Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de
So nah, so gut
Urlaub im schรถnen Bayern
Heft 1-2009 91. Jahrgang 1. Quartal
Deutschland entdecken – Ihr Urlaub 2009 Haben Sie schon Ihren Urlaub für dieses Jahr geplant? Warum nicht mal „zu Hause“ im schönen Deutschland bleiben…
bieten wir wieder Auch im neuen Katalog ispielsweise unseren be Reisen nach Russland, t der Transsibirischen „Klassiker“, die Fahrt mi zinierende Kirgistan Eisenbahn oder das fas an. mit seiner Seidenstraße rch Norwegen, Island Wandern Sie mit uns du a ba oder im Süden durch Elb n. ze ruz Ab oder die
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Wir, die Bund Naturschutz Service GmbH, planen Gruppenreisen in Deutschland, Europa und Asien. Unsere Philosophie ist der entschleunigte Urlaub mit ökologischen Aspekten. Nicht nur, dass wir hauptsächlich mit dem Zug reisen, wir versuchen auch, die jeweiligen Regionen zu unterstützen, indem wir mit regionalen Partnern vor Ort zusammenarbeiten. Erkunden Sie den Nationalpark Bayerischer Wald mit seinen Wölfen und Luchsen, oder machen Sie eine Kanufahrt auf der schönen Isar! Wattwanderungen im Wattenmeer der Hallig Hooge oder Rügen mit seinen Kreidefelsen – ein Erlebnis, das Sie nicht verpassen dürfen. Der Nationalpark Berchtesgaden mit seiner Hüttentour bietet Ihnen einen rustikalen Urlaub, oder Sie wandern in der Altmark mal entlang des Grünen Bandes! Lernen Sie mit uns Deutschland kennen, wie Sie es noch nie gesehen haben.
Alle unsere Reiseangebote finden Sie im Beihefter nebenan! Tel. +49 (0) 9123/9995710 info@BUND-Reisen.de www.BUND-Reisen.de
Inhalt Bund Naturschutz
Natur+Umwelt 1-2009
4 Intern 6 Leserbriefe 7 Sportsgeist Doris Tropper engagiert sich seit 20 Jahren als Erlanger BN-Vorsitzende. Ein Portrait. 8 Wellensalat Gefahren durch Handys bewertet jeder anders. Sicher ist: Schützen schadet nicht. 10 So nah, so gut Titelthema Urlaub in Bayern
Inhalt BUND
20 Entdeckungsreise Wie Kinder Spaß im Urlaub zuhause haben, verrät ein reiselustiger Bibo.
B2 Magazin
22 Wendemanöver Die Staatsregierung scheint bei manchen Umweltfragen umzudenken. Warum nicht bei allen? Und mehr »Aktuell« 26 Streitfrage Gehören Photovoltaik-Anlagen nur aufs Dach, oder auch auf die Wiese? 27 Fotoseite 28 Klima-Skandal Der Staat genehmigt Kraftwerke, die 40 Prozent der Energie verschleudern.
B1 BUND-Editorial
B4 BUND-Kommentar zum Umweltgesetzbuch B6 BUND-Schwerpunkt Auto B20 Lurche schützen mit dem BUND B21 Abenteuer Faltertage B22 Vorpommersche Boddenlandschaft Nationalparke sind die Flaggschiffe des Naturschutzes. Doch nicht jede Parkverwaltung handelt danach.
B26 BUND aktiv B30 BUNDjugend
36 Bildung
B32 Umweltschutz international Der neue Vorsitzende von »Friends Of The Earth« im Interview.
Liebe Leser Foto: Mirwald
Sommer, Sonne … ach, wie weit ist die Urlaubszeit! Etwas näher rückt sie, wenn Sie gleich mit Ihrer Reiseplanung beginnen. Keine Lust auf »Exotic Destinations«? Dann sind Sie hier richtig, planen Sie mit unseren Tipps Ihren Urlaub im schönen Bayern. Ab Seite 10
B24 Neue Gentechnikstudie
29 Erfolgsgeschichten In Lindau erklärt sich ein Landkreis gentechnikfrei. In Wunsiedel werden Pläne für ein zerstörerisches Speicherwerk gestoppt. Und mehr »Regional«
37 Termine
So nah, so gut
B31 Kongress McPlanet.com Alle zwei Jahre veranstaltet der BUND das große Treffen zu Umwelt und Globalisierung.
Bayern ist so schön, es wär’ fast schade, im Urlaub woanders hinzufahren. Ein paar Highlights – entschuldigung: ein paar Schmankerl – finden Sie ab Seite 10. Das Schönste daran: Sie als BN-Mitglied haben bei vielen dieser Ziele mitgeholfen, dass sie heute noch eine Reise wert sind. Danke! Und viel Spaß bei der Urlaubsplanung! Haben Sie auch ein ungutes Gefühl, wenn Sie ein Handy ans Ohr halten? Auf Seite 8 haben wir ein paar Vorsorgetipps für Sie, für alle Fälle. Schauen Sie auch wieder ins Internet. Unter www.bund-naturschutz.de/magazin finden Sie noch mehr und detailliertere Reisetipps sowie das komplette Interview mit Markus Söder. Und wenn Sie uns helfen möchten: Der Beihefter am Ende des Heftes sagt Ihnen, wie. Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur
Menschen für die Donau Altabt Emmanuel Jungclaussen hat sich engagiert vor die frei fließende Donau gestellt und erhält dafür den BN-Naturschutzpreis. Bis zu einer solchen Auszeichnung ist es für Umweltminister Söder noch ein weiter Weg, aber immerhin deutet er ein Abweichen der Staatsregierung von ihrem Betonkurs an. Seiten 4 und 23
Das Auto Die auf Pkw und Lkw ausgerichtete Verkehrspolitik der Bundesregierung hat sich als Schwerpunktthema förmlich aufgedrängt. Hier kommentiert der BUND die Subventionen für Straßenbau und Autoindustrie. Ab Seite B6
P.S. Wie gefällt Ihnen die neue Gestaltung dieser Seite, jetzt mit kompletter Inhaltsangabe? Schreiben Sie mir an nu@bund-naturschutz.de!
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Foto: CIPRA
Foto: Gößwald
Abt Emmanuel Jungclaussen, mit Hubert Weiger, Doris Tropper und Dieter Scherf (von links)
CIPRA-Preis für BN-Moorschutz
BN ehrt Mitstreiter für die Donau
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s war einer jener besonderen Momente, die entstehen können, wenn Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen – hier aus Kirche und Naturschutz – sich in großer Verbundenheit begegnen. Am 9. November vergangenen Jahres verlieh der Bund Naturschutz in einer festlichen und emotional bewegenden Veranstaltung den Bayerischen Naturschutzpreis, Bayerns höchste Naturschutzauszeichnung, an Altabt Emmanuel Jungclaussen vom Kloster Niederalteich. Abt Jungclaussen gilt als einer der profiliertesten Kämpfer für den Erhalt der frei fließenden Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Durch seine Segnungen und öffentlichen Gebete für den freien Fluss gelang es dem Kirchenmann, tausende Menschen für den Schutz der Donau zu begeistern – darunter wohl viele, die Naturschützer alleine nicht erreicht hätten. Dabei hatte es der 1927 geborene Jungclaussen nicht immer leicht, sein aufrechtes Eintreten für die Schöpfung brachte ihm auch Kritik und Widerstände aus Wirtschaft und Politik ein. Der Altabt selbst grenze niemanden aus, sondern er verbinde mit seiner mitreißenden Spiritualität die Menschen, wie BN-Vorsitzender Prof. Hubert Weiger in seiner Laudatio betonte: »Abt Jungclaussen setzt sich stets dafür ein zusammenzuführen, wie ein Fluss, der keine Grenzen kennt, sondern seinem natürlichen Lauf folgt.« Abt Jungclaussen erhielt den Preis auch stellvertretend für alle Benediktiner, die sich für den Erhalt der Schöpfung einsetzen. Gerade in Niederalteich seien die Ehrfurcht
vor der Schöpfung, die Achtung vor der Natur als neue Dimension in die Arbeit des BN eingeflossen, hob stellvertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper hervor. Diese »Niederalteicher Dimension« veranschaulichte der Altabt selbst noch einmal in seinem Schlusswort, mit dem er alle Anwesenden zu stehendem Applaus hinriss: »Es lebe Gottes Schöpfung!« Ein zweiter wichtiger Partner im Kampf für die frei fließende Donau erhielt am 13. Dezember die Naturschutzmedaille des BN: Dr. Alfons Henrichfreise. Der renommierte Wissenschaftler erhielt die Auszeichnung für seinen Einsatz für den Gewässer- und Auenschutz und einen modernen, an der Ökologie orientierten Wasserbau. Seit Anfang der 90er-Jahre an der Donau tätig, konnte er hier nachweisen, dass Staustufen in der Donau durchaus Auswirkungen auf das ökologisch höchst wertvolle Isarmündungsgebiet hätten. »Sie waren fachlicher Garant für unsere auch emotionale Grundüberzeugung, das hat unserem Widerstand gegen den Donauausbau das Rückgrat gestärkt«, bedankte sich Hubert Weiger bei Henreichfreise. Der Geehrte selbst meinte bescheiden, er sei lediglich »bestrebt gewesen, alles richtig zu machen – bis an die Grenze des Erlaubten«.
Foto: BN
roße Freude beim BN: Für sein Engagement beim Schutz der Moore hat der Verband einen mit 20 000 Euro dotierten Preis der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA gewonnen – einen der alpenweit nur drei Hauptpreise. Die CIPRA würdigte damit, dass sich die BN-Kreisgruppen im Alpenraum seit Jahrzehnten im Moorschutz engagieren, und das weitgehend ehrenamtlich. »Wir freuen uns riesig, dass wir unsere Projekte mit dem Preisgeld wieder ein Stück weit vorantreiben können«, so Herrmann Eschenbeck (Foto) vom BN Traunstein. Er nahm den Preis am 6. November in Bern stellvertretend für die neun beteiligten BN-Kreisgruppen entgegen: Lindau, Oberallgäu, Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau, BadTölz-Wolfratshausen, Miesbach, Rosenheim und Traunstein. Sie hatten sich mit insgesamt 23 Projekten an dem Wettbewerb beteiligt, in denen schon mehr als 180 Hektar Moore renaturiert werden konnten. Dies ist nicht nur für den Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume wichtig – nur noch ein Prozent der Moore wird heute als natürlich eingestuft – sondern auch für den Klimaschutz. Denn intakte Moore können große Mengen CO2 speichern. Die CIPRA fördert mit dem Wettbewerb Projekte und Initiativen, die wirklich nachhaltigen Klimaschutz betreiben. Infos zu allen Projekten unter www.cipra.org/de/cc.alps Mehr zum BN-Moorschutz unter www.bund-naturschutz.de/ fakten/artenbiotopschutz/moore
Dr. Alfons Henrichfreise
or über 100 Kreisvorsitzenden und Delegierten des BN hielt beim dritten »BN-Forum« am 21. Oktober in München der frühere Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms Prof. Klaus Töpfer einen hochkarätigen Vortrag zum Thema »ökologische Aggression«. Als Lehre aus der Krise des internationalen Finanzsystems forderte der ehemalige deutsche Umweltminister die Stärkung einer öko-sozialen Marktwirtschaft mit scharfen internationalen Regelungen für Finanzgeschäfte. Die Finanz- und Wirtschaftskrise dürfe nicht dazu führen, dass die noch weit dramatischeren Folgen eines unterlassenen Klimaschutzes von der Politik ausgeblendet würden. Umweltpolitik verursacht laut Töpfer keine Kosten, sondern entscheidet, wer die entstehenden Kosten zu tragen hat. Diese Verteilungskonflikte auf kommende Generationen und die armen Menschen dieser Erde zu verschieben, sei unverantwortlich. BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger wies auf die Verantwortung der Politik hin, Leitplanken für ein umwelt- und »menschengerechtes« Wirtschaften zu schaffen. Die neue Studie »Zukunftsfähiges Deutschland« von BUND und »Brot für die Welt« gebe hier den Weg vor. In der ausführlichen Diskussion mit dem Auditorium unter Leitung des Journalisten Christian Schneider war man sich einig, dass moderne Umweltpolitik integraler Bestandteil von Frieden sichernder Politik sei. Töpfer machte den BN-Delegierten Mut, sich weiterhin öffentlich einzumischen.
as Jahr 2008 war für den Bund Naturschutz ein Jahr des großen Bürgerengagements: für ein gentechnikfreies Bayern, für die frei fließende Donau, für konkreten Klimaschutz und gegen Steuergeld verschwendende Prestigeprojekte wie Transrapid und Flughafenausbau. Wir danken Ihnen, liebe Mitglieder, dass Sie mit Ihren Beiträgen und Spenden sowie hunderttausenden ehrenamtlichen Stunden Großartiges für den Erhalt von Natur und Heimat geleistet haben. Mut macht das Beispiel Hafenlohrtal; nach dreißigjähriger Auseinandersetzung konnte der BN im letzten Jahr zusammen mit der örtlichen Initiative das idyllische Spessarttal retten (N+U 4-08). Als Chance für einen grundlegenden Neuanfang sieht der BNLandesvorstand die Ergebnisse der Kommunal- und der Landtagswahlen. Denn nie zuvor haben derart viele Umweltthemen die Wahlen mitbestimmt. An vielen umweltpolitischen Brennpunkten fanden die alten Politikkonzepte keine Mehr-
Foto: BN
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heit. Die verfehlte Forstreform, das lange Festhalten am Transrapid zum Münchner Flughafen, die Blockadepolitik gegen den sanften Ausbau der Donau ohne Staustufen lehnten die Bürger ab. Das große Engagement und die ideenreichen Aktionen in den über 750 BN-Ortsund -Kreisgruppen haben mehr Menschen als je zuvor für Umweltthemen sensibilisiert. Bei der bayerischen Staatsregierung vermissen wir allerdings einen Neuanfang in der Wirtschafts- und
Umweltpolitik. Die Erhaltung einer »gesunden Umwelt«, zu der CSU und FDP sich im Koalitionsvertrag verpflichtet haben, darf nicht durch ein »weiter so« in der Wirtschafts-, Verkehrs- und Energiepolitik konterkariert werden. Das von Ministerpräsident Horst Seehofer mitverantwortete, Milliarden teure Konjunkturpaket subventioniert neben sinnvollen Maßnahmen auch Straßenbau- und Autokonzerne. Wir fordern, stattdessen bäuerlichen Familienbetrieben zu helfen und zum Beispiel in Menschen zu investieren, die vor Ort Umweltbildung vorantreiben oder ökologische Schäden einer verfehlten Wirtschaftsweise sanieren. Nur mit ökologischen und sozialen Leitplanken für die Wirtschaft, in Bayern genauso wie weltweit, können der Friede zwischen den Menschen und der Friede mit der Natur gesichert werden. Gerade im Jahr der Europa- und Bundestagswahlen werden wir daher den Einsatz für umfassenden Klimaschutz ohne die gefährliche Atomenergie, für eine gentechnikfreie Landwirtschaft, für die Erhaltung der frei fließenden Donau und für den Schutz der Artenvielfalt mit neuen Kampagnen fortsetzen. Bitte stärken Sie weiterhin den Bund Naturschutz als Anwalt für mehr Natur und eine bessere Lebensqualität. Foto: Roggenthin
Liebe Mitglieder
Foto: Stefan
Töpfer spricht beim BN
Aufbruchstimmung für eine bessere Umweltpolitik
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN P. S. der Redaktion: N+U gratuliert Sebastian Schönauer herzlich zu seiner Wahl ins Präsidium des Deutschen Naturschutzrings (DNR).
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Naturschutz ist auch eine Kulturaufgabe
Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de
Zum Titelthema »Natur und Kunst« in N+U 4-08 Ich freue mich, dass in einem Naturschutzmagazin das Thema »Kunst und Natur« Titelthema ist. Wenn von Seiten des Naturschutzes Klagen über mangelnde Akzeptanz geführt werden, dann vielleicht auch deswegen, weil zu oft rein biologisch-naturschutzfachliche Betrachtungsweisen im engeren Sinne vorherrschen. Diese haben
durchaus ihre Berechtigung, greifen aber für sich allein entschieden zu kurz. Soziale und kulturelle Bezüge gehören zu einer zeitgemäßen Auffassung – und vor allem Kommunikation! – von Naturschutz. Letztendlich ist Naturschutz auch eine Kulturaufgabe. Herbert Lohner, BUND Landesverband Berlin, Referent Naturschutz
Strom-Tipp half sparen Zu zwei Web-Tipps in N+U 4-08 Durch Ihre »Links rechts unten« habe ich »E.ON Aqua Power« endlich aufgegeben und bin zu einem unabhängigen Ökostromversorger gewechselt. Dabei fahre ich sogar finanziell besser! Hermann Birnthaler, per E-Mail
Parteien-Check weiter verbreiten Leserbrief zur N+U 3-08 Die an die Parteien gerichteten Fragen fand ich so gut, dass ich sie fotokopieren ließ und circa 110-mal verteilte. An Bekannte, Wanderfreunde, Tenniskollegen, an Menschen im Wartezimmer meiner Ärzte und so weiter. Nur drei- bis viermal wurden meine Informationen nicht angenommen, die allermeisten bedankten sich sogar. Meine Bitte: Stellen Sie solche Fragen zu den Wahlen 2009 wieder an die Parteien. Noch besser wäre es, wenn solche Artikel zum Verteilen nachbestellt werden könnten, um diese Informationen weiter zu verbreiten. Ich bin mir ganz sicher, dass uns dies langfristig bei unserer Arbeit sehr hilft. Franz Xaver Amann, Hirschaid
N+ULeser sind LandartKünstler Schicken Sie uns ein Foto Ihres Landart-Kunstwerks – so baten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser der Natur+Umwelt, in unserer letzten Ausgabe. Und dann zeigten Sie uns, wie viele tolle Künstler der BN in seinen Reihen hat. Einige der zugeschickten Fotos sind hier zu sehen, darunter die der ersten fünf Einsender, die je ein schönes Landart-Poster gewonnen haben. Ihnen herzlichen Glückwunsch, und allen vielen Dank fürs Mitmachen!
Eingesandt von Peter Baumann, www.der-stein-fluesterer.de
Eingesandt von Andrea Meier
Eingesandt von Thomas Schubert
Eingesandt von der JBN-Kindergruppe Welden
Eingesandt von Doris Kumpfmüller
Eingesandt von Dagmar Petersen, mit Joanna und Luisa
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Eingesandt von Manuel Fersch
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m Ende des Gesprächs liegt plötzlich der Timer da. den Landesvorstand vorgeschlagen und auch gewählt Keiner der üblichen smarten, sondern ein 30 Zen- wurde. Trotz der zusätzlichen Aufgaben ließ sie lokale timeter breiter Wochenkalender mit Spiralrücken, Belange nicht aus dem Auge: Ein Gewerbepark im lückenlos gefüllt wie der Terminplan einer Arztpraxis. sogenannten Knoblauchsland, der weitläufigen Gemü»Das ist mein Leben!«, sagt Doris Tropper. Säuberlich seregion zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen, in Rot, Grün und Schwarz notiert stehen da all ihre konnte gemeinsam mit vielen Engagierten verhindert beruflichen, privaten und ehrenamtlichen Aktivitäten. werden, ebenso wie der Bau des Kohle-Großkraftwerks »Ich bin eben sehr strukturiert«, sagt sie fast entschul- Franken III, einer Müllverbrennungsanlage in Frauendigend. Vermutlich geht diese Bescheidenheit zurück auf die Frühzeit Doris Tropper ihres Umwelt-Engagements, als Disziplin noch zu den eher fragwürdigen Sekundärtugenden zählte. Die frühere Leistungssportlerin und bayerische Schülermeisterin im Hochsprung hatte früh gelernt, systematisch an sich zu arbeiten. Doch der Erfolg hatte einen Beigeschmack: »Immer nur allein auf dem Siegertreppchen? Das war nichts für mich«, Seit zwanzig Jahren trainiert die Erlanger resümiert sie. Was sie im Sport aber Kreisvorsitzende Doris Tropper den lernte, waren hartnäckige ZielorientieSpagat zwischen der Basis und den rung, Steherqualitäten, Kampfgeist höchsten Ämtern im Bund Naturschutz. und eben: Disziplin. So steht Doris Und wird dabei immer besser. Tropper heute zwar nicht mehr auf Von Tino Schlagintweit Siegertreppchen, dafür als Vizevorsitzende des Bundes Naturschutz neben Hubert Weiger – und beim Landesvorstand mitten in aurach und einer Mülldeponie im Reichswald. einem Team hochkarätiger Umweltexperten. Doch die junge KreisgruppenDabei war die Powerfrau anfangs gar nicht besonders »öko«. Das Lehramtsstudium der Geografie vorsitzende suchte zunehmend hatte sie eher allgemein politisiert, sie wollte sich das Konstruktive: Sie forcierte beiirgendwie engagieren. Auch dabei ging sie systema- spielsweise das Thema Stadtökologie und Flächenretisch vor und testete: erst die Grünen, dann die Lehrer- cycling. Heraus kamen dabei unter anderem grundlegewerkschaft. Schließlich landete sie 1984 beim Bund gende Verbandspositionen zur Siedlungsentwicklung. Naturschutz in Erlangen. Das war es. »Die Leute hier Ein großer Erfolg war auch die Konversion eines eherechnen einfach in anderen Einheiten«, schwärmt sie. maligen Exerzierplatzes der Amerikaner. In ihrem Nut»Da zählt nicht allein Geld oder Karriere, sondern eine zungskonzept für das Gelände forderte die Kreisgruppe gesunde Mischung aus Ernst und Lebensfreude, Tole- 50 Prozent der Fläche für den Naturschutz. Heute ranz und Humor.« Schon nach wenigen Jahren hatte stehen 25 Hektar wertvolle Sandlebensräume unter sie Themen und Taktik des Natur- und Umweltschut- Naturschutz, der »Exerzierplatz« dient längst als Messzes verinnerlicht und wurde Vorsitzende der Erlanger latte für ähnliche Projekte. Auch das Projekt StadtKreisgruppe. Plötzlich schulterte sie neben ihrem Job Umland-Bahn fährt – wenn auch langsam – auf Erals Geografie- und Sportlehrerin auch noch die ehren- folgskurs: Eine von der Kreisgruppe finanzierte Studie amtliche Verantwortung für eine Kreisgruppe mit zehn schuf in den Neunzigerjahren die Grundlage für konkrete Pläne. Mangels staatlicher Zuschüsse liegen sie Ortsgruppen und rund 2400 Mitgliedern. derzeit auf Eis. Konstruktiv und fantasievoll Zum positiven Bild vom Erlanger Bund Naturschutz Vom Erlanger BN gingen schon länger wichtige Impul- trägt sicher Doris Troppers Gespür als Pädagogin bei. se aus. Die Aktionen, etwa zum Schutz des Reichswal- Sie vertraut dabei ganz auf die Kraft authentischer Vordes, formten ein neues Selbstverständnis: Naturzerstö- bilder und fängt bei sich selber an. Zum Beispiel fährt rung lässt sich mit viel Fantasie und legalem Wider- sie mit dem Rad zur Arbeit und lebt seit Jahren ohne stand effektiv bekämpfen. eigenes Auto. Das macht Eindruck: Schon einige ihrer Die rührige, damals aber leicht chaotische Truppe Schüler haben ebenfalls dem Auto entsagt. war für die neue Vorsitzende genau richtig, um »etwas So wichtig für Doris Tropper Gemeinschaft im Verzu bewegen«. Hier bewies sie ihre Fähigkeit, aus den band und strategische Planung sind: Einmal im Jahr Talenten unterschiedlichster Menschen ungewöhnli- geht sie auf Abstand. Dafür nimmt sie sich jeweils che Schlagkraft zu schmieden. einen Fluss vor und radelt von der Quelle bis zur MünDie Zusammenarbeit mit dem Landesverband dung. Ganz allein und einfach drauflos. wurde immer enger, bis Tropper 1992 überraschend für Foto: Roggenthin
Gold in der Disziplin »Naturschutz«
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Glückwunsch! Landesweit aktiv und bekannt, der Basis treu: Seit 20 Jahren führt Doris Tropper, stellvertretende Landesvorsitzende des BN, erfolgreich ihre Erlanger Kreisgruppe. Natur+Umwelt gratuliert herzlich zum Jubiläum.
Kontakt Doris Tropper, BN Kreisgruppe Erlangen, Pfaffweg 4, 91054 Erlangen, Tel. 0 91 31-2 36 68, bn-erlangen@ fen-net.de
Unverdaulicher Wellensalat Mancher spürt ein Pieksen im Ohr, andere bekommen Migräne oder Schlimmeres. Gesundheitsrisiken durch Mobilfunk werden zwar von Betreibern und vielen Politikern bestritten, sicher ist aber: Vorsorge schadet nicht.
Klären, was »vorne« rauskommt
Rat holen, nachlesen
Ein grobes Maß für die Strahlung von Handys ist der SAR-Wert (Spezifische www.handywerte.de Absorptionsrate). Zwar gibt es den »Blauen Engel« für Handys mit einem Wert von maximal 0,60 W/kg, doch kaum ein Hersteller beantragt ihn oder wirbt gar damit. Das zeugt von der ausgeprägten Scheu vor dem Thema. Im Handy-Handbuch finden Sie den SAR-Wert meist irgendwo im Text, etwa unter »Sicherheitshinweise«. Bessere Orientierung bietet die Datenbank unter www. handywerte.de (siehe »Rat holen, nachlesen«). Wirklichkeitsnäher ist der dort für viele Modelle angegebene Strahlungsfaktor. Er gibt an, ob es tatsächlich nur so viel strahlt wie nötig.
Mehr Fakten, Hintergründe und Tipps des BN: www.bund-naturschutz.de/mobilfunk. SAR-Wert und Strahlungsfaktor: www.handywerte.de. Hier werden Messergebnisse aus Fachzeitschriften, vom Bundesamt für Strahlenschutz und von Herstellern gelistet. Bundesamt für Strahlenschutz: www.bfs.de: SAR-Werte aktueller Handys, Suchbegriffe »SAR«; strahlungsarme DECT-Telefone unter »DECT«. Broschüre über Abschirmungsmaterialien des Landesamts für Umwelt unter www.bestellen.bayern.de, Suchbegriff »Elektrosmog«.
BN Service GmbH
Dynamo-Taschenlampe
Gut informiert sein, besser reisen – am besten mit der BN Service GmbH: Zeigen Sie Ihr Umweltbewusstsein mit nachhaltig produzierten Accessoires. Genießen Sie die neuesten Bildbände unserer BN-Experten.
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Lederarmband
Biber-Schlüsselanhänger
Geflochtene Lederarmbänder für Mädchen und Jungen in den Farben Schwarz, Braun und Natur mit Zuziehknoten. Die Armbänder werden in Handarbeit hergestellt, das Leder stammt aus deutscher Produktion und wird rein pflanzlich gegerbt. 6,90 Euro
Süßer Biberschlüsselanhänger aus Plüsch. Produziert in Deutschland und CE-zertifiziert. Circa zehn Zentimeter groß. 6,99 Euro
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Für diese Lampe benötigen Sie keine Batterien. Denn unsere Lampe wird durch einen Dynamo angetrieben. Sie können den benötigten Strom durch kurbeln selbst erzeugen. 9,90 Euro
Illustrationen: Wesner
Schutz vor Handystrahlung
Abstand halten
Sendungsbewusst telefonieren
Mit größerem Abstand des Handys zum Kopf wird die aufgenommene Strahlung geringer. Vor allem beim Verbindungsaufbau sollten Sie das Gerät in möglichst großem Abstand halten, da es dabei mit maximaler Stärke strahlt, bevor es sich auf das nötige Maß einpegelt. Leider haben bisher nur wenige Handys eine Freisprechfunktion. Auch Headsets, mit und ohne Kabel, leiten die Strahlung direkt ins Ohr. Allerdings: Es gibt Headsets mit einer »Luftstrecke«, die die Belastung verringert. Jede SMS anstatt eines Telefonats erspart weitere Strahlen. Das Gerät ist dabei nicht am Ohr, und das Versenden dauert nur Sekunden. Und – tragen Sie das Handy nicht nahe am Körper, denn bei einem Anruf bekommen Sie an dieser Stelle die volle Strahlung ab.
Je schlechter die Verbindung zur Basisstation ist, umso stärker strahlt Ihr Handy. Telefonieren Sie möglichst nicht bei schlechtem Empfang, erkennbar im Display des Handys. Im Auto führen Abschirmung und Reflexion zu besonders hohen Immissionen. Abhilfe bieten Freisprecheinrichtung und Außenantenne. Die Strahlung von Handymasten ist in einer Wohnung normalerweise erheblich abgeschwächt. Sie ist jedoch im Gegensatz zur Handystrahlung dauernd vorhanden. In Einzelfällen kann Abschirmung sinnvoll sein, aber nur mithilfe von Begleitmessungen. Auch sind viele der angebotenen Lösungen physikalisch unwirksam (siehe »Rat holen, nachlesen«).
Doppelt gespart Zehn Tipps für den Handygebrauch Kurz und selten telefonieren – spart Strahlung und Gebühren. Für Kinder und Jugendliche Handy nur als Notfallhilfe. Handy nicht als Ersatz für einen Festnetzanschluss. In abgeschirmten Räumen kein Handy benutzen. Keine Onlinegames übers Handy spielen: Dauerbelastung! Handy so weit weg vom Körper wie möglich tragen und halten. Handy nicht eingeschaltet neben das Bett. Antenne im oberen Bereich des Handys nie abdecken. Beim Autofahren nur mit Außenantenne und Freisprecheinrichtung telefonieren. Aufkleber und Chipkarten für Handys können zu stärkerer Strahlung führen.
Der Königsweg Schutz vor hochfrequenter elektromagnetischer Strahlung endet nicht beim Handy. Am meisten können Sie in den eigenen vier Wänden bewirken: Telefonieren Sie lieber per Schnurtelefon und Festnetz. Wenn Sie SchnurlosKomfort nicht missen wollen, kaufen Sie ein Gerät, das die Strahlung bedarfsgerecht steuert und abschaltet, wenn das Gespräch beendet ist. Die strahlungsarmen CT1+Schnurlostelefone sind zwar seit dem 31. 12. 2008 offiziell verboten, aber: Die Bundesnetzagentur wird nur dann aktiv, wenn gemeldet wird, dass ein CT1+-Telefon den Mobilfunk (O2) stört. Die Wahrscheinlichkeit dafür geht gegen Null. Bestellen Sie hier! BN Service GmbH, Bahnhof Lauf (links Pegnitz), Eckertstr. 2, 91207 Lauf a. d. Pegnitz, Tel. 0 91 239 99 57-20, Fax 0 91 23 -9 99 5799, info@ service.bundnaturschutz.de
schöne wie unwirkliche Land festzuhalten, erzählen zu lassen und anderen weiterzugeben. Verfasst von Prof. Dr. Dieter Tympner und Benedikt Bisping. 9,80 Euro
Buch »Heimat Donau – Natur und Kultur am Strom«
Buch »Im Bann des Baikalsees« Der vorliegende Bericht über »Die andere Reise nach Sibirien« ist ein Versuch, die Erfahrungen und Emotionen auf dem Weg in dieses so
Es scheint, als sei in der Zeit des weltweiten Ferntourismus die Donauregion der Oberpfalz und Niederbayerns in Vergessenheit geraten. Dieses Buch will mit Bildern der Landschaft, von Pflanzen und Tieren einen Eindruck dieses wertvollen Stücks Heimat vermitteln. Geschrieben von den Donau-
Kennern Dieter Scherf, Günter Moosrainer und Hubert Weiger. 24,80 Euro
www.service.bund-naturschutz.de [1-09] Natur + Umwelt BN-Magazin
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Foto: Jäger
Millionen Gäste aus aller Welt ruinieren alljährlich ihr Budget und ihre CO2-Bilanz für einen Genuss, den wir fast geschenkt bekommen: Urlaub in Bayern. Natur+Umwelt präsentiert Ihnen schöne Gründe, beim Wegfahren heuer daheim zu bleiben. Und falls Sie Bayerns Natur aus dem Blickwinkel der Kenner erleben möchten, haben wir ein paar ganz exklusive BN-Tipps für Sie. Gute Reise! Manfred Gößwald
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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-09]
Foto: Moser
So nah, so gut
Foto: Poser
Foto: Grabe
Auf krummen Touren Von der Lust, im Urlaub das Naheliegende zu entdecken. Ein Beitrag von Renate Just.
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ie Schwänzen muss es sein. Man kann ja einen Zettel liegen lassen, bevor man verschwindet. Bin abends zurück, oder morgen, oder längstens in drei Tagen. Schwänzen ist schließlich kein Dauerzustand, sonder ein kurzes Verduften zwischendurch. Irgendwann wird man das kleine Telefon aus der Tasche fummeln und daheim eine Nachricht deponieren: Hör mal, es ist jetzt halb zehn und ich sitze auf der Fraueninsel beim Entenfüttern. Bin im Café Central in Innsbruck, Gilmstraße, und trinke gerade meine zweite Melange. Stehe auf dem Dreisesselberg und gehe jetzt runter nach Lackenhäuser. Wartet nicht auf mich. Vielleicht ist es dieser Morgen gewesen, dass man partout nicht zu Hause frühstücken wollte. Die Luft, die vor Sonnenaufgang durchs offene Fenster kam, derart beißend frisch, dass es einen in den Nasenlöchern fror. Das durchgedrehte Vogelremmidemmi in den Bäumen – Krakeelen, Wetzen, Pumpen, Ruckeln. Der Geruch nach Gras, Tau und Apfelblütenblättern, von denen es ein paar auf den Dielenboden getrieben hat. Der Himmel, der wolkenlos und blau werden würde wie die Hundszungen im Gartenbeet. Und dann das Auftauchen des Sonnenballs, der das Zimmer, nur kurz, in Rotgold badete.
Foto: Moser
Foto: Scherf
Kallmünz (wie auch Titelfoto)
Falkenberg [1-09] Natur + Umwelt BN-Magazin
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Foto: Grabe
Foto: Moser
Foto: Ammon
Königssee
Was für ein Tag! Den werden wir uns stehlen, aber sofort. Ausgeschaltet bleibt der Computer, knittrig die Bügelwäsche, verkrustet das Geschirr. Abhauen: Zu einer dieser kleinen Extratouren in die Nähe, nach denen einen anfallartiges Bedürfnis packt. Katzen füttern, ein Kaffee im Stehen. Wohin man aufbricht, das entscheidet einzig ein kleines Sehnen, ein inneres Bild, das gerade stärker ist als andere. Alpenwärts, wenn es ein Tag der Fernsicht ist? Vielleicht mal wieder nach Passau und das Vogelreservat in den Innauen begucken? Ins Dachauer Hinterland, oder gar über die böhmische Grenze?
Las Palmas, schwere Prüfung Aus der angeblätterten Zeitung plärrt einem ganzseitig »Ratzfatz weg!« entgegen, eine von diesen BilligfliegerAnnoncen, »Das große Kribbeln. Fliegen in den Wonnewochen!« – »Nix wie weg! Sechzig Sonnenziele!« Na vielen Dank, jetzt das Parkdeck Modul B des Großflughafens, und dann blödes Malta oder Manacor … unlustig auf solche Plätze ist man nicht, weil man ein großer Ökoheiliger und Kerosin-Nachrechner wäre, sondern weil man von derlei Budget-Strandparadiesen ein paar kennenlernen durfte, eine schwere Prüfung, Las Palmas oder Hammamet. Die Sonne bescheint heute Bayern auch, was sie, zugegeben, nicht an Hunderten Tagen tut, aber dann wär’s ja hier auch so beige-verbrannt wie an all den verkaufsschlagermäßigen SONNE!-Destinationen. LastMinute-Reisende sind wir selber – à la minute können wir uns in lauter Gegend stürzen, sobald wir den Hausschlüssel umgedreht haben, ein fideles, freies Unterwegsgefühl haben wir auf unseren Eskapaden vom
Foto: Moser
Im Murnauer Moos
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Start weg – und sind nicht erst »verreist«, wenn wir uns auf ein Hotelzimmerbett plumpsen lasen, verschwitzt von stundenlangem Verfrachtetwerden in ein Land, das sich viel schwüler und stickiger anfühlt, als wir dachten. Eigentlich bin ich in den vergangenen Jahren immer weiter ins gar nicht so kleine Lager der Reisemuffel hineingerutscht. Heute geht es mir, wie offensichtlich einer wachsenden Zahl von Bodenhaftern, immer öfter so, dass die Aussicht auf den Zustand »Verreistsein« (es gibt natürlich Ausnahmen) eher Unwohlsein als Vorfreudebibbern auslöst. Je mehr permanentes LebensHopping die Flexibilisierungs-Zeitläufte fordern, desto bockiger scheint das unsereinen zu machen. Uns graust es schon vorm Packen, diesem üblen Suchen, Falten, Stopfen. Uns graust es vor den Durchschleusungs- und Verteilerplätzen des Reisens, wo man uns sortiert, bündelt und weiterverschiebt.
Frühtau-zu-Berge-Regression Und dann ist man am Ziel – in einem dieser Hotelzimmer halt, wo man einen Plastikschuhlöffel und zwei Golden-Delicious-Äpfel, aber niemals genügend kaltes Mineralwasser vorfindet, wo man auf der Bettkante telefonieren muss, mit Blick in die Nasszelle, auf die reliefartigen Frotteebuchstaben der Duschvorlage und den Schwenkarm des Runzelvergrößerungsspiegels. Vielleicht gibt es auch ein Schwimmbad, »irgendwo im zweiten Stock ein schweigendes, blaues Viereck, das aussieht wie jene Becken, in denen Brennstäbe versenkt werden« – so Eva Demskis Hotel-HallenbadAssoziationen. Womöglich ist es die lange Kette solcher Mißbefindlichkeiten des »erwachsenen«, »vernünftigen« Reisens, in der Erinnerung verschwimmend zu einem einzigen gereizten Druckund Unbehaustheitsgefühl, die eine Art ImFrühtau-zu-Berge-Regression bewirkt hat. Nostalgie, na schön. Der prallen Gegenwart, siehe oben, kommt man eh nicht aus bei den kleinen Fluchten, den Mikroreisen, den krummen Touren auf den Sträßchen der Nähe, der engen und etwas weiteren, sagen wir’s ruhig, Heimat. Heute muss man sich eher gegen die Carolin-Reiber-GotthilfFischer-Bilderwelt abgrenzen, wenn man deutsch/österreichische Lande bereist: Foto: Teilnehmer
Tal der Laaber
Ammer-Schleierfälle
Natur + Umwelt BN-Magazin [1-09]
schlimmstenfalls war unlängst die Volkstümliche Hitparade vor Ort.
Heuduft statt Provencekräuter Aber es wäre ein Jammer, wenn einen das Jodelspießertum abhalten würde von der kleinräumigen Erkundung mitteleuropäischer Landschaften und Kulturräume. Entreißen muss man diesen Verhunzern und ihrer Gefolgschaft die Bilderhoheit über Stadtlandfluss hiesiger Gefilde! Und wenn man dann abseitig umherrutscht auf Landsträßchen, Bauernwegen, manchmal sogar Alleen, dann wird man ein paar banale, aber ans Herz gehende Erfahrungen wiederentdecken: wie wohlgefällig es ist, dass hierzulande die Sommer frisch und grün sind und nicht gelbverdorrt, dass es nach Heu riecht statt nach Provencekräutern, dass man von Kastanien mindestens so kühl beschattet wird wie von Platanen und Pergolas. Und dass man im weichen Moorwasser eigentlich lieber schwimmt als in Algen, Quallen und Salz. Ungeahnte Landschaftseuphorien kann man erleben, aber auch gemischte Gefühle bis zur harschen Desillusionierung, fad ist mir selten geworden. Ist man vielleicht ein gar zu genügsames schlichtes Gemüt, womöglich »profund einverblödet ins Gewohnte«, wie Doderer einmal lästerte, wenn man derartige Nichts-Besonderes-Lebensmomente so mag? Man rätselt schon manchmal, was es ist, das einem die heimische Landschaftsstimmung, oft so gar nicht spektakulär, im Grunde teurer macht als die weißen Küsten, die blauen Berge der Ferne. Immer fällt mir dann der Banff National Park in den kanadischen
Rocky Mountains ein, Jahrzehnte her, dass ich da mal war. In einer opulenten Bergsteiger-Lodge, die Climber sahen aus wie kalifornische Surfboys, und alles war von gewaltigen Ausmaßen: das gehauene Balkenwerk, die Natursteinkamine, die rustikalen Fauteuils in der Lounge.
Heimweh statt Highway Es hat mich dort ein Heimweh nach den bayerischösterreichischen Kalkalpen überfallen, das ich für einen immerhin erwachsenen, wenn damals auch noch jungen und Ferne-Welt-versessenen Menschen, nicht für möglich gehalten hätte. Alles falsch, da in Alberta: die Straßen zu highwayhaft gerade, die Bergtäler zu breitgedehnt und zu dicht bewaldet – keine grasigen Mugel, keine zirbenen Heustadel, keine Almen! Die Kuhglocken sind mir abgegangen, die hölzernen Brunnentröge, die Tiefblicke auf eine Turmzwiebel und die verräucherte Kachelofen-Niedrigkeit der alten Hüttenstuben im Karwendel oder Kaiser. Und die Namen habe ich vermisst: Hochbrunnsulzenscharte, Kopftörlgrat, Seeleinsee, Scharfreiter … was hatten Mount Fatigue und Assiniboine mir zu sagen? Ich mag nicht die ganzen tourismuskritischen Lamentos nachbeten, die der ausufernden Mobilität natürlich zu Recht ankreiden, dass sie das vernichtet, wonach sie so hektisch wühlt. Es ist auch nicht unbedingt mein überentwickeltes sozialökologisches Verantwortungsbewusstsein, das mich für den ExotenTourismus weitgehend immun macht. Ich finde bloß in der Ferne erfahrungsgemäß nicht, was ich suche.
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Foto: privat
Foto: Landschaftspflegeverein VöF e.V.
Kloster Weltenburg
Die Autorin Renate Just arbeitet als freie Journalistin, heute vorwiegend für die »Zeit«. Der hier abgedruckte Text ist ein Auszug aus ihrer sehr empfehlenswerten Buchreihe »Krumme Touren. Reisen in die Nähe«, erschienen im Kunstmann-Verlag, Infos unter www.kunstmann.de.
Bayern erleben mit dem BN Bayern ist schön. Und Sie haben diese Schönheit bewahrt. Ja Sie, liebe Mitglieder und Förderer des Bundes Naturschutz. Denn ohne Sie könnte der BN sich nicht überall im Land dafür einsetzen, dass Täler nicht überflutet, Moore nicht trockengelegt, Berge nicht verschandelt, Wälder nicht gerodet
werden. Als Dankeschön haben wir mithilfe der BN-Kreisgruppen und anderer Partner einige Angebote zusammengestellt, mit denen Sie Bayerns Schönheit genau dort erleben können, wo sie mit Ihrer Hilfe gerettet wurde. Wir wünschen Ihnen viele unvergessliche Naturerlebnisse. Ihr BN. (göß)
Noch viel mehr Freizeittipps
Freude an der Schöpfung Mit einer Wallfahrt und einem musikalisch gestalteten Gottesdienst im Freien danken am 12. Juli der BN und die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal (AGH) dafür, dass das Tal nach 20 Jahren Kampf nun endlich vor dem Stausee gerettet ist. Kontakt und Infos: www.aghafenlohrtal.de
Natur und Geschichte am Grünen Band Vier Erlebnistouren mit Audio-Guide an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Kontakt und Infos: www.erlebnisgruenesband.de, www.frankenwald-tourismus.de
Illustrationen: Schellmoser
Da ist ganz schön was geboten, beim BN, oder? Dabei stellen die Freizeittipps auf dieser Seite nur einen Auszug aus dem dar, was Sie mit dem BN in Bayerns Natur unternehmen können. Schauen Sie unbedingt auch ins Internet. Unter www.bund-naturschutz.de/urlaub finden Sie ausführlichere Beschreibungen zu den hier im Heft nur knapp vorgestellten Angeboten (Treffpunkt, Anfahrt, Dauer, Kosten …) viele weitere Tipps und Veranstaltungen: Rhönschafe streicheln in Ginolfs, spazieren durch die blühenden Kirschgärten der Kalchreuther Höhe, Biberburgen bewundern bei Thalmässing, wandern zur Smaragdlibelle im Werdensteiner Moos … den Kontakt zum BN in jedem Landkreis, egal wo Sie wohnen oder Urlaub machen (www.bund-naturschutz.de/ bnvorort) Also, worauf warten Sie? Planen Sie jetzt Ihr Urlaubserlebnis mit dem BN.
Den Main erfahren mit dem Kanu Erleben Sie den Main hautnah dort, wo er mit BN-UnterstĂźtzung renaturiert wurde. Auf dem ÂťKanuwanderweg ObermainÂŤ haben sich Veranstalter auf ein naturnahes Konzept verpflichtet, das der BN mit ausgearbeitet hat. Kontakt und Infos: www.flussparadies-franken.de. FĂźr begleitete Touren: BN-Kreisgruppe Lichtenfels, www.lichtenfels. bund-naturschutz.de
Radeln in unberßhrter Natur Erfahren Sie auf neuen Radwegen das wunderbare Waldnaabtal, das ohne den Einsatz des BN in einem riesigen Stausee versunken wäre. Kontakt und Infos: www.oberpfaelzerwald.de
Karpfen pur Natur Wandern Sie durch das Naturschutzgebiet Vogelfreistätte Mohrhof zum BN-Projekt ÂťKarpfen pur NaturÂŤ. AnschlieĂ&#x;end gibt’s leckere Karpfenspezialitäten. HĂśhepunkt ist ein Schauabfischen am 12. September. Kontakt und Infos: www.karpfenpurnatur.de
Staunen Ăźber Eisvogel und Co Am 19. April lädt der BN Sie ein, die faszinierende Vogelwelt zu bestaunen, die an den BN-Weihern einen Lebensraum findet. GenieĂ&#x;en Sie den herrlichen Blick von der neu errichteten Ausflugskanzel. Kontakt und Infos: www.ambergsulzbach.bund-naturschutz.de
Reichswaldfest feiern Das beliebte Fest, heuer am 18. und 19. Juli, wirbt fĂźr den NĂźrnberger Reichswald, der ohne BN-Engagement seine Bedeutung als Naherholungsgebiet weitgehend eingebĂźĂ&#x;t hätte. Mit tollem Kinderprogramm. Kontakt und Infos: www.bundnaturschutz.de
Hutanger-Erlebnisgebiet Zum Wanderurlaub in der schÜnen Hersbrucker Alb gehÜrt ein Besuch im Wengleinpark, Bayerns ältestem Naturschutzgelände. Begegnen Sie dem seltenen Feuersalamander! (siehe auch S. 25) Kontakt und Infos: www.wengleinpark.de
Der Durchbruch Ein idealer Familienausflug, am 29. August: Wandern von Kelheim entlang der Donau zum Kloster Weltenburg, Brotzeit im Biergarten und zurßck per Schiff durch die faszinierende Felsschlucht der Weltenburger Enge. Der berßhmte Donaudurchbruch wäre ohne den BN einem Kraftwerksprojekt zum Opfer gefallen. Kontakt und Infos: www.voef.de
Raderlebnis im Donauried GenieĂ&#x;en Sie die Weite und Ruhe des Donaurieds, Deutschlands zweitgrĂśĂ&#x;ter Offenlandschaft. Am besten mithilfe der Radwanderkarte der BN-Ortsgruppe Tapfheim, die auch Angebote fĂźr Gruppen organisiert. Kontakt und Infos: www.donauries.bund-naturschutz.de
Erfahrung freier Fluss Kultur- und Erlebnisfahrt mit der ÂťMS DeggendorfÂŤ, Informationen aus erster Hand vom BN-Vorsitzenden Hubert Weiger. Am 9. August. Weitere Donau-Termine: Donaufest am 21. Mai, Radtour um die IsarmĂźndung am 28. Juni. Kontakt und Infos: www.bn-deggendorf.de, Tel. 09 91 - 3 25 55
www.bund-naturschutz.de/urlaub
Nymphenburg mal anders Verbinden Sie Kultur und Natur, mit einer gefßhrten Wanderung am 13. Juni im Nymphenburger Schlosspark. Der Park wurde auf BN-Vorschlag als FFH-Gebiet geschßtzt. Die Wanderung ist nur ein kleiner Auszug aus dem vielfältigen Programm der BN-Kreisgruppe Mßnchen. Kontakt und Infos: www.bnmuenchen.de, Tel. 0 89 - 51 56 76 -0
Wilde Schluchten, Wasserfälle Erwandern Sie am 1. Mai mit dem BN die imposante Starzlachklamm am FuĂ&#x;e des GrĂźnten und die BN-eigene Waldfläche ÂťSannaholzÂŤ, die seit 1995 der natĂźrlichen Entwicklung Ăźberlassen wird. Kontakt und Infos: www.kempten.bund-naturschutz.de
Bayern wie gemalt Wassily Kandinsky lieĂ&#x; sich vom Murnauer Moos inspirieren. Erleben Sie am 5. Juli die besondere Stimmung in diesem groĂ&#x;artigen Mosaik verschiedenster Lebensräume, das durch BN-Engagement vor Torfabbau und anderen Gefahren gerettet wurde. Kontakt und Infos: Dr. Rudi NĂźtzel, Tel. 0 89 - 51 56 76 -0
Superlative am Predigtstuhl Fahren Sie mit der ältesten Kabinenseilbahn Europas auf den Predigtstuhl bei Bad Reichenhall. Ăœbernachten Sie im hĂśchstgelegen Berghotel Deutschlands. Erfahren Sie mit dem BN die Faszination der Berge – und viel Wissenswertes Ăźber den Bergwald. Termin nach Vereinbarung. Kontakt und Infos: Peter Fischer, Tel. 0 86 51 - 55 45.
Dem Adler begegnen Die Wanderung fĂźhrt am 17. Mai zu einem Adlerhorst im Nationalpark Berchtesgaden, dessen GrĂźndung mit auf das Engagement des BN zurĂźckgeht. Mit etwas GlĂźck kĂśnnen Sie das Adlerpaar sogar beim FĂźttern des Jungvogels beobachten. Kontakt und Infos: www.berchtesgadener-land.bund-naturschutz.de
Unterwegs zur Natur mit den »Bund Naturschutz Reisen« Foto: Moosrainer
Reiseziel: Entschleunigung Bewährte und neue Angebote in Bayern und Österreich bereichern das Angebot 2009 der BN-Reisen. Geschäftsführer Thomas Müller erklärt die Philosophie der BN-Tochter und weckt die Reiselust.
Foto: BN Service GmbH
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Der Autor Thomas Müller ist neuer Geschäftsführer der Bund Naturschutz Service GmbH.
ntschleunigung« bezieht sich bei uns nicht nur auf die ökologische und gelegentlich langsamere Anreise durch Bahn, Bus oder Schiff, es steht auch als Motto für die unterschiedlichen Reiseziele, Themen und Akzente. Gerade die näheren Ziele in Bayern und Österreich lassen erkennen, dass es verschiedene Zugänge zur Natur geben kann. Einerseits bieten wir wieder BN-Klassiker wie »Wandern im Bayerischen Wald und Böhmerwald«, oder »Vielfalt alpiner Natur im Nationalpark Berchtesgaden« an. Andererseits werden auch neue Themen und Wege des Reisens aufgegriffen wie etwa das naturpädagogische Angebot »Naturelemente in den Alpen erleben« oder die Kanufahrt auf der Isar »Reise am grünen Fluss«.
Reise am grünen Fluss Unter diesem Motto bieten die BN-Reisen im Juli erstmals eine Kanufahrt auf der Isar mit mehreren Wanderungen an, geleitet vom erfahrenen Outdoor-Trainer und Naturfotografen Mark Robertz. Ausgangspunkt ist am 12. Juli das idyllische oberbayerische Mittenwald, von wo es zum Isarursprung nach Scharnitz in Tirol geht. Neben den ersten Paddelübungen am Sylvensteinsee wird am zweiten Tag das verzweigte Flussbett der Isar zwischen Wallgau und Vorderriß erkundet. Weiter geht es an den folgenden Tagen durch die Anhängsel des Karwendelgebirges und das Alpenvorland nach Bad Tölz, dann durch die Schotterebene und weiter nach Landshut. Dort besteht die Möglichkeit, den Auwald, die »Regenwälder der niederbayerischen Isar«, zu erkunden. Nach knapp 300 Kilometern und sieben erlebnisreichen Tagen erreichen die Kanuten schließlich die Mündung der Isar in die Donau. Reiseleiter Mark Robertz ist sich sicher: »Wer diese Tour mitmacht, wird verstehen was es heißt, Flüsse als lebenswichtige Adern der Erde zu betrachten«.
Das ganze Programm Entschleunigen mit den BN-Reisen können Sie natürlich nicht nur in Bayern, sondern auch bei der Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn (1. bis 19. Juli), den »Grenzerlebnissen am Grünen Band zwischen Altmark und Elbe« (7. bis 12. Juni) oder in den »5 Nationalparken – Urwald, Moore und Dünen in Polen und Litauen« (1. bis 11. Juni). Entdecken Sie das vielfältige Programm der BN-Reisen. Bestellen Sie den Jahreskatalog 2009 mit der Postkarte am Anfang dieser N+U. Auskünfte und Anmeldung bei: BN-Reisen, Eckertstr. 2, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 5710, Fax 9 99 57 - 99, www.bund-reisen.de, info@bund-reisen.de.
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Sonntag, 12. Juli bis Sonntag, 19. Juli. Preis für Mitglieder 1090 Euro.
Naturelemente in den Alpen erleben Entschleunigung bedeutet auch, seine Sinne zu schärfen und neue Zugänge zur Natur zu finden, die dann ein besonders intensives Naturerlebnis ermöglichen. Deshalb haben wir im BN-Katalog auch diesem Thema Raum verschafft. »Naturelemente in den Alpen erleben« heißt diese Reise der besonderen Art. Ausgangspunkt sind Kufstein und das Hans-Berger-Haus im Kaisertal. Schwerpunkt des Angebots mit den beiden Naturpädagoginnen Melanie Diller und Saskia Kentner ist die Entdeckung der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer inmitten reizvoller Naturlandschaft. Neben verschiedenen Wanderungen bieten die beiden Reiseleiterinnen Wahrnehmungs- und Atemübungen, eine Kräuterwerkstatt, tägliche Morgenmeditation, Reflexionen und einen abendlichen Ausklang am Lagerfeuer. Montag, 27. Juli bis Sonntag, 2. August. Preis für Mitglieder 660 Euro.
Vielfalt alpiner Natur Der Nationalpark Berchtesgaden steht im Mittelpunkt dieser viertägigen Reise. Bei den hochalpinen Wanderungen durch die Wimbachklamm zur Wimbachgrieshütte oder der Wanderung auf alpinen Stegen über Trischübl (1798 Meter) und Hundstod-Gatterl zum Kärlingerhaus im Steinernen Meer (1601 Meter) erwarten die Teilnehmer unvergessliche Ausblicke und unzählige herrliche Fotomotive. »Geologische und hydrologische Phänomene begleiten uns auf Schritt und Tritt, wie auch Formen der Vegetationsentwicklung«, weiß der bewährte Reiseleiter Peter Wörnle. Der Nationalparkkenner ist gerade auch als Experte der subalpinen und alpinen Pflanzen- und Tierwelt hoch geschätzt. Die Erlebnisse und Eindrücke der herbstlichen Natur werden die Teilnehmer lange in Erinnerung behalten. Mittwoch, 16. bis Samstag, 19. September. Preis für Mitglieder 310 Euro.
Braunbär im Tierfreigelände (links) Wildniscamp am Falkenstein
Foto: Moser
Zwei BN-Angebote im Nationalpark Bayerischer Wald
Sprung ins Waldmeer
Foto: Pöhlmann
Übernachtungen mit Frühstück und Abendessen, wahlweise in der »Pension am Regen« im Luftkurort Bayerisch Eisenstein oder im »Landhotel Tannenhof superior« in Spiegelau. Ausgestattet mit Wanderkarte, ausgearbeiteten Routen und einem Wanderrucksack mit Lunchpaket, wird der Gast in das Abenteuer Wald entlassen. Zwei Mal lotst ein fachkundiger Führer die Nutzer des Pauschalpakets durch die Wildnis. Termine individuell zwischen 1. Mai und 8. November. Preise für Mitglieder 299 Euro (Pension) oder 339 Euro (Hotel).
Die Bäume recken sich etwas höher empor als anderswo. Es ist ein bisschen dunkler, unten, am duftenden weichen Boden. Wald, so weit das Auge reicht.
U
nd die Wege, die sich durch den Wald schlängeln, sind lang. Sie nehmen kein Ende, verzweigen sich in die 24 000 Hektar des Nationalparks Bayerischer Wald – der gemeinsam mit dem Böhmerwald größten zusammenhängenden Waldfläche Zentraleuropas. Wer im Nationalpark unterwegs ist, durchschreitet auf seinen Wegen ein weites Waldmeer. Es ist lebendig, wach, selbstbewusst und wild. Aber auch dem über toten Baumstämmen hereinbrechenden Licht, das die maroden Hinterlassenschaften des Borkenkäfers sichtbar macht, begegnet der Wanderer. Den Holzleichen, auf denen eine neue Pflanzengeneration heranwächst. Der Kreislauf von Werden und Vergehen – hier im ältesten Nationalpark Deutschlands ist er hautnah zu erleben.
Hautnah und individuell Wer den Nationalpark auf eigene Faust erkunden will, kann das Pauschalpaket der BN-Reisen nutzen: sieben
Kompetent geführt Wer eine komplett geplante Exkursion vorzieht, kann mit den BN-Reisen an vier Tagen im Juni die Welt des Nationalparks noch genauer ergründen. Von Bayerisch Eisenstein aus geht es am ersten Tag mit der Waldbahn zum »Haus zur Wildnis«. Nach einer Führung wandern die Teilnehmer zum Wildniscamp am Falkenstein. In die Berge machen sich die Urlauber am zweiten Tag auf. Die Totholzflächen am Lusen werden überquert, um dann in einen neu entstehenden Bergmischwald in Richtung Rachel zu gelangen. Der Wald kennt keine Grenze, und so folgen ihm die Wanderer am dritten Tag auch hinüber auf die tschechische Seite, in den Nationalpark Sumava. Das bayerische Urwaldgebiet offenbart sich am vierten Tag zwischen Zwieslerwaldhaus, Mittelsteighütte und Hans-Watzlik-Hain. Am Ende erwartet die Wanderer die rustikale, nur zu Fuß erreichbare Wirtschaft »Schwellhäusl«. Donnerstag, 4. bis Sonntag, 7. Juni. Preis für Mitglieder 290 Euro.
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Neuer BN-Wanderführer für den Steigerwald
Unterwegs zum Nationalpark Als »Herz Frankens« titulieren Touristiker gerne den Steigerwald. Das Prädikat »Nationalpark« wäre in diesem Sinne ein wahrer Herzschrittmacher. Der Bund Naturschutz wirbt aktiv für diese Idee.
das, was neudeutsch »Entschleunigung« genannt wird. Neben zahlreichen Museen und kulturellen Veranstaltungen ist die fränkische Region für ihre unzähligen kleinen Brauereien berühmt. Aber auch Liebhaber der Frankenweine kommen im Steigerwald ganz auf ihre Kosten. So kann sich etwa der Wanderer je nach Gusto entscheiden, ob er abends mit einem Schoppen oder mit einem frisch gezapften Bier zur würzigen Wildschweinbratwurst anstößt.
Wanderführer als Wegbereiter In Theinheim hat ein Wirt schon die Chancen erkannt und einen Wanderweg mit verschmitzten Waldwichteln und geheimnisvollen Eulen bestückt. Seinen hölzernen Waldgeistern können Sie auf einem der fünf Wege begegnen, die der neue BN-Wanderführer »Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald« beschreibt. Die abwechslungsreichen Wandertouren führen zu ausgewählten Naturschönheiten und laden ein, an markanten Methusalem-Bäumen zu verweilen. Ausgewählte Gaststätten sorgen mit regionaler Kost für Ihr leibliches Wohl. Entlang des Weges macht der BN-Wanderführer auf ökologische Besonderheiten aufmerksam, der Blick wird geschärft für Urwaldartiges, die Scheu genommen
Foto: Stephan
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BN fordert Steigerwald-Studie Der Bund Naturschutz fordert von Bayerns Umweltminister Söder eine Machbarkeitsstudie für einen Nationalpark Steigerwald. In der Studie sollten auch dessen ökonomische und soziale Auswirkungen geprüft werden, so der BN am 22. Dezember. Mehr dazu unter www.bund-naturschutz.de/presse/ pressemitteilungen.
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hne Frage ist der oberste Sinn eines Schutzgebietes, die Natur zu schützen. Niemand muss aber befürchten, dass aus einem Nationalpark Steigerwald die Menschen ausgesperrt würden, im Gegenteil. Explizit soll ein Nationalpark nämlich der Strukturförderung dienen und das Gebiet der Bevölkerung zu Bildungs- und Erholungszwecken nutzbar machen. Ein klares Ja also zum sanften Tourismus. Und dieses Konzept geht auf. Erst im vergangenen Jahr zeigte der Würzburger Regionalforscher Prof. Dr. Hubert Job mit einer Studie am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald, dass dessen 760 000 Besucher jährlich mit 27,8 Millionen Euro noch einmal doppelt so viel Geld in der Region ausgeben wie schon der Staat in den Park investiert. Mit dem Titel »Nationalpark« könnte auch der strukturschwache Steigerwald von den Millionen aus Tourismus und staatlichen Förderprogrammen profitieren. Neben den aus Naturschutzsicht wertvollen alten Buchenbeständen unterstreicht Job besonders die zentrale Lage in Nordbayern und die Nähe zu den Weltkulturerbe-Städten Würzburg und Bamberg. Ein Nationalpark Steigerwald wäre als naturnaher Erholungsraum eine wichtige Ergänzung zu den Städten der Metropolregion Nürnberg. Zumal die Marke »Nationalpark« nicht nur Tagestouristen anzieht, sondern Übernachtungsgäste aus ganz Deutschland. Viel zu bieten hat die Steigerwaldregion allemal! In der Ruhe der Buchenwälder findet man ganz schnell
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Den Wanderführer gibt’s demnächst bei der BN Ser vice GmbH, Kontakt siehe unten. Bei den BN-Kreisgruppen Bamberg, Haßberge und Schweinfurt können Sie auch geführte Wanderungen vereinbaren. Kontaktdaten unter www.bund-naturschutz.de/ bnvorort. Und der Wanderführer zum Download: www.bund-naturschutz.de/wald.
vor einem »unordentlichen Wald«. Der Weg lädt dazu ein, mit eigenen Sinnen zu entdecken: bizarre Baumgestalten, Totholz voller Leben oder Uraltbäume wie die »Napoleonbuche«. Dank dieser Kombination ist der neue BN-Wanderführer ein Wegbereiter in zweierlei Hinsicht: Er führt die Besucher in einen erlebbaren Urwald, und er vermittelt das Wissen, um den Steigerwald als ein Ökosystem zu verstehen, das es zu schützen lohnt! Ralf Straußberger, BN-Waldreferent
Neuer Bildband zum Steigerwald Wunderschöne Bilder von Thomas Stephan und Texte des besten Kenners der Region, Dr. Georg Sperber: Wer bis dahin noch nicht von der NationalparkQualität und dem herausragenden touristischen Wert des Steigerwaldes überzeugt war – nach der Lektüre dieses Buches wird er es sein. Georg Sperber und Thomas Stephan: Frankens Naturerbe. Buchenwälder im Steigerwald. Verlag Fränkischer Tag, 176 Seiten, 176 Farbfotos, Euro 29,95, ISBN 978-3936897-62-3. Zu bestellen auch über die BN Service GmbH, Tel. 0 91 23 - 9 99 57-0, info@service.bund-naturschutz.de
Welchen Stellenwert haben Ressourcenschonung oder Klimaschutz in den Planungen der Touristikbranche? Wir haben in vielen Bereichen Fortschritte gesehen. Ich bin durchaus der Meinung, dass der Tourismus in puncto Naturverträglichkeit, Regionalität von Produkten und Ressourcenmanagement in Hotels nachhaltiger geworden ist. Wobei man dies von Fall zu Fall modifizieren muss. Der Knackpunkt ist und bleibt aber die Mobilität, die für den Klimaschutz wichtigste Komponente des Tourismus. Was sich dort tut – oder eben nicht tut – ist ein Trauerspiel. Wir brauchen hier eine tief greifende Veränderung des Reiseverhaltens und der touristischen Angebote, also: Umstieg auf Bahn und Bus, mehr Nahziele, Fernreisen mit verlängerter Aufenthaltsdauer und ergänzend eine konsequente Kompensation von Treibhausgasemissionen. Urlaub mit Spaß und ohne Reue: Welche Rolle spielt das ökologische Gewissen bei der eigenen, individuellen Urlaubsplanung? In der deutschen Bevölkerung, und auch in vielen anderen Industrieländern, gibt es ein hohes Bewusstsein für den Klimawandel. Zwischen Bewusstsein und tatsächlichem Verhalten klafft aber eine große Lücke. Untersuchungen haben gezeigt, dass man im Alltag viel eher geneigt ist, sich ökologisch zu verhalten, als im Urlaub. Da will man auf nichts verzichten. Bayern gilt mit 16 Millionen Gästen allein in der Sommersaison 2008 als Deutschlands Urlaubsland Nr. 1. Ist es das auch im Sinne eines nachhaltigen Tourismus? Gästezahlen allein sind nicht unbedingt ein Indikator für die Belastung durch Tourismus. Es kommt auch sehr wesentlich darauf an, wie Tourismus gesteuert wird, wie sich Urlauber verhalten. Werden etwa öffentliche Verkehrsmittel anstelle von Pkw genutzt, und achtet man konsequent auf Ressourceneinsparungen, dann lassen sich auch hohe Touristenzahlen nachhaltig managen. Problematisch ist allerdings, dass sich Tourismus häufig genau auf die Gebiete konzentriert, die auch ökologisch wertvoll und empfindlich sind, nämlich auf Gewässer und Hochgebirge. Ein großer Teil des sanften Tourismus in Bayern findet in den Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden statt. Sehen Sie Chancen durch einen dritten
Tourismustrends im Zeichen von Klimawandel und Wirtschaftskrise
Wohin geht die Reise? Der Tourismusprofessor Dr. Wolfgang Strasdas sieht im N+U-Interview Chancen für nachhaltig organisierte Urlaubsangebote. Auch in einem neuen Nationalpark Steigerwald.
Foto: privat
N+U: 2009 soll ein »Jahr der schlechten Nachrichten« werden. Ist dies vielleicht eine gute Nachricht für den nachhaltigen Urlaub in der Region? Strasdas: Die negativen Auswirkungen der Krise auf den Tourismus zeichnen sich schon jetzt ab. Und dies führt in der Tat zu einer verstärkten Inlandsnachfrage. Wie nachhaltig die sein wird, ist damit noch nicht beantwortet. Zwar stellen Inlandsreisen eine Entlastung für das Weltklima dar, doch bedeutet das eben auch einen stärkeren Druck auf die einheimischen Urlaubs- und Naturgebiete.
bayerischen Nationalpark im Steigerwald für die dortige Region? Untersuchungen haben gezeigt, dass gut gemanagte und vermarktete Nationalparks mit einem interessanten touristischen Angebot Besuchermagneten darstellen. Der Bayerische Wald ist dafür das beste Beispiel. Aber auch später ausgewiesene Nationalparks wie die Müritz oder aktuell die Eifel haben sich in dieser Hinsicht positiv entwickelt und werden von der Bevölkerung unterstützt. Alle reden vom Wetter – vor allem im Urlaub. Leider garantiert unser heimisches Klima selbst im Sommer nicht nur Sonnenschein. Welche Empfehlungen haben Sie für einen erholsamen Familienurlaub im eigenen Land? Viele Tourismusregionen bieten schon jetzt eine ganze Menge wetterunabhängige Attraktionen, etwa im Bereich Kultur oder Wellness. Ich empfehle, wenn möglich, mit der Bahn anzureisen, in einem mittelständischen Hotel, auf einem Bauernhof oder Campingplatz mit Umweltmanagement zu übernachten, regionale Spezialitäten zu probieren und auch aktiv zu sein, also zu wandern, Rad zu fahren oder die Natur zu erkunden. Das ist nicht nur gesund und macht Spaß, sondern ist eben auch nachhaltig. Deutschland und Bayern – das weiß ich noch aus meiner Münchener Zeit – haben in dieser Hinsicht eine ganze Menge zu bieten! Interview: Christoph Markl-Meider
Der Experte Dr. Wolfgang Strasdas, 51, ist Professor für »Nachhaltiges Tourismusmanagement« an der Fachhochschule Eberswalde und Mitglied des Arbeitskreises Freizeit, Sport, Tourismus im BUND.
Kontakt Prof. Dr. Wolfgang Strasdas, Fachhochschule Eberswalde, Friedrich-Ebert-Str. 28, 16225 Eberswalde, wstrasdas@fh-eberswalde.de, www.fheberswalde.de
Urlaub fürs Auge
Web-Tipps für Ihre Urlaubsplanung
Wunderschöne Fotos bayerischer Landschaften zeigen die Bildbände des Buchund Kunstverlags Oberpfalz (www.buchund-kunstverlag.de). »Waldwildnis grenzenlos«, »Das Land vor den Bergen«, »Oberpfälzer Burgen« und weitere Bände können Sie bestellen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-99 95 70, info@service. bund-naturschutz.de.
www.bund-naturschutz.de/urlaub www.bund-reisen.de www.biohotels.info www.wanderbares-deutschland.de www.wanderbares-bayern.de www.fahrtziel-natur.de www.alpine-pearls.com www.forumandersreisen.de www.vertraeglich-reisen.de www.erdeundwind.de www.bauernhof-urlaub.com www.bayern.by
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Illustrationen: Schellmoser
Wir gehen auf Entdeckungsreise Hallo, hier bin ich wieder: Bibo, der neugierige Biber. Heute geht es um Urlaub, die schönste Zeit des Jahres. Am besten nicht so weit weg und trotzdem wunderbar. Zum Beispiel in Bayern. Oder auch mal nur zu Hause. Zu Fuß, mit dem Rad oder dem Boot. Viel Spaß im Urlaub wünscht Euch Reinhard Witt.
Urlaub auf dem Bauernhof
Saison-Thema
Ferien schöner als daheim
Ökologisch unterwegs ein, den Flieger nehmen wir diesmal nicht. Extra nicht. Zu schnell! Außerdem: Wohin soll man denn als Bayer in Bayern fliegen? Höchstens vom Berg runter mit einem Gleitschirm. Bloß nicht im Flugzeug. Was Millionen von Urlaubern Jahr für Jahr wählen, kann doch nicht falsch sein: Bayern als Urlaubsland. Wir haben alles: Sonne, Seen, Flüsse, Berge – und wunderschönste Landschaften. Überall gibt es was zu entdecken, einen wilden Fluss, tiefen Wald, das lichte Tal, warme Seen. Und wie? Größere Strecken fährt man mit Zug, Bus oder noch schöner, dem Fahrrad. Natürlicher geht’s zu Fuß oder im Boot. Beim Urlauben gilt: Je langsamer, um so besser. Wir entdecken umso mehr, je länger Zeit ist.
Auf geht’s
Die Magie der Berge
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as für ein Schmarrn! Erst mühsam und schweißtreibend rauf und dann umso müder wieder runter! Könnte ich doch nur diese Bergspitze da oben wegzaubern.« So habt ihr bestimmt auch schon mal gedacht, wenn eine Bergtour anstand. Und doch – wie wunderbar war es, da oben zu stehen, mit weitem Blick, ein wenig atemlos, Brotzeit zu machen, den Dohlen zuzuschauen. Und wenn man dann abends wieder in der gemütlichen Stube hockt und die Blasen an der Ferse zählt, dann war es auf jeden Fall ein unvergesslicher Ausflug. Berge sind irgendwie magisch.
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Fotos: Witt
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o soll’s denn diesmal hingehen? Auf einen Bauernhof! Schöner und preisgünstiger kann Bayernurlaub kaum sein. Gerade für so Stadtmenschen. Da gibt’s frische Milch und Käse, da kann man herrliche Ausflüge machen und abends ein Lagerfeuer mit dicken Würsten, echtem Fisch und dazu für alle knuspriges Stockbrot. Keine Frage! Das Essen ist gesund, denn wenn wir schon zum Bauern fahren und da was zu essen kaufen, dann muss es bio sein. Und am liebsten suchen wir einen Hof mit vielen Tieren: Hühnern, Gänsen, vielleicht einem Pony und Kühen. Manchmal gibt es sogar Schafe, so ein richtiger Zoo. Wer hat Lust mitzufahren? Vielleicht treffen wir uns ja!
Vielfalt entdecken
Aufmupf
Auf der Spur der Steine
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ei einer Bergtour, der Flusswanderung, beim Fahrradausflug oder am Seeufer, überall liegen Steine. Manche Landschaften wie die Oberpfalz, Oberfranken oder Teile Oberbayerns sind richtiggehend steinreich. Und was für Steine es hat! Gneis, Granit, Glimmer, Nagelfluh, dazu Kalksteine aller Art, Schiefer, Sandstein … Jede Landschaft hat ihre eigenen Steine, manchmal sogar jeder Berg seine. Natursteine erzählen Geschichten aus vergangenen Zeiten, wir können sie sammeln oder einfach damit spielen, einen Bach stauen, Haufen aufsetzen. Also Augen auf beim Wandern. Ein Stein kommt selten allein, und manchmal sind sie fein …
Mupft auf, und weckt was in euch steckt! 14. bis 17. April in Wartaweil Alle Kindergruppen aus Bayern, die sich schon etwas zu alt für eine Kindergruppe fühlen und gerne zu richtigen JBN-Müpfen werden wollen, treffen sich an diesen vier Tagen am Ammersee. Anmelden bis 24. 3. 09, Preis 90 Euro (80 Euro für JBN-Mitglieder)
Aktiventreffen Für Aktive und Interessierte 8. bis 10. Mai 2009 bei Jettenbach An diesem Wochenende lernen sich junge Leute aus ganz Bayern kennen, spinnen Ideen, planen Projekte und haben eine Menge Spaß. Anmelden bis 17. 4. 09, Preis 30 Euro (15 Euro für JBN-Mitglieder)
Mein grünes Profil
Sherlock Holmes auf heißer Spur Rätsel lösen und gewinnen
Auf der Suche nach meinem Traumjob 15. bis 16. Mai 2009 in Nürnberg Wie finde ich meine berufliche ökologische Nische? Wie will ich später einmal leben? Welche Berufe, Aktivitäten und Tätigkeiten ziehen mich wirklich an? Eine zweitägige Orientierung. Anmelden bis 10. 4. 09, Preis 30 Euro (15 Euro für JBN-Mitglieder)
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n diesen Tagen könntet ihr einen solchen Anblick haben: goldgelbe Augen mit einer waagerechten schwarzen Pupille darin. Wunderschöne Augen, zum Verlieben! Doch ein Froschkönig ist das nicht. Das zeigt der zweite Blick. Auf die Haut. Denn die ist bei Fröschen bekanntlich glatt wie ein Kinderpopo. Hier aber haben wir eine Oberfläche mit kleinen und größeren Erhebungen, unter der Lupe wirkt das wie eine richtige Hautlandschaft. Natürlich wisst Ihr jetzt schon, wer das ist. Sieht so ähnlich aus wie ein Grasfrosch, hüpft aber selten und springt gar nicht. Sie läuft dafür auf dem Erdboden, von dessen Farbe sie wohl auch ihren Namen trägt. Also, was ist das für ein Tier?
P.S.: Hier die Auflösung vom letzten Rätselbild: Zu sehen waren Blüte und Samenstand vom Wiesenbocksbart. Gar nicht einfach, oder! Vielen Dank allen, die uns trotzdem geschrieben haben. Ein tolles Naturposter gewonnen haben Ferdinand Bierl aus München und Max Haderlein aus Tübingen, acht Jahre – viel Spaß damit!
Jetzt anfordern! das Jahresprogramm der JBN und das Poster zur Lebens(t)räume-Kampagne
Wer ein guter Natur-Detektiv ist und uns die richtige Lösung schickt, kann diesmal eine tolle Sonnenuhr mit Kompass gewinnen. Schreibt bitte an »Natur+Umwelt«, Stichwort Rätselbild, Dr.-Johann-Maier-Straße 4, 93049 Regensburg, Fax 09 41- 2 97 20 31, nu@bund-naturschutz.de. Bitte vergesst nicht Eure Adresse und Euer Alter.
Infos und Anmeldung Wo nicht anders angegeben: JBN, Trivastraße 13 80637 München Tel. 0 89-15 98 96-30 Fax 089-15 98 96-33 info@jbn.de, www.jbn.de
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Nach dem CSU-Debakel bei der Landtagswahl scheinen Partei und Staatsregierung ihre starre und veraltete Haltung bei mancher Umweltfrage zu überdenken. Doch die Aussagen von Umweltminister Söder (Interview) zum Ausbau der Donau und das Ende der Fichtelgebirgsautobahn lassen noch nicht auf einen echten Kurswechsel schließen.
Jetzt konsequent umsteuern!
Fotos: Roggenthin
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Die Autoren Hubert Weiger ist Landesvorsitzender des BN und Bundesvorsitzender des BUND. Richard Mergner ist Landesbeauftragter des BN.
Donau erleben, Donau schützen Erleben Sie die Donau mit dem BN, kommen Sie zum Donaufest und zur Donaufahrt (Seite 14). Setzen Sie damit auch ein Zeichen für den Erhalt des Flusses. Wenn Sie oder Ihre Bekannten noch nicht für die freie Donau unterschrieben haben: Listen finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/donau. Bestellen Sie dort auch unseren DonauNewsletter.
er Bund Naturschutz fordert von Ministerpräsident Horst Seehofer und der bayerischen Staatsregierung einen Neuanfang in der Wirtschafts- und Umweltpolitik. »Wir unterstützen die neue Regierung gerne bei der Umsetzung ihres erklärten Ziels, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern«, so BN-Vorsitzender Hubert Weiger. Der Landesvorstand des BN hofft, dass die neue Staatsregierung aus der weltweiten Wirtschaftkrise, die auf blinde Wachstumsgläubigkeit zurückgeht, und aus dem LandesbankGrößenwahn Konsequenzen zieht. »Klare Leitlinien für ein zukunftsfähiges, ökologisch-soziales Bayern vorzulegen, ist jetzt die Aufgabe von Horst Seehofer«, fordert Weiger. Leider fehlt bislang ein klares Signal des Umdenkens. Der BN hätte sich beispielsweise erhofft, dass die Staatsregierung aus Klimaschutzgründen auf die dritte Startbahn am Flughafen München verzichten würde. Der überfällige Innovationsprozess in der Autoindustrie und bei der Mobilitätspolitik darf nicht mit neuen Steuergeschenken für Spritfresser und Subventionen für den Flughafen- und Straßenbau blockiert werden. »Jetzt ist ein ökologisches Investitionsprogramm gefordert, das mit Energiespartechnik in allen Bereichen gleichzeitig den Klimaschutz voranbringt und Arbeitplätze sichert«, fordert die stellvertretende BN-Vorsitzende Doris Tropper. Sebastian Schönauer, ebenfalls stellvertretender Landesvorsitzender, sieht im Wahlergebnis einen klaren Auftrag an die neuen Minister Markus Söder (Umwelt) und Helmut Brunner (Landwirtschaft), für eine Landwirtschaft und Lebensmittel ohne Gentechnik sowie für eine Reform der Forst-»Reform« zu sorgen. Einen kleinen Lichtblick sieht der BN beim Schutz der frei fließenden Donau. Hier hat sich die CSU in den Koalitionsverhandlungen mit ihrer Forderung nach Staustufen nicht gegenüber der FDP durchsetzen können (siehe auch folgende Beiträge). Sehr erfreulich ist das von Innenminister Joachim Herrmann am 1. Februar verkündete Ende der Autobahnpläne im Fichtelgebirge, ein großer Erfolg des BN und des breiten Bürgerwiderstands vor Ort. Richard Mergner
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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-09]
Alles im
Foto: Kestel
Chancen für ein zukunftsfähiges Bayern?
Staustufen sind nicht durchsetzbar
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ayerns neuer Umweltminister Dr. Markus Söder zeigt uns: Umdenken bei Politikern ist möglich. Seine Aussagen (Interview) lassen für den Erhalt der frei fließenden Donau hoffen. Es wäre allerdings verfrüht, damit auf ein generelles Umdenken in der CSU und der Staatsregierung zu schließen. So erklärte Staatskanzleichef Siegfried Schneider kürzlich: »Am Kurs der Staatsregierung zum Donauausbau hat sich nichts geändert.« Ihren Dissens über die Ausbauvarianten haben CSU und FDP im Koalitionsvertrag festgehalten. Jetzt soll mit erneuten Untersuchungen, für die auf Betreiben der Staustufen-Lobby 33 Millionen Euro Steuergelder bereitgestellt werden, geprüft werden, welche Ausbauvariante machbar ist. Hier sehe ich die Gefahr, dass der Bundestagsbeschluss von 2002, nach dem die Donau zwischen Straubing und Vilshofen nur mit flussbaulichen Maßnahmen ausgebaut werden soll, unterlaufen wird. Die Aussage von Minister Söder zeugt dennoch von einem Erfolg, nämlich vom Erfolg eines breiten bürgerlichen und wertkonservativen Widerstandes gegen die Zerstörung von Natur. Seine Aussage erkennt an, dass die Kanalisierung der Donau nicht mehr durchsetzbar ist, zumal auch im Landtag alle Fraktionen bis auf die CSU sie ablehnen. Dies ist der Erfolg der vielen engagierten Mitglieder des BN und anderer Naturschutzverbände wie LBV und DAV oder Fischer, Jäger und Bauern. Besonders möchte ich mich bei den vielen aktiven Donauschützern im BN bedanken. Dies muss der Beginn eines Umdenkens beim Umgang mit bayerischen Naturmonumenten sein – weg von der Zerstörung, hin zum Erhalt unserer Naturschätze, unserer Heimat. Es ließen sich zudem Millionen von Steuergeldern sparen, wenn endlich der ökologisch optimierte sanfte Donauausbau umgesetzt würde. So würde die vom BN seit Jahren vorgeschlagene Alternative ohne Staustufen über 140 Millionen Euro sparen, rasch den dringend nötigen Hochwasserschutz bringen und die Schifffahrtsverhältnisse verbessern. Wir werden weiter für die Donau, dieses Herzstück unserer Heimat kämpfen. Prof. Dr. Hubert Weiger
Die frei fließende Donau
Umweltminister Markus Söder im N+U-Interview
Herr Söder, Sie stehen für ein gentechnikfreies Bayern, vielen Dank im Namen der BN-Mitglieder. Was haben Sie konkret vor, um Bayerns Natur frei von Gentechnik zu halten? Für grüne Gentechnik gibt es keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Auch ich selbst bin ein großer Skeptiker. Neben dem Prinzip der Bewahrung der Schöpfung sind vor allem die Auswirkungen auf die Ökosysteme nicht ausreichend erforscht. Leider können wir nur bedingt selbst handeln. Denn derzeit entscheidet Brüssel allein über die Zulassung von gentechnisch verändertem Saatgut. Wir müssen uns aus dieser Abhängigkeit der EU lösen. Ob grüne Gentechnik zum Einsatz kommt, muss auf regionaler Ebene entschieden werden – in Deutschland also durch die Bundesländer. Wir wollen einen bayerischen Weg finden. Das bedeutet: Gentechnisch verändertes Saatgut soll bei uns nicht angebaut werden. Bayern sollte eine gentechnikanbaufreie Zone werden. Dafür setzen wir uns in Brüssel ein. Klimaschutz ist nur mit Effizienzsteigerung und Erneuerbaren zu schaffen – und ohne AKW, die mit noch längeren Laufzeiten noch mehr Atommüll erzeugen, für den es keine sichere Entsorgung gibt – oder? Klimaschutz heißt Energiesparen, effiziente Energienutzung und verstärkter Einsatz erneuerbarer Energien. Bayern liegt im bundesweiten Vergleich an der Spitze. Wichtig ist dabei ein breiter Energiemix. Wir setzen auf erneuerbare Energien. Derzeit können sie aber Kernkraft nicht ersetzen. Allein in Bayern würde ein Kernenergieausstieg zu zusätzlichen CO2-Emissionen von weit über 20 Millionen Tonnen pro Jahr führen. Daher müssen wir für eine längere Übergangszeit an Kernenergie festhalten. Allein am bisher prognostizierten Wachstum des Flugverkehrs würde die Verhinderung der Klimakatastrophe scheitern. Gott sei Dank brechen die Fluggastzahlen derzeit ein. Wann stoppen Sie die Planungen für eine dritte Startbahn am Flughafen München? Bei Infrastrukturprojekten muss man immer unterschiedliche Interessen abwägen: die ökonomischen Chancen, die ökologischen Belange und die Sorgen der Bevölkerung vor Ort. All das muss in einem angemessenen Verhältnis stehen. Beim Flughafen München ist der ökonomische Nutzen evident. Um die CO2-Emis-
Foto: stmug
Fluss?
Leben im Einklang mit dem Fluss
sionen im internationalen Luftverkehr zu mindern, gilt es, alle Möglichkeiten zu nutzen. Beispielsweise durch kürzere Wartezeiten bei Starts und Landungen, optimierte Flugrouten oder technische Verbesserungen. Passagiere können dazu beitragen und ihre Flüge über zertifizierte Klimaschutzprojekte »klimaneutral« stellen. Einige Fluggesellschaften bieten diesen Service bereits direkt an. Mittelfristig hilft auch der Emissionshandel, die Klimaauswirkungen durch den Luftverkehr zu verringern. Sollte man aus Ihrer Sicht eine »unabhängige« Untersuchung zum Ausbau der Donau gerade dem Staustufen-Nutznießer Rhein-Main-Donau-AG übertragen? Die neue Staatsregierung hat ihre Haltung zum DonauAusbau im Koalitionsvertrag formuliert. Danach soll es ein ergebnisoffenes Gutachten über die verschiedenen Ausbauvarianten geben. Dazu gehört auch der naturnahe Ausbau. Die Donau ist uns wichtig. Sie ist die Lebensader Bayerns. Daher brauchen wir einen ideologiefreien und sachgerechten Informationsstand. Dann können wir überlegen, wie es weitergeht. Man könnte sich die x-te Untersuchung, für erneut zig Millionen Euro, auch ganz sparen. Warum sagen Sie nicht einfach: Der Umweltminister ist gegen Staustufen, weil sie gegen europäisches Naturschutzrecht verstoßen, weil sie teuer und für die Schifffahrt nicht notwendig sind. Das Landesamt für Umwelt hat die Donau zwischen Straubing und Vilshofen als natürliches Gewässer eingestuft. Diese Einstufung ist keine rechtliche Vorfestlegung für oder gegen einen Ausbau des Abschnitts. Die Bewertung ist das Ergebnis einer langjährigen Untersuchung. Wir sollten uns sehr freuen, dass die Donau in dem Bereich ein natürliches Gewässer mit einer ungeheuren Artenvielfalt ist. Das heißt aber auch, dass man mit ihr sehr sorgfältig umgehen muss. Wir müssen ein Leben im Einklang mit dem Fluss führen. Dazu gehört nicht nur, dass die Donau als Wasserstraße in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig ist, sondern eben auch, dass sie ökologisch sehr wertvoll für Bayern ist. Ob die hochgesteckten ökonomischen Erwartungen als Schifffahrtsweg erreicht werden können, bin ich eher skeptisch. Das Interview führte Manfred Gößwald
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Neuer Besen kehrt nicht um Bei den Fragen des Donauausbaus und der Gentechnik geben Markus Söders Aussagen Hoffnung. Bei Klimaschutz und Atompolitik aber fehlt offenbar jede Bereitschaft, die alten, falschen Wege zu verlassen.
Mehr Söder Wie steht der Umweltminster zur atomaren Endlagerfrage, zum hohen Flächenverbrauch in Bayern und zu seinen Zielen beim Klimaschutz? Lesen Sie das komplette Interview unter www.bund-naturschutz.de/magazin.
Wer hat die schönste Wiese? zugleich landwirtschaftlich genutzten Wiesen im niederbayerischen Teil des Bayerischen Waldes gesucht. Für die schönsten Wiesen gibt es attraktive Preise. Die Bewerbungsfrist läuft bis 15. April 2009, die Preisverleihung findet am 28. Juli beim Pichelsteinerfest in Regen statt. Die Ausschreibungsunterlagen für die Wiesenmeisterschaft sind erhältlich bei den
Foto: Loefflmann
Blumenwiesen sind voller Leben und für die Vielfalt der Landschaft unverzichtbar. Wo es sie gibt, fühlen sich Einheimische und Feriengäste wohl. Leider findet man bunte, standorttypische Wiesen auch im Bayerischen Wald immer seltener. Gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft startet der Bund Naturschutz deshalb im Frühjahr 2009 die Wiesenmeisterschaft. Bei dem Wettbewerb werden die schönsten artenreichen und
Ämtern für Landwirtschaft oder im Internet unter www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft.
Foto: Tinichan / fotolia
Milchbauern auf der rote Liste Der Bund Naturschutz (BN) befürchtet ein weiteres Sterben der Milchbauern, wenn die europäische Milchmenge jährlich tatsächlich um ein weiteres Prozent erhöht wird. Die EU-Kommission hatte Ende letzten Jahres beschlossen, die Milchmenge zwischen 2009 und 2013 um jeweils ein Prozent pro Jahr zu steigern. Je mehr Milch produziert wird, umso stärker sinkt der Milchpreis und umso unrentabler wird die Milchproduktion. Eine Chance, diese Entwicklung aufzuhalten, sieht der BN,
wenn die EU die Milchmengenerhöhung in den Jahren 2010 und 2012 nochmals überprüft. An den bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner appelliert der BN, sich für die Forderungen des Bundes der Milchviehhalter und eine Begrenzung der Milchmenge einzusetzen. Mit einer Grasfütterungsprämie könnten Anreize für die Produktion von Qualitätsmilch geschaffen werden. Mehr Info: www.bdm-verband.org, www.aktivdrei.de
Flächen sparen, Qualität gewinnen 35 Fachleute – von Bürgermeistern über Regierungsdirektoren bis zu BN-Aktiven – diskutierten im November 2008 in Ansbach über Möglichkeiten, auch im ländlichen Raum Flächen zu sparen und Ortskerne weiterzuentwickeln. Besonderen Applaus erhielt der Bürgermeister von Neusitz, Landkreis Ansbach, Rudolf Glas, für das Vorhaben, im Zentrum eines Ortsteils neue
Baumöglichkeiten zu schaffen und über vier Hektar Landschaftsverbrauch am Ortsrand zu vermeiden. »Ein tolles Beispiel, das gerade in Westmittelfranken Schule machen sollte«, lobte der Moderator der Veranstaltung, Tom Konopka vom BN. Beim Ziel, den Flächenfraß zu stoppen und gleichzeitig in den Kommunen Geld zu sparen, hilft auch das Kommunale Flä-
chenressourcenmanagement des bayerischen Umweltministeriums. Der Flächenverbrauch in Bayern liegt derzeit bei 16,1 Hektar pro Tag und damit weiter viel zu hoch.
Einwendungen gegen dritte Startbahn
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Seit 12. Januar und noch bis 10. März können die fast 60 000 privaten Einwender
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ihre Kritik äußern. Skandalöserweise findet das laut der Regierung von Oberbayern »momentan wohl größte deutsche Verwaltungsverfahren« in Unterschleißheim statt, das für viele Bürger aus der Region um den Flughafen sehr schlecht erreichbar ist. Weitere Infos siehe www.bundnaturschutz.de/fakten/verkehr/ flugverkehr/eroerterungstermine Foto: Margraf
An vier Tagen im Dezember 2008 hat der Bund Naturschutz im Rahmen der Erörterungstermine massive Kritik an der geplanten dritten Startbahn am Flughafen München geübt. Die Argumente des Bundes Naturschutz brachten die Gutachter der Flughafen München Gesellschaft und des Luftamts Südbayern dabei stark in Bedrängnis. Zu Beginn der Eröterung hatten der BN und zahlreiche Menschen aus der Region ihren Unmut über den geplanten Flughafenausbau mit einer Demonstration vor dem Gebäude ausgedrückt.
Die BN-Ökostation Wengleinpark bei Hersbruck präsentiert sich in neuem Gewand. Bayerns ältestes Naturschutzgelände, das der Schwabacher Kommerzienrat Carl Wenglein vor 80 Jahren geschaffen hatte, wurde 2008 saniert, erweitert und in ein Hutanger-Erlebnisgebiet umgestaltet. Auf zwölf Hektar können Besucher auf einem Naturlehrpfad das Gelände erkunden und beispielsweise den Eschenbacher Kühanger besuchen – eine der Hutanger genannten historischen Rinderweiden mit alten Eichenhainen und blühenden Magerrasen. Ein weiteres Element des
Naturschutzzentrums besteht in der Integration von Landschaftskunst. So hat etwa eine überlebensgroße Ödlandschrecke aus Eichenholz auf einem Hügel ihren Platz gefunden (Bild). Mehr Infos unter www.wengleinpark.de
Schwarzer Tag für das Isental
Foto: Willner
mit denen das erste Teilstück der heftig umstrittenen Isental-Autobahn gestoppt werden sollte. Trotz dieser Entscheidung will der Bund Naturschutz das Tal weiterhin vor der Zerstörung bewahren. Der BNLandesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger erklärte: »Wir werden das Thema A 94 zu einem zentralen Wahlkampfthema machen. Wir geben noch lange nicht auf und werden uns weiter schützend vor das Isental stellen.«
Mitte Dezember 2008 hat das Bundesverwaltungsgericht alle Revisionsanträge gegen den Bau der A 94 zurückgewiesen,
Der Gerichtsbeschluss bezieht sich auf die ersten sechs Kilometer der »Trasse Dorfen« zwischen Forstinning und Pastetten. Gegen den größten Teil der insgesamt 40 Kilometer langen Strecke durch das Isental stehen weitere Verfahren an. Der BN fordert daher von der Politik, zumindest vorerst auf den Autobahnbau zu verzichten. Mehr Info: www.a94-b12.de
Neues Video über »Natura 2000« Mit einem neuen Video wirbt der Bund Naturschutz für das europäische Naturerbe »Natura 2000« in Bayern. Die Bilderreise führt durch ausgewählte Schutzgebiete vom Karwendel über den Chiemsee bis zur Donau, an der Ilz entlang in den Bayerischen Wald, ins Altmühl-
tal, zu den Sandgebieten bei Nürnberg, zu »Grünem Band«, Rhön und Steigerwald. Aktuelle Gefährdungen zeigen, wie notwendig der Schutz des europäischen Naturerbes ist. Konkrete Beispiele und Interviews verdeutlichen den positiven Einfluss des Natura-2000-
Schutzkonzepts auf Tourismus und Regionalvermarktung. Erhältlich zum Preis von 6,95 Euro beim Bund Naturschutz Service, Tel. 0 91 23 - 99 95 70, info@service. bund-naturschutz.de
Enttäuschung über Zwischenlager-Urteil Schwer enttäuscht zeigt sich der Bund Naturschutz über das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom November 2008, wonach die Lagerung von Atommüll in sogenannten Zwischenlagern zulässig ist. Ein gewisses Restrisiko beim Betrieb nuklearer Anlagen sei hinzunehmen, erklärte das Gericht. Damit wiesen die Richter Verfassungsbeschwerden gegen die Zwischenlager an den drei bayerischen Atomstandorten Niederaichbach, Gundremmingen und
Grafenrheinfeld, die der Bund Naturschutz unterstützt hatte, ab. »Das Urteil bestärkt uns jedoch, die politische Auseinandersetzung für den Ausstieg aus der lebensgefährlichen Atomtechnologie zu forcieren«, bekräftigte der BN-Landesvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger. Der Bund Naturschutz und sein Bundesverband BUND würden die Atompolitik zum zentralen Thema im kommenden Bundestagswahlkampf machen.
Links rechts unten www.klimaklicker.de Viele Wege führen zum Energiesparen. Flashanimationen und Spiele entstauben das trockene Thema, zum Beispiel mit der CO2-Waage, der CO2-Diät und dem CO2-Haushalt.
www.lightcycle.de Energiesparlampen halten länger, verbrauchen weniger – und müssen gesondert entsorgt werden. Die Website zeigt die nächste Sammelstelle.
www.naturgucker.de Sie haben eine seltene Tierart entdeckt? Helfen Sie dem Naturschutz und teilen Sie Ihre Beobachtung online mit. Auch andere Naturfreunde freuen sich über diese Info.
www.ecotopten.de Besonders sparsame Autos sind umweltfreundlicher und kostengünstiger als vergleichbare Modelle am Markt. Ecotopten zeigt die besten Öko-Autos.
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Foto: Frobel
Wengleinpark neu erleben
Foto: Hoch
Ist da noch was frei? Große Anlagen tragen zum Aufschwung der solaren Stromerzeugung bei. Muss man das gestörte Landschaftsbild akzeptieren? Im Bild der Solarpark »Gut Erlasee« bei Arnstein, Landkreis Main-Spessart.
Lösungen bringen manchmal auch neue Probleme. Ohne erneuerbare Energien ist das Klima nicht zu retten. Aber Windräder können das Landschaftsbild stören, Wasserkraftnutzung kann Flusslebensräume vernichten, für »Bio«-Kraftstoffe werden Regenwälder abgeholzt. Unproblematisch erscheint noch die Photovoltaik (PV), die Stromgewinnung mittels Solarzellen. Doch seit hier der Trend zu großen Anlagen auf Äckern und Wiesen geht, wächst bei vielen die Sorge um Bayerns schöne Landschaften.
Für und wider Solaranlagen im Freiland
Solar na klar – nur am Dach? Die Position Der BN hat das Thema im Landesbeirat diskutiert und zu einer Position gefunden, die für kleinere PV-Freilandanlagen durchaus offen ist. Er lehnt aber ab, dass vermehrt Großinvestoren Flächen bis 150 Hektar überbauen, während es bei der Dach- und Fassadenintegration noch riesiges Potenzial gibt.
PRO
PV-Freilandanlagen
CONTRA
Hans Well
PV-Freilandanlagen Prof. Herbert Jans
I
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mmer wieder versuchen besonders bauernschlaue Befürworter der Atomenergie uns Biermösln mit der ungemein listigen Frage, woher denn der Strom für unsere Verstärkeranlage einmal käme, wenn Öl und Gas zu Ende wären, zu verwirren. Wir parieren derartige raffinierte Polemiken geduldig mit dem Hinweis auf Energiesparen und den Ausbau der Erneuerbaren wie Wind, Solar und Erdwärme. Diesbezüglich wähnten wir uns ganz selbstverständlich immer auf voller Linie mit dem BN. Ein Irrtum? Denn bei Windrädern und PVFreilandanlagen hört sich bei so manchem Naturschützer die Energiewende auf, bevor sie überhaupt angefangen hat. Die Ideologie dahinter ist meist, dass eine PV-Anlage ausschließlich auf ein Hausdach gehöre und sonst die Landschaft zerstöre! Als Kind einer 17köpfigen Familie, das kein Bauernstadeldach geerbt hat, und sich seit längerm solaristisch betätigt, weiß ich um die Schwierigkeiten, geeignete Dachflächen zu finden und um die bittere Wahrheit des Gstanzls: Solarapostl übers Land fahrens – Süddächer wollens Hans Well ist als vallera! / Bauern nix hergebens – selber bauens. Haupt-Texter der Viele Dächer sind zudem auch von der Konstruktion »Biermösl Blosn« verantwortlich für her nicht geeignet. Aber wie will man denn bittschön die herrlich bissiauch bloß um ein Fünferl glaubwürdig für den Atomgen Lieder der viel- ausstieg argumentieren, wenn man aus Gründen des fach ausgezeichne- Landschaftsschutzes kleinkariert jede echte Alternatiten Gruppe. Seit ve ablehnt. Die Ästhetik eines Kühlturmes beunruhigt 1976 nehmen die Well-Brüder gesell- mich da schon um einiges mehr als wie die eines Windradls oder einer PV-Freilandanlage. schaftliche und Die versiegeln übrigens im Gegengerade auch umweltpolitische satz zu zunehmend metastasierenThemen in einer den Gewerbegebieten den Boden Mischung aus tranicht und bringen um ein Vielditionellen Musikfaches mehr an Energie von den formen und freÄckern wie eine Biogasanlage. chen Texten aufs Korn.
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ie Photovoltaik kann auch in unseren Breiten einen wesentlichen Beitrag zur Stromerzeugung leisten, ohne dass dafür (große) Freilandanlagen in die Landschaft gestellt werden müssen. Eine erfolgreiche Nutzung der erneuerbaren Energien hängt davon ab, dass genügend Flächen bereitgestellt werden können, die jedoch ein »nicht vermehrbares Gut« sind. Vorteilhaft bei der Photovoltaik gegenüber anderen Erneuerbaren ist, dass kleine PV-Anlagen ebenso effektiv arbeiten wie große. Damit ist ein direktes Engagement umweltbewusster Bürger bei der Stromerzeugung auf Gebäuden, Lärmschutzwänden und anderen Bauwerken möglich, auch in Form von Bürgersolaranlagen auf öffentlichen Dächern. Da die Anlagen an und auf Gebäuden in der Regel im bebauten Bereich errichtet werden, führen sie zu keinen relevanten Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft. Laut Stiftung Warentest (Heft 11/08) werden von den geeigneten Dachflächen bisher nur vier Prozent genutzt. Damit steht ein riesiges Potenzial für kleine bis mittlere PV-Dachanlagen zur Verfügung, um unnötige Flächen in der Landschaft mit PV-Modulen zu vermeiden. Eine kritische Bewertung in der Öffentlichkeit wie etwa bei der »Verspargelung« durch Windkraftanlagen sollte bei der zukunftsfähigen PV-Technik vermieden werden. In einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa stimmten 2003 nur 34 Prozent der Befragten »Freiflächenanlagen« zu. Prof. Dr. Herbert Jans lehrt an der Hochschule Landshut Elektrotechnik. Als Solarkoordinator der Kreisgruppe Landshut ist er maßgeblich daran beteiligt, dass die Region bundesweit mit die höchste Solardichte aufweist. Er ist Mitglied des BN-Landesbeirates und wurde 2007 mit der BN-Naturschutzmedaille ausgezeichnet.
Die Kunst der Tarnung
Foto: blickwinkel / M. Woike
… demonstriert die Große Rohrdommel, wenn sie im Schilf ihre »Pfahlstellung« einnimmt. Doch was hilft ihr das, wenn ihr Lebensraum verschwindet? Der Bund Naturschutz kämpft für den Schutz der Gewässer und ihrer natürlichen Uferzonen.
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Klimaschädigung im großen Stil, staatlich genehmigt
höchstmögliche Ausnutzung des Brennstoffs, insbesondere, wenn es sich um einen fossilen Brennstoff wie Erdgas handelt. Und man muss bedenken, dass das jetzt genehmigte Kraftwerk noch im Jahr 2050 betriebsfähig ist und den für 2050 gültigen Forderungen des UN-Klimarates – Verminderung um 80 Prozent gegenüber den 2000er-Werten – diametral widerspricht. Diese klimapolitisch notwendige Forderung ist nur zu erfüllen, wenn neue Energieerzeugungsanlagen nur nach dem höchsten Stand der CO2-Einspartechnik errichtet werden. Für fossil befeuerte Kraftwerke heißt das: KWK.
Der unbemerkte Skandal Mitten in Bayern soll ein »modernes« Gaskraftwerk entstehen, das sich rühmt, 60 Prozent der im Brennstoff steckenden Energie in Strom umzuwandeln. Doch der Rest geht verloren, obwohl er großteils nutzbar wäre. Ein staatlich genehmigter Klimaskandal.
Verschwendung volles Rohr Im Kraftwerk Irsching wird Strom aus Gas gewonnen, man ist stolz auf den hohen Wirkungsgrad der im Bau befindlichen Anlagen. Doch weil die keine Abwärme nutzen, bleibt der Klimaschutz dennoch auf der Strecke.
Foto: Pamler
Gesetzgeber versagt
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KWK schlägt AKW Alle reden von der angeblichen Bedeutung der Atomkraft und von der »Stromlücke«, die ein Atomausstieg reißen würde. Dabei tragen die deutschen AKW gerade einmal 4,5 Prozent zur Endenergie bei (also zur vom Endnutzer verbrauchten Energie). Kaum einer redet von der Kraft-WärmeKopplung (KWK). Dabei ist ihr Potenzial viel viel höher. Allein die laut Wirtschaftsminister Glos wirtschaftlich rentabel in KWK-Anlagen
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ke auch tun, etwa in Rostock und Leipzig. Am Standort Irsching ist aber so gut wie keine Abwärmenutzung möglich, weil größere Städte oder industrielle Abnehmer in der Nähe fehlen. Die gesamte Ausnutzung des Brennstoffs Erdgas läge mit gleichzeitiger Abwärmenutzung, der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), bei 90 Prozent, im Vergleich zu knapp 60 Prozent, die in Irsching in Strom umgewandelt werden sollen. Ein großer Teil des Brennwerts des eingesetzten Energieträgers Gas bleibt also ungenutzt und erwärmt die Donau. Dies heißt nichts anderes, als dass die Anforderungen des Klimaschutzes (Kyoto-Protokoll, IPCC-Bericht 2007, Votum des UNKlimarates 2007) nicht erfüllt werden können. Diese fordern die
erzeugte Energie könnte 22 Prozent der Endenergie ersetzen, je zur Hälfte Wärme und Strom. Doch über vier Fünftel dieses Potenzials bleiben ungenutzt. Beiträge zur Endenergie
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Atomkraftwerke 4,5 % Fossile und erneuerbare Quellen
Atomkraftwerke 4,5 %
Potenzial Kraft-WärmeKopplung 22 %
Fotos: BN
Ihre Chance: Ökostrom Auch Sie können helfen, dass sich erneuerbare Energieen und KraftWärme-Kopplung durchsetzen. Wechseln Sie zu Ökostrom. Infos unter www.atomausstiegselber-machen.de.
er Freistaat Bayern hat im September 2008 in Irsching an der Donau, Landkreis Pfaffenhofen/ Ilm, zwei neue Gaskraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1375 Megawatt (MWel) genehmigt. Der Bund Naturschutz lehnt den Bau dieser Kraftwerke am vorgesehenen Standort ab. Ihre Genehmigung ist ein klimapolitischer Skandal, denn die Abwärme, die bei der Verbrennung des Gases für die Stromturbinen entsteht, wird nicht genutzt. Die gigantische Abwärme von mehr als sechs Milliarden Kilowattstunden pro Jahr wird vor allem an die Donau abgegeben und stört so das ökologische Gleichgewicht unseres größten bayerischen Flusses. Mit dieser Energie könnte man fast eine Million Neubauwohnungen heizen, wie dies vergleichbare Gaskraftwer-
Deren Potenziale sind enorm. Laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums, die Minister Glos vor drei Jahren bekannt gab, ließe sich bei 57 Prozent der deutschen Stromproduktion wirtschaftlich rentabel zugleich Wärme gewinnen, mit KWK. Dieses Energiepotenzial ist höher als die gesamte Stromerzeugung aus Kohle und Kernkraft in Deutschland. Tatsächlich werden aber statt dieser 57 nur etwa zehn Prozent genutzt. Eine gigantische Energieverschwendung und Klimaschädigung, die durch die Genehmigung neuer Kraftwerke ohne KWK, wie in Irsching, für lange Zeit festgeschrieben wird. Leider hat der Gesetzgeber es seit Jahrzehnten versäumt, die Abwärmenutzung verbindlich vorzuschreiben. Also weiter – mit Volldampf in die Klimakatastrophe? Der BN wird jedenfalls weiter auf die Bundesregierung einwirken, die Nutzung von Abwärme verbindlich vorzuschreiben. Peter Rottner, Dr. Ludwig Trautmann-Popp
Die Autoren Peter Rottner ist Landesgeschäftsführer des BN, Ludwig TrautmannPopp Referent für Energie und Klima.
Fotos: KG Ansbach
Voll ins Auge Die Mooraugen (Bild links) könnten im Großlellenfelder Moor bei Ansbach schon bald Ferienhäusern weichen müssen (rechts: Baustelle des Centerparks Bispingen in der Lüneburger Heide, der als Referenzobjekt gilt).
Foto: Altreuther
Grünspecht-Saft: Seit 19 Jahren organisiert die Kreisgruppe Ansbach unter diesem Namen die Streuobstverwertung in Zusammenarbeit mit der Mosterei Hohenloher Fruchtsäfte. Um die Nutzung der Bestände wirtschaftlich interessant zu machen, zahlt die Firma den Erzeugern zusätzlich zum Grundpreis noch einen Streuobstpflegebeitrag, der an ökologische Kriterien gebunden ist. Mit 260 Tonnen
Kreisgruppe Ansbach
Freizeit auf Kosten der Natur? »Center Park Bavaria« – unter diesem Namen soll ein gigantischer Vergnügungspark ausgerechnet in der Dennenloher Heide entstehen, dem mit 2500 Hektar größten zusammenhängenden Waldgebiet des Landkreises. Nachdem die Pläne im Sommer 2008 bekannt geworden waren, formierte sich Widerstand. Die Lage weitab von Bahnhöfen und Autobahnen müsste den Standort für ein Großvorhaben der Tourismusindustrie eigentlich unattraktiv machen. Doch das Gebiet ist nahezu komplett im Eigentum der Bayerischen Staatsforsten und auf politischer Ebene wurde dem Investor bereits Verkaufsbereitschaft signalisiert – für den BN ein Skandal. Kommt es tatsächlich zum Ausverkauf des Bürgerwaldes, sind eine drastische Verkehrszunahme und in der Folge weitere Straßenbaumaßnahmen zu erwarten. Die Anlage hätte einen immensen Wasser- und Energieverbrauch, der Umsatz würde im Wesentlichen innerhalb
Streuobst-Äpfeln konnte die Kreisgruppe 2008 einen neuen Rekord verbuchen. »Wir mussten die Annahme beenden, weil die Kapazitäten bei der Partnerfirma ausgeschöpft waren«, so Helmut Altreuther, Geschäftsführer der Kreisgruppe Ansbach und Organisator des erfolgreichen Projekts. Die etwa 180 000 Liter »Grünspecht-Saft« werden im regionalen Getränkefachhandel verkauft, Bezugsquellen gibt es bei der Kreisgruppe. Wald-Hilfe: Mit einem Waldspaziergang protestierten BN-Aktive der Kreisgruppe Schwabach und Bürger im November 2008 gegen
des Parks gemacht und käme nur dem international agierenden Betreiberkonzern, kaum aber der Wertschöpfung in der Region zugute. Daher fordert der BN vom letztlich zuständigen Bayerischen Landtag ein Aus für das Großprojekt. Wald im Staatsbesitz ist Bürgerwald und keine beliebige Dispositionsmasse für die Tourismusindustrie, die eine intakte Landschaft lediglich als Kulisse benötigt. Helmut Altreuther (asw)
den geplanten Bau einer Werkstätte der Lebenshilfe e.V., dem zwei Hektar wertvollster Waldflächen zum Opfer fallen würden. Obwohl es im Stadtgebiet Alternativstandorte für die Lebenshilfe-Werkstätte gibt, ist das Waldgebiet nun bereits zum zweiten Mal im Visier der Planer: Bereits 1993 war eine gewerbliche Bebauung des Waldgebiets geplant. Nun will die Stadt das Vorhaben der Lebenshilfe nutzen, um eine Rodung durchzusetzen, die für Gewerbebetriebe nie Akzeptanz fände, fürchtet der BN. Baggern für Kröten: Die Jugendgruppe »Nature Rangers« der BN-
Mehr Info im Web Aktuelle Informationen unter www.bnansbach.de
Foto: KG Nürnberg
uf über 150 Hektar will die Betreiberfirma »Center Parcs« für bis zu 3500 Gäste pro Tag eine Anlage mit 800 Ferienhäusern, überdachter subtropischer Badelandschaft, Restaurants sowie Einkaufs- und Sportmöglichkeiten bauen. Dem Vorhaben haben Bund Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die zwischenzeitlich gegründete Bürgerinitiative »Rettet die Heide« den Kampf angesagt. Der BN fürchtet um die Geschlossenheit des Waldgebietes und eine Beeinträchtigung störungsempfindlicher Tierarten wie Schwarzstorch, Fisch- und Seeadler – immerhin liegt das seit 150 Jahren erste bayerische Brutvorkommen des Seeadlers in unmittelbarer Nähe. Im Einzugsbereich des geplanten Freizeitparks befinden sich drei nach EU-Recht geschützte und überregional bedeutende Feuchtgebiete, darunter das einzige Übergangsmoor des Landkreises.
Kreisgruppe Nürnberg setzte sich tatkräftig für die seltene Knoblauchkröte ein. Ende Oktober 2008 baggerten die Jugendlichen ausgetrocknete Tümpel im Volkspark Marienberg aus und sorgten für den Wasserzufluss, so dass sich die gefährdete Art im Nürnberger Knoblauchsland wieder heimisch fühlen kann. Umwelt- und Gartenbauamt akzeptierten eine stark vereinfachte Planung, so dass der Großteil der Gelder für die eigentlichen Pflegemaßnahmen ausgegeben werden konnte.
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NATU R NOTIZEN AUS MITTELFRAN KEN
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Gentechnikfreier Landkreis
Foto: KG Lindau
Das vergangene Jahr endete für die Lindauer Naturschützer mit einem großen Erfolg: Der Landkreis und alle seine 18 Gemeinden erklärten sich zur gentechnikfreien Zone. Der auf eine BN-Initiative zurückgehende Beschluss reiht sich ein in die wachsende Zahl gentechnikfreier Regionen in Bayern.
NATU R NOTIZEN AUS SCHWABEN
m September 2007 hatte die Kreisgruppe Lindau in einem Brief an alle Gemeinden und den Landkreis ihren Sieben-Punkte-Antrag zur Ächtung der »grünen« Gentechnik mittels Kreis- und Gemeinderatsbeschluss vorgestellt. Der Antrag umfasste unter anderem ein grundsätzliches Bekenntnis zu einer gentechnikfreien Landwirtschaft und sah eine Selbstverpflichtung der Kommunen zur Werbung für regionale gentechnikfreie Produkte und
Netzwerk Biodiversität: Unter diesem Motto organisiert die BNÖkostation Schwaben auch 2009 wieder zahlreiche Aktivitäten. Geplant ist unter anderem eine mehrtägige Fahrradtour zu Biodiversitätszielen in Schwaben sowie die Mitarbeit am Südbayerischen Naturschutztag am 18. Oktober 2009 in Immenstadt. Das aktuelle Programm gibt es unter www.oekostation-schwaben.bund-naturschutz.de, Tel. 08 31-1 51 11.
bayerischen Kompetenzzentrums Umwelt und hat sich verpflichtet, ihre C02-Emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu senken. Doch noch immer werden öffentliche Gebäude nicht im Passivhausstandard gebaut, obwohl diese nur ein Viertel des Heizenergiebedarfs konventioneller Neubauten benötigen. Da sich Energiesparen auch wirtschaftlich rechnet, bauen andere schwäbische Städte wie Günzburg oder Kempten fast nur noch Passivhäuser (s. Foto des Kin-
Passivhäuser: Vom selbstgesteckten Ziel einer »Umweltstadt« ist Augsburg leider noch weit entfernt. Zwar ist die Stadt Sitz des
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zur Ausschöpfung aller rechtlichen und politischen Handlungsmöglichkeiten vor, um den Anbau genveränderter Organismen in ihrem Hoheitsgebiet zu verhindern. Weiter sollten, in kommunalen Betrieben wie Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern nur Lebensmittel ohne Gentechnik eingesetzt und auf eigenbewirtschafteten und verpachteten Landwirtschaftsflächen keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut werden.
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derhorts Kempten). Die BNOrtsgruppe setzt sich dafür ein, dass in Zukunft auch in Augsburg alle öffentlichen Neubauten in Passivhausqualität entstehen.
Foto: heilergeiger architekten
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Auf die Brisanz des Themas machten die Lindauer BN-Aktiven mit Infoständen und Veranstaltungen aufmerksam (s. Foto). Bis Ende 2008 fassten nun alle 18 Landkreisgemeinden und der Landkreis über alle Parteigrenzen hinweg einen Beschluss zur Gentechnikfreiheit. »Das ist ein deutliches Signal an die Landwirte im Landkreis, aber auch an die Politik in München, Berlin und Brüssel, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel vor Ort unerwünscht sind«, konstatierte der Lindauer Kreisgruppenvorsitzende Erich Jörg. Auch andere Landkreise in Schwaben bekennen sich zu gentechnikfreien Regionen. So haben sich im Landkreis Aichach-Friedberg auf Initiative der BN-Kreisgruppe bereits 350 von 450 Vollerwerbslandwirten aus dem Wittelsbacher Land in einer Selbstverpflichtung zur Gentechikfreiheit bekannt. Im Ober- und Unterallgäu gab es Beschlüsse des Bauernverbands-Kreisvorstandes, ihre Region gentechnikfrei zu bewirtschaften. Thomas Frey (asw) Weitere Informationen gibt es unter www.gentechnikfreie-regionen.de
Präzedenzfall?: Ein elf Kilometer langer Abwehrzaun am Rand des Oettinger Forstes soll Schwarzwildschäden in umliegenden Agrarflächen verhindern. Der Zaun stellt aber auch für andere Tiere des Waldes ein Hindernis dar, verunstaltet die Landschaft und missachtet das in der bayerischen Verfassung garantierte Recht auf freien Zugang zur Natur, kritisiert die BN-Kreisgruppe DonauRies. Macht diese Praxis Schule, ist
Foto: Schittenhelm
Kreisgruppe Lindau
zu befürchten, dass zukünftig viele Wälder mit hohem Wildschweinbestand eingezäunt werden. Der BN fordert, die Schäden in der Flur durch stärkere Bejagung einzudämmen. Wechsel: Beim schwäbischen Kreis- und Ortsgruppentreffen Anfang Dezember 2008 wurde die bisherige Regionalreferentin Barbara Zach verabschiedet. Ihr Nachfolger ist der Geograf Thomas Frey, der zukünftig in der südbayerischen Fachabteilung als Ansprechpartner für Schwaben zur Verfügung steht: Tel. 0 89 - 54 82 98-64, thomas.frey@bund-naturschutz.de
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Kreisgruppe Bad Kissingen
Vogelkrankenhaus Klaushof Ende Oktober vergangenen Jahres öffnete nach einjähriger Bauzeit die neue Pflegestation für verletzte Großvögel im städtischen Wildpark Klaushof ihre Türen. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit zwischen Stadt, Landkreis und der BN-Kreisgruppe. Ein Waldkauz und eine Schleiereule waren die ersten Patienten. Der zweite Gast Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg und Ulf Zeidler von der BN-Kreisgruppe eröffneten in Begleitung einer verletzten Schleiereule die neue Pflegestation. Bereits zuvor war ein Waldkauz dort Gast gewesen. Foto: KG Bad Kissingen
Firma Hanse-Haus stellte drei Zimmerleute für die Errichtung der Station ab und Jugendliche aus Vereinen und Einrichtungen halfen
tatkräftig mit, so dass im Juli Richtfest gefeiert werden konnte – mit einem Waldkauz als erstem Patienten. (asw)
Waldmedaille: Mit der neu geschaffenen Auszeichnung ehrte
Foto: Frank
Ökomarkt: Im Zeichen des Klimaschutzes stand der schon traditionelle Markt der BN-Kreisgruppe Miltenberg am 5. Oktober 2008. Neben dem Fokus Bioprodukte aus der Region (s. Foto) wurde der Klimaschwerpunkt durch eine Reihe weiterer Aussteller wie VCD, ADFC und ein Regenwaldprojekt gestärkt. Die Veranstaltung fand im Rahmen des bundesweiten Tages der Regionen gleichzeitig mit dem städtischen Herbstmarkt statt.
der Bund Naturschutz den ehemaligen Lohrer Bürgermeister Siegfried Selinger für seine Verdienste um eine naturgemäße Bewirtschaftung des Stadtwalds und dessen Zertifizierung nach den Standards des Forest Stewardship Council (FSC) sowie für eine waldfreundliche Bejagung. Landesvorsitzender Hubert Weiger überreichte die erstmalig vergebene Medaille und würdigte Selingers vorausschauende Entscheidungen.
Rote Karte für EON: Mehrere tausend Menschen demonstrierten Mitte September 2008 auf der Main-Wiese bei Hainburg im Aschaffenburger Nachbarlandkreis Hanau gegen den Ausbau des Kohlekraftwerks Staudinger. Die Anwohner, die bereits jetzt erheblich unter dem Schadstoffausstoß leiden, liefen Sturm gegen das Pläne des Energieriesen EON, bis 2013 in Großkotzenburg an der hessisch-bayerischen Landesgrenze einen sechsten Kraftwerksblock mit 1100 Megawatt Leistung zu errichten. BUND- und BN-Vorsitzender Hubert Weiger forderte auf
der Kundgebung ein gesetzliches Verbot für neue Kohlekraftwerke. Gentechnikfrei genießen: Mit Musik und Biomenü feierte die Kreisgruppe Main-Spessart in Karlstadt den Abschluss ihrer diesjährigen Veranstaltungsreihe zur »Grünen Gentechnik«. Erwin Scheiner von der Ortsgruppe Karlstadt gab einen Abriss über die seit 2006 laufenden Aktionen, die in der Broschüre »Gentechnikfrei in Main-Spessart« zusammengefasst sind Bezug: BN-Geschäftsstelle, Südring 2, 97828 Marktheidenfeld, Tel. 0 93 91- 88 92.
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NATU R NOTIZEN AUS U NTER FRAN KEN
Foto: KG Miltenberg
Foto: KG Aschaffenburg
or allem im Frühjahr steigt die Zahl der Großvögel, die Hilfe brauchen, weiß Vogelexperte Ulf Zeidler, Vorsitzender der Kreisgruppe Bad Kissingen. Drei Gruppen nennt Zeidler als potenzielle Klientel: unerfahrene Jungvögel, Vögel, die Verkehrsunfälle – meist Kollisionen mit Autos – erleiden, und Tiere, die im Winter nicht mehr ausreichend Futter finden. Zwar wurden sie auch früher ärztlich behandelt und versorgt, doch fehlte eine Pflegestation, in der sich die geflügelten Patienten erholen können, bevor sie nach spätestens vier Wochen wieder in die freie Natur entlassen werden. Die neue Station auf dem 35 Hektar großen Areal des Klaushofes bietet zwei Volieren mit 15 mal 3 mal 3 Metern, in denen die Tiere sogar ein wenig umherfliegen können. Um eine Gewöhnung an den Menschen zu vermeiden, ist die Anlage abseits der Besucherströme des Wildparkgeländes gelegen, gefüttert wird von außen über Futterklappen. Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg würdigte bei der Eröffnung die vielen Spender und Helfer, ohne die der Bau der Station mit rund 10 500 Euro Einsatz für Material und Maschinen nicht möglich gewesen wäre. Die
Kreisgruppe Erding
Vorrang für den Wasserschutz Im Streit um die Mineralwasserförderung in Frauenvils haben fast zwei Drittel der Taufkirchener für das Bürgerbegehren zum Schutz des Wassers gestimmt – ein riesiger Erfolg für die Bürgerinitiative und die Erdinger Naturschützer. Das wertvolle Tiefenwasser bleibt nun künftigen Generationen erhalten. it dem Ausgang des Begehrens im November 2008 ist der örtliche »Sprudelkrieg« entschieden; die umstrittenen Pläne der zum Lidl-Konzern gehörenden Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke Vertriebsgesellschaft (MEG) für eine Mineralwasserfabrik in Frauenvils sind erst einmal vom Tisch. Auf zwölf Hektar Wiesenfläche sollte 300 Meter von der Ortschaft entfernt ein »Sondergebiet Mineralwasser« im Flächennutzungsplan ausgewiesen werden, in dem Tie-
Geehrt: Günter Krell, Vorsitzender der Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen, hat die Medaille des Bezirks Oberbayern erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich an Bürger verliehen, die sich durch außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement auszeichnen. In seiner Laudatio würdigte BezirkstagsVizepräsident Josef Mederer die Erfolge der Kreisgruppe im Artenschutz und den Anstieg der Mitgliederzahl von 350 auf derzeit 1500 seit Krells Amtsantritt 1984. Bedroht: Die Stadt Burghausen will mindestens 22 Hektar Bann-
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fenwasser für die Mineralwassererzeugung gefördert und abgefüllt werden sollte. Die Gemeinde hätte damit ihr exklusives Recht an dieser wertvollen Ressource an private Investoren verkauft, obwohl es ihr zur Sicherung der Eigenversorgung gewährt wurde. Geplant war die Nutzung von circa 700 000 Kubikmetern Tiefenwasser, weitere 400 000 Kubikmeter sollten aus oberflächennahem Grundwasser entnommen werden. Für den Bau der Anlage hätten etwa
wald für ein Güterterminal und neue Industrieflächen roden. Die BN-Kreisgruppe Altötting hat die unzureichende Prüfung von Alternativstandorten kritisiert und nachvollziehbare Untersuchungen gefordert. Die Regierung von Oberbayern beurteilte das Bauvorhaben grundsätzlich positiv und forderte, die Alternativen detaillierter zu untersuchen. Nachruf: Der Bund Naturschutz trauert um den ehemaligen Vorsitzenden der Kreisgruppe Pfaffenhofen Franz Peter Fischer, der völlig
Natur + Umwelt BN-Magazin [1-09]
Foto: privat
NATU R NOTIZEN AUS OBER BAYER N Foto: KG Neuburg
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unerwartet verstarb. Dem BN war der Zoologe seit 1984 treu, wobei ihm der Dialog zwischen Naturnutzern und Naturschützern besonders am Herzen lag. So wurde unter seinem Vorsitz ein Bibermanagement aufgebaut und ein Runder Tisch für Konsenslösungen geschaffen. Ausgezeichnet: Beim fünften Runden Tisch der UN-Dekade für nachhaltige Entwicklung wurde das Umweltbildungsprojekt »Heimat braucht Freunde« der BNKreisgruppe München ausgezeichnet. Das 2007 gestartete Projekt will mit Exkursionen, Erlebnistagen und Vorträgen die Anwohner
Foto: KG München
Foto: KG Erding
Aus für Sprudelfabrik Auf den Feldern bei Frauenvils hätte der Mineralwasserbetrieb entstehen sollen. Nun wurde er symbolisch beerdigt.
neun Hektar Fläche versiegelt werden sollen und die Verkehrsbelastung hätte mit bis zu 150 LkwBewegungen mehr pro Tag drastisch zugenommen. Die örtliche Bürgerinitiative und der Bund Naturschutz (BN) befürchteten nicht nur eine Zunahme des Schwerlastverkehrs, sondern auch eine Absenkung des Grundwasserspiegels und eine Verschlechterung der Wasserqualität und hatten sich generell gegen diese intensive Nutzung von Tiefenwasser ausgesprochen: »Tiefenwasser ist die WasserRessource künftiger Generationen, wir müssen damit extrem sparsam umgehen«, bekräftigte Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender und Sprecher des Arbeitskreises Wasser des BN, auf einer Veranstaltung der Bürgerinitiative die Ziele des Bürgerbegehrens. Die hohe Wahlbeteiligung von rund 58 Prozent zeigt, wie wichtig den Bürgern das Thema Wasser ist. Der BN erhofft sich vom Erfolg in Taufkirchen Signalwirkung für den Schutz des Trinkwassers, der künftig hoffentlich in allen Planungen der Kommune und im Landkreis stärker beachtet wird. Christine Margraf (asw)
für den Erhalt der wertvollen Naturflächen im Naturschutzgebiet »Panzerwiese und Hartelholz« sensibilisieren (siehe Foto). Renaturiert: Zur Rinne verkommen, zur Entwässerung missbraucht, die Quelle ins Betonkorsett gepresst – so stand es bislang um die Schutter im Landkreis Eichstätt. Nach achtjährigem Einsatz der Ortsgruppe Wellheim für eine Renaturierung ist nun ein erster Schritt getan und die Quelle wieder natürlich gestaltet. Ziel ist es, weitere Abschnitte zu renaturieren.
Kreisgruppe Wunsiedel
Erfolg: Aus für Speicherwerk
Foto: Weigelmeier
Gezeigt: Gegen die seit zwei Jahren geplante Rastanlage Staffelbach an der A70 protestierten im Dezember 2008 BN-Aktive zusammen mit einer Bürgeraktion und der Gemeinde Oberhaid. Mit einer 300 Quadratmeter großen Silofolie deckten die Naturschützer einen Bruchteil des Standorts in drei Minuten ab – »das entspricht etwa dem derzeitigen Flächenverbrauch in Bayern von 111 Quadratmetern pro Minute«, so Dagmar Raab vom Kreisvorstand.
duziert und sich nur durch den Preisunterschied zwischen billigem Überschussstrom nachts und teurem Tagstrom rechnet. Für die geplante 1000-Megawattanlage hätten über zehn Millionen Kubikmeter Erde und Gestein bewegt werden müssen, in geologisch empfindlichem Untergrund aus Marmor und Granit. Wasserrechtliche und naturschutzfachliche Rahmenbedingungen hätten für den Bau außer Kraft gesetzt werden müssen. Für den BN stellte das Vorhaben einen unverantwortlichen Eingriff in die Landschaft des Kösseinemassivs dar, das Heimat für Luchs, Auerhuhn, Fischotter, Wildkatze, Mopsfledermaus und andere seltene Tierarten ist. Auch aus energiepolitischer Sicht hielt der BN nichts von diesem Kraftwerk, sondern strebte für den Landkreis ein regeneratives Energieprofil aus Hackschnitzeln, Photovoltaik, Biogas und Windkraft an. Ein solches alternatives Energiekonzept für die Region bleibt das Ziel des BN. Fred Terporten-Löhner (asw)
Gebremst: Einen Teilerfolg im Kampf gegen die geplante Ortsumfahrung Melkendorf errangen Privatkläger und die BN-Kreisgruppe Kulmbach Ende Oktober 2008 vor dem Verwaltungsgericht Bayreuth. Die Richter rügten die fehlende Prüfung von Alternativen und die mangelhafte Berücksichtigung europaweit geschützter Arten. Nun muss das Staatliche Bauamt Bayreuth neue Pläne vorlegen. Noch ist die Neutrassierung aber nicht endgültig vom Tisch. BN-Landesbeauftragter Richard Mergner rief daher nochmals zu Spenden für das Klageverfahren auf. Spendenkonto: Bund Naturschutz, Bank für Sozialwirtschaft,
Verschont: Röslautal und Burgstein Für das untere Becken sollte das Tal auf drei Kilometer Länge ausgebaggert (oben) und am Burgstein für das Oberbecken der Granit 40 Meter tief herausgesprengt werden (unten).
Kto. 9300 000 050, BLZ 700 205 00, Stichwort: Klage Melkendorf Gesichert: Positiv entwickelt sich das seit Jahren bestehende Artenund Biotopschutzprojekt »Steinachtal/Linder Ebene«, zu dem ein Teil des Gründen Bandes entlang der Grenze zwischen Bayern und Thüringen gehört. 2008 gelang es dem BN, mehrere Grundstücke im Bereich des ehemaligen Weilers Kaulsroth zu kaufen (siehe Abbildung) und damit seinen Flächenbestand auf rund 40 Hektar aufzustocken.
Biberausstellung: Ende September 2008 präsentierte die Kreisgruppe Forchheim die Ausstellung »Willkommen, unser Freund Biber«. Landrat Reinhard Glauber eröffnete als Schirmherr die Schau zusammen mit der BN-Landschaftspflegebeauftragten Edith Fießer, dem Kreisgruppenvorsitzenden Heinrich Kattenbeck und dem Biberberater Gunter Brokt. Im westlichen Landkreis Forchheim gibt es derzeit fünf Biberreviere.
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uletzt ging alles sehr schnell: Am 27. Januar legte das von der Stadt Wunsiedel beauftragte Planungsbüro sein Gutachten über das geplante Pumpspeicherwerk vor. Ergebnis: Aus technischen, finanziellen, rechtlichen, geologischen und naturschutzfachlichen Gründen empfehle es sich, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Angesichts dieser klaren Absage der Gutachter beschloss der Stadtrat am 29. Januar einstimmig das Aus für das Speicherwerk. Der BN-Kreisgruppe fiel ein Stein vom Herzen. Nach den im Frühjahr 2008 bekannt gewordenen Plänen sollte im Röslautal bei Tröstau ein Speichersee entstehen, ein weiteres Becken zwischen Luisenburg und Burgstein (siehe Fotos). In Schwachlastzeiten wollte man Wasser aus dem tieferen in das höher gelegene Reservoir pumpen, um es in Spitzenzeiten durch eine Turbine wieder abzulassen und so Energie zu erzeugen. Von der im Pumpbetrieb zugeführten Strommenge hätten sich im Generatorbetrieb allerdings nur drei Viertel zurückgewinnen lassen, so dass ein solches Werk mehr Strom verbraucht als es pro-
Foto: Leidorf, Grafik: BN
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Fotos: KG Wunsiedel
Aufatmen beim Bund Naturschutz: Das geplante Pumpspeicherwerk vor den Toren Wunsiedels wird nicht gebaut. Jetzt gilt es, ein alternatives Energiekonzept für die Fichtelgebirgsregion zu erarbeiten.
Kleeblatt statt Neubau
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m Sommer 2008 beantragte der Kreistag das Planfeststellungsverfahren für einen neuen Autobahnanschluss südwestlich von Dingolfing, flankiert von einer Reihe zusätzlicher Straßenbaumaßnahmen. So sollen eine Gemeindever-
Generationswechsel: Die Forstwirtin Christiane Grapentin ist seit den Neuwahlen im Oktober 2008 neue Vorsitzende der Kreisgruppe Freyung-Grafenau (s. Foto, links). Die Dreißgjährige stammt aus Kühbach, kehrte aber erst vor einem Jahr mit Familie in ihre Heimat zurück. Zur Seite steht ihr Thomas Bauer als zweiter Vorsitzender. Er ist Förster aus Jandelsbrunn und gehört ebenfalls zur jüngeren Generation. Die bisherigen Vorsitzenden Michael Haug und Elmar Hartl bleiben dem Vorstand als Delegierte erhalten.
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bindungsstraße verbreitert, eine neue Spange zur Isarbrücke bei Teisbach sowie ein neuer Zubringer zwischen Teisbacher und Loichinger Isarbrücke gebaut werden. Die Planungen enden dann jedoch abrupt an kleinen Straßen bzw. Ortschaften. Eine überregionale Funktion – die eigentliche Voraussetzung für einen Autobahnanschluss – ist nicht erkennbar. Die Straßenbauten
Freund fürs Leben: Große Resonanz fand im vergangenen Jahr eine Baumpflanzaktion der Ortsgruppe Siegenburg. Die Grundidee des Vorsitzenden Georg Flaxl war, mit Kindern und Eltern etwas zu schaffen, das sie noch in Jahrzehnten bewundern und wachsen sehen können. Nach gründlicher Vorbereitung konnten sich die Kinder einen jungen Baum aussuchen und auf einem Grundstück der Gemeinde Biburg pflanzen, das entsprechend als »Kinderwald« beschildert wurde.
Natur + Umwelt BN-Magazin [1-09]
Foto: Flaxl
NATU R NOTIZEN AUS N I EDER BAYER N
Foto: LG Freyung-Grafenau
Brachvogel oder Straße Das Wiesenbrütergebiet bei Dornwang würde durch die zusätzlich geforderte Ortsumfahrung massiv beeinträchtigt, fürchten die BNAktiven Franz Anneser, Sepp Rehmeier und Josef Viehbeck (von links).
Foto: Rehmeier
Foto: BN-Archiv
Bei Dingolfing soll ein neuer Firmenanschluss für das BMW-Dynamikzentrum durchgesetzt werden. Dabei gäbe es eine naturschonende Alternative zur Neubautrasse: der vom Bund Naturschutz vorgeschlagene Ausbau der bestehenden Anschlussstelle Dingolfing West zum »Kleeblatt«.
haben daher nach Ansicht des BN Alibifunktion, um den Autobahnanschluss für BMW zu rechtfertigen. Die Kreisgruppe sowie die Ortsgruppen Dingolfing und Loiching befürchten Verkehrszunahme und -verlagerungen und in der Folge weitere Straßenplanungen. Eine Umgehung des nördlich der Autobahn gelegenen Ortes Dornwang, mitten durch Wiesenbrütergebiete im Dornwanger Moos, wird schon jetzt gefordert. Die entlang der Isar geplanten Straßen würden zudem ein wichtiges Naherholungsgebiet entwerten und wertvolle Lebensräume zerstören. Die vom BN favorisierte »Kleeblattlösung« für die bestehende Autobahnabfahrt stellt dagegen eine naturschonende und kostengünstigere Alternative dar, die eine verbesserte Anbindung für BMW ermöglicht und auch für das nahe gelegene Gewerbegebiet nutzbar wäre. Als nächsten Schritt will die Kreisgruppe ihren Vorschlag Landrat Heinrich Trapp, dem Werkleiter von BMW und den betroffenen Bürgermeistern erläutern. Außerdem soll beim Kreistag ein entsprechender Antrag gestellt werden, mit dem zugleich die Einstellung des geplanten Verfahrens gefordert wird. Kurt Schmid (asw)
Der Standort jedes einzelnen Baumes wurde mittels GPS-Koordinaten genau registriert und ein »Familienfoto« gemacht. Beispielhafter Biotopverbund: Im Rahmen seiner jährlichen Kreisgruppen-Besuche besichtigte der BN-Landesvorstand Ende Oktober 2008 auch das Biotopverbundprojekt »Abensberger Sandlebensräume« im Bereich der Sandharlander Heide im Landkreis Kelheim. Dort hatte Landesvorsitzender Hubert Weiger schon 1974 als Zivildienstleistender bei den ersten Pflegemaßnahmen mitge-
Foto: Abeltshauser
Kreisgruppe Dingolfing-Landau
arbeitet, was die örtliche Presse zur Schlagzeile »Zivi kehrt als BN-Landeschef zurück« veranlasste. Die acht Vorstandsmitglieder zeigten sich beeindruckt von der Zusammenarbeit im Landkreis zum Schutz dieser einmaligen Lebensräume, für die sich die Kreisgruppe seit über 40 Jahren engagiert. Als beispielhaft wertete der Landesvorstand auch die Umweltbildungsarbeit der Kreisgruppe. Weiger dankte insbesondere dem Vorsitzenden Peter Forstner für seinen Einsatz (Foto).
Schwerpunkt der Tour des BN-Landesvorstands durch den Oberpfälzer Landkreis Ende Oktober vergangenen Jahres war die umstrittene Autobahnausfahrt bei Frickenhofen. Auf dem Programm stand weiter die Besichtigung des »Biber-Grundstücks« am Deusmauerer Moor.
Foto: KG Schwandorf
eim Ortstermin in Frickenhofen bezeichnete Landesvorsitzender Hubert Weiger einen weiteren Autobahnanschluss für Neumarkt an die A3 als »völlig unnötig«. Das Vorhaben ist nach Ansicht der Naturschützer ökologisch bedenklich und
Vierbeinige Landschaftsschützer: Anlässlich des herbstlichen Ziegenabtriebs von den Pfreimdtalhängen bei Stein konnte die BN-Ortsgruppe Pfreimd Erfreuliches vermelden: Eine Kartierung des Standorts durch den Verein Flora Nordostbayern im Juli 2008 ergab 44 dort bislang nicht bekannte Arten, darunter die vom Aussterben bedrohte Raue Nelke, die nur noch an zwei weiteren Stellen in der Oberpfalz vorkommt. Dies belegt erneut die außerordentliche botanische Wertigkeit des Gebiets und bestätigt
weist gravierende Planungsfehler auf. Der BN und eine örtliche Bürgerinitiative kämpfen seit langem gegen den Bau einer zusätzlichen Autobahnausfahrt (s. N+U 1-08) und sehen dadurch das Lengenbachtal als Naturraum und Naherholungsgebiet massiv entwertet. Der entstehende Schaden an der Natur steht nach Auffassung des BN in keinem Verhältnis zum Nutzen und das zugehörige Planfeststellungsverfahren »auf wackeligen Bei-
den Erfolg des vom Schwandorfer BN schon vor Jahren gestarteten Ziegenbeweidungsprojekts. Jahrzehnte für den Naturschutz: Zu seinem 70. Geburtstag erhielt Hermann Birnthaler, Vorsitzender der Ortsgruppe Nabburg, für seine Verdienste um den Naturschutz im September 2008 die Goldene BNVereinsnadel. Seit Gründung der Kreisgruppe Schwandorf im Jahre 1974 engagiert sich der Geehrte für den BN und setzte sich insbesondere gegen den Bau der A6-Nord-
Foto: KG Schwandorf
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Foto: BN
Zeichen für die Natur gesetzt
BN-Prominenz vor Ort Im Rahmen des Vorstandsbesuches wurde das neue BN-Grundstück am Deusmauerer Moor mit einem Schild versehen. Von links: Dieter Scherf, Hubert Weiger, Josef Guggenberger, Sebastian Schönauer, Christian Hierneis und Martin Geilhufe.
trasse ein. Die Auszeichnung vergab der Schwandorfer Kreisvorsitzende Klaus Pöhler im Namen der Kreisgruppe und des Landesverbands.
Optimierung der vorhandenen Umgehung, die zudem auch deutlich geringere Baukosten hätte.
Regental in der Zange: Obwohl im Landkreis Cham für Grafenwiesen/Bad Kötzting bereits eine Ortsumgehung existiert, soll eine neue Umfahrung am westlichen Talrand des Weißen Regen gebaut werden, für die derzeit das Genehmigungsverfahren läuft. An der Ostseite des als FFH-Gebiet ausgewiesenen Talraumes verläuft bereits die bestehende Ortsumfahrung. Der BN fordert den Stopp der Planungen und favorisiert die
Kein Grund zum Jubeln: Die Freigabe der Autobahn A 6 für den Verkehr ist für den BN ein »Schwerthieb durch das Grüne Herz der Oberpfalz«. Die prognostizierte Verkehrsentlastung steht für die Naturschützer in keinem Verhältnis zum Ausmaß der damit verbundenen Naturzerstörung, zumal die Inbetriebnahme großflächig weitere Ausbaumaßnahmen beim untergeordneten Straßennetz nach sich ziehen wird.
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NATU R NOTIZEN AUS DER OBER PFALZ
Foto:Schultheiß
Kreisgruppe Neumarkt
nen«, attestiert BN-Regionalreferent Helmut Schultheiß. Landesvorstand und Kreisgruppenvorsitzender Josef Guggenberger bekräftigten vor Ort nochmals die Ablehnung des Vorhabens. Positiv entwickelt hat sich dagegen das Biber-Projekt zwischen Frickenhofen und Dietkirchen. Um den Tieren einen Rückzugsraum zu sichern und Konflikte mit der Landwirtschaft zu reduzieren, hat der BN dort bereits Flächen im Umfang von insgesamt rund fünf Hektar erworben, zuletzt ein Grundstück am Deusmauerer Moor (siehe Foto). Das als europäisches Natura-2000Gebiet ausgewiesene Moor ist aufgrund seiner wertvollen Feuchtlebensräume und seiner Größe von bayernweiter Bedeutung. Neben Hubert Weiger nahmen unter anderem die stellvertretenden Landesvorsitzenden Doris Tropper und Sebastian Schönauer, Regionalreferent Helmut Schultheiß, Landesbeauftragter Richard Mergner, Kreisvorsitzender Josef Guttenberger sowie weitere Vertreter des Landesvorstands und der Kreis- und Ortsgruppen an der Rundreise teil. (asw)
SEMINARFRÜHLING Foto: Willner
Jahresprogramm 2009 Workshops, Vorträge, Seminare: Neben der bewährten Vielfalt des BN-Bildungsprogramms steht 2009 die Energie als Jahresthema immer wieder im Mittelpunkt. Programm jetzt anfordern beim BN-Bildungswerk, Tel 09 41-2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz. de
Bei uns ist der Bär los
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eit Bär Brunos kurzem Debüt im Sommer 2006 in Bayern ist die Diskussion um die Rückkehr wildlebender Großtiere wieder stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Für Bayern gibt es inzwischen Managementpläne zum Umgang mit Bär, Wolf und Luchs. Die Rückkehr des Bibers, aus Sicht des Artenschutzes ein großer Erfolg, ist vor Ort noch oft mit Konflikten verbunden. Die Fachtagung, die sich besonders an Multiplikatoren in der Umweltbildung wendet, informiert über den derzeitigen Stand des Wildtier-
managements sowie über aktuelle Forschungsergebnisse zur gesellschaftlichen Akzeptanz. Drei Workshops ermöglichen den Teilnehmern eigene Erfahrungen auszutauschen und ihr Wissen über den Umgang mit Bär, Wolf und Biber zu verbessern. Qualifizierte Referenten beantworten Fragen zur Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen beim Thema »Große Wildtiere«. In den Arbeitsgruppen werden neue Umweltbildungsaktivitäten und Materialien erprobt. Kempten, 16. Mai 2009 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41-2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz.de
BN-Bildungswerk
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Foto: Endres
ie klassische Naturführung hat sich stark differenziert. Erlebnisspaziergänge, literarische Wanderungen, Familiennachmittage, szenische oder historische Führungen mit Spiel und Schauspiel bereichern das Spektrum der Angebote. Aber was passt zu mir und zu meinem Thema? Welche Überlegungen im Vorfeld sind notwendig, um auf einer festgelegten Route einen Erlebnistag zu konzipieren? Das Seminar »Erlebnisspaziergänge planen und gestalten« für Naturführer stellt wesentliche Merkmale gelun-
Die Welt der Indianer fasziniert Kinder immer wieder. Ein Indianerlager verbindet Naturerfahrung, Kreativität, Fantasie, Spannung und Abenteuer. Wie man ein solches Lager plant und durchführt, erfahren Indianerhäuptlinge alias Umweltpädagogen im Workshop des BN-Naturschutzzentrums am Ammersee. Wartaweil, 13./15. März 2009 Kontakt: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 5296 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de
Nanotechnologie: kleine Teilchen, große Wirkung Als Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts wird die Nanotechnologie gerne bezeichnet. Dass die Minipartikel auch bei Lebensmitteln und Kosmetika auf dem Vormarsch sind, dringt erst allmählich ins Bewusstsein der Verbraucher. Was passiert, wenn uns Nanopartikel aus der Sonnenmilch im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen? Hof, 4. April 2009 Kontakt: BN-Bildunsgwerk, Tel. 09 41-2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de
Waldwildnis zwischen Rachel und Lusen
Wie wird die Führung zum Erlebnis?
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Schlauer Fuchs und fliegender Stern
gener Führungskonzepte vor. Zusammen mit zwei erfahrenen Anbietern literarischer und szenischer Führungen zu Naturthemen können die Teilnehmer selbst einiges erproben. Eilsbrunn bei Regensburg, 8. Mai 2009 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41-2 97 20 42, bildungswerk@ bund-naturschutz.de
Gerade im Frühling wartet der heranwachsende Jungwald im Nationalpark Bayerischer Wald mit einem besonderen Reiz auf. Unter der Leitung des Forstexperten Jens Schlüter und des BN-Landesvorstands Helmut Steiniger erwandern sich die Teilnehmer sechs Stunden lang die Geschichte des Nationalparks. Los geht’s mit einer Busfahrt ab Passau. Passau, 9. Mai 2009 Kontakt: Ökostation Stelzlhof, Tel. 08 51-9 66 96 30 oder info@stelzlhof.de
Foto: Willner
BN-Bildungswerk
Bayern schützen, Bayern erleben
BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE Rettet die Heide
Der BN ist auf der großen Messe mit einem Infostand zum Nationalpark Steigerwald vertreten. Hier gibt’s Broschüren, Wanderbeschreibungen, Poster, Kalender und Filme. Nürnberg, 28. Februar bis 8. März 2009 Kontakt: BN-Waldreferat, Tel. 09 11-8 18 78 21, ursula.erlweinblassl@bund-naturschutz.de
Kein Feriendorf im Wald bei Dennenlohe! Infoveranstaltung. Röttenbach, 19. März 2009 Kontakt: BN-Regionalreferat Mittelfranken, Tel. 09 11- 8 18 78 14, tom.konopka@bund-naturschutz.de
ländlichen Räumen in Metropolregionen. Neumarkt, 16./17. Mai 2009 Kontakt: BN-Landesgeschäftsstelle, Tel. 09 41-2 97 20 12, caecilia.kiesl@bundnaturschutz.de
Foto: BN
Freizeit, Garten und Touristik
Kundgebung am Waldstein 20 Jahre Grünes Band
Foto: Sperber
Donaufest
Die Fichtelgebirgsautobahn ist nach zehn Jahren Kampf endlich vom Tisch. Jetzt wird gefeiert! Waldstein, 1. Mai 2009 Kontakt: BN-Kreisgruppe Wunsiedel, Tel. 0 92 33-48 02, bn.wuntir@gmx.de
Vor 20 Jahren startete der Bund Naturschutz die Initiative, die Natur des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens zu schützen. Dieses Jahr feiert das Projekt »Grünes Band« Jubiläum. Burg Lenzen bei Prignitz, 30. April 2009 Kontakt: Projektbüro Grünes Band, Tel. 09 11- 8 18 78 17, liana.geidezis@bund-naturschutz.de
Beim Donau-Fest feiern alle Donau-Freunde gemeinsam ihren Fluss. Infostände, Führungen in die Auwälder, KinderAktionen, Essen, Trinken und Musik sorgen für ein buntes Programm. Niederalteich, 21. Mai 2009 Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91-3 25 55, bund-naturschutz@degnet.de
Bayerischer Heimattag Der Heimattag, zu dem auch der Bund Naturschutz gehört, beschäftigt sich dieses Jahr vor allem mit
Zu Fuß geht es durch die Schluchtenlandschaft der wilden Vorpyrenäen. Die Wanderungen führen teils durch glasklare Flüsse in die Canyons hinein. Spanien, 29. Mai bis 8. Juni 2009
Fünf Nationalparke
Foto: Gross
Wanderungen, Kahnfahrten und Wildnisexkursionen führen durch fünf Naturparadiese mit Urwald, Mooren, Dünen, verzweigten Flüssen und Seen. Polen und Litauen, 1. bis 11. Juni 2009
den mittelalterlichen Städten findet man eine Gastfreundschaft, die es in der westlichen Wohlstandsgesellschaft nicht mehr gibt. Rumänien, 3. bis 13. Juni 2009
Grünes Band Kraniche und Seeadler zwischen Altmark und Elbe. Deutschland, 7. bis 12. Juni 2009
Wildes Galizien Die Laubmischwälder Galiziens zählen ebenso wie das historische Lemberg zum UNESCO-Welterbe. Ukraine, 5. bis 14. Juni 2009
Mit einem Hausboot gleiten die Reiseteilnehmer auf gewundenen Flussarmen durch das größte Schilfgebiet der Welt – ein Vogelparadies am Kreuzungspunkt der großen Vogelrouten. Rumänien, 8. bis 17. Mai 2009
Foto: BNS Archiv
Donaudelta Monte Baldo
Transsilvanien Durch die Wälder der Karpaten streifen Bär, Wolf und Luchs. In
Zwischen Etschtal und Gardasee, vom Hochgebirge bis zu submediterranem Seeklima: Auf Schusters Rappen erlebt man die überwältigende Orchideenfülle des Monte Baldo. Italien, 6. bis 12. Juni 2009
TIPPS FÜR RADIO UND FERNSEHEN Unkraut
Biberkrieg in Bayern
ZDF Umwelt
Berichte über Entwicklungen im Umwelt- und Naturschutz, ökologische Hintergründe und Umweltsünden. Bayerisches Fernsehen, jeden zweiten Montag, 19:00 bis 19:45 Uhr
Eine »360˚ GEO-Reportage« mit den BN-Biberberatern Jens Schlüter und Gerhard Schwab. Arte, 18. April, 20:15 Uhr und 26. April, 18:00 Uhr
Energiesparen, Artenschutz, Essen und Trinken: Hier gibt es »naturnahes Fernsehen«. Zweites Deutsches Fernsehen, jeden Sonntag, 13:15 Uhr
Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph MarklMeider (cm), Tel. 09 41 -2 97 20-22, Fax -31, nu@bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41 -2 97 20-29 und -20 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: Herbert Grabe; Motiv Kallmünz Litho: Fotosatz Amann, Aichstetten Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23- 9 99 57- 30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 100 500 Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00 Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.
[1-09] Natur + Umwelt BN-Magazin
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IMPR ESSUM
Sierra Guara
»Nicht Meer, nicht Land und doch bewohnt« – das sind die nordfriesischen Halligen. Die Hallig Hooge liegt inmitten des Nationalparks Wattenmeer, einem der vogelreichsten Gebiete der Erde. Deutschland, 13. bis 19. April 2009
Foto: Schlüter
Faszination Wattenmeer
Foto: Leupold
BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 9 99 57 10
Sind Sie dabei?
Kröten sammeln einmal anders 9. bis 15. März 09
JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter
Danke!
Machen Sie es wie der BN Landesvorstand: Werden Sie aktiv bei der Haus- und Straßensammlung 2009! Jedes Jahr aufs Neue sammeln unsere freiwilligen Helferinnen und Helfer für Bayerns Natur. Geld, das dringend benötigt wird und das viel Gutes bewirkt: zum Beispiel für ein gentechnikfreies Bayern, für den Erhalt der frei fließenden Donau, für Lebensräume von Luchs, Wildkatze, Laubfrosch und Co. Können wir auch mit Ihnen rechnen? Melden Sie sich bei Ihrer Kreisgruppe oder schicken Sie uns die innen liegende Antwortkarte zurück. Sie können auch im Freundes- und Bekanntenkreis sammeln oder direkt spenden: Ob 10, 30 oder 50 Euro, jeder Betrag hilft unserer Natur.
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