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Collection in-between Ein Museum bricht aus
Collection in-between Ein Museum bricht aus
Dokumentation Entwurfsprojekt „Collection In-Between“ Studiengang Innenarchitektur Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle betreut durch Gastprof. Nadia Schrader Künstlerische Mitarbeit Gregor Müller Sommersemester 2018
Objekte, Gemälde, Ausstellungsstücke, Sammlungsschwerpunkte, verborgene Archivschätze brechen aus und werden in einer Interimsschau neu und spannungsvoll inszeniert.
inhalt Editorial Szenario Projektverlauf Aufgabe
6–7
Exkursion Hamburg – Tor zur Welt
8 – 11
Workshop „Disrupted Collections“ mit Frank Dittmann
12 – 15 18 – 37
Projektergebnisse Stadt am Ende der Welt – Eine temporäre Ausstellung Al‘ zuleijas – Urbanized Tradition Sculptura Sociales – zwischen Gruppe und Individuum Robodies – Wie lebt es sich in einem Roboter? Chairness – What it means to create a chair Impressum
38 – 39
2,00 3,00 8,00
18,00
3,00 2,00 5,00 13,00
5,00 3,00 2,00
25,10
2,40
2,00
2,00
9,00
5,00 3,00 2,00
3,00
8,00 18,00
6
Editorial
3,00
2,00
5,00
8,00 18,00
5,00
13,00
5,00
42,50
Szenario Ein Museum schließt wegen Baumaßnahmen und möchte während der Renovierungsphase weiterhin Präsenz zeigen. Objekte, Gemälde, Ausstellungsstücke, Sammlungsschwerpunkte, verborgene Archivschätze brechen aus und werden in einer Interimsschau neu und spannungsvoll inszeniert. Der Schwerpunkt liegt auf frei-assoziativen, atmosphärischen und erlebnisorientierten Rauminstallationen. Es geht um überraschende Sinnzusammenhänge. Die Motive Zufall, Transfer, Kombination, Lust und offener Entwurf werden im gesamten Semesterprojekt begleitend thematisiert.
Projektverlauf In einer Recherche in der vorlesungsfreien Zeit dokumentieren die Studierenden verschiedenste Museen sowie deren vielfältige Präsentationsformen und Ausstellungstechniken als Vorbereitung auf das Projekt. Die Erkenntnisse werden auf einer Exkursionsreise nach Hamburg durch diverse Ausstellungsbesuche vertieft. Ein Workshop mit dem Szenografen Frank Dittmann aus Zürich trainiert das Inszenieren von Objektgruppen anhand frei erfundener Zusammenhänge. Ziel ist es, selbst gewählte Sammlungen modellhaft innerhalb eines vorgegebenen Raumes neu zu interpretieren.
Aufgabe Für die Interimsschau eines selbstgewählten Museums soll ein eigenständiges und aussagekräftiges Präsentationskonzept entwickelt werden. Der Begriff Museum ist hierbei weit gefasst und schließt sowohl Sammlungen und Ausstellungsschwerpunkte, als auch Archive oder biografische Objektanhäufungen bekannter Persönlichkeiten ein. Die bauliche Hülle ist ein mächtiger, fensterloser Trapezblechkubus an einem fiktiven Ausstellungsort. Die Inspirationsquelle jedes Entwurfs leitet sich aus dem gewählten Museum und den jeweils bemerkenswerten Exponaten ab.
SW 0 Exkursion SW 1 – 4 Warm Up Konzeptfindung SW 3 Workshop Szenografie mit Frank Dittmann SW 5 – 9 Entwurf SW 10 – 13 Entwurfsausarbeitung SW 14 – 15 Präsentationsvorbereitung SW 15 Präsentationswoche Jahresausstellung
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Hamburgs ganzer Stolz – die Elbphilharmonie
Exkursion Hamburg – Tor zur Welt 26. – 29. März 2018 Der Fokus unserer Studienreise nach Hamburg liegt auf den Sammlungen und Archiven. In diesem Zusammenhang vermitteln uns das Hafenmuseum, das Museum für Kunst und Gewerbe, sowie die Hanseatische Materialverwaltung unterschiedliche Umgänge mit Objektbeständen. Beim Besuch einer Auswahl von Ausstellungen machen sich die Studierenden mit diversen Methoden des Inszenierens von Sammlungen vertraut. Der Kontakt mit ortsansässigen Architekturbüros gewährt Einblicke in den professionellen Arbeitsalltag. Gemeinsame Abendessen geben uns jeden Tag die Gelegenheit, das Gesehene innerhalb der Gruppe auszuwerten und uns vom nasskühlen Klima des hanseatischen Frühlings aufzuwärmen. 8
Exkursion
Besuch im Hamburger Hafenmuseum
Archiv des Architekten Peter Wilkens
9
FĂźhrung durch die Hamburger Kunsthalle
Allerlei Kuriositäten in der Hanseatischen Materialverwaltung
10
Exkursion
Spiegelkantine von Werner Panteon, ausgestellt im MAK
Einblick in die Sammlung des MAK
HintergrĂźnde zur Museumsarbeit in der Hamburger Kunsthalle
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Die fabelhafte Anarchie der roten Szenographie
Workshop „Disrupted Collections“ Die fabelhafte Anarchie der Szenografie mit Frank Dittmann / 16. – 20. April 2018 In einem Workshop mit dem Szenografen Frank Dittmann aus Zürich hält der Zufall Einzug in den Entwurfsprozess. An vier Tagen experimentieren die Studierenden mit Irrtümern, Zufällen, Willkür und Glück. Zuerst wird per Zufall eine Farbe ermittelt und entsprechend dieser nach verschiedenen Objekten gesucht. Durch die Kombination der Objekte entstehen freie Sinnzusammenhänge und Geschichten entstehen und räumliche Szenarien entwickelt werden. Im Finale des Workshops erstellen einzelne Kompetenzteams eine gemeinsame Ausstellung, die hochschulöffentlich an einem einzigen Nachmittag präsentiert wird. Ziel des Workshops ist es, außerhalb vordergründiger Logik zu entwerfen und damit Raum für Interpretationen zu schaffen.
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Workshop „Disrupted Collections“
Auftakt Farbe durch Zufall ermitteln Sprint 1 – selektieren Finden, erwerben und präsentieren von zwei Objekten in der selektierten Farbe Sprint 2 – präsentieren Sinnzusammenhang herstellen / eine Geschichte entwickeln, in ein Objektarrangement übersetzen Sprint 3 – inszenieren Erarbeiten eines Ausstellungskonzeptes mit anschließendem Pitch Finale Herstellen eines Ausstellungskonzeptes mit anschließender Ausstellungseröffnung
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Ausgehend von den ausgewählten Objjekten entstehen Geschichten
Auswertung in täglichen Zwischengesprächen
14
Funktionsweisen werden unmittelbar erprobt
Workshop „Disrupted Collections“
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Projekt Ergebnisse
Stadt am Ende der Welt – Eine temporäre Ausstellung In der Interimsschau „Stadt am Ende der Welt“ werden Figuren und Häuserminiaturen des Künstlers Lyonel Feininger ausgestellt. Das unrealistische bzw. unvertraute Größenverhältnis zwischen diesen Objekten dient als Ausgangspunkt für die Gestaltung der Ausstellung: Die BesucherInnen sollen darin eine scheinbar vertraute Welt wiederfinden, die durch unverhältnismäßige Proportionen gleichzeitig fremd wirkt – ähnlich der Miniaturen des Bauhaus-Künstlers. So erhalten die BesucherInnen beim Durchlaufen der Ausstellung das Gefühl, sich selbst in einer Art Miniaturwelt zu befinden. Eine überdimensionale Stadtkulisse steht im Kontrast zu begehbaren Häusern im Zentrum und Höhenunterschiede ermöglichen Perspektivwechsel innerhalb des Settings.
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Mirjam Schwab & Ulla Willis
Die Häuser sind unterschieldlich positioniert und zum Teil begehbar
Aussicht Perspektivwechsel auf die Stadt
Schlucht Trennung von AuĂ&#x;en- und Innenraum
Ausblick durch Sichtfenster in die Stadt
Häuser frei im Raum arrangiert Stadt
Axonometrie mit schematischer Darstellung der Ausstellungszonen
19
29,80 34,40 42,20 2,10 6,00
10,20
1,70 5,00 3,30
8,00 3,00
20
Mirjam Schwab & Ulla Willis
5,00 6,70
18,10
3,00
2,00
Über die Schlucht führt der Weg in die Ausstellung
Blickachsen durch die Fassade spielen mit dem Innen und Außen
Die verkleinerten Häuser verändern die Wahrnehmung der eigenen Körpergröße
Al‘ zuleijas – Urbanized Tradition Inspiriert durch Portugals traditionsreiche Keramikfliese „Azulejo“, soll das Flair der Stadt Lissabon in einer abstrahierten Rauminstallation wiedergegeben werden. Hierbei wird ein lebendiger urbaner Raum inszeniert, um die Faszination für Ornamentik, Tradition und Moderne der Azulejo zu vermitteln. Dazu diente die Sammlung des „Museu Nacional do Azulejo de Lisboa“ als Ausgangspunkt. Die Ausstellung ist in die drei Zonen „Erleben“, „Beobachten“ und „Informieren“ unterteilt. Im Inneren befindet sich der Stadtraumkern, der mit gefliesten Kuben, vereinzelten Wasserbecken und Laufwegen auf verschiedenen Ebenen einen Erlebnisraum bildet. Eine Landschaft aus unterschiedlich hohen Kuben wird mit teils beweglichen Azulejos, transluzenten Elementen sowie steinartigen Platten bespielt. Sie lässt sich über Treppen, Rampen und Podeste erschließen und wird durch eine lebendige Soundlandschaft aus den Geräuschen Lissabons ergänzt. Der Umraum hingegen ist reduziert gehalten, um Abstand und Blickbeziehungen zum zentralen Objekt zu ermöglichen. Eine umlaufende Galerie lässt einen Perspektivwechsel zu und lädt als Informationsebene zur Vertiefung in die Geschichte und Kultur der Fliese ein.
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Mia Hemmerling & Florian Naumann
Galerie Informationsebene
Stadtraum Erlebnisebene
AuĂ&#x;enraum Beobachtungsebene
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Mia Hemmerling & Florian Naumann
Unterschiedliche Volumen dienen als Träger der Fliesen und bilden das Setting der Stadtlandschaft
Integrierte Wasserbecken verstärken den Eindruck des urbanen Raumes Der urbane Raum wird durch einen Wechsel von Enge und Weite dargestellt
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Collection
Sculptura Sociales – zwischen Gruppe und Individuum Die Interimsschau „Sculptura Sociales“ zeigt Skulpturen und Büsten aus der Glyptothek in München, die aus ihrem historischen Kontext genommen und in einen neuen Sinnzusammenhang gebracht werden. Sie sollen ein Abbild des Menschen darstellen und den BesucherInnen das soziologische Thema „Der Mensch als soziales Wesen“ näher bringen. Dazu dient das gleichnamige Werk des Psychologen Phillipp Lersch als Grundlage. Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert: „Einführung ins Thema“, „Der Marktplatz“ und „Informationsgalerie“. Die Einführung soll die Angst vor fremden Körpern, sowie die Ehrfurcht vor den sonst so erhabenen Skulpturen reduzieren. Dazu werden die antiken Skulpturen so dicht beieinander positioniert, dass es zwangsläufig zu Berührungen mit ihnen kommt. Der Haupteil der Ausstellung ist der „Marktplatz“. Er zeigt Gruppenstrukturen innhalb einer Gesellschaft. Ein gelb hinterleuchtetes Soziogramm im Boden verweist auf die verschiedenen Beziehungen der Gruppen.
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Teresa Dünninger & Laura Hartleb
in-between
„Sculptura Sociales - Zwischen Gruppe und Individuum“
Laura Hartleb, Teresa Dünninger
Informationsgalerie theoretische Ebene und Reflektion des Gesehenen
Einführung Erster Kontakt mit den Skulpturen
Marktplatz Beziehungen der einzelnen Gruppen
Axonomometrie
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Teresa Dünninger & Laura Hartleb
„Sculptura Sociales - Zwischen Gruppe und Individuum“
Laura Hartleb, Teresa Dünninger
Grundriss EG
Collection in-between
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Auf dem Marktplatz werden soziale Beziehungen anhand verschiedener Personengruppen veranschaulicht
Einblick in den Einführungsbereich
Auf der Galerie befindet sich eine übergeordnete Erzählebene
Robodies – Wie lebt es sich in einem Roboter? Roboter sehen ein bisschen aus wie Menschen. Sie haben Arme, Beine und einen Kopf, machen aber Geräusche, die eher einem Computer ähneln und bewegen sich etwas ungelenk. So sind Roboter – oder? Die Wanderausstellung „Hello, Robot“ stellt fest, dass Roboter heute nicht mehr dieser althergebrachten Vorstellung entsprechen. Sie haben unseren Alltag längst in ganz anderen Formen durchdrungen: Sie regeln unseren Verkehr, produzieren unsere Waren. Sie sammeln unsere Daten, werten diese aus und wenden die Ergebnisse wieder auf uns an. Sie beeinflussen unser Handeln maßgeblich – mal mehr, mal weniger sichtbar. Häufig begegnen wir Robotern nur noch über ein Interface, das mit uns kommuniziert. Wir sind von robotischen Strukturen umgeben, also leben wir nicht nur mit, sondern auch in Robotern. Die Ausstellung „Robodies“ untersucht das Zusammenleben mit Robotern auf unterschiedlichen Bedeutungsebenen. Mit dem Betreten der Ausstellung begibt man sich in eine robotische Struktur, die fortwährend auf die BesucherInnen und ihren Ausstellungsbesuch einwirkt. Wir können kein abschließendes Urteil darüber fällen, ob Roboter ein Fluch oder Segen sind. Aber sie sind gesellschaftlich gelebte Realität. Ihr Einfluss wird zunehmen. Wir möchten das Bewusstsein der BesucherInnen schärfen, notwendige Fragen stellen und so die Auseinandersetzung mit Robotern fördern.
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Carsten Henrion & Timm Hergert
Kapitel „Gefahr?“
Kapitel „Freund?“
Kapitel „Pflegefall?“ Kapitel „Helfer?“
Kapitel „Maschine?“
Kapitel „Spielzeug?“
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Hauptraum Begegnungen mit körperlosen und körperhaften Robotern Gliederung durch sechs transluzente Volumen, die für einzelne Themenschwerpunkte stehen
Schleuse Trennung zwischen Außenraum und robotischer Innenwelt
Prolog Einführung in die Ausstellung
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Register
Ein Ăźberdimensionales Display im Eingangsbereich visualisiert gesammelte Daten
Einblicke in zwei der sechs Kapitel
AXO
Chairness – What it means to create a chair Ausgehend von der Faszination für Jasper Morrisons „Plywood Chair“ macht die Ausstellung „Chairness“ den Entwurfs- und Herstellungsprozess für BesucherInnen AnAlyse hAir c erlebbar. Jeder Gast durchläuft eine Fertigungsstrecke plyund bekommt dafür standardisierte Ausgangsmaterialien zur Verfügung gestellt. Der Entwurf ist eng mit den Herstellungsdetails des Stuhls verbunden und lässt im Prozess individuelle Gestaltungsvarianten zu. Alle Bauteile werden aus einer Sperrholzplatte mit den Maßen 1,25 x 1,25 m gefertigt. Dieses Maß wird zum zentralen Gestaltungselement, indem es ein Raster aus gelben Kreuzen auf der gesamten Grundfläche des Raumes markiert. Das Raster wird um 4°, den Winkel der Sitzfläche des Stuhls, im Raum gedreht: So entsteht ein Grundraster, das mithilfe von Kreuzprofilen und Winkelblechen in alle Achsen erweitert wird und die Raumstruktur bildet. Das Gitter wird dort mit Flächen gefüllt, wo diese benötigt werden.
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Johanna Käsler & Johannes Diller
CafĂŠ
Fertigung
Exponate
Intro
35
Johanna Käsler & Johannes Diller
GSPublisherVersion 0.78.100.100
ISS R D N U R G EG
36
5m
Blick in die Fertigungsstrecke mit verschiedenen Produktionsstufen
lungs zum Entwurfsprozess Ausstel zeAusstellung kon pt
Die Café-Plattform bietet einen Überblick über die Exponate
ExpEriEncE by Doing Jeder bekommt die gleiche Ausgangssituation wie Jasper Morrison: Eine Sperrholzplatte und eine Stichsäge und entwickelt seinen eigenen Stuhl.
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Impressum Gestaltung Gregor Müller
Workshop Szenografie Frank Dittmann
Abbildungen Bild- und Plandaten stammen von Projektbeteiligten. Foto Cover: Teresa Dünninger Foto Seite 4: Gregor Müller Foto Seite Impressum: Gregor Müller
Studierende Mirjam Schwab & Ulla Willis Mia Hemmerling & Florian Naumann Teresa Dünninger & Laura Hartleb Carsten Henrion & Timm Hergert Johanna Käsler & Johannes Diller
Hochschule Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Neuwerk 7 06108 Halle (Saale) www.burg-halle.de
Projektidee, Lehre & Betreuung Gastprof. Nadia Schrader Künstlerische Mitarbeit Gregor Müller
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Dokumentation Entwurfsprojekt „Collection In-Between“ Studiengang Innenarchitektur Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Sommersemester 2018 40
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