BN POSITION INFORMIERT
BESSERE MOBILITÄT Ein Bus- und Bahnnetz, das seine Kunden schnell und bequem von A nach B bringt. Begrünte Straßenzüge mit Platz zum Leben. Gütertransport auf der Schiene. Saubere Luft auch in Städten. Eine andere, bessere Mobilität bringt viele Vorteile. Heute besteht Straßenverkehr viel zu oft aus Dauerstau, Emmissionsproblem und Parkplatzsuche. Der BUND Naturschutz setzt sich für eine echte Verkehrswende ein, damit nicht immer noch mehr Menschen unter den Folgen des Verkehrs zu leiden haben. WARUM BRAUCHT BAYERN EINE VERKEHRSWENDE? Bayern gehört zu den am dichtesten mit Straßen erschlossenen Gebieten der Welt. Schon jetzt ist der Unterhalt unserer StraßenInfrastruktur kaum mehr zu finanzieren. Der BN fordert deshalb: Vorrang von Straßenerhalt vor Straßenneubau!
Kfz-Verbrennungsmotoren sind mit die größten CO2-Schleudern. Sie tragen massiv zum Klimawandel bei. Ihr giftiger Abgascocktail, vor allem das Stickoxid, aber auch Lärm und Asbeststaub, gefährden an viel befahrenen Straßen die Gesundheit der Anwohner. Zahlreiche Studien belegen, dass dort Bluthochdruck und Kreislaufbeschwerden bis hin zum Herzinfarkt häufiger sind.
BN INFORMIERT Zudem ist Straßenverkehr eine Hauptursache des Artensterbens. Millionen Tiere werden jährlich auf unseren Straßen durch Kollisionen getötet. Straßen sind Barrieren für Menschen, Tiere und Pflanzen. Lebensräume werden durchschnitten. Kleine Tiere wie Amphibien, Reptilien, Käfer oder Ameisen können breite Straßen nicht überqueren, große liegen oft tot am Straßenrand. Da Tiere über Fell, Pfoten oder die Anlage von Nahrungsvorräten Pflanzensamen verschleppen, „wandern“ auch viele Pflanzenarten nicht mehr. Es entstehen genetische Inzuchtinseln, deren Lebewesen anfälliger für Stress und Krankheiten sind. Oft sterben so ganze Populationen aus. Der tägliche Verlust von 18 Hektar Boden in Bayern durch Straßen- oder Siedlungsbau ist nicht mehr hinnehmbar. Die bisherige Verkehrspolitik mit immer mehr Autos und Lastwagen führt zu immer weniger Mobilität (= immer mehr und längere Staus) und Raumproblemen durch den ruhenden Verkehr in den Städten. Noch bevorzugt die bayerische Verkehrspolitik einseitig die Personenbeförderung durch das Auto und den Gütertransport per Lkw. Der BUND Naturschutz will in Bayern und auf Bundesebene eine Verkehrspolitik, die das Leben und den Mensch statt Auto und Straße in den Mittelpunkt stellt.
WIE FUNKTIONIERT BESSERE MOBILITÄT? Zunächst bedeutet sie: Weniger Autos und Lkw auf den Straßen. Deren Zu- oder Abnahme ist eine Folge politischer Entscheidungen und planerischer Umsetzungen. Der BN setzt auf das Vermeiden von unnötigen Fahrten, Verlagern des Kfz-Verkehrs auf andere Verkehrsmittel wie Schiene oder öffentlichen Nahverkehr sowie das Verbessern von Verkehrsmitteln. Unsere bisherige Verkehrsplanung stammt zum Teil noch aus der Nachkriegszeit des vorigen Jahrhunderts. Neue Straßen brachten damals tatsächlich wirtschaftliche Vorteile. Moderne
Verkehrspolitik muss sich aber an den heutigen Bedürfnissen der Menschen orientieren: Umweltprobleme, gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land, regionale Wirtschaftskreisläufe schaffen. Die Vorstellung von weniger Autoverkehr löst bei vielen Mitbürgern zunächst Ängste aus. Dass dies aber bestens funktionieren kann, zeigen Beispiele aus ganz Europa.
IN WELCHEN BEREICHEN MÜSSEN VERÄNDERUNGEN ERFOLGEN: 1. Personenverkehr Verkehr auf Bus und Bahn verlagern! Das Auto wird oft nur gewählt, weil öffentliche Verkehrsmittel weniger schnell oder sehr umständlich das Ziel erreichen. Eine Verringerung des Pkw-Verkehrs geht also nur mit deutlichen Ausbau der Schiene und Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit klaren Linien, umsteigefreundlichen Knoten, besserer Taktung und einfachen, familienfreundlichen, sozial gestalteten Tarifen. Auf dem Land besteht noch großer Nachholbedarf an öffentlichem Verkehr, um auch dort ohne Auto mobil zu sein. Rufbusse und Anrufsammeltaxen können ergänzend kostengünstige Lösungen sein. Radfahren und Zufußgehen fördern! Die Hälfte aller Autofahrten im Siedlungsbereich ist unter 6 Kilometer weit. Bei vielen dieser Fahrten ist das Rad, insbesondere das E-Bike schneller als das Auto. Das Rad-/Fußwegenetz muss auch mit eigenen, kreuzungsfreien Fahrradtrassen ausgebaut werden. Bahnhöfe und zentrale Bushaltestellen sind mit sicheren, überdachten Fahrradabstellplätzen auszustatten. E-Bike-Mobilität ist auch im Hinblick auf den demografischen Wandel zu fördern. Siedlungspolitik und Infrastrukturplanung ändern! Supermärkte am Ortsrand, Gewerbegebiete auf der grünen Wiese, Trennung von Wohnen und Gewerbe – all das führt zu viel Verkehr und Staus. Eine neue Siedlungspolitik muss
BN POSITION Baulücken innerorts nutzen, statt Baugebiete außerhalb der Ortschaft auszuweisen. Für nutzungsgemischte Quartiere mit kurzen Wegen sind finanzielle Anreize nötig, so dass Dorfbzw. Stadtteilbewohner Kindergärten, Schulen, Lebensmittelläden oder Ärzte auch ohne Auto erreichen.
2. Güterverkehr Beim Stichwort Gütertransport fällt vielen als erstes das tägliche Elefantenrennen auf der Autobahn ein. Aber Güterverkehr kann auch anders organisiert werden.
FINANZIERUNG Der Umbau von Infrastruktur kostet Geld. Der BN fordert, mit den im Straßenbau eingesparten Mitteln einen Teil der Maßnahmen zu finanzieren. Allein die zum Teil völlig überzogenen 396 Neubauprojekte, die Bayern für den Bundesverkehrswegeplan 2015 angemeldet hat, würden über 17 Milliarden Euro kosten. Die durch einen attraktiven ÖPNV erwirtschafteten Mittel sind ebenfalls zur Finanzierung heranzuziehen. Der Rest ist aus Steuereinnahmen (KfzSteuer, Mineralölsteuer und Abgaben wie Maut) wie bisher zu finanzieren. Eine auf menschlichen Wohlstand und gesunde Umwelt hin orientierte bedarfsgerechte Verkehrspolitik erspart zudem viele Milliarden an volkswirtschaftlichen Schäden. Der Erhalt von Schieneninfrastruktur ist langfristig deutlich billiger als der von Straßen, so dass wir unseren Nachkommen keine unbezahlbare Hypothek hinterlassen.
Transporte auf die Schiene verlagern! Schienengüterverkehr verbraucht weniger Energie und Fläche und emittiert weniger Schadstoffe. Unter anderen politischen Rahmenbedingungen wäre deutlich mehr Gütertransport auf der Schiene möglich. Der BUND Naturschutz fordert, transportintensive Betriebe an Bahnlinien mit eigenem Gleisanschluss anzusiedeln. An bestehenden Bahnhöfen sind Verlademöglichkeiten einzurichten. Auch die Binnenschifffahrt kann Bestandteile eines umweltfreundlichen Güterverkehrs sein, wenn sie sich an den Verhältnissen der Flüsse orientiert, statt die Flüsse der Schifffahrt anpassen zu wollen.
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FAZIT Weniger Verkehr auf den Straßen, weniger Staus, weniger Abgase, bessere Bus- und Bahnangebote – sind machbar! Die Verkehrswende beginnt in unseren Köpfen: Es liegt an uns Bürgern für den kleinen Einkauf das Fahrrad zu nehmen und das Auto stehen zu lassen oder mit dem Zug statt mit dem Flieger in den Urlaub zu starten. Es liegt aber auch an den Politikern und den Verantwortlichen in Verwaltungen und Planungsbüros, Verkehr und Mobilität neu zu denken und uns Bürger nicht allein zu lassen. Sie haben die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich unser Bürgerbemühen lohnt. Letztlich dürfen wir nicht vergessen: Verkehr und Wirtschaft hängen eng zusammen. Die Verkehrswende gelingt nur, wenn wir auch unsere Art zu leben und zu konsumieren ändern.
FÜR RÜCKFRAGEN
IMPRESSUM
BUND Naturschutz in Bayern e.V. Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg Tel. 0911/818 78-25 richard.mergner@bund-naturschutz.de
Herausgeber: BUND für Umwelt und Naturschutz in Bayern e. V.
www.bund-naturschutz.de/themen/verkehr
Dr.-Johann-Maier-Straße 4 93049 Regensburg Tel. 0941/297 20-0 Fax 0941/297 20-30 info@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de
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Konzept und Redaktion: Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Luise Frank Text: BN-Arbeitskreis Verkehr, Luise Frank, Gernot Hartwig Gestaltung: JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter Druck und Verlag: Druckwerk Nürnberg Bilder: fotolia.de (connel design, Heike Lestram, PinkBadger)
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