Natur+Umwelt 2-2023: Mobilitätswende jetzt!

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MOBILITÄTSWENDE JETZT!

+ FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE
02 23 AKTUELL Wälder für Wildkatzen Atomausstieg besiegelt GUTER RAT Grüner spielen
in Elektrogeräten
NATUR UMWELT
Ressourcen

E-Biker:innen sind auch

Zeitanhalter:innen

So viel mehr als E-Bike fahren: Natur, Kultur und Geschichten auf vier einzigartigen thematischen Routen rund um Bern –Schweizer Bundesstadt und UNESCO-Weltkulturerbe

Jetzt entdecken Bern.com/e-bike Vier ErlebnisTouren

INHALT

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

AKTUELLES

TITELTHEMA

Jahr für Jahr aufs Neue: Zeigt sich die Natur jemals schöner als in diesen Wochen? Rundherum das frische Grün, viele Büsche und Bäume erstrahlen in Weiß, Gelb und Rosarot. Selbst aus Pflasterritzen drängen Gräser und kleine Blüten ans Licht. Und über allem der Gesang der Vögel, der – soweit er den Straßenlärm übertönt – bis in die Innenstädte reicht.

Der Frühling ist ein willkommener Ausgleich zu all den weniger schönen Dingen, die uns beschäftigen. Und für viele von Ihnen hoffentlich eine sinnliche Ermutigung. Es lohnt sich, für Natur und Umwelt einzutreten!

Auch bei sperrigen Themen wie der Atomenergie. Am 15. April gingen die letzten deutschen Reaktoren vom Netz. Ein großer Erfolg für den BUND und die ganze Anti-Atomkraft-Bewegung. Als überaus sperrig erweist sich schon lange auch die Verkehrspolitik. Kommt doch die überfällige Mobilitätswende nur in Trippelschritten voran.

Lesen Sie mehr zu beiden Themen, und zu weniger Sperrigem, in dieser Ausgabe.

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins. Luise Frank Redaktion Natur+Umwelt Severin Zillich Redaktion BUNDmagazin
4–6 Aktuelle Meldungen 7 Gerettete Landschaft 8/9 Atomkraft: abgeschaltet! 10 Erfolg vor Gericht 11 Lasst die Salzach fließen! 12 Aktuelle Meldungen aus Bayern 13 Kommentar
missachtet 24/25
droht NATUR IM PORTRÄT 26 Pflanzenporträt: Berberitze 28/29 Schutz für gefährdete Arten 30/31 Grünten gerettet 32/33 Gefährdet: Zauneidechse 34/35 Wildkatzenwälder von morgen LANDWIRTSCHAFT 36 Bündnis gegen Gentechnik AKTION 38 Eichhörnchen melden KLIMASCHUTZ 39 Erdüberlastungstag INTERNATIONALES 40 Lieferkettengesetz 41 Die Oder in Gefahr URLAUB & FREIZEIT 42 Wanderung 43 Reise AUS DEM VERBAND 44 Immer topaktuell: Der BN in den Sozialen Medien 45 Editorial des Vorstands 46 Neuer BUND-Vorstand 47–49 Meldungen 50 Porträt 51 Bildung 52–58 Regionalseiten SERVICE 59 Leserbriefe 60/61 Medien und Reisen 62 Ratgeber: Spielzeug 63 Ökotipp 66 Ansprechpartner/Impressum
14/15 Mobilitätswende jetzt! 16/17 Bitte umsteigen 18/19 Gezielt beschleunigen 20 Interview mit ADFC 21 Deutschlandticket: Eins minus 22 Klage 1: Talbrücke Büschergrund 23 Klage 2: Klimaschutz
Neue Asphaltlawine
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Foto: stock.adobe.com –comofoto Foto: stock.adobe.com –naturenow
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Foto: Winfried Berner
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Haltestellendreieck Königsplatz, Augsburg

GRENZERFAHRUNG

Über 172 Kilometer führt der neue »VierLänder-Grenzradweg« durch Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Größtenteils geht es entlang der einstigen innerdeutschen Grenze – und damit am Grünen Band. Erlebnispunkte machen die abwechslungsreiche Region erfahrbar. So an der »Wirler Spitze« nördlich des Arendsees: Inmitten von Kiefern prägen offene Sand- und Heideflächen den alten Grenzstreifen. Mithilfe von Freiwilligen und

AKTUELLES

Das Grüne Band gewinnt weiterhin an Bedeutung. Als erstes westliches Bundesland hat Hessen seine Flächen am einstigen Eisernen Vorhang zum Nationalen Naturmonument erklärt. Rund 8000 Hek-

Spenden schützt der BUND hier einen wertvollen Lebensraum für bedrohte Tiere und Pflanzen. Ein Tourenbuch zu dem Grenzradweg ist kürzlich im Verlag Esterbauer erschienen. Sehen Sie selbst!

Mehr zum Thema

www.vierlaendergrenzradweg.de Geschaffen haben den Radweg der Trägerverbund Burg Lenzen und der BUND Sachsen-Anhalt, gefördert durch die Deutsche Postcode Lotterie.

NEUES NATURMONUMENT

tar sind damit geschützt, wie schon das Grüne Band im Nachbarland Thüringen. Dies würdigt die Bedeutung des früheren Zonenrandgebiets für den Biotopverbund und als Erinnerungslandschaft.

Dazu der BUND-Ehrenvorsitzende Hubert

Weiger: »Wir freuen uns sehr über dieses Bekenntnis zum Grünen Band, weitere westliche Bundesländer sollten diesem Beispiel folgen.« Kurz nach dem Mauerfall hatte der BUND auf einem gesamtdeutschen Naturschutztreffen in Hof das Grüne Band begründet. Seitdem setzen wir uns dafür ein, den gut 1400 Kilometer langen Korridor in Gänze zu bewahren und zu schützen.

Das Grüne Band Hessen verläuft auf einer Länge von rund 260 Kilometern durch die Landkreise Werra-Meißner, HersfeldRotenburg und Fulda. Es verbindet vor allem großflächige und naturnahe Buchenwälder. Seltenheiten wie Frauenschuh, Schwarzstorch oder – im Offenland – der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling finden hier noch einen Lebensraum. Auf der Thüringer Seite werten besonders artenreiche Wiesen die Vielfalt dieses grünen Korridors auf.

www.bund.net/gruenes-band

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Abschnitt des Grünen Bands bei Obersuhl im Landkreis Hersfeld-Rotenburg Foto: Klaus Leidorf Der Grenzpfahl an der Wirler Spitze ist einen Ausflug wert.
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Foto: Jürgen Starck

DIE ZAHL: 0,64

Erstmals wurde in den Schutzgebieten der deutschen Nordsee die Fischerei eingeschränkt. Mitte Februar verkündete die EU, einige der wertvollsten Meeresflächen künftig vom Einsatz der Schleppoder Stellnetze auszunehmen. Nur ein winziger Teil ist frei von jeder Fischerei. Der Weg zum Schutz artenreicher Riffe, Sandbänke und gefährdeter Meerestiere bleibt steinig. Der BUND begrüßt, dass die

zerstörerische Fischerei am Meeresboden zumindest in Teilen der bislang wirkungslosen Schutzzonen endlich beschränkt ist. So ist das Natura2000-Gebiet »Borkum Riffgrund« nun vollständig und das »Sylter Außenriff« mehrheitlich für die Grundschleppnetze gesperrt. Über die Doggerbank – die größte Sandbank der Nordsee und ebenfalls EU-geschützt – dürfen die Netze weiter pflügen.

KRISTALLKUGEL VERLIEHEN

Der Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags hat die Kooperation »Fahrtziel Natur« mit seinem Ehrenpreis 2023 ausgezeichnet. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten BUND, NABU, VCD und Deutsche Bahn unermüdlich für eine nachhaltige Mobilität. Dieses gemeinsame Engagement wurde jetzt gewürdigt.

Im Rahmen der Tourismusmesse ITB überreichte die Ausschussvorsitzende Jana Schimke eine Bleikristallkugel an die Kooperationspartner. »Von den Alpen bis zur Ostsee verfügt unser Land über einen Schatz an Naturgebieten, die es zu entdecken gilt. Es ist der Verdienst von Fahrtziel Natur und seinen Partnern vor Ort,

sie mit umweltschonenden Mobilitätskonzepten für Gäste zu erschließen«, so Jana Schimke.

Über den Preis freute sich auch der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt: »24 Fahrtziel Natur-Gebiete zeigen mit einem stetig wachsenden Angebot autofreier Mobilität, wohin die klimafreundliche Reise geht. Es ist schön, dass der Tourismusausschuss dies genauso sieht.«

Die Gebiete unterstützen die nachhaltige Entwicklung ihrer Regionen. Um deren wertvolle Natur zu entlasten, entwickeln Trägergruppen vielfältige Angebote, damit Gäste vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.

Stellnetze aber bleiben in den Schutzgebieten erlaubt. Nur im Vogelschutzgebiet gilt ein ganzjähriges Verbot. Das Sylter Außenriff ist nur tabu, während sich die Schweinswale fortpflanzen und ihre Jungen zur Welt bringen.

In einem winzig kleinen Bereich darf hier gar nicht mehr gefischt werden. Er umfasst gerade einmal 0,64 Prozent der deutschen Schutzgebiete in der Nordsee. Der BUND fordert seit Jahrzehnten zumindest die Hälfte der Meeresschutzgebiete sich selbst zu überlassen und Grundschleppnetze überall zu verbannen.

www.bund.net/meere

Zur Verleihung kam auch Jens Klocksin vom Vorstand des BUND (zweiter von links).

www.bund.net/fahrtziel-natur

Foto: DB/Andreas Friedrich Am stärksten befischt wird die deutsche Nordsee küstennah im Weltnaturerbe Wattenmeer. Schleppnetze zerstören die Lebenswelt der Meeresböden. Hier eine Flunder. Karte: Marine Conservation Society
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Foto: Wolf Wichmann

Durchbruch beim Schutz der Weltmeere:

Anfang März einigten sich die Vereinten Nationen endlich auf ein internationales Abkommen zum Schutz der Hohen See, also der Meeresgebiete jenseits nationaler Zuständigkeit. Diese rund zwei Drittel der Weltmeere waren bisher besonders schlecht geschützt vor Verschmutzung und Überfischung. Künftig sind hier marine Schutzgebiete oder Umweltverträglichkeitsprüfungen möglich, zugunsten von bedrohten Arten und Lebensräumen. Um 30 Prozent der Weltmeere bis 2030 unter Schutz zu stellen (wie das die Weltnaturkonferenz erst im Dezember beschloss), muss das Abkommen jetzt schnell umgesetzt werden.

KURZ & GUT

−20%

Deutsche essen deutlich weniger Fleisch: Nachdem der traditionell hohe Fleischkonsum lange Zeit nur leicht sank, ging er von 2021 zu 2022 erstmals spürbar zurück, von 56,2 auf 52 Kilogramm pro Person. Vor allem Schweinefleisch wird weniger gegessen (minus 20 Prozent seit 2017). Als ein Grund wird der anhaltende Trend zu einer pflanzenbasierten Ernährung vermutet, vor allem bei den Jüngeren. 2021 ernährten sich rund zehn Prozent der Deutschen vegetarisch und zwei Prozent vegan. Auch die stark gestiegenen Preise für viele tierische Lebensmittel könnten für den Rückgang verantwortlich sein.

Vjosa zum Nationalpark erklärt: Sie gilt als Europas letzter wirklich ungezähmter Fluss. Von ihrer Quelle in den griechischen Bergen bis zur Mündung im Mittelmeer misst die Vjosa 272 Kilometer. Neun Wasserkraftwerke waren an ihrem Lauf geplant. Das ist zum Glück passé. Mitsamt all ihrer Nebenflüsse erklärte Albaniens Premierminister Edi Rama die Vjosa zum ersten WildflussNationalpark Europas. Für diesen Erfolg hatten viele Umweltverbände lange gekämpft. Ein dicker Wermutstropfen: Unweit der Mündung errichtet das Land derzeit offenbar illegal einen Flughafen, inmitten der NartaLagune, einem der wertvollsten Feuchtgebiete der Adria.

Fahrt Rad in Paris! Eine Meldung der anderen Art, auch sie erfreulich. Zwei Aktive des BUND aus dem Kreis Konstanz besuchten im April Paris. Ihre liebste Tätigkeit dort: das Fahrradfahren. Sie waren schlicht begeistert davon, wie schön man hier (im Vergleich zu deutschen Städten) auf zwei Rädern unterwegs sein kann. Bei etlichen vierspurigen Boulevards habe man zwei Spuren für die Fahrräder abgetrennt, auch sonst würde viel fürs Radeln getan. Also, es geht doch. Verkehrsplaner*innen, schaut nach Paris!

Auwaldpflanzung des BUND gewürdigt: Als ein »hervorragendes Beispiel der UNDekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen« wurde kürzlich das Auwaldprojekt ›MediAN‹ im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe ausgezeichnet. Wie überall in Deutschland ist auch an der Elbe der einst so charakteristische Auwald zu 99 Prozent gerodet worden. Das BUNDAuenzentrum setzt sich seit mehr als 15 Jahren für den artenreichen Lebensraum ein und hat in den vergangenen Monaten wieder Hunderte Bäume und Sträucher in der Elbtalaue bei Lenzen gepflanzt – im Rahmen von ›MediAN‹ und gefördert vom Bundesforschungsministerium.

»Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit.
Doch positive Neuigkeiten aus dem Naturund Umweltschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.
6 Natur+Umwelt 2 | 23 › AKTUELLES

GERETTETE LANDSCHAFT

Seit zehn Jahren kümmert sich die BUND-Inselgruppe Föhr-Amrum um selten gewordene Brutvögel auf Föhr. Gemeinsam mit Gebietsbetreuerinnen, Landwirten und örtlichen Verbündeten trägt sie dazu bei, wichtige Brutplätze für Uferschnepfen (im Bild), Kiebitze, Rotschenkel und ­Austernfischer zu erhalten. Gleichzeitig schafft und schützt sie artenreiche Feuchtwiesen und Weiden, den Lebensraum der bedrohten Wiesenbrüter. Weil Grünland doppelt so viel Kohlenstoff speichert wie Ackerböden, kommt dies auch dem Klima zugute. > www.bund-foehr.de

Luftbild: Harald Bickel; Uferschnepfe: Peter Hering

Nach 62 Jahren kommerzieller Nutzung

sind die letzten drei deutschen Atommeiler vom Netz gegangen.

Ein riesiger Erfolg der Anti-AKW-Bewegung, die Jahrzehnte gegen die hochriskante Technologie angekämpft hat.

Gleichzeitig warb sie früh für eine zukunftsfähige Umwelt- und Energiepolitik.

ENDLICH ABGESCHALTET

Die Errungenschaften der Anti-AKWBewegung sind vielfältig: politisch, juristisch, gesellschaftlich und wissenschaftlich. Und sie brachte einen Schulterschluss von verschiedensten Menschen: Ob Studentin, Winzer oder Landwirtin –gemeinsam protestierte man gegen die AKW-Pläne. Dabei wurde die atomare Zukunft zunächst rosig gemalt: Jeder und jede sollte profitieren, ob von einem atomgetriebenen Auto oder dem MiniAKW fürs Eigenheim. Wissenschaftliche Expertise war anfangs kaum zugänglich. Viele Menschen arbeiteten sich in ihrer Freizeit in die schwierige Materie ein. Und kamen bald zu der Überzeugung: Atomkraft ist alles andere als sauber und gut beherrschbar.

IM WIDERSTAND

Aus der Bewegung entsprangen die kritische Wissenschaft und Gutachterbüros wie die »Gruppe Ökologie« und das Öko-

Institut. Überall gründeten sich Bürgerinitiativen und lokale Aktionsgruppen, einige davon Vorläufer späterer Ortsgruppen des BUND. AKW-Projekte wurden hinausgezögert und verhindert, indem man die Bauplätze besetzte.

Ziviler Ungehorsam war also damals schon ein wichtiges Mittel. Der Kampf für eine Zukunft ohne Atomkraftwerke wurde zu einem zentralen Motiv für die Gründung des BUND 1975. Und die Bewegung schlug Pflöcke ein für die Energiewende: für die ersten Windräder und Photovoltaikanlagen und einen sparsameren Umgang mit Energie.

Axel Mayer, Bauplatzbesetzer in Wyhl und 30 Jahre lang BUND-Geschäftsführer in Freiburg, erinnert sich: »›Nai hämmer gsait‹ zum 1975 in Wyhl geplanten AKW. Aber da war auch unser frühes Ja zu erneuerbarer Energie. Wir sind einen langen Weg gegangen. In unseren ersten Kämpfen liegen wichtige Wurzeln der Wind- und Solarkraft und der heutigen Klimaschutzbewegung.«

ERSTE ERFOLGE

Kalkar, die Schlacht um Grohnde, Castortransporte: Zehntausende demonstrierten über Jahrzehnte für eine Zukunft ohne atomare Risiken. Bei Protesten kam es zunehmend zu blutigen Auseinandersetzungen mit einer massiven Polizeigewalt. Die Bewegung wurde kriminalisiert. Wer protestierte, hatte Hausdurchsuchungen, Demonstrationsverbote oder gar Haft zu befürchten. Doch der Widerstand ging weiter und brachte auch juristische Erfolge. So gelang es, die Sicherheit der Atomanlagen technisch deutlich zu verbessern. Auch sind Sitzblockaden heute nicht mehr verboten, dafür das stundenlange Einkesseln von Demonstrierenden durch die Polizei.

Die großtechnische Wiederaufbereitung alter Brennstäbe in Wackersdorf konnte ebenso verhindert werden wie der Schnelle Brüter in Kalkar. Trotz der gewaltsam vorgehenden Polizei kamen an Ostern 1986 sowie zum Anti-WAAhnsinn-Festival im Juli 1986 etwa 100000 Menschen.

ATOMKRAFT? NIE WIEDER! JULIANE DICKEL
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leitet die Atompolitik des BUND.

Kurz zuvor hatte Hubert Weinzierl, damals BN-Vorsitzender des BUND in Bayern und später Bundesvorsitzender, am WAA-Bauzaun seinen 50. Geburtstag gefeiert. Und dank Polizeiaufgebot die wohl bestbewachte Torte der deutschen Geschichte serviert.

DER LANGE AUSSTIEG

Reaktorkatastrophen wie Three Mile Island (USA) und Tschernobyl (heute: Ukraine) bewiesen auf tragische Weise die Unbeherrschbarkeit der Atomkraft. Der GAU in Tschernobyl führte 1986 zur Gründung des Bundesumweltministeriums. Das letzte deutsche Atomkraftwerk ging 1989 ans Netz. Alte Pläne zeigen Hunderte mögliche Standorte für weitere Meiler. Verwirklicht wurde nur ein Bruchteil. Allein das ist ein immenser Erfolg der Anti-AKW-Proteste.

Seit 2000 steigt Deutschland aus der Atomkraft aus. Auf den rot-grünen Atomkonsens in jenem Jahr folgte der schwarzgelbe Wiedereinstieg 2010 und der erneute Ausstieg ein halbes Jahr später, nach der tragischen Reaktorkatastrophe von Fukushima. Über 250 000 Menschen demonstrierten 2011 für ein Ende des nuklearen Abenteuers. Selbst die damalige Bundeskanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel räumte ein, dass die Atomkraft nicht beherrschbar ist. Im gleichen Jahr wurden acht Atomkraftwerke abgeschaltet, der Rest folgte seitdem schrittweise.

Dazu der Ehrenvorsitzende des BUND, Hubert Weiger: »Klar wurde, wie lebensgefährlich, unbeherrschbar und letztlich menschenverachtend die Atomtechnologie ist. Zufällig hatten wir am 12. März 2011, ein Tag nach Fukushima, eine Menschenkette vom AKW Neckarwestheim bis nach

Stuttgart geplant. Über Nacht wurden aus den erwarteten 40 000 Teilnehmer*innen rund 60 000.«

NOCH NICHT AM ENDE

Am 15. April sind endlich die letzten deutschen Atomreaktoren vom Netz gegangen. Verzögert durch einen unnötigen Streckbetrieb, der weder das Stromnetz stabilisieren noch die Versorgung sichern musste. Gestreckt wurde nur das Risiko. Das Aus ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Versorgung mit erneuerbarer Energie. Und einer der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung.

Leider kann von einem vollständigen Atomausstieg noch keine Rede sein. Die Uranfabriken in Gronau und Lingen dürfen unbefristet weiterlaufen. Atombrennstäbe werden weiterhin aus Deutschland in alle Welt exportiert. Zudem wurde bekannt, dass über eine Kooperation mit Frankreich auch Russland in die Fertigung von Brennelementen im niedersächsischen Lingen einsteigt – trotz Krieg. Und der Forschungsreaktor in Garching wird mit atomwaffenfähigem Uran betrieben. Auch diese drei Anlagen gehören schleunigst abgeschaltet.

BLEIBENDES ANLIEGEN

Der Rückbau der Reaktoren wird Jahrzehnte dauern und Unsummen verschlingen. Die Situation der deutschen Zwischenlager ist hochproblematisch. Und die Frage, wie der Atommüll über Jahrtausende sicher verwahrt werden kann, ist ungelöst.

Jüngst wurde der BUND Mitglied der internationalen Anti-Atomwaffen-Kampagne ICAN. Die atomare Gefahr zu beseitigen bleibt uns ein großes Anliegen. Dafür ist noch viel zu tun. Bei einem der Feste am 15. April erklärte Angela Wolff, Sprecherin des Arbeitskreises Atom: »Heute feiern wir, aber morgen streiten wir weiter für den kompletten Atomausstieg und eine erneuerbare Zukunft.«

Eine umfassende Chronik mit vielen Fotos finden Sie unter: www.bund.net/atomkraft/atomausstieg

Mehr zum Thema
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Foto: Axel Mayer Der damalige BN-Vorsitzende Hubert Weinzierl bei einer Kundgebung gegen die WAA in Wackersdorf. Demonstration gegen das in Baden geplante Atomkraftwerk Wyhl Mitte der 1970er Jahre
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Foto: BN-Archiv Foto: Heinrich Inkoferer Auf dem Münchner Odeonsplatz feierten am 15. April 1500 Menschen den Ausstieg aus der Atomenergie und das Abschalten des letzten bayerischen AKW in Ohu bei Landshut.

ERFOLGREICHE KLAGE

GERICHT STÄRKT NATURSCHUTZ

Keine freie Hand für Naturzerstörung: Das Bundesverwaltungsgericht stärkte mit einem Urteil das Klagerecht von Umweltverbänden. Grund der Klage war die Verkleinerung des Landschaftsschutzgebiets Inntal-Süd.

Landesgeschäftsführer des BUND Naturschutz

Erneut wurde am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig eine Entscheidung getroffen, die dem BUND Naturschutz und damit auch anderen Umweltverbänden eine Klagebefugnis bei Normenkontrollklagen zuspricht, wenn durch die Änderung der Norm Europäisches Recht verletzt wird. Demnach kann eine Verletzung der Alpenkonvention von Umwelt-

verbänden vor Gericht geltend gemacht werden.

Der BN hatte bereits 2014 gegen die Verkleinerung des Landschaftsschutzgebiets Inntal-Süd im Landkreis Rosenheim geklagt. Die neue Landschaftsschutzgebietsverordnung sah eine Verkleinerung um 650 Hektar vor! Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte die Klage nicht zugelassen, der BN legte Revision ein. Das Bundesverwaltungsgericht sah eine Klagebefugnis des BN auch darin begründet, dass sich der BUND Naturschutz zur Überprüfung der Verschlechterung des

Landschaftsschutzgebietes auf Artikel 9 der Aarhus-Konvention in Verbindung mit dem Naturschutzprotokoll der Alpenkonvention berufen kann.

Der BN wertet das Urteil, das im Januar erging, als großen Erfolg für den Naturschutz, denn damit ist ein entscheidender rechtlicher Durchbruch erreicht worden –in doppelter Hinsicht. Zum einen ist es jetzt möglich, bei Verletzung von europäischem Umweltrecht generell Rechtssetzungen in Landschaftsschutz- und Naturschutzgebietsverordnungen überprüfen zu lassen. Zum anderen hat sich die Durchsetzung der Alpenkonvention in Gerichtsverfahren um ein großes Stück verbessert.

Rechtsanwältin Dr. Franziska Heß, die den BUND Naturschutz in diesem Verfahren vertrat, erläutert die Bedeutung der Entscheidung: »Damit wurde ein wichtiger Schritt für den Rechtsschutz anerkannter Umweltverbände über den konkret entschiedenen Fall hinaus getan. Auch völkerrechtliche Verträge, die europäisches Umweltrecht konkretisieren, können Anlass und Grund für eine Verbandsklage sein. Den Bestimmungen der Alpenkonvention und ihrer Protokolle, die einen besonderen Schutz des sensiblen Alpenraums bezwecken, wurde heute durch das Bundesverwaltungsgericht echte Schlagkraft verliehen. Die Folge ist, dass die zuständigen Behörden bei ihren Entscheidungen künftig die Alpenkonvention und ihre Protokolle ernst nehmen und die dortigen Verpflichtungen genau prüfen und erfüllen müssen. Damit wurde eine wichtige Grundsatzentscheidung zugunsten eines effektiven Umweltrechtsschutzes getroffen, die für alle Klagen gegen Pläne und Programme von Bedeutung ist. Denn das Erfordernis der SUPPflicht als Voraussetzung einer Klagemöglichkeit hat bisher eine Vielzahl von Klagen gegen Rechtsverordnungen und sonstige Pläne und Programme behindert. Das ist nun Geschichte.«

Im südlichen Inntal war geplant, ein Landschaftsschutzgebiet um 650 Hektar zu verkleinern, um Gewerbeflächen ausweisen zu können.
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Foto: Brennerdialog Rosenheimer Land e.V.

GEWÄSSERSCHUTZ

LASST DIE SALZACH FLIESSEN!

Ein Wasserkraftwerk an Bayerns letztem unverbautem Fluss? Helfen Sie mit, das zu verhindern!

Die Salzach ist der letzte große Fluss in Bayern ohne Wasserkraftwerke und fließt auf über 60 Kilometer Länge von Salzburg bis zur Mündung in den Inn ohne Stauwehre. Doch seit Jahrzehnten werden immer wieder Pläne für Wasserkraftwerke aus der Schublade gezogen. Im natürlichen Zustand war die Salzach ein wilder Alpenfluss. Auch wenn sie ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begradigt und gezähmt wurde, so blieb sie doch bis heute vom Staustufenbau verschont. Die Auen wurden aber durch die Dämme in Mitleidenschaft gezogen, weil die Hochwässer nicht mehr die Auen fluten konnten. Seit den 60er Jahren kämpft eine brei-

te Allianz von Naturschutz-Aktiven auf bayerischer und österreichischer Seite gegen eine Verbauung durch Wasserkraftwerke.

Die potenziellen Investoren gingen deshalb immer wieder in Deckung, aber die Pläne lagen weiterhin in den Schubladen und wurden immer wieder aus selbigen gezogen. Jüngst meldeten die Stromerzeuger wieder Begehrlichkeiten an. Im Fahrwasser einer falsch verstandenen Energiewende machen sie Stimmung für neue Kraftwerke. Geplant ist aktuell ein angeblich harmloses »Fließgewässerkraftwerk«. Aber auch dieses bräuchte ein Querbauwerk und wäre das Ende für die bislang so vorbildliche Renaturierung. Der BUND Naturschutz und die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) bleiben weiterhin am Ball!

RENATURIERUNG GEFORDERT

Denn: Die Salzach und ihre Auen ab der deutsch-österreichischen Grenze sind ein Schutzgebiet von höchstem europäischem Rang und eine der letzten intakten Lebensraumachsen zwischen Alpen und Donauraum. Die geforderte Sanierung des Flussbettes durch möglichst naturnahe Aufweitungen der Ufer wird dafür sorgen, dass die weitere Eintiefung des

DABEI SEIN

Am 15. Juli findet eine Kundgebung für eine unverbaute Salzach statt. Los geht’s um 13.15 Uhr auf dem Burghausener Stadtplatz. Per Kanu und Plätte legen Gäste zuvor die Strecke von Tittmoning nach Burghausen zurück und werden dort empfangen.

Flussbettes und drohende Sohldurchbrüche verhindert werden. Die großzügige Aufweitung der Uferbereiche sorgt dafür, dass wieder artgerechte Lebensräume für Flora und Fauna entstehen.

Das Potenzial für Wasserkraft in Bayern ist weitgehend ausgereizt. Für eine Wende hin zu Erneuerbaren Energien spielen Wind und Sonne die tragenden Rollen. Gleichzeitig ist mittlerweile klar, wie wichtig intakte Auen gerade in Zeiten des Klimawandels für den Landschaftswasserhaushalt, Hochwasserschutz und den Erhalt der Biodiversität sind. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen für die frei fließende Salzach und die endgültige Entscheidung für ihre Renaturierung! Die Pläne für Wasserkraftwerke gehören nicht in die Schublade, sondern in den Papierkorb.

Foto: stock.adobe.com
naturenow
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Die Salzach, hier bei Laufen, soll ein Naturjuwel bleiben!
Natur+Umwelt 2 | 23 › AKTUELLES 11
Illustration: Verena Metz

RAPPENALBACH: KRAFTWERK GEPLANT

Der Umweltfrevel am Rappenalpbach im Allgäu geht weiter: Kürzlich sind Pläne für ein Wasserkraftwerk bekanntgeworden.

Nachdem der BUND Naturschutz im Herbst letzten Jahres die Zerstörung des Oberlaufs des Rappenalpbachs aufgedeckt hat, will nun ein privater Investor ein Wasserkraftwerk am unberührten Unterlauf des Rappenalpbachs und dem anschließenden Gebirgsbach Stillach bauen. Die Kraftwerkspläne liegen zum größten Teil im Naturschutzgebiet Allgäuer

Naturjuwel in Gefahr: Im Unterlauf des Rappenalpbachs und im anschließenden Gebirgsbach Stillach (im Bild) soll ein Wasserkraftwerk entstehen.

Hochalpen und einem europäischen Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Der Bach ist als Biotop geschützt und einer von nur noch zwei Oberflächenwasserkörpern in Bayern, dessen ökologischer Zustand vor der Zerstörung im Oberlauf mit sehr gut bewertet wurde.

»Wir fordern den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber und die Oberallgäuer Landrätin Indra Bayer-Müller auf, diesen Plänen sofort einen Riegel vorzuschieben«, so BN-Vorsitzender Richard Mergner. »Es geht jetzt darum, den Rappenalpbach so gut wie möglich zu renaturieren und nicht noch weiter zu zerstören.«

Das Wasserkraftpotenzial ist in Bayern weitgehend ausgeschöpft. Wasserkraftwerke in Schutzgebieten widersprechen einer ökologischen Energiewende.

iAlle Hintergrundinfos auf www.bund-naturschutz.de/alpen/ rappenalptal

JURISTISCHES SCHLUPFLOCH GESCHLOSSEN

Gute Neuigkeiten für Bienen und Co: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass mit bestimmten Neonicotinoiden behandeltes Saatgut in der EU nicht mehr verwendet werden darf.

Diese Pestizide sind besonders gefährlich für Bestäuberinsekten und bereits seit einiger Zeit EU-weit verboten. Leider umgingen bisher viele Mitgliedstaaten das Verbot durch die Erteilung sogenannter Notfallzulassungen. Doch damit ist jetzt Schluss: Der EuGH hat klargestellt, dass diese Praxis rechtswidrig ist. Bereits erteilte Notfallzulassungen müssen zurückgenommen werden. Mit diesem Urteil schließt das Gericht das Schlupfloch der Notfallzulassungen für Saatgut, das

ABSCHUSSFANTASIEN

Seit dem tragischen tödlichen Bärenangriff auf einen Jogger Anfang April im Trentino hat die Bayerische Staatsregierung gleich eine ganze Reihe von Beutegreifern ins Fadenkreuz genommen. Seitdem ist sich die CSU- und FWgeführte Regierung des Freistaats für kein populistisches Manöver zu schade, in dem zum Halali auf Bären, Wölfe und Fischotter geblasen wird. So will Bayern mit zwei neuen Verordnungen den Abschuss von Wölfen und Fischottern erleichtern. Die Wolfsverordnung wird vor Gericht keine Bedeutung haben.

mit den sogenannten »Neonics« behandelt wurde.

Der BUND Naturschutz und andere Umweltverbände fordern seit Langem das Verbot von Neonicotinoiden. Statt immer mehr gesundheitsgefährdende Chemikalien einzusetzen, braucht es eine naturverträgliche Landwirtschaft.

Ausschlaggebend für Wolfsabschüsse ist nach wie vor das Bundesnaturschutzgesetz. »Die Verordnung gaukelt den Weidetierhalter*innen eine Lösung vor, die keine ist. Das Ganze ist ein reines Wahlkampfmanöver von Markus Söder und Hubert Aiwanger«, so BN-Vorsitzender Richard Mergner.

Was Bayern wirklich braucht, ist lösungsorientierte Sachpolitik statt Wahlkampfgetöse, mit dem unbegründete Ängste in der Bevölkerung geschürt werden. Fakt ist: Seit der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland vor über 20 Jahren gab es keine einzige Begegnung zwischen Mensch und Wolf, von der eine Gefahr für den Menschen ausging.

Foto: stock.adobe.com –MrnSailor
Foto: Christoph Bosch Foto: Thomas Frey Saatgut, das mit einer besonders insektenschädlichen Pestizidsorte behandelt wurde, darf in der EU nicht mehr verwendet werden.
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WAS FÜR EINE ZUMUTUNG

Die Klimakrise schreitet rasch voran.

Wann immer konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz zur Entscheidung anstehen – wie kürzlich beim KlimaVolksentscheid in Berlin oder im Rahmen des Koalitionsausschusses –, hört man aus der Politik: »Wir müssen die Leute mitnehmen.« Oder: »Man darf die Menschen nicht überfordern.« Oder: »Lasst uns den Leuten nicht zu viel zumuten.« Mit Sätzen wie diesen wird ein wirksamer Klimaschutz seit Jahrzehnten auf die lange Bank geschoben.

Wer so argumentiert, verschweigt bewusst die Zumutungen, die entstehen, wenn wir weiter zögern und halbherzig handeln. Mit jedem verbummelten Jahr erhöhen wir das künftig notwendige Transformationstempo. Zugleich verkleinern wir die Spielräume: Je länger wir warten, umso weniger können künftige Generationen gestalten. Und umso mehr müssen wir uns anpassen. 2021 erklärte das Bundesverfassungsgericht es als unvereinbar mit dem Grundgesetz, eine effektive Klimapolitik weiter zu vertagen.

Wer jetzt die Verantwortung trägt, muss die Spielräume für einen geordneten Wandel nutzen. Sonst bleibt unseren Kindern und Kindeskindern ausschließlich das Katastrophenmanagement. Wer jetzt schon wenig hat – und damit in der Regel auch wenig zur Klimakrise beiträgt –, kann auch weniger investieren, um sich an die Folgen der Klimaerhitzung anzupassen. Und wird deshalb noch mehr damit zu kämpfen haben.

Es ist also nicht die Frage, ob wir uns etwas zumuten, sondern: wann, wem und was in welchem Maß. Dabei gilt: Starke Schultern

können – und müssen – mehr tragen als schwache. Und vielfach wollen sie es offenbar auch. So zeigen verschiedene Umfragen nur wenig Zustimmung zu Entlastungen nach dem Gießkannenprinzip.

Beim nun fälligen Austausch der Heizungen und bei der Gebäudesanierung darf die Regierung nicht wieder ähnlich pauschal vorgehen wie bei den Tankrabatten. Manche können auf genügend Rücklagen zugreifen, um die nötige Modernisierung zu bezahlen. Andere haben nichts auf der hohen Kante und erhalten nicht einmal Kredit. Hier braucht es dann eine staatliche Unterstützung.

Finanziert werden könnte eine ausgewogene Förderung, die soziale Härten abmildert, zum Beispiel mit der Abschaffung umweltschädlicher Subventionen. Obschon sich alle drei Regierungsparteien darauf verständigt haben, diskreditiert die FDP diesen Ansatz immer wieder als verkappte Steuererhöhung. Im Falle des Dienstwagenprivilegs stellt sie sich damit schützend vor die Gruppe der überdurchschnittlich gut Verdienenden.

Fakt ist: Wir werden investieren müssen. Wenn nicht heute in die Umstellung der Heizungsanlagen, dann morgen in Klimaanlagen, Deicherhöhungen, den Ausbau der Katastrophenhilfe und eine ans Klima angepasste Gesundheitsversorgung. Schon klar, über Zumutungen möchte für gewöhnlich niemand gerne sprechen. Dabei geht es hier dem Wortsinn nach darum, den Mut für eine Herausforderung aufzubringen. An dieser Haltung entscheidet sich, ob wir die notwendige Transformation schaffen.

KOMMENTAR
Die Politik muss schnell und mutig handeln –statt zu zögern, sobald es konkret wird.
Natur+Umwelt 2 | 23 › AKTUELLES 13
ANTJE VON BROOCK ist die Bundesgeschäftsführerin für Politik und Kommunikation.

Auf dem Weg zu einer Lebensweise, die uns ein gemäßigtes Klima und die natürlichen Grundlagen unseres Daseins sichert, spielt der Verkehr eine wesentliche Rolle. Wie bleiben wir mobil, ohne unsere Umwelt zu Grunde zu richten? Nach Jahrzehnten einer vor allem aufs Auto zugeschnittenen Verkehrspolitik muss diese Frage nun schnell beantwortet werden.

So weit, so unstrittig, sollte man meinen. Doch die Bundesregierung und vorneweg ihr Verkehrsminister versuchen den Eindruck zu vermitteln, es ginge gut so weiter wie bisher. Warum also nicht das Straßennetz noch mehr verdichten, neue Verbrenner-Autos auch nach 2035 zulassen oder die besonders klimaschädlichen Dienstlimousinen noch auf Jahre subventionieren?

Der BUND hat die Verkehrspolitik deshalb auch in diesem Jahr zu einem Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht. Lesen Sie in unserem Titelthema, wie das Straßen- und Schienennetz zeitgemäßer entwickelt werden können. Was der BUND vom neuen Deutschlandticket hält. Und warum wir per Klimaklage gegen die Untätigkeit der Bundesregierung vorgehen.

Foto: Heinrich Inkoferer

Die B 15 neu ist ein Beispiel für Dinosaurierprojekte einer auf das Auto fixierten Verkehrspolitik. Der BN setzt sich dafür ein, dass sie an der A 92 bei Landshut endet und nicht bis Rosenheim weitergebaut wird.

VERKEHRSPOLITIK

UMSTEIGEN BITTE

Wer wie die Bundesregierung ungebremst Autobahnen und Bundesstraßen bauen will, verschärft die Klimakrise und löst keines unserer Verkehrsprobleme. Der BUND fordert, das Straßen- und Schienennetz endlich für die Zukunft auszurichten.

OLAF BANDT

ist der Vorsitzende des BUND.

Eigentlich sollten doch im Verkehrsministerium gerade die Alarmglocken schrillen: Der Verkehr hat auch 2022 seine Klimaziele gerissen. Hunderte marode Brücken führen zu ersten Straßensperrungen und hemmen die Mobilität spürbar. Die Bahn fährt schon sehr lange am Limit und ächzt darunter, dass in Deutschland über Jahrzehnte hinweg zu wenig in die Schiene investiert wurde. Und die Binnenschiffer verzweifeln am Verfall der Wasserstraßen. All das ist das Resultat einer verfehlten Verkehrspolitik,

die sich viel zu lange auf den Straßenbau und das Auto konzentriert hat. Wie aber reagiert der Verkehrsminister? Er hält auf ganzer Linie daran fest, die Automobilität bevorzugt zu behandeln. Beim Ausbau und Neubau von Bundesstraßen und Autobahnen äußert sich das besonders.

NICHTS DAZUGELERNT

Wer meint, die Bundesregierung hätte aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, irrt. Die Klimakrise und das Artensterben sind eine Realität, die zur gründlichen Neuausrichtung unserer Verkehrspolitik zwingen. Statt dies anzuerkennen, hält die Regierung unbeirrt am »Bundesverkehrswegeplan 2030« fest. Demnach sollen 850 Kilometer Autobahn und über 3000 Kilometer Bundesstraßen neugebaut und unzählige Fernstraßen ausgebaut werden.

144 Autobahnabschnitte auf 1200 Kilometer Länge will die Regierung nun gar beschleunigt ausbauen. Dabei berücksichtigt der Bundesverkehrswegeplan die Ziele des Klimaschutzes nur unzureichend und verfehlt alle selbstgesetzten Ziele zum Schutz der Umwelt. Das kritisierte das Umweltbundesamt bereits 2016, als der Plan verabschiedet wurde.

WEITER KLIMASCHÄDLICH

Für den Klimaschutz ist dieses Weiter-so fatal: Wer mehr Straßen baut, macht es attraktiver, weite Strecken zu fahren oder anstelle der Bahn das Auto zu nehmen. Es entsteht also noch mehr Verkehr. Das Ministerium baut dem Verkehrswachstum hinterher und facht es damit gleichzeitig an. Die zusätzlich mit dem Auto oder Lkw zurückgelegten Kilometer führen zu mehr klimaschädlichen Gasen und verteuern die Kosten des Verkehrs für Umwelt und Allgemeinheit.

Daran wird auch der Umstieg auf Elektroautos absehbar nichts ändern. Einmal

Foto: BUND/David Klammer Zur Verkehrsministerkonferenz in Aachen übergab der BUND im März 80000 Unterschriften gegen den Bau neuer Autobahnen.

werden – trotz des geplanten Zulassungsstopps 2035 – noch bis tief in die 2040er Jahre viele Verbrennerautos unterwegs sein, zumindest, wenn Anschaffung und Betrieb eines E-Modells nicht deutlich kostengünstiger werden. Andererseits brauchen E-Autos Strom aus der Windund Solarenergie, um wirklich klimaschonend unterwegs zu sein. Und der muss erst einmal ausreichend bereitgestellt werden.

stehende Netz der Straßen und Schienen zu erhalten und die Schiene gezielt und naturverträglich auszubauen. Nur so kann die Mobilitätswende gelingen, also der Umstieg auf klimaschonende Verkehrsmittel und die Verlagerung des

PLANWERK REFORMIEREN

Schließlich sorgt der Bau der Fernstraßen selbst für einen erheblichen CO2-Ausstoß und Ressourcenverbrauch. Denn hierfür sind große Mengen Stahl, Asphalt und Beton nötig, allesamt nur mit viel Energie zu produzieren. Im schlimmsten Fall zerstört eine neue Autobahn dann noch wertvolle natürliche CO2-Speicher wie Moore und alte Wälder.

ZUKUNFT PLANEN

Für den BUND ist klar: Keine neue Autobahn und keine neue Bundesstraße dürfen mehr gebaut werden. Was dadurch an Geld, Planungs- und Baukapazitäten frei wird, muss genutzt werden, um das be-

Gütertransports auf die Bahn. Hierfür muss der Bundesverkehrswegeplan 2030 stark überarbeitet und die Fülle der Vorhaben neu priorisiert werden.

Ein neuer Plan muss sich zukünftig an den Zielen des Klimaschutzes orientieren. Wenn Volker Wissing diese Ziele als »Klima-Blabla« abtut und sich weigert, einem umweltverträglicheren Verkehrssystem oberste Priorität einzuräumen, ist er als Verkehrsminister fehl am Platz.

CHANCE NUTZEN

Dieses Jahr bietet sich für den nötigen Wandel eine besondere Chance: Die sogenannten Bedarfspläne des Bundesverkehrswegeplans werden turnusgemäß überprüft. Das Verkehrsministerium lädt Verbände wie den BUND zu einem »Infrastrukturdialog« ein, um über die Prioritäten bei der Planung zu sprechen.

»Neuausrichtung und Ökologisierung der Fernstraßenplanung«, so lautet der Titel eines aktuellen BUND-Projekts, gefördert von der »Dr. Joachim und Hanna Schmidt Stiftung für Umwelt und Verkehr«. Damit wollen wir dem Natur- und Klimaschutz mehr Gewicht geben, wenn künftig noch Fernstraßen geplant werden. Im Zentrum unserer Arbeit stehen die Bewertungsmethoden des Bundesverkehrswegeplans 2030. Sie hinterfragen wir, zeigen Schwachstellen auf und fordern Veränderungen. Dafür haben wir uns mit dem Karlsruher Institut für Technik und weiteren Fachleuten zusammengetan. Mit Rücksicht auf die verschiedenen Zieldimensionen des Planwerks wollen wir kurz- und langfristig umsetzbare Reformen vorschlagen und die Politik zum Handeln treiben.

Außerdem erarbeitet es die Grundlagen für einen »Bundesverkehrswege- und -mobilitätsplan 2040«.

Als BUND sind wir hierfür dank jahrelanger Erfahrung und fachlicher Expertise gut aufgestellt. Wir bringen uns mit Analysen und Erkenntnissen zum Fernstraßenbau in die öffentliche Debatte ein und üben deutliche Kritik. Zudem setzen wir uns im erwähnten Dialog für unsere Forderungen ein und vertreten die Interessen von Natur und Klima.

Damit dies konstruktiv geschieht, erarbeiten wir mit Planungsexpertinnen und Wissenschaftlern Lösungen für eine klimaund naturverträgliche Bundesverkehrswegeplanung. Nicht zuletzt sind wir im ständigen Austausch mit jenen, die politisch entscheiden. Und werben dafür, die Zukunft der Mobilität nun endlich anzugehen und sinnvoll zu planen.

Alltäglicher Anblick: Eine Autobahn wird ausgebaut, hier im Norden von Berlin. Foto: J. Hilgenberg
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VERKEHRSPLANUNG

GEZIELT BESCHLEUNIGEN

Ja, sinnvolle Bauvorhaben müssen schneller umgesetzt werden. Doch die Bundesregierung hat eine pauschale Planungsbeschleunigung beschlossen, einmal mehr auf Kosten der Natur.

SCHLECHTER STATT SCHNELLER?

MAGNUS WESSEL

leitet die Naturschutzpolitik des BUND.

WERNER REH

ist Sprecher des Arbeitskreises Verkehr.

Seit Langem fordern die Umweltverbände mehr Tempo bei der Energieund Mobilitätswende. Der BUND selbst zeigte schon vor Jahren, wie die Dauer der Planung halbiert werden kann: indem Projekte gründlich und mit Alternativen geplant, die Öffentlichkeit früher und wirksam beteiligt, Vorhaben strikt priorisiert, die Planung besser gesteuert und die Behörden besser ausgestattet werden. Stattdessen zielten zahllose Beschleunigungsgesetze seit Anfang der 1990er Jahre vor allem darauf, die Umwelt- und Beteiligungsrechte einzuschränken. Und blieben deshalb ohne Erfolg.

In dieser Tradition macht nun auch die Ampelkoalition weiter. Pauschal erklärte sie ein »überragendes öffentliches Interesse« für die Sanierung aller maroden Brücken und die bis zu 144 Ausbauprojekte an Autobahnen im Bundesverkehrswegeplan, die vermeintliche Engpässe beseitigen sollen. Vorausgesetzt wohl, die Verkehrsministerien der betroffenen Länder teilen dieses Interesse.

Dass die Regierung die staatliche Güterabwägung derart einengt und etwaige Alternativen vollständig aushebelt, sieht der BUND sehr kritisch. Wer Straßen baut, beseitigt keine Staus, das belegen viele Studien. Vielmehr erzeugt dies zusätzlichen Verkehr und nach wenigen Jahren erneute Staus und noch mehr CO2. Darum prophezeit der BUND, dass nun vor allem schlechter, nicht schneller geplant wird.

GELD GLEICHT’S AUS?

Um Infrastrukturprojekte einfacher und schneller planen zu können, will die Koalition zudem häufiger Geld fließen lassen, wenn Eingriffe in die Natur auszugleichen sind. Der BUND fordert Schäden auch künftig gleichwertig zu kompensieren.

Wer ein Moor vernichtet, muss in der Region einen vergleichbaren Lebensraum neu schaffen oder wiederbeleben. Ein Schaden in Oberbayern kann eben nicht in Brandenburg ausgeglichen werden.

Machen wir uns bewusst, was ein »Weiter so« in der Verkehrspolitik bedeutet. Der Autoverkehr nimmt zu. Sobald mehr als zehntausend Fahrzeuge pro Tag eine Straße benutzen (ein Auto alle neun Sekunden), wird diese für die meisten (flügellosen) Tierarten zur unüberwindlichen Barriere. Die Mehrzahl unserer Autobahnen überschreitet diesen Wert bereits um ein Vielfaches. Wer also »Engpässe« für den Autoverkehr mit noch mehr Fernstraßen beseitigen will, schafft in der Natur erst recht Engpässe: durch unzählige zerstörte Lebensräume, zerteilte Schutzgebiete und eine verschärfte Klimakrise.

WAS IST NOTWENDIG?

Tatsächlich sind gravierende Veränderungen nötig. Eine Planungsdauer von 10 bis 15 Jahren ist zu lang. Weder der Naturschutz noch die Energie- oder die Mobilitätswende haben so viel Zeit. Im Verkehr hilft nur eine Kombination aus klaren Zielen und starker Priorisierung – welche Bauvorhaben sind wirklich noch sinnvoll? Was unser Land braucht, sind gut funk-

18 Natur+Umwelt 2 | 23 › TITELTHEMA

tionierende Eisenbahnen und sanierte Brücken für den Straßenverkehr. Und eine schnellere Planung der »grünen Infrastruktur«, sprich: eines vielfältigen Netzwerks natürlicher Lebensräume. Dafür muss der Naturschutz gleichrangige Werkzeuge bekommen wie die Verkehrsplanung.

NATURSCHUTZ BESSER PLANEN

Anders als beim Verkehr wird die grüne Infrastruktur noch auf keiner Ebene vergleichbar effektiv geplant. Wo der Naturschutz mit anderen Ansprüchen konkurriert, hat er nach heutiger Rechtslage fast immer das Nachsehen. Zwar erlaubt die Raumordnung Vorranggebiete für die Natur festzulegen. Ihr Schutz steht aber dem Ausbau der grauen Infrastruktur – also Straßen, Energieleitungen und Wohnen –praktisch nie entgegen.

Um unsere Natur dauerhaft zu sichern, brauchen wir schnelle Verfahren zur Renaturierung von Mooren und Auen. Wo

das Bundeskonzept »Grüne Infrastruktur« wichtige Achsen für den Biotopverbund bestimmt, muss jegliche Baumaßnahme ausgeschlossen sein. Und die unvermeidbaren Folgen der Energiewende sind darin gebündelt so auszugleichen, dass die Natur in einem größeren Maßstab profitiert. Kurz: Die Wiederherstellung der Natur muss dieselbe Aufmerksamkeit erfahren wie die Pflege der Verkehrswege.

BIOTOPVERBUND SCHAFFEN

Schon 2012 forderte der BUND die grüne Infrastruktur gleichrangig mit der grauen zu entwickeln, anhand eines Bundesnetzplans Biotopverbund. Der aber fehlt bis heute. Neuen Aufwind für das Anliegen, die Natur flächenhaft zu schützen, liefert nun die UN-Konvention zur biologischen Vielfalt. Sie fordert künftig auf mindestens 30 Prozent der Fläche (an Land und auf See) gut funktionierende Schutzgebiete. Auch der Biotopverbund wird damit international verbindlich.

Wesentlich für die Anlage grüner Korridore ist der Ankauf und Tausch von Flächen. Einen wichtigen Hebel bietet hier der Grundbesitz des Bundes. Alle seine Flächen werden dringend benötigt, um Kernzonen aufzuwerten oder im Flächentausch Korridore für den nationalen Biotopverbund zu schaffen. Umsetzen könnten das auf Länderebene gut die Flurneuordnungsbehörden, als dann den Naturschutzbehörden nachgeordnete Instanz. Sie verfügen über das nötige Instrumentarium, die Methodik und Erfahrung.

Chancen für den Naturschutz bietet es auch, nötige Ausgleichsmaßnahmen in Flächenpools zu bündeln, wie dies zum Beispiel in Brandenburg und SchleswigHolstein schon passiert.

www.bund.net/mobilitaet

www.bund.net/biotopverbund
Grünbrücken können als Querungshilfe für Wildtiere der Zerschneidung der Landschaft etwas entgegenwirken. Ihr Bau darf aber nicht als grünes Feigenblatt für den Bau neuer Straßen dienen.
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Foto: Thomas Stephan

VERKEHRSRECHT

VÖLLIG VERALTET

Der BUND fordert in einem breiten Bündnis, das Straßenverkehrsgesetz zu erneuern. Ins Leben gerufen hat das Bündnis der ADFC mit seiner Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider –die lange Jahre die internationale Klimaarbeit des BUND betreut hat.

Liebe Ann-Kathrin, wo liegt eigentlich das Problem?

Wir haben uns gefragt: Was sind die größten Hindernisse auf dem Weg zur Verkehrswende? Warum geht da so wenig voran? Aus den Kommunen hören wir immer wieder: Das Straßenverkehrsgesetz erschwert und verzögert Fortschritte für alle, die ohne Auto mobil sind – weil es einseitig darauf zielt, den Autoverkehr ungehindert fließen zu lassen. Ob neue Zebrastreifen, Spuren für den Bus- und Radverkehr oder Tempolimits, alles stößt auf hohe rechtliche Hürden. Den bürokratischen Aufwand zu verringern, wäre eine sehr hilfreiche Planungsbeschleunigung.

Wie könnte das Gesetz eine umweltgerechte Mobilität künftig fördern statt bremsen?

Dafür müssten einfach nur zwei Paragraphen geändert werden. Entscheidend ist, gleichrangig zur »Sicherheit und Leichtigkeit« des (Auto-)Verkehrs weitere Ziele zu ergänzen: den Schutz des Klimas, der Umwelt und der Gesundheit und die städtebauliche Entwicklung. Das wäre ein echter Gamechanger. Unsere Forderung teilen inzwischen rund 600 Kommunen.

Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, die Reform umzusetzen. Wie weit ist das Verkehrsministerium damit?

Es heißt, man arbeite daran. Doch bisher ist konkret noch nichts bekannt geworden. Weder gibt es einen ersten Entwurf noch überhaupt einen Zeitplan. Volker Wissing fehlt es offenkundig am politischen Willen. Dabei steht er, was den Klimaschutz betrifft, mehr als jeder andere Minister in der Pflicht. Zusammen mit dem BUND und anderen Verbänden haben wir ihn gerade erst in einem offenen Brief aufgefordert, die Reform nicht länger zu verschleppen. Tut sich hier weiterhin nichts, sehen wir Kanzler Scholz am Zug.

Was sonst lässt dich auf eine baldige Mobilitätswende hoffen?

Die erwähnten Kommunen im Netzwerk »Lebenswerte Städte und Gemeinden«. Sie drängen vor allem darauf, leichter Tempo 30 anordnen zu können. Große Unternehmen, die wir als »fahrradfreundliche Arbeitgeber« auszeichnen, zeigen viel Interesse daran, dass ihre Angestellten sicher

mit dem Rad zur Arbeit gelangen. Und bei der Bahn spüren wir ein deutlich größeres Entgegenkommen, was gute Stellplätze an den Bahnhöfen betrifft.

Viele unserer Aktiven setzen sich erfolgreich für Verbesserungen ein, etwa die Vernetzung kommunaler Radwege. Doch es bleibt dabei: Das im Kern völlig veraltete Straßenverkehrsgesetz macht es ihnen oft unnötig schwer. sz

Mehr zum Thema

Die Bündnisforderungen »Modernes Straßenverkehrsrecht für alle. Jetzt umsetzen!« finden Sie unter: www.bund.net/stvg-forderungen

Fernradweg

Bahnhof

Zentrum

Foto:ADFCDeckbar Ann-Kathrin Schneider vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club
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JENS HILGENBERG

leitet die Verkehrspolitik des BUND-Bundesverbands.

Es ist nicht weniger als revolutionär für den öffentlichen Nahverkehr, worauf Bund und Länder sich im März geeinigt haben: auf ein Deutschlandticket für (zunächst) 49 Euro pro Monat oder 588 Euro pro Jahr. Finanziert wird es in erster Linie durch öffentliches Geld, Ticketeinnahmen treten in den Hintergrund. Wer es nutzt, erlebt – wie schon beim 9-Euro-Ticket – eine ganz neue Freiheit. Einfach in Busse und Bahnen des Nahverkehrs einsteigen und losfahren, ohne über Tarifzonen und etwaige Wechsel der Verkehrsverbünde nachdenken zu müssen ... Auch preislich ist das Ticket eine vielfach unschlagbare Alternative zum privaten Auto.

SOZIALTICKET ERGÄNZEN

In seiner jetzigen Form entlastet das Deutschlandticket vorrangig Menschen mit gutem Einkommen, die zur Arbeit pendeln oder sonst viel mit Bus und Bahn unterwegs sind. Für Menschen mit geringem Einkommen ist das Angebot meist weniger attraktiv. Damit auch sie die Vorteile des Deutschlandtickets nutzen

DEUTSCHLANDTICKET

EINS MINUS

Bundesweit gültig und unbegrenzt nutzbar: Seit 1. Mai gibt es das Deutschlandticket.

können, muss es durch ein Sozialticket ergänzt werden.

Einige Bundesländer planen bereits, das Deutschlandticket für bestimmte Gruppen günstiger anzubieten. Sinnvoller und sozial gerecht wäre es, das ermäßigte Ticket bundesweit für maximal 29 Euro auszugeben, finanziert aus Bundesmitteln. Denn Arbeitnehmer*innen kostet das Deutschlandticket netto deutlich weniger als 49 Euro, wenn sie die steuerrechtlichen Möglichkeiten nutzen. Da Fahrtkostenzuschüsse steuer- und abgabenfrei sind

(im Unterschied zu der Anrechnung des Ticketpreises bei einem steuerpflichtigen Arbeitslohn), können die Monatskosten hier auf unter 20 Euro netto sinken.

FINANZIERUNG SICHERN

Bei aller Freude über das Deutschlandticket darf aber eines nicht passieren: Seine Kosten und die geringeren Einnahmen der Verkehrsverbünde dürfen nicht dazu führen, dass der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt wird. Im Gegenteil, das Angebot muss ausgeweitet werden. Die Haushalte von Bund und Ländern müssen eine langfristige Finanzierung garantieren. Kurzfristige und schwankende Fördermittel reichen nicht, um die dauerhaften Kosten für Betrieb und Personal zu decken und vorausschauend planen zu können. Der BUND fordert deshalb die Bundesregierung auf, zum Beispiel die Regionalisierungsmittel weiter aufzustocken – damit finanzieren die Länder ihren Nahverkehr auf der Schiene.

Das Plus an Fahrgästen in Bus und Bahn soll auch den klimaschädlichen Autoverkehr spürbar verringern. Damit das gelingt, muss mehr Geld als bisher in den öffentlichen Verkehr fließen. Nur durch mehr Angebote lässt sich die Zahl der Fahrgäste bis 2030 verdoppeln (wie im Koalitionsvertrag vereinbart). Darauf sollte sich die Regierung konzentrieren, statt weiter Autobahnen zu bauen.

Foto: gettyimages.de –Firn
Damit das neue Ticket hält, was es verspricht, muss der öffentliche Nahverkehr mehr Geld bekommen.
Natur+Umwelt 2 | 23 › TITELTHEMA 21

ist der Verkehrsexperte des BUND NRW.

KLAUS BRUNSMEIER

ist Vorstandsmitglied des BUND NRW.

DER BUND KLAGT (I)

Besser Sanieren

Die Talbrücke Büschergrund ist eine von unzähligen maroden Brücken in Deutschland. Weil ihre Sanierung weder naturverträglich noch rechtssicher geplant ist, wehrt sich der BUND mit einer Klage.

Es ist früher Morgen in Lüdenscheid. Die Straßen sind vollgestopft, riesige LKWs zwängen sich durch enge Häuserschluchten. Seit mehr als einem Jahr erleben Mensch und Umwelt in und um Lüdenscheid eine beispiellose Belastung. Die Rahmedetalbrücke wurde von einem Tag auf den anderen für den Verkehr gesperrt, eine großräumige Umleitung fehlt bislang. Diese Sperrung ist ein Ergebnis jahrzehntelang verfehlter Verkehrspolitik, nicht nur in Nordrhein-Westfalen.

Bis zu 800 Brücken sind allein in NRW marode – bundesweit über 5000. Während man lange Zeit vor allem neue Autobahnen plante und baute, steht man nun vor der Mammutaufgabe, das ausgeuferte Straßennetz instandzuhalten. Und das vor dem Hintergrund neuer Herausforderungen wie dem Klimaschutz.

Eile ist geboten, auch an der A 45. Die Krux: Nahezu jede Instandsetzung der 60 Talbrücken erfolgt mit einer Erweite-

rung von vier auf sechs Spuren. Dabei hat das Planfeststellungsverfahren für einen sechsspurigen Ausbau der Autobahn noch gar nicht begonnen.

ACHILLESFERSE

Brücken sind die Achillesferse der Autobahn. Kommen sie in die Jahre, sollen sie im Eilverfahren saniert oder gesprengt und wiederaufgebaut werden. Das Problem hierbei: Viele Brücken verlaufen über Siedlungen und geschützte Natur. So auch die 387 Meter lange Talbrücke Büschergrund der A 45 zwischen Olpe und Freudenberg. Unter ihr liegt ein Naturschutzgebiet, das durch den Abriss und Neubau bis zu ein Jahrzehnt erheblich beeinträchtigt werden wird.

Zur Vorbereitung des Ausbaus holt die Autobahn GmbH derzeit vermehrt Einzelgenehmigungen bei Städten und Kreisen ein. Die aber sind bei einem erweiterten Neubau der Brücke gar nicht zuständig.

Ein Ausbauvorhaben unter vielen im Bundesverkehrswegeplan: die A 45 mit der Talbrücke Büschergrund

Der Vorsitzende des BUND NRW, Holger Sticht, hält das für rechtswidrig. »Der Verfahrensfehler und die hiermit verbundene Rechtsunsicherheit bedrohen die zügige Umsetzung dieses Vorhabens.«

RECHTSSTREIT

Die Autobahn GmbH beruft sich auf die »unwesentliche Bedeutung« des Ausbaus, die es rechtlich erlaubt, auf eine Planfeststellung zu verzichten. Eine Änderung im Vergleich zu den bereits festgestellten Plänen liege somit nicht vor.

Der BUND sieht das ganz anders. Mit der Erweiterung einer Autobahn von vier auf sechs Spuren würde diese sehr wohl wesentlich verändert. Deshalb müsse vor der Planfeststellung auch die Umweltverträglichkeit des Vorhabens geprüft werden.

Um diesen Rechtsstreit zu klären, hat der BUND NRW nun Klage erhoben, unterstützt vom NABU Siegen-Wittgenstein. Wir fordern eine rechtssichere und naturverträgliche Sanierung maroder Straßen und Brücken. Und das nicht allein am Büschergrund. Unsere Klage ist von bundesweiter Bedeutung.

22 Natur+Umwelt 2 | 23 › TITELTHEMA

ANTJE VON BROOCK

ist die Bundesgeschäftsführerin für Politik und Kommunikation.

Die Klimakrise ist Realität, schon heute leiden Menschen, Tiere und Pflanzen unter Hitze und Trockenheit. Und die Temperaturen werden weiterhin steigen. Doch sind wir nicht machtlos. Noch können wir die Erhitzung verlangsamen und auch aufhalten – wenn wir rasch handeln. Der Weltklimarat stellte erst kürzlich fest: Alle Szenarien, nach denen sich die Erderhitzung auf gerade noch 1,5 Grad oder zwei Grad beschränkt, erfordern eine »schnelle, tiefgreifende und in den meisten Fällen sofortige Verringerung der Treibhausgasemissionen in allen Sektoren in diesem Jahrzehnt.«

GESETZ ZU SCHWACH

Auf Druck der Klimawissenschaft und mit viel Lobbyarbeit von Umweltverbänden wie dem BUND verabschiedete die internationale Staatengemeinschaft 2015 das Pariser Klimaabkommen. Spätestens da war auch der deutschen Politik bewusst, dass sie aktiv werden muss.

Doch erst 2019 legte die Bundesregierung von Angela Merkel ein Klimaschutzgesetz vor, das die verbindliche Pariser Grenze von weit unter zwei und möglichst 1,5 Grad Erderwärmung wahren sollte.

DER BUND KLAGT (II)

KLIMASCHUTZ MISSACHTET

Die Bundesregierung leistet zu wenig für eine kluge und gestaltende Klimaschutzpolitik. Deshalb klagt der BUND nicht zum ersten Mal wegen Untätigkeit.

Dieses Gesetz war eindeutig zu schwach. Deshalb rief unter anderem der BUND erfolgreich das Bundesverfassungsgericht an. 2021 urteilte es: Unterlassener Klimaschutz schränkt den Handlungsspielraum künftiger Generationen zu sehr ein. Die Regierung muss mehr für das Klima tun.

ERNEUT GEKLAGT

Auch das nachgebesserte Gesetz konnte nur so gut sein wie seine Umsetzung. Der Verkehrs- und der Gebäudebereich verfehlten 2021 und 2022 eindeutig ihr Klimaziel. Die Ampelkoalition aber blieb die somit fälligen Sofortmaßnahmen schuldig.

Daher reichte der BUND am 24. Januar erneut Klage gegen die Bundesregierung ein, beim Oberverwaltungsgericht BerlinBrandenburg. Warum, erklärte unser Vorsitzender Olaf Bandt: »Wir können nicht weiter zuschauen, wie Teile der Bundesregierung die eigenen Klimaziele ignorieren und wirksame Maßnahmen bei Verkehr und Gebäuden verweigern. Uns rennt die Zeit davon. Scholz, Wissing, Geywitz und Habeck schaffen es nicht, das Land auf Klimakurs zu bringen. Ist die Regierung politisch nicht fähig oder willens, unser Klima zu schützen, muss sie gerichtlich dazu verpflichtet werden.«

FREIFAHRTSCHEIN

Ende März verständigten sich SPD, Grüne und FDP, das Klimaschutzgesetz erneut zu ändern und die Klimaziele gemäß einer »mehrjährigen Gesamtrechnung« zu betrachten. Damit wandert die Hauptverantwortung für den Klimaschutz jetzt ins Kanzleramt. Wieweit diese Schwächung des Gesetzes auch zurückliegende Jahre und damit unsere Klage betrifft, wird sich zeigen.

Der BUND wird dranbleiben, wenn es darum geht, die Regierung an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Damit sie nicht noch mehr wertvolle Zeit zur Rettung des Klimas vergeudet.

Foto: Jörg Farys Natur+Umwelt 2 | 23 › TITELTHEMA 23
Regelmäßig klagt der BUND gegen zerstörerische Verkehrsprojekte – so vor einem Jahr vorm Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gegen die A 20.

Der Verkehrssektor bleibt Sorgenkind beim Klimaschutz – der im März von der Bundesregierung beschlossene beschleunigte Autobahnausbau ist eine fatale Fehlentscheidung!

Neue Asphaltlawine droht

Der Koalitionsausschuss hat Ende

März den beschleunigten Ausbau von 144 Autobahnprojekten aus dem vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans beschlossen. 23 davon liegen in Bayern und sollen angeblich im »überragenden öffentlichen Interesse« sein. Besonders trifft es die Region München. Aber: Das alte Sprichwort »Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten« ist nach wie vor aktuell. Denn der Ausbau von Autobahnen führt langfristig dazu, dass es darauf auch mehr Verkehr gibt. Diese Erkenntnis hat sich auch unter Verkehrsexpert*innen durchgesetzt. Die Logik besteht darin, dass die Menschen eine gewisse Zeit für Mobilität einplanen. Wenn die Verkehrssysteme schneller werden, sind die Wege weiter, die die Menschen in Kauf nehmen.

Dies zeigt auch die zunehmende Belastung des bayerischen Alpenraums. In der Urlaubsregion Oberstdorf zum Beispiel hat sich in den vergangenen Jahrzehnten das Einzugsgebiet verdreizehnfacht! Das hat einerseits mit der gewachsenen Einwohnerzahl, aber auch mit verkürzten Fahrzeiten zu tun.

SCHÖNGERECHNET?

Der Bau neuer Autobahnen schadet dem Klima, verbraucht Fläche, belastet das Grundwasser und bringt Lärm und Abgase. Die Kosten gehen in die Milliarden, während marode Straßen zerbröseln, weil das Geld für die Sanierung fehlt. Was Bayern wirklich braucht, ist eine zielgerichtete Infrastrukturplanung für eine klimaverträgliche Mobilität der Zukunft. So würde auch mehr Geld zur Verfügung stehen für mehr öffentlichen Nahverkehr und den Gütertransport auf der Schiene. Neuer Straßenbau ist der falsche Weg!

Deshalb fordert der BUND Naturschutz seit langem ein Straßenbau-Moratorium. Der einzige Lichtblick im Beschluss zum

beschleunigten Autobahnausbau: Es gibt erstmals eine politische Entscheidung, dass die Einnahmen aus der Erhöhung der LKW-Maut in den Bau von Schieneninfrastruktur fließen.

Der BUND Naturschutz hat eine Kurzstudie zu den Emissionen beim Straßenneubau und späteren Klimaemissionen erstellen lassen. Das Ergebnis: Im Bundesverkehrswegeplan werden systematisch deutlich zu niedrige CO2-Emissionen angegeben. Das Gutachten weist eklatante Versäumnisse und methodische Fehler nach. Sowohl die betriebsbedingten Emissionen, also der Ausstoß der Fahrzeuge, als auch die baubedingten Emissionen, also der Ausstoß, der durch die Baumaterialien anfällt, sind viel zu niedrig angesetzt – ebenso die anlagenbedingten Emissionen, also das CO2, welches durch den Verlust von Kohlenstoffsenken wie Wäldern, Mooren und Böden anfällt.

All dies spricht dafür, dass die Straßenplanung gestoppt werden muss, damit sich Bayern endlich vom Autoland zum Mobilitätswendeland entwickelt.

BN FORDERT: SCHIENE STATT STRASSE AUSBAUEN! Der Ausbau von Autobahnen, hier die A 8 bei Augsburg, verschlingt Milliarden und ist für den Klimaschutz kontraproduktiv. MARTIN GEILHUFE
24 Natur+Umwelt 2 | 23 › TITELTHEMA
BN-Landesbeauftragter Foto: stock.adobe.com
Wolfilser

Würzburg

Bayreuth

Nürnberg

Ansbach

Regensburg

23 Neu- und Ausbauprojekte von Fernstraßen sieht der Bundesverkehrswegeplan bis 2030 in Bayern vor

Vordringlicher Bedarf

Weiterer Bedarf

Fest disponieert

Augsburg

München

Landshut

Rosenheim

Traunstein

BERBERITZE

Nistplatz, Nahrung und Schutz – die vielseitige Berberitze hilft Vögeln und Insekten.

Menschen nutzen bis heute gern ihre Heilkraft.

Ein Wuchswunder auf kalkhaltigen Böden mit sonnengelben Blütenrispen im Frühjahr, überhängenden Zweigen, die sich neu bewurzeln können; üppig behangen mit Früchten, im Herbst scharlachrot leuchtend, mit tiefen Wurzeln, die den Boden befestigen, meist dreiteiligen Blattdornen, mit denen sich der Strauch unliebsamer Störungen erwehrt und zu einem undurchdringlichen Gestrüpp heranwachsen kann – so ist die Berberitze (Berberis vulgaris) ein äußerst vielseitiges Wild- und Gartengehölz. Die nektar- und pollenreichen Blüten locken im Mai und Juni Wildbienen, Hummeln, Käfer und Schmetterlinge an. Mit einem wirksamen Mechanismus wird die Bestäubung gesichert: die Staubblätter klappen bei Berührung nach innen und die anfliegenden Insekten werden mit den klebrigen Pollen bepudert. Die wärmeliebende Berberitze ist außerdem Futterpflanze für Blattwespenlarven, Schmetterlingsraupen, viele Vögel und Kleinsäuger, die hier auch sichere Nist- und Versteckplätze finden.

Sie wächst auf Weiden bzw. wo früher beweidet wurde – deshalb ist sie an sonnigen Trockenhängen ebenso verbreitet wie an schattigeren Waldrändern oder in lichten Auen. Rinde und Wurzel wurden früher zum Gelbfärben verwendet, das

harte und leuchtend gelbe Holz ist perfekt für Drechsel- und Einlegearbeiten.

Ab August reifen die Beeren des Berberitzenstrauchs. Diese enthalten viel Vitamin C und wirken antibiotisch, antibakteriell, kräftigend und schleimlösend. Sie schmecken sauer, eignen sich aber bestens für die Herstellung von Marmelade, Sirup, Kompott oder Essig. Getrocknet können sie wie Rosinen im Müsli gegessen und für Tee genutzt werden. In einigen orientalischen Ländern sind die Beeren ein traditionelles Reisgewürz. Junge Blätter schmecken kleingeschnitten im Salat.

Gewöhnliche Berberitze (Berberis vulgaris), Sauerdorn

• bekannteste Vertreterin der weltweit sehr artenreichen Gattung der Berberitzen innerhalb der Familie der Berberitzengewächse in Europa

• viele Zuchtformen und Hybriden

• Nist-, Nähr- und Schutzgehölz sowie Pioniergehölz auf extremen Standorten

• reife Früchte essbar, junge Blätter in geringen Mengen, ansonsten giftig!

Ähnliche Gattung

aus der gleichen Familie:

Mahonien (Mahonia)

• dornenlose Ziergehölze mit immergrünen gefiederten, stacheligen Blättern und blauen Früchten (roh nicht zum Verzehr geeignet!), auch als Nährgehölz für Insekten und Vögel in Gärten beliebt

Die Rinde von Zweigen und Wurzel wirkt entzündungshemmend, kreislauffördernd, Galle anregend. Ihre Verwendung braucht aber aufgrund der Giftigkeit Erfahrung, dennoch wurde sie bereits seit der Antike genutzt. Heute ist das Alkaloid Berberin ein Hoffnungsträger für neue Arzneimittel.

Die dornigen Zweige galten früher als Schutz für Haus und Hof, Beeren als Säckchen umgehängt sollen Kleinkindern das Zahnen erleichtern und im Allgäu dienen die Beeren heute noch der Wetterprognose: dick und kurz bringt einen harten aber kurzen Winter, schmal und kurz einen Winter wie in diesem Jahr, so scheint es zumindest.

IRMELA FISCHER

Die Autorin arbeitet selbstständig als Naturbegleiterin und Umweltpädagogin. Sie bietet auch für den BUND Naturschutz und das NEZ Allgäu Exkursionen und Kräuterwanderungen an.

Berberitzenblüten – eine duftende Insektenweide
Foto: stock.adobe.com –Joachim
Foto: stock.adobe.com –Andrei

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SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

AUSGEHÜPFT?

Ein Spaziergang im Alpenvorland in den 90er Jahren. Schon von weitem ertönte im Mai aus jedem Tümpel ein lautes Froschkonzert. Näherte man sich, platschten zahllose Grünfrösche ins Wasser, darunter viele Kleine Wasserfrösche. Heute ist das Konzert leise geworden und es platscht nur noch selten. BNExperten berichten von einem dramatischen Rückgang der Grünfrösche und auch des Kleinen Wasserfroschs im InnChiemsee-Hügelland.

Dr. Andreas Zahn, Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz im Landkreis Mühldorf und Mitarbeiter im Artenschutzreferat, untersuchte 1988 in seiner Diplomarbeit die Amphibien in der Moränenlandschaft entlang des Inns. Kleiner Wasserfrosch und Teichfrosch leben hier an sonnigen Weihern. Sie ähneln sich sehr und sind oft nur durch genaues Betrachten zu unterscheiden. »Dazu muss man die flinken Tiere fangen. Das führt mitunter zu Bewegungen, die den Sprüngen der flüchten-

den Frösche durchaus ähneln – und die manchmal auch im Wasser enden«, erzählt Andreas Zahn schmunzelnd. Trotz dieser Schwierigkeiten hat sich Robin Geratschläger 2022 im Zuge seiner Bachelorarbeit in Biologie im selben Gebiet erneut auf die Suche nach Grünfröschen gemacht, Tiere gefangen und Platscher gezählt.

KAUM NOCH VERSTECKE

Der Vergleich beider Studien belegt einen dramatischen Rückgang der Grünfrösche und insbesondere des Kleinen Wasserfroschs. Die mittlere Bestandsgröße der Grünfrösche lag 1988 noch bei 30 Individuen. 2022 betrug der Mittelwert nur noch 18 Tiere. Von den näher bestimmten Tieren waren 1988 noch 45 Prozent Kleine Wasserfrösche und der Rest Teichfrösche. 2022 lag der Anteil des Kleinen Wasserfroschs nur noch bei 14 Prozent. Während er 1988 noch an 80 Prozent der Gewässer nachgewiesen werden konnte,

waren es 2022 nur noch 17 Prozent! Die Gründe für den Rückgang der grünen Gesellen sind vielfältig. So gibt es viel weniger Gewässer, die für den Kleinen Wasserfrosch zur Fortpflanzung geeignet sind. Nur in verkrauteten Weihern mit vielen »Unterwasserpflanzen« können sich die

GRÜNFRÖSCHE

Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch und Seefrosch zählen zu den Grünfröschen, die sich durch besondere genetische Verhältnisse auszeichnen. Der Teichfrosch, ein Hybrid zwischen Kleinem Wasserfrosch und Seefrosch, paart sich mit den Elternarten, wobei wieder Teichfrösche entstehen. Während der Laichzeit sind die Männchen des Kleinen Wasserfrosches zitronengelb gefärbt.

Der BUND Naturschutz suchte in Südbayern nach dem Lurch des Jahres, dem Kleinen Wasserfrosch, und fand – nicht viel.
Der selten gewordene Kleine Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) ist der Lurch des Jahres 2023. Ein sogenannter Toteiskessel im Landkreis Mühldorf. Hier findet der Kleine Wasserfrosch noch ein Zuhause.
28 Natur+Umwelt 2 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz
Fotos: Andreas Zahn

Kaulquappen vor ihren vielen Feinden verste cken. 1988 wies die Hälf te aller Gewässer solche Eigenschaften auf, doch 2022 waren es nur noch 15 Pro zent. Auch sinkt der Wasserstand durch die zunehmende Sommertrocken heit. Sind nur noch die tieferen Abschnitte der Gewässer gefüllt, werden viele Kaulquappen gefressen: Ihre Feinde wie Fische oder Libellenlarven konzentrieren sich zusammen mit dem Froschnachwuchs auf engem und oft deckungsarmem Raum, wenn die Flachwasserzonen nicht zur Verfügung stehen. Auch für Ringelnatter oder Reiher sind unter diesen Bedingungen Grünfrösche und ihr Nachwuchs leichter zu erbeuten.

AUSGETROCKNETE LANDSCHAFT

Auch an Land dürfte sich der Klimawandel auswirken: Junge Grünfrösche hüpfen über Wiesen und Äcker zu neuen Gewässern. Ist die Landschaft ausgetrocknet, werden viele diese Wanderung nicht überleben. Hinzu kommt die häufige Mahd der Wiesen. Die Jungtiere sammeln sich bei Trockenheit in feuchten Senken und an Gräben. Wird hier im Sommer gemäht, sterben viele der kleinen Frösche. Diese Bedrohungen bestehen nicht nur im Alpenvorland sondern in ganz Bayern, weshalb der BUND Naturschutz Rückgänge auch in anderen Naturregionen befürchtet. Zudem wurden viele Kleingewässer in Bayern vernichtet, in den meisten Naturräumen betrug der Verlust zwischen 50 und 90 Prozent! Viele verbliebene Gewässer liegen so isoliert, dass sie vom Kleinen Wasserfrosch gar nicht mehr besiedelt werden können, selbst wenn sich dort günstige Verhältnisse einstellen.

Um den grünen Fröschen zu helfen, fordert der BN selten gemähte Schutzstreifen rings um die Laichgewässer sowie entlang von Gräben, den Verzicht auf Fischbesatz in naturnahen Weihern und die Schaffung vieler pflanzenreicher Gewässer, insbesondere dort, wo Kleingewässer verfüllt wurden.

»SCHÖN ZU SEHEN«

Am Toteiskesselweg im Landkreis Mühldorf erklärt der BN die Bedeutung dieses Gewässertyps. Toteiskessel bilden im Alpenvorland den wichtigsten Lebensraum des Kleinen Wasserfroschs. Am Toteiskesselweg bei Haag wurden Gewässer entlandet und wieder hergerichtet. Wissenschaftlich begleitet wird die Arbeit von der Geographin Lucia Karrer.

Natur+Umwelt: Frau Karrer, was ist ein Toteiskessel?

Lucia Karrer: Nach der letzten Eiszeit vor rund 20 000 Jahren schmolzen die Eismassen nach und nach ab und hinterließen sogenannte Toteiskessel in der Landschaft. Das sind Senken unterschiedlicher Größe und Tiefe, die trocken, wassergefüllt oder bereits zu Sümpfen, Bruchwäldern und Mooren verlandet sind. Entstanden sind sie durch Eisblöcke, die vom Gletscher abgebrochen sind und von Schotter bedeckt wurden. Beim Abtauen des Eises ist die Oberfläche nachgesackt.

Welches Ziel verfolgt der BN mit dem Projekt Toteiskesselweg?

Die Idee, den Menschen die Schönheit dieser Landschaft nahezubringen und sie gleichzeitig zu schützen, kam von Judith Harrison, die im Landkreis Mühldorf beim BN aktiv ist, gemeinsam mit der örtlichen Agenda 21Gruppe. Spendengelder und Förderung machten das Projekt dann möglich. Mit dem Wanderweg sollen die Toteiskessel ins Bewusstsein der Öffentlichkeit kommen, damit ihr Wert erkannt wird und diese viele tausend Jahre alten Formen in der Landschaft bewahrt werden. In diesen oftmals unscheinbaren Kesseln haben sich einzigartige Lebensräume für Pflanzen und Tiere entwickelt, die aber durch Verfüllung, Entwässerung, Nähr- und Schadstoffeintrag und Nutzungen wie Teich- und Forstwirtschaft bedroht sind.

Wie profitieren Amphibien von diesem Projekt?

Viele Toteislöcher, die früher mitten im Grünland lagen, sind Umbruch- und Planierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen. Seit Jahren werden immer wieder Maßnahmen durchgeführt, die ein Verbuschen der noch vorhandenen Kessel oder ein Verlanden der Kleingewässer verhindern. Zum Beispiel werden Bäume, die nicht ins Moor gehören und zum Austrocknen beitragen wie Fichten entfernt. So können wir Laichgewässer von Amphibien erhalten oder neu schaffen. Nachwachsendes Gehölz im Süden der Uferböschungen werden, wenn möglich, zurückgeschnitten oder entfernt, damit Licht in die meist am Waldrand und im Wald gelegenen Kessel kommt. An einigen Stellen wurden inzwischen Pufferstreifen zu angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen angelegt, die den Amphibien bei ihrer Wanderung im Sommer helfen.

Sehen Sie bereits Fortschritte in der Artenvielfalt im Projektgebiet?

Ja unbedingt! Durch unsere Maßnahmen wie regelmäßiges Entfernen von Gehölzen zusammen mit den Landwirten konnten sich typische Arten wie Fieberklee, Sumpfblutauge, Scheidiges Wollgras, wie auch Wasserpflanzenarten wieder ausbreiten und es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell sich Amphibien an den neuen Wasserstellen einfinden.

Das Interview führte Luise Frank.

www.toteiskessel.de Natur+Umwelt 2 | 23 › NATUR IM PORTRÄT › Naturschutz 29

SEELENRETTUNG

Der den Allgäuer Hochalpen vorgelagerte Grünten drohte in ein Sport- und Spaßresort verwandelt zu werden.

Doch der Investor machte die Rechnung ohne das starke BN-Team vor Ort.

Der 1738 Meter hohe Grünten im Oberallgäu ist ein beliebter Wanderberg – und Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen. Als die Winter noch zuverlässig weiß waren, betrieben Einheimische hier ein kleines Skigebiet. Doch das rentierte sich nicht mehr. Ein Investor plante den Berg ganzjährig touristisch zu erschließen. Und das in großem Stil, mit Gondelbahn, Event-Gastronomie und im Winter massiver Beschneiung. Dass daraus nichts wurde, ist vielfältigen Protesten zu verdanken; und einer Stellungnahme des BUND Naturschutz, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.

VIEL RARES

An einem freundlichen Märztag steigt Alfred Karle-Fendt die ehemalige Skipiste zur Grüntenhütte hinauf. Wo die Sonne den Schnee geschmolzen hat, blühen erste Schlüsselblumen, Frühlingsenziane und Buchsblättrige Kreuzblümchen. Aus einer freistehenden alten Fichte fliegen Ringund Wacholderdrosseln.

Der pensionierte Hauptschullehrer aus Sonthofen kennt den Grünten wie seine Westentasche. Zahllose Stunden hat er hier Pflanzen kartiert, hat nach Vögeln, nach seltenen Kleinschmetterlingen oder Schnecken gesucht. Und das aus gutem Grund.

Noch birgt der Grünten einige echte Raritäten. So brüten an seiner Ostflanke Hasel- und Auerhuhn, auch das Birkhuhn hat sich rund um den Berg halten können. Steinadler, Uhu und Steinrötel werden regelmäßig beobachtet, in den Wäldern leben Dreizehen- und Weißrückenspecht. Und die Wanstschrecke kommt in den bayerischen Alpen nur noch hier vor.

Zudem weist die Gipfelregion »eine Vielzahl bayernweit seltenster Alpenpflanzen« auf, wie aus den Unterlagen des FFH-Gebiets »Grünten« hervorgeht.

ZERSTÖRUNGSWERK

Entsprechend alarmiert ist der Artenexperte der BN-Kreisgruppe KemptenOberallgäu, als er 2019 von den Plänen des Investors erfährt. Alfred Karle-Fendt ist klar: Eine derartige Über-Erschließung würde der bedrohten Natur am Grünten den Garaus bereiten.

Was da alles geplant war, weiß niemand besser als Thomas Frey. Später am Tag im nahen Immenstadt zählt der BN-Regionalreferent für Schwaben auf: eine 10er-Gondelbahn, die stündlich 1500 Personen transportiert. Bis zu vierstöckige Gebäude im Bereich der Tal-, Mittel- und Bergstation. Zwei große Gastrobetriebe an der Bergstation und Grüntenhütte, für Veranstaltungen und Feiern bis tief in die Nacht. Eine sechs Kilometer lange Straße

Als sich über dem Grünten dunkle Wolken zusammenbrauten, bildeten am 3. Oktober 2019 über 1100 Menschen eine rote Linie. ALLGÄUER ALPEN Von der Nordflanke aus sollte der Grünten erschlossen werden. Foto: Adrian Gioja

durch geschützte Waldmoore und Bergwälder. Und das obligatorische Parkhaus plus Parkplatz und Zufahrtstraße im Tal.

Außerdem wollte man die Hänge auf 24 Hektar beschneien. Dafür nötig: umfangreiche Erdarbeiten am ganzen Berg und ein zwei Fußballfelder großes Speicherbecken mit 15 Meter hohen Dämmen.

KLUG GEKONTERT

Nicht nur der BN stellt sich rasch gegen das folgenschwere Szenario. Öffentlich wird ebenfalls Kritik laut, wie Thomas Frey erzählt: »Unseren Seelenberg derart zu verbauen, das hat vielen nicht gepasst. Auch die um sich greifende Beschneiung stößt neuerdings auf Widerstand. Und am Grünten ist schon heute einiges los, noch mehr Trubel am Berg braucht es nicht.«

Der Investor kommt aus der Gegend. Mit der benachbarten »Alpsee Bergwelt« verdient er bereits auf ganz ähnliche Weise Geld. Als er seine Pläne 2021 im Detail

Der zumeist nachtaktive Alpensalamander ist am Grünten noch weit verbreitet.

vorlegt, kontert der BUND Naturschutz mit einer 54-seitigen Stellungnahme.

Die Lektüre lohnt sich. Im Ton sachlich, in der Aussage kompromisslos, pflückt er die Unterlagen Punkt für Punkt auseinander. Sei es die labile Geologie, der zusätzlich drohende Verkehr, das fehlende Besucherkonzept oder die Vernichtung geschützter Lebensräume: Mustergültig ist hier aufgeführt, warum dieser Investorentraum nicht wahr werden darf.

TAG DER FREUDE

Schon im Sommer 2019 schiebt der BUND Naturschutz zudem die Gründung der Bürgerinitiative »Rettet den Grünten« an. Sie bündelt das spürbare Unbehagen in der Region und mobilisiert den Widerstand. Unvergessen die rote Linie, die sich an einem verregneten Herbsttag quer über den Nordhang des Grünten zieht. Adrian Gioja, Sprecher der BI, erinnert bei unserem Treffen in Immenstadt an all die In-

fostände und Mahnwachen, an Tausende Protestkarten in die bayerische Staatskanzlei und an die 2000 schriftlichen Einwendungen gegen das Projekt. Dabei habe man immer eng mit dem BN kooperiert. Auch eine Klage hätte der BUND Naturschutz nicht gescheut. Die aber erweist sich als unnötig. Ende Januar 2023 gibt der Investor auf. Ein Tag der Freude, auch für den Landesvorsitzenden Richard Mergner: »Derartige Großprojekte sind im bayerischen Alpenraum nicht mehr vermittelbar.«

Thomas Frey und Adrian Gioja wollen die Entwicklung am Grünten weiter begleiten. Und zeigen, dass das Oberallgäu in Zukunft weit mehr gewinnt, wenn es den sanften Tourismus fördert und seine Naturschätze pflegt. Severin Zillich

Mehr zum Thema und die erwähnte Stellungnahme: https:// kempten.bund-naturschutz.de/gruenten

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J+R
IIllustration:
Foto: Marcus Bosch Foto: mauritius images/Alfred Trunk Foto: blickwinkel/M. Kuehn Erfolgreich gewehrt (von links): Thomas Frey, Alfred Karle-Fendt und Adrian Gioja mit Christina Mader und Julia Wehnert von der BN-Kreisgeschäftsstelle Die Folgen des Ausbaus für das Fauna-Flora-HabitatGebiet im Gipfelbereich wären verheerend gewesen. Die letzten heimischen Birkhühner wären dem Megaprojekt todsicher zum Opfer gefallen.
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Zu den Blütenpflanzen der Gipfelregion zählt die Alpen-Aster. FFH-Gebiet
Natur+Umwelt 2 | 23 › NATUR IM PORTRÄT 31
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Foto: Gerald Schmitt

Bedroht

Anders als am Mittelmeer leben nördlich der Alpen nur wenige Eidechsen. Die Zauneidechse ist die häufigste der fünf heimischen Arten. Den Winter verbringt sie in einem frostfreien Unterschlupf. Meist Ende Mai vergraben die braun gefärbten Weibchen bis zu 15 weichschalige Eier im Sand. Rund zwei Monate später hat die Sonne sie ausgebrütet.

Die Jungen müssen sofort wachsam sein –Zauneidechsen haben viele Feinde. Kreist da ein Turmfalke, schleicht sich ein Wiesel oder eine Hauskatze an? Eine weit größere Gefahr bildet der Mensch. Obwohl die Art streng geschützt ist, zerstören und zerschneiden wir ihre Lebensräume (etwa Brachen) und versprühen zu viele Pestizide. Der BUND setzt sich seit Langem für die Rückzugsräume dieser Eidechse ein.

Bei der Übergabe des Förderbescheids (von links): Projektleiterin Friederike Scholz und die stellvertretende Vorsitzende Verena Graichen vom BUND mit Umweltministerin Steffi Lemke und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Sabine Riewenherm

NATUR- UND ARTENSCHUTZ

WILDKATZENWÄLDER VON MORGEN

Der BUND hat ein langjähriges Schutzprojekt gestartet. Es soll der Wildkatze und ihrem Lebensraum zugutekommen.

HANNA EHLERS

betreut die Öffentlichkeitsarbeit des Wildkatzenprojekts.

Naturnahe Laub- und Mischwälder mit Lichtungen und viel Totholz sind in Deutschland vielerorts selten geworden. Damit sich die Wildkatze wieder ausbreiten kann, wandelt der BUND Wälder in artenreiche Lebensräume um. Davon profitiert nicht allein die Wildkatze, sondern viele andere Tiere und Pflanzen. Und nicht zuletzt wir Menschen und das Klima.

NOCH IMMER GEFÄHRDET

Die Europäische Wildkatze, eine heimliche Waldbewohnerin, streift schon seit Jahrtausenden versteckt durch unser Land. Einst vom Menschen fast ausgerottet, nimmt die Population langsam wieder zu. Doch trotz erheblicher Schutzbemühungen gilt die Art in Deutschland weiterhin als gefährdet.

Deshalb wird der BUND nun sechs Jahre lang »Wildkatzenwälder von morgen« schaffen. In zehn Bundesländern werden wir Waldflächen gemeinsam mit Verbündeten vor Ort umgestalten. Unser Ziel: Die

Wildkatze soll sich bei uns erfolgreich vermehren und ihre ursprünglichen Lebensräume wiederbesiedeln. Gefördert wird unser Projekt durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit rund 6,9 Millionen Euro.

WAS SIND WILDKATZENWÄLDER?

Wildkatzen mögen unaufgeräumte und vielfältige Wälder. Umgestürzte Bäume, Baumhöhlen, Wurzelteller, Reisighaufen und Gebüsche bieten Verstecke für die Katzen und ihre Jungen. Dazu schätzt die Wildkatze Lichtungen und strukturreiche

–M. van
An Waldrändern und auf Lichtungen jagen Wildkatzen gerne Mäuse. Foto:
stock.adobe.com
der Heijden
34 Natur+Umwelt 2 | 23 › NATUR IM PORTRÄT
Foto: Christoph Leib

Waldränder mit Deckung. Hier kann sie auf Mäusejagd gehen.

In einem guten Wildkatzenwald laufen die Tiere auch weniger Gefahr zu verunglücken. So werden Holzpolter – in denen Wildkatzen gerne ihre Jungen zur Welt bringen – nicht achtlos abtransportiert und damit zu einer tödlichen Falle. Auch Knotengitterzäune, an denen Wildkatzen immer wieder qualvoll verenden, kommen hier möglichst wenig zum Einsatz.

NEUE LEBENSRÄUME

Bis zum Herbst 2028 wird der BUND nun Wälder, Waldränder, Lichtungen und waldnahe Wiesen für die Wildkatze aufwerten. Und das in ausgewählten Regionen hauptsächlich am Rande ihres Verbreitungsgebietes. Zudem informieren wir darüber, was die Wildkatze bedroht, um das Risiko von Unfällen zu verringern.

Der BUND-Bundesverband setzt dieses Projekt gemeinsam mit der BUNDjugend und den BUNDLandesverbänden in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, NordrheinWestfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um. Gefördert wird es im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Dafür wird der BUND bundesweit mit verschiedensten Menschen zusammenarbeiten. Solchen, die den Wald nutzen oder über ihn entscheiden, aus Forst- und aus Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kirche und Kommunen. Und gemeinsam mit Verbündeten und Freiwilligen vor Ort. Wir kümmern uns um neue Lebensräume für die Wildkatze.

WICHTIG FÜR UNS ALLE

Dabei steht die Wildkatze stellvertretend für eine Fülle weiterer gefährdeter Arten. Ob Bechsteinfledermaus und Haselmaus, Mittelspecht, Feuersalamander oder der Hirschkäfer: Zahllose Tiere, aber auch Pflanzen und Pilze fühlen sich in und am Rande von Wildkatzenwäldern wohl.

Nicht zuletzt profitieren auch wir Menschen von einem vielfältigen Laub(misch)wald. Denn der ist besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt als Nadelforste. Unsere Wildkatzenwälder von morgen sind also robuster gegenüber der Klimakrise. Und sie bilden ein Refugium für Arten, die anderswo immer seltener werden. So bereichern sie uns alle.

VORSICHT WILDKÄTZCHEN!

Die Kleinen sehen getigerten Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich. Darum nahm ein Spaziergänger im Werdauer Wald (Sachsen) 2021 ein vermeintlich ausgesetztes, kaum zwei Wochen altes Tier mit nach Hause. Weil es sich extrem wild verhielt und sein Zustand rasch schlechter wurde, wandte sich der Mann an den BUND in Sachsen. Von hier gelangte das Kätzchen in eine Auffangstation, wo es sich langsam erholte. 2022 gelang die Auswilderung der jungen Wildkatze. Seit einiger Zeit häufen sich derartige Versehen. Mit dem Projekt »Vorsicht Wildkatze«, gefördert von der Postcode Lotterie, wirkt der BUND dem entgegen. Mehr dazu: www.bund.net/vorsicht-wildkatze Sie haben eine Wildkatze in Not gesichtet? Bitte wenden Sie sich an unser Notfalltelefon (10–18 Uhr) im Wildkatzendorf Hütscheroda, Tel. 03 62 54/86 51 80.

Foto: stock.adobe.com –JMrocek In derart vielgestaltigen Laubwäldern fühlen sich Wildkatzen und andere bedrohte Arten wohl. Foto: stock.adobe.com
Mehr zum Thema www.bund.net/wildkatzenwaelder i
–Gina Broma
Natur+Umwelt 2 | 23 › NATUR IM PORTRÄT 35

KEINE GENTECHNIK AUF BAYERNS ÄCKERN!

NEUE METHODEN, ALTES RISIKO

Bayern muss gentechnikfrei bleiben!

Dafür setzt sich der BUND Naturschutz jetzt in einem neuen Bündnis ein.

BN-Agrarreferent

Für ein gentechnikfreies Bayern formierte sich im März ein breites Bündnis von 25 Organisationen und Gruppen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz. Der BUND Naturschutz führt das Bündnis an. Das gemeinsame Ziel: Prinzipien der Vorsorge, Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht auch bei sogenannten »Neuen Gentechniken« müssen strikt beibehalten werden.

Neue Gentechnik (NGT) ist ein Sammelbegriff für molekularbiologische Verfahren wie beispielsweise CRISPR/Cas. Damit veränderte Pflanzen und Produkte sollen ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung auf den Markt kommen. Diese Neuen Gentechniken werden von einer

Lobby aus Agrochemiekonzernen und Biotechindustrie als Wundermittel für die Herausforderungen der Klimakrise in der Landwirtschaft gefeiert. Doch das hat keinen realen Hintergrund. Keine einzige Pflanze, die beispielsweise Dürre oder Hitze trotzt, ist absehbar zu erwarten. Molekularbiolog*innen bezweifeln, dass dies jemals gelingen kann, denn solche Merkmale sind durch so viele Gensequenzen bedingt, dass eine erfolgreiche Veränderung praktisch unmöglich ist.

ERSTER ERFOLG

Das Bündnis für ein gentechnikfreies Bayern formierte sich aus einem aktuellen Anlass: Die EU-Kommission hatte geplant, im Juni einen Vorschlag zur Deregulierung der bisherigen Freisetzungsrichtlinie vorzulegen. Die Vorlage dieses Gesetzentwurfs wurde verschoben – ein

erster Erfolg der Protestbewegung. Der oberste europäische Gerichtshof hatte bereits 2018 die Gleichbehandlung von alter und neuer Gentechnik im Hinblick auf das Vorsorgeprinzip und der Risikoüberprüfung bestätigt.

NGT bergen vergleichbare Risiken wie die bisherige Gentechnik. Das komplexe Wechselspiel der interagierenden Gene ist nicht wirklich erfasst und mögliche Nebeneffekte sind praktisch nicht abschätzbar. Aus wissenschaftlicher Sicht muss daher das Vorsorgeprinzip oberste Priorität haben. Risikoprüfung, Zulassungsverfahren, Kennzeichnung und Standortregister dürfen deshalb keinesfalls geopfert werden!

Zwei der größten Agrochemie-Unternehmen haben bereits über 1500 Patente für Pflanzen, die auch mit NGT verändert wurden, angemeldet. Die EU-Kommission soll den Markt dafür mit der Deregulierung jetzt öffnen. Zunehmend werden auch Patente für natürliche Merkmale von Pflanzen vergeben. Ein Unding, denn dadurch können Landwirt*innen nicht mehr sicher sein, ob auf ihre Pflanzen auf dem Feld nicht plötzlich Lizenzgebühren fällig werden. Letztlich haben die Agrochemie-Konzerne ihre Ziele aus dem vergangenen Jahrhundert nie aufgegeben, die rechtliche Hoheit über alle Nutzpflanzen zu erhalten. Gesellschaft und Politik müssen sich dem entschlossen entgegenstellen, denn die Natur und unsere Lebensgrundlagen sind Gemeingüter.

Illustration: elenabs, gettyimages 36 Natur+Umwelt 2 | 23 › LANDWIRTSCHAFT › Gentechnikbündnis
Bei der CRISPR/Cas-Methode wird der DNA-Strang durchtrennt und einzelne Teile davon verändert.

Klimaschutz

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Teilnehmen kann man an dem Bürgerforscherprojekt über die Eichhörnchen-App des BN oder über die BNWebseite. Mit der App ist die Teilnahme denkbar einfach. Interessierte können das Programm über die bekannten AppStores kostenlos herunterladen und unterwegs einsetzen.

Wer die Satellitenortung für die App zulässt, kann seine Sichtungen an jedem Ort punktgenau melden. Bis jetzt kamen so 43 200 Meldungen mit 51 200 Tieren zusammen. Das Interesse an dem Projekt ist ungebrochen groß.

Obwohl nicht für alle Naturräume gleich viele Meldungen vorliegen, zeichnet sich nach drei Jahren ab, dass das Eichhörnchen-Vorkommen vom Nahrungsangebot abhängt. Eichhörnchen in Städten und Siedlungen verlieren ihren Lebensraum, wenn Bäume verschwinden. Im vergangenen Jahrzehnt wurden hunderttausende Stadtbäume in Bayern wegen Baumaß-

MITMACHEN UND EICHHÖRNCHEN MELDEN

WO KLETTERN SIE DENN?

Seit April 2020 ruft der BUND Naturschutz dazu auf, Eichhörnchen zu melden, um herauszufinden, wo die Tiere in Bayern vorkommen und wie sich ihr Lebensraum verändert.

MARTINA GEHRET

Verantwortlich für BN-Mitmachprojekte

nahmen gefällt. Doch leider gibt es erst in knapp 100 der 2056 Gemeinden eine kommunale Baumschutzverordnung.

Ob nun gefällte Bäume, Hitzerekorde im Sommer oder der Corona-Lockdown Grund für die bislang schwankenden Eichhörnchen-Meldezahlen waren, lässt sich schwer sagen. Für eine sichere Aussagekraft braucht es Daten aus mindestens zehn Jahren. Der bisherige Jahresvergleich zeigt: Nach einem tollen Projektstart 2020 mit 10 300 Tiersichtungen haben sich die Meldezahlen 2021 mit 22 500 Tieren mehr als verdoppelt und sind dann 2022 mit 12 500 Eichhörnchen wieder gesunken. 2023 scheint wieder an den Erfolg von 2021 anzuknüpfen, da bereits bis Ende März rund 6000 Eichhörnchen gemeldet wurden. Neben der Anzahl der Tiere können die Bürgerforscher*innen auch Eichhörnchen-Fellfarben angeben. Mithilfe dieser Daten konnte dann Ende 2021 erstmals eine Fellfarbenkarte

erstellt werden, die seitdem regelmäßig aktualisiert wird und in der Öffentlichkeit auf großes Interesse stößt.

Neu geplant für dieses Jahr ist die Überarbeitung der App und des Meldeformulars. Zukünftig soll das Melden von toten Tieren oder gar keinen Tieren möglich sein. Dadurch lassen sich mögliche Gefahren besser identifizieren, aber auch Orte, an denen früher häufig Eichhörnchen vorkamen und heute nicht mehr. Der Austausch mit den Projektteilnehmer*innen soll ebenfalls verbessert werden, damit weiterhin viele Menschen dabei helfen, Erkenntnisse über die putzigen Kletterer zu sammeln.

Mehr zum Thema

Mehr Ergebnisse des Bürgerforscherprojekts auf: www.bund-naturschutz.de/ eichhoernchen

Dieses Projekt wird 2023 unterstützt durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Glücksspirale.

Foto: Heinz Ehrsam Wer die Eichhörnchen-App des BN auf dem Handy hat, könnte bei diesem niedlichen Anblick gleich drei Tiere melden.
38 Natur+Umwelt 2 | 23 › AKTION
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ÜBERLASTET ALS GÄBE ES DREI ERDEN

Am 4. Mai war es schon wieder so weit: Wir Deutschen hatten die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die uns die Erde anteilig für das gesamte Jahr bereitstellt. Der BUND fordert, diese Verschwendung zu beenden.

Schon wieder leben wir alle auf Pump. Lange wird uns die Erde keinen Kredit mehr geben können. Brennende Wälder, Wasserknappheit selbst im Winter – der übermäßige Ressourcenverbrauch wirkt sich verheerend aus. Direkt und indirekt ist er für 90 Prozent des Wasserstresses und des Verlusts an biologischer Vielfalt verantwortlich, zudem für die Hälfte der globalen Treibhausgase. Auch werden die Ressourcen weltweit sehr ungleich in Anspruch genommen. Entsprechend ungerecht verteilt sich der Schaden.

POLITISCHES VERSAGEN

Die politischen Bemühungen um einen besseren Schutz der Ressourcen sind bisher ins Leere gelaufen. Seit 1970 hat sich ihr Verbrauch weltweit verdreifacht. Geht die Entwicklung so weiter, würde er sich bis 2060 noch einmal verdoppeln. Weder national noch auf europäischer oder internationaler Ebene gibt es bisher rechtliche Hebel, um den Ressourcenverbrauch zu verringern.

Nicht einmal verbindliche Ziele sind bislang formuliert. Beim Klimaschutz sind wir mit Paris-Abkommen und deutschem Klimaschutzgesetz einen entscheidenden Schritt weiter, auch wenn deren Umsetzung nur schleppend verläuft.

REGIERUNG GEFORDERT

Um Klimakrise und Artensterben aufzuhalten, muss der Ressourcenverbrauch bis 2050 um 85 Prozent sinken. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, noch in dieser Legislaturperiode tätig zu werden. Sie hat im Koalitionsvertrag festgelegt, den Verbrauch zu verringern und dafür einen rechtlichen Rahmen zu schaffen.

In einem neuen Positionspapier liefert der BUND auf über 50 Seiten Argumente für verbindliche Ziele und ein Ressourcenschutzgesetz. Mit klar vereinbarten Schritten zur Senkung des Verbrauchs würde so deutlich, wie viele Ressourcen überhaupt noch bereitstehen. Dies ist wichtig, damit die irdischen Ressourcen nicht weiter doppelt und dreifach verplant werden.

PRIORITÄTEN SETZEN

Ein Beispiel (laut Studie von PowerShift e.V.): Volkswagen wird allein für den Bau seiner Fahrzeugbatterien im Jahr 2030 knapp 800000 Tonnen Aluminium und 250000 Tonnen Nickel benötigen – zehnmal mehr als der geplante Ausbau der deutschen Windkraft insgesamt.

Übergeordnete und rechtlich verankerte Ziele zur Senkung unseres Ressourcenverbrauchs würden zeigen, dass wir als Gesellschaft künftig priorisieren müssen. Eine klimaschonende Energieversorgung ist ohne Windkraft nicht möglich. Sehr wohl möglich ist es aber, mit deutlich weniger und leichteren Autos mobil zu bleiben. Ein Gesetz zum Ressourcenschutz kann dazu beitragen, den so notwendigen Wandel planbarer zu gestalten.

können Sie die BUNDPosition gratis unter www.bund.net/ position-ressourcenschutz

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Fto o : s t o c k a d o b e c o m –itestro Natur+Umwelt 2 | 23 › UMWELTPOLITIK › Ressourcen 39
BENEDIKT JACOBS ist der BUND-Experte für Ressourcenschutz.

»La Guajira zählt zu den am schlechtesten mit Strom versorgten Provinzen im Land, und das nach 40 Jahren Kohle-Bergbau für Abnehmer wie Deutschland oder die Türkei. Das zeugt von einem ganz erheblichen Ungleichgewicht im weltweiten Energiemodell«, so Catalina Galvis und Paula Portela.

Wer aber in Kolumbien für Klimagerechtigkeit und Menschenrechte kämpft, lebt gefährlich. Laut der Organisation »Global Witness« wurden 2021 weltweit 200 Umwelt- und Landverteidiger*innen getötet –33 davon in Kolumbien. Fast jedes zweite Opfer war indigen, obwohl Indigene nur rund fünf Prozent der Weltbevölkerung bilden.

LIEFERKETTEN

JETZT KOMMT’S DRAUF AN

Die Verhandlungen um das Lieferkettengesetz der EU laufen derzeit auf Hochtouren. Nach einem Kommissionsentwurf und dem Beschluss des Rats im Dezember ist nun das EU-Parlament am Zug. Umweltverbände hoffen auf entscheidende Verbesserungen. Denn der Rat hat Einschnitte vorgenommen beim Klimaschutz und den Rechten Indigener. Beides aber ist unerlässlich für faire Handelsbeziehungen.

ZERSTÖRUNG UND TOD

Nichts verdeutlicht die Notwendigkeit unternehmerischer Sorgfaltspflichten so gut wie Kohlelieferungen aus Kolumbien an deutsche Konzerne. El Cerrejón in der Provinz La Guajira ist der größte Steinkohletagebau Lateinamerikas und schluckt täglich 30 Millionen Liter Wasser. Für die Menschen vor Ort bedeutet der Tagebau vor allem Ausbeutung, Enteignung, Zwangsumsiedlung, Zerstörung und Tod.

Wer im Tagebau arbeitet oder in seiner Nähe wohnt, leidet unter dem Feinstaub. Die Kindersterblichkeit hier ist die mit Abstand höchste im Land. Allein von 2012 bis 2015 starben 5000 Kinder der indigenen Wayuu an vermeidbaren Krankheiten. Flüsse und Bäche sind verschmutzt oder ausgetrocknet. Wo früher Gemüse angebaut wurde, wird jetzt Kohle gefördert.

INDIGENE BEDROHT

Dass die Verhältnisse vor Ort katastrophal sind, ist kein Geheimnis. Trotzdem liefert El Cerrejón Kohle nach Deutschland, so an Uniper und RWE. Sogar immer mehr: Um russische Importe zu ersetzen, hat Olaf Scholz im April 2022 zusätzliche Kohle bestellt. Vergangenes Jahr wurden aus Kolumbien 5,8 Millionen Tonnen Steinkohle eingeführt – mehr als dreimal so viel wie in den Jahren zuvor.

Dabei regt sich schon lange Protest, auch vom BUND-Partner FoE Kolumbien:

BUNDESREGIERUNG BREMST

Umso verstörender ist, dass die Bundesregierung die Streichung wichtiger Rechte der Indigenen im EU-Rat unterstützt hat. Kollektive Rechte, über eigene Ressourcen selbstbestimmt zu verfügen? Die seien in der Praxis zu schwierig zu interpretieren, so der Tenor.

Die Kohlelieferungen könnten auch auf andere Weise minimiert werden: mit strengen Klimapflichten für Unternehmen im Lieferkettengesetz. Auch hier spielte die Bundesregierung den Bremsklotz: Mit viel Einsatz verhinderte sie im Rat Strafen für Unternehmen, die sich nicht an die vorgesehene Selbstverpflichtung zum Schutz des Klimas halten.

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Ende Mai wird das EU-Parlament für einen hoffentlich ehrgeizigeren Vorschlag stimmen. Anschließend wird das Gesetz im Trilog zwischen Kommission, Rat und Parlament verhandelt. Daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um für ein starkes EUweites Lieferkettengesetz einzutreten.

Anne Hartl, BUNDjugend Ceren Yildiz, BUND-Expertin für Lieferketten
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Mehr zum Thema www.lieferkettengesetz.de; www.bund.net/lieferkettengesetz
Ausbeutung: Kohle-Tagebau in Kolumbien –damit Deutschland nicht Energie sparen muss
40 Natur+Umwelt 2 | 23 › INTERNATIONALES
Um Natur und Umwelt, Aktive und Indigene weltweit besser schützen zu können, setzen sich BUND und BUNDjugend in Brüssel für ein starkes Lieferkettengesetz ein.

Anfang Februar beschloss Tschechiens Kabinett, die Flächenreserve für den bisher geplanten Donau-Oder-ElbeKanal zu streichen. Das Megaprojekt bedrohte mit Elbe, Oder und March gleich drei weitgehend frei fließende Flüsse. Tschechiens Minister für die Regionalentwicklung erklärte das Projekt für tot. Sein Verkehrskollege aber hat die Vorprüfung noch nicht beendet. Polen, mit dem nun verhandelt wird, befürwortet den Kanal weiter. Und der könnte auch einer anderen Trasse folgen.

Zudem forciert Polen den Ausbau der Oder zu einer internationalen Wasserstraße. Zur Erinnerung: Im vergangenen August kam es durch Salzeinleitungen und Niedrigwasser zu einer giftigen Algenblüte. Das hielt Polens Umweltbehörde nicht ab, wenige Tage nach dem Massensterben im Fluss seinen Ausbau zu genehmigen.

Dagegen klagten der BUND und sein »Aktionsbündnis lebendige Oder« mit

SCHUTZ DER ODER

polnischen Partnern – und bekam Recht. Der staatliche Investor »Wody Polskie« sieht sich daran nicht gebunden und baut einfach weiter. Nun hob das oberste Verwaltungsgericht im März die Genehmigung des Oder-Ausbaus vorläufig auf.

Zwar wird unverändert weitergebaut. Nach ersten Verbalattacken rudert Polens Infrastrukturministerium aber nun etwas zurück. Ein polnischer Umweltverband hat bereits die Bauaufsicht angezeigt.

FRIENDS OF THE EARTH

WIEDERSEHEN

Im März trafen sich Delegierte unseres Dachverbands »Friends of the Earth Europe« im kroatischen Samobor. Auf Einladung des BUND-Partners »Zelena akcija« tauschten sie sich über eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe aus.

Wie lässt sich die Energiekrise bewältigen? Auf der Agenda standen Themen wie der Ausstieg aus fossilem Gas, die Bürgerenergie oder die Energiearmut in Europa. Zudem sprach man intensiv über (Schein-) Lösungen der Klimakrise, etwa die unterschiedlichen Wege zur Abscheidung von CO2. Für den BUND war Till Groth dabei, Experte für internationalen Klimaschutz. Mit Verbündeten von Irland bis Zypern beriet er, welche Ziele auf nationaler oder europäischer Ebene gemeinsam verfolgt

werden. Auf besonderes Interesse stieß die vom BUND angestrengte Klimaklage gegen die Bundesregierung.

An zwei weiteren Treffen seines Netzwerks will der BUND dies Jahr teilnehmen. So findet im Juni die Jahresversammlung der »Friends of the Earth Europe« statt. Unser neuer Partner in Albanien lädt dazu ein, eine Strategie für die nächsten Jahre zu verabschieden. Im November folgt in New Orleans die Jahresversammlung der »FoE International«. War 2021 coronabedingt nur ein Online-Format möglich (organisiert vom BUND), wollen wir im Herbst endlich einmal wieder in Präsenz zusammenkommen. Der Geburtsort der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Ausgangspunkt für den Kampf gegen die fossile Brennstoffindustrie bildet da einen passenden Rahmen.

Sascha Maier
HIN
UND HER
Vielstimmig: Treffen der europäischen Klimafachleute von Friends of the Earth in Kroatien Ende März wird bei Słubice das polnische Oderufer weiter ausgebaut.
Natur+Umwelt 2 | 23 › INTERNATIONALES 41
Foto: S. Maier

WO DIE ARNIKA NOCH BLÜHT

sichtsvoll mit ihr umgehen. Noch mehr: Als es vor ein paar Jahren ein Problem gab mit gewerblichen Arnika-Sammlern, die die Blüten großflächig mit Drahtkämmen von den Pflanzen rupften, wurden sie von den Dorfbewohnern vertrieben.

Seine besondere Biotopqualität entwickelte der steinreiche Hügel, der sich wegen der vielen Felsen und der fehlenden Bewässerung nicht landwirtschaftlich nutzen ließ, nicht zuletzt durch die Beweidung. Der Dung der Weidetiere ließ Humus entstehen, der Wasser speichert. So siedelten sich Pflanzen wie die Weißzüngel-Orchidee an, eine klassische Zeigerpflanze für extensive Weidebewirtschaftung. Auch die selten gewordene Kreuzotter fühlt sich wohl.

Darf man zulassen, dass Einheimische inmitten auf einer vom BN erworbenen und mit öffentlichen Mitteln geförderten wertvollen Schutzfläche, auf der Arnika, Katzenpfötchen und die seltene Weißzüngel-Orchidee wachsen, weiterhin ihr traditionelles Sonnwendfeuer abbrennen? Darf man zulassen, dass sie auf der ehemaligen Viehweide Heidelbeeren sammeln und sogar für den Hausgebrauch eine Handvoll der streng geschützten Arnika pflücken? Man sollte es sogar, meint Karel Kleijn, der als Gebietsbetreuer für diese und andere Flächen im Landkreis Freyung-Grafenau verantwortlich ist und zugleich seit Jahren dem Vorstand der dortigen BNKreisgruppe angehört. Denn würde man den Einheimischen ihre ehemalige Allmende verbieten, provozierte man damit nur eine trotzige, feindselige Einstellung

zum Naturschutz. Gerade bei einer Fläche, die direkt am Ortsrand liegt und über Jahrhunderte als Gemeinschaftsweide diente, ist die Akzeptanz der örtlichen Bevölkerung eine ebenso wichtige Voraussetzung für langfristigen Naturschutzerfolg wie die richtige Pflege der Flächen.

Deshalb wäre es Kleijn sogar lieber gewesen, wenn die Gemeinde Bischofsreut die geschützten Flächen auf der Hügelkuppe selbst erworben hätte. Das scheiterte jedoch daran, dass Gemeinden für den Ankauf von Naturschutzflächen keine Zuschüsse bekommen. Also sprang der BN ein. Und ließ, zur Irritation der Naturschutzbehörden, die traditionellen Nutzungsformen ausdrücklich zu.

Das feinfühlige Vorgehen zahlte sich aus. Nicht nur, dass die Einheimischen erkannten, was für ein botanisches Juwel ihre alte »Viehwoid« ist und daher rück-

Heute weiden hier vor allem Pferde. Viel mehr an Pflege benötigt die Fläche nicht. In manchen Jahren wird sie im Spätherbst gemäht, um eine Verbuschung zu verhindern und Nährstoffe aus der Fläche zu nehmen. Die gemischte Nutzung für Weide und Mahd ähnelt der früheren Bewirtschaftung, die dieses Biotop entstehen ließ.

Rund um Bischofsreut gibt es viele Wanderwege, aber keinen, der direkt durch die »Viehwoid« oder an ihr vorbei führt. Man kann sie aber auf einem Weg durchqueren, der am nördlichen Dorfrand von der Langreuter Straße abzweigt und jenseits der Kuppe unten beim Sportplatz wieder auf sie trifft – und von dort vielleicht noch einen Abstecher in den »Bischofsreuter Märchenwald« machen.

Uli Rohm-Berner, Winfried Berner

Mehr entdecken

Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner: Gerettete Landschaften

Wanderführer, Verlag Rother, 14,90 Euro

Bestellung: service.bund-naturschutz.de

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN
Eine Allmende am Ortsrand wurde zum botanischen Juwel – und wird gemeinsam mit den Einheimischen erhalten.
Fotos: Winfried Berner
42 Natur+Umwelt 2 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Wanderung
Ein Schatzkästchen der Natur unmittelbar am Dorfrand: die frühere Allmende von Bischofsreut. Einer der letzten Standorte in Bayern, an denen die Echte Arnika wächst.

Der Septemberhimmel über der wiedervernässten Moorlandschaft des Leegmoores ist weit. Nichts verstellt den Blick. Nur wenige Bäume stehen hier. »Moore sind extreme Lebensräume, nur hoch angepasste Arten können in ihnen leben«, erklärt Ranger Christian Starkloff. In vergangenen Zeiten hätten hier nur wenige Menschen gesiedelt, isoliert von anderen Gemeinschaften, sagt der Schutzgebietsbetreuer. Moore seien gemieden worden, wegen des gefährlich-weichen Untergrunds, aber auch aufgrund der Schwierigkeit, dort Ackerbau zu betreiben. »Nur Buchweizen kommt mit dem Sumpfboden zurecht«, erklärt Starkloff. Der studierte Landschaftspfleger ist Ranger in zahlreichen Natura-2000-Gebieten im Emsland. Gemeinsam mit dem Naturpark-Ranger-Kollegen Andreas Rakers leitet er diese Reise.

Starkloff koordiniert vor Ort Wiedervernässungsmaßnahmen abgetorfter Moorgebiete. Deswegen greifen wir jetzt nach Arbeitshandschuhen und Pflanzwerkzeug. Im Dienstfahrzeug warten Kisten mit Scheiden-Wollgraspflanzen. Auf seinen schlanken Halmen sitzen im nächs-

ZU LAND UND ZU WASSER DURCHS MOOR

Eine Moorlandschaft in Deutschland und den Niederlanden per Rad und Kanu entdecken und bei Renaturierungsarbeiten in diesem bedrohten Lebensraum helfen –das bietet eine neue Reise.

ten Jahr wollige, weiße Köpfe. Starkloff zeigt uns, wie wir die Büschel in die Erde setzen. Diese robuste, aber auch gefährdete Art ist charakteristisch für Hochmoore. Die Pflanzarbeiten beschleunigen die Wiederansiedlung mit entscheidenden Arten. Wir erfahren auch: Moore bedecken nur drei Prozent unseres Planeten, aber speichern darin mehr Treibhausgase als alle Wälder dieser Erde.

LIBELLEN UND FISCHOTTER

Die Reise verknüpft praktischen Klimaschutz mit dem Erkunden einzigartiger Landschaften. So radeln wir von Meppen aus durchs Hasetal, ein Natura-2000Gebiet, und »schiffen« uns auf dem Fluss ein. Hier leben Biber, Uferschwalbe und Silberreiher. Unsere Kanufahrt verbinden wir mit einem »clean up«: Entdecken wir Müll, sammeln wir ihn ein. Am Folgetag sind wir als Pedalritter im Naturpark Internationales Moor unterwegs, in dem teilweise noch abgetorft wird. Auch hier besichtigen wir Wiedervernässungs- und Versuchsvegetationsflächen. Nachmittags passieren wir die Staatsgrenze in die Niederlande und gelangen ins Herzstück

des Naturparks – ins Moorgebiet Bargerveen.

Ein Bus bringt uns etwas später zum Nationalpark Weeribben-Wieden, ein artenreiches Niedermoorgebiet, dem größten Westeuropas, mit Schilfgürteln, Nasswiesen, Gräben und offenen Wasserflächen. Prachtlibellen schimmern blau in der Luft, und wir entdecken Spuren des Fischotters. Am vorletzten Tag unserer Reise gleiten wir per Kanu zurück in die Zivilisation. Über Grachten paddeln wir in den Ort Belt-Schultslot hinein, unter Brücken hindurch und an reetgedeckten Häusern vorbei. Gar nicht schaurig war’s im Moor, sondern wunderschön!

REISETERMIN

9. – 17. September 2023

Infos zu Reisepreis und Anmeldung

BUND-Reisen

ReiseCenter am Stresemannplatz

Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg

Tel. 09 11/5 88 88-20

www.bund-reisen.de

UMWELTFREUNDLICH REISEN
Im Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden warten wunderschöne Moorlandschaften darauf, entdeckt zu werden.
Natur+Umwelt 2 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Reise 43
Foto: David Rakers

Wie ist denn das mit …? Auf Facebook schauen wir der Politik auf die Finger und zeigen Zusammenhänge zwischen Mensch, Natur und Umwelt auf. Grafiken und Videos erklären anschaulich komplexe Sachverhalte – ob bei der Energiewende oder in der Landwirtschaft.

BN AKTIV + NAH

IMMER TOPAKTUELL: DIE SOCIAL MEDIA-KANÄLE DES BN

Was läuft gerade im Natur- und Umweltschutz in Bayern? Was sind aktuelle Brennpunkte? Wo kann ich mitmachen und was gibt’s Spannendes zu entdecken? Auf unseren Social Media-Kanälen sind Sie immer nah dran am Geschehen. Folgen Sie uns auf Facebook, Instagram, Twitter und YouTube !

Es lohnt sich, »Follower« der BN-Kanäle zu sein: Zusätzlich zu unseren allzeit erreichbaren Webseiten, dem alle 14 Tage

versandten Newsletter und dem vierteljährlich erscheinenden Magazin, in dem Sie gerade lesen, halten wir Sie in den sozialen Netzwerken tagesaktuell über den Natur- und Umweltschutz auf dem Laufenden.

AM PULS DES GESCHEHENS

Wir ordnen die neuesten politischen Entwicklungen im Umweltschutz für Sie ein, schnell und zeitnah wie zum Beispiel bei

Was geht? Vergangenes Jahr hat Ministerpräsident Markus Söder uns spontan in der »Staatskanzlei« auf dem Tollwood besucht. Fotos und Videos von dem Besuch waren am selben Tag auf Twitter und in unseren »Storys« auf Facebook und Instagram zu sehen.

Wen haben wir denn da? Auf Instagram kommen wir »den anderen« ganz nah. Wir schauen Kletterakrobaten in die Augen, erleben die Welt aus der Froschperspektive und staunen über das Leben einer alten Buche.

Beschlüssen der Regierung zu Klimaschutz und Mobilität. Zudem erhalten Sie Infos über unsere zahlreichen regionalen Mitmachprojekte wie der Amphibienrettung, der Hummel-Hotline oder über unsere virtuellen Bildungsangebote wie die Artenkenner-Seminare.

Wir nehmen Sie »in Echtzeit« mit zu Demonstrationen und Kundgebungen. So können Sie das Geschehen mitverfolgen, auch wenn Sie nicht selbst vor Ort sind. Außerdem erhalten Sie zeitnah Nachberichte von Veranstaltungen mit Fotos von vor Ort.

DRAMEN, TIPPS UND STORYS

Haben Sie schon einmal Bäume trinken gehört oder hauchdünnem Haareis beim Wachsen zugesehen? Was passiert, wenn Eichhörnchen Giftpilze essen und Hasen zum Boxkampf antreten? Die Natur ist voller spannender Geschichten. Als dramatisch erweisen sich oft die Konflikte, die der BUND Naturschutz ausgefochten hat, um überall im Freistaat Landschaften

44 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

zu retten. Auf Facebook und Instagram erzählen wir Ihnen davon gleich serienweise.

Außerdem erhalten Sie Tipps, wie Sie Igeln oder Schmetterlingen helfen, Ihren Garten insektenfreundlich gestalten oder Energie sparen.

NUR GEMEINSAM

SIND WIR STARK

Manchmal geht es auch ganz schön zur Sache in den sozialen Netzwerken, wenn die Themen kontrovers sind und unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen. Dann zeigt sich, weshalb soziale Netzwerke heutzutage zu den wichtigen Diskussionsforen zählen. In diesem öffentlichen Diskurs brauchen wir das Miteinander der Gemeinschaft – wir brauchen Sie! Denn in Zeiten von Populismus, Polemik und Desinformation ist es für uns als Verband wichtig, online gemeinsam als aufgeklärte und aktive »Community« aufzutreten: Bitte teilen Sie deshalb unsere Beiträge in Ihrem Netzwerk, diskutieren Sie mit, laden Sie Ihre Freunde und Bekannten ein, sich ebenfalls einzubringen. Treten Sie ein für das, was Ihnen am Herzen liegt, liken und retweeten Sie!

MITGLIEDER,

es war ein historischer Tag und ein Riesenerfolg für die Anti-AtomkraftBewegung und in Bayern insbesondere den BUND Naturschutz, der sich seit fast 50 Jahren in einem unglaublichen Kraftakt gegen diese lebensgefährliche Technologie zur Wehr gesetzt hat: Am 15. April wurden die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. 1500 Menschen feierten an diesem Tag auf dem Münchner Odeonsplatz ein Freudenfest. Viele von Ihnen werden sich an Demonstrationen, Mahnwachen und Menschenketten erinnern – mit dem Atomausstieg ist ein gesellschaftlicher Großkonflikt zu Ende gegangen. Dieser Meilenstein zeigt: Widerstand braucht langen Atem, aber er lohnt sich! Auf diesen Erfolg können und sollten wir in der Umweltbewegung stolz sein!

CSU, Freie Wähler und FDP werden zwar nicht müde, die gefährlichen, unnützen und teuren Atomkraftträumereien weiter zu befeuern, aber aus ist aus: Das Kapitel Atomenergie in Deutschland ist beendet! Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war am Abschaltwochenende mit dem absurden Vorschlag aufgefallen, das AKW Isar quasi in Eigenregie des Freistaates Bayern weiterlaufen zu lassen. Mit diesem populistischen Unsinn ignoriert Markus Söder alle verfassungs- und genehmigungsrechtlichen Aspekte der nuklearen Sicherheit: Die Zuständigkeit für die Atomkraft liegt nach dem Grundgesetz beim Bund.

Atomkraft ist gefährlich, teuer, nicht klimafreundlich und weltweit auf dem Rückzug. Der BUND Naturschutz hat hingegen eine positive, zukunftsfähige Botschaft: Raus aus Atom und fossilen Energieträgern, rein in Energieeffizienz und naturverträgliche Erneuerbare Energien – Schluss mit den Scheindebatten! Wir gestalten diesen Weg auch weiterhin mit aller Kraft mit. Dazu gehört, dass wir uns weiterhin stark machen für einen naturverträglichen Ausbau vor allem von

Wind- und Solarenergie, denn gerade in Bayern ist hier bislang viel zu wenig passiert.

Man kann es nicht oft genug wiederholen: Jeder Fortschritt in Sachen Klimaschutz ist auch ein Fortschritt in Sachen Naturschutz. Wie sehr Ihnen, liebe Aktive, beides am Herzen liegt, zeigt einerseits das unermüdliche Engagement für Erneuerbare Energien, andererseits konkreter Naturschutz vor Ort wie die jährliche Amphibienaktion, die jeden Frühling Hunderttausenden von Fröschen, Kröten und Molchen das Leben rettet. Ein ganz großes Dankeschön für Ihren Einsatz!

Richard Mergner Landesvorsitzender Beate Rutkowski stv. Vorsitzende
LIEBE
Doris Tropper stv. Vorsitzende
www.facebook.com/bundnaturschutz www.instagram.com/bundnaturschutz www.twitter.com/bundnaturschutz www.youtube.com/@bundnaturschutz
Foto: Toni Mader
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 45
Wie macht man das? Auf meinem Balkon etwas für Bienen tun, einen hummelfreundlichen Garten anlegen, dem Klima helfen und zugleich Strom sparen – das ist oft gar nicht schwer. In unseren Videos zeigen wir, wie’s geht!

MEHR ALLEEN

Erneut kürt der BUND eine »Allee des Jahres« – aus den schönsten Bildern, die Sie uns zuschicken. Wir freuen uns über Ihre Fotos, ob vor der Haustür oder im Urlaub entstanden. Das diesjährige Motto des Wettbewerbs lautet »Mehr Alleen –mehr Grün – mehr frische Luft«.

Bitte senden Sie uns bis 16. September maximal vier (digitale) Bilder. Notieren Sie dazu den Ort, die Länge der Allee und die prägende Baumart. Auch wüssten wir gerne, was Sie mit dieser Allee verbindet.

Im Herbst wird eine Jury die »Allee des Jahres 2023« küren und öffentlich präsentieren. Für den ersten Platz gibt es eine Übernachtung auf Burg Lenzen für zwei Personen. Auch den Zweit- und Drittplatzierten winken schöne Preise.

www.allee-des-jahres.de; Ihre

senden Sie bitte an: katharina.dujesiefken@bund-mv.de

DER NEUE VORSTAND Sie bilden bis Ende 2025 den Vorstand des BUND (von links): Beisitzerin Marie-Luisa Wahn, der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats Foto: photografic-berlin Joachim Spangenberg, die Stellvertreterinnen Myriam Rapior und Verena Graichen mit dem Vorsitzenden Olaf Bandt, Beisitzerin Doris Tropper, Schatzmeister Jens Klocksin, die Vorsitzende des Verbandsrates Sylvia Pilarsky-Grosch, Beisitzer Armin Gabler und Moritz Tapp als Vertreter der BUNDjugend. Mehr zu ihnen finden Sie unter: www.bund.net/vorstand Stieleichen-Allee in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Karsten Kriedemann Mehr zum Thema
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Fotos
( 0 ) 9563 513320
Vogeltränke Mit 15 Jahren

BN-VORSITZENDER IN GESPRÄCHEN

Bei vielen Gelegenheiten ist der BN-Vorsitzende Richard Mergner im konstruktiven Austausch mit Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft und verschafft so den Positionen des BUND Naturschutz Gehör.

So kam Richard Mergner im April zu einem Vier-Augen-Gespräch mit dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber zusammen. Dabei standen Themen wie Klimaschutz oder der Erhalt der Artenvielfalt im Mittelpunkt, aber auch die Frage,

wie der viel zu hohe Flächenverbrauch in Bayern schnell und effektiv verringert werden kann.

Im Rahmen der Bioland-Woche in Plankstetten traf BN-Vorsitzender Richard Mergner mit dem Vorstand des BiolandVerbands zusammen. Schwerpunktthema dieses Gesprächs waren die aktuellen Entwicklungen in Sachen Gentechnik, die den Bio-Anbauverbänden und dem BUND Naturschutz gleichermaßen Sorge bereiten (siehe unser Beitrag auf Seite 36). In Bayern werden bislang keine gentechnisch veränderten Organismen angebaut. Sowohl der BUND Naturschutz als auch die Anbauverbände wie Bioland wollen sich dafür einsetzen, dass das so bleibt.

EIN FEST FÜR DEN REICHSWALD

50 Jahre Reichswaldfest feiert der BUND Naturschutz mit befreundeten Verbänden und Behörden am 15. und 16. Juli am Schmausenbuck oberhalb des Nürnberger Tiergartens.

Anlässlich des Jubiläums dürfen sich die Gäste am Samstag auf das beliebte Familienfest und auf ein Konzert mit »Hans Well & den Wellbappn« freuen. Am Sonntag gibt es Weißwurstfrühstück (natürlich auch veggie) mit Mäc Härder. Nach den Festreden nehmen Vertreter*innen verschiedener Parteien an einer Podiumsdiskussion zur Landtagswahl teil. Im Fokus steht die Frage: »Wie halten Sie es künftig mit dem Bannwaldschutz?« Ein weiterer Anlass zum Feiern: Der Reichswald bleibt von einer Verbauung durch ein ICE-Werk verschont (siehe Seite 57).

NATURSCHUTZMEDAILLE FÜR GERTRUD SCHERF

Wussten Sie, dass die Weiße Lilie bereits im Alten Testament erwähnt wird und Safran als das teuerste Gewürz der Welt gilt? Wenn ja, haben Sie es wahrscheinlich in einem Text von Dr. Gertrud Scherf gelesen. Im Januar verlieh der BUND Naturschutz der Autorin und Wissenschaftlerin die Bayerische Naturschutzmedaille.

Gertrud Scherf studierte Grund- und Hauptschulpädagogik sowie Biologiedidaktik in München und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin in München am Institut für die Didaktik der Biologie in der Lehrerausbildung und in der didaktischen Forschung tätig. Seit 1990 arbeitet sie als freie Sachbuchautorin, hielt Vorträge und machte Führungen.

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner betonte in seiner Laudation, dass Gertrud Scherf auch als Autorin Naturschutzarbeit leistet. Nicht weniger als 25 Fachbücher hat sie bereits veröffentlicht und sensibilisiert darin ihre Leserschaft für

Themen rund um Natur, Naturschutz und Artenvielfalt. Leser*innen der Natur+Umwelt kennen sie als langjährige Autorin der Pflanzenporträts. 40 davon veröffentlichte sie von 2009 bis 2019, das erste davon über den BN-Symbolbaum, die Linde. Sie engagierte sich in mehreren Kreisgruppen sowie im Arbeitskreis Baum der Kreisgruppe Deggendorf. Von ihr kamen das Konzept und die Texte für eine erfolgreiche Ausstellung zu Wildkräutern in der Stadt. Gertrud Scherf ist seit über 50 Jahren Mitglied im BUND Naturschutz!

Foto: Toni Mader
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 47
Dr. Gertrud Scherf bei der Überreichung der Naturschutzmedaille mit dem BN-Vorsitzenden Richard Mergner (Mitte) und dem BN-Landesgeschäftsführer Peter Rottner

Bei der Überreichung der Bayerischen Naturschutzmedaille: (vo.li.) der

ALOIS GLÜCK FÜR LEBENSWERK GEEHRT

Der BUND Naturschutz hat dem CSU-Politiker Alois Glück im Februar in Traunstein die Bayerische Naturschutzmedaille für sein langjähriges Engagement im Natur- und Umweltschutz verliehen. Der BN-Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Hubert Weiger betonte in der Laudatio unter anderem seinen Einsatz für den Schutz des Bayerischen Bergwaldes und der Alpen. Alois Glück, ehemaliger Abgeordneter und Präsident des Bayerischen Landtags, ist seit über 50 Jahren BN-Mitglied. Er hat sich über dieses seltene Jubiläum hinaus zahlreiche Verdienste im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes erworben und beeinflusste seit den 1970er Jahren stark die Umweltpolitik der Bayerischen Staatsregierung.

Der BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger nannte in seiner Laudatio beispielhaft den auch von Alois Glück auf den Weg gebrachten Beschluss des Bayerischen Landtags zum Schutz der Bergwälder von 1984: »Lange bevor wir wussten, wie massiv der Klimawandel unsere Wälder bedroht, hat Alois Glück erkannt, dass die bayerischen Bergwälder dringend saniert und konsequent geschützt werden müs-

NATIONALPARKTAG IM

STEIGERWALD

Am 18. Juni findet in Ebrach wieder der Nationalparktag statt. Von 12.30 bis 19 Uhr gibt es auf dem Gelände des Historikhotels Klosterbräu Ebrach auf dem Marktplatz Spaß, Musik, Stände, Reden, Gedankenaustausch und Information.

Für das leibliche Wohl sorgt das Klosterbräu. Der bekannte Extrem-Bergsteiger Alexander Huber (Natura 2000-Botschafter) ist mit dabei. Die Festrede hält BNEhrenvorsitzender Prof. Hubert Weiger. Das musikalische Highlight wird das Abschlusskonzert von »Hans Well & den Wellbappn« sein.

Die BN-Kreisgruppe Bamberg veranstaltet eine Radtour von Bamberg nach Ebrach.

sen. So haben Sie den sogenannten Bergwaldbeschluss herbeigeführt, wonach es grundsätzlich keine Rodungen mehr in Bergwäldern für Freizeiteinrichtungen geben soll. Eine weitsichtige und kluge Entscheidung, ohne die die Situation im Alpenraum heute noch dramatischer wäre, als sie jetzt ist.«

Alois Glück ging in seiner Dankesrede unter anderem auf die Gründung des bayerischen Umweltministeriums ein: »Auch dem BUND Naturschutz in Bayern ist es zu verdanken, dass die Zusammenhänge im Naturhaushalt, die Bedeutung der Artenvielfalt und die Erkenntnisse der Ökologie ins politische Bewusstsein gelangten«, so Glück. Durch den Widerstand der wachsenden Naturschutzbewegung sei Umweltschutz zunehmend ein Konfliktthema in der politischen Debatte geworden. Die Politik habe darauf reagieren müssen. So sei 1970 in Bayern das Ministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen gegründet worden. »Es war nicht nur das erste Umweltministerium in Deutschland, sondern das erste weltweit!«

Bereits ab 10 Uhr laden der BN und der Freundeskreis Nationalpark Steigerwald ein zu Exkursionen in das umliegende wunderschöne Waldgebiet.

Veranstalter sind der Verein und der Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, der BUND Naturschutz Bamberg. Das Nationalparkbündnis Bayern unterstützt die Veranstaltung.

iAktuelle

www.pro-nationalpark-steigerwald.de

BN-Ehrenvorsitzende Hubert Weiger, die stellvertretende BN-Vorsitzende Beate Rutkowski, Alois Glück und der BN-Vorsitzende Richard Mergner Foto: Thomas Stephan Infos
48 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen

EHRUNG FÜR

DORIS TROPPER

Ehrenamtliches Engagement ist das Rückgrat des BUND Naturschutz. Viele Aktive tragen in ihrer Freizeit zum Schutz der Natur bei.

Ein herausragendes Beispiel dafür ist Doris Tropper, die seit 30 Jahren stellvertretende BN-Landesvorsitzende ist – und in all diesen Jahren in ihrem Amt stets wiedergewählt wurde. Im Rahmen einer Vorstandssitzung überreichten BN-Vorsitzender Richard Mergner und der Ehrenvorsitzende Hubert Weiger eine Urkunde an Doris Tropper. »Sie hat den Verband entscheidend mitgeprägt und zu seiner

JBN HAT ERSTMALS 40  000 MITGLIEDER

Die Jugendorganisation des BUND Naturschutz (JBN) ist der größte Jugendumweltverband in Bayern und wächst weiter. Jetzt hat die JBN die Schwelle von 40 000 Mitgliedern überschritten. »Das freut uns natürlich sehr, denn es bestätigt weiterhin die hohe gesellschaftliche Relevanz von Umwelt- und Naturschutzthemen für junge Menschen. Damit können wir gestärkt in politische Debatten einsteigen und die Interessen der Jugendumweltbewegung vertreten«, freut

sich Fabia Lausberg vom JBN-Landesvorstand. Genau das ist auch das Ziel des neuen Leitbilds der Jugendorganisation: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für Klima- und Umweltgerechtigkeit, Naturschutz und Umweltbildung zu begeistern. Der Jugendverband schafft Naturerlebnisse, fördert Aktivismus und wird bei Demos und in der Politik gemeinsam mit jungen Menschen laut. Und mindestens genauso wichtig ist der Spaß, denn der kommt bei der JBN nie zu kurz.

heutigen Größe und Stärke entwickelt«, betonte Richard Mergner und dankte seiner Stellvertreterin für »30 Jahre außerordentliches ehrenamtliches Engagement«. Durch ihren zusätzlichen Einsatz als stellvertretende Bundesvorsitzende (2001 –2004) und als Beisitzerin seit 2019 im Bundesvorstand hat Doris Tropper zudem auf Bundesebene zentral an der Gestaltung des Gesamtverbandes und der Zusammenführung der Landesverbände mitgewirkt.

BN-NEWSLETTER

Sie möchten in Sachen Umwelt- und Naturschutz immer auf dem Laufenden sein? Dann ist unser Newsletter genau das Richtige für Sie. Wir informieren über aktuelle Themen, Aktionen und Termine. www.bund-naturschutz.de/newsletter

EIN ROTER TEPPICH FÜR DIE NATUR

Die Kreisgruppe Wunsiedel verwandelt eine Wiese in einen Teich: Bei Thierstein entsteht der Stockteich – ein Mega-Projekt des Arten- und Biotopschutzes im Fichtelgebirge.

Angestoßen hatte das Projekt der ehemalige BN-Kreisgeschäftsführer Karl Paulus. Sechs Wochen lang waren Kettenbagger, Dumper und fleißige Hände im Dauereinsatz, um den rund einen Hektar großen Biotopteich auszuheben und zu gestalten.

Das beeindruckende Biotopgestaltungsprojekt bietet nun Lebensraum für Flora und Fauna. Die vielfältigen Flachwasserzonen lassen die menschlichen Besucher staunen. Zielarten im Gewässer sind gefährdete Vogelarten wie Bekassine oder Flussregenpfeifer, die Amphibien Grasfrosch, Bergmolch und Knoblauchkröte

sowie Libellen. Steilere Uferpartien sollen Eisvogel und Uferschwalben anlocken. BN-Kreisvorsitzender Fred Terporten-Löhner fasst zusammen: »Aus einer dränierten Wiese entsteht hier ein artenreicher Komplexlebensraum auf 2,5 Hektar Fläche. Das ist ein Schlüsselprojekt des Naturschutzes in diesem Gebiet.«

Foto:
JBN
Foto: Johanna Machala
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Meldungen 49
Eine von vielen Aktionen der JBN: Protest gegen die 10H-Abstandsregel für Windkraft

IM PORTRÄT

DER FLUSS SEINES LEBENS

Kleiner Bach, großer Schutzstatus: Helmut Böhm von der BN-Kreisgruppe Landshut ist durch beharrliches Engagement etwas ganz Besonderes gelungen.

Wer sich mit Helmut Böhm unterhält, dem kommt bald die Frage: Wie viele Ideen, Leidenschaften und Projekte passen in ein Leben hinein? Bei Helmut Böhm, Jahrgang 1940, waren es ziemlich viele. Und die Natur spielte dabei stets eine große Rolle.

Da ist die Liebe zum Sport unter freiem Himmel, möglichst abenteuerlich. Klettern, Bergsteigen, Skitourengehen und Wildwasser-Kajakfahren, Langlaufen in den Hochalpen, all das hat Böhm betrieben, oft gemeinsam mit seiner Ehefrau. Die drahtige Sportlichkeit sieht man dem heute 82-jährigen noch an, trotzdem er inzwischen im Gelände mit zwei Wanderstöcken geht. Aber Natur war für ihn nie nur Kulisse. »Ich hatte immer den tiefen Wunsch, sie auch zu schützen«, sagt er. Deshalb wurde er auch 1994 BN-Mitglied und engagiert sich seither mit viel Herzblut in der Ortsgruppe Altdorf.

An einem sonnigen Märztag wandert Helmut Böhm einen Waldweg am Bucher Graben entlang, einem Wasserlauf, der sich bei Altdorf nahe Landshut zwischen Wald und Wiesen schlängelt. Das Bächlein ist ein Paradies für sich – und seit 2003 FFH-Gebiet, eines der kleinsten in Deutschland. Üblicherweise wird diese EU-Schutzkategorie an viel größere Ge-

biete vergeben. Dass dieser gut vier Kilometer lange Bachabschnitt unter so strengen Schutz gestellt wurde, hat viel mit Helmut Böhm zu tun.

»Ich habe ein Faible für Kleingewässer«, erzählt er. Mit seiner Familie 1945 aus dem Sudetenland vertrieben, wuchs Böhm bei Dingolfing auf und streifte als Bub durchs »Moos«. Die Welt des Moors verzauberte ihn. »Stundenlang habe ich Schmetterlinge und Vögel, Frösche und Feuchtbiotope beobachtet und dann Insekten in einer Schachtel zur Bestimmung nach Hause getragen.«

EIN ZUHAUSE FÜR

STEINKREBS UND EISVOGEL

Er lernte zuerst ein Handwerk, arbeitete später in einem mittelständischen Zeitungsverlag als Key Account Manager. In seinen freien Stunden zog es ihn ins Grüne. So entdeckte er in den 80er Jahren auf Streifzügen mit den beiden Söhnen im Bucher Graben zwei Rote-Liste-Arten: die Bachmuschel und den Steinkrebs. Anfang der 90er Jahre begann Helmut Böhm seinen Zug durch die Behörden, klopfte an viele Türen und versuchte Menschen für die Idee eines Naturschutzgebiets zu begeistern. Unterstützt durch die Regierung von Niederbayern und den Lehrstuhl

für Aquatische Systembiologie der LMU München, erfüllte sich 2003 endlich der Plan: Der Bucher Graben wurde Teil der Natura 2000.

Was diese Richtlinie Gutes bewirkt, können aufmerksame Spazierende heute sehen. Bachaufwärts leben – gut versteckt – Bachmuscheln und Steinkrebse. Im Sommer blüht in der Nähe die Türkenbundlilie. Bachabwärts zeugen Dämme vom Fleiß des Bibers. Im ruhigeren Wasser fühlen sich Elritzen wohl. An einer Steilwand einige Meter vom Wasser entfernt weist Helmut Böhm auf kreisförmige Löcher. »Das sind Brutröhren des Eisvogels, der findet hier genug Fische.« Jetzt im Frühjahr glänzen in einem von Schilfgras umrahmten Tümpel dicke Packen Froschlaich in der Sonne. Auf Böhms Gesicht zeichnet sich bei dem Anblick eine bubenhafte Freude ab. Er sagt: »Darum ging es mir bei den vielen Dia-Vorträgen, die ich gehalten habe: das Staunen über die Natur wecken.«

In jüngeren Jahren hat er mit seiner Ehefrau China und Nepal bereist, hat dort breite Ströme gesehen. Doch, so scheint es, der Bucher Graben ist der Fluss seines Lebens.

Margarete Moulin

50 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Porträt Foto : p r i v a t
Foto: Helmut Böhm Geschützt: Der Bucher Graben ist eines der kleinsten FFH-Gebiete Deutschlands.

BILDUNG

KLIMA, ARTEN, LEBENSRÄUME

Die Frage, was der Klimawandel für unsere gewohnten Lebensgemeinschaften bedeutet, bewegt immer mehr Menschen.

Was würde passieren, wenn die Temperaturen steigen? Was bedeutet das für unsere heimischen Insekten? An ganz konkreten Beispielen unserer heimischen und tropischen Wildbienen- und Schmetterlingsgemeinschaften zeigt Dr. Alice Claßen beim Vortrag im Ökohaus Würzburg, wie sich Veränderungen auf die Tierwelt auswirken. Und wer sonnenverwöhnte Lebensgemeinschaften vor Ort kennenlernen will, ist herzlich willkommen bei der Exkursion zu Hauhechel, Hufeisenklee und Heidegrashüpfer. Was wir alle jetzt tun können und was uns und unsere Mitgeschöpfen hilft, das stellt beim Familientag mit dem Titel »Greta und die Großen« die Forstwirtin Monia Zecca vor.

Das Thema Upcycling steht auch bei der Nachhaltigkeits-Werkstatt der JBN im Mittelpunkt. Willkommen sind alle, die eh-

renamtlich oder beruflich zusammen mit jungen Menschen Nachhaltigkeit im Alltag zum Thema machen wollen.

Die Artenkennerreihe des BN-Bildungswerks endete mit dem Thema »Pfui Spinne«. Als Ergänzung dazu gibt es ebenfalls im Ökohaus Würzburg am 6. Juni ein Artenkenntnis Seminar »Spinnen kennen –Spinnen schätzen«.

Weitere Infos www.jbn.de/termine www.wuerzburg.bund-naturschutz.de/ veranstaltungen www.bund-naturschutz.de/umweltbildung/artenkenntnis-fuer-einsteiger

GANZ AUSGEZEICHNET

Das Sandprojekt der Ökostation Passau und der Hans-Bayerlein-Grundschule Passau wurde mit dem Preis der Bundeszentrale für politische Bildung geehrt. Da staunten die Schüler*innen der HansBayerlein-Grundschule nicht schlecht, als bei der Schulversammlung eine Delegation der Bundeszentrale für politische Bildung (BPP) vor ihnen stand und gleich drei Klassen ausgezeichnet wurden. Eine davon für das Sandprojekt in Kooperation mit der BN-Ökostation Passau. Von den Auswirkungen des Kiesabbaus im enge-

TERMINE

JBN-CAMP ZUR IAA

Die JBN fordert ebenso wie der BN eine zielführende und konsequente Verkehrswende.

Junge Aktive sind herzlich eingeladen zum Protestcamp zur Internationalen Automobilausstellung und vielen fantasievollen Aktionen. Natürlich gibt es am Wochenende vom 8. bis 10. September in München ein spannendes Rahmenprogramm.

www.jbn.de

WÖLFE UND MENSCHEN

Die Rückkehr von Bär, Wolf und Luchs erfordert Anpassungsstrategien vor allem in der Tierhaltung. Eine Schulung am 24. Juni in Oberaudorf vermittelt die Grundlagen des Herdenschutzes, zeigt einen landwirtschaftlichen Betrieb und gibt Einblick in die Biologie der Wölfe sowie die Bedeutung der Weide- und Grünlandwirtschaft.

Für alle, die pädagogisch arbeiten und am Thema Wolf interessiert sind, bietet das BN-Bildungswerk im Walderlebniszentrum Regensburg am 18. Juli einen Praxistag an. www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung

ren Umfeld bis hin zu den Palmeninseln in Dubai reichten die Themen. Viele Kinder kannten Kies- oder Sandgruben in der Umgebung und fragten sich, was nach dem Abbau passiert. Eine Nutzung als Biotope für Uhu und Erdkröte fand ihre Zustimmung. Am Beispiel Sand waren Themen wie Wasserversorgung, Transportwege, Bauen und Biologische Vielfalt bestens aufbereitet. Grund genug für die Jury der BPP, als Preis eine Woche Klassenfahrt nach Berlin zu vergeben.

Kontakt: passau@bund-naturschutz.de

FERIENCAMPS

In den Pfingst- und in den Sommerferien bieten die BN-Umweltstationen attraktive Ferienprogramme an. Das Naturschutzzentrum Wartaweil lädt zum Naturstaunen mit Franz Prommer ein. Eine Ökoralley sowie mehrtägige Aufenthalte in Kooperation mit der Jugendherberge bietet das Naturerlebniszentrum Allgäu an. www.bund-naturschutz.de/wartaweil www.nez-allgaeu.de

Foto: Marcus Bosch Foto: Marcus Bosch
i Natur+Umwelt 2 | 23 › URLAUB & FREIZEIT › Bildung 51

KREISGRUPPE LINDAU

WICHTIGER ERFOLG VOR GERICHT

Die Klage des BN gegen den Bebauungsplan der Therme Lindau ist zulässig. Das entschied das Bundesverwaltungsgericht Ende Januar und stärkte so das Klagerecht von Umweltverbänden.

Jetzt muss sich der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) wieder mit dem Fall befassen. Er hatte die Klage 2018 abgelehnt, da der Bau zu weit fortgeschritten sei.

Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Augsburg eine Klage gegen die Baugenehmigung abgewiesen mit der Begründung, der BUND Naturschutz habe keine Befugnis dazu. Das Bundesverwaltungsgericht urteilte nun, Umweltverbände hätten das Recht gegen Bauvorhaben zu klagen, auch wenn diese schon umgesetzt sind.

Für den 45 Millionen teuren Neubau der Therme am Bodenseeufer hatten über 100-jährige gesunde Eichen weichen müssen. Die Baugenehmigung hatte die Stadt im Februar 2018 praktisch zeitgleich mit der Veröffentlichung des Bebauungsplans erteilt, noch am gleichen Tag wurden unter Polizeischutz die ersten Bäume gefällt. Die über acht Hektar große Anlage

liegt im Landschaftsschutzgebiet und grenzt an gleich mehrere Natur- und Vogelschutzgebiete: Der Bodensee ist eines der wichtigsten mitteleuropäischen Rastund Überwinterungsgebiete für Vögel.

Obwohl die Therme schon seit 2021 in Betrieb ist, ließe sich zumindest das Umfeld nachträglich verbessern: Die für Vögel problematische Lichtverschmutzung durch die Beleuchtung bis weit auf den See hinaus könnte reduziert, Renaturierungsmaßnahmen könnten durchgeführt und die Schutzgebiete auf weitere bedrohte Teile des Seeufers ausgeweitet werden.

Das jetzige Urteil des Bundesverwaltungsgerichts hilft, naturzerstörende Bauvorhaben effektiver zu bekämpfen. Der BN hofft, dass künftig erst die Gerichte entscheiden, bevor Bagger und Motorsägen Tatsachen geschaffen haben.

Frey (as)

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

ABGEHOLZT: In einer Hauruck-Aktion ließ die Gemeinde Wehringen im Landkreis Augsburg Ende Februar rund fünf Hektar Auwald roden, um Platz für die Erweiterung des dortigen Gewerbegebiets zu schaffen. Das Vorhaben in den Wertachauen war seit langem umstritten. Die BN-Kreisgruppe übte scharfe Kritik an der Rodung, bei der nicht nur das vorgesehene Areal, sondern auch wertvolle BuchenKiefern-Bestände abgeholzt wurden (siehe Bild). Diese hätten als Biotop für Vögel und Fledermäuse erhalten bleiben sollen. Der BN hat nun einen Antrag nach Umweltschadensgesetz gestellt und fordert die Sanierung der beschädigten Fläche.

NACHRUF: Die naturnahen Streuobstwiesen im Landkreis Lindau sind seit Jahrzehnten eng mit einem Namen verbunden: Birgit Mäckle-Jansen, Biobäuerin und Schatzmeisterin der BN-Kreisgruppe. Im Februar ist die Streuobstpionierin mit 63 Jahren verstorben. Als ehrenamtliche Projektkoordinatorin des BN hatte sie die Vermarktung der Streuobstäpfel über einen Safthersteller ins Leben geru fen, Bestellungen für Setzlinge alter Obstsorten organisiert und der Öffentlichkeit in vielen Aktionen den ökologischen Wert von Streuobstwiesen vermittelt. Der BN wird ihr Erbe weitertragen und sich auch in Zukunft mit aller Tatkraft weiter für den Erhalt und die Neuanlage von Streuobstwiesen einsetzen.

IHR ANSPRECHPARTNER

Schwaben: Thomas Frey

Tel. 0 89/54 82 98-64

thomas.frey@bund-naturschutz.de

Foto: Peter Roth Foto: Isolde Miller Die Therme Lindau ist zwar längst gebaut, doch im Umfeld gibt es noch viel Potenzial für ökologische Verbesserung.
52 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Schwaben
Foto: privat

KREISGRUPPE SCHWANDORF

KEINE ORTSUMFAHRUNG DURCHS WEIHERGEBIET!

Eine Ortsumfahrung mitten durch ein Juwel der Artenvielfalt? Der BUND Naturschutz wird versuchen, das zu verhindern.

Mit großer Spannung hatten die BN-Aktiven im Landkreis Schwandorf das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens zur geplanten Ortsumfahrung von Teublitz erwartet. Umso größer war Mitte Januar die Enttäuschung: Die Regierung der Oberpfalz favorisiert eine Trasse, die das ökologisch hochwertige Eselweihergebiet durchquert. Für den BUND Naturschutz ein Unding. Die nun vorgeschlagene Trasse würde bislang ruhige Wohnviertel zusätzlich verlärmen und dabei die Ortsdurchfahrt von Teublitz in Sachen Lärm nur geringfügig entlasten. Gleichzeitig soll sie das naturschutzwürdige Eselweihergebiet im Osten der Stadt durchqueren und unmittelbar durch eine der ökologisch hochwertigen Wasserflächen und ein weiteres Feuchtgebiet führen. Dabei sind hier seltene, teilweise vom Aussterben bedrohte

Tierarten nachgewiesen, unter anderem Grauspecht, Moorfrosch und Pirol.

In der Beurteilung der Regierung der Oberpfalz kommt zum Ausdruck, dass bei allen untersuchten Varianten im Hinblick auf den Naturschutz so hohe Hürden bestehen, dass »Zweifel an einer späteren Realisierbarkeit des Vorhabens« bestehen.

Die BN-Kreisgruppe Schwandorf kann deshalb nicht nachvollziehen, weshalb das Vorhaben überhaupt noch weiterverfolgt wird. Der BN fordert weiterhin, Vorschläge zur Entschärfung der Verkehrsproblematik in Teublitz zu berücksichtigen, zum Beispiel innerörtliche Verkehrsberuhigung, Umleitung des Schwerverkehrs über die parallel verlaufende Autobahn A 93 und die beschleunigte Reaktivierung der Bahnlinie Burglengenfeld – Maxhütte-Haidhof für den Personenverkehr.

BLÜTENFÜLLE: In diesem Jahr findet die Wiesenmeisterschaft in den Landkreisen Neumarkt und Amberg-Sulzbach statt. Schon seit 2009 führen BUND Naturschutz und Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft diesen Wettbewerb gemeinsam in wechselnden Regionen durch. Ziel ist es, mehr öffentliches Bewusstsein für den Wert artenreicher Wiesen als Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten zu schaffen. Teilnehmen können dabei sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende Bäuerinnen und Bauern aus den betreffenden Landkreisen, die damit auch besonders wertvolles Futter für Ihre Tiere gewinnen.

DEM LUCHS AUF DER SPUR: 25

Personen waren Anfang März einer Einladung der BN-Kreisgruppe Cham zu einer Exkursion in Zusammenarbeit mit dem Verein »Luchs Bayern e.V.« bei Waldmünchen gefolgt. Ziel der Veranstaltung war es, ein realistisches Bild von der großen Katze zu vermitteln, zum Beispiel Luchsin Tanja (Foto), die ihr Revier im besuchten Gebiet hat. Die Luchsexpertin Sybille Wölfl zeigte, wie Luchse ihre Reviere an auffälligen Stellen markieren. Sie veranschaulichte anhand von Karten die enorme Reviergröße eines Luchses von 100 bis 200 Quadratkilometern.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein

Tel. 09 11/8 18 78-13

reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de

OBERPFALZ
NATURNOTIZEN AUS DER
Foto: Sybille Wölfl Foto: Christian Stierstorfer
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberpfalz 53
Die strukturreiche Landschaft des Teublitzer Weihergebiets mit ihrer großen Bedeutung für die Artenvielfalt ist weiterhin durch eine Straßenplanung bedroht.

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

AUSSTELLUNG: Die Kreisgruppe Hof betreibt mit der Huschermühle ein Leuchtturmprojekt zum Schutz der Flussperlmuschel. Das Angebot vor Ort umfasst jetzt auch eine Dauerausstellung, die unter anderem die Geschichte des Ascher Ländchens sowie die beiden vom Aussterben bedrohten Arten Flussperlmuschel und Goldener Scheckenfalter im Fokus hat. Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich.

ERFOLGREICHE

VORTRAGSREIHE

Dass wir Energiewende und Klimaschutz brauchen, ist sonnenklar. Der Weg dorthin birgt aber viele Hindernisse. Deshalb hat die Bamberger Kreisgruppe des BUND Naturschutz in einer dreiteiligen Vortragsreihe das Thema »Energiewende und Klimaschutz« in den Fokus gestellt.

»Als normaler Bürger den Überblick zu behalten, ist in dem Dschungel aus Vorgaben und Zuständigkeiten kaum möglich«, erklärt der Vorsitzende der Bamberger BN-Kreisgruppe, Erich Spranger. Grund genug, um gemeinsam mit der VHS Bamberg-Land eine Vortragsreihe zum Thema »Energiewende und Klimaschutz« zu veranstalten. Durch die Auswahl der Referent*innen bekamen die interessierten Gäste ein Überblick über Möglichkeiten und Maßnahmen auf der Bundes-, Landes- und der kommunalen Ebene.

Die Vorträge hielten die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum, Obfrau im Ausschuss für Klimaschutz und Energie im Bundestag; Michael Remy, Energiereferent des BN; Dr. Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg, sowie Michael Karmann, Bürgermeister von Buttenheim.

»Auf dem Weg in die Klimaneutralität stehen wir noch am Anfang. Die Herausforderungen sind auf allen Ebenen enorm. Mit unserer Veranstaltungsreihe konnten wir viele Menschen für dieses wichtige Thema sensibilisieren«, so das positive Resümee von Erich Spranger. Die Vorträge waren durchwegs gut besucht. Insgesamt konnte die BN-Kreisgruppe über 150 interessierte Bürger*innen in der Bamberger Kufa begrüßen.

PODIUMSDISKUSSION: »Grün statt grau – Biologische Vielfalt in der Stadt«. Unter diesem Motto veranstaltete die BN Kreisgruppe Coburg gemeinsam mit dem LBV und den Coburger Altstadtfreunden eine gut besuchte Abendveranstaltung. Auf dem Podium waren MdB Hannes Wagner, der Coburger Klimaschutzbeauftragte Stefan Sauerteig, Bambergs zweiter Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, Susann Wohlfahrt von der Firma Dietz sowie der Physiker Peter Aisher. »Bei fast allen Herausforderungen, die der urbane Raum im Zuge des Klimawandels zu bewältigen hat, spielt die Stadtnatur eine zentrale Rolle und ist maßgeblicher Teil der Lösung«, stellte Wolfgang Weiß, Moderator des Abends und BN-Mitglied, abschließend fest.

IHR ANSPRECHPARTNER

Oberfranken: Jonas Kaufmann

Tel. 09 11/8 18 78-24

jonas.kaufmann@bund-naturschutz.de

Foto: BN-Kreisgruppe Hof
KREISGRUPPE BAMBERG
Mit Vorträgen zum Thema Klimaschutz konnte der BUND Naturschutz eine breite Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema sensibilisieren.
Foto: Manuel Reinbold
i Anmeldung
Die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum informierte über den Ausbau der Erneuerbaren Energien.
54 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH
Tel.: 0 92 94/9 75 56 56
› Oberfranken

KREISGRUPPE STRAUBING-BOGEN

NACHHALTIG GEHT ANDERS

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

TIERHOTEL: Einen ehemaligen Trafoturm im Landkreis Dingolfing-Landau hat die Ortsgruppe Marklkofen in ein Vogelund Fledermaushotel verwandelt. Nach der Grundsanierung 2022 wurde der acht Meter hohe Turm für die neuen Bewohner vorbereitet: In der Holzverschalung können sich Fledermäuse ansiedeln und auf dem Dach wurde ein Metallgestell als Basis für einen Storchenhorst angebracht. Schulkinder bauten Nistkästen, in denen Vögel geschützte Brutplätze finden. Damit sich auch Wespen, Hornissen und Wildbienen heimisch fühlen, gibt es für sie eigene Nistlöcher. Die Außengestaltung des Turms übernahm die Künstlerin Michaela Fischl. Da das Naturschutzgebiet Vilstal nicht weit ist, dürfte er schnell bewohnt sein.

Zur Eröffnungsfeier empfing ein breites Bündnis aus Umweltverbänden und Bürgerinitiativen die Größen der bayerischen Landespolitik, darunter Ministerpräsident Markus Söder, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, mit Bannern und Protestplakaten. Die über 70 Protestierenden kritisierten den Gegensatz zwischen hehren Nachhaltigkeitszielen und der realen Flächenversiegelung im Gäuboden: Die Demonstrierenden forderten stattdessen nachhaltiges Handeln. Das bedeute, die Vernichtung landwirtschaftlicher Fläche durch Straßenausbau und Industrieansiedlungen auf der grünen Wiese zu verhindern.

So stehen im Landkreis Straubing-Bogen mit den Ortsumfahrungen Geiselhöring, Mallersdorf, Niedertraubling und La-

berweinting gleich mehrere Straßenprojekte kurz vor der Planfeststellung. Zudem plant BMW bei Straßkirchen ein Batteriewerk auf mehr als 100 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Der BUND Naturschutz fordert, dass der Autokonzern vorher nachweisen muss, dafür keine Fläche in bestehenden Werken wie Dingolfing oder Regensburg verfügbar zu haben.

Die Kombination aus Straßenbau und dem geplanten Werk führt zu einem exorbitanten Flächenverbrauch — und das in einer Gegend mit den besten, fruchtbarsten Böden Bayerns. Von der anwesenden Politprominenz suchte immerhin Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger das Gespräch mit den protestierenden Landwirten aus Straßkirchen und fuhr mit ihnen zum vorgesehenen Standort.

COUNTDOWN: Im Landkreis Landshut steht mit Isar 2 das letzte bayerische Atomkraftwerk, das am 15. April endgültig vom Netz ging. Gleich dreimal hatte die BN-Kreisgruppe im Vorfeld gemeinsam mit dem Landshuter Bündnis für Atomausstieg zu Countdown-Kundgebungen in die Innenstadt aufgerufen, zuletzt am 11. März, dem Jahrestag des Reaktorunglücks in Fukushima. Die klare Botschaft der gut besuchten Demonstrationen gab es auch zum Aufessen — ein AKW aus Keksen mit einem Banner auf dem Kühlturm: Isar 2 abschalten!

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Niederbayern: Rita Rott

Tel. 0 89/54 83 01 12

rita.rott@bund-naturschutz.de

Am 3. März wurde in Straubing das neue Mitmach-Zentrum für nachwachsende Rohstoffe »Nawareum« eröffnet. Dies nutzte die BN-Kreisgruppe, um gegen den Flächenfraß im Landkreis zu protestieren.
Foto: Hans Bender Landwirte der Bürgerinitiative »Lebenswerter Gäuboden« aus Straßkirchen konfrontierten Ministerpräsident Söder mit der Flächenvernichtung durch das geplante Batteriewerk.
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Niederbayern 55
Foto: Heinrich Inkoferer

KREISGRUPPE NEUBURG-SCHROBENHAUSEN

BRÜCKENBAU ZERSTÖRT AUWALD

Am 3. März endete die Frist für Einwände gegen eine zweite Neuburger Donaubrücke mit neuer Ortsumfahrung. Aktuell prüft die Regierung von Oberbayern die vorgebrachten Bedenken.

Das Verfahren war im Januar eröffnet worden, nach einem Stadtratsbeschluss zugunsten der Trassenvariante »Planfall I«. Damit hat sich die Stadt nach Ansicht der Kreisgruppe des BUND Naturschutz von acht Trassen die schlimmste ausgesucht. Die Trasse enthält eine zweite Donaubrücke als Teil einer weitläufigen Osttangente zwischen der Staatsstraße im Norden und der B 16 im Süden. Die Trasse durchschneidet den Auwald — ein nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU geschütztes Gebiet, das als Hotspot der Artenvielfalt gilt und mit seinem Alt- und Totholz Greifvögeln, Spechten und weiteren Vogelarten exzellente Bedingungen bietet. Auch ein Teil des Englischen Gartens, einem stadtnahen Naherholungsgebiet, würde der als Staatsstraße konzipierten Umfahrung zum Opfer fallen. Zu allem Überfluss soll die Stadt deren Bau

vorfinanzieren, bevor der Freistaat Bayern später einen Teil der Kosten von weit über 65 Millionen Euro übernehmen will.

Die BN-Kreisgruppe stemmt sich gemeinsam mit der Bürgerinitiative »Auwald statt Asphalt« weiter gegen das naturzerstörende Vorhaben. Auch die Nachbargemeinde Bergheim ist gegen die Pläne. Sie alle bezweifeln, dass sich die zu Stoßzeiten auftretenden Staus in der Neuburger Innenstadt durch eine weit entfernte Umfahrung reduzieren lassen, die nur noch mehr Verkehr anzieht. Der BN kritisiert weiter, dass die Stadt bisher weder den öffentlichen Nahverkehr weiterentwickelt noch andere Maßnahmen ergriffen hat, um den Stadtkern vom Verkehr zu entlasten. Annemarie Räder (as)

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

NACHRUF: Kurz vor seinem 89. Geburtstag verstarb im Januar Hermann Eschenbeck aus Marquartstein. Mit ihm hat der BN einen außergewöhnlich engagierten Naturschützer verloren. Eschenbeck war ab 1982 Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Traunstein und von 1991 bis 2008 deren Vorsitzender. Die 1985 gegründete Ortsgruppe Achental leitete er bis zu seinem Tod. Bereits Anfang der 1980er Jahre kämpfte er für die Unterschutzstellung der Kendlmühlfilzen. Der Schutz von Wäldern und Mooren war ihm ein Herzensanliegen; auf den BN-Flächen im Ödmoos und im Maisentalmoos half er noch im letzten Herbst tatkräftig mit. Stets Macher und Vordenker, setzte er sich für Erneuerbare Energien, regionale Landwirtschaft und die Biotoppflege ein. Für seine Verdienste wurde er mit der Bayrischen Umweltschutzmedaille und dem Grünen Engel des Umweltministeriums ausgezeichnet.

MEHR MOOR: Über 100 Fachleute kamen Ende März zum 4. Landwirtschaftstag im Naturschutz- und Jugendzentrum in Wartaweil. Die Veranstaltung, ausgerichtet vom BN in Kooperation mit dem Bayrischen Bauernverband und dem Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten in Weilheim, stand unter dem Motto »Landwirtschaft auf Moorböden – ein Beitrag zu Klima- und Artenschutz?«. Klar wurde, dass es sich hierzu beide Seiten, Landwirtschaft und Naturschutz, bewegen müssen.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 01 70/4 04 27 97 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de Julika Schreiber (Region München) Tel. 01 70/3 58 18 70 julika.schreiber@bund-naturschutz.de

Foto: Axel Mölkner-Kappl
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Die neue Donaubrücke mit Osttangente würde mitten durch die streng geschützten Donauauen führen. Weitere Infos auwaldstattasphalt.de
56 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Oberbayern
Foto: Beate Rutkowski

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

KREISGRUPPEN

NÜRNBERGER LAND, ROTH, NÜRNBERG-STADT

REICHSWALD GERETTET

Am 13. April kam die erlösende Nachricht per Whatsapp: Die Deutsche Bahn wird das ICEWerk nicht im Nürnberger Reichswald bauen.

Verantwortliche aus der Politik waren von der DB eingeladen worden, um den aktuellen Stand der Planungen zu bekommen. BN und Bürgerinitiativen aus dem Bündnis Rettet den Reichswald waren wieder einmal nicht zugelassen. Sie demonstrierten vor dem Haus. Dem Naturschutz-Anliegen aufgeschlossene Teilnehmer*innen der DB-Veranstaltung schickten schon kurz nach Beginn ein »geschafft!« oder »Glückwunsch!« nach draußen, und der Jubel kannte keine Grenzen. Tränen der Erleichterung, Unglaube und Dankbarkeit mischten sich mit der Enttäuschung, dass der Vorschlag, dieses wichtige Infrastrukturprojekt im Nürnberger Hafen zu bauen, damit leider auch vom Tisch ist.

»Der massive Widerstand des Bündnisses hat sich gelohnt. Die Natur kann aufatmen. Dass das riesige ICE-Werk nicht im Reichswald gebaut wird und nicht tausende Bäume der Kettensäge zum Opfer fallen, ist ein Riesenerfolg!«, freute sich auch BN-Vorsitzender Richard Mergner.

Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, Klaus-Peter Murawski, betonte, dass der Nürnberger Hafen ein geeigneter Standort gewesen wäre: »Schade, dass dieser innovative und flächenschonende Vorschlag von der Bahn, der Staatsregierung und dem Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König nicht aufgegriffen worden ist. Mit einem ICEWerk im Nürnberger Hafen hätten die Region und Reichswald profitiert.«

Mit der landesplanerischen Beurteilung hatte die Regierung von Mittelfranken im Februar das Raumordnungsverfahren für das ICE-Reparatur-Werk abgeschlossen und da schon viel für den Waldschutz getan: Die Reichswaldstandorte Harrlach und südlich der Muna Feucht am Jägersee waren negativ beurteilt worden und gerettet. Nur der Standort Muna Feucht wurde positiv beurteilt, obwohl im Bannwald und Europäischen Vogelschutzgebiet gelegen. Gefeiert wird beim Reichswaldfest am 15. und 16. Juli (siehe Seite 47). Tom Konopka, Felix Hälbich

FLÄCHENFRASS: Im Eckentaler Ortsteil Forth ist eine weitere Ortsumfahrung im Zuge der Bundesstraße B 2 geplant. Die Baukosten sollen sich auf mehr als 30 Millionen Euro für 2,5 Kilometer Straße belaufen. Bei einer Pressefahrt im Februar erläuterten Vertreter des BUND Naturschutz die Kritik am geplanten Bauvorhaben: Flächenfraß, Klimaschaden, Lärm, Biotopzerstörung. Sie wurden begleitet vom stellvertretenden Landrat Manfred Bachmayer sowie von Reiner Heim und weiteren Vertreter*innen der »Bürgerinitiative – Lärmschutz für ganz Forth«. »Wir haben erst kürzlich durch ein Gutachten zeigen können, dass die klimaschädliche Wirkung von Straßenbauten systematisch unterschätzt wird, auch in Forth. Hier gibt es die Alternative Gräfenbergbahn. Mit dem Ostast der Stadt-Umlandbahn wäre Eckental künftig bestens angebunden«, so der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner.

REICHSWALD: BN-Aktive übergaben 603 Einwendungen gegen den geplanten Ausbau der Staatsstraße 2240 Winn–Altdorf an die Regierung von Mittelfranken. »In nur zehn Tagen haben wir über 600 Unterschriften bekommen, ein klares Votum gegen diesen überdimensionierten Straßenausbau«, so Hans-Dieter Pletz, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Altdorf. Laut Planungen sollen über drei Hektar Reichswald gerodet werden. Der BN lehnt die Ausbaumaßnahme als überzogen und unnötig ab und fordert, die Planung abzuspecken.

Mittelfranken: Tom Konopka

Tel. 09 11/8 18 78-24

tom.konopka@bund-naturschutz.de

ANSPRECHPARTNER
IHR
Foto: Tom Konopka
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Mittelfranken 57
Riesenjubel vor dem DB-Museum nach der Entscheidung gegen den Standort im Reichswald

KREISGRUPPE MILTENBERG

JA ZUM FLÄCHENSPAREN

Eine gute Entscheidung: Die geplante Erweiterung des Industrie Centers Obernburg im Stadtgebiet Erlenbach ist in der bisherigen Form vom Tisch – nicht zuletzt dank des Protests vor Ort.

Der zunehmende Flächenverbrauch ist im Landkreis Miltenberg, wie in der gesamten Region Bayerischer Untermain, ein heißes Thema. Seit 2000 hat sich die Verkehrs-, Siedlungs- und Gewerbefläche um 22 Prozent vergrößert. Im bayernweiten Durchschnitt sind es 17 Prozent. In dieser Situation war die Ankündigung, dass das Industrie Center Obernburg (ICO) seine Fläche um 56 Hektar erweitern möchte, für die Kreisgruppe Miltenberg alarmierend. »Dieser Plan passt einfach nicht in eine Zeit mit Klimawandel und Artensterben«, sagt Kreisvorsitzender Dr. Steffen Scharrer.

Die Kreisgruppe unterstützte daher die Gründung einer Bürgerinitiative in der Stadt Erlenbach am Main – gemeinsam mit LBV, Naturschutzverein, Anwohnern und Privatpersonen. Ziel der Initiative war es, den Aufstellungsbeschluss des Stadtrates rückgängig zu machen. Die Erweite-

rung würde wertvolle Feuchtgebiete, Waldflächen und landesweit bedeutsame Sandmagerrasen zerstören.

Der Bürgerinitiative gelang es innerhalb kurzer Zeit, mehr als doppelt so viele Unterschriften zu sammeln, wie für ein Bürgerbegehren nötig gewesen wären. Diese wurden an Bürgermeister Michael Berninger übergeben. Mittlerweile haben der Stadtrat, der Bürgermeister und sogar die Firma Mainsite dafür ausgesprochen, vom geplanten Flächenumgriff abzurücken. Der Stadtrat hat einstimmig seinen Aufstellungsbeschluss vom Dezember aufgehoben und will sich mit Vertreter*innen der Bürgerinitiative an einen Tisch zu setzen, um eine naturverträglichere Variante zu entwickeln. Das Bürgerbegehren konnte somit zurückgezogen werden. Ein schöner Erfolg für den Flächenschutz!

Steffen Jodl (lf)

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

SCHMETTERLINGSBUCH: Eine spannende Lektüre und Bestimmungshilfe für Schmetterlingsfreunde und alle, die es werden wollen: Rechtzeitig für das Frühjahr hat die Kreisgruppe Bad Kissingen das Buch »Schmetterlinge im Landkreis Bad Kissingen« veröffentlicht. Über 1200 Arten hat der Schmetterlingsexperte Oskar Jungklaus selbst gefunden und in akribischer Arbeit mit 1891 Fotos dokumentiert. Gefördert wurde diese Publikation von der Glücksspirale. In dem Band finden sich auch Kapitel zu besonderen Lebensräumen der Falter, zur Lichtverschmutzung sowie zum Schwammspinner und seinen natürlichen Feinden.

Bestellung

Das Buch ist über den Buchhandel oder beim BUND Naturschutz Bad Kissingen (bn-badkissingen@gmx.de) erhältlich.

BÄUME GEFÄLLT: Rund 1000 Totholzkiefern wurden 2022 im Kahler Gemeindewald gefällt und verkauft. Eigentlich waren diese Bäume aus ökologischen Gründen im Forstplan der Gemeinde als »zu erhaltend« eingetragen. Zudem wurden zwölf Kiefern mit Stammdurchmessern von 60 bis 70 Zentimeter gefällt, für die es Zuschüsse über das Vertragsnaturschutzprogramm gab. Bei einer Ortsbegehung im Januar räumte die Gemeinde für letzteres ein Versehen ein, die 1000 Kiefern seien aber aus Sicherheitsgründen gefällt worden. Der BN hat nun gefordert, einen Teil des Gemeindewaldes aus der Nutzung zu nehmen und stehendes Totholz im Wald zu belassen.

IHR ANSPRECHPARTNER

Unterfranken: Steffen Jodl

Tel. 01 60/5 61 13 41 steffen.jodl@bund-naturschutz.de

Foto: BN Aktive von BN und BI übergeben die Unterschriften für Bürgerbegehren gegen die ICO-Erweiterung an Bürgermeister Michael Berninger.
58 Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Unterfranken

LESERBRIEFE

VERGÜTUNG FÜR SOLARSTROM

Zum Beitrag über Balkonsolaranlagen in Natur+Umwelt 1/2023 Ökologisch amortisiert sich eine Balkonanlage in kurzer Zeit und ist daher ohne Zweifel sehr zielführend. In Haushalten Berufstätiger amortisiert sich eine solche Anlage wirtschaftlich jedoch kaum, da während der Sonnenscheindauer der Eigenverbrauch nahezu Null ist. Lediglich der Kühlschrank sollte zu den Sonnenstunden Strom verbrauchen. In den Niederlanden hat man da ein ganz einfaches System ohne Abrechnungsaufwand: dort darf und soll auch der Stromzähler rückwärts laufen dürfen, wenn der Eigenverbrauch niedriger als der produzierte Strom ist. So lohnt sich das Balkonkraftwerk auch wirtschaftlich und der Anreiz ist für die Bürger*innen viel höher, in solch eine Anlage zu investieren.

PRO UND CONTRA

Zum Kommentar »Es nervt? Gut so!« in Natur+Umwelt 1/2023 »Diese Wirtschaft tötet«. (Papst Franziskus) – Ja, wer ist denn diese Wirtschaft? Wer lebt denn seit 50 Jahren, als hätten wir drei Erden? Das ist doch nicht die Wirtschaft, das ist doch der Mensch.

Es gibt eine kollektive Schuld und es gibt eine individuelle Schuld. Bei der kollektiven Schuld sind alle schuld, aber niemand fühlt sich wirklich dafür verantwortlich. Im Kollektivismus ist ein individuelles Versteckspiel möglich. Ich kann zum Beispiel meinen ökologischen Fußabdruck nur um 20 Prozent verringern. Der Rest liegt daran, dass ich zufällig in Deutschland lebe.

Das herrschende kapitalistische System betont das individuelle Wohl, nicht aber das Gemeinwohl. Ein Beispiel: Vor einigen Jahren warb die Postbank mit dem Slogan: »Unterm Strich zähl ich«. Weil mich das gestört hat, habe ich dem Vorstand einen Brief geschrieben. Die Antwort kam umgehend und lautete: »Wir haben unter den Kunden eine Umfrage gemacht. Dieser Slogan bekam mit Abstand die meiste Zustimmung.« Unsere Generation ist da gegenüber den kommenden Generationen bereits schuldig geworden. Wir stehen daher in einer ganz besonderen Verantwortung. Es muss jetzt gelingen, alle drei Generationen (die ältere, die mittlere, die junge) an einen Tisch zu bringen, um die Zerstörung unserer Erde zu stoppen. Vielleicht fangen wir in unseren Familien an! Die Gedanken und Gefühle der Menschen »Letzte Generation« habe auch ich. Ich verstehe mich als Teil dieser (verzweifelten) Bewegung.

Der Verein »zum Schutz der Natur« verliert in zunehmendem Maße die Akzeptanz jahrzehntelang engagierter Naturfreunde durch realitätsferne Positionen und Sympathieerklärungen für inakzeptable, unsinnige Aktionen wie für Klimakleber und Kunstwerkschänder.

Windräder auch in Wäldern: Die Auswahl und Wertung der Suchräume für Windräder unter Berücksichtigung von Natur, Landschaftsbeeinträchtigung und Volkswirtschaftlichkeit sollte man den Gemeinden überlassen.

Schutz für Wolf und Bär: in einer seit 250 Jahren sich veränderten Kulturlandschaft – fernab der Realität der Bewirtschaftung und Bewahrer von Kulturräumen wie den Almen. Biberschutz: ohne Berücksichtigung der Schäden ökologisch hochwertiger Biotope.

Seit 43 Jahren bin ich aktives Mitglied, ein Schweigen oder Austritt wäre für viele gleichgesinnte Wegbegleiter eine Enttäuschung.

BAYERN IGNORIERT UMWELTSCHÄDEN

Zum Beitrag »Später Sieg für die Natur« in Natur+Umwelt 1/2023

Der BUND hatte den Freistaat Bayern wegen der entstandenen Schäden beim Bau des Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen verklagt. Der Verwaltungsgerichtshof hat den Freistaat verpflichtet, ein Sanierungskonzept für die massiven Umweltschäden zu erarbeiten. Im Vorfeld wurden Bedenken durch den Freistaat ignoriert.

Bayern aber sieht die Schäden immer noch nicht ein und hat Nichtzulassungsbeschwerde erhoben. Warum ignoriert der Freistaat hier massive belegte Umweltschäden, die er selbst verursacht hat und geht DANN noch gegen die Kläger vor, anstatt die Schäden zu beheben? Als Bürger dieses Bundeslandes ist es nicht akzeptabel, dass Bayern im Auftrag der Bürger so handelt.

SCHREIBEN SIE UNS!

Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Pettenkoferstr. 10a, 80336 München oder an nu@bund-naturschutz.de

Dr. Christoph Greifenhagen, Kaufbeuren Florian Gränzer, Attenkirchen Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Foto: stock.adobe.com Maryana
Natur+Umwelt 2 | 23 › BN AKTIV + NAH › Leserbriefe 59
Foto: Axel Doering

SCHOCKWELLEN

Claudia

Campus Verlag, 26 Euro

Kämpferisch

Sie wollen wissen, wie es passieren konnte, dass Deutschland in eine derartige Abhängigkeit von russischem Gas geraten konnte? Und Sie wollen wissen, wie wir aus diesem Schlamassel herauskommen? Dann ist Claudia Kemferts neues Buch »Schockwellen« Pflichtlektüre. Die renommierte Energieökonomin – vom BN 2022 mit dem Bayerischen Naturschutzpreis geehrt – gibt darin Antworten und zeigt ganz konkrete Lösungen für eine sichere, nachhaltige Energieversorgung. Die Professorin zeigt aber auch auf, dass viele politisch Verantwortliche über Jahre hinweg einen Umbau hin zu Erneuerbaren Energien blockierten. Das Buch der Stunde!

DAS GEHEIMNIS DES STRÖMENDEN

Herausgegeben vom Ökumenischen Aktionskreis »Lebendige Donau« in Kooperation mit »Freundinnen der Donau e.V.«

19,80 Euro

Schöpfung bewahren

Ein Buch, das von Kampf und von Hoffnung, von Ermutigung zur Ausdauer, von Freude und Dankbarkeit erzählt. Ein Buch, das von der Liebe vieler Menschen der niederbayerischen Region zu ihrem heimatlichen Strom zeugt. Ein Ausdruck dieser Liebe sind die Schöpfungsgebete am Donauufer, die immer ein Teil des Widerstandes gegen eine Verbauung der frei fließenden Donau in Niederbayern waren. Das Buch skizziert deren Ursprung und wie über 100 verschiedene Gruppen den Weg durch die politische Auseinandersetzung um die Pläne zum Donauausbau begleitet haben. Ein Lese- und zugleich ein Bilderbuch voller Liebeserklärungen an die Schöpfung.

BIODIVERSITÄT

Jasmin Schreiber

KLIMAKRISE

Günther Wessel

beide Reclam Verlag, je 10,00 Euro

Guter Überblick

Wer sich über ein Thema schnell, aber fachlich fundiert einen Überblick verschaffen will, ist mit den »100 Seiten«-Büchlein aus dem Reclam-Verlag gut beraten. Die beiden Bände »Biodiversität« und »Klimakrise« bieten einen Einstieg in die zentralen Umweltthemen unserer Zeit. Der Verlust der Artenvielfalt stellt uns vor eine große Herausforderung. Dass Biodiversität die existenzielle Grundlage des Lebens ist, wissen wir – doch was können wir tun, um das Artensterben aufzuhalten? Sabine Schreiber gibt gut verständliche Antworten auf diese Fragen. Günther Wessel überblickt die Ursachen und Folgen der Klimakrise. Er führt in die wissenschaftlichen Hintergründe ein, setzt sich mit den Leugnern der Klimakrise auseinander und erklärt, wo er Zeichen für Zuversicht sieht.

RADVERKEHR SELBER MACHEN!

BUND-Handbuch

Kostenloser Download auf: www.bund.net/publikationen

Radverkehr voranbringen Radfahren ist gesund, umweltfreundlich, klimaschonend und kostengünstig. Kein Wunder, dass so viele Menschen dafür werben. Ob mit Sternfahrten oder Aktionen für geschützte Radspuren, es zeigt Wirkung: Immer mehr Strecken werden mit dem Fahrrad zurückgelegt, und das auf immer besseren Radwegen.

Das Handbuch »Radverkehr selber machen« erläutert an konkreten Beispielen, wie man die Bedingungen für den Radverkehr lokal verbessern kann. Wie können Sie Pop-up-Radwege oder Fahrradstraßen bei der Stadtverwaltung beantragen? Welche Aktionen sind öffentlichkeitswirksam?

Das Handbuch gibt einen Überblick und beschreibt das Vorgehen für ausgewählte Aktionsideen, Schritt für Schritt. Zudem gibt es Tipps, wie Sie Hindernisse überwinden können – etwa wenn ein gewonnener Radentscheid nicht umgesetzt wird. Wie lassen sich Politik und Verwaltung überzeugen und zum Handeln bewegen, für eine modernere Verkehrspolitik vor Ort?

MEDIEN
60 Natur+Umwelt 2 | 23 › SERVICE › Medien und Reisen

DER HEISSBÄR

Illustrationen: Maryna Skyba

Kleine Kinderbuch Raketen, 16 Euro

Zwei Freunde retten die Welt

Der kleine HEISSbär sucht nach einer Abkühlung an der Bar. Da erzählt ihm sein bester Freund, Herr Hai, etwas Unglaubliches: Die Erde erwärmt sich immer mehr und immer schneller. Deshalb wird es am Nordpol immer heißer. Die beiden Freunde begeben sich auf eine Reise, um die Menschen zu warnen. Ob es ihnen gelingt, die Welt vor einer Klimakatastrophe zu retten? Zusammen ist alles möglich!

Sehr nett und sympathisch erklärt dieses Buch Kindern von vier bis zehn Jahren, was die Klimakrise ist und was wir dagegen tun können. Eine Malvorlage und ein Poster ergänzen das Bilderbuch.

BUND-REISEN

TREKKING IN DEN HOHEN TAUERN

30. Juni – 6. Juli 2023, Österreich

Das Hochgebirge der Alpen bietet eines der letzten echten Abenteuer. Zugleich ist dieser fragile Lebensraum stark von der Klimakrise betroffen. Schneedecken und Gletscher verlieren von Jahr zu Jahr mehr Masse. Während die Reisenden von Hütte zu Hütte wandern, erleben sie spektakuläre

NATIONALPARK HARZ

9. – 14. Juli 2023, Deutschland

Eindrücke in der Gebirgswelt auf über 2000 Metern und erfahren vieles über die Veränderungen dieser Region, die sich auf Umwelt, Mensch und Tier auswirken.

Besser wohnen

WOHNRAUM

klimafreundlich und sozial gerecht gestalten BUND-Handbuch

Kostenloser Download auf: www.bund.net/publikationen

Wie wir wohnen, treibt die Klimakrise voran: Heizen und Stromverbrauch daheim sorgen für rund ein Drittel der deutschen Treibhausgase. Auch beim Bau von Gebäuden fallen Emissionen an – und wird Boden versiegelt. Hinzu kommt, dass wir Deutschen pro Kopf durchschnittlich immer mehr Wohnraum beanspruchen. Und jeder Quadratmeter wird beleuchtet, beheizt und möbliert, muss gereinigt und instandgehalten werden. All das frisst Energie.

Dieser neue Flyer liefert Zahlen, Fakten und Grafiken zum Thema Wohnen und seinen ökologischen Folgen. Gerade in den Städten leben viele Menschen sehr beengt. Mit der Modernisierung von Gebäuden lassen sich Energie und auch Kosten sparen.

Der BUND wirbt für eine verpflichtende Modernisierung mit gerecht verteilten Kosten. Wir fordern Leerstand zu beenden und Gebäude umzunutzen, statt noch mehr Fläche zu bebauen. Entscheidend ist, dass hier das Gemeinwohl im Zentrum steht.

Der Nationalpark Harz ist einer der größten deutschen Waldnationalparke und der erste länderübergreifende Nationalpark Deutschlands.

Auf mittlerweile 75 Prozent der Fläche gilt das Motto »Natur Natur sein lassen«. Dadurch bietet sich hier bei Wanderungen die seltene Gelegenheit, den natürlichen Wandel vom ehemaligen Wirtschaftswald hin zum wilden Naturwald zu erleben.

MITTELELBE

2. – 8. September 2023, Deutschland

Im Biosphärenreservat Mittelelbe begegnen sich Natur und Kultur auf engstem Raum. Eine einzigartige

Flusslandschaft verbindet hier drei UNESCO-Weltkulturerbestätten miteinander. Die Reisenden erleben eine reiche Kulturlandschaft, die neben dem Gartenreich Dessau-Wörlitz auch das Bauhaus Dessau und die Luthergedenkstätten einschließt. Zudem unterstützen sie das Biosphärenreservat bei seiner Arbeit zum Erhalt der biologischen Vielfalt, zum Beispiel bei der Streuobsternte und dem Pflanzen von Eichen.

Weitere Informationen
Tel. 09 11/588 88 20· www.bund-reisen.de
Foto: K. Haslböck Foto: C. Meier
Natur+Umwelt 2 | 23 › SERVICE › Medien und Reisen 61

Viele der Aussteller bezeichneten ihr Angebot als nachhaltig, ökologisch und aus regionaler Quelle. Auch wenn so manches unter Greenwashing fallen mag: Es kommt Bewegung in die Branche. So präsentierten ökologisch ausgerichtete Händlerinnen weitgehend klimaneutrales und müllfreies Spielzeug, zum Beispiel aus heimischem Holz.

WORAUS?

Das Material bestimmt den CO2-Fußabdruck von der Rohstoffgewinnung bis zu dem Zeitpunkt, wo es nicht mehr gebraucht wird. Wird Erdöl verarbeitet, setzt dies zwei- bis sechsmal so viel CO2 frei, wie das Spielzeug wiegt. Dabei gibt es Alternativen: Papier, Karton, Holz, Bienenwachs, Biobaumwolle, Gummi und Knetgummi, recyceltes Plastik oder Bioplastik aus Kartoffelstärke.

Leider zeichnet sich hier das nächste Problem ab. Auch Großhersteller wie Lego und Playmobil wollen auf Bioplastik umsteigen. An sich ein schöner Trend. Doch sollten nachwachsende Rohstoffe nicht mit dem Anbau von Lebensmitteln konkurrieren.

Bei Kunststoffen aus Zuckerrohr können Reste aus der Zuckerherstellung, bei

SPIELZEUG

GRÜNER SPIELEN

Die weltgrößte Spielwarenmesse in Nürnberg stand dieses Jahr unter dem Motto Nachhaltigkeit. Was zeichnet

Spielzeug ohne schädliche Nebenwirkungen aus?

Holz Reste aus einer FSC-zertifizierten Forstwirtschaft genutzt werden.

Bei Spielzeug, das viel im Freien verwendet wird, ist »biologisch abbaubar« weniger sinnvoll, da dies oft die Lebensdauer verkürzt. Recycelbar sollten aber auch solche Spielwaren sein.

WOHER?

Da der Transport für rund zehn Prozent des CO2-Fußabdrucks verantwortlich ist, sollten Sie auf eine regionale Herstellung achten. Bei Produkten (meist) aus Fernost stellt sich außerdem die Frage: Unter welchen Bedingungen wurden sie hergestellt? Ist Kinderarbeit im Spiel? Wie steht es dort um die Entlohnung oder um den Arbeitsschutz?

Auch die Verpackung beeinflusst, wie nachhaltig ein Spielzeug ist. Unverpackt gibt es zum Beispiel Kuscheltiere. Ist eine Verpackung notwendig, wäre recycelbares Material wie Pappe und Holz oder Glas zu bevorzugen.

WOHIN?

Oft wird Spielzeug nur kurze Zeit verwendet. Vieles ist nur für ein bestimmtes Alter gedacht, liegt bald herum oder wird weggeworfen, obwohl es noch brauchbar ist.

Flohmärkte und Sozialkaufhäuser bieten die Möglichkeit, aussortierte Spielwaren weiterzureichen. In einigen Bundesländern gibt es Bibliotheken, die auch Spiele und Spielsachen verleihen. Im Internet finden sich Firmen, die Spielzeug ausleihen.

Außerdem sehr zu empfehlen, speziell bei vielköpfiger Verwandtschaft: Bitten Sie doch, nicht zu jedem Anlass zentnerweise neues Spielzeug zu schenken. Wie wäre es stattdessen mit einem Gutschein für einen gemeinsamen Ausflug?

Helga Krause, Luise Frank

Jedes Jahr nehmen Behörden Hunderte Spielzeugartikel vom Markt, weil sie verbotene Chemikalien enthalten. Die Bußgelder sind gering, besonders im Online-Handel wird schwach kontrolliert. Der BUND überprüft europaweit die Schadstoffdaten von Spielzeug. Diese finden Sie in Kürze auf www.bund.net.

Spielzeug aller Art können Sie mit der ToxFox-App des BUND auf Schadstoffe überprüfen. Nutzen Sie per Scan Ihr Auskunftsrecht zu Chemikalien, die als besorgniserregend gelten. Unsere App versendet in Ihrem Namen eine Anfrage. Enthält ein Produkt Schadstoffe, sind Herstellerinnen oder Händler zur Antwort verpflichtet. www.bund.net/toxfox

Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat iMehr zum Thema
62 Natur+Umwelt 2 | 23 › SERVICE

ÖKOTIPP

Alle Ökotipps des BUND finden Sie unter: www.bund.net/oekotipps

ALTERNATIVEN

Am meisten Ressourcen schont ein Gerät, das gar nicht erst produziert wird. Brauchen Sie tatsächlich ein neues? Alternativ bieten Leihläden, Tausch-Initiativen und andere Sharing-Modelle Geräte an, die Sie nutzen können, aber nicht kaufen müssen. Geräte des täglichen Gebrauchs wie Kühlschränke oder Smartphones lohnt es oft gebraucht zu kaufen. Das spart Geld und Ressourcen. Angebote gibt es auf vielen Online-Plattformen.

Wer Ressourcen schützt, hilft auch dem Klima: Blieben EUweit alle Smartphones ein Jahr länger in Gebrauch, wäre die Atmosphäre um 2,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr entlastet – etwa so viel, wie eine Million Autos ausstoßen.

RESSOURCENSCHUTZ

MUSS DAS NEU SEIN?

Pro Tag häufen wir Deutschen etwa 4500 Tonnen Elektroschrott an. Um weniger Müll zu produzieren und endliche Ressourcen zu schonen, sollten wir Geräte möglichst gebraucht kaufen, lange nutzen und reparieren.

Jedes Elektrogerät enthält wertvolle Ressourcen. Auch wenn es kaputt ist. Vielleicht lässt es sich ja wieder richten? Hersteller erschweren das häufig, liefern keine Produktpläne mit oder bieten die Ersatzteile, wenn überhaupt, nur teuer an. Bevor Sie ein neues Gerät anschaffen, lesen Sie unabhängige Testberichte, online oder bei der Verbraucherzentrale. Ist Ihr Wunschmodell langlebig und gut zu reparieren? Sprich: modular aufgebaut, zeitlos gestaltet und möglichst updatefähig? Immer sinnvoll ist es, auf unnötige Funktionen zu verzichten. Was nicht im Gerät verbaut ist, kann nun einmal nicht kaputtgehen.

Selbst wenn Sie auf all dies achten und sich bei Ihrer Kaufentscheidung zudem vom EU-Energielabel und Zertifikaten wie dem Blauen Engel leiten lassen: Mehr als

jeder Neukauf schont in der Regel eine Reparatur Ressourcen.

REPARIEREN, ODER?

Klären Sie also zunächst, ob eine Reparatur möglich ist, in einem Fachgeschäft, beim Verbund offener Werkstätten oder in Reparatur-Cafés und -Initiativen. Wenn sie es nicht ist, entsorgen Sie Ihr Gerät fachgerecht im Wertstoffhof oder (falls in Ihrer Gemeinde vorhanden) in der Tonne für Elektroschrott, damit die Rohstoffe recycelt werden.

Auch der Handel ist dazu verpflichtet, kaputte Elektrogeräte zurückzunehmen. Online-Händler müssen dies in zumutbarer Entfernung anbieten. In großen Supermärkten und Fachgeschäften können Sie Geräte gratis abgeben, selbst wenn Sie diese anderswo gekauft haben.

Mehr zum Thema

Der BUND fordert ein Recht auf Reparatur und die Mehrwertsteuer auf ReparaturDienstleistungen von 19 auf 7 Prozent zu senken. Wie wird ein langlebiges, reparierbares Produktdesign zum Standard? www.runder-tisch-reparatur.de

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IMPRESSUM

Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landesgeschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de

Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 0 89/5 14 69 76 12, natur+umwelt@bund-naturschutz.de

Redaktion: Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as)

Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65

Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer)

Titelbild: Fotograf: stock.adobe.com – comofoto

Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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ITALIEN

Urlaubsparadies Sardinien Komf. FeWo, nahe La Caletta, max. 4 Pers., WLAN, Terrasse, Garten mit Blick auf Berge, Meer, Olivenhaine, wenige Minuten zu wunderschönen Stränden.  Korkeiche@gmx.net

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Nächster Anzeigenschluss: 30. Juni 2023 www.bund-kleinanzeigen.de • Tel. 030/28018-145 MARKTPLATZ

Ihre Spende schafft neue Lebensräume für Wildkatzen

Wir setzen uns für ein bayernweites Netz von Naturwäldern ein. Dafür wollen wir auch wertvolle Waldflächen kaufen. Sie sind widerstandsfähiger gegen die Klimakrise. Zahllose Arten, wie unsere Wildkatzen, finden zwischen umgestürzten Bäumen, in Baumhöhlen, Unterholz und strukturreichen Waldrändern Lebensraum.

SPENDENKONTO BUND NATURSCHUTZ

IBAN: DE52 7002 0500 9300 0006 75

Bitte geben Sie auf dem Überweisungsträger Ihre Mitgliedsnummer mit an. Dies hilft uns Verwaltungskosten zu sparen. Bei Spenden über 300 Euro erhalten Sie eine Spendenquittung. Für Zuwendungen bis 300 Euro gilt der Bankbeleg für das Finanzamt.

Oder nutzen Sie unser Onlineformular unter: www.bund-naturschutz.de/waelder-retten

Foto: © Thomas Stephan · Design: WVD Dialog Marketing
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