Natur+Umwelt 3-2019

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

AKTUELL

GRÜNES BAND

Grüne Geldanlage

30 Jahre Lebenslinie

Klimaschutz jetzt!

BUND-Sommerabend

WAS LEBT DENN DA? Artenkenntnis und Naturschutz

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20. SEPTEMBER 2019 BUNDESWEITE KLIMADEMOS UND AKTIONEN Am 20. September 2019 ruft »Fridays for Future« zu einem großen internationalen Aktionstag für den Klimaschutz auf. Der BUND und die BUNDjugend unterstützen diesen Aufruf. Setzen wir gemeinsam – über alle Altersgrenzen hinweg – ein weltweites Zeichen für starken Klimaschutz! Kein Vertrösten und Verschieben mehr: Wir brauchen sofort eine konsequente Klimapolitik.

Nehmt an den Aktivitäten bei Euch vor Ort teil! Ladet Eure Freund*innen und Eure Familie mit ein! Zeigen wir, dass die Jugendbewegung mit ihren Forderungen nicht alleinsteht. Der BUND und die BUNDjugend sind starke Verbündete für den Klimaschutz.

Weitere Infos zu allen geplanten Aktionen: www.bund.net/klima-demos


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  INHALT 3

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Foto: A. Herchenbach

INHALT 52

AKTUELLES 4/5 Aktuelle Meldungen 6–9 Aktuelles 10/11 Aktuelle Meldungen aus Bayern 12 Kommentar TITELTHEMA 14/15 Was lebt denn da? 16/17 Rettet die Artenkenner! 18/19 BUND aktiv 20/21 Citizen Science SONDERTHEMA 22/23 30 Jahre Grünes Band 24 Grünes Band Europa 25 BUND-Sommerabend AKTIONEN 26 Lass Brummen! 27 15 Jahre Rettungsnetz Wildkatze INTERNATIONALES 28/29 Weltbiodiversitätsbericht

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

Foto: Jürgen Spindler

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Foto: Thomas Stephan

LIEBE LESERINNEN UND LESER,

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NATUR IM PORTRÄT Pflanzenporträt Gerettete Landschaft Schutz für die Flussperlmuschel Grüne Insel in Gefahr Gefährdet: Meerneunauge

WIRTSCHAFT & TECHNIK 38/39 Grüne Geldanlage 40/41 Umsteigen aufs Fahrrad URLAUB & FREIZEIT 42 Wanderung 43 Reise AUS DEM VERBAND 44 Naturschutzpreis verliehen 45 Editorial des Vorstands 46/47 Meldungen 48 Bildung 49 Porträt Constantin Kuhn 50/51 Die junge Seite 52/ 53 BN vor Ort aktiv 54–60 Regionalseiten SERVICE 61 Ratgeber 62 Leserbriefe 63 Buchtipps und Reisen 66 Ansprechpartner/Impressum

seit Mitte Juni sind E-Tretroller auf Radwegen erlaubt. K ­ eine gute Idee: Gerade in den Städten benötigt der Radverkehr nicht weniger, sondern deutlich mehr Fläche als b ­ isher. Die schmalen Radwege für Roller mit fragwürdiger Ö ­ kobilanz freizugeben, weist in die falsche Richtung. Zumal Tretroller kaum dazu beitragen, in den Innenstädten Autos zu ersetzen. Für eine echte, umfassende Mobilitätswende braucht es mehr: einen günstigen und gut getakteten ÖPNV, Güterverla­ gerung auf die Schiene und ein Ende des Straßenbauwahnsinns in Bayern. Ein weiterer Trend macht dem BUND ­Naturschutz Sorgen: Immer mehr ­Menschen v­ erfügen nicht einmal über grundlegende Kenntnisse der heimischen Tiere, Pflanzen und Pilze. Und die, die sich gut auskennen, werden immer älter. Warum das ein Problem ist? Weil wir Arten umso b ­ esser s ­ chützen können, je mehr wir über sie wissen. Deshalb bemühen wir uns mit vielen ­Aktionen in ganz Deutschland, a ­ lle ­Interessierten und ­speziell ­junge Menschen zu »Natur­talenten« zu machen. Lesen Sie dazu unser ­Titelthema ab Seite 14.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES

AKTUELLES Bauleitplanung nicht (ausreichend) nach. Wohl auch, weil sie fachlich und personell teilweise überfordert sind. Höchste Zeit, die kommunale »grüne Infrastruktur« aufzuwerten – für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Städte und Dörfer ist sie unverzichtbar. Der BUND wird sich in den nächsten zwei Jahren fit für mehr Stadtnatur machen – gefördert vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Umweltministeriums.

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tens 1,6 Millionen Menschen durch Chemikalien. Sind es bald doppelt so viel und mehr? Folgen der Klimakrise und dem Verlust der biologischen Vielfalt bald die Konsequenzen der steigenden Chemikalienflut? Mit mehr Krebserkrankungen, mit Stoffwechselstörungen oder geringerer Fruchtbarkeit? Das muss nicht sein! Auf gefährliche Chemikalien im Alltag lässt sich gut verzichten.

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DIE ZAHL: CHEMIEGIFT MAL ZWEI? Giftige Chemikalien aus den Chemielaboren sind heute überall zu finden: in der Arktis, in Tiefseegräben – und auch in unserem Körper. Bald dürfte sich die chemische Belastung deutlich erhöhen: Chemiefirmen haben von 2000 bis 2017 ihre Produktionskapazität und ihren Umsatz weltweit um 100 Prozent gesteigert. Bis 2030 wird sich ihr Umsatz wohl erneut verdoppeln. Dies schreibt das UN-Umweltprogramm in seinem »Global Chemical Outlook«. Zum Umgang mit den Chemikalien verweist es auf die Weltgesundheitsorganisation. Demnach starben 2016 mindes-

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Natur in der Stadt ist wichtig nicht nur für die Gesundheit und Lebensqualität derer, die in Ballungsräumen wohnen. Gerade Kindern kommt es zugute, wenn sie die Natur direkt erleben. Dank der Arbeit des BUND und vieler Verbündeter hat die

Bundesregierung jüngst einen »Masterplan Stadtnatur« beschlossen. Seine Eckpunkte begrüßen wir: So soll der Artenschutz an Gebäuden gestärkt werden, besonders bei der drängenden Gebäudesanierung. Eine kommunale Landschaftsplanung soll dafür sorgen, die Stadtnatur zu bewahren. Auch will man das »Bundesprogramm biologische Vielfalt« erweitern. In der Praxis bleibt jedoch viel zu tun: So genügt das Baugesetzbuch noch lange nicht dem Anspruch, Eingriffe in Natur und Landschaft zu minimieren. Kontrollen des BUND Schleswig-Holstein zeigen zudem, wie schlecht vor Ort meist darauf geachtet wird, dass solche Eingriffe möglichst gering ausfallen und ausgeglichen werden, wie es das Gesetz vorschreibt. Viele Kommunen kommen ihren Aufgaben beim Natur- und Umweltschutz in der

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Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES 5

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

UMWELTPREIS Für eine digitale Rad- und Infokarte entlang seines Projektgebietes »Hohe Garbe« erhielt der BUND den Umweltpreis 2019 des Landes Sachsen-Anhalt. Die Tour unter dem Motto »Natur entdecken auf vielen Wegen« umfasst 26 Stationen zur Natur sowie zu geschichtlichen und kulturellen Aspekten. Entstanden ist sie im Rahmen des Projekts »Lebendige Auen für die Elbe« und in enger Zusammenarbeit mit den Anwohner*innen des Gebietes. www.bund.net/auentour

Im Thüringer Wildkatzendorf Hütscheroda am Hainich hat der BUND ein Luchsgehege eröffnet. Unter den Gästen waren der Leiter des Nationalparks Hainich, Manfred Großmann, und unser Vorsitzender Hubert Weiger. Die neue Schauanlage mit zwei Tieren soll dazu anregen, die Tiere besser kennenzulernen und sich über ihre Schutzwürdigkeit zu informieren. Wie die Wildkatze – von der im Dorf derzeit vier Tiere zu sehen sind – firmiert der Luchs als ein Botschafter für die Wiedervernetzung artenreicher Wälder. Sein Fortbestand in Deutschland gilt als stark gefährdet. www.wildkatzendorf.de

DEUTSCHE UMWELTHILFE Erstmals konnte der BUND in Nord­ostdeutschland eine Wildkatze nach­weisen. Im Fläming, nur 25 Kilometer südlich von Berlin, ließ sich ein – leider überfahrenes – Weibchen eindeutig dieser Art zuordnen. Dazu Carsten Preuss, Vorsitzender des BUND Brandenburg: »Viele Jahre haben wir auf die Rückkehr der Wildkatze gewartet. Nun hoffen wir hier weitere der Tiere aufzuspüren.« So geeignet der waldreiche Höhenzug als Lebensraum wirkt: Erneut erweist sich der Straßenverkehr als lebensbedrohlich für die Katzen. Deshalb fordert der BUND Wälder besser zu vernetzen und mehr Grünbrücken über große Straßen zu bauen.

Die EU darf das Hormongift Bisphenol A (BPA) als besonders gefähr­ lichen Stoff einordnen, gemäß der Chemikalienverordnung REACH. Mit diesem Sieg für Umwelt und Gesundheit ist am 11. Juli eine Klage der Plastikindustrie gescheitert. Das Gericht der Europäischen Union machte somit deutlich: Der Schutz von Umwelt und Gesundheit geht vor Konzerninteressen – ein klares Bekenntnis zum Vorsorgeprinzip. BPA findet sich unter anderem in Konserven und Kassenzetteln.

Noch ein Erfolg vor Gericht: Die Deutsche Umwelthilfe – einst mitgegründet vom BUND – kann als Verbraucherschutzverband weiter Unternehmen abmahnen und gegen sie klagen. Sie bewege sich im gesetzlichen Rahmen, beschied der Bundesgerichtshof einem Autohändler. Die DUH hatte sich auch in der Politik Feinde gemacht, weil ihre Klagen auf saubere Luft zu etlichen Diesel-Fahrverboten führten. Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch betonte: »Wir kontrollieren nicht Geringfügigkeiten, sondern nur schwerwiegende Verstöße gegen den Umweltund Klimaschutz.« Für die eigentlich der Staat Verantwortung zeigen sollte …


6 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES

Foto: IgorSPb/iStock.com

zum Bau von Terminals in Brunsbüttel, Stade, Wilhelms­hafen und Rostock. Sie sollen importiertes Gas annehmen können – auch Fracking-Gas aus den USA. In Brunsbüttel war vor Jahren – als Robert Habeck noch schleswig-holsteinischer Umweltminister war – der Bau eines Kohlekraftwerks verhindert worden, zum Schutz des Klimas. Doch bei Gas soll der Klimaschutz plötzlich keine Rolle mehr spielen.

Frachtschiff mit Flüssiggas-Tanks – bald wohl häufiger in der Nord- und Ostsee zu sehen

ENERGIEWENDE

BUNDESREGIERUNG GIBT GAS Statt alle Weichen in eine Zukunft mit erneuerbarer Energie zu stellen, öffnet die Große ­Koa­lition dem umweltschädlichen Flüssiggas die Türen. Auch gefracktes US-Gas wird dann die deutsche Energiebilanz verhageln. ANN-KATHRIN SCHNEIDER leitet die internationale ­Klimapolitik des BUND.

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er den Eindruck hat, unsere Regierung habe die Herausforderung des Klimaschutzes noch nicht verinnerlicht, kann sich bestätigt fühlen. Jetzt, da der Kohleausstieg beschlossen ist, plant sie stattdessen, mehr klimaschädliches Erdgas einzuführen. So wird ein schmutziger Energieträger durch einen anderen ersetzt. Dabei hat Deutschland klare ­

­limaziele und sich – bis hinauf zur K Kanzlerin – dazu bekannt, ab 2050 keine klimaschädlichen Gase (netto) mehr aus­ zustoßen. Was bekanntlich nur dann zu schaffen ist, wenn wir uns ganz von Kohle, Öl und Gas verabschieden. Im Juni stimmte der Bundesrat trotzdem einer Verordnung des Wirtschaftsministeriums zu, welche Unternehmen unterstützen soll, Flüssiggasterminals zu finanzieren. Zur Zeit gibt es Pläne

Dabei schadet verflüssigtes Gas, welches per Schiff zu uns gelangt, durchaus dem Klima: durch die Gewinnung des Gases am Ursprungsort; durch seine Verflüssigung; durch den Transport hierher; und schließlich durch die Umwandlung des flüssigen Gases. Flüssiggas ist damit deutlich klimaschädlicher als Gas aus der Pipeline. Werden alle Emissionen berücksichtigt, kann Erdgas tatsächlich noch schädlicher sein als Kohle, warnen Klimaforscher. Statt also von einem dreckigen Energieträger auf den anderen umzusteigen, müssen wir unsere Energieversorgung möglichst bald auf erneuerbare Energie umstellen – bis hin zur Null-Emission. Während Industrie und Landwirtschaft tatsächlich vor großen Herausforderungen stehen, um klimaneutral zu werden, müssen Strom und Wärme nun wirklich nicht aus fossiler Energie gespeist werden. Das Gebot der Stunde lautet, unseren Bedarf an Erdgas in den kommenden Jahren stark zu senken. Viel sparen lässt sich durch eine bessere Sanierung von Altbauten. Und durch hohe Energiestandards für Neubauten. Was dann noch an Gas benötigt wird, sollte mit erneuerbarem Gas gedeckt werden können. Die Position des BUND ist klar: Neue deutsche Häfen für Flüssiggas sind unnötig und laufen dem Klimaschutz zuwider. Auf ihren Bau sollte verzichtet werden.

Foto: KangeStudio/gettyimages.de

UNNÖTIG UND KLIMASCHÄDLICH


Foto: wikicommons/Andol

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Die jungen Menschen von Fridays for Future haben dem Klimaschutz eine starke Stimme gegeben, wie hier in Aschaffenburg.

KLIMAKRISE

JETZT BRAUCHT ES TATEN ! Die Wahrnehmung der Klimakrise ist auch in Deutschland in der ­Mitte der Gesellschaft angekommen – endlich! Doch jetzt müssen den Worten Taten folgen, denn die Zeit drängt! MARTIN GEILHUFE BN-Landesbeauftragter

RONJA ENDRES BN-Referentin für politische Kommunikation

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gal ob Radio, Fernsehen, Blog oder Zeitung: Das Thema Klimaschutz ist überall. Zu verdanken ist dies dem jahrelangen Engagement der Ehrenamtlichen in den Umweltverbänden, vor allem aber den kraftvollen Protesten der »Fridays for Future«-Bewegung. Jetzt muss die Politik endlich konkrete Maßnahmen beschließen. Wir haben nur noch wenig Zeit. Die Veränderung des Weltklimas schreitet schneller voran als bisher angenommen, und wir bewegen uns auf Kipppunkte zu, jenseits derer wir die Erderwärmung sehr viel schlechter bremsen können. Es wird immer deutlicher: Die Bedrohung ist real, und sie ist hier bei uns und nicht mehr nur abstrakt wissenschaftlich. Ein Blick in die bayerischen Wälder führt uns die drastische Wirkung der Klimakrise bereits heute vor Augen. Wenn man durch den Norden des Freistaats fährt, sieht man viele tote Kiefern. Mit ihren rot gefärbten Kronen sind sie traurige Zeugen der Klimaveränderungen. Selbst die Schwarzkiefer, die als besonders wärmeresistent gilt, ist massiv betroffen. Der größte Schwarzkiefernbestand Deutschlands im Landkreis Würzburg ist zu circa 80 Prozent stark geschädigt. Dort leiden auch die Laubbäume unter der Hitze und der Dürre. In den Mittelgebirgen und in Südbayern rafft der Borkenkäfer Fichten dahin, die durch Hitze und Trockenheit so geschwächt sind, dass sie dem Schädling massenhaft zum Opfer fallen. Nach dem Waldsterben der 80er Jahre sehen wir uns nun einem Waldsterben 2.0 gegen-

über – verursacht durch die Klimakrise. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist eine Kernforderung der Klimakonferenz von Paris 2015 – ein völkerrechtlich bindender Vertrag, der auch von Deutschland unterzeichnet wurde und damit auch für Bayern gilt. Nun müssen Taten folgen! Nicht irgendwann, sondern sehr bald. Das fordern nicht zuletzt die jungen Menschen, von denen wir diese Welt nur geliehen haben.

ENERGIEVERBRAUCH BIS 2050 HALBIEREN Der BN fordert, die Energieverbräuche bis 2050 zu halbieren und den Rest der Energie bis 2040 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen. Dies bedeutet bis 2030 für Bayern einen Ausbau der Fotovoltaik um den Faktor 4, der Wind­ energie um den Faktor 2, und eine Verdopplung der Kapazitäten an Kraft-Wär­me-­ ­Kopplung, um Wind und Sonne zu unterstützen. Dringend notwendig ist es außerdem, den öffentlichen Personennahverkehr mas­­­siv auszubauen und Finanzierungen vom Straßenbau in ÖPNV, Fuß- und Radwege umzuschichten. Für die Sektoren Land- und Forstwirtschaft fordert der BN, die ökologische Landwirtschaft auszubauen, die Humusgehalte in den Böden zu erhöhen und den Konsum tierischer Produkte deutlich zu reduzieren. Der Kohleausstieg muss früher als 2038 erfolgen. Dies sind nur einige der Maßnahmen, die jetzt und heute, auch in Bayern, auf den Weg gebracht werden müssen.


8 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES

Foto: Mohamed Hassan, pixabay

ten, richtete der Wissenschaftliche Beirat eine Arbeitsgruppe »Digitalisierung« ein. Diese ist bereits intensiv tätig. Seit März werden die ersten Frequenzen für 5G versteigert. Weil der BUND einen deutlichen Zubau neuer Sendeantennen im direkten Wohnumfeld erwartet, richtete der Vorstand des BUND einige zentrale Forderungen an die Bundesregierung. So müsse der Grenzwert für die Antennenstandorte vorsorglich um das Zehnfache verschärft werden. Und der Ausbau müsse mit Blick auf die gesundheitlichen Folgen von unabhängigen Wissenschaftler*innen begleitet werden. Dies gelte auch für die geplanten Frequenzen im Bereich 20–80 GHz – bevor diese versteigert werden! Die Wirkung der hier genutzten Milli­­meter­ wellen ist bisher nämlich kaum erforscht. Wilfried Kühling

5G – EIN BUND-THEMA Seit dem vergangenen Jahr nimmt auch im BUND das Thema der 5. Generation von Mobilfunksystemen an Fahrt auf. Die Arbeitsgruppe »Elektromagnetische Felder« rief die Bundesdelegierten im November dazu auf, ein Moratorium für den Ausbau von »5G« zu fordern. Denn damit würden bald vielfältige und große Daten-

ströme noch stärker vernetzt, sprich: weit mehr hochfrequente Strahlen gesendet. Die Delegierten einigten sich darauf, prüfen zu lassen, wie sich dieses Plus an Strahlung auswirkt und wie sich die Strahlenexposition verringern lassen könnte. Dazu, und um weitere Fragen dieses technischen Umbruchs genauer zu betrach-

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Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES 9

Foto: Anette Stefan

ÖKOLANDBAU BRAUCHT VERSTÄRKTE NACHFRAGE

ESST MEHR BIO! Ein Bestandteil des Volksbegehrens ­»Rettet die Bienen« ist die ­Ausweitung des ökologischen Landbaus in Bayern. Bis 2025 sollen es 20 Prozent sein, bis 2030 sogar 30 Prozent. MARION RUPPANER BN-Agrarreferentin

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iesen Anteil zu erreichen, ist nicht nur Sache der Landwirte, sondern auch der Verbraucherinnen und Verbraucher. 2017 lag der Marktanteil von Biolebensmitteln in Deutschland bei 9 Prozent, also nicht einmal der Hälfte des für 2025 angepeilten Ziels. Derzeit wirtschaften 10 Prozent der bayerischen Bauernfamilien auf circa 11 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Bayern ökologisch. Damit es mehr werden können, muss der Absatz steigen. Dabei hat eine aktuelle Studie des Thüneninstituts erst wieder die positiven Leistungen des Ökolandbaus bestätigt. Eine Zunahme der Biodiversität ist zum Beispiel für die Ackerwildkraut- und die Saumvegetation festgestellt, genauso wie für die Anzahl der blütenbesuchenden Insekten. Auch die Vielfalt der angebauten Kulturen ist größer.

Wer Bio-Lebensmittel isst, kann genießen und gleichzeitig der Umwelt Gutes tun.

Stephan Kreppold, Sprecher des BN-Arbeitskreises Landwirtschaft und selbst Bio-Bauer, stellt fest: »Die Umstellungsbereitschaft der Milchviehhalter ist gestiegen. Doch die meisten bayerischen Molkereien nehmen zurzeit nur verzögert neue Betriebe auf.« Zwar wächst der Absatz von Biomolkereierzeugnissen, aber es müssten noch mehr Menschen zu Biomilch und Biojoghurt greifen.

20 VERBRAUCHER FÜR EINE BIOKUH Was das konkret heißt, rechnet Marion Ruppaner, die Agrarreferentin des BUND Naturschutz, vor: »Der durchschnittliche Verbrauch an Milchprodukten in Deutschland liegt bei knapp einem Liter täglich. Eine Biokuh gibt so viel Milch, dass circa 20 Verbraucherinnen und Verbraucher davon ihren jährlichen Bedarf an Biomilch, -käse oder -butter decken können. Damit ein Bauernhof, der nur aus dem Grünfutter fünfzig Milchkühe füttert, umstellen kann, braucht es rund 1000 Verbraucher, die Biomilchprodukte kaufen. Ein anderes Beispiel: Um einen 50 Hektar großen Ackerbaubetrieb auf Bio umzustellen, muss der Absatz an Biobrot, Soja und Lupinenprodukten aus bayerischem Anbau sowie von regionalem Bio-Obst und -gemüse weiter wachsen.« Der BUND Naturschutz geht dafür mit gutem Beispiel voran: Für Schulklassen und Gruppen bietet die verbandseigene

Jugend- und Bildungsstätte in Wartaweil am Ammersee seit Jahren eine Biovollverpflegung an und bei Veranstaltungen bevorzugt der BN Gastronomiebetriebe mit Bioangebot oder bewirtet selbst, wie zum Beispiel beim Reichswaldfest in Nürnberg. Seit mehreren Jahrzehnten berät der BN im Raum München erfolgreich Großverbraucher bei der Einführung von Bioverpflegung. Viele BN-Mitglieder konsumieren heute schon überdurchschnittlich viele Biolebensmittel. Bei vielen Kreisgruppen des BUND Naturschutz kann man an Exkursionen zu Biohöfen teilnehmen. Was können wir tun, damit Bio aus Bayern noch gefragter wird? Ergreifen Sie die Initiative, fordern Sie von der Geschäftsleitung an Ihrem Arbeitsplatz ein Biolebensmittelangebot. Einen Musterbrief finden Sie auf der BN-Website unter www. bund-naturschutz.de/landwirtschaft/oeko-landbau.html.

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MEHR INFOS ZUM THEMA finden Sie in den BN-Broschüren ­»Gesunde Ernährung« und ­ »Warum Bio kaufen«. Download auf: www.bund-naturschutz.de/publikationen


10 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

WIE GEHT’S WEITER NACH DEM ­VOLKSBEGEHREN FÜR ARTENSCHUTZ? Am 17. Juli wurde das erfolgreiche Volks­ ­begehren zum Erhalt der Artenvielfalt zusammen mit dem dazugehörigen Begleitgesetz verabschiedet. Beide Gesetzestexte revolutionieren das Naturschutzgesetz im Freistaat und führen zu einer deutlichen Verbesserung bei Biotopverbünden, Landnutzung und Ökolandbau. Um den Artenschutz durch ein Zusatzgesetz weiter zu optimieren, saßen in den letzten Wochen die Teilnehmer des von Ministerpräsident Markus Söder initiierten Runden Tisches zusammen. Der

BUND Naturschutz und seine Bündnis­ partner schlugen dabei erweiterte Gewässerrandstreifen (Foto) auf öffentlichen Flächen, weitere Öko-Modellregionen und Bio-Verpflegung in öffentlichen Kantinen vor. Jetzt wird sich zeigen, wie ernst es der Regierung mit dem Artenschutz ist. Dazu gehört auch, mehr Personal für den Naturschutz bereitzustellen, Förderungen im Sinne des Artenschutzes umzuschichten und die Kommunen bei der Umsetzung zu unterstützen. Der BN wird die weitere Entwicklung genau im Auge behalten.

So süß – und so gefährdet: der Gartenschläfer, eine Schlafmaus. Bisher kaum be­achtet, schrumpfen seine Bestände in ganz Deutschland. So ist der kleine Verwandte des Siebenschläfers in vielen Regionen fast unbemerkt an den Rand des Aussterbens ge­ raten. Warum, ist vollkommen unklar. ­Ge­meinsam mit der Justus-­Liebig-Uni­ver­ sität Gießen, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und fünf wei­ teren BUND-Landesverbänden will der BUND Naturchutz dem Rückgang im sechsjährigen Großprojekt »Spurensuche Gartenschläfer« auf den Grund gehen und den Rückgang stoppen. Als erstes gilt es, zu erforschen, wo überhaupt noch Gartenschläfer zu finden sind. Jeder kann bei der Zählung mitmachen, Helfer sind herzlich willkommen.

Foto: Jiri Bodahl

Foto: trooshh/AdobeStock

AUF DER SUCHE NACH DEM ­GARTENSCHLÄFER

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MEHR INFO www.gartenschlaefer.de

ENERGIEGIPFEL BAYERN ZEIGT DEFIZITE BAYERISCHER KLIMAPOLITIK Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger startete Ende 2018 den »Energie­ gipfel Bayern«. In den vier Arbeitsgruppen des Gipfels war auch der BUND Naturschutz vertreten. Anliegen des BN war eine bayerische Ener­ giepolitik, die die Ziele der Klimaschutzkonferenz von Paris 2015 auch in Bayern umsetzt. Die Analysen der Arbeits­

gruppen brachten allerdings ein ernüchterndes Ergebnis: »Die Daten zeigen die Defizite von Bayerns Energiepolitik klar auf. Der Freistaat ist dabei, seine Klimaschutzziele krachend zu verfehlen«, resümiert der BN-­Vorsitzende Richard Mergner. »Wir benötigen jetzt eine neue Wirtschaftspolitik. Dazu gehören klimaverträgliche Lebensstile, feste Ziele und ein

gesetzlicher Rahmen in einem wirksamen Klimaschutzgesetz. Damit muss unser Energieverbrauch bis 2050 halbiert und die Energiegewinnung bis 2040 zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energien umgestellt werden.« Die Kosten der Energiewende sind dabei allen Abschätzungen zufolge deutlich geringer als die Folgekosten der Klimakrise.


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern 11

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IN EIGENER SACHE Liebe Freund*innen der Erde,

wie Sie vielleicht bemerkt haben, fehlt die ursprünglich für diese Ausgabe vorgesehene Vorstellung der Kandidat*innen für den Bundesvorsitz des BUND. Zum Hintergrund: Laut Satzung gibt es keinen Ausschlusstermin für die Kandidatur. Um nicht diejenigen zu benachteiligen, die sich erst nach Redaktionsschluss zu e ­ iner Kandidatur entschließen, hat der Bundesvorstand ­entschieden, auf eine Vorstellung in diesem Heft zu v­ er­zichten. Auf der Bundesdelegiertenversammlung im ­November wird ausreichend Zeit für einen Austausch zwischen den Kandidat*innen und Delegierten sichergestellt. Ihr Hubert Weiger

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Mit Sorge beobachtet der BUND Naturschutz eine Ausbauwelle bei den Seilbahnen. Auslöser ist die Seilbahnförderrichtlinie, die nicht nur zu vielen Neubauten mit erheblichen Kapazitätssteigerungen, sondern auch zu Strukturen wie in Vergnügungsparks führt. So plant ein Investor am Grünten einen Rollglider; andernorts denkt man an Sommerrodelbahnen, Flying Foxes, Alpine Coasters und Downhill-Strecken für Mountainbikes. Zu diesen Vorhaben kommt es, weil Seilbahnen gemäß der aktuellen Richtlinie nur gefördert werden, wenn sie auch im Sommer laufen. Daher wollen Seilbahnbetreiber und Touristiker Angebote schaffen, die ihre Seilbahnen im Sommer auslasten. Jetzt will das Wirtschafts­ ministerium die alte Richtlinie einfach fortschreiben. Der BUND Naturschutz fordert jedoch ein ökologisches Konzept, das nur Vorhaben fördert, die nachhaltig und im öffentlichen Interesse notwendig sind.

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BEDENKLICHER SEILBAHN-­ BOOM IN DEN ALPEN

Auch dieses Frühjahr hat sich der Schwammspinner, eine heimische Schmetterlingsart, massenhaft in Eichenwäldern vermehrt. Die Raupen fressen dabei gelegentlich Bäume kahl. Die Eichen sind aber daran angepasst, weil sie anschließend neu austreiben. So ist das Risiko, dass Eichenwälder durch den Schwammspinnerfraß flächig absterben, minimal. Trotzdem hat die bayerische Forstverwaltung vom Hubschrauber aus Eichenwälder auf einer Fläche von 1600 Hektar mit dem Pestizid Mimic besprüht. Dabei wirkt das Pestizid nicht selektiv, sondern kann alle an Blättern fressenden Insekten töten. Viele Fledermaus- und Vogelarten verlieren so wesentliche Teile ihre Nahrungsgrundlage. Besonders gravierend sind die Vergiftungsaktionen zudem, weil die Eichenwälder den mit Abstand höchsten natürlichen Insektenreichtum aufweisen. Angesichts des Volksbegehrens für Artenvielfalt setzt die Forstverwaltung mit dieser Massenvergiftung ein verheerendes Signal.

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Foto: brodehl/AdobeStock

MASSIVER GIFTEINSATZ IN EICHENWÄLDERN


12 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTUELLES › Kommentar

KOMMENTAR

NATUR VERBINDET Ein Todesstreifen wird zur Lebens­linie. 30 Jahre nach dem Fall der Mauer trägt das vom BUND initiierte »Grüne Band« reiche Früchte – in doppelter Hinsicht.

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uf 50 bis 200 Meter Breite schlängelt sich ein grünes Band durch Deutschland. Es verläuft dort, wo einst eine todbringende Grenze Deutschland in zwei Teile schnitt. Vom Ostseestrand bei Lübeck über Schaalsee, Elbe, Drömling, Harz, Werratal und Rhön bis zum Thüringer und Frankenwald erstreckt sich dieses Band, fast 1400 Kilometer lang. Im Schatten von Stacheldraht, Wachtürmen und Grenzpatrouillen entstand und überdauerte hier eine Kette natürlicher Lebensräume. Ihren Wert erkannten ehrenamtliche Naturschützer früh – der heutige Sprecher unseres Arbeitskreises Naturschutz, Kai Frobel, schon als Schüler. Seit Mitte der 1970er Jahre erforschte er mit Freunden der BUND-Kreisgruppe Coburg die Tier- und Pflanzenwelt im Grenzgebiet. Gemeinsam dann organisierten wir 1989 – direkt nach dem Mauerfall – in Hof ein Treffen von Naturschützern aus Ost und West. Bei dieser Veranstaltung wurde der Begriff »Grünes Band« geprägt: Das erste gesamtdeutsche Naturschutzprojekt war damit geboren. 30 Jahre ist das jetzt her. Seitdem engagiert sich der BUND dafür, diese Lebenslinie zu bewahren. Mit Erfolg: Über 5000 verschiedene Tiere und Pflanzen leben heute hier. Zum Rückzugsort wurde das Grüne Band unter anderem für mindestens 1200 Arten, die bei uns gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind.

EINEN STATT TRENNEN Erfolgreich war unser Einsatz nicht nur für die Natur. Das Grüne Band wurde nämlich auch zum Symbol der deutschen Einheit, zu einer Erinnerungslandschaft an die jüngere deutsche und europäische Zeitgeschichte. Was die Menschen einst trennte, verbindet sie heute. Gerade dafür sollten wir das Grüne Band besonders schätzen. Schließlich erleben wir in vielen Weltregionen, wie das Trennende wieder Raum gewinnt. Länder wie die USA schotten sich heute nach außen ab wie kaum zuvor. Auch in Europa werden erneut Grenzen errichtet: in Ungarn, wo einst der Eiserne Vorhang verlief, den wir als Grünes Band Europa zu schützen fordern.

HUBERT WEIGER ist der Vorsitzende des BUND.

Hoffnung gibt da das Beispiel Südkorea. Hier ergreift eine demokratische Regierung wieder verstärkt Anstrengungen, um die Teilung zu überwinden. Der BUND hilft Institutionen und Verbänden dort bereits seit Jahren, ein Grünes Bandes im Grenzbereich zu schaffen. Europa ist nicht gefeit vor jenen Kräften, die mit Vorliebe Gräben vertiefen. Mit der EU-Wahl haben die Fliehkräfte erfreulicherweise an Einfluss verloren. Mehr noch gibt das Wahlergebnis selbst Anlass zur Freude: Die hohe Wahlbeteiligung hat gezeigt, dass ein vereintes Europa nach wie vor einer großen Mehrheit der Deutschen am Herzen liegt. Und wer hätte gedacht, dass der Klimaund Umweltschutz so rasch einmal Wahlen mitentscheidet? Grenzen trennen – Natur verbindet. Wie notwendig das Grüne Band als Denkmal der Einheit ist, werden wohl schon in Kürze die Wahlen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen zeigen.

ZUM ABSCHIED Dieser Kommentar, liebe Mitglieder des BUND, ist übrigens mein letzter als Bundesvorsitzender. Anfang November werde ich mich nach zwölf Jahren nicht mehr zur Wahl stellen. Ich bin dankbar für die Zeit, in der ich als Ihr Vorsitzender den BUND vertreten durfte, um mitzuwirken am endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie und am überfälligen Einstieg in den Ausstieg aus der Kohleenergie. Auch ist es uns in diesem Zeitraum gelungen, Europas Landwirtschaft weitgehend frei von der Agrogentechnik zu halten. Große Aufgaben liegen aber vor uns, wie die, den Verlust der Biodiversität zu stoppen und gegen die Klimakrise zu kämpfen. Die größte Aufgabe wird sein, unsere Industriegesellschaft zu wandeln in eine der Nachhaltigkeit verpflichtete Gesellschaft. Der BUND ist dafür gut gerüstet, dank dem großen Einsatz unserer Mitglieder und Förderer. Auch weiterhin wird sich der BUND sicherlich beispielgebend für das Gemeinwohl und damit für die Interessen künftiger Generationen engagieren.


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WAS LEBT DENN DA? Mal ehrlich: Wissen Sie, welches der häufigste heimische Vogel ist? Nicht mal jede*r zehnte Deutsche dürfte ihn erkennen. Es ist der Buchfink. Nun ist Ihnen – als BN-Mitglied – wohl diese Weisheit vertraut: Nur was man kennt, kann man schützen. Das lässt sich weiterführen: Nur was man kennt, nimmt man zumeist überhaupt wahr. Erst mit etwas Artenkenntnis entpuppen sich die Meisen im Garten als Kohl- und Blau-, Haubenoder Weidenmeise. Nur wer ein wenig geübt hat, filtert aus dem vielstimmigen Konzert der Vögel mehr als den Kuckuck heraus. Nur wer botanisch belesen ist, bemerkt, wo rare Pflanzen besonderen Schutz verdienen. An Flechten, Pilze oder den Mikrokosmos der Insekten gar nicht zu denken ... Um die Fülle unserer biologischen Vielfalt zu schützen, brauchen wir Leute, die sich auskennen: Naturkundige, die registrieren, wenn die Vielfalt bedroht ist. Und die uns sagen, was wir unternehmen können. Um sie geht es auf den nächsten Seiten.


Foto: South_agency/iStock.com


16 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  TITELTHEMA

NATURSCHUTZ

RETTET DIE ARTENKENNER! KAI FROBEL lehrt Biogeographie an der Uni Bayreuth und ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises Naturschutz.

Foto: Melanka Helms/GEO

Nicht nur viele Tierund Pflanzenarten werden immer seltener. ­Gleiches gilt auch für die Menschen, die sie erkennen können: Ihre Zahl schwindet. Für den N ­ aturschutz ist das ein großes ­Problem.

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ie geht es dem Kiebitz im Landkreis? Hat der Laubfrosch die neu angelegten Tümpel besiedelt? Wird die Speer­azur­jungfer wegen der Klimakrise seltener? Typische Fragen im Naturschutz vor Ort. Wer sie beantworten will, braucht Daten: Wo kommen welche Arten warum bei uns vor? Halten sie sich, nehmen sie zu oder ab? Ohne dieses Wissen bleibt unser BUND-Engagement orientierungslos. Hier sind wir auf Artenkundige angewiesen: Menschen, die sich privat, ehrenamtlich oder beruflich mit bestimmten Tierund Pflanzengruppen befassen, diese bestimmen und draußen in der Landschaft kartieren. Was sie beobachten, zeigt die Verbreitung und – oft dramatische – Entwicklung bestimmter Arten. So waren es Krefelder Ehrenamtliche, die den langfristigen Niedergang der Insekten nachwiesen.

Doch wie sollen wir wissen, wie es unserer natürlichen Umwelt geht, wenn niemand mehr erkennt, was da kreucht und fleucht, und Alarm schlägt, wenn Arten verschwinden oder keinen Nachwuchs mehr haben? Ohne ehren- und hauptamtliche Artenkenner ist Naturschutz schlicht unmöglich. Ihr Wissen und ihre langjährige Erfahrung bilden dafür erst die Grundlage.

BLEIBENDE LÜCKE Artenkenntnis – ein Leben lang erweitert – ist eine oft unterschätzte Qualifikation. Wir brauchen Menschen, die Tiere und Pflanzen erkennen und beobachten und aus eigener Anschauung die biologische Vielfalt »messen« können. Sie wirken wie ein Frühwarnsystem. Nehmen sie doch Veränderungen im Gelände oft viel eher wahr als die, die im Labor sitzen.

Käferexperte bei einem Tag der Artenvielfalt, veranstaltet von GEO und BUND


Seit etlichen Jahren beschäftigt sich der BUND mit einer Entwicklung, die wir 2016 mit einer Studie erstmals belegen konnten: der Erosion der Artenkenner. In den letzten 20 Jahren ging ihre Zahl bundesweit um 21 Prozent zurück. Viele von ihnen sind schon über 60. Und es mangelt an qualifiziertem Nachwuchs. So ist absehbar: Viele Expert*innen werden uns in zehn, zwanzig Jahren verloren gehen. Und werden Lücken hinterlassen, weil Schulen und Universitäten kaum Nachwuchs liefern. Da fehlt eine ganze Generation von Menschen mit Artenkenntnis. Hier müssen wir schleunigst gegensteuern.

VIELE URSACHEN Es ist kurios: Die Unterstützung für den Schutz der Biodiversität steigt sprunghaft – siehe das erfolgreiche Volksbegehren »Artenvielfalt in Bayern«. Gleichzeitig aber schwindet die Artenkenntnis. Ohne genug Expertise droht uns ein regelrechter Blindflug durch diese Zukunftsfrage. Der eklatante Mangel ist ein weltweiter. So warnt US-Ökologe E. O. Wilson vor einem »schwarzen Loch der Unwissenheit«. Er fordert angesichts des Artensterbens mehr Wertschätzung für Feldbiologen – die einst an der Spitze ihrer Disziplin standen. Die Gründe für den Negativtrend sind vielfältig: Kinder erleben heute zu wenig Natur in ihrem Umfeld. Lange hat man die Artenkenntnis gesellschaftlich kaum wertgeschätzt. Viele Lehrer*innen sind zudem selbst ohne Artenkenntnis. Kein Wunder: An den Universitäten wurde die freilandbiologische Ausbildung stark dezimiert, verdrängt von hoch geförderten Disziplinen wie der Gentechnik.

WAS LEBT DENN DA?

Foto: Thomas Stephan

Natur +Umwelt 3 | 19 ›  TITELTHEMA 17

Lernen im Gelände: Jugendliche mit­ Keschern bei einer BUND-Exkursion

KAUM ANGEBOTE Ein Großteil der Artenkundigen erfuhr die Natur als Kind in der nächsten Umgebung: in heckenreicher Kulturlandschaft, vielfältigen Wäldern, geheimnisvollen Auen. Dort erlebten sie Tiere und Pflanzen, ihre Schönheit und Faszination. Heute wachsen Kinder oft inmitten von Fichtenforsten, Maisäckern und Güllewiesen auf. Was gibt es da noch zu entdecken? Daran ändert auch die Schule wenig. Wem selbst jede Artenkenntnis fehlt, kann sie auch nicht vermitteln. Und vermeidet wohl eher, gemeinsam ins Grüne zu gehen, aus Angst vor peinlichen Fragen. Die Universitäten wiederum versagen, da Drittmittel der Industrie oder des Staates andere Prioritäten setzen. So wurden Bestimmungskurse und freilandorientierte Lehrstühle massiv gestrichen, die Stellen von Artenkennern nicht neu besetzt. Im Studium ist das Interesse an Arten und Geländekartierungen unverändert groß. Nur fehlen oft Angebote und die Wertschätzung für entsprechende Abschlussarbeiten. Deshalb suchen Planungsbüros und Behörden heute händeringend Nachwuchs mit guter Artenkenntnis.

WER IST GEFRAGT? Die BUND-Studie war ein Weckruf. So nahm das Bundesumweltministerium unser Anliegen in die »Naturschutzoffensive 2020« auf. Der Deutsche Naturschutztag entwickelte ein eigenes Forum für Jugendliche mit diesem Schwerpunkt. Und neue Initiativen entstanden, um die Artenkenntnis zu fördern. Viele kleine Anstöße vereinen sich gerade zu einer schwungvollen Bewegung.

Wertvolles Wissen: Botanisch versierter Ehrenamtlicher des BUND

Profundes Artenwissen entsteht nicht von heute auf morgen. Der Nachwuchs muss langfristig und gesamtgesellschaftlich gefördert werden. Gefragt sind Umweltbehörden, Naturschutzzentren, Schulen, Universitäten – und wir alle. Viele der heutigen Artenkenner sagen, ihre Eltern hätten den Grundstein für ihre Naturbegeisterung gelegt. Dabei kam es nicht darauf an, ob die Eltern Spezialisten waren. Wichtiger war, dass sie Neugierde und Interesse für die Natur weckten.

FÜR DIE ZUKUNFT Nötig sind auch Lehrer*innen, die draußen zumindest einen Teil der Artenfülle vermitteln können. Ihre Ausbildung braucht in der Didaktik der Biologie also andere Schwerpunkte. Und die Universitäten müssen wieder Leute mit Artenkenntnis ausbilden, das ist schlicht ihre gesellschaftliche Aufgabe. Im BUND sollten wir unser reiches Angebot an Naturerfahrung für Kinder erweitern – um zusätzliche Möglichkeiten für angehende Artenkenner. Bewährt haben sich Artenkundige, die in kleinen Gruppen im Gelände ihr Wissen an Interessierte weitergeben. Gerade Berufsanfänger sowie Frauen mittleren Alters nehmen diese Angebote gerne an. Eine gute Ergänzung zur manchmal sperrigen Bestimmungsliteratur sind auch digitale, bildbasierte Wege der Arterkennung über Apps. Welche Konzepte versprechen heute besonderen Erfolg, um die Artenkenntnis zu fördern? Um das herauszufinden, fordert der BUND Modellprojekte staatlich zu unterstützen. Damit die Vielfalt der Arten (-kenner) eine Zukunft hat!


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BUND AKTIV

VIELFÄLTIGE ANGEBOTE Foto: Bernd Quellmalz

Die Umweltbildung gehört zu den wichtigsten Säulen des BUND-Engagements. Getragen von vielen ehren- und hauptamtlich Aktiven, dient sie zumeist auch (und teilweise ganz gezielt) dazu, Artenkenntnis zu vermitteln. »Aktion Wasser«: Bestimmung von Wasserorganismen an der Umweltstation Iffens/Niedersachsen

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lar: Bei jeder kleinen BUND-Tour ins Grüne fallen ein paar Tier- und Pflanzennamen. Und jede Broschüre über ein Schutzgebiet führt exemplarisch einige seiner Bewohner mit auf. So fördert unser öffentlicher Einsatz für die Natur immer auch das Allgemeinwissen zur Artenvielfalt. Doch damit allein ist dem Schwund der Artenkenner nicht beizukommen. Der BUND hat deshalb spezifische Angebote entwickelt. »Artenkenntnis erhalten – Entdecke Dein NaturTalent« lautet eine Kampagne des BUND in Bayern. Von Oberbayern bis Unterfranken bieten etliche Kreisgruppen und Naturschutzzentren seit Jahren Bestimmungskurse für Jugendliche und Erwachsene. Das inhaltliche Spektrum ist groß und reicht von Pilzen und Pflanzen über diverse Insekten bis zu Vögeln und Fledermäusen. Im Saarland leistet der BUND Überzeugungsarbeit für eine »Akademie für Artenkenner«. Sie soll Fachleute für verschiedenste Artengruppen ausbilden. Die Landesregierung hat sich das Projekt zu eigen gemacht und erarbeitet derzeit ein Konzept.

noch mehr Streuobst-Pädagogen: Über 70 können ihr Wissen zu diesem artenreichen Lebensraum bereits landesweit teilen. Last, but not least hat der BUND überall dort, wo Wildkatzen leben, auch für diese seltene Art Botschafter*innen ausgebildet.

ANGEBOTE FÜR KINDER Eine Investition in die Zukunft ist die Arbeit mit Kindern. Die meisten BUND-Kindergruppen eint das Anliegen, Umweltverständnis und Artenkenntnis zu fördern. Das ist vielleicht nicht immer spektakulär, kann als dauerhaftes Angebot aber prägend sein. Wie auch die Aktion »Naturtagebuch« der BUNDjugend: Jahr für Jahr regt sie Kinder zwischen 8 und 12 dazu an, einmal eingehender bestimmte Tiere oder einen Lebensraum zu erforschen – und ihre Erlebnisse in einem Naturtagebuch festzuhalten. Vier Bundesländer richten hierzu Wettbewerbe aus. Wer weiß, wie viele Kinder das schon zum Anlass nahmen, sich in die Bestimmungsliteratur zu vertiefen?

BOTSCHAFTER DER NATUR Damit sich Artenkenntnis verbreitet, bildet der BUND gerne Multiplikator*innen aus, die ihr Wissen an andere weitergeben. So etwa in Baden-Württemberg: 40 »Schmetterlingsguides« bieten hier inzwischen Exkursionen, Schulausflüge oder Erlebnistage an. Sehr gefragt ist eine Fortbildung des BUND Rheinland-Pfalz. Im Mittelpunkt seiner Kurse für Wildbienenbotschafter*innen stehen Artenkenntnis und Naturschutz. »Die Leute rennen uns die Bude ein«, heißt es dazu aus dem Landesverband. Der BUND Niedersachsen qualifiziert ebenfalls »Wildbienenkennerinnen« – und

Zeichenkurs im Haus der BUNDten Natur, Hamburg: Ob aus dieser Künstlerin mal eine große Artenkennerin wird?

AKTIV AN SCHULEN Diverse BUND-Angebote sind darauf gemünzt, Schulkinder für den Artenschutz zu gewinnen. So können Klassen etwa Patenschaften für Bäche abschließen und deren Lebenswelt erkunden. Herauszuheben ist das fahrende Klassenzimmer des BUND Saar:


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  TITELTHEMA 19

Foto: Andre Maslo

Foto: Axel Schreiner

WAS LEBT DENN DA?

Was sitzt denn da? Naturkundliche Führungen zählen zum Standardprogramm vieler BUND-Gruppen.

Insektenkurs im BN-Bildungszentrum Wartaweil am Ammersee.

Im KunterBUNDmobil können über 2500 Schüler*innen pro Jahr wirbellose Tiere unter der Lupe betrachten. Einer wichtigen Zielgruppe nimmt sich der BUND Bremen an: Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial schwachen Stadtteilen. Neugierde und Forscherdrang will er fördern bei denen, die oft sehr wenig über die Natur vor ihrer Haustür wissen. Um Schüler*innen ganz allgemein Spinnen, Wildbienen, Wasserinsekten oder Amphibien nahezubringen, bietet der Landesverband Materialkisten zu »Bremens Vielfalt unter der Lupe« an. Projekttage und -wochen für Schulklassen vermitteln Wissen speziell über Insekten. Die Schule meist schon beendet hat, wer bei der Kreisgruppe Köln Studienpraktika in Biologie und Geographie absolviert – und dabei Grundkenntnisse in der Artenbestimmung erlangt.

unterscheiden? Artenkundige Ehrenamtliche geben bei solchen Aktivitäten gerne Auskunft. Wer weitab der Natur in Ballungsräumen wohnt, kann in Städten wie Herten, Hamburg oder Bremen zudem Erlebnisgärten des BUND aufsuchen – und dort die heimische Natur kennenlernen.

FÜR JEDEFRAU UND JEDERMANN Zahllose BUND-Gruppen führen naturkundliche Exkursionen in ihrem Programm. Je nach Jahreszeit stehen hier verschiedene Tiere oder Pflanzen im Fokus. Um dauerhaft auf die Flora und Fauna eines Schutzgebietes hinzuweisen, haben viele Gruppen Naturlehrpfade eingerichtet oder Infotafeln aufgestellt. Was genau wächst und gedeiht hier? Und was unternimmt der BUND vor Ort, um die Vielfalt zu bewahren? Ein klassischer Anlass, um Artenkenntnisse zu vermitteln, ist der GEO-Tag der Natur. Gruppen wie der BUND Neubrandenburg nutzen ihn alljährlich, um mit Fachleuten bestimmte Flächen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu laden sie regelmäßig auch die Öffentlichkeit ein. Für Laien lässt sich da viel lernen! Wie bei so vielen Einsätzen draußen: Welche Molche und Frösche sind diesmal am Krötenschutzzaun gestrandet? Und wie sind sie zu

SPEZIALISTEN AM WERK Hier und da hat sich in Gruppen und Arbeitskreisen besonderes Knowhow versammelt. Zwei Beispiele vom Bodensee: Die BUND-Gruppen aus Gottmadingen (Fokus: Fledermäuse) und Radolfzell (Orchideen) gewinnen mittels vielfältiger Aktivitäten Verbündete und kundigen Nachwuchs. Oder der Arbeitskreis »Feldherpetologie« in Sachsen-Anhalt: Er hat sich ganz der Erforschung und dem Schutz der Amphibien und Reptilien verschrieben. Dazu treibt er viel Öffentlichkeitsarbeit: In Aschersleben betreut er einen Lehrgarten mit Schaugehegen. Außerdem organisiert er Camps für Kinder und Jugendliche sowie Exkursionen zu Frosch, Eidechse und Co. Oder der Berliner Arbeitskreis »Pilzkunde & Ökologie«. Er wirbt mit Vorträgen und Seminaren dafür, das so bunte – und doch vielen ganz unbekannte – Reich der Pilze zu entdecken. Wer also seinen Blick für die Artenvielfalt öffnen und seinen Horizont erweitern möchte, ist beim BUND vielerorts bestens aufgehoben. Kontaktieren Sie Ihre Kreisgruppe oder Ihren Landesverband, wenn Sie sich schlauer machen wollen! sz

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MEHR INFORMATIONEN zum Bildungsangebot des BUND finden Sie unter www.bund.net/umweltbildung


Foto: Thomas Stephan

WAS LEBT DENN DA?

Hat hier eine Wildkatze Haare gelassen? BUNDAktive kontrollieren einen Lockstock in Sachsen.

BÜRGERWISSENSCHAFT

PATENT AUS PASSION Ehrenamtliche Artenkundige liefern wertvolle Daten für Wissenschaft und Naturschutz. Und verdienen dafür alle Unterstützung.

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itizen Science hat in den vergangenen Jahren erheblich an Popularität gewonnen. Auch ist sie aus der Diskussion um die Zukunft der Forschung nicht mehr wegzudenken. Citizen Science – oft als »Bürger­wissenschaft« übersetzt – meint vor allem zweierlei: die Beteiligung von Laien an wissenschaftlichen Projekten. Und die eigenständige Forschungsarbeit von Menschen jenseits der universitären Wissen­ schaft (oder nur lose verknüpft damit). Ihr Einsatz erfolgt dabei freiwillig und nicht im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit.

MARTINA LÖW leitet die Abteilung Freiwilligenmanagement.

MAGNUS WESSEL leitet die Naturschutzpolitik des BUND.

LANGE TRADITION

WAS LAIEN LEISTEN

Grundsätzlich ist das nichts Neues: Menschen mit Interesse an der Natur erfassen ehrenamtlich Arten, sammeln Daten oder ergründen Zusammenhänge und die Ursachen von Veränderungen in Natur und Umwelt. Das haben schon Goethe, Charles Darwin oder Jane Godall getan – große Namen, lange bevor über Citizen Science gesprochen wurde. Schon seit Jahrhunderten erforschen »Laien« Themen, die der institutionellen Wissenschaft oft abwegig erschienen. Sie entwickelten eigene Hypothesen und Theorien, zuweilen sehr erfolgreich, wie Darwins Evolutionstheorie bezeugt. Oder sie bleiben einer Passion wie der Pflanzen-Taxonomie treu, obwohl sie an vielen Unis längst aufs Abstellgleis rangiert wurde.

Wie wichtig – und immer wichtiger – der bürgerwissenschaftliche Einsatz ist, zeigt das Beispiel der Roten Listen gefährdeter Arten: Ihr Fundament bilden ganz überwiegend Daten und Schlussfolgerungen, die außerhalb der universitären Forschungswelt entwickelt wurden. So stammt der wichtigste Nachweis dafür, dass unsere Insektenfauna nun seit Jahrzehnten verarmt, von privat tätigen Insektenkundlern. Auch zentrale Artenschutzprojekte des BUND fußen auf Citizen Science (> Kasten). Welche Herausforderungen zeichnen sich dafür ab? Unsere Gesellschaft steht vor der Jahrhundertaufgabe, schnell zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise zu finden.


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  TITELTHEMA 21

Foto: Jutta Schreiner

Die biologische Vielfalt zu schützen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, genauso wie viele Aspekte des Umweltschutzes. Die Bürgerwissenschaft spielt dabei eine starke Rolle. Doch dauerhaft können Natur- und Umweltschutz nur erfolgreich sein, wenn der Staat seine Verantwortung hierbei angemessen wahrnimmt.

Ehrenamtliche befestigen in Rheinland-Pfalz einen ­Spurentunnel, um Gartenschläfer nachzuweisen.

Der dafür nötige Wandel wird nur glücken, wenn Zivilgesellschaft und Wissenschaft eng kooperieren. Kundige Freizeitforscher*innen haben den Raum, über die Fachdisziplinen hinaus den Blick zu öffnen, ihr Fachgebiet breiter zu denken und zu überschauen. Wer ehrenamtlich forscht, hat die Freiheit, seinen Blick auf größere Zusammenhänge zu werfen. Und das, ohne überlegen zu müssen, welche Themen und Hypothesen sich wohl für die Wissenschaftsjournale eigneten. Wer nicht hauptberuflich forscht, kann auch mal eine Außenseitermeinung vertreten – faktenbasiert, versteht sich. Oder sich in vernachlässigte Bereiche vertiefen. Oder sein Wirken mit einem praktischen Naturschutzprojekt verbinden.

WAS BRAUCHT CITIZEN SCIENCE? Fruchtbar könnte sich ein engeres Miteinander von Wissenschaft und Bürgerwissenschaft auswirken. Und mehr Mut seitens der Institutionen, auf Augenhöhe mit den Laien zusammenzuarbeiten. Gemeinsame Standards und Methoden, technische Unterstützung und Möglichkeiten der Veröffentlichung schaffen die Basis der Kooperation – und sichern gleichzeitig die Qualität der Ergebnisse. Für die Eigenständigkeit von Citizen-­ Science-­Projekten ist es wichtig, die Rechte an Datengrundlagen und Ergebnissen zu wahren; sich intensiv auszutauschen; die Forschungsergebnisse transparent zu verwenden; und politische Einflussnahme

kritisch im Blick zu behalten. Das schützt vor Missbrauch und »Greenwashing« und bietet Chancen für beide Seiten. Damit Citizen-Science-Projekte gelingen und die Freiwilligen gut eingebunden werden, müssen sie begleitet und koordiniert werden. Wer ein solches Projekt plant, sollte deshalb immer einen Förder­ anteil für das Management der Freiwilligen beantragen. Auch der nicht-universitäre Partner sollte die Federführung und die Antragsrechte innehaben können. Ehrenamtlich Aktiven darf es zudem nicht zu schwer gemacht werden: Kurze Fristen für die Antragstellung, zu wenig Anerkennung ehrenamtlicher Zeit und Ressourcen (für den Eigenanteil) sowie hohe formale akademische Hürden haben der Citizen Science in der Vergangenheit oft Steine in den Weg gelegt.

STAAT IN DER PFLICHT Schließlich sollten wir nicht vergessen: Bei bestimmten Aufgaben steht primär der Staat in der Verantwortung – zum Beispiel bei der kontinuierlichen Überwachung und Kontrolle europäischer Schutzgebiete. Wenn Behörden dieser Pflicht nicht ausreichend nachkommen, können und sollten Ehrenamtliche diese Lücke nicht füllen. Politisch bewegt sich sonst noch weniger. Auch darf zum Beispiel, wer bei einem Eingriff Natur und Umwelt schädigt, nicht aus der Pflicht entlassen werden, selber nachzuweisen, dass er diesen Schaden ausgeglichen hat (wie vom Gesetz gefordert).

WILDKATZEN UND SCHLAFMÄUSE »Als wir Handschuhe bekamen, wurde mir klar: Jetzt wird es wissenschaftlich. Die Proben sollten ja nicht verunreinigt werden.«

So ­berichtet ein ehrenamtlicher Helfer von seiner Teilnahme am Citizen-­ Science-Projekt »Wildkatzensprung« des BUND. Freiwillige sammelten jahrelang Haare von Wildkatzen, begleitet von einem Forschungsinstitut. In sechs aufeinanderfolgenden Wintern kontrollierten sie regelmäßig über 3500 Lockstöcke. Damit lieferten eine beachtliche Datenbasis, um die Verbreitung der seltenen Art zu erforschen. Wie erfolgreich Citizen Science beim BUND zum Einsatz kommt, zeigt auch unser aktuelles Projekt »Spurensuche Gartenschläfer«.­ Viele freiwillige Helfer*innen weisen die Schlafmaus hier mithilfe von »Spurentunneln« nach, die den Pfotenabdruck der Tiere dokumentieren. Außerdem kontrollieren sie Nistkästen und bringen Wildtierkameras in Aktion.


Das Grüne Band zwischen Mitwitz und Neustadt

30. Geburtstag feiert das Grüne Band zum Ende dieses Jahres. Die Jubiläumsbilanz kann sich sehen lassen. Der BUND hat daran großen Anteil.

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LIANA GEIDEZIS

KAI FROBEL

leitet den BUND-Fachbereich Grünes Band.

Vater des Grünen Bands

ogelgezwitscher, Bienensummen, Bachgesprudel, dazu der Geruch von frischem Gras. Andernorts schon verschwundene oder bedrohte Tiere und Pflanzen tummeln sich in blühenden Wiesen, glitzernden Fließen und vielfältigen Wäldern. Ein ganzer Fächer seltener Lebensräume entfaltet sich zu einem hochkarätigen Naturerbe, dem Grünen Band an der ehemals innerdeutschen Grenze. Den 30. Geburtstag feiert das Grüne Band in guter Verfassung: politisch akzeptiert, administrativ getragen, institutionell verankert und ökologisch weitgehend in Schuss. Gegen den verbreite-

ten Reflex der Nachwende-Zeit, die Grenze auszuradieren, brachte vor allem der BUND eine bessere Idee auf den Weg: Aus dem Todesstreifen sollte eine Lebenslinie der Erinnerung werden. Ein modellhafter Verbund von Lebensräumen. Und ein Denkmal für die Einheit Europas, das überdies Perspektiven für einen naturnahen Tourismus schafft. Heute gilt diese Idee als anerkannt. Das Grüne Band präsentiert sich als eines der bedeutendsten und komplexesten Naturschutzprojekte Deutschlands.

Foto: Otmar Fugmann

MONUMENTAL GESCHÜTZT


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  GRÜNES BAND 23

Mit Banner am Grenzdenkmal in Kleintettau (Thüringen-Bayern)

LÜCKEN SCHLIESSEN Doch nur gut zwei Drittel des 177 Quadratkilometer großen Grünen Bandes stehen bisher unter effektivem Schutz. Rund ein Achtel wird derzeit noch intensiv beackert. Dies schränkt die Funktion des knapp 1400 Kilometer langen Biotopverbundes deutlich ein. Wer geht schon gerne über eine Holzbrücke, bei der so manche Bohle fehlt – oder auch mal zwei oder drei hintereinander? Noch zählen wir 26 markante Lücken, insgesamt etwa 170 Kilometer lang. Diese Lücken zu schließen, darum bemüht sich der BUND mit viel Einsatz, Geld und Geduld (und gefördert vom Bundesprogramm Biologische Vielfalt). Wir überzeugen Menschen, ihr Grundeigentum naturverträglich zu nutzen, zum Beispiel auf großer Fläche von robusten Rindern beweiden zu lassen. Oder wir bewegen sie zum Verkauf oder Flächentausch. Seit dem Jahr 2000 konnte der BUND mit eigenen Ankäufen und dank vieler Spender*innen über tausend Hektar erwerben. So tragen wir erfolgreich dazu bei, die Lebensräume besser zu verbinden.

NATURMONUMENT … Immer ist sich der BUND aber auch seiner Verantwortung für einen sensiblen Umgang mit der Geschichte bewusst. Dies belegen unsere vielen Projekte und Kooperationen mit den Grenzlandmuseen. Ohne das Grüne Band wäre so manches Relikt längst verschwunden. Unser Angebot von Führungen und Grenzwanderungen und die physische Unmittelbarkeit des Grünen Bandes haben unzählige – gerade junge – Menschen für die historische Dimension der deutschen Teilung und die Tragik der Grenzopfer sensibilisiert. Das Grüne Band ist damit kein Gleichnis für Trennung, sondern Ausdruck einer Symbiose von Naturschutz und Erinnerungskultur. Die Dimensionen Ökologie und Geschichte verleihen dem Biotopverbund Grünes Band das, was man im Marketing ein »Alleinstellungsmerkmal« nennt. Im November 2018 wies Thüringen als erstes Bundesland seine gesamten 763 Kilometer am Grünen Band als Nationales Naturmonument aus. Diese neue Schutzkategorie bezieht auch kulturhistorisch-landeskundliche Aspekte mit ein. Sachsen-Anhalt mit dem zweitlängsten

Wanderung mit Eseln am Grünen Band, vom Denkstein der Deutschen Einheit bei Wenigentaft zur historischen Buchenmühle im Biosphärenreservat Rhön

Anteil aller Anrainer – 343 Kilometer – will diesem Beispiel noch im Jubiläumsjahr 2019 folgen. Besonders erfreulich: Erstmals entwickeln westlich angrenzende Bundesländer wie Hessen und Bayern ebenfalls Pläne für ein räumlich abgegrenztes Grünes Band. Denn auch hier existieren wertvolle Lebensräume und kulturhistorische Anlagen. Hessen plant gar die Ausweisung als Nationales Naturmonument.

… UND WELTERBE? Dass diese Schutzkategorie in Deutschland umgesetzt wird, ist auch ein starkes Signal für das Grüne Band Europa. Die Motive und Gründe gelten nämlich genauso im größeren europäischen Maßstab. Sie beflügeln die Nominierung des Grünen Bandes als UNESCO-Welterbe – in den Kategorien Natur und Kultur. Der Dauereinsatz des BUND darf nicht nachlassen: Wir müssen die Lücken schließen, die Defizite bei der Pflege der Lebensräume angehen und dafür sorgen, dass jegliche Nutzung endet, die dem Naturschutz zuwiderläuft. Die Ausweisung als Naturmonument muss auch in den übrigen Bundesländern erfolgen. Zudem wollen wir in die Breite gehen und das Grüne Band künftig mit angrenzenden Lebensräumen in West und Ost verbinden.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/gruenes-band

NATURSCHUTZTAGE AN DER ELBE 2019 27. – 29. September 30 Jahre Grünes Band Deutschland: Verbindende Landschaften – Spürbare Geschichte Infos und Anmeldung unter: www.bund.net/naturschutztage

Eine von vielen bedrohten Arten im Grünen Band: der Fischotter


24 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  GRÜNES BAND

GRÜNES BAND EUROPA

ÖKOLOGISCHES RÜCKGRAT Auch europaweit geht es mit dem Grünen Band vorwärts. Und wieder ist der BUND entscheidend beteiligt. MELANIE KREUTZ

zunehmender Nähe zum ehemaligen Eisernen Vorhang steigt der Anteil an Schutzgebieten, und ihre Vernetzung wird enger. Bemerkenswert ist, dass dieser Effekt auf der Ostseite wie auf der Westseite messbar ist. Damit ist das Grüne Band als wichtiger Bestandteil von Europas grüner Infrastruktur bestätigt. Als ökologisches Rückgrat des Kontinents erfüllt es eine wichtige Aufgabe.

ZWEI NEUE VORHABEN Im EU-geförderten Projekt »DaRe to Connect« (Wage es, zu verbinden, 2018 bis 2021) übernahm der BUND als »Lead-Partner« die Hauptverantwortung. Mittels hochauflösender Satellitendaten werden in zehn europäischen Ländern grenz-übergreifende Biotopverbünde ermittelt. Vor Ort erfassen die Partner detailliert, wo Barrieren wie etwa Zäune bestehen. Diese Informationen sind eine wichtige Planungshilfe. Wir wollen das Netz der Lebensräume und Schutzgebiete ökologisch durchgängiger gestalten. Tieren soll es besser möglich werden, sich auszubreiten und zu wandern.

BUND-Fachbereich Grünes Band

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ast 40 Jahre lang teilte der Eiserne Vorhang ganz Europa. In seinem Schatten entstand ein 12 500 Kilometer langer Verbund von Lebensräumen, vom Eismeer im hohen Norden bis zur Adria und dem Schwarzen Meer im mediterranen Süden. Dieses Grüne Band dient heute als Refugium für viele bedrohte Arten. Und als Landschaft der Erinnerung daran, dass der Kalte Krieg überwunden ist.

Über 150 zivilgesellschaftliche und staatliche Organisationen in 24 Ländern arbeiten in der Initiative Grünes Band Europa zusammen. Der BUND hat die »European Green Belt Association« 2014 mitgegründet – ein wichtiger Schritt damals, um dieses paneuro­päische Netzwerk sichtbarer zu machen, zu koordinieren und voranzubringen. Das Herzstück dieser Initiative sind grenzübergreifende und transnationale Projekte. Solche zu starten ist eine der Aufgaben des BUND-Fachbereichs Grünes Band, der den zentraleuropäischen Abschnitt betreut. Aktuelle Analysen zeigen: Mit

»HALLO, ICH BIN’S – BANDI, DAS MASKOTTCHEN VOM GRÜNEN BAND. MICH GIBT’S IM BN-SHOP ZU KAUFEN.« 37,– Euro zzgl. Versand, hergestellt in Deutschland service.bund-naturschutz.de, Tel.: 0 91 23 / 9 99 57 20

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Zwei von vielen: Waldbirkenmaus und Hochmoorgelbling – beide gefährdet – profitieren davon, dass der BUND am Grünen Band Bayern-Tschechien diverse Moore wiederbelebt.

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Ein weiteres EU-Projekt trägt den Titel »LIFE for MIRES« (Leben für Moore, 2018 bis 2024). Verortet ist es am Grünen Band Bayern-­ Tschechien, wo die Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava sowie die artenreiche Kulturlandschaft der Bischofsreuter Waldhufen aneinandergrenzen. Hier arbeiten wir bereits daran, die europäischen Schutzgebiete besser zu verknüpfen. Der BUND kauft Flächen an und kooperiert dabei grenzübergreifend mit dem Nationalpark Šumava. Damit können wir Moore und Feuchtgebiete renaturieren und wiedervernässen, die Lebensräume von seltenen Arten wie Hochmoorgelbling, Waldbirkenmaus oder Kreuzotter.

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MEHR ZUM THEMA www.bund.net/gruenes-band-europa


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  GRÜNES BAND 25

BUND-SOMMERABEND

GRÜNES BAND: GESTERN – HEUTE – MORGEN 30 Jahre Grünes Band – unter diesem Motto feierte der BUND am 5. Juni sein politisches Sommerfest mit 350 Gästen. Und das direkt am Berliner Spreeufer, wo vor 30 Jahren noch die Grenze des geteilten Berlins verlief.

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Bei 35 Grad waren Sonnenschirme und Kaltgetränke überlebensnotwendig.

Ausgezeichnet mit dem Forschungspreis des BUND: Lou Böhm, Fabian Wirth und Sarah Redlich (von links)

Foto: J. Farys (4)

as für ein Ausblick! Von der Terrasse reicht der Blick nach Westen bis zur Oberbaumbrücke, wo einst ein Grenzübergang die innerdeutsche Grenze markierte. Im Osten glänzt die monumentale Skulptur des »Molecul Man« am Treptower Park. Je später der Abend, desto mehr Gäste drängen sich an den Tischen entlang der Spree. Eine leichte Brise sorgt hier für etwas Abkühlung – am bis dato heißesten Tag des Jahres. Weniger hitzig war die Atmosphäre zuvor drinnen auf dem Podium gewesen. Umweltministerin Svenja Schulze und Annegret Kramp-­Karrenbauer bestätigten beide die Bedeutung des Grünen Bandes: für den Naturschutz wie auch als Mahnmal der deutschen Teilung. Die Ministerin sagte zu, den Lückenschluss an der fast 1400 Kilometer langen Lebenslinie weiter mitzufinanzieren und sich in Brüssel für das Grüne Band Europa starkzumachen. Die CDU-Chefin mahnte Konflikte derer, die das Land nutzen und die die Natur schützen, so zu lösen, dass das Grüne Band nicht erneut die Menschen trenne. Ein Heimspiel hatte Thüringens Umweltministerin Anja Sieges­ mund mit ihrem »Herzensprojekt«. Hat sie doch großen Anteil daran, dass der längste Abschnitt des innerdeutschen Grünen Bands heute als Nationales Naturmonument geschützt ist. Gemeinsam mit dem BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger forderte sie, die Vision des Grünen Bands europaweit stärker zu fördern – etwas wenn die Bundesregierung 2020 die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Auch durch den dritten Sommerabend des BUND führte als Moderator wieder der souveräne Max Moor. Das Podium verließ er nur, als die Slamerin Jessy James LaFleur bissig mit den Versäumnissen der Regierung beim Klimaschutz abrechnete. Vor Beginn des Sommerabends überreichte Hubert Weiger den diesjährigen Forschungspreis des BUND. Geehrt wurden drei junge Wissenschaftler*innen: Sarah Redlich für ihre Dissertation zu »Chancen und Hürden ökologischer Intensivierung«; Fabian Wirth für seine Masterarbeit zur Zukunft des deutschen Schienengüterverkehrs; und Lou Böhm für ihre Bachelorarbeit »Beteiligungsstrukturen in der nationalen Umsetzung des Welt­ aktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung«.

Das Maskottchen des Grünen Bands mit Fans

Moderator Max Moor, Annegret Kramp-Karrenbauer, Svenja Schulze, Anja Siegesmund und Hubert Weiger

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WWW.BUND.NET/SOMMERABEND WWW.BUND.NET/FORSCHUNGSPREIS


26 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTIONEN › Lass Brummen!

KAMPAGNE

Foto: Jörg Farys

LASST ES ENDLICH BRUMMEN!

Bundesgeschäftsführer Olaf Bandt (rechts) und eine H ­ ummel weisen Svenja Schulze auf die Dringlichkeit eines ­Aktionsprogramms zum Insektenschutz hin.

Es ist Sommer. Die meisten haben sich ihren Urlaub redlich verdient. Nicht so die Bundes­regierung. Die hatte versprochen, ein Aktionsprogramm zum Insektenschutz zu ­verabschieden. Doch darauf warten wir noch.

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eit der Krefelder Studie, den warnenden Worten des Weltbiodiversitätsrats (siehe Seite 28) und einer aktuellen Studie zum Schwund der Schmetterlinge in den USA dürfte allen klar sein: Es gibt ein massives Insekten- und Artensterben. Und es muss rasch gehandelt werden. Alle Fachleute erkennen die Klimakrise und die industrielle Landwirtschaft als größte Bedrohung der Insekten. Etwa die Hälfte Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Doch gerade das Schlüsselressort – das Agrarministerium unter Julia Klöckner (CDU) – blockiert bislang den großenteils guten Entwurf eines Aktions-

programms von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD).

WAS WIR FORDERN Im Rahmen unserer Kampagne »Lass brummen! Eine Zukunft für Insekten« haben inzwischen über 125 000 Menschen für den Insektenschutz unterschrieben. All ihre Stimmen haben wir dem Umweltund Landwirtschaftsministerium übergeben. Dabei haben wir noch einmal unsere Forderungen unterstrichen. Der BUND fordert zehn Prozent der Agrarflächen für Insekten. Keine Pestizide mehr in Schutzgebieten! Außerdem fordern wir, wenn Pestizide auf dem Prüfstand stehen, ihre Auswirkungen für die Umwelt stärker zu berücksichtigen. Anzeige

Und wir wollen bis 2021 ein Verbot des »Unkraut«-Vernichters Glyphosat! Die Bundesregierung verspricht weiter, noch in diesem Sommer ein Aktionsprogramm zum Schutz der Insekten auf die Beine zu stellen. Bis das endlich geschehen ist, machen wir weiter Druck. Sollten sich die Ministerinnen nicht einigen können, ist die Bundeskanzlerin in der Pflicht, den Schutz der Insekten zur Chefsache zu machen.

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SCHICKEN SIE JETZT EINEN EILAPPELL AN DIE KANZLERIN: www.bund.net/insektensterben-stoppen


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AKTIONEN ›  15 Jahre Rettungsnetz Wildkatze 27

RETTUNGSNETZ WILDKATZE

15 JAHRE FÜR DIE KATZ’ … die doch alles andere als umsonst waren: In Deutschland gibt es Millionen von Katzenfans. Doch über die wilde Verwandte unserer Hauskatze war lange kaum etwas bekannt. Erst ein BUND-Projekt hat das geändert. in bundesweiter Waldverbund für die Europäische Wildkatze – Thomas Mölich vom BUND Thüringen hatte als einer der ersten diese Vision. Gemein­sam mit begeisterungsfähigen Naturschützer*innen im Bundesverband und auf der Landesebene entstand daraus ein Erfolgsmodell für den Artenschutz. Seit 2004 hat der BUND in sechs Bundesländern über 25 beispielhafte Waldverbindungen gepflanzt, zusammen mit Hunderten von Ehrenamtlichen. Gleichzeitig begann der BUND die Wildkatze in zehn Bundesländern systematisch zu untersuchen, um mehr über ihre Verbreitung und mögliche Hindernisse für ihre Ausbreitung zu erfahren. So wuchs nicht nur ein Netzwerk aus Wäldern, sondern auch ein Netzwerk der Unterstützung: mit Ehrenamtlichen aus dem ganzen Bundesgebiet sowie Verbündeten in der Politik, in den Behörden und in der Wissenschaft. Auch viele Landwirte, Jägerinnen oder Förster haben zum Erfolg des Rettungsnetzes Wildkatze beigetragen. So konnte die Wildkatze in den letzten Jahren große Teile ihres ursprüng­lichen Verbreitungsgebietes wieder zurückerobern. Ihre Rückkehr macht uns Mut. Der BUND sagt DANKE!

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MEHR ZUM THEMA Informationen und Höhepunkte aus 15 Jahren »Rettungsnetz Wildkatze«: www.bund.net/wildkatze

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Foto: Michael Radloff

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28 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  INTERNATIONALES

Vermutlich ausgestorben: Jangtse-Delfin, China – letztmalig gesichtet im Jahr 2002

Foto: © U.S. Fish and Wildlife Service

Foto: © X. Wang, Institute of Hydrobiology, China

Ausgestorben: Goldkröte, Costa Rica – zuletzt 1989 gefunden

Foto: Naturalis Biodiversity Center

Vermutlich ausgestorben: Dünnschnabel-Brachvogel, Westsibirien, überwinterte im Mittelmeerraum – seit 2005 verschollen

Der jüngste Bericht des Weltbiodiversitätsrates ist eindeutig: Die Menschheit muss radikal umsteuern, will sie einen ökologischen Kollaps der Erde verhindern. Besonders gefordert sind reiche Industrieländer wie Deutschland. NICOLA UHDE ist die BUND-Expertin für inter­nationale Biodiversitätspolitik.

ALARMIEREND

BEDROHTE VIELFALT D

er weltweite Verlust der biologischen Vielfalt untergräbt unsere ­Lebensgrundlagen. Durch menschliches Handeln gilt heute über ein Viertel der untersuchten Tier- und Pflanzengruppen als gefährdet – mehr als je zuvor. Bis zu eine Million Arten sind mittelfristig vom Aussterben bedroht, wertvolle Ökosysteme stark geschädigt. Die Krise der Natur wirkt ebenso verhängnisvoll wie die Krise des Klimas, die diesen Trend noch verschärft. Als Ausweg bleibt nur, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise gründlich zu verändern. Zu diesem Fazit kommt der jüngste Bericht des Weltbiodiversitätsrates. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung der Artenvielfalt und der Ökosysteme in den letzten 50 Jahren. Zudem fragte der Rat: Wie werden internationale Verpflichtungen umgesetzt? Und was wird aus der biologischen Vielfalt und den Ökosystemen bis 2050? Abschließend erläutern die Wissenschaftler*innen der Politik, wie der Verlust zu stoppen ist – und mahnen dringend zur Kehrtwende.

KOLLAPS ABWENDEN Dem Bericht zufolge haben der weltweite Handel und Konsum den Druck auf die Natur in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht. Speziell die intensive Landwirtschaft, die Abholzung der Wälder, die Überfischung der Meere und der Abbau von Rohstoffen verursachten die Naturzerstörung. Auch für die Zukunft der Menschheit sei der anhaltende Raubbau an ihren natürlichen Lebensgrundlagen verheerend. Darum fordert der BUND die Bundesregierung auf, rasch umzusteuern: hin zu echter Nachhaltigkeit, weg vom Raubbau und vom Mantra des ständigen Wirtschaftswachstums. Mit dem neuesten Bericht gibt es keine Ausreden mehr: Der Motor des Artensterbens ist unser immenser ökologischer Fußabdruck, in Deutschland wie Europa. Es ist unser Konsum von Energie, Fleisch, Palm­öl und Papier, Metallen oder seltenen Erden, der zum Beispiel die Tropenwälder mehr und mehr vernichtet. Sind wir aber bereit, unseren Hunger nach Ressourcen zu verringern und unse-


Natur +Umwelt 3 | 19 › INTERNATIONALES 29

Foto: © Rebecca Cairns-Wicks

Ausgestorben: St. Helena-Olivenbaum, Süd-Atlantik – der letzte Baum ging 1994 ein.

re Lebensweise drastisch zu verändern? Wir alle sollten uns das fragen. Doch den politischen Rahmen muss die Bundesregierung ziehen – indem sie schädliche Subventionen stoppt, ob für die Landwirtschaft, die Fischerei oder den Verkehr.

DEUTSCHLAND GEFORDERT Europa- und weltweit muss die Bundesregierung sich nun für ambitionierte Fortschritte beim Schutz der biologischen Vielfalt einsetzen. Immerhin hat Deutschland die EU-Ratspräsidentschaft inne, wenn es 2020 auf der UN-Biodiversitätskonferenz in China ein neues Regelwerk zu verabschieden gilt. Deutschland als reiche Exportnation muss zudem sein Budget für den globalen Schutz und die Wieder­ herstellung von Ökosystemen erhöhen: von 500 Millionen auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Da alle Industrieländer das Artensterben entscheidend mitverantworten, sind sie verpflichtet, den armen Ländern im Süden finanziell zur Seite zu stehen – beim Schutz der gemeinsamen Lebensgrundlagen.

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WWW.BUND.NET/IPBES

VEREINT IM KAMPF Eine Autobahn soll eine der schönsten Schluchten Bulgariens zerstören, die Kresna-Schlucht. »Za Zamiata«, unser bulgarischer Partner von ­»Friends of the Earth« (FoE), kämpft seit Langem gegen den Bau dieser Straße. Und dafür, w ­ ertvolle Wälder und Flüsse der Region zu bewahren, unterstützt von vielen a ­ nderen im Netzwerk. Die Straße soll mehr Autos und Gütern den Weg von S ­ üd- nach Nordeuropa bahnen. Anfang Juni dieses Jahres standen wir, Vertreter*innen von 25 europäischen FoE-Gruppen, Seite an Seite auf einer alten Steinbrücke über dem Fluss Struma und skandierten »Rettet die Kresna-Schlucht«. Neben mir ­Kolleginnen aus d­er Schweiz und ­Georgien, hielten wir den Kamerateams ein großes Banner entgegen.

Auf der Delegiertenversammlung der FoE, die sich der Aktion für die Rettung der Schlucht anschloss, tauschte sich der BUND speziell mit den Partnern a ­ us Tschechien aus. Denn die gehören nun – wie schon der BUND – einer n ­ ationalen Kohlekommission an. Das bestimmende Thema waren jedoch die A ­ ngriffe auf Umwelt-, Klima- und Naturschutzorganisationen, die unseren Partnern ­in Russland und im übrigen Osteuropa derzeit die Arbeit i­mmer schwerer machen. Unser FoE-Büro in Brüssel wird diese Gruppen künftig stärker als bisher unterstützen – als Zeichen gelebter Solidarität in der internationalen Umweltbewegung. Ann-Kathrin Schneider


30 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

PFLANZENPORTRÄT

BESENHEIDE Zum Hochsommer­ende kündigt sich der Herbst an, wenn die Besenheide (Calluna vulgaris), auch Heidekraut genannt, i­ hre kleinen Blüten entfaltet und manche trocken-sandige ­Bereiche etwa an ­Straßen- oder Wald­rändern rotviolett färbt.

Foto: Gettty Images

DR. GERTRUD SCHERF Die Autorin hat mehrere Pflanzenbücher verfasst. Foto: privat

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er immergrüne Herbstblüher ist ein Zwergstrauch aus der Familie der Erikagewächse und wird höchstens einen Meter hoch. Durch seine sich dachziegelartig überlappenden, an den Rändern eingerollten kleinen Blätter hält er, angepasst an trockene Standorte, die Verdunstung gering. Früher wurde die Besenheide umfassend genutzt. Aus den festen und zugleich biegsamen Zweigen hat man die sogenannten Heidebesen gebunden. Mit einem Absud aus den Zweigen färbte man Wolle, Baumwolle und Seide in gelben, braunen oder grünen Tönen. Das Heidekraut diente als Brennmaterial, Einstreu, Dacheindeckung sowie gemahlen als Futtermittel. Tee aus den getrockneten Blüten war Ersatz für Schwarztee. In der Volksmedizin galt der Blütentee als harntreibendes, wundheilendes und beruhigendes Mittel bei Rheuma, Hauterkrankungen oder Schlafstörungen.

Die Blüten enthalten reichlich Nektar und sind eine geschätzte Bienenweide. Heidehonig, eine Spezialität der Lüneburger Heide, entsteht mancherorts auch in Bayern. Laut Bundesamt für Naturschutz bietet das Heidekraut – als Fraßpflanze für Raupen oder als Nektarpflanze für Falter – Nahrung für 84 Schmetterlingsarten, darunter auch Rote-Liste-Arten. Vielerorts in Deutschland hieß es: Blüht das Heidekraut üppig und bis in die Spitzen des traubigen Blütenstands, kommt ein strenger Winter. Die Besenheide ist in Deutschland nicht gefährdet, aber der Bestand geht seit längerer Zeit stark zurück (Rote Liste 2018). Mit der Wahl zur Blume des Jahres 2019 möchte die Loki-Schmidt-Stiftung auf die gefährdeten Heidestandorte hinweisen. Der Magerkeits- und Säurezeiger dominiert zusammen mit anderen Zwergsträuchern wie Heidelbeere oder Preiselbeere die Vegetation der Zwergstrauchheiden – weitgehend baumfreie, nährstoffarme, bodensaure, sandige und trockene Flächen. Dieser Vegetationstyp kommt vor

allem in Nordwestdeutschland vor (Lüneburger Heide), in Bayern meist nur kleinflächig. Neben lichten Kiefernwäldern auf Sandboden, Waldrändern oder Straßenböschungen bieten der feuchtigkeitstoleranten Besenheide auch manche Moorflächen Lebensraum. Der Erhalt von Zwergstrauchheiden und anderen Heidetypen nützt vielen Arten, doch die Heiden sind bedroht durch Nährstoffeinträge, Bebauung oder Kiesabbau, Intensivierung der Landwirtschaft und Rückgang der Beweidung. Der BUND Naturschutz fordert verstärkten Schutz, beteiligt sich an Pflegemaßnahmen wie Entbuschung oder initiiert und fördert Beweidungsprojekte.

BUCHEMPFEHLUNG Dr. Gertrud Scherf Wildpflanzen neu entdecken. Mit Illustrationen von Claus Caspari blv-Verlag, 18 Euro Zu beziehen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23/9 99 57 20


GERETTETE LANDSCHAFT

Foto: Frank Koch

Um der Natur bei Bitterfeld eine zweite Chance zu geben, erwarb der BUND 1300 Hektar einstige Tagebauflächen, die heute im Besitz der BUNDstiftung sind. Seit knapp 20 Jahren erobern viele Arten das Mosaik neuer Lebensräume in der »Goitzsche«-Wildnis zurück. Ein besonderes Kleinod ist der Zöckeritzer See. Die Kreisgruppe Anhalt-Bitterfeld unterstützt die Stiftung hier dabei, Amphibien, Schmetterlinge und Pflanzen zu dokumentieren. In und um den See lassen sich Moorfrosch, Eisvogel, Fisch- und Seeadler, Kranich und Schwarzstorch sowie Biber und Fischotter beobachten.


Foto: BN

Foto: Manfred Köhler

32 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Flussperlmuschel

Die BN-Aufzuchtstation für Fluss­perlmuscheln Huschermühle

Projektleiter Wolfgang Degelmann

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

ZEITKAUFMASCHINE IN HOF Weil in den letzten Flussperl­ muschel­bächen Bayerns kein ­Nachwuchs mehr hochkommen will, hat der BN eine Aufzuchtstation in Hof in Betrieb genommen. H ­ eidi Tiefen­thaler sprach mit P ­ rojektleiter und Kreisgruppen-­Geschäftsführer Wolfgang Degelmann. Natur+Umwelt: Herr Degelmann, wie viele »Flussperlmuschel-­ Babys« päppeln sie derzeit? Wolfgang Degelmann: Seit Juli letzten Jahres haben wir einige Tausend Jungmuscheln aufgezogen, die jetzt in Lochplatten in ihren Ursprungsbächen leben, wo wir sie weiter betreuen. Der natürliche Fortpflanzungszyklus der Flussperlmuschel ist ja ein hochkomplexer Vorgang (siehe Kasten). Wie funktioniert das denn in einer Aufzuchtstation? Wir saugen im Bach die Larven von trächtigen Altmuscheln ab und bringen sie in die Außenbecken der Aufzuchtstation Huschermühle. Darin schwimmen Bachforellen, in deren Kiemen sich die Larven festsetzen. Nach drei bis fünf Monaten sind sie dort zu Jungmuscheln herangewachsen und wir bringen die Forellen in wärmere Wasserbecken im Haus. Die Muschellarven

meinen dann, es sei Frühling und lassen sich fallen. In der Natur würden sie sich jetzt im Bachbett vergraben. Wir sammeln die winzigen Muscheln ein, päppeln sie noch etwa acht Wochen in Schalen und setzen sie dann in Lochplatten in ihre Herkunftsbäche zurück. So können wir sie weiter kontrollieren und pflegen, bis sie nach dreieinhalb bis vier Jahren die »magische Größe« von zwei bis drei Zentimetern erreicht haben. Dann können sie ohne Lochplatte ausgesetzt werden und ohne Hilfe überleben. Wie viele Jungmuscheln können Sie auf diese Weise aufziehen? Wir können unter diesen halbnatürlichen Bedingungen drei Zucht­ zyklen pro Jahr realisieren, mit denen wir insgesamt 10 000 bis 15 000 Jungmuscheln erhalten. Wir hatten bereits 2012 über die Flussperlmuschel berichtet. Damals war noch nicht die Rede von einem Aufzuchtprogramm. Inzwischen wissen wir, dass wir auf Zeit spielen müssen. Die Muschelstation ist sozusagen eine Zeitkaufmaschine. Zwar laufen die Maßnahmen zur Sanierung der Bäche gut, trotzdem wird es noch einige Jahre dauern, bis sich die Flussperlmuschel in diesen Gewässern wieder ohne Hilfe fortpflanzen kann. Wir wollen nicht riskieren, dass dann nur noch so wenige Flussperlmuscheln existieren, dass der genetische Pool bereits eingeschränkt ist. In Passau züchtet der dortige Landschaftspflegeverein schon seit einiger Zeit Flussperlmuscheln nach. Es ist wichtig, dass wir Jungmuscheln aus unterschiedlichem genetischem Material züchten; es unterscheidet sich nachweislich von Bach zu Bach.


Die Bachsanierungen sollen vor allem dafür sorgen, dass weniger Schlamm auf dem Bachgrund landet. Wie geht das? Viel Schlamm entsteht über die Land- oder Forstwirtschaft, wenn beispielsweise bei Starkregen Erde von Äckern oder Waldwegen über kleine Gräben in den Bächen landet. Wir versuchen zum Beispiel zu erreichen, dass Landwirte Äcker im Umfeld von Perlmuschelbächen in Wiesen umwandeln und Waldwege befestigt werden. Außerdem gibt es Schlammfangbecken in kleinen Seitengräben, die schon mal das Gröbste abfangen.

»So schnell wie möglich die Pforten wieder schließen.« Kommen die alten Muscheln mit der Wasserqualität zurecht? Ja, eine Altmuschel kann halt auch mal 48 Stunden lang »das Maul halten«, respektive sich komplett verschließen. Sie lässt einen Starkregen und die damit verbundene Schlammfracht in den Bächen einfach an sich vorbeiziehen und öffnet sich erst wieder, wenn das Wasser wieder sauber ist. Das kann die Jungmuschel unten im Sediment nicht, die erstickt. Wann kann die Mission Huschermühle als geglückt gelten? Das Ziel der Aufzuchtstation ist glasklar: So schnell wie möglich die Pforten wieder schließen. Denn ein voller Erfolg ist sie dann, wenn sich die Flussperlmuschel in den Gewässern Nordost-­ Oberfrankens wieder selbstständig fortpflanzen und damit als Art überleben kann. Wir rechnen damit, dass das in etwa zehn Jahren der Fall sein wird. Wie viele Jungmuscheln werden dann in den Bächen um Hof leben? Nehmen wir mal an, es läuft alles gut und die Sommer sind nicht dauerhaft so heiß und trocken wie dieses und letztes Jahr, dann rechne ich mit etwa 50 000 überlebenden Jungmuscheln.

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DAS PROJEKT … … Aufbau nachhaltiger Jung­ muschelbestände in Natura-­2000Gebieten im Grünen Band Bayern-­ Tschechien wird von der Europäischen Union gefördert. Gesamtvolumen auf bayerischer Seite: 1,3 Millionen Euro, davon 85 Prozent aus dem INTERREG-Programm Ziel II der EU, fünf Prozent Bayerischer Naturschutzfond und zehn Prozent BN-Kreisgruppe Hof.

Foto: Wolfgang Willner

Natur +Umwelt 3 | 19 › NATUR IM PORTRÄT ›  Flussperlmuschel 33

SO LEBT DIE FLUSSPERLMUSCHEL Sie ist die anspruchsvollste heimische Muschelart und besiedelt nur sehr saubere und sauerstoffreiche Gewässer. Mit einer maximalen L ­ änge von 15 Zentimetern gehört die Flussperlmuschel auch zu den g ­ rößten einheimischen Süßwassermuscheln. Unter günstigen Bedingungen pflanzt sich die Flussperl­ muschel getrennt­geschlechtlich fort. Die Männchen ­geben ihre Spermien ins Wasser ab. Gibt es zu wenige Männchen in einem Gewässer, können sich Weibchen auch zu Zwittern ent­wickeln und so die Fortpflanzung ohne männliches Zutun absichern. Das Weibchen entlässt schließlich 0,04 bis 0,07 Milli­ meter große Muschellarven ins Gewässer. Dies können pro Fortpflanzungszeitraum drei bis vier Millionen sein. Nun heißt es für die Muschellarven, schnell einen Wirtsfisch zu finden, im Fall der Flussperlmuschel in Bayern eine Bachforelle. Die Larven setzen sich in deren K ­ iemen fest und wachsen zu Jungmuscheln heran, die sich im Frühling darauf fallen lassen und sich ins Bachbett ein­ graben. Dort verbringen sie fünf bis sieben Jahre, bevor sie mit e ­ iner Größe von etwa drei Zentimetern wieder »auftauchen« und sich in Gruppen im Bachbett festsetzen. In bayerischen Gewässern können sie über 100 Jahre alt werden. Geschlechtsreif sind sie nach etwa 15 Jahren.

MASSIV ÜBERALTERT Die kritischste Phase des Fortpflanzungs­zyklus’ der Fluss­perlmuschel ist die Phase nach dem Abfallen von den Kiemen bis zum »Wiederauftauchen« aus dem Bachgrund. Selbst unter guten Bedingungen überleben diese nur circa fünf Prozent des Nachwuchses. In den wichtigsten Flussperlmuschelbächen in Bayern ist es heute aber nicht einmal mehr ein Prozent, weil die Jungmuscheln ­ in den verschlammten Bachbetten ersticken. Damit ist die Reproduktion der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel quasi zum Erliegen gekommen. Die Bestände sind massiv überaltert.


34 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  EU-Schutzgebiet

Umweltbildung: Regelmäßig informieren sich Gäste über die Naturschutzarbeit – wie diese Kitagruppe.

Jedes Jahr pflanzt der BUND 10 bis 15 neue Obstbäume.

EUROPÄISCHES SCHUTZGEBIET

GRÜNE INSEL GEFÄHRDET Im Süden Frankfurts engagieren sich BUND-Aktive seit ­vielen Jahren für ein Schutzgebiet. Nun bangen sie um seine Zukunft.

Dieses Gelege eines Gartenrotschwanzes legte 2017 den BUND-Traktor für Wochen lahm.

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atur im Ballungsraum: Es zwitschert und flötet aus jedem zweiten Baum. Nachtigall und Gartenrotschwanz geben ein Konzert. Ein Neuntöter geht auf Heuschreckenjagd, Turmfalken rütteln, kurz fliegt sogar ein Steinkauz vorbei. Die vom BUND betreuten Streuobstwiesen zwischen Mörfelden und Walldorf sind ein Idyll – umtost vom Verkehr.

WASSER FÜR DIE OASE Die Nähe zur Großstadt ist unüberhörbar. Ein Geräuschteppich lastet dauerhaft über den zarten Klängen der Natur. Nur wenige Kilometer entfernt macht sich im Norden und Westen der größte deutsche Flughafen breit. Im Osten begrenzt eine viel befahrene Bahntrasse das Gebiet, dahinter liegen eine Bundesstraße und – bei Ostwind als Rauschen vernehmbar – die Autobahn A5. Von Nord und Süd rahmen Wohngebiete die Kulturlandschaft ein. Wie an jedem Sommertag steuert Dirk Kieselstein den Bauwagen des BUND an:

rotes Rad, grüne Kappe, so kennen viele der Anwohner ringsum den 73-Jährigen. Wenig später ist er auf einen kleinen Traktor umgestiegen, im Anhänger ein Wassertank. Es ist heiß, die Obstbäume leiden unter Trockenheit. Besonders das Dutzend der jüngsten Bäume – angepflanzt im vergangenen November – braucht Wasser. Es sind traditionelle Sorten wie »Bohnapfel« oder »Gellerts Butterbirne«.

STÄNDIG AUF ACHSE Die »Sandtrockenrasen zwischen Mörfelden und Walldorf« – so der Titel des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes – benötigen dauerhafte Pflege. Mit einer Handvoll von Helfern ist Dirk Kieselstein darum das ganze Jahr über auf Achse. Im Sommer müssen viele Obstbäume gegossen und die blumenreichen Magerrasen beweidet werden. Was die Schafe nicht abfressen, müssen die ehrenamtlich Aktiven im Winter beschneiden. Vor allem den invasiven Robinien und Traubenkirschen rücken sie


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  EU-Schutzgebiet 35

FFH-GEBIET BERTHA-VONSUTTNER-SCHULE

Im Sommer muss Dirk Kieselstein die jungen Obstbäume täglich gießen.

zu Leibe, damit die Landschaft ihren halboffenen Charakter behält und nicht verbuscht. Anstrengend ist das, zumal alle Beteiligten schon im Rentenalter sind. Immerhin: Die Umweltbehörden liefern die nötige Unterstützung. Zur Pflege der strukturreichen Obstwiesen kann der BUND auf ein festes Budget zurückgreifen, um das notwendige Gerät anzuschaffen. Außerdem konnte der BUND einen Großteil des 100 Hektar umfassenden Gebiets pachten. Das gibt den Aktiven viele Möglichkeiten, im Sinne der Natur zu entscheiden. Erst jüngst gelang es Dirk Kieselstein einem Landwirt, der Flächen am Rand des Schutzgebiets beackert, einen besonders breiten Blühstreifen abzuringen.

DRUCK DER GROSSSTADT Sorgen bereitet dem Kreisgeschäftsführer des BUND, Herbert Debus, eine andere Entwicklung. Wie in so vielen Großstädten wird auch im nahen Frankfurt der Platz verknappt – durch Spekulation, Gentrifizierung oder Büros für Banken … Deshalb dränge die Stadt und zudem der (grüne!) Wirtschaftsminister Al Wazir die umliegenden Gemeinden, mehr Bauland auszuweisen. In Mörfelden-Walldorf stieß dieser Wunsch bereits auf interessierte Ohren. So richten sich die Begehrlichkeiten der Rathauskoalition (SPD, Freie Wähler, FDP)

derzeit auf ein geschütztes Gelände östlich des FFH-Gebiets und der Bahnstrecke. Die Freien Wähler, zweitstärkste Fraktion im Stadtparlament, wollen sogar mitten im Schutzgebiet bauen – dort, wo eine Gesamtschule aus dem Gebiet ausgeklammert ist. Doch ihr Gelände bietet lang nicht genug Platz für den beabsichtigten Neubau von zwei Rathäusern sowie Bauhöfen, Geschäften oder Gastronomie. Im Koalitionsvertrag der drei Parteien heißt es dazu vielsagend: »Bei Bedarf« werde man prüfen, ob schutzwürdige Freiflächen nicht »umgewidmet« werden können.

POLITISCHE WENDE? Egal, wo gebaut würde: Der dann anschwellende Publikumsverkehr würde die Streuobstwiesen auf jeden Fall in Mitleidenschaft ziehen. »Viele seltene Pflanzen und Tiere wären auf Dauer kaum zu halten, wenn ihr Lebensraum derart verstädtert«, so Debus. Zum Zielkonflikt zwischen Wohnungsbau und Flächenschutz verweist er auf ein Konzept des Arbeitskreises »Landesplanung und Raumordnung« im BUND Hessen. Und bekräftigt, der BUND erwäge das Schutzgebiet notfalls auch vor Gericht zu verteidigen. Doch vielleicht wird es so weit gar nicht kommen: Am 19. Juni zog – nach 70 Jah-

ren in SPD-Hand – erstmals ein Bürgermeister der Grünen ins Rathaus ein. Sein Slogan lautete: »Die Mitte bleibt grün.« Severin Zillich

KÄTE UND WALTER RAISS Die Basis für das heutige FFH-Gebiet legten Walter und Käte Raiss aus Walldorf in den 1980er Jahren. Das Ehepaar stand nicht nur jahrzehntelang mit an der Spitze der Protestbewegung gegen die Umweltbelastung und den Ausbau des Frankfurter Flughafens. Die Gründungsmitglieder des BUND-Ortsverbandes gewannen auch Hunderte Eigentümer von Streuobstwiesen dafür, den Verbund ihrer meist winzigen Parzellen als Ganzes unter Schutz zu stellen. Der größte Teil des 1989 ausgewiesenen »Geschützten Landschaftsbestandteils« genießt nun seit 2005 den Schutz der EU. Für ihren Einsatz pro Umwelt und Natur erhielt das mittlerweile verstorbene Paar 2009 das Bundesverdienstkreuz.


Bedroht Die aalförmigen Meerneunaugen leben in Küstennähe und schwimmen zum Laichen die Flüsse hinauf – wie diese beiden Tiere im Rhein. Nach sechs bis acht Jahren als Larve wandert der ausge­wachsene Nachwuchs ins Meer ab und saugt sich als Schmarotzer an F ­ ischen fest. ­Früher waren Neunaugen gängige Speise»fische« (­ eigentlich zählen sie zu den urtümlichen Rundmäulern). Heute g ­ elten sie bundesweit als stark gefährdet. Die Gründe: Wasserverschmutzung, Gewässerausbau, Querbauten und Wasserkraftwerke.


Foto: blickwinkel/A. Hartl


38 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  WIRTSCHAFT & TECHNIK ›  Grüne Geldanlage

GUT FÜRS KLIMA?

GRÜNE GELDANLAGE Viele BUND-Mitglieder achten darauf, im Alltag Natur und Umwelt zu schonen. Auch die Frage, wie man sein Geld anlegt, ist hierbei von Bedeutung. Denn allzu oft finanzieren wir unwissentlich den Raubbau natürlicher Ressourcen. JOACHIM SPANGENBERG ist Sprecher des BUND-Arbeitskreises »Wirtschaft und Finanzen«.

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eit einigen Jahren drängen Umweltverbände Anleger dazu, ihr Geld nicht länger in fossile Unternehmen zu stecken. Mit Recht. Es ist moralisch verwerflich, an der Klimazerstörung zu verdienen – als Anleger wie als Firma. Nur: Was bewegen grüne Geldanlagen wirklich?

DAS SCHWÄRZESTE SCHAF Der Weltklimarat fordert, den globalen Verbrauch von Erdöl bis 2030 um 20 Prozent zu senken, bis 2050 um 55 Prozent. Stattdessen steigt die globale Nachfrage weiter jedes Jahr um 1 bis 2 Prozent. Die globale Energiewirtschaft plant viele Billionen Euro zu investieren, um diese Nachfrage zu befriedigen und als Chance für Profite zu nutzen – von Fracking in Texas bis zu neuen Tiefseebohrungen. Allen voran ExxonMobil: Der größte börsennotierte Ölkonzern der Welt plant seine Öl- und Gasförderung von 2017 bis 2025 um ein Viertel zu erhöhen. Da die Reserven stetig schrumpfen, investiert er stark in die Suche nach neuen Öl- und Gasvorkommen (mit deren Hilfe sich die Erdtemperatur auch um 5 bis 6 Grad erhöhen ließe …). Dazu zählen Gasfunde in der Tiefsee vor Zypern und neue Ölfelder vor der Küste Guayanas. ExxonMobil hält zudem große Anteile von Ölsanden – eine der CO2intensivsten Möglichkeiten, Öl zu fördern. Und ist im Fracking aktiv, das mit seinem Methan-Ausstoß mindestens so klimaschäd-

lich ist wie die Kohleverbrennung. Insgesamt 200 Milliarden Dollar will der Konzern ausgeben, um fossile Energien zu fördern und seinen Gewinn bis 2025 zu verdreifachen. Grüne Investoren und Umweltschützerinnen, Kommunen und Staatsanwälte versuchen ihn von diesem Höllenkurs abzubringen. Bisher vergeblich. Dazu kommt die gezielte Falschinformation der Öffentlichkeit, die ExxonMobil seit Jahrzehnten selbst betreibt und sponsert. Total, BP und Chevron planen ihre Produktion ebenfalls zu erhöhen, wenngleich nicht ganz so skrupellos. Shell kündigte an, seinen Netto-Gesamtausstoß von CO2 (inklusive der Emissionen, die beim Verbrennen von Öl entstehen) bis 2050 halbieren zu wollen und Emissionsminderungen bei der Festlegung ihrer Managergehälter zu berücksichtigen. Dies ist auch auf Druck kritischer Aktionäre geschehen, etwa des Erzbischofs von Canterbury, der die Pensionsfonds der anglikanischen Kirche repräsentiert. »Milieudefensie«, unser niederländischer Partnerverband, will jedoch mehr von Shell. Er fordert Shell auf, die eigenen Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf Null zurückzufahren. Das wäre nur möglich, wenn Shell sich gänzlich von der Ölförderung abwendet und weiterhin in Wind- und Solarenergie investiert.

RENDITE STATT VERANTWORTUNG Ölfirmen sind verlässliche Geldlieferanten; sie zahlen dauerhaft hohe Dividenden. Das können sie, weil die Gewinnspannen im Ölgeschäft deutlich höher sind als bei erneuerbaren Energien.


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  WIRTSCHAFT & TECHNIK ›  Grüne Geldanlage 39

Foto: J. Spangenberg

3 FRAGEN AN DEN EXPERTEN

Die Erdölförderung von Shell hat das Nigerdelta auf großer Fläche verseucht.

Deshalb investieren große institutionelle Anleger heute vermehrt in Ölfirmen: Der Aktienanteil der 20 größten stieg 2014 bis 2017 von 24 auf 27 Prozent. In Erneuerbare wird weltweit nur ein Bruchteil investiert. Solange die satten Renditen der fossilen Firmen das große Investmentkapital anziehen, bleibt die Hoffnung wohl illusorisch, die fossile Industrie ließe sich beeinflussen, indem wir unsere Ersparnisse gezielt in umweltschonendere Unternehmen anlegen. Die Rendite, nicht die Verantwortung bestimmt, wie die allermeisten Ölfirmen agieren. Insofern sind grüne Geldanlagen weniger ein Instrument politischer Veränderung. Sie bieten uns vielmehr die Möglichkeit, auch bei der Geldanlage sicherzustellen, dass wir gemäß unseren Wertvorstellungen handeln.

GUT ANGELEGT Aktien oder Fonds sind prinzipiell spekulative Anlagen – also nichts für Verbände und Stiftungen, und ungeeignet für die Altersvorsorge. Wer aber darüber hinaus Geld anzulegen hat, kann dies in Fonds tun, wie sie verschiedene ethische Banken anbieten. Dazu Rolf Buschmann, der für den BUND im Anlageausschuss der GLS-Bank sitzt: »Nachhaltige Geldanlagen sind heute mehr als ein Lippenbekenntnis einzelner Banken. Es gibt eine Vielzahl von Fonds, die mit strengen Auswahlkriterien überprüfen, in welche Unternehmen sie investieren. Und das zahlt sich aus: Die Erträge vieler Ökofonds lagen in den letzten fünf Jahren über dem Marktdurchschnitt – zum Beispiel der GLS Aktienfonds und der Ökoworld Ökovision Classic Fonds.« Der Marktanteil nachhaltiger Geldanlagen liegt in Deutschland derzeit bei lediglich drei Prozent. Doch immerhin ist verantwortliches Investieren als Thema inzwischen auch auf europäischer Ebene angekommen. Mit einem Aktionsplan zur »Finanzierung nachhaltigen Wachstums« will die EU neue Standards für nachhaltige Geldanlagen schaffen und diesen damit mehr Bedeutung zuweisen.

Maximilian Gege, Vorsitzender des Bundesdeutschen Arbeits­ kreises für Umweltbewusstes ­Management (B.A.U.M.) Herr Gege, wir kennen Sie als Vorkämpfer für umweltbewusstes Management. Jetzt haben Sie einen neuen Fonds initiiert. Warum? Die Kapitalmärkte müssen endlich grüner, ehrlicher und nachhaltiger werden. Immer noch werden Milliarden in Nestlé, Coca-Cola, McDonalds, Google, Facebook, ­Alibaba oder Rheinmetall investiert. Und das oft unbewusst, da der Anleger gar nicht weiß, wie sein Geld investiert wird. Damit werden Konzerne unterstützt, die ein keinesfalls nachhaltiges Geschäftsmodell verfolgen. Was ist das Besondere an Ihrem Fonds? Der Fonds konzentriert sich primär auf nachhaltig erfolgreich wirtschaftende, kleine und mittelständische Unternehmen. Diese durchlaufen einen sozial-ökologischen Prüfprozess und werden von einem Nachhaltigkeitsbeirat diskutiert und freigegeben. Branchen wie die Rüstung sind hundertprozentig aus-

geschlossen. Liegt die Wertentwicklung über 6 Prozent, kommt eine »Performance Fee« zum Tragen, mit der weltweit Kinder- und Umweltprojekte unterstützt werden. Was erhoffen Sie sich damit? Ich hoffe sehr, dass der Fonds bei vielen Menschen langfristig Anklang findet. Leider gibt es immer noch Vorbehalte gegen Aktienanlagen. Daher liegen über 2000 Milliarden Euro unverzinst auf Sparbüchern etc. und bringen dem Anleger keine Erträge. Das erhöht die Gefahr einer Altersarmut, die Vermögensbildung unterbleibt. So werden jedes Jahr 40–60 Milliarden Euro an Erträgen verschenkt. Weiter hoffe ich, dass die Anleger ihre bisherigen Anlagen kritisch prüfen: Wo ist das Geld angelegt? Hier hilft gezieltes Nachfragen. Und dass sie wissen: Es gibt hervorragende Alternativen. Mehr zum Fonds GGF unter: kontakt@ greengrowthfutura.de


BN UND ADFC GEMEINSAM FÜR BESSERE VERKEHRSPOLITIK

+233

Mio. Euro*

Gesellschaftlicher Nutzen

gegenüber

–222

Mio. Euro* Kosten

Externe Kosten* für Verkehr Fußverkehr 10,7 Mio. Euro

Lkw-Verkehr 32,7 Mio. Euro

Radverkehr 33,8 Mio. Euro

UMSTEIGEN AUFS FAHRRAD Um die Ziele das P ­ ariser Klimaschutzabkommens zu erreichen und eine Klimakatastrophe abzu­wenden, sind viele Maßnahmen nötig. Auch die Verkehrspolitik muss sich verändern. Über die aktuellen Diskussionen im Radverkehr sprach Natur+Umwelt mit der Landesvor­ sitzenden des ADFC, Bernadette Felsch, und dem Landes­ beauftragten des BN, Martin Geilhufe.

ÖPNV 18,7 Mio. Euro

Pkw-Verkehr 221,6 Mio. Euro

* pro Jahr, für München Datenquelle:www.munichways.com

Natur+Umwelt: Seit fast einem Jahr demonstrieren Schüler*innen und Studierende für mehr Klimaschutz. Ist der Radverkehr essenziell für den Klimaschutz, Herr Geilhufe? Geilhufe: Der Verkehrssektor verbraucht ein Drittel aller Endenergie, stößt gut 20 Prozent aller Abgase aus und verursacht

am meisten Lärm. Der Löwenanteil entfällt auf den motorisierten Individualverkehr. Im Verkehrsbereich sind die Emissionen seit 1990 nicht gesunken. Es wird viel über Elektromobilität und synthetische Kraftstoffe geredet. Klar ist: Das Fahrrad ist und bleibt die sauberste Fortbewegungsart nach dem zu Fuß gehen und wird dennoch von der Politik übersehen. Ziel muss es sein, bisherige Autofahrer zu überzeugen, aufs Fahrrad umzusteigen. Warum steigen denn nicht mehr Leute aufs klimafreundliche Fahrrad um, Frau Felsch? Felsch: Das fragen wir uns auch, denn 50 Prozent aller gefahrenen Autostrecken sind unter 5 Kilometer lang, 70 Prozent unter 10 Kilometer. Das sind ideale Radldistanzen. Obendrein ist das Rad leise und man kommt viel gesünder, billiger und meist schneller ans Ziel, weil man Staus umfährt, weniger Umwege hat und

ÜBER DEN ADFC Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-­ Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 180 000 Mitgliedern, davon mehr als 28 000 in Bayern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerin­ nen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik und Tourismus. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die Förderung des Radverkehrs.


Natur +Umwelt 3 | 19 › WIRTSCHAFT & TECHNIK ›  Mobilität 41

Wollen gemeinsam mehr bewegen für den Radverkehr: Bernadette Felsch, Landes­ vorsitzende des ADFC, und Martin Geilhufe, Landesbeauftragten des BUND Naturschutz.

BN o:

Fo t

sät wird Verkehr ernten«, das ist beim Auto traurige Realität. Beim Fahrrad wollen wir das nun für die Klimaziele nutzen: »wer Fahrradwege sät, wird Fahrradverkehr ernten.«

keinen Parkplatz suchen muss. Wenn man die Menschen fragt, warum sie trotzdem lieber das Auto oder die Bahn nehmen, wird schnell klar: Es fehlt an sicherer und durchgängig guter Fahrrad-Infrastruktur. Darum und auch weil die Autos immer größer und mehr werden, fühlen sich die Leute auf dem Rad nicht sicher. Es müssen folglich mehr und gute Radwege her, und da fehlt es bislang leider meist noch am politischen Willen! Herr Geilhufe, sind es nicht einfach die zu weiten Wege, die die Menschen davon abhalten mit dem Rad zu fahren? Geilhufe: Ja und nein. Weil die Radwege insbesondere auf dem Land fehlen und sehr häufig schlecht miteinander verknüpft sind, ist es auf weiten Strecken bisher schwieriger das Rad zu nehmen. Gefährliche Kreuzungen und vom Auto dominierte Verkehrspunkte mindern die Attraktivität des Fahrrads. »Wer Straßen

Frau Felsch, glauben Sie, dass das Thema Radverkehr im Bewusstsein der Menschen und der Politik angekommen ist? Felsch: Nach dem erfolgreichen Bamberger Radentscheid hat auch der Radentscheid München in nur drei Monaten 160 000 Unterschriften gesammelt und eingereicht. In vielen weiteren bayerischen Kommunen, auch in kleineren, formieren sich weitere Radentscheid-­Bünd­nisse. Die Radfahrenden machen den politischen Parteien klar, dass den Worten zur Radverkehrsförderung endlich Taten folgen müssen, damit man sich nicht mehr als ungeliebte Minderheit im Verkehr fühlt. Was leider noch nicht angekommen ist, sind die volkswirtschaftlichen Folgen des Verkehrs. Kurz gesagt: Radfahren erzeugt volkswirtschaftlichen Gewinn, wenn man externe Kosten einpreist. Kfz-Fahrten kosten die Allgemeinheit hingegen. Johannes Schürmann hat dies für München kürzlich genau berechnet: Dort kostet der Pkw-Verkehr jährlich ca. 145 Euro pro Kopf, der Radverkehr 22 Euro pro Kopf.

Doch während dem bei Autofahrten kein gesellschaftlicher Nutzen gegenübersteht, sind es bei jeder Stunde Radfahren über 5 Euro*. Das summiert sich auf 233 Millionen Euro Gewinn durch Radfahrten und 222 Millionen Euro Verlust durch den motorisierten Individualverkehr im Jahr – allein für München! Das Thema Radverkehr scheint für beide Verbände relevant zu sein. Wie läuft die Zusammenarbeit auf diesem Feld? Felsch: Zusammen geht vieles leichter und man findet auch besser Gehör. Das haben wir bereits bei der gemeinsamen

»Es fehlt am politischen Willen.« »Mia-Hams-Satt«-Demo erprobt und beschlossen, dass wir diese Zusammen­ arbeit ausbauen wollen. Als nächstes werden wir zur IAA am 14. September wieder Seite an Seite stehen und für eine echte Mobilitätswende und umweltfreund­ licheren Verkehr demonstrieren. Geilhufe: Richtig, wir sehen uns im Verkehrsbereich einer mächtigen Lobby gegenüber. Die Themen saubere Luft, Mobilität und Klimaschutz bringen uns einander immer häufiger näher. Das wollen wir auch jenseits von Demos ausbauen. * Nachzulesen auf der Seite von MunichWays: ­ www.munichways.com/was-kostet-der-verkehr-inmuenchen-wirklich/

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42 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung

NATURSCHUTZ MIT ZIEGEN In der nördlichen Oberpfalz hat der BN eine b ­ esondere Kulturlandschaft wiederbelebt – m ­ it der Hilfe von Ziegen als vierbeinigen Landschaftspflegern.

K

aum ist Ludwig Rauch über den niedrigen Weidezaun geklettert, kommen Mecki, Gretl, Arnold und die anderen Ziegen auch schon angetrabt: Die Gesichter wie braun-weiß maskiert, lange, gebogene Hörner, meistens braune Rücken – typisch für ThüringerWald-­Ziegen. Wie jeden Tag hat »der Luk« eine Handvoll Getreide als Leckerli mitgebracht. Er kennt alle 15 Ziegen mit Namen, und er weiß genau, welche gerade das rang­höchste Tier in der Herde ist. Wenn’s um Leckerli geht, muss er schon mal eingreifen, damit auch die schwächeren Tiere etwas davon abbekommen. Zweck dieses Rituals ist aber nicht eine zusätzliche Fütterung, sondern so kann Rauch die Ziegen zählen und eventuelle Krankheiten oder Verletzungen erkennen. Ehrenamtlich übernimmt er diese Aufgabe seit Jahren. Ansonsten bleiben die robusten Tiere sich selbst überlassen und entwickeln dabei zur Freude von Fachleuten das Herdenverhalten, das für Ziegen typisch ist. Seit 1997 ziehen die Ziegen wieder durch die steilen Hänge bei Stein im Pfreimd­ tal. Davor war die traditionel-

le Ziegenbeweidung dort für drei Jahrzehnte unterbrochen und damit auch die Art der Bewirtschaftung, die das Bild dieser Kulturlandschaft prägte: mit sonnigen trockenen ­Rasenflächen, geringem Baumund Strauch­bewuchs und schroffen Granitbändern. Nur in dieser offenen Landschaft konnten sich spezialisierte Tierund Pflan­zengesellschaften ansiedeln. Sie waren im Schatten eines dichten Schlehenbewuchses fast verschwunden, bis die Ortsgruppe Pfreimd mit ihrem Vorsitzenden Arnold Kimmerl ein vier Hektar großes Grundstück kaufte und über zehn Jahre hinweg mühsam in Handarbeit entbuschte. Dann holten sie sich die Ziegen als Helfer, um die Flächen offen zu halten. Der erwünschte Erfolg trat ein: Wissenschaftliche Untersuchungen auf den beweideten Flächen – mittlerweile sind es sieben Hektar – weisen 244 Arten von Nachtfaltern nach, fünfzehn Heuschreckenarten, zwei gefährdete Vogelarten und eine weitere lange Liste von seltenen Tier- und Pflanzenarten. Viele Leute im Dorf freut es, dass es »jetzt wieder so ausschaut wie’s früher war« – besonders die älteren, die selbst als Kinder noch nach der Schule zum Ziegenhüten raus mussten. Mit großem Einsatz und erkennbarer Freude beteiligen sie sich an dem »Goißnfest», das die Ortsgruppe Pfreimd jährlich am zweiten Okto-

Ein fröhliches Fest ist es jedes Jahr, wenn die Ziegen im Herbst von den Weiden geholt werden. In diesem Jahr findet es am 13. Oktober statt.

bersonntag ausrichtet, in diesem Jahr am 13. Oktober. Ein hübscher Wanderweg führt von Pfreimd nach Stein. Er beginnt bei einem Wanderparkplatz an der östlichen Autobahnausfahrt und folgt dann dem südlichen Ufer der Pfreimd bis Stein. Das Ziegengehege kann man nicht betreten, aber kurz bevor wir Stein erreichen, sehen wir, dass der gegenüberliegende Hang fast frei von Büschen ist – und mit etwas Glück entdecken wir auch die Ziegen bei der Arbeit, wie sie dafür sorgen, dass es wieder so aussieht wie früher. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

INFOS ZUR WANDERUNG •• Ausgangspunkt: Pfreimd, ­Wanderparkplatz an der östlichen Autobahnausfahrt •• Reine Gehzeit: hin und zurück etwa 2 Stunden, beliebig erweiterbar (Goldsteig nach Tännesberg) •• Höhenunterschied: gering •• Wegcharakter: befestigte, stellenweise geteerte Wege und Straßen, kinderwagenfähig •• Einkehr: Stein (nicht an allen ­Tagen), Pfreimd

Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Reise Hainich 43

REISEDATEN 8. – 13. Oktober 2019

Foto: Thomas Stephan

Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de

Der Urwald als Seelenspiegel: Im Hainich gehören das ­Unterwegssein und Ankommen bei sich selbst zusammen.

UMWELTFREUNDLICH REISEN

EIN BAD IM WALD »Waldbaden« konnte man bei BUND-Reisen schon, lange bevor es zum Trend wurde. Ein besonders schönes Erlebnis: wandern im Nationalpark Hainich.

E

s ist 22 Uhr abends. Im »Wald-Resort« wird die Außenbeleuchtung ausgeknipst. Nächtliche Schwärze senkt sich über die Häuser der kleinen Ferienanlage. Über uns spannt sich das Sternenzelt auf. Die Wipfel des nahen Waldes stanzen sich als schwarzer Scherenschnitt in das Lichtermeer. Im Dunkel vernehmen wir jetzt die Geräusche des Waldes viel deutlicher: Wind raschelt in den Blättern, ein Ast knackt. Da, ein Käuzchen ruft! Und wie gut die klare, herbstliche Luft riecht, nach Laub und Erde. Vor unserem inneren Auge steigen die Bilder der heutigen Wanderung auf. Der Baumkronenpfad, der auf Holzstegen zwischen den Ästen der hohen Buchen hindurchführt, hatte uns mit rotgoldenem Farbenrausch umfangen: »Indian Summer« in Thüringen. Im Wald unterwegs zu sein und dabei zur Ruhe

kommen – dieses »Waldbaden« ist das Ziel unserer Reise. Dafür ist der 1997 gegründete Nationalpark Hainich in Thüringen mit seinem alten Baumbestand der ideale Ort. Vor der Wende war die Region militärisches Sperrgebiet, die Natur konnte sich fast ungestört entwickeln. Mit 5000 Hektar ist der Nationalpark zwar nicht besonders groß, dafür aber reich an Biotopen und Arten. Zahlreiche Vogel- und Pilzarten leben hier.

DER URWALD RUFT Einer der schönsten Wanderwege im Hainich ist der Saugrabenweg. Auf ihm laufen wir durch das UNESCO-Weltnatur­ erbe. In Begleitung eines Rangers betreten wir die Kernzone des Nationalparks. Schlanke Buchenstämme formen einen Hallenwald, dessen Kronen sich zu einem

Gewölbe verschränken. Welch ein Kontrast dazu die knorrigen Eichen! Wo unsere Schuhe im welken Laub versinken, breiten sich im Frühling Teppiche von Mär­ zenbechern, Buschwindröschen und Bärlauch aus. Wir besuchen das Nationalparkzentrum und die Umweltbildungsstation, wo wir erfahren, wie sich der Nationalpark Hainich als größtes zusammenhängendes und nutzungsfreies Laubwaldgebiet Deutschlands anschickt, ein »Urwald mitten in Deutschland« zu werden. Seit 2011 zählt der Kalksteinhöhenzug zudem zur UNESCO-Weltnaturerbestätte »Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands«. Ein Highlight ist der Besuch des Wildkatzendorfes Hütscheroda. Bei einer Fütterung zeigen sich die sonst so scheuen Tiere aus der Nähe. Am Nachmittag bleibt Zeit für einen Abstecher nach Bad Langensalza mit der historischen Altstadt, den vielen Parks und der wohltuenden Friederiken-Therme. Frische Luft macht hungrig. Auf dieser Reise kommt das Kulinarische nie zu kurz, auf unseren Wanderungen sammeln wir essbare Kräuter, die wir an einem gemeinsamen Kochabend verwenden. Zu kosten gibt es auch Spezialitäten wie die Thüringische Rostbratwurst und Thüringische Klöße. Wir befinden uns in der Welterberegion »Wartburg Hainich«, in der sich Burgen, Klöster, Schlösser und kopfsteingepflasterte Städte in die Natur Thüringens einschmiegen. Da lohnt es sich, ein paar Tage an Streifzügen durch die Region anzuhängen. Lucia Vogel


44 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen

AUS DEM VERBAND Foto: Achim Schmidt

Bei der Verleihung des Bayerischen Naturschutz­ preises (von links): BN-Vorsitzender Richard Mergner, Michael Müller, BUND-Vorsitzender Hubert Weiger, stellvertretender BN-Vorsitzender Sebastian ­Schönauer

FÜR EIN JAHRHUNDERT DER NACHHALTIGKEIT Der SPD-Politiker und langjährige Bundestagsabgeordnete Michael Müller wurde im Juni mit dem Bayerischen ­Naturschutzpreis geehrt. Mit dieser Auszeichnung würdigt der BUND Naturschutz Persönlichkeiten, die sich um den Natur- und Umweltschutz besonders verdient gemacht haben. In seiner Laudatio bescheinigte der BUND-­ Vorsitzende Hubert Weiger dem Preisträger nichts Geringeres, als dass er Naturschutzgeschichte geschrieben habe, vor allem als Mitglied bedeutender Enquete-­ Kommissionen im Bundestag. Müller­ war Mitglied der Enquete-Kommissionen »Chan­­ cen und Risiken der Gentechnik« Ende der 80er Jahre sowie »Schutz der Erd­atmosphäre«. Schon damals brachte er das 1,5-Grad-Ziel in die politische Debatte ein. Seiner Arbeit ist es maßgeblich zu verdanken, dass 1991 ein Kabinettsbeschluss der Bundesregierung zustande kam, der eine Reduktion der nationalen

CO2-Emissionen um 25 Prozent bis 2005 vorsah. Michael Müller war zudem Vorsitzender der Enquete-­Kom­mis­sion »Schutz des Menschen und der Umwelt«. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag setzte sich Müller nicht zur Ruhe, sondern arbeitete mit in der Enquete-Kommission »Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft«. Von 2014 bis 2016 war er einer der Vorsitzenden der Kommission »Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe«. Der SPD-Politiker Michael Müller war über ein Vierteljahrhundert Mitglied des deutschen Bundestages sowie Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt und Reaktorsicherheit. »Wir verleihen dir diesen Preis in Anerkennung deines jahrzehntelangen Einsatzes für den Natur- und Umweltschutz«, betonte Hubert Weiger. »Du bist einer der

wenigen führenden Politiker, der sich bereits seit den 80er Jahren im Kampf gegen die Erderwärmung engagiert«, würdigte Weiger das langjährige Wirken Müllers. »Es braucht Vordenker, aber auch Vorkämpfer. Du bist beides in einer Person.« Der Geehrte betonte die Notwendigkeit, die großen Zusammenhänge zu sehen. Er plädierte für ein völlig neues Gesellschaftsmodell, das die großen europäischen Ideen bewahre und sie verbinde mit den Notwendigkeiten einer sozialökologischen Transformation. Die Naturzerstörung habe eine globale Dimension und damit eine völlig neue Qualität erreicht, so Müller. »Es geht heute darum, dass die Ökologie zum Ausgangspunkt unserer Überlegungen werden muss. Wir brauchen einen Neohumanismus, eine neue Qualität menschlicher Verantwortung und Solidarität.« Er sei überzeugt, so Michael Müller, »dass wir gemeinsam erfolgreich sein können – dass das 21. Jahrhundert nicht ein Jahrhundert der Verteilungskämpfe, sondern ein Jahrhundert der Nachhaltigkeit werden kann.« Die großen Zusammenhänge zu erläutern, sei eine zentrale Aufgabe der Umweltorganisationen, meinte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Michael Müller habe die Kluft zwischen den enormen Problemen der Klimakrise und alltäglichen Anforderungen gezeigt. »Du hast uns heute Mut gemacht, diesen Spagat auszuhalten.«


Natur +Umwelt 3 | 19 › AUS DEM VERBAND ›  Meldungen 45

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LIEBE MITGLIEDER,

»Wir wollen eine sozial gerechte und öko­logisch verträgliche Weltwirtschaft!« Mit diesem Motto nahm der neue BN-­ Landesarbeitskreis Wirtschaft im Mai seine Arbeit auf. Sein Ziel ist es, zu einer globalen, sozialökologischen Transformation beizutragen. Als Sprecher wählten die Mitglieder des Arbeitskreises Heiner Müller-Ermann aus der Kreisgruppe Erding. Seine Stellvertreter sind Thorsten Kellermann (KG München) und Georg Kestel (KG Deggendorf). Der jüngste Arbeitskreis des BUND Naturschutz hat sich vorgenommen, groß zu denken und gleichzeitig in realistischen Schritten voranzugehen. Er möchte BN-­ Mit­ gliedern Beispiele liefern für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und sie wappnen gegen die »Totschlagargumente«, zum Beispiel, dass die Schaffung neuer Arbeitsplätze wichtiger sei als Umweltschutz. Zudem sollen Veranstaltungen und Diskussionen angeboten werden sowie die Zusammenarbeit mit Organisationen gesucht werden, die sich für eine andere Art des Wirtschaftens einsetzen. Der BN-Vorstand freut sich auf Impulse aus dem neuen Arbeitskreis.

i

MITMACHEN ERWÜNSCHT! Kontakt: julika.selinger@ bund-naturschutz.de

for Future und vieler Aktionen vor Ort ist es gelungen, Klimaschutz in den Mittelpunkt der Europawahl zu stellen. Wir brauchen wirksame Klimaschutzmaßnahmen jetzt! Die Klimakrise betrifft uns auch in Bayern ganz konkret. So leiden die Nadelbaumarten Kiefer und Fichte, aber mittlerweile sogar auch Buchen und Eichen unter den ­Klimaextremen Hitze, Trockenheit und Stürme. Besonders in Nordbayern sterben immer mehr Kiefern ab, teilweise ganze Wälder. Wir stehen vor ­einem Waldsterben 2.0, das durch die Klima­krise verursacht wird. Um es

Foto: Roggenthin

NEU IM BN: ARBEITSKREIS WIRTSCHAFT

Bayern hat ein neues, stärkeres Naturschutzgesetz bekommen. Wer hätte das vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Nach dem erfolgreichsten Volksbegehren Bayerns hat der Landtag am 17. Juli den von der ödp geschriebenen Gesetzestext des Volksbegehrens Artenvielfalt angenommen – samt Begleitgesetz und einem umfassenden Maßnahmen­paket. Dies ist eine Sternstunde des Naturschutzes und der direkten Demokratie. Das neue Naturschutzgesetz hat das Potenzial, Bayern maßgeblich zu verändern. Wie im Volksbegehren gefordert, verpflichtet sich der Freistaat, ab sofort zum Erhalt und der Entwicklung der Artenvielfalt und dem Erhalt und der Verbesserung von Lebensräumen beizutragen. Zu den größten Erfolgen zählen die Einstellung von 50 Biodiversitätsberatern und 50 Wildlebensraumberatern, der Erhalt von 10 Prozent Naturwaldfläche als funktions­ fähiges Netz von nutzungsfreien Wäldern, die Verpflichtung zu Gewässerrandstreifen, die E ­ rhöhung des Biotopverbundes auf 15 Prozent des Offenlandes und die Erhöhung des Ökolandbaus auf 30 Prozent bis 2030. Unsere Landwirtschaft soll naturverträglicher werden. Das Landwirtschaftsministerium muss dazu die Förderprogramme für Umweltleistungen der Landwirte um mindestens 50 Millionen Euro aufstocken. Viele Landwirte sind für mehr Naturschutz, aber brauchen dafür die richtigen ­Rahmenbedingungen. Dank der Demonstrationen von Millionen junger Menschen von Fridays

zu stoppen, werden größere Kraftanstrengungen nötig sein als beim Waldsterben in den 80er Jahren. Ab heute muss der globale Temperaturanstieg gebremst werden, um das Absterben der Bäume zu stoppen. Der Umbau zu klimaresistenten Mischwäldern ist überfällig! Die hohe Zustimmung zum Volks­ begehren und die Aufmerksamkeit für Klimaveränderungen zeigen, dass es für den Umweltschutz eine selten ­dagewesene Akzeptanz gibt. Nutzen wir sie gemeinsam.

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


Foto: Toni Mader

Zentrales Thema auf der Delegiertenversammlung 2019 war die Wahl der EU-Parlaments.

FÜR EIN STARKES EUROPA Die Wahl des EU-Parlaments am 26. Mai stand im Mittelpunkt der diesjährigen Delegiertenversammlung des BUND Naturschutz, die Anfang Mai in Weiden in der Oberpfalz stattfand.

E

in thematischer Schwerpunkt war die Forderung nach einem starken, umweltgerechten Europa mit mehr Transparenz und Demokratie, einer ökologisch-sozialen Wirtschaftspolitik und einer echten Agrarwende. In diesem Jahr waren Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber sowie Schülerinnen und Schüler der »Fridays for Future«-Bewegung zu Gast. »Wir wollen, dass in Bayern darüber geredet wird, wie wir den Klimaschutz voranbringen und unsere Lebensgrundlagen bewahren«, betonte der BN-Vorsitzende Richard Mergner. Die Delegierten verabschiedeten eine Resolution mit dem Titel »Europa tut der Umwelt gut: Europa erhalten und umweltgerecht fortentwickeln«. Darin wird auf die große Rolle hinge­ wiesen, die die EU für die Naturschutzgesetzgebung in Europa spielt: Errungen-

schaften wie Natura 2000, die Wasserrahmenrichtlinie, CO2-Grenz­ werte oder die Chemi­kalienverordnung REACH sind EUGesetzgebungen. Ein zentrales Thema für die Delegierten waren die Angriffe auf die Pressefreiheit und die Arbeit gemeinnütziger Organisationen, wie sie in mehreren europäischen Ländern zu beobachten sind. Sie appellierten deshalb an alle Wählerinnen und Wähler, zur Wahl zu gehen und Parteien ihre Stimme zu geben, die für eine starke, offene Zivilgesellschaft eintreten. Der BN-­ Ehrenvorsitzende Hubert Weiger rief in seinem Grußwort den Delegierten unter großem Applaus zu: »Wir dürfen Europa nicht den Faschisten überlassen!« Es müssten mehr als bisher ökologische und soziale Themen verknüpft werden. Die Delegiertenversammlung ist das Parlament des BN. Hier wird der Haushalt

beschlossen und die große Linie des Verbandes festgelegt. Die Delegierten hatten auch die Aufgabe, ein neues Mitglied des Landesvorstandes zu wählen, denn Christian Hierneis hatte sein Amt satzungsgemäß niedergelegt, nachdem er im vergangenen Jahr ein Landtagsdirektmandat für die bayerischen Grünen geholt hatte. Mit der Wahl wurde der BN-Vorstand jünger und weiblicher: Zu seiner Nachfolgerin wählte das BN-Parlament die 26-jährige Nadine Patzelt aus der Kreisgruppe München. Am Sonntag war Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber bei den BN-Delegierten zu Gast. Er sprach zum Thema »Bayerische Umweltpolitik im Aufbruch«. Im Hinblick auf das Volksbegehren sah er einen Aufbruch, der sich weit in die Zukunft auswirken werde, denn es habe eine Debatte darüber angestoßen, wie Landwirtschaft künftig aussehen soll.


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Meldungen 47

TRAUER UM BERND LOUISODER

DER HAUSHALT 2018 des BUND Naturschutz

Gesamt-Einnahmen (inkl. Rücklagenzuführung/-entnahme)

15,1 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungseinrichtungen 381 000 Euro Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte 2 351 000 Euro Erbschaften 1 014 000 Euro

Beiträge von Mitgliedern und Förderern 8 926 000 Euro

Spenden inkl. Hausund Straßensammlung 1 770 000 Euro

Der BUND Naturschutz trauert um Bernd Louisoder, ehemaliger Vorsitzender sowie langjähriges Vorstandsmitglied der größten BN-Kreisgruppe München und Begründer der Gregor-Louisoder-­Stif­tung. Bernd Louisoder, Jahrgang 1937, hatte Betriebswirtschaft studiert und war von 1970 bis 1991 Inhaber einer Herrenbekleidungsfirma in München. Doch schon von Kindheit an prägte die Liebe zur Natur sein Leben. Er begann, sich im BN zu engagieren und übernahm von 1996 bis

Gesamt-Ausgaben 15,1 Mio. Euro Investitionen 219 000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversammlung, Naturschutzveranstaltungen 444 000 Euro Unterstützung der Jugendarbeit 340 000 Euro Deutschlandweiter und internationaler Umweltschutz 1 163 000 Euro Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung 2 698 000 Euro

Arten- und Biotopschutz 2 400 000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke 1 208 000 Euro Natur- und Umweltschutz 913 000 Euro Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen 2 763 000 Euro Bildungsarbeit 673 000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt« 1 006 000 Euro

MARTIN WÖLZMÜLLER VERSTORBEN Im April starb Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, an den Folgen einer schweren Erkrankung. Vielen im BUND Naturschutz war er als Sekretär der Arbeitsgemeinschaft »Der Bayerische Heimattag« bekannt, einem Zusammenschluss des Landesvereins für Heimatpflege, des Verbandes bayeri-

scher Geschichtsvereine und des BUND Naturschutz. Wölzmüller, geboren 1956, war seit 1988 beim Landesverein für Heimatpflege beschäftigt, seit 2003 als Geschäftsführer. Für den BN war der ebenso weltoffene wie heimatverbundene Martin Wölzmüller ein wichtiger Ansprechpartner. Der Verband wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Foto: Toni Mader

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben 1 239 000 Euro

2002 das Amt des Vorsitzender der Kreisgruppe München. Danach blieb er als Beisitzer im Vorstand und war in vielen Bereichen aktiv, ob auf Demos, an Infoständen oder bei Aktionen. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren Müllvermeidung, Ressour­ censchonung sowie Aktionen gegen ­Auto­bahn-Südring um München und den Forschungsreaktor in Garching. Auch die von ihm gegründete Gregor-Louisoder-­ Stiftung widmet sich der Unterstützung von Umweltschutzanliegen. So wirbt sie für einen dritten Nationalpark in Bayern oder unterstützte das Volksbegehren »Rettet die Bienen«. Bernd Louisoder stab im Juni an einer schweren Krankheit. Mit ihm verliert der Verband einen unermüdlichen »Überzeugungstäter« und Impulsgeber.


48 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Bildung

BILDUNG ­­

TERMINE

Foto: Veronika Lohr

ÜBERZEUGEND AUFTRETEN Immer mehr Frauen sind aktiv für den BN. Damit sie Presseanfragen gelassen entgegensehen können, bietet das BN-Bildungswerk ein Kommunika­tions­ training für Frauen an. Die Teilnehmerinnen üben im geschützten Rahmen, vor Menschen zu sprechen, an Podiumsdiskussionen teilzunehmen und zu Fragen State­ments abzugeben. So lassen sich ö ­ ffentliche Auftritte souverän und gelassen zu meistern. Die neu ausgezeichneten Partner von Umweltbildung. Bayern mit Umweltminister Thorsten Glauber und Mitgliedern des Kernteams

HOHE ANERKENNUNG FÜR BILDUNGSARBEIT DES BN Neu dazugekommen ist der Landwirtschaftskurs für Naturschützer. Als dritte im Bunde konnten sich Elisabeth Hoffmann und Susanne Meier aus Kronach über die Auszeichnung der UN-­ Dekade Biodiversität freuen. Sie erhielten die UN-Dekade-Fahne und Urkunde für ihre engagierte jahrelange Bildungsarbeit unter dem Motto »Die Welt ist groß – die Welt ist klein«.

Foto: Heike Schülein

Was haben die BN-Kreisgruppen Aschaffenburg und Kronach und die BN-Ökostation Mitwitz gemeinsam? Alle drei dürfen sich freuen über eine hohe Anerkennung für ihre Bildungsarbeit. In einer Feierstunde im Oberpfälzer Freilandmuseum erhielten André Maslo und Jutta Wolf als Vertreter aus Mitwitz und Aschaffenburg die Auszeichnung als Partner von Umweltbildung.Bayern aus den Händen von Umweltminister Thorsten Glauber. In ihrer Laudatio hob Ulli Sacher-­Ley, Vertreterin des BUND Naturschutz im Kernteam Umweltbildung, die besonderen Verdienste der Aschaffenburger hervor: 15 Jahre Ökomarkt, ein umfangreiches Basisprogramm für Kinder und Angebote wie das Klimafrühstück machen Kinder fit für eine Welt im Wandel. Einen ganz anderen Schwerpunkt hat sich die ökologische Bildungsstätte Mitwitz auf die Fahnen geschrieben. Hier werden aus Naturguckern Artenkenner. Das Angebot der Bestimmungskurse reicht vom farbenfrohen Pflanzenbestimmungskurs über die klassischen Vogelbeobachtungskurse bis hin zur nächtlichen Fledermausexkursion mit dem Batcorder.

Landrat Klaus Löffler und Kronachs 2. Bürger­ meisterin Angela Hofmann mit Dr. Elisabeth Hoffmann (Mitte) und Susanne Meier vom BN Kronach

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MEHR ZUM THEMA www.kronach.bund-naturschutz.de www.aschaffenburg.bund-naturschutz.de www.oekologische-bildungsstätte.de

BN-Bildungshaus Wartaweil 27./28. September 2019 Information und Anmeldung: Bettina Helmholz, BN-Bildungswerk; Tel. 09 41/2 97 20-42, bildungswerk @bund-naturschutz.de

PLANUNGSVERFAHREN BEGLEITEN Was muss man für eine Stellungnahme berücksichtigen, was ist begleitend zu tun, um die Flächenversiegelung zu minimieren? Darüber informieren am 19. November Irene Weinberger-­ Dalhof, Thomas Frey und Dr. Christine Margraf. Weiter geht es am 20. November mit dem Thema Ausgleichs­ flächen: Wie findet man h ­ eraus, was die Gemeinde der Natur noch schuldet? Die Schulung wendet sich an alle, die mit Hilfe von FINView, öffentlich ­zugänglichen Datenbanken sowie ­Recherche bei der Gemeinde überprüfen wollen, wie es um die Ausgleichsflächen steht.

BN-Bildungshaus Wartaweil 19./20. November 2019 Information und Anmeldung: Bettina Helmholz, BN-Bildungswerk; Tel. 09 41/2 97 20-42, bildungswerk@bundnaturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Porträt 49

UNSERE EHRENAMTLICHEN

»ICH WILL WAS BEWEGEN« und die Natur in die Stadt zurückholen. »Der Widerstand ist gewaltig, vor allem im Rathaus«, sagt Kuhn. »Wir haben den Oberbürgermeister besucht und dabei mehr als drei Stunden lang versucht, unsere Standpunkte darzulegen.«

AKTIV AUCH IN DEN FERIEN

Für die Verkehrs­ wende und für mehr Klimaschutz – dafür kämpft Constantin Kuhn, Leiter der Ingolstädter BNJugend, mit »voller Power voraus«.

M

an bekommt einfach gute Laune, wenn man sich mit Constantin Kuhn unterhält – trotz all der unbequemen Themen, die er auf den Tisch packt wie Klimawandel, Artensterben, soziale Ausbeutung und die politische Trägheit jener, die eigentlich das Ruder herumreißen sollten. Doch mit dem 18-Jährigen sitzt einem ein junger Mann mit verschmitztem Gesicht gegenüber, wortgewandt und aufgeweckt, dessen Leib- und Magenthema die Ökologie ist und der eine fröhliche Aufbruchsstimmung ausstrahlt. Constantin Kuhn ist einer, der hinschaut und sich en-

Auch bei der Schülerbewegung »Fridays for Future« ist er aktiv. »Bei unseren Freitagstreiks gehen wir extra an verkehrsreichen Straßen entlang und nutzen das Mittel des die in«, erklärt er: »Dabei lassen sich Schüler in Eisbärkostümen wie tot auf der Straße umfallen.« In den Sommerferien ist er weiter aktiv, so bei der Veranstaltung »PowerOn« der BN-Jugend und am großen Sommerkongress von Fridays gagiert: beim BUND Naturschutz, bei Frifor Future. Neben seiner Aufgabe als days for Future und auf kommunaler Ebe­Mitglied im Bundesvorstand der BUNDjune, in seiner Stadt, Ingolstadt. »Ich mag gend sitzt er im Jugendprojektbeirat der keine Ungerechtigkeit« und »ich will Dinge Jugendstudie zum Thema Nachhaltigkeit, bewegen«, sagt er auf die Frage, weshalb die im Auftrag von Umweltbundesamt er sich einmischt. Seine »Karriere« beund Bundesumweltministerium läuft. gann damit, dass vor einigen Jahren in InDass manche Politiker der neuen Jugolstadt die Billigbekleidungsmarke Prigendbewegung herablassend oder gar mark einen Laden aufmachen sollte. Bilverächtlich begegnen, kommentiert er mit ligkleider, das wusste Constantin, bedeueinem Schulterzucken: »Das zeigt doch ten Ausbeutung von Mensch und Natur. nur, dass sie blank sind und keinerlei LöDamals begann er sich Unterstützung sungen haben für die drängenden Umund Informationen zum Thema »faire weltprobleme. Sie fühlen sich erwischt.« Kleidung« zu holen. Er versuchte, Bürger Mit deutlich älteren Erwachsenen kann und vor allem Schulkameraden wachzusich Constantin in Debatten messen, das rütteln, hielt Vorträge, organisierte einen hat er in mehreren Interviews bewiesen. Projekttag, mit dem er rund 900 SchüleSeine Eltern, seine Brüder und seine rinnen und Schüler erreichte. Schwester unterstützen ihn in seinem EnSein Engagement brachte ihm erstens gagement. »Und sie bemühen sich selbst Kompetenz, zweitens einen gewissen Beum einen ökologischeren Lebensstil«, erkanntheitsgrad und drittens den »Job« zählt er. Vor einigen Wochen hat er sein ein, in seiner Stadt eine BN-Jugendgruppe Abi geschafft. Für sein Freiwilliges ökoloaufzubauen und zu leiten, was er seit gisches Jahr, das im Herbst folgen soll, März tut. Die Jugendgruppe in Ingolstadt hat sich der junge Aktivist ein besonders hat sich ein dickes Brett vorgenommen: Ausgerechnet im autoverliebten »Audi-­ schönes Plätzchen ausgesucht: den Nationalpark Berchtesgaden. Town« will sie den Individualverkehr aus Margarete Moulin dem Zentrum drängen, den ÖPNV stärken


50 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Junge Seite

JUNGE SEITE

MIT NEUER ENERGIE Hunderttausende Schüler*innen streikten ­bereits bei den Fridays for Future. Wie können sie sich langfristig für mehr Klimaschutz­ engagieren? Darum ging es bei den sommerlichen »Power On«-Treffen der BUNDjugend.

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it der Ruhe ist es vorbei: Schwerin ist keine Riesenstadt, da erzeugen schon hundert Leute große Aufmerksamkeit. »Hop, hop, hop – Kohle stopp!« skandieren die Kinder und Jugendlichen. Sie fordern, endlich Ernst zu machen mit dem Klimaschutz. Schließlich steht ihre Zukunft auf dem Spiel. Da darf man schon einmal laut werden. »System change, not climate change« rufen sie und machen ihrem Ärger über die untätige Politik Luft. Trommler sorgen dafür, dass sich Autos stauen und Menschen stehen bleiben oder aus dem Fenster schauen.

GROSSER ZULAUF »Es sind wieder viele Leute da, echt cool«, meint Lulu Schäpe. Die 17-Jährige müsste heute, an einem Freitag kurz vor Ferien-

beginn, eigentlich in der Schule sein. Doch der Elftklässlerin ist der Kampf gegen die Erderwärmung wichtiger. Deshalb streikt die Schwerinerin bei den Fridays for Future, wie so viele andere Schüler*innen im ganzen Land. »Wir werden mit den Klimastreiks erst aufhören, wenn unsere Forderungen erfüllt sind«, meint Theresia Crone. Die 16-Jährige war schon im Landtag von Schwerin und hat den Abgeordneten erklärt, was vor Ort passieren soll: das Kohlekraftwerk in Rostock abschalten, mehr in Radwege investieren, ein kostenloses Schülerticket für Bus und Bahn einführen. Noch hat Fridays for Future großen Zulauf. Doch nicht nur in Schwerin stellen

sich viele die Frage: Wie soll es mit der Bewegung im nächsten Schuljahr eigentlich weitergehen?

POWER ON Ein großes Echo in Medien und Politik, aber auch hitzige Diskussionen zu Hause am Küchentisch: »Die über soziale Netzwerke organisierten Proteste haben dafür gesorgt, dass junge Menschen in der Klimapolitik plötzlich gehört werden«, meint Jonas Asal von der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend. Der 24-Jährige kümmert sich seit April darum, die Aktiven von Fridays for Future zu vernetzen. Die nämlich kannten sich ursprünglich meist nicht persönlich, sondern standen nur online miteinander in Kontakt. Das hat sich nun geändert. Los ging es mit einem großen Auftakttreffen in Berlin. Dann organisierte die BUNDjugend sechs regionale »Power On«-Konferenzen im Osten und Westen, Norden und Süden Deutschlands. Die Premiere fand im Frühsommer in Schwerin statt, dann folgten Wochenenden in Köln, Hamburg, Nürnberg, Hannover und Karlsruhe. »Das Ziel ist, sich auch mal offline zu begegnen, entspannt zu diskutieren und Kontakte zu anderen ­Aktiven zu knüpfen«, erklärt Jonas. So können die Schüler*innen auch von den Erfahrungen der Älteren profitieren.


Fotos: H. Bendl (3)

LOCALS UNITED

WIE AKTIV WERDEN?

VIELE INITIATIVEN

Lulu Schäpe – am Vormittag noch bei der Demo – bringt zum Auftakt in Schwerin ihre Schwester Emma mit. Die 19-Jährige sagt: »Es ist ein tolles Gefühl, wenn man merkt, dass so viele Gleichgesinnte für ein gemeinsames Ziel kämpfen.« Die beiden sind zwar schon recht vertraut mit dem Thema Erderwärmung. Doch sie wollen mehr lernen – und besuchen einen Workshop zum Thema »Klimagerechtigkeit«. Hier erfahren sie: Trotz der Hitzerekorde in Deutschland sind die wahren Leid­ tragenden der Klimakrise die Menschen im globalen Süden. Ein anderer Workshop widmet sich dem überzeugenden Sprechen. Gute Argumente allein reichen bei Diskussionen oft nicht – man muss auch die Stimme, die Gestik und Mimik richtig einsetzen. »Seit den Fridays for Future rede ich sogar mit meiner Oma über den Klimawandel. Ich würde mich gerne auch nach der Schule engagieren. Doch ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, wie«, meint die 16-jährige Annika Graf. Weil das vielen so geht, hält Nicole Gernhard ein Referat, die Bildungsreferentin der BUNDjugend in Mecklenburg-Vorpommern. Sie stellt das Freiwillige Ökologische Jahr vor, aber auch Initiativen wie das Global Ecovillage Network und das Work & Travel-Projekt WWOOF, das weltweit Menschen zusammenbringt, die auf Biohöfen mit anpacken wollen.

»Die Dynamik der Fridays for Future wird sich wohl nicht ewig aufrechterhalten lassen«, meint Jonas Asal. »Es ist deshalb wichtig, von den vielen anderen Initiativen zu wissen, wo man sich ebenfalls engagieren kann.« Er erzählt von den Klimacamps, die im Sommer und Herbst anstehen: »Hier kann man als Neuling einfach mal reinschnuppern.« Und erwähnt eine ganze Reihe von weiteren Möglichkeiten: So steht im Rheinland eine Massenaktion zivilen Ungehorsams gegen die Kunstdüngerindustrie an. In Brandenburg treffen sich bald Fahrradinitiativen aus ganz Deutschland zu einem Do-It-YourselfCamp. Und am 20. September ist während einer Klima-Aktionswoche ein globaler Streiktag geplant. Helge Bendl

MITMACHEN Auf ins Rheinland: Bis zum 27. August gibt’s dort noch ein großes Klimacamp (www.klimacamp-im-rheinland.de). In Brandenburg läuft vom 22. bis zum 25. August das »Freilauf DIY Bike Camp« (www.mitradgelegenheit.org). Im September soll die Automesse IAA in Frankfurt blockiert werden (www.sand-im-­ getriebe.org). In Brunsbüttel steht ein Camp für Agrarwandel und Klimagerechtigkeit an (www.freethesoil.org). Und am 20. S ­ eptember steht ein globaler Bildungsund Arbeitsstreik an (siehe Umschlag). › www.bundjugend.de/protest-termine

Schon immer haben Menschen aus verschiedensten Gründen ihren Wohnort gewechselt und einen neuen Ort zu ihrem Zuhause gemacht. Egal, ob du seit zwei Wochen oder 20 Jahren in deiner Stadt lebst: Du bist ein wichtiger Teil von ihr. Hier triffst du neue Leute, entwickelst Ideen, kannst dich einbringen und Dinge ändern. Mit dem Projekt »Locals United« wollen wir junge Menschen zusammenbringen und uns gemeinsam für eine gleichberechtigte und vielfältige Stadt einsetzen. Von Filmabenden, SprachCafés, Demos, Konzerten, Diskussionsrunden oder Flashmobs bis zu Straßentheater – deinen Ideen sind keine Grenzen gesetzt! Im Herbst starten wir »Locals United«-Gruppen in Berlin, Potsdam, Leipzig, Dresden, Kassel, M ­ arburg, Schwerin und Wismar. Du bist herzlich eingeladen!

www.bundjugend.de/locals-united

Foto: Perry Grone/Unsplash

FFF: GENERALSTREIK Die von der Schwedin Greta Thunberg gestartete Bewegung »Fridays for Future« wächst stetig. An jedem Freitag gehen Schüler*innen für eine bessere Klimapolitik auf die Straße. Am 20. September rufen sie weltweit alle Menschen dazu auf, mitzustreiken. Also: Überredet eure Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten, die Arbeit an diesem Freitag ruhen zu lassen. Lasst uns ein lautes und deutliches Signal senden!

www.bundjugend.de/­klimastreik

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Foto: wi

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Peter Bernhart auf der Suche nach Wildbienen. MalvenLanghornbiene

EHRENAMT IM NATURSCHUTZ

BIENENZÄHLER IN AKTION Manchmal sind die Freiwilligen im BN selbst überrascht, ­ wohin die Natur sie so führt. Im Landkreis Pfaffenhofen hat sie aus ­ einer bunt gemischten Truppe begeisterte Bienenzähler gemacht. Heidi Tiefenthaler hat sie besucht.

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as Band des schneeweißen breit­ krempigen Sonnenhutes baumelt Peter Bernhart vor der Brust, den Foto­ apparat hält er »schussbereit«. Ein bisschen kommt er mir vor wie auf Safari. Und das ist er ja auch, irgendwie. Zwar gibt es am Windsberg kein Großwild zu entdecken, mit etwas Glück aber sehr

seltene, oder – auch wenn es absurd klingt – ausgestorbene Wildbienen. Peter Bernhart ist einer von sieben BN-­ Aktiven der Ortsgruppe Reichertshofen, die seit 2010 zwei besondere Wildbienen­ arten im Naturschutzgebiet Windsberg zählen. Der Windsberg bei Freinhausen ist eine Sanddüne aus der Würm-Eiszeit.

Das sieht man nicht auf den ersten Blick, denn inzwischen ist er größtenteils bewachsen und sogar terrassiert. Für viele Wildbienen ist er aber ein wichtiger Lebensraum.Bis 2004 schenkte diesem Umstand niemand große Bedeutung. Doch dann suchte ein kundiger Biologe am Windsberg nach Wanzen – und fand die


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Malven-­ Langhornbiene. Eine Wildbiene, die seit mehr als 64 Jahren nicht mehr in Bayern gesehen worden war und als ausgestorben galt! Er informierte den Insektenexperten Klaus Mandery, der fünf Jahre später die Naturschützer vom BN Reichertshofen auf den Plan rief. Sie sollten die Malven-Langhornbienen am Windsberg systematisch zählen und erfassen.

weiß er nicht. Manuela Hertel ist eine von ihnen. 2013 hat sie »ihr Leben umgekrempelt«, wie sie sagt und beschlossen »dass sie irgendwas machen, irgendwie aktiv werden muss«. Das Bienenzählen ist für sie viel mehr als eine Pflichtaufgabe: »Es ist ein guter Grund, aus dem Alltag raus, und nach draußen zu gehen. Das erdet mich jedes Mal.«

DIE MIT DER LANGEN NASE

VIELE MALVEN, VIELE »MALABIS«

Auf der Rückfahrt zum Bahnhof sinniert Peter Bernhart vor sich hin: Nein, als promovierter Sonderschulpädagoge war eigentlich nicht zu erwarten, dass er sein Herz mal an die Wildbienen verliert. Aber dieses konkrete Arbeiten draußen in der Natur macht ihn glücklich: die Stille, die Zeit … Und zum Glück gehen die Aufgaben am Windsberg ja nie aus. Neuester Auftrag der Bienenzähler: Sie sollen den Wilden Spargel ins Visier nehmen. Er ist die Futterpflanze der – genau, der Spargelsandbiene. Und wer weiß, vielleicht kommt diese Rarität ja auch am Windsberg vor? Einen neuen Namen habe ich ihr vorsichtshalber schon mal gegeben: Spasabi!

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Inzwischen haben sich fast alle ehrenamtlichen Bienenzähler am Windsberg eingefunden. Das ist ein Sonderfall, weil heute ein Neuer eingewiesen und später noch das monatliche Bienenzählertreffen stattfinden wird. Thomas Schweiger ist der Neuling. Der 48-Jährige hat früher viel Sport gemacht, jedes Wochenende war er in den Bergen: Mit dem Auto hin, Natur genießen, mit dem Auto wieder nach Hause. Irgendwann wollte er nicht mehr, wollte seine Freizeit nachhaltiger gestalten. Jetzt ist er Hobbyimker, ehrenamtlicher Wespenund Hornissenberater – und bald auch Wildbienenzähler. Peter Bernhart gibt ihm eine erste Einweisung. Wenn man sich einmal eingeprägt hat, wie Ozubi und Malabi aus­ sehen, machen es einem die raren Wildbienen nicht allzu schwer, sie zu finden. Beide sind monolektisch, das heißt, sie ernähren sich von einer einzigen Pflanzenart. Diese Besonderheit haben sich die Bienenfreunde in Reichertshofen zunutze gemacht, um den Bestand der Malabi zu vergrößern. Denn während es an Ochsenzungen am Windsberg keinen Mangel gibt, wuchsen dort lange Zeit nur wenige Malven und diese vor allem am Straßenrand, wo sie immer wieder von den Bauhofmitarbeitern abgemäht wurden. Seit 2015 haut nun Josef Schweigard, langjähriger Vorsitzender der Ortsgruppe Reichertshofen, jeden Frühling um die 100 Pflöcke entlang der Straße in den Boden. Überall da, wo er eine Malve aufgehen sieht. Und das klappt: Die Gemeindearbeiter mähen jetzt um die Pflanzen herum und mit der Zahl der blühenden Mal-

EIN NEUER AUFTRAG

os Fot

»Von Insekten ham wir damals keine Ahnung g’habt«, gibt Peter Bernhart zu. Keiner von den Aktiven ist Biologe. Aber er und die anderen Ehrenamtlichen haben sich nach der Einweisung von Mandery richtig reingekniet. Jetzt kennen sie zwar nicht alle Wildbienen – aber die »Malabi«, wie sie ihr Forschungsobjekt liebevoll abkürzen, erkennen sie bestimmt. Peter Bernhart pirscht vor mir ins hohe Gras und gibt mir zu verstehen, dass ich genau auf seiner Fährte folgen soll. Schließlich wollen wir so wenig Spuren wie möglich im Naturschutzgebiet hinterlassen. Heute ist der 79-Jährige auf der Suche nach der Ochsenzungen-Sandbiene, eine weitere rare Wildbienenart, die inzwischen am Windsberg entdeckt wurde. Glatthafer wogt in der Sonne, Mohnblumen nicken und es riecht nach wildem Oregano. Die Ochsenzungen, einzige Nah­­­rungspflanze der »Ozubi«, wächst hier dicht an dicht. Sehr frei aus dem Lateinischen übersetzt, heißt die Ozubi auch »die mit der langen Nase«. Und einen langen Rüssel braucht sie, um aus den eng­ röhrigen Blüten der Ochsenzunge die Pollen herauszukratzen. Peter Bernhart würde mir zu gerne ein Exemplar der »Lady in Black«, wie er sie gerne nennt, vorführen. Die Ozubi-Damen »kleiden« sich überwiegend in Schwarz, sogar die Flügel sind dunkel gefärbt, die Hinterbeine schimmern oft weiß vom Pollen. Immer wieder geht Peter Bernhart urplötzlich in die Knie und richtet sein Objektiv auf ein Flugobjekt, aber die Gesuchte ziert sich. Mir wird sich heute kein Exemplar zeigen. Später erzählt er, dass Frauen erfolgreicher sind beim Bienen-Sichten. Warum,

ven beobachten die Bienenzähler mehr und mehr Malabis. Letzte Saison waren es bereits 690 und damit mehr als doppelt so viele wie 2015.

»IMMER MEHR SPASS« Naturverbunden war ich schon ­immer. Und jetzt sind die Kinder ­erwachsen und es ist wieder mehr Zeit für Hobbies. Also habe ich mit dem Imkern angefangen und dann mit der Naturschutzarbeit. Dann rutscht man da immer tiefer rein – und es macht immer mehr Spaß. Thomas Schweiger, Ortsgruppe Reichertshofen

Sie möchten auch aktiv werden? Melden Sie sich einfach bei Ihrer zuständigen Kreisgruppe.


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NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: BN-Kreisgruppe

BÜRGERENTSCHEID: Am 8. September können die Roßtaler Bürger eine Erweiterung des Gewerbegebietes in Buchschwabach verhindern. Zur Wahl stehen ein Antrag von BUND Naturschutz und den Grünen gegen und ein Ratsbegehren der Gemeinde für den Ausbau. Der BN appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, an der Wahlurne für den Naturschutz und gegen den ungebremsten Flächenfraß zu stimmen. Mitte Mai hatten fast 1050 Menschen das Bürgerbegehren gegen die Erweiterung unterschrieben (siehe Bild). BN-Infostand vor der entscheidenden Sitzung im Weißenburger Stadtrat

KEINE GRUNDWASSER-PLÜNDERUNG Nach massivem Protest der Bürger wird das Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen ­ der Firma Altmühltaler Mineralbrunnen nicht erlauben, zusätzliche Mengen an Tiefen­ grundwasser zu entnehmen.

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n einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erklärte CSU-Landrat Gerhard Wägemann Anfang Juli, dass ein »Restrisiko« durch eine zusätzliche Entnahme aus dem Sandsteinkeuper-Reservoir nicht zu vermeiden sei. Deshalb werde man den Antrag ablehnen. Nachdem die Pläne der Treuchtlinger Firma bekannt geworden waren, künftig 5,5 Milliarden Liter Grundwasser jährlich zu fördern, hatte eine Bürgerinitiative aus Treuchtlingen Mitte Juni 1600 Unterschriften für einen Bürgerentscheid eingereicht. Nötig gewesen wären 850. Der Stadtrat von Weißenburg, das am selben Grundwasserleiter wie Treuchtlingen hängt, votierte klar gegen die Erhöhung der Wasserförderung und kündigte an,

notfalls gegen eine Genehmigung zu klagen. Die Stadt Treuchtlingen hingegen unterstützte die Expansionspläne des Unternehmens und tat so, als sei das fossile Tiefengrundwasser-Reservoir fast unerschöpflich. Bereits im April hatten die Aktiven der BN-Kreisgruppe Weißenburg begonnen, gegen das Vorhaben zu protestieren, unterstützt vom Landesverband: »Wir lehnen diese exorbitante Ausweitung der Wasserentnahmemenge ab und fordern, dass die Tiefengrundwasservorkommen stärker geschützt und vor allem nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden«, so Sebastian Schönauer, stellvertretender Landesvorsitzender und Wasserexperte des BUND. Tom Konopka (ht)

Foto: Ortsgruppe Roßtal

KREISGRUPPE WEISSENBURG-GUNZENHAUSEN

KLAGE: Der BN hat Anfang Mai Klage beim Verwaltungsgericht Ansbach gegen den Planfeststellungsbeschluss zur Umfahrung von Dinkelsbühl (B25) eingereicht. Zusammen mit der Bürgerinitiative Mutschachfreunde kämpft die Kreisgruppe seit vielen Jahren gegen die Zerstörung des Naherholungsgebietes Mutsch­ ach. Der BUND Naturschutz will erreichen, dass die Bahnlinie Dombühl-Dinkelsbühl-Nördlingen reaktiviert und eine innerörtliche Trasse an der Bahnlinie entlang der Umfahrung vorgezogen wird. Betroffen vom Bau wären unter anderem europäisch geschützte Arten wie die Knoblauchkröte und der Dunkle Wiesenknopf-­ Ameisenbläuling. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Schwaben 55

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

Augsburg braucht mehr Wohnraum. Der BN will, dass dies ökologisch ­geschieht und nicht auf Kosten der grünen Infrastruktur der Stadt.

KREISGRUPPE AUGSBURG

Unter diesem Titel stand die Gemeinschaftsausstellung der Galerie Seidenlicht in Bad Grönenbach zusammen mit der BN-Ortsgruppe. Präsentiert wurden von 11. Mai bis 12. Juni vielfältige künstlerische Herangehensweisen an das Thema, mit Werken der Maler Peter Rudolf und Jutta Wienand (siehe Abbildung: »Heimatabend«), Skulpturen von Josef Bichlmair, und Fotografien von Fritz Kortler, Wolf-Dietmar Unterweger und dem Luftbildfotografen Klaus Leidorf. Abb.: Jutta Wienand/Galerie Seidenlicht

Foto: Pixabay

AUF MUTTER ERDE STEHET IHR:

WOHNRAUM – ABER ÖKOLOGISCH!

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ereits 2018 hatten die BN-Kreis- und Ortsgruppe Wissenschaftler mit einer Studie zur ökologischen Siedlungsentwicklung im Großraum Augsburg beauftragt. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Wohnraumdebatte sind die Ergebnisse aktueller denn je. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Institut für Stadt, Mobilität und Energie (ISME) unter Leitung von Professor Wolfgang Rid, unterstützt von BN-Aktiven aus Augsburg. Aus den Ergebnissen hat die Kreisgruppe zehn konkrete Forderungen abgeleitet. Die Studie attestiert der Stadt erhebliches und ökologisch verträgliches Potenzial für mehr Wohnraum allein durch Umbauten, Anbauten und Aufstockungen, sofern dafür die baurecht­lichen Voraussetzungen geschaffen werden. Szenarien

zeigen, wie sich bei reduziertem Flächenverbrauch neuer Wohnraum schaffen lässt, durch maßvolle Nachverdichtung, Überbauung von Parkplatzflächen und neue Wohnmodelle. Untersucht wurde auch die Überbauung von großflächigen Discountmärkten und die Aufstockung bestehender Mehrfamilienhäuser. Wenn die Stadt ihre baulichen Reserven sozial und ökologisch verträglich nutzt, kann sie nach Ansicht des BN darauf verzichten, flächenfressende Neubaugebiete am Stadtrand auszuweisen. Thomas Frey (as)

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MEHR ZUM THEMA Die Studie und den 10-Punkte-­ Forderungskatalog finden Sie unter: http://bit.ly/BN-Augsburg-Studie

NACHRUF: Gerhard Achmann, langjähriges Mitglied des BN-Beirates, ist am 25. April im Alter von 87 Jahren verstorben. Als Vorstandsmitglied der BN-Kreisgruppe Lindau vertrat er von 1996 bis 2013 die Region Allgäu-Bodensee im BN-Beirat. Loyal und eloquent vertrat er den BN auf vielen Terminen inner- und außerhalb des Verbands. Sein Wirken, für das er die Goldene Ehrennadel des Verbands erhielt, und seine Persönlichkeit bleiben unvergessen.

Foto: privat

Bayerns Städte boomen und damit auch die Wohnungsnot. Während die bayerische Staatsregierung das Problem seit Jahren diskutiert, hat der BUND Naturschutz in Augsburg konkrete Ideen.

IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Foto: Agrokraft

RODUNG: Ein »Kommunikationsfehler« soll laut Markus Höfling, Bürgermeister von Thüngersheim im Landkreis Würzburg, zur Rodung alter Obstbäume geführt haben. Ohne Erlaubnis ist dabei auf rund 700 Quadratmetern Lebensraum seltener Arten vernichtet worden, gleichzeitig wurden aber auch vollendete Tatsachen für ein noch nicht genehmigtes Baugebiet geschaffen. Das eingeleitete Ordnungswidrigkeitsverfahren ist da nur ein schwacher Trost.

In den Blühfeldern fühlen sich Bienen und Feldvogelarten gleichermaßen wohl. Foto: BN-Archiv

KREISGRUPPE RHÖN-GRABFELD

100 HEKTAR BLÜHFELDER

AUSZEICHNUNG: Anfang Mai hat

Ein Projekt mit Blühfeldern für die Biogas­ gewinnung ist der einstweilige Höhepunkt der guten Zusammenarbeit zwischen BN und ­Bauernverband im Landkreis Rhön-Grabfeld.

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as Ziel der Aktion: Mehr Arten- und Blühvielfalt in der Agrarlandschaft und bei der Erzeugung von Biogas. Die dafür verwendete fünf- bis achtjährige Energiepflanzenmischung setzt sich aus 30 verschiedenen Wild- und Kulturpflanzenarten zusammen. Die Kombination massewüchsiger und blütenreicher Arten ermöglicht eine verhältnismäßig gute Gasausbeute. Gleichzeitig stellt sie eine wertvolle Nahrungsquelle für die Tiere der Agrarlandschaft dar und bietet diesen einen attraktiven ­Lebensraum. Angeregt durch Anette Seehaus-Arnold, Vizepräsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds, haben der BN und die Agrokraft GmbH zusammen mit einem Netzwerk das Projekt aufgebaut und in die Öffentlichkeit getragen. Auch der BN-Landesverband ist Pro-

jektpartner. Der Erfolg ist beeindruckend: Bereits 40 landwirtschaftliche Betriebe beteiligen sich mit 100 Hektar Blühfeldern an dem Projekt. Ein gutes Ergebnis, das nicht zuletzt dank der finanziellen Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfonds in diesem Jahr erreicht werden konnte. Jetzt geht es vor allem darum, weitere Erfahrungen zu sammeln. Sehr erfreulich sind die ersten Ergebnisse der naturschutzfachlichen Erhebungen auf ausgewählten Flächen. Dazu gehört der Nachweis der Zweizelligen Sandbiene ebenso wie die Brutnachweise für mehrere Feldvogelarten, darunter Dorngrasmücke, Sumpf­rohrsänger, Blaukehlchen und Rebhuhn. Ein guter Grund um mit diesem landesweiten Vorzeigeprojekt weiterzumachen. Michaela Stäblein (ht)

Um­­­weltminister Thorsten Glauber die Kreisgruppe Aschaffenburg mit dem Qualitätssiegel Umweltbildung Bayern für ihr langjähriges und umfassendes Umweltbildungsangebot ausgezeichnet. Die Kreis­­ gruppe bietet Kindergarten- und Schulkindern ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema.

ARTENVIELFALT: Schon im Herbst 2018 hatten Norbert Schneider (BN) und Matthias Mann (LBV) den Gemeinderat von Wiesentheid für ihr Pflegekonzept für öffentliche Grünanlagen begeistern können. Im eigens gegründeten Arbeitskreis »Heimat erhalten – ökologisch gestalten« wurden Anfang Mai zahlreiche Ideen entwickelt. Erste kleine Maßnahmen sind bereits umgesetzt, weitere Projekte sollen beim Herbsttreffen noch auf den Weg gebracht werden. IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Helmut Schultheiß Tel. 0 91 23 /9 99 57-13 helmut.schultheiss@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Niederbayern 57

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN

Foto: Pixabay

NACHRUF: Anfang April kam Karl

Wenn bereits bei Abschluss des Pachtvertrages ökologische Aspekte berücksichtigt werden, gewinnen Mensch und Natur.

KREISGRUPPE DINGOLFING-LANDAU

NACHHALTIG VERPACHTEN FÜR NATUR UND MENSCH Unter dem Namen »A.ckerwert« will der BUND Naturschutz Eigentümer und Pächter landwirtschaftlicher Flächen zusammen­ bringen, die Wert auf nachhaltige und ­naturverträgliche Bewirtschaftung legen.

S

eit Anfang April ist das Projekt der Kreisgruppe Dingolfing-Landau unter www.ackerwert.de online und steht Interessierten in ganz Bayern offen. Die Initiatoren, Lioba Degenfelder und Alois Aigner, Dingolfinger Kreisvorsitzender und selbst Biobauer, haben einen Nerv getroffen: Entstanden sind bereits Blühflächen für Insekten, Brachflächen und Areale, die extensiv im Vertragsnaturschutz bewirtschaftet werden. Auch die Gemeinde Tännesberg und das Kloster Benediktbeuern beteiligen sich an dem Projekt. Dazu kommen private Grundbesitzer, die sich mehr Natur für ihre Flächen wünschen und dafür etwas tun wollen. Besonders junge Verpächter sind

häufig mehr an ökologischen Verbesserungen interessiert als an einem maximalen Pachtzins. Dies können Maß­nahmen für Artenschutz, bodenschonende Bewirtschaftung, Verzicht auf Pestizid- und Düngereinsatz und die Förderung von Biolandwirtschaft sein. Auch für die Landwirte als Pächter haben solche ökologisch nachhaltigen Pachtverträge Vorteile: Sie können ihre Flächen zur Bewirtschaftung erweitern, zu einem fairen Pachtpreis und meist mit einer längeren Vertragslaufzeit. Julika Selinger-Schreiber (as)

­denhofner, der ehemalige Vorsitzende E der BN-­Kreisgruppe Freyung-Grafenau, im Alter von 81 Jahren bei einem tragischen Unfall auf seinem Betriebsgelände ums Leben. Edenhofner war konsequent gegen die Nutzung der Atomenergie und gründete in den 1990er Jahren den Energiestammtisch in Freyung mit. Was er als richtig, wichtig und zukunftsträchtig erkannt hatte, unterstützte er mit großem Engagement und trug es mit großem Geschick in die Öffentlichkeit. Er setzte sich für die Ilztalbahn und das »Grüne Herz ­Europa« zur Völkerverständigung ein. Der BN wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

LANGER ATEM: Die »B15 neu« ist Bayerns ältestes Straßenbauprojekt, begonnen bereits in den 1960er Jahren, und fast ebenso lange umstritten. Anfang April begingen die Kreisgruppe Landshut des BN und die Bürgerinitiative (BI) »Stopp B15 neu« den 45. Jahrestag des Widerstands gegen das Vorhaben und die damit verbundene Naturzerstörung. Aus diesem Anlass veranstalteten sie wieder ein Mahnfeuer. Begonnen in den 60er Jahren und geplant als durchgehende Autobahnverbindung zwischen Regensburg und Traunstein über Landshut (A93), änderte man 1975 die Trassenführung Richtung Rosenheim. Sobald das Projekt Anfang der 1970er Jahre bekannt wurde, formierte sich der Widerstand und hält bis heute an. Jetzt geht es darum, den Weiterbau von Landshut bis Rosenheim zu verhindern.

IHRE ANSPRECHPARTNERIN

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WWW.ACKERWERT.DE

Niederbayern: Julika Selinger-Schreiber Tel. 0 89 /54 83 01 12 julika.selinger@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberbayern

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

BN-Aktive und Mitglieder des Aktionsbündnisses protestieren am Holzmodell der geplanten Trasse.

KREISGRUPPE NEUBURG-SCHROBENHAUSEN

GOACHAT IN GEFAHR So titelte die N+U bereits im Jahr 2002. Es geht um die umstrittene Umgehungsstraße durch die Paarauen bei Schrobenhausen. 17 Jahre später ist die Gefahr akuter denn je.

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ie Straße soll durch das »Goachat« führen, einem nach der Fauna-Flora-­ Habitat (FFH) Richtlinie ausgewiesenen Schutzgebiet, das der Naherholung und als Frischluftschneise für die Stadt Schrobenhausen dient. Weitgehend soll die Trasse auf einem neun Meter hohen und bis zu 40 Meter breiten Damm verlaufen. Diese »Südwesttangente« mitten durch das Paartal mit seinen Mäandern und breiten Auen wäre eine gewaltige Naturzerstörung, unvereinbar mit dem Naturschutzrecht und dem gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Naturschutz. Naturnahe Flüsse und Auen bilden das Rückgrat der Biodiversität in Bayern. Das FFH-Gebiet »Paar und Ecknach« ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Maßnahmen, die eine Verschlechterung bedeuten, dürfen dort nur

unter strengsten Voraussetzungen genehmigt werden – die aber wegen des absehbar geringen Nutzens der Straße nicht vorliegen. Dagegen würde deren Bau Lebensraum und Nahrungsgebiete für die Tiere im »Goachat« zerstören. Zusammen mit dem Aktionsbündnis »Rettet das Goachat« kämpft der BN ­darum, die unsinnige Umgehungsstraße noch zu verhindern. Während der acht­ wöchigen Öffentlichkeitsbeteiligung im bereits begonnenen Planfeststellungsverfahren wurden 4000 Einwendungen gesammelt, die Anfang Mai an Bürgermeister Karlheinz Stephan und die Regierung von Oberbayern übergeben wurden. Annemarie Räder (as)

einandersetzung um die Windenergie im Landkreis Ebersberg verlegte der BN-Landesarbeitskreis Energie und Klimaschutz seine Sitzung im März in den oberbayerischen Landkreis. Für die Energieexperten führt an Windrädern im Ebersberger Forst kein Weg vorbei: »Wenn die Ebersberger bis 2030 unabhängig von fossilen und nicht erneuerbaren Energieträgern sein wollen, werden sie um die Windenergie nicht herumkommen«, so Heide SchmidtSchuh, Sprecherin des Arbeitskreises. Mit ihrem Ortstermin wollten die BN-Fach­ leute die Arbeit des Ebersberger Agenda 21-­­Arbeitskreises Energie unterstützen. Während die Landkreisgemeinden noch zögern, befürwortet der BN unter Berücksichtigung des Natur- und Artenschutzes den Bau von Windkraftanlagen im Ebers­ berger Forst.

Foto: Pixabay

Foto: Jürgen Spindler

WIND UM WINDKRAFT: In der Aus-

NACHRUF: Die BN-Kreisgruppe Berchtesgadener Land trauert um Bruno Rettelbach, der im Mai in Bad Reichenhall im Alter von 95 Jahren verstorben ist. Er war ein Vorkämpfer für einen ganzheitlichen Natur- und Umweltschutz und engagierte sich gegen die geplante WAA in Wackersdorf. Über seine Tätigkeit als Stadtrat hatte er im vergangenen Jahr ein Buch veröffentlicht. Der BN wir ihn mit seinem unverwechselbaren Humor und seinem großen Engagement in Erinnerung behalten. IHRE ANSPRECHPARTNER

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MEHR INFORMATION www.rettet-das-goachat.de

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 82 98-89 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberpfalz 59

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Foto: Christian Stierstorfer

GERETTET: Anfang März dieses Jahres hat die BN-Kreisgruppe Amberg-Sulzbach wieder neun Amphibienschutzzäune aufgebaut. Etwa 40 ehrenamtliche Helfer betreuten sie über vier bis fünf Wochen täglich morgens und abends. Damit konnten etwa 6000 Erdkröten und andere Amphibien vor dem Tod auf den Straßen bewahrt werden. Fürs kommende Jahr werden wieder Helfer gesucht. Ökologisch wertvoll und wunderschön: das Eselweihergebiet bei Teublitz.

KREISGRUPPE SCHWANDORF

Ende Mai überzeugten sich fast 50 Teilnehmer bei einer Führung von der Bedeutung des »Eselweihergebietes«. Doch das Kleinod ist durch eine Umfahrungsstraße bedroht.

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ls eine der wenigen noch weitgehend intakten Teichlandschaften der mittleren Oberpfalz ist das Teublitzer Weihergebiet durch vielfältige Verlandungsbereiche, Erlenbruchwälder, Flachmoore sowie Feucht- und Nasswiesen geprägt. Bei einer gemeinsamen Führung von BUND Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz (LBV) erlebten die Teilnehmer dieses wertvolle Stück Natur. Neben zahlreichen Brutvögeln, wie Haubentaucher, Eisvogel, Pirol und sechs verschiedenen Spechtarten nutzen auch Zugvögel die Teichlandschaft, was das Gebiet überregional bedeutsam macht. Doch obwohl das Eselweihergebiet damit auf einer Stufe mit ausgewiesenen Naturschutzgebieten steht, planen die Städte Burglengenfeld, Maxhütte-Haidhof und Teublitz dort weiterhin eine Umfahrungsstraße. Im De-

zember 2018 gründeten sie eigens einen Zweckverband, der nun ein Raumordnungsverfahren dafür vorbereitet. Und dies, obwohl die von den Kommunen vorgesehene Trassenführung 2008 bereits bei einem Bürgerentscheid in Teublitz abgelehnt worden war. Der BN-Kreisvorsitzende Klaus Pöhler appelliert an Politiker und Behörden, sich – gerade nach dem erfolgreichen Volksbegehren zum Artenschutz – ihrer Verpflichtung zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen zu stellen und diese hochwertige Natur- und Erholungslandschaft nicht einer höchst zweifelhaften Umfahrung zu opfern. Für eine wirksame Entlastung der Innenstadt von Teublitz gebe es eine ganze Reihe anderer und kostengünstigerer Maßnahmen. Reinhard Scheuerlein (ht)

Foto: BN

NATURZERSTÖRUNG VERHINDERN!

ÄRGERLICH: Böse Überraschung für die Aktiven der BN-Kreisgruppe Regensburg: Obwohl der von der Stadt Regensburg zugesagte ergebnisoffene Runde Tisch zur Zukunft der ökologisch hochwertigen Schlämmteiche der ehemaligen Zuckerfabrik noch nicht stattgefunden hat, legte die Kommune Ende April Pläne vor, nach denen diese teilweise durch Gewerbehallen überbaut werden sollen. Der BUND Naturschutz kündigte Widerstand an und erwägt eine Klage.

ERFOLG: Fast 71 Prozent der Wähler stimmten Ende Mai bei einem Bürgerbegehren dafür, bei der Umgestaltung des Neumarkter Stadtparks möglichst viele Bäume zu erhalten. Damit hat die Aktion der BN-Kreisgruppe (siehe N+U 2/2019) um Sigrid Schindler und Alfons Greiner mit unverhofft großer Mehrheit ihr Ziel erreicht.

IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Foto: Thomas Knauber

60 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  AUS DEM VERBAND ›  Oberfranken

Mitglieder der neuen Ortsgruppe Pottenstein nach einer Müllsammelaktion im Klumpertal.

KREISGRUPPE BAYREUTH

BUND NATURSCHUTZ JETZT AUCH IN POTTENSTEIN AKTIV

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN ZWISCHENERFOLG: Mit einer Eilklage hat die Kreisgruppe Forchheim erreicht, dass ein wichtiger Abschnitt der Wiesent (siehe Bild) im Vogelschutz- und FFH-Gebiet bis 15. Juni für Leihboote gesperrt wurde. Die Anzahl der Boote auf dem Fluss sank daraufhin um etwa 80 Prozent, sodass der dort brütende Eisvogel seine Brut aufziehen konnte. Seit dem vergangenen Jahr versucht der BN mit einer noch laufenden Klage zu erreichen, dass eine Schifffahrtsgenehmigung für den kommerziellen Bootsverleih auf der Wiesent nur nach vorheriger Verträglichkeitsprüfung erteilt werden darf, die dann Grundlage neuer Schutzregeln sein wird (siehe N+U 2 und 3/2018). Der BN ist zuversichtlich, dass das zuständige Gericht dies auch so sieht. Er wird bei seinen Schutzbemühungen unterstützt vom Bayerischen Kanuverband.

A

m 21. Februar konnten die Aktiven in Pottenstein nach vielen früheren Anläufen endlich eine eigene Ortsgruppe gründen. Erfreulicherweise verdoppelte sich in der Folge auch gleich die Zahl der BN-Mitglieder vor Ort. Den Vorsitz der neuen Gruppe übernahm Karl-Heinz Peters. Vielen Aktiven in Pottenstein ist es ein Anliegen, die Leute aufzurütteln und ein Bewusstsein zu wecken für den Wert einer intakten Umwelt und kleinräumige Strukturen in der Landschaft, die das Bild der Fränkischen Schweiz prägen. Auch für einen schonenderen Umgang mit Bäumen und Hecken möchten sie sorgen. Für Dieter Hoch, den zweiten Vorsitzenden, ist es das oberste Ziel, dass Kinder und Enkel in einer gesunden Umwelt leben können.

Um ein Zeichen zu setzen, will die Ortsgruppe die beliebten Wanderwege rund um Pottenstein sauber halten. Am ersten Mai rief sie erstmals zu einem »Aufhebe-­ Tag« auf. Alle Wanderer sollten eine Tüte dabei haben, um Müll entlang der Wege einzusammeln. Auch eine Nistkastenak­ tion ist geplant sowie der bessere Schutz eines Halbtrockenrasens oberhalb des Ortes. Eine wilde Müllablagerung am beliebten Ausflugsziel Hohenmirsberger Platte wurde bereits zur Anzeige gebracht. Die neue Ortsgruppe steht auch für die erst kürzlich für fünf Jahre ge­ nehmigte Ökomodellregion Fränkische Schweiz, die mit großem Engagement von Dieter Hoch und vielen Mitstreitern ins Leben gerufen wurde. Peter Ille, Tom Konopka (ht)

Foto: Kreisgruppe

Mit 14 Ortsgruppen war der BN im Landkreis Bayreuth bisher vertreten. Seit Gründung der neuen Ortsgruppe Pottenstein ist auch das Zentrum der Fränkischen Schweiz abgedeckt.

BAUMSCHUTZ: Anfang des Jahres wurden in einem biotopkartierten städtischen Auwald in Bad Rodach sowie an einem benachbarten Teich massiv Bäume gefällt und Wurzelstöcke gerodet. Mit Rindenmulch und Erdaushub sollten die Fällungen kaschiert werden. Die Kreisgruppe Coburg hat nun eine Wiederherstellung der natürlichen Boden- und Wasserverhältnisse sowie eine Wiederaufforstung mit Erlen und Weiden gefordert.

IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  SERVICE ›  Ratgeber 61

VIRTUELLES WASSER

WASSER SPAREN

I

m Vergleich zu anderen Industriestaaten sind wir in Deutschland geradezu Meister im Wassersparen: Nur etwa 120 Liter braucht jede*r von uns pro Tag. Ganz anders stellt sich die Wassermenge dar, die sich in unserem Alltagskonsum verbirgt. Mit täglich fast 4000 Litern »virtuellem Wasser« ist sie viel zu hoch. Kaum zu glauben, wie viel Wasser bei der Herstellung unserer Nahrungsmittel, Kleider etc. verdunstet, verbraucht oder verschmutzt wird. Andernorts wird deshalb das Wasser knapp. Oft stammen unsere Alltagsdinge aus Regionen, die arm an Trinkwasser sind. In Brasilien verschmutzt vor allem die Kaffeeproduktion das Wasser. In Zentralasien entzogen Baumwollfelder dem Aralsee fast alles Wasser. Und in Spanien lässt der Anbau von Obst und Gemüse den Grundwasserspiegel fallen.

ÄPFEL STATT ORANGEN Unser tatsächlicher Wasserverbrauch ist also die Summe von direkt genutztem und virtuellem Wasser. Zu knapp 70 Prozent beanspruchen wir dafür Wasserressourcen außerhalb Deutschlands. Allein unser Essen: Für eine Tasse Kaffee sind 140 Liter Wasser notwendig, für ein Kilo Tomaten 180 Liter, für ein Kilo Orangen 460 Liter. Ein Kilo Äpfel braucht knapp 700 Liter, ein Liter Milch 1000 Liter, jedes Kilo Rindfleisch sogar 15 500 Liter Wasser. Oder die Kleidung: Ein Baumwoll-T-Shirt kostet 2700 Liter, eine Jeans satte 11 000 Liter. Heimische Äpfel aus einer wasserreichen Gegend müssen uns kein schlechtes Gewissen machen. Problematisch ist dagegen die künstlich bewässerte Orange aus einer Wüstenregion. Ihr Anbau und Export verknappt das Wasser vor Ort und kann sich ökologisch und sozial nachteilig auswirken.

Illustration: Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

… dürfte für die meisten von uns selbstverständlich sein. Doch am allermeisten Wasser beanspruchen die Dinge, die wir kaufen. Und da stünde uns mehr Sparsamkeit gut an.

TIPPS Um den virtuellen Wasserverbrauch ihrer Produkte zu senken, stehen Unternehmen in der Pflicht, nachhaltig und fair zu handeln. Wir alle können zudem die Nachfrage steuern: •• Setzen Sie möglichst auf regionale und saisonale Produkte. So bieten heimische Walnüsse eine gute Alternative zu Mandeln (die vor allem aus Kalifornien kommen, wo extreme Dürre herrscht). Hilfreich: ein Saisonkalender am Kühlschrank. •• Bio statt konventionell: Produkte mit Bio-Siegel – ohne synthetischen Dünger und Pestizide hergestellt – senken den Wasserverbrauch erheblich. Sie verschmutzen das Wasser weniger, ihre Böden sind humusreicher und speichern besser das Wasser. •• Kleidung: Nutzen Sie Textilien länger, achten Sie auf gute Qualität, kaufen Sie secondhand, verschenken oder verkaufen Sie abgelegte Kleidung oder tauschen Sie diese gegen ein neues Lieblingsstück. •• Essen Sie wenig Fleisch – wegen der Futtermittel zehrt es sehr viel Wasser. Wenn Fleisch, dann am besten Wild oder (regionales) Biofleisch. •• Kaufen Sie Zitrusfrüchte möglichst von Dezember bis April (außer ganzjährig verfügbare Zitronen). Sonst stammen sie oft aus wasserintensivem Anbau etwa in Südafrika. •• Wer Leitungswasser trinkt, spart das virtuelle Wasser, das bei Mineralwasser für die Produktion, den Transport und die Reinigung der Flaschen anfällt. •• Kaufen Sie Recyclingpapier, es kostet nur halb so viel Wasser (und Energie und Rohstoffe). Lilian Neuer


62 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  SERVICE ›  Leserbriefe

LESERBRIEFE EUROPAWAHL

GANZES GEBIET SCHÜTZEN

Zum Titelthema Europa in N+U 2/2019: So wie auch bei anderen Ausgaben von N+U, die ihren Lesern vor einer politischen Wahl eine Entscheidungshilfe zur Hand gaben, habe ich auch im Heft 02/19 den Eindruck, dass der BN politisch nicht neutral ist. Beim Parteien-Check für die EUWahl auf Seite 18 bleibt die ödp unerwähnt. Sie ist seit 5 Jahren im EU-Parlament vertreten, bekam in Bayern bei dieser EU-Wahl mehr Stimmen als die Linke und war fast prozentgleich mit der FDP. Auf Seite 10 wird das Volksbegehren gelobt – ohne dessen Erfinder zu erwähnen. In mühevoller Vorarbeit haben sich Bernhard Suttner und Agnes Becker mit führenden Wissenschaftlern zusammen gesetzt, um einen Gesetzestext zu entwerfen. Ich bin enttäuscht über Ihre Einseitigkeit. Wenn der BN Anspruch auf politische Neutralität erhebt, darf er bei seinen Parteien-­Checks nicht länger die ödp einfach totschweigen. Ich möchte Sie bitten, falls es einen Parteien-Check in der Ausgabe von N+U kurz vor den bayerischen Kommunalwahlen im Frühling 2020 geben sollte, dies zu berücksichtigen.

Zum Beitrag »Bayerischer Heimattag« in N+U 2/2019 Leider geht aus Ihrem Beitrag bei der Erwähnung des ehemaligen Standortübungsplatzes Landshut nicht hervor, dass dieser in seinem kleineren, etwa 50 Hektar großen Teil im Isartal seinerzeit nur etwa zur Hälfte als NSG und FFH-Gebiet gesichert wurde und die restliche Fläche derzeit einer Bebauung zugeführt werden soll. Dies soll entgegen Art. 1 des Bayerischen Naturschutzgesetzes erfolgen, wonach Flächen in öffentlichem Besitz mit besonderem ökologischen Wert vorrangig Naturschutzzielen dienen, und obwohl besser erschlossene Flächen von über 400 Hektar allein im Landshuter Osten als Alternative zur Verfügung stehen. Aus unserer Sicht ist dies ein klarer Rechtsverstoß und in Zeiten des Artensterbens nichts weniger als ein Skandal. Es handelt bei dieser Fläche um den größten Kalkmagerrasen des gesamten Unteren Isartals, mit einzigartigen Arten, unter anderem zwei Erstfunden für Deutschland. Aktuell machen sich mehrere Verbände für den vollständigen Erhalt dieser Fläche stark, leider bisher ohne Unterstützung des BN.

Lilo Horsch, Vilsheim

VOLKSBEGEHREN ARTENSCHUTZ Zum Beitrag über das Volks­ begehren »Rettet die Biene« in N+U 2/2019: Zu dem Artikel über das Volks­­begehren Artenvielfalt »Rettet die Bienen« möchte ich Kritik anbringen, obwohl ich zum Glück nur selten Kritisches gegenüber dem BUND zu bemerken habe. Der Artikel stellt die erfolgreiche Aktion dar, als ob sie ausschließlich vom BUND angeregt und durchgeführt worden wäre, keine Erwähnung zum Beispiel von der ödp oder gar der großartigen Arbeit von Agnes Becker. Dabei waren meines Wissens diese Leute die eigentlichen Initiatoren und Hauptverantwortlichen für den Antrieb zum Gesetzentwurf. All die anderen Gruppierungen hatten sich großartigerweise angeschlossen. Foto: Jörg Farys

In der Natur+Umwelt 2/19 wurde für die Europawahl geworben und das Thema sehr gut erklärt und dargestellt. Auf Seite 18/19 wurden die Positionen der »fünf größten demokratischen Parteien« nebeneinander aufgezeigt. Mit Entsetzen musste ich aber feststellen, dass die ÖDP in keinster Weise mit vorgestellt wurde. Insbesondere nach dem erfolgreichen gemeinsamen Volksbegehren zum Artenschutz sollte die ödp (als Hauptinitiator) beim BUND einen höheren Stellenwert haben, auch wenn sie nur eine kleine Partei ist. Immerhin war sie auf Platz 8 auf dem Wahlzettel. Und bei der EU-Wahl gab es meines Wissens keine 5-Prozent-Hürde. Natürlich muss die Darstellung politisch neutral sein. Es wäre hier eine gute Plattform gewesen, dass sich die ödp neben den anderen Parteien darstellen kann und um sie etwas bekannter zu machen. Diese Chance wurde leider vertan.

Dr. Stefan Müller-Kroehling, 2. Vorsitzender Naturwissenschaftlicher Verein Landshut, Naturschutzbeirat Stadt Landshut und Landkreis Landshut für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Dr. Regine Siebert, Ottobrunn

Wenz Brenner, Erbendorf

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund des begrenzten Platzes im Heft muss stets eine Auswahl getroffen werden. Auf unserer Homepage hatten wir die Befragungen mehrerer Parteien zur Europawahl, auch der ödp, veröffentlicht. Vor Landtags- und Kommunalwahlen haben wir auch die Antworten der ödp auf unsere Wahlprüfsteine abgedruckt.

SCHREIBEN SIE UNS! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.


Natur +Umwelt 3 | 19 ›  SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 63

BUCHTIPPS

Friederike Otto, Benjamin von Brackel 2019, 16,99 Euro, Ullstein Verlag

VERSCHWÖRUNGSMYTHEN – Wie wir mit verdrehten Fakten für dumm verkauft werden Holm Gero Hümmler 2019, 223 Seiten, 19,80 Euro, Hirzel Verlag

Fakten statt Mythen Die Mondlandung: eine Inszenierung. Kondensstreifen am Himmel: versprühte Chemikalien, die uns vergiften. Der 11. September: ein Komplott der US-Regierung. Verschwörungsmythen haben Konjunktur – zum Teil auch unter Umweltschützern. Deshalb ist es lobenswert, dass sich der Physiker Holm Gero Hümmler in diesem aufklärerischen Buch einer Reihe weitverbreiteter Mythen widmet. Selbst die skurrilsten Behauptungen nimmt er dabei erst mal ernst, solange sie für sich ­reklamieren, naturwissenschaftlich fundiert zu sein. Von Nazi­ kolonien am Südpol bis zur flachen Erde: Hümmler entlarvt gängige Verschwörungsideen durch wissenschaftliche Beweisführung als Märchen. Auch wenn die ­Lektüre des Buchs eine eher trockene Angelegenheit ist: Vielleicht gelingt es ja so, einigen der Betroffenen, die Augen zu öffnen.

BUND-REISEN ­

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HERBST IM STEIGERWALD 29. September – 4. Oktober, Deutschland Mitteleuropa wäre von Natur aus ein Waldland, ein Land der Buchenwälder. Von der einstigen Pracht alter und mächtiger Buchenwälder

NATURPARK OSTERZGEBIRGE 13. – 20. Oktober, Deutschland Im Osterzgebirge wurden Geschichte und Brauchtum entscheidend vom Bergbau geprägt. Deutliches Zeugnis dieser Entwicklung davon gibt die Silberstadt Freiberg,

sind leider nur noch Reste erhalten – Inseln inmitten der heutigen Kulturlandschaft, Perlen der Natur. Eine dieser Perlen liegt im Steigerwald. Die Teilnehmer wandern und radeln durch Weinlandschaften und ­ursprüngliche Wälder.

die die Reisenden ausführlich erkunden. An anderen Tagen wandern sie entspannt ­entlang historischer Mühlenstandorte, durch die Fluss­ auen der Freiberger Mulde, Bobritzsch und Gimmlitz und erklimmen moderate Höhen, die immer wieder schöne Ausblicke gewähren.

Foto: C. Unger

WÜTENDES WETTER

Hochaktuell Die Klimatologin und Leiterin des »Environmental Change Institute« an der Universität Oxford erklärt in ihrem Buch, wie sich die Klimakrise auf extreme Wetterereignisse auswirkt. Die junge Disziplin der Zuordnungswissenschaft ­berechnet den Anteil der Klima­ krise an solchen Ereignissen. Sie untersucht, ob und wo Dürren oder sintflutartige Regenfälle künftig häufiger oder auch seltener auftreten werden. Die Autorin erläutert für Laien gut verständlich Methoden und Grenzen ihrer Disziplin. Sie stellt Bezüge zur aktuellen Politik dar, etwa welche Möglichkeiten sich nun mit Klagen auf Schadensersatz gegen die Verursacher ergeben. Das Buch ist durchweg packend geschrieben. Wer nicht gerade Klimaexpertin ist, wird die umfassend erhellten Hintergründe sehr spannend finden, etwa zu Angriffen gegen die Klimawissenschaft. Absolute Leseempfehlung für ein hochaktuelles Sachbuch!

LIGURISCHE KÜSTE 4. – 11. April 2020, Italien Felsige Küstengebirge, ­malerische Dörfer und eindrucksvolle Terrassenlandschaften – das sind die markanten Merkmale der Cinque Terre, dem bekannten Küstenstrich im Süd­ osten der Region Ligurien,

Nationalpark und UNESCO-­ Weltkulturerbe. Auf den ­Höhen gibt es schattenspendende Wälder mit Kastanien und Flaumeichen. Auf steilen, fast senkrechten Klippen tauchen die fünf Dörfer aus dem tiefblauen Wasser des Mittelmeeres auf und bieten einen atemberaubenden Anblick.

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66 Natur +Umwelt 3 | 19 ›  SERVICE ›  Konktakt und Impressum

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BN-STIFTUNG Christian Hierneis Tel. 09 41/2 97 20-35 christian.hierneis@bund-naturschutz.de

i

INFORMATION www.nez-allgaeu.de; Tel. 0 83 23/ 9 98 87 60, info@NEZ-Allgaeu.de

IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: blickwinkel/ F. Hecker Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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