Natur+Umwelt 1-2018

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 1-2018  100. Jahr  1. Quartal

Wie weiter beim Klimaschutz?


MI T GL IE DE R WE RBE N M ITG LIED ER

Herzlich willkommen beim BUND Naturschutz!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: fotolia.de, BN Archiv

Haben Sie Freunde und Bekannte, die wie Cecilia dazu beitragen möchten, Bayern lebenswert zu erhalten? Die sich für die Pflanzen, Tiere, Lebensräume und Landschaften unserer Heimat stark machen möchten? Dann machen Sie es doch wie Friederike (rechts im Bild). Erzählen Sie ihnen vom BUND Naturschutz und seinen Tätigkeiten und sprechen Sie sie auf eine Mitgliedschaft an. Denn je mehr Menschen uns unterstützen, desto mehr können wir für Bayerns Natur erreichen.

Nicht nur die Natur, auch Sie selbst haben einen Vorteil: Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet. www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

www.bund-naturschutz.de

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Natur + Umwelt 1-2018

Inhalt BUND Naturschutz Bayern 4/5 Intern

6 Ratgeber

7 Porträt  Alexander Helber und Rudolf Schubert

8 Raus in die Natur

9 Reise

10 – 23 Titelthema 24 Pflanzenporträt  Schlüsselblume

25 Fotoseite

26 Aktuell Flächenverbrauch

27 Aktuell  BN legt Alpenstrategie vor 28/29 Naturschutz Stadtbäume

Wie weiter beim Klimaschutz?

30/31 Ökospot 32/33 BN vor Ort aktiv  Zur Demo nach Berlin

Inhalt BUND

34/35 Junge Seite

B2/B3 Kurznachrichten

3 6 – 43 Kraftwerk Eisenbreche gestoppt und mehr Regionales

44 Bildung

45 Service

B1 Editorial und Inhalt

Was kommt nach den Klimakonferenzen in Paris und Bonn? Fest steht: Die neue Regierung muss ihrer internationalen Verpflichtung für den Klimaschutz gerecht werden – und dazu weite Teile ihrer Politik modernisieren. Seiten 10 – 23

B4 Kommentar zur Regierungsbildung

B6 – B9: Zur Zeit »Wir-haben-essatt«-Demo und mehr ­Aktuelles

B10 Aktion  Saubere Luft

B12/B13 Natura 2000 Vogelschutz an der Bergstraße

B16 Neues von der Wildkatze B17 Bundesdelegierten­ versammlung

B18/B19 Internationales

Liebe Leser

B20 Persönlich  Frauke Kohrs

Ende Februar können es die Gartler kaum mehr erwarten, in ihrem kleinen Paradies wieder anzupacken. Möglichkeiten, Naturschutz im Garten zu betreiben, gibt es viele: Blumenwiesen für Wildbienen säen, Obstbäume mit alten Sorten pflanzen, heimische Arten verwenden, Nistkästen anbringen und vieles mehr. Tausende BN-Mitglieder, die einen Garten ihr eigen nennen können, sind da echte Vorbilder. Ich finde: Es ist ein dickes »Dankeschön!« fällig – an alle, die lieber stundenlang Unkraut von Hand aus den ­Beeten jäten und den Pflasterfugen kratzen als ­Chemie zu spritzen, die ihren Salat lieber teilen als Schneckenkorn zu streuen und die von den gedüngten Hybrid-Riesentomaten des Nachbarn völlig unbeeindruckt sind. Umweltschutz fängt vor der Haustür an. Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

BN stellt Alpenstrategie vor

Den bayerischen Alpen droht ein riesiges Erschließungs­ programm. Der BN hält mit einer ­Alpenstrategie dagegen. Damit sollen die wertvollen Lebensräume besser geschützt und die einzigartige Schönheit dieser Landschaft erhalten werden, für die der Verband sich schon jetzt stark macht. Seite 27

Lautstarke Bayern in Berlin

Jedes Jahr im Januar machen sich BN-Aktive aus ganz Bayern zu nachtschlafender Zeit auf den Weg, um auf der großen »Wir-haben-es-satt«-Demo in Berlin für eine bessere Landwirtschaft zu kämpfen. Wir haben sie begleitet. Seite 32/33

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80 Jahre BN-Mitgliedschaft

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m vergangenen Jahr berichteten wir über eine Ehrung für 70 Jahre Mitgliedschaft im BN – eine stolze Zahl. Dass jemand seit 80 Jahren »mit dabei« ist, das gab es aber noch nie – bis jetzt: Der BUND Naturschutz freut sich, Erika Heiß zu ihrer wahrlich langjährigen Mitgliedschaft gratulieren zu können! Schon früh hat sie sich für die Natur interessiert und erkannt, dass diese den Schutz des Menschen braucht.

Darum trat sie bereits als 15-jährige Schülerin dem BN bei. Als Erika Heiß später selbst als Studiendirektorin und Gymnasiallehrerin viele Schülergenerationen unterrichtete, konnte sie auch diesen ihre Liebe zur Natur näherbringen. Jahrelang hat sie sich außerdem bei der Hausund Straßensammlung des BN engagiert. Zur Anerkennung ihrer langjährigen Treue überreichten Vertreter der Kreisgruppe Landshut der heute 95-Jährigen bei einem kleinen Festakt eine Ehrenurkunde.

Alpenpreis verliehen

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Liebe Mitglieder

ylvia Hamberger und Dr. Wolfgang Zängl wurden Ende 2017 mit dem Deutschen Alpenpreis der CIPRA ausgezeichnet. Mit der Wahl von Hamberger und Zängl als Preisträger wurde der Vorschlag des BN, der selbst CIPRA-Mitglied ist, angenommen. Grund dafür ist die Aufklärungsarbeit über Umweltauswirkungen der Industrialisierung, die die beiden Gründer der »Gesellschaft für ökologische Forschung« seit über 40 Jahren betreiben. Auch im BN sind sie keine Unbekannten: Zängl hat immer wieder mit dem Verband zusammengearbeitet, Hamberger ist engagiert im Arbeitskreis Alpen.

Weichenstellungen

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tillstand oder Neustart? Wie ­werden wohl die politischen Weichen auf Bundesebene und in Bayern in diesem Jahr gestellt? Fünf Monate nach der Bundestagswahl ist noch keine neue Regierung im Amt. In Bayern wird im Herbst dieses Jahres der Landtag neu gewählt. Wer auch immer in Berlin und München Regierungsverantwortung übernimmt, muss sich im Klaren sein, dass es ein gemütliches »Weiter wie bisher« nicht geben darf – auch und gerade nicht in einer Neuauflage der großen Koalition. Wenn im Januar Vertreter von Union und SPD darüber nachgedacht haben, das Erreichen der Klimaziele von Paris bis 2020 aufzugeben, dann

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wäre das eine Bankrotterklärung der deutschen Umweltpolitik geworden – was zum Glück nicht zuletzt wegen unseres engagierten ­Widerstandes dann doch keinen Eingang in neue Koalitionsvereinbarungen gefunden hat. Denn es gibt in Deutschland längst Mehrheiten für eine ganz andere Politik: Immer mehr Menschen fragen sich, welche Welt wir angesichts der Klimakrise unseren ­Kindern und Enkeln hinterlassen werden, und wünschen sich ein ­aktiveres Gegensteuern der Politik statt einer weiteren Kohleverstromung und einer Straßenbau- und Flugverkehrspolitik von vorgestern. Immer mehr Menschen wünschen sich eine naturgemäße Landwirtschaft, die schonend mit kost-

Trauer um Albert Lippert

Foto: privat

Foto: KG Landshut

Eine Dankes­ urkunde über­ reichten an Erika Heiß (Mitte, sitzend) die BNVertreter Brigitte Englbrecht, Kathy Mühlebach-Sturm und Paul Riederer (von links).

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it Albert Lippert ist im November ein Pionier des Naturschutzes und der Umwelterziehung verstorben. Der Umweltpädagoge, Naturschützer und Wanderer starb in Heigenbrücken im Alter von 91 Jahren. Lipperts ganz besonderes Verdienst eines jahrzehntelangen Engagements war es, Naturschutz in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, indem er die Wandervereine dazu brachte, sich als Naturschutzverbände zu verstehen. Impulse für Naturschutz und Umweltbildung gab Albert Lippert in vielen Ehrenämtern, so als Hauptnaturschutzwart, Präsident des Bayerischen Schullandheimverbandes und Vizepräsident des Deutschen Naturschutzrings. Der BN wird stets ein ehrendes Andenken an ihn be­ wahren.

baren Ressourcen wie Boden und Wasser umgeht. Vor allem das millionenfache Tierleid in der industriellen Massentierhaltung lehnen die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher wie auch viele Bauern in Bayern entschieden ab. Der Alleingang von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, der die weitere Zulassung von Glyphosat ermöglichte, war schlicht ein Skandal. Bei der »Wir-haben-es-satt«-Demo, die im Januar in Berlin stattfand, taten 33 000 Menschen aus ganz Deutschland lautstark ihren Unmut über eine solch verantwortungslose Landwirtschaftspolitik kund. Auch zahlreiche BN-Aktive aus Bayern waren wieder mit dabei und hatten mit Bauern aus ihrer Region und Vertretern von Misereor und Brot


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uf der Landesgartenschau 2018 stellt die BN-Kreisgruppe einiges auf die Beine. Das BN-Motto ist diesmal »Artenvielfalt gestern-heute-morgen«. Ein großer Info-Pavillon, eine Schmetterlingsvoliere mit heimischen Schmetterlingen, Beete mit alten heimischen Kulturpflanzen, Heilkräuterbeete und Schmetterlingswiesen laden zum Entdecken der heimischen Natur ein. Eine begehbare Schmetterlingsvoliere soll den Besuchern ermöglichen, Artenvielfalt in Form heimischer

Schmetterlinge hautnah zu erfahren und gleichzeitig den Wandel vom Ei über die Raupe und Puppe bis hin zum Schmetterling zu erleben. Gleichzeitig wird auf die Bedrohung der Insekten aufmerksam gemacht und auf mögliche insektenunterstützende Maßnahmen hingewiesen. Auf die Besucher warten zudem Infos über regionale Kultursorten wie dem Würzburger Radieschen oder dem Bamberger Hörnla. Wer »Appetit bekommt«, kann vor Ort

für die Welt den weiten Weg auf sich genommen. Herzlichen Dank dafür! Ihre Teilnahme setzt ein wichtiges Zeichen, denn die Erfahrung zeigt, dass die Politik auf großen öffentlichen Druck durchaus reagiert. Wenn wir erreichen wollen, dass Glyphosat und andere Pestizide endlich von unseren Äckern und Wiesen verschwinden, müssen wir diesen Druck aufrechterhalten. Immer mehr Menschen möchten Themen des Natur- und Umweltschutzes in der Gesellschaft voranbringen und unterstützen deshalb den BUND Naturschutz durch ihre Mitgliedschaft. Rund 228 000 Mitglieder und Förderer waren es zum Jahresende. Das ist der höchste Stand in der 105-jährigen Geschichte unseres Verbandes. Damit setzen Sie

alle ein klares Zeichen für die Natur und geben dem Engagement des BUND Naturschutz mehr Gewicht. Wir bedanken uns bei Ihnen ganz herzlich für Ihre Treue und Unterstützung! In den vergangenen Wochen wurde in ganz Bayern intensiv über das Thema Flächenverbrauch diskutiert – auch im BUND Naturschutz. Zu Jahresbeginn hat sich der BN entschieden, das von den ­Grünen initiierte Flächenschutz-Volksbegehren zu unterstützen. Diesem Beschluss muss in unserem basisdemokratisch organisierten Verband noch die Delegiertenversammlung zustimmen. Der grenzenlose Flächenverbrauch ist eines der drängendsten ungelösten Umweltprobleme und seine Verminderung ein zentrales Anliegen

gleich Saatgut erwerben. Den dritten Schwerpunkt des BN-Auftrittes bildet Klostermedizin. Der BUND Naturschutz Würzburg bietet ein umfangreiches Besucherprogramm an – mit täglichen Veranstaltungen zu den verschiedensten Artenschutzthemen. Jedes Wochenende ist ein spannendes Kinder- und Familienprogramm ­geplant. Für Schulklassen gibt es ein spezielles Angebot. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen ­Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale Im Pavillon gibt es attraktive Wechselausstellungen zu Wildpflanzen, Biber, Wildkatze und Hummel sowie eine dauerhafte über den Feldhamster zu bestaunen, daneben finden dort auch Kurzvorträge und Führungen statt.

Landesgartenschau: 12. April – 7. Oktober 2018 → www.lgs2018wuerzburg.de

Das BN-Veranstaltungsprogramm gibt es kostenlos beim BN in Würzburg, Luitpold­ straße 7a, 97082 Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, info@ bn-wuerzburg.de oder im Internet unter www.wuerzburg.bund-naturschutz.de

gefördert durch die

des BN. Sollte das Volksbegehren zugelassen werden, erwarten wir von den ­Ini­tiatoren, dass für die zweite und entscheidende Stufe des Volksbegehrens ein breiter, überparteilicher und zivil­gesellschaftlicher Trägerkreis gebildet wird. Nur auf dieser Basis können wir dieses wichtige Volksbegehren auch erfolgreich durchführen.

Foto: Roggenthin

Foto: Wolfgang Willner

Landesgartenschau 2018 in Würzburg: großer BN-Beitrag

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Nachdenken, Ausprobieren, Verhalten ändern

Fasten für die Umwelt

Fasten ist populär. Umfragen zufolge beteiligt sich jeder zweite Deutsche an der Fastenzeit. Der freiwillige Verzicht erstreckt sich auf viele Bereiche des Alltags. Wer will, kann dabei auch seiner Umwelt viel Gutes tun – vor allem, wenn sie oder er länger als sechs Wochen durchhält … asten als Element vieler Religionen bedeutet meist, vor hohen Festtagen auf bestimmte Nahrungs­ mittel zu verzichten. Gefastet wur­ de früher auch, um Buße zu leisten, oder aus politischen Gründen. Mit dem 20. Jahrhundert kam zudem das medizinische (Heil-)Fasten auf. Die Fastenzeit steht oft im Dienste der Bewusstseinsbildung: Indem wir uns einschränken, alltägliche Routinen unterbrechen und verändert leben, reflektieren wir unser Handeln. Wer fastet, nimmt sich mehr Zeit, um seine Bedürfnisse besser zu erkennen. Auf dieser Einsicht gründen neue Ansätze des ­Fastens, viele mit Bezug zur Umwelt. Ihr Effekt mag ­gering erscheinen: 40 Tage im Jahr mal kein Fleisch zu essen oder nur ins Auto zu steigen, wenn’s nicht anders geht – das ist noch nicht der große Sprung. Entscheidend ist, auf welche längerfristigen Veränderungen sich der oder die Fastende damit einstimmen kann. In den 80er- und 90er-Jahren begannen Landeskirchen und Bistümer zum Fasten in modernem Gewand aufzurufen. Mit der Zeit bildeten sich regelrechte Communities. So kann, wer an der »Aktion Autofasten« ­teilnimmt, vermiedene Autofahrten in einem »Kilometersparer« online melden. Zahlreiche Kooperationspartner wie lokale Verkehrsverbünde oder der Verkehrsclub Deutschland und Öffentlichkeitskampagnen begleiten diesen und ähnliche Aufrufe. Ein anderes Beispiel ist die »Klamottenkur« der Kampagne Modeprotest. Mit 50 Kleidungsstücken gilt es zur Fastenzeit auszukommen, der Rest der Garderobe wandert aus dem Kleiderschrank. Wer hier mitmacht, führt sich vor Augen, wie wenige Kleider wir eigentlich brauchen. Und wie viele Stücke – und damit Ressourcen – das Jahr über fast ungenutzt verwaisen.

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Illustration: Valentin Hoff

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Klima und Plastik Das »Klimafasten« bezieht verschiedenste umweltfreundliche Fastenarten ein. Dazu rufen nicht nur viele Kirchen auf, sondern auch die BUNDjugend. Sie regt im Rahmen einer »Fasten-Challenge« dazu an, Erfahrungen im Blog oder in sozialen Netzwerken zu teilen. Der BUND empfiehlt dieses Jahr, speziell Plastik zu vermeiden. Der deutsche Jahresverbrauch von 11,7 Mio. Tonnen ist trauriger Europarekord. Zeit zur Umkehr! Eine Broschüre liefert Tipps, wie sich Plastik am besten vermeiden lässt. Und klärt über versteckte Probleme auf: von der PET-Flasche bis zu all dem Mikroplastik in Hygieneartikeln und Kosmetika. Lust auf Veränderung bekommen? Die Fastenzeit ist ein guter Anlass, neue Wege zu beschreiten, allein oder in der Gruppe – im Verein, im Büro, als Schulklasse … Umweltfreundliches Verhalten speist sich nicht allein aus Wissen und Bewusstsein. Vor allem gilt es, Gewohnheiten und Routinen zu hinterfragen. Wenn Sie dazu bereit sind: Suchen Sie sich ein interessantes Feld zum Umdenken und Umlenken – und den Austausch mit Gleichgesinnten. Volker Eidems Weitere Tipps:

→ www.bundjugend.de/klimafasten → www.bund.net/plastikfasten → www.autofasten.de → www.klamottenkur.de


Foto: Margarete Moulin

Alexander Helber und Rudolf Schubert leiten seit 21 Jahren gemeinsam die Kreisgruppe DonauRies. In dieser Zeit ist im ­Donau-Ries eine Arche Noah für selten gewordene Arten entstanden.

Engagement im Doppelpack Gemeinsam mit ihrer Kreisgruppe haben sie das Donauried vor der Verbauung be­ wahrt: Alexander Helber und Rudolf Schubert.

Alexander Helber und Rudolf Schubert

Ein Paradies für die »Höll« D

er Wind fegt kalt übers Donauried, zaust das Schilf und bürstet die Kopfweide. Er fältelt tausend kleine Wellen auf die Tümpel, die sich in Senken und alten Torfgräben gebildet haben. Jetzt bricht die Sonne durch die Wolken und verwandelt das Wasser in unzählige Spiegel. Keine Straße, keine Siedlung stört. Vor dem Wald am Horizont hebt etwas Helles ab. Rudolf Schubert, 61, setzt das Fernglas an und zählt leise. »Fünf Silberreiher!« ruft er seinem BN-Mitstreiter Alexander Helber zu. Der 48-Jährige nickt, sucht seinerseits mit den Augen das Gelände ab. »Und da drüben sind ein paar Brachvögel.« Im Januarwind in der »Mertinger Höll« zu stehen, stört die beiden Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe ­Donau-Ries nicht. Etwas »oag’nem« sei es zwar schon, lacht Alexander Helber, aber fügt hinzu: »Umweltschutz ist so viel Arbeit am Computer, da tut es gut, draußen zu sein und zu sehen, was man schafft.« Und sie haben etwas geschafft mit ihrer Kreisgruppe: Im ­Anschluss an das Naturschutzgebiet »Mertinger Höll« und zu den Lauterbacher Ruten soll hier auf 130 Hektar Fläche Niedermoor ein Wiesenbrüterprojekt entstehen mit viel Platz für den Brachvogel, für Bekassine und Braunkehlchen. Auch Zugvögel wie Kornweihe und Kranich sollen hier Futter und Ruhe finden. Grabenveilchen, das Mariengras, Lungenenzian oder die Sibirische Schwertlilie dürfen sich wieder ausbreiten, Ameisenbläuling und andere Schmetterlinge flattern. 300 Verhandlungen für Flächenankauf Der Ankauf für das riesige Biotop begann vor 18 Jahren. »Das bedeutete 300 Verkaufsverhandlungen«, so Helber. »Noch nie hat der BN an einem Ort so viel Fläche gekauft.« Inzwischen sitzen die beiden beim Kaffee in der Geschäftsstelle der Kreisgruppe. Das Büro hat den Charme eines gemütlichen Widerstandsnests. An die Wand gepinnt ist ein Plan des »Kampfgebietes«. Dass

es das Ried noch gibt, ist ein Wunder. Ein AKW, eine Magnetschwebebahn oder ein Flugplatz für Düsenjäger waren hier in den 70er- und 80er-Jahren geplant. »Der BN hatte genug zu tun, um die Ideen von Politikern und Investoren abzubiegen«, erzählen die beiden Mittelschullehrer, die nun seit 21 Jahren die Doppelspitze der Kreisgruppe stellen. Ihre Begeisterung für das Mertinger Ried haben sie von ihrem Biologielehrer, dem Ornithologen Fritz ­Heiser. Die Spielplätze ihrer Kindheit seien der Tapfheimer Reichenbach und die Auwälder des Lechs und der Donau gewesen. Tage, geprägt vom Herumstiefeln im Wasser, gewagt konstruierten Baumhäusern, von Matsch und Steinen. »Ich habe aber damals auch gesehen, wie eine ­Orchideenwiese weggebaggert wurde«, erinnert sich Schubert. »Und habe verstanden, dass Natur oft nur auf dem Papier geschützt wird.« Den Behörden auf die ­Finger zu schauen, sei eine wichtige Aufgabe des BN. Frustriert klingen die beiden nicht. Zu lustig, zu motiviert sei dafür die Kreisgruppe. Und dann ist da noch die Musik, die sie durchs Leben trägt. Helber spielt ­Klarinette und Saxophon in einer Blaskapelle. Schubert singt in zwei Chören. »Erster Bass!«, sagt er gravitätisch. In weiteren Projekten der Kreisgruppe geht es darum, Streuwiesen und Heideflächen im Auwald entlang der Donau miteinander zu vernetzen; außerdem die Heideallianz, bei der die Flächen im Ries mit ­Schafen gepflegt werden – und natürlich für den Auennationalpark zu werben! Ihr Tun vor Ort sehen die beiden Vorsitzenden eingebettet in große Zusammenhänge. »Moore sind CO2Senken, die Renaturierung des Rieds ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz«, so Helber. Schubert nickt und sagt: »Global denken, lokal handeln – das ist unser Kompass.« Margarete Moulin

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Foto: Winfried Berner

Mächtige Eichen und bizarre Kiefern Ihren ganz eigenen Zauber verbreitet die große Sand­ magerrasenfläche am Hainberg.

Gerettete Landschaften entdecken

Heidelandschaft in der Metropole Wer würde damit rechnen, mitten in der mittelfränkischen ­Metropolregion, etwa vier Kilometer vom Nürnberger Hauptbahnhof entfernt, eine wunderschöne Heidelandschaft mit einer Fläche von über zwei Quadratkilometern anzutreffen?

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Die Autoren Winfried Berner, Mitglied des Lan­ desvorstandes, hat mit seiner Frau ­Ulrike Rohm-Ber­ ner den Wander­ führer »Gerettete Landschaften« ­verfasst. 14,90 Euro, im Buchhan­ del oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20

ass dieses Schmuckstück mit der größten Sandmagerrasenfläche Nordbayerns trotz zahlreicher Anfechtungen in seiner Gänze erhalten geblieben ist, ist der amerikanischen Armee und den mittelfränkischen Naturschützern zu verdanken. Nicht, dass sich diese ungleichen Partner zu einem Kampfbündnis zusammengeschlossen hätten, vielmehr war der Hainberg bis 1994 ein Übungsplatz der US-Armee, und nachdem sich abzeichnete, dass die Amerikaner ihn räumen würden, setzten die Naturschützer alle Hebel in Bewegung, um ihn unter Naturschutz zu stellen. Das war bereits 1995 von Erfolg gekrönt. Heute ist die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Eigentümer eines Großteils des Geländes. Trotzdem gab es 2012 noch einmal einen Versuch der Gemeinde Oberasbach, eine Umgehungsstraße quer durch das Naturschutzgebiet durchzusetzen. Aber dieser Plan wurde rasch fallengelassen, nachdem ihn sowohl die Höhere Naturschutzbehörde als auch die DBU kategorisch zurückwiesen. Diesmal war kein Aufstand der Naturschützer erforderlich, um Schlimmeres zu verhindern. Einst der Lagerplatz Wallensteins Aber die Amerikaner waren längst nicht die ersten auf dem Hainberg. 1632, im Dreißigjährigen Krieg, befand sich dort Wallensteins Lager, ein befestigtes Lager für 80 000 Menschen und 15 000 Pferde. Angeblich geht eine Pflanzenkuriosität auf diese Zeit zurück: Den »Österreichischen Beifuß« (Artemisia austriaca) sollen kroatische Soldaten dort als Weingewürz angesät haben.

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Auch sonst lässt der Hainberg das Herz von Artenkennern höherschlagen: Sandgrasnelke, Heidenelke, Sandthymian, Silbergras, Bergsandglöckchen und Früher Schmielenhafer wachsen hier. Doch auch weniger artenkundige Wanderer kommen in den sandigen Hügeln mit vereinzelten Baumbeständen auf ihre Kosten, zumal der Hainberg noch weitläufiger wirkt als er ist, weil man erstaunlich wenig von den ihn umgebenden Stadtteilen bemerkt. Besonders die bizarr gewachsenen Kiefern und die mächtigen Eichen bleiben in Erinnerung. Eigentlich ist der Hainberg viel zu schade, um ihn im Rahmen einer Wanderung einfach nur zu durchqueren: Es lohnt sich, ihn auf seinem abwechslungsreichen Wegenetz genauer zu erkunden. Wer Lust auf eine größere Tour hat, kann vom Fürther Hauptbahnhof der Rednitz nach Süden folgen, zunächst auf der östlichen Talseite, und bei Dambach auf einen idyllischen Weg auf der westlichen Talseite wechseln. An Zirndorf vorbei, jenseits der Rothenburger Straße, beginnt der Hainberg. Und wer in Stein noch keine Lust hat, in den Bus zu steigen, folgt der Rednitz auf einem hübschen Talweg an der Gerasmühle vorbei bis zur S-Bahn-Station ­Reichelsdorf. Eine gute Wegbeschreibung enthält der empfehlenswerte VGN-Wanderführer »Sandspaziergänge«, Tour 5 (auch im Internet abrufbar). Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner Ausgangspunkt / Ziel: S-Bahn-Haltestelle Fürth Süd / Stein bei Nürnberg oder S-Bahn Reichelsdorf Länge: Hainberg bis Stein ca. 4 Kilometer, auf bis zu 15 Kilometer erweiterbar Höhenunterschied: gering Wegcharakter: Straßen, befestigte Wege, Steige Einkehr: Stein, Gerasmühle


Wanderstudienreise in das Blaue Herz des Balkans

Im Osten was Neues BUND-Reisen bietet eine neue Entdeckerreise nach Südalbanien und Teile Mazedoniens, wo sich osmanische, byzantinische und europäische Einflüsse mischen. Nach Jahren der Isolation ist heute der Blick frei auf eine überaus facettenreiche Kultur und Natur.

Fotos: Outdoor Albania, Harry Karpp

Land und Leute kennenlernen Die Reise nach Albanien bietet ­Einblicke in ein für viele völlig ­unbekanntes Land, zum Beispiel bei einer Bootsfahrt über den Großen Prespasee oder der ­Begegnung mit einem Schäfer.

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och einmal wirft Bootsführer Elton einen Blick auf unsere Schwimmwesten, dann heißt es: Leinen los! Unser Schlauchboot nimmt Fahrt auf, hinein ins Opalgrün der Vjosa. Kraftvoll strudelt das Wasser unter dem Bootsboden. Auf der einen Uferseite ziehen weißer Kies, grüne Felder und Wiesen vorüber, ein Schäfer, unterwegs mit seiner Herde, hebt grüßend die Hand. Auf der anderen Seite sehen wir die Hänge der NemeckeBergkette. Die Vjosa ist der letzte große Wildfluss Europas. In ihrer Artenvielfalt zum großen Teil noch unerforscht, setzen sich die Schutzorganisationen Euro­ natur und Riverwatch mit der Kampagne »Das Blaue Herz Europas« für seine Bewahrung ein. Elton war wie so viele in den Westen emigriert, auf der Suche nach einem besseren Leben. Nun ist er zurückgekehrt in ein Land mitten im Wandel. Jahrzehntelang unter dem sozialistischen Diktator Enver Hoxha von westlichen Einflüssen abgeschirmt, sucht sich Albanien seinen Weg in die Demokratie. Wir erleben ein sehr ländlich geprägtes Land mit abgeschiedenen Regionen und einfachen Menschen. Im Kontrast dazu steht die Hauptstadt Tirana, in der es vor Lebenshunger summt. Wandern am Grünen Band Europa Wie im Vorjahr erfolgt die Anreise mit der Bahn und dem Schiff, aber diesmal über Venedig und Griechenland. Nach der Ankunft im Hafen von Igoumenitsa geht es mit dem Bus ins albanische Girokastra, das mit ­seiner Festung und seiner Wehrhausarchitektur zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Im Verlauf der Reise

sehen wir auch Berat, ebenfalls Welterbe-Stadt. Minarette und Kirchtürme ragen über die Hausdächer hinaus. Seit langem leben Christen und Muslime in Albanien friedlich nebeneinander. Unsere Wanderungen, auf denen uns ein deutscher Botaniker begleitet, führen in fünf Nationalparke. Ein Highlight ist die Bootsfahrt über den fischreichen Großen Prespasee im Prespa Nationalpark, im Dreiländereck von Mazedonien, Albanien und Griechenland. Mit Booten werden wir zur Insel Maligrad übergesetzt. ­Unweit von uns ziehen Pelikane übers Wasser. Wir staunen über die alten Ikonenmalereien auf der Fassade der orthodoxen Höhlenkirche St. Maria, die dort Wind und Wetter trotzen. Ein Zauber liegt in dieser ­Abgeschiedenheit. Später wandern wir im Jabllanice-Shebenk Nationalpark zwischen Albanien und Mazedonien. Heute gehört der Grenzstreifen zum Grünen Band und ist damit Teil des ökologischen Rückgrats Europas. In der unzugänglichen Wildnis haben Balkanluchs, Braun­ bär und Wolf noch einen Rückzugsraum. Schließlich führt uns die Reise ans Meer. Durch einen Pinienwald gelangen wir zur Karavasta-Lagune, Vogelliebhaber greifen jetzt zum Fernglas: Zwergseeschwalben, Schelladler, Seeadler und viele andere Vogelarten kann man hier antreffen. Unsere Rundreise endet mit einem Aufenthalt an der Albanischen Riveria. Wem ein Sprung ins maifrische Meer nicht zu kalt ist, der nimmt Badesachen mit. Lucia Vogel

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Reisetermin 12. – 27. Mai 2018 Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10 90489 Nürnberg Tel. 09 11- 5 88 88-20 Fax 09 11- 5 88 88 22 www.bund-reisen.de


Wie weiter beim Klimaschutz?

Foto: Jörg Farys

In vielen Ländern dieser Welt ­zeigen sich schon heute die Folgen der ­Klimakrise: steigernder ­Meeres­­spiegel, Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen. Besonders bitter für die ärmeren Länder des globalen Südens ist, dass sie oft mehr von der Klimaerwärmung bedroht sind als die großen Verursacher im ­Norden. Klimaschutz hat also viel mit Gerechtigkeit zu tun. Lesen Sie in diesem Schwerpunkt ­unsere Forderungen für mehr ­Klimagerechtigkeit an eine neue Bundesregierung.

Rote Linie Rund 3000 Aktive haben im August vergangenen Jahres am Braunkohlentagebau Hambach in Nordrhein-Westfalen eine »Rote Linie gegen Kohle« gezogen, um damit ihre Forderung nach einem schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu unterstreichen.



Die Politik muss sich endlich bewegen! Er glaube nicht an den Klimawandel, hat der US-Präsident erst kürzlich wieder gesagt. Im mächtigsten Land der Welt zählt die Erderwärmung zu den Glaubensdingen, zumindest für eine große Zahl der Amerikaner. In der deutschen Politik gilt die menschengemachte Klimakrise über­wiegend als erwiesen (Ausnahme: AfD). Auch dass die Situation rasches Handeln ­erfordert, will kaum jemand bestreiten. Doch geht es darum, das politische Programm in allen k ­ limarelevanten Ressorts daran auszurichten, ­tut sich die N ­ euauflage der Großen Koalition sehr schwer. Wir zeigen, wo sie in der Energie-, Verkehrs- und Agrarpolitik ansetzen muss.


Klimaschutz

Stillstand beenden Der Schutz des Klimas zählt fraglos zu den drängendsten Aufgaben der nächsten Bundesregierung. Union und SPD scheinen die politischen Konsequenzen weiter zu scheuen. Doch die neue Koalition muss nun handeln. onn, der 4. November: Es war eine fröhliche und entschlossene Demonstration mit Menschen aus unterschiedlichsten Ländern, am Rande der 23. UNKlimakonferenz. Zwei klare Botschaften sendete sie a­n die Delegationen aus aller Welt und die gleich­zeitig sondierenden Jamaika-Parteien Union, FDP und Grüne: Der Klimaschutz darf nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden – zu viele Menschen leiden schon heute unter der Erderwärmung. Außerdem muss die neue Bundesregierung den Kohleausstieg im Koalitionsvertrag verankern. Nur dieser Ausstieg kann den CO2-Ausstoß rasch und deutlich genug drosseln. Energiewende unverzichtbar Die 25 000 Menschen, die in Bonn mit uns demonstrierten, gaben ein gemeinsames Signal: Internationale Vereinbarungen zum Klimaschutz müssen direkt in nationale politische Beschlüsse münden. Der Pariser Klimavertrag fordert alle Staaten auf, ihren Beitrag zu leisten, um die Erderhitzung möglichst weit vor 2 Grad zu stoppen. Doch dies ist zum Scheitern verurteilt ohne eine Energiewende, die uns – in allen Bereichen – weg von der Atomkraft und weg von fossilen Energieträgern hin zu 100 Prozent Erneuerbarer Energie führt. Damit die Wende naturverträglich gelingt, muss der Ausbau Erneuerbarer Energien Hand in Hand damit gehen, dass wir Energie sparsamer einsetzen. Ob Mobilität, Wohnen oder Wirtschaften – alle Lebensbereiche müssen wir in Zukunft daran orientieren. Während Umfragen belegen, dass eine wachsende Mehrheit der Deutschen den Kohleausstieg befürwor-

tet, lässt die Politik noch immer Einsicht vermissen. Das Ringen von Grünen, FDP und Union vor allem um den Kohleausstieg hat einmal mehr offenbart: Klimaschutz ist nach wie vor kein politischer Konsens. Als ob es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, haben Union und SPD das Klimaziel für 2020 (minus 40% CO2 gegenüber 1990) faktisch einkassiert. Sie nahmen damit Druck aus ihren Verhandlungen. Die Große Koalition verfolgt ökonomische Prioritäten, der Klimaschutz ist für sie nachrangig. Umwelt und Soziales Dabei wäre jetzt der Augenblick, soziale und ökologische Fragen zusammenzudenken und zu gestalten. Auch die SPD hätte hier die Chance, sich programmatisch zu erneuern. So müssen entschlossene Vorgaben zum Energiesparen in Gebäuden und bezahlbares Wohnen keine Gegensätze sein, wenn klima- und sozialpolitische Maßnahmen klug kombiniert werden. Im Gegenteil: Gerade Haushalte mit wenig Einkommen würden von niedrigeren Energiekosten profitieren. Gut beraten ist die neue Regierung auch, wenn sie sich weniger um die Lobbyeinflüsterungen der Auto­ industrie kümmert, sondern sich in erster Linie für ­saubere Luft und weniger Autoverkehr in unseren Städten einsetzt. Dies kommt Millionen Menschen in den Ballungsräumen zugute – wie auch dem Klima. Weitere vier Jahre Stillstand beim Klimaschutz kann sich Deutschland nicht leisten. Darauf wird der BUND die neue Regierung immer wieder hinweisen. Antje von Broock und Olaf Bandt

Fotos: J. Farys

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Die Autoren Antje von Broock leitet das Klima­ team des BUND, Olaf Bandt als Bun­ desgeschäftsführer den Bereich »Poli­ tik und Kommuni­ kation«.

Zwei Aktionen, gleiche Botschaft Die Bundesdelegierten des BUND am 18. November in Berlin (linke Seite). Zwei Wochen vorher ­demonstrierten in Bonn 25 000 Menschen für einen ­besseren Schutz des Klimas – ­anlässlich der Weltklimakonfe­ renz, die dort stattfand.

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Energie und Klima

Klimaschutz light? Die langwierigen Gespräche zur Regierungsbildung haben zumindest eines geklärt: Die Große Koalition wird das Problem Kohle angehen – nur wie?

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ür eine verantwortungsvolle Energiepolitik steht in den nächsten vier Jahren viel auf dem Spiel. Denn in den letzten – mindestens – vier Jahren wurde vor allem vertagt und verhindert. Da ist als erstes der versäumte Kohleausstieg zu nennen, ferner die Deckelung der Erneuerbaren Energien. Und schließlich die ge­scheiterte Effizienzpolitik. Folglich sinken Deutschlands Treib­ hausgase schon seit Jahren nicht mehr. Unterm Strich ist das eine verheerende Bilanz. Kommt jetzt der Aufbruch?

Fotos: J. Farys

Die Autorin Tina Löffelsend ist die BUNDReferentin für Energiepolitik.

Wenig Bereitschaft Als Union, FDP und Grüne im Herbst ein Regierungsbündnis sondierten, waren Klimaschutz und Kohleausstieg prominent gesetzt. Kurz vorher war deutlich geworden, dass Deutschland sein Klimaziel für 2020 drastisch verfehlen wird. Statt (seit 1990) 40 Prozent weniger CO2 zu emittieren, sieht es derzeit nach nur 30 bis 32 Prozent aus. Eine Blamage für die Klimapolitik der Großen Koalition. Dies versuchte die Union in den Verhandlungen kleinzurechnen und stritt mit den Grünen darüber, wie sehr das Ziel wohl verfehlt wird. Schließlich stand im

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Raum, bis 2020 sieben Gigawatt Kohlekraft vom Netz zu nehmen – nicht genug für das Klimaziel 2020. Für den langfristigen Klimaschutz und den Kohleausstieg war noch nichts vereinbart. Schon hier zeigte sich, wie wenig FDP und Union be­ reit waren, die vielbeschworene Menschheitsaufgabe »Klimaschutz« wirklich anzugehen. Auch die Klimakanzlerin a.D. hatte offenbar selbst nichts investiert, um mehr für den Klimaschutz herauszuholen. Schwacher Auftakt All das ist nach dem Scheitern von »Jamaika« zwar Geschichte. Doch bildete dies die Folie für die folgenden Sondierungsgespräche von Union und SPD. Beide verständigten sich als erstes darauf, das vor zehn Jahren beschlossene Klimaziel 2020 aufzugeben. Ein denkbar

Raus aus der Kohleverstromung! 3. November 2017: Während der Weltklimakonferenz in Bonn bekam Europas zweitgrößte Dreckschleuder, das Kohlekraftwerk Neurath, Besuch von vielen Klima-Aktiven. Schwarze Ballons symbolisieren den CO2-Ausstoß dieser Technologie von gestern.


schwacher Auftakt. Nach lautem Protest auch des BUND findet sich im Ergebnispapier nichts mehr davon. Doch Union und SPD sind sich einig, dieses Ziel nicht länger zu verfolgen. Das nimmt den Druck, vor 2020 wirksam einzugreifen – sprich: die deutschen Kohlekraftwerke in großem Umfang zu drosseln und abzuschalten. GroKo-typisch ist die Vereinbarung, eine Kommis­ sion einzusetzen. Diese soll noch 2018 darüber beraten, wie das 2020-Ziel erreicht werden, die Kohleverstromung auslaufen und der Strukturwandel in den Kohlerevieren organisiert werden kann. Bloß nichts entscheiden – so ist schon die letzte Große Koalition gescheitert. Entsprechend begrüßte die Kohlelobby das Vorgehen. Sie wird nun vor allem versuchen, möglichst viel Entschädigung herauszuschlagen. Was bringt eine Kommission? Kann eine solche Kommission erfolgreich sein? Kommt darauf an, wie viel klimapolitischen Willen die neue Regierung aufbringt. Sie muss den Kohleausstieg politisch beschließen, die Klimaziele als Rahmen vorgeben und die Kommission ausgewogen besetzen. Richtschnur ist das Pariser Klimaabkommen – und das fordert ein baldiges Ende der Kohle. Dass der Ausstieg struktur- und beschäftigungspolitisch flankiert wird, da­für stehen vor allem die Sozialdemokraten. 1,5 Milliarden Euro für die Reviere sind schon vereinbart. Das Klimaziel 2020 dagegen hat in der Kommission nichts verloren. Denn hierfür braucht es schnelle und wirksame Schritte – wenn die Koalition ihre klimapolitische Ehre retten will.

Mehr als Ankündigungen? Der Abschied von der Kohle spielt klimapolitisch eine zentrale Rolle. Vereinbart haben die Koalitionäre aber auch einen allgemein etwas forcierten Ausbau der ­Erneuerbaren. Und Sonderausschreibungen für Windkraft und Fotovoltaik in den nächsten zwei Jahren. Doch wenn die Regierung den Ausbau der Erneuerbaren nicht deutlich beschleunigt, werden die Klimaziele von Paris außer Reichweite bleiben. Eine große Baustelle der Klimapolitik bleibt das Energiesparen. Auch hier musste die noch amtierende Regierung gerade das Scheitern ihrer Pläne einräumen. Das zeigt, wie wichtig gesetzliche Vorgaben sind. Etwas Hoffnung macht, dass ein »Klimaschutzgesetz light« vereinbart wurde. Damit sollen die Klimaziele wenigstens bis 2030 erreicht werden. Auch steht endlich ein Effizienzgesetz zur Debatte, das den Energieverbrauch bis 2050 immerhin halbieren soll. Ob aus dürren Worten diesmal mehr wird als Ankündigungspolitik? Tina Löffelsend Neues Energiekonzept Wie kann sich Deutschland bis 2040 zu 100 Prozent mit Erneuerbarer Energie versorgen? Dazu hat der »Arbeitskreis Energie« des BUND ein Szenario erarbeitet. Es skizziert den Weg zu einer langfristigen Umwandlung unseres Energiesystems und die nötigen politischen Weichenstellungen bei Strom, Wärme und Verkehr. Das »Konzept für eine zukunftsfähige Energieversorgung« (57 Seiten) können Sie als PDF kostenlos herunterladen unter → www.bund.net/energiewende. Gedruckt erhalten Sie die BUND-Position 66 im BUNDladen, ­Telefon 0 30-2 75 86-4 80, Fax -466, bundladen@bund.net

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Foto: Martin Schlegel

Mobilität und Klima

Verkehrswende nicht länger verzögern Mit einem eigenen Klimaziel für den Verkehrsbereich schuf die noch amtierende Bundesregierung eine passable Grundlage, um ihren Verpflichtungen aus dem Pariser Klimavertrag nachzukommen. Um es zu erfüllen, muss die gleiche Koalition nun ihre Verkehrspolitik grundlegend neu aufstellen.

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ach zähem Ringen um den Klimaschutzplan 2050 einigten sich im November 2016 die Umweltministerin Hendricks und der damalige Verkehrsminister Dobrindt: Bis 2030 soll der Verkehr in Deutschland 40 bis 42 Prozent weniger CO2 ausstoßen als 1990. Was eine echte Trendwende bedeutete: Bis heute sind ja die Treibhausgase aus dem Verkehr nicht weniger, sondern in den letzten Jahren sogar deutlich mehr geworden. Das Wachstum des Straßen- und Luftverkehrs war politisch gewollt. Derzeit ist der zusätzliche Ausbau von 1300 Straßen beschlossen, nicht aber der Ausbau

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Ohne Auto ans Ziel Vom Fahrrad direkt in die Bahn: Mobilitätspunkt im ­größtenteils autofreien Freiburger Stadtteil Vauban.

auch nur eines der völlig überlasteten Knotenpunkte der Bahn. Was also muss die nächste Regierung leisten, um ihr Klimaziel zu erreichen? Kein »weiter so« Ohne den Abbau umweltschädlicher Subventionen und eine Investitionsoffensive in nachhaltige Bahnund Nahverkehrsprojekte wird Deutschland sein Klimaziel 2030 deutlich verfehlen. Die Regierung muss Verkehr verlagern und vermeiden und für effizientere, kleinere und auch weniger Autos sorgen. Wir brauchen die urbane Mobilitätswende, die den öffentlichen Raum umverteilt zugunsten des Rad-, Fuß- und Nahverkehrs. Unseren Verkehr können wir nur auf Erneuerbare Energie umstellen, wenn die Zahl und der Verbrauch der Autos massiv sinken. Sonst müsste die zwei- bis dreifache Menge des heutigen Strombedarfs künftig ­allein für den Verkehr erzeugt werden. Tatsächlich fordert die Autolobby Erneuerbaren Strom für synthetischen Kraftstoffe in ihren ineffizienten Fahrzeugen (siehe Seite B6). Bremser oder Vorreiter? In der letzten Legislatur opponierten die Verkehrsminister Dobrindt und Schmidt gegen viele Vorschläge der EU-Kommission: gegen die entfernungsabhängige Pkw-Maut und die Aufnahme von CO2-Kosten in die


Grafik: Judith Keller

Neue Politik gefordert »Eine neue Zeit braucht eine neue Politik« – so stand es am Rednerpult des SPD-Parteitags. Ja: Wir brauchen eine sozial-ökologische Wende im Verkehr. Obwohl Hunderte Straßenbrücken marode sind, fehlt ein konkreter Plan für ihre Erhaltung und Erneuerung. Der Bund investiert Milliarden in neue Straßen, wo oft ­kleine Um- und Ausbauten reichen würden. Obwohl­ S- und U-Bahnen und Busse in den Großstädten überrannt werden, zahlt der Bund seit zehn Jahren keinen Euro zusätzlich in deren Ausbau. Der ländliche Raum wird immer mehr abgehängt. Trotzdem gibt es kein übergreifendes Konzept und keine Plattform für ein Mobilitätsmanagement, das alle Verkehrsangebote verknüpft, Mitnahme organisiert und Busse, Vans und Taxen bedarfsgerecht einsetzt. Statt die Digitalisierung im Verkehr voranzu­ treiben und das Auto und alle Verkehrsmittel online zu ver­netzen, wird vor allem über »autonomes Fahren« geredet.

Chancen urbaner Mobilität Ganz wesentlich muss sich die Verkehrspolitik künftig dem Stadtumbau widmen. Der Straßenraum muss hier gerecht und für die Allgemeinheit gewinnbringender als heute aufgeteilt werden: Fahrradwege statt Autospuren, Spielplätze statt Parkflächen. Der öffentliche Raum hat einen Wert. Mit viel zu günstigen Parkausweisen für Anwohnerinnen und Anwohner ist dieser Wert vor allem in den dicht besiedelten Innenstädten bei weitem nicht abgegolten. Der BUND fordert, das geltende Recht umzusetzen: Das Falschparken auf Rad- und Gehwegen muss konsequent geahndet und sanktioniert werden. Auch die beste Busspur nützt ja nichts, wenn sie ständig zugeparkt ist. Dies ist auch notwendig, damit Berufspendler ohne eigenes Auto komfortabel in die Stadt kommen und der ÖPNV damit konkurrenzfähig wird. Fazit: Die neue Bundesregierung muss ihre eigenen Klimaziele ernst nehmen und die notwendige Verkehrswende angehen – und zwar jetzt. Der BUND wird sich dafür weiterhin nachdrücklich einsetzen. Jens Hilgenberg, Werner Reh und Richard Mergner

Foto: Toni Mader

Lkw-Maut, oder dagegen, dass die Steuerbefreiung des Luftverkehrs auf den Prüfstand kommt. Wie glaubwürdig die neue Regierung agiert, wird sich zeigen, wenn dieses Jahr die neuen CO2-Grenzwerte für Pkw bemessen werden. Ab 2021 dürfen Neuwagen durchschnittlich nur noch 95 g/km CO2 ausstoßen. Für 2025 und 2030 hat die EU-Kommission – auch auf Druck aus Deutschland – viel zu schwache Minderungsziele vorgeschlagen. Meint die Bundesregierung es ernst mit ihrem Klimaziel, muss sie in Brüssel deutlich ehrgeizigere Vorgaben für die Autohersteller aushandeln.

Radeln ist gut für die Allgemeinheit Wer Fahrrad fährt, tut dem Klima und seiner Umwelt und Gesundheit etwas Gutes: Der gesellschaftliche Nutzen beläuft sich auf 23 Cent pro ge­ fahrenem Kilometer. Wer Auto fährt, bürdet der Allgemeinheit dagegen Kosten auf: 85 Cent pro Kilometer. (aus der neuen BUND-Broschüre »Perspektive 2030: Suffizienz in der Praxis«, siehe → www.bund.net/ suffizienz)

Die Autoren Jens Hilgenberg ist der ­Referent für Verkehrspolitik, Werner Reh leitet dieses R ­ eferat in der Bundesgeschäfts­ stelle. R ­ ichard Mergner ist der Sprecher des Bundes­ arbeitskreises Verkehr.

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Landwirtschaft und Klima

Kurswechsel nötig In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt und die globale Fleischproduktion mehr als verdreifacht. Die UN-Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass ­ der globale Fleischbedarf bis 2050 um weitere 85 Prozent wachsen wird. Das schädigt die biologische Vielfalt, die Böden – und auch das Klima.

K Der Autor Christian Rehmer leitet das BUNDReferat für Agrarpolitik.

eine anderen Konsumgüter der Welt beanspruchen so viel Land wie Fleisch und Milch. Ihre Herstellung belegt 77 Prozent des globalen Agrarlands – obwohl die Menschheit nur 17 Prozent ihres Kalorien­ bedarfs über Tiere deckt. Knapp zwei Drittel dieser Fläche sind Weiden, die von den Tieren effizient genutzt werden. Doch das restliche Drittel ist Ackerland. Hier könnte der Anbau von Lebens- statt Futtermitteln viel besser zur globalen Ernährung beitragen. Weniger Schweine und Hühner Der neue Fleischatlas (herausgegeben vom BUND mit der Heinrich-Böll-Stiftung) beschreibt detailliert, wie ein Kurswechsel aussehen kann. Die Tierhaltung der Zukunft muss sich vor allem auf die Nutzung von Grünland – also Wiesen und Weiden – konzentrieren. Mais, Soja, Raps und weitere Agrarrohstoffe wie bisher an Schweine, Geflügel und andere Tiere zu verfüttern, ist

WENN DIE VIEHWIRTSCHAFT SICH NICHT BEWEGT Globale Emissionen in Gigatonnen Kohlendioxid-Äquivalent und steigender Prozentanteil der Fleisch- und Milchindustrie daran, wenn nur diese Branche die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht einlöst 23 %

51 2016

38

23

2030

2050

27 %

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13 81 %

aktueller Stand Szenario: Erderwärmung maximal 2 Grad Szenario: Erderwärmung maximal 1,5 Grad jeweiliger Emissionsanteil der Fleisch- und Milchindustrie

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FLEISCHATLAS 2018 / HBS

14 %

45 %

kein nachhaltiges Zukunftsmodell. Schon gar nicht für die wachsende Weltbevölkerung. Mit Blick darauf, welche Tierzahlen für das Jahr 2050 kalkuliert sind, ergibt sich ein deutliches Bild: Würden für die Tierhaltung nur noch Grasland sowie Futter aus Resten der Lebensmittelproduktion bereitgestellt, müsste der Be­stand der Schweine auf 10 Prozent, der des Geflügels auf 20 Prozent verringert werden. Ganz anders die Wiederkäuer des Graslandes: Die Zahl der Rinder, Ziegen und Schafe könnte zu 80 Prozent erhalten bleiben. Fleischkonsum halbieren Dieses Szenario ist ein Gebot des Tierwohls – und auch des Klimaschutzes. Genauso wie unseren Tierbestand müssen wir unseren Fleischkonsum reduzieren – in Deutschland um etwa die Hälfte. Zur Speicherung von Kohlenstoff ist es außerdem sehr wichtig, das Weideland zu erhalten. Um die Klimaziele von Paris zu erreichen, muss sich die Landwirtschaft grundlegend verändern. Laut Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung verursacht sie acht Prozent der gesamten deutschen Treibhaus­ gase. Mehr als die Hälfte davon geht auf das Konto der Tierhaltung. Nicht eingerechnet sind die Emissionen, die beim Anbau importierter Futtermittel im Ausland und beim Abbau von Humus vor allem auf bewirtschafteten Moorböden entstehen. Heißes Eisen Eine Verkleinerung der deutschen Tierbestände – das benennt die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzplan bisher nicht als Option. Dieses heiße Eisen möchte sie nicht anfassen. Stattdessen setzt sie mit ihrer Agrarpolitik weiter auf wachsende Tierbestände und singt das Loblied des Agrarexports. Dabei wäre die Agrarwende dringend notwendig – hin zu einem Ackerbau, einer Grünlandnutzung und Tierhaltung, die das Klima mehr als bisher schonen. In ihr Sondierungspapier haben Union und SPD immerhin geschrieben, dass die Potenziale der Landwirtschaft für den Klimaschutz genutzt werden sollen. Dafür sollten sie sich auch in Brüssel starkmachen. Denn dort wird in den kommenden – und für den globalen Klimaschutz entscheidenden – Jahren neu über die Verteilung der 60 Milliarden Euro Agrarfördermittel pro Jahr gepokert. Deutschland muss sich dabei auf die Seite des Klimas stellen. Christian Rehmer Fleischerzeugung wird zum Klimaproblem Die Agrarlobby beteuert, kaum dazu beitragen zu kön­ nen, den weltweiten Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken. Dann allerdings würde die Tierhaltung bald zur größten Gefahr für den Klimaschutz.


Schweinefleischproduktion drosseln! Würden die deutschen Bäuerinnen und Bauern nur noch so viele Schweine halten, wie hierzulande gegessen wer­ den, wäre damit auch dem Klima gedient. Vermieden

würde jedes Jahr ungefähr so viel CO2, wie das Braun­ kohlekraftwerk Schkopau an der Saale ausstößt. (Beide Grafiken stammen aus dem neuen Fleischatlas, siehe → www.bund.net/fleischatlas2018)

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Im Interview

»Wenn wir jetzt nichts tun, wird der Wandel nicht mehr zu stoppen sein«

Stefan Rahmstorf ist Abteilungsleiter am Potsdam-Insti­ tut für Klimafol­ genforschung und Professor für die Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Zu seinen Forschungsschwer­ punkten gehören erdgeschichtliche Klimaveränderun­ gen und die Rolle der Meere im ­Klimageschehen.

Foto: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Frédéric Batier

Der Physikprofessor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klima­ folgenforschung kämpft seit vielen Jahren gegen bewusste Falschaussagen zum Klimawandel. Er rät, die Wetterkapriolen rund um den Globus ernst zu nehmen, und mahnt zu raschem Handeln – auch wenn er dafür von ­Leugnern der Erderwärmung immer wieder heftig persönlich ange­ griffen wird.

Natur+Umwelt: Im vergangenen Jahr hat das Wettergeschehen weltweit immer wieder Schlagzeilen gemacht: ungewöhnlich starke Hurrikans in der ­Karibik, heftige Monsunregenfälle in Asien, Waldbrände in Kalifornien, Kälterekorde an der Ostküste der USA. Was heißt das für die Zukunft? Wird sich das globale Windsystem und damit das Klimagefüge der Erde grundlegend ändern? Stefan Rahmstorf: Diese Trends werden sich fortsetzen, solange die Erwärmung anhält. Die Zahl gefährlicher Tropenstürme der höchsten beiden Kategorien wird wahrscheinlich zunehmen, ebenso die Extremniederschläge. Darüber hinaus müssen wir auch damit rechnen, dass sich die Wind-Zirkulationsmuster in der Atmosphäre verändern. Es gibt zum Beispiel Hinweise darauf, dass sich der sehr wichtige »Jetstream« in der Atmosphäre verlangsamt und größere Schleifen von Nord nach Süd zieht, insofern instabiler wird. Aufgrund der überproportionalen Erwärmung der Arktis ist das physikalisch zu erwarten. Und Datenanalysen zeigen, dass die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten auch tatsächlich so abläuft. Das kann zu gravierenderen Wet­

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ter­­extremen in den mittleren Breiten führen, paradoxerweise auch zu stärkeren Einbrüchen polarer Kaltluft. Tropenstürme und Monsunregen sind für Europa weit weg – was kommt mit dem Klimawandel auf ­unsere Region zu? Auch in Europa leiden wir ja bereits heute unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung. Selbst vor Hurrikans sind wir hier nicht mehr ganz gefeit: 2005 hat der tropische Wirbelsturm Vince die Küste Portugals getroffen. Im Mittelmeerraum haben wir andererseits massiv zunehmende Probleme mit Dürre. Man darf nicht vergessen, dass Syrien in den Jahren vor 2011, also bevor dort die Massenproteste und Unruhen ausbrachen, von der schlimmsten Dürre seiner Geschichte heimgesucht worden ist. Das hat anderthalb Millionen Binnenflüchtlinge in Syrien verursacht und war mit ein Grund für die große Unzufriedenheit der Bevölkerung damals. Studien sagen voraus, dass Teile Spaniens und Portugals im Laufe dieses Jahrhunderts zur Wüste werden – selbst wenn wir die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen.


Und was ist für Deutschland zu erwarten? Auch hierzulande haben wir mit zunehmenden Hitzewellen zu kämpfen. Man erinnere sich an den Jahrhundertsommer 2003, der europaweit 70 000 Todesopfer gekostet hat. Gleichzeitig leiden wir auch immer öfter unter Starkregenfällen, zum Beispiel Überflutungen nach sehr heftigen Gewittern – siehe Braunsbach und andere Orte im Mai 2016. Haben Sie angesichts dieser Datenlage den Eindruck, dass inzwischen zumindest weitgehend Konsens ­darüber herrscht, dass es den Klimawandel gibt – ­unabhängig davon, welche Konsequenzen man daraus zieht? Unter Klimaforschern gibt es diesen Konsens seit vielen Jahren. In der Öffentlichkeit ist diese Tatsache aber oft gar nicht bekannt. Wenn man mit Laien spricht, haben die häufig das Gefühl, der Klimawandel sei selbst in der Wissenschaft noch umstritten. Denn dazu kursieren eine Menge Falschexpertisen von Interessengruppen der fossilen Brennstoffwirtschaft, die leider auch in den Medien immer wieder unkritisch oder sogar wohlwollend aufgegriffen werden. Und es ist sehr leicht, mit einigen wenigen hochgepuschten Gegenstimmen für die Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, der vom Menschen verursachte Klimawandel sei wissenschaftlich noch nicht geklärt. In jüngster Zeit scheinen diese Gegenstimmen gerade wieder lauter zu werden. In Deutschland gibt es mit der AfD neuerdings sogar eine Partei, die den Klimawandel in ihrem Programm offiziell infrage stellt. Das stimmt, aber die Verleugnung wissenschaftlicher Fakten zum Klimawandel ist nichts Neues. Ich beobachte das seit nunmehr 25 Jahren. Hinter dieser Verleugnung steckt eine ganze Industrie. In den Vereinigten Staaten gibt es sogenannte Thinktanks wie das Heartland Institute, in die von interessierter Seite ­Hunderte Millionen Dollar gepumpt werden, damit­ sie systematisch pseudowissenschaftliche Expertisen und Falschinformationen für Laien über die Klima­ veränderung streuen. Das ist mittlerweile alles gut dokumentiert. Gibt es denn nicht auch einen Gegentrend? Immerhin hat sich die Weltgemeinschaft auf das ­Pariser Klimaabkommen geeinigt ... Das Problem ist: Es gibt immer wieder neue Gruppen, die diese alten Thesen für sich entdecken. In den USA hat die Kohlelobby mit Präsident Trump und seiner Führungsriege jetzt sogar die politische Macht. Im Vergleich dazu geht die deutsche Politik – zumindest rhetorisch – wesentlich vernünftiger mit dem Problem des Klimawandels um. Außer der AfD sagen eigentlich alle Parteien, sie seien für Klimaschutz. In der Praxis sieht es allerdings leider anders aus: Die Bundesregierung ist dabei, ihre selbstgesteckten Klimaziele zu verfehlen. Die Energiewende wird nicht entschieden vorangetrieben, sondern ausgebremst. Dabei reichen die alten Kli-

maziele der Bundesregierung nach dem Pariser Klimaabkommen längst nicht mehr aus. Wenn wir eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad erreichen wollen, dürfen wir weltweit im Jahr 2050 überhaupt kein CO2 mehr emittieren. Wäre es für uns hier in den gemäßigten Zonen ­Europas nicht womöglich billiger, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen als so massiv ­gegenzusteuern, wie bislang von der Klimawissenschaft gefordert? Wenn wir jetzt nichts tun, wird der Wandel später nicht mehr rechtzeitig zu stoppen sein. Und wie wir gesehen haben, beginnen Katastrophen wie Monsterstürme oder Überflutungen ja schon heute, bei nur einem Grad globaler Erwärmung. Zudem nähern wir uns sogenannten Kipppunkten im Klimasystem – das sind kritische Grenzen, ab denen nicht mehr aufhaltbare Selbstläufer in Gang gesetzt werden, wie etwa der komplette Verlust des Grönländischen Eisschildes, der den Meeresspiegel weltweit um sieben Meter ansteigen lassen würde. Nach 50 Jahren Debatte haben sich in Paris alle Länder endlich darauf geeinigt, dass wir die Erwärmung deutlich unter der Zwei-Grad-Grenze halten müssen, wenn wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, uns an den dann immer noch sehr gravierenden Klimawandel anzupassen. Diese Einigung hat sehr, sehr gute Gründe und muss jetzt sofort umgesetzt werden – ungeachtet aller Angriffe gegen die Erkenntnisse der Klimawissenschaft. Stehen Sie da als Forscher auch selbst in der Schusslinie? Sicher, es ist ja schon lange ein verbreitetes Phänomen, dass Klimaforscher, die sich öffentlich zu dem Thema äußern und vor den Folgen der globalen Erwärmung warnen, zum Teil massiv persönlich angegriffen werden. Das geht bis hin zu Todesdrohungen gegen mich und meine Familie. In den letzten Jahren sind die Diffamierungen insofern noch schlimmer geworden, als sich die Kommunikation verändert hat. Über soziale Medien und das Internet haben viel mehr Menschen die Möglichkeit, anonym Hass-Postings zu verbreiten. Und auf entsprechenden Webseiten der Klimaleugner wird jede Menge Hass gegen Klimaforscher geschürt. Haben Sie das Gefühl, dass das die Klimaforschung irgendwie beeinflusst? Das glaube ich nicht. Die Anfeindungen fördern zwar die Tendenz, dass Wissenschaftler sich nicht aus ihrem Elfenbeinturm heraustrauen. Ich bin aber überzeugt, die Forschung lässt sich von solchen Attacken nicht wirklich beeindrucken. Auch wenn die Situation manchmal zum Verzweifeln ist – man kann als Klimaforscher nicht einfach aufgeben, dafür steht zu viel auf dem Spiel. Interview: Astrid Dähn

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Fotos: Sammlung Gesellschaft für ökologische Forschung

Klimakrise bedroht alpine Ökosysteme

Schmelzende Gletscher, rutschende Hänge Bayern hat nur einen kleinen Anteil am Alpenbogen. ­Dennoch sind die Alpen für Bayern von hoher Bedeutung – nicht nur für den Tourismus, sondern auch für die Artenvielfalt. Weitgehend unerschlossene Räume gibt es ­ n­ur noch hier. Aber die hochempfindlichen alpinen Ökosysteme sind vom Klimawandel besonders betroffen.

Foto: privat

Foto: Doering

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Die Autoren Axel Doering ist der Sprecher, ­Thomas Frey der Geschäftsführer des BN-Arbeits­ kreises Alpen.

ährend global die Temperatur seit 1880 um etwa 0,9 Grad angestiegen ist, ist in den Alpen die Temperatur mit bis zu zwei Grad doppelt so schnell angestiegen. Entsprechend deutlich sind die Auswirkungen heute schon zu sehen. Die schmelzenden Gletscher sind stumme Zeugen dieser dramatischen Entwicklung. Ein weiterer Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts um zwei bis vier Grad Celsius ist zu erwarten, wenn nicht sofort mit Klimaschutzmaßnahmen massiv gegengesteuert wird. Jedes Grad Temperaturanstieg bedeutet eine Verschiebung der alpinen Klimazonen um 200 Meter nach oben. Ein durchschnittlicher Temperaturanstieg um 3 Grad bedeutet also 600 Meter Höhenverschiebung! Die niedrig gelegenen Skigebiete in den bayerischen Alpen geben entweder auf oder versuchen, mit Kunstschneeeinsatz ihr Überleben zu sichern. Eine Auswertung des BUND Naturschutz der Schneehöhen- und Beschneiungsentwicklung in den vergangenen 35 Jahren zeigt deutlich auf, dass in den meisten Skigebieten nur mit massivem Einsatz von Kunstschnee die zum Skifahren notwendigen Schneehöhen bereitgestellt werden können. Selbst höher gelegene Skigebiete wie das Skigebiet Grasgehren am Riedberger Horn wollen deshalb massiv in künstliche Beschneiung investieren. Mit verheerenden Folgen: Für ein Beschneiungsbecken muss ein ganzes Moor ausgebaggert werden. Doch

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Dramatischer Schwund Diese Aufnahmen von circa 1900 sowie 2003 und 2011 zeigen den massiven Rückgang des Schneeferner-Gletschers auf der Zugspitze.

Moore sind die besten Kohlenstoffspeicher. Und die ­alpinen Hochlagenmoore würden durch den Klimawandel aus den Tieflagen verdrängten Arten einen neuen Lebensraum bieten. Für viele Arten im Alpenraum gibt es keine Ausweichrefugien mehr. Für sie verläuft die Klimaerwärmung zu schnell. Laut wissenschaftlichen Studien wird die Artenvielfalt im Alpenraum und Alpenvorland da­ her deutlich abnehmen. Besonders betroffen sind die Spezialisten aus den Hochlagen, die nicht mehr höherwandern können. Der Mensch ist mit seinen Nutzungen immer weiter in den Alpenraum vorgedrungen. Daher ist heute auch die Verletzlichkeit der Menschen durch Naturgefahren hoch und wird durch den Klimawandel weiter ansteigen. Umso wichtiger ist eine natürliche Naturgefahrenvorsorge. Ein naturnaher Bergwald spielt hier eine besondere Rolle. Er ist nicht nur Kohlenstoffsenke, sondern hält auch Starkniederschläge zurück. Zudem schützt er die Talräume vor Muren und Steinschlägen. Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind das Gebot der Stunde. Für beides ist keine Zeit mehr zu verlieren.  Axel Doering, Thomas Frey


Wetterextreme nehmen zu

eugnen und verharmlosen hilft nicht: Auch Bayern ist bereits von der Veränderung des Klimas betroffen. 2017 war – wie schon die beiden Jahre zuvor – eines der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Doch von der Erwärmung abgesehen, zeigt sich die Veränderung des Klimas in Mitteleuropa vor allem in der Zunahme von Extremwetterereignissen, also Starkregen, Stürme oder Dürreperioden. So richtete im August des vergangenen Jahres ein schwerer Sturm im Landkreis Passau verheerende Schäden an. Zahleiche Privathaushalte waren betroffen. Am schlimmsten waren hier jedoch die Schäden für die Forstwirtschaft. Im Jahr zuvor verwandelte sich der bislang harmlose kleine Simbach in einen reißenden Strom. Der Ort Simbach am Inn im südlichen Niederbayern versank förmlich in den Fluten. 2013 traf es den Raum Deggendorf, als bei einem Jahrhunderthochwasser ein Donaudeich brach. Nordbayern hingegen litt in den vergangenen Jahren unter fehlenden Niederschlägen. Das freut zwar die Sonnenanbeter, stellt aber Landwirte, Waldbesitzer oder Weinbauern vor immer größere Herausforderungen. Die Schäden an der Infrastruktur zu reparieren oder Privathaushalte nach solchen Katastrophen finanziell zu unterstützen,

Foto: hapa7/Fotolia

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wird für den Staat zu einer immer größeren finanziellen Belastung. Aktiver Klimaschutz ist also dringend geboten, um weitere Auswirkungen zumindest so gering wie möglich zu halten.

Erreichen Sie Ihr Klimaschutzziel!

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ie internationale Staatengemeinschaft zögert und zaudert; die neue GroKo gründet, bevor sie überhaupt selbst die Arbeit aufnimmt, erstmal eine Kommission – wie gut, dass wenigstens jede und jeder von uns auch selbst etwas tun kann! Mit dem »Bürgerrechner« kann man seine persönliche CO2-Bilanz berechnen. Entwickelt wurde er schon 2007 vom Heidelberger ifeu-Institut gemeinsam mit KlimaAktiv und mit Unterstützung des Umweltbundesamtes. 2014 und 2016 gab es eine Überarbeitung und Erweiterung. Wie funktioniert’s? Sie geben online die gefragten Daten ein zu den Bereichen Heizung, Strom, Mobilität, Ernährung und Konsum. Wer nicht so viel klicken und tippen will, kann voreingestellte Durchschnittsprofile verwenden und diese schrittweise verfeinern. Besonders interessant ist, dass man sich auch eine Prognose erstellen lassen kann, die geplante Maßnahmen wie den Umbau der Heizung mit einberechnet. Der Rechner simuliert auch das Wechselspiel zwischen individuellen und gesellschaftlichen Entscheidungen. So zeigt der CO2-Rechner auf, wo Sie heute stehen und wie Ihre persönlichen Klimaschutzmöglichkeiten in der Zukunft aussehen. Übrigens: Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Den Bürgerrechner kann man kostenlos nutzen auf: → www.uba.co2-rechner.de

Moorschutz ist Klimaschutz

Foto: Thomas Stephan

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enn es um Klimaschutz geht, ist immer wieder auch von Mooren die Rede. Der besondere Zusammenhang: Moore sind besonders hochwertige Kohlenstoffspeicher. Ihre Torfschicht hat sich sehr langsam im Laufe von Jahrtausenden aufgebaut und dabei viel CO2 gespeichert. In den Mooren auf der ganzen Welt ist doppelt soviel CO2 gespeichert wie in den Wäldern. Werden Moore zerstört, entweicht aus der Torfschicht nicht nur das Kohlendioxid, sondern auch Lachgas, das um ein vielfaches stärker zur Erwärmung des Klimas beiträgt. Deshalb bemüht sich der BUND Naturschutz seit vielen Jahren, Moore zu erhalten oder renaturieren. Unter den rund 2200 Hektar Flächen, die der BUND Naturschutz besitzt, sind auch zahlreiche Moore. Mit ihrer Pflege leisten die Aktiven des BN Jahr für Jahr in ehrenamtlicher Arbeit aktiven Klimaschutz.

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Porträt

Echte Schlüsselblume

Foto: privat

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Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­P flanzenbücher verfasst.

ie wissenschaftliche Benennung Primula veris deutet auf die Blütezeit im Frühling, Primula officinalis auf die arzneiliche Verwendung. In der modernen Phytotherapie dient die Zubereitung aus dem getrockneten Wurzelstock oder den getrockneten Blüten zur Linderung von Katarrhen der Atemwege, in der Volksmedizin die Blüten unter anderem auch gegen Nervosität und Kopfschmerzen. Eine andere verbreitet vorkommende heimische Primelart, die Hohe Schlüsselblume oder Waldschlüsselblume (P. elatior), deren Blütenkrone hellgelb ist, wird in gleicher Weise eingesetzt. Blätter und Blüten von Echter und Hoher Schlüsselblume waren früher geschätzt für die Bereitung von ­Salaten, Desserts oder Schlüsselblumenwein. Achtung! Insbesondere bei Überdosierung Gefahr von Nebenwirkungen wie Übelkeit und Magenbeschwerden. Bei Primel-Allergie auf Anwendung verzichten. Wegen des Schutz­status nicht in der Natur sammeln. Himmelsschlüssel und Mariensymbol Bestäuber sind vor allem Falter und Hummeln. An den Blättern fressen die Raupen des in Deutschland gefährdeten Schlüsselblumen-Würfelfalters (Hamearis lucina). Die Pflanzengestalt hat man mit einem Schlüssel verglichen und daraus vielerorts Legenden abgeleitet, zum Beispiel, dass der einst dem heiligen Petrus entglittene und auf die Erde gefallene Himmelsschlüssel sich in die Pflanze verwandelt habe. In der spätmittelalterlichen Tafelmalerei, etwa im »Paradiesgärtlein« (um 1420) eines oberrheinischen Meisters, war die Schlüsselblume Mariensymbol: Mit

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der Geburt Christi hat Maria für die Menschen den Himmel aufgeschlossen. Auch Gedichte bekannter Dichter beschäftigen sich mit dem Frühlingsboten, beispielsweise »Himmelschlüssel« (Friedrich Rückert), »Primula veris« (Nikolaus Lenau) oder »Schlüsselblumenland« (Georg Britting). Die Schlüsselblume galt als mächtige Zauberpflanze. Sagen erzählen, dass jemand eine Schlüsselblume findet oder sie von einer schönen Jungfrau erhält. Mit der Blume lässt sich eine geheime Tür aufsperren, hinter der sich Schätze verbergen. Vor Jahrzehnten waren Anblick und Duft blühender Schlüsselblumen noch vertraut. Für den Rückgang sind insbesondere verantwortlich: Grünlandumbruch, Flächenversiegelung, Aufgabe von Nutzungen mit darauf folgender Verbuschung. Nutzungsintensivierung, aber auch Stickstoffeintrag aus der Luft erhöhen den Nährstoffgehalt des Bodens, ebenso die verbreitete, arbeitssparende Mulchmahd, etwa an Straßenrändern oder auf Dämmen, bei der das Mähgut nicht abtransportiert wird. Der BUND Naturschutz weist auf die Bedeutung trocken-magerer Wiesen für die Artenvielfalt hin. Ihrem Erhalt widmen sich Wiesenprojekte zahlreicher Orts- und Kreisgruppen.

Wildpflanzen neu entdecken

Im März 2018 erscheint der beliebte Naturführer »Wildpflanzen neu entdecken« in neuer Auflage. In diesem Buch stellt unsere Autorin Gertrud Scherf heimische Blumen, Kräuter, Sträucher und Bäume vor, informiert über Merkmale, Verwendung, Heilwirkung und Geschichte, aber auch Brauchtum, Mythos und Magie. Mit Illustrationen von Claus Caspari. blv-Verlag, ISBN-Nr. 978-3-8354-1817-2, 18 Euro

Zeichnung: Claus Caspari; aus »Wildpflanzen neu entdecken«, BLV Buchverlag

Im April und Mai schmücken sich manche trockenen und mageren Wiesen mit den dottergelben Blüten der Echten Schlüsselblume (Wiesenschlüsselblume). Sie verströmen unvergleichlich süßen und besänftigenden Duft, dem das Primelgewächs den Namen Duftende Schlüsselblume verdankt.


Foto: Karl Paulus

Das »granitene Hufeisen« des Fichtelgebirges sollte mit einer Autobahn zerschnitten werden. Doch die Fichtelgebirgler setzten sich – in einer Allianz von BUND Naturschutz, Bürgerinitiative, Kommunen und Landwirten – zäh und ausdauernd zur Wehr. So können Einheimische und Besucher auch heute noch in unberührten Landschaften wie dieser wandern.

Gerettete

Landschaften


Landtag beschloss neues Landesentwicklungsprogramm

Schwarzer Tag für Bayerns Landschaft Donnerstagmorgen am 9. November. Der Tag beginnt mit einer vom BUND Naturschutz ­organisierten Protestaktion in Sichtweite des bayerischen Landtags. Für den Schutz des ­Alpenplans, des Riedberger Horns und für die Bewahrung bayerischer Heimatlandschaften vor weiterer Verschandelung durch Baugebiete in Flur und Feld, weitab von Siedlungen.

Foto: Christof Stache

»Söder« und »Seehofer« in Aktion Zusammen mit anderen Naturschutzverbänden de­ monstrierte der BN vor dem Landtag gegen die drohen­ de Zubetonierung bayerischer Landschaften.

Foto: Toni Mader

Foto: Roggenthin

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Die Autoren Doris Tropper ist die stellvertreten­ de Vorsitzende, Richard Mergner der Landesbeauf­ tragte des BUND Naturschutz.

egen die vom designierten Ministerpräsidenten Markus Söder auf den Weg gebrachte Änderung des Landesentwicklungsprogramms demonstrierte der BN gemeinsam mit befreundeten Verbänden wenige Stunden vor der entscheidenden Abstimmung im bayerischen Landtag. Im Landtag verfolgen die BN-Vertreter einen harten argumentativen Schlagabtausch von Oppositionsparteien SPD, Grüne und Freie Wähler mit Markus Söder, Erwin Huber und weiteren Abgeordneten der CSU. Schnell wird klar: Die CSU-Abgeordneten sind nicht bereit, auf die Argumente von vielen Fachverbänden von der Akademie ländlicher Raum über die Alpenschutzorganisation CIPRA bis zum BN einzugehen. Für den Alpenplan mit seinen strengen Ruhezonen, der vor über 40 Jahren einstimmig im Landtag beschlossen wurde, hatte sich auch Umweltministerin Ulrike Scharf eingesetzt, bis sie sich der Kabinettsdisziplin beugen musste. Nahezu einstimmig beschließt die CSU-Mehrheitsfraktion schließlich die Änderungen im Landesentwicklungsprogramm. Damit soll der Bau einer Skischaukel am Riedberger Horn möglich werden, welchen CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer, der im Allgäu seinen Wahlkreis hat, den Bürgermeistern der kleinen Gemeinden Obermaiselstein und Balderschwang versprochen und sie mit weiteren Millionen Euro an Subventionen gelockt hat. Landtagskandidaten auf den Prüfstand stellen Mit der Lockerung des Anbindegebots können die Gemeinden nun Gewerbegebiete generell an Abfahrten von vierspurigen Straßen genehmigen. Wenn zwei Ge-

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meinden zusammenarbeiten, dürften sie auch irgendwo auf der grünen Wiese Gewerbegebiete ausweisen. Auch Tourismusprojekte dürften künftig in die Landschaften gebaut werden. Dabei ist deren Schönheit für die meisten Urlauber der Grund, eine Region zu besuchen. Der weiteren Zerstörung der Schönheit Bayerns durch Spekulation wird damit Tür und Tor geöffnet, ini­ tiiert vom »Heimatminister« und gefordert von Verbänden wie Gemeindetag, Landkreistag und dem Verband der bayerischen Wirtschaft. Als »schwarzer Tag für den Alpenschutz, das Riedberger Horn und die Bewahrung Bayerns vor weiterer Zersiedelung und Asphaltierung« kommentiert der BUND Naturschutz diese Entscheidung und ist damit in allen Medien präsent. Der BN-Landesvorstand hatte schon vor der absehbaren Entscheidung intensiv die weiteren Möglichkeiten diskutiert und eine Normenkontrollklage zum Schutz des Riedberger Horns und der letzten Ruheräume in den bayerischen Alpen beschlossen. Mit regionalen Veranstaltungen vor der Landtagswahl sollen alle Kandidatinnen und Kandidaten auf den umweltpolitischen Prüfstand gestellt werden und dabei auch transparent gemacht werden, wer für und wer gegen den »Turbo« für weiteren Flächenfraß gestimmt hat und wer in Zukunft den Ausverkauf von Grund und Boden stoppen will. Doris Tropper, Richard Mergner Was ist so schlimm am neuen Landesentwicklungsprogramm? ■  Durch Lockerung des Anbindegebots sind Gewerbegebiete auf der grünen Wiese leichter möglich. ■  Tourismusprojekte dürfen in die Landschaft gebaut werden. ■  Der Alpenplan, der bisher strenge Schutzzonen ­garantiert hat, wird aufgeweicht für eine Skischaukel am Riedberger Horn.


BUND Naturschutz legt Alpenstrategie vor

Foto: sunsetman/Fotolia

Schutz von den Tälern bis zu den Gipfeln

Schützenswerte Schönheit Die bayerischen Alpen brauchen keine weitere Erschließung, sondern konsequenten Schutz der letzten unberührten Ruheräume.

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uch wenn Bayern nur einen kleinen Anteil am Alpenbogen hat: Was wäre der Freistaat ohne die majestätische Pracht seiner alpinen Landschaften? Doch diese Schönheit ist in Gefahr: Unter dem irreführenden Motto »schützen und nützen« hat die Bayerische Staatsregierung 2017 eine neue Alpenstrategie beschlossen und ist einmal mehr dem Credo der Wettbewerbsfähigkeit gefolgt. Dies und die aktuellen politischen Debatten, zum Beispiel um das Riedberger Horn, waren Anlass für den BN, ein eigenes ­Strategiepapier zu erarbeiten, das den Alpenschutz in den Fokus rückt. Ein Erschließungsbedarf, so konstatiert die A ­ lpen­strategie des BUND Naturschutz, besteht längst nicht mehr – im Gegenteil: Es gilt, die letzten unberührten Landschaften als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Dafür soll der Alpenplan gesichert und ausgeweitet werden. Die internationale Alpenkonvention ist umzusetzen, das heißt: Ruheräume erhalten, keine weitere Erschließung in sensiblen alpinen Bereichen! Aktuell engagiert sich der BN zum Beispiel für den Schutz des Jenners und des Landschaftsschutzgebietes Inntal Süd. Zudem soll eine zukunftsfähige, nachhaltige Landund Forstwirtschaft nicht nur, aber gerade im Alpenraum geschaffen werden. Dabei muss der Grundsatz gelten: Öffentliches Geld gibt es nur für öffentliche Leistungen. Der anhaltende Flächenverbrauch ist gerade in ­Südbayern ein großes Problem, gegen das der BN seit vielen Jahren ankämpft. Die BN-Alpenstrategie fordert, Freiflächen zu erhalten. Ziel ist eine Flächenkreislaufwirtschaft im bayerischen Alpenraum bis 2035. Der hohen Verkehrsbelastung kann in den Alpen nicht mehr mit Straßenausbau begegnet werden. Es ist höchste Zeit für eine Verkehrswende, die den öffent­ lichen Personennahverkehr stärkt und konsequent Güter auf die Schiene bringt. Ein besonderes Augenmerk ist auf den Tourismus zu richten: In weiten Teilen des bayerischen Alpenraumes ist der Tourismus an seine Grenzen gestoßen oder hat

Den bayerischen Alpen droht ein gigantisches Erschließungs­programm. Der BN hält mit einer eigenen ­Alpenstrategie dagegen. Damit sollen die wertvollen Lebensräume in den bayerischen Alpen besser geschützt und die einzigartige Schönheit dieser ­Landschaft erhalten werden, für die der Verband sich schon jetzt stark macht.

sie bereits überschritten. Der Skitourismus hat in Bayern aufgrund des Klimawandels keine Zukunft. Stattdessen soll ein sanfter Ganzjahrestourismus gefördert werden. Erarbeitet wurde die BN-Alpenstrategie vom Landes­ arbeitskreis Alpen. Derzeit wird sie noch im Landesvorstand beraten. Diese Themen wird der BN gerade im Landtagswahlkampf einbringen, denn die bayerischen Alpen haben nicht nur einen Wert als Wirtschaftsfaktor, sondern einen Wert an sich. (lf )

→ Mehr zur BN-Alpenstrategie auf: bund-naturschutz.de/alpen/ aktuelles.html

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Foto: Horst Schunk

Lebensqualität Große Bäume können aus ­tristem Stadtgrau grüne Oasen ­machen.

Neues BN-Projekt

Alte Stadtbäume besser schützen Winterzeit ist Baumfällzeit, das werden viele Stadtbewohner auch in den vergangenen ­Monaten wieder festgestellt haben. Morgens stand die schöne Eiche neben dem Fahrradweg noch – abends ist nur ein Baumstrunk übrig.

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n wachsenden Großstädten wie München dürften die Bürger diese bittere Erfahrung besonders häufig machen: Allein zwischen 2010 und 2015 hat die Bayernmetropole trotz Nachpflanzung fast 9000 Stadt­ bäume verloren. Immer mehr Menschen drängen in die wohlhabende Stadt, Wohnungen fehlen, der Baudruck nimmt zu. Den Kürzeren ziehen dann die grünen Mitbewohner, denn Baurecht toppt Baumschutz. Das ist die juristische Realität, die immer mehr Stadtbäume die Existenz kostet. Und nur rund 100 der 2056 bayerischen Kommunen haben überhaupt eine Baumschutzverordnung erlassen. Doch auch das Bewusstsein über diesen schleichenden Verlust nimmt zu. Der BUND Naturschutz spürt auf allen Ebenen, wie sich Menschen mehr und mehr um das Grün in ihrer Stadt oder Gemeinde sorgen und kümmern: In Nürnberg

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pflegen 900 Baumpaten etwa 1300 Stadtbäume. Sie gießen sie in heißen Sommermonaten und sorgen dafür, dass es zu ihren Füßen blüht und summt. Und auch die Anfragen von besorgten oder wütenden Bürgern beim BUND Naturschutz nehmen spürbar zu (siehe Interview).

Warum Bäume in der Stadt? Unangebrachte Stadtromantik? Weit gefehlt – Stadtbäume sind viel mehr als nur hübsches Beiwerk. Bereits heute leben mehr als 45 Prozent der Bayern in Städten. Sie alle wollen durchatmen können, auch – oder gerade – in heißen Sommermonaten. Das ist aber inzwischen keine Selbstverständlichkeit mehr: In Nürnberg zum Beispiel wurden 2015 rekordverdächtige 33 Tage mit Temperaturen über 30 Grad gemessen. Bis zum Ende des Jahrhunderts soll die Zahl auf etwa 45 Tage ansteigen. Nürnberg rechnet deshalb mit zunehmenden Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Städten sorgt die hohe Wärmespeicherfähigkeit von Beton und Asphalt dafür, dass sich die Hitze staut. Stadtbäume haben hier einen enormen positiven Effekt. Ein aus-

gewachsener Laubbaum verdunstet an heißen Sommertagen bis zu 400 Liter Wasser und entzieht dabei der umgebenden Luft Wärme. Außerdem sind sie effektive Schattenspender: Mit gerade einmal 15 Metern Kronendurchmesser schafft ein einziger Laubbaum etwa 160 Quadratmeter kühlenden Schatten. Doch Bäume sind auch wichtig für die vielen anderen Mitbewohner unserer Städte. Beispiel Eichhörnchen: Die quirligen Tierchen brauchen Bäume, die ihnen Nahrung in Form von Samen bieten. Das Alter spielt dabei eine entscheidende Rolle, Buchen beispielsweise samen erst mit etwa 80 Jahren. Zudem bauen Eichhörnchen in den Baumkronen ihre Kobel, wo der Nachwuchs zur Welt kommt. Auch für Fledermäuse sind alte Bäume überlebenswichtig. Arten wie der Große Abendsegler überwintern in Baumhöhlen, die innen frostfrei sind. Diese gibt es nur in Bäumen mit ­dicken Stämmen. Am dramatischsten ist der Verlust alter Bäume für weniger mobile Tierarten. So etwa für die Käferarten Eichenheldbock, Hirschkäfer und Eremit. Letztere leben in alten,


»Von Anfang an schützenswert«

Foto: Kreisgruppe München

­ icken Bäumen, die innen bereits d ­ morsch sind, in sogenannten Mulmhöhlen. In diesen Höhlen erAngela Burkhardt-Keller ist Diplom-Forstingenieurin. Seit 2014 berät nähren sie sich, paaren sich, legen sie Münchner Bürger in der Baumsprechstunde des BUND Naturschutz. ihre Eier ab und die nächste Generation wächst dort heran. Vermutlich verlassen viele Käfer »ihren« Baum während des gesamten Lebens nicht. Wird er gefällt, stirbt meist die gesamte Population. Mit einem Flugradius von etwa 150 Metern hat der Eremit kaum Chancen, einen geeigneten Ersatzlebensraum zu finden. »Wird ein alter Stadtbaum gefällt und stattdessen ein junger gepflanzt, dauert es etwa 200 Jahre, bis dieser eine ähnliche Funktion erfüllen kann«, gibt Christopher Busch Mit anpacken für zu bedenken. Er ist einer der beiden den Baumschutz BN-Baumexperten, die Bürgern seit Angela BurkhardtEnde 2017 in der sogenannten Keller bei einer Baumschutzsprechstunde mit Rat Baumschutzaktion und Tat zur Seite stehen. Das große im Stadtpark Problem sei, so Busch, dass viele ­Pasing alte Stadtbäume viel zu schnell als N+U: Um welchen Baum in vermeintliche Gefahr gefällt werverdichtet wird und auf großen München kämpfen Sie gerade? den. »Die Möglichkeiten, einen Grundstücken mit vielen Bäumen alten Baum zu sichern und zu erhal- Angela Burkhardt-Keller: Um eine dann große Gebäude mit nur noch Platane, die mitten in einer großen ten, werden viel zu selten ausgeganz wenigen Bäumen stehen. U-Bahn-Baustelle am Sendlinger reizt.« Oft fehle es bei den Kommunen an Bewusstsein, an Wissen oder Tor steht und durch die Bauarbeiten Also keine Erfolgsgeschichten? schon geschädigt wurde. schlicht am Willen, etwas Geld in Es rufen immer wieder Leute an, die Hand zu nehmen. weil der Nachbar meint, ihre Bäume Ab welchem Alter ist ein Stadtbaum seien nicht mehr sicher und müssWie gut oder schlecht die Richt­ linien zum Schutz von Stadtbäumen schützenswert? ten gefällt werden. Da kann ich Wenn man den Blick in die Zukunft funktionieren und wo nachgebesdann beraten und manchmal ruft richtet, ist jeder Baum von Anfang sert werden muss, werden Busch jemand wieder an und sagt: Der an schützenswert, vor allem im und sein Kollege Daniel Mühlleitner Nachbar hat mir solche Angst gestädtischen Umfeld, wo alles sehr in den kommenden drei Jahren macht, aber mein Baum ist total fit! verdichtet ist. Da ist ein kleiner unter die Lupe nehmen. Ziel des akDie M ­ omente sind natürlich die Jungbaum schon so wichtig wie antuellen BN-Projektes »Neue Chan­allerschönsten. dernorts ein großer achtzigjähriger cen für alte Bäume« ist es, für einen besseren Schutz alter Stadtbäume in Baum. Wenn Sie Königin von Deutschland Bayern zu sorgen. Das Projekt wird wären, was würden Sie im Wie viele Bäume haben Sie in ­ vom Bayerischen Naturschutzfonds Baumschutz zuallererst ändern? Ihrer Zeit hier schon gerettet? gefördert. Ich würde fordern, dass es pro BauDie Fälle sind total rar, das muss projekt keine festgelegten Autostellman leider so sagen. In der Regel ▶ Kostenfreies Bürgertelefon plätze gibt, sondern soundsoviel rufen Menschen bei uns an, weil sie »Baumschutzsprechstunde«: Tel. Bäume. Es ist ein ganz, ganz übler Angst haben, dass Bäume gefällt 08 00- 782 38 22 (0800/STADTProzess, dass wir alles autogerecht werden oder weil Bäume gefällt BAUM), Sprechzeiten: Montag bis machen. Wir hängen mit dem eigewurden, was sie sich gar nicht erkläDonnerstag von 9 Uhr bis 13 Uhr nen PKW vor der Haustür einer Idee ren können. Vielen ist nicht besowie unter stadtbaum@bund-­ an, die wir schnellstmöglich ändern wusst, dass die Baumschutzverordnaturschutz.de müssen. Wenn wir wollen, dass die nung nicht in allen Fällen schützt. ▶ Weitere Infos sowie Fragen und Städte lebenswert bleiben, braucht Wenn Baurecht auf einem GrundAntworten zum Thema Stadtbäume es da insgesamt ein Umdenken. stück besteht, ist sie nachrangig. In unter → www.bund-naturschutz.de/ München verlieren wir jedes Jahr natur-und-landschaft/stadtnaturText und Interview: Tausende von Bäumen, weil nachschutz Heidi Tiefenthaler

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Frankenschnellweg: Verzögerungen liegen nicht am BN

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Foto: kara/Fotolia

ie von der Stadt Nürnberg seit Jahren versprochene Umweltverträglichkeitsstudie zum geplanten Ausbau des Frankenschnellwegs wird es frühestens im Sommer 2018 geben. Das stellte sich Ende 2017 heraus. Damit werden sich auch die Verhandlungen zwischen BUND Naturschutz und der Stadt weiter verzögern. Der BN stellt klar, dass diese Verschiebung nicht dem BN anzulasten sei. BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner: »Wir haben ein Interesse daran, die Verhandlungen zu einem positiven Ende zu bringen, wenn wir dadurch erreichen können, dass der Durchgangsverkehr nicht über den Frankenschnellweg durch das Herz der Stadt läuft.« Auf Bitte der Stadtspitze und einer Empfehlung des Bayerischen Verwaltungsgerichtes folgend verhandelt der Verband seit 2015 mit der Stadt darüber, wie bei einem Ausbau des Frankenschnellwegs die Anlieger besser geschützt werden können. 2013 hatte der BN geklagt, weil die Planungen der Stadt nach Meinung des Verbandes zu noch mehr Autoverkehr und Umweltbelastung führen würden.

Steigerwald-Baumriesen weiterhin schutzlos

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Foto: phototom/Fotolia

ie jahrhundertealten Bäume im Hohen Buchener Wald sind weiterhin in Gefahr. Ende vergangenen Jahres lehnte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig die BN-Klage ab, das Gebiet wieder als Geschützten Landschaftsbestandteil auszuweisen. Im April 2014 hatte das Landratsamt Bamberg diesen Schutzstatus ausgesprochen, um damit die alten Buchen in diesem Teil des Steiger­ waldes vor dem Einschlag zu bewahren und eine Weltnaturerbe-Bewerbung zu ermöglichen. Nachdem die Staatsregierung die Zuständigkeit für diese Schutzgebiete eigens im Naturschutzgesetz von den Landratsämtern auf die Regierungen verlagert hatte (»Lex Steigerwald«), hat die Regierung Oberfranken im Februar 2015 das Schutzgebiet wieder aufgehoben. Daraufhin klagte der BN zuerst vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof und schließlich beim Bundesverwaltungsgericht. Der BN bedauert das Urteil. Landesgeschäftsführer Peter Rottner: »Wir haben alle Rechtswege ausgeschöpft, um einen überfälligen Schutz zumindest für Teile der Buchenwälder im Nordsteigerwald zu erreichen.« Der BN appelliert nun an Staatsregierung und -forsten, die Baumriesen im Steigerwald durch ein Naturschutzgebiet zu schützen und den seit 2014 eingestellten Holzeinschlag nicht wieder aufzunehmen. Andernfalls, so BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger, drohe eine Verschärfung der Debatte.

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Söder soll an Nationalparkplänen festhalten

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er BUND Naturschutz wird sich weiterhin für einen dritten Nationalpark in Bayern starkmachen. Der BN-Vorsitzende Hubert Weiger und Landesbeauftragter Richard Mergner machten Anfang des Jahres deutlich, dass die Idee eines Nationalparks in der Rhön oder in den Donau- und IsarAuwäldern nicht mit dem Ende der Amtszeit von Horst Seehofer verschwinden dürfe. Sie appellierten an Markus Söder als designierten Nachfolger Horst Seehofers, an seine Zeit als Umweltminister anzuknüpfen, in der er sich für einen weiteren Nationalpark im Steigerwald ausgesprochen habe. Auch beim einstimmigen Kabinettsbeschluss zur Nationalparksuche habe Söder noch vor eineinhalb Jahren die Hand gehoben. Es wäre ein Trauerspiel, wenn der von Umweltministerin Ulrike Scharf begonnene, intensive Dialogprozess abgebrochen würde.


Wie weiter mit dem Donau-Masterplan?

→ Donau-Masterplan zum Herunterladen: www.kurzlink.de/ donau-masterplan

m September vergangenen Jahres hat das bayerische Umweltministerium den »Masterplan Lebensraum Bayerische Donau« vorgestellt (wir berichteten in N+U 4/2017). Er soll helfen, Projekte zum Schutz der Donau und ihrer Neben­ flüsse so zu koordinieren, dass ein wirkungsvolles Gesamt­ konzept daraus entsteht. Dazu versammelt der Masterplan Projektideen und benennt 15 Schlüsselvorhaben, die jetzt vorrangig umgesetzt werden sollen. Manche laufen sogar schon an, wie etwa die Renaturierung des Isarmündungs­ gebietes. Auch Projekte wie »Licca liber« (Renaturierung des Lechs) gehören dazu. Der BN hofft, dass der Masterplan einen deutlichen »Schub« für den gesamten Donau- und Fließgewässerschutz bringt – nicht nur in Bayern, sondern auch europaweit. »Mit dem abgestimmten Konzept wird es leichter, EU-Fördermittel für Schutzprojekte zu bekommen«, sagt BN-DonauExperte Georg Kestel. Die Masterplan-Arbeitsgruppe wird sich auch weiterhin treffen und an dem »lebendigen Papier«, wie Kestel es nennt, weiterarbeiten. International werde sowohl deren Arbeit als auch der Masterplan mit Interesse verfolgt. Kestel hofft, dass die konstruktive Zusammenarbeit für die Donau Nachahmer in anderen Ländern und für andere Themengebiete findet. Erstellt wurde der Plan von Donauexperten aus dem bayerischen Umweltministerium, Naturschutzbehörden und Verbänden. Der BUND Naturschutz ist Mitinitiator und mit haupt- und ehrenamtlichen Fachleuten in dem Gremium stark vertreten. Foto: frogmo9/Fotolia

Foto: Georg Kestel

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S-Bahn-Verschwenk abgelehnt

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ie Pläne der Bahn für eine S-Bahn-Trasse quer durch das Knoblauchsland im Fürther Norden sind rechtswidrig. Das hat das Bundesverwaltungsgericht Leipzig im November 2017 bestätigt. Der BUND Naturschutz hatte gemeinsam mit Landwirten und der Stadt Fürth gegen das Vorhaben geklagt, weil es einen enormen Flächenverbrauch und eine gravierende Zerschneidung der Landschaft zur Folge hätte. Nach dem Urteil zeigten sich die Kläger erleichtert. Der BN bedankte sich bei der Stadt Fürth, bei Oberbürgermeister Thomas Jung, dem Stadtrat und den beteiligten Dienststellen für ihre klare und ausdauernde Haltung in dieser Frage. Außerdem bekräftigte der Verband erneut, dass er das Ziel, den S-Bahn-Verkehr zwischen Nürnberg, Fürth und Erlangen zu verbessern, begrüßt. Er forderte die Bahn auf, den natur­ zerstörerischen S-Bahn-Schwenk mitten durchs Knoblauchsland nun endgültig fallen zu lassen und eine Strecke entlang der bestehenden Trasse zu planen.

BN will Flächenschutz-Begehren unterstützen

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ach einer intensiven Diskussion innerhalb des Verbandes hat sich der Vorstand des BUND Naturschutz unter einstimmiger Zustimmung des ­ ­Landesbeirates entschieden, das von den Grünen angestrebte FlächenschutzVolksbegehren zu unterstützen. Diesem Beschluss muss Ende April noch die Delegiertenversammlung zustimmen. Sie wird auch die Entscheidung über die Höhe der finanziellen Unterstützung des Volksbegehrens treffen. Der grenzenlose Flächenverbrauch ist eines der drängendsten ungelösten Umweltprobleme und seine Verminderung ein zentrales Anliegen des BUND Naturschutz. Sollte das Volksbegehren zugelassen werden, erwartet der BN von den Initiatoren, dass für die zweite und entscheidende Stufe des Volksbegehrens ein breiter, überparteilicher und zivilgesellschaftlicher Trägerkreis gebildet wird. Bisher unterstützen der Landesbund für Vogelschutz (LBV), die Ökologisch-­ Demokratische Partei (ÖDP) und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) das Begehren.

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Ehrenamt im BUND Naturschutz

Bayern in Berlin

Jedes Jahr machen sich BN-Aktive aus ganz Bayern zu nachtschlafender Zeit auf den Weg, um auf der großen »Wir-haben-es-satt«-Demo in Berlin für eine bessere Landwirtschaft zu kämpfen. Was sie antreibt? Heidi Tiefenthaler ist im Januar mit dem Bus ab Regensburg mitgefahren.

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leinprüfening bei Regensburg, 2.55 Uhr nachts – es schneit und mein Taxi kommt nicht. Die Schneefläche in unserer Einfahrt ist unberührt, keine Reifenspuren, nirgends. Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren: Wie komme ich um drei Uhr nachts ohne Auto zum Dultplatz? Als das Taxi um kurz nach drei gemächlich um die Ecke biegt, fällt meine Begrüßung nicht überschwänglich aus. Als wir am Treffpunkt ankommen, stehen da schon etwa 30 Leute. Den Großteil davon schätze ich auf ± 50. Eine Handvoll junger Leute in den Zwanzigern ist mit dabei und die Ältesten sind wahrscheinlich weit jenseits der 60. Petra Filbeck steht mitten unter ihnen, die Teilnehmerliste in der Hand und das Handy am Ohr. Sie organisiert seit sechs Jahren die Fahrt nach Berlin – mit Bravour. Nach meiner Mailanfrage vor etwa fünf Wochen dauerte es keine 20 Minuten, bis sie mich zurückgerufen, angemeldet und mir alle wichtigen Informationen zugeschickt hatte. Sie macht das alles nebenher. Im richtigen Leben ist sie Friseumeisterin. Mein Erstaunen darüber, dass knapp 70 Aktive aus Landshut, Regensburg und Umgebung mitten in der Nacht zu einer Demo nach Berlin aufbrechen, kann sie nicht nachvollziehen. Petra Filbeck würde das Wort »anstrengend« in diesem Zusammenhang nie in den Mund nehmen. »Motivierend«, sagt sie. Immer, wenn sie zurückkommt, fühle sie sich total energiegeladen. So viele Menschen, die alle für die gleiche Sache einstehen und auf die Straße gehen, ebenso entschlossen wie fröhlich. Das mache Hoffnung und gute Laune.

Schwandorf, Weiden, Mitterteich – die weiteren Sammelstellen ziehen als kurze Unterbrechung im Dämmerschlaf an uns vorbei. Erst als die Sonne dick und orange hinter der birkenbestandenen Ebene draußen auftaucht, flackern hier und da leise Gespräche auf, Brotzeittüten rascheln, Schlafsäcke und Nackenhörnchen werden weggepackt, Sitzlehnen nach vorne gestellt. Auch ich bin jetzt bereit, meine Sitznachbarin kennenzulernen. Sonja ist 58 und fährt schon seit mehr ­ als 30 Jahren auf Demos. In Wackersdorf war sie dabei und mit Fukushima ging es nach der Kinderpause wieder weiter. Dieses Jahr hat sie besonders die GlyphosatEntscheidung von Landwirtschaftsminister Schmidt auf die Palme gebracht. Mein Magen fängt an zu knurren und Sonja schenkt mir ein Butterbrot und ein hartgekochtes Ei. Wie lange sie schon in Berlin dabei ist? »Weiß ich gar nicht mehr«, meint sie. Wie die meisten hier ist sie Stammgast bei der »Wir-haben-es-satt«-Demo. Und dann ist da noch die blonde Studentin im Sitz vor mir. Steffi ist 25 und kennt hier niemanden, lächelt aber alle freundlich an. Sie studiert in Regensburg und macht gerade ein Praktikum bei einer Umweltorganisation in Brüssel. Beim BN ist sie eigentlich nur zahlendes Mitglied, hat sich aber schon ewig vorgenommen, zur Demo nach Berlin zu fahren. »Dieses Jahr bin ich dabei, egal wie«, hat sie sich gesagt. Sie konnte niemanden überreden mitzufahren und hat sich trotzdem aufgerafft. »Auf Demos lernt man doch immer jemanden kennen«, meint sie.

Frühstück unter Freunden Meine Nervosität war unnötig. Der Bus kommt mit Verspätung aus Landshut – Glatteis! Als wir endlich einsteigen, zeigt die Digitalanzeige über der Tür zwei Grad und 3.42 Uhr. Jeder trollt sich in eine Ecke, um sich dort mehr oder weniger komfortabel einzurichten.

Mal alles raustrommeln Berlin Hauptbahnhof: BN-Schilder, Transparente, ­Pfeiferl, Töpfe und Pfannen werden verteilt, denn vor dem Wirtschaftsministerium soll es richtig hoch her­ gehen, da tagen heute die Agrarminister dieser Erde. Sie sollen hören, was wir zu sagen haben.

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Fotos: Heinrich Inkoferer/Heidi Tiefenthaler

Flagge zeigen Viele BN-Aktive sind schon seit 2011 in Berlin dabei. Petra Filbeck (re.) organi­ siert seit Jahren eine der Busfahrten von Bayern nach Berlin.

Laut und bunt Rund 30 000 Menschen wehrten sich in Berlin lautstark gegen Glyphosat und Tierfabriken.

Unser Trupp steuert routiniert auf den Sammelplatz vor dem Hauptbahnhof zu. Ich habe alle Hände voll zu tun, dranzubleiben. »Einfach immer am großen Spruchband orientieren«, gibt mir noch jemand mit auf den Weg. »Bauernhöfe statt Agrarfabriken« steht drauf und lustige Hühner und Schweinchen springen außenherum. Eine Kostbarkeit, wie ich später erfahre.

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern. Inge König von der BN-Ortsgruppe Geisenhausen im Landkreis Landshut, heute um die 70 Jahre alt, hat dieses und etwa zehn weitere Transparente von Hand gemalt, wunderschön und wie gedruckt. Ein Schatz für die Landshuter, da sie bei verschiedensten Anlässen immer wieder die Blicke auf sich ziehen. Tatsächlich erweist sich das Transparent im unübersichtlichen Tross der Demo als Segen. Die Regensburger habe ich schnell aus den Augen verloren, aber die Landshuter sind immer weithin sichtbar. Und je dichter die Menschenmenge vor der Bühne wird, desto öfter fällt mir ein gelbes BN-Ortsschild auf: Traunstein, Fürth, Nürnberg, Landshut, Hof, Starnberg, Altötting – die Aktiven sind aus ganz Bayern in die Hauptstadt gereist. Vor dem Wirtschaftsministerium stockt der Zug, es wird laut, richtig laut. Und ehe ich mich’s versehe, haue ich mit meinem Knirps-Schirm (Kochlöffel waren leider aus) wie bescheuert auf die geliehene Pfanne ein. Ja, ich hab’s auch satt mit diesen Drecksgiften auf

den Feldern, mit den Maiswüsten, da wo sich früher Getreide und Wiesen abwechselten, mit Korn, das »thermisch verwertet«, statt zu Brot verbacken wird, mit Schweinemüttern, die nach der Geburt wochenlang ­fixiert werden, sodass sie sich nicht einmal mit der Schnauze am eigenen Hintern kratzen können. Das tut gut, richtig gut, stelle ich erstaunt fest. Mal nicht gegen den Wahnsinn anschreiben, sondern einfach dagegen anschreien, antrommeln, anpfeifen. Vielleicht hören die da drinnen ja doch zu. Wenn das Adrenalin nachlässt Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor: Die Füße sind kalt und der Rücken schmerzt vom langen Betontreten. Kathy Mühlebach-Sturm, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Landshut, rollt mit ihren Leuten vorsichtig das Banner ein und verstaut es in einer Plastikhülle. Das Adrenalin sackt langsam weg und eine ­wattige Müdigkeit macht sich breit. Weiter als bis zum nächstgelegenen Schnellrestaurant schaffen wir’s nicht mehr. Am Schaufenster lehnt ein umgedrehtes Schild der BN-Kreisgruppe Hof und kurz nach uns ­tauchen auch die Fürther dort auf. Kathy und ich sind uns einig, dass jetzt nicht mehr die Zeit für politische Gespräche ist. Trotzdem dreht sich alles um gutes Essen, um eine andere Landwirtschaft und darum, wie man Nutztiere mit Anstand behandeln kann. Dann wird es Zeit, sich zu verabschieden. Unser Busfahrer hat einen der besten Parkplätze direkt am Reichstag ergattert und nach und nach trudeln die BNler wieder ein. Vor den Regensburgern liegt noch eine weite Fahrt, bevor sie am Dultplatz wieder in ihre Autos steigen, und dann in Sinzing, Obertraubling, ­Alteglofsheim, Kelheim, Thalmassing oder wo auch immer ins Bett fallen können. Seit unserer Abfahrt werden dann 21 mehr oder minder wache Stunden vergangen sein. Ich werde noch ein paar Tage in Berlin bleiben ­ und verabschiede mich am Bus von meinen neuen ­Bekannten. Steffi hat schon recht gehabt, man lernt schnell jemanden kennen auf so einer Demo. Und obwohl ich eigentlich nicht der Typ dafür bin: Ich werde jetzt öfter mitfahren, fester Vorsatz!

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Echter Einsatz … ... ist, auch mal auf das eigene Bett zu verzichten.


Fotos: Helge Bendl

Lebt grün! Im niederbayerischen Landau an der Isar ist eine der aktivsten Gruppen der JBN zu Hause: »be(e) green« kämpft gegen Massentierhaltung und unfairen Freihandel, betreut aber auch einen Büchertausch und eine Wildblumenwiese.

Aller Anfang ist schwer? Manchmal

fällt er auch ganz leicht. »Schon lange wollten wir uns für die Umwelt engagieren. Nur wussten wir nicht, wie«, erinnert sich Julia Fritzsche an Gespräche mit Freundinnen. Im Sommer 2014 hielten es die damals 16-Jährigen nicht länger aus: »Warum warten bis nach der Schule, wenn doch die Natur unsere Hilfe braucht?« Auf der Suche nach Gleichgesinnten stießen sie im Netz auf eine Ortsgruppe des BUND Naturschutz. Bei deren nächstem Treffen standen sie unangekündigt auf der Matte. »Die Erwachsenen waren erstmal verblüfft, was denn ein paar junge Mädels bei ihnen wollten«, lacht Julia Fritzsche. Doch eine so motivierte Verstärkung war natürlich willkommen. Schon bei der nächsten Biotopaktion im Isartal gab es etliche helfende Hände mehr. Im Wallersdorfer Moos, wo die Rohrweihe jagt und viele seltene Pflanzenarten gedeihen, stapften die Jugendlichen durch feuchte Wiesen. Angeleitet von er-

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fahrenen Landschaftspflegern rissen sie Weidenkeimlinge samt Wurzeln aus, damit das Moor nicht verbuscht. Ausgezeichnet  Die Landesgeschäftsstelle der JBN unterstützte die jungen Niederbayerinnen dabei, eine eigene Gruppe zu gründen. »Es fühlte sich an, als würde man in eine neue Familie aufgenommen«, erzählt Hannah Husty, eine Aktive der ersten Stunde. Zum Auftakt kamen 20 Interessierte, und endlich auch ein paar Jungs. Die Jugendgruppe »be(e) green« war geboren und hat seither einen harten Kern von etwa 15 Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Ihr Name bedeutet zweierlei: »Wir sind grün und wollen auch andere anregen, grüner zu leben. Außerdem ist unsere Gruppe wie ein kleines Bienenvolk: Eine Biene alleine bewirkt nur wenig, aber viele Bienen können etwas schaffen!« Das kann man wohl sagen. »be(e) green« hat nämlich so viele lokale Ini­tiativen gestartet und überregionale Aktionen unterstützt, dass sie

bei der 40-Jahre-Feier der JBN zur ­aktivsten Gruppe gekürt wurde. Zwar sind viele Gründungsmitglieder schon nicht mehr vor Ort, sondern in aller Welt verstreut – Julia Fritzsche etwa studiert in den Niederlanden Internationale Nachhaltigkeitswissenschaften. Doch inzwischen ist die zweite, bald sogar die dritte Generation am Ruder. Stofftaschen und Kekse  Die erste eigene Aktion war ein kleiner Infostand zu TTIP, dem geplanten Handelsabkommen zwischen der EU und den USA. »Wir haben Passanten über die Nachteile informiert und 140 Unterschriften gesammelt«, erzählt Kathi Pickert. »Ich fand das total spannend und hatte gedacht, dass wir häufig angepöbelt werden.« Viele Passanten waren aber froh, informiert zu werden. »Man muss nur damit klarkommen, dass einen bestimmte Leute ignorieren.« Bei anderen Aktionen geht es genau darum, eben nicht ignoriert zu werden: So laufen bei der Großdemo zur Grünen


Ende 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen. Doch wie kann der Atommüll über Jahr­ millionen sicher gelagert werden? Das weiß bisher niemand. Dieser Frage widmet sich ein Workshop der BUNDjugend und des Atommüllreports vom 9. bis 11. März in Karlsruhe. Auf einer Exkursion in ein Forschungszentrum bekommen wir erklärt, wie radio­ aktive Abfälle entstehen und wie mit ihnen umgegangen wird. Außerdem geht es um die Gefahren radioaktiver Abfälle, Endlagerprojekte in Deutschland und den Austausch mit Aktivistinnen und Aktivisten. Meldet euch an: ▶ www.bundjugend. de/workshop-atommuell

www.jbn.de

Woche in Berlin seit Jahren auch ­einige Landauer mit, für mehr ­Respekt gegenüber Tieren und für eine globale Agrar- und Ernährungswende. Auch sonst bezieht die Gruppe gerne Stellung. Als Frauke Petry in ihre Stadt kam, verteilten einige Mitglieder Flyer und brachten die damalige AfD-Vorsitzende dazu, öffentlich mit ihnen über das Parteiprogramm zu diskutieren. Seither engagiert sich die Ortsgruppe auch für Geflüchtete. Mit Jugendlichen aus Afghanistan und Syrien nähte sie Jutetaschen und bedruckte sie mit Slogans wie »eine von den juten«. So hatten am Ende alle nicht nur eine Alternative zur Plastiktüte, sondern konnten auch Kontakte knüpfen. »Für mich war das ein echtes Highlight«, meint Hannah Husty. »Ganz verschiedene Leute haben ­geholfen, und alle haben Vorurteile abgebaut.« Nun soll es weitergehen: Obwohl Weihnachten schon vorbei ist, wollen sie gemeinsam Kekse ­backen.

Upcycling und Büchertausch  Hand angelegt wird auch andernorts. »Seit drei Jahren beteiligen wir uns am Kinderferienprogramm«, erzählt Hannah Reif, die mit Kathi Pickert die Organisation der Gruppe übernommen hat. Sie basteln Insektenhotels, sprechen darüber, wie man Verpackungsmüll vermeidet oder organisieren einen UpcyclingWorkshop: »Alte T-Shirts muss man nicht wegwerfen«, erklären die beiden 17-Jährigen. »Mit BatikFarben verwandeln wir sie in etwas cooles Neues.« Die Chance auf ein zweites Leben haben in Landau sogar ausgelesene Bücher. Melina Witt hatte die Idee für den Büchertausch. Als passender Standort erwies sich eine Passage in der Innenstadt. Die Resonanz auf die beiden Bücherregale ist enorm: Romane und Kinderbücher finden sich hier ebenso wie Bildbände und Ratgeber. Wildwuchs  Angefangen hat in Landau alles mit praktischem Artenschutz. Und bis heute kümmert sich »be(e) green« um die Natur vor Ort. Um bedrohten Wildbienen Nahrung zu bieten, hat die Gruppe eine Wiese mit Wildblumen angelegt. Gemäht wird nur zweimal im Jahr. Falls sich jemand am Wildwuchs stören sollte, klärt ein Schild auf: »Pardon the weeds, we’re feeding the bees.« Helge Bendl

Kuhe,Karotten und Konzerne Wie wir die Kontrolle über unsere Lebensmittel zurückgewinnen

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Globale Zusammenhänge

Was haben der Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt mit unserem Essen zu tun? Wer ist verantwortlich für den Hunger auf der Welt? Welche Rolle spielen dabei die Konzerne? Und wie kommt die komplexe Abhängigkeit zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden zustande? Darum geht es in unserer neuen Broschüre Ernährung und Landwirtschaft. Sie zeigt, was momentan schiefläuft und welche alternativen Konzepte es gibt. Und sie hilft, die weltweiten Zusammenhänge besser verstehen und durchblicken zu können.

www.bundjugend.de

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DIE INFOSP ALTE DER BUNDJUGEND

Atommüll: Wissen weitergeben


Wegweisendes Urteil

Nein zum Eisenbreche-Kraftwerk Aufatmen im Allgäu: Das Wasserkraftwerk Älpele darf nicht gebaut werden. Damit ist die spektakuläre Klamm »Eisenbreche« gerettet und die Ostrach bleibt einer der letzten alpinen Wildflüsse. Der BN-Gerichtserfolg könnte richtungs­ weisend für weitere aktuelle Fälle in Bayern sein.

Foto: Reinhard Scholl/Fotolia

Darf weiterfließen Wunderschöne Landschaft und wertvoller Lebensraum: die Ostrach bei Hinterstein.

Foto: privat

I

Die Autorin Christine Margraf ist BN-Referentin für Arten- und ­Biotopschutz in Südbayern.

m November 2017 hat das Verwaltungsgericht Augsburg die Genehmigung für das Wasserkraftwerk ­Älpele in der Gemeinde Bad Hindelang aufgehoben. Geplant waren eine fünf Meter hohe Staumauer und die Ausleitung von zeitweise bis zu 80 Prozent des Wassers der ­Ostrach in eine etwa 1,25 Kilometer lange Verrohrung. Sowohl der geplante Stausee als auch der Wasserentzug hätten zu einer massiven Verschlechterung des gesamten Ökosystems geführt. So ging auch das Augsburger Gericht in seiner Urteilsbegründung davon aus, dass der Bau den bedrohten Lebensraum »alpiner Wildfluss« und die dort lebenden Arten erheblich beeinträchtigt hätte, zum Beispiel die Mühlkoppe, die laut Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonders geschützt ist. Dies wurde von den Vertretern der Behörden, des Wasserwirtschaftsamtes und der Fischereifachberatung in der Verhandlung sehr überzeugend dargestellt.

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Natur + Umwelt BN-Magazin [1-18]

»Wir freuen uns, dass nun auch für kommende Generationen die unberührte, spektakuläre Wildflussklamm Eisenbreche erhalten bleibt«, so der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger nach dem Urteil. Das Wasserkraftwerk sollte mitten im Naturschutz- und europäischen Natura-2000-Gebiet Allgäuer Hochalpen entstehen. Dagegen geklagt hatten der BUND Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Der Oberallgäuer Landrat hatte die Genehmigung entgegen der Einschätzung der Fachbehörden erteilt. Er gewichtete die mögliche Energiegewinnung höher als den ökologischen Schaden. Zu unrecht, wie mit dem Augsburger Urteil erneut ein Gericht feststellte. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist kein übergeordnetes öffentliches Interesse, wenn erhebliche Schäden für die Ökologie eines Gewässers damit verbunden sind. Dies ist bereits das zweite derartige Gerichtsurteil, das der BN zum Schutz von

Flüssen vor einem weiteren Wasserkraftausbau erringen konnte. Bereits 2016 hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof ein Wasserkraftwerk an der Ramsauer Ache in den Berchtesgadener Alpen für unzulässig erklärt. Dieses Urteil wurde im Fall Eisenbreche vom Augsburger Gericht als »wesentliche Weichenstellung« herangezogen. Neben dem europäischen Naturschutzrecht ­gewinnt damit auch die Wasserrahmenrichtlinie in der bayerischen Rechtsprechung an Einfluss.

Wasserkraftausbau nicht nötig Der BN hofft, dass die beiden Urteile zur behördlichen Ablehnungen weiterer Wasserkraftwerke in Schutzgebieten führen, denn die Begründung der beiden Gerichte lässt sich auch auf andere aktuelle Fälle übertragen. Der BUND Naturschutz kämpft seit Jahrzehnten für eine Energiewende mit ökologischen Leitplanken. Die großen Potenziale liegen aber bei der Energieeinsparung und dem Ausbau von Solar- und Windenergie. Ein weiterer Ausbau der bayerischen Flüsse und Bäche ist für die Energiewende nicht nötig. Die Planungsgesellschaft für das Wasserkraftwerk Älpele hat inzwischen die Zulassung einer Berufung beantragt. Christine Margraf


Kreisgruppe Amberg-Sulzbach

BN-Wald als Naturwaldreservat ausgewiesen

Foto: BN

Bei Freihung im Landkreis Amberg-Sulzbach hat der BUND Naturschutz verbandseigene Waldflächen in das neue Naturwaldreservat Rumpelmühle eingebracht. Nun erwartet der BN auch von den Bayerischen Staats­ forsten, mehr ihrer Waldgebiete dauerhaft für eine natürliche Waldentwicklung zur Ver­ fügung zu stellen.

Auszeichnung: Gleich drei BN-­ Aktive aus dem Landkreis Regensburg hat Umweltministerin Ulrike

Weiger betonte, dass der BN mit diesem Schritt auch eine Aufforderung an die Bayerischen Staats­ forsten sende, ihrerseits das löchrige Netz der Naturwälder in Bayern enger zu knüpfen. Weil es in der Oberpfalz nur auf 0,2 Prozent der Waldfläche gesetzlich geschützte Naturwälder gibt, sieht der BN hier besonderen Nachholbedarf.

Scharf im Oktober mit dem Grünen Engel ausgezeichnet. Martha Glück aus Donaustauf, Hubert Ley aus Regenstauf und Hans Leng­ dobler aus Wenzenbach engagieren sich schon lange bei der Krötenwanderung. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt einheimischer Amphibien. Abschied: Der BN trauert um sein

Mitglied Ekkehard Brühschwein aus Hahnbach (Landkreis Amberg-Sulzbach), der im August 2017 verstorben ist. Jahrzehntelang war er ein Vordenker auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien. Seine Vorstellungen flossen auch in den Energieplan für das Am-

Derzeit gibt es in Bayern 164 Naturwaldreservate mit einer Fläche von 7514 Hektar, in denen sich die Natur ungestört entfalten kann. ­Allerdings nehmen dauerhaft nutzungsfreie Waldgebiete (einschließlich der beiden Nationalparke und im Biosphärenreservat Rhön) nur knapp vier Prozent des Staatswaldes in Bayern ein. Viel zu wenig, wie der BN findet. Denn schon vor zehn Jahren hat die Bundesregierung beschlossen, zehn Prozent des öffentlichen Waldes bis 2020 für eine natürliche Waldentwicklung zur Verfügung zu stellen. Reinhard Scheuerlein

berg-Sulzbacher Land ein. 2004 erhielt er für seine Verdienste die bayerische Naturschutzmedaille des BN. Sein unermüdliches Engagement wird dem BN auch künftig Vorbild und Ansporn sein. Kundgebung: Zusammen mit der Bürgerinitiative »Bayerischer Wald gegen Atomanlagen« lud die BNKreisgruppe Cham Anfang September zu einer grenzüberschrei-

tenden Kundgebung auf den Großen Osser ein (siehe Bild). Daran beteiligten sich auch Gäste aus Tschechien. Gemeinsam appellierten die Redner an die Politik, den Atomausstieg umzusetzen und die Energiewende voranzutreiben.

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NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Ehrung: Für besondere Verdienste im Umweltschutz erhielt BN-Mitglied Marianne Streck aus Regensburg im Oktober das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. Vorsitzender Hubert Weiger drückte seine Freude darüber aus, dass das Engagement von Frau Streck für Stadtentwicklung und Umweltschutz von staatlicher Seite gewürdigt werde. Auch habe sie mit ihrer Initiative für die Kompostierung und Wiederverwertung von Küchenabfällen Pionierarbeit in Regensburg geleistet.

Vorbildlich Freuen sich über das neue Naturwald­ reservat: (vo. li.) BN-Vorsitzender Hubert Weiger, Landwirtschafts­ minister H ­ elmut Brunner, stellvertre­ tende ­B N-Vorsitzende Doris Tropper, BN-Kreisvorsitzender Peter Zahn, BN-­ Landesbeauftragter Richard Mergner

Foto: Robert Kurzmann

D

er Vorschlag für das Naturwaldreservat geht auf eine Initiative der BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach mit ihrem Vorsitzenden Peter Zahn zurück. Vom Erlenbruchwald mit Sand- und Moorbirke bis hin zum trockenen Kiefernwald mit Laubbäumen weist es viele verschiedene Waldtypen auf. Auch ein Biber hat dort sein Revier. In den nächsten Jahren plant die Kreisgruppe, dort die Artengruppen Vögel, Käfer und Amphibien weiter zu erforschen. Zur Enthüllung der Informationstafel konnte der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger Ende Oktober 2017 Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner begrüßen.


Fotos: Manfred Drobny

Bereit zum Einzug Die Freisinger Unkenfreunde hoffen, dass schon bald viele Gelbbauchunken die neu geschaffenen Tümpel bewohnen. Von links: Ludwig Ertl, Baggerbetrieb, Jutta Böhm und Christian Klinger vom Umwelt­ amt Neufahrn, BN-Vorstandsmitglied ­Lorenz Kratzer, Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier und BN-Geschäftsführer Manfred Drobny.

Kreisgruppen Neuburg, Pfaffenhofen, Freising, Erding, Mühldorf und Altötting

Allen Unkenrufen zum Trotz Unter diesem Motto steht das Projekt des BN zum Schutz der Gelbbauchunke. Die zu den Froschlurchen zählende Art ist in ganz Deutschland stark gefährdet, obwohl hier ein ­großer Teil der weltweiten Bestände vorkommt. Das Projekt will die Lebens­ räume der Unkenpopulation in Oberbayern besser vernetzen.

D

as natürliche Habitat von Bombina variegata, wie die Gelbbauchunke wissenschaftlich heißt, liegt in Bach- und Flussauen, wo Tümpel und Pfützen immer wieder neu entstehen und geschützte Laichplätze bieten. Viele dieser Kleingewässer sind heute verschwunden und mit ihnen auch die Unken. Der Landschaftsraum der

Für sein Engagement im Artenschutz wurde Dr. Ernst Spindler, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Burghausen im Landkreis Altötting, am 21. November von Sozialstaatssekretär Johannes Hintersberger mit dem »Ehrenamtsnachweis ­Bayern« ausgezeichnet. Spindler ist der Initiator des Waldrapp-­ Projektes des BN in Burghausen.

Foto: Sozialministerium Bayern

Ehrenzeichen des bayerischen ­Ministerpräsidenten für Verdienste im Ehrenamt wurde Folkhart Glaser für seine 28-jährige Tätigkeit als Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Landsberg/Lech geehrt. Das Abzeichen überreichte ihm am 10. November 2017 Landrat Thomas Eichinger.

Folkart Glaser

Foto: Umweltministerium Bayern

Ausgezeichnet mal Drei: Mit dem

Foto: KG Landsberg

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Weitere Informa­ tionen → www. gelbbauchunkebayern.de

Dr. Ernst Spindler

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Landkreise Neuburg über Pfaffenhofen, Freising und Erding bis Mühldorf und Altötting liegt zentral im Verbreitungsgebiet der Unke, das jedoch heute viele Lücken aufweist. Daher starteten die sechs Kreisgruppen des BN zusammen mit den Landkreisen Neuburg, Freising und Altötting vor gut einem Jahr das Projekt, das im Rahmen des Bundesprogramms »Biologische Vielfalt« mit Mitteln des Bundesumweltministeriums und durch den Bayerischen Naturschutzfonds gefördert wird. Die bisherigen Aktivitäten geben Anlass zur Hoffnung: Bei gut besuchten »Praxistagen« im Frühjahr gab es in den Landkreisen Pflege- und Schutzmaßnahmen und

Johann Beck

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-18]

neue »Unkenpaten« wurden angeworben. Ende August ergab eine Zählung in den Laichtümpeln um Pfaffenhofen bereits über 100 Unkenquappen. In Freising sollen im Oktober angelegte Tümpel helfen, die Unkenbestände zu erhöhen (siehe Foto). Eine Beweidung durch Rinder soll die Flächen offen halten. Da natürliche Lebensräume fehlen, brauchen die streng geschützten Unken derzeit auch vom Menschen angelegte Ersatzbiotope, zum Beispiel auf privaten Grünland- und Waldgrundstücken. Hierfür werden weiter »Unkenpaten« gesucht, denn Grund­ eigentümer können mit einfachen Maßnahmen Kleingewässer schaffen und so viel für die Tiere tun. Christine Margraf (as)

Am 7. Dezember schließlich erhielt Johann Beck, der langjährige Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Eichstätt, den Bundesverdienstorden. Die Auszeichnung überreichte Bayerns Umweltministerin ­Ulrike Scharf im Auftrag des Bundespräsidenten. Becks besonderes Engagement galt und gilt dem Artenschutz und dessen Vermittlung mit hoher persönlicher Begeisterung und Überzeugungskraft. Mehr Lebensqualität: Für die Petition »Frischluft und Naherholung für Dachau und Karlsfeld sichern!« sammelte ein Aktionsbündnis unter Beteiligung der BN-Kreisgruppe Dachau knapp 5000 Unter-

schriften und übergab sie Ende November 2017 im Dachauer Rathaus an Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Karlsfelds Rathauschef Stefan Kolbe (CSU). Die Petition fordert ein umfassendes Landschaftsschutzgebiet zwischen Dachau und Karlsfeld und den Ausschluss weiterer Baumaßnahmen wie geplanter Gewerbegebiete in den kommunalen Flächennutzungsplänen. Neben dem klassischen Naturschutz sieht ­ der BN das Schutzgebiet auch als Mehr an Lebensqualität. »Der Mensch lebt nicht alleine vom Gewerbegebiet«, sagte BN-Kreisvorsitzender Dr. Roderich Zauscher bei der Übergabe der Petition.


Kreisgruppe Bamberg

Rettet den Hauptsmoorwald! Fast »naggerd« haben Aktive des BN gemeinsam mit anderen Umweltverbänden gegen die Vernichtung eines weiteren Stücks Hauptsmoorwald demonstriert.

Foto: Johannes Otto Först

Bis zum Abzug der US-Armee 2014 war eine Bebauung der US-­ Militärflächen undenkbar. Danach schien mit 155 Hektar Konversionsfläche in der Stadt die Innenentwicklung gesichert. Doch maßlose Flächennutzungen ließen den ­Flächenvorrat schnell schrumpfen.

Pflanzen-Atlas: Der BN Bayreuth

Aktionstage: In einer Veranstal-

unterstützt den Verein Flora Nordostbayern (VFN) bei der Erstellung eines Verbreitungsatlasses der Höheren Pflanzen Nordostbayerns. Der kleine Verein arbeitet mit seinen 60 Mitgliedern schon seit 15 Jahren an diesem Projekt. Mit dem Zuschlag für ein GlücksspiraleProjekt kann der BN dem VFN nun unter die Arme greifen. Das Untersuchungsgebiet reicht vom Coburger Land bis zum Nördlichen Oberpfälzer Wald und vom Vogtland bis zum Bruchschollenland bei Bayreuth. Verbreitungsatlanten sind eine wichtige Arbeitsgrundlage für den Naturschutz.

tungsreihe hat die BN-Kreisgruppe Kronach im November über den Einsatz von Erneuerbaren Energien informiert. Jürgen Ramming von der Energieberatung Oberfranken erläuterte Fördermöglichkeiten für energetische Sanierungen, angefangen vom Heizungsaustausch über den Einbau von PV-Anlagen bis hin zu Komplettsanierungen oder den Neubau von Passivhäusern. Außerdem boten E-Auto-Besitzer an, ihre Wagen zu testen. Privathaushalte, die bereits auf Erneuerbare Energien bei Heizung und Stromerzeugung setzen, öffneten ihre Haustüren für die Besichtigung ihrer Anlagen.

Voller Einsatz! Für den Hauptsmoorwald machen sich die Bamberger Aktiven nicht nur die Hände schmutzig.

Unter dem Motto »Rettet den Hauptsmoorwald« werden die Protestaktionen des Bündnisses auch 2018 weitergehen. Tom Konopka

Kletterpartie: In einer spektaku­ lären Aktion haben BN-Mitglieder aus Lichtenfels im Oktober 2017 ein Storchennest auf dem 27 Meter hohen Fabrikschlot der ehemaligen Färberei Götz montiert. BNMitglied Fred Goller hatte schon seit zwei Jahren beobachtet, wie ein Weißstorch immer wieder versuchte, auf dem Kamin ein Nest zu bauen. Günter Mix, Fachbetreuer für Flechtwerkgestaltung an der Staatlichen Berufsfachschule, sorgte schließlich gemeinsam mit dem Korbfachschüler Jannik Kurzhals für eine geeignete Nisthilfe. Für die Montage war Karlheinz Vogel, ein erfahrener Kletterer, zuständig. Er befestigte gemeinsam

mit dem Kreisvorsitzendem Anton Reinhardt das Weidennest in luftiger Höhe (siehe Bild).

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NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

ei nasskaltem Schmuddelwetter stiegen zwölf Mitglieder der BNKreisgruppe Bamberg, des ökolo­ gischen Verkehrsclubs VCD, der Kampagnen-Plattform Change, von Greenpeace Bamberg und der Naturforschenden Gesellschaft Mitte November abwechselnd in eine ­Badewanne mit moorigem Sumpf. Unter dem Motto »gimme moor« demonstrierten sie gegen das von der Stadt geplante 45 Hektar große Gewerbegebiet im Bereich der ehemaligen Munitionsanstalt Muna. Auch der Freistaat will zwei Hektar Wald und den ehemaligen Schießplatz bebauen. Noch wächst dort bester Sandmagerrasen. Bereits im Juni hatte das Bündnis mit einer großen Fahrraddemo und 300 Teilnehmern auf die Gefährdung des Hauptsmoorwaldes hingewiesen. In einem Brief an Innenminister Joachim Hermann (CSU) forderte es einen alternativen Standort und verwies auf die Ziele des Freistaates in den Bereichen Klima-, Natur- und Bodenschutz. Doch der Minister pochte in seiner Antwort auf den Standort. Der 2500 Hektar große Rest des früher riesigen Hauptsmoorwaldes umschließt zusammen mit den Sandmagerrasen am Rand des Flugplatzes die Stadt im Osten u-förmig. Er ist die grüne Lunge der Stadt und im Waldfunktionsplan als Klimaschutzwald verzeichnet. Seit Jahrzehnten kämpft der BN hier gegen immer weitere Eingriffe.

Foto: Irmi Reinhardt

B


Kreisgruppe Nürnberg-Stadt

Quantensprung bei der SandAchse Franken Es läuft gut beim Schutz der »fränkischen Wüste«: Gleich drei große Sandbiotope wird der BUND Naturschutz voraussichtlich bald kaufen. Ein Meilenstein in der Geschichte der SandAchse Franken.

M

benötigt der BN noch für ihre Rettung. Auf den Flächen kommen die Sandgrasnelke, die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Wachtel und der Neuntöter vor, außerdem Silberfingerkraut, Ackerrittersporn, ­Berg-Sandglöckchen und Kleiner Schneckenklee. In einem benachbarten Gewässer laicht die Kreuzkröte, ­die dringend ungestörte Sommer­lebensräume braucht. Bereits in den vergangenen 15 Jahren konnte der BN Nürnberg circa 45 000 Quadratmeter wertvoller Flächen bei Kornburg ankaufen und entwickeln. Über 60 gefährdete

Demo: Mit einer Presseaktion

Fledermausschutz I: Die Kreis-

haben die Aktiven der BN-Kreisgruppe Neustadt/Aisch – Bad Windsheim, von campact und dem örtlichen Imkerverein Ende November noch einmal Druck bei Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) gemacht. Kurz vor der entscheidenden Abstimmung über die weitere Zulassung des Totalherbizids Glyphosat auf EU-Ebene übergaben die Demonstranten ein Gutachten an Schmidts Büro. Es zeigt ihrer Meinung nach, dass die Expertisen, auf die sich Schmidt stützt, in großen Teilen wörtlich von Monsanto & Co. abgeschrieben sind.

gruppe Ansbach hat mit der Unteren Naturschutzbehörde ein Gemeinschaftsprojekt zur Erhaltung, Sanierung und Optimierung ehemaliger Bierkeller als FledermausWinterquartiere begonnen (siehe Bild). Nach einem Check von über 100 Quartieren begannen 2016 die

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Tier- und Pflanzenarten leben heute dort, wo früher Intensivlandwirtschaft stattfand, darunter Zigtausende von Sandgrasnelken und die vom Aussterben bedrohte Heidelerche. Auf den anderen, bereits vom BN gesicherten Flächen fand auch 2017 wieder der Umwelttag der Religionen statt. Wolfgang Dötsch Spenden schützen Sandbewohner

Unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende! BUND Naturschutz e.V. IBAN: DE75 7605 0101 0001 0085 51 BIC: SSKNDE77 Stichwort »Spende Flächenkauf«

Arbeiten: Unrat wurde beseitigt, Unterschlupfmöglichkeiten optimiert und zuletzt jeder Keller mit einem verschließbaren Gittertor gegen unbefugtes Betreten gesichert. Die Quartiere sind durch Vereinbarungen zwischen Eigentümer und Landratsamt langfristig gesichert. Bislang konnten 16 Quartiere saniert ­werden; nach der Winterruhe sollen weitere folgen. Fledermausschutz II:

Foto: Peter Tippl

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Mehr zum Projekt SandAchse → www.kurzlink. de/sandachse

it über 23 500 Quadratmetern würden die Flächen in Kornburg im Süden Nürnbergs einen gewaltigen Flächenzuwachs für die SandAchse Franken bedeuten. Das Kerngebiet bei Kornburg wüchse damit auf einen Schlag um etwa 50 Prozent – für den Nürnberger Naturschutz ein Quantensprung. Noch nie konnte so viel Fläche auf einen Schlag gerettet werden. Doch nun stehen nach zähen Kaufverhandlungen alle drei Flächen vor der Beurkundung. Rund 160 000 Euro sollen die Biotope kosten; 20 000 Euro Spenden

Foto: Wolfgang Dötsch

Grund zur Freude Dieser Magerrasen bei Kornburg ist bereits sicher. Der BN hat ihn schon 2003 gekauft.

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-18]

Auch in Schwabach kommt der Fleder­ mausschutz voran. Auf Initiative der BN-

Kreisgruppe treffen sich regelmäßig Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, des Landschaftspflegeverbandes, des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) und des BN mit interessierten Bürgern, um den Schutz der fliegenden Säugetiere besser zu koordinieren. Ein erster Erfolg: Mit dem Biologen Kurt Wendl wurde ein engagierter Fachmann als Fledermausbeauftragter für die Stadt ernannt. Das Umweltamt hat außerdem eine mit dem Arbeitskreis abgestimmte Studie in Auftrag gegeben, mit der mittlerweile 14 Fledermausarten in Schwabach nachgewiesen werden konnten.


Fotos: BN-OG Kleines Vilstal

Lebensraum Solarkraftwerk Das Solarfeld Oberndorf wurde konse­ quent ökologisch angelegt. Eigens geschaf­ fene Biotope wie dieses Teichbiotop schaf­ fen neue Lebensräume für bedrohte Arten wie die streng geschützte Zauneidechse.

Kreisgruppe Landshut

Energie mit Mehrwert für die Natur

Foto: Kreisgruppe Passau

er Initiator und Vorstandsvorsitzende der 2015 gegründeten ­Erzeugergenossenschaft mit Sitz in Bodenkirchen ist auch Geschäftsführer des Solarfelds Oberndorf, einer Photovoltaikanlage mit einem Megawatt Spitzenleistung, an der auch die Stadt Vilsbiburg beteiligt ist. Das 2,7 Hektar große Areal wurde mit dem von Engl entwickelten »Weinberg-Prinzip« in die Landschaft integriert: Bereits die alten Römer durchsetzten ihre Weinstöcke mit anderen Pflanzen und bau-

Gedenkstein am Stelzlhof: Anfang Oktober 2017 feierte das Ökologische Zentrum Passau sein zehnjähriges Bestehen mit einem Hoffest am Stelzlhof. Im Rahmen des Festaktes enthüllten Karl Haberzettl, Vorsitzender der BN-Kreis-

ten Trockenmauern und Sitzwarten. So sorgten sie für eine hohe Artenvielfalt, die das Ökosystem Weinberg selbst regulierte. Dieses Prinzip findet auf dem Solarfeld mit zahl­ reichen angelegten Biotopen praktische Anwendung. Die Exkursionsteilnehmer bewunderten die Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf dem Gelände. Auf Schritt und Tritt huschten Zauneidechsen über besonnte Steine und in einem speziellen Nistkasten haben sich Hornissen angesiedelt.

gruppe Passau, und Landesbeauftragter Richard Mergner (siehe Foto, von links) einen ­Gedenkstein für ­Roland Weber und Helmut Steininger, die beiden verstor­benen Mitbegründer des Zentrums. R ­ oland Weber hatte vor zwölf Jahren beschlossen, am Stelzlhof Landwirtschaft zu betreiben. Helmut Steininger, der langjährige Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz, war maßgeblich an der Gründung des Ökozentrums beteiligt.

Trauer um Toni Baumgartner: Er-

schüttert und in großer Trauer musste die BN-Kreisgruppe Straubing-Bogen erfahren, dass ihr lieber Freund und Mitstreiter für den Natur- und Umweltschutz, Toni Baumgartner, überraschend im Alter von nur 61 Jahren, bereits Ende August 2017 verstorben ist. Er hatte sich seit über zehn Jahren im Amphibienschutz engagiert und diesen im Landkreis organisiert. Zusätzlich errichtete er in Eigeninitiative einen Krötenzaun an der Staatsstraße bei Neukirchen. »In vielen Stunden hat er so unzählige Tiere davor gerettet, überfahren zu werden«, würdigte Andreas Molz, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe,

→ www.eeb-eg.de, → www.regionalwerke.com

die Verdienste des Verstorbenen um den Amphibienschutz. Mit Toni Baumgartner verliert der BN eine außergewöhnlich engagierte, dabei immer bescheiden auftretende Persönlichkeit im Naturschutz, der er zu großem Dank verpflichtet ist.

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NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

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»Bisher sind hier 36 Vogelarten, 14 Wildbienenarten, sechs Ameisen­ arten, 25 Spinnenarten, je sieben Heuschrecken- und Libellenarten sowie etwa 200 Pflanzenarten nachgewiesen«, berichtet Engl, der die Artenvielfalt regelmäßig erfassen lässt. Die Erzeugergemeinschaft bekennt sich zu zusätzlichen Vorgaben für Natur-, Arten- und Klimaschutz. Dies wird bei der Stromvermarktung über die 2017 gegründeten »regionalwerke« über einen Umweltbonus vergütet. So können Stromkunden zum Beispiel den Anbau einer Streuobstwiese unterstützen oder bei Biogasanlagen den ökologischen Anbau der Substrate fördern. Annemarie Raeder (as)

Foto: privat

Regenerative Stromerzeugung muss im Einklang mit der Natur stehen – davon ist Andreas Engl von der »Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern« (EEB eG) überzeugt. Bei ihrer Exkursion zum Solarfeld Oberndorf im vergangenen Jahr überzeugte sich die BN-Ortsgruppe »Oberes Binatal« davon, dass Engl mit gutem Beispiel vorangeht.


Foto: Hans Schneider

Schlechter Witz Bei der Anlegestel­ le für Kreuzfahrt­ schiffe (gelbe Pfos­ ten) soll am Mainufer das zwölf Meter hohe Hotel entstehen.

Kreisgruppe Kitzingen

Kulturlandschaft im Ausverkauf Ein unsinniges Bauvorhaben in der Volkacher Mainschleife erhitzt die Gemüter. Der BUND Naturschutz in Kitzingen bezeichnet das Hotelprojekt als unverantwortlich und »Verhunzung« fränkischer Kulturlandschaft.

S

dazu in einem amtlich festgesetzten Überschwemmungsgebiet. Dieses unsinnige Projekt wäre nicht nur mit den Zielsetzungen und Vorgaben des Hochwasser-, Landschafts- und Naturschutzes unvereinbar. Nach Auffassung des BUND Naturschutz erfüllt es nicht im Entferntesten die strengen Voraussetzungen für eine Ausnahmegenehmigung als Außenbereichsvorhaben. Trotzdem wurde es vom Volkacher Stadtrat schon am 18. September 2017 einstimmig abge-

Foto: Julian Rad

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

chier unglaublich, leider aber wahr: In der Volkacher Mainschleife, dem Herzstück fränkischer Kulturlandschaft, will ein finanzstarker Investor direkt am Mainufer auf meterhohen Stelzen ein sogenanntes Budget-Design-Hotel errichten. Wie eine Riesenkrake aus Beton stünde der Hotelkomplex nicht nur in der direkten Sichtachse zur weithin bekannten Wallfahrtskirche Maria im Weingarten, sondern auch in einem hoch sensiblen Landschaftsschutzgebiet und noch

Protest: Dass im Bereich des ge-

planten Baugebietes »Am Sand West« der Gemeinde Rottendorf Feldhamster (siehe Bild) vorkommen, ist seit 2016 allgemein be-

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kannt. Noch bevor dort Kartierungen und Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden konnten, wurden die Hamster im Februar/ März 2017 durch einen Flächen-

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segnet. Der BN hat dieses Vorhaben auch wegen der drohenden »Verhunzung« eines unersetzlichen Stückes fränkischer Kulturlandschaft Ende November scharf kritisiert. Es wäre unverantwortlich, das für eine nachhaltige Tourismusentwicklung der Mainschleife unersetzliche »grüne Kapital« kurzfristigem Renditestreben zu opfern. Helmut Schultheiß, Hans Schneider

umbruch aus dem südlichen Teil vertrieben. Die Kreisgruppe Würzburg hat diesen eklatanten Verstoß gegen Naturschutzrecht öffentlich kritisiert. Hier müssen die Naturschutzbehörden handeln!

ihrer Stellungnahme betont sie, dass die Ausweisung des Geländes im Widerspruch zu den guten Ansätzen im »Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept der Hofheimer Gemeinde-Allianz« stehe.

Freizeitpark: Zwischen Neuses und Bundorf soll im Naturpark Haßberge ein über 15 Hektar großer Freizeitpark entstehen – zivilisationsgelangweilte Menschen könnten sich dort später mit Pistenraupen austoben. Davon würde vor allem ein Bauunternehmer profitieren. Die Kreisgruppe Haßberge kritisiert, dass sich weder Gemeinde noch Landratsamt um Bodenund Landschaftsschutz scheren. In

Treffen: Im Oktober trafen sich

­ N-Vertreter mit dem Präsidenten B des Bayerischen Bauernverbandes Unterfranken und Mitarbeitern der Firma Agrocraft zum Meinungsaustausch. Beim Gewässerschutz und der Anlage von Blühmischungen statt Maisfeldern für die Nutzung in Biogasanlagen gibt es ­bereits eine gute regionale Zusammenarbeit. Diese soll weiter aus­ gebaut werden.


Kreisgruppe Günzburg

Kein Gewerbe im Schutzgebiet

Foto: Thomas Frey

Ein Gewerbegebiet bei Ziemetshausen im Landkreis Günzburg soll in das benachbarte FFH-Schutzgebiet hinein erweitert werden. Der BUND Naturschutz hat Anfang Dezember 2017 beim Verwaltungsgericht Augsburg Klage gegen das Vorhaben eingereicht, um den Ausbau zu stoppen.

Familienangelegenheit: Eine neue BN-Familiengruppe gibt es seit Oktober 2017 in der BN-Kreisgruppe Aichach-Friedberg. Neugierig warteten 13 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren mit ihren Eltern oder Großeltern darauf, was es beim ersten Treffen am Afrasee bei Friedberg zu entdecken gab. Linda Kaindl und Maike Ehlers haben ein gutes Gespür dafür, was

setzliche Ausnahmeregelung. »In einem Schutzgebiet hat ein Gewerbegebiet nichts zu suchen«, hält Karsten Schultz-Ninow, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Günzburg, dagegen. Daher klagt der BN nun vor dem Verwaltungsgericht Augsburg gegen den Genehmigungsbescheid des Landratsamtes. Das Zusamtal ist mit seinen artenreichen Mähwiesen und kalkreichen Niedermooren eines der wenigen Habitate der Helm-Azurjungfer, einer seltenen Libellenart mit europaweit höchstem Schutzstatus. Außerdem finden sich dort der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling und seltene Wiesenbrüter wie die Bekas-

Kindern in diese rAltersgruppe Spaß macht. Die Pädagoginnen sind selbst Mütter von Kindern in diesem Alter. Voller Begeisterung spürten die Kinder den Wasserdost mit Pustesamen, die Kratzdistel mit Klettenfrüchten und das weiche Moos zum Auspolstern der Tipis auf, die sie basteln und mit nach Hause nehmen durften.

Foto: Otfried Horn

Trauer um Rudolf Zinsmeister: Der langjährige

Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Augsburg, Dr. ­Rudolf Zinsmeister, ist im Oktober im Alter von 92 Jahren verstorben. Von 1979 bis 1992 leitete er die

sine. Dennoch wurde im Verfahren keine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt. Zwar hat das Unternehmen bereits direkt nach der Baugenehmigung Flächen mit Kies aufschütten lassen, noch aber sind die wertvollen Gräben nicht zugeschüttet. Da selbst der Gutachter der Antragsteller davon ausgeht, dass die ohnehin schon kleine Population der HelmAzurjungfer durch die geplante ­Bebauung erheblich beeinträchtigt wird, rechnet der BN mit einer reellen Chance, das Vorhaben zu stoppen und den Rückbau der Aufschüttungen gerichtlich durchzusetzen. Thomas Frey (as)

Kreisgruppe und kämpfte in der Region für Umweltund Naturschutz. So setzte er sich gegen die überdimen­ sionierte Müllverbrennungsanlage in Lechhausen, die Mülldeponie in ­Hegnenbach, den geplanten Gasspeicher in Lützelburg und für das bessere Müllkonzept ein. In 21 Orten des Landkreises gründete er eigene Ortsgruppen und steigerte die Zahl der Mitglieder der Kreisgruppe auf 3200.

Beklagenswert Das Landratsamt gab grünes Licht für eine Firmen­ erweiterung in das angrenzende FFHSchutzgebiet hin­ ein – ein Unding für den BN, der nun dagegen geklagt hat.

Erhalt alter Bäume: Die 120 Jahre alten Bäume im ehemaligen Biergarten des Gasthofs Löwen in Legau sind nicht nur Zeitzeugen der Ortsgeschichte, sondern filtern auch die Luft und produzieren Sauerstoff. Nun drohen sie einem Neubauvorhaben der Gemeinde zum Opfer zu fallen. Die BN-Ortsgruppe Legau/Illerwinkel stellte daher einen Bürgerantrag an den Gemeinderat, die zwei Linden, den Ahorn- und den Kastanienbaum zu verschonen. Im Dezember lehnte der Gemeinderat den Antrag zwar ab, doch wissen die Politiker nun, dass viele Bürger auf den Erhalt der Bäume bei den Bauarbeiten achten werden.

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NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

mmer wieder genehmigen Gemeinden Gewerbeansiedlung bis an den Rand von Schutzgebieten. So auch in Ziemetshausen, wo die Erweiterung eines Produktionsgeländes nun sogar bis ins angrenzende Fauna-Flora-Habitat-Gebiet »Zusamtal« vordringt: Der Bebauungsplan für die neue Produktionshalle der Holzbaufirma Aumann umfasst knapp vier Hektar und ragt in das Schutzgebiet hinein, trotz freier Gewerbeflächen auf der anderen Straßenseite. Die Gemeinde begründet dies mit einem Mangel an »zumutbaren Alternativen« für den Betrieb und beruft sich auf eine fragwürdige ge-

Foto: BN-Kreisgruppe Augsburg

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Klimawandel erleben, Lebensstil ändern

Foto: NEZ Allgäu

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Klimaschutz mit dem Fahrradbus

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Artenkenntnis erhalten

Konsumkritischer Stadtführer werden

Wer seine Kenntnisse in der Bestimmung von Wiesenpflanzen oder Käfern auffrischen oder sich intensiv mit einer Tier- oder Pflanzengruppe befassen möchte, ist hier richtig. Auch heuer bieten die BN-Ökostation Mitwitz ebenso wie die BN-Kreisgruppe NürnbergLand und viele weitere Kreisgruppen Bestimmungskurse an. ▶ Termine in Bayern unter www.bund-naturschutz/­ umweltbildung

Welche Lebensmittel werden fair produziert? Wer handelt mit Textilien aus Bio-Baumwolle und was hat ein Steak

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mit dem Regenwald zu tun? Was ist mit all den anderen, bei denen wir einkaufen? Was können wir als Konsumenten bewegen? Bei der Ausbildung »Weltbewusst – konsumkritische Stadtführer« gibt es Antworten auf diese Fragen. ▶ 10. – 11. März, München

Energiespeicher für private Nutzung Foto: BN

ENERGIE & KONSUM

ass das Fahrrad auf Kurzstrecken das effektivste Verkehrsmittel darstellt, ist bekannt. Trotz dieser Erkenntnisse ist die Fahrradquote in den bayerischen Städten nicht so hoch, wie sie sein könnte. Kann es sein, dass einer der Gründe darin liegt, dass man als Radfahrer keine Gelegenheit hat, sich mit Mitreisenden zu unterhalten? Wenn dem so wäre, dann ist eine Lösung in Sicht: der Fahrradbus. Er besteht aus zwei auch einzeln nutzbaren Teilen. Eine ausgeklügelte Lenk-, Brems- und Antriebstechnik ermöglicht ein neuartiges Gruppenerlebnis sanfter Mobilität – ganz CO2-frei. Das alltagstaugliche Gemeinschaftsrad für vier Personen haben Schüler der Freien Schule Elztal im Rahmen einer Projektarbeit gebaut und auf einer Tour durch Süddeutschland getestet. Der Bau des Fahrradbusses ging auf eine Initiative des BUND Naturschutz Naturerlebniszentrums Allgäu (NEZ) zurück. Damit sollte die Entwicklung der Fahrradstadt Sonthofen unterstützt werden. Nun wird der Fahrradbus in Zukunft bei Märkten und Stadtfesten, Jugendfreizeiten und Vereinsveranstaltungen in und um Sonthofen zum Einsatz kommen. ▶ Informationen: Andreas Güthler, Naturerlebnis­ zentrum Allgäu; info@nez-allgaeu.de

er Klimawandel hat viele Gesichter: Bodenerosion, Veränderungen in den Wäldern, trockengefallene Bäche oder anschwellende Flüsse. Gibt es Anzeichen für den Klimawandel bei uns vor Ort? Können wir selber etwas tun? Was bedeutet es, den eigenen Lebensstil zu verändern und was nützt es? Die Kreisgruppe MainSpessart bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Gelegenheit, dem Klimawandel in der Umgebung auf die Spur zu kommen. Bei Exkursionen und Vorträgen, Unterrichtseinheiten und Ausstellungen kann jeder erfahren, was der eigene Beitrag sein könnte und was er bewirkt. Als Lernumgebung dienen Natur und Landschaft. Kann sein, dass Insekten auf der Suche nach Futter umherirren, weil die ersten zu warmen Tage sie geweckt haben, ihre Nahrungspflanzen aber noch nicht zur Verfügung stehen, kann sein, dass der Winzer erzählt, was sich verändert hat in der Versorgung seiner Reben mit Wasser oder der Gemüsebauer berichtet vom Einsatz von Raubmilben, von Hagelstürmen und Ernteverlusten. Wenn der Erkenntnis die Einsicht folgt, dass ein nachhaltiger Lebensstil ein ­ ­Gewinn an Zeit, Ruhe, Gemeinsamkeit und Sinnenfreude bedeutet, dann hat dieses Projekt sich gelohnt. ▶ Kontakt: BUND Naturschutz Kreisgruppe Main-Spessart, Tel. 0 93 91-88 92, www.main-spessart. bund-naturschutz.de

Natur + Umwelt BN-Magazin [1-18]

Wer eine PV-Anlage auf seinem Dach hat und ein

E-Auto oder Pedelec in der ­Garage, wird sich die Frage stellen, ob und wann ein eigener Energiespeicher eine sinnvolle Investition darstellt. Einen Überblick über Möglichkeiten der Solarstromspeicherung, Verwendung für Elektroautos sowie die Vor- und Nachteile verschiedener Speichersysteme gibt es im BN-Ökohaus Würzburg. ▶ 7. März 2018, Würzburg Kontakt: BN-Ökohaus Würzburg; Klaus Isberner, Tel. 09 31-4 39 72; info@bn-wuerzburg.de


BN-Studienreisen, Tel. 09 115 88 88 20, www.bund-reisen.de

Mitgliederservice (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41-2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

Ligurische Küste und Cinque Terre Wandern durch felsige Küstengebirge, malerische Dörfer und eindrucksvolle Terrassenlandschaften – das bietet die Reise in die Cinque Terre, dem Küstenstrich im Südosten der Region Ligurien, Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe. Auf steilen, fast senkrechten ­Klippen tauchen die fünf Dörfer aus dem tiefblauen Wasser des Mittelmeeres auf und bieten einen atemberaubenden Anblick. • Italien, 14. – 21. April 2018

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Natur+Umwelt Luise Frank Tel. 09 41-2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de Beratung zu Spenden, Anlassspenden und Vermächtnissen Claudia Ciecior-­Bordonaro Tel. 09 41-2 97 20-34 claudia.ciecior@bund-naturschutz.de Haus- und Straßensammlung Ehrenamtlich aktiv werden Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41-2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de BN-Bildungswerk Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41-2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

IMPRESSUM

BN-Stiftung Christian Hierneis Tel. 09 41-2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Jörg Farys Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitäts­ druckerei Gießen

Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30-2 80 18 -145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 26. Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 4-2017: 140.005 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im B ­ eitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die ­Meinung der R ­ edaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­migung des BN. Für unver­ langt e ­ ingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak­tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­­­papier gedruckt.

Frühling im Steigerwald Mitteleuropa wäre von Natur aus ein Waldland, ein Land der ­Buchenwälder. Von der einstigen Pracht alter und mächtiger ­Buchenwälder sind leider nur noch Reste erhalten – Inseln inmitten der heutigen Kulturlandschaft, Perlen der Natur. Eine dieser Perlen liegt im Steigerwald. Die Reisegruppe wandert und radelt durch Weinlandschaften und ursprüngliche Wälder. • Deutschland, 22. – 27. April 2018 Valpolicella, Gardasee und Lessinia Die Landschaften sind so abwechslungsreich wie die Weine – vom malerischen Ufer des Gardasees mit seinem leichten Bardolino über die weichen Weinberge des Soavegebietes mit seinen schönen Weißweinen bis in die Valpolicella, die für ihre großartigen Amarone-Weine bekannt ist. Im beinahe alpinen Gelände der Lessinia treffen die Reisenden hingegen nicht auf Weine, aber vielleicht auf Murmeltiere und Gämsen. • Italien, 5. – 12. Mai 2018 Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft schützt vielfältige Lebensräume und küstendynamische Prozesse. Mit den Bodden – den ­flachen Meeresbuchten – schützt der Nationalpark weltweit einzigartige Kaltwasserlagunen und mit ihnen eine der wertvollsten ­Kinder­stuben der Ostseefische. Nirgends sonst an der Ostsee darf Küstendynamik noch so aktiv sein. • Deutschland, 6. – 13. Mai 2018 Foto: Annett Storm

Spendenbescheinigungen Tel. 09 41-2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de

Foto: C. Unger

Ihre Ansprechpartner beim BN

Umweltreisen für Familien Kinder und Eltern entdecken, spielen und lernen gemeinsam in der Natur. Die erlebnispädagogischen BUND-Reisen für Familien ­bilden nicht nur, sondern machen auch viel Spaß – vor allem unter Gleichgesinnten. Eine gute Gelegenheit für vielfältige Begegnungen. • 22. – 27. Mai 2018: »Uuuund Action!« Floßbau, Klettern und Hüttenabenteuer im Allgäu • 26. August – 2. Sept. 2018: Abenteuerreise Nordseeinsel Langeoog • 31. August – 7. Sept. 2018: Familienferien an den Müritzer Seen

[1-18] Natur + Umwelt BN-Magazin

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STIFTUNG

Bayerns Schönheit bewahren Spenden mit Langzeitwirkung – Helfen Sie uns, die Natur zu schützen. Als Stifter!

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: Willner

Ihnen liegt die Natur am Herzen? Sie möchten dauerhaft Ihr Engagement für die Umwelt weiterführen? Treten Sie ein für Mensch und Natur: Mit einer Zustiftung an die Bund Naturschutz Stiftung sichern Sie langfristig unseren Einsatz für eine lebenswerte Heimat.

Sie interessieren sich für eine Beteiligung bei der Bund Naturschutz Stiftung? Gerne schicken wir Ihnen detailliertes Infomaterial und bieten Ihnen ein persönliches und unverbindliches Beratungsgespräch an. Ich bin gerne für Sie da. Christian Hierneis Geschäftsführer Tel. 0941/297 20-35 Fax 0941/297 20-32 christian.hierneis@ bund-naturschutz-stiftung.de

www.bund-naturschutz-stiftung.de


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