Natur+Umwelt 2-2018

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Natur+Umwelt www.bund-naturschutz.de Heft 2-2018  100. Jahr  2. Quartal

Rettet die Insekten!


M ITGL IE DE R WE RBE N MITG LIED ER

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: iStockphoto.com

Lass die Sonne in dein Herz! Der BUND Naturschutz (BN) setzt sich seit vielen Jahren kontinuierlich und unabhängig für Erneuerbare Energien ein. Auch gegen mächtige LobbyInteressen. Damit das so bleiben kann, braucht der BUND Naturschutz viele Stimmen. Helfen Sie mit, Menschen für unsere gemeinsamen Ziele zu gewinnen.

Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes neue Mitglied sammeln Sie einen BN-Freundschaftspunkt, den Sie in attraktive Prämien eintauschen können. Nähere Infos bekommen Sie bei Ihrer Kreisgruppe oder im Internet. www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben

Vielen Dank für Ihr Engagement!

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Natur + Umwelt 2-2018

Inhalt BUND Naturschutz Bayern 4 – 9 Intern 10 Leserbriefe 11 Porträt  Gabriele Betzmeir 12 Ratgeber 13 Reise 14 – 25 Titelthema 26 Pflanzenporträt  Guter Heinrich 27 Fotoseite 28/29 Naturschutz  Der Wolf ist wieder da 30/31 Ökospot 32/33 BN vor Ort aktiv Quartiere für Feldermäuse 34 Aktuell   Flächenschutz in München 35 Aktuell   20 Jahre Sinn-Allianz

37 Raus in die Natur  Mit der Waldbahn an den Schwarzen Regen 38 – 45 Schutz für den Feldhamster und mehr Regionales

47 Service

Inhalt BUND B1 Editorial und Inhalt B2/B3 Kurznachrichten

36 Buchtipps

46 Bildung

Rettet die Insekten!

Eine Natur ohne Insekten ist undenkbar. Doch ihre Zahl ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken. Wir müssen mehr tun für Bienen, Käfer und Co! Seiten 14 – 25

B4 Kommentar zur neuen Bundesregierung B6/B7 Aktion »Rette unser Wasser!« B8/B9 Vogelschutz in der ­Wismarbucht B10 – B13 Zur Zeit  Tox-Fox, Funkwasserzähler und mehr Aktuelles B16/B17 Aktiv B18/B19 Internationales BUNDDelegation in Japan und Südkorea B20/B21 Junge Seite

Der Wolf ist wieder da

Der Wolf ist wieder da! Naturschützer haben schon lange seine Rückkehr angekündig. Doch die Regierung hält den Managementplan inklusive der Entschädigungsregelungen zurück. Leidtragende sind die Landwirte. Seite 28

In unserer schnelllebigen Zeit kann die Redaktion von Printprodukten manchmal eine echte Herausforderung sein, so auch in dieser Natur+Umwelt: Wenn Sie das Heft in Händen halten, ist die Delegiertenversammlung und damit die Wahl eines neuen B ­ N-Vorsitzenden längst abgeschlossen. Doch unsere Mitgliederzeitschrift musste schon vor diesem Termin fertiggestellt sein. Der Druck von mittlerweile stolzen 141 000 Exemplaren braucht einfach einen gewissen Vorlauf. Lediglich einige aktuelle Sätze und die »Letzte Meldung« auf dieser Seite konnten wir nach Redak­tionsschluss noch schnell einfügen. Mehr zum Wechsel an der ­Verbandsspitze lesen Sie natürlich im nächsten Heft. Ihre Luise Frank, Redakteurin Natur+Umwelt

Foto: Toni Mader

Liebe Leser

B22 Persönlich  Lukas Laufenberg

Letzte Meldung: Richard Mergner neuer BN-Vorsitzender

Richard Mergner ist der neue Vorsitzende des BUND Naturschutz. Auf der Delegiertenversammlung in Eichstätt wurde der bisherige Landesbeauftragte mit 96 Prozent der Stimmen gewählt. Er folgt damit Hubert Weiger nach, der zur Mitte der Wahl­periode sein Amt in neue Hände legte. Lesen Sie dazu unser Abschiedsinterview mit Hubert Weiger auf Seite 5

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Naturschutz aus christlicher Sicht

BN verleiht Waldmedaille

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m Rahmen einer Festveranstaltung in Eggenfelden im Landkreis Rottal-Inn ehrte der BUND Naturschutz im Februar Klaus Urban (Bild oben) mit der BN-Waldmedaille. Diese Auszeichnung erhielt der Revierjagdmeister für sein außergewöhnliches Engagement für den Wald. Neben diversen Kartierungen ist Klaus Urban vor allem als Auf­ klärer der Waldeigentümer sehr erfolgreich tätig. Klaus Urban ist seit Jahren unermüdlich unterwegs, um bei Waldbesitzervereinigungen und Jagdgenossenschaften Vorträge zu halten und zu beraten. Eine seiner Ideen: Damit Waldbesitzer selbst die Initiative übernehmen können, bietet er ihnen an, den Jagdschein zu machen. »Wir ehren Klaus Urban, weil er in vorbildlicher Weise Waldbesitzer und Jäger beim Umdenken in der Wald-Wild-Frage beraten und Lösungswege aufgezeigt hat«, so Richard Mergner, neuer Vorsitzender des BN. »Klaus Urban trägt wesentlich dazu bei, dass es in Bayern immer mehr Wälder gibt, in denen die angesichts des Klimawandels notwendigen Baumarten wie Weißtanne oder Eiche nachwachsen können, ohne dass sie verbissen werden.« Mit der Waldmedaille des BN werden Persönlichkeiten und Organisationen geehrt, die sich um den Schutz und die naturnahe Bewirtschaftung des Waldes, insbesondere auch im Privat- und Kommunalwald, verdient gemacht haben.

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eit Papst Franziskus seine Enzyklika »Laudato Sí« veröffentlicht hat, ist sie immer wieder Gesprächsgegenstand unter Umweltschützern. Auch Podiumsdiskussionen und Vorträge befassen mit der ersten ­Enzyklika der katholischen Kirche, in deren Mittelpunkt der Umweltschutz steht. So fand im vergan­ genen Jahr an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt eine von Professor Ulrich Bartosch ini­tiierte und organisierte zweitägige Veranstaltung dazu statt. Anlass ­dieses Symposiums war der 80. Geburtstag von Professor Günter Witzsch, langjähriges Mitglied des BN-Beirats und des Vorstands der Kreisgruppe Fürth. Witzsch, ehemaliger UNO-Beamter beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen, hat für den BN viele Jahre lang die internationalen Klimakonferenzen begleitet. Die Universität EichstättIngolstadt würdigte das Wirken ­Professor Witzschs mit der Verlei-

hung der Universitätsmedaille (kleines Bild). Die Enzyklika »Laudato Sí« stand auch im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde, die im Oktober im Schwäbischen Bildungszentrum in Irsee stattfand. Gemeinsam verabschiedeten Weihbischof Anton Losinger, BUND-Vorsitzender Hubert Weiger und Robert Antretter, der Ehrenvorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe, eine »Erklärung zu Nachhaltigkeit«, in der die Impulse aus der Enzyklika aufgriffen (Bild unten). Im März diesen Jahres übergaben Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Umweltbewegung Papst Franziskus das Diskussionspapier »Verantwortung im Zeitalter des Menschen« zur Umwelt-Enzyklika. BUND-Vorsitzender Hubert Weiger, Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Michael Müller, Vorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, Bärbel Höhn, ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen und frühere NRW-Umweltministerin, sowie Josef Göppel, ehemaliger CSU-Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL), unterstützen die Bemühungen des Papstes hin zu einer »Humanökologie«, die eine ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung möglich macht.

Fotos: BN

Foto: Urban

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Im Interview

Natur+Umwelt: Herr Weiger, warum beenden Sie Ihre Amtszeit als BN-Landesvorsitzender? Hubert Weiger: Nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit meiner Frau habe ich mich entschieden, mein Amt niederzulegen. Die Herausforderungen an beide Funktionen – BUND- und BN-Vorsitzender – werden in nächster Zeit nicht geringer werden, sondern wachsen. In Bayern ein Volksbe­ gehren gegen Flächenfraß voranzu­ bringen und sich auf Bundesebene einzusetzen für eine ökologisch-­ soziale Bürgerenergiewende und den Kampf gegen den Klimawandel – das wird auf Dauer gemeinsam so nicht zu leisten sein. Warum jetzt, zur Mitte der Wahl­periode, und nicht erst bei der nächsten regulären Vorstandswahl? Ich selbst habe beim Wechsel des Vorsitzes von Hubert Weinzierl auf mich im Jahre 2002 die positive ­Erfahrung gemacht, dass es gut ist, wenn ein solcher Wechsel während der Amtszeit des Vorstands erfolgt, weil damit die Kontinuität der ­Vorstandsarbeit weiter gewährleitet ist. Damit fällt die Einarbeitungszeit für einen neuen Vorsitzenden ­deutlich kürzer aus, als das sonst der Fall wäre. Warum haben Sie sich dafür ­entschieden, BUND-Vorsitzender zu bleiben? Den Vorsitz in Bayern abzugeben, ist deshalb gut möglich, weil wir in Bayern einen solide finanzierten und auf einem breiten Fundament stehenden Verband haben mit einem hoch engagierten Vorstand und Beirat. Aufgrund meiner jahrzehntelangen Naturschutzerfahrung glaube ich, dass es gut und sinnvoll ist, die Arbeit künftig vorrangig auf Bundesebene fortzuführen, um dem Natur- und Umweltschutz in Deutschland über den BUND das ihm zustehende Gewicht zukommen zu lassen. Im Gegensatz zum BN, der in allen Landesteilen mit hervorragend arbeitenden Kreisgruppen vertreten ist, haben wir auf Bundesebene die Situation, dass ­gerade die Landesverbände in den

Hubert Weiger legte Landesvorsitz in neue Hände Auf der Delegiertenversammlung Ende April in Eichstätt stellte der bisherige BN-Landesvorsitzende ­Hubert Weiger sein Amt nach 16 Jahren zur Ver­fügung. Natur+Umwelt sprach mit ihm über seine Beweggründe. ­Die Wahl eines neuen Vorsitzenden f­ and nach ­Redaktionsschluss statt. Wir berichten im nächsten Heft ausführlich.

neuen Bundesländern noch erhebliche Unterstützung brauchen. Nur dann können wir sie dauerhaft über eine starke Mitgliederbasis zu unabhängigen, finanziell gesicherten Landesverbänden mit entsprechendem politischem Gewicht ­aufbauen. Mein Einsatz in den nächsten Jahren wird die Stärkung des BUND als zukunftsfähigen, demokratischen Mitgliederverband zum Ziel haben. Zudem stellt sich die Notwendigkeit für diese Doppelfunktion durch das Zusammenwachsen des Verbandes auf Bundesebene nicht mehr in dem Maße, wie das noch vor zehn Jahren der Fall war. Was war für Sie persönlich der wichtigste Erfolg, was die schmerzlichste Niederlage des BN? Es gibt drei wichtige Erfolge aus ­diesen 16 Jahren: Der eine ist, dass es in Bayern gelungen ist, den Atomausstieg mit inzwischen drei stillgelegten Reaktorblöcken unumkehrbar zu machen. Auch wenn das Ziel des sofortigen Atomausstiegs nicht erreicht wurde, ist das doch ein riesiger Schritt nach vorne. Der zweite große Erfolg ist die Rettung der letzten 70 Kilometer noch nicht verbauter Donau. Der dritte zentrale Erfolg ist, dass es gelungen ist, ­Bayern gentechnikfrei zu erhalten. Die schmerzlichste Niederlage des

BN in dieser Zeit ist die – auch höchstrichterliche – Genehmigung der dritten Start- und Landebahn am Münchner Großflughafen. Bis jetzt ist diese aber glücklicherweise noch nicht umgesetzt dank des ­gewonnenen Bürgerentscheids in München gegen den Bau der dritten Startbahn. Die schmerzlichste Niederlage nicht nur für den BN, sondern für die Natur insgesamt während meiner jahrzehntelangen Tätigkeit war der Bau des Rhein-Main-DonauKanals zwischen Nürnberg und Kelheim, zumal sich alle unsere negativen Prognosen bewahrheitet haben, dass dieser Kanal auch ökonomisch ein sinnloses Projekt darstellt. Was wünschen Sie sich für die ­Zukunft des BUND Naturschutz? Ich wünsche mir, dass es auch in Zukunft gelingt, den BUND Naturschutz in seiner ehrenamtlichen Grundstruktur als schlagkräftigen, dem Gemeinwohl verpflichteten Natur- und Umweltschutzverband zu erhalten. Und dass es uns gelingt, möglichst viele junge Menschen ­ für dieses Anliegen zu begeistern und in ihnen die Liebe zur Natur zu ­wecken. Das Interview führte Luise Frank.

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Fotos: Toni Mader

Ehrung für »Mister Umweltschutz« Josef Göppel (Mitte) freute sich über die Auszeichnung mit dem Bayerischen Naturschutzpreis. Überreicht wurde er durch den BUND-Vorsitzenden ­Hubert Weiger, den neuen BN-Vorsitzenden Richard Mergner und seine beiden Stellvertreter Doris Tropper und Sebastian Schönauer.

Naturschutzpreis 2018 verliehen

BUND Naturschutz ehrt Josef Göppel

Liebe Mitglieder

Für seine großen Verdienste im Natur- und Umweltschutz, ­insbesondere für sein Engagement für die Idee der Landschaftspflegeverbände und für Erneuerbare Energien, verlieh der BN dem CSU-Politiker Josef Göppel im März den Bayerischen Naturschutzpreis – die höchste Auszeichnung des Verbandes.

Wechsel im Vorstand

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ie haben es vielleicht schon aus den Medien oder von Ihrer Kreisgruppe erfahren: Dieses Editorial ist das letzte in dieser Zusammensetzung. Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger hat auf der Delegiertenversammlung in Eichstätt sein Amt zur Mitte der Wahl­ periode zur Verfügung gestellt. Lesen Sie dazu auch das Interview auf Seite 5. Der bisherige Landes­ beauftragte Richard Mergner wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Er übernimmt damit die Führung eines finanziell und an der Basis ­solide aufgestellten Verbandes. Das Vorstandsteam bleibt im Amt, so dass eine kontinuierliche Arbeit ­gewährleistet ist. Mehr über den

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Wechsel an der Spitze des BN lesen Sie im nächsten Heft. Auch unter neuer Führung wird dem BUND Naturschutz die Arbeit nicht ausgehen. Schon die erste Regierungserklärung des neuen bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder hat das deutlich gemacht. Den Suchprozess um einen dritten Nationalpark in Bayern, den eine große Mehrheit der Bevölkerung ausdrücklich begrüßen würde, hat Söder als eine der ersten Amtshandlungen eingestellt. Das Landesentwicklungsprogramm, das weiterem Flächenfraß Tür und Tor öffnet, soll nicht geändert werden. Dafür hat Markus Söder die geplante Skischaukel am Riedberger Horn fürs erste wieder in der Schublade verschwinden lassen. Es ist offensicht-

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ayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (seit der Kabinetts­um­bildung nicht mehr im Amt) ­bezeichnete ihren Parteikollegen Göppel in ihrem Grußwort als »Mr. Naturschutz in der CSU« und als »Symbolfigur der Aufrichtigkeit.« Es gäbe kaum einen Politiker, der so »unbeirrbar klar in der Analyse« sei, was besser werden müsse, und kaum einer, der das auch so mutig

lich, dass der Ministerpräsident sich bemüht, konfliktbesetzte Themen rechtzeitig vor dem Landtagswahlkampf »abzuräumen«. Doch eine Politik, die Bayerns Zukunft sichert, braucht mehr als Schnellschüsse in der Hoffnung auf Wählergunst. Der BUND Naturschutz wird das neue bayerische Kabinett genau im Auge behalten und aktiv werden, wenn die Politik der Staatsregierung unsere natürlichen Lebensgrund­lagen gefährdet. So wird der BUND Naturschutz sich weiterhin stark machen für weitere Nationalparke in Bayern und dafür Überzeugungsarbeit ­leisten. Der BN unterstützt zudem das Volksbegehren gegen den Flächenfraß in Bayern. Ministerpräsident Söder hat angekündigt, bei der bis-


Leben und Wirken im Einklang mit der Natur Der BUND-Vorsitzende Hubert ­Weiger bezeichnete Göppel in seiner Laudatio als einen Politiker, der zu seiner Überzeugung stünde und sich nicht von Parteizwängen leiten ließe. 1970 ist der Diplom-Forst­ ingenieur sowohl in die CSU als auch in den BUND Naturschutz eingetreten. »Es gehörte beides für Dich untrennbar zur Bewahrung der Schöpfung zusammen«, so Weiger. Allerdings eckte Göppel mit seiner ­Haltung in Umwelt- und Naturschutzfragen des Öfteren an. Auch wenn er dadurch »auf heftigen ­Widerstand« gestoßen sei, sei Göppel sich treu geblieben. »Dein ganzes politisches Wirken war und ist auf ein Leben und Wirtschaften im Einklang mit der Natur ausgerichtet.« So habe sich Göppel für ein Tempolimit auf Autobahnen, gegen eine dritte Start- und Landebahn am Münchner Flughafen sowie gegen die Wiederzulassung von ­Glyphosat eingesetzt. Auch mit sei-

herigen Linie bleiben zu wollen – also ausschließlich auf freiwillige Maßnahmen zu setzen, die deutlich erkennbar keinen Erfolg hatten. Nicht mit uns! Es ist höchste Zeit zu handeln, damit nicht Tag für Tag immer noch mehr von Bayerns Schönheit unter Asphalt und Beton verschwindet. Nachdem das Innenministerium die Zulassung des Volksbegehrens abgelehnt hat, liegt der Fall nun beim Bayerischen ­Verwaltungsgerichtshof zur Entscheidung. Der BUND Naturschutz wird ein, wenn es sein muss, unbequemer Partner der Politik bleiben, aber immer ein Anwalt der Natur. Sei es durch politische Forderungen oder beim tatkräftigen Anpacken. Gerade im März und April haben sich wieder

nem Nein zur Atomenergie sei Josef Göppel lange Zeit auf Konfliktkurs zur früheren Unionslinie gewesen. Als große Leistung für den Naturschutz würdigte Weiger die Schaffung der Landschaftspflegeverbände. 1986 hatte Göppel den ersten in seiner Heimat Mittelfranken gegründet – ein Erfolgsmodell. Heute gibt es stattliche 165 Landschaftspflegeverbände in 14 Bundesländern. »Mit dieser Initiative warst Du Deiner Zeit weit voraus: In den 1980er-Jahren prägten scharfe Gegensätze zwischen Naturschützern und Landwirten die Diskussion«, rief Weiger in Erinnerung. Durch die Landschaftspflegeverbände aber sei es Göppel gelungen, Spannungen zwischen beiden Parteien ab­ zubauen.

Vordenker im Bereich Erneuerbare Energien Als »visionäre Kraft« und als »Vordenker« bezeichnete er Göppel auch im Bereich der Erneuerbaren Energien. Weiger erinnerte an die vielen Initiativen in diesem Bereich, die Göppel auf den Weg gebracht habe, unter anderem bereits 1987 das Projekt »Strom aus Sonne in der Landwirtschaft« oder das mitbegründete Netzwerk Erneuerbare Energien in der Region Mittelfran-

mehrere tausend Menschen ehrenamtlich an den Amphibienrettungsaktionen des BN beteiligt. Sie haben Zäune aufgestellt, haben in den Abend- und Morgenstunden die Übergänge kontrolliert und viele, viele Frösche, Kröten und Molche über die Straßen getragen. Rund 600 000 Tiere können so Jahr für Jahr gerettet werden. Es ist die größte ­Artenschutzaktion in Bayern. Den Helferinnen und Helfern möchten wir an dieser Stelle ganz herzlich »Danke!« sagen für ihren Einsatz. Wir meinen: Diese beeindruckenden Zahlen und das bewundernswerte ehrenamtliche Engagement so vieler Menschen sollten deutlicher ins öffentliche Bewusstsein gelangen. Deshalb wird der BN mehr als bisher Öffentlichkeitsarbeit zu die-

ken, aus dem die Genossenschaft »Regionalstrom Franken« hervorging. »Energie in Bürgerhand« sei seine zentrale Vision gewesen. Göppel appellierte in seiner Dankesrede an die Zuhörer, die Schöpfung für die Kinder und Enkelkinder in ihrer Vielfalt zu erhalten. »Ohne den Druck von außen würde es viele Veränderungen zum Guten nicht geben.« Das Engagement der Bürger sei deshalb wichtig und es bräuchte stets eine kritische Masse, um poli­ tische Innovationen zu bewirken. Deshalb unterstütze er auch das bayerische Volksbegehren gegen Flächenfraß.

sem Thema machen, nach dem Motto: »Tue Gutes und rede darüber«. Mehr als bisher möchten wir interessierten Menschen so zeigen, dass es Spaß macht, im BUND Naturschutz mitzumachen und sich aktiv für die Umwelt einzusetzen – mit Kopf, Herz und Gummistiefeln.

Foto: Roggenthin

vertrete. Als Beispiel nannte sie die von ihm ins Leben gerufenen Landschaftspflegeverbände, die »ein Segen für unser Land« seien und ein »neues Miteinander« geschaffen hätten.

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Ihre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BN Ihr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

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Sebastian Schönauer wurde 75

Foto: Thomas Stephan

Ein Tausendsassa des Naturschutzes

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s gibt diesen Typ Mensch, bei dem man irgendwann einen eingebauten Akku vermutet, weil er über endlose Energie zu verfügen scheint. Der stellvertretende BNVorsitzende Sebastian Schönauer ist so jemand. Dass er diese Energie auch mit 75 Jahren in den Dienst des Umweltschutzes stellt, ist ein Glücksfall für den BN – und die Natur. Sebastian Schönauer hätte wohl selbst nicht gedacht, dass er hier zum Aktivisten für Wasserschutz werden würde, als er 1965 als Jung-

lehrer ins unterfränkische Rothenbuch kam. Seit den 60er-Jahren hatte der gebürtige Oberbayer eine enorme Zahl von Ehrenämtern inne, vom Jugendfußballtrainer über die Tätigkeit als SPD-Gemeinderat und zweiter Bürgermeister bis hin zu dem Engagement, das für sein Leben prägend werden sollte: der Einsatz für den Schutz des ­Wassers. Die Initialzündung dafür waren Pläne, im idyllischen Hafenlohrtal in der fränkischen Wahlheimat Schönauers einen gigantischen Trinkwasserspeicher zu errichten.

Er wurde zum Vorsitzenden der späteren »Aktionsgemeinschaft ­Hafenlohrtal« (AGH) gewählt. Doch eine Ablehnungsfront gegen die Pläne der Staatsregierung aufzubauen, genügte ihm nicht. Sebastian Schönauer arbeitete sich immer tiefer in das Thema Wasser, Gewässer und Gewässerschutz ein. Heute gilt er als ausgewiesener Experte, dessen Rat und Meinung gesucht wird. Er ist unter anderem Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser und Landesvorsitzender der Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung in Bayern. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, ­dass bei der Trinkwasserversorgung der Trend heute wieder weg von der ­Liberalisierung hin zur kommunalen Daseinsvorsorge geht. Seit 1992 ist er stellvertretender BN-Vorsitzender, seit 2008 Präsi­ diumsmitglied des Deutschen ­Naturschutzrings (DNR), dem Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisa­ tionen. Und das Hafenlohrtal? Steht heute unter Naturschutz. Ehren­ amtlich engagierte Menschen wie ­Schönauer – die mit dem Akku – sind ein Glücksfall für jeden Verband. Auch mit 75 ist »der Wastl« aktiv wie eh und je. Der BUND ­Naturschutz gratuliert seinem stellvertretendem Vorsitzenden und hofft, dass das noch lange so bleibt!

Professor Heißenhuber erhielt Naturschutzmedaille

Foto: Toni Mader

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Große Freude Professor Alois Heißenhuber (Mitte) nahm seine Ehrung aus den Händen der beiden stellvertretenden BN-Vorsitzenden Doris Tropper und Sebastian Schönauer entgegen.

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er BUND Naturschutz ehrte im Februar Professor Alois Heißenhuber mit der Bayerischen Naturschutzmedaille. Professor Alois ­Heißenhuber zählt zu den führenden Agrarökonomen in Deutschland und hat sich schon frühzeitig für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes eingesetzt. Er studierte Agrarwissenschaften an der TU München in Weihenstephan. Nach Referendarzeit und Staatsexamen ging er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter zurück an die Universität. Im Jahr 1989 folgte seine Habilitation. Von 1996 bis 2013 war Heißenhuber Ordinarius des Lehrstuhls für Wirtschaftslehre des

Landbaues an der TU München in Weihenstephan. 2004 erhielt er die Ehrendoktorwürde von der Thrakischen Universität Stara Zagora in Bulgarien. 2008 bekam er die HansEisenmann-­Medaille verliehen. Er ist auch nach seiner Emeritierung ein viel­gefragter Referent, der sich für Ressourcenschutz in der Landwirtschaft einsetzt. Mit der Verleihung der Bayerischen Naturschutzmedaille an ­Professor Alois Heißenhuber würdigt der BUND Naturschutz seine großen agrarpolitischen Verdienste für eine nachhaltige und ressourcenschonende Umorientierung der Agrarpolitik.


Foto: Oswald Baumeister, Gesellschaft für ökologische Forschung

Was passiert mit Spenden an den BN?

Soll so bleiben Viele Naturfreunde haben für den Einsatz des BN für das Ried­berger Horn gespendet.

Wenn jeder Euro zählt Was macht der BUND Naturschutz eigentlich mit dem Geld, das die Menschen für einen bestimmten Zweck spenden? Am Beispiel Riedberger Horn möchten wir aufzeigen, was die Spenden unserer Mitglieder, aber auch vieler weiterer Freundinnen und Freunde der Natur, möglich machen. In diesem Fall etwas sehr Schönes: das Entstehen von soviel öffentlichem Druck, dass die Politik umschwenkt.

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n dieser Stelle gilt es, erst einmal »Danke!« zu sagen. Danke an alle Menschen, die große und kleine Summen »locker gemacht« haben, um den BN bei seinem Einsatz für die Rettung des Riedberger Horns zu unterstützen. Der Spendenaufruf zu diesem Thema stieß auf sehr erfreuliche Resonanz. Viele Naturbegeisterte in Bayern wollen, dass der schöne Gipfel im Allgäu vor der Verbauung durch eine Skischaukel bewahrt wird. Und tatsächlich scheint das Riedberger Horn – ­zumindest vorerst – gerettet (siehe Meldung auf Seite 30/31). Dass ­Ministerpräsident Markus Söder das umweltzerstörerische Projekt im April wieder einkassiert hat, ist sicher maßgeblich dem großen Druck zu verdanken, der in der Öffent­ lichkeit aufgebaut werden konnte. Doch was passiert mit den Spendengeldern? Was genau finanziert der ­Verband damit? Ein großes Projekt wie der Kampf um das Riedberger Horn und damit letztlich auch um den Alpenplan bedeutet viele zusätzliche Aufgaben für die hauptamtlichen Mitarbeiter des Verbandes. So haben die BN-­

Experten eine ganze Reihe von ­Stellungnahmen verfasst, unter anderem zur Flächennutzungsplan­ änderung der Gemeinden Balderschwang-Obermaiselstein, zum Antrag Hörnlebahn inklusive der zugehörigen Pisten sowie zur Änderung des Alpenplanes im Rahmen der Änderung des Landesentwicklungsprogramms.

Teuer: Gerichtsprozesse Der BUND Naturschutz hat ein umfangreiches geologisches Gutachten in Auftrag erstellen lassen. Es zeigt, dass es fachlich Risiken eines Skipistenbaus am Riedberger Horn gibt, und macht deutlich, dass diese auch rechtlich höchst relevant sind. Nach der ­Alpenkonvention sind der Bau und die Planierung von Pisten in geologisch labilem Gelände ­verboten. Die Gutachter kommen jedoch zu dem Schluss, dass die geplante Skischaukel sich weitgehend in geologisch labilem Gebiet befindet und daher das Vorhaben auf Grund der gesetzlichen Vorgaben der internationalen Alpenkonven­ tion nicht genehmigungsfähig ist. Zudem haben BUND Naturschutz

und LBV, unterstützt von einem breiten Bündnis von Alpin- und Umweltverbänden sowie dem Deutschen Naturschutzring, Normenkontrolle gegen die Alpenplanänderung eingereicht. Gerichtsverfahren sind kostenintensiv. In diesem Fall rechnet der BN damit, dass zwischen 30 000 und 50 000 Euro anfallen. Die zusätzlichen Spenden machen solche Anstrengungen oft erst möglich. Da zählt jeder Euro. Auch nach dem Schwenk von Ministerpräsident Söder werden die Verbände die Klage aufrechterhalten, um Rechtssicherheit zu bekommen. Sie begründen ihre Klage zum einen mit dem geologischen Gutachten. Zum anderen gehen die Verbände davon aus, dass eine Genehmigung der Skischaukel nicht möglich ist, da die Planung unter anderem gegen die Alpenkonvention und das europäische und nationale Naturschutzrecht verstößt. Nicht zuletzt kosten auch Info­ broschüren und öffentlichkeitswirksame Aktionen Geld. Der BN bleibt dran – dank Ihrer Unterstützung. (lf )

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Schreiben Sie uns!

Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-JohannMaier-Str. 4, 93049 Regensburg, oder an nu@bundnaturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

Mitarbeiter. Bei den Gütern reicht es ihr nicht, den Bedarf zu decken, sie setzt alles daran, Bedarf zu wecken. Sie bedient sich dabei der Werbung. Erklärtes Ziel der Werbebranche ist es, Menschen zu Entscheidungen zu bringen, die sie bei vernünftiger Überlegung nicht treffen würden. Wirtschaft und Werbung schaffen Unzufriedenheit und treiben sie immer weiter, indem sie Maßstäbe höher und höher setzen, z. B. das 1000-PS-Auto, das schon durch einen 1500-PS-Nachfolger ersetzt ist. Die Gewinne gehen an Wenige, die Steuern darauf in Paradiese. Dr. Rolf Grebenstein, BN-Ortsgruppe Immenstadt

Kleinod fränkischer Kulturlandschaft Zum Beitrag »Kulturlandschaft im Ausverkauf« in N+U 1/2018 erreichte uns dieser Leserbrief: In der Volkacher Mainschleife ist bei der Anlegestelle für Kreuzfahrt­ schiffe der Bau eines mehrstöckigen Hotels geplant und vom Volkacher Stadtrat genehmigt. Mir ist unverständlich, wie man in diesem Kleinod fränkischer Kulturlandschaft in der direkten Sichtachse zur bekannten Wallfahrtskapelle »Maria im

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Weingarten« solch ein Projekt gutheißen kann. Kulturlandschaft und Landschaftsschutzgebiete sind Allgemeingut, deren Wert nicht den kurzfristig gedachten finanziellen Interessen einer Gemeinde oder bestimmter Privatpersonen zum Opfer fallen darf. Es ist schlimm genug, dass im Hintergrund der Wallfahrtskapelle Windräder zu sehen sind. Nun soll auch noch im Vordergrund die Sicht verbaut werden. Leider wird in unserer Landschaft immer unsensibler mit jahrhundertelang gewachsenen Strukturen umgegangen. Ich habe die Region der Volkacher Mainschleife während meines Studiums und bei vielen Besuchen von Weinfesten schätzen und lieben gelernt. Ich erwarte als Tourist die Pflege und Wertschätzung der ­Kulturgüter. Sollte das Hotelprojekt realisiert werden, würde ich Volkach nicht mehr besuchen wollen, ­sondern auf andere Gegenden ausweichen. Bärbel Heindl-Tenhunen, Eckersdorf

Stromtrassen Dieser Leserbrief beschäftigt sich mit dem Beitrag zu Stromtrassen in Natur+Umwelt 3/2017: Ich habe mir gestern den Artikel von Herbert Barthel durchgelesen. Ich finde die Argumentationen sehr einseitig und unausgewogen. Die Argumente sind unvollständig. Das wichtigste Argument für die Gleichstromtrassen ist doch die Tatsache, dass zwischen den großen Erzeugern Windkraft in Norddeutschland und Wasserkraft in Norwegen und den großen Verbrauchern im Süden Deutschlands eine Lücke klafft, die geschlossen werden muss. Wer 100 % Erneuerbare will, kann auf die

Trauer um Christian Schütze

Im Februar verstarb der bekannte Umweltjournalist Christian Schütze im Alter von 90 Jahren. Schütze war von 1964 bis 1993 Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung, ­zuletzt in leitender Funktion. Er gilt als einer der, vielleicht der erste Umweltjournalist überhaupt im deutschen Sprachraum. Dem engagierten Christen lag die Bewahrung der Schöpfung stets am Herzen. Mit seinen Artikeln in der SZ und auch in zahlreichen Vor­trägen verhalf er dem Umweltschutzthema maßgeblich zu mehr Popularität. Der BUND Naturschutz würdigte sein Wirken 1976 mit der Verleihung des Bayerischen Naturschutzpreises.

Gleichstromtrassen nicht verzichten! Ihre Argumentation »dezentraler und regionaler Strukturen« klammert aus, dass die Lücken im Winter zwangsläufig mit fossilen Energieträgern gestopft werden müssten, wenn keine Verbindung nach Norddeutschland bzw. Nordeuropa hergestellt werden kann. Zum Thema »Stromautobahnen für Kohlestrom«: Eine HGÜ hat eine Nutzungsdauer von über 50 Jahren. Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken ist wahrscheinlich bis 2035 erledigt. Zum Argument »Für die Investitionen müssten die Steuerzahler aufkommen, den Nutzen hätten Konzerne und Investoren«: Für die Investitionen kommen die Stromnutzer über die Netz­ entgelte auf. Wer keinen Strom aus dem Netz zieht, hat auch keine ­Kosten. Dieter Bubenberger, Thalmässing

Foto: iStock/kruwt

Suffizienz Zum Titelthema in N+U 4/2017 ­erreichte uns diese Zuschrift: Das Problem zur Sufffizienz ergibt sich aus dem Selbstverständnis der Wirtschaft. Ihre eigentliche Aufgabe ist es, Bedarf zu decken, den Bedarf nach Gütern einerseits und den nach Arbeitsplätzen andererseits. Bei den Arbeitsplätzen wird der Selbstzweck der Wirtschaft offensichtlich, wenn sie sowohl Arbeitsplätze fordert als auch zusätzliche


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er wissen will, wie »Flächenfraß« aussieht: Bitte sehr, die Region um Erding ist ein Paradebeispiel. Rund um den historischen Ortskern nagen sich Wohngebiete immer weiter vor in die Ackerlandschaft – ein Resultat des Bevölkerungsdrucks auf München. Im Westen dehnen sich die Gewerbeflächen »West Erding Park« aus, mit hingeklotzten Gebäudeblöcken. Etliche Bauern in der Region haben ihre Felder in »Park & Fly«Plätze verwandelt. Immer wieder liegt ein fernes Grollen über der Kulisse: Der Flughafen lässt grüßen. Dazu das Rauschen der FTO, der Flughafentangente Ost. Doch nur wenige Kilometer von diesen optischen und akustischen Freudlosigkeiten entfernt, liegt ein Idyll, funkelt Wasser zwischen knorrigen Weiden und alten Birken: die Notzinger Weiher, ein ausgedehntes Landschaftsschutzgebiet aus kleinen Baggerseen. »Sie stammen vom Bau des Isarkanals vor mehr als 100 Jahren«, erklärt Gabriele Betzmeir, 61, während eines Spaziergangs um ihren Lieblingsweiher. »Die Menschen in unserer lärmgeplagten Region kommen hierher zum Baden und Erholen.« Auch Betzmeir, seit 2007 Vorsitzende des Kreisgruppe Erding, liebt diesen Ort.

Aufbegehren und mitgestalten Bei der Werdenfelserin weckte der Vater, ein Hobby­ imker und Freizeitgärtner, die Liebe zur Natur. 1989 verschlugen Beruf und Beziehung die Allgemeinärztin nach Erding, wo sie als junge Mutter dem BN beitrat. »Auslöser war der Reaktorunfall in Tschernobyl«, erinnert sie sich. »Ich war so verunsichert: Darf mein Kind nun in den Garten oder nicht?« Das Gefühl des Ausgeliefertseins – das mag Gabriele Betzmeir nicht. Lieber aufbegehren und mitgestalten, seien die Gegner auch so mächtig wie die Bayerische Staatsregierung. Und die dritte Startbahn? Das Thema ruht derzeit im politischen Eisfach, aber die Gruppe bleibt wachsam. »Mit einer weiteren Startbahn würden in der Gegend Lärm und Verkehr unerträglich«, sieht Betzmeir voraus. Auch gegen den geplanten Ausbau der FTO stellt sich die Gruppe.

Nicht tatenlos zusehen Gabriele Betzmeir leitet seit elf Jahren die BN-Kreis­gruppe Erding. Das große Thema im Umland von ­München und in Nachbarschaft des Flughafens: der Kampf gegen die weitere Verlärmung und Verbauung der Region.

Foto: Margarete Moulin

Letzte Oasen für Pirol und Ringelnatter bedroht An diesem Märztag zwitschern Meisen wie wild den Frühling herbei, ein Baumläufer strebt eine Pappel hinauf. »An heißen Tagen sonnen sich am Ufer Ringelnattern. Manchmal sehe ich Eisvögel und den Pirol«, so Betzmeir. Doch das Landratsamt plant hier einen Jugendzeltplatz. »Natürlich brauchen Jugendliche Freizeitmöglichkeiten«, sagt Betzmeir, selbst Mutter. »Aber die jetzige Planung würde diese Oase total zerstören.« Es sollen her: Servicehaus, Umkleidekabinen, Toiletten, Wasserwachtshaus. Frisch- und Abwasserrohre müssten verlegt sowie Zufahrtsstraße und Parkplätze asphaltiert werden, dazu etliche alte Bäume gefällt. Die Buchten, in denen der Laubfrosch laicht, sollen zu Sand- und Kiesstränden aufgeschüttet werden. Betzmeir schüttelt den Kopf, dass die rotbraunen Locken fliegen. »Was soll das werden – Eventzone? Wir haben jetzt geklagt«, so die Vorsitzende.

Gabriele Betzmeir

Die letzten Oasen retten Naturschutz in einer boomenden Region ist oft ein harter Kampf. Doch Gabriele Betzmeir will die Kurzsichtigkeit der Politik nicht tatenlos hinnehmen.

Größte Niederlage des Erdinger BUND Naturschutz war der Bau der Isentalautobahn. »Sie zerschneidet wertvolle Bachlandschaften«, so Betzmeir. Die leidenschaftliche Radlerin, meidet inzwischen die Gegend. »Es tut zu weh.« Was treibt sie weiter an, Widerstand zu leisten? Sie überlegt kurz und sagt dann: »Kurzsichtige Politiker machen einfach zu viel kaputt. Ich will ihnen wenigstens einen Knüppel zwischen die Beine werfen.« Margarete Moulin

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Konsumgüter langlebiger machen hilft der Umwelt

Reparieren statt wegwerfen

Illustration: Valentin Hoff

Wir Deutschen produzieren viel zu viel Müll. Immer mehr Menschen wünschen sich deshalb langlebige, reparaturfreundliche Produkte und einen einfachen Zugang zu Ersatzteilen – sowie Informationen, wie und wo man etwas reparieren (lassen) kann.

I

n alten und defekten Dingen das Schöne sehen, daraus hat Japan eine Kunst entwickelt. Kintsugi-Meister fügen Zerbrochenes aus Porzellan und Keramik mit Hilfe von Harz, Gold und Silber auf eine Weise wieder zusammen, dass es ihren Besitzern schließlich umso kostbarer wird. Kintsugi erinnert uns daran, dass wir endlich sind und nicht der Besitz über unser Glück entscheidet, sondern das Leben selbst. Aus wenig viel zu machen, war nicht nur in Japan eine Kunst. Es ist nicht sehr lange her, da wanderten noch Handwerker wie Töpfer, Schmiede, Tischler oder Maurer von Hof zu Hof, um Kaputtgegangenes zu richten: Keramik, Werkzeuge, Möbel, Mauern und Zäune und anderes mehr.

Die Autorin Die Ökonomin Christine Ax sitzt mit am »Runden Tisch Reparatur«, einer Initiative auch des BUND.

Schädlicher Überfluss Erst die Kombination aus steigender Produktivität und Globalisierung führten zu dem Überfluss, in dem wir heute leben. Ob Elektronikprodukte oder Bekleidung, vieles wandert heute – manchmal gar nicht oder kaum genutzt – voll funktionsfähig in den Müll. Selbst lang­ lebige Gebrauchsgüter wie Möbel sind heute Mode­

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artikel, die manche Verbraucherinnen und Verbraucher alle paar Jahre gegen Neues tauschen. Doch das Unbehagen an dieser Vernichtung von Werten wächst. Umfragen der Verbraucherverbände belegen: Fast drei Viertel aller Deutschen würden gern defekte Güter reparieren lassen oder selber reparieren. Einfach machen uns das die meisten Hersteller und der Handel nicht. Ersatzteile sind oft nicht verfügbar, oder wenn, nur zu unverschämten Preisen. Reparaturen werden damit unnötig teuer oder schlicht unmöglich. Trotz aller Bekenntnisse zur Kreislaufwirtschaft und zu einem nachhaltigen Konsum: Weder Gesetze noch die ökonomischen Rahmenbedingungen hindern die Hersteller daran, immer schneller am Rad der Ressourcenvernichtung zu drehen. Von einem Recht auf Reparatur sind wir noch weit entfernt. Der Widerstand aber wächst. Dass es anders geht, beweisen nicht nur die vielen Initiativen in Deutschland – darunter etliche Reparatur-Cafés des BUND. Auch herstellerunabhängige Netzwerke wie »Mein Macher« oder innovative Plattformen wie iFixit ermög­ lichen es heute jedem von uns, dieser Vergeudung etwas entgegenzusetzen. Gerade das Internet erweist sich bei der Suche als hilfreich und liefert viel Nütz­ liches zu Reparaturen: Von Video-Tutorials zum Selbermachen über komplette Reparatursets bis hin zu Plattformen, die Adressen und Telefonnummern von Experten oder Initiativen bereitstellen. Aus alt mach neu Schließlich boomt auch das »Upcyling«: Aus alt mach neu – oder sogar besser als neu. Aus alten Brettern werden neue Möbel. Textilien, von denen man sich nicht trennen mag, werden in alternative Kleidungsstücke umgewandelt. Und alte Radios so modernisiert, dass sie die digitale Revolution überleben. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Wie sagte Kyle Wiens, Gründer von iFixit: Wer einen Gegenstand repariert, macht ihn wieder lebendig und eignet sich ihn regelrecht an – auch weil man jetzt versteht, wie er funktioniert. Christine Ax Praktische Links:

→ www.reparatur-initiativen.de → www.mein-macher.de → www.ifixit.de → www.bund.net/reparieren → www.sekundaer-schick.de → www.os2-designgroup.de


Atemberaubende Ausblicke Die Wanderungen in der Weite der norwegischen Landschaft führen in die Tundra, zu Seen und Wasserfällen.

Wandern im norwegischen Nationalpark Rondane

Tür an Tür mit der Wildnis Überwältigende Naturschönheit für wetterfeste Wanderer – eine neue BUND-Reise lädt ein, auf skandinavisch entspannte Art den Süden Norwegens zu entdecken.

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ndlich ist es so weit. 20 Stunden sind wir mit der Fähre über die Ostsee gefahren, übers Baltische Meer, und nun tauchen vor uns die Häuser Oslos auf. Norwegen, wir kommen! Wir steigen um in den Zug. Draußen vor den Fenstern zieht das Gudbrandsdalen vorüber, das längste Tal Norwegens, in dem sich der riesige Mjøsa-See erstreckt, mit rund 450 Metern einer der tiefsten Seen Europas. In diese urwüchsige Landschaft hatte Norwegens Nationaldichter Henrik Ibsen seine literarische Figur »Peer Gynt« hineingedichtet, auf dessen Spuren wir hier wandern werden. Unser erstes Ziel ist der kleine Ort Venabygd, mitten in Rondane, dem ältesten Nationalpark Norwegens. 24 Zweitausender erheben sich hier, dazwischen gekuschelt zahlreiche Seen. Unser Hotel liegt in der Nähe des Flaksjo-Sees zu Füßen des Svartfjells, umrahmt von beeindruckend aufragenden Bergflanken. Es ist unser Basislager für die kommenden vier Tage, in denen wir unsere Streifzüge ins Fjell unternehmen. Das Fjell, das ist die Bergtundra, die Region oberhalb der Nadelbaumgrenze, hier wachsen nur noch Weidengebüsch, dicke blaue Heidelbeeren und bittersüße, orangefarbene Moltebeeren. Ganz oben in Gipfelnähe schließlich überziehen nur noch Rentierflechten wie dicke Polster die Steine. Überraschend, wie bunt sie sind. Da gibt es kräftige Rot- und Brauntöne, helles Gelb und Grün, dazwischen weiße und orangefarbene Tupfer. Mit etwas Glück bekommen wir hier wilde Rentiere zu sehen.

Einen Logenblick über die rundkuppigen Berge Rondanes bietet der Aufstieg über den Rücken des ­Veslefjell, beim Abstieg kommen wir zum Wasserfall Myfall. Über 100 Meter Höhe und drei Fallstufen hinweg stürzt hier das Wasser in die Tiefe. Viel Weite, viel Himmel Der zweite Teil der Reise ist der Region Gålå, ausgesprochen Golo, gewidmet. Von hier aus starten wir zu einer exklusiven Wildtierbeobachtung, auf der Suche nach Spuren von Fuchs, Reh und vielleicht sogar Elch. Ein Besuch wert ist auch der Landhandel in Gålå, ein Mischung aus Supermarkt und Tante-Emma-Laden. Etwas vergessen? Souvenir gefällig? Kein Problem. Von Schnürsenkeln über Regenjacken bis hin zu Rentierfleisch und Trockenfisch kriegt der Kunde hier alles, nebst einer freundlichen Beratung in der typisch norwegisch-entspannten Art. Vom Aussichtsberg Skjerellkamben reicht der Blick bis zu den vergletscherten Bergketten von Jontunheimen. Wir wandern ein Teilstück des bekannten Fernwanderweges, dem Peer-Gynt-Stien, am Ufer des FeforSees entlang. So viel Weite, so viel Himmel! Norwegen ist wie gemacht dafür, sich zu bewegen und dabei gedanklich innezuhalten. Nur wetterfest sollte man sein – wir sind schließlich in Skandinavien! Unsere Touren lassen wir abends in sehr guten Hotels bei internationaler und regionaler Küche ausklingen. Lucia Vogel

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Reisetermin 12. – 22. August 2018 Infos zu Reisepreis und Anmeldung bei BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10 90489 Nürnberg Tel. 09 11- 5 88 88-20 Fax 09 11- 5 88 88 22 www.bund-reisen.de


»Hin und her und rundherum – kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.« Das erlebte nicht nur Onkel Fritz so, im Kampf mit den Mai­ käfern, vor 150 Jahren bei »Max und Moritz«. Nein, früher waren die I­ nsekten viel gegenwärtiger. Sollten Sie es nicht selbst noch ­erlebt haben, fragen Sie Ihre Eltern oder Groß­ eltern: Mit jedem Frühjahr erwachte draußen das ­Milliardenheer der kleinen Kerbtiere zu neuem Leben. Überall krabbelte es, zirpte es, summte es. An warmen Tagen war die Luft erfüllt von Fliegen und Käfern aller Art, von Schmetter­ lingen und von Bienen. Ein Schauspiel, das heute ­selten geworden ist. Natürlich können (manche) Insekten auch sehr lästig sein, nicht jeder wird sie deshalb vermissen. Doch für die biologische Vielfalt, für die Zukunft der Öko­ systeme und damit auch unser Über­leben sind Insekten schlicht unentbehrlich. Sie verdienen unseren bestmöglichen Schutz.

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Foto: Alle Insektenporträts Seite 14 – 23: Wolfgang Willner

Rettet die Insekten!

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Imposante Erscheinung Der Große Eichenbock (Heldbock) ist europaweit geschützt.


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er beschreiben will, welche Bedeutung Insekten für unsere Erde haben, muss zu Superlativen greifen. Da ist ihre schiere Vielfalt: Rund eine Million Insektenarten wurde bisher beschrieben, über 60 Prozent aller heute bekannten Tiere. Vor allem in den Tropen rechnet die Wissenschaft mit etlichen weiteren Millionen noch unentdeckten Insekten. Dazu kommt die Vielzahl, in der bestimmte Insekten auftreten. So übersteigt die globale Biomasse aller Ameisen die von uns Menschen bei Weitem. (Sie übertrifft auch die Biomasse aller übrigen Insekten zusammen.) Insekten spielen deshalb eine überragende Rolle für praktisch alle Landlebensräume – auch darum, weil sie weltweit etwa die Hälfte der grünen Pflanzenmasse fressen. Für Nachschub sorgen sie (genauer: die Blütenbesucher unter ihnen) dadurch, dass sie es sind, die die meisten Pflanzen bestäuben.

Insekten

Einfach unersetzlich Eine Welt ohne Insekten? Undenkbar. Ihr natürlicher Wert ist gar nicht hoch genug zu schätzen.

Nahrungsgrundlage für viele Arten Fast 90 Prozent aller Pflanzenarten sind für ihre Fortpflanzung zumindest teilweise auf Insekten angewiesen. Dazu zählen viele wichtige Nutzpflanzen – die menschliche Ernährung ist abhängig von dieser Bestäubungsleistung. Nicht nur wegen des Honigs hält der Mensch also seit Jahrhunderten Bienen: Die Arbeiterinnen eines einzigen Bienenstocks können täglich zwei bis drei Millionen Blüten anfliegen. Doch Insekten sichern nicht nur unsere Ernährung. Sie bilden die Nahrungsgrundlage unzähliger anderer Tiere. 60 Prozent der heimischen Vogelarten fressen hauptsächlich Insekten. Und viele weitere Vögel fangen wenigstens zur Brutzeit Insekten, um damit ihre Jungen zu füttern. Die Hauptnahrung stellen Insekten außerdem für Fledermäuse, für viele Amphibien und Reptilien oder für Spinnen dar. Gefressen werden Insekten auch von ihresgleichen. Räuberische Insekten sind in der Natur die wichtigsten Fleischfresser, die von Pflanzenfressern leben – sie fressen mengenmäßig weit mehr als alle großen Fleischfresser zusammen. Auch das ist ein Hinweis auf ihre immense Bedeutung für die Biosphäre. Bizarre Gestalten, betörende Farben Abgesehen von ihrer ökologischen und ökonomischen Bedeutung faszinieren uns Insekten in vielerlei Hinsicht: ob wegen der Fülle ihrer Lebensformen, ihrer – nah betrachtet – oft bizarren Gestalt, ihrer betörenden Farben. Oder denken wir an die komplexe Organisation staatenbildender Insekten, das Wunderwerk eines Ameisenhaufens oder Wespennestes. Ein Sommertag ohne das Zirpen der Grillen, das Gaukeln der Schmetterlinge, das Brummen der Käfer – und ohne all die anderen Tiere, die von ihnen leben? Nein, das ist einfach unvorstellbar. So weit dürfen wir es niemals kommen lassen. Kai Frobel

Farbenfrohe Schönheiten Zwei von zahllosen bedrohten Tagfaltern: Maivogel und Großer Schillerfalter

Der Autor Kai Frobel ist Sprecher des BUND-Arbeits­ kreises Naturschutz.

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Warum verschwinden die Insekten?

Gift und Gülle Heute fliegen weit weniger Insekten herum als noch vor einem Vierteljahrhundert – so das Fazit einer Studie aus Nordrhein-Westfalen, die vor einigen Monaten für Wirbel sorgte. Für d ­ iesen Rückgang gibt es plausible Gründe.

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roße Aufmerksamkeit erregte im vergangenen Oktober eine Studie aus Krefeld. Ehrenamtliche Biologen konnten dank langjähriger Feldforschung einen drastischen Schwund von Fluginsekten belegen. Im Schnitt ging die Menge – genauer: die Biomasse – der Insekten, die an 60 Orten vor allem im Rheinland in ihre Netze flogen, binnen 27 Jahren um etwa drei Viertel zurück. Wie ist dieser erschreckende Verlust zu erklären? Auch wenn das im Einzelnen noch nicht erforscht ist – die Ursachen des Insektensterbens liegen auf der Hand. Um zu retten, was noch zu retten ist, sollten wir den mutmaßlich wichtigsten Faktoren rasch etwas entgegensetzen. Diese sind:

1. Verarmung der Landschaft

Die industrielle Landwirtschaft hat Deutschland eines Großteils seiner einstigen Vielfalt beraubt. Ob Weiden und Streuwiesen, Hecken oder feuchte Senken – verbreitet fielen sie in den letzten Jahrzehnten der »Flurbereinigung« zum Opfer. Aus einer klein parzellierten und artenreichen Kulturlandschaft wurde so eine eintönige und strukturarme Agrarwüste, die Wildtieren und Wildpflanzen kaum noch Nischen bietet. Ihre intensive Bewirtschaftung mit immer größeren Maschinen und schnellwüchsigen Sorten sowie das

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Verschwinden von Ackerbrachen und Feldrändern taten ein Übriges. All dies verdrängte die Natur und damit die Mehrzahl der Insekten aus unserer Kulturlandschaft.

2. Agrargifte

Die intensive Landwirtschaft hat viele Nachteile. Mit der großflächigen Vermaisung und Verrapsung, eintöniger Fruchtfolge und anfälligen Hochleistungssorten züchtet sie sich die passenden »Schädlinge« förmlich heran. Als Antwort auf dieses hausgemachte Problem greifen Bauern und Bäuerinnen zu immer wirksameren Giften. Weltweit am häufigsten kommt heute Glyphosat zum Einsatz. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz überlebt. Damit trägt Glyphosat ganz maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei. Traurige Berühmtheit erlangte auch die Stoffgruppe der Neonikotinoide. Diese Nervengifte stören unter anderem das Orientierungsvermögen der Bienen und schwächen ihr Immunsystem. Problematisch und wenig untersucht ist schließlich auch die kombinierte Wirkung verschiedener Pestizide auf Wildtiere. Übrigens: In der ökologischen Landwirtschaft sind chemisch-synthetische Pestizide tabu.

3. Überdüngung

Deutschland hat nicht nur in den Städten ein Stickstoffproblem, beim Kampf gegen die Luftverschmutzung durch dreckige Diesel. Gravierend wirkt sich ein Zuviel an Stickstoff auch in der Natur aus. Hauptverantwortlich ist hier wieder die Agrarindustrie. Mittels Kunstdünger und der Gülle aus der Massentierhaltung ge-


Bedrohte Artenvielfalt Nicht nur Insekten wie Kreiselwespe (links Seite 16) und Kahlrückige Waldameise (links) sind vom Verlust ihrer Lebensräume bedroht – die heimischen Spinnen dürften von den Gefährdungsfaktoren ähnlich stark betroffen sein (rechts: Rote Röhrenspinne).

langt sehr viel Stickstoff in die Umwelt. Regional kommt es dadurch zur Überdüngung von Böden und Gewässern. Zudem wird der Stickstoff großräumig über die Luft verbreitet. Betroffen von dieser unerwünschten flächenhaften Düngung sind alle Lebensräume. Geschädigt werden auch streng geschützte Lebensräume, deren Wert gerade darin besteht, dass sie von Natur aus nährstoffarm sind und vielen spezialisierten Pflanzen- und Tierarten ein Refugium bieten. Unter ihrer Entwertung leiden nicht zuletzt zahllose Insektenarten.

4. Intensive Forstwirtschaft

Deutschlands zweitwichtigste Landnutzung ist die Forstwirtschaft. Doch sie nutzt den Wald nach wie vor mit zu hoher Intensität. So hinterlassen schwere Erntemaschinen im Wirtschaftswald verdichtete Böden, es gibt viel zu wenige alte Bäume und kaum dickes ­moderndes Holz – wichtige Lebensräume für eine Fülle von Insekten. Pestizide, die zur Bekämpfung von Schwammspinner, Maikäfer und Co. versprüht werden, machen der Insektenfauna zusätzlich zu schaffen. Naturwälder und Waldwildnis frei von forstlichen Eingriffen sind hingegen noch immer Mangelware.

5. Versiegelter Boden

Die deutsche Wirtschaft wächst, und mit ihr die Zahl neuer Siedlungen, neuer Gewerbegebiete und Straßen. 66 Hektar fruchtbarer Boden verschwinden derzeit jeden Tag unter Asphalt und Beton, Lebensraum unzähliger Insekten, oberirdisch wie unterirdisch. Eigentlich wollte die Bundesregierung diesen Verlust bis 2020 auf 30 Hektar bremsen. Doch sie tat nichts dafür. Nun

will sie bis 2030 auf unter 30 Hektar kommen – und wird auch dieses Ziel verfehlen, wenn sie das Problem nicht bei der Wurzel packt (etwa mit einer Vorschrift, dass jede Neuversieglung anderswo durch einen Rückbau von Straßen, Parkplätzen et cetera ausgeglichen wird).

6. Tödliches Licht

Wussten Sie, dass die Mehrheit der Insekten nacht­aktiv ist? Und die meisten Arten von Licht angezogen werden? Geschätzt eine Milliarde Insekten lassen ihr Leben in einer einzigen Sommernacht allein an Deutschlands Lampen. Sie verbrennen oder sterben vor Erschöpfung. Zudem stört das künstliche Licht ihren Tag-NachtRhythmus und ihr Jagd- und Fortpflanzungsverhalten. Die Lichtverschmutzung nimmt weltweit zu, wie Sa­ tellitenbilder Jahr für Jahr dokumentieren. Auch in Deutschland, obwohl hier immer mehr LED-Lampen zum Einsatz kommen. Diese sind zwar relativ insektenverträglich, im Betrieb aber deutlich günstiger. Das führt dazu, dass viele Kommunen ihre Beleuchtung ausweiten.

7. Naturfeindliche Privatgärten

Drei Prozent unserer Landesfläche nehmen private Gärten ein. Darin verteilen die Deutschen jedes Jahr rund 600 Tonnen Pestizide. Wegen diesem Gifteinsatz und ihrer häufig sterilen Gestaltung eignen sich viele Gärten nur sehr eingeschränkt als Lebensraum für ­Insekten. Dabei wären sie so wichtig als Oasen der ­biologischen Vielfalt in der heute stark verarmten Kulturlandschaft. (sz)

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Im Interview

»Insekten haben keine Lobby« Dank der Krefelder Studie wurde das Insektensterben in unseren Breiten erstmals einer ­größeren Öffentlichkeit bekannt. Wie ist die Studie einzuordnen und was muss aus den Erkenntnissen folgen? Professor Johannes Steidle ist Tierökologe am Institut für Zoologie der Universität Hohenheim. Mit ihm sprachen ­Silvia Bender, Leiterin der BUND-Abteilung ­Biodiversität, und Redakteur Severin Zillich.

Sieht viel Handlungsbedarf: Unser Interviewpartner, der Tier­ ökologe Professor Johannes Steidle

Natur+Umwelt: Herr Steidle, sind die Ergebnisse der Krefelder aussagekräftig und repräsentativ? Professor Steidle: Ich denke: ja. Bekanntlich wurden sie überwiegend in NRW erhoben und sind erst einmal hierfür gültig. Doch wir verfügen auch über andere Daten. Die Roten Listen des Bundesamtes für Naturschutz und viele andere, auch europaweite Studien liefern uns Belege für eine massive Abnahme von Insektenarten. Die Krefelder Studie ergab nun, dass außerdem auch die Zahl der Individuen abnimmt, ihre Biomasse. Für viele Leute, die sich damit länger beschäftigen, kam dieser Befund kaum überraschend. Man kann die Studie also sicher verallgemeinern. Warum sollte NRW auch andere Ergebnisse liefern als der Rest Deutschlands? Es wurden immerhin 63 Standorte untersucht. Und dieser Schwund begann wohl nicht erst vor 25 Jahren. Sie haben in einem Vortrag Studien zitiert, die einen starken Rückgang der Insekten schon ­zwischen den 1950er und 80er Jahren dokumentieren. Genau, ganz neu ist dieses Phänomen also nicht. Forschen Sie an Ihrem Lehrstuhl direkt über das Insektensterben? Eher nein, wir haben in den letzten Jahren hauptsächlich die Entstehung neuer Arten untersucht, nicht ihr Aussterben. Weil das Problem des Insektensterbens aber nun so akut geworden ist, haben wir begonnen, auch in diese Richtung zu forschen. So gelang es jüngst mit einer Bachelorarbeit, deutliche Abwärtstrends bei zwei Wildbienenarten nachzuweisen. Zudem untersuchen wir, wie seltene Insekten mit Pheromonfallen leichter erfasst werden können. Für wie bedenklich halten Sie die ökologischen Folgen des Insektensterbens? Insekten bilden einen erheblichen Bestandteil praktisch aller Ökosysteme. Wir Menschen hängen von di-

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versen Leistungen dieser Systeme ab: Sie liefern uns frisches Wasser, frische Luft, die Bestäubung der Pflanzen und so weiter … Fällt ein elementarer Teil dieser Systeme weg, funktioniert all das nicht mehr. Wenn also richtig ist, was in den Lehrbüchern steht – und ich selbst gebe das in meinen Vorlesungen wieder –, stehen wir ziemlich knapp vor einer Katastrophe. Nicht wenige halten das Insektensterben für letztlich geringfügig, eine Petitesse … Und das ist ein riesiges Problem. Insekten haben keine große Lobby, sie werden zumeist eher negativ betrachtet: Die nerven im Sommer ja nur! Auch in Medien wie »Spiegel Online« wird das Problem gerne mal lächerlich gemacht. Was natürlich völlig unangemessen ist. Einfluss auf das Insektensterben hat sicher ein Bündel von Faktoren, vor allem aber – aus Sicht des BUND – die industrielle Landwirtschaft. Gibt es daran aus wissenschaftlicher Sicht irgendeinen Zweifel? Nein. Dass die Landwirtschaft ein massives Problem darstellt, ist offensichtlich, das kann jeder Laie nachvollziehen. Läuft man hinaus in die Felder, sieht man: Da stehen meist nur noch Nutzpflanzen, und am Ackerrand vielleicht mal ein schmaler Grasstreifen. Wo sollen da noch Insekten leben? Für die ist das so wertlos wie ein geteerter Parkplatz. Der Punkt ist: Viele Insektenarten sind spezialisiert auf ganz bestimmte Pflanzen. Werden diese verdrängt und vergiftet, finden wir auch die entsprechenden Insekten nicht mehr.


Was ergibt sich daraus für Politik und Forschung? Wir benötigen einen massiven Wandel unserer Landwirtschaft. Dabei will ich die Schuld gar nicht allein den Landwirten zuschieben, von wegen: Die sollen mal nachhaltig produzieren … Die verdienen oft nicht viel und können sich die nötigen Maßnahmen für den Naturschutz nicht leisten. Ich habe mit etlichen gesprochen – das sind im Grunde Getriebene eines falschen Systems. Die Agrarpolitik muss ihnen finanziell weit bessere Anreize bieten, nicht mehr so katastrophal zu wirtschaften. Völlig vorbehaltslos müssen wir jetzt überlegen: Wie bekommen wir die biologische Vielfalt zurück in die Agrarlandschaft? Und das dann rasch umsetzen! Das Allermeiste, was die EU im Rahmen des »Greenings« der Landwirtschaft bisher fördert, erscheint vor dem Hintergrund des Insektensterbens schlicht wirkungslos. Ob es da um die Förderung von Leguminosen oder das Nutztier Honigbiene geht – wir müssen wirklich jede Maßnahme darauf abklopfen, ob sie wirklich etwas bbringt für die Biodiversität. Und die Forschung? Eine Studie, wie sie die Krefelder angestellt haben, ist an einem klassischen Forschungsinstitut schwer vorstellbar. Die haben ja in den 90er Jahren im Prinzip ins Blaue hinein begonnen, Proben zu nehmen – während wir uns immer an konkreten Hypothesen orientieren.

Für eine solche Studie hätte ich kaum Chancen auf Förderung. Andrerseits hätte man natürlich früher darauf kommen können, ein öffentlich finanziertes InsektenMonitoring zu starten, wie es jetzt erst geplant ist und hoffentlich bald umgesetzt wird. Nach weiteren Untersuchungen rufen nicht zuletzt jene, die weiter auf Zeit spielen und die Konsequenzen der Krefelder Studie scheuen. Genau, die Frage ist ja: Wie wahrscheinlich ist es, dass wir uns irren, wenn wir aus dieser Studie auf ein Insektensterben schließen? Ich meine: sehr unwahrscheinlich. Wir müssen also sofort handeln, für weitere langfristige Studien fehlt schlicht die Zeit. Ich schätze, zehn bis fünfzehn Jahre bleiben uns noch, um hier gegenzusteuern. Wie beurteilen Sie die anhaltende Diskussion über das Insektensterben? Aufgeregt hat mich die Debatte um Glyphosat: Im Zentrum stand da die Frage, ob dieses Pestizid womöglich Krebs erregt. Dabei ist das doch völlig zweitrangig! ­Glyphosat zerstört wie wohl kein anderes Mittel die Vielfalt der Pflanzen, und damit die Grund­lage unserer Insektenfauna – was viel, viel wesentlicher ist. Hier müssen wir dringend nach Alternativen suchen.

Am Teich, im Wald, auf dem Trockenrasen Viele Insektenarten sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht: Ameisenjungfer (ganz links) – Gebänderte Heidelibelle (links oben) – Maikäfer (links unten) – Italienische Schönschrecke (unten).

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Foto: BUND Sachsen

Die Politik in die Pflicht nehmen Anfang März forderte der BUND vor dem Sächsischen Landtag, die Ursachen des Insektensterbens zu er­ forschen und zu bekämpfen.

Aktiv werden gegen das Insektensterben

Höchste Zeit zum Handeln Der BUND engagiert sich immer öfter ganz gezielt für den Schutz von Insekten. Doch letztlich kommt fast jede unserer Aktivitäten den kleinen Tieren zugute – von den bundesweiten Kampagnen bis zur Biotoppflege der lokalen Gruppen.

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alten wir fest: Wer die bedrohliche Lage unserer ­Insekten verbessern will, muss vor allem bei der Landwirtschaft ansetzen. Für den BUND bedeutet das, sein langjähriges Engagement für eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft mit viel Einsatz weiterzuführen. Und dieser Einsatz reicht Jahrzehnte zurück. Schon in den 1970er und 80er Jahren gehörte der Kampf gegen die »Flurbereinigung«, die Ausräumung und Verödung der Agrarlandschaft, zu unseren wichtigsten Anliegen. Dabei ist es bis heute geblieben. Mit alljährlichen Großdemos zur Grünen Woche oder Kampagnen wie zuletzt gegen Glyphosat macht der BUND deutlich: Wir haben sie satt, die immer intensivere und industriellere Landwirtschaft. Schmetterlinge und Bienen Viele unserer übergeordneten Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, die biologische Vielfalt zu schützen. Und damit natürlich auch die Insekten. Ob der BUND sich

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für mehr Wildnis und große Schutzgebiete ausspricht oder für eine umweltgerechte Verkehrspolitik, ob wir einen wirksamen Klimaschutz fordern oder generell ein politisches Primat für die Nachhaltigkeit. Gezielt setzt sich der BUND seit Langem für die heimischen Schmetterlinge ein. Viele Jahre riefen wir zur Teilnahme am »Abenteuer Faltertage« auf (und tun dies auf regionaler Ebene bis heute). Zahllose Mitglieder und Gruppen beobachten und zählen Schmetterlinge, gestalten Gärten, Balkone und öffentliches Grün möglichst falterfreundlich und informieren mit Ausstellungen oder Lehrpfaden über deren Ansprüche. Der BUND Nordrhein-Westfalen kürt zudem jedes Jahr einen Schmetterling des Jahres. Auch die Libelle des Jahres wird vom BUND ausgewählt. Damit wollen wir jeweils auf Arten und Gruppen von Insekten hinweisen, die unseren speziellen Schutz benötigen. Nur was man kennt, kann man auch schützen. Deshalb bietet der BUND Bestimmungshilfen für Schmet-


terlinge und Hummeln an. Hummeln sind Wildbienen, und den Bienen gilt schon länger unser besonderes ­Augenmerk (siehe die nächste Seite). Aktives Ehrenamt Gezielt für Insekten sind vor allem die ehrenamtlichen Gruppen des BUND aktiv. Dazu ein aktuelles Beispiel: Im rheinischen Langenfeld hat die Kreisgruppe mit einigen Verbündeten und der Stadtverwaltung eine ­ ­Aktion gestartet, die dem Insektenschutz in Privatgärten dient. Um viele Menschen für ihr Anliegen zu gewinnen, verteilte sie 1500 Tütchen mit Wildblumen­ samen sowie ergänzendes Infomaterial. Die Aktion fand großen Zuspruch. Demnächst sollen die insektenfreundlichsten Gärten Langenfelds prämiert werden. Selbst der WDR berichtete und wird die Aktion nun in ganz Nordrhein-Westfalen nachahmen. Verbreitet und typisch sind die lokalen Naturschutzaktivitäten des BUND. Zahllose BUND-Gruppen organisieren sich Jahr für Jahr aufs Neue, um wertvolle Nischen in der Kulturlandschaft zu bewahren. Und ganz gleich, ob es dabei vorrangig um den Vogelschutz, um ein seltenes Biotop oder bedrohte Orchideen geht – immer kommt dieser ehrenamtliche Einsatz auch den Insekten zugute.

Neuer Leitfaden In kleineren Bundesländern koordinieren oft die Landesverbände solche Pflegeeinsätze – oder Aktionen wie die vor dem sächsischen Landtag (siehe Bild links). Mit einem fast hundertseitigen, reich bebilderten Aktionsleitfaden hat kürzlich der BUND Naturschutz in Bayern auf das Insektensterben reagiert. Darin benennt er die Ursachen und erläutert, welche Maßnahmen die Agrarpolitik jetzt ergreifen muss. Dazu bietet er viele Tipps und praxisnahe Aktionsvorschläge für Bürge­ rinnen und Bürger sowie Gemeinden. Zwei Dutzend modellhafte Projekte aus ganz Bayern zeigen, was vor Ort möglich ist. (Bezug für 15 Euro bei der BN-Service-GmbH, www.service.bund-naturschutz.de) Falls auch Sie nun aktiv werden wollen: Nehmen Sie am besten Kontakt zu Ihrer Kreisgruppe auf! (sz)

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Bienen schützen

Ein Herz für Bienen Der Mai lockt uns derzeit alle ins Grüne hinaus. Vielleicht ist auch Ihnen schon aufgefallen: Es gibt deutlich weniger Insekten. Weil die aber ein Grundpfeiler unserer Natur sind, setzt sich der BUND für eine besonders populäre Insektengruppe ein – die Bienen.

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Die Autorin Corinna Hölzel ist die Expertin des BUND für Bienen und Pestizide.

Zwei von vielen Wildbienenarten Grauschuppige Sandbiene und Kleine Harzbiene

iele BUND-Landesverbände, Kreis- und und Ortsgruppen engagieren sich seit Jahren für den Schutz der Bienen. Sie pflegen Streuobstwiesen, säen Blühwiesen ein oder pflegen artenreiche Bergwiesen. Sie schaffen Nistplätze für Wildbienen, errichten Schaubienenstände und legen Lehrpfade zum Thema Wildbienen an. Damit (und mit anderem mehr) bewahren sie die Lebensräume seltener und bedrohter Arten und tragen dazu bei, das Wissen um die Bedeutung der Bienen zu verbreiten. Bienen brauchen Schutz »Die Bienen liegen uns besonders am Herzen« – so steht es im Koalitionsvertrag der neuen Regierung. Wir werden kritisch beobachten, welche Taten diesen schönen Worten folgen. In einem Bienenaktionsplan fordert der BUND die Landwirtschaft umzugestalten, Strukturen wie Blühstreifen, Feldraine und Hecken zu schaffen, neue Schutzgebiete auszuweisen sowie Glyphosat und die besonders bienengefährlichen Neonikotinoide zu verbieten. Schon über 145 000 Menschen unterschrieben bei unserer Aktion »a place to bee« für den Schutz der ­Bienen. Die Unterschriften wird der BUND noch im Mai an die Ministerinnen für Umwelt und Landwirtschaft übergeben. Handlungsbedarf sehen wir speziell bei den »Neoniks«: Der BUND hat wiederholt auf ihre Gefährlichkeit für Bienen hingewiesen und Lebensmittel wie Honig auf Rückstände dieser Nervengifte getes-

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tet. Erst im März bestätigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit die Gefährdung von Honigund Wildbienen durch drei Neonikotinoide. Die EU hat daraufhin die Anwendung dieser Stoffe im Freiland verboten, was Umwelt- und Agrarministerin gleichermaßen begrüßt haben. Die einheitliche Meinung lässt hoffen. Wir bleiben dran und werden Svenja Schulze und Julia Klöckner auch an ihr Versprechen erinnern, zügig ein Aktionsprogramm für Insekten zu starten. Kommunen brauchen Bienen Vor vier Jahren rief der BUND das Projekt »pestizidfreie Kommunen« ins Leben. Unser Ziel: Kommunen zu motivieren, ihre Grünflächen, Spielplätze, Gärten und Wege ohne Pestizide zu pflegen und sterile Rasenflächen in bunte Blühwiesen zu verwandeln. So erzeugen die Gemeinden Nischen für Bienen und Falter, die in der Agrarsteppe längst verschwunden sind. Und sie erhöhen die Lebensqualität: Hobbygärtnerinnen ernten gesundes Obst und Gemüse, Stadtimker unbelasteten Honig. Menschen leben in gesünderer Umgebung, und Umweltbildung ist damit auch in der Stadt möglich. Über 200 Kommunen haben die Vorteile bereits erkannt und sind heute ganz oder teilweise pestizidfrei.

→ www.bund.net/pestizidfreie_kommune


Schmetterlinge und Hummeln beobachten

Mit offenen Augen durch den Tag gehen. Bunte Schmetterlinge bei ihrem tänze­rischen Flug beobachten, oder Hummeln beim Blütenbesuch – das bringt uns der Natur näher. Wie viele Insekten lockt Ihr Garten oder Balkon wohl in diesem Frühjahr an? Doch vielleicht wüssten Sie auch gerne, was da geflogen kommt? Zitronenfalter oder Kleiner Fuchs – die erkennen wir meist noch. Aber wie sieht das aus beim Kleinen Wiesenvögelchen oder Großen Ochsenauge? Und können Sie Erd- und Wiesenhummeln unterscheiden?

Für die häufigen und leicht erkennbaren Arten der Schmetterlinge und Hummeln bieten wir Ihnen Bestimmungshilfen an, mit Steckbriefen und mehr Informationen über diese Insekten. Bestellen Sie diese auf: → www.bund.net/publikationen

Besonders schön sind Naturerlebnisse, die wir mit anderen teilen. Auf der BUND-Schmetterlingsseite von naturgucker.de können Sie Ihre Beobachtungen eintragen und nachsehen, wer anderswo welche Schmetterlinge entdeckt hat.

→ www.naturgucker.de/ faltertage

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Gift auf dem Acker So sieht die Wirkung des Totalherbizids aus: eine mit Glyphosat gespritzte Fläche.

BN aktiv gegen Insektensterben

Das Unkrautvernichtungsmittel ­Glyphosat tötet Pflanzen ab – den ­Lebensraum vieler Insektenarten. Der BUND Naturschutz nimmt die Bayerische Staatsregierung in die Pflicht, endlich eine Ausstiegsstrategie zu entwickeln.

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as Insektensterben in Bayern muss aufhören. Deshalb fordert der BUND Naturschutz vom neuen bayerischen Kabinett klare Leitplanken für den Glyphosat- und Herbizidausstieg für Bayerns Landwirtschaft. Bayern soll Vorbild für eine bundesweite Ausstiegsstrategie nicht nur aus der Glyphosatanwendung, sondern aus dem Giftkreislauf in der Landwirtschaft insgesamt werden. Der BN fordert von Ministerpräsident Markus Söder und der neuen Landwirtschafts­ ministerin Michaela Kaniber klare Vorgaben, um eine Ausstiegsstrategie aus dem Giftkreislauf in der Landwirtschaft innerhalb von drei Jahren umzusetzen. Das Ziel eines Ausstiegs aus dem Einsatz von chemischsynthetischen Unkrautvernichtungsmitteln (Herbizide) sollte bis 2025 umgesetzt werden, denn das entsprechende Wissen und die Technik sind bereits vorhanden. 5000 Tonnen pro Jahr Deutschlandweit werden im Schnitt etwa 5000 Tonnen Glyphosat pro Jahr eingesetzt (im Bild eine mit Glyphosat gespritzte Fläche). Umgerechnet auf die Ackerfläche ergäbe das für Bayern mit 17 Prozent der deutschen Ackerfläche einen Anteil von rund 840 Tonnen Wirkstoff. Weitere 10 000 Tonnen Herbizidwirkstoffe werden jährlich ausgebracht. Genaue Zahlen zum Einsatz auf Wiesen und Weiden liegen nicht vor. Dort kommt insbesondere Glyphosat zur Einzelpflanzenbekämpfung zum Einsatz. Das Abspritzen von Wiesen zur Neuanlage dürfte nach den Verboten einzelner Molkereien hingegen kaum noch stattfinden.

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Foto: BN

BN fordert GlyphosatAusstieg

Glyphosat kann jedoch über zugekaufte Futtermittel in die Nahrungsketten gelangen. Insbesondere gentechnisch veränderte Soja, die in großen Mengen als Futtermittel nach Europa importiert wird, kann hohe Glyphosat-Rückstände aufweisen. Skandalöser Alleingang von Ex-Minister Schmidt Die Zulassung von Glyphosat wurde im Dezember 2017 von der EU-Kommission um fünf Jahre verlängert. Der damalige deutsche Agrarminister Christian Schmidt (CSU) hatte im November der Zulassungsverlängerung entgegen der Haltung des Umweltministeriums zugestimmt. Nach diesem skandalösen Alleingang bleibt es jetzt den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU überlassen, weitergehende Verbote zu erlassen. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung wird »eine systematische Minderungsstrategie« angekündigt, um »den Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln deutlich einzuschränken, mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden«. Gründe für den Ausstieg liegen insbesondere bei den Schäden für die Biodiversität. So hat der Herbizid­ einsatz zu einem Rückgang von Wildpflanzen beigetragen. Die Folge davon ist ein mangelndes Nahrungs­ angebot in der Feldflur. Blütenbesuchende und auf Wildkräuter spezialisierte Insekten sind davon ganz besonders betroffen. In der Folge verlieren dann auch Vögel der Agrarlandschaft wie Rebhuhn, Grauammer oder Goldammer ihre Nahrungsgrundlage und die Bestände gehen zurück.


Aktion Hummelfrühling

n diesem Frühling starteten der BUND Naturschutz und das Institut für Biodiversitätsinformation e.V . in Ebern (IfBI) die bayernweite Mitmachaktion »Hummel­ frühling«. Und so funktioniert’s: Der BN ruft alle Naturliebhaber dazu auf, Hummeln zu fotografieren und das Bild per WhatsApp an das Hummeltelefon (01 63-9 63 19 87) oder per Mail an hummelfund@ifbi. net zu schicken. Hummelkenner werden die Fotos dann begutachten und (natürlich kostenfrei) antworten, um welche Hummel es sich handelt. In Deutschland kann man immerhin über 30 Hummelarten unterscheiden. Hummeln sind wahre Flugkünstler – obwohl ihre Flügel eigentlich viel zu klein sind, um den enorm dicken Körper zu tragen. Das Geheimnis liegt darin, dass die Flügel bis zu 200mal in der Sekunde schlagen und sich durch ihre Beweglichkeit dabei drehen und verwinden. Das erzeugt Luftwirbel wie bei einem Tornado. Diese Luftwirbel saugen den Flügel in die Höhe, und so fliegt die Hummel eben doch. »Da immer weniger Wildbienen in heimischen Gärten zu finden sind, möchten wir mit dieser Aktion auf das Insektensterben aufmerksam machen und die Menschen für die pelzigen Flieger begeistern«, sagt

Foto: Fotolia/JuergenL

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Klaus Mandery, Leiter des IfBI, Vorsitzender der BNKreisgruppe Haßberge und Bienenexperte. Jede gemeldete Hummel wird in eine interaktive Website-Karte eingetragen. Das hilft, mehr über die Verbreitung der Hummelarten in Bayern zu lernen. Diese Informationen sind enorm wichtig, um den Schutz der Wildbienen bestmöglich an deren Bedürfnisse anzupassen.

Raus aus der Herbizidanwendung – wie geht das?

Foto: BN

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nkraut regulieren, aber ohne Chemie. Geht das? Es gibt bereits eine Vielzahl moderner, mechanischer Verfahren zur sogenannten Beikrautregulierung, auch kameragestützte digitale Verfahren, die weiterentwickelt werden müssen. Eine Umorientierung der landwirtschaftlichen Fruchtfolgen wird ebenfalls erforderlich sein. Ebenso muss auf erosionsgefährdeten Standorten der Anbau von Hackfrüchten eingeschränkt werden. Fazit: Viele praktikable Lösungen existieren bereits, sie müssen nur endlich zur Umsetzung kommen. Deswegen hatte der BUND Naturschutz im April ein Fachsymposium angeboten, in dem Lösungsstrategien für die Praxis aufgezeigt werden. Neben dem Präsidenten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt und einem Vertreter des Sachverständigenrates für Umweltfragen kamen auch Politikerinnen und Politiker zu Wort. Der Bürgermeister der Gemeinde Mals in Südtirol berichtete zum Abschluss über den schwierigen Weg zu einer komplett pestizidfreien Gemeinde. Das Angebot stieß auf großes Interesse: Über 100 Teilnehmer waren gekommen. Im Mai lud der BN gemeinsam mit dem Bio-Anbauverband Bioland zu einem Praxisnachmittag zur mechanischen Beikrautregulierung mit Hackmaschine und Striegel (siehe Bild) ein und wandte sich damit an Bäuerinnen und Bauern, aber auch an Interessierte aus der Landesund Kommunalpolitik.

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Im Porträt

Nicht sonderlich attraktiv wirkt die durchs Sommerhalbjahr blühende Dorfpflanze: bis 60 Zentimeter hoch, spießförmigdreieckige Blätter, unscheinbare grünliche Blüten, zudem in jungem Zustand mehlig bestäubt und etwas klebrig. Dennoch war der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) einst sehr geschätzt.

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Foto: privat

is vor wenigen Jahrzehnten traf die Aussage im »Kreutterbuch« (1543) des Leonhart Fuchs zu: »Der Gut Heinrich würt allenthalben an den vngebawten orten / in den dörffern / hinder den zeünen / auff den allten hofstetten / vn neben den strassen gefunden.« Der Name Heinrich oder Heinz wurde bisweilen Hausgeistern verliehen. Es gab die Vorstellung, dass manche nützliche Wildpflanzen, bewohnt von einem freundlichen Geist, von sich aus die Nähe der Menschen suchen. Volksmedizinisch hat man die Blätter gegen Hautkrankheiten eingesetzt, weshalb eine andere Namensdeutung sich auf Hartmann von Aues Verserzählung »Der arme Heinrich« (um 1200) und dessen vom Aussatz befallenen Helden bezieht.

Die Autorin Dr. Gertrud Scherf hat mehrere ­P flanzenbücher verfasst.

Bedrohte Siedlungspflanze Ehe sich in der frühen Neuzeit die Nutzung des aus Westasien stammenden und über die spanischen Araber nach Mitteleuropa gelangten Spinats ausbreitete, hat man die jungen Blätter verschiedener Pflanzen wie der Gartenmelde, der Wilden Malve und besonders des Guten Heinrichs spinatartig zubereitet. Auch in späteren Jahrhunderten war die kulinarische Verwendung der aromatisch schmeckenden Blätter und Sprosse noch verbreitet. Heute sollte man Guten Heinrich wegen seines Gefährdungsstatus und seines natürlichen Vorkommens an möglicherweise belasteten Plätzen nur als Gartenpflanze nutzen und wegen des Oxalsäure- und Nitratgehalts nicht zu häufig verzehren. Der Gute Heinrich war einst ein typischer Vertreter der dörflichen Pflanzenwelt. Er fühlt sich wohl auf stickstoffreichen, eher schattigen und feuchten Standorten, beispielsweise an Mauerfüßen, Zäunen, unbe-

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festigten Wegrändern, Schutt- und Mistplätzen. Damit gehört er zu den Ruderalpflanzen (abgeleitet von lat. rudus = Schutt), die das Erscheinungsbild der Dörfer mitprägten. Heute ist er in Deutschland gefährdet (Kategorie 3 der Roten Liste). Auch andere Dorfpflanzen sind betroffen. Als Ursachen gelten Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft, Aufgabe der Viehhaltung, auch des Kleinviehs, zudem Versiegelung von Freiflächen, Höfen, Straßen und Gärten, »Verschönerungsmaßnahmen« nach städtischen Vorbildern mit übertriebenen Säuberungsaktionen. Der BUND Naturschutz weist auf die vielfältige Bedeutung der Wildpflanzen in Siedlungen hin: Viele wurden einst als Wildgemüse-, Heil- und Nutzpflanzen geschätzt, sie bieten Nahrung für Tiere wie Insekten oder Vögel, binden Staub und schützen offene Böden vor dem Austrocknen. Kommunenvertreter und Bewohner können dazu beitragen, die Vielfalt der dörflichen Vegetation zu fördern, beispielsweise durch den Erhalt alter Mauern, eine wildpflanzenfreundliche Gestaltung von Gärten und öffentlichem Grün sowie den Verzicht auf unnötige Flächenversiegelung und »Unkrautbekämpfung«.

Wildpflanzen neu entdecken

Im März 2018 erschien der beliebte Naturführer »Wildpflanzen neu entdecken« in neuer Auflage. In diesem Buch stellt unsere Autorin Gertrud Scherf ­heimische Blumen, Kräuter, Sträucher und Bäume vor, informiert über Merkmale, Verwendung, Heilwirkung und Geschichte, aber auch Brauchtum, Mythos und Magie. Mit Illustrationen von Claus Caspari. blv-Verlag, ISBN-Nr. 978-3-8354-1817-2, 18 Euro

Zeichnung: Claus Caspari; aus »Wildpflanzen neu entdecken«, BLV Buchverlag

Guter Heinrich


Foto: Andreas Tittmann

Waldwege verkehrssicher zu machen, kostet Geld. Die sächsische Kleinstadt Lichtenstein bei Zwickau wollte daher im geschützten »Schubertgrund« jeden fünften Baum fällen und das Holz verkaufen. Daraufhin sammelte die BUND-Ortsgruppe erfolgreich Spenden und konnte so den Aderlass verhindern. Der Schubertgrund bleibt damit ein prächtiger und totholzreicher Lebensraum für viele Käfer, Vögel und andere Arten.

Gerettete

Landschaften


Der Wolf ist wieder da! 2017 gab es im Bayerischen Wald den ersten wilden Wolfsnachwuchs im Freistaat seit etwa 150 Jahren. Doch obwohl diese Rückkehr seit langem absehbar war, hat die Regierung immer noch kein Förderprogramm für den Herdenschutz aufgestellt. Die Leidtragenden sind die Weidetierhalter.

Neue Generation Wenn wir den kommenden Wolfsgenerationen in Bayern Platz bieten wollen, brauchen wir einen besseren Herdenschutz.

BN fordert Unterstützung für Landwirte

Wie lange lässt Regierung Weidetierhalter zappeln?

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iemand kann wirklich überrascht sein von den ersten Wolfsrudeln in Bayern. Jahrelang tauchten in verschiedenen Landkreisen immer wieder Durchzügler auf. Zu den Wolfspaaren im Nationalpark und auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr gesellte sich im Februar ein weiteres Paar im Veldensteiner Forst.

Die Autoren Kai Frobel und Christine Margraf sind die Artenschutzexperten, ­Richard Mergner ist der Vorsitzende und Christian Hierneis Beauftragter für Wildtiermanagement des BUND Naturschutz.

Schwarzer Peter für den Wolf? Der Fortbestand vieler artenreicher Offenlandbiotope, insbesondere von Magerrasen und Almwiesen, hängt von einer extensiven Beweidung ab. Damit sind Weidetierhalter die wichtigsten Verbündeten des BN, wenn es um den Erhalt dieser Lebensräume geht. Das Problem: Schäfer bewegen sich seit Jahren am Rande des Existenzminimums und

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der jährlich ausgebildete Nachwuchs lässt sich dementsprechend an einer Hand abzählen. Auch die Weiderindhaltung ist auf dem Rückzug. Und jetzt kommt noch der Wolf hinzu! Zwar lässt sich das Weidevieh mit besseren Zäunen und Herdenschutzhunden fast überall sehr gut gegen Wölfe schützen. Doch die Sorge der Landwirte vor einem Wolfsriss bleibt, da es einen hundertprozentigen Schutz nicht gibt. Außerdem bedeuten die Schutzmaßnahmen einen höheren Arbeitsaufwand und zusätzliche ­Kosten. Viele Tierhalter können das aus eigener Kraft nicht stemmen. Darum fordert der BN schon ­ seit 2014 vom bayerischen Staat ein Förderprogramm, das die Kosten für Herdenschutzhunde und Zäune inklusive der Arbeitskosten zu

100 Prozent übernimmt. Unbüro­ kratische Entschädigungen für Wolfsrisse und deren wirtschaftliche Folgen sind ebenso notwendig. Auch die Erschwernisse für die Weidetierhalter durch Wölfe wie Beunruhigung der Herden mit all ihren Folgen s­ ollten darin berücksichtigt werden. In anderen Bundesländern gibt es bereits solche Förderprogramme. Nicht in Bayern. Obwohl seit Jahren klar ist, dass sich Rudel in Bayern etablieren werden und die Erfahrungen in Sachsen gezeigt haben, wie wichtig es ist, von Anfang an zu vermeiden, dass sich Wölfe an eine leichte, weil ungeschützte Beute Schaf gewöhnen. Und das alles nur, weil sich Umweltund Landwirtschaftsministerium über wenige Punkte im an sich fertigen Managementplan Wolf, Stufe 3, nicht einigen konnten. Er soll den Umgang mit sesshaften Wölfen in Bayern regeln und ist die nötige Grundlage für das dringend erforderliche Förderprogramm. Im April diesen Jahres hat das Kabinett Söder den »Bayerischen Aktionsplan Wolf« beschlossen und


Wölfe regulieren sich selbst

darin unter anderem die Einrichtung eines Förderprogramms angekündigt. Hoffentlich lassen die ­Ministerien den Worten schnell Taten folgen. Mit ihrer jahrelangen Blockade nahmen die ­Ministerien sehenden Auges in Kauf, dass Wölfe ungeschützte Schafe reißen. Statt schnelle Lösungen für W ­ eidetierhalter anzubieten, hat das Landwirtschaftsministerium bislang lieber auf euro­ päischer Ebene dafür geworben, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen, und führt diese Linie immer noch fort. Doch eine Änderung des Schutzstatus – wenn die EU diese überhaupt erwägen sollte – ist ein jahrelanger Prozess, der den Landwirten zudem nicht weiterhilft. Erstens ist der Abschuss von W ­ ölfen, die sich trotz Schutzmaßnahmen wiederholt an Weidevieh vergreifen, bereits heute möglich. Zweitens würde auch eine Bestandsreduzierung durch ­Bejagung nichts daran ändern, dass Wölfe in unserem Land unterwegs sind und das Weidevieh geschützt werden muss.

Herdenschutz in den Bergen Eine große Herausforderung ist der Herdenschutz auf den Almen und Alpen, wo unter anderem die Geländebedingungen die gängigen Herdenschutzmaßnahmen sehr erschweren. Die in diesem Zusammenhang von manchen Landnutzerverbänden geforderte Einrichtung von » wolfsfreien Zonen« lehnen wir ab. Sie sind praktisch nicht umsetzbar, rechtlich nicht möglich und lösen keine Probleme bei einer Tierart, die in wenigen Tagen Hunderte von Kilometern wandern kann. Trotzdem sollen laut neu vorgelegtem Aktionsplan unter der ­Bezeichnung Herdenschutzzonen solche Bereiche definiert werden. Wir werden uns von solchen Kampfbegriffen nicht beirren lassen und weiter für einen Kurswechsel in der Agrarpolitik kämpfen, in der die ökono­ mischen Rahmenbedingungen für Schäferei und Weidetierhaltung deutlich verbessert werden. ­Extensive Tierhaltung und Beweidung müssen sich wieder lohnen! Der Wolf darf nicht zum Sündenbock für eine Agrarpolitik gemacht werden, die sich um die Nöte der Weidetierhalter jahrelang nicht ­gekümmert hat.

Natur+Umwelt: Wenn der Wolf sich – so wie es jetzt aussieht – in Bayern etabliert, werden wir dann überall im ­Freistaat Wolfsrudel haben? Ulrich Wotschikowsky: Nein, die Gebiete, die sich für eine Rudel­ bildung eignen, sind die stark bewaldeten Mittelgebirge und natürlich auch die Alpen. Überall dort, wo große Waldgebiete sind, können sich Wolfsrudel bilden. Dort finden sie Ruhe und Deckung für die ­Aufzucht ihrer Jungen. Das ist etwa ein Viertel der Fläche des Bundesgebietes beziehungsweise Bayerns. ­Außerdem sind Wolfsreviere sehr groß: In Deutschland braucht ein Rudel mindestens 200 Quadratkilometer Fläche. In den Nationalpark Bayerischer Wald passt also beispielsweise nur ein einziges Rudel, das heißt etwa acht Tiere. Auf was muss ich mich als ­Wanderer einstellen, wenn ich in einem Wolfsgebiet unterwegs bin? Auf gar nichts. Wir haben etwa 12 000 bis 15 000 Wölfe in Europa, die ausnahmslos in Kulturlandschaften leben. Und seit 40 Jahren ist nichts passiert.

Ist ein Wolf, der sich in Siedlungsnähe aufhält, oder vielleicht sogar Wohngebiete durchstreift, ein Problemfall? Nein, das sind stets junge, neugierige und naive Wölfe, die Erfahrungen sammeln. Sie betrachten Menschen nicht als ihre potenzielle Beute, sie gehen einfach weiter. Mit zunehmendem Alter verschwindet dieses Verhalten wieder. Gibt es so etwas wie eine Über­ vermehrung oder Überpopulation bei Wölfen? Nein. Wölfe, wie auch alle anderen großen Beutegreifer wie Luchse oder Bären, die an der Spitze der Nahrungskette stehen, regeln ihre Dichte selbst. Wenn die Reviere ­besetzt sind, nehmen auch die ­Verluste zu: Es werden mehr Wölfe überfahren, weil mehr Tiere auf Wanderschaft gehen, die Krank­ heiten nehmen zu und auch die Auseinandersetzungen zwischen den Rudeln. Interview: Heidi Tiefenthaler

Foto: Scherzinger

Fotos: Ralph Frank

Ulrich Wotschikowsky ist Experte für große Beutegreifer wie den Wolf, Jäger und gelernter Förster. Mit fundiertem Wissen und einer unaufgeregten Art sorgt der Jäger und gelernte Förster immer wieder dafür, dass wilde Gerüchte über den Wolf widerlegt werden. Wir stellten ihm Fragen, die jetzt sicher viele Menschen in Bayern beschäftigen.

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20 Jahre Einsatz für mehr Bio in Münchner Großküchen

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Foto: Andreas Gregor

uf sehr vielfältige Weise konnte die Projektstelle Ökologisch Essen in den vergangenen 20 Jahren Münchner Großküchen bei der Einführung von ökologischen Lebensmitteln unterstützen. Ziel ist es, Bio-Lebensmittel auch in der Außer-Haus-Verpflegung zu etablieren und damit den ökologischen Landbau zu stärken. Wie gut das bereits gelungen ist, zeigt die jähr­liche Bio-Aktionswoche, welche die Projektstelle seit 2011 mit Münchner Unternehmen durchführt. Inzwischen werden in den fünf ­Aktionstagen über 50 000 Bio-Essen in den teilnehmenden Betriebsrestaurants verkauft. Ob Modellprojekt für die 450 städtischen Kindereinrichtungen, Fachveranstaltungen, Seminare oder Tagungen: Das Angebot der Projektstelle ist sehr breit – und erfolgreich. Ein Bio-Anteil im Speiseplan ist heute ein zentraler Baustein in der Gemeinschaftsverpflegung, erklärt Elisabeth Peters, die Leiterin der Projektstelle.

Volksbegehren gegen Flächenfraß nimmt erste Hürde

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Foto: Tom Konopka

nfang März hat der Trägerkreis, dem auch der BUND Naturschutz angehört, rund 50 000 Unterschriften für das Volks­ begehren »Betonflut eindämmen« an das bayerische Innenministerium übergeben. Die erste Hürde für das Volksbegehren ist damit genommen. Begleitet von Pauken und Trompeten, forderten die Bündnispartner, endlich eine verbindliche gesetzliche Höchstgrenze für den Flächenverbrauch von fünf Hektar pro Tag zu schaffen. Derzeit werden in Bayern jeden Tag 13 Hektar Fläche versiegelt, zum Beispiel für neue Straßen und Baugebiete. Das Innen­ ministerium verwies den Antrag für das Volksbegehren an den bayerischen Verfassungsgerichtshof. Dieser hat nun bis Anfang Juli Zeit, über die Zulassung zu entscheiden. Im Falle eines positiven Urteils müssen sich in einem noch festzulegenden Zeitraum rund eine Million Wahlberechtigte in ihren Rathäusern eintragen.

Spessartwälder brauchen mehr Schutz

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m März hatten sich Förster und Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten mit einem offenen Brief an den BUND Naturschutz und andere Naturschutzverbände gewandt. Darin kritisierten sie, dass die Naturschützer öffentlich einen Verbund aus größeren und kleineren Naturwaldflächen im Spessart vorgeschlagen hatten. Der BUND Naturschutz und seine Partner – der Landesbund für ­Vogelschutz (LBV), Greenpeace, WWF, die Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die »Freunde des Spessart« – erkennen in ihrer Antwort ausdrücklich die Sorge der Forstbetriebe im Spessart um ihren Wald an. Gleichzeitig werben die Naturschutzverbände für ein Waldverständnis, das über die reine Holznutzung hinausgeht. Sie appellieren an die Beschäftigten der Staatsforsten, sich naturschutzfachlichen Veränderungen nicht zu verweigern, und zu erkennen, dass es um den Wald aller Bürger gehe. Die Staatsforsten sind zu einer offenen und vorurteils­ freien Diskussion eingeladen.

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Ja zu einem naturverträglichen Kanusport

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anufahren macht Spaß und ist aus Sicht des Naturschutzes zunächst unproblematisch. Weil aber in den Sommermonaten auf vielen bayerischen Flüssen zu viele Boote unterwegs sind, können geschützte Vogelarten dort kaum mehr brüten. Zudem halten sich manche Kanuten auch nicht an die Regeln, steigen unterwegs im Fluss aus, fahren in geschützte Altwasser oder nutzen nicht zugelassene Boote. Untersuchungen an der oberfränkischen Wiesent zeigen, dass dadurch beispielsweise der Bestand des Eisvogels eingebrochen ist und die Unterwasservegetation leidet. Der BUND ­Naturschutz setzt sich deshalb für einen Kanusport ein, der sich nach den Belastungsgrenzen der Natur richtet. Dazu gehören kanufreie Zeiten während der Vogelbrut und gegebenenfalls Verträglichkeitsprüfungen nach EU-Recht.


Internationaler Einsatz gegen Atomkraft

D Foto: Wolfgang Zängl

ie Risiken der Atomkraft machen nicht vor Grenzen halt. Deshalb engagiert sich der BUND Naturschutz im weltweiten Netzwerk Friends of the Earth auch international gegen die gefährliche Nutzung der Atomkraft. Für die Partner aus anderen Ländern sind dabei die Erfahrungen und Erfolge der deutschen Energiewende von großem Wert. Anlässlich einer Einladung zur ersten Nachhaltigkeitskonferenz in Südkorea nahmen die BN-Vertreter Hubert Weiger, Richard Mergner und Martin Geilhufe (im Bild von rechts) vor Ort an einer Protestaktion gegen das Atomkraftwerk Wolsong teil, das an der Ostküste in einem Erdbebengebiet liegt.

Riedberger Horn gerettet? nfang April gab Ministerpräsident Markus Söder bekannt, dass auf den Bau der heftig kritisierten Skischaukel am Riedberger Horn für mindestens zehn Jahre verzichtet werde. Das ist ein großer Erfolg für alle, die sich für den Schutz des Berges eingesetzt haben. Rechtssicherheit gibt es aber erst, wenn das Riedberger Horn wieder unter dem strengen Schutz des Alpenplans steht. Deshalb hält der BUND Naturschutz an seiner diesbezüglichen Klage fest. Im März bestätigte zudem ein Gutachten, dass die Geologie am Riedberger Horn für ein Skigebiet zu labil und das Risiko für Hangrutsche zu hoch ist. Eine Skischaukel widerspräche damit der Alpenkonvention. Das bayerische Kabinett hatte 2017 den Weg für den Skigebietszusammenschluss in einem Schutzgebiet frei gemacht, indem es das Riedberger Horn mit einer Gesetzesänderung dem strengen Schutz des Alpenplans entzog.

Foto: BN

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Söder will keinen dritten Nationalpark

Foto: Wolfgang Willner

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inisterpräsident Markus Söder hat in seiner ersten Regierungserklärung Mitte April wichtige Zukunftschancen ignoriert. So will er den Suchprozess für einen dritten Nationalpark in Bayern beenden. »Das ist weit über Bayern hinaus ein negatives Signal für den Naturschutz«, kommentierte der damalige BN-Vorsitzende Hubert Weiger. »Für den BUND Naturschutz ist es eine große Enttäuschung, dass Ministerpräsident Markus Söder als früherer Nationalparkbefürworter und Umweltminister aus Angst vor kritischen Stimmen in der eigenen Fraktion einen zukunftsschädlichen Rückzieher gemacht hat.« Mit seiner Entscheidung missachtet Söder auch den Willen der Bürger, die einen dritten Nationalpark mehrheitlich befürworten. Der BUND Naturschutz wird weiterhin für einen dritten Nationalpark kämpfen – ob im Steigerwald, der Rhön, dem Spessart den Donau- und Isarauen oder im ­Ammergebirge.

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Fotos: Alfred Dill

Sicher ist sicher Oswald Lurz, ein Aktiver der Ortsgruppe, mit Helm und Atemschutz beim A ­ bstieg in den ­Eiskeller.

Ehrenamt im BUND Naturschutz

Hausputz für die Fledermaus In der Ortsgruppe Karlstadt hat sich ein Stamm äußerst rühriger Menschen zusammengefunden. Ihr neuestes Projekt: Ein alter, fast vergessener Eiskeller soll als Fledermausquartier seine neue

Schummrige Angelegenheit Susanne Schmitt bei der Aufräum­ aktion im Eiskeller.

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Bestimmung finden. Doch erst muss der ganze Müll raus, der sich dort angesammelt hat. Heidi Tiefenthaler besuchte die Aktiven nach der Räumaktion.


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ls ich am Parkplatz ankomme, reicht mir ein zäher Januarnebel gefühlt bis zum Kinn. Vier ­Erwachsene und ein Kind stehen am Parkplatz und wärmen sich die Finger an ihren Teetassen. Eine ­Vogelschar piept aufgeregt in den nahen Schwarzdornhecken. Hier, am Ortsrand von Karlstadt, hat Alfred Dill einen ehemaligen Eiskeller ausgemacht. 1881 wurde dieser erstmals erwähnt, aber Dill ist sich sicher, dass er deutlich älter ist. Brauer lagerten in solchen Felsenkellern Eis aus dem Main, um im Sommer damit den Sud für ihr untergäriges Bier zu kühlen. Als Carl Linde Ende des 19. Jahrhunderts die Kühlmaschine erfand, wurden sie nach und nach überflüssig, oft mit allerhand Abfall aufgefüllt und irgendwann einfach vergessen. Heute, wo Sommer- und Winterunterkünfte für Fledermäuse wegen Gebäudesanierungen immer seltener werden, können solche Eiskeller gute Alternativquartiere sein.

Grafik: ratkom-fotolia

Detektivarbeit und Baggerstunden Der Eiskeller ist bereits das zweite Fledermausprojekt, das Alfred Dill mit der Ortsgruppe Karlstadt realisiert. Der baumlange 70-Jährige steht in schmutzigen braunen Cordhosen vor seinem Wagen, die grün-gelbe Wollmütze ganz oben auf dem Kopf. Sein Anhänger ist vollgepackt mit Zivilisationsmüll: Autoreifen, Glüh­ birnen, Staubsauger, Flaschen, Plastikfolien – alles, was oben im Weg war, ist über die Jahrzehnte hinweg im ehemaligen Eiskeller verschwunden. Die Aktiven der Ortsgruppe haben es heute Vormittag in einer konzertierten Aktion herausgeholt. Noch wenige Wochen zuvor wusste niemand, wo eigentlich der Eingang zum Keller ist, geschweige denn, was man dort unten finden würde. Es bedurfte einiger Detektivarbeit, Freischneideaktionen und Baggerstunden, bis endlich ein Zugang gefunden war. Schließlich stellte sich heraus, dass es gar nicht der Eingang, sondern ein ehemaliger Lüftungsschacht war. Der Eingang zum Keller befindet sich heute unter einer später gebauten Straße. Deshalb musste ein 3,75 Meter tiefer Betonschacht als Zugang gebaut werden. Eine Baumaßnahme, die die Orts­ gruppe an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten gebracht hat. Stolze 13 000 Euro an Spenden hat Alfred Dill für das Projekt gesammelt und trotzdem sind damit noch lange nicht alle Rechnungen bezahlt. Tage- und wochenlang war er unterwegs, hat Klinken geputzt und Überzeugungsarbeit geleistet. Was ihn aber noch mehr Energie gekostet hat, ist der ganze ­Papierkram. »Heute muss man ja für das kleinste Schräubchen schon ein Angebot einholen«, sagt er.

Gesicht von Monika Scheiner. Sie ist Vorsitzende der Ortsgruppe und mit ihren bald 60 Jahren überall mit dabei, auch bei solch »handfesten« Aktionen wie heute. In Arbeitshose und Kapuzenshirt macht sie sich auf den Weg hinunter in die Tiefe, allerdings nicht, bevor sie die Leiter noch einmal zurechtgeruckelt hat: »Fürs Sicherheitsgefühl«, sagt sie. Unten angekommen, nimmt sich der ehemalige Eiskeller eher wie eine Höhle aus. Etwa 20 glitschige Stufen führen hinein, haarfeine Wurzeln wachsen aus

Auf der Seite »BN aktiv« berichten wir über unsere Aktiven und ihre vielseitigen Naturschutzaktionen in ganz Bayern. der Wand und Wasser tröpfelt von der Decke, das da und dort schon kleine Stalaktiten gebildet hat. Der Keller biegt in einem etwa eineinhalb Meter breiten Gang nach links und öffnet sich dann zu zwei Räumen hin, der größere davon circa 50 Quadratmeter groß. Seit der Lüftungsschacht offen ist, herrschen hier wieder konstante acht bis zehn Grad über Null. Wenn – was alle hoffen – Fledermäuse den Eingang entdecken, finden sie hier ein frost- und inzwischen auch müllfreies Winterquartier mit Naturfelswänden, an die sie sich hängen und den Winter ungestört verschlafen können. Das letzte große Projekt? Wieder draußen angekommen, ziehen die Männer die Leiter hinauf und räumen ihre Werkzeuge auf den Hänger. Monika Scheiner wischt mit einem Küchentuch die Betonbrüstung ab. Jetzt gibt es nicht mehr viel zu tun auf der Baustelle. Lange war Alfred Dill täglich hier, um die Bauarbeiten zu überwachen. Nun fehlt nur noch ein fledermaustaugliches Absperrgitter für den Schacht, leicht hochgestellt, sodass die Tiere auch seitlich ein- und ausfliegen können. Wenn es erst einmal montiert ist, heißt es warten. Und hoffen, dass sich Mopsfledermaus und Co. hier blicken lassen. Ich wünsche es der Kreisgruppe – und Alfred Dill, der sagt, dass er in Zukunft »a weng langsamer tun« möchte. Dies sei sein letztes großes Projekt. Aber mal sehen – ich habe das Gefühl, in zwei bis drei Monaten könnte das schon wieder ganz anders aussehen. Wenn der Stress des vergangenen Jahres sich gelegt hat – und die Fledermäuse hoffentlich eingezogen sind.

Frostfreies Winterquartier Eine Aluleiter führt steil hinunter ins Halbdunkel. Steif von der langen Fahrt, hieve ich mich über die kleine Brüstung und suche die Sprossen Schritt für Schritt abwärts. Wieland Kelm, ein aktiver Mitarbeiter der Ortsgruppe, hat vorab das Stromaggregat angeschmissen und einen Baustrahler nach unten gebracht. So ist der Keller notdürftig ausgeleuchtet. Über mir erscheint das

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Foto: Wolfgang Schmidhuber

Überzeugungsarbeit In zahlreichen Vorträgen hat Christian Hierneis die BN-Position zum Flächenschutz erklärt. Inzwischen kommen immer mehr Zuhörer, weil das Thema vielen auf den Nägeln brennt.

Im Interview

»Wir brauchen Antworten!« Nirgendwo sonst in Bayern, vielleicht in ganz Deutschland, ist der Druck auf die Flächen so enorm wie in der Landeshauptstadt München. Lässt sich da überhaupt noch irgendetwas ausrichten? Natur+Umwelt fragte Christian Hierneis, Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe München und Beisitzer im Landesvorstand. Natur+Umwelt: Wie kann man sich die Situation in München vorstellen? Christian Hierneis: Der Flächenverbrauch ist ein bayernweites Problem, aber ganz besonders in der Metropolregion München. Hier wurden und werden überdurchschnittlich viele Arbeitsplätze geschaffen, allein 2017 waren es 25 000 neue Jobs. Gleichzeitig fallen anderswo in ländlichen Regionen Bayerns oder im Bundesgebiet Arbeitsplätze weg. Deshalb ziehen Menschen hierher, weil sie sonst keinen Job hätten. Und die Folgen? Die Folgen sind gravierend. Die Wirtschaft boomt, aber die Region und die Menschen leiden. Wir bräuchten hier sofort 30 000 Wohnungen für die Menschen, die die hohen Mieten nicht zahlen können. Und es gibt in München bereits 10 000 Obdachlose. Aber die Mietpreise werden weiter steigen, weil die meisten Wohnungen nicht von der Stadt, sondern von Investoren gebaut werden. Aktuell werden schon bis zu 50 Euro pro Quadratmeter verlangt! Und die Problematik wird immer großflächiger: Die Metropolregion reicht bereits bis Landshut. Die Stadt München selbst kommt mit dem Bau der Infrastruktur wie Kindergärten und Schulen nicht hinterher.

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Was heißt das für die Natur in der Stadt? In den letzten Jahren hat die Versiegelung von Grünflächen massiv zugenommen. Wir verlieren etwa 90 Prozent unserer Kämpfe um Grünflächen. So kann es nicht weitergehen, schließlich belegen Studien, dass diese Flächen sich deutlich auf das Mikroklima in einer Stadt auswirken. Sie wirken an heißen Sommertagen kühlend und sorgen für bessere Luftqualität. Und sie sind ein wichtiger Bestandteil der urbanen Lebensqualität. Jeder Mensch möchte doch lieber im Grünen als in einer grauen Betonwüste leben. Gibt es angesichts dieser Lage überhaupt noch Lösungsansätze? Das Hauptproblem ist, dass die Politik nur reagiert, aber kein Konzept hat. Wenn es so weitergeht, wäre München schon in wenigen Jahrzehnten komplett zubetoniert. Wie es dann weitergehen soll, weiß niemand. Deshalb arbeiten wir in der Kreisgruppe München derzeit an einer Grundsatzposition zum Thema. Und wir fordern den Stadtrat auf, eine Strategie für München zu erarbeiten, statt blind den Prognosen hinterherzu­ bauen. Man wird an vielen Hebeln ansetzen müssen, in den Kommunen, in Bayern, im Bund und der EU. Wir brauchen gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land, das Gewerbesteuersystem muss reformiert werden. Über Anreize kann man Unternehmen bewegen, nicht nur in Metropolregionen zu gehen. Dazu braucht es aber beispielsweise einen flächendeckenden Breitbandausbau und vieles mehr! Das alles geht nicht von heute auf morgen und das kann die Stadt München auch nicht alleine lösen. Wie will der BN in München vorgehen, um sich bei ­Politikerinnen und Politikern Gehör zu verschaffen? Da kommt uns zu Hilfe, dass viele Menschen mittlerweile ein Problembewusstsein entwickelt haben. Außerdem vernetzen sich gerade der BN und viele Bürgerinitiativen, um grundsätzlich etwas zu ändern, nicht nur vor der eigenen Haustür. Und wir werden der Stadt einen Fragenkatalog vorlegen. Wir brauchen Antworten auf diese drängenden Zukunftsfragen! Das Interview führte Luise Frank.


20 Jahre Sinn-Allianz

Ein Wildbach darf wild bleiben Das Sinntal ist eines der längsten noch intakten Fluss­ökosysteme Bayerns. Vor 20 Jahren entstand die Idee, in einer Allianz dem Wildbach Sinn­ und seiner Lebenswelt eine weitgehend freie ­Entfaltung zu ermöglichen. Die Kreisgruppe zieht eine durchwegs positive Bilanz.

eit 16 Jahren engagiert sich die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen im Arbeitskreis »Sinn-Allianz«. Die Idee, einen Wildbach wild sein zu lassen, hat mit den Jahren viel Positives hervorgebracht. Viele Mäander und eine Aufweitung des Gewässers führten zu einem reich strukturierten Bachbett. Sie machen den Talraum zu einem Beispiel für gelungene Gewässerentwicklung. Hier gibt es hier viel zu entdecken, sei es zu den Themen Landschaftsgestalter Biber, Artenvielfalt, Vege­ta­ tionsveränderung, Hochwasserschutz durch Wasserrückhaltung oder CO2-Bindung durch Wiedervernässung. Im Sinntal zwischen der Quellregion und der Landesgrenze zu Hessen bei Zeitlofs wurden Flächen angekauft und extensiviert. Mit dem Beweidungsprojekt mit Rindern bei Eckarts hat die Allianz auf einer Fläche von 80 Hektar auch ein innovatives Konzept zur Pflege und Bewirtschaftung der Wiesen gemeinsam mit Landwirten ins Leben gerufen. An der Beobachtungsplattform bei Wernarz kann man seit 2017 die Gestaltungskraft des Bibers auf einer mindestens 5 Hektar großen Fläche und die positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt und den Hochwasserschutz erfahren.

Bildband über die Sinn

Das Buch »Die Sinn – Wildbach in einer ­Kulturlandschaft« mit vielen prächtigen Fotos ist nur über die BNKreisgruppe (bn-badkissingen@gmx.de, 0 97 41-9 38 32 40) zu erwerben und kostet 24,95 Euro (plus 6,95 Euro Porto, da 1800 Gramm schwer). Das Buch macht Lust, die Landschaft an der Sinn und die Leute in der Rhön kennenzulernen. Autoren: Ingo Queck, Matthias Elm, Gerwin Kellermann, Walter Kömpel, Oswald Türbl, Bernd K. Otto, Franz Zang, Heinrich Hümpfner, Dr. Wolfgang Silkenat und Norbert Mitter († 2016).

Foto: Ingo Queck

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Zwischen alter und »neuer« Sinn wurde ein kleines ­Naturparadies geschaffen. Durch Biberdämme ist die gesamte Fläche vernässt. Es sind Teiche und Tümpel entstanden. Die Sukzession ist ein Stück fortgeschritten, Schilfflächen, Großseggenriede und Hochstauden­ fluren haben sich entwickelt. An anderer Stelle hat die Auwaldentwicklung eingesetzt. Über 60 Arten der Roten Liste Im Projektgebiet konnten mehr als 60 verschiedene Arten der Roten Liste nachgewiesen werden, darunter Wasseramsel, Eisvogel, Schwarzstorch, Schwarzblauer Ameisenbläuling, Schwalbenschwanz, Gebänderte und Blauflügelige Prachtlibelle und die Schachblume. Viel hat sich also getan, seit die »Sinn-Allianz« ihre Arbeit aufgenommen hat. Das Sinntal bleibt für die BN-Kreisgruppe nach wie vor ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Zum Jubiläum entstand sogar ein prächtiger Bildband über die Sinn. »Aus dem Engagement heraus und der Faszination, die diese Landschaft ausübt, ist unser Buch entstanden«, erläutert Franz Zang, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe. Er zieht insgesamt eine sehr positive Bilanz des Projekts: »Mit den BN-Flächen der SinnAllianz sind 15 von 30 Kilometern der Sinn renaturiert und bieten neben Weidetieren auch den Wildtieren und Erholungssuchenden viel abwechslungsreichen Lebensraum. Wir sind auf einem guten Weg.«

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Kleines Paradies Wo Natur sich ungestört entwickeln darf wie im Sinntal, entsteht ein Zuhause für viele gefährdete Arten.


Zeitzeugen

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ine zeitgeschichtliche Chronik in Wort und Bild ist diese geniale Kombination der Texte von Herbert Fuehr und der Karikaturen von Horst Haitzinger. Fuehr war über vier Jahrzehnte Redakteur bei den Nürnberger Nachrichten, davon fast 30 Jahre Leiter des Ressorts Innenpolitik. Dank seines Interesses an Umweltthemen und seiner vielen Artikel darüber haben die Nürnberger Nachrichten diese Thematik seit den 70er-Jahren treffend analysiert. Auch der bekannte Karikaturist Horst Haitziger hat sich schon früh mit Umweltpolitik beschäftigt und die Untätigkeit der Politik mit spitzer Feder aufs Korn genommen. Was lag also näher, als beide für ein gemeinsames Buch zu gewinnen und damit die Natur- und Umweltschutzgeschichte Deutschlands aus einem ungewohnten Blickwinkel neu zu schreiben? Es finden sich Beiträge zur Energiepolitik, zum Klima, zu Umweltpolitik, Ernährung und Verbraucherschutz, Chemie, Müll sowie Verkehr. In vielen Texten wird man erstaunliche Parallelen zur Gegenwart entdecken. Und heute? Während Horst Haitzinger nach wie vor mit seinen Karikaturen das Geschehen kommentiert, hat Feuhr im (Un-)Ruhestand die Seiten gewechselt und ­engagiert sich als Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Erlangen. Herbert Fuehr: Erzwungene Einsichten. Eine Chronik zu vier Jahrzehnten Umweltpolitik. oekom-Verlag, 19 Euro

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Natur + Umwelt BN-Magazin [2-18]

Naturgeister

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ertrud Scherf ist den Leserinnen und Lesern der Natur+ Umwelt als Autorin des Pflanzenporträts ein Begriff. Ein besonderes Anliegen sind ihr die über den unmittelbaren Nutzen hinausgehenden Beziehungen zwischen Mensch und Natur, wie sie sich im Volksglauben zeigen und von denen Märchen und Sagen berichten. Ihr neues Buch befasst sich nicht mit Pflanzen, sondern damit, wie Menschen früherer Jahrhunderte die Natur als beseelt wahrnahmen. So entstanden Legenden von Naturgeistern wie Nixen, Bergmännlein, Waldgeistern oder Irrlichtern. All diese wundersamen Gestalten sind im Alltagsleben heute, in unserer hochtechnisierten Welt, zwar kaum mehr ein Thema, haben aber ihre Spuren hinterlassen und wirken so weiter. Geprägt sind diese Wesen von ihren Lebensräumen. So unterscheiden sich Wasser- von Waldwesen oder von den geisterhaften Bewohnern eines Moores. Die Autorin nimmt ihre Leserschaft hier mit auf eine spannende Reise durch Alltagskultur, Brauchtum, Märchen, Sagen und Volksglauben. Der Text wird ergänzt durch zahlreiche Abbildungen von Darstellungen verschiedenster Naturgeister vom Mittelalter bis in unser Jahrhundert. Gertrud Scherf: Nixen, Wichtlein, Wilde Frauen. Eine Kulturgeschichte der Naturgeister in Bayern. ­Allitera-Verlag, 19,90 Euro

Mut zur Wildnis

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ür Naturfreunde und Gartler ist das Programm des kleinen palaVerlags eine wahre Fundgrube an Titeln mit guten Informationen und Inspirationen. Dazu gehört auch das neue Buch »Schön wild!«, in dem Brigitte Kleinod und Friedhelm Strickler, von Beruf Biologin und Gärtnermeister, 22 Gestaltungsideen für Staudenbeete im Garten präsentieren. Schön sollen die Beete natürlich sein und pflegeleicht, aber auch eine Alternative zum konventionellen Garteneinerlei. Wer soll der Hauptdarsteller sein? Blauer Eisenhut, Wilde Karde oder Fingerhut? Engelsüß, Hoher Rittersporn oder Königskerze? Der kleine Band enthält alles, was man wissen sollte, um mit der Planung eines Wildstaudenbeetes loszulegen. So wird jeder Garten zu einem kleinen Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen und Vögel. Und auch in Sachen Schönheit brauchen die heimischen Wildstauden den Vergleich mit hoch­ gezüchteten Pflanzen aus dem Baumarkt nicht zu scheuen. Die Bepflanzungsvorschläge sind erprobt und mit übersichtlichen Beetskizzen erläutert. Bunte Zeichnungen zeigen, wie das blühende Beet später aussieht. Es gibt Vorschläge für Sonne und Schatten und für verschiedene Böden, alles sehr praxisorientiert mit Pflanzenlisten, Pflanzplänen und Mengenangeben. Brigitte Kleinod, Friedhelm Strickler: Schön wild! Attraktive Beete mit heimischen Wildstauden im Garten. pala-Verlag, 19,90 Euro


Gerettete Landschaften entdecken

Mit der Waldbahn in die Natur Seit alters her führen viele Straßen durch Täler. In neuerer Zeit wurden die meisten davon immer mehr ausgebaut. Deshalb gibt es kaum noch ursprüngliche Flusstäler, die frei von Verkehrslärm und unbeeinträchtigt von massiven Eingriffen sind. Der Schwarze Regen zwischen Teisnach und Viechtach im Bayerischen Wald ist eine dieser ­seltenen Perlen. m nördlichen Flussufer verläuft eine alte Bahn­ linie, auf der seit 2016 der Probebetrieb der »Waldbahn« läuft. Ansonsten wird das Tal in diesem 16 Kilometer langen Abschnitt nur einmal von einer Straße gequert; sonst herrscht eine geradezu paradiesische Ruhe: Man hört nur den Fluss, die Vögel, den Wind im Wald und nur ab und zu ein fernes Zivilisationsecho. Nicht zu Unrecht nennt man die Gegend auch »Bayerisch Kanada«: Es ist wirklich (fast) kana da. Der Probebetrieb der Waldbahn eröffnet uns die Möglichkeit, eine außergewöhnliche Wanderung zu erleben, ohne ins Auto steigen zu müssen: Ab dem Fernbahnhof Plattling fahren im Stundentakt Züge in Richtung Regen/Bayerisch Eisenstein. In Gotteszell heißt es umsteigen in den Zug nach Viechtach. Schon die Anreise ist ein Genuss. Durch strukturreiche Seitentäler geht es von Gotteszell nach Ruhmannsfelden und weiter nach Patersdorf und Teisnach. Ab dort verläuft die Bahnlinie am nördlichen Ufer des Schwarzen Regens, einem lebhaften Wildfluss mit ­vielen abgeschliffenen Granitfelsen und gelegentlichen Inseln. Man ist versucht, im Zug sitzenzubleiben und weiter die Aussicht auf den Fluss zu genießen, statt den Knopf für den Bedarfshalt Gumpenried zu drücken. (Und wenn man genug Zeit hat, darf man das auch, denn mit der Tageskarte für 7,50 Euro kann man beliebig oft hin und her fahren.) Erwandern kann man den Schwarzen Regen von der Schnitzmühle bei Viechtach bis Teisnach. Der schönste Abschnitt führt von Gumpenried nach Teisnach: Dort kann man, von einem kurzen Schlenker auf die Höhe abgesehen, fast die ganze Strecke direkt am Fluss gehen. Am Bedarfshalt Gumpenried überqueren wir die Regenbrücke und biegen direkt danach rechts in einen Weg flussaufwärts. Ausgangspunkt / Ziel: Waldbahn Bedarfshalt Gumpenried (oder Schnitzmühle) / Teisnach Länge: ca. 7 Kilometer (ab Schnitzmühle 16 Kilometer) Höhenunterschied: ca. 200 Meter Wegcharakter: Waldwege, Steige Einkehr: Schnitzmühle, Viechtach

Foto: Winfried Berner

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Paradiesische Ruhe Am Schwarzen Regen im Bayerischen Wald kann man noch ein ursprüngliches Flusstal erleben.

Nur ein kurzes Stück begleitet uns der Rückstau des Kraftwerks Gumpenried, dann wird der Fluss immer lebendiger und überrascht uns mit immer neuen Einblicken. Steinblöcke in Ufernähe locken zu kleinen Klettereien und einer kurzen Rast mitten im Fluss. Auch der Weg wird immer wilder; er führt buchstäblich über Stock und Stein und erfordert stellenweise etwas Trittsicherheit. Nach knapp zwei Kilometern schwenkt der Weg hangaufwärts. Über Wald- und Wiesenwege (Markierung Rote 10) geht es unterhalb des Weilers mit dem nachvollziehbaren Namen »Öd« vorbei und auf dem »Biberweg«, einem sanft abfallenden Forstweg (Route 1), wieder hinunter zum Regen. (Auf der Höhe eher rechts und talabwärts halten, damit Sie nicht aus dem eigentlichen Flusstal hinauskommen.) Unten am Fluss geht es auf einem Steig direkt am Ufer weiter; ab und zu fährt auf der anderen Flussseite eine Waldbahn vorbei. Bald danach haben wir Teisnach erreicht. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner → Eine Wanderkarte mit neun Wandervorschlägen bekommt man in der Waldbahn oder auf: http://www.naturpark-bayerwald.de/wandern-mit-der-bahn.html

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Die Autoren Winfried Berner, Mitglied des Landesvorstandes, hat mit seiner Frau ­Ulrike Rohm-Berner den Wanderführer »Gerettete Landschaften« ­verfasst. 14,90 Euro, im Buchhandel oder bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23- 9 99 57 20


Landwirtschaft und Artenvielfalt

Gemeinsam geht mehr Eine gute, produktive Zusammenarbeit ist nicht der allererste ­Gedanke, wenn man sich den BUND Naturschutz und den BBV an einem Tisch vorstellt. Aber es geht – zum Beispiel im Landkreis Rhön-Grabfeld, wo Bauernverband und Naturschützer auf Kreisebene schon mehrere Projekte gestemmt haben, zu beiderseitigem Nutzen.

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arum vor über zehn Jahren ein gedeihliches Miteinander seinen Anfang nahm, daran erinnern sich die Mitwirkenden nicht mehr genau, so selbstverständlich erscheint ihnen das schon. Es könnten einige BBV-Projekte gewesen sein, die BN aufhorchen ließen, meint Kreisgeschäftsführer Michael Diestel. Der BBV hatte unter anderem ein Beweidungsprojekt mit einer bedrohten alten Nutztierrasse, dem Gelbvieh, angestoßen. Vielleicht war es aber auch das Thema gentechnikfreie Fütterung, meint Susanne Richter, die mit Helmut Bär das Führungsduo des BN-Kreis­ verbandes Rhön-Grabfeld bildet.

Abgesehen von allen Sachfragen spielt aber auch der menschliche Faktor eine Rolle. Die beiden BNKreisvorsitzenden und der BBVKreisobmann Matthias Klöffel sowie sein Geschäftsführer Michael Diestel können ganz offensichtlich gut miteinander, weil sie sich von der jeweils anderen Seite nicht vor­ verurteilt, sondern ernst genommen fühlen – oder wie Klöffel es formuliert: »Wir reden miteinander statt übereinander.« Beim Reden ist es nicht geblieben: Vor allem im Bereich Erneuerbare Energien gibt es inzwischen konkrete Ergebnisse. Für eine Biogasanlage im Landkreis wollte der BBV-Kreisverband die

Foto: BBV-Kreisverband Rhön-Grabfeld

Gut gelaunte ­Zusammenarbeit Hier werden A­rbeitsessen auch mal in die Eisdiele verlegt: (vo. li.) ­Michaela Stäblein, beim BBV verantwortlich für das Projekt »boden:ständig«, BBV-Kreisgeschäftsführer ­Michael Diestel, BN-Kreisvorsitzende Susanne Richter, BBV-Kreisobmann Matthias Klöffel, BN-Kreisvorsitzender Helmut Bär.

Hier wächst Energie Eine Oase für die Artenvielfalt: Blick in eine Fläche mit blühenden Energiepflanzen

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Verwertung einer speziellen Mischung von Blühpflanzen testen, die in der Bayerischen ­Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim ent­wickelt wurde. Es fanden sich auch Landwirte, die beim Projekt »boden:ständig« mitmachten. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Um dieselbe Energie zu produzieren wie aus einem ­Hektar Mais, braucht es vier Hektar Blühfläche. Denn Blühflächen erbringen zwar etwa die Hälfte des Biomasseertrags von Mais, jedoch nur ein Viertel der Gasertrags. Doch statt das Projekt zu beerdigen, suchte der BBV nach Unterstützern – und fand einen im BUND Naturschutz. Gemeinsam mit einem breiten Netzwerk soll ein finanzieller Ausgleich auf die Beine gestellt werden für die Landwirte, die auf rund 35 Hektar diese Blühpflanzen anbauen und damit einen aktiven Beitrag für die Artenvielfalt leisten. Ab diesem Jahr will der BN-Landesverband zudem mit Eigenmitteln die Vogel- und Insektenvorkommen auf den Blühflächen untersuchen.

Mehr als Nahrungsmittel Die Bereitschaft, naturverträgliche Landwirtschaft zu betreiben, sei bei vielen Landwirten vorhanden, sagen Susanne Richter und Michael Diestel übereinstimmend, aber – und da formulieren beide gleich – »es muss sich rechnen«. Die bäuerliche Familie muss vom Ertrag leben können. »Nur mit der Aufforderung ›So nicht!‹ kriegt man keine Projekte umgesetzt«, so Diestel. »Stattdessen müssen wir uns überlegen: Wo kriegen wir das Geld her, das diese Maßnahmen kosten?« Und da geht gemeinsam einfach mehr. So kam vom BN-Landesverband die Idee, den Anbau der Blühpflanzen über das Projekt »Vom Band ins Land« zu fördern. Das Projekt soll das an der Landkreisgrenze liegende Grüne Band Deutschland mit vorhandenen Ökostrukturen und den neuen Blühflächen vernetzen. Im April wurde die Förderung beantragt. BBV-Kreisobmann Matthias Klöffel meint mit Blick in die Zukunft: »Die Gesellschaft will mehr von uns als Nahrungsmittel. Da müssen wir Konzepte entwickeln.« (lf )


Kreisgruppe Würzburg

Feldhamster konsequent schützen

Nachruf: Zum Jahreswechsel ist ­

Dr. Fritz Lechner verstorben. Ihm verdankt der BN die Gründung der Kreisgruppe Main-Spessart im März 1974, aber auch viele Impulse für die Naturschutzarbeit vor Ort. Mitgewirkt hat er zudem, als 1975 in Marktheidenfeld der BUND und 1978 in Lichtenau die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal ins Leben gerufen wurden. Er wird uns immer ein großes Vorbild bleiben. Demo: Gegen die Neuzulassung

des Pflanzengiftes Glyphosat hat Ende November die Kreisgruppe Aschaffenburg zusammen mit den Bienenfreunden aus Miltenberg und Umwelt-Aktivisten des Kam-

Bedroht Der Feldhamster – ohne konsequenten Schutz auch in Unterfranken bald nur noch ein »Museumstier«.

rung von Unterfranken die Genehmigung für weitreichende Eingriffe beantragt. Über Monate hinweg ­erarbeitete sie zusammen mit Gemeinden im nordöstlichen Landkreis und der Regierung von Unterfranken (Höhere Naturschutzbe­ hörde) einen Feldhamstermanagementplan, der auch künftig die ­Neuausweisung von Bauflächen im Hamsterlebensraum ermöglichen soll. Der BN befürchtet, dass der Feldhamster damit endgültig zu

pagnennetzwerkes Campact eine eindrucksvolle und dank der ­Friedenstrommler auch unüberhörbare Demonstration organisiert (siehe Bild). Zentrale Forderung war die Abkehr von einer Landwirtschaft, die noch immer auf den breiten Einsatz von Pflanzen- und Insektengiften setzt.

einem »Museumstier« degradiert und nur noch auf wenigen isolierten Restflächen geduldet wird. Sein Aussterben würde damit beschleunigt. Der BUND Naturschutz wird sich deshalb mit einer umfassenden Beschwerde an die Europäische Union wenden. Gleichzeitig ruft der BN die Regierung von Unterfranken als verantwortliche Höhere Naturschutzbehörde zu einem deutlich konsequenteren und wirksameren Lebensraumschutz für den Feldhamster auf. Bunte Broschüren und verharmlosende Sonntagsreden werden den Bestand in Unterfranken jedenfalls nicht retten. Steffen Jodl

Abschied: Der BN trauert um den

ehemaligen Vorsitzenden der Kreisgruppe Schweinfurt, Fritz Roßteuscher, der am 4. Februar im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Als Bürgermeister von Schwebheim waren ihm Umwelt- und ­Naturschutz in der Gemeinde ein großes Anliegen. Seinem beharr­ lichen Einsatz ist die Ausweisung des »NSG Riedholz-Grettstädter Wiesen« zu verdanken. 1989 brachte er die ökologische Flurbereinigung – ein Pilotprojekt für ganz Bayern – auf den Weg. Beim Kampf gegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld war er von Anfang Foto: Andreas Schulz

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uch in Unterfranken ist das Überleben des Feldhamsters mittlerweile höchst unsicher: Die industrielle Landwirtschaft hinterlässt mit ihren Großmaschinen kaum noch Ernterückstände und raubt ihm damit oft schon im Juli die Nahrungsgrundlage für Herbst und Winter. Aber auch die Überbauung und Zerschneidung seines Lebensraumes durch Baugebiete und Straßen setzen ihm massiv zu. Obwohl sich die Population also bereits in einem ungünstigen Erhaltungszustand befindet und die FFHRichtlinie deshalb weitere Eingriffe in seinen Lebensraum verbietet, hat die Stadt Würzburg bei der Regie-

an dabei. Unvergessen sind auch seine naturkundlichen Führungen. Er wird uns sehr fehlen. Nationalpark: Bei einer sehr gut

besuchten Fachtagung in Bad ­Kissingen sprachen sich im Dezember 2017 Vertreter des BN, des BUND Hessen, des Bündnisses Nationalpark Rhön, des WWF und des LBV einhellig für einen grenzüberschreitenden Nationalpark in der Rhön aus. Sie forderten zudem eine Gebietsabgrenzung nach ­internationalen Standards und die Möglichkeit, auch ökologisch wertvolle Gemeindewaldareale durch Tausch gegen Staatswald­ flächen einbeziehen zu können.

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NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Julian Rad

Einst als Schädling verfolgt, ist der ­Feldhamster in Bayern mittlerweile fast verschwunden. Nur in wenigen Teilen ­Unterfrankens ist der possierliche Nager noch zu finden. Damit er wenigstens dort ­weiterhin eine Überlebenschance hat, schaltet der BN jetzt sogar Brüssel ein.


Foto: Wolfgang Hascher

Nektarquelle Mit der Initiative »Rottal-Inn blüht auf« schuf die BN-Kreisgruppe bereits in mehreren Gemeinden kommunale Blühflächen als Nahrungsangebot für viele Insektenarten.

Kreisgruppe Rottal-Inn

2018 – Jahr der Insekten Die Zahl der Insekten ist weltweit rückläufig. Um bis zu 75 Prozent gehen die Populationen zurück und fallen somit als Nahrungs­ grundlage und Bestäuber aus, mit gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt. Die Kreisgruppe Rottal-Inn des BUND Naturschutz hat 2018 daher zum »Jahr der Insekten« ausgerufen.

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Weitere Informationen: → www. rottal-inn.bund-­ naturschutz.de

s sind dramatische Befunde, ­ die uns aus wissenschaftlichen Studien erreichen«, so Matthias Schmöller, der Vorsitzende der Kreisgruppe. Mit dem »Insektenjahr« setzt der BN die bereits in ­etlichen Gemeinden erfolgreiche

Nachruf auf Martin Primbs: Der

BUND Naturschutz trauert um Dr. Martin Primbs, der Ende Januar im Alter von nur 56 Jahren nach längerer schwerer Krankheit verstorben ist. Primbs war äußerst ­engagiert beim Donauschutz und bekleidete lange Zeit das Amt des Kreisvorsitzenden des BUND ­Naturschutz in Straubing. Seit 2014 hatte er sich gemeinsam mit seiner Frau dem Aufbau eines Bio-Schulbauernhofs in Hemmersheim im Landkreis Neustadt/Aisch gewidmet. Für das damit verbundene Projekt der Dorferneuerung hatte er erst im Oktober 2017 den Bayerischen Staatspreis erhalten. Als Arzt und Landwirt waren ihm die

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Aktion »Rottal-Inn blüht auf« der letzten Jahre konsequent fort. Durch ein erweitertes Angebot an Blüh­ fläche ist für Insekten aller Art eine gewisse Nahrungsgrundlage gesichert. Hinzu kam unlängst ein »Runder Tisch für einen insekten-

biologische Landwirtschaft und der Aufbau der Bodenfruchtbarkeit Herzensanliegen. Zuletzt hatte sich Martin Primbs auch sehr in-

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-18]

tensiv im BN-Landesarbeitskreis Landwirtschaft eingebracht. Wir sind ihm zu großem Dank und ­Anerkennung verpflichtet. Laufen für die Natur:

Foto: Marion Ruppaner

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freundlichen Landkreis« mit Vertretern aus Naturschutz, Politik, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei. In der regionalen Presse stellt die Kreisgruppe in einer wöchentlichen Experten-Rubrik »Das Insekt der Woche« einer breiten Öffentlichkeit vor. Die Ausstellung »Hummeln – Bienen im Pelz«, die von März bis Mai in Eggenfelden, Arnstorf und Pfarrkirchen zu sehen war, zählt ebenso zum Jahresprogramm wie Kinofilme, darunter »Biene Majas wilde Schwestern« und »Schmetterlinge – Kinder der Sonne«. Fachvorträge befassen sich mit den Ursachen für den Rückgang der Insekten, aber auch mit der Gestaltung von »wilden« Lebensräumen und der Anlage insektenfreundlicher Gärten. Mit dem »Tatort Garten« befasst sich auch eine weitere Ausstellung. Abgerundet wird der Veranstaltungskalender durch einen InfoTag für Lehrer, Exkursionen zu FFHGebieten und zu beispielhaften Blühflächen des Vorgängerprojekts. Wolfgang Harscher (as)

Jedes Jahr veranstaltet die Dr.-Johann-StadlerGrundschule in Parkstetten, Landkreis Deggendorf, unter dem Motto »Spaß am Sport und Gutes tun« einen Spendenlauf, dessen Erlös einer gemeinnützigen Organisation zugute kommt. Beim letzten Lauf, dem Thema »Natur und Umwelt« gewidmet,

kamen 1200 Euro zusammen. Die Schule spendete den Betrag zu gleichen Teilen an die Kreisgruppe Deggendorf des BN, den Landesbund für Vogelschutz Niederbayern sowie an die Umweltbildungsstätten Wiesenfelden und Windberg. Bei der Spendenübergabe im November letzten Jahres würdigte die Schul-Umweltbeauftragte Eva Leibl insbesondere deren Umweltbildungsangebote. Für den BN nahm Irene Weinberger-Dalhof, Geschäftsstellenleiterin der Deggendorfer Kreisgruppe, die Spende entgegen. Sie bedankte sich bei den Kindern für ihren schweiß­ treibenden Einsatz und hofft auf viele Nachahmer der Aktion.


Artenkennerkurse: Bereits im

­ ritten Jahr bietet die Kreisgruppe d Nürnberger Land Kurse zum ­Erwerb von Artenkenntnissen an. Neben monatlich stattfindenden Pflanzenbestimmungsübungen werden auch die Kurse zur Bestimmung von verschiedenen Tiergruppen gut besucht. Experten für Tier- und Pflanzenarten geben

Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen

Steinabbau und kein Ende War es in den vergangenen beiden Jahren eher ruhig rund um das Thema Steinabbau im südlichen Mittelfranken, so befeuern nun Berichte über den Export von Juramarmor in alle Welt neue alte Befürchtungen der Naturschützer vor Ort.

Nutzen aus dem Gebiet ziehen. ­Unsere Kalksteine sind ein endlicher Rohstoff, wertvoll und unsere ganze Region prägend. Ende April beschloss die BN-Delegiertenversammlung eine Resolution für einen maßvollen Steinabbau zur Unterstützung der Kreisgruppen Weißen-

dabei ihr Wissen an ­Anfänger sowie Leute mit Grundkenntnissen weiter und erklären den Umgang mit Bestimmungsliteratur (siehe Bild). Höhepunkt der Veranstaltungsreihe wird am 10. Juni der Tag der Artenvielfalt mit der Erfassung von Flora und Fauna im Altensittenbacher Hutanger sein. Jubiläum: Im November 2017 feier-

te die BN-Ortsgruppe Weißenburg ihr 30-jähriges Bestehen. Von ­Beginn an steht Wolfgang Federschmidt als 1. Vorsitzender an ihrer Spitze, wofür sich der Kreisvorsit-

Heimatschwund Seit Jahren fressen sich die Steinbrüche bei Rothenstein weiter in die Landschaft hinein.

burg-Gunzenhausen und Eichstätt und zollte damit der Region Respekt und Achtung. Alexander Kohler, Thomas Konopka

zende Alexander Kohler ganz herzlich bedankte. Er betonte, Federschmidts ruhige, sachliche und ausgleichende Art habe ganz wesentlich zum Erfolg der Ortsgruppe beigetragen. Die wichtigsten Erfolge waren Amphibienrettungen an der B 13, wo zuletzt Krötentunnel durchgesetzt werden konnten, die Pflanzung von fast 40 Linden am Langen Wiesenweg, das Modellprojekt Streuobst am Flüglinger Berg und die Aktivitäten ­ der Kindergruppe. Gutachten: Der BN hat das renom-

mierte Verkehrsplanungsbüro ­RegioConsult Marburg beauftragt, das von der Stadt Herzogenaurach

vorgelegte Gutachten für die geplante Südumfahrung Niederndorf-Neuses zu prüfen. Neben einer ganzen Reihe fachlicher ­Fehler wurde vor allem aufgezeigt, dass die Alternativen Stadt-Umland-Bahn und Radverkehr mangelhaft geprüft wurden. Die deutlich kürzere Ostspange, die vom Bündnis gegen die Südumfahrung (siehe N+U 2/2016 und 3/2017) ­ als Kompromiss akzeptiert würde, wäre besonders geeignet, den Durchgangsverkehr zu re­duzieren. Sie hätte auch keine nega­tiven Auswirkungen auf die geplante Stadt-Umland-Bahn und eine mögliche Reaktivierung der ­Aurachtalbahn.

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NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Heide Frobel

ür die Aktiven vor Ort, in den Jahren 2013 bis 2015 geeint im ­Aktionsbündnis für einen maß­ vollen Steinabbau, kommen altbekannte Sorgen zutage: die Ausgleichsflächenproblematik, ein ­gigantischer Flächenverbrauch und das Verschwinden ganzer Landschaften. All dies lässt die Diskussion um den Steinabbau wieder aufflammen. Karl-Heinz Schork, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses, kann sich mit Blick auf den Steinabbau bei Treuchtlingen/Dietfurt nur wiederholen: »Genau das, was wir vor einigen Jahren vorhergesagt haben, passiert jetzt – ganze Berge werden abgetragen.« Der Rund-um-die-Uhr-Einsatz von rie­ sigen Transport- und Grubenfahrzeugen sowie Robotern fordert immer mehr neue Abbauflächen. Der BUND Naturschutz ist nicht grundsätzlich gegen den Abbau von Juramarmor, Solnhofer Platten oder Jurakalk, doch dieser muss in vernünftigen zeitlichen und mengenmäßigen Grenzen erfolgen. Die Protagonisten im Naturpark Altmühltal versäumen keine Touristikmesse, um mit viel Kraft, Einsatz und Geld für die Region zu werben. Aber die heimischen Naturschätze müssen auch gepflegt und erhalten werden. Das Geldverdienen im Steinabbau darf nicht der Vorteil einiger weniger cleverer Gewinner sein, die ­zulasten einer ganzen Region den

Foto: Limes Luftbild, Rudi Beringer

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Kreisgruppe Altötting

Gift im Trinkwasser Ende 2017 wurde die Kontamination des Altöttinger Trinkwassers mit Perfluoroktansäure (PFOA) bekannt. Erhöhte Werte der Chemikalie finden sich auch im Blut der Landkreisbewohner. Die Kreisgruppe des BUND Naturschutz und eine neue Bürgerinitiave setzen sich nun für mehr Trinkwasserschutz ein.

Foto: Gerhard Merches

Belastet Der Trinkwasserbrunnen der ­Gemeinde Kastl verfügt nicht über einen Filter und speist deshalb noch mit PFOA kontaminiertes Wasser ins Netz der Gemeinde ein.

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Mit vereinten Kräften: »Landwirt-

schaft und Naturschutz im Einklang« war der Workshop betitelt, zu dem sich am 22. Februar im Haus der Bayerischen Landwirtschaft Naturschützer und Jungbauern trafen. Der BN war unter anderem durch Axel Schreiner,

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denen Gefahren hingewiesen. Zehn Jahre später ergab eine Kontrolle von Blutspenden aus der Gegend, dass deren PFOA-Werte um das Zehn- bis 20-Fache höher lagen als bei Spenden aus Passau und München. Ende 2017 war Dr. Holger Lundt von der BN-Orts­gruppe ­Burghausen auf diese Untersuchung gestoßen. Die daraufhin einsetzen-

Leiter des Naturschutzzentrums Wartaweil, vertreten (siehe Bild, links). Der Tag begann mit einer Exkursion ins Feuchtgebiet »Ammersee Südufer«, wo Schutzgebietsbetreuer Christian Niederbichler (rechts) Pflegemaßnahmen für Wiesenbrüter wie den Kiebitz erläuterte. Anschließend diskutierten die über 60 Teilnehmer in vier Arbeitskreisen Fragestellungen aus Landwirtschaft und Naturschutz. Ziel der Veranstaltung im Rahmen des ProFoto: Naturschutzzentrum Wartaweil

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

FOA kam bis 2008 im Industriepark Gendorf bei der Herstellung von Fluorpolymeren wie Teflon zum Einsatz. Die giftige Substanz wurde über Jahrzehnte hinweg in großer Menge emittiert, was zu hohen Konzentrationen im Boden sowie in Grund- und Trinkwasser führte. Bereits im Jahr 2006 hatte Greenpeace auf die damit verbun-

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-18]

de öffentliche Diskussion erzwang ein umfangreiches Blut-Monitoring im Landkreis. Bis Ende März ließen knapp 1000 Einwohner ihr Blut auf PFOA, das möglicherweise Krebs begünstigt, und sechs weitere ­per­fluorierte Chemikalien testen. Mit Ergebnissen ist im Herbst zu rechnen. Den Behörden ist die Belastung des Trinkwassers seit 2006 ­bekannt. Bereits 2009 wurde ein A­ktivkohlefilter für zwei Trinkwasserbrunnen in Betrieb genommen. Nach der Verschärfung des Leitwerts von 0,3 auf 0,1 Mikrogramm PFOA pro Liter Trinkwasser 2016 nahm man mehrere Brunnen aus der Nutzung. ­Entgegen offiziellen Beteuerungen könnte die Belastung des Trink­ wassers noch zunehmen: Eine nicht ­öffentliche Studie rechnet mit einem PFOA-Anstieg im Grundwasser durch frühere Ein­träge bis 2030 und mit einem Rückgang erst ab 2050. Der BN fordert hierzu eine ­offene Kommunikation der Be­ hörden und setzt sich gemeinsam mit der Ende März gegründeten »Bürger­initiative Netzwerk Trinkwasser« für sauberes und sicheres Wasser ein. Gerhard Merches (as) → Weitere Informationen: www.altoetting.bund-naturschutz. de, Stichwort PFOA

jekts »Alpenflusslandschaften« war es, die Beziehung zwischen Bauern und Naturschützern zu verbessern. Eine Fortsetzung der Gespräche ist geplant. → Info: www.alpenflusslandschaften.de/de/news-aktivitaeten/ landwirtschaft-und-naturschutzim-einklang.html Weniger ist mehr: Bienen und an-

dere Bestäuberinsekten lieben blühende Wiesen. Kurz geschnittenem Rasen dagegen bleiben sie fern. Um die Biodiversität zu erhöhen, soll die Gemeinde Sauerlach die kommunalen Grünflächen deshalb nur noch einmal im Jahr mähen. Ein entsprechender An-

trag der BN-Ortsgruppe an den ­Gemeinderat war erfolgreich: Ende Februar beschloss dieser einstimmig, intensiv gepflegte Flächen künftig jährlich zu überprüfen und möglichst extensiv zu bearbeiten, was vor allem den Verzicht auf regelmäßiges Mähen bedeutet. In seinem Sachstandsbericht fasste Martin Sterflinger, Leiter des Umweltamtes, zusammen, was die Gemeinde in dieser Hinsicht bereits unternommen hat. So werden Biotope wie das »Meßnerbergl«, Ökoflächen wie die Lacken und der Gemeindewald bereits heute nur extensiv bearbeitet. Künftig könnte auch der Innenbereich des Friedhofes so gepflegt werden.


Biodiversität bedeutet Artenschutz Ende Januar hatte die Kreisgruppe Aichach-Friedberg des BUND ­Naturschutz zum ersten »Biodiversitätstag« ins Schloss Blumenthal eingeladen. Gemeinsam mit Vertretern von Behörden, Kommunen und Verbänden wurden umsetzbare Vorschläge für mehr Artenschutz im Landkreis erarbeitet.

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auern, Imker, Jagd- und Fischereiverbände, Naturschutzbehörden, Obst- und Gartenbauvereine und auch Landrat Klaus Metzger waren der Einladung der BN-Kreisgruppe gefolgt. Ziel der Veranstaltung war es, gemeinsam Maßnahmen des Landkreises zu erarbeiten, die dem bedrohlichen Artenschwund entgegenwirken. Konkret Bachmuschelschutz: Seit Jahren

kämpft die BN-Ortsgruppe Monheimer Alb im Landkreis DonauRies um die Rettung der Bach­ muschel in der Ussel. Die Bachmuschel gehört zu den am meisten gefährdeten einheimischen Muschelarten. Im Donauzufluss Ussel ist noch eine kleine Population vorhanden. Eine intakte Gewässerstruktur mit einem natur­ nahen Ufer ist die Voraussetzung dafür, den Bestand der Bachmuschel zumindest zu erhalten. Daher hat die Ortsgruppe nun an einem Teilstück der Ussel fehlende Ufergehölze neu angepflanzt, andere Abschnitte werden fachgerecht gepflegt. Eine weitere Gefahr

wurden zwei Projekte zur Vorlage ­­ an den Kreistag beschlossen: Ein Bienenprojekt unter dem Titel »Das Wittelsbacher Land summt!« soll für Blühstreifen an Straßen- und ­Feldrändern und auf kommunalen ­Flächen, bienengerechte Gärten und Wälder sowie eine bienenfreundliche Landwirtschaft sorgen – Maßnahmen, die auch anderen

für die Bachmuschel ist die aus Amerika eingeschleppte Bisamratte, für deren Bestandsbegrenzung sich die Ortsgruppe ebenfalls erfolgreich einsetzt. Kahlschlag fürs Spaßbad: Am 17.

Februar, morgens um sieben Uhr, stellte die Stadt Lindau dem Investor die Genehmigung für die Therme Lindau zu. Der begann umgehend mit der Fällung der hundertjährigen Eichen, die dem um­ strittenen Bauvorhaben im Landschaftsschutzgebiet »Bayerisches Bodenseeufer« im Wege stehen (siehe Bild). Per gerichtlicher ­Eil­anordnung gelang es der BNKreisgruppe Lindau noch, um kurz

vor zehn Uhr die Arbeiten einstellen lassen. 16 alte Eichen waren zu diesem Zeitpunkt bereits gefällt. Die Aktion war von der Stadt und den Investoren offenbar gut vorbereitet worden. Ein großes Polizeiaufgebot und ein privater Sicherheitsdienst waren vor Ort, damit die Fällungen ungestört vonstatten gehen konnten. Die Kreis­gruppe hat inzwischen, wie mehrheitlich durch ihre Mitglieder ­beschlossen, Klage gegen den Genehmigungsbescheid für den Bau der Therme am Bodenseeufer eingereicht. Sie hofft, so das Landschaftsschutz­ gebiet Bodenseeufer und das angrenzende FFH-Gebiet vor weiterer Zerstörung zu bewahren.

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Kreisgruppe Aichach-Friedberg

­ estäuberinsekten sowie Vögeln B und Blütenpflanzen zugute kommen. Weiter ist die Einrichtung einer Öko-Modellregion zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft im Landkreis vorgesehen, sofern die Bayerische Staatsregierung wie angekündigt die Förderung solcher Projekte erweitert. Eine weitere Säule für mehr Biodiversität im Landkreis liegt im Naturerhalt durch Verzicht auf zerstörerische Eingriffe. Der BN selbst ist im Landkreis in vielen Artenschutzprojekten aktiv. So pflegt die Ortsgruppe Lechrain beispielsweise die als Naturdenkmal ausgewiesene Schaetzler-Wiese bei Affing. Ein Film des örtlichen Filmemachers Gerhard Menzel über ­dieses Relikt der einstigen Flussschotterheiden im Lechtal ist nun sogar für die Bundesfilmfestspiele nominiert. Zum Schluss der Veranstaltung zeigte sich BN-Kreisvorsitzender Ernst Haile zufrieden mit den Ergebnissen. Der Biodiversitätstag soll künftig zweimal jährlich stattfinden, das nächste Mal Anfang Herbst 2018. Thomas Frey (as)

Foto: KG Lindau

Foto: Adolf Fischer

Rechen für den Artenschutz Alt und Jung sind in der BN-Kreis­ gruppe Aichach-Friedberg gemeinsam für Biodiversität und Artenschutz aktiv, hier bei der Mahd einer extensiv ­bewirtschafteten Wiese bei Kissing.

[2-18] Natur + Umwelt BN-Magazin

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Foto: BN Hof

Großprojekt Wenn es nach dem Landkreis Hof geht, sollen hier schon bald bis zu 6000 Menschen am Tag über die längste Hängebrücke der Welt zittern.

Kreisgruppe Hof

Nein zur Hängebrücke im Höllental Der Landkreis Hof will über das Höllental hinweg die längste Hängebrücke der Welt bauen. Ein Projekt, das scharenweise Touristen anziehen soll. Der BUND Naturschutz lehnt das Vorhaben nicht generell ab, setzt sich aber für einen anderen, naturverträglichen Standort ein.

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Vorne dabei: Vier junge Leute aus

der BN-Jugendorganisation Untersiemau (JBN) waren ganz vorn dabei, als es im Januar 2018 wieder einmal hieß: »Wir haben es satt«. Direkt vor dem Brandenburger Tor trafen sie in ihren witzigen (und wärmenden) Kostümen auf den BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger. »Es ist schon eine tolle Erfahrung, wenn man mit 33 000 Menschen zusammen für die richtige Sache auf die Straße geht«, so ­Silvana Peschek.

spruch deutlich. Die Schätzungen gehen von 200 000 bis 300 000 Besuchern pro Jahr aus. Das heißt im Klartext: An sonnigen Wochenenden kann mit bis zu 6000 Besuchern pro Tag gerechnet werden. Mit der Ruhe wird es dann wohl vorbei sein! Der BN stellt sich nicht generell gegen die touristische Erschließung des Frankenwaldes. Sanfter Touris-

ihre Scheckenfaltereltern dazu ein, das Jahr 2018 aus Sicht einer Schmetterlingsfamilie zu erleben. Vor dem Hintergrund des bekannten Umfeldes in der Hofer Innenstadt tauchen wir in die Höhen und Tiefen des oft sehr mensch­ lichen Falteralltags ein. Die wöchentlich wechselnden Episoden sind unter www.100prozenthof.de/ die-aurinees/bund-naturschutzhof zu finden. Im Archiv (www. scheckenfalter.de/index.php/­ die-aurinees) können alle Episoden angeschaut werden.

Comic: Die BN-Kreisgruppe Hof

geht neue Wege in der Öffentlichkeitsarbeit: Im Comic »Die Auri­ nees« laden die Raupe Emil und

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Herdenschutzhunde: Kann man in

der Weidetierhaltung Angriffen von großen Beutegreifern wie dem

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-18]

Wolf wirksam begegnen? Mit ­dieser Thematik befassten sich 25 Teilnehmer einer Exkursion ­ des BN Bamberg, Bayreuth und Lichtenfels zum Bauernhof des Biolandwirtes Norbert Böhmer. Er hält und züchtet seit einigen ungeklärten Rissen unter seinen Weiderindern sogenannte Herden-

Foto: Kreisgruppe

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

inen Ort der Schönheit, Reinheit und Ruhe nennt der Landkreis Hof das Höllental auf seiner Internetseite. Dort wirbt er für sein Projekt, zwei Brücken zwischen Lichtenberg und dem Kesselfels und weiter über das Höllental bis in die Nähe des Aussichtspunktes König David zu bauen. Schon bei diesen ersten Worten wird der Wider-

mus birgt eine sinnvolle Ergänzung der Einnahmemöglichkeiten in der Grenzregion. Und dazu bedarf es neben der Therme in Bad Steben, der Feste Rosenberg in Kronach und den vielen ausgezeichneten Wanderwegen des Frankenwaldvereins sicher auch weiterer Anziehungspunkte für den Tourismus. Vielleicht auch die längste Hängebrücke der Welt. Dies zu entscheiden, obliegt nicht einem Naturschutzverband. Sehr wohl hat der BN aber die Aufgabe, bei der Wahl des Standortes seine Kompetenz einzubringen. Und da gibt es ein klares Nein zur Inanspruchnahme des Naturschutzund Fauna-Flora-Habitates Höllental. Der Frankenwald bietet eine Vielzahl von Tälern, die mit einer Hängebrücke – auch der längsten der Welt – überspannt werden können. Da muss nicht das wertvollste Gebiet für Natur und Erholungssuchende in Mitleidenschaft gezogen werden. Der BN fordert daher einen Verzicht auf die Höllentalbrücke und eine Planänderung in eine Kombination aus Lohbachtalhängebrücke und Skywalk am Rand des Höllentals. Wolfgang Degelmann schutzhunde (siehe Bild), mit denen Tierhalter in der Schweiz, in Frankreich und Spanien gute Erfahrungen gemacht haben. Das System funktioniert, und für ihn habe sich die Investition auf jeden Fall bezahlt gemacht, sagte er. In Hinblick auf die gerade in Bayern hochkochende Wolfsdiskussion meinte er: »Landwirtschaft und Natur gehören untrennbar zusammen. Wir leben von der Natur und sollten mit der Natur im Einklang leben. Wenn es Probleme gibt, müssen ­Naturschützer und Bauern unbedingt miteinander im Gespräch bleiben!«


Kreisgruppe Neumarkt

BN gegen massiven Ausbau von Feldwegen

erade in der offenen Agrarlandschaft steht die Artenvielfalt ­besonders unter Druck, was sich am drastischen Rückgang ehemals ­häufiger Vogelarten wie Rebhuhn und Feldlerche bemerkbar macht. Neben anderen Belastungen sollen nun auch noch in ganz Bayern viele bestehende Feldwege für über­ dimensionierte Landmaschinen ­asphaltiert und verbreitert werden. Stadtgrün: Zusammen mit einer

örtlichen Bürgerinitiative setzt sich Werner Schubert, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Tirschenreuth, für die ­Erhaltung des Falkensteinparks in Kemnath ein, der von Bebauung bedroht ist. Mit seinem beeindruckenden Baumbestand stellt der Park einen innerörtlichen Lebensraum für besondere Pflanzen- und Tierarten dar. Bei einem Vortrag rückte BN-Regionalreferent Reinhard Scheuerlein Anfang März ­ die Bedeutung des Stadtgrüns für Mensch und Natur in den Blick. Im Laufe dieses Jahres wird der BN genaue Erhebungen zum Vorkommen von Vogel- und Fledermaus-

Auch im westlichen Landkreis Neumarkt plant ein kommunaler Zusammenschluss ein solches Kernwegenetz. Geradezu entsetzt waren Sigrid Schindler von der ­BN-Ortsgruppe Mühlhausen und Heike Inhetveen von der örtlichen Bürgerinitiative »Landl für Luft, Umwelt und Boden e. V.« über die Wege­abschnitte, die von der Gemeinde dafür ausgewählt wurden.

arten im Falkensteinpark durchführen. Gewerbegebiet: Entschiedenen

Widerstand hat der BUND Naturschutz gegen das von der Stadt Weiden geplante Gewerbegebiet West IV angekündigt. Geplant ist, inmitten eines Waldes 65 Hektar zu roden, um dort ein 47 Hektar großes Gewerbegebiet zu schaffen. Im betroffenen Waldstück hat der BN Tafeln zur Information der Erholungssuchenden aufgestellt (siehe Bild). Bei einer Protestveranstaltung

Ende Januar zeigte Hans Babl, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-Weiden, dass es noch zahlreiche ungenutzte Flächen­ potenziale für eine gewerbliche Entwicklung im Stadtgebiet gibt.

Noch ein Weglein … Sigrid Schindler und BN-Regional­ referent Reinhard Scheuerlein auf dem Hohlweg am Zeugenberg Sulzbürg, der massiv ausgebaut werden soll.

Abschied: Der BN trauert um sein

Mitglied Erich Spickenreuther aus Weiden, der im September ver­ gangenen Jahres verstorben ist. Er war einer der Mitbegründer sowie ­Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Neustadt a. d. WaldnaabWeiden. Als leidenschaftlicher ­Ornithologe hatte er sich schon frühzeitig dem Erhalt der Natur verschrieben. Auf sein langjähriges Betreiben hin wurden die im ­Mittelalter aufgestauten Pfrentschwiesen als Naturschutzgebiet ­ausgewiesen. Sein beharrliches Engagement ist für uns Vorbild und Ansporn.

Foto: BN

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Einer davon ist ein kulturhistorisch wertvoller Hohlweg auf den Zeugenberg Sulzbürg, der auch als attraktiver Wanderweg dient. Bei anderen geplanten Wegeausbauten stellen sie den Bedarf und die Verhältnismäßigkeit infrage. Schließlich stellen asphaltierte Wege auch massive Barrieren für zahlreiche Tierarten dar. Bei einer Wanderung mit Abschlusskundgebung im September 2017, an der sich rund 40 Personen beteiligten, forderten die beiden ­Initiatorinnen die asphaltfreie Sanierung bestehender Feldwege und den Verzicht auf eine Verbreiterung in sensiblen Abschnitten. Für ganz Bayern drängt der BN beim Landwirtschaftsministerium darauf, dass einheitliche Kriterien für die umweltgerechte Planung ­solcher Wegenetze vorgegeben ­werden. Dabei muss es auch möglich sein, so die BN-Forderung, auf einen Ausbau in sensiblen Abschnitten völlig zu verzichten. Reinhard Scheuerlein

[2-18] Natur + Umwelt BN-Magazin

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NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: BN

Seit Monaten engagiert sich der BN für die natur- und landschaftsgerechte Planung eines Kernwegenetzes im westlichen Landkreis Neumarkt. Gleichzeitig geht es um die Frage, wie solche Wegebaumaßnahmen in der Feldflur in ganz Bayern umweltverträglich gestaltet werden können.


Insekten schützen

Filmwettbewerb für junge Leute

Wir leben, als hätten wir eine zweite Welt im Kofferraum. Beim Jugendfilmwettbewerb sind Ideen für eine gerechtere und nachhaltigere Welt gefragt. Allen Teilnehmern steht ein Team erfahrener Jungfilmer als Berater kostenlos zur Verfügung. Das Projekt wird vom BN-Naturerlebniszentrum Allgäu im Rahmen des bayernweiten Projekts KunstWerk Zukunft mit Förderung des bayerischen Umweltministe­ riums durchgeführt.

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Agrarlandschaft Oberfranken

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ie kann das Rebhuhn und die gesamte mit ihm verbundene Lebensgemeinschaft vor dem Verschwinden bewahrt werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein zu Jahresbeginn gestartetes Projekt unter einer Trägergemeinschaft aus Ökologischer Bildungsstätte Oberfranken, Landesbund für Vogelschutz und Wildland-Stiftung Bayern. Es widmet sich dem Artenschwund in der Feldflur, von dem Insekten, Pflanzen und Vögel betroffen sind. Da dieses Problem nur gemeinsam mit allen Akteuren nachhaltig zu lösen ist, werden zahlreiche Partner von Anfang an eingebunden, so der Bayerische Jagdverband mit seinen Gruppen in Coburg, Lichtenfels und Kronach, die Kreis­ verbände des Bauernverbandes und des BUND Naturschutz. Landnutzer und Naturschützer suchen gemeinsam nach Lösungen, die Offenlandarten wirklich helfen, aber auch betrieblich attraktiv und praktikabel sind. Landwirte, die bereit sind, Flächen »mitten in der Flur« zur Verfügung zu stellen, sollen für den Mehraufwand und Ertragsausfall entschädigt werden. Dafür stehen in diesem Projekt erstmals Mittel bereit. Welche Maßnahmen helfen wirklich und wie müssen sie vergütet werden um von den Landwirten in Zukunft angenommen zu werden? Dieses Projekt soll darauf Antworten geben – zum Nutzen der Nutzer und der Artenvielfalt. ▶ Kontakt: Dr. André Maslo, Umweltstation Mitwitz, Tel. 0 92 66-82 52

▶ Einsendeschluss ist der 7. Oktober 2018 Mehr Infos auf: www.genug-fuer-alle.­camera Naturerlebniszentrum Allgäu

Anmeldung: BN-Bildungswerk Regensburg, Tel. 0 941 -29 72 02, bildungswerk@bund-naturschutz.de www.bund-naturschutz.de/umweltbildung

Mit den Wölfen heulen

Grüne Engel

Wie lebt der Wolf? Was ist dran an den Märchen über ihn und wie wird ein Zusammen­ leben mit ihm möglich? Wer mit Schulklassen arbeitet und dieses Thema altersgerecht vermitteln will, findet Spiele und Ideen bei diesem Seminartag des BN-Bildungswerkes. ▶ Termin: 1. August 2018, Wald­ erlebniszentrum Regensburg

Natur + Umwelt BN-Magazin [2-18]

Für ihr jahrelanges Engagement in der Umweltbildung ­erhielten die beiden Försterinnen und Umwelt­ pädagoginnen des BN Fürstenfeldbruck, Anke Simon und Holde Tietze-Härtl, den Grünen Engel –

noch aus der Hand von Umweltministerin Ulrike Scharf. Zur Auszeichnung gratulierten auch Rainer Zöller, Bürgermeister von Puchheim, Landrätin Martina Drechsler und Bürgermeister Christian Götz (siehe Bild).

Foto: Bayer. Umweltministerium

ENGEL & WÖLFE

Foto: Jürgen Steinmetz

o sind sie, die Schmetterlinge und Hummeln, Bienen und Käfer? Das fragen sich immer mehr Gartenliebhaber und Kleingärtner. Was kann ich tun, um ihrem Verschwinden etwas entgegenzusetzen? Über Saatgutmischungen und Blühflächen in Garten und Balkon können sich Besucher der Landesgartenschau am Stand der BN-Kreisgruppe Würzburg informieren. In der Schmetterlings-Voliere mit heimischen Schmetterlingen finden jeden Mittwoch und Samstag Führungen stat. Die Schmetterlingsbeete bieten Pflanzvorschläge. Vom 21. Juni bis 24. Juli ist die Ausstellung »Hummeln – Bienen im Pelz« im Landesgartenschaupavillon des BUND Naturschutz zu sehen. Am 1. Juni präsentieren die Fachleute des BN einen Aktionsstand und Vorträge zum Thema »Pflanzen für Wildbienen und Schmetterlinge im Garten«, am 15. Juni gibt es einen Vortrag zum Thema »Wildbienen – wenig beachtet, aber überlebenswichtig für den Menschen« und am 16. Juni zum Thema »Weltmacht im Kleinen – warum wir Insekten & Co. so dringend brauchen«. Junge Insektenliebhaber können sich bei Spielen austoben und Entdeckungstouren zu Heuschrecken und Grillen unternehmen. Alle Termine online sowie im Gartenschau-Programm, das bei der BN-Kreisgruppe Würzburg angefordert werden kann. ▶ Kontakt: Kreisgruppe Würzburg; info@bn-wuerzburg.de, Tel. 09 31-4 39 72; www.wuerzburg.bund-naturschutz.de

Foto: Maslo

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Ihre Ansprechpartner beim BN

BN-Studienreisen, Tel. 09 115 88 88 20, www.bund-reisen.de

Mitgliederservice (allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft, Adressänderung) Tel. 09 41-2 97 20-65 mitglied@bund-naturschutz.de

Das Grüne Band Bayern entdecken Die 1300-Einwohner-Gemeinde Haidmühle ist die erste »Modellgemeinde am Grünen Band Europa«. Sie liegt am 346 Kilometer langen Grünen Band Bayern-Tschechien im Landkreis FreyungGrafenau, in direkter Nachbarschaft zu den beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Sumava (CZ). Unsere zwei fachkundigen Reiseleiter begleiten die Teilnehmer auf der spannenden Ent­ deckungsreise durch den Bayerischen Wald und Südböhmen. • Deutschland/Tschechien 15. – 21. Juli 2018

Beratung zu Spenden, Anlassspenden und Vermächtnissen Claudia Ciecior-­Bordonaro Tel. 09 41-2 97 20-34 claudia.ciecior@bund-naturschutz.de Haus- und Straßensammlung Ehrenamtlich aktiv werden Christine Stefan-­Iberl Tel. 09 41-2 97 20-11 christine.stefan@bund-naturschutz.de BN-Bildungswerk Ulli Sacher-Ley Tel. 09 41-2 97 20-42 ulrike.sacher-ley@bund-naturschutz.de

IMPRESSUM

BN-Stiftung Christian Hierneis Tel. 09 41-2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­ geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, natur+umwelt@ bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-65 Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Wolfgang Willner Titelgestaltung: Gorbach GmbH Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40 Druck und Versand: Brühlsche Universitäts­ druckerei Gießen Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & Casper Werbeagentur GmbH, Tel. 0 30-2 80 18 -145, Fax -400, hansmann@runze-casper.de. Es gelten die Mediadaten Nr. 26.

Verlag: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, info@service.bund-naturschutz.de Druckauflage 1-2018: 141.358 Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im ­Beitrag ­ent­­halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807 BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft München, IBAN DE27 7002 0500 0008 8440 00, BIC: BFSWDE33MUE Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbedingt die ­Meinung der ­Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh­migung des BN. Für unverlangt ­eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redak­tion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen. »Natur+Umwelt« wird auf 100 % ­Recycling­­­­papier gedruckt.

LE2 Dieses Druckerzeugnis ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

Ostseestrand am Grünen Band Zwischen Lübeck und Wismar liegt der »Klützer Winkel«. Er ist noch nicht überall bekannt, denn bis 1990 lag er im Sperr­ gebiet an der innerdeutschen Grenze, heute bildet er den nördlichsten Teil des Grünen Bandes. Naturnahe Sandstrände und Steilufer haben sich hier ­erhalten. Per Rad, zu Fuß und mit dem Schiff erkunden die ­Reisenden die Gegend und lernen Pflanzen und Tiere kennen. • Deutschland, 9. – 15. September 2018 Nationalpark Wattenmeer Die Vielfalt des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer machen nicht nur die von Ebbe und Flut beeinflussten Wattflächen aus, sondern auch Salzwiesen, Dünen und naturnahe Strände. Der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt steht hier an erster Stelle. Die Reisenden werden unter Anleitung von Nationalparkmitarbeitern unter anderem durch eine Pflanzaktion den Dünenschutz unterstützen sowie einen Strandabschnitt vom Müll befreien. • Deutschland, 16. – 22. September 2018 Asturiens Grüne Küste Küstenwanderungen an der schönen asturischen Küste führen die Teilnehmer zu den sogenannten »bufones«, trichterförmigen Erdspalten, durch die das Meerwasser bei aufgewühlter See fontänenartig aus dem Küstenboden schießt. Vorbei an naturbelassenen ­Badebuchten wandert die Gruppe zum sogenannten Dinosaurierstrand. Im Landesinneren geht es zu einem Naturreservat. • Italien, 20. – 30. September 2018 Foto: Eva Pick

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Redaktion Natur+Umwelt Luise Frank Tel. 09 41-2 97 20-22 natur+umwelt@bund-naturschutz.de

Foto: Volker Jakobs

Spendenbescheinigungen Tel. 09 41-2 97 20-66 spenderservice@bund-naturschutz.de

Lago di Ledro Nur einen Katzensprung vom Gardasee liegt der smaragdfarbene Lago di Ledro auf einer Höhe von 650 Meter über dem Meer, am Ende des Ledrotales. Der Ledrosee wurde 1929 bekannt durch eine archäologische Sensation: Als 1929 der See wegen des Anschlusses an das Kraftwerk in Riva abgesenkt wurde, entdeckte man die Reste von Pfahlbauten aus der Bronzezeit. Auf dieser Reise erwandern die Reisenden das Gebiet rund um den »unbekannten Bruder« des Gardasees. • Italien, 22. – 28. September 2018

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ANLASSSPENDEN

Jubiläum? Taufe? Silberne Hochzeit? Geburtstag? Wünschen Sie sich doch zu Ihrem Fest eine Spende für die Natur. Jeder Euro, der gespendet wird, bringt die gute Sache voran.

Für 20 Euro kann der BN z.B. sechs Meter Amphibienschutzzaun kaufen.

50 Euro reichen z.B., um eine Sense für die Biotoppflege oder Becherlupen für eine Kindergruppe zu kaufen.

Für 100 Euro kann der BN z.B. 80 m2 wertvoller Moorfläche erwerben und renaturieren.

JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Fotos: BN-Archiv, fotolia

SIE MÖCHTEN SICH VON IHREN GÄSTEN EIN SPENDENGESCHENK FÜR DEN BN WÜNSCHEN? Setzen Sie sich für Ihr BUND Naturschutz-Lieblingsprojekt ein, indem Sie den Spendenzweck bestimmen. Auch die gesamte Arbeit des BUND Naturschutz kann gefördert werden. Fordern Sie unser Infopaket an. Ganz einfach und unverbindlich per Telefon oder E-Mail.

Ihre Ansprechpartnerin ist Claudia Ciecior-Bordonaro Tel. 0941/29720-34 claudia.ciecior-bordonaro@ bund-naturschutz.de

Nähere Infos finden Sie auch unter

www.bund-naturschutz.de/ spenden/anlassspenden

www.bund-naturschutz.de

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