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Natur+Umwelt Bund Naturschutz Magazin www.bund-naturschutz.de
Der Natur auf der Umweltbildung im Bund Naturschutz
Heft 1-2007 89. Jahrgang 1. Quartal
Spur
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Der Gedanke an das lustvolle Genießen der Natur hat etwas Verlockendes. Aber erst das Nachdenken über ihre Zusammenhänge erschließt einem die wahren Grundlagen unseres Daseins. Dann wird Natur-Erleben direkt zu Umwelt-Bildung. Hartmut Stumpf, Redaktionsleiter und Moderator von Unkraut
Lust auf Umwelt Hartmut Stumpf ist ein Pionier der Umweltbildung. Mit seinem Team beim Bayerischen Fernsehen erfand er 1993 das Umwelt-Magazin Unkraut . Damit zieht er mit allen BN-Aktiven an einem Strang, die mit Umweltbildung Lust auf Natur machen.
Foto: Koch-Kitzingen
Werden auch Sie aktiv für die Natur, sprechen Sie Ihre Freunde, Bekannten, Nachbarn darauf an, Mitglied beim BN zu werden. Gemeinsam können wir vieles erreichen. Ihre D
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Eine Beitrittskarte finden Sie hier beigeheftet. Ja Vielen Dank.
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, ich will mich für den Naturzen... und Umweltschutz einset in Bayern e. V. zum Bund Naturschutz ...und erkläre hiermit meinen
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gabe an Dritte findet nicht
statt.
bitte ausfüllen: Bei Familienmitgliedschaft 18 Jahren) (mit Jugendlichen bis einschl.
Name des Ehepartners Name des 1. Kindes Name des 2. Kindes Name des 3. Kindes Name des 4. Kindes
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EDITOR IAL
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Natur+Umwelt 1-2007
Kreative und ganzheitliche Umweltbildung für alle Sinne ist das Markenzeichen des Bundes Naturschutz in Bayern. Zusammen mit dem nahezu flächendeckenden Umweltbildungsangebot der BN-Kreis- und Ortsgruppen wurden wir schon als die »größte ökologische Volkshochschule Bayerns« bezeichnet. Die Umweltbildungsaktivitäten reichen von der klassischen Exkursion in einer Ortsgruppe, den Erfahrungen mit Kopf, Herz und Gummistiefeln bei der Pflege von Biotopen über die speziellen Angebote für Kinder und die BN-Reisen bis hin zu Aktionstagen wie dem »Tag der Artenvielfalt« und Kampagnen wie dem Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald« oder aktuell dem Einsatz für ein gentechnikfreies Bayern. Im Verband gibt es über 300 eigene Kindergruppen und rund 15 Jugendgruppen, die von unserer Jugendorganisation mit betreut werden. Geschätzt 30 000 Schüler und Jugendliche konnten im vergangenen Jahr zusätzlich bei fast 1500 BN-Veranstaltungen hautnah Geheimnisse und Reiz der Natur erleben. Im BN-Bildungswerk Wiesenfelden gibt es seit über zwei Jahrzehnten kreative Bildungsarbeit, das Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, in dessen Ausbau wir über eine Million Euro investiert haben, ist als inzwischen sehr nachgefragte Bildungseinrichtung etabliert. Diese zentralen Bildungseinrichtungen werden ausschließlich vom BN-Landesverband finanziert. Ebenso werden vier regionale Ökostationen unterstützt. Gerade in einer Zeit, in der öffentlicher Raum immer stärker privatisiert und sich die öffentliche Hand auf allen Ebenen von einzelwirtschaftlichen Interessen und Sponsoring verführen lässt, sollte neben prägenden klassischen Naturerfahrungs-Angeboten für Menschen jeden Alters eine wertorientierte, kritische und damit politische Umweltbildung das Aushängeschild des Bundes Naturschutz sein. Um diese Ziele zu erreichen, soll die landesweite Bildungsarbeit neu organisiert werden, um die Vernetzung der Umweltbildungsaktivitäten in den Kreisgruppen, wie auch das landesweite Angebot zu optimieren und auf Dauer finanzieren zu können (siehe folgende Seite). Wir freuen uns über Ihre Meinung zu unserem Heftschwerpunkt »Umweltbildung«!
Der Natur auf der Spur
Inhalt
Einige zehntausend Schüler und Jugendliche können jährlich mit dem Bund Naturschutz die Natur hautnah erleben. Darüber hinaus richtet sich Umweltbildung im BN an alle Altersgruppen, mit einer großen Vielfalt an Themen und Formen. Ab Seite 10
Bewegende Persönlichkeit Dieter Wieland, laut Süddeutscher Zeitung Deutschlands »höchstdekorierter Journalist«, hat seine umweltpolitische Heimat im Bund Naturschutz. Seite 7
Umweltschonende Bewegung Auch wer aufs Auto nicht ganz verzichten kann, hat vielfältige Möglichkeiten, auf Umwelt und Klima Rücksicht zu nehmen. Seite 8
Bewegter Ministerpräsident Als Gast des ersten »BN-Forums« zeigt sich Edmund Stoiber beeindruckt vom Engagement der BN-Aktiven. Seite 22 Foto: Roggenthin
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Naturschutz für Kopf, Herz und Hand
Foto: KG Kempten-Oberallgäu
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Naturschutz bewegt was Totgesagte leben länger. Im Fall der wichtigen Baumart Tanne ist das dem Engagement von Naturschützern zu verdanken. Seite 27
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN
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Intern 4 Bildung stärken 6 Leserbriefe Portrait 7 Dieter Wieland Ratgeber 8 Umwelt schonen trotz Autofahren Titelthema 10 Der Natur auf der Spur 15 Jugend und Umweltbildung 16 Der Nachhaltigkeit verpflichtet 16 Service 18 Interview mit Prof. Trommer Kids + Tricks 20 Draußen lernen Aktuell 22 Stoiber beim BN 24 Kurznachrichten 26 Richter schützen Landschaft 27 Die Tanne lebt Intern 28 Naturerbe mit Anspruch Fotoseite 29 Heimat Regional 30 Donau-Schützer 31 Schwaben 32 Oberpfalz 33 Mittelfranken 34 Oberfranken 35 Oberbayern 36 Unterfranken 37 Niederbayern Bildung 38 Faszination Wolf 39 Termine
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Bildungsarbeit an der Basis stärken Nachhaltige Umweltbildung auf allen Ebenen wird auch künftig ein Markenzeichen des Bundes Naturschutz sein. Deren Vernetzung und Optimierung sind die Ziele aktueller Beschlüsse von Landesvorstand und Landesbeirat.
Foto: Roggenthin
Beschluss des Landesvorstandes hatte der Landesbeirat, das wichtigste Entscheidungsgremium zwischen den jährlichen Delegiertenversammlungen, Anfang Dezember 2006 fast einstimmig die Weichen für die Umweltbildung im BN gestellt. Im Zentrum des Diskussionsprozesses, in den auch alle BN-Kreisgruppen eingebunden wurden, standen Ausbau und Stärkung der landesweiten Umweltbildungsarbeit. Foto: BN
Der Autor Prof. Dr. Hubert Weiger ist Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz.
Bildung im Dreivierteltakt Umweltbildung, die Spaß macht, spielt auch in der neuen Konzeption des BN eine große Rolle. Im Bild tanzen BN-Aktive beim Fest für die frei fließende Donau in Niederalteich den »Donauwalzer«.
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ie Umweltbildung des BN hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen. Beinahe jede Kreisgruppe bietet mittlerweile ein umfangreiches Programm für Mitglieder und Interessierte an. Auf diese Weise ist ein flächendeckendes Netz von kreativen, innovativen und ganzheitlichen Bildungsangeboten entstanden (vgl. unser Titelthema ab S. 10). Die Palette reicht von Naturerfahrungsseminaren über Exkursionen und Fachtagungen bis hin zu emotionalem und spielerischem Naturerleben. Das stellte uns auch in unserer hauptamtlichen Bildungsarbeit vor neue Herausforderungen. Nicht mehr Pionierarbeit auf unbeackerten Feldern ist gefragt, sondern eine effiziente Unterstützung der Bildungsarbeit der Kreis- und Ortsgruppen sowie die Betreuung von Bildungsfeldern mit landesweiter Bedeutung. Dazu gehören auch Großveranstaltungen wie das Fest an der Donau, die Weiterbildung von ehren- und hauptamtlichen Aktiven oder Multiplikatoren-Fortbildung. Die landesweite Bildungsarbeit des Bundes Naturschutz wird daher neu organisiert, mit dem Ziel, die
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Vernetzung der vielen Aktivitäten in den Kreisgruppen sowie das landesweite Angebot zu optimieren und auszubauen. So wie es im Mai 2006 die BN-Delegiertenversammlung einstimmig beschlossen hatte, haben nun Landesvorstand und Landesbeirat die notwendigen Beschlüsse zur Verbesserung der erfolgreichen BN-Bildungsarbeit gefasst. Zur landesweiten Koordination soll ein Umweltbildungsreferat in der Landesgeschäftsstelle in Regensburg angesiedelt werden, wobei die bisherigen Aufgaben des BN-Bildungswerkes mit den neuen Aufgaben zusammengeführt werden. Die neue Konzeption wird im Mai 2007 der Delegiertenversammlung zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt. Damit kann das Haushaltsdefizit des BN um rund 70 000 Euro verringert und zugleich die landesweite Umweltbildung ohne Personalabbau auf Dauer gesichert und finanziert werden. Ausgangspunkt der Neuorientierung waren die Ergebnisse eines großen BN-Symposiums zur Umweltbildung Anfang 2006 in Augsburg sowie viele Gespräche des Landesvorstandes mit allen Beteiligten. Nach einem einstimmigen
Stärkung der Umweltstationen Im Schloss Wiesenfelden, das der BN über Jahrzehnte für das BNBildungswerk von Ehrenvorsitzendem Hubert Weinzierl als Eigentümer gemietet hatte, soll weiterhin modellhafte Umweltbildung stattfinden. Der Mietvertrag mit dem BN endet im Frühjahr 2008 und wird nach einer Erklärung von Hubert Weinzierl nicht verlängert. Unter dem Dach einer schon im Frühsommer des letzten Jahres gegründeten »Beate und Hubert Weinzierl Stiftung« soll die Bildung für Nachhaltigkeit dort einen Schwerpunkt bilden. Landesvorstand und Landesbeirat streben an, das Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden nach Klärung der Zusammenarbeit mit der Stiftung als regionale Ökostation des BN anzuerkennen. Ganzheitliche Umweltbildung – Naturschutz für Kopf, Herz und Hand – soll als Markenzeichen des Bundes Naturschutz in ganz Bayern noch mehr in den Vordergrund gestellt werden. Grundlage dafür ist auch die Stärkung vorhandener und vom BN anerkannter Umweltstationen in jedem Regierungsbezirk, mit dem Ziel, die Bildung für nachhaltige Entwicklung landesweit voranzubringen. Für den BN-Landesvorstand Prof. Dr. Hubert Weiger
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Foto: Bornemann
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Foto: Ruchlinski
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Foto: Konopka
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Auf zum »Kröten Sammeln«!
In den Urlaub mit Freunden
Von 12. bis 18. März 2007 ist es wie-
Beim Bahnhofsteam der Bund
Wenn einer eine Reise tut … dann
der so weit: In ganz Bayern sind Jung und Alt unterwegs, um bei der Haus- und Straßensammlung des BN »Kröten« für den Naturschutz zu sammeln. Besonders eifrig dabei sind jedes Jahr viele Schulen. Als Dankeschön für ihr Engagement bekommen die Kinder und Jugendlichen Prämien – streng ausgewählt nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten. »In Kinderarbeit genähte Plüschtiere findet man bei uns genauso wenig wie Spielzeug aus Tropenholz«, erläutert Benedikt Bisping, Geschäftsführer der BN Service GmbH. Als Extra-Belohnung erhielt heuer die bayernweit beste Sammel-Schule, die Realschule Waldkraiburg, Mikroskope für den Biologieunterricht. Den Scheck dafür überreichte BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner (im oberen Bild rechts hinten) den stolzen Jungen und Mädchen. Auch Erwachsene sammeln rege für die gute Sache. Vier Aktive erreichten 2006 allein je über 2000 Euro. Sie erwartet am 5. August 2007 ein besonderer Natur- und Kulturgenuss. Als Ehrengäste bei der BNDonauschifffahrt (Bild unten) von Deggendorf nach Vilshofen erleben sie das letzte Stück frei fließender Donau in Bayern. Der BN-Landesverband bedankt sich ganz herzlich bei allen, die zum Erfolg der Hausund Straßensammlung beitragen.
Naturschutz Service GmbH in Lauf stehen die Signale weiter auf grün: Viele neue Reiseziele präsentiert die BN-Tochter in ihrem neuen Katalog. Island, Georgien, Kreta und die Toskana sind neu im Programm und bereits gut gebucht. Die fast schon legendären Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn zum Baikalsee, zur Seidenstraße nach Kirgistan oder zur Kurischen Nehrung sind wieder sehr begehrt – insgesamt über 40 Reisen in Deutschland, Europa und Asien. Angeboten wird für jeden Geldbeutel etwas. Mitglieder und Förderer des BN und BUND, von Euronatur sowie BIOHotel-Gäste sparen bis zu 400 Euro, neben dem Frühbucher-Rabatt. Stolz ist das Team über die Eröffnung der ersten europäischen Bahnagentur am 1. Januar 2007. Sämtliche Fahrkarten, Reservierungen im In- und Ausland, die BahnCards vom BUND, BIO-HotelBuchungen und Urlaube können nun bequem beim BN bestellt werden. Jede Buchung unterstützt die Natur- und Umweltschutzarbeit des BN und in den bereisten Ländern. Aktuelle Reisen finden Sie auf N+U-Seite 39, auf dem PostkartenBeihefter am Heftende und im neuen Katalog: einfach kostenlos anfordern! »Persönlich, engagiert und kreativ«, so lautet das erfolgreiche Motto des BN Service-Teams (siehe Bild) mit Steffi Groll, Annika Pusch, Doreen Landsberg, Sandra Schlereth, Eva Schmidt und Ivo Leidner sowie mit GmbH-Geschäftsführer Benedikt Bisping (2. v. r.).
kann er was bewirken. Diese abgewandelte Redensart gilt für den Landesvorstand des Bundes Naturschutz, der zweimal im Jahr zu einer Bereisung bayerischer Regionen aufbricht – Ende Oktober 2006 ging’s in die Landkreise westlich und südlich des Großraums Nürnberg. Die ehrenamtlich tätigen höchsten BN-Repräsentanten besuchten mehrere Projekte von Kreis- und Ortsgruppen und trugen so – neben guter Medienresonanz für die örtlichen Aktivitäten – zum Austausch zwischen Basis und Landesverband bei. Die gewonnenen Erfahrungen fließen in die Entscheidungen des Landesvorstands ein. Unter dem Motto »Bayerns Schönheit bewahren« stand die Besichtigung eines Militärübungsplatzes bei Ansbach, wo die USArmee eine riesige Wohnsiedlung fernab eines Ortszentrums plant. Der BN lehnt diese Trabantensiedlung ab und fordert ein ordentliches Planungsverfahren. Die Vorstandsmitglieder besichtigten die vor einer Straßentrasse gerettete Landschaft am Nagelberg bei Treuchtlingen sowie drohende Eingriffe in Natur und Landschaft durch die geplante B 13 neu in den Landkreisen Weissenburg-Gunzenhausen und Roth. Dass die Kreisgruppen in der Biotoppflege tolle Arbeit leisten, ließ sich in einem Hutewald, bei einem Pflegeprojekt bei Lehrberg, Landkreis Ansbach, und in den Biberwiesen an der Thalachaue, Landkreis Roth, besichtigen (mehr zu den besuchten Projekten auf Seite 35).
Foto: Wurm + Köck
Landesvorstand besucht WestMittelfranken
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Jetzt buchen! Der direkte Draht zum BN-Bahn- und Umweltzentrum im Bahnhof Lauf (links Pegnitz): BN-Bahn&Reisen: 0 91 23 - 9 99 57-10, www.bundreisen.de und www. bahnagentur.eu Und beachten Sie unseren PostkartenBeihefter am Heftende!
Mitmachen Wer selbst bei der Haus- und Straßensammlung aktiv werden möchte, wendet sich an seine Kreisgruppe oder an Christine StefanIberl, Tel. 09 412 97 20 -11.
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Emotionen der Gegner berücksichtigen
Foto: Mirwald
Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de
Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Zum Titelthema »Ich bin da! Seid Ihr bereit?« in N+U 4-06 Nein, wir Naturschützer sind nicht bereit. Weil wir uns im Werben um die Wiederansiedlung unserer einheimischen Raubtiere dumm anstellen. Auch die eigentlich sehr informative Artikelserie im Heft 4-06 über Bär, Wolf und Luchs versäumt es, überzeugende Gründe für eine Wiederansiedlung zu formulieren. »Bärengegner« spüren in dem äußerlich sachlichen Text noch immer unsere uneingestandene Teddybären-Romantik und unsere Weigerung, jene Angst anzuerkennen, die es vielen Menschen so schwer macht, sich unserem Anliegen anzuschließen. Das Grundgesetz der Diplomatie lautet: Erfolgreiche Politiker argumentieren nicht mit ihren eigenen Emotionen, sie berücksichtigen die Emotionen der Gegner. Weil wir solche Klugheit nicht besitzen, hat unsere Wiederansiedlungs-Idee in der »BrunoAffäre« an Zustimmung verloren. Wer Bär, Wolf und Luchs in ihre historischen Lebensräume zurückholen will, hätte, von Geduld und Augenmaß geleitet, einem frühzeitigen Abschuss des Problembären zustimmen müssen. Stattdessen haben wir uns betragen, als würden wir im Zweifel für den Bären und gegen den Menschen entscheiden. Rudolf Held, Würzburg
Christbaum der kurzen Wege Zum Ratgeber »Grüne Weihnachten« in N+U 4-06 Direktvermarktung, zum Beispiel auch beim Christbaumverkauf, ist grundsätzlich eine absolut unterstützenswerte Sache, insbesondere wenn es sich um Ökoprodukte handelt. Wenn Sie aber diese Alternative pauschal empfehlen, vergessen Sie leider die andere Seite der Medaille: Direktvermarktung produziert nicht unerhebliche Mengen an zusätzlichem Autoverkehr. Gerade aber kurze Transportwege sollen ja einer der Hauptvorteile der Direktvermarktung sein. Der ökologische Christbaum kann unter Umständen viel schlechter in der Gesamt-Ökobilanz abschneiden als der »nor-
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mal« produzierte, der mehrere hundert Kilometer per LKW durch Deutschland kutschiert wurde. Die wenigsten Kunden transportieren nämlich ihren gekauften Christbaum zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Fahren also nur 100 Kunden jeweils zehn Kilometer extra zum Direktvermarkter und zurück, werden für 100 Öko-Christbäume 2000 Kilometer verfahren und (mindestens) 140 Liter Benzin verbrannt. So viel CO2, wie dadurch zusätzlich in die Atmosphäre geblasen wird, haben die Bäumchen noch nicht gespeichert. Olaf Tobiasch, Veitsbronn
verbände dieses Thema nicht einfach »links liegen« lassen! Es bedarf der Diskussion gerade vor dem Hintergrund der »Lebensstildebatte« und auch der anderen Vorstellungen des BN, wie zum Beispiel ökologisch wirtschaften auf ganzer Fläche, Energiegewinnung ohne Atom und fossile Brennstoffe, gerechte Verteilung der Güter dieser Erde auf alle Völker – da meine ich wäre weniger Bevölkerung bei uns eher ein Vorteil. Ernst Böckler, Vorsitzender der BNKreisgruppe Rosenheim, Mitglied im BN-Landesbeirat
Gemeinsam was bewegen Mehr Leserbeteiligung! Zum Beitrag »Uns geht’s um Sie« in N+U 4-06 Wie kann N+U (noch) besser werden? Durch Leserbeteiligung: mehr Briefe (und natürlich Leserlyrik), literarische Wettbewerbe, Umfragen, Gastartikel, Leserumwelttipps, vielleicht mit Preisen. Das würde Interesse und Zusammengehörigkeitsgefühl erhöhen. Amelia Garcia, München Mehr Zuschriften und vor allem mehr Kurzgedichte, die den Inhalt Ihrer zwar ausgezeichneten, aber etwas zu intellektuellen Zeitschrift beleben. Alfred Gissibl, Garmisch-Partenkirchen
Zur Ankündigung unseres Bauernmarktes in der N+U »Gemeinsam neu denken« war der Leitgedanke für den ersten gemeinsamen Bauernmarkt der KG Forchheim mit Ökobauern und konventionellen Bauern. »Gemeinsam was bewegen« wurde daraus. Danke an die Redaktion für die Ankündigung des Bauernmarktes in der Natur+ Umwelt. Da wir mehr als 2000 BNMitglieder haben, wurde bestimmt die Ankündigung von mehr als 5000 Menschen in Stadt und Land Forchheims gelesen. So habt Ihr mit dazu beigetragen, dass unser erster Bauernmarkt so erfolgreich war und hervorragend besucht wurde. Danke
Demografische Entwicklung bringt Chancen Zum Beitrag »Uns geht’s um Sie« in N+U 4-06 Der Aufforderung »Was möchten Sie gern, liebe Leser?« folge ich gerne und wünsche mir, dass in unserer Mitgliederzeitschrift ein Thema aufgegriffen und regelmäßig von Zeit zu Zeit behandelt wird, das ich bisher seit geraumer Zeit schon nicht finde, worüber sich aber alle Welt intensiv unterhält: Es betrifft die Bevölkerungsentwicklung und die demografischen Veränderungen. Da diese Veränderungen in unserer Gesellschaft gerade auch Auswirkungen in ökologischer Hinsicht haben und wie ich zum Beispiel meine, nicht Anlass zu Katastrophenszenarien sondern eher zu Chancen geben, können die Umweltschutz-
auch für die tolle Unterstützung seitens der Landesgeschäftsstelle Regensburg und der Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg. Hier hat sich wirklich erfüllt: gemeinsam was bewegen. Und das inmitten von drei fränkischen Königinnen: Spargel-, Kirschen-, Bierkönigin; alles perfekt organisiert vom BN-KreisgruppenGeschäftsführer Frieder Oehme als »Butler«. Wow! Super! Toll! Zur Nachahmung empfohlen. Naturschutz, Lebenslust pur, oder? Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Forchheim (Bild mitte)
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ast wäre Dieter Wieland gleich nach dem Abitur ausgewandert: nach Kalifornien, um Architektur zu studieren. Seine Mutter, die damals in Los Angeles lebte, hatte einen Studienplatz organisiert. Und die Einwanderungspapiere lagen schon in Wielands Briefkasten. Doch dann kurvte er zusammen mit einem Freund in einem alten Simca-Fiat durch Bayern. »Ich kann doch nicht weggehen von hier«, sagte er sich. »Was tu’ ich in einem Land, in dem es keine Geschich-
das Wort Flurbereinigung habe ich ihnen also verhunzt.« Weiterhin ein Dorn im Auge sind Wieland die Speckgürtel um die Städte: Statt im Zentrum zu wohnen, baut man sich ein Einfamilienhaus »im Grünen« und pendelt mit dem Auto hin und her. Mehr Lebensqualität ist jedoch nicht drin: »Es gibt nämlich keine Läden und schon gar kein Caféhaus mehr in der Nähe. Ja, was ist dann das eigentlich für eine Gegend? Es ist definitiv keine Stadt, aber es ist auch nicht Land.« Und auch in den neuen Bundesländern sind nach der Wende Speckgürtel entstanden. Wieland bedauert, dass die Menschen nicht aus den
Dieter Wieland
Der Heimat-Ästhet Foto: Reichmann
Naturschutz lebt von starken Bildern. Mit seinen »bewegten Bildern« hat Dokumentarfilmer Dieter Wieland viele und vieles bewegt. Manche Bausünden und Heimatverschandelungen, die er anprangerte, sind heute nicht mehr denkbar. Auch der Bund Naturschutz hat von seinem Engagement viel profitiert. Ein Portrait
te gibt und keine Barockkirchen?« Ein Jura-Studium brach er ab, dann wollte er Restaurator werden. Schnell fand Wieland heraus, dass er sich nicht jahrelang womöglich mit einer einzigen Figur beschäftigen wollte. Aber sein Kunstgeschichtslehrer an der Uni begeisterte ihn: Dieser setzte sich für den Erhalt der Allerheiligenhofkirche in München ein, für die Salzburger Denkmäler und vieles mehr. »Ich muss mitkämpfen«, wusste Wieland plötzlich. »Damals gab es ja noch überhaupt keinen Denkmalschutz, als in unseren Innenstädten ein Kaufhaus neben dem anderen hochgezogen wurde.« Fehlte noch das Medium. Benno Hubensteiner, Assistent von Wielands Professor, baute das Bayerische Fernsehen mit auf. Er fragte Wieland, ob er nicht Filme machen wolle. Mehr als 250 Dokumentationen hat er seitdem für den BR gedreht. Abrissbirnen, breite Straßen, Flurbereinigung – dagegen setzte Wieland Filme wie »Unser Dorf soll hässlich werden« oder »Grün kaputt«. Die Reihe »Die große Kunst, ein kleines Haus zu bauen« zeigt privaten Bauherren vorbildliche Einfamilienhäuser, die mit der Umgebung harmonieren. Die Filme haben viel erreicht: Wieland gilt als Wegbereiter des Denkmalschutzes. Und als einer der schärfsten Kritiker der Flurbereinigung. In beiden Fällen hat er viel bewegt, im Denken und in der Politik: Bayern bekam vor anderen Ländern ein Denkmalschutzgesetz. Und viele während der Flurbereinigung begradigte Bäche und verbreiterte Dorfstraßen sehen mittlerweile wieder fast wie früher aus. Auf diesem Gebiet habe sich viel getan, sagt Wieland: »Schon allein
Fehlern in Westdeutschland gelernt haben. Auch die Häuser in den Innenstädten wurden oft noch arg modernisiert. »Da waren beispielsweise die Fassaden noch vorhanden: Sie waren zwar bröckelig, aber es hat noch alles gestimmt. Der Stuck war noch da, weil ihn niemand heruntergeschlagen hatte.« Für sein Werk bekam Wieland zahlreiche Preise, unter anderem den bayerischen Verdienstorden: »Ich habe Herrn Stoiber gesagt: ›Ich finde es toll, dass Sie Ihren Kritiker mit dem höchsten Orden ausstaffieren.‹ Er meinte daraufhin nur: ›Herr Wieland, Ihre Kritik ist begründet, da lernen wir nur draus!‹ Das fand ich doch sehr nett. Glücklicherweise habe ich ja nirgends Feinde: Das ist schon auch eine Leistung.« Den bayerischen Verdienstorden hat er Nepomuk weiterverliehen, seinem Hausheiligen. Quelle: www.br-online.de
Heimat im BN Ästhetische Werte erkennt der Denkmalschützer Dieter Wieland nicht nur in Bauwerken, sondern auch in den »Denkmälern« der Natur. Bereits in den 80-er Jahren engagierte er sich deshalb für die Erhaltung des Murnauer Mooses und der frei fließenden Donau – und fand seine umweltpolitische Heimat im Bund Naturschutz, dessen Landesvorstand er von 1988 bis 1992 angehörte. Ein Detail seines Engagements ist bis heute auf jeder Veröffentlichung des BN zu sehen; auf Wielands Betreiben wurde das BN-Logo in eine zeitgemäße Form gebracht.
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Mehr im Internet Lesen Sie zwei aktuelle Veröffentlichungen von Dieter Wieland im Internet unter www.bund-naturschutz.de/magazin!
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Klein ist chick, öko bringt Prestige
Umwelt schonen trotz Autofahren
Auf’s Sparen abfahren Mobil sein ohne Auto schont Geldbeutel, Nerven und Umwelt – ist aber nicht jedermann möglich. Doch auch mit Auto kann man recht umweltbewusst unterwegs sein und den hohen Benzinpreisen ein Schnippchen schlagen.
Beim Kauf des PrestigeObjekts Auto muss man sich nach der Mehrheit richten? Warum nicht? Laut aktuellen Umfragen ist für die Deutschen der Spritverbrauch das wichtigste Kriterium beim Autokauf. Die Zeit der übermotorisierten PSProtze läuft ab. Heute sollte das Neue in Größe und Motorisierung vor allem den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechen und durch geringe Verbrauchswerte bestechen. Ganz vorne auf den Auto-Umwelt-Listen des Verkehrsclubs Deutschland (siehe »Rat holen«) lagen in den letzten Jahren mit dem Toyota Prius und dem Honda Civic zwei Modelle mit Hybrid-Antrieb, also der Kombination von Elektro- und Benzin-Motor.
Benzin ist und bleibt eines der ganz großen Umweltprobleme. Diesel bringt Vorteile, aber nur mit Rußfilter. Eine Nachrüstung fördert der Staat seit neuestem mit 330 Euro Steuervorteil. Achtung bei Kraftstoffen aus Pflanzen: Aus Umweltsicht zu empfehlen ist nur kaltgepresstes Pflanzenöl, nicht dagegen »Bio-Diesel«. Oder Sie geben einfach Gas: Erdgasautos verursachen bis zu 25 Prozent weniger CO2-Emissionen als Dieselfahrzeuge. Sie sind leiser und stoßen praktisch keinen Ruß aus. Umrüstung und Neukauf können von Staat oder Energieversorger gefördert werden (siehe »Rat holen«). Mit deutschlandweit schon über 700 Tankstellen besteht ein fast flächendeckendes, ständig wachsendes Netz für den kostengünstigen Treibstoff.
Illustrationen: Wesner
Richtig Gas geben
BN Service GmbH Gut informiert sein, besser reisen – am besten mit der BN Service GmbH: Neue umweltfreundliche Produkte zum Lesen, zum Lernen – und zum Kuscheln Spielkarten »Das Alphabet« Plüschtier Wolf Der kleine Wolf mit seinem liebenswerten Gesicht zeichnet sich durch naturgetreues, ausdrucksstarkes Design aus. Es wurden nur beste Materialien zur hochwertigen Verarbeitung verwendet. Dieser Plüschwolf kommt nicht wie viele andere Kuscheltiere aus Fernost, sondern wurde in Handarbeit in Thüringen hergestellt! Bei Kindern äußerst beliebt – und für Erwachsene ein begehrtes Sammelobjekt. Circa 20 x 13 x 9 cm; 35,80 Euro
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32 farblich gestaltete Spielkarten für Kinder ab dem Vorschulalter. Mit den liebenswerten ABC-Karten können Kinder spielerisch lernen, Bild, Wort und Laut zu verbinden. 9,95 Euro
Hörbuch-CD »Hexen, Druden und Durandl« Christa Steger liest aus dem Buch »Hexen, Druden und Durandl« von Hans Schopf. Geister- und Landschaftssagen aus dem Dreiländereck Bayern, Böhmen und Öster-
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Nur keine Hektik
Lasst die Pfunde purzeln Jedes überflüssige Kilo im Auto erhöht den Spritverbrauch. Lassen Sie Gepäck im Kofferraum nicht zum Dauerfahrgast werden. Richtig teuer wird Dachgepäck: Schon ein unbeladener Skihalter kostet einen Liter pro 100 Kilometer mehr, drei Fahrräder auf dem Dach erhöhen den Verbrauch um bis zu vier Liter. Auch Extras wie elektrische Fensterheber, Elektromotoren zur Sitzeinstellung oder Klimaanlagen steigern das Gewicht.
Rat holen, nachlesen Fahrertraining: www.spritsparstunde.de, www.ecofahr.com Auto-Umwelt-Liste: www.vcd.org Tipps rund ums Auto: www.bund.net Infos zu Pflanzenölen, mit TankstellenKarte: www.bv-pflanzenoele.de, www.biotanke.de Infos zum Erdgas, mit Tankstellen-Karte: www.gibgas.de Förderung abgasarmer Nutzfahrzeuge: www.kfw-foerderbank.de
Der Königsweg Nicht jeder kann aufs Auto ganz verzichten, aber immerhin 28 Prozent der deutschen Haushalte schaffen’s ohne eigenen PKW. Der entscheidende Schritt weg von der AutoAbhängigkeit ist oft die gezielte Wohnungssuche. Liegt das neue Heim nah genug an Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, öffentlichen Verkehrsmitteln, dann liegt ebenso nah die Entscheidung für mobile Alternativen. Wer braucht schon Staus, Abgase und Ärger über steigende Benzinpreise? Mehr zum Thema autofrei leben demnächst in der Natur+Umwelt. (Carolin Stubenrauch)
reich. Dieses Hörbuch entstand mit Unterstützung des »Kulturfonds Bayern« und der »Kulturstiftung des Bezirks Niederbayern«. Dauer 80 Minuten, 11,90 Euro
Er besteht aus hochwertigem und wunderbar flauschigem Plüschmaterial. Mit seinem anspruchsvollen, natürlichen Design lässt er nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Circa 23 cm hoch, 14,50 Euro
Gezähmte Wildnis Der Journalist und BayerwaldKenner Karl Stankiewitz hat die Entwicklung dieser Region über Jahrzehnte verfolgt. Seine interessanten und vielseitigen Berichte zeigen das karge Leben an der Zonengrenze der 1950-er Jahre ebenso auf wie die langwierige Einrichtung und Gestaltung des Nationalparks Bayerischer Wald oder die touristische Erschließung dieses abwechslungsreichen Landstrichs. Der aufwändig
Zehn Tipps für’s sparsame Autofahren sparsam fahren spart bis zu 25 Prozent freiwilliges Tempolimit, zum Beispiel 100 auf der Autobahn niedrigtourig und vorausschauend fahren, rechtzeitig vom Gas Motor optimal einstellen lassen Motor aus bei mehr als zehn Sekunden Stillstand nicht »warmlaufen« lassen Stromfresser ausschalten Reifen: geringer Rollwiderstand, passender Luftdruck nur unvermeidbare Fahrten, Kurzstrecken vermeiden Fahrertraining absolvieren
bebilderte Band ist gleichsam eine Chronik dieser einmaligen »wilden« Landschaft im Herzen Europas. Mit einem Vorwort von Hubert Weinzierl. 17,90 Euro
Stofftier Biber Dieser knuddelige Biber wurde in Deutschland hergestellt, nicht wie viele andere Kuscheltiere in Fernost.
Handtuch aus 100 Prozent Leinen Um den hohen Ansprüchen für diese edlen Tücher zu genügen, verwendet die Weberei nur hochwertiges Flachsgarn. Die Tücher werden im traditionellen Viereckmuster handgewebt und mit zwei festen Webkanten verwebt. 50 x 100 cm, in den Farben rot+weiß / gelb+weiß / schwarz+ weiß / beige+weiß
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Der Natur auf der Spur
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Fotos: Heine
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Umweltbildung im Bund Naturschutz
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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-07]
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Von der Kita bis zur Ökostation, vom Wildniscamp bis zur Diskussionsrunde: Umweltbildung im Bund Naturschutz hat viele Facetten, da ist für jeden etwas dabei. Von Tino Schlagintweit
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»Das Zusammenführen der inneren und äußeren Natur ist der Königsweg zur Bildung für Nachhaltigkeit.« Beate Seitz-Weinzierl leitet das BN-Bildungswerk im Umweltzentrum Schloss Wiesenfelden.
Schritt lotet sie mit ihren Angeboten Geheimnisse und Zugkraft des Begriffs Wildnis aus. Sehnsüchte, Ängste, Ideale – viele widersprüchliche Empfindungen und Vorstellungen durchdringen sich, doch eine Grundfaszination hat er wohl für jeden. Das erklärt den Erfolg des Programms »Sehnsucht Wildnis« mit rund 4500 Teilnehmern jährlich. Bei
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haben, ist Abhilfe nötig. Den finden sie hier reichlich – wenn auch nicht zum Nulltarif. Die alten Kletterbäume im Villengarten sind da nur I-Tüpfelchen eines umfassenden Programms. Besonders gerne sieht Zentrumsleiter Axel Schreiner Multiplikatoren in Wartaweil, zum Beispiel Kinderpflegerinnen. Die Teens wirken anfangs oft gelangweilt und kreischen beim Anblick einer Spinne. Nach einem Tag überraschender Naturerlebnisse sind sie vom Untier unter dem Binokular nicht mehr wegzubekommen. Schreiners Rezept: »Viel Zeit zum Schauen und Entdecken.« Entdeckerfreude wecken, das will auch Beate Seitz-Weinzierl, Leiterin des Umweltzentrums Schloss Wiesenfelden. Schritt für
»In unserem Projekt bekommen Schüler die Möglichkeit, Dinge und Strukturen aus der Natur zu erfassen und architektonisch umzusetzen.« Gabriele Hüttl öffnet in der BN-Kreisgruppe Bad Tölz / Wolfratshausen Kindern und Jugendlichen einen künstlerischen Zugang zur Natur.
Open-Air-Erfahrung
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»Wir geben viel Zeit zum Schauen und Gelegenheit zum Entdecken – dann schwinden Berührungsängste, und aus Naturentfremdung wird Begeisterung.« Axel Schreiner leitet das BNNaturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil.
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ier Euro für einmal Baumklettern? Mancher Besucher des Naturschutz- und Jugendzentrums Wartaweil mag sich über moderne Umweltpädagogik wundern. Aber wenn Kinder keinen Zugang mehr zur Natur
all ihren Wildnis-Interpretationen geht es der renommierten Umweltpädagogin aber immer darum, »die äußere Natur durch die innere des Menschen zu erschließen«. Der Schwerpunkt für 2007 liegt denn auch auf »Kultur der Wildnis« mit Bausteinen wie Klangpoesie, Theater in der Wildnis oder Aktion Wurzelblick. Mit Kunst lockt auch Gabriele Hüttl von der Kreisgruppe Bad Tölz / Wolfratshausen Kinder in die Natur. In Modellier-Workshops, Filz-Kursen oder Land-Art-Aktionen entwickeln sie – und die erwachsenen Begleiter – ein Gespür für natürliche Materialien, deren Ästhetik und ökologische Bedeutung. Manchmal dienen aktuelle Themen als Motiv, wie beim Bildhauer-Workshop »Kunstbär Bruno«. Über die Resonanz bei Schulen und Kindergärten freut sich die »Playing Arts«-Künstlerin besonders. Derzeit betreut sie einen Leistungskurs Kunst im Modellprojekt »Natur & Konstruktion«. Die Teilnehmer entwickeln hier Skulpturen nach Bauprinzipien und mit Materialien der Natur. Hüttl geht es dabei um »freies Experimentieren mit wissenschaftlichen und künstlerischen Mitteln«. Eine der Skulpturen wird im April errichtet.
Den wohl einzigen Grundkurs in Piratenkunde bietet der Bund Naturschutz mit der Takatuka, einem Piraten-Schulschiff, das unter der Flagge der Kreisgruppe Deggendorf fährt. Kapitän und Ausbilder Norbert Bieber schippert damit regelmäßig sechs- bis vierzehnjährige Piratenanwärter auf eine kleine einsame Donau-Insel. Mitten im Naturschutzgebiet üben sie einen Tag lang Piratenalltag. Neben Schatzsuche, Feuermachen und Kno»Wildnis schult Aufmerksamkeit, Teamgeist und Verantwortungssinn.« Norbert Bieber ist Kapitän des Donau-Erlebnisschiffs »Takatuka«.
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Der Autor Tino Schlagintweit, 48, Biologe, arbeitet als freier Umwelt- und Wissenschaftsjournalist in München.
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Ameisen und Frechdachse
chendeutung lernen sie eine Menge über den Auen-Dschungel, Biberburgen – und die eigene Heimat. Was Kapitän Bieber besonders schätzt: »Wildnis schult Aufmerksamkeit, Teamgeist und Verantwortungssinn.« Manchmal sind die Ziele von Umweltbildung sehr konkret. Um den Mittelgebirgsbach Sinn ökologisch aufzuwerten, schmiedete die Kreisgruppe Bad Kissingen eine Allianz der Anrainer: anfangs durch Öffentlichkeitsarbeit, dann in Form eines Bildungsprojekts auch für Kinder. Franz Zang, zweiter
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»Sinnliche Erfahrungen, wie der Egel auf der Haut, sind der Schlüssel für Neugier auf Natur.« Franz Zang vermittelt als zweiter Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Bad Kissingen Schönheit und Wert des Sinntals.
Es ist kein Sack voller Flöhe, den Tina Dorner hütet, aber fast so schwer zu fassen: Waldameisen, Wildkatzen und Frechdachse – das sind nur drei der 20 Kindergruppen, die sie im ganzen Landkreis koordiniert. Die Geschäftsführerin der Kreisgruppe Regensburg knüpft seit Jahren an einem Netz ehrenamtlich engagierter Mütter. Für Kinder jeder Altersstufe ist etwas dabei: von der Froschrettungsaktion über Walddetektivspiele bis zur Übernachtung im Wildniscamp. Dorner freut sich über die gute Kooperation mit Schulen und Kindergärten. Sichtbar sei das daran, »wie viele Schulhöfe schon mit Hilfe der Kinder naturnah umgestaltet wurden«. Derzeit
Vorsitzender der Kreisgruppe, weiß nach drei Jahren »RHÖNer WASsER-LEBEN« und über 2000 Teilnehmern, worauf es bei Projekttagen, Workshops und Exkursionen ankommt. Sinnliche Erfahrungen wie Egel auf der Haut oder Waten im Schlamm sind oft erst mal spannender als die beste Bio-Ausrüstung: »Das ist der Schlüssel für Neugier auf Natur.« Je früher Kinder ihn bekommen, um so besser – Rudolf Nützel, Geschäftsführer der Kreisgruppe München, findet, dass »gerade Stadtkinder von klein auf draußen lernen sollten«. Als Naturpädagoge und Praktiker weiß er, wie dauerhaft Erinnerungen an Naturerlebnisse und die gelernten Regeln sind. Darauf setzt er auch bei einem neuen Projekt mit Kinderkrippen: Das Naturschutzgebiet Panzerwiese am nördlichen Stadtrand ist auf die Rücksicht der 50 000 Anwohner angewiesen. Durch spielerische Naturerlebnisse sollen die Kleinkinder mit dem besonderen Wert und dem Reiz der Heideflächen vertraut werden. Nützel erhofft sich eine Wirkung in die Familien hinein, von denen viele schon wegen sprachlicher Hürden schwer erreichbar sind.
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Fotos: KG Amberg (links), Kneitz (mitte)
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»Wir sind in den Wald gegangen und haben Schule gespielt; lernen mussten wir nix, aber Spaß hat’s gemacht.« Maya, fünf Jahre, lernt mit der BN-Kreisgruppe München die Natur in ihrer Stadt kennen.
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»Die Neugierde und die Begeisterung der Kinder für die Natur wirken ansteckend auf mich – und ich lasse mich gerne anstecken.« Tina Dorner koordiniert als Geschäftsführerin der Kreisgruppe Regensburg 20 Kindergruppen – und leitet selbst zwei davon.
werden die Aktionen politischer: Banner am Ortseingang und Plakate werben beispielsweise fürs Busfahren. Und in der örtlichen Presse sind die BN-Kindergruppen präsenter als die Lokalpolitiker.
»Nachhaltige Umweltbildung braucht kontinuierliche und qualitativ hochwertige Angebote in der Fläche – so wie »Sehnsucht Wildnis«.« Gerhard Brunner ist Koordinator des mittelfränkischen BNProjekts »Sehnsucht Wildnis« und stellvertretender Sprecher des Landesarbeitskreises Umweltbildung.
Foto: privat
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Deutlich stärker auf Schule bezieht sich »Sehnsucht Wildnis«, das gemeinsame Projekt von sieben Kreisgruppen in einer Raute Bad Windsheim-Erlangen-Schwabach-Hersbruck. Mitten im Unterricht machen die Schüler hier Abstecher in die Wildnis. Oder jedenfalls dorthin, wo in der näheren Umgebung eine Ahnung davon möglich wird. Dabei geht es auch weniger wild zu: Die Inhalte sind deutlich am Lehrplan orientiert. Hauptorganisator Gerhard Brunner stellt klar: »Das ist nicht bloß Spaß, sondern richtiges Lernen.« Aber genau das macht die Exkursionen für Schulen so unwiderstehlich. Geleitet werden sie je nach Altersstufe und Thema von Biologen, Geologen, Geographen und Erziehern. Der Erfolg: Im vergangenen Jahr nahmen 4600 Kinder teil, vom Vorschulalter bis zur Abiklasse. Ein ähnliches Open-Air-Konzept verfolgt die Kreisgruppe Kempten / Oberallgäu. Geschäftsführerin Julia Wehnert organisiert für alle Kindergärten und Schulen im Landkreis rund 200 Erlebnisführungen im Jahr. Themen sind Naturschutz, regenerative Energien und gesunde Ernährung sowie fantasiebetonte Themen wie Land Art, Steinzeit und Fabelwesen. Dank verschiedener Zuschüsse kann Wehnert durchwegs Profis wie Biologen oder Landschaftsplaner engagieren: »Die schauen sich die Umgebung vorher genau an und bereiten das gewünschte Thema passend auf.«
Foto: privat
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»Umweltbildung klingt so trocken, dabei dürfen Kinder die Natur vor ihrer Haustüre wiederentdecken, als Ort zum Spielen, Träumen und Forschen.« Julia Wehnert organisiert als Geschäftsführerin der BNKreisgruppe Kempten / Oberallgäu Erlebnisführungen für Kindergärten und Schulen.
Akteure und Netzwerke
Umweltbildung im Bund Naturschutz
Bezieht man Erwachsene ein, dann ist, wie Sebastian Schönauer sagt, »der ganze BN eine einzige Umweltbildungs-Einrichtung«. Als
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Wasser-Experte des Verbandes beschäftigt ihn seit über zwanzig Jahren die Frage: Was heißt ökologisch und ökonomisch nachhaltige Wasserwirtschaft? Die Antwort bringt er in Seminaren und Infoveranstaltungen unters Volk: »Jede Kommune ist ihres Glückes Schmied, und bei der Wasserwirtschaft fängt’s an«. Teure Fernanbindung an Versorger und Kläranlagen? Das mag der Kanalbau-Lobby dienen, nicht einem sinnvollen kommunalen Wasser-Management. Die Botschaft kommt an. Schönauer tritt immer dort auf, wo die »Der ganze Bund Naturschutz ist eine einzige UmweltbildungsEinrichtung.« Sebastian Schönauer, stellvertretender BN-Landesvorsitzender, hält als Wasserexperte des BN Seminare und Infoveranstaltungen.
Diskussion ums eigene Trinkwasser hochkocht. Der größte Erfolg: Heute decken sich die Leitlinien des Freistaats weitgehend mit den Forderungen des Bundes Naturschutz nach dezentraler Versorgung. Für eine nachhaltige Entwicklung ist die regionale Wirtschaft ebenso wichtig. Hier liegt das Ziel der Bildungsarbeit von Rainer Wölfel am Naturschutzzentrum Wengleinpark. Seine Spezialität ist der Draht zu den Menschen, die von Natur und Landschaft leben. Mit zahllosen Seminaren, Info-Veranstaltungen und Gesprächen knüpfte der Agrar-Ingenieur in zehn Jahren ein Netzwerk der Praktiker. Sein Fazit: »Nachhaltige Regionalentwicklung funktioniert, wenn sie sich für die Akteure rechnet.« Das Rückgrat dazu bilden eine Bauerngemeinschaft zur Direktvermarktung, eine Streuobstinitiative, ein Initiativkreis Holz sowie die Initiative »Heimat auf’m Teller«. Jährlich veranstaltet das Naturschutzzentrum eine Art Messe der Nachhaltigkeit, den »Tag der Regionen«. Als »Wir wollen nicht bei der Idee stehen bleiben, sondern die Umsetzung voranbringen und Projekte dauerhaft begleiten.« Rainer Wölfel knüpft als Leiter der BN-Ökostation Naturschutzzentrum Wengleinpark Netzwerke für eine nachhaltige Regionalentwicklung.
Erlebnistag für die ganze Familie ist die regionale Ideen- und Kontaktbörse gut bekannt – weit über die Region hinaus.
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»In allen Kreisgruppen gibt es interessante und nachahmenswerte Beispiele, die nur vernetzt werden müssen.« Christine Stefan-Iberl organisiert in der BN-Landesgeschäftsstelle Regensburg Seminare für Aktive und Mitarbeiter.
Eine Art Ideen- und Kontaktbörse betreibt auch Christine Stefan-Iberl in der Regensburger Landesgeschäftsstelle des Bundes Naturschutz. Bei rund 700 Kreis- und Ortsgruppen bestehe immer »die Gefahr, dass das Rad neu erfunden wird«. Interne Fortbildung und Info-Austausch sind da unverzichtbar. Sie erstellt Materialien und organisiert jährlich rund 15 Seminare. Egal ob Fachinfos zu Klimakatastrophe, Bauleitplanung und Gentechnik oder Praxistipps zu Abrechnung, Gesprächsführung und Powerpoint – die Wissens-Managerin macht das Know-How allen Aktiven zugänglich. Das unscheinbarste umweltpädagogische Projekt des Bundes Naturschutz ist vielleicht das ungewöhnlichste: »Natur für Senioren«. Für viele Menschen im Altersheim sind Naturerlebnisse bloße Erinnerung. Horst Schwemmer, Geschäftsführer der Kreisgruppe Amberg bricht die Isolation und organisiert Ausflüge in die Umgebung. Kein überladenes Programm – einfach einen Nachmittag an der Luft, im Grünen, fast eine Kaffeefahrt. »Für mich ist Umweltbildung ein Geben und Nehmen über die Generationen hinweg.« Horst Schwemmer, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Amberg, ermöglicht Senioren Ausflüge in die heimatliche Natur, über die er dabei selbst viel lernen kann.
Dabei erzählt Schwemmer zwar über Fauna, Flora, Geologie und Pflege. Zugleich haben die Teilnehmer aber einen aufmerksamen Zuhörer für ihre persönlichen Erinnerungen. So sammelt der Umweltpädagoge landschaftshistorische Fakten und Anekdoten, die er in künftige Exkursionen und in ein Buchprojekt einfließen lässt. Umweltbildung, sei für ihn »ein Geben und Nehmen – über die Generationen hinweg«.
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Briefe an uns JBN, Trivastraße 13, 80637 München, Tel. 08915 98 96-30, Fax -33, info@jbn.de, www.jbn.de
an Freunde schreibt man ja hin und wieder einen Brief. Und für alle, die finden, dass Briefe aus der Mode gekommen sind, tippen wir eine E-Mail. Sie gehören als BN-Mitglied zu den »Freunden der Erde« und ermöglichen Hunderten von jungen Leuten ein Engagement in der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN). Wir – die fünf ehrenamtlichen Landesvorstände der JBN – möchten Ihnen in diesem kurzen Brief erzählen, wie die Umweltbildung beim Jugendverband des BN aussieht.
Fotos: JBN
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sicher wollen Sie von uns wissen, was wir zur verbreiteten Klage sagen, dass sich kaum Jugendliche für die Natur oder Umweltpolitik interessieren. Aus eigener Erfahrung müssen wir Ihnen leider antworten: Die Klagen sind berechtigt! Öko ist in einem bestimmten Alter mindestens so uncool wie eine Föhnfrisur, und Politik ist nur was für unsportliche Streber. Warum engagieren sich aber trotzdem Hunderte von Jugendlichen in der JBN? Ganz einfach: Weil man bei der JBN nette, gleichaltrige Leute trifft und weil man bei der JBN mal neue Sachen ausprobieren kann: ein Zeltlager leiten oder ein Radio-Interview geben. Ein Beispiel: Wie in den meisten der etwa 80 Jugend- und Müpfegruppen der JBN kommen auch zur Jugendgruppe Erlangen ständig neue Schüler und Studenten. Sie interessieren sich aber nicht für die Krötensammel-Aktion, sondern sie wollen beim Brunch dabei sein, der regelmäßig im Gruppenraum am Erlanger Marktplatz stattfindet. Jeder muss was zum Frühstücken besteuern – und zwar Bio! Freunde dürfen gerne mitgeschleppt werden, egal ob »Öko« oder nicht. Inzwischen hat dieses »Event« Kultstatus! Klar, dass einige beim Brunch fragen: »Was macht ihr denn sonst so, außer Essen und Quatschen?« Nicht wenige neue Leute schauen dann beim Jugendgruppentreffen vorbei oder helfen bei einer Aktion mit. Den meisten gefällt die Stimmung, es macht Spaß, gemeinsam tolle Sachen auf die Beine zu stellen. Und nach und nach lernen sie die Natur kennen und schätzen. Glauben Sie uns: Wenn wir in der ganzen Stadt spritzige Plakate für eine Biotoppflege-Aktion aufhängen, werden vielleicht zwei Jugendliche kommen. Bei einer Party oder einem Brunch sind aber alle dabei, weil das was mit ihrer »Lebenswirklichkeit« zu tun hat, wie das Wissenschaftlicher so gerne nennen. Und wenn sie dann eine Weile bei der JBN dabei sind, gehört auch Umweltschutz zu ihrer »Lebenswirklichkeit« – und auf einmal haben sie Bock auf Biotoppflege !
Und das sind wir Ulrich Kreidenweis, Horst Schiller, Annemarie Räder, Florian Naumann, Maria Kuczera: der JBN-Landesvorstand (von links).
Wir müssen leider zum Ende kommen. Sonst schimpft uns Manfred, der Natur+Umwelt-Redakteur. Leider haben wir Ihnen jetzt gar nicht geschrieben, was für tolle Veranstaltungen, Aktionen, Camps, Reisen, Fortbildungen und Konzerte wir in der JBN machen. Daher sollten Sie unbedingt mal auf www.jbn.de surfen oder unsere Programme anfordern! Wie das bei Briefen so ist, freuen auch wir uns natürlich auf eine Antwort. Am liebsten per Post, gerne auch per E-Mail. Mit umweltfreundlichen Grüßen Der Landesvorstand der JBN
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Doris Tropper und Günter Krell über Umweltbildung beim BN
Foto: Meier, BN-Kreisgruppe Kronach
Der Nachhaltigkeit verpflichtet
Service
Die Bildungsarbeit des Bundes Naturschutz ist auf allen Ebenen geprägt durch Vielseitigkeit, Kreativität und ihre schier unerschöpfliche Themenfülle.
Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Ökohaus Würzburg
Machen Sie mit, wählen Sie einfach das Richtige für Sie aus der großen Angebotspalette der Bund Naturschutz-BilÖkologische Bildungsdungsarbeit. Ihre BNstätte Burg Hohenberg e.V. Kreisgruppe kann mit vielfältigen Aktivitäten aufwarten. Telefon-
Naturschutzpark Wengleinpark e.V.
ns
nummer Ihrer Kreisgruppe gerade nicht zur Hand? Fragen Sie uns: 09 41-2 97 20-0. Oder schauen Sie auf unsere Seiten unter www. bundnaturschutz.de/bnvorort. Besonders umfangreiche Bildungsmöglichkeiten gibt’s bei unseren sechs BN-Ökostationen und natürlich bei unserer Jugendorganisation; fordern Sie gleich die Jahresprogramme an:
BN-Bildungswerk
BN-Bildungseinrichtung
de
b Kindergruppen-Workshop, Schmetterlingswanderung oder Stadtbiotopführung, ob Wildtiermanagement-Vortrag oder Seminare über Energieversorgung und Agrarpolitik, ob BN-Reisen oder Großveranstaltungen wie Donaukongress und Reichswaldfest – eine der großen Stärken der BN-Umweltbildung ist die Vielfalt der Aktivitäten. Vom Angebot für Vorschulkinder bis zu Veranstaltungsreihen für Senioren reicht das Spektrum der konkreten praktischen Projekte. Die »Stadtoase« der Kreisgruppe Kronach ist ein hervorragendes Beispiel (Foto links). Die Akteure leisten eine zukunftsgerichtete Arbeit, die der Nachhaltigkeit verpflichtet ist und in allen Bereichen weit über die Wissensvermittlung hinausgeht. Bildungsprozesse können Einsichten, Einstellungen und Werthaltungen vermitteln, die eine zukunftsfähige und gerechte Entwicklung ermöglichen. Die Aussagen der Agenda 21, nach der Bildung eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung der Nachhaltigkeit bedeutet, flossen in das Gesamtbildungskonzept des BN ein, das vor einigen Jahren erarbeitet wurde und sich klar an einer dauerhaften umweltgerechten Entwicklung als dem obersten Ziel orientiert. Im letzten Jahrzehnt erfuhren die Bildungsprogramme der BN-Kreisgruppen und Ökostationen eine beispielhafte Ausweitung. Wesentliche Anregungen für diese Entwicklung in die Breite des gesamten Verbandes bot die modellhafte Tätigkeit des BN-Bildungswer-
Tolle Angebote in Ihrer Nähe
BN-Kreisgruppe
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BN-Bildungswerk Wiesenfelden
Straubinger Str. 5, 94344 Wiesenfelden, Tel. 0 99 66-12 70, bw@bund-naturschutz.de, www.bn-bildungswerk.de Kontakt: Beate Seitz-Weinzierl
Ökohaus Würzburg
Jugendorganisation Bund Naturschutz
BN-Naturschutzund Jugendzentrum Wartaweil
BN-Kreisgruppe Würzburg, Luitpoldstraße 7a, 97082 Würzburg, Tel. 09 31-4 39 72, info@bn-wuerzburg.de, www.bn-wuerzburg.de Kontakt: Klaus Isberner
Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Unteres Schloss, 96268 Mitwitz, Tel. 0 92 66-82 52, info@oekologi-
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kes. Sowohl mit anderen Verbänden als auch mit staatlichen Behörden entstanden wirksame Kooperationen. Die Bildungsarbeit des BN ist regelmäßig auch in der amtlichen Lehrerfortbildung gefragt. Mit seinem flächendeckenden Angebot stellt der BN heute eine der größten Bildungsinitiativen der deutschen Umweltverbände dar.
Impulsgeber und Multiplikator Der BN-Arbeitskreis Umweltbildung, der viele Jahre von Dr. Hans-Jürgen Fahn repräsentiert wurde, sieht seine Aufgaben darin, einerseits die Impulse aus der allgemeinen Bildungsdiskussion zu verwerten, andererseits aber Innovationen und gute Praxisbeispiele aus der Verbandsmitte für alle Akteure verfügbar zu machen. Somit kann der Arbeitskreis dem Bildungsreferat und dem Landesvorstand zuarbeiten und dadurch den Verbandsgremien Empfehlungen für die Weiterentwicklung und ständige Verbesserung der gesamten Bildungsarbeit vorlegen. Die gegenwärtigen Diskussionen innerhalb der Aktiven zeigt, dass die Finanzierung der Bildungsarbeit im BN ein Problem der Zukunft sein wird. Von Schulen wird das Angebot von Kreisgruppen und Projektleitern für unterrichtliche Arbeit mit Klassen begrüßt. Sie sehen sich aber oft nicht in der Lage, zur Kostendeckung beizutragen. Es muss befürchtet werden, dass die Reduzierung der staatlichen Projektförderung die
sche-bildungsstaette.de, www.oekologische-bildungsstaette.de Kontakt: Christian Franz
Ökologische Bildungsstätte Burg Hohenberg e.V. Burg 2, 95691 Hohenberg/Eger, Tel. 0 92 33-71 60 55, oekoburg@ freenet.de, www.oekoburg.de Kontakt: Andreas Kunze und Sonja Bosch
Naturschutzzentrum Wengleinpark e.V. Am Schloss 14, Postfach 333, 91239 Henfenfeld, Tel. 0 91 51-7 02 00, info@naturschutzzentrumwengleinpark.de, www.naturschutzzentrum-wengleinpark.de Kontakt: Rainer Wölfel
BN-Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil Wartaweil 76/77, 82211 Herrsching, Tel. 0 81 52-96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de, www.wartaweil.bund-naturschutz.de Kontakt: Axel Schreiner
Fortsetzung der außerschulischen Bildungsabeit beeinträchtigen wird. Deshalb sollten alle Anstrengungen unternommen werden, den Umweltbildungsfonds des bayerischen Umweltministeriums (StMUGV) zu erhalten. Der BN vertritt hier eine eindeutige Position: Im Unterschied zu anderen Verbänden will er seine unabhängige Bildungsarbeit aufrecht erhalten und weiterhin auf die Unterstützung durch interessegeleitete Geldgeber und Sponsoren aus der Wirtschaft verzichten. Diese Haltung ist im Verband anerkannt – dadurch kann der BN seine Ziele glaubwürdig vertreten. Der Arbeitskreis Im LandesArbeitskreis Umweltbildung des BN sind Vertreter von Kreisgruppen, Ökostationen, Lehrer aller Schularten, Projektleiter und Mitglieder der JBN gemeinsam aktiv.
Jugendorganisation Bund Naturschutz Trivastraße 13, 80637 München, Tel. 0 89-15 98 96-30, info@jbn.de, www.jbn.de
GmbH hat genau das Richtige für Ihre Umweltbildungs-Aktionen. BN Service GmbH, Bahnhof Lauf (links Pegnitz), Eckertstr. 2, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 57-20, www.service.bund-naturschutz.de
Dein Jahr als Vollzeit-Öko Bist Du zwischen 16 und 27 Jahre alt und hast Lust, ein Jahr lang in einer Einrichtung des Naturschutzes oder der Umweltbildung zu arbeiten? Dann bewirb Dich ab 1. März bei der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) um ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Mehr Umweltbildung geht nicht! Die Bayerische Staatsregierung hat die Förderung des FÖJ erhöht, so dass die JBN 60 statt bisher 50 FÖJ-Plätze anbieten kann. Mehr Infos unter www.jbn.de und im FÖJ-Referat der JBN, Tel. 0 89-15 98 96-50, foej@jbn.de
Die passenden Materialien Sei es die allseits beliebte Becherlupe, das Mini-Wasserlabor, Spielideen für Kindergruppen, Pflanzenund Tierführer oder andere Literatur. Die Bund Naturschutz Service
Fotos: Roggenthin
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Die Autoren Doris Tropper ist stellvertretende BN-Landesvorsitzende, Günter Krell Sprecher des BNArbeitskreises Umweltbildung.
Foto: BN
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Neue Bücher zur Umweltbildung Dr. Rudolf Nützel: Förderung des Umweltbewusstseins von Kindern. Oekom, München, 2007. 29,80 Euro. ISBN 978-3-86581-057-1 Marion Loewenfeld, Steffi Kreuzinger: Fit in die Zukunft. Praxisbeispiele. Oekom, München, 2006. 24,80 Euro. ISBN 978-3-86581-054-0 Stefan Lutz-Simon, Richard Häusler: ParallelWelten – Jugendliche und Umweltbildung. Oekom, München, 2006. 19,80 Euro. ISBN 3-86581-016-0 Claus-Peter Hutter u. a.: Mit Kindern der Natur auf der Spur. Hirzel, Stuttgart, 2006. 19,80 Euro. ISBN 3-7776-1420-3 LBV und DNR: Leben, lieben, lernen. Naturwahrnehmung für die Kleinsten, von der Geburt bis circa drei Jahre. 5,00 Euro. ISBN 978-3-939324-14-0
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stiche. Heranwachsende brauchen Naturerfahrungen für ihr Immunsystem, damit sie nicht bei jedem Wechselwetter krank werden. Naturerfahrungen sind wichtig für körperliche und geistige Gesundheit – wir sehen Defizite zum Beispiel an vermehrt auftretenden Bewegungsstörungen von Kindern. Aber es geht bei der Naturerfahrung auch um das Schärfen der Sinne. Kinder sollten zum Beispiel Naturgeräusche kennen lernen, die Stille, die Brandung, das Rauschen in den Baumkronen oder den Donner. Um Naturerscheinungen, die eine bedrohliche Form annehmen können, richtig einschätzen zu lernen, braucht man Naturerfahrung und -wissen.
Experte plädiert für unmittelbare Naturerfahrung
Foto: Heine
Sehen, wie die Kuh kackt
Kinder verbringen heute oft 70 Stunden pro Woche drinnen. Dabei warten draußen Matsch und Würmer, Kuh und Co. Prof. Gerhard Trommer empfiehlt ganz nahes Naturerleben und längere Auszeiten von Handy, Fernsehen und Schokoriegel. Herr Prof. Trommer, die Jugend, da ist man sich einig, muss fit werden für eine hoch technisierte Zukunft. Warum plädieren Sie nicht für EDV-Kurse, sondern für Naturerfahrung? Wir brauchen beides. Technische Fortbildung ja, wir können unseren Kindern die Super-Zivilisation, in die sie hineinwachsen, ja nicht ersparen. Aber gleichzeitig brauchen sie auch originale Naturerfahrung. Unsere Körper sind wahrscheinlich nur unwesentlich von denen der Steinzeitmenschen verschieden. Zu einer gesunden körperlichen Entwicklung der Kinder gehören daher ausreichende Erfahrungen mit natürlicher Umwelt. Die kann und darf nicht immer nur angenehm sein, denken Sie an Regen, Brennnesseln, Insekten-
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Warum muss man überhaupt um Sympathie für die Natur werben, Kinder sind doch quasi von Geburt an naturbegeistert? Ich halte das nicht für so selbstverständlich. Dem wäre so, wenn alle Eltern ihre Kinder mit Matsch spielen ließen oder Erfahrungen mit Käfern und Würmern erlaubten. Aber wir treffen heute auf ausgeprägte Ängste gegenüber der Natur, schon in der Elterngeneration. Denken Sie an die Angst, dass Kinder sich im Matsch Krankheiten holen könnten; wir sind hygieneverwöhnt. Dazu kommt die Bildschirmverwöhnung. Der Marburger Soziologe Rainer Brämer sagt in seiner Studie »Natur Obskur« von 2006, dass 60 Prozent aller Zwölfjährigen heute einen Bildschirm besitzen: Fernseher, Gameboy, Laptop, PC … Vor dem verbrächten sie pro Woche im Schnitt 30 Stunden. Rechnen Sie dazu 20 Stunden Schule, dazu noch 20 Stunden für Essen, U-BahnFahren, Hausaufgaben, Hallensport und so weiter, dann kommen Sie auf eine 70-Stunden-Woche drinnen. Wie viel Zeit bleibt da noch für Naturerfahrung draußen? Wenn zum Beispiel der Bund Naturschutz überall in Bayern Umweltbildung anbietet, sind dann die Eltern aus der Pflicht? Die Eltern sind gar nicht aus der Pflicht. Wir brauchen zwar Kinderprogramme, wie sie der BUND oder die Naturschutzjugend anbieten. Aber für viel wichtiger halte ich Familienprogramme, wo die Eltern mitgehen und Anleitung für den anregenden Natur-Umgang mit ihren Kindern bekommen. Viele Eltern stehen heute – selbst oft in der Umweltbewegung groß geworden – vor einem Rätsel, wenn ihre Kinder die Natur einfach nicht »cool« finden wollen. Ich kann nur raten, mit Kindern öfter angemessene, längere Naturaufenthalte zu planen. Da sollte es um das kleine Abenteuer gehen, um einfaches Leben, Spie-
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len in und mit Natur, um Stockbrot und Kartoffelbraten am Feuer. Die gängigen Konsumerfahrungen wären dagegen zurückzustellen: keine der sonst oft üblichen schnell gekauften und erworbenen Gewohnheiten, kein Handy, kein Fernseher. Wiederholen wir solche Ausstiege ins einfache Leben mit Natur, dann schenken wir unseren Kindern eine Vergleichsmöglichkeit. Sie können Vor- und Nachteile verschiedener Erfahrungen abwägen. Ein Kardinalfehler ist dabei, mit Kindern unangemessen anstrengende Wanderungen zu unternehmen. Vor allem kleine Kinder interessiert weniger die Ferne als die Nähe. Der von den Erwachsenen so geliebte Sonnenuntergang über dem Horizont, der Blick auf die schöne Landschaft wird von Kindern nicht selten als »mega-öde« empfunden. Aber das Pferd am Zaun, da wollen sie hin, wollen in die Nüstern schauen und die Zähne hinter den Lippen sehen, wollen bestaunen wie die Kuh frisst oder wie sie kackt. Unsere Kinder sollten Mehr-Welten-Erfahrungen sammeln dürfen. Eine Welt ist die Super-Zivilisation, ich würde mit meinen Enkelkindern durchaus ins Zentrum von Frankfurt fahren. Sie müssen die U-Bahn, die Hochhäuser, die Rolltreppen kennen lernen. Aber ich würde mich mit ihnen eben auch in der Welt der Kulturlandschaft aufhalten, wo sie im Garten Äpfel vom Baum pflücken können, wo sie Hagebutten sammeln und Stöcke oder Pfeil und Bogen schnitzen können. Und ab der späten Kindheit würde ich ihnen gern zumuten, sich mal in einer Landschaft zu bewegen, wo sie aus dem Rucksack mit großer Bescheidenheit versuchen müssen, mit der Weite und Wildheit der Natur klarzukommen. Aus dieser dritten Welt können sie Selbstvertrauen schöpfen, vielleicht lernen, was dem eigenen Körper zuzumuten ist. Um unsere Heimat zu bewahren, brauchen wir nicht nur Umwelt-Sympathisanten, sondern auch UmweltAktivisten. Weiß man, wo die Wurzeln für aktives Naturschutz-Engagement liegen? Einen Königsweg gibt es hier nicht. Die Biologiedidaktiker Berck und Klee aus Gießen haben ehrenamtlich im Naturschutz tätige Erwachsene befragt, woher ihr lebenslanges Engagement für die Natur herrührt. Dabei zeigte sich, es war nicht in erster Linie das Studium, nicht die Schule. Es waren vielmehr die frühkindlichen Erfahrungen – an der Hand der Großeltern oder der Mutter, des Vaters im Garten – die so stark verwurzelt waren, dass diesen ein Leben lang nachgegangen wurde. Wir sollten Kinder zur Biotoppflege mitnehmen und sie nicht nur zugucken, sondern mitmachen lassen. Aktives Engagement mit Gleichgesinnten ist eine positive gruppendynamische Erfahrung, die junge Menschen dazu bringen kann, mitzuarbeiten. Was können wir in Deutschland von anderen lernen, zum Beispiel von Amerika? Hat vielleicht das »Grüne Band« das Zeug zum »scenic trail«? Wenn Sie in Amerika in ein Wildnisgebiet gehen, verlassen Sie in der Regel für mehrere Tage die Brotgrenze.
Der Weg zum nächsten Einkauf ist meilenweit. Wir verlassen keine Brotgrenze, wenn wir in unsere Kulturlandschaft, selbst wenn wir in unsere Nationalparks gehen. Sie gehen auf den Brocken im Nationalpark Harz und können schon wieder eine halbe Haxe essen. Straßenfreie, ausgedehnte Wildnis, ohne Wirtshausschilder am Wegrand: das unterscheidet amerikanische Wildnis von unseren Wildniserwartungen. Die Idee »Das Grüne Band« ist wunderbar, wir sollten darauf wandern. Aber für einen »scenic trail« wie in den USA bräuchten wir eben den langen Weg durch Deutschland und Europa, möglichst ohne Ablenkungen durch so genannte Infrastruktur wie Straßen und Hochspannungsleitungen.
Der Experte Professor i. R. Dr. Gerhard Trommer, Jahrgang 1941, genießt als Experte für Umweltbildung internationales Renommee. Er lehrte Didaktik der Biologie an der Uni Frankfurt und prägte den Begirff Naturbildung, um die besondere Bedeutung konkreter Naturerfahrungen zu betonen. Prof. Trommer ist Mitglied im BUND, Kreisgruppe Helmstedt. Ihr Kontakt: Prof. Gerhard Trommer, In der Masch 7, 38165 Lehre, g-trommer@ t-online.de
Was kann oder muss der Staat tun? Der Staat darf seine Wälder nicht verkaufen. Er sollte neben den Wirtschaftswäldern ausreichende Flächen schaffen, wo – wie Michael Succow einmal sagte – »die Natur ohne uns für uns« arbeitet. Außerdem muss der Staat dem Ehrenamt mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung zukommen lassen, und zwar im Bereich des Natur- und Umweltschutzes genauso wie im Sozialen. Es sollte mehr Waldkindergärten geben. Das große Problem ist, dass viele Politiker gar keine Zeit mehr haben, sich der Natur zu widmen. Es muss den Verbänden angelegen sein, nicht nur mit Politikern zu reden, sondern ihnen Erlebnisse draußen zu vermitteln, die unter die Haut gehen. Herr Trommer, woher stammt Ihre ganz persönliche Liebe zur Natur? Viele prägende Bilder stammen aus der Armut der Nachkriegszeit: die Mähwiesen im Oberharz, die Kuhherden im Wald, das Blaubeeren Pflücken und Pilze Suchen mit der ganzen Familie, das Baden in den Harzteichen, das Erlebnis der Rücke-Pferde im Wald. Ich habe mitbekommen, wie man im kargen Oberharz von der Natur leben musste. Die Natur hat unseren Spielreichtum dargestellt. Ich habe nicht am Mangel an Spielzeug gelitten, denn das Herumstreunen im Wald, unsere Freiheit und die Erlebnisse draußen haben uns reich entschädigt. Das Interview führte Manfred Gößwald Foto: Heine
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Foto: privat
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Illustrationen: Schellmoser
Draußen lern ich gern Hallo, hier bin ich wieder: Bibo, der neugierige Biber. Ich bin überall dort, wo uns die Natur mit spannenden Merkwürdigkeiten überrascht. Heute geht’s um Umweltbildung. Es geht um lernen und verstehen, um begreifen und erfassen. Das ist wichtig für alle, für Menschen, Tiere, Pflanzen. Viel Spaß beim Bilden wünscht Euch Reinhard Witt.
Wissen ist Macht
Tierraten
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estet doch mal, wie viel Ihr wisst. Dazu reichen ein paar Bilder von Tieren, die Ihr auf Postkarten klebt. Mit einer Wäscheklammer hägt Ihr das Foto am Rücken des Mitspielers auf. Der muss nun durch Fragen rausbekommen, welches Tier auf seinem Rücken hängt. Wichtig: Ihr dürft nur ja oder nein sagen! Das ist gar nicht so leicht …
Saison-Thema
Natur und Umwelt
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Genau beobachten
Froschtagebuch
B Fotos: Witt
mweltbildung ist ein schweres Wort. Was das wohl heißt? Ein neues Fach in der Schule? Wo kann man das kaufen? Wer hat es? Die Antwort ist einfach: Ihr habt es, und Ihr müsst es haben, alle brauchen es. Es ist das Wissen um Natur und Umwelt. Dazu gehören Tiere und Pflanzen, aber auch der menschliche Lebensraum mit Wohngebieten, Fabriken, Flüssen, dem Müll, auch das Klima und vieles mehr. Umweltbildung fängt mit persönlichen Dingen an, etwa im Haus oder im Garten. Je mehr man weiß, um so eher finden sich auch Zusammenhänge. Ein Beispiel: Wer viel Müll macht, muss oft zur Mülltonne. Wenn die Mülltonne bei allen überquillt, braucht es neue Mülldeponien. Wer solche Zusammenhänge erkennt, kann handeln, also weniger Müll machen. Am meisten Spaß macht Umweltbildung in der Natur. Entdecken wir die Natur, die Pflanzen, die Tiere, ihre Lebensräume. Also nichts wie raus mit Euch!
ald könnt Ihr wieder die Eier (den »Laich«) von Kröten und Fröschen finden. Beobachtet einmal, wie sich die Eier entwickeln, wann sie schlüpfen, wie groß sie nach ein, zwei, drei Wochen sind. Führt dazu am besten ein Tagebuch, in dem Ihr alles eintragen und ausmalen könnt. Wer einen eigenen Teich hat, kann auch wenige Eier (höchstens zehn!) in ein Aquarium setzen, mit Wasser aus diesem Teich und einigen Unterwasserpflanzen. Doch spätestens wenn die Vorderbeine erscheinen, müssen die Kaulquappen wieder in den Teich zurück.
P.S.: Hier die Auflösung vom letzten Rätselbild: Das Kotwürstchen stammte vom Steinmarder. Allen Einsendern vielen Dank für’s Mitmachen und den Gewinnern viel Spaß mit dem Buch »Wir entdecken die Natur«. Gewonnen haben Elisabeth Hartl, 17 Jahre, Burkhard Salzer, neun Jahre und Malte Hell, 11 Jahre.
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Raus und rauf
Draußen spielen ist klasse!
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ie Schule lässt oft nicht viel Raum. Also, hockt in der Freizeit nicht auch noch drinnen, sondern nichts wie raus in Garten, Park, Wald und Wiese. Je mehr und länger Ihr da draußen seid, um so spannender wird es. Es gibt unendlich viel zu entdecken, auszuprobieren und zu bauen. Auch um Mutproben, Kraft und Ausdauer geht es. Wer schafft es, über den Graben zu springen? Kann man an dieser Waldrebe (Hexenzwirn) hochklettern? Nur wer draußen spielen und toben kann, hat nachher wieder Kraft und Lust für drinnen.
Das große Treffen aller JBN-Aktiven 16. – 18. März 2007 in Ingolstadt Auf der Jugendvertreterversammlung (JVV) treffen sich die Aktiven der JBN und interessierte neue Leute aus ganz Bayern. Auf dem Programm: Start der neuen Ernährungskampagne, tolle Workshops, viel Essen und eine lange Party. Anmelden bis 12. 3. 07, Preis 30 Euro (15 Euro für JBN-Mitglieder)
Denken wie ein Berg
Natur vor der Haustür
Schulhof mit Wildpflanzen
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Frühjahrs-JVV
lso, wenn ich Schüler wäre, würde ich mir wünschen, dass der Lehrer mit uns zum Lernen öfters mal rausgeht in den Schulhof, so wie auf dem Bild. Bloß, es passiert heute kaum! Warum? Keine Frage: Weil die meisten Schulhöfe ziemlich langweilig sind und dort kaum Pflanzen und Tiere leben können. »Das geht sowieso nicht!« Wer sagt das? Im Internet könnt ihr auf der Seite www.naturnaher-schulhof.de nachschauen, wie viele solcher Natur-Erlebnis-Schulhöfe es schon gibt.
Naturerfahrung und die Suche nach dem Sinn des Lebens 13. – 15. April 2007 im Fichtelgebirge Das ist ein Wochenende, das Dir richtig gut tun wird. Wir sind fast die ganze Zeit in der Natur und geraten ins Ökophilosophieren: Wie kann ich im Einklang mit der Natur leben? Anmelden bis 29. 3. 07, Preis 80 Euro (60 Euro für JBN-Mitglieder)
Flower Power Botanikwochenende in den Alpen 25. – 27. Mai 2007 an der Rotwand Auf der Jagd nach hübschen Blümchen in 1500 Metern Höhe. Experten des AK Alpen der JBN führen in die Bergund Blumenwelt ein. Anmelden bis 11. 5. 07, Preis 60 Euro (40 Euro für JBN-Mitglieder)
Nationalpark live!
Sherlock Holmes auf heißer Spur Rätsel lösen und gewinnen
25. – 27. Mai 2007 im Bayerischen Wald Wir leben an diesem Wochenende in einer mongolischen Jurte, klettern auf Baumriesen und begleiten die Nationalpark-Ranger auf ihren Streifzügen in den wilden Wald. Anmelden bis 30. 4. 07, Preis 60 Euro (40 Euro für JBN-Mitglieder)
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enau hinschauen und überlegen muss man bei diesem Foto: Es zeigt einen ungemähten Grasstreifen im März. Darin kleben zwei etwa walnussgroße Gebilde, super getarnt in Grasfarbe. Das sind Wohnungen, genauer Kinderstuben. Wenn man sie aufmacht, krabbeln vielleicht 100 winzige, achtbeinige … heraus. (Oh, beinahe hätte ich es verraten!) Hättet Ihr das Tierhaus im Herbst erblickt, wären viele seidene Fäden zu sehen gewesen, mit denen das Appartement in die Halme eingewebt wurde. Acht Beine, Seidenfäden? Bingo! Ein Spinnenhaus, genauer gesagt ein Kokon mit vielen allersüßesten Spinnlein. Aber welche? Wer baut so große Kokons und webt sie im Graswuchs fest? Kleiner Tipp: Die Spinne ist ziemlich groß und gelb-schwarz gestreift. So wie eine … Genau, denn ihr Name hat was mit einem Insekt zu tun, das wir am Küchentisch nicht so gern sehen.
Unter allen, die uns die richtige Lösung schicken, verlosen wir diesmal drei Taschen-Ferngläser zum Naturbeobachten. Schreibt bitte an »Natur+Umwelt«, Stichwort Rätselbild, Dr.-Johann-Maier-Straße 4, 93049 Regensburg, Fax 09 41- 2 97 20 31, nu@bund-naturschutz.de. Bitte vergesst nicht Eure Adresse und Euer Alter.
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Infos und Anmeldung Wo nicht anders angegeben: JBN, Trivastraße 13, 80637 München, Tel. 0 89-15 98 96-30, Fax 089-15 98 96-33, info@jbn.de, www.jbn.de
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Foto: Roggenthin
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Leidenschaftlicher Ministerpräsident beim »BN-Forum«
BN-Aktive beeindrucken Stoiber Als Edmund Stoiber sich lange nach offiziellem Veranstaltungsende angeregt mit Aktiven aus den Reihen des Bundes Naturschutz unterhielt, sah dies nach einem durchweg harmonischen ersten »BN-Forum« aus. Das war allerdings nur die halbe Wahrheit.
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toiber, der als erster bayerischer Ministerpräsident seit Jahrzehnten auf einer BN-Veranstaltung sprach (siehe nebenstehenden Bericht), hatte keinen routinierten Standardauftritt hingelegt, sondern mit einer leidenschaftlichen, offenen, oft kontroversen Diskussion bleibenden Eindruck bei allen Teilnehmern hinterlassen, die sich mit ihren Themen und Anliegen ernst genommen fühlen durften. Allein schon die Zusage Edmund Stoibers für den Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe »BN-Forum« war durchaus als Anerkennung für den Verband und seine Aktiven zu werten, wie auch BN-Vorsitzender Hubert Weiger in seiner Einführung hervorhob: »Ich freue mich, dass erstmals ein bayerischer Minsterpräsident vor den BN-Kreisvorsitzenden, Delegierten, Beiräten und Arbeistkreissprechern nicht nur eine Grundsatzrede halten, sondern sich auch der kritischen Diskussion mit unserer Basis stellen wird.« Kritisch waren denn auch die Fragen, mit denen die ehrenamtlichen BN-Aktiven ihren Landesvater konfrontierten. Ob es nun um die Wirkungslosigkeit freiwilliger Selbstverpflichtungen der Autoindustrie oder um die Laufzeiten der Kernkraftwerke ging, Edmund Stoiber wich kaum einen Deut von bekannten CSUPositionen ab. Sein ernsthaftes Bemühen aber, seine Meinung zu begründen, auch seine persönlichen Sachzwänge zu erläutern, zeigte deutlich: Die engagierten, sachkundigen, nicht für persönliche Interessen, sondern für Bayerns Zukunft eintretenden Menschen, de-
Engagierter Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber hielt vor den BN-Vertretern nicht nur eine Grundsatzrede, sondern stellte sich auch einer mehrstündigen, lebhaften und kontroversen Diskussion.
nen er da gegenüberstand, hinterließen beim Ministerpräsidenten Eindruck. Die heimliche Erwartung im Saal, Stoiber könnte für den BN auch ein »Geschenk« in Form eines politischen Zugeständnisses mitgebracht haben, sollte sich erst gegen Ende der Veranstaltung erfüllen, hatte es dafür aber in sich. Er setze sich, so Stoiber, für so strenge Regelungen im Gentechnikgesetz des Bundes ein, dass es in Bayern praktisch keinen kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen geben werde. Ohne das BN-Engagement der letzten Monate wäre dieser Satz aus Stoibers Mund undenkbar gewesen. Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Abschiedsgeschenk Bio-Wein und Öko-Bücher erhielt Edmund Stoiber als Dank für seinen Auftritt beim BN-Forum. Dass sein erster Besuch beim BN auch sein letzter als bayerischer Ministerpräsident sein sollte, ahnte noch niemand. Im Bild von links: Hubert Weiger, stellvertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper, Edmund Stoiber, Umwelt-Staatssekretär Otmar Bernhard, stellvertretender BN-Vorsitzender Sebastian Schönauer.
Foto: Gößwald
Reden im Web Den Wortlaut der Reden von Edmund Stoiber und Hubert Weiger beim BNForum lesen Sie im Internet unter www.bund-naturschutz.de.
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Widersacher proben den Dialog ein. »Ich sehe ihn als ein positives Signal in die Gesellschaft, vor allem aber auch in die CSU hinein an, den Umweltschutz und den BN noch ernster zu nehmen«, sagte Weiger, »und zwar unabhängig von den Grundkonflikten, die wir haben und weiter haben werden«. ln der Diskussion verteidigte der Ministerpräsident seine Positionen für den Ausbau des Münchner Flughafens, die Errichtung der Autobahn A 94 durch das Isental und den Ausbau der Donau von Straubing nach Vilshofen sehr offen und sehr leidenschaftlich. Letzteres brachte ihm bei den BN-Delegierten durchaus auch Sympathien ein, zumal keiner ernsthaft erwartet hatte, dass der Ministerpräsident eines dieser Projekte auch nur im Ansatz relativieren würde. »Wenn er klar sagt, wo er steht, ist mir das lieber als ein Pseudo-Schmusekurs«, sagte ein Delegierter. »Wichtig ist, dass er uns ernst nimmt.« Es gab aber auch weniger strittige Themen. Bei der grünen Gentechnik etwa erhielt der Ministerpräsident freundlichen Beifall, als er erklärte, er werde »für so strikte Haftungsregelungen kämpfen, dass es zu einer Nutzung kaum kommen wird«. Hier hat sich die CSU der ablehnenden Haltung des BN ja auch deutlich angenähert. Außerdem bekundete Stoiber, dass er für die Ausrufung gentechnikfreier Zonen, wie sie Landwirte immer wieder fordern, offen sei. Da fiel kaum ins Gewicht, dass der Ministerpräsident im nächsten Satz aber die Notwendigkeit weiterer Forschungen betonte. So zeigte sich auch Stoiber in seinem Schlusswort angetan von der Debatte und sprach von einem »gelungenen Versuch, in einen Dialog einzutreten«. Der Text von Christian Sebald stammt aus der Süddeutschen Zeitung vom 27. November 2006. Natur+Umwelt bedankt sich für die Genehmigung zum Nachdruck.
Fotos: Roggenthin, Gößwald (mitte)
München – Der Bund Naturschutz (BN) fordert den Sofortausstieg aus der Kernkraft, Ministerpräsident Edmund Stoiber aber will die Laufzeiten der deutschen Atomkraftwerke verlängern. Die Atompolitik ist das Paradebeispiel, wie gegensätzlich die umweltpolitischen Positionen der Staatsregierung und der Naturschützer sind. Auch andere Grundkonflikte, vor allem jener in der Verkehrspolitik, traten am Samstag bei einer Grundsatzrede Stoibers vor etwa 150 BN-Delegierten in München offen zu Tage. Gleichwohl rühmte Stoiber die Mitglieder des BN für ihr »außerordentlich ausgeprägtes Verantwortungsgefühl« gegenüber der Natur und ihren »großen Einsatz für die Gesellschaft«. Er sagte, der Bund Naturschutz sei für ihn »ein wichtiger, wenn auch kein einfacher Dialogpartner«. Wenn Bayern heute beim Umweltschutz einen Spitzenrang in Deutschland einnehme, sei das auch Verdienst des BN und seiner Aktiven. Stoibers Auftritt vor den BN-Delegierten war der erste eines bayerischen Ministerpräsidenten seit 1972, als Alfons Goppel in einer Versammlung der Umweltorganisation gesprochen hatte. Zwar zählt der Bund Naturschutz auch viele CSU-Mitglieder zu seinen Anhängern und Aktiven. Aber das Verhältnis zwischen der Regierungspartei und dem BN ist traditionell schwierig – an der Basis, an der sich CSUKommunalpolitiker und BN-Ortsgruppen zum Beispiel in ihren Auseinandersetzungen über neue Gewerbegebiete nichts schenken, wie an der Spitze. Dort erinnert man sich noch sehr gut, wie eine Gruppe CSU-Landtagsabgeordneter dem BN vor nicht einmal zwei Jahren die staatliche Förderung streichen lassen wollte. So tief saß damals die Verärgerung in der CSU über dessen Widerstand gegen die umstrittene Reform der Staatsforstverwaltung. Um so wichtiger schätzte BN-Chef Hubert Weiger am Samstag Stoibers Auftritt vor den BN-Delegierten
Keine Plauderstunde In einer spannenden Diskussion stellte sich Edmund Stoiber den kritischen Fragen von BN-Vertretern aus ganz Bayern.
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BN-Forum: Fortsetzung folgt Das »Bund Naturschutz Forum« wird nach seinem erfolgreichen Start am 25. November 2006 in München 2007 fortgeführt. Jährlich einmal will der BN mit einem Spitzenrepräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Kirchen oder Verbänden die offene Diskussion über Zukunftsfragen suchen.
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Buchtipp: Tatort Wald Wer im Wald spaziert, genießt das frische Grün – und bemerkt meist nicht, dass er durch ein bis auf Mannshöhe kahl gefressenes Terrain geht. Zu hohe Reh- und Rotwildbestände verleiben sich alles Genießbare ein; mit Steuermillionen subventioniert, halten Jäger die Anzahl des Wildes um des Trophäenkultes willen hoch.
Förster wie Dr. Georg Meister, die in ihrem Revier eine waldverträgliche Wilddichte auch gegen heftige Angriffe der Jägerlobby durchsetzen, sind rar. Das spannend erzählte Buch »Tatort Wald« von GEOJournalist Claus-Peter Lieckfeld beschreibt die Lebensgeschichte des 77-jährigen Meister, der lange Jahre das Forstamt Bad
Reichenhall leitete und den BN-Arbeitskreis Alpen als Sprecher vertritt. Bewundernswert sind sein Mut angesichts der Anfeindungen und die Konsequenz, mit der Meister seinen Weg ging. Das Buch liest sich spannend wie ein Tatort-Krimi mit vielen Beteiligten, Alibis und Skandalen. Winfried Berner, BN-Landesvorstand (hl)
Lieckfeld, Claus-Peter: Tatort Wald. Von einem, der auszog, den Forst zu retten. Westend, 2006. 244 Seiten. 19,90 Euro ISBN 3-938060-11-5
Solarstrom: Bayern ist Weltmeister
Foto: Michl
In Bayern wurden 2005 mehr Solaranlagen installiert als irgendwo sonst auf der Welt. Bayern übertraf sogar Japan und die USA, den zweit- beziehungsweise drittgrößten Solarmarkt, zusammengerechnet. Pro Kopf entspricht das einem 70-Watt-Modul für jeden Bürger Bayerns, was um das Dreifache über dem Bundesdurchschnitt liegt. Das meldet die Branchenzeitschrift Photon in ihrer Ausgabe 11-2006. Der Freistaat ist
damit der weltweit wichtigste Fotovoltaikmarkt. Erstmals stammt damit im Freistaat mehr als ein Prozent des verbrauchten Stroms aus Solarproduktion. Die risikoreiche und teure Atomkraft befindet sich indes auf dem Rückzug. 2006 wurden in Europa sieben Atomkraftwerke stillgelegt, während kein neues entstand. Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent (hl)
20 Jahre Deutscher Umwelttag Im Oktober vergangenen Jahres feierten der Bund Naturschutz (BN) und der Deutsche Naturschutzring (DNR) in Würzburg das 20-jährige Jubiläum des Deutschen Umwelttages. Unter dem Motto »Ja zum Leben, Mut zum Handeln«, das schon der erste Umwelttag genutzt hatte, blickten BN und
DNR auf die Entwicklung der vergangenen Jahre zurück und zeigten ermutigende Zukunftsperspektiven auf. Redner und Diskussionspartner waren unter anderem BN-Vorsitzender Prof. Dr. Hubert Weiger, Prof. Dr. Gerhard Kneitz, langjähriger Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des
BUND, und Hubert Weinzierl, Präsident des DNR. Der erste Umwelttag vor 20 Jahren in Würzburg hatte der deutschen Umweltbewegung entscheidende Impulse vermittelt, eine starke Aufbruchstimmung verbreitet und viele Tausend Besucher gezählt. (hl)
Der Bund Naturschutz kritisiert die Eröffnung der neuen Hausbergbahn Ende Dezember bei Garmisch-Partenkirchen als teure Fehlinvestition. Mit der Liftanlage können künftig viermal mehr Skifahrer auf den Berg gelangen als bisher. Zudem entstanden 20 Hektar neue Beschneiungsanlagen und ein Speichersee von 1,2 Hektar Größe für das Wasser des Kunstschnees. Axel Doering, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen und Vizepräsident der Alpenkonvention CIPRA, betont: »Garmisch liegt auf 700 Metern
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Meereshöhe. Angesichts des Klimawandels mit einer künftigen Schneesicherheit ab 1500 Meter aufwärts sind diese Investitionen ein Salto rückwärts in die Vergangenheit – zu Lasten der Umwelt und der kommunalen Finanzen«. Ähnliches gilt für den ökologisch wie ökonomisch sinnlosen Ausbau des Skigebietes am Stümpfling im Landkreis Miesbach (siehe Regionalteil, S. 35). Gefragt sind
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Foto: Doering
Garmisch: Sackgasse Kunstschnee
Konzepte für einen schneeunabhängigen Wintertourismus. Dr. Christine Margraf, BN-Alpenreferentin (hl)
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Zum zweiten Mal verliehen der Bund Naturschutz und der Verein der Nürnberger Köche im November 2006 den Bio-Stern. Die Auszeichnung ging an die Sieger des Kochwettbewerbs der Nürnberger ConsumentaMesse, wo Kochlehrlinge ausschließlich mit Biozutaten Menüs zubereiteten. Den ersten Preis, ein einwöchiges Praktikum in einem Bad Füssinger Biohotel, erhielten Rüdiger Mehlgarten und Stephan
Heinrich. Insgesamt nahmen 36 Lehrlinge teil. Initiiert hatte den Wettbewerb die BN-Projektstelle »Ökologisch essen«. Auf Einladung des BN besuchte auch Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die Schaubühne der Köche (im Bild rechts, mit BN-Landesbeauftragtem Richard Mergner, links, und Ernst Fassnacht, zweitem Vorsitzenden des Vereins der Nürnberger Köche). Maly zeigte sich sehr angetan von der BN-
Foto: Gößwald
Bio-Stern für Jungköche
Aktion und hofft, dass in den nächsten Jahren zehn Prozent der Verpflegung bei städtischen Veranstaltungen und Betriebs-
restaurants aus Bioproduktion stammen werden. Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin (hl)
Feinstaub: BN kritisiert Regensburg Zwischen Bund Naturschutz (BN) und Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einerseits und der Stadt Regensburg andererseits ist im Dezember 2006 ein heftiger Streit um die Feinstaubwerte der Stadt entbrannt. Der BN kritisierte, dass die EU-Grenzwerte in Regensburg an 58 Tagen überschritten wurden, erlaubt ist dies an maximal 35 Tagen pro Jahr. In einem FeinstaubRanking des BUND nahm Regensburg den
letzten Platz der Städte mit einem Aktionsund Luftreinhalteplan ein. Die Stadt hielt BN und BUND daraufhin vor, sie hätten längst ergriffene Leistungen unterschlagen. In einem offenen Brief an Regensburgs Oberbürgermeister entgegneten BUND und BN: Im Rahmen eines Aktions- und Reinhalteplans reiche es nicht aus, Maßnahmen aufzuzählen, die lange vor der EU-Richtlinie umgesetzt worden seien und zweifelhafte Wirkung oder nur theoretische
Potenziale hätten. Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter und Sprecher des BUND, stellt klar: »Fakt ist, dass Regensburg die zulässigen Werte in den letzten Jahren an zu vielen Tagen überschritten hat. Es fehlen konkrete Maßnahmen sowie die Prognose, wann die Stadt endlich die EU-Kriterien zum Schutz der Bürger einhalten kann«. (hl)
Neues Mobilfunksystem, massive Erkrankungen
Foto: Funk
Seitdem T-Mobile im August 2006 zwei Mobilfunkmasten in Oberammergau auf ein neues Übertragungssystem umgerüstet hat, leiden in dem Ort viele Menschen an erheblichen gesundheitlichen Beschwerden. In einem Schreiben an die bayerischen Landtagsabgeordneten berichten der erste Bürgermeister, der Pfarrer, ein Arzt und ein Funktechniker aus Oberammergau unter anderem von Herzrasen, Kopfschmerzen, Zittern, starken Schlaf-, Seh- und Hörstörungen. Über 20 Bürger
erstatteten Anzeige gegen T-Mobile wegen Körperverletzung. Von der Umrüstung der Mobilfunkanlagen wusste in Oberammergau zunächst niemand; sie fiel auf, weil viele Bürger – etliche davon nach der Rückkehr aus dem Sommerurlaub – plötzlich erkrankten. Das EDGE genannte neue Mobilfunksystem soll bis Mitte 2007 bei allen T-Mobile-Antennen in Deutschland zum Einsatz kommen. Helga Krause (hl)
Links rechts unten www.missionsustainability.org Der Rat für Nachhaltige Entwicklung sucht in einem Wettbewerb Ideen, die zu nachhaltigem Handeln motivieren. Preise: ein schickes Outfit, ein Fahrrad und eine Reise.
www.ReUse-net.de Hier gibt’s kreative recycelte Möbel zu kaufen – vom Einzelstück bis zu Kleinserien. Ein Designwettbewerb animiert Jugendliche, alten Möbeln selbst neues Leben einzuhauchen.
www.topten.info Das Portal empfiehlt europaweit umweltgerechte Fernseher, Autos, Kühlschränke und andere Haushaltsgeräte. Per Mausklick kommt man auf die Unterseiten der Länder.
www.transgen.de Die Behörden der Bundesländer untersuchen jedes Jahr Tausende Lebensmittel auf gentechnisch veränderte Organismen. Auf der Site stehen die wichtigsten Ergebnisse.
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Foto: Wehnert
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Foto: Karnath
Verfassungsgut Typische Landschaftsbilder wie hier bei Ofterschwang im Allgäu genießen den Schutz der Bayerischen Verfassung. Die bereits gebauten Ferienwohnungen (kleines Foto) hätten deshalb hier nicht genehmigt werden dürfen.
Splittersiedlung an sensibler Stelle verfassungswidrig
Verfassungsrichter schützen Landschaft Mit einem richtungsweisenden Urteil hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof die Gemeinden an ihre Verpflichtungen zu Landschaftsschutz und Ortsbildpflege erinnert. Darauf kann sich künftig jeder Bürger berufen.
Foto: privat
Urteil anfordern Das Original-Urteil des Verfassungsgerichtshofs erhalten Sie bei uns: BN, Dr.Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 2022, nu@bundnaturschutz.de.
Der Autor Prof. Dr. Günter Witzsch ist Rechtswissenschaftler und Mitglied des BNLandesbeirats.
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an kennt das zur Genüge: Mitten auf der »Grünen Wiese«, oft weit ab vom Siedlungskern der bebauten Ortsteile und an landschaftlich besonders sensiblen Stellen entstehen Splittersiedlungen, die dem Auge des Betrachters weh tun und die Landschaft zerstören. Dem hat der Bayerische Verfassungsgerichtshof (VerfGH) in einer richtungsweisenden Entscheidung (AZ: Vf .I-VII-05) einen Riegel vorgeschoben und die bayerischen Stadt- und Gemeinderäte nachdrücklich an ihre Verpflichtung zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen erinnert. Der VerfGH hatte über die Verfassungsmäßigkeit eines Bebauungsplans der Gemeinde Ofterschwang (Landkreis Oberallgäu) zu befinden, mit dem Ferienwohnungen mit sieben Häusern auf einem landschaftsprägenden Höhenrücken entstehen sollten – inmitten von Wiesen, etwa 250 Meter vom Ortsrand entfernt. Gegen diesen als Satzung verabschiedeten Bebauungsplan hatte ein Bürger »Popularklage« erhoben – ein Rechtsmittel, das in Bayern jedermann wegen der Verletzung eines durch die Bayerische Verfassung (BV) gewährten Grundrechts auch gegen Gemeindesatzungen erheben kann, also auch dann, wenn er von der Satzungsnorm selbst gar nicht unmittelbar betroffen ist. In ihrer gepfefferten Standpauke warfen die Verfassungsrichter dem Gemeinderat von Ofterschwang schlicht eine Verletzung wichtiger Bestimmungen der bayerischen Verfassung vor, insbesondere des Artikel 3 Absatz 2 – »Der Staat schützt die natürlichen Lebens-
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grundlagen und die kulturelle Überlieferung« – und des Artikel 141 Absatz 1 Satz 4, nach dem es zu den vorrangigen Aufgaben auch der Gemeinden gehört, den Boden als natürliche Lebensgrundlage zu schützen sowie kennzeichnende Orts- und Landschaftsbilder zu schonen und zu erhalten.
Höchstrichterliche Standpauke Daraus folge unter anderem, so der Gerichtshof, »dass für die Gewinnung von Wohnbauflächen vorrangig die Widernutzbarmachung von Flächen, die Nachverdichtung sowie andere Maßnahmen zur Innenentwicklung sowie die Anbindung von Neubaugebieten an vorhandene Siedlungskerne zu nutzen sind«. Diese Verfassungsgrundsätze zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen seien keine bloßen Programmsätze, sondern »bindendes objektives Verfassungsrecht, an dem die Handlungen und Unterlassungen von Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts zu messen sind«. Die durch Artikel 141 BV geschützten Belange könnten im Rahmen der Abwägung zwischen privaten und öffentlichen Belangen bei Bebauungsplänen »nur überwunden werden, wenn besonders gewichtige entgegenstehende Belange das rechtfertigen«. Derartige gewichtige Belange vermochte der Gerichtshof jedoch beim umstrittenen Bebauungsplan nicht zu erkennen. Aus diesem Grunde sah der Gerichtshof das durch die BV in Artikel 118 Absatz 1 garantierte Grundrecht der Gleichheit vor dem Gesetz und das darin enthaltene Willkürverbot verletzt. Daraus folgt, dass Bebauungspläne, wenn sie krasse Verstöße gegen die Verfassungsbestimmung des Artikel 141 enthalten, sogar von jedermann mit der Popularklage beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof angefochten werden können. Damit hat der Verfassungsgerichtshof Rechtsgeschichte geschrieben und die Chancen zur Verhinderung zerstörerischer Bauplanungen deutlich erhöht. Prof. Dr. Günter Witzsch
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er Klimawandel kommt viel schneller als gedacht. Noch ist kaum absehbar, wie sich die heimische Natur an die prognostizierten Trockenperioden anpassen kann. Besonders schwer haben es, aufgrund ihrer langen Lebensdauer, die Wälder. Wo jetzt überwiegend die empfindlichen Fichten stehen, kann niemand von heute auf morgen anpassungsfähige Mischwälder herbeizaubern. Deshalb sollten die Waldbesitzer keine Zeit versäumen, ihre Investitionen in gesunde Wälder von morgen drastisch zu erhöhen. Ein Glücksfall in doppelter Hinsicht ist dabei die Tanne. Einmal, weil diese Baumart mit Trockenphasen gut zurecht kommt. Zum anderen, weil sie als ehemali-
Foto: Meister
Zweites Leben, zweite Krone Diese etwa 140-jährige Tanne hatte vor 20 Jahren ihr Wachstum eingestellt und war sehr schütter benadelt. Dann wurde die Schwefelbelastung der Luft reduziert. Schnell erholte sich der Baum, mit dichterer Benadelung und einer neuen Krone, die heute auch wieder Tannenzapfen trägt.
Wichtige Rolle im Zeichen des Klimawandels
Die Tanne lebt Unsere von Luftschadstoffen und Klimawandel bedrohten Wälder brauchen eine widerstandsfähige Mischung vieler heimischer Baumarten. Ein Glück, dass es wenigstens den einst besonders gefährdeten Tannen heute wieder besser geht. ger Todeskandidat Nummer Eins des Waldsterbens heute ihre einstige Vitalität zurückgewinnt (siehe »Was wurde eigentlich aus ...«). Mit einer Erholung der Tannen, die nur einen etwa zweiprozentigen Anteil an Bayerns Wäldern haben, ist es allerdings nicht getan. Noch dominieren mit etwa 45 Prozent die Fichten. Viele Fichtenwälder wachsen auf ungeeigneten Standorten, die von Trockenheit geschwächten Bäume erleiden schwere Schäden durch Borkenkäfer. Bayerns Wälder brauchen deshalb dringend eine naturgemäße Waldbewirtschaftung, die auf die Mischung vieler widerstandsfähiger Baumarten setzt. Neben der Tanne kommt den Buchen und den Eichen die größte Bedeutung zu. Der Bund Naturschutz fordert deshalb: Die Staatsforsten müssen die Investitionen in junge Mischwälder verstärken und den Personalabbau stoppen. Nur mit ausreichend Fachpersonal kann der schwierige Waldumbau gelingen. Daneben muss der Freistaat ein Förderprogramm starten, um die Waldbesitzer beim Waldumbau stärker zu unterstützen. In allen Wäldern muss der Wildverbiss auf ein waldverträgliches Maß reduziert werden. Gerade die Tannen haben bei hohem Wildbestand keine Chance. Die Politik muss die Luftreinhaltung verstärken. Vor allem der Stickstoff aus Verkehr und Landwirtschaft muss reduziert werden. Dr. Ralf Straußberger, BN-Waldreferent Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Foto: Käsbohrer
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Hohe Ehre Der Bund Deutscher Forstleute hat BN-Vorsitzenden Hubert Weiger (mitte) und BNWaldreferenten Ralf Straußberger (links) am 26. 10. 2006 mit seinem Goldenen Ehrenblatt ausgezeichnet. BDF-Vorsitzender Gunther Hahner bedankte sich so für das vom BN getragene Volksbegehren »Aus Liebe zum Wald«.
Seminar Thema Tanne und Waldsterben, 21. Juli 2007. Infos unter www.bnbildungswerk.de
WA S W U R D E E I G E N T L I C H AU S … … dem Tannensterben ? Naturschutz lohnt sich, Naturschützer können viele Erfolge feiern, auch wenn manche erst nach langer Zeit erkennbar werden. Es liegt eben, sozusagen, in der Natur der Natur, dass sie sich von Schäden oft nur langsam erholt. So wie die Tanne, eine der wichtigsten heimischen Baumarten. Als Ende der 1970-er Jahre das Waldsterben aktuell wurde,
drohte vor allem ein dramatisches Tannensterben. Dass es verhindert werden konnte, dürfen sich alle Natur- und Waldfreunde zugute halten, die damals ihre Proteste in Gesellschaft und Politik trugen; vorneweg der Bund Naturschutz mit seinen Mitgliedern und Aktiven. Die Politik reagierte und beschloss 1983 die Großanlagenfeuerungsverordnung, in deren Folge die Schwefelemissionen drastisch zurückgingen. Mit gro-
ßem Erfolg für die Tannen, wie aktuelle Forschungsergebnisse der Fachhochschule Weihenstephan zeigen. Professor Wolfram Elling konnte belegen, dass sich die Tannen in genau dem Maße erholten, wie die Schwefelbelastung der Luft verringert wurde. Ohne das damalige große Engagement der Umweltverbände litten die Wälder heute unter weitaus schlimmeren Schäden. Dennoch bleibt viel zu tun. »Die Politik muss sich für eine weite-
re Verringerung der Luftschadstoffe, besonders bei Stickstoff und Ozon einsetzen, weil gesunde Wälder und sauberes Trinkwasser unersetzlich sind«, forderte jetzt BN-Vorsitzender Hubert Weiger. (göß) 1983
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Das Vermächtnis der Berge Das Herzstück des Kemnatsrieder Mooses in den Allgäuer Alpen ist ein wertvolles Moorgrundstück mit seltenen Arten wie der Torfmosaikjungfer (Bild oben rechts).
Foto: Kreisgruppe
Fotos: Karle-Fendt
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Margarete Stölzle machte die Alpenflora zu ihrer Alleinerbin
Ein Naturerbe mit höchstem Anspruch Etwas Gutes tun, auch über das eigene Leben hinaus – »Natur+ Umwelt« stellt Persönlichkeiten vor, denen dies mit einem Vermächtnis an den Bund Naturschutz gelungen ist. Das Vermögen von Margarete Stölzle aus Kempten hat vor allem die Allgäuer Pflanzenwelt »bereichert«.
Foto: Kreisgruppe
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Nicht vergessen Auch 16 Jahre nach dem Tod von Margarete Stölzle pflegt der Bund Naturschutz regelmäßig ihr Grab.
as lange währt, wird endlich gut«. Diese Redensart gilt auch für das Vermächtnis von Margarete Stölzle. Bereits im Jahr 1987 hatte die heimat- und naturverbundene Fotografin den Bund Naturschutz als Alleinerben bestimmt. »Es ist mein Wunsch«, schrieb sie in ihr Testament, »dass mein Vermögen zur Erhaltung der Pflanzenwelt der Alpen verwendet werden soll.« Schon mit der Gestaltung ihres eigenen Gartengrundstücks hatte sich die gebürtige Kemptenerin als besondere Kennerin der heimischen Flora gezeigt. Pflanzen, die in der Umgebung längst nicht mehr zu finden waren, gediehen unter den Händen der passionierten Gärtnerin wie von Gott gezogen. Margarete Stölzle war deshalb für ihre botanischen Fachkenntnisse bekannt und geschätzt. Dass sie im Umgang mit der Natur einen hohen Anspruch hatte, bewies die begeisterte Wanderin auch mit einer weiteren Verfügung in ihrem Vermächtnis. Denn sie verlangte darin, dass nur solche Projekte finanziert werden sollten, zu denen der anerkannte Alpenbiologe und Bergwaldschützer Karl Partsch seine Zustimmung geben würde.
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Nachdem Margarete Stölzle am 3. 11. 1990 verstorben war, hielt die BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu lange im Allgäu Ausschau, um dem ökologischen Vermächtnis gerecht zu werden. Doch erst im Jahr 2006 war jener »richtige« Flecken Erde endlich gefunden. Mit Einwilligung von Karl Partsch wurde der Ostteil des Kemnatsrieder Mooses, eines wertvollen Moorgrundstücks in den Allgäuer Alpen, erworben. Das neben einem bekannten Wander- und Wintersportgebiet bei Oberjoch gelegene Moos beherbergt eine Fülle an Pflanzen, Vögeln und Insekten, darunter die vom Aussterben bedrohte AlpenSmaragdlibelle und einige seltene moorspezifische Tagfalter. Seit dem Ankauf laufen die Aktivitäten der Kreisgruppe auf Hoch-
Erben macht Arbeit Seit dem Ankauf des Grundstücks mit den Mitteln des Stölzle-Erbes laufen die Aktivitäten des BN auf Hochtouren, hier ist der Arbeitskreis Alpen der BNJugend am Werk.
touren. Schon im Oktober 2006 wurde ein großer Pflegeeinsatz organisiert, um erste Gräben anzustauen. Derzeit untersucht Martin Muth, ein erfahrener Biologe, die dortigen Flora- und Fauna-Vorkommen. Zusammen mit der Gemeinde Hindelang wird darüber hinaus die Sanierung und Neugestaltung eines Bohlen-Moorweges in Angriff genommen, um den Menschen auch dieses natürliche Juwel etwas näher zu bringen. Margarete Stölzle, von der selbst leider keine Bilder mehr existieren, hat hier einen dauerhaften Grundstein für den Erhalt hochwertiger Allgäuer Naturschätze gelegt. Gleichzeitig sorgte sie so für eine Vernetzung verschiedener Institutionen und ein Zusammenwirken von Jung und Alt beim Einsatz für Heimat und Natur. Dafür gebührt ihr unser großer Dank – und der von ihr geliebten Alpenflora unser besonderes Augenmerk. Rosemarie Kleindl (cm)
Ihr persönlicher Kontakt Möchten Sie mehr über die Möglichkeit erfahren, in Ihrem Testament den Bund Naturschutz zu bedenken? Wenden Sie sich bitte an Landesgeschäftsführer Peter Rottner, der Sie als erfahrener Jurist gerne informiert. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer 09 41-2 97 20-12. Oder fordern Sie zunächst unsere kostenlosen Unterlagen an: Bund Naturschutz, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20-34, claudia. ciecior-bordonaro@bund-naturschutz.de
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Die eisig-düstere Stimmung hat Rudolf Meller eingefangen, Sieger unseres N+U-Fotowettbewerbs »Heimat im Focus«. Werden frostig-schöne Wintertage bald nur noch Kindheitserinnerung sein? Sie gehören zu unserer Heimat, auch deshalb ist Klimaschutz so wichtig.
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Prof. Bernhart erhält BN-Naturschutzpreis
Gegen den Strom
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ber viele Jahrzehnte hatte es der Bund Naturschutz schwer, wenn er sich für natürliche Gewässer und gegen deren Kanalisierung einsetzte. Sobald der BN naturschutz-fachliche Alternativen aufzeigte, hieß es, »Ihr versteht doch nichts vom Wasserbau«. Eine entscheidende Wende musste also von einem Wissenschaftler ausgehen, der sich als Wasserbauer kritisch mit offiziellen Ausbau-Plänen auseinandersetzte und flussbauliche Alternativen entwickelte.
Dieser Mann war Prof. Dr. Hans Helmut Bernhart vom Institut für Wasserbau der Uni Karlsruhe. Seinen qualifizierten Einsatz für naturschützerische Positionen beim Wasserbau und beim Hochwasserschutz konnten weder Politiker noch Kollegen einfach abtun. Die machten es ihm allerdings oft nicht leicht; so wie das eben ist, wenn einer gegen den Strom schwimmt und bequeme Lehrmeinungen über den Haufen wirft. So erinnerte sich Bernhart denn auch in seinem Fest-
Auf großer Fahrt
frage: Wie bringt man einen solchen Kaventsmann von Niederbayern ins Badische? Richtig: Ein Straßentransport hat begrenzte Reichweite, denn irgendwo steht immer eine Brücke, an der das Trumm zerschellen würde. Das kalkuliert man am besten vor der Reise, sonst gibt es böse Überraschungen. Praktischerweise liegt Deggendorf an der Donau und Karlsruhe am Rhein. Was liegt deshalb näher als ein Schiffstransport, zumal da auch dieser famose, von freundlich wirkenden Fischottern gesäumte Main-Donau-Kanal existiert? Nur leider, leider sind auch dort die Brücken zu niedrig. Das Spektrometer passt da genauso wenig durch wie ein Schiff, auf dem mehr als drei Container übereinander gestapelt sind, und an vielen Tagen sind schon die drei zu viel. Bleibt also nur ein kleiner Umweg. Interessante Länder, ferne Meere wird das kostbare Gerät auf seiner Bildungsreise donauabwärts erblicken: zehn europäische Staaten schon bis zum Schwarzen Meer, das
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eine Ahnung, was ein TritiumNeutrino-Experiment ist, und wenn es jemand erklären würde, wäre das ganz sinnlos bei einem, der schon nicht verstehen kann, warum Flugzeuge fliegen und Telefonapparate sprechen können. Jedenfalls braucht man für dieses Experiment im Karlsruher Forschungszentrum ein so genanntes Spektrometer. Das wurde nun in Deggendorf gebaut, es ist 24 Meter lang und zehn Meter hoch. Preis-
Karte: Kestel
Schiffsausflug Anfang Dezember erreichte ein in Deggendorf gebauter »Spektrometer« sein Ziel in Karlsruhe – nach langem Umweg übers Mittelmeer. Die Brücken über den Rhein-MainDonau-Kanal waren zu niedrig.
Foto: Gößwald
Höchste Anerkennung Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung, die der Bund Naturschutz verleiht. Prof. Hans Helmut Bernhart (2. von rechts) erhielt sie am 9. Dezember von BN-Vorsitzendem Prof. Hubert Weiger (rechts; von links Landesvorstandsmitglied Dieter Scherf und stellv. Landesvorsitzender Sebastian Schönauer).
Als kritischer, engagierter Wissenschaftler hat Hans Helmut Bernhart entscheidenden Anteil daran, dass die Donau zwischen Straubing und Vilshofen noch frei fließt.
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vortrag an »schwere Stunden«, die ihm die Kritik von Kollegen bereitet hätte. Bereut habe er seine Weiterentwicklung vom »Wasserbauer mit Leib und Seele« hin zum Kämpfer für dynamische Flüsse und lebendige Auwälder aber nie. Bernhart, so betonte BN-Vorsitzender Hubert Weiger in seiner Laudatio, sei immer ein »bekennender Wissenschaftler, ein mutiger couragierter Mann« gewesen, der sich mit hohem ideellem Einsatz gerade für die frei fließende Donau engagierte und hoffentlich noch lange engagieren wird. Manfred Gößwald, Redakteur
Mittelmeer, den Atlantik, den Ärmelkanal, die Niederlande, die Burgen am Rhein nebst Loreley, bevor es stromaufwärts nach Karlsruhe geht. Da werden dem Spektrometer die Linsenaugen übergehen. So ein Transport kommt wohl nicht alle Tage vor. Andererseits heißt es immer, die Zukunft der Binnenschifffahrt sei die Containerfracht. Wenn das stimmt, dann hat dieser Kanal keine Brücken in die Zukunft. Man könnte die alten abreißen und neue bauen. Das hätte den Vorteil, dass die RheinMain-Donau AG gut beschäftigt wäre und anderswo nichts anrichten könnte. Natürlich kostet das auch ein bisschen Geld, aber das kann ja der Bund beisteuern – unter Umständen von dem, was er sich beim Transrapid erspart.
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Der Text von Wolfgang Roth stammt aus der Süddeutschen Zeitung vom 30. September 2006. Natur+Umwelt bedankt sich für die Genehmigung zum Nachdruck.
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Foto: Zach
Kreisgruppe Ostallgäu/Kaufbeuren
Absurd: Wegebau im Ammergebirge Die Regierung von Schwaben und die frühere Forstdirektion Oberbayern-Schwaben wollen quer durch das Naturschutzgebiet Ammergebirge insgesamt 40 Kilometer neue, befestigte Forstwege anlegen. Ein Teil davon ist bereits gebaut. Absurde Begründung des Plans: Man wolle damit dem Auerwild helfen.
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etroffen ist der 10 354 Hektar große schwäbische Teil des mit 28 850 Hektar größten Naturschutzgebiets Bayerns. Vom geplanten Gesamtstreckennetz sollen 26,8 Kilometer für Lkw befahrbar sein, hinzu kommen 14 Kilometer befestigte Holz-Rückewege. Die Kronenbreite der Forststraßen einschließlich Bankett beträgt drei bis viereinhalb Meter. Derart gravierende und weithin sichtbare Eingriffe in Naturschutz-
Dorfspiel: Zum vierten Mal fand im Juni und Juli 2006 das Erkheimer Dorfspiel statt, eine Veranstaltung der BN-Ortsgruppe Erkheim (Kreisgruppe Memmingen/Unterallgäu), des Heimatvereins sowie des Obst- und Gartenbauvereins. Beim Dorfspiel fanden sich ge-
Foto: Kreisgruppe
Ökomarkt: Bereits zum zwölften Mal veranstaltete die Ortsgruppe Meitingen, Landkreis Augsburg, im September 2006 ihren Ökomarkt. Bei herrlichem Spätsommer-Wetter boten über 20 Aussteller Naturkostwaren, Holzspielzeug, Kunsthandwerkliches, Infos über Solaranlagen und vieles mehr an. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgten köstliche Gerichte aus der Gemüsepfanne, Bio-Bratwürste, Flämmkuchen sowie Getränke aus biologischer Erzeugung. Musikund Show-Einlagen rundeten den Markt ab.
und FFH-Gebiete sind nur möglich, wenn so genannte überwiegende Gründe des Gemeinwohls vorliegen oder verträglichere Alternativen fehlen. Weder die Regierung von Schwaben noch das Forstministerium konnten bisher jedoch überzeugend darstellen, dass einer dieser Fälle vorliegt. Der angeblich vorgesehene Waldumbau scheidet als schlüssiges Argument aus, da das Waldgebiet bereits weitgehend erschlossen ist. Die zweite Begrün-
dung erweist sich als absurd: Da Auerwild gelichteten Wald bevorzuge, käme den scheuen Vögeln die Auflockerung des Waldes durch den Wegebau gelegen. Tatsache ist, dass gerade die fortschreitende Erschließung der Wälder eine der wesentlichen Ursachen des Artenrückgangs bildet. Das sehr störungsempfindliche Auerwild würde durch das noch engmaschigere Wegenetz und nachfolgende Freizeitsportler weiter zurückgedrängt. Das Konzept stellte die damalige Forstdirektion Oberbayern-Schwaben im Jahr 2005 unter anderem der Regierung von Schwaben, den Waldkörperschaften und dem Bund Naturschutz vor. Pläne gab es bereits 1995. Von Anfang an sprach sich der BN gegenüber der Regierung und der Waldkörperschaft Trauchgau gegen das überzogene Wegekonzept aus und versuchte, es zu verhindern. Künftig wird der BN bei jedem Genehmigungsverfahren im Rahmen des Wegebaus auf die negativen Folgen hinweisen, um – auch hinsichtlich der Gesamtwirkung der Einzelprojekte – den größten Schaden zu vermeiden. Barbara Zach (hl)
mischte Teams aus Erwachsenen und Jugendlichen zusammen, um gemeinsam Aufgaben zu lösen, die den Teams gestellt wurden. Auf den folgenden Erkundungsgängen lernten sie neue Seiten des Heimatorts und seiner Geschichte kennen. Beispielsweise mussten die Teilnehmer anhand von Fotos Brücken, Stege oder Nisthilfen der Umgebung identifizieren. Einen genauen Blick verlangten Winterbilder von Stellen, die man zur Zeit des Dorfspiels im Sommer wieder finden sollte.
Auf dem Holzweg Das Ammergebirge, bekannt für seine Schönheit, birgt Bayerns größtes Naturschutzgebiet. Mit dem überzogenen Wegebau und dem nachfolgenden Lärm von Forstmaschinen und Freizeitsportlern werden Ruhe und Wildtiere wie der Auerhahn schwinden.
Ökomobil: Aktive in der Umweltbildung aufgepasst: Bei der Kreisgruppe Neu-Ulm kann man das Öko-Mobil ausleihen. Der Anhänger mit aufklappbaren Seitenteilen hat 16 Arbeitsplätze mit je einem Binokular und allem, was zur grundlegenden Bearbeitung der Lebensräume Boden, Wasser und Luft nötig ist. Mit dem Öko-Mobil können maximal 32 Kinder und Erwachsene gleichzeitig ihre direkte Umgebung näher erforschen. Kontakt: BN-Kreisgruppe Neu-Ulm, Tel. 0 73 09-69 52, BundNatNU@aol.com
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Foto: Willner
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Kreisgruppe Amberg-Sulzbach
Foto: Zobel
Die Aktiven der BN-Ortsgruppe Kümmersbruck sind seit mehreren Jahren mit dem ornithologischen Verein im tschechischen Hol´ysov befreundet. Im vergangenen Jahr trafen sich die Naturschützer aus Bayern und Böhmen zweimal zu Vorträgen und Exkursionen, um ihre Erfahrungen im Natur- und Landschaftsschutz auszutauschen.
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ol´ysov, nahe Pilsen gelegen, ist seit 1991 die tschechische Partnergemeinde von Kümmersbruck. Seither besuchen sich die BN-Ortsgruppe und die Vogelschützer jedes Jahr, meist erkunden sie gemeinsam ornithologisch interessante Gebiete: Die Exkursionen führten zu den
Doppeltes Jubiläum: In der Kreisgruppe Regensburg feierten im September 2006 gleich zwei Ortsgruppen ihr 20-jähriges Jubiläum: Bernhardswald und Regenstauf. Beide Gruppen setzten sich nicht nur hochengagiert gegen die WAA ein, sondern haben auch über viele Jahre erfolgreich zum wachsenden Umweltbewusstsein in ihren Gemeinden beigetragen. Ein großes Dankeschön an alle Aktiven – Natur+Umwelt gratuliert. Jubiläum und Ehrung: Auf eine über 20-jährige Erfolgsgeschichte konnte Anfang November die Ortsgruppe Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab
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Wasservögeln an der Talsperre bei Cheb oder zu einem aufgelassenen Truppenübungsplatz bei Hol´ysov. Die BN-Ortsgruppe lud die tschechischen Vogelfreunde an den Altmühlsee und die Ismaninger Speicherseen ein. Einen Höhepunkt erfuhr die länderübergreifende Freundschaft vergangenes Jahr. Unterstützt von der Robert-Bosch-Stiftung starteten die beiden Gruppen ein Projekt zu »Naturschutz- und Landschaftspflegemaßnahmen am Beispiel zweier Partnergemeinden«. Im Mai und Juli trafen sich die Naturschützer jeweils an zwei Wochenenden zu Vorträgen und Exkursionen. Im ersten, in Bayern stattfindenden Teil, stellte der Leiter des Land-
zurückblicken. Mit Biotopsicherung und -pflege, Streuobst- und Artenschutzaktionen hat sie sich ebenso wie mit der Vermarktung regionaler Produkte zusammen mit den Landfrauen große Anerkennung erworben. Das Buffet aus regionalen Köstlichkeiten sorgte für den kulinarischen Höhepunkt der Jubiläumsfeier. Toni Wolf erhielt für seine besonderen Verdienste und sein langjähriges Engagement vom KreisgruppenVorsitzenden Dieter Wurzer die silberne Vereinsnadel. Umweltpreis: Ein Tierhotel der besonderen Art eröffnete die Ortsgruppe Floß aus dem Landkreis
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schaftspflegeverbands die Grundstrukturen und Ergebnisse der Landschaftspflege in Bayern, speziell im Landkreis vor. Kreisgruppen-Geschäftsführer Horst Schwemmer erläuterte die Arbeit des BN vor allem im Lauterachtal. Dort konnte die Kreisgruppe Magerrasen freilegen, auf denen Kleine Wachsblume, Brandknabenkraut und Rotflügelige Schnarrschrecke einen neuen Lebensraum gefunden haben. Beim zweiten Teil des Projekts trafen sich Bayern und Böhmen in Hol´ysov. Hier lag der Schwerpunkt der Referate auf ornithologischem Gebiet, etwa Vogelarten im städtischen Umfeld oder Methoden der Datenerfassung. Libor Schröpfer, der Vorsitzende des Ornithologischen Vereins in Hol´ysov, zeigte den Gästen zudem die künstlichen Bruthöhlen für den Raufußkauz und die Renaturierung eines Baches. Dieses Jahr wollen die bayerischen Naturschützer und die tschechischen Vogelfreunde dem Ziegenmelker im Manteler Forst nachspüren. Freya Zobel (hl)
Neustadt an der Waldnaab im vergangenen Jahr. Der OrtsgruppenVorsitzende Manfred Wiedermann und seine Aktiven statteten einen stillgelegten Trafoturm mit Zwischenböden und Nistmöglichkeiten für Fledermäuse, Vögel und
Foto: Holl
Partner und Freunde Dem Rauhfußkauz gemeinsam auf der Spur: Tschechische und bayerische Naturschützer, unter anderem Hans-Jürgen Bumes, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe (2.v. l.), Horst Schwemmer, KreisgruppenGeschäftsführer (6.v.l.), Freya Zobel, stellvertretende Ortsgruppen-Vorsitzende (7.v. l.), Libor Schröpfer, Vorsitzender des Ornithologischen Vereins Hol´ysov (2.v. r.).
Foto: Willner
Natur verbindet: bayerisch-böhmisches Projekt
Insekten aus. Dieses vorbildliche Engagement ehrte Landrat Simon Wittmann mit dem Umweltpreis des Landkreises. Öko-Kirwa: Im September 2006 fand in Pfreimd bereits zum 15. Mal die große Umweltmesse des Landkreises Schwandorf statt, dieses Mal mit den Schwerpunktthemen »Gesunde Ernährung« und »Erneuerbare Energien – umweltfreundliches Heizen«. Die BNKreisgruppe präsentierte sich mit Infos und einer Unterschriftenaktion zur Gentechnik, einer Schmetterlingsausstellung, Fühlboxen für Kinder, Bücherverkauf und gentechnikfreiem Popcorn.
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Foto: Konopka
Rote Karte: Der BN-Landesvorstand und die Kreisgruppe Neustadt / Aisch – Bad Windsheim zeigten dem Weltkonzern Knauf im Oktober 2006 die Rote Karte. Bei einem Besuch des Naturschutzgebietes »Gipshöhle Höllern und Sieben Buckel« kritisierten sie damit die Zerstörungen in unmittelbarer Nähe des Schutzgebietes. Obwohl der BN 2001 Klage gegen den Gipsabbau eingereicht hat und diese noch nicht entschieden
Foto: Sperber
Kreisgruppe Neustadt/ Aisch – Bad Windsheim
Hutewald-Projekt erhält bayerischen Umweltpreis Große Anerkennung erhielt das Hutewald-Projekt der Kreisgruppe im November 2006: Es bekam den Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung verliehen. Das Projekt widmete sich dem Schutz der im Landkreis noch verbliebenen Hutewälder, Kleinode der mittelfränkischen Landschaft. Die meisten Hutwälder sind heute zu dicht bewachsen, weshalb sie entbuscht und beweidet werden müssen. Handlungsbedarf besteht, weil in den lichten Weidewäldern 14 Pflanzenarten der Roten Liste und 46 Arten bedrohter Käfer leben, darunter der markante Hirschkäfer. Auch Dorngrasmücke, Mittelspecht und Halsbandschnäpper fühlen
ist, baut Knauf hier seit 2004 Gips ab. Damit bedroht die Firma die größte Gipshöhle Süddeutschlands und die Steppenvegetation des Gebiets. Garten der Sinne: Im Landkreis Ansbach begann die Ortsgruppe Dinkelsbühl 1999 zusammen mit der evangelischen und der katholischen Kirche, ein romantisches Fleckchen an der Stadtmauer einzurichten. Unter dem Namen »Arche Noah Garten der Sinne« dient es heute zum Verweilen, Beobachten und Besinnen. Tiere, Pflanzen, Flechten, Moose und Pilze besiedeln aufgestellte Wurzelstöcke, eine Kräuterspirale und
sich hier noch heimisch. Die Ergebnisse des ausgezeichneten Projekts flossen in eine Ausstellung der Kreisgruppe über die Hutewälder ein. Die Ausstellung kann bei der Kreisgruppe ausgeliehen werden. Kontakt: Tel. 0 91 61-58 96, BN-NEA@t-online.de Bruno Täufer (hl)
eine Streuobst-Blumenwiese erfreuen Augen und Nase. Jährlich fügen Konfirmanden und Firmlinge neue Biotopbausteine hinzu. Geht doch: Nachdem der Bund Naturschutz gegen das zunehmende Fällen von Stadtbäumen in Fürth protestiert und dabei eine Baumbesetzung ausgelöst hatte (s. N+U 3-06), überwacht die Stadt den Baumschutz jetzt strenger. Der Bauausschuss des Stadtrates legte fest, dass geschützte Bäume auf Baustellen mit Zäunen zu sichern sind. Bauherren, die sich nicht an die Verordnung halten, droht ein amtlich verfügter Baustopp.
Beispielhaft Dank des außergewöhnlichen Einsatzes der Kreisgruppe bleiben die noch bestehenden Hutewälder des Landkreises auch künftig erhalten – als landschaftliche Höhepunkte Bayerns und Rückzugsgebiet für den Mittelspecht.
SandAchse: Obwohl die Förderung des Projekts durch den Bayerischen Naturschutzfonds im Juni 2006 auslief, konnten die Projekt-Träger, darunter der BN, ihre Arbeit auf hohem Niveau weiterführen: Ein neuer Wanderführer präsentiert die schönsten Wanderungen; die Ausstellung »Wunderwelt Sand« besuchte elf Orte, darunter das Bayerische Umweltministerium; zudem schilderten die Projektmitarbeiter einen 180 Kilometer langen Radweg aus. Kontakt: SandAchse Franken, Tel. 0 91 31 - 97 73 58, projekt@sandachse.de, www.sandachse.de
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as Konzept der BN-Kreisgruppe zum Schutz der Hutewälder genannten historischen Waldweiden setzte sich gegen rund 800 Mitbewerber durch und erhielt dafür den mit 15 000 Euro dotierten Umweltpreis. Die Bayerische Landesstiftung, deren Stiftungsrat der Ministerpräsident vorsitzt, unterstützt seit 1972 bayernweit kulturelle und soziale Projekte. Das von 2002 bis 2005 laufende, vom Bezirk Mittelfranken und der Glücksspirale geförderte Projekt umfasste Nachforschungen zur Geschichte der Hutewälder, zu ihrem Bestand und Charakter heute sowie Vorschläge zu ihrer Rettung. Bei den historischen Recherchen wühlten sich Bruno Täufer, Vorstandsmitglied der Kreisgruppe, und Projektmitarbeiter Jens Heber durch alte Rechnungsbücher. So konnten sie beispielsweise in einem Buch von 1667 den ältesten Nachweis für die Schweine-Waldweide bei Krassolzheim finden. Die Flurbezeichnung »Wasen« – wie in »Eichwasen«, »Hutwasen«, »Kuhwasen« – deutet noch auf die frühere Existenz derartiger Landschaften hin. Heute pflegen Eigentümer und Landschaftspflegeverband gemeinsam die noch verbliebenen 38, zumeist mit Eichen bestandenen Huteflächen des Landkreises. Mit ihren Empfehlungen schufen Täufer und Heber im Rahmen des BN-Projekts die Grundlage für die Pflege.
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Foto: BN
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Quaaak, Heuaufguss, Brennessel So heißen drei der lokalen BN-Zeitschriften in Oberfranken. Mit ihnen halten die Kreisgruppen direkten Kontakt zu ihren Mitgliedern. Eine Leistung, die viel bewirkt und Freude bereitet – auch Klaus Gerlach von der Forchheimer »Brennessel«.
Kreisgruppe Forchheim
Planen, schreiben, redigieren: Es macht Spaß! Mehrere oberfränkische Kreisgruppen geben eigene Zeitschriften heraus. Mit den Magazinen leisten ihre Macher wichtige Umweltbildungsarbeit bei den BN-Mitgliedern. Klaus Gerlach aus Forchheim, verantwortlicher Redakteur der Brennessel, spricht im N+U-Interview mit Tom Konopka über den Reiz seiner Aufgabe.
Foto: Kreisgruppe
Besuch beim Biobauern: Zum Tag der Regionen im Oktober 2006 öffnete der Biolandhof der Familie Gründel in Krögelhof seine Pforten. Nicole Gründel zeigte den vielen Besuchern unter anderem wie sie einmal pro Woche Brot aus Roggenmehl und Natursauerteig bäckt. Anton Reinhardt, Kreisvorsitzender des BN Lichtenfels, dankte den Gründels dafür, ihren
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oder Einsammeln von Texten und Bildern bis hin zum Redigieren. Für das Layout haben wir mit Uschi Illini eine kreative Frau und mit Hugo Molter sogar einen Profijournalisten für die Leitartikel gewonnen. N+U: Und die vielen Autoren liefern immer pünktlich? Gerlach: (lacht) Passt schon – mit leichten Anstößen. Dafür hat unsere
Hof vorzustellen: »Der ökologische Betrieb trägt wesentlich zum Erhalt unserer reich strukturierten Kulturlandschaft bei.« Bauchlandung für Flughafen: Beim Erörterungstermin zum geplanten Ausbau des Flughafens Hof-Plauen im November 2006 gab der Gutachter der Flughafen-Gesellschaft auf Anfrage des BN zu, dass die stets genannte Summe von 53,9 Millionen Euro lediglich für den ersten Bauabschnitt ausreiche. Bei
Foto: Konopka
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N+U: Herr Gerlach, das ehrenamtliche Redaktionsteam bringt in seiner Freizeit zwei bis drei Ausgaben pro Jahr mit stattlichem Umfang heraus. Wie schafft man das? Gerlach: Mit unserem Team aus sechs Engagierten geht das. Und es macht Spaß, die Entstehung eines Heftes mitzugestalten: vom Planen der Beiträge über das Schreiben
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Evi Kraus ein gutes Händchen. Weil wir unseren Redaktionsschluss nicht so tierisch eng sehen, klappt es letztlich immer. N+U: Wo liegen besondere Herausforderungen für Sie als Redakteur? Gerlach: Das Herunterbrechen von landes- oder bundesweiten Themen auf die lokale Ebene ist uns wichtig. Wir wollen Naturschutzthemen konkret machen und den Lesern zeigen, was sie persönlich betrifft und was sie tun können. Das ist schon manchmal eine Herausforderung. Aber es lohnt sich! N+U: Die Kosten solch einer Zeitung sind sicher nicht von Pappe. Gerlach: Stimmt, Umweltbildung kostet eben Geld, doch es ist wirklich gut angelegt. Außerdem gelingt es unserer Geschäftsstelle glücklicherweise immer, einen stattlichen Betrag aus der Anzeigenwerbung hereinzuholen. Da inserieren Gärtnereien, ein Fahrradgeschäft, ein Ökoladen oder eine Schreinerei. Und bezahlen müssen wir nur den Drucker. Die ganze restliche Erstellung ist kostenfrei, da ehrenamtlich. N+U: Wie kamen Sie überhaupt zur Brennessel? Gerlach: Vor zehn Jahren wollte ich aktiv werden und ging zum BN. Die Forchheimer Kreisgruppe gibt die Zeitschrift bereits seit 1988 heraus. Irgendwie flog mir die Aufgabe dann zu und traf bei mir – mittlerweile im Ruhestand – auch auf Bereitschaft.
den Gesamtkosten sei mit 75 bis 80 Millionen Euro zu rechnen. Weil die Regierung von Oberfranken nicht bereit ist, Bürgschaften für Kredite zum Bau des Flughafens zu genehmigen und auch die Privatwirtschaft für den Neubau nicht bezahlen will, deutet sich das Ende der Landschaft fressenden Pläne ab. Sauber bleiben: Bei einem deftigen gentechnikfreien Frühstück mit Pressack, Käse und Wurst aus Bioproduktion unterstrich die Kreisgruppe Kulmbach auf dem Stadtsteinacher Bauernmarkt die Forderung nach einer gentechnikfreien Region im Landkreis. Der
Obmann des Bayerischen Bauernverbandes, Hermann Mohr, unterstützt die Bemühungen. Er will erreichen, dass der Kreis sauber bleibt. Kreisgruppenvorsitzender Wolfgang Schenker konnte auf dem jeden Samstag stattfindenden Markt auch Landrat Klaus Söllner begrüßen. Trauer: Der Bund Naturschutz trauert um Walter Ritz, der im Oktober 2006 starb. Ritz war einer der Gründer der BN-Ortsgruppe Münchberg im Landkreis Hof. Er brachte die Gruppe gesellschaftlich voran, vertrat sie nach außen, förderte und leitete sie 16 Jahre lang von 1986 bis 2002.
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Kreisgruppe Weilheim-Schongau
Mit Hummeln bummeln gehen
Foto: Kreisgruppe
Die Bilanz kann sich sehen lassen: Allein 2006 präsentierte die Kreisgruppe über 100 umweltpädagogische Angebote für Kinder. Unter dem Titel »Weilheim-Schongauer Natur-Erlebnistouren« gehen Buben und Mädchen auch 2007 »mit Hummeln bummeln« oder suchen »drei Haselnüsse für das Eichhörnchen«.
Foto: Hamberger
as vom bayerischen Umweltministerium mit der Marke »Umweltbildung Bayern« ausgezeichnete Programm spricht alle Sinne an: Es gibt Tastspiele mit verbundenen Augen, bei der die Kinder ihre natürliche Umgebung mit den Händen erfühlen. Die Aktion »Wind und Wetter« führt die jungen Teilnehmer
Sinnlos: Niedrig gelegene Skigebiete wie am Stümpfling (Landkreis Miesbach) haben mangels Schnee keine Zukunft. Darin sind sich die Klimaforscher einig. Dennoch wird das Skigebiet seit 2004 massiv ausgebaut: Die Personenkapazität der Stümpflingbahn wurde verdreifacht; neue Liftstationen, Versorgungsstraßen und Parkplätze wurden gebaut, Schutzwald gerodet, um Pisten zu erweitern. Die Eingriffe in die Landschaft sind so
auf den Hohen Peißenberg, wo sie Wolken beobachten und aus Karton einen Windmesser basteln. Ein anderes Mal sind sie »zu Gast beim Wiesenwirt« – einer Sommerwiese, auf der die Kinder Wildkräuter und Gemüse kennen lernen, die anschließend ein leckeres, selbst zubereitetes Mahl ergeben. Spiele und das gemeinschaftliche Lösen von spannenden Aufgaben sorgen dabei für jede Menge Spaß.
Strom für sieben bis acht VierPersonen-Haushalte. Rein rechnerisch sind die Investoren somit stromautark.
gravierend, dass sie den Wert des Gebietes für den Sommertourismus mindern. Der BN hatte die Baumaßnahmen im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens und mit intensiver Pressearbeit zu verhindern versucht. Lobenswert: Die Gemeinde Zorneding, Landkreis Ebersberg, hat nach dem Schuldach auch das Dach der Kalthalle am Bauhof für eine Bürgersolaranlage zur Verfügung gestellt – kostenlos. Das ermöglichte es acht Familien aus der Gemeinde, auf dem Hallendach eine Fotovoltaik-Anlage mit 27 000 Kilowatt-Stunden zu errichten. Damit erzeugt die Anlage
Patent auf Leben: Rund 2000 Unterschriften gegen Patente auf menschliche embryonale Stammzellen übergaben die BN-Kreisgruppe Ebersberg und die Initiative »Kein Patent auf Leben« im Oktober 2006 dem Europäischen
Foto: Rautenberg
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Das Programm der zehn BNBetreuer richtet sich an Gruppen im Kindergarten- bis Schulalter und an Senioren mit Enkeln. Um den Teilnehmern eine kurze Anfahrt zu sichern und die Wertschätzung für die Natur vor der Haustüre zu steigern, unternimmt die Kreisgruppe ihre Erlebnistouren im gesamten Landkreis. Manche Angebote wie den »Besuch bei den Moorgeistern« gibt es daher an zwei verschiedenen Orten. Die Betreuer des 2005 gestarteten und vom Bayerischen Umweltfonds geförderten Angebots sind Naturpädagogen, Erzieher, Biologen und Förster. »Wir wollen mit den Erlebnistouren eine Lücke schließen, die durch die zunehmende Entfremdung der Menschen von der Natur entsteht« erklärt Maria Hermann, Koordinatorin des umweltpädagogischen Angebots. »Die Begegnung mit der Natur bietet den Menschen Beständigkeit, aber auch immer wieder Neues – zwei wichtige Pfeiler für die Entwicklung von Vertrauen und eines gesunden Selbstbewusstseins. Die Freude an der Natur entfaltet sich zur Lebensfreude.« Ein Faltblatt der Kreisgruppe gibt einen Überblick über die verschiedenen Erlebnistouren. Kontakt: BN-Kreisgruppe Weilheim-Schongau, Tel. 08 81-29 95, bn.weilheim@t-online.de Christine Margraf (hl)
Erlebnistouren für Kinder Gemeinsam bei Sonnenschein durch Wald und Wiesen streifen – ein Genuss für alle Sinne und lehrreich noch dazu. Ein Faltblatt informiert über das Angebot. (Im Bild v. l. n. r.: Barbara Zach, Ute Jahn, Maria Hunger, Sabine Drexler, Veronika Bischoff, Lena Everts, Roswitha Lory, Rudi Nützel, Helmut Hermann, Maria Hermann)
Patentamt (EPA) in München. Das EPA entscheidet derzeit darüber, ob man Zelllinien menschlicher Embryos als Erfindung patentieren lassen kann. Trauer: Hubert Baldauf, Gründungsmitglied der BN-Ortsgruppe Otterfing, verstarb im August 2006 im Alter von 86 Jahren. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und der BN-Ehrennadel in Gold gehörte dem Vorstand der Ortsgruppe seit ihrer Gründung 1985 bis ins Jahr 2005 an. Baldauf setzte sich im Landkreis Miesbach kämpferisch für den Naturschutz ein. Die Orts- und die Kreisgruppe danken ihm von Herzen.
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Kreisgruppe Würzburg
Auf den tiefgründigen Lössböden Unterfrankens hat der europaweit gefährdete Feldhamster sein letztes bedeutendes Vorkommen in Bayern. Am Rand Würzburgs will der schwedische Möbelkonzern Ikea in einem der größten verbliebenen Feldhamster-Areale ein riesiges Einkaufszentrum errichten. Der BN will die Hamster retten und braucht Unterstützung.
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Neue Ortsgruppe: Am 7. November gründete sich in Niederwerrn bei Schweinfurt eine neue Ortsgruppe. Zur Vorsitzenden wurde Cornelia Drescher gewählt. Natur+Umwelt gratuliert und wünscht dem jüngsten BN-Sprössling viel Standhaftigkeit, Erfolg und zahlreiche engagierte Mitstreiter. Besuchermagnete: Die jährlichen Ökomärkte der BN-Kreisgruppen Aschaffenburg und Miltenberg ziehen immer mehr Besucher und neue Aussteller an. Im September präsentierten auf den Märkten
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wie ökologischen Aspekten mehr als fragwürdig. Der Feldhamster ist wegen seiner Seltenheit nach der FFH-Richtlinie europaweit geschützt, absichtliche Störungen und Eingriffe in seinen Lebensraum sind verboten. Nur wenn nachweislich zwingende Gründe des öffentlichen Interesses vorliegen und die Population des Feldhamsters trotz des Eingriffs in einem »guten Erhaltungszustand« verbleiben kann, kommt eine Ausnahme in Betracht. Nach Ansicht des BN dürfte ein Privatinvestor diese strengen Kriterien kaum erfüllen können. Um die letzten bayerischen Hamster zu schützen, hat der BN im Rahmen des Raumordnungsverfahrens Stellung genommen. Bereits Anfang 2006 startete die Kreisgruppe eine Imagekampagne für das kleine Pelztier. Mit einem Info-Blatt, köstli-
Foto: Wolf
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Spenden Bund Naturschutz Würzburg, Konto 43 88 44 10, BLZ 790 500 00, Sparkasse Mainfranken Würzburg, Stichwort »FeldhamsterKampagne«. Herzlichen Dank!
it dem Möbelzentrum würden 30 Hektar Hamster-Lebensraum überbaut, weitere Bereiche durch neue Straßen zerschnitten und entwertet. Zudem soll der Investor den lange ersehnten Anschlussknoten an die B 19 ermöglichen, weil um den Ikea-Markt herum ein kleiner neuer Stadtteil entstehen soll. Als Begründung führt die Stadt an, sie müsse angesichts der demographischen Entwicklung expandieren, damit keine Einwohner und Betriebe abwanderten. Damit soll auch eine Sondergenehmigung, die Hamster umsiedeln und vergrämen zu können, gerechtfertigt werden. Nach Auffassung des BN ist diese Vorgehensweise unter rechtlichen
Foto: www.feldhamster.de
BN will letzte Feldhamster retten
über 100 Aussteller umweltverträglich produzierte Waren aus Ökolandbau und Solartechnik sowie Elektroautos. Kinder aller Altersstufen zeigten sich von Malworkshop, Märchenstunde, Kletterwand und dem Blick durchs Mikroskop begeistert.
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Aus für den Hamster? Obwohl es kaum mehr Feldhamster gibt, wird das kleine Pelztier vielfach als Investitionshindernis abgestempelt. Darf Ikea das Areal bei Würzburg bebauen, sinken die Überlebenschancen der letzten bayerischen Hamster.
chem Hamstergebäck bei regionalen Bäckereien und einem zum Selbstkostenpreis von sechs Euro vertriebenen Plüschhamster wirbt der Würzburger BN um Sympathien für das kleine Tier. Die Regierung von Unterfranken will im ersten Drittel des Jahres 2007 eine Entscheidung über den Bau des Ikea-Möbelzentrums fällen. Der BN hofft auf einen klaren Beschluss entsprechend den Vorgaben der FFH-Richtlinie. Steffen Jodl (hl)
Fotovoltaik: Anfang Oktober 2006 ging in Bad Königshofen, Landkreis Rhön-Grabfeld, auf dem Dach des Bauhofs eine 94 Quadratmeter große Fotovoltaikanlage in Betrieb. Die BN-Kreisgruppe hatte die Gründung der Betreibergesellschaft durch ihre finanzielle Beteiligung entscheidend forciert. Mit den prognostizierten 11 700 Kilowattstunden wird diese Anlage die Umwelt um mindestens 6350 Kilogramm Kohlendioxid entlasten. Für die neun Anteilseigner, Bürgermeister Clemens Behr und den BN war das ein Grund zu feiern.
Jubiläum: Ende Juli 2006 feierte die BN-Ortsgruppe Wiesentheid/ Geiselwind aus dem Landkreis Kitzingen zusammen mit zahlreichen Gästen ihr 20-jähriges Bestehen. 30 Mitglieder der Ortsgruppe wurden für ihr langjähriges Engagement ausgezeichnet, darunter Michael Ruppert aus Geesdorf. Er erhielt für seinen außergewöhnlichen Einsatz im Vogel- und Streuobstwiesenschutz die BNEhrennadel in Gold. Zu den Erfolgen der Ortsgruppe zählen die Verhinderung eines Center-Parks sowie die Pflanzung und Pflege von fast 2000 Obstbäumen und Hecken.
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Foto: Blendinger
Begeisterte Kinder: Seit dem Sommer 2006 gibt es im Kreis Regen eine neue BN-Kindergruppe. Gleich bei ihrem ersten Treffen bauten die Kids im neuen Regener Kurpark eine Nisthilfe für Wildbienen. Anstoß für die Gründung war die überaus positive Resonanz auf das neue Umweltbildungsprogramm von Naturpädagogin Irene Blendinger, an dem die Kinder zuvor teilgenommen hatten. Dabei brachte die Pädagogin den
Bekassine, Blaukehlchen, Beutelmeise, Neuntöter, Wespenbussard und Baumfalke. Eine Neutrassierung der KEH 30 würde dieses einmalige Feuchtbiotop mit einem Schlag zerstören. Diese Ansicht teil-
vierenden Auswirkungen auf Natur und Landschaft im Verhältnis zu den Zielen und Wirkungen des Vorhabens (…) nicht vertretbar« erscheinen. Als Alternative zur Neutrassierung würde der Bund Natur-
Unter die Räder? Raritäten der Vogelwelt wie der Neuntöter finden in der idyllischen Abens-Aue noch eine Heimat. Der Landkreis scheint sein natürliches Kapital an der Abens aber gering zu schätzen. Er will die Kreisstraße 30 auf Kosten der Natur neu trassieren.
Foto: Flaxl
er Beschluss, gegen den ablehnenden Bescheid der Bezirksregierung aus dem September 2006 zu klagen, fiel im Kreistag mit der denkbar knappen Mehrheit von sechs zu fünf Stimmen; der Kelheimer Landrat Hubert Faltermeier stimmte dagegen. Nach den Plänen des Kelheimer Kreistags soll bei Lindkirchen neben der bisherigen alten eine neue Trasse der Kreisstraße entstehen. Dadurch gingen eineinhalb Hektar wertvollste Flächen für die neue Straße verloren, insgesamt würde das Feuchtgebiet auf einer Länge von 450 Metern überbaut und zerschnitten. Dabei handelt es sich bei der KEH 30 um eine sehr wenig befahrene Kreisstraße, auf der man im Jahr 2000 durchschnittlich nur 831 Kraftfahrzeuge pro Tag zählte. Der Bund Naturschutz hat sich von Anfang an gegen das Projekt gewehrt und als direkt betroffener Grundstücksbesitzer rechtliche Schritte angekündigt, falls der Straßenbau genehmigt würde. In dem Gebiet zwischen Lindkirchen, Meilenhofen und Unterwangenbach liegt das größte Feuchtgebiet im Abenstal nördlich von Mainburg. Hier kommen zahlreiche seltene und gefährdete Arten wie SumpfSpitzmaus, Trollblume oder SumpfSternmiere vor. Der hiesige Bestand der Rasen-Segge gilt als der größte zusammenhängende in ganz Südbayern. Sehr reichhaltig ist auch die Vogelwelt mit Arten wie Eisvogel,
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Kreisgruppe Kelheim
Abenstal: Landkreis gegen Bezirksregierung
Foto: Willner
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Der Landkreis Kelheim will die Kreisstraße KEH 30 bei Lindkirchen neu trassieren. Das lehnte die Regierung von Niederbayern jedoch ab und schloss sich damit den Einwänden des Bundes Naturschutz an. Im Oktober 2006 entschied der Kreistag, gegen den Bescheid der Regierung zu klagen. Der Straßen-Neubau würde eines der wertvollsten Feuchtgebiete im Abenstal zerstören. te auch die Regierung von Niederbayern, die das vom Landkreis geforderte Planfeststellungsverfahren ablehnte, da ihr die »ganz gra-
Kindern unter anderem das Leben am Fluss nahe. Die Kreisgruppe hofft, dass im Jahr 2007 noch weitere Kindergruppen dazukommen. Kontakt: Kreisgruppe Regen, Tel. 0 99 21-21 74, regen@bundnaturschutz.de Neuer Kreisvorsitzender: Im Oktober 2006 wählte die Kreisgruppe Dingolfing-Landau Josef Viehbeck einstimmig zum neuen Vorsitzenden. Viehbeck, der bisher die Ortsgruppe Teisbach/Loiching geleitet hatte, will sich besonders den erneuerbaren Energien widmen. Der bisherige Vorsitzende Peter Hirmer, der die Kreisgruppe zweieinhalb Jahre leitete, war aus
schutz eine gewisse Verbesserung der bestehenden Trasse akzeptieren. Waltraud Ploetz (hl)
beruflichen Gründen zurückgetreten. Er bleibt dem Vorstand als Beisitzer erhalten. Für seinen Einsatz als Vorsitzender der Kreisgruppe und der Ortsgruppe Eichendorf dankten ihm die Kreisgruppe und Landesgeschäftsführer Peter Rottner von Herzen. BMW-Trainingszentrum: Im Oktober 2006 forderte der BN in einer Petition an den Umweltausschuss des bayerischen Landtags, dem Vorhaben von BMW, inmitten des Landschaftsschutzgebiets Bayerischer Wald ein Offroad-Zentrum zu errichten, eine Absage zu erteilen (vgl. N+U 3-06). Der Ausschuss würdigte die Petition: Eine Reihe
von Gründen spreche dafür, dem Anliegen des Bundes Naturschutz stattzugeben. Der aktuelle Stand wird ein Schwerpunktthema der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Straubing-Bogen sein. Da zudem Nachwahlen zum Kreisvorstand anstehen, bittet die Kreisgruppe um die rege Teilnahme ihrer Mitglieder. Termin: Straubing, 26. April 2007, Bühnenhof der Spezerei Fröhlich, Albrechtsgasse 3.
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Foto: Berner
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SEMINARTIPPS FÜR DEN FRÜHLING
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Fakten, Mythen, Geschichte
Faszination Wolf
Foto: Willner
er Wolf ist wieder da, zurück in seiner alten Heimat Bayern. Fast zeitgleich mit Braunbär Bruno wanderte im Frühjahr 2006 ein Wolf aus Italien nach Bayern ein – was niemand bemerkte, bis das Tier am
Starnberger See überfahren wurde. Im Bayerischen Wald trifft man schon seit längerem immer wieder auf Wolfsspuren. Hier finden die Tiere alles, was sie zum Leben brauchen; Fachleute glauben, dass sich im Nationalpark Bayerischer Wald wieder ein Wolfsrudel ansiedeln könnte.
Das Seminar »Faszination Wolf« heißt den Wolf in Bayern willkommen. Mit »Meister Isegrim« erwachen alte Mythen, Märchen und Geschichten. Wälder, in denen Wolf und Luchs leben, atmen den Zauber der Wildnis, auch wenn man die scheuen Tiere nicht zu Gesicht bekommt. Zugleich bedeutet die Rückkehr der Wölfe eine mannigfaltige Herausforderung: für die Artenschützer, die sich um die Akzeptanz der Menschen für den Wolf bemühen; für die Forstleute, die in den Wäldern für Wildtiere Raum lassen und schaffen; für die Jäger, die den Wolf nicht als Beutekonkurrenten, sondern als Jagdfreund begreifen müssen. Das Seminar beschäftigt sich mit Fakten, Kulturgeschichte, Mythen und Geschichten rund um den Wolf. Es wendet sich an alle, die den zurückgekehrten Wolf besser kennen lernen möchten. Beate Seitz-Weinzierl, Holger Lieber Wiesenfelden, 9. / 10. März 2007
Heimischer Fisch ist ein ideales Lebensmittel für die gesunde Ernährung. Auch für bestimmte Kostformen, zum Beispiel bei Übergewicht oder Bluthochdruck, eignet sich Süßwasserfisch bestens. Das zarte Fischfleisch lässt sich zudem im Gegensatz zu anderen Fleischarten äußerst leicht verdauen. In der ökologisch-kulinarischen Werkstätte des Bildungswerks zeigt ein Fischwirtschaftsmeister, wie man einheimische Fische geschickt und köstlich zubereitet. Wiesenfelden, 31. März 2007
Wilder Blütenrausch aus Filz
Filz gehört zu den ältesten Textilformen. Das Bildungswerk lässt die Handwerkskunst des Filzverarbeitens in seiner Werkstatt wieder
Foto: Seitz-Weinzierl
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Einheimische Fische
Naturerlebnis-Freizeiten
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Noch Fragen? Mehr Infos zum BN-Seminarangebot gibt es beim Bildungswerk, Straubinger Straße 5, 94344 Wiesenfelden, Tel. 0 99 66 12 70, bw@bundnaturschutz.de, www.bn-bildungswerk.de
eute wachsen viele Kinder und Jugendliche in Städten, zwischen Autos und Handymasten auf, kennen Fische und Krebse nur noch aus Kinofilmen. Der Geruch von Waldmeister kommt aus der Limoflasche, mangelnde Bewegung macht sie unzufrieden und dick. Im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil können Kinder und Jugendliche ihrer eigenen Natur freien Lauf lassen und sich dabei selbst wieder auf die Spur kommen. Im Park des Zentrums, direkt am Ammersee gelegen, klettern sie auf Bäume, bauen Flöße oder eine Strandbar und räubern durchs Gebüsch. Abends leuchten ihre Gesichter im Schein des Lagerfeuers.
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Foto: Schreiner
Hier können Kinder was erleben Die Betreuer des Naturschutzzentrums gehen mit ihren jungen Gästen auf Forschungsreise in die Natur, leiten sie an, ermutigen den eigenen Willen und lassen die Kinder auch selbst entscheiden. Spannende Ausflüge in die nähere Umgebung ergänzen das einwöchige Ferienprogramm, das sich an Kinder und Jugendliche von zehn bis 14 Jahren wendet. Kontakt: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de Axel Schreiner (hl) Wartaweil, 2. – 6. April und 27. – 31. August 2007
aufleben. Inspiriert von der berauschenden Farbpalette gefärbter Schafwolle wird die eigene Kreativität freigesetzt und entstehen zarte Phantasieblüten. Wiesenfelden, 9. / 10. März 2007
Nachhaltigkeit braucht Kultur Ein Leben, das nachhaltig sein will, fordert Veränderungen. Gelingen kann dieser notwendige gesellschaftliche Wandel nur, wenn wir ihn als umfassende, Kultur verändernde Aufgabe begreifen. Es gilt, unsere Lebensstile zu reflektieren. Dabei spielen Konsum und Lebensglück eine große Rolle. Im Seminar »Nachhaltigkeit braucht Kultur« werden deutsche und österreichische Nachhaltigkeitsprojekte und Kulturentwürfe vorgestellt und diskutiert. Wiesenfelden, 27. / 28. April 2007
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Foto: BN
BN-BILDUNGSWERK | TEL. 0 99 66 - 12 70 Gentechnik
Gehen und Genießen
Aktionen und Argumente, Multiplikatoren-Fortbildung Ingolstadt, 9. März 2007
Seminar zum Trend des Wanderns. Für Touristiker, Kommunalpolitiker und Interessierte. Mit dem Tourismusverband Ostbayern. Wiesenfelden, 11. / 12. Mai 2007
Scherben bringen glückliche Kunst
Waldbuckelwelten Bilderreise durch den Bayerischen Wald mit Fotos von Günter Moser und Konrad Jäger Wiesenfelden, bis Ende März 2007
Kreative Mosaikarbeiten. Fortbildung für Kindergruppenleiter. Wiesenfelden, 16. / 17. März 2007
Abwasserentsorgung in ländlichen Regionen Dezentrale Lösungen: ökologisch
und ökonomisch besser Fachseminar N.N., 12. Mai 2007
SchmetterlingsWerkstatt Kreative Ideen zur Vermittlung des Themas »Schmetterlinge« Wiesenfelden, 23. Mai 2007
BN-VERANSTALTUNGEN
Seminar mit Waldexkursion Holzkirchen, 1. März 2007 Kontakt: BNWaldreferat, Tel. 09 11 - 8 18 78 21, ralf.straussberger@bund-naturschutz.de
Umweltorganisationen in Japan und Deutschland Voneinander lernen – Nachhaltige Entwicklung konkret Fachtagung: Tutzing, 2. – 14. März 2007
Studienfahrt: Tutzing, 15. – 17. März 2007 Kontakt: BN-Landesfachgeschäftsstelle, Tel. 09 11-8 18 78 25, gudrun.reuss@bundnaturschutz.de
Tel. 09 41-2 97 20 12, bettina. helmholz@bund-naturschutz.de Foto: BN-Archiv
Foto: BN-Archiv
Naturnahe Waldwirtschaft am Scheideweg
Bayerischer Heimattag
Grünes Band Europa
Demo am Waldstein
Bayern – Tschechien, Fachtagung Bad Alexandersbad, 27. / 28. April 2007 Kontakt: Projektbüro Grünes Band, Tel. 09 11-8 18 78 17, liana.geidezis@bund-naturschutz.de
Demonstration am Waldstein gegen die Fichtelgebirgsautobahn Waldstein, 1. Mai 2007 Kontakt: BN-Kreisgruppe Hof, Tel. 0 92 81-1 63 06, info@bundnaturschutz.com
BN-Delegiertenversammlung
Thema: Industrie und Kultur Schweinfurt, 11. – 13. Mai 2007 Kontakt: BN-Landesfachgeschäftsstelle, Tel. 09 11- 8 18 78 25, gudrun.reuss@bundnaturschutz.de
Donaufest Niederalteich, 17. Mai 2007 Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91-3 25 55, bund-naturschutz@degnet.de
Landshut, 5. / 6. Mai 2007 Kontakt: BN-Landesgeschäftsstelle,
Faszinierende Natur Polens
Kurische Nehrung
Mit dem Sonderzug in Bayerns wilden Wald 12. Mai 2007
Drei Nationalparke: Urwald, Flussarme, Seen Polen, 27. Mai – 7. Juni 2007
Land aus Wasser, Sand und Himmel Baltikum, 28. Mai – 9. Juni 2007
Georgien und der Kaukasus
Andalusien Granada, Sierra Nevada und Mittelmeerstrände Spanien 23. April – 4. Mai 2007
Blumenparadies zwischen Europa und Asien Georgien, 12. – 31. Mai 2007
Sibirien und Baikalsee Mit der Eisenbahn durch Russland Russland, 19. Mai – 8. Juni 2007
Bulgarien Klöster voller Schätze und hochalpine Gebirge 28. Mai – 7. Juni 2007
TIPPS FÜR RADIO UND FERNSEHEN Unkraut
Unser Land
Aus Landwirtschaft und Umwelt
Bayerisches Fernsehen Montag, 21:20
Bayerisches Fernsehen Jeden Freitag, 19:00 bis 19:45 Uhr
Bayern 5 Jeden Sonntag, 7:05 bis 7:30 Uhr
Thema am 5. März 2007 Bio-Food: Macht es gesund und sexy?
ZDF Umwelt
Garten Heimatspiegel
Zweites Deutsches Fernsehen Jeden Sonntag, 13:15 bis 13:35 Uhr
Bayern 2 Jeden Sonntag, 6:00 bis 7:00 Uhr
Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph MarklMeider (cm), Tel. 09 41 -2 97 20-22, Fax -31, nu@bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41 -2 97 20-29 und -20 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: Wolfram Güthler Litho: PHG GmbH, Augsburg Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 239 99 57- 30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 99 000 Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00 Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.
IMPR ESSUM
Nationalpark Bayerischer Wald
Foto: Polnisches Fremdenverkehrsamt
Foto: Hufmann
BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 999 57 10
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Klingeln lassen Haus- und Straßensammlung 2007 Hat's geklingelt? Dann könnten es unsere fleißigen Sammler sein, die vom 12. bis 18. März bayernweit unterwegs sind.
www.janda-roscher.de
Michael und seine Freunde sammeln für die Wildkatzen und klingeln vielleicht auch bald bei Ihnen.
Bitte öffnen Sie Ihre Tür und Ihr Herz. Und lassen Sie's in der Sammelbüchse klingeln! Denn Ihre Spende ist notwendig, damit der Bund Naturschutz auch vor Ihrer Haustüre helfen kann: den schönen Landschaften, den seltenen Pflanzen, den bedrohten Tieren. Etwa der scheuen Wildkatze. Unsere Experten sichern das Überleben der in Bayern einst ausgerotteten Tiere.
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe
www.bund-naturschutz.de