Natur+Umwelt 3-2020

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NATUR UMWELT +

FAKTEN, PORTRÄTS, AKTIONEN UND TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTE

VIELFALT BEWAHREN AKTUELL 50 Jahre Nationalparke Eichhörnchen-Forscher werden

GUTER RAT Weniger Fleisch essen Sichere Bio-Kontrolle

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JANDA+ROSCHER, Die WerbeBotschafter

Foto: Selmannberger, BN-Archiv

GEWINNEN SIE FREUNDE FÜR DEN BN UND HELFEN SIE DER NATUR! Dieser Grauschnäpper hat eine Heimat gefunden – auf einem Grundstück des BUND Naturschutz. 3 000 Hektar wertvolle Lebensräume betreut der BUND Naturschutz mittlerweile und sichert sie damit dauerhaft. Und nicht nur das. Bayernweit wenden wir Zerstörungen der Umwelt ab und sind unermüdlicher Anwalt der Natur. Je mehr Menschen uns dabei mit ihrer Mitgliedschaft oder Spende unterstützen,

desto mehr können wir bewegen. Bitte helfen Sie uns dabei. Sprechen Sie Ihre Freunde und Bekannten auf eine Mitgliedschaft im BUND Naturschutz an. Die Natur sagt danke! www.bund-naturschutz.de/ spenden-helfen/mitglieder-werben Vielen Dank für Ihr Engagement!

www.bund-naturschutz.de

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Natur +Umwelt 3 | 20 ›  INHALT 3

Foto: AdobeStock/Joachim Neumann

LIEBE LESERINNEN UND LESER, Foto: BN

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Foto: Alexander Helber

INHALT

24 AKTUELLES 4– 9 Aktuelle Meldungen 10/11 50 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald

12 Kommentar

NATUR IM PORTRÄT 30 Kräuterporträt Wilde Möhre 31 Gerettete Landschaft 32/33 Beltringharder Koog 34/35 Naturschutz: Werden Sie Eichhörnchen-Forscher

TITELTHEMA 14/15 Vielfalt bewahren 16–19 Alarmstufe rot 20/21 Aktiv für die Artenvielfalt 22 Rita Schwarzelühr-Sutter im Interview 23 Ressourcenschutz 24/25 Bayerns Umweltminister Glauber im BN-Gespräch

INTERNATIONALES 26 Biodiversität 27 Avocado-Boom schadet ­ der Umwelt

AKTIONEN 28 Wildkatzen im Wald 29 Aufruf zur Demo

Die Natur+Umwelt ist das Mitgliedermagazin des BUND Naturschutz und die bayerische Ausgabe des BUNDmagazins.

36/37 Gefährdet: Kreuzotter URLAUB & FREIZEIT 38 Wanderung in der Heckenrhön 39 Reise: Wandern auf Elba 40 Bildung LANDWIRTSCHAFT 41 Wie sicher ist die Bio-Kontrolle? AUS DEM VERBAND 42 Corona: Der BN wird digitaler 43 Editorial des Vorstands 4–46 Meldungen 4 47 Porträt 48/49 Die Mertinger Höll 50/51 Die junge Seite 52/53 BN vor Ort aktiv 4–60 Regionalseiten 5 SERVICE 61 Buchtipps und Reisen 62 Leserbriefe 63 Ratgeber: Weniger Fleisch essen 66 Ansprechpartner/Impressum

»Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur.« Ein alt­ bekannter und sicher gut gemeinter Satz. Während sein zweiter Teil völlig unstrittig ist, wirft der erste zumindest die Frage auf: Von welcher Natur ist da die Rede? Klar: Die natürliche Vielfalt der Erde hat sich über Millionen von Jahren ganz ohne menschliches Zutun entfaltet. Und in einigen Millionen Jahren wird dieser Planet hoffentlich immer noch voller ­Leben sein. Doch unsere Existenz im Hier und Jetzt ist an das Vorhandensein einer intakten Natur geknüpft. Umgekehrt gilt auch: Das Überleben der heutigen Vielfalt hängt davon ab, dass wir sie bewahren, denn noch nie zuvor hat der Mensch seine natürlichen Lebensgrundlagen so sehr beeinflusst und leider auch zerstört. Die Natur in all ihrer Fülle, wie sie uns so am Herzen liegt, braucht also sehr wohl den Menschen. Wie sehr, macht die gegenwärtig rasch fortschreitende Vernichtung der Vielfalt von Jahr zu Jahr deutlicher. An uns ist es, dieses Zerstörungswerk zu stoppen. Um zu erkennen, wie dringend das ist, reicht ein Blick auf die Ödnis der heimischen Felder und Fluren. Oder in unser Titelthema »Vielfalt bewahren«.

Luise Frank

Severin Zillich

Redaktion Natur+Umwelt

Redaktion BUNDmagazin


4 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES

Foto: J. Farys

AKTUELLES

DIE ZAHL: 134 MIO. TONNEN CO2 So viel stärker werden wir Deutschen das Weltklima belasten, nur weil die Bundes­ regierung im Juli nicht wie zugesichert 1 : 1 umsetzen wollte, was die Kohlekom­ mission beschlossen hatte. Statt im Kohleausstiegsgesetz einen stetigen Ausstieg festzulegen, soll die Hälfte

der Braunkohle­kraft­werke erst nach 2034 vom Netz gehen. Da diese zumeist klimaschädlicher sind als Steinkohlekraftwerke, schraubt das den CO2-Ausstoß nach oben. Selbst der Kompromiss der Kohlekommission, der im Januar nach langen Verhandlungen (auch mit dem BUND) erzielt

Protestaktion Anfang Juli vor dem Bundestag, wo das teure und k ­ limaschädliche Gesetz zum Kohleausstieg verabschiedet wurde.

wurde, war nur ein Minimalkonsens und nicht genug, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Doch die Bundesregierung hat mit dem Neubau »Datteln 4« nun ein weiteres Kohlekraftwerk akzeptiert. Und sie hält gesetzlich fest, dass die Anwohner*in­ nen des Tagebaus Garzweiler immer noch zugunsten der Kohle vertrieben werden dürfen. Anstatt Umwelt und Klima besser zu schützen und den sozial-ökologischen Wandel unserer Gesellschaft zu gestalten, zementiert sie mit diesem Ausstiegsgesetz ein Stromsystem, das nicht zukunftsfähig ist. Nötig gewesen wäre ein klares Bekenntnis zum Kohleausstieg bis 2030 und der ehrgeizige Ausbau der erneuerbaren Energien.

ENERGIE SPAREN – AUCH DIGITAL In den letzten Monaten ist unser Leben vielfach digitaler geworden. Wir lernen über Videokonferenzen, streamen Filme über Online-Plattformen und sprechen im Videochat mit Freundinnen, Freunden und Familie. Hilft das zum Beispiel eine Reise zu vermeiden, schonen wir das Klima enorm. Doch sollten wir nicht vergessen: Jedes im Netz übertragene Byte verbraucht Ener­gie, nicht nur im eigenen Haushalt, sondern auch für die Datenübertragung und den Betrieb der Rechenzentren. Durchschnittlich kommen dabei pro Haushalt rund 100 Kilowattstunden im Jahr zusammen – Tendenz stark steigend. Das ist fast doppelt so viel, wie ein mittelgroßer Fernseher aus der Steckdose zieht.

Allein das Videostreamen sorgt für einen Ausstoß von bis zu 65 Kilogramm CO2 pro Jahr. Streamen über Mobilfunknetze kostet übrigens gleich viermal so viel Strom wie übers Festnetz. Im Internet nur sparsam Daten zu be- anspruchen, schont also unser Klima. Wählen Sie doch, wenn Sie streamen, nicht automatisch Videos in der höchsten Auflösung – bei den meisten Geräten werden Sie keinen Unterschied in der Bildqualität feststellen. Immerhin braucht ein Video in HD-Qualität leicht zehnmal ­so viel Energie wie ein niedrig aufgelöstes. Oder schauen Sie häufiger wieder analog fern, statt Sendungen über die Mediathek zeitversetzt aufzurufen.

Auch Kleinvieh macht übrigens Mist: Verschicken Sie wieder öfter Text- statt Sprachnachrichten über Ihr Handy und nutzen Sie Sprach- statt Videotelefonie. Und bei Videokonferenzen lohnt es sich, Mikrofon und Kamera abzustellen, wenn Sie nicht sprechen.


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES 5

KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und aus dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Einige aus jüngster Zeit haben wir wie immer für Sie ausgewählt.

Wertvolle Flüsse vorläufig gesichert: Das Parlament von Bosnien-Herze­ gowina hat Ende Juni ein Moratori­ um für neue Kleinwasserkraftwerke beschlossen. Es wird solche Kraftwerke nicht mehr erlauben und Hunderte bereits genehmigter Projekte überprüfen. In Bosnien-­Herzegowina – Europas Hotspot für Bauten der Wasserkraft – wurden schon etwa hundert Wasserkraftwerke errichtet. Die Folge: ausgetrocknete Flussbetten, soziale Konflikte und anhaltende Proteste. Damit soll es nun vorbei sein. Ein schöner Erfolg auch für die dortigen BUND-Partner in unserem Netzwerk der »Friends of the Earth«. Mehr dazu: balkanrivers.net/de

Mit dem Silbersee und Roxheimer Altrhein konnte der BUND eines der ­interessantesten und größten Vogelbeobachtungsgebiete in RheinlandPfalz retten. Seit Jahren plante die Gemeinde Bobenheim-­Rox­heim auf einer Halbinsel im Silbersee ein großes Tagungs- und Wellnesshotel zu errichten, mitten in einem europäischen Vogelschutzgebiet (das BUNDmagazin berichtete). Dagegen klagte der BUND und bekam Ende Mai recht: Das Hotel darf nicht gebaut werden. Die Kreisgruppe Rhein-Pfalz des BUND freut sich, dass ihr jahrelanger Einsatz für dieses vielfältige Stück Natur von Erfolg gekrönt war.

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Sehr lange wurden am Ostseestrand Mecklen­burg-­Vorpommerns nicht mehr so viele junge Kegelrobben ge­sichtet: Etwa 30 Jungtiere unseres schwersten heimischen »Raubtiers« waren im Frühling zu beobachten – wohl auch, weil die Strände coronabedingt lange Zeit menschenleer blieben. Nachdem die Kegel­ robbe vor hundert Jahren bei uns ausgerottet war, nimmt ihre Zahl in Nordund Ostsee seit einiger Zeit wieder stetig zu. Der BUND hat in 16 Gemeinden vom Klützer Winkel bis Greifswald Absperrungen und Infomaterial deponiert, die bei Bedarf die ruhebedürftigen Jungtiere schützen: www.bund.net/kegelrobbe

Kaufprämien für Verbrenner verhindert: Es ist ein Paradigmenwechsel – erstmals seit (gefühlt) Jahrzehnten konnte sich die Autolobby nicht mit einer wichtigen Forderung durchsetzen, in diesem Fall nach Kaufprämien für ihre ineffizienten Diesel und Benziner. Das wusste eine Anti-­ Kaufprämien-Koalition mit starker Beteiligung des BUND zu verhindern. Zwar bleibt die Kaufprämie für »Verbrenner durch die Hintertür« (Plug-in-Hybride) ein Wermutstropfen. Doch die Freude überwiegt angesichts des Siegs der besseren Argumente über die Profitinteressen einer Branche, die ihre umweltschädlichen Autos weiter als zukunftsfähig vermarktet.

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6 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES

Verwaschen gezeichnetes, graubraunes Fell

Foto: Thomas Stephan

Dunkel geringelter Schwanz mit schwarzer Spitze

Wildkatzen sind heimliche und vielerorts­ sehr seltene Bewohner unserer Wälder.

WILDKATZE

GUT AUFGEPASST Wenige Tiere dürften schwerer zu beobachten sein als die Wildkatze. Um eine Begegnung nicht ganz auszuschließen, hier ein paar Tipps.

D

erzeit bewegen sich besonders viele Menschen in der heimischen Natur. Manche Tiere reagieren empfindlich auf Störungen – zum Beispiel die Wildkatze. Mit Rücksicht und Glück und Geduld ge­ lingt es Ihnen vielleicht, dieser scheuen und seltenen Art zu begegnen.

WILDKATZEN ERKENNEN Selbst für Fachleute ist es nicht leicht, die Europäische Wildkatze von wildfarbenen Hauskatzen zu unterscheiden. »Die wichtigsten Merkmale der Wildkatze sind ihr verwaschen gezeichnetes graubraunes Fell und der buschige, dunkel geringelte Schwanz mit einer schwarzen Spitze«, so Friederike Scholz, BUND-Wildtierexpertin.

Gerade in den vergangenen Monaten erreichten den BUND weit häufiger als sonst Hinweise auf mögliche Wildkatzen. »Bei einigen Meldungen könnte es sich wirklich um Wildkatzen gehandelt haben«, so Scholz. Und die gelten bundesweit als besonders gefährdet. Heimisch sind sie vor allem in Mittel- und Süddeutschland. Doch selbst südlich von Berlin und in der Lüneburger Heide konnte der BUND sie kürzlich nachweisen.

wichtigsten: Halten Sie Ihren Hund an der Leine! Mit etwas Rücksicht tragen Sie so dazu bei, dass auch störungsempfindliche Tiere wie die Wildkatze sich in unseren Wäldern wohlfühlen. Wenn Sie sich ansonsten möglichst oft per Rad oder mit den Öffentlichen bewegen, minimieren Sie zudem das Risiko, eine Wildkatze zu überfahren. Immerhin ist der Tod auf der Straße deren Todesursache Nr. 1 in Deutschland. Um der Wildkatze und anderen Waldbewohnern eine Zukunft zu geben, arbeitet der BUND seit über 15 Jahren intensiv daran, ihre Lebensräume zu vernetzen – mit grünen Korridoren. In diesem Zusammenhang fordern wir auch mehr Grünbrücken über stark befahrene Straßen zu spannen. Wo Wälder vielerorts noch wie Inseln isoliert in der Landschaft liegen, wollen wir ein grünes Netz über Deutschland breiten.

… UND SCHÜTZEN

AKTIV WERDEN

Um die Tiere im Wald nicht unnötig zu stören, sollten Sie drei Dinge beachten: Vermeiden Sie Lärm. Bleiben Sie nach Möglichkeit auf den Wegen. Und am Aller-

Glauben Sie eine Wildkatze gesehen zu haben? Dann melden Sie sich bitte unter: www.bund.net/wildkatzenkontakt; mehr zum Thema: www.bund.net/wildkatze


KAMPAGNE

SYMBOL DES SCHEITERNS Am 30. Mai bekam das Scheitern des deutschen Kohleausstiegs ein Symbol: Das Steinkohlekraftwerk »Datteln 4« ging ans Netz.

T

rotz einer Empfehlung der Kohle­ kommission, das Kraftwerk nicht an­ zuschalten, trotz laufender Klagen, trotz der Abhängigkeit von Steinkohle- Impor­ ten aus Russland oder Kolumbien, trotz einem Abstand von nur 450 Metern zu

den nächsten Wohnhäusern, trotz der fehlenden Abnehmer, die den Kohlestrom auch wollen, trotz … Diese Liste könnte man lange fortsetzen. Die Geschichte vom modernen Steinkohlekraftwerk, welches hilft, den deutschen CO2-Ausstoß zu senken, ist schlicht eine Mär. Das konnte der BUND gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung anhand dieser Studie belegen: »Klimaschutz statt Kohleschmutz: Woran es beim Kohleausstieg hakt und was zu tun ist«. Nicht nur die deutsche Politik hat hier versagt. Auch die finnische Regierung unter Ministerpräsidentin Sanna Marin hat die Inbetriebnahme durch Nichtstun erst ermöglicht. Denn das Uniper-Kraftwerk »Datteln 4« ist Teil des finnischen Staatsunternehmens Fortum. Obwohl Finnland den Klimaschutz groß auf seine Fahnen geschrieben hat und der Energieversorger Fortum sich selbst öffentlich als nachhaltig preist, stehen beide

Foto: J. Farys

Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES 7

30. Mai: BUND-Protest vor dem neuen Kohlemeiler.

bislang fest zu dem Klimakiller. Mehr als 30 000 Menschen haben über unseren Online-Protest von Sanna Marin gefordert, das Kraftwerk nicht ans Netz gehen zu lassen. Gemeinsam mit unserem Partner »Friends of the Earth Finland« wollen wir ihre Botschaften noch im August in Helsinki übergeben. Und dabei noch einmal ganz deutlich fordern: Finnland muss zurück an den Verhandlungstisch – »Datteln 4« muss vom Netz! WWW.BUND.NET/KLIMASCHUTZ­STATT-KOHLESCHMUTZ Anzeige

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8 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern

Anlässlich der BMW-Hauptversammlung im Mai forderten der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, der BUND Naturschutz, Fridays for Fu­ ture München und Attac Deutschland, keine Dividende an die Aktionäre des Auto­bauers auszuschütten. Stattdessen soll der Bilanzgewinn als Rückstellung für notwendige Konversionsmaßnahmen zum Umbau des Konzerns vom Autohersteller zum Produzenten von Schienenfahrzeugen und Elektrobussen für den öffentlichen Nah- und

Fernverkehr verwendet werden. Der Verkehr ist mit 17,8 Prozent der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen in Deutschland. Der Straßenverkehr trägt mit 38 Prozent wesentlich zum Ausstoß von ­ Stick­oxiden bei. Ohne eine radikale Verkehrswende ist das 1,5-Grad-Klimaziel von Paris nicht zu erreichen. »Das Unternehmen hat nur eine Zukunft, wenn es sich als Mobilitätsunternehmen aufstellt«, be­ tonte BN-­ Vorsitzender Richard Mergner ­­bei der Aktion vor dem BMW-­Gelände in ­München.

BIENEN UND BAUERN RETTEN Setzen wir in Europa fort, was in Bayern schon auf den Weg gebracht wurde: eine Gesetzgebung, die Bienen und Bauern rettet. Das hat sich die Europäi­ sche Bürger­initiative »Save the bees and farmers!« zum Ziel gesetzt. Die wichtigsten Forderungen: den Einsatz synthetischer Pes­ ­tizide in der Landwirtschaft der EU, beginnend mit den gefährlichsten Stoffen, bis 2030 um 80 Prozent zu verringern, damit sie bis 2035 frei von synthetischen Pestiziden wird; die

Öko­systeme auf landwirtschaftlichen Flächen wiederherzustellen, damit die Landwirtschaft zur Triebkraft für die Erholung der Biodiversität wird; die Landwirtschaft zu reformieren, indem die vielfältigen und nachhaltigen Kleinbetriebe Priorität erhalten sowie die Förderung von ökologischen und biologischen landwirtschaft­lichen Verfahren. Diesem Heft liegt eine Unterschriftenliste bei. Geben auch Sie Ihre Stimme für Bienen und Bauern ab!

Nestgespinst von Eichenprozessionsspinnern

­ ichen im Garten haben, ihre Bäume a E ­ uch gegen den Eichenprozessionsspinner sprit­zen zu lassen. Dabei ist der vorbeugende Gifteinsatz für die beiden zugelassenen Biozide Protect verboten. Die Gewerbeaufsichtsämter sollten als Kontrollbehörden hier tätig werden. Der BN fordert statt Gifteinsatz mechanische Be­seitigung durch Fachleute. So machen es bereits zahlreiche Kommunen. Die derzeitige lokale oder regionale Vermehrung des Eichenprozessionsspinners wird mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht: Die Art gilt als wärmeliebend und deshalb als von der Klimaerwärmung begünstigt.

Foto: getty images/Andreas Zerndl

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Manche Kommunen in Bayern haben im Mai und Juni Eichenprozessionsspinner mit der Giftspritze bekämpft. Der BUND Naturschutz kritisiert diesen Einsatz von Bioziden, weil hier oft Gifte »vorbeugend« in die Umwelt gesprüht werden, ohne dass zuvor ein starker Befall festgestellt und Alternativen geprüft wurden. In Erlangen wurde bereits im Frühjahr eine Firma beauftragt, Biozide auszubringen. Auch in anderen Kommunen wurde offenbar prophylaktisch gespritzt. Die Stadt Münchberg im Landkreis Hof hat sogar eine eigene Sprühkanone angeschafft, um bis zu 35 Meter hoch in die Bäume spritzen zu können. Laut Bayerischem Rundfunk empfiehlt die Stadt Donauwörth sogar Privatpersonen, die ­

Foto: Tom Konopka

Foto: BN

BN LEHNT GIFT­EINSATZ AB


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES ›  Meldungen aus Bayern 9

Es bleibt bei Apellen, das Gesetz ist nicht einklagbar und bezieht sich auf ein ungenügendes Klimaschutzziel. Der Gesetzesvorschlag bekennt sich zwar zu den von der Bundesregierung gesetzten Emissionsminderungszielen, dieses Ziel wurde jedoch Mitte Mai durch das Gutachten des Sachverständigenrates Umwelt (SRU) der Bundesregierung als ungenügend identifiziert. Der BN fordert, dass Bayern hier vorangeht und ein Klimaschutzziel formuliert, das kompatibel mit dem Pariser Klimavertrag ist. »Der Staat muss die Kommunen bei dieser Pflichtaufgabe unterstützen: finanziell, strukturell und gesetzgeberisch. Es ist tragisch, dass im aktuellen Gesetzes­ entwurf nur an die Kommunen appelliert wird und keine Programme aufgesetzt werden, die neuen Schwung für die dezentrale Bürgerenergiewende bringen«, erklärte BN-Vorsitzender Richard Mergner. Auch Fridays for Future und die Jugendorganisation des BUND Naturschutz stellten der Staatsregierung beim Klimaschutz ein schlechtes Zeugnis aus. Sie verordneten »Nachsitzen!« (siehe Bild) und forderten umfangreiche Nachbesserungen in der Sommerpause.

EU-AGRARWENDE VORANBRINGEN! Im zweiten Halbjahr 2020 hat Deutsch­ land die Ratspräsidentschaft der Euro­pä­ ischen Union inne. Aus diesem Anlass forderte ein Bündnis von Bauern- und Umweltverbänden am 1. Juli, den geplan­ ten »Green Deal« der EU auch im Land­ wirtschaftsbereich umzusetzen. Mit einer Protestaktion vor der Staatskanzlei riefen sie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder dazu auf, sich bei den festgefahrenen Verhandlungen über die künftige Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) für eine agrarpolitische Kurskorrektur einzusetzen. Bäuerinnen und Bauern sollen dabei unterstützt werden, umweltfreund-

lich und klimaschonend zu wirtschaften und tiergerechte Haltungssysteme aufzubauen. Als Ziele hat die EU-Kommission unter anderem formuliert, die Hälfte der Pestizide einzusparen, den Düngemitteleinsatz sowie den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung deutlich zu reduzieren und den Ökolandbauanteil auf 25 Prozent zu steigern. Die bisherigen Beratungen im Agrarministerrat und im Europäischen Parlament laufen auf eine GAP hinaus, die den Vorgaben des Europäischen Green Deal nicht gerecht werden könnten.

MEHR NATURWÄLDER FÜR BAYERN Bayerns Forstministerium hat angekün­ digt, vier große staatliche Waldgebiete als Naturwälder auszuweisen. Fast 5000 Hektar werden damit der Forstwirtschaft entzogen: wertvolle Buchen-Mischwäl­ der im Steigerwald, auf der Fränkischen Platte bei Würzburg und der Frankenalb bei Kelheim sowie weite Teile der Isar-­ Auwälder zwischen München und Lands­ hut. Sie sollen künftig ungestört wachsen können. Der BUND Naturschutz begrüßte diesen »wichtigen ersten Schritt zum Schutz des bayerischen Waldnaturerbes«, so BN-­ Vorsitzender Richard Mergner. Leider gehen die wertvollen Waldgebiete Spessart, Ammergebirge und Gramschatzer Wald leer aus. Der BN setzt sich für eine wei­ tere Stärkung von Naturwäldern in Bayern

Foto: Thomas Stephan

Foto: Ronja Endres

Die Bayerische Staatsregierung hat ein Klimaschutzgesetz auf den Weg ge­ bracht. Der BUND Naturschutz kritisiert, dass der Vorschlag zwar viele vollmun­ dige Absichtserklärungen enthält, aber keine verbindlichen Maßnahmen, um das Klima wirksam zu schützen.

Foto: Karepa/Fotolia

KLIMASCHUTZ­ GESETZ NICHT AUSREICHEND

ein – und wiederholte seine Forderung nach einem Waldnationalpark im Steigerwald.


10 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES

NATIONALPARKE IN DEUTSCHLAND

MEHR MUT ZUR WILDNIS! Vor 50 Jahren wurde im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark gegründet. Seitdem sind 15 weitere hinzugekommen – doch die Bilanz fällt sehr gemischt aus. ist der Sprecher des BUND-­ Arbeitskreises Naturschutz.

MAGNUS WESSEL leitet die Naturschutzpolitik des BUND.

N

ationalpark: Da schwingt vieles mit. Sehnsuchtsziele überall in der Welt, Premiumqualität für den Naturschutz, Landschaften, mit denen sich Erlebnisse erster Güte verbinden: der laut tönende Einflug der Kraniche im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft; die nebelverhangenen Moore im Hochharz; oder uralte Baumriesen im Bayerischen Wald. Unser hochtechnisiertes Land weckt bei vielen Menschen das Grundbedürf­ nis, ursprüng­liche Natur zu erfahren. Und wo ginge das besser als in den 16 deut­ schen Nationalparken? Nicht von unge­ fähr führt im Nationalpark Bayerischer Wald ein »Seelensteig« durch die Wald­ wildnis. Mit ihrem Motto »Natur Natur

sein lassen« sind Nationalparke nicht nur Refugien für Wildnis und seltene Arten. Sie sind auch Seelenschutzgebiete.

ZÄHES RINGEN Viel Zeit verging, bis 1970 im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark entstand, wesentlich initiiert vom BUND Naturschutz – und fast ein Jahrhundert nach Yellowstone, dem weltweit ersten seiner Art, gegründet 1872 in den USA. 1939 gab es in Europa bereits 31 Nationalparke in zwölf Ländern. Nicht aber in Deutschland, obgleich der Naturschutzpionier Wilhelm Wetekamp bereits 1898 im preußischen Landtag gefordert hatte, Teile des Landes in seiner »ursprünglichen, naturwüchsigen Form« zu bewahren. Nach amerikanischem Vorbild regte er an, auch bei uns »Staats­parks« auszuweisen.

Kreideküste im Nationalpark Jasmund auf Rügen

Foto: blickwinkel/W. Willner

KAI FROBEL


Foto: Rainer Simonis

Foto: blickwinkel/ M.

Delpho

Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES 11

Und zäh ging es nach 1970 weiter: Beinahe alle deutschen Nationalparke mussten von engagierten Naturschützer*innen – vielfach aus dem BUND – mühselig erstritten werden. Zu ihrer Entstehungsgeschichte gehört das jahre- und zuweilen jahrzehntelange quälende Ringen gegen oft erbitterten Widerstand der Kommunalund Landespolitik sowie mächtiger Verbände aus der Land- und Forstwirtschaft. Alleine das DDR-Nationalparkprogramm, beschlossen am 12. September 1990 auf der letzten Ministerratssitzung, brachte auf einen Schlag fünf neue Nationalparke. Seit 2015 hat man in Deutschland – trotz vieler Initiativen und Vorschläge – keinen Nationalpark mehr ausgewiesen.

BILANZ IN ZAHLEN Ebenso markant wie die heftigen Geburtswehen ist ein weiteres Phänomen: Alle Regionen sind einige Jahre später richtig stolz auf ihre Nationalparke. Denn die werden in den oft abgelegenen Räumen zu regionalwirtschaftlichen Zugpferden. Laut Studien der Universität Würzburg ­be­suchen etwa 53 Millionen Menschen pro Jahr die deutschen Nationalparke. Die Gäste sorgen hier für einen Bruttoumsatz von rund 2,8 Milliarden Euro – was einem Gegenwert von 85 000 Arbeitsplätzen entspricht!

Junge Uhus im hessischen Nationalpark Kellerwald

Wildnis im Nationalpark Bayerischer Wald

Und in Zeiten einer Rückbesinnung auf Naturschätze vor der Haustür gilt seit der Corona-Krise mehr denn je: Ein Nationalpark ist für die Tourismusbranche vor Ort ganz unbestritten ein Glücksfall – und das Zukunftskapital schlechthin. Dennoch bedecken Nationalparke gerade mal 0,6 Prozent unserer Landesfläche: ein im globalen Vergleich beschämend niedriger Wert. Große Lücken weist das Netz der Nationalparke im Flachland – bei Auen, Mooren, Seen und Wäldern – wie auch im Bergwald und Hochgebirge auf. So hat aus Sicht des BUND allein Bayern Raum für fünf neue Nationalparke, neben Bayerischem Wald und Berchtesgaden.

WILDNIS WAGEN Selbst in den schon ausgewiesenen Nationalparken bleibt noch viel zu tun: Nach internationalem Standard soll die Natur auf wenigstens drei Vierteln ihrer Fläche der eigenen Dynamik überlassen sein. Dieses doch selbstverständliche Ziel erreichen bisher nur fünf unserer 16 Nationalparke. Darüber können auch die vielen attraktiven Infozentren nicht hinwegtäuschen. Der BUND fordert die Bundesländer deshalb auf, bis 2030 in all diesen Schutzgebieten den internationalen Standard herzustellen – mit dem oft beschworenen »Mut zur Wildnis«. Zudem fordern wir die

Lücken im Nationalparksystem endlich mit neuen Parken zu schließen. Wie so oft fehlt es nicht an politischen Absichtserklärungen: 2007 verankerte die Bundesregierung in ihrer »Strategie zum Erhalt der Biolo­gischen Vielfalt« das Ziel, bis 2020 auf immerhin zwei Prozent der Landesfläche möglichst großräumige Wild­nisgebiete zu schaffen. Und die neue EU-Biodiversitätsstrategie vom Frühjahr 2020 zielt sogar darauf, ein Zehntel der europäischen Landes- und Meeresfläche unter strengsten Schutz zu stellen.

WAS NOCH NÖTIG IST Damit Deutschland dazu angemessen beiträgt, braucht es nicht nur neue Nationalparke. Erforderlich ist auch überall mehr Parkpersonal. Bliebe der Ferntourismus durch Corona dauerhaft eingeschränkt, könnte ein Besucherstrom auf die Parke zukommen, der naturverträglich gelenkt und begleitet werden muss. Gefordert ist aber auch die Bundesregierung: Sie muss die Bundesländer besser bei dieser nationalen Aufgabe unterstützen. Und sie muss vor allem mehr für einen nationalen Biotopverbund tun, der die Nationalparke in ein Netz unterschiedlichster Schutzgebiete einbettet und als Perlen des Naturschutzes großflächig miteinander verknüpft.


12 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTUELLES ›  Kommentar

KOMMENTAR

SO DARF’S NICHT WEITERGEHEN Die Agrarpolitik kennt schon lange nur eine Richtung: die der Industria­lisierung. Für die natürlichen ­Grundlagen und die Wertschöpfung in der Landwirtschaft erwies sich dieser Weg als fatal. Eine »Zukunftskommission« soll den Scherben­ haufen nun zusammenkehren.

I

m Mai veröffentlichte Bundesumweltministerin Schulze ih­ ren Bericht zur Lage der Natur: Vor allem in der Agrarland­ schaft ist die Situation dramatisch. Als gefährdet gelten beson­ ders Schmetterlinge und andere Insekten blütenreicher Wiesen und Weiden. Diese Vielfalt gibt es in der intensiven Landwirt­ schaft immer seltener. Unter starken Verlusten leiden auch die Vögel der Agrarlandschaft wie Kiebitz, Rebhuhn und Feldlerche. Ob das Artensterben auf den Äckern, Nitrat im Grundwasser, Tierleid in den Ställen oder menschenunwürdige Verhältnisse in den Schlachthöfen: Es gibt diverse Gründe, die Zustände in der deutschen Landwirtschaft zu kritisieren. Hinzu kommen deren Folgen für das Klima oder wirtschaftliche Aspekte wie die schlechten Preise für Agrarerzeugnisse und – damit verbunden – das Höfesterben. Gleichzeitig werden die Anforderungen an Bäuerinnen und Bauern immer höher: Sie sollen ihre Tiere besser halten, das Wasser und den Boden schützen und gesunde Nahrungsmittel herstellen, regional und saisonal. Dieser Spagat zwischen Anforderungen und Marktzwängen, Reformverweigerung und Pioniergeist, Perspektivlosigkeit und externen Erwartungen erfordert eine zukunftsorientierte Agrarpolitik. Darum kämpft der BUND seit Langem für eine Agrarwende. Einen Ausweg aus dieser misslichen Lage sehen wir darin, die Höfe besser zu beraten und zu fördern, die Marktbedingungen und das Ordnungsrecht zu verändern sowie eine zeitgemäße Vision für eine Landwirtschaft mit Zukunft zu beschreiben.

OLAF BANDT ist der Vorsitzende des BUND.

Doch die Agrarpolitik bleibt all das schuldig. Seit vielen Jahren ist sie geprägt von Nicht-Handeln, Zögern und Festhalten am Status quo. Glücklich macht das weder die Menschen auf den Höfen noch Verbraucherinnen und Tierschützer oder Gewerkschaften und Umweltverbände wie den BUND. Vor einem Jahr teilte die Bundesregierung mit, wie sie die Insekten, die Gewässer und die Nutztiere künftig besser schützen will. Was aus BUND-Sicht zu wenig ist, treibt vielen Landwirt*innen die Zornesröte ins Gesicht. Wochenlange Proteste folgten, ein Gegenbündnis »Land schafft Verbindung« entstand. So kam es zur Idee einer »Zukunftskommission Landwirtschaft«. Der BUND sieht darin eine große Chance für einen breiten gesellschaftlichen Austausch: Welche Landwirtschaft wollen wir 2040 haben? Wie sollen die Tiere gehalten und die Felder bestellt werden? Wie wollen wir uns dann ernähren? Welchen Einfluss wird die Landwirtschaft auf Umwelt, Natur und Klima haben? Wie sichern wir faire Preise für jene, die unsere Lebensmittel erzeugen? Wie schaffen wir gute Arbeit und gerechte Löhne dort, wo Lebensmittel verarbeitet werden? Wie stoppen wir die »Geiz ist geil«-­ Mentalität und entsprechende Werbestrategien des Handels? Die vielen Probleme und Defizite unserer Landwirtschaft sind hinreichend beschrieben und größtenteils allen Seiten bekannt. Doch Bundesregierung und Länder handeln nicht. Die Kommission soll nun aus der Mitte der Gesellschaft Vorschläge machen und Kompromisse finden. Für den BUND bietet sich hier die Gelegenheit, die Agrarpolitik der nächsten 20 Jahre maßgeblich zu beeinflussen, samt ihren Folgen für die Natur. Sollte ein gemeinsames Leitbild gelingen, müssen anschließend rasch die Mittel und Wege dahin beschrieben werden. Auch muss zur Sprache kommen, wie eng verbunden Agrar- und Ernährungspolitik sind. Und von Anfang an muss die Kommission belegen, dass sie wirklich etwas verändern will. Für eine weitere Verzögerung der Agrarwende ist der BUND nicht zu haben.


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14 BUNDmagazin Natur +Umwelt 33 || 20  20 ››  TITELTHEMA  RUBRIK ›  Thema

Schon 1975, im Gründungsjahr des BUND, beklagten Naturschützer in unserer Mitglieder­zeitschrift: »Mit jeder Tier- und Pflanzenart, die ausstirbt, wird unsere Welt ärmer.« Sie forderten eine »mög­lichst naturnahe Landwirtschaft«, die mit dem »Bauernsterben und der Überschussproduktion« Schluss machen müsse. Nur so könne dem »naturzerstörenden Einsatz von immer mehr Technik und Chemie« begegnet werden. 45 Jahre später sind viele – damals noch häufige – Arten unserer Kulturlandschaft sehr selten geworden. Denn die Mehrzahl der verbliebenen Agrar­betriebe wirtschaftet so naturfern wie nie. Eine Agrarwende ist also dringender denn je, wenn wir unsere natürliche Vielfalt schützen wollen. Warum wir auch die Flüsse besser behandeln müssen (im Bild die Isar), wie das Umweltministerium die Lage sieht und was der BUND g ­ egen das Artensterben tut, erfahren Sie auf den nächsten acht Seiten.

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Foto: Wolfgang Willner

Natur +Umwelt 3 | 20 ›  TITELTHEMA 15


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Foto: AdobeStock/Joachim Neumann

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16 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

BIOLOGISCHE VIELFALT

Alarmstufe Rot MATTHIAS MEISSNER leitet die Abteilung Biodiversität des BUND.

Wie steht es um die natürliche Vielfalt in unserem Land? Im Mai erschien dazu ein aufschlussreicher Bericht. Welche Lebensräume­ und Arten sind besonders bedroht? Und was sind die Ursachen?

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lle sechs Jahre berichtet das Bundesumweltministerium in einem Bericht zur Lage der Natur über den Zustand der Arten und Lebensräume in Deutschland. Dazu tragen ehren­ amtliche Fachleute, Behörden und Forschungseinrichtungen ihre Kenntnisse zusammen. Der Bericht dient auch dem BUND dazu, politische Veränderungen voranzutreiben. Was übrigens unsere Forderung unterstreicht, in Schulen und Universitäten wieder mehr Artenkenntnis zu vermitteln. Ohne die Artenkennt­ nis vieler Freiwilliger sind keine langfristigen, flächenhaften Untersuchungen möglich – und kein Bericht zur Lage der Natur.

WIE IST DIE LAGE? Alarmierend, so viel lässt sich sagen. Denn alle Lebensräume der Agrarlandschaft, die unter dem besonderen Schutz der europäischen FFH-Richtlinie stehen, haben sich in den letzten Jahren


33 % der Wirbeltiere

34 %

der wirbellosen Tiere

31 % der Pflanzen

20 %

der Pilze und Flechten

sind gefährdet oder bereits ausgestorben. (bezogen auf die bewerteten Taxa in den Roten Listen Deutschlands)

Quelle: www.rote-liste-zentrum.de

Natur +Umwelt 3 | 20 ›  TITELTHEMA 17

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Etwa 99 Prozent der deutschen Feldhamster haben seit den 1950er Jahren ihren Lebensraum verloren – die Art droht in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet auszusterben.

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weiter zum Negativen verändert. Trotz der unzähligen Arbeitsstunden ehrenamtlicher Naturschützer*innen und staatlicher Millionen ist die Natur in Deutschland vielfach stark bedroht. Der Bericht benennt die Ursachen der Misere, was prompt heftige politische Kontroversen auslöste. Nur jede vierte untersuchte Art erscheint in dem Bericht als grün, weist also einen »günstigen Erhaltungszustand« auf. Besonders erfreulich ist hier die Entwicklung von Seehund und Kegelrobbe – Tieren, die noch in meiner Kindheit als besonders bedroht galten. Rund 30 Prozent der untersuchten Arten liegen im gelben Bereich, sprich: Ihre Situation gibt derzeit keine günstige Prognose her. Ein ganzes Drittel schließlich befindet sich in wirklich schlechter Verfassung. Besonders zur Sorge Anlass geben hier bestimmte Fische sowie etliche Insektenarten.

DIE VERLIERER Schlimm steht es vor allem für jene Fische, die wandern. Während Fluss- und Meerneunauge – hier als Rundmäuler zu den Fischen gestellt – noch im gelben Drittel liegen, gilt für alle anderen Arten: Alarmstufe rot. Ein erschreckendes Zeichen dafür, wie wenig durchgängig viele unserer Flüsse bis heute sind. Wehre

Wandernde Fische wie der Lachs stehen seit Jahrzehnten unter besonderem Druck, trotz aufwendiger Versuche, sie in unseren Flüssen wieder anzusiedeln.


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Der Kirschrote Saftling ist wie die meisten Saftlinge nur auf ungedüngten Wiesen und Weiden zu finden und deshalb gefährdet.

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sich demnach die Situation der Wiesen und Weiden, der Küsten und Meere, der Seen und Flüsse oder der Moore und Sümpfe.

Foto: tintling.com

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Foto: blickwinkel/A. Jagel

t Wie zahlreiche Ackerwildkräuter ist auch der Echte Frauenspiegel selten geworden.

und Wasserkraftwerke ohne Fischtreppen blockieren den Weg fluss­aufwärts zu den Paarungs- und Laichgründen. Der BUND will sein Engagement für naturnahe Flüsse und Bäche darum weiterzuführen und in den nächsten Jahren noch verstärken. Kaum besser sieht es bei den Insekten aus: Von den 69 näher betrachteten Arten befinden sich 48 in gelb oder rot. Eine Entwicklung, die wenig überrascht. Sie spiegelt wider, wie dramatisch sich viele Lebensräume in jüngerer Zeit verändert haben. Wo etwa gibt es noch weiträumige Feuchtgebiete für Libellen, wo ausgedehnte bunte Wiesen und Weiden für Bienen oder Schmetterlinge? Der BUND setzt sich unter anderem vielerorts für den Schutz der Wildbienen ein.

BEDROHTE BIOTOPE Dem Zustand der heimischen Lebensräume ist in dem Lagebericht ein eigenes Kapitel gewidmet. Naturgemäß ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Arten: Für fast jeden dritten Lebensraum gilt noch grünes Licht – etwa die alpinen Heiden und Gebüsche oder Felslebensräume. Ein weiteres Drittel hat man im gelben Bereich angesiedelt. Und 37 Prozent der untersuchten Biotope sind in ökologisch schlechtem Zustand. Verdüstert hat

In seiner Analyse der Gründe bestätigt der Bericht, was wir schon lange wissen. Die immer industriellere Landwirtschaft ist zwar nicht allein verantwortlich, bildet aber einen Dreh- und Angelpunkt für viele Negativtrends, ob nun bei einzelnen Arten oder ganzen Lebensräumen. Konkret: Pestizide und zu viel Dünger, die intensive Nutzung des Grünlandes und zerstörte Feldraine und Hecken lassen immer mehr Tiere und Pflanze verschwinden. Ein großes Problem ist auch die Zerstückelung unserer Landschaft. Neue Straßen und Wege, Siedlungen und Gewerbegebiete kappen die Korridore, über die Tiere – und auch Pflanzen – von einem Lebensraum zum anderen gelangen. Unter der permanenten Regulierung der meisten unserer Flüsse als Wasserstraßen leidet die Lebenswelt der Fließgewässer und Auen. Auch der Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt nicht folgenlos: So zieht die boomende Offshore-Windkraft marine Lebensräume in Mitleidenschaft. Riesige Maiswüsten zur Produktion von Biogas verdrängen nicht nur jede Vielfalt, sondern verschmutzen zum Beispiel auch das Grundwasser.

AGRARWENDE NÖTIG Die Liste der Gründe, warum unsere Natur fortwährend verarmt, ist lang. Doch der Bericht verdeutlicht einmal mehr: Vor allem müssen wir gemeinsam und rasch zu einer besseren, naturverträglichen Landwirtschaft kommen. Viele der Techniken, die zu deutlich höheren Erträgen führten, sind mit dem Schutz unserer Ökosysteme unvereinbar und bedrohen eine Fülle von Arten. Kein Wunder, dass hierauf eine intensive Debatte begann, wie sicher der zentrale Anteil der Landwirtschaft am Artensterben sei. Negativer Höhepunkt waren die Anzeigen von Landwirten gegen Umweltministerin Svenja Schulze und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel.

HANDELN STATT REDEN In ihrem Koalitionsvertrag kündigten Union und SPD 2018 an, viel für den Schutz unserer Insekten tun zu wollen. Zum Beispiel ein Verbot von Totalherbiziden wie Glyphosat, das den Niedergang der Blütenpflanzen verschuldet hat und zahllosen Insekten die Nahrung entzieht. Oder ein umfassendes Gesetz, das neben vertieften Untersuchungen auch ein Verbot aller Pestizide in Schutzgebieten und den besseren Schutz bedrohter Lebensräume enthalten sollte. Über zweieinhalb Jahre später veranstalten die zuständigen Ministerien Runde Tische zum Insektenschutz. Was fehlt, sind konkrete Verbesserungsvorschläge und verbindliche Ziele. Vor allem Julia Klöckners Agrarministerium macht seine Hausaufgaben nicht.


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VORSCHLÄGE FÜR DIE ZUKUNFT Klar: Nicht allein die Landwirtschaft verantwortet den Schwund unserer Vielfalt. Auch gegen tot-zementierte Vorgärten oder unnötige Lichtverschmutzung in Städten und Dörfern müssen wir aktiv werden. Doch die Frage, wie unsere Wiesen und Äcker genutzt werden, nimmt eine Schlüsselrolle beim Schutz der Vögel oder Insekten im Offenland ein. Da ist sich die Wissenschaft einig, und dem muss sich auch die Ministerin Klöckner stellen. Gut, dass die Bundesregierung nun eine »Zukunftskommission Landwirtschaft« gebildet hat. BUND und BUNDjugend werden mit Olaf Bandt und Myriam Rapior daran beteiligt sein. Zusammen mit anderen Umweltorganisationen, mit Landnutzern, Wissenschaftlerinnen und Verbrauchern wollen wir bis zum nächsten Frühsommer Empfehlungen und Vorschläge erarbeiten, die eine »ökologisch und ökonomisch tragfähige sowie sozial verträgliche Landwirtschaft« ermöglichen.

Für keine Vogelart hat Deutschland mehr Verantwortung: Über die Hälfte des Weltbestands vom Rotmilan brüten bei uns.

Einer von vielen bedrohten Wiesenschmetterlingen: der Gelbwürfelige Dickkopffalter

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Foto: Harald Süpfle/CC BY-SA 3.0

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Eine Politik, die erfolgreich die biologische Vielfalt bewahren will, muss über nationale Grenzen hinausblicken. Zeitgleich mit dem Bericht zur Lage der Natur erschienen zwei EU-Strategien zur Biodiversität und Landwirtschaft. Sie sind nicht perfekt. Doch verpflichten sie die Mitgliedsstaaten Lösungen zu finden, um den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu halbieren, den Anteil des Ökolandbaus zu erhöhen und Europas Netz der Schutzgebiete »Natura 2000« zu stärken. Bis Jahresende muss die deutsche Ratspräsidentschaft diesen Prozess vorantreiben, im Rahmen etwa der gemeinsamen Agrar- oder Fischereipolitik. Und dies ist umso wichtiger, als der im Herbst geplante UN-­ Gipfel zum Schutz der biologischen Vielfalt wegen Corona erst 2021 stattfinden wird (> Seite 26). Über sechs Monate später, in denen der globale Raubbau an der Natur – auch aufgrund des ungezügelten Konsums in den Industrie- und Schwellenländern – zum weiteren Verlust kostbarer Lebensräume führen wird.

Foto: Oscar Diez/BIA

ÜBER DIE GRENZEN

WWW.BUND.NET/NATURSCHUTZ Anzeige


20 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  TITELTHEMA

Blumen am Trafohaus AKTIV

Ein Artenschutzprojekt am alten Trafohaus in Wilhelmsburg bietet Brutplätze für Mehlschwalben, Mauersegler und Spatzen. Seit Ende der 90er Jahre baut der BUND Hamburg das Haus schrittweise aus, mit Nisthilfen für V ­ ögel, Fledermäuse und Insekten. Dazu konnte eine BUND-Stiftung direkt am Trafohaus eine Ackerfläche kaufen und in eine blütenreiche Wiese umwandeln – als Nahrungsgrund für die Bewohner des Trafohauses. Der BUND betreut noch zehn weitere solcher Gebäude, verteilt über ganz Hamburg.

Wo der BUND die Vielfalt schützt Der Einsatz für die Natur prägt unsere Arbeit überall in Deutschland. 16 ausgewählte Projekte ­– eines aus jedem Bundesland – zeigen exemplarisch die Bandbreite der BUND-Aktivitäten.

www.bund-niedersachsen.de/ oekologische-nische-friedhof

für Wildbienen Aktive des Bremer Arbeitskreises »­ Bienen und Blüten« tun ­gemeinsam mit Kleingärtnerinnen und Kleingärtner etwas für die Artenvielfalt. Auf einer neu angelegten Obstwiese in Bremen-Schwach­hausen wachsen neben alten hochstämmigen Obstsorten auch Wildsträucher und diverse Wiesenpflanzen. Rund um die Obst­bäume finden Wildbienen Nahrung und Nistmöglichkeiten.

Friedhöfe als Nische Alte Friedhöfe zählen zu den artenreichsten städtischen Lebens­ räumen. Gleichzeitig dienen die grünen Inseln vielen Menschen zur Erholung. Da die Zahl der Urnengräber wächst, sinkt der Flächen­ bedarf auf vielen Friedhöfen. Der BUND gestaltete auf vier »Leuchtturm-Friedhöfen« öko­logisch wertvolle Grünflächen und insektenfreundliche M ­ ustergräber. E ­ in spezieller Fokus lag auf dem Schutz der dort entdeckten 121 Arten von Wildbienen.

Kleingärten

Bremen

Vogelreich Rund um eine ehemalige Quarzsandgrube im RheinSieg-Kreis erwarb der BUND wertvolle Flächen für die bio­logische Vielfalt. In dem Mosaik von Lebensräumen – offene Sandflächen, Schafweiden, Obstwiesen etc. – ­brüten Vögel wie Pirol und Turteltaube, Wendehals und Neuntöter. Über die Hälfte der insgesamt 120 Hektar sind inzwischen für den Naturschutz r­ eserviert.

NORDRHEINWESTFALEN

www.bund-nrw.de/obstbluetenlandschaft

Natur im Rosengarten Seit Jahrzehnten pflegt der BUND Wonnegau das Naturschutzgebiet »Kalksteinbrüche Rosengarten« mit seinen Magerrasen und Trockengebüschen samt wertvoller Fauna und Flora. Seit vergangenem ­Sommer kümmert sich die Kreisgruppe auch um eine Erweiterungsfläche. Über 30 Helferinnen und Helfer kamen zum ersten A ­ rbeits­einsatz – d ­ arunter Aktive der Kindergruppe »BUNDspechte«, die kürzlich einen Preis für ihr ehrenamt­liches Engagement gewann.

HESSEN

Zentrum für Stadtnatur Wo einst die Stadtgärtnerei lag, errichtet der BUND auf ­einer zentral g ­ elegenen Brachfläche in Darmstadt ein Zen­trum für Umweltbildung. Um den Menschen die Natur und biologische Vielfalt näherzubringen, entsteht hier ab Herbst mit breiter g ­ esellschaftlicher Unterstützung eine Basis für Engagement, Gärten der Vielfalt und Schulgärten.

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www.bund-darmstadt.de

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Mehr Artenkenntnis!

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Wer verfügt im Saarland noch über gute ­Artenkenntnisse? Seitdem die Saar-Uni Ende der 1990er Jahre die organismische Biologie eingestellt hat, sinkt die Zahl der Kundigen ständig. Um den Nachwuchssorgen zu begegnen, leitete der BUND Saar die Gründung einer »Akademie für Artenkenner« ein. Die ersten Pilotkurse fanden in diesem Jahr mit Fachleuten des BUND statt.

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Schmetterlingsland BaWü Bunte Inseln statt grüne Wüsten: Der BUND schützt Schmetterlinge gemeinsam mit Landwirt*innen, Kommunen oder dem Stuttgarter Zoo. Zusammen ­legen wir blühende Wiesen und mehrjährige Blühstreifen an. So können Schmetterlinge von Lebensraum zu Lebensraum fliegen – ­ wichtig für ihren ­genetischen Austausch und die Anpassung an den Klimawandel.  www.bund-bawue.de/schmetterlingsland


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Wiesen und Weiden auf Föhr

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Orchideen in Schwerin

Die letzten artenreichen Wiesen und Weiden Schleswig­Holsteins sind s ­ tark gefährdet. In der Föhrer Marsch schützt der BUND gut 16 Hektar Grünland. Durch die Übertragung regionalen Mahd- und Saatguts ver­sucht e ­r die ursprüngliche Artenvielfalt der Wie­sen wiederherzustellen, u ­ nterstützt von der Deutschen Postcode Lotterie, dem Kreis Nordfriesland und der Artenagentur SH. Zudem brütet hier die stark g ­ efährdete Uferschnepfe.

Am Schweriner See hat der BUND ein neues Vorkommen des Breitblättrigen Knabenkrauts entdeckt. Die örtliche Gruppe betreut und kontrolliert den Standort nun regelmäßig. Und die Stadt Schwerin mäht hier nur noch einmal, spät i­m Jahr. Eine zeitweilige A ­ bsperrung und ein Hinweisschild für Spaziergänger sollen die attraktiven Pflanzen künftig noch besser schützen.

www.bund-sh.de/gruenlandschutz-foehr

Lichterfelder

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Weidelandschaft Durch gezielte Landschaftspflege entstand in den letzten Jahrzehnten auf einem einstigen Truppenübungsplatz im Süden Berlins ein artenreiches Refugium: mit etwa 500 Pflanzenarten, 292 Schmetterlings-, 262 Wildbienen- und Wespenarten, über 50 Brutvogel- und sieben Amphibienarten. Der BUND setzt sich bei Politik und Verwaltung dafür ein, diese Weidelandschaft langfristig zu erhalten.

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Trämmerfließ

Berlin

Das Quellmoor des Trämmerfließes in der Schorfheide wurde über Jahrzehnte entwässert. Finanziert über ELER- und Landesmittel konnte der BUND Brandenburg die Gräben verfüllen, um das Moor zu neuem Leben zu erwecken. Außerdem renaturierte er das daraus entspringende Fließ, so dass der angrenzende Auwald wieder durchflossen wird. Darüber freuen sich Vögel wie Schreiadler und Schwarzstorch sowie zahlreiche Wasserlebewesen.

BRANDENBURG

www.bund-brandenburg.de/ moorrenaturierung

MECKLENBURGVORPOMMERN Schwerin Hamburg

www.bund-berlin.de/weidelandschaft

NIEDERSACHSEN Grünes Band Hannover

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Kreuzotter im Grünen Band Die letzten Nachweise der Kreuzotter im Norden Sachsen-Anhalts befinden sich im Grünen Band. Anlass für ein Schutzprogramm: BUND-Flächen wurden auf rund zehn Hektar entbuscht s ­ owie frostsichere Winterquartiere für die Otter a ­ ngelegt. Von der Pflege der einstigen Heide profitieren auch die Schlingnatter oder das seltene Wald-Läusekraut (Foto). Übrigens: Am Grünen Band sind zehn BUND-Landesverbände für Artenschutz und Biotopverbund aktiv.  www.bund-sachsen-anhalt.com/gruenes-band

Stuttgart

www.bund-thueringen.de/luchs

Fotos: W. Willner; Fotolia; Getty Images

Gelbbauchunke Sechs Kreisgruppen des BUND in Bayern schützen zusammen mit drei Landkreisen die Gelbbauchunke (gefördert von BfN, BMU und Bayerischem Naturschutzfond). Ihr Ziel ist es, die bedrohte Art in ihrem oberbayerischen Kernareal langfristig zu sichern. Die Maßnahmen (Beweidungsprojekte, Rettung von Kleingewässern etc.) kommen zudem Insekten und anderen Tieren zugute. Auch werden in diesem Rahmen ehrenamtliche Unkenbetreuer*innen ausgebildet.  www.gelbbauchunke-bayern.de/das-projekt

Stadtgärten in Leipzig

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In zwei Gemeinschaftsgärten mitten in Leipzig haben BUND-Aktive einen Teil ihrer Lebensmittelversorgung zurück in die eigenen Hände gelegt. Ihr Motto: essbarer Osten. Auf mehreren Parzellen bauen sie ökologisch Obst und Gemüse an. Zudem bieten Blumen und Wildkräuter reiche Nahrung für Bienen oder Schmetterlinge. Ferner dient das gepachtete Grün als Muster für die Gestaltung naturnaher Gärten.   www.bund-leipzig.de/ gemeinschaftsgaerten

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BAYERN

Gemeinsam mit den Universitäten G ­ öttingen und Freiburg erforscht der BUND, warum sich der Luchs bundesweit nur zögerlich wieder ausbreitet. Eine Pilotstudie in Nordwest-­ Thüringen konnte bisher nur vier sesshafte Tiere nach­ weisen. Ein digitales Ausbreitungsmodell soll nun mögliche Hindernisse identifizieren. Dabei k ­ ooperiert der BUND ­(gefördert vom Thüringer Umweltministerium) eng mit ThüringenForst, privaten Waldbesitzern und Jägerinnen.

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Ausbreitung des Luchses


22 Natur BUNDmagazin +Umwelt 33 || 20  20 ›› TITELTHEMA  TITELTHEMA

INTERVIEW

RITA SCHWARZELÜHRSUTTER

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Wie will die Bundes­regierung in B ­ erlin und Brüssel verhindern, dass die biologische e Kn Vielfalt weiter schwindet? Fünf Fragen an die oll Umwelt-­Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter.

ist Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium.

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Frau Schwarzelühr-Sutter, wie bewerten Sie die neue EU-Biodiversitätsstrategie? Es ist gut, dass die EU diese Strategie im Paket mit der »Farm-to-Fork«-Strategie vor­gelegt hat. Wir brauchen dringend eine Trendwende für die biologische Vielfalt. Während der deutschen Ratspräsidentschaft wollen wir hier entscheidend vorankommen. Die EU benennt den dringendsten Handlungsbedarf: die Wiederherstellung von Lebensräumen und den besseren Schutz von Böden, Wäldern und Meeren. Gerade jetzt in der Corona-Krise merken wir überdeutlich, wie wichtig intakte Ökosysteme sind, um Krisen wie diese zu überwinden. Wenn uns jetzt nicht die Wende gelingt, wann dann? Europa muss ein Signal senden: Mehr Naturschutz ist unverzichtbar für den Weg aus der Krise. Die beiden EU-Strategien geben hierfür Rückenwind. Neue Ansätze brauchen wir vor allem, um unsere Landwirtschaft und Ernährung zukunftsfähig zu machen. In der EU-Strategie spielt »Natura 2000«, das Netz europäischer Schutzgebiete, eine besondere Rolle. Werden wir künftig mehr Schutzgebiete bekommen, oder mehr Qualität in den bestehenden? Wir begrüßen, dass die Schutzgebiete in dieser Strategie ganz oben auf der Agenda stehen. Um die Vielfalt der Ökosysteme im Netz der Schutzgebiete abzubilden, sollen EU-weit 30 Prozent der Wasser- und Landfläche geschützt, zu einem Drittel sogar »streng geschützt« werden. Zur Qualität: Nur gut gemanagte Schutz­ ­gebiete erfüllen ihren Zweck, da gibt es

auch bei uns noch Defizite. Damit sie wirk­ sam sind, müssen wir sie besser finanzieren und sie gemeinsam mit Land- und Forstwirtschaft sowie Industrie, Tourismus und Verkehr besser schützen.

»Mehr Naturschutz ist unverzichtbar für den Weg aus der Krise« Die EU-Strategie wendet sich zu wenig den Ursachen des Artensterbens zu. Auch die deutsche Strategie zur biologischen Vielfalt hat ihre meisten Ziele für 2020 verfehlt. Was wollen Sie in dieser Regie­ rungsperiode noch anstoßen, um einen Motor der Naturzerstörung wie die indus­ trielle Landwirtschaft auszuschalten? Die Farm-to-Fork-Strategie setzt der Landwirtschaft wichtige Leitplanken: bis 2030 mindestens ein Viertel Ökolandbau, die Halbierung der Pestizide. Dafür müssen die Mittel aus dem EU-Haushalt zielorientiert verteilt werden, im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik – das ist der Dreh- und Angelpunkt. Auf nationaler Ebene müssen wir unsere Strategie aktualisieren und modernisieren. Ein Fortschritt ist sicherlich das neue Düngerecht. Und zu unserem »Aktionsprogramm Insektenschutz« möchten wir noch diesen Sommer einen Gesetzentwurf vorlegen.

Im BUND engagieren sich viele Menschen für den Naturschutz. Sie bemerken, dass die Natur stetig verarmt, und haben den Eindruck, die Bundesregierung tut zu we­ nig für die biologische Vielfalt. Eine Verarmung wie das Insektensterben bereitet auch mir Sorgen – ich bin selbst BUND-Mitglied. Die Bundesregierung hat das Aktionsprogramm Insektenschutz beschlossen und in wichtigen Teilen schon umgesetzt. Den Rest wollen wir in dieser Legislaturperiode noch auf den Weg bringen. Das hilft nicht nur den Insekten, sondern der gesamten Natur. Und es wird zusammen mit einer Änderung der Agrarpolitik hoffentlich den Negativtrend stoppen. Ich wünsche mir, dass die Bedeutung der biologischen Vielfalt und das Engagement vieler Ehrenamtlicher noch stärker anerkannt werden. Gerade in diesem Sommer, wo so viele ihren Urlaub daheim verbringen, haben wir Naturschützerinnen die Chance zu vermitteln, wie wertvoll eine vielfältige Natur für alle ist. Corona gab uns die Gelegenheit, die Na­ tur vor der Haustür neu kennenzulernen. Haben auch Sie das erfahren? Ja, plötzlich war es draußen viel leiser und weniger hektisch, in Berlin wie auch auf dem Land. Im Südschwarzwald, wo ich in der Einflugschneise vom Flughafen Zürich wohne, war es, als hätte wer einen Schalter umgelegt, eine ganz neue Welt. Die Natur war viel intensiver zu erleben, das Vogelgezwitscher besser zu hören – das war schon sehr beeindruckend. Mit der Staatssekretärin sprachen Matthias Meißner und Severin Zillich.


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RESSOURCENSCHUTZ

Überlastet

BENEDIKT JACOBS ist wissenschaftlicher ­Mitarbeiter für Rohstoffund Ressourcenpolitik.

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er deutsche Erdüberlastungstag fiel heuer auf den 3. Mai. An diesem Tag hatten wir in Deutschland alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die unser Pla­ net binnen einem Jahr erneuern kann – würde die ganze Welt so leben und wirt­ schaften wie wir. Aufgrund der CoronaKrise fand das Datum kaum Beachtung. Doch könnte unser Ressourcenverbrauch durchaus mit der Pandemie zu tun haben.

SCHÄDEN? KAUM BEI UNS Zwischen 1970 und 2017 hat sich die Rohstoffgewinnung weltweit verdreifacht. Ein wich­tiger Motor ist der steigende Chemikalienverbrauch. Der Umsatz der Chemieindustrie – zweitgrößter Industriezweig der Erde – hat sich in dieser Zeit mehr als verzwanzigfacht. Beide Trends dauern an, und Deutschland spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle, als fünft- und viertgrößter Verbraucher von Rohstoffen und Chemika­lien.

Wer Rohstoffe gewinnt, greift häufig massiv in die Natur ein: rodet Wälder, verwüstet Naturflächen durch Tagebaue oder verschmutzt Wasser und Luft. Meist halten wir die damit verbundenen Schäden fern von uns. So führt Deutschland über 99 Prozent seiner im Bergbau gewonnenen Metalle aus dem Ausland ein. Zudem sind die verbleibenden Lagerstätten immer schwerer auszubeuten. Das heißt: mehr Abraum, verbrauchte Fläche, zerstörte Natur. Der Verbrauch von Wasser, Energie und Chemikalien pro Tonne Rohstoff steigt stetig.

AUF KOSTEN DER VIELFALT Mit jedem Eingriff in die noch vorhandenen Naturräume verlieren wir einen Teil der globalen biologischen Vielfalt. Indem wir Ressourcen verbrauchen, zerstören wir Lebensräume. Sei es, dass Moore entwässert werden, damit die industrielle Landwirtschaft sie nutzen kann; dass Natur für neue Straßen oder Industriegebiete versiegelt wird; oder der Regenwald im Amazonas gerodet wird, damit die deutsche Autoindustrie ihren Hunger nach Eisen­ erz oder Bauxit stillt. Schätzungsweise über 90 Prozent dessen, was wir an Biodiversität verlieren, geht auf die Gewin-

Foto: JacquieS/pixabay.com

Der Hunger nach Rohstoffen steigt unaufhaltsam. Deutsch­land zählt zu den weltweit größten Verbrauchern. Zum Schutz der biologischen Vielfalt plädiert der BUND für eine strikte »Ressourcenwende«.

Kupferbergbau in Chile

nung und Verarbeitung von Materialien, Brennstoffen und Lebensmitteln zurück.

KRISE FÜR NEUSTART NUTZEN Der Motor des wachsenden Ressourcenverbrauchs ist einerseits die Weltwirtschaft, die weiter nach Wachstum strebt. Und außerdem unser verschwenderischer Lebensstil im globalen Norden. Jedes Konjunkturprogramm, das in der Corona-­ Krise vor allem darauf zielt, die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen, befeuert den Ressourcenverbrauch aufs Neue. Der damit verbundene Verlust der biologischen Vielfalt erhöht zudem das Risiko von Pandemien, wie die Wissenschaft mehrfach nachgewiesen hat. Der BUND fordert die Wirtschaftshilfe nach der Krise für einen echten Neustart zu nutzen. Sprich: für einen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, der unseren Verbrauch senkt und für eine global gerechte Verteilung sorgt. Auf UN-Ebene setzen wir uns weltweit für eine sichere und nachhaltige Nutzung von Chemikalien und Rohstoffen ein.

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MEHR ZUM THEMA 12 Argumente für eine Rohstoffwende: www.ressourcenwende.net


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IM INTERVIEW

»Biotopverbund über Bayern spannen«

Foto: BN

Wie ist es um die ­Artenvielfalt in Bayern bestellt? Natur+ Umwelt sprach mit Umweltminister Thorsten Glauber und dem BN-Vorsitzenden Richard Mergner.

Auf Sicherheitsabstand, aber nur wegen Corona: Bayerns Umwelt­ minister Thorsten Glauber (li.) und BN-Vorsitzender Richard Mergner.

Wie schätzen Sie die Situation der Arten­ vielfalt in Bayern ein? Thorsten Glauber: Eine ganz aktuelle Einschätzung ist hier insofern schwierig, als wir auf die wissenschaftliche Expertise der vergangenen Jahre aufbauen müssen. Maßgebend ist hier die Krefelder Studie. Das hat ja auch die Bürgerinnen und Bürger bewegt, ein Volksbegehren »Rettet die Bienen« zu unterstützen. Wenn man die Krefelder Studie anschaut, ist sie auf 30 Jahre als Betrachtungszeitraum angelegt. Ich bin überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind, beim Thema Artenvielfalt aber auch Jahre erforderlich sein werden, um die positiven Auswirkungen des Volksbegehrens wissenschaftlich über­prüfen zu können. Richard Mergner: Ich glaube, wir sind uns darin einig, dass der Rückgang der Artenvielfalt, auch der Allerweltsarten, erschreckend ist – egal, ob bei Insekten oder Vögeln wie der Feldlerche. Wir haben eine Auswertung unserer Amphibienrettungsaktion gemacht. In vielen Landkreisen

gibt es massive Rückgänge. Das führen wir unter anderem auf die Klimakrise zurück, weil es beispielsweise im Frühjahr, wenn die Amphibien wandern wollen, nicht regnet. Von daher haben wir noch viele Probleme im Bereich Artenvielfalt und es ist um so wichtiger, dass die Staatsregierung nach dem Volksbegehren mit dem Begleitgesetz gegenzusteuern versucht. Das Volksbegehren für mehr Artenviel­ falt 2019 hatte eine Verbesserung der Biodiversität zum Ziel. Sind wir über ein Jahr später auf einem guten Weg? Mergner: Es war ein Riesenfortschritt, dass tatsächlich von Staats­minister Glauber, aber auch am Runden Tisch die Not anerkannt worden ist und um Lösungen gerungen wurde. Aber als Umweltverband sind wir nicht zufrieden. Wir hatten jetzt quasi eine Corona-Pause, aber wir sehen, dass bei zentralen Punkten, beispiels­ weise bei der Verbindung von Inseln der ­Artenvielfalt – Stichwort Biotopverbund –

gerade auch in den offenen Landschaften noch kein Fortschritt erzielt wurde. Zusammenfassend: Die Theorie ist gut, auch die Gesetze begrüßen wir. Auch bei den Naturwäldern hat es jetzt erhebliche Fortschritte gegeben, aber bei der Vernetzung oder den Gewässerrandstreifen und natür­ lich auch bei den Streuobstbäumen sehen wir noch ein massives Umsetzungsdefizit. Glauber: Für mich ist der Runde Tisch eine große Errungenschaft, die wir fortführen müssen. Eine Unterschrift bei einem Volksbegehren ist eine wichtige Willensbekundung. Empfänger dieser Willensbekundung ist derjenige, der die Fläche bewirtschaftet. Als Minister versuche ich die zu erreichen, die Flächen bewirtschaften und dort diese Nachhaltigkeitsgedanken mit einfließen zu lassen. Biotopverbünde durch Bayern halte ich für zwingend notwendig, und da sind vor allem Gewässerrandstreifen ein verbindendes Element der Vernetzung. Wir haben in Bayern rund 100 000 Kilometer


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­ ewässer. Bayern ist das einzige von 16 G Bundesländern, das diesen Gewässerrandstreifen bisher nicht verpflichtend in den Blick genommen hatte. Die Gewässerrandstreifen dienen in erster Linie dem Schutz der Gewässer, indem Nährstoff­ einträge minimiert und die Beschattung verbessert wird. Darüber hinaus sind sie bei entsprechender Gestaltung und Nutzung wichtige Rückzugsräume und Vernetzungselemente für viele Arten. Deshalb setze ich mich so für die Gewässerrandstreifen ein. Es gibt Teile Bayerns mit völlig ausgeräumten Landschaften. Da müssen wir als erstes ran, um Biotopverbünde zu schaffen. Und als letzter Aspekt die Streuobstwiesen: Wir sind hochinteressiert daran, dass es weiterhin eine nachhaltige Bewirtschaftungs­form in den Streuobstwiesen gibt, denn sie sind regionaler ­Be­standteil einer Kulturlandschaft. Neben dem Biodiversitätsgedanken muss auch dieser Kulturlandschaftsgedanke bleiben, deshalb haben wir uns im Vertragsnaturschutz dafür stark gemacht, dass wir den Erhalt der Bäume mit 12 Euro pro Jahr fördern und die extensive Bewirtschaftung des Grünlandes mit bis zu 1100 Euro pro Hektar und Jahr. Mergner: Da sind wir uns einig: Sowohl die Streuobstwiesen als auch die »blühenden Bänder« sind ein ganz besonderer Teil der Kulturlandschaft. Unsere Meinungen gehen noch auseinander bei der Frage: Wo brauchen sie einen besonderen Schutz?

stärksten: abschmelzende Gletscher, zunehmende Tropennächte und heiße Tage. Wir sehen die Veränderung in der Natur, zum Beispiel im Wald. In Franken sehen wir an den Brunnenmessstellen die Folgen der Trockenheit. Diese Verantwortung greifen wir mit unserem Klimaschutz­ gesetz auf. Aber noch viel wichtiger ist, dass wir aktiv Klimaschutz leben. Dafür haben wir ein Paket mit 100 konkreten Maßnahmen geschnürt. Da nimmt uns auch unsere Jugend in die Pflicht. Wie beurteilt der BN diese Gesetzesvor­ lage? Mergner: In der Analyse stimmen wir überein: Es ist wichtig, dass Maßnahmen getroffen werden, und zwar für den Grund-

mehr Augenmerk darauf und ich glaube, dass Bayern da innerhalb Deutschlands Vorbild sein muss. Ein Hotspot der Artenvielfalt in Bayern ist das Grüne Band. Wie soll es hier wei­ tergehen? Mergner: Der BUND Naturschutz und Bayern haben hier Geschichte geschrieben, weil wir auch mit Unterstützung der Staats­­regierung und des Umweltministeriums das Grüne Band als »Marke« und als schützenswertes Biotopverbundsystem auf die Beine gestellt haben und es nun das bekannteste Naturschutz- und Friedenspro­ jekt Deutschlands ist. Der Wunsch für die Zukunft ist, dass auch Bayern wie Thüringen und Hessen sich einsetzt für die Ausweisung als Nationales Naturmonument – und mitwirkt an der Initiative, dass die­ser ehemalige Todesstreifen jetzt als verbindendes Element nicht nur für die Natur, s ­ondern auch für die Kultur und die Friedensstiftung als Weltnatur- und -kulturerbe ausgewiesen wird. Glauber: Gott sei Dank gibt es den Eisernen Vorhang nicht mehr und wir sind ein vereintes Deutschland. Wir können frei reisen, zum Beispiel zu unseren Nachbarn nach Tschechien. Ich nehme diesen Zuruf von Richard Mergner gerne auf. Insgesamt ist viel auf den Weg gebracht und unsere Aufgabe für die Zukunft ist klar: ­Erhalt und Stärkung der einzigartigen Lebensader Grünes Band. Ich verstehe, dass die Thüringer hier sehr aktiv sind. Wir können aber unsere zwei Nationalparken dagegenstellen. Da dürfen die Thüringer auch von Bayern lernen.

»Für mich ist der Runde Tisch eine große Errungenschaft, die wir fortführen müssen.«

Die Staatsregierung hat einen Entwurf für ein bayerisches Klimaschutzgesetz vorgelegt. Was bringt dieses Gesetz für die Artenvielfalt? Glauber: Mit 0,2 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes ist Bayern ein kleiner Baustein in diesem Gesamtbild. Aber wir haben eine wichtige Vorbildfunktion. Und wir dürfen in Bayern den Alpenraum mit seiner hohen Biodiversität betreuen und tragen dafür die Verantwortung. Dort spürt man die klimatische Veränderung am

und Trinkwasserschutz, den Humusaufbau und die Moorrenaturierung. Aber umfassender Klimaschutz und der Schutz der Biodiversität sind untrennbar verbunden. Am jetzigen Gesetzesentwurf fehlt uns zum einen die Verbindlichkeit und zum anderen sehen wir mit großer Sorge, dass man gerade jetzt wegen Corona sagt: Die Wirtschaft muss wieder brummen, und dadurch der Klimaschutz in den Hintergrund geraten könnte. Beim aktuellen Konjunkturprogramm auf Bundesebene haben wir da große Sorgen. Für Bayern hoffen wir, dass der Umweltminister dafür sorgt, dass wir Konjunkturhilfen bekommen, die Klimaschutz beinhalten und dass klimaschädliche Strukturen und Verhaltensweisen in Bereichen wie Gebäude und Verkehr angegangen werden. Glauber: Den Corona-Lockdown müssen wir nutzen, um uns so aufzustellen, dass wir die Technologien der Zukunft besetzen. Und in den Technologien der Zukunft ist der Nachhaltigkeitsgedanke ein ganz zentraler. Viele Unternehmen legen immer

Natur+Umwelt: Vielen Dank für dieses Gespräch!

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MEHR INFORMATIONEN Das vollständige Gespräch können Sie online nachlesen auf: www.bund-naturschutz/magazin


Foto: blickwinkel/G. Fischer

26 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

Tropische Schmetterlinge und Schildkröten in einem Naturreservat der Region Madre De Dios, Peru

BIODIVERSITÄT

DIE ZEIT NUTZEN!

Der UN-Gipfel zur bio­logischen Vielfalt ist ­verschoben. Deutschland muss dazu beitragen, dass er 2021 zum Erfolg wird – und sich seiner Verantwortung für die globale Naturzerstörung stellen.

D

ie weltweite Vernichtung der Natur und das Artensterben gehen weiter, auch in der Corona-Krise. Und das mit großer Spannung erwartete »Superjahr der Biodiversität« 2020 fällt aus. Neue Weichen für den Schutz der globalen Vielfalt werden nun – statt im Oktober – nicht vor Mai 2021 gestellt. Doch die Verhandlungen zu der in Kunming/China

geplanten »COP15« (UN-Biodiversitäts­ konferenz) laufen weiter. So soll ein neues Rahmenwerk gewährleisten, dass die biologische Vielfalt der Erde erhalten, wiederhergestellt und gerecht und nach­ haltig genutzt wird.

UNGLEICHE FOLGEN Die Weltgemeinschaft hat ihr Ziel verfehlt, den Verlust der Biodiversität bis 2020 zu stoppen. Sie sollte sich deshalb endlich die Empfehlungen des Weltbiodiversitätsrates zu Herzen zu nehmen und den sozialökologischen Wandel einleiten, auf den dieser drängt. Die Corona-Krise hat gezeigt, wie schnell unsere scheinbar so stabile Welt zu erschüttern ist und eine Krise uns plötzlich essenziell betrifft. Anders die Klima- und die Biodiversitäts­ krise: Sie wirken hierzulande eher schleichend. Im globalen Süden haben sie viele Menschen bereits in existenzielle Nöte gestürzt: durch Naturkatastrophen, die von den steigenden Temperaturen und der Naturzerstörung verstärkt werden. Doch betroffen sind auch jene, die direkt von einer intakten Umwelt leben, wie Fischer, Kleinbäuerinnen oder Hirten.

DEUTSCHE VERANTWORTUNG Deutschland ist als reiche Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft mit hohem Ressourcenverbrauch besonders verantwortlich dafür, dass weltweit die Vielfalt schwindet. Wir müssen aufhören, die mit

unserem Lebensstil verbundene Naturzerstörung zu exportieren. Dazu gehört ein umfassendes Lieferkettengesetz (siehe Nebenseite). Dazu gehört ein Ende all der umweltschädlichen Subventionen für die Agrarindustrie, den Luftverkehr oder die Kohleindustrie. Und dazu gehört ein Nein zum Handelsabkommen Mercosur, das die Naturzerstörung in Südamerika weiter anheizt und dem Klima schadet. Wir müssen aber auch aufhören, unseren Naturschutz zu exportieren. Nur weil die ursprüngliche Natur bei uns großteils zerstört ist, dürfen wir ehrgeizigen Naturschutz nicht vorrangig dort fordern, wo es noch viel intakte Natur gibt.

30 PROZENT! Natürlich können wir andere dabei unterstützen, ihre natürlichen Ressourcen nach­ haltig zu nutzen, wenn dies sozial gerecht erfolgt. Doch alte Buchenwälder oder das Wattenmeer können wir nur hier bei uns schützen. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, sich mit vielen anderen Staaten für das Ziel stark zu machen, weltweit 30 Prozent der Meeres- und auch der Landesfläche (hier zaudert die Regierung noch) unter Naturschutz zu stellen – wie im neuen UN-­Rahmenwerk angedacht. Wegen der Corona-Krise ist nun mehr Zeit dafür. Nicola Uhde Referentin für internationale Biodiversitätspolitik


KOLUMBIEN

GRÜNES GOLD

Foto: Fundación Ecológica Cosmos

Natur +Umwelt 3 | 20 ›  INTERNATIONALES 27

Warum brauchen wir ein Lieferkettengesetz? Das zeigt das Beispiel des Avocado-Anbaus in Kolumbien.

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erade im Lebensmittelsektor kommt es entlang weltweiter Lieferketten oft zur eklatanten Verletzung von Menschen­ rechten und Umweltgesetzen. Dies zeigt sich auch bei der Trendfrucht Avocado. Galt sie bis vor wenigen Jahren noch als Exotin in unserer Küche, liegt sie heute in jedem größeren Supermarkt aus, und das zu jeder Jahreszeit. Die wachsende Beliebtheit der Avocado kommt nicht von ungefähr. Ihr cremiges Fruchtfleisch ist reich an Vitaminen und ungesättigten Fettsäuren. Doch in den Anbaugebieten führt der Boom zu enormen Problemen.

So auch in Kolumbiens Provinz Quindío. Hier kämpft die Umweltgruppe COSMOS mit Unterstützung des BUND Heidelberg für den Schutz der Artenvielfalt und die Lebensgrundlagen und Rechte der lokalen Bevölkerung. Denn deren Wasserversorgung ist in Gefahr: Der Anbau von Avocados verschlingt Unmengen Wasser – umgerechnet mehrere hundert Liter für jede Frucht. Zudem kommen in den Monokulturen große Mengen Pestizide und Dünger zum Einsatz. Das verschmutzt das Trinkwasser, das die Anwohner direkt aus den Berg­bächen gewinnen.

Frisch gepflanzte Avocado-Büsche in einem Wassereinzugsgebiet der Provinz Quindío.

Um die wachsende Nachfrage in Nordamerika und Europa zu befriedigen, werden artenreiche Lebensräume zerstört – Kolumbien zählt (noch) zu den Ländern mit der weltweit größten biologischen Vielfalt. Oder die ausländischen Großunternehmer verdrängen Kleinbauern von ihren Parzellen, um das begehrte »grüne Gold« anzubauen, wie die Avocado auch genannt wird. Zurück bleibt eine verarmte und entwurzelte Landbevölkerung, der oft nur die Abwanderung in die Städte bleibt. Der BUND meint deshalb: Für die sozialen und ökologischen Folgen in den Anbauregionen muss der Lebensmittelhandel endlich Veramtwortung zeigen. Martin Baumann

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WWW.BUND-HEIDELBERG.DE/ AVOCADOBOOM

Vogelschutz

artgerecht & stilvoll

DAMIT SICH UNTERNEHMEN NICHT ­WIE DIE AXT IM WALD BENEHMEN Im Dezember kündigten Arbeitsminister Heil und Entwicklungsminister Müller an, gemeinsam einen Entwurf für ein Lieferkettengesetz zu erarbeiten. Es soll global tätige Konzerne verpflichten, entlang ihrer Lieferketten grundlegende Standards für Menschenrechte und Umweltschutz einzuhalten. Eine Befragung deutscher Unternehmen hatte zuvor gezeigt, dass diese nicht so vorbildlich wirtschaften, wie sie es häufig darstellen, wenn es um die Menschenrechte geht. Im März wollten die beiden Minister erste Eckpunkte für ein Lieferkettengesetz vorlegen. Dann kam Corona. Am 14. Juli haben Minister Müller und Heil die Ergebnisse einer neuen Umfrage bekannt gegeben: Nur 22 Prozent der befragten Unternehmen erfüllen demnach die Anforderungen. Kanzlerin Merkel ließ daraufhin bestätigen: Sie unterstützt ein Lieferkettengesetz. Für den BUND ist ganz klar: Neben Menschenrechten und Arbeitsstandards muss auch der Schutz der Umwelt mit ins Gesetz!

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WWW.BUND.NET/LIEFERKETTENGESETZ

+49 (0)9563 51 33 20 www.denk-keramik.de


Foto: Paul Stoecker

28 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTIONEN

Am ­Flughafen Dresden: Protest der BUNDjugend gegen den Lufthansa-Deal

Verwaiste Flughäfen, stillgelegte Flugzeug­ flotten und vor allem: weniger Abgase und Lärm – so wirkte sich die Corona-Krise aufs Fliegen aus.

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illiardendeal der Bundesregierung rettete die Lufthansa. Klimaschutz? Kein Thema in den Verhandlungen.­ Die Bundesregierung hat eine Chance ver­ passt. Denn im Gegenzug für die Steuergelder hätte sie Bedingungen stellen müssen. Nämlich, dass die Lufthansa alles unternimmt, um Klima und Ressourcen besser zu schonen. In Frankreich kündigte Präsident Macron immerhin an, AirFrance zur Airline zu machen, »die die Umwelt am meisten respektiert« – mal sehen, ob er hält, was er verspricht. Wie der deutsche Luftverkehr konkret die Umwelt schonen kann, hat der BUND in einem 7-Punkte-Plan notiert.

WENIGER IST MEHR

... BEIM FLUGVERKEHR Klar ist: Der Luftverkehr hat viel Anteil an der Klimakrise, nicht allein wegen der CO2-Emissionen. Sein ständiges Wachstum – derzeit nur unterbrochen durch Corona – verstärkt dieses Problem noch. Viele Flughäfen planen ihre Terminals oder Landebahnen weiter auszubauen – gegen den Protest von Anwohner*innen. Der BUND hingegen fordert: Weniger ist mehr! Alle unnötigen Flüge müssen gestrichen werden. Auf Strecken, die mit der Bahn weniger als vier Stunden dauern, lassen sie sich ohne Zeit- oder Komfortverlust schrittweise auf die Schiene verlagern. Dafür braucht es Verhandlungen von Lufthansa und Deutscher Bahn. Zudem müssen wir als Steuer­zah­ler*innen davon befreit werden, die Luftfahrt mitzufinanzieren. Wegen der fehlenden Kerosinsteuer ist Flugbenzin günstiger als normales Benzin! Der BUND fordert,

dem Luftverkehr endlich seine wirklichen Kosten anzulasten – über eine Steuer oder Reform des EU-­Emissionshandels. Aktuell heizen wenige Vielflieger*innen auf Kosten der Weltbevölkerung und vor allem der Ärmeren das Klima auf. Diese Gutverdienenden und Geschäftsreisenden vermögen problemlos mehr zu bezahlen. Auch sollten Videokonferenzen möglichst viele Geschäftsreisen ersetzen. Reisen zu vermeiden ist nämlich immer am klimafreundlichsten. Zum Schutz des Klimas sind vor allem wir im globalen Norden aufgerufen, die Zahl unserer Flüge deutlich zu verringern. Stella Mederake

WWW.BUND.NET/LUFTVERKEHR


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTIONEN 29

Wiedehopf

Becco – nachhaltig geniessen

DIGITALISIERUNG

DISKUTIEREN SIE MIT S

elten ist uns die Bedeutung des Inter­ nets so bewusst geworden wie seit Beginn der Corona-Pandemie. Wer von zu Hause arbeiten konnte, tat das – über geschützte Firmennetzwerke, Webkon­ ferenzen oder Office­365. Die von den Schulen ausgesperrten Kinder mussten ihre Aufgaben über eilends eingerichtete Online-Plattformen erledigen. Und die so dringend benötigten Leitungen waren oft genug ausgelastet durch Video-­Streaming. Allein Netflix gewann im ersten Quartal dieses Jahres weltweit 15,8 Millionen Abonnements hinzu! All diese Nutzungen benötigen nicht nur Bandbreite, sondern auch Energie. Schon jetzt macht der Stromverbrauch des Internets global rund ein Zehntel des Gesamtverbrauchs aus, Tendenz rapide steigend.

Bioweine aus den beliebtesten Rebsorten Italiens in der 1-LiterMehrwegflasche Mit jeder verkauften Flasche

Zu den Umweltfolgen des digitalen Lebens gehören auch der Ressourcenverbrauch und gewaltige Mengen an Elektroschrott – durch aussortierte IT- und immer mehr andere »smarte« Geräte. Die Digitalisierung schreitet also voran und wird unser Leben und unsere Umwelt weiter stark beeinflussen und verändern. Das wirkt sich auch auf diverse Themen des BUND aus, wie Verkehr, Energie und Klima, Landwirtschaft und vieles mehr. Wie steht der BUND zur Digitalisierung? Um die Diskussion voranzutreiben und zu bündeln, hat der Wissenschaftliche Beirat eigens eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Im Februar ­veranstaltete sie mit der Bundes­ge­schäfts­stelle und der BUNDjugend einen Workshop zum Thema. Und im Mai nahm sie an einer EU-Konsultation zur künstlichen Intelligenz teil. Weitere Online-Seminare und Veranstaltungen werden folgen. Wer Interesse hat, ist hier willkommen! Alexander Großmann + Marianne Henkel

gehen 0,02 e an Vogel- und Naturschutzprojekte in Deutschland. Mehr dazu unter www.becco-bioweine.de

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30 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Pflanzenporträt

KRÄUTERPORTRÄT

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WILDE MÖHRE :

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Die Wilde Möhre (Daucus carota), bei uns ­bekannt als Gelbe Rübe oder Mohrrübe, ist ein Vertreter der Familie der Doldenblütler und eine beliebte Nahrungsquelle für Insekten.

Fotos: Margarete Vogl

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ei Pflanzen, die giftigen Arten ähn­ lich sehen, ist es besonders wichtig, auf alle Merkmale zu achten – so bei der Wilden Möhre. Verwechseln könnte man die jungen Blätter und die Blüten der ­Wilden Möhre mit denen anderer, gifti­ gen Doldengewächse, zum Beispiel dem giftigen Schierling und die giftige Hunds­ petersilie. Ausschließlich bei der Wilden Möhre weist die typische Doldenblüte in der Mitte ein besonderes Erkennungsmerk­ mal auf, einem schwarzroten Punkt, der »Möh­renblüte« genannt wird. Damit lockt die weiße, zart duftende Blüte in erster Linie Insekten an. Kurz bevor sie voll aufgeblüht ist, sieht der Blütenstand einem ­offenen Vogelnest ähnlich. Auf der Unterseite sind lange Hüllblätter gut erkennbar. Sind die Blüten bestäubt, ziehen sie sich zur Samenreife wie ein geschlossenes »Vogelnest« mit stacheligen Früchten zusammen. Hier finden vielerlei Kleintiere Unterschlupf und tragen so zur Verbreitung der Samen bei. Die Blüten und den behaarten, längsgerillten Stängel bekommt die zweijährige Pflanze erst im zweiten Jahr. Die Blütezeit ist von Juni bis September. Im Jahr davor bildet sie eine weißliche Pfahlwurzel und mehrfach gefiederte Blätter, die mit ihrem Aussehen und ihrem Duft an die Karotte erinnern. Die Wurzel dient der Möhre als Speicherorgan für das nächste Jahr. In den vergangenen Jahren ist die Wilde Möhre sehr selten geworden. Da

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»DIE NATUR UND IHRE IMMENSE VIELFALT AN PFLANZEN SIND MEINE LEHRMEISTER UND HELFER BEI VIELEN LEBENSFRAGEN.« Margarete Vogl ist zertifizierte Kräuterpädagogin und Fach­­­bera­terin für Selbstversorgung mit e ­ ssbaren Wildpflanzen. Sie führt im niederbayerischen Landkreis P ­ assau eine eigene Gesundheits- und Kräuterschule und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Für den BUND Naturschutz bietet sie auch Kräuterwanderungen an.

unsere Wiesen häufiger gemäht werden, kann sie sich fast nicht mehr aussamen. Die Pflanze ist an Wald- und Wegrändern, auf Ödland und Böschungen anzutreffen. Sie liebt sonnige magere Wiesen. Auf ihren Blüten, wie auf anderen Doldenblüten, tummeln sich vielerlei Insekten. Daher wäre es besonders wünschenswert, wenn sie zum Blühen kommen würden. Kulinarisch können verschiedene Pflanzenteile verwendet werdet: junge Blätter in Salat, Gemüse, Aufläufe, Kräutersalz und Suppen. Die zarten Blüten und Blüten­ stände als essbare Dekoration. Die Samen als Gewürz und die Wurzeln als Rohkost oder Gemüse. Diese schmecken im Spätherbst des ersten Jahres, also vor der Blüte, am zartesten. Damit sich die Pflanzen aussamen und somit vermehren können, sind die Wurzeln nur sparsam zu ernten. Margarete Vogl


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 31

Foto: Jann Hellmuth

GERETTETE LANDSCHAFT Gemeinsam mit engagierten Anwohner*innen konnte der BUND Kassel den Neubau eines Lebensmitteldiscounters am Ortsrand von Dörnberg verhindern. Dank guter Öffentlichkeitsarbeit und erfolgreicher politischer Einflussnahme gelang es damit, eine vielfältige Kulturlandschaft im Naturpark Habichtswald zu retten. Ein kleiner Markt im Ortskern versorgt Dörnberg bis heute in fußläufiger Entfernung. Fazit: Ein Stopp des Flächenfraßes ist durchaus möglich!


32 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema

BELTRINGHARDER KOOG

Graugans und (im Hintergrund) Nonnengans sind die häufigsten Gänse im Koog.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen im Naturschutz oft stark auseinander. Umso schöner, wenn ein Schutzgebiet wirklich hält, was es verspricht – zumal, wenn es das größte auf dem schleswig-holsteinischen Festland ist.

A

m Anfang steht ein Sündenfall. 1987 wird mit der Nordstrander Bucht letztmalig ein großer Abschnitt der deutschen Nordseeküste eingedeicht. »Küstenschutz« nennt man damals, was in Wahrheit ein Akt der Zerstörung ist: Tausende Hektar wertvollen Watten­ meers werden dem Einfluss der Gezeiten entzogen, weite Flächen des späteren Weltnaturerbes sind somit unwieder­ bringlich verloren. Die BUND-­Kreis­ gruppe Nordfriesland und etliche Ver­ bündete leisten lange Widerstand gegen das Vorhaben. Zwar können sie den Deich nicht verhindern. Umsonst aber soll ihr Kampf nicht gewesen sein.

SCHÜTZEN STATT NUTZEN »Beltringharder Koog«, so nennt man die dem Watt abgetrotzte Fläche. Statt der einst geplanten 5500 Hektar umschließt

der Deich nur 3350 Hektar – immerhin, für diese »kleine Lösung« haben die Proteste gesorgt. Zugedacht ist das Neuland zum Teil der Landwirtschaft. Doch die heftige Kritik an der Naturzerstörung hat Eindruck hinterlassen. Vereint drängen die Umweltverbände nun darauf, den Koog als Ganzes unter Schutz zu stellen. Mit dem neuen Landesumweltminister Berndt Heydemann gewinnen sie 1988 einen wichtigen Fürsprecher. Dem engagierten Zoologen ist es mit zu verdanken, dass der Beltringharder Koog 1991 zum Naturschutzgebiet wird. Die Betreuung des Gebietes übernimmt die AGNB – die Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Beltringharder Koog. Seit bald dreißig Jahren kümmern sich die Schutzstation Wattenmeer, BUND, NABU und WWF darum, möglichst vielen gefährdeten Arten im Koog ein Refugium zu bewahren.

Über 900 Brutpaare vom Kiebitz nisten jedes Jahr im Beltringharder Koog.

NATUR AUS ZWEITER HAND Was aber ist 1991 noch übrig an schutzwürdiger Natur? Die ursprüngliche Küste mit dem Schlickwatt und den Salzwiesen hat der Deichbau zerstört. Stattdessen prägen bald weitflächige Feuchtbiotope den Koog, die – teilweise vom Salzwasser beeinflusst – vor allem Watund Wasservögel in Scharen anziehen. Damit sie und die übrigen Tiere und Pflanzen sich bestmöglich in dem Ersatzlebensraum entfalten können, gliedert man den Koog in drei Zonen: eine ausgedehnte Salzwasserlagune, in die regelmäßig Meerwasser strömt; Feuchtwiesen mit hohem Wasserstand und maßvoller Beweidung (nach Vorgabe des Naturschutzes); und eine tausend Hektar große Wildniszone, in der sich die Natur frei entwickeln kann. Möglich ist ein solch umfassendes Schutzkonzept nur, weil der

Foto: Holger Doernhoff/BIA

Foto: Klaus Wernicke

ERFOLGSMODELL


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Beltringharder Koog 33

Koog komplett dem Land gehört. Sprich: Es gibt keine Konflikte mit privaten Eigentümer*innen.

RAUM FÜR RARITÄTEN Wie rasch das Konzept Früchte trägt, zeigt der Anstieg der Brutvögel. So vervielfacht sich in den ersten Jahren die Zahl brütender Watvögel – vom Austernfischer und Säbelschnäbler über Sand- und Seeregenpfeifer bis Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe. In deren Nachbarschaft ziehen Grau-, Nonnen- und Brandgans ihre Jungen auf, außerdem neun Entenarten sowie Zwerg-, Fluss- und Küstenseeschwalbe. Mit der Ausbreitung des Röhrichts – speziell in der Wildniszone – besiedeln Schilf- und Teichrohrsänger, Bartmeise, Rohrammer und Blaukehlchen den Koog. Anderswo selten gewordene Vögel wie Feldlerche und Wiesenpieper brüten zu Hunderten auf den Weideflächen. Größte Rarität aber ist der Seeregenpfeifer: Der Beltringharder Koog wird zum wichtigsten Brutgebiet dieser vom Aussterben be-

drohten Art in Mitteleuropa: Über 150 der 400 nationalen Brutpaare nutzen den Koog heute zur Fortpflanzung. Unterstrichen wird die bundesweite Bedeutung des Koogs für den Vogelschutz durch die Fülle der Rast- und Wintervögel. Und diese Vielfalt lässt sich wunderbar erleben, speziell in einer der Beobachtungshütten. Hier kommen einem die Vögel teilweise ganz nah. Ein Fernglas sollte man dennoch dabeihaben, besser noch ein Spektiv. Zwei der vier »Hides« liegen an der Arlauer Schleuse, wo ein 25 Hektar großer und besonders vielgestaltiger Teil des Koogs frei betretbar ist.

GUTES MITEINANDER »Die AGNB ist so erfolgreich, weil die Partner an einem Strang ziehen und einheitlich argumentieren«, so ihr derzeitiger Sprecher Harald Förster. Und weil das Land über die »Integrierte Station Westküste« sehr viel dafür leiste, das Schutzkonzept optimal umzusetzen. So habe man gemeinsam einen Wanderweg quer durch den Koog abgewehrt, mit dem die

umliegenden Gemeinden den Tourismus ankurbeln wollten. Heute seien sich nicht nur die Landesregierung, sondern auch die Gemeinden der Bedeutung des Koogs für die Natur bewusst. Schließlich profitiere davon das Gastgewerbe: »Die Ornis verlängern die Saison, da sie mit Vorliebe zum Vogelzug im Frühjahr und Spätsommer anreisen, vor und nach der Haupturlaubszeit.« Dieses nachhaltige Einvernehmen haben sich der BUND und seine Partner über viele Jahre erarbeitet. Keine Selbstverständlichkeit in einem Land, dessen Ministerpräsident bis 2012 Harry Carstensen hieß – ein CDU-Agrarlobbyist, dem der Naturschutz noch als echtes Feindbild galt. Also: Es gibt sie noch, die Hoffnungszeichen im deutschen Naturschutz! Severin Zillich

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MEHR ZUM THEMA Mehr zum Schutzgebiet und den dort angebotenen Führungen: www.beltringharderkoog.de

Klein, aber oho: Der Seeregenpfeifer zählt zu den wertvollsten Brutvögeln im Koog.

adzki/BIA Foto: Tomasz Zaw

Karte: Kühnast-Design/LLUR S-H

Foto: Klaus

Wernicke

Blick über die Arlauer Schleuse zum Holmer See

Vielgestaltig: Der Beltringharder Koog steht als FFH- und Vogelschutzgebiet auch unter europäischem Schutz.


34 Natur +Umwelt 3 | 20 › NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz

SCHUTZ FÜR BEDROHTE ARTEN

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er bevorzugte Lebensraum des Eich­ hörnchens sind Wälder mit dichtem Kronendach. Wenn dort noch verschie­ dene Baumarten in allen Altersstufen wachsen, ist das Tierchen zufrieden. Es kann problemlos von einem Baumwipfel zum anderen wechseln und findet immer genügend Samen als Nahrung. Ältere Bäume sind wichtig, weil viele Baumar­ ten erst nach Jahrzehnten, die Buche ­sogar erst nach 80 Jahren reichlich Sa­ men ausbilden. Eichhörnchen sind aber auch Kulturfolger: Wenn der Lebensraum stimmt, tummeln sie sich gerne in Parks, Alleen, Friedhöfen oder Gärten. Den Großteil ihres Lebens verbringen­ die tagaktiven Nager hoch oben in den Baumwipfeln. 200 bis 400 Gramm leicht, mit einem buschigen Schwanz als Steuerruder und Balancierhilfe sowie mit langen gebogenen Krallen ausgestattet, sind sie famose Kletterer. Ihre Hinterbeine sind deutlich muskulöser und länger als die Vorderbeine, sodass sie weit springen können. In den Baumwipfeln bauen sie auch ihr Nest, entweder in einem

EURASISCHES EICHHÖRNCHEN (Sciurus vulgaris)

Ordnung: Nagetiere (Rodentia) Familie: Hörnchen (Sciuridae) Schutzstatus: besonders ­geschützte Tierart (Bundesartenschutzverordnung) Gefährdung: laut Roter Liste nicht gefährdet ­ ugelförmigen »Kobel«, den sie aus Äsk ten, Nadeln und Laub bauen, oder in einer Baumhöhle. Beides wird gut ausgepolstert, denn Eichhörnchen sind wahre »Stubenhocker«: Das Nest ist Rückzugsort, Schlafplatz für die Winterruhe und Kinderstube für die Jungen zugleich.

Fotos: Adobe Stock/Mr. Twister; Getty Images/Michael Conrad, Juhku, GlobalP

Es ist putzig, hat ­lustige Puschel an den Ohren und oft können wir es aus nächster Nähe beobachten. Doch wie viel wissen wir eigentlich über das Eichhörnchen? Eine kleine Biologie einer »Allerweltsart«.

Foto: AdobeStock/janstria

GELIEBT UND UNBEKANNT


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  NATUR IM PORTRÄT ›  Naturschutz 35

Was das Fressen angeht, sind Eichhörnchen sehr flexibel: Mit ihren nachwachsenden Nagezähnen und den beweglichen Greifzehen packen und knacken sie Nüsse, Eicheln, Kastanien oder Buch­eckern und lösen Samen aus Baumzapfen. Auch Pilze, Insekten, Vogeleier und teils Jungvögel gehören in ihr Nahrungsspektrum. Wenn Futter rar ist, werden auch Blüten, Wurzeln, Knospen, Rinde und Abfälle nicht verschmäht. Im Spätsommer beginnen die Eichhörnchen damit, sich einen Wintervorrat anzulegen. Sie verstecken bis zu 10 000 Früchte und Nüsse, denn sie erwachen von Zeit zu Zeit aus ihrer Winterruhe, um zu fressen. Beim Wiederfinden der geheimen ­L­a­ger kommen ihnen ihr hervorragend­er Geruchssinn und ein aus­ gezeichnetes Gedächtnis zugute. Weil sie trotzdem nicht alles wiederfinden, sorgen Eichhörnchen indirekt für Baumnachwuchs und ökologische Vielfalt.

WILDE VERFOLGUNGSJAGD Eichhörnchen sind Einzelgänger. Nur zu den Paarungszeiten im Frühjahr und im Spätsommer finden sie zusammen. Dann sind wilde Verfolgungsjagden zu beobachten. Mehrere Männchen stürmen hinter einem Weibchen her, das sich für seinen Favoriten entscheidet. Um die Jungen kümmert sich das Weibchen alleine. Erst nach etwa zwölf Wochen verlässt die Mutter ihren Nachwuchs. Trotzdem ist die »Kindheit« eine gefährliche Zeit: Nur jedes vierte bis fünfte Jungtier überlebt die ersten Lebenswochen. Von eingeschleppten nordamerikanischen Grauhörnchen droht unseren Eichhörnchen bisher keine Gefahr, denn diese Art ist in Deutschland noch nicht nach­ gewiesen worden. Wahrscheinlich hält sich das Gerücht trotzdem so hartnäckig, weil unsere Eichhörnchen in der Farbe stark variieren. Rote, braune, schwarze und eben auch graue sind in vielen Schattierungen zu beobachten. Im Unterschied zu unserem Eichhörnchen ist das nordamerikanische Grauhörnchen deutlich grö­ ßer und hat keine Büschel an den Ohren. (ht)

WERDEN SIE EICHHÖRNCHENFORSCHER! Im April hat der BUND Naturschutz ­ seine neue Eichhörnchen-App vorge­ stellt. Seither haben Hunderte von Bürger­forschern insgesamt mehr als 3300 Eichhörnchen-Sichtungen ­gemeldet. E ­ in voller Erfolg! Wie soll man feststellen, ob es einer Tierart gut geht, wenn keine Zahlen vorliegen? So ging es den BN-­Arten­schützern mit dem Eichhörnchen: Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) n ­ ehmen die Bestände ab, aber es gibt kaum Forschung und so auch keine wissenschaftlichen Daten zu der Tierart in Bayern. Mit seinem aktuellen Eichhörnchen-­ Projekt will der Verband hier Abhilfe schaffen – und alle Bürgerinnen und Bürger können mithelfen. Mit der neuen App »Eichhörnchen in Bayern« ist das denkbar einfach. Interessierte können das Programm über die bekannten App-­ Stores kostenlos herunterladen. Auch über die BN-Webseite können Sichtungen direkt gemeldet werden. Eine Karte zeigt, wo bereits Eichhörnchen erfasst wurden. Die App kann nicht nur daheim, sondern auch unterwegs eingesetzt werden. Wer die Satellitenortung für das Programm zulässt, kann seine Sichtungen an jedem Ort punktgenau melden. Auch Totfunde und die Todesursache – soweit ersichtlich – sollen die Bürger w ­ eitergeben, ­damit ein umfassendes Bild entsteht. Christopher Busch ist Leiter des BN-­ Projekts »Neue Chancen für alte Bäume« und damit auch zuständig für die Eichhörnchen-App. Er freut sich, dass sich so viele Bayern als Bürger­wissenschaftler betätigen. »Das über die App gesammelte Wissen können wir Forschern für weitere Studien zur Verfügung stellen. Damit wird hoffentlich bald klarer, wie es um das Eichhörnchen in Bayern steht.« Klar ist bereits jetzt, dass das Eichhörnchen

im Siedlungsbereich dramatisch an ­Lebensraum verliert: »Es verschwinden viele alte Bäume in u ­ nseren Städten, und die braucht das Eichhörnchen zum Leben. Alleine in München sind von 2010 bis 2015 trotz Ersatzpflanzungen rund 10 000 Bäume verlorengegangen«, erklärt Busch. »Der Bebauungsdruck in den Städten ist enorm. Oft wird die Sicherungspflicht überzogen wahrgenommen. Dann fallen gesunde Bäume der Säge zum O ­ pfer, nur weil sie alt sind.« Vor allem in den großen Städten zeigt die Bevölkerung reges Interesse an der Eichhörnchen-App. Von dort kamen die meisten Meldungen. Die Bemerkungen, die die Bürgerwissenschaftler dabei oft hinterlassen, zeigen, wie nah uns diese Tierart im Alltag ist. So meldeten die Beobachter Tiere beim Nestbau unter dem Dachgiebel oder beim Wassertrinken im Garten. Und das Interesse am Eichhörnchen zieht sich durch alle Altersgruppen. So melden nicht nur App-affine – vermutlich jüngere – Menschen ihre Beobachtungen. »Auch eine 87-jährige Dame hat uns per Brief mehrere Sichtungen ­gemeldet«, berichtet Busch. Wenn Sie also Lust haben, werden auch Sie ehrenamtlicher Eichhörnchen-­ Forscher! Der BN wird in den kommenden Jahren kontinuierlich die Meldungen sammeln, auswerten und über neue Erkenntnisse informieren. (ht) Download der App unter: www.bund-naturschutz.de

rischen NaturDas Projekt wird gefördert vom Baye sspirale und ist schutzfonds aus Mitteln der Glück « des bayerischen Teil der Aktion »Natur in der Stadt Umweltministeriums.


Foto: blickwinkel / McPHOTO/P. Hofmann

36 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  RUBRIK ›  Thema 37

Bedroht … fühlen sich viele Menschen, wenn sie mal einer Kreuzotter ­begegnen. Doch unsere einzige Giftschlange beißt nur zu,­ wenn sie arg bedrängt wird. Überhaupt meidet sie uns, so gut sie kann. Wurde sie ­früher häufig verfolgt und getötet, leidet sie heute ­darunter, dass Heiden, Moore, Waldränder und Lichtungen verbuschen und Straßen ihren Lebensraum durchschneiden. Freuen Sie sich also, wenn Sie mal eine sehen. Sie erkennen die gedrungene Schlange am dunklen Zickzack-Band auf ihrem Rücken; selten kommen auch schwarze Exemplare vor. Bundesweit gilt die Kreuzotter inzwischen als stark gefährdet.


HINTER DER HECKE Es ist eine zauberhaft kleinteilige Landschaft, in der unzählige schmale, rechteckige Wiesen von dichten Hecken umsäumt sind. Ein Glück, dass die »Heckenrhön« von der Flurbereinigung verschont wurde.

E

ntstanden sind die rund 80 Kilome­ ter Hecken auf Lesesteinwällen. Um nutzbare Wiesen zu gewinnen, musste das dort überall herumliegenden Basalt­ geröll in mühsamer Handarbeit auf die Seite geräumt werden. Weil auf diesem kargen Boden keine fruchtbaren Flächen zu gewinnen waren, war die Flurbereinigung dort wohl auch leichter als anderswo zu bewegen, auf eine »Bereinigung« der vielen Hecken zu verzichten. Trotzdem umfasst der Schriftwechsel zwischen der BN-Kreisgruppe, dem Landesverband und den zuständigen Behörden etliche Aktenmeter, in denen buchstäblich um jede Grabenvertiefung, um ­jeden alten Baum und jede Wegverbrei­

terung gerungen wurde – für nicht im Detail Ortskundige kaum zu durchschauen, aber dennoch ungeheuer verdienstvoll. Denn in jedem Winkel, der nicht flurbereinigt wurde, haben zalreichen Arten Unterschlupf gefunden.

RUND UM DIE GEISSRUHEICHE Heute hat die Heckenrhön zum Glück Ruhe: Seit 1989 sind der sogenannte »Steinberg und Wein-­Berg« (sic!) nördlich von Unterweißenbrunn ein drei Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet, das sich vom Basalt­steinbruch Bauersberg im Norden von B ­ ischofsheim bis direkt an den Ortsrand von Weisbach zieht; seit 2014 gehören sie zu den Kernzonen des Biosphärenreservats Rhön.

INFOS ZUR WANDERUNG •• Ausgangspunkt: Unterweißenbrunn Friedhof, Weg Nr. 3 (oder mit dem Auto am Ende der Teerstraße an der Staatsstraße 2228 parken) •• Länge/reine Gehzeit: 5,2 Kilo­meter/ rund 1,5 Stunden (verkürzt 2,4 Kilometer) •• Höhenunterschied: 150 Meter •• Wegcharakter: zunächst Teer­straße, dann ­befestigte Feld- und Waldwege, unbefestigte Steige •• Einkehr: unterwegs keine

Einen guten Überblick über die Heckenrhön kann man sich von den Terrassenwegen oberhalb von Unterweißenbrunn verschaffen: Von dort sieht man sie im Panorama vor sich. Eine ausgesprochen reizvolle kleine Wanderung führt von Unterweißenbrunns östlichen Ortsrand auf dem Weg Nr. 3 nach Norden zum Steinberg/Wein-Berg und dann mitten durch Wiesen und Hecken, vorbei an Quellbächen, Basaltgeröll und einem Hutewald rund um das imposante Naturdenkmal »Geißruheiche«. Winfried Berner, Ulrike Rohm-Berner

Wie Perlenschnüre durchziehen die alten Hecken die Landschaft.

Foto: Winfried Berner

GERETTETE LANDSCHAFTEN ENTDECKEN

Foto: W. Willner

38 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Wanderung


Foto: Daniela Jüst

Wandern in herrlicher mediterraner Umgebung auf Elba

UMWELTFREUNDLICH REISEN

NATURERLEBNIS ZWISCHEN BERG UND MEER

Macchia, Sandstrand und Granit­ berge – die Wanderreise auf der ­Insel Elba verspricht Natur pur.

ur wenige Kilometer vor der toska­ nischen Küste liegt ein Naturpara­ dies: die Insel Elba. Seit 1996 gehört die­ se drittgrößte Insel Italiens zum Natio­ nalpark des toskanischen Archipels. Wer sie mit BUND-Reisen erkundet, der kommt auf alten Maultierpfaden durch Macchia und schattige Steineichenwäl­ der, gelangt zu kleinen Buchten mit tür­ kisfarbenem Wasser, zu felsigen Küsten­ strichen und hinauf in geschichts­träch­ tige Bergdörfer. Wie immer reisen wir umweltfreundlich auf der Schiene an. Der Nachtzug ab München bringt uns über den Brenner nach Florenz. Von dort aus geht eine Verbindung nach Piombino Hafen, wo unsere Reiseleiterin Daniela Lüst uns erwartet und mit uns die Fähre besteigt. Sie wohnt seit vielen Jahren auf Elba. Mit ihr unterwegs zu sein, bedeutet, Flora, Fauna und natürlich die Geschichte der Insel wirklich kennenzulernen. Auf immerhin rund 1000 Meter über dem Meer steigt das Eiland an, bietet also die reizvolle Mischung aus »mare et monti«. Auf unseren Küstenwanderungen entdecken wir die Gesichter der Insel. Da ist ihr grüner Norden, hier wachsen mächtige Steineichen und die immergrünen Erdbeerbäume. Mit ­etwas Glück sehen wir

­ inen Erdbeerbaumfalter, den größ­ten eue ropäischen Schmetterling. Eine Tour führt uns vom Hafenort Marciana Marina aus auf den Felsen am Meeressaum entlang. Im klaren Wasser erspähen wir Seeigel und das grüne Neptungras. »Diese Unterwasserwiesen sind wichtig für das Mittelmeer, sie sind die Geburtsstation für viele Fischarten«, erklärt Daniela. Mit neuem Wissen bereichert, gelangen wir nach Sant’ Andrea, wo herrliche Badefelsen und Sandstrand locken.

AUF ALTEN MAULTIERPFADEN Natürlich durchstreifen wir auch Portoferraio, die Hauptstadt Elbas, wo wir die dicken Festungsmauern bestaunen, die die Medici-Familie hier für ihren Flottenstützpunkt errichten ließen. Warum aber heißt die Stadt »Eisenhafen«? Elba war berühmt für die Eisenerze, die hier im Insel­ inneren abgebaut wurden. Wir besichtigen einen ehemaligen Tagebau und ein Mineralienmuseum, wo man eigenhändig Mineralien schürfen kann. Ginster, Rosmarinbüsche, Lavendel und Zistrosen prägen die Landschaft des südlichen Teils der Insel. Von Chiessi nach Fetovaia laufen wir auf alten Maultierpfaden durch Macchia und Weinterrassen. In den Rebhängen wächst unter anderem

die Aleatico-Traube, aus der ein feiner roter Dessertwein gekeltert wird. Eine Rundwanderung bringt uns in die Granitberge Elbas und zur Pietra Murata, einer beeindruckenden Felsformation im Monte Capanne-Massiv. Von hier oben reicht der Blick weit über das Tyrrhenische Meer. Auch wenn bei den Touren nicht allzu viele Höhenmeter »gefressen« werden, sportlich und trittsicher sollte man schon sein. Zwei Tage sind zur freien Verfügung eingeplant, sie können nach Lust und Laune zum Wandern, Baden oder für Besichtigungen verwendet werden. Ein ­ Wochen­ticket für das Linienbusnetz erlaubt uns, die ganze vielfältige Insel zu besuchen. Lucia Vogel

REISETERMIN 29. Oktober bis 8. November 2020 Infos zu Reisepreis und Anmeldung BUND-Reisen, ReiseCenter am Stresemannplatz, Stresemannplatz 10, 90489 Nürnberg Tel. 09 11/ 5 88 88-20 / Fax -22 www.bund-reisen.de

Foto: Adobe Stock/JLO_FOTO

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40 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  URLAUB & FREIZEIT ›  Bildung

Foto: Irene Weinberger Dahlhof

in Marktheidenfeld am 26. September 2020. Zum selben Thema »Damit’s im Garten summt – von der Artenkenntnis zur Eigeninitiative« bietet das BN-Bildungswerk eine weitere Multipli­ka­toren­ schulung am 9. Oktober im Wald­erlebnis­ zentrum bei Regensburg an. Die Schwerpunkte bei beiden Veranstaltungen liegen im Bereich der methodischen Vermittlung für die Zielgruppe Kindergarten und Schule.

BLÜHBOTSCHAFTER WERDEN

Nähe zur Donau, Abstand zu den anderen Teilnehmern: Die Exkursionen des BN wie hier eine Radtour an der niederbayerischen Donau laufen wieder.

BN-UMWELTBILDUNG

ES GEHT WIEDER LOS! Die zurückliegenden Monate waren eine schwierige Zeit für alle, die im BN mit Umweltbildung zu tun haben. Wie die Menschen für die Natur begeistern ohne Exkursionen? Doch nun laufen viele Angebote wieder an.

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ür den Spätsommer und Herbst ha­ ben alle Freundinnen und Freunde der Natur wieder viele Gelegenheiten, an Führungen teilzunehmen. Auch die Fort­ bildungsangebote des BN finden wieder als Präsenzveranstaltungen statt, wenn auch mit weniger Plätzen. Natur- und kulturbegeisterte Radler sind herzlich willkommen bei der Welterbetour durch die niederbayerische Donaulandschaft. Sie startet am Sonntag, 27. September und führt von Deggendorf nach Straubing. Unterwegs erkundet die Gruppe sowohl naturkundliche als auch kulturelle und geschichtliche Besonderheiten. Beides ist auf dieser Strecke entlang der

Donau in einer außerordentlichen Dichte und Qualität zu finden. Auch die Takatuka, das Donaupiratenschiff der Kreisgruppe Deggendorf, hat wieder Fahrt aufgenommen und schippert naturbegeisterte Mädchen und Buben auf die Fischerdorfer Donauinsel.

VIELFALT IM EIGENEN GARTEN Einen anderen Schwerpunkt hat sich die Kreisgruppe Main-Spessart heuer auf die Fahnen geschrieben. Im Rahmen ihres ge­ förderten Projektes »Die Vielfalt macht‘s!« bietet sie eine Fortbildung für Multiplikatoren aus Schule und Kindergarten an. Rund um Wildbiene, Wiese, Hecke geht es

Alle, die Blühbotschafter werden wollen, sind dagegen herzlich willkommen im Na­ turerlebniszentrum Allgäu, das seine Bildungsangebote ebenfalls wieder als Prä­senzveranstaltungen durchführt. Weinfreunde und solche, die es werden wollen, finden am Samstag, den 10. Oktober in Theilheim bei Würzburg Gelegenheit sich bei einer Weinbergs-Wanderung über den Anbau der Reben in Bioqualität zu informieren. Eine Weinverkostung darf natürlich nicht fehlen. Wer Interesse daran hat, selbst Naturführungen anzubieten und sein Wissen über Pflanzen, Tiere und Lebensräume mit anderen zu teilen, ist herzlich willkommen beim zweitägigen Kurs zur Exkur­ sionsdidaktik. Am 30. und 31. Oktober erfahren die Teilnehmenden im BN-Bil­ dungshaus in Wartaweil am Ammersee, was eine Führung zum Erlebnis werden lässt.

MEHR INFORMATIONEN Es ist auch weiterhin nicht absehbar, ob ­diese Bildungsangebote wie g ­ eplant durchgeführt werden können. Bitte werfen Sie daher einen Blick auf die Termineseite: www.bund-naturschutz.de/termine sowie www.jbn.de/termine Dort finden Sie die Veranstaltungen für ganz Bayern. Über die Angebote der BN-Öko­stationen können Sie sich informieren auf: www.bund-naturschutz.de/ umweltbildung/oekostationen


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  LANDWIRTSCHAFT 41

ÖKOLANDBAU STÄRKEN

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VERLÄSSLICHE KONTROLLE

Steht Rede und Antwort zum Thema Kontrolle von Bio-Lebensmitteln: Johannes Enzler.

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Ist wirklich Bio drin, wo Bio draufsteht? W ­ er kontrolliert das und wie sicher ist die Kontrolle? Natur+Umwelt fragte nach.

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n der konventionellen Landwirtschaft ist die »gute fachliche Praxis« ein viel strapazierter Begriff. Er regelt vage, wie Pflanzenschutzmittel oder Düngemittel ausgebracht werden sollen. Anders im Biobereich: Hier gibt es eine klare Ge­ setzgebung, die EU-Bioverordnung, die regelt, wie anzubauen ist oder die Tiere gehalten werden müssen, damit der Be­ trieb die Erlaubnis bekommt, mit Bio ge­ kennzeichnete Lebensmittel anzubieten. Aber: Wie wird kontrolliert und wie sicher sind diese Kontrollen? Der BN befragt dazu Johannes Enzler, den Leiter des ­Arbeitsbereichs »Ökologische Land- und Ernährungswirtschaft« am Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern. Natur+Umwelt: Wer kontrolliert in Bay­ ern die Bio-Landwirte, -Verarbeiter und den Biolebensmittelhandel? Johannes Enzler: Die Kontrollen werden von privaten Öko-Kontrollstellen durchgeführt. Die Zulassung der Kontrollstellen ist an bestimmte Voraussetzungen zur

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Qualifizierung des Kontrollpersonals und der technischen Ausstattung der Kontrollstelle gebunden. Alle Unternehmen, die Öko-Lebensmittel erzeugen, verarbeiten, aus Drittländern importieren oder andere kontrollpflichtige Tätigkeiten ausüben wie­Online-Handel betreiben oder Bio-Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung anbieten, werden mindestens einmal im Jahr kontrolliert, 20 Prozent ein zweites Mal. Wir als zuständige Kontrollbehörde überprüfen die Arbeit der Kontrollstellen durch Begleitungen von Kontrolleuren und eigenen Kontrollen. Kann sich die Verbraucherschaft darauf verlassen, dass Bio drin ist, wo es drauf­ steht? Die Kontrollstellen und wir als zuständige Behörde überprüfen auch die Kennzeichnung von Bio-Lebensmitteln und Bio-Futtermitteln. Dazu muss jedes Unternehmen auch die Rezepturen offenlegen. Zukaufs- und Verkaufsbelege werden überprüft. Bei fünf Prozent der kontrollierten Unternehmen werden Lebens- oder Futtermittelproben gezogen und auf unerlaubte Stoffe untersucht. Daneben werden auch von den Landesuntersuchungsämtern und vom Bundesverband Naturkost Proben von Naturwaren analysiert. Bio-Lebensmittel und Bio-Futtermittel gehören daher zu den am intensivsten kontrollierten Erzeugnissen.

Stimmt es, dass Lebensmittel mit EUBio­siegel nicht so gut sind wie Bio-Pro­ dukte, die ein Verbandslogo tragen, wie Bioland, Demeter, Biokreis oder Natur­ land? Die anerkannten Verbände des ökologischen Landbaus stellen höhere Anforderungen an ihre Mitgliedsbetriebe als die EG-­­Öko-Verordnung. Unter anderem dürfen Verbandsbetriebe keine konventionelle Gülle verwenden, der Viehbesatz ist geringer, ebenso die Zahl der zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe. Bei den Verbänden ist auch eine Gesamtbetriebsumstellung zwingend erforderlich. Wie kann ich Bio-Produkte, die in Bayern erzeugt und verarbeitet wurden, erkennen? Seit Oktober 2015 kön­nen Direktvermarkter, Verarbeiter oder Handelsunternehmen das Bayerische Bio-Siegel nutzen. Die mit dem Siegel ausgelobten Bio-Produkte verbinden das höhere Quali­ täts­ niveau der Bayerischen Anbauverbände mit der bayerischen Herkunft der Rohstoffe. Auch Verarbeitungsvorgänge müs­ ­sen in Bayern erfolgen. Überprüft wird die Einhaltung der Programmbestimmungen durch die Öko-Kontrollstellen. Das Interview führte Marion Ruppaner


42 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

BN AKTIV + NAH VERBANDSLEBEN? JA, IM NETZ! Das Covid-19-Virus hat unseren Alltag seit März schlagartig verändert. Für das Vereinsleben des BUND Naturschutz waren diese medizinisch notwendigen ­ Regelungen und Einschränkungen ein­ schneidend. Unser Verband lebt für ge­ wöhnlich vom Miteinander seiner Mit­ glieder auf persönlicher Ebene: in der

Natur, in Wirtshäusern, in Vereinsräumen und – bei Infoständen, Aktionen und Pro­ testen – auch auf der Straße. Wie in vielen anderen Teilen der Gesellschaft löste die Corona-Pandemie auch beim BN einen Schub bei der Digitalisierung aus. Orts- und Kreisgruppentreffen und Landesarbeitskreistreffen wurden zu Telefon- oder Videokonferenzen umgestaltet, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großteils ins Homeoffice geschickt. Die Delegiertenversammlung und der Naturschutztag konnten aufgrund der aktuellen Lage nicht stattfinden. Doch das war weder für die Beschäftigten noch für die ehrenamtlich Aktiven des Verbandes ein Grund zu verzagen. Stattdessen wurden in Windeseile Ideen gesammelt, um den wichtigen Austausch der Mitglieder untereinander zu gewährleisten und weiterhin öffentlich Präsenz zu zeigen. So fand am 28. Mai eine BN-Video-Aktivenkonferenz statt. Bei diesen Treffen bekamen die Teilnehmenden Tipps für die virtuelle Arbeit von Kreis- und Ortsgruppen und einen Überblick über die aktuelle politische Lage. Mit über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Konferenz ein großer Erfolg, deren Format auch nach der Pandemie als zusätzliches Angebot zum Einsatz kommen soll. Aktionen und Demos auf der Straße stellten gerade am Anfang der Pandemie ein Infektionsrisiko dar und wurden daher abgesagt. Um weiterhin auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen, startete der

BN auf Instagram und Facebook die Aktion »Klimaschutz natürlich daheim«, bei der es täglich Tipps für den Klimaschutz von zuhause aus gab. Auf der Website des BN wurde ein eigener Bereich für »Naturtipps während Corona« eingerichtet, um Menschen anzuregen, die Natur vor ihrer Haustür zu erkunden, das Klima von zuhause aus zu schützen oder politisch online aktiv zu werden.

PODIUMSDISKUSSION ONLINE Auch bei den Netzprotesten der Fridays for Future-Bewegung nahm der BN teil, um zu zeigen: Jede Krise muss bekämpft werden, egal ob Covid-19, Biodiversität oder Klima. Orts- und Kreisgruppen organisierten Exkursionen, Vorträge und Diskussionsrunden im Internet. Die Kreisgruppe Nürnberg veranstaltete beispielsweise spontan die Podiumsdiskussion der beiden Stichwahlkandidaten zum Oberbürgermeister im Onlineformat und übertrug die Diskussion live ins Internet. Auch nach dieser Pandemie werden der BN und seine Orts- und Kreisgruppen manche Online-Formate weiterhin zusätzlich zur gewöhnlichen Arbeit vor Ort anbieten. So können auch die Menschen erreicht werden, die die Wege zu örtlichen Treffen sonst nicht auf sich nehmen können oder wollen. Dennoch freuen sich alle im BUND Naturschutz sehr, den persönlichen Kontakt und das fröhliche Miteinander unseres Vereins wieder pflegen zu können, sobald dies gefahrlos möglich wird. Ronja Endres


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 43

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ENERGIEWENDE ABGEWÜRGT Nach fünf Jahren 10H-Regel ist der Aus­ bau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen. Jetzt haben CSU und Freie Wähler sogar 18 bereits vor 10H genehmigte und schon in Bau befindliche Windkraftanlagen gestoppt. Der BUND Naturschutz fordert: dezentra­ le Energiewende umsetzen statt Erneu­ erbare Energien abwürgen! Mit der Änderung der Bayerischen Bauordnung werden Windenergieprojekte, die bereits vor Eintreten der 10H-­ Regelung genehmigt waren, an der nachträglichen Verbesserung mit neuester, energieeffizienter Technologie gehindert. Dies bedeutet das Aus für 18 bereits im Bau befindliche Windenergieanlagen mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 60 MW bedeuten. Die Anlagen müssen nun wohl rückgebaut werden. Der BN fordert die konsequente Umsetzung der dezentralen Energiewende. Dazu gehört auch die Windenergie und daher auch, dass die 18 Windenergie­ anlagen­ in Wülfershausen/Wargolshausen, Erlen­ bach am Main, Freising und Hintberg durch Änderung der Bayerischen Bauordnung Rechtssicherheit erlangen. Vor Ort kämpft die Interessensgemeinschaft »Rechtssicherheit für Windenergie in Bayern« für den Erhalt der Windenergieanlagen (siehe Bild). Dieses Bündnis ist mit dem Bayerischen Bauernverband, Fridays for Future, Naturland und der Kreisgruppe Rhön-Grabfeld des BUND Naturschutz in der Bevölkerung verankert und zeigt, dass die Anlagen vor Ort gewollt sind.

Zum 1. Juli hat Deutschland die EURatspräsidentschaft übernommen. Angesichts der Bewältigung der Corona-Krise und der sich verschärfenden Klimakrise sind die Erwartungen riesig. Die zu verteilenden Gelder müssen neben der Pandemiebekämpfung ebenso zur Bewältigung der Klima­ krise und dem Aufhalten des Arten­ sterbens eingesetzt werden. Bayern die dringlichste Aufgabe ist. Eine ­aktuelle Umfrage belegt, dass Klimaschutz für die große Mehrheit in ­Bayern die dringlichste Aufgabe ist. Der BUND Naturschutz bringt sich ­engagiert in diese Debatte ein und fordert, dass alle Konjunkturpakete, die jetzt auf den Weg gebracht werden, konsequent an den Klimaschutzzielen ausgerichtet werden. Die Chance, die europäische Wirtschaft zukunftstauglich und nachhaltig zu machen, darf nicht vertan werden! Deshalb muss die deutsche Regierung in diesem halben Jahr vorangehen. In den letzten Monaten war der BN ehren- wie hauptamtlich trotz der Einschränkungen hoch aktiv. Vorstandsund Arbeitskreissitzungen wurden als Videokonferenzen abgehalten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiteten aus dem Home Office weiter für den Schutz der Umwelt, und unsere ­Aktiven haben dank kreativer Ideen auch in dieser schwierigen Zeit auf die Anliegen des BN aufmerksam gemacht. Auch auf politischer Ebene war der Verband aktiv. So hat der BN deutlich gemacht, dass der von der Bayerischen Staatsregierung vorgelegte Entwurf für ein Klimaschutz­

gesetz bei weitem nicht ausreicht, um im Freistaat die Klimaschutzziele der Weltkonferenz von Paris einzuhalten. Der Gesetzestext enthält bisher vor ­allem Ankündigungen, aber kaum Verbindliches. Nur durch Freiwilligkeit können wir das 1,5-Grad-Ziel aber nie erreichen! Der BUND Naturschutz wird hier am Ball bleiben, um Verbesserungen im Gesetzgebungsverfahren zu erzielen. Die Gretchenfrage an die Bayerische Staatsregierung lautet dabei: Wie hält sie’s mit konsequentem Energiesparen

Foto: Roggenthin

Foto: Herbert Kornbrust

LIEBE MITGLIEDER,

und dem Ausbau der Windkraft? Klar ist: Ohne einen Ausbau der Windkraft an naturschutzverträglichen Standorten kann eine Energiewende und damit d­ie Abkehr von fossilen, und atomaren ­Ressourcen nicht gelingen. Sehr erfreuliche Nachrichten gab es für Bayerns Wälder: Die Staatsregierung hat fast 5000 Hektar in mehreren Gebieten als Naturwälder ausgewiesen. Hier darf Natur wieder Natur sein. Und der Nationalpark Bayerischer Wald bekommt ein Geburtstagsgeschenk zum 50-jährigen Bestehen: eine Erweiterung um 600 Hektar. Da der BUND Naturschutz Geburtshelfer des Nationalparks war, freut uns dies besonders.

Richard Mergner

Doris Tropper

Sebastian Schönauer

Landesvorsitzender

stv. Vorsitzende

stv. Vorsitzender


Foto: Heinz Gibowsky

44 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

Flächen im Palsweiser Moos in BN-Besitz

WIE DER BN WERTVOLLE FLÄCHEN SCHÜTZT

EIN MOOR ALS ERBE Etwas für die Natur tun, das von Dauer ist: Ein Erbe für den BN macht es möglich. So ­konnten mit dem Erbe Josef Kollers wertvolle Moorflächen gesichert werden.

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er BUND Naturschutz im Landkreis Dachau erinnert heuer an den vor zehn Jahren verstorbenen Karlsfelder Josef Koller: einen Mann, der sich über ein halbes Jahrhundert hinweg wie kein anderer für den Natur- und Landschafts­ schutz in der Region zwischen Dachau und München eingesetzt hat. Mit dem Erbe, das er dem BN hinterlassen hat, konnte der Natur ein wunderbares Ge­ schenk gemacht werden. Josef Kollers Interesse galt den Vögeln und der Pflanzenwelt seiner Heimat. Das Wissen, das er sich dabei erwarb, ging weit über das eines Amateurs hinaus. Ein halbes Dutzend Bücher über die Natur in der Region hat Koller selbst verfasst. Im Lauf seines Lebens wurde Koller zum Zeugen des rapide voranschreitenden Artensterbens. Um zu retten, was

vielleicht noch zu retten war von der einst artenreichen Moorlandschaft im Dachauer und Karlsfelder Raum, begann Josef Koller, Flächen aufzukaufen, die er gemeinsam mit Freunden und unter Mithilfe des BN mit enormem Arbeitsaufwand pflegte. Dem BUND Naturschutz hat Koller schließlich auch sein Erbe hinterlassen: Mit diesem konnten weitere Flächen vor allem im Palsweiser Moos und im Fußbergmoos bei Bergkirchen sowie im Krenmoos bei Karlsfeld erworben und erhalten werden. Das Palsweiser Moos bildet zusammen mit dem Fußbergmoos einen der größten und

z­usammenhängenden, noch verbliebenen Niedermoorkomplexe in der Münch­­ ner Schotterebene. Aber nicht nur der ­Flächenankauf wurde durch das Erbe ermöglicht, sondern auch die Umsetzung verschiedener Projekte. Beim aktuell auslaufenden Biodiversitätsprojekt »Palsweiser Moos – ein Naturjuwel in der Gemeinde Bergkirchen« (gefördert vom Freistaat) sind die Gemeinde Bergkirchen und der BN Träger und arbeiten mit dem Landschaftspflegeverband Hand in Hand. Es umfasst rund 7,4 Quadratkilometer. Durch das Pflegen der Flächen konnten sich diese zu einem Naturjuwel entwickeln. Hier blühen seltene Blumen wie die Sibirische Schwertlilie oder die Prachtnelke. Vogelgezwitscher ist zu hören, das woanders selten geworden ist. Außerdem sind hier Kreuzotter, Laubfrosch und seltene Schmetterlingsarten wie der Wiesen­ kopf-Ameisenbläuling oder der Sumpfgrashüpfer beheimatet. Ziel ist es, den Fortbestand dieser Arten zu sichern und ihre Lebensräume zu erweitern. Die Erhaltung des noch bestehenden Moorkörpers ist dabei sowohl als Lebensraum wie auch als CO2-Speicher und als Wasserretentionsraum von Bedeutung. Aber noch etwas anderes hat Josef Koller all jenen hinterlassen, die ihn kannten und an seinen Naturführungen teilnahmen: Er hat mit der ihm eigenen, ansteckenden Begeisterung und seinem umfassenden Wissen bei unzähligen Menschen die Leidenschaft für ein Leben in und mit der Natur geweckt.

SIE DENKEN DARÜBER NACH ... ... der Natur ein Erbe zu hinterlassen? Wir beraten Sie gerne. Ihre Ansprechpartnerin: Birgit Quiel Tel. 09 41/29 72 00-69 birgit.quiel@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen 45

Eine gute Idee zum Nachmachen hatten zwei BN-Aktive aus der Kreisgruppe Landshut: die Fließgewässer in der Um­ gebung neu entdecken. Möglich macht dies der fünf Meter breite Gewässer­ randstreifen, der seit August 2019 nicht mehr bewirtschaftet werden darf. Vorher war es durch die intensive Ackernutzung auch für Geländeerprobte oft nicht ein­ fach, zu einem Gewässer vorzudringen. Lisa Voit und Heinrich Inkoferer von der Ortgruppe Holledauer Eck in der Kreisgruppe Landshut hatten die Idee, diese Gewässerrandstreifen als Wandermöglichkeit zu nutzen. Sie gingen die Pfettrach zwischen Lands­hut und ihrer Quelle bei Pfeffenhausen entlang. Dabei eröffneten sich ihnen ganz neue Perspektiven auf die wohlbekannte Landschaft. Man kennt die nähere Umgebung des eigenen Wohnorts ja oft nur aus den immer gleichen Blickwinkeln. Welche Freude, dass man als Bachuferwanderer doch noch Bach­nelkenwurzen, Steinbrech, Frauenmantel, Sumpfdotter-

Foto: Heini Inkoferer

NEUE WEGE AM WASSER

Hier deutlich zu erkennen: der Gewässer­­randstreifen entlang der Pfettrach

blume und Wiesenschaumkraut finden kann! Und der Biber ist offensichtlich wieder ein allgegenwärtiger Wasserbauer geworden, was an vielen Stellen dem Bach ein naturnäheres Bett zurückgegeben hat. Vogelgezwitscher in der Bachaue und Grillengezirp an sonnigen Ranken rundeten das Erlebnis ab. Die beiden Wanderer konnten feststellen, dass am Gewässerverlauf der Pfettrach nun überwiegend die vorgeschriebenen fünf Meter breiten Randstreifen vor-

handen oder sogar übererfüllt sind. Nur am Oberlauf hapert es noch ein wenig mit der Umsetzung der neuen Vorschrift, die aufgrund des Volksbegehrens »Rettet die Bienen« ins Bayerische Naturschutzgesetz eingefügt wurde. Fazit: Es ist ein bereicherndes Natur­ erlebnis, am Bach von der Mündung bis zur Quelle oder umgekehrt entlang zu wandern. Bleibt abzuwarten, ob demnächst auch die letzten bachnahen Äcker auf fünf Meter Abstand gebracht werden.

Foto: privat

TRAUER UM LORENZ GRAF

Der BUND Naturschutz trauert um einen großen Naturfreund und langjährigen Mitstreiter auf Landes- und Bundesebe­ ne sowie Mitbegründer unseres Bundes­ verbandes BUND, Lorenz Graf. Vor 45 Jahren, 1975, wurde der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (anfangs noch unter anderem Namen) im fränkischen Marktheidenfeld aus der ­Taufe gehoben. Zu seinen Paten zählten Persönlichkeiten wie Bernhard Grzimek,

Robert Jungk, Horst Stern, Hubert Weiger, Hubert Weinzierl und Frederic Vester. Ihr Ziel: eine unabhängige politische Organisation, die sich bundesweit der immer drängenderen Umweltprobleme annimmt. Und die war bitter nötig – sei es im Kampf gegen die Atomkraft, verdreckte Luft und Flüsse, wilde Müllkippen oder den immensen Flächenverbrauch. Einer, dem der BUND in der Aufbauzeit ebenfalls viel zu verdanken hat, war der Jurist Lorenz Graf. Als erster Bundesgeschäftsführer erwarb sich der Franke bis 1992 bleibende Verdienste. So verhalf er dem BUND zu seiner föderalen und basisdemokratischen Struktur und baute die Bundesgeschäftsstelle auf, damals noch in Bonn. Er war am fachlichen Fundament der Arbeit auf Bundesebene beteiligt, an

der Gründung von Arbeitskreisen und dem wissenschaftlichen Beirat. Auch in Bayern war Lorenz Graf sehr aktiv: Von 1973 bis 1980 gehörte er dem Landesvorstand des BN als Beisitzer und Justiziar an. Vor Ort in seiner Heimat setzte er sich unermüdlich für die Natur ein, zum Beispiel mit einer BI gegen den Panzerübungsplatz bei Feucht. Dafür ehrte ihn der BUND Naturschutz 2004 mit der Reichswaldmedaille. Für seine Verdienste im Umweltschutz, aber auch für sein Engagement in der Kommunalpolitik und der Behindertenarbeit erhielt er 2011 sogar das Bundesverdienstkreuz. Am 13. Mai verstarb Lorenz Graf in Nürnberg. Der BN wird ihm ein ehrendes Angedenken bewahren.


46 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Meldungen

BN FORDERT UMBAU DER WIRTSCHAFT

AUS DER KRISE LERNEN

gemeinsame Forderungen vorgelegt. Ziel ist eine ökologischere und sozial gerechtere Wirtschaftsweise. Der BUND Naturschutz appelliert an die Staatsregierung: Konjunkturprogramme müs­sen an den Zielen von Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet werden! Regionale Wirtschaftskreisläufe und dezentrale Strukturen in nachhaltigen Wirtschaftsbereichen müssen gestärkt werden, um weniger abhängig von internationalen Lieferketten zu sein.

Foto: Ernst-Krabat

UNABHÄNGIGER WERDEN

Die Vertreter von »Wir transformieren Bayern«, unter ihnen auch BN-Vorsitzender Richard Mergner, übergaben ihre Petition an Landtagspräsidentin Ilse Aigner.

Die Corona-Krise hat uns bewusst gemacht, wie wichtig kommunale Daseinsvorsorge, nachhaltige Lebensmittel­ erzeugung und eine ­zukunftsorientierte ­Industriepolitik sind, die auf Dauer Umwelt und Beschäftigung sichern. RICHARD MERGNER ist der Vorsitzende des BUND Naturschutz.

MARTIN GEILHUFE ist der Landesbeauftragte des BUND Naturschutz.

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ie Klimakrise und der Schwund na­ türlicher Ökosysteme müssen eben­ so ernst genommen werden wie die Co­ vid-19-Pandemie. Auch bei diesen Kri­ sen müssen alle geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, um wie in der Corona-­ Pandemie die Kurve flach zu halten und so katastrophale weltweite Auswirkun­ gen zu vermeiden. Der BUND Naturschutz hat daher Vorschläge vorgelegt, wie mit dem richtigen Einsatz Hilfs- und Konjunkturprogramme eine Neuausrichtung hin zu einer krisensicheren und nachhaltigen Wirtschaftsweise gelingen kann. Diesen Forderungen hat der Verband in unterschiedlichen Bündnissen Nachdruck verliehen – mit Vertretern von Gewerkschaften, Sozialverbänden und innovativen Unternehmen. So hat der BN gemeinsam mit 120 Organisationen, vom Landeskomitee der Katholiken bis hin zu Fridays for Future, eine Petition an den Landtag zur sozial-ökologischen Transformation Bayerns gestartet. Unter dem Motto »Sozial-ökologische Wende – JETZT!« haben der BUND Naturschutz und die Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Statt dem drohenden »Rollback« in der Energiepolitik fordert der BN eine Bürger­ energiewende und ein Lösen der Brem­ sen bei der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie. Damit würde auch die Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland verringert und mehr Geld bei Bürgerinnen und Bürgern bleiben. Statt einer als Innovation verbrämten Subvention der Autoindustrie und neuen Straßen- und ­Autobahnbauten brauchen wir eine Mobilitätswende mit Investitionen in Busse und Bahnen sowie in die Radinfrastruktur. Die Covid-19-Pandemie ist auch eine Folge der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen und unkontrollierten Wildtiermärkten. Dazu trägt auch die Landwirtschaft in Bayern und Europa mit massiven Futtermittelimporten und in­ dustrieller Fleischproduktion bei. Ein Bio-­ Unternehmen wie beispielsweise die Andechser Molkerei ist hingegen unabhängig von Importen, lebt eine Partnerschaft zu den Milchbäuerinnen und -bauern und ist deshalb auch viel besser durch die Krise gekommen als andere Unternehmen. Der ökologische Landbau und dezentrale Strukturen sind nur zwei Beispiele für seit Jahrzehnten erprobte Konzepte, für die sich der BN schon seit langem einsetzt.

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MEHR ZUM THEMA Unterzeichnen auch Sie die Petition für eine sozial-ökologische Transformation Bayerns: www.wirtransformierenbayern.de


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Porträt 47

UNSERE EHRENAMTLICHEN

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AKTIV IN VIELEN BEREICHEN Peter Zahn leitet seit 20 Jahren die Kreisgruppe Amberg-Sulzbach, die sich im Kampf gegen ­Flächenfraß und um den Schutz besonders ­artenreicher Wiesen verdient macht.

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eine 79 Lebensjahre hört man Peter Zahn wirklich nicht an. Er klingt so energisch-schwungvoll, wenn er über das Thema Naturschutz spricht, dass man den Eindruck gewinnt, in dem Mann sprudele eine innere Quelle. Seit dem Jahr 2000 leitet Zahn die BN-Kreisgrup­ pe Amberg-Sulzbach in der Oberpfalz – in der Region, in der er auch aufgewach­ sen ist und lange Jahre als Gymnasial­ lehrer gearbeitet hat. »Dem BUND Naturschutz bin ich schon 1982 beigetreten«, berichtet er, »aber richtig los mit dem Engagement ging es 1985 mit dem Widerstand gegen die WAA Wackersdorf.« Jahrelang hat er mit Mitstreitern Wochenendausflüge zu dem berühmten Bauzaun gemacht. Zum Nachdenken über den Umgang mit der Natur hätten ihn, den Lehrer für Chemie und Biologie, aber auch seine Schüler gebracht, erinnert er sich. »Die wollten meine Meinung wissen, wenn bei uns in der Region eine Allee gefällt oder ein Weiher verfüllt wurden – da musste ich Stellung beziehen.« Über die aktuelle Umweltbewegung der Jugend freut Peter Zahn sich. Von Demonstrationen, bei denen wirklich viele Leute auf die Straße gehen, hält er viel. In den vergangenen zehn Jahren ist er regel-

mäßig mit nach Berlin gefahren auf die »Wir haben’s satt!«-Demo. Das Gemeinschaftsgefühl, wenn viele Tausend Menschen zusammen protestieren, das habe er sehr gemocht. »Doch das ist körperlich sehr anstrengend, da heißt es nachts um 3 Uhr mit dem Bus losfahren, den ganzen Tag durch Berlin laufen und am Folgetag erst gegen 3 Uhr morgens zu Hause ankommen.« Allmählich will er da doch etwas kürzertreten. Aktiv bleibt er dafür aber bei einem der Hauptthemen der Kreisgruppe, dem großen Flächenfraß in der Region. Der Hintergrund: Die dort seit rund 150 Jahren angesiedelte, erzverarbeitende Maxhütte wurde Anfang der 2000er Jahre stillgelegt. »Seither hat die Politik, um Arbeitsplätze zu schaffen, massiv Gewerbegebiete ausgewiesen, aber eben nicht auf dem Hüttengelände, sondern in den umliegenden Wald, in die Natur hinein«, beschreibt Peter Zahn das Problem.

SCHUTZ FÜR WACHTELKÖNIG Gleichzeitig gibt es im Landkreis artenreiche Flächen, die die Kreisgruppe vor derlei Zugriff schützen möchte. Da ist die Vils­ecker Mulde mit ihren Feuchtwiesen und der kleinteiligen Teichlandschaft, in der eine große Anzahl bedrohter Tiere

und Pflanzen lebt. Gemeinsam mit Landwirten pflegt die Kreisgruppe die Wiesen, in denen sich Laubfrosch, Sumpfgrashüpfer und Wachtelkönig wohlfühlen. Und dann gibt es die Trockenhänge auf Juragestein im Lauterachtal. Mehrere Enzianund Orchideenarten sowie gefährdete Schmetterlingsarten kommen hier vor. Wanderschäfer sorgen dafür, dass die Magerrasen nicht verbuschen. Im Laufe der Jahre hat die Kreisgruppe hier Flächen gekauft oder gepachtet. Insgesamt ansehnliche 90 Hekter Land bewirtschaftet sie inzwischen. Wo Peter Zahn Gefahr sieht: Nur einzelne Flecken, zum Beispiel Teiche, in diesen Refugien sind streng geschützt. Der Großteil steht indes nur unter Landschaftsschutz. »Und der kann leicht mal ausgehebelt werden zugunsten eines Bauprojektes«, weiß Zahn. Sein Ziel ist es, dieser Flickschusterei ein Ende zu bereiten. »Was wir hier brauchen, ist, dass diese Feucht- und Magerwiesen den effektiven Status eines Naturschutzgebietes bekommen. Dafür müssen wir eben bei der Politik immer wieder nachbohren«, sagt Peter Zahn. Da hört man ihn wieder, diesen energischen Schwung in seiner ­ Stimme. Margarete Moulin


48 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mertinger Höll

In der Mertinger Höll konnte auf 153 Hektar durch das unermüd­ liche Engagement ­ehrenamtlich Aktiver eines der letzten ­Refugien für Wiesenbrüter erhalten werden. Es ist die größte Fläche im Besitz des BUND Naturschutz.

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uch aktuell ist der BN wieder dabei, eine Fläche von rund 13 Hektar zu erwerben. So kann dieses Juwel des Ar­ tenschutzes weiter ausgebaut werden. Obwohl viel Fläche entwässert und urbar gemacht wurde, blieb das Donauried doch einer der größten unbesiedelten Landschaftsteile Bayerns. Deshalb gab es auch immer wieder Planungen für Großprojekte in dieser Landschaft: eine Transrapid-­Test­ strecke oder ein Atom­ kraftwerk bei Pfaffenhofen. Zum Glück konnten diese Projekte verhindert werden. In den 60er Jahren hatten dann einzelne BN-Mitglieder die Idee, erste kleine Moorflächen anzukaufen, später engagierte sich hier auch der BN-Landesverband. Durch die Ankäufe und die teils ehrenamtliche, teils durch Landwirte durchgeführte Pflege der Flächen ist die Mertinger Höll heute nicht nur eine der schönsten Erfolgsgeschichten des Verbandes, sondern ein wertvoller Lebensraum für

ARCHE NOAH FÜR BEDROHTE ARTEN

EINE SCHATZKISTE DES BN selten gewordene oder sogar vom Aussterben bedrohte Arten. Kiebitz und Brach­vogel, andernorts längst verschwun­ den, finden hier noch ein Zuhause. Über 2,6 Millionen Euro hat der BN im Laufe der Jahre hier investiert, entscheidend gefördert vom Bayerischen Na­tur­schutzfonds, der Regierung von Schwaben und der Heinz-­­Sielmann-Stiftung. Auch viele Spen­ den flossen in den Erhalt dieser wertvollen Lebensräume. Doch was macht das Mertinger Ried so besonders und schützenswert? Es ist ein extrem abwechslungsreiches Gebiet mit vielen verschiedenen Lebensräumen zum Großteil auf Moorböden. Es gibt Feuchtwiesen, Streuwiesen und Feuchtgebü­ sche. Vor allem Wiesenbrüter finden in dieser »Arche Noah« noch Nahrung und Brutplätze. Neben dem schon erwähnten Kiebitz und dem Großen Brachvogel trifft man in der Mertinger Höll die Bekassine und den Wachtelkönig. Doch auch viele andere Tier- und Pflanzenarten, die es in unserer oft intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaft schwer haben, fühlen sich hier wohl, zum Beispiel Weißstorch

und Laubfrosch sowie Insektenarten wie der Dunkle Wie­sen­knopf-­Amei­senbläuling oder der Sumpfgrashüpfer.

FLACHMULDEN ZUM STOCHERN Während das Mertinger Ried früher vor allem durch Entwässerung, die damit zusammmenhängende Moorsackung sowie den Torfabbau gefährdet war, ist es heute die immer intensivere Landwirtschaft mit der Ausbringung von Kunstdünger und viel Gülle auf privaten Grundstücken. Doch die gekauften Flächen einfach nur in Ruhe zu lassen, löst nicht jedes Problem. Wenn das natürliche Gleichg­ewicht einmal gestört wurde, bedeutet es für Naturschützer oft viel Arbeit, damit Lebensräume erhalten oder wiederhergestellt werden können. Eine wichtige Rolle spielen hier die Gebietsbetreuer, deren Aufgabe es ist, für verschiedene Eigentümer Naturschutz­flä­ chen in artenreiches Extensivgrünland um­ ­­zuwandeln oder nach Kiebitznestern Ausschau zu halten und die Plätze zu markieren. Einer der BN-­ Aktiven, die sich hier zum Teil seit vielen Jahren engagieren, ist


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mertinger Höll 49

ARTENVIELFALLT IN DER MERTINGER HÖLL

Foto: Alexander Helber

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­ estand auf niedrigem Niveau stabilisiert. B Das freut natürlich auch ­Ale­xander Helber und ist für ihn der Lohn seiner Arbeit: »Wenn man sieht, dass was G’scheits rauskommt, kann man schon mal Zeit investieren.« Die Optimierung der Flächen ist ein andauernder Prozess. Zur Zeit sehen sich die fleißigen Naturschützer aus dem Dona­ ur­ied andere Moorrenaturierungen an, um davon zu lernen, wie dies bei Niedermooren in der Mertinger Höll möglich wäre. Und ganz aktuell bedroht ein Straßenbauprojekt den Lebensraum. »Da wird das Ried zerschnitten, und dann macht man ein paar Ausgleichsflächen, die das aber nicht wirklich ausgleichen können«, sagt Alexander Helber. Den Freunden von Kiebitz, Brachvogel und Co wird also auch künftig die Arbeit nicht ausgehen. lf

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Ale­xander Helber. Für die BN-Flächen koordiniert er die Pflege. Angekaufte Wiesen werden zum Beispiel mit regionalem Saatgut neu angelegt. Oder es werden flache Mulden geplant und gestaltet, um einen »stocherfähigen« Boden zu schaffen, in dem die Wiesenbrüter Nahrung finden. Doch die romantische Vorstellung vom Naturschützer, der den ganzen Tag mit dem Fernglas draußen unterwegs ist, täuscht, berichtet Helber: »Zwischen 60 und 70 Prozent der Arbeit sind Verwaltung.« Trotzdem findet er noch Zeit, um unterwegs zu sein. In diesem Jahr hat Helber zum Beispiel intensiv Ausschau gehalten nach brütenden Brach­­vögeln. Das Gebiet wird seit 1968 jedes Jahr ornithologisch untersucht, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen. So konnte auch der dramatische Rückgang vieler Arten dokumentiert werden. In den 70er Jahren gab es beispielsweise noch 20 Brachvogelpaare in der Mertinger Höll, 2004 waren es nur noch vier Paare. Inzwischen hat sich, nicht zuletzt durch die zahllosen Stunden ehrenamtlicher Arbeit beim Flächenankauf und der Biotoppflege, der

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In den Feuchtwiesen der Mertinger Höll, die der BN erhalten hat, finden viele selten gewordene Arten ein Zuhause.

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Fotos: Helge Bendl (5)

50 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTIV ›  Junge Seite

JUNGE SEITE

MATSCH UND MOOR Arbeitseinsatz im ­Alpenvorland: Um wertvolle Hochmoore im Allgäu zu renaturieren, veranstaltet die JBN jeden Herbst ein Workcamp. Wer hier anpackt, schützt Natur und Klima.

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oore sind meist ruhige Orte. Doch still und einsam ist das Kirchthaler Filz heute nicht. Im Gegenteil: In diesem Moor wird geackert und gebuddelt, ge­ hackt und gesägt – und dabei viel gelacht. Seltene Arten schützen und gleichzeitig etwas für das Klima tun: Das geht für die bayerische BUNDjugend Hand in Hand – beim Workcamp »Much & Moor«.

MUNTER IM MOOR Muss das sein? Die Wolken hängen tief in den Bergen an diesem Oktobermorgen. Für den Nachmittag ist Sonne angekündigt, doch erst mal nieselt es. Glaubt man den Legenden und Mythen, sind Moore ein Schauplatz von Unglücken und Verbrechen. So mancher verirre sich dort und versinke im Morast. Zuweilen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Doch jetzt keine Angst, wir sind ein gutes Team – und wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also rein in die Gummistiefel und über die Wiese ins Moor. Dort angekommen, ist das Schmuddelwetter egal. Schnell sind wir hellwach: Matsch macht müde Menschen mächtig munter … Nur ein paar Kühe auf der Weide sehen unserem Treiben zu. Vermutlich wundern sie sich, was die Gruppe alles ins Moor schleppt: Pickel, Hacken, Mistgabeln, Schaufeln, Schubkarren sowie lange Bretter und eine Motorsäge. Spaziergänger

sind dagegen keine zu sehen. Die würden sich wohl fragen, was die jungen Leute da tun. Wird da etwa ein streng geschütztes Biotop zerstört?

MATSCH STATT MILES »Ganz im Gegenteil«, lacht Marius Krebs. »Wir helfen der Natur sogar ein bisschen auf die Sprünge.« Der 20-jährige Student engagiert sich im Arbeitskreis Alpen der JBN. Zusammen mit Simon Hirscher hat er das Workcamp auf die Beine gestellt. Der Arbeitseinsatz der 15-köpfigen Gruppe findet dieses Jahr im Kirchthaler Filz statt, einem Hochmoor bei Wertach im Allgäu. Dort gibt es viele Entwässerungsgräben noch aus der Zeit, als man das Moor trockenlegen wollte, um Torf zu stechen. Nun will das Team sie schließen. Miles & More heißt das Vielfliegerprogramm, mit dem Fluggesellschaften das klimaschädliche Herumjetten belohnen. Bei Much & Moor aber, dem Projekt der JBN, engagieren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Klimaschutz. »Viele wissen gar nicht, dass unsere Moore gigantische CO2-Speicher sind. Wenn sich Torf bildet, wird Kohlenstoff nämlich dauerhaft eingelagert«, sagt Simon Hirscher. Er hat das Workcamp vor über fünfzehn Jahren initiiert und ist bis heute dabei.


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  AKTIV ›  Junge Seite 51

EARTH OVERSHOOT DAY Ab dem 22. August leben wir wieder auf Pump: Der globale Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day) markiert den ­Zeitpunkt, ab dem wir für das restliche Jahr mehr Acker- und Weideland, Fischgründe und Wald beanspruchen, als u ­ ns rechnerisch zur Verfügung steht. ­Würden alle Menschen so leben wie wir in Deutschland, wäre der Erdüberlastungstag schon Anfang Mai, wir bräuchten dann also drei Erden. Mehr über diesen Tag und unsere Aktionen findet ihr auf:

bundjugend.de/overshoot

In manchen bayerischen Mooren, erzählt er, sei die Torfschicht 25 Meter dick. Riesige Mengen CO2 seien darin gespeichert, und die Torfschicht wachse weiter, Jahr für Jahr. »Dafür müssen die Moore aber nass bleiben und dürfen nicht austrocknen«, ergänzt Marius Krebs. Deshalb geht es jetzt los mit der Arbeit. Der Auftrag für das Wochenende: alte Kanäle schließen, neue Dämme bauen. So kann der Regen das Filz wieder vernässen. Und das ist dringend nötig: Es ist schon so trocken, dass überall Fichten wachsen. Alle packen nun mit an. Löcher graben, Erde schaufeln, den Aushub einige Meter weiterkarren und als Damm aufschichten, hinter einer Barriere aus Holzlatten: Die Arbeit ist anstrengend, macht aber auch viel Spaß. »Irgendwann sind alle derart dreckig, dass es schon beinahe egal ist, ob man mal wieder bis unter die Knie versinkt«, meint Marius Krebs. Der Modder stinkt auch gar nicht, sondern riecht eher wie eine heilsame Moorbad­packung, die in der Apotheke viel Geld kosten würde.

MITMACHEN Das Workcamp »Much & Moor« steht dieses Jahr vom 16. bis 18. Oktober an. Infos über weitere Seminare im Herbst und Winter gibt’s auf www.jbn.de und www.bundjugend.de

Mittags gibt es eine gemeinsame Brotzeit. Und abends wundern sich viele, was man an einem Tag schaffen kann, wenn viele Hände mit anpacken.

Foto: Jörg Farys

VERDRECKT UND GESCHAFFT

KLIMA UND KORALLENWURZ Am folgenden Tag steht noch eine Exkursion auf dem Programm. Es geht in ein anderes Allgäuer Moor, unweit des Ortes Oberjoch und der Grenze zu Österreich. Dort hat die JBN schon vor Jahren alte Gräben aufgestaut, um die Wiedervernässung anzuschieben. »Mal schauen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ich bin gespannt, was sich dort entwickelt hat«, meint Simon Hirscher. Das Kematsrieder Moos liegt auf 1100 Meter Höhe und wirkt heute wieder wie ein Idyll. Neben Riedgräsern und Binsen wachsen hier auch der Sonnentau und die Korallenwurz, eine unscheinbare und seltene Orchidee. Stark gefährdete Libellen wie die Hochmoor-Mosaikjungfer tanzen über dem dunklen Wasser. »Moorschutz ist Klimaschutz. Aber eben nicht nur: Moore bieten ja auch ein Refugium für Tiere und Pflanzen, die auf diesen selten gewordenen Lebensraum angewiesen sind«, erläutert Marius Krebs. Da zieht es einem vor Respekt glatt die Gummistiefel aus. Egal: Barfuß ist es im Moor am Ende ohnehin am schönsten. Helge Bendl

WAS WÄRE WENN? Die Pandemie hat die Art, wie wir zusammenleben, schlagartig verändert. Für viele Menschen ging die Corona-Krise mit ­Trauer, Unsicherheit und Entbehrungen einher. Mit unserer Veranstaltungs­reihe #WasWäreWenn haben wir online bewusst auf positive politische Entwick­lungen geblickt, die sich zurzeit beobachten lassen: So diskutierten wir über system­relevante Arbeit, Solidarität, Gemeinwohl und den Umbau der Wirtschaft. Und wir sprachen über Möglichkeiten, positive A ­ ntworten auf die Krise zu verstetigen und einen sozial-ökologischen Systemwandel voranzubringen: hin zu einer Gesellschaft, in der alle Menschen ein gutes Leben führen können, heute wie auch in Zukunft.

bundjugend.de/waswaerewenn

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52 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv

EHRENAMT IM BUND NATURSCHUTZ

Wie soll man Umweltpädagogik ohne ­Kindergruppen realisieren? Öffentlichkeit ohne große Auftritte schaffen? Umweltschutzarbeit ohne Treffen organisieren? Viele unserer Aktiven haben kreative Antworten auf diese Fragen gefunden.

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atürlich haben die Neuen Medien während der strengen Corona-Beschränkungen auch bei den BN-Ehrenamtlern eine große Rolle gespielt, gerade was die umweltpädagogische Arbeit anging. So hat beispielsweise Claudia Lehner-Sepp von der Ortsgruppe Petersaurach Naturbegeisterte auf zwei virtuelle Orchideenwanderungen mitgenommen. Normalerweise findet das in Form von Familienspaziergängen statt. Ihren Streifzug durch eine Feuchtwiese filmte sie per Handy und stellte das Video ins Netz. Die Aktiven der Kreisgruppe Nürnberg-Stadt haben haben neben virtuellen Exkursionen, in denen Pflanzen oder Lebensräume vorgestellt wurden, sogar einen eigenen Youtube-Kanal eröffnet. Seither sorgten die BN-Eule Emil und viele ehrenamtliche Umweltpädagogen in bisher zehn Folgen dafür, dass die »Natur-­ Kids« auch während der kindergruppenfreien Zeit einen direkten Draht in die Natur haben: Brennessel-Chips backen, einen Fensterbankgarten anlegen oder mit der Kräuterhexe Conny Wildkräuter suchen – da bleibt keine Zeit für Langeweile. Gut vorbereitet auf die Coronazeit waren natürlich jene Kreisund Ortsgruppen, die schon länger die Neuen und Sozialen

Foto: Joachim Schmitt

ENGAGIERT TROTZ CORONA-­S HUTDOWN

Setzt sich für sichere Radwege ein: der BN-Aktive Volker Glöckner (re.), hier mit dem Würzburger Klimabürgermeister Martin Heilig.

­ e­dien aktiv nutzen. So wie die Miltenberger. Sie arbeiten viel M mit Facebook und haben 607 Abonnenten. Während der Kontakt­ einschränkungen haben die BN-Leute beispielsweise ein »Bat­ man-­­ &-­ Co-Erlebnispaket« mit Bastelbogen für eine Mausohr-­ Fledermaus, Ausmalbildern, Artensteckbriefen und einem Rätsel an ihre angehenden »Arten-Checker-Kids« geschickt. Ihr Wissen konnten diese dann im Online-Arten-Checker-Quiz der Kreisgruppe testen. Auch die neue Facebook-Gruppe für die erwachsenen »Arten-Checker« wurde gut angenommen. Dort tauschen sich aktuell 44 Artenkenner und Naturfreunde aus. Eine wahre Naturerlebnis-Reise bietet die Facebook-Seite der Kreisgruppe Rottal-Inn. Vor allem Nadia Baumgart und Elisabeth Watzenberger posten dort viele schöne Eindrücke, Videos und Bilder aus der Natur. Kein Wunder, dass 230 Follower sagen: Daumen hoch! Seit Kurzem gibt es auch ein Instagram-Profil, das ebenfalls schon viel Beachtung findet.

DIGITAL DISKUTIEREN Auch die wichtige Natur- und Umweltschutzarbeit in den Kreisgruppen und Arbeitskreisen sollte selbstredend weitergehen,


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  BN vor Ort aktiv 53

Wo steht Ihr Lieblingsbaum? Das hat der BN in Kempten ­gefragt und viele schöne Geschichten und Baumfreunde ­in einer Online-Karte versammelt.

Viel Spaß und Infos trotz kindergruppenfreier Zeit – dafür sorgt der Youtube-Kanal des BN Nürnberg Stadt.

­bwohl Zusammenkünfte von mehreren Menschen aus vero schiedenen Haushalten zeitweise nicht möglich waren. Weil die normalerweise zweimal jährlich durchgeführten Exkursionen ausfielen, organisierte deshalb der Arbeitskreis Energie und Klima der Kreisgruppe Ansbach einen »Digitalen Energiestammtisch«. Die BN-Aktiven Willi Krauss, Oliver Rühl und Gerhard Bauer diskutierten am Tag der Erneuerbaren Energien online mit dem Landtagsabgeordneten Martin Stümpfig von den Grünen. Fast 90 Personen nahmen an dem Web-Seminar teil und konnten sich über ein Fragemodul in die Diskussion einschalten.

AKTUELLE CHANCEN NUTZEN Der BN Günzburg hatte die gute Idee, Familien, die ja während der Kontakt- und Reisebeschränkungen deutlich mehr Zeit vor Ort und miteinander verbrachten, in eine praktische Umweltschutzaktion einzubinden. In den Pfingstferien veranstaltete die Kreisgruppe eine »Family Müll-Challenge« (siehe auch Seite 60). Beim Spazierengehen, Joggen oder Spielen sammelten die teilnehmenden Familien Müll ein und entsorgten ihn anschließend. Die vier Teams mit der größten »Beute« konnten sich über einen 50-Euro-Gutschein für leckeres Eis freuen. Ein schönes Projekt haben sich die Aktiven der BN-Kreisgruppe Kempten einfallen lassen. Zusammen mit dem Freundeskreis für ein lebenswertes Kempten haben sie die Einwohner ihrer Stadt gefragt: Wo steht Ihr Lieblingsbaum? Über ein Formular auf der Webseite kann man nun seit einigen Wochen seinen »Baumfreund« verorten. Mittlerweile finden sich auf der Online-­ Übersichtskarte viele, viele Markierungen. Wer darauf klickt, findet ein Foto und erfährt teils sehr persönliche Geschichten zu diesem speziellen Lieblingsbaum. Der örtliche Kreisbote berichtet regelmäßig über die Aktion. Die neue Aufmerksamkeit für das Thema sichere Radwege nutzten die Würzburger BNler. Sie veranstalteten zusammen mit dem Bündnis »Verkehrswende jetzt«

eine kleine, corona-konforme Demonstration für bessere Radwege: Mit Hütchen, Sperrband und abwaschbarer Farbe zauberten sie einen 1,50 Meter breiten »Pop-up-Radweg« auf die Zellerstraße. Solche Radwege werden seit Corona in vielen Städten realisiert oder doch zumindest diskutiert. Sie sorgen in Krisensituationen schnell und zeitlich befristet für mehr Platz und Sicherheit für Radfahrer. Zwar haben sich die Verantwortlichen in Würzburg trotz der Aktion nicht zur Ausweisung von Pop-up-Radwegen durchringen können, aber BN-­Mann Volker Glöckner bleibt weiter dran. Dass Naturschützer auch digital Strippen ziehen können, hat die Kreisgruppe Ingolstadt bewiesen. Schon vor der Kommunalwahl im März 2020 haben die Aktiven für eine ökologische ­Neuorientierung in der Stadt geworben. Als dann nach der Wahl bekannt wurde, dass es Pläne gibt, das Umweltreferat einzustampfen, wurden die Ehrenamtlichen rund um Michael Würflein aktiv. Bei Online-Konferenzen stimmten sie ihr Handeln ab und machten über die Presse, Newsletter und ihre Homepage Stimmung gegen die Bestrebungen – mit einem Teilerfolg. Zwar wurde das Umweltreferat tatsächlich gestrichen, doch es gibt jetzt eine dritte Bürgermeisterin von den Grünen, die den ehemaligen Aufgabenbereich des Umweltreferats mitverantwortet. Seit Mai liegt auch ein „Handlungskatalog für eine neue ökologische Stadtpolitik“ auf der Webseite der KG Ingolstadt vor. Er zeigt den Kommunalpolitikerinnen, wo es langgehen sollte. Heidi Tiefenthaler


54 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Unterfranken

NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN

Der Biber und seine Bauwerke brauchen Schutz – ohne Ausnahme.

KREISGRUPPEN WÜRZBURG UND MAIN-SPESSART

überraschende Entdeckungen sind auch in Coronazeiten möglich! Die BN-Kreisgruppe Main-Spessart hat deshalb auf ­ihrer Webseite eine Reihe von Tipps und Anregungen zu Naturerlebnissen und Naturschutzaktivitäten zusammengestellt. Zudem sollen dort über einen »Natur­tage­ buch-Wettbewerb« Kinder dazu motiviert werden, ihre Umgebung genau unter die Lupe zu nehmen und die Wildnis um die Ecke zu erforschen.

ie Vorfälle ereigneten sich im Land­ kreis Würzburg zum Beispiel an der Pleichach, am Moosbach und an der Leinach, sowie im Landkreis Main-Spes­ sart an der Schwabach bei Arnstein. An der Leinach haben Unbekannte nicht nur einen Damm eingerissen, sondern die ganze Lebensstätte einer Biberfamilie zerstört. Der eigentlich vor Feinden sichere Zugang zum Wohnkessel, der in das Ufer gegraben war, wurde durch die Absenkung des Wasserspiegels freigelegt, sodass Fuchs und Steinmarder freien Zugang zu den Jungbibern haben. Obwohl es sich bei solchen Eingriffen um einen klaren Verstoß gegen Paragraph 44 des Bundesnaturschutzgesetzes handelt, reagieren die zuständigen Naturschutzbehörden hilflos und berufen sich auf eine Ausnahmegenehmigung des bayerischen Umweltministeriums. Sie

gilt für ganz Bayern und stellt leider nur den Schutz bewohnter Biberburgen sicher und berücksichtigt nicht, dass Biber ihre Baue auch in Ufer graben. Über diese Ausnahmegenehmigung hat das Um­ weltministerium die Bestimmungen des ­Bundesnaturschutzgesetzes ausgehebelt. Dies ist fatal, denn die Zerstörung von Biberdämmen führt auch zum Verlust wertvoller Minilebensräume, beispielsweise von zahlreichen Frosch-, Molch-, Libellenund Fischarten. Der BN fordert deshalb mit Nachdruck eine umgehende Änderung dieser Ausnahmegenehmigung. Dies ist in Unterfranken umso dringender, als die vom Biber geschaffenen Feuchtlebensräume in der ohnehin wasserarmen Region angesichts der Klimawandels ebenso unverzichtbar wie unersetzlich sind. Steffen Jodl /Helmut Schultheiß (ht)

NACHRUF: Der BN Main-Spessart und die Ortsgruppe Gemünden trauern um Jürgen Lang, den Gründer und langjährigen Leiter der Ortsgruppe. Fast 50 Jahre lang prägte er den Naturschutz im Raum Gemünden und initiierte dort als engagierter Artenschützer den Ankauf wertvoller Biotope, aber auch die kreC o: ative Umgestaltung ausgedien­ Fo t ter Trafotürmchen in Vogelhotels. Mit Jürgen Lang verliert der BN ein Original. Sein Witz, sein Humor und seine Ausstrahlung werden uns fehlen.

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NEUWAHLEN: In ihrer Jahreshauptversammlung am 13. März hat die Kreisgruppe Aschaffenburg ihren Vorstand neu gewählt. Im Amt bestätigt wurden dabei fast alle bisherigen Vorstandsmitglieder – so unter anderem Dagmar Förster als erste Vorsitzende und Dr. Ruth Radl als stellvertretende Vorsitzende.

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Immer häufiger werden in Unterfranken Biberdämme beschädigt oder sogar ganz eingerissen. Beispiele dafür entdeckten kürzlich wieder die Kreisgruppen Würzburg und Main-Spessart.

Foto: Brian Jackson

KONSEQUENTER SCHUTZ FÜR DEN BIBER ÜBERFÄLLIG

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Foto: Ralph Frank

TIPPS: Hautnahe Naturerfahrungen und

IHR ANSPRECHPARTNER Unterfranken: Helmut Schultheiß Tel. 0 91 23 /9 99 57-13 helmut.schultheiss@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberbayern 55

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN

Foto: Brennerdialog e.V.

ACKERWILDKRÄUTER: Nach dem

Im dicht besiedelten Rosenheimer Land gibt es keinen Raum für eine neue Bahntrasse ohne Zerstörung der letzten Natur- und Ackerflächen.

Volksbegehren Artenvielfalt entstand im Landkreis Starnberg ein gelungenes Kooperationsprojekt der BN-Kreisgruppe mit dem Landwirtspaar Roland Koböck und Anni Friedl. Zum einen schufen sie eine zweieinhalb Hektar große insektenfreundliche Blühfläche mit Wildkräutern aus autochthonem Saatgut, zum anderen entstand auf einer gleich großen Fläche ein Extensiv-Acker, der neben der angebauten Kulturfrucht auch selten gewordenen Ackerwildkräutern wie Frauenspiegel, Klatschmohn und Kornblume Platz lässt.

Foto: Helene Falk

KREISGRUPPE ROSENHEIM

DILEMMA AM BRENNER Der BN stellt die Planungen für die Bahntrasse infrage: Es fehlt ein Konzept, um mehr Güter auf die Schiene zu bringen.

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eit Ende Mai ist das Raumordnungs­ verfahren zum Bauvorhaben »Bren­ ner-Nordzulauf« eingeleitet. Geprüft wer­ den fünf Trassenvarianten für eine neue, schnelle Bahnstrecke zwischen Grafing und der Landesgrenze nach Österreich. Die Kreisgruppe Rosenheim des BUND Naturschutz sieht dafür auf absehbare Zeit keinen Bedarf und favorisiert statt dessen den Ausbau der bestehenden Gleisverbindung. Als Umweltschutzverband befürwortet der BN zwar den Ausbau der Bahn, auch um mehr Güter auf die Schiene zu bringen, sieht aber im Fall des Projekts »Nordzulauf« enorme Kosten, gravierende Eingriffe in die Landschaft und Risiken für Mensch und Natur. Zudem ist unklar, welche Anreize es für Logistikunternehmen geben soll, ihre Güter auf die Schiene zu bringen. Rosenheims Kreisvorsitzender Peter Kasperczyk kritisierte außerdem, dass der Bedarf für eine Neubautrasse nicht

geprüft und dem Ausbau der bestehenden Strecke keine Chance gegeben wurde. Die Bahn lehnt diese Alternative ab, unter anderem, weil sie nicht alle Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans erfüllt. Deshalb fordert der BN, diese zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern, und wünscht sich von der Politik eine verbindliche Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene. »Ein zukunftsfähiges Bayern ist ohne Verkehrswende nicht möglich«, betont Landesvorsitzender Richard Mergner die Position des BN. Verkehr sei einzusparen, zu optimieren und zu verlagern. Der BN will sich dafür einsetzen, dass auch die Bestandsstrecke berücksichtigt und die Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke reduziert wird. Annemarie Räder (as)

Bei doppeltem Abstand, ohne Herbizide und nur mit Stallmist als Dünger, kann sich hier wieder eine standorttypische Ackerbegleitflora zwischen den Pflanzreihen entwickeln. Dem Landwirt bringt der artenreiche Acker nur die Hälfte des normalen Ertrages, was aber durch Patenschaften kompensiert wird.

NACHRUF: Die BN-Ortsgruppe Aying und die Kreisgruppe München verabschieden sich von Ruth Haarpaintner, die im at April im Krankenhaus Harlariv Fo to : p ching im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Sie war eine Vorkämpferin für einen ganzheitlichen Natur- und Umweltschutz und engagierte sich gegen die geplante WAA in Wackersdorf, Müllverbrennungsanlage und geplanten Sportflughafen. Mit ihrer unverwechselbaren Geradlinigkeit, ihrem Biss und ihrem Engagement wird sie uns in Erinnerung bleiben. IHRE ANSPRECHPARTNER

WEITERE INFORMATIONEN www.rosenheim.bund-naturschutz.de

Oberbayern: Annemarie Räder Tel. 0 89/54 83 01 14 annemarie.raeder@bund-naturschutz.de


56 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Mittelfranken

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN

Foto: Arthur Schmidt

WALDSCHUTZ: Der BN hat im Mai ge-

Trauriges Bild: die ausgetrocknete Aisch

KREISGRUPPE NEUSTADT/AISCH-BAD WINDSHEIM

GIPSABBAU AUF DEN PRÜFSTAND!

gen Pläne der Stadt Fürth protestiert, die im ehemaligen Waldheim Sonnenland ­Privatwohnungen bauen lassen will. Das Heim liegt inmitten von Schutzgebieten im Fürther Stadtwald. Es wurde vor Jahrzehnten mit einer Ausnahmegenehmigung als Walderholungsstätte gebaut, dann als Schullandheim und später als Haus für psychisch kranke Menschen genutzt. »Die Lage war für Umweltbildungszwecke ideal und auch bei sozialer Nutzung vertretbar. Bei Privatisierung fällt die Ausnahmegenehmigung aber weg. Das Gelände soll weiter sozial genutzt, oder dem Wald zurückgegeben werden«, so der Kreisgruppenvorsitzende Reinhard Scheuerlein.

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ie Quelle und ein Kilometer des Flus­ ses bei Burgbernheim führten Ende 2019 und Anfang 2020 kein Wasser. Ur­ sache für das Versiegen war nicht die Trockenheit, sondern nachweislich ein kurz zuvor eröffneter Gipssteinbruch der Firma Knauf bei Burgbernheim. Die für die Gipsgewinnung nötigen Sprengun­ gen führten zur Zerstörung grundwas­ serführender Schichten und zur Verän­ derung der Grundwasserströme. Nur durch einen öffentlichen Aufschrei wurde der Gipskonzern gezwungen, einen Be­helfsdamm zu schütten, der den Grund­ wasserstrom so änderte, dass die Quelle nun wieder Wasser führt. Der Gips­abbau wurde nicht eingestellt Der BN hatte die Gefahr für die Aischquelle bereits 2013 im Genehmigungsverfahren für den Gips­ abbau gesehen: In seiner Stellungnahme wies der Verband auf die Gefahr hin und forderte Schutzmaßnahmen wie eine Untersuchung der Grundwasserströme und

die Beweissicherung mithilfe eines Messstellennetzes. Trotzdem genehmigte das Bergamt Nordbayern den Abbau ohne diese Auflagen. »Dies ist ein unrühmliches Handeln des Berg­amtes Nordbayern, das den Rohstoff­ abbau regelmäßig höher gewichtet als die Sicherung der Allgemeinwohlbelange«, sagte BN-Regionalreferent Tom Konopka dazu. Der BN fordert, den Abbau in Burgbernheim-Nord einzustellen, bis die Verfehlungen bei der Genehmigung und beim Abbau aufgearbeitet sind und eine Gefahr für die Aischquelle ausgeschlossen werden kann. Außerdem muss das Bundes-­ Berggesetz novelliert werden, um Umweltbelangen endlich den entsprechenden Rang beim Abbau von Rohstoffen einzuräumen, wie dies bei Abbaumaßnahmen nach der Bundesimmissionsschutzverordnung deutlich besser geregelt ist. Tom Konopka (ht)

Foto: Felix Haller

Weil über den Jahreswechsel die Aisch und ihre Quelle teilweise ausgetrocknet waren, ­fordert der BUND Naturschutz strengere Regeln beim Gipsabbau.

BÜRGERBEGEHREN: Die Ortsumfahrung Schlungenhof (B 13) wird nicht gebaut. Bei einem Bürgerbegehren votierten im Januar fast 80 Prozent für den Erhalt von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und einer Weißstorch-Futterwiese. Der BN und die Bürgerinitiative (BI) IG-Lauben­ zedel hatten das ÖDP-Bürgerbegehren un­ terstützt. Hingegen mussten der BN und die BI »Lebenswertes Allersberg« im Mai beim Bürgerentscheid zum geplanten Industriepark Allersberg West einen Rückschlag einstecken. Hier stimmten 60 Prozent für das 33 Hektar große Industriegebiet an der A 9. IHR ANSPRECHPARTNER Mittelfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Niederbayern 57

Fotos: Nadia Baumgart

NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN JAGD AUF BUCHEN: Mitte Mai mach-

KREISGRUPPE ROTTAL-INN

BIOTOPE UNTER DER LUPE Die Kreisgruppe Rottal-Inn untersuchte im Juni sechs ihrer Biotope – mit dem Ziel, die Pflegekonzepte zu überprüfen.

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iel der Begehung war es, den Erfolg der Pflegekonzepte für die Flächen vor Ort zu überprüfen und bei Bedarf an­ zupassen, um die seltenen Lebensräume und die darin vorkommenden Tier- und Pflanzenarten optimal zu schützen. Un­ terstützt wurden die BN-Aktiven dabei von Regionalbotaniker Christoph Stein und Vertretern des Landschaftspflege­ verbands (LPV). So sind beispielsweise auf den Kollbachwiesen bei Jägerndorf, die der BN Rottal-­ Inn seit den 1970er Jahren besitzt und betreut, in den letzten Jahren Raritäten wie der Lungen-Enzian, das Sumpfläusekraut oder das Moor-Greiskraut leider ausgestorben. Dies liegt nicht etwa an einer falschen Biotop-Pflege, sondern ist der fortschreitenden Nährstoffanreicherung des Bodens und dem Klimawandel

zuzuschreiben. Die Naturschützer überlegen nun, durch gezielte Mahd andere seltene Arten wie die Trollblume oder das Fleischfarbene Knabenkraut zu fördern, die bereits jetzt dort vorkommen. Ein ähnliches Mahd-Konzept soll im Aichbachtal dem Boden Nährstoffe entziehen und so dem Lungen-Enzian wieder eine Chance geben. »Angesichts der großen Veränderungen, die auf das Rottal in den nächsten Jahrzehnten zukommen, sollten wir den nächsten Generationen möglichst viele Flächen mit ihrer ursprünglichen Artenvielfalt erhalten«, betonte Christoph Stein. Der Expertenkreis plant eine erneute Begehung der Biotope im nächsten Jahr, um zu prüfen, ob die beschlossenen Maßnahmen greifen oder das Konzept gegebenenfalls nochmals geändert werden muss. Rita Rott (as)

Foto: Christian Stierstorfer (LBV)

Mit Abstand im Biotop (vo. li.): Anita Sinner (LPV), Regionalbotaniker Christoph Stein, BN-Kreisvorsitzender Dr. Jürgen Riedler, Marianne Watzenberger und Anne Hennersperger (BN), Landschaftsarchitektin Ursula Klose-Dichtl und Gernot Richter-Pöhlmann (BN).

te sich BN-Wald-Referent Ralf Straußberger auf Einladung der Kreisgruppe Kelheim ein Bild von den massiven Holzeinschlägen um den Donaudurchbruch. Von Dezember 2019 bis Februar 2020 waren in den Naturschutzgebieten Weltenburger Enge und Hirschberg/Altmühlleiten vor allem Buchen und Eichen gefällt worden. Traurigerweise ist diese »Holzernte« sogar in Naturschutzgebieten legal. Dass allerdings selbst Totholzstämme ange­ schnitten und entfernt wurden, war dann nicht nur für die Naturschützer ein Unding, sondern auch für das bayerische Umweltministerium, das im März den ­Einschlag stoppte. Der BN fordert von der Forstwirtschaft mehr Rücksicht auf den Naturschutz und eine gemischte Nutzung für die Staatswälder. Für die Weltenburger Enge wünscht sich der BN ein mindestens 1000 Hektar großes Naturwaldgebiet.

ÜBERDIMENSIONIERT: Seit Jahren setzt sich die Kreisgruppe Regen für eine vernünftige Verkehrsplanung und gegen die aberwitzig großen Ortsumfahrungen der B 11 zwischen Deggendorf und Bayerisch Eisenstein ein. Statt der aktuell geplanten Umgehungsstraße für Ruhmanns­ felden fordert der BN, die bestehende Bundestraße baulich zu verbessern, etwa durch intelligente Ampelschaltungen und entschärfte Einfahrten. IHRE ANSPRECHPARTNERIN Niederbayern: Rita Rott Tel. 0 89 /54 83 01 12 rita.rott@bund-naturschutz.de


58 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberpfalz

NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ

Bedrohte Regentalaue mit Hochstaudenfluren am westlichen Flussufer

KREISGRUPPE REGENSBURG

VERKEHRSPLANUNG AUS DER MOTTENKISTE Während neue Formen klimafreundlicher Mobilität in Regensburg nicht so recht vorankommen, plant die Stadt ein riesiges Straßenbauprojekt, das noch mehr Autoverkehr mit sich bringt.

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it dem Bau der Sallerner Regen­ brücke und dem damit verbunde­ nen Anschluss der A 93 an das städti­ sche Straßennetz im Norden und Osten Regensburgs droht eine weitere Runde der Förderung klimaschädlichen Stra­ ßenverkehrs im Stadtgebiet. Bis Mitte Juni konnten sich Bürger und Verbände dazu äußern. Der schon jetzt sehr große Verkehrskreisel am Rand von Lappers­ dorf soll an der Autobahnanschlussstelle Regensburg-Nord geradezu gigantisch erweitert und mit einer zusätzlichen Brü­ cke über den Flusslauf des Regen ver­ knüpft werden. Diese würde dann in das ohnehin überlastete Straßennetz im Osten der Stadt münden und den Nord-Süd-Verkehr östlich der Regensburger Altstadt vorbeiführen. Nicht nur wegen diesem zweifelhaften Nutzen lehnt der BUND Naturschutz das Projekt

ab. Vielmehr sollen sich die gewaltigen Baumaßnahmen auch inmitten des wertvollen Landschaftsraums der Regentalaue abspielen. Dort ist der Flusslauf als Natura-­2000-Schutzgebiet (FFH-Gebiet) ausgewiesen, das besondere Bedeutung für die Tierwelt im Fluss und in der Talaue besitzt. Außerdem ist mit einer erheblichen zusätzlichen Lärmbelastung zu rechnen, die den Talraum als stadtnahes Erholungsgebiet entwerten würde. Die Pläne für eine Stadtbahn oder gar eine S-Bahn stecken leider noch in den Kinderschuhen oder werden auf die lange Bank geschoben. Sie bräuchten jedoch dringend den vollen Einsatz von Stadt und Umland. Der BN fordert, sich von veralteten Verkehrsplanungen zu verabschieden und stattdessen den Verbund umweltfreundlicher Verkehrsträger zu fördern. Reinhard Scheuerlein (ht)

rung der Planungen für die Höchstspannungsleitungen von Süd-Ost-Link und Jura-­Leitung P53 trotz der geltenden Beschränkungen während der Corona-Pandemie. Für eine echte Beteiligung der Öffentlichkeit müssen die Verfahren ausgesetzt werden, bis wieder reguläre Erörterungstermine stattfinden können.

EINSPRUCH: Mit einer fundierten Stellungnahme protestierte die BN-Kreisgruppe Cham im April dagegen, dass die Stadt Roding zum wiederholten Mal das Gewerbegebiet Sanddickicht in den vorhandenen Staatswald hinein erweitern will. Entgegen aller Erkenntnisse, wonach die Erhaltung von Wäldern für die Artenvielfalt und den Klimaschutz besonders wichtig ist, sollen damit erneut Waldbestände von über sechs Hektar gerodet werden.

Foto: BN

Foto: Albrecht Muscholl-Silberhorn

PROTEST: Der BN kritisiert die Fortfüh-

ERFOLG: Das Klageverfahren des BN beim Verwaltungsgerichtshof in München bezüglich des Baus einer Wasserkraftanlage am Eixendorfer Stausee endete Mitte Mai mit einem Vergleich. Der BUND Naturschutz sieht es als Erfolg, dass nun an der Vorsperre des größten Stausees der Oberpfalz eine Fischschleuse für wandernde Gewässerbewohner und ein Ersatzlaichplatz errichtet werden müssen. IHR ANSPRECHPARTNER Oberpfalz: Reinhard Scheuerlein Tel. 09 11/ 8 18 78-13 reinhard.scheuerlein@ bund-naturschutz.de


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Oberfranken 59

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN

Foto: Tom Konopka

ERFOLGSGESCHICHTE: Mit einem

Herber Eingriff: Für den Radweg wurde das Flussufer teilweise versteint.

KREISGRUPPEN BAYREUTH UND FORCHHEIM

RADWEG BEDROHT WIESENT

weitgehend unbekannten Instrument der direkten Demokratie hat die BN-Kreisgruppe erreicht, dass der Flugplatz Bamberg Breitenau endlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen wird. Sie drängte ­bereits seit vielen Jahren auf eine Unterschutzstellung der wertvollen Sand­ mager­r­asen (siehe Foto), eines der Kerngebiete der SandAchse Franken. Doch die Regierung verwies stets darauf, dass die US-Armee den Flugplatz nutze und deshalb eine Bebauung nicht zu befürchten sei. Auch nachdem die US-Garnison 2014 abgezogen war, wollten Stadt und Regierung nichts von einem Naturschutzgebiet wissen. Dann entdeckte die Kreisgruppe den »Bürgerantrag«: Wenn ein Prozent der Wahlberechtigten einen solchen Antrag

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inter den Kulissen treibt das Bau­ amt dieses Projekt für den Stre­ ckenabschnitt Doos–Behringersmühle voran. Es sind massive Eingriffe am Fluss zu befürchten. Bereits 2019 wurde weiter flussaufwärts im Landkreis Bayreuth auf einer Länge von knapp vier Kilometern parallel zur Staatsstraße 2191 ein neuer Radweg gebaut. Erst bei Baubeginn haben besorgte Bürger den BN auf die gewaltigen Eingriffe in den Talraum aufmerksam gemacht, denn leider wird der BN bei solchen Wasserrechtsverfahren im Vorfeld nicht beteiligt. Die Beschwerden beim zuständigen Staatlichen Bauamt Bayreuth konnten den Eingriff nicht mehr stoppen. Mit einer Wegbreite von drei Metern, Böschungen und Dämmen stellt der neue

Radweg einen erheblichen Eingriff in das Obere Wiesenttal dar. Der Fluss musste verlegt werden, viele Talwiesen wurden durchschnitten. Und das, obwohl es auf der gegenüberliegenden Talseite einen viel frequentierten Rad- und Wanderweg gibt, der allerdings in Teilen ertüchtigt werden müsste. »Es geht beim Wiesenttal nicht nur um ein Landschaftsschutzgebiet, sondern auch um ein europäisch geschütztes Gebiet, weil hier zahlreiche seltene Vogelarten wie der Eisvogel und die Wasseramsel vorkommen«, so Ulrich Buchholz, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Forchheim. Für den Abschnitt Doos–Behringersmühle fordert der BN ein transparentes Planungsverfahren mit Alternativenprüfung. Der Verband hält den geplanten Eingriff angesichts der engen Talsituation auf jeden Fall für erheblich. Tom Konopka (ht)

Foto: Tom Konopka

Der BN sorgt sich um den europäisch ge­ schützten Talraum der Wiesent. Das Staatliche Bauamt Bamberg will direkt am Fluss einen breiten, asphaltierten Radweg bauen.

unterschreibt, muss der Stadtrat das entsprechende Thema behandeln. Ausreichend Unterschriften kamen schnell zusammen und im November 2019 erfolgte der Beschluss des Stadtrats. Nun wartet ganz Bamberg auf die Regierung, die für das Naturschutzgebiet noch die Verordnung aufstellen muss. Inzwischen wurden weitere Bürgeranträge eingebracht und vom Stadtrat verhandelt: Es gibt Beschlüsse, den Bannwald Hauptsmoorwald zu vergrößern, ein neues Naturschutzgebiet Schießplatz ausweisen zu lassen und das Landschaftsschutzgebiet Hauptsmoorwald aus­zuweiten – eine »Erfolgsgeschichte Bürgerantrag«. IHR ANSPRECHPARTNER Oberfranken: Tom Konopka Tel. 09 11/ 8 18 78-24 tom.konopka@bund-naturschutz.de


60 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  BN AKTIV + NAH ›  Schwaben

KREISGRUPPE GÜNZBURG

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN

DEM MÜLL KEINE CHANCE

n der Woche vom 8. bis zum 13. Juni sammelten über 30 Familien-Teams knapp 2000 Kilogramm Abfall aus der Natur und brachten ihn zu den Wert­ stoffhöfen im Landkreis. Die Müllsammler fanden jede Menge Plastikabfälle, darunter Abdeck­folien und Fast­food-Be­hälter, sowie Flaschen, Dosen und Einmalbecher, bis hin zu Autoreifen, Bauschutt, Klei­ dung, Schuhen und Zigarettenkippen. Zu den exotischeren Funden zählten Fahrräder, Kinderwägen und Lattenroste. »Müll in der Natur ist eine Gefahr für Mensch und Tier. Glasflaschen und Papiertüten sind zudem Rohstoffe, die wiederverwertet werden können«, begründet Organisatorin Jutta Reiter vom BN Günzburg die Aktion. Insbesondere Plastikmüll ist ein Problem: »Dadurch entsteht Mikroplastik in unserer Umwelt, das biologisch nicht abbaubar ist.«

Schon die Kleinsten machten mit bei der ­Müllsammelaktion der Kreisgruppe.

Deutschland ist beim Plastikverbrauch trauriger Spitzenreiter in Europa, wie aus dem »Plastikatlas 2019« des BUND hervorgeht. Um Wege aus der Plastikkrise zu finden, hat der BUND daher gemeinsam mit weiteren Umweltverbänden im Februar einen Katalog mit 15 Forderungen an die Bundesregierung aufgestellt. Die Teilnehmer der Aktion wurden bei der Abgabe des Mülls an den Wertstoffhöfen von der Schlossbrauerei Autenried mit Getränken belohnt. Die vier Siegerteams mit dem meisten Müll erhielten Sonderpreise. Im Herbst 2020 soll voraussichtlich die nächste Müll-Challenge stattfinden. Thomas Frey (as)

schreckenden Ergebnissen der Naturschutz-Fachkartierung 2018 im Unterallgäu haben im Juni Untere Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverband (LPV), Landesbund für Vo­gelschutz (LBV) und die BN-Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu gemeinsam das Biodiversitätsprojekt »Arche Noah« gestartet. Vierzehn im Land­kreis hochgradig bedrohte Tier- und Pflanzenarten sollen darin Schutz finden, darunter Kammmolch, Vogel-Azurjungfer, Rotbraunes Wiesenvögelchen, Heller Wiesen­knopf-­­­A­meisenbläuling, Rand­ring-­ Perl­ mutt­ falter, Warzenbeißer und der kriechende Sellerie. Die Kartierung von ­ Kammmolchen hat bereits im Frühjahr be­ gonnen. Wer sich ehrenamtlich als »Kümmerer« engagieren will, kann sich beim BN melden. Weitere Informationen: www.memmingen-unterallgaeu. bund-naturschutz.de/

Foto: Silke Schielin

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Foto: Petra Stelzle

Ein voller Erfolg war die erste »Family Müll-­Challenge« der Kreisgruppe Günzburg des BUND Naturschutz in den Pfingstferien, die vom Landkreis unterstützt wurde.

ALLGÄUER ARCHE: Nach den er-

STORCHENNEST: Errichtet von der Lindauer BN-Jugendgruppe zusammen mit den Stadtwerken 2017, wurde in diesem Frühjahr das erste Mal von einem Storchenpaar angenommen. Die Brut war mit zwei Jungen zunächst erfolgreich, doch den Kälteeinbruch Anfang Juni überlebten die Kleinen dann leider nicht. Durch die Zerstörung ihrer Lebensräume sind Weißstörche im 20. Jahrhundert massiv zurückgegangen; erst jetzt erholen sich die Bestände wieder.

WEITERE INFORMATIONEN BUND Plastikatlas (PDF): bit.ly/BUND-Plastikatlas2019 Wege aus der Plastikkrise: act.greenpeace.de/ wege-aus-der-plastikkrise

IHR ANSPRECHPARTNER Schwaben: Thomas Frey Tel. 0 89 / 54 82 98-64 thomas.frey@bund-naturschutz.de


BUCHTIPPS

DIE SCHWARZACH Eine Perle unter den bayerischen Flüssen

Eine Bilderreise durch das Schwarzachtal von der Quelle im Böhmerwald bis zur Mündung in die Naab Josef Merkl

DIE SCHWARZACH Eine Perle unter den bayerischen Flüssen Josef Merkl Eigenvertrieb über josefm.de, 27,50 Euro

Heimat erkunden Jeder Fluss prägt die Landschaft – und damit auch die Menschen, die an ihm leben. Jetzt gibt es zum ersten Mal einen Bildband, der dem Lauf der Schwarzach folgt – einer auf ruhige Art schönen, aber oft unterschätzten Flusslandschaft. Das Buch ist ein Projekt des Oberpfälzer Foto­ grafen Josef Merkl, eine Hommage an die Landschaft seiner Heimat. Die Fotos, teils Nahaufnahmen von Pflanzen und Tieren, teils Drohnenfotos der Flusslandschaft, sind atemberaubend schön. Sie zeigen den Fluss und die Dörfer im Lauf der Jahreszeiten: Sommerpracht, Herbstnebel, Gewitterstimmung, Schneeglitzern. Sieben Jahre hat es gedauert, diese 261 Motive zusammenzutragen. Eine sehenswerte fotografische Wanderung durch eine ursprüngliche Landschaft.

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VOGELZUG AUF PELLWORM

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13. – 20. September 2020, Deutschland Die Naturlandschaft Wattenmeer ist weltweit einzig­ artig. Außergewöhnlich in ihrer Dynamik, einzigartig in ihrem Reichtum an Lebens-

Fot räumen, Tieren und Pflanzen. Schon seit Jahrzehnten schützt ein Nationalpark das Wattenmeer. Unter anderem per Rad, per Schiff und zu Fuß erkunden die ­Reisenden die Insel Pellworm, das Wattenmeer und tauchen achtsam ein in den ­fragilen Naturraum.

Foto: Schön Touristik

2020, 256 Seiten, 20 Euro Ludwig

BUND-REISEN

SARDINIENS NORDEN 20. – 29. September 2020, Italien Zerklüftete Küsten, traumhafte Strände, grüne Hügel, Karstgebirge mit tiefen Schluchten – die Insel im Mittelmeer zeigt ihre spannendsten Seiten. Im Norden

Foto: Dominik Ketz

DIE FABELHAFTE WELT DER FIESEN TIERE Eine Liebe auf den zweiten Blick Frank Nischk

Fies und fabelhaft Schmetterlinge mögen alle. Doch mit den Stars im vorliegenden Buch wird wohl mancher erst warm, wenn er einen Einblick in die Lebenswelt der hier versammelten »unterschätzten« Tier­ arten genommen hat. Der Zoologe und prämierte Filmemacher Frank Nischk mischt Biographisches mit Wissen und viel Erfahrung aus einer jahrzehntelangen, ungewöhnlichen Freundschaft zu den Objekten seiner Forschung und Filmarbeit: zu der verborgenen Schönheit, der unglaublichen Formenvielfalt und den komplexen Verhaltensweisen vieler unscheinbarer oder vermeintlich ­ekliger Tiere, sei es im heimischen Baggersee oder im tropischen Regenwald. Seine Botschaft reicht dabei weit über den Kreis seiner »fiesen« Tiere hinaus: Hinter dem scheinbar Hässlichen verbergen sich wahre Wunder, wenn Menschen den Blick weiten und offen und neugierig die Welt erkunden.

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Natur +Umwelt 3 | 20 ›   SERVICE ›  Buchtipps und Reisen 61

PFÄLZER WEINSTRASSE 27. September – 3. Oktober 2020, Deutschland Mit jährlich über 1800 Sonnenstunden wird die Wein-

in Küstennähe hat der Wind die Felsenküste in einen aufregenden Skulpturenpark verwandelt. Hier kann man traumhafte Buchten entdecken, salzige Gischt und frische Meeresluft inklusive. Die Hin- und Rückreise ­bietet Stopps in Pisa und Florenz. straße als »Toskana Deutschlands« beworben. Die Reiseteilnehmer nutzen die goldenen Herbsttage und wandern durch Rebhänge, besuchen Winzer und Zulieferer wie einen Fassmacher. Sie lernen Wein­ anbau­methoden kennen. ­Insektenschutz und biologische V ­ ielfalt sind Themen, die sie entlang der »Wingerte« (Weinberge) und am Pfälzer Wald begleiten.

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62 Natur +Umwelt 3 | 20 ›  SERVICE ›  Leserbriefe

ÖKOLANDBAU ­STÄRKEN Zu unserer Serie »Ökolandbau stärken«: Ich habe keine Lust mehr, ständig nachzufragen, ob Produkte bio, fair und regional sind oder mich über die undurchschaubaren, fragwürdigen Lieferketten zu informieren. Es reicht nicht, den persönlichen Lebensstil zu verbessern, man müsste die Politik dazu bringen, ökologisches Verhalten zur Routine zu machen: »Die Verhältnisse ändern, nicht das Verhalten.« Klima-, Umwelt-, Natur- und Tierschutz darf nicht an den Verkaufstheken entschieden werden, sondern in den Parlamenten und Regierungen. Dafür braucht es endlich den Mut der Verantwortlichen für gesetzliche Regeln, Verordnungen und Ausführungsbestimmungen. Dazu helfen Standards (Qualitätsvorgaben) und Limits (Begrenzung auf den Status quo statt ewiges Wachstum). Die Einschränkung unbegrenzter persönlicher Freiheit zum Wohle der Gemeinschaft ist Wesen und Aufgabe des Staates. Ich sehe den Artikel 20a unseres Grundgesetzes derzeit massiv verletzt

SCHREIBEN SIE UNS ! Wir freuen uns auf Ihre Meinung BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg oder an nu@bund-naturschutz.de Leserbriefe können gekürzt werden. Sie geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.

und vernachlässigt. Dort steht: »Der Staat schützt in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch Gesetze.« Würden beispielsweise die Folgekosten von Spritz- und Düngemitteln für die Umwelt, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, mit eingerechnet, wären Bio-Produkte mehr als wettbewerbsfähig. Die Preise an den Kühlregalen in den Geschäften lügen. Friedrich Meier, Nürnberg

Foto: AdobeStock/sebra

Foto: Annette Stefan

LESERBRIEFE

LEITUNGSWASSER TRINKEN Zum Ratgeber in N+U 4/2019: Viele Maßnahmen zum Eindämmen der Plastikflut erfordern eine Umstellung, die mit etwas Mühe und Aufwand problemlos zu bewältigen ist. In jedem Fall aber ist es einfacher, den Wasserhahn aufzudrehen, als PET-Flaschen mit Mineral- und Trinkwasser aus dem Supermarkt herbeizuschleppen. Es ist unverständlich, dass Bürger in einem Staat, der das mit weltweit beste und am sorgsamsten geprüfte Trinkwasser hat, jährlich einen Berg von Hunderten Millionen PET-Flaschen mit Trink- und Mineralwasser hinterlassen. Absurd ist dies insbesondere im Alpenund Voralpenraum mit dem vielfach kaum aufbereiteten Wasser aus Quellen und Tiefbrunnen. Hier ist die Qualität gleich oder wie bei unserer Oberallgäuer Fernwasserversorgung, nach den physikalisch-chemischen und bakteriologischen Untersuchungen, besser als bei vielen Mineralwässern. Wenn die rund 200 000 Einwohner im Bereich unserer Fernwasserversorgung jährlich nur fünf Kunststoff­ flaschen mit Wasser kaufen, hinterlassen sie bereits einen Müllberg von über einer

Million PET-Flaschen nur im Bereich Kemp­ten/Oberallgäu. Einfachere und billigere Maßnahmen zur Eindämmung der Plastikflut wie in diesem Bereich sind kaum möglich. Dr. Philipp Jedelhauser, Kempten

MIETERSTROMMODELL Zum Interview mit Katharina Habers­brun­ner in N+U 2/2020: Im Interview »Windkraft für Bayern« lese ich, dass ein Mieterstrommodell geplant ist, das Solarmodule auf Miethausdächern fordert. Ich bin dagegen, da die Vermieter die Kosten auf die Miete umlegen werden, sodass die irrsinnige Mietenexplosion noch befeuert wird. München hat eine Mietensteigerung von 60 Prozent! Johannes Windhövel, Germering

BIENEN SCHÜTZEN Zum Beitrag »Die Bienen tanzen nicht mehr« in N+U 2/2020: Pestizide machen Bienen orientierungslos und schwächen die Völker. In Anknüpfung an Professor Dr. Rudolf Menzels Bedenken möchte ich ergänzend anmerken: Wir alle sind Teil dieses unglaublichen Verbrechens, das sich direkt vor unseren Augen abspielt. Fazit: Totalverbot von Herbiziden bzw. Pestiziden – wenn nicht jetzt, wann dann! Johann Rottach, Kempten

Das Morgenlied Dieses schöne Gedicht schickte uns Joachim Kokula aus Nennslingen: Ich wache auf, noch kühl ist’s heut, doch etwas ist, was mich sehr freut. Ein Vogel singt sein Morgenlied, mal sehen, ob man ihn auch sieht. Grasmücke nennt sich dieses Tier, ein Vögelchen, das gibt’s noch hier. Es singt sein Lied im Haselstrauch und sicher brütet es dort auch. So fängt der Morgen sehr schön an. Fein, dass man das erleben kann!


Natur +Umwelt 3 | 20 ›  SERVICE ›  Ratgeber 63

JETZT ABER!

WENIGER FLEISCH

Ann-Kathrin Hahn/Das Illustrat

Speziell das Billigfleisch von Anbietern wie Marktführer Tönnies kommt Mensch und Tier in Wahrheit teuer zu stehen. Essen Sie darum so oft wie möglich Vegetarisches aus der Region. KATRIN WENZ ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Agrarpolitik

B

ereits heute leidet jeder sechste Mensch weltweit unter Nahrungsmangel. Und noch dieses Jahrhundert soll die Weltbevölkerung auf etwa zehn Milliarden steigen. Wie all diese Menschen ernähren und zugleich die natürlichen Ressourcen und das Klima bewahren? Eine der wichtigsten Antworten darauf lautet: Indem die Landwirtschaft weniger Fleisch produziert. Warum ist das so notwendig, und was bedeutet das für unser Ernährungsverhalten?

BILANZ ZIEHEN In Deutschland verzehren wir weitaus mehr Lebensmittel, als wir anbauen – auch weil ein großer Teil unserer Agrarfläche für Energiepflanzen genutzt wird. Zwei Drittel der Ackerflächen, die für unsere Ernährung sorgen, befinden sich im Ausland. Zudem dienen etwa 70 Prozent des globalen Agrarlandes ­direkt oder indirekt der Fütterung von Tieren. Nur weil unsere Landwirte riesige Mengen Futtermittel aus dem globalen Süden importieren, können die meisten Fleisch- und Milchprodukte hier überhaupt hergestellt werden. Hinzu kommt der hohe Wasserverbrauch bei der Produktion von Futtermitteln und die dabei entstehenden Klimagase. So verschlingt nur ein Kilo Schweinefleisch 9 bis 12 Quadratmeter Nutzfläche, rund 6000 Liter Trinkwasser und 650 Gramm Soja (oder anderes Futter). Pflanzliche Kost ist erheblich umweltverträglicher und benötigt auch weniger Fläche. Stammt sie von einem Biostatt konventionellem Hof, ist die Bilanz noch besser.

VERBRAUCH HALBIEREN Zum Schutz der Umwelt müssen wir den Konsum tierischer Produkte deutlich einschränken, am besten halbieren. Pflanzliche Kost trägt zum Umweltschutz bei – wenn Kartoffeln, Hülsen-

früchte oder Getreideprodukte ökologisch und sozial verträglich in der Region hergestellt werden. Fleischersatz auf pflanzlicher Basis – Soja, Weizen, Erbsen ... – schneidet laut Umweltbundesamt im Vergleich zu konventionellem Fleisch am besten ab. Anders kann es bei hochverarbeiteten und importierten Pflanzenprodukten, bei Laborfleisch oder Insektenburgern aussehen. Die aber sind ganz unnötig für eine ausgewogene Ernährung. Starten Sie also einen Selbstversuch: Kaufen Sie regionale, saisonale und ökologisch erzeugte Produkte und verzichten Sie öfter auf Fleisch. Essen Sie Ihr Brot statt mit Wurst mal mit einer leckeren Paste aus Hülsenfrüchten. Erbse, Linse und Co eignen sich außerdem als Beilage und sind eine gute Eiweißquelle. Und kochen Sie häufiger selbst, mit dem, was Ihre Region bereithält. Das spart Geld und ist gesund. Mit saisonalen und ökologisch erzeugten Produkten helfen Sie der Landwirtschaft vor Ort.

WENN FLEISCH, DANN … Und wenn’s dann mal Fleisch sein soll: Greifen Sie zu einem Stück aus Weidehaltung, ökologisch oder artgerecht. Es ist übrigens sinnvoll, auch in Zukunft Tiere zu halten. Denn Biohöfe versorgen ihre Pflanzen mit Tierdung. Außerdem bliebe bei einer komplett tierfreien Ernährung viel Fläche ungenutzt: Wiesen und Weiden bilden rund 40 Prozent der weltweiten Landfläche und sind nur über die Tierhaltung für unsere Ernährung heranzuziehen.

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BERATUNG ZU VERMÄCHTNISSEN, SCHENKUNGEN & STIFTUNGSWESEN Birgit Quiel Tel. 09 41/2 97 20-69 birgit.quiel@bund-naturschutz-stiftung.de

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IMPRESSUM Herausgeber: BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes­geschäfts­führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.de Leitende Redakteurin (verantw.): Luise Frank (lf), Tel. 09 41/2 97 20 -22, Fax -31, natur+umwelt@­bund-naturschutz.de Redaktion: Holger Lieber (hl), Heidi Tiefenthaler (ht), Andrea Siebert (as) Mitglieder-Service: Tel. 09 41/2 97 20-65 Gestaltung: Janda + Roscher, die WerbeBotschafter, www.janda-roscher.de (Layout: Waltraud Hofbauer) Titelbild: Fotograf: AdobeStock, Joachim Neumann Redaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin, Tel. 0 30/27 58 64-57, Fax -40

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