säulenförmiger Baum in den leider immer seltener von Schafen beweideten Wacholderweiden oder als niederliegender Strauch auf Weideflächen in den Alpen und Mittelgebirgen. Als Pionierbaum auf mageren, trockenen, steinigen Böden, aber auch in Heiden und Mooren ist der Wacholder bei ausreichend Licht sehr anpassungsfähig.

EINHEIMISCHE WACHOLDER-ARTEN (Familie der Zypressengewächse, geschützt, in Bayern auf der ­Vorwarnliste; Wacholderheiden sind geschützte Biotope, erlaubt ist ­ nur das Sammeln der reifen Beeren zum Eigenverbrauch außerhalb von Schutzgebieten) • Gemeiner Wacholder (Juniperus communis) • Unterart: Zwergwacholder ­(Juniperus communis alpina) • Sadebaum oder Stinkwacholder (Juniperus sabina) mit kreuz-­ gegenständigen, schuppigen ­Blättern, die unangenehm riechen, giftig und Hauptwirt für den Birnen­gitterrost sind.

Einst als heiliger Baum verehrt, heute als Zutat für Gin im Fokus: Der Wacholder bietet vielen Arten Lebensraum und Nahrung. Viele Lebewesen finden dort idealen Lebensraum, darunter Säugetiere, Insekten- und Vogelarten, unter anderem Wachol­der­prachtkäfer, Wacholderdrossel, Amsel und Birkhuhn. Die Vögel tragen zur Verbreitung der immergrünen Pflanze bei. Der Wacholder gilt seit Jahrtausenden als eines der wichtigsten Heilmittel und er fand vielfältige Verwendung, auch als Räucher- und Zaubermittel. Er wurde in steinzeitlichen Höhlen gefunden, auf Papyrusrollen erwähnt, von Germanen und indigenen Stämmen in Amerika als heiliger Baum des Lebens verehrt. Er galt als Symbol von Fruchtbarkeit, Gesundheit und ewigem Leben, im Mittelalter als Abwehr gegen Verhexen und Pest. Pfarrer Kneipp empfiehlt ihn gegen Rheuma und Gicht, während der Raunächte wurde er zum Schutz, zur Reinigung und Klärung im Innen wie im Außen genutzt. Heute werden Wacholderbeeren der besseren Verdauung wegen als Gewürz genutzt, zum Beispiel in Sauerkraut und Wildgerichten – übrigens das einzige Gewürz, das von Nadelbäumen stammt.

In flüssiger, hochprozentiger Form kennen wir Wacholder als Gin, Kranebitter oder Steinhäger – gut zu brennen, weil in ihm 30 Prozent Zucker stecken. Vielleicht hat auch die keimtötende und abwehrstärkende Kraft dazu beigetragen, dass sich Gin jetzt zu Coronazeiten fast zu einem Modegetränk entwickelt hat? Man kann sich aber auch durch das Kauen der Beeren, mit Tee oder Sirup während Grippezeiten vor Ansteckung schützen. Seine Heilwirkung ist außerdem nierenanregend, entgiftend, harntreibend, hautreinigend und schleimlösend. Aber Vorsicht vor Überdosierung! Nicht anwenden bei Nierenerkrankungen und in der Schwangerschaft.

IRMELA FISCHER Die Autorin arbeitet selbständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

Foto: AdobeStock/lexy_k

Foto: AdobeStock/photocrew

GEMEINER WACHOLDER

Wacholderweiden sind wertvolle Lebensräume für Pionierarten.


Foto: Hermann Steegmüller

GERETTETE LANDSCHAFT

150 Hektar Auwald der Stadt Speyer am Rhein wurden in den letzten ­Jahrzehnten forstwirtschaftlich stark genutzt. Dadurch verdrängten Exoten wie Riesen-Goldrute und Drüsiges Springkraut heimische Arten wie ­Einbeere, Schlüsselblume oder Bärlauch. Mit Gesprächen, Exkursionen und Infoabenden warb die BUND-Kreisgruppe Speyer öffentlich für die ­Bedeutung des Auwalds. Schließlich nahm der Stadtrat den Auwald 2015 für zehn Jahre aus der Nutzung. Die Chancen stehen gut, dass der Wald­­ länger geschützt bleibt: Beste Aussichten für Bechsteinfledermaus, Mittelspecht, Hirschkäfer und andere Raritäten.


Foto: Christoph Bosch / naturfotos.lbv.de

Liebt quellreiche, naturnahe Laubwälder: der Feuersalamander

SCHUTZ FÜR GEFÄHRDETE ARTEN

EIN RETTUNGSSCHIRM FÜR DEN FEUERSALAMANDER Er ist unverwechselbar. Und doch hat ihn so mancher Naturfreund noch nie gesehen: den Feuersalamander. Noch­wissen wir nicht genug über den sympathischen Schwanzlurch. Sicher ist aber, dass ihm ein eingeschleppter Hautpilz sehr g ­ efährlich werden kann. Die drei bayerischen Naturschutz­verbände BN, LBV und LARS starten jetzt ein großes A­rtenhilfsprogramm. Aus diesem Grund erscheint auch zum e ­ rsten Mal zeitgleich ein gemeinsamer Beitrag in den Mitgliederzeitschriften der Verbände.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz 33

BSAL – DER »SALAMANDERFRESSER«

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eglos, urtümlich – wie ein Relikt aus anderen Zeiten – sitzt er bei feuch­ tem Wetter auf Wanderwegen oder unter dicken Baumwurzeln. Der Feuersala­ mander (Salamandra salamandra) ist ein kräftig gebauter, an Land lebender Schwanzlurch mit kurzen Gliedmaßen, einem breiten, flachen Kopf und fast drehrundem Schwanz. Charakteristisch und unverkennbar ist die schwarz-gelbe Rückenzeichnung, die je nach Unterart, aber auch von Tier zu Tier sehr unter­ schiedlich ausfällt. In Bayern kommen zwei Formen vor: Salamandra s. salamandra, der unregelmäßig gelb-schwarz gefleckt ist, und Salamandra s. terrestris, eine mehr oder weniger deutlich längsgebänderte Unterart. Während die erste Unterart im ganzen Freistaat zu finden ist, beschränkt sich das Vorkommen der längsgebänderten auf Nordbayern. Der Bauch des Feuersalamanders ist schwarz bis grau, teils auch verwaschen gelblich gefleckt und seine Haus ist feucht, relativ glatt und glänzend. In Mitteleuropa erreicht der Feuersalamander meist Gesamtlängen zwischen 14 und 18 Zentimeter.

von Bsal befallen werden, höchstwahrscheinlich auch Alpensalamander. Der Pilz führt zu tiefen offenen Geschwüren und beim Feuersalamander schon nach wenigen Tagen zum Tod. Molche sterben nicht zwangsläufig daran. Eine Ausbreitung in Bayern ist zu befürchten, die Verbreitungswege sind größtenteils noch unbekannt. Wahrscheinlich findet die Übertragung unter anderem über Wildtiere, Reifen- und Schuhprofile sowie den Amphibien- und Wasserpflanzenhandel statt.

Tiers und das Funddatum an Malvina Hoppe oder Horst Schwemmer. Bleiben Sie bei Spaziergängen im Wald auf den Wegen und betreten Sie keine Quellbäche. Im Steigerwald sollte darüber hinaus auf das Sammeln von ­Pilzen verzichtet werden. Sehr wichtig ist es, die Wanderschuhe nach jedem Einsatz von grobem Schmutz zu befreien und zu desinfizieren, beispielsweise mit 70-prozentigem Ethanol.

WAS SIE TUN KÖNNEN Sollten Sie tote Salamander oder Molche in der Natur entdecken, fassen Sie diese bitte nicht an. Schicken Sie die Koordi­ naten des Fundorts, mehrere Fotos des

Feuersalamander leben vor allem in den quellreichen Laub- und Laubmischwäldern der bayerischen Mittelgebirge und Voralpen. Dort finden sie Larvengewässer, Versteckmöglichkeiten und Beutetiere wie Nacktschnecken, Spinnen, Käfer, Raupen und Regenwürmer. Der ­ Feuersalamander ist lebendgebärend. Seine Larven setzt er meist im kühlen, nährstoffarmen und sauerstoffreichen Wasser naturnaher Quellbäche ab. Dort entwickeln sie sich innerhalb von zwei bis vier Monaten vom kiemenatmenden Wasserbewohner zum lungenatmenden Landtier. Im Freiland können Feuersalamander 20 Jahre und länger leben. Als Tagesversteck nutzen die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere Spalten zwischen Baumwurzeln und in Baumstümpfen, Mauer- und Felsspalten, die Laubschicht am Waldboden sowie Komposthaufen in Gärten, wo auch tagsüber kühle Temperaturen und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen. Wenn es geregnet hat und bei hoher Luftfeuchtigkeit sind sie auch tagsüber unterwegs. Den Winter verbringen sie in frostfreien, den Tages­ verstecken ähnlichen Unterschlüpfen.

E-MAIL KONTAKT malvina.hoppe@lbv.de horst.schwemmer@bundnaturschutz.de

BESTANDSTREND UNKLAR Noch ist wenig über die Gefährdung der Lebensräume des Feuersalamanders und besonders die neuartige Bedrohung durch den sich ausbreitenden, hochaggressiven Pilz Bsal bekannt (siehe Kasten). Die eher voneinander isolierten Vorkommen des Schwanzlurchs deuten darauf hin, dass er nicht weit wandert und unbesetzte Lebensräume deshalb kaum wiederbesiedelt werden. Der langfristige Bestandstrend gilt als unklar.

Foto: Burkhard Reuter

Der vermutlich aus Asien stammende, auch »Salamanderfresser« genannte Chytrid-Pilz Batrachochytrium ­salamandrivorans (Bsal) löst bei Schwanzlurchen eine infektiöse Haut­ erkrankung aus, die unsere heimi­ schen Bestände ernsthaft bedroht. Der Pilz wurde 2013 zunächst in den Niederlanden und in Belgien nachgewiesen, hat sich über die Eifel und das Ruhrgebiet ausgebreitet und 2020 den bayerischen Steigerwald sowie das Allgäu erreicht. In den Niederlanden ist der Bestand des Feuersalamanders mittlerweile um rund 98 Prozent eingebrochen. Nach dem aktuellen Kenntnisstand können Feuersalamander und Molche

Die Projektmanager Malvina Hoppe und Horst Schwemmer an einem Feuersalamander-Gewässer


34 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz

WERTVOLLER LEBENSRAUM QUELLE

Die Larven des Feuersalamanders leben in naturnahen Quellbächen.

In dieser Situation soll das gemeinsame Artenhilfsprogramm dringend nötiges Wissen für den Erhalt und Schutz der Art bringen. Das 1,7 Millionen Euro und 3,5 Jahre umfassende Projekt wird dankenswerterweise zu 90 Prozent vom Bayerischen Umweltministerium gefördert. Bis August 2024 werden haupt- und ehrenamtliche Artenschützer in acht verschiedenen Schwer­punktgebieten Bayerns die Larven des Feuersalamanders in den bekannten Laichgebieten zählen, um einen Überblick über den Status quo zu bekommen und Bestandseinbrüche frühzeitig zu erkennen. Die Untersuchungsgebiete liegen von Nord nach Süd in der Rhön, im Spessart, im Frankenwald, in der Fränkischen Alb, in der Hersbrucker Alb, im Ober­ pfälzer Wald, im Unterbayerischen

Hügelland mit den Isar-Inn-Schotterplatten und im Alpenvorland. Auch die Haßberge und der nördliche Steigerwald zählen dazu, denn im Steigerwald wurden 2020 erstmals in Bayern von Bsal befallene Feuersalamander nachgewiesen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt beobachtet dort seitdem die Situation. Der LBV, der BUND Naturschutz und der Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz (LARS) mit ihren Vorsitzenden Norbert Schäffer, Richard Mergner und Christian Köbele haben in allen anderen Gebieten ein Bsal-­Monitoring aufgebaut, um eine mögliche Ausbreitung des Pilzes frühzeitig zu erfassen und schnell zu reagieren. Die Artenschützer nehmen dafür regelmäßig Hautabstriche von Feuersalamandern, die Labore der Universitäten

Umweltminister Thorsten Glauber (Mitte) beim offiziellen Start des Projekts mit dem BN-Vorsitzenden Richard Mergner (li.) und dem LARS-Vorsitzenden Christian Köbele

Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Foto: Andreas Hartl/naturfotos.lbv.de

Trier und Leipzig anschließend auswerten. Bei der Feldarbeit halten sie strenge Hygieneregeln ein.

Den drei bayerischen Naturschutzverbänden liegt der Feuersalamander sehr am Herzen, weil er als Charakterart für den wertvollen und gefährdeten Lebensraum der Quellbereiche steht, der viele hochspezialisierte und bedrohte Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Deshalb sollen unter anderem Ablagerungen, Verrohrungen und Fassungen in Quellbereichen beseitigt und wertvolles Totholz eingebracht werden, damit wieder mehr naturnahe Quellbereiche entstehen. Auch sollen bachbegleitende Fichtenmonokulturen in naturnahe Laub- und Laubmischwälder umgewandelt werden. Auch künstlich geschaffene Kleinstgewässer können für die Larven wichtige Entwicklungsräume darstellen. Als wechselwarme Tiere suchen Feuersalamander im Herbst natürliche Winterquartiere wie Blockschutthalden, aber auch Wasserbehälter oder ehemalige Hochbehälter auf. Diese sollen erfasst, begutachtet und nach Bedarf optimiert werden. Um das Fortbestehen der Art zu sichern, erstellen die Verbände gemeinsam mit der Organisation Citizen Conservation und der Universität Leipzig eine Machbarkeitsstudie für eine Erhaltungszucht. Der Aufbau von gesunden Populationen in Menschenobhut kann als »Backup-Zucht« im Kampf gegen den Rückgang von Beständen durch Bsal wichtig werden. Der Tiergarten Nürnberg steht als Partner zur Verfügung. Auch die Öffentlichkeit ist gefragt: Sie soll informiert und eingebunden werden, um der ungewollten Ausbreitung von Bsal entgegenzuwirken und gleichzeitig Informationen über die Verbreitung der Feuersalamander zu sammeln. Die beteiligten Verbände erhoffen sich durch dieses Artenhilfsprojekt viele neue Erkenntnisse, die helfen werden, den Feuersalamander und seine fantastischen Lebensräume zu erhalten. Malvina Hoppe, Horst Schwemmer (ht)


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz 35

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Foto: Stefan Masur/ naturfotos.lbv.de

Um dem Feuersalamander trotz Klimawandel, Lebensraumschwund und Bsal eine Zukunft ­in Bayern zu ermöglichen, braucht es starke ­Partner. Das sagen Beate Rutkowski, stell­ vertretende BN-Vorsitzende, und Andreas von ­Lindeiner, LBV-­Landesfachbeauftragter. Warum haben sich die großen bayeri­ schen Naturschutzverbände gerade für den Feuersalamander zusammen­ gefunden? Beate Rutkowski: Der Feuersalamander zeigt eine hohe ökologische Wertigkeit eines Gebietes an. Wo es ihm gut geht, ist Platz für andere Amphibien, Fließ­ quellarten oder totholzbewohnende Insekten. So schafft der Einsatz für den Feuersalamander Synergien und verdient deshalb unseren vereinten Krafteinsatz. Andreas von Lindeiner: Hinzu kommt, dass sich in Bayern seit fast zehn Jahren extrem trockene Bedingungen im Frühjahr häufen. Dadurch sinkt das Wasser­

niveau in den Quellen beziehungsweise Quellbächen drastisch. Das gefährdet die Art ganz erheblich, die ja noch durch weitere Faktoren und insbesondere durch den Hautpilz Bsal bedroht ist. Unser ­Artenhilfsprogramm soll dazu beitragen, einen günstigen Erhaltungszustand zu sichern. Das geht gemeinsam viel besser.

»Wo es dem Feuersalamander gut geht, ist Platz für andere Amphibien, Fließ­ quellarten oder totholzbewohnende Insekten.«

Was wird sich nach dem Projekt für den Feuersalamander in Bayern verbessert haben? Andreas von Lindeiner: Mit dem Projekt soll auch die Sensibilität für die besonders empfindlichen Lebensräume des Feuersalamanders erhöht werden. So müssen Quellbäche vor Zerstörung durch Verbau oder Holz­ ablagerung geschützt werden. Dafür holen wir Waldbesitzer und andere ­Akteure mit ins Boot.

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LBV-­Landesfachbeauftragter

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DIE KRÄFTE BÜNDELN

DR. ANDREAS VON ­LINDEINER

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BEATE RUTKOWSKI Stell­vertretende BN-Vorsitzende

Beate Rutkowski: Wichtig ist außerdem, dass wir die Öffentlichkeit informieren. Wenn zum Beispiel Radler wissen, dass Feuersalamander bei Regen auch tagsüber unterwegs sind, werden vielleicht weniger überfahren. Auch Artenschützer haben ein beson­ deres Verhältnis zu manchen Tieren. Wie ist Ihres zum Feuersalamander? Beate Rutkowski: Als Kind habe ich ­einmal einen morschen Baumstumpf ­untersucht und einen Feuersalamander gefunden. Das war spannend und ich habe dann viel über diese faszinierenden Tiere gelesen. Heute freue ich mich jedes Mal, wenn ich ein Exemplar sehe. Diesen Artenschatz möchte ich auf jeden Fall ­erhalten! Andreas von Lindeiner: Ich habe für ­meine Diplomarbeit im baden-württembergischen Naturpark Schönbuch zig­ ­Kilometer potenzieller Feuersalamander-­ Gewässer auf Larven hin kontrolliert und dabei einen sehr tiefen Einblick in die ­Lebensraumansprüche dieser charismatischen Art bekommen. Seitdem interessiert und fasziniert sie mich.



Bedroht

Früher überaus häufig, ist der ­Edelkrebs heute sehr selten. Erst zerstörte der Mensch viele seiner Lebensräume, verbaute und ­verschmutzte Bäche und Flüsse. Als die wohlschmeckenden Krebse schwanden, wurden aus Amerika Arten wie Kamber- und Signalkrebs eingeführt – und mit ihnen die Krebspest. In Sicherheit vor den konkurrenzstarken Verwandten und der für ihn tödlichen Krankheit ist der Edelkrebs nur noch in wenigen Oberläufen und Teichen. BUND-Aktive setzen sich dort für den Schutz der vom Aussterben bedrohten Art ein.

Foto: Wolfgang Willner

Jetzt im Herbst paaren sie sich, ­ die bis zu 20 Zentimeter langen Männchen und die kleineren Weibchen des Europäischen Flussoder Edelkrebses. Ab Mai werden die Jungtiere schlüpfen und rasch zwischen Wasserpflanzen in ­Deckung gehen. Überstehen sie ­ die gefahrvollen ersten Monate, werden sie bis zu 15 Jahre alt.


38 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  Internationales

Der neue Vorsitzende mit Caroline Rance von Friends of the Earth Scotland bei der Klimakonferenz 2018 in Katowice

Foto: B. Obayanju/FoEI

werden für den so wichtigen weltweiten Systemwechsel.

INTERVIEW

DER TRAUM VOM WANDEL Der BUND und seine Verbündeten von »Friends of the Earth International« wählten im Juli Hemantha Withanage aus Sri Lanka einstimmig zum neuen Vorsitzenden. Hier berichtet er über seine Arbeit und seine Ziele. Hemantha, welches sind die wichtigsten Herausforderungen deiner Amtszeit? Die Welt leidet gegenwärtig unter vielen Problemen: der Pandemie, dem Verlust der Biodiversität und natürlich der Klimakrise. Das neoliberale Wirtschaftsmodell fördert Ungleichheit und Ungerechtigkeit, viele natürliche Ressourcen sind beinahe ausgeschöpft. Wir erleben ein ganz maßgebliches Jahrzehnt, das über Leid, Leben und Tod vieler Menschen entscheiden wird. Ich denke, fast jeder von uns träumt von einem sozial-ökologischen Wandel. Wir sind das größte Umweltnetzwerk der

Welt – mit vielen kleinen und sehr großen Organisationen in 73 Ländern. Gemeinsam wollen wir an Lösungen für einen Systemwandel arbeiten, über alle Grenzen und Generationen hinweg. Hast du schon konkrete Pläne? Ja, ich will für unsere Föderation neue Mitgliedsgruppen in jenen Ländern finden, wo wir bislang noch keine Stimme haben. Außerdem möchte ich unsere Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Verbündeten auf internationaler wie auch regionaler Ebene ausbauen. Damit wir zur Plattform

Wofür engagierst du dich in Sri Lanka? 1990 begann ich mich umweltpolitisch einzusetzen. Zu den Schwerpunkten meiner Organisation »Zentrum für Umweltgerechtigkeit« zählen Rechtsstreite. Bisher war ich an etwa 400 Klagen beteiligt, und wir haben einige wichtige Siege erreicht. So musste ein ehemaliger Minister aus eigener Tasche dafür aufkommen, dass 825 Hektar illegal gerodeter Wald wieder aufgeforstet wird. Wir konnten unerlaubt gefangenen Elefanten helfen. Eine Entsorgungsfirma musste Giftmüll zurück nach Großbritannien schicken – darüber sollte ich sogar den Vereinten Nationen berichten. Und wir klären natürlich auf und wirken an politischen Strategien mit, etwa in der Abfallwirtschaft.

»Wir wollen gemeinsam an Lösungen arbeiten, über alle Grenzen und Generationen hinweg.« Aber eigentlich bist du gar kein Anwalt, sondern Naturwissenschaftler? Ende der 1980er Jahre begann ich einen Master in Polymerchemie, konnte ihn aber wegen politischer Unruhen leider nicht beenden. Stattdessen entschied ich mein Interesse vom Studium der Polymere auf deren Bekämpfung zu verlagern. [lacht] Dürfen wir dich demnächst einmal in Deutsch­land begrüßen? Ich war bereits einige Male in Deutschland, etwa bei der Weltklimakonferenz in Bonn. Sobald die Pandemie vorüber ist, würde ich gern wiederkommen! Fragen und Übersetzung von Juliane Dickel

www.bund.net/foei


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  Internationales 39

Ein Fall von Biopiraterie: Am weltweiten Gewinn mit dem Süßkraut Stevia werden seine Entdecker, die indigenen Guaraní im Grenzgebiet von Paraguay und Brasilien, nicht beteiligt.

BIOLOGISCHE VIELFALT

SCHÜTZEN UND NUTZEN

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Mitte Oktober startete in China die 15. UNBiodiversitätskonferenz. G ­ elingt es der Weltgemeinschaft, den größten Teil der globalen natürlichen Vielfalt zu bewahren?

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oronabedingt begann die Konferenz ein Jahr später als geplant. Und sie wurde zweigeteilt: Die Eröffnungswoche in Kunming fand vor allem per Videokon­ ferenz statt. Hierbei verabschiedete die Weltgemeinschaft eine Erklärung voller guter Absichten. Im April soll es dann, nach Zwischenverhandlungen in Genf, weitergehen. Am Ende möchte die Welt­ gemeinschaft den Schutz und die nach­ haltige Nutzung der biologischen Vielfalt neu geregelt haben.

BESSER BETEILIGEN Welche Schritte sind notwendig, um das Artensterben und den Verlust von Lebens­ räumen zu stoppen? Wie kann dabei die Ernährung der Weltbevölkerung sichergestellt werden? Welche Garantie bekommen Länder, dass der Schutz der Natur nicht ihre wirtschaftliche Entwicklung hemmt? Gerade finanzschwache Länder wie Bolivien, DR Kongo, Indonesien oder Papua-Neuguinea beherbergen oft (noch) die größten biologischen Schätze. Deshalb verhandelt die Konferenz nicht nur über den Schutz der Vielfalt, sondern auch ihre Nutzung. Neben Holzeinschlag, Fischerei oder Jagd kommt hier das Thema »Biopiraterie« ins Spiel: Länder mit

reichhaltiger Natur fordern an den Erlösen beteiligt zu werden, die mit der Vermarktung »ihrer« Tiere, Pflanzen oder Pilze erzielt werden. Etwa wenn ein Pharmakonzern Geld verdient mit dem Wirkstoff einer Wildpflanze, die ein bestimmtes Land erfolgreich geschützt hatte. Erste Hinweise auf die Heilwirkung von Naturstoffen stammen zudem oft von den Menschen vor Ort. Die Gewinne teilen sich später meist andere. Eine schlechte Ausgangsbasis, um Menschen für den Schutz ihrer Natur zu begeistern, wo gleichzeitig Ackerflächen oder Infrastruktur für neue Arbeitsplätze benötigt werden.

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schädlichen Subventionen sofort einzustellen. Dieses Ziel hatte sich die Weltgemeinschaft schon vor mehr als zehn Jahren gesetzt. Passiert ist wenig. Das geplante Regelwerk sieht derzeit vor, die schädlichen Subventionen nur noch teilweise abzuschaffen. Hier muss die neue Bundesregierung gegenhalten. Die Ziele dürfen nicht hinter jenen zurückbleiben, die 2010 im japanischen Nagoya verabschiedet wurden. Nur ein ehrgeiziges Abkommen lässt uns die Hoffnung, den ökologischen Kollaps noch abzuwenden, vor dem so eindringlich der Weltbiodiversitätsrat warnt. Nicola Uhde, Referentin für globale Biodiversitätspolitik

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SUBVENTIONEN STOPPEN Der BUND begrüßt das aktuell diskutierte Ziel, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Naturschutz zu stellen. Wichtig ist dafür das Einvernehmen der örtlichen Bevölkerung, denen durch Schutzgebiete insgesamt kein Nachteil entstehen darf. Die Staaten und Regierungen müssen alles dafür tun, die natürliche Vielfalt der Erde zu retten. Was bedeutet, die Ursachen für die Vernichtung von Artenvielfalt und Lebensräumen ernsthaft anzugehen. Am wichtigsten ist es, alle natur- und umwelt-

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40 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise

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Auf Waldentdeckungstour: Knorrige, alte Eichen ­trotzen hier selbst widrigsten Bedingungen.

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IM WALD ZUHAUSE

Foto: Günther Oltsch

UMWELTFREUNDLICH REISEN

Der hessische Nationalpark Kellerwald-Edersee eignet sich perfekt für Wanderreisen und ­ bietet eine uralte Welt voll botanischer Wunder.

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ie mächtige Buche steht an einem Waldrand bei Frankenau, dort, wo die Welt der Bäume an eine offene, von Schafen beweideten Wiesenlandschaft grenzt. Alt ist die Buche, das sieht man. Und doch ist sie jung, jetzt im Mai, mit ihrem hellgrünen Laubkleid aus Tausenden zartgrünen, gefältelten Blättern. Ihr Stamm hat bestimmt anderthalb Meter Durchmesser. Das ausladende Kronendach spannt sich über uns wie ein Schirm. Unser Reiseleiter Günther Oltsch deutet auf den grasigen Boden rund um den Baum. »Diese Hutebuche spendet Schatten auf einer Fläche von 700 Quadratmetern.« 300 Jahre alt mag sie sein. Wie vie-

len Tieren, wie vielen Hirten oder Wanderern mag sie schon Rastplatz gewesen sein?

bleibt immer Zeit, um die Stimmung aufnehmen, Details zu beobachten, Eindrücke zu sammeln. Wir genießen jetzt im Frühjahr den ausgeschlagenen, treibenden Wald, seine frischen Gerüche. Wir haben Glück: Im Mai blüht hier die Pfingstnelke, wunderschön sind ihre hellrosa-gefiederten Blätter anzusehen. Sie ist sehr selten in Europa; ihr größtes Vorkommen findet sich in Deutsch­land. Ein Höhepunkt der Woche ist der Besuch des nördlichen Nationalparks. Hier liegen noch Flecken echten Urwalds, das heißt Bereiche, in die sich noch nie Menschenhand eingemischt hat. Der Nordeichensteig und der Wanderweg Kahle Hardt leiten uns durch den sehr steilen Bergwald, der mit niedrigen, knorrigen Eichen bestanden ist. Diese wirken mager, aber ihr Alter ist beeindruckend. »Einige dieser Knorreichen sind an die 600 Jahre alt«, erklärt Günther Oltsch. Extremen Temperaturschwankungen zwischen Sommer und Winter und der karge Boden lassen die Bäume nur langsam wachsen. Aber mit welcher Entschlossenheit sich die Wurzeln in den Abhang krallen! Fast können wir mitfühlen, wie sie sich ins Erdreich bohren und es dabei stabilisieren. Erfüllt und rechtschaffen müde, kehren wir abends stets in unsere kleine Pension zurück, in der die Wirtsleute für uns frisch und regional kochen. Fest steht: Wer sich auf diese Reise begibt, für den wird der Wald ein Zuhause. Er lernt ein Stück Wildnis in Deutschland kennen und freundliche Menschen, die bereit sind, diese Welt zu erklären. Lucia Vogel

ECHTER URWALD Der Wald und all das darin verflochtene Leben aus Pflanzen und Tieren ist das Thema dieser BUND-Reise. Auf unseren Streifzügen durch den Nationalpark und das Weltkulturerbe Kellerwald geleitet uns unser kundiger Reiseleiter gemeinsam mit Rangern der Nationalparkverwaltung. »Die Idee ist, dass die Leute viele Fragen stellen dürfen – es geht um das Sein im Wald, nicht darum, im Wald viel Strecke zu machen«, erklärt Oltsch. So

REISETERMIN 27. Mai bis 2. Juni 2022 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 www.bund-reisen.de


NATUR+KULTUR Auch 2022 wird BUND-Reisen ­wieder viele umweltfreundliche Wandertouren anbieten. Lassen Sie sich bei Ihrer Reiseplanung vom neuen Katalog anregen!

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uerst: Was zeichnet die BUND-Reisen aus? All unsere Ziele erreichen Sie umweltbewusst per Bahn, Bus oder Schiff. Mit dem Verzicht aufs Fliegen und der damit deutlich besseren CO2-Bilanz helfen Sie das Klima zu schützen. Zudem sind Sie bei BUND-Reisen umweltbewusst in kleiner Gruppe unterwegs und nächtigen meist in privat geführten Hotels und Gästehäusern. Begleitet werden Sie von vorwiegend einheimischen Naturbegeisterten und engagierten Fachleuten, die ihr Wissen mit Herzblut weitergeben.

WOHIN DES WEGES? Neu im Programm ist 2022 eine Wanderung im Böhmischen Karst (auch Prag werden wir besuchen) und die Wiederaufnahme der Winterreise ins Südtiroler Villnöss-Tal. Die alpenländische Kultur lässt sich mit den BUND-Reisen ohnehin intensiv erleben. Etwa bei einer Tour im Bregenzerwald mit Gerhard Rohrmoser, der uns die Eigenarten der Region näherbringt: naturkundlich, kulturgeschichtlich und architektonisch.

REISEN IN DER PANDEMIE Dank einheitlicherer Einreisebestimmungen und höherer Impfquoten gibt es inzwischen mehr Planungssicherheit. Jedoch bedeuten unterschiedliche Corona-Bestimmungen in den Reiseländern mehr Aufwand, Reisen auszuarbeiten und durchzuführen. Darum bietet BUND-Reisen etwas weniger neue Reisen an, dafür mehr Termine für b ­ ewährte Touren. Für einige Reisen gilt die 2G-Regel – etwa wenn vor Ort kein Testangebot gesichert oder zu befürchten ist, dass die bereisten Länder eine 2G-Regelung einführen.

Natur- und Genusswandern im Bregenzerwald.

Foto: Sardaigne en Liberté

BESSER REISEN

Foto: G. Rohrmoser

Natur +Umwelt 4 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT 41

Esel begleiten uns etappenweise in der einsamen sardischen Provinz Ogliastra.

Die Reise ins Fichtelgebirge mit einem Besuch Bayreuths, einer Wanderung an der berühmten Eger und dem Besuch einer Perlmuschelzucht ist sehr gut angekommen und deshalb wieder dabei. Genauso die Reise ins Po-­Delta, das bislang wenig bereist wurde. Mit der Segel- und Wanderreise »Liparische Inseln« hat BUND-Reisen ebenfalls einen Nerv getroffen. Wegen der hohen Nachfrage bieten wir sie im neuen Jahr gleich zweimal an. Reisen nach Italien und Rumänien bleiben einer unserer Schwer­punkte. Dazu kommt das große Deutschland-Angebot – gerade in Corona-Zeiten ein deutlicher Vorteil. Zudem nehmen wir den Wunsch nach mehr veganer Kost auf. Bei den Reisen zur Flusslandschaft Elbe (mit Burg Lenzen) und in den Nationalpark Sumava setzen wir nahezu komplett auf pflanzliche Ernährung.

AKTIV UND ACHTSAM Schließlich bieten wir 2022 mehr Aktiv-Reisen in große Schutzgebiete an. Die Pilotreisen in die Flusslandschaft Mittelelbe und den Müritz-Nationalpark waren ein Erfolg. Deshalb können Sie künftig auch an der Nordseeküste und im Schwarzwald mit anpacken für den Naturschutz. Achtsames Reisen, Waldbaden, Wildnis erforschen: Die Reihe »Wildnis intensiv erleben« greift diese Aspekte im neuen Jahr wieder auf. Mit Elementen der Wildnispädagogik nähern wir uns der Natur spielerisch und zugleich mit tiefem Respekt vor allem Lebendigen. Beim Wandern im Nationalpark Sumava und in der Bergwildnis des Chiemgaus werden Sie das erleben können.

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Mehr zum Thema Das vollständige Angebot finden Sie unter www.bund-reisen.de, ­ Tel. 09 11/5 88 88-20, info@bund-reisen.de. Der Katalog für 2022 ­erscheint Anfang Dezember. BUND-Reisen ist Mitglied im »Forum Anders Reisen«, kooperiert mit www.fahrtziel-natur.de und trägt auch das TOURCERT-Siegel.


KAMPF UM STADTNAHEN WALD

Auf Entdeckungstour im Fürther Stadtwald: hier ein alter Steinbruch

INFOS ZUR WANDERUNG

Stadtnahe Wälder sind ein Glücksfall für ­Stadtklima und Naherholung – und ein ewiger Zank­apfel. Immer wieder kommt jemand ­ mit einer neuen Idee, für die ein Stück abgezwackt werden soll.

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er Fürther Stadtwald ist ein Parade­ beispiel für diese endlose Kette von Begehrlichkeiten: Hier eine bescheidene Industriellenvilla samt Nebengebäuden, dort die »winzige« Erweiterung eines Baugebiets um ein paar Hektar, da die Durchschneidung durch eine Hauptver­ kehrsader, dort die Umwandlung eines ehemaligen Krankenhauses in ein Luxus­ ressort mit zahlreichen Neubauten, die bereits mit »königlich wohnen« bewor­ ben werden … Zum Glück gibt es in Fürth eine kampfstarke BN-Kreisgruppe, die sich schon seit den 1950er-Jahren für eine Aufwertung des ehemaligen »Steckerlaswalds« einsetzt – und dazu viele andere engagierte Verbände und Einzelpersonen. So hat der frühere Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth-Stadt, Hans Schiller, Mitte der 50er Jahre einen einstimmigen Beschluss des Fürther Stadtrates herbeigeführt, wonach der Fürther Stadtwald zu einem Naturschutzwald werden soll. Dieser Beschluss ist bundesweit herausragend, weil er dazu geführt hat, dass die bis da-

hin fast reinen Kiefernforste in laubwaldreiche Mischwälder umgebaut wurden. Heute erstreckt sich der Fürther Stadtwald zusammen mit dem Zirndofer Stadtwald und zwei Staatswaldflächen vom südwestlichen Stadtrand über 560 Hektar, also 5,6 Quadratkilometer, fast bis nach Cadolzburg. Der vorerst letzte Angriff auf das Areal war 2020 der Versuch der Stadt Fürth, ein seit Jahren leerstehendes Erholungsheim in ein »Stadtwaldjuwel« mit 22 Eigentumswohnungen zu verwandeln. Statt gut angebunden günstigen Wohnraum zu schaffen, wollte man das Grundstück zu Geld machen und inmitten des Waldgebiets eine private Wohnanlage schaffen. Dabei ist der Stadtwald seit 1985 Bannwald und damit unantastbar, weil ihm »eine außergewöhnliche Bedeutung für das Klima, den Wasserhaushalt und die Luftreinigung zukommt«. Nebenbei ist er auch ein FFH-Gebiet, das unter anderem vielen Fledermausarten Heimat bietet. Doch auch dieser Versuch scheiterte zumindest fürs erste an einer wachsamen

• Ausgangspunkt: Bahnhof »Alte Veste« • Länge: knapp 10 km, beliebig ­variierbar, hügelig • Wegcharakter: befestigte und ­weniger befestigte Waldwege • Einkehr: Grüner Felsenkeller (im Stadtwald)

Öffentlichkeit. Der Stadtwald ist mit einem umfangreichen, gut beschilderten Wegenetz erschlossen. Vor dem Verlaufen muss man sich dort weniger fürchten als vor Mountainbikern, die plötzlich aus dem Unterholz schießen. Aber das Schöne ist: Man kann direkt oder auf Umwegen von Bahnstation zu Bahnstation zu wandern. Besonders sehenswert sind die historischen Steinbrüche, die alten Forstgrenzsteine und der Silberweiher, der sich, obwohl künstlich angelegt, zu einem Biotop für Libellen, Frösche und Teichmolche entwickelt hat. Die direkt am Waldrand gelegene Haltestelle »Alte Veste« bietet sich als Ausgangspunkt an. Von dort folgen wir dem westlichsten Weg, der nahe am Waldrand mit Blick auf Zirndorf verläuft, und schwenken nach etwa 1,5 Kilometer nach rechts Richtung Walderlebnispfad Oberfürberg. Von dort geht es weiter zu den Kanzelfelsen und von dort zur Bahnstation Burgfarnbach. Winfried Berner, Uli Rohm-Berner

Foto: Reinhard Scheuerlein

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN


TERMINE ARTENKENNTNIS Die neueste Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt deckte auf, dass jüngere Menschen (zu ­ 60 Prozent) ebenso wie Erwachsene (zu 53 Prozent) daran interessiert sind, mehr Tiere und Pflanzen zu kennen. Das BN-Bildungswerk startet deshalb die Reihe »Artenkenntnis online«, die sich vor allem an Interessierte ohne Vorkenntnisse richtet. Die Referenten sind Kenner auf ihrem jeweiligen Gebiet, sie stellen die jeweils wichtigsten Arten vor, geben Beobachtungstipps und erzählen wie sie selbst dazu ­gekommen sind. Die Reihe startet im November und findet im zweiwöchigen Wechsel am Dienstagabend statt.

Spaß mit dem Energiespardorf

Die Energiewende gestalten und den Schutz des Klimas voranbringen, das ge­ lingt umso besser, je mehr Menschen den Schritt vom Wissen zum Handeln tun. Und dieser Schritt gelingt leichter, wenn er durch praxisnahe Bildungsangebote unterstützt wird. Dazu zählt das Energiespardorf. Es begeistert Kinder genauso wie Erwachsene, die die Themen Energieeffizienz und Einsatz von Erneuerbaren Energien beim Umstecken von Wärmepumpen und dem simulierten Tausch alter Kühlgeräte optisch und haptisch erleben und damit im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Das Energiespardorf

kann im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, in Pfaffenhofen, in Roth und in Amberg gebucht werden. Einen anderen Ansatz bietet das NEZ Allgäu: Hier werden Klimabotschafter aus­­gebildet, dazu gibt es in Kooperation mit der Stadt Kempten Klimachecker-Angebote und Schulprogramme zum Klimawandel für Schulen im ganzen Allgäu. Die Module dauern zwei bis drei Schulstunden und können einzeln oder in Kombination im NEZ Allgäu gebucht werden. Beim BN-Bildungswerk können zudem Strommessgeräte oder eine Ausstellung zur Energiewende ausgeliehen werden.

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Informationen BUND Naturschutz Naturerlebniszentrum Allgäu (NEZ): www.NEZ-Allgaeu.de

30. November: 18–20 Uhr Eulen

BUND Naturschutz Jugend- und ­Naturschutzzentrum Wartaweil: www.wartaweil.bund-naturschutz.de Ausstellung und Energiespardorf: www.bund-naturschutz.de/ausstellun­ gen

Foto: JBN

KINDERGRUPPEN LEITEN Die bewährte Ausbildung der JBN zur Kindergruppenleiterin/zum Kindergrup­ penleiter startet wieder. Sie besteht aus drei Modulen. In Modul I und II werden die allgemeinen Grundlagen vermittelt. Als Modul III kann zum Beispiel eine Veranstaltung aus dem Jahresprogramm gewählt werden. Ziel ist der Erwerb von methodischen und pädagogischen Kompetenzen. In Modul I liegt der Schwerpunkt auf den pädagogischen Grundlagen, altersgerechten Methoden und der Gruppendynamik. In Modul II werden mit Expertinnen

Die ersten Termine:

und Experten rechtliche und sozialpädagogische Themen durchgesprochen. Natürlich gibt es auch viele praktische Methoden für die Kindergruppenarbeit. Termine: • Modul I: vom 18. – 20. Februar 2022 im Kloster Roggenburg im Landkreis Neu-Ulm, Schwaben • Modul II: vom 29. April – 1. Mai 2022, online Anmeldung online: www.jbn.de/termine

Foto: Waidmannsheil/Stock.adobe.com

Foto: BN

ENERGISCH FÜR DEN KLIMASCHUTZ

Foto: Farinoza/Stock.adobe.com

BILDUNG ­­

14.Dezember: 18–20 Uhr Greifvögel

11. Januar: 18–20 Uhr Einführung in die Pflanzen­bestimmung

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Anmeldung bildungswerk@bund-naturschutz.de

Foto: unpict/Stock.adobe.com

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Natur +Umwelt 4 | 21 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Bildung 43

nicht absehbar, ob alle Es war bei Drucklegung lant durchgeführt gep wie ote geb san Bildung fen Sie daher einen wer Bitte . nen kön werden eite. Dort finden Sie die Blick auf die Termines z Bayern: gan für gen ltun nsta Vera tz.de/termine www.bund-naturschu www.jbn.de/termine BN-Ökostationen könÜber die Angebote der ren: www.bund-natur­ nen Sie sich hier informie ng/oekostationen schutz.de/umweltbildu


44 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

BN AKTIV + NAH 100 JAHRE KREISGRUPPE BAYREUTH Mitte der 1930er Jahre waren die Exkursionsfahrten des BN Bayreuth mit Karl Kronberger sehr beliebt.

Fotos: Bildarchiv KG Bayreuth

Damals gab es sogar die staatliche Empfehlung an Lehrerinnen und Lehrer sowie Gemeinden, dem BUND Naturschutz beizutreten, die Verbindung des BN zur Staatsregierung war noch ziemlich eng. Die Kreisgruppe wuchs weiter, auf 590 Mitglieder im Jahr 1968.

Ein großes Jubiläum: Die BN-Kreisgrup­ pe Bayreuth feiert in diesem Jahr ihr 100-­ jähriges Bestehen. Sie ist damit nach München die zweitälteste Kreis­ gruppe des Verbandes. Die Kreisgruppe, damals wurde sie noch Ortsgruppe Bayreuth genannt, wurde 1921 von Stadtschulrat Christian Schüßler mit drei Mitgliedern gegründet. Acht Jahre nach der Gründung des BUND Naturschutz in Bayern war es die erste Gruppengründung außerhalb von München. Seither hat sich die Kreisgruppe zu einer der besonders aktiven in Bayern entwickelt, aus den damals drei Gründungsmitgliedern sind heute 3266 geworden. Warum gerade Bayreuth? Die Stadt war in dieser Zeit bereits eine Hochburg des Vegetarismus und des naturbestimmten Lebens. Die Lebensreformbewegung war

hier sehr früh sehr stark. Der Nachfolger Schüßlers, der junge Lehrer Karl Kronberger, war genau der richtige Mann, um Verständnis für die wertvolle Natur in und um Bayreuth zu wecken. Er hat eine große Anzahl von Naturschutzgebieten und Naturdenkmälern initiiert, darunter die ­ meisten Gipfel des Fichtelgebirges und fast alle jetzigen Naturdenkmäler Bayreuths. Beliebt waren seine Exkursionsfahrten und Vortragsabende. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, aber Kronberger war 45 Jahre lang Vorsitzender in der Kreisgruppe Bayreuth. Die Kreisgruppe pflegt mehrere Biotope, hier den Kalkmagerrasen über der Stadt 2004, rechts der langjährige Vorsitzende Helmut Korn.

SPEICHERSEEN VERHINDERT Als Hubert Weinzierl 1969 neuer Landesvorsitzender wurde und mit Helmut Steininger als Landesgeschäftsführer und Hu­bert Weiger als Beauftragtem für Nordbayern die Führung übernahm, geriet auch die Kreisgruppe Bayreuth häufiger in politische Auseinandersetzungen, das erste Mal 1976 bis 1979 beim Kampf gegen die geplanten Rotmainspeicher. 14 Jahre führte sie in dieser Zeit der Forst­ amtmann Ludwig Kaiser. Er sorgte für erste Biotopankäufe und -anpachtungen. Vor allem aber gelang es, drei zwischen Bayreuth und Creußen geplante Speicherseen zu verhindern.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

AKTIV BEI BIOTOPPFLEGE Der Bayreuther Stadtförster Gotthard Eitler und BN-Aktiver erreichte in dieser Zeit bundesweite Aufmerksamkeit durch seine Schilderungen der Waldschäden im Erzgebirge, seiner alten Heimat. Er hielt hierzu 230 Vorträge und unternahm 40 Fahrten. Es wurde erreicht, dass mit deutscher Hilfe die Braunkohlekraftwerke in Falkenau in Tschechien entschwefelt wurden und der sterbende Wald auf dem Ochsenkopf rechtzeitig unterpflanzt wurde. In diesem Jahrzehnt wurden 15 Ortsgruppen gegründet! Ein weiteres Großprojekt war die geplante Autobahn mitten durch das Fichtel­ ge­birge. Als nicht mehr zu leugnen war, dass die von der Staatsregierung zugrunde gelegten Verkehrsprognosen mit der Realität nichts zu tun hatten, musste das Projekt 2010 aufgegeben werden. Ob Volksbegehren für eine Forstreform, Vorträge, Ausflüge, Jugendarbeit, Amphibienrettung oder Haus- und Straßensammlung: Die Kreisgruppe ist in allen Feldern aktiv. Ein eigener Pflegetrupp der Kreisgruppe mäht jährlich elf Grundstücke, hält elf Hektar Weidefläche in der Nähe von Bayreuth von Verbuschung frei und pflegt für die Fränkische Schweiz typische Wacholderheiden. Seit 2011 führt der Dipl.-Ing. Reinhard Birkner die Kreisgruppe. Unter seiner Leitung wurde ein aufwändiger BN-Beitrag auf der Landesgartenschau 2016 gestemmt und das Thema Energiewende intensiv angegangen. Helmut Korn, Sigrid Liede-Schumann, ­Silke Geukes, Tom Konopka

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LIEBE MITGLIEDER, wenn Sie dieses Heft in Händen halten, dürften in Berlin noch die Koali­ tionsverhandlungen für eine neue ­Bundesregierung laufen. Klar ist jetzt schon: Keine einzige der im Bundestag vertretenen Parteien hat ein Programm vorgelegt, mit dem Deutschland die überlebensnotwendige Einhaltung der Klimaschutzziele von Paris erreicht. Dabei ist es höchste Zeit für entschlossenes Handeln. Die bisherigen Bundesregierungen haben die Klimakrise ignoriert, kleingeredet, oder sogar Maßnahmen gezielt blockiert und die Situation damit verschärft. Dadurch werden die Kosten für den Klimaschutz und die Klimafolgen nachfolgenden Gene­ rationen aufgebürdet. Klar ist auch: Die Klimakrise und der Verlust von Artenvielfalt befeuern sich gegenseitig. Deshalb sind dringend Maßnahmen gegen beide Krisen ­notwendig. Ein sozial-ökologischer Wandel unseres Wirtschafts- und Mobilitätssystems, u ­ nseres Produktionsund Konsum­verhaltens ist nicht immer populär, aber zwingende Voraussetzung für eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten.

Im Leitantrag, den die BN-Delegierten auf der Online-Delegiertenversammlung im Oktober verabschiedet haben, fordert der BUND Naturschutz unter anderem den naturverträglichen Ausbau auf 100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2035 und einen Ausstieg aus dem ­Kohlestrom bis 2030, die Umsetzung der UN-Konvention über die biologische Vielfalt und der EU-Biodiversitätsstrategie, ein Moratorium für den Neu- und Ausbau von Autobahnen, Bundes- und Staatstraßen und eine Investitions­ offensive für die Schiene. Der BN fordert zudem, dass sich die EU-Agrar­ zahlungen an ökologischen Gesichtspunkten orientieren sowie tierschutzgerechte Haltung und die Reduzierung von Pestiziden um 80 Prozent bis 2030. Was bisher aus den Koalitionsverhandlungen bekannt wurde, lässt den Schluss zu, dass auch im neuen Jahr viel Arbeit auf unseren Verband wartet. Ihrem Engagement, Ihrer Mitgliedschaft und Ihren Spenden ist es zu verdanken, dass wir mit nun über 260 000 Mitgliedern und Förderern den Überlebensthemen des Natur- und Umweltschutzes eine starke Stimme geben können. Dafür herzlichen Dank!

Foto: Toni Mader

Und weil Kontinuität in Bayreuth offensichtlich ein hohes Gut ist, übernahm der Gymnasiallehrer Helmut Korn 1982 den Vorsitz und hatte diesen 28 Jahre lang bis 2011 inne. Die vorherrschenden Themen der 1980er Jahre waren das Waldsterben und die geplante WAA in Wackersdorf in der Oberpfalz. Am Kampf gegen die WAA nahm die Kreisgruppe von Anfang an mit Busfahrten zu den Demonstrationen vor Ort und eigenen Veranstaltungen teil.

Doris Tropper

Richard Mergner

Beate Rutkowski

stv. Vorsitzende

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende


46 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Foto: Bayerische Staatskanzlei

NEUER REFERENT FÜR POLITISCHE KOMMUNIKATION

Ministerpräsident Markus Söder und die s ­ tellvertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper bei der Ordensverleihung

DORIS TROPPER MIT BAYERISCHEM VERDIENSTORDEN GEEHRT Der Bayerische Ministerpräsident Mar­ kus Söder hat der stellvertretenden BN-­ Landesvorsitzenden Doris Tropper für herausragende Leistungen für Bayern und seine Bevölkerung den Bayerischen Verdienstorden verliehen. Dies ist nach dem Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst die höchste Auszeichnung, die bayerische Bürgerinnen und Bürger erhalten können. Der Bayerische Verdienstorden wurde 1957 vom Bayerischen Ministerpräsidenten Wilhelm Hoegner (SPD) geschaffen. In der Laudatio wird das mehr als drei Jahrzehnte andauernde ehrenamtliche Engagement für den Umweltschutz auf den verschiedenen Verbandsebenen und

für das Gemeinwesen gewürdigt. Doris Tropper war 25 Jahre Kreisvorsitzende in Erlangen und ist seit über 20 Jahren stellvertretende Landesvorsitzende des BUND Naturschutz. Besonders herausgestellt wurde zudem ihr hervorragender Einsatz für ein gentechnikfreies Bayern im Rahmen des gleichlautenden Volksbegehrens in den späten 1990er Jahren. Doris Tropper freute sich sehr über ­diese Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Die stellvertrende BN-Vorsitzende betonte aber auch, dass die Würdigung ihrer Person zugleich auch die Würdigung des gesamten Verbandes und damit aller im BUND Naturschutz Aktiven ist.

Florian Kaiser ist der neue Referent für politische Kommunikation im BUND Na­ turschutz. Seine Vorgängerin Ronja End­ res wurde gemeinsam mit Florian von Brunn zur neuen Doppelspitze der baye­ rischen SPD gewählt und hat daher ihre Stelle beim BN aufgegeben. Ihr Nachfolger stammt aus Nürnberg und hat in Erlangen Geschichte, Politik und Soziologie studiert. Nach drei Jahren bei der Nürnberger Zeitung war Florian Kaiser in der politischen Öffentlichkeitsarbeit tätig, zunächst für die Linksfraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen und dann in der Hamburgischen Bürgerschaft. Umweltthemen waren dem gebürtigen Mittel­ franken seit jeher besonders wichtig. Auch in der Politik war er mit vielen Facetten davon beschäftigt, unter anderem mit

TRAUER UM THOMAS PLÄN Der ehemalige Artenschutzreferent des BUND Naturschutz, Dr. Thomas Plän, ist im September überraschend im Alter von 65 Jahren verstorben. Er kam schon vor seinem Studium der Biologie an der Universität Regensburg mit dem BN in Kontakt. Nach seiner Promotion übernahm er 1987 den Posten des Artenschutzreferenten von Dr. Christian Magerl, der in den Landtag einzog. Dr. Plän war auch zuständig für den Bereich Gentechnologie. Auf seine Initiative kam

es zur Gründung eines Institutes für Naturschutzforschung (INF), später umbenannt in Institut für Biodiversität Netzwerk (IBN), das dem BN wissenschaftlich zuarbeiten sollte. Der erste Vorstand ­dieses neuen Institutes bestand aus Mit­ glie­ dern des BN-Landesvorstandes; Geschäftsführer war Dr. Plän. Nach seinem Ausscheiden 1991 als BN-Artenschutzreferent arbeitete er als Berater für wissenschaftliche Projekte. Der Verband wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Elbvertiefung, Kohleverstromung und Atomtransporten. Nun freut sich der 42-­­Jährige sehr, wieder in seiner Heimat und gleichzeitig für den Umwelt- und Naturschutz tätig sein zu können. »Persönlich gilt mein Hauptinteresse der Klimakrise, da kommt es inzwischen ja wirklich auf jeden Tag an«, sagt Florian Kaiser. Dank der neuen Tätigkeit in München hofft er, jetzt wieder öfter in die Berge zu kommen – und natürlich nach Franken.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 47

AUSZEICHNUNG FÜR BLÜHFLÄCHENPROJEKT RHÖN-GRABFELD

Seit 20 Jahren verleiht die Firma Lamms­ bräu in Neumarkt den Nachhaltigkeits­ preis. Preisträger können alle werden, die durch ihr Engagement die Kultur der Nachhaltigkeit fördern – unter ökologi­ schen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Aspekten. In diesem Jahr erhielt ein Projekt, zu dessen Realisierung der BUND Naturschutz ganz maßgeblich beigetragen hat, den Preis in der Kategorie »Treiber der Kreislaufwirtschaft«. Das Gemeinschaftsprojekt Agrokraft GmbH liefert eines der innovativsten Konzepte der vergangenen Jahrzehnte im konventionellen Landbau

und ein Gegenmodell zu den massiven Fehlentwicklungen bei der Energiegewinnung durch Biogas. Agrokraft schafft artenreiche Blühflächen in landwirtschaftlich genutzten Räumen. Seit 2017 pflanzen landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Rhön-Grabfeld die »Veitshöchheimer Hanfmischung« an, eine Blüh­­ mischung, die zur Energiegewinnung genutzt werden kann und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Artenvielfalt hat. Den Preis nahmen Vertreter von Agrokraft sowie für den BN der Ehrenvorsitzende Hubert Weiger (im Bild rechts) entgegen.

Titelgestaltung: Claudia Seeger

MANFRED MISTKÄFER In der Natur gibt es so viel zu entdecken – und ein kleiner Käfer weiß dar­ über ganz besonders gut Bescheid: In Manfred Mist­­käfers Mitmach-Magazin er­ fahren Kinder von acht bis zwölf Jahren viel Wissenswertes über die Natur. Das Kindermagazin des BUND gibt Tipps, was man draußen so alles entdecken und beobachten kann und berichtet von spannenden Tieren und Pflanzen. Außerdem finden Kinder darin viele Naturforschergeschichten, Rätsel, Spiele, Rezepte, Märchen und Basteltipps! Jede Ausgabe enthält außerdem den »Ideenmarkt«, eine Beilage für Eltern, Leh-

rerinnen und Lehrer. Die Themen des Magazins werden hier noch einmal für Erwachsene aufbereitet, dazu gibt es Medientipps zum Vertiefen und Anregungen für spannende Naturerlebnisse mit Kindern. Das Magazin kostet im Jahres-Abo 16 Euro und erscheint viermal jährlich. Das Abonnement ist auch als Geschenk erhältlich, und mit dem Stichwort »Winterzeit« gibt es die aktuelle Winter-Ausgabe gratis zur Bestellung dazu.

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Bestellung unter www.bundjugend-bw.de/abo oder telefonisch unter 07 11/6 19 70-24

Foto: AdobeStock/G

Foto: Lammsbräu

erd Gropp

GARTEN- & BALKONTIPP

Quartiere für Insekten Wenn es draußen kalt wird, haben sich unsere fleißigen Blattlausräuber wie Florfliegen oder Marienkäfer schon ein Winterquartier gesucht. Marienkäfer überwintern tief eingegraben in Laubhaufen oder in gut geschützten Mauerritzen. Florfliegen bevorzugen den Schutz von Baumrinden. Ihre Larven ernähren sich bevorzugt von Blattläusen oder Spinnmilben. Wildbienen und Schmetterlingsraupen ­nutzen hohle Pflanzenstängel zum Überwintern, wie die der Wilden Karde im Bild. Unsere Schmetterlinge sind wahre Überlebenskünstler. Der Zitronenfalter hält minus 20 Grad aus und hängt sich gern an die Blätter von Efeu oder Brombeeren. Deswegen: Die eigene Ordnungs­ liebe im Garten überwinden und auf den Beeten Stauden stehen lassen und erst im späteren Frühjahr zurückschneiden, eine Ecke finden, wo ein Laubhaufen liegen bleiben kann, die Wiese im Herbst nicht mehr mähen, denn abgeblühte Stängel von Wildblumen und Kräutern bieten Lebensraum für Eier verschiedener Falter. Dann kann sich auch im Frühjahr wieder ­rascher das Insektenleben regen.


48 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

forst Ebrach zu stellen und die Weltkultur­ erbe-Städte Bamberg und Würzburg mit einem Weltnaturerbe und Nationalpark Steigerwald zu verbinden. Anschließend schilderte Hubert Weiger die Chancen, die ein Buchennationalpark für die Bevölkerung und die Waldnatur im Steigerwald bedeutet. »Keine der 16 Nationalparkregionen in Deutschland würde ihren Nationalpark mehr hergeben«, betonte Weiger. Gerade in Zeiten des Klimawandels sei das Interesse der Bevölkerung an einem intakten Laubwald als wertvoller Wasser- und CO2-Speicher, Regen- und Kühle-Erzeuger gestiegen.

GRÜNES BAND ­GESTÄRKT Hektar großen Fläche nahe des National­ parks Bayerischer Wald gestärkt werden. Bei einem Besuch von Umweltminister Thorsten Glauber gemeinsam mit dem BN-Landesvorstand im August warb der BUND Naturschutz dafür, das Grüne Band als UNESCO-­Welterbestätte vorzuschlagen. Die Fläche »Lichtwald Finster­auer Reuten« konnte im Rahmen des Projekts »Quervernetzung Grünes Band«, das seit fast zwei Jahren läuft, erworben werden. »Zusammen mit der Erweiterung des Nationalparks entsteht hier ein großer Mehrwert für die Natur und die Region«, betonte der Umweltminister. Foto: Stefan Maurer

Erfreuliche Nachricht für das Grüne Band: Der länderübergreifende Biotop­ verbund soll durch den Ankauf einer vier

Der BUND Naturschutz trauert um Heide Schmidt-Schuh, die im August im Alter von nur 58 Jahren verstorben ist. Viele Jahre hat sie sich mit Kreativität und Herz für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen engagiert. Sie hat die Kreisgruppe Mühldorf als Vorsitzende und Delegierte geprägt. In Haag war Heide praktisch das Gesicht des BUND Naturschutz. Im Landesarbeits­kreis Energie und Klima entwarf sie Wege für eine umwelt- und ­klimaverträgliche Energieversorgung. Ihr verdankt der Landkreis Mühldorf die Ini­ tiative »Prima Klima Kids«.

Foto: BN

Zu einer Sternfahrt mit Einblicken in den Steigerwald hatte im September der Ver­ ein Nationalpark Steigerwald eingela­ den. Der Vorsitzende Liebhard Löffler verlieh im Rahmen der Veranstaltung dem BN-Ehrenvorsitzenden Hubert Wei­ ger die Ehrenmitgliedschaft des Vereins Nationalpark Steigerwald (siehe Bild). »Diese Sternfahrt soll der Politik zeigen, dass das Interesse der Bevölkerung an einem Nationalpark und Unesco-Weltnatur­ erbe im Steigerwald groß ist und nicht mehr weggeleugnet werden kann«, betonte Löffler. Es sei höchste Zeit, die Weichen für ein Großschutzgebiet im Staats-

TRAUER UM HEIDE SCHMIDT-SCHUH

Aufgrund ihrer Arbeit am Goetheinstitut konnte sie sich in die internationale Zusammenarbeit im Bereich des Umweltund Klimaschutzes einbringen. Sie hat grenz­übergreifende Kontakte hergestellt, zum Beispiel zum Ausbau des Grünen Bandes oder im Rahmen der Klimakonferenz von Paris 2015.

Foto: BN

Foto: Uwe Gratzky

AUSZEICHNUNG FÜR HUBERT WEIGER

Die Japanische Internationale Schule München spendete knapp 500 Euro für die BN-Bildungs­ arbeit zugunsten der Biber. ­Anlass waren die Flutkatastrophen sowie die positiven Erfahrungen der Jugendlichen in Wartaweil. Herzlichen Dank!


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH 49

GRÜNES BAND

Das Grüne Band ist der größte­ ­länderübergreifende Biotopverbund Deutschlands: Und seine Bekanntheit steigt ständig. Welcher Promi kann das schon von sich behaupten? LIANA GEIDEZIS leitet den BUND-Fachbereich Grünes Band.

Foto: Ute Machel

PROMINENT

restlichen elf Prozent Lücken im Biotopverbund geschlossen werden, als eine wichtige Voraussetzung für unsere Vision, das Grüne Band als UNESCO-Welterbe zu nominieren.

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er kennt das Grüne Band? Eine VIELFALT ALS SCHATZ Umfrage von Forsa ergab kürzlich: Das Grüne Band ist eine Schatzkammer ein Drittel der Befragten. Das ist ein Plus der Artenvielfalt. Bedrohte Tiere und von 13 Prozent seit 2007. Und eine schöne Pflanzen unterstreichen das. So zeigten Bestätigung unseres jahrzehntelangen sich dieses Jahr auf unseren Flächen im Einsatzes dafür, den Artenreichtum an der Bayerischen Wald die seltene Arnika und ehemaligen innerdeutschen Grenze zu erstmalig der Blauschillernde Feuerfalter, bewahren. eine absolute Rarität und stark gefährdet. Zudem sprachen sich vier von fünf BefragAn den Brietzer Teichen bei Salzwedel ten dafür aus, das Grüne Band in Gänze wurde der vom Aussterben bedrohte ANZ_GB_BM 4.qxp_Layout 1 04.10.21 11:18 1 unter Schutz zu stellen. Damit könnten die Seite Weberbock entdeckt, ein massiger Käfer

Brutinseln unterstützen den Kiebitz im Altmarkkreis Salzwedel.

(siehe Foto links oben). Dort gelang es uns mit viel Einsatz auch, dass mehr Jungvögel der Kiebitze ausflogen. Der gefährdete Wiesenbrüter hat hier eine sichere Heimat gefunden. Mit Spendengeldern möchten wir das Grüne Band künftig weiterentwickeln und noch besser schützen. Als Füllhorn der biologischen Vielfalt und als einzigartige Erinnerungslandschaft ist sein Wert für die jetzigen und kommenden Generationen nicht hoch genug einzustufen.

www.bund.net/gruenes-band Anzeige

das Grüne Band: jetzt UNTERSTÜTZen!

Nur gemeinsam können wir Deutschlands d erhalten! größten länderübergreifenden Biotopverbun

Werden Sie jetzt Patin oder Pate für das Grüne Band! Ab einer Spende von 5 Euro im Monat schützen Sie die Lebenslinie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze.

Bei Fragen zur Patenschaft wenden Sie sich an Ihre Ansprechpartnerin beim BUND:

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SVENJA KLEMM Tel. 0 30 / 2 75 86-4 29 • svenja.klemm@bund.net

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www.bund.net/patenschaften Foto: © Ute Machel


Fotos: FrankysPhotographix

50 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

Eine typische Tätigkeit von BN-Aktiven: Pavillon aufstellen. Mit vielen Händen geht es besser.

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

HER MIT DEM SCHOTTER ! Kiesgärten sind totes Land für die Natur. Weil sie sich in Hof immer mehr ausbreiten, hat der BN eine »Entsteinungsaktion« angestoßen.

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of schläft noch, als ich vom Bahnhof Richtung Wittelsba­ cher Park laufe. Ein kalter Herbstmorgen, der einen wun­ derbaren Spätsommertag verspricht. Am Ende einer menschen­ leeren Lindenallee ein Biertisch und eine Frau davor. »Außer mir ist tatsächlich noch niemand da«, sagt Birgit Schreier. »Und ich hab’ keine Ahnung, wie man den aufbaut«, sagt sie mit Blick über ihre Schulter. Der Pavillon für den BN-Stand liegt unausge­ packt auf dem Boden. Wir warten, denn zu zweit richten wir hier wenig aus. Dann endlich eine Handynachricht: »Sorry für die Verspätung. Uns ist eine Wachtel ausgebüxt. Bin bald da.« Wenig später springt Katharina vor uns vom Fahrrad. Die Wachtel sitzt immer noch in der Hecke. »Da muss mein Mann jetzt alleine durch«, sagt sie. Dann taucht auch Hilmar auf. Er kennt sich mit dem Pavillon aus und nach einigem Rucken und Zurren sowie zwei Flugversuchen steht das Teil und der BN-Stand hat ein Dach über dem Kopf. Heute ist Herbstmarkt in Hof und BN-Projektleiterin Birgit Schreier nutzt die Gelegenheit, um gemeinsam mit der Stadt für naturnahe und artenreiche Gärten zu werben. »Entsteint Euch!«,

lädt ein Plakat ein. Wer Kies und Schotter aus seinem Garten mitbringt, kann sie gegen Blumenzwiebeln und Saatgut eintauschen.

NEUES LEBEN FÜR DIE GÄRTEN Birgit ist Gärtnermeisterin. Bis vor drei Jahren hat sie beim Garten- und Landschaftsbau gearbeitet. Doch statt grüner Paradiese bestellten immer mehr Hofer Schottergärten: tote graue Flächen mit sparsam verteilten, exotischen Nadelholzgewächsen. Irgendwann wollte Birgit keine weiteren Kiesgärten mehr anlegen, keine gute Gartenerde unter 40 Zentimeter Kies, Steinen und Sand begraben. Sie wollte wieder Leben in die Gärten bringen. Und das macht sie jetzt beim BN Hof. Im Projekt HofGärten bietet sie Vor-Ort-­Be­ratung bei der Gartengestaltung, informiert über heimische, insektenfreundliche Pflanzen und vermittelt Garten­paten­schaften zwischen Jung und Alt.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv 51

Am Sonntag hat Birgit Schreiner am BN-Stand gut zu tun.

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Heute, am Montag »danach«, ist Birgit um viele Erfahrungen reicher und vorsichtig optimistisch: Sie und die ehrenamtlichen Standhelfer von BN, Bürger am Zug und Gartenbauverein Hof haben für ein gemeinsames Ziel kooperiert, viele Menschen erreicht. Sie haben Neugier bei Kindern gesät und vielleicht dafür gesorgt, dass mehr Hinterhöfe in der Stadt erblühen. Ende des Monats werden sie die übriggebliebenen Zwiebeln in einer Gemeinschaftsaktion mit Schülern pflanzen. Die »Kids aus dem Park« dürfen mitreden, wo Blumen wachsen sollen und wo Fußball gespielt wird. Auch eine Aktion, die spontan am BN-Pavillon entstanden ist. Und immerhin: Zwei Hofer Haushalte haben ­ihren Garten entsteint. Das ist ein Anfang, denn so mancher Samen wird ja auch über den Wind verbreitet – oder über ein Gespräch am Gartenzaun … Heidi Tiefenthaler

/ oversn

Am Sonntag wandelt sich die Szenerie grundlegend. Es ist Bundestagswahl und das Wahllokal ist in der Sophienschule untergebracht. Ein steter Strom von Anwohnern zieht am Stand vorbei und informiert sich bereitwillig. Viele der Passanten haben Migrationshintergrund. »Eine Klientel«, sagt Birgit, »die wir sonst kaum erreichen.« Zugegeben: Wahrscheinlich hat keiner der Passanten einen schicken, teuren Kiesgarten zu Hause. Aber sie sind interessiert, freuen sich über heimische Blumensamen und -zwiebeln und fast jeder weiß einen Platz, an dem etwas Blühendes fehlt. Und dann passiert es doch noch: Einige Familien kommen und liefern Steine aus ihrem Schottergarten ab. Eine davon drei Generationen hoch – Großeltern, Kinder und Enkel. Die Kleinen schleppen den Kies in alten Gummibärchen-Behältern heran. Zweifel hatten die Familien schon länger an ihrer Gartengestaltung. Aber niemand kannte sich mit Pflanzen und Garten­ arbeit aus. Deshalb schien der Kiesgarten eine pflegeleichte und schicke Lösung. Allerdings auch ziemlich tot. Nun sind die Familien bereit, einen Versuch mit der Natur zu wagen. Ein paar kleine

NEUGIER SÄEN

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SPÄTER ERFOLG

Flächen sind entsteint, da sollen nächsten Frühling Blumen wachsen. Und mit ihnen kommen hoffentlich auch die Bienen und Schmetterlingen zurück. »Bei Blumenzwiebeln kann eigentlich fast nichts schiefgehen«, sagt Birgit. Und das ist wichtig. »Die Menschen brauchen Erfolgserlebnisse, damit die Lust auf einen lebendigen Garten wachsen kann.«

ty Foto: Get

Trotz bestem Wetter bleibt es ruhig zwischen Wittelsbacher Park und Sophienschule, zu ruhig. Kaum jemand steuert den Herbstmarkt von hier oben aus an. Aus dem benachbarten Park heraus ziehen einige Kinder aus der Nachbarschaft ihre Kreise immer enger um den Stand. Sie lungern und schlendern herum, bis sich eines endlich ein Herz fasst und uns anspricht. Birgit zeigt Blumenzwiebeln, erklärt, dass daraus Blumen werden. Warum wir Steine sammeln, was ein Kiesgarten ist und weshalb wir lieber grüne Gärten sähen. Sie erfährt, dass keines der Kinder Gänseblümchen kennt. Wenig später schleppen die Kids Steine an. Aus dem eigenen Hinterhof, vielleicht auch aus dem Park. Blumenzwiebeln und -samen werden verteilt und ein ums andere Mal müssen Katharina und Birgit das »Steinspiel« erklären, das sie mangels Straßenkreide mit Stiften auf den Asphalt gemalt haben. So war es nicht geplant, so ist es aber nun: Die Kinder aus dem Bahnhofsviertel sind heute unsere wissbegierigsten Besucher.

icz KatarzynaBialasiew Foto: Gettyimages /

ANDERS ALS GEDACHT

Blumenzwiebeln und Wildblütensamen für Hof


52 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN »Guck’sch do, aba kauf’sch dahoim« zeigte im September ein Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und dem BN im Unter­ allgäu Alternativen zum Online-Handel auf. Aktueller Anlass ist der Bauantrag des Handelsriesen Amazon für ein riesiges neues Verteilzentrum am Allgäu Airport bei Memmingen, das die Bündnispartner verhindern wollen.

WALDFREUDE: Das Ehepaar AnnemaEin großes Fragezeichen hinter die Zukunft des Grünten als »Berg-­Rummelplatz« machten Gegner des Ausbaus b ­ ereits im Sommer 2020.

KREISGRUPPE KEMPTEN-OBERALLGÄU

RETTET DEN GRÜNTEN ! Was tun mit Skigebieten in tieferen Lagen, die sich in Zeiten den Klimawandels nicht mehr rentieren? Diese Frage stellt sich auch am Grünten, dem »Wächter des Allgäus«.

N

achdem die Liftgesellschaft vor ei­ nigen Jahren Pleite ging, sollen nun zahlreiche Projekte den markanten Berg­ rücken im Oberallgäu ganzjährig für den alpinen Berg- und Skitourismus erschlie­ ßen. Investiert werden soll in eine neue Zehnergondelbahn, die den Berg nicht nur im Winter, sondern erstmalig auch im Sommer erschließt. Die künstliche Beschneiung soll massiv ausgebaut werden, neue Straßen sollen durch geschützte Biotope und Bergwälder verlaufen, die teilweise als Schutzwald dienen; neue Gaststätten sind rund um die Bergstation geplant, sowie ein Großparkplatz und Parkhaus. Und das alles im Landschaftsschutzgebiet, di-

rekt im Anschluss an ein europäisches Natura-2000-Schutzgebiet. Der BUND Naturschutz kämpft daher im aktuell laufenden Genehmigungsverfahren gegen diese Pläne und setzt sich stattdessen für andere, sanfte Formen der Freizeitnutzung ein, im Einklang mit der Alpwirtschaft und den wertvollen Naturräumen, wie Wandern im Sommer und Schneeschuhgehen und Ski-Bergsteigen im Winter. Bisher werden von der Bayerischen Staatsregierung nur neue und größere Ersatzlifte mit Millionensummen ­gefördert. Der BN fordert, auch Renaturierungen und alternative Tourismuskonzepte zu unterstützen, für die keine neue Infrastruktur nötig ist. Thomas Frey (as)

rie Brückner und Dr. Lothar Lindstedt schenkte der BN-Kreisgruppe Donau-Ries zwei Grundstücke an der Wörnitz bei ­Donauwörth. Die 1,6 Hekt­ar Auwald mit Pappeln, Weiden und Schwarz­erlen werden von einem kleinen Graben durchflossen. Im Rahmen des Vertragsnaturschutz­ programms will die Kreisgruppe Biotop­ bäume erhalten, einen Biberlebensraum schaffen und ansonsten die Aue weitgehend sich selbst überlassen.

Foto: Stefan Kolonko

Foto: Ferdinand Brausewetter / Fabian Kessler

KAUF DAHEIM: Mit Aktionen wie

ZAUNFREI: Seit 2009 stritt der BN gegen einen privaten Wildschutzzaun bei Oettingen im Landkreis Donau-­Ries, mit dem der jagdinteressierte Besitzer sein Schwarzwild ein­gehegt hatte. Nun urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof im Juli, dass das Betretungsrecht der Natur höher wiegt und der elf Kilometer lange Zaun entfernt werden muss. Hätte das Beispiel Schule gemacht, hätten Wälder mit überhöhtem Wildbestand in ganz Bayern eingezäunt werden können. IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 21 ›   BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz 53

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Winfried Berner

VORBILDLICH: Ende Juli erhielt Alex­

Naturparadies am Rande der Stadt: die Donauinsel Mariaort

an­der Pöppl von Staatsminister Thorsten Glauber die Auszeichnung »Grüner Engel«. Pöppl ist seit 20 Jahren Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Beratzhausen im Landkreis Regensburg. Geehrt wurde sein umfassendes Naturschutzengagement. So kümmert er sich etwa um einen Obstund Walderlebnispfad, um Trockenrasenflächen und den BN-eigenen Gemüsegarten. Außerdem kartiert und dokumentiert er heimische Insekten. Als Mediator im Spannungsfeld von Siedlungspolitik und Naturschutz hat er mit seiner ausgleichenden Art schon viele Konflikte entschärft.

KREISGRUPPE REGENSBURG

Foto: Bayerisches Umweltministerium

DONAUINSEL AUF PLATZ 1 Große Ehre für den Regensburger BN: Das ­Projekt »Donauinsel Mariaort« hat Anfang Juli den mit 5000 Euro dotierten ersten Platz beim Bayerischen Biodiversitätspreis belegt.

D

ie Mariaorter Insel bei Regensburg ist auf langer Flussstrecke die einzi­ ge unbebaute Donauinsel. Alle anderen sind im Zuge des Donauausbaus ver­ schwunden oder wie in der Stadt Regens­ burg weitgehend bebaut. Schon seit 2011 arbeitet die BN-Kreisgruppe daran, das ehemals intensiv landwirtschaftlich genutzte Areal zu einer naturnahen Flussinsel zu entwickeln. Dabei entsteht eine Naturzone mit artenreicher Flora und Fauna, aber auch Raum für Umweltbildung und Zugang für Erholungssuchende. Mithilfe von Spenden hat der BUND Naturschutz bislang rund ein Viertel der Inselfläche erworben. In der Naturzone schaffen die Aktiven durch Oberbodenabtrag und naturnahe Modellierung von Uferbereichen artenrei-

che Lebensräume – teils Auwald, teils extensive Feuchtwiese. Diese bleiben weitgehend sich selbst überlassen. Andere Wiesenbereiche werden extensiv genutzt. Außerdem sind ein Naturbeobachtungspunkt und ein Natur- und Flusslehrpfad geplant. Nicht nur die jährliche Sensenmahd der Fläche, auch die systematische Erfassung der auf der Insel vorkommenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten erfolgt durch Ehrenamtliche. Der Bayerische Biodiversitätspreis wird seit 2009 alle zwei Jahre vom Bayerischen Naturschutzfonds ausgelobt und prämiert besondere Projekte und Leistungen im Arten- und Biotopschutz mit insgesamt 15 000 Euro. Reinhard Scheuerlein (ht)

KRITIK: Der BUND Naturschutz wehrt sich gegen die Rodung von etwa 25 Hektar des Tirschenreuther Stadtwalds. Sie sollen einem großen Holzverarbeitungsbetrieb weichen. Der BN geht davon aus, dass die Abholzung auch ein benachbartes Moor schädigen würde, das auf die Wasserversorgung aus dem Waldgebiet angewiesen ist. Bei einer Führung Mitte August forderte BN-Kreisvorsitzender Josef Siller von der Stadt Tirschenreuth eine fundierte Prüfung von Standortalternativen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


54 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Hubert Weiger

ARTENSCHUTZ: Das Engagement des

Wertvolle Wildnis seit über 20 Jahren: die Muggenbacher Tongruben

BN hat wieder einmal gewirkt: 2017 hatte der BUND Naturschutz öffentlich bemängelt, dass die Bahn verpflichtende Artenschutzmaßnahmen entlang der ICE-Trasse Nürnberg–Ebensfeld nicht oder fehlerhaft umgesetzt hat. Seitdem hat die Bahn vier Stellen für Landschaftsplaner geschaffen. Bei einer Ortsbegehung im Juli überzeugten sich BN-Aktive von der nun in weiten Bereichen gelungenen Umsetzung. Nacharbeiten muss die Bahn noch beim Fledermausschutz. Die bisher angebrachten Fledermauskästen erfüllen ihren Zweck nicht.

KREISGRUPPE COBURG

Ende Juni hat der BN Coburg das 20-jährige Jubiläum des Naturschutzgebietes »Tongruben bei Muggenbach« gefeiert, coronabedingt ein Jahr verspätet. Ohne BN gäbe es den wertvollen Offenland-Standort nicht mehr.

I

m Jahr 2000 hat der BUND Naturschutz gemeinsam mit der 1987 gegründeten Schutzgemeinschaft Muggenbach das Gelände, auf dem eine Restmülldeponie entstehen sollte, gerettet. Mit ihren rund 300 Mitgliedern lehrte sie den Müllzweckverband Nordwest-Oberfranken (ZAW) das Fürchten. Dieser wollte in den Tongruben eine Deponie für die giftigen Schlackereste aus der Coburger Müllverbrennungsanlage einrichten. Viele Aktionen und Proteste, Plakate des Künstlers Wolfgang Schott und vor allem die großartigen Aufnahmen von Roland Günter, der seltene Wildbienen- und Wespenarten in den Tongruben fotografierte, wa-

ren nötig, um das Vorhaben abzuwenden. Der BN konnte das Gebiet mithilfe von Fördermitteln kaufen und es wurde als Naturschutzgebiet mit über 23 Hektar Größe ausgewiesen. Teilbereiche blieben im Besitz des Grafen Ortenburg, der durch seine Verkaufsbereitschaft den Schutz des Gebietes erst ermöglichte. Heute entbuscht der BN das Naturschutzgebiet regelmäßig. Seit einiger Zeit setzt er dazu in Kooperation mit dem Coburger Landschaftspflegeverband auch Ziegen und Schafe ein. Der Zweckverband Grünes Band ist ebenfalls involviert. Tom Konopka (ht)

Foto: Tom Konopka

JUBILÄUM IN MUGGENBACHER TONGRUBEN: 20 PLUS 1

NACHRUF: Der BN trauert um sein langjähriges Mitglied Dr. Herbert Friedlein. Der am 22. März verstorbene Bayreuther Staats­­anwalt und CSU-Landtagsabgeordnete war in den 1970er-Jahren ein wichtiger BN-Ratgeber in rechtlichen Fragen und Mitglied des BN-Beirats. Er hat sich für unseren Verband große Verdienste erworben.

ERFOLG: Das Wasserwirtschaftsamt hat die Verfüllung eines Kalkbruches in Gräfenberg im Landkreis Forchheim mit belastetem Material abgelehnt. Ein Erfolg für den BN und die Bürgerinitiative IG Steinbruch. Sie hatten gegen das Vorhaben gekämpft. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern 55

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN GRÜNE ENGEL: Die gleichnamige Aus-

Mit gutem Beispiel voran: Dr. Thorsten Kellermann und Manfred Siering, stellvertretende Vorsitzende der ­Kreisgruppe, mit Moderatorin Julia von Miller bei der Abgabe ihrer Führerscheine auf der BN-Bühne am Stachus

KREISGRUPPE MÜNCHEN

ZWEI WOCHEN OHNE AUTO »Autofrei auf Zeit« — mit dieser ungewöhn­ lichen Aktion warb der BUND Naturschutz für die Verkehrswende in München. Anlass war die IAA im September.

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ür die Zeit vom 4. bis 18. September konnten Münchner Bürgerinnen und Bürger freiwillig ihren Führerschein beim BN abgeben und so ein autofreies mobi­ les Leben einfach mal ausprobieren. Ein­ geleitet und begleitet wurde die Aktion von einem bunten Rahmenprogramm der Kreisgruppe. Die Reaktionen auf die »Autofrei-Challenge« reichten von völliger Ablehnung bis hin zur spontanen Führerscheinabgabe. Immerhin etwa 70 Menschen gaben ihren Führerschein beim BN in Verwahrung oder hatten zumindest ernsthaftes Interesse daran. Und alle, die mitmachten, hielten die vollen zwei Wochen durch; kein einziges Dokument wurde vorzeitig abgeholt. Im Gegenteil: Selbst eine Wo-

che nach dem Ende der Aktion lag noch etwa ein Drittel der Führerscheine im BN-­ Tresor. Offensichtlich kamen diejenigen, denen sie gehörten, auch gut ohne Auto aus. Für andere war die freiwillige Auto-Pause durchaus eine Herausforderung, wie sie beim Abholen des Führerscheins berichteten: Die persönliche Erfahrung, trotz Regenwetters oder Terminen ohne Auto auszukommen, war für sie wichtig, um sich mit nachhaltiger Mobilität und einer ökologischen Verkehrswende auseinanderzusetzen. Der Traum der BN-Aktiven fürs nächste Jahr: Eine Wiederholung der Aktion unter Beteiligung und Schirmherrschaft des Münchner Oberbürgermeisters! Martin Hänsel (as)

GRÜN KAPUTT: So beurteilt das »Erdinger Bündnis für Klimaschutz und Flächen­sparen« die geplante Nordumfahrung ED 99 und fordert den Verzicht auf das Projekt. Die Trasse würde, auf einem massiven Damm mit Brücke, das Nah­ erholungsgebiet an Sempt und Fehlbach zerschneiden und auf neun Kilometern durch landwirtschaftliche Flächen führen. Die Bürgerinitiative bezweifelt eine Verkehrsentlastung und lehnt den damit verbundenen Flächenverbrauch von 35 Hektar ab. Bei einem Pressetermin veranschaulichten die Gegner Höhe und Breite der geplanten Straße. Rund 800 Einwendungen gegen das Projekt gingen bis Frist­ende bei der Regierung von Oberbayern als zuständige Planungsbehörde ein.

Foto: Marcus Engstle

Foto: BN-Kreisgruppe München

zeichnung erhielten Dr. Andreas Zahn, Steffen Storandt, Rosemarie Beyer, Dr. Hermann Amann, Dr. Wolfgang Kneitz, Ernst Stegmeier und Angela Grau von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber für ihr Engagement beim BN. Mit dem Grünen Junior-Engel ausgezeichnet wurden weiter Luzia Funk aus Schrobenhausen, stellvertretend für die JBN-Gruppe »Eisvögel«, und Anna Marie Kick aus Odelzhausen für ihr Engagement in der eigens gegründeten Jugendgruppe.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Die ICE-Ausbaustrecke ist fast fertig, hier ein Abschnitt südlich von Forchheim

KREISGRUPPEN NÜRNBERG-STADT, FÜRTH-STADT

JA ZUM GÜTERZUGTUNNEL Endlich geht es voran mit einem Güterzugtunnel von Nürnberg Richtung Bamberg. Der BN be­ fürwortet das Projekt, weil es den regelmäßigen Stau auf der Schiene in Fürth beenden kann.

S

eit 1996 lagen die Pläne für den Gü­ terzugtunnel in der Schublade. Er soll unter der Pegnitz hindurch vom Nürnberger Rangierbahnhof zur Bahn­ strecke nach Norden Richtung Bamberg führen. Im Juli wurde das Planungsfeststellungsverfahren wieder aufgenommen. Der BN hat das Vorhaben befürwortet. 1994 hatte der Verband noch gegen den Tunnel ­votiert, weil dieser Teil der damals abgelehnten ICE-Neubaustrecke Nürnberg– Ebensfeld–Erfurt war. Heute ist eine Betrachtung unabhängig von der Aus­­einan­dersetzung um die ICE-­ Trasse möglich und der BN begrüßt die Entflechtung der Bahnverkehre über den Hauptbahnhof Fürth und den »Fürther ­Bogen«. Der Gütertunnel kann einen rei-

bungsloseren Zugverkehr im Personenund Güterverkehr ermöglichen. Außerdem wird die Bevölkerung in mehreren Teilen des Fürther Stadtgebiets weniger Güterzug­lärm zu ertragen haben. Allerdings kritisiert der BN weiterhin den in der Planung enthaltenen »S-Bahnverschwenk« durch das Knoblauchsland. Während der Gütertunnel die Region durch Bündelung mit der A 73 weitestgehend verschont, würde der Verschwenk in seiner bisher geplanten Form das Knoblauchsland zerschneiden. Der BN fordert deshalb seit Jahren die S-Bahnstrecke entlang der Bestandstrasse zu führen. Damit ließe sich auch die geplante Güterzugtrasse umweltverträglicher gestalten. Tom Konopka (ht)

siert die angedachten Standorte für das ICE-­Ausbesserungswerk bei Nürnberg. Das Bauvorhaben könnte auch mit deutlich weniger Platzbedarf realisiert werden. Das hat im August ein Fachgespräch des BN mit einem Nürnberger Planungsbüro ergeben, das bundesweit entsprechende Werke plant. »Wir fordern die Deutsche Bahn auf, weitere Standorte im südbayerischen Raum und in Nürnberg zu suchen und dabei den geplanten Flächen­ eingriff von derzeit 46 Hektar und etwa fünf Kilometer Länge auf die möglichen 26 Hektar und 2,3 Kilometer zu reduzieren«, so BN-Vorsitzender Richard Mergner.

PFLEGE: Die ehemalige Tongrube bei Veitsbronn-Siegelsdorf ist ein Eldorado für so seltene Arten wie die Gelbbauch­ unke. Im Frühjahr 2021 wurden dort mithilfe des Landschaftspflegeverbandes Mittelfranken wieder offene Tonrohböden und im Sommer austrocknende Tümpel geschaffen. Dafür wurde schweres Gerät eingesetzt. Alle zehn Jahre ist so ein starker Eingriff nötig, um den ökologischen Wert des Geländes zu erhalten. Die Maßnahme wurde vom Bayerischen Umweltministerium und vom Bezirk Mittelfranken gefördert.

Foto: Wolfgang Willner

Foto: Tom Konopka

ÜBERDIMENSIONIERT: Der BN kriti-

IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Fotos: Georg Flaxl

Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern 57

SOS GEWÄSSERSCHUTZ Eine symbolische Flaschenpost zum Schutz von Bächen, Flüssen und Seen haben ­Schülerinnen und Schüler aus Siegenburg ­ Ende Juli mit Unterstützung des BUND Naturschutz auf die Reise geschickt. spiel der Fließgeschwindigkeit, sogar Mathematik. Gleichzeitig fragten die Jugendlichen die Städte an Abens und Donau bis zur Landesgrenze, was diese für die Sauberkeit des Wassers tun, und erfuhren so, wie Kläranlagen mit Mikroplastik umgehen, sich Kommunen um Renaturierungen bemühen und Müll in der Landschaft bekämpfen. Begleitet wird die Aktion von der BN-­ Dauerausstellung »Müll in unseren Gewässern« an der Abens. Bereits seit 2019 zeigt dort ein Schaukasten, was alles in diesem Abschnitt aus dem Fluss gefischt wurde. Rita Rott (as)

MUSCHELSCHUTZ: Den unvermeidlichen Mäh- und Aushubarbeiten zur Pflege zweier Gräben im Markt Metten fallen jedes Jahr auch heimische Süßwassermuscheln zum Opfer. Um die Verluste in den Populationen, unter anderem der Malermuschel und der Großen Teichmuschel (siehe Foto), möglichst gering zu halten,

Foto: Brigitte Reinhardt

KREISGRUPPE KELHEIM

m Jugendliche für das Problem des Plastikmülls in Gewässern zu sensi­ bilisieren, hat die BN-Ortsgruppe Sie­gen­ ­­burg an der Abens ein Projekt für Schul­ klassen entwickelt. Die Teenager lassen am Fluss eine SOS-­ Flaschenpost zu Wasser mit Wünschen und Forderungen zum Umweltschutz, die sie vorher im Unterricht erarbeitet haben. Dieses Jahr beteiligte sich die Deutschklasse der Siegenburger Herzog-Albrecht-­ Schule. Nach dem Absetzen begleitete die Klasse ihre Flaschenpost über rund 2450 Kilometer auf ihrem imaginären Weg, von der Abens über die Donau bis ins Schwarze Meer. Unterrichtsmaterial der BN-Ortsgruppe vermittelt Umweltwissen, kulturelle und historische Besonderheiten und, am Bei-

GESCHMACKVOLL: Das Kochbuch »Veggie-Chef – pflanzenbasierte Ernährung leicht gemacht« der BN-Jugendgruppe »Green Earth« aus Eggenfelden zeigt, wie eine gesunde und klimaschonende Ernährung auf vegetarischer und veganer Basis funktioniert. Die Rezepte sind leicht nachzukochen und wurden von den Jugendlichen selbst erprobt und fotografiert. Das 76 Seiten starke Buch wurde im Juli veröffentlicht und ist für 5 Euro in der Buch­handlung Böhm in Eggenfelden und Pfarrkirchen sowie in der BN-Geschäftsstelle unter bn-rottal-inn@t-online.de erhältlich.

Die Deutschklasse der Herzog-Albrecht-Schule in Siegenburg mit ihrer SOS-Flaschenpost an der Abens

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NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

erfassten Freiwillige der BN-Ortsgruppe um Brigitte Reinhardt bereits im November 2020 etwa 100 lebende Muscheln, dazu etliche Fische und Schnecken, und setzten sie zurück ins rettende Wasser. Die Kartierung lieferte zudem einen Überblick über die Entwicklung der Muschelbestände. Auch für die diesjährige Aktion im November bittet die Ortsgruppe um Mithilfe. Infos und Anmeldung: brigitte@bgreinhardt.de IHRE ANSPRECHPARTNERIN

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Weitere Informationen https://bit.ly/BN-KEH-Flaschenpost

Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Winfried Zang

NACHRUF: Der BN trauert um Ernst Bohlig, der am 3. September verstarb. Er war von 1994 bis 2014 Vorsitzender der Kreisgruppe Schweinfurt und gilt als Ini­ tiator der ökologischen Flurbereinigung in Gochsheim. Auch organisierte er den Protest gegen die A 81 mit der Aufstellung eines Mahnmals auf den »Golanhöhen« bei Geldersheim. Unbeirrbar kämpfte er für einen Nationalpark im Steigerwald, dessen Ausweisung er nun leider nicht mehr erleben darf. Aufgrund seiner herausragenden Leistungen wurde er mit der Goldenen Ehrennadel des BN ausgezeichnet.

Die Macher des MainLandBrotes: (v. li.) Jochen Vollhardt (Müller), Volker Meyer (Bäcker), Landrat Jens Marco Scherf, Dr. Steffen Scharrer (BN), Matthias Ullmer (Landwirt)

KREISGRUPPE MILTENBERG

Was kommt heraus, wenn Landwirtschaft, ­Bäckerhandwerk und BN kooperieren? ­ Ein leckeres und regionales Brot. Seit 4. Oktober ist es im Landkreis Miltenberg erhältlich.

Foto: Gettyimages

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usgangspunkt des »MainLandBro­ tes« war eine Initiative des Milten­ berger Landrats Jens Marco Scherf. An­ geregt durch das Volksbegehren Arten­ schutz, brachte er die regionale Land­ wirtschaft und den Naturschutz an einem runden Tisch zusammen. Dabei kam die Idee auf, ein Brot aus regionalen Zutaten zu entwickeln. Das Getreide dafür sollten die Landwirte aus dem Landkreis liefern, die ihre Verantwortung für Naturschutz und Artenvielfalt wahrnehmen. Gemeinsam wurden Kriterien aufgestellt, die das »Brot aus der Region für die Region« charakterisieren sollen: So darf das »MainLandBrot« nur regionale Zuta-

ten enthalten, die nicht oder möglichst wenig mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt gekommen sind. Es werden spezielle Dinkel- und Roggensorten verwendet, die aufgrund natürlicher Resistenzen weitestgehend ohne Spritzmittel auskommen. Zusätzlich bieten die Felder, von denen die Zutaten für das MainLandBrot kommen, mit Blühflächen und Ackerrandstreifen wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tierarten. »So tun wir auf der einen Seite etwas für unsere regionale Landwirtschaft, aber auch für mehr Bio­ diversität«, resümiert Steffen Scharrer, Vorsitzender der Kreisgruppe Miltenberg. Steffen Scharrer/ Steffen Jodl (ht)

Foto: BN

DA STECKT HEIMAT DRIN !

PLANFESTSTELLUNG: Mit dem ersten Planabschnitt zwischen Karlstadt und dem Autobahnkreuz Schweinfurt/Wern­ eck wurde ein weiterer Schritt zu Umsetzung der B 26 n, einer neuen dreistreifigen Trasse quer durch die Landkreise Main-­ Spessart und Würzburg, eingeleitet. Es drohen rund 220 Hektar versiegelter Fläche, Eingriffe in mehrere Wasserschutzgebiete und zusätzliche Verkehrsströme. Der BN wird sich massiv in das laufende und anstehende Verfahren einbringen, um dieses klima- und naturzerstörende Vorhaben zu verhindern. Es ist höchste Zeit für eine umfassende Mobilitätswende! IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Steffen Jodl Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Porträt 59

Seit 16 Jahren ist Rita Poser die Vor­ sitzende der BN-Kreisgruppe Berchtesgaden. Inzwischen ist sie bekannt dafür, über­ dimensionierte ­Baupläne notfalls vor Gericht zu verhindern.

UNSERE EHRENAMTLICHEN

MIT MUT UND TATKRAFT

hre Liebe zur Natur trägt Rita Poser buchstäblich auf der Haut: grasgrün die Regenjacke, moosgrün der Hut, grün­ gemustert das Halstuch, hellgrün die Jeans und dunkelgrün die Wanderschu­ he. Gegen den herbstlichen Nieselregen hat sie einen Schirm aufgespannt – selbstverständlich grün. Seit 2005 ist die 71-Jährige, die aus Thüringen stammt, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe. Inzwischen ist sie im Landkreis bekannt dafür, leidenschaftlich für den Erhalt der Natur zu kämpfen und dabei auch den Klageweg zu beschreiten. Sie zuckt die Schultern und erklärt: »Unsere Stellungsnahmen, Einwände und Positionspapiere landen im Papierkorb, aber kaum tauchen wir mit dem Anwalt auf, bewegen wir etwas.« Oder verhindern etwas. Zum Beispiel den umstrittenen Bau eines 550-Betten-­ Hotels in Berchtesgaden, fast unmittelbar am Ufer des Königssees gelegen. Rita Poser führt zu dem – bereits mit einem Bauzaun abgesperrten – geplanten Bauplatz. Wenige Meter daneben erhebt sich der Löwenstein, ein rund 13 Meter hoher, baumbestandener Felsbrocken. Er ist als geschütztes Naturdenkmal deklariert, darf also nicht zerstört werden. »Aber das Hotelgebäude ist auf fast 20 Meter Höhe geplant, es würde hier alles optisch übertrumpfen, den Fels, den ganzen Ort.« Ein weiterer Fels müsste für den Bau gesprengt werden, dazu müsste der dicht mit Pilzen bewachsene Wald gerodet, der Bachlauf gefasst werden. »Hier würde ein

Foto: Margarete Moulin

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ganzes Biotop ausgelöscht«, sagt Rita Poser. Vorerst blockiert ein Normenkon­ trollantrag, den BN und LBV gestellt haben, die Baupläne.

»KRITISCH HINTERFRAGEN« Aktuell laufen im Landkreis mehrere BN-­ Klagen, alle initiiert von der Berchtesgadener Kreisgruppe und auch von lokalen Spendern mitfinanziert: gegen die Einleitung von Abwasser in einen kleinen Bach durch die Gemeinde Bayrisch Gmain, gegen den Ausbau eines Beschneiungsteiches am Skigebiet Götschen sowie gegen das geplante Schachtkraftwerk an der Saalach, das Fischen gefährlich werden kann. Die Klage gegen ein geplantes Baugebiet war vor kurzem erfolgreich. Für ihre Tatkraft genießt Rita Poser in Naturschutzkreisen hohes Ansehen. Aber dass sie und ihr Ehepartner Paul Grafwallner mit ihrem Handeln gewissen Leuten nicht ins Weltbild passent, und zwar solchen, die sogar bereit sind, Gewalt anzuwenden, hat sie auch zu spüren bekom-

Grüne Outfits sind Rita Posers Markenzeichen.

men. »Schon dreimal hat jemand an meinem Auto die Radmuttern gelockert. Einmal hat mir jemand den Auspuff mit Bauschaum verstopft«, berichtet sie. Ein anderes Mal habe ihr jemand nachts ein Herbizid über den Gartenzaun gekippt, ein breiter Streifen ihres Gartens starb. »Sogar einige Bäume sind verdorrt.« Alle Taten hat sie zur Anzeige gebracht. Was hält Rita Poser bei der Stange, weiterhin mutig für die Natur einzutreten und es dabei mit der Kommunalpolitik, Baulöwen und Skiliftbetreibern aufzunehmen? Kleine Lachfältchen entstehen um ihre Augen, dann sagt sie: »Ich bin in der DDR aufgewachsen, da habe ich zum einen immer kritisch die Politik hinterfragt«, antwortet sie. »Gleichzeitig wurde ich so sozialisiert, nicht immer nur den persönlichen Vorteil anzustreben.« Sie denkt noch ein bisschen nach. »Mich treibt die Idee des Gemeinwohls. Die Natur ist keine private Ressource, sondern ein Allgemeingut, für das einzutreten sich lohnt«. Margarete Moulin


60 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Junge Seite

JUNGE SEITE

Foto: Helge Bendl (5)

PLATZ DA ! Bei ihrem Klimacamp zur Internationalen ­Automobil-Ausstellung in München demon­striert die BUNDjugend laut und kreativ gegen eine Autolobby im grünen Tarnmäntelchen – und fordert eine echte Mobilitätswende.

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nnötige Klimasünden stehen der Verkehrswende im Weg. Also weg damit. Für eine Foto-Aktion sprengt die BUNDjugend einen aus Kartons gebauten SUV. »Was ich gerne hätte, sind auto­freie Städte!«, rufen über Hundert ihrer Aktiven. Sie machen mobil gegen die IAA. Manchmal haben auch leise Töne ihre Berechtigung. Nicht aber, wenn die halbe Stadt abgesperrt ist, weil Autofirmen dort ihre neuen Modelle zeigen. Und wenn die Hersteller dabei noch so tun, als seien sie ein Teil der Lösung und nicht des Problems. Dann packt die BUNDjugend ihre grünen Flaggen aus, trommelt Leute aus dem ganzen Land zusammen und wird so laut, dass niemand den Protest mehr ignorieren kann: »Die Klimakrise ist schon da, wir brauchen keine IAA!«

GUTE BILDER Viele Tausend Menschen gehen in München für eine echte Mobilitätswende und

mehr Klimaschutz auf die Straße. Derweil darf die Autoindustrie an prominenten Orten der Stadt – wie am Odeonsplatz und Königsplatz – ihre neuesten Modelle zeigen. Dagegen regt sich Widerstand: Bei einer Sternfahrt strömen Radler*innen aus allen Richtungen in die Innenstadt. Parallel windet sich die Demo derer, die zu Fuß gekommen sind, durch die Straßen, angeführt vom Block der BUNDjugend. Viele Initiativen und Verbände sind mit dabei, doch die besten Bilder für die Kamerateams gibt es hier an der Spitze. Schon vor dem Start der Demo geht für eine Foto-Aktion ein SUV in die Luft – den braucht in der Innenstadt nun wirklich niemand. Das schwarze Monster besteht zwar nur aus Kartons, fliegt dafür aber umso schöner auseinander. Es wird ebenso zerstört wie ein Riesenauto auf einem Plakat. Mit einem Tanz zu Hip-Hop-Beats bringt sich die BUNDjugend weiter auf Temperatur. Es kann losgehen!

AUFMERKSAMKEIT »Es ist echt der Wahnsinn, wie viele Leute von überall her gekommen sind«, freut sich Julia Dade über die erste größere Aktion der BUNDjugend seit Corona. Später wird die 24-Jährige vom Landesvorstand der bayerischen BUNDjugend auf der Bühne die Abschlusskundgebung moderieren. Die BUNDjugend kommt hier als Stimme der jungen Generation zu Wort. Das alles zu organisieren und koordinieren war ganz schön viel Arbeit, meint sie. Doch es hat sich gelohnt: »Jetzt merken wir alle wieder, dass es sinnvoll ist, sich einzusetzen.« Langsam gerät die Demonstration in Bewegung. Auf einen dahintrottenden Schweigemarsch hat die BUNDjugend keine Lust. So lässt sie sich mehrfach etwas zurückfallen – um dann auf der regennassen Straße einen Sprint hinzulegen. Das sorgt für Aufmerksamkeit auch bei jenen, die unterwegs zur Automesse sind.

LAUT SEIN »Mobilitätswende statt Weltende«, »Wald statt Asphalt« oder »Parks statt Parkplätze«. So steht es auf den handgemalten Demo-Schildern. Aus einer im Leiterwagen festgezurrten Box singt erst Max Raabe seine Hymne aufs Fahrradfahren,


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  BN AKTIV + NAH ›  Junge Seite 61

KLIMAGERECHT?

dann stößt ein Rapper zu Hip-Hop-Beat ins gleiche Horn. Noch viel lauter sind die gerufenen Parolen. Die Aktiven feuern nicht nur sich selbst an, sondern auch die Menschen, die neugierig am Straßenrand stehen bleiben: »Wer nicht hüpft, der ist für Autos, hey, hey, hey!« »Die Stimmung ist supercool«, freut sich auch Fabia Lausberg aus dem Orga-Team. Die 21-Jährige gehört wie Julia zum Landesvorstand der BUNDjugend. Sie ist begeistert, dass sich so viele an der Protestaktion beteiligen: »Wir sagen hier bunt, fröhlich und laut unsere Meinung – aber natürlich friedlich.« Umso bitterer ist, wie manche Aktive von der Polizei behandelt werden. »Der Polizeieinsatz war heftig und unverhältnismäßig: Einige unserer Leute wurden bei der Anreise zum Camp bis auf die Socken kon­trolliert«, erzählt Fabia Lausberg. »So eingeschüchtert zu werden, ist einfach nicht in Ordnung.«

GEMEINSCHAFT Immerhin werden sie auf dem Zeltplatz abseits der Innenstadt in Ruhe gelassen. Das Klimacamp ist an diesem Wochenende ein Wohlfühlort für all jene, die sich

lange nicht gesehen haben, und für einige, die neu dabei sind. Hier werden nicht nur Schilder gemalt und Aktionen vorbereitet. Fürs Gemeinschaftsgefühl ebenso wichtig ist die Runde am Lagerfeuer und eine »Silent Disco« im Zirkuszelt. Die nächste IAA soll wieder in München stattfinden – trotz der Proteste und auch der Kritik der Stadtverwaltung wohl erneut über die ganze Stadt verteilt, der Vertrag sieht das so vor. »Das ist so typisch! In der Verkehrspolitik läuft schon viel zu lang viel zu viel falsch«, meint Julia Dade. Sie hofft, dass die neue Bundesregierung die Weichen nun besser stellt. Vom Greenwashing der Autoindustrie jedenfalls wird sich die BUNDjugend nicht beeindrucken lassen. Der Verkehr ist für den Klimaschutz zu wichtig, um der Industrie das Feld zu überlassen. »Wir werden uns weiterhin einmischen!« Helge Bendl

Aktiv werden Aktionstage für eine Mobilitätswende, Proteste gegen Waldvernichtung und ­Autobahnbau, Klimastreiks oder unser ­Projekt »STADTräume – Reclaim the Streets«: Beim Thema Verkehr lässt die BUNDjugend nicht locker. Hier kannst du dich einbringen: www.jbn.de/mitmachen

Foto: J. Farys

In den Debatten um die Klimakrise wird immer häufiger von Klimagerechtigkeit gesprochen. Aber was bedeutet das ­eigentlich? Und wie hängt die Klimakrise mit Kolonialismus zusammen? Diese ­Fragen beantwortet die neue Broschüre des BUNDjugend-Projekts »Locals United«. Auf 64 Seiten geht es um die kolonialen Ursprünge der Klimakrise wie auch um Aktivismus und Widerstand. Die ­Bewegung für Klimagerechtigkeit lehnt sich seit mehr als 500 Jahren gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur auf und bekämpft die Klimakrise an der Wurzel. Kostenlos bestellen oder online lesen: www.bundjugend.de/kolonialismus

WIR HABEN ES SATT Pestizide, Höfesterben, Tierleid und Klima­krise: Wir haben es satt! Deshalb gehen wir im Januar wieder für eine ­solidarische Agrarwende auf die Straße – bei der Demo »Wir haben es satt!« in ­Berlin. Rund um die Demo bietet die BUNDjugend jungen Menschen unter 27 Jahren vom 21. bis 23. Januar wieder ein ganzes Wochenende plus Unterkunft und V ­ erpflegung an – mit Raum zum Kennenlernen, Diskutieren und Vernetzen. Spannende Workshops, gute Stimmung und ein bunter Demo-Block sind garantiert. Schreib dir den Termin direkt in den ­Kalender! Weitere Infos und Anmeldung unter: www.bundjugend.de/whes2022

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62 Natur +Umwelt 4 | 21 ›  SERVICE

SOFTWARE

Foto: Ann-Kathrin Hahn /Das Illustr at

FREIHEIT FOR FUTURE Freie Software hat viele Vorteile: ­ Sie hilft Ressourcen zu schonen und schafft Vertrauen. Mit diesem ­Beitrag endet unsere vierteilige Serie zur Digitalisierung. DERIAN BOER

LUKAS LAUFENBERG

zählt zum Bundesvorstand der BUNDjugend.

ist Sprecher des Arbeitskreises Digitalisierung der BUNDjugend.

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it bewusstem Konsum können wir die Umwelt und Natur schützen. Auch mit Blick auf die Programme, die wir täglich nutzen. Wie aber gelangen wir ohne große technische Kenntnisse zu Programmen, die fair und nachhaltig sind? Ganz einfach: indem wir »freie« Software verwenden.

VIER FREIHEITEN Freie oder »Open Source« Software beschreibt, wie ein Programm genutzt werden darf. Sie garantiert vier Prinzipien: Ein Programm darf beliebig und von allen genutzt, verändert, weitergegeben und verstanden werden. Der Bauplan des Programms ist öffentlich. Der Vorteil: Programme sind dadurch entkoppelt von bestimmten Herstellern. Kaufe ich ein Fahrrad, kann mir niemand vorschreiben, wo ich es benutze, an wen ich es ausleihe, wie ich es repariere oder modifiziere. Ähnlich ist es mit freier Software. Ist ihr Bauplan verfügbar, können Menschen sie unabhängig auf Fehler, auf Sicherheitslücken oder auf geheime Hintertüren prüfen. Dadurch ist freie Software

auch sicherer und qualitativ besser, wie das US-Department of Homeland Security schon 2012 bestätigte.

RESSOURCEN SPAREN Veränderbarkeit schont zudem Ressourcen. Bei unfreier Software liefert ein Hersteller irgendwann kein Update mehr. Freie Software dagegen kann gemeinschaftlich weiterentwickelt werden. Sie kann auf modernen Computern genauso funktionieren wie auf alten, für die eine Anpassung des Programms unwirtschaftlich wäre. Rechner werden damit länger genutzt, was Ressourcen spart und so die Umwelt entlastet. Rund drei Viertel der deutschen Unternehmen haben diese Vorteile erkannt und setzen vermehrt auf freie Software. Wir alle nutzen sie direkt oder indirekt. Direkt, indem wir Programme wie Thunderbird, Firefox, Wikipedia oder LibreOffice (früher OpenOffice) verwenden. Auch indirekt greifen wir täglich auf freie Software zu. Unsere digitale Infrastruktur und das Internet, wie wir es kennen, wären ohne sie nicht denkbar.

JETZT WECHSELN Mit freier Software tragen Sie dazu bei, dass die Digitalisierung weniger Ressourcen verschlingt. Wechseln Sie gezielt von unfreien zu freien Programmen! Nachfrage schafft bekanntlich ein Angebot. Als Start in die Welt der freien Software empfiehlt sich je nach Ihrem Vorwissen zunächst mal der Austausch mit anderen Nutzer*innen. Die BUNDjugend hat einige der meistge­nutzten Programme für den Verbandsalltag in einem Schnell­finder auf https://­wiki.bundjugend.net gesammelt. Wer IT-versierter ist, für den empfehlen sich Websites wie h ­ ttps://prism-break.org oder www.kuketz-blog.de. Sie schaffen einen Überblick, indem sie freie Software beschreiben und bewerten. Und sie bieten Links, um bestimmte Programme direkt herunterzuladen. Haben Sie sich hier ein wenig vertraut gemacht, lohnt es auch im persönlichen Umfeld für eine nachhaltigere Software zu werben. Selbst der BUND entwickelt manchmal Software, die künftig öfter als freie Software gestaltet werden könnte. Nicht zuletzt: Nutzen wir ein freies Programm, sollten wir an die Gemeinschaft spenden, die freie Software entwickelt. Denn in dieser Welt geht leider kaum etwas ganz ohne Geld.


Natur +Umwelt 4 | 21 ›  SERVICE ›  Medien und Reisen 63

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MEDIEN

DVD, Bluray und digital

DAS TRITTSTEINKONZEPT Ulrich Mergner 2021, 146 Seiten, 18 Euro, zweite erweiterte Auflage, Euerbergverlag

Waldnaturschutz Das Buch spricht Waldbesitzer, Förster und Waldliebhaber an. Es greift getreu der Lehre vom naturnahen Waldbau auf den »Lernort Urwald« zurück. Biotopbäume und Totholz werden beschrieben und deren Bedeutung für die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren im Wald erklärt. Anschaulich wird die Entwicklung von Biotopbäumen und das Management von Totholz im bisherigen Wirtschaftswald auch anhand von Bildbeispielen erläutert. Breiten Raum nehmen die Ausführungen über die Waldtritt­steine ein, ökologisch wertvolle »Inseln« mit ­einer Flächengröße zwischen 0,3 und 20 Hektar. Sie überziehen wie ein Netz den Wirtschaftswald und sollen damit die natürliche Artenvielfalt auf der ganzen Waldfläche gewährleisten. Der Ver­ fasser führt allerdings auch aus, dass Trittsteine für den Wald­ naturschutz nur optimal zur ­Wirkung kommen können, wenn der Wald naturgemäß und im ­um­fassenden Sinn nachhaltig bewirtschaftet wird.

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WINTERZAUBER IM BREGENZERWALD 16. – 22. Januar 2022, Österreich Bei winterlichen Genusswanderungen auf Schneeschuhen den Zauber der

­ insamen Alpennatur im e malerischen Winterkleid ­entdecken – das bietet die Reise in den Bregenzerwald. Exkursionen führen die ­Teilnehmer durch herrliche Schneelandschaften des Naturparks Nagelfluhkette. Foto: G. Rohrmoser

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BUND-REISEN

SLOWAKISCHE KARPATEN 12. – 19. Februar 2022, 19. - 26. Februar 2022, Slowakei Mit Schneeschuhen wandern die Reisenden durch die verschneite Wildnis der slowakischen Karpaten auf der Suche nach frischen

Spuren. Das spannende ­Geschehen in der Natur, das Verhalten des Wildes und der ständige Kampf ums Überleben lassen sich im Schnee wie in einem Buch ablesen. Es ist ein unvergleichliches Gefühl, auf den frischen Spuren von Wolf, Bär und Luchs zu wandern!

LIGURISCHE KÜSTE 2. – 9. April 2022 und 8. – 15. Oktober 2022, Italien Diese Reise führt zu felsigen Küstengebirgen, malerischen Dörfern und eindrucksvollen Terrassenlandschaften. Das milde Klima in Küstennähe lässt Feigen, Zitronenbäume, Oliven und Wein gedeihen. Dazwischen wächst die artenreiche und

Foto: C. Unger

PERCY Regie: Clark Johnson

David gegen Goliath Was tun, wenn einen ein globaler Konzern wegen Diebstahls auf Schadensersatz verklagt? Genau diese Frage muss sich Percy Schmeiser stellen, als der Agrarkonzern Monsanto ihn beschuldigt, illegal den genmanipulierten Raps der Firma auf seinen Feldern auszusähen. Percy lässt sich nicht einschüchtern und zieht vor Gericht. Basierend auf der wahren Geschichte des kanadischen Farmers und Saatgutzüchters Percy Schmeiser erzählt »Percy« die unglaubliche Geschichte eines Mannes, der nur seine Farm retten wollte, aber zur Stimme von Bauern auf der ­ganzen Welt wurde. Für seinen Einsatz wurde dem 2020 verstorbenen Percy Schmeiser 2007 der Alternative Nobelpreis verliehen. Der BN ehrte ihn 2010 mit dem Bayerischen Naturschutzpreis.

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duftende Mittelmeer­ macchia. Hier lässt sich eine der schönsten Regionen Italiens »erwandern«.

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Foto: Marcus Bosch, Adobe Stock: Liz

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