Natur+Umwelt 2-2009

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Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de

Hoffnung an der Donau Wachsende Chance f端r den lebendigen Fluss

Heft 2-2009 91. Jahrgang 2. Quartal


Die Natur braucht Freunde. Helfen auch Sie mit.

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Sprechen Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BN an. Und sichern Sie sich attraktive Prämien.

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Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen Naturschutzinteressen vertreten. Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BNFreundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können.

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Mit über 170.000 Mitgliedern und Förderern setzen wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein.

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Bund B und N un Natu aturrschutz in Baye rn e.V. Zentr Zent ntr trale rale e Mitg Mi liederverwaltun g Dr.--Jo Dr.-Jo -JJo ohann ha h ann--Maier-Straße 4 93 9304 304 30 049 49 R Rege egensburg

N+U 2-09

Eine Beitrittskarte finden Sie hier beigeheftet. Vielen Dank.

Nähere Infos zu den Prämien bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet:

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Inhalt Bund Naturschutz Bayern

Natur+Umwelt 2-2009

4 Intern 6 Leserbriefe 7 Bergblicke Mit der Naturschutzmedaille würdigt der BN Sylvia Hamberger und ihren Einsatz für die Alpen. Ein Portrait 8 Kartoffelfaktor Essen soll schmecken, gesund sein – und das Klima schonen. Wie das geht, zeigt unser Ratgeber. 10 Hoffnung Das Titelthema zur frei fließenden Donau 22 Die Junge Seite 24 Basta-Politik Manch unsinniges Verkehrsprojekt ist gefallen, doch im Isental hält die Staatsregierung stur an der neuen Autobahn fest. Und mehr »Aktuell« 28 Natur 30 Befreit Bayern! Helfen Sie jetzt online mit, dass Bayern auf Dauer frei von Gentechnikanbau bleibt. 31 Erfolgsgeschichten Im Bayerischen Wald wird ein Gipfel vom Gleitschirmrummel verschont, dem Fichtelgebirge bleibt eine Autobahn erspart. Und mehr »Regional« 38 Bildung 39 Termine

Inhalt BUND B1 BUND-Editorial B2 Magazin B4 Kommentar zur Europawahl B6 Lebendige Flüsse Der BUNDSchwerpunkt zeigt, warum und wie sich der Verband für eine Revitalisierung der Flüsse und Auen engagiert. B18 Schwimmen und Rocken für die Flüsse B20 Kellerwald Ausnahmsweise können wir in unserer Serie mal einen gut geführten Nationalpark vorstellen. B22 BUND-Angebote im Internet B24 Neues von BUND und BUNDjugend

Foto: Mirwald

Liebe Leser

B30 Persönlich Im Gespräch mit Nationalpark-Ranger Diethardt Böttger

Bei manchem Thema ist die Staatsregierung ganz gut unterwegs, wie bei der Gentechnik. Doch im Isental und im Erdinger Moos hält sie weiter Kurs Richtung Beton. Und an der frei fließenden Donau wurde die Chance verspielt, den von Minister Söder ausgerufenen Richtungswechsel gleich festzuzurren. Für den BN heißt das: dranbleiben! Bitte helfen Sie uns dabei, die Donau braucht Ihre Unterschrift (Postkarte am Heftende) und Ihre Spende (Vordruck liegt bei). Dranbleiben gilt übrigens auch bei der Gentechnik, stimmt’s, Frau Aigner? Gen-Mais verbieten, Gen-Kartoffel erlauben: Eine klare Haltung sieht anders aus. Auch hier können Sie Druck machen, liebe Leser, unterstützen Sie unsere Online-Aktion (Seite 30). Bei so viel Kampf wollen wir nicht vergessen, Ihnen die schönen Seiten der Natur zu zeigen, etwa auf unserer Fotoseite und in der neuen Rubrik Pflanzenportrait (Seiten 28 und 29). Gefällt Ihnen die Neuerung? Schreiben Sie mir Ihre Meinung: nu@bund-naturschutz.de. Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Hoffnung an der Donau Nach Umweltminister Söders angedeutetem Abgehen von den Kanalisierungsplänen herrscht Hoffnung unter den Donaufreunden. Zuversicht wird frühestens dann daraus, wenn die RMD AG nicht mehr mitmischt. Wie die arbeitet, zeigt ein vom BN gerade noch verhindertes Holzen im Auwald. Ab Seite 10 Unser Titelfoto, aufgenommen von Wolfgang Willner, zeigt übrigens die frei fließende Donau bei Niederalteich, mit Blick auf die Türme der Klosterkirche.

Nur Gewinner Bald 100 Jahre alt, ist der BN vielerorts auch ein sehr jugendlicher Verband. Zum Beispiel in Langenzenn, wo die einfallsreiche Truppe der JBN zeigt, wie man sogar das ernste Thema Klimawandel auf spielerische Art angehen kann. Seite 22

Natur heilt Ihre Blüten beruhigen und stärken, aus ihrem Holz sind berühmte Kunstwerke geschnitzt, in ihrem Schatten hat man früher geheiratet. In unserer neuen Serie über heimische Wildpflanzen portraitieren wir als erstes die Linde, den Symbolbaum des BN. Seite 28

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Foto: Speer

Foto: Bayerische Staatskanzlei

Umweltpolitisches Gipfeltreffen Richard Mergner, Sebastian Schönauer, Hubert Weiger und Doris Tropper sprachen für den BN mit Ministerpräsident Horst Seehofer, Ludwig Sothmann nahm für den Landesbund für Vogelschutz teil (von links).

Seehofer: Zugeständnisse beim Spitzengespräch

Alpenpreis an Dr. Helmut Karl

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eim ersten Spitzengespräch von Ministerpräsident Horst Seehofer und Umweltminister Markus Söder mit den drei BN-Landesvorsitzenden und dem BN-Landesbeauftragten am 25. März konnten trotz kontroverser Standpunkte zum Beispiel in der Atom- und Verkehrspolitik in anderen Bereichen sehr positive Ergebnisse für den Naturschutz in Bayern erreicht werden. Seehofer würdigte außerdem das Engagement des BN und seiner vielen ehrenamtlich Aktiven für das Gemeinwohl und räumte ein: »Die Politik braucht ihre konstruktive Arbeit ebenso wie ihre kritischen Anstöße.« Seit Jahrzehnten setzt sich der BN gerade auch in den Regionen gegen die Genmanipulation in der Landwirtschaft ein. Ein großer Erfolg dieser BN-Arbeit ist der jetzt von Seehofer und Söder eingeleitete Kurswechsel, mit der öffentlichen Positionierung: »Wir wollen ein gentechnikfreies Bayern.« Die BNLandesvorsitzenden begrüßten diese Aussage, stellten aber gleichzeitig klar, dass der BN die Politik nicht nach ihren Erklärungen, sondern nach ihrem Handeln gerade auch an den entscheidenden Stellen in Berlin und Brüssel bewerten werde. Seehofer sagte die Prüfung einer Bundesratsinitiative gegen die Patentierung von Lebewesen und ein Ende der staatlichen Freisetzungsversuche zu. Ausschließlich Risikoforschung solle in Zukunft erfolgen, und die nicht mehr im Freiland. Die Landesvorsitzenden forderten Seehofer auf, bei Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeslandwirtschaftsministerin

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Ilse Aigner ein Anbauverbot für Genmais noch vor der diesjährigen Aussaat durchzusetzen; auch diese Forderung wurde inzwischen erfüllt (Seite 30). Bei der Erhaltung der frei fließenden Donau versprach Seehofer einen neutralen Untersuchungsprozess und stärkte Umweltminister Söder den Rücken bei dessen Einsatz für den »bayerischen Amazonas« (ab Seite 10). Andere Themen wie die Verringerung des Flächenverbrauchs, die Biodiversität oder die Zukunft der Landwirtschaft sollen in weiteren Gesprächen, auch mit den zuständigen Ministerien, vertieft werden. Der BN wird dabei seine Funktion als überparteiliche gesellschaftliche Kraft und grünes Gewissen wahrnehmen. Mit Söder setzte der BN den Dialog bereits am 27. März fort, als der Umweltminister erstmals an einer Sitzung des BN-Landesvorstands in der Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg teilnahm. BN-Vorsitzender Hubert Weiger freute sich über die angenehme Gesprächsatmosphäre und Söders Würdigung des BN und seiner Aktiven. Neben deutlichen Meinungsunterschieden zum Beispiel bei der geplanten dritten Startbahn am Flughafen München gab es Übereinstimmung beim Ziel, die aktuelle Wirtschaftskrise als Chance zu nutzen, um mit Klimaschutz zukunftsfähige Arbeitsplätze zu sichern. Auch über die Bedeutung des Nationalparks Bayerischer Wald und seiner Weiterentwicklung als Baustein der bayerischen Biodiversitätsstrategie und für die Tourismuswirtschaft war man sich einig.

m 11. Dezember vergangenen Jahres ehrte die Alpenschutzkommission CIPRA Dr. Helmut Karl mit dem Deutschen Alpenpreis. Dr. Karl (im Bild rechts, mit CIPRA-Präsident Dr. Stefan Köhler) erhielt die hohe Auszeichnung vor allem als Initiator des bayerischen Alpenplanes. Dieser Plan garantiert seit 1972, dass ökologisch wertvolle Bereiche des Alpenraumes frei von verkehrstechnischer und touristischer Erschließung bleiben. Er ist das wirksamste Instrument der Landesplanung und seit Jahrzehnten unangetastet. 43 Prozent des bayerischen Alpenraumes konnten so bis heute als Ruhezonen erhalten werden, die allein Wanderern und Bergsteigern sowie einer traditionellen Forst- und Landwirtschaft vorbehalten bleiben. »Die Umweltverbände werden mit Argusaugen darüber wachen, dass die Ruhezone des Alpenplanes auch in Zukunft nicht verkleinert oder verschoben wird«, versprach der BN-Vorsitzende Prof. Hubert Weiger in seiner Laudatio. Auch auf weitere Verdienste Dr. Karls in ganz Bayern ging Weiger ein, vor allem die Schaffung des größten bayerischen Naturschutzgebiets außerhalb der Alpen, der »Langen Rhön«. Die Verbindungen Dr. Karls zum Bund Naturschutz reichen bis in die 1960er-Jahre zurück. Er unterstützte den BN zum Beispiel beim Moorschutz und als Berater in Nationalparkfragen. Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA setzt sich als Dachverband von etwa 100 Organisationen – darunter auch der BN – für eine nachhaltige Entwicklung im Alpenraum ein.


ie gehen Sie mit dem Alter um«, fragt die »Landshuter Zeitung« Menschen aus der Region. Das Statement von Paul Riederer, 79 Jahre, fanden wir so bemerkenswert, dass wir es mit freundlicher Erlaubnis der LZ hier abdrucken. Riederer ist stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Landshut und Mitglied im BN-Landesbeirat. Bis vor einem Jahr hatte er die Kreisgruppe geleitet, und das 20 Jahre lang. »Durch meine viele Arbeit beim Bund Naturschutz ist mir gar nicht aufgefallen, dass ich älter werde. Ich hab’ es auch nicht richtig gemerkt, als ich in Rente gegangen bin. Ich verdränge das Alter aber auch nicht. Allerdings bin ich in den vergangenen Jahren schon ruhiger geworden. Ich habe mir vorgenommen, zu entschleunigen und die Dinge ein bisschen gelassener zu sehen. Aber wenn ich aus gesundheitlichen Gründen mit meiner Arbeit beim BN aufhören müsste, dann wär’ mir stinklangweilig. Wenn es irgendwann nicht mehr geht, werde ich trotzdem zufrieden sein, weil ich was für die Allgemeinheit gemacht habe. Ich glaube, wenn man ab und zu gegen den Strom schwimmt, dann stärkt das Geist und Körper. Man sollte nicht immer mitschwimmen. Das ist wie in der Isar: Wer stromaufwärts schwimmt, der trainiert die Muskeln viel besser als derjenige, der sich abwärts treiben lässt.«

er Frühling hat begonnen, und für rund 6000 Aktive im Bund Naturschutz bedeutete dies: früh aufstehen oder spät ins Bett kommen. Oft noch in der Dunkelheit halfen sie bei der größten Artenschutzaktion Bayerns mit und retteten dabei rund 700 000 Frösche, Kröten und Molche. Dies ist bitter nötig, denn selbst früher alltägliche Arten wie Grasfrosch und Erdkröte brauchen inzwischen unseren Schutz. Vor allem der Bau von immer neuen Straßen, der Flächenfraß und die Zerstörung von Feuchtgebieten setzen den Amphibien zu. Sich in der eigenen Heimat konkret für die Erhaltung der Artenvielfalt einzusetzen, fasziniert viele Menschen (im Bild unten junge Amphibienschützer der BN-Ortsgruppe Alteglofsheim mit BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner). Gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk und seiner Aktion »Frühlingserwachen« haben wir diese großartige Leistung heuer besonders herausgestellt (Seite 26).

Foto: Stefan

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Genauso engagiert ist der Bund Naturschutz, wenn unser gemeinsamer Lebensraum vor neuen Zerschneidungen und Heimatverlust bewahrt werden muss. Noch allzu oft erleben wir, dass trotz einer vom Bund wie vom Freistaat beschlossenen »Biodiversitätsstrategie« unsere Naturschätze kurzfristigen privaten Gewinninteressen oder politisch durchgesetzten Eingriffsprojekten geopfert werden sollen. Wir appellieren an die Abgeordneten im bayerischen Landtag und die Staatsregierung, nicht nur sonntags vom Erhalt der Schöpfung zu reden, sondern mit dem Verzicht auf konkrete

Planungen – von der Autobahn A94 durch das Isental bis zur Staatsstraße durch den Erlanger Reichswald – den Worten Taten folgen zu lassen (Seite 24). Es waren viel Mut und ein langer Atem von engagierten Bürgerinitiativen, Bürgermeistern und dem BN nötig, bis nach neun Jahren Widerstand Innenminister Joachim Herrmann Ende Januar endlich das »Aus« für eine Autobahn durch das Fichtelgebirge verkündete. Wir freuen uns darüber, doch das kann erst der Anfang für ein notwendiges Umsteuern sein, hin zu einer zukunftsfähigen Mobilität mit weniger Energie- und Ressourcenverbrauch. Auch unser jahrzehntelanges Engagement für ein gentechnikanbaufreies Bayern ist entscheidend vorangekommen. Als erster Ministerpräsident hat Horst Seehofer unsere Forderung übernommen. Ihr Engagement mit Briefen, Unterschriften und Teilnahme an Demonstrationen hat zu diesem Meinungsumschwung beigetragen. Mit dem deutschlandweiten Verbot des Genmaises »Mon 810« im April haben wir einen der größten Erfolge unserer Verbandsgeschichte errungen (Seite 30). Aber erst wenn in Berlin und Brüssel die rechtlichen Bedingungen geschaffen und genmanipulierte Pflanzen und Tiere generell verboten werden, können wir uns dauerhaft am Frühlingsblühen und dem Summen der Bienen erfreuen. Damit wir gemeinsam Erfolg haben, bitten wir Sie weiterhin um Ihre Unterstützung für einen unabhängigen und tatkräftigen Bund Naturschutz. Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN Foto: Roggenthin

Liebe Mitglieder

Foto: Markl-Meider

BN hält jung

Frühlingsfreude ohne Angst vor Gentechnik

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Titelfoto zeigt Kallmünz In N+U 1-09 fragten wir, wie die neu gestaltete Inhaltsseite gefällt. Die vielen Antworten zeigen, dass unsere Leser Neuerungen aufmerksam und kritisch verfolgen. Vielen Dank! Einige Anregungen setzen wir schon in dieser Ausgabe um.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, nu@bundnaturschutz.de

Die neu gestaltete Seite gefällt mir gut, vor allem ist das Inhaltsverzeichnis nun übersichtlicher und vollständig. Ich vermisse allerdings einen Hinweis auf das malerische Titelfoto. Dieser ist kurz und unauffällig erst auf Seite 10 zu finden, ohne nähere Ortsangabe und ohne Zusammenhang. Mein Vorschlag als Ergänzung der Seite 3: »Titelfoto: Flusspartie an der Naab im Markt Kallmünz im Landkreis Regensburg.« Dr. Reinhard Wanka, Mühldorf Es wäre ein Gewinn für Ihre schöne Zeitschrift, wenn Sie den Bildnachweis für das Titelbild unter dem Inhalt bringen würden, dort sucht man ihn auch. Auch gewinnt jede Zeitschrift, wenn die Bildunterschriften so ausreichend sind, dass man sie lokalisieren kann. Das geht nicht immer, ist aber sehr informativ. Wir lesen Ihre Zeitschrift gerne! Helmut G. Hofmann, Uffing Die Auftaktseite mit der kompletten Inhaltsangabe gefällt mir sehr gut. Man hat jetzt gleich von Beginn an einen guten Überblick über die Themen. Sehr erfreulich finde ich, dass »Urlaub in Bayern« ein Schwerpunktthema ist. Die Darbietung ist interessant und ansprechend. Dr. Gertrud Scherf, Osterhofen-Galgweis Ich bin begeisterter Leser der Natur+Umwelt. Die letzte Ausgabe erschien mit neu gestaltetem Inhaltsverzeichnis. Die erbetene Bewertung fällt bei mir sehr positiv aus. Eine ausgewogene Mischung

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zwischen Text und Bild, die schnell zu erfassen ist und sich für den Leser übersichtlich gestaltet. Frank Julke, Arnstein

Südring München verhindern Zum Beitrag »Todsünden bayerischer Verkehrspolitik« in N+U 1-09 Der Ringschluss der Autobahn im Süden Münchens würde zu den größten Katastrophen aller Natureingriffe in Südbayern zählen, wenn er einmal verwirklicht werden sollte. Für diesen Ringschluss sind inzwischen zahlreiche Planungsvarianten untersucht worden, die jedoch alle zeigen, dass der südliche Waldgürtel Münchens damit so großflächig zerstört würde, dass der Erholungswert des einmaligen Isartales und der gesamten Landschaft im Nahbereich der Großstadt massiv beeinträchtigt würde. Dies gilt unabhängig davon, ob das Isartal durch eine Hochbrücke, einen Tunnel oder durch Tunnel mit tief liegender Isarbrücke gekreuzt würde. In jedem Fall müsste diese Südspange durch die Wälder westlich des Würmtals, den Forstenrieder Park, den Grünwalder und den Perlacher Forst geführt werden. Verbunden mit den notwendigen Anschlüssen an das vorhandene Straßennetz wäre dies ein Landschaftsverbrauch von gigantischem Ausmaß. Nicht nur aus der Sicht des Naturschutzes, sondern auch, um das noch verbliebene stadtnahe Erholungsgebiet als solches für die Zukunft zu erhalten, muss die gesamte Südumgehung von vornherein entschieden abgelehnt werden. Dr.-Ing. Manfred Weigend, Taufkirchen

Dieses Foto aus N+U 1-09, Seite B19, zeigt nicht wie angegeben den Bau der B15 neu, sondern der ICE-Trasse Lichtenfels-Erfurt. Vielen Dank für den Hinweis eines Lesers.

Wahnsinn Allradantrieb Zum BUND-Schwerpunkt »Die Autokrise« in N+U 1-09 Ein Verbrauchstreiber ist die Breitreifenperversion. Da mag das Fahrzeug noch so sparsam die Fabrik verlassen, auf leise, schmale Leichtlaufreifen perfekt abgestimmt. Anschließend kann sich der Kunde montieren was er will. Der Zubehörhandel bietet die breitesten Walzen an, mit weichen Gummimischungen, bei denen weder auf Verbrauch noch auf Abrollgeräusch Wert gelegt wird. Dieser Unfug gehört verboten. Auf die Fahrzeuge darf keine größere Dimension montiert werden als diejenige bei der Verbrauchsermittlung. Ebenfalls grober Unfug ist der Wahnsinn mit dem Allradantrieb. Kein Mensch braucht ihn, wenn er nicht gerade Förster oder Bergbauer von Beruf ist. Er wiegt etwa 80 bis 100 Kilogramm und frisst etwa einen Liter pro 100 Kilometer mehr Kraftstoff als der Zweiradantrieb. Wenn man das Mehrgewicht durch mehr Motorleistung ausgleicht, wird die Differenz noch erheblich größer. Also entweder verbieten, oder eine Strafsteuer auf Allrad einführen. Derjenige, der beruflich den Allrad braucht, kann es dann von der Steuer wieder absetzen. Jakob Unterforsthuber, per E-Mail

Biber sind Vegetarier Mir gefällt die Seite 3 mit kompletter Inhaltsangabe sehr gut. Wie eigentlich das gesamte Heft, das immer sehr interessant zu lesen ist! Nur die Kinderseite hat mich bei der Ausgabe 1-09 etwas irritiert. Ein Biber, der sich einen Fisch grillt? Biber waren, sind und werden immer reine Vegetarier sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich als Vegetarier sowieso dagegen bin, Tiere zu essen – ich finde halt, es wird dadurch ein falsches Bild über den Biber vermittelt. Michaela Pollak, Straubing


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s mag martialisch klingen, aber zu sagen, dass sich die Ausstellungen der »Gesellschaft für ökologische Forschung« (GöF) wie Brandzeichen in das Gedächtnis der Umweltbewegung eingeprägt haben, ist nicht übertrieben. »Grün kaputt«, »Alptraum Auto«, »Sein oder Nichtsein«, »Kein schöner Wald«, »Schöne neue Alpen« oder »Gletscher im Treibhaus« – all das sind nicht nur die Titel beklemmender Bilderreihen. Er-

Foto: Baumeister

dieser vereinnahmen zu lassen. Sie wollen ökologischer Motor sein, ohne verheizt zu werden, wollen auf Fehlentwicklungen aufmerksam machen, ohne Scheuklappen zu tragen. Vieles, was an Naturzerstörung sonst nur latent spürbar ist, wird in der medialen Arbeit der beiden und ihrer Mitstreiter wie Oswald Baumeister oder Rudi Erlacher plötzlich »unübersehbar«. Sogar Al Gore kommt in seinem Oscar-prämierten Film »Eine unbequeme Wahrheit« nicht daran vorbei, auf den reichen Fundus an vergleichenden Gletscherbildern, den die GöF inzwischen besitzt, zurückzugreifen. Die Umweltverbände wissen das hier versammelte Sylvia Hamberger Fachwissen ebenfalls zu schätzen. So fördert Greenpeace die akribische Fotoarbeit schon über viele Jahre ohne jeden Vorbehalt. Und der Bund Naturschutz (BN), bei dem Hamberger seit langem aktiv in den Bereichen Alpen und Wald (mit-)wirkt, verlieh der »beeindruckenden Persönlichkeit, Fachfrau, Strategin Naturschutz lebt – am wenigsten von vielen Worten. Gute Bilder und Netzwerkerin« jetzt die aber vermögen Unglaubliches zu leisten, um Zusammenhänge bayerische Naturschutzmeund Zerstörungen aufzuzeigen. Sylvia Hamberger kennt diese daille. »Mit ihren aufrüttelnMacht des Visuellen. Seit drei Jahrzehnten dokumentiert sie den Bildern«, so heißt es in der gemeinsam mit Wolfgang Zängl in der »Gesellschaft für ökoloLaudatio, »hat sie zahllosen Menschen die Augen für die gische Forschung« den Wandel unserer Umwelt – und dessen Empfindlichkeit der Natur Wahnwitz. Von Christoph Markl-Meider geöffnet.« Zuletzt – in Zusammenarbeit mit dem BN-Alpenschreckende Entwicklungen, ernüchternde Erkennt- experten Axel Doering – für die massiven Bergwaldnisse und einschneidende Ereignisse in der noch Eingriffe, die mit der Ski-Weltmeisterschaft 2011 in immer jungen Geschichte der Ökologie kulminierten Garmisch-Partenkirchen verbunden sind. geradezu in den großformatig angelegten Foto-Dokumentationen und wurden so für eine breite, auch inter- Oasen der Unverfügbarkeit Die Alpen, deren Wälder und Gletscher sind zu Schwernationale Öffentlichkeit überhaupt erst »sichtbar«. Sylvia Hamberger, 62, ist – und darauf legt sie Wert – punkten in der Arbeit von Sylvia Hamberger und Wolfnur eine der Protagonisten eines Kreises Münchener gang Zängl geworden. Denn der Klimawandel veränMultiplikatoren, der seit Mitte der 1970er-Jahre die dert gerade die Bergwelt so rasant, dass eine »rechtzeiIdee verfolgt, Ästhetik, Politik, Sozial- sowie Naturwis- tige« Dokumentation nottut. »Wir sind Zeitzeugen des schnellsten Gletscherschwundes seit Jahrtausenden«, senschaft mit Natur- und Umweltschutz zu verknüpbeschreibt ihre Website »gletscherarchiv.de« das befen. Hamberger selbst hat Biologie mit den Schwerpunkten Zoologie und Verhaltensforschung studiert, ängstigende Phänomen, »und zeigen eine Entwicklung fühlte sich aber in einer »Naturwissenschaft ohne auf, deren Gegenstand zunehmend verschwindet.« Die Fotografie, so sagt die Essayistin Susan Sontag, Herz« nie richtig zu Hause. Stattdessen versuchte sich die »spätberufene 1968erin«, wie sie sich in der Rück- könne mindestens ebensoviel dazu beitragen, unser schau schildert, außerhalb der etablierten Zentren von Gewissen abzutöten, wie dazu, es aufzurütteln. DesForschung und Wissenschaft in vernetztem Denken halb spiegelt sich in den Bildern der »Gesellschaft für ökologische Forschung«, obwohl sie Zerstörung dokuund in demokratisch orientierter Wissensvermittlung. mentieren, auch die Sehnsucht nach authentischen Oscar-reife Gletscherbilder und ästhetischen Orten. Sie suchen gleichsam nach Unter diesen Vorzeichen baute sie zusammen mit dem der verlorenen Poesie der Landschaft. »Ich träume von Soziologen Wolfgang Zängl auch die »Frohschammer weißen Flecken auf der Landkarte, von Oasen der Straße 14«, den Sitz der Gesellschaft im Norden Mün- Unverfügbarkeit«, erläutert Sylvia Hamberger. chens, zu einer weithin anerkannten Anlaufstelle der deutschen Umweltszene aus – ohne sich jedoch von

Sehend zum Wissen

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Mehr Info im Web www.oekologischeforschung.de, www.waldarchiv.de, www.gletscherarchiv.de, www.rasen-imtreibhaus.de

Mit dem Auge der Ökologie Für ihr Wirken im Bund Naturschutz – vor allem im Arbeitskreis Alpen – wurde Sylvia Hamberger mit der bayerischen Naturschutzmedaille geehrt. »Wir brauchen Persönlichkeiten wie Sie«, betonte BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger in seiner Laudatio.

Kontakt Gesellschaft für ökologische Forschung e.V., Frohschammerstr. 14, 80807 München, info@oekologischeforschung.de


Klimaschonende Ernährung

Auch Herstellung und Zubereitung unseres Essens verursachen klimaschädliche Gase. Nun lässt sich der Hunger nicht abstellen wie ein Automotor. Aber klimaschonend essen ist möglich – und gesund.

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m meisten Klimagase lassen sich beim Rindfleisch vermeiden. Massenhaltung, Intensivfütterung und weiter Transport verschlingen Unmengen Energie. Zudem geben die Wiederkäuer das stark klimawirksame Methan ab. So klebt an einer Rindfleisch-Kalorie etwa zwanzigmal mehr CO2 als an einer Kartoffelkalorie. Hin und wieder etwas Rindfleisch von heimischen Weidetieren kann dennoch sinnvoll sein. Denn so tragen Sie zum Schutz des Grünlandes und einer bäuerlichen Kulturlandschaft bei. Erstaunlich klimawirksam ist Zurückhaltung auch beim Favoriten vieler umweltbewusster Menschen: dem Käse. Er ist – neben Knödelpulver und Chips – das zweitschädlichste Nahrungsmittel, mit einem »Kartoffelfaktor« von 8. Die Gründe sind wie beim Rindfleisch die aufwendige Tierhaltung und die starke Anreicherung von Fett und Eiweiß bei der Weiterverarbeitung. Ähnlich klimabelastend sind ButRat holen, nachlesen Studie Ökoinstitut ter und Sahne. Ersatz bieten fett- und eiFreiburg »Treibhausweißreiche pflanzliche Nahrungsmittel wie gasemissionen durch Margarine, Soja, Nüsse oder Oliven. Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln«: www.oekoinstitut.de BN-Flyer »Genussvoll essen und Klima schützen«: www. bund-naturschutz.de/ landwirtschaft Buch »Ernährungswende«, 2006, 208 Seiten: www.oekom.de

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Mehr Gemüse, Eier, Brot Besser als vielleicht erwartet schneiden Schwein und Geflügel ab, besonders wenn sie aus der Region stammen. Mit einem »Kartoffelfaktor« von etwa fünf liegen sie gleichauf mit Tiefkühlgemüse, gefolgt von kaum verarbeiteten Milchprodukten wie Vollmilch, Quark oder Joghurt. Als erstaunlich klimaschonend erweisen sich Eier, die etwa dreimal mehr Emissionen verschulden als Kartoffeln. Gleichauf mit dem Erdapfel

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Illu: Blumenschein

Der Kartoffelfaktor rangiert Frischgemüse. Bis zu 40 Prozent weniger Treibhausgase pro Kalorie verursachen Brot und Teigwaren – und sind damit die Gewinner des Klimarankings. Für klimafreundliche Ernährung gibt es demnach ein einfaches Rezept. Man nehme: allgemein weniger Fleisch, besonders vom Rind, weniger energiereiche Milchprodukte, mehr Gemüse, Kartoffeln und Teigwaren. Beschaffe das alles möglichst aus der Region und ökologischem Landbau. Denn hier werden die Böden nicht überdüngt, das hält die extrem klimaschädlichen Lachgasemissionen gering. Und man achte auf eine vielseitige und ausgewogene Ernährung. So können Sie nicht nur die Klimalast ihres Tellers halbieren, sondern auch Ihrer Gesundheit einen Gefallen tun.

Saisonal, regional und bio Zehn Tipps für CO2-arme Ernährung Ökoprodukte kaufen – das reduziert Treibhausgase um bis zu 60 Prozent. Produkte aus regionaler Herstellung verringern Transport-Emissionen. Bevorzugen Sie wenig verarbeitete, unverpackte Lebensmittel. Keine Tiefkühl- oder künstlich getrocknete Waren wie Pommes, Knödelpulver oder Chips. Möglichst nur saisonale Produkte. FdH: Jedes unnötige Pfund steht für ein Vielfaches freigesetzter Treibhausgase. Erledigen Sie Ihre Einkäufe wenn möglich zu Fuß oder per Fahrrad. Kaufen und kochen Sie mengenbewusst, statt Reste wegzuwerfen. Getränke und Konserven möglichst nicht aus Einweggläsern: verschlingt viel Recycling-Energie. Statt Butterschmalz zum Frittieren lieber Pflanzenöle verwenden (kein Palmfett).


Die besondere Reise – mit der Transsib zum Baikalsee

Der Weg ist das Ziel Mit der Transsibirischen Eisenbahn zum Baikalsee und zurück: Wer sich dafür Zeit nimmt, macht sich auf die Reise zu einem der größten Naturschätze der Welt – und vielleicht zu sich selbst. as ist das für eine Reise, bei der die beiden wichtigsten Gepäckstücke ein Jogginganzug und ein Fensterputzer sind? Auf der sich einem die Weite der Welt hautnah erschließt und bei der es scheint, als stünden die Uhren still? Es ist eine Reise durch die Weiten Sibiriens, nach Irkutsk und zum Baikalsee, aber auch eine Reise zum eigenen Ich. Ihren Anfang hat die Reise in Nürnberg genommen und dann über Polen und Weißrußland nach Moskau

Klarheit des Sees erzeugen eine Atmosphäre des Ewigen. Faszinierende Exkursionen durch Flora und Fauna stehen in den nächsten Tagen auf dem Programm. Hier am Baikalsee gibt es Arten, die nirgendwo sonst vorkommen: vom einzigartigen Fettfisch bis zur Baikalseerobbe, sie ist die einzige Süßwasserrobbe weltweit. Rund 1500 Fischarten und 1085 Pflanzenarten leben hier, zwei Drittel davon existieren nirgendwo anders.

geführt. Zwei Nächte und einen Tag hat die Bahnfahrt bis hierher gedauert, nach einem kurzen Aufenthalt mit umfassendem Besichtigungsprogramm geht es jetzt um 23:35 Uhr mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk. Vier Tage und vier Nächte heißt es nun, sich dem Land und den Menschen »anzunähern«, schon im Zug Land und Leute kennenzulernen. Dabei helfen die täglichen Informationen über die Region, die russischsprachige Reiseleitung und der Sprachkurs. Natürlich gibt es auch viel zu sehen, etwa die dichten Wälder des Uralgebirges, die Bauerndörfer mit den wunderbaren Holzhäusern und den typischen Holzfenstern, die einzigartigen Bahnhöfe. Der Obelisk bei Kilometer 1777 markiert die Grenze zwischen Europa und Asien.

Sechs Tage bleibt die Reisegruppe in diesem Gebiet, unternimmt Wanderungen, macht eine Schiffstour auf dem See, besichtigt den Schamanenfelsen auf der Insel Olchon und trinkt Kaffee beim Förster von Listwjanka. Danach heißt es Abschied nehmen, mit vielen Eindrücken und Erlebnissen steigen die Reisenden wieder in die Transsib. Es geht zurück nach Moskau, Weißrussland, Polen und Tschechien – mit einer Stadtbesichtigung in Prag – und schließlich nach Nürnberg. Bis dahin bleibt wieder viel Zeit, das Erlebte zu reflektieren und Abschied zu nehmen vom schönen Sibirien und dem Baikalsee. Thomas Müller

Fotos: BN Service GmbH

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Der Autor Thomas Müller ist Geschäftsführer der BN Service GmbH und Russland-Reiseleiter.

Die Reise 2009 Sibiriens »blaues Auge« Nachdem 5121 Kilometer zurückgelegt sind, ist man am Ziel: Irkutsk – das »Paris Sibiriens«, kulturelles Zentrum und geschichtsträchtigste Stadt der Baikalregion. Und doch möchte man so schnell wie möglich zum »blauen Auge Sibiriens«, dem Baikalsee. Dieses größte Süßwasserbecken der Erde, mit seinen 636 Kilometern Länge, bis zu 80 Kilometern Breite und seiner maximalen Tiefe von 1637 Metern, vermittelt ein fast mystisches Erlebnis. Die Reinheit der Luft, die Kühle und

In diesem Jahr findet die Transsib-Reise von 1. bis 19. Juli statt. Der Normalpreis beträgt 3790 Euro, für BN-Mitglieder 3390 Euro. Nähere Informationen unter www.bund-reisen.de oder Tel. 0 91 23-9 99 57-10. Hier können Sie auch den Gesamtkatalog der BN-Reisen kostenlos bestellen. Die BN Service GmbH bietet die Transsib-Reise, auch aus ökologischen Gründen, als einziger Veranstalter mit Hin- und Rückreise per Eisenbahn an. Gönnen Sie sich die Zeit. Das Fliegen überlassen wir den Vögeln.

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Foto: Scherf

Hoffnung an

Rast auf einer Kiesbank der Donau

Waller

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-09]

Foto: Zeininger

Donau-Kahnschnecke


der Donau Wachsende Chance für den lebendigen Fluss Das Jahr 2009 könnte als Wendepunkt in die Geschichte der niederbayerischen Donau eingehen. Dass bis heute überhaupt noch für den freien Fluss, gegen Staustufen und Kanalisierung gekämpft werden muss, liegt nur an der unverständlichen Unterstützung, die die Kanal-Profiteure durch die CSU erhalten. Deshalb löst schon der durch Umweltminister Söder angedeutete Meinungswandel in der Partei (N+U 1-09) große Hoffnung bei allen Freunden des lebendigen Flusses aus. (göß)

Foto: Moosrainer

Purpurreiher

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mmer mehr Menschen entdecken die Donau in Niederbayern, dort wo sie noch frei fließt, als ihr Freizeitparadies. Das saubere Wasser, sonnige Kiesbänke und schattende Silberweiden sind die idealen Voraussetzungen für erholsame Badetage. Geheimnisvolle Auwälder verlocken zu Entdeckungswanderungen, stille Altwasser verleiten zum Verweilen und zum Zusehen, wie die Libellen über dem Wasser schweben und der Eisvogel wie ein blauer Pfeil in die Tiefe stößt. Dass diese faszinierende Landschaft mit ihren vielen Facetten noch immer von Kanalisierungs- und Staustufenplänen bedroht ist, die eine kleine Gruppe von Lobbyisten beharrlich verfolgt, will kaum jemand mehr glauben. Dabei versuchen allen voran Vertreter der Rhein-Main-Donau Wasserstraßen GmbH (RMD) nach wie vor, die Binnenschiffer und die Betreiber der Donauhäfen zu überzeugen, dass es zur Staustufenkanalisierung keine Alternativen gebe. Aber die Unterstützung, die die Baulobbyisten bisher durch die bayerische Staatsregierung erfahren haben, wird deutlich schwächer. Am Ergebnis der letzten Landtagswahl musste die bisher allein regierende CSU erkennen, dass die Bayern nicht mehr in ihrer Mehrheit bereit sind, natur- und menschenverachtende Großprojekte rücksichtsloser Geschäftemacher, wie den Transrapid von der Münchner Innenstadt zum Flughafen, den immer größeren Ausbau des Fughafens, die rücksichtslose Trassierung

Foto: Moosrainer

Wasser-Schwertlilie

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Hoffnung dank Söder Die Menschen in Niederalteich haben mit jahrelangem Engagement ihren Heimatort zum Zentrum des DonauWiderstands gemacht. Jetzt gibt ihnen ausgerechnet ein CSU-Umweltminister neue Hoffnung.

Fotos: Scherf

Die Äußerungen unseres Umweltministers zum Donauausbau sind endlich einmal ein Lichtblick! Jetzt werden hoffentlich auch unsere Forderungen, unser Gemeindegebiet unabhängig von allen Ausbaubestrebungen schnellstmöglich wirkungsvoll vor Hochwasser zu schützen, Gehör finden.

Josef Thalhammer, Bürgermeister

der Autobahn A94 (Seite 24) und die Kanalisierung der Donau, widerspruchslos zu akzeptieren. Naturschützer, die sich seit Jahren für die Erhaltung der Naturund Kulturlandschaft ihrer Heimat einsetzen, erfahren immer mehr freundliche Zustimmung, auch aus Kreisen, die sich bisher gerne den Vorgaben der Mehrheitspolitik untergeordnet haben. Mit der FDP ist jetzt eine Partei an der Regierung beteiligt, die in genauer Kenntnis der Donau-Ausbaupläne dieses Vorhaben schon immer wegen der mehr als fragwürdigen Wirtschaftlichkeit und wegen der negativen Auswirkungen auf die Landschaft, ihre Ökologie und ihre Entwicklungsmöglichkeiten, in Frage gestellt hat. Beispielhaft ist hier der Regensburger FDPBundestagsabgeordnete Horst Meierhofer zu nennen. In der bayerischen Koalitionsvereinbarung ist dem Dissens von CSU und FDP in der Weise Rechnung getragen, dass erst nach Abschluss der noch von der CSU-Alleinregierung »durchgedrückten«, 33 Millionen Euro teuren weiteren Untersuchungen weiter diskutiert und entschieden wird. Für diese Untersuchungen sind mindestens drei Jahre angesetzt (Interview mit Wirtschaftsminister Zeil auf Seite 15). Was alles untersucht werden soll, liegt im Detail noch nicht fest. Je nach Interessenlage der Beteiligten gibt es unterschiedliche Vorstellungen. So hofft man bei der RMD, mit der Erstellung der Planunterlagen

auch für die Variante C, die Variante mit einer Staustufe und einem Schleusenkanal, beauftragt zu werden. Auf Anregung der EU-Kommission werden die neuen Untersuchungen von einer »Monitoring-Gruppe« begleitet, die auf die Inhalte der Untersuchung entscheidend Einfluss nehmen wird. Die Monitoring-Gruppe wird aus vier Vertretern der Umweltverbände und Bürgerinitiativen, die sich gegen die Staustufenkanalisierung wenden, sowie aus vier Vertretern der Wirtschaftsverbände bestehen. Der Bund Naturschutz wird mit seinem Landesvorsitzenden Hubert Weiger in der Monitoring-Gruppe vertreten sein. Unabhängig von diesem Tauziehen um die Naturund Kulturlandschaft in Niederbayern, ihren Erhalt oder ihre Umwandlung in einen Allerweltskanal, sah sich der Freistaat Bayern in der Pflicht, den Zustand der Donau entsprechend der europäischen WasserRahmenrichtlinie nach Brüssel zu melden. Mit dieser Richtlinie hat man sich in der EU das Ziel gesetzt, die Flusssysteme Europas vor weiterer Zerstörung zu bewahren und – wo immer möglich – mit entsprechenden Bewirtschaftungsplänen wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Nur Flüsse, die schon »erheblich verändert« sind, lassen sich nur noch schwer in ein natürliches Gewässer zurückverwandeln. In einer vorläufigen Meldung hatte das Bayerische Umweltministerium – nach entsprechendem Schriftwechsel mit der

Wir hoffen, dass sich die Skepsis des Umweltministers zu den Staustufenplänen in der gesamten Staatsregierung durchsetzt. Die CSU könnte damit nur gewinnen. Georg Stattenberger, Sportfischer

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Hoffentlich bedeuten die Aussagen unseres Umweltministers ein Umdenken in der bayerischen Staatsregierung. Wir wollen uns unsere Zukunft in Niederalteich nicht mit einer Staustufe verbauen lassen. Rosmarie Haushofer, Biogärtnerin

geradezu befreiende Wirkung. Die in der Mehrheit konservativen Niederbayern waren mit dem sturen Festhalten »ihrer« Partei an den schrecklichen Staustufenplänen nie sonderlich glücklich. Mit dem neuen Umweltminister darf man sich endlich offen zur CSU und gegen die Staustufenpläne bekennen! Die »alten« Donauschützer erfahren plötzlich Zuspruch von Seiten, von denen sie diesen nie erwartet hätten. Wir wagen noch nicht von Zuversicht zu sprechen, aber die Hoffnung wird stärker, dass die Landschaft der frei fließenden Donau, dass die Heimat an der Donau mit ihrem reichen Erbe der Natur und der Kultur, doch nicht in eine seelenlose Kanallandschaft verwandelt wird. Sich zur Heimat zu bekennen, mit dem vorgefundenen Erbe aus Jahrtausenden pfleglich umzugehen, es sorgsam zu entwickeln und das Land lebenswert und liebenswert an kommende Generationen weiterzugeben, muss der Grundsatz aller sein, die hier leben. Für Besucher der frei fließenden Donau zwischen Gäuboden und Bayerischem Wald soll hier eine Landschaft erhalten bleiben, in der vielfältigste Natur und unzählige Zeugnisse der Kulturgeschichte in einer Dichte erlebt werden können, die es sonst kaum mehr gibt. Dieter Scherf

Die vielen Wasservögel, die auf der Donau überwintern, wissen nichts von den Bestrebungen, ihre Zuflucht zu zerstören. Gut, dass wir einen Umweltminister haben, der sich für die Natur einsetzt. Ludwig Schwingenschlögel, Benediktinermönch

Foto: Roggenthin

Kanalbaulobby – die frei fließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen als erheblich verändertes Gewässer eingestuft, wie einen vollständig kanalisierten Fluss. Unter dem neuen bayerischen Umweltminister Markus Söder hat sich aber jetzt die Einsicht durchgesetzt, dass eine politische Einstufung fernab der tatsächlichen Situation nicht zu halten ist. Ein peinliches Geziehe wie bei der Meldung der nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zu schützenden Lebensräume wollte man sich wohl ersparen. Zwischen Straubing und Vilshofen ist die Donau ein weitgehend natürliches Gewässer mit einer einzigartigen Vielfalt von Lebensräumen und Arten – und so ist sie jetzt auch offiziell eingestuft und gemeldet. Minister Söder (Interview in N+U 1-09) hat in diesem Zusammenhang mit erstaunlich deutlichen Worten zum Ausdruck gebracht, was er von der Kanalisierung dieses letzten Freiflussabschnitts hält: nichts. Dass ein Staatsminister der CSU offen ausspricht, was andere in Parteitreue nur hinter vorgehaltener Hand zu sagen wagten, lässt auf ein Umdenken auch in der Mehrheitspartei hoffen. Auf alle Fälle haben Söders deutliche Worte auf die Stimmung in der Region eine

Für die Donaulandschaft mit ihrer vielfältigen Natur und ihrem reichen Erbe der Kultur zu werben, würde unserer Region wirklich nutzen – das Gerede um die Staustufenkanalisierung der Donau schadet nur. Söder gibt uns Hoffnung, dass die Staustufenpläne endgültig aufgegeben werden. Hubert Ammer, Landschaftsarchitekt

Der Autor Dieter Scherf ist Mitglied des BNLandesvorstands und als früherer langjähriger Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf einer der profiliertesten Streiter für die Donau.


POLEN geplante Vertiefungsstellen

TSCHECHIEN

DEUTSCHLAND

UKRAINE

Bratislava

München

Donau

Wien

UNGARN

Odessa

Zagreb K R O AT I E N RUMÄNIEN I TA L I E N

Belgrad

Bukarest

Adria

Schwarzes Meer

SERBIEN UND MONTENEGRO BULGARIEN Sofia

Vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer: der europäische Strom in Gefahr

Freiheit für die Donau – europaweit!

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Foto: Roggenthin

MOLDAWI EN

Budapest

Kaum ein Lebensraum liegt den Menschen in Deutschland und Europa so sehr am Herzen wie die Donau. Die überragende Bedeutung der letzten 70 frei fließenden Kilometer in Niederbayern ist der Bevölkerung nach jahrzehntelanger Arbeit des BN bewusst.

Der Autor Hubert Weiger ist Landesvorsitzender des BN und Bundesvorsitzender des BUND.

ökologische Hot Spots

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Karte: WWF, Wien

Wertvolle »Engpässe« Die ökologisch wertvollsten Donauabschnitte sind nach europäischem Recht geschützt. Die Verkehrsadministration der EU sieht meist in den gleichen Abschnitten »Engpässe« für eine übergroß dimensionierte Massengüterschifffahrt. Der Schutz des europäischen Naturerbes Donau muss in diesem Konflikt die Oberhand behalten.

ie große Mehrheit der Bürger lehnt die Kanalisierung der Donau zwischen Straubing und Vilshofen, mit dem Isarmündungsgebiet der Höhepunkt der Artenvielfalt in Bayern, ab. Schon zu viele Opfer sind für die gerade 2,5 Prozent aller deutschen Schiffstransporte, die auf der Donau abgewickelt werden, gebracht worden. Auch das Argument, die Kanalisierung der Donau helfe bei der Verlagerung von Straßentransporten auf die Schifffahrt, glauben inzwischen nur noch einige Vertreter der niederbayerischen CSU. Denn Lkw und Schiffe bewegen völlig unterschiedliche Güter (Seite 16). Die Donau ist mit 2800 Kilometern Länge nicht nur der zweitlängste europäische Strom, sondern auch der einzige Fluss weltweit, der durch zehn Staaten fließt und über seine Seitenflüsse mit 16 Staaten verbunden ist. An diesem Strom kristallisiert sich wie an keinem anderen Fluss europäische Natur und Kultur, beginnend mit den ersten Ackerbaukulturen vor über 10 000 Jahren, über den »nassen Limes« während der Zeit des römischen Imperiums, mit den Zügen der Nibelungen und den Kreuzfahrern flussabwärts und den türkischen Heeren flussaufwärts bis Wien und der Entwicklung multikultureller Staaten bis zu den national oder religiös begründeten Kriegen und Konflikten unserer Zeit im Bereich der serbischen Donau.

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Von Anfang an hatte die Donau eine zentrale Bedeutung für die Ausbreitung von Pflanzen und Tieren ebenso wie für die Transporte auf dem Wasser, dem über Jahrtausende besten Verkehrsweg. Diese besondere Bedeutung der Donau hängt auch damit zusammen, dass sie im Gegensatz zu fast allen anderen großen Flüssen nicht von Süd nach Nord oder umgekehrt zu den Meeren fließt sondern von West nach Ost, vom Schwarzwald zum Schwarzen Meer.

Bedrohung aus Brüssel Unserer Zeit blieb es vorbehalten, die Donau auf Hunderten von Kilometern durch Wasserkraftwerke und Schleusen erheblich zu verändern. Ein Ende dieser Politik, die vorgibt, den Interessen der Schifffahrt zu dienen, in Wirklichkeit aber Wasserkraftwerke bauen will, ist nicht abzusehen. Nach dem EU-Konzept der »Transeuropäischen Netze« (TEN, 2005) soll auf der gesamten Wasserstraße Donau ein Mindesttiefgang von 2,50 Meter hergestellt werden, um sie für Schiffe bis zu 3000 Tonnen Tragfähigkeit befahrbar zu machen. Nach diesem Konzept ist aber nicht nur die Donau zwischen Straubing und Vilshofen ein sogenannter Engpass, sondern in Österreich die gesamte Wachau und der Nationalpark Hainburg unterhalb von Wien, fast die gesamte Strecke in Ungarn vor dem Donauknie nördlich von Budapest sowie die Donau zwischen Rumänien und Bulgarien. Insgesamt 1400 Kilometer, über 60 Prozent der gesamten schiffbaren Donau, sind nach dieser Ausbau-Ideologie ein Engpass. Der »Sinn« dieser Konzeption erschließt sich erst, wenn man weiß, dass mit ihr eine vom europäischen Steuerzahler zu


Foto: baystmwivt

finanzierende Bausumme von mindestens 2000 Millionen Euro verbunden ist und der Gewinn großer Wasserkraftwerke direkt den Konzernen zufließt.

geltende europäische Naturschutz- und Wasserrecht beachtet wird, dann sind all diese Ausbauplanungen gesetzeswidrig und daher aufzugeben.

Wertvollste Gebiete betroffen

Trinkwasser in Gefahr

Von den Planungen, diese »Engpäse« zu beseitigen, sind neben dem bayerischen Kleinod Straubing-Vilshofen in Österreich die Wachau und der Nationalpark Hainburg betroffen, wobei hier vor allem tiefe Abgrabungen von derzeit 2,20 Meter auf 2,80 Meter Fahrwassertiefe geplant sind, die auch den gesamten Wasserhaushalt der Aue beträfen. In Ungarn sind die faszinierenden Auwälder im Nationalpark Ipoly in großer Gefahr. Der Zusammenfluss von Drau und Donau ist mit seinen naturnahen Ufern und Auenkomplexen ein sehr bedeutendes Feuchtgebiet. Durch Regulierung und Kanalisierung gingen diese europaweit einzigartigen Wasserlandschaften mit ihrer faszinierenden Vielfalt an Vögeln und Fischen verloren. Die knapp 500 Kilometer lange Grenzstrecke der Donau zwischen Rumänien und Bulgarien ist als »Donau der 1000 Inseln« bekannt. Ein einmaliges ökologisches Kleinod, welches sich im Schatten der Grenzen bis heute erhalten hat. Vom letzten intakten Flussdelta Europas blieb der ukrainische Teil am besten erhalten. Genau hier ist der Bystroye-Schifffahrtskanal in Bau und gefährdet den unvergleichlichen Artenreichtum: 280 Vogelarten, darunter 70 Prozent des Weltbestandes der Rosa Pelikane, und über 100 Fischarten, darunter alle Störe. Dies alles soll für minimale ökonomische Fortschritte gemäß technischen Ausbaunormen geopfert werden, die europäische Naturschutz- und Wasserschutzgesetzgebung mit ihren Verschlechterungsverboten würde dadurch zur Farce. Denn diese Eingriffe können durch keine Maßnahmen ausgeglichen werden. Der BN fordert deshalb, dass sich endlich die Schifffahrt den Flüssen anzupassen hat, zum Beispiel durch Containersysteme, und nicht länger umgekehrt. Wir brauchen lebendige Flüsse und nicht tote Kanäle. Wenn das

Denn die Donau ist mehr als nur Schifffahrtsweg, sie ist auch die zentrale Trinkwasserressource für Millionen von Menschen. Die mit dem frei fließenden Fluss untrennbar verbundene Dynamik der Wasserstände, das heißt die Schwankungen zwischen Niedrig- und Hochwasser, sind Voraussetzung zur Gewinnung sauberen Trinkwassers in den flussbegleitenden Auen. Angesichts des Klimawandels gewinnt diese Funktion der Donau für Südosteuropa immer größere Bedeutung. Die Donaulandschaft ist Heimat nicht nur für Tausende Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für Millionen Menschen, welche sie als Lebens- und Erholungsraum brauchen. Die Fruchtbarkeit der Auenböden als einer zentralen Ressource der Menschen hängt ebenfalls entscheidend von der Dynamik des Flusses ab. Die Donau als europäisches Natur- und Kulturerbe muss daher erhalten bleiben; sie muss dort, wo sie noch nicht zerstört ist, weiter frei fließen. »Freiheit für die Donau – Freiheit für uns«: So wie es die ungarische Demokratiebewegung 1989 formuliert hat, so muss uns heute die Erhaltung der naturnahen Donau als Symbol eines friedlichen Zusammenlebens der europäischen Völker ein zentrales Ziel sein. Daher arbeiten auch viele Verbände in den Donauländern zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Bitte unterstützen auch Sie die europäische Unterschriftenaktion für die Donau, schicken Sie uns die Karte am Ende dieses Heftes mit Ihrer Unterschrift! Lassen Sie auch Freunde und Kollegen unterschreiben. Mit Ihrer Hilfe wollen wir die beeindruckende Zahl von 100 000 Unterschriften erreichen, die kein Politiker ignorieren kann, derzeit sind es schon über 70 000. Vielen Dank! Hubert Weiger

Minister Zeil: Ich stehe zum sanften Ausbau Was macht die FDP derzeit konkret, um ihrer Wahlaussage pro sanftem Donauausbau näher zu kommen, fragten wir den neuen bayerischen Wirtschaftsminister und stellver tretenden Ministerpräsidenten Martin Zeil.

»Ich stehe nach wie vor zur Variante A und damit zum sanftem Ausbau der Donau. Unser Koalitionspartner CSU aber bevorzugt die Variante C 280. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, mit der Entscheidung über die Ausbauvariante abzuwarten, bis die Ergebnisse der von der EU geförderten Studie vorliegen. Diese variantenunabhängige Studie ist derzeit in der Vorbereitungsphase und soll 2012 zum Abschluss kommen. Natürlich werden wir bis dahin nicht untätig sein. Im Gegenteil, das bayerische Wirtschaftsministerium wird die Durchführung der Studie aktiv begleiten. Im Rahmen der Studie werden eine ökolo-

BN fragt, Bayerns Parteien antworten Sind Sie für den sanften Ausbau der Donau mit ausschließlich flussbaulichen Maßnahmen, ohne Staustufen? 쏹 CSU 쏹 SPD 쏹 Grüne 쏹 FDP 쏹 Freie Wähler grün = ja; rot = nein

Mehr im Web Was sagt Minister Zeil zu den Kosten der Untersuchungen, zur Containerschifffahrt und zur Förderung des sanften Tourismus in der Donauregion? Lesen Sie das komplette Interview und weitere ParteienAntworten im Internet: www.bundnaturschutz. de/magazin.

gische Bestandserhebung vorgenommen und die Umweltauswirkungen der beiden Ausbauvarianten durch eine Umweltverträglichkeitsprüfung dezidiert untersucht. Dabei werden wir selbstverständlich Vertreter von Bürgerinitiativen, Fischerei, Naturschutz- und Umweltverbänden im Rahmen einer MonitoringGruppe mit einbeziehen. Ich halte einen sanften Donauausbau für notwendig und sinnvoll. Die von der Ökobilanz her günstigsten Verkehrsträger Bahn und Wasserstraße sollen sich ergänzen und keinesfalls zueinander in Konkurrenz treten.«

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»Der Engpass« und andere Märchen der Kanallobby

Fotos: BN

Dichtung und Wahrheit Weil sich mit ihrem eigentlichen Motiv (siehe Ende dieses Textes) so schlecht werben lässt, sucht die Kanallobby verzweifelt nach Argumenten für die Betonierung der frei fließenden Donau. Immer wieder gern genommen, aber dadurch nicht richtiger: Der Flussabschnitt zwischen Straubing und Vilshofen sei der Engpass für die Schifffahrt. Von Manfred Gößwald

Mehr Fakten im Internet www.bund-naturschutz.de/donau

Scheinargument 1 Der Engpass

Scheinargument 2 Kein Schaden für die Natur

Nur noch ein bis drei Staustufen und ein Seitenkanal, so das Credo der Betonfreunde, dann könne der »umweltfreundliche« Schiffsverkehr zwischen Nordsee und Schwarzem Meer endlich ungehindert fließen. Wer die wahre Situation kennt, kann diesen Unsinn schon lange nicht mehr hören. Allein schon deshalb, weil es in Rhein und Donau etliche Abschnitte mit weniger Tiefgang als in Niederbayern gibt. Außerdem viele Brücken, die für den zukunftsträchtigen Containerverkehr zu niedrig sind – gerade auch auf dem eigentlich ja für die Schifffahrt gebauten Rhein-Main-Donau-Kanal. Und der zeigte diesen Winter wieder einmal deutlich, wo die wahren Engpässe liegen, weil er nämlich für mehr als vier Wochen zugefroren (Foto) und für die Schiffe komplett gesperrt war – so wie zuletzt erst Anfang 2006 und auch die Jahre zuvor immer wieder. Auch auf der Donau selbst hieß es zum Beispiel im Bereich der Staustufe Geisling bei Regensburg: Nichts geht mehr. Dort ist nämlich die Fließgeschwindigkeit durch die Kanalisierung so stark herabgesetzt, dass das Wasser in einem normalen Winter mit längerer Frostperiode friert. Im Gegensatz zur schneller fließenden freien Donau. Die hat zwar im Herbst öfter mal Niedrigwasser, was aber seit Jahrzehnten kein einziges Mal die Einstellung des Schiffsverkehrs nötig machte.

So ein Flussausbau sei zwar nicht ganz ohne ökologische Nachteile zu haben, das geben sogar die Staustufenfreunde zu, aber man könne diese ja gut ausgleichen, indem man die Bagger zum Beispiel gleich noch ein paar »Seitengerinne« graben lasse. Außerdem seien die in der Donau geplanten Stauwehre wegen ihrer geringen Fallhöhe eher harmlose »Stützschwellen«. In Wahrheit spielt die Fallhöhe kaum eine Rolle, entscheidend ist: Jeder Stau unterbricht das durchgängige Fließen der Donau, also genau das, was die Besonderheit des Lebensraumes ausmacht. Gleichzeitig entfallen die schwankenden Wasserstände im Fluss und damit auch im Grundwasser der angrenzenden Auen. Diese Dynamik des Stroms aber brauchen die auetypischen Arten, und deshalb haben sie in unseren kanalisierten und gezähmten Flüssen schon die meisten ihrer Lebensräume verloren. Und eben darum sind die letzten Kilometer frei fließender Donau eine echte »Arche Noah Bayerns«. Der Gedanke, man könne mit künstlichen Lebensräumen, mit zusätzlichen Eingriffen in die Natur, mit Erdbewegungen von geschätzten fünf Millionen Kubikmeter die Verluste an natürlichen Lebensräumen ausgleichen, ist nicht nur absurd, er ist auch nachweislich falsch. Denn Untersuchungen an bestehenden Donaustaustufen zeigen klar, dass die für einen intakten Fluss typischen Verhältnisse durch »Ausgleichsmaßnahmen« nicht wieder hergestellt werden konnten. Die Tier- und Pflanzenarten der Aue wurden meist durch unspezifische Arten verdrängt.

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Eiskanal Der Rhein-Main-Donau-Kanal, extra für die Schifffahrt gebaut, erweist sich mit seiner häufigen Unpassierbarkeit im Winter und mit seinen niedrigen Brücken als der wahre Engpass.

Scheinargument 3 Das umweltfreundliche Schiff Der Schiffsverkehr könne doch Transporte von der Straße holen, das spare Energie und schone das Klima. Dafür müssten auch Umweltschützer mal Zugeständnisse machen und Staustufen akzeptieren, so fordern es manche Binnenschiffer. Klingt erst mal plausibel, ist aber trotzdem falsch, und das gleich dreifach: Erstens können die Güterschiffe kaum Transporte per Lkw ersetzen, weil beide ganz unterschiedliche Güter transportieren. Schnell, flächendeckend und auch bei kleinen Mengen wirtschaftlich: Diese Anforderungen erfüllt der Lkw-Verkehr, das Binnenschiff nicht. Am ehesten könnten noch Containierschiffe manche Lkw-Fahrt ersetzen – aber für die muss die Donau gar nicht ausgebaut werden, weil sie weniger Tiefgang haben. Zweitens: Die Schifffahrt konkurriert statt mit den Lastern mit der Bahn, die aber mindestens so umweltfreundlich ist und entlang der Donau-Route Kapazitätsreserven besitzt. Und drittens, apropos Umweltfreundlichkeit: Beim CO2-Ausstoß hat der Schiffstransport rein rechnerisch tatsächlich Vorteile gegenüber dem Lkw, nicht berücksichtigt ist dabei aber, dass meist lange Umwege erforderlich sind, um Güter auf’s Schiff zu bringen. Gegenüber der Bahn schneidet das Binnenschiff allemal schlechter ab. Vor allem aber kann niemand ernsthaft einen Verkehrsträger als umweltfreundlich bezeichnen, wenn für ihn Staustufen gebaut und damit europaweit bedrohte Auwälder und die letzten Vorkommen einzigartiger, nur hier lebender Arten vernichtet würden. Wirklich umweltfreundlich ist letztlich kein Verkehrsträger, sondern nur die Vermeidung unnötiger Transporte.

Scheinargument 4 Die EU-Vorgaben

Karte: Kestel

Wenn sonst kein Argument zieht, muss wie so oft die EU herhalten. Die fordere den Donauausbau und fördere nur Varianten mit Staustufen, behaupten deren Anhänger. Zwar gibt es tatsächlich Aussagen aus der Verkehrskommission, die dieses Argument stützen – auch in den Europabehörden sitzen Lobbyisten. Es gibt aber keine konkreten Festlegungen der EU, die eine Staustufenkanalisierung erzwingen würden. Definierte Ausbauklassen empfehlen für den niederbayerischen Donauabschnitt 2,5 Meter Tauchtiefe an 60 Prozent der eisfreien Tage, ein Standard, der auch ohne Staustufen zu realisieren wäre. Grundsätzlich bleibt es den Mitgliedsstaaten der EU überlassen, wie sie ihre Wasserstraßen ausbauen, solange sie dabei nicht gegen EURichtlinien verstoßen. Zum Schutz der Natur und besonders der Gewässer gibt es dagegen tatsächlich konkrete Festlegungen: Die Vogelschutz- und die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (Natura 2000) sowie die Wasser-Rahmenrichtlinie. Bei Beachtung dieser EU-Richtlinien ist eine Staustufenkanalisierung der Donau in Niederbayern undenkbar.

Schiffsausflug 2006 fuhr ein in Deggendorf gebauter »Spektrometer« per Schiff nach Karlsruhe – mit langem Umweg übers Mittelmeer. Die Brücken über den Rhein-Main-Donau-Kanal waren für einen Binnentransport zu niedrig.

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Letztes Argument Der Profit Mit einem Staustufenausbau der Donau lässt sich in der Bauwirtschaft doch viel mehr Geld verdienen als mit naturverträglichen Maßnahmen. Das sagen die Ausbauprofiteure zwar nicht, das denken sie nur, aber es ist der wahre Grund ihrer Hartnäckigkeit. Und es ist dann auch das einzige Argument, bei dem ihnen nicht widersprochen werden kann.


Behörden folgten falschen Hochwasser-Berechnungen der RMD AG

BN-Gutachten stoppt vorerst Auwald-Rodung

Foto: Moosrainer

Auen reaktivieren oder Auwälder roden: Von diesen zwei Methoden, künftige Hochwasser an der frei fließenden Donau abzumildern, will die Kanallobby die ökologisch schlechte und zugleich weniger wirksame durchsetzen. Warum wohl?

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Foto: Willner

ie Menschen an der niederbayerischen Donau müssen dringend vor Hochwasser geschützt werden; dafür setzt sich auch der Bund Naturschutz ein. Mit ihrem Festhalten an den Staustufenplänen verhindern CSU und Rhein-Main-Donau AG (RMD) an der geplanten Staustrecke seit Jahren alle Verbesserungen des Hochwasserschutzes. Nun will die RMD diesem Trauerspiel einen neuen Akt hinzufügen. Zum Hintergrund: Beim Hochwasser 2002 wurden im betreffenden Gebiet ungewöhnlich hohe Wasserstände beobachtet. Untersuchungen der RMD machten Maisanbau und Gehölze als Abflusshindernisse dafür verantwortlich. Seit mehreren Jahren treibt deshalb die Wasserwirtschaftsverwaltung die Rodung von Gehölzen voran, der Maisanbau im Deichvorland wurde – auch auf Druck des BN hin – verboten. Der BN hat dort, wo dies nachvollziehbar begründet wurde, auch einzelnen Gehölzrodungen im Interesse des Hochwasserschutzes zugestimmt.

Ein Nachtkobold, der alte Weiden und ihre Höhlen liebt, ist die Rauhautfledermaus. Tagsüber schläft sie in den Baumhöhlen, bevor sie nachts an nahrungsreichen Gewässern nach Insekten jagt. Das Schutzgebiet an der Isarmündung bietet der seltenen Fledermaus solche Lebensräume.

Selten zu hören, noch seltener zu sehen: Das Tüp-

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felsumpfhuhn ist ein heimlicher Bewohner reich strukturierter Feuchtgebiete. Mittlerweile ist die europäisch bedeutsame Art vom Aussterben bedroht. Wo Isar und Donau sich treffen, schleicht das Huhn noch durch Schilf und Weidenbüsche.

Foto: Willner

Der Autor Georg Kestel ist Landschaftsarchitekt und Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Deggendorf.

Im letzten Winter sollten die Rodungen nun aber den ökologisch sensibelsten Abschnitt, die Isarmündung, erreichen. Bis vor einem Jahr wurde für diesen Bereich noch eine Lösung verfolgt, die zumindest grundsätzlich mit einer Renaturierung vereinbar war. Vorgesehen war, teilweise verlandete Altwasserzüge wieder an die Isar anzubinden und so weit miteinander zu verbinden, dass Geländesenken und Rinnen im Hochwasserfall verstärkt durchströmt würden. Sieht man von Deichrückverlegungen ab, wäre diese Auen-Reaktivierung selbst nach den Berechnungen der RMD die effektivste Methode, um die Wasserspiegel abzusenken. Dieser Lösung hätte der BN grundsätzlich zustimmen können. Doch plötzlich verschwand dieses Vorhaben in der Schublade – stattdessen sollten an der Isarmündung nun auf 36 Hektar Gehölze beseitigt werden, darunter 7,8 Hektar sehr wertvolle, zum Teil streng geschützte Auwaldbiotope. Auch die übrigen Flächen, großteils von Pappelkulturen bestanden, besitzen einen erheblichen Wert zum Beispiel für Höhlenbrüter und Fledermäuse.

Foto: Willner

Foto: privat

Bedrohte Arten der Isarmündung

»Djip, ting, tritri«, der Gesang des Blaukehlchens ist vielfältig. Genauso wie sein Lebensraum: Weidenbüsche, Schilffelder und offene Ufer. Kein Wunder, dass man an der Isarmündung seinen meisterlichen Gesang noch häufig hört.


Bedrohtes Paradies Die vielfältigen Auwälder der Isarmündung beherbergen eine überaus reiche Tierwelt. Viele Arten sind auf alte Weiden, wie sie jetzt gefällt werden sollten, angewiesen. Das Rückgrat der überflutungsresistenten »Weichholz-Aue« bilden Silberweiden. 300 Tage lang können sie im Wasser stehen, ohne Schaden zu nehmen. Von Manfred Drobny

Große Schillerfalter. Sein Name ist Programm, mit seinen irisierenden Farben setzt er in der Aue Akzente. Während die Raupe es feuchtkühl mag, tanzen die Falter hoch über Baumwipfeln. Ihre vielfältigen Ansprüche kann nur ein reicher Auwald erfüllen. Ein seltener Bewohner der niederbayerischen Donau ist der Frauennerfling. Er braucht eine vielfältige Wasserwelt wie an der Isarmündung: Altwasser, Wasserpflanzen und kiesige Flussarme. Flussverbauungen ließen seine Bestände so schrumpfen.

Teilerfolg für die Natur Warum aber dann der Schwenk der RMD und der Behörden, weg von der sinnvollen Auenreaktivierung, hin zu umfangreichen Rodungen? Für die von der bisherigen bayerischen Staatsregierung und der RMD verfolgten Pläne zum Bau einer Staustufe wären die Rodungen eindeutig vorteilhaft: Einerseits könnten so geschützte Auwaldbestände im Staubereich »elegant« beseitigt werden. Andererseits würde verhindert, dass entlang von reaktivierten Altwasserzügen wertvolle Aue-Biotope neu entstehen würden. Der Bund Naturschutz geht deshalb gegen die geplanten Rodungen vor und hat bereits einen Etappenerfolg erzielt: Das Genehmigungsverfahren soll erst nach Klärung der BN-Zweifel fortgeführt werden. Auch soll die ursprüngliche Planung des sogenannten Rinnensystems wieder aufgenommen werden. In einem Ortstermin mit den Behörden hat der BN lediglich die Fortführung kleinflächiger Teilmaßnahmen zugestanden – in der Regel handelt es sich hierbei um Maßnahmen, die die Durchströmbarkeit der Aue und der Altwasserzüge verbessern sollen.

Darüber hinaus fordert der BN:

Foto: Zeininger

Die flachen Gewässer unter den Weiden bekommen im Frühjahr farbige Tupfer: Leuchtend blau präsentieren sich die Männchen des Moorfrosches zur Paarungszeit. In Bayern ist er vom Aussterben bedroht. Hohes Grundwasser und pflanzenreiche Gewässer wie an der Isarmündung braucht er zum Leben.

Foto: Fischer

Foto: Willner

Der Schmuck der Weiden ist der

Alarmiert durch diese neuen Planungen gab der BN bei dem renommierten Wasserbauexperten Prof. Hans-Helmut Bernhart ein Gutachten zur Überprüfung der RMD-Berechnungen in Auftrag. Die Ergebnisse des BN-Gutachtens sind alarmierend: Trotz eindeutiger empirischer Daten wurde im Rechenmodell der RMD der wasseraufstauende Einfluss der Gehölze erheblich überschätzt. Für bereits durchgeführte und für die im Isarmündungsgebiet noch geplanten Auwaldrodungen fehlen damit wissenschaftliche Begründung und rechtliche Basis.

1. Die RMD darf nicht länger mit Planungsaufgaben im Bereich der frei fließenden Donau betraut werden; das Vertrauen in die Seriosität ihrer Planungen ist zerstört. 2. Dringend geklärt werden muss die Rolle der Wasserund Schifffahrtsdirektion (WSD) Süd und der RMD: Haben beide die Umsetzung der für den Hochwasserschutz besonders effektiven Auenreaktivierung verhindert? 3. Nachdem sich die Bundesrepublik im Jahr 2002 von der Errichtung einer Staustufe verabschiedet hat, können und müssen die früher für die Staustufe und einen Kanal erworbenen Flächen jetzt für die Rückverlegung von Deichen und damit für einen effektiven Hochwasserschutz eingesetzt werden. 4. Im Isarmündungsgebiet müssen alle Planungen aus Naturschutzsicht entwickelt werden; die Reaktivierung der Aue hat auch positive Wirkungen für den Hochwasserschutz. Seit 1994 gibt es entsprechende Konzepte, deren Umsetzung jedoch bisher durch das Festhalten am Stau verhindert wurde. Georg Kestel

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Die Donau braucht Ihre Hilfe! Mit großem persönlichem Engagement konnte der Bund Naturschutz wieder einmal Schaden von der Donau und ihren Auen abwenden. Dieser Einsatz kostet auch viel Geld. Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende! Ein Vordruck liegt diesem Heft bei.


Landschaft und Kultur an der Donau erleben

Fotos: Bouillon, Pfistermeister

Fahrt auf dem Strom Kostbarkeiten der Natur, eindrucksvolle Landschaften und faszinierende Zeugnisse aus Kultur und Geschichte kann erleben, wer die niederbayerische Donau bereist. Der Bund Naturschutz fordert, das Gebiet als Weltnatur- und -kulturerbe zu schützen.

Der Bogenberg Wie eine Kanzel steht der Felsen des Bogenbergs über der Donau, er ist die älteste Marien-Wallfahrtsstätte Bayerns. Das Gnadenbild »Maria in der Hoffnung« (Bild links) kam der Sage nach einst die Donau stromaufwärts geschwommen. Durch eine rechteckige Öffnung ist der stehende Jesusknabe im Leib Mariens zu sehen.

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nterhalb der Staustufe Straubing ist die Donau noch ein richtiger Fluss. Fast 70 Kilometer lang, bis zum Rückstau des großen Wasserkraftwerks Kachlet kurz vor Passau, fließt sie frei, ohne künstliche Unterbrechung. Weil kein Stauwehr den Wasserstand reguliert, ist hier, je nach Jahreszeit und Wetter, mal mehr und mal weniger Wasser im Fluss. Immer wieder breitet sich die Donau aus, überflutet die Deichvorländer und setzt Wiesen und Auwälder unter Wasser, dann zieht sie sich wieder in ihre tiefste Rinne zurück und gibt breite Kiesbänke und Kiesinseln frei, die weiß in der Sonne glänzen. Von Straubing aus ein kurzes Stück stromabwärts kommt die Donau zum ersten Mal nahe an einen Aus-

Foto: Neuhofer Fotostudio

Barockes Juwel Der Bibliothekssaal des Klosters Metten gilt als ein Höhepunkt der Dekorationskunst im 18. Jahrhundert. Mit seiner prunkvollen Ausstattung sollte der Saal den wertvollen Schriften des Klosters eine würdige Heimat geben.

läufer des Bayerischen Waldes heran. Mehr als hundert Meter erhebt sich die steile Südwand des Bogenbergs fast unmittelbar vom Donauufer. Wie eine Kanzel steht der Felsen über der Ebene. In seinem »Handbuch für Reisende auf der Donau«, das im Jahr 1819 in Wien erschienen ist, schreibt der zu seiner Zeit sehr bekannte Naturforscher und Schriftsteller Joseph August Schultes (1773 –1831) ganz begeistert über die Sicht vom Bogenberg aus: »Im Süden liegt die größte Hälfte von Baiern ausgebreitet unter dem Gipfel des Vorberges, von dem das Auge hinreicht mit seinen Blicken bis an die ewig beschneiten Gipfel Tirols und Salzburgs; gegen Westen streift es hinauf über die weite Ebene über Straubing hin fast bis nach Regensburg; gegen Osten bis an die Berge in der Nähe von Passau.«

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Die in jeder Weise hervorragende Lage hat den Bogenberg zu einem besonderen Ort der Geschichte Bayerns gemacht. Funde belegen, dass hier schon vor über 3500 Jahren, in der Bronzezeit, eine größere Siedlung bestanden hat. Man kann aber sicher davon ausgehen, dass der Bogenberg bewohnt ist, seit Menschen in unserer Region sesshaft sind. Im 8. Jahrhundert wurde hier ein Kloster errichtet, dann machten die Grafen von Bogen den Berggipfel zu ihrem Sitz, den sie später, im 13. Jahrhundert, wieder den Benediktinern überließen. Seitdem ist der Bogenberg eine der bedeutendsten Marien-Wallfahrtsstätten Bayerns. Hier wird ein stei-


nernes Marien-Standbild verehrt, das der Legende nach auf der Donau stehend stromaufwärts geschwommen und unterhalb des Bogenbergs an einem Busch hängen geblieben ist. Die nach Süden zur Donau hin abfallenden Hänge sind zu steil für jede Nutzung, sie sind ein Refugium für seltene, Wärme liebende Pflanzen und Tiere. Im Frühjahr blüht hier die Küchenschelle, die Äskulapnatter und das Haselhuhn haben mit vielen Insekten, Reptilien und Vögeln im Naturschutzgebiet am Bogenberg ihre Heimat. (…) »Mit unverwandtem Auge sieht man hier hin auf den großen Halbmond, den diese Riesenberge um den Fluss umher bilden; es ist ein eigenes Gefühl, das den Freund der schönen Natur hier ergreift, wenn er mit dem Strome, der ihn auf seinem Rücken wiegt, in diese Zauberwelt hinrollt. Man würde hier Paläste und Feenschlösser übersehen, wenn sie an den Ufern ständen, viel weniger ein Kloster, wie Metten.« Metten ist eines der bedeutendsten Donauklöster, die im 8. Jahrhundert gegründet wurden, um dem Land nach dem Niedergang des Römischen Reiches wieder eine Ordnung zu geben, die Region geregelt zu nutzen und zu entwickeln, die Macht der neuen Herrschaft zu festigen und auszuweiten. Metten ist um das Jahr 766 entstanden, der selige Utto kam mit Benediktinermönchen von der Insel Reichenau im Bodensee hierher. Unter dem königlichen Schutz Karls des Großen wurden von Metten aus große Teile des Bayerischen Waldes der neuen Zivilisation angegliedert. Heute zeugen Kirche und Klostergebäude Mettens vom kräftigen Aufblühen klösterlicher Macht im 18. Jahrhundert, kurz vor dem Ende der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Klöster in Bayern. Besonders berühmt ist der spätbarocke Bibliothekssaal, der den wertvollen Büchern, Dokumenten des über Jahrhunderte währenden geistigen Lebens im Kloster, den würdigen Rahmen geben sollte. Die Bücher aus Metten werden seit der Säkularisation, 80 Jahre nach dem Bau der Bibliothek, in der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt.

Foto: Wurm + Köck

Selber erleben Lassen Sie sich den exklusiven Genuss einer Schifffahrt mit dem BN auf der frei fließenden Donau nicht entgehen. Am 9. August ist es so weit. Auf der Kulturund Naturfahrt mit der »MS Deggendorf« erleben Sie die Schutzgebiete um die Isarmündung und die Mühlhamer Schleife. Informationen aus erster Hand gibt der BN-Vorsitzende Hubert Weiger. Alle Infos unter www.bund-naturschutz.de/urlaub

Heimat Donau – der Bildband Der Text und die Bilder dieser Doppelseite sind dem wunderbaren Bildband »Heimat Donau – Natur und Kultur am Strom« entnommen, der 2008 im Buch&Kunstverlag Oberpfalz erschienen ist. Die Autoren Dieter Scherf, Hubert Weiger und Günter Moosrainer stellen auf über hundert Seiten und in 130 Farbfotos die vielen Facetten der niederbayerischen Donau vor. Altabt Emmanuel Jungclaussen vom Kloster Niederaltaich schreibt in seinem Vorwort: »Alles wirkliche Leben in dieser Schöpfung ist Widerspiegelung der Lebensfülle Gottes, die in dem Buch in eindrucksvollen Bildern dargestellt ist.« ISBN 978-3-935719-47-6, 24,80 Euro, Buch&Kunstverlag Oberpfalz, Tel. 0 96 21-30 61 95, info@buch-und-kunstverlag.de

Metten gegenüber, auf der anderen Seite der Donau, steht wie eine Insel im Meer der Natternberg in der Ebene. Er ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Erdgeschichte, in der Gebirge wachsen und versinken. Die Alpen erheben sich aus dem Ur-Mittelmeer, das hohe Ur-Gebirge im Norden sinkt ab, Schlamm, Schluff, Sand und Kies füllen das Tal zwischen neuem und altem Gebirge. Der Gipfel eines mächtigen Vorberges des gesunkenen Massivs, das wir heute »Bayerischer Wald« nennen, ragt noch 65 Meter hoch aus der aufgeschütteten, vom Staub der Jahrmillionen überdeckten Fläche. Die Donau hat ihren Weg zwischen diesem Felsen und den ersten Anhöhen des Bayerischen Waldes gefunden. Schon die ersten Menschen, die in die Donauebene vor dem Bayerischen Wald eingewandert sind, haben den Natternberg als sicheren Platz gewählt. Siedlungsspuren lassen sich bis über 5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung nachweisen. Die Römer nutzten den Natternberg als Beobachtungsposten. Im Mittelalter wurde auf dem Berg eine mächtige Burg errichtet, die im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt, im Österreichischen Erbfolgekrieg (1743) weitgehend zerstört wurde. Heute ist nur noch wenig der einst so großen und bedeutenden Burganlage zu sehen. Doch es lohnt sich, auf den Natternberg zu steigen, es ist heute noch so, wie in der 200 Jahre alten Reisebeschreibung ausgeführt: »Von dem Gipfel dieses Felsenhügels genießt man eine der schönsten Aussichten in Niederbayern hinunter gen Osten bis nach Vilshofen und aufwärts über Straubing hin. Eine zahllose Menge von Dörfern liegt in der südlichen unermesslichen Ebene, wie Perlen zerstreut auf einem grünen Teppiche, und wie ein Silberband schlängelt die Isar sich herab durch die Auen, um kaum eine Stunde von dem Fuße dieses Berges sich mit der Donau zu verbinden. Im Norden, so weit das Auge reicht von Aufgang bis Niedergang, liegt die Bergkette des Waldes mit waldigen Gipfeln, mit ihren bunten bebauten Rücken, mit der Donau und allen den Inseln und Krümmungen dieses majestätischen Flusses zu ihren Füßen.«

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Foto: Bendl

Keine Verlierer, nur Gewinner Hühner befreien und Bauwagen ausbauen: Zu Besuch in Langenzenn, wo die JBN-Gruppe seit gut zehn Jahren mit innovativen Aktionen von sich reden macht. Von Helge Bendl ie Aktion war bestens vorbereitet. Und perfekt terminiert, pünktlich zu Ostern, wenn sich aus nahe liegenden Gründen deutlich mehr Menschen mit dem Thema Ei beschäftigen als im Herbst oder Winter. Die Motivation war eindeutig: über die unzumutbare Haltung von Käfighühnern aufklären und einen Ausweg aus der Tierquälerei aufzeigen. Die Mitglieder der Langenzenner Ortsgruppe der Jugendorganisation Bund Naturschutz (JBN) redeten indes nicht nur, sie handelten: Zehn Hühner wurden aus ihrer Gefangenschaft in der Legefabrik freigekauft. Die »Nürnberger Nachrichten« berichteten auf einer ganzen Seite über die befreiten Tiere. Mithilfe der Medien fanden sich einige Kinder, die sich um die Tiere kümmerten und sie gesund pflegten. Ein gutes Thema, eine tolle Aktion, ein Happy End. Und kein Einzelfall – auch sonst sind diese JBN-Aktiven aus der fränkischen Provinz ein verlässlicher Lieferant guter Ideen. »Na ja«, sagt Ruth Heeren, und die 16-Jährige schaut angesichts des Lobs ein wenig verlegen, »das mit den Hennen war wirklich außergewöhnlich. Ich bin jetzt gut zehn Jahre bei der Gruppe dabei, und diese Aktion zu Ostern vor fünf Jahren ist für mich immer noch das Highlight. Wir haben mit dem Thema viele Leute angesprochen und hatten das Gefühl, wirklich etwas zu bewegen.« Doch die JBN-Aktivisten aus Langenzenn kümmerten sich nicht nur um eingesperrte Hühner. Sie sammelten entlang der Bahnlinie Müll ein und hängten den Abfall, für alle Bürger sichtbar, an eine Wäscheleine. Der Bund Naturschutz stellte den Jugendlichen ein Grundstück zur Verfügung,

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und sie brachten es ökologisch auf Vordermann. Die JBN-Mitglieder legten eine Wildhecke an, bauten Nistkästen für Vögel und Fledermäuse und wurden Experten im Baumschnitt. Ein Bauwagen, eine rollende Villa Kunterbunt und ihr zweites Zuhause für viele Jahre, wird nun ausgemustert. Seit dem Herbst schraubt die meist siebenköpfige Truppe an einem neuen rollenden Domizil. Nach einem Nachmittag im Gelände, nach dem Abmessen des neuen Bodens und allerlei Aufräumarbeiten wird es langsam dunkel. Außerdem setzt wieder der Regen ein, ein monotones Trommeln auf dem Dach des neuen Bauwagens. Strom gibt es keinen auf der Baustelle, und somit kein Licht, und auch der Ofen fehlt noch, der die Gruppe eines Tages in solchen Situationen aufwärmen soll. So zieht das Team weiter und besetzt kurzerhand das Wohnzimmer von JBN-Mitglied Florian Koob – dort gibt’s zur Stärkung heißen Früchtetee und Gummibärchen. Viele Jugendgruppen haben für schlechtes Wetter ein paar Spiele parat, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann. Die Langenzenner JBN-Gruppe ist da nicht anders. Nur bauen sie nicht auf die Ideen von anderen Leuten, sondern haben ihr »Klima-Brettspiel« im vergangenen Jahr selbst entwickelt. Beim bayernweiten »Klimaretter«-Wettbewerb von JBN und »Bayern 3« schafften sie es umgehend aufs Siegertreppchen, und das, obwohl auch andere Grup-


Urlaub der unkonventionellen Premiumklasse 1. bis 8. August 2009 in den Alpen Bei der Alpentour bekommst Du Luxus der ganz anderen Art. Ab 16 Jahre. Anmelden bis 01. 07. 09, Preis 210 Euro (190 Euro für JBN-Mitglieder)

Dem Wasser auf der Spur

pen mit guten Vorschlägen am Start waren. Doch ihre Methode, das komplexe Thema Klimawandel nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem spannenden Spiel zu vermitteln, brachte ihnen mehr Punkte als Initiativen wie Solarlampen für Afrika oder Radiosendungen zum Thema. »Vor einiger Zeit kam das Thema Klima groß in Mode, und wir haben festgestellt, dass wir uns nicht wirklich gut in der Materie auskennen«, erzählt Johanna Betzler, während ihre Freunde das Spiel aufbauen. Will heißen: Die JBN-Aktivisten aus Langenzenn wussten zwar deutlich besser Bescheid als die Mehrheit der Erwachsenen. Doch das war ihnen nicht genug, und so arbeiteten sie sich ins Thema ein – mit populärwissenschaftlichen Filmen wie »Inconvenient Truth« von Al Gore, aber auch mit Zahlen, Daten und Fakten. Am Ende wollten sie ihre Erkenntnisse nicht für sich behalten, sondern setzten sie in ein Brettspiel um. Verlierer gibt es hier keine, aber einen klaren Gewinner: das Klima.

»Es geht in unserem Spiel darum, durch umweltschonendes Verhalten von der schlechten Welt in die gute Welt zu kommen«, erklärt Michaela Sauer. Wer als Spieler auf ein Ereignisfeld kommt, muss auf Glück hoffen: Steht beispielsweise auf der Ereigniskarte, dass man mit dem Fahrrad zum Schwimmbad fährt, darf man weiter in Richtung Ziel vorrücken. Wem allerdings bescheinigt wird, dass er sich selbst bei schönstem Wetter lieber von den Eltern fahren lässt, muss einige Felder zurück. Obwohl die JBN-Gruppe ein Brettspiel entwickelt hat, ist das Klima-Spiel alles andere als eine statische Veranstaltung: Wer auf ein Activity-Feld kommt, darf ausprobieren und entscheiden: Wie verpacke ich am besten mein Pausenbrot? Mit Alufolie? Butterbrotpapier? Oder stecke ich es am besten in eine Plastikbox? Wer einmal den mit Steinen gefüllten Sack hochheben musste, der die vielen Kilogramm Kohlendioxid symbolisieren soll, die beim Transport von Erdbeeren aus Südafrika in die Atmosphäre geblasen werden, hat am Ende auch nicht nur einen kleinen Muskelkater. Sondern mit viel Spaß sehr viel gelernt. »Manche Leute glauben ja tatsächlich, wir würden bei den Treffen der JBN im Stuhlkreis sitzen und uns die ganze Zeit mit ernster Miene über die bedrohte Umwelt unterhalten«, schmunzelt Ruth Heeren. Dabei geht es den JBN-Aktivisten tatsächlich darum, etwas für die Umwelt zu tun – auch wenn manche Altersgenossen das total uncool finden. »Aber das heißt ja nicht, dass man keinen Spaß haben darf«, sagt Florian Koob. »Wir können uns auch mal ohne bestimmten Grund treffen und einfach Kicker spielen. Wenn es etwas zu tun gibt, dann starten wir wieder durch.« Die Langenzenner Gruppe will das inzwischen ganz ohne fremde Hilfe schaffen – und hat die Eltern, die in den vergangenen Jahren die Gruppe leiteten, freundlich aber bestimmt entmachtet. Die Jugendlichen organisieren sich nach einem von der JBN-Landesstelle initiierten Workshop nicht nur selbst, sondern kümmern sich auch um den Nachwuchs und betreuen gemeinsam mit zwei Mitgliedern der lokalen BN-Ortsgruppe eine turbulente Bande an Kindern. Projekte für die Zukunft gibt es also genug, hoffentlich bald auch ein paar neue Aktivisten. Und an Motivation mangelt es den JBN-Aktiven ohnehin nicht. »Klar hat jeder mal einen Durchhänger«, sagt Ruth Heeren. »Aber aufhören? Nein, das wollten wir nie.«

Wasserwege verfolgen 3. bis 8. August 2009 in Körbeldorf/Pegnitz Höhlenexkursionen, Kanu fahren, Fliegenfischen und Wege zu einer besseren Wasserpolitik. Ab 16 Jahre. Anmelden bis 29. 06. 09, Preis 100 Euro

JBN-Sommerakademie Erstklassige Fortbildung und Freizeitspaß 17. bis 21. August 2009 in Wartaweil am Ammersee Let’s talk about Wirtschaft und Ökologie. Gibt es Alternativen zum unbegrenzten Wirtschaftswachstum? Ab 18 Jahre. Anmelden bis 27. 07. 09, Preis 120 Euro (100 Euro für JBN-Mitglieder)

Russlandreise Begegnung mit jungen Umweltschützern 30. August bis 13. September 2009 in Wladimir, Russland Wir fahren mit dem Zug nach Moskau, lernen leidenschaftliche Umweltschützer kennen und renaturieren gemeinsam ein Moor. Ab 18 Jahre. Anmelden bis 15. 06. 09, Preis 580 Euro (520 Euro für JBN-Mitglieder)

Infos und Anmeldung JBN, Trivastraße 13 80637 München Tel. 0 89-15 98 96-30 Fax 089-15 98 96-33 info@jbn.de, www.jbn.de

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DI E I N FOECKE DER J BN | WWW. J BN.DE

Alpentour


BN erreicht Änderungen in Bayerns Umweltpolitik

In diesen turbulenten Zeiten der Wirtschaftskrise, mit milliardenschweren Wahlgeschenken für Autokäufer und Autoindustrie, könnte man fast übersehen, wie erfolgreich der Bund Naturschutz derzeit ist. Und wie viel dennoch zu tun bleibt.

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Foto: Hartl

Bewegung, noch keine Wende

Foto: Roggenthin

ank jahrzehntelangem Engagement und breiten Allianzen konnte der BN im letzten Jahr viele Heimatlandschaften vor Eingriffen und zerstörerischen Großprojekten bewahren. Spektakulär war sicher das »Aus« für den Transrapid zum Flughafen München, der als Symbol für die gescheiterte Wachstumsideologie der alten bayerischen Staatsregierung aber auch des schlichten »Fortschritts«-Glaubens vieler Politiker in die Geschichtsbücher eingehen wird. Der Autor Richard Mergner Auch im Norden Bayerns gab es Grund zum Feiern. ist LandesbeaufZwei heiß umkämpfte Projekte legte die Staatsregietragter des Bundes rung endlich ad acta. Noch vor der Landtagswahl im Naturschutz und letzten Herbst gab sie die Planung eines 15 Kilometer verkehrspolitischer langen Trinkwasserspeichers bei Rothenbuch im SpesSprecher des sart auf. 30 Jahre lang hatte sich die AktionsgemeinBUND. schaft Hafenlohrtal um den stellvertretenden BN-Landesvorsitzenden Sebastian Schönauer unermüdlich für eine der schönsten und wertvollsten Natur- und Kulturlandschaften Nordbayerns eingesetzt. Anfang dieses Jahres trat Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den Rückzug von einem der bunMehr im Web, desweit schlimmsten Straßenbauprojekte, der geplanIhr Protest Gewonnene, auch ten Fichtelgebirgsautobahn an. Hätten nicht die BNverlorene Kämpfe Kreisgruppen Wunsiedel, Bayreuth und Hof zehn Jahre für Bayerns Natur lang gemeinsam mit dem BN-Landesverband, Bürgerund aktuelle Ausinitiativen und Gemeinden engagiert gearbeitet, wäre einandersetzungen in Oberfranken fast eine halbe Milliarde Euro in brutawie im Isental: Die le Natur- und Klimazerstörung fehlinvestiert worden. spannenden GeAuch beim Schutz der letzten Reste frei fließender schichten dazu lesen Sie im Internet Donau in Niederbayern hat der BN die Kanal- und unter www.bundBetonlobby vor allem in der CSU mit hartnäckiger naturschutz.de/ Lobbyarbeit und dem Aufbau eines breit in der Gesellerfolge. Mit einem schaft verankerten Widerstandes aufgebrochen. UmBrief an Horst Seeweltminister Markus Söder rückt deutlich vom bisherihofer können auch gen Kurs ab und sieht Chancen für die sanften AusbauSie für das Isental aktiv werden. alternativen des BN (s. Titelthema).

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Bayerns Schönheit bewahren Die Schönheit des Isentals (hier der Blick von Voldering bei Dorfen bis in die Alpen) ist akut gefährdet. Auf rechtlichem Weg ist zumindest der erste Bauabschnitt der Autobahn A94 nicht mehr zu verhindern. Doch der Widerstand bleibt lebendig, auch gegen die weiteren zerstörerischen Verkehrsprojekte in Bayern.

Klimakiller Nummer eins In vielen anderen Regionen ist man von einem Umdenken allerdings noch weit entfernt. Neben völlig unnötigen Straßenbauprojekten – von der A 94 durch das Isental (nebenstehender Bericht), der autobahnähnlichen B15 neu durch Ostbayern, bis zur Autobahn im Westen Würzburgs – steht besonders die neue Startund Landebahn am Flughafen München für die Gigantomanie und Verantwortungslosigkeit eines nach wie vor politisch geförderten Landschaftsverbrauchs. Entgegen allen Versprechungen auch des neuen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, den Flächenverbrauch zu begrenzen, würden hier mehrere hundert Hektar überbaut. Die Gesundheit tausender Menschen hätte unter noch mehr Fluglärm zu leiden. Schon jetzt ist der Flughafen München zudem mit rund zehn Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten die mit Abstand größte einzelne Klimaschadquelle Bayerns. Die Klimapolitik des bayerischen Umweltministeriums blendet dies völlig aus. Die BN-Delegiertenversammlung am 26. April in Freising hat daher den Bayerischen Landtag, die Staatsregierung und die Bundesregierung zum Verzicht auf dieses Großprojekt aufgefordert und Maßnahmen zur Reduzierung des klimaschädlichen Flugverkehrs gefordert. Ob der Bund Naturschutz »Bayerns Schönheit« auch vor diesen Projekten bewahren kann? Die Erfolge machen jedenfalls Mut und geben Hoffnung, dass ein 170 000 Mitglieder starker und unabhängiger Verband weiterhin einiges bewegen kann. Richard Mergner


Widerstand gegen Isental-Autobahn

Kampf der »Basta«-Politik

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Sauerei »A Sauerei zwar, aber juristisch einwandfrei«: Gerhard Polt unterstützt gemeinsam mit der Biermösl Blosn den Widerstand gegen den Autobahnwahn im Isental, denn: »Was man liebt, betoniert man doch nicht.«

ennen Sie die Geschichte von der Familie, die dringend mehr Platz brauchte und die deshalb einen Anbau plante? An sich nichts Besonderes – aber hier hatte das Familienoberhaupt selbst die Planskizze gefertigt, über die von Anfang an alle nur den Kopf schüttelten. »Warum willst Du denn unbedingt in den schönen Garten bauen, nehmen wir doch die Hofseite, da ist eh alles asphaltiert«, sagten die Kinder und die Ehefrau. »Musst Du uns unbedingt die Sonnenseite verbauen«, fragte der Nachbar. Und der Architekt warnte: »Das im Garten wird viel teurer, wegen dem Untergrund und der Hanglage.« Aber der Bauherr ist bis heute durch nichts zu überzeugen. »Ich hab mir das vor 32 Jahren so eingebildet. Und dabei bleibt’s. Basta!« Es ist tatsächlich so, mit der Isentalautobahn. Vor genau 32 Jahren, im Frühjahr 1977, begann die konkrete Planung. Seitdem kämpfen die Menschen im Isengau um ihre Heimat und fordern eine Lösung der Vernunft. Diese liegt zehn Kilometer weiter südlich auf der B12. Alle Ortschaften zwischen Forstinning und Ampfing haben schon Umfahrungen, die großzügig trassierte Bundesstraße ließe sich problemlos zu einer Autobahn ausbauen. Damit wäre aus einer der unfallträchtigsten Bundesstraßen Deutschlands eine vergleichsweise sichere Autobahn geworden und Lärmschutz gäbe es mit dem Ausbau auch noch dazu. Aber, wie sagt der sture Hausbesitzer? »Ich hab das vor 32 Jahren einmal so geplant und dabei bleibt’s.

Basta!« Argumente spielen deshalb für die Bayerische Staatsregierung keine Rolle. Dass man bei einem Umschwenken auf die Trasse Haag (B12) insgesamt rund 200 Millionen Euro einsparen könnte, dass man wertvolle Natur und ausgewiesene FFH-Gebiete schonen könnte, dass man ungleich weniger Bauernland zerschneiden müsste, das alles darf keine Rolle spielen. Denn sonst würde man ja den Menschen Recht geben, die seit 32 Jahren einen beispiellosen Kampf für eine rationale Verkehrspolitik und gegen die Zerstörung ihrer Heimat führen.

BN fragt, Bayerns Parteien antworten Lehnen Sie eine neue Autobahn A94 durch das Isental ab? 쏹 CSU 쎻 SPD 쏹 Grüne 쏹 FDP 쏹 Freie Wähler grün = ja; rot = nein

Mehr Parteienantworten unter www.bund-naturschutz.de/magazin

Alternativtrasse »eindeutig günstiger« Dass die Menschen im Isental überhaupt so lange durchhalten, hat einen einfachen Grund. Über Jahrzehnte hinweg lehnten die amtlichen Unterlagen die Isentaltrasse einhellig und eindrucksvoll ab. Als ein Beispiel unter vielen sei hier nur die Regierung von Oberbayern zitiert, wonach sowohl beim Naturschutz als auch beim »Schutzgut Mensch« (Verkehrslärm) die Trasse Haag (B12) »eindeutig günstiger« ist als die Isentalautobahn. Und selbst die Gutachter der Autobahndirektion schrieben: »Je mehr man sich (…) mit der Trasse Dorfen befasst, umso eklatanter zeichnen sich Der Autor die Vorteile der Trasse Haag (B12) ab.« Heiner MüllerAllerdings, die Gerichte haben den Planfeststel- Ermann arbeitet lungsbeschluss für die ersten sechs der 40 Kilometer als Chefreporter langen Isentalautobahn bestätigt. Denn sie haben beim Bayerischen nicht über die bessere der beiden Alternativen ent- Rundfunk. Im BN und in der schieden, sondern lediglich geprüft, ob die Isentaltras»Aktionsgemeinse mit den gesetzlichen Vorgaben in Einklang zu brin- schaft gegen die gen ist. A94« engagiert er Bürgerinitiativen, Bund Naturschutz und Bauern, sich für den Erhalt die hier traditionell eng zusammenarbeiten, geben des Isentals. trotz dieser ernüchternden Einschätzung nicht auf. Sobald die nächsten Planfeststellungsbeschlüsse auf dem Tisch liegen, wird es erneute Klagen geben. Außerdem laufen natürlich die politischen Bemühungen auf Hochtouren. »Wir sind zuversichtlich«, sagen die Widerständler im Isental. Denn Isental im Portrait gerade in diesem DoppelwahlDas reich bebilderte jahr muss jede Partei daran inBuch stellt die teressiert sein, mit Umweltbedrohte Kulturschutz und Kostenbewusstsein und Naturlandzu punkten. Die Isentalautoschaft vor. 144 Seiten, 160 Abbildunbahn wird hier zum entscheigen, ISBN 978-3-9807800-9-4, denden Prüfstein. Euro 19,80, kiebitzbuch@t-online.de. Heiner Müller-Ermann Foto: privat

Foto: Rott

Foto: Schulte

Der letzte Richterspruch zum ersten Abschnitt der A94 erlaubt den Baubeginn. Der Widerstand ist dennoch ungebrochen, er setzt jetzt vor allem auf die (erhoffte) Fähigkeit der Politik, auch bei diesem Projekt zur Vernunft zu kommen.

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BR und BN: gemeinsam in den Frühling

Foto: Frobel

Gemeinsam mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks (BR) hat der Bund Naturschutz (BN) die Aktion »Frühlingserwachen« betreut. Die Zuschauer und Hörer des BR sowie die Besucher von BR-online haben mehr als 800 frühlingshafte Eindrücke fotografiert und an den BR geschickt. Die BNExperten Dr. Christine Margraf, Dr. Kai Frobel und weitere Arten-

schutzfachleute halfen dabei, Tiere und Pflanzen zu bestimmen. Woher hat die Hundsrose ihren Namen und wie hilft die Pestwurz gegen Migräne? Die Antworten auf diese und andere Fragen gab es sowohl im Radioprogramm von Bayern 1 als auch im Bayerischen Fernsehen und auf BR-online. Jeden Tag stand ein Tier oder eine Pflanze im

Mittelpunkt. »Durch die kompetente Hilfe der Experten vom BN konnten wir täglich über fränkische Frühlingsboten informieren. Damit gelang es uns, unser Publikum aktiv ins Programm einzubinden und für die Umwelt zu sensibilisieren«, erläutert Martin Hähnlein vom BR-Studio Franken. »Allen Beteiligten vom Bund Naturschutz ein großes Dankeschön.«

Ende März verurteilte das Nürnberger Landgericht den Abfallhändler Karl Schierlinger zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten und einer Zahlung von 300 000 Euro. Der Betreiber der Ingolstädter Recyclingfirma BSR hatte in einer Tongrube bei Oberniederndorf im Landkreis Neustadt/Aisch illegal 42 500 Tonnen belasteten Gleisschotter gelagert (N+U 4-07 und 4-06). Dabei wurden auch Transport-

papiere gefälscht. Der Bund Naturschutz hatte im Frühjahr 2006 Strafanzeige gestellt und den Abfallskandal öffentlich gemacht, was das Verfahren ins Rollen gebracht hatte. Zwischenzeitlich musste die Tongrube für eine Million Euro vom Betreiber der Recyclingfirma saniert werden. Der in der Tongrube deponierte Gleisschotter und Straßenkehricht war schadstoffbelastet und hatte das Grundwasser gefährdet.

Foto: Maibom

Tongrube: Bewährungsstrafe für Umweltsünder

Strahlung durch Funkmessgeräte Seit rund zehn Jahren hält neben Handys und Schnurlostelefonen eine weitere Funktechnik kaum beachtet Einzug in unsere Wohnungen: Messgeräte an Heizungen sowie Strom-, Wasser- und Gaszähler, die ihre Messergebnisse per Funk an die Abrechnungs-

firmen übermitteln. Das klingt bequem, denn zum Ablesen des Verbrauchs muss der Mieter nicht mehr anwesend sein. Erste Messungen haben jetzt aber gezeigt, dass diese Geräte eine erhebliche Funkbelastung bedeuten und bei Bewohnern typische Gesundheitsprobleme

des sogenannten Mikrowellensyndroms auslösen können. Eigentlich erwartet man, dass es zwecks Verbrauchskontrolle nur einmal im Jahr zu einer Funkverbindung kommt. Hersteller solcher Funkmessgeräte werben aber damit, dass die Abrechnungsfirma jederzeit

den Funkabruf aktivieren kann. Bei einer Testmessung stellte ein Büro für Umweltanalytik aktuell sogar ein Sendeintervall von 30 Sekunden fest und eine Strahlungsstärke, die elektrosensible Leute krank macht.

Ja zum Nationalpark Steigerwald

Foto: BN-Archiv

Unter diesem Motto hat der Bund Naturschutz sein Engagement für einen Nationalpark im Steigerwald weiter verstärkt. Neu sind als Informationsangebote zwei Filme: die BN-Produktion »Nationalpark Nördlicher Steigerwald« des Naturfilmers Wolfgang Willner und »Bayerische Naturwaldreservate« von Markus Frenzel. Das Faltblatt »Unterwegs

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zum Nationalpark Steigerwald« stellt den Naturschatz im Herzen Frankens kurz und prägnant vor, ausführlichere Infos bietet die Broschüre »Nationalpark Nördlicher Steigerwald« aus der Reihe »BN aktuell«. Auf groß-

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formatigen Fotografien zeigen sieben Poster den urwüchsigen Wald als Ort zum Staunen und Entdecken, wie es ihn sonst kaum mehr gibt. Wer mehr Urnatur sehen möchte, findet in dem Fotoband »Frankens Naturerbe – Buchenwälder im Steigerwald« einen wahren Bilderschatz. Natürlich ist der BN auch weiterhin vor Ort aktiv und wirbt auf Messen wie der »Freizeit, Garten und Touristik« Anfang März in Nürnberg für den Nationalpark. Alle Materialien sind erhältlich beim BN Service, Tel. 0 91 23-99 95 70, www.service.bund-naturschutz.de.


Erlebnis Grünes Band – das sind grenzenlose Naturerlebnisse, Wander- und Radrouten sowie ein abwechslungsreiches zeitgeschichtliches, kulturelles und kulinarisches Angebot. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, die man in den Naturoasen finden kann, machen das Grüne Band zum Geheimtipp für Naturliebhaber und Erholungssuchende. Mit finanzieller Förderung des Bundesamtes für Naturschutz und wissenschaftlich begleitet durch das Projektbüro Grünes Band werden im Thüringer Wald, im Schiefergebirge und im Frankenwald, im

Harz und der Region Elbe-Altmark-Wendland Angebote für den Natur-Tourismus entwickelt sowie mit Naturschutzmaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit kombiniert. Die Botschaft lautet: Naturparadiese sind Erholungslandschaften – wer sie schätzt, der schützt sie auch. Aus diesem Grund stand das Grüne Band dieses Jahr auch im Mittelpunkt der internationalen Messe »Reisepavillon« in München. Infos

Foto: Frobel

BN-Freizeittipps: Erlebnis Grünes Band

sind unter www.erlebnisgruenesband.de zu finden. Weitere Urlaubstipps unter www.service.bund-naturschutz.de und www.bund-naturschutz.de/urlaub.

Große Allianz für Kirschenprojekt Am Sonntag, den 5. Juli, findet auch wieder die traditionsreiche Kirschkerwa statt. Bei dem Streuobst-Informationstag in den Kirschgärten dreht sich alles um die Kirsche: Von der Kirschsortenausstellung über Kirschkuchen und den neuen »Kirsch-Secco« bis zum Kirschkern-Weitspucken ist für jeden etwas dabei. Infos unter www.bund-naturschutz.de/ kirschenprojekt

Foto: BN-Kirschenprojekt

Das erfolgreiche BN-Kirschenprojekt geht weiter! Zu verdanken ist das den Fördergeldern der Glücksspirale, der Gemeinde Kalchreuth, dem Landkreis ErlangenHöchstadt und dem Bezirk Mittelfranken. Ziel des Projekts ist der langfristige Erhalt der herrlichen Streuobst-Kirschgärten auf der Kalchreuther Höhe bei Erlangen. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf der Erfassung der alten Kirschsorten mit so schönen Namen wie »Großrote« oder »Froschmaul«.

Foto: Willner

Gerichtsurteil zum Nationalpark Bayerischer Wald Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat Anfang März die Klage der sogenannten »Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes« abgewiesen. Die »Bürgerbewegung« wollte mit ihrer Klage die Nationalparkverordnung von 2007 für nichtig erklären lassen und damit verhindern, dass

die Naturzonen auf 75 Prozent der Nationalparkfläche ausgeweitet werden. Mit dem Urteil bestätigte das Gericht jedoch, dass die Flächen bis zum Jahr 2027 der Natur überlassen werden müssen. Die Richter wiesen zudem darauf hin, dass diese Regelung mit der Bayerischen Verfassung vereinbar ist.

Gemäß internationalen Richtlinien darf es in einem Nationalpark auf mindestens 75 Prozent keine menschlichen Eingriffe mehr geben. Der Bund Naturschutz begrüßt das Urteil und fordert, jetzt rasch weitere Naturzonen auszuweisen.

Links rechts unten www.reset.to Aktuelle News, Hintergründe und direkte Handlungsmöglichkeiten: Hier kommen Menschen zusammen, die mit kleinen Schritten große Probleme wie den Klimawandel angehen wollen.

www.de.green.wikia.com Wikipedia kennt jeder, Wikia Green ist kaum bekannt. Dabei bietet das Online-Lexikon für umweltbewusstes Leben wirkungsvolle Tipps und Ratschläge.

http://climate.jpl.nasa.gov Mit der Climate Time Machine lassen sich anhand von Satellitenaufnahmen die Eisschmelze am Pol, der Anstieg der CO2Emissionen oder der globale Temperaturdurchschnitt der letzten Jahre verfolgen.

www.rz.fh-augsburg.de/ hosting/klima/ Genial: Der Kurzfilm erklärt auf pointierte und toll animierte Weise, wie unser Konsum mit dem Klimawandel und Armut in anderen Ländern zusammenhängt. Anschauen!

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Wildpflanzen im Portrait

Die Linde Bald ist Sommer, genießen Sie die blühende Natur. Und nehmen Sie ihre Geschenke an. Zum Beispiel die heilkräftigen Blüten des Lindenbaums.

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Foto: privat

enn um Johanni der Hochsommer beginnt, blüht als letzter unserer heimischen Laubbäume die Linde. So stark und unvergleichlich süß duften die gelblichen Blüten, dass Bienen und andere Insekten herbeiströmen und selbst eilige Menschen fasziniert innehalten. Linden sind häufige Straßen- und Parkbäume sowie, insbesondere die Sommerlinde, Hausund Siedlungsbäume. Die beiden heimischen Lindenarten lassen sich leicht an den Unterseiten ihrer herzförmigen Blätter unterscheiden: Winterlinde (Tilia cordata) mit rötlichbraunen, Sommerlinde (T. platyphyllos) mit weißlichen Haaren in den Aderwinkeln. In unseren Wäldern tritt die Sommerlinde insbesondere in Berg- und Schluchtwäldern als Begleitbaumart auf, die Winterlinde in trockenen Eichen-Hainbuchen-

Wohltuende Lindenblüten

Die Autorin Dr. Gertrud Scherf ist Autorin mehrerer Pflanzenbücher.

Viele nützliche Eigenschaften schreibt man beiden heimischen Lindenarten zu. Aufenthalt unter blühenden Linden: Ruhe und Entspannung. Frische Blüten: Würze und Aromatisierung von Speisen. Getrocknete Blüten (Blütenstände samt Hochblatt): schweißtreibender Heiltee bei Erkältung und Husten, immunstärkend und vorbeugend gegen grippale Infekte, volksmedizinisch zudem zur Beruhigung und Schlafförderung.

wäldern und der Hartholzaue. Das sich rasch zersetzende Lindenlaub wirkt günstig auf den Boden. Mit ihrem tief reichenden Wurzelsystem sind Linden sturmfest, sie reagieren jedoch empfindlich auf Luftschadstoffe. In jüngerer Zeit hat man deshalb vermehrt die aus Südosteuropa und Kleinasien stammenden, immissionsfesteren Arten Silberlinde (T. tomentosa)

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und Krimlinde (T. euchlora) gepflanzt; diese sind jedoch für Insekten giftig, weshalb bei Neupflanzungen darauf verzichtet werden sollte. Gefährdet sind unsere heimischen Linden im Siedlungsbereich durch Verstümmelungen und blindwütige Fällaktionen, die durch Proteste von engagierten Mitgliedern der BNOrts- und Kreisgruppen nicht selten verhindert werden. Aus Lindenbast hat man Schnüre und Seile, Bogensehnen und Bindebast, in alter Zeit sogar Kleidung hergestellt. Berühmte Meisterwerke der Holzschnitzkunst, etwa eines Tilman Riemenschneider, sind aus dem weichen Lindenholz entstanden. Der Lindenblütenhonig wurde schon im Mittelalter gerühmt, die Verwendung der Blüten (siehe Kasten) hat noch keine so lange Tradition. Der besänftigende Blütenduft mag zur alten Auffassung beigetragen haben, dass man unter Linden stets die Wahrheit sage. Gericht unter der Linde (»sub tilia«) wurde noch in der Neuzeit gehalten. Unter Linden traf man sich zu Trauungen und Verträgen, zu Spielen und Festen. Manchen Linden wurde gar ein Tanzboden ins Geäst gelegt, wie einige noch erhaltene »Tanzlinden« zeigen. Liebessymbol ist der Lindenbaum schon dem Minnesänger Walther von der Vogelweide: »Unter der linden an der heide, da unser zweier bette was …« Einst Muttergottheiten wie der germanischen Frija zugeordnet, wurde die Linde später zu einem Marienbaum, auf den auch Wallfahrtsorte wie etwa Weihenlinden (Oberbayern) zurückgehen. 1000 Jahre können Linden leben, und manche, beispielsweise der »Kalte Baum« bei Leuchtenberg (Oberpfalz), erzählen uralte Geschichten. Als Vereinsabzeichen des Bundes Naturschutz in Bayern ist die Linde seit fast 100 Jahren Symbol des Lebens, der Ausdauer und Hoffnung sowie Zeichen der untrennbaren Verbindung von Natur und Mensch. Dr. Gertrud Scherf

Buchtipp: Wildpflanzen Mit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autorin Gertrud Scherf im blv-Verlag einen ganz besonderen Naturführer veröffentlicht. 150 Arten stellt sie dort nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern vor allem mit ihrer Bedeutung für den Menschen vor: Verwendung und Heilwirkung, Geschichte und Brauchtum, Mythos und Magie. ISBN 978-38354-0062-7, Euro 14,95, www.blv.de

Zeichnung: Claus Caspari; BLV Buchverlag

Winterlinde


Die Kunst der Tarnung

Foto: blickwinkel / Trapp

… schützt die Wechselkröte vor ihren Feinden, nicht aber vor dem Verlust ihrer Lebensräume, die wir Menschen ihr streitig machen. Der Bund Naturschutz kämpft für die letzten wilden Fluss-Auen, in denen die Wechselkröte ihre ursprünglichen Laichgewässer findet.


Bund Naturschutz startet Online-Aktion

Klicken Sie Bayern gentechnikfrei

Seehofer in der Pflicht Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat angekündigt, sich für ein gentechnikfreies Bayern einzusetzen. Die Einstellung der staatlichen Gen-Freilandversuche ist ein wichtiger Schritt, den der BN sehr begrüßt, doch weitere müssen jetzt folgen. Das Selbstbestimmungs-

Foto: Blassl

weiteren Gentechnikgegnern am 29. März in Iphofen. 800 Demonstranten setzten ein deutliches Signal für ein gentechnikanbaufreies Bayern, das 2009 nun endlich Wirklichkeit wird.

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Illu: Broja

ie Chancen für eine gentechnikfreie Heimat stehen gut wie lange nicht, nachdem auch die CSU jetzt auf die genkritische Bevölkerung hört (siehe Randspalte). Das Verbot des gentechnisch veränderten Maises »MON 810«, das Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, CSU, am 14. April gerade noch rechtzeitig vor seiner Aussaat erteilt hat, ist auf den Widerstand in der Bevölkerung zurückzuführen, auch grün = ja; rot = nein auf das fantasievolle Engagement des Bundes Naturschutz (zum BNProtest in Kitzingen siehe Foto). Doch schon in den nächsten Monaten stehen in Brüssel Zulassungsanträge für neue Genmais-Linien zur Entscheidung an. Ilse Aigner Erfolgreiche Demo muss konsequent bleiben und sich gegen diese Zulassungen einsetzen; Im Landkreis Kitder BN wird ihre Entscheidungen zingen wollten zwei Landwirte kritisch verfolgen. 65 Hektar mit Gen- Aktionsideen finden Sie immer Mais bebauen. aktuell unter www.bund-naturDagegen protesschutz.de/gentechnik. tierte der BN mit

recht europäischer Regionen muss in der EU durchgesetzt werden; über einen Bundesratsantrag könnte Bayern konkrete Beschlüsse der Bundesregierung voranbringen. Auch ein Beitritt Bayerns zum europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen steht aus. Nehmen Sie Horst Seehofer in die Pflicht, auf unserer Website finden Sie die Vorlage für eine Protest-Mail.

Keine Gentechnik im Tierfutter Eine weitere Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, haben wir für Sie vorbereitet: Wenn auch Ihnen nicht egal ist, was ins Tierfutter kommt, dann unterstützen Sie unsere Aktion für Milch, Fleisch und Eier mit der Kennzeichnung »ohne Gentechnik«. Denn insgesamt 25 gentechnisch veränderte Pflanzen sind in der EU zur Verarbeitung als Lebens- und Futtermittel zugelassen. Sie landen zum größten Teil im Viehfutter. Deswegen möchten wir den Druck auf den Lebensmittelhandel verstärken, Milch, Fleisch und Eier von Tieren anzubieten, die garantiert kein gentechnisch verändertes Futter im Trog hatten. Alles Wichtige zur Aktion finden Sie ebenfalls unter www.bund-naturschutz.de/gentechnik.

EU-Wahlkandidaten prüfen In der EU hat das EU-Parlament eine wichtige Funktion bei der politischen Willensbildung, und sein Einfluss wird noch wachsen. Fordern Sie deshalb jetzt vor der EUWahl Ihre lokalen Kandidaten auf, Stellung zu beziehen und sich für ein Selbstbestimmungsrecht der EU-Staaten über die Zulassung gentechnisch veränderter Organismen einzusetzen. Auch das europäische Zulassungsverfahren und die Zulassungsbehörde müssen endlich nach dem Vorsorgeprinzip Risiken berücksichtigen.

Foto: Weiger

D

Dank Die Galionsfiguren des weltweiten Gentechnik-Widerstands, Vandana Shiva aus Indien sowie Louise und Percy Schmeiser aus Kanada (v. l.), tourten im Februar durch Deutschland und ernteten viel Beifall gerade von Landwirten. Für diese Unterstützung bedankte sich BN-Vorsitzender Hubert Weiger am 19. Februar in Nürnberg.

Foto: Reihmeier, BLLV

BN fragt, Bayerns Parteien antworten Soll Bayern dauerhaft gentechnikfreie Region werden, ohne gentechnischen Anbau und Freilandversuche in der Landwirtschaft und ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Futtermittel? 쏹 CSU 쏹 SPD 쏹 Grüne 쏹 FDP 쏹 Freie Wähler

Der Gen-Mais »MON 810« ist endlich verboten, ein Riesenerfolg! Jetzt muss die Politik weitere Schritte tun, damit Bayern dauerhaft gentechnikfrei wird. Dabei zählt Ihre Stimme, in Wahlkampfzeiten ganz besonders. Machen Sie mit bei unserer Online-Aktion.

Diskussion Zur kritischen Gentechnik-Diskussion mit Percy Schmeiser luden am 5. März der Lehrerverband BLLV und der BN. Eine Zusammenarbeit bei Schulmaterialien wurde vereinbart. Im Bild von links BLLV-Präsident Klaus Wenzel, Schmeiser, Richard Mergner vom BN.


Fotos: Englmeier

Erfolgreich bewahrt BN-Landesvorsitzender Hubert Weiger und Vorstandsmitglied Winfried Berner dankten bei einem Besuch im März den BN-Aktiven der Kreisgruppe für ihr Engagement für den Bergwaldschutz am Kronberg (v.l.: Winfried Berner, Horst Rösing, Peter Englmeier, Hubert Weiger, Jens Schlüter).

Kreisgruppe Regen

Erfolg am Kronberg Der auf dem Kronberg bei Bodenmais geplante Startplatz für Gleitschirmund Drachenflieger ist vom Tisch. Dass der damit verbundene Eingriff in den Bergwald verhindert werden konnte, ist auch dem beispielhaften Einsatz der Kreisgruppe Regen des Bundes Naturschutz zu verdanken.

Thermografie-Untersuchung verlost. Im Herbst soll das erfolgreiche Projekt fortgeführt werden. Weitere Auskünfte: Prof. Dr. Herbert Jans, Tel. 0 87 43-15 93, jans@fhlandshut.de Erster Nachweis: Große Freude herrschte bei Dr. Rudi Ritt, dem Schmetterlingsexperten der BNKreisgruppe Passau, als er im Sommer 2008 den Erstnachweis des stark gefährdeten Hochmoor-

Foto: Ritt

Wärmebild-Aktion: Unterstützt durch die Sparkasse sowie Stadt und Landkreis Landshut informierte die BN-Kreisgruppe Landshut im Januar auf mehreren Veranstaltungen über ThermografieAufnahmen. Diese machen Energieverluste an Gebäuden sichtbar und bilden so die Grundlage für entsprechende Wärmedämmung. Solche Sanierungsmaßnahmen sparen nicht nur Heizkosten, sondern entlasten auch die Umwelt, weil weniger Kohlendioxid entsteht. Informiert wurden die Hausbesitzer auch über Fördermöglichkeiten zur modernen Wärmedämmung. Bei allen Veranstaltungen wurde jeweils eine kostenlose

Antragsteller war der Drachenfliegerclub Bayerwald und Bürgermeister Otto Probst, Gemeinde Langdorf, wollte das Projekt schnellstmöglich durchsetzen. Unterstützung hatten ihrem langjährigen Parteifreund auch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Landrat Heinz Wölfl zugesagt. Dagegen forderte der BN, den Kronberg, Heimat für den Luchs und einer der letzten Berge der Arber-Region ohne Ski-, Sommerrodel- oder Aussichtsturmanlagen, nicht den Wünschen einer Minderheit von Drachenfliegern zu opfern. Die Kreisgruppe protestierte über die Medien und appellierte an die

Bayerischen Staatsforsten, das im Staatswald geplante Projekt keinesfalls zuzulassen, sondern den Interessen der Allgemeinheit Vorrang einzuräumen. Mit Dankbarkeit und Erleichterung reagierten die Naturschützer, als Jürgen Völk, der Leiter des Forstbetriebs Bodenmais im Februar bekannt gab, dass der Staatsforst seine Zustimmung für das Vorhaben verweigert und mit dem Erhalt dieses weitgehend unberührten Waldbereichs dem Bergwaldschutz Priorität einräumt. Kurt Schmid (asw)

gelblings für den Landkreis erbringen konnte (s. Foto). Der Fund gelang in einer Hochmoorfläche in der Wilden Au bei Sonnen, die im Besitz der Kreisgruppe ist. Bisher wurde die Art nur in der Grenzregion zu Tschechien nachgewiesen. Auch Vorsitzender Karl Haberzettl freute sich über den Fund, der belegt, dass sich die Pflegemaßnahmen des BN und des Landschaftspflegeverbandes positiv auswirken. Die Entdecker: Der gleichnamigen Straubinger Kindergruppe bietet Betreuerin Irmi Hornberger ein buntes Programm. Ausgerüstet mit

Becherlupen sammelten die kleinen Entdecker beispielsweise im Stadtpark und im angrenzenden Feuchtbiotop verschiedenste Schneckenarten (s. Foto), die nach abenteuerlicher Überquerung einer Furt untersucht und bestimmt wurden. Neben der Natur vor der Haustür stehen auch Fackelwanderungen, Lagerfeuer auf einem Bauernhof und Besuche des Straubinger Tiergartens auf dem Programm.

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NATU R NOTIZEN AUS N I EDER BAYER N

ls im Januar die Planungen für das neue »Drachenflieger- und Paraglider-Eldorado« bekannt wurden, recherchierte Peter Englmeier, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe, umgehend Hintergründe und Auswirkungen des Vorhabens: Im Gipfelbereich des Kronberges sollten eineinhalb Hektar Bergmischwald für die Flugschneisen und zwei Anlauframpen gerodet und eine befahrbare, 800 Meter lange Forststraße gebaut werden. Unvermeidbar wären außerdem die Freigabe von etwa drei Kilometern Forststraße für den öffentlichen Verkehr sowie Parkplätze und Wendestellen gewesen.

Foto: Meindorfer

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Kreisgruppen Wunsiedel, Hof, Bayreuth

Aus für Autobahn Im Fichtelgebirge zeichnet sich mit dem Ende der Autobahnpläne einer der größten Erfolge des Natur- und Umweltschutzes in Bayern ab. Der Bund Naturschutz führt das »Aus« auf den beharrlichen Widerstand der Umweltverbände, Bürgerinitiativen und betroffener Gemeinden zurück.

F

Start verweigert: Die Auflösung der Coburger »Arbeitsgemeinschaft Verkehrslandeplatz« (ARGE) Ende 2008 feierten die Flugplatzgegner Anfang Februar in Wiesenfeld. Dagmar Escher, Sprecherin des Bündnisses »Bürger für ihre Region – gegen den neuen Verkehrslandeplatz«, wertete das Ende der ARGE als Erfolg der sieben Bürgerinitiativen und des BN. Nach vier Jahren intensiven Widerstands – unter anderem beim

Foto: Müller

NATU R NOTIZEN AUS OBER FRAN KEN

ast zehn Jahre lang hatte die bayerische Staatsregierung stur an der Trasse quer durch den Naturpark Fichtelgebirge festgehalten und mehrere Millionen Euro für die Planung ausgegeben, bis Innenminister Joachim Herrmann aufgrund sinkender Verkehrszahlen das Projekt stoppte. »Wir freuen uns, dass die Staatsregierung endlich die Not-

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bremse gezogen hat und eines der bayernweit schlimmsten Autobahnprojekte aufgibt«, erklärte Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des Bundes Naturschutz (BN). Insbesondere die von 30 000 Unterzeichnern unterstützte Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn unter Führung von Sandra Krause sowie die BN- und

Coburger Faschingsumzug (Bild) – hofft das Bündnis nun auf ein dauerhaftes Aus für den neuen Flugplatz. Nachruf: Bereits am 6. September 2008 verstarb im Alter von 72 Jahren Dr. Erich Walter, Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Ehrendoktorwürde der Universität Bayreuth. Der gebürtige Hofer war Förster auf Schloss Greifenstein, bevor er bis 1999 bei der Höheren Naturschutzbehörde von Oberfranken arbeitete. Seine Kenntnisse der Botanik, Geologie und Geschichte Oberfrankens brachte er bei Exkursionen für den BN und durch seine Bücher vielen Men-

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Foto: KG Lichtenfels

Foto: Kreisgruppe Wunsiedel

Burgruine Stein bei Gefrees Hier läge mit der »Z-Variante« eine der möglichen Neubautrassen für die B303 neu.

LBV-Kreisgruppen haben entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen. Mit mehreren hundert Veranstaltungen und Aktionen hatten die Autobahngegner alle Register gezogen. BN und Bürgerinitiative hatten sogar mit einem eigenen Gutachten zum Ost-West-Verkehr nachgewiesen, dass kein Bedarf für eine Autobahn besteht. Nicht zuletzt die Ergebnisse der Landtagswahl 2008 erinnerten die Staatsregierung offenbar an ihre Verantwortung für Natur und Landschaft. Nun muss die Staatsregierung dafür sorgen, dass die Planung aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird. Die weitere Entwicklung an der Bundesstraße 303 wird der BN intensiv beobachten: Ihr Ausbau zwischen der Grenze und Marktredwitz muss sich an der bestehenden Trasse orientieren; einen großen Ausbau oder gar die Planung der sogenannte Z-Variante über Gefrees (siehe Foto) lehnt der BN ab. »Die Region braucht jetzt ein ökologisches Verkehrskonzept, das die Schiene für den Güter- und Personenverkehr fit macht und attraktive Angebote mit Bus und Bahn schafft«, forderte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner. Tom Konopka (asw)

schen nahe. Der BN wird Erich Walter in dankbarer Erinnerung behalten. Angeordnet: Ende Januar ordnete das Landratsamt Forchheim den Rückbau der illegal asphaltierten Straße ins Naturschutzgebiet Ehrenbürg, das »Walberla«, an (s. N+U 3-08), ein bislang seltener Vorgang im Sinne des Naturschutzes. Die BN-Kreisgruppe hatte gegen den Bau Anzeige erstattet. Die Gemeinde Kirchehrenbach will aber nicht tätig werden und hat Klage gegen den Bescheid eingereicht. »Wir bleiben dran«, so Kreisgruppenvorsitzender Heinrich Kattenbeck.

Angekauft: Die Kreisgruppe Lichtenfels konnte im Rahmen des Bayern-Netz-Natur-Projektes »Schneybachtal« einen wertvollen Erlenbruchwald sichern. Der Ankauf des Auwaldes gelang mit Fördermitteln des bayerischen Naturschutzfonds. Die Ortsgruppe Lichtenfels unter Leitung von Günter Lutz will Betreuung und eventuelle Pflegemaßnahmen übernehmen. Bei dem Grundstück handelt es sich um eine Weichholzaue mit seltenen Vogelarten wie Pirol, Nachtigall und Mittelspecht.


Ü

Naturschutz contra Wasserkraft

Foto: Kurus-Nägele

Iller, Wertach und Lech gleichen über weite Strecken mehr aneinander gereihten Stauseen als alpinen Wildflüssen. Ihre wenigen verbliebenen natürlichen Abschnitte zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen überhaupt. Nun sind die Iller und ihre Quellbäche durch zehn neue Wasserkraftwerke bedroht.

Bedrohte Schönheit Die Iller, hier zwischen Wertheim und Memmingen, ist längst kein natürlicher Wildfluss mehr, freie Flussabschnitte sind rar. Nun ist die Stillachklamm an einem Iller-Zufluss durch das geplante Kraftwerk Buchrain akut bedroht.

wohl deutlich größer ausgefallen. In seinen Vorträgen und Exkursionen verstand er es, den Zauber der Schöpfung in die Köpfe und Herzen der Zuhörer zu bringen. Bannwald: Gegen die geplante Erschließung des Bannwaldgürtels um den Kaufbeurer Stadtteil Neugablonz formiert sich Widerstand. Wird der Reifträgerweg wie geplant in den Bannwald geschlagen, droht umfangreiche Gewerbe- und Wohnbebauung in dem beliebten Naherholungsgebiet. Nach einem Aufruf der BN-Ortsgruppe Kaufbeuren protestierten im Januar 120 Naturschützer, Anwohner und Landwirte gegen das Vorhaben.

Foto: Waldvogel

An der unteren Iller zwischen Memmingen und Neu-Ulm werden bereits 90 Prozent des Wassers in den Seitenkanälen für die Stromerzeugung genutzt und nur noch ein Bruchteil des Wassers fließt im seit Jahren begradigten Altbett. Die Auen sind ausgetrocknet, der Fluss hat sich eingetieft. Nun sind genau dort acht neue Wasserkraftwerke geplant. Würden sie gebaut, wird eine Iller-Sanierung und Renaturierung, die Naturschutzverbände seit 20 Jahren fordern, auf Jahrzehnte unmöglich gemacht. (asw) Beschluss: Die Landkreise NeuUlm und Günzburg sollen gentechnikfrei werden (www.genfreiulm.de). Entsprechende Beschlüsse wollen die BN-Kreisgruppen in den Kreistagen sowie in möglichst vielen Gemeinderäten und Kirchengemeinderäten der Region erreichen. Zudem sollen Landwirte Selbstverpflichtungen unterzeichnen. Auch in Augsburg schmiedet die BN-Kreisgruppe ein Bündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft. Betreuer: Hornissen sorgen immer wieder für besorgte Anrufe beim Bund Naturschutz. In Augsburg hilft Hornissenfachmann Herr-

mann Pausch von der BN-Kreisgruppe weiter und versucht, Vorurteile gegen die Tiere auszuräumen und eine Tolerierung der Nester zu erreichen. Um aber im Notfall auch Umsiedlungsaktionen durchführen zu können, will der BN zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem städtischen Umweltreferat Hornissenexperten gewinnen und »Hornissenbetreuer« im Stadtgebiet und im Landkreis ausbilden. Ein Faltblatt mit Tipps zum Thema gibt es beim BN-Service: www. service.bund-naturschutz.de

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NATU R NOTIZEN AUS SCHWABEN

Nachruf: Kurz vor seinem 87. Geburtstag ist am 14. Januar 2009 der Biologe Karl Partsch in Sonthofen gestorben. Der als charismatischer Ökorebell geltende Naturschützer setzte sich seit über 30 Jahren gegen die ungezügelte Naturzerstörung nicht nur der Allgäuer Alpen ein. Hätte Partsch, der zeitweise dem Vorstand der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu angehörte, nicht über Jahrzehnte zerstörerische Baumaßnahmen und das Versagen der Behörden angeprangert, wäre der Verlust von Natur und Landschaft im Allgäu

Kreisgruppen Oberallgäu, Unterallgäu und Neu-Ulm

Foto: BN-Archiv

Foto: Umweltwerkstatt

ber 90 Prozent des bayerischen Wasserkraftpotenzials werden bereits energetisch genutzt. Im Freistaat werden damit 17 Prozent des Stromes CO2-frei erzeugt. Dem gegenüber steht die Zerstörung der Fluss-Ökosysteme, wie das Beispiel Iller zeigt: An zwei ihrer Quellbäche, mitten im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, planen private Investoren neue Kleinkraftwerke. Und im Iller-Altbett, um dessen Renaturierung sich der Bund Naturschutz seit Jahren bemüht, sollen gleich acht neue Kraftwerke entstehen. Vom Kleinkraftwerk Buchrain massiv betroffenen wäre die tief eingeschnittene Stillachklamm, ein bisher nahezu unberührtes Kleinod mit einzigartiger Flora und Fauna. Das Kraftwerk würde dem Wildbach einen Großteil seines Wassers entziehen und das Gewässerökosystem schädigen. Die Genehmigung des Kraftwerkes in dem Naturschutzund FFH-Gebiet würde einen Dammbruch bedeuten, dem mit großer Wahrscheinlichkeit weitere Kraftwerke folgen würden. Der Bund Naturschutz (BN), der Fischereiverband Schwaben und der Fischereiverein Oberstdorf kämpfen gemeinsam gegen das Projekt, das nur wenig Strom erzeugt, aber viel Natur zerstört.


Kreisgruppe Bad Kissingen

Erfolgsprojekt Wärmebildkamera Eine gute Wärmedämmung spart nicht nur teure Heizenergie, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Wer wissen will, wo beim

eigenen Haus Sanierungsbedarf herrscht, kann sich im Landkreis Bad Kissingen seit kurzem auch an den Bund Naturschutz (BN) wenden.

Foto: Zang

Foto: KG Bad Kissingen

Kamera im Einsatz Die Wärmeaufnahmen der BN-Teams geben wertvolle Hinweise, wo es an der Dämmung mangelt – für Hausbesitzer die zentrale Motivation, etwas zu unternehmen.

Foto: Petter

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ie Kreisgruppe hat mit Unterstützung der Sparkassenstiftung zwei Wärmebildkameras angeschafft und bietet BN-Mitgliedern zehn Aufnahmen zum Preis von acht Euro an; Nichtmitglieder zahlen 15 Euro. Bei Energieberatungsbüros wird dafür leicht das Zehnfache fällig. Mit dem günstigen Preis will der BN aber keineswegs den professionellen Beratern im Landkreis Konkurrenz machen, sondern auch weniger umweltbewusste Hausbesitzer für den Klimaschutz durch Wärmedämmung gewinnen. 20 ehrenamtliche Kameraleute, pro-

Abschied: Anfang März haben der BN-Landesverband und die Kreisgruppe Kitzingen Helga Hartstang als Geschäftsführerin der Kreisgruppe verabschiedet. Für ihren 18-jährigen ehrenamtlichen Einsatz und ihr außerordentliches Engagement wurde sie von Hubert Weiger, dem Kreisvorsitzenden Manfred Engelhardt und allen Ortsgruppen geehrt und ausgezeichnet.

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fessionell geschult, sind im BN-Auftrag unterwegs; Interessenten können auf der Website der Kreisgruppe einen Fototermin für ihr Haus reservieren. Nicht zuletzt aufgrund des strengen Winters und der exorbitanten Öl- und Gaspreise übertraf die Resonanz auf die Aktion die kühnsten Erwartungen: Bereits 800 Hausbesitzer meldeten sich an, 500 Termine haben die BN-Aktiven schon absolviert Was alle Appelle, Schreckensszenarien und Förderprogramme zum Klimaschutz über Jahre nicht geschafft haben, gelang mit den Wärmebildaufnahmen innerhalb weniger Minuten: Rot-orange strah-

Ablehnung: Die Kreisgruppe Aschaffenburg lehnt den geplanten Erweiterungsbau des Steinkohlekraftwerks Staudinger weiterhin ab. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens zum geplanten Block 6 des »Energie-Dinosauriers« bekräftigte der BN sein Nein nun erneut in einer umfassenden Stellungnahme und kritisierte unter anderem die schlampig und wenig sachkundig erstellten Raumordnungsunterlagen, die falsche Standortwahl und die unzureichende Prüfung von Alternativen. Auszeichnung: Bereits im Dezember vergangenen Jahres wurde das

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lende Steigleitungen, Heizkörper und Mauerfugen überzeugten schlagartig auch die größten Skeptiker vom Sinn einer umfassenden Wärmedämmung, die sich überdies auch finanziell schnell bezahlt macht. Die Kreisgruppe will nun zusammen mit professionellen Energieberatern Informationstermine anbieten, wo sich Hauseigentümer über Art, Umfang und Kosten einer gezielten Wärmedämmung im Einzelnen beraten lassen können. (asw) Weitere Informationen: Franz Zang, Arbeitskreis Energie der Kreisgruppe Bad Kissingen, www.bn-badkissingen.de

Projekt »SINNAllianz« der Kreisgruppe Bad Kissingen mit dem Biosphärenpreis 2008 ausgezeichnet. Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer würdigte dabei nicht nur die ökologische Aufwertung des Sinntales, sondern auch den ökonomischen Beitrag des Projekts, das Hochwasserretentionsräume schafft und die regionale Wertschöpfung fördert. Kahlschlag: Am Mainufer bei Kitzingen wurden Ende Februar 120 Großbäume, darunter über 50

Pappeln, gefällt. Gegen den vom Stadtrat aus Sicherheitsgründen abgesegneten Kahlschlag protestierten die Kreisgruppe Kitzingen und die Bürgerinitiative »Natur am Main«. Für die Naturschützer, die bereits im Vorjahr versucht hatten die Fällung zu verhinden, ist die Abholzaktion ein krasser Anachronismus in Zeiten des Klimawandels und führt das Motto der für 2011 geplanten Gartenschau »Natur in der Stadt« ad absurdum.

Foto: Petter

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Urtümlich Der vom Industriegebiet bedrohte Sandkiefernwald ist in seiner Artenzusammensetzung sehr selten und wertvoll.

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Filz im Sanddickicht Allen staatlichen Vorgaben zum Flächenschutz zum Trotz will die Stadt Roding am »Sanddickicht« bei Altenkreith ein weiteres Industriegebiet ausweisen. Der Planung würden 21 Hektar unersetzlicher Mooskiefernwald zum Opfer fallen.

Foto: BN

Kahlschlag: »Aus Sicherheitsgründen« ließ die Stadt Nittenau (Land-

Foto: Kreisgruppe

den BN auf den Klageweg verweist«, erklärt Vorstandsmitglied Roger Mayer. Für ihn liegt hier ein eklatantes Beispiel für die Missachtung gesetzlicher Vorschriften vor. Der BN will nun alles daran setzen, die einmaligen Waldbiotope zu erhalten und einen fatalen Präzedenzfall in der Genehmigungspraxis zu verhindern. (asw)

kreis Schwandorf) 21 Eichen am Hohlweg zum Kaghof fällen. Die Bäume waren teils 200 Jahre alt. Der Kahlschlag fand bereits im Sommer 2008 statt. Am touristisch bedeutsamen Drei-Burgen-Weg wurde damit ein wertvoller Biotopkomplex sinnlos zerstört. Der BN verurteilt diesen Gewaltakt umso mehr, als alle Stämme gesund waren und Baumpflegemaßnahmen als Alternative gar nicht erst geprüft wurden. Hölle gerettet? Künftig wird kein Weg an einer deutlich naturverträglicheren Wasserkraftnutzung im Höllbachtal vorbeiführen:

Durch die Klage des BN vor dem Verwaltungsgericht Regensburg wurde der jüngste Genehmigungsbescheid des Landratsamtes aufgehoben. Nun muss die Behörde bei der Neuformulierung des Bescheids auch alle aktuell gültigen Bestimmungen wie zum Beispiel die FFH- und die Wasserrahmenrichtlinie beachten. Damit hat der BN weit mehr als nur einen Etappensieg im Kampf gegen die Fortschreibung der überzogenen Wasserkraftnutzung in der »Hölle« erzielt.

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NATU R NOTIZEN AUS DER OBER PFALZ

Stattdessen verweist man dort auf die gemeindliche Planungshoheit – dabei gehört das betroffene Waldgebiet noch gar nicht der Stadt, sondern müsste erst von den Bayerischen Staatsforsten an sie verkauft werden. Die Kreisgruppe Cham des Bundes Naturschutz (BN) hat das skandalöse Gemauschel Ende 2008 öffentlich gemacht und die Oberpfälzer Regierungspräsidentin Brigitte Brunner um Intervention gebeten. »Es ist unverständlich, dass sich die Regierung um ein Einschreiten drückt und gleichzeitig

Beitrag: Die BN-Ortsgruppe Tännesberg arbeitete Anfang Januar weiter an der geplanten StreuobstLehrwiese. Dabei wurden überalterte Bäume gefällt und weitere durch einen fachgerechten Pflegeschnitt in ihrem Bestand gesichert, wovon auch die Artenvielfalt in der Gras- und Krautschicht sichtbar profitieren wird.

Foto: OG Donaustauf

Jubiläum: Ihr 25jähriges Bestehen feierte die BN-Ortsgruppe DonaustaufTegernheim Ende November mit einem Festvortrag von Dr. Streck, einer beeindruckenden Fotoausstellung und »Schmankerln« für Gaumen und Ohren. Für jugendlichen Schwung sorgten gleich mehrere Kinder- und Jugendgruppen: die Schlaufüchse (s. Foto), die listigen Luchse und die Wildkatzen.

Kreisgruppe Cham

Fotos: Kaiser

bwohl im »Sanddickicht« bereits über 30 Hektar Industrieund Gewerbeflächen verfügbar sind, sollen dort weitere 30 Hektar Staatsforst für ein neues Industriegebiet gerodet werden. Dabei sind über zwei Drittel der Fläche als »Mooskiefernwald« kartierte Biotope, die nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz unter besonderem Schutz stehen und eines der letzten Refugien für äußerst seltene Arten wie Schlingnatter, Flechten und Moose darstellen. Die Vorgaben des bayerischen Innenministeriums zum Flächenschutz aus den Jahren 2002 und 2003 und die in der Verfassung festgelegte Verpflichtung zum Artenund Landschaftsschutz sind in Roding offensichtlich in Vergessenheit geraten. Nun bekommt die Stadt auch noch Schützenhilfe von Kreistag und Landratsamt: Dort will man für das neue Industriegebiet die Grenzen des erst 2007 festgelegten Landschaftsschutzgebietes ändern und es mit neuen Bestandserhebungen sogar ermöglichen, die Biotopflächen herabzustufen. Dagegen könnte nun zwar die Bezirksregierung der Oberpfalz einschreiten und auf Einhaltung der gesetzlichen Naturschutzvorgaben pochen.


Kreisgruppe Ebersberg

Siegreich aus der Niederlage

Z

ur Abstimmung standen am 7. Dezember das Ratsbegehren von Bürgermeister Rudolf Heiler für und das Bürgerbegehren gegen die Umfahrung, die der Bund Naturschutz (BN) stets abgelehnt hat. Die Bürger mussten über beide Begehren sowie eine Stichfrage abstimmen, da das Ratsbegehren nach Ansicht der Gegner derart missverständlich formuliert war, dass sie sich im Oktober für eine eigene Fragestellung entschieden. Nun ergab

NATU R NOTIZEN AUS OBER BAYER N

Foto: Drobny

Nein zur Ostumfahrung Teilnehmer der von der SGO organisierten Menschenkette am 1. Dezember

Luftige Aussicht: Ein Storchennest montierte der BN Freising Mitte Februar mithilfe der TU-Werksfeuerwehr auf dem Dach der Lehr- und Versuchsbrennerei Weihenstephan (s. Foto). Nachdem im Freisinger Moos in den letzten Jahren immer wieder Störche rasteten, dürfte sich bald ein Storchenpaar im neuen Domizil zum Brüten niederlassen. Der BN dankt der TU für die Überlassung der Dachfläche und den Aufbau, außerdem den Stadtwerken Freising und der Schlosserei Breitsamter.

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sich bei einer Wahlbeteiligung von 53 Prozent eine knappe Mehrheit für die Trasse. Dabei war es der im Oktober gegründeten »Schutzgemeinschaft für den Grafinger Osten« (SGO) in den nur sechs Wochen bis zum Wahltermin gelungen, in einer beispielhaften Kampagne die Zahl der Umgehungsgegner zu verdoppeln und die Ostumfahrung zum alles beherrschenden Lokalthema zu machen. Die CSU ist darüber zerbrochen, der Bürgermeister und zwei Stadträte traten aus der Partei, in der Linientreue nicht mehr das

Nachruf: Sepp Steinberger, BNMitglied der ersten Stunde im Kreis Mühldorf, ist nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Von 1978 bis 1986 leitete er die Kreisgruppe. In seiner Amtszeit verdreifachte sich die Mitgliederzahl, ein wichtiges Anliegen war ihm die Förderung der Jugend. Steinberger legte gern auch selbst Hand an, wie 1981 bei der Anlage eines Ersatzbiotops für Amphibien im Mühldorfer Hart (s. Foto).

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oberste Gebot war, aus. Die SGO, bestehend aus BN, LBV, SPD, Grünen und lokalen Organisationen (www.schutzgemeinschaft-ost.de), war unter enormem Zeitdruck und gegen die vorherrschende Stimmung pro Umgehungsstraße gestartet. Mit Info-Veranstaltungen, Menschenkette, je einer außerordentlichen Stadtratssitzung und Bürgerversammlung sowie intensiver Pressearbeit mobilisierten die Gegner alle Kräfte, die Befürworter konterten mit einer Lkw-Demo. Zwar ging die Abstimmung knapp verloren, doch wurde deutlich, dass überzeugtes, parteiübergreifendes und koordiniertes Handeln unter entsprechenden Umständen Erfolg haben kann. Werner Karg (asw)

Der BN wird ihm ein ehrendes Gedenken bewahren. Vorbild: Die energetische Sanierung ist eine lohnende Investition. Allerdings kann der Kampf um Fördermittel und Zuschüsse Nerven kosten. Davon können drei Familien aus Schrobenhausen ein Lied singen, die ihre Häuser gerade sanieren. Vorbild ist Nachbarin und BN-Mitglied Renate Schwäricke. Sie und ihr Mann haben ihren Altbau bereits vor zwei Jahren saniert und dieses Jahr sogar noch eine Photovoltaik-Anlage nachgerüstet. Arme Sau: Mitte April fand in München die mit 1000 Teilneh-

mern größte europäische Demonstration gegen Patente auf Leben statt. Bauern, Imker, Naturschützer und sogar Bayerns Umweltminister Markus Söder protestierten damit gegen das 2008 erteilte »Schweinepatent« der Firma Monsanto, für das am 15. April die Einspruchsfrist endete. Als großen Erfolg wertete der BN-Vorsitzende Hubert Weiger in seiner Rede das jüngste Anbauverbot für Genmais von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Foto: fotolia.com

Foto: Thomas Hümmler/huemmler.de

Ein Bürgerentscheid hatte in Grafing Ende 2008 eine Mehrheit für die jahrelang umstrittene Ostumfahrung ergeben, wenn auch mit veränderter Trassenführung. Damit haben die Gegner des Projekts zwar verloren, doch wäre es ihnen beinahe gelungen, den Umschwung herbeizuführen.


Östlich des bestehenden Gewerbeparks »Nürnberg-Feucht-Wendelstein« soll ein weiteres Gewerbegebiet entstehen. Dafür will die Gemeinde Feucht 20 Hektar Reichswald roden – mit einer abenteuerlichen Begründung.

D

ie Gemeinde argumentiert, sie dürfe Ersatz-Gewerbeflächen im Wald ausweisen, weil drei darin gelegene waldfreie Areale, insgesamt rund 22 Hektar, als Ausgleich für Rodungen im Zuge des Baus der A6 aufgeforstet werden sollen. Im November 2008 machte der BN die Presse auf die skandalöse Planung aufmerksam. »Die im Lorenzer

Foto: Archiv

Nachtschwärmer: Um Quartierdaten bedrohter Fledermausarten kümmert sich neben der »Fledermaus-Freundschaftsgruppe« in der Stadt Fürth nun auch ein Projekt für Kinder und Jugendliche der Kreisgruppe Fürth-Land. Mit Diplom-Biologin Katharina Michielin stand den jungen Artenschützern fachkundige Begleitung zur Verfügung. Michielin erklärte den Teilnehmern der fünf Gruppen im Landkreis unter anderem den Umgang mit dem »Bat-Detector« und unterstützte sie bei der

Reichswald liegenden Inseln – ein Erbe der militärischen Nutzung seit dem Nationalsozialismus – müssen endlich dem Wald zurückzugeben werden«, fordert Christiane Matern, Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger Land. Es handelt sich um ein ehemaliges Bunkerareal an der Verbindungsstraße Langwasser-Wendel-

individuellen Projektplanung. Die neu entdeckten Fledermausquartiere werden nun in einen offiziellen Meldebogen übertragen. Biber: Mit Vorträgen und Führungen begleitet der Bund Naturschutz (BN) die Rückkehr des Bibers nach Fürth. Hundert Jahre nach seiner Ausrottung besiedelt er jetzt seine alte Heimat wieder. Die Kreisgruppe will die große Bedeutung des Bibers für den Naturhaushalt aufzeigen. Studien belegen, dass die Tiere durch dezentralen Wasserrückhalt wichtig für den vorbeugenden Hochwasserschutz sind, »Hand in Pfote« mit der Wasserwirtschaft.

Ansporn: In Mittelfranken hat der BN 2008 einiges erreicht: So wurden keine gentechnisch veränderten Pflanzen angebaut und etliche Großprojekte verhindert, darunter ein Edeka-Auslieferungslager bei Hilpoltstein. Im Naturschutzgebiet Flechtenkiefernwälder bei Leinburg müssen illegale Eingriffe rückgängig gemacht werden und bei Amphibienaktionen in fast allen Landkreisen wurden wieder tausende Kröten, Frösche und Molche gerettet. Allerdings gab es auch Rückschläge: »Die Region ist mit ihrem Flächenverbrauch und Straßenneubau noch weit von einer nachhaltigen Entwicklung entfernt«, so Mergner.

Helau: Mit einem eigenen Wagen begeisterte das Bündnis »Nein zur Flughafen-Nordanbindung!«, dem auch der BN angehört, beim Nürnberger Faschingsumzug. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) und Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) sägen darauf den Reichswald zusammen, Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU) wurde als Maulwurf dargestellt.

[2-09] Natur + Umwelt BN-Magazin

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NATU R NOTIZEN AUS MITTELFRAN KEN

Ausgleich für den Ausgleich

Presseaktion Aktive des BN auf dem Gelände des ehemaligen Tanklagers im Reichswald bei Feucht. Von links: Sophie Wurm, Peter Pflügner und Christiane Matern von der Kreisgruppe, der Feuchter Ortsgruppenvorsitzende Eckhard Schulz und Tom Konopka

Foto: Kreisgruppe

Foto: KG Nürnberger Land

Kreisgruppe Nürnberger Land

stein, ein ehemaliges Tanklager westlich der ICE-Trasse und die Fläche »NATO 23« im Süden. Das Bunkerareal und das ehemalige Tanklager eignen sich ideal für Ausgleichsmaßnahmen; ihre Renaturierung wäre eine der bisher seltenen Entsiegelungsmaßnahmen für Versiegelungen an anderer Stelle. Die NATO-Fläche allerdings ist hochverseucht und unterliegt der Sanierungspflicht des Bundes. Seit Jahren werden dort mit Millionenaufwand Altlasten der Giftgasmunition gesichert. Zur Abdichtung der kontaminierten Gefahrenstellen wurde eine bis 30 Meter tiefe Betonmauer rings um das verseuchte Gelände errichtet, die nun mit flach wurzelnden Bäumen aufgeforstet werden soll. Diese Maßnahme gehört zur Sanierung und kann nicht als Ausgleichsmaßnahme für Rodungen an anderer Stelle angerechnet werden. Unverständlich ist dem BN auch der grundsätzliche Bedarf für das neue Gewerbegebiet, ist doch der Markt Feucht bereits jetzt durch seine satten Gewerbesteuereinnahmen eine der reichen Kommunen im Großraum Nürnberg. »Die Marktgemeinde kriegt offenbar den Hals nicht voll«, meint Eckhard Schulz, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht und Mitglied des Feuchter Umweltbeirates. Tom Konopka (asw)


Foto: BN-Würzburg

häuser eine Alternative zum Verbleib in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus? Erweisen sich diese Modelle auch unter ökologischen Aspekten als eine gute Wahl? Im Seminar »Gemeinschaftliches Wohnen und Leben« des BN-Ökohauses Würzburg geht der Architekt und Baubiologe Josef Scheurich diesen Fragen nach. Neben sozialen Aspekten kommen auch ökologisch orientierte Lebensstile wie das gemeinsame Benutzen von Autos, baubiologische Materialien, energiesparende Heizungen und Einkaufen regionaler Öko-Produkte zur Sprache. Das Seminar bietet die Möglichkeit, sich zu informieren, sich über seine Lebensentwürfe klar zu werden und ein Netzwerk Gleichgesinnter aufzubauen. Würzburg, 4. Juli 2009 Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31-4 39 72, info@bn-wuerzburg.de

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Foto: Willner

Ausgezeichnet Das BN-Bildungswerk und die BNKreisgruppe Bad Tölz-Wolfratshausen sind dieses Jahr mit dem staatlichen Qualitätssiegel »Umweltbildung Bayern« ausgezeichnet worden. Damit sind bereits 15 BNBildungsprojekte unter dem Dach dieser Qualitätsmarke vereint.

ie Menschen werden immer älter, ungefähr ein Viertel aller Bürger in Bayern ist älter als 60 Jahre. Gerade für Senioren erscheinen Städte mit ihren vielfältigen Angeboten und kurzen Wegen zunehmend attraktiv. Mancher kommt ins Grübeln, ob nicht ein Wechsel des Wohnorts oder der Wohnform den persönlichen Vorstellungen von einem angenehmen Leben besser entspricht. Sind Senioren-Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationen-

Ökostation Schwaben

Den Reiz des Fließenden erleben

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ieses Jahr stellt die BN-Ökostation Schwaben Flüsse und Bäche als Lebensadern der Natur in den Mittelpunkt ihres Engagements für die Artenvielfalt. In der zweiten Augustwoche geht’s auf einer Radltour durch das Lech- und das Günztal ins Allgäu und bis zum Bodensee – von einem schwäbischen Naturschatz zum nächsten. Bereits im Juni bietet die Ökostation im Rah-

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men der GEO-Tage der Artenvielfalt Touren durch das schwäbische Donautal an: Gemeinsam erkunden die Teilnehmer die Schönheiten des Auwaldes, lauschen dem Surren der Libellen und dem Ruf des Pirols. Währenddessen gilt es, Daten über das Vorkommen von Tieren und Pflanzen zu sammeln. Die Ökostation möchte damit ein Signal setzen für den frei fließenden Fluss und mit der Liste der beobachteten Arten die Vielfalt der schwäbischen Donau dokumentieren. Illermündung in die Donau: Neu-Ulm, 20. Juni 2009 Feuchtgebiet zwischen Höchstädt und Tapfheim: Dillingen, 20. Juni 2009 Auwald bei Leipheim: Günzburg, 20./21. Juni 2009 Fluss-Vielfalt für Kinder: Donau-Ries, 21. Juni 2009 Kontakt: Ökostation Schwaben, Tel. 08 31-1 51 11, julia.wehnert@mnet-mail.de

Sonne, Sand, Wasser Bach und Fluss im Unterricht

Im Wasserlabor an der Rott lernen die Seminarteilnehmer Tier- und Pflanzenarten der Fließgewässer kennen und bestimmen mit einfachen Mitteln die biologische und chemische Wassergüte. Das Seminar der BN-Ökostation Stelzlhof wendet sich an Lehrer und Aktive in der Umweltbildung, damit der nächste Projekttag ein »WassErleben-Tag« wird. Pfarrkirchen, 20. Juni 2009 Kontakt: Ökostation Stelzlhof, Tel. 08 51-9 66 96 30, info@stelzlhof.de

Sensenolympiade und Beachparty Sandmagerrasen brauchen Licht – den nötigen Platz an der Sonne schafft man mit der Sense. Wie man mit ihr umgeht, lernen junge Erwachsene und Familien, die in den Naturschutz reinschnuppern wollen, bei der Sensenolympiade. Für die Ruhepausen bauen sie mit Naturmaterialien fantasievolle Möbel. Bei gutem Wetter gibt’s nach getaner Arbeit eine kleine Beachparty. Nürnberg, 27. Juni 2009 Kontakt: Lioba Degenfelder, Tel. 089-15 98 96 42, degenfelder@jbn.de

Wasserkraft-Symposium Die Mitglieder der Ammer-Allianz stellen im Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil ihre gemeinsame Position zur Zukunft der Ammer vor. Wie wirken sich die Wasserrahmenrichtlinie und das Gesetz zur Förderung der erneuerbaren Energien auf die Ammer aus? Das Wasserkraft-Symposium des Naturschutzzentrums informiert über Ideen und Strategien für ein typisches Fließgewässer im Voralpenraum. Wartaweil, 4. Juli 2009 Kontakt: Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 081 52- 96 77 08, wartaweil@bund-naturschutz.de

Foto: Schmuck

Gemeinsam ökologisch wohnen im Alter

LERNEN UND SPASS HABEN

Ökohaus Würzburg


BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE 20 Jahre Ende der WAA

Ebrach, 26. / 27. Juni 2009 Kontakt: BN-Waldreferat, Tel. 09 11- 8 18 78 21, ursula.erlweinblassl@bund-naturschutz.de Foto: Willner

WAA nie – stattdessen Zukunft mit erneuerbarer Energie! Ein Blick zurück nach vorn mit Filmen über die Widerstandsjahre, Musik und Ausstellung. Schwandorf, 19. Juni 2009 Kontakt: BN-Bildungswerk, Tel. 09 41-2 97 20 42, bildungswerk@bund-naturschutz.de

Kontakt: Ökologische Bildungsstätte Oberfranken, Tel. 0 92 6682 52, oekoburg@freenet.de

Kalchreuther Kirschkerwa Bei dem Streuobst-Informationstag dreht sich alles um die Kirsche: Von der Kirschsortenausstellung, über Kirschkuchen und »Kirsch-

Fischotter und Fischerei Naturerbe Buchenwälder

Seine Vorliebe für Fisch hat den Otter einst an den Rand der Ausrottung geführt. Heute ist er zwar geschützt, aber Konfliktpotenzial besteht weiterhin. Hohenberg / Eger, 25. – 26. Juni 2009

Foto: Klein-Schmidt

Biodiversität und Artenschutz im Wald: Die Themen reichen vom ökologischen Wert alter Buchenwälder über Schutzstrategien bis zum Nationalpark Steigerwald. Mit Exkursion.

Secco« bis zum Kirschkern-Weitspucken ist für jeden etwas dabei. Kalchreuth bei Erlangen, 5. Juli 2009 Kontakt: Projektbüro Kirschenprojekt, Tel. 0 91 31-4 00 13 03, bn-kirschenprojekt@web.de

Radtour durch Schwaben Radltour durch das Lech- und das Günztal ins Allgäu und bis zum Bodensee – von einem schwäbischen Naturschatz zum nächsten. Schwaben, 10. bis 16. August 2009 Kontakt: BN-Ökostation Schwaben, Tel. 08 31-1 51 11, info@oekostation-schwaben.de

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 9 99 57 10

Von der Quelle bis zur Mündung geht es entlang der Isar zu Fuß und im Boot durch enge Schluchten, an weiten Kiesbänken vorbei und in die Auwaldwildnis an der Mündung in die Donau. Bayern, 12. bis 19. Juli 2009

Faszination Seidenstraße Die Bahnreise führt von Moskau durch die kasachische Steppe

Auf steilen Klippen über dem tiefblauen Meer sitzen die fünf Dörfer der Cinque Terre. Die Küstengebirge sind überzogen von subtropisch-mediterraner Vegetation. Italien, 6. bis 13. September 2009

Nationalpark Berchtesgaden

Glacier-Express Mit dem Zug geht es über kühn geschwungene Viadukte, durch Tunnel und Galerien, über hohe Pässe und an blühenden Bergwiesen vorbei bis ans Matterhorn. Schweiz, 6. bis 12. September 2009

Wimbachtal, Steinernes Meer und Königssee laden zum Fotografieren ein. Die anspruchsvollen Wanderungen erschließen die subalpine ebenso wie die alpine Stufe des Nationalparks. Bayern, 16. bis 19. September 2009

Wanderparadies Elba Die drittgrößte Insel Italiens ist ein Naturparadies mit Bergen, Buch-

TIPPS FÜR RADIO UND FERNSEHEN Unkraut

Unser Land

ZDF Umwelt

Berichte über Entwicklungen im Umwelt- und Naturschutz, ökologische Hintergründe und Umweltsünden. Bayerisches Fernsehen, jeden zweiten Montag, 19:00 bis 19:45 Uhr

Aktuelles aus Landwirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutz, mit Garten- und Freizeittipps. Bayerisches Fernsehen, jeden Freitag, 19:00 bis 19:45 Uhr

Energiesparen, Artenschutz, Essen und Trinken: Hier gibt es »naturnahes Fernsehen«. Zweites Deutsches Fernsehen, jeden Sonntag, 13:15 Uhr

Foto: Lüst

Herrliche Wanderungen führen von malerischen Sandstränden an der Adria über Wiesen und Wälder bis hin zu den Felsen der hohen Abruzzen. Italien, 31. August bis 8. September 2009

Italien für die Sinne

ten und Wäldern und ein ideales Wanderrevier. Sonne, Wind und Meer ziehen in den Bann des Inseldaseins. Italien, 3. bis 12. Oktober 2009 Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß) Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph MarklMeider (cm), Tel. 09 41 -2 97 20-22, Fax -31, nu@bund-naturschutz.de Mitglieder-Service: Tel. 09 41 -2 97 20-29 und -20 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelfoto: Wolfgang Willner Litho: Fotosatz Amann, Aichstetten Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23- 9 99 57- 30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Auflage: 100 500 Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag enthalten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00 Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.

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IMPR ESSUM

Reise am grünen Fluss

Abruzzen und Majella

Foto: Glacier Express

Foto: Robertz

Norwegens Wälder, Fjorde und Berge zählen zu den beeindruckendsten Landschaften der Erde. Zu Fuß geht es durch den Nationalpark Hardangervidda und auch für Bahnfreunde gibt es besondere Höhepunkte. Norwegen, 11. bis 21. Juli 2009

Foto: Nationalparkverwaltung

nach Kirgistan. Orientalische Kultur und erhabene Natur bieten ein unvergessliches Reiseerlebnis. Asien, 9. bis 29. August 2009

Auf den Spuren der Wikinger


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