2 minute read
HAUTE COUTURE
from burda style 2110
by burda style
MODE IN IHRER SCHÖNSTEN, AUFWENDIGSTEN (UND TEUERSTEN) FORM HAUTE
COUTURE*
Advertisement
Ob Mode Kunst ist oder einfach nur eine Spielerei, darüber scheiden sich seit vielen, vielen Jahren die Geister. Nun, natürlich ist nicht jedes schnell produzierte T-Shirt ein großes, beachtenswertes Werk. Aber es gibt da diese spezielle Nische in der Modewelt, die solche hervorbringt: Haute Couture. Denn es mag sich jeder, der einmal ein Bild gemalt oder eine Skulptur geformt hat, Künstler nennen – die Auszeichnung „Grand Couturier“ aber ist nur einer Handvoll Leuten vorbehalten und gilt als ehrenhafteste der Fashion-Welt. Dabei fing alles so unschuldig an. Mitte des 19. Jahrhunderts gründete der englische Tuchhändler Charles Frederick Worth in Paris das erste Modehaus der Geschichte, das „Maison Worth“. Anstatt wie gewohnt Privataufträge reicher Kundinnen anzunehmen und die Modelle an Puppen zu zeigen, steckte er seine Frau Marie zweimal im Jahr in die Kleider und ließ sie darin im Atelier spazieren – der Rhythmus der heutigen Modeschauen war geboren. Nach Worths Tod übernahm sein Sohn die Geschicke, gründete die „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ und fass-
DER „ERFINDER“ Charles Frederick Worth, ein Engländer, erschuf den Grundpfeiler der französischen Modewelt
* Der Ausdruck „HAUTE COUTURE“ stammt aus dem Französischen und setzt sich aus dem Adjektiv „haut“ (hoch) und dem Substantiv „couture“ (das Nähen, das Schneidern) zusammen
te alle aufkommenden Haute-Couture-Häuser zu einer Art Innung zusammen. Doch nicht jeder, der wollte, fand auch einen Platz darin. Die Kriterien waren streng, sind heute aber aufgrund der Kostspieligkeit etwas gelockert: Im Schauen-Zyklus müssen zweimal im Jahr mindestens 35 (ehemals 50) maßgefertigte Unikate gezeigt werden. Zudem muss das Haus in Paris seinen Sitz haben und mindestens 20 Vollzeitangestellte (ehemals 25) beschäftigen. Auch beim Thema „Hauptsitz Paris“ ist die Kammer aber mittlerweile nachsichtiger. Seit 1997 wählt die Kammer neben den alteingesessenen Vollmitgliedern wie Chanel und Christian Dior auch korrespondierende Mitglieder, die „Haute Couture“ sind, aber ihren Sitz nicht zwangsläufig in der französischen Hauptstadt haben müssen, z.B. die italienischen Labels Valentino und Versace Couture. Auch eine Art Bewährungsprobe gibt es: Eingeladene Mitglieder dürfen sich zwar (noch) nicht mit dem Titel „Haute Couture“ schmücken, aber immerhin mit „Couture“ – wer Erfolg hat und überzeugt, wird voll aufgenommen, vor allem für junge Designer eine große Chance.
WOW-EFFEKT
Couture sind heute nicht nur mehr aufwendige Traumkleider wie hier von Christian Dior (ganz rechts), sondern auch coole Modelle, die den Zeitgeist widerspiegeln, wie von Balenciaga
GROSSMEISTER
Christian Dior (rechts) und Yves Saint Laurent (unten) führten die Haute Couture durch ihr goldenes Zeitalter
ZUM SCHWELGEN
bestens geeignet: das Buch „Haute Couture Ateliers“ von Hélène Farnault, Verlag Vendome PR, und ein Besuch im legendären Musée Yves Saint Laurent in Paris